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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline

    Cool Schatzkästlein #2

    Zitat Zitat von meditate
    bitte beachten: das ist ein thread für besonders lustige oder bemerkenswerte posts aus dem rollenspiel. außerdem ist immer ein link in den originalpost zu setzen, falls das jemand im zusammenhang nachlesen möchte
    Der alte Thread ist hier zu finden.

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    Hero Avatar von HoraXeduS
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    HoraXeduS ist offline
    Ein wunderbarer Post von Renata, schon etwas älter. Lässt mich bis heute immer wieder mal eine Träne verdrücken.
    Für Beliar.
    horax

    Die Hände auf dem Rücken ineinander gelegt, so wie zwei Löffel, Rundung in Höhlung, Handrücken gegen Handfläche, stand Renata in der stillen Halle und betrachtete ebenso still die seltsame Dämonen-Statue. Sie war so...so lebensecht, so unheimlich, dass sich die kleinen Härchen in Renatas Nacken in einer Gänsehaut aufrichteten. Im flackernden Licht der Fackeln schien sie sich manchmal sogar zu bewegen.

    Die von der Statue fast anklagend erhobene Schale mochte Renata noch weniger ansehen. Die von jedem Gast erwartete und dort zu hinterlegende Gabe musste sie bis jetzt schuldig bleiben, da sie die beiden einsam in ihrem Geldbeutel herumrollenden Goldmünzen als zu armselig empfand. Vielleicht war es gerade dieses Schuldgefühl, das sie in genau diesem Moment vom Schlafraum der Gäste fernhielt, obwohl die Nacht schon einige Stunden alt war.

    Jetzt wandte sie sich dem magischen Innenhof zu mit seinem an eine Mainacht erinnernden und allen Jahreszeiten der Außenwelt trotzenden Klima. Dem Arkadengang, der sich zunächst nach Westen und dann gen Norden wandte, folgend, hing sie schlendernd ihren Gedanken nach. In Erinnerung an Geschehnisse der letzten Tage konnte sie ein ums andere Mal ein Grinsen nicht unterdrücken.

    Bald hatte sie das nordwestliche Ende der Arkade erreicht. Sie drehte gerade um, zurück zu gehen Richtung Halle, als sie eine kleine zappelnde Bewegung auf dem Boden wahrnahm. Es war gerade soviel Mondlicht da, dass sie ein kleines Federbündel als Quelle dieser Bewegung ausmachen konnte. Ganz, ganz vorsichtig näherten sich ihre Hände diesem Bündel, das sich als Singvogel entpuppte, und hatten, zu einer Schale geformt, es bald aufgehoben. So winzig war dieses fedrige Ding, dass leicht 3 von seiner Art dort Platz gefunden hätten.

    Aber dieses kleine Wesen litt, litt unsäglich. Das vielleicht noch vor einer Stunde prächtig bunte Federkleid war struppig und zerzaust, nicht 2 Federn lagen in gleicher Richtung. Das Schnäbelchen geöffnet, die Augen weit aufgerissen und starr, der kleine Kopf hin und her nickend, weil der Hals zu schwach, ihn zu halten. Ein Flügel war gebrochen und bizarr verdreht, ein Knochen hatte sich durch die Haut nach außen gebohrt. Nie hatte Renata etwas mitleiderregenderes gesehen.

    Schnell ging sie Richtung Halle, den Vogel in der Schale ihrer Hände tragend, immer schneller, vom Leid der Kreatur getrieben, stolpernd ein paar Laufschritte machen musste, weiter lief, schneller werdend, bis dass sie fast schon rennend die Halle betrat. Aber nicht die Heilerin war ihr Ziel, sie rannte schnurstracks zur Statue. Dort, kurz innehaltend und außer Atem noch ein- zweimal luftschnappend, ließ sie dieses winzige Wesen vorsichtig, sanft, ganz zärtlich in die Schale gleiten. “Möge Beliar sich Deiner kleinen Seele annehmen”. Ein Geräusch wie eine berstende Seifenblase - dann war die Schale leer.
    Jeder hat irgendeinen Plan, der garantiert nicht funktioniert.

    [Bild: ehrenmitglied.gif] [Bild: 52avahsv.gif]

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Ein wunderbares Kindermärchen, erzählt mit allen Details und viel Mühe und einer Moral - wie es sich gehört. Hat einen Platz hier verdient *find*

    Zitat Zitat von Felia Beitrag anzeigen
    »Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, als die Welt noch voller Zauber, voller edler Ritter mit strahlenden Rüstungen und voller wunderschöner Prinzessinnen in den schönsten Kleidern der Welt war.« Einige der Mädchen stießen quiekende Laute der Entzückung aus, als sie sich die Gewänder der Prinzessinnen vorstellten und überlegten, wie das Leben damals wohl gewesen sein musste. »Aber nicht nur freundliche Ritter und schöne Prinzessinnen lebten zu dieser Zeit. Auch böööse Zauberer und finstere Gestalten haben damals gelebt. In den dunklen Höhlen, in uuunheimlichen Gruften oder in riiiesigen, dunklen Schlössern haben sie gelebt und den ganzen Tag nur böse Sachen gemacht. Einer von ihnen, der böseste und gemeinste - ein alter, alter Hexer lebte aber weder in einer alten Burg noch in einer Gruft. Er lebte ganz in der Nähe einer ganz besonderen Stadt. Dort lebten die schönsten Prinzessinnen, so gut gekleidet und so liebreizend, dass jeder sie darum beneidete. Und die Häuser, in denen sie lebten, waren so schön, dass der böse Hexer jedes Mal, wenn er die Häuser sah, ganz fürchterlich anfing zu fluchen, weil sein altes, verfallenes Häuschen so hässlich war. Und dann drehte er sich um und schaute auf die andere Stadt, die in seiner Nähe war. Dort lebten die tapfersten Ritter, so freundlich und so höflich, dass jeder sie darum beneidete. Und die Rüstungen, die die Ritter trugen, glänzten so hell, dass der böse Hexer jedes Mal, wenn er die Rüstungen sah, ganz fürchterlich anfing zu fluchen, weil seine alten, abgetragenen Gewänder so hässlich waren.«, erklärte Felia langsam und machter hier und da immer wieder kleine Kunstpausen, um die Spannung etwas zu erhöhen. Mit Freude beobachtete sie, wie die Mädchen gespannt in ihren Betten saßen und aufmerksam jedem Wort lauschten, das Felia sprach. Auch einige Jungen waren mittlerweile aus ihrem Schlafraum gekommen und quetschten sich neugierig an der Tür herum, um ja kein Wort zu verpassen.
    »Und so vergingen Jaaahre. Und die Prinessinnen wurden mehr und mehr. Ihre Kleider wurden schöner und ihre Häuser wurden größer. Und jedes Mal, wenn der böse Hexer zu der Stadt der Prinzessinnen blickte, wurde er wütender und wütender. Die Ritter aber wurden auch mehr und mehr. Ihre Heldentaten wurden bekannter und ihre Rüstungen wurden glänzender. Und jedes Mal, wenn der böse Hexer zu der Stadt der Ritter blickte, wurde er wütender und wütender. So lange, bis er es nicht mehr aushalten konnte. Außer sich vor Wut rief der böse Hexer all seine Gehilfen und Gehilfinnen zusammen, versammelte sie in seinem kleinen Häuschen und sprach dann einen mächtigen Zauber. Und mit einem Mal...« Wieder pausierte Felia die Erzählung. Einige der Kinder hielten vor Spannung die Luft an, andere drängten sich weiter nach vorne, um keine einzige Silbe zu verpassen.
    »Und mit einem Mal verschwand all das Schöne aus der Welt. All die schönen Kleider der Prinzessinnen verschwanden und ihre schönen Häuser wurden grau und hässlich. Und all der Mut der Ritter verschwand und ihre glänzenden Rüstungen wurden grau und hässlich.
    Die Prinzessinnen weinten tagelange, weil all ihre schönen Sachen weg waren und auch die Ritter waren traurig, weil ihre Rüstungen so blechern waren. Der böse Hexer aber lachte und lachte. Er und seine Gehilfen lachten so laut, dass selbst die Prinzessinnen und die Ritter in den Nachbarstädten sie noch lachen hörten. Verwundert fragten sie sich, wieso jemand lachte. All das Schöne war doch aus ihrem Land verschwunden. Es gab keine mutigen Ritter mehr und auch keine schönen Prinzessinnen mehr. Alles war grau und eintönig. Alle weinten und waren traurig. Nur die Leute, die in der alten Hütte zwischen den beiden Städten lebten, lachten Tag und Nacht. Neugierig wie sie waren gingen sie alle los und wollten wissen, wieso die Leute in der Hütte lachten.« Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Felia, wie nun auch die letzten Jungs sich heimlich in den Schlafraum der Mädchen schlichen und sich gespannt auf den Boden legten oder bei einem der Mädchen auf's Bett setzten, um der Geschichte zu lauschen.
    »Genauso wie ihr jetzt...«, fuhr die Bardin fort. »Hielten auch sie gespannt den Atem an, als sie vor der Hütte des bösen Hexers standen. Keine Blüme blühte mehr und all die Schmetterlinge, die sonst von Blume zu Blume flogen, waren fort. Das Wasser war schmutzig und all die Fische, die sonst munter im Wasser planschten, waren verschwunden. Kein Baum trug mehr Blätter und all die Vögel, die sonst fröhlich zwitscherten, waren weg. Alles war grau und langweilig. Nichts Schönes war in diesem Fleckchen ihres Landes mehr zu sehen, es war sogar noch schlimmer, als in den Städten der Prinzessinnen und der Ritter. Doch die neugierigen Prinzessinnen und Ritter wollten unbedingt wissen, wieso die Leute hier lachten. Hier war doch alles langweilig und alles düster, wieso also lachten sie? Vorsichtig schlichen sie alle weiter und standen bald vor der Tür des bösen Hexer, der noch immer so laut lachte, dass man es im ganzen Land hörte. Mutig schritt eine Prinzessin nach vorn und wollte gerade an die Tür klopfen als... KRAWUMM!« Lautstark ahmte Felia das Geräusch nach. Viele der Mädchen vergruben ihre Gesichter ängstlich unter den Decken und auch viele der Jungs zuckten erschrocken zurück.
    »Mir einem lauten Knall stieß der böse Hexer die Tür auf und mit einem Mal kamen von überall in der Wohnung seine kleinen Gehilfen an. Es waren dunkle, hässliche Gestalten, kaum größer als eine fette Kröte, aber dreimal so warzig. Und ihre Augen glühten rot wie Feuer, während sie kichernd zwischen den ängstlichen Prinzessinnen und den erschrockenen Rittern umherzischten. Der Hexer aber stand nur da und beobachtete laut lachtend das Geschehen. Seine Augen waren ganz schwarz und kalt und sein altes, faltiges Gesicht zeigte kein Zeichen von Freundlichkeit. Viele der Prinzessinnen und der Ritter fürchteten sich vor dem bösen Hexer und seinen Gehilfen und wollten fliehen. Sie wollten nicht länger in diesem trostlosen Stückchen Welt bleiben, das früher mal so schön gewesen war. Doch der böse Hexer hatte ganz andere Pläne mit ihnen. Mit einem Mal erstarb das Lachen des alten Priesters und er funkelte die Prinzessinnen und die Ritter böse an. Er streckte seine Hände nach ihnen aus und zischte dann ein paar Zauberformeln. WUSCH! Wieder machte Felia das Geräusch nach. Diesmal erschreckten sich alle Kinder und sogar die Jungs vergruben teilweise ihre Gesichter in den Händen.
    »Urplötzlich waren alle Prinzessinnen kleine Mädchen und alle Ritter waren kleine Jungs geworden!«, berichtete Felia mit gespieltem Entsetzen. »Eine sah jetzt aus wie du.«, erklärte Felia und deutete auf ein Mädchen in einem Bett in der Nähe. »Und einer sah aus wie du.« Sie deutete auf einen Jungen. »Und eine sah aus wie du. Eine andere wie du. Einer sah genauso aus wie du. Und einer hätte dein Zwillingsbruder sein können.« Nach und nach ging Felia die Reihen der Kinder durch. Jeder von ihnen, das stand am Ende fest, sah aus wie eine der verzauberten Prinzessinnen oder ein verzauberter Ritter. Nur Pan und Dende, die ein wenig enttäuscht dreinschauten, hatten niemanden gehabt, der ihnen ähnlich sah.
    »Und all die verzauberten Prinzessinnen und all die verzauberten Ritter fingen an ganz bitterlich zu weinen. Erst waren all die schönen Dinge aus der Welt verschwunden, all ihre schönen Häuser und ihre glänzenden Rüstungen waren auf einmal weg gewesen und jetzt hatte der böse Hexer sie alle zu Kindern verzaubert. Es war so fürchterlich, dass sie alle weinten. Tagelang weinten sie, wochenlang. Fast ein ganzes Jahr weinten die Kinder nur, sie weinten und weinten. So laut, dass man sie überall auf der Welt hörte, weinten sie. Doch die Menschen hatten zu viel Angst zu ihnen zu kommen, denn sie wussten genau, dass dort der böse Hexer lebte, der alle verzauberte. Und so weinten sie und weinten sie weiter. Tagelang, wochenlang weinten sie weiter. Zwei Jahre weinten sie Tag und Nacht, im Sommer und im Winter, im Frühling und im Herbst. Sie weinten und weinten, denn es gab nichts Schönes mehr für sie. All die Farben waren weg, all die Vögel, die Fische und die Schmetterlinge waren weg. Es gab kein Essen mehr und das Wasser war matschig und eklig. Und sie waren auf ewig Kinder, denn sie alterten nicht. Sie blieben klein, egal wie viel Zeit verging. All das machte sie so traurig, dass sie nicht aufhören konnten zu weinen. Und der böse Hexer? Der lachte. Der lachte und lachte über das Leid der verzauberten Prinzessinnen und verzauberten Ritter, die immer nur weinten. Jeden Tag saß er in seiner alten Hütte und schaute zum Fenster heraus auf die weinenden Kinder, die ihn so sehr zum Lachen brachten mit ihrem Geweine, dass er gar nicht mehr aufhören konnte. Irgendwann aber machten sich zwei Kinder auf, um den verzauberten Prinzessinnen und den Rittern zu helfen, die so viel weinten. Ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge waren es, die allein den ganzen Weg gingen. Einmal um dm die ganze Welt gingen sie nämlich. Über Berge, durch Wälder gingen sie. Sie wanderten durch Wüsten und durch Schneelandschaften. Sie schwommen durch Meere und hüpften über Flüsse, bis sie schließlich in das Land kamen, in dem der böse Hexer und die weinenden Kinder lebten. Sie hatten den ganzen Weg auf sich genommen, um den Kindern zu helfen. Das kleine Mädchen, das so freundlich und so liebevoll war. Noch freundlicher als jede Prinzessin es jemals gewesen war. Und der kleine Junge, der so mutig und stark war. Noch mutiger, als jeder Ritter es jemals gewesen war. Und wisst ihr, wie sie hießen?«, frage Felia und legte eine erneute Kunstpause ein, in der sie in die Runde schaute. All die Kinderaugen starrten sie aufgeregt und neugierig an und riefen ihr förmlich zu, dass sie endlich das Geheimnis lüften sollte. Mit einem Lächeln drehte sie sich zu Dende um und fuhr ihm mit der Hand durch das stubbelige, dunkle Haar. »Der Junge hieß Dende.«, erklärte sie und musste grinsen, als sie die erschrockenen und fassungslosen Gesichter der gespannten Kinder sah. »Und das Mädchen...« Grinsend drehte sie sich zu Pan, die mit offenem Mund dasaß und noch immer noch fassen konnte, wie der Junge hieß. »Nun ja, das kleine Mädchen hieß Pan.«, erklärte Felia und stupste der echten Pan sanft gegen das kleine Stupsnäschen. Wieder rissen die Kinder fassungslos die Augen auf und beobachteten abwechselnd Dende und Pan, die nicht so recht wussten, was sie denken sollten.
    »Wisst ihr denn auch, was Pan und Dende dann gemacht haben, als sie an der Grenze zu dem langweiligen und grauen Land standen, in dem all die Kinder weinten? Sie haben einfach die Grenze übertreten - einfach so. Und wisst ihr, was sie dann gemacht haben? Sie haben angefangen zu spielen. Sie haben gespielt, einfach nur gespielt. Den ganzen Tag sind sie herumgelaufen und haben Fangen gespielt. Sie sind um die weinenden Kinder gelaufen, haben sich hinter ihnen versteckt oder sie angestupst. Und sie lachten so laut, dass man sie überall hören konnte. Sie waren sogar noch lauter als der lachende, böse Hexer und sie waren noch lauter als die weinenden Kinder. Und als der böse Hexer das sah, hat er wütend seine Tür augestoßen. KRAWUMMS! und hat die beiden gesucht. Wieder hob er seine Finger und flüsterte Zauberworte, aber nichts geschah. Das Land war noch immer grau, kein Vogel zwitscherte, kein Fisch planschte und kein Schmetterling flog herum. Alles war grau und langweilig und die Ritter waren noch immer Jungs und die Prinzessinnen waren noch immer Mädchen. Aber trotzdem spielten Pan und Dende. Sie liefen auf dem trockenen, grauen Boden herum, kletterten auf die blätterlosen Bäume und sprangen in die schmutzigen Matschpfützen. Und sie lachten dabei so laut, dass der böse Hexer die Kinder gar nicht mehr weinen hören konnte. Er wurde so böse, dass er die Tür wieder zuschlug und wieder zurück in sein Haus ging, wo er wütend aus dem Fenster starrte. Er sagte sich, dass auch die beiden Kinder bald schon nicht mehr spielen würden - doch es wurde nicht besser für den bösen Hexer. Denn am nächsten Tag spielten nicht nur Pan und Dende, sondern noch ein drittes Kind. Gemeinsam tollten sie über den grauen, trockenen Boden, kletterten auf die blätterlosen Bäume und planschten in den schmutzigen Pfützen. Und auch das dritte Kind lachte so laut, dass man es überall hören konnte. Der böse Hexer aber freute sich gar nicht und starrte noch immer wütend aus dem Fenster. Er sagte sich, dass auch die drei Kinder bald schon nicht mehr spielen würden - doch es wurde nicht besser für den bösen Hexen. Am nächsten Tag spielten sogar schon fünf Kinder draußen und der böse Hexer wurde immer böser und böser. Am Tag darauf waren es schon acht Kinder, die draußen spielten und so laut lachten, dass man sie überall hörte.
    Und so begannen nach und nach alle Kinder wieder zu lachen. Gemeinsam rannten sie über den trockenen, grauen Boden, kletterten auf die blätterlosen Bäume und planschten in den schmutzigen Pfützen. Und sie lachten dabei so laut, dass man sie überall hören konnte. Der böse Hexer aber war darüber gar nicht froh. Wieder stieß er wütend die Türe auf. KRAWUMMS! Er hob die Hände und sprach ein paar Zauberworte - doch wieder passierte nichts.
    Das Land war noch immer grau, kein Vogel zwitscherte, kein Fisch planschte und kein Schmetterling flog herum. Alles war grau und langweilig und die Ritter waren noch immer Jungs und die Prinzessinnen waren noch immer Mädchen. Aber trotzdem spielten all die Kinder draußen und lachten. Da ärgerte er sich so sehr, dass er ganz rot wurde. Sein Kopf wurde ganz rot und rund und immer größer. Als die Kinder das sahen, fingen sie alle an, noch lauter zu lachen. Sie lachten lauter und lauter über den roten Kopf des bösen Hexers. Doch den freute das gar nicht und so ärgerte er sich weiter und weiter. Und sein Kopf wurde immer roter und größer. Bald schon sah er aus, als hätte er einen roten Ball auf dem Kopf. Und die Kinder lachten noch lauter über den Hexer mit dem Ballkopf. Und der Kopf des Hexers wuchs und wuchs und wuchs und wuchs. Und er wurde immer roter. Bis er irgendwann so rot und so groß war, dass er einfach platzte. PAFF!«, berichtete die Bardin. Diesmal erschrak keines der Kinder, im Gegenteil einige fingen leise an zu jubeln, manche klatschten vorsichtig. Sie alle freuten sich, dass der böse Hexer verschwunden war.
    »Und mit einem Mal kamen all die Farben wieder zurück. Die Wiesen wurden wieder grün und die Bäume bekamen wieder Blätter. Und das Wasser wurde wieder sauber. Die Vögel zwitscherten, die Fisch planschten und die Schmetterlinge flogen herum. Alles war voller Farben und schön. Und die Jungs wurden wieder zu Rittern und die Mädchen wieder zu Prinzessinnen. Die Ritter hatten wieder all ihren Mut und ihre glänzenden Rüstungen und die Prinzessinnen hatten wieder ihre Freundlichkeit und trugen ihre umwerfenden Kleider. Doch unter ihnen waren zwei Neue. Dende - der mutigste Ritter von allen. Seine Rüstung strahlte heller als jede Rüstung der anderen Ritter und er war mutiger, als sie alle zusammen. Und Pan - die freundlichste Prinzessin von allen. Ihre Kleider waren schöner als jedes Kleid der anderen Prinzessinnen und sie war freundlicher, als sie alle zusammen. Doch keiner der Ritter und keine der Prinzessinnen war neidisch auf die beiden, denn sie wussten genau, dass diese beiden sie gerettet hatten.
    Und bald schon lebten sie alle, die Prinzessinnen und die Ritter, in einer riiiiiiiiieeeeeesigen Stadt genau dort, wo der böse Hexer seine alte Hütte gehabt hatte. So groß und so schön, wie keine andere Stadt auf der Welt. Die Menschen kamen von überall her, um diese Stadt zu sehen. Einmal mit einem mutigen Ritter oder einer freundlichen Prinzessin zu sprechen.« Vorsichtig beugte Felia sich nach vorn und senkte ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
    »Man sagt, dass es diese Stadt noch gibt!«, flüsterte sie leise und beobachtete amüsiert, wie alle Kinder erstaunt die Augen aufrissen und sich neugierig noch enger um Felia scharten. »Aber die Stadt darf nur betreten werden von echten Rittern und wahren Prinzessinnen! Nur die Mutigsten unter den Rittern, nur die mit glänzenden Rüstungen, so wie die der anderen Ritter und nur die freundlichsten unter den Prinzessinnen, nur die mit den schönsten Kleidern, so wie die der anderen Prinzessinnen, dürfen in diese Stadt, von der niemand genau weiß, wo sie liegt. Aber ich bin mir ganz sicher...« Zufrieden lehnte die Bardin sich in ihrem Stuhl zurück. »Für euch gibt es dort einen Platz!«, erklärte sie und deutete auf jedes Einzelne der Anwesenden Kinder.

