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Lehrling
Nachdem er das Erz in schweißtreibender Arbeit abgebaut hatte, saß Larian den ganzen Tag in dieser kleinen Höhle, welche mehr der Bereich unter einem Felsvorsprung war, als wirklich eine richtige Höhle. Die Arbeit hatte ihn erschöpft, aber dafür hatte er eine ganze Menge Erz dabei. Doch wie sollte er es transportieren? ihm fiel einfach nichts gutes ein. Hätte er nur an einen Rucksack gedacht. Aber dann, als es dämmerte, dämmerte auch ihm etwas. Er schüttete einfach das Gold aus und stopfte beide Säcke, die er nun hatte, mit dem Erz aus, ebenso seine Hosentasche. Wenigstens konnte er damit eine ganze Menge mitnehmen. Doch wer sollte es ihm eigentlich abnehmen, wenn er nicht schon unterwegs ausgeraubt wurde? Einen Schmied hatte er nicht gesehen, genauso wenig einen Ofen. Die Taverne schien also nur wenig damit anfangen zu können. Trotzdem versuchte er sein Glück und begab sich wieder zurück zur eben diesem Ort. Es sah definitiv eigenartig, wenn nicht sogar extrem belustigend aus, wie er ging. Denn es sah aus, als hätte er noch etwas in der Hose, ausser dem Erz. Aber er hielt sich wacker und brachte das Erz in die Taverne. Oder zumindest vor das Tor. Denn ohne Gold wurde er einfach nicht hereingelassen. "Ich habe garantiert mehrere Kilo Erz dabei. Eisenerz! Das ist eine ganze Menge Wert!" , sagte Larian beinahe schon verzweifelt. War er den Weg jetzt umsonst gegangen. "Bare Münze sollte klingeln, oder kein Einlass." , sagte der Wächter, und machte sich mit seinem Ton voller Pathos über Larian lustig. Ein paar Stunden später traf jedoch ein Händler ein und nahm ihm das Erz ab. Zwar hätte er sicher das doppelte herausschlagen können, aber die 20 Goldmünzen und ein Nagelknüppel würden ihm noch gute Dienste erweisen. Er schnippte dem Wächter grinsend, beinahe schon extrem belustigt über diese Schicksalwendung, zu und ging an ihm vorbei in die Taverne. Dort bestellte er sich ersteinmal etwas deftiges zu essen und ein Bier, setzte sich dicht an den Kamin.
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Unfassbar –bis zur Taverne waren es tatsächlich nur noch wenige Meter gewesen. In dieser Situation und Gesellschaft konnte sich Robina keinen herzlicheren Ort vorstellen. Die Gestalt, welche ihnen zuvor am Strand begegnet war, eilte auf das Gehöft zu und stürmte hastig an einem Mann vorbei, der scheinbar den Eingang bewachte. Er warf dem sich nähernden Gespann misstrauische Blicke zu.
„Kein Geld, kein Einlass, Frollein!“, bellte er Robina an, welche zugleich auf die Taverne zustreben wollte, und stellte sich ihr in den Weg. Diese blinzelte zu dem Wachmann hinauf.
„Werter Herr, ich bitte Euch!“ Sie ergriff vehement seine Hand. „Eure Achtsamkeit, mit der Ihr Euren Dienst verrichtet, ist gewiss bewundernswert- es muss sehr beschwerlich für Euch sein, Euch mit allerlei zwielichtigen Gestalten nächtelang herumschlagen zu müssen. Vermutlich wird Euch Eure Arbeit nicht einmal angemessen vergütet.“ Sie setzte ihr charmantestes Lächeln auf und tatsächlich erkannte sie ein leichtes Erweichen in seinem Blick. „Ich bin nur eine harmlose, heimatlose Person, die sich nach einem sicheren Lager für die Nacht sehnt…und wo könnte es sicherer sein, als hier, wo Ihr über die Personen entscheidet, die Einlass erhalten?“ Noch ein gekonnter Augenaufschlag und der Wächter nickte langsam. „Schon gut, du darfst rein.“
Strahlend bedankte sich Robina und betrat das Gehöft. Curt machte sich wie selbstverständlich auf, ihr zu folgen.
„HALT!“, bellte der Wachmann, „Gehört der zu dir, Frollein?“ Robina wandte sich kurz um und schüttelte - zu Curts Entsetzen- den Kopf.
„Nein, gewiss nicht.“ Das war die Rache für die Beleidigungen am Strand.
„Kein Geld, kein Einlass!!!“, hörte sie den Wachmann erneut hervorstoßen, dann betrat sie die warme Taverne und ließ Curt und dessen Hund in der Kälte zurück. Sollte der feine Herr doch sehen, wie er hereinkam!
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Der Schipperke begann, dem Knecht im Schritt herum zu schnüffeln. Das sehend legte Curt ein spöttisches Grinsen auf, was ihn schon fast die Dreistigkeit dieses Rotfuchses vergessen ließ.
"Inkontinenz ist eine eher harmlose Strafe, die Adanos dir auferlegt, wenn du einem seiner Erleuchteten keinen Respekt entgegen bringst."
"Wie kommst du jetzt darauf? Nimm deinen Köter weg von mir?!"
"Wer war denn der Kerl", fragte der Edelmann spitz, "Der eben hier herein gerannt kam?"
