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    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Und gleich nochmal was nachrücken. Hiroga ( toller Ava btw. SoA! ) als verlorene Seele:

    Zitat Zitat von Hiroga Beitrag anzeigen
    Die gefrorene Erde zu seinen Füßen knirschte, als sich die dreckverkrusteten, abgeranzten Stiefel kraftlos ihren Weg über den steinigen Boden suchten. Zittrige Finger tasteten die Felswand entlang, fuhren über jede Hebung und jede Spalte in dem massiven Gestein. Die andere Hand war weit von dem dazugehörigen Körper fortgestreckt, dem dichten Nebel entgegen, der den glasigen Augen die ohnehin schon schlechte Sicht raubte. Den aufgerauten Stoff, den er um seine Handflächen gewickelt hatte, konnte er vor Kälte kaum noch spüren. Einzig die Unebenheiten des Felsens ließen sich von ihm ertasten. Seine Schritte waren wackelig. Der Boden schien seine Füße zu verschlucken wie ein Sumpf und durch einen Sumpf war er lange Zeit gewatet. Die stickige, warme, feuchte Luft, die vollgesogenen Stiefel, lange Zeit war er dem Sumpf begegnet. Doch hier bot sich ihm nichts als der gefrorene Boden des Gebirges, das ihn wie eine riesige Gruft umrahmte. Es war nicht nur der verlorene Gedanke eines wirren Mannes, nein, der Stein umarmte ihn tödlich, sperrte ihn ein, stellte ihm sich in jeder Himmelsrichtung entgegen. Er war nicht gekommen um diesen Ort wieder zu verlassen und die Felsen schienen genau so willens ihn nicht mehr fortziehen zu lassen. Über ihm thronte das Dunkle, sah ihn unverhohlen aus Sternenaugen an und bedeutete ihm nicht näher zu kommen. Nein, egal wohin er sich wandte, er war gefangen. Stein und Finsternis bauten die Mauern seines Kerkers. Und er hatte sich selbst die Ketten angelegt.

    Mit schwindenden Kräften schob er seinen Körper weiter, die letzten schmerzhaften Schritte bis zu dem Felsspalt. Sein Atem verwob sich mit dem Nebelschleier vor den tränenden Augen. Er biss die Zähne zusammen, stolperte nach vorne bis seine Finger endlich über die Kante des Gesteins strichen und er sich in durch die schmale Spalte drängte, ins Innere des Berges hinein.
    Die Beine des erschöpften Mannes gaben nach, kaum hatte er die kleine Höhle erreicht. Kraftlos sank er gegen die Wand und dankte dem dunstigen Gebilde in seinen Gedanken für die Windstille und die Illusion von Wärme, die dieser Ort barg. Seine Hände versanken unter dem groben Stoff seines Mantels. In seinem Kopf versuchten sich verzweifelt schlüssige Gedankengänge zusammenzutun, doch immer wieder scheiterten sie an den Nebelschwaden, die sich durch sein Bewusstsein schlängelten. Sie ergaben sich den verworrenen Bildern, den sprunghaften Ideen, den plötzlichen Ängsten und Schrecken, die durch seinen Geist wanderten, ohne dass er Kontrolle darüber gewinnen konnte. Schemen, die nur er sah, Schattengebilde und Lichter, sie ließen ihm keinen Raum zum denken.
    Ächzend wandte er sich weiter dem Inneren des Berges zu, robbte sich schnaufend von der Felsspalte und dem hereinkletternden Wind fort und schickte seine tauben Finger auf die Suche nach den dürren Ästen die er auf dem Boden verteilt wusste.

    Seinen Blick hob er erst wieder, als das kleine Feuer bereits die Höhle erhellte und er sich neuerlich bewusst wurde, wo er war. Er hatte nicht die geringste Ahnung wie viel Zeit vergangen war, seit er durch den Felsspalt gekrochen war. Ein paar Herzschläge oder gar Stunden? Ein kurzer Anflug eines Lächelns, beinahe eines unverständlichen Grinsens huschte über seine gefrorenen Gesichtszüge, dann verwandelten sie sich erneut in trauernden Stein. Den Kopf zu den kleinen Flammen gewandt zwang er sich die Augen offen zu halten. Jedes Mal wenn er sich der Dunkelheit seiner Augenlider ergab begann die Welt sich auf den Kopf zu drehen und sein Magen tat es ihr gleich. Zusammengekauert saß er vor dem Feuer, die Hände um die Beine geschlungen, das Gesicht von seinem dunklen, dichten Bart verdunkelt. Die Kleider zerschlissen, gehüllt in einen Mantel eines Bettlers würdig. Die Wangen schwarz vom Dreck der Welt, die Finger wund und geschunden.

    Für einen kurzen Moment gelang es ihm seinen Blick ruhig zu halten. Ein kurzes Luftholen von der Verwirrung seiner Welt. Ein klarer Atemzug. Seine Hand tastete nach dem kleinen Beutel an seinem Gürtel. Nervös kramten sich seine Fingerspitzen durch den Stoff, bis er schließlich fand was er suchte. Wie viele Tage war er nun schon hier? Er konnte es nicht sagen. Sein Instinkt hatte ihm zu Essen beordert und als seine spärlichen Vorräte sich dem Ende geneigt hatten, hatten sich die Gewächse dieser Höhle als Rettung erwiesen. Doch es war etwas anderes, das er aus dem Stoffbeutel hervorholte und prüfend vor die verschleierten Augen hielt. Ein paar Momente später hörte er das vertraute Zischen und sog den Rauch in seinen Brustkorb ein. Der Nebel wurde dichter. Das Bild der Höhlenwand verschwamm zunehmend. Nicht mehr Lange und es würde sich genau wie sein Geist der Verführung ergeben. Er atmete behutsam aus.


    Wenn es einmal dazu kam, in den Stunden die er dort saß, rauchte und nichts anderes tat als zu existieren ohne zu wissen warum,… wenn es dann dazu kam, dass er einen Gedanken fassen konnte, der sich nicht gleich verflüchtigte… dann fragte er wohl etwas simples, grundlegendes… vielleicht so etwas wie wer er war… wie er hier hergekommen war… oder wann er sich in seinem Leben selbst verloren hatte.

  2. Beiträge anzeigen #22 Zitieren
    Baumkuschler Avatar von Andrahir
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Andrahir ist offline
    ....
    Zitat Zitat von Edon Mesotes Beitrag anzeigen
    Vielleicht gab es schlechtere Arten zu sterben. Sicher, Edon war kalt, er hatte sich eine zünftige Erkältung geholt und von Horizont zu Horizont gab es nichts besonderes, das sich zu tun lohnte, außer immer weiter aufs Geratewohl drauf los zu paddeln. Sollte er deswegen gleich pessimistisch oder gar depressiv werden? Vielleicht, aber auf der anderen Seite hatte er auch Zeit und Muse, in Ruhe seinen Wein zu süffeln und dann in direkter Konsequenz jeder Absurdität nachgehen, die zu denken er auch nur in der Lage war. Und noch dazu gab es hier niemanden, der ihn wegen ausufernder Trunken- und Faulheit anmaulen konnte, keine Gardisten, keine Kapitäne, keine Könige, niemand mit dem er sein Zusammenleben regeln müsste und niemand, bei dem er seinen Umtrunk in barer Münze bezahlen sollte.
    Am liebsten hätte er eine geraucht, um sich ein bisschen von seinem Hunger abzulenken. Doch ebenso, wie dem Dieb zum Essen das Brot, das Fleisch und die Zwiebeln fehlten, fehlten ihm zum Rauchen der Tabak, die Pfeife und das Feuer. Das war blöd. Stattdessen blieb ihm nur, sich an das Weinfass zu lehnen und die Sterne zu beobachten. Ob sie alle einen Namen hatten? Und wie erkannte man einen Stern eigentlich wieder? Wie machte man anderen klar, welches Blinkeding in dem ganzen Haufen denn von heute an Antares oder Venus zu heißen hatte? Wo bekam man denn überhaupt so viele Namen her? Ob sie bei den Feuermagiern wohl einfach alle Innos I. bis Innos
    MCMLXXVI. hießen? Gab es vielleicht noch mehr, waren das schon wieder zu viele? Wie viele Sandkörner gab es eigentlich in Varant? Wie viele Wassertropfen gab es im Myrtanischen Meer und konnte man das überhaupt in Tropfen rechnen, wenn es doch alle Tropfen zu einer einzigen riesigen Pfütze verschwommen? Wie viele gebratene Ochsen könnte man wohl mit allem Salz des Meeres würzen? Gab es dafür denn genug Ochsen oder musste man obendrauf noch alle Schweine schlachten?

    Wenn er denn schon untergehen musste, dann wollte er vorher wenigstens alle Fragen gestellt haben, die die Menschen zu faul waren, zu beantworten. Gab es eigentlich einen Weg, wie Recht unabhängig von Macht festgestellt konnte?

  3. Beiträge anzeigen #23 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    *Staub wegpust*

    Ein Post der es wirklich verdient hat hier zu stehen:

    Zitat Zitat von Raad Beitrag anzeigen
    Ein Land bedeckt von grauem Dunst. Tiefe Dunkelheit, die wabernd dem Dunst inhärenten Glühen Kontrast bot. Ein fahles Licht, welches sich der absoluten Finsternis zur Wehr setzte. Ein letztes Aufbäumen im Auge des Sturm. Gespeist von dem Wissen, dass, wenn die Ruhe brach, sie nie wieder zurückkehren würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Diese war es stets nur gewesen. Egal wie sehr man sich an seine Hoffnung klammerte. Am Ende würde der Sturm alles hinfort reißen. Dort half kein Gebet. Dort half kein verzweifelter Schrei einem Gott gewidmet, der kein Ohr für die trivialen Probleme der Menschheit hatte.

    Einzig der Trotz im Inneren vermochte Trost zu spenden. Der Trotz, mit dem sich der Arm an der Kante des Berges klammerte. Der Trotz, der einen Ertrinkenden immer und immer wieder die Oberfläche der Flut durchstoßen ließ. Der Trotz, dass es so nicht enden durfte.

    Die Augen des ehemaligen Assassinen blickten müde in der Taverne umher. Sein Gefährte ihm gegenüber hatte gerade die Augen geschlossen. Nur ein winziger Augenblick der Ruhe, nachdem er offenbart hatte, dass er eigentlich alles gesagt hatte.

    Der Blick des Leiters traf die Gesichter der Anwesenden. Sie wirkten seltsam fahl. Als wären sie leergesaugt von der Arbeit, die sie Tag zu Tag zu leisten hatten. Als kündeten die tiefen Furchen in ihrem Gesicht von der Zeit, welche ihnen stetig aus den Händen rann.

    Raads Blick blieb an dem Gesicht eines Mannes haften. Seine Falten waren tief. Schwarzer Staub sammelte sich in ihnen und rieselte langsam gen Boden herab. Er hob seine Arme vor sein Gesicht. Betrachtete sie, ehe sein Blick glasig wurde. Seine Augen platzten wie eine auf den Boden aufschlagende, reife Frucht. Doch statt Blut rann feiner Sand aus ihnen hervor. Er hob seine Arme, die gleichsam zu bröckeln begannen, zerrannen, als würde ein Wind, der nicht zu spüren war, alle Erinnerungen an den Mann binnen eines Augenblickes aus der Welt pusten.

    Der Schwarzhaarige wandte den Blick schneller, als noch zuvor. Überall in der Taverne verloren die Menschen ihre Konsistenz. Selbst die Möbel teilten das Schicksal der Lebewesen. Zerfielen, vergingen und machten der Finsternis Platz, die ihnen folgte.

    Bald war alles in Dunkelheit gehüllt und das Bild aus seinem Inneren nahm in der Wirklichkeit Gestalt an. Grauer Dunst schwebte über dem Boden und gab dem letzten verbliebenden Menschen einen zwielichtigen Schimmer.

    Der Nordmann öffnete seine Augen wieder. Raad folgte dieser Geste und schaute dem Gefährten ins Gesicht, indes er in seinem Augenwinkel wahrnahm, wie zögernd die Finsternis auch nach ihm griff. Erst bemächtigte sie sich seiner Haare und ließ sie zu Staub werden. Dann seiner Ohren und ließ sie zu Staub werden. Dann seines Umhanges und ließ ihn zu Staub werden.

    Colodis öffnete seinen Mund. Die Worte, die er formte, waren klar und schienen die Finsternis für einen Augenblick stocken zu lassen. Als wusste sie nicht, was sie bedeuteten. Oder als seien sie derart rein und ehrlich, dass sie scheute, dieses Wesen zu berühren.

    Doch Raad ahnte, dass es hier nicht um die Finsternis ging. Raad ahnte, dass die Welt es nicht war, die schwand, sondern sein Blick, der seinen einzigen, letzten Fixpunkt in seinem Freund gefunden hatte. Die Kraft schwand in seinem Inneren. Es war der letzte Funken Trotz, der in ihm zündelte, doch keine Flamme formen konnte. Die Worte, die er noch hören wollte, ehe er ging, obgleich er nicht wusste, welche es waren.

    Colodis stockte und die Finsternis erhob sich erneut. Griff nach seinem Gesicht. Nach seinen Fangen und seiner Nase.

    „Dich.“, drang das Wort über die Lippen des Freundes. Raad begriff es nicht. Obgleich er die Worte vernommen hatte. Sie waren nie bei ihm angekommen.

    Dann lächelte der Mann ihm Gegenüber. Warm und herzlich. Ein seltener Moment. Einer, der Glück versprach. Der von tiefer Verbundenheit und wahrhaftiger Freundschaft sprach.

    Der Schwarzhaarige blinzelte. Irgendwie berührte ihn dieses eine Wort. Er spürte, wie eine Träne aus seinem linken Auge floh, ohne, dass er dies kontrollieren konnte. Als wollte der Körper ein letztes Zeugnis ablegen, dass er verstanden hatte. Eine letzte Geste, welche die Wärme erwidern konnte, obgleich sie gegenüber dem Lächeln blass wirkte.

    Doch erst verstand es. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Sein Schädel fühlte sich leer an. Doch er wollte es verstehen. Er musste es verstehen. Wie ein Ertrinkender, der den Stock vor seinen Augen sah, in dem Augenblick, da er aufgeben hatte. Wie jener Klippensteiger, den die Kraft verlässt, und dem im letzten Moment, da seine Hand loslässt, nicht die Leere erwartet, sondern ein Arm, der den seinen umschließt.

    Der graue Dunst am Boden bäumte sich auf. Raad ignorierte es. Dieses eine Wort ließ seine Welt erzittern. Für einen Herzschlag harrte die Dunkelheit, wollte zugreifen wie eine Schlange, die sich um ihr Opfer gewunden hatte.

    Mühsam presste der Leiter die Hände auf den Tisch. Er wollte sich erheben. Der Nordmann schütteln. Zwingen es zu wiederholen. Es war wichtig, obgleich er nicht wusste warum. Es war sein Halt. Er versuchte danach zu greifen.

    Sein Schädel dröhnte, als wehrte sich etwas in seinem Inneren. Sein Körper schien zu erzittern, indes er sich langsam hochzwang. Seine Muskeln brannten in dem Versuch, sich selbst zu spüren. Ich will es hören!, schallte es durch seinem Kopf.

    Die Finsternis zögerte. Dann zerriss sie. Als bräche die Sonne zwischen den Wolken hervor, kehrte die Farbe in die Welt zurück. Wie tausend feine Nadeln stachen sie in die Augen des ehemaligen Assassinen, dessen Hände sich an der Tischkante krallten. Er bemerkte zu spät, dass er noch saß. Dann stießen seine Arme ihn ab. Rücklings fiel er mit dem Stuhl auf den Boden. Und dem Moment, in dem er fiel, indem er nach Halt suchte, fand er ihn in seinem Kopf. Die Worte des Freundes durchdrangen die Leere und fluteten die Ruhe des Ortes grauen Dunstes mit einem Echo an Gefühlen. Dinge, die Raad glaubte, seit Tagen nicht mehr gespürt zu haben. Selbst der Geschmack des Schnapses auf dem Tisch schien ihm erst jetzt bewusst zu werden.

    Er begann zu lachen. Und lachte noch, als der Stuhl längst auf den Boden aufgeschlagen war. Seine Augen verengten sich in dem Schwall der Empfindungen, die ihn durchflutete, und funkelten vom Leben beseelt.

    So blieb er liegen und lachte. Dass Glück genießend, den Nordmann als Waffenbruder an seiner Seite zu wissen, obschon die Worte ihn verlassen hatte.

  4. Beiträge anzeigen #24 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Noxus Exitus
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    Noxus Exitus ist offline
    Großartig.

    Gewitzt. Die mir beste Beschreibung, die mir einfallen möchte.

    Zitat Zitat von Hyperius Beitrag anzeigen
    Das magische Schlichten konnte durchaus einmal fehlschlagen, nicht funktionieren oder kaum Wirkung zeigen, was insbesondere bei intelligenteren Gegnern oder Magiern der Fall war. Damit dass seine Bemühungen aber so derart daneben gingen und sich sogar ins Gegenteil verkehrten, hatte Hyperius jedoch nicht gerechnet und so traf ihn der Gegenschlag, wenn man dies denn so nennen konnte, umso härter. Noxus Exitus, dessen magische Begabung anscheinend deutlich über der des Glaubenshüters lag, hatte die Verbindung zwischen den beiden Männern dazu genutzt das ganze Chaos und die in ihm wütenden Dämonen temporär auch auf den Geist des Wassermagiers übergehen zu lassen und diese nicht nur im Echo der Verbindung abgeschwächt spüren zu können.
    Hätte der Varanter gekonnt, so hätte er die magische Verbindung an dieser Stelle wahrscheinlich aufgebrochen, doch sein Gegenüber hielt sie mit seiner Kraft aufrecht und zwang ihn so dazu das gleiche zu tun. Doch die Wahrnehmung von sich selbst, dem Schwarzmagier oder gar der Zelle, in der sie sich befanden, verschwand recht schnell während der Diener des Gleichgewichts immer tiefer in die sich ausbreitende Schwärze und das Chaos gezogen wurde. Aus dem anfänglichen Gemurmel und kurz aufflackernden Bildern wurde recht schnell lautes Geschrei, wirres Gerede und sich vor seinem geistigen Auge bewegende Dämonen und andere missgestaltete Wesen, die sicherlich keinen Platz in der Sphäre Adanos' hatten.

