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  1. Beiträge anzeigen #81
    Ehrengarde Avatar von Sergio
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    Sergio ist offline
    Sergio, der zwar mal Käpt‘n Gregs Piraten angehört hatte, aber nie Seemann gewesen war, hing im noch immer kräftigen Wind über der Reling und wartete darauf, dass sich die Übelkeit aus dem Staub machte. Leider schien die ihr neues Zuhause nicht mehr verlassen zu wollen. Übergeben war nicht mehr drin, denn dieses Erlebnis hatte er während des Sturms zweimal gehabt. Einer der Gänge im Schiffsinnern konnte das bezeugen. Wahrscheinlich war es da drin jetzt so rutschig, als hätte die heilige Putzfrau Adanos‘ zehnmal feucht durchgewischt. Denn dank des Wellengangs hatte sich das frisch Erbrochene (das nicht nur von Sergio stammte) ordentlich verteilen können.
    Inzwischen hatte die Besatzung des Schiffes es geschafft, die Segel zu setzen, was angesichts des Meeres, das noch immer etwas unruhig war, nicht leicht gewesen sein musste. Bei dem Sturm, der sie durchgeschaukelt hatte, war das unmöglich gewesen. Doch nun waren sie nicht mehr Spielball der Wellen. Was den einen oder anderen Magen an Bord sicher aufatmen ließ.
    Plötzlich tippte etwas Weiches auf Sergios Schulter. Er fuhr herum und blickte in das Gesicht eines der Männer, die zur Mannschaft der seltsamen Piratenbraut gehörten. Vor lauter Bart war das Gesicht kaum zu sehen.
    „Du dachtest wohl, keiner hätte gesehen, wie du mitten in den Gang gekotzt hast. Aber ich habs gesehen“, sagte der Typ, während Sergio darüber nachdachte, wie man mit einem derart von Barthaaren überwucherten Mund sprechen oder gar essen konnte.
    Gab es da irgendwo einen Reißverschluss?
    „Hallo! Ich rede mit dir!“
    „Äh... hä?“
    „Du nimmst jetzt den Lappen und den Eimer hier und putzt deine Kotze weg.“
    „Aber ich war nicht der Einzige, der...“
    „Du warst der Einzige, den ich beobachtet hab. Mir egal, wer da sonst noch sein Essen verteilt hat.“
    „Ich kann gar nicht putzen.“
    „Noch ein Wort und ich schmeiß dich über Bord!“
    „Edon wars!“, versuchte Sergio es, obwohl das gelogen war.
    „Wer?“
    „Der Typ mit den Äpfeln.“
    „Äpfel? Hier gibts niemanden mit Äpfeln. Also marsch jetzt! An die Arbeit!“
    Im nächsten Moment wurden Sergio Lappen und Eimer in die Hände gedrückt.
    „Penner...“, murmelte er, dann stapfte er los, mit noch immer flauem Gefühl im Magen und leicht schwankend.
    „Was hast du gesagt?“
    „Nichts. Gar nichts.“
    „Dämliche Landratte...“, war noch zu hören, doch Sergio ignorierte es.
    Geändert von Sergio (03.04.2012 um 21:40 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #82
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Wer nun denkt, dass die See spiegelglatt und ruhig da lag, der täuscht sich gewaltig, doch im Vergleich zu vorher mochte es so erscheinen, da die akute Lebensgefahr vorbei schien. Auch Darjel hatte sich langsam wieder beruhigt, allerdings wagte Redsonja es noch immer nicht sich wieder zu erheben. Aber sie kam nicht in Versuchung sich zu langweilen, denn der Templer betrat die Kajüte.

    "He Gor Na Jan. Da wir nun Zeit haben. Kannst du mir erzählen, was du für ein Mensch bist?"

    Suchte die rothaarige Kriegerin zu erfahren, während sie ihn aufmerksam beobachtete.

  3. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #83
    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Gor Na Jan stoppte noch bevor er die Kajüte gänzlich betreten hatte und blickte mit skeptisch erhobener Augenbraue in Richtung der Rothaarigen.

    Kann das überhaupt irgendjemand?

    Entgegnete er sanft und setzte seine Schritte fort. Nachdem der Sturm sich beruhigt hatte und er seine Aufmerksamkeit nicht länger darauf lenken musste, vor den anderen Reisenden diszipliniert seine Seekrankheit zu verbergen, hatte er beschlossen, sich mal genauer nach dem Kapitän des Schiffs zu erkundigen. Man zog ja auch nicht in den Krieg, ohne in Erfahrung zu bringen, wer eigentlich das Heer führte. Doch die Rothaarige hatte ihn mit ihrer Frage aus dem Konzept gebracht und seine Gedanken in andere Bahnen gelenkt.

    Die Kriegerin saß auf dem Boden der Kajüte und hielt das Kind, von dem der Gor Na annahm, dass es nur ihres sein konnte, schützend im Arm. Er respektierte das. Mit einem entspannenden Seufzen setzte sich der Hüne neben ihr auf den Boden und blickte einen Moment nachdenklich an die Wand.

    Eine schwierige Frage... Doch ich will mich an einer Antwort versuchen.

    Der Templer griff ohne nachzudenken in seinen Lederbeutel und holte einen Krautstengel hervor. Plötzlich jedoch hielt er inne, blickte zur Rothaarigen und ihrem Kind und ließ das Kraut wieder im Beutel verschwinden.

    Was ich bin, folgt wohl aus dem was ich war. Ich war ein Krieger. Doch nicht, um zu bekämpfen, sondern um zu beschützen. Als ich Templer wurde, habe ich aufgehört, für meine eigenen Interessen zu stehen und wurde zu einem Wächter der Bruderschaft, ihrer Menschen und ihrem Glauben. Mit dem Fall der Bruderschaft...

    Er unterbrach sich selbst. Etwas zu überwinden, bedeutete nicht, etwas zu vergessen. Und wenn er den Erinnerungen auch keinen Schmerz mehr widmete, so widmete er ihnen zumindest diesen Atemzug.

    [I]Mit dem Fall der Bruderschaft fiel auch meine Kaste. Wir hatten uns selbst aufgegeben. Wir lebten nur noch für unsere Funktion. Für den Schutz unserer Brüder und unseres Glaubens. Doch als erst unsere Brüder fielen und dann unser Glauben... was blieb von uns übrig?[i]

    Der Gor Na erwartete keine Antwort. Dennoch ließ er die Frage für einen Augenblick im Raum stehen und blickte an die Decke. Er versuchte ein Muster in den Furchen des Holzes zu erkennen, während er seine Gedanken sortierte.

    Es ist seitdem viel Zeit vergangen. Es gäbe zahlreiche Geschichten zu erzählen, um Eure Frage zur Gänze zu beantworten, doch ich erspare euch die Einzelheiten. Eure Frage lautete: Was für ein Mensch bin ich? Ein Teil des Kriegers in mir ist noch immer ein Beschützer. Neben dem Glauben, der euch vielleicht bekannt ist, hatten die Templer ein Ideal. Zum Schutz der Bruderschaft strebte jeder Templer nach der Perfektion im Kampf. Viele, so wie auch ich einst, sahen darin eine körperliche Herausforderung. Den Weg, den Körper zu meistern, um zu den besten Kriegern zu reifen. Doch es ist mehr als das. Und so ist der andere Teil der Kriegers in mir ein Suchender. Ein Suchender, nach dem tieferen Grund des Kampfes. Nach der Vervollkommnung der Einheit von Körper und Geist. Nach der Wahrheit...