"Ist das wichtig?", entgegnete der Knecht misstrauisch, "Aber ja, er roch äußerst streng nach... bei den Göttern! Wart ihr das etwa?"
Nur ein Augenzucken.
Das machte den Knecht fügsam.
"Geht Meister! Ich bitte vielmals um Entschuldigung."
Mit einem gönnerhaften Lächeln übertrug er dem Jungen die Aufsicht über den Hund, er solle ihn irgendwo anbinden. Dann konnte auch Curt die Taverne betreten.
Drinnen dampfte die berüchtigte Kneipenatmosphäre, die er stets gemieden hatte. Lautes Geschwätz, übermäßiger Alkoholkonsum, Verachtung aller Tischsitten und ein Gestank, der seinesgleichen suchte. Ohne mit seinen Blicke irgendjemanden zu würdigen, lief er zur Theke und räusperte erst einmal, dann ein zweites Mal, etwas lauter. Doch die Wirtin, die sich gerade bückte und ihr eigenes verlorenes Schicksal mit einem Lappen zu säubern versuchte, machte gar keine Anstalten, sich um ihn zu kümmern.
Erst als er sein Wort erhob, kehrte sie hinter dem Tresen hervor und runzelte die Stirn.
"Na Langer, so spät noch auf?"
"Ich verbitte mir diesen Ton. Ich bin Curt Savant, ein erleucht..."
Da wandte sie sich wieder von ihm ab und kippte heißes Wasser aus einem Kessel in eine Kanne.
"Was solls denn nun sein!?", fragte sie barsch.
"Ein Zimmer, ein ordentliches!"
Er kramte er aus seiner weiten Robentasche ein paar seiner kostbaren Münzen und schob sie über den Tresen.
"Dafür kannst du in der Scheune schlafen, Kumpel..."
Er verbiss sich in Anbetracht des großen Nudelholzes, was griffbereit auf dem Tresen lag, einen zynischen Kommentar und verdoppelte den Betrag.
"Na fein. Die Treppe hoch, hinten links. Sonst noch was?"
"Könnt ihr diese Eier kochen und mir aufs Zimmer bringen?"
"Nö."
Er schob ihr noch eine Münze zu.
"Hinten links", wiederholte sie und nahm das Geld entgegen.
Frechheit. Damit war er einen beträchtlichen Teil des Vermögens, das er noch am Mann trug, los geworden. Hoffentlich taugte das Zimmer auch etwas. Die rothaarige Robina erkannte er an einem der Tische auch noch sitzen. Er grinste ihr nur hämisch entgegen und klimperte mit seinem Zimmerschlüssel herum. Das würde sich eine von ihrem Rang ohnehin nie leisten können. Zufrieden stolzierte er nach oben.
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Schweißgebadet erwachte Curt Savant aus einem von Albträumen geplagten Schlaf.
Er lief geradewegs über eine Obstplantage und weil er so hungrig war und niemand die Arbeit für ihn übernahm, pflückte er sich einen Korb voller Äpfel, Birnen, Kirschen und Trauben. Bereits die Tatsache, dass er mit einem Korb herum lief, hätte ihn zu denken geben müssen, dass es ein Traum war, doch wie es so im Schlafe war, erholte sich das Gehirn und vergaß zu großen Teilen das rationale Denken. Wie er nun in der brütenden Mittagshitze den ganzen Korb voll gesammelt hatte, kam ihm plötzlich die rothaarige Robina entgegen. Doch sie sah nicht so abgerupft aus wie er sie kannte, sie hatte sehr vornehmliche Sachen an. Als er an sich selbst herunter blickte, bemerkte er, dass er nur Arbeiterlumpen trug.
"Wo sind meine Sachen, Hexe?! Rück sie wieder heraus!"
Doch Robina grinste nur breit und schnippte mit dem Finger. Da erschien sein Hund Sandow. Doch der Schipperke war kaum wieder zu erkennen. Die Zähne fletschend, die Augen blutunterlaufen starrte er zu seinem Herrchen auf.
"Gib mir den Korb!", herrschte Robina ihn an, "Oder ich lasse meinen Bluthund auf dich los. Es braucht nur ein Fingerschnipsen..."
"Warum tust du mir das an? Ich bin am verhungern!"
Sie griff sich in die Tasche und holte ein Ei von graublauer Schale hervor.
"Das kannst du essen. Und nun mach dich wieder an die Arbeit, Sklave!"
Und als er das Ei zu schälen suchte, bemerkte er, dass es äußerst roh war. Und ein kleines Schildkrötenmaul biss ihm in den Finger.
"Was für schreckliche Aussichten", stellte er entsetzt fest und richtete sich langsam in seinem Bett auf. Zuerst prüfte er seine Stirn, die war kalt und klatschnass. Dann bemerkte er, dass sein Magen ganz unwohl am Rumoren war. Ein Blick durch sein Zimmer genügte, da wusste er, was der Auslöser für dieses Dilemma gewesen ist. Die Schildkröteneier, die Murdra ihm gekocht und rauf gebracht hatte. Was für eine Unverschämtheit! Sie bezeichnet sich als Gastwirtin und ist nicht einmal in der Lage, gesund zu kochen?! Na, die würde zu hören bekommen.
