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Gegen Mittag des nächsten Tages, gewannen die Verteidiger endlich die Oberhand, die Männer des Barons wurden aus der Stadt gefegt. Unter lautem Rufen, schreien und Schwerter rasseln, stürmten die Verteidiger ihnen hinterher und waren nun die Angreifer. Wir gewinnen, wir gewinnen, bei Innos, sie sind geschlagen!, dachte Grimward. Feuerte noch einen weiteren Pfeil hinter den Feinden her und traf einen desorientierten Soldaten, doch er setzte den Feinden nicht nach. Sein verstauchter Fuß ließ es schlicht nicht zu. Er schätze die Lage eh als ungefährlich für die Stadt ein, er hatte kein interesse daran weiter Menschen zu töten. Stattdessen humpelte er zu der Hütte in der er Rammius gelassen hatte, doch der Soldat und ehemalige Gefährte war nicht mehr da. Dann wird es ihm wohl besser gehen, dachte Grimward erleichtert und stolperte nach Hause. Dort angekommen setzte er sich auf einen Sessel, rauchte ein wenig an der Wasserpfeife und trank Wein, ein wohliges Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihm aus. Mein Gott ich lebe noch, das hab ich ja fast nicht verdient gehabt, dachte Grimward freudig. Im Anschluss an das Glässchen Wein, briet er sich etwas Scavenger und verspeiste das Fleisch genüsslich.
Alle Geschmäcker Farben und Gerüche kamen ihm wunderbar vor, nachdem er Tage lang nur Verderben Verwesung und Blut gesehen hatte. Nach einer halben Stunde machte sich jedoch sein schlechtes Gewissen bemerkbar. Da sind immernoch genug Kameraden, die an meiner Seiten kämpften und nun verletzt im Bett liegen. Wenn ich einen retten kann, darf ich nciht weiter hier herumsitezn und Däumchen drehen. beschloss Grimward, erhob sich mühevoll und wollte hinaus. Doch jetzt wo das Adrenalin sich aus seinem Köprer zurückzog, fiel ihm jeder Schritt noch schwerer, denn er hatte veil zu wenig geschlafen in letzer Zeit. Trotzdem machte er sich auf zur Kaserne um Neregal bei der Verpfelgung der Verwundeten zu helfen. Dort angekommen, stellte er fest, dass Rammius auch dort nicht zu finden war.Es muss ihm schon einiges besser gehen überlegte Grimward, froh darüber. Doch ansonsten gab es wenig erfreuliches zu berichten, das Lazaret quoll beinahe über vor Verwundeten, Grimward und Neregal hatten mehr als genug mit denen zu tun die da waren. Es waren sehr viele dabei, für die es kaum oder keine Hoffnung gab und Grimward erkannte abermals die bittere Ironie die in dieser Belagerung lag. Eigentlich sollten alle Gardler GEMEINSAM gegen die Bedrohung kämpfen, doch gegen Bedrohung von innen waren sie kaum gewappnet, vielleicht würde es wieder passieren....
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Tarnum und einige Männer sind einem Trupp von den feindlichen Soldaten gefolgt. Die Truppe hatte den Auftrag die geflohenen Angreifer zu finden und zur Strecke zu bringen. Tarnum war fast der Rang niedrigste, sonst waren die meisten Soldaten entweder schon im Oberhaupt der Miliz oder dienten sogar schon den Paladinen als Ritter. Mitten im Unterholz verschwanden die gejagten. "Los Ausschwärmen, wir müssen sie im Namen Innos wieder finden." Tarnum und zwei Milizsoldaten sollten in die rechte Richtung ausschwärmen, eine andere Gruppe von Milizsoldaten in die linke und der Ritter mit zwei Waffenknechten und einem Rekruten weiter geradeaus. Die Gruppe in der Tarnum sich befand schleichte mehr als zu schwärmen. Der junge Waffenknecht blickte sich genau um, damit sie nicht in einen Hinterhalt gerieten. Außerdem war er der einzige mit wenig Kampferfahrung. Der junge Waffenknecht entfernte sich ein paar Meter von der Gruppe. Plötzlich sah Tarnum zwei der feindlichen Truppen hinter einem Baum sitzend. Der junge Waffenknecht wank seine Kameraden zu sich und zeigte ihnen die feindliche Truppe. Alle drei Milizen schlichen sich langsam an die Angreifer heran. "Jetzt", schrie ein Milizsoldat und die Gruppe rannte auf die Feinde zu. Tarnum trat einen zu Boden. Sein Gegner sah genau so unerfahren mit einem Schwert aus wie er. "Der perfekte Gegner", dachte sich Tarnum als er seinen Gegner vor den Augen hatte. Der junge Waffenknecht ließ ihn aufstehen, um mit ihm ein Duell zu starten, denn nichts ist hinterhältiger als einen Mann der auf dem Boden liegt zu töten. Beide sahen sich mit Furcht und Hass in den Augen an. keiner von beiden wusste ob er jetzt einen Angriff starten solle oder besser wartet bis der andere Angreift. tarnum entschied sich dann schließlich das er die erste Bewegung setzt. Er versuchte erst ihn mit der achtförmigen Bewegung in die irre zu führen, doch das hatte nicht funktioniert. Sein Gegner setzte einen Stich an, aber Tarnum konnte noch rechtzeitig zur Seite springen. Tarnum's Kameraden waren immer noch mit dem anderen Beschäftigt der anscheinend es schaffte zwei Mann gleichzeitig zu bekämpfen. Tarnum's Gegner wollte gerade zu einem Frontal schlag ansetzten, als ihn von hinten jemand Ohnmächtig schlug. Es war der Ritter mit seiner Gruppe. Der andere Feind wurde an einem Baum gebunden und von dem Ritter befragt, wo die restlichen Flüchtlinge sind.
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Es war fast vorbei. Nach all der Zeit, nach all dem Blut, was geflossen war, nach all dem Leid, was die Bewohner der sonst so friedlichen Stadt erlitten hatten und nach all den Toten, die es bei den Kämpfen gegeben hatte, hatten Medin und DraconiZ den Baron gefunden und davon abgehalten Selbstmord zu begehen. So leicht sollte er es nicht haben. Er würde für das, was er getan hatte noch lange büßen und sich nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen. Nein er würde vor den Stadthalter geführt werden, der dann über sein Schicksal entscheiden würde. So packte der Waffenschmied den gehassten Feind am Kragen und zog ihn hoch. Dieser aber war von dem Sturz immer noch bewusstlos, so dass er ihn nicht so einfach transportieren konnte. Also lies der Schleichlehrer sich von Medin helfen. Dieser hob den schweren Körper des Barons auf den Rücken des Schleichlehrers. DraconiZ ächzte ob der Last, doch dann spannte er sich und nickte seinem Kameraden, mit dem er schon einiges durch gestanden hatte, zu. Dieser nickte ebenfalls. ,, Ich werde hinter dir laufen und dir den Rücken freihalten. Falls der Verräter an Innos aufwacht, werde ich dafür sorgen, dass er keinen weiteren Schaden anrichtet“. Der Milizsoldat nickte daraufhin dankbar und so lief er langsam Richtung Zeltausgang. Nun spürte er die Erschöpfung erst wirklich stark. Jetzt wo der Kampfrausch von ihm abgefallen war. Sein Körper war total geschunden von den letzten Tagen und doch fühlte er sich richtig gut und befreit. Befreit von der Ungerechtigkeit.
Als die beiden Gardisten, samt Baron, das Zelt verließen bot sich ihnen aber immer noch das Bild eines Kampfes. Doch keines wirklich gefährlichen. Die tapferen Soldaten des Königs waren damit beschäftigt die restlichen Krieger des Barons zu besiegen und gefangen zu nehmen. DraconiZ war sicher, dass sie dies auch schaffen würden und so ging er mit Medin unauffällig Richtung Wald. Selbst wenn die Kämpfer, die dem Baron dienten, gewollt hätten, hätten sie ihren Anführer nicht mehr retten können, denn die Stadtwachen waren so dermaßen in der Überzahl und so entschlossen, dass sie nicht entkommen konnten. Innos hatte sie zum Siege geführt. Während sie langsam durch den matschigen Wald liefen sprach der Schmied still ein Gebet zu Innos und dankte jenem, dass sie es geschafft hatten. Er war davon überzeugt, dass sie es nur mit der Hilfe des Feuergottes geschafft hatten. Der Gott der Gerechtigkeit hatte seine Soldaten nicht im Stich gelassen und auch die, die gefallen waren, würden Frieden finden. Da war DraconiZ sicher.