    "Na, du Wurm, dienst deinem Gott aufrichtig, ohne ihn je gesehen, erkannt oder gespürt zu haben?";"Ach lass ihn doch, die meisten der Diener Beliars haben auch noch nie direkten Kontakt zu ihm gehabt haben und er gibt ihm ihre Macht."; "Jaja, schon klar aber für so einen kleinen verklemmten und verblendeten Idealisten, wie das hier einer ist, ist die Bestätigung das Richtige zu tun wichtig. Naja Pech gehabt, du tust nicht das Richtige", erklangen die Stimmen in seinem Kopf und noch viele weitere Worte oder Phrasen, die der Pazifist zum Teil verstand, zum Teil die Bedeutung im Stimmengewirr unterging und manche der Geister oder Dämonen auch eine Sprache benutzten, die ihm völlig unbekannt war. "Guck mal, was ich hier für eine hübsche Erinnerung gefunden habe, ein Trauma vom Tod der Eltern. Schon schwach, da scheinbar gut verarbeitet, aber dennoch hervorholbar.", rief einer der Dämonen freudig und zerrte die Erinnerungen an den Tod seiner Eltern wieder in das Bewusstsein des Wassermagiers. Dies ließ ihn für einen Moment deutlich zusammenzucken, ehe er sich wieder fing, da er nun wusste und auch mehrmals fast am eigenen Leib verspürt hatte, wie nahe der Tod doch auch im Leben war und das dieser Begleiter alles Lebende akzeptiert werden musste, auch wenn es schwer fiel.
    Doch kaum waren diese Erinnerungen wieder beiseite geschoben, kramten die Kreaturen Beliars nun Erinnerungen an Verletzungen, Folter und Gefangenschaft wieder hervor und ließen sie die Gefühle erneut durchleben, so dass er unter Schmerzen sichtlich zusammenzuckte. Es fühlte sich kurz wie damals an, als Suzuran ihm den Pfeil in die Rippen schoß, als er von dem Orkschamanen Melog auf Argaan mit der Blutmagie fast zu Tode gefoltert worden wäre, ihn der untote Schattenläufer auf dem Schlachtfeld vor der Silberseeburg verletzte, oder seine vielen Phasen der Gefangenschaft und der Prügel, die er auf dem Festland durchlebt hatte. Innerlich schrie Hyperius vor Schmerz auf und hätte sich am liebsten die scheinbar vielen blutenden Wunden und seinen geschundenen Körper gehalten, die ihn zumindest in der mentalen Welt erneut zierten, wobei ihm nicht klar war ob sein Schrei auch in der realen Welt zuhören gewesen war. Sehr wahrscheinlich war es so und doch griff die Wache vor der Zellentür nicht ein, ob aus Gehorsam, Angst oder weil in der wirklichen Welt im Gegensatz zu den Ewigkeiten im Geistigen noch kaum Zeit vergangen war, das vermochte der Glaubenshüter nicht zu sagen.

    Nun war aber Schluss, denn nicht umsonst hatte der Pazifist alle diese Erinnerungen hinter sich gelassen und stand immer noch aufrecht und gefestigter im Glauben und in seiner Person dar und war zu keinem gebrochenen Mann, der sich von der Vergangenheit zerdrücken ließ, geworden. Die Steine, die man ihm in den Weg legte, nutze er um eine Treppe zu bauen, was nur zweitrangig mit seiner Vorliebe für Steine und seinen Tätigkeiten als Baumeister zu tun hatte. So kämpfte er sich langsam voran, um den Dämonen Einhalt zu Gebieten, was jedoch nicht im Chaos ging, sondern in einem Umfeld, in dem er selbst einen Heimvorteil hatte.
    So kostete es ihn zwar mit die letzten Reserven seines klaren Verstandes, doch als er die Augen wieder öffnete befand er sich selbst in einem Haus mit dutzenden, wenn nicht sogar hunderten, Treppen wieder, die zu einer unzähligen Zahl von Türen und dahinterliegenden Räumen führten, wobei die Grenzen des natürlichen Realismus' aufgehoben waren. Manche Türen befanden sich genauso selbstverständlich auf dem Boden oder an der Decke, wie auch die ein oder andere Treppe völlig verkehrt herum durch diese merkwürdige Gebäudekonstrukt führten. Die sich ebenso materialisierenden Horden von Dämonen und Geistern schienen im Gegensatz zu dem Diener Adanos' sichtlich von der neuen Situation verwirrt zu sein, in die der Herr des Körpers, den sie nun durchströmten, gebracht hatte. Durch die jahrelange Meditation, Sinnsuche und Hinterfragung des eigenen Ichs, war es dem Varanter gelungen eine gewisse Ordnung und Übersicht über sein Inneres, seine Gefühle und die Erinnerungen zu bekommen und eben jenes Können würde er jetzt benutzen, um wieder die Oberhand zu gewinnen in diesem Chaos.

    "Es ist nicht nett einen Körper zu besetzen und seinen Besitzer so in den Wahnsinn zu treiben, was genauso für Meister Noxus Exitus, wie auch für mich gilt. Ich hoffe, dass es euch gefällt, wenn ich das, was in meinem Geist schlummere gegen euch verwende.", sprach der Wassermagier mit einem Grinsen auf den Lippen, ehe er hinter einem Skelettdämon, der vor einer Tür stand auftauchte, diese aufriss und dabei zu sah, wie die Nomadenhorde, die ihn damals in Al Shedim für die Idee einen Friedenspakt mit den Orks in Lago zu schließen verprügelt hatte, herausstürmte und auch das Skelett zu Boden getrampelt zurückließ. "Schnappt ihn euch"; "Der will spielen, das soll er haben. Ich habe schon Menschen gequält, da war er noch nicht geboren."; "Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, diese Zelle nie betreten zu haben", entbrannte wieder das immer lauter werdende Stimmgewirr.

    Doch der Kartograph war nun wieder in seinem Element und langsam aber sicher Herr der Lage, auch wenn es ihn einen großen Teil seiner noch verbliebenen Kraftreserven kostete. Einer auf ihn zu rennenden Horde kleiner goblionoider Dämonen wich er geschickt aus und ließ sie in einen Raum voll explodierender Pflanzen rennen, die er damals auf der Expedition mit Irenir und anderen Nomaden im vergessenen Tal gesehen hatte. Während ein anderer Dämon den misslungenen Teleport, der an einer Wand endete, durchlebte, wurde der nächste von den Geistern der Ahnen, die Al Shedim heimgesucht hatten, attackiert. "Dies würde ich nicht nochmal gern durchleben", kam es dem Magier über die Lippen, als er die Falltür unter Vlad öffnete und dieser in den telekinetischen Käfig des argaanschen Oberschamanen Melog fiel, der sich immer weiter zu zog. So folgten noch weitere Erinnerungen und Emotionen aus seiner Vergangenheit, die er über die Dämonen hereinbrechen ließ, ehe das Gebäudekonstrukt verschwand und nur noch eine riesige Tür übrig blieb.
    "Ich hoffe, dass mein Widerstand euch zumindest für einen kurzen Moment so geschwächt hat, dass Meister Noxus Exitus wieder Herr seiner Sinne werden kann.", sprach er abschließend ehe sich das Tor öffnete und all die Dämonen und Geister in den dahinter befindlichen Strudel gesogen wurden. Als der Glaubenshüter die Augen wieder öffnete befand er sich erneut in der Zelle. Seine Arme, die den anderen Mann umklammerten, zitterten und ihm liefen große Schweißperlen über die Stirn. Wenn dies nicht ausgereicht hatte, um die Geister zurück zu schicken und für etwas Ruhe zu sorgen, dann würde das ganze wohl noch ganz übel enden, denn seine seine Kräfte schwanden zusehens mehr.

  5. Beiträge anzeigen #25 Zitieren
    Veteran Avatar von Curt
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    Der Orden Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline
    Mal eine andere Art, einen ersten Kontakt mit der Magie aufzubauen. Alter, tattoowierter Adlatus, der zusammen mit der Tochter einer Hure wohnt, erlangt Eingebung durch Selbstsadomasochismus. Klasse! Ich freue mich schon darauf, wenn er sich das erste Mal mit heißem Kerzenwachs übergießt

    Zitat Zitat von Vicktar Beitrag anzeigen
    "Innos, gib mir Kraft! Lass mich ein Werkzeug deines Willens sein!
    Deine macht soll durch mich fließen und meine Taten sollen deine Botschaft sein..."
    Langsam und sorgfältig murmelte Vicktar die Verse, während das stete Klatschen der fünfschwänzigen Peitsche die Stille zerriss und den Rücken des Adlatus' marterte. In manischer Beständigkeit rezitierte der alte Mann nun seit mehreren Stunden die verschiedensten Gebete und übte sich einer neuen Strategie zur Annäherung an die Magie folgend in den Praktiken der Kasteiung, die eine Reinigung des Geistes und Abhärtung von den weltlichen Sorgen versprachen. Der Rücken des Webers war mittlerweile völlig rot gescheuert, denn wenngleich sich die Peitsche nicht in die Haut einschnitt, zierten doch unzählige Striemen die alte Haut, die hier und da bereits im Begriff war, vollends aufzureißen. Die Peitsche in der linken Hand, die Rechte mit ihrer Tätowierung vor den immer noch scharfen Augen erhoben, kniete Vicktar inmitten des Raumes, während er auf das flackernde Licht der Gebetskerze starrte.
    Der Blick ins Feuer war der Hauptgrund für seine Entscheidung zur Selbstgeißelung gewesen - Vicktar wusste, dass er der Magie so näher kommen konnte, denn sein Geist hatte vor der Kraft seines Herrn nur deshalb kapituliert und war übermannt worden, weil sein Geist nicht wach genug gewesen war. Einzig der körperliche Schmerz hielt ihn wach genug, um die Kraft des Feuers in sich aufnehmen zu können und dabei die Kontrolle über sich selbst zu behalten. Und ganz nebenbei erfüllte es den nicht ganz unbedeutenden Zweck, sich jegliche fleischliche Gelüste auszutreiben, nachdem er seinen alten Gewohnheiten seit Ausbruch der Pest nicht mehr hatte nachkommen können. Immerhin lebte er mit einer jungen Frau in einem Haus, auch wenn sie körperlich noch ein Kind war, und gedachte ihrer äußerst oft, wenngleich in anderem Sinne, doch er wollte solche zerstörerischen Gedanken gar nicht erst aufkeimen lassen.

    "Stärke meinen Geist, auf dass er deine Gabe forme!
    Denn das Feuer ist in meinem Herzen."
    Mit einem letzten Schlag beendete er die Praktik, erhob sich ächzend und legte die Peitsche beiseite, um stattdessen zum Bußgürtel zu greifen, den er sich erst vor wenigen Stunden zugelegt hatte. Vicktars Körper war über alle Maßen angespannt, als er das Werkzeug der Selbstmarter zum ersten Male um seinen Oberschenkel legte und fest zog. Die nach innen gerichteten Dornen gruben sich unter brennendem Schmerz in das alte Fleisch, sodass der Adlatus die Zähne fletschte und die Augen zusammenkniff, doch er spürte die Befreiung, die die Marter ihm bot, augenblicklich. Wieder fiel er vor der Kerze auf die Knie und verfiel zurück in die Gebetsrezitationen, während er auf Flamme und Hand blickte. Die Vergegenwärtigung der Macht seines Herrn war geradezu greifbar, die Wirklichkeit der Wundertaten war deutlich sichtbar vor seinen Augen! Vicktar konzentrierte sich auf dieses Gefühl der Erfüllung, der Kraft und Stärke seines Geistes, gezogen aus dem Wissen um die Fähigkeiten, die den Gesegneten offen standen. Er versuchte, die Macht zu greifen, sie zu bewegen und an einem Ort - der Flamme der Gebetskerze - zu sammeln. Und da schien es ihm, als loderte die Kerze auf und als erfüllte ein unwirkliches Licht den Raum.
    Nur einen kurzen Moment lang hielt sich der Eindruck der Magie aufrecht, unstet und verwirrend, völlig zufällig wirkend und schwach in seiner Ausprägung, doch als er es fühlte, wusste Vicktar, dass er die Magie berührt hatte. Nur der Schmerz vergegenwärtigte ihm die Wahrhaftigkeit dieses Moments, und als in diesem Moment die Tür der Weberhütte in das Schloss fiel und Johanna in der Tür stand, wusste der alte Adlatus, dass er ohne das heilige Mädchen und dessen Taten nie die nötige Gewissheit erlangt hätte, um die Kraft der Magie, die wundervolle Gabe Innos', je kosten zu dürfen.

  6. Beiträge anzeigen #26 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Auszug aus dem Werk "Opportunismus und Repressionen" .... gut das wissen wir nicht mit Sicherheit, aber auf jeden Fall ein absolut toller Post aus der Feder Nicolei's

    Zitat Zitat von Nicolei Beitrag anzeigen
    Sinnierend lag er am Boden, in nichts als seine Beinkleider gehüllt und starrte zur Decke. Die Flecken und Spachtelstriche ergaben in seinem Kopf die wildesten Muster. Ab und zu war dort eine Schlange zu sehen, weiter rechts dagegen erhob sich ein Drache über einer Küste. Gleich daneben war ein Strichmännchen zu sehen.
    „Weißt du ob sich jemand Gedanken zu diesem Drachen gemacht hat?“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, ob sich jemand gedacht hatte, da wäre ein Drache echt toll.“
    „Ich glaube soweit haben sie nicht gedacht.“
    „Befürchte ich auch.“
    „Dass sie nicht gedacht haben?“
    „Dass Sie nicht gedacht haben, ist weniger das Problem, dass Problem ist dass viele gar nicht denken.“
    „Aha.“
    „Hmhm.“
    „Mit Selbstgesprächen fängt alles an.“
    „Ja“, meinte er zu sich selbst.
    „Erzähl mir doch mehr davon.“
    „Das willst du nicht wissen. Das will niemand wissen.“
    „Ich weiß, das ist ein Graus.“
    „Total.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich schlage ein Spiel vor.“
    „Welches denn?“
    „Wir vertauschen Wörter. Zum Beispiel, Magie und Phobie, Bevölkerung und Bewunderung, Glaube und Laune, Tod und Brot“
    „Aha.“
    „Die Laune Beliars findet in der Bewunderung der Welt ein paar offene Ohren.“
    „Interessant.“
    „Am Ende der Bevölkerung wartet nur das Brot.“
    „Sonnenklar.“
    „Aus Launen heraus entsteht viel schönes, doch die Phobie, aus dem faszinierenden Brot, versteht sich entgegen der Bewunderung der Städte. So kann man sagen, dass viele Launen geduldet werden, die Kunst des Brotes aber, wird verschmäht. Dabei ist dies die wundersame Phobie. Ja, der einzig wahre Weg, ist der zum Brot. Das Brot wartet auf uns alle. Hingegen sieht man in der Bevölkerung der armen Bewunderung, deren Tod alles ist was sie haben, sehr viel anklang, ja vielleicht sogar Potential, was die Phobie angeht, wenn sie doch nicht nur so magisch wären. Viele Phobiker bringen aber das Brot zur Bewunderung, wodurch die Bevölkerung drastisch schwindet.“
    „Ich kann nicht fassen, dass ich das nicht für Schwachsinn halte. Du hast manchmal wirklich ein Problem mit deinem Glauben.“
    Er nickte und stand mühsam auf. Kurze Zeit schwankte er, ehe er sich wieder fasste und zielstrebig in Richtung Weinflasche schlurfte. Während er sich ein neues Glas einschenkte summte er vor sich hin.
    Er leerte das Glas in einem Zug und schenkte sich wieder nach. Während sich das Glas füllte flüsterte er mit verstellter Stimme. „Wiederholen sie den Vorgang drei mal und setzt Euch wieder auf den Boden.“
    Gesagt getan.
    „Betrunken und glücklich, torkeln und tanzen, Wein und Speck, Langeweile und Euphorie.“
    „Bitte nicht.“
    „Noxus hatte so viel Speck und war so glücklich, dass er anfing zu tanzen und das sogar ohne irgendeine Phobie und sein Glaube wurde besser und besser. Er hatte eine große Bevölkerung hinter sich und die Langeweile, die er ausstrahlte war grenzenlos.“
    „Du hast sie doch nicht mehr alle, ich brauch mehr Speck um das zu ertragen.“
    „Du wirst noch viel zu glücklich wenn du so weiter machst.“
    „Ist das nicht der Grund warum man trinkt?“
    „Du scheinst sehr euphorisch zu sein.“
    „Und du bist sehr gläubig.“
    „Hm. Solltest du nicht an deiner Phobie arbeiten?“
    „Ich raste.“
    „Du wartest und führst seit einer Stunde Selbstgespräche“
    „Die Bevölkerung ist ja mir ja auch nicht wichtig.“
    „Verstehe.“
    „Hattest du nicht mal eine gewisse Spinnenmagie?“
    „Die du schamlos, jedes mal, ausnützt, im Ernst, du senkst meine Langeweile.“
    Er lachte.
    „Du wirkst sehr betrunken, hm?“
    „Ich bin nur glücklich.“
    „Mehr Speck?“
    „Noch mehr Speck und mich grüßt das Brot“
    „Ich hab Hunger.“
    „Marmeldatentod?“
    „Klingt gut.“
    Der Phobiker wandte sich zum gehen, mit unglaublicher Euphorie fiel ihm ein, dass er sich erst noch etwas anzuziehen hatte. Sein Glaube verschlechterte sich zusehends, ehe er mit einer Portion Speck das Zimmer verließ und überaus glücklich, tanzend, in Richtung Refektorium verschwand. Auf ihn wartete der Tod. Er freute sich schon darauf.