Dem hoch gewachsenen Edelmann war ein bisschen schwummrig zumute, als er aufstand, in seine Robe schlüpfte und seine Sandalen anzog. Auf wackeligen Beinen verließ er das Zimmer, den Teller mit den Eierresten nahm er mit.
Unten im Schankraum angekommen, fand er sich als einzigen Anwesenden vor. Der Aufenthaltsraum war ein Saustall, schon bei jedem Schritt klebten Curt die Sandalen wegen der Bierreste am Boden fest. Kopfschüttelnd setzte er den Teller auf dem Tresen ab, verließ das Haus und ging draußen bei einem notdürftigem Abort seiner Morgenpflege nach. Sich halbwegs frisch fühlend, sah er nach seinem Hund, der sich wie dumm freute, als er von seinem Herrchen geweckt wurde. Keine bissigen Zähne, keine blutunterlaufenen Augen. Curt hätte ihn fast gestreichelt, überlegte es sich dann aber anders. Immerhin war der Köter daran Schuld, dass er überhaupt an Schildkröteneier gekommen war. Hätte er ihn wie gewünscht gleich zur Taverne gebracht, ginge es dem ehemaligen Magier jetzt nicht so dreckig.
Nun, die positiven Seiten betrachtend, freute sich Curt, dass die Sonne schien. Es war schon jetzt ausgesprochen warm und er wusste noch nicht sicher, wie er seinen Tag gestalten wollte. Er brauchte freilich Proviant, wenn er nach Thorniara reisen wollte, und nicht solchen von Wucherpreisen wie Murdra ihn feilbot. Vielleicht sollte er das kleine Fischerdorf im Westen aufsuchen, von dem Robina erzählt hatte. Doch bevor er zu dieser Wanderung aufbrach, wollte er noch seine morgendlichen Gesangsübungen durchführen...
Geändert von Curt (26.07.2012 um 11:01 Uhr)
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Ein feuchtes Ochsenmaul, das neugierig an ihr schnupperte, weckte Robina aus einem tiefen, erholsamen Schlaf. Gähnend streckte sich die Rothaarige ausgiebig und musste erstaunt feststellen, dass sie scheinbar in den Stallungen mit einem Ochsen an ihrer Seite genächtigt hatte.
Mit der Entdeckung ihrer schmerzende, blutverkrustete Lippe kam auch die Erinnerung an den restlichen Abend zurück. Sie hatte soeben nach einem Lager in der Massenunterkunft fragen wollen, als jemand- sie wusste keineswegs mehr, wer es gewesen war- den Namen „Innos“ in den Mund genommen hatte- vermutlich nur in Form eines Trinkspruchs. Danach erinnerte sie sich noch dunkel, mit einem Holzkrug in der Hand auf die bemitleidenswerte Person losgegangen zu sein- scheinbar wurde die Prügelei jäh von der Wirtin unterbrochen, welche Robina ohne zu zögern am Schlawittchen gepackt und Gift und Galle spuckend vor die Tür befördert hatte. Allein dem netten Wächter hatte sie es zu verdanken, noch ein solch komfortables Nachtlager erhalten zu haben.
Der Ochse drohte nun an ihren Haaren zu kauen, sodass sich die Rothaarige schnellstens erhob und aus dem Stall stolperte. Der Hof war zu dieser Stunde zum Glück leer und Robina konnte ohne Aufsehen zu erregen hinunter zum Strand laufen, um sich den Mief des Kuhstalls weitesgehend abzuwaschen.
Das Meerwasser war eisig, doch das störte sie im Moment wenig. Viel dringender war ihre Sorge, wo sie nun hingehen sollte, ohne Proviant, Ausrüstung oder genug Geld, um selbiges zu erstehen- der Zutritt zur Taverne blieb ihr bis auf weiteres verwehrt. Vermutlich wäre es das Beste, sie würde ihr Glück erneut in dem Fischerdorf versuchen, welches sie tags zuvor passiert hatte. Eine geübten Person im Umgang mit dem Ausnehmen von Tieren- und seien es Fische- konnte man dort gewiss gut gebrauchen.
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"Na dich kenn ich doch. Warst du nicht hier als unsere Wirtin bestohlen wurde?" Grengar musterte Estefania ganz genau und er hatte ja auch noch recht mit seiner Behauptung...
In der Nacht war die vor Beliar flüchtende Diebin an dem Lager einiger Waldläufer vorbei gekommen. Einer von ihnen hatte seinen Umhang zum trocknen an einem Baum aufgehängt. Umhang war eigentlich zu viel gesagt. Eigentlich war es eine grüne Decke, an einer Ecke der Decke steckte eine Fibel verziert mit einem geschmiedeten Blatt. Wegen der lauen Nacht, war die Decke längst trocken und Estefania dachte dass ihr eine kleine Verkleidung noch nützlich sein könnte.
Sie hatte sich nur eine kleine Pause gegönnt und lief wie von einem Schattenläufer gehetzt durch den Wald. Sie wusste gar nicht genau wie sie zu der Wegkreuzung gelangt war, die ihr dann so bekannt vor kam.
Jetzt stand sie vor Grengar und der wartete auf ihre Antwort.