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Normaler Weise poste ich hier keinen Post, in dem mein Name vor kommt, aber ich finde dies ist wirklich ein gutes Beispiel, wie in nur zwei Posts (auch noch dem davor), einem bisher Gesichtslosen (und für einen Mann gehaltenen) NPC Leben eingehaucht wird.

    Zitat Zitat von Raad Beitrag anzeigen
    Wieder dieses zierliche Lächeln. Wieder dieses Blitzen in den Augen der Frau, welches von einer unbändigen Güte sprach. Als würde selbst der Mord, den ihre Hand sicherlich auszuführen im Stande war, keine böse Intention, sondern unerschütterliche Güte aufweisen.

    „Ihr seid kaum hier, um nach dem zu suchen, was man in Quasar zu begraben versucht hat.“, sprach die Frau sanftmütig, freundlich dem Dieb entgegen lächelnd. „Denn das steht Männern wie euch nicht, zu suchen. Die Dunkelheit dieser Stadt, der von Lord Jun mit dem reinen Licht Innos begegnet worden ist, ist selbst für euch, die ihr euch in den Schatten bewegt, zu finster.“

    Raad verschränkte die Arme und glaubte zu verstehen. Sie hatte ein leichtes Spiel, wenn sie gegenüber Männer in diesem Tonfall von Anbiederung und Schutz, den nur sie geben konnte, sprach. Beinahe wie eine Mutter, obschon sie, um dies zu sein, zu jung wirkte. Und doch war um ihre Augen herum ein zarter Schatten zu erkennen. Hatte er sich in ihrem Gesicht getäuscht?

    „Das ist das, worüber die Bevölkerung nicht reden will. Ja?“, fragte der Schwarzhaarige und erhielt ebenfalls ein Lächeln, welches zwischen Wissen und der Freude, dass Raad es erkannt hatte, schwankte.

    „Willst du vielleicht die Frage beantworten, der sich dein Begleiter verweigert?“, die Stimme der Frau versuchte förmlich, die Ohren des ehemaligen Assassinen zu umschmeicheln. Raad jedoch schüttelte den Kopf. „Ihr wisst längst, nach wem wir suchen. Auch, wenn er hier…“, der Leiter der Akademie deutete auf Edon, „meint, jetzt den Durchtriebenen spielen zu müssen, so hat er es doch schon im Haus Vintino verraten. Und ihr seid die direkte Folge jenes Ausspruchs. Alles Weitere kriegt nur eine Person zu hören. Knecht hin oder her.“

    „Oh. Er ist nicht mein Knecht. Knecht meint einen dienenden Menschen, wenn auch unfrei, so doch noch immer ein Mensch. Er ist kein Mensch. Er ist mein Eigentum. Bedingungslose Bereitschaft, alles für mich zu tun. Sein Geist ist nicht einmal fähig, eine Weigerung zu denken.“, sprach die Braunhaarige. Es gab Menschen, bei denen in diesen Worten eine tiefe Finsternis mitgeschwungen hätte, oder Stolz, jemanden dominieren zu können, angeben zu können, anderen etwas voraus zu haben, besser, größer zu sein, am eindeutig längeren Hebel zu sitzen. Bei ihr jedoch klang es wie eine Richtigstellung. Dort schwang keine Warnung mit, keine Kälte, kein Hass. Sie herrschte… und sie wusste, dass sie herrschte. Denn es stand niemand anderem zu.

    Raad schluckte vernehmlich. Es hatte aus dem Mund Redsonjas zu skurril geklungen, um es gänzlich zu glauben. Die Bewegungslosigkeit des Muskelmannes, das Fehlen jedes Lautes, der die Worte der Frau wieder in Frage stellte, ja, selbst das Fehlen eines bestätigenden Nickens. Es ließ nur einen Schluss zu…

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    Hiroga ist offline
    Auch wenn ich mir hier ne' Staublunge hol: Das war eine schöne Angelegenheit damals, das Schatzkästlein und es ist etwas traurig, dass es so vergessen ist. Wer die Geschichte von Jun und Medin in Gorthar mitverfolgt weiß allerdings, dass ich es nicht ungerechtfertigt noch einmal öffne. Der Post sollte einfach nicht übersehen werden.
    Dem Ganzen gehen eine schöne, stimmige Geschichte und einige sehr unterhaltsame Gespräche voraus. Hier zeigt der Herr Jun aber mal wieder wie er diese amüsante Szene, mit unglaublich viel Atmospähre in ein ernstes Szenario einbetten kann, komplette Länderhintergründe spielend mit einfließend lässt und am Ende noch einmal schön den Abenteurergeist weckt, viel Spaß!

    Zitat Zitat von Jun Beitrag anzeigen
    Jun nickte auf Medins Worte hin. Das war der richtige Ansatz um den Pöbel hier genug glauben zu lassen. Kurz blickte er zu den Fremden unter ihnen, doch der schien sich keine weiteren Gedanken zu machen. Viel mehr schien er gespannt was hier noch so passiert. Sollte er ruhig. Es war nicht seine Mission.
    Dann bedachte er noch einmal die Worte die sie am Anfang hier im Ort wählten und die momentane Situation. Er überlegte seine Rolle hier, schielte fast kurz zu Giran herüber und dann erhob er sich.
    Die Leute wichen Jun aus, als er da plötzlich im Gang stand und deutlich machte, dass sie aus dem Weg gehen sollten. Immerhin konnte er ja auch bösartiger drein blicken und als er dann die geweihte Flammenzunge zog und das mit roten Erz überzogene Schwert in Richtung der sogenannten 'Orlesianer' zeigte, hatte er wohl genug Aufmerksamkeit im Schankraum. Ob gewollt oder nicht.

    "Du da! Ja du in diesem schicken Mäntelchen! - Alle Achtung! Deine orlesianischen Ritter haben ja doch etwas Mut in den Knochen oder habt ihr auch eure Pferde verloren, die bekanntlich mit einem besiegten Orlesianer auf dem Rücken die schnellsten Fluchtpferde der Welt sind!", fragte Jun und schuff ein wenig Gelächter im Schankraum. Man kannte in ganz Gorthar doch die Sprüche über Orlesianer und ihre Taten bei tendenziell ausweglosen Situationen. Meister der Flucht bei drohender Niederlage und des Kampfes in eigener Überzahl. Auch wenn die Wahrheit letztlich anders aussah.

    "Monsieur, isch verstehe nischt? Ihr wollt die Chevalier von Orleis machen verpött!?", entgegnete der Gesandte.
    "Nein, Orlesianer! Ich will dir zeigen, dass du nur mit zwei Mann den nächsten Winter nicht mehr überleben wirst! Du da! Der ausschaut, als häts die Mutter mit einem khorinischen Ackergaul getrieben! Steh auf und zieh die Waffe!", forderte dann Jun auf. Damit meinte er natürlich Giran.
    Der wusste zwar noch nicht ganz was Jun wollte, aber er wusste auch mitzuspielen.
    "Merde!", meinte er und zeigte auf Jun. War wohl leider das Einzige was Giran sich von seinen Knappen beibringen ließ. Schimpfworte und wie man Wein bestellt.
    "Du mich auch!", entgegnete Jun und wartete bis Giran seine Waffe zog. Es war zum Glück nicht die große Axt de er sonst hatte, sondern ebenso ein Schwert.
    Die 'Söldner' machten dann kurzerhand Platz im Schankraum und der Wirt hatte das Maul nach Orbas zu halten, sonst weint noch jemand.

    "Monsierus es gibt doch keien Gründ sisch zu töten. Cedric isch gebiete eusch die Waffe wieder einzusteckön!", befahl der Gesandte aka Gilles.
    "Non!", bellte Giran darauf und machte klar das es hier um Ritterehre ging.
    Ritterehre gegen Söldnerehre - welch Vergleich. Wäre die Sache echt und Jun in Girans Position hätte er den Lump davon jagen lassen. Allein schon der Gedanke das ein Söldner einen Ritter meint heraus zu fordern war ein Unding.

    "Der da scheißt wohl auf Ritterehren!", warf Orbas dann ein.
    "Keine Sorge, Orlesianer. Ich mache das schnell und dann wisst ihr wer wir sind!", sprach Jun und und nickte genau in jenem Moment minimal Gilles auch zu.
    "So? So nennt üns eure Name damit wir auf eure Grab schreiben können, dass ihr habt gehabt die Mund groß vor Chevalier von Orleis!", entgegnete dann Gilles.
    "Man nennt mich Lahir den Wütenden!"
    "Wütenden? Woher die Ruf? Weil eusch jeder besiegt?"
    "...weil meine Wut jeden niederstreckt! Komm her!", rief Jun lautstark und hob die Klinge. Giran folgte damit und nach wenigen Schritten beider kreuzten sich schon die Klingen mit metallischen Geräuschen, umgeben vom Lärm der Zuschauer.
    Ein Kräftemessen entstand in dem die Mimik immer angestrengter und wütender schien, bis man sich löste und Giran zum Angriff überging. Prompt lenkte Juns Klinge die andere Klinge zur Seite und dann schreckten die Dörfler hier auf, als Jun wütend aufschrie, einen Tisch wegtrat als wärs ein Huhn, die Klinge beidhändig griff und nun attackierte. Schnelle Hiebe waren es, die auf den orlesianischen Ritter donnerten. Zwei mochte er irgendwie abwehren. Der Dritte aber kam schnell und traf die Rüstung am Schulterstück. Giran wich zurück um die Wucht abzufangen und Jun wandte das an was er schon dereinst von Ryu gelernt hatte.

    Er holte schnell und ordentlich aus, schrie auf und schaffte es den Anderthalbhänder nahezu exakt an die selbe Stelle herab jagen zu lassen. Eine Kunst die beherrscht werden musste und die Ryu zum Repertoire seiner alten Kaste betitelte. Ein solcher schneller Treffer wirkte nämlich ungemein wenn man richtig gut traf und es war für einen Gerüsteten manchmal aufgrund der Wucht fast so, als würde den Treffer nichts mehr abfangen. Ein sogenannter Doppeltreffer der den Gegner mehr Schmerz in seiner Rüstung zufügte als es ihm lieb war und manchmal schon die Rüstung gut verformte oder gar Rüstungsteile zerstörte - wenn man die passende Waffe hatte. Doch hier nahm Jun natürlich die Kraft etwas raus. Bauernvolk erkannte nicht den Unterschied, wenn es trotzdem schepperte und laut war.
    Giran spielte mit, brüllte auf als wäre er ein Ochse mit Hüftbruch und ließ das Schwert fallen um sich die Schulter zu halten.
    Jun hielt die Klinge noch kurz nach oben und senkte sie dann.

    "Nun hast du gesehen wer wir sind, Gesandter!", sprach Jun und hob die Nase leicht. So als weiteres Zeichen.
    "Losung!", forderte dann Gilles auf und machte den Anschein, als wäre die Situation eine andere, seit der Ankunft.
    Jun musste sich schnell was einfallen lassen. Es war eine gute Idee mit der Losung, aber vielleicht zu öffentlich.

    "Lilien wachsen auf blauen Wandteppichen... - Gegenlosung.", sprach er fast schon gelangweilt.
    "Wo ist die Jüngfrau? - Gegenlosung!"
    "Das Feuer versteckt sie! - Gegenlosung.", sprach er und hatte nun Mühen sich noch was auszudenken. Was Gilles mit der Jungfrau meinte wusste er, aber was nach dem Feuer war.
    "Das Volk färbt das Wasser..."
    "Rot! - Vive Orleis!", sprach Jun und hatte sich doch erinnert wie Orleis entstand. Alles hatte was mit einer Jungfrau zu tun die das Volk führte. Dann wurde sie verbrannt und das Volk als auch der urtümliche Adel erhob sich umso mehr gegen gorthanische Fürsten. Aus den Anführern des Volkes erstanden dann die Fürsten von Orleis und alles weitere war eine Geschichte von Eroberung, Dekadenz, vielen Pferden die den Fürsten den Beinamen Pferdefürsten gab und letztlich der Friede von Gorthar, der den großen Krieg im Land und an den Grenzen auch oder vor allem dank der Orleisianer beendete. Da hatte er doch noch bei Artimans Unterricht aufgepasst.
    "Vive Orleis!", entgegnete Gilles fast schon enthusiastisch. Manchmal dachte er wohl daran in seine Heimat zurück zu kehren.

    "Isch sehe unser Spiel war so gut wie die eure, Lahir. Mein Fürst schickte mir Nachricht von Söldner die uns begleiten durch Cymriäe.", sprach er und löste das Spiel ein wenig auf.
    "Ich hoffe ihr habt den Sold auch dabei. Das ihr wirklich der Gesandte seid, zeigt ihr mir aber nochmal durch den Ring. Wir wurden vor Spionen aus Quasar gewarnt."
    "D'Accord!"
    "Ja, Quasar! Die sind ganz schlimm!", warf Orbas ein. Vielleicht trugen sie nun etwas zu viel auf, aber nun verstanden auch die Dorfbewohner hier, dass das Spiel wohl sein musste.
    Gilles zeigte Jun dann seinen Familienring. In Orleis waren alle Familienringe irgendwie mit Lilien versehen.
    "Zwei Lilien die sich kreuzen. - Männer das ist unser Mann!", sprach Jun und trat dnan zu Giran um ihm aufzuhelfen. Der freundschaftliche Blick sagte genug aus, um zu wissen dass Giran wusste das dies sein musste. Gleichzeitig wusste Jun das Giran Revanche fordern würde oder viel Wein weil er sich ja besiegen ließ.
    Danach wurde der Tisch der 'Orleisianer' an den der Söldner gerückt.

    "Heda Wirt! Das ist für die nächste Runde und die letzte Runde, für das Essen und für die Schäden und den Schrecken!", sprach Orbas dann zum etwas wütend wirkenden Wirt. Dessen Mimik änderte sich, als er den Säckel mit gorthanischer Goldkreuzer begutachtete. Das war mehr wert als das Bier und Essen wert waren.

    "Wir füllen noch die Mägen. Dann brechen wir auf. Wohin soll es gehen, Herr Gesandter oder Herr Chevalier von Orleis?", fragte Jun in leiseren Ton.
    "Wir aben ein Lager bei die Berge. Leider aben wir Ärger geabt. Aber keine Angst. Wir aben sie alle getötet."
    "Wen?"
    "Typen mit cymrischen Wappen. Wollten uns gefangen nehmen.", murmelte dann Giran.
    "Sicher das ihr alle von diesen Sauhunden erwischt habt?", fragte Bors.
    "Sicher. Haben aber seit ner Woche auf euch gewartet.", meinte Giran im leisen Ton.
    "Es ging nicht schneller. Das ist Cymria und nicht unser Land.", warf dann Sir Martos ein. Er war noch nicht lange bei Jun, doch als er nach den myrtanischen Kriegen von Quasar hörte, verließ er Vengard da er es leid war als alternder Ritter dort irgendwelche Bauernlümmel auszubilden oder Diebespack zu jagen. Er wollte sich als Ritter fühlen und auf seine alten Tage lieber in der Schlacht sterben, als im Bett in seine eigenen Pisse zu liegen und dahin zu siechen. Das war eines Ritters und Kriegers unwürdig. Jun hatte ihn natürlcih aufgenommen, den Schwur auf ihn und Innos leisten lassen und ihn am Ende mit einem Lehen und der Aussicht auf Kämpfe in der Zukunft an seiner Tafel begrüßt.

    "Das ist mir klar. Aber besser heute, als gar nicht. Jun! Du hattest recht.", sprach Giran und in seiner Stimme entfachte eine gewisse Faszination, die jeher unterbrochen werden musste, als die Schankmaid das Bier brachte.
    Die wollte sich dann tatsächlich auf Juns Schoss setzen, da er ja solch ein tapferer Recke wäre. Das kam davon, wenn man sich als gemeiner Söldner ausgab. Sollte er nun mitspielen? Bei Innos! Niemals!

    "Verschwinde, Schankmaid! Mach dich nicht unglücklich! Ein Söldner ist kein Mann für ein Mädchen vom Dorf. Söldner sterben und dann bist allein mit deinem Kinde! Such dir einen ehrbaren Mann der I..."
    "...immer kann, wenn du Spaß haben willst! Hahaha! Bei manch Söldnern will er einfach nimmer hoch, weil sie einfach zu viel Blut schon verloren. Geh und schnapp dir einen Bauern! Wir stehen auf das Hurenvolk! Hahahah!", sprach Bors auf seine derbe Art und rette Jun der schon Innos sagen wollte. Die Schankmaid machte sich ab und schien etwas beleidigt, dass Jun sie nicht wollte.

    "Hurenvolk...", meinte Jun und schüttelte den Kopf.
    "Jun - nochmal. Wir haben es gesehen. Zwei Tagesreisen in den Bergen entfernt. In einem Tal wie in den Aufzeichnungen beschrieben."
    "Ihr seid immer den Sonnenstrahlen gefolgt?"
    "Immer, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Bis wir den Doppel-Berg erblickten zwischen den die Sonne bei Morgengrauen und Dämmerung ein Zwielicht schafft. Dann folgten wir den Sonnenstrahlen und erreichten das Tal. Wir suchten und suchten, aber sahen nichts. Auf den Bergen lag stets dichter Nebel und keine Pfade die etwas andeuteten. Doch dann als ich am dritten Tage im Tal vor Sonnenaufgang erwachte und für kurze Zeit das Zwielicht herrschte, lichtete sich der Nebel als hätte Innos selbst seine Hand durch ihn gejagt. Die ersten Sonnenstrahlen erstrahlten über die Berge und da sah ich es. Das Kloster. Ich weckte die anderen und auch sie sahen es, bis dann die nächste Passage sich bestätigte. Es wurde dunkel - als wärs Nacht."
    "...und der Götterstreit neu entfacht. Adanos sich erhebt und die Welt nach Gleichgewicht strebt.", beendete Jun und meinte den dichten Nebel der das Kloster verbarg.

    "Das ist der Weg. Wir werden heute noch Bärenfels verlassen. Die Spuren verwischen wir. Sagt dem Wirt ruhig das wir in Richtung cymrische Hauptstadt marschieren werden. Fragt nach dem Weg und Abkürzungen. Zahlt gut. - Medin. Ich möchte das du und deine Gardisten mit Giran dann vor geht. Markiert den Weg bis zum Tal. wir werden folgen. Es ist besser, wir fallen als große Gruppe nicht auf. Selbst wenn es in den Bergen ist.", lautete der Befehl von Jun und in den Augen seiner Mitstreiter sah er dieses leuchten, dieses Feuer das allein durch die Erwähnung des Klosters aufloderte. Wenn es wahr werden würde, würden sie dort etwas bergen was die Welt verändern könnte. Das der Welt Innos Reich bringen würde. Ein Innoskloster berührt durch Innos Licht, umkämpft durch Beliars Dunkelheit und verborgen durch Adanos Mächte. Wenn da nichts wäre, wäre dies doch ein närrischer Streit.

    "Wär nur Hagen hier. Er wird staunen wenn wir ihm erzählen, dass wir es gefundne haben. Innos wird mit uns sein, Medin. Und Beliar wird uns erwarten. Möge Adanos sich uns nicht auch in den Weg stellen. Was denkst du Medin? Was erwartet uns da?", fragte Jun und stieß mit dem Streiter an. Jun klang euphorisch wie ein Junge der mit seinem Vater zu seinem ersten Ritterturnier reiste oder wie ein Paladin der den Sieg schon schmeckte und der schmeckte besser als das Bier hier.

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    Baumkuschler Avatar von Andrahir
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Andrahir ist offline
    Jeder, der es schonmal versucht hat, weiß wie schwer es ist Emotionen wie Verzweiflung oder die allseits gefürchtete Liebe überzeugend und stimmig zu beschreiben. Seit einiger Zeit ist ein Ordensritter unterwegs der seine Geliebte sucht und inzwischen für tot hält und nun ein Traum der sie offenbar lebendig zeigt.

    Gleichzeitig sucht eben jene Geliebte nach ihrem Gedächtnis und ist verwirrt als sie im Traum dieses fremde und doch bekannte Gesicht sieht.

    Athmosphärisch einfach überzeugend. Viel Spaß beim Lesen und meinen Respekt an die beiden

    Zitat Zitat von Freiya Beitrag anzeigen
    "Geh schlafen", sagte Mama Hooqua zu Freiya. Diese ließ sich das nicht zweimal sagen. Den ganzen Tag hatte die Rothaarige in der Sumpflilie geschrubbt, die voll von Vogelscheiße gewesen war: auf Tischen, auf Stühlen, auf dem Boden und auf der Wand. Ihr tat alles weh und nun wollte sie einfach nur noch aufs Stroh sinken.
    Müde gönnte sie sich noch eine Katzenwäsche, ließ sich nieder und zog die Decke bis an ihr Kinn. Obwohl sie ihre Augen schon geschlossen hatte, konnte sie nicht gleich schlafen. Unruhig tanzte ihr Geist hin und her, der Vogel, die Sumpflilie, Mama Hooqua. Dann plötzlich tauchten wieder die Mauern einer Stadt auf. Ihre Erinnerung trug sie durch die Gassen, Häuser wanderten an ihr vorbei, ein Marktplatz, ein Hafen, das Tor zur Stadt und schließlich eine Tempelanlage.
    Sie wollte sich doch so gern erinnern. Vengard war es nicht. Es musste Thorniara sein. Dort hatte sie schließlich als Spionin gearbeitet. Irgendwie war sie gar nicht stolz darauf.

    Sie sah sich in eine Kapelle gehen. Innos? Hatte sie wirklich zu Innos gebetet? Kerzen waren da, was für ein friedliches und erfüllendes Bild. Merkwürdig, dass diese kleinen Flammen sie beruhigten. Sie trat nach vorn, nahm eine Kerze, entzündete sie an einer anderen und wollte sie hinstellen. Aber das Bild verschwamm, die Farben wurden dunkler und schon bald war es schwarz um sie herum. Nur die Kerze erhellte die Finsternis. Freiya starrte in das Feuer, dass ihr Sicherheit gab. Ruhe. Kein Laut war zu hören, als eine Hand sich auf ihre mit der Kerze legte. Überrascht blickte Freiya auf.
    Ein Mann blickte sie an, ernst, aber so, dass sie schlucken musste. Ein eindringlicher Blick, aber seltsam vertraut. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Träume waren merkwürdig, oftmals machte man in ihnen Dinge, die man wach ganz anders machen würde. Aber auch er schwieg und starrte sie einfach an, starrte auf den Grund ihrer Seele.
    Sie hatte das Gefühl, dass sie ihn kennen sollte. War er jemand, der wie die anderen Gedanken auch in ihren Erinnerungen verloren gegangen war? Sie blickte auf seine Hand, die warm auf ihrer lag. Die Kerze brannte weiter, ruhig, ohne zu flackern. Sie beleuchtete den Mann von unten, ließ seine Züge hart und angespannt wirken. Doch die Geste mit der Hand relativierte das wieder.