    Eine kleine Hommage an das Känguru

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Der Orden Innos' im Forenrollenspiel
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    Die Zeit war reif. Lange genug hatte Weißauge den kümmerlichen Menschen Zeit gegeben, sich ihres erbärmlichen Lebens zu freuen, Hoffnung zu sammeln oder sich gar der Illusion des Sieges hinzugeben. Geduldig wartete seine Armee im Schatten, mit dem sie bei ihrem vermeintlichen Rückzug verschmolzen waren. Er hingegen kreiste hoch oben am Himmel, den Vorhang aus Wolken als Schutz nutzend. Wenn immer er abstieg, um einen Blick auf die von Fackeln erleuchtete Stadt zu erhaschen, entdeckte er sie, ameisengleich arbeitend. Grollend lachte er, waren ihre Bemühungen doch nicht mehr wert, als ihre Versuche, ihre Stadt zu verteidigen. Nur aus einem Grund hatte er sich zurückgezogen: Die Niederlage der Menschen sollte sie tiefer erschüttern, als alles, was sie in ihrer kurzen Lebensspanne je erlebt haben konnten. Mit Wonne hatte er darüber nachgesonnen, wie sich die Gedanken dieses niederen Volkes überschlugen, nichtwissend, wann und ob er wiederkehren würde. Doch wenn Weißauge zum zweiten Angriff vorging, wo würde dieser stattfinden? Hatte er seine Armee durchs Gebirge ziehen lassen, gar überlegt, ob er sie vom Norden aus angreifen sollte? Oder würden die Echsenmenschen die Stadt aus beiden Seiten in die Mangel nehmen? Wie einfach der menschliche Geist doch zu täuschen war.

    Ein Zeichen, lediglich sichtbar für einen Drachen, verleitete ihn zu seinem nächsten Schritt. Elegant, wie es bei seiner Größe nicht möglich zu sein schien, rollte er sich auf den Rücken, umschlang sich mit dem weichen Wolkendunst, ehe er, hinuntergezogen durch sein eigenes Gewicht gen Erde stürzte. Die Flügel angelegt drehte er sich erneut, breitete sie schließlich aus und senkte sich auf die Stadt herab, wie der fliegende Tod selbst. Aus der Dunkelheit der Nacht schälte sich das Tor heraus, gab ihm ein Angriffsziel. Dieses Mal würde er all ihre Hoffnungen in einem Feuerstoß verbrennen, bis zur Unkenntlichkeit einäschern und die Überreste in alle Winde zerstreuen.
    Erste Schreie drangen zu ihm herauf, Schreie der Angst und des Entsetzens, Musik in seinen Ohren. Panisch rannten sie wie aufgescheuchte Käfer herum, besetzten die Mauer und...was war das? Riesige Waffen, die zuvor noch nicht dort standen wurden bemannt und ausgerichtet. Ganze Baumstämme schienen ihnen als Munition zu dienen. Glaubten sie wirklich, dass es ihnen etwas nutzen würde?
    Zorn ließ das Feuer in ihm auflodern, heißer und heißer werden, bis es nur noch einen Weg kannte. Hinaus! Mit mächtigem Gebrüll landete Weißauge auf der ersten überdimensionierten Armbrust, zermalmte sie unter seinen Fängen und schlug die Soldaten darum in die Flucht. Gleich darauf schwang er sich wieder in die Luft, entfesselte endlich seine Wut und ließ die zweite Waffe in einer Feuerwalze verschwinden.

    Beinahe anmutig ließ er sich hinter dem großen Südtor nieder, verkündete seine Ankunft mit einem wilden Schrei, ehe er seine Aufmerksamkeit auf das provisorisch verstärkte Portal der Stadt richtete. Holzbalken sollten seine Armee aufhalten? Lächerlich! Ein mächtiger Schwall versengte die Luft vor ihm, traf auf die Reste des vergoldeten Tores und äscherte die hölzernen Stämme ein. Sein Odem brachte nun mehr den Stahl vollständig zum Schmelzen, doch reichte es ihm nicht. Seine neuerliche Ankunft würde mit mehr beginnen, als dem bloßen zweiten Versuch. Er stürmte auf das Gemäuer zu, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schlug mit aller Kraft seine Krallen in den Torbogen, sodass der durch die Hitze geschwächte Stein zerbarst. Sein stachelbewehrter Schwanz folgte den diamantenen Klauen und brachte den Bogen vollends zum Einsturz. Niemand würde seine Krieger nun davon abhalten, in die Stadt einzufallen.
    Ein weiteres ohrenbetäubendes Brüllen folgte und trieb die kümmerlichen Maden zur Flucht. Sollten sie nur rennen, dieser steinerne Käfig würde ihr Untergang sein.
    von Braoin
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  8. Beiträge anzeigen #28 Zitieren
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Don hat die Vorlage geliefert. Hier ein sehr schöner Post von Wombel, der die Lage in der sich die Setarrifer befinden, auf eine sehr "schöne" und ruhige Weise beschreibt.

    Zitat Zitat von Wombel Beitrag anzeigen
    Als die Flüchtenden endlich das Südtor passiert hatten sahen Sie mutlos auf die Ebenen vor der Stadt. Mehrere provisorische Lager, Feuerstellen und Lagerstädten lagen auf der Ebene. Von hier aus waren die Bestien also in die Stadt gedrängt, hier hatten sich die Biester also gesammelt, um den Schlag gegen Setarrif zu führen.
    Seltsam.
    Wo waren sie so zahlreich hergekommen und wie in Adanos Namen hatte es überhaupt nur soweit kommen können? Diese Viecher lagerten vor Setarrif, unfassbar. Das wirklich Paradoxe an der Situation war jedoch, dass es hier zwar noch mehr von diesem Kroppzeug gab, aber war durch die weitläufige Ebene die Chance auf Verteidigung ein wenig günstiger. Sofort bildeten die Magier und Krieger kleine, aber äußerst wehrhafte und effiziente Gruppen. Die Rotten bestanden zumeist aus 3-4 Kriegern, 1-2 Magiern und einer Handvoll Flüchtlingen. Doch die Flucht über diese Ebene glich einem tödlichen Spießrutenlauf.

    Wenn überhaupt, wie viele Flüchtlinge würden es wohl tatsächlich schaffen durch diese Hölle zu stolpern?
    Und selbst wenn dies gelänge, was wäre dann?
    Wohin sollte es gehen?
    Die Silberseeburg?
    War dieses Gebäude, trotz der Mauern denn wirklich sicherer als die Stadt, die brennend hinter ihnen lag?

    Für einen kurzen Augenblick senkte sich eine unnatürliche Stille über die Ebene.
    Das Säbelrasseln erstarb, die Schreie verstummten, lediglich ein durch die Feuersbrunst erzeugter Sog lies einen scharfen, heulenden Wind über das unwirkliche Schlachtfeld ziehen.
    Augenscheinlich realisierten die Menschen in diesem Augenblick die Ausweglosigkeit Ihrer Lage und das Echsenvolk begriff, dass die Schlacht gewonnen war.
    So viel Blut und Tod.

    Wombel hielt trotzig seinen magischen Stab vor seiner Brust, die zerfetzte Adepten Robe flatterte im Wind und erneut erfasste den Zimmermann eine tiefe Ruhe. In den letzten Tagen war er dem Tod mehrere Male nur um Haaresbreite entgangen. Wenn es dann so sein sollte und dies Adanos Wille war ...
    "Es gibt schlechtere Orte zu sterben." Sagte er mit einem kalten Grinsen, wischte sich das Blut aus einer tiefen Kratzwunde an der rechten Wange. Während er den Blick über die unwirkliche, aber beinahe majestätisch wirkende Szenerie gleiten ließ, schien ihm das Leben noch nie kostbarer und süßer gewesen. Ein feines magisches Knistern lief durch seine breiten Fäuste, die den Stab mit ungewohnter Härte umfassten. Mehr denn je ließ er den magischen Fluss des besonderen Holzes durch seinen Körper zu, und je mehr er dieses Gefühl spürte umso mehr genoss er es.

    Doch dann war er vorbei, dieser einzigartige, winzige Augenblick war verstrichen, die Ruhe vor dem Sturm war vorüber.
    Von überall her hörte man ein leises, sanftes Rascheln, welches in ein lautstarkes Säbelrasseln mündete. Ein Raunen, welches sich in ein ohrenbetäubendes Schlachtengebrüll verwandelte.
    Die Menschen standen mit dem Mut der Verzweiflung noch enger zusammen und bereiteten sich, ebenfalls in das Schlachtgetöse einstimmend auf den letzten Sturm vor.

    Doch dazu kam es nicht.
    Dunkle Wolken verfinsterten den Himmel, ein gleißendes Licht erfüllte mit einem mal erschienen und der wahrhaftige Weltuntergang schien sich mit einem unmenschlichen Getöse über die Ebene auszubreiten. Erneut stand die Zeit still. Mit tränenden Augen und tauben Ohren blickte der Adept zum Horizont.

    In tiefer Ehrfurcht murmelte er unhörbar ein Gebet, ungläubig auf die Geschehnisse starrend:
    „Aber Adanos ließ die Flut kommen. Und das Wesen ward fortgespült von der Erde... aber mit ihm fortgespült wurden Bäume und Tiere.“
    „Und Adanos überkam eine tiefe Trauer… und so sprach Adanos zu seinen Brüdern: Nie mehr sollt ihr mein Land betreten denn es ist heilig und so soll es sein.“

  9. Beiträge anzeigen #29 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von HerrBrom
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    HerrBrom ist offline
    Ein wahres Meisterwerk!
    Zitat Zitat von Edon Mesotes Beitrag anzeigen
    Die allgemeine Dummheit schien zu schlafen. Das tat gut. In der Nacht wurde wahrlich am wenigsten Unfug geredet und damit reichte sich die Nacht praktisch selbst als Grund, warum es geradezu eine Pflicht war, die Nacht zu mögen. Am besten würde die Nacht ewig wären, die Ewigkeit sollte dem Tag das Anbrechen zu verweigern, um ihn daran zu hindern, dass er während seiner Herrschaft über den Himmel die Menschen dazu antrieb, jede mögliche und unmögliche Form verbaler Abartigkeiten in die Welt zu erbrechen und das ganze Sein unter einer schlicht nicht mehr zumutbaren Schicht Geistesmüll zu begraben. Nur Schlaf und Tod schienen die Feuerpriester überhaupt noch davon abzuhalten, die Welt unablässig durch den nie enden wollenden Schwall großspurig dahergefaselten Idiotiekonzentrates geistig vergammeln zu lassen - wenn überhaupt noch dadurch. Vor seinem inneren auge sah der Dieb eine Hunderschaft pennender Rotkutten, die unisono vor sich hin murmelten: "Ich bin das Feuer, das diese Welt läutert, meine Flamme wird das Chaos verzehren und Rauch des versengten Bösen steige ich auf zu immerwährende Glorie im Glanze des Lichtherren!... Ich bin das Feuer...." Abfackeln war an und für sich genommen nicht einmal keine schlechte Idee, aber warum standen jene, die es rein theoretisch könnten, allzeit auf dem Trichter, dass alles Brennen müsse, was Spaß macht... ... ... Edon hielt in seinem Gedanken inne. Ob die Feuermagier das wohl auch ihren Novizen so erklärten? "Es muss brennen, damit es Spaß macht!" Er musste lachen, schöner Gedanke.

    Vielleicht griff die Wahrheit, dass um diese Zeit doch alles schlief, doch nicht nur auf ihn nicht, der sich ja ohnehin stets darum bemühte, jegliche Wahrheit ihre Geltung verlieren zu lassen - sogar die Wahrheit, dass nicht wahr war wie es war. Am Seeufer kauerte noch etwas, das entweder etwas sehr totes Lebendes oder etwas sehr lebendiges Totes war - für einen Menschen bewegte es sich erstaunlich gar nicht und für einen Stein hatte es einen wahnsinnigen Sprint hingelegt, um sich innerhalb eines Tages dorthin zu schleppen, wo er gestern noch nicht mal erahnt hatte werden können. Edon sammelte einen Stock auf und ging auf die Silhouette zu, um ihm mit dem Stock in den Rücken zu stechen.

    "Ein verfluchter Findling, der nicht hören will. Stein der du gewesen, steh doch endlich nicht mehr still."

    Das Steindingens rührte sich und bewies damit für etwas festgefelstest unerhörte Dynamik. Es gab eben doch noch Zeichen und Wunder. Er hätte auch nicht geglaubt, dass er mal einen Fels beim Namen kennen würde.

    "Zu tun, als ob man Stein sei, wird einen selbigen kaum dazu erweichen, sich zu erweichen, darum sei weich wie Stein, dass dich niemals eines Steines Stärke erweiche!"

    belehrte er im Tonfall eines alten Lehrmeisters den Brom-Stein namens Stein-Brom...

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    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Ein toller und atmosphärischer Post!