"Ja du hast recht ich war damals hier, habe aber nichts damit zu tun. Außerdem kann ich nichts dazu, wenn du nicht richtig aufpasst."
Grengar brummelte sich etwas in den Bart und ließ Estefania schließlich doch rein. Sie war erleichtert und fühlte sich in der Taverne ein wenig sicherer. Sie setzte sich an einen Tisch von dem sie den Eingang im Blick hatte und bestellte bei Murdra einen Krug Met. Die Wirtin hatte so viel zu tun, dass sie die Diebin gar nicht erkannte. Gut so.
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Kai-Uwe und Curt Savant hatten gestern noch am späten Abend die Taverne erreicht. Dabei war dem Edelmann schnell aufgefallen, dass es seinem korpuelnten Kameraden nicht darum ging, schnell seinen Fang zu verkaufen. Er setzte sich gleich mit seiner Tonne voll Fisch zu anderen, äußerst wild erscheinenden Männern und bestellte sich ein Bier. Nun, Curt war es gleich, er hatte ohnehin eigene Pläne. Er brauchte eine kräftige Begleitung für seine Reise nach Thorniara, die ihn vor jeglichen Monstern der Wildnis beschützen konnte und gleichsam so naiv war, dass sie ihm nicht zu viel Geld abverlangte. Aber weil die meisten Gestalten hier bereits einen gehobenen Alkoholspiegel vorwiesen und er absolut keine Lust darauf hatte, sich noch im Affekt oder wegen falscher Wortwahl eine einzufangen, entschied er sich, einen Zettel an die Pinnwand zu hängen, die draußen im Hof aushing. Nun, Zettel war gut, wo sollte er den her bekommen?
"Murdra", rief er die kräftige Frau hinter der Theke. Sie donnerte mit ihrem Putzeimer auf den Tresen.
"Was?!"
Er zuckte zusammen. Wenn sie nicht so gierig und unberechenbar wäre, als Schutz vor wilden Tieren wäre sie perfekt. Sie bräuchte auch nicht mehr als einen Kochlöffel und einen Topfdeckel zum Kampf. Curt stellte sich belustigt vor, wie sie mit ihrem Löffel auf die Scavenger von gestern einschlug und musste schmunzeln.
"Hey Grinsebacke, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit."
"Ich brauch eine Rolle Pergament und eine Feder und Tinte, habt ihr sowas hier?"
"Kommt ganz drauf an."
Er schob ihr ein paar Münzen herüber und bekam eine kleine Rolle Pergament samt Feder und Tinte. Er schrieb rasch nieder:
"Suche:
Mutige Begleitung für eine Reise nach Thorniara. Gute Bezahlung. Melde dich bei Mister Savant, letztes Zimmer links in der Taverne."
Den hing er gestern noch fest und begab sich dann in sein Zimmer. Der Muff der alten Schildkröteneier hing immer noch in der Luft. Er öffnete das Fenster über Nacht und begab sich dann zu Bett.
Am nächsten Morgen blieb er erst einmal in seinem Kämmerchen und wartete ungeduldig, dass sich jemand bei ihm meldete. Dann fiel mit Schaudern ein, dass die meisten Einfallspinsel hier vermutlich gar nicht lesen konnten...
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Der Fisch in diesem Fass war sicher längst verdorben. Estefania wunderte sich, dass Murdra nicht schon Alarm geschlagen hatte. Scheinbar hatte sie genug damit zu ihre Küche zu putzen, denn das tat sie schon seit dem gestrigen Abend.
Solange sie zwischendurch ihre Gäste und somit auch Estefania mit Met versorgte war es der Diebin egal. So ein komischer Typ hatte sich in die Spelunke verirrt. Er kam mit dem Fischfritzen rein, trennte sich aber gleich von ihm. Er kritzelte etwas auf einen Zettel und ging dann die Treppe hoch. Ob da wohl einer drauf reagieren würde? Estefania schätze dass höchstens drei der anwesenden Gäste dem Lesen mächtig waren. Wenn der Typ einen Job oder ähnliches zu vergeben hatte, wäre es besser gewesen seine Botschaft mündlich zu verkünden.
Estefania schmunzelte. Kaum einer nahm Notiz von dem Zettel. Sie hatte das von Anfang an gewusst. Sie hätte ihn zwar lesen können aber kein Interesse an einem Job.
Jetzt stand der Mann oben am Treppengeländer und schaute herunter in den Gastraum. Scheinbar hatte sich Niemand gemeldet.
Dieser Fischgeruch war nicht auszuhalten.
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Mit verschränkten Armen beobachtete der Hilfesuchende vom Treppenende aus die Szene im Schankraum. Viele von den Gesichtern, die gestern schon hier waren und klebriges Bier in sich kippten, waren jetzt schon wieder da und taten ebendies. Wie konnte man sein Leben nur so zubringen? Es war erst früher Abend! Nun war sich der Edelmann zumindest sicher, dass keiner von diesen Tölpeln lesen konnte. Vielleicht waren sie ja dadurch doch etwas günstiger als Söldner anzuwerben. Er lief zu einem der Tische, an denen ein paar Männer saßen, welche gerade nur Wasser tranken und ihr Abendessen zu sich nahmen.
"Seid gegrüßt. Erlaubt mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Curt Savant und ich bin gekommen, um eurem ärmlichen Leben etwas mehr Glanz zu verleihen."