    Der Templer hielte erneut inne, doch dieses Mal, als er bemerkte, dass er begonnen hatte, seine Worte gestikulierend zu unterstreichen. Er hatte noch nie gestikuliert. Es verriet ungewollt viel zu viel über die eigenen Empfindungen und wurde ihm schon im frühen Training abgewöhnt. Doch dieses Thema war...

    Es ist... kompliziert. Beachtet es nicht weiter. Wirre Gedanken eines alternden Kriegers, der sich langsam mit der Tatsache auseinandersetzen muss, dass jeder Körper im Alter seinen unüberwindlichen Gegner findet.

    Jan zog die Beine zu sich heran, verschränkte sie und legte die Hände wortlos in den Schoß. Hier saß er, Gor Na Jan, wortkarg, verschlossen und misstrauisch und diskutierte das Wesen seiner Person mit jemandem, den er nicht kannte, ja dessen Namen er noch nicht mal kannte. Und dennoch hatte er nicht das Gefühl einen Fehler begangen zu haben. Nach einer Weile blickte er wieder zur Seite und fixierte die Rothaarige mit dem lebenden und dem trüben Auge.

    Entspricht das der Antwort, die ihr erwartet habt?

  4. Beiträge anzeigen #84
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen hatte sich zwar während dem Sturm nicht übergeben – wenn man mit Kamelen wochenlang oder gar monatelang in der Wüste reitet, verliert man die Seekrankheit – doch hatte sie unvorstellbare Angst empfunden. Ein großes, tonnenschweres Schiff wird zum Spielball der Elemente. Die Wellen brachen sich immer wieder an der Reling und schwappten aufs Deck über. Der Wind pfiff den Matrosen und Passagieren um die Ohren und ließ jeden Gedanken an ein Gespräch ersterben, selbst wenn man sich anschrie, verstand man nichts…aber nun ja, an Reden war eh nicht zu denken. Die junge Frau hatte sich an einem Seil festgeklammert, auch wenn ihr schlecht war und sie einen Nervenzusammenbruch erlitt, so war doch eine gewisse Faszination dem ganzen abzugewinnen. Dunkle Wolken ballten sich am Himmel, Blitze tauchten alles in ein grelles Licht und der Donner grollte mal fern mal nah, mal laut mal noch lauter…
    Jetzt hatte sich alles einigermaßen beruhigt und Madlen lehnte wieder an der Reling und dachte nach…
    Kein leichter Nieselregen, der sich friedlich sammelt und die Welt von Sünden befreit. Nein, es war ein Regen, der zu allem entschlossen war, vor allem einem bis auf die Haut zu durchnässen und einen frieren zu lassen. Er konnte Tod und Verderben bringen, anstatt Frieden und Freiheit. Ein Regen, der dazu fähig war zu zerstören, anstatt aufzubauen.
    Wie nah Leben und Tod doch zusammen waren. Das eine ohne das andere gibt es nicht. Das Leben ist bittersüß, ja…ich glaube, das ist der richtige Begriff. Bittersüß. Man kann nicht feiern ohne zu trauern. Doch der Tod macht den Tag erst lebenswert. Nichts ist für die Ewigkeit. Wenn ich doch auch nur etwas hätte, wo ich mit dir reden könnte, Süßer. Aktekin, wären wir uns wo anders, in einem anderen Leben begegnet, dann wäre es vielleicht anders gekommen…aber so, mein weißer Prinz, so war unsere Liebe von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nichts hätte den Untergang aufhalten können…doch eines kannst du dir sicher sein, ich werde dich rächen…du weißt genau, dass ich dich niemals hätte töten können, dein Blick damals hat es mir verraten.
    Das Schiff pflügte sich seinen Weg durch das Meer und ließ ein aufgewühlte See und Dunkelheit zurück. Der Regen schlug weiterhin auf den Wellen auf und die weißen Schaumkronen türmten sich auf und fielen zusammen. Es war ein Wetter gemacht dafür, zu zerstören, nicht aufzubauen…zu töten, nicht zu leben.

  5. Beiträge anzeigen #85
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Das Schaukeln des Schiffes hatte inzwischen zumindest so weit nachgelassen, dass nicht alle Meile einer die Gänge des Schiffes mit seinem Mageninhalt verzierte. Edon lief gut gelaunt auf Deck entlang und hatte einmal auch das Vergnügen gehabt, diesen blonden Friseursschreck in Begleitung der Rothaarigen dabei zusehen zu dürfen, wie der auf seinen Knien herumrutschte und sein Frühstück wieder vom Boden schrubben musste.

    Während er gerade mit einem Apfel bewaffnet den Wellen beim herumwellen zusah wollte ihn einer aus der Mannschaft zu Selbigem verdonnern.

    "Hey Junge, bist du Edon? Brauchst gar nicht zu antworten, du bist der Einzige, der hier mit 'nem Apfel rumrennt. Schnapp dir gleich mal 'nen Lappen und hilf deinem blonden Kumpanen, eure letzte Mahlzeit aus den Gängen zu schrubben!"


    Edon guckte den Piraten einmal kurz schief an... vielleicht war der arme Kerl einfach nur besoffen?

    "Entweder nimmst du entschieden zu viel Sumpfkraut oder du solltest dir mal die Füße waschen... damit der Dreck aus den Ohren nachrutschen kann. Also erstmal esse ich schon aus Gewohnheit alleine und dann bin ich nicht der Babysitter von unserem blonden Dielenschrubber, sprich, der kann sein Frühstück alleine einem Lappen spendieren."


    Der Mann starrte ihn nur an, als würde er Edon gleich über die Reling schmeißen und machte eine bedrohende Geste in Richtung seiner Waffe.

    "Unser blonder Freund hat dich aber dabei gesehen,wie du auf unser Schiff gereiert hast."

    Das passte schon eher in ein Bild, als der vornehme Herr Freibeuter sagen wollte.

    "Ein seekranker Mann, der einem anderen dabei zusieht, wie er sich aufs Schiff übergibt?Ja, ist klar. hauptsache ist doch, dass euer Schiffchen wieder schön sauber wird und da ist unser, naja nicht gerade Freund, genau der Richtige für. Und noch als Geheimtipp: er ist auch ein makelloser Tellerwäscher."

  6. Beiträge anzeigen #86
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    "Ich habe keine Erwartungen mehr an meine Mitmenschen."

    Entgegnete die rothaarige Kriegerin, als würde sie sagen. "Heute hängen noch immer an paar Wolken am Himmel." Sie lächelte dabei und stellte fest, dass sie auf dem Meer Darjel noch nicht einmal hin und her zu wiegen brauchte. Er würde sich früh an die See gewöhnen.

    "Und warst du einmal vollkommen?"

    Fragte Redsonja in derselben Beiläufigkeit, wie zuvor.