    Sie hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Ein Wort, um das, was geschah, wahr zu machen.
    "Ich kann mich nicht erinnern, wer du bist", sagte sie leise. Die Kerze tanzte unruhig unter ihren Worten.
    "Ich kann mich nicht erinnern, was mich ausmacht."
    Die Kerze stand wieder still. Der Blick des anderen veränderte sich. Einmal mehr hatte sie das Gefühl, dieses Gesicht zu kennen. Zu wissen, wie die Haut sich anfühlte, wie dieses schwarze Haar roch und wie sich seine Umarmung anfühlte.
    Er wirkte angespannt, seine Augen verengten sich zu Schlitzen, seine Hand umgriff ihr Handgelenk. Sehr fest.
    "Du bist tot." Er hatte gesprochen. "Ich versteh nicht, was geschieht."
    Worte, die Freiya schockierten und trotzdem wandten sie sich in ihr Gehör, kamen an und liefen warm und kalt ihren Rücken hinunter.
    "Ich bin nicht tot", antwortete sie ein wenig verwundert, wie er zu dieser Annahme kam.
    "Ich lebe."
    Sein Griff lockerte sich, er fasste Freiya an den Schultern, mit beiden Händen.
    "Freiya", sagte er und blickte sie erneut durchdringend an. Sie hatte das Gefühl, dass seine Stimme zitterte.

    Die Kerze flackerte wieder unruhig. Sie schwiegen, während sie seinen ungläubigen Blick auf sich ruhen ließ. Dann nickte sie langsam, als hätte er gefragt, ob sie die Wahrheit sprach.
    "Bei Innos", sagte sie leise. "Bitte, finde mich", war alles, was sie rausbrachte.
    Dieser Mann kannte sie. Wer auch immer er war, er war der Schlüssel zu ihren Erinnerungen. Und anscheinend zu einer ganzen Reihe an Gefühlen.
    "Wo bist du?", fragte er flehend.
    "In Schwarzwasser. In der Sumpflilie."
    Die Kerze erlosch. Freiya fuhr auf.
    Sie hatte geträumt, was hatte sie geträumt? Verwirrt blieb sie zunächst sitzen und stand dann auf. Ein Krug Wasser stand in ihrer Nähe, sie nahm sich einen Schluck und trank.
    Dieses Gesicht. Dieser Mann. Sie sah ihn immer noch klar vor sich. So deutlich, wie sie ihn im Traum gesehen hatte. Konnte sie diesen Traum ernst nehmen? Würde er wirklich kommen, sie suchen und finden?

    Was für Hirngespinste. Immer noch irritiert legte sie sich wieder hin. An Schlaf war aber erst einmal nicht mehr zu denken. Immer und immer wieder ging sie diesen Traum durch. Auch, wenn es sie nicht weiter brachte.
    Zitat Zitat von Hiroga Beitrag anzeigen
    Ein Dachboden, ausgestattet mit zwei, drei Betten, einem Schrank und einem kleinen Tisch hatte man ihnen als Unterkunft für die Nacht zugestanden. Eine schmale Treppe führte zu der Dachluke, die direkt in den Raum führte. Nur ein kleines Fenster gab es am anderen Ende. Die Dachluken waren geschlossen. Die Pferde waren gut in einem der Ställe untergebracht. Die Idee des Soldaten war gut gewesen. Als er sich auf seine nicht gerade gemütliche Schlafstätte niedergelegt hatte, spürte er deutlich die Entspannung seiner Glieder. Zu viel war passiert in den letzten Tagen. Viel zu viel. Sowohl für seinen Körper, als auch für seinen Verstand und seine Seele. So viele Gefühle, Angst, Trauer, Schmerz, Aufregung. Selbst für einen Mann, der dem Tod oft ins Auge und Toten in die Augen gesehen hatte. Selbst für einen Mann, der zwischen den leblosen Körpern seiner Kameraden eine Stadt bis auf den letzten Blutstropfen verteidigt hatte. Selbst für einen Unsterblichen, wie Jun die Gemeinschaft getauft hatte.

    Seine Muskeln schmerzten, waren übermüdet wie er selbst. Die Dunkelheit griff rasch nach dem Streiter Innos'. Keine Fackel brannte, keine Kerze. Nur blasses Mondlicht stahl sich durch das kleine Fenster in den Raum. Die Augen des Ordensritter schlossen sich und selbst die matt silbrigen Lichtstrahlen wichen der Finsternis. Er nutzte die Ruhe um sich seiner Gedanken und seiner Gefühle klar zu werden. Vieles hatte seine Aufmerksamkeit gefordert. Die Flucht, mögliche Verfolger, das alles hatte ihm keine Zeit gelassen sich um die Dinge Gedanken zu machen, die es wirklich verdienten und bei Innos, vielleicht war das auch ganz gut so gewesen. Doch ebenso wie er sich dieser Sache angesichts ihrer Situation gewiss sein konnte, so wusste er auch, dass Verdrängung ihm nur noch Schmerz bedeuten würde. Dieser kleine Lichtspalt, der in seinem Herzen überlebt hatte, als der Rest der Existenz aller Dinge um ihn herum zerbrach, musste überleben. Verdrängung würde ihn anfangs bewahren, doch in ein paar Wochen, vielleicht Monden, vielleicht Jahren hinterrücks ermorden und den Schmerz würde er fühlen wie eine frische Wunde. Und die Wunde würde niemals verheilen. Sich dem Leiden zu stellen war das einzig Richtige, das wusste er. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er stark genug dafür war.
    Ja, dieser Funke, musste weiter glimmen. Er musste langsam, mit viel Zeit und Kraft zu einer kleinen Flamme gedeihen. Und sie würde brennen... und ihm die Stärke geben seinen Weg weiter zu gehen, weiter bis zu diesem einen Ziel...

    Er war stolz darauf es erkannt zu haben. Den Pfad, den einzigen Pfad den er wählen konnte. Und er wusste, dass es ihn gab, obgleich viele niemals daran geglaubt hätten. Diese wahnwitzige Idee, diese Überlegung die fast schon blasphemische Ausmaße hatte... so viel verändern zu wollen... und dieser Gedanke, der nur durch den Glauben an die Allmacht Innos' an Wahnsinn verlor. Doch noch war der Weg finster. Das Licht des Herrn hatte sich nicht darauf gelegt. Doch es stand bereit. Wie eine Fackel, die ergriffen werden wollte. Der warme, rötliche Schein drang durch das Fenster in den Raum. Seine Augen schmerzten, als er sie ein Stück weit öffnete. Ob es wirklich so einfach war? Vielleicht war es das. Vielleicht sollte er nicht länger zögern und darüber nachdenken wie unsinnig sein Vorhaben in den Ohren anderer klang. Sollte er einfach hinaus gehen und den Griff dieser Fackel fest mit seinen Händen umklammern und die Straße erleuchten?
    Habe den Mut. Du kannst es schaffen. Du kannst alles... denn Innos ist in dir...
    Langsam, doch entschlossen, erhob er sich aus seinem Bett. Was nutzte alles Warten. Was nutzte alles Zögern. Handeln musste er.
    Schritt für Schritt bewegte er sich auf die Tür zu, tastete nach dem Knauf und drehte ihn. Ein leises Knarren. Er blickte zurück, hoffend Aaron nicht geweckt zu haben. Kein kühler Luftzug erwartete ihn, stattdessen schien es ihm fast warm draußen. Er schritt durch die Tür, setzte seine Füße auf den Boden. Kleine Steine knirschten unter seinen Stiefeln, Grashalme wurden niedergezwungen.
    Seine Hand streckte er nach vorne, griff nach der Fackel, die als einzige Lichtquelle die Szenerie erleuchtete. Ihm wurde wärmer, fast heiß. Die Flammen schlugen rötlich, orange. Leichte Wellen um die Spitze. Sie rahmten das Feuer ein, umschlungen den Kopf der Fackel. Den Hals herab. Bis zu den Schultern. Er sah hinein und ihr Blick war ebenso wärmend wie der Rest ihres Körpers. Noch immer hielt seine Hand ihr Handgelenk. Es gab ihm Halt. Halt, den er so vermisst und herbeigesehnt hatte.
    Feuerrot, ein wunderschöner Anblick. Feuerrote Lippen, die Worte formten.
    "Ich kann mich nicht erinnern, wer du bist"
    Er zuckte zusammen. Wie meinte sie das? Wie konnte das sein? Er verstand nicht... seine Gedanken überschlugen sich. Deutlich spürte er in seiner Brust wie sein Herz immer schneller schlug. Das Blut pulsierte in seinen Adern.
    Hektisch hob sich seine Brust und senkte sich wieder, als ginge es um Leben und Tod. Und dann war das Zittern wieder da. Erst in den Fingerspitzen, dann überall. Zittern.
    "Ich kann mich nicht erinnern, was mich ausmacht."
    Die Frage in seinem Kopf mutierte zu einem Rätsel. Unverständnis breitete sich in ihm aus. Er verstand es einfach nicht...
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Was ging hier vor? Das konnte nicht sein. Sie konnte nicht sein. Nein, das verstieß gegen alles was wahr sein konnte, verstieß gegen alles was heilig war. Er hatte es gesehen, mit eigenen Augen hatte er es gesehen.
    "Du bist tot!", hauchte er mit zitternder Stimme. Vorsichtig machte er einen Schritt auf sie zu. Zögerlich, fast zaghaft.
    "Du bist tot...", wiederholte er, die Stimme bebend und unruhig. Sein Blick durchwühlte die Flammen, suchte darin eine Antwort. Dann stockte er, zuckte zurück, stolperte zurück.
    "Ich... ich verstehe nicht was geschieht."
    "Ich bin nicht tot." Verstehst du es nicht?
    "Ich lebe." Hörst du was ich dir sage?

    Dann drehte er sich um und rannte. Fort. Einfach fort. Weg von diesem Ort. Es waren Lügen. Lügen, alles Lügen, nichts als Lügen! Die Fackel war erloschen, er wusste es. Unter dem Druck seiner Hände war ihre letzte Kraft zerronnen.
    Rastlos bahnte er sich seinen Weg durch die Finsternis, blieb nicht stehen, hielt nicht an.
    Sie fiel. Stürzte. Auf ihn herab. Und er fing sie auf. In seine Arme stürzte sie. Er hielt sie, fest. Das Blut an ihrem weißen Kleid berührte seine Hände. Zitternd tastete er nach ihrem Gesicht, befleckte es mit ihrem eigenen Blut. Seine Augen suchten in den ihren nach Leben, nach Antworten. Und dennoch wusste er, dass er nichts als den Tod dort finden würde.
    Sein Mund formte das Wort, ihren Namen, doch er hörte sich ihn nicht sagen.
    Das Wasser breitete sich um sie aus. Es erfasste ihr Kleid und tränkte es, es erfasste seinen Paladinwappenrock. Der Mondschein spiegelte sich auf der Oberfläche des finsteren Gewässers. Seine Hand glitt in das Wasser, wollte es über das Gesicht der jungen, blassen Schönheit mit den roten Haaren träufeln um das Blut von ihren zarten Wangen zu waschen. Das schwarze Wasser perlte von ihrer Haut ab und trug nur die blutrote Spur des Todes von ihrem wunderschönen Gesicht. Verliebt sah er sie an. Wärme durchfuhr ihn. Der Mann in der brennenden Rüstung reichte ihm die entflammte Blume.
    Sie ist für sie..., sprach er ohne, dass der Schwarzhaarige seine Stimme hören konnte. Lächelnd nahm er sie entgegen und legte die Lilie auf die Brust der jungen Schönheit.

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Eine Seefahrt - auf orkisch.

    Zitat Zitat von Tashunka Beitrag anzeigen
    "Sieben Meridiane Kochboard!"
    "Was? Baka! Du redest Scheiße Orak! Seit Tagen treiben wir über die offene See und von dir kommt nur Mist. Doch was sollte ich von ehrlosen, primitiven Bergmorra..."
    Weiter kam er nicht. Tashunka drehte sich um und schlug dem gefangenen Steuermann, der zu den einfallenden Orks gehörte die Faust ins Gesicht. Er hatte sein Klagen leid - woher sollte der Schwarzork auch diese dämlichen Schiffsbezeichnungen kennen? Zudem hatte er keine Ahnung ob der Dreckskerl wirklich Steuermann war oder es nur gesagt hatte um nicht so wie die wenigen weiteren Wachen, die zum Zeitpunkt der Schiffsübernahme an Board gewesen waren über Board zu gehen. Wie dem auch war... nun musste er doch dran glauben. Tashunka packte den grünen unbewaffneten Kerl und versetzte ihn, sich um sich selbst drehend in Schwung um ihn über die Rehling stürzen zu lassen und sich selbst an das Steuerrad zu stellen. So schwer konnte das doch nicht sein. Ein kräfiger Dreh am Steuer und...

    Einer der befreiten Insassen, die unter Deck gewesen waren als Rudra und er das Schiff übernommen hatten segelte einmal quer über das Deck und knallte gegen die Rehling und auch der Schwarzork hielt sich nur gerade so am Steuer fest um es dann wieder ein Stück zurück zu drehen und das Schiff wieder halbwegs in eine waagerechte Position zu bringen.

    "Warum sind wir so langsam? Hisst verdammt nochmal die Segel!"
    "Welche denn?"
    "Das vordere!"
    "Das ist vor drei Tagen beim Versuch es einzuholen weggeflogen, weil Kesh Fish dachte man müsste die Seile dazu durchschneiden."
    "Verdammt."
    Der schwarze knurrte. Kesh Fish... was war das eigentlich für ein lächerlicher Name und warum, bei Beliar, waren Rudra und er auf die schwachsinnige Idee gekommen dieses verfluchte Schiff zu entführen statt es einfach zu sabotieren?
    "Setzt irgendwelche Segel und wenn es eure räudigen Lendentücher sind die im Wind wehen!"
    "Der Wind kommt aber von vorn!"
    "Was?"
    der Jäger knurrte abermals und drehte wieder kräftig am Steuer worauf hin wieder einiges an Deck durch die Gegend purzelte. Der Orak selbst hatte sich diesmal allerdings festgehalten und lies das Schiff sich wieder aufrichten. Tatsächlich nahmen sie nun etwas Fahrt auf. Viel zu wenig aber dafür, dass man nun endlich wieder Land gesichtet hatte... zumindest vor einigen Stunden als es noch hell gewesen war.

    Aus der Kajüte kam Rudra getorkelt (andere Bewegungsmethoden waren auch so gut wie unmöglich). Sie leiteten beide diese wahnwitzige Spedition und da sie tatsächlich beide die Idee gehabt hatten das Schiff zu entführen machten sie sich einander auch keine Vorwürfe für den bekloppten Ablauf der ganzen Aktion. Sie versuchten dafür da auch wieder heraus zu kommen.

    "Wo ist der Steuermann?"
    "Hat gekündigt."

    Der Nacktork hielt kurz inne, nickte dann aber verstehend.

    "Bei Beliar, ich hätte schwören können, dass wir auf das Land zuhalten." Eine wirklich große Hilfe waren die befreiten Oraks nicht. Es gab wohl zwei bis drei brauchbare darunter. Ein Orkweib, dass wenig sagte und einfach tat, was man ihm sagte war auch dabei - sie konnte würdig für den Karrekstamm sein. Die anderen... das würde man später sehen.
    "Könnt ihr davorn nicht irgendwas sehen?"
    "Alles so schwarz wie in Beliars Reich... mit Ausnahme von dem Felsen davorn!"
    "Felsen?"


    Zu spät. Ein lautes Krachen ertönte und Holz barst. Wieder klammerte sich der schwarze nur gerade so fest und griff mit dem andern Arm nach Rudra um ihn festzuhalten während das Schiff kippte. Ironie des Schicksals, das genau in diesem Moment die Wolkendecke aufriss und der Mond sein Licht hinab warf auf die Wellen... und das Land. Es dauerte eine Weile bis das Schiff soweit zu Bruch gegangen war, dass es sich nicht mehr bewegte und die Oraks beim ersten Umblicken feststellen mussten, dass sie genau auf Felsen direkt vor dem Strand aufgelaufen waren.

  8. Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Hehe, meiner Meinung nach ein sehr guter und spannender Post. Generell ist Sergio ein Charakter, der sich für mich sehr spannend und charismatisch liest. Der Post selbst ist voller, für ihn typischen Witz und Kreativität und bereitete mir Freude beim lesen Sergio is back!