Die Bauern starrten ihn verwirrt an.
"Ich suche nach jemandem, der mich für eine großzügige Bezahlung nach Thorniara bringt."
"Seid ihr ein Magier?", hakte einer ein, "Könnt ihr euch nicht teleportieren?"
"Ich bin ein Magier des Wassers und nein, kann ich nicht, da ich mich noch nie in Thorniara befand."
Dass er gar keine Magie mehr beherrschte, wollte er nicht gleich jedem unter die Nase reiben.
"Pass lieber auf was du sagst, sonst wird dich die Stadtwache holen. Wir werden einen Dreck tun, jemanden wie dich in die Hauptstadt zu bringen."
"Ihr riskiert eine große Lippe", drohte Curt, da stand einer der Bauern auf. Er war kleiner als er, aber wesentlich kräftiger.
"Ihr seid an unserem Tisch nicht erwünscht, verstanden?!"
Spätestens, als der Bauer seine fetten Finger knackste, war der Zeitpunkt, jemand anderen zu fragen. Was war denn mit denen los? War nun doch der Krieg zwischen den beiden Königsstädten ausgebrochen?
Er machte sich keine Gedanken mehr darüber und drehte seine Runde weiter durch die Taverne, irgendjemand musste ihm einfach helfen. Und wenn er mit dem Gelbeutel laut herumklimperte, er würde schon jemanden anlocken...
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"Hier in der gespaltenen Jungfrau wirst du Niemanden finden." sagte Estefania als Curt Savant an ihrem Tisch vorbei ging. Er drehte sich kurz um und schaute Estefania abschätzend an. Zugegeben sie war auch nicht mehr ganz nüchtern und man sah ihr nicht auf den ersten Blick an, dass sie eine ganz passable Kämpferin war. Wahrscheinlich dachte er sie wäre eine Vagabundin, was zum Teil ja auch stimmte.
"Unter anderen Umständen könnte ich dich begleiten, jedoch habe ich nicht vor die Taverne zu verlassen."
Sie schaute sich um. Die anderen Gäste in der Taverne unterhielten sich laut und schienen nicht darauf zu achten über worüber sich Estefania mit dem Fremden unterhielt. Sie hielt trotzdem ihre Hand seitlich neben den Mund um ihre Lippenbewegung zu verdecken. Sie flüsterte: 'Du musst wissen. Ein Scherge Beliars verfolgt mich und will mich in den Bann seines Herrn ziehen. Hier bei Murdra bin ich vor ihm sicher!' Sie blickte noch einmal nach rechts und nach links, nickte um ihre Aussage noch einmal zu bestätigen und trank den letzten Schluck Met aus dem Becher.
"Murdra! Ich brauch noch Met!" rief sie durch den Schankraum.
Geändert von Estefania (30.07.2012 um 20:44 Uhr)
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"Euer Scherge Beliars scheint mir kein geringerer als der Spiritus zu sein!", sagte er mit mitleidigem Blicke, "Aber wenn ihr mit mir kommt und etwas auf dem Kerbholz habt, das lässt euer Körperbau jedenfalls vermuten, dann helfe ich euch, von der Droge weg und auf den Weg der nüchternen Erleuchtung zu gelangen!"
Leider war die junge Kämpferin, das sah man ihr zumindest an, die Einzige, die ihm überhaupt Beachtung schenkte. Ein kräftiger Jäger wäre ihm weit lieber gewesen. Aber da seine Zeit und damit sein Geld knapp wurde, denn die Übernachtung bei Murdra kostete unverschämt viel, musste er nehmen, was er kriegen konnte. Und wenn sie nicht fügig wurde, konnte er sie vielleicht im betrunkenen Zustand überreden. Aber welche Hilfe wäre sie ihm dann?
"Wie ist euer Name, Kriegerin?"
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Müde und hungrig betrat Demron den Schankraum der Taverne. Es dämmerte mittlerweile zur Abenstunde und daher war es nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen in dieser bekannten Schenke aufhielten, alles Fremde von denen Demron niemanden persönlich kannte.
"Nur zwanzig läppische Goldmünzen in der Tasche.", dachte der Adlige verärgert, nachdem er seinen Geldbeutel aus Leder geelert und die wenig verbliebenen Münzen gemustert hatte. Inzwischen bereute Demron, dass er solch extravagante Ausgaben vor seiner Reise nach Argaan getätigt hatte.
Doch geschehen ist geschehen und somit musste sich der Adlige mit dieser Situation wohl oder übel zurechtfinden.
Eingehend betrachtete er den massiven Tresen und die beleibte Frau dahinter, welche mit grimmigen Blicke ihren üblichen Geschäften nachging. Dabei bewegte sie sich jedoch volkommen sicher, als eine Person die ein kompliziertes Getriebe stehts zu lenken wusste.
"Das muss also Murdea sein, die Frau von welcher ich schon gewarnt wurde. Lieber nichts falsches Sagen, sonst knöpft mir das Weib das wenige Geld ab, dass ich noch habe.", dachte Ser Demron und ging auf den Tresen zu.