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Das Meer rauschte an dem Schiff vorbei, dass Edon und eine ganze Ladung bedröpelt dreinblickender und stetig verbohrter Krieger nach Gorthar bringen sollte. Edon stand an der Reling und versorgte nicht, wie man meinen konnte, die Fische mit seinem Frühstück, sondern schaute einfach den Wellen zu, wie sie sich darum balgten am Schiff zerschlagen zu dürfen.

    Die schwarze Pfeife, die er irgendwann mal einem Setarrifer Bürger anstatt eines Geldbeutels geklaut hatte, hatte er entzündet und paffte zufrieden daran, während er mit der Hand den Takt eines alten Liedes klopfte und ein wenig geistesabwesend leise vor sich hin sang:

    "Bevor wir einmal sterben werden,
    haben wir die Welt bereist,
    doch nicht reiten auf den hohen Pferden,
    an keines Königs Tisch gespeist.

    Nein, wir sind Gauner und Halunken,
    ohne Anstand, ohne Ehr',
    der letzte Adel ist im Meer versunken,
    lange, lange ist es her.

    Doch mag man uns verbannen,
    bleiben wir doch wie wir sind.
    ziehen lachend dann von dannen,
    wir sind frei wie der Wind!"

    Geändert von Edon Mesotes (08.04.2012 um 19:19 Uhr)

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    General Avatar von Gor na Jan
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    Der Gor Na betrachtete die Rothaarige eine Weile wortlos von der Seite und hob eine Augenbraue. Man verlor seine Erwartungen üblicherweise dann, wenn sie zu oft enttäuscht wurden. Die Aussage der Kriegerin hatte einen bitteren Beigeschmack, den man nur in der Bedeutung ihrer Worte fand und in keinster Weise der Melodie ihrer Stimme oder den Zügen ihres Gesichts entnehmen konnte

    Vollkommen? Eine interessante Frage...

    Unwillkürlich wandte er seinen Blick zu seiner linken Seite, wo er den Roten Wind nicht wie sonst üblich auf dem Rücken befestigt hatte, sondern an der Scheide fest umschlossen an seiner Seite trug. Er stellte das Schwert auf und betrachtete es einen schier endlosen Augenblick schweigend.

    Die Vollkommenheit, die ich früher verspürte, war eine andere. Eine zerbrechliche. Nicht von Dauer. Ich brauchte meine Gemeinschaft, meine Aufgabe, vielleicht sogar meine Titel, die mich wissen ließen, wo mein Platz in der Welt war.Heute kenne ich meinen Platz in der Welt. Und der Pfad in der Kunst des Kampfes ist ein besonderer und scheinbar widersprüchlicher. Denn egal auf welchem Abschnitt des Weges zur Vervollkommnung man sich befindet, man ist bereits zu jeder Zeit vollkommen.

    Der Templer blickte zu seiner Waffe, lächelte und warf das gleiche Lächeln der rothaarigen Kriegerin zu.

    Ich habe alles verloren außer dieser Waffe und einem Ideal und fühle mich dennoch so vollkommen, wie nie zuvor in meinem Leben. Ergibt das für euch einen Sinn?

    Das Lächeln blieb, wie unbeholfen es auch aussehen mochte. Das Leben war zur kurz geworden, um es zu verbergen.

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    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Sie hatten lange gesprochen, aber die letzte Antwort war Redsonja dem Templer schuldig geblieben. Es war Zeit geworden Darjel zu stillen und das tat sie lieber wenn sie alleine war. Später traf sie nicht nur Gor Na Jan auf Deck wieder, sondern hörte auch, wie Edon etwas trällerte. Sie musste lächeln.

    "Darjel gefällt dir das?"


    Er antwortete nicht, schien nur zufrieden zu sein, dass sie sich mit ihm unterhielt und plauderte irgendetwas weiter. Sie liess ihn noch etwas dem Dieb zuhören, dann gesellte sie sich wieder zu dem Krieger, während sie auf das Land Gorthar blickte das sich ihnen langsam näherte. Es war wie eine Heimkehr.

    "Ich habe darüber nachgedacht. In meinen Augen ist nichts vollkommen. Nichts Menschliches zumindest und alles, was ich als vollkommen zu bezeichnen versucht war, musste ich wieder verwerfen, denn die Vollkommenheit an und für sich ist doch so langweilig, dass es unvollkommener gar nicht sein kann. Sprich ja, was du gesagt hast ergibt einen gewissen Sinn."

    Wieder lächelte sie, dann kam jene Frage, die ihr schon länger im Kopf herumspukte hervor:

    "Glaubst du, dass du dich gegen etwas - nenne wir es mal - Böses, das dich versucht im Kampf zu beeinflussen, zur Wehr zu setzen? Würdest du dem Lockruft der Macht, die ein süsser Dämon versprechen kann, widerstehen können?"

  10. Beiträge anzeigen #90
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Gorthar näherte sich. Edon beobachtete, wie sich das Schiff auf das Land zubewegte, in dem er vor ein paar Jahren das letzte mal geklaut hatte. Er biss auf einen der Äpfel, die er sich aus Setarrif mitgebracht hatte, während er die Bilder seines letzten Besuches an sich vorüber ziehen ließ: ein paar Goldbeutel, ein paar sehr ärgerliche Gesichter, einige Gestalten, die wutentbrannt hinter ihm her rannten und eine Dame, die fast in Ohnmacht gefallen wäre. Edon fragte sich, ob es nur ihm so ging, dass sich Erinnerungen an alle Länder, die man besucht hatte, extrem ähnelten.

    Edon nahm noch einen schnellen Schluck Met, bevor er wieder unter Deck ging. Endlich würden sie wieder an Land gehen, wo man ihn als Dieb nicht sofort und als einzigen verdächtigte, wenn etwas abhanden kam. Er holte sich ein Kartenblatt hervor und mischte einmal kräftig durch, dann hob er die obersten Karten eine nach der anderen ab: Kreuz Ass, Pik Ass, Herz Ass, Karo Ass. Und wieder durchmischen und wieder die obersten angucken: Kreuz Ass, Pik Ass, Herz Ass, Karo Ass und wieder durchmischen, wieder die karten angucken, wieder die vier Asse.

    Edon hatte also nichts verlernt.

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    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Der Geist des Templers so wie seine Mimik blieben ruhig und fokussiert, obwohl in diesem Augenblick mehrere Dinge gleichzeitig geschahen. Eine minimale Anspannung durchfuhr seinen Körper, seine Haltung begann sich ganz unmerklich zu verändern und die Finger, die um die Scheide des Roten Windes gelegt waren, schoben das Schwert ein Stück vom Gürtel her näher in Griffweite. Dies alles geschah so subtil und natürlich, dass es ein Wunder gewesen wäre, wenn es jemand bemerkt hätte. Sein Blick musterte die Rothaarige ein weiteres Mal, doch diesmal eindringlicher. Es gab hypothetische Fragen und solche, die versuchten hypothetisch zu wirken, um eine finstere Wahrheit zu verbergen. Und die Frage der Kriegerin gehörte ohne Zweifel zu letzteren.

    Nein. Das könnte ich nicht.

    Antwortete der Templer ebenso bestimmt wie vernichtend deprimierend. Jan lehnte sich über die Rehling und starrte in die Wellen, die in der Nacht pechschwarz erschienen und nur vereinzelt von den fernen Lichtern der Stadt gespickt wurden.

    Ich habe zahlreiche Geschichten von Kriegern gehört, die mit inneren Dämonen zu kämpfen hatten und sie schlussendlich bezwingen konnten. Doch das sind alles Märchen, um Kinder vor der Grausamkeit der Wirklichkeit zu schützen. Die Wirklichkeit ist viel finsterer.

    Der Gor Na gab sich alle Mühe, um seine Worte so wirken zu lassen, als kämen sie aus der Weisheit, die er im Laufe seines Lebens gesammelt hatte... und nicht aus seiner persönlichen Erfahrung.

    Die Stimme eines Dämons, der versucht, euch zu verführen, könnt Ihr bekämpfen. Doch wie bekämpft ihr eure eigenen Gedanken, wenn ihr auf einmal beginnt, euch Fragen zu stellen? Fragen, die Ihr euch noch nie gestellt habt, doch die euch völlig logisch erscheinen? Wenn sich euer Weltbild durch neue Erfahrungen auf einmal – wie schon so viele Male zuvor – verändert? Versprechungen von Ruhm, Ehre und Stärke oder dem Lockruf der Macht... ja, ich bin mir sicher, dass mich die Jahre gelehrt haben, derlei Dingen zu widerstehen. Doch es ist selten so einfach...

    Der Templer schwieg für einen Augenblick und trat näher an die Rothaarige, wobei er sich ihr direkt zuwandte. Er überragte die Kriegerin bei Weitem, versuchte seine Haltung jedoch so wenig bedrohlich wie irgend möglich zu gestalten. Dann dachte er an Malar, seinen einstigen Mentor. Er war einer der stärksten Templer gewesen. Nicht nur im Kampf, sondern vor allem im Geiste. Und er war durch die Stimme des Bösen zu Fall gebracht worden. Er hatte gerade genug Kraft besessen, um die Bruderschaft hinter sich zu lassen, bevor schlimmeres geschah. Und auch Gor Na Jan selbst war bereits der Versuchung anheimgefallen, als die Stimme seines Gottes ihn in die unterirdische Stadt der Orks rief, um für das Recht und Wahrheit zu kämpfen. Nicht Macht oder Unsterblichkeit, sondern Ideale, die ihm heute noch würdig erschienen... Er hatte Blut vergossen. Unschuldiges Blut. Sie beide hatten das. Doch sie beide waren den Fängen der Finsternis entkommen... doch keiner nur aus eigener Kraft.

    Das Böse hat nichts zu bieten, was ich nicht auch aus eigener Kraft erreichen kann. Der Pfad des Kriegers, des wahren Kriegers, schützt mich vor derlei Versuchungen, befähigt mich, dagegen anzukämpfen. Doch das Wichtigste ist, dass ich immer weiß, wo ich Hilfe finde, wenn ich spüre, dass ich dem Kampf nicht gewachsen bin.

    Mit einem flüchtigen Blick wandte sich der Gor Na nach Taeris um, schaute zu Darjel herab, blickte dann zurück zur Rothaarigen und nickte unterstützend.

    Und ich hoffe, Ihr wisst das auch.

  12. Beiträge anzeigen #92
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiya hing über der Reeling wie ein Sack Kartoffeln. Inzwischen war es wieder ruhiger geworden, der starke Wellengang hatte nachgelassen, aber die Übelkeit hielt noch fest in ihrem Griff.
    "Du solltest versuchen, etwas zu essen", sagte Willbor, ihr Begleiter. "Mir wird immer schlecht, wenn ich nichts im Magen habe."
    Der hochgeschossene, schlacksige Kerl stand neben ihr und hatte einen Teller mit ein wenig Pökelfleisch in der Hand. Nach jedem Bissen leckte er sich jeden Finger einzeln ab. Der Duft des Fleisches stieg Freiya in die Nase und tatsächlich spürte sie, wie ihr Magen nach Inhalt verlangte, doch noch hielt die Übelkeit sie ab, sich überhaupt zu bewegen.
    Ein Offizier trat an die beiden heran:
    "Zum ersten Mal auf nem Schiff, was Mädchen?"
    Freiya schüttelte den Kopf und hob die rechte Hand, mit dem Zeige- und Mittelfinger erhoben.
    Überrascht nickte der Offizier, sein schütteres Haar wurde vom Wind durchfahren.
    "Die erste Überfahrt war von Vengard nach Thorniara", sagte sie leise. Sie fragte sich, warum sie damals nicht seekrank gewesen war. Der Seegang war nicht viel anders gewesen. Vielleicht lag es daran, dass sie in einer anderen Verfassung gewesen war, ganz davon abgesehen, dass sie bei Hiroga war.

    "War irgendwie besser", murmelte sie.
    "Wenn ich mich nicht irre, haben wir morgen wieder Festland unter den Füßen. Aber macht Euch nichts draus, die See kann den härtesten Krieger umhauen. Ich hab schon Paladine über die Reeling kotzen gesehen, die habens mit Dämonen aufgenommen, die größer waren als Häuser. Mutige Männer oder auch Frauen, aber soblad sie einen Fuß auf ein Schiff setzen... Meistens ist es schon im Kopf der Leute drin, manchen wird schlecht, wenn sie nur ein Boot sehen. Oder Wasser. Andere fahren zehnmal zur See und beim elften Mal geht es ihnen dreckig... tja..."
    Freiya hatte nach dem ersten Satz des Mannes aufgehört zuzuhören. Willbor neben ihr stellte angewidert seinen Teller auf die Planken.
    "Vielen Dank für die Auskunft", sagte sie und lächelte matt.

    Der gesprächige Mann entfernte sich wieder. Die Rothaarige spürte, wie ihre angespannten Muskeln langsam locker ließen. Ein Loch tat sich in ihrem Bauch auf. Hunger!
    Wahrscheinlich war es wirklich nur eine Sache des Kopfes. Sie hatte sich einerseits gern auf diesen Botengang - wenn man es so bezeichnen könnte - begeben, immerhin war sie aus Thorniara raus gekommen und dem Trott der Wache entkommen, der sie sonst gern nachgegangen war. Immerhin hatte man sie mit einen enorm wichtigen Auftrag losgeschickt. Aber es war eben auch nicht ganz das, was sie sich gewünscht hätte. Aber welches Recht hatte sie, sich zu beschweren? Mit Willbor war ihr ein ganz angenehmer Reisegefährte an die Seite gestellt worden, er war etwas erfahrener als sie und vor allem größer und stärker. Besonders seine Gesprächigkeit begleitete sie durch Tag und Nacht. Eine Tatsache, die die Soldatin mit ewig gleicher Ruhe hinnahm.

    "Und du hast diesen... Sir Jun schonmal gesehen?" fragte Willbor. Freiya nickte, während sie auf den Teller des Soldaten schielte.
    "Mindestens zweimal, wenn ich mich recht erinnere. Eine sehr imposante Erscheinung, gesprochen habe ich nicht persönlich mit ihm. Aber er blieb mir in Erinnerung."
    "Ich bin ja mal gespannt, was denkst du, wird er dem Ersuchen nachkommen?"
    Freiya zuckte mit den Schultern.
    "Willst du das noch essen?" fragte sie und deutete auf den Teller auf der Reeling. Willbor schüttelte den Kopf.
    "Jetzt hast du wohl Hunger, hm? Ist die Übelkeit weg?"
    Das Mädchen nahm den Teller:
    "Mir ist schlecht vor Hunger."
    "Gutes Zeichen."
    Freiya steckte sich ein Stück des Fleisches in den Mund.
    "Ich hoffe nur, dass er uns überhaupt empfängt, aber wir haben ja einen Brief von Hagen. Aber wer weiß, was da überhaupt drin steht, Hagen kann uns ja sonstwas erzählen..."
    Das Schiff suchte sich seinen Weg durch die Dunkelheit und durch das Wasser, Freiya wusste, dass Ruhe einkehren würde, sobald Willbor die Augen geschlossen hatte...

  13. Beiträge anzeigen #93
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Lond en Faein, Gestade der Anderswelt, Sphäre der Mutter

    Yared presste die Augen fest zusammen, dann öffnete er sie, zog die Augenbrauen weit nach oben und gähnte.
    Er lag mal wieder an einem Strand. Brandung umspülte ihn.
    Es war still - ungewöhnlich still. Kein Wind rauschte durch die Palmen oberhalb des Strandes. Gänzlich fehlte das Kreischen von Möwen, kein Tierlaut drang an sein Ohr, nur der gleichmäßige Klang der Wellen, die auf den Sand aufliefen.
    Der Kapitän rappelte sich auf, klopfte den Sand aus seiner Kleidung, bevor er bemerkte, dass beim Aufstehen kein Körnchen an ihr hängen geblieben war.
    Hatte man ihn auf ein Schiff nach Myrtana gebracht, dass in einem Sturm gekentert war? Oder war er tot und dies um ihn herum war seine persönliche Version der Sphäre Beliars?
    Er konnte es nicht sagen. Während er darüber nachdachte, schlenderte er auf den Urwald zu, der die unregelmäßige Bucht auf der Landseite umschloss.
    Er hatte sich die Sphäre Beliars irgendwie dunkler vorgestellt, aber jeder große Philosoph mochte sich irren, wenn er behauptete den Tod zu kennen. Warum dann aber keine Möwen? Keine Tiere? Kein Wind? Gut vielleicht gab es hier keine Möwen, vielleicht herrschte gerade Flaute, aber dennoch, hier stimmte was ganz gewaltig nicht.
    Schiffbruch hatte er in seinem Leben schon erlitten. Das hier war nicht normal, nur was war nicht normal ... außer dem sich nicht blicken oder hören lassen wollenden Getier?
    Er drehte einen größeren Stein im Schatten einer Palme um. Die dunkel gefärbte Unterseite war feucht, aber das war dann auch schon alles. Nicht mal Insekten oder Kriechtiere gab es hier, nur stoische Palmen und Dschungelfarne, so schien es. Der Sappeur rückte den Stein wieder zurecht und setzte sich darauf.
    Dann kam er darauf.
    Es war ein Gefühl in der Magengegend, genau genommen ein fehlendes Gefühl. Yared verspürte keinen Hunger, auch sein Kehle schien nicht durch Salzwasser ausgedörrt. Auch die Sonne schien in nicht zu malträtieren. Im war weder heiß, noch kalt.
    All das verstärkte sein Meinung, dass es sich hier wohl um etwas Transzendentes handelte. Aber war es wirklich Beliars Sphäre? Vielleicht war er am Ende nur am Halluzinieren oder er träumte.
    All dies mochte im Bereich des Möglichen liegen und schon der weise, alte Wassermagier, den er einst unter der sengenden Sonne Varants getroffen hatte, hatte gesagt:

    Eine wahrscheinliche Unmöglichkeit ist stets einer unwahrscheinlichen Möglichkeit vorzuziehen.
    (Aristoteles)

    Seltsam, dass er sich gerade an die einsame Wanderung durch die Wüste erinnerte. Damals hatte er ein Ziel gesucht. Das Ziel in diesem Szenario war klar. Er musst herausfinden, wo er war, und, was hier los war, und er würde es herausfinden - früher oder später.
    Und der erste Schritt war daher nur logisch sich genauer hier umzusehen. Yared glaubte nicht daran, dass er hier gänzlich alleine war. Man war nirgendwo gänzlich alleine - nicht im Traum, nicht im Totenreich.
    Eiligen Schrittes strebte der Sippenführer der Ratten auf den Dschungel zu.
    Es galt ein paar unwahrscheinliche Möglichkeiten auszuschließen und er wusste nicht, wie viel Zeit er dafür hatte ...

  14. Beiträge anzeigen #94
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    Das Meer, der Spiegel der Erde, dem Himmel angepasst und stets eine Herausforderung für die Recken der Ozeane. Kommando um Kommando wurde sich auf der ansehnlichen Kogge Schaumkrone zugerufen, deren schlanker Bug die Wellen zerteilte und mit Gischt den Matrosen den Schweiß abwusch. Voller Vorfreunde stand Damh am Achterdeck in der Nähe des Kapitäns, hielt sich mit beiden Händen an der rauen Reling fest und lachte mit wehendem Haar der Insel entgegen, die am Horizont Konturen annahm.
    „Land in Sicht!“, rief er euphorisch aus voller Kehle und erntete einiges an Gelächter.
    „Unsere Landratte ist in den letzten Tagen zu 'nem richtigen Matrosen geworden, was Männer?“, dröhnte die lachende Stimme des Bootsmanns hinter dem Weißhaarigen.
    „Aye!“, rief die Mannschaft als Chor und lachte wieder.
    „Damh! Spiel uns ein Lied!“, rief plötzlich Hannes, der Küchenjunge, welcher sich seine freie Zeit an Deck vertrieb.
    „Ja!, riefen einige andere, „Sing über die Heimat!“
    Der Barde lächelte freundlich. „Wie ihr wollt!“, rief er und nahm die Citole auf, die an der Bordwand gelehnt hatte. Sogleich stimmte er eine melancholische, aber auch schöne Melodie an, die alle aufmerken und für einen kurzen Moment mit ihrer Arbeit innehalten ließ.


    Rauschen die Quellen im Talesgrund,
    blühen auf Wiesen die Blumen bunt,
    Läuten die Glocken in Stadt und Land,
    künden frohlockend sie allesamt:


    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat,
    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat!

    Leuchtet die Esche korallenrot,
    reift auf den Feldern das täglich Brot,
    Rüsten die Schwalben zum Flug nach Süd,
    raunt in dem fallenden Laub ein Lied:


    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat,
    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat!

    Wehen die Winde aus Nord so kalt,
    Leuchten die Sterne hoch überm Wald,
    zieht durch die winterlich weiße Flur,
    schweigend ein stilles Gedenken nur:


    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat,
    Heimat, Heimat ewig liebe Heimat!



    Die Melodie verstummte und die Matrosen, welche den Refrain aus voller Kehle mitgesungen hatten, waren in, so schien es, abgesprochenes Schweigen verfallen. Sie alle dachten an ihre Familie und ihr Zuhause und diejenigen, die nichts von beidem besaßen hatten genügend Respekt, um den Kameraden nicht den Moment der Ruhe zu zerstören.
    „Käpt'n, knapp zwei Meilen noch, bis wir an der Küste entlang segeln können. Dann ist es wie gewohnt noch ein halber Tag bis Thorniara“, meldete der Bootsmann den Status.
    „Sehr gut Howl. Halten Sie Kurs.“

    „Aye, aye!“
    Er verließ das Achterkastell und erteilte weiter Befehle an die Mannschaft, welche wieder zu schwatzen und zu lachen begonnen hatte.