    Zitat Zitat von Sergio Beitrag anzeigen
    Als Sergio die Augen aufschlug, blickte er in einen wolkenverhangenen Himmel und hörte das Rauschen des Meeres. Er setzte sich auf und stellte fest, dass er an einem Strand saß, das Meer im Rücken. Nicht weit entfernt schien ein finsterer Wald auf neue Opfer zu lauern.
    Wahrscheinlich der Orkwald. Diese grüne Hölle voller Orks, Monster und sonstigem Gedöns. Ein Landstrich, den die Welt nicht brauchte. Am besten alles anzünden, dann hätte man ein gutes Werk vollbracht. Leider kam niemand auf diese Idee. Außer Sergio natürlich, der große Denker und Visionär, der seinen absolut spitzenmäßigen Einfall am besten direkt in den Setarrifer Königspalast trug und damit Ethorn VI. derart vom Thron riss, dass sich der gute Mann sauber und akkurat aufs Maul legte, nur um unmittelbar danach vor Entzückung kreischend Richtung Orkwald loszurasen, während sich seine Krieger sputeten, in Windeseile genügend Fackeln – oder womit auch immer man einen Wald anzuzünden pflegt – zusammenzutragen und dann ihrem König hinterherzuhechten, dessen Gesundheit auf dem Spiel stand, wenn er so ganz allein über die halbe Insel rannte. Und was winkte Sergio? Ein Orden, haufenweise Gold und so viele nackte Weiber, dass er es auch in hundert Jahren nicht schaffen würde, sie alle durchzu-
    „Sieh an, der Neuankömmling ist zu sich gekommen. Dachte schon, das würde nie was“, erklang eine Stimme von der Seite. Sergio wandte den Kopf in die entsprechende Richtung und erblickte einen Mann, der so alt zu sein schien, dass Beliar sicherlich schon seine Finger nach ihm ausstreckte. Vollbart und Haare waren lang und weiß. Davon abgesehen trug der Kerl nur eine Hose, wahrscheinlich wegen der Wärme, die an diesem Ort herrschte.
    „Wie komme ich hierher und wer bist du?“, fragte der Setarrifer. „Und wo ist dieser Schweinehund Black? Und seit wann bin ich eigentlich hier?“
    „So viele Fragen ... Du bist hier der Neuankömmling. Ich würde also vorschlagen, dass du mir erst mal erzählst, wer du bist und was überhaupt passiert ist.“
    Da Sergio keine Lust auf Diskussionen hatte, stellte er sich dem seltsamen Kerl vor und berichtete von der Expedition in den Orkwald, an deren Ende der Kampf gegen die unbezwingbaren Ghule und der Verrat des Expeditionsführers gestanden hatten. Schließlich erwähnte er auch, dass er wutentbrannt durch das vom Dämon geöffnete Portal gestürmt war, um den Verräter zu stellen, und nun nicht wusste, wo er gelandet war.
    Der Alte hörte aufmerksam zu und nickte gelegentlich. Nachdem sein Gesprächspartner verstummt war, sagte er: „Tja, mit dem Dämon der Finsternis – seinen richtigen Namen nenne ich lieber nicht – habe ich ebenfalls meine Erfahrungen gemacht. Oder besser gesagt: Wegen ihm bin ich hier. Ich war einst Feuermagier und nachdem ich von der Existenz eines Dämons auf Argaan gehört hatte, der einem angeblich jeden Wunsch erfüllen konnte, hatte ich die Hoffnung, er könnte mir genug Macht verleihen, um die Orks, die Krieg gegen das Reich Myrtana führten, allesamt zu vernichten.
    Also studierte ich wochenlang uralte Aufzeichnungen, deren Herkunft ich besser nicht erwähne, schlug mich durch bis zur Kammer des Dämons und trug ihm meinen Wunsch vor. Im Gegenzug bot ich ihm meine Seele an, die er nach der Vernichtung der Orks erhalten sollte. Doch der Dämon lachte mich aus und sagte, ich sei ein Narr, denn diesen Wunsch könne er nicht erfüllen. Meine Seele nehme er sich aber trotzdem. Daraufhin versuchte er genau das, doch ich wehrte mich mithilfe meiner Magie. Am Ende bekam er zwar nicht meine Seele, allerdings landete ich aus irgendeinem Grund auf dieser Insel. Und seitdem sitze ich hier fest.
    Was dich betrifft: Du hast gesagt, dass ihr euch aus dem Griff der Ghule befreien konntet. Das hatte der Dämon sicher nicht beabsichtigt. Soweit ich weiß, verliert er im Laufe der Zeit – wobei er unvorstellbar alt ist – zunehmend an Macht, und vielleicht werden deshalb auch seine Ghule immer schwächer, weshalb ihr euch losreißen konntet. Und dieser schleichende Machtverlust hat vermutlich auch dafür gesorgt, dass er es nicht geschafft hat, dich in sein eigentliches Reich zu ziehen, als du in das nicht für dich bestimmte Portal gelaufen bist. Stattdessen bist du hier gelandet, wo er an dich nicht mehr herankommt. Glück gehabt, würde ich sagen, denn aus seinem Reich gibt es mit Sicherheit kein Entkommen, solange du nicht tot und damit in Beliars Reich gelandet bist.
    Und zu deinen beiden letzten Fragen: Wie lange du hier rumgelegen hast, kann ich dir nicht sagen, weil ich die Tage nicht mehr zähle, aber es war auf jeden Fall recht lange. Interessanterweise scheinst du so wie ich an diesem Ort keine Nahrung zu brauchen, sonst wärst du längst tot.
    Ansonsten: Ich habe hier außer dir keinen Neuankömmling bemerkt, also ist der Kerl wohl weiterhin in der normalen Welt. Wenn du diesem Verräter noch mal begegnen solltest, zieh ihm am besten das Fell über die Ohren.“
    „Oh ja, ich werde ihn gebührend bestrafen“, antwortete Sergio. „Aber noch eine Frage: Woher weißt du das alles über den Dämon?“
    „Wie gesagt: Ich habe Aufzeichnugen gelesen. Derjenige, der sie verfasst hat, ist ebenfalls auf dieser Insel 'gestrandet', allerdings mithilfe einer Art Portal in die normale Welt zurückgekehrt. Vom Reich des Dämons, in dem die gefangenen Seelen vor sich hin vegetieren und bis zu ihrem Tod dem Dämon ihre Lebensenergie opfern müssen, hat er im Gespräch mit diesem Ungeheuer erfahren, denn selbst war er nie dort. Wohlgemerkt könnte er das alles erfunden haben, aber das glaube ich nicht. Zumindest existiert diese Insel hier tatsächlich.“
    Das Wort „Portal“ machte Sergio hellhörig. „Von was für einem Portal sprichst du da?“
    „Ich würde sagen, dass es sich nicht direkt um ein Portal, sondern um ein magisches Kraftfeld handelt. Den Aufzeichnungen zufolge kann man mit seiner Hilfe an jeden beliebigen Ort reisen, wenn man sich dessen Aussehen ins Gedächtnis ruft. Dazu muss man den entsprechenden Ort natürlich kennen. Wenn du willst, führe ich dich zum Kraftfeld und wir schauen, ob du es benutzen kannst.“
    „Gute Idee. Ich möchte ungern meinen Lebensabend hier verbringen.“
    „Aber nur, wenn du mir berichtest, wie sich der Krieg gegen die Orks nach dem Fall der Barriere entwickelt hat“, sagte der Alte grinsend.
    Sergio seufzte. Jetzt musste er auch noch Märchenonkel spielen. Notgedrungen erzählte er dem Kerl alles, was er wusste (viel war es nicht). Nach einer gefühlten Ewigkeit bedankte sich der Mann für den Bericht und erhob sich wieder, ohne das Gehörte zu kommentieren, jedoch mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. Dann setzte er sich in Bewegung, direkt auf den Waldrand zu.
    „Hast du keine Angst vor den Bestien in diesem Wald?“, erkundigte sich der Setarrifer, während er sich beeilte, Schritt zu halten.
    Der Alte lachte. „Dieser Wald sieht aus wie der Orkwald, aber in ihm gibt es keine Tiere, geschweige denn Orks oder Menschen. Er ist völlig ungefährlich. Glaub mir, ich habe ihn so oft durchkämmt, da hätte ich längst auf Gefahren treffen müssen. Diese ganze Insel ist nicht wirklich eine Insel, sondern eher eine Zwischenwelt. Jedenfalls sagen das die Aufzeichnungen.“
    Sergio war überrascht. „Das hätte ich nicht gedacht.“
    Kurz darauf befanden sie sich in der Dunkelheit des Waldes. Sergio hatte trotz der Entwarnung das Gefühl, jeden Augenblick von einem Monster angegriffen zu werden. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Totenstille herrschte, ganz anders als im echten Orkwald. Um sich abzulenken, fragte er: „Hast du eigentlich nie versucht, von hier zu fliehen?“
    „Doch. Gleich am ersten Tag bin ich ins Meer gesprungen, aber egal, wie lange ich geschwommen bin, ich bin nicht vorangekommen. Vermutlich hält die Insel mich gewissermaßen fest. Ich habe außerdem mehrmals versucht, mich umzubringen, aber das hat beim besten Willen nicht funktioniert. Allerdings werde ich immer älter, sogar viel schneller als in der normalen Welt. Als ich an diesem Ort landete, war ich nämlich noch ein junger Mann, und so viel Zeit ist seitdem nicht vergangen. Ich warte also darauf, dass ich sterbe und in Beliars Reich einkehre. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. Lange dürfte es jedoch nicht mehr dauern. Du kannst dich wohl glücklich schätzen, dass ich noch hier bin.“
    „Und was ist mit dem Kraftfeld?“
    Schulterzucken. „Keine Ahnung. Ich kann darin herumlaufen, mir bis zum Erbrechen irgendwelche Orte vorstellen, und doch reagiert es nicht auf mich. Aber du hast sicher mehr Glück. Wir sind übrigens gleich da.“
    Wenige Minuten später betraten sie einen mehr oder weniger verfallenen Tempel, den die Pflanzenwelt längst erobert hatte. Drinnen gab es nur eine große Halle, an deren Ende etwas blau vor sich hin leuchtete. Sergio spürte plötzlich einen stechenden Schmerz im Kopf und verzog das Gesicht.
    „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte der Alte, als er den Gesichtsausdruck seines Begleiters bemerkte.
    „Es sticht in meinem Kopf! Was ist daran gut?“
    „Es bedeutet, dass du im Gegensatz zu mir auf das Kraftfeld reagierst und es somit wohl benutzen kannst.“
    „Werden die Schmerzen in den Aufzeichnungen erwähnt?“
    „Ja. Und bei Kopfschmerzen wird es nicht bleiben. Angeblich werden die Beschwerden umso schlimmer, je näher man dem Kraftfeld kommt.“
    „Und dann soll ich da mitten reinlaufen? Tolle Idee!“, beschwerte sich Sergio.
    „Davon abgesehen könnte es auch alle möglichen anderen Auswirkungen haben. Mit etwas Pech bringt es dich sogar um. Aber eine andere Möglichkeit, von hier zu fliehen, kenne ich nicht, also musst du es versuchen. Sieh es positiv: Die Schmerzen härten dich ab und falls du stirbst, bist du wenigstens schneller in Beliars Reich und musst nicht vorher auf dieser Insel Däumchen drehen.“
    „Aber Schmerzen tun weh – und Sterben erst recht.“
    „Du meine Güte!“, stöhnte der Alte. „Ein Krieger, der nicht mal ein paar Schmerzen erträgt! Sagtest du nicht, du seist Mitglied der Akademie von Setarrif? Was lehren sie da? Blümchenpflücken?“
    „Schon gut!“, sagte Sergio und marschierte los. Augen zu und durch – funktionierte das nicht immer?
    Ein paar Meter weiter beschloss die Welt plötzlich, dass das größte Vergnügen darin bestand, sich wild im Kreis zu drehen. Und zwar so wild, dass Sergio das Gleichgewicht verlor und einfach umfiel. Als er am Boden lag, wälzte er sich auf den Rücken und sah der im Licht des Kraftfelds schimmernden Decke dabei zu, wie sie sich unentwegt drehte.
    „He, nicht rumliegen! Weiterlaufen!“, meldete sich der Alte zu Wort.
    „Uuungh ...“, machte Sergio.
    Weiterlaufen? Wie sollte das gehen? Immer diese Schlaufüchse!
    „So wird das nichts! Du musst kämpfen! Los!“ Es folgte ein Tritt in die Seite.
    „Ah! Bist du irre? Was soll der Scheiß?“, ächzte der Getretene.
    „Mach weiter! Kriech meinetwegen! Aber mach irgendwas!“ Und noch ein Motivationstritt.
    Der Typ war tatsächlich irre! Wie sonst war dieser plötzliche Gewaltausbruch zu erklären?
    Es half nichts. Bevor der nächste Tritt kam, musste Sergio vorwärtskommen. Er stand mühsam auf, landete aber gleich wieder auf allen Vieren. Also bewegte er sich auf Händen und Knien weiter in Richtung des Kraftfelds.
    „Geht doch“, stellte der Motivator fest. Motivator? Gewalttätiges Arschloch triffts besser! Gut zureden, freundlich sein, auf die Schulter klopfen, so macht man das. Aber einfach zutreten? Das ist ordinär!
    Auch als das kleine, aber titanenhaft starke Männchen in seinem Schädel den ganz großen Hammer (den ganz großen!) zückte und immer wieder mit aller Kraft zuschlug, kroch Sergio weiter. Er durfte nicht aufgeben! Nicht, wenn er auf dieser Insel keine Wurzeln schlagen wollte.
    Wenn es nur nicht so verflucht wehtäte!
    Als er das Kraftfeld fast erreichte hatte, spürte er noch etwas: Eine seltsame Energie, die die Umgebung zu erfüllen schien und regelrecht greifbar war. Die Luft flimmerte vor seinen Augen.
    „Das ist die Magie des Kraftfeldes“, sagte der Alte, der zwar nichts fühlte, aber offenbar das Flimmern bemerkt hatte.
    Sergio war zu beschäftigt, um zu antworten. Stattdessen legte er einen weiteren Meter zurück, nur um festzustellen, dass die Magie jetzt auf ihn übergriff. Eine ganze Armee von Ameisen schien sich in seinem Körper auszubreiten. Und als er schließlich mitten im Kraftfeld saß, ging die Armee zum Angriff über: Ein brutales Stechen in seinen Eingeweiden. Es ließ ihn vergessen, dass die Kopfschmerzen anscheinend sein Hirn zerquetschen wollten und der Schwindel ihm vollends die Orientierung raubte. Dazu gesellte sich eine grauenhafte Hitze, die ihn erahnen ließ, wie man sich in einem Kochtopf der Orks fühlte.
    Dieses Drecksding von Kraftfeld brachte ihn um!
    Mit zusammengepressten Zähnen überlegte er, was er hier überhaupt wollte, doch konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen.
    „Was sitzt du da rum? Stell dir irgendeinen Ort vor, verdammt noch mal!“, keifte der Alte.
    Ach ... stimmt ... ja ..., quälten sich die Gedanken durch Sergios Kopf.
    Setarrif. Vor seinem geistigen Auge sah er die goldenen Kuppeln, die weißen Gebäude und Mauern, den Palast, die Akademie, das Meer, die Arena, den Königsplatz, die Stadttore ... Und Sekunden später verlor er erneut das Bewusstsein.

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    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Ich bins nochmal

    Hier habe ich einen wahren Leckerbissen für die Gemeinde. Wie der Post geschrieben wurde, welch unglaubliche Detailtiefe sich da bietet, wie einfach alles beschrieben wird, was beschrieben werden sollte....mir gings Herz auf

    Viel Spass beim Lesen! Und falls wir mal wieder auf ein neues Gothic umsteigen, Oli auf jeden Fall einspannen, wenns ums schreiben von Beschreibungen und Co geht

    Zitat Zitat von Olivia Rabenweil Beitrag anzeigen
    Olivia konnte es kaum fassen, als der hohe Felsen, bekrönt von den ehrwürdigen Mauern des Kastells, vor ihr in der Abenddämmerung auftauchte. Ihr Herz setze vor Freude einen Schlag aus. olirie teilte ihr mit, dass sie ihr Ziel nun erreicht hatten.

    Ihre Reise war bis hier hin nicht mehr sonderlich beschwerlich gewesen. Zum Glück hatte der Wanderer sich bereit erklärt, sie zu begleiten. Seine Gesellschaft war sehr angenehm gewesen, auch wenn es sein Geruch nicht war. Jedoch hatte sie sich schon nach wenigen Stunden halbwegs daran gewöhnt und schaffte es mehr oder weniger erfolgreich das Beißen in ihrer Nase zu ignorieren. Auch die kleine Hündin, Laika hieß sie glaubte Olivia sich zu erinnern, hatte sie inzwischen akzeptiert und das Kläffen eingestellt.
    Auf ihrem Weg weiter in den Süden, hatte sie mit olirie viel geredet. Angefangen von dem Verlassen ihrer Heimat in Varant, dem Einzug in Thornieara, ihrem sechzehnten Geburtstag und dem Entschluss das erste Mal das Elternhaus zu verlassen und zum Kastell zu reisen über den Überfall der Kutsche, die Entführung und die Reise durch das Weisaugengebirge, ihren Reise durch Myrtana, das Zusammentreffen mit Vielor und Curt, die Heimreise bis hin zu ihrer Zeit in Thorniara. Jedoch hütete sich, ihm zu erzählen warum sie überhaupt zum Kastell wollte. Stattdessen griff sie auf eine kleine Notlüge zurück und erzählte ihm, dass sie ein seltenes Buch in der berühmten Bibliothek des Zirkels zu finden versuchte.
    Sie hoffte, das der unschuldige Besuch einer Bibliothek keinen Unwillen hervorrufen, egal welchem Glauben er angehörte. Doch olirie schien keinen Anstoß daran zu nehmen. Vielmehr hatte er im Gegenzug auch einiges zu erzählen und schien das Kastell sogar zu kennen.
    In ihrer Vorstellung erträumte sie sich einen gigantischen Bau zusammen, düster und verwinkelt, mit Zinnen und Erkern, Türmen und Brücken dazwischen. Vielleicht auch noch verzierende Bauteile aus Obsidianglas?
    Doch als sie es schließlich erblickte, sah das Gebäude ganz anders aus. Es war schlicht und die im Abendlich dunkel erscheinende, gleichmäßige Fassade wurde im Westen nur von einem Rundturm unterbrochen. Ein paar Krähen durchflogen den Himmel. Alles zusammen war es ein merkwürdig idyllisches Bild.

    In voller Euphorie endlich am Ziel zu sein rannte Olivia los. Der schwere Winterumhang wehte hinter ihr im kühler werdenden Abendwind. Lachend und von der aufgedrehten Hündin begleitet rannte sie die ersten Meter der Steigung zum Kastell hinauf. Doch schon bald musste sie sich eingestehen, dass sie ihre Kräfte überschätzt hatte. Nach ein paar weiteren Schritten musste sie ihr Tempo drosseln. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. In der Hoffnung sich etwas abkühlen zu können, legte sie den Mantel ab.
    Laika wartete nicht auf sie. Unaufhaltsam schoss die kleine Hündin den Weg hinauf. Olivia beneidete sie um ihre Kraft und fragte sich woher ein solch kleines Tier so viel Energie hernehmen konnte. Mühsam und mit dem schweren Mantel über dem Arm setzte sie ihren Weg fort. Nach ungefähr der Hälfe der Strecke hörte sie Schritte hinter sich. Auch olirie hatte sie nun eingeholt. Olivia fehlte der Atem, um ihm etwas zu sagen oder das Lächeln, das sie unter seiner Kapuze auszumachen meine, kommentieren zu können. Mit langen, ruhigen Schritten marschierte er an ihr vorbei. Sie sah ihm nach.
    Nach mehreren tiefen Atemzügen hatte sich Olivia genug erholt um den Weg fortzusetzen. In einigen Schritten Abstand folgte sie olirie. Der Weg war schlüpfrig. Auch wenn es im Süden der Insel nicht geschneit hatte, so war der Boden doch feucht und ein wenig schlammig. Olivia musste ihre Schritte weiter verlangsamen, um nicht wieder in den Schlamm zu fallen. Auch wenn sie sich bewusst war, dass es zu ihrem derzeitigen Erscheinungsbild keinen Unterschied gemacht hätte, wollte sie sich eine Schlittertour den Hügel hinab, den sie gerade so mühevoll erklommen hatte, sparen.

    olirie hatte das Tor des Kastells bereits erreicht. In der Entfernung in dem sie sich noch zu ihm befand, konnte sie hören, wie er mit den Torwächten sprach, auch wenn sie nicht verstand was sie redeten. Mit dem Blick weiter auf den Boden gerichtet, um nicht doch noch ins Straucheln zu kommen, stieg sie das letzte Stück des Weges hinauf. Plötzlich ertönte ein Donnern, das den Boden zu erzittern lassen schien. Olivias Kopf schnellte nach oben. Das große Eingangstor hatte sich geöffnet und gab den Blick auf einen dahinter liegenden, schwach beleuchteten Gang frei. Jedoch war in der inzwischen aufgekommenen Dunkelheit kaum etwas zu erkennen. oliries Silhouette hob sich jedoch vom Hintergrund ab, da er vom Feuerschein aus dem Gang beschienen wurde. Laika schoss wie selbstverständlich ins Kastell und Olivia konnte ihre leiser werdenden Tritte auf dem Steinboden hören.
    Ein letztes Mal drehte sich olirie zu ihr um. Sein Gesicht konnte sie in der Dunkelheit nicht erkennen. Er machte eine Handbewegung, die ihr wohl andeutet sollte, dass er nach seinem Hund sehen musste. Olivia nickte. Jetzt war das Kastell ja nicht mehr zu verfehlen und so ein freilaufender Hund konnte schließlich einiges an Dummheiten in den ehrwürdigen Mauern anstellen. Besser er fing die kleine Töle schnell wieder ein.

    Die letzten Meter hatte sie dann auch bald hinter sich gebracht. Den Blick immer noch auf den Boden gerichtet schlappte sie erschöpft auf das Tor zu.
    „Jaja, stapf mal schnell dem Meister hinterher. Der kann wen in seinem Zuber gebrauchen. He he he!“

    Erschrocken blieb sie stehen und sah sich hastig um. Doch erblicken konnte sie Niemanden.

    „Zum Ab-schrubben… Ch ch ch!“

    Die Stimmen kamen von hinten und klangen seltsam. Olivia drehte sich um. Doch dort stand niemand.
    „Eine entspannende Massage, damit macht man sich beliebt…“

    Sie sah eine Bewegung am Torflügel. Vorsichtig schritt sie näher. Ihre schweren Stiefel hallten unnatürlich laut auf dem Marmorboden wieder. Dann erblickte sie sie und erschauderte.
    Da waren doch tatsächlich zwei Skelette an die Tür genagelt. Vertrocknete Sehnen hielten sie noch zusammen, ihre Köpfe hingen schlaff herunter. Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu nährte sie sich vorsichtig den Knochen. Es reizte sie sehr diese Toten einmal anzufassen. Wer sie wohl einmal gewesen waren? Und warum waren sie hier her gebracht worden? Von wem? Lebten sie noch als sie gegen das Holz genagelt wurden?
    Ein angenehmer Gruselschauer lief ihr über den Rücken. Langsam streckte sie ihre Finger nach dem Schädel aus, doch bevor ihre Fingerspitzen die weiße Schädeldecke berühren konnte zuckte der Schädel nach oben und ein schrilles Kichern erklang. Olivia stolperte zurück und fiel auf ihren Hintern. Mit offenstehendem Mund musste sie dabei zusehen, wie sich die dunklen, kunstvoll mit Eisen beschlagenen Torflügel vor ihrer Nase schlossen. Die Gerippe klapperten leicht, als die Torflügel ins Schloss fielen.
    „Hey! Nein! Aufmachen ich muss da rein!“
    Leere Augenhöhlen guckten sie an. Aus ihren ewig lächelnden Knochenmündern rasselte ein schauriges Kichern an ihr Ohr.
    Auch wenn lebendige Skelette ein nicht alltäglicher Anblick waren, schon gar nicht wenn sie einen dann auch noch verhöhnten, waren es doch nicht diese beiden Gesellen, die Olivia die Tränen in die Augen trieben. Dies war ja schließlich ein Haus Beliars, da waren solche Abnormitäten wohl nicht unüblich.
    Nein, es war viel mehr die Tatsache, dass sich das Tor wieder vor ihr geschlossen hatte. So kurz vor dem Ziel ihrer langen, beschwerlichen Reise hatte sich ihr der Weg versperrt. Und dass obwohl sie ja bereits das Kastell betreten hatte. Doch ihre Neugier hatte sie zurück vor die Tür befördert. Eine Welt brach für Olivia zusammen und sie begann jämmerlich zu weinen. Die Tränen rannen ihr Gesicht herunter und versickerten im schlammigen Boden, auf dem sie immer noch saß.