Dort angekommen, suchte sich der Adlige einen Platz aus, am Rande des Tresens, da er niemanden mit seiner Anwesenheit stören wollte. Es schienen heute Abend besonders viele Stammgäsete zugegen zu sein und niemand konnte so recht mit einem Fremden warm werden. Daher mied Demron die Menschen lieber, die hier saßen, scherzten, aßen und tranken.
Erstaunt stellte Demron fest, dass jemand mit einer Fiedel eines seiner liebsten Trinklieder anstimmte. Der Regen von Castamere. So weit von Myrtana entfernt?
Und wer seid ihr, rief der stolze Lord,
dass ich mich soll verneigen?
Nur eine Katze in anderem Fell,
so ist die Wahrheit, will ich meinen.
Der Löwe hat scharfe Krallen, ja,
und ob goldne, ob rote Mähne,
Die meinen sind ebenfalls lang und scharf,
und lang und scharf sind meine Zähne.
Und so sprach er, ja, so sagte er wohl,
der Lord von Castamere,
Doch nun weint der Regen über seiner Burg,
und keiner hört ihn mehr,
Ja, nun weint der Regen über seiner Burg,
und keiner hört ihn mehr.
Die Stimme des Fiedlers erscholl im Schankraum, tief und bewegend, genau so wie das Lied auch gesungen werden sollte. Demron genoss die bekannten und verzwickten Melodien, die aus dem altertümlichen Instrument hervorkamen und die Stimme des Fiedlers, der ihn diesem sonst so grimmigen Manne Gefühle wecken konnte.
Doch dann war das Lied schon vorbei und Applaus flammte im Schankraum auf. Selbst Murdea schien weniger grimmig zu sein als sonst, doch vielleicht bildete sich Demron dies einfach nur ein. Im Grunde genommen war es ihm sogar egal.
Statdessen bestellte er sich ein frisch gezapftes Bier und ein einfaches Abendmahl, welches nur zwei seiner verbliebenen Goldmünzen kostete. Doch genoss er diese Freiheit, nach Wochen der Überfahrt endlich wieder in einem gastlichen Haus zu sitzen, zu essen und zu trinken und gute Musik zu hören.
Plötzlich wurde Demron einem Manne gewahr, den er zuvor nur wenig beachtet hatte. Wer war dieser seltsame Kerl? Gekleidet in eine edle Robe. Ein Athletischer Körperbau. Redete mit einer stämmigen Kriegerin. Vielleicht ein verrückter Priester und Trunkenbold?
Geändert von Demron (30.07.2012 um 22:00 Uhr)
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".. nüchterne Erleuchtung??" wiederholte Estefania seine Worte.
"Das hört sich ja gar nicht nach einem Wassermagier sondern nach so Innosfutzi... ist mir auch egal an wen du glaubst Hauptsache nicht an Beliar.
Ich kann übrigens jederzeit aufhören mit dem Met. Ich brauche nur einen triftigen Grund und den hab ich gerade nicht."
Murdra hatte inzwischen einen weiteren Krug Met an den Tisch gebracht.
"Setz dich lieber, trink einen mit und entspann dich. Man nennt mich übrigens Estefania.", sagte sie und zwinkerte ihm zu.
Ein weiterer Gast betrat die Taverne. Ob der vielleicht eine geeignete Begleitung für Curt wäre? Er betrachtete grimmig die Anwesenden in der Taverne. Seine Lederrüstung war aus dem gleichen Leder gemacht wie der Waffenrock der Diebin. Das erkannte Estefania sofort.
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Enttäuscht ließ sich Curt auf den Hocker am Tresen fallen. Nicht einmal das heitere Bardenspiel konnte ihn bei dem Gedanken, sein ganzes Geld hier zu verprassen, aufheitern. Ein Bier würde er dennoch nicht bestellen.
"Habt ihr auch Tee im Hause?", fragte er Murdra.
"Bier?!"
"Nein bei Adanos! Kein Bier."
"Dann Wasser. Macht eine Goldmünze."
"Mein Wasser bekomme ich am Brunnen kostenlos, Gierschlund! Ich nehme eine kleine Schüssel von eurem Eintopf. Für eine Münze."
Dafür bekam er eine Kinderportion, aber da er den ganzen Tag in der Taverne gewesen war und nicht von Arbeit ausgezehrt, war er war ja nicht so hungrig.
In der Zwischenzeit hatte noch jemand die Kneipe betreten. Er gehörte nicht zur Stammrunde und saß alleine am Tresen.
"Hey ihr, kommt doch einmal herüber, ihr seht wie jemand aus, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt!"
Auch ihm bereitete er sein Angebot, mit ihm für gutes Geld sicher nach Thorniara zu reisen.
"Und mein Name ist Curt Savant", sagte er abschließend, auch zu Estefania, da diese sich ja bereits vorgestellt hatte.
"Eine gemeinsame Reise hätte nur Vorzüge. Sicherheit und Gesellschaft. Was sagt ihr, Fremder? Und Estefania, wie kommt ihr darauf, dass ihr hier sicherer vor Beliars Schergen seit als hinter den schützenden Mauern einer richtigen Stadt?"