    „Kapitän“, sprach Damh fragend den bärtigen Mann an, der das Oberkommando auf der Schaumkrone inne hatte, „ist es möglich mich an der Küste abzusetzen, bevor wir am Hafen ankommen?“
    Der Seebär sah ihn verwundert an, doch als sich der Bart als Zeichen eines Lächelns hob, war die Welt in völliger Ordnung.
    „Klar min Jung, wir können dich mit dem Ruderboot an Land bringen“, bot der ältere Mann ihm an.
    „Vielen Dank!“, grinste Damh breit und schaute wieder voller Vorfreude zu der Insel, auf der bereits die ersten Bäume zu erkennen waren.

  15. Beiträge anzeigen #95
    General Avatar von Yared
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    Lond en Faein, Gestade der Anderswelt, Sphäre der Mutter

    Und wo war er hier eigentlich gelandet?
    Bestand der Tod etwa aus gähnender Tristesse eingewickelt in Südseeatmosphäre, garniert einzig und alleine mit dem Rauschen der Gezeiten?
    Verdammt, wie konnte es Gezeiten geben, aber keine Tageszeiten?
    Wie konnte es sein, dass die Sonne stets an der gleichen Stelle über ihm schwebte?
    Dass weder Mond und Sterne, noch die Finsternis der Nacht ihr diesen Platz streitig machten?
    War er jetzt seit Wochen, seit Tagen oder erst seit Stunden unterwegs?
    Wer konnte ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass er jegliches Zeitgefühl verlor?
    Drehte er sich im Kreis?
    Gab es hier weit und breit wirklich kein Leben?
    Nicht das winzigste Insekt?
    Warum fand er nichts und niemanden?
    Wollte sich niemand hier für ihn interessieren?
    Gab es niemand der dieses Gebiet für sich beanspruchte?
    Und warum?
    War das hier alles unbewohnt?
    Gab es Gründe dafür, dass hier alles wie ausgestorben schien?
    Oder war das alles nur eine makabere Laune des Schicksals?
    Eines Gottes?
    Gab es hier überhaupt Götter?
    Konnte es etwa sein, dass er die ganze Zeit schon unbemerkt von fremden Augen, von fremdem Geist verfolgt wurde?
    Warum wurde er dieses Gefühl, dass ihm jetzt gerade erst in den Sinn gekommen war, einfach nicht mehr los?
    Warum ließ er sich so kirre machen?
    Wusste er tatsächlich nicht mehr weiter?
    Wurde er langsam Wahnsinnig?
    War das eben aufkeimender Verfolgungswahn gewesen?
    War das überhaupt sein Gesicht, das sich geziert von zerzaustem ungepflegtem Bart und wirrem Haar in den Wogen spiegelte?
    Waren seine Augen wirklich so unstet, so leer geworden?
    Verdurstete er ohne es zu bemerken?
    Verdunstete sein Wille?
    Wie konnte er sich bewegen, die See sich regen, nur Regen fiel nie?
    Gab es hier keine Wolken?
    Keinen Sturm?
    Nicht einmal einen kleinen Orkan?
    Wie lange mochte diese Windstille noch anhalten?
    War es die Stille die ihn zu erdrücken drohte oder die aufkeimende Verzweiflung?
    Sollte er sich aufgeben?
    War er nicht schon längst verloren?
    Sollte er anfangen laut Selbstgespräche zu führen?
    Würde das die Einsamkeit vertreiben?
    Oder würde es ihn nur noch mehr deprimieren?
    Gab es hier wirklich nichts anderes als Schilf, Dünengräser, Palmen und Kiefern?
    Seetang vielleicht?
    Existierte das hier?
    Was brachte es ihm, wenn er nicht aufgab?
    Existierte er selbst?
    Warum schleppte er sich weiter über Strand und durch Dschungel?
    Existierte hier überhaupt irgendwas?
    Oder war das alles ein riesiger Humbug?
    Eine Illusion?
    Hielt er selbst sich hier gefangen, oder war es jemand anders?
    Wann würde sein letzter Gedanke im Nichts entschwinden?
    Warum fühlte er nichts?
    Warum war alles so dumpf?
    Warum ...
    Geändert von Yared (28.04.2012 um 15:08 Uhr)

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    Jarvo ist offline
    “Ich fühle mich gut“, dachte er, als er seinen Blick von der taumelnden Bootslaterne auf das offene Meer schwenkte, wo die Wellen träge ineinander übergingen und sich zu neuen Gebilden formten. Myrtana lag weit entfernt im Norden und der Horizont vor ihnen offenbarte, fast versteckt hinter der aufkommenden Dunkelheit, das Inselreich Argaan. Lange hatte er die Sümpfe von Tooshoo nun nicht mehr gesehen. Beinahe verspürte er das Bedürfnis, die raue Oberfläche des riesigen Baumes zu berühren, die ihn durchströmende Energie zu fühlen. Die Natur war stark dort.
    Jarvo rieb seine Hände aneinander, die wieder menschliche Form angenommen hatten. In dem Moment, in dem er sein Gegenüber ausgelöscht hatte, hatte sich etwas in ihm verändert. Er fühlte die pulsierende Kraft, die das Wesen ihm geschenkt hatte, nur fühlte es sich viel reiner an. Jeglicher Zwang war von ihm gewichen und jegliche Zweifel hinweggefegt. Er hatte das Wesen besiegt, welches seine Träume beherrscht hatte und ihn in die Knie zu zwingen vermochte, doch er war sich noch nicht im Klaren, was die Konsequenzen seiner Taten waren.
    Naturgeister entstanden nicht aus reiner Willkür, sie waren nicht das Produkt ungezügelter Lust zwischen zweier Lebewesen. Sie waren alt, älter, ewig. Vielleicht zogen sie schon seit dem Anbeginn der Welt die Fäden des Geschehens. Was geschah, wenn sie nicht mehr waren? Brachte es Chaos mit sich, als würde dem Volk der König entrissen oder geschah einfach gar nichts? Ein Instrument, nun klanglos, da ihm die gekonnten Fähigkeiten des Musikers fehlten?
    Jarvo ging in sich und fühlte die Kraft, verbunden mit einem tiefen Verständnis, in sich schlummern. Er brauchte sie nur zu rufen, sie war so nah. Doch war es nun an ihm, zu dirigieren und Prozesse in die Wege zu leiten, zu bestimmen und zu kreieren? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich würde es ihm niemand sagen können. Jedoch sollte er Rat bei denjenigen holen, die in diesen Angelegenheiten mehr Verstand als er besaßen.
    “Wie gut, dass niemand Götter erschlug!“, dachte er und lachte. Der einäugige Kapitän der Maera, der an der Reling stand, blickte ihn ausdruckslos an und wandte sich wieder dem kleinen Buch zu.
    Der Waldläufer schaute sich um und sah eine bildhübsche Frau, die auf dem Achterdeck mit einem pfiffig dreinblickenden Kerl palaverte. Ivo war sein Name, wenn er sich nicht irrte. Der Zahlmeister regelte die Unterkunft und Bezahlung der Passagiere und war um einiges kommunikativer als der Kapitän. Doch dies sollte Jarvo nicht kümmern, vielmehr ward er froh über den Zufall, dass das Schiff nach geschäftlicher Rundfahrt wieder Beria angesteuert hatte, wo er an Bord gegangen war.
    Jarvo tippte unter die Spitze seines Hutes, sodass dieser ihm über die Augen fiel. Für ein paar Minuten genoss er das sanfte Wippen und das immerwährende Rauschen des Meeres, bis seine Gedanken in die Welt der Träume abglitten.

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    Yared erwachte vom kreischen der Mauersegler. Ein laues Lüftchen umspielte seine Nase. Er hatte die bohrenden, die unsinnigen und sinnigen Gedanken nicht mehr ertragen und sich so einfach im Schatten einer Palme an deren Stamm gelehnt und war schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen - einer Erschöpfung, die er sich eigentlich nicht erklären konnte.
    Er öffnete die Augen, streckte sich ein wenig und setzte seine zusammengesunkene Gestalt auf. Die Schatten der großen Blätter hoch über ihm flackerten auf seiner Brust.
    Der Kapitän erhob sich, klopfte sich den Sand aus den verschlissenen Hosenbeinen. Dann richtete er sich auf und sah zu den Wogen hinaus. Yared erstarrte.
    Die Issilia, die Issilia war dort, oder genauer das Wrack der Karavelle sildener Bauart. Wenige Schritte von ihm entfernt, musste sie von offenbar turmhohen Wellen, von denen er nichts mitbekommen hatte, auf die Klippen am Ende des Strandabschnitts gehoben worden sein.
    Zunächst eilte Yared auf die bekannte Silhouette zu, erst als er der im Wind schlackernden Überreste von Tauwerk und zerrissenen Segeln an den Geborstenen Masten gewahr wurde, verlangsamten sich seine Schritte.
    Nichts hatte sich geändert. Irgendwas stimmte hier nicht. Etwas gewaltiges. Der Wind, woher kam er so plötzlich? Das Schiff, die Vögel ... all das war vor seinem Schlaf noch nicht da gewesen.
    Vorsichtig näherte er sich dem von Wellen, die stetig am Rumpf zerrten und ihn zum ächzen und knarren brachten, umspülten in den Felszacken hängenden Wrack.
    Er war auf diesem Schiff gewesen, als es vor Feshyr untergegangen war. War er hier wieder an der Küste von Melgans Insel, wie sie die Einwohner nannten? Hatte wirklich ein jenseits Sturm oder ein riesiger Mahlstrom die Karavelle vom Meeresgrund empor gehoben? Oder war das hier am Ende der Grund des Meeres? Ein anderer Teil der Sphäre Adanos'? Die Rückseite der Welt?
    Egal wie es war, dass alles erinnerte ihn an die Worte Lyrcas, der alten Hexe.

    "Es gibt keinen. Es gibt keinen, Círdan. Du bist schlau genug, um jede Möglichkeit zu kennen, die sich dir bietet, dennoch bist du zu feige, dich zu entscheiden. Du betrügst dich selbst mit der Hoffnung es gäbe einen Ausweg."


    Irgendetwas gab es hier, davon war er überzeugt und wenn es keinen Ausweg gab würde er sich einen schaffen.
    Die Sonne schien heute heißer zu brennen, als vorhin, vielleicht lag da aber nur daran, dass er sie vorher überhaupt nicht gespürt hatte. Der Sippenführer legte die Hand, die Augen vor den gleißenden Strahlen schützend, an die Stirn. Die Sonne stand tiefer. Der Mittag war vorbei, der Nachmittag war angebrochen.
    Er besann sich kurz, überlegte ob er das Wrack wirklich erkunden wollte. Dann aber watete er barfüßig, wie er war, in die Brandung und stieg durch ein Loch im geborstenen Rumpf in das Schiff.

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    Die Planken waren rau und gleichzeitig glitschig unter seinen Füßen. Überall hingen Seegras und -tang, kleine Krebse und Muscheln hatten sich zwischen nun trocknendem Algenbewuchs in den Ritzen der Bordwand eingenistet. Dort wo sich die das Deck stark nach unten neigte, hatten sich die wenigen damals mitgeführten Fässer und Kisten gesammelt, nachdem sie der Sturm aus den Netzen und Tauen befreit hatte, mit denen sie gesichert worden waren.
    Der intensive Geruch nach Salz und Feuchtigkeit stieg dem Schiffsbauer in die Nase. Vorsichtig tastete er sich mit den Zehen voran über die hölzernen Streben, jederzeit darauf gefasst, dass eine von ihnen morsch geworden sein konnte, außerstande sein Gewicht zu tragen.
    Während er sich durch den nur durch wenige fahlen Lichtstrahlen erhellten Schiffsbauch voran arbeitete, gedachte er der Geschichte der Issilia - wie sie in der Werfthalle von Silden auf Kiel gelegt worden war, wie stolz Hatlod und Meister Kusteau beim dritten Stapellauf eines sildener Schiffes gewesen waren, wie Arentin schließlich nicht lange nach der Schlacht von Kap Dun das Kommando über und die ersten Fahrten nach Gorthar und Varant unternommen hatte. Sie hatte sich gut geschlagen, die Issilia, wie Cotton Gray sie benannt hatte, bis sie schließlich im Sturm vor Feshyr gesunken war. Und nun war sie hier.
    Die Theorie mit dem Land am Meeresgrund und der Rückseite der Welt hinkte wahrscheinlich gewaltig, wenn er so darüber nachdachte. Bildete sich Yared das nur ein? Stand das Wrack metaphorisch für irgendeinen Knacks in seinen Gehirnwindungen?
    Was für ein Blödsinn ...
    Yared erreichte die Stiege, die hinauf zum mittleren Deck der Karavelle führte. Der Schiffsbauer fand sich hier fast blind zurecht, immerhin hatte er auch seinen Teil bei der Planung und dem Bau dieses Schiffes beigesteuert.
    Zu hastig machte erklomm er die erste Stufe. Schon krachte das feuchte Planke unter seinem blanken Fuß und zerbarst. Yareds Fuß schmerzte, als er den stabilen Holzboden traf. Der Kapitän unterdrückte einen Laut der Überraschung. Mit den Händen tastete er im Halbdunkel nach seinem Fuß. Alles schien heil geblieben zu sein. Das Holz war richtig durchgefault und zu weich, als dass es noch als Spreißelspender taugen mochte.
    Ob wohl der Rest der Treppe ihn aushalten würde? Er wollte es immerhin versuchen. Vielleicht gab etwas in diesem Schiff im Aufschluss über den Ort, an dem er sich befand, oder er fand etwas Nützliches, mit dessen Hilfe er von hier entkommen konnte.
    Zunächst rüttelte er am Geländer. Dann setzte er den Fuß auf die zweite Stufe von unten. Es funktionierte. Wenige Zeit später erreichte er das mittlere Deck ohne weitere Zwischenfälle, die ihm Knochenbrüche bescheren konnten.
    Hier oben schien der Grund fester zu sein. Auf jeden Fall gab es hier Licht, das durch die vom Sturm und den Wellen abgesprengten Luken in den Bordwänden back- und steuerbords einfiel. Wenn er sich nicht völlig irrte, musste die Tür zu seiner Kajüte irgendwo hier rechter Hand am Ende des schmalen Ganges sein.
    Hatte er sich vorher hauptsächlich mit den Zehen vorangetastet, kombinierte er sie nun mit den Händen und suchte vor sich in der Dunkelheit nach der metallenen Klinke. Als er sie gefunden hatte, drückte er unter beachtlicher Kraftanstrengung die Tür aus den Angeln. Den Schlüssel hatte er verständlicherweise nicht dabei. Wahrscheinlich lag er jetzt auf dem Grund der Südöstlichen See.
    In der Kabine erwartete ihn vor allem abgestandene Luft und die scheinbar nach dem Zufallsprinzip auf dem Boden verteilte Inneneinrichtung. Die kräftigen Sonnenstrahlen brachen mit großer Intensität durch die dicht mit Algen bewachsenen Glasscheiben am Heck des Schiffes und tauchten den niedrigen Raum in gelbliches Grün. Doch selbst dieses leuchtende Grün konnte Wasserschäden und Schimmel nicht übertünchen.
    Yared presste sich den Oberarm samt Ärmel vor Nase und Mund. Er wollte nicht allzu viel von dem Gemisch aus Staub und Sporen einatmen. Laut schnaufend ließ er den Blick schweifen.
    Das was von seinen Habseligkeiten übrig war war größtenteils durch Wasser, Kleintiere, Moder und Pilz unbrauchbar gemacht worden. Überreste seiner Armbrust, auch von Papieren und Aufzeichnungen beachtete er erst gar nicht. Da war sowieso nichts mehr zu retten.
    In der linken hinteren Ecke des Raumes hatten sich jedoch einige Gegenstände auf einem Haufen gesammelt. Nachdem er seine Kleidertruhe mühsam mit dem Fuß beiseite gestemmt hatte, fiel ihm eine Stelle ins Auge an der irgendetwas unter dem Haufen hervorlugte, dass zwar trüb, aber dennoch auffällig die einfallende Sonne reflektierte. Mit der freien Linken entfernte er zunächst einen ramponierten Stuhl, beugte sich dann nach unten und zog den Gegenstand mit metallischem Kratzen aus einer Ansammlung von Undefinierbarem, was einmal seine Unterwäsche gewesen sein mochte, jetzt aber mehr von einem Klumpen braungrünen, algendurchsetzten, nassen Schlicks hatte.
    Fast hätte Yared vor Freude den Arm vom Gesicht genommen. Was er da in Händen hielt, war das Wächterschwert.

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    Es war drei Tage her, seit der Kapitän die Issilia, oder das, was von ihr noch übrig war, hinter sich gelassen hatte und ins Landesinnere vorgedrungen war. Auf seinem Rücken prangte nun, von einem Strick notdürftig gehalten das Wächterschwert, jene Waffe, die ihm Tavik einst in Silden überlassen hatte.
    Es hatte Yared zwar stutzig gemacht, die Waffe in seiner Kajüte zu finden, wo er sie doch beim Kampf auf dem Achterdeck bei sich getragen hatte. Zudem schien das Langschwert überhaupt keine Spuren von seiner unterseeischen Odysse davongetragen zu haben. Aber wenigstens war er sich jetzt sicher, dass dieser Ort, Strand und Urwald, nicht gänzlich ab vom Schuss sein konnten. Und notfalls konnte er sich nun verteidigen.
    Das wiederum konnte gut oder weniger gut bald der Fall sein, wenn er sich so die Felswand besah, die sich gerade vor ihm erhob und ihm den weiteren Weg ins Inland versperrte. Der vom Regen glatt gewaschene dunkelgraue Stein war zwar schon leicht verwittert und von weißen Flechten und grünem Moose besiedelt, dennoch konnte man unter dem Vogelmist, der von den Nestern der Möwen weiter oben herab gefallen sein musste, in den Fells gehauene Buchstaben erkennen.
    Yared sah sich um und machte alsbald eine handflächengroße Mooswucherung ausfindig, die er kurzerhand ausriss und damit den Dreck vom Fels wischte. Vogelkot konnte ziemlich aggressiv sein.
    Dreck bröselte von der Wand. Der Kot hatte sich schon ziemlich weit in den Stein gefressen, dennoch schienen die Buchstaben nun leserlich. Es war ein Text in der Alten Sprache des Waldvolkes, allerdings mit ziemlich wirrem Inhalt:

    "Geh nicht weiter! Lebst du halbgar? Fühlst du das Blut? Die Wärme? Die Kraft? Die Hitze? Fühlst du das Brodeln? Geh nicht weiter! Es ist kalt, mein Freund. Geh nicht weiter. Geh nicht ..."


    Am Ende fehlte ein Stück.
    Das hörte sich doch interessant an. Yared ging weiter.
    Es war ein Gefühl, das ihn zu leiten schien, fast wie das unscheinbar grünliche Glimmen in seinen Gedanken.
    Was es wohl bedeutete, halbgar zu leben?
    Und wo war eigentlich Tavik abgeblieben?
    So viel hatte sich in seinem Leben seit den fast schon als beschaulich zu titulierenden Tagen von Silden geändert ...

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    Der Stamm der Tanne schien fahl. Nur jeder dritte oder vierte Zweig trug grüne Nadeln, dafür dann aber auch kleine runde, rötliche Beeren. Das Kraut am Fuße des farblosen Baumes schien in krankhaftes fauliges Violett getaucht. Rings um den Baum herum lagen die Überreste der Gefallenen. Stofffetzen flatterten im Wind, von den sonnengebleichten Gebeinen, die sie notdürftig bedeckten, am Davonwehen gehindert.
    Dies war also das Ende des Weges. Dies waren jene, die nicht auf die Warnung gehört hatten. Oder waren es die Kameraden dessen, der sie verfasst hatte? Yared konnte nur spekulieren.
    Eindeutig war, sie waren schon lange Tod und sie hatten keinem regulären Militär angehört. Der Stoff war vergilbt, dennoch hätte man die Anzeichen einer Livree erkannt. Auch trugen sie weder Plattenpanzer noch Kettenhemden. Wenn man genau hinsah, schienen sie nicht einmal im Kampf mit einem Gegner gestorben. Vielmehr war es als hätten sich ihre Leiber unter inneren Schmerzen verrenkt, ehe sie zusammengebrochen waren. Gift?
    War die Luft hier tödlich gewesen? War sie es immer noch?
    Nein, Yared stand schon zu lange hier oberhalb der Klippe. Grubengase oder ähnliches, das wusste er aus eigener Erfahrung und Erzählungen seines Vaters, eines Minenvorarbeiters aus Geldern, wirkte schneller. Mindestens Symptome hätte sein Körper inzwischen zeigen müssen.
    Aber halt war das da nicht der Mantel von Benjen?
    Das konnte nicht sein. Er selbst hatte seinen Mentor zu Grabe getragen.
    Wie konnte ...

    "Dies ist das Werk deines Herrn, Anführer jener, die dem untoten Geist folgen."

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