    Zitat Zitat von Medin Beitrag anzeigen
    Es war ein verhältnismäßig kleiner Saal in der Zitadelle, der für die Anhörung hergerichtet worden war. Als Medin den länglichen Raum, an dessen Wänden einige rote Tücher mit dem Emblem Innos' hingen und der von einigen Feuerschalen erhellt wurde, betrat, waren alle anderen anscheinend schon da. Am Kopfende des Raumes, hinter einem quer gestellten Tisch, saß ein hoher Ritter, auf dessen Wappenrock golden das Wappen der myrtanischen Krone prangte. Flankiert wurde dieser Mann, der augenscheinlich der königliche Legat sein musste, rechterhand von einem Priester mit dem gleichen Wappen auf der Robe und linkerhand einem Schreiber, der einige Dokumente vor sich liegen hatte.
    Der Page, der Medin hierher geführt hatte, brachte ihn hinter verhältnismäßig niedriges Pult, das leicht links gelegen in der Mitte des Raumes mit einer Bank ausgestattet auf ihn als Beschuldigten wartete. Doch heute sollte sich entscheiden, ob er nach wie vor als so einer angesehen werden sollte oder nicht.
    Dem Pult auf gleicher Höhe auf der rechten Seite des Raumes waren ähnliche Plätze gegenüber gestellt, an denen Rufus und ein weiterer Medin unbekannter Mann bereits Platz genommen hatte. Natürlich hatte sich der Südländer die letzten Tage behutsam erkundigt, ob Rufus und Ingazio wirklich in Thorniara angekommen waren, um ihren Teil der Abmachung zu erfüllen. Der Händler war freilich nicht anwesend, ebenso wenig wie Francoise oder Lord Hagen. Alles andere hätte auch den Anschein einer unangebrachten Beeinflussung erweckt.
    „Sir Medin“, erhob der Schreiber das Wort, „ihr seid vorgeladen worden, um der neuerlichen Erkundung und Einsichtnahme von Beweismitteln in der Sache des gegen euch bereits zum Abschluss gebrachten Prozesses wegen Hochverrates beizuwohnen, in dem gegen euch ein Todesurteil durch die Gerichtsbarkeit seiner Majestät König Rhobars II. von Myrtana, Vorgänger seiner Majestät König Rhobars III., Herrscher von Myrtana, Varant und aller Inseln der myrtanischen See, Schutzherr der Südlichen Inseln sowie Erwählter unseres Gottes Innos ergangen ist. Erhebt euch vor Lord Caldromon, direktem Abgesandten des Königs und durch dessen Siegel sowie Innos' Segen zum alleinigen Richter in dieser Sache befugten Legaten.“
    Als Medin sich wieder erhob, spürte er die Blicke der Anwesenden – obwohl die Sitzung nicht öffentlich war, befanden sich einige Ritter Hagens im Raum – sowie des Legaten auf sich. Merkwürdigerweise empfand er aber vor allem den des nebem dem Legaten sitzenden Priesters als besonders streng.
    Und dann begann die Verhandlung. Ein überwiegender Teil bestand zunächst darin, all die alten Vorwürfe mit dem gesamten Komplott, in dass er verstrickt gewesen sein sollte, wieder aufzuwärmen und auszubreiten. Der Legat hatte seine Hausaufgaben gemacht, denn fast alles war da. Der Verrat von Draconiz nach dem Sturz von Khorinis, dessen Attentatsversuch auf Rhobar II., die zahlreichen früheren Verbindung zwischen ihm und Medin, ihre Waffenbrüderschaft und dann das Komplott zum Sturz Rhobars, vermittelt durch die ebenfalls verbrecherische Redsonja, die mit dem damaligen Oberbefehlshaber sogar das Bett geteilt haben sollte, um ihn zum Verrat und Beteiligung an der Aktion zu gewinnen. Es waren harte Minuten für Medin, in denen er das Angebot zu sitzen ausschlug und stattdessen aufrecht stehend – die Hände vor dem Körper verschränkt – den gesamten Alptraum noch einmal durchlebte. Es war ein Verrat, aber nicht seiner am Reich, sondern der des Reiches an ihm gewesen. Er, der dem Land und der Krone so viele Jahre gedient hatte, mehr als eine Wunde erlitten und Gefechte als Befehlshaber wieder zum Sieg geführt hatte. Er, der half die Orks im Minental zurückzuhalten. Er, der Ardea und Kap Dun mit persönlich geführten Kommandoaktionen zurückerobert hatte. Er, der Vengard gegen die Macht seines größten Feindes gehalten hatte. Fallen gelassen. Weggeworfen und verrottet, wenn er nicht aus den dunklen Kerkern geflohen wäre. Er wusste, dass ihm nur wenige tatsächlich den Tod gewünscht hatten. Aber zu viele hatten es in Kauf genommen und den Anschuldigungen geglaubt, als dass er sich dem einfach emotionslos fügen konnte. Es hatte die ganzen letzten Jahre wie eine dumpfe Wolke über ihm geschwebt. Für ihn war es Verrat gewesen.
    Er ertrug die Ausführungen stumm und regungslos. Der Name Trelisberg fiel während der Rekapitulation des Prozesses kaum. Als der Legat schließlich geendet hatte fühlte sich Medin wieder wie in einer Zelle. Von allen anderen im Raum war er endlos weit entfernt.
    „Rufus Quintus, erhebt euch“, forderte der Schreiber nun den geladenen Zeugen auf. Der hagere, nicht nur in Jahren gealterte Mann erhob sich von seiner Bank und verschränkte ebenfalls die Hände locker vor dem Körper. Ein Zeichen vor Gericht, dass man nichts zu verbergen hatte.
    „Ihr habt mir Pergamente zukommen lassen, die implizieren, dass ein Großteil der Beweise, die damals zur Verurteilung Sir Medins geführt haben, fingiert waren“, war dann wieder die kräftige, führende Stimme des Legaten zu hören. Wahrscheinlich hatte er erst in den letzten Jahren die Gunst des Königs auf dem Schlachtfeld errungen, was auch eine Erklärung dafür war, warum Medin ihn nicht kannte. „Eine Abschrift oder einen Entwurf der Korrespondenz zwischen dem Beschuldigten und Draconiz sowie die Abschrift eines Briefes an Lord Sidon, in dem Lord Trelisberg das baldige Ausscheiden des Oberbefehlshabers aus dem aktiven Dienst ankündigt – wir ihr sagt, vor bekannt werden der Anschuldigungen.“ Der Ritter beugte sich in seinem Stuhl nach vorne. „Das ist etwas wenig, bedenkt man, dass jeder zu jedem Zeitpunkt diese Dokumente hätte verfassen können. Wollt ihr euch dazu äußern?“
    „Das möchte ich“, war die kratzige Stimme des Alten zu hören.
    „Schwört ihr vor Innos, dass ihr nur die Wahrheit sagen und auch nichts die Wahrheit erhellendes auslassen werdet?“, fragte dann auf einmal der Priester neben dem Legaten und richtete sich ebenfalls in seinem Stuhl auf. Sein Blick war fest auf Rufus gerichtet.
    „Ich schwöre.“
    „Dann fahrt fort.“
    Rufus räusperte sich. Er hatte, seit er den Raum betreten hatte, kein einziges Mal zu Medin geblickt. Gut, denn es wäre nicht unbedingt von Vorteil wenn der Eindruck entstand, dass sie sich näher kennen würden.
    „Als persönlicher Kämmerer des verstorbenen Lords von Trelisberg sind viele Korrespondenzen durch meine Finger gegangen“, begann er seine Ausführungen. „Und obwohl von den wenigsten solche Abschriften existieren wie die, die ich euch zukommen ließ, kann ich mich noch an viele der bedeutenden gut erinnern. Vielmehr noch aber war ich oft auch zugegen, wenn der Lord geschäftliche Kontakte oder auch solche anderer Art in seinem Haus empfing und durfte ihnen beiwohnen, sodass ich Zeuge dieser Unterhaltungen wurde.“
    „Verstehe ich das richtig?“, unterbrach ihn der Legat. „Ihr hattet für den Prozess relevante Informationen und habt sie damals nicht angebracht, als Gericht gehalten wurde?“
    „Mein Lord, ich diente seit Kindesjahren erst im Haushalt des Vaters von Lord Trelisberg und dann in dem des Lords. Ich habe dort mein ganzes Leben verbracht und wie meine Treue in erster Linie seiner Lordschaft gehörte, so war ich als Leiter seiner Kammer auch zur Verschwiegenheit verpflichtet. Doch mit dem Tod seiner Lordschaft und dem Ende meines Dienstes fühle ich mich von dieser Verpflichtung entbunden und versuche auf diesem Wege nun auch die Schuld, die ich vor Innos auf mich geladen habe, zu tilgen.“
    Sein Blick wanderte kurz zu dem Priester hinüber. Der schaute dem Zeugen ungerührt direkt in die Augen. Kein Blinzeln.
    „Nun, ihr werdet euch hier nicht selbst belasten“, nickte Lord Caldromon. „Fahrt fort!“
    „In der Zeit, in der der Beschuldigte die ihm zur Last gelegten Taten begangen haben sollte, bin ich Zeuge einiger solcher Treffen gewesen. Unter anderem fanden mehrere Treffen zwischen Lord Trelisberg und Redsonja statt, deren konspirativer Sinn es war, Sir Medin in eine Falle zu locken, um ihm die Komplizenschaft an dem Komplott anzuhängen. Sie war es auch, die zu diesem Zweck das von Lord Trelisberg verfasste fingierte Schreiben von Draconiz in dem Gemächern des damaligen Oberbefehlshabers platzieren sollte.“
    „Ihr wollt also sagen, dass die ganze Geschichte von dem Komplott erfunden war?“
    „Meines Wissens und dem von Lord Trelisberg damals gab es kein solches Komplott. Es wurde einzig und allein als Fallstrick gegen den General erdacht.“
    Während dieser Sätze hatte der Schreiber neben dem Legaten eifrig mitgeschrieben. Für Schönschrift und Minuskeln kratzte die Feder viel zu hastig über das Pergament. Hier wurden nur Informationen gesammelt.
    „Ihr wollt also unter Eid aussagen“, hakte Lord Caldromon noch einmal nach, „dass sämtliche damals vorgebrachten Beweise auf konspirative Treffen von Lord Trelisberg und dieser Redsonja entstanden sind, ohne dass Sir Medin davon Kenntnis hatte.“
    Für einen Augenblick herrschte Stille im Raum. Nun lagen alle Blicke auf Rufus, der sich abermals räusperte.
    „So ist es, so wahr mir Innos helfe.“
    Medin spürte, wie er kurz blinzeln musste und die Auge schloss. Diesen kurzen Moment der Ruhe gönnte er sich … aber dann schlug er sie gleich wieder auf. Noch bevor der Legat Rufus die Erlaubnis zum sitzen erteilt hatte, traf der Blick des Priesters neben ihm wieder Medin. In diesen Augen lag kein Blinzeln. Der Südländer fühlte sich, als ob diese Augen ihm direkt in seine Seele blickten.
    „Sir Medin“, sprach ihn nun wieder der Lord an. „Ihr habt im damaligen Prozess eure komplette Unschuld beteuert und geschworen. Diese wird hier nun neu verhandelt. Habt ihr für den Prozess noch etwas hinzuzufügen?“
    „Nein“, antwortete er und dankte Innos, dass seine Stimme nach all der Zeit des Schweigens noch fest und klar war.
    „Wie möchtet ihr vor diesem Gericht plädieren?“ Vollkommen unerwartet hatte nun wieder der Priester das Wort ergriffen, ohne dass sich der Lord dadurch anscheinend gestört fühlte. Beide wandten ihre Blicke nicht von dem ehemaligen Oberbefehlshaber.
    „Ich möchte vor diesem Gericht und Innos schwören, dass ...“ Plötzlich stockte er. Im ersten Moment fühlte es sich an, als habe er einen Schlag mit dem Schild gegen den Kopf bekommen, doch kein Ruck ging durch seinen Körper. Er stand weiterhin kerzengerade, die Hände verschränkt, die Augen jedoch weit geöffnet. Der Priester blinzelte nicht. Und dann spürte er die Nacktheit und die Entblößung in der Erkenntnis, dass er nicht mehr alleine in seinem Kopf war. Ein kalter, unruhiger Windhauch. Etwas grub dort, faltete seine Gedanken auseinander, hob einige hoch um unter ihnen nach anderen zu forschen. Zuerst fühlte er sich an den Dämon erinnert, der einst von ihm gewaltsam Besitz ergriffen hatte, aber das hier war anders. Diese Macht spürte seine Erkenntnis sofort und trat daraufhin gleich wieder in den Hintergrund.
    „Fühlt ihr euch nicht gut?“, fragte der Legat mit gerunzelter Stirn.
    „Nein, es ist nichts“, entgegnete Medin und blickte wieder zu dem Priester. Er konnte spüren, dass der Magier noch immer in seinem Kopf war. Von Dienern des Feuers, die die Gedanken lesen konnten, hatte er schon gehört, aber nie gedacht es einmal am eigenen Leib zu spüren … oder überhaupt zu bemerken. Auch der Magier schien etwas überrascht ob der geistigen Lärms, den sein Eindringen verursacht hatte, ließ sich aber anscheinend nicht irritieren.
    „Ich schwöre vor diesem Gericht und vor Innos“, griff der Paladin den Faden wieder auf, „dass ich nie an einem wie mir in der damaligen Anklage zur Last gelegenen Komplott gegen den König beteiligt gewesen war. Ferner schwöre ich, nie meine Absichten oder Handlungen gegen das myrtanische Reich, die myrtanische Krone oder König Rhobar II. gerichtet zu haben, sondern diesen stets treu und Innos' Weg folgend gedient habe. Innos sei mein Zeuge!“
    Als er geendet hatte, lehnte sich der Magier wieder in seinem Stuhl zurück. Die unruhige Kälte schwand vollends aus Medins Kopf und er atmete tief aus.
    „Nun gut“, meinte der Legat, „ich werde die vorgebrachten Äußerungen und Beweise prüfen und nach einer Bewertung das Urteil fällen. Bis dahin ist die Sitzung geschlossen. Ihr werdet gerufen, wenn es soweit ist.“
    Damit war die Verhandlung vertagt und unruhiges Raunen machte sich unter einigen Anwesenden breit. Medin hingegen hatte kein Bedürfnis mit jemanden zu sprechen. Er verließ als einer der ersten den Raum.

  11. Beiträge anzeigen #31 Zitieren
    General Avatar von Yared
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    Yared ist offline
    Es ist ja nicht so, dass Edon im Schatzkästchen unterrepräsentiert wäre, aber hier beweist er wieder einmal, dass er nicht nur einen hervorragenden Schreibstil pflegt.

    Zitat Zitat von Edon Mesotes Beitrag anzeigen
    Edon starrte die fugen der Decke an. Sie zeigten ähnlich viel Enthusiasmus wie er. Morgen würde er aufbrechen und weiterziehen, ein gutes Stück reicher, als er angekommen war. Die Nomaden hatten ihren Mörder gefunden und verurteilt. In drei Tagen würde er im heißen Wüstensand das Ende seines kurzen Lebens erfahren und bis dahin darüber nachdenken, was er wohl falsch gemacht haben mochte. Einfach: er hatte sich erwischen lassen. Was sonst hätte Edon ihm wohl sagen sollen? Du hast dich mit dem falschen angelegt? Großartige Aussage. Sicherlich perfekt dazu geeignet, um konsequent zu kaschieren, dass Edon von sich selbst nicht wusste, wo er in dieser Sache stand. Verbrechen lohnt nicht? Wohl kaum. Edon schaute zu seinem Reisesack hinüber, der wunderbar bewies, dass sich Verbrechen auszahlen konnte. Sie lebten in einer Welt, in der so viele bewiesen, dass man als Mörder, Räuber und Schänder bis an die spitze kam, ja dass die Spitze wohl eher Mördern, Räubern und Schändern vorbehalten war. Nein, das einzige, was Edon vielleicht ehrlich hätte sagen können, war, dass es den Ratten von der Straße, ihm, Brago und all den anderen verlorenen Seelen, schlecht bekam, bei ihren Missetaten erwischt zu werden.
    Es klopfte an der Tür. Edon antwortete nicht und starrte weiter auf die Decke. Es klopfte wieder an die Tür. Der eine Stein da, in der rechten oberen ecke sah schon ziemlich rissig aus. Es klopfte ein drittes Mal. Wie viele Steine musste man wohl aus der Decke ziehen, ehe der ganze Tempel in sich zusammenbrach? Die Tür wurde aufgerissen. Edon starrte weiter ins Nichts.
    "Du bist der Kopfgeldjäger..."
    Edon schnaubte abfällig, sagte aber nichts. War er wirklich schon zu einem einfachen Kopfgeldjäger verkommen.
    "...der diesen Mörder gefangen - und ihm die Hand abgeschlagen - hat."
    Schritte in den Raum hinein hörte Edon und aus den augenwinkeln erspähte er eine Mähne schwarzer Haare, die hinter einer zierlichen Gestalt waberten. Das andere Kind seiner Eltern. Die Gestalt blieb stehen und musterte Edon, der regungslos auf dem Bett lag, immer noch in seinem langen, schwarzen Reisemantel, sein Schwert an das Bett gelehnt. Sie streckte die Hand nach Sturmschneide auf. Edon war schneller. Mit einem Satz richtete er sich in seinem bett auf und schlug ihre Hand beiseite, ehe sie den Schwertknauf aus Messing berühren konnte. Er sah sie böse an.
    "Was willst du hier, verlorene Seele?"
    Sturmschneide war sein Schwert, sein einziger Besitz von Wert, sein Fluch. Nur er und der Schmied, der es geschaffen hatte, hatten es je in der Hand gehalten, die verführerische schwere in der Hand gespürt, kannten das Gefühl, wenn es pfeifend durch die Luft sirrte, bereit, Stahl, Knochen und Fleisch zu zerschneiden.
    "Ich will dich anheuern. Du sollst den jagen, der Schuld an diesem Mord war."
    Vielleicht hätte Edon es lustig finden können, wenn diese Geschichte nicht schon viel zu lange gedauert hätte, in der er viel zu wenig zu lachen gehabt hatte. Trotzdem blitzte es in seinen Augen auf.
    "Bist du nich' 'n bisschen jung, um einen Söldner anzuheuern? Deine Magier würden sagen, für diese Scheiße ist man nie alt genug."
    Sie funkelte ihn böse an.
    "Ich bin sechzehn. Und ich kann dich bezahlen."
    Sie zog einen Dolch aus ihrem Mantel und rammte ihn in den Bettpfosten. Nun hätte Edon doch fast gelacht, als er die Klinge herauszog und besah. Er kannte sie nur allzu gut, ein Dolch mit silbernem Griff, härter, als Stahl hätte sein dürfen. Er sah noch genauso aus, wie an dem Tag, als er ihn in einen Tisch gerammt hatte, um ihn zurück an einen Mesotes zu geben, der mit so einer Klinge etwas anzufangen wusste. Seine Schwester bemerkte nicht, wie es in seinen Augenfunkelte und redete weiter.
    "Der Griff ist mit echtem Silber überzogen und die Klinge birgt ein Geheimnis. sie ist härter, als normaler Stahl. Ich gebe ihn dir als Anzahlung."
    Edon grinste belustigt und warf den Dolch an ihr vorbei in die Tür hinter ihr, wo er zittern stecken blieb.
    "Behalte dein Messer, ich habe eine bessere Klinge."
    "Ich zahle in Gold. Dreimal so viel, wie die Nomaden für Brago bezahlt haben."
    Diesmal lachte Edon offen. Er brauchte ja nicht zu verstecken, dass er das diesmal tatsächlich witzig fand.
    "Dreimal so viel? Also, äh, dein Name. Du hießt, also, hm..."
    "Mana. Mana Mesotes."
    "Also, Mana, weißt du denn den Namen des Mannes, für den du dreimal so viel Gold zahlen würdest wie die Nomaden für Brago von Ardea?"

    "Der Mann, den du suchen sollst, heißt Edon Mesotes!"

    ... ... ...

    ... ... ...

    In Edons Kopf tanzte ein kleines Männchen den Veitstanz während es irre kichernd schrie: "REINGEFALLEN! REINGEFALLEN! REINGEFALLEN!" Edon dachte sich einen zweiten Mann dazu, der dem kreischenden Männchen eines mit einem Streithammer auf die Zwölf gab. Er ordente seine Gedanken und schaute Mana unbeteiligt an.
    "Ich habe, glaube ich, einen Knick in einer Denkwindung. Dieser Edon ist doch nicht der, der den Mord beauftragt hat, sondern... soll der nicht tot sein?"
    "Er ist nicht tot - noch nicht. Ich weiß, dass er lebt und dass er der Abschaum ist, wegen dem all das passiert ist. Er hat sie im Stich gelassen und ins Grab getrieben. Jetzt soll er zahlen."

    Edon kratzte sich am Kopf. Ihm passierte alltäglich unalltäglicher Mist, aber jetzt könnte sich dafür bezahlen lassen, dass er sich als sein eigener Kopfgeldjäger selber jagte. Das klang - witzig...
    Er zuckte mit den Schultern.
    "Na, meinetwegen. Also paddeln wir ans Ende der Welt und töten jemanden der schon tot ist, um der Toten willen, die von einem Toten getötet wurden. Das klingt sinnig."

    Sie fuhr fauchend mit der Hand nach ihm, doch Edon duckte sich unter der Backpfeife weg und sprang von seinem Bett in die Höhe.

    "Alsdenn, auf geht's! Wo geht's eigentlich hin?"

    "Wir segeln nach Argaan und suchen nach ihm. Wie heißt du überhaupt?"