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"Doch kein verrückter Priester.", dachte Ser Demron nachdem der Fremde ihn ohne weiteres in seine Runde eingeladen hatte und dann noch dieses Angebot, ihm Geleitschutz nach Thorniara zu geben. Konnte der Kerl nicht sehen das Demron kein hinterhergelaufene Söldner war, sondern ein Mann mit Ehre? Trotz allem würden die falschen Worte nur zu Ärger führen, weshalb Demron seinen Rüffel, welchen er zuerst verteilen wollte, lieber zurückhielt.
"Es würde nichts dagegen sprechen, wenn ich mich euch und eurer Begleiterin nach Thorniara folge, da diese Stadt mein nächstes Ziel gewesen wäre.", antwortete Demron seinem Gegenüber, dessen Gesicht sofort ein schmirieges Grinsen aufzeigte.
"Doch seid euch eines gewiss. Ich bin nicht ein hinterhergelaufener Söldner, der von der Hand zum Munde lebt. Mein Name ist Ser Demron aus Vengard, Angehöriger einer einst großen Familie, der letzte Spross dieses Hauses. Deshalb würde ich es vorziehen, nicht als mieser Söldner angesprochen zu werden. Wenn ihr ansonsten ehrbar seid, werde ich die Reise mit euch wagen.", erklärte Demron und seine Augen bohrten sich in den komischen Kerl, der seinem Blick auswich. Auch sein Grinsen war verschwunden.
Es ging vorwärts.
Geändert von Demron (30.07.2012 um 22:02 Uhr)
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Noch so ein seltsamer Typ... dachte Estefania, aber er war ihr trotzdem sympathischer als dieser Curt. Estefania hielt nichts von so feinen Pinkeln, wahrscheinlich lag es auch daran, dass er Magier ist, oder sich als solcher ausgab. Sie glaubte Fremden nicht gleich alles was sie erzählten.
"Natürlich wäre ich in Thorniara auch sicher. Das Problem ist der Weg dorthin. Schon mal was von den Suchenden gehört? Es gab Zeiten da standen die in Khorinis auch an jeder Ecke... und jetzt sag nicht dass liegt am Met. Das tut es nicht und wenn du mich überzeugen willst dass ich auf euch beide aufpasse und euch begleite musst du dir schon was einfallen lassen."
Dann wand sie sich Ser zu.
"Du trinkst doch sicher einen Schluck Met mit mir! Ich lade dich ein."
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"Ich habe ein todsicheres Mittel, gegen Schattengestalten, das kann ich euch versichern, Estefania."
Ob es funktionierte, wusste Curt zwar nicht, aber eine Lüge war es auch nicht. Irgendjemand würde bei so einer Begegnung ohnehin den Löffel abgeben. Aber Estefania sponn sich eh eine Menge zusammen. Khorinis? Die Insel der Strafkolonie! Sie wird wohl irgendwelchen Banditen begegnet sein, wenn sie nicht selbst einer war. Also da mussten sie sich nun wirklich keine Sorgen zu machen.
"Herr Demron", wandte sich der Erleuchtete an den anderen, "Da scheint ihr ja in einer ähnlichen Situation zu stecken wie ich. Einen ehrbaren Edelmann gilt es zu respektieren und ich hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit. So wir nun zusammengekommen sind, so werde ich diese Runde nun auch wieder auflösen. Wir brechen gleich mit dem Sonnenaufgang auf, also betrinkt euch besser nicht mehr zu sehr, sonst muss ich auf euch aufpassen, doch gegen wildes Getier sind meine Mittel im Moment wirklich beschränkt. Also, bis morgen!"
Er stolzierte zufrieden davon. Einer mehr, der gar kein Geld annehmen wollte und vielleicht sogar der erste Mensch, der hier in der Taverne halbwegs auf seinem Niveau lebte. Nun, bei dem Gedanken an eine Reisegesellschaft würde Curt schon wesentlich besser schlafen...
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Demron sah dem Curt genannten hinterher. Ein Mann, welcher wie ein verrückter Erleuchteter aussah und noch dazu Selbstverliebtheit wie Sarkasmus perfekt vereinen konnte, musste doch einen Sprung in der Schüssel haben. Oder etwa nicht?
Der Adlige dachte nicht weiter darüber nach, trank schnell sein Bier fertig und wandte seine Aufmerksamkeit nun der Kriegerin zu, die ihn zu einem weiteren, kühlen Bier eingeladen hatte. Vielleicht war diese Frau mehr bei Verstand als dieser verrückte Erleuchtete.
Demron verneigte sich leicht vor der Kriegerin, nahm ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf diese, wie es sich gehörte, wenn man die nötigen Umgangsformen besaß.
"Mylady.", murmelte Demron und sah zu der Kriegerin auf, welche ihn neugierig musterte, als ob sie nicht recht entscheiden konnte, in was für eine Kategorie sie ihn einordnen sollte.
Anscheinend in keine allzu schlimme, denn nach dieser kurzen Musterung lud sie Demron mit einem Handwink ein, sich neben sie zu setzen, um ein letztes kühles Bier vor der Nacht zu genießen.
Die Ankunft in Argaan war doch spannender, als es sich Demron vorgestellt hatte.
Wie wohl die nächsten Tage in der Reisegemeinschaft sein würden schloss der Adlige für die nächste Zeit erst einmal aus.
