[Françoise]

»Mein Name lautet Françoise.«, antwortete Françoise. Mary hatte sich unterdessen, wie es ihrer Art nur allzu sehr entsprach, etwas in den Hintergrund gedrückt. »Zu deiner Frage bezüglich des Tempels; jeder darf ihn betreten. Viele Bürger suchen ihn zum Gebet oder zur allwöchentlichen Freitagspredigt auf. Allerdings ist es untersagt, Waffen im Tempel zu tragen.«
Vielleicht war es sinnvoll, das zu erwähnen. Bei jemandem von solcher Körpergröße und dazu noch aus Nordmar, war der Gedanke an Waffen nicht ganz abwegig. Es hätte Françoise nicht einmal verwundert, wenn Silmacil einen großen Kriegshammer oder eine Axt mit sich führte. Augenscheinlich hatte er aber nichts dergleichen bei sich. Der Wächter an der Pforte des Tempelbezirks hatte wohl seine Pflicht erfüllt.
»Bei deiner anderen Frage würde ich dich zu einem Verwalter der Stadt schicken. Es ist üblich, eine Urkunde zu erhalten, wenn man Bürger der Stadt wird. Ich kenne mich zwar nicht mit den Einzelheiten aus, doch würde ich vermuten, dass es darüber Aufzeichnungen gibt, wer in der Stadt lebt. Nun, zumindest bei jenen, die ganz offiziell Bürger sind.«

[Silmacil]

In den Augen des Hünen begann Hoffnung aufzuleuchten. Wenn tatsächlich dieser "Verwalter" eine Liste aller Bürger der Stadt führte... vielleicht gar mit ihrem Wohnort zusammen...
Alleine für diese Information hatte sich der Tripp hierher ins Tempelviertel schon gelohnt.
"Keine Bange, wenn sie hier ist, ist sie offiziell hier."
wischte Silmacil die angeklungene Anschuldigung beiseite.
"Und was die Waffen im Tempel angeht... nimmt nicht die Stadtwache jedem der die Stadt betrifft die Waffen ab? Wozu dann noch das zusätzliche Verbot für den Tempel? Oder dürfen nich einmal die Stadtgardisten Waffen in den Tempel mitnehmen?"
Versuchte Silmacil der Sinn dieser vielen vielen Regelungen zu verstehen.
Musste man es in den Städten der Südländer wirklich immer SO kompliziert machen, anstatt einfach gesunden Menschenverstand durchzusetzen?
"Ach, wo wir gerade beim Thema sind... welche Vorraussetzungen muss eigendlich jemand erfüllen, der den Segen Innos für seine Waffe erbitten möchte? Hab ge... Ich habe gehört, dass man dafür hier ganz besondere Vorraussetzungen zu erfüllen hat."

[Françoise]

Insgeheim hoffte die Priesterin, dass es nicht nötig wäre, jedes der Gesetze und jede Regel erklären zu müssen, die in Thorniara und dem Rest des Königreiches galten. Das würde vermutlich Tage dauern.
»Zwar ist es richtig, dass Fremden an den Stadttoren die Waffen abgenommen werden. Das gilt aber nicht für die Einwohner der Stadt. Sie dürfen auch innerhalb der Stadtmauern eine Waffe tragen.«, erklärte die Priesterin dem Nordmarer. »Mit Ausnahme des Tempelviertels. Dort ist es ausschließlich den Angehörigen unseres Ordens erlaubt, denn es ist ein heiliger Ort. Auch in anderen Innostempeln und Klöstern gilt diese Regel.
Was den Segen betrifft, der wird jenen gewährt, die im Dienste Innos' stehen. Das sind in erster Linie die Paladine. Sie führen ihre Waffen im Namen Innos' und ihm zu Ehren. Wenn man so möchte, ist sein Segen Innos' Geschenk für diesen Dienst. Manchmal wird er auch Knappen gewährt. Alle anderen müssen sich hingegen damit begnügen, für sich selbst und nicht für ihre Waffen einen Segen zu erhalten.«

[Silmacil]

Silmacil nickte. Die Sache mit dem Segen für seine Klingen erwies sich als noch schwieriger, als er ohnehin schon angenommen hatte. Doch dies war ledglich eine Nebenbeschäftigung hier in Thorinia, sein eigentliches Ziel, Ravenne zu finden, hatte vorrang.
"Wirklich sehr schade... vermute mal, es gibt keine Ausnahmen für diese Regel ...?"
Silmacil schüttelte leicht den Kopf.
"Naja, wie dem auch sei...
Du warst mir ne... Ihr wart mir eine große Hilfe, Françoise. Wo kann man denn diesen Stadtverwalter finden?
Ich würde Ravenne wirklich zu gerne wiedersehen..."
Silmacil wartete einen Moment ab, ob Françoise auf den Namen irgendeine Reaktion zeigen würde, und fuhr dann langsam fort, schon ahnend, dass er langsam ihre Gedult strapazierte.
"Eine letzte Frage noch... ich habe gehört, dass Ravenne in Nordmar eine "Weihe" erhalten haben soll, könnt ihr mir sagen, was dies zu bedeuten hat, und wo ich denjenigen finden kann, der soetwas durchführt?"
Technisch gesehen waren das ja zwei Fragen, aber Silmacil hoffte, das die Feuermagierin dies nicht ganz so eng sehen würde.
Insgesammt wurde der Hüne langsam ein wenig unruhig, es schien ihm, als wäre sein Ziel, die stumme Goldschmiedin endlich wiederzufinden, nurnoch knapp außer Reichweite, und der Nordmann fürchtete sich innerlich genauso sehr vor diesem Moment, wie er ihn aus tiefsten herzen herbei sehnte.