    "Nenn' mich Charon. Oder sprich mich einfach gar nicht an, das wäre mir auch recht."
    Yared im RPG | Korsar der Myrtanischen Krone | Armbrüste & Militäringenieurskunst
    "Das ungeschriebene Gesetz aller Armeen, Hauptmann. Die niedrigen Ränge genießen das Privileg, die geistige Gesundheit und die Kompetenz ihrer Befehlshaber in Frage zu stellen. Das ist der Mörtel, der eine Armee zusammenhält." - Croaker

"Und weißt du, was sie in Gang hält? Typen wie ich, die Typen wie dir in den Arsch treten, wenn sie mit dem Philosophieren anfangen." - Der Hauptmann
    Good writers borrow from other writers. Great writers steal from them outright. - Sam Seaborn

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    Abenteurerin Avatar von Cilie
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    Cilie ist offline
    Und schonwieder etwas großartiges aus der Feder Turangs:

    Zitat Zitat von Die Wassermagier Beitrag anzeigen
    Menschen konnten zum Lachen sein, wenn es bei ihnen nicht zum Weinen reichte. Wann immer sie etwas bemerkten, das ihren Erfahrungen gemäß stets gleich zu sein schien, dann neigten sie dazu, daraus zu folgern, dass dieses unbedingt so sein müsse, ja dass es in dem Wesen desselben, worüber sie nachdachten, zu liegen schien, folglich exakt so sein müsse und gar nicht anders sein könne. Noch schlimmer wurde das, wenn zwei verschiedene Dinge stets in einem bestimmten Verhältnis zueinander zu stehen schienen, dann wurde es erst richtig konfus. Denn dann folgerten sie dass diese Dinge in einem allgemeinen Verhältnis zueinander standen, ein Verhältnis, das gewissermaßen direkt zueinander und voneinander wegging, anstatt zu überlegen, dass dieses mutmaßliche Verhältnis nicht allein durch die beiden beobachteten Gegenstände, sondern gleichermaßen durch den Punkt der allgemeinen Anschauung die Illusion einer Verbindung erweckten. Ein wunderbares Beispiel war die Sprache. Menschen sprachen über Äpfel. Daran war nicht viel weiter tragisch, auch wenn Argon keine Äpfel mochte, denn darum ging es ja auch gar nicht. Wenn Menschen nur lange genug über Äpfel sprachen, dann begann in ihrem Kopf der Gedanke zu blühen, dass dieses rote Obst tatsächlich ein Apfel sei. Dabei war es doch viel mehr so, dass besagtes rotes Obst viel mehr als ein Apfel galt, anstatt einer zu sein, und er galt dort als Apfel, wo man sich darauf geeinigt hatte, ihn als Apfel gelten zu lassen. Nun hatte aber ein Apfel überhaupt nicht auch nur die geringste Verbindung zu dieser zufälligen Kombination von Lauten, die eine menschliche kehle herstellen konnten, sondern lag die Verbindung zwischen dem Wort des Apfels und dem Apfel selbst viel mehr im Kopf des Menschen anstatt beim Apfel selbst. So erging es natürlich nicht nur Äpfeln und Inseln und Silberseeburgen und Kaninchen, so erging es auch einem Argon. Dementsprechend musste er daran denken, wenn ein junger Novize durch die Burg rannte und nach einem Argon suchte, dass er nicht Argon war, sondern nur als Argon galt und zwar galt er möglicherweise im Kopf dieses Novizen als Argon, jedoch war er nicht Argon, wonach es völlig absurd schien, sich als der auszugeben, den dieser Novize suchte, denn er suchte ja nach dem, der Argon war und nicht nach dem, der nach allgemeinem Dafürhalten für Argon gehalten wurde, was zu heißen schein, dass er nicht nach ihm suchte. Ende der Geschichte.
    Es folgte jedoch eine Fortsetzung, die vielleicht interessant sein mochte, zu lesen. Denn nun fragte schon wieder jemand nach Argon, schon liefen sie durch die Siedlung und fragten nach Argon, Argon, Argon, wo doch aber niemand Argon war und nur jemand als Argon gelten mochte, ohne dieses jedoch wirklich sein zu können. Niemand kannte sie, genauso wenig, wie man ihn kannte, der er in einem Reisemantel an den Feuern saß. Nun aber waren diejenigen, die nach Argon fragten, jemand, der nach keinem Argon fragen dürfte, weil dieses Gespenst namens Argon in ihren Köpfen nicht nur das Allergeringste verloren hatte. Nun vielleicht war er nicht Argon, aber er galt im gemeinen als einer mit dem solchen Namen und wenn er sich dann als Argon vorstellte, dann weniger um des Argon Sein willen, doch um des Gespenst des Argon in einem Kopf, in dem es gar nicht spuken dürfte und so schwieg er sich nicht das Argon sein ab, sondern ergriff die initiative, den Spuk zu beenden.

    "Es kann keinen Argon geben, nur den, den ihr glaubt, finden zu können, wenn ihr nach einem Argon sucht. Doch eine solche Hoffnung mag nur Schein sein, denn was kann man sich schon von einem versprechen, nur weil er Argon heißen mag. Wenn ich euch sage, dass ich der bin, den ihr sucht, dann darf ich doch wohl auch fragen, warum jemand, der hier so fremd ist, glaubt, dass es ihm irgendetwas bringen möchte, einen Argon zu finden?"

    Turang

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    Schwertmeister Avatar von Snydex
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    Snydex ist offline
    Hier steht schon so lange nichts mehr, daher muss ich auch mal was beitragen.

    Dieser Post ist am 18.01.16 von Callindor verfasst worden und auch wenn ich es nicht erklären kann, ich finde es wirklich super schön geschrieben.

    Zitat Zitat von Callindor Beitrag anzeigen
    Dunkel war es inzwischen geworden und nachdem sich Snydex bei Bastian und Thea vorstellig gemacht hatte und sie gemeinsam zu Abend gegessen hatten, zog sich Callindor zurück und überließ es seinem Diener Bastian für Pierre und seinen Schüler einen Schlafplatz herzurichten. Wie gewöhnlich war sein Äußeres wie geleckt und seine Brille ruhte vornehm, in manchen Momenten sogar streng auf seinem Nasenrücken. Zum Glück kannte Callindor auch andere Seiten an ihm und wusste, dass es Bastian so nur am liebsten hatte, den Regeln nach und geordnet. Denn das bedeutete weniger Stress. Thea hingegen war während des Essens ungewohnt still und beteiligte sich nicht an den Themen am Tisch. Snydex erzählte von seinen Fortschritten während der Lehre und Pierre informierte die anderen darüber, was Liz und Lea so trieben. Es war etwas ungehörig, aber wenn Callindor ehrlich war, hörte er ab einem unbestimmten Zeitpunkt gar nicht mehr hin. Entschuldigend war er vom Tisch aufgestanden und bemerkte dabei gar nicht, dass er fast keinen Bissen von seinem Teller genommen hatte.

    Hierher zurück zu kommen stellte ihn immer wieder vor die Herausforderung, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Und ein ums andere Mal scheiterte er daran und war der Verzweiflung nahe. Hier war so viel Böses geschehen, so viel Trauer verblieben, die selbst nach zwei Jahren noch bleiern über dem Anwesen und den Weinbergen hing.

    Ruhig, mit silbrigem Blick und völlig in Gedanken öffnete Callindor die Tür und trat auf den ansonsten mit Kieseln gesäumten Vorplatz, der in seiner Mitte immer die am schönsten blühenden Blumen beherbergte, die Bastian höchstselbst Jahr um Jahr einpflanzte und hegte, als wären sie seine Kinder. Doch hier und jetzt war da nur der weiß leuchtende Schnee, der das Mondliche reflektierte und damit trotz der Dunkelheit genug zum Sehen bot. Es knirschte unter seinen Füßen, als der Magier sich seinen Weg zum großen Tor etwas abseits bahnte, mit Blick auf den weiter östlich gelegenen Wald, den man aber von dort aus nicht sehen konnte. Es wirkte alles so ruhig, und trotzdem was sich Callindor darüber sehr bewusst, dass diese Echsenwesen quasi überall lauern könnten. Doch wenn sie genauso wärmeempfindlich waren wir wir Menschen, so würden sie sich ebenso während der Winterzeit zurück ziehen. Es war beruhigend, gleichwohl Callindor dies aber nur vermutete und keinerlei Beweis darüber bestand, wie die Echsenwesen mit den Jahreszeiten umgingen.

    Einem Geräusch folgend drehte er sich um und stellte fest, dass in einem der Zimmer im obersten Stock eine der Kerzen brannte. Callindor folgerte daraus, dass dies Snydex' Zimmer sein würde. Das Fenster war geschlossen, kein Schatten huschte herum, vielleicht war sein Schüler eingeschlafen und hatte sie brennen lassen, oder war gerade in einer Meditation oder ein Gebet vertieft. Grund für das Geräusch war Bastian gewesen, dessen würdevolle Schritte schwer durch den härter werdenden Schnee knirschten. In seiner Hand hielt er den Umhang, den Callindor Stunden zuvor seinem Lehrling überreicht hatte. Ob Snydex ihn von seinem Zimmer aus beobachtet hatte und es für angebracht hielt, ihn jetzt zurück zu geben? Erst als der Innosmagier sich den Umhang umwarf wurde ihm bewusst, wie kalt es tatsächlich geworden war.
    Seine Magie war für heute ausgezehrt und obwohl sein Körper nach Ruhe verlangte, war er nicht müde. Oder besser gesagt, Callindor wollte nicht schlafen gehen. Denn im Bett, so allein mit seinen Gedanken, da kamen sie wieder zurück. Die Erinnerungen, die er tags über verdrängen kann, indem er sich mit vollem Elan in Snydex' Ausbildung stürzte. Aber in seinem Zimmer, im Dunkeln, war er ihnen schutzlos ausgeliefert. Sobald er seine Augen schloss, sah er die Bilder von damals, fühlte die Verzweiflung von Serena und seinem Sohn, selbst den Wahnsinn von Vic und auch die Dankbarkeit und Liebe von Nicolas. Rühmte er sich doch stets, dankbar zu sein für das Geschenk der Magie, so waren seine Gaben aber genauso ein Fluch, denn die Empathie war ein zweischneidiges Schwert. Niemand sagte, dass Gefühle nur einen bestimmten Zeitraum an einem Ort verweilten. Selbst nach so langer Zeit waren die Emotionen, die sich hier abspielten, für Callindor präsent und greifbar, als wären sie in den Stein und die Erde gesickert und hätten diesen Ort auf ewig dadurch markiert.

    Mit einem kumpelhaften Schlag auf die Schulter gesellte sich Bastian zu Callindor und schaute in die Dunkelheit vor ihm. Kein Laut war zu hören, eine gespenstische Stille hatte sich über diesen Ort gelegt.

    "Kannst du nicht schlafen? Ich würde dir so gern helfen. Doch Vics Taten haben diesen Ort geschändet und du bist es, der nun den Preis dafür zu zahlen hat."

    Callindor nickte verstehend, diese Erklärung hatte er von Bastian schon so oft gehört und dennoch schockierte sie ihn jedes Mal auf's Neue. Selbst im Tode blieb Vic eine Schmach für den Innosmagier, eine stete Erinnerung an sein Versagen.

    "Ja, ich weiß. Bastian, denkst du, wir könnten hier eingie der Obdachlosen unterbringen, solange der Winter tobt? In Thorniara sind die Reparaturen noch immer nicht abgeschlossen und viele Mütter und Kinder stehen vor dem Nichts."

    Sein Freund und Angestellter nickte zuversichtlich und führte aus, dass es seit dem Tod der van Dressels recht einsam auf dem großen Anwesen war und es sich sicher einrichten ließe, die Zimmer auf den oberen Etagen für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Vorräte würde es für die nächsten Wochen noch geben und das vordringlichste Ziel war ja, ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten, sodass sie nicht schutzlos der Kälte ausgesetzt waren.

    "Lass uns morgen darüber sprechen. Und nun ab in die Falle."

    "Ey, ey, Sir", meinte Callindor gehorsam und salutierte vor seinem Freund, lächelte und eilte anschließend in das Anwesen zurück. Doch je näher er seinem Zimmer kam, einige Türen entfernt von Snydex, wie er annahm, aber auf der selben Etage, desto langsamer wurden seine Schritte. Nur mit Widerwillen öffnete er die schwere, knarzende Tür, schloss sie hinter sich und begann, sich zu entkleiden. Zu oft hatte er dies hier schon allein tun müssen, umgeben von Dunkelheit und seinen düsteren Gedanken. Niemand war da, mit dem man seine intimsten Gefühle austauschen konnte und als Callindor endlich unter die Bettdecke gekrabbelt war, legte sich der Schleier des Schweigens schwer über das Zimmer. Ohrenbetäubend pochte sein Herz und Callindor wollte sich den Schmerz von der Seele schreien, doch stattdessen wälzte er sich nur hin und her, und wartete sehnsüchtig auf den Moment, an dem er vor Erschöpfung würde endlich einschlafen.

    Seine Träume waren stets ähnlich, handelten von Serena und Domenik, vom Verlust und auch seiner Trauer über den Tod von Nicolas. Immer wieder sah er seinen geliebten Dieb vor sich, beschienen vom Glanz der Sonne, einem Engel gleich. Und gleichsam schreckte Callindor aus seinem Traum auf, Nicolas' Namen rufend. Dies war exakt der Moment, in dem der einsame Innosmagier dachte, all dies wäre nur ein Traum gewesen, und das der warme Körper Nicolas gleich neben ihm liegen würde. Das er sich nur umzudrehen brauchte und sie würden sich in den Armen liegen. Doch dieser Moment dauert je nach Verfassung nur einen Augenblick, ein Wimpernschlag gerade, manchmal aber auch einige Sekunden, besonders dann, wenn seine Sehnsucht so unstillbar groß war.
    So groß wie heute nacht.
    Callindor fühlte sich so verloren und allein wie lange nicht. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass Snydex' Lehre das Vakuum in seinem Herzen würde füllen können, was es zu einem gewissen Teil auch tat, trotzdem reichte es nicht aus, ihm dieses Wiedererleben sines Verlustes zu ersparen. Schlimmer noch, je energischer er sich für seinen Schüler engagierte, desto zerschlagener und verlorener fühlte er sich, sobald er allein und für sich war.
    Und Snydex konnte er von alldem nichts erzählen. Das war Callindors Bürde und er wollte die Euphorie seines Schülers nicht mit seiner düsteren und dramatischen Vergangenheit schmälern. Für ihn war im Moment das Erforschen der Magie wichtig, und nicht das Seelenkostüm seines Lehrmeisters.

    Und so blieb Callindor nichts anderes, als erneut zu hoffen, einzuschlafen. Zusammengekauert wiegte er sich unter seiner Decke hin und her, leise Nicolas' Namen wimmernd, während Tränen über sein Gesicht liefen, die all das herausschrieen, was Callindor die ganze Zeit über sorgsam in seinem Innern eingeschlossen hatte. Wie sehr er sich nach ihm verzehrte, für einen Augenblick an seiner Seite nur allzu gern sein Leben würde hergeben. Doch in seinem Traum, wie auch in der Realität, war Nicolas tot, das war die bittere Wahrheit.

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    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    Sehr spannenden Kampf, der einerseits zeigt wie wunderschön man mit Druidenmagie und der Natur posten kann, aber andererseits auch was für Vorteile der KA Nebenskill hat .

    Zitat Zitat von San Daran Beitrag anzeigen
    "Stirb, Dämon!", knurrte San Daran und ein ähnliches Knurren entstieg ebenfalls der Kehle des Bären. Der Pirat spuckte auf den Boden, doch vermied er es, sich drei Mal im Kreis zu drehen. So wichtig es auch war Unheil von sich abzulenken, war es in dieser Situation vermutlich schlauer, wenn er diesem Wesen der Dunkelheit nicht den Rücken zukehren würde.

    "Du spielst mit Mächten, von denen du keine Ahnung hast, Mensch. Bereite dich darauf vor Beliars Antlitz zu erblicken!"

    Noch bevor die letzten hallenden Donnergrollen der Stimme auf der Lichtung verhallt waren, stürmte der Pirat auf den Dämon zu, den Säbel gehoben, doch die andere Hand, wegen der Verletzung, hing unbrauchbar an seiner Seite herab. Neben sich hörte er, vielleicht fühlte er sogar, die Masse des Bären, wie dieser sich in Bewegung setzte und auf den Dämon zuhielt. Der Dämon rührte sich nicht. Bis zur letzten Sekunde blieb er einfach teilnahmslos stehen, ein Körper voller wabernder Schatten, stets in Bewegung und seine Form fließend und unstet.
    Dann hob er lediglich eine Hand, von der ein schwarzer Ball davonstob und auf den Bären zu. Eine Wand schwarzen Rauches und kreischender Schatten trennte nun diese beiden Urgewalten, ließ den Bär abbremsen, doch trotzdem gegen sie prallen und mit einem Schmerzensbrüllen zurückweichen.

    Auf San Darans nähernde Klinge war eine einfach Bewegung mit seiner die Antwort, der glänzende Säbel des Piraten traf auf das tropfende, gezackte Schwert des Dämons. Zwar bewegte sich dieses Wesen langsam, doch schien er immer zu wissen, wohin San Daran schlagen wollte. Stets parierte der Dämon ohne jegliches Bemühen, wenn seine Abwehr nicht stattfand, hielt San Darans Säbel aus unbeschreiblichen Gründen kurz vor der Haut des Dämons in der Luft an.

    Ganz in den Kampf vertieft konnte er nur aus dem Augenwinkel erkennen, was der Bär trieb. Anscheinend von Wesen bedroht, die nur er sehen konnte, drehte er sich im Kreis, schlug in die Luft, biss, und wich zurück.

    Langsam stiegen Töne aus der Kehle, wenn es überhaupt so etwas besaß, des Dämons nach oben. Der Kampfesgeist des Piraten steigerte sich. Es keuchte! Langsam ermattete es, vermutlich war es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte im Turm gefangen gewesen, bevor San Daran es unfreiwillig befreit hatte. Dann aber bemerkte er die wahre Bedeutung der aufsteigenden Geräusche. Es lachte.
    Es gab sich keinerlei Mühe. Es lachte nur, es war alles ein Spiel für ihn.

    "Willst du wirklich gegen mich kämpfen?

    Langsam wich er von dem Dämon zurück und senkte seine Waffe. Es hatte Recht. Eigentlich hatte es ihn vor dem Bären geschützt, ja sogar gerettet! War es nicht stets auf seiner Seite gewichen? Zu seinen Freunden hatte es ihn geführt, einen sicheren Weg aus dem Wald hatte es ihm gezeigt. Und jetzt, da es sein Leben retten wollte, richtete sich San Daran, der Ungläubige, gegen ihn?

    Der Bär war der eigentliche Feind. Er drehte sich um, erhob seine Klinge und ging auf den Bären los. Dieser hatte sich ebenfalls von seinem Kampf befreit und trottete knurrend und mit gefletschten Zähnen San Daran entgegen. Der Kamp brauste wie ein Sturm los, zwei verletzte, starke Kontrahenten, die ihre gesamte Gewalt in ihre Schläge steckten. Unter einer Pranke durchtauchend schlug er nach dem Bären, ritzte ihm die Haut auf, doch nicht tief genug, bevor eine Tatze ihn umwarf. Er drehte sich auf dem Boden zur Seite, entging so dem Kiefer des Bären und sprang auf, hackte nach ihm, doch das Wesen wich zurück. Als es auf ihn einstürmte sprang er zur Seite, schlug dann nach der Hüfte des Bären, die er knapp verfehlte, bevor dieser sich wieder umdrehte und sich auf seiner Hinterbeine stellte.

    Der Dämon lachte.

    San Daran sprang zurück, entging so nur um Haaresbreite dem Angriff des Bären und hieb auf ihn ein. Pranken hieben nach ihm, ein Kiefer biss mit gewaltiger Kraft stets ins Leere, doch nicht oft kurz von ihm entfernt.

    Der Dämon lachte.

    Rotglühende Augen betrachteten ihn drohend aus einem haarigen Gesicht, die Lefzen hochgezogen. Dann färbten sie sich für einen Moment wieder braun und der Bär wich, beinahe schon ängstlich, zurück. San Darans Hand pochte.
    Das gab den Ausschlag. Hatte er nicht vorhin noch sein Leben riskiert, um dem Bären zu helfen? Er war nicht sein Feind.

    "Du bist es!", murmelte er leise dem Dämon entgegen, doch hallte dieses Murmeln tausendfach in seinem Schädel. Es war, als ob eine große Scheibe zersprang. Die Realität hatte hinter dieser Scheibe gelegen und nun wurde sie wieder freigesetzt.
    Der Dämon hatte seine Hand, in der keine Waffe war, ausgestreckt. Von ihr liefen dutzende rote Fäden, die durch die Luft von ihm zu dem Bären und zu San Daran flossen und wieder zurück.

    ES hatte des Piraten Säbel geführt. ES hatte den Bären geführt.

    "Zu Schade, dass du zu schnell auf mein Spiel gekommen ist. Du hast es kaputt gemacht, aber das macht nichts. Es war das Letzte, was du getan hast!"

    Langsam führte San Daran seinen Säbel in Richtung seiner Kehle.
    Zitat Zitat von Rekhyt Beitrag anzeigen
    Es war ohne Frage ein außergewöhnliches Spektakel, welches sich Rekhyt bot. Recht schnell hatte er das monströse Biest als Feind auserkoren und den Bären als Nebendarsteller, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Gerade wollte er also San gegen seinen Gegner unterstützen, da änderte sich plötzlich das Verhalten aller Beteiligten. Das Tier ging auf San los und dieser ließ plötzlich von dem Dämon ab. Nur wenige Augenblicke länger dauerte es bis der Magiebegabter die Hintergründe dieser Aktion durchschaute. Eigentlich war es unverkennbar, wie das Monster die beiden anderen wie ein Puppenspieler manipulierte. Ein Eingreifen war nun noch wichtiger als zuvor, doch erneut kam ihm eine Änderung der Situtation zuvor. Verdammt, er musste schneller werden!
    San hatte offensichtlich ganz von alleine das Spiel des Dämons durchschaut und wandte sich erneut gegen ihn. Der Erfolg dieser Erkenntnis war allerdings nur von kurzer Dauer, da der Dämon wohl empfand genug gespielt zu haben und San an seiner statt das ganze Geschehen beenden sollte. Immer näher kam die Klinge seinem Hals und Rekhyts Handeln durfte nicht länger auf sich warten lassen.

    Er erinnerte sich an die ersten Kontakte mit Lebewesen, wie er aufgefordert gewesen war ganz vorsichtig vorzugehen um ihren Geist nicht zu verschrecken. Diesmal war das Gegenteil angesagt. All seine Kraft nahm er zusammen und warf sie gegen den Geist des Dämon. Es war ein riskantes Manöver, da der Feind dadurch sicher auf ihn aufmerksam werden musste, aber es ließ sich nicht vermeiden. Tatsächlich schien der plötzliche Gegenangriff das Wesen für einen Moment aus seiner Konzentration zu werfen, denn Sans Schwert wich schlagartig zurück. Doch schon wenige Momente später merkte er wie sich der Dämon wieder sammelte und wie seine mentalen Kräfte denen Rekhyt vermutlich deutlich überlegen wären.
    Schnell beschloss er seinen Plan zu ändern.
    "San, ich bin's", rief er aus seinem Versteck und hatte seine Position endgültig preisgegeben. Der Dämon reagierte und feurte ein Geschoss aus schwarzen Flammen in seine Richtung. Rekhyt, der auf dem Ast auf dem er eben noch gesessen hatte wenig Fluchtmöglichkeit sah, ließ sich einfach fallen, landete mit einem lauten Platsch irgendwo im schlammigen Wasser und verhielt sich ruhig. Für den Moment folgte kein weiterer Angriff und so sandte er wieder seine Magie aus. Diesmal aber vorsichtiger, da er San als Ziel auserkoren hatte. Er versuchte so gut es ging Ruhe zu vermitteln und hoffte er könnte sich insgeheim an das Gefühl seiner Magie erinnern, damit er ihn ungehindert gewähren lassen würde.
    Zweifelsohne konnte man die Abwehr seines Geistes trainieren, doch San hatte dieses Trainig nie gehabt und so bestand Rekhyt Hoffnung darin in Kontakt mit dem Geist des Schmiedes seine geistige Verteidigung gegen den Dämon zu verbessern.

    Blieb nur zu hoffen, dass San selbst nichts gegen Rekhyts Pläne unternahm, immerhin konnten sie nicht mit Worten kommunizieren und ob die geistige Kommunikation mit Menschen genauso funktionierte wie mit Tieren wusste der Druidenlehrling nicht. Dennoch versuchte er Feindseligkeit gegen den Dämon zu schüren und für dessen magische Angriffe gewappnet zu sein. Den physischen Kampf würde er San überlassen und der Bär... der Bär war groß, stark, wütend und stellte alles in allem eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Trotzdem war er gerade die nebensächliche Lebensbedrohung, sodass Rekhyt erst einmal abwarten wollte wie sein Plan bezüglich des Dämon aufging, ehe er sich dem nächsten Problem widmete.
    Zitat Zitat von San Daran Beitrag anzeigen
    Der Säbel ritzte schon beinahe die Haut an, schon spürte er den Hauch des Todes ihm ins Antlitz blasen, da gelang er unerwartet wieder unter Kontrolle seines Körpers und ließ seine Waffe fallen. Just in diesem Moment hörte er Rekhyts Stimme ihm zurufen und ein dunkler Ball aus Schatten und Tod wurde in Richtung der Stimme geschleudert.
    "Rekhyt!", rief er zurück. Ein Platschen im Wasser.
    Sein Freund hatte ihm helfen wollen. War er dafür jetzt getötet worden? So rasch, wie man einen Vogel abschoss, wie man einen Fisch das Genick brach? Vielleicht waren sie ja nicht mehr für diesen Dämon. Eine Träne wollte aus seinem Auge austreten, da spürte er wieder, wie etwas in seinen Geist drang. Doch es war ein anderes Gefühl. Ein wärmeres, erheiternderes. Wie ein Gast, des zur Tür eintrat, ein Freund, den man lange nicht gesehen hatte, der gestattet war. Nicht wie dieser Dämon, der die Tür eintrat und das Haus in Flammen setzte. Es fühlte sich an wie die Magie Rekhyts, als er San Darans Hand untersucht hatte.

    Nun lachte der Dämon nicht mehr. Er sagte auch nichts mehr. Kopfschmerzen traten bei dem Piraten ein. Was geschah dort in seinem Geist? Die Wärme Rekhyts schickte ihm Gefühle. Wie Bilder. Kämpfe gegen den Dämon, Klingen die sich kreuzten. Was wollte er ihm sagen? Sollte San den Dämon angreifen? Kämpfte sein Freund mit dem Dämon?
    Es war ja im Grunde auch egal, er konnte sich hier nur befreien, indem er dieses Wesen zurück in seine Hölle schickte.

    Versuchsweise machte er einen Schritt nach vorne, dann noch einen. Er bewegte seine Arme. Auch sie gehorchten seinem Willen, auch wenn es sich anfühlte, als sei er aus einem Wochenlangen Schlaf erwacht. Der Dämon war still. Weder sagte er etwas, noch lachte er, was der Pirat aber als gutes Zeichen ansah. Ein Blick zum Bären zeigte, dass dessen Augen wieder Dunkelbraun geworden waren, doch kam er nicht vorwärts sondern tänzelte nur merkwürdig auf der Stelle.

    Der Hass gegenüber dem Wesen der Dunkelheit wurde in San Daran stärker gleich einer Flamme, die auf trockenes Holz gestoßen war. Sie stieg auf, loderte auf, suchte nach weiterem Brennmaterial. Mit seiner verletzten Hand zog er Wurfmesser aus seinem Gürtel. Er konnte sie wohl kaum belasten, doch die Messer halten tat sie. Dann versuchte er etwas, was er noch nie zuvor getan hatte. Er warf ein Messer, während er eine Waffe in der Hand hielt. Zeigefinger und Daumen seiner nichtverletzten Hand schlossen sich um ein Wurfmesser und er warf und rannte los.

    Der Dämon traf mit seiner Klinge das Wurfmesser und schleuderte es zu Boden, doch dann war San Daran bei dem Wesen und schlug zu. Nun hielt seine Klinge nicht mehr vor der schattigen, wabernden Haut des Dämons sondern fuhren hinein und trafen auf etwas wie Fleisch. Noch etwas benommen hatte er nicht allzu stark zugeschlagen, doch das Wesen schnaubte und aus denn Schulter tropfte schwarze Flüssigkeit, die auf dem Boden sofort verdampfte. Dann schlag auch es zu und der Pirat blockierte.
    Bald bemerkte er, dass er wenig Chance hatte, doch schon weitaus mehr, als vorhin. Das Wesen wusste nicht mehr, wohin er schlagen wollte und musste schneller und ungenauer mit seiner Klinge umgehen. Die Tropfen auf der Klinge des Dämons brannten, wenn sie auf seiner Haut aufkamen, doch hinterließen sie keinen dauerhaften Schmerz. In Kopf flirrten Gefühle umher, wie Fliegen über einem toten Tier. Mal wurde das Gefühl von Rekhyt schwächer, dann wieder viel stärker und damit auch San Daran. Manchmal wurde seine Klinge wie im vorigen Kampf von der Haut des Dämons abgelenkt, manchmal aber traf er auch und dunkles Blut spritzte über die Lichtung und ein überraschtes Grunzen gelang aus der tiefe der Kehle des Dämons hervor.

    Sein Säbel flog rasch durch die Luft, die Klinge des Dämons war träger, aber stärker. Wenn er einmal zutraf, musste der Pirat schon zurückweichen oder es ging ein Ruck durch seinen blockenden Waffenarm. Er musste mehrfach ausweichen, ducken oder zurückweichen, doch dieses Wesen schien nicht zu ermatten. Rekhyt konnte wohl auch nicht kämpfen, vermutlich war er in einer Art geistigem Kampf mit dem dunklen, uralten Geist.

    Dann passierte etwas vollkommen Unerwartetes. Der Dämon wurde umgeschmissen. Ein massiger Körper hatte sich auf ihn geworfen und drückte ihn zu Boden. Die beiden Gestalten, eine haarig und mit seinen großen Pranken, die andere eher dünn, doch muskulös und sogar größer als der Bär, rangen auf dem Boden miteinander und versuchten die Oberhand zu gelangen. San Daran trat auf die beiden zu, doch wagte er sich nicht, in den Kampf einzugreifen, da er selber nur so leichter dazwischen gerate und zerquetscht werden konnte. Doch dann rappelte der Dämon sich auf, indem er zurück krabbelte. Diese ängstliche Geste nahm ihm mit einem Mal alles grausig majestätische und machtvolle. Er holte mit seiner riesigen Kline weit aus und....

    Da war San Darans Säbel zur Stelle. Im Kampf mit dem Bären hatte er auf den Piraten nicht mehr geachtet und auch seine Gedanken waren viel klarer. Er schlug nicht auf die Waffe, sondern zielte sogleich auf die Klaue, die sie hielt.
    Dunkles Blut spritze aus dem entstandenen Stumpf, Waffe und Klaue flogen zu Boden und verdampften dort sofort in einem wabernden schwarzen Rauch und hinterließen nur einen Brandfleckt. Das war das erste Mal, dass der Dämon schrie. Es glich sogar einem Kreischen, dem Todesschrei tausender sterbender Männer und Frauen, die gleichzeit aus der Kehle stiegen. Die dunklen Flügel fächerten sich aus und mit einem Sprung war er in der Luft, doch ein Wurfmesser flog ihm sofort hinterher und traf ihn im Rücken.
    In der Luft drehte der Dämon sich um, als ihn ein weiterer im Flügel traf. Es flog durch die lederne Haut, wie durch Papier, doch brachte es dem Dämon in Ungleichgewicht und der schwarze Ball aus Dunkelheit, den er werfen wollte, flog knapp über San Darans Kopf.
    Im nächsten Moment verbiss sich der Bär in den Knöchel des Dämons und riss ihn zu Boden. Jetzt ereignete sich wieder das selbe raue Schauspiel, das sich bereits bei dem Echsenmenschen abgespielt hatte. Der Dämon zuckte und versuchte dem Bären von sich zu schieben, doch dessen Kiefer verbissen sich wieder und wieder in die Kehle, rissen wabernde Schatten davon und verspritzten dunkles Blut.

    Langsam und vorsichtig schritt San Daran auf die beiden zu. Er ließ seinen Säbel fallen und zog seinen Dolch, an dem immer noch sein eigenes Blut klebte. In seinem Geist machten sich Bilder eines Herzens auf. Ein dunkles, das immer noch schlug. Allmählich, ganz sanft, schob er den Bären zur Seite und wunderte sich nicht einmal, als dieser ihm sogar folgte und zurückwich.

    Der Dämon lag zuckend da, wenn man es so nennen konnte. Seine Arme und Beine verschwommen und verfestigten sich, mal waren sie gut sichtbar, dann erkannte man wieder das sich langsam schwärzende Gras darunter. Von seinem Hals war nicht mehr viel zu erkennen, nur dass in Schüben massen an dunkler Flüssigkeit hervortraten.

    San Daran kniete sich auf das Wesen und rammte seinen Dolch bis zum Anschlag in dessen Brust. Es gab ein letztes Aufbegehren, sämtliche Glieder des Dämons schlugen aus, dann wurde alles schwarz und San spürte, wie er zu Boden geschleudert wurde...

    Er kämpfte selber mit sich, mit der Dunkelheit, doch entstieg er ihr langsam, wie aus einem tiefen Gewässer. Als er die Augen aufschlug, bemerkte er erst einmal den Bären. Seine dunkelbraunen Augen musterten ihn, dann leckte er über San Darans Verletzungen, zuerst über seine Brust, dann über seine Hand.
    "Danke.", murmelte er und stand allmählich auf, der Bär immer noch neben ihm. An der Stelle, an der der Dämon verschwunden war, war der Boden verkohlt. Es gab keine Zeichen von Blut oder Fleisch, nur schwarze, tote Erde. Der Pirat steckte den Säbel zurück in seinen Gürtel und streichelte vorsichtig die Schulter des Bären, immer noch unsicher, ob dieser ihm im nächsten Moment ebenfalls die Kehle durchbeissen wollte. Dabei fiel ihm etwas auf. Das Mal war weg. Aber nicht nur das. Sämtliche Male waren weg. Er riss sich die Lederrüstung vom Leib. Seine Tätowierungen waren verschwunden. Komplett. Darunter war die Haut wie zuvor, nur dass einige neue Narben sichtlich waren.

    "Was zum..."; beinahe hatte er Beliar gesagt, dann biss er sich in die Zunge. "großen Bären.", schloss er dann.

    "Rekhyt!", sein Freund fiel ihm wieder ein. Lag er da noch im Wasser? War er verletzt? Oder gar tot, hatte sein Geist ihm geholfen? Er rannte in die Richtung, aus der das Platschen gekommen war und spürte, wie hinter ihm der Bär ihm folgte.

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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Murielle beschreibt auf großartige Weise ein bisher unentdecktes Kleinod in Stewark. Einen Kuriositätenladen, wie es wohl keinen zweiten gibt, angefüllt mit den seltsamsten und interessantesten Dingen.
    Zitat Zitat von Murielle Beitrag anzeigen
    Seine letzten Worte hatte Murielle schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen, weil sie sich fasziniert einem Stapel Bücher zugewandt hatte und nun deren sorgfältig beschriftete Einbände las. „Die Kunst der fortgeschrittenen Haarspalterei“ nahm sie kurz in die Hand, legte es dann aber wieder fort, weil sie nicht vorhatte, diese zu erlernen. „Anleitung zur Wahrheitsflexion“, las sie schmunzelnd leise einen Buchtitel vor und nahm dann Band 1 der langen Reihe „Gesammelte Werke der Verwirrung“ in die Hand, um darin zu blättern. Sie blinzelte, weil die sonderbar ineinander verschlungenen Buchstaben vor ihren Augen zu verschwimmen schienen und als sich dies immer noch nicht gelegt hatte, stellte sie das Buch irritiert an seinen Platz zurück.

    In einem der Regale hatte sie ein geöffnetes Beutelchen aus filigranstem Stoff entdeckt und spähte nun neugierig hinein, um den Inhalt zu begutachten. Alles, was sie sehen konnte, waren Fusseln und sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass von ihnen ein recht schwacher, aber dennoch unangenehmer Geruch ausging. „Nicht anfassen!“, ertönte schon Garricks Stimme, „Das sind Fusseln aus dem Bauchnabel des Dämonen Khavek, dem unbarmherzigen Zerreißer aus Belharbor! Giftig!“

    Erschrocken beschaute Murielle sich stattdessen ein Glas, in dem eine Art Glühwürmchen gefangen zu sein schien, welches ein recht intensives Licht abgab. Ein Schildchen am Behäter wies es als „Magischen Wurm aus dauerhaftem Licht“ aus. Ein unscheinbares Stück Kreide weckte ihr Interesse. „Was ist daran besonders?“, fragte sie und Garrick erklärte ihr, dass es sich dabei um Schattenkreide handelte, mit welcher es möglich war, unsichtbare Botschaften zu hinterlassen, die man nur mit einer eigens dafür verzauberten Linse lesen konnte, die er natürlich auch in seinem Angebot hatte.

    „Verrückt.“, sagte sie an Don-Esteban gerichtet und sah ihn lächelnd mit glänzenden Augen an. Es gefiel ihr hier außerordentlich. So viele Dinge, so viele Möglichkeiten. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt.

  16. Beiträge anzeigen #36 Zitieren
    Fischjägerin  Avatar von Larah
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    Larah ist offline
    Was soll ich groß sagen? Die kompakte Komposition diese Kleinods ist ein Fest und hier wird Mäxle g'spielt!

    Zitat Zitat von Edon Mesotes Beitrag anzeigen
    Mit ein paar behutsamen Hammerschlägen klöppelte Charon vollends den Steckbrief an die Wand und strich das finster blickende Gesicht ihres hochverehrten Pflegefalls glatt.

    Lardo von Setarrif
    Gesucht wegen Hochverrat, Raubmord, Brandstiftung, Eidbruch und Ketzerei
    Letzter bekannter Aufenthalt Stewark
    Kopfgeld 800 Goldstücke, tot oder lebendig

    "Ambitioniert." erklärte Arko trocken und schielte unter den Würfelbecher. "Fünfundsechzig." verkündete er anschließend stolz und schob den Becher zu Mana, die mit verständnisloser Miene den Steckbrief musterte.
    "Völlig idiotisch." verbesserte sie den Freibeuter, schüttelte den Becher, schlug ihn auf den Tisch und lugte dann darunter. "Pasch Drei!"
    Der Kopfgeldjäger auf Probe schnappte den Würfelbecher vom Tisch und drehte ihn mit geschlossenen Augen ein paar Mal sachte, beinahe behutsam im Kreis. Dann gab er dem Becher einen schnellen Schlenker und stellte ihn sofort, ohne ihn einmal zu lüften, vor Arko auf den Tisch. "Pasch Fünf."
    Arko legte bedächtig die gefalteten Hände in den Würfelbecher.
    "Dann sag an. Wie willst du ihn aus der Stadt bekommen?"
    "Bewusstlos in einer Kiste."
    Edon fing angelegentlich an, sich etwas Dreck unter den Fingernägeln wegzupulen. "Am besten garniert mit Knoblauch und Schafskäse, vielleicht noch ein paar frischen Zwiebeln. Ein Klassiker."
    "Dafür hat die Torwache sicher Verständnis. Sie würde uns
    keinen halbtoten Kerl abnehmen, wenn wir ihn als Abendessen dekorieren."
    Der Blick schweifte zu Mana herüber, die entschlossen schien, ein Blick durch den Würfelbecher hindurch zu werfen und dem Gespräch nicht die mindeste Aufmerksamkeit zu schenken.
    "Genau. Sechs Kisten mit Knoblauch und Schafskäse, in einer stinkt noch eine Schnapsleiche vor sich hin. Faire Quote würde ich meinen."
    Arko trommelte mit den Fingern auf dem Becher herum, überlegte kurz und schüttelte ihn dann.
    "Und dir stinkt das gar nicht?" sinnierte er vor sich hin. Wortlos schob er den Becher zu Mana herüber, die ihn sofort hochriss und eine unschuldige Einundzwanzig entblößte ...

  17. Beiträge anzeigen #37 Zitieren
    Baumkuschler Avatar von Andrahir
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Andrahir ist offline
    Wenn das RPG wieder auflebt ist es auch Zeit diesen Thread wieder zu füllen.

    Ich hab dies mal einen sehr schönen Beitrag von Vareesa mitgebracht. Ich muss zugeben, dass sie bei (dem wenigen) was ich bisher von ihr gelesen habe für mich immer etwas farblos wirkte. Ich konnte den Charakter oft nicht so vor mir sehen, wie manch anderen. Das hat sich jetzt schlagartig geändert. Ich finde dieser Post bringt eine tiefe Atmosphäre in eine eigentlich alltägliche Situation im normalen Gespräch im Alltag. Die Beschreibungen der Magie hat es mir dabei besonders angetan. Aber lest einfach selbst

    Und an Vareesa:

    Zitat Zitat von Vareesa Beitrag anzeigen
    Der kleine, gefiederte Federmann fiepte empört! Konnte dieser nicht ganz so nackte Bärenmann denn nicht sehen, dass er verletzt war!? Aufgeregt hüpfte er kleine Lebewesen auf der Schulter seiner Begleiterin hin und her, plusterte seine mächtige Brust auf und legte den Kopf soweit in den Nacken wie er nur konnte. Dem würde er es schon zeigen! Ihn einfach mit diesem lauernden Grinsen eines Tieres anzustarren! Er war hier schließlich keine Mahlzeit! Aber was war das? Verrat! Bösartiger Verrat, als die, für seinen Geschmack mit zu vielen Ausläufern versehene Kralle seiner Begleiterin nach ihm griff. Alles wurde dunkel! Aber... Es war schön warm... Ganz angenehm sogar... Dann spürte, von seinen Fängen ausgehend dieses seltsame Gefühl. Als würde alles in Ordnung werden. Vielleicht... War es ja doch nicht so eine bedrohliche Situation wie sie anfänglich wirkte. Außerdem war dieses Aufplustern wirklich anstrengend und er war heute schon genug umher gehüpft. Ein Schläfchen wäre sicher eine gute Wahl gewesen!

    "Ein Rungu also..."

    Die Wanderin hatte bis eben mit halber Aufmerksamkeit gelauscht und sich bereits Gedanken über dieses merkwürdige Knüppeldings gemacht, das Kisha da haben wollte. So wirklich kannte sich die Bognerin nicht mit kruden Totschlägern und Werkzeugen für den 'nahen und persönlichen' Umgang aus. Aber vielleicht würden ihr die Schmiede da ein wenig weiterhelfen können. Und, auch wenn Ryu vermutlich beschäftigt war und die Anwesenden doch irgendwie in Sorge um ihn schienen... Das würde ihm als Oberschmied sicher die Langeweile vertreiben. Und wer weiß, vielleicht erinnerte der Kerl mit dem seltsam stechenden Blick sogar noch an sie. Bestimmt tat er das. So hoffte die Kapuzenträgerin zumindest. Andererseits? Wie würde er reagieren, nachdem sie über Jahre kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte? Es war nicht so, als stünden sich die beiden sehr nahe, aber dennoch... Sie hatte während ihrer Zeit in Silden und auch in Schwarzwasser ein dünnes und doch freundschaftliches Band mit dem Templer geknüpft das sie tief in ihrem Inneren sehr wertschätzen gelernt hatte. Bestimmt würde er sich freuen. Das tat man doch, wenn man nach einer Ewigkeit einen Freund wieder traf! Aber so genau... Hatte sie nie darüber nachgedacht. Was genau definierte für sie einen Freund? Die Anzahl derer, die sie, soweit ihre Erinnerungen reichten, besaß hielt sich wirklich in Grenzen. Da war Suzuran gewesen. Wie es ihr wohl ging? Schweigend senkte die Bognerin den Blick auf die Tischplatte. Bestimmt war sie wohlauf. Turnte irgendwo durch die Wildnis und erfreute sich an den Wundern der Natur gegebenen Magie.

    Doch dann wurde sie je von einer Frage aus den Gedanken gerissen. Eine Frage, auf die eine unglaubliche Schimpftirade auf ihrer Schulter los brach. "Ta-Tanzen!?", sie blinzelte mit nun geweiteten Augen und bemerkte dabei gar nicht, wie sich eine dieser widerspenstigen Haarsträhnen quer über ihr Gesicht legte. Kurz gingen ihre Gedanken an ihren 'Tanz' in der alten Bognerei während dem sie für den großen Baum gesungen hatte. Sie tat so etwas nicht oft. Hatte es eigentlich hassen gelernt in Vengard. Die einzigen male, in denen sie sich ganz dem Rhythmus und Tanz hingab war, wenn sie es fühlte. Wenn sie spürte, dass der Moment der richtige war. Nur dann wollte sie sich dazu hinreißen lassen. Sich ganz diesem unbeschreiblichen Gefühl hingeben zu können. Ohne nervösen Blick über die Schulter oder Angst vor ihrem 'Fluch' haben zu müssen. Und ganz davon ab hatte ihre dunkle Sitznachbarin offensichtlich nur Griffin gefragt. Sie schien wirklich ein gewisses Interesse an dem haarigen Burschen zu haben. Nun, wer war Vareesa schon zu urteilen? Nein. Das war kein richtiger Moment. Und der empörte Spatz auf ihrer Schulter gab dies auch lauthals zum besten.

    Sanft wanderte ihre rechte Hand nach oben und senkte sich mit gekrümmten Fingern über dem Köpfchen des kleinen Piepmatzes. Dann, sehr behutsam, griff sie zu und hob ihn sachte auf ihre linke. Egal wie, der kleine Spatz lockte ihr immer wieder ein sanftes Lächeln hervor. Die tiefblauen Augen schlossen sich im nächsten Moment und ihr Atem wurde ruhiger. Vareesa hatte das schon öfter gemacht um ihn zu beruhigen. Und nun tat sie es wieder. Sie konzentrierte sich auf ihren Herzschlag. Fühlte dabei jede aufmüpfige Bewegung des kleinen Spatzen und das empörte Piepsen. Dann, vorsichtig und mit einer inneren Ruhe im Herzen ließ sie die Magie fließen. Nicht in den Maßen wie sie es für gewöhnlich bei der Lichtkugel tat. Es entstand kein großes Leuchten entlang ihrer Adern. Lediglich ein sanftes Aufglimmen, als sich die Magie fast schon gleich eines Rinnsales langsam aber beständig durch ihren Körper bewegte. Die kleineren Äderchen erfüllte und das ganze Gebilde fast schon wie das Geäst eines alten Baumes wirken ließ. Es war sehr subtil, würde unter ihrem Poncho wohl kaum auffallen. Doch waren zumindest ihre Gelenke und Hände sichtbar. Dann hob sie den von jenen Händen umschlossenen Vogel sachte an und formte eine kleine Öffnung in der sie zu ihm Blickkontakt aufbauen konnte. Sie trafen sich. Hielten inne. Vareesa lächelte, ließ dabei sanft die Magie zu ihm gleiten und baute damit ein vertrautes Band auf.

    Sie sah Bilder, wie das Vögelchen, unfähig zu fliegen nach oben zu seinem Nest starrte. Gefühle von Angst und Schmerz erfüllten sie, als spräche der Kleine davon. Dann der Blick auf seine Umgebung. Ein Fuchs im Gebüsch, der bereits darauf wartete ihn zu fressen, wäre die Bognerin nicht erschienen. Vareesa hingegen begann, kaum hörbar zu summen. Ihre Worte formten ein altes Wiegenlied das sie auf ihren Reisen aufgeschnappt hatte. Sie besann sich auf Erinnerungen ruhiger Tage. Das Rauschen des Meeres, als sie zum ersten mal auf einem Schiff gereist war. Die Ruhe der See. Das Rauschen der Wellen. Der Spatz neigte den Kopf in seiner üblichen, ruckartigen Art hin und her. Dann, als er verstanden hatte, dass er keine Angst haben musste, setzte er sich auf ihrer Handfläche nieder. Sie beobachtete, wie ihm die Augen immer wieder zu fielen. Die Reise war wohl nicht nur für sie anstrengend gewesen. Schließlich so sie die von Alkohol und Sumpfkraut durchzogene Luft einmal tief ein und ließ die magischen Ströme wieder verglimmen. Dann schaute sie auf und blickte wieder zu Griffin, ehe sie die obere Hand von ihrem kleinen Begleiter herunter nahm und auf die kleine, blaue Schleife an seinem Flügel deutete.

    "Ich glaube, den Tanzflügel wird unser kleiner Fratz hier nicht so schnell schwingen können. Und ich...", die Bognerin begann hinter vorgehaltener Hand zu gähnen, schloss dabei die Augen und drückte eine obligatorische Müdigkeitsträne hervor. "... Ich werde jetzt noch jemanden besuchen und dann auch mal Federn horchen gehen, die mir nicht die ganze Zeit ins Ohr fiepen. Kisha, du kannst mir morgen gerne deine Zeichnung bringen. Bis dahin werd' ich auch einen Ort zum Arbeiten gefunden haben. Und wenn nicht...", sie dachte an die verfallene Bognerei und runzelte die Stirn. "... Wir finden schon einen Weg. Und über die Bezahlung reden wir dann."

    Sanft verstaute sie den kleinen Spatz wieder im Rande ihrer Kapuze und erhob sich dann. Nach einem beherzten Griff in ihren Münzbeutel kramte sie ein paar davon heraus und legte sie auf den Tisch. "Danke für die Einladung. Es war schön, während dem ersten Essen seit meiner Rückkehr nicht alleine zu sein.". Dann deutete sie, wie schon zuvor beim Gruß an Freiya mit den Fingerspitzen auf ihr Herz, richtete diese dann in Richtung der beiden Tänzer in Spe und neigte leicht das Haupt. "Bewahret, ihr beiden."

  18. Beiträge anzeigen #38 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Syrias
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    Syrias ist offline
    Familienleben ganz klassisch. Und ich musste mehr als einmal laut auflachen.

    Zitat Zitat von Maris Beitrag anzeigen
    „Ach Mensch, jetzt drängle doch nicht so!“
    „Aber du gehst so langsam, Runi! Ich trete dir ja immer fast auf die Hacken!“
    „Ich hab‘ dir schon tausend Mal gesagt, dass du mich nicht Runi nennen sollst, du kleine Stinkerin!“
    Maris legte von hinten eine Hand auf Fiannas Schulter. „Ruhe, ihr beiden. Die Treppe hat kein Geländer. Ich will, dass ihr ruhig hintereinander da runter geht, verstanden?“
    Runa wandte sich von vorne zu ihm um. „Na, Paps, woher weißt du eigentlich, wie die Treppe da drin aussieht?“
    „Geheimnis. Und jetzt Ruhe da vorn auf den billigen Plätzen!“
    „Billige Plätze? Sagt der, der ganz hinten laufen muss!“
    Maris seufzte. Aniron hatte es gut mit dem gebildeten und gesitteten Bücherwurm an ihrer Seite. Er hatte wie wilden Hühner unter seiner Aufsicht. Und die Menschenmenge schien geradezu endlos zu sein! Endlich war der Tag der Tempeleröffnung gekommen, und natürlich wollten auch sie sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen, auch wenn Maris und Aniron das Innere des Tempels beide schon in irgendeiner Form kannten. Doch es war eine willkommene Gelegenheit, noch einmal etwas gemeinsam als Familie zu unternehmen, bevor er nach Süden aufbrechen würde.
    Zu sehr rief die Natur ihn zu sich, um den Ruf zu überhören. Er musste mehr darüber herausfinden, was Tamna Majka in einem unbedachten Nebensatz über Löwen auf dieser Insel gesagt hatte. Er musste vor einem Thing vorstellig werden, um die Erlaubnis einzuholen, als Ansprechpartner des Waldvolkes in Stewark agieren zu können. Und er musste mit Ornlu sprechen, um sich der nächsten Herausforderung auf seiner Reise in die Mysterien der Magie stellen zu können. Heute jedoch sollte all das noch unwichtig sein. Heute wollte er einfach nur Vater sein.

    „Fianna, komm mal bitte zu mir an die Hand“, sagte er, als sie endlich den oberen Absatz der Wendeltreppe hinab in den neuen Tempel des Wassers erreichten. Sinan und Aniron liefen ein Stück vor ihnen, und in der Rundung der Treppe konnte Maris einen guten Blick auf Anirons Gesicht erhaschen. Die gewaltige Menge an Menschen war ihr eigentlich zu viel, das wusste er. Doch sie ließ sich nichts anmerken auf ihrem Weg in die Tiefe. Maris selbst fühlte sich auch nicht besonders wohl auf dem Weg nach unten. Doch lag das eher daran, dass sie in die Tiefen des Meeres hinabstiegen. Diesmal aber war das mulmige Gefühl nicht mehr ganz so präsent wie bei seinem ersten Besuch – nein, genau genommen war es bereits der zweite. Schließlich hatte sich sein Kampf gegen Tamna Majka genau hier zugetragen, im Nest der Spinne. Es war verrückt, diesen Ort jetzt zu sehen und sich daran zu erinnern, wie er damals aussah.
    „Oh, Runi, schau mal! Da ist ein riesiges Fenster!“, rief Fianna, die immer noch brav seine Hand hielt. Der Abstieg über die Wendeltreppe durch die gesamte Halle hinab war für sie sicher respekteinflößend, doch die Aussicht entschädigte dafür.
    „Wenn wir dran stehen, wirst du sehen, dass es noch viel mehr ist als das. Lasst uns unten erstmal nach rechts gehen. Mama und Sinan stehen da drüben am Felsen.“
    Am Fuß der Treppe teilte sich der Strom der Menschen auf. Der Großteil wollte zuerst die Hauptattraktion – das Fenster zur See – begutachten, doch sie gingen zuerst zu dem schroffen Felsen, der aus dem glatten Steinboden wie ein willkommener, natürlicher Fremdkörper herausragte.
    „Fremdenführer? Walte deines Amtes!“, sagte Maris und zwinkerte Sinan zu.
    „Dieser Stein hier, meine werten Besucherinnen und Besucher, ist das Herz des Felsens. Er steht für die Grundfesten unserer Stadt, hat mir Onkel Tinquilius erklärt, und wenn man ein Gespür dafür hat, kann man die Magie darin erfühlen. Man sagt, er stützt ganz Stewark, und der Kern in seinem Inneren soll ein mächtiges Artefakt sein, das-“
    Schau mal, Papa! Wie groß ich bin!
    Maris riss die Augen auf, als er seine Jüngste auf der Spitze des schroffen Steins auftauchen sah. „Fianna! Komm da runter, das ist heilig!“
    „Aber Papa…“
    „Nix Papa, da darfst du nicht drauf!“
    „Na gut…“
    Mit hängenden Schultern bahnte sich Fianna ihren Weg hinab und sprang auf dem letzten Stück ihrem Vater in die Arme.

    Sinan führte sie wie ein professioneller Tempeldiener durch die neu eröffneten heiligen Hallen, und vermutlich gab es tatsächlich niemanden, der ihnen eine bessere Führung hätte geben können. Der Junge war vom ersten Moment an vollauf begeistert gewesen, als er die Neuigkeiten erfahren hatte, und hatte in den letzten Tagen jede noch so kleine Information aus Tinquilius und Hyperius herausgepresst, um sie nun zuverlässig weiterbilden zu können. Einige andere Besucher hatten sich der kleinen Privatführung bereits klammheimlich angeschlossen, als sie am Fenster zur See angelangten.
    „Die Magie vom Herz des Felsens, die den Tempel und die Stadt stützt, beschert uns auch dieses Wunder Adanos‘. Eine magische Sphäre hält das Meerwasser außerhalb des Tempels, und nichts kann von draußen hineingelangen. Von innen aber könnte man hindurch gelangen, allerdings wäre der Wasserdruck sehr unangenehm. Interessanterweise sehen manche den magischen Schleier der Barriere, während sie für andere ganz und gar unsichtbar ist, sodass die Wasserwand in der Luft zu stehen scheint. Es-“
    „Ich wette, dass du dich nicht traust, die Hand da durchzustecken“, sagte Fianna zu ihrer großen Schwester und knuffte ihr in die Seite.
    „Von wegen! Was krieg ich dafür, hmm?“, entgegnete Runa.
    „Wir wetten um unsere Nachtisch-Portionen heute Aben- hey!“
    Runa winkte ihr bereits von der Wasserwand zu, während die andere Hand bis zum Handgelenk durch die Barriere reichte.
    „Runa! Nimm die Hand da raus!“, rief Maris und zog seine Älteste am Arm von der Barriere fort. „Du bist unmöglich!“ Allerdings konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
    „Der Nachtisch gehört mir!“, flüsterte Runa mit einem dicken Grinsen. Fianna schmollte.

    Schließlich gelangten sie zum Finale des Rundgangs. An dem flachen Wasserbecken vorbei, welches durch den halben Tempelraum reichte, traten sie an das Podest, auf dem die Weihwasserschale stand.
    „Und hier stehen wir an der Schale des heiligen Wassers.“, rief Sinan. „Dieses wurde für zeremonielle Akte eigens geweiht. Beachtet bitte den blauen Schimmer dieses Wassers, der durch eine Anreicherung mit magischer Energie erreicht wird. Wer mit diesem Wasser besprenkelt wird, ist gesegnet und wird unter der schützenden Hand Adanos‘ wandeln.“
    Maris sah sich um und seufzte. Eine der Kröten fehlte schon wieder. Als er sie entdeckte – nun, zumindest aus der Ferne zu entdecken meinte – trat er vorsichtig an seine Frau heran und beugte sich zu ihr, bis sein Mund ihr Ohr erreichte. „Ähm… kann es sein, dass Fianna da gerade mit dem Kopf in der Weihwasserschale steckt und in's Wasser blubbert?“

    Kinder musste man haben. Da war immer etwas los.

  19. Beiträge anzeigen #39 Zitieren
    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    Na-Cron kocht in der Küche im Haus der Magier in Stewark ein Gericht namens *schaut auf die Notizen* Shakshuka und wem vom Lesen dieses Posts nicht der Zahn tropft, dem kann ich auch nicht helfen.
    Guten Appetit!

    Zitat Zitat von Na-Cron Beitrag anzeigen
    "Nein, nein, nein, du machst das völlig falsch!" Na-Cron schüttelte energisch den Kopf, bevor er kurzerhand den Adepten beiseite schubste. "Lass mich mal. Ich zeig dir, was ich meine." Der Novize nahm die Pfanne von der heißen Ofenplatte und stellte sie einfach beiseite. Anscheinend war hier auf Argaan doch nicht alles besser. "Schau zu." Der verdutzte Adept war viel zu verwirrt um an dem mehr als unhöflichen Verhalten Na-Crons Anstoß zu nehmen. Wahrscheinlich hatte er sowas auch noch nicht erlebt. Doch wenn es um die Zubereitung einer DER Speisen seiner Kindheit ging, dann war Na-Cron ganz sicher kein freundlicher Mann.
    Er nahm sich von dem Gemüse, welches in der Küche vorhanden war, ein paar Tomaten und legte sie auf einem Brett beiseite. Die mussten als erstes vorbereitet werden. Dafür nahm der Novize einen Topf und füllte diesen mit Wasser, bevor er ihn auf die immer noch heiße Platte stellte.
    "Das wichtigste zuerst: Die Tomaten schälen." Fast schon lehrmeisterhaft hob er einen Finger. "Und das ist kein Zuckerschlecken, wenn man das nicht richtig macht." Während er sprach, bereitete der Novize eine weitere Schüssel mit Wasser vor, groß genug für das halbe dutzend Tomaten und füllte auch diese mit Wasser. Diese wurde auf die Arbeitsfläche nebem dem Herd gestellt.
    "Natürlich kannst du da nicht einfach mit einem Messer bei gehen, sind ja schließlich keine Kartoffeln. Also schmeißen wir die gleich, wenn das Wasser kocht, in den Topf. Aber bloß nicht zulange!" Na-Crons energischer Blick unterstrich die Vehemenz seiner Worte. "Wir wollen sie noch nicht kochen. Nur die Haut lösen." Der Adept kratzte sich am Kopf, bevor er vorsichtig eine Frage stellte. "Und wofür das kalte Wasser?" Na-Cron schaute ihn an als hätte der Kerl den Verstand verloren. "Natürlich um den Garprozess sofort zu unterbinden! Was denkst du denn?" Er schüttelte den Kopf. "Besser wäre natürlich Eiswasser. Aber da wir hier kein Eis haben..." Er zuckte mit den Schultern. Natürlich wusste er, dass Aniron scheinbar aus dem Nichts Eis hatte erschaffen können. Schließlich hatte sie ihnen das bei der ersten Übungsstunde ja bewiesen. Aber für sowas triviales konnte man doch keine Wassermagierin heran holen.

    Der Adept, ein braunhaariger Kerl mit breiten Schultern und kantigem Kinn, streckte wortlos die Rechte aus und hielt sie regungslos über die Schüssel voll Wasser. Die Augen geschlossen, murmelte er leise vor sich hin, bevor sich langsam eine dünne Eisschicht auf der Wasseroberfläche zu bilden begann. Staunend blickte Na-Cron auf die Schüssel und bewunderte, wie sich langsam Eiskristalle darin bildeten und sich immer weiter zum Rand hin ausbreiteten. Ein leises knistern ertönte dabei. Und als das ganze Wasser der Schüssel von Eis bedeckt war, hörte es plötzlich auf. Der braunhaarige Adept öffnete die Augen und nahm die Hand weg. "So vielleicht?" fragte er trocken.
    Na-Cron zögerte. Okay, dass war nützlich, musste er zugeben.
    Vorsichtig streckte der Novize einen Finger aus und berührte damit die Eisschicht. Diese war recht dünn und knirschte, als der Bergmann etwas mehr Druck ausübte, kurz darauf war das Eis auch schon gebrochen. "Okay... dankeschön." Verlegen nickte er dem Adepten zu. "Du bist echt gut..."
    Sein Gegenüber hob nur die Schultern. "Geht. Ich wäre gern besser. Aber zur Zeit häng ich irgendwie fest." Der verschlossenen Miene nach zu urteilen war das kein Thema, welches er weiter erörtern würde. Na-Cron nahm das so hin und bedankte sich nur noch einmal mit einem Nicken, bevor er die Schicht Eis in größere Stücke zerschlug.
    Mittlerweile kochte auch schon das Wasser. Dankbar für diesen Vorwand, nahm er das Tomatenbündel an ihrem Strunk und tauchte sie ins Wasser ein, so dass sie komplett bedeckt waren.
    "So. Nun." Der Novize war immer noch etwas verdutzt über das, was der diensthabende Adept der Küche getan hatte, riss sich aber schnell zusammen. Es galt jetzt höchste Konzentration. Leise begann er im Kopf zu zählen, bis er bei Dreißig angekommen war. Dann holte er die Tomaten mit einem großen Sieblöffel wieder heraus. Sofort im Anschluss lies er die Tomaten ins Eiswasser hinein. Sofort begann die Haut an den Tomaten einzureißen und sich zu lösen. Und Na-Cron holte sie wieder aus dem Wasser heraus, lies sie kurz abtropfen und legte sie dann auf ein Brett.

    "Und deswegen macht man sie erst heiß, dann kalt. Dann lassen sie sich einfach schälen." Der Novize schnappte sich ein Messer und begann damit die Haut entgültig von den Tomaten zu lösen. "Und dann erst schneiden und die Teile vom Strunk entfernen. Und die Kerne, dafür kannst du einen Löffel nehmen." was Na-Cron natürlich auch direkt in die Tat umsetzte. Danach schob er die Tomaten beiseite und nahm sich Zwiebel und Paprika. Erste schälte er einfach und schnitt sie in dünne Streifen herunter, zweitere viertelte er, warf das Kerngehäuse weg und klopfte die Viertel auf dem Brett ab um letzte Kerne zu entfernen. Dann nahm er die Viertel und schnitt sie quer in Streifen, bevor er diese noch einmal in Stücke schnitt.
    "So, jetzt kommt ein wichtiger Teil: Paprika und Zwiebel werden langsam geschmort, wichtig ist aber, dass das Feuer nicht zu heiß ist. Also kein Holz nachlegen, sondern erstmal etwas runter brennen lassen. Dann erst die Pfanne drauf." Mit ausgestreckter Hand überprüfte Na-Cron die Hitze und befand sie für angemessen.
    Mit einem leisen Ächzen wuchtete er die schwere Pfanne auf die Feuerstelle und lies sie heiß werden, bevor er einen guten Schwung Olivenöl hinein gab. Und erst ein paar Momente später dann die Paprika und die Zwiebel.
    "Magst du mir etwas Knoblauch schälen und in feine Würfel schneiden?" wandte sich Na-Cron an den Adepten. Er hatte festgestellt, dass sich der braunhaarige wohl etwas überflüssig vorkam, wenn er so tatenlos neben dem Novizen stand.
    Der Adept nickte und schnappte sich ein Messer. "So zwei, drei Zehen müssten reichen." Warf Na-Cron noch ein. Der Adept nickte erneut und machte sich daran den Knoblauch zu schneiden.
    Währendessen rührte Na-Cron immer mal wieder mit einem Holzlöffel im Gemüse herum und prüfte so wie weit es schon war. Und nach ungefähr Zwanzig Minuten dann gab er den gehackten Knoblauch mit dazu und lies ihn auch noch einmal ein, zwei Minuten mitschmoren. Und dann kamen auch schon die Gewürze.
    "So, jetzt wird es spannend. Du nimmst eine Prise getrocknete und gemahlene Paprika, am besten aus Varant. Das gibt das beste Aroma. Die gleiche Menge an Kreuzkümmel und ein bisschen Pfeffer. Oder das Pulver einer gemahlenen Chili, wenn man sie denn da hat." Na-Cron gab die genannten Gewürze mit dazu. "Kurz mit anrösten lassen, bevor du die Tomaten mit dazu gibst." Der Geruch des Kreuzkümmels breitete sich langsam über der Pfanne aus, als dieser durch die Hitze leicht geröstet wurde und seine Aromen verteilte. Erst dann gab er die geschnittenen Tomaten mit dazu.
    "Die müssen jetzt heiß und weich werden, dann kannst du sie vorsichtig zerdrücken. Und nach ungefähr 15 Minuten dann schmeckst du das ganze nochmal mit Salz und Pfeffer ab. Und vielleicht nochmal was von den anderen Gewürzen, das muss aber jeder selbst wissen."

    Während sie darauf warteten, dass die Tomaten langsam zu einer sämigen, fast schon breiartigen Sauce wurden, dachte Na-Cron an seine frühere Kindheit zurück. Das Gericht hatte seine Mutter immer gerne für die Familie gekocht um ein leichtes, aber trotzdem gut sättigendes Frühstück zu haben.
    Es waren schöne Zeiten gewesen, wenn die ganze Familie kurz nach den ersten Sonnenstrahlen gemeinsam am Tisch gesessen hatte, noch nicht ganz Wach und leicht müde, dabei ruhig und jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Dabei den Geruch von frisch aufgebeckenem Brot und Gewürze aus Varant in der Nase. Das Kitzeln der Gewürze, welche beim zubereiten der Speise verwendet wurden, hatten für ein ganz eigenes Kribbeln in der Nase des Bergmanns gesorgt. So auch jetzt wieder.
    Mit Wehmut dachte er an sein verlorenes Heim zurück, den Ort, welchen er vermutlich niemals wiedersehen würde. Schließlich gab es dort nichts mehr außer Ruinen, Schutt und Asche.
    Mit einem Ruck riss sich der Novize aus seinen düsteren Gedanken. Jetzt war nicht die Zeit dafür, Trübsal zu blasen. Es galt das Gericht zu vollenden.
    Mittlerweile hatte sich alles zu einer sämigen Masse vereint, die auf den letzten Schliff wartete. Das große Finale sozusagen. Und dafür brauchte Na-Cron jetzt nur noch ein paar Eier. Vier sollten aussreichen, schätzte er. Die Portion war groß genug um auch dem Adepten etwas abzugeben.
    Der Bergmann nahm einen Löffel und drückte eine kleine Kuhle in die Tomaten-Paprika-Masse, bevor er das erste Ei am Rand der Pfanne aufschlug und den Inhalt in die Kuhle gleiten lies. Dies wiederholte er auch bei den anderen drei, dann nahm er ein dickes Tuch und hob die Pfanne von der Feuerstelle und schob sie in den noch heißen Ofen, in welchem vorher Brot gebacken worden war.
    "Jetzt müssen die Eier nur noch stocken und dann können wir auch schon essen. Wir brauchen nur noch Brot..." Der Novize schnappte sich einen der Laibe, die mittlerweile gut ausgekühlt waren. Davon schnitt er ein paar dicke Scheiben ab und nach ungefähr Zehn Minuten dann waren auch die Eier fertig. Er nahm die Pfanne, deren Hitze er selbst durch das dicke Tuch fühlen konnte, aus dem Ofen und stellte sie auf den Tisch. Der Geruch von Tomaten und Kümmel stieg aus der heißen Pfanne und umschmeichelte die Nase. Nur noch etwas Salz über die Eier und...
    "Fertig. Aber frag mich nicht, wie das heißt, wir haben es immer Gesundheit genannt, der Name klingt nach einem Niesen." Na-Cron nahm setzte sich an den Tisch und nahm sich eine der Brotscheiben. "Und so wird es gegessen..." Er stippte mit dem Brot in das Essen und schob sich so etwas auf die Scheibe. "Komm, probier mal." Sprach der Novize und nahm biss ab. Und bereute es sofort! Es war noch zu heiß!
    "Aff Ferdammt..." nuschelte er und sog hektisch Luft ein um es herunter zu kühlen. "Ifft Heif..." gab er mit vollem Mund von sich.
    It's still magic. Even when you know how it's done. ~ Terry Pratchett

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