    „Aber, aber Kleines, nicht weinen.“ Die hohle Stimme des Skeletts an der Tür klang ungewöhnlich sanft. „Nicht weinen, einfach fragen.“
    „Ja“, stimmte das Andere ein. Seine Stimme klang ehr dumpf als hohl. „Frag uns doch nett, ob wir die Tür wieder öffnen. Wir sind nämlich die ehrenwerte Torwache des Zirkels um den alten Xardas. Unsere Aufgabe ist es, jeden der hier hinein will ordentlich zu prüfen.“
    Mit verheulten Augen sah sie auf. „Wirklich? Dann öffnet mir bitte die Tür.“ Olivias Stimme war nichts mehr als ein heiseres Flüstern.
    „Nö!“ Alle Sanftheit war aus der hohlen Stimme verschwunden. Dafür erklang wieder dieses nervenaufreibende Gackern.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Mühsam rappelte sie sich auf. Die beiden Knochenmänner ignorierend stemmte sie sich mit aller Kraft gegen die schweren Torflügel. Doch so viel sie auch drücke, schob, zog oder rüttelte, die Tür bewegte sich kein Stück. Dafür war das Lachen der beiden Wächter inzwischen zu einem schrillen Kreischen geworden. Ihre Trommelfelle drohten zu zerreißen.
    „Schluss! Schluss damit!“, brüllte sie verzweifelt aus voller Kehle. „Ihr werdet, bei Beliar, dieses Tor öffnen. Sofort!“
    Wären sie Knochen nicht an der Tür fixiert gewesen, dann hätten sie sich jetzt vor Lachen überschlagen. In Olivia wuchs die Wut. Sie konnte ihre Reise hier jetzt nicht beenden. Dafür war sie viel zu weit gekommen. Olivia zitterte von der Wucht ihrer Gefühle. Angst, Verzweiflung und Wut vermischten sich in ihr zu einem unheilvollen Cocktail.
    Sie holte aus und gab dem rechten Schädel eine saftige Ohrfeige. Der Knochen schlug so hart gegen das Holz der Tür, das sie schon Sorge hatte er würde zerspringen. Doch er hielt.
    Augenblicklich erstarb das Gelächter. Aus den dunklen Höhlen ihrer Augen wurde sie, soweit das Totenschädeln möglich war, finster angeguckt. Olivias Knie wurden weich. Sie sank zurück in den Matsch. Hatte sie es sich nun gänzlich verbaut? Sie hatte ein Teil des Zirkels um Xardas respektlos behandelt. War das das Ende?
    Sie senkte den Kopf gen Boden und verbeugte sich tief vor den Torwächtern. „Es… es tut mir leid. Ich… bei Beliar, ich habe euch geschlagen! Das das ist unverzeihlich, ich weiß, doch es tut mir leid. Unbeschreiblich leid.“ Wieder hatte sie begonnen zu weinen. Auf dem Boden kauernder Weise wartete sie auf eine Antwort. Die Skelette ließen sie lange Warten.
    Die kalte Nachtluft umspielte sie und kroch in ihre Knochen. Doch es war ihr egal. Sie würde die ganze Nacht hier so hocken, wenn es sein musste. Sie wollte das Kastell betreten. Ein Zurückkehren kam für sie nicht mehr in Frage.
    „Nuuuun,“ hob die dumpfe Grabesstimme an zu sprechen, „Was willt du kleines Würmchen überhaupt hier und den großartigen Hallen? Hä?“
    „Ich bin hergekommen, um ausgebildet zu werden. Ich will dem Zirkel beitreten.“ Ihre Stimme war nun etwas klarer. Olivia bemühte sich laut und deutlich zu sprechen, auch wenn ihre Lippen fast den Boden berührten.
    „Waaaas? Und dann zeigst du der ehrwürdigen Torwache so wenig Respekt? Wir sind der wichtigste Teil des ganzen Zirkels! Selbst die Hohepriester kommen zu Uns, um unsren Rat zu hören. Wir sind älter als die Mauern des Kastells selbst. Und du maßt es dir an, uns so zu behandeln? Warum sollten wir dich einlassen? Hö?“
    Die Worte trafen Olivia wie ein Peitschenschlag. Sie schluckte schwer und blickte demütig auf. Die beiden Kochenköpfe blickten immer noch starr auf sie herunter. Schnell senkte sie ihren Blick wieder.
    „Ich … es … ich habe einen Fehler gemacht. Einen großen… nein gewaltigen Fehler. Das ist mir bewusst. Ich… es tut mir leid. Es wird nie wieder vorkommen. Ich gelobe Besserung und das ich die beste Schülerin werde, die der Zirkel je hatte. Ich werde dem Zirkel und Beliar ehre machen. Das schwöre ich bei meinem Leben, ehrwürdige Torwache!“
    Wieder verfielen die Skelette in ein langes Schweigen. Dies waren unglaublich schwere Minuten für Olivia, ihr Schicksal lag in den knochigen Händen der Torwache. Sie zitterte am ganzen Körper, und das nicht von der Kälte.
    „Nun, nach langen und gründlichen Überlegungen haben wir uns entschieden dir zu verzeihen…“ setzte das linke Skelett an.
    „Was wirklich, ich danke Euch! Ich danke Euch…“, Olivia redete schon wieder ohne vorher darüber nach zudenken und würde jäh von dem rechten Skelett unterbrochen.
    „… wenn du dich angemessen dafür entschuldigst.“
    „Alls, ehrwürdige Torwache! Alles was Ihr von mir verlangt werde ich gerne tun. Was ist es?“
    Da Olivia immer noch auf dem Boden lag und ihr Gesicht dicht über den Schlamm hielt, sah sie nicht wie sich die Schädel einander zuwandten und ein listiges Funkeln in ihren leeren Augenhöhlen aufzublitzen schien.
    „Um deine Entschuldigung zu unterstreichen und deine Ergebenheit zu demonstrieren, wirst du mir einen Kuss geben!“
    Olivia nickte eifrig, bevor sie richtig verstanden hatte, was der Wächter überhaupt von ihr wollte. Doch als die Worte ihr Hirn erreichten blickte sie auf. „WAS? Ich meine, entschuldigt… Wie bitte? Einen Kuss?“ Langsam kam sie wieder auf die Füße. Vom Knien auf dem Boden waren ihre Beine Eingeschlafen und kribbelten jetzt bestialisch.
    „Du hast mich schon verstanden. Ich will einen Kuss von dir, einen Richtigen!“ Zur Bestätigung nickte er. Fassungslos schaute Olivia den Kopf an. Haut und Sehnen waren auf den Schädel nicht zurückgeblieben. Wind und Wetter hatten ihn im Laufe der Zeit blank poliert. Dennoch, der Gedanke diesen redenden Knochen zu küssen missfiel ihr sehr. Unschlüssig blickte sie von rechts nach links. Doch was sollte sie anderes tun. Sie griff nach ihrem Mantel und dem Bündel und trat zaghaft näher. Gierig streckte sich ihr der Schädel entgegen. Die Skelette waren nicht besonders groß, und hingen ungefähr auf ihrer Höhe. Dennoch musste sie sich strecken um an seine Zähne (einen Mund hatte er ja nicht mehr) heranzukommen. „Ich will dann aber auch einen!“, krähte das andere Skelett von der Seite. Es klapperte vor Aufregung. Wiederwillig legte Olivia ihre Lippen auf die kalten Zähne des Schädels. Ein leises Klappen ging durch seine Knochen. Sie merkte wie sich seine Zahnreihen öffneten und er ihr unsanft auf ihre Lippe biss. Geschockt zog sie sich von dem Totenschädel zurück. Sofort fing das andere Skelett wieder an zu krakeelen. „Hier! Ich! Wehe du vergisst mich!“ Olivia sah es an und ging auch zu ihm hinüber. Hier erwartete sie das gleiche, nur das dieses Gerippe ein viel ungeduldigerer Küsser war. Der Schädel presste seine Zähne so fest auf ihren Mund, das ihre Zähe unsanft aneinander prallten. Zum Glück waren ihre Hände und Füße an die Tür geschlagen, sodass sie keine Möglichkeit hatten sie festzuhalten. Schnell beendete Olivia auch diesen Kuss und starrte dann angespannt auf das Kastelltor. „Nun, du hast dich fast angemessen entschuldigt, wie wir finden. Aus diesem Grund sei es dir gestattet das Kastell zu betreten und eine Ausbildung zu beginnen, falls du überhaupt einen Lehrmeister findest der sich bereit erklärt, dich respektloses Stück Menschenfleisch zu unterrichten.“ Ein hoffnungsvolles Lächeln erschien auf Olivias Gesicht. „Doch bevor du überhaupt daran denken kannst, deine unwürdigen Worte an einen der erhabenen Meister des Kastells zu richten musst du deinen Tribut an Vabun entrichten. Das was du dort in seine Schale legst kann alles sein was dir wichtig ist und du als würdig genug erachtest, das Beliar dich hier akzeptiert, in seinen heiligen Hallen.“

    Dieses Mal öffneten sich die dicken Torflügel fast gänzlich lautlos. Mit demütig gesenkten Haupt und einem geflüsterten „Danke“ eilte sie durch die Tür und den Gang zu Eingangshalle entlang. Die Torflügel begannen sofort wieder sich zu schließen.
    Vor ihr ragte nun diese lebensgroße Statur eines Magiers auf. In seinen steinernen Händen trug er eine Schale. Auf dem Sockel fand sie ein goldenes Schild, auf dem in kunstvollen Lettern ‚Vabun‘ eingraviert war. Hinter ihr schlugen die Torflügel geräuschvoll ins Schloss. Olivia erschrak sich und machte einen Satz auf Vabun zu. Nur noch das Licht der Fackeln erleuchtete jetzt noch die Halle. Zum ersten Mal fielen Olivia die Marmorplatten auf dem Boden auf. Sie waren schwarz und weiß und immer abwechselnd gelegt. Auf ihnen befand ich ein roter Läufer. Aus der Halle gingen fünf weitere Gänge ab. Die Wände waren weitestgehend schlich gehalten, nur auf ungefähr Augenhöhe eines normalgroßen Menschen gab es goldene Begleitbänder, die sich über den Putz zogen. Doch Olivias Augen wanderten recht bald wieder zu der Statur. Ein Opfer? Was soll denn das sein? Als ich das erste Mal hier her wollte, da hatte ich 50.000 Goldmünzen dabei, doch die gibt es nun nicht mehr. Was also dann kann ich anbieten? Völlig entmutigt sah sie zu dem gestrengen steinernen Gesicht hinauf. Sie überlegte eine ganze Weile. Schließlich besaß sie ja nicht viel mehr, als die Sachen, die sie am Leibe trug. Für ein altes, lumpiges Kleid, würde sie bestimmt nicht durchgelassen werden. Olivia raufte sich die Haare. Die Torwache hatte davon gesprochen, das das Opfer einen persönlichen Wert für sie haben musste, nicht aber unbedingt wertvoll sein musste. Immerhin sollte Beliar das Opfer annehmen, oder so.
    Niedergeschlagen setzte sie sich auf den Boden. Welches immaterielle Opfer konnte sie dem dunklen Gott geben? Eigentlich nur ein Versprechen. Doch das Versprechen eine gute und fleißige Schülerin zu sein, das hatte sie gerade schon gegeben. Außerdem war es selbstverständlich, besonders einem Gott gegenüber, sich alle Mühe zu geben.
    Sie erinnerte sich an Vielor und auch Johann aus Vengard. Beide hatten ihr das gegeben, was sie verlangt hatte, ohne dass sie viel dafür gegeben hätte. Wenn es doch hier auch so einfach wäre. Warum war es mit diesen Männern so einfach gewesen? Worte ihrer Mutter drängten sich in Olivias Bewusstsein. „Du bist ein hübsches Mädchen, wenn du lernst das zu benutzen, dann stehen dir alle Türen offen…“ Da hatte sie recht gehabt. Oli hatte gelernt dieses Mittel zu benutzen. Ohne eine nennenswerte Gegenleistung zu erbringen hatte sie sich Unterkunft und sogar eine Überfahrt erschlichen. Nie hatte sie richtig dafür etwas leisten müssen.
    Das war es. Sie wollte fleißiger sein. Sie wollte Erfolgreich sein, weil sie gut war und nicht weil sie hübsch war!
    Schnell erhob sie sich vom polierten Marmorboden und fingerte Fynns Messer aus ihrem Stiefelschaft. Sie klemmte sich die scharfe Klinge zwischen die Zähne und nestelte ihr langes, dunkles Haar aus ihrem roten Mantel heraus. Die dicken Strähnen glänzten mattseiden im flackernden Licht der Fackeln. Wehmütig blickte sie auf ihre Haarpracht. Sie waren immer das gewesen, was Oli am liebsten an sich gemocht hatte. Einer jeden Frau waren ihre langen Haare ihr größter Schmuck… Olivia seufzte schwer, als sie die Klinge aus ihrem Mund nahm und sie an ihren Haaransatz hielt. Sie zog das Messer an ihren Haren vorbei und als die ersten Abgeschnittenen haare in ihrem Nacken kitzelten biss sie sich auf die Lippe und schloss traurig die Augen. Doch die Torwächter hatten von einem Opfer gesprochen, und ein Opfer wollte sie bringen. Beliar, dachte sie, ich habe nicht viel anzubieten. Nichts außer dem Versprechen, dass ich von heute an, auf meine Schönheit verzichte. Ich will nicht mehr auf irgendeine Art etwas erreichen, weil mich die Menschen sympathisch finden, ich will alles was ich erreichen will dadurch bekommen, weil ich gut bin, oder es verdient habe. Sollte ich dich enttäuschen und mein Versprechen brechen, dann biete ich dir das größte Opfer an, welches ich zu geben habe und werde mich selbst geben. Die kleine Klinge ziepte und zerrte an ihren Haaren, doch letztendlich hatte sie es geschafft und hielt all ihre abgeschnittenen haare in ihrer Hand. Behutsam platzierte sie sie in Vabuns Schale. Es fuhr ihr ein kleiner Stich ins Herz, als ihre Haare auf einmal plötzlich verschwanden. „Dein Opfer wurde akzeptiert, du darfst das Kastell betreten, das Refektorium benutzen und lernen was dir beliebt.“ Eine grausame Stimme fraß sich in Olivias Gehirn. Der Schmerz raubte ihr fast die Sinne und sie hielt sich schreien den Kopf. Mit dem Enden der Worte ebbte auch der Schmerz schnell ab. Völlig verängstigt sah sie sich zusammengekauert um. Aus einem der Gänge war eine Kreatur erschienen, die wenige Handbreit über dem Boden schwebte. Das Wesen war halb durchscheinend, nahm aber schnell an Stofflichkeit zu. Es hatte keine Beine, kleine Flügel auf dem Rücken, mit denen es langsam schlug und einen großen echsenartigen Kopf. Oli konnte es somit als Dämon identifizieren obwohl sie vorher noch nie einen leibhaftigen Diener Beliars gesehen hatte. „Vielen Dank… Ihr spracht von einem Refektorium? Etwas zu Essen? Das ist nett, doch vielleicht sollte ich mich zuerst Waschen. Gibt es hier ein Bad?“ Ängstlich sah sie den Dämon an. Das flackernde Licht der Fackeln gab nicht sehr viel von ihm preis. Sah er sie überhaupt an? Zeigte er irgendeine Mimik? Sie konnte es nicht erkennen. „Ich werde dir erst das Bad, dann das Refektorium zeigen und schließlich deine neue Kammer. Immer wenn du Fragen hast, dann ruf einen von uns Dämonen. Wir werden dich finden, egal wo du dich im Kastell auch aufhalten magst. Und nun folge mir, Olivia Rabenweil…“ Wieder kratzte diese Stimme durch ihr Hirn. Es fühlte sich an, als ob ein zweiter Dämon in ihrem Kopf säße und sich einen Weg nach Draußen graben wollte. Doch dieses Mal schaffte sie es sich während er sprach darauf einzustellen. Somit blieb zwar der Schmerz, doch er wurde erträglicher. Schnell rappelte sie sich hoch, griff ihre Sachen und folgte dem Dämon.

    Währen das Mädchen tief in den Eingeweiden des Kastells verschwand, hingen draußen an der Tür immer noch die Torwachen. Blicklos starrten sie sich an. Schließlich konnten sie sich nicht mehr beherrschen, gaben ihre ernsten Mienen auf und begannen schallend an zu lachen.
    „Hahaha! Ich glaube es nicht, hast du es gesehen? Sie hat alles geglaubt und deinen hässlichen Knochenkopf sogar geküsst.“
    „Deinen aber auch“, antwortete der Kollege, „Wirklich wahr… Menschen, den kann man einfach alles erzählen!“ Es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Wächter von dem schier endlosen Gelächter über ihren gelungenen Streich erholt hatten.

  10. Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Wo treffen verzwickte Architektur, Abzählreime für Geübte und Knocheningenieurskunst zusammen? Natürlich nur in den verzweigten Gängen des Kastells. Was der Fachmann so alles aus schnöden Knochen herzustellen vermag und warum man sich im Refektorium stets reichlich mit allerlei Proviant eindecken sollte; all das in einem Post zusammengefasst:

    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    »Das war ganz hervorragend«, freute sich Esteban, nachdem Joe Black seine praktischen Studien beendet hatte.
    »Ich denke, wir können mit Fug und Recht feststellen, daß Ihr die Skelettbeschwörung wirklich beherrscht. Da muß ich mir also keine Sorgen um Euch machen«, meinte er erleichtert.
    »Verlassen wir den Raum. Folgt mir.«
    Und sie marschierten wieder durch die Gänge des Kastells, wo der eine Lehrmeister dem anderen Lehrmeister erzählte, was es an Wissen über den Herrn der Knochen, den nächsten zu erlernenden Zauber, zu erfahren gab.
    »Es war einmal ein geiziger alter Kaufmann, der wollte selbst die Knochen seiner verstorbenen Verwandten verkaufen. Man nannte ihn den Herrn der ... Nein, Moment mal, da habe ich etwas durcheinander gebracht. Wir befinden uns hier in einer ernsthaften Magielehre. Herr der Knochen befähigt den Anwender vielmehr, ganz freigiebig mit Knochenmaterial aller Art beliebige Gegenstände zu kreieren. Ein beinernes Besteck, sogar mit scharfem Messer? Kein Problem. Ein unbequemer Sessel aus Oberschenkelknochen? Nichts einfacher als das. Ein Knochenxylophon? Standard.
    Ihr seht«, führte er anhand dieser Beispiele aus, »die Einsatzmöglichkeiten sind enorm. Und dieser Spruch bietet sogar noch den Vorteil, daß die auf diese Art beschworenen Gegenstände nicht einfach weg rennen können. Sozusagen die ortstreue Variante des Skelettspruches.«
    Sie bogen einige Male mit traumwandlerischer Sicherheit in verschiedene Richtungen ab.
    »Was gibt es also zu Wissen, was muß beachtet werden? Ganz einfach. Knochenmaterial unterschiedet sich in seinen Eigenschaften stark voneinander. Für das erwähnte Messer ist Zahnbein am besten geeignet. Ob von irgendeinem bestimmten Wesen oder ob nur dem eines Wesens nachempfunden. Das Xylophon benötigt schwingende Knochen, die aber alle verschiedene Elastizität haben müssen, um unterschiedliche Töne von sich zu geben.«
    Joe wollte einen Einwand vorbringen, doch kam gar nicht dazu.
    »Jaja, natürlich könnte man sie auch einfach alle unterschiedlich lang machen. Aber dann müssten alle Knochen die exakt gleichen Eigenschaften haben, was Festigkeit, Ausdehnung und Auswirkungen von Feuchtigkeit und Wärme angeht. Das ist ja noch schwieriger zu bewerkstelligen.«
    Sie waren stehen geblieben. Der weißhaarige Lehrmeister kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
    »Wo sind wir denn hier gelandet? Na, egal, zurück zum Thema.«
    Er wählte völlig willkürlich einen der möglichen Gänge aus und lief weiter. Joe folgte ihm notgedrungen.
    »Ihr seht also, es gibt in Wirklichkeit jede Menge Parameter, die bei diesem zuerst recht einfach erscheinenden Spruch zu beachten sind. Oder denkt nur daran, wenn Ihr eine knöcherne Leiter erschaffen wollt, um die Mauern einer Burg zu überwinden. Wie stellt Ihr sicher, daß diese - also die Leiter, nicht die Mauer - nicht unter Eurer Last zerbricht, wenn Ihr einen Fuß auf sie setzt. Fragen zur Tragfähigkeit, zur mechanischen Festigkeit, zu Torsion, Spannung und Kraftwirkungsrichtungen können je nach beschworenem Gegenstand enorm wichtig sein. Welchen Knochen benutze ich, wie dick muß er sein, brauche ich Verstärkungen und so weiter. All diese Fragen machen diesen Spruch zu einem der mathematischsten, den die Magie zu bieten hat.«
    Wieder blieben sie stehen. Esteban schaute sich verblüfft um.
    »Also das kommt mir hier gar nicht bekannt vor. Ob wir uns überhaupt noch im Kastell befinden?
    Obwohl, so weit sind wir doch noch gar nicht gelaufen. Ich frage mich, was sich hier wohl für Räume hinter den Türen finden.«
    Da fiel ihm etwas ein. Er hatte sich schon früher, wenn er sich verirrt hatte, den Weg anhand der (in den Augen der meisten Magier als nutzloser Krempel angesehenen) Apparaturen gemerkt, die sich mit den Kopfschmerzbildern und den bizarren Statuen abwechselten, um die Nischen zu bevölkern. Der Abzählreim ging etwa so:

    Schrott, Schrott, Altmetall
    Links ein Gang das ist der Fall
    Kupferwirrwar, Schraubenschrott
    Einmal rechts im gleichen Trott
    Schrott, geschmolz'nes Eisenblech
    die falsche Richtung wär jetzt Pech
    Stahlgedengel, perforiert
    Doppelschritte fix quadriert
    Kupferkessel, Knoten drin
    geradeaus, da geht es hin
    Schrott und explodierter Draht
    ich bin da, ja in der Tat.

    Das funktionierte ganz famos, egal, wo man sich befand. Er hatte sich erst einmal verlaufen. In die Umkleideräume der Magierinnen. Danach ersann er die Zeilen mit der falschen Richtung, die ganz großes Pech wäre. Und seitdem klappte alles. Er hatte die Kastelltoiletten nie wieder verfehlt.
    Und genauso machten sie es jetzt. Und als sie angekommen waren, meinte Esteban frohgemut zu seinem Studenten: »Von hier aus müßt Ihr nur noch dreimal links abbiegen und zweimal rechts (oder war es umgekehrt?) und schon seid Ihr an den magischen Übungsräumen. Von dort aus ist es ja ein Kinderspiel, den Weg zu finden. Sucht Euch in der Bibliothek ein paar Werke zum Thema, wir sehen uns dann in einigen Tagen wieder. Und beim nächsten Mal nehmen wir etwas Proviant mit - nur für alle Fälle.«
    Und mit diesen Worten war er schon hinter der nächsten Biegung verschwunden, schließlich hatte er nur wenig Zeit, da er ja auch noch einen weiteren Studenten betreuen durfte, den in Kürze aufzusuchen er beschlossen hatte.

    Das Kastell war doch immer wieder seltsam. Natürlich ganz im Gegensatz zu seinen Bewohnern.

  11. Beiträge anzeigen #11 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Olivia Rabenweil ist offline
    Wahrscheinlich ist es nur ein persönlicher Spleen, doch ich liebe seine Architektur-Posts...

    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Heute hatte sich Esteban vorgenommen, die Kuppeln der Stadt zu zählen. Er betrachtete dies als streng wissenschaftliches Projekt, schließlich ging es darum, geografische Gegebenheiten zu verifizieren - oder eben nicht. Er beschloss, im Südwesten der Stadt zu beginnen, sich dann nach Osten vorzuarbeiten und dann wieder nach Westen und immer so weiter, bis er im Zickzack ganz im Norden angekommen war.
    Soweit so gut. Doch schon bei der neunten Kuppel kam er ins Grübeln. Über dem königlichen Palast prangte auf einem Seitenflügel eine halbe Kuppel, übergehend in eine vollständige die auf der gegenüberliegenden Seite wiederum von einem Pendant der halben Kuppel fortgesetzt wurde. Waren das jetzt drei einzelne Kuppeln oder nur insgesamt zwei? Waren die halben Kuppeln tragfähig oder lehnte sich ihre Architektur im statischen Sinne stützend an die Große an? Er beschloss, halbe Kuppeln auch nur als halbe zu zählen.
    Doch er war noch nicht am ende des Palastes angekommen, da entdeckte er eine Viertelkuppel, die über einem Treppenturm oder etwas ähnlichem prangte, der im rechten Winkel zwischen zwei Palastflügeln erbaut war. Also rechnete er nun schon in Viertelkuppeln, was die Rechnerei nicht unbedingt einfacher machte,. Was wäre, wenn sich Setarrif als die "Stadt der zweiundachzig, drei Fünftel Kuppeln" herausstellen würde?
    Endlich war der Palast erledigt, die Kuppeln dort alle gezählt. da stand er vor einem Brunnen, der ebenfalls mit einer Kuppel gekrönt war. Aber war das eine echte Kuppel? War sie nicht zu klein? sie bestand nur aus einem, in Form gehauenen Abschlussstein, der in Kuppelform wie ein Baldachin über der Spitze des Brunnens thronte.
    Doch noch ehe Esteban sich entscheiden konnten, den Brunnen als Kuppel zu zählen, entdeckte er im Hintergrund ein halb verfallenes Gebäude, bei dem das Dach zu großen Teilen eingestürzt war, sei es durch ein Erdbeben, einen Brand oder aus Achtlosigkeit gegenüber dem alten, schwachen Mauerwerk des Gebäudes. Jedenfalls war die Kuppel, die dieses Haus einst bekrönte, fast vollständig zerfallen. War dies nun noch eine Teilkuppel oder gar keine mehr?
    Verflixt. Vermaleidete Kuppeln. Esteban beschloss, diese ganze Kuppelzählerei anderen Leuten zu überlassen, er würde hier jedenfalls damit auf keinen grünen Zweig kommen. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder seinem Quartier zu.
    Hmm, zwei Mal Esteban hintereinander... Gilt das als Doppelpost?
    Egal, er darf das... (Zitat Ende ^^)

  12. Beiträge anzeigen #12 Zitieren
    Baumkuschler Avatar von Andrahir
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Andrahir ist offline
    Gehört hier definitiv hin

    Zitat Zitat von Olivia Rabenweil Beitrag anzeigen
    Olivias Hände zitterten als sie den Dolch aus der Hand des Hohepriesters nahm. Der Griff war kalt, wie das Gemüt des Mannes, der Unvorstellbares von ihr verlangte. Sein ruhiger Blick lastete auf ihr, riss sie in ungeahnte Tiefen. Olivia wünschte sich zurück ins Meer, dort wo Adanos‘ Kräfte sie bis auf den Meeresboden ziehen wollten. Dort könnte sie nun in Frieden ruhen und wäre nicht diesem Horror ausgeliefert. Doch nun war es zu spät diesen Weg noch einzuschlagen. Der Dolch lag schwer in ihrer Hand. Er könnte seinen Weg genauso gut in ihr Herz finden, anstatt in das ihrer Mutter. Doch würde ihr der Hohepriester eine solche Flucht wohl nicht verzeihen. Sie würde im Tod keine Ruhe, keinen Frieden und vor allem keine Erlösung finden.

