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  1. Beiträge anzeigen #21
    Lehrling Avatar von Delos Seytz
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    Delos Seytz ist offline

    Auf dem Weg nach Argaan

    Die beiden Brüder standen eine ganze Weile auf dem Deck und beobachteten, die Nacht und das Meer, das sich gleichmäßig bewegte.
    "Weißt du was? Ich hasse zwar Khorinis aber trotzdem. Irgendwas fehlt jetzt in mir. Dort hatte ich wenigstens eine Heimat und eine Familie und meine Zukunft war gewiss." Er ließ eine Pause entstehen und schaute in die Richtung wo die Hafenstadt lag. Aber sie waren zu weit weg um noch irgend etwas zu erkennen. "Doch jetzt weiß ich gar nichts mehr. Werden wir die Reise überleben? Wenn ja, was erwartet uns bei diesen Inseln von denen der Händler sprach? Werden wir dort überhaupt Coragon treffen? Denn die Matrosen meinte ja, er würde eine Schenke in Tonarie oder so besitzen. Waren sich aber nicht sicher. Was wenn wir ihn nicht dort antreffen? Werden wir dann weiter herumsegeln und weiter suchen? Oder werden wir dort weiter vermodern? All diese und noch mehr Fragen, schwirren mir zu Zeit in meinem Kopf rum", er seufzte.

  2. Beiträge anzeigen #22
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Mittlerweile war der Priester schon einige Tage unterwegs und seit ein paar Stunden sogar zur See. Sein Aufenthalt in Gorthar war glücklicherweise relativ kurz bedachte man einmal wie er und Sinistro bei ihrer Ankunft behandelt wurden. Narzuhl hätte mit mehr Komplikationen gerechnet, aber an ihn schien man sich weniger zu erinnern als an seinen verschollenen Lehrmeister. Alle anderen möglichen Probleme hatte er bereits im Keim mit dem einen oder anderen dämonischen Gespräch erstickt und fand sich nun auf einem Schiff nach Thorniara wieder. Die Überfahrt sollte eigentlich ruhig verlaufen, niemand der Besatzung schien ernsthaftes Interesse an der dunkel gekleideten Person zu haben, geschweige denn den Mut mit ihm zu sprechen. Ein Umstand den der Priester sehr begrüßte, ihm lag nichts daran sich mit diesen einfachen Seeleuten anzufreunden, sie sollten einfach nur ihre Arbeit tun, er würde sie nicht stören und sie sollten ihn in Ruhe lassen. ‚Hoffentlich komme ich möglichst schnell als Thorniara raus, die Zeit ist noch nicht Reif dieser Stadt den Untergang zu bringen.’ Ein Hauch von Ekstase stieg bei dem Gedanken an einen Weltenriss empor, der sich mehr und mehr in Wehmut wandelte, je näher er dem Kastell kam. Er war ziemlich lange mit dem Hohepriester unterwegs gewesen und freute sich bereits jetzt wieder auf eine etwas ruhigere Zeit in den dunklen Hallen. Die Annehmlichkeiten die das Kastell bot waren einfach perfekt für jemanden, dem lange Studien bevorstanden. Schon aus blanken Interesse wollte Narzuhl wissen was mit Sinistro passiert war, vielleicht ließ sich dabei ja sogar was lernen…

  3. Beiträge anzeigen #23
    Kämpfer Avatar von Putorius
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    Putorius ist offline
    Putorius sah auf, um ihn herum sah er das Gleiche wie die letzten Tage, Wasser endloses bis zum Horizont reichendes Wasser.
    Er lag in einem kleinen Beiboot, in dass er sich vor, wie ihm schien, unendlich langer Zeit retten konnte, als das Schiff mit dem er unterwegs war in einen schrecklichen Sturm geriet und mit Mann und Maus unterging. So trieb er ohne Proviant und Wasser auf offener See. Und noch dazu war seine Zunderbüchse so durchnässt, dass er sich nichteinmal zur Beruhigung eine Pfeife anstecken konnte, was ihn in seinem Zustand noch mehr nervte wie dieser brennende Durst. 'Wenn ich schon sterben soll dann bitte nicht auf Entzug' war sein letzter Gedanke bevor er wieder ins Delirium versank.

  4. Beiträge anzeigen #24
    Provinzheld Avatar von Djorak
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    Djorak ist offline
    Sie waren schon eine Weile auf dem Meer. Djorak war es gewohnt, doch nach den fünf Tagen wurde auch ihm langsam etwas schlecht. Das Essen war immer das Gleiche und auf der kleinen Fläche mit so vielen Männern eingesperrt zu sein nagte an den Nerven.
    Außerdem war überall Wasser bis zum Horizont, nichts anderes. Er fühlte sich in einer Endlosschleife gefangen, immer auf dem Wasser gefangen, es gab kein Land mehr und sie würden ewig so weiterfahren ohne jemals anzukommen.
    Natürlich wusste er, dass sowas nicht gehen würde, aber die Angst blieb. Jetzt fragte er sich langsam, wie er es früher geschafft hatte, zur See zu fahren. Er war ja meistens auf der Insel, die zwar auch von See umgeben war, aber sie war nicht zu klein. Sie hatte sich angefühlt wie eine eigene, kleine Welt.
    In diesem Augenblick stand Djorak an der Reling des Schiffs und schaute nach vorne, immer auf der Hoffnung, Land zu sehen. Aber bei dieser Dunkelheit war das fast unmöglich. Er hoffte ja, ein Licht am Horizont zu entdecken, eine Stadt vielleicht, ein Dorf oder einfach eine Fackel, die vom Meer wiedergeworfen wurde.
    Auf dem Schiff war Ruhe eingekehrt. Der Wind blies ihnen ruhig in den Rücken und lies sie vorwärts kommen. Viele aßen in diesem Moment, außer einem Steuermann, dem Ausguck und einer kleinen Gruppe Händler, die würfelten.
    Der Barbier spielte mit dem Gedanken, schlafen zu gehen. Dann verging die Zeit schneller und er würde aus der ewigen Monotonie befreit.
    Auf dem Weg in die Kabinen traf er auf Hoffi, der eine Flasche Rum dabeihatte. Da würde Djorak doch noch nicht schlafen gehen.
    "Bewahre. Wie kommst du mit der Schiffsfahrt klar?"

  5. Beiträge anzeigen #25
    Schwertmeister Avatar von hoffi
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    hoffi ist offline
    Fünf Tage waren sie nun schon auf dem Schiff, das sie aufs Festland bringen würde, nach Vengard genaugenommen. Doch hoffi wusste nicht genau wann sie ankommen würden und deshalb besorgte er sich eine Flasche Rum und machte sich auf den Weg nach draußen um die Frische Seeluft einzuatmen. Auf dem Weg nach draußen traf der Jäger auf Djorak, der wohl schlafen gehen wollte.
    "Bewahre! Ich komme ganz gut mit der Schiffsfahrt klar, aber ich währe natürlich lieber auf festen Boden. Ich hätte auch nichts dagegen wenn ich wieder etwas Fleisch zwischen die Zähne kriegen würde. Nicht immer nur diese Fischsuppe oder die Grütze oder was das sein soll. Aber du willst doch noch nicht schlafen oder? Na los komm noch mal mit nach draußen und wir machen die Flasche noch leer. Vielleicht kommen wir heute Nacht ja noch in Vengard an", meinte hoffi zu Djorak und die beiden Männer gingen wieder nach draußen.
    "Sag mal, ich unterrichte dich ja im Umgang mit dem Bogen und die beste Übung ist natürlich immer noch die Jagd, also was hältst du davon, wenn ich dir neben dem Bogenschießen auch noch gleich das jagen beibringe?", fragte hoffi und nahm einen Schluck Rum.

  6. Beiträge anzeigen #26
    Provinzheld Avatar von Djorak
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    Djorak ist offline
    "Klingt gut, ich habe auch ein wenig darüber nachdgedacht. Das wäre natürlich nicht schlecht, es wäre eine gute Übung und so komme ich nicht raus."
    Die beiden holten sich zwei Hocker und einen kleinen Holztisch, den die Matrosen normalerweise zum Kartenspielen benutzten.
    Dort stellten sie Becher ab und füllten sie sogleich mit Rum. Djorak nahm einen kräftigen Schluck und schüttelte den Kopf hin und her. Dieses Gesöff war er nicht gewöhnt, er trankt normalerweise nur Bier. Aber zur Not trank er es. Es half über die Schiffsfahrt hinweg zu kommen.
    Langsam gingen ein paar Männer raus und nahmen Laternen mit, die das Schiff erhellten. Aber viele schienen bereits ins Bett gegangen zu sein.
    "Außerdem muss ich nicht immer auf den Markt gehen, um mich mit essen einzudecken. Naja, außer vielleicht Brot oder Gemüse...
    Jedenfalls wäre es sehr gut, wenn du es mir beibringen könntest."
    Sie schaukelten vorwärts und die Monotonie ging ihm langsam auf die Nerven.
    Er versuchte sich mit einem Gespräch abzulenken, aber irgendwann konnte er nicht mehr.
    "Wie wärs, hast du Lust kurz in den Ausguck zu klettern und nachzuschauen, wie es mit Land steht? Ich weiß, wahrscheinlich sehen wir garnichts, aber ich kann diese Spannung nicht mehr aushalten."

  7. Beiträge anzeigen #27
    Schwertmeister Avatar von hoffi
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    hoffi ist offline
    "Gut sobald wir aufm Festland sind bring ich dir das über die Jagd bei, was ich weiß!", antwortete hoffi und leerte seinen Becher, den er gleich wieder auffühlte. Nach einem weitern Schluck des guten Getränkes sage hoffi:" Machen wir es so, du gehst zum Kapitän und bezahlst unsere Überfahrt und holst auch noch ne Flasche Rum und ich klettere da mal hoch und gucke was ich sehen kann."
    Nachdem Djorak zugestimmt hatte, gab hoffi ihm sein Gold und sein Schüler machte sich auf, Elvos Gold zu holen. Der Langhaarige stand von seinem Platz auf und machte sich daran den Ausguck hoch zu klettern. Nach einem kleinen Stück des Weges merkte der Jäger den Alkohol, das Gefühl könnte natürlich auch von der Höhe kommen doch da war sich hoffi nicht sicher.

    Oben angekommen fragte er den Kerl der hier oben stand, ob er schon was erkennen könnte.
    "Hier, nimm das Guckrohr und blick in diese Richtung da", meinte der Mann und gab hoffi ein komisches Rohr mit einem großen und einem kleinen Ende. Der Seemann erklärte dem Jäger wie er es benutzen musste. Als hoffi durch das Rohr blickte, war der Jäger verwundert, es schien als würde alles viel näher sein, als wenn er mit seinen Augen gucken würde.
    "Ich sehe...Lichter. Na ja, eigentlich ist es nur ein Licht. Ist das Vengard?"
    "Es ist der Leuchtturm, dann sind wir also bald da. Ich werde schnell dem Kapitän bescheid geben."
    "Wie lang wird es noch dauern?"
    "Nicht mehr lange!", sagte der Matrose und kletterte den Ausguck wieder runter.
    Einen Augenblick blieb hoffi noch dort oben und blickte Richtung Vengard, dann folgte er dem Matrosen um Djorak davon zu berichten...

  8. Beiträge anzeigen #28
    Provinzheld Avatar von Djorak
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    Djorak ist offline
    Djorak ging in Richtung Schlafsaal, wo alle Hängematten aufgehenkt waren. Doch dort war Elvo nicht. Also ging Djorak weiter zur Kombüse, wo der Koch gerade den Letzten Hungrigen einen Eintopf servierte.
    Der Geruch ließ den Barbier eher schlecht werden als hungrig, da es die letzten Tage fast nichts anderes gegeben hatte.
    "Bewahre Elvo, ich bräuchte dein Geld für den Kapitän."
    Elvo stand auf.
    "Komm mit."
    Djorak folgte ihm wieder zurück zum Schlafsaal, wo Elvo aus ihrer gemeinsamen Kiste einen Lederbeutel holte. Zu dritt stand den Mitfahrern immer eine Kiste zur Verfügung, die sich nur welche teilten, die sich vertrauten oder nahe standen. Diebstahl auf See wurde auch hart bestraft, weshalb sich das auch niemand wagte.
    Hoffi, Djorak und Elvo hatten durch Holzbretter die Kiste geteilt, rechts Elvo, in der Mitte Hoffi und links Djorak.
    Der Barbier nahm das Gold entgegen und machte sich auf zum Kapitän, währrend Elvo zurück zur Kombüse ging. Bald schon stand Djorak vor der Kapitänskajüte. Er klopfte und öffnete langsam die Tür. Der Kapitän saß über einem Buch gebeugt, in das er reinschrieb. Vor ihm lagen Karten und merkwürdige Gerätschaften.
    "Bewahre.", grüßte ihn der Barbier.
    "Ahoi."
    "Hier habe ich das Geld von mir und meinen Gefährten für die Überfahrt."
    "Ah ja, sehr gut. Lege es vor mich, ich zähle später nach."
    Djorak tat wie ihm geheißen und wollte gerade wieder das Zimmer verlassen, als aus der Tür ein Matrose und Hoffi kamen.
    "Ahoi Käpten!", grüßte der Erstgenannte. "Land in Sicht, der Leuchturm von Vengard."
    Die Vier eilten an Deck zurück.

  9. Beiträge anzeigen #29
    Schwertmeister Avatar von hoffi
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    hoffi ist offline
    Unten angekommen eilte hoffi dem Matrosen nach. Die beiden gingen einen gang entlang, gradewegs auf die Kajüte vom Kapitän zu.
    "Land ins sicht, der Leuchtturm von Vengard!", meinte der Seemann.
    Der Schiffskapitän nickte, legte sein Buch und die Feder zur Seite und die vier Männer machten sich auf den Weg nach draußen.
    Dort angekommen rief der Kapitän ein paar Befehle und der Großteil der Mannschaft machte sich an die Arbeit.
    Hoffi stellte sich zu Djorak und sagte:" Sobald wir in Vengard eingetroffen sind, machen wir uns sofort auf den Weg nach Silden. Mir kam nämlich zu Ohren das und die Rotröcke für Vogelfreie halten...was wir ja im in Ferntesten Sinne auch sind. Aber egal, ich möchte so schnell wie möglich aus der Stadt raus!"
    Sie kamen Vengard immer näher und hoffi gab Djorak mit einer Handbewegung das Zeichen, die Sachen zu packen und sich für die Reise vorzubereiten.
    In ihrer Kajüte trafen sie auf Elvo, der auch dabei war seine Sachen zu packen und hoffi wiederholte alles, was er zu Djorak gesagt hatte.

    Als die Sachen gepackt waren, gingen die drei Männer wieder aufs Deck und warteten darauf, bis das Schiff anlegte.
    Als dies geschehen war, gingen die drei Sofort runter vom Schiff und machten sich auf den Weg durch Vengard nach Silden.

  10. Beiträge anzeigen #30
    Druidin  Avatar von Cécilia
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    Cécilia ist offline
    Es war wohl Glück gewesen, dass sie Maris' Nachricht noch vor der Abreise bekommen hatte. Die Mama hatte sie ihr gegeben, ein paar Tage vor Beginn der Reise, die für Cé völlig überraschend kam. Wenigstens hatte sie so Gelegenheit gehabt, Schreibmaterial zu besorgen und hatte ihre Antwort noch in der Gespaltenen Jungfrau auf den Weg bringen können. Es hätte schlimmer kommen können, dann hätte sie den Brief erst auf dem Festland oder nach ihrer Rückkehr verschicken können. Je weiter es sein würde, desto teurer würden die Boten werden.

    Werter Maris,
    es freut mich, dass du Fortschritte machst, allerdings brauchst du noch Übung, deine Magie zu spüren, sie also zu wecken, bevor du mit dem Lenken beginnen kannst. Es ist einerlei, seine Magie lenken zu können, aber dazu muss die Magie auch wach sein, dir also zur Verfügung stehen. Übe, deine Magie so lange wie möglich wachzuhalten, auch während du andere Dinge tust. Du musst sie nach Belieben wecken und wieder in dir versickern lassen können. In einem Kampf hast du keine Zeit, dich zu sammeln und zu meditieren, es muss schnell gehen. Das Wachhalten ist nur die Basis, wenn du später zauberst, darfst du dich nicht darauf allein konzentrieren müssen.
    Ich werde ebenfalls Schwarzwasser verlassen, um unverhofft aufs Festland zu reisen, vermutlich nach Beria, falls dir der Ort etwas sagt. Mit Sicherheit weiß ich es leider nicht, im schlimmsten Fall kann ich deine Antwort erst lesen, wenn ich wieder in Schwarzwasser bin.

    Richte Aniron meine Grüße aus.
    Cécilia


    Den Brief hatte sie vor der Abfahrt einem Boten in der Gespaltenen Jungfrau anvertraut, nachdem sie ihn versiegelt hatte. Nur kurz darauf war es auch schon an Bord gegangen, wo sie und die andere Frau, die wohl Manon hieß, in der Küche helfen mussten. Für heute waren sie mit der Küchenarbeit fertig. Eins musste Cé der Arbeit lassen: Die Beschäftigung lenkte von Seekrankheit ab. Die Novizin trat aufs Deck und machte die Gestalt Meister Ornlus aus, desjenigen, der sie so überraschend mitgenommen hatte. Sie wusste nur, dass es aufs Festland gehen sollte, wusste allerdings nicht, wohin dann.
    "Es ist Zeit, dass du mehr wirst. So sehen wir die Druiden es. Es ist Zeit deine Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und die Zukunft zu formen", das waren seine Worte gewesen, ehe er sie nahezu mitgeschleift hatte.
    Cé zog den Mantel enger, ein wenig merkte man es, dass auf dem Festland zu dieser Zeit des Jahres Winter war, zumindest in Myrtana.
    "Meister?", fragte sie behutsam, fast zögerlich. "Ich habe eine Frage zum Samhainfest. Zu den Erscheinungen nach dem großen Feuer ... Ich meine, Tote gesehen zu haben in jenen Nächten, und ich traf andere, die auch tote Bekannte getroffen hatten. Es kann auch Einbildung sein, woher auch immer, aber ich frage mich seitdem, ob man diese Menschen gekannt haben muss, damit man sie in der Samhainnacht sieht. Ob man in einem besonderen Verhältnis zu ihnen gestanden haben muss, als Verwandte oder sonstwie ...? Ich glaube, ich habe in beiden Samhainnächten, bei denen ich im Waldvolk war, Noreias Mann gesehen, obwohl ich ihm nie begegnet bin oder begegnet sein kann. Es müsste ein seltsamer Streich sein, den meine Fantasie mir spielt, wenn ich bedenke, dass Meisterin Noreia ihn auch zu sehen schien, sie hat ihm sogar zugewunken. Kann so etwas in der Samhainnacht geschehen, oder haben meine Sinne mir einen Streich gespielt?"
    Zumindest beim letzten Samhainfest war sie sich nicht sicher, da hatte irgendwo das Sumpfkraut eine Rolle gespielt. Konnte man sich eine vollständige Person einbilden, die man noch nie gesehen hatte, und konnte man sich einbilden, dass lebendige Personen, die man kannte, auf die Einbildung reagierten? Eigentlich hatte Noreias Winken und die Reaktion des Mannes Cé darin bestätigt, dass es keine Einbildung war, dennoch war diese Sache denkwürdig.

  11. Beiträge anzeigen #31
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Ornlu war froh, dass das Festland nicht mehr so fern war. Zumindest versprachen es gute Winde laut einen der Seemänner. Die Arbeit auf und unter Deck war zwar körperlich fordernd, aber tat auch gut. Mit anpacken war eben besser, als nur das auf und ab zu beobachten.
    Als Cecilia erschien, endeten auch Ornlus Gedanken bezüglich seiner Ziele auf dem Festland. Ein paar Pläne hatte er, doch es gab auch Dinge die Vorrang hatten. Sei es Cécilia, die weit genug war oder auch Manon. Wenn man auf die Gemeinschaft blickte, mochte man denken es läuft schon alles. Doch der persönliche Einsatz war auch wichtig. Wichtig um Bande zu schaffen, aber auch wichtig um den ewigen Kreislauf zu sichern. Nun gut er hatte jetzt nicht vor mit beiden für Nachwuchs zu sorgen. Nein, viel mehr ging es um druidischen Nachwuchs in dem Sinne, überhaupt ein paar mehr Druiden zu werden. Viele waren sie zwar nie, aber manche verschwanden einfach und ob sie zurück kehren würden war wohl offen. Da musste man eben auf das setzen was da war.

    "Erwartest du darauf wirklich eine Antwort? Ich will dir erzählen was ich jedes Samhain sehe. In der Ferne aus den Wäldern erklingt Wolfsgeheul. Tief und eine Gänsehaut schaffend. Sie rufen mich und ich folge ihrem Ruf. Und dann erblicke ich zwischen den Bäumen alle. Wölfe und Menschen in geisterhaften Erscheinungen. Meine Sippe die nicht mehr ist. Die Haare, die Augen, die Tätowierungen. Sie alle sind wie ich und doch aus einer Zeit die ich nicht kenne. Sie grüßen mich, sie lächeln mir zu, sie verabschieden sich. Keinen sah ich in meinem Leben und doch weiß ich, dass sie mich sahen. Es ist mein Geist der damals noch wohl zu jung war, um sich zu erinnern. Sie aber tun es scheinbar. Wohl, weil ich das letzte Kleinkind war, das sie bei Wölfen aussetzten, bevor sie alle starben. Und wohl der Letzte bin, der das alte Blut der Wolfssippe in sich hat. Wer weiß schon... - Und das ist meine Antwort, wenn es überhaupt eine gibt. Die Tatsache, dass du da jemanden siehst, ist natürlich merkwürdig, aber nicht ungewöhnlich. Wenn ich mich nicht irre - und das tue ich natürlich nie - dann kommst du ja aus der Ecke Montera. Und deine Eltern dort waren nicht deine wahren Eltern, nicht wahr? Noreias Mann - falls er es denn ist - und du scheinen irgendwie eine Geschichte zu teilen. Dein Alter entspricht wiederum der Zeit, seitdem Beria überrannt wurde. Ich denke Meister Porgan und Noreia, werden sich vielleicht erinnern können. An Orten wie Beria liefen auch vor dem Unglück nicht viele Kinder umher. Womöglich findet sich eine Antwort. Erwarte aber nicht zu viel. Vielleicht ist die Geschichte dahinter nichts Großes. Vielleicht rettete dich dieser Mann einst, bevor er starb und du warst sein letzter Gedanke. Doch spekulieren sollte man nicht. Erwählte der Natur müssen anstreben zu wissen, statt zu vermuten. - Kannst du dir denn eigentlich denken, wieso du hier mit mir gen Festland reist?", fragte Ornlu nach langer Rede.

  12. Beiträge anzeigen #32
    Druidin  Avatar von Cécilia
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    Cécilia ist offline
    Samhain schien eine sehr persönliche Sache zu sein ... aber Meister Ornlu sagte ihr immerhin nicht, dass es völlig lächerlich und unmöglich sei, dass sie diesen Mann gesehen hatte. Ein wenig ermutigte es sie, auch wenn das nichts darüber aussagte, weshalb sie diesen Mann gesehen hatte. Ornlu schlug vor, Noreia und Porgan zu fragen, eine Idee, die ihr gefiel, denn es gab nicht nur diese Zwischenfälle, die er angesprochen hatte. Es stimmte, Noreias Mann und Cé schienen irgendwie eine Geschichte zu teilen, und es war auch nicht das erste Mal, dass jemand bemerkte, dass ihr Alter dem Überfall auf Beria entsprach, doch worauf Ornlu nie geachtet zu haben schien, war die Ähnlichkeit der Magie von Noreia und Cé. Noreia hatte es durch einen Fuchs bemerkt, aber welche Schlüsse sie daraus gezogen hatte, wusste Cé nicht. Das Gesamtbild dieser Vorfälle ließ einen Schluss zu, der Cé zu gewagt erschien. Sie wollte sich keine großen Hoffnungen auf etwas machen, was wahrscheinlich nicht einträte. Vielleicht war es wirklich nichts Großes, ein Zufall, nur eine kleine Begegnung.
    "Ja, ich denke, es wäre gut, in Beria einmal nachzufragen. Vermutungen können zu schnell nach hinten losgehen. Die Reise ... du sagtest vor der Abreise, es sei Zeit, 'meine Vergangenheit in die Gegenwart zu holen'. An anderer Stelle hast du und haben auch andere gesagt, man müsse sich seiner Vergangenheit stellen, und das ist in meinem Fall wohl Montera, wo meine Zieheltern zwar umgekommen sind, aber noch andere überlebt haben können, die vielleicht etwas wissen, über mich oder meine Zieheltern", überlegte Cé, bemerkte, wie ihr die Vorstellung missfiel, dass es Menschen geben konnte, die mehr über sie wussten, als sie selbst, mehr über ihre Vergangenheit wissen konnten, als sie selbst.
    Im Notfall konnte das gefährlich werden, wenn nicht gar tödlich. Wenn sich durch ihre Vergangenheit eine Schwachstelle ergab, musste sie diese finden, bevor sie eines Tages einem Gegner schutzlos ausgeliefert wäre.

  13. Beiträge anzeigen #33
    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    "So ist es. Man darf zwar nicht vergessen woher man kommt. Doch wenn du eines Tages die Mächte der Druiden besitzen solltest, darfst du nunmal nicht derart angreifbar sein, dass jemand dich zwingt etwas zu tun, was nicht im Sinne der Natur ist. Du musst auf und nach der nahenden Reise bereit sein, über jenen Dingen zu stehen die dich heute noch stärker beeinflussen würden. Wenn es jemanden gibt dessen Verlust dich sehr hart treffen würde, so musst du akzeptieren, dass du diesen zur Not opfern musst oder der Verlust auf irgend eine Art dich nicht beeinflusst, Cécilia. Es gibt vieles was uns all zu menschliche Dinge fühlen lässt und das ist nicht falsch. Es ist nicht falsch zu lieben, es ist nicht falsch zu hassen, es ist nicht falsch Angst zu haben - es ist nicht falsch sich genüsslichen Dingen hinzugeben wie Sumpfkraut oder der Fleischeslust. Es ist jedoch für einen Druiden falsch sich abhängig zu machen oder sich all zu leicht beeinflussen zu lassen. Die Mächte die du eines Tages haben kannst, denen musst du würdig werden. Würdig werden bedeutet zu erkennen und sich bewusst zu sein, was die Natur aus einen gemacht hat. Deswegen beginnen wir diese Reise. Endet sie, heißt es nicht, dass du fertig bist. Du hast nur die ersten Schritte getan. Die Zukunft die dir dann bevorsteht, soll nicht von deiner Vergangenheit eingeholt werden. Deine Gedanken müssen frei sein, um womöglich einmal als Druidin auch frei zu handeln und entscheiden. Für unser Volk, für die Natur.", erklärte der Druide und hatte schon sein Sumpfkraut entzündet.

    "Sag mir welche Orte du in Myrtana oder auf dem Festland aufsuchen willst und wir werden sie aufsuchen. Meinst du, es gibt auch extremere Fälle? Irgend eine Liebschaft aus einst? Oder jemand der großen Einfluss auf dich hat? Sonst irgendwas, was uns überraschen wird? - Und wie schaut es in dir aus? Rachegelüste, unerfüllte sexuelle Wünsche oder sonst etwas was dich im Kopf blockiert? - Meine Fresse wie ich mich anhöre. Naja gehört wohl zum Programm und ich wurde es damals auch ausgefragt. Aber bitte denk jetzt nicht wir lckieren uns die Finger, machen uns die Haare und sprechen über süße Jungs. Nein, ich denke du weißt, was ich damit meine und vertraue mir einfach. Ich mag nicht der Einfachste sein und auch nicht der Allernetteste, aber viele im Volk vertrauen mir und wissen um meinen Wert. Auch was?", fragte der Druide und reichte ihr etwas Sumpfkraut.

  14. Beiträge anzeigen #34
    Druidin  Avatar von Cécilia
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    Cécilia ist offline
    Cé schaute auf das Meer hinaus, während sie überlegte und Ornlus Worte für sich wiederholte. Es war nicht falsch, zu lieben, zu hassen, dem Genuss zu frönen, solange man nicht abhängig wurde ... leichter gesagt als getan. Womit man wieder bei Konsequenzen war. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit in Montera zurück, an Keala und Aramee, ihre Zieheltern, die anderen im Dorf. Dann an Silden, an Oparilames und Samarus, die Pest, die ihr gezeigt hatte, was geschehen konnte, wenn es Ungleichgewicht gab. Dort hatte sie Opferbereitschaft kennen gelernt, aber auch die Angst, die der nahende, sichere Tod mit sich brachte. Schließlich dachte sie an Beria, an die Zeit dort, geprägt durch Misstrauen. Zuletzt erinnerte sich an das, was seit ihrer Ankunft auf Argaan passiert war.
    "Ich möchte das Schlachtfeld der Schlacht um Montera besuchen, wegen meiner Zieheltern, und mich in Montera umsehen, Überlebende fragen.
    Liebschaften ... es gab zwei in Silden, aber beide haben mich sitzen lassen, mehrfach. Es gab eine Zeit, da habe ich nach Leibeskräften verhindert, dass sie sich gegenseitig umbrachten. Es wäre wohl schmeichelhaft, wenn sie sich meinetwegen wieder an die Gurgel gehen würden, aber mehr auch nicht. Sie sind auch nur Menschen, und überall bringen sich Menschen gegenseitig um", sagte sie leise, mit kaltem Ton in der Stimme. Eigentlich überlegte sie lediglich laut. "Lina und Silelen haben mich dem sicheren Tod überlassen, aber das kann ich ihnen nicht übel nehmen. Ich hätte es auch tun müssen, wenn eine von ihnen erkrankt wäre, und die Bande der Freundschaft, die uns während der Pest verband, ist auch gebrochen. Bartimäus und Alon habe ich beide lange nicht mehr gesehen, bei beiden müsste ich im Zweifel darauf vertrauen, dass sie wissen, was ihr Opfer bedeutet, besonders bei Bartimäus."
    Sie schaute zu Ornlu und sah, dass er Sumpfkraut rauchte. Selbst hatte sie keines bei sich, nur die wenigen Habseligkeiten, mit denen sie seit der Pest umherzog.
    "Argaan ... da wäre jemand, dem ich liebend gern eine persönliche Demütigung heimzahlen würde, aber allzu genau verfolge ich dieses Ziel nicht, und es geht mir nicht darum, ihn dafür direkt umzubringen. Wenn ich mit dem zusammenarbeiten müsste, würde ich es gezwungenermaßen tun, und diese Sache hintenanstellen." Sie würde ja vielleicht noch hinterher genug Zeit haben, dieser Ratte Azil zu zeigen, dass man sich nicht mit ihr anlegte. Nicht, dass er sich seitdem wieder hätte blicken lassen. "Meine Ziehschwester Keala, sie macht ihr eigenes Ding, und es ist mir völlig gleich."
    Es hatte gedauert, bis sie es geschafft hatte, sich das zuzugeben, aber sie hatte Keala nun schon lange nicht mehr getroffen, und eigentlich war es ihr egal, was sie tat. Auf dem Steg hatten sie sich nur gegrüßt und waren weitergegangen. Keala war diejenige, die sich gern auf Rachegelüste einließ; für Cé war diese Sache erledigt. Ebenso die Geschichte mit Faren, seit sie diesen seltsamen Waffenstillstand geschlossen hatten.

    "Eine Blockade ... ich denke, du kennst meine Schwäche längst", sagte Cé etwas lauter, direkt an Ornlu gerichtet. "Sie liegt schon lange offen, die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen. Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, blockiert diese Angst mich, und ich tue das, wovor ich diese Angst überhaupt habe. Das soll keine Entschuldigung für vorangegangene Fehlentscheidungen sein, immerhin war ich zurechnungsfähig. Ich stand nur ... mir selbst im Weg."
    Sie seufzte.
    "Es ist spät. Ich sollte vermutlich noch prüfen, dass die Kombüse in Ordnung ist, bevor es morgen wieder Ärger gibt", sagte sie. "Gute Nacht."
    Mit den Worten begab sie sich zur Kombüse. Manon und sie hatten schon einmal Ärger mit Tera gehabt und das war alles andere als schön gewesen, deshalb ging sie lieber sicher, bevor sie versuchen würde, zu schlafen. Ihr war nicht geheuer, wie schnell Tera ihr Schwert zur Hand hatte, wenn irgendwas war.

  15. Beiträge anzeigen #35
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    Ahab, ihr Kapitän, stand am Bug des doch arg in Mitleidenschaft gezogenen Schiffs, welches sie angeheuert hatten, doch in Ermangelung von Alternativen hatten sie eben genommen was verfügbar war. Der Wind türmte das Meer, welches am Mittag vor Al Shedim noch geruhte hatte, zu immer höheren Wellenbergen auf, was ihrem Transportmittel gehörig Seegang verschaffte.

    "Ich krieg' dich schon noch.", knurrte der erfahrene Seemann in seinen Bart, als Ptah beschloss dem Einbeinigen lieber den Rücken zu kehren. Die gegenwärtige Situtation verursachte auch ohne das seltsame Gemurmel des Kapitäns für ein ausgesprochen flaues Gefühl in seinem Magen. Doch unter Deck, wo die Luft salzig und dumpf war, wollte er auch nicht so recht.

    Ein roter Farbfleck am Heck erregte seine Neugier und als er sich dem kupferfarbenen Haarschopf von Melaine schließlich näherte, hielt er kurz inne. War es eine gute Idee hier im Sturm ein Gespräch mit der Magierin zu beginnen? Zumindest würde es ihn von der leichten Übelkeit ablenken.

    "Faszinierend nicht? Welche gewaltigen Kräfte das Meer entwickelt, sobald es in Bewegung gerät."

  16. Beiträge anzeigen #36
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Der Wind ließ die Segel knallen und das Holz des Mastes ächzen, gut genug, dass Brüllen eines Löwen oder das Jaulen eines Schakals zum imitieren, während sein immerwährendes Kreisen die Haare der Zauberin mal ihr Gesicht verbarg, mal es frei sich selbst aussetzte.

    Melaine stand am Heck des Schiffes, die Hände das raue Holz der Reling umklammern lassend, und blickte in die Ferne, dorthin, wo nichts lag und doch so viel noch liegen konnte, wenn erst die Zeit verstrichen war. Dass sie Betty nicht mehr vorgefunden hatten bei ihrer Rückkehr, ließ auf vieles schließen, nicht zuletzt, dass sie ihren Handel nicht eingehalten hatte, obgleich sie eine Frau von Ehre gewesen zu sein schien. Vielleicht hatten sie zu lange gebraucht, dass die Geduld jener Kapitän verbraucht worden war.

    Eine Stimme drang über das Brüllen des Windes hinweg an die Ohren der jungen Rothaarigen und entlockte ihren Mundwinkeln ein leichtes Zucken, dem die Kraft zu einem vollen Lächeln fehlte. „Faszinierend, solange man den Anblick genießen darf, anstatt die Gewalt spüren zu müssen.“, erwiderte die Magierin des Wassers und wandte dem Meer den Rücken zu, ihren Körper an der Reling abstützend und die Hände noch immer das Holz festhaltend.

    „Einerlei. Es ist nicht das Meer allein, sondern das Zusammenspiel mit dem Wind und allem, was den Wind an diesen Ort getrieben hat.“, ergänzte sie ruhig, „Konntet ihr euch dennoch ausruhen?“

  17. Beiträge anzeigen #37
    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Der Adept deutete die Verneinung mit einem sachten Schütteln des Kopfes an.

    "Das wird noch eine Weile brauchen und im Moment bin ich ganz froh um die frische Luft an Deck." Vielleicht bildetete es sich der Hagere nur ein, aber die Mimik Melaines zeigte Züge von großer Erschöpfung. Mentaler mehr noch als physischer. "Gestattet, dass ich mir die Bemerkung erlaube, aber Euch scheint es auch nicht gelungen zu sein zur Ruhe zu kommen."

    Eine wenig charmante Feststellung, doch im Augenblick war er für Komplimente und Darumherumreden nicht zu gewinnen, zu tief waren die Spuren, welche die listenreiche Rede Karnaks bei ihm hinterlassen hatte.

  18. Beiträge anzeigen #38
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Wie zur Bestätigung schüttelte die Rothaarige sachte den Kopf, während ihre linke Hand sich eine vom Wind gefasste Strähne aus dem Gesicht wischte. Ihre Augen funkelten im dämmrigen Licht der Nacht und den wenigen Fackeln, die an Bord eine dumpfe Gemütlichkeit weckten, für die ihr Geist in diesem Augenblick keinen Sinn hatte.

    „Die Tage sind dunkler geworden, die Nächte finsterer. Dort, wo man nach Schlaf sucht, findet man nicht mehr als eine lose Dämmerung, wenn man nicht den Träumen dessen, was hinter uns liegt, erliegen will. Ich habe in letzter Zeit zu viel Leid gesehen, um darauf zu hoffen, dass diese Sphäre noch etwas Reines und Gutes birgt. Aber es widerspricht auch meinem Verständnis der Welt seit jeher nicht, sodass die trüben Gedanken mit der Zeit verfliegen und die Ringe unter meinen Augen verblassen.“, erwiderte Melaine ehrlicher, als sie es anfänglich beabsichtigt hatte. Doch sie fand keinen Grund, die Wahrheit zu mildern.

  19. Beiträge anzeigen #39
    Ritter Avatar von Igor Vectrex
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    Eine scharfe Brise wehte von Westen her, verwirbelte die langen Haare des an Deck neben Nael stehenden Beliardieners und ließ diesen frösteln. Die Kleidung der Wüstenbeduinen hatte er schon längst abgelegt und gegen seine alte Wildlederhose, ein weißes Hemd mit Rüschen und edlen schwarzen Umhang ausgetauscht. Die schweren Stiefel an seinen Füßen trugen sich sonderbar, nach den vielen Monden offenen Schuhwerks, die jedermann in der Wüste zu tragen pflegte. Und doch reichte es nicht. Igor fror so dermaßen, daß er sich beinahe wieder wünschte, zurück in die Wüste zu gelangen. Diese Reise ins Ungewisse zog sich bereits auch schon ein paar Tage hin und es schien, daß noch kein Ende in Sicht war.

    »Sind wir bald da?« fragte er den gläubigen Nael genervt.

    »Genau so bald wie vor einer Stunde, als Du mich das Gleiche fragtest!« erwiderte der Gewürz- und Kräuterhändler gelassen.

    »Hmmpf, wenn Du die Frage wenigstens mal beantworten würdest, oller Zausel!« gab Igor ärgerlich zurück.

    »Aber, aber. Warum denn so aufgebracht, D'ahbur? Lausche der wogenden Brandung, dem erzählerischen Wind und genieße Deine Überfahrt!« erdreistete sich Nael, den Verärgerten noch weiter zu reizen.

    »Mir ist kalt und ich habe Hunger, das Meersalz verklebt meine Haare. Und ich will einen Schnaps. Ihr habt ja nichtmal welchen!« raunte der Schwarzäugige vor sich hin.

    »Nun auf dem Meer ist es eben kalt, find' Dich damit ab. Hunger sagst Du, hier, nimm ein paar Datteln! Und Schnaps haben wir nicht, stimmt. Den hat Hassan vergangene Nacht alleine vernichtet. Er wird sonst seekrank, weißt Du? Du kannst einen Krautstängel haben!«

    »Datteln! Wie ich die Dinger hasse! Ich habe soviele davon verputzt, daß es für ein gesamtes Leben ausreicht. Hmm, ich sehe da keinen Unterschied...« wies Igor auf die andere Relingseite, auf der besagter Säufer stand und seit Stunden bereits seine Seele aus dem Leib kotzte »seekrank oder volltrunken scheint da wohl egal zu sein. Und ich rauche keine Stängel, der Nebel um uns herum reicht mir, da muß ich mir nicht auch noch die Birne vernebeln!« erwiderte der Goldschmied. Langsam verzog sich sein Ärger.

    Es vergingen einige Minuten des Schweigens, lediglich unterbrochen von einigen knarzenden Dielen, der aufbrausenden Gischt, die vor das Schiff donnerte, den Geräuschen der Segel im Wind und dem immer noch volltrunkenen Hassan.

    »Sind wir bald da? unterbrach Igor die Stille erneut.

    »Fängst Du schon wieder an?« entgegnete Nael, dessen Stimme nun genervt schien.

    »Ja, solange, bis Du mir eine Antwort gibst. Ich vermute nämlich...« und nun wurde seine Stimme laut »...daß sich unser ehrenwerter Navigator verfahren hat. Da, die Welle habe ich vorhin schon mal gesehen!« rief Igor und stampfte dabei mit einem Fuß auf.

    Der stämmige Tarek, dem die Worte nicht entgangen waren setzte eine finstere Mine auf, ließ das Steuer los und vergrub seine Fäuste in den Hüften. »Wie kannst Du es wagen, sowas zu behaupten. Na warte, du Landra...!« doch weiter kam er nicht.

    »DA...DA VORNE. LA-LA-LAND IN SICHT. DA IST LA...BLÄÄÄRKSSS...« kotzte Hassan der Säufer vor.

    Und tatsächlich, vor ihnen lag noch halb im Nebel verschleiert, die östliche Landzunge Argaans. Endlich.

    »Wir können nicht anlegen, das Wasser ist nicht tief genug dort. Du wirst eins der Beiboote nehmen müssen, D'ahbur!« rief Tarek vom Oberdeck herunter.

    Der Angesprochene zögerte keine Sekunde, ging in die Kajüte um seine lederne Umhängetasche zu holen und begab sich anschließend nach achtern. Löste die Verriegelung des Landungsstegs und wandte sich ein letztes Mal zu Nael um.

    »Nun, das war es dann. Ich wünsche Euch noch eine gute Reise. Grüße Azdin von mir und überbringe ihm meinen Dank!«

    »Ganz wie Du wünschst, D'ahbur. Möge Beliar Dich segnen, alter Freund. Auf Wiedersehen!«

    Der Goldschmied kletterte in das Beiboot, welches dann an den Haltetauen langsam abgesenkt wurde. Ein Ruck ging durch den Rumpf der Nussschale, als es auf dem Wasser aufsetzte. Von hier hieß es nun rudern - der Landzunge entgegen...

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    Ehrengarde Avatar von Ptah
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    Ptah ist offline
    "Das ist eine sehr düstere Sicht auf die Welt.", gestand der Varanter offen, während um sie herum der Wind nochmal stärker wurde. Er musste die Stimme deutlich anheben, um noch zu der Magierin durchzudringen, "Wisst Ihr... all diese Jahre habe ich mit der Hoffnung gelebt, vielleicht irgendwann meine Familie wiederzufinden, ihre Gesichter zu schauen und so ein Zuhause zu haben. Einen Ort, an dem ich glücklich und alt werden kann. Nach den Geschehnissen der letzten Tage erscheint es mir beinahe ein wahnhafter Zustand, ja Besessenheit gewesen zu sein, gerade auch im Hinblick auf... die ernüchternde Herzlichkeit unseres letzten Aufeinandertreffens.", schob er bitter nach.

    "Das Bizarre ist aber, dass ich nicht bereue diese leere Hoffnung auf eine Familie, die ich nie kannte, gehegt zu haben. Sie war mir auch Antrieb, gab mir Kraft und Zuversicht in Momenten, in denen ich unter anderen Vorzeichen wahrscheinlich gescheitert wäre." Kurz fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, um das Wortgeflecht ein wenig zu ordnen. "Ich will sagen, dass ich dabei etwas Wichtiges übersehen habe. Ich war nicht allein, die Gemeinschaft hat mir in all der Zeit mehr Heimat und mehr Geborgenheit gegeben, als es meine Familie je tat."

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