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  1. Beiträge anzeigen #1
    Lehrling Avatar von Schemen
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    Schemen ist offline

    Das Buch der toten Tage

    Deine Füße haben dich weit getragen, Wanderer. Tief bist du in das Meer aus Sand vorgedrungen und hast große Strapazen überkommen. Doch bist du gewappnet für das, was dich am Ende deiner Reise erwarten könnte? Was, wenn sich dieser fixe Gedanke bewahrheiten sollte? Was ist, wenn deine Vermutung stimmt? Was ist, wenn deine Zweifel richtig waren? Was ist dein Leben noch wert, wenn all das, was es ausmachte, plötzlich wie Sand vom Wind davon getragen wird? Kannst du die Wahrheit überhaupt ertragen, Wanderer?

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    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    Wie ein Derwisch schien der Wind durch die kleine Reisegruppe zu fahren, die Seiten des Buches zu greifen, an ihnen zu zerren und zu reißen, als könne so das Böse dieser Welt ausgemerzt werden, während derweil um die Gruppe herum, das schiere Chaos auszubrechen schien.

    Als sich Ptahs leerer Blick ungeachtet von dem Schmerz, den Melaines Fingernägel im Fleisch seiner Schulter verursachten, auf das Buch senkte, erkannten die Augen, dass die Seiten weiß waren. Kein einziges Zeichen darauf gebannt, leeres Papier. Aus einem Reflex heraus griffen die dünnen Finger des Adepten danach, doch sobald der Kontakt mit einer der unbeschriebenen Seiten hergestellt war, hielt er inne. Eine Entscheidung, die vom Hageren nicht bewusst getroffen wurde, sondern vielmehr Resultat eines Prozesses war, der durch die Berührung in Gang gesetzt wurde.

    All die Fluchmale, die wie in Ptahs Haut eingebrannt schienen, begannen zu zerfließen und langsam zu den leeren Seiten zu wandern, wo sie Zeichen um Zeichen formten, Silbe an Silbe reihten und sich schließlich zu Worten einer vergessenen Geschichte ordneten. Starr war der Blick des Varanters auf die Buchstaben gerichtet, wurde jeder neue Laut registriert ohne seine genaue Bedeutung zu verstehen, was die Wirkung aber nicht minderte. Im Gegenteil, einmal von dem Leser verinnerlicht, schien die rabenschwarze Tinte von den Fesseln der Seite befreit, auf deren Papier sie gebannt wurden, und begann in einem an immer Kraft zunehmenden schwarzen Strudel das gesamte Umfeld zu ertränken.

    Ein letztes Mal zuckte Schmerz in seiner Schulter auf, als Melaines Finger sich panisch zwischen die Knochen seiner Schulter gruben und das Blut nachtschwarz aus der Wunde triefte, dann verdunkelten sich seine Sinne endgültig.


    Schwärze.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Vor den Augen der Zauberin zerflossen die Farben in filigranen Strömen. Eine jede schien den Ort ihrer Bestimmung zu kennen und reichte sich in den für sie vorgesehenen Strom, als wäre als das, was nun geschah, ein Akt, der vorgeschrieben, die Welt zerstörte. Hatten sie gesucht, um das Ende der Sphäre Adanos zu finden?

    Langsam flossen die Farben dahin. Unendlich langsam und zierlich, als wollten sie die Rothaarige ein letztes Mal an die Art erinnern, an die sie sich so lange gewöhnt hatte, dass sie nicht einmal mehr wusste, wie es anders sein konnte.

    Dann wurde es Schwarz.

    Ein tropfendes Geräusch verblieb in jener abgrundtiefen Schwärze, so leise und zart, dass die Ohren sich ob der plötzlichen Berufung zur neuerlichen Arbeit ungewohnt spitzten. Sie nahmen es auf, als hofften sie, ihr vergangenes Leben daran nähren zu können, gierten nach dem zarten Strom wie eine verwelkte Pflanze mit dem Rest ihres Lebens nach Wasser.

    Die Augen der Magierin flackerten. Ihr Blick fiel auf einen weißen Fleck. Ein Tropfen fiel in seine Mitte und schlug zarte Wellen, die sich konzentrisch um ihn herum ausbreiteten und sanft an der Grenze des Flecks brachen.
    Der Kiel einer Feder, so groß wie eine Männerhand, wurde in das grelle weiß getaucht und hob sich mit einem resignierten Seufzen. Ich schreibe diese Zeilen…., rauschte es wie aus weiter Ferne an ihren Ohren vorbei.

    Sie versuchte den Kopf zu heben, doch ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Als die Worte sich meiner annahmen….

    Melaine zuckte zusammen. Ein Schmerz durchfuhr ihren Körper und abrupt wurde ihr Blick herumgerissen. Der Federkiel stach in ihren Bauch, während das Schwarz des Vexilli sich vom dunklen Hintergrund abhebend Hohn versprach für die Schwäche der Zauberin. Als die Welt aus meinen Gedanken schied und die Zeit ihren…
    Geändert von Melaine (13.12.2011 um 23:19 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Ein letztes Bild seiner Heimat hatte sich in seinen Kopf eingebrannt, sich gerettet wo alle anderen Sinne bereits vergangen waren, weggerissen vom Wind, der in einem einzigen Augenblick über sie hinweggefegt war und jegliches Geräusch, jedes Gefühl hatte zerplatzen lassen. Mit einem letzten Ruck hatte er auch ihn selbst mitgerissen, bevor das Bild sprang und der Schrei, der seiner Kehle entfuhr es endgültig zum bersten brachte. Die Scherben verteilten sich in alle Richtungen und das einzige was blieb war eine endlose Schwärze. Nur einzelne Geräusche drangen noch an sein Ohr, gedämpft durch den Schleier, den Rausch der sich über seine Sinne gelegt hatte.

    Sein Körper war gelähmt, seine Augen blind und das einzige was blieb, war ein leises Schaben, Kratzen an seinem Verstand. Jaryvil versuchte sich zu regen, Arme, Beine zu bewegen und langsam tat sich etwas, seine Hand griff, doch konnte nichts fassen, spüren konnte er, doch da war nichts. Kein Boden, keine Wand, keine Wärme, keine Kälte und kein Wind. Er fiel nicht, stand nicht, lag nicht. Sein Verstand spielte verrückt, seine Gedanken waren nicht zu ordnen und seine Augen weiterhin blind.
    Der Schleier verschwand so langsam und doch blieb dieses Schaben, er hörte es nun klarer. Ein Tropfen zersprang irgendwo, das Echo schien noch ewig weiter zu währen und plötzlich spürte der Magier, wie sich sein Körper in Schwingungen versetzte. Gleichmäßig, ohne Widerstand folgte er, ließ sich Treiben. Wie eine Mutter ihr Kind in den Armen wog. Es beruigte ihn, doch es war begleitet von diesem Kratzen, welches dem Schwung folgte und ihn beinahe verrückt machte. Es blieb ihm jedoch verwehrt, siene Ohren zu verschließen, wegzuhören, sich zu schützen. Und umgeben von totaler Dunkelheit war er hin- und hergerissen zwischen Ruhe und Wahnsinn.

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    Schemen ist offline
    Schwarz war das Umfeld der drei Gefährten und es schien nicht zur Ruhe zu kommen. Ständig pulsierte das Pech um sie, waberte, floss, fast so als hätte es ein Eigenleben, Sinn, Verstand und Bewusstsein. Alle Geräusche wurden durch die Tinte geschluckt, sie raubte sämtliche Sinneseindrücke, selbst das Sehen wurde durch den undurchdringlichen Mantel aus schwarzer Flüssigkeit zur trügerischen Quelle über die Eindrücke des Nichts, vermochte man doch nicht festzustellen, ob die Augen nun geöffnet oder geschlossen waren.

    Bis plötzlich dumpf, so als würde der Strich unter Wasser geführt, ein Kratzen zu erklingen schien, beinahe als würde ein Federkiel in die Tinte getaucht und einige der rabenschwarzen Pigmente dem Chaos entrissen, um daraus Ordnung zu schaffen. Das Geräusch wurde lauter, der Vorgang schien sich zu beschleunigen, die scheinbare Unendlichkeit des unausweichlichen Dunkels begann sich in schemenhaften Konturen zu manifestieren. In dem Rauschen der Veränderung verzerrten sich die Unformen, wurde allmählich das Schwarz von Klingen aus gleißendem Weiß zerschnitten. Oberflächen wurden erkennbar, Schatten drängten entlang scharfer Kanten hervor, schufen eine Umgebung, schufen Weite, Räumlichkeit. Ein Raum entspannte sich unter den Dreien, jedoch ohne das Geheimnis ihres derzeitigen Aufenthaltsortes preis zu geben. Zu undeutlich war das Umfeld, zu wenige Details waren vorhanden. Doch noch war der Prozess nicht abgeschlossen. Noch immer war das Schwarz im Fluss, waberte, pulsierte...

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Es schien den jungen Mann in die Unendlichkeit zu treiben, immer und immer wieder hatte er das Gefühl, etwas würde auf ihn zukommen, doch dieses Etwas verschwand immer wieder kurz vor seinem Körper. Seine Gedanken trieben auseinander, hatten nicht einmal mehr irgendeinen Zusammenhang, wurden mehr und mehr sinnlos und schienen sich sogar seines eigenen Lebens nicht mehr zu erinnern. Doch dann, von einem auf den anderen Moment geriet die Schwärze in Bewegung, ein Streifen Licht durchbrach die Dunkelheit und blendete ihn. Mit schmerzverzerrter Miene wandte sich Jary ab und erst nach einer Weile schaffte er es, die Augen wieder zu öffnen und zu sehen was sich getan hatte.

    Linien hatten sich gebildet, Ecken, Kanten, Flächen. Er war in einem Raum, noch überwiegend dominiert von Schwärze, doch verschwommen sah er eine Form, eine Welt, wenn man es so nennen konnte. Sie schien falsch, unwahr und doch versuchte der Varanter danach zu greifen. Doch binnen weniger Sekunden war sie verschwunden. Es war, als bräche eine Welle über diesen Lebensraum ein, die alles mit sich nahm. Wieder blieb reine Schwärze, bevor sich aus dem Nichts wieder etwas erhob und aufbaute, dessen Sinn er zu entschlüsseln nicht fähig war. Für einen weiteren Moment wollten sich seine Gedanken klären, er wollte diese Welt betreten, die für ihn in diesem Moment schien, wie ein schönes Gemälde.

    Was sollte er tun? Klar kristallisierte sich diese Frage heraus, doch eine Antwort konnte er nicht finden. Nicht in der Schwärze, nicht in dieser Welt. Und auch Ptah und Melaine waren weg, sie waren nirgends in diesem Gewirr aus Linien, Schatten und purer Schwärze.

  7. Beiträge anzeigen #7
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    Dunkelheit - so dicht wie Honig - schien seine Sinne zu umschließen. Kein Auge konnte mehr sehen, kein Ohr hören. Selbst der Geruchsinn war durch die undurchdringliche Schwärze abgeschaltet. Dennoch nahm Ptah einige wenige Dinge wahr oder zumindest bildete er sich das ein. Er war sich seiner Existenz bewusst und er war sich der Existenz der schwarzen Masse bewusst. Zwei fundamentale Erkenntnisse im Angesicht von scheinbarem Nichts und endloser Verlorenheit...

    Währenddessen ruhte der regungslose Körper des Adepten auf der schwarzen Fläche, die man aufgrund ihrer Orientierung zu den übrigen wohl landläufig als Boden bezeichnet hätte. Hier und da jagten weiße Reflexe über die monotone Tristess und unterstützten so zusätzlich den Eindruck von Unsicherheit, den das wabernde Schwarz vermittelte. Indes war in der verstrichenen Zeitlosigkeit dieses Raumes eine neue Komponente erwacht. Ein schwaches Rauschen hatte im Hintergrund angehoben, anfangs nur ganz leise, ein Flüstern kaum, doch nunmehr schon konnte ein aufmerksamer Lauscher Stimmen heraushören, Raunen. Worte, die von der Quelle nicht für jedes Ohr bestimmt waren. Aber genau zu sagen, was dort vor sich ging, vermochte man nicht. Es war ein heilloses Durcheinander. Ein Teppich gewoben aus Sprachfetzen erstickter Worte.

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Stück um Stück schafften es seine Sinne, wieder einigermaßen Ordnung zu bringen. Auch wenn das Gewirr aus Schwarz und Weiß ihn noch immer an seinem Verstand zweifeln ließen, so war es ihm doch möglich, wieder klare Gedanken zu fassen, wieder etwas zu tun. Und das erste was er vor hatte, war sich nach seinen Begleitern umzusehen. Und zu seiner Verwunderung stachen die Beiden in nicht allzuweiter Ferne aus dem Schwarz der Welt heraus. Jary wollte zu ihnen, doch sollte er es bereits wagen, sich zu erheben? Konnte er das überhaupt? Diese Welt ließ ihn zweifeln, doch der Magier wollte es versuchen. Seine Hände tasteten nach unsichtbarem Boden, seine Beine zog er an um sich dann schlussendlich mit den Händen abzustoßen. Es klappte, doch der Boden unter seinen Füßen, wenn man ihn denn so nennen konnte, machte es seinem Gleichgewichtssinn schwer und auch das Gerade aus laufen fiel ihm schwer.

    "Was ist das nur für eine Hexerei?" Jaryvil fühlte sich wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter das Laufen beigebracht bekam, nur dass ihm hier die helfende Hand fehlte. Schwankend tat er also die ersten Schritte, sein Blick auf Melaine und Ptah gerichtet, da der Weg dorthin sowieso nicht vorhanden war. Und so kämpfte er sich die ersten Schritte vor, wurde jedoch langsam sicherer und wagte einen vollständig aufrechten Gang. Hoffentlich ist mit ihnen alles in Ordnung..
    Aus dieser Entfernung war nichts genaueres zu erkennen. Ob sie wach waren? Seine Schritte beschleunigten sich ein bisschen, bevor plötzlich weißes Licht vor seinen Augen zu explodieren schien. Höchstens einen halben Meter trennte ihn von diesem Riss, der sich aufgetan, ihn beinahe erwischt hatte. "Verdammt.. und jetzt?" Natürlich hätte er versuchen können zu springen, doch die Entfernung einzuschätzen war genauso einfach wie die Geheimnisse dieser Welt klar war.

    "Jahre zuvor, in längst vergangener Zeit.."

    "Was?" Jary fuhr herum, doch da war nichts. Sämtliche Nackenhaare sträubten sich, ein Schauer lief seinen Rücken hinunter. Was ist hier nur los?

  9. Beiträge anzeigen #9
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Stille war die inhärente Eigenschaft dieses Ortes, der aus Dunkelheit gegossen jedweden Glanzes entbehrte. Und obschon die Stille sich aufgeschwungen hatte, hier zu herrschen, versagte ein unstetes Rauschen, gar einem Flüstern menschlicher Stimmen gleich, ihr die Kraft und brach sie, dass sie in Fetzen darnieder ging.

    Die Illusion war zerbrochen. Aus Feder und Tinte war ein tiefes Schwarz geworden und hatte die Sinne der Magierin benebelt, wie ein Strom warmen Weines in ihren Adern. Und obwohl sie alles versuchte, ihren Geist auf einen einzigen Gedanken zu fokussieren, entglitt ihr selbst das einfachste Wort nach kurzer Zeit, als hätte es nie existiert. Sie vergaß, was sie war, wer sie war und wohin sie gehörte, als würde das Leben, welches sie solange gelebt hatte, in Tinte niedergeschrieben von den Tränen der Menschheit verschmiert, bis es nichts mehr war als ein schwarzer Klecks.

    Und dann endete alles. Das Rauschen erstarb. Die Gedanken erstarben. Die Welt erstarb. Bis die Augen der Zauberin sich öffneten und flackernd eine schemenhafte Umgebung aus schwarz erkannten, in der ein bleiches, weißes Licht Orientierung spendete. Ihr Kopf hob sich schwach, während ihre Hände den Boden prüften, auf dem sie gelandet war. Er erschien ihr fest und doch schwankte er auf eine Art, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Sie wagte es nur sehr langsam die Umgebung zu betrachten.

    Neben ihr lag Ptah und in einiger Entfernung bildete sich eine weitere Gestalt heraus, die von einem hellen Weiß, welches aus dem Boden wie Messer in die Augen des Beobachters stach, bestrahlt wurde. Sie erkannte schwach die bleichen Züge des jungen Magiers.

    „Jaryvil!“, versuchte sie zu rufen und hob ihre Hand, um ihm zu winken. Die Hand hob sich, doch der Mund entließ nicht einen Ton. Vorsichtig und von tiefer Verzweiflung erfüllt, krabbelte sie auf allen vieren näher an Ptah heran, fasste ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Wach auf…“, flehte sie, doch aus ihrem Mund drang nur ein einsames Krächzen.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Sein Blick wechselte immer wieder zwischen dem Spalt, der sich vor ihm aufgetan hatte und zwischen Melaine, die ihn herbei gewunken hatte. Oder war es überhaupt Melaine? Sobald er sich dem Licht zugewandt hatte, war es, als hätte er das, was er in Richtung seiner Gefährten gesehen hatte, schon wieder wie eine fast verblasste Erinnerung aus alten Tagen. Und so musste Jary wieder zu den Beiden sehen um sich zu vergewissern, dass da jemand war, dass die beiden da waren. Doch das Licht war faszinierender. Der Spalt war nicht einfach ein Riss, aus welchem grelles Licht strömte, darin verbarg sich mehr und je mehr sich der junge Mann anstrengte, um den Grund zu sehen, desto mehr schien er etwas zu erkennen.

    Da, was ist das? Einbildung? Nein, das konnte er nicht glauben. Ab und zu blitzte da unten etwas auf, ein Bild? Jary ging auf die Knie, wagte es sogar, sich anzunähern, doch nur ein kleines Stück, er fürchtete sich vor dem, was hier um ihn herum passiert, vor diesem Licht und doch zog es ihn an. Es schien, als würden dort unten einzelne Bilder eine Geschichte zeigen, ein Leben erneut revue passieren lassen.

    Eine gefühlte Ewigkeit beobachtete der Varanter das Spektakel bis er es wagte, und seine Hand über den Spalt zu führen, ihn langsam in das Licht eintauchen zu lassen. Zuerst spürte er nichts, sah nichts doch nur einen Augenblick später fing seine Haut an zu kribbeln. Angenehm verteilte sich das Gefühl auf seiner Haut und verleitete ihn, sich dem Riss noch weiter zu nähern. Die Angst war noch immer da, doch die Faszination für diese Welt überwog in diesem Moment. Die Anderen.. sie müssen das sehen.. wo.. egal..

  11. Beiträge anzeigen #11
    Lehrling Avatar von Schemen
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    Schemen ist offline
    An seinen Spitzen begann der Spalt einzureißen, viele kleine Risse flogen über die schwarze Fläche, überzogen den gesamten Boden mit einem feinen Netz aus weißen Äderchen, die mit jedem Pulsieren der schwarzen Masse größer zu werden schienen. Schließlich brach alles ein und die drei Gefährten fielen eine Ebene tiefer, wo sie unsanft auf schwarzem Stein landeten. Ein dunkler Gang entspannte sich von ihrem Auftreffpunkt in zwei Richtungen, hell erschienen vom weißen Schein einer flackernden Fackel. Noch immer schien jegliche Farbe aus dieser Wirklichkeit getilgt, doch die Projektion wurde realer. Der Gang war Teil eines längeren Tunnels aus grob behauenem Stein, ein Provisorium, das zum Zeitpunkt seiner Schaffung als ausreichend und später nicht des Ausbaus würdig befunden wurde. Der schwarze Sand auf dem Boden wies Fußspuren auf und in der felsigen Röhre wurden die Geräusche, welche von beiden Seiten in die Mitte drangen, von den bedrückend engen Wänden so oft hin- und hergeworfen, dass ein unverständliches Geräuschewirrwarr übrigblieb, dass durch den klaustrophobischen Tunnel geisterte.

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Splitter. Gerade als sich der junge Mann dem Riss noch ein Stück nähern wollte, passierte es. Ein Knacken ertönte, welches sich über den Boden verteilte, wie ein gefrorener See, der im nächsten Moment aufbrach, um einen Menschen in das eisige Wasser zu reißen. Und so ging es auch dem Magier. Fast panisch sah er sich um, wich zurück. Langsam ging er rückwärts, versuchte dem Unausweichlichen zu entkommen, doch dafür war es bereits viel zu spät. Wo er nur hinsah, drang weißes Licht aus kleinen Löchern, Kratzern im Boden und schon im nächsten Moment, begleitet von einem Geräusch, als hätte man einen riesigen Spiegel zerbrochen, stürzte der Boden in sich zusammen und die Drei stürzten in die Tiefe.

    Der Sturz war schnell genug um ihm Angst einzujagen, doch viel zu langsam, um real zu sein. Auch der Boden, der anfangs mit ihnen in die Tiefe stürzte, war verschwunden. Nirgends waren Splitter zu sehen, nur Ptah, Melaine und Jary schlugen ein paar Augenblicke später in dem kleinen Raum auf dem Boden auf. Für einige Augenblicke blieb der Magier liegen, versuchte Ordnung ins Chaos seiner Gedanken zu bringen. Wenn das so weiter geht...

    Nach einer gefühlten Ewigkeit wagte er es dann, sich vom Boden wegzudrücken und langsam, schwankend auf die Knie zu kommen. Sein Blick glitt durch den Raum, registrierte die beiden Tunnel, hatte das aber schon eine Sekunde später wieder fast vergessen, während er dabei war, sich der surrealen Umstände klar zu werden.

    "Me..laine? Ptah?"

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    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    „Hier…“, rief die Magierin des Wassers mit zittriger Stimme und hob die bleiche Hand vor ihre Augen. Bleich. So bleich wie das Grau, dem etwas fehlte, oder dem Grau, welches den Tod symbolisierte. Was immer hier geschehen war, was immer überhaupt geschehen war, was immer die gesamte Welt um sie herum ereilt hatte, der Tod schien ihnen ein ständiger Begleiter geworden zu sein oder hatte sich gar schon in ihren Geistern festgesetzt, dass allein ihr Wille sie noch am Leben erhielt. Dann wären sie nicht mehr als Geister, die durch die Schwärze streiften, unwillig zu sterben, unwillig das endgültige Ende in Empfang zu nehmen.

    Melaine erhob sich mit zitterten Knie und warf einen Blick auf Ptah, dessen Augen noch immer geschlossen waren und dessen Miene eine selige Ruhe ausstrahlte, welche die Zauberin nicht zu verstehen vermochte. Doch sie bemühte sich, ihre innere Ruhe wieder zu finden.

    Endlich kam Jaryvil um eine kleine Biegung und schaute sie fragend an. „Ich weiß nicht mehr als du.“, eröffnete Melaine das Gespräch, welches nicht folgen sollte. Sie waren ratlos und jener, der dies nicht wusste, musste etwas übersehen haben. Dieses Puzzle schien so unlösbar wie eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Vielleicht mochte Glück ihnen helfen. Vielleicht auch nicht. Sie hingegen war geneigt, Ptah in die Rippen zu treten, nur um zu sehen, ob er überhaupt noch etwas spürte. Doch sie unterließ es und stand nur da. „Und das dürfte nichts sein…“, fügte sie flüsternd an.

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    Schemen ist offline
    Das Antlitz des kleinen Jungen war aufgeweckt, Neugier spiegelte sich in den wachen Augen wieder, jedoch auch Anspannung und Aufregung angesichts seiner Entdeckung. Er hatte nicht damit gerechnet, hier unten etwas derartiges zu finden. Erleichtert atmete er auf, als er endlich die Quelle des Lichtes gefunden hatte, eine Fackel war in ein Loch im Fels gesteckt und erhellte die Umgebung mit Feuerschein. Ein Lächeln schlich sich auf die grauen Lippen, dann tastete er sich behutsam weiter an der steinernen Wand vorran, tiefer in die geheimnisvolle Höhle hinein.

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    Melaine ist offline
    Melaine wandte verschreckt den Kopf um, als ein kindliches Lachen durch den Gang hallte und als Echo tausendfach zurückgeworfen wurde, als käme das Lachen von einem Ort, der nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich zu weit entfernt schien, als dass ihr Geist ihn greifen konnte. Und doch war das Lachen dar, verhöhnte ihre Gedanken und verriet nicht, wie sehr sie mit ihrer finsteren Ahnung recht hatte.

    Und plötzlich lief ein kleiner Junge am Ende des Ganges um eine Ecke, getaucht in den grauen Schein einer grauen, lodernden Fackel. Seine Schritte waren tapsend, ganz so, als wusste er sie noch nicht lange zu benutzen, und seine Augen von der Neugier groß und weit. Mit ausgebreiteten Armen lief er direkt auf die Zauberin zu und gluckste dabei so erfreut, als ahnte er nichts von der Gefahr eines dunklen, nur spärlich von Fackeln erleuchteten Ganges.

    „Nicht so stürmisch.“, rief die Magierin des Wassers und ging vor dem kleinen in die Hocke. Doch er verlangsame nicht und lief direkt auf ihn zu, sodass auch sie die Arme ausbreitete und sich bereit machte, ihr Gewicht nach vorne zu verlagern, damit sie nicht nach hinten kippte.

    Dann erreichte der kleine Junge sie und die Zeit wurde langsamer. Sein Gesicht kam näher an sie heran, bis ihre Nase die seine berührte, ihre Augen tief in den seinen versanken und sein Gesicht mit dem ihren verschmolz. Schlieren aus Grau zogen an ihren Augen vorbei. Sie glaubte ein einzelnes Haar zu erkennen, dass weit von dem Kopf des Jungen ab stand, während ihre Hände sich reflexartig um das Kind schlossen und nichts fassten. Stattdessen fuhr eine eisige Kälte durch ihre Brust und ließ sie nach Luft schnappen. Sie vergaß ihre Haltung und kippte nach hinten. Und während sie fiel, sah sie das Kind in der Ferne weitergehen, als wäre nie etwas gewesen… noch immer so behutsam wie zuvor...
    Geändert von Melaine (19.12.2011 um 23:56 Uhr)

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    Schemen ist offline
    Der Junge hielt inne, als er kurz hinter der Biegung des Ganges Geräusche - nein Stimmen waren es - hörte. Die vereinzelnte Fackeln schienen noch nicht lange zu brennen, aber die Rußstreifen an der Wand und der sich ein wenig höher schon wölbenden Decke verrieten aber gerade so viel, dass sie bereits einige Vorgänger hatten. Dumpfe Stimmen, die an Klarheit gewann, je weiter er voranging, lagen in der muffigen Luft der Katakombe. Allmählich begann er einzelne Satzbrocken zu verstehen:

    „Sind nun endlich alle da?“

    „Verzeiht die Verspätung von…, großer Said.“

    „Spart euch die verlogenen Ausflüchte. Wir können nicht warten, es wird Zeit dass, wir mit …. … beginnen.“

    „Glaubt ihr tatsächlich, dass es uns gelingen könnte?“

    „Natürlich wird es gelingen und nun sperre deine Zunge hinter die Zähne oder ich werde sie dir höchstpersönlich herausschneiden.“

    „Ja, oh großer Said.“

    Die Aufregung des Jungen, so dass denn überhaupt noch möglich war, stieg auf ein schier unerträgliches Maß an, als er die Ecke erreichte, auf deren anderer Seite die Quelle der Stimmen lag. Was würde ihn dort erwarten. Mit allem rechnend, schlich er sich gerade so nah an die Kante, dass er einen Teil des Raumes erblicken konnte. Ein Feuer brannte dort und im Kreis darum standen vier Gestalten, alle in lange, dunkle Gewänder gehüllt.

    „Reihum werden wir alle uns von etwas trennen, es in die Mitte der Stätte legen und anschließend auf unsere Plätze zurückkehren. Es müssen Dinge sein, die uns lieb und teuer sind, deren Wert unersätzlich ist.“

    Das Heft ergreifend begann zuerst der Wortführer eine schlichte Kette von seinem Hals löste und ablegte. Es folgte ein untersetzter Mann, der stumm vortrat, einen Krummdolch zückte und niederlegte. Der Wortführer nickte kurz. Danach trat eine Frau vor und erst beim zweiten Hinsehen erkannte er seine Mutter Sakkara. Ihr ebenmäßiges Gesicht, die warmen dunklen Augen und tröstlichen Lippen. Sie lächelte nicht wie sonst, vielmehr schien ihre Miene zu einer entstellten Maske erstarrt.

    „Mein Opfer“, murmelte sie tonlos, „ist größer als alles, was ihr gabt. Aber ich gebe es, aus Hingabe und Verpflichtung. Eure Feigheit bei der Wahl der Tribute mag euch allen das Leben kosten, uns aber wird das Band der Bereitschaft vor dem Zorn des Chaos schützen.“ Damit trat sie an ihren Plätze zurück und der Nächste fuhr fort.

    Verwirrt wand sich der kleine Bub ab, die Miene in Grübeln versenkt. Die Versammlung der Erwachsenen war merkwürdig und machte ihm Angst. Aber Mama war dort, also musste er sich keine Sorgen machen. Er würde sich einfach dazu stellen. Mama würde seine Hand nehmen, wie sie es immer getan hatte, wenn er sich unsicher fühlte und er würde an der Seite seiner Mutter dieses seltsame Abenteuer bestehen.

    „Hallo, Ptah.“, erklang die gedämpfte Stimme eines anderen Grauen. „Was machst du denn hier unten?“, flüsterte sein großer Bruder, der ohne Vorwahnung an seiner Seite aufgetaucht war.

    „Mama hat sich verkleidet und macht bei irgendeinem komischen Treffen mit. Was ist das denn hier, Theben?“, fiepte der Knirps flüsternd.

    „Dann hat es also… Nun ich glaube du hast Glück, denn sie alle haben schon auf dich gewartet, Brüderchen. Du bist der Ehrengast heute.“ , meinte Theben plötzlich Freude strahlend.

    „Ja , wirklich?“, hakte der Kleine ein bisschen skeptisch nach, „Und warum haben sie mich dann nicht einfach eingeladen?“

    „Na, weil es dann keine Überraschung wäre, du Dummerchen. Nun zier dich nicht länger und gib dich endlich zu erkennen.“ erwiderte dieser und stieß den Halbgroßen anschließend ins Blickfeld der Versammlung der Grauen.

    „Na da bist du ja endlich. Lass dich willkommen heißen in unserer Mitte, junger Ptah. Wir haben sehnsüchtig auf dich gewartet.“, verkündete der Wortführer unter seiner tief ins Gesicht gezogenen Kapuze bei dem Anblick des Jungen. „Deine Teilhabe bei diesem Ritus ist von erheblicher Bedeutung. Steht oder fällt dessen Ausgang doch mit dir.“

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    In stiller Bewunderung hatte er das Treiben des Wesens in Form eines kleinen Jungen beobachtet, wie er sich Melaine genähert hatte, als hätte er in ihr zum ersten Mal nach langer Zeit seine Mutter wieder gesehen und auch Melaine schien sich von diesem Kind, diesem Geisterwesen angezogen, denn statt ihm auszuweichen, blieb sie auf ihrer Position, öffnete sogar ihre Arme zu einer liebevollen Umarmung. Eine für den jungen Mann unerwartete Handlung, schließlich wusste sie nicht, was es mit diesem Kind, was es überhaupt mit diesem ganzen Szenario auf sich hatte, doch in diesem Moment schien sie alle Vorsicht fahren zu lassen um das Kind in die Arme zu schließen. "Melaine..?" Nur ganz sanft drangen der Ausdruck der Verwunderung über seine Lippen, hatte die Zauberin wohl nicht einmal erreicht, doch bevor er darüber überhaupt nachdenken konnte, war die Situation schon wieder eine ganz andere.
    Das Wesen, ob wirklich Kind oder vielleicht Dämon, hatte die Wassermagierin im Bruchteil einer Sekunde durchdrungen, die Augen der Frau waren weit aufgerissen, als hätte sie Beliar selbst ins Antlitz geblickt. Jary brauchte eine Weile, um das zu realisieren, doch dann beeilte er sich, um Melaine so schnell wie möglich zu helfen, falls es nötig war. Und sie war wach, der Magier half ihr auf und sah dabei, wie das Kind den nächsten Gang erreichte.

    Adanos, was ist das für eine Welt? Jaryvil war verunsichert, wagte es jedoch trotzdem, dem grauen Geist zu folgen, während sich Melaine darauf zu konzentrieren schien, das eben Geschehene zu realisieren. Er selbst wollte wissen was hier vor sich ging und je näher er dem Kind und damit dem Ende des Ganges kam, desto klarer hörte er etwas. Anfangs war es nicht mehr als ein Wispern, flüchtige Geräusche, doch Schritt für Schritt stellten sie sich als murmelnde, verschwörerische Stimmen heraus.

    Er beobachtete den kleinen Jungen und hätte sich beinahe mit einem lauten Aufschrei verraten, als plötzlich ein weiteres Wesen neben dem Burschen erschien. Die beiden redeten miteinander, doch Jary konnte nicht verstehen. Die Worte schienen verzerrt und unklar, weshalb er sogar Kopfschmerzen bekam. Hilfesuchend schaute er zurück zu der Magierin und auch zu Ptah, der noch immer schweigender Begleiter für die beiden war.

  18. Beiträge anzeigen #18
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Seicht wie der Wind, der die Welt nicht berührte, verhallten die Stimmen der Wesen, denen sie Beobachtung versprochen hatten, im Nichts einer Ebene, die zwischen den Sphären weilte oder nicht existierte. Unsanft rissen die Bilder dessen, was sich vor ihnen, gebannt im geheimnisvollen Mythos, erhob, die Blicke jener Drei, die den Ort aus einem Unwillen heraus erreicht hatten, an sich. Sie wollten, dass sie sahen, was immer zu zeigen diese Ebene ihnen bereit war. Wollten, dass sie erkannten, was immer hinter dem, was zu sehen sie verdammt waren, verborgen lag. Und doch waren ihre Blicke von stummer Versteinerung beseelt, ganz gleich, ob sie in Entsetzen, Trauer oder Mitgefühl schwankten. Sie waren machtlos, haltlos und nicht wirklich. Als wären sie gerufen, zu sehen, aber jedwede Handlung war ihnen verwehrt worden. Das Leid, was immer es sein mochte, sollten sie Zeuge sein. Wofür war fraglich. Das warum latent in jedem Gesicht der Drei gezeichnet. Und die Hoffnung auf Flucht so fortwährend in ihrem Herzen, dass jeder Schlag von tiefer Trauer erfüllt war.

    Vier Menschen standen um einen Kreis. Ein jeder warf einen Teil, was immer es war, in die Mitte. Plunder vielleicht. Liebgewonnes vermutlich.

    „Ein Ritual.“, flüsterte die Magierin des Wassers leise und suchte in den Weiten ihrer inneren Landschaft nach dem Heim ihrer Magie, fand jedoch nur einen leeren See, über dem sich einsam ein Blatt im Wind schaukelte. Sie fand nichts, was ihr half, und das, was sie sah, verriet nicht die geringste, magische Rührung. „Doch ich spüre nichts…“, fügte sie an und trat einen Schritt vor. Die beiden Jungen traten langsam zu den anderen Menschen hinüber, indes die Magierin ihnen ungesehen folgte. Die Blicke, die sich umwanden, ruhten auf dem Kleineren der beiden Jungen, waren jedoch unfähig, sie zu erkennen. Jaryvil und Ptah folgten ihr nur widerstrebend und die Stimmen, die um ihnen herum hallten, ließen Worte entstehen, die nie ihr Hirn erreichten. Auch Melaine verstand nicht, was gesprochen wurde.

    „Was geht hier vor?“, fragte sie leise… „Ptah…“, sie wandte sich um zu den jungen Adepten, in dessen Augen ein unbestimmter Ausdruck lag, der nicht verriet, ob er dem Entsetzen, der Trauer oder dem Mitgefühl anheimgefallen war. „Worum ging es in dem Buch… ich… habe es vergessen…“

  19. Beiträge anzeigen #19
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    Irgendetwas hatte der Anblick beim Betreten des unwirklichen Raumes im Adepten ausgelöst. Nur noch diffus nahme er Melaines Frage war, alsob sie vor langer Zeit an einem längst vergessenen Ort verklungen war. Sein Anheben der Stimme verklang nach einer kurzen Silbe: "Ich..."
    Ein Sog schien ihn ergriffen zu haben und während sein Körper wie benommen einsackte, wurde sein Bewusstsein allmählich darausgelöst. Ein leichtes Stechen nahm er wahr, als die Verbindung endgültig abriss und sein Geist ohne eine Möglichkeit der Einflussnahme durch pochende Schwarzweißwellen immer weiter von seinen Reisegefährten hin zu den am Ritual beteiligten Personen gezogen wurde. Sehr langsam nur wurde er sich dessen gewahr, was hier vor sich ging. Das Buch. Wie auch immer es dazu hatte kommen können, aber das Buch schien eine Art Schlüssel zu seinem Gedächtnis zu sein. Genauer gesagt, dem Teil seines Gedächtnisses, in dem die Erinnerungen versiegelt waren, die sein Geist in einer Art Schutzreaktion dem Vergessen preisgegeben hatte.

    Es war wirklich... Er hatte diese Dinge schonmal erlebt als Kind. Er hatte einen Bruder... eine Mutter... Familie... und doch... der Gedanke spendete ihm wenig Trost. Zu obskur waren die Umstände, welche ihm in dieser Schattenwelt enthüllt worden waren, zu wenig traute er dem Reigen der verhüllten Gestalten. Von einem Ritual war die Rede... Was in Adanos' Namen hatte das alles zu bedeuten?

    Obgleich ihm in seiner jetzigen Konstitution jegliche körperliche Vorrausetzung für Sinneswahrnehmungen fehlte, so spürte er doch eine Art Prickeln, das an Stärke gewann, je weiter sich Körper und Geist voneinander entfernten. Eine Empfindung, die ihn verwirrte. Ebenso wie der im Dunkel liegende Anlass für die Trennung von Körper und Geist.

    Damit versiegten die letzten Gedanken und sein Bewusstsein, das - wie er feststellte - immermehr einem Fleck Tinte zu ähneln schien, traf auf die Stirn des Wortführers.

  20. Beiträge anzeigen #20
    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Langsam wandte Jary seinen Kopf hinüber zu Melaine, die ihre Stimme erhoben hatte. Dann blickte er hinüber zu Ptah, der abwesend schien, als wäre er bereits mitten in dieses Ritual verwickelt. Und dann, den Bruchteil einer Sekunde später brach er zusammen und nur mit einem schnellen Schritt zur Seite hatte Jary es geschafft, den Adepten vor einem Aufprall auf dem Boden zu bewahren, auch wenn das an seiner jetzigen Situation wohl nichts ändern würde.

    Er mussterte ihn, als sich plötzlich Augen und der Mund öffnete und aus ihnen ein grauer Nebel entstieg, wie wispernde Geister, die gerade ihre Freiheit erlangt hatten. Doch lange währte sie nicht, denn nur kurze Zeit später wurden sie angesogen von etwas, verbanden sich zu einem dichten Faden, welcher schließlich in der Stirn des Wortführers mündete. Und auch den Geisterjungen schien dieser Nebel zu umfangen, doch das bekam er nicht mehr mit, denn plötzlich traf ihn etwas wie ein Schlag mitten ins Gesicht, schleuderte ihn zurück und in seinem tiefsten Innern wurde ein Feuer entfacht. Heißer als alles, was er kannte und es brannte sich unerbittlich seinen Weg durch Kälte und Eis, doch es blieb ihm verwehrt, die Schmerzen heraus zu schreien, die Qual zu offenbaren, denn nichts weiter als ein leises Seufzen drang über seine Lippen, welche schon bald nicht mehr die seinen schienen.

    Und irgendwann gab es einen Punkt, da war sein Innerstes aufgelöst, zerstört, wie weggebrannt und bot seiner Seele keinen Platz mehr. Und so wollte die Seele sterben als plötzlich etwas an ihr zerrte, riss um sie ihrem Platz zu entziehen. Ein letzter Hauch eisiger Kälte drang über die Lippen Jaryvils.

    Und es war, als wurde dieser letzte Rest eingesogen von eben jenem jungen Mann, der seinen Bruder mit kaltem Lächeln in die Verderbnis zu schicken schien.

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