    Olivia schluckte. Sie wollte etwas sagten, um Gnade flehen, doch ein einziger Blick in des Hohepriesters Augen ließen sie jegliche Hoffnung verlieren. Sie würde hier keine Gnade finden. Für Niemanden. Nicht bei ihm.
    Es war ruhig geworden. Nicht einmal von der versiegelten Tür war noch ein Geräusch zu vernehmen. Wo was die Hausgarde ihrer Eltern? War sie nicht für den Schutz dieses Hauses und seiner Bewohner verantwortlich? Warum stürmten sie nicht hinein, erschlugen den Hohepriester, nur um seine sterblichen Überrechte dann dem Feuer des Innos zu übergeben? Doch auf dem Flur blieb es still. Auch im Raum war fast nichts zu hören. Einzig das leise Wimmern ihrer Mutter war unter der Hand Joe Blacks zu vernehmen, so wie das Kratzen ihrer Fingernägel über seinen Unterarm. Doch sie blieb hilflos. Ihre Nägel konnten nicht einmal den Stoff des Hemdes durchdringen. Ihre Mutter schien zu begreifen, dass sie machtlos war, Tränen traten in ihre Augen und rannen von den Männern ungesehen über ihre Wangen.

    Olivias Herz wolte zerbersten. Übelkeit stieg in ihr auf, ihre Knie wurden weich und die Sinne schwanden ihr. Schwächlich ließ sie sich auf die Bettkante zurücksinken. Doch anstatt, dass ihr das Schicksal die errettende Ohnmacht schenkte beruhige sich ihr Körper wieder und sie wurde sich der Klinge bewusst, die sie immer noch in ihren kalten Händen trug. Ohne wiederstand schnitt die rasiermesserscharfe Klinge in ihr weiches Fleisch, als sie versuchte das Zittern damit zu unterbinden, indem sie die Schneide mit ihrer freien Hand umfasste. Den Schmerz nahm sie kaum war, doch aber die warme Flüssigkeit, die ihr durch die Finger lief. Wie aus einer fremden Welt sah sie eine Hand in ihrem Gesichtsfeld erscheinen. Es war ihre eigene, aus einem tiefen Schnitt am Finger ronn unaufhaltsam heißes rotes Blut. Es lief ihre Handgelenk hinunter und tropfte schließlich in ihren Schoß.

    Weder fiel ihr Blick auf den Dolch, dann zu ihrer Mutter. Sie sollte sie töten? Weil sie einem anderen Glauben anhing? Doch hatte sie sie nicht dennoch empfangen und war ihnen eine gute Gastgeberin gewesen? Sie hatte sie nicht verraten, sie hatte doch nichts getan…
    Noch nicht… flüsterte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Aber konnte sie ihnen wirklich gefährlich sein. Sie war doch ihre Mutter. Sie liebte sie. Der Wunsch sie zu beschützen hatte es doch gerade eben bewiesen. Oder etwa nicht. Ihre Mutter mochte häufig einen distanzierten Eindruck machen, doch sie war eine herzliche Frau. Ganz anders als ihr Vater, der auch im Privaten selten Gefühle zeigte. Olivia hatte nur die besten Gedanken an ihre Kindheit, an all die Stunden, die ihre Mutter und sie verbracht hatten. Immer war sie verständnisvoll gewesen, immer liebend, immer umsorgend. Und dafür sollte sie sie jetzt töten? Das konnte sie nicht… niemals.

    Kalte Blicke brannten in ihrem Rücken. Der Hohepriester wartete anscheinend immer noch auf eine Reaktion von ihr.
    Was würde passieren, wenn sie sich verweigerte? Würde er sie als Verräterin sehen, würde er sie genauso verurteilen wie ihre Mutter? Würde er ihre Mutter töten und anschließend sie? Beide als Verräterinnen hingerichtet? Noch einmal warf sie einen unsicheren Blick in Adescions Richtung. Ihr Magen drehte sich erneut um. Allein sein Anblick beantwortete ihr diese Frage. Sie wollte weinen, doch es ging nicht.

    Laute aus dem zugedrückten Mund ihrer Mutter lenkten ihre Aufmerksamkeit zurück auf Black und Tekla. Sie hatte inzwischen aufgegeben, sich gehen den weitaus stärkeren Mann zu wehren. Ihre eine Hand umklammerte nur noch hilflos seinen Unterarm, während sie mit ihrer freien Hand versuchte ihre Tochter zu erreichen. Ohne darüber nachzudenken ergriff die die warme Hand ihrer Mutter. Das von ihr ausgehustete Blut mischte sich mit dem frischen aus Olivias Hand. Ihr Griff war erstaunlich kräftig, als sie fest Olivias Hand umfasste und sie auf ihre schwer atmende Brust zog. Unter der hellen Haut konnte Olivia ihr Herz kräftig schlagen fühlen. Ängstlich sah sie ihre Mutter ins Gesicht. Ihre Mimik war nicht zu erkennen. Ihre Nasenflügel waren weit gebläht, da sie mit Blacks Hand vor dem Mund und unter der Nase nur noch schwer Atem zu bekommen schien. Ihre Stirn war schweißgebadet, die Augenbrauen weit nach oben gezogen, die Augen aufgerissen.
    Olivia bis sich auf ihre zitternde Unterlippe. Sie wollte so gern mit ihrer Mutter sprechen. Allein, doch diese Gelegenheit würde sie nicht bekommen. Sie hätte so gern gewusst, was sie dachte, warum sie das alles getan hatte.
    „Mutter!“, flüsterte sie leise. Doch als Antwort kam nur ein leises Wimmern. Der Druck auf ihre Hand wurde erhöht. Es schien, sie wollte Olivia in ihre Brust ziehen, durch das Brustbein an ihr Herz.
    Zuerst kribbelte die Narbe auf Olivias Arm, dann merkte sie wir ihr Geist in andere Sphären entrückte und sie nahm die Magie im Raum um sich herum war. An der Tür herrschte ein wahrer Strudel von wilden Magiefäden. Doch auch um den Hohepriester schienen sich die Fäden zu verdichten.
    So viel Magie, und dennoch war Olivia machtlos. Ohne genau zu wissen warum ergriff sie ein paar der umherschwirrenden Magiefäden. Würde es ihr gelingen, den Hohepriester mit dem Fließende-Angst-Zauber außer Gefecht zu setzen? Wohl nicht. Er war zu mächtig. Außerdem konnte sich Olivia nicht vorstellen, dass er überhaupt vor irgendetwas Angst hatte. Und selbst wenn. Joe Black würde einen Angriff aus seinen Meister nicht dulden.
    Die Magie sammelte sich in ihrem Körper. Olivia hatte die Kontrolle über ihr Wirken verloren und so begann die Magie mit dem Fließende-Angst-Zauber, an den sie gerade gedacht hatte, in ihre Mutter einzuströmen. Augenblicklich erschienen schreckliche Gefühle in ihrem Kopf. Eine unbeschreibliche Angst machte sich in ihr breit. Eine Angst die so völlig anderer Natur war, wie die vollkommene Angst, die sie in der Wüste erfahren hatte. Olivia begann zu weinen. Sie musste die Hand mit dem Dolch auf dem Bett abstützen, um nicht umzufallen. Ihre Mutter begann zu stöhnen und begann erneut damit sich gegen Blacks griff zu werfen. Beinahe hätte sie ihn abgeworfen. Ihr wiederstand war so stark, dass sie es schaffte ihn für einen kurzen Moment von sich zu werfen. Seine Hand glitt von ihrem Mund, als sie sie weg schlug, ein Schrei von Agonie dröhnte durch das Zimmer. Es war der Laut einer verzweifelten Mutter, die ihr Kind verloren hatte. Doch Black hatte sie schnell wieder unter Kontrolle. Der Schrei verstummte zu einem herzzerreißenden Wimmern.
    Olivias Augen weiteten sich und ihr Gesicht erstarrte zur Maske. Sie begann zu verstehen, was ihre Mutter fühlte. Was sie fürchtete. Alle ihre Gedanken und Ängste waren aus den Hohepriester gerichtet. Immer wieder erschienen Bilder von seinem dämonisch entstellten Gesicht in ihrem Kopf. Doch es war nicht ihr eigenes Leben, um das sie fürchtete. Nein, vielmehr hatte Olivia plötzlich das Gefühl von Verlust. Der Magiestrom ebbte ab und sie distanzierte sich von ihren Gedanken. Nun erschienen die Bilder klarer und die Emotionen übermannten sie nicht mehr. Olivias Kopf klärte sich und sie begann zu verstehen. Sie sah wie der Hohepriester Olivia am Hals gepackt hatte. Wie er Black befahl Olivia zu vernichten, sie zu schänden, sie zu Quälen. Sie sah Ardescion, wie er mit einer völlig beiläufigen Bewegung die Hand erhob und ihren Vater in einer gewaltigen Schattenflamme zu Arsche verbrannte. Sie sah, dass ihre Mutter fürchtete alles zu verlieren, was sie liebte.
    Ihr ging es im Geringsten um ihr eigenes Leben. Sie hatte sich mit dem Tod abgefunden. Schließlich hatte sie ihn schon lange erwartet. Doch um ihre Familie zu schützen wollte sie gerne das Misstrauen auf sich ziehen, den Tod annehmen, damit ihre Tochter nicht weiter unter den Verdacht des Verrates geriet.
    Ihre Mutter wollte das höchste Opfer bringen. Aus Liebe…

    Olivia zog ihre Hand verstört an sich. Drückte ihre blutende Hand an ihre Brust und betrachte entsetzt ihre Mutter. Warum wollte sie ihr eigenes Leben so dringend wegwerfen. Besonders jetzt, da der Hohepriester sie doch geheilt hatte. Nur, damit Olivia sich beweisen konnte? Nur damit sie diesen Fanatikern beweisen konnte, das sie treu war und von ihr keine Gefahr ausging? Doch was war mit ihrem Vater? Olivia wusste, dass er seine Frau liebte. Wollte sie ihm diesen Schmerz antun? Oder wollte sie auch ihn schützen, bevor er auch noch die tödliche Aufmerksamkeit der eingeladenen Magier auf sich zog.

    „Meine Mutter war verwirrt. Sie war sehr krank, war besessen von einer Krankheit, die nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist und ihren Verstand geschwächt hatte. Sie hat keine Schuld. Ich sagte Euch doch schon. Dies hier ist eine Strafe Beliars, seine Letzte Warnung. Doch das habe ich jetzt verstanden. Sie wird ihren Weg zum wahren Gott zurück finden.
    Der Priester, der ihr den Kopf verdrehte, ist der der sie vom rechten Weg taumeln ließ. Ihr habt doch seinen Einfluss hier im Raum mit eigenen Augen gesehen. Er hat sich meiner Mutter bemächtigt, als sie schwach war. Er sollte dafür büßen, nicht sie.“ Olivias Stimme war leise und unsicher. Hilfesuchend sah sie zu Black.

    Ihre Mutter gab klägliche Laute von sich. Es schien, iher verzeiflung war gerade ins unermessliche Gewachsen. Hatte Olivia etwas falschens gesagt?

  13. Beiträge anzeigen #13 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Acc: Stadtwache, Geschrieben von Redlef
    Immer noch hielt sich Thomas die schmerzende Wange. Der Schlag des Weibels hatte gesessen…
    Verärgert guckte der junge Rekrut auf das Stück Pergament in seiner Hand hinab. Der blöde Brief an den Tempel. Er hatte es vor ein paar Tagen vergessen ihn auszuliefern. Was war denn schon bitte dabei? Doch als der Weibel vorhin, bei Dienstschluss das gesiegelte Schreiben auf dem Regalbrett über dem Ofen hatte stehen sehen, da ist er vor Zorn fast geplatzt. Hatte sich tierisch aufgeregt und herumgeschrienen, wollte wissen wer für diese Nachlässigkeit verantwortlich war. Zuerst hatte Niemand sich dafür schuldig befunden, doch als der Krüppel damit drohte, dass sie alle die Nacht im Kerker verbrachten bis das Versäumnis Jemandem wieder einfallen würde, da hatte der dicke Harald gesungen.
    Das würde ihm Thomas nicht so schnell vergessen. Nur weil er zu seiner hässlichen Frau nach Hause wollte war es doch noch lange kein Grund einen Kameraden zu verpetzten. Schließlich war es Thomas Vater gewesen, der seiner Familie im Frühjahr das Dach neu gedeckt hatte, damit es nicht mehr hereinregnete. War dieser Dienst etwa schon vergessen. Na, der sollte noch einmal vorbei kommen, wenn er Hilfe brauchte…

    Ein letztes Mal rieb sich Thom über die wunde Wange. Sicherlich konnte man alle fünf Finger darauf sehen. Hoffentlich sah ihn keiner auf der Straße. Wie peinlich wäre es mit den Marken einer Ohrfeige umherzulaufen. Immerhin war er schon fast ein Mann!

    Frustriert trat er mit dem Stiefel gegen ein kleines Steinchen, das leise klappernd in der Dunkelheit einer abendlich leeren Gasse verschwand. In weiter Ferne war das Grollen eines herannahenden Gewitters zu hören. Ob es heute Nacht wohl stürmen würde? Besser er beeilte sich.
    So beschleunigte Thomas seine Schritte, ignorierte alle weiteren Steinchen, die er durch die Straßen hätte treten können und sah zu, dass er schnellstmöglich zum Tempel gelangte. Sein Weg führte direkt durchs Händlerviertel. Zu dieser Zeit hatten die Läden alle schon geschlossen. Nur hier und da flackerte in den Fenstern noch ein Lichtlein. Doch bald würden auch die erlöschen, wenn der Nachtwächter seine Runde machte und die Bürger dazu anhielt alles Feuer im Haus zu löschen.
    Ein kalter Schauer lief ihm bei diesem Gedanken über den Rücken. Das bedeutete, dass er in absoluter Finsternis den Weg zurück zu seinem Elternhaus finden musste. Da ihn der Weibel so erzürnt aus der Wache gejagt hatte, hatte er nicht einmal eine kleine Kerze dabei. Blöder Weibel… Selbst der Mond wurde von den heraufziehenden Sturmwolken verdeckt.
    Dieses ganze Theater nur wegen eines einzelnen blöden Gefangenen. War es denn nicht ersichtlich, dass der Kerl ein rechtloser Vagabund war? Konnte man ihn nicht einfach für eine Woche an den Pranger stellen und ihn dann aus der Stadt jagen, so wie alle Vagabunden? Doch der Weibel glaubte an diese Pilgergeschichte… Da wurde wieder einmal klar, dass er noch nicht lange auf der Insel war. Hier gab es keine Pilger… Und schon gar keine, die durch das westliche Stadttor kamen. Alles was es den Weg hinunter hinter dem westlichen Tor gab, waren Orks und ein paar Ketzer, die im Wald ihr Unwesen trieben, oder vielleicht ein paar Rebellen an der Silberseeburg…
    Vielleicht sollte das mal wer dem Weibel sagen?

    Nur von wenigen Laternen erleuchtet tauchte endlich das Tempelviertel vor ihm auf. Wie es üblich war, standen auch hier schwer gerüstete Wachen ihren Nachtdienst. „Für Innos!“, grüßte Thomas zackig. Das Trüppchen Wachen verstummte in ihrem Gespräch und drehte sich zu ihm hin.
    „Ich habe hier einen Brief, der dringend den Feuermagiern zugesandt werden muss. Könntet Ihr mich bitte durchlassen, ich bin dann auch sofort wieder weg!“

    „Netter Versuch, Kleiner…“ Der älteste der Wachen brummte ihn halb misstrauisch, halb belustigt an. „Nach dem was hier in der letzten Zeit alles so vorgefallen ist, wirst du wohl kaum so einfach zu dieser Zeit noch zu den Feuermagiern spazieren dürfen…“ Er räusperte sich geräuschvoll und spukte dann auf den Boden vor sich. „Ein Brief also? Bring ihn morgen…“
    Thomas schluckte. Der Weibel hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass Thomas den Brief heute noch überbringen musste, andererseits könnte er sich auf etwas gefasst machen… „Mein guter Mann, ich bitte Euch! Seht ihr denn nicht, dass ich auch zur Wache gehöre? Ich will nur schnell den Brief abgeben, dann bin ich wieder weg. Wenn ihr es wünscht, dann könnt Ihr mich ja zur Sicherheit auch gern begleiten…?“

    „…Und damit meinen Posten verlassen? Wohl kaum! Komm, zisch ab, Kleiner. Morgen ist auch noch ein Tag! Und nur weil du ‚nen Wappenrock trägst gehörst du noch lange nicht der Wache an… könnte ja sonst jeder behaupten…“

    Thomas bekam es mit der Angst zu tun. Es konnte doch nicht sein, dass er so kurz vor dem Ziel zum Scheitern verurteilt war! Er zog das Schriftstück aus seiner Wamstasche. „Nicht für mich, wenn ich diesen Brief nicht abgebe! Nun seht hier! Da ist das Siegel des Kerkermeisters drauf. Er hat es mir persönlich gesagt und mir Schlimmes angedroht, wenn der Brief nicht heute noch bei den Priestern ankommt.“ Er hielt dem Wachmann das Pergament unter die Nase. In der krakeligen Handschrift des Weibels war auch noch etwas darauf geschrieben, doch da Thomas nicht lesen konnte wusste er nicht was. Der Wachmann besah sich den Brief genauer. „Seht Ihr? Das Siegel ist echt!“

    „Hmm…“, brummte der Alte. Ein anderer Wachemann hatte sich nun ebenfalls nach vorn gebäugt, um zu lesen was dort geschrieben stand. „Also… ich denke das Siegel ist wahrlich echt und auf dem Schreiben steht ‚EILT‘. Ich denke der Bursche hat Recht.“
    „Doch durchlassen können wir ihn dennoch nicht“, antworte der Ältere. „Das ist ein strikter Befehl, dem ich mich nicht wiedersetzen werde.“
    Der Jüngere nickte nachdenklich. „Stimmt, aber wie wäre es, wenn ich den Brief an mich nehme, und nachher, nach der Wachablösung, noch schnell zur Stube der Magier gehe und das Schreiben dort unter der Tür durchschiebe, dann wäre es morgen gleich da.“
    Der Wachweibel nickte zustimmend und Thomas fiel ein Stein vom Herzen.
    „Ist das in Ordnung für dich, Junge?“, brummte der Alte nun etwas gutmütiger. „Ich brauche noch deinen Namen.“

    „Natürlich! Zu gütig von Euch! Ich bin Thomas, der Sohn vom Dachdecker Heinz.“ Mit gutem Gewissen drückte er den Männern den Brief in die Hand und verabschiedete sich dann höflich! Nun war das Ganze nicht mehr sein Problem. Wenn der olle Brief morgen nicht ankam, dann hatte nicht er die Schuld. Das hatte er doch geschickt eingefädelt. Lächelnd machte er sich auf den Heimweg. Hoffentlich lief er nicht gegen allzu viele Häuser, weil er den Weg nicht mehr sah. Nun hatte es auch noch begonnen zu regnen…
    Was soll ich sagen? Ein Post nach meinem Geschmack
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  14. Beiträge anzeigen #14 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Ein Post der hier auch hineingehört kommt dieses Mal von Noxus Exitus.
    Nachdem es einige Auseinandersetzungen mit seinem Schreibstil gab, muss ich doch voller Ernst sagen, dass mich dieser Post aus den Socken gepustet hat!

    Ein wunderbares Beispiel dafür wie ein verrückter und wahnsinniger Charakter gepostet werden sollte.

    Obwohl der Charakter in der Szene nicht klein bei geben möchte, kommt beim Leser doch durchaus an, dass der gefangene Noxus mit seinen mentalen Kräften durch die lange Gefangenschaft am Ende ist.
    Auch gibt er eine wunderbare Andeutung auf den vergangenen Zauber, den er auf einen NSC gewirkt hat. Und der ihn noch lange beeinflussen könnte (Möglichkeitsform!)
    Bei einer so netten Aufforderung halte ich mich dann auch gern daran!
    Gleichzeitig beschreibt er einen weiteren NSC aus Noxus Sicht als unfähig, wo für den Leser aber durchaus klar wird, dass er es nicht ist. Ganz wunderbar wird hier zwischen Autoren- und Charaktersicht getrennt.

    Mein besonderes Schmankerl war dann aber noch, wo auf leicht selbstironische Weise Noxus‘ Wahnsinn durchkommt. Die Stelle an der er behauptet, dass das Weißaugengebirge nach ihm benannt wurde. Wunderbar! XD

    Zitat Zitat von Noxus Exitus Beitrag anzeigen
    »Räumt den Saal!«

    Noxus konnte nicht definieren, welche Gefühlslagen er gerade durchging, sie wechselten so schnell und waren ihm teilweise komplett fremd, dass er nicht wusste, wie ihm geschah. Als hätte er seltsame Pilze zu lange gekaut, verschwamm die Realität mit seinen Gedanken, Wut floss durch seine Adern ... Nein, es war Zorn der ihn Beben ließ! Zorn, über die Erkenntnis, von was er sich hier hatte peinigen lassen! Von einem verdammten Innosler als stinkend bezeichnet zu werden, als niedrige Lebensform angesehen und verhöhnt, als wäre dieser nutzlose, aufgedunsene, inkompetente Vollidiot auch nur ansatzweise befugt dazu, ihn, den Avatar Beliars, einen Priester der dunklen Künste, das Weißauge Nordmars, welcher seiner Berühmtheit wegen gar den Gebirge mitten in Argaan den Namen verliehen hat, derartig bloßzustellen! Dafür würde er büßen, dafür würden sie alle büßen! Gerade noch als der Schwarzmagier den noch sprechenden Richter lauthals verfluchen wollte, wurde er aus dem Verhörsaal gezerrt. Die restlichen Aasgeier, die tatsächlich noch weniger juristische Fähigkeiten aufwiesen, als der elende Dilettant hinter ihm, unterhielten sich in einem Flüsterton, diskutieren, als gäbe es noch nie etwas wichtigeres, noch nie etwas spannenderes. Einer jedoch starrte das verhüllte Weißauge an, nicht einfach, um das Geschehene zu beobachten, sondern um ihm zu durchbohren, auf eine ekelhaft penetrante Weise. Auch als der Gefangene den Blick bösartig erwiderte hielt es den reichen Schnösel nicht davon ab, weniger Manieren als ein Troll aufzuweisen.

    Ein empörter Ausruf und das laute Rascheln der Ketten hielt die Menge dennoch nicht davon ab, selbst jetzt weiterzutratschen. Die Wachmänner, geröteter Wangen entschuldigten sich und zerrten den Stinker energisch Richtung Kerker. Das Opfer dieser Szenerie wischte sich gedemütigt einen extra großen Klecks Speichel aus der angeekelten Grimasse.

    »Rein da jetzt! Und wehe du rührst dich!«, polterte der erste Wachmann, welcher gerade die Kerkertür verschloss. Er war jener der aus dem Geschehnis einige Augenblicke zuvor keine Szene gemacht, indem er den Angeklagten möglichst schnell von Ort und Stelle geschaffen hatte. Scheinbar war er länger dabei oder hatte wenigstens ein bisschen Köpfchen. Der andere schien Pons zu sein, jedoch um Dekaden gealtert. Möglicherweise gab er sich selbst die Schuld für den Toten Trinker. Gut so.

    »Sonst was, hm? Kommst du dann rein und knuddelst eine Runde mit mir? Na komm schon, wenigstens ein Loch das du zu befriedigen vermagst, Schlappschwanz!«, rief Noxus heiser aber nicht weniger provokant zurück, während der Angesprochene nur wild zwei Gitterstäbe rüttelte und mit Pons davonzog. Wahrscheinlich um Redlef am Hintern zu schnuppern und den Richter zu liebäugeln. Der Kerkermeister würde der Mentalität halber die Schuld wohl auf sich nehmen, zu Schade eigentlich, den anderen Burschen jetzt zu zerreiben wäre mehr als einfach. Der Fluss der Magie hatte schon lange nachgelassen, die Erfahrung würde er allerdings nie wieder vergessen.

    »Bei Beliar, ich glaube ich bin meiner Prüfung nicht gewachsen ...«, stöhnte der Weißäugige in die Stille, während er sich knackenden Rückens auf dem kalten Boden niederließ. Er hatte das Gefühl seit Jahren in diesen verdammten Mauern festzustecken, die neue Umgebung im Gerichtssaal war beinahe eine Augenweide, abgesehen von den frevelhaften, verzierenden Lügen Innos. Für Mord an einem Säufer am Strick gehangen ... wahrlich, damit hatte er nicht gerechnet, als er sich an der kleinen Novizin vergangen hatte. Lebte sie eigentlich noch? Vielleicht könnte man da etwas nachholen, ob nun lebendig oder nicht ...
    Ein Grinsen eroberte sein Gesicht als er harsche Schritte zu hören glaubte.

  15. Beiträge anzeigen #15 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Darauf muss man erst einmal kommen


    Zitat Zitat von olirie Beitrag anzeigen
    Ein weiterer Kessel voll Wasser köchelte auf dem Ofen. Den ersten Kessel benötigte olirie komplett für die Reinigung der jungen Frau. Für eine „Lady“ war diese junge Dame ein ziemlicher Schmutzfink, doch die gröbsten Verkrustungen waren beseitigt und die Gefahr eines Hautinfekts somit größtenteils gebannt. Außerdem war der Geruch in oliries Labor nun weitaus erträglicher als zuvor und olirie war den Geruch von verwesendem Gewebe durchaus gewohnt.

    Der neu aufgesetzte Kessel jedenfalls sollte der Zubereitung einer leicht einflößbaren Mahlzeit dienen. Wärmende Flaschen brauchte er glücklicherweise nicht noch anfertigen, denn die Decken hatten schon vollkommen ausgereicht um die Körpertemperatur zu erhöhen.
    Ein Problem bei der Zwangsernährung war jedoch die Fragestellung, wie man das Essen in eine bewusstlose Person bekam ohne sie zu ersticken. Einfach einen Trichter in den Mund zu stecken, das Essen damit einzuflößen und zu hoffen, dass es in der richtigen Röhre landete, war hierbei wohl nicht sonderlich zielführend. Stattdessen brauchte olirie eine Vorrichtung, die das Essen direkt in den dafür vorgesehenen Kanal gleiten ließ und möglichst den Magen ohne Zuhilfenahme des Schluckmechanismus füllte. Am besten geeignet wäre hierfür wohl ein Trichter mit verlängertem, glatt poliertem und in die richtige Form gebogenem Auslassrohr. Ein solches Instrument befand sich dummerweise jedoch nicht im Besitz des Magiers, also musste er improvisieren.

    Den ersten Versuch unternahm olirie mit einem langen, runden Holzrohr, das etwa daumendick war und eine Öffnung vom Durchmesser des kleinen Fingers hatte. Der zur Verfügung stehende Stab war etwa drei Ellen lang und damit wohl ein wenig überdimensioniert, doch Holz konnte man ja auch problemlos einkürzen. Ein kleines Rätsel gab dem Schwarzmagier jedoch die Frage auf, wie das Loch in das Rohr gekommen ist. Rund bekam man ihn ja problemlos an einer Drechselbank, doch eine drei Ellen lange gleichmäßige, gerade Röhre in ihn zu bohren war wohl die Meisterleistung eines versierten Handwerkers… oder eines Dämons… oder von beiden in Personalunion.
    Um den Stab in die Speiseröhre Olivias zu bekommen überstreckte olirie zu aller erst den Kopf, öffnete dann den Mund, schon mehr oder weniger gekonnt die Zunge bei Seite und führte anschließend den Stab ein bis er auf einen Widerstand stieß. Der Rachen war weitaus weniger aufnahmebereit als erwartet und es schien sich sogar ein Würgereflex zu bilden, gegen den olirie nun auch noch ankämpfen musste. Während er versuchte den Stab in eine vernünftige Position zu bringen, überlegte er, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre die eigeführte Seite zuvor ein wenig abzurunden, und weniger Kantig zu lassen. Wahrscheinlich wäre er dann weitaus besser reingeglitten und würde wohl auch den Rachenraum weniger verletzen. So sehr er sich auch bemühte, dieser feste Stab war nicht in eine vernünftige Form zu bringen, sodass olirie es schließlich aufgab und zu einer anderen Methode griff.

    Den nächsten Versuch unternahm olirie mit einem frischen Schilfrohr. Dieses war von Natur aus hohl und frisch im Saft stehend auch recht biegsam. Ein weiterer Vorteil war die Möglichkeit, dass olirie die oberste Hautschicht entfernte, sodass die darunter liegende besser gleitfähig war und somit widerstandsloser in die Speiseröhre einzuführen sein dürfte. In der Theorie war es also eine sehr gute Möglichkeit den Magen zu befüllen. In der Praxis rächte sich die geringe Stabilität des Schilfrohrs. Wenn es nicht schon beim Einführen abknickte, dann meist beim Ansetzten des Trichters. Was dann wohl erst geschehen würde, wenn er versuchte Nahrung hindurch zu leiten? olirie kam zu dem Schluss, dass das Schilfrohr wohl nicht ausreichend Stabilität für den geforderten Zweck bot. Er musste ein anderes Material finden, das elastisch und lang war und vorzugsweise für die Durchfuhr von Nahrung gedacht.
    Nach einer Weile des Grübelns und den entzünden eines Räucherschälchens gefüllt mit einem geisteserweiternden Sumpfkrautgemisch kam dem Priester schließlich die rettende Idee: er musste ein Lamm sezieren! Sofort!!

    Ob nun ganz freiwillig oder nicht, hatte der Küchendämon ein geschlachtetes Lamm aus seiner Vorratskammer zur Verfügung gestellt und auf oliries Seziertisch bringen lassen. Das Fell war bereits abgeschoren, sodass der Priester ohne Umschweife das Skalpell ansetzen und die Bauchdecke öffnen konnte. Den Schnitt führte er fort, sodass auch Brust und Halsraum frei lagen. Bevor weitere Schnitte folgten, versuchte olirie sich erst einmal in Erinnerung zu rufen, wie ein Verdauungstrakt funktionierte: Das Essen kommt in den Mund, wird dort mit den Zähnen zerkleinert und mit Speichel versetzt, bevor es verschluckt wird und durch die Speiseröhre in den Magen gelangt. Von diesem wird es dann in den Darm übergeben, bevor es am Ende als Exkrement ausgeschieden wird.
    So weit war der Verlauf eigentlich ganz einfach, doch für die Fragestellung wie man jemanden zwangsweise ernährte, nur bedingt hilfreich. Der Mundbereich mit den Zähnen als aktiv vom Bewusstsein gesteuerter Teil musste irgendwie umgangen werden. Hierbei musste jedoch trotzdem eine Zerkleinerung der Mahlzeit stattfinden, sonst würden die Verdauungsorgane wohl zu viele Probleme bei ihrer Arbeit bekommen. Also entweder musste olirie eine ohnehin flüssige Mahlzeit organisieren, oder er musste das Essen vorkauen. Er entschied sich jedoch ersteres zu versuchen.

    Doch bevor es überhaupt an die Essenszufuhr ging, musste ein Weg gefunden werden, die Mahlzeit in den Verdauungstrakt zu bekommen ohne dabei Olivia zu ersticken oder ihr anderweitig Schaden zuzuführen. Von einem operativen Eingriff, in dem olirie ihren Bauchraum öffnete um ein entsprechendes Rohr direkt in den Magen einzuführen, sah der Magier ab. Das Risiko war bei seinen noch immer recht beschränkten Kenntnissen einfach zu groß und wie sollte er seiner Heilungslehrmeisterin Lina schon erklären, dass er zwischenzeitlich im Zuge eines unnötig riskanten Eingriffs eine Patientin umgebracht hatte? Wahrscheinlich würde sie ihn dann nicht nur die Lehre aufkündigen, sondern ihn gleich auch am eigenen Leibe spüren lassen, was es hieß sie zu verärgern.
    Um die Problematiken der vergangenen Versuche besser zu erkennen, führte olirie sie an dem Lamm ein weiteres Mal aus. Sowohl Schilfrohr, als auch Holzrohr stellten sich hierbei als viel zu steif und Verletzungsintensiv heraus. Wahrscheinlich hätte das Lamm bei diesem Eingriff größere Schäden davon getragen. Ein Glück für Olivia, dass der Menschliche Rachen deutlich stabiler und auch größer war als der Rachen eines Lamms. Nichts desto trotz musste olirie eine Lösung für das Problem finden. Er brauche etwas langes, rohrartiges, stabiles, aber dennoch flexibles zur Einführung in den Magen und Einleitung von zerkleinerter Nahrung. Dann kam dem Magus eine blendende Idee: Ein Darm musste her! Ja, genau, ein Darm war des Rätsels Lösung. Därme waren flexibel, lang und für die Durchleitung von Nahrung gemacht. Außerdem wurden sie ja ohnehin schon von Fleischern mit Bret gefüllt und in Wasser gekocht. Was also zur Herstellung einer Wurst gut war, musste auch gut sein um Olivia zu ernähre.

    Einen Darm zu organisieren war kein großes Problem, schließlich lag hier ein totes, aufgeschnittenes Schaf herum. Gereinigt war er auch recht schnell. Einzig die Erprobung gestaltete sich schwierig, denn olirie wollte dieses Mal nicht direkt an Olivia üben, sondern erstmal am Tiere. Und so ließ der Priester das Lamm seinen eigenen Darm schlucken. Angesichts der Tatsache, dass das Tier schon längst tot war, war auch keine Spur von einem Schluckreflex zu bemerken. Doch irgendwie musste doch der Darm in den Magen zu bekommen sein. Die Finger oliries waren hierfür definitiv zu kurz und alle Stäbe und Stöcke, mit denen er es versuche, waren zu steif. Bei einem Versuch geschah dann schließlich, was es zu vermeiden galt. Mit Gewalt und einem stabilen, nicht allzu dicken Zeigestab drückte olirie den Darm zwar in den Magen, renkte jedoch zugleich den Unterkiefer des Lamms aus und brach ihn dabei auch noch. Dies durfte ihm mit Olivia keinesfalls passieren, die junge Magierin würde wohl nicht sonderlich erfreut sein, mit gebrochenem Kiefer aufzuwachen und dann wohl auch nie zulassen, seziert zu werden.

    olirie betrachtete stumm das Lamm, die zugefügten Verletzungen und die Unwegbarkeiten, die es zu überwinden galt. Der Darm mochte zwar für so manchen Zweck eine gute Idee gewesen sein, doch brachte er hier nichts, sondern produzierte nur weitere Probleme. Nein, es musste eine andere Lösung gehen, es musste etwas her, das als Verlängerung der Speiseröhre die Festigkeit einer Speiseröhre besaß, doch gleichzeitig ihre Flexibilität oder Biegung nachahmen konnte. Mit der flachen Hand schlug sich der Priester an die Stirn, als ihm die neue Idee kam: Wieso verwendete er nicht einfach eine Speiseröhre? Oder zumindest die daneben liegende Luftröhre? Er brauchte eine Gans!

    Doch anstatt abermals die Vorratskammer des Krokomauls zu plündern, beschwerte sich ein Dämon im Kopfe oliries:
    „Die Vorratskammer des Refektoriums ist nicht als Lieferant für Eure Experimente gedacht! Beschafft Euch Eure Utensilien künftig gefälligst selbst!“
    „Ich brauch keine komplette Gans, sondern nur den Hals, der sollte doch entbehrlich sein und würde wohl eh im Abfall landen. Ich beschaffe auch eine frische Gans als Ausgleich.“
    Ein tiefes Grummen ertönte in oliries Schädel, bevor schließlich doch der Hals eine Gans mitsamt Kopf auf dem Seziertisch neben dem Lamm erschien.
    „Danke“, sagte olirie höflich ins Nichts, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete.

    Mit schnellen Schnitten war die Gurgel der Gans aus dem Hals extrahiert und konnte in Augenschein genommen werden. Sie war stabil und flexibel und schien aufgrund der verbliebenen körpereigenen Säfte der Gans auch recht gut zu gleiten, schien also perfekt für den gewünschten Zweck geeignet. Bevor er jedoch seinen Plan an Olivia in die Tat umsetzte, testete olirie die Gurgel an den Lammresten aus. Ohne große Probleme gelang es ihm, die Gurgel in die Speiseröhre des Lamms einzuführen, den Trichter drauf zu setzen und ein Glas Wasser einzufüllen. Ja, so könnte es klappen, fehlte also nur noch eine anständige Mahlzeit.

    Das Wasser im Kessel auf dem Ofen kochte, als olirie das kleingeschnittene Lamm einfüllte. Alles kam in den Topf, Haut, Haare, Kopf, Innereien, Knochen und selbstverständlich auch das Fleisch. Dazu noch etwas Pfeffer – man gönnt sich ja sonst nichts – und Salz und für die bessere Bekömmlichkeit ein wenig Kümmel. So ließ er die gute Suppe einige Zeit vor sich hin kochen, bis das Fleisch in feine Fasern zerkocht war. Dies war der Moment, an dem alle verbliebenen Grobstoffe aus dem Sud ausgesiebt werden konnten. Viel mehr als ein paar Knochen war allerdings nicht übrig geblieben, der Rest hatte sich mehr oder weniger aufgelöst. Diese gesunde und kraftbringende Brühe musste allerdings erst ein wenig abkühlen, würde man sie bei dieser Temperatur direkt in den Magen füllen, wäre wohl mit üblen inneren Verbrühungen zu rechnen. Ein weiteres Risiko, das es zu vermeiden galt. Doch in der Zwischenzeit löffelte olirie selbst ein Tellerchen des Wohlschmeckenden Mahles.

    Schließlich war es so weit, der Moment der Entscheidung war gekommen, die Brühe hatte nun genau die richtige Temperatur erreicht. Vorsichtig führte olirie die Gänsegurgel in Olivias Hals ein und schien auch die richtige Röhre getroffen zu haben, denn Atemluft ging nicht durch die Röhre. Nun galt es sich zu beeilen, denn die Atmung wurde durch diese Prozedur erschwert, wenn nicht gar fast verhindert. Ein Holzkeil sollte plötzliches Zubeißen der Magierin verhindern und den Mund offen halten. Schnell war der Trichter angesetzt und vorsichtig konnten die ersten Schlucke der Brühe eingeflößt werden. Die Flüssigkeit verschwand durch den Trichter in die Gänsegurgel und schien ihr Ziel zu erreichen. Stets ein wachsames Auge auf seine Patientin gerichtet, fuhr olirie mit der Fütterung fort.

  16. Beiträge anzeigen #16 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Ferum
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Da Muss man einfach lachen

    Zitat Zitat von Noxus Exitus Beitrag anzeigen
    Für den nächsten Schritt zweifelte Noxus einen Moment an seiner verbliebenen Kraft. Eigentlich fühlte er sich fit, nur dass er durchgehend gefühlte tausende von Tonnen auf Schulter- und Rückenpartien verteilt hatte. Nun auch noch Rippen. Wobei dieser Schmerz glücklicherweise schnell nachgelassen hat, ob sie bereits verheilt waren? Wie lange war er schon in diesem Loch?

    Das fehlende Tageslicht machte selbst einen Schwarzmagier nach einer Zeit depressiv, obwohl sich das Weißauge sicher war, dass wenn er die Studien und den Glauben Beliars vertiefte sich das bald ändern könnte. Denn nur Menschen sind so empfindlich abhängig vom Sonnenlicht.

    Geballter Konzentration fokussierte er sich auf den Plan, wobei man nicht wirklich von einem Plan reden konnte, Kreaturen wie das Weißauge schmiedeten keine Pläne, sie taten Dinge einfach. Das zeichnete sie aus, im positiven wie im negativen. Es war vielmehr eine spontane Idee, welche durchaus funktionieren könnte. Allerdings konnte er sich an einem Punkt nicht entscheiden, schließlich gab es hier drei Möglichkeiten: Er könnte einen Zusammenbruch imitieren und eine Lüge erfinden, tatsächlich aus Setarrif oder dem Weißaugengebirge zu entstammen, dass würde die Weltfremde Art an ihm erklären, bei letzterem wäre beispielsweise auch ein Anflug von Schneeblindheit als These zu unterstützten sein. Sekundär gäbe es die diplomatische Annäherungsweise, nach der intensiven Erschöpfung nachzugeben und die Schuld vom Kerkermeister abzuweisen, sich gar zu entschuldigen und das Verhalten mit Wirr- und Dummheit auszugeben. Dennoch war eine plötzliche Veränderung seines Verhaltens verdächtig, seinen Worten würde man nur noch schwer Glauben schenken.
    Die Ursache für einen Sinneswandel war solide, die Lügen danach eher weniger. Als was sollte er sich noch ausgeben, dass es ihm jemand glauben würde? Dafür müsste man ihm vertrauen und ohne Sympathie wäre dies nicht möglich. Nein, er würde weder diplomatisch noch freundlich voran gehen, er würde den Weg wählen, der ihm seit jeher vorgeschrieben war. Den des Chaos, der Weg seines Herren. Aus irgendeinem Grund begann er zu frieren, Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper - Er glaubte den Hauch der Präsenz seines Herren zu fühlen. Vielleicht auch nur Folgen des Kerkeraufenthaltes, das Schwächeln seines Körpers? Von der Decke aus bis zu Redlef war es zu weit um Kennzeichen dafür zu finden, ob es hier tatsächlich frisch geworden ist, des Priesters Augen waren inzwischen zu schlecht dafür. Ob die ständige Finsternis dazu beigetragen hatte? Hurley, der Schwarzmagier aus dem Kastell, welcher ihm die Minecrawlerplatten aneinandergeklebt hatte, nutzte Magie um zu sehen, er sollte seine Studien auf jeden Fall in diese Richtung fixieren, falls er tatsächlich eines Tages das Augenlicht verlieren sol- ...

    "Was zur Hölle! Wenn ich nicht bei klarem Verstand bleibe, GIBT es keine Studien mehr!"

    »Mein lieber Rettenlef ... Ne, moment! Redlef, richtig?«, die längliche Spitze seiner Zunge tauchte auf um schlangenartig durch die Luft zu zischen, »Leider muss ich dich enttäuschen, tatsächlich schwebt,« die Augenbraue hob sich, um den Wortwitz zu markieren, da er sich selbst gerade über dem Boden befand, »mir derzeitig keine Zoophilie vor - Eventuell auch nur eine temporäre Einstellung, doch tatsächlich kann ich deine Neigungen nicht erwidern.«
    Sein trüber Blick wie Schädel rückte zu dem im Hintergrund weilenden Wachmann.
    »Findest du es in Ordnung wenn ein Mann Innos, der Kerkermeister der Stadt, Unzucht mit Schafen betreibt? An deiner Stelle würde ich davon berichten, bevor du es vor dem Strick Innos selbst beichten musst.
    Zurück zu dir, Rattendepp, ach schon wieder - Ich nenne dich einfach Schafficker, dass ist einfacher zu merken, ich hoffe du hast nichts dagegen?«

    Selbstverständlich ließ das Weißauge der rhetorischen Frage keinerlei Zeit Wirkung zu entfalten, sondern sprach weiter im schneidenden, abfälligen Ton.
    »Gut. Nun, weißt du was Empathie ist? Nein? Natürlich nicht, du warst zu dieser Zeit dabei, dich an diversen Haustieren zu probieren - Verstehe ich, kein Thema - Doch tatsächlich ist das Mitgefühl für deine Mitmenschen, die Fähigkeit sich in diese Hineinzuversetzen der grundlegende Unterschied zwischen gesundem Menschenverstand und Psy-cho-path! Wenn mich also ein gestandener Mann Innos an der Decke aufknüpft, nachdem ich Wochenlang in einer Zelle vegetiert bin, mit einem unbehandelten Rippenbruch, in diesem hier entstandenen Wahnsinn einen stinkenden Trinker getötet habe, weil er einfach-nicht-aufhören-wollte-zu-schnarchen! - Dann ernenne ich dich hiermit zum Schafficker-Psychopath. Schließlich ist es die Moral unseres Herren den Schwachen zu helfen und nicht nachzutreten.«, das Kinn neigte sich zu den Rippen, akls würde er sich übertrieben verbeugen.