Nach einer Weile des stillen Laufens erhob der Schmied dann doch das Wort: ,, Endlich haben wir es geschafft. Innos hat und geholfen“. Medin guckte ihn eine Weile teilnahmslos an und grinste dann. ,, Ja wir haben es endlich hinter und gebracht. Auch wenn wir noch nicht ganz in der Stadt sind, bin ich sicher, dass uns nichts mehr passieren wird“. So kam das Gespräch zwischen den beiden Gardisten langsam wieder ins Rollen, wobei Medin den Baron niemals aus den Augen lies. Er hatte dem Ritter einfach zu viel Leid gebracht. ,, Soll ich dich beim tragen ablösen?“, fragte der Ritter schließlich nach einer Weile des Gespräches beiläufig. DraconiZ konnte eine Entspannung vom Tragen gut gebrauchen, aber er lehnte dennoch ab. Sein Stolz war selbst in dieser Situation zu groß. ,, Nein nein. Das schaff’ ich schon“. Medin guckte fast beleidigt drein, sagte aber nichts darüber sondern setzte das Gespräch normal weiter.
Als sie das zerstörte Tor zur Stadt passierten, fiel dann endgültig alle Anspannung von den Beiden ab. Medin gab drei Stadtwachen ein Zeichen, woraufhin sie angesprintet kamen. ,, Kommt her und helft tragen“. Die drei nickten nur und so übergab DraconiZ den Dreien den Baron, der immer noch bewusstlos war. Er musste ganz schön was abbekommen haben. Doch das interessierte den Schmied nicht. Dieser fand es eher erstaunlich, dass ein einziger Mann so viel Pein verursachen konnte. ,, Ich werde nach Vatras gehen um meine Wunden zu versorgen“, meinte der Schmied, als Medin schon Richtung Kaserne loslaufen wollte. Der Ritter musterte den Milizsoldat noch einmal und nickte dann. ,, Ist wohl besser so. Ich gebe dir bescheid, wenn die Gerichtsverhandlung läuft“. Die beiden nickten sich noch einmal zum Abschied zu und gingen dann in unterschiedliche Richtungen davon.
Nun, da er keine Aufgabe mehr hatte, war es, als würde alle Kraft, die er über sein Limit benutzt hatte, plötzlich von ihm weggenommen und er fühlte sich schwach. Fast wie ein alter Mann schlurfte er durch die Straßen, die sich langsam wieder zu füllen begannen. Die Leute guckten alle vorsichtig in alle Richtungen, die hier herumliefen und doch war es wieder irgendwie normal. Endlich endete die Stille in der Stadt, die brutal herbeigeführt worden war und in diesem Moment begann die Sonne wieder zu scheinen. DraconiZ grinste trotz all seiner Erschöpfung und schleppte sich weiter Richtung des Tempels von Vatras. Sie würden viel Arbeit in die Stadt stecken müssen. Aber mit so vielen Händen die helfen konnten, stellte das kein unlösbares Problem dar.
Nach wirklich langer Zeit, wie es DraconiZ vorkam kam er dann schließlich bei dem Priester Adanos’ an. ,, Vater Vatras“, murmelte der Milizsoldat noch als er vor dem in blau gekleideten Mann auf die Knie fiel. Der Magier schaute ihn erschrocken an, doch der Schmied grinste nur. Es war vorbei das war alles was zählte. Einen Augenblick später fiel er der Länge nach hin und seine Augen schlossen sich. Er hatte seinem Körper einfach zu fiel abverlangt und nun forderte dieser sein Recht ein. Doch bei Vatras hatte er auch keine Bedenken. Er würde sich schon um ihn kümmern. Bald umfing nur noch Dunkelheit seine Gedanken und er begab sich in die Traumwelt, von der er auch manchmal Tagsüber fantasierte. Eine Welt voller Frieden und Vertrauen, ohne Krieg und Tote.
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Jegliches Zeitgefühl verloren, nicht wissend, ob er diese Schlacht überleben würde, kämpfte SirUli sich weiter voran, nur durch Glück, Zufall, oder Innos Hilfe, schon mehrmals knapp dem Tode entronnen. Was es auch war, er wurde in dieser schweren Stunde, in dem nun entscheidendem Gefecht gegen die Truppen des Barons, irgendwie behütet, wie anders war es zu erklären, das er immer noch lebte. Es war wie der Kampf gegen Windmühlen gewesen, war ein Gegner besiegt, da tauchte schon der Nächste auf, kein Raumgewinn, die Anzahl der Feinde schien nicht weniger zu werden. Unverdrossen hatte der Lehrmeister weiterhin nach Möglichkeiten gesucht, seine Fähigkeiten sinnvoll zu nutzen und so effektiv wie möglich zu kämpfen. Lange Duelle wurden vermieden, er hätte sie nicht mehr durchgestanden, zu sehr schon entkräftet von den Kämpfen auf der Mauer, einzig und allein der Wunsch nach Vergeltung, für dieses Blutbad, das die feindlichen Truppen angerichtet hatten, gab ihm die Kraft weiterzumachen. Es schien kein Ende zu nehmen, der Feind übermächtig..., doch plötzlich wendete sich das Blatt, ein Trupp Ritter griff in das Kampfgeschehen ein, die erhoffte..., die entscheidende Verstärkung. Die einfachen Soldaten der feindlichen Truppe, hatten diesen guten, gepanzerten Kämpfern nichts entgegen zu setzten, schnell lichteten sich die Reihen, einer nach dem andern wurde gnadenlos zur Strecke gebracht. Schon bald erfolgte der Befehl zum Rückzug, die Truppen des Barons zerschlagen..., sie zerstreuten sich in alle Richtungen, jeder versuchte wohl nur noch sein Leben zu retten.
Von einem auf den anderen Moment war das Gebiet in dem Mann gegen Mann erbittert gekämpft hatten, wie leer gefegt, SirUli hatte noch nicht begriffen, das der große Kampf nun wirklich vorbei sei. Erschöpft ließ er sich auf die Knie fallen und sah sich um, aus der Stadt kamen immer mehr Gardisten, sammelten sich zu kleinen Einheiten und verschwanden kurz darauf in den Wäldern. Aus der Ferne rasselnde Klingen..., Schreie..., Befehle, die nicht zu verstehen waren, nur langsam dämmerte es dem Waffenknecht, das eine Jagd auf Menschen begonnen hatte, nun galt es Gefangene zu machen, die später zur Verantwortung gezogen werden könnten. Mühsam erhob sich SirUli, er war des Kämpfens müde, doch er wollte auch bei dieser Aufgabe seine Pflicht erfüllen, ein letztes Mal sich selbst überwinden, dann..., dann endlich würde dieser Albtraum ein Ende haben. Diese Vorstellung verlieh ihm noch einmal die Kraft die er brauchte, der Gedanke daran einen dieser Dreckskerle hinter Schloß und Riegel zu bringen, war das was ihn nochmals antrieb. Dem nächsten Trupp der sich gesammelt hatte schloß sich der Lehrmeister an, die Sinne geschärft, auf einen möglichen Hinterhalt vorbereitet, bewegte sich die Gruppe immer tiefer in den Wald. Es dauerte nicht lange, bis sie etwas verdächtiges bemerkten, fast zeitgleich wurden die Schwerter gezückt und alle waren zum Kampf bereit. „Legt die Waffen und ergebt euch..., oder ihr seid des Todes“ rief der Gruppenführer, Stille..., Zeit zu überlegen..., drei Schwerter landeten in der Nähe des Suchtrupps. Knackendes Geäst..., mit erhoben Händen kamen langsam und bedächtig drei jämmerlich aussehende Gestalten aus dem Unterholz hervor. Es waren Angehörige der Miliz, angsterfüllte Blicke machten ihre Runde..., nicht fähig auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen..., „fesselt sie“, völlig ohne Gegenwehr ließen die Männer es geschehen. „Ihr Zwei“ er zeigte dabei auf SirUli und einen anderen Soldaten, „ihr schafft die Deserteure in die Stadt“, „mir Vergnügen“ antwortete der Waffenknecht, er gab jedem Gefangenen einen kräftigen Schubs, damit sie sich in Bewegung setzten. Auf dem Weg zur Stadt konnte er nicht der Versuchung wiederstehen, den Männern immer wieder mit seinem Schwert in die Rippen zu pieken, damit sie schneller liefen. Keine besonders große Genugtuung, aber er hatte seine Freude daran, in der Kaserne wurden die Überläufer sofort von anderen Soldaten gebührend empfangen und in die Zellen geworfen. SirUli atmete auf, das abliefern der Gefangenen, für ihn das Zeichen, das es vorbei war, er setzte sich auf eine Bank und war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Vor sich hinstarrend flogen Hunderte von Bildern an ihm vorbei..., die Erlebnisse der letzten Tage..., würde er sie jemals vergessen können...
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Die Tage über Khorinis verstrichen und die Menschen gingen ihrer Beschäftigung nach, vor dem Hafen holte gerade ein junger Fischer die Netze ein und hiefte sie in seinen morschen Kutter, während eine fahrende Händlerin gerade ihre Waren aufbaute um sie danach lautstark anzupreißen, nur bei Hamus blieb es still, kein Kunde - kein Auftrag. Aber lange würde Hamus' Gespartes nicht mehr reichen und seinen Lohn an der Kaserne abzuholen schien für ihn ausgeschlossen. So blieb Hamus leider nichts anderes übrig als abzuwarten und darauf zu hoffen, das man irgendwo in Khorinis seine fleißigen Hände benötigen würde.
Aber nur herum zusitzen und abzuwarten war ihm zuwenig. Und da er sich von Tabakwaren und Alkohol jeglicher Art abgesagt hatte, blieb ihm nichts anderes übrig als sich einen anderen Zeitvertreib zu suchen. Da kam ihm der Holzvorrat der seit einiger Zeit in der Ecke wartete gerade recht. Einen neuen Tisch, eine Kommode oder ein Schrank, irgendetwas würde sich schon daraus zimmern lassen und so fing Hamus an zu arbeiten und besinnte sich den kompletten Nachmittag durch nur auf seine Arbeit. Lange hatte er keinen Hobel und keine Säge mehr in den Händen gehalten und nach den ersten paar Zügen lief es wieder fast wie früher von der Hand...
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Ein erleichtertes Ausatmen entkam dem Statthalter, als er, sein Schwert bedächtig zurück in die Scheide führend, langsam durch das Stadttor schritt. Der Aufruhr war vorüber; gleichwohl die Belagerung. Doch führte das Ende der Kämpfe nicht das Ende der Arbeit mit sich. Teile der Stadt waren ausgebrannt, das Tor war zerstört und nicht auszudenken, wie viele Männer gefallen waren. Nicht nur auf der Feindesseite. Ebenso die nicht übergelaufenen Soldaten waren dezimiert wurden. Dieser Baron hat die Garde und die Paladine viele Verluste gekostet.
Ärger durchflutete seinen Körper für einen Moment und am liebsten wäre Ferox in die Zelle des Rädelsführers unter der Kaserne gelaufen, um ihn sogleich gen Beliars Reich zu entsenden. Doch er beherrschte und besann sich auf die Tugenden seiner Götter. Adanos Wille war es sicherlich nicht, diesen Mann niederzustrecken. Wenn er hätte sterben sollen, würde er bereits nicht mehr unter den Lebenden weilen. Man sollte die Vorsehung nicht durch menschlichen Willen verändern. Unbewaffnete Menschen zu töten weilte nicht unter den Taten tugendhafter Streiter. Den Kodex würde Ferox nicht beschmutzen.
„Hey.“, rief er und legte seine Hand auf die Schulter eines vorbeigehenden Soldaten der Miliz. „Beschaffe Schmied und Zimmermann um Tor und Zugbrücke zu reparieren. Die Stadt ist angeschlagen und verwundbar. Ein Steinmetz sollte sich vielleicht der Mauer besehen.“ „Zu Befehl, Herr Statthalter!“, salutierte der Mann kurz und ging eiligen Schrittes Richtung Kaserne, um alles Weitere zu koordinieren. Die Häuser der Bewohner würden wohl einige Tage warten müssen, bevor es möglich war, sie wieder herzurichten. Dem Streiter sagte diese Aussicht gänzlich nicht zu. Er musste den Menschen wenigstens Hilfe aus der Schatzkammer der Stadt zukommen lassen. Die Miliz wird letztlich dabei helfen, es auszutragen. Oder sollten alle, die etwas benötigten im Rathaus auftreten?
Ferox war sich noch nicht sicher darüber, als ihm schon etwas Anderes im Kopf umherirrte: Zwei Milizsoldaten hatten es sich verdient, den Ritterschlag zu erhalten. Und Uncle… ja, ihm sollte ebenso ein höherer Rang zugesprochen werden.
Und Sheyra!, drängte sich eine tadelnde Stimme in seinen Kopf, die schon sehr lange geschwiegen hatte.
Ja, Sheyra natürlich auch. Sie hatte gute Dienste geleistet. Allein durch sie wurde die Stadt gewarnt. - Schnellen Schrittes begab sich Ferox in Richtung der Oberstadt und des Rathauses, um Lord Hagen seine Vorschläge zu unterbreiten.
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Mit glasigem Blick sah Wenda aus dem Fenster ihrer Praxis, die sie kurzerhand wieder eröffnet hatte, als die ersten im Kampf verwundeten eintrafen.
Eigentlich hatte sie sich selber aktiv beteiligen wollen, aber ihre Berufung als Barbierin war einfach wichtiger. Im Anbetracht des nicht abreißen wollenden Stroms von Verletzten konnte sie gar nicht anders als ihr Dunkelschwert gleich wieder einzustecken und Verbände zu organisieren.
Seit dieser Entscheidung konnte sie sich an nicht viel mehr als immer neue Verletzte, an dessen Gesichter sie sich kaum erinnern konnte, Pfeilschäfte, die es herauszuziehen, gebrochene Knochen, die es zu schienen, und Wunden, die es zu verbinden galt.
Nun kehrte langsam wieder Ruhe ein.
Erschöpft wischte Wenda sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihre Hand zitterte.
Hatte sie überhaupt geschlafen in den vergangenen drei Tagen? Sie wollte gar nicht darüber nachdenken.
Leicht schwankend sah sie sich in der Heilstube im - das reine Chaos.
Wie es wohl in den oberen Stockwerken aussah?
Erschöpft blickte sie zur hölzernen Treppe, die nach oben führte, und hob eine Braue.
Da hoch? Sicher nicht. Lieber gönne ich mir etwas frische Luft.
Schwerfällig Richtete sie sich auf und hob die Arme, um sich zu dehnen, was ihre Wirbelsäule mit einem mehrfachen Krachen quittierte.
Erleichtert stapfte die Milizin durch den Raum zu Tür und griff nebenbei nach ihrem Dunkelschwert, das die irgendwann abgelegt und an einen Haken gehängt hatte, weil es beim Behandeln der Verletzen einfach zu sperrig war.
Zwar war das, was sie als letztes von ihren Patienten gehört hatte, dass die Truppen des Barons zurückgetrieben worden waren, aber man konnte ja nie wissen.
Ihr Schwert wieder umgürtend verließ die Barbierin also das Haus.
Tief durchatmend machte sie sich auf den Weg Richtung Kaserne - und merkte, wie ihre Lebensgeister langsam wiederkehrten, während der kalte Wind den Schweiß auf ihrer Stirn trocknete.
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Die Leichen auf den Straßen wurden von den Bürgern Khorinis weggebracht um sie schließlich später zu beerdigen. Viele Frauen weinten und trauerten um ihre Bekannten, Ehemänner, Söhne oder Verwandten. Die Angriffe des Barons haben tiefe Narben in der Stadt hinterlassen. Bürger versuchten das Tor zu reparieren oder die Flammen die noch auf den einzelnen Häusern brannten zu löschen. Die Verletzten wurden weggetragen und so schnell wie möglich versorgt. Tarnum hatte am gesamten Körper Schnittwunden und musste so schnell wie möglich zu einem Barbier. Der junge Waffenknecht kam in den laden eines Barbier's und merkte schon schnell das der Laden überfüllt war. Der Wundenheiler musste drei Patienten auf einmal versorgen. Viele andere standen da und jammerten über ihre Wunden. Tarnum wurde es zu voll und ging lieber um sich einen anderen Barbier zu suchen. Das Leid der menschen konnte man förmlich sehen. Niemand, auch die nicht verletzt waren, sahen so aus als bekämen sie gleich einen nerven Zusammenbruch. Der junge Waffenknecht wusste jetzt warum es sich lohnte für die Garde zu kämpfen. Er wollte gerade in die Oberstadt als ihn ein Gedanke wie ein Blitz Burchbohrte, "Meine Schmiede." Tarnum rannte zurück um nach seiner Goldschmiede zu sehen. Die Schmiede stand zu Tarnum's Glück immer noch so wie sie vor den Angriffen stand. Weiter ging der junge Waffenknecht nicht um nach einen Barbier zu suchen. Er legte sich lieber ins Bett und schliefe als jetzt noch weiter nach einem Heiler zu suchen. Aber leider bemerkte er, dass es notwendig war die Schnittwunden heilen zu lassen. Er schlenderte durch die ganze Stadt bis er schließlich eine junge Milizsoldatin sah, die so aussah als würde sie die Heilkunst beherrschen. Sie trug Verbände am Gürtel und war auchnoch bei der Garde. Tarnum sprach sie gleich auf seine Wunden an...
Geändert von Tarnum (09.04.2006 um 20:49 Uhr)
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Francis hatte diesen Aufruhr unverletzt überstanden, lediglich eine kleine Schnittwunde am Arm hatte er abbekommen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass er durch seine Kampftechnik so manchem Gegner überlegen war.
Doch seelisch wurden starke Narben hinterlassen. Er hatte mit ansehen müssen, wie eine fliehende Bürgerin von hinten mit einem Schwert quasi abgeschlachtet wurde. Den Übeltäter hatte der junge Waffenknecht mit voller Wut dann schnell zu Strecke gebracht. Überall auf den Straßen lagen noch Leichen der Feinde, aber auch der Bürger. Die überlebenden trugen die Leichen bereits weg, doch manche starrten nur mit glasigem Blick durch die Gegend, weil sie das Geschehene noch gar nicht fassen konnten. Francis war froh, dass er nicht viele Freunde in der Stadt hatte, dann wäre es schlimmer gewesen, alle sterben zu sehen.
Langsam schritt der Gardler durch die Gassen von Khorinis. Einige Häuser brannten noch, andere waren fast völlig zerstört. Wie konnte so etwas nur passieren. Und viel hatte Francis vor der Schlacht auch nicht mitbekommen. Er wusste nichts von einem Baron, weil er die Wochen zuvor in der Wildnis herumgewandert war. Deshalb kam dieser Angriff auch recht überraschend für ihn. Plötzlich sah er, wie sich ein am Boden liegender Bürger noch bewegte. Schnellen Schrittes rannte der Waffenknecht zu diesem und half ihm auf. Doch der Mann konnte nicht von alleine stehen, sein Bein blutete stark.
Also musste Francis ihn stützen und zu einem Barbier bringen. Die waren allerdings sehr überfüllt. Er suchte und suchte weiter nach Ärzten. Schließlich fand er hinter einem Haus einen alten Greis, der gerade eine Frau behandelte.
"Entschuldigen Sie?"
"Ja, was ist?"
"Ich habe hier jemanden, dem auch geholfen werden muss."
"Tut mir leid, ich bin beschäftigt!"
"Das ist ein Befehl!"
"Ist ja gut, junger Mann, legen sie den Armen da vorne auf den Tisch."
"Geht doch."
Nachdem Francis dies getan hatte entfernte er sich von den Leuten und machte sich auf den Weg zur Kaserne. Er fragte sich, wie es da wohl aussah.
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Sie war erst wenige Schritte gegangen, als sie wieder von einem humpelnden Milizen angesprochen wurde, der um Behandlung bat. Tatsächlich war seine Lederrüstung an mehreren Stellen durchschlagen und er blutete stark aus seinen Wunden.
"Natürlich werde ich dir helfen. Meine Heilstube ist gleich um die Ecke, komm. Kannst du gehen?" Sie bot ihm ihren Arm an, den der Milize aber ignorierte.
Männer.
Scheinbar waren seine Schmerzen beim Laufen aber auch nicht übermäßig - seine Knochen schienen also heil zu sein.
Die Heilstube war nicht weit - einen Moment später bat Wenda den Soldaten hinein.
"Wie heißt du?", frage sie ihn, während sie ihre Utensilien heranholte.
"Tarnum."
"Gut, Tarnum - dann zeig mal, was du hast. An Wunden meine ich."
Gehorchend begann Tarnum seine Rüstung abzulegen, um diverse leichtere und tiefere Schnittwunden freizulegen.
"Da hast du aber Glück gehabt.", meinte die Barbierin, während sie die Verletzungen inspizierte. "Alles nur Fleischwunden."
Sie schaute ihn an. "Innos hat seine Hand über dich gehalten. Ich habe schon jede Menge schlimme Verletzungen in diesen Tagen gesehen - du dolltest dankbar sein."
Sie tränkte einen weichen Lappen mit einem Kamille-Alkohol.
"Das könnte jetzt wehtun..."
Tarnum sog scharf den Atem ein, als Wenda eine Schnittwunde nach der anderen desinfizierte. Der schmerzlindernde Sud aus Weidenrindenextrakt war schon lange aufgebraucht, genau wie der Mohnsamenbrei.
Rasch hatte die Barbierin ihn bandagiert - mehrere feste Verbände zierten nun seinen Körper.
"Das wars schon. Die Blutungen sind gestillt und Entzündungen sollten nicht auftreten. Wenn doch, komm auf jeden Fall wieder."
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Stille, bemerkenswerte Stille, herrschte nun in der Stadt, doch von Friede konnte man nicht sprechen. Die Brandpfeilschützen des Barons, der inzwischen abgeführt worden war, hatten verherende Schäden hinter der Mauer angerichtet. Ganz zu schweigen davon, das dutzende Leichen herumlagen. Es stank furchtbar nach Verwesung und der Sieg schmeckte nicht süß sondern schal und wiederlich. Zumal der Sieg über die eigenen Leute eher eine besonders bittere Niederlage war. Gegen Abend verabschiedete Grimward sich aus der Kaserne, denn er konnte die Verwundeten einfach nicht mehr sehen. Bei Innos, ich hoffe ich muss beim nächsten Tropfen Blut den ich sehe nicht kotzen dachte Grimward und taumelte völlig übernächtigt aus der Kaserne. Neregal klopfte ihm zum Abschied auf die Schulter und flüsterte:"Tapferer Kerl biste, hau dich mal hin"
Genau das hatte Grimward auch vor, völlig erschöpft wanderte er durch die zerstörten und heilen Teile von Khorinis, ohne die Umgebung noch richtig wahrnehmen zu können. Die Dunkelheit, machte ihm gar nichts aus, denn er sah ohnehin nicht viel mehr als ein blinder Mensch. Er ließ sich einfach treiben und stand nach, so kam es ihm vor, einer Ewigkeit vor seinem Haus.
Fast überrascht, öffnete Grimward die Tür und trat ein er ließ sich in einen Sessel fallen und döste ein. Grimward lief die Stadtmauer entlang wie ein gehetztes Tier, die Soldaten verfolgten ihn. Sie schwangen die Schwerter und brüllten erbost und sie kamen immer näher. Die Müdigkeit kroch in Grimwards Körper doch die Mauer war endlos lang. Immer wieder duckt er sich, denn pfeile hagelten nun auf ihn herab. Dann lagen plötzlich Leichen da, eine junge Frau, Bardasch, ein Soldat, noch einer, dann Rammius und der Rekrut der seinen Fuß gerettet hatte. Grimward sprang über sie und versuchte seinen Verfolgern zu entgehen. Doch noch im Sprung traf ihn eines der Geschosse und er fiel, doch er schlug nicht auf. Er fiel einfach immer weiter, in einen tiefen schwarzen Schlund und litt Schmerzen, denn plötzlich ragten dutzende Pfeile aus seiner Brust heraus. Er fiel immer tiefer und tiefer und schrie. Sich im Flug windend blickte er nach oben udn blickte ihn die lachenden Gesichter seiner Mörder. Sie waren meilenweit weg und doch konnte er sie beinahe berühren. Dann konnte er den Anblick nicht mehr ertragen und schloss die Augen. Eine Sekunde später schlug er auf dem Boden auf, doch er war nicht tot, er lag inmitten der Leichen über die er gesprungen war. Die Schmerzen in seiner Brust verschlimmerten sich weiter er bekam keine Luft. Ein Mann mit einer dunklen Maske kam, doch dann entüllte er sein Gesicht, es war Neregal. Neregal trug eine Fackel und zündete den Haufen Leichen, auf dem Grimward lag an und begann diabolisch zu lachen.
"NEIIIN", brüllte Grimward und saß kerzengrade im Sessel, er blickte sich gehetzt um und erkannte sein eigenes Haus. Was wie, ach ich.... oh man.. ich war echt zu lange auf der Mauer, erkannte Grimward, lehnte sich in den Sessel zurück. Er jetzt bemerkte er das er schweißnass war und kleidete sich um. Danach ging er in die Küche und tranke einen großen Schluck Wein, der seine Gedanken ein wenig ordnete. Er briet sich etwas zu essen, setzte sich und speiste. Nachdem er fertig gesgessen hatte setzte er sich auf den Boden und rauchte etwas an seiner Pfeife. Zum Glück ist Bardasch nicht hier, ich hab zwar keine Ahnung wo er ist, aber bestimmt gehts ihm da besser. Sone Schlacht wäre sicher nichts für ihn, dachte Grimward. Er ließ noch ein wenig Zeit verstreichen, um sich zu sammeln und ging dann zu Bett. Er hoffte inständig, dass die Träume nicht zurückkehrten. Dann musste er ungewollt lachen, nur dreijährige Mädchen fürchten sich vor ihren Träumen. Das ist doch allesbloß Fantasie überlegte Grimward. Kein dreijähriges Mädchen hat sich je einer Belagerung gestellt, oder dutzende Menschen erschossen. meldete sich eine Stimme in seinem Kopf. Doch Grimward hatte keine Lust mit sich selbst zu streiten und verdrängte seine Gedanken kurz darauf schlief er ein.
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Schwungvoll warf Sheyra das nasse Haar nach hinten und griff nach einem Tuch, um sich abzutrocknen. Zwischen ihren Stiefeln suchten sich Schmutz und Anspannung der Schlacht als dreckiges Rinnsal ihren Weg durch die Rillen der Pflastersteine.
Drecksbaron. All diese Verwüstung, all dieses Leid nur wegen einem einzelnen Verrückten. Ein Paradebeispiel für die fatalen Folgen fehlplatzierter Macht. Wer auch immer diesen Mann zum Baron gekürt hatte, konnte nicht alle Tassen im Schrank haben.
Sie war gerade dabei, sich die Haare trockenzureiben, als ein Soldat der Miliz neben sie trat.
„Wir haben die verbleibenden Verletzten vom Schlachtfeld geborgen und zu Heilern gebracht. Wie Ihr es befohlen habt.“
„Danke“, antwortete Sheyra ohne aufzublicken, „Gute Arbeit. Ruht Euch nun ebenfalls etwas aus. Ihr habt es Euch verdient.“
„Mhm, joa, dem werde ich vielleicht nachkommen.“
Sheyra erschrak so sehr, dass sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.
„Win'Dar!“, rief sie zornig und schlug mit dem Handtuch nach ihm.
„Scheißkerl! Irgendwann bring ich dich dafür noch um...“
„Na, na, na!“, meinte Win'Dar fröhlich grinsend, „Wer wird denn da gleich so ungehalten?“
Sheyra funkelte ihn böse an.
„Du machst mich langsam echt verrückt. Sag mir jetzt nicht, dass du schon die ganze Zeit über in dieser Uniform steckst!“
„Och, eine Weile“, sagte Win'Dar achselzuckend, „Warum?“
„Weil ich mir Sorgen gemacht habe, verdammt nochmal!“
Götter. Stellte er sich nur so dumm, oder war er tatsächlich so blind?
„Ständig hatte ich Angst, dir könnte etwas zustoßen. Du warst mitten im Getümmel – unter den Feinden!“
Ein Lachen zurückhaltend, hob Win'Dar abwehrend die Hände.
„Da überschätzt du mich aber. Das Kämpfen überlasse ich so blutlüsternen Verrückten wir dir.“
Seine Augen versprühten Spott und Belustigung. Sheyra hatte gute Lust, ihm das Tuch um den Hals zu schlingen, um ihn zu erwürgen.
„Manchmal bist du so ein Arschloch“, sagte sie leise.
Er trat auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter.
„He, tut mir leid. Ich konnte dir nicht Bescheid sagen, weil sonst meine Tarnung gefährdet worden wäre. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass ich zu keiner Zeit in Gefahr war.“
Sie striff seine Hand ab.
„Oh, und das macht es ja so viel besser, nicht wahr?“
Er wich zurück, getroffen von ihrer harten Reaktion. Irgendwie tat es ihr schon wieder leid, doch dachte sie nicht daran, sich zu entschuldigen.
„Toll, dass dir deine... „Tarnung“ so viel wichtiger ist als alles andere.“
Der Spott verschwand aus Win'Dars Blick wie vorbeiziehende Wolken. Seine Augen wurden dunkel und ernst.
„Ich melde mich bei dir, sobald du dich etwas abgeregt hast. Tu mir nur einen Gefallen und erwähne Ferox gegenüber nicht, dass ich noch am Leben bin. Es ist Wenda zu verdanken, dass die Pläne des Barons vereitelt wurden. Ihr gebührt der Ruhm.“
Mit diesen Worten verschwand er im Dunkel der angrenzenden Gasse. Sheyra starrte ihm einen Moment lang hinterher. Dann ließ sie sich mit hängenden Schultern auf die Reste einer eingestürzten Mauer sinken.
„Scheiße“, flüsterte sie und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Täuschte sie sich, oder glitzerten dort tatsächlich Tränen?
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Wenda starrte an die Decke über dem Bett. Es war zwar stockdunkel, aber sie hielt die Augen offen. Mit geschlossenen Augen ließ es sich schlechter denken.
Die Milizin lag hatte sich in dem Zimmer schlafen gelegt, das einst Trilo bewohnt hatte. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, sondern erschöpft wie sie war aus dem Bauch heraus dieses Bett als ihren Schlafplatz gewählt.
Fast sofort hatte sie die Entscheidung bereut - dann wieder nicht.
Die Laken, wenn auch scheinbar lange unbenutzt, hatten noch immer Trilos Geruch inne. In dem dunklen Zimmer hatte sie sich augenblicklich schmerzlich in jene glückliche Zeit zurückversetzt gefühlt, in der sie hier noch glücklich mit ihrem Geliebten Tage und Nächte verbracht hatte. Sie hatte das Gefühl gehabt, jeden Moment Trilos Atem zu hören und seinen starken Arm um sich spüren zu können. Abwechselnd hatten wohlige Schauer der Erinnerung sie überkommen und Wellen der Sehnsucht sie geschüttelt.
Das Kissen, auf dem sonst ihr Geliebter geruht hatte, war tränennass, als sie endlich der Schlaf übermannte.
Mitten in der Nacht war sie nun wieder aufgewacht. Zu sehr hatte das geschehene sie aufgewühlt, als das sie jetzt hätte ruhig schlafen können.
Immer wieder gingen ihr die Bilder der teils grausam verletzten und verstümmelten Kämpfer durch den Kopf, die sie in den letzten Tagen behandelt hatte und von denen sie mehrere nicht hatte retten können.
Auch für sie weinte sie und betete um ihrer Seelen Friede.
Aber auch Win'Dar machte ihr Sorgen. Was war ihm zugestoßen?
In die Stadt hatte er es geschafft, denn seine Nachricht über die Botentruppe war angekommen. Aber danach? Hatte er sich in seiner Garderüstung den Kämpfen angeschlossen? War er verletzt worden?
Wer kannte ihn hier schon? Wen konnte sie nach seinem Verbleib befragen?
Und was war mit Ice?
War auch er in die Kampfhandlungen geraten? Hatte er Sondaten angegriffen oder war selber verletzt worden oder von einem tödlichen Pfeil getroffen?
Auch Perttu hatte Wenda lange nicht gesehen. Aber einem Raben würde wohl nicht so schnell etwas zustoßen.
Und immer wieder kehrten ihre rastlosen Gedanken zurück zu Trilo.
Hatte er diese Welt für immer verlassen?
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Er schlug die Augen auf. Um ihn herum war es warm. Einige Sonnenstrahlen suchten den Weg durch die Tür hinein in die Lagerhalle. Einige Vögel zwitscherten zwischen den Ästen und das Rauschen des Meeres drang an seine Ohren. Nur Kampfgeschrei, das gab es nicht zu hören an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen. In seiner Kehle brannte es wie Feuer. Seit Tagen hatte er nichts mehr getrunken. Vorsichtig, mit schmerzenden Gliedern löste er die lederne Flasche, die stets an seinem Gürtel baumelte. Mit einem zugekniffenen Auge sah er hinein, ein kleiner Rest Wasser befand sich tatsächlich noch darin. Mit gierigen Schlücken trank er, dann drehte er den Verschluss wieder zu.
Inorel streckte sich, wobei ein stechender Schmerz durch seine Arme und Beine zuckte. Er hatte wohl etwas zu lange hier gelegen, zwischen... ja, was war das eigentlich? Ein Blick in die Kisten, die rings um ihn gelagert waren, zeigte dem Soldaten, dass es sich hier nur um Alltagsgegenstände handelte - Rasiermesser, Teller, Kerzenhalter und ähnliche Dinge...
Moment mal... kein Kampgeschrei?!? Hatte er das eben richtig gehört? Er lauschte noch einmal angestrengt, doch noch immer klang kein Laut eines Kampfes an sein Ohr. Mit seinem messerscharfen Verstand folgerte der Schmied daraus, dass die Schlacht ein Ende gefunden hatte - und das ohne seine Beteiligung. Ja, hätten die denn nicht warten können, bis er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war? "Unhöfliches Pack", stieß er zwischen den Zähnen hervor, dann folgte noch größtenteils unverständliche Worte, die mit dem Satz "Nicht mal warten können die." beendet wurden. Egal, er musste erst einmal herausfinden, was in der Stadt so vor sich ging. Dann würde er ins obere Viertel marschieren und dem Baron zu seinem glorreichen Sieg über die Paladine gratulieren und ihm anschließend mit den freudig erregten Massen da draußen vor dem Rathaus zujubeln. Gesagt getan, der Waffenknecht machte sich auf den Weg. Wenigstens wollte er das, doch schon nach wenigen Schritten zögerte er. Was wäre, wenn nicht der Baron, sondern die Stadtwache die Überhand behalten hätten? Das war zwar höchst unwahrscheinlich, doch wenn dieser 'schlimmster aller Fälle', wie er es nannte, eingetreten sein sollte, so war es sicher besser, wenn der Deserteur sein äußeres Veränderte. Konnte ja gut sein, dass er nochmal dem Typ in die Arme lief, der ihm auf der Mauer zu der blutenden Nase verholfen hatte. Dann würde dem Gang zum Rathaus wohl unweigerlich der Gang zum Kerker folgen, doch darauf verspürte er keine besondere Lust.
So schnappte er sich kurzerhand ein Rasiermesser aus der nächstgelegenen Kiste, dann ging er hinaus. Vor dem Eingang des mehrstöckigen Lagerhauses musste er stehen bleiben und einige Male blinzeln, bis sich seine Augen an das grelle Licht der Sonne gewöhnt hatten. Dann warf er einige Blicke zu den Seiten. Da wo sonst immer die letzten Betrunkenen aus der Kneipe geworfen wurden, da wo sonst immer die allabendliche Reise zur roten Laterne stattgefunden hatte, da wo sonst immer die Mägde versucht hatten, einen möglichst frischen Fisch zu ergattern, da herrschte nun gähnende Leere. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend ging Inorel an der Kaimauer entlang, bis er die Anlegestelle der Fischerboote erreicht hatte. Hier, wo man auf einer Höhe mit dem Meer stand, zu einer Seite die Kaimauer und all die kleinen Fischerboote, zur anderen die See, lies er sich fallen. Mit Hilfe des Rasiermessers und seines Spiegelbildes, das auf dem Wasser zu sehen war, verschwand allmählich der Bart, der ihm im Laufe der letzten Tage gewachsen war. Mit den Handflächen schöpfte er Wasser aus dem scheinbar unendlichen Meer, eine Wäsche hätte sein Gesicht ohnehin seit einiger Zeit vertragen können. So wurde nun allmählich das Blut, das ihm aus der Nase geronnen war abgewaschen. Und auch das Oberteil seiner Ledernen Rüstung hatte etwas mehr Sauberkeit dringend nötig. So entledigte er sich des schützenden
Lederpanzers, auf dem sich eine besonders hartnäckige Kruste aus Matsch, den Überresten diverser Insekten und Blut von dutzenden verschiedenen Leuten gebildet hatte. Es würde wohl einige Zeit in Anspruch nehmen, das alles wieder hinzubekommen. Doch je länger er sich mühte, desto besser würde das Ergebnis ausfallen... Hoffentlich.
Es vergingen einige Minuten, in denen nun wirklich nichts geschah, was irgendwie erwähnenswert gewesen wäre: Nichts. Doch das änderte sich schlagartig, als sich eine schwere Hand auf Inorels Schulter legte. Da stand ein Waffenknecht, in voller Rüstung vor ihm. Doch statt ihn in den Kerker oder zu Atharic von Hohengräben zu schleifen, begrüßte er ihn freundlich und gut gelaunt: "Guten Morgen Inorel! Haben uns ja länger nicht mehr gesehen, was?" Der Angesprochene brauchte einen Moment, um zu verstehen, wer da vor ihm stand. "Sag mal, erkennst du mich nicht mehr?", rief sein Gegenüber, scheinbar entrüstet. "Ich bin's, Uli. Du hast mir letztens 'ne Waffe geschmiedet." Seine Hand griff nach dem Griff einer prachtvollen Waffe, die locker an seiner Seite baumelte. Inorel nickte. So ein Meisterstück konnte schließlich nur von ihm stammen. "Ja, jetzt kommt's wieder...", antwortete Inorel. "Aber wie ist es dir ergangen?", fragte der Soldat sein Gegenüber. "Und vor allem, wie ist ....es.... ausgegangen?" "Wie, das weißt du nicht?", lautete die Gegenfrage seines ungläubigen Gegenübers. "Naja... ich war die Tage nicht ganz bei Sinnen", erklärte Inorel mit einem entwaffnenden Lächeln. "Nun, dann lass mich mal erklären. Aber meinst du nicht, wir sollten mal in die Kaserne gehen.. Da erklärt es sich um einiges besser, als im Meer.", meinte Uli mit einem Blick auf Inorels Füße, die durch das ansteigende Wasser bereits von kleineren Wellen umspielt wurden. Der Schmied nickte nur, dann machten sie sich auf den Weg. "Aber nun lass dich nicht weiter aufhalten. Schiess los" , forderte Inorel seinen Begleiter auf. "Hm, in Ordnung. An was kannst du dich denn zuletzt erinnern?" Inorel suchte fieberhaft in seinem Gedächtnis nach dem letzten entscheidenden Augenblick, an der er sich erinnern konnte. Da tauchte eine große Schlacht in seinen Gedanken auf, bei der der Baron fast alle seine Leute gegen die Stadt geschickt hatte. Entsprechend antwortete Inorel auch auf, während die beiden an der Schiffswert vorbeigingen. "Ah, dann weiß ich ungefähr, was du meinst. Nun, es wird dich sicherlich freuen, zu hören, dass die Paladine einen glorreichen Sieg davongetragen haben." Verdammt, Inorel biss sich auf die Lippe. Wie konnte das nur passieren? Man hätte die Stadt mit Mann und Maus stürmen können, es sogar müssen. Und nun waren sie kläglich gescheitert? Na da konnte ja was auf ihn zukommen... "He, was schaust denn so verbissen?", wollte Uli wissen, dem Inorels gar nicht erfreuter Gesichtsausdruck wohl nicht verborgen geblieben war. Ach es ist nur... nichts.. Aber bitte, erzähl doch weiter." "Nun gut. Also, diese Schlacht war wohl die längste, die Khorinis seit langer Zeit erlebt hat. Nachdem wir dann einen Tag und eine Nacht ununterbrochen die Leute von diesem aufgeblasenen Baron dingsda zurückgehalten haben, sind die plötzlich mit einem Rammbock angerückt. Wir haben alles versucht, den noch vorher zu zerstören, aber es hat nichts genutzt." Ulis Gesichtsfarbe veränderte sich mit dem fortschreiten seiner Erzählung von der normalen Blässe zu einem hellen rot. "Schließlich haben die sogar das Tor zerstört und sind in die Stadt hereingekommen... wie... wie..." Er zögerte, während er nach einem passenden Vergleich suchte. "Aha", unterbracht Inorel die Pause. Den Zusatz 'na, das hört sich doch alles ganz erfreulich an' sparte er sich besser. "Und was ist dann passiert?" "Naja, mit Innos Hilfe haben wir diese Kerle zurückgedrängt. Später am Tag konnten wir dann sogar einen Gegenangriff starten. Alle die dem Baron geholfen haben, sind nun entweder tod oder sitzen hinter Schloss und Riegel. Sogar den Baron haben wir erwischt. Sein Zelt wurde gestürmt, kurz bevor er versuchte, sich das Leben zu nehmen." Es war deutlich hörbar, wie der Stolz in seiner Stimme mitschwang. "Aber nun sag schon, wie ist es dir ergangen?" "Ich.. äh, nun, ich war auf der Mauer, ziemlich genau über dem Stadttor. Naja, am Ende hat mich so ein Kerl niedergestreckt und ich wurde bewusstlos." Inzwischen hatten sie die Kaserne erreicht. Die Stadt sah in der Tat ziemlich mitgenommen aus. Mehrere Häser entlang der Stadtmauer waren ausgebrannt, ein großes Loch klaffte da, wo einmal das Stadttor gestanden hatte. Überall standen kleine Gruppen von Soldaten oder Bürgern herum, die über das geschehene sprachen, versuchten zu helfen oder die Helfer angafften. "Vielleicht sollte ich meine Kampfkunst mal etwas verbessern. Ja, das sollte ich vermutlich wirklich. Mal sehen, wann ich jemanden treffe, der mir da was beibringen kann..." "Brauchst du nicht. So jemand steht genau neben dir.", erwiderte Uli. "Wir können praktisch sofort anfangen. Doch zuerst solltest du dir jemanden suchen, der dich wieder zusammenflickt. Deine Nase sieht ziemlich mitgenommen aus. Ich warte solange auf dich." Da hatte Uli recht. Kurz darauf eilte eine Figur herbei, deren Kleidung bereits mit dem Blut anderer Verwundeter getränkt war und kümmerte sich um den Waffenknechten. "Verglichen mit den anderen hier seid ihr noch relativ gut dabei weggekommen", versicherte der Barbier, während er das Gesicht des Waffenknechten behandelte. "Und nun solltet ihr euch ausruhen", riet er Inorel zum Schluss. "Ihr seht ziemlich mitgenommen aus..."
Das war er in der Tat. So verabredete er sich mit Uli für den frühen Abend und legte sich in ein freies Bett im Schlafsaal der Kaserne. Gleich darauf wurde er von der Müdigkeit überwältigt.
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Gerade erst hatte Murielle bei der Schneiderin Anáwiel ihre neue Frühjahrsgarderobe bestellt. Sie wollte ihr 140 Goldstücke dafür berechnen; das war zwar ein durchaus fairer Preis für eine Maßanfertigung, aber trotzdem war die junge Frau nicht reich zu nennen - wenn sie die Kleidung bezahlt hätte, wäre fast die Hälfte ihres mühsam ergaunerten Goldes dahin. Sie würde also in nächster Zeit wieder ein paar Taschen leeren müssen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Schade nur, daß Calintz so plötzlich verschwunden war, denn gemeinsam mit ihm hatte sich die "Arbeit" als recht einfach erwiesen, zumal es ihr doch meistens gelungen war, den Großteil der Beute für sich zu beanspruchen, ohne daß er sich beklagte. Und die Nächte, die sie mit ihm in einem Bett verbracht hatte, waren auch äußerst "interessant" gewesen, was das betraf hatte sie sich wirklich nicht beklagen können. Es würde sich wohl doch als recht schwierig erweisen, einen angemessenen Ersatz für ihn zu finden, überlegte sie. Nun, wenn ihre Frühjahrskleidung erst einmal fertig war, würde sie wohl öfters ausgehen, vielleicht würde sich ja dann etwas Passendes ergeben.
Murielle war noch ein wenig über den Marktplatz geschlendert und hatte dort auch gleich ein paar Nahrungsmittel für den Abend und die nächsten paar Tage mitgehen lassen. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Markt, weshalb es keine Herausforderung darstellte, hier und dort unbemerkt ein paar kleinere Dinge, wie etwa Äpfel oder Käsestücke zu stehlen. Sogar etwas Schinken konnte die Diebin ergattern, Brot jedoch kaufte sie an einem der Stände, denn es war schon schwieriger, unbemerkt einen ganzen Laib Brot in der Tasche verschwinden zu lassen als ein kleines Äpfelchen und außerdem war so ein Brot nicht allzu teuer, das konnte sie geradeso noch verschmerzen.
Nachdem sie alles zusammen hatte, was sie für die nächsten paar Tage benötigen würde, machte sie sich auf den Weg zurück ins Hafenviertel, als sie jedoch in die düstere Gasse einbog, in der ihre Hütte stand, bemerkte sie, daß jemand ihr die ganze Zeit gefolgt sein mußte. Ihr war schon am Marktplatz eine zierliche junge Frau aufgefallen von der sie das Gefühl gehabt hatte, beobachtet zu werden und nun schien diese Dame ihr bis hierher gefolgt zu sein. Als an der Tür ihrer Hütte angelangt war, drehte Murielle sich ruckartig um und sah der erschrocken wirkenden jungen Frau mit giftiger Miene ins Gesicht. "Warum folgst du mir, dummes Ding?" zischte sie ihr Gegenüber an aber die andere blieb seltsam gelassen und ruhig. "Ich hab gesehen, daß du am Marktplatz ein paar Sachen hast mitgehen lassen." entgegnete die Fremde fast schon in amüsiertem Tonfall. Nein, das konnte nicht sein, sie war sich sicher gewesen, daß niemand etwas mitbekommen hatte von ihrem Diebstahl. "Was willst du? Mich der Miliz melden? Nur zu, mal sehen wem von uns sie Glauben schenken werden." sagte sie zwar, aber insgeheim hoffte sie doch, daß die Frau sie nicht verraten würde, denn das Gefängnis wollte sie nicht unbedingt von Innen sehen. "Beruhig dich mal wieder, ich habe dir einen Vorschlag zu machen, wenn du mich denn anhören willst. Wenn nicht..." Die fremde Frau lächelte nur und es war eindeutig, daß das eine Drohung gewesen war, Murielle zu verraten. Sie ließ nicht drohen, schon gar nicht von so einer dahergelaufenen kleinen .... wer war sie überhaupt, daß sie ein so loses Mundwerk hatte? Egal, sie würde wohl in den sauren Apfel beißen müssen und deshalb gab sie sich größte Mühe, ihr freundlichstes Lächeln aufzusetzen und bat die andere Frau in ihre Hütte zu kommen, damit sie sich ungestört unterhalten konnten.
Die beiden Frauen stellten sich einander vor, wobei Murielle darauf verzichtete, einen falschen Namen zu nennen, denn die Frau, die sich ihr als Saiya vorgestellt hatte, wußte nun ohnehin, wo sie wohnte. "Nun, Saiya, wenn du dann jetzt vielleicht die Güte hättest mir zu sagen, worum es hier eigentlich geht? Ich habe keine Lust, meine Zeit zu verschwenden und außerdem solltest du dir ganz genau überlegen, um was du mich bittest, denn ohne eine angemessene Entlohnung werde ich nicht einen Finger rühren."
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Langsam aber sicher kam Saiya mit dieser fremden Frau, die sich als Murielle vorstellte, ins Gespräch. Saiya drohte ihr mit amüsanter Mine, dass sie ihr Gewgenüber bei der Miliz von Khorinis verpfeifen würde, was bedeutet, dass sie lange Zeit im Knast sitzen würde, wenn sie nicht von irgendjemandem befreit werden würde, so wie Saiya. Sie würde jetzt wohl immernoch im Knast vor sich hinvegetieren, wenn nicht Xandros gekommen wäre und sie befreit hätte.
Murielle bat Saiya mit freundlicher Stimme in ihr Haus herein, doch die Initiandin erkannte gleich, dass dieses freundliche Getue nur gespielt war und wusste sofort, dass sie bei dieser Frau sehr vorsichtig sein musste.
"Nun, Saiya, wenn du dann jetzt vielleicht die Güte hättest mir zu sagen, worum es hier eigentlich geht? Ich habe keine Lust, meine Zeit zu verschwenden und außerdem solltest du dir ganz genau überlegen, um was du mich bittest, denn ohne eine angemessene Entlohnung werde ich nicht einen Finger rühren." fragte Murielle dann mit einer etwas zornigen Stimme, da sie sich nicht mehr in der Lage war, sich hinter dieser freundlichen Fassade zu verstecken.
Saiya antwortete anfangs nicht, sie musste erst ihre Gedanken ordnen und überlegen, wie sie Murielle ihr Anliegen am besten vortragen konnte.
"Ich habe dich am Marktplatz beobachtet, Murielle, wie du dir deine Lebensmittel gestohlen hast und ich muss sagen, dass du die beste Diebin bist, die ich je gesehen habe. So geschickt wie du die Sachen geklaut hast, niemand hat dich bemerkt, einfach faszinierend." log Saiya ihr Gegenüber an, da sie selber eine wohl genauso gute Diebin wie Murielle war, wenn nicht so gar noch besser, sie wusste es nicht. "Ich bin selber eine Diebin, doch noch lange nicht so eine Gute wie du, ich wäre froh, wenn ich auch so geschickt im Stehlen werde wie du. Aber das ist nebensächlich, nun zu meinem hauptsächlichen Anliegen. Ich plane etwas großes, einen großen Einbruch. Es ist zwar schwer, aber nicht unmöglich, und wenn wir es schaffen, sofern du mitmachst, wird es sehr lohnenswert werden. Ich kann dir leider noch nicht mehr verraten, aber wenn du mitmachen willst, werde ich dir alles sagen, was ich weiß. Wie siehts aus? Bist du dabei?"
"Das klingt ja alles sehr vielversprechend, Saiya, aber könnte es denn nicht sein, dass du mich nur reinlegen willst, und wenn wir den Einbruch getätigt haben, verpfeifst du mich bei Lord Andre? Dann bekommst du von dem auch noch einen Haufen Kopfgeld, hast ein schönes Leben, und ich darf im Gefängniss sitzen und da drin vor mich hinvegetieren."
"Ich kann dich verstehen, es klingt nicht gerade glaubhaft, aber du kannst mir sicher sein, ich werde dich nicht verpfeifen. Ich wurde selber schoneimal von den Stadtwachen gefangen genommen und in das Gefängniss gebracht und ich muss sagen, da will ich nie wieder hin. Aber leider kann ich dir nicht beweisen, dass ich dich nicht verpfeifen werde, du müsstest einzig und allein auf mein Wort vertrauen. Oder gäbe es irgendetwas, wie ich machen kann, dass du mir vertraust?"
"Nein, im Moment gäbe es nichts. Das ganze klingt ziemlich interessant. Erzähle mir mehr darüber, ich überlege immer mehr, ob ich daran teilnehmen soll."
"Das ist schön, es würde sich für uns Beide sehr lohnen, wenn wir den Einbruch zusammen tätigen würden. Also, es geht um folgendes. Ich habe geplant, in die Kaserne der Stadtgarde einzubrechen. Ich weiß, es klingt verrückt, es ist schwer, aber nicht unmöglich. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Vor einiger Zeit bin ich schonmal in der Kaserne eingebrochen, allein, und niemand hat mich dabei bemerkt, und wenn wir zu Zweit sind, sollte es noch leichter werden.
Ich habe tagelang die Wachen an der Kaserne beobachtet, mir ihre Patroullien eingeprägt, und wenn wir abends beziehungsweise nachts da einsteigen werden, kann so gut wie garnichts dabei passieren."
"Das klingt interessant, sehr interessant. Erzähle mir bitte mehr über die Wachen. Wo sind wie viele positioniert? Wie sehen denen ihre Patroullien aus?"
"Also, am Treppenaufgang zur Kaserne patroulliert immer eine Wache hin und her, an dieser vorbeizukommen ist kein Problem. Am Innenhof ist es aber schon ein größeres Problem. Dort stehen vor Lord Andres Gebäude immer zwei Wachen und haben alles im Blickfeld, wie wir an denen vorbeikommen, müssten wir uns erst noch überlegen. Ich habe mir gedacht, dass wir in die Waffenschmiede der Garde einbrechen. Dann kann sich jeder von uns Beiden mit einer ordentlichen Waffe ausstatten, und einiges an Gold sollte auch noch zufinden sein. Wenn wir dann alles haben, verschwinden wir aus der Kaserne und verstecken uns, oder aber wir verlassen gleich die Stadt. Wenn wir die Beute dann aufgeteilt haben, trennen sich unsere Wege, oder wir bleiben noch eine Weile gemeinsam, wer weiß, vielleicht bietet sich ja wieder eine Gelegenheit, leichtes Geld zu machen. Jetzt hab ich dir alles gesagt, was ich weiß. Also, was sagst du? Kann ich auf dich zählen?"
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Vin_Master schenkte sich das nächste Bier ein und formte gerade den Gedanken in seinem Kopf, die Stadt zu verlassen.Tagelang hatte er geholfen wo er konnte und nun war er der Meinung,dass die Stadt,die sich noch lange nicht von der Schlacht erholen würde,ihm sowieso nichts mehr bieten konnte.Das Haus seines Vaters war zerstört worden.Ein unbekannter Milizsoldat hatte ihn aus Haus gerettet und ihn zum Hafen gebracht sodass er nicht aml verwundet wurde.Er hatte Wasser geschleppt,Verwundete gestützt,Bretter und Steine getragen, ohne dass jemand auch nur ein kleinstes Wort des Dankes gesagt hatte.Mit etwas wankendem Schritt verließ er die Taverne und ging zur Hafenmauer, stieg einen kurzen Steg hinunter und hielt die Füße ins Wasser. Alles,was er jetzt noch besaß,war ein Amulett seiner Mutter,ein Schwert seines Vaters,das er einst von ihm geschenkt bekam,es aber nicht zu führen verstand und einige Goldstücke,die ihm eh nicht viel brachten,da nach der Schlacht die Preise in fast unerschwingliche Höhen gestiegen waren.Mit mürrischem Gesichtsausdruck verließ er das Hafenviertel und kurze Zeit später auch die Stadt.Hoffentlich würde er vor der Dämmerung noch die Taverne `Zur toten Harpie` erreichen, um sich dort ein Bett zu mieten.
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Nach nun schon 2 Wöchigem Aufenthalt in Khorinis wurde es Northon langweilig. Er wollte mehr also lief er ohne nachzudenken bei einem der Stadttore hinaus direkt auf einen Bauernhof zu, über einen Hügel hinauf zu einer merkwürdig geformten Stonehedge. Sie hatte einen Quaderförmigen Stein in der mitte auf dem komische Zeichen eingraviert waren, Zeichen die Northon nicht enziffern konnte. Er lief an dem Steinkreis vorbei un den Hügel wieder hinab bis er zu einer Wiese voll mit Grabsteinen war. Düsterer Nebel schwob über dem Boden und es wurde langsam finsterer. Etwas griff Northon auf die Schulter , er schrak auf und sah einem Mann direkt in die Augen. Es war der Bauer des nahegelegenen Bauernhofs.
'' Was machst du hier Junge, auf dem Friedhof is es gefährlich, Finstere Wesen treiben hier Nachts ihr unwesen, komm mit verschwinde von hier ...los'' sprach er und deutete mit dem Finger richtung hof
Northon fragte nicht lange nach und lief zusammen mit dem Bauern richtung Hof.
''Es tut mit leid ich wusste nicht...'' sprach Northon noch völlig fertig vom langen lauf
''n'Jung über nacht kannste in der Scheune schlafen, und komm nicht wieder auf blöde gedanken ...'' sprach der bauer und begab sich in den Hof
Northon drehte sich nochmal zum Wald um, nur der Mond schien auf die Bäume und plötzlich vernahm Northon lautes geschrei und Leuchten einiger Fakeln. Er wandte sich um und lief in die scheune wo ein warmes Bett auf ihn wartete ....
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Nach kurzer Pause wollte Stevo, der ja jetzt ein Rekrut war etwas lernen. Sein erster Gedanke war zu Lord Andre zu gehen und zu fragen, wo er etwas lernen konnte. Also machte sich Stevo auf den Weg zur Kaserne, die nicht weit weg war. Seine Strecke war leicht, die Hauptstraße entlang und dann am Bierstand vorbei und schon war er bei den großen Treppen vor der Kaserne. Er ging auf den großen Hof, auf dem wie immer Soldaten tranierten, anscheind waren doch die meisten Soldaten noch in der Stadt und kümmerten sich um die Versorgung der Verletzten. Stevo ging in den Raum, in dem Lord Andre war, Lord Andre stand vor einem Buchständer und las ein Buch.
"Entschuldigung"
Stevo wollte nicht aufdringlich erscheinen, deswegen sagte er nur "Entschuldigung", um auf die Antwort von Lord Andre zu warten.
"Ja, was wilst du Rekrut?"
Die Stimme von Andre war leicht gereizt, kein Wunder, vor kurzer Zeit wurde die Stadt angegriffen und ein paar Männer von Andre waren warscheinlich auch verletzt. Stevo überlegte jetzt genau, wie er zu dem Lord sprach.
"Sir, Lord, ich wollte fragen, wo man hier Einhandkampf lernen kann"
Lord Andres Miene wurde wieder klarer, anscheind freute er sich über motivierte Rekruten, während er mit seiner Hand, die durch seine Panzerrüstung geschützt wurde, auf einen Paladin zeigte, sagt er:
"Da hinten traniert Paladin Tomarus, er kann dir bestimmt weiterhelfen."
Schnell begab sich Stevo zu dem Paladin, der gerade mit seinem Schwert Übungen machte. Mit ein wenig Schüchternheit sprach Stevo den Paladin an:
"Guten Tag Paladin Tomarus, Lord Andre meinte, dass ihr mir Einhandkampf beibringen könntet"
Stevo blickte den gut geschützten Paladin an und wartete auf eine Antwort
Geändert von Stevo (10.04.2006 um 14:27 Uhr)
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Murielle hörte sich geduldig und ohne eine Miene zu verziehen an, was die andere Frau ihr da vorschlug. "Ich muss sagen, dass du die beste Diebin bist, die ich je gesehen habe." sagte Saiya dann. Das war eindeutig eine dreiste Lüge, auch wenn es ihr nicht recht anzumerken war, denn sie vermochte es ziemlich anscheinend gut, ihre wahren Gedanken hinter einem unschuldigen und naiven Lächeln zu verbergen. Trotzdem durchschaute Murielle sie, denn sie war sich darüber im Klaren, dass die andere Frau hier als Bittstellerin auftrat, war sich bewusst, dass diese mit ihren auffälligen und völlig übertriebenen Schmeicheleien versuchte sie für sich und ihre Sache zu gewinnen. Ausserdem konnte sie so gut nicht sein, wenn Saiya sie dabei hatte beobachten können, wie sie etwas gestohlen hatte...
Sie hörte der anderen Diebin weiterhin zu, aber ihr Interesse wurde erst so wirklich geweckt, als Saiya endlich enthüllte, was ihre Absicht war. In die Kaserne einzusteigen war sicherlich ein gefährliches Unterfangen, eine enorm risikoreiche Angelegenheit, aber dafür würde es dort bestimmt die ein oder anderen lohnenswerten Dinge zu stehlen geben. Trotzdem ,wenn jemand die beiden sehen würde, wären sie gezwungen aus der Stadt zu fliehen und das wollte Murielle eigentlich nicht. Hier hatte sie ihre Hütte, hier hatte sie einen herrlichen Marktplatz ganz in ihrer Nähe, so viele Händler, so viele Bürger und alle warteten nur darauf von ihr bestohlen zu werden. Es gefiel ihr hier seltsamerweise recht gut, stellte sie fest und der Gedanke daran, vorerst von hier fliehen zu müssen, behagte ihr überhaupt nicht, nein, sie konnte sich zwar besseres vorstellen als in dieser heruntergekommenen Holzhütte zu hausen, aber doch hatte sie hier so etwas wie ein Zuhause gefunden, wenigstens vorübergehend. Trotzdem, das Angebot der anderen Diebin war unbestritten lukrativ und sie selber hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, in die Kaserne einzusteigen. Zu zweit wäre das sicherlich noch ein klein wenig einfacher als alleine und außerdem hatte Saiya die Sache wohl schon länger geplant, denn sie kannte die Patrouillenwege und Zeiten der diensthabenden Wachen bis in die allerkleinsten Details.
Murielle wußte nicht so recht, was sie tun sollte, denn sie ging davon aus, dass Saiya lediglich leere Drohungen ausgestoßen hatte, denn immerhin gab sie ja selber zu, ebenfalls eine Diebin zu sein. Was also hinderte sie daran, dem Plan zuzustimmen und die andere Frau dann auflaufen zu lassen? Sie spielte die verschiedenen Möglichkeiten in Gedanken durch, die sich ihr nun eröffneten, aber sie beschloß dann doch, dass sie es darauf ankommen lassen würde, sie würde Saiya auf ihrer kleinen Diebestour begleiten, denn immerhin würde für sie wohl auch eine stattliche Beute bei der Sache herausspringen. "Nun gut, ich werde mich dir wohl anschliessen, aber erwarte ja nicht, dass ich nach deiner Pfeife tanzen werde, ich lass mir keine Befehle erteilen, schon gar nicht von dir. Wann genau soll es überhaupt losgehen? Und was wird meine Rolle bei der ganzen Sache sein? Und überleg dir gut, was du nun sagst, versuch ja nicht den Großteil der Arbeit auf mich abzuwälzen!"
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