[Françoise]

»Das kann ich dir leicht beantworten. Der Feuermagier Kialar wurde für diese Aufgabe ausgewählt. Er sollte die Paladine nach Nordmar begleiten. Denn die Weihe, von der du gehört hast, ist eine Aufnahmezeremonie. Wenn deine Freundin tatsächlich dabei war, wurde sie in die Reihen der Paladine aufgenommen. Ob allerdings Kialar oder einer der Feuermagier im Kloster die Zeremonie abhielt, wirst du Kialar fragen müssen. Er ist soviel ich weiß wieder in Thorniara.
Einen Verwalter wirst du wahrscheinlich in der Bastion finden können. Das ist das große Gebäude nah am Osttor. Dort findest du auch die Stadtwache. Sie sollten dir ebenfalls bei der Suche helfen können, da deine Freundin ja offensichtlich zu den königlichen Truppen gehört.«

[Silmacil]

Die Antwort entlockte Silmacil ein Schmunzeln, aber auch ganz neue Fragen warfen sich ihm im Kopf auf.
"Ja, ich kenne Kialar, ich habe bei ihm einen Brief an Ravenne aufsetzen lassen. Er hätte mir auch gleich soetwas wichtiges sagen können."
meinte der Nordmarer mit einem unterdrückten Lachen.
"Habt vielen Dank für eure Hilfe Françoise, ich werde den Verwalter gleich morgen aufsuchen.
Wenn ihr Ravenne vor mir sehen solltet, so grüßt sie doch bitte lieb von mir, und richtet ihr aus, das ich nach ihr suche."
Silmacil lächelte, zuversichtlich Ravenne anhand der neuen Anhaltspunkte finden zu können, oder zumindest weitere Spuren dadurch aufdecken zu können.
Aber Ravenne... eine Paladina? War das vorzustellen?
Sie musste wirklich hart gearbeitet und trainiert haben, wenn sie es so weit gebracht hatte, vielleicht übertraf sie inzwischen sogar Silmacil selbst. Würde das etwas... nein, noch mehr zwischen ihnen ändern, als ohnehin schon? Er hoffte es nicht. Er fürchtete sich davor, dass Ravenne sich zugunsten Thorinias sogar gegen ihn stellen könnte, wenn sie ihn missverstand...
"Achja..."
brummte der Hüne ein letztes mal zu Françoise.
"Ein kleines Dankeschön für eure Mühen... ich glaube, ihr habt dafür bessere Verwendung als für Gold."
Silmacil ließ einen kleinen, etwa Fingernagelgroßen Brocken rotes Erz in die Hand der verwunderten Feuermagierin fallen, und wandte sich zum gehen.
"Auf bald, und seien die Götter mit euch."
rief der Nordmarer zum Abschied, und machte sich auf richtung Händlerviertel.

[Olrik]

Olrik setzte sich an die Theke der Taverne. Er hatte heute die Stadt ausgekundschaftet und sich etwas umgehört. Außerdem hatte er sich die Gesetzestafeln durchgelesen. Dieselben wie in Vengard, wenn nicht noch schlimmer.
Kaum saß er da, kam Coragon auf ihn zu: "Ah, Kato, da seid ihr ja! Ihr spracht gestern von Fragen und Informationen für klimpernde Münzen. Also?"
"Gutgut, ich fange an. Äh, vorher hätte ich noch gern ein helles Paladiner, wenn es recht ist."
Der Wirt nickte und zapfte ein schaumiges Bier, das er dann in einem Holzkrug vor Olrik abstellte.
"Danke. Ähm, genau, die Fragen. Also, erstens," er ließ fünf kleine Münzen auf den Tisch fallen. "Ich bin immer offen für Neuigkeiten und habe ein recht großes Interesse am Militär der Stadt, schon immer gehabt, konnte mich aber nie dazu durchringen Waffenknecht zu werden. Also, ich möchte wissen, ob ihr irgendetwas über aktuelle Truppenbewegungen wisst."
"Ich bin Wirt, kein Ritter. Ich weiß nur, dass momentan die Hauptstreitmacht bei Setarrif lagert. Mehr kann ich euch nicht sagen, ehrlich!"
Verflucht, dachte er, bei Coragon kann ich sowas wohl nicht herausfinden. Die erste Information war umsonst. Egal, zweiter Versuch.
"Nun gut, ich habe noch eine Frage. Ich wüsste nur zu gerne, ob ihr einen Milizen namens Brutus kennt. Sagt euch der Name etwas?"
"Brutus? Brutus...gute Frage, hier gehen die Soldaten der Krone ein und aus. Wie sieht er denn aus?"
"Nicht sehr groß, kurze braune Haare, ist auch noch nicht alt. Älter als 16 nicht. Hat eine lange Nase."
"Naja, da könnte...kann sein, dass ich ihn kenne. Es gibt wohl ein paar von dem Schlag, aber es ist gut möglich, dass er schonmal bei mir einkehrte. Warum sucht ihr ihn?"
"Das, das ist, weil...weil er...er schuldet mir Geld. Hat sich bei mir eine Decke ohne zu bezahlen gekauft, aber gesagt, dass er sie noch am selben Tage bezahlen würde. Das ist jetzt zwei Wochen her! Wenn ich den erwische...ich will meine dreißig Münzen! Sagt mir bitte, wenn ihr ihn seht."
"Kann ich machen. Noch sonst Fragen?"
"Ja, " sprach er, trank einen tiefen Schluck Bier und ließ zehn Münzen auf die Theke gleiten, "ich möchte wissen, wo man hier was lernen kann. Wer kann mir zum Beispiel den Kampf mit der Waffe zeigen?"
"Oh je, da müsste ihr in der Bastion nachfragen. Davon weiß ich zu wenig. Da, nehmt die fünf zurück."
Olrik nickte enttäuscht und sackte das Geld ein. Dann schlang er sein Bier hinunter und ging hinauf in sein Zimmer. Kaum war er drin, holte er eine Pergamentrolle und eine Feder sowie ein Tintenfässchen heraus. All dies hatte er heute auf dem Markt gekauft. Er setzte sich auf das Bett (mangels Tisch) und begann zu schreiben. In der Mitte ganz oben schrieb er Informationen über Thorniara und Feindarmee. Dann schrieb er oben links:
Wirt Coragon: Hauptstreitmacht bei Setarrif. Weiß nicht viel.

Anschließend holte er ein neues Blatt Pergament heraus, verzeichnete ganz oben groß Informationen zu Brutus und schrieb dann links darunter:
Wirt Coragon: Kennt Brutus vielleicht. Sagt mir Bescheid, wenn er auftaucht.

Buch führen musste er, nur so konnte er alles festhalten, was irgendwie Belang haben könnte für seine persönliche Rache und den Spionageauftrag.

[Silmacil]

Ein weiterer Abend hatte sich über die Stadt gesenkt, und Silmacil machte sich auf den Weg, einen dieser Verwalter aufzutreiben, von denen Françoise ihm erzählt hatte. Dies bedeutete, die sogenannte Bastion zu finden, anscheinend ein Ort, wo sich ein guter Teil des Militärs der Stadt aufhalten sollte, weswegen der Nordmarer doch ein wenig unwohl bei dem Gedanken war, dort hin zu gehen.
Den Weg dorthin zu finden war verhältnismäßig einfach, es lag direkt an einem der beiden Stadttore, jenem das Silmacils NICHT benutzt hatte um in die Stadt zu gelangen, doch der Nordmann musste um dort hin zu kommen durchs Reichenviertel und genau an der Zitadelle, dem Herzstück der Hauptstadt vorbei.
Man mochte dem Hünen allerlei vorwerfen, doch völlig bescheuert war er auch nicht. Den Feinden seiner besten Freunde quasi direkt auf der Nase herrum zu tanzen erfüllte ihn mit ein wenig Unbehagen.

Die Sonne verschwand gerade hinter der Stadtmauer, als der Hüne den großen Platz erreichte, und mit festen Schritt auf die Bastion zuschritt.
Es war ein großes steinernes Gebäude, welches offensichtlich unter einem kriegerischen Aspekt geplant und gebaut worden war.
Silmacil vermutete, dass hier die Stadtwache, und vielleicht ein kleinerer Kerker zu finden waren, möglicherweise würden auch die anderen Krieger der Stadt in ihr unterkommen, groß genug war sie schließlich.
War es dann nicht möglich, dass sich Ravenne gleich in diesem Gebäude aufhalten könnte? Oder würden Paladine in der Zitadelle wohnen, die nur wenige hundert Meter weit entfernt hochragte?
Was wäre, wenn das der Fall wäre?
Aber andererseits wäre es auch durchaus möglich, dass die Krieger und Paladine wie normale Menschen in Hütten und Häusern irgendwo in der Stadt wohnten, genauso wie Nordmarer Krieger alle ihre eigenen Häuser hatten...
Silmacil wusste nicht, was ihm lieber wäre; Ravenne in diesem für ihn so schwer erreichbaren Gebäude wohnend zu finden, oder sie weiter in der restlichen Stadt suchen zu müssen.
Der Nordmarer marschierte zum großen Holztor der Bastion, und blickte hinein.
Zwei gelangweilt wirkende Wachposten saßen auf Fässern, die Waffen neben sich an die Wand gelehnt und spielten Würfel.
Der Nordmann lächelte, auf seltsame Art erleichtert.
Einige Sachen änderten sich schließlich doch nirgends.
Silmacil beschloss, offen und dreist auf die Wachen zuzuschreiten, ganz als ob er hier natürlich zugehören würde.
Ob seiner lauten Schritte wurde die Wache sofort auf ihn aufmerksam und erhob sich, als der Nordmarer demonstrativ an die geöffnete Pforte klopfte.
"Was gibts?"
wollte der Wachmann gelangweilt wissen.
"Ich suche den Verwalter der Stadt."
rief Silmacil ihm entgegen, und die Wache zuckte die Achseln.
"Is weiter hinten, so er nicht schon gegangen is."
erwiederte dieser, und sah sich zu seinem Kumpanen um.
"Den Gang da hinten runter über den Innenhof und dann links... und halt dich aus den Bereichen raus, wo du nichts zu suchen hast, wir behalten dich im Auge!"
knurrte die Wache, und setzte sich wieder auf sein Fass, blickte Silmacil jedoch leicht verärgert und misstrauisch hinterher, als dieser an ihm vorbei ging.
Der Nordmarer betrat den Innenhof, und sah sich ein wenig in diesem um.
Was einem sofort ins Auge sprang war ein kleines Schild, welches über einer der zum Innenhof führenden Türen angebracht war, und Hammer und Amboss zeigte.
Der Nordmarer sah an sich herunter, und beschloss, dass er durchaus einen kleinen Umweg machen könne... es fehlte ihm wirklich an einigen Schmiede-Erzeugnissen. Kurzerhand schritt er auf die Tür zu, öffnete sie und trat ein.

[Lodrick]

Den ganzen Tag erklang nun schon das Lied von Hammer und Amboss in der Schmiede der Bastion. Wollte Lodrick doch eigentlich bei seinen Kumpanen, welche, wie er erfahren hat, in dem Gebiet in der Nähe von Setarrif waren um dem falschen König dort das Leben zu erschweren, hockte er nun doch wieder in seiner Werkstätte.

Voller Enthusiasmus hatte er bei einer der Höherrangigen Milizen vorgesprochen. Jedoch hatte der Schmied dem Mann davon erzählt, dass er vorerst nicht in den Orden eintreten würde, welcher ihn danach wieder in den "normalen" Dienst eintrug.
Wie auf Kohlen saß er jeden Tag im Gemeinschaftssaal und wartete auf Nachrichten. Weder wusste Lodrick genau was den eigentlich da draußen passierte, noch durfte er sich auf den Weg machen.

So war es nur gut, dass er genügend zu tun hatte. Die Waffenkammer wollte erneut auf Vordermann gebracht werden und somit hatte er eine Aufgabe, welche ihm das Warten deutlich erleichterte.

Gerade hatte der Milizsoldat seinen Hammer weggelegt und sich auf den Feierabend vorbereitet als es noch einmal an der Tür pochte und kurz darauf trat ein hünenhafter Mann (wenn der Schmied schätzen sollte würde er auf einen Nordmarer tippen) ein.
"Guten Abend. Was kann ich für euch tun?"

[Silmacil]

Silmacil betrat die angenehm warme Schmiede, und nahm den vertrauten Geruch von Rauch, Schweiß und Kohle in sich auf. Beizeiten sollte er mal wieder selbst seinem Handwerk nachgehen, überlegte er, ehe er noch einrostete.
Der Mann, der ihm gegenüber am Amboss stand war ein wenig jünger als er selbst, aber unschwer als geübter Schmied zu erkennen, wobei das noch immer im Wasserbecken liegende Schwert einen deutlichen Hinweis darauf lieferte, um welche Art Schmiede es sich hier handelte... nicht das einem das Raten in diesem Gebäude schwer gefallen wäre.
"Seid gegrüßt."
brummte Silmacil grinsend, und schritt durch den Raum auf den Schmied zu.
"Ich würde gerne eine kleine Bestellung aufgeben, nämlich eine zum werfen ausbalancierte Handaxt, und zum anderen ein schlichtes Schwert."
erklährte sich der Hüne.
"Bei der Axt hätte ich gerne eine Schneide von rotem Erz eingesetzt, damit sie auch ordentlich was aushält. Bei dem Schwert wäre ne Damaszenertechnik wahrscheinlich angebracht. Wie lange würde das wohl brauchen, und wie viel würdeste dafür verlangen?"
Der Schmied sah ihn entschuldigend an, und zuckte die Schultern.
"Tut mir leid, ich habe kein magisches Erz da, erst recht kein rotes. Selbst wenn, niemand hier kennt die Technik, wie es zu schmieden ist."
Silmacil schüttelte leicht den Kopf.
"Zu schade... ich dachte, dass inzwischen fast jeder anständige Schmied weiß, wie man das verarbeitet..."
Der Hüne wollte sich schon zum gehen wenden, dann überlegte er es sich aber anders, und drehte sich noch einmal zum Schmied um.
"Wie wäre es damit: Ich stelle das Material und gebe dir Anleitung, wie das grundsätzlich mit den Erzschmieden funktioniert, und du fertigst mir meine Ware an?"
fragte der Nordmarer mit einem verschmitzten Lächeln.
Natürlich konnte er dem Thorinier nicht in die tieferen Geheimnisse des Erzschmiedens einweisen, das war Geheimnis des Clans, aber die Grundlagen waren auf dem Festland schon beinahe soetwas wie Allgemeinwissen geworden, und der Schmied hier würde sie bei der Masse der Einwanderer aus Myrtana sowieso eher früher als später erlernen.
"Deal?"

[Die Paladine]

»Alle sind bereit«, sagte Oric schlicht, und Hagen nickte. In Reih und Glied standen die Soldaten auf dem Platz vor der Zitadelle, Speerträger und Schwertkämpfer mit ihren kleinen und großen Schilden, Bogenschützen, die schwere Infanterie und Kavallerie des Paladinordens und auch einige Novizen und Magier, die die Truppen unterstützen würden.
Und die Belagerungsgeräte. Die Handwerker hatten in den vergangenen Monaten gute Arbeit geleistet, seit der erste Angriff auf Burg Silbersee fehlgeschlagen war. Zwei Katapulte standen bereit, ein solider Rammbock mit eisernem Kopf und einige tragbare Schilde, die den Schützen und Magiern Deckung bieten sollten. Diesmal sollten nicht heimlich Tore geöffnet werden, diesmal sollte die Burg durch Sturm fallen.
Hagen machte sich keine Illusionen: Ohne Tote würde das auf keinen Fall ablaufen, aber er hatte alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um die Verluste so niedrig wie möglich zu halten. Das Ablenkungsmanöver direkt vor Setarrifs Toren hatte hoffentlich dafür gesorgt, dass die Burg am Silbersee nur schwach besetzt war, die zurückgebliebenen Soldaten schafften es hoffentlich, den Anschein einer Bedrohung an dieser Stelle noch länger aufrecht zu erhalten.
Und in der Zwischenzeit würde sich der Schlag gegen die Burg richten, würde die Schlinge um Ethorns Hals langsam zuziehen. Bei Innos, diese Mission hatte schon viel zu lang gedauert!
»Gebt den Befehl«, wandte der Lord sich an seine Untergebenen. »Wir marschieren ins Bluttal und beginnen die Belagerung. Für Innos!«

Kerdric

[Olrik]

Olrik saß auf einem Fass. Vor ihm war das dunkle Blau der See, hinter ihm die teils erleuchtete Hafenstadt seiner Feinde. Der Seewind blies um seine Nase. Genüsslich nahm der Söldner einen Schluck aus seinem Trinkschlauch, der prall gefüllt war mit khorinischem Pils. Oh, war dies ein Genuss! Seit Jahren hatte er es nicht mehr getrunken. Und es war genauso süffig wie damals. Hach, herrliche Passion!
Grinsend starrte er ins Meer, sah die sich brechenden Wellen. Es war kalt hier des Nachts, jedenfalls kälter als in Setarrif. Doch einem Khorinier machte dies nichts aus. Wie er so dasaß, reflektierte er die letzten Tage. Er hatte neue Informationen bezüglich Brutus. Der Schweinehund war momentan in Thorniara. Er hielt wohl eher im Tempelviertel Aufsicht. War ja klar, dass solche Kerle dieses Viertel bewachen. Doch da Olrik so oder so nicht viel mit dem Innostempel zu tun hatte, musste er da auch kaum hin. So konnte er auch kaum von Brutus erkannt werden.

Der Söldner stand auf und streckte sich. Er machte sich wieder auf Richtung Taverne. Am heutigen Tage hatte er wieder gearbeitet. Hatte den Milizen die Schwerter geschliffen. Für viel Gold, versteht sich. Ich hab sie etwas weniger scharf gemacht, als bei Kunden, die nicht ihre Waffen gegen mich richten würden, wenn sie mich erkannten. Und doch haben sie zusammen über zweihundert Münzen bezahlt. Diese Myrtaner haben einfach keinen Sinn für gute Waffen.
Als er sich auf einen Stuhl setzte und einen kleinen Teil sein neuverdienten Geldes ausgab für eine warme Mahlzeit, einem Rübeneintopf, fiel ihm auf, dass es eigentlich kaum etwas so gutes gab wie Essen. Die Liebe, das Leben, die Freiheit und so weiter, schön und gut, aber an sich ist kaum etwas so perfekt wie Essen. Es gibt tausende Genüsse, hunderte einzelne Geschmäcker, die sicherlich noch niemals jemand geschmeckt hat. Hach, was gäbe ich dafür immer gutes Essen zu haben.

[James Beyler]

Wochen waren ins Land gezogen und vieles schien im stetigen Wandel zu sein. Einerseits war der Winter nun vollends eingebrochen. Zwar schneite es noch nicht wirklich, aber die Temperaturen waren vor allem am Morgen und Abend sehr tief und ohne einen dicken Mantel oder andere angemessene Kleidung, fror man sich beinahe zu Tode. Auch war das Militär der Stadt stets auf den Beinen da sie kriegerische Handlungen gegen die Setarrifer ausübten.
Genauere diplomatische Hintergründe waren James zwar fremd, jedoch vertraute er wie schon immer, auf die geschickten Hände und gescheiten Köpfe der Krieger und Magier der Stadt . Ausserdem hatte er nun ganz andere Dinge im Kopf! Wie es Smith ihm damals an einem gemeinsamen Abend versprochen hatte, setzte er und sein Vater sich für Ihn, bei den Magiern ein. Nach einigen Gesprächen mit diversen Magiern und Bürokraten wurde James als würdig anerkannt Ihnen beizutreten.
Die Familie Smith musste für James einen Betrag von eintausend Gold entlegen, quasi eine Aufnahmegebühr. Auch wurde ein Schaf verlangt. Dies war eine Aufgabe die James letzte Woche auf sich genommen hatte.
Er sollte sich mit dem Bauer vor der Stadt treffen und dann, das Schaf ins Tempelviertel bringen. Das Vieh war aber so dermassen bockig, dass es einen anderen Weg bestimmte und James so, durch die halbe Stadt zerrte.
Gegen Abend jedoch schaffte er es doch, mit Mühe und Not, das Schaf abzuliefern.

Somit war alles erledigt was es zu erledigen gab, und die Türe stand offen bei den Magiern in die Lehre zu gehen. Heute war der Tag der Tage. Der Tag an dem er sich von den Smiths verabschiedete und sich für Ihre Hilfe bedankte. Der Tag an dem er seine sieben Sachen zusammenpackte um ins Tempelviertel zu ziehen. Man hatte ihm gesagt als Adlatus habe er viele Dinge zu tun.
Sei es die Korridore und Hallen des Tempels zu fegen. Kräuter oder Pilze für die Alchimisten zu sammeln oder in den Bibliotheken Bücher zu sortieren.
Er war quasi ein Mädchen für alles und konnte so seine Treue und seine Motivation unter Beweis stellen.

Und so marschierte der junge Barbier dessen Vater noch immer verschollen war durch die Kälte des frühen Mittags über die gepflasterten Strassen gen Tempelviertel um dort den Anfang seines neuen Weges zu Begehen.

[Silmacil]

Von leichter Ungeduld erfasst trommelte der nordmarer Hüne mit den Fingern auf den Tavernentisch. In den letzten Tagen war er keinen einzigen Schritt weiter gekommen auf seiner Suche, und selbst der Schmied welchen er aufgesucht hatte, war wegen einer "dringenden Angelegenheit" aus der Stadt verschwunden.
Silmacil seuftste leise, nach den enormen Fortschritten vor einigen tagen war er sich sicher gewesen, Ravenne inzwischen dicht auf der Spur zu sein, und sie bald zu finden, doch nun schien sie wieder hinter dem Horizont zu verschwinden, wie sie es schon damals in Setarif getan hatte...
Da die ganze Stadt ungewöhnlich angespannt schien, und selbst die vorher wenigstens ein wenig lockeren Stadtwachen auf einmal bierernst geworden waren, hatte der Hüne die Bastion nicht wieder betreten können, und war daher immer noch nicht dazu gekommen diese ominösen Verwalter der Stadt sprechen zu können. In der vagen Hoffnung, das Ravenne seinen Brief inzwischen bekommen haben würde, wartete der Hüne also jeden Tag zur Mittagszeit und manchmal sogar bis tief in den Abend im Schanksal der Taverne auf dem Marktplatz. Inzwischen hatte Silmacil sich hier ein Zimmer genommen, und verbrachte seine Freizeit damit, auf seinem Zimmer seinen Körper zu trainieren und fit zu halten. So wirklich viel konnte er hier nicht machen, aber Liegestütze, Kniebeugen und Ähnliches war beinahe überall durchzuführen.
Inzwischen ärgerte es den Hünen doch deutlich, dass er seine Waffen immer am Stadttor abgeben musste, wäre dies nicht der Fall, hätte er wenigstens ein wenig seine Schwertkunst aufpolieren können, vielleicht sogar in dieser netten kleinen Arena, welche sie hier in Thorinia zu haben schienen?
Grummelnd stieß der Hüne diese Gedanken beiseite, und winkte der Schankmaid.
Es hatte noch nie viel gebracht, sich über das "Was wäre wenn..." Gedanken zu machen...
Worüber er besser nachdenken sollte wäre, wie er das beste aus seiner momentanen Lage machen könnte.
Der Weg in die Bastion war ihm erstmal verwehrt, bis diese Knallköpfe von Wachen wieder ein wenig lockerer werden würden, und der Wirt hatte ganz offensichtlich auch noch nichts neues erfahren, was Sil weiterhelfen könnte. Blieben also nurnoch die anderen Bewohner der Stadt, welche eventuell Neuigkeiten haben könnten, welche ihm auf seiner Suche weiter zu helfen vermochten.
"Zwei Bier, das gute dunkle..."
bestellte der Hüne bei der Schankmaid, welche sich inzwischen bis zu seinem Tisch durchgearbeitet hatte. Ganz ordentlicher Betrieb herschte heute, fast als wollten die Leute des Nachts nicht mehr auf den Straßen unterwegs sein...
Silmacil gab ein ganz vernünftiges Trinkgeld, erhob sich, packte beim Thresen die beiden bestellten Humpen und sah sich im Schankraum um. Seinem Bauchgefühl folgend suchte er sich einen der Gäste aus, an dessem Tisch noch frei war, trat hinzu, und schob diesem das zweite Bier entgegen.
"Schaun wir mal, ob dieser Trick hier noch genausogut wirkt wie in Nordmar..."
überlegte der Riese mit einem leichten Lächeln, und begann das Gespräch.
"Moin, sach mal, kannst du mir vielleicht weiterhelfen? Ich bin da auf der Suche nach jemandenen..."

[Schattengreif]

Schattengreif blickte auf und verzog das Gesicht. Er stützte wortlos den Kopf auf die Hände und rieb sich mit der Rechten über die Schläfe, die unaufhörlich pochte. Seit Tagen schon plagten ihn diese Kopfschmerzen.
Wenn sie doch nur die einzigen geblieben wären, die ihn plagten.
"Helfen?", knurrte er unter einem Vorhang aus strähnigen Haaren hervor und lachte bellend. Vor ihm saß ein schwarzhaariger Riese mit wettergegerbtem Gesicht und fragendem Blick.
Schattengreifs Blick war düster, bis ihn ein weiterer, stechender Schmerz die Augen zusammenkneifen ließ. Grummelnd nahm er einen tiefen Schluck aus dem Bierkrug.
"Ach, was soll's.", murmelte er. "Bevor ich hier noch krepiere. Raus an die frische Luft, da reden wir. Sag an, wen du suchst."

[Silmacil]

Silmacil musste sich ein Lachen verkneifen, endlich mal jemand mit dem man sich in einem vernünftigen (rauen) Tonfall unterhalten konnte. Das ganze hochgestochene Gerede hier in der Stadt ging dem Nordmarer bisweilen ganz schön auf die Nerven.
Gemeinsam traten sie vor die Tür der Taverne und atmeten kurz die Nachtluft ein. Sie war kalt, das Versprechen von nahem Schnee lag schon eine Weile in der Luft, aber der Rauch von dutzenden Kaminen verhinderte, dass die Luft so klar und rein wurde wie er es von seiner Heimat in den Bergen gewohnt war.
"Ich binn auf der Suche nach einer stummen Goldschmiedin, Ravenne heißt sie."
erklährte der Hüne dem hageren Kerl der neben ihm stand.
"Sie ist vor ner ganzen Weile hierher nach Thorinia umgezogen, und wir haben uns aus den Augen verlohren. Nach dem was ich bis jetzt rausgefunden habe soll sie sich der königlichen Armee, eventuell sogar den Paladinen angeschlossen haben..."
Silmacil seuftste unmerklich, und nahm noch einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug.
Wirklich, diese Taverne hier schien die einzige in der verdammten Stadt zu sein, wo man anständig was trinken gehen konnte, er war ernsthaft positiv überrascht so einen Flecken in einer sonst so Flachländischen Stadt anzutreffen.
"Schonmal von ihr gehört? Is ein gutes Stück kleiner als ich..."
Sil ignorrierte das bellende ironische Auflachen seines Gegenüber,
"...hat dunkelblonde Haare und ist wie gesagt stumm. Schreibt das was sie sagen möchte meist auf ne Tafel die sie mit sich rumträgt, und ist ne verdammt gute Goldschmiedin."

[Schattengreif]

Schweigend nahm er einen weiteren, tiefen Schluck aus dem Bierkrug. Ravenne. Natürlich, die Beschreibung war unmissverständlich, er wusste, um wen es sich handelte. Die Frage war nur, sollte er das diesem Fremden sagen? Der Hochgewachsene war kein Mitglied der Wache, augenscheinlich nicht einmal Bürger der Stadt. Aus den Augen verloren konnte genauso gut entkommen heißen – oder einen anderen finsteren Hintergrund haben. Vielleicht wollte er sie bestehlen, wo sie doch anscheinend eine Goldschmiedin war?
Schattengreif wog sogar einige Augenblick ab, ob seine Informationen vielleicht dazu führen könnten, dass dieser Mann Ravenne finden und töten würde.
Bis er merkte, dass ihm das egal war.
Und dass ihn diese Erkenntnis viel weniger schockierte, als sie es vermutlich sollte.

"Ja, die ist hier in der Garde.", meinte er leise, ohne seine Überlegungen darzulegen. "Hab sie die letzte Zeit aber nicht in Thorniara gesehen. Doch es haben ja einige Einheiten die Stadt verlassen, nicht wahr? Und wer wieder zurückkommt, ist ungewiss..."
Schattengreif gab ein leises Lachen von sich, das in einem rasselnden Hustenanfall unterging.

[Silmacil]

Der Nordmarer traute seinen Ohren kaum, anscheinend hatte sein Glück ihn doch noch nicht verlassen, der hagere Kerl neben ihm behauptete Ravenne tatsächlich zu kennen!
Nun, dass sie tatsächlich der Garde beigetreten war mochte ein Grund zur Besorgnis sein, hatte der Hüne doch keine Ahnung, wie das aus ihrer Sicht ihre weitere Beziehung beeinflussen würde, aber Silmacil hatte bereits einige Tage Zeit gehabt sich mit diesem Gedanken anzufreunden also kam es nicht wirklich als ein Schock. Vielmehr war es der erste wirklich handfeste Hinweis, dass er auf der richtigen Spur war.
Und wenn sie momentan mit einem Teil der Garde die Stadt verlassen hatte erklährte dies auch, warum er sie bisher nicht hatte aufspüren können, und warum sie ihm nicht über den Weg gelaufen war.
Silmacil versuchte sich ein wenig innerlich zu beruhigen, und nicht mit tausend Fragen herraus zu platzen, die man eventuell missverstehen könnte.
"Hmm... hast du ne Ahnung, wo man sie finden könnte, sobald sie wieder in der Stadt ist?"
fragte er seine neue Bekanntschaft, wohlweißlich die eigendliche Frage "Weißt du wo sie wohnt" umschreibend, anstatt sie direkt zu stellen.
"Bin jetzt schon ne ganze Weile auf der Suche nach ihr, und hab noch nicht wirklich viel herraus gefunden...
Wenn sie dir das nächste Mal über den Weg läuft, richte ihr bitte aus, dass ich - Silmacil - nach ihr suche, vielleicht treffen wir uns dann eher."
Silmacil sah sich den dunkelharigen Mann ihm gegenüber an, und versuchte dessen Motive einzuschätzen, er wirkte nicht auf den Hünen, als würde er diese Nachricht einfach so weitergeben, sondern eher als würde er sie in dem Moment wieder vergessen, wo der Hüne um die nächste Ecke verschwunden war.
"Wenn... ich von Ravenne zugetragen bekomme, dass du derjenige warst der ihr die Nachricht überbracht hat... dann wäre da ne ganz anständige Belohnung für dich drinn."
eröffnete der Nordmarer daher ein Angebot, von dem er vermutete, dass es viel eher die Aufmerksamkeit dieses Kerls erregen würde als eine einfache Bitte und ein Freibier.

[Schattengreif]

Schattengreif legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend, dieses Mal verschont von irgendwelchen Hustenanfällen.
"Kriege ich auch eine Belobigung und ein Empfehlungsschreiben für deinen Anführer?", fragte er kalt. "Vielleicht steigt ja auch mein Ruf in der Stadt und alle sehen, dass ich mehr Erfahrung gesammelt habe. Oder du lässt mich einfach auswählen zwischen etwas Gold, ein paar Heiltränken und einem magischen Ring, der meine Lebenskräfte erhöht."
Schattengreif schnaubte und senkte die Stimme. "Ich bin kein namenloser Neuling, der Auftragszettel von irgendwelchen Anschlagtafeln reißt, der verzweifelt zehn Waffenbündel sucht, fünf Scavenger tötet oder auch nur einen Botengang macht. Damit kommst du leider fünf Jahre zu spät.
Also hör zu, Silmacil. Sollte ich Ravenne irgendwann begegnen, werde ich, wenn mir danach ist, deinen Namen fallen lassen. Wenn mir nicht danach ist, werde ich es lassen. Versprochene Belohnungen von dahergelaufenen Fremden werden mich dabei kaum beeinflussen. Ich hoffe, das nimmst du mir nicht übel. Und wenn doch..."
Schattengreif lächelte, tippte sich an die Stirn und schritt davon.

Vor seinem inneren Auge sah er einen Balken, dessen Markierung sich mit einem leichten Ruck nach rechts verschob. 'Gesinnung', stand über dem Balken geschrieben.
Nun ja. Sein Kopf hatte heute schon den ganzen Tag nur Ärger gemacht.

[Silmacil]

Der Nordmarer stand einen Moment mit offenem Mund da, konnte kaum glauben, was ihm gerade in dieser spießigen Stadt wiederfahren war, doch als der Fremde aus seiner Sicht verschwand konnte Silmacil sich nicht länger zusammenreißen. Lauthals lachend hielt sich der Nordmarer den Bauch, und verschüttete dabei aus Versehen einen guten Teil des übrig gebliebenen Bieres.
Mit Tränen in den Augen sah er zu der Stelle, wo der freche junge Mann verschwunden war, und war heilfroh, endlich jemanden in dieser verdammten Stadt gefunden zu haben, der seine Meinung frei herraus sagte. Endlich jemand, der nicht wie alle anderen um den heißen Brei herrumquatschte, um bloß niemanden zu verärgern. Immernoch kichernd trank der Hüne in einem tiefen Zug den Rest seines Bieres aus, verschluckte sich dabei, und hielt sich die schmerzende Seite.
DAS hatte er mal wieder gebraucht.

In deutlich besserer Laune als noch eine Stunde zuvor schlenderte der Nordmarer die Straße in Richtung Stadttor hinunter. Es wurde höchste Zeit, die Sache wieder ein wenig energischer Anzugehen, und nicht die gesammte Zeit wie auf Zehenspitzen um alle Bewohner dieses Kaffs herrum zu schleichen.
Mal sehen, ob diese Knallköpfe von Wachen ihn nicht dieses Mal doch durchlassen würden, wenn er sie nur "freundlich" genug bitten würde, es wurde wirklich langsam Zeit, dass er diesen Verwalter der Stadt treffen, und mit ihm ein zwei Wörtchen zu wechseln.
Immernoch lächelnd schritt der Hüne auf das Tor der Bastion zu, und klopfte energisch an.
Eine verschlafen aussehende, grimmige Wache öffnete die Tür, und noch bevor sie ihr übliches "Was gibts?"
ganz zuende gesprochen hatte, hatte Silmacil einen seiner Füße in die Tür gestellt, der Wache einen durchdringenden Blick zu geworfen, und sich schon halb an ihm vorbei gedrängt.
"Wo befindet sich momentan der Verwalter der Stadt?"
verlangte der Hüne zu wissen, und baute sich selbstbewusst vor der Wache auf, seine Größe und seine grimmige Erscheinung bewusst ausnutzend.
"Oben, aber..."
begann die Wache, aber Sil ließ sie nicht ausreden.
"Gut, ich habe ihn in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen, also tretet beiseite."
forderte er die verstörte Wache auf, darauf bauend, dass diese dem Befehlston instinktiv gehorchen, und viel zu verschlafen und überrumpelt sein würde um länger darüber nachzudenken, ob Sil ihm nun etwas zu sagen hätte oder nicht. "Frechheit siegt..." dachte sich der Nordmarer, als er von der völlig verdatterten Wache durchgelassen wurde, und auf die Treppe am anderen Ende des Innenhofes zutrat.
"Ich hoffe nur, das die Verwirrung anhält, bis ich das gebäude wieder verlassen habe..."
Innerlich nahm Sil sich vor, mit dem Verwalter selbst etwas sanfter umzuspringen, um diesen nicht zu verschrecken.