    Für den Moment folgte eine Künstlerpause - War es seine bescheidene Optik oder hatte der Wachmann hinter Red bereits rote Backen vom zurückgehaltenen Lachkrampf? Er gab sich hier schließlich eine Menge Mühe, wenn seine Worte keine wirkliche Wirkung hatten, dann war der Mann vor ihm einfach zu intelligent um ihn derartig zu manipulieren. Oder der Weißäugige zu ungeschickt mit der Zunge. Hier würde aber wohl jede Frau vehement widersprechen.

    »Wir alle hier haben Probleme, manche schlimm, manche weniger schlimm. Der eine betrinkt sich mal gerne, der andere kichert hinter deinem Rücken? Der andere stinkt vor sich hin und du fickst Schafe, nicht zu vergessen dass du ein Irrer bist. Allein wie dich der Richter angeschaut hat ... Was hast du getan? Schafe vergewaltigt? Vielleicht in der Öffentlichkeit? Ach, Retti, so etwas macht man doch nicht! Hat dir das deine Mutter nicht beigebracht? War wohl mit dem Alkohol beschäftigt oder damit Geld für den nächsten Monat mit dem geilen Nachbarkerl einzutreiben? Naja, was soll's, dafür kannst du schließlich nichts.
    Hast du dir dabei eigentlich auch dein Bein verletzt? Verkrüppelter Schafsliebhaber du!«

    Nun brach er in ein lautes Lachen aus, spottend wie er es nur konnte. Es würde nun wohl eine Tortur in Form von körperlicher Folter folgen, hoffentlich lohnte sich die Provokation auch, er würde doch noch so gerne die "Mit-Magie-Sehen" Studie vertiefen ...
    Falls es funktionieren sollte und es würde wohl nur zu verständlich sein, den Faden hier endgültig zu verlieren, erstrecht bei einem solchen Temperament wie dem des Kerkermeisters, dann würde körperlich Wunden vor Gericht ein nützliches Beweismittel dafür sein, auf unmenschliche und ungerechte Behandlung des Gefangenen zu plädieren. Mäßigung des Strafmaßes war bei Mord durchaus von Nutzen.

  17. Beiträge anzeigen #17 Zitieren
    Ritter Avatar von Alon
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    Alon ist offline
    Ich habe gerade einen uralten Post gelesen, und muss zugeben, dass er mich - selbst ohne dass ich irgendeine Vorgeschichte dazu kenne - sehr berührte. Die Verzweiflung Scarletts ist unglaublich gut nachvollziehbar und aufgezeigt. Hat hier auf jeden Fall einen Platz verdient!

    Zitat Zitat von Scarlett
    Ruckartig hob die Rothaarige ihren Kopf - und knallte mit voller Wucht gegen ein Ast. "Verdammt!", fluchte sie, funkelte diesen hinterhältigen Ast wütend an, legte schon ihre Hand an ihren nichtvorhandenen Schwertgriff, wollte Rache, wollte Blut sehen, wollte dass dieses Stück leidete, leidete für das was er ihr angetan hatte, denn sie kannte kein Erbamen, kein Großmut, kein Vergeben - diesem Unhold würde sie es heimzahlen! Tausendfach! Sie sprang auf, zog ihr Luftschwert, wirbelte damit gekonnt in der Luft herum, knurrte. "Stell dich zum Kampf, du feiges Stück Holz, du!" Die Sumpflerin war schon im Begriff loszurennen, auf den Ast hinzuzurennen, ihn mit ihrem Luftschwer zu spalten, maltretieren, zerstückeln, quälen, quälen quälen - schockiert ließ sie ihr Luftschwert fallen. Was war nur in sie gefahren? Woher kam dieser Blutdurst? Dieser Hass, diese Wut? Diese Gier nach Rache? Die Rothaarige presste ihre Lippen zusammen, kehrte dem Ast ihren Rücken zu. Früher steckte sie ihre gesamte Energie in ihren heiligen Kreuzzug.. sie war vollstens damit beschäftigt den faulen Novizen Feuer unter dem Hintern zu machen, Gurus zu triezen, ihnen ihre Geheimnisse entlocken zu wollen, andere Frau aufzuspüren, die ihr in ihrem Kreuzzug zu helfen, sie sponn die verrücktesten Pläne mit ihrer Freundin, führte intensive Gespräche mit Keks.. Sie seufzte. Das war alles vorbei. Vorbei, vorbei, vorbei. Sie wollte nicht mehr daran denken, ein neues Leben hatte begonnen, sie musste das Alte abstreifen, durfte nicht mehr vergangenen Tagen nachhängen.. Sie war nicht mehr im Sumpf, der Schläfer war ihr nicht mehr allgegenwärtig, sie stand nicht mehr für die Ehre der Templer ein.. jetzt war.. Nichts. Vollkommenes Nichts. Wie eine abgerissene Heimatlose streifte sie in der Gegend umher auf der Suche nach, auf der Suche nach.. irgendetwas.
    "Verdammt! Ich habe genug! GENUG! Beim Schläfer! Was ist das nur für ein Leben?!" Wütend trat sie gegen einen Baum, fiel durch die Wucht um, schlug wütend auf den Boden ein. Es war zum Haare raufen! Alles war ein verdammter, großer, widerlicher Haufen Scheiße!
    Sie hasste dieses Leben! Sie hasste diesen verdammten Ort! Mit diesen verdammten gottlosen Mistkerlen! Mit all diesen dämlichen Idioten! Diese arroganten Ignoranten! Diesen Schwachmaten! "Fühlt ihr euch besonders toll, weil IHR den Ork stand haltet konntet? Heh?! Weil ihr euch wie Würmer in Höhlen und Wäldern versteckt habt?1 Und jede Nacht vor den Orks gezittert habt?! Und jetzt fühlt ihr euch natürlich ganz toll! Ihr seid die Größten! Bravo! Tolle Leistung!"
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und sie? Sie ist geflüchtet, geflüchtet wie ein feiges Kaninchen, hat ihre Heimat, ihre geliebte Heimat im Stich gelesen, nichts getan, nichts getan, nichts verdammt noch mal getan! Geflüchtet! Wie eine widerliche Ratte das sinkende Schiff! Geflüchtet! Und alles verraten, was ihr etwas bedeutet hatte, was ihr einziger LEBENSSINN war!
    Sie hätte da bleiben sollen. Da bleiben und für die Bruderschaft, für ihren Glauben, für ihre Freunde, ihre Heimat - für all das hätte sie kämpfen müssen, kämpfen, wie jeder andere Hohe Templer es auch tat. Es war ihre Pflicht. Es war ihre gottverdammte Pflicht! Sie hatte es geschworen! Bei sich geschworen!
    Sie schluchzte, vergrub ihr Gesicht in ihren Knien, ihre Oberkörper zuckte. Sie hatte sie alle verraten. Sie hatte den Schläfer verraten, ihn enttäuscht, die Bruderschaft, ihre Familie, sie war feige, hatte ihren Schwur gebrochen -was tat sie noch hier?!
    Sie hob ihren Kopf, starrte einen Baum an. Grinste freudlos, als sie sich daran erinnerte wie sie, vor urzeiten, so oft gegen Bäume rannte.. Sie schüttelte ihren Kopf.
    Das einzige was sie jetzt noch tun konnte... Die Rothaarige stand langsam auf, klopfte sich den Staub von ihrer geliebten Templerrüstung, stapfte vorwärts. Ja, jetzt wusste sie, was sie tun sollte, jetzt hatte sie wieder ein Ziel.
    Es war das einzige, was sie noch tun konnte. Tun konnte, um zu büßen, tun konnte um.. um.. sie schluckte, starrte stur nach vorne. Ihre Füßen trugen sie Schritt für Schritt, über Stock und Stein, bahnten sich zielstrebig einen Weg durch die Wirrniss, als wüssten sie, wo sie hin müssten, welchen Weg sie einschlagen musste.
    Die Rothaarige fühlte sich leicht. Unter Tränen lächelte. Die Zeit der Bruderschaft war vorbei. Sie war ein Teil der Bruderschaft, eine Hohe Templerin, DIE Sumpfirre! Sie war ein fester Bestandteil des Sumpfes gewesen, fest mit ihm verwachsen, ein Teil von ihm - wie konnte sie ohne ihn existieren?
    Es knackste, ihre Füße kamen zum Stillstand. Vor ihr erstreckte sich der weite Himmel. Unter ihr gähnende Leere. Ihr Ziel. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Der Rotschopf, das Rotauge, der Wirbelwind - es gab in den letzten Jahren viele Namen für die junge Frau, die Verrückte, die Hexe, die Kaiserin, die Sumpflerin -trat einen weiteren Schritt nach vorne. Ein Kiesel löste sich von der Felswand, fiel hinab in die verschlingende Leere.
    Die Zeit der Bruderschaft war vorbei. Der Sumpf war tot. Nun war es für Scarlett an der Zeit ihm zu folgen.. Tränen rannen unaufhaltsam ihre Wangen hinab, sie grinste. Es war vorbei. Gleich würde sie da sein, sie würden oben an der Seite des Schläfers sitzen, neben all ihren gefallenen Kameraden, bis in die Ewigkeit würde sie im Sumpf sein, mit ihm vereint- bis die Zeit selbst ein Ende fand.
    Sie trat einen weiteren Schritt nach vorne. "Ich bin gleich da.."

  18. Beiträge anzeigen #18 Zitieren
    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Tinquilius ist offline
    Auch wenn der Post kürzer ist als die anderen hier im Thread, gehört er dennoch hierhin. Grandios, wie Devazar sich verkauft, um Novizin zu werden, nicht wahr?
    Immer eine Freude mit ihr zu posten!

    Zitat Zitat von Devazar in Setarrif am 12.09.2013
    "Du triffst genau die rechten Worte. Mir ist das Gleichgewicht doch sehr im Sinne. Zwar sehe ich darin immer eine Feste der Spannung, doch habe ich durch die Doktrinen der anderen Gemeinden der Insel, dir mir bekannt wurden, erkannt, daß ein Umstülpen auf die absolute Gültigkeit einer solchen für die Allgemeinheit ein stählernes Gitter gebaut werden mag, in welchem jeder Sprechende und schon bald auch jeder Denkende, der sich nicht gänzlich beugen möchte, das Eisen zu spüren bekommt. Die Welt steht auf Messers Schneider!
    So vieles ist möglich, so viele Ungeheuer können beschworen werden - wir leben in einer der interessantesten und bedeutensten Zeiten, die man sich vorstellen kann. Und wenn ich mal so manchen Hof fegen muss, so mag dies zu allem dazugehören. Doch du spürst eventuell selbst, wenn du durch meine Fassaden hindurchblicken kannst, wovon ich partiell ausgehe, dass ich zu Größerem fähig bin. Du sprachst bereits dein Wohl über meine Anwesenheit aus - tust du dies auch über meinen Eintritt in die Kreise der Wassermagier, so küre mich als eine Novizin, auch wenn du weißt, dass du in mir keine Permanenz des Dienertums festigen kannst, wie es vielleicht für einen der deinen günstig wäre. Du wirst in mir Sturrheit, Ignoranz und Arroganz entdecken und damit leben müssen. Ich verstelle mein Wesen nicht für den Eintritt in den Orden. Nun sage mir: Willst du eine gehörige Dienerin, die sich nachts unter deine Bettdecke gesellt - oder willst du eine Kämpferin und Herrscherin zugleich. Ein Läufer, ein Springer, eine Dame und ein Bauer zugleich?" Ein Narr wäre doch jener, der den ultimativen Spielstein nicht in seinen Reihen wünscht. Doch Emotionen kontrollieren die Spontanität.

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline
    Ich liebe Posts bei denen ich leicht erregt bestätigt bekomme, verdammt nochmal in der richtigen Gilde zu sein

    Zitat Zitat von Ardescion Beitrag anzeigen
    Tief in der Zeit, dort, wo Sekunden nicht mehr waren, als was man sie einst erkannt hatte, wo Stunden sich zu Tagen dehnten und Tage in sich zusammenfielen wie gesprungenes Glas, wo Menschen nicht mehr waren als ein Haufen ihrer Einzelteile ohne Sinn und Verstand und zugleich im höchstes Maße das Individuum, als das sie gepredigt worden waren, schritten der Hohepriester und sein folgsamer Schüler auf Wegen, deren Konturen bereits vor Äonen verloren gegeben worden waren.

    Niemand vermochte zu sagen, welche Dauer vergangen war, seit der Meister und sein loyaler Gefolgsmann das runenverzierte, metallene Tor durschritten hatten, nicht nur, weil niemand das Maß kannte, mit dem die Zeit an diesem Ort bestimmt wurde, sondern auch, weil jedes Maß, das zu nutzen man sich entschied, schon vergessen war, ehe es ein Ergebnis hervorgebracht hätte.

    Die Erde, auf denen die Füße der Wanderer traten, war trocken und staubig dort und eisig und glatt an einem anderen Ort, manchmal von Strömen aus flüssigem Feuer überdeckt, manchmal so geschliffen und glatt, dass sich der in ihnen spiegelnde Beobachter sich nicht mehr sicher sein konnte, wo oben und unten war. Wie die Zeit verschwamm und ihren Regeln entglitt, so vergaßen die Sinne ihre Wert, ließen sich von den Eindrücken einer verzerrten, vergessenen Welt verwirren und ließen bloße Gefäße in menschlicher Haut zurück, die, weil von Entschlossenheit erfüllt, noch immer ihre Schritte sorgsam setzte, längst keinen Gedanken mehr an das verschwendeten, was um sie herum geschah.

    Wollte man beschreiben, was die Augen am Horizont erblickten, so würde ein Dichter sämtliche Metaphern bemühen, die er Zeit seines Lebens erfahren hätte, und hätte doch nicht die Kraft, die innere Reife, die Bilder, die er sah, wahrlich und wahr dem fordernden Zuhörer zu vermitteln.

    Vielleicht war dort, wo das Auge hin blickte, auch nichts, nicht einmal die Dunkelheit, als dann die Augen versuchte jene Leere mit Bildern aus dem schier endlosen Schatz der Erfahrungen zu füllen, obgleich nichts passte, weil das, was tatsächlich war, nie zuvor erfahren worden war.

    An einem Tag, der keiner war, zu einer Stunde, die vielleicht nur einen Augenschlag lang dauerte, hielt der Hohepriester der dunklen Mächte schließlich an und brach das Schweigen, dass durch die Ewigkeit, die es nun schon bestand hatte, so gewöhnlich wirkte, dass selbst der Meister bei seinen Worten zusammenzuckte und eine innere Angst verspürte, etwas beizuwohnen, was er nicht kannte, obgleich er in seinem Leben schon so oft gesprochen hatte. Seine Stimme klang kratzig, als sei sie kaum je bemüht worden.

    „Es ist soweit.“, waren die wenigen Worte, die er anfangs über die trockenen spröden Lippen brachte, die im gleichen Maße feucht und füllig waren und nicht wirklich waren, obschon sie sein musste, da als Mensch er geboren war. Auch dies dem Ort, der Verwirrung dieser Welt geschuldet.

    „MmmmmHmmm.“, drang ein tiefes, dröhnendes Summen von allen Enden der Zeit, von allen Orten der Welt in die Geister jener, die an diesem Ort ihren bis anhin letzten Schritt gesetzt hatten. Die Welt um sie herum, die zu erblicken sie unfähig waren, schien zu beben. „Dass ihr euch traut, ein weiteres Mal zu kommen, überrascht mich.“, folgten weitere Worte dem Summen und waren doch keine Worte, sondern Eindrücke, die sich tief in jede Faser der menschlichen Körper einbrannten.

    „Es ist Zeit für einen weiteren unserer Art.“, erwiderte der Hohepriester und neigte, als Zeichen des Respekts, den Kopf vor den Eindrücken, die der Schreiber hier als Worte, die eine Gestalt gesprochen hat, wiedergibt, obgleich nicht gesagt werden kann, ob dort wirklich etwas war oder die Charaktere ihrer Einbildung unterlegen waren.

    „‘Es ist Zeit‘, ist eine solch menschliche Formulierung, die keinen Wert besitzt. Ihr glaubt zu wissen, dass alles bestimmt ist, wenn ihr nur genug entschlossen seid. Doch ihr winzigen Primaten habt nie verstanden, dass ihr nicht mehr seid als ein vertrocknetes Staubkorn im Wind, den ihr als Sphären bezeichnet.“, gab die Stimme oder das, was immer dort war, zurück und schien belustigt zu sein, „So klein, so endlich, so beschränkt in eurer Form.“

    „Ist vom Staube genug, so vermag er die Welt zu ersticken und den Wind zu lähmen.“, die Lippen des Hohepriesters bewegten sich nicht, doch um ihn herum entstanden diese Worte als Gefühl und pressten sich in die Umgebung hinein, auf dass sie von dem, was nicht sichtbar war, erkannt werden konnten.

    „Manche würden dies weise nennen. Andere würden dies eine Spitzfindigkeit nennen. Ich hingegen mag mich nicht entscheiden. Oder vielleicht doch, aber würdet ihr dies nicht mehr erleben.“

    „Es ist Zeit für einen weiteren unserer Art.“

    „Stell uns nicht auf eine Stufe mit dir, der du Hohepriester bist!“, donnerte die Stimme zurück.

    Der Meister blickte mit kaltem, leeren Blick in die Ferne. „Willst du mich daran hindern?“

    „Ohh… du glaubst, ich könnte es nicht. Aber ich bin selbst der Zeit überlegen.“

    „Doch nicht den Göttern.“, erwiderte der Hohepriester.

    „Das ist noch nicht bestimmt worden.“

    „Es ist Zeit.“, forderte Ardescion ein weiteres Mal und die Magie, die er den Weg bis anhin gesammelt hatte, schoss dem Ausbruch eines Vulkans gleich der Ewigkeit dieses Ortes entgegen, so strahlend und hell, dass die Augen, welches es sahen, geblendet wurden, so dunkel und leer, dass man glaubte, nichts zu sehen, so vollkommen und gleichzeitig so degeneriert wie es nirgendwo anders zu sein vermochte.

    „Bitte… aber beschwere dich nicht, wenn das Tier, welches du verführt hast, an diesem Ort zu scheitern, seiner Bestimmung nachkommt!“, brummten die Eindrücke dieses Ortes und in der Leere am Horizont schien die Gestalt eines riesenhaften Golems mit brennenden Augen wie von einem Blitzschlag erleuchtet aufzuflackern.

    Der Hohepriester wandte sich an Joe Black. „Vergiss dich nicht.“, wiederholte er, während er sah, wie der Blick des Schülers bereits verschwamm, um schließlich zu kippen und der gesamte Körper wie eine leblose Hülle in sich zusammensackte. Auf die Reise, auf die der Golem den ehemaligen Assassinen nun auf Weisung des Meisters geladen hatte, vermochte Letzterer Joe Black nicht zu begleiten.

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    Joe Black ist offline
    Ein sehr schöner und kreativer Post mit Don als Questgeber:

    Zitat Zitat von Don-Esteban Beitrag anzeigen
    Der Magier lachte laut und warf den Kopf dabei zurück. Ein seltener Anblick. Nur wußte das niemand der Gäste in der Taverne. Auch nicht der tätowierte Hüne mit den seltsam geflochtenen Haaren, der vor einer Weile in die Gaststube gekommen war und mit der Wirtin irgendwelche Geschäfte abgewickelt hatte, eher er sich umsah und in eine ruhige Ecke setzte.
    »Ihr habt viele Wünsche, mein Freund«, antwortete er dann in guter Laune. »Seht Euch vor, wer sich mehr wünscht, als gut für ihn ist, gerät leicht in Gefahr«, warnte er ihn orakelhaft und hob mahnend den Zeigefinger.
    »Ordnen wir eure Wünsche nach dem Schwierigkeitsgrad«, schlug er vor.
    »Ein Trank, Euch in einen Rausch zu versetzen. Dafür genügt eine Flasche guten Branntweins. Wenn es ihn hier nicht geben sollte, kann man dergleichen sicher in den großen Städten Thorniara oder Setarrif kaufen. Doch spart nicht am Gelde, sonst platzt Euch nach dem Genuß der Kopf vom billigen Fusel. Ihr seht, für diesen Wunsch werden meine Dienste nicht benötigt.«
    Er streckte an der noch immer erhobenen Hand neben dem Zeigefinder nun auch den Daumen ab.
    »Ein Trank, die Farbe Eures Haares zu ändern. Oder nein, gleich zwei davon. Einmal hin und einmal zurück. Dies ist echte Alchimie. Die körperlichen Eigenschaften eines Menschen zu ändern, ist nicht einfach, aber möglich für einen Könner.«
    Er streckte nun auch noch den Mittelfinger ab.
    »Als Drittes ein Trank, die Gunst eines anderen zu erwerben. Dies fordert wahre Meisterschaft in alchimistischen Dingen. Doch glücklicherweise bin ich ein Meister darin.«
    Der Magier senkte die Hand und beugte den Oberkörper nach vorn, so daß er dichter an seinen Gegenüber rückte.
    »Der erste Trank kostet euch lediglich Gold für den Händler, von dem Ihr das Getränk kauft«, sagte er.
    »Der zweite Trank kostet Euch Mühe, denn ich benötige einige Zutaten dazu, die Ihr mir besorgen müßt.«
    Die Worte des Magiers wurden immer leiser, bis sie zu einem Flüstern herab sanken.
    »Doch den dritten Trank zahlt Ihr mit Eurem Leib. Denn ich benötige etwas von Euch, keinen Gegenstand, keine Kleidung, keine abgeschnittene Haarsträhne, Fingernägel oder ähnlich wertlosen Mumpitz.«
    Die Adlernase des Magiers kam dem Gesicht Galmons noch näher.
    »Nein, etwas lebendiges, damit ein anderer an Euch gebunden wird. Blut, Haut oder eins Eurer Glieder. Ist das Opfer am größten, wird der Zauber am stärksten. Ist es Euch das wirklich wert?«, fragte er leise und drängte: »Überlegt gut!«
    Dann rückte er wieder weg und meinte in plötzlich leichtem Plaudertone.
    »Die Zutaten für den Zweiten Trank, die Ihr mir besorgen müßt, sind Blutwurz, einige Blüten des Krautes Schönauge und etwas Schauerling, das an den Hängen des Weißaugengebirges wächst. Dazu die Krallen einer Harpyie und die Haut eines Warans. Die von einem Lurker geht auch. Und dann bitte ich als Lohn um das Sekret eines Minecrawlers. Der mag zu stark und gefährlich für Euch sein. Vielleicht könnt Ihr es auch von einem anderen Jäger erwerben oder zusammen mit erfahrenen Jägern solch eine Kreatur töten und Euch von ihnen das Sekret entfernen lassen.
    Dies also sind meine Bedingungen.«

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