Geändert von Demron (30.07.2012 um 22:32 Uhr)
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Der Frühaufsteher Curt wartete schon seit Sonnenaufgang ungeduldig im Hofe und machte, da Estefania und Ser Demron noch nicht aufgestanden waren, Frühsport. Kniebeuge, die beherrschte er exzellent. Fünfzig Stück ohne Probleme und dann natürlich Dehnungsübungen. Arme strecken, Arme Kreisen, Kopf Kreisen, Zehen berühren. Nach dieser ausgiebigen Trainigseinheit ging er sich waschen und rasieren. Endlich, als er damit fertig war, waren auch seine beiden Begleiter aufgestanden.
"Schönen guten Morgen, ich hoffe, ihr habt einen wunderschönen Schlaf gehabt", er rümpfte abschätzig die Nase, "Nun wird es aber Zeit, dass wir den Marsch anstimmen. Es geht nach Norden, also auf auf."
Curt nahm seinen Sonnenschirm, den Wanderstab und band seinen Hund los. Der Schipperke Sandow machte sich gleich daran, die beiden Fremden zu beschnüffeln.
"Riecht ihr die frische Waldluft? Ich stimme für euch ein Lied an!
Im Frühtau zu Berge wir ziehn,
FALLERRA!
Es grühünen die Wälder und Höh'n,
FALLERRA!
Unterbrecht mich nicht, wenn ich singe!
...
Und so zog das ungleiche Trio auf nach Norden, in Richtung Thorniara.
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Lehrling
Der junge Flüchtling wachte in einem dunklen Zimmer auf, war schlaftrunken und musste sich ersteinmal orientieren. Alles fiel ihm Stück für Stück ein. Die Flucht aus dem Haus seines toten Vaters, die kühle Nachtluft, die ihm half bis zum Morgen wach zu bleiben und die Überfahrt nach Argaan mit einer kleinen Kogge.
Die Überfahrt lief nicht so ab wie Xarden es gehofft hatte. Die Mannschaft des Handelsschiffes schien eine Bande aus dauerbetrunkenen Nichtsnutzen zu sein. Nur der Kapitän, ein Mann zwischen 50 und 60, mit sichtbar wettergegerbter und glattrasierter Haut und kahlem Kopf, schien trotz seiner Mannschaft seinen falschen Stolz zu wahren. In der Vergangenheit sei er ein berühmter Piratenjäger gewesen, waren seine Worte, jedoch schienen diese Worte nichts außer Lügen zu sein. Das Schiff sollte nach Thornaria segeln, Xarden jedoch wurde in einem Boot kurz vor der Küste abgesetzt, da er einen Matrosen beschuldigte versucht zu haben seinen Goldbeutel zu stehlen. Zwanzig Minuten ruderte Xarden richtung Insel und erblickte schon früh ein gut beleuchtetes Gebäude. Nach einem kurzen Fußmarsch mietete sich der Flüchtling ein Zimmer um sich auszuruhen.
Nun saß er in diesem Zimmer, auf dem Bett gegen die Wand gelehnt, schweißgebadet und leicht angetrunken, die dazu gehörige Weinkaraffe lag auf dem Boden und ein Rinnsal schlechten Weins floss heraus.
Xarden schloss seine Augen um seinen dröhnenden Kopf zu entspannen, jedoch sah er vor seinen geschlossenen Augen nur die Gebeine seines Vaters und stellte sich vor wie verhasst er seinen Bastard immer angeguckt hatte. Er wollte inneren Frieden, fühlte jedoch nur den Hass und die herabschauenden Blicke der Bürger, die ihm die Schuld für schlechte Geschehenisse gaben, da sein Blut verflucht sei. Dies wurde zuviel - Xarden erbrach sich. Ein übel riechendes Gemisch aus Wein und Magensäure bedeckte den hölzernen Boden und übertraf den Schweißgeruch der von Xarden ausging.
»Ich brauche frische Luft, ich muss zu mir kommen«, murmelte er sich selbst zu. Daraufhin rappelte er sich unter Mühe auf und ging langsam, leicht torkelnd zur Tür, um nach dem Öffnen von einer Öllampe geblendet zu werden. Er brauchte wieder kurze Zeit um sich zu vergewissern wohin er gehen musste, tastete kurz nach dem vollen Goldbeutel und dem kurzen Messer, das er bei sich trug, und ging eine knartschende Holztreppe hinunter. Er selbst brauchte ein Bad, brauchte Ruhe, aber er brauchte vorallem eine Idee was er nun machen sollte. Xarden war auf einer ihm unbekannten Insel gefangen, hatte keine Karte und keinerlei Wissen über diese Insel.
»Ich muss jemanden finden um an irgendwelche Informationen zu kommen, vielleicht kann mir die Wirtin weiterhelfen«, flüsterte er leise vor sich hin, nur um sich selbst zu hören und sich zu vergewissern, dass er nicht ganz alleine war. Er hatte wie sein ganzes Leben nur sich selbst.
Und was soll ich dann überhaupt machen, außer ein wenig Gold habe ich nichts. Dank meines toten Vaters habe ich keinen Beruf erlernt, nichtmal das Handeln, und um mit diesem Messer ein Bandit oder Plünderer zu werden... nein, ich würde nur ausgelacht werden. Scheiße, schoss es durch seine Gedanken.
Die Sonne ging unter und bot ein Farbenspiel, das sich Xarden anschaute.
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