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    Drachentöter Avatar von Tob94
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    Kapitel 20 – Reise auf die Oberfläche

    Als ich am nächsten Morgen ausgeschlafen erwachte, stand ich zusammen mit Xeline auf, um zu frühstücken. Wie üblich brauchte sie lange im Bad, während ich in dieser Zeit das Frühstück zubereitete. Ich wollte gerade mein Brötchen belegen, da klopfte es an der Tür. Es war Janus, welchem ich anbot, hier mit zu frühstücken. Er sagte nicht Nein und setzte sich an den Tisch. Nachdem wir alle ein paar Bissen verspeisten, sprach er:
    "Du warst doch gestern in den Totenländern, gelle?"
    "Ja."
    "Dann steht eine kleine Festlichkeit an."
    "Oh, warum denn das?"
    "Ist hier Sitte, jedesmal, wenn ein Schüler das erste Mal in den Totenländern war, folgt die Jagd."
    "Die Jagd?"
    "Jup, so heißt die Festlichkeit, wir gehen an die Oberfläche, jagen uns ein Tier, welches wir abends am Lagerfeuer rösten und in froher Runde verspeisen. Daneben zelten wir dort."
    "Klingt nett."
    "Finde ich auch. Und Xeline kommt mit, nicht?"
    "Natürlich, den Spaß lasse ich mir doch nicht entgehen!", antwortete sie ihm fröhlich.
    "Dann ist ja alles geritzt, Mick kommt auch mit."
    "Das ist gut.", sagte ich darauf.
    "Nun denn, lass uns fertig frühstücken, dann packen wir die Sachen und danach auf an die Oberfläche!"
    "Joa, da war ich schon lange nicht mehr."
    "Ich auch nicht, aber zum Jagen lohnt es sich immer wieder."
    Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, bei dem Gedanken, ein selbst gejagtes Wildschwein über dem Feuer zu braten und anschließend zu essen. Also frühstückten wir fertig, dann machte sich Janus auf, um seine Sachen zu packen. Er sagte, dass wir uns in der großen Kuppel treffen wollten. Da bald Wochenende war, war es kein Weltuntergang, wenn wir ein paar Tage Urlaub nahmen. Ich ging in meine Wohnung, holte meinen Rucksack und packte ein Zelt, eine Schlafdecke, ein paar Ersatzklamotten und einen scharfen Dolch ein, für den Fall. Nebenbei wollte ich auch die Gelegenheit nutzen, meine Mutter mal wieder zu besuchen. Xeline brauchte sicher am Längsten zum Packen, aber wir hatten ja genügend Zeit.
    Auf dem Weg zur großen Kuppel traf ich Janus und wir liefen gemeinsam vor. Janus hatte einen Jägerhut, einen Pfeilköcher mit billigen Pfeilen und einen sehr einfachen Bogen neben dem Rucksack dabei. Mit dem Jägerhut sah er ziemlich ulkig aus. Ich fragte ihn:
    "Ehm, brauchen wir wirklich einen Bogen?"
    "Ja, natürlich, mit Magie wäre die Jagd doch vollkommen witzlos! "
    "Kannst du denn damit schießen?"
    "Ach naja, wird schon klappen, mach' dir mal keinen Kopf!"
    "Ist aber eine lustige Sitte, diese Jagd."
    "Jup, aber macht immer wieder Spaß. Jagen ist übrigens auch der Sport Beliars, musst du wissen."
    "Echt?"
    "Ja, eines seiner Reiche ist auch das Reich der Jagd, die Jagdgründe. Ein riesiger Wald, wo man immer dafür sorgen muss, dass man der Jäger bleibt. Dort stellt sich immer die Frage: Bist du der Jäger oder die Beute?"
    "Und du warst schon dort, wie?"
    "Jau, war ein irrer Waldspaziergang, also da musstest du wirklich aufpassen, dass du nicht gefressen wirst. Die Sphäre der Jagd halt."
    "Hat die eine besondere Bedeutung?"
    "Natürlich, sie verkörpert die Jagd, ist ja logisch. Von dorther beschwörst du auch Tiere und die Jagd gehört eben zum Leben dazu."
    "Joa, kann ich nachvollziehen."
    "Also wenn du da mal hingehen solltest, dann pass gut auf. Den Jäger wirst du vielleicht nicht zu Gesicht bekommen, aber viele, viele andere hungrige Lebewesen."
    "Der Jäger?"
    "Einer von Beliars Söhnen, das Kind der Jagd, wird 'Der Jäger' genannt, da er der beste Jäger dieser Sphäre ist, logisch, ein Sohn Beliars, welcher die Jagd verkörpert kann ja nur der Beste unter den Jägern sein. Aber hören kann man ihn übrigens, direkt, wenn man die Sphäre betritt und verlässt."
    "Was hat er zu dir gesagt?"
    "Also, als ich reinkam, hat er gesprochen: 'Willkommen in meinen Jagdgründen, Sterblicher, bist du der Jäger oder die Beute? Finden wir es heraus!'"
    "Und zum Abschied?"
    "'Gehab dich wohl, sterblicher Jäger, möge dein Kopf der Letzte an der Wand der Trophäen sein.'"
    "Krass."
    "Jup, aber wie gesagt auch ziemlich gefährlich, hatte viele Kratzer und Wunden, als ich da rauskam."
    "Was hat dich dort alles angegriffen?"
    "Och, grob zusammengefasst gibt es dort fast nur Raubtiere mit Fell und Krallen, also solche Viecher. Wie gesagt, Beliars Kinder verkörpern immer nur etwas Spezielles, darum sind sie auch so extrem. Ihre Sphären sind eigentlich auch nicht für uns geschaffen, aber für die Drahtzieher Beliars stehen die Tore zu seinen Reichen immer offen, aber vor Gefahren bleibt man nicht verschont."
    "Joa, klingt plausibel. Oh, da ist Mick."
    Mick stand schon mit seinem Rucksack an der Statue des dunklen Gottes und grüßte uns ebenso. Janus fragte ihn:
    "Mick, hast du auch deine Medizin dabei?"
    "Ja, Janus, keine Angst, ich verbrenne schon nicht."
    "Ich mache mir ja nur Sorgen um dich!"
    "Worum geht es denn?", wollte ich wissen.
    "Na, Mick ist Vampir, schon vergessen?", antwortete Janus.
    "Ja und wo ist das Problem?"
    "Noch nie gehört, dass Vampire die Sonne nicht vertragen?"
    "Ach so, stimmt ja! Und diese Medizin verhindert, dass du verbrennst, oder wie?", fragte ich Mick.
    "Jup, für genau 48 Stunden, allerdings verhindert sie nur, dass ich verbrenne, aber trotzdem ist es mir noch schwer unangenehm in der Sonne. Darum habe ich auch mein Gewand mit Kutte und Handschuhen angezogen.", erwiderte er.
    "Wieso hat Beliar diese Regelung eigentlich nochmal getroffen?"
    "Damit man als Vampir nicht übermächtig ist. Vampire sind schon ziemlich mächtige Wesen, intelligent wie oder sogar intelligenter als Menschen, schnell wie ein Luchs, dann können sie als Fledermaus fliegen, besitzen verschärfte Sinne, neue Instinkte, Nachtauge und die Körpermuskulatur wird auch noch verbessert.", erklärte mir Janus.
    "Ach du liebe Güte, so viele Vorteile?"
    "Jap, damit sie aber nicht zu mächtig sind, ist vorgesehen, dass sie nur Nachts zur Jagd in Erscheinung treten und einen Blutdurst haben."
    "Wofür brauchen Vampire eigentlich unbedingt Blut?"
    "Sie brauchen das Blut wie wir Wasser benötigen. Im Blut sind die Stoffe enthalten, die Vampire zu sich nehmen müssen, um zu überleben, genauso wie im Wasser die für unser Überleben wichtigen Stoffe enthalten sind. Es soll auch außerdem die Motivation erhöhen, jagen zu gehen. Wenn Vampire ein Tier töten, trinken sie das warme Blut und essen das Fleisch, gebraten oder roh. Wir essen es aber heute gebraten, nicht wahr, Mick?"
    "Jau.", antwortete er.
    "Aber trotz des einen Nachteils mit der Sonne sind sie immer noch ziemlich mächtig.", meinte ich.
    "Ja, natürlich, es ist ja auch ein Geschenk Beliars, kein Fluch. Er schenkt diese Eigenschaft nur seinen Drahtziehern, also Dementoren oder Verführerinnen."
    "Das heißt also, man muss erst einmal ein Drahtzieher Beliars werden, um an Vampirismus zu kommen?"
    "Jap, muss man."
    "Und warum wirst du nicht Vampir?"
    "Nunja, Vampire werden vorallem an der Oberfläche nicht gerne gesehen und diese neu gewonnenen Eigenschaften sind auch eine Bürde, an die man sich gewöhnen muss. Man muss es schon wirklich wollen und so richtig will ich das nicht, ich bleibe erst einmal lieber Mensch."
    "Joa, jedem das Seine. Da kommt schon Xeline."
    Wir wandten uns ihr zu und grüßten sie. Sie hatte heute eine ziemlich weite Robe an, sogar der Kopf war mit einer schwarzen Kutte eingehüllt. Von ihrer Figur war so gut wie nichts mehr zu sehen, ihr übliches Korsett und ihre meist engen Sachen hatte sie nicht an. Verwundert fragte ich sie:
    "Heute mal nicht so eng angezogen?"
    "Ja, natürlich, denkst du, ich laufe mit meiner normalen Kleidung oben rum?"
    "Öhh, wieso nicht?"
    "Hmpf, das habe ich schon einmal gemacht, hättest mal sehen müssen, wie die mich beglotzt haben!"
    "Bist ja auch heiß, freu dich doch, wenn viele Männer dich bewundern!"
    "Ja, hier unten gerne, aber von diesen rüpelhaften, stinkenden Söldnern will ich nicht bewundert werden! Wie die mich angegafft haben und mir hinterherpfiffen, das war so widerlich! Und dann noch die Bauern, brr, eklig!", antwortete sie schroff.
    "Nun komm, die Bauern sind halt arm, kein Wunder, wenn sie ständig Abgaben und Frondienste für den König leisten müssen...", warf Janus ein.
    "Trotzdem stinken sie und führen sich auf wie Rüpel.", giftete Xeline.
    "Sie sehen halt so gut wie nie so schöne Frauen wie dich, dort oben gibt es nur die dummen, für Küche und Herd erzogenen, prüden Weiber, das weißt du doch."
    "Ja, das ist aber nicht mein Problem."
    "Das ist es wirklich nicht, aber ein bisschen Verständnis könntest du schon zeigen."
    "Ach sei doch..."
    "Ist doch gut nun!", unterbrach ich die beiden, "Das ist doch jetzt echt kein Thema, worüber wir streiten müssten, oder?"
    "Stimmt.", erwiderte Janus.
    "Also gut.", sagte Xeline und wandte sich mir zu und sprach neckisch: "Für dich aber habe ich mein schickes Verführerinnenoutfit druntergezogen, was sagst du dazu?"
    Sie zog den Robenausschnitt lang und ließ mich hineinschauen. Sie hatte tatsächlich ihre Kleidung der Verführerinnen druntergezogen, was mir wie immer zusagte. Ich anwortete ihr:
    "Heiß, wie immer.", beobachtete die neidischen Blicke von Janus und Mick und grinste angeberisch hinüber. Ein leises "Hmpf" kam aus Janus seinem Mund und er sagte: "Wollen wir losgehen?"
    "Jau, von mir aus.", bejahte ich.
    Auch Xeline und ich stimmten zu und wir machten uns alle auf dem Weg in die Eingangshalle. Dort war ich schon lange nicht mehr, eigentlich war ich das Letzte mal da, als ich hier hier hergekommen bin. Wir benutzten die Teleporter, Janus erklärte mir jetzt auch, wie man sie benutzte. Ich freute mich schon fast, die Oberfläche mal wieder zu sehen. Doch musste ich das Gefühl, herumgezerrt zu werden, mal wieder überwinden, Teleportation war nach wie vor unangenehm.
    Wir standen nun in dem Treppengang, den wir hinabstiegen, um zum Teleporthalbzylinder der Hallen von Silgath zu kommen. Ich erinnerte mich oft an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal diese Hallen sah. Es war eine schöne Erinnerung, aber die Treppen hinaufsteigen war anstrengend. Um uns abzulenken, unterhielten wir uns. Janus redete zu mir:
    "Achja, eines noch: Du wirst dich jetzt ziemlich an unsere Sitten gewöhnt haben, dir wird alles hier oben ziemlich ungewöhnlich vorkommen, aber urteile nicht! Wir sind keine Missionare, wir nehmen uns kein Beispiel an die Feuermagier, das heißt, wir missionieren oder bekehren nicht, merk dir das! Erst, wenn man uns fragt, geben wir unsere Stellungnahmen preis, ja?"
    "Verstanden."
    "Und noch was: Die Armut an der Oberfläche ist ziemlich hoch, auch das Essen und die Lebensbedingungen sind nicht die Besten. Ignoriere es! Wenn du einem einzigen Bauern die Keiler vom Feld jagst, hast du ihm für ein paar Stunden geholfen, das mag auch sympathisch erscheinen, aber wenn wir jemandem helfen, dann packen wir das Problem an der Wurzel und ziehen nicht ein paar Blütenblätter des Unkrauts ab."
    "Die Wurzel soll der König sein?"
    "Ganz genau. Zwar gibt es immer arme Menschen, aber die Gesellschaft des Königs verhindert, sozial aufzusteigen und wird so dumm wie möglich gehalten. Die Bauern müssen Abgaben und Frondienste leisten, werden dumm gehalten und unterdrückt. Wir können ihnen nicht wirklich helfen, indem wir Einzelnen mal was abgeben und für einen Tag glücklich machen."
    "Sondern, indem wir den König stürzen, was der Vollstrecker erledigt und ihnen die Chance geben, aufzusteigen."
    "Wie ich sehe, hast du verstanden, was Sache ist. Almosen geben wir nicht, wir zerstören nur die Schranken, die die Menschen daran hindert, weiterzukommen, wir motivieren sie dazu, das heißt, dass wir nur die Türen öffnen, aber hindurchgehen muss jeder selbst."
    "Hm und wer faul und parasitärisch ist, bleibt am Boden?"
    "Richtig. Talent wird gefördert, Dummheit bestraft. Es wird immer Schichten geben, aber Schranken zwischen den Schichten sind ungerecht. Aber naja, darüber reden wir mal weiter, wenn die Revolution ansteht. Ich wollte dir nur sagen, dass wir nicht unterwegs sind, um Almosen zu verschleudern."
    "Jo, würde ich sowieso nicht tun."
    "Gut. Das ist auch eine Propagandamaßnahme des Königs: Die Almosen. Schicken sie mal ein paar Milizen bei den Bauern auf's Feld, lassen sie die Keiler oder sonstwelche Viecher vertreiben, geben vielleicht mal die ein oder andere Münze herum, damit sie sympathisch wirken, aber in Wirklichkeit beuten sie alle nur bis auf die Knochen aus."
    "Schrecklich, sowas.", warf Mick in die Runde.
    "Ja, das sehe ich auch so. Aber naja, lass uns nicht über diesen Abschaum von Königssoldaten reden, schließlich sind wir zum Vergnügen und zum Feiern hier oben. Weidmannsheil!"
    "WEIDMANNSHEIL!", riefen wir alle laut und lachten.
    Wir kamen oben an und verließen die Gruft. Unsere Augen taten erst einmal weh, da wir gleich vom grellen Licht der Sonne geblendet wurden. Mick schien es am meisten zu treffen, er stöhnte vor Schmerzen und hielt sich wie wir alle die Augen zu. Als wir uns alle einigermaßen an das Sonnenlicht gewöhnten, sahen wir uns um. Wir standen in einem Friedhof im Wald, welcher extra gruselig gehalten wurde, damit nicht zu viele lästige Abenteurer sich hier verirrten. Beim Umsehen sah ich ein Feld, auf dem Menschen arbeiteten. Empört sagte ich zu Janus: "Da...da...arbeiten ja Menschen auf Feldern!" "Hehe, ungewöhnlich, wie?" "Oh ja." "Tja, wie gesagt, hier sind die Sitten wieder anders." Ich konnte mir wirklich nicht mehr vorstellen, selbst auf dem Feld zu stehen und zu arbeiten. Als ich die Bauern näher betrachtete, verzog ich das Gesicht ein wenig, da sie nicht gerade eine Wonne für die Augen waren. Schmutzig, dreckige Zähne, kaputte Kleidung, sie hatten alle ein allgemein ungepflegtes Äußeres. Auch die Frauen ließen keine lüsternen Blicke meinerseits zu, es waren wirklich keine Schönheiten darunter. Als ich nach links schaute, konnte ich den Hof des Großbauern Onar sehen. Dort waren die Söldner, welche sich wie ein Haufen Vandalen gerade prügelten oder rauchten. So ein widerliches Pack, sie waren ebenso ungepflegt und benahmen sich wie Barbaren, ich war wirklich froh, dass nicht jeder in der Gemeinschaft aufgenommen wurde, ich hatte keine Lust, unter solch niederem Gesindel zu leben. Einige standen an den Häusern und urinierten sie voll, die Straßen waren voller Schlamm, Essensresten und wahrscheinlich auch Exkrementen, was waren das nur für Lebensbedingungen? Selbst in den Schweineställen in der Wirtschaftshöhle war es sauberer und das hieß was. War es so schwer, seine Umgebung sauber zu halten? Mich widerten die Söldner an, die gerade jemandem etwas weggenommen hatten und rapide zerstörten. Sie benahmen sich alle wie die Irren, kein Wunder, dass sie so dreckig lebten. Die Häuser waren total unterentwickelt und das, was einige aßen, sah nicht gerade appetitlich aus. Ich drehte mich weiter nach links, dort war Wald zu sehen. Endlich musste ich mich nicht ekeln, stattdessen konnte ich freundlich lächeln: Es waren Wölfe und viele andere Tiere zu sehen, welche nach Fressen suchten. Ein idyllischer Anblick gebot sich, als die Sonnenstrahlen durch den Wald schienen und das Laub der Bäume sanft auf dem Boden landete. Die Welt der Tiere war so schön wie unsere, zwar komplett natürlich, aber dennoch schön. Ich lächelte beim Anblick der Wildschweine, welche sich im Schlamm wälzten. Auch wenn sie dies taten, waren sie saubere Tiere, wie Hausschweine, bei uns die Schweine waren niemals dreckig. Die Wildschweine reinigten sich sicher später, indem sie irgendwo badeten.
    "Wollen wir los?", fragte Janus.
    Wir bejahten alle. In den Gesichtsausdrücken der anderen waren auch angewiderte Züge zu erkennen, als sie zu den Söldnern blickten. Janus erinnerte uns daran, die Kutten über den Kopf zu ziehen. Nachdem wir dies taten, marschierten wir aus dem Wald hinaus. Die Bauern auf dem Feld hörten auf zu arbeiten und starrten uns alle an. Als wir den Weg nahmen, ging jeder von ihnen uns aus dem Weg, hörten aber nicht auf, uns anzustarren. Hinter mir hörte ich jemanden zum anderen flüstern: "Das Böse ist zurückgekehrt!" "Schht, nicht, dass sie uns hören, wer weiß, was sie mit uns anstellen...", antwortete der andere ihm leise. In mir kochte die Wut, ich hasste es, von Ahnungslosen als "böse" bezeichnet zu werden. Auch Janus hörte ich verärgert zischeln. Dennoch fand ich es auch irgendwie interessant, wie die Leute an der Oberfläche meine neue Existenz annahmen. Wir liefen nahe einem Bauernhaus, was, wenn ich mich richtig erinnerte, Sekobs Haus war. Dort stand ein Ritter, der gerade die Abgaben abholte und uns angaffte. Ein paar Meter noch schritten wir voran, dann hörten wir ihn brüllen:
    "DAS BÖSE IST ZURÜCKGEKEHRT!!! DIE SUCHENDEN SIND WIEDER DA! BEI INNOS, SO TÖTET SIE DOCH, LOS!!!"
    Bei diesen Worten hielten wir ein und beobachteten die Reaktion der Bauern. Sie alle hörten auf ihn und wollten mit ihren Gartengeräten auf uns zugehen, um uns zu erschlagen. Janus legte seine Kutte ab und sprach einen Zauber, der alle am Boden mit dornenlosen Schlingen festhielt. Alle, bis auf den Ritter. Der Ritter zitterte am nun ganzen Leibe, wurde richtig blass und begann zu schwitzen. Zittrig zog er sein mickriges Schwert und bedrohte Janus:
    "Du...du...kriegst mich nicht! Innos wird mich...be...beschützen!"
    Als er rückwärts lief, stolperte er über einen Stein und kroch rückwärts auf dem Boden. Janus näherte sich ihm langsam und blickte mit tiefestem Hass und voller Verachtung auf ihn hinab.
    Janus lachte laut auf und blickte die angsterfüllten Augen des Ritters wie eine Bestie, die gleich ein klitzekleines Opfer verschlingen wird. Innerlich feuerte ich ihn an, es tat gut, diesen Anstifter auf dem Boden zu sehen. Auch Mick und Xeline schien es zu gefallen, dem Gesichtsausdruck nach.
    Janus höhnte:
    "Na, wo ist denn dein kleiner Innos? Nirgendwo, jetzt wirst du selbst kämpfen müssen, los, komm her!"
    "Ich...ich haue ab, es ist sinnlos!"
    Der Ritter stand schnell auf und versuchte zu fliehen. Janus erhob seine linke Hand, beschwörte ein mit Rosendornen besetztes Lasso und schwang es elegant in der Luft. Mit genügend Schwung schleuderte er es auf die Waden des Ritters und das Lasso verschnürte ihn. Janus zog ihn heran, als würde er nur etwas ziemlich Leichtes ziehen. Er zog ihn langsam heran und lachte sardonisch, während der Ritter, der jetzt erstaunlich klein herüberkam, winselte wie ein Baby. Ich musste bei dem Anblick immer breiter grinsen, das Spekakel war einfach unbezahlbar. Janus verstand was von Angst machen, sein Lachen schallte laut und es widerspiegelte denselben Hass wie in seinem Gesichtsausdruck. Seine Augen glühten beinahe vor Zorn, doch sein breites Grinsen verlieh dem Ganzen eine gewisse Eiseskälte, die hier auch nicht unangebracht war. Wir hatten nichts getan, wir hatten niemanden bei der Arbeit gestört, aber dennoch dachte der Ritter, er könnte nerven und hetzte die Bauern auf uns. Ich fand solches Verhalten ekelhaft, aber wir wussten uns wie gewohnt zu verteidigen. Die Bauern wollten wir auf jeden Fall verschonen, wie Janus uns so schön sagte: "Man muss das Unkraut an der Wurzel packen" und die Wurzel war der Ritter.
    Als Janus den Ritter nah genug an sich heranzog, befahl er ihm mit einem Ton, dem man besser gehorchen sollte: "Auf die Knie!" Winselnd wie ein verprügelter Hund tat der Ritter es. "So.", sagte Janus ihm mit einer hasserfüllten Stimme, "Du wolltest uns also angreifen? Warum? Was haben wir dir getan?"
    "Ihr, ihr... seid die Diener Beliars, ihr seid das Böse, ihr..."
    Mit einem lautem Lachen unterbrach Janus ihn und fragte lästernd:
    "Sind wir also das Böse, hm? Hälst du uns etwa für die Suchenden? Siehst du nicht, was ich bin? Ich bin ein MENSCH! Ein MENSCH, kein Suchender! Außerdem trage ich nicht einmal die Kleidung der Suchenden."
    "Du bist besessen, komm, lass uns ins Kloster gehen, dort gibt es Heilung."
    Wieder lachte Janus laut auf und spottete:
    "Da trete ich vor eurem kleinen Opa Pyrokar und spuck ihm ins Gesicht, oder wie? Ich bitte dich, du kleine Made weißt doch noch nicht einmal, was du da sagst! Doch das ist jetzt egal, du hast unschuldige Bauern, die du ausbeuten wolltest, auf uns gehetzt, wo wir doch eigentlich nur hier vorbeiliefen. Du bist zu feige, um selbst zu kämpfen! Hälst du jeden, der in schwarzen Roben umhergeht, für Diener des 'Bösen'?"
    "Ihr seid es doch, oder? Ihr seid die Diener Beliars, die Besessenen der schwarzen Gottheit, die in seinem Namen auf der Welt wandeln, um alles zu zerstören, was mein Herr Innos geschaffen hat!"
    "Wie wenig du doch weißt. Hast du dich jemals gefragt, warum du Innos folgst? Hast du dich jemals gefragt, warum du genau den Schwachsinn, den du gerade erzähltest, nur von Innospriestern oder Innosgetreuen gehört hast, wo Innos doch der Erzfeind Beliars ist?"
    "Und du? Hast du dich mal gefragt, warum das, was du von Innos hälst, nur von Priestern Beliars entstammt?"
    "Das, was ich über Innos weiß, stammt nicht von jenen, die glauben, Beliars Wort zu sprechen, sondern von Beliar selbst! Ich stand ihm bevor, wie alle von meiner Sorte! Ich sah es in einem Artefakt, das Geschehenes widerspiegelt, der Kristallkugel in Beliars Reich! Du hast deine Theorien nur von jenen, die sich für Sprecher Innos' halten und hast es nie bewiesen bekommen!"
    "Der König ist ein Sprecher Innos', er spricht immer die Wahrheit!"
    "Das glaubst du, aber was streiten wir uns, euer Marionettenkönig wird bald fallen und seine knechtende Herrschaft wird enden! Dann ist Innos' Macht gebrochen und jeder von deinem Schlag wird hilflos sein wie du jetzt! Oh ja, ihr werdet Talent zeigen müssen, um aufzusteigen, hörst du? T-A-L-E-N-T, weißt du eigentlich, was das ist? Sicherlich nicht, so mies, wie du kämpfst, wo du den Kampf als Ritter eigentlich beherrschen solltest! Sicherlich hast du mal ein paar Fleischwanzen plattgetreten und bist Ritter geworden, nicht wahr?"
    "Ich bin dazu erwählt, ein Ritter zu sein!"
    "Das mag sein, aber wenn ich sehe, wie du kämpfst, muss ich feststellen, dass du selbst mit deiner Blechrüstung und deinem mickrigem Schwert unbewaffnet bist. Nun, ich schätze, es ist Zeit für dich, zu sterben."
    Der Ritter faltete seine Hände und winselte lauter. Doch das schien Janus gleichgültig zu sein, er schnitt die Kehle des Ritters ohne zu zögern durch, spuckte vorher in sein Gesicht und stieß die knieende Leiche mit Verachtung um.
    Er wandte sich uns zu und sprach ganz freundlich lächelnd: "Entschuldigt mich, aber ich war kurz beschäftigt. Wollen wir weiter?" Wir lächelten ihm ebenso zu und nickten. "Dann mal los, eigentlich wollte ich nicht allzu lange hier stehen bleiben, aber es gibt seltsamerweise immer wieder Leute, die den Drang verspüren, uns aufzuhalten und mit diesen muss ich lästige Formalitäten klären."
    "Tja, Reisende sollte man nicht aufhalten.", erwiderte ich.
    "Das sehe ich genauso, mein Freund."
    Janus schnippte mit dem Finger und löste damit die Schlingen, die die Bauern leicht, aber sicher fesselten. Die Bauern schauten uns nicht verärgert, viel eher interessiert, aber dennoch misstrauisch an.
    Nur ein paar Schritte liefen wir weiter, da hörten wir die Stimme eines jungen Mannes:
    "Wartet! Bitte wartet!" Es war ein junger Bauer, welcher noch irgendetwas von uns wollte. Als er vor uns stand, beugte er sich tief vor Janus und sprach:
    "Vielen Dank, dass Ihr uns geholfen habt, ich hatte kaum noch etwas für uns selbst übrig und der Ritter wollte alles mitnehmen, die Abgaben, wisst Ihr, dann noch die Söldner, die nehmen unser Geld weg..."
    Janus unterbrach ihn: "Wieso beugst du dich vor mir nieder? Steh aufrecht wie ein Mann und sag mir, was du willst!"
    Er stand auf und redete weiter: "Nunja, ich wollte Euch ja nicht aufhalten, aber..."
    "Wieso tust du es dann?", unterbrach ihn Janus erneut und kühl.
    "Ich wollte mich bei Euch bedanken und..."
    "Schön, ist das alles?"
    "Ich würde Euch alle auch auf ein Glas frische Milch einladen!"
    "Da sagen wir nicht Nein, oder?", sagte Janus und wandte sich uns zu. Wir nickten alle. Janus legte seine Kutte ab und sagte zu dem Bauer:
    "Stell dich doch erst einmal vor."
    "Oh, ich vergaß. Also, ich bin Bauer Artur, der neue Inhaber von Sekobs Hof."
    "Ziemlich jung für einen neuen Inhaber."
    "Ja, ich bin ein weiteres Kind der Bäuerin Rosi, aber sie und mein Bruder Till sind geflohen und Sekob wurde getötet, also habe ich den Hof übernommen."
    "Aha."
    "Also gut, dann lass uns mal zu mir gehen."
    "Geh' voraus."
    Wir folgten dem jungen Bauern in sein Haus. Es war ziemlich altmodisch und recht einfach eingerichtet, aber dennoch gemütlich und relativ sauber. Er führte uns in die Küche und servierte uns allen ein Glas leckere, vor nicht allzu langer Zeit gemolkene Milch. Sie schmeckte äußerst delikat, in dieser Hinsicht war die Bauernküche in der Tat nicht übel.
    Artur sprach: "Danke nochmal, dass Ihr mir den Ritter vom Hals geschafft habt, wir hätten ihm nichts geben können und ich weiß nicht, was er deshalb mit uns gemacht hätte."
    "Lass mich ehrlich sein. Ich habe... die kleine Formalität nicht geklärt, weil ich dir den Ritter vom Hals schaffen wollte, sondern, weil er deine Leute auf uns gehetzt hat, um uns zu töten.", erklärte ihm Janus.
    "Nunja, trotzdem Danke, es gibt aber ein kleines Problem."
    "Was da wäre?"
    "Nunja, die Ermittler des Königs werden sicherlich den Fall überprüfen und wenn die Leiche bei uns liegt, werden sie wohl uns verdächtigen..."
    "Oh, entschuldige, ich habe ja ganz vergessen, mich um die Leiche zu kümmern. Ich will ja nicht jemanden für etwas verantwortlich machen, was ich selbst verursacht habe."
    "Heißt das, Ihr kümmert Euch darum?"
    "Natürlich. Ich überlasse es aber dir, wie du sie gerne loswerden würdest. Es gibt drei Möglichkeiten: Eine wäre, dass ich sie dir auf der Stelle verbrenne und du ein gutes Düngungsmittel hast, nämlich die Asche."
    "Hm, die Asche würden die Ermittler garantiert sehen."
    "Die Zweite wäre, dass ich die Knochen mitnehme, du das Fleisch behälst, ganz klein schneidest, mit Gemüse vermischst und in der Stadt als Schweinefutter verkaufst."
    "Ähh, was wäre Euer dritter Vorschlag?"
    "Wir ziehen die Leiche auf den Friedhof hinter deinem Hof und machen aus ihr einen Diener... der dir nützlich sein könnte."
    "Ihr sprecht von einem Untoten?"
    "Gut erkannt. Ich würde dir zeigen, wie du ihn befehligst, mit der Bedingung, dass du ihn nur einsetzt, wenn du dich verteidigen musst, solltest du ihn für vandalistische oder ähnliche Zwecke nutzen, werde ich zurückkehren und ihn zerstören."
    "Das würdet Ihr für mich tun?"
    "Ja."
    "Das...das ist großartig, Danke! Ich lasse gleich ein paar meiner Leute den Kadaver zum Friedhof ziehen!"
    "Tu das. Wir werden derweil dort warten."
    Mick, Xeline und ich folgten Janus zum Friedhof. Wir warteten eine kurze Weile schweigend, bis vier Bauern zum Vorschein traten, welche die Leiche zogen, angeführt von Artur. Die vier anderen Bauern schauten uns misstrauisch an, aber offenbar vertrauten sie Artur. Janus sagte in die Runde: "Alle mal bitte zurücktreten!"
    Wir liefen etwa drei Meter zurück und Janus erhob beide Hände und hauchte der Leiche den Untod ein. Der untote Ritter stand auf und blieb einfach nur stehen. Ich musste zugeben, dass mir der Ritter als Untoter schon richtig sympathisch war. So war er wenigstens noch zu etwas gut. Janus erklärte Artur, wie man einen Untoten über Gedanken und Konzentration befehligte. Der junge Bauer war in der Tat nicht dumm, er kapierte ziemlich schnell.
    Er wurde mir nach und nach sympathischer, auch seine wohl gewählten Worte sprachen für seine Intelligenz und der Hingabe zum neuen Wissen. Zwar war er ein Bauer, das musste aber noch lange nicht heißen, dass er dumm war. Ihm bereitete es Freude, seinem neu gewonnenen Diener zur Probe ein paar Befehle zu erteilen. Aber die umstehenden Bauern blickten uns weniger missmutig an, dennoch schienen sie noch nicht zu wissen, was sie von uns halten sollten. Natürlich sahen wir nicht unbedingt freundlich aus und gegenüber Beliar hegte man auch noch so manches Vorurteil. Bauer Artur beschloss, seinen Diener auf dem Friedhof zu lassen und wir liefen zu seiner Hütte zurück.
    Janus sagte zu ihm: "Und wenn dich die Ermittler fragen, wo der Ritter ist, weise sie indirekt auf den Friedhof hin. Dann werden sie denken, ihr Ritterlein wurde vom 'Bösen' befallen und der Fall ist geklärt.", sagte Janus ihm freundlich grinsend.
    Wir liefen in die Hütte des Bauern zurück, saßen in froher Runde am Tisch, spielten Karten und unterhielten uns. Inzwischen sind Mick, Xeline und ich hin und Wieder zu Wort gekommen, wir schwiegen schon ziemlich lange. Auch andere der Bauern saßen sich still dazu und hörten unseren Gesprächen zu. Wir vergaßen die Zeit im Vergnügen, sodass es schon dämmerte. Artur sagte zu uns:
    "Oh, es dämmert schon, wollt ihr nicht hier übernachten? Meine Frau kann euch ein schönes Bett bereiten, wir haben einen gemütlichen Dachboden!"
    Mick sagte: "Joa, warum nicht?"
    Der Rest von uns nickte. Artur schien sich zu freuen und er bat seine Frau, uns drei Betten zu richten. Zwar waren wir vier, aber mir und Xeline genügten ein Bett. Artur behandelte seine Frau vorbildlich, nicht etwa wie das dumme Weib am Herd, sondern um Einiges menschlicher. Sie waren ein glückliches Paar, das konnte sogar ein Blinder sehen. Schon allein, dass er seine Frau darum freundlich bat, die Betten zu richten, statt es ihr zu befehlen, war sehr ungewöhnlich in der Gesellschaft auf der Oberfläche.
    Wir verbrachten den Abend in dem Haus und als es spät war, beschlossen wir alle zu Bett zu gehen, Artur führte uns noch in die Kammern. Janus und Mick teilten sich eine Kammer und ich eine mit Xeline. Auf dem Bett schlief es sich gut und da die Jahreszeit stimmte, war es weder zu kalt noch zu warm, also schliefen wir beide wie ein Murmeltier.
    Als uns am nächsten Morgen der Sonnenschein weckte, standen wir auf, nahmen ein Bauernfrühstück zu uns und verabschiedeten und von Bauer Artur zu guter Letzt. Artur meinte noch zu uns: "Ihr seid wirklich in Ordnung, ich muss zugeben, ich hatte da auch so meine Vorurteile gegenüber den Anhängern des dunklen Gottes, aber anscheinend sind die Leute eures Schlages gar nicht so, wie uns hier erzählt wird."
    "Es freut mich, dass du das so siehst, sowas hört man gern. Nun denn, Artur, gehab' dich wohl!"
    "Viel Spaß noch bei eurer Jagd!"
    "Werden wir haben!"
    Wir liefen auf dem Weg, winkten dem Bauer noch ein letztes Mal zu und begannen, uns über ihn zu unterhalten:
    "Kein übler Junge, muss ich sagen.", bemerkte Mick.
    "Ja, in der Tat. Aber trotzdem darf er nichts von unserer Gemeinschaft wissen.", antwortete Janus.
    "Ja, natürlich, aber für einen Bauern hat er ganz schön Köpfchen, also wenn die Revolution erst einmal vorbei ist, wird er sein Talent erstmal so richtig zeigen können."
    "Und wie, er hat das Zeug zum Großbauern, anders als der fette Onar.", fügte ich hinzu.
    "Ja, das stimmt allerdings. Auch finde ich schön, dass er seine Frau nicht wie die dumme Kuh behandelt.", meinte Janus.
    "Die zwei passen wirklich zusammen wie Pech und Schwefel, finde ich irgendwie romantisch.", schwärmte Xeline und ergänzte: "Er hat mich noch nicht einmal beglotzt!"
    "Was mir bei dir schwer fallen würde.", warf ich als Kompliment hinzu.
    "Nun denn, jetzt lass uns mal an die Nordküste gehen und ein Lager aufschlagen, dann gehen wir jagen, was wir eigentlich gestern schon vorhatten, aber egal, heute ist auch noch ein Tag.", sprach Janus.
    Geändert von Tob94 (23.10.2011 um 17:40 Uhr)

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    Kapitel 21 – Jagd

    Wir waren an Akils Hof vorbeigewandert und von dort aus ging es direkt an die Nordküste der Insel. Es war eine ziemlich steile und steinige Küste, sodass ein Sturz ganz sicher zum Tod führen würde. Doch bot die Wiese am Waldrand genügend Platz, um zu zelten.
    Da Janus schon einmal beruflich als Dementor hier gewesen war, um einen fehlbeschworenen Dämonen in die Totenländer zurückzuschicken, kannte er sich hier gut aus. Der Beschwörer wohnte, als er noch lebte, in einer Hütte dort, in der Janus ein paar Sachen für's Zelten verstaut hatte. So bat uns Janus, ein paar Sonnenstühle herauszuholen, was sich aber nicht leicht gestaltete, die Hütte war ziemlich voll gestopft, das sah Janus ähnlich, denn der Lagerkeller seiner Wohnung war ähnlich voll. Wir bauten unsere Zelte auf, ich teilte eines mit Xeline und Janus eines mit Mick. Danach bereiteten wir uns eine Feuerstelle, stellten die Sonnenstühle da rund herum und bauten den Bratspieß auf. Die Sonnenstühle holten wir nur herbei, um uns hinzusetzen, nicht um uns zu sonnen, die Sonne war an der Oberfläche um Einiges grässlicher als die in der Wirtschaftshöhle. Ihre Strahlen waren kälter, verursachten dennoch schneller schlimme Sonnenbrände. Noch dazu war sie so hell, dass man kaum in ihre Richtung schauen konnte. Auch Janus schien sie zu stören, also deutete er an:
    "Diese Sonne an der Oberfläche ist grauenvoll!"
    "Oh ja, kaum auszuhalten.", antwortete Mick ihm.
    "Wird Zeit, dass man sich mal darum kümmert."
    "Darum kümmern? Wie meinst du das?", wollte ich von Janus wissen.
    "Na, dass sie zerstört wird!"
    "Aber dann wäre doch alles dunkel hier."
    "Eben nicht. Die Sonne, die du siehst ist ja nicht die natürliche Sonne, das ist die Sonne Innos', ein Ordnungsstern, eine Ordnungssonne, wenn man so will. Das ist brennendes Magnesium, ein riesger Magnesiumklumpen, der dauerhaft brennt."
    "Und woraus besteht eine natürlich Sonne?"
    "Genau aus dem, woraus unsere künstliche Sonne besteht: Wasserstoff, Helium, Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und ein paar andere Stoffe noch dazu, die jetzt nicht so wichtig sind."
    "Du kennst dich ganz schön gut mit Stoffen aus, wie?"
    "Jup, Chemie und Alchemie sind interessante Wissenschaften."
    "Aber mal zu der Sonne Innos' zurück, mal angenommen, man würde sie zerstören, dann wäre doch aber trotzdem alles dunkel hier, oder?"
    "Nein, die Ordnungssonne ist eine Hülle, die Innos um unsere natürliche Sonne schuf. Ein ganz besonderes Magnesium, das nie verbrennt und das Licht der natürlichen Sonne nicht hindurchlässt. Die natürliche Sonne lässt das Magnesium permanent brennen durch ihre Hitze."
    "Aber warum verbrennt das Magnesium nicht?"
    "Wie gesagt, es ist ein besonderes Magnesium, wahrscheinlich verbunden mit irgendwelchen Stoffen, die Innos schuf. Und wie du weißt bedeutet Innos auch Stillstand, von Innos erschaffene Stoffe vergehen und verändern sich nie."
    "Und wie könnte man sich um dieses Problem kümmern?"
    "Ich weiß es nicht, nicht einmal Beliar weiß es. Aber ich bin mir sicher, dass er jemanden erwählen wird, der dort hinauszieht, um die natürliche Sonne zu befreien. Das will ich mal hoffen, du merkst ja, wie unerträglich die Ordnungssonne ist, wenn du die Wärme einer natürlichen Sonne gefühlt hast."
    "Spielt es keine Rolle, ob unsere Sonne künstlich ist oder nicht?"
    "Nicht wirklich, sie besteht genau aus den Stoffen wie eine natürliche Sonne."
    "Oha... Hm, nunja, dann sollten wir unsere Roben anbehalten, dass wir keinen Ordnungssonnenbrand bekommen."
    "Hehe, Ordnungssonnenbrand... Der Begriff gefällt mir!", merkte Mick an.
    "Wie fühlst du eigentlich die Sonne als Vampir, Mick?"
    "Nunja, rate mal, warum ich diese Medizin nehme..."
    "Ach stimmt ja... Tut mir leid."
    "Macht nichts. Die Strahlen der Ordnungssonne sind tödlich für mich, die einer natürlichen Sonne nicht. Unten in den Hallen von Silgrath kann ich mich am Strand sonnen."
    "Also müsstest du deine Medizin nicht mehr nehmen, wenn die natürliche Sonne wieder die Welt bescheint?"
    "Korrekt."
    "Wow... Das ist tragisch..."
    "Naja, wie gesagt, Beliar wird einen Ausweg finden, er hasst es auch, wenn Innos sein geliebtes Adanos-Prinzip besudelt."
    "Das wird er und dann kannst du dich auch wieder an der Oberfläche sonnen, mein Freund.", sagte ich Mick und klopfte auf seiner Schulter.
    "Genau, immer positiv denken."
    Wir bauten das Zeltlager fertig auf. Jetzt war es Zeit, jagen zu gehen, also holte Janus seinen Bogen und wir machten uns in den Wald. Es war schön im Wald, dort strahlte die Ordnungssonne nicht zu stark hindurch. Ich fragte Janus:
    "Aber Janus, wieso zelten wir nicht im Wald? Dort haben wir mehr Schatten..."
    "Überleg doch mal... Erst einmal ist der Waldboden viel zu uneben und die grunzenden Tiere sollten uns gut und gern am Schlafen hindern."
    "Stimmt..."
    Ich sichtete ein Wildschwein und versuchte, es mit dem Bogen zu treffen. Doch als ich den Bogen spannen wollte, zerbrach er. "So ein Mistding!", fluchte Janus.
    "Er sah ja auch nicht gerade nach einem Jagdbogen aus.", meinte Xeline.
    "Und was machen wir jetzt?"
    "Einen beschwören? Also Janus, enttäusch mich nicht, als alter Dementor solltest du selbst auf diese einfache Idee kommen."
    "Pah, einfache Einfälle sind einem Genie halt eher fremd."
    "Jaja, Ausreden... Egal, willst du oder soll ich einen beschwören?"
    "Mach du das."
    Xeline trat ein paar Schritte zurück und beschwor elegant einen Bogen, der aus edlem Material bestand und einen ziemlich tauglichen Eindruck hinterließ. Sie übergab ihn mir, schließlich war ich der Grund, dass wir diese Festlichkeit feierten, also jagte ich. Wir wanderten ein wenig weiter und als wir weitere Beute sichteten, versuchte ich, das Wildschwein mit dem Bogen zu treffen. Er zerbrach nicht, aber ich schoss daneben. Ich brauche wohl noch etwas Übung.
    Janus riet mir, erst einmal auf einen Baum zu schießen, um den Dreh raus zu bekommen. Wir schossen abwechselnd ein paar Stunden mit dem Bogen und als ich den Baum mit jedem Versuch traf, beschlossen wir, weiter auf Jagd zu gehen.
    Das nächste Wildschwein, das wir sichteten, durfte ich auf gar keinen Fall verfehlen, es war ein prächtiges Tier, dies gehörte an den Bratspieß.
    Und so geschah es, gleich beim zweiten Mal traf ich und das Tier starb schnell. Ich jubelte auf und Janus klopfte mir auf die Schulter: "Gut gemacht, Jäger. Jetzt lass uns die Beute auseinandernehmen!" Auch Mick und Xeline hielten mir ihre Daumen hoch. Janus trug das Wildschwein, was ihm keine Probleme bereitete, er war ziemlich kräftig, was wohl auch seine Muskeln und den Waschbrettbauch erklärten.
    Wir wanderten zum Zeltlager zurück und Janus ließ das tote Wildschwein auf dem Boden fallen.
    "So.", meinte er, jetzt kommt das Unangenehme: Das Ausweiden.
    "Kannst du das bitte machen?", bat ich ihn.
    "Denkst du, ich lass' dich da ran, du hast doch gar keine Ahnung vom Ausweiden. Ich zwar auch nicht, aber dieses nette kleine Büchlein."
    Er holte ein kleines Taschenbuch aus seiner Gewandtasche hervor, mit der Aufschrift: "Jäger und Beute".
    "Und mithilfe der Buchbeschreibung willst du jetzt das Tier ausweiden können?"
    "Bist du verrückt? Denkst du ich stampfe in den Gedärmen rum?", sagte er und zeigte mir den Vogel.
    "Ehm... Wie willst du das Vieh denn sonst ausweiden?"
    "Indem ich ein Skelett beschwöre und ihm vorlese, was zu tun ist?"
    "Ich dachte, wir wollen ohne Magie jagen?"
    "Jagen, ja, vom Ausweiden ohne Magie war nicht die Rede."
    "Na dann, leg' los."
    Janus beschwor ein kleines Goblin-Skelett und befahl ihm, was es tun sollte. Er beherrschte die Nekromantie äußerst gut, Janus konnte wirklich Befehle, die mir noch komplett unbekannt waren. Als das Wildschwein fertig ausgeweidet war, brachten wir es an den Bratspieß an und entfachten das Lagerfeuer. Janus holte aus der Hütte einen Hocker, auf dem sich das Goblin-Skelett stellen sollte, um den Bratspieß zu drehen und brachte eine Kiste Cola aus einem versteckten Keller unter der Hütte mit. Perfekt, jetzt wurde es endlich dunkel, die unerträgliche Ordnungssonne ging unter, es gab kühle Cola und leckeres gebratenes Wildschwein. Janus dachte auch an eine speziellen Soße, um das Wildschwein zu tünchen, damit es würziger schmeckte. Ich hätte wirklich gerne mal gewusst, wo Janus den Befehl her hatte, einem untoten Diener zu sagen, dass er das Schwein tünchen und drehen sollte. Also fragte ich ihn:
    "Janus, woher kennst du eigentlich die vielen Befehle für untote Diener?"
    "Betriebsgeheimnis."
    "Hmpf."
    "Noch weitere fragen?", fügte er süffisant lächelnd hinzu.
    Ich verneinte. Ein paar Stunden später waren die ersten Stücke fertig zum Essen. Im Wald knackte es ziemlich oft, kein Wunder, nachts wurden die Tiere erst einmal richtig aktiv. Das Essen schmeckte fantastisch, wir hatten auch für Mick das Schwein gut ausbluten lassen, doch damit das warme Blut nicht verklumpte, ließen wir es ein weiteres beschworenes Skelett rühren. Auch hier fragte ich mich, woher Janus nur die Befehle hatte. Damit das Blut appetitlicher aussah, füllten wir es in Flaschen. Mick kommentierte:
    "Mmmmmh, so leckeres, frisches Blut, sogar noch warm!"
    "Schön, dass es dir schmeckt."
    "Dazu noch geröstes Fleisch, Mondschein und gute Gesellschaft, ich könnte kaum glücklicher sein!"
    Auch Xeline griff tüchtig zu, ebenso wie Janus und ich, so eine Jagd mussten wir unbedingt wiederholen. So gut das Essen schmeckte, gab es ein Problem: Wir brauchten mehr Holz. Da wir uns nahe einem Wald befanden, war die Beschaffung vielleicht nicht die größte Sorge, eher war es die Faulheit, die uns hindern wollte, es war schließlich gerade so gemütlich. Also teilten wir uns auf und gingen in den Wald. Alleine durch den Wald nachts zu laufen war schon etwas gruselig für mich, ich beherrschte die Nachtsicht nicht, das hatten die anderen offenbar vergessen. Egal, wenigstens erhellte der Mond meinen Weg ein wenig. Ich nahm das, was trocken war und nicht zu schwer, mit und suchte solange, bis ich nichts mehr tragen konnte.
    Plötzlich hörte ich Kampfgeräusche von links. Das musste Janus sein, bestimmt kämpfte er nur gegen ein Tier, das ihn angriff, als alter Dementor kam er sicher zurecht.
    Ich lief ein paar Meter weiter und hörte nun einen Schrei, der nach Xeline klang von rechts. Ob ich mir Sorgen machen sollte, war nicht gewiss, immerhin war Xeline eine dunkle Verführerin, aber manchmal etwas eitel. Sie war bestimmt nur in Schlamm oder Tierexkrementen getreten, trotzdem wollte ich wissen, ob alles in Ordnung war und rief: "Xeline? Alles klar bei dir?" Keine Antwort. Ich rief lauter: "XELINE, IST ALLES IN ORDNUNG?" Wieder keine Antwort. War sie taub oder was? Nun schrie ich so laut ich konnte: "XELINE, IST ALLES IN ORDNUNG BEI DIR?!" Als jetzt keine Antwort kam, wollte ich lieber nachsehen. Xeline war doch nicht taub oder hörte schlecht, also rannte ich in die Richtung, von der ich den Schrei hörte. Als ich rannte, bemerkte ich Blut an einem großen Stein. War das Xelines Blut? Ich schaute mich um und sah eine Spur, in der ein menschlicher Körper passen könnte. Wurde sie von Orks verschleppt? Orks waren gorillaähnliche, auf zwei Beinen wandelnde Wesen, die vom Körperbau her einige Ähnlichkeiten mit Menschen hatten, sie waren aber komplett behaart und um einiges kräftiger als Menschen. Hatte es Janus auch erwischt? Und Mick? Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen um meine Freunde. Als ich mich weiter umschaute, schlug mich jemand von hinten nieder, sodass ich in Ohnmacht fiel. Ich fühlte nichts mehr...
    Als ich wieder zu mir kam, brummte mir der Schädel. Offenbar war ich nicht lange ohnmächtig, es schien noch dieselbe Nacht zu sein, doch war ich nun gefesselt vor unserem Lagerfeuer. Gegenüber mir war Janus und rechts neben mir Xeline – beide gefesselt. Sogar der Mund wurde uns allen zugeknebelt.
    Vor Xeline stand unser Entführer, er trug die Kleidung eines Bauern, ich hatte das Gefühl, diese Kleidung vor Kurzem schon gesehen zu haben. Ich sah den Kerl nur von hinten, ich konnte ihn nicht identifizieren. Doch als er sich umdrehte, konnte ich es sehr wohl. Es war Bauer Artur. Die Enttäuschung traf mich wie ein Blitz, ich konnte es nicht glauben, der Bauer Artur, der mir eigentlich sympathisch war – ein Entführer? Ich versuchte, mich zu befreien, aber offenbar verstand der Bauer sein Handwerk, die Fesseln waren nicht zu lösen und Magie war zu riskant, ich könnte mich selbst verletzen.
    "So.", sprach Artur, "Das hättet ihr nicht gedacht, wie? Tja, ihr solltet euch nicht mit jedem abgeben, hähä! Jetzt kann ich euch bei den Paladinen ausliefern und das Kopfgeld kassieren! Für Beliarspack wie euch bekomme ich bestimmt ein hübsches Sümmchen, es gab noch nie einen Bauern, der Leute wie euch abliefern konnte! Euer Freund hat sich wohl verdünnisiert, aber egal, für drei von eurer Sorte kriege ich bestimmt auch genug." Nach diesen Worten lachte er laut. "Doch vorher", sagte er und wandte sich Xeline zu, "Werde ich erst einmal Spaß mit dieser Nutte hier haben!"
    Xeline versuchte zu schreien und zappelte, wollte er sie etwa vergewaltigen? Das konnte ich nicht zulassen! Sie schaute mich hilflos an, ich versuchte ihr zu helfen, aber konnte es nicht!
    Artur riss ihre Kleider vom Leib und sie versuchte sich mit ihren Beinen zu wehren, aber der Bauer war körperlich stärker als sie.
    Als ich versuchte, die Fesseln zu lösen, schaute ich nach oben. Eine riesige Fledermaus flog im Mondlicht auf Artur zu. Es war Mick! Unsere letzte Rettung! Kurz bevor Artur Xeline vergewaltigen konnte, flog Mick auf ihn ein und biss ihn in den Nacken. Der Entführer schrie vor Schmerzen und währenddessen verwandelte Mick sich zurück und fesselte ihn schnell mit beschworenem Stacheldraht. Nun befreite er jeden von uns und wir standen auf. Endlich waren wir befreit, jetzt mussten wir nur noch mit Artur abrechnen. Dies taten wir schnell, indem wir alle auf ihn spuckten und seine Kehle durchschnitten.
    Verärgert ließ sich Janus auf seinen Sonnenstuhl nieder und schimpfte über den Bauern:
    "So ein mieser Verräter, das sieht dieser Sekob-Sippe ähnlich."
    "Nun lass uns nicht mehr über diesen Haufen Abschaum reden, ich habe keine Lust, über den noch nachdenken zu müssen, wir holen jetzt Holz und wir gehen zusammen. Also, du gehst mit Mick und ich gehe mit Xeline, einverstanden?"
    "Einverstanden."
    Xeline starrte vor sich hin, offenbar hatte sie dieses Erlebnis mehr mitgenommen als Janus, Mick und mich. Beruhigend nahm ich ihre Hand und sagte sanft: "Komm, wir gehen jetzt auch zusammen, ok?"
    Ohne etwas zu sagen stand sie weiterhin starrend auf und wir liefen Hand an Hand an den Waldrand und suchten dort etwas Holz. Auch Janus und Mick wollten nicht mehr zu tief in den Wald gehen und taten es uns nach. Zwischendurch machte ich eine kleine Pause mit Sammeln, mich bedrückte es, wenn es Xeline nicht gut ging. Ich drückte sie und tröstete:
    "Och Xelinchen, er hat dich doch gar nicht... weißt schon können. Es ging doch noch mal alles gut."
    "Halt mich einfach nur fest."
    Eine Weile lang nahm ich sie noch in die Arme, als ich sie losließ, um weiter Holz zu sammeln, schmollte sie. Um sie ein wenig aufzuheitern sagte ich, während ich ihre Wangen streichelte:
    "Du bist süß, wenn du schmollst."
    Nach diesen Worten konnte sie endlich mal wieder ein wenig lächeln. Zwar war das von vorhin kein schönes Erlebnis, aber Xeline nahm es offenbar am meisten mit. Verständlich, eine versuchte Vergewaltigung war auch nicht schön. Mich berührte dieses Erlebnis nicht so tief, schließlich ging noch mal alles gut. Als wir genug Holz sammelten, legten wir es ins Feuer und brieten das Wildschwein weiter. Janus erzählte:
    "Am Waldrand da drüben liegt Arturs Zombie herum."
    "Er hat ihn wohl gerufen, als wir ihn gefesselt haben?"
    "Offenbar. Wie auch immer, jetzt sind beide tot, wobei ich es ein wenig schade finde, dass Artur so war. Ich dachte, er wäre anders, anders als seine restliche Sippe..."
    "Ja, das dachte ich auch... Aber naja, manchmal irrt man sich nun einmal. Doch eignetlich hätten wir es merken müssen, als er sich einen Zombie von uns aufschwatzen ließ."
    "Wieso?"
    "Nunja, schau mal, für einen Bauern ist ein Untoter nichts Gewöhnliches, da hätten wir schon Verdacht schöpfen müssen. Wie auch immer, ist ja jetzt auch egal."
    Wir verspeisten noch ein paar Stücke des Wildschweins, Xeline wollte nichts mehr essen, sie lag bei mir mit auf dem Sonnenstuhl und kuschelte sich ein. Im Moment brauchte sie wirklich meine Zuwendung, also streichelte ich sanft ihre schönen, dunklen Haare und ihren Kopf. Als es Morgen wurde und diese grässliche Ordnungssonne aufging, begaben wir uns in die Zelte zum Schlafen. Wir alle waren ziemlich müde und die Zelte bestanden aus einem Stoff, der keine Sonnenstrahlen hindurchließ, so konnten wir gut im Dunkeln schlafen. Xeline wollte aber noch ein wenig kuscheln, also machten wir es uns im Zelt gemütlich und zündeten der Romantik halber noch ein paar Kerzen an. Xeline wollte mit mir einen Schlafsack teilen, um sich besser mit mir einmurmeln zu können. Zwar war sie eine dunkle Verführerin, aber dennoch nicht gerade gefühlskalt. Nicht, dass der Name für mich jemals auf eine solche kalte Person hinwies, diese Situation aber bewies, dass die dunklen Verführerinnen es wirklich nicht waren. Das Symbol der schwarzen Katze passte wirklich zu ihnen, sie wollten wie Katzen ziemlich oft schmusen, Romantik und viel zu Zuwendung. Dies gab ich Xeline gerne, ich sah es nicht als homosexuell an, sensibel und auch mal sanft zu sein, auch wenn ich mich manchmal schämte es zuzugeben.
    Was mich aber bedenklich stimmte war, dass Xeline mir tief in die Augen starrte, seitdem wir im Zelt waren. Offenbar wollte sie mir etwas sagen, dachte aber noch darüber nach, wie sie es mir sagte. Eine Weile später sprach sie endlich:
    "Weißt du... Ich muss dir was sagen..."
    "Und was?"
    "Ich wollte dir sagen, dass... Nunja, wir kennen uns doch nun schon lange und so..."
    "Ja?"
    "Ach, mach es mir doch nicht so schwer... Ich wollte sagen, dass ich es schön finde, dass du immer für mich da bist und...ja..."
    "Das ist doch nicht das, was du mir sagen wolltest?"
    "Nein... Ich... ich... Ach... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll."
    "Mach es dir doch nicht so schwer, sprich frei heraus, du kannst mit mir über alles reden."
    "Also gut..." Sie räusperte noch einmal kräftig und sprach: "Ich liebe dich."
    Sie errötete leicht und ich wurde etwas verlegen. Doch kurz darauf lächelte ich und antwortete:
    "Ich dich auch."
    Sie lächelte fröhlich und wir gaben uns einen lang anhaltenden Kuss. Da sie noch etwas sagen wollte, ließ sie los und redete:
    "Das ist mir heute so richtig klar geworden, wir du mich retten wolltest, als ich so hilflos war... Ich habe nur an dich gedacht... Mir ist klar geworden, dass ich ohne dich schon gar nicht mehr leben kann und will..."
    Ein weiterer Kuss folgte, aber jetzt wollte ich etwas von ihr wissen:
    "Eines möchte ich aber noch erfahren."
    "Ja?"
    "Stehst du wirklich auf unerfahrene Männer?"
    "Hihi, Nein, damals, als du in den Club gekommen bist, da sah ich dich und war schon verliebt in dich."
    "Oh... Ich gehöre aber nicht gerade zu den Muskelprotzen, in denen man sich gleich auf dem ersten Blick verliebt..."
    "Das mag vielleicht sein, trotzdem war ich sofort verknallt in dich, als ich dich sah, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll... Ich habe es einfach gefühlt, dass du der Richtige bist."
    "Deshalb warst du so offenherzig..."
    "Ja. Auch diese 'Freundschaft in der Art, die keiner versteht' ist meine Art und Weise, Männer näher kennen zu lernen."
    "Du bist süß."
    "Bist du mir also nicht böse, dass ich dich ein bisschen beschwindelt habe?"
    "Ach i wo, ich finde es sogar lustig."
    Verliebt blickte mir Xeline noch einmal in die Augen und küsste mich. Nun war die Zeit der Worte vorbei, Liebeleien waren schöner ohne Worte.
    Ich fühlte auch, dass Xeline die Richtige war, neben all den Frauen, die ich hatte, während wir die lockere Beziehung, wie ich sie jetzt nannte, führten, war keine ein Vergleich mit Xeline. Zwar gab es einige, die besser aussahen als sie, also besser als sehr gut, aber diese waren aufgrund des Charakters, welcher überhaupt nicht mein Fall war, nur eine Nacht lang zu ertragen.
    Außerdem war es schön, Xeline nun mein Mädchen nennen zu können. Zwar war sie ein paar Jahre älter als ich, aber das spielte bei uns immer eine untergeordnete Rolle.
    Als wir alle ausschliefen, war es abends und wir bauten das Zeltlager ab. Ich gab noch Janus und Mick kund, dass Xeline und ich nun wirklich zusammen waren. Die beiden freuten sich für uns und wir machten uns alle wieder auf dem Weg, bevor wir nach Hause in die Hallen von Silgrath gehen wollten, beschlossen wir, meine Mutter noch zu besuchen.
    Geändert von Tob94 (23.10.2011 um 17:44 Uhr)

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    Kapitel 22 – Die Hallen von Irdorath

    Wir kamen spät abends bei Mutter im Hafenviertel der Stadt Khorinis an. Das Viertel hatte sich kaum verändert, es war ebenso ärmlich und heruntergekommen wie an dem Tag, an dem ich dies nicht länger mein Zuhause nennen musste. Doch das Haus meiner Mutter war für das Hafenviertel recht sauber. Zumindest waren die Planken nicht vermodert und der Innenraum nicht voller Staub und Dreck. Meine Mutter war froh, mich wieder zu sehen und umarmte mich stürmisch. Auch Janus empfing sie herzlich, schließlich kannte sie ihn schon länger und recht gut. Doch Mick und Xeline waren neue Gesichter, welche ich ihr vorstellte. Zum ersten Mal in meinem Leben stellte ich Xeline nicht als freundschaftliche Freundin vor, sondern als mein Mädchen, was mich stolz machte, da fühlte ich mich gleich eine Spur erwachsener. Meiner Mutter schien Xeline sehr zu gefallen, sie meinte: "Was ein schönes Mädchen! Ich bin mir sicher, dass du eine gute Wahl getroffen hast!" Bei diesen Worten errötete Xeline leicht und lächelte verlegen.
    Nun betraten wir das Haus meiner Mutter und setzten uns an den Küchentisch. Mutter bot uns etwas zu Trinken an, was wir wie immer nicht ablehnten. Daraufhin unterhielten wir uns alle gemeinsam darüber, wie es mir ging und über ziemlich alltägliche Themen. Doch als wir das Neueste über die Geschehnisse der Oberfläche erfahren wollten, wurde es ernst. Mutter sprach:
    "Wisst ihr... Es ist gut, dass ihr da seid, es gibt nämlich ein Problem, von dem ich euch unbedingt erzählen wollte...."
    "Sag's geradeheraus", warf Mick hinzu.
    "Diese Insel wird bald für uns Menschen verloren sein..."
    "Aber warum?", wollte ich wissen.
    "Die Orks aus dem Minental... Wie natürlich zu erwarten war, schafften es die Truppen des Königs nicht, sie zurück zu schlagen. Es führt kein Weg mehr daran vorbei, früher oder später werden sie diese Insel einnehmen."
    "Aber Mutter, woher weißt du das so genau?"
    "Ich habe nachts die Späher gehört, sie waren hier, auf den Klippen der Stadt und unterhielten sich in ihrer Ork-Sprache. Es war nicht nur einer, es waren mehrere, verdammt viele sogar. Bitte – kehrt in eure Hallen zurück, auf dieser Insel ist es nicht mehr sicher, jede Minute, die ihr fliehen könnt, solltet ihr nutzen! Und mach dir keine Sorgen um mich, mein Sohn, ich bin schon alt, es wird sowieso bald für mich Zeit sein, zu gehen."
    "Aber Mutter! Du weißt, dass ich das nicht zulassen werde!"
    "Wie willst du es denn verhindern?"
    "Es muss eine Lösung geben... Einen Ausweg!"
    "Nein, mein Sohn, führe ein glückliches Leben in der Gemeinschaft und riskiere nicht dein Leben hier oben, hörst du?"
    Tränen bildeten in den Augen meiner Mutter, auch in meinen. Xeline nahm meine Hand, um mich zu beruhigen und auch sie konnte einige Tränen aus Mitleid nicht zurückdrängen. Sie sprach beruhigend:
    "Deine Mutter hat Recht, es ist zu riskant, hier oben zu bleiben."
    "NEIN!", ich stand auf und lief ungeduldig hin und her.
    Janus versuchte, mich zu beruhigen, aber ich ließ es nicht zu. Fest entschlossen setzte ich mich zurück an den Tisch, hämmerte mit der Faust darauf und sprach:
    "Ich hab's! Ich werde ein General Beliars Armeen! In meinem Namen werden seine Scharen auf diese Insel strömen und jeden einzelnen Ork-Krieger zerfetzen!"
    "Du bist größenwahnsinnig, beruhige dich bitte.", erwiderte Janus.
    "NEIN! Ich werde nicht zulassen, dass die Oberfläche versklavt wird und schon gar nicht meine Mutter! Ich werde kämpfen! Nicht umsonst durchströmt Beliars Macht meine Adern, jetzt habe ich die Chance, sie für etwas Großes einzusetzen! Als General von Beliars Armeen!"
    "Weißt du überhaupt, wie riskant das ist?", antwortete Janus laut.
    "Ich werde dieses Risiko in Kauf nehmen! Und wenn ich sterbe, dann habe ich wenigstens versucht, Widerstand zu leisten! Ich werde nicht zulassen, dass der Vollstrecker Innos' Macht von dieser Welt für die Menschen bricht und die Orks sie dann einnehmen! Wenn diese haarigen Mistviecher den Krieg wollen, dann sollen sie ihn haben und die blutige Niederlage einstecken!"
    Einen kurzen Moment schwiegen wir und alle schauten mir tief in die Augen. Wenig später sagte Janus:
    "Er spricht mit großer Überzeugung, ich sehe einen starken Willen in seinen Augen. Er soll eine Chance bekommen und ich werde ihm zur Seite stehen."
    Nachdem Janus diese Worte sprach, fühlte ich wieder einmal, wie wertvoll es war, einen solch treuen Freund zu haben. Auch Mick gesellte sich Janus und Xeline nahm nach einer Zeit des Überlegens meine Hand und sprach: "Auch ich werde dir zur Seite stehen, aus Liebe und aus Überzeugung. Ich werde dir überall hin folgen, auch in den Tod."
    Immer wieder fand ich es bemerkenswert, wie gute Freunde, die mir immer zur Seite standen, ich doch hatte. Xeline aber rührte mich sehr mit diesen Worten, worauf ich ihr einen Kuss gab.
    Meine Mutter wischte sich die Tränen von den Augen und sagte zu mir nach einem Schniefen: "Mein Sohn... Ich will dich nicht aufhalten, dein eiserner Wille macht mich zur stolzesten Mutter dieser Welt, weißt du das? Du bist nun zu meiner letzten Hoffnung geworden."
    Sie umarmte mich, lehnte sich wieder zurück und sprach: "Nun denn, habt ihr denn schon einmal eine Idee, wie ihr vorgehen wollt?"
    "Wir brauchen ein Dimensionstor, um die Armeen aus Beliars Reich in diese Welt strömen zu lassen. Doch dazu muss Beliar mich erst zu einem seiner Generäle ernennen.", erwiderte ich.
    "Das wird er aber erst tun, wenn du das Dimensionsportal erbaut hast und einen Aufmarschplatz seiner Armeen bietest."
    "Uns bleibt nicht viel Zeit, wir müssten das Dimensionsportal auf einer großen, freien Fläche bauen.", fügte Mick hinzu.
    "Der Bau eines Dimensionsportals ist langwierig und schwierig...", grübelte Janus, "Wir könnten den Saal des Großen Rates in den Hallen von Silgrath verwenden, dort befindet sich ein solches Portal."
    "Das Problem ist nur, dass sich die Hallen von Silgrath nicht als Aufmarschplatz eignen. Erst einmal leben dort zu viele Menschen und die Teleportationshalbzylinder als einziger Weg auf die Oberfläche ist nicht gerade dafür geeignet, Armeen durchmarschieren zu lassen.", antwortete ich ihm, worauf er "Stimmt" sagte.
    "Was ist mit dem Schläfertempel? Da ist doch auch ein Dimensionsportal, oder?", war Micks Idee.
    "Der Schläfertempel ist zerstört.", antwortete ihm Xeline.
    "Aber was ist mit der ehemaligen Stätte des untoten Drachen? Wie hieß sie doch gleich...", überlegte meine Mutter.
    "Die Hallen von Irdorath! Natürlich, das ist es! Dort wollte der untote Drache seine Armeen auf die Welt strömen lassen, allerdings, um aus ihr sowas wie die Totenländer zu machen, er hatte ja die Seele eines Todbringers, wisst schon... Doch wir könnten diese Hallen ebenso nutzen, um die Orks zurück zu schlagen!", sprach ich.
    "Da ist was dran... Allerdings ist dieser Aufmarschplatz entweiht. Er wurde ja schon Beliar entweiht, als der untote Drache ihn besetzte, also wurde er diesem Todbringer geweiht. Doch jetzt, wo die Seele des Schläfers verschwunden ist, sind die Hallen von Irdorath eine bloße vermodernde Ruine."
    "Der Weihungsritus ist vielleicht aufwendig, aber das geht schneller als ein ganzes Dimensionsportal zu bauen", antwortete ich.
    "Das stimmt. Doch um den Aufmarschplatz Beliar zu weihen, brauchen wir eine leere Machtquelle und diese haben wir nicht.", ergänzte Janus.
    "Aber, was ist mit unseren Amuletten?"
    "Das sind keine LEEREN Machtquellen."
    "Wo könnten wir hier oben nur eine besorgen..."
    "Ich glaube, ich hätte eine!", sagte meine Mutter.
    "Wo denn?"
    "Das Amulett deines Vaters... Ich habe es aufbewahrt."
    "Wirklich? Das ist... großartig!", freute sich Janus.
    "Aber ich dachte, die Amulette eignen sich nicht?"
    "Das eines Verstorbenen schon. Denn wenn der Besitzer eines Amuletts stirbt, wird es zu einer leeren Machtquelle."
    Janus bat meine Mutter, das Amulett zu holen, sie stand auf und brauchte es aus einer Schublade auf den Tisch.
    "Das Amulett meines Vaters... womöglich ein Artefakt, das daran beteiligt sein wird, diese Insel zu retten..." Das war ein Gedanke, er mich ziemlich rührte.
    "Nun gut, jetzt haben wir eine Machtquelle, jetzt müssen wir sie nur mit der Weihkraft Beliars laden. Da stehen wir vor dem nächsten Problem: Wir brauchen einen Schrein, der Beliar geweiht ist."
    "Der bei Xardas' Turm! Der wird ja wohl kaum dem untoten Drachen umgeweiht worden sein, schließlich war er ja auf Xardas' alias Beliars Turm!"
    "Du hast Recht! Das erklärt wohl auch, weswegen der Vollstrecker die Klaue Beliars weihen konnte! Er tat es dort! Wir haben gerade die Antwort auf eine Frage gewonnen, die sich die Gemeinschaft schon ewig stellt, wobei sie so einfach ist! Aber das spielt jetzt keine Rolle, wir sollten auf der Stelle aufbrechen!", antwortete Janus.
    Es war ein schmerzlicher Abschied, ich wusste nicht, ob ich meine Mutter jemals wiedersah. Doch ich konnte dafür kämpfen und mit all meinen Freunden auf meiner Seite stiegen meine Siegeschancen. Dieser Gedanke erleichterte den Abschied ein wenig, wenn auch nicht viel. Mit der Kutte über dem Kopf verließen wir die Stadt und liefen die felsige Schlucht hinauf zu Xardas' altem Turm. Der Mond erhellte unseren Pfad, doch gebot der Turm keinen freundlichen Anblick. Bedrohliche Zacken ragten aus dem zerfallenden Gemäuer hinaus, Spinnenweben waren bereits an den Eingängen zu sehen, der verlassene Turm war schon wirklich ziemlich gruselig.
    Um uns nicht mit Spinnenweben plagen zu müssen, verbrannten wir sie mit unseren Fackeln, die wir unterwegs in der Schlucht bei einem erloschenem Lagerfeuer fanden.
    Der Turm war auch innerlich kein Markenzeichen der Gemütlichkeit, das Gemäuer war feucht und sehr kahl. Wir stiegen eine Wendeltreppe hinauf, ohne die weiteren Räume zu durchsuchen, wir hatten wirklich nicht vor, lange hier zu bleiben. Auf dem Turmdach angekommen, sichteten wir im Mondschein den Schrein Beliars. Es war eine dunkelblaue Statue mit einem im Mantel gehülltem Mann. Er zeigte nur die Hände und hielt zwei Schwerter überkreuzt und stach sie in den Boden. Der Kopf war mit der sechshörnigen Maske maskiert, welche genauso aussah wie unser Amulett, nur groß genug, um einen Kopf zu verdecken.
    Nun stand ich vor dem Schrein, hatte aber keine Ahnung, wie man damit den dunklen Gott rief. Mick hatte sich inzwischen etwas hier umgesehen und hatte auf dem Turmdach in einer Kuppel eine kleine Bibliothek entdeckt. Janus, Xeline und Mick konnten ja alle dank ihrer Nachtsichtsfähigkeit was sehen, ich allerdings nicht, ich konnte nur hinterher laufen.
    "Ich hab's!", rief Xeline, "'Anrufungen und Wünsche', in diesem Buch steht drin, wie man über einen Schrein die Verbindung zum dunklen Gott herstellt und bestimmt auch, wie man ihn darum bittet, eine Machtquelle zu weihen. Moment, ich muss kurz im Inhalt gucken..." Sie blätterte ein wenig weiter, bis sie die richtige Seite fand. "Hier. Da steht es." "Tatsächlich!", freute ich mich. Ich las vor, nachdem ich eine weitere Fackel entzündete, um mehr zu sehen: "Füllung einer Machtquelle mit Kraft zur Weihung eines Ortes: Man lege eine leere Machtquelle in die Schale des Schreins, bevor man die Verbindung zum dunklen Gott herstellt. Nun spreche man seinen Wunsch in tiefster Konzentration auf die Verbindung (Zur Verstärkung der Konzentration empfiehlt es sich, laut zu sprechen): BELIAR, ICH BIN GEKOMMEN, UM DIESE MACHTQUELLE MIT DEINER DUNKLEN WEIHKRAFT ZU FÜLLEN, AUF DASS DER ORT, DEN ICH IN DEINEM NAMEN ZU WEIHEN GEDENKE, DURCHSTRÖMT WERDE MIT DEINER GÖTTLICHEN MACHT!
    Warnhinweise:
    Ist der Wille, einen Ort zu weihen nicht oder nur gering vorhanden, wird Beliar den Versuch, eine Machtquelle zu füllen, als Betrugsversuch um einen Teil seiner höheren Macht erachten und den Verlangenden während der Verbindung töten.
    Wird ihm ein ungeeigneter Gegenstand als leere Machtquelle dargeboten, wird Beliar annehmen, der Verlangende hält ihn für töricht und ihn auf der Stelle während der Verbindung töten. "
    "Uff, das klingt riskant.", kommentierte Mick.
    "In der Tat", fügte Janus hinzu.
    "Ich werde es aber tun. Mein Wille ist groß und das Amulett meines Vaters IST eine leere Machtquelle, das steht fest."
    "Das mag sein, aber woher weißt du, dass diese Machtquelle groß genug ist?", fragte Janus unsicher.
    "Sie IST groß genug und wenn nicht, dann habe ich eben versagt. Ich sagte schon, dass ich bis in den Tod für mein Ziel gehen werde und ich stehe zu meinem Wort."
    Janus und Mick klopften mir auf die Schulter und Janus sprach: "Viel Glück. Du wirst es schaffen, da bin ich mir sicher." "Genau.", bestätigte Mick.
    Xeline umarmte mich und wünschte mir ebenso viel Glück, doch bemerkte ich, dass sie ziemlich viel Angst und mich hatte. Auch Janus und Mick schauten unsicher. Aber das Risiko musste ich in Kauf nehmen – Also kniete ich vor dem Schrein nieder, legte das Amulett in die Schale und folgte den Anweisungen zur Anrufung des dunklen Gottes, dessen Vorgehensweise ich vorhin noch rasch nachlas. Die Anrufung war nicht schwierig, man musste vor dem Schrein niederknien und mit geöffnetem Geist "Beliar!" rufen. Dies tat ich und kurz darauf wurde mir schwarz vor den Augen, obwohl ich sie weit öffnete. Die Schwärze war umrandet mit blutroten Adern und aus einem feurigem Inferno, welches ich in der Mitte wahrnahm, erschien der Kopf Beliars, bestehend aus wütendem Feuer. Er sah genauso aus wie bei der Sitzung um die große Kristallkugel. Seine Stimme war, wie ich sie kannte: Tief, grollend, laut und ein Wort war wie ein gewaltiges Inferno: "Sprich. Entfalte deinen Willen."
    "BELIAR, ICH BIN GEKOMMEN, UM DIESE MACHTQUELLE MIT DEINER DUNKLEN WEIHKRAFT ZU FÜLLEN, AUF DASS DER ORT, DEN ICH IN DEINEM NAMEN ZU WEIHEN GEDENKE, DURCHSTRÖMT WERDE MIT DEINER GÖTTLICHEN MACHT!"
    An der stier-und pferdeähnlichen, gehörnten Maske vernahm ich ein kräftiges rotes Glühen aus den Augen. Beliar sprach kein Wort, ich hörte nur ein Beben, das Feuer, das ich vernahm, wurde größer und bedrohlicher. Der blutrote Rahmen verdichtete und vergößerte sich, bis er mir wie eine transparente Scheibe vor Augen vorkam. Das Beben wurde lauter und lauter, bis mein Kopf schmerzte. Nun sprach der dunkle Gott: "Dein Wille geschehe."
    Nach diesen Worten wurde das gesamte Bild mit einem gewaltigen Blitz abgebrochen. Nachdem dies geschah, kehrte ich geistig zurück, der aprupte Abbruch ließ mich auf den Boden fallen. Als ich da lag, hockten sich die anderen vor mich hin und schauten, ob ich noch lebte. Ich öffnete die Augen, worauf sie erleichtert ausatmeten.
    "Mein Schädel brummt", war das Erste, was ich sagte.
    "Aber wenigstens bist du nicht tot!", antwortete Janus.
    "Das stimmt allerdings."
    "Was hast du gesehen? Was hat Beliar zu dir gesprochen?"
    "Nicht viel, nur dass ich sprechen und meinen Willen entfalten sollte. Nachdem ich ihm sagte, was ich wollte, tat mir mein Kopf ziemlich weh, die Augen Beliars glühten rot auf und dann sprach er nur: 'Dein Wille geschehe.'"
    "Dann hat Beliar deinen Wunsch erfüllt", freute sich Janus. Ich stand so langsam auf und blickte in die Schale. Das Amulett hatte sich kaum verändert, doch beim genaueren Hinblick stellte ich fest, dass es nicht weiß durch das Mondlicht glänzte, sondern feuerrot. Um das genauer zu untersuchen, hielt ich es noch einmal in das Licht des Mondes und es war keine Einbildung – das Amulett glänzte tatsächlich feuerrot. Offenbar war mein erster Schritt getan. Nun mussten wir uns überlegen, wie wir die Hallen von Irdorath erreichen wollten, schließlich war dies eine felsige Insel irgendwo auf dem Meer zwischen der Insel Khorinis und dem Festland. Da dieser Ort komplett entweiht war, war auch noch keine Teleportation möglich. Ungeduldig liefen wir umher und überlegten, wie wir dort hin kommen sollten. Beim Grübeln lehnte sich Xeline an ein Bücherregal und entdeckte zufällig einen Teleporthalbzylinder dahinter. Zuerst dachten wir, dass dieser nutzlos sein würde, schließlich bestand in den Hallen von Irdorath keine Teleportmöglichkeit, noch nicht. Doch kurz darauf hatte Mick eine Idee:
    "Ich hab's! Ich fliege allein dort hin und stelle die Teleportverbindung her. Von dort aus, teleportiere ich mich wieder hier her, wir brauchen nur noch das Teleportpasswort dieses Turms."
    "Genial! Das Passwort sollte über dem Halbzylinder stehen, Sekunde...", erwiderte ich und wischte den Staub über den Teleporter weg und nun konnte ich auf Vitharia das Passwort erkennen. Ich schrieb es Mick auf und wünschte ihm viel Glück, doch vorher wollte ich noch wissen:
    "Weißt du denn überhaupt, wie man eine Verbindung herstellt?"
    "Jap, habe in dem Bereich geforscht."
    "Sehr gut. Komm gut an und halt die Augen nach einer Felsinsel offen, die aus dunklem Gestein besteht, über dem Meer wirst du es sie schon finden, wenn du immer gerade Richtung Westen fliegst."
    "Jo, dann wollen wir mal keine Zeit verlieren!"
    Er verwandelte sich in eine Fledermaus und flog gen Westen auf die Suche nach der Felsinsel. Nun hieß es warten – warten, bis Mick durch den Teleporter erschien. Es war kalt in diesem Turmzimmer, also kuschelten Xeline und ich uns zusammen, um uns gegenseitige Körperwärme zu spenden. Janus fror anscheinend nicht. Wir warteten und warteten, bestimmt waren schon einige Stunden vergangen. Hoffentlich ging es Mick gut, nicht, dass ihm bei der Reise etwas zugestoßen war, er war unsere einzige Hoffnung, die Hallen von Irdorath zu erreichen. Inzwischen ging die Sonne der Ordnung auf, jetzt waren wir froh, im Turmzimmer zu sein, im Schein dieser ekligen Sonne wollten wir ganz sicher nicht warten. Nun fragte ich mich, wieso man diese Sonne hier eigentlich als Ordnungssonne bezeichnete. Nachdem ich Janus diese Frage stellte, antwortete er:
    "Nunja, die Hülle entstammt vom Gott oder besser gesagt dem beseelten Kometen der Ordnung – also Innos. Sie strahlt ein Licht aus, welches unerträglich hell ist und eigentlich dazu dient, mithilfe ihrer gleißenden Strahlen aus unnatürlichen Stoffen das Adanos-Prinzip zu ordnen, normalerweise würden alle Pflanzen und lichtabhängigen Lebewesen dadurch eingehen und neue 'aufblühen' – graue, trostlose Lebewesen, welche sich nur im Stadium des Wachstums verändern. Sind sie ausgewachsen, unterstehen sie dem Diktator Innos und unterliegen dem ewigen Stillstand. Das heißt, dass sie unveränderlich bleiben, für ewig. Doch die Natur ist mächtig genug, um diese Lichtstrahlen zum Vorteil zu nutzen, um diesen Planeten hat Beliar eine Schutzhülle erschaffen, eine Hülle, die das Licht, welches durch den Himmel erstrahlt, filtert."
    "Das heißt, die Strahlen der Ordnung werden damit blockiert und das nur Licht des brennenden Magnesiums kommt hindurch?"
    "Nun, nicht ganz. Ein paar Strahlen der Ordnung kommen schon hindurch, was die schnellen Sonnenbrände erklärt, dennoch sind es nicht genug, um das Adanos-Prinzip auf diesem Planeten zu ordnen. Würden die Strahlen in ihrer voller Größe hindurchstrahlen, wäre dieser Planet schon längst in Innos' Hand. Ich weiß nicht, wie ein Reich Innos' aussieht, ich weiß nur, dass es mit dieser Natur überhaupt nichts zu tun hat, in unserer Natur bewegt sich alles, in Innos' Ordnung sollte sich so gut wie nichts mehr rühren."
    "Ganz schön fieser Kerl, dieser Innos."
    "Nun, neutral betrachtet ist er es nicht. Er ist auch nicht böse, denn woher wollen wir wissen, ob das, was das Adanos-Prinzip bestimmt, gut ist? So schön es auch sein mag, es bringt viel Leid mit sich. Es gilt immer das Recht des Erhabenen, wenn jemand geboren wird, muss ein anderer sterben. Ein ewiger Kreislauf – Entstehen und Zerfall, Aufblühen und Eingehen, immer fließend, niemals still. Zwar sind die Individuen dadurch alle frei wie die Narren, doch es hat auch seinen Preis."
    "Stimmt auch wieder."
    "Aber hey, ich liebe die Natur und vorallem mein Leben und ich will beides schützen und nicht einem herrschsüchtigen Diktator unterworfen sein."
    "Ja, das sollte ja nicht heißen, dass ich Innos' Pläne befürworte, aber du hast mir nur gerade die Erkenntnis gegeben, dass man Innos auf keinen Fall als Weltenvernichter oder Bösewicht abstempeln sollte."
    "Das sollte man auf keinen Fall, richtig, es gibt kein Gut und Böse, Richtig oder Falsch, das musst du dir merken. 'Gut' ist was du magst und 'Böse' was du nicht magst, nicht mehr und nicht weniger."
    "Jau, das könnte so hinkommen."
    Die Schrift über dem Teleporter leuchtete nach diesem Gespräch auf und Mick erschien, mit einigen Kratzern im Gesicht. Ich freute mich über seine Ankunft und fragte ihn, ob er erfolgreich war. Er antwortete:
    "Jau, die Verbindung ist hergestellt. Hier, ich habe dir das Passwort auf diesen Zettel geschrieben."
    "Großartig, Mick! Aber warum hast du da so viele Kratzer?"
    "Konkurrenten..."
    "Was meinst du damit?"
    "Ach, da gibt es auch einen Haufen Fledermäuse, die mich nicht mochten, weiß Beliar warum. Egal, sind doch nur ein paar Kratzer, lass uns keine Zeit verlieren!"
    "Du hast Recht, lass uns aufbrechen!"
    Ich übergab den anderen den Zettel, damit sie sich das Passwort einprägen konnten und nahm ihn anschließend wieder zu mir. Der Teleporter schien zu funktionieren, ich stand nun in einem mit Fackeln beleuchteten Raum. Es befanden sich noch mehr Teleporthalbzylinder darin, aus welchen Janus, Mick und Xeline erschienen. Wir alle mussten uns erst einmal hier umschauen, schließlich waren wir noch nie hier.
    Es war eine uralte Anlage, voller Spinnenweben und gebaut aus dunklen und aufgrund des Alters modernden Ziegelsteinen. Der Raum war schlicht eingerichtet, aber für einen Aufmarschplatz von Armeen benötigte man schließlich nicht unbedingt gemütliche Athmosphäre, viel eher Stabilität. Xeline nahm meine Hand, offenbar wollte sie dicht bei mir bleiben. Anscheinend nicht aus Angst, sondern aus Lust, mit mir gemeinsam die Hallen zu bewundern. Schließlich war dies ein beeindruckender Bau, doch übersät mit skelettierten Leichen von Suchenden. Der Vollstrecker hatte saubere Arbeit geleistet, er hatte hier wohl alles getötet, was sich bewegte. Das war auch gut so, die Diener eines Todbringers, wie es der untote Drache war, waren sicherlich keine Leute, mit denen gut Kirschen zu essen war, noch dazu waren sie von vorne bis hinten besessen.
    Wir erkundeten die Räume weiter und schienen die Beschwörungsanlage zu verlassen, wir kamen in einer natürlichen Höhle aus dunklem Gestein an und beim Rückblick war ein riesiger Bau zu bewundern, der mit gewaltigen Säulen gestützt wurde. Der Eingang allerdings war nur sehr klein. Die Gänge in diesem Bau waren allgemein nicht hoch genug, um eine Armee durchfliegen zu lassen. Doch die natürlichen Höhlen hingegen eigneten sich perfekt dafür, sie waren sehr hoch, offenbar sogar hoch genug, um Drachen durchfliegen zu lassen, was uns eine skelettierte Drachenleiche jenseits einer gewaltigen Kriegsbrücke bewies. Die Brücke war schon ausgefahren, was wir wohl dem namenlosen Vollstrecker, der diese Anlage reinigte, zu verdanken hatten. Schweigend gingen wir wieder in den Bau zurück, wir wollten uns alle unbedingt mal genauer umsehen. Ekelhaft waren nur die vielen Spinnweben, aber dank der Fackel, die wir mitnahmen, konnten wir sie verbrennen.
    Wir durchliefen weitere, aus Stein gebaute Gänge und standen nun in einem Raum, der sechs Ausgänge hatte. Da aber der gegenüberliegende Ausgang das größte Portal hatte, nahmen wir diesen Weg. Es war auch der Richtige, denn dieser führte in eine weitere gewaltige Säulenhalle. Hier lagen überall skelettierte Leichen der Suchenden herum, noch mehr als in den vorherigen Gängen. Auch die Leiche eines höheren Suchenden oder was auch immer war zu sehen, auf jeden Fall sah die Robe, die das Skelett noch trug anders aus als die der Suchenden und hatte keine Kutte. Sie ähnelte sich mit der, die Xardas auf Bildern in Büchern trug.
    An den Seiten dieser Halle waren Durchgänge zu weiteren Räumen, ich konnte Folterinstrumente wahrnehmen, die nicht gerade gemütlich aussahen. Die Suchenden folterten sicher keine Zombies oder andere Untote, sondern Menschen, die höchstwahrscheinlich nicht einmal etwas getan hatten.
    Das Tor am Ende war offenbar das, was zu den untoten Drachen führte, ich war mal gespannt, wie das Gerippe von diesem Wesen aussah. Doch dazu mussten wir noch Treppen in eine riesige Höhle hinaufsteigen. Und da lag es... ein Haufen Knochen, unglaublich, dass das mal ein so gefährliches Wesen war. Was die Seele eines Todbringers alles ausrichten konnte, war schon schockierend. Doch diese Höhle war die beste Höhle, die sich für ein oder sogar mehrere Dimensionsportale eignen könnte. An den Seiten waren drei lange Gänge zu sehen, an denen man jeweils ein Portal öffnen könnte. Die Höhle war ziemlich hoch, doch auch sehr dunkel, aber ein Luftzug verriet mir, dass sie da oben irgendwo hin zu führen schien. Ich bat Mick, sich in eine Fledermaus zu verwandeln und nachzusehen, ob es da oben einen Durchgang gäbe.
    Er tat es und ich wartete mit Janus und Xeline auf seine Rückkehr. Nicht allzu lange brauchte er, er kehrte aber nicht aus der Decke zurück, sondern dorther, wo wir zu Fuß hergekommen waren. Vor uns verwandelte er sich zurück und sprach:
    "Da oben ist ein riesiger Höhlengang, der direkt in die Höhlen vor diesen Bau führt, da würden bestimmt drei Drachen durchpassen!"
    "Perfekt!", freute ich mich, "Diese Anlage ist der perfekte Aufmarschplatz!"
    "Oh ja, das ist sie, wurde ja immerhin einst dafür gebaut. Da die Schergen Beliars wohl alle fliegen können, müssten sie dort oben auch durchkommen."
    "Andernfalls gehen sie eben den Weg durch den Bau."
    "Genau. Nun, ich denke, es ist alles geritzt, dann lass uns den Ort weihen, nicht?", sagte Janus.
    "Hast du das Buch zu dieser Thematik mitgenommen, Xeline?", fragte ich sie.
    "Natürlich. Hier."
    Sie übergab mir das Buch, in welchem ich mich durchblätterte, um die richtige Seite zu finden. Als ich die Seite fand, las ich vor:
    "Man markiere den zur Weihung gewünschten Ort mit einer Grenze. Dies ist möglich, indem man Dunkelkristalle verwendet. Es empfiehlt sich, diese grob um den Ort zu platzieren, damit der gesamte Ort vollständig der Weihung unterzogen wird. Ist dies getan, rufe man Beliar über die mit Weihkraft geladene Quelle der Macht an und lasse sie inmitten des Weihungsortes auf dem Boden nieder. Daraufhin spreche man folgende Worte in Konzentration auf die für die Weihung vorgesehene Machquelle:
    "BELIAR! WEIHE MIR DIESEN ORT MIT DEINER DUNKLEN WEIHKRAFT, DIE IN DIESER QUELLE DEINER GÖTTLICHEN MACHT RUHT! WEIHE DEN ORT RUND UM DIE STELLEN, DIE ICH MARKIERTE, AUF DASS ER MIT DEINER GÖTTLICHEN MACHT DURCHSTRÖMT WERDE!"
    Warnhinweise:
    Hat man den Ort nicht markiert, den es zu weihen gilt, wird Beliar dich auf Grund deiner Unfähigkeit, zu lesen, mit dem Tod bestrafen."
    "Hmm, das klingt nicht sonderlich kompliziert.", kommentierte Janus.
    "Aber wir müssen den Ort noch markieren!"
    "Dieser Ort war einst, bevor der untote Drache ihn besetzte, ein Beschwörungstempel des dunkeln Gottes, schon vergessen? Die Dunkelkristalle werden sich hier irgendwo befinden, sonst hätte man diesen Ort niemals Beliar weihen können."
    "Stimmt. Also gut. Dann werde ich mal anfangen..."
    Die anderen wünschten mir Glück und ich ließ das mit Weihkraft geladene Amulett meines Vaters vor mir fallen und kniete in Konzentration darauf nieder.
    Ich rief Beliar über das Amulett an und wieder wurde alles schwarz vor meinen Augen, obwohl ich sie sehr weit aufsperrte und der Rahmen meiner Wahrnehmung färbte sich blutrot. Das lodernde Feuer erschien und Beliars Kopf bildete sich. Er sprach die selben Worte wie beim letzten Mal: "Sprich. Entfalte deinen Willen." Daraufhin sprach ich laut und deutlich diw Worte, wie sie im Buch beschrieben standen. Wieder glühten die Augen des dunklen Gottes auf, danach verwandelte sich der Kopf zu purem Feuer, das Feuer zu einem Bild. Zu sehen war eine felsige Insel auf dem Meer, offenbar war dies die Insel der Hallen von Irdorath. Kurz darauf fühlte ich mich, als würde ich fallen, ganz tief fallen, im Bild, das ich sah, fiel ich direkt vor einem der Dunkelkristalle der Insel. Er leuchtete lila auf, das Bild fuhr weiter zu den anderen Kristallen, welche alle violett aufleuchteten und alle Kristalle mit Weihkraft geladen worden schienen, verwandelte sich die Wahrnehmung wieder in ein flammendes Inferno, aus dem sich kurz darauf wieder der Kopf des dunklen Gottes formte. Mit glühend roten Augen sprach er: "Es ist vollbracht." und die Verbindung brach wie beim letzten mal aprupt mit einem Blitz ab.
    Wieder lag ich auf dem Boden, wieder hockten sich meine Freunde vor mir hin, um zu sehen, ob es mir gut ging. Als ich meine Augen öffnete, fühlte ich, dass dieser Ort nun geweiht war. Ich war erfolgreich, ich hatte es geschafft! Es fühlte sich hier nun an wie in den Hallen von Silgrath, es war ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte, aber ein Unterschied zu eben war auf jeden Fall bemerkbar. Jetzt war dieser Ort wieder Beliar geweiht, nun konnte ich ihm einen Aufmarschplatz bieten. Was das Dimensionsportal betraf – da hatte ich schon eine Lösung. In dieser Höhle befanden sich genau drei, wenn auch recht einfache, doch das spielte wohl in einem Aufmarschplatz keine Rolle, wie verziert sie waren. Man musste sie nur noch öffnen. Jetzt hatte ich alles, was ich für die Ernennung zu einem General Beliars Armeen benötigte: Einen Aufmarschplatz und gleich drei Dimensionsportale. Ich musste nur noch mit Beliar verhandeln. Um zu ihm zu gelangen, wollte ich das Tor im Saal des großen Rates in den Hallen von Silgrath passieren, ich glaubte auf jeden Fall, dass Victor mich mit dieser Begründung passieren lassen würde. Die Dimensionsportale wollte ich nicht vorschnell öffnen, schließlich wusste ich nicht, in welchem der 16 Reiche sich die geeigneten Dämonen befanden. In den Totenländern ganz bestimmt nicht, dass dies in die Hose ging, haben die Orks ja bereits mit dem Schläfer bewiesen. Janus klopfte mir auf die Schulter und sprach:
    "Jetzt hast du alles, was du brauchst, um mit Beliar darüber zu verhandeln, dich zu seinem General zu ernennen. Ich bin stolz auf dich, wahrscheinlich werde ich der Mentor eines Generals von Beliars dunklen Armeen, das berührt das Herz eines alten Mannes tief, lass dich umarmen."
    Wie immer wirkte Janus bei solchen Worten wie ein alter Knacker, allerdings nicht mehr nach der Umarmung, bei der die Gefahr bestand, erdrosselt zu werden. Auch Xeline sagte fröhlich:
    "Und ich die Geliebte eines Generals!" und küsste mich lang anhaltend und stürmisch. Mick wollte auch nicht zu kurz kommen und sagte: "Es ist schon unglaublich, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Dein Wille ist stark und wir stehen immer hinter dir, was deine Siegeschancen ja bedeutend steigern sollte."
    Nun war es Zeit, nach Hause in die Hallen von Silgrath zurückzukehren. Ich vermisste mein Zuhause inzwischen schon und vorallem das gemütliche Bett von Xeline und mir. Da wir das Passwort der Hallen von Silgrath wussen, konnten wir die Teleporter hier in Irdorath benutzen. So machten wir uns auf in den Raum, in dem sich die Halbzylinder befanden. Ich fühlte mich an diesem Ort richtig wohl, jetzt, wo er wieder mit Beliars Macht durchströmt wurde. Die Spinnenweben gingen zurück, die Fackeln erleuchteten alle auf magische Art und Weise, das Gestein wurde weniger schäbig und hinterließ einen stabileren Eindruck. Ich habe diesem Ort wieder zur vollen Pracht verholfen, ich sah schon in meiner Fantasie, wie die Dämonenarmee hier hindurchströmte, um Khorinis zu stürmen und die einfallenden Orks in meinem Befehl zurücktrieben. Die Bürger wollte ich auf jeden Fall alle am Leben lassen, diese konnten am Wenigsten dafür. Was für einen Eindruck das schinden würde, wenn das Volk sähe, wie Dämonen ihr Leben retteten? Ich war mir sicher, dass dies den Ruf Beliars aufpolieren sollte, wie es ihm gebührte und einige Vorurteile gegenüber Dämonen nun zum Aussterben bedroht waren.
    Wir teleportierten uns zurück nach Hause, als wir in der Eingangshalle standen, wartete man offenbar schon auf uns. Ein untoter Bote übergab mir und Xeline einen Eilbrief, der direkt von Victor entstammte. Ich öffnete meinen Brief und las ihn. In ihm stand geschrieben, dass Beliar persönlich mich morgen um zwei Uhr nachtmittags in seinem Reich einlud, um über meinen Generalstitel zu verhandeln. Dieser Brief erweckte meine innerliche Freude. Der dunkle Gott hatte mich höchstpersönlich eingeladen, offenbar sah er in meinem Vorhaben Vorteile, die ihm nützlich sein konnten. Xeline stürmte auf mich zu, nachdem sie ihren Brief las und sprach außer sich vor Freude: "Beliar hat uns beide morgen um zwei Uhr Nachtmittags zu sich eingeladen! Wir beide treten morgen vor den dunklen Gott, ich freue mich so!"
    Nicht, dass ich was dagegen hatte, dass auch Xeline eingeladen wurde, aber was hatte Xeline mit dem Ganzen zu tun? Ich war ziemlich gespannt, was Beliar selbst mit uns beiden zu bereden hatte...
    Offenbar hat ihn mein Wille beeindruckt, sonst hätte er mich kaum eingeladen, oder war es was anderes? Meine Aufregung auf den morgigen Tag war ziemlich groß...

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    Drachentöter Avatar von Tob94
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    Kapitel 23 – Meine wahre Bestimmung

    Ich hatte mir in der Zwischenzeit einen sehr teuren, edlen Anzug geleistet. Zwar hatte er ein Vermögen gekostet, aber andererseits wollte ich nicht wie ein Lump vor Beliar erscheinen. Xeline und ich gingen dafür gemeinsam einkaufen, sie wollte sich natürlich auch ein feines Kleid kaufen, dafür half sie mir bei der Suche nach förmlicher Kleidung.
    Aufgeregt zogen wir uns nun an und machten uns auf dem Weg zum Tor in die Reiche Beliars im Saal des Großen Rates. Victor schien bereits auf uns zu warten und wollte, bevor ich eintrat, noch ein paar Worte verlieren:
    "Seid gegrüßt!", sagte er, schüttelte mir die Hand und vor Xeline verbeugte er sich und küsste ihr anständig die Hand, dazu fügte er ein Kompliment hinzu: "Du bist schön wie immer." Jetzt wandte er sich mir zu und sprach wertschätzend:
    "Nun ist es so weit. Du trittst vor Beliar, um einen Generalstitel zu erlangen. Ich habe es von Anfang an gewusst..."
    "Was meinst du, Victor?"
    "Das wird dir Beliar gleich erklären, komm mit."
    Er öffnete das Dimensionsportal und ließ uns vor. Mir fiel auch seine förmliche Kleidung auf, als Dämon verstand er wirklich was von Anstand und Ästhetik.
    Nun stand ich wieder in der gewaltigen Halle, die ich zum letzten Mal bei der Sitzung sah. Wir liefen zur Arena mit der großen Kristallkugel hinaus und sahen Beliars Kopf aus dunklen Wolken darüber. Victor verabschiedete sich nun und flog davon. Es war immer wieder ein schöner Anblick, wie er seine Flügel spannte und in die Ferne gen Sonne elegant in andere Bereiche der Unterwelt hinausflog.
    Xeline und ich wandten uns wieder dem dunklen Gott zu und gingen näher an die Arena. Nun sprach er:
    "Willkommen. Ich habe euch bereits erwartet. Doch will ich nicht hier mit euch verhandeln, das werden wir in einem meiner Restaurants tun, denn ein Geschäft ohne ein Essen und zusätzlichen Vergnüglichkeiten entspricht nicht meinen Vorstellungen."
    Die Wolke ballte sich und stürzte stürmisch auf uns zu, auf der Brücke zur Arena, auf der wir standen, knallte sie auf und formte sich zu einem Mann. Er war gekleidet mit einem geschmackvollen Anzug und trug dunkle Stiefel aus edlem Leder. Auch seine Handschuhe waren schwarz und bestanden aus dem selben Leder. Ein stehender Kragen ragte nach oben hinter dem Kopf. Er hatte ein ziemlich spitzes Gesicht und einen elegant zurechtgeschnittenen Schnauzbart. Die Hautfarbe entsprach einem gesunden Menschen, doch zwei kleine Hörner, welche aus dem nach hinten gekämmten, schwarzen Haar emporragten, ließen ihn nicht wie einen Mensch aussehen. Auch die Augenhöhlen waren verdunkelt und die Pupillen blutrot. Die Figur des Mannes entsprach einem Traummann für Frauen. Zwar war er nicht gerade ein tonnenschwerer Muskelprotz, aber seine Schultern, die eine gewisse Breite innehatten, deuteten auf einen für einen Mann perfektem Körperbau hin. Der Anzug ähnelte sich dem eines Vampirs, auch trug er ein Gewand dazu, welches sich, abhängig von der Helligkeit, in einer bestimmten Farbe widerspiegelte. War die Umgebung eher dunkel, glänzte er morgenrot, war sie hell, nachtblau. Mit der rechten Hand stützte er sich mit der Körperhaltung eines reichen Mannes auf einen Gehstock, welcher aus edelstem Material bestand. Der Gesichtsausdruck und sein Blick wiesen auf einen gerissenen Geschäftsmann hin, bei dem man aufpassen musste, was man sich von ihm erzählen ließ. Wer diese Person oder dieser Dämon war, wollte ich wirklich gerne wissen. Er stellte sich mit einer Stimme vor, die einem arroganten, aber steinreichen Mann würdig war:
    "Ich schätze, ich muss mich in dieser Gestalt erst einmal vorstellen. Einer der vielen Namen, die mir Sterbliche auf den verschiedensten Planeten des Universums gaben, ist Beliar. Angenehm."
    Nach diesen Worten näherte er sich uns und schüttelte mir die Hand. Ich konnte kaum glauben, dass ich gerade die Hand des dunklen Gottes persönlich schüttelte. Als er fertig war, wandte er sich Xeline zu, mit einem freundlichem Lächeln und sprach: "Erlaubt mir, Eure Anwesenheit zu würdigen, gnädige Dame." Daraufhin verbeugte er sich vor ihr und küsste zärtlich ihre Hand mit seinen schmalen Lippen. Als er wieder gerade stand, gab er ihr ein Kompliment mit sanfter Stimme: "Deine Schönheit ist eine Wonne für mein Auge, Gnädigste, der Titel einer dunklen Verführerin wurde bei dir nicht an die Falsche vergeben."
    Auch das konnte ich nicht glauben: Der dunkle Gott Beliar küsste die Hand einer sterblichen Frau und ließ dabei auch noch ein Kompliment, bei dem jedes Frauenherz schmelzen würde, los. Er war ein wahrer Gentleman, das musste man ihm lassen. Offenbar ging es Xeline genauso wie mir, doch sie errötete stark und wandte ihm schmachtende Blicke zu, was ein wenig meine Eifersucht anregte.
    "Bevor wir über die heikle Angelegenheit zur Ernennung eines Generals sprechen, dachte ich mir, wir nehmen erst einmal einige Köstlichkeiten zu uns. Ich liebe das Essen, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf."
    Ich brachte kein Wort hervor, so sprachlos war ich. Stand hier vor mir tatsächlich Beliar? Das konnte doch gar nicht sein, aus dem furchterregenden, mächtigen Antlitz wurde ein gerissen aussehender, charmanter Geschäftsmann, der kaum größer war als ich. Ich musste träumen, das alles war ein schlechter Witz, bestimmt wachte ich gleich auf... Um aufwachen zu wollen, kniff ich mich selbst. Ich wachte aber nicht auf, es war real!
    "Nein, Ihr träumt nicht, vor Euch steht der dunkle Gott, habt Ihr etwa nicht gesehen, wie ich diese Gestalt annahm?"
    "Doch, schon, aber..."
    "Kein Aber. Glaubt Ihr etwa, ich bin ein humorloser Riese ohne jeglichen Sinn für Vergnüglichkeiten? Ich bin doch nicht Innos, ich bin BELIAR, ich bin ein Gott, ein dunkler Gott! Und nur weil ich das bin, darf ich nicht freundlich zu zwei mir Wohlgesinnten sein? Ihr Menschen mögt doch Vergnüglichkeiten und Spaß neben dem Ernsten oder irre ich mich?"
    "Nein, aber ich finde es für einen Gott ziemlich ungewöhnlich."
    "Seid Ihr denn jemals einem Gott persönlich gegenübergetreten?"
    "Nein."
    "Na also. Vor Innos müsstet Ihr vielleicht knien oder stramm stehen und seine kranke Herrschsucht aushalten, aber doch nicht vor mir. Ich bin der Herausforderer und vor einem Herausforderer steht man stets gerade wie ein Mann und auf Euch bezogen, gnä' Frau, wie eine Dame."
    Der dunkle Gott konnte mich immer wieder überraschen, in dieser Situation vorallem positiv. Ich fühlte mich nach diesem Satz ganz anders, nicht wie ein kleiner Untergebener, sondern wie ein stolzer Mann, der es sich als Ziel gesetzt hat, den Herausforderer zu übertrumpfen oder in dem Fall zu beeindrucken.
    "Ich bin nicht geneigt, Euch zu entwürdigen, indem ich meine Überlegenheit zeige und Euch damit zu etwas zwinge, das habe ich nicht nötig. Ihr beide habt meinen herausfordernden Ruf erhört, Ihr seid ihm gefolgt und seid somit an Reichtum gekommen und Macht. Ihr spielt mein Spiel, nennt mir einen Grund, warum ich euch nicht wohlgesonnen sein sollte? Ihr seid wie ich und deshalb gibt es keinen Grund, warum ich euch als Feind gegenübertreten sollte."
    Bei dem Satz "Ihr seid wie ich" musste ich kurz nachdenken, stellte aber fest, dass er Recht hatte. Ich spielte sein Spiel, darum war ich prinzipiell wie Beliar. All jene, die in der Gemeinschaft waren, waren wie Beliar. Diese Erkenntnis war auf irgendeine Art und Weise ermutigend. Jetzt sah ich wirklich keinen Grund mehr, Beliar mit Furcht gegenüber zu treten, aber mit genügend Respekt, denn eine Beleidigung oder Entwürdigung würde einer Herausforderung gleich kommen, in der ich mich gegenüber ihm beweisen müsste und das bekäme mir bestimmt nicht gut, er war immer noch der Überlegene, das durfte ich auf keinen Fall vergessen.
    "Nun, ich denke, diese klärenden Worte sollten die unbegründete Furcht von Eurer Seite getilgt haben.", sprach er und setzte fort: "Nun, jetzt lass uns, bevor wir zum Geschäft kommen, gemütlich schmausen, ich habe einen ziemlichen Hunger, Ihr auch?"
    "Ja, das habe ich in der Tat.", antwortete ich ihm. Xeline nickte nur, offenbar dachte sie noch über seine Worte nach, aber ich war mir sicher, dass sie bald zur gleichen Erkenntnis wie ich kam, schließlich war sie nicht dumm.
    "Nun, dann wollen wir uns mal in eines meiner besten Restaurants begeben, nach Euch."
    Ein gewaltiger Teleportstrom zog uns in eine andere Ebene in Beliars Reichen. Als wir ankamen, stand mir erst einmal der Mund offen. Wir standen inmitten einem nobel eingerichtetem Restaurant, in dem sich eine Bühne für Shows befand. Der Teppich war nachtblau, das verzierte Holz der Wände aus dunklem Ebenholz und die reich verzierten Leisten violett. An den Tischen saßen reich aussehende, gut gekleidete Dämonen, welche rauchten, Getränke und Speisen zu sich nahmen und mit vollsten Zügen die Zeit genossen. Offenbar ging es hier nicht anders zu als in einem Restaurant in den Hallen von Silgrath, da schoss mir gleich wieder Beliars Zitat "Ihr seid wie ich" durch den Kopf. Hier befand sich auch ein Pool, in dem verschiedene Arten von Dämonen badeten. Bei den weiblichen Dämonen konnte ich lüsterne Blicke nicht vermeiden, Xeline schaute die Männlichen unter ihnen aber ebenso lüstern wie ich an.
    "Ich habe bereits einen Tisch für uns reserviert, bitte folgt mir.", sagte Beliar, der offenbar etwas wartete, bis wir uns fertig umschauten. Viele andere Dämonen hier grüßten Beliar wie einen Freund, auch das kam mir etwas ungewöhnlich vor, verstärkte aber meine These, dass man vor Beliar sich nicht fürchten brauchte, vorrausgesetzt, man spielte sein Spiel. Nutzlose, parasitäre oder aus Lust destruktive Persönlichkeiten hingegen würden in seinem Blickwinkel sicherlich keine Sekunde überleben, denn laut seinen Lehren hasste er solche Individuen.
    Ich fühlte mich wohl in diesem Restaurant, es war auch ziemlich gemütlich eignerichtet. Xeline und ich folgten Beliar an den Tisch, den er für uns reservierte. Es war ein runder Tisch, um den sich ein teures, für den Tisch angepasstes Sofa befand. Noch dazu befand der Tisch sich direkt gegenüber der Bühne, während hinter dem Sofa einige Säulen die Decke stützten. Kletterpflanzen befanden sich an ihnen, welche dem gesamten Anblick noch viel mehr Gemütlichkeit verleihten. Würde ich dieses Restaurant einer Klasse zuordnen, dann kategorisierte es sich definitiv zum purem Luxus, wobei ich von einem der besten Restaurants in Beliars Reichen nicht viel Anderes erwartete.
    Wir setzten uns auf das Sofa und warteten auf einen Kellner, der uns die Speisekarte brachte. Während ich wartete, fiel mir eine kleine Musikgruppe, die mit Instrumenten, welche es offenbar nur in Beliars Reichen gab, erotische Lounge-Musik im Hintergrund spielten.
    Hinter dem Sofa konnte man aus einer Fensterreihe schauen, offenbar befanden wir uns in einem ziemlich hohen Turm, damit die Aussicht besser war. Da es Nachts war, konnte ich nicht allzu viel erkennen, aber was ich erkannte, war fantastisch: Offenbar war der Turm in einer riesigen Dämonenstadt, überall waren bunte Lichter zu erkennen, neonfarbene Werbungsschilder und durch die Lüfte fliegende Dämonen. Der Entwicklungsstand war hier wohl noch viel weiter als in den Hallen von Silgrath, ich kam mir vor wie in der Zukunft. Die Sanddünen und Berge aus braunem Gestein, die ich jenseits der Stadt erkennen konnte, ließen darauf hindeuten, dass die Stadt sich in einer Wüste befand. Dies bestätigten auch die vielen palmenähnlichen Gewächse in der Stadt.
    Jetzt fiel mir auch auf, dass das Restaurant nicht mit Fackeln oder dergleichen beleuchtet war, sondern mit leuchtenden, bunten Stäben und birnenartigen Teilen, die ebenso leuchteten, aber an der Decke. Entweder waren die Dämonen geniale Erfinder oder klauten Technologien aus anderen Planeten. Vielleicht auch beides?
    Beliar hatte jedenfalls wirklich eine gute Wahl getroffen mit diesem Restaurant. Ich konnte es noch immer nicht glauben, dass der dunkle Gott vom persönlichen Charakter her fast wie Victor war, was nicht zu meinem Schaden war, aber auf eine gewisse Weise verwunderlich. Nun kam eine dämonische Kellnerin mit knappen Rock, weißer Bluse und Stöckelschuhen vorbei und überreichte uns die Speisekarte. Beliar schnalzte mit der Zunge und erwiderte ihre verführerischen Blicke mit einem passenden Lächeln. Auch mich und Xeline grüßte sie zwar freundlich, wandte mir aber keine verführerischen Blicke zu. Ich schlug die Speisekarte auf und ging die Gerichte, welche auf Vitharia verfasst waren, durch. Ich kannte kein Einziges davon, was Beliar wohl bemerkte und sprach:
    "Lasst mich Euch das Menü Nummer sechs empfehlen, für die Dame empfehle ich Menü acht. Zu Trinken sah ich vor, Rotwein zu bestellen, wenn Ihr nichts dagegen habt."
    "Hm, probieren wir mal die Gerichte aus, nicht wahr Xeline?"
    Sie nickte.
    "Dann wollen wir mal bestellen. Die Rechnung geht selbstverständlich auf meine Kosten, schließlich habe ich Euch eingeladen, versteht sich doch von selbst."
    Ehrlich gesagt, interessierte mich inzwischen, weswegen er uns beide genau einlud. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es um mehr ging als um meinen Generalstitel, um viel mehr, Beliar hatte immer seine Hintergedanken, sein Handeln ist immer zum eigenen Vorteil, schließlich lehrte er gesunden Eigennutz als Tugend. Das bedeutete nicht, dass er niemals etwas zum Wohle anderer tat, dennoch tat er es daneben auch stets zum eigenem Vorteil. Zu seinen Schützlingen und Drahtziehern war er immer wohlgesonnen und treu, während er in ihnen Vorteile erkannte, bot er ihnen welche, die die Nachteile ihrer Pflichten ausglichen oder sie dienten als "Bezahlung" für die Vorzüge, die man Beliar bot. Ich konnte ihm diesen Eigennutz nicht vorwerfen, ich war schließlich genauso, alle in der Gemeinschaft waren so, deshalb gestand ich offen zu, dass ich ein Egoist war, passte aber auf, dass es im gesundem Bereich blieb. Warum sollte ich selbstlos sein, wenn ich, während ich anderen half, nicht noch eigene Vorteile daraus ziehen konnte?
    Doch jetzt wollte ich das Essen, welches Beliar bestellte, probieren. Während wir warteten, interessierte mich eine Sache von Beliar:
    "Während Ihr hier sitzt, rufen Euch doch sicherlich andere Individuen über Schreine an, um etwas von Euch zu verlangen, wie reagiert Ihr denn darauf?"
    "Ihr solltet nicht vergessen, dass ich ein Gott bin. Wenn ich hier bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nur hier bin. Es ist sehr kompliziert, meine Art und Weise, zu existieren, zu definieren, darum wollen wir es lieber bei der Antwort belassen, dass ich alles im Griff habe?"
    "Einverstanden."
    "Auch als Gott lasse ich Vergnüglichkeiten auf keinen Fall aus, doch vergesse ich zur gleichen Zeit die anderen, wichtigen Pflichten, Aufgaben und Pläne nicht, ich habe so viel vor, so viel zu tun, auf so viel Lust, glaubt mir, als Gott ist es niemals langweilig, ich weiß offen gestanden nicht, wie sich Langeweile anfühlt, habe aber gehört, dass es entwürdigend sein sollte. Während ich hier bin, bin ich auch woanders. Wie Ihr schon bemerkt haben solltet, habe ich keine feste Gestalt. Während ich woanders als flammendes Inferno zu jemanden spreche, kann ich hier als derjenige sitzen, den Ihr seht. Ihr merkt schon, meine Art, zu existieren ist fast undefinierbar. Sie ist definierbar, aber nicht für euch Sterbliche, ihr besitzt nicht die dafür vorgesetzte Denkweise, um die Art, als Gott zu existieren, zu verstehen, noch nicht einmal Dämonen verstehen es, eigentlich verstehe nur ich es. Dennoch hoffe ich, Euch mit ein paar Beispielen wenigstens eine kleine Vorstellung gegeben zu haben."
    "Ist das bei Innos genauso?"
    "Nein. Innos ist kein Gott, Innos hat eine feste Gestalt, er existiert nicht als Gott, sondern als beseelter Komet der Ordnung. Wie das zustandekam, hat dir Victor bereits erklärt."
    Diesen Satz sprach er ziemlich schnell aus, offenbar wollte er nicht gestehen, dass er damals einen Fehler mit der Seelensphäre machte. Er setzte fort:
    "Doch lass uns nicht über Innos reden, ich versichere Euch, über ihn werde ich in gegebener Zeit noch einmal mit Euch reden müssen."
    Was Beliar damit meinte, verstand ich beim besten Willen nicht, aber das war jetzt unwichtig, jetzt gab es erst einmal was zu essen, mich interessierte brennend, wie es schmeckte.
    Die Kellerin stellte den ersten Gang auf den Tisch und ich probierte das Süppchen. Es schmeckte fantastisch, ebenso wie die anderen darauffolgenden Gänge. Der Rotwein war eine Wonne für die Zunge, auch Xeline schien es zu schmecken.
    Wohlgesättigt lehnte Beliar sich zurück und meinte: "Ich hoffe, dass es Euch beiden gemundet hat."
    "Auf jeden Fall", bestätigten Xeline und ich.
    "Schön, dann ist es jetzt Zeit, zum Ernsten überzugehen. Wie ich bereits weiß, hegt Ihr die Absicht, zu einem General einer meiner Armeen zu werden. Doch wundere ich mich, weshalb Ihr nie mit dem Gedanken gespielt habt, dass es doch reichlich seltsam ist, dass ich Euch sofort einlud, um Euch mit Euch zu verhandeln."
    "Sollte ich das?"
    "Auf jeden Fall. Wäret Ihr ein anderer Sterblicher, würde ich glauben, Ihr hieltet mich für töricht. Und ich mag es nicht, wenn man mich für töricht hält. Überhaupt kommen eigentlich gar keine Sterblichen auf die Idee, mich um einen solchen Titel zu bitten oder darum zu verhandeln, aber Ihr tut es doch. Habt Ihr Euch nie die Frage gestellt, weshalb Ihr auf diese Idee kamt?"
    "Nunja, ich wollte die Insel retten."
    "Das ist ein Motiv, aber nicht Antwort auf die Frage, WESHALB Ihr auf die Idee kamt. Keine Ahnung? Hmm, aber Ihr werdet es gleich erfahren, aber vorher möchte ich noch wissen, ob Ihr Euch jemals gefragt habt, weswegen Ihr in Eurem Leben so unglaublich viel Glück hattet."
    "Wie meint Ihr das?"
    "Nun. Seit dem Tag, an dem Ihr in die Gemeinschaft von Victor aufgenommen wurdet, scheint doch in Eurem Leben so ziemlich alles gut zu gehen, nicht? Vielleicht gab es hier und da einen Zwischenfall, aber im Großen und Ganzen lief alles wie geschmiert bei Euch, um es vulgär auszudrücken."
    "Ich habe keine Ahnung, worauf Ihr hinauswollt."
    "Nicht? Schade. Nun denn, ich gebe zu, es ist nicht leicht, auf die wahre Erkenntnis zu kommen, dennoch wollte ich einmal schauen, inwieweit Ihr den Lauf der Dinge hinterfragt."
    Jetzt war ich wirklich verwirrt, auch Xeline wusste nicht, worauf der dunkle Gott hinauswollte.
    Er fuhr fort:
    "Nun, dann werde ich mal die Flamme der Aufklärung entzünden. Bildlich natürlich. Der Planet, aus dem Ihr entstammt, war, wie Ihr wisst, auf dem besten Wege, in die Hände Innos' zu fallen. Um meinen Prinzipien gerecht zu werden, hielt ich vorerst mich zurück und ließ den Dingen ihren Lauf. Dennoch hasse ich es, wenn man mein geliebtes Adanos-Prinzip besudelt, das ICH definiert habe, also ergriff ich die Initiative! Wie Ihr wisst, war ich einmal Innos' Meinung und so schloss ich eine Wette ab, die der namenlose Vollstrecker bestimmen sollte, diese Geschichte kennt Ihr. Wie ich es vorsah, entschied er sich mit den Adanos-Artefakten bereits für mich. Ein Vollstrecker ist aber kein General und ich brauche einen General, der mit meinen Armeen hinauszieht und alles, was den Lauf des Adanos-Prinzips zerstört, in meinem Namen beseitigt. So musste ich aus der Seelensphäre ein Stück einer Seele entnehmen, sie mit sich für einen General eignenden Eigenschaften kreiern und in Euren Planeten 'hineinschmuggeln', wenn man so will."
    Es gab also noch jemanden auf unserem Planeten, der geschaffen wurde, um Beliar in den höheren Dienst zu treten. Er fuhr fort:
    "Auf diese Art und Weise schaffe ich mir immer meine höchsten Diener, denn so kann ich schauen, dass mir kein Fehler unterlief. Soll heißen, wenn die Seele, die ich erschuf, sich nicht dahingehend entwickelt, wie ich es vorsah, kann ich an dieser Stelle immer noch einen weiteren Versuch wagen, anstatt von vorne herein einen Diener zu ernennen, der sich nicht so entwickelt, wie er sollte und damit auch nicht das tut, was ich vorhatte. Die Seelensphäre funktioniert aber nach dem Zufallsprinzip, ich kann nur dafür sorgen, dass die Seele auf dem richtigen Planeten landet und die richtige Art Individuum beseelt. Das ist ein weiterer Zweck von Gemeinschaften, wie Victor sie gründete: Meine entsandten Diener zu finden. Denn eine Seele mit von mir geschenkten speziellen Eigenschaften ist natürlich auch so gestaltet, dass befragtes Individuum die Lebensweise, wie eine solche Gemeinschaft sie vorraussetzt, befolgt."
    "Einen Moment, entschuldigt, ich muss Euch mal unterbrechen."
    "Also gut, was gibt es?"
    "Ist also jeder, der sich in der Gemeinschaft befindet mit einer von Euch gekreierten speziellen Seele beseelt?"
    "Nein. Die Seele des Generals besitzt NEBEN den für die Gemeinschaft vorrausgesetzten Eigenschaften noch weitere, vorallem Führungsqualität, würde ich alle Seelen selbst kreiern, widerspricht das dem Zufallspinzip im Adanos-System. Da ich jedem, von denen ich einen Dienst verlange, auch ausgleichende Vorteile biete, habe ich diese Seele mit einer ganz besonderen Eigenschaft ausgestattet: Vergrößertes Glück und mit Charaktereigenschaften, die für Eure Gemeinschaft vorrausgesetzt sind, welche den Vorteil für Euch mit sich ziehen, die Vorzüge der Gemeinschaft genießen zu dürfen."
    "Ihr habt eine Seele mit Glück ausgestattet, aber ich dachte, Ihr legt Wert auf Talente?"
    "Natürlich tue ich das, aber Glück neben den Talenten ist immer gut. Ich gewährte ja nur vergrößertes Glück, was nicht bedeutet, dass man sich auf Glück verlassen kann. Doch Glück ist in einem Zufallsprinzip, welches unter anderem auch das Adanos-Prinzip ausmacht, immer wieder gut, doch auch zufällig. Ein General mit einer Portion Glück ist vielleicht schön, natürlich kann er auch in der schlimmsten Situation Pech haben, das ist ein Risiko, das ich in Kauf nehmen muss."
    "Und denjenigen, der diese Seele besitzt, sucht Ihr?"
    "Also in Sachen Scharfsinnigkeit habt Ihr schon einmal mehr bewiesen... Was glaubt Ihr, warum ich Euch das alles erzähle? Was glaubt Ihr, habe ich Euch hier eingeladen? IHR seid das Individuum mit der Seele, von der ich sprach! Das hat Victor schon geahnt, als Ihr zum Ersten Mal vor ihm standet, DAS ist der Grund, weswegen er Euch vom Adanos-Prinzip erzählte und wie das Universum funktioniert! Es war ein Test, ob Ihr Euch damit näher befasst, die Probleme erkennt und den Willen verspürt, sie zu tilgen! Mit genau dieser Eigenschaft habe ich die Seele unter anderem ausgestattet: Mit dem Willen, die Probleme im Adanos-Prinzip zu beheben und vorzubeugen."
    Nach diesen Worten war ich sprachlos, Xeline ebenso. Beliar fuhr fort:
    "Nachdem ich diese Seele schuf, ließ ich Victor das in der ganzen Gemeinschaft durchsagen und jener, der auch nur den leisesten Verdacht besaß, den Erwählten für den Generalstitel gefunden zu haben, sollte es Victor melden. Dank dem System mit den Charakterbögen und Beobachtungen war es leichter, den Erwählten zu finden. Ich konnte wie gesagt nicht eine bestimmte Person damit beseelen, dafür funktioniert die Seelensphäre zu sehr nach dem Zufallsprinzip, ich konnte nur dafür sorgen, dass die Seele Euren Planeten erreicht, mehr aber nicht. Als Euer Freund und Mentor Janus Euch fand, hegte er schon den Verdacht, den Richtigen gefunden zu haben, er zeigte den Charakterbogen von Euch Victor und auch dieser hatte den gleichen Verdacht."
    DESHALB mochte mich Victor von anfang an, DESHALB hatte Janus mich von Anfang an unterstützt so gut es ging, nicht nur, weil ich der Sohn eines Freundes von ihm war, DESHALB erging es mir in der Gemeinschaft am Anfang so leicht, ich hatte wirklich nur wenig Probleme, mich einzuleben, wenn man mal vom Machtentzug absah. Auch fiel mir schon im Kindheitsalter auf, dass ich in vielen Situationen einfach nur von Glück sprechen konnte und jetzt wusste ich auch, weswegen es mir so viel Freude bereitete, private "Legionen" von Skeletts zu befehligen, ich hatte großes Talent darin, Systeme zur Erledigung meines Haushaltes zu entwickeln, welche immer perfekt funktionierten. Der Gedanke, dass ich es war, der eine spezielle von Beliar gekreierte Seele besaß, überrumpelte mich reichlich. Aber er brachte Antworten, viele Antworten.
    Beliar schien zu bemerken, dass ich nachdachte, als ich fertig war, setzte er fort:
    "Nun, aber wie Ihr wisst, hat alles seinen Preis. Ich beschere niemanden derartige Vorteile, damit er sie bequem das ganze Leben lang ausnutzen kann, sie dienen zum Ausgleich der Nachteile einer Bestimmung. Und Eure Bestimmung, Euer Wille und gleichzeitig Eure Pflicht ist es, General meiner Armeen zu sein, Ihr werdet mit meinen Armeen in meinem Namen dafür sorgen, dass Innos auf Eurem Planeten nicht länger das Adanos-Prinzip besudelt! Ihr werdet es sein, der die Ordnungssonne zerstören wird, um die Welt, in der Ihr lebt, wieder in Dunkelheit zu hüllen! Das Schöne an der ganzen Sache ist: Ihr tut es nicht nur aus Pflicht, sondern aus Willen, nicht umsonst unterstützte Euch Janus bei jedem noch so größenwahnsinnigen Vorhaben, Ihr besitzt den Willen, für das Adanos-Prinzip zu kämpfen! Pflichten mit eigenem Willen werden mit Perfektion erfüllt."
    Wieder musste ich nachdenken. Ich musste vorallem bewundern, wie raffiniert Beliar war. Er ließ einen sterblichen Körper mit einer speziellen Seele aufwachsen und prüfte, ob alles so funktionierte, wie Beliar es vorsah, ob die Seele die Person wie vorgesehen entwickelte. Diese besaß den Willen, etwas zu tun, was zum eigenen und zum Vorteil Beliars war. Jetzt verstand ich. Doch ich fragte mich, was er mit "in Dunkelheit hüllen" meinte. Offenbar erhörte er meine innere Frage und antwortete mir:
    "Das Universum IST finster. Nur die einzelnen natürlichen Sonnen spenden den Lebenden das Licht, das sie benötigen, gegen das ich auch nichts einzuwenden habe. Doch Innos versucht, die Dunkelheit des Sternensystems zu erhellen um es in unerträglicher Helligkeit erstrahlen zu lassen. Man müsste in einem Universum Innos' nicht nachts eine Fackel entzünden, sondern einen Gegenstand, der den Weg verdunkelt, um etwas zu sehen. Das widerspricht dem ganzen System des Universums und das werdet Ihr aufhalten! In jedem Planetensystem, das Innos besudelt, entsende ich einen Vollstrecker, der Innos Macht bricht und einen General, der ihn vertreibt. Der General dieses Planetensystems seid Ihr."
    "Und als ich fest entschlossen wünschte, General Eurer Armeen zu werden, war bewiesen, dass ich es bin, den Ihr entsandtet, weil ein Normalsterblicher niemals auf diese Idee gekommen wäre?"
    "Richtig, ein Normalsterblicher weiß, dass dies für ihn nicht möglich ist, instinktiv. Nur Ihr seid darauf gekommen."
    "Aber warum würde niemals ein Normalsterblicher darauf kommen?"
    "Wäre dem so, hätte ich nicht extra eine spezielle Seele kreiern müssen, die unter anderem diesen Instinkt umgeht. Es ist ein sterblicher Instinkt, nicht auf diese Idee zu kommen, da ich nicht unter Unzähligen einen auswählen will, habe ich diesen Instinkt erschaffen."
    "Und warum fanden meine Freunde meine Idee dann nicht instinktiv abstoßend?"
    "Wie gesagt, ich ließ Victors Gemeinschaft weiterleiten, dass die Seele eines Generals Euren Planeten erreicht hatte, somit waren deine Freunde und alle anderen Mitglieder neben der Suche nach neuen Mitgliedern vorallem auf der Suche nach dem General."
    Noch immer konnte ich nicht glauben, was ich da hörte. Ich – ein Individuum mit einer Seele, die Beliar für einen General vorgesehen kreierte, welche auch noch speziell gesegnet war, gesegnet mit einem schwarzen Segen. Ein Segen, der mir Glück bescherte, ein Segen, der mir die Vorteile der Gemeinschaft dank der ihm geschenkten Charaktereigenschaften bot, ein Segen, der mir den Willen schenkte, das Adanos-Prinzip zu schützen. Ich – ein Erwählter Beliars, beziehungsweise eine Art davon? Das war für mich im Moment noch unglaublich. War Beliar deshalb wie ein Freund zu mir? Zwar war er niemals wie ein herrschsüchtiger Diktator, aber wäre er zu jedem wie ein Freund, würde das gegen seine Lehren verstoßen, schließlich lehrte er, dass man nicht jedem ein Freund sein sollte, nur gegenüber jenen, denen man Vertrauen schenken konnte und die auch einem selbst einer waren. Als Erwählter müsste ich sowas wie ein Freund Beliars sein – Immerhin bescherte er mir Vorteile, wogegen er dann von mir erwartete, dass ich auch ihm Vorteile bot, indem ich das Adanos-Prinzip schützte. Xeline schaute mich ebenso überrumpelt und verwundert an, wie ich zu Beliar hinüberschaute. Beliar fuhr fort:
    "Nun, jetzt kennt Ihr Eure Bestimmung."
    "Ja. Aber was hat Xeline mit dem Ganzen hier zu tun?"
    "Mir ist nicht entgangen, dass Euch beide etwas verbindet. Es ist die Liebe und ich will nicht durch eine Bestimmung etwas derartig Wertvolles, das doch eigentlich sogar nützlich sein könnte, zerstören. Generäle haben immer eine vertraute weibliche Person an ihrer Seite. Das Nützliche daran ist, dass ihre Feldzüge mit größerer Perfektion erfüllt werden, wenn sie ihre Pläne zusammen mit einer weiblichen Person erschaffen. Oft finden Frauen einen Haken an der Sache oder schlagen vor, das ein oder andere noch einmal zu überdenken, nicht umsonst sind die besten Berater einflussreicher Männer oft ihre Frauen. Der Unterschied ist aber, dass weibliche Personen dabei oft geringeschätzt werden und dies möchte ich vermeiden."
    "Aber Ihr habt doch irgendetwas Bestimmtes noch mit Xeline vor, oder?"
    "Richtig. Wenn Ihr ein General meiner Armeen werden wollt, müsst Ihr Eure jetzige Existenz aufgeben und in die Reihen der Dämonen eintreten."
    "Soll das heißen, dass ich mich selbst opfern muss?"
    "Nun, nicht direkt. Ihr werdet lediglich neugeboren, indem Ihr eine Metamorphose hinter Euch bringt. Die Umwandlung selbst dauert vielleicht nicht lang, aber die Gewöhnungsphase an Eure neue Existenz ist für gewöhnlich... gewöhnungsbedürftig, um es plump zu sagen."
    "Ich soll ein Dämon werden?"
    "Nun, Dämon 'werden' ist schlecht gesagt, es ist eine Metamorphose. Es ist wie die Umwandlung von einer Raupe zum Schmetterling. Man kann es nicht 'werden' wie ein Schmied, der Holzfäller 'werden' will. "
    "Und was hattet Ihr dann gleich mit Xeline vor?"
    "Ich habe vorgesehen, dass die Liebe des Generals mit ihm zusammen mit ihm in die Reihen der Dämonen tritt. Ich biete es Xeline nur an, weil ich Euch beiden prophezeihen kann, dass Ihr immer zusammenbleiben werdet. Auch wenn es kitschig klingen mag, es gibt immer jemanden, mit dem man ewig zusammenbleiben möchte, das Band, das Euch verbindet ist wie eine Kette, es wird nicht zerreißen. Vielleicht werdet ihr zur Abwechslung eure Beziehung auflockern, aber letzendlich werdet Ihr immer wieder zusammenfinden. Natürlich möchte ich sie nicht zwingen, diesen Schritt zu gehen, doch die Frage, ob sie mit Euch geht, kommt einem Heiratsantrag gleich, weswegen Ihr sie anstelle von mir ihr stellen solltet, das schult der Anstand."
    Ich stand auf und kniete vor Xeline nieder. Die Gesichter aller anderen Gäste wandten sich uns beiden zu, auch die Musikgruppe hörte auf zu spielen. Ich sprach zu ihr, während ich ihre Hand hielt:
    "Xeline – Ich werde demnächst einen Schritt gehen, der meiner Bestimmung gerecht wird, doch will ich ihn nicht ohne dich gehen. Ich möchte mich mit dir ewig binden, indem ich ihn zusammen mit dir – Hand an Hand beschreite. Es gibt keine weitere Frau, mit der ich diesen Weg gehen würde, lieber ginge ich ihn allein, darum frage ich dich: Willst du unsere Liebe verstärken indem du dich daran beteiligst, sie zu einem immerwährenden Bund zu verwandeln und zusammen mit mir in die Reihen der Dämonen treten?"
    Freudentränen bildeten sich in ihren Augen und nach einem Schniefen antwortete sie: "Ja!" und daraufhin folgte eine Umarmung, worauf alle anderen Gäste sich für uns freuten und klatschten. Die Musikgruppe spielte eine Tanzmusik, welche zum Tanz auffordernd klang. Zwar konnte ich nicht tanzen, doch ich war so erfreut und ließ mich von Xeline führen, da klappte es schon einigermaßen. Beliar schaute uns zusammen mit den anderen Gästen lächelnd zu. Die weiblichen Anwesenden schmachteten und einige Augen unter ihnen ließen die ein oder andere Träne los. Nach dem Tanz spielte die Gruppe wieder Lounge-Musik und wir setzten uns zurück zu Beliar an den Tisch.
    Er schwärmte: "Es ist immer wieder schön zu sehen, wie zwei verliebte Sterbliche bereit sind, einen solch großen Schritt gemeinsam zu wagen. Aber wollen wir nicht zu viel schwärmen, denn bevor ich Euch beide in die Reihen der Dämonen aufnehme, müssen wir noch eine Formalität klären."
    "Welche da wäre?"
    "Ihr werdet beide Eure sterbliche Existenz hinter Euch lassen, dem müsst Ihr Euch bewusst sein. Der von Euch unterzeichnete Vertrag ist notwendig, um das Ritual zur Metamorphose durchzuführen."
    Er holte ein beschriebenes Blatt Papier aus seiner Manteltasche und legte es auf den Tisch. Auf ihm stand, dass ich damit die Metamorphose zum Dämon unterzeichnete und meiner Bestimmung als General Beliars Armeen gerecht wurde.
    Für Xeline holte er einen weiteren Vertrag herbei, welcher sie ebenfalls zu den Dämonen aufnehmen sollte, allerdings war sie damit nicht ein solch hoher Dämon wie ich, doch da wir uns alles teilten, war das nicht allzu schlimm.
    Beide Verträge mussten nur noch mit unserem eigenen Blute unterzeichnet werden...
    Geändert von Tob94 (24.10.2011 um 11:00 Uhr)

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    Kapitel 24 – Eine dämonische Neugeburt

    "Moment", sprach ich, "Ich habe das Gefühl, dass die Sache einen Haken hat."
    Beliar lächelte und antwortete: "Ich habe darauf gewartet, dass Ihr das sagt. Es gibt in der Tat einen Haken, oder besser gesagt: Ein Risiko, vielleicht nicht für Euch, aber für Eure Liebste. Eure Seele besitzt bereits dämonische Substanzen, bei Euch ist sicher, dass die Umwandlung erfolgreich sein wird. Aber nicht bei Eurer Geliebten, denn sie ist die Trägerin einer rein natürlichen, menschlichen Seele."
    "Wo liegt das Risiko?"
    "Die Umwandlung eines natürlichen Menschen zum Dämon gleicht der Umwandlung einer Katze zum Hund. Es ist auf keinen Fall einfach und bringt das Risiko mit sich, dass Xeline dem Tod entgegenschreitet. Natürlich könnte alles klappen, ohne Komplikationen. Das ist aber sehr unwahrscheinlich, höchstwahrscheinlich wird sie einige Wochen, Monate oder Jahre außer Gefecht sein und einen langen Prozess der Umwandlung hinter sich bringen müssen, ob sie dies heil übersteht oder nicht, ist eine andere Frage. Im Schlimmsten Falle aber könnte sie auf der Stelle sterben."
    Jetzt hatte ich ziemlich große Angst um Xeline, auch sie schaute nicht gerade glücklich und schluckte heftig. Beliar fuhr fort:
    "IHR aber werdet die Metamorphose mit Garantie überleben, Ihr seid schließlich dafür geschaffen."
    "Ich bin aber nicht bereit, Xelines Leben zu riskieren!"
    "Das tut Ihr doch gar nicht. Es ist ihre Entscheidung, sie muss wissen, was sie tut."
    "Ihr wisst genau, dass ich diesen Schritt niemals ohne sie gehen würde!"
    "Nun, das ist tragisch, in der Tat."
    "Ich werde es nicht tun. Nicht ohne Xeline!"
    "Ihr MÜSST und WERDET es tun, ich würde Euch töten, wenn Ihr es nicht tut. Ihr habt von den Vorteilen, die ich Euch bescherte, Gebrauch gemacht, jetzt ist es an der Zeit, Eure Bestimmung zu erfüllen!"
    "Das ist Zwang!"
    "Hehe, ist es nicht, wollen wir wetten? Wenn du dieses Restaurant mit dem Gewissen, es nicht getan zu haben, verlässt, wirst du wieder angekrochen kommen, weil dein Wille, das Adanos-Prinzip zu schützen, viel zu stark ist, um ihm zu widerstehen."
    Jetzt kam Xeline zu Wort: "Ich werde es tun." und nahm meine Hände.
    "Nein!", sagte ich, "Es ist zu riskant, Xeline, du riskierst dein Leben!"
    "Weißt du noch, was ich dir versprochen habe? Ich werde mit dir überall hingehen, auch in den Tod."
    "Aber... aber, das musst du doch nicht! Wir könnten doch auch zusammen bleiben, ich meine, Mensch und Dämon..."
    "Nein. Ich würde altern, während du jung bleibst, das funktioniert nicht lange."
    "Ich werde dich immer schön finden!"
    "Auch als schrumpelige, alte Frau?"
    Nach diesem Satz wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Xeline antwortete für mich:
    "Nein, das würdest du eben nicht. Darum will ich zusammen mit dir in die Reihen der Dämonen treten. Es ist ein Risiko, ja, aber Liebe ist doch immer ein Risiko, oder?"
    Ich atmete schwer aus. Beliar sprach:
    "Nun. Sie hat ihre Entscheidung getroffen, die Ihr zu respektieren habt, ICH habe das Angebot gemacht, nicht Ihr, darum werdet Ihr nicht entscheiden, ob es zur Geltung gezogen wird oder nicht. Freut Euch doch über die Treue Eurer Geliebten."
    "Was ist, wenn sie stirbt? Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen sollte..."
    "Wie gesagt, das wäre tragisch, allerdings nicht mein Problem. Dieses Angebot habe ich Eurer Geliebten als eine Art Vorteil Eurerseits gemacht, auf dass Ihr als General ein weiteres Privileg erhaltet, nämlich die Möglichkeit, Eure Liebe mitzunehmen. Die Vorzüge, die Eurem Mädchen dabei entstehen sind eine Nebenwirkung, die mir gleichgültig ist und sein kann. Ich biete Euch an, Eure Liebe behalten zu dürfen und gemeinsam mit ihr Euren großen Schritt zu gehen und Ihr wollt kneifen wegen einem Risiko? Enttäuscht mich nicht!"
    Er schaute mich leicht erzürnt an, doch seine Worte bewegten mich zum Nachdenken. Seine Worte waren nicht falsch, immerhin war es ein sehr zuvorkommendes Privileg, eine wichtige Person nicht zurücklassen zu müssen. Würde ich diesen Schritt alleine gehen, war es garantiert vorbei mit ihr, erst einmal wäre ihre Enttäuschung zu groß und da sie alterte, würde sie eines Tages sterben müssen. Dämonen konnten sich nicht mit Menschen binden, das liefe garantiert auf Zwietracht aus, wenn der eine Partner im Gegensatz zum anderen nicht alterte, daneben haben Dämonen andere Vorzüge, Instinkte und Sinne, was sich sicherlich auch zu einem Problem gestalten dürfte.
    Doch was war, wenn Xeline es nicht überlebte? Dann hätte ich sie sofort verloren und hätte nicht wenigstens noch ein paar Jahre mit ihr genießen können. Es war eine schwierige Entscheidung, doch da ich sie nicht treffen konnte, weil Xeline selbst entscheiden sollte, war sie bereits getroffen, ich musste sie wohl oder übel akzeptieren. Meine Bestimmung war es, als Erwählter Beliars für das Adanos-Prinzip zu kämpfen, die Welt in Dunkelheit zu hüllen, indem ich die Ordnungssonne zerstörte und nach den Lehren des Chaos die knechtende Ordnung Innos' zu tilgen.
    "Nun, wenn es keine Einwände mehr gibt, dann lass uns zur Untezreichnung der Verträge kommen.", sagte Beliar und grinste breit.
    Ein ungeheurer Schmerz plagte auf einmal meinen Kopf, sodass meine Nase blutete. Das Blut tropfte direkt dort hin, wo der Vertrag unterzeichnet wurde und der Schmerz ließ nach. Xeline erging es auch nicht anders, auf ihrem Vertrag waren nun auch Bluttropfen zu sehen.
    Beliar rieb sich die Hände und sprach: "Fein. Jetzt ist es Zeit, das Restaurant zu verlassen und in einen für die Metamorphose passenderen Raum zu gehen, nicht wahr?"
    Ein gewaltiger Teleportstrom zog mich und Xeline in einen mit grauem Sand gefüllten Raum. Es war viel mehr eine gewaltige Kuppel, die Decke war mit Bildnissen von Tieren und anderen Kreaturen kunstvoll bemalt. Die Kuppel hatte einen fest verschlossenen Ausgang und außer dem seltsamen grauen Sand befand sich beim besten Willen nichts auf diesem Boden. Beliar stützte sich mit beiden Händen auf seinen Gehstock und sprach grinsend zu uns beiden:
    "Nun, es ist an der Zeit, dass ich mich verabschiede. Natürlich werde ich vorher alles Nötige zur Metamorphose veranlassen, doch während ich dies tue, werdet Ihr nicht mehr bei klarem Bewusstsein sein, da sich auch dieses umwandelt. In Eurer jetzigen Form werdet Ihr mich nicht mehr wiedersehen, darum: Lebt wohl!"
    Schlagartig schmerzte mein Kopf, aber diesmal so heftig, dass ich das Gefühl hatte, er würde explodieren. Doch konnte ich meine Umgebung noch sehen, ich fühlte, wie der graue Sand mich in den Boden zog, je tiefer ich versinkte, desto schwärzer wurde mir vor Augen.
    Nun war ich vollständig im Sand eingesunken. Ich fühlte nichts, ich erinnerte mich nicht einmal an irgendwelche Dinge, ich dachte an nichts, alles war umnachtet mit Leere – ich fühlte nichs, ich roch nichts, ich schmeckte nichts, ich sah nichts und hörte ebenso wenig. Doch dies war nur ein kurzer Zustand – ein Moment der Vorbereitung. Die Schwärze begann am Rande blutrot zu werden – ein feuriges Inferno formte Beliars Kopf, wie ich ihn sah, als ich die Verbindung über einen Schrein zu ihm herstellte. Dieser sagte nichts, der Kopf aus Feuer verwandelte sich in ein Pendel. Ein Pendel, das so aussah wie das Amulett der Gemeinschaft, das sechshörnige Zeichen Beliars, welches gewaltig wirkte. Es war groß wie ein Haus und schwang langsam wie ein mächtiges Uhrpendel hin und her. Pausenlos schwang es, die Umgebung war still, ich hörte nichts, ich sah nur, wie das Pendel mit dem Zeichen Beliars hin und her schwang. Hin, her, hin, her, hin, her, es nahm kein Ende. Später erst hörte ich Beliars Stimme, wie ich sie zuerst kennenlernte. Tief und grollend sprach er, jedes Wort kam einer furchterregenden, alles zerstörenden Explosion gleich: "CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS. CHAOS."
    Jedes Mal, wenn das Pendel am höchsten war, unabhängig ob links oder rechts, hörte ich dieses Wort so laut, dass mir der Kopf schmerzte, er schmerzte aber weniger wegen der Lautstärke, viel eher deshalb, weil sich irgendetwas darin veränderte. Jedesmal, wenn das Wort "Chaos" erschallte, fühlte es sich an, als ob man es mir mit einem Hammer mit gewaltigen Schlägen einschmieden würde, als wäre mein Kopf das erhitzte Rohstahl und das Wort "Chaos" der Hammer, der mich so lange heftig traf, bis ich wie ein heißes Stück Rohstahl die richtige Form annahm. Ich wollte vor Schmerzen schreien, aber es ging nicht, irgendetwas hinderte mich daran, etwas versperrte meinen Mund. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, verwandelte sich das Pendel explosionsartig in ein loderndes Feuer, welches sich schon bald in ein Bild verwandelte. Es war mehr eine Erinnerung als ein Bild, doch war sie anscheinend verändert. Ich stand vor dem Jungen, der mich einst, als ich noch an der Oberfläche lebte, hänselte und versuchte, mich zu verprügeln. Diesen hatte ich einst niedergeschlagen, doch ließ ich Gnade walten, als er darum winselte. Damals war es Tag – in der Erinnerung war es nachts und der Mond schien. Ich fühlte mich damals auch anders, irgendwie weniger animalisch. Die Szene spielte sich aber am Anfang wie an diesem Tag ab, der Junge hänselte mich, schlug auf mich ein und ich brachte ihn zu Boden. Jetzt aber veränderte sich die Erinnerung: Vor meinen Augen hielt ich meine Hand, welche viel kräftiger aussah als sonst. Auch waren an meinen Armen viel mehr Muskeln zu sehen, sie sahen sogar ziemlich gefährlich aus. Der Junge auf dem Boden winselte um Gnade, doch in dem Bildern, die ich sah, ließ ich, keine Gnade walten und riss dem Jungen das Herz heraus. Dazu öffnete ich vorher den Brustkorb wie eine kleine Kiste und hielt das Herz in die Höhe. Es schlug noch, jetzt konnte ich Herzschläge hören, aber offenbar nicht die des Opfers, sondern mein eigenes. Sie waren laut und pulsierten anhaltend. Das Herz, das ich in den Bildern in die Höhe hielt, zerdrückte ich und es verwandelte sich zu Staub. Die ganze Umgebung wurde auf einmal zu Staub und der Staub formte sich zu Vitharia-Buchstaben. Das Wort, das ich lesen konnte, war "Gnade" in der Sprache der Dämonen, Vitharia. Es zerbröselte und während es zerbröselte, vergaß ich nach und nach die Bedeutung des Wortes, als es vollständig zerbröselt war, befand es sich nicht mehr in meinem Wortschatz. Ich hatte schlicht und einfach die Bedeutung des Wortes vergessen, in wenigen Sekunden.
    Ein weiteres Feuer erschien und aus diesem formte sich das Bild von Xeline, besser gesagt von uns beiden, während wir im Bett lagen und Liebe machten. Nur sah ich mich nicht in der ersten Person, sondern in der Dritten. Wenig später nahm ich bloß das lächelnde, fröhlich strahlende Gesicht von Xeline wahr und ein warmes Gefühl der Liebe und Wertschätzung umnachtete mich. Eine weitere Erinnerung von Xeline blühte auf – wie wir gemeinsam am Tisch saßen und ich ihr ein Geschenk überreichte, worauf sie sich freute. Ein Gefühl der Freude an Zuvorkommenheit durchströmte mich. Das Bild zerfloss und ich sah loderndes Feuer. Ich nahm einen fauligen Gestank war, aus dem Feuer formte sich auf Vitharia das Wort "Enthaltsamkeit", nun verspürte ich Ekel, das Wort fomte sich um zu "Hingabe" auf Vitharia. Jetzt duftete es nach Xeline, nach allem, was meine Lust und meine Freude anregten. Die Schrift glänzte wertvoll und verwandelte sich daraufhin wieder zu Feuer, daraufhin wurde wieder alles schwarz. Es erschien wieder und ein Bild formte sich, ich stand auf einer Empore vor einer Menschenmenge und warf Goldmünzen, welche sie wild aufnahmen, wie Almosen hinein. Das Bild verfolgte die nach Hause gehende Menge und zeigte ihre Mimik und Gestik, es rieb sich die Hände und schaute undankbar, während die Gesichter meiner wahren Freunde mich enttäuscht anschauten, da ich sie vernachlässigte.
    Das Bild veränderte sich schlagartig zu einer tatsächlichen Erinnerung, ich stand vor meinen Freunden, welche mich wertschätzten und dankbar meine Güte annahmen, woraufhin sie mir ihre Güte zeigten. Diesmal kam keine Schrift auf Vitharia, es wurde bloß alles wieder schwarz. Nun hörte ich in der Stimme des predigenden Feuermagiers der Stadt die Worte "Gut und "Böse", welche während ich sie hörte, lesbare Form annahmen. Wie zu erwarten war, nahmen sie auf Vitharia Form an und das Material schien Stein zu sein. Als sie vollständig waren, zersprengten sie explosionsartig und die Splitter zerschmolzen zu Lava und ebenso schlagartig verließen diese Worte meinen Wortschatz und ihre Bedeutung war vergessen.
    Nach zahlreichen weiteren Erinnerungen und Wahrnehmungen erschien wieder das hin und her schwingende Pendel mit dem Zeichen Beliars.
    Bis jetzt nahm ich die Lehren Beliars wahr, so, wie ich sie kannte, doch vergaß ich die Bedeutung und einiger Worte, ich kannte sie zwar, konnte sie auch noch aussprechen, aber darunter vorstellen konnte ich mir nichts mehr. Die Worte waren "Gnade", "Gut", "Böse" und "Moral". Die Bedeutung anderer Worte, die hervorgehoben wurden, kannte ich zwar noch, empfand aber entweder verstärken Ekel, beziehungswiese Verlangen vor oder nach ihnen. Worte, die meinen Ekel verstärkten, waren : "Enthaltsamkeit", "Selbstbetrug", "Hirngespinste", "Dummheit", "Langeweile", "Herdenmentalität" und "Verschwendete Güte". Beim Gedanken an die Bedeutung dieser Worte musste ich mich inzwischen beinahe übergeben. Allerdings regten hingegen andere Worte meine Freude, mein Verlangen beziehungsweise Lust verstärkt an: "Hingabe", "Sinnesfreude", "Weisheit", "Rache", "Selbsterhaltung", "Ästhetik" und "Befriedigung". Zwar war damit meine Mentalität nicht unbedingt stark verändert, viel eher mein Drang, etwas zu meiden oder etwas anzustreben.
    Offenbar wurde mein Geist nun stärker an die Lehren Beliars gebunden. Wie ich richtig annahm, folgte nun die Veränderung meines Körpers, während das Pendel, das ich wahrnahm hin und herschwang, schmerzte mein ganzer Körper mehr und mehr, bis es zur Qual wurde. Wieder wollte ich schreien, aber mein Mund war wie zugeklebt.
    Das Pendel, welches in der Schwärze ununterbrochen hin und her pendelte, verwandelte sich wieder zu einem lodernden Feuer, welches nicht allzu spät ein Bild wurde. Ich sah meinen Körper , nichts weiter, nur meinen Körper. Er war nackt. Die Wahrnehmung fixierte sich auf das Gesicht und jedesmal, wenn sich etwas veränderte am Körper im Bild, schmerzte bei mir genau die Stelle. Als die Hörner meine Kopfhaut durchstachen, war der Schmerz beinahe unerträglich. Das runde Schwarze in meinen Augen verwandelte sich zu Schlitzen, meine Pupillen färbten sich blutrot. Die Augenbrauen verdunkelten sich und senkten sich Richtung Nase, die Wangen fielen ein, allgemein wurde mein Gesicht immer markanter, wenn ich zornig schaute, war es furchterregend, lächelte ich, war es passend freundlich und fast verführerisch. Nun waren die Eckzähne an der Reihe, welche sich leicht verlängerten, aber nicht so extrem wie bei Vampiren. Meine Zunge spitzte sich zu und verlängerte sich, während meine Nase markantere Züge annahm. Die Schmerzen bei jeder Veränderung hielten zwar stets nur kurz an, waren aber dennoch unterträglich. Doch als mein Gesicht spitzer wurde, waren die vorherigen Qualen kein Vergleich mehr. Es fühlte sich an, als würde man mir den Kopf abreißen, was aber nicht zu klappen schien. Zum Glück dauerte dieses Gefühl nicht lange an. Nun waren meine Ohren an der Reihe, welche sich zuspitzten und äußerst passend zu meinem verspitzten Gesicht wirkten. Mein Kopf war fertig verändert, jetzt fixierte sich das Bild wieder auf meinen gesamten Körper und jetzt gingen die eigentlichen Qualen erst einmal richtig los – die inneren Organe wurden meiner neuen Existenz angepasst – offenbar wurden vorher erst einmal die Knochen gestreckt, beziehungsweise verstärkt oder verändert. Die Schultern wurden breiter, meine Finger länger, ebenso wie mein gesamter Ober und Unterkörper. Ich wurde jetzt sicherlich in wenigen Minuten mehrere Zentimeter größer und ich fühlte mich wie auf der Streckbank, auf der man erfolglos versuchte, mich auseinander zu reißen und es immer und immer wieder probierte, sodass der Schmerz anhaltend wurde.
    Jetzt veränderte sich meine Körpermuskulatur, einige Muskeln wurden größer, einige bekamen mehr Zellen, sodass sie härter wurden, aber am schlimmsten waren die, die sich neu bildeten, denn bei diesen hatte ich das Gefühl, dass ein riesiger Wurm durch meinen Körper kroch. Doch mein gesamter Körper sah jetzt um Einiges athletischer aus, beinahe gefährlich, aber das gefiel mir. Es war der die goldene Mitte zwischen tonnenschwerem Muskelprotz und jemandem ohne Muskeln, wie bei Victor.
    Als dies fertig war, schienen sich innere Organe zu verändern, auch dies war kein Vergnügen, danach, als die Haut wie Leder zu werden schien, hatte ich das Gefühl, bei lebendigem Leibe gehäutet zu werden.
    Die Schmerzen hörten auf, offenbar war die Veränderung des Körpers vorbei. Mir gefiel mein neuer Körper, die Hautfarbe hatte sich kaum verändert, aber meine gesamte Statur war um einiges athletischer und mein Gesichtsausdruck animalischer. Das fixierte Bild meines Körpers verwandelte sich zu Feuer und wieder zu dem Amulett. Es pendelte hin und her, doch fiel mir nun auf, dass es langsamer wurde, es schwang noch so lange hin und her, bis es still stand. Ich hörte Beliars grollende Stimme: "Es ist vollbracht."
    Die Schwärze wurde unterbrochen mit einem Blitz und abrupt kehrte ich geistig zurück in die Grube aus grauem Sand. Ich konnte nicht atmen, der Sand verwehrte es mir, doch schien ich die Luft ohne Probleme anhalten zu können. Mit meinem Arm durchbohrte ich den Sand und griff über mir nach dem Boden – nachdem ich dies tat, zog ich mich hoch und stand auf. Ich war nackt, meine Kleidung, die ich vorher trug, war verbrannt, das sah ich an den noch glühenden Überresten, die hier verstreut waren. Als ich aufrecht stand, fühlte ich mich, als wäre ich gerade geboren worden, vielleicht war ich es auch? Meine Sinne haben sich bedeutend verbessert, ich atmete auch viel tiefer und deutlich langsamer. Während ich vorher drei Male ein-und ausatmete, nahm ich jetzt nur einen einzigen Atemzug. Ich vespürte nun die innige Lust, meine neuen Sinne auszukosten, dazu schaute ich mich um – ich genoss es, zu sehen, ich betrachtete jede kleine Verzierung an der Kuppel und erfreute mich daran. Die Luft atmete ich tief ein, um mich daran zu erfreuen, wie sie meine Lungen füllte. Nun ließ ich mich auf allen Vieren nieder, ich wollte den Sand am ganzen Körper fühlen, ich wälzte mich darin, es bereitete mir Vergnügen, ihn zu spüren. Auch wollte ich meine verstärkten Geruchsinne nicht außer Acht lassen, ich roch den Sand, die verbrannten Kleidungsstücke, auch probierte ich eine Prise des Sandes, so unappetitlich er auch roch und schmeckte, es erquickte mich trotzdem. Ich klatschte mit den Händen und erfreute mich am Schall, den ich hörte. Im jetzigen Moment fühlte ich mich unbeschreiblich gut – wie neugeboren, ich konnte Bäume ausreißen, Freudensprünge machen oder mit Sand um mich werfen – so jung und frisch hatte ich mich noch nie gefühlt. Das Schönste war: Ich vergaß die Schmerzen der Umwandlung, so wie ein Sterblicher sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie es im Mutterleib war. Mir fiel auf, dass ich nun fast instinktiv alle Lebewesen, die alterten, Sterbliche nannte. War das der Grund, dass ich mich so neugeboren fühlte? Dass ich nicht mehr alterte? Das Gewissen, nicht mehr zu altern, fühlte sich gut an, ich hatte nicht mehr das Verlangen, in der beschränkten Zeit des Lebens so viel zu erreichen wie nur möglich, sondern in der Zeit, die ich hatte, Langeweile so gut es ging zu vermeiden. Als ich an das Wort Langeweile dachte, überkam mich ein unangenehmer Schauer des Ekels.
    Plötzlich hörte ich jemanden drei mal mit den Händen klatschen und freundlich lachen. Erschrocken drehte ich mich um – es war Beliar, in der Gestalt, wie ich ihn vor meiner jetzigen Existenz im Restaurant kennen lernte. Ich stand wieder auf und Beliar lief langsam um mich herum, während er dabei zu mir sprach:
    "Willkommen. Willkommen in den Reihen der Dämonen. Du wurdest auserkoren, um mir als General der dunklen Armee zu dienen. Du warst ein winziger, kleiner Sterblicher mit der Seele eines Dämons, du warst unvollständig, doch jetzt bist du vollendet."
    Ich hörte mein Herz klopfen, die Worte waren wie warme Ströme, die meinen Enthusiasmus anregten. Er sprach weiter:
    "Deine kleine Freundin ist noch nicht besonders weit. Vergiss sie. Sie ist unwichtig, zumindest im Moment. Das bedeutet nicht, dass sie tot ist, noch nicht. Vielleicht wird sie die Metamorphose überleben, vielleicht aber auch nicht. Noch nie wurde einer Sterblichen, die nicht dafür vorgesehen war, in die Reihen der Dämonen zu treten, diese Ehre gebührt, doch mache dir keine Sorgen um sie, es gibt größere Probleme, deren Lösung du bringen wirst."
    Wie konnte er verlangen, Xeline zu vergessen? Ich musste wissen, wie es ihr ging, sie war sehr wohl eine meiner großen Sorgen! Offenbar hörte Beliar diesen Gedankengang und antwortete:
    "Ich verlange nicht, dass du sie für immer vergisst. Ich verlange, dass du sie nicht vor deiner Bestimmung vorziehst! Du musst Geduld haben und abwarten, im Moment kannst du nichts für sie tun. Darum ist es wichtig, dass du sie vergisst, während du nichts für sie tun kannst und die Energie der Sorge für andere, wichtigere Sorgen aufsparst."
    Ich schloss meine Augen und sagte mir: "Xeline vergessen. Xeline vergessen. Xeline vergessen. Xeline vergessen.", was Beliar ebenso bemerkte und lächelnd sprach:
    "So leicht wirst du sie nicht vergessen, aber deine Aufgabe wird dich ablenken und deine Gedanken von ihr abwenden. Ich werde sie zu dir schicken, wenn sie überleben sollte und falls nicht, wird dir die Nachricht rechtzeitig übermittelt. Doch wollen wir uns nicht zu lange mit diesem nutzlosen Thema aufhalten."
    Mich während der Arbeit von Xeline abzulenken war vielleicht möglich, aber was war, wenn ich Freizeit hatte? Sie würde mir unendlich fehlen. Auf diesen Gedankengang reagierte Beliar nicht, er setzte fort:
    "Dämonen sind prächtige Wesen, sie verfügen über intensivere Instinkte und schärfere Sinne. Wie du bemerkt hast, bereitet es dir Freude, sie auszukosten. Doch muss ich prüfen, wie du folgende Worte aufnimmst: Enthaltsamkeit. Hirngespinste. Selbstbetrug. Dummheit. Langeweile. Herdenmentalität. Verschwendete Güte."
    Als er diese Worte langsam nacheinander sprach, wurde ich zornig und gleichzeitig quälte mich ein unerträgliches Gefühl des Ekels, ich konnte und wollte nicht länger daran denken. Beliar lächelte zufrieden. Er sprach nun andere Worte:
    "Hingabe. Sinnesfreude. Weisheit. Rache. Selbsterhaltung. Ästhetik. Befriedigung."
    Diese regten meinen Enthusiasmus an, sie waren wie eine Salbe für die Wunden des Ekels der anderen Worte. Sie taten gut, also konnte ich mir ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Doch nach kurzem Nachdenken bemerkte ich, dass es nicht die Worte an sich waren, die Emotionen anregten, sondern ihre Bedeutung, während ich über sie nachdachte, schossen viele Erinnerungen meines sterblichen Lebens durch den Kopf. Auch Beliar lächelte, als ob ein Experiment geglückt wäre. Doch er war nicht fertig, vier Worte folgten noch:
    "Gnade. Gut. Böse. Moral."
    Diese ließen mich scharf überlegen, aber auf keine Antwort kommen. Ich wollte fragen, was das sei, doch Beliar antwortete vorher:
    "Du weißt nicht, was das ist, das brauchst du auch nicht zu wissen, es ist überflüssiges Wissen. Nun, wie ich sehe, war deine Metamorphose ein Erfolg, etwas Anderes habe ich auch nicht erwartet, es hätte mich zutiefst erschüttert, wenn mein lang ersehnter General zu einer Missgeburt umgewandelt würde. Nun stehe bitte stramm."
    Stolz hob ich meine Brust und hörte erwartungsvoll auf seine Worte. Auch Beliar blieb direkt vor mir stehen und sprach wertschätzend:
    "Nun stehst du vor mir. Nackt, neugeboren und ohne jeden Mangel. Du wurdest als General auserkoren, nun sollst du hiermit offiziell zum General der dunklen Armee ernannt werden, auf dass du in wessen Namen ewig das Adanos-Prinzip in deinem Planetensystem schützt?"
    Zum ersten Mal seit meiner Neugeburt sprach ich. Meine Stimme hatte sich ebenso verändert, sie war nun tiefer und um einiges animalischer. So sprach ich laut und einem Inferno gleich mein erstes Wort:
    "BELIAR!"

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    Drachentöter Avatar von Tob94
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    Kapitel 25 – Die Last der Verantwortung

    Beliar lächelte und sprach: "Nun denn, dann wollen wir unseren neuen General passend einkleiden. Folge mir."
    Er führte mich aus der Kuppel hinaus und wir marschierten durch einen Korridor, dessen bedrohliche Bauweise einen unfreundlichen Eindruck hinterließ. Wir kamen in einer kleinen Kammer an, in der der die Generalskleidung an eine Büste meiner Statur angebracht war. Beliar klatschte zwei Mal die Hände und es kamen zwei untote Diener in die Kammer. Vorsichtig entfernten sie das Generalstracht von der Büste und kleideten mich damit an. Hinter der Büste war ein Spiegel angebracht, in dem ich mich betrachten konnte. In dieser Kleidung spiegelte sich meine Autorität perfekt wider – In dunklen Lederstiefeln stand ich, eine Hose, die weiter war als die Stiefel betonten sie umso mehr. Gehalten wurde die Hose mit einem Gürtel, die Schnalle hatte die Form einer Fledermaus mit weit aufgesperrtem Mund. Das Oberteil war an einigen Stellen gepanzert, vor allem im Unterbauch- und Brustbereich, das silber glänzende Metall war so angepasst, dass es einen Waschbrettbauch umso mehr betonte, alles andere bestand aus engem, schwarzen Stoff. Darüber zog man mir einen dunklen Mantel mit Stehkragen an und edlem Stoff, der so zurechtgeschnitten wurde, dass man ihn geöffnet ließ, um meine Panzerung sichtbar zu lassen. Selbstverständlich durften dunkle Lederhandschuhe und ein schmucker Gehstock mit verstecktem Giftdolch und Schlangenverzierung nicht fehlen. Auf meinen Mantel trug ich als Anstecker das Zeichen Beliars – die sechshörnige Maske. Eine Kopfbedeckung erhielt ich nicht, ich war allerdings auch nicht der Meinung, dass eine wirklich gut zum Gesamtbild passen würde.
    Mir gefiel meine Kleidung, sie war genau nach meinem Geschmack angepasst worden.
    Beliar schaute mich an und sprach lächelnd: "Du siehst prächtig aus, du strahlst die Autorität eines dämonischen Generals schon mit deiner Kleidung aus. Meine Schneider haben ganze Arbeit geleistet, dafür sollen sie gut belohnt werden, so wie alle, die gute Dienste leisten, schließlich ist Anerkennung ein hohes Gut, nicht wahr? Nun denn, dann wollen wir mal auf die Kanzel gehen, damit du einen Blick über deine Armee werfen kannst. Folge mir."
    Ich folgte ihm durch weitere Korridore, der Bau, in dem ich mich befand war wirklich ziemlich groß, bestimmt war dies eine gewaltige Festung. Nach der nächsten Abbiegung konnte ich ins Freie durch ein offenes Portal blicken – dem Anblick nach befand ich mich im Reich Beliars Sohnes der Revolution, des Ehrgeizes und der gewaltigen Veränderungen. Dies wusste ich aus Beschreibungen, die ich in einem Buch las. Mich hatten die Reiche Beliars brennend interessiert, also lieh ich mir einst, in meinem sterblichen Leben, ein Buch über dieses Thema aus der Bibliothek aus. Mich wunderte aber, dass mir nicht zu heiß war, eigentlich sollten es hier mehrere tausend Grad Celsius heiß sein. Diese Frage konnte ich mir selbst beantworten: Offenbar schützte mich meine Haut vor Temperatureinwirkungen. Nützlich, nützlich. Auf jeden Fall sah dieses Reich genauso aus, wie ich es mir vorstellte: Die Landschaft bot nichts weiter als kochende Lava, scharfes Gestein und dampfenden, stark riechenden Schwefel, dazu stand der blutrote Himmel in Flammen, während hier und da schwarze Rauchfetzen zu sehen waren. Ich las auch, dass viele Sterbliche diesen Ort "die Hölle" nannten. Die Sterblichen mit ihren Vorurteilen immer, obwohl sie nie hier waren, ich fand es hier äußerst interessant. Das Buch hatte Victor geschrieben, da es Reiche gab, in denen Sterbliche niemals überleben würden, wie zum Beispiel dieses hier, offenbar war es ihnen zu heiß. Zwar wollte ich hier niemals wohnen, aber ein kleiner Spaziergang war hier bestimmt abenteuerlich. Aber was beschwerte ich mich, die Reiche wurde nicht für Sterbliche geschaffen, sie waren die Heimat der Dämonen und damit nun auch meine.
    Ich stand auf der Kanzel und konnte die gewaltige Turmfestung betrachten, bestimmt war ich mehrere hundert Meter über dem Boden. Zwar war diese kein Markenzeichen der Gemütlichkeit, aber schließlich war sie keine Villa oder ein Anwesen, viel mehr ein Ort für Vorbereitungen einer Schlacht. Zum Leben war es hier wirklich zu trostlos, außer Ebenen aus Stein, Lava, scharfen Schluchten, aus denen schwefliger Rauch aufstieg, steinigen Zackengebirgen und Vulkanen gab es hier gar nichts.
    Als Beliar die Kanzel betrat, jubelte die Dämonenarmee unter mir und jeder von ihnen hielt seine Waffen in die Höhe, während ein Drache ganz hinten Feuer spuckte. Die Kämpfer waren Dämonen, wie ich sie aus klassischen Büchern kannte: Hatten keine Beine, stattdessen etwas in der Form eines Reptilienschwanzes, dafür aber äußerst kräftige Arme und ein mit vielen Reißzähnen besetztes Maul. Da sie keine Beine hatten, konnten sie sich nur mit ihren Flügeln fortbewegen. Sie waren wohl Kriegsdämonen, die nicht unbedingt über viel Intelligenz verfügten, was sie als solche auch nicht unbedingt benötigten.
    Beliar sprach zu der Menge:
    "Ich habe nach euch rufen lassen, um euch euren neuen General vorzustellen. In seiner Führung werdet ihr ihm helfen, einen weiteren Planeten in Dunkelheit zu hüllen, eine weitere Ordnungssonne bedroht das Adanos-Prinzip, Sterbliche, die in seinem Planeten leben, besudeln es und stören das natürliche Chaos! Ich werde ihm nun das Wort übergeben."
    Er trat zurück und gab mir ein Zeichen, vor zu treten. Ich atmete noch einmal tief die schweflige Luft ein, schaute in die Ferne und als ich meine Worte fand, sprach ich laut, sodass es bis unten zu hören war:
    "Ich wurde erwählt, um Beliars Namen Glanz zu verleihen. Ich wurde erwählt, um in seinem Namen das Adanos-Prinzip zu schützen und ihr wurdet auserkoren, um mir als Vollstrecker zu dienen, ihr kämpft nicht nur für mich, sondern auch für euch! Viel zu lange hegen die Sterblichen dieses Planeten Groll und Vorurteile gegen euch! Sie verachten euch, sie betrachten euch als niedere Kreaturen der Unterwelt, als Monster! Nun ist es Zeit, dem ein Ende zu bereiten und eure und Beliars wahre Natur preis zu geben! Anerkennung ist ein hohes Gut, ihr werdet sie von mir erhalten und auch schon bald wird niemand mehr wagen, Wesen unseres edlen Blutes in den Schmutz zu ziehen! Ich werde eine Strategie erarbeiten, damit wir siegreich sein werden! Der Sieg wird unser sein und eure Belohnung hoch! Nun hebt die Waffen und ruft mit Freude den Namen des dunklen Gottes, denn ER verleiht uns Macht, ER ist der Schlüssel zum Sieg, denn seine Macht wird unsere mächtigste Waffe sein, dank ihr werden wir diesen Krieg gewinnen ohne auch nur einen Verlust auf unserer Seite erleiden zu müssen."
    Die ganze Armee hob ihre Waffen und brüllte laut den Namen des dunklen Gottes. Es fühlte sich gut an, hier oben zu stehen und zu sehen, wie ein ganzes Heer zu mir hinauf blickte. Ich blieb noch ein wenig auf der Kanzel stehen und ging zusammen mit Beliar wieder zurück in die Festung. Er klopfte mir auf die Schulter und lächelte zufrieden, währenddessen er sprach:
    "Deine Rede war eines Generals würdig, ich bin mir sicher, dass du meinem Namen noch viel Glanz verleihen wirst, doch möchte ich nicht undankbar sein. Jeder, der Aufgaben in meinem Dienste erfolgreich durchführt, erhält Entschädigungen, die der Qualität der Erfüllung konform gehen. Nun geh. Erarbeite eine Strategie. Victor wartet bereits auf dich, er wird dich in dein neues Anwesen führen, ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird."
    Er zeigte mit dem Finger an das Ende des Korridors, wo sich ein Teleporthalbzylinder befand. Vorher verriet er mir noch das Passwort, welches ich nutzen sollte. Ich kam in einer Stadt an, die mir irgendwie bekannt vorkam. Jetzt erinnerte ich mich wieder, ich sah den großen Turm, der offenbar das Restaurant war, in dem ich mit Beliar in meinem sterblichen Leben über den Generalstitel sprach. Wieder fühlte ich mich wie in der Zukunft – überall waren hochmoderne Häuser, gepflasterte Straßen und dämonische Passanten, wovon einige in Begleitung ihrer untoten Diener waren. Die Stadt war umringt mit Wüstengebirgen, doch bevor es da hoch ging, waren noch einige Sanddünen zu sehen. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass ich vor einem kleinen Glashaus stand, in dem ein Teleporthalbzylinder eingebaut war.
    Plötzlich hörte ich jemanden rufen:
    "Ah, da ist er ja! Willkommen in Fias Vilaj!"
    Ich wandte mich ihm zu und erkannte Victor, der gerade von einer Bank aufstand. Gut, dass er da war, ich hätte mich hier allein kaum zurecht gefunden. So grüßte ich zurück:
    "Hey, Victor, wo bin ich hier eigentlich?"
    "In der Stadt Fias Vilaj."
    "Und das ist in welchem der 16 Reiche Beliars?"
    "Im Zentralreich, genau da, wo die Arena mit der Kristallkugel sich befindet."
    "Also kein Reich der Kinder Beliars?"
    "Nein, das ist das Reich von Beliar selbst. Das kannst du Beliars Reich nennen, also nicht Beliars Reiche, sondern 'Reiche' in der Einzahl, also Beliars Reich."
    "Oha, ziemlich paradiesisch."
    "Jau, hier gibt es alles, was es in den extremen Reichen seiner Kinder gibt. Ist also auch sehr abwechslungsreich. Die Stadt hier ist in der Mesaj-Wüste, ein echt interessantes Ödland. Können wir ja mal bei Gelegenheit eine Runde dort drehen."
    Joa, können wir machen. Aber was sind das hier eigentlich für Zellen?"
    "Das sind Teleportzellen, um dich in andere Reiche teleportieren zu können. Und? Wie fühlt es sich an, Dämon zu sein? Fantastisch, wie?"
    "Joa, gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem gut."
    "Das wird schon. Ich habe deine Wohnung in den Hallen von Silgrath räumen und deinen Kram in dein neues Anwesen bringen lassen, die Hallen von Silgrath sind ja nun Vergangenheit für dich, du wohnst jetzt hier."
    "Was? Ich werde nicht mehr in den Hallen von Silgrath leben?"
    "Nein, natürlich nicht, du bist jetzt Dämon und gehörst ins Reich Beliars! Freu dich doch!"
    Ich wusste nicht so recht, ob ich mich darüber freuen sollte, schließlich ging es mir gut in den Hallen von Silgrath und sie waren schon irgendwie mein Zuhause geworden. Irgendwie fühlte ich mich mit ihnen so verbunden, dass mir der Abschied weh tat. Jetzt war es vorbei mit den gemütlichen Abenden mit Janus und Mick, womöglich sah ich die beiden kaum noch in nächster Zeit. Ich vermisste es jetzt schon, auf der Empore der Wirtschaftshöhle zu stehen und die fantastische Aussicht zu genießen, den belebten Marktplatz, meine Bummeleien in der Bibliothek, all das war vorbei. Was war eigentlich mit meinen untoten Dienern, was wurde aus meinem Geschäft? Victor sah mein betrübtes Gesicht und legte seine Hand auf meine Schulter und meinte:
    "Hey, immer nach vorne blicken, hm?"
    "Was ist jetzt eigentlich mit meinen Skeletten und mit dem Geschäft?"
    "Nun, ich habe den Sterblichen dort bereits verkündet, dass du der General bist und das Geschäft habe ich schließen lassen, dafür wirst du keine Zeit oder Gelegenheit mehr finden, außerdem wurde Silgrath für Sterbliche geschaffen, unsereins gehört in die Reiche Beliars. Tut mir Leid, aber so ist das nun einmal."
    Ich seufzte traurig und wollte noch wissen: "Und meine Skelette?"
    "Die sind zu Knochenhäufchen zerfallen, nachdem du umgewandelt wurdest. Schließlich hast du deine Existenz gewechselt und damit ist auch die Verbindung gebrochen, sodass der Untod sich nicht länger in ihnen befindet. Sie sind schon wieder beim Knochenhändler, außer das Skelett deines Vaters, das habe ich in einen Karton gepackt und in dein Anwesen bringen lassen."
    "Danke, Victor."
    "Beliar hat mich darum gebeten, für dich das Anwesen bauen zu lassen, weil ich deinen Geschmack besser kenne als er, die Bude sollte also was für dich sein."
    "Auch dafür vielen Dank. Achja, eines fällt mir gerade ein: Wie komme ich hier eigentlich an Xith? Ist die Währung hier überhaupt Xith?"
    "Ja, ist sie. Du bekommst deinen Lohn direkt von Beliar, so wie ich."
    "Gut. Nunja, dann wollen wir mal."
    "Aber vorher führe ich dich ein bisschen durch's Viertel, willst dich doch ein bisschen auskennen, oder?"
    "Stimmt. Dann mal los."
    Wir schlenderten ein wenig durch das Viertel, während mir Victor die einzelnen Geschäfte, Sehenswürdigkeiten und Straßen zeigte. Da ich vieles hier noch nicht kannte, musste ich auch viele Fragen stellen:
    "Victor, was sind eigentlich diese Masten mit den Leinen dran?"
    "Das sind Stromleitungen, was man mit Strom alles machen kann, wirst du in deinem Anwesen schon sehen. Es gibt da so einen Planeten, da sind Sterbliche auf diese Idee gekommen, als ich dort war, habe ich gleich die Gelegenheit genutzt und die Schriften und Anleitungen dieser Technologie mitgenommen."
    "Wie heißt dieser Planet eigentlich, von dem du den ganzen Kram mit nimmst?"
    "Die Sterblichen dort nennen ihn 'die Erde', sind ein technisch weit entwickeltes Völkchen, aber auch ziemlich kriegerisch. Sie nutzen ihren technischen Fortschritt nicht immer nur zum Nutzen, sondern auch zum Schaden, sie bauen extrem mächtige Bomben, mit denen sie den ganzen Planeten zerstören könnten."
    "Was sind denn das für welche?"
    "Das frage ich mich auch manchmal, naja, offenbar hegen dort manche Bedürfnis, sich gegenseitig zu bekriegen, da will ich mich nicht so einmischen. Schlimmer ist dort aber, dass der Großteil der Masse dort alles glaubt, was ihnen zugesteckt wird und es als selbstverständlich betrachtet. Wie dem auch sei, andere Planeten, andere Sitten, wie?"
    "Joa, geht uns nichts an, würde ich sagen, trotzdem würde mich mal interessieren, warum sie sich bekriegen."
    "Ach was weiß ich, wegen Glauben, wegen Gebiete und was es da sonst noch alles für Gründe gibt."
    "Ist ja 'n Kriegsvölkchen."
    "Jo, die brauchen's halt oder können es einfach nicht lassen. Ich mein, bei ihnen gibt es nichts, was das Adanos-Prinzip stören würde, die Sonne ist dort natürlich, die Planeten wurden ebenso nicht von Innos beeinflusst, dort sind es die Sterblichen, die sich gegenseitig auseinandernehmen."
    "Sind das Menschen?"
    "Jau, sind es."
    "Oha. Naja, was soll's, nicht unser Problem, wir mischen uns ja bekanntlich nicht in Belange der Sterblichen ein, nicht wahr?"
    "Ganz genau so ist es. So, da oben ist dein Anwesen, wir sind Nachbarn."
    "Echt? Gute Sache."
    "Finde ich auch, komm' ruhig rüber, wenn's was gibt."
    Victor hatte mein Anwesen genau so gebaut, wie ich es mochte: Nicht zu groß, damit ich nicht ständig so weit laufen musste, gemütlich und und zum größten Teil unterirdisch. Es war mehr ein Bunker als ein Haus, an der Oberfläche befand sich nur eine kleine Hütte mit einer Wendeltreppe nach unten, Garderobe und Schlüsselhaken. Mein Arbeitszimmer befand sich in der Festung, in der ich vorhin mit Beliar war, diese steht mir zur Verfügung, um zu arbeiten. Victor zeigte mir alle Räume, was nicht allzu lange dauerte, denn es waren nicht viele. Das Wohnzimmer war zusammen mit der Küche in einem großen Raum, das Bad nebenan und zum Schlafen gab es ein Doppelbett. In der Mitte der Bunkerwohnung führte ein schmaler Korridor hindurch, der rechts zu Wohnzimmer und Küche führte, links zu Schlafzimmer und Bad und am Ende des Ganges war ein Lagerzimmer und unter der Wohnung war ein Raum, der die ganze Wohnungsfläche einnahm, dies war das Test-und Experimentierzimmer. Die Wohnung war wirklich genau nach meinem Geschmack eingerichtet, doch kam sie mir auch sehr futuristisch vor. Die Wände waren komplett aus Metall und an einigen Stellen waren leuchtende Lampen angebracht. Victor erklärte mir bereits, wie man sie anschaltete, es war wirklich ein Luxus – einfach nur auf den Knopf drücken. In den Hallen von Silgrath gab es schon Wasserleitungen, aber hier gab es daneben noch Gas-und Stromleitungen. Ich fragte Victor:
    "Wieso gibt es in den Hallen von Silgrath keine Stromleitungen?"
    "Ich hab's vor, nur habe ich keine Idee, wie ich in der unterirdischen Wirtschaftshöhle ein Atomkraftwerk und sonstige Kraftwerke bauen soll, ohne die Luft zu verschmutzen."
    "Apropos Luft, wo kommt eigentlich die Luft in Silgrath her?"
    "Pflanzen. In der Wirtschaftshöhle gibt es doch diese große Anlage, wo massenweise Pflanzen gezüchtet wurden, die mehr Sauerstoff produzieren als gewöhnliche Typen ihrer Art und über Rohre wird der Sauerstoff überall verteilt."
    "Ach, deswegen waren die großen Ventilatoren über den einzelnen Höhlen und Hallen angebracht?"
    "Jup, genau und der Rauch von Kraftwerken würde das Risiko mit sich ziehen, dass die Pflanzen eingehen."
    "Dann sprenge doch eine weitere Höhle, die isoliert ist und baue da die Kraftwerke ein."
    "Wie gesagt, ich hab's vor, aber ich habe schon darüber nachgedacht, magische Energie zu verwenden und diese in Kristalle zu speichern. Wie auch immer, ich werde schon eine Lösung finden."
    "Joa, du machst das schon. Wie geht’s eigentlich Janus?"
    "Hm, also körperlich geht’s ihm gut, aber geistig ist er wohl etwas senil geworden."
    "Wieso denn das?"
    "Ach... Kommt an und meint, er hätte die Antwort auf die Frage vom Schreinrätsel gefunden."
    "Schreinrätsel?"
    "Na, wie der Vollstrecker die Klaue weihen konnte, obwohl die vermeintlichen Beliarschreine dem untoten Drachen geweiht wurden und wen die Assassinen da 'anbeten', irgendein Schelm macht sich über Beliar lustig und besetzt die Schreine der Assassinen, weil er es wohl schön findet, angebetet zu werden. Beliar versucht den Assassinen zu übermitteln, dass man ihn nicht anbetet, sondern nach seiner Macht verlangt, das kann er aber nicht, da eben die Schreine umgeweiht wurden."
    "Und wo liegt da genau das Problem?"
    "Irgendwer teilt Beliars Macht aus, indem er verlangt, dass man ihn anbetet! Das ist rufschädigend! Wie auch immer, da kommt Janus an und meint, der Vollstrecker hätte seine Klaue nur am Schrein in Xardas' alias Beliars Turm geweiht."
    "Und hat er das nicht?"
    "Natürlich hat er das, ich dachte, der Kerl hält mich für dumm und meint, dass ich nicht schon längst selber drauf gekommen bin!"
    "Aber wieso stellst du dir dann die Frage, wie der Vollstrecker die Klaue weihen konnte?"
    "Weil er sie ein einziges Mal nicht an Xardas' Turm geweiht hatte, sondern irgendwo in der Wildnis! Die Klaue wurde geweiht, aber dem Vollstrecker wurde wahnsinnig viel Lebenskraft ausgesaugt. Und den Verantwortlichen dafür suchen wir."
    "Hast du schon einen Verdacht?"
    "Nunja, es ist schon jedenfalls ein ziemlich mächtiges Wesen und kann Beliars Macht austeilen, ich tippe mal auf eines seiner Kinder."
    "Oha und wieso?"
    "Naja, seine Kinder sind nicht immer brav, musst du wissen, einige von ihnen spielen gerne mal Beliar und vergreifen sich an Planeten, verkaufen sich selbst als Götter und mischen sich in Belange der Sterblichen ein."
    "Und das will Beliar nicht?"
    "Natürlich nicht, er sagt immer wieder: KEINE Einmischung in Belange des Universums, aber du weißt ja, wie das ist, einige wollen nicht hören."
    "Stimmt. Nun denn, dann will ich mal die ganzen Kartons auspacken."
    "Tu das. Achja, hast du eigentlich schon darüber nachgedacht, wie du die Ordnungssonne zerstören willst?"
    "Nein, erst einmal geht es mir um die Verteidigung der Insel."
    "Das wird dir Beliar sicher gewähren, er konnte die Orks noch nie leiden."
    "Wieso eigentlich nicht?"
    "Ach, weil sie eben so viel Mist bauen. Beschwören irgendwelche Erzdämonen aus den Totenländern, wie den Schläfer als Kriegsmarionetten und bringen ständig das Adanos-Prinzip durcheinander und sich selbst in Gefahr."
    "Stimmt."
    "Dann kriegen sie Schiss und schieben alles Beliar in die Schuhe, nur weil sie zu unfähig sind, richtige Beschwörungen durchzuführen oder ihren Verstand einzusetzen. Schreiben sie Prophezeihungen vom 'heiligen Feind', der sie von Beliar 'befreit', war ja klar, sie sind zu dumm, wem schieben sie's in die Schuhe? Beliar..."
    "Dummer Haufen... Kein Wunder, dass Beliar sie nicht ausstehen kann."
    "Ja, ich kann ihn auch nur zu gut verstehen. Vorallem muss ich immer wieder bewundern, wie er das alles über sich ergehen lässt, bis eine Gelegenheit da ist, zuzuschnappen. Ewig haben die Sterblichen auf diesem Planeten Beliar verteufelt, gehasst und gefürchtet und das auch noch zu Unrecht, aber er bleibt so lange ruhig, bis die Gelegenheit mit dem Vollstrecker kam. Also ich wäre nicht so lange ruhig geblieben."
    "Ja, ich könnte es mir auch nicht vorstellen, denn wenn ich eines hasse, dann ist es, dass man mir was Falsches unterstellt oder mir die Schuld in die Schuhe schiebt."
    "Ja, eben, ich auch! Oh... irgendwer ruft mich in den Hallen von Silgrath, ich muss weg, kommst ja klar jetzt oder?"
    "Jo."
    "Dann Tschüss!"
    "Mach's gut."
    Er verschwand und ich beschloss, meine Wohnung einzurichten. Dies dauerte einige Stunden, aber als ich fertig war, war ich zufrieden mit der Einrichtung. Zwar war diese Wohnung um Einiges komfortabler als die in Silgrath, aber trotzdem fehlte mir mein altes Stübchen. Allgemein fehlten mir mal wieder die Hallen, jetzt musste ich auch wieder an Xeline denken. Ich legte mich auf's Bett und fühlte mich einsam. Victor war sicher oft beschäftigt, bei Xeline bestand die Frage, ob ich sie jemals wiedersehen würde und Janus und Mick waren weit weg. Ich konnte nicht wirklich davon sprechen, dass ich glücklich war. Jetzt schwirrten wieder Erinnerungen von gemeinsamen Abenden mit Xeline durch den Kopf, in einer Zeit, in der es mir gut ging, ich hatte so wenig Sorgen, da hatte man noch nicht von mir erwartet, dass ich die Ordnungssonne zerstörte, da wusste ich noch nicht einmal, was das war. Ich kam noch nicht einmal auf die Idee, eines Tages Dämon zu sein, zwar wollte ich mit meiner Macht die Welt verändern, aber in diesem Ausmaß? Es war eine große Verantwortung, was war, wenn es schief ging? Dann würde Innos die Oberhand gewinnen und alles ordnen, die Vorstellung war grauenhaft. Alles hätte ein Schicksal, alles wäre still und niemand frei und das nur, weil ich versagte. Das durfte auf keinen Fall passieren, ich musste siegreich sein! Ich brauchte eine Strategie, dazu musste ich mehr über die Geschöpfe Innos' herausfinden und über seine Vorgehensweisen. Um die Rettung von Khorinis brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, das sollte sich nicht allzu schwer gestalten, für meine Armee sollte kein Ork ein Problem sein. Aber die Truppen Innos' waren sicher kein Kinderspiel, das waren nicht etwa die Paladine, das wäre zu schön, denn diese strategisch unterentwickelten Flachzangen wären kein Problem, aber die Geschöpfe Innos'? Diese waren sicher aus Stoffen, die Innos schuf, das Problem bei diesen Stoffen war: Sie reagierten nicht mit anderen, sie waren unveränderlich und somit fast unzerstörbar. Benötigte ich vielleicht die Magie Innos', um sie zu zerstören? Nur über meine Leiche, doch eines stand fest: Ich musste diese Stoffe studieren.

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    Kapitel 26 – Ein bestialischer Freund

    Ich wollte den Tag nicht mit nutzlosem Zeitvertreib verbringen, sondern mich mit Eigenschaften meiner Gegner vertraut machen. Das Studium der Chemie der Ordnungsstoffe wollte ich verdrängen, ich hasste Chemie und ich glaubte nicht, dass die Ordnungschemie interessanter als die natürliche war. Da sowieso eine Schlacht gegen die Orks anstehen sollte, war es das Beste, mich näher mit diesen Wesen zu befassen. Doch bevor ich erst mich den Spielarten der Orks widmete, beschloss ich, mich durch meine Festung führen zu lassen, schließlich musste ich meine eigene Bestattung kennen, ehe ich die des Gegners herausfinden wollte. Ich suchte eine Teleportzelle in der Stadt auf und teleportierte mich dort hin. Als ich ankam, wartete bereits ein schlaksiger, im Anzug gekleideter penibler Dämon auf mich. Er begrüßte mich: "Guten Morgen, mein Herr, mein Name ist Ferdinand und ich wurde Euch als Butler von unserem finsteren Hoheit Beliar zugeteilt. Es wird mir eine Ehre sein, Euch dienlich sein zu dürfen."
    Während er diesen Satz sprach, verbeugte er sich tief vor mir und ich antwortete ihm:
    "Auch dir einen guten Morgen, Ferdinand. Es ist gut, dass du da bist, du könntest mich durch die Festung führen. Ich muss mich erst einmal mit ihr vertraut machen."
    "Aber natürlich, mein Herr. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet..."
    Die Festung war nicht sonderlich kompliziert, es gab ein Arbeitszimmer nahe der Kanzel, nach unten führte eine große Wendeltreppe in eine gewaltige Halle voller Schmieden, Waffen- und Rüstungslagern. Draußen, auf dem Festungshof war ein Trainingsplatz und dieser war geschützt mit einer gewaltigen Mauer aus Metall. Statt Zinnen ragten bedrohliche Spitzen in die Höhe und sorgten dafür, dass die Festung nach keinem Ort aussah, in dem man jemanden willkommen heißen würde. In die große Kuppel mit dem grauen Sand gingen wir nicht, den Weg dorthin kannte ich bereits und die Nähe zu Xeline würde mir weh tun, ich war nicht gerne in ihrer Nähe, wenn sich in mir die Frage stellte, ob ich sie jemals lebend wiedersah.
    Als Ferdinand mich durch die gesamte Festung begleitet hatte, sprach er: "Seine finstere Majestät hat noch eine Überraschung für Euch bereitet, zu der ich Euch zu guter Letzt hinführen werde."
    Jetzt war ich aber gespannt. Er führte mich in so eine Art Anbau, der mir wie ein riesiger Stall aussah. Je näher ich kam, desto deutlicher nahm ich ein schnaubendes Atmen wahr, als wir drin waren, sah ich einen Drachen. Es war ein prächtiges Tier, es war besetzt mit dunkelgrauen Schuppen am Rücken, daneben ragten elegant zwei ledrige Flügel heraus und der Hals war ziemlich lang und an ihm befand sich ein klassischer Drachenkopf. Ferdinand drehte sich um und sprach:
    "Darf ich vorstellen – das ist Khaaz, ein Drache, den unsere finstere Hoheit Euch zur Verfügung gestellt hatte. Er ist bereits fertig gesattelt, falls Ihr einen Ritt wünscht."
    "Gesattelt? Man kann auf ihm reiten?"
    "Es ist eine Tradition im Interesse der Romantik, dass der General seine dunklen Schergen auf einem Drachen fliegend in die Schlacht führt. Darum besitzt Ihr keine Flügel, Ihr werdet zusammen mit dem Drachen fliegen und er wird Euch beschützen, so gut er kann. Ich bin mir sicher, dass Ihr Euch mit ihm gut anfreunden werdet – so furchterregend sein Antlitz auch erscheinen mag, seinem Reiter ist er stets wohlgesonnen."
    "Aber ich bin noch nie auf einem Drachen geritten!"
    "In diesem Fall wird er Euch unterstützen, er kann sprechen und versteht somit Eure Worte. Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass er mehr Euer Freund ist als Euer Diener, unsere finstere Hoheit Beliar wünscht sich, dass der treueste Gefährte der Schlacht gleichzeitig auch ein Freund ist."
    "Schon verstanden. Danke, Ferdinand."
    "Benötigt Ihr einen weiteren Dienst, der meine Person benötigt?"
    "Nein."
    "Wenn Ihr mich sucht, Ihr findet mich in Eurem Arbeitszimmer."
    Ich blickte zum Drachen und ging langsam und schüchtern auf ihn zu. Er schaute mich mit seinen schlangenartigen Augen an, zwar blickte er nicht zornig, doch seine Größe machte mir etwas Angst. Als ich nah genug an ihm dran war, beschnupperte er meine Hand, die ich ihm hinhielt. Mit zittriger Stimme sprach ich: "H..H...Hallo Khaaz." Daraufhin atmete er kräftig aus, sodass ich beinahe hinfiel. Er fand seine Worte und sprach: "Mein Antlitz lässt sogar einen General vor Angst erzittern. Das ehrt mich, ich fasse dies sogar als Kompliment auf. Doch DU brauchst keine Furcht vor mir zu empfinden, DIR bin ich wohlgesonnen, aber jene, die sich als töricht erweisen und sich dir und damit auch Beliar zum Feind machen, sollen um den Tod betteln, während ich sie meinen Zorn spüren lasse!"
    Er hatte eine rauhe, tiefe Stimme, aber dennoch verstand man ihn sehr gut. Nun stellte er sich vor:
    "Ich darf mich bekannt machen – ich bin Khaaz und werde dich in die Schlacht um das Adanos-Prinzip fliegen, ich versichere dir – in meiner Begleitung reitest du geradewegs in den Sieg."
    Nach diesen Worten reichte er mir seine Hand, wofür er sich etwas bücken musste, seine Arme waren nicht sonderlich lang. Die Hand war sehr groß, sodass es mühselig war, seine ganze Hand in den Griff zu kriegen.
    "Angenehm", sagte ich, während ich die Hand des Drachen schüttelte.
    "Lust auf eine kleine Spritztour?"
    "Nun, ja, aber mach ein bisschen langsam, ja? Ich bin noch nie auf einem Drachen geritten."
    "Das macht nichts, glaub mir, es ist ganz einfach, einmal den Dreh raus und nie wieder verlernt. Ich würde mich auch sehr verbunden fühlen, wenn du mich ab und zu mal besuchst, denn alleine fliegen ist öde und du könntest ein bisschen mehr Gefühl dafür bekommen. Es macht Spaß, glaub' mir."
    "Bestimmt. Dann wollen wir mal!"
    "Sitz auf."
    Er ließ sich etwas nieder, damit ich besser aufsteigen konnte. Als ich gut saß, stand er auf und lief langsam aus dem Stall hinaus und blieb noch einmal stehen, um mich darauf hinzuweisen, dass ich mich gut festhalten sollte. Jetzt rannte er sehr schnell, wie eine Eidechse, die es eilig hatte, da er seinen Körper dabei schlangenförmig bewegte, war es reichlich holprig. Als er schnell genug war, spannte er seine Flügel und ließ einen heftigen Flügelschlag, sodass wir in die Lüfte flogen. Es war herrlich, wie der Wind wehte und die mächtige Landschaft aus Gestein, Lavaseen und Flüssen von oben zu betrachten. Als Wanderer würde mir dieses Ödland sicher unangenehm endlos erscheinen, aber von hier oben war es toll – vorallem die wütenden Vulkane, die scharfen Zackengebirge und endlos scheinenden Wüsten aus Gestein.
    Schwierig war nur, sich fest zu halten, ich musste erst einmal ein Gefühl für diese Sache bekommen. Der Drache flog mich noch ein weniger weiter und stellte mir nebenbei etwas die Landschaft vor. Wenig später hatte er wohl vergessen, dass ich noch sehr unerfahren war – er wollte eine 180-Grad-Drehung machen, mehrere hundert Meter über den felsigen Boden. Doch als ich kopfüber flog, versagte mein Griff und ich fiel. Ich fiel tiefer und tiefer und immer schneller sollte dies mein Ende sein? Nein, das durfte nicht passieren, ich hatte doch noch so viel vor, also schrie ich, ich schrie nach Hilfe, ich konnte doch nicht sterben, nicht aus diesem Grund! Der Boden war nicht mehr weit, ich schloss meine Augen, um zu akzeptieren, dass es bald vorbei war. Als ich das Gefühl hatte zu landen, war ich tot. Aber warum fühlte ich mich nicht anders? Bestimmt kehrte meine Seele gerade in die Seelensphäre zurück. Ich schien auf etwas Weichem zu landen, etwas Schleimigem. Etwas hielt mich von oben fest, etwas drückte mich fest von oben und unten, es tat sogar weh. War dies der Tod? Wie konnte ich aber tot etwas fühlen? Wie konnte ich überhaupt denken?
    Ich konnte meine Augen öffnen und sah, dass ich mich im Maul eines Drachen befand, meine Beine und ein Teil meines Oberkörpers hingen an den Seiten heraus. Was mich drückte, waren seine Zähne und das Schleimige die Zunge. Offenbar bemühte er sich, nicht zu fest zuzubeißen, damit ich in einem Stück erhalten blieb. Das spürte ich, denn die Zähne drückten mal fester, mal weniger fest zu, aber glücklicherweise niemals so fest, dass die Zähne in mein Fleisch gingen. Im Moment waren mir die Wehwehchen unwichtig – ich hatte überlebt und der Drache hatte mich gerettet in letzter Sekunde. Er flog nicht weit, nur bis zu einer Klippe und ließ mich hinab. Ich sah seine besorgten Augen, er schaute, ob ich in Ordnung war. Einen Drachen mit besorgtem Ausdruck konnte ich mir bisher nur sehr schwer vorstellen, aber man lernte ja schließlich immer wieder neu. Meine Kleidung war voller Drachenspeichel, aber das war mir gleichgültig, schließlich hatte er mich gerettet.
    "Danke.", sprach ich zu ihm.
    "Aber... aber... wieso bedankst du dich? Schließlich bin ich der Schuldige."
    "Lass uns nicht über Schuld sprechen, du hast sie beglichen, indem du mich gerettet hast, also schlage ich vor, dass wir diese Sache vergessen."
    "Gut. Dann lass uns die Aussicht genießen, ich liebe diese Klippe, ich komme oft hier her, um nachzudenken."
    Er wirkte ziemlich betrübt, scheinbar bedrückte ihn etwas. Offenbar wollte er es unbedingt loswerden, also sprach er:
    "Weißt du... Es gibt nur noch Wenige deiner Art, die sich mit Drachen abgeben."
    "Warum?"
    "Seitdem der untote Drache meine anderen Artsgetreuen bestochen hatte und sie mit ihm zusammen seine Ziele durchsetzen wollten, ist es zur allgemeinen Annahme geworden, dass alle Drachen bestechlich seien und sogar für Innos arbeiten würden."
    "Oh und deshalb hat man begonnen, dich und alle anderen Drachen zu meiden?"
    "Ja. Wir Drachen waren einst ein angesehenes Volk in Beliars Reichen, jetzt gelten wir nur noch als bestechlichen Abschaum... Als falsche Hunde...Als machtgeile Verlierer..."
    "Aber warum haben sich deine anderen Artsgetreuen so bestechen lassen?"
    "Nun, wir Drachen haben alle eine Schwäche für Schätze, allein das Versprechen nach Gold duftete verführerisch, wenn du verstehst, wie ich meine. Dazu kam das Versprechen, eine Welt zu beherrschen, Versprechen nach Macht, da konnten einige Drachen nicht mehr widerstehen. Der untote Drache war wirklich gut in Versprechen und mit der Seele des Schläfers, eines Todbringers, war er umso gerissener."
    "Hatte er seine Versprechen gehalten?"
    "Ja, er versprach nie etwas, was er nicht halten konnte. Doch haben die Drachen vergessen, dass er ein Todbringer war, er hätte aus eurer Welt ein Reich wie die Totenländer gemacht und die Drachen sollten ihm als weitere Todbringer dienen. Du weißt ja, wie es in den Totenländern zugeht, oder?"
    "Ja. Aber ehrlich gesagt finde ich es dort irgendwie spaßig."
    "Das ist es auch, aber ein Planet ist kein Reich für ein Totenland, da liegt der Unterschied. Und all das hat mit diesen verdammten Orks angefangen! Hätten sie selbst gekämpft anstatt einen Todbringer als Kriegsmarionette zu beschwören, wäre mein Volk um einiges angesehener!"
    "Wie steht eigentlich Beliar zu euch?"
    "Nun... Beliar schätzt uns nach wie vor. Er ist ein guter Mann, oder Gott, oder was auch immer er ist... Vielleicht manchmal etwas berechnend, egozentrisch und geheimnisvoll, aber er ist treu, er hält seine Versprechen und verachtet nicht gleich ein ganzes Volk, nur weil einige 'Schlawiner' davon etwas Verwerfliches getan hatten."
    "Naja, vielleicht tröstet dich der Gedanke, mit mir die Insel zu verteidigen, dann kannst du das Ansehen deines Volkes möglicherweise steigern."
    "Welche Insel?"
    "Khorinis, die Insel, auf der die Orks damals den Schläfer beschworen, wird überrannt und ich will sie retten. Ein Bekannter von mir meint, dass Beliar mir die Zustimmung geben würde, die Armeen dafür in die Schlacht ziehen zu lassen, da er die Orks auch nicht ausstehen kann."
    "Das kann er in der Tat nicht. Aber ich werde gerne die Insel verteidigen, so kann ich rächen, was aus meinem Volk wurde, weil die Orks den Schläfer riefen! So kann ich zeigen, dass wir Drachen treue Geschöpfe Beliars sind! Ich werde meinem Volk UND Beliars Namen Glanz verleihen!"
    "Das wirst du, vielleicht werden die Menschen die Drachen dann auch nicht mehr als Monster bezeichnen, ebenso auch uns Dämonen."
    "Nun... Die Menschen sind mir egal. Ich mag keine Menschen, mit ihnen habe ich schon lange abgeschlossen, dieses Völkchen hegt mir eindeutig zu viele Vorurteile. Ich will nicht sagen, dass ich sie grundlos töten würde, aber ich würde sie definitiv meiden."
    "Aber ein bisschen musst du die Menschen schon verstehen, ihr Drachen seht ja nicht gerade freundlich aus."
    "Hmpf, nur weil wir wie Bestien aussehen, sind wir gleich blutrünstige Monster?"
    "Naja, ihr seid ja auch ziemlich groß und die Menschen wissen eben nicht, wie Drachen auf sie zugehen. Bei euren Reizzähnen haben sie Angst, dass sie gefressen werden, dann noch eure riesigen Flügel, die ihnen Angst einjagen. Menschen sind es nicht gewöhnt, so gigantische Tiere zu sehen und noch weniger sind sie es gewöhnt, daran denken zu müssen, gleich gefressen zu werden."
    "Gibt es überhaupt Tiere, die Menschen fressen?"
    "Nein, eben nicht, nagut, höchstens einige Fleischfresser, aber auch nur, wenn sie extrem Hunger haben und keine andere Beute in Sicht ist."
    "Menschen schmecken wohl nicht gut?"
    "Kann ich nicht beurteilen, habe noch nie Menschenfleisch probiert."
    "Nun denn, wie auch immer, wollen wir wieder zurück fliegen?"
    "Gute Idee, aber diesmal keine Saltos, hm?"
    "Keine Angst, diesmal fliege ich ganz vorsichtig."
    Wir flogen wieder zurück zur Festung und ich verabschiedete mich von Khaaz, er fand schon alleine in seinen Stall zurück. Jetzt kannte ich mich in meiner Festung aus, nun war es Zeit, mit Beliar über die Verteidigung der Insel Khorinis zu sprechen und eine Strategie auszuarbeiten.
    Zügig ging ich die Wendeltreppe nach oben und dort ein paar Korridore weiter in mein Arbeitszimmer. Ich hatte erwartet, Ferdinand zu treffen, aber dennoch stand Beliar in der Gestalt des Geschäftsmannes am Fenster und wartete bereits auf mich. Ohne sich umzudrehen, sprach er:
    "Wie ich sehe, hast du dich bereits umgeschaut und hattest, wie ich an deiner Kleidung voller Drachenspeichel erkennen kann, das Vergnügen, die Bekanntschaft mit dem Drachen Khaaz zu machen. Nun, das ist gut, wir haben etwas Wichtiges zu besprechen. Setze dich."
    Er ließ sich auf meinem Chefsessel nieder und hatte mich gebeten, auf den Stühlen vor meinem Schreibtisch Platz zu nehmen, wäre er nicht der dunkle Gott, hätte ich ihn als dreist bezeichnet. Als er mir noch etwas zu Trinken anbot, welches ich dankend ablehnte, setzte er fort:
    "Der namenlose Vollstrecker, der sich bereits, wie du weißt, für mich entschied, ist auf dem Weg nach Vengard, der Hauptstadt des Königs. Wie nicht allzu schwer zu erraten ist, hegt er die Absicht, die Marionette Innos' vom Antlitz der Welt zu tilgen. Jetzt kommst du ins Spiel."
    "Ja?"
    "Dränge mich bitte nicht. Die Stadt Vengard ist besetzt mit Paladinen und Orks, das bedeutet, dass der Vollstrecker Unterstützung gebrauchen könnte. Nicht, dass ich an seinen Fähigkeiten zweifle, aber ich möchte kein zu großes Risiko eingehen. Da du die Hallen von Irdorath bereits als Aufmarschplatz meiner Armee geweiht hattest, sollte es kein Problem darstellen, von dort aus auf das Festland zu fliegen und dem Vollstrecker zur Seite zu stehen."
    "Ich soll hinfliegen und mitkämpfen?"
    "So ist es. Solltest du siegreich sein, wartet eine nette Belohnung auf dich, es sollte dir auch helfen, den Geschmack für ein Leben als General zu finden."
    "Stimmt. Aber eine Sache wollte ich unbedingt mit dir besprechen..."
    "Seit wann duzt du mich?"
    "Du duzt mich doch auch."
    "Hehe, ganz schön mutig, aber gut, es soll mir gleich sein. Welche Sache gibt es zu besprechen?"
    "Nun, die Insel Khorinis ist in Gefahr, sie wird wahrscheinlich bald von Orks überrannt. Da Irdorath perfekt zwischen Khorinis und dem Festland liegt, könnte doch eine Hälfte der Armee zur Stadt Vengard und die andere Hälfte nach Khorinis stürmen, so schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klatsche."
    Beliar rieb sich die Stirn und antwortete genervt: "Eine selten dämliche Idee. Mal angenommen, eine HÄLFTE der Armee fliegt nach Khorinis, obwohl wir in Vengard jede Unterstützung brauchen könnten. Daneben fliegt diese Hälfte auch noch ohne Anführer, der ihnen Befehle gibt, also würden die da rumfliegen und Terroristen spielen!"
    "Aber man könnte doch vorher genau planen, wie sie vorzugehen haben."
    "Könnte man, aber was ist, wenn eine schnelle Änderung vorgenommen werden muss? Die Orks haben bestimmt keine feste Strategie, sie stürmen einfach los und erobern, was sie haben wollen, bei solchen Gegnern kann man nicht genau vorplanen, da muss immer ein Anführer darüber fliegen und schauen, was als Nächstes getan werden muss."
    "Dann lassen wir die Dämonen nach Vengard alleine fliegen, dort werden sie sicher keinen Anführer brauchen, oder?"
    "Natürlich, woher soll der Vollstrecker wissen, dass die Dämonen in meinem Namen herbeieilen zur Unterstützung? Der denkt doch glatt, dass das ein weiterer in die Hose gehender Versuch der Orks ist, Dämonen zur Unterstützung zu beschwören und versucht sie zu töten, worauf sie sich verteidigen und in der Menge ihn ganz sicher töten! Vergiss es. Wieso willst du eigentlich unbedingt Khorinis verteidigen? Wir können die Orks doch später vertreiben, der Vollstrecker hat eindeutig Vorrang!"
    "Meine Mutter lebt dort..."
    "Dass ich nicht lache! Wegen deiner kleinen sterblichen Mutter willst du riskieren, dass der Vollstrecker beim Kampf gegen den König fällt? Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?! Deine Bauernmutter stirbt sowieso irgendwann, sie es an Alter oder sonst was. Der Vollstrecker hingegen ist nur noch einen Steinwurf davon entfernt, Innos' Macht zu brechen! Er ist nicht mehr weit vom Sieg entfernt!"
    "Rede nicht so über meine Mutter!"
    "Du willst mir vorschreiben, wie ich über wen zu reden habe? Das ist doch wohl die Höhe!", polterte er.
    "Du könntest trotzdem etwas mehr Respekt vor meiner Mutter zeigen, immerhin hat sie mich, deinen General auf die Welt gebracht!"
    "Dafür soll ich ihr dankbar sein? Dich hätte genauso gut auch ein anderes Weibsbild gebären können, deine Mutter war nicht auserwählt dafür! DU solltest vielleicht dankbar sein für das Glück, dass deine Mutter niemals versucht hat, dich zu Innos zu bekehren und nie etwas dagegen hatte, dass du in die Gemeinschaft aufgenommen wirst!"
    Zähneknirschend schluckte ich diesen Satz und kam zum Thema Khorinis zurück: "Also was ist nun?"
    "Was soll nun sein?"
    "Armee auf Khorinis zur Verteidigung aussenden oder nicht?"
    "NEIN! Der Vollstrecker hat Vorrang, Khorinis hat Zeit. Natürlich müssen wir uns die Insel auch irgendwann einmal vornehmen, aber das können wir auch, wenn die Orks sie bereits besetzt haben, dann verteidigen wir das Eiland eben nicht, sondern wir vertreiben die Besatzer. Vielleicht wirst du dann deine Mutter befreien können, falls die Orks sie versklaven statt töten sollten."
    "Und wenn ich mir eine Strategie ausdenke, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen?"
    "Diskutiere nicht, Khorinis hat Zeit, Vollstrecker geht vor! PUNKT! AUS! ENDE!"
    "Aber..."
    "Kein Aber! Ich betrachte dieses Gespräch als beendet. Guten Tag."
    Er verschwand. Ich hämmerte heftig auf den Tisch und schrie wütend: "VERFLUCHT!" Das Schlimmste aber war: Beliar hatte Recht. Doch ich hatte meiner Mutter versprochen, ihr zu helfen, ich war ihre letzte Hoffnung. Es musste eine Möglichkeit geben, so schnell gab ich nicht auf. Und wenn ich es gegen den Willen Beliars tat, wenn ich siegreich war, würde er es mir wohl kaum übel nehmen. Sollte ich aber versagen oder etwas verschlimmern, was schon schlimm war, hetzte ich seinen Zorn auf mich. Aber dieses Risiko musste ich eingehen...

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    Kapitel 27 – Der Fall des Königs

    Nachdem ich Wochen dafür benötigte, eine Strategie zu erarbeiten, das Heer auf die Schlacht vorzubereiten und Flaggen herzustellen, war heute der Tag gekommen, an dem ich Beliar meine Ergebnisse präsentierte. Er hatte Recht mit der Aussage, dass ich Xeline während meiner Arbeit vergessen würde, allerdings nur, wenn ich den ganzen Tag arbeitete und abends so müde war, dass ich nur noch genug Kraft hatte, um ins Bett zu gehen. Lieber arbeitete ich als in Sorge um Xeline zuhause herum zu sitzen. Außerdem war nicht viel Zeit, während ich den offiziellen Plan ausarbeitete, legte ich in meiner Freizeit auch Hand an den Inoffiziellen. Der Offizielle war die Schlacht um Vengard, meine "Freizeitbeschäftigung" die Verteidigung von Khorinis. Schließlich konnte mir Beliar doch nicht vorschreiben, was ich in meiner Freizeit tat, dachte ich achselzuckend. Ich musste dieses Risiko einfach eingehen, ich hatte es meiner Mutter versprochen und ich versprach nur ungern etwas, ohne es zu halten.
    Beliar wartete bereits in meinem Arbeitszimmer in seiner Gestalt als Geschäftsmann.
    "Guten Morgen", grüßte er, "Du hast nach mir rufen lassen?"
    "Richtig. Heute ist es so weit – wir können in die Schlacht ziehen!"
    Er ging auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter. "Großartig. Aber vorher möchte ich gerne deine Strategie betrachten."
    "Gerne, setz' dich. Also: Wie geplant marschieren wir durch die Hallen von Irdorath auf den Planeten und von dort auf fliegen wir zum Festland."
    Ich zeigte ihm dabei auch meine schriftlichen Pläne und setzte fort:
    "Wie es neulich in den Nachrichten kam, will der Vollstrecker heute in eine Stadt, die von einem von Orks beschworenen Dämon besetzt ist. Er ist, dumm wie die Orks sind, außer Kontrolle geraten. Er reist unter anderem dort hin, um ihn zu bekämpfen, aber auch um einen Teleportstein zu finden, der in die Stadt Vengard führt."
    "Diese ist ja mit dieser magischen Barriere umgeben."
    "Genau. Ich habe vor, oben einen Kristallring einzusetzen, der dafür sorgt, dass die magische Barriere innerhalb des Ringes ein Loch hat, durch das meine Armee fliegen kann. Mein Drache wird das Teil fliegen können, also wäre auch das Transportproblem gelöst. Wie ich innerhalb der Barriere vorgehe, das werde ich kurzfristig entscheiden. Das Einzige, was ich geplant habe, ist, dass ich den König NICHT töten werde, das wird der Vollstrecker übernehmen, was ja auch so von dir vorgesehen war."
    Beliar überlegte kurz und meinte: "Nicht schlecht. Ich werde die Strategie so akzeptieren, wie du sie aufgestellt hast. Aber bedenke bitte, dass das keine sonderlich schwierige Schlacht ist, nicht, dass du jetzt hochmütig wirst."
    "Joa, ist relativ leicht. Der König war ja auch so dumm und hat sich selbst in der magischen Barriere mit etlichen Orks eingeschlossen... Also ist das Schlachtfeld auch nicht sonderlich groß."
    "Exakt. Nun, dann mach dich mal auf, ruf' dein Heer zusammen und viel Glück."
    Er verschwand.
    Dem Aufmarsch stand nichts mehr im Wege, doch musste ich meine Armee zusammentrommeln, aber das konnte Ferdinand tun. Wo war er überhaupt? Als ich überlegte, wo er sein könnte, wunderte ich mich, dass ich hinter den Wänden Geräusche hörte, Stöhnen, aber kein angestrengtes oder schmerzvolles Stöhnen, viel mehr Lustvolles. Ich lauschte an den Wänden und nahe meinem Kamin war es am Lautesten. Als ich mich an die Wandstelle anlehnte, schien ich einen Knopf oder besser gesagt einen losen Ziegelstein zu betätigen und die Wand drehte sich wie eine Tür. "Sieh da, ein Geheimgang", sagte ich zu mir, doch als ich mich umschaute, schrie ich erschrocken: "FERDINAND! WAS MACHST DU DA?!" Er lag mit drei weiblichen Dämonen im Bett und vergnügte sich mit ihnen, als er mich wahrnahm, schrien sie alle auf und Ferdinand hüpfte durch's Zimmer, um seine Klamotten einzusammeln. Seine drei Partnerinnen versteckten sich unter der Bettdecke. Jetzt wusste ich, was er in der Zeit tat, wenn ich ihn nicht brauchte, er hatte es sich wirklich gemütlich eingerichtet hier.
    Als er seine Hose fand, stand er vor mir und stammelte: "Ich...ich... warum habt Ihr mich nicht gerufen?"
    "Ich wollte mal schauen, wo du dich herumtreibst, wenn ich nicht da bin. Aber wie ich sehe ist dir nicht langweilig."
    Er hüstelte und stammelte weiter: "... Ich... ich..."
    "Du gönnst dir Spaß. Nun, das soll mir recht sein, aber ich brauche dich im Moment."
    "Was kann ich für Euch tun?"
    "Trommele mir die Armee zusammen, dann hast du solange Urlaub, bis ich wieder hier bin."
    "Ihr wollt in die Schlacht ziehen?"
    "Korrekt."
    "Oh, dann wünsche ich Euch viel Glück!"
    "Danke, Ferdinand und ich dir viel Spaß."
    Er eilte los, um die Armee zusammen zu trommeln, während ich im Arbeitszimmer wartete und die drei nicht einmal schlecht aussehenden Dämonenfrauen allein zurückließ. Ich war ziemlich neidisch auf Ferdinand, Spaß solcher Art konnte ich auch mal wieder gebrauchen. Victor hatte schon mehrmals versucht, mir eine Prostituierte anzudrehen, aber da blieb ich felsenfest, ich wollte Xeline nicht hintergehen und außerdem konnte ich mir keine Frau "näher" anschauen, ohne an Xeline denken zu müssen. Es wurde wirklich Zeit, dass ich endlich eine Nachricht bekam, ob sie überlebte oder nicht. Inzwischen war mir die Botschaft, dass sie nicht überlebte lieber als diese ständige Warten, denn mit dieser Botschaft hätte ich, so traurig sie auch wäre, wenigstens Gewissheit. Ein paar Minuten später erschien Ferdinand wieder in meinem Büro und meldete, dass die Armee bereit sei. Ich bedankte mich bei ihm, verabschiedete mich noch einmal und ging auf die große Kanzel.
    Es war ein schöner Anblick, die ganze Armee fertig ausgerüstet, bereit zum Kampf und auf meine Befehle wartend zu sehen. Die Hauptmänner standen stolz vor ihren Einheiten mit Flaggen, die mit dem Kriegswappen Beliars bestickt waren. Auf einem schwarzen Untergrund kreuzten sich zwei Schwerter und davor befand sich die sechshörnige Maske des dunklen Gottes, es war ein mächtiges und meiner Meinung nach passendes Wappen. Ich besaß auch eine Flagge, die ich schwang, wenn ich auf dem Drachen ritt. In den letzten Wochen bin ich mehrmals mit Khaaz hinausgeritten, inzwischen sollte ich den Dreh raus haben, zwar konnte ich noch keine 180-Grad-Drehungen, aber immerhin ohne Probleme mitfliegen, ohne hinunter zu fallen. Ich begann mit gehobenen Armen und kraftvoller, lauter Stimme meine Rede:
    "Heute ist es so weit. Heute werden wir den Vollstrecker in der Schlacht gegen den König unterstützen und an einem Ereignis teilhaben, das in den Geschichtsbüchern dieses Planeten als Revolution erschallen wird! Als Befreiung! Heute ist der Tag, an dem wir auf einen weiteren Planeten die Macht Innos' brechen! Ein weiterer Planet wird von der knechtenden Ordnung Innos' befreit und wir sind die Katalysatoren der Befreiung! Alle Namen jener, die Torheit beweisen, indem sie sich UNS widersetzen, werden von Vätern zornig und ohne Trauer mit glühenden Kohlen vom Familienstammbaum ausgebrannt! Sie werden als Narren in die Geschichte eingehen, in Spott und Hohn werden sie weiterleben, während man uns feiert! Denn die Apokalypse ist da! BELIAR ist gekommen, um sich zu holen, was ihm gebührt! Viel zu lange hatte man seinen Namen verhöhnt, beschmutzt oder verteufelt! Es wird Zeit, dass dies endet und jene Verantwortlichen, die sich 'rechtschaffen' und 'gut' nennen, dafür mit ihrem Blut bezahlen! Nun erhebt euch und öffnet das Dimensionsportal! FÜR BELIAR, DEM EWIGEN FÜRSTEN DER FINSTERNIS!!!"
    Als das Dimensionsportal geöffnet wurde, pfiff ich nach Khaaz, welcher zur Kanzel hoch flog, um mich aufsteigen zu lassen. Wir flogen ein paar Runden über das Dämonenheer, während ich meine Flagge schwang und wagten einen Sturzflug direkt durch das Dimensionsportal und die Armee folgte uns.
    Die Verbindung wurde zu die Hallen von Irdorath hergestellt, in denen wir jetzt ankamen. Durch die natürlichen Höhlen über den Bau entlang flogen wir vor das uralte, mit Säulen gestützte Gemäuer, passierten die Kriegsbrücke, dann ging es durch weitere natürliche Höhlen bis zur unterirdischen Bucht und letztendlich auf das Meer zwischen Khorinis und dem Festland. Wie vorgesehen nahmen wir Kurs Richtung Festland und von der myrtanischen Ostküste Richtung Vengard. Khaaz hatte den gewaltigen Kristallring in seinen Klauen fest gepackt. Es war herrlich, mit ihm über das Meer zu fliegen und die meterlange Flagge schwarze Flagge zu schwingen. Auch hinter mir bot sich ein gigantischer Anblick: Wie ein riesiger Insektenschwarm flogen hunderte, wenn nicht sogar tausende von Dämonen enthusiastisch hinter mir her, während Hauptmänner ebenso wie ich ihre Flaggen schwangen. Sie alle waren bereit zum Kampf, ich glaubte auch nicht, dass ich viele Männer verlor, ich zweifelte sogar dass ich einen einzigen Verlust über mich ergehen lassen musste. Die Dämonen waren Orks stark überlegen und die Paladine waren für sie sicherlich nur leere Coladosen, die danach schrien, platt getreten zu werden. Ich freute mich außerdem, den namenlosen Vollstrecker mal persönlich zu treffen.
    Ein paar Minuten später war die Steilküste des Festlands im Horizont zu sehen. Auch die blaue magische Barriere wölbte sich in der Ferne. Bei der großen Geschwindigkeit, die wir innehatten, waren wir bestimmt bald da.
    Und so geschah es, wir waren über der magischen Barriere. Der Vollstrecker kämpfte bereits gegen Scharen von Orks und Paladinen, wir waren also zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Doch als wir wie eine riesige schwarze Wolke über die Barriere flogen, hörten sie alle auf zu kämpfen und schauten nach oben. Wir drehten ein paar Runden über die Barriere, um Furcht einzuflößen. Unsere Zuschauer erkannten schon bald, dass wir keine Wolke waren, sondern das Heer Beliars, als sie dies erkannten, brachte Khaaz den Kristallring an die Barriere an und der Weg war frei. Wie ein Bienenschwarm, der wütend einen Honigdieb verfolgte, flogen wir hindurch und ich erteilte einen Befehl: "VERTEILT EUCH!", worauf all meine Schergen sich am Rande der Barriere verteilten, sodass unser Feind umzingelt war. Ich flog mit Khaaz über die Stadt, während mein Drache unterwegs mit seinem Feueratem ein paar Orks verbrannte. Durch ihr Fell brannten sie erstaunlich gut. Wir suchten den namenlosen Vollstrecker, doch als wir ihn nicht fanden rief ich: "SUCHT DEN NAMENLOSEN!" "Ich bin hier!", rief er und drohte uns mit Magie an. Er stand vor einem zerstörten Haus, wo ich schon bald mit dem Drachen landete. Der Vollstrecker sah genau so aus wie in Geschichtsbüchern: Braune, zusammengebundene Haare, einen Bart und grüne Augen. Dazu trog er die Robe eines Dunkelmagiers. Als ich vom Drachen abstieg, fragte er mich weiterhin mit Magie drohend: "Wer bist du? Und was willst du?"
    "Ah, habe ich dich gefunden."
    "WER BIST DU?", fragte der Vollstrecker erneut mit einem Hauch einer Drohung.
    "Oh, wo bleiben denn meine Manieren? Ich darf mich bekannt machen – ich bin ein General Beliars und bin herbeigeeilt, um dir Unterstützung zu gewähren."
    "Du willst mich unterstützen? Warum?"
    "Weil du der Vollstrecker Beliars bist und nicht mehr weit davon entfernt bist, die Macht Innos' zu brechen. Du hast dich mit den Artefakten Adanos' für Beliar entschieden und daher ist es nur gerecht, wenn du Unterstützung erhälst."
    "Also gut, packen wir's!"
    "Stop! Du wartest dort hinten im Innostempel, bis die Luft rein ist, dann gehst du zum König und duellierst mit ihm."
    "Du erteilst mir Befehle?"
    "Nein, Empfehlungen."
    "Ich will aber kämpfen!"
    "Also bitte, du hast genügend gekämpft, jetzt ist es Zeit, dass andere für dich kämpfen. Ruh' dich aus – du wirst gleich mit dem König duellieren können. Ich werde mit meinem Drachen fliegen und Befehle erteilen."
    "Wie wär's, wenn ich einfach mitfliege?"
    "Das ist in der Tat eine gute Idee. Sitz' auf."
    "Und entschuldige mein Misstrauen, ich habe gedacht, das ist ein weiterer Versuch der Orks, Dämonen zu beschwören."
    "Verständlich. Aber nun gut, jetzt lass uns das Ganze von oben betrachten!"
    Der Vollstrecker und ich setzten uns auf den Drachen und ich gab den Hauptmännern ein Zeichen, dass der Angriff nun vollzogen werden sollte. Ich flog mit dem Drachen ein paar Runden, während er alles mit seinem Feueratem wegpustete, was im Weg stand. Die Schlacht war wirklich nicht schwer, meine Armee war deutlich stärker als die Orks und Paladine zusammen. Drei Seiten kämpften gegeneinander, es war wirklich lustig, das Spektakel von oben anzusehen. Befehle musste ich keine weiteren mehr erteilen, die Dämonen leisteten saubere Arbeit und färbten die Ruinen von Vengard blutrot mit dem Blute der Paladine und Orks.
    Als ich mich zurücklehnen und mich mit dem Vollstrecker unterhalten wollte, traf mich ein Feuerball, verdammte Feuermagier. Ich musste das Feuer löschen und rief zu einem der Hauptmänner, dass sich ihre Einheit um diese Toren kümmern sollte. Niemand hatte das Recht, mich mit einem Feuerball anzugreifen, solch jemand gehörte beseitigt.
    Die Schlacht ging einige Stunden, als alle Paladine und Orks endlich zerfetzt, getötet oder verbrannt waren, flog Khaaz uns beide zum Festungshof vor dem Thronsaal des Königs. Als der Vollstrecker abstieg, sprach er: "Ah, es wird mir ein unbeschreibliches Vergnügen bereiten, diesen Heuchler einen Kopf kürzer zu machen, glaub mir, er wird ihn nicht vermissen. Kommst du mit?"
    "Klar, ich lass mir doch nicht sowas entgehen!"
    "Dann los."
    Wir betraten den Thronsaal des Königs, in dem der König alleine am Fenster stand. Der Vollstrecker grüßte ihn ganz gelassen: "Rhobar, schön, dass wir uns endlich treffen! Ich habe eine kleine Sache mit dir zu besprechen, wollen wir gleich zum Thema kommen oder magst du noch etwas loswerden?"
    "Nun ist es also weit... Das Böse fordert mich heraus. Innos' Licht schwindet, die Tage werden dunkler und Beliar ist mächtiger denn je zuvor. Wenn du mich tötest, bricht die Macht Innos' und die göttliche Ordnung ist für immer dahin. Bist du dann zufrieden? Wenn die ganze Welt in Dunkelheit versinkt und ins Chaos gestürzt wird? Du bist so widerlich... Aber ich werde es dir nicht einfach machen, ich werde Innos bis in den Tod dienen! Zieh die Waffen!"
    Es war schon immer wieder lustig, zu hören, wie wenig der senile alte Mann eigentlich verstand. Aber das war jetzt egal, er war ohnehin bald tot. Ich lief an den beiden Duellierenden vorbei und setzte mich auf den Thron, um nebenbei einen Apfel zu essen. Das Vergnügen war einfach unbezahlbar, aber für den Vollstrecker war es ein harter Kampf, so alt der König auch war, er beherrschte den Schwertkampf. Um ihn zu ärgern, wich der Vollstrecker seinen Schlägen aus, bevor er ihn mit Magie tötete. Der König fragte ihn, während er zuschlug:
    "Wieso kämpfst du nicht? Hast du etwa Angst?"
    "Nein, ich finde es nur lustig, wie du anscheinend versuchst, die Luft zu töten, hehehehe!"
    "BLEIB STEHEN!"
    "Gerne doch."
    Der Vollstrecker feuerte einen Luftschub auf den König ab, sodass er gegen die Wand prallte und so stark erschütterte, dass er auf dem Boden lag. Während er gegen die Wand flog, ließ er sein Schwert fallen, welches der Vollstrecker nun aufhob und sich langsam dem König näherte.
    "Tja, deine Zeit ist gekommen, alter Mann. Hast du noch etwas zu sagen, bevor ich dich um einen Kopf erleichtere?"
    Er fiel vor dem Vollstrecker auf die Knie und winselte:
    "Gnade... Gnade..."
    Ich verzog das Gesicht und dachte nach, was das heißen sollte. Offenbar war dies eines der Worte, deren Bedeutung ich wohl vollständig vergaß. Der Vollstrecker lachte und fragte mich: "Hast du das gehört? Der König kniet vor mir nieder und winselt um Gnade!"
    "Was ist denn Gnade!"
    "Hahahaha, genau! Was ist denn Gnade?! Oh nein, Gnade lassen wir nicht walten, die Macht Innos' wird brechen und zwar JETZT."
    Er trennte dem König den Kopf ab. Nun war es endlich vollbracht, Innos' Macht war gebrochen. Der Vollstrecker legte seinen Arm über meine Schulter und sprach:
    "Dies ist ein großer Tag in der Geschichte dieses Planeten. Sieh dir die Stadt an – sieht sie so, gefärbt mit dem Blut unseres Gegners nicht entzückend aus? Ich danke dir jedenfalls für deine Unterstützung, dass du mir diesen großen Tag zum Vergnügen gemacht hast, werde ich dir nie vergessen, mein Freund. Wirst du jetzt wieder zurück in Beliars Reich gehen?"
    "Nein. Ich reise nach Khorinis."
    "So? Willst du dort die restlichen Paladine tilgen?"
    "Nein. Die Hafenstadt wird von Orks überrannt, ich will sie verteidigen."
    "Oha. Nunja, wenn das so ist, wünsche ich dir viel Erfolg! Ich kann jetzt nicht hier weg, ich muss noch Xardas töten. Er hat Beliar um einen Teil seiner Macht betrogen."
    Ich musste ein wenig meine Miene verstellen, da er wohl nicht wusste, wer Xardas wirklich war. Er fragte:
    "Ist was?"
    "Nein, nein, alles in Ordnung. Bin nur tief gerührt über dieses Ereignis."
    "Oh ja, ich auch, und wie. Endlich ist dieser Lügner tot. Die Orkanführer sind auch alle besiegt, bald wird meine Herrschaft in Beliars Namen beginnen und das wird viele Änderungen mit sich bringen. Untote sollen anstelle von Sklaven arbeiten, der Fähige wird über den Unfähigen herrschen, das..."
    "Schon gut, ich kann mir schon vage vorstellen, was du vorhast."
    "Also gut. Dann wünsche ich dir eine gute Reise nach Khorinis, mein Freund!"
    "Danke und ich dir viel Erfolg auf deinen weiteren Wegen. Möge Beliars Macht dir beistehen."
    Und so verabschiedete ich mich vom Helden, befahl meiner Armee, die es sich hier inzwischen schon gemütlich machte, dass wir Kurs Richtung Khorinis aufnahmen. Ich setzte mich auf meinen Drachen und wir flogen los, um meiner "Freizeitbeschäftigung" nachzugehen...

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    Drachentöter Avatar von Tob94
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    Kapitel 28 – Schlacht um Khorinis

    Der Flug nach Khorinis war unbeschwert, auch kamen wir nicht zu spät an, die Hafenstadt wurde noch nicht angegriffen. Um einen Angriff vorzubeugen, flogen wir alle zum Hauptquartier der Orks – ins Minental.
    Als wir über die Hafenstadt flogen, bemerkte ich angsterfüllte Blicke und hörte Schreie wie: "Die Drachen sind zurück!", "Das Böse ist wieder da!", "Rette sich, wer kann!!!". Ich musste etwas schmunzeln, schließlich hatte ich nichts mit den unschuldigen Bürgern vor, aber ich war mir sicher, dass bald niemand mehr glaubte, die Truppen Beliars seien eine weltenvernichtende Armee, dies war bald bewiesen, nämlich nach der Vertreibung der Orks.
    Die Insel war nicht sonderlich groß, somit dauerte es nicht lange, bis wir im Minental ankamen. Es war übersät mit Orks, die sich auf einen Kampf vorbereiteten. Überall standen Kriegszelte, Katapulte und bis auf die Zähne bewaffnete Orks.
    Grinsend sprach Khaaz: "Metzelzeit, meine Herrschaften!"
    "Nein! Wartet! Erst einmal fliegen wir in den Festungshof, dort vorne im alten Lager!", beharrte ich.
    "Aber der ist doch viel zu klein!", beteuerte Khaaz.
    "Nicht, wenn nur wir beide hineinfliegen. Die Armee wartet draußen und räumt den Außenring mal ein bisschen auf."
    "Also schön."
    Ich gab meinen Hauptmännern den Befehl, sich im Außenring zu versammeln und alles, was nach Orks aussah zu töten.
    Vom ehemaligen alten Minenlager war nichts weiter als die Festung aus Stein übrig, die Hütten darum waren alle zerstört und die Mauern der Festung hielten den Orks sicher auch nicht mehr lange stand. Die Festung war ziemlich in der Mitte des kesselförmigen Tals, ich musste herausfinden, von wem sie besetzt war, ich konnte nämlich Menschen erkennen. Khaaz fragte mich:
    "Das sind Paladine! Bist du sicher, dass du da hin willst?"
    "Nun, versuchen wir es mal mit Verhandeln, vielleicht könnten sie uns ja unterstützen."
    "WAS?! Aber wir haben doch unsere Armee!"
    "Wenn die Paladine sehen, dass wir keine zerstörerischen Dämonen sind, können wir ihnen beweisen, dass die Truppen Beliars anders sind, als ihnen erzählt wird! So können sie dieses Wissen verbreiten und der Ruf Beliars gewinnt an Glanz. Wir können es ja wenigstens versuchen."
    "Also gut."
    Der Drache flog ein Runden über die Festung, während die Menschen sich alle in den Festungsmauern versteckten, sie hatten wohl Angst, aber wenn sie sich diplomatisch verhielten, hatte ich nicht vor, mich anders zu verhalten. Meine Dämonen hatten sich bereits um den Festungsring versammelt und alles, was sie störte aus dem Weg geschafft. Für sie waren die Orks wie ein Haufen lästiger kleiner Insekten, zwar waren meine Dämonen nicht unbedingt größer als Orks, aber deutlich mächtiger.
    Khaaz landete vorsichtig im Festungshof, während er landete und niemanden dabei tötete und ich abstieg und laut rief: "Wir kommen in Frieden!", kamen einige Ritter mit gezogenen Schwertern langsam auf uns zu. Ein Paladin stellte sich vor mir und fragte mit dem Schwert drohend:
    "Was willst du?"
    "Ich bin gekommen, um den Orks ein für alle Mal ein Ende zu bereiten."
    "Ein Diener Beliars, der Orks bekämpfen will? Warum sollte ich dir glauben?"
    "Sieh dich um. Meine Truppen haben sich im Außenring versammelt und bereits saubere Arbeit geleistet."
    "Stimmt das?", fragte er einen der anderen Ritter.
    "Ja, sie haben sie alle getötet, in verdammt kurzer Zeit!", antwortete dieser.
    "Warum tust du das?", fragte der drohende Paladin mich.
    "Weil es auch in meinem Interesse ist, die Orks tot zu sehen?"
    "Damit die Bahn zur Vernichtung der Welt frei ist?"
    "Nein, weil die Orks ihr viel Not und Probleme geschafft haben und vorallem Beliars Namen beschmutzten?"
    "Was soll das bedeuten?"
    "Ich erkläre es euch gerne, wenn ihr eure Waffen einsteckt und in Frieden mit mir sprecht, wie ich es mit euch tue!"
    Zögernd schauten sich die Ritter gegenseitig an, bis der Paladin sprach: "Tut, was er verlangt."
    Nun steckten sie alle ihre Schwerter ein, schauten mich aber noch weiterhin misstrauisch an. Der Paladin stellte sich vor:
    "Ich bin Garond. Wir bringen dich jetzt zu Lord Hagen, der im Thronsaal sitzt und dann erklärst du uns, warum du hier bist und keine Mätzchen, klar?"
    "So lasse ich nicht mit mir reden! Entweder wir gehen diplomatisch miteinander um oder ich lasse euch alle abschlachten! Ich lasse mich nicht behandeln wie einen Gefangenen, der zum Verhör muss.", sagte ich zornig.
    "Hm. Also schön. Folge mir bitte zum Thronsaal, dort können wir die Angelegenheit besprechen. Besser?"
    "Viel besser."
    Als wir losliefen, machten viele andere Soldaten einen riesigen Bogen um mich und schauten mich ängstlich an. Wir liefen in die Burg, dort durch den Versammlungsraum und anschließend zum Thronsaal. Der dort sitzende Paladin stand fuchsteufelswild auf und schrie:
    "Was wollt ihr mit dieser Kreatur Beliars?! So tötet sie doch, bevor sie die Lage noch verschlimmert, ihr Narren!"
    "Lord Hagen, seine Armee hat bereits den ganzen Außenring von Orks befreit! Ich weiß auch nicht, weshalb er das tut, aber lasst ihn reden, vielleicht hilft er uns ja!"
    "Ich werde niemals mit einem Dämonen auch nur ein einziges Wort verlieren! Im Namen Innos und des Königs, so tötet ihn doch endlich!"
    "Der König ist tot.", unterbrach ich die beiden.
    Als ich diesen Satz sprach, schwiegen alle auf der Stelle. Einige schmunzelten, als würden sie bald etwas aushecken, andere schauten mich geschockt an. Lord Hagen fiel auf seinen Thron zurück und flüsterte ungläubig:
    "Der König...tot?"
    Als er die Fassung wiederfand, stand er wieder auf und fragte barsch:
    "Woher weißt du das?"
    "Ich war dabei. Vor wenigen Stunden war ich noch in Vengard und habe zugeschaut, wie der König einen Kopf kürzer gemacht wurde, nebenbei habe ich mit meiner netten Armee alles aufgeräumt."
    "Auch die restlichen Königstreuen?"
    "Sicher, sie machten ja Jagd auf uns."
    Wieder verlor Lord Hagen die Fassung und fiel auf den Thron zurück. Er stammelte:
    "Wir...sind...verloren..."
    "Seid ihr nicht. Eher seid ihr gerettet."
    "GERETTET!? Du weißt doch gar nicht, was du da sagst, du abscheuliche Kreatur! Durch den Tod des Königs ist Innos' Macht gebrochen und Beliar mächtiger denn je zuvor! Das ist das Ende!"
    "Ich weiß genau, was ich da sage."
    "Ja, für dich ist die Welt 'gerettet', jetzt weiß ich, warum du die Orks da draußen alle tötest! Sie sind erst der Anfang, bald sind die Menschen dran, bis irgendwann alles zerstört ist! Ist es nicht das, was du vorhast?"
    "Nein, ist es nicht."
    "LÜGE! So tötet doch diese Kreatur endlich! Das ist ein Befehl!!!"
    Ich hatte das Gefühl, dass ich mich bald verteidigen musste, aber anscheinend kam es ganz unerwartet: Der Paladin Garond trat vor Lord Hagen und sprach:
    "Nein. Wir haben deine strategische Dummheit satt. Lieber kämpfe ich mit Dämonen als hier auf meinen sicheren Tod zu warten!"
    "DU WAGST ES, DICH MEINEM BEFEHL ZU WIDERSETZEN?! DAS IST DOCH WOHL DIE HÖHE, DAS..."
    Und so erstickte sein letzter Satz, nachdem Garond ihm sein Schwert in die Brust rammte. Er drehte sich um und bat mich nach vorne und dass ich den anderen meine Beweggründe erklären sollte. Ich schlug vor, nach draußen zu gehen und alle Männer zu versammeln, sodass alle hören konnten, was ich zu sagen hatte.
    Das Misstrauen in den Augen der anderen Ritter verschwand, sie ärgerten sich nicht einmal über den Tod des Königs, geschweige denn dem von Lord Hagen, offenbar waren sie alle ziemlich unzufrieden mit beiden und wollten einfach nur nach Hause. Zusammen mit Lord Garond, der den anderen Rittern anordnete, allen anderen Bescheid zu sagen, auf den Festungshof zu kommen und den Drachen nicht zu fürchten.
    In der Zwischenzeit stieg ich mit Garond zusammen den Turm hinauf und wartete oben, bis alle sich versammelt hatten. Es war ein gigantischer Anblick, um die Festung herum machte es sich meine Dämonenarmee gemütlich, während die Ritter unten auf mein Wort warteten.
    Ich erhob meine Arme und sprach laut:
    "Ich weiß, dass ihr mich für eine Kreatur Beliars haltet. Ihr habt keinen Grund, mir zu vertrauen! Doch ich werde ihn euch geben! Die heutige Nacht wird die letzte für euch an diesem Ort sein! Denn meine Armee wird im Minental hinausströmen und alle Orks vernichten! Morgen früh könnt ihr nach Hause gehen, eure Frauen und eure Kinder wiedersehen! Während meine Armee durch das Minental strömt, werden wir hier auf ihre Rückkehr warten! Danke für eure Aufmerksamkeit!"
    Blitzartig murmelten die Menge ungläubig. Auch Garond blickte mich ungläubig an, worauf ich zu ihm sagte: "Veranlasse ein gemütliches Lagerfeuer, dann werde ich euch alles erklären. Ich werde in der Zwischenzeit meine Armeen hinausschicken."
    "Gut", erwiderte er und lief die Treppe nach unten. Auf Vitharia befahl ich meinen Hauptmännern, durch das Minental zu streifen und alles zu säubern. Die Armee verschwand in den Wäldern und Bergen, während die Sonne bereits glutrot unterging. Es sah interessant aus, das Geschehen vom Turm aus zu betrachten, wie sie alles durchsuchten und eine für Orks vernichtende Spur hinterließen. Offenbar hatten sie ihren Spaß, als Garond das Lagerfeuer auf dem Festungshof entzündete, ging ich ebenso nach unten.
    Die Männer hatten sich bereits um das Lagerfeuer versammelt und warteten gespannt auf das, was ich zu erzählen hatte. Sie schauten mich alle auch nicht mehr mit Verachtung oder misstrauisch an, viel eher interessiert. Da sie offenbar alle nicht mehr wirklich von Innos geschweige denn vom König überzeugt waren, schienen sie auch tolerant. Das wunderte mich nicht wirklich, schließlich waren sie sicherlich schon lange hier und schwer unterlegen gegenüber Orks, sodass sie nur noch eines wollten: Aus dem Minental heraus zu gehen.
    Mir wurden viele Fragen über meine Beweggründe erklärt, ich antwortete ihnen allen ausführlich und ehrlich. Wir kamen auf das Adanos-Prinzip, Beliars Beweggründe, seinem wahren Wesen und vielen ähnlichen Themen zurück, sie fragten mich auch über Innos aus, worüber ich ihnen die Wahrheit erzählte und auch bewies, weshalb es die Wahrheit war. Nur eines hielt ich geheim: Dass es Gemeinschaften auf jeden Planeten gab, die wie in den Hallen von Silgrath eine Anhängerschaft bildeten. Es war für meine Zuhörer eine lehrreiche Nacht, so lehrreich, dass Garond mir morgens auf die Schulter klopfte und sprach:
    "Du hast uns die Wahrheit übermittelt, du bist der Prophet des dunklen Gottes, der uns allen ein neues Zeitalter ankündigt. Ich weiß nicht, wie dieses Zeitalter aussehen wird, aber nach dem, was du uns über die wahre Natur Beliars und über das Adanos-Prinzip erklärt hast, wird viel neues Wissen entstehen und die Menschen werden motiviert sein, aus ihrem Leben etwas zu machen. Ich danke dir dafür, dass du uns aufgeklärt hast und wir werden dieses Wissen an alle weiteren Bürger dieser Insel weitergeben."
    "Das wäre schön. Aber denke dran: Nicht missionieren! Lass Beliar außer Acht, das Adanos-Prinzip ist viel wichtiger, Beliars Macht ist nicht für jeden bestimmt und nicht jeder muss davon wissen."
    "Gut, werde ich so machen. Beliars Macht ist mir ohnehin zu gefährlich, ich verlasse mich lieber auf das natürliche Wissen, mit Innos habe ich jetzt abgeschlossen."
    Er brach das Schild mit dem roten Kreuz, eines der Zeichen Innos' von seiner Rüstung ab, was die anderen Ritter ebenso taten, hob sein Schwert in die Höhe und rief: "Für die Freiheit der Menschen! Für das Adanos-Prinzip!"
    Diese Worte wiederholten die anderen Ritter und warfen die abgebrochenen Wappen ihrer Rüstung ins Feuer.
    Kurz darauf flog einer meiner Dämonenhauptmänner und sprach auf Vitharia:
    "General, eine Menge Orks haben die Stadt angegriffen!"
    "Verflucht, wo kommen sie her?!"
    "Sie haben sich bereits außerhalb des Minentals gesammelt, um die Stadt anzugreifen."
    "Rufe die Armee zusammen, wir müssen die Hafenstadt verteidigen!"
    Garond, der kein Vitharia verstand fragte: "Was ist los?"
    Ich antwortete ihm in seiner Sprache: "Die Hafenstadt wird angegriffen!"
    "Was? Aber ich dachte die Orks seien alle tot?"
    "Hier im Minental schon, aber sie haben außerhalb des Minentals Lager aufgeschlagen, um die Stadt einzunehmen."
    "Verdammt! Was sollen wir tun?"
    "Bleibt hier, ich werde zurückkehren, wenn die Stadt verteidigt wurde."
    "Aber wir wollen auch kämpfen!"
    "Ihr riskiert euer Leben, obwohl es nicht nötig ist, bleibt hier!"
    "Also schön...", erwiderte er missmutig.
    Rasch setzte ich mich auf meinen Drachen und flog, gefolgt von meiner Dämonenarmee zur Hafenstadt.
    In Kürze war ich angekommen und es wütete bereits eine gewaltige Schlacht, in der die Orks am Gewinnen waren. Sie schlugen die Widerstand leistenden Menschen zur Seite und legten die Bürger als Nutztiere in Ketten an. Zornig rief ich meinen Befehl zu den Hauptmännern:
    "ANGRIFF!!!" und meine Dämonen flogen wie wütende Bienen hinunter in die Stadt und zerfetzten die Feinde. Ich stellte mal wieder fest, dass ich mit dieser schwer überlegenen, kampfbereiten Armee rein theoretisch in wenigen Tagen die ganze Welt erobern konnte, aber nicht, dass ich dies vor hatte. Während unter mir der Kampf wütete und die Orks inzwischen bald am Verlieren waren, flog ich mit meinem Drachen über der Stadt meine Runden. Die Dämonen rissen auch einige Paladine in Stücke, die sich gegen sie wehrten, wie ich beobachtete. Es waren aber nicht unbedingt viele Paladine, die meisten wurden bereits von Orks getötet.
    Wenig später, als die Dämonen fertig waren, flog der höchste Hauptmann zu mir hoch und fragte nach weiteren Befehlen. Ich befahl ihm, die Insel nach weiteren Orks zu durchsuchen, den Befehl befolgte er und der Dämonenschwarm flog in die Wälder und durchsuchte die Insel, um sie vollständig von Orks zu befreien. Sie hatten hier in meinen Augen kein Wohnrecht mehr, wenn sie nicht in Frieden mit Menschen leben wollten, mussten sie sterben. Schade, aber notwendig.
    Ich landete mit Khaaz vor den Stadtmauern, um die Stadt nach Überlebenden zu durchsuchen und die gefesselten Bürger zu befreien.
    Innerhalb der Stadtmauer waren die Straßen übersät mit zerrissenen Körpern von Orks, die Dämonen hatten ganze Arbeit geleistet. Die gefesselten Bürger weinten vor Angst, als sie mich sahen, was ich ihnen nicht verübelte, sie wussten schließlich nicht, ob ich ihnen feindlich oder freundlich gesinnt war. Doch als ich die Ketten löste und sie beruhigte, schauten sie mich wie die Ritter misstrauisch an, aber bedankten sich trotzdem bei mir. Ich befreite viele gefesselte Bürger, aber ich suchte vorallem eine Person: Meine Mutter.
    Als ich die Hafenstadt nach ihr durchsuchte, war ich fündig, aber es war kein schöner Anblick: Sie wurde von Orks niedergeschlagen und hatte viele, viele Platzwunden und grobe Schnittverletzungen. Hastig rannte ich zu ihr und schaute nach, ob sie noch lebte. Es war furchtbar, sie so dort liegen zu sehen, als ich sie in den Arm nahm, um zu untersuchen, ob sie tot war oder nicht, hustete sie Blut. Schwach und mit wenig Stimme sprach sie zu mir:
    "Mein...Sohn...ich...ich..."
    "Ganz ruhig, warte, ich hole Hilfe!"
    "Nein... ich... ich... werde gleich sterben... Aber...vorher..."
    "Wer war das?", wollte ich wutentbrannt von ihr wissen.
    "Orks...Sie...sie...wollten mich fesseln...aber als...als...ich Widerstand...l... leisten wollte...schlugen sie mich...."
    "Mutter, du darfst nicht sterben! Ich kann dir helfen, warte, ich suche Hilfe, ja?"
    "Nein... es ist vorbei... Ich wollte dir nur noch sagen...dass...dass...ich...stolz...auf...dich...bin."
    Mit dem letzten Wort schwand ihr Atem und ihr Augen wurden kalt und leer. Sie war tot. Ich ließ ihre Leiche behutsam absinken und stand zornig und verbittert zugleich auf und schrie: "NEEEEEEEEIIIIIIN!!!!"
    Ich schnappte mir eine Holzfälleraxt, die hier herum lag und zerschlug zornig mit der stumpfen Seite einige herumliegenden Köpfe der Orks, bis von ihnen nur noch ein Brei aus Knochen und Blut übrig blieb. Ich zermalmte sie, ich spuckte in den Brei mit einer unbeschreiblichen Wut. Wenig später hielt man mich auf, jemand hielt mich fest und ich hörte Garonds Stimme:
    "Hör auf. Es reicht."
    Als er mich festhielt schrie ich und brüllte: "LASS MICH LOS! LASS MICH VERDAMMT NOCH MAL LOS!!!"
    Er packte mich fester und versuchte, beruhigend zu sprechen: "Beruhige dich."
    Ein paar Minuten lang musste er mich noch festhalten, bis mein Zorn einigermaßen verflogen war. Garond drückte mich und wieder packte mich die Wut und ich schrie ihn an:
    "Es war alles umsonst! Von mir aus kann diese Stadt jetzt verrecken, ICH HABE VERSAGT!"
    "Hast du nicht, du hast viele Bürger gerettet und dem Adanos-Prinzip Genüge getan!"
    "VIELE BÜRGER!!! Aber nicht meine MUTTER! Komm mir nicht mit diesem Scheiß-Adanos-Prinzip!!!"
    "Beruhige dich bitte wieder."
    "DU KANNST MICH MAL! Ich mach', was ich will!"
    Es dauerte noch einige Zeit, bis ich mich so weit beruhigt hatte, dass ich wieder einigermaßen normal war. Garond hatte auch dazu beigetragen, dass ich wieder Fassung gewann, jetzt wollte ich mich ablenken, indem ich dabei half, die Stadt wieder in Ordnung zu bringen. Körperteile mussten eingesammelt und fortgeschafft, einige Häuser repariert und einige Überlebende versorgt werden. Als das Unterviertel und die Hafenstadt einigermaßen aufgeräumt waren, hörte ich jemanden predigen:
    "Die Tage werden dunkler, die Macht des Bösen steigt, Kreaturen suchen die Länder heim und säen unbeschreibliches Chaos, kommt in meine Obhut und lasst mich euch segnen, damit Innos euch auf eurem Weg beschütze."
    Ich wollte nicht glauben, was ich da sah: Im Platz der Stadt stand ein Feuermagier und predigte, sodass die Überlebenden für einen Segen spendeten. Auch Garond blickte den Feuermagier wütend an und ergriff die Initiative, indem er ihm zurief:
    "Geld einsacken statt zu helfen, wie? Beweg deinen Arsch aus der Stadt raus oder hilf hier mit und hör auf die Überlebenden für deinen Segen auszubeuten! Der König ist tot, Innos hat verloren, dein verdammter Segen ist nichts als ein Furz wert!"
    "Garond! Du wagst es mit einem Vertreter Innos' so zu reden? Hüte deine Zunge!"
    "Und ob ich es wage!"
    "Du...du..."
    Garond rannte zu ihm hin und schupste ihn die Treppe hinunter und rief der Menge zu:
    "Glaubt nicht seinen giftigen Lügen! Wir wurden gerettet, nicht von Innos, sondern von Truppen BELIARS!!! Nun lass uns frohlocken, dass wir überlebten und anpacken, auf dass die Stadt wieder in ihrer Pracht erstrahle!"
    Die versammelten Bürger nickten und packten nun alle mit an, während sie absichtlich über den Feuermagier, der auf dem Boden lag liefen. Er war nicht tot, aber seine Robe hatte reichlich Schuhabdrücke. Ich ging zu ihm und hob ihn mit einer Hand in die Höhe, während ich sprach:
    "Verschwinde!"
    Winselnd rannte er weg.
    "Was für ein Feigling...", bemerkte Garond.
    Inzwischen, nach längerer Zeit der Arbeit war es wieder abends und meine Dämonen hatten sich in der Stadt versammelt, da sie die ganze Insel von Orks erfolgreich aufräumten.
    Ich schätzte, es war Zeit, wieder abzureisen, doch vorher wollte ich mich noch von Garond verabschieden und ging noch einmal auf ihn zu. Er war gerade dabei, mit den Überlebenden das Oberviertel aufzuräumen und nach einem letzten Gespräch schüttelte er mir zum Abschied die Hand und sprach:
    "Ich wünsche dir viel Glück auf deinen weiteren Wegen. Mögest du weiterhin siegreich sein. Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Dämonen mit so viel Ehre getroffen, aber was du heute für uns und die ganze Stadt getan hast, werden wir dir nie vergessen. Wir haben bereits die Statue des Königs gestürzt und an dieser Stelle soll eine Statue von dir stehen."
    "Danke."
    "Nein. Ich habe zu danken, für alles."
    "Und was wirst du tun, nachdem du die Stadt wieder aufgebaut hast?"
    "Ich werde der Statthalter sein und mich mit dem Vollstrecker in Verbindung setzen, ich werde sein Vorhaben auf jeden Fall unterstützen."
    "Das freut mich. Nun denn, viel Erfolg."
    "Dir auch, mein Freund."
    Nun verließ ich mit meinem Drachen und der Armee die Insel und flog Richtung Irdorath, um dort wieder nach Hause in Beliars Reich zurück zu kehren. Ich hatte ein wenig Angst vor Beliars Reaktion darauf, dass ich etwas gegen seinen Willen tat, dies musste ich nun wohl oder übel in Kauf nehmen...
    Geändert von Tob94 (31.10.2011 um 13:09 Uhr)

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    Kapitel 29 – Der Preis der Umwandlung

    Wohlbehalten kamen meine Armee und ich an meiner Festung in Beliars Reich an. Je mehr ich mich dem Arbeitszimmer näherte, desto mehr Angst hatte ich vor Beliar, sicher wartete er bereits am Fenster auf mich. Fast widerwillig stieg ich die Treppen hinauf und erreichte schließlich mein Büro, in dem, wie ich erwartete, Beliar bereits in seiner Gestalt des Geschäftsmannes am Fenster wartete.
    Ich ließ mich, ohne ihn zu grüßen auf meinem Stuhl nieder und versuchte seine Laune einzuschätzen. Aber das war wie immer unscheinbar, ich sah sein Gesicht nicht, weil er aus dem Fenster schaute. Er begann zu sprechen:
    "Du warst siegreich. Der König ist tot, Innos' Macht ist gebrochen, sein Volk wird verzweifeln. Diese Worte werde ich auch an den namenlosen Vollstrecker verlieren, wenn es so weit ist. Die Orks sind gefallen, so wie die letzten Toren, die ihre Torheit bewiesen, indem sie sich der fürchterlichen Streitmacht widersetzten. Es gab nur EINE Sache, die nicht vorgesehen war..."
    Er drehte sich um und näherte sich mir mit wutentbrannten Blick:
    "Du hast Khorinis verteidigt, obwohl ich dir klar und deutlich BEFOHLEN hatte, es NICHT zu tun! Das Schlimmste aber ist: Du hast alles richtig gemacht! Du hast gegen meinen Willen alles richtig gemacht!"
    Ich blickte ihn konfus an, weil ich nicht wusste, wie ich das verstehen sollte. Er setzte fort:
    "Du hast nichts getan, was die Lage verschlimmert hätte, du hast sogar etwas getan, was sie verbessert! Aber GEGEN meinen Willen! Am liebsten würde ich dich dafür in tausend Stücke zerreißen und höchstpersönlich zum Abendmahl verspeisen, aber das Schlimmste ist: Du hast dich gegen MEINE Anweisungen gelehnt und dabei auch noch etwas getan, was in meinem Interesse war! Dieses Gefühl treibt mich in den Wahnsinn! Ich bin zornig auf dich, habe aber keinen wirklichen Grund, dich zu bestrafen, ich muss dich dafür auch noch belohnen!"
    Manchmal war er wirklich seltsam, wieso war er denn zornig, wenn ich etwas tat, was in seinem Interesse war? Weil er es mir vorher verboten hatte? Ich sah letzendlich ein, dass ich, um dies zu verstehen, eine andere Denkweise verfolgen musste. Beliar verlor weitere Worte an mich:
    "In der Regel tun alle, die meine Anordnungen missachten, etwas, was GEGEN mein Interesse ist, aber was tust du? Du vollbringst Taten gegen meinen Willen und in meinem Interesse! Das geht nicht! Das ist noch nie vorgekommen! Das ist so neu für mich... das reicht, um einen dunklen Gott zum Weinen zu bringen..."
    Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und seufzte jammernd. Was heute nur mit ihm los war? Heute erwies er sich wirklich als verrückten Spinner, ich blickte ihn weiterhin konfus an und wusste nicht, was ich von all dem halten sollte, was er mir sagte. Nun fragte ich ihn:
    "Entschuldige, aber wenn es in deinem Interesse war, wieso hast du es mir von vorne herein verboten?"
    "Wegen den Rittern im Minental! Ich hatte etwas Bestimmtes mit ihnen vor! Ihr Glaube an Innos und den König bröckelte, sie waren perfekte Leute, die sich dafür eigneten, die Lehren des Adanos-Prinzips zu verbreiten! Sie kennt man als Paladine und man wird ihnen glauben, was sie der Bevölkerung erzählen! Und was tust du? Du tust genau das, was ich dir bei der Befreiung von Khorinis in meinem offiziellen Auftrag befohlen hätte! Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, noch nie hat jemand etwas gegen meinen Willen und gleichzeitig in meinem Interesse getan, ich weiß nicht, ob ich dich nun bestrafen oder belohnen soll!
    "Wie wär's mit Zweiterem?"
    "Damit du noch mal etwas gegen meinen Willen tust und dann auch noch womöglich gegen mein Interesse? Niemals!"
    "Also willst du mich dafür bestrafen, weil ich alles richtig machte?"
    "Das wiederum auch nicht. Verstehst du nun, weswegen ich gerade ratlos bin?"
    "Lass mich einen Vorschlag machen. Du belohnst mich, indem du mich nicht körperlich bestrafst und bestrafst mich zur gleichen Zeit, indem du mich nicht materiell belohnst. Abgemacht?"
    "Nein, wir machen es anders. Du bekommst deine gerechte Belohnung für die Erfüllung deines Auftrages in Vengard und für die Befreiung von Khorinis nichts, das ist die Strafe und die Belohnung dafür ist, dass ich dich körperlich verschone."
    "Also gut, abgemacht."
    Der dunkle Gott hatte manchmal wirklich Sorgen, offenbar war es eine Qual für ihn, seine Prinzipien zu vergewaltigen, sodass er bei jeder noch so lächerlichen Angelegenheit, die gegen seine Prinzipien verstoßen könnten, stundenlang nachdachte. Jetzt aber war er offenbar wieder erquickt, da die Sache nun geklärt war. Nun erschien er wieder ernst zu nehmender als vorhin. Er holte einen großen Koffer unter dem Schreibtisch hervor, welcher gefüllt war mit Xith. Darauf kommentierte er:
    "Eine besondere Entschädigung gibt es nicht, schließlich hast du bloß eine ziemlich einfache Schlacht gewonnen, der Sieg war voraussehbar. Kein Ork oder Mensch ist ein Gegner für einen Dämon, geschweige denn einer ganzen Armee. Ich möchte also daran erinnern, dass diese Schlacht im Niveau einer bloßen Übung war oder besser gesagt in einer sehr geringen Schwierigkeit. Werde nicht übermütig, es ist nicht immer so!"
    "Wie meinst du das?"
    "Das wirst du schon sehen, wenn du deinen Feldzug gegen die Ordnungssonne beginnst, die Geschöpfe Innos' sind verdammt hart und da wirst du erst so richtig Taktik und Strategie benötigen. Sie sind keine unterlegenen Gegner und auf der Sonne sind sie uns sogar überlegen. Daneben bestehen die Dienerkreaturen Innos' aus Stoffen, die er schuf und das macht die Sache nicht gerade leichter."
    "Wir werden es schon schaffen."
    "Das sagst du so leichtfertig. Ich habe schon viele große Verluste erleiden müssen, um Ordnungssonnen in anderen Winkeln des Universums zu zerstören, solltest du also mit Leichtfertigkeit oder mit dem Gedanken, überlegen zu sein an die Sache herangehen, wirst du garantiert scheitern. Mit deiner Armee könntest du rein theoretisch in wenigen Stunden deinen ganzen Planeten erobern, aber nicht die Ordnungssonne, vergiss das bloß nicht!"
    "Werde ich nicht."
    "Es wäre auch ratsam, dir die Unterstützung der einzelnen Fürstenhäuser für dich zu gewinnen. Das wird deine nächste Aufgabe sein. Lerne die Fürstenhäuser kennen, verbünde dich mit denen, die dir etwas Nützliches bieten können, sei es Wissen, Ausrüstung oder jegliche weitere Unterstützung, wir werden es brauchen. Du wirst Wissen benötigen, wie du die Schergen Innos' zerschlägst, du wirst Waffen benötigen, die dir dafür als Werkzeug dienen können und vielleicht auch Spezialisten, die dir in Rat und Tat zur Seite stehen."
    "Gut. Ich werde mir die einzelnen Fürstenhäuser anschauen und sehen, welche mir Nützliches bieten könnten."
    "Ach ja, eines solltest du noch beachten: Einige der Fürstenhäuser sind verfeindet, du solltest also wissen, dass du nicht nur neue Freunde gewinnst, wenn du die Unterstützung eines Hauses zu dir ziehst, sondern auch Feinde. Die Fürstenhäuser werden auch Gegenleistungen für ihre Mühen verlangen, also erwarte nicht, dass du alles umsonst erhälst."
    "Ich werde mich mal erkundigen, was es alles für Fürstenhäuser gibt."
    "Hast du vielleicht einen Ansprechpartner, mit dem du darüber reden kannst?"
    "Ja, ich wollte Victor fragen."
    "Victor ist ein 'sel Cediliath, er wird garantiert Werbung für sein eigenes Fürstenhaus machen. Du brauchst eine neutrale Ansprechperson oder erkunde dich mithilfe von Büchern oder anderen Quellen."
    "Soll ich mich nach Fürstenhäusern des gesamten Reiches umsehen oder nur nach denen in Fias Vilaj?"
    "Natürlich nur in denen deiner Stadt, im gesamten Reich gibt es Unzählige davon!"
    "Gut. Ach ja, eine Sache noch: Gibt es Neues von Xeline."
    "Habe ich dir nicht gesagt, dass du es rechtzeitig erfahren wirst? Löchere mich nicht mit diesen Fragen, ich hasse es, wenn man mir auf die Nerven geht und das sollte dir nicht gefallen, wenn dir viel daran liegt, dass Xeline überlebt!"
    "Ist ja gut, ist ja gut, war ja nur eine Frage."
    "Lästige Frage. Sonst noch was?"
    "Nein."
    "Dann würde ich mal sagen, dass du dich erst einmal ausruhst und vergiss den Geldkoffer nicht, sonst behalte ich das Geld und vergesse absichtlich, dass ich ihn behalten habe."
    "Keine Angst, ich habe ihn nicht vergessen."
    "Schön. Guten Tag."
    Ich benutzte den Teleporthalbzylinder, um nach Hause zu kommen. Es war nachts in Fias Vilaj, sonst würde ich es schön hier finden, aber ich war ziemlich müde und konnte eine Mütze Schlaf gut gebrauchen.
    Nachts war die Stadt ganz schön aktiv, überall gingen dämonische Passanten umher, doch die meisten liefen mit ihrer Begleitung bereits für ein wenig Vergnügen nach Hause.
    Endlich war ich den Berg hinaufgestiegen, auf dem sich mein unterirdisches Zuhause befand. Ich stieg die Wendeltreppe hinab und atmete tief durch, um mit der würzigen Luft, die durch schlechte Lüftung entstand, meine Lungen zu füllen. Stattdessen war meine Wohnung aber frisch gelüftet. Hatte ich den Lüfter während meiner Abwesenheit angeschaltet? Anscheinend schon, sonst wäre hier nicht so frische Luft. Aber ich hatte keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen und ging an meine Küchenbar. Jetzt bemerkte ich, dass mein Wohnzimmer ziemlich aufgeräumt war, das Gleiche galt für die Küche. Irgendwer war während meiner Abwesenheit hier und hatte aufgeräumt, bestimmt waren das Ferdinand oder Victor, um mir einen kleinen Gefallen zu tun, ich beschloss, mich bei Gelegenheit dafür zu bedanken.
    Bevor ich ins Bett wollte, bekam ich Lust, mir noch eine Cola auf zu machen, also holte ich mir eine aus dem Kühlschrank und setzte mich wieder an den Bartisch meiner Küche. Wieder einmal fühlte ich mich einsam und vermisste Xeline. Ich kritzelte auf Notizzetteln, die hier herum lagen ihr Gesicht und quälte mich ungewollt mit der Ungewissheit, ob sie nun überlebte oder nicht.
    Während ich in Gedanken an sie versunken war, bemerkte ich offenbar nicht, dass sich jemand von hinten anschlich. Ich fühlte, wie zwei Hände sanft meine Schultern streichelten und ein Kinn sich leicht auf meinen Kopf stützte, während wohlduftende, lange Haare rechts meine Wangen berührten. Der Geruch kam mir bekannt vor... auch die Person, die sich von hinten anschlich. Es war Xeline. So sehr ich mich auch erschrocken hatte, überkam mich ein Gefühl der Freude, ich war so froh, dass ich nicht einmal glaubte, dass ich mich in der Realität befand. Bestimmt war dies nur einer der vielen Träume, in denen Xeline vorkam. Trotzdem sprach ich ungläubig:
    "Xeline?"
    Lächelnd erwiderte sie mir. Aus ihrem Kopf ragten zwei kleine Hörner heraus und sie trug einen meiner Bademäntel. Da ich offenbar nicht träumte, fehlten mir die Worte, um einen sinnvollen Satz zusammen zu bringen, also stammelte ich:
    "Xeline...ich...ich..."
    Sie hielt mir ihren Finger an den Mund und antwortete:
    "Psssst, nicht reden, Süßer..."
    Ihre Stimme hatte sich ziemlich verändert, sie klang viel verführerischer und anziehender als je zuvor. Allein ihr Blick ließ mich fast schmelzen, es wurde ziemlich heiß hier. Doch als sie den Badenmantel fallen ließ, glühte ich. Ihr Körper hatte sich ebenso wie meiner verändert, aber deutlich im positivem Sinne. Auch ich ließ meine Kleider fallen und wir kommunizierten erst einmal ein paar Stunden ohne Worte. Jetzt spürte ich erst einmal so richtig, wie sehr sie mir gefehlt hatte und war sehr glücklich darüber, sie endlich wieder zu haben.
    Als die Lust gezügelt war und wir im Bett lagen und still die Decke anstarrten, wollte sie mir unbedingt etwas über ihre Metamorphose erzählen:
    "Weißt du... ich hatte verdammtes Glück..."
    "Wie meinst du das?"
    "Nun... ich war schwanger."
    Diese Nachricht erschrak mich, aber das Wörtchen "war" schien mir nicht zu gefallen, also antwortete ich:
    "Wieso 'war'?"
    "Nun, ohne das Kind wäre ich wohl tot."
    "Wie meinst du das?"
    "Die Umwandlung entzieht Lebenskräfte, um den Umzuwandelnden zum Dämon zu machen. Die dafür benötigten Kräfte hat die Umwandlung vom Kind entzogen und dadurch ist es gestorben, wäre es nicht gewesen, hätte die Metamorphose die Lebenskraft aus mir entzogen und mich getötet."
    "Und wieso habe ich dann überlebt, ich meine, ich war ja nicht schwanger oder so?"
    "Nun, in deinen Spermien befinden sich die dafür benötigten Kräfte, du musstest lediglich ein paar davon opfern, damit die Umwandlung erfolgreich wird, aber in uns Frauen muss sich erst ein anderes Lebewesen befinden, aus dem die für die Umwandlung benötigten Lebenskräfte entzogen und auf den Umzuwandelnden übertragen werden."
    "Stimmt, irgendwo müssen die Entwicklungskomponenten herkommen..."
    "Genau und wäre das Kind nicht gewesen, wäre die Lebenskraft aus mir selbst gezogen worden und das hätte mich wohl oder übel getötet..."
    "Wow... Du musstest unser Kind opfern, um selbst zu überleben... Das klingt... tragisch."
    "Ist es ja auch. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich das Kind hatte, immerhin war es ja noch ungeboren und ich wäre nicht gerne gestorben."
    "Ich verstehe dich schon. Jetzt haben wir füreinander und vielleicht wirst du ja noch einmal schwanger."
    "Nein, Dämonen können nicht schwanger werden."
    "Nicht?"
    "Nein, Dämonen sind Unsterbliche, sie pflanzen sich nicht fort, nur einige von ihnen wechseln ihre Form, um ein neues Leben zu beginnen."
    "Wie auch immer, werden wir eben zu zweit glücklich."
    "Ja. Lass uns noch einmal zur Tat schreiten, hm?"
    "Hehe..."
    Einige Zeit später starrten wir wieder auf die Decke und ich fragte:
    "Aber wenn Dämonen keine Kinder kriegen können, wieso können sie dann noch Sex haben?"
    "Das weiß ich nicht und das ist mir ehrlich gesagt egal... Vielleicht, weil es Spaß macht?"
    "Mh, stimmt, es ist auch irgendwie ziemlich egal."
    "Uff... ich bin jetzt müde. Wollen wir schlafen?"
    "Ja, ich auch und wie. Gute Nacht, oder besser: Guten Tag."
    Die Nacht war vorbei und der Morgen brach an. In Beliars Reich war es ziemlich egal, ob es gerade Nacht oder Tag war, man schlief hier, wann man es für richtig hielt.
    Am späten Nachmittag wachte ich wieder auf, diesmal mit Xeline an der Seite. Endlich war zumindest das wieder wie früher. Ich stand auf und widmete mich gleich meiner Aufgabe, mich interessierte auch, was es alles für Fürstenhäuser hier gab. Da ich keine Lust hatte, alles selbst zu recherchieren, beschloss ich, Victor zu fragen und ihn zu bitten, neutral zu bleiben.
    Doch vorher aß ich erst einmal etwas mit Xeline und danach gingen wir zu Victor hinüber, er wohnte ja schließlich gleich nebenan.
    Er öffnete seine Haustür und sprach:
    "Na hey, wenn das mal keine Überraschung ist! Xeline! Du siehst fantastisch aus!"
    "Danke, Vic."
    Er schnalzte mit der Zunge und grüßte auch mich. Wir unterhielten uns erst einmal über die letzten Geschehnisse, ich erzählte ihm von der Schlacht und von Beliars Reaktion, worauf er lachte:
    "Hehe, der Beliar, immer kindisch und albern, wenn's um seine Prinzipien geht. Und jetzt sollst du dich mit Fürstenhäusern vertraut machen?"
    "Ja und ich wollte dich mal fragen, was es alles für Fürstenhäuser gibt. Ach ja, bleibe bitte neutral, Werbung kann ich nicht gebrauchen, ich brauche Fakten, ok?"
    "Jo. Also fangen wir mit dem Haus 'sel Cediliath an. Es ist das einzige vernünftige Fürst..."
    "VICTOR! Keine Werbung!"
    "Jaja, schon gut, schon gut, Macht der Gewohnheit, hm?"
    Er hielt mir einen Vortrag über die einzelnen Fürstenhäuser, die mir in der Stadt nützlich sein konnten. Es gab ziemliche viele Häuser, aber nur vier davon betrieben Forschung im Bereich der Ordnungsstoffe, wie man sie zerstörte, wie sie aufgebaut waren, was an ihnen einzigartig war und so weiter.
    Es waren die Häuser O'Fargoth, Vint Xylithar, 'sel Cediliath und Xil'Gorth. Sie alle betrieben Forschungen in verschiedensten Bereichen, doch waren sie stark verfeindet, da sie sich nie einig wurden, was wissenschaftliche Ergebnisse betraf. Die Entscheidung war nicht leicht, sie alle betrieben Forschung in Bereichen, die verdammt nützlich waren:
    O'Fargoth spezialisierte sich auf den Bau von Waffen, die Ordnungsstoffe zerstören konnten.
    Vint Xylithar hingegen forschte im Bereich der Ordnungschemie, während 'sel Cediliath sich mit der Astronomie und den Aufbau von Ordnungssonnen befasste. Xil'Gorth war das Fürstenhaus, das sich auf Defensive eingestellt hat, sie studierten also, wie man sich verteidigte.
    Das Problem aber war: Ich musste mich für eines entscheiden, da keines der Fürstenhäuser es zulassen würde, dass ich auch andere unterstützte, indem ich ihre Technologien kaufte. Ich hatte einen Plan, den ich aber lieber für mich behielt: Ich wollte versuchen, meine Identität in den einzelnen Häusern geheim zu halten, um ihre Technologien abzukaufen. Da das Victor ganz sicher nicht gefiel, da er zu den 'sel Cediliath gehörte, verheimlichte ich ihm das lieber. Schließlich war das ein gefährliches Vorhaben, wenn ein Haus bemerkte, dass man auch für das feindliche Fürstenhaus arbeitete, bekam ich bestimmt Probleme. Aber dieses Risiko musste ich in Kauf nehmen, ich war Beliars General und als solcher waren Risiken nicht auszuschließen.
    Doch bevor ich eines der Fürstenhäuser unterstützte, wollte ich mir erst einmal ein Bild von ihnen machen, ihre Hauptquartiere waren in verschiedensten Vierteln der Stadt verteilt.
    Geändert von Tob94 (31.10.2011 um 19:02 Uhr)

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    Kapitel 30 – Die Fürstenhäuser der Dämonen

    Ich streichelte sanft Xelines freien Rücken, um sie zu wecken. Es war Zeit für mich aufzustehen und da wir stets gemeinsam auf die Beine kamen, weckte ich Xeline, da ich heute der erste war, der aufwachte. Als sie so ruhig dort lag, betrachtete ich ihr neues Aussehen etwas genauer. Eigentlich hatte sie sich nicht allzu stark verändert, was sie auch nicht wirklich nötig hatte. Aus ihrem Kopf ragten kleine Hörner empor und ihre Augen färbten sich wie meine blutrot und hatten katzenähnliche Pupillen. An ihrem Körper waren nicht viele Veränderungen zu sehen, aber ich hatte mir auch nicht wirklich gewünscht, dass sich da viel veränderte.
    Schließlich reagierte sie auf mein Streicheln und murrte leicht:
    "Schon aufstehen? Och komm, wir bleiben noch ein bisschen im Bett..."
    "Na schön."
    Eine halbe Stunde lagen wir noch herum, bis wir beschlossen, aufzustehen. Nach dem Frühstück, war es Zeit, Ferdinand aufzusuchen, was nicht schwierig war, ich konnte mit ihm über sogenannte Telefone kommunizieren. Telefone waren ein interessantes Kommunikationsmittel und auch ziemlich nützlich. Ich rief ihn an und er beteuerte, er sei gleich da.
    Das stimmte, wenige Minuten später klingelte er.
    "Guten Morgen, der Herr. Seid Ihr bereit für eine kleine Stadtrundfahrt zu den Konzernen der Fürstenhäuser?"
    "Och, Pferd im Sand, alter Junge, musst du immer so mit mir reden? "
    "ICH BIN NICHT PFERD IM SAND!"
    So nannte ich ihn manchmal, um ihn zu stänkern, er regte sich immer so schön auf. Belustigt reagierte ich:
    "Ok, dann eben FERDINAND. Aber mal ehrlich, du musst doch nicht mit mir reden, als wäre ich sonstwer, kannst mich ruhig duzen und mit mir wie 'n Kumpel reden, so wie ich es mit dir tue, hm?"
    "Also schön."
    Wir reichten uns die Hand und stellten unsere Vornamen noch einmal gegenseitig vor, um das "Du" offiziell zu gewährleisten.
    "Na, dann wollen wir mal. Xeline, willst du mitkommen?"
    "Nein, ich wollte heute mal in der Stadt ein bisschen bummeln und gucken, wo es was Schönes zum Shoppen gibt.", antwortete sie.
    "Shoppen? Mach' aber nicht mein schönes Geld alle!"
    "Jaja, das geht doch gar nicht mehr!"
    "Bei dem, was du für einen Stofffetzen ausgibst, bin ich mir da nicht so sicher."
    "Ach du hast doch gar keine Ahnung!", giftete sie zurück, worauf sie noch "Männer" brummelte.
    "Möchte der Herr... Ähm, wollen wir los?", fragte Ferdinand
    "Jo, sicher. Womit wollen wir uns eigentlich fortbewegen? Soll ich meinen Drachen rufen?"
    "Das wird nicht nötig sein, ich habe ein untotes Auto."
    "Untotes Auto?!", schreckte ich konfus zurück.
    "Noch nicht gesehen? Warte, ich zeig's dir."
    Ich wusste zwar wie hier ein Auto aussah, aber dass diese alle untot waren, hatte ich definitv nicht geahnt. Er führte mich zu seinem Auto, es war ein schönes Fahrzeug, gut gewienert, ein ziemlich altes, tief gelegtes Modell und knallrot lackiert.
    "Warte, ich mach' mal die Motorhaube auf, dann siehst du, weswegen die Autos hier so heißen."
    Als er die Motorhaube öffnete, überkam mich der Schrecken: Statt irgendeine Art von Motor befanden sich darin zwei Skelette, die das Auto mit Pedalen vorantrieben. Sie hatten keine Arme, nur zwei Beine und einen Kopf, an dem jeweils ein Schlauch angebracht war.
    Ferdinand erklärte:
    "Wie du siehst, sind hier drin zwei Skelette, die treten auf diese Pedalen hier und bringen das Auto voran. Verbrauchen keine Rohstoffe, müssen aber hin und wieder repariert werden, manchmal werden Knochen spröde oder brechen hin und wieder, aber dafür gibt es ja die Autowerkstatt. Diese Skelette von Sterblichen sind wirklich Gold wert, einwandfreie Gelenke und so robust."
    "Das ist... genial! Aber wo bekommt ihr die Skelette her?"
    "Die? Ach die holen wir uns aus den Totenländern oder klauen welche aus dem Universum, da gibt es doch genug Gräber. Die Menschen sind schon lustig, graben ihre Verwandten ein, obwohl die Knochen doch so ein schöner Rohstoff sind."
    "Tja, Sterbliche halt. Mein skelettierter Hausdiener ist das Gerippe meines Vaters."
    "Joa, ist der alte Mann noch mal nützlich, wie?"
    "Jup. Tja, die Sterblichen haben's eben nicht so mit Genialität."
    "Hehe, du sagst es. Obwohl... Was Technik betrifft schon, aber sonst? Naja..."
    "Dann lass uns mal losfahren!"
    "Jau, ich mach' nur noch schnell das Dach runter, heute ist klarer Himmel, die Sonne scheint, also können wir ein bisschen den Fahrwind genießen."
    "Gute Idee."
    Heute war in der Tat ein schöner Tag, die Sonne konnte man hier so richtig genießen, sie spendete die gleiche liebevolle Wärme wie die Sonne in den Hallen von Silgrath und mit dem Blau des Himmels war sie umso schöner. Beliars Reich war einzig und allein ein Paradies.
    Wir setzten uns in das Auto, das Ferdinand einen Lowrider nannte und fuhren los. Ferdinand bat mich, ihm seine Sonnenbrille aus dem Handschubfach zu holen und bot mir seine Zweite, die sich darin befand, an, worauf ich nicht Nein sagte. Dieses Fahrzeug bot auch noch andere Überraschungen: Man konnte auch noch Musik hören damit und Ferdinand hatte einen guten Musikgeschmack: Er hörte wie ich Musik mit schön tiefen Gesang und harter Melodie.
    Die Kiste hatte ein wahnsinniges Tempo drauf, ich wollte wirklich mal gerne sehen, wie schnell die Skelette sich in der Motorhaube bewegten. Ich fragte Ferdinand:
    "Sag mal, wie hauchst du ihnen eigentlich den Untod ein?"
    "Mit diesem Schlüssel, da befindet sich ein Kristall, da ist der Untod gespeichert. Sobald ich diesen Schlüssel mit den Skeletten verbinde, erwachen sie."
    "Joa, gute Sache."
    "Jup, so kann man das Auto nicht ohne diesen Schlüssel anspringen lassen. Aber jetzt mal zu meinem Auftrag: Zu welchem Konzern wollen wir zuerst fahren?"
    "Ich würde Vint Xilithar vorschlagen, ist nämlich gleich hier in der Nähe."
    "Gut, fahren wir hin. Kennst du dich mit den Fürstenhäusern aus?"
    "Jap, kenne alle hier."
    "Kannst du mir mal ein bisschen was über die vier Fraglichen erzählen?"
    "Jo, gerne. Sind alle ziemlich verfeindet, aber du wirst Technologien von allen brauchen, da musst du dir wirklich was einfallen lassen, um welche zu kriegen."
    "Hm, werde ich wohl unauffällig abzwacken müssen."
    "Vergiss es, da kommen sie garantiert dahinter, da musst du dir was Besseres einfallen lassen. Aber das ist jetzt egal, jetzt lernen wir sie erst einmal kennen, hm?"
    "Joa, machen wir das so."
    "Die Mitglieder der Fürstenhäuser gehören fast alle auch zur Oberschicht, musst du wissen und..."
    "Oberschicht? Es gibt hier Schichten?"
    "Ja, natürlich, Ober und Unterschicht. Gibt es in den Hallen von Silgrath auch."
    "Echt? Ist mir noch gar nicht so aufgefallen?"
    "Erhalten Dementoren und sonstige Drahtzieher Beliars keine Privilegien?"
    "Doch, schon..."
    "Na, siehste, sie sind die Oberschicht. Man kann zwar auf-und absteigen, man muss halt für eine bestimmte Schicht geeignet sein. In die Oberschicht gehören alle Unternehmer, Drahtzieher und sonstige hohe Tiere, die zwar Privilegien erhalten, aber müssen dafür auch große Verantwortung übernehmen."
    "Und in der Unterschicht?"
    "Das ist nicht so dramatisch, wie es klingt. Ich gehöre zum Beispiel zur Unterschicht und bin damit an jemanden gebunden, lebe ein geregelteres Leben, trage dafür aber auch nicht so viel Verantwortung. Also ich will nicht an deiner Stelle sein, die Verantwortung wäre mir zu groß."
    "Joa, jeder so, wie es ihn zufrieden stellt."
    "Genau. Schichtenbildung gibt es immer, was willst du mit Gleichheit, das zieht doch nur die Talentierten in die Mittelmäßigkeit. Wer sich als nützlich erweist, erhält eben höhere Privilegien und wer nicht, der eben niedrigere. Das gilt natürlich nicht für alles, wie zum Beispiel bei Ärzten, die stehen für jeden zur Verfügung."
    "Gehören dafür aber zur Oberschicht und die genialen Privilegien sind sowas wie eine Art 'Bezahlung'?"
    "Jup, genau. Sollen sie doch haben, besser, als wenn ich die Behandlung bezahlen müsste. Sie bekommen ihren Lohn und zwei Drittel Preisnachlass für alles."
    "Klingt fair."
    "Ist es auch. Und andere wichtige Personen, die ihr Talent für große Verantwortungen einsetzen, haben auch so ihre Privilegien, stört mich auch nicht unbedingt, ich habe nichts gegen Reiche, weil ich weiß, dass sie es wirklich können, sie haben dafür hart gearbeitet und tragen auch zur Entwicklung und zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft bei."
    "Joa, wenn das so ist... "
    "Ist ja auch nicht so, dass ich keine oder ganz wenig Rechte habe, nur eben keine Sonderprivilegien. Würde ich mich aber parasitär verhalten oder den Rechten nicht würdig, dann hätte ich das Recht, als Zielscheibe für Schießübungen bei den O'Fargoth da zu stehen, hehehe."
    "Joa, wer Rechte will, soll sich auch den Rechten würdig verhalten."
    "So ist es. Sieh dir die Stadt an – wie schön sauber und ganz sie ist. Hier gibt es keine Vandalen oder sonstige destruktive Organismen, ehe sie irgendwas beschmutzen oder kaputt machen, werden sie weggefegt, genauso wie sie es verdienen – sie verhalten sich dreckig und werden mithilfe von O'Fargoth-Waffen weggekehrt, hehehehe."
    "Ist das nicht ein bisschen hart?"
    "Wieso? Mit welchem Recht zerstört man absichtlich das Eigentum anderer? Das tut man aus purer Lust oder Langeweile und hier sollte man nicht davon ausgehen, dass man gimpflich davon kommt und alles immer wieder ersetzt wird, damit es kaputt gemacht werden kann."
    "Und wenn jemand aus Versehen was kaputt macht?"
    "Das ist was anderes, ich rede hier von Vandalismus. Bei Sterblichen ist das ganz schlimm, da werden Kunstwerke aufgeschlitzt und sonstwelcher ekelhafter Kram. Wenn das einer hier machen würde, dann wird mit ihm genauso umgegangen, wie er mit dem Kunstwerk umgegangen ist."
    "Ui... Das ist hart."
    "Vielleicht, aber wie gesagt: Guck dir die Stadt an, sie ist wunderschön und warum? Weil hier so gut wie keine Vandalen gibt. Wer ein Kunstwerk aufschlitzt, einfach so, ohne Grund, was schon widerlich genug ist, dann zerstört er nicht nur den Gegenstand, sondern nimmt anderen die Freude daran, es sich anzusehen."
    "Hm, so habe ich das noch nie gesehen."
    "Man hat hier viele Freiheiten, aber diese Gesellschaft funktioniert nur, wenn man seine Bedürfnisse befriedigt, ohne andere dabei zu belästigen. Wenn man hart und radikal gegen welche vorgeht, die es lustig finden, diesen Frieden zu stören, dann sinkt auch die Kriminalitätsrate erheblich. Die O'Fargoth sorgen für Sauberkeit, zwar gibt es nicht viele Kriminelle hier, aber eben nicht keine und um die Sonderfälle kümmern sich die O'Fargoth."
    "Sie sind wohl wie eine Art Polizei hier?"
    "Unter anderem. Aber mehr eine Elite-Polizei, also sollte man ihnen einen Grund geben, dienstlich aufzutauchen, ist es meistens aus mit ihm."
    "Sie jagen wohl nur Beschmutzer?"
    "Jup, eben welche, die sich nicht ihren Rechten würdig verhalten und ausgelöscht gehören."
    "Sich den 'Rechten würdig' zu verhalten ist aber nicht sonderlich schwer, oder?"
    "Eigentlich nicht, man kann alles tun, solange man andere dabei nicht belästigt. Solange du dich daran hälst, was ich für meinen Teil nicht schwer finde, ist doch alles im Lot."
    "Joa, klingt nicht sonderlich schwer."
    "Ist es auch nicht, nur eben für Vandalen und anderen widerlichen Abschaum."
    "Oh, ist das da vorne das Konzern der Vint Xilithar?"
    "Jo, ist es. Lass dich vom äußeren Anschein nicht täuschen, der größte Teil der Anlage ist unterirdisch."
    "Was kannst du mir über sie erzählen?"
    "Hm, Vint Xilithar ist das Fürstenhaus, das sich ziemlich auf Chemie und unter anderem auch Ordnungschemie spezialisiert. Sie stellen viele nützliche Chemikalien her, ein ziemlich reiches Fürstenhaus, muss ich sagen."
    "Wie sind die Leute dort so drauf?"
    "Och, das sind Eigenbrötler. Studieren fast alle alleine, also Bombengesellschaft sind sie nicht, aber ziemliche Schlauköpfe, laufen fast immer in weißen Kitteln rum. Auch wenn sie keine geselligen Leute sind, haben sie oft die besten Frauen, vorallem Frauen, die Geld als Ersatz für Glück sehen. Sind nicht wirklich mit stark mit anderen Fürstenhäusern verfeindet, aber sie sind auch ziemlich kompromisslos. Wenn sie was meinen, muss man ewig diskutieren, bis sie endlich einsehen, dass sie sich geirrt haben."
    "Hm, joa, bieten sie auch Kurse an?"
    "Meinst du Chemiekurse?"
    "Ja."
    "Joa, kostet aber Geld."
    "Hm, da muss ich mal sehen, ob ich da mal einen Kurs mitmache, um Ordnungschemie zu studieren. Wollen wir weiterfahren?"
    "Jo, welches Konzern?"
    "Hmm... Wir wär's mit sel'Cediliath?"
    "Von mir aus."
    Die Zweigstelle war nicht weit entfernt, wir mussten nur fünfzehn Minuten fahren. Ferdinand hielt vor dem Haus an und stellte dieses Fürstenhaus vor:
    "Joa, das sind die 'sel Cediliath. Im Gegensatz zu Vint Xilithar sind sie sehr gesellig und die Mitglieder kommen ziemlich gut mit Sterblichen klar. Die Meisten von ihnen sind Leiter von Gemeinschaften wie die Hallen von Silgrath auf verschiedensten Planeten."
    "So wie Victor."
    "Genau, er ist ja auch ein 'sel Cediliath. Sympathische Leute, man muss bei ihnen nur aufpassen, dass sie einen nicht veralbern oder dass man ihnen nicht auf den Leim geht. Sie sind auch Meister der Worte, keine Betrüger, aber sie können Sachen so kompliziert machen, dass es kein Mensch versteht oder umgekehrt."
    Das stimmte, Victor war da auch so ein Experte. Er setzte fort:
    "Sie forschen im Bereich der Astronomie und auch, wie Ordnungssonnen aufgebaut sind. Da sie viel auf verschiedenen Planeten unterwegs sind, passt das nur zu gut zu ihnen. Oft holen sie sich auch Technologien aus anderen Planeten, die meisten Erfindungen der Sterblichen haben sie mitgebracht, um sie hier zu verkaufen. Ist das reichste Fürstenhaus und ziemlich verfeindet mit O'Fargoth, warum, wirst du bald verstehen."
    "Kann ich bei ihnen auch Kurse nehmen, also bei den 'sel Cediliath?"
    "Wenn du das Geld hast, kannst du in jedem Fürstenhaus Kurse nehmen. Du solltest aber beachten, dass du da selbst lernst statt einfach einen Spezialisten zu kaufen."
    "Wird ja wohl die einzige Möglichkeit sein, wenn die alle so verfeindet sind."
    "Wie auch immer. Welches jetzt?"
    "Naja, bevor wir zu O'Fargoth fahren, lass uns mal bei Xil'Gorth vorbeischauen."
    "Wie du willst."
    Die Xil'Gorth hatten ihre nächste Zweigstelle am anderen Ende der Stadt gebaut, also mussten wir fast eine halbe Stunde fahren. Dort angekommen, stellte Ferdinand sie vor:
    "Joa, das sind die Xil'Gorth. Interessante Architektur, nicht?"
    Das stimmte allerdings, sie hatten riesige Türme, die mit etlichen Brücken verbunden waren und in der Mitte der drei verbundenen Türme war ein Springbrunnen mit einer Statue eines dicken Geschäftsdämons. Ferdinand setzte fort:
    "Die Statue ist ein Bildnis von Fürst Cedric Xil'Gorth, er ist einer der wenigen Dämonenfürsten, die hier in der Stadt wohnen. Schließlich gibt es auch in anderen Städten Zweigstellen der einzelnen Fürstenhäuser."
    "Hm, ganz schön stämmig, der Kerl."
    "Oh ja, die Xil'Gorth sind zwar Hersteller von sämtlichen Kram, der für die Verteidigung gegen Innos' Armeen gedacht ist, das ist aber nicht ihre Haupteinnahmequelle."
    "Nicht?"
    "Nein, ihnen gehören die besten Restaurants, Bordelle und viele, viele Arten von Clubs und dieser Fürst Cedric ist ein ziemlicher Feinschmecker, er liebt es, zu essen. Xil'Gorth ist zwar nicht das reichste Fürstenhaus, aber Cedric Xil'Gorth ist einer der reichsten Dämonen dieses Reiches. Er stinkt vor Xith und das zieht vorallem auch seine Frauen an."
    "Wer Geld hat, hat auch Frauen, wie?"
    "So ist es."
    "Sag mal, der riesige Turm da mitten in der Stadt, das ist das Restaurant, in dem ich mal mit Beliar essen war, gehört das zu Xil'Gorth?"
    "Jup, eines der besten des Reiches. Nun, wollen wir zum O'Fargoth-Gebiet fahren?"
    "Gebiet?"
    "Jo, das ist ein Gebiet mitten in der Wüste, da werden die Polizisten ausgebildet."
    "Dann mal los. Achja, eine Sache wegen den Xil'Gorth: Wie sind die Leute dort eigentlich drauf?"
    "Hmm, also ich mag die nicht so, bauen zwar auch nützliche Sachen und die Clubs und Restaurants sind auch exquisit, aber einige unter ihnen sind Zuhälter. Zwar bezahlen sie gerecht, was sie auch müssen, die Frauen lassen sich hier nicht alles gefallen, doch sind sie ziemlich draufgängerisch und denken nur an ihr Ding da unten."
    "Ui. Aber Frauen lassen sich nicht alles gefallen?"
    "Natürlich nicht, hier sind Männer und Frauen gleichberechtigt."
    "Stimmt. Naja, ist auch irgendwie gut so."
    "Sehe ich auch so."
    Die O'Fargoth waren in einem abgesperrten Gebiet, welches nur beschränkt für Besucher zugänglich war, mitten in der Wüste gelegen. Die Wüste war echt interessant hier, es machte Spaß, mit Ferdinands Cabrio durch die Highways zu rasen. Im O'Fargoth-Gebiet trainierten einige Mitglieder. Es waren ziemliche Muskelprotze und mit ihren Schrotflinten und ihrer Ausrüstung, mit der sie gleichermaßen trainierten, sahen sie umso gefährlicher aus. Ferdinand erzählte:
    So, das hier sind die O'Fargoths. Ziemliche Muskelprotze, wie du siehst und da drüben ist das Frauenkonzern. Frauen und Männer sind hier nicht streng getrennt, weswegen es hier manchmal wild zugehen sollte."
    Mir stand der Mund offen bei den trainierenden Dämonenfrauen, sie hatten allsamt eine Bombenfigur und mit ihren knappen und engen Sportanzügen sahen sie umso anziehender aus. Ferdinand bemerkte meine lüsternen Blicke und meinte:
    "Vergiss sie, die stehen nur auf Muskelprotze mit Waschbrettbauch."
    "Ich hab' sie doch gar nicht angeguckt, fand nur die Düne da hinten so schön."
    "Hehe, jaja und ich bin Beliar."
    "Hey, ich bin vergeben."
    "Jaja, schon verstanden. Naja, zu den O'Fargoth: Also O'Fargoth ist mit Abstand das unbeliebteste Fürstenhaus unter den anderen, das liegt an der überheblichen und rechthaberischen Art der Mitglieder. Zwar sind es keine Verbrecher, aber diskutieren kann man mit ihnen überhaupt nicht und sie hassen Sterbliche. Die 'sel Cediliath und die O'Fargoth sind ziemlich stark verfeindet, weil sie sich von ihrer Art und Weise halt ziemlich sehr unterscheiden."
    "Und die stellen Waffen her, mit denen man Innostruppen besiegen kann?"
    "Unter anderem, ja. Ihre Haupteinnahmequelle sind aber Fitnessgeräte, Sportartikel und Turniere."
    "Joa, ist das ihr Hauptsitz hier?"
    "Nein, nur eine Zweigstelle. Fürstin Vana O'Fargoth sitzt in einer anderen Stadt, weit weg von hier."
    "Sagtest du gerade 'Fürstin'?"
    "Ja, die O'Fargoth haben eine Fürstin, hier, habe hier zufällig ein Bild von ihr."
    "WOW, sie sieht scharf aus!"
    "Ja, sie ist der Schwarm aller männlichen Dämonen hier. Aber sie steht nur auf sportliche Muskelprotze, sie braucht knallharte Typen und sie ist verdammt arrogant. Also ihr Aussehen ist vielleicht traumhaft, aber vom Charakter her... Ui, die hält sich ganz schön für etwas Besseres."
    "Aber kriminell ist sie nicht, oder?"
    "Das nicht, aber eben allgemein sehr unbeliebt. Die Waffen, die sie herstellen sind zwar die Besten, die es gibt, aber die Leute... Naja, die sind mir mit Abstand am meisten suspekt."
    "Hm, also ich kann das noch nicht einschätzen, ich kenne noch niemanden außer Victor aus den Fürstenhäusern."
    "Joa. Jetzt sind wir alle durchgegangen, die du durchgehen wolltest, oder?"
    "Ja."
    "Gut. Das sind aber nicht alle Fürstenhäuser die es gibt, musst du wissen."
    "Joa, weiß schon, es gibt viel mehr."
    "Genau."
    "Fährst du mich nach Hause?"
    "Klar, bin ja dein Butler."
    "Offiziell vielleicht, aber inoffiziell habe ich es lieber, wenn mir vertraute Personen wie Kollegen erscheinen."
    "Du bist echt in Ordnung, weißt du das?"
    "Danke."
    "Zwar sind hier viele so wie du, aber es gibt da auch so welche, die spielen gerne den Boss und führen sich so auf."
    "Och, das habe ich wirklich nicht nötig."
    "Bist ja auch kein O'Fargoth."
    "Die sind wohl so?"
    "Aber wie, bin froh, dass ich noch nie der Butler für einen von denen sein musste."
    "Joa, wer bezahlt dich eigentlich?"
    "Beliar."
    "Wieso das? Ich mein, du bist doch mein Arbeiter, also weißt schon, wie ich meine."
    "Schon, aber ich stehe im Dienst Beliars, indem ich für dich arbeite, diene ich Beliar."
    "Achso. Bezahlt er dich gut?"
    "Kann man so sagen, Beliar bezahlt immer gut, er sucht sich aber auch nur die Besten raus."
    "Und du gehörst zu den Besten?"
    "Bei aller Bescheidenheit: Ja."
    "Musstest du dich bewerben oder so?"
    "Ja, aber nicht in Form von schriftlichen Bewerbungen, Beliar hat unser Talent als Butler erprobt."
    "Und du warst der Beste?"
    "Jap."
    Bis zu meiner Wohnung war es ein gutes Stück Fahrt, etwa eine dreiviertel Stunde mussten wir fahren, ich verabschiedete mich von Ferdinand und betrat meine Wohnung. Xeline stand im Wohnzimmer vor einen von ihr hervorgeholten Spiegel und fragte, ohne zu grüßen:
    "Welches findest du besser? Das oder das?"
    Sie zeigte mir zwei Kleider, eines war schwarz und das andere war lila, einen weiteren Unterschied erkannte ich nicht, also antwortete ich beifällig:
    "Das Schwarze."
    "Echt? Ich finde das Violette aber schöner."
    "Warum fragst du dann?"
    "Ach, sei doch still."
    "Wie viel haben die Sommerkleider denn gekostet?"
    Sie hüstelte und errötete leicht. Ich lief hin und schaute auf die Preisschilder. Als ich die Zahlen sah, sprach ich erschrocken zu ihr:
    "ZWEIHUNDERTFÜNFZIG XITH?!"
    "Naja... es ist ein bisschen teuer geraten, ich weiß, aber sie sind so schön!"
    "Uff... Xeline... Du bringst mich noch an den Bettelstock!"
    "Ach komm schon, Süßer, du willst doch, dass deine Herzallerliebste am schönsten aussieht."
    "Mir gefällst du ohne Kleidung immer noch am besten."
    "Mmmmh, Perversling..."
    Sie gab mir einen Kuss und fragte daraufhin: "Wollen wir uns was zum Abendessen machen? Ich habe Hunger..."
    "Wir?"
    "Ja, wir, ich will mit dir was kochen."
    "Was schwebt dir denn vor?"
    "Pizza."
    Ich lachte. Wir kneteten den Pizzateig und nach einer langen Diskussion, was alles an Belag drauf sollte, kamen wir zum Schluss, dass jeder seine Hälfte selbst belegte.
    Ich erzählte ihr beim Abendessen von den Fürstenhäusern, wir genossen noch ein wenig den Abend und begaben uns zu Bett. Ich dachte noch ein wenig darüber nach, wie ich die Technologien, die ich für den Untergang der Ordnungssonne aus den einzelnen Fürstenhäusern zusammen bekam, ohne den Zorn eines anderen auf mich zu ziehen. Wenig später, bevor ich einschlief, beschloss ich, noch einmal mit Beliar darüber zu sprechen...
    Geändert von Tob94 (01.11.2011 um 21:12 Uhr)

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    Kapitel 31 – Süße Intrige

    Nach dem Frühstück suchte ich sofort meine Festung auf und ließ nach Beliar rufen. Wie üblich stand er am Fenster und sprach:
    "Guten Morgen. Weshalb hast du nach mir rufen lassen?"
    "Ja, Guten Morgen, ich wollte..."
    "Hast du Ergebnisse zu präsentieren?"
    "Nein, nicht direkt, ich..."
    "Wieso bin ich dann hier?"
    "Weil ich deine Hilfe brauche, ich..."
    "Du brauchst meine Hilfe? Ist dir meine Aufgabe zu schwer?"
    "Nun, die Fürstenhäuser sind verfeindet und ich weiß nicht, wie..."
    "So? Du weißt nicht, wie du von ihnen Technologien erlangen kannst, ohne sie dir zum Feind zu machen?"
    "Ja, so ist es."
    "Wofür bezahle ich dich dann, wenn ich alles selber machen soll?"
    "Alles selber machen... ich brauche lediglich ein wenig Hilfe."
    "Die Frage, die du beantwortet sehen willst, ist die Lösung deiner Aufgabe, ich habe dir den Auftrag nicht gegeben, damit ich sie löse! Wofür bezahle ich dich denn? Du bist ein General, DU musst wissen, wie du vorgehst, DU trägst die Verantwortung, für die du zum Ausgleich Entschädigungen in Form von Xith oder anderen Belohnungen bekommst!"
    "Aber..."
    "Kein Aber! Du bist General und stehst in meinem Dienst und jede Hilfe ist auf einer Ebene in einer Basis quid pro quo! Du führst Aufträge in MEINEM Interesse aus und ich entlohne dich, was in DEINEM Interesse sein sollte, nicht mehr oder weniger!"
    "Doch können wir nicht ein bisschen zusammenarbeiten?"
    "Ich bezahle dich dafür, dass du mir Ergebnisse lieferst, nicht damit du angekrochen kommst und mich die Hälfte machen lässt! Vergiss es!"
    "Pah, das ist doch gemein!"
    "Pass auf, was du da sagst! Du weißt offenbar nicht, was 'gemein' ist! Soll ich dich mal als mein Sklave arbeiten lassen und dich nicht ein bisschen für deine Mühen entlohnen?"
    "Uff..."
    "Das deute ich als 'Nein'. Du hilfst mir und bekommst deine Gegenleistung, so sind wir quitt."
    "Also schön, ich lasse mir was einfallen."
    "Gut. Einen schönen Tag noch."
    Ich brummelte verärgert vor mich hin, während er verschwand. Daraufhin setzte ich mich auf meinen Chefsessel und überlegte, wie ich vorgehen könnte. Kurz darauf kam Ferdinand ins Zimmer und fragte:
    "Was war denn hier los? Habt ihr euch gestritten?"
    "Ach, ich weiß auch nicht, was mit Beliar manchmal los ist."
    "Wieso, was hat er gemacht?"
    "Ich wollte ihn nur mal um Hilfe bitten, aber der kommt gleich mit 'Wozu bezahle ich dich' und so weiter... grmbl..."
    "Tja, so ist er eben. Wenn er einen Auftrag gibt, will er dich erst wiedersehen, wenn du Ergebnisse zu präsentieren hast, sonst kriegt er das Gefühl, dass du für den Posten nicht geeignet bist. Wie ich schon sagte: Oberschicht ist nichts für mich, wer in der Oberschicht ist, der muss dafür geeignet sein, sonst ist er gleich wieder weg vom Fenster."
    "Und was meinst du mit 'geeignet sein'?"
    "Nun, du musst Verantwortung tragen können, wenn du jetzt als General in einer Schlacht versagst, bist DU der Verantwortliche, nicht deine Armee und die Schuld wirst du nicht auf deine Armee übertragen können, das wird sie sich nicht gefallen lassen."
    "Uff... Ich sehe schon, meine Bestimmung ist nicht einfach."
    "Nein, aber so ist das nun einmal, das finde ich auch ganz gut so, denn dadurch tragen hier diejenigen, die auch wirklich fähig sind, Verantwortung zu tragen, die Verantwortung. Darum gönne ich all jenen in der Oberschicht ihre Privilegien."
    "Hm, auch eine Ansicht."
    "Das ist hier nun einmal so, hier musst du deine Talente erkennen, was daraus machen, ansonsten kommst du nicht weit. So macht das hier jeder, wir Dämonen haben alle in verschiedenen Bereichen Talente, diese erkennen wir und bauen sie aus, um ein gutes Leben zu führen."
    "Und du hast Talent darin, Butler zu sein?"
    "Genau. Und du bist General, mach' was draus, Beliar bezahlt gerecht und gut!"
    "Also an Herausforderung fehlt es mir wirklich nicht."
    "Sei froh darüber!"
    "Das sollte ich sein, da hast du eigentlich Recht."
    "Eben. Also, mach dich ran und präsentiere Ergebnisse, du hast doch Zeit, es muss doch nicht schnell gehen, lass dir ruhig Zeit. Beliar lässt sie dir, will dafür aber auch was sehen, deswegen war er eben so sauer, wenn er einen Auftrag vergibt, will er dich erst wiedersehen, wenn du ihn ausgeführt hast, das solltest du dir gut merken."
    "Gut, werde ich tun."
    "Weise, weise Worte, mein lieber Ferdinand."
    Wie aus dem Nichts tauchte Beliar auf und spazierte mit seinem Stock hinein und betrachtete Ferdinand dabei wertschätzend. Er hatte unserem Gespräch wohl beigewohnt. Daraufhin setzte er fort:
    "Ferdinand hätte es nicht besser wiedergeben können, du hast einen fantastischen Butler, er ist wahrlich Gold wert! Hier, nimm diese 10 Xith, die hast du dir für deinen Vortrag verdient, betrachte es als Trinkgeld, als eine kleine Großzügigkeit."
    "Danke!", freute sich Ferdinand.
    "Nichts zu danken. Dank dir gewöhnt sich unser junger General an die Sitten und Bräuche viel schneller, das ist gut, Sozialisation ist ja immer so anstrengend. Manchmal."
    "Hast du unser Gespräch etwa belauscht?", wollte ich vom dunklen Gott wissen.
    "Ja. Schließlich war ich hier nebenan, es war kaum zu überhören."
    "Nun ja, wie auch immer, war ja zu Ferdinands Vorteil."
    "Richtig. Jetzt aber werde ich mich gänzlich verabschieden, gehabt euch wohl, einen schönen Tag noch! Auf Wiedersehen!"
    Und wieder verschwand er. Ferdinand sprach:
    "Siehst du? Er kann auch zuvorkommend und nett sein, ich bekomme hin und wieder ein Trinkgeld, wenn ich etwas besonders gut mache. Das wird er auch mit dir tun, ich wette, wenn du perfekte Ergebnisse für deinen Auftrag ablieferst, bekommst du noch einen Bonus oben drauf."
    "Zum Beispiel?"
    "Nunja, Gutscheine für Spitzenrestaurants, mehr Geld und so weiter."
    "Klingt nett."
    "Ist es auch, mir hat er schon mal eine Wochenkarte für ein Xil'Gorth-Bordell gegeben, als ich solo war, glaub mir, eine Nacht in so einem Haus ist spitzenmäßig und das für eine ganze Woche der absolute Hammer."
    "Bist du vergeben?"
    "Gerade nicht, ich wechsle die Beziehungen gerne mal und mache zwischendurch Pausen, im Moment ist eine dieser Pausen."
    "Deswegen wohl die drei Weiber letzens?"
    "Hehe, das waren nur gute Freunde und so... ja."
    "Und so, klar."
    Wir lachten. Nun beschloss ich, mal Xeline zu fragen, ob sie eine Idee hatte. Schließlich war sie unter anderem eine Meisterin der Intrigen und des Einfädelns bestimmter Dinge, also eilte ich nach Hause suchte sie auf. Wir setzten uns auf das Sofa und Xeline bat mich, alles zu erzählen, was ich über die Fürstenhäuser wusste. Dies tat ich und sie überlegte eine Zeit lang, während ich sanft ihre Haare streichelte, angeblich regte das ihre Gedanken an. Wenn sie scharf nachdachte, verdrehte sie ihren Mund und schaute nach oben, als sie grinste, war sie wohl auf eine Idee gekommen und sagte:
    "Ich hab's! Du sagtest doch, dass O'Fargoth das unbeliebteste Fürstenhaus des Reiches ist."
    "Ja."
    "Ich dachte da an eine klitzekleine, fiese, harmlose Intrige."
    "Ja und weiter?"
    "Wenn die O'Fargoth aber eine... Fürstin ersetzt bekommen, würde diese Fürstin dafür sorgen, dass sich die anderen Fürstenhäuser sich mit den O'Fargoth verbünden und der General, der ebenso zu den O'Fargoth gehört, kann ganz beruhigt ohne Gewissensbisse Technologien der anderen Fürstenhäuser kaufen."
    "Ich verstehe nicht ganz..."
    "Also anders: Du trittst dem Haus O'Fargoth bei, machst dir einen guten Namen und sorgst mit einer Intrige dafür, dass die jetzige Fürstin ihr Plätzchen räumen muss und ich es mir darauf gemütlich machen kann. Zum Gegenzug würde ich dann dafür sorgen, dass sich die Fürstenhäuser, die du im Blick hast, mit mir verbünden..."
    "Du machtgeiles, intrigantes Miststück!", antwortete ich ihr schmunzelnd, während sie sich auf mir setzte und meinen Kragen packte:
    "Macht macht mich geil", hauchte sie mich zungenschnalzend an und biss mir leicht ins Ohr. Daraufhin flüsterte sie:
    "Fürstin Xeline O'Fargoth, na, wie klingt das, mein Süßer?"
    "Geil", hauchte ich zurück.
    "Und du", sprach sie und gab mir einen Zungenkuss, worauf sie fortsetzte: "Du wirst ihnen beitreten und genau das tun, was ich dir sage, nur so können wir dafür sorgen, dass Vana O'Fargoth ihr Plätzchen für mich frei machen muss."
    "Das wird aber hart... Die O'Fargoth sind nicht gerade einfache Leute."
    "Aber du bist doch ein Held, MEIN Held, du wirst es schon schaffen und wenn ich eine Fürstin bin, haben wir beide ein sicheres Einkommen."
    "Du bist genial."
    "Mmmmh, ich weiß. Ich die Fürstin und du der General. Die Fürstin und der General, klingt das nicht furchtbar romantisch?"
    "Und wie. Ohne dich würde ich die von Beliar gestellte Aufgabe wohl nie schaffen."
    "Dafür hast du ja mich. Wir sind sowas wie... verheiratet, also halten wir zusammen."
    "Du sagst es."
    "Und jetzt... mein Tiger... Habe ich ein Lust auf ein bisschen... Spaß."
    "Mit Vergnügen, es wird mir eine Ehre sein, der Spaßfaktor der Fürstin zu sein, um ein Produkt zu erzielen."
    "Mmmh, Faktor mal Faktor ergibt Produkt, also komm her, mein Faktor, lass uns gemeinsam ein Produkt anstreben, wie wollen wir es nennen?"
    "Befriedigung?"
    "Du Mathematiker."
    Und so verbrachten wir den Rest des Tages zu Hause, am nächsten Tag packte ich gleich meine Sachen, um zum O'Fargoth-Gebiet zu fahren. Da ich noch nicht über ein Auto verfügte, musste Ferdinand mich fahren. Als ich vor dem Gittertor des O'Fargoth-Konzerns stand, nahm ich ein mulmiges Gefühl im Magen wahr, die hier Anwesenden wollten mir ganz und garnicht gefallen:
    Tonnenschwere Muskeln, schwere Ausrüstung, grimmige Gesichter und sie alle waren mit Schrotgewehren ausgerüstet. Ich war mir sicher, dass Victor es nicht gefiel, dass ich den O'Fargoth beitreten wollte, aber es war notwendig, sicher verstand er mich eines Tages. Den Plan von Xeline und mir durfte sonst niemand kennen, je weniger ihn kannten, desto besser. Nur eines war sicher: Die bevorstehende Zeit bei den O'Fargoth war keine Gute...
    Geändert von Tob94 (03.11.2011 um 19:29 Uhr)

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    Kapitel 32 – Ungewohnte Zustände

    Ich versuchte, ruhig zu bleiben und trat an das abgesperrte Gittertor, welches von zwei grobschlächtigen Wachen bewacht wurde. Sie beide trugen Sonnenbrillen und waren ein gutes Stück größer als ich. Als ich näher trat, konnte ich sogar den schnaubenden Atem hören. Nun stand ich vor ihnen und sie reagierten unfreundlich:
    "Was willst du?"
    "Da rein."
    "Das wollen sie alle und was willst du da drin?"
    "Ich wüsste nicht, was dich das anginge."
    "Jetzt werd' mal nicht frech, du halbe Portion, entweder du sagst, was du willst oder du verschwindest wieder."
    Er sprach mit einem einschüchternden Ton, also antwortete ich:
    "Also schön, ich will mit eurem Boss sprechen."
    "Wieso?"
    "Ich will bei euch mitmachen."
    Er schaute mich kurz an, um zu prüfen, ob ich es ernst meinte, als er es aber feststellte grinste er breit und rief zu seinem Kollegen:
    "Hast du gehört, Kalle? DER hier will bei uns mitmachen, meint er!"
    Sein Kollege blickte zu mir hinunter und sie beide lachten sich die Seele aus dem Leib. Als sie fertig waren mit Lachen, wandte der Torwächter sich wieder mir zu und sprach ernst:
    "Jetzt hör' mir mal zu, ich sag' dir jetzt, was du machst. Du drehst dich um und bewegst deinen Arsch von hier weg, weit weg, sonst endest du als Mus!"
    "So lasse ich nicht mit mir reden, erstens darf jeder beitreten, so steht es in den Regeln und zweitens bin ich der General Beliars Armeen, wenn du mich jetzt nicht sofort vorbei lässt, dann wollen wir mal sehen, wie du es mit meiner Dämonenarmee aufnimmst, du Erbsenhirn!"
    "Du wagst es, mich Erbsenhirn zu nennen, na warte!", er zielte mit seinem Schrotgewehr auf meinen Kopf und kurz, bevor er abdrücken wollte, hielt sein Kollege Kalle das Gewehr nach unten und mahnte ihn:
    "Frank, hör auf, du kriegst noch Probleme mit Beliar, wenn du dem General was antust. Wir lassen ihn durch, so sind auch die Regeln..."
    Ich war es überhaupt nicht gewöhnt, so angesprochen zu werden, daher war ich auch reichlich zornig. Kalle öffnete das Gittertor und ließ mich in das O'Fargoth-Gebiet. Es war ein großes Gelände, geteilt in zwei Hälften, links trainierten die Männer, rechts die Frauen der Dämonen. In der Mitte stand das Hauptgebäude, welches ein ziemlich einfacher Block war. Dahinter befanden sich die Baracken der Mitglieder, die hier wohnten. Hoffentlich musste ich nicht hier wohnen, ich war froh, wenn ich hier so schnell wie möglich wieder heraus kam.
    Während ich die paar hundert Meter zum Hauptgebäude lief, brummelte ich noch ein wenig vor mich hin wegen den Wachen, die mir eben den Weg blockieren wollten. Dies musste ich auch vor dem Hauptgebäude über mich ergehen lassen, aber anscheinend reichte auch diesen Wachen das Argument, dass ich ein General Beliars war, darüber war ich auch froh, ich wollte wirklich nicht wissen, wie es hier war, wenn man nicht gerade ein General oder Fürst und so weiter war.
    Im Hauptgebäude, welches auch innen sehr schlicht war, musste ich vor dem Büro des Gebietsleiters auch noch mal an lästigen Wachen vorbei, nun stand ich endlich im Büro des "Bosses", wie sie ihn hier alle nannten. Wie zu erwarten war, war es ein muskelbepackter Dämon, aber in einem Businessanzug, der ihm ein paar Nummern zu eng war und ihm überhaupt nicht stand. Er rauchte gerade eine dicke Zigarre, rank Whiskey und saß an seinem Computer. Ohne zu grüßen fragte er abfällig:
    "Wer bist du und was willst du?"
    "Meinen Namen musst du nicht wissen, es reicht, wenn du weißt, dass ich der General Beliars bin und ich bin gekommen, um euch beizutreten."
    Er lachte kurz auf und erwiderte:
    "Kannst du mir denn nachweisen, dass du Beliars General bist?"
    "Ja. Hier ist meine Marke."
    "Soso und woher weiß ich, dass das keine Fälschung ist?"
    "Möchtest du das wirklich bewiesen haben? Dann bin ich gleich wieder da, mit einer Armee von Dämonen und lasse sie das Drecksnest hier auseinandernehmen! Beliar wird das sicherlich nicht ablehnen, die Belästigungen gehen mir langsam auf den Sack!"
    Wieder lachte er auf, aber nicht etwa, weil er mich lächerlich fand, viel mehr wertschätzend. Er erwiderte:
    "Du kannst dich wehren. Das ist gut. Also schön, setze dich, ich werde Fürstin Vana O'Fargoth davon unterrichten."
    Daraufhin tippte er etwas in den Computer ein und rief die Fürstin an. Einen kurzen Moment telefonierten sie, er klang auch teilweise ziemlich überrascht, aber wenig später, nach dem Gespräch unterrichtete er:
    "Die Fürstin will dich persönlich treffen, sie meint, sie hätte etwas mit dir zu besprechen."
    "Wo ist sie?
    "In Daljas, sie hat verordnet, dich hinfliegen zu lassen, der Heli befindet sich auf dem Dach dieses Gebäudes."
    "Daljas?"
    "Eine Stadt, etwa 50 Meilen weg von hier."
    "Wie sieht es mit dem Rückflug aus?"
    "Ist drin. Sonst noch was?"
    "Nein."
    "Dann Abmarsch."
    Ich lief durch den schlichten Korridor aus weiß angestrichenem Beton und Fliesen, anschließend ins Treppenhaus und daraufhin hoch auf das Dach. Zwei O'Fargoth-Mitglieder, die mich mürrisch anblickten, warteten vor dem Hubschrauber auf mich und flogen, ohne ein Wort mit mir zu wechseln los. Der Flug dauerte etwa eine halbe Stunde, wir landeten auf dem Dach einer gewaltigen Villa, die wirklich zu einer Fürstin der O'Fargoth passte: Protz, Prunk und Größe waren hier vorzufinden. Ich fragte mich, wofür man eine Villa brauchte, die beinahe so groß war wie eine kleine Siedlung. Der Innenhof, der mit Hauswänden umschlossen war, war ein ganzer Weidengrund mit Badeteich, der umringt war mit Wegen und an diesen waren stellenweise Bänke aufgestellt. Wie viele Fenster diese Anlage hatte, vermochte ich nicht zu zählen, es waren eindeutig zu viele. Sie alle waren mit weißen, aufwendigen Formen umrandet und die Hauswände waren mit einem hellen Gelb angestrichen. Wenn ich in einem Haus nicht wohnen wollte, dann war es dieses, ich war kein Freund von solchen übergroßen Villen, mir reichte ein kleineres Zuhause vollkommen. Aber diese Vana O'Fargoth wollte wohl eines zum Ausdruck bringen: Macht. Die O'Fargoth hielten sich offenbar alle für etwas Besseres und verhielten sich auch dementsprechend. Ich konnte mich wirklich nicht mehr wundern, dass dieses Fürstenhaus das Unbeliebteste war und ich nahm nicht an, dass Beliar die Art und Weise der Mitglieder gut fand, er tolerierte sie höchstens, solange sie nicht kriminell waren.
    Die zwei Wächter begleiteten mich weiterhin ohne zu sprechen zum Büro von Vana O'Fargoth. Wir mussten ziemlich weit in ihrer Villa gehen, ehe wir ihr Büro erreichten.
    Sie saß auf einem Chefsessel mit überschlagenen Beinen, von denen sie nicht viel verborgen hielt. Der Rock ihrer Business-Kleidung war ziemlich kurz und zusammen mit dem Oberteil spiegelte sie auf eine elegante Art und Weise eine skrupellose Geschäftsfrau wider. Ihr perfektes Gesicht und ihr bösartiger und zugleich verführerischer Blick bestätigten diesen Eindruck. Dazu hatte sie lange, künstlich schwarz gefärbte Haare, die im Licht blau glänzten und die zwei kurzen Hörner ragten aus ihnen heraus. Sie sprach:
    "Ah, der General. Setz' dich, ich habe dich erwartet." Nachdem ich Platz nahm, fuhr sie fort:
    "Wie einer meiner Mitarbeiter bereits angekündigt hat, hast du Interesse daran, dem Fürstenhaus O'Fargoth beizutreten. Da wir schon länger keinen General in unseren Reihen sahen, kommt es mir sehr entgegen."
    Das war mir klar, die war doch nur darauf aus, dass ihr verdammtes Fürstenhaus jemanden hatte, mit dem sie angeben konnte und Werbung für ihre Technologien machte. "Oh ja, du wirst fallen, bald wird Xeline auf deinem Sessel sitzen.", sagte ich mir innerlich. Sie setzte fort:
    "Aufgrund dieser Tatsache ist es mir eine Freude, dich höchstpersönlich in meine Reihen aufzunehmen. Doch dazu musst du eine Ausbildungszeit überstehen, aber keine Angst, in dieser Zeit wirst du zu einem Mann, einem richtigen Tiger geformt..."
    Zwar war sie mir von Anfang an unsympathisch, aber ich musste zugeben, dass mich ihr Aussehen und ihre Stimme schwer betörten. Es fiel mir schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht auf ihre Beine und Ausschnitt zu schielen.
    Sie redete weiter mit vielen Floskeln, doch als sie fertig war, sprach sie:
    "Nun, ich denke, ich habe dir einen Überblick über das Fürstenhaus O'Fargoth verschaffen können, es fehlt nur noch eine klitzekleine Formalität."
    "Welche da wäre?"
    "Der Vertrag, hier, bitte schon."
    Aus ihrem Schubfach holte sie beschriebenes Blatt Papier heraus und reichte mir dazu einen Stift hinüber. Ich überflog den Vertrag, las das Kleingedruckte und da ich keinen weiteren Haken entdeckte, unterschrieb ich. Vana O'Fargoth lächelte breit, stand auf und reichte mir die Hand:
    "Willkommen im Fürstenhaus O'Fargoth, du meine Wächter werden dich zurück in die Basis in Fias Vilaj fliegen, dort wird man dich ausbilden. Auf Wiedersehen."
    "Tschüss."
    Die zwei Wachen, die jetzt noch grimmiger dreinschauten, flogen mich zurück. Offenbar gefiel es ihnen überhaupt nicht, dass Vana O'Fargoth mich aufgenommen hatte. Als ich angekommen war, wartete bereits ein Ausbilder, den ich an seiner Rüstung erkannte, auf mich. Brummig sprach er:
    "Hör zu, Kleiner, ich bin dein Ausbilder, man nennt mich Trainer Klaus. Eines will ich von vorne herein klarstellen, nur weil du ein General bist, heißt das noch lange nicht, dass du sowas wie ein Obermacker bist, ich weiß nicht, warum die Fürstin eine solche halbe Portion wie dich aufnimmt, noch weniger verstehe ich, wie Beliar sowas wie dich zum General ernennen kann."
    "Hey, so muss ich nicht mit mir reden lassen!"
    "Oh doch, das wirst du, du brauchst mir gar nicht erst mit deiner Armee zu drohen, ehe dir es gelingt, sie zu rufen, rupfe ich deinen Kopf ab!"
    "Wollen wir es mal probieren?"
    Ich sprach die ersten Worte, die ich rufen musste, um die Armee herbei zu befehlen, doch ehe ich den Satz auch nur ansatzweise beenden konnte, fühlte ich, wie eine Hand mir die Luft abdrückte. Mein Hals fühlte sich an wie ein Schlauch, dem man das Wasser abdrückt. Nun hob der Kerl mich auch noch hoch, sodass es noch mehr eh tat und sprach:
    "Ich habe dich gewarnt, Kleiner, ich bilde dich aus, weil es mein Job ist, aber glaube ja nicht, dass du hier der Obermacker sein darfst, haben wir uns verstanden?"
    Ich konnte nichts sagen, nur ächzen und stöhnen, doch endlich ließ er mich los und fuhr fort:
    "Schön. Dann werden wir heute mit dem Training beginnen, ein Fohlen wie du muss erst einmal ein bisschen warm werden, ich würde sagen, wir beginnen heute mit Einlaufen, fünf Runden um das Gelände."
    "FÜNF RUNDEN?!"
    "Ja, sind doch nur ein paar Meilen. Zum Einlaufen ideal. Willst du jetzt kneifen oder was?"
    Als er die letzte Frage stellte, grinste er mich so fies an, dass dies nach einer Herausforderung schrie. Zornig antwortete ich ihm:
    "Also schön. Fünf Runden? Dann mal los."
    "Warte. Vorher muss ich dir noch deine Sportkleidung geben, hier, nimm sie und zieh dich um. Dazu kriegst du einen Walkie-Talkie, damit ich dir deine Befehle durchsagen kann, ich werde derweil auf den Turm gehen."
    "Gut."
    "Na, worauf wartest du noch, los, mach die Fliege!"
    Ich ging in das Gebäude hinein und folgte den Schildern zur Umkleidekabine. Dort zogen sich gerade auch andere muskelbepackte Hausmitglieder um. Ich ignorierte sie und legte meine Sportskleidung an. Doch als ich die Umkleidekabine verlassen wollte, blockierten mir zwei der anderen Leute, die sich hier gerade umzogen, den Weg. Einer fragte:
    "Naaaa, wo solls' denn hingehen, Kleiner? Haben wir es eilig?"
    "Lasst mich vorbei", reagierte ich kühl.
    Die beiden lachten, doch ich versuchte, meinen Gesichtsausdruck nicht zu ändern, ich betonte erneut:
    "Lasst mich vorbei."
    "Oho, der Hai zeigt Zähne, ich glaube, er hat Zahnschmerzen, da müssen die Zähne raus, nicht wahr, Flipp?"
    "Jop.", antwortete sein Kumpel.
    "Jetzt hör mir mal zu, Kleiner, ich weiß nicht, was du hier machst und ich weiß auch, wer du bist, wir können dich aber trotzdem nicht leiden. Du hast meinen Brüdern mit deiner Armee gedroht und hier einen auf großen Mann gemacht, sowas mögen wir hier nicht, gelle?"
    Er schlug mir so heftig in den Bauch, dass ich in die Ecke mit voller Wucht flog und mir der Kopf extrem schmerzte. Die zwei rückten näher, verspotteten mich und traten auf mich ein.
    Nach vielen heftigen Tritten, Stößen und Schlägen wollten sie den Rückzug machen, aber ich war so etwas nicht gewöhnt, dies schrie nach Rache. Jetzt führte kein Ausweg mehr daran vorbei – Ich bekam die Lust, sie zu töten und da sie körperlich stärker waren als ich, musste ich Magie anwenden. Offenbar waren diese Erbsenhirne überhaupt nicht magiebegabt. Zum Glück hatte ich kürzlich einen netten, fiesen Zauber gelernt, mit dem konnte ich meine Feinde schrumpfen.
    Als die beiden die Tür öffneten, verfluchte ich sie von hinten, sodass sie so klein wurden wie Käfer. Lachend stand ich auf und zog die beiden mit dem Finger an einem Bein hoch. Sie schrien vor Schmerzen, doch ich wollte, dass sie noch mehr litten, sie mussten um den Tod betteln, erst dann war ich zufrieden. Ich holte ein Feuerzeug aus meiner Tasche und brannte sie zwar nicht an, ließ sie aber in der heißen Luft hängen. Die Schreie waren Musik in meinen Ohren. Nun hatten sie genügend Brandblasen, jetzt beschloss ich, sie die Toilette hinunter zu spülen, es war schon lustig, dass diese Muskelprotze kaum größer waren als Käfer und schrien wie ein Baby. Ich ließ sie ins Toilettenwasser in einer für die Geschrumpften gewaltigen Höhe plumpsen. Als ich nun gerade vor der Toilette stand, fiel mir ein, dass eine Erleichterung mal wieder nötig war und spülte die zwei kleinen Verlierer gründlich ab. Sie schrien und ekelten sich offenbar gewaltig, ob warmes Urin auf Brandblasen Schmerzen verursachte? Hoffentlich. Nun winkte ich ihnen zu und spottete:
    "Tja, das hättet ihr euch vorher überlegen müssen! Guten Rutsch in den Gulli!"
    Ich spülte und lachte laut auf. Die Genugtuung war ein tolles Gefühl, niemand verprügelte mich und wer es doch tat, musste sterben. So war das Gesetz.
    Endlich hatte ich den Abfall hinaus gebracht, jetzt konnte ich mich dem Training widmen. Die blauen Flecken waren zum Glück nur im Bauchbereich und an den Beinen.
    Trainer Klaus brüllte durch das Walkie-Talkie:
    "Wo bleibst du denn nur, du Pfeife? Schwing deinen Arsch nach draußen!!!"
    "Jaja, ganz ruhig, ich komme ja schon.", reagierte ich genervt.
    "DAS HEIßT 'SOFORT, TRAINER KLAUS!!!'"
    "Jaja, sofort, Container Raus."
    "WIE BITTE?"
    "SOFORT, TRAINER KLAUS!"
    Ich begab mich auf das Gelände und der Trainer sagte durch:
    "Dann lauf mal los."
    Nun startete ich. Es war anstrengend, bei der Hitze durch den Wüstensand des Geländes und dem sandigen Beton zu joggen. Ich hasste Sport. Doch schlimmer war das Genörgele des Trainers, ständig blaffte er durch den Walkie-Talkie:
    "SCHNELLER!!!", "WILLST DU SPAZIEREN GEHEN ODER SO?! MACH HINNE!" und so weiter, der hatte wirklich immer was zum nörgeln.
    Völlig geschafft absolvierte ich die fünfte Runde und legte mich auf den Boden. Der Trainer brüllte durch:
    "HEY, nicht hinlegen, du Niete, wir sind noch lange nicht fertig! Austehen, na los! AUFSTEHEN!"
    "Meine Güte, mach' mal halblang, gönn' mir auch mal eine Pause..."
    "DAS IST DOCH WOHL DIE HÖHE! Dafür machst du jetzt zur Strafe zehn Liegestütze."
    "Leck mich..."
    "FÜNFZIG LIEGESTÜTZE ABER AUF DER STELLE, SONST WERDE ICH UNGEMÜTLICH!"
    Solche Zustände war ich wirklich nicht im Geringsten gewöhnt. Ich ächzte und brachte die Liegestütze hinter mir. So ging es den ganzen Tag weiter, ich musste noch Gewichtheben und sonstige muskelaufbauende Aktivitäten fertig bringen. Als es endlich abends war, rief ich Ferdinand an, der mich abholen sollte. Zum Glück musste ich nur einmal pro Woche hier her kommen, ich konnte kaum noch laufen, ich war wirklich extrem erschöpft.
    Ferdinand fuhr mich nach Hause und Xeline hatte bereits den Tisch gedeckt und wartete schon auf mich. Sie gab mir einen Kuss und kommentierte:
    "Oh, du siehst aber ganz schön fertig aus."
    "Bin ich auch...", grunzte ich.
    "So schlimm?", fragte sie, während sie tröstend meine Haare streichelte.
    "Oh ja... Diese Gesellschaft ist wirklich ein übler Haufen..."
    "Komm, setz' dich erst einmal und erzähle mir alles."
    Wir setzten uns an den Tisch, verspeisten das Abendessen und ich berichtete Xeline von den heutigen Geschehnisssen. Darauf sagte sie:
    "Nun, du wirst dir wohl einen Namen machen müssen, um die Fürstin wieder zu treffen. So, wie sie dich empfangen hat, hat sie bestimmt etwas mit dir vor. Du musst mir alles erzählen, sobald es etwas geben sollte, was ihr schaden könnte, müssen wir die Falle zuschnappen lassen."
    "Glaubst du, sie hat was Kriminelles vor?"
    "Das wissen wir ja noch nicht, aber sie hat bestimmt etwas mit dir vor, was Beliar nicht gefallen sollte."
    "Das will ich mal hoffen, ich will nicht umsonst bei diesen Idioten gewesen sein..."
    "Das wirst du nicht, vertrau' mir. Mach' dir dort einen Namen, dann werden wir den nächsten Schritt besprechen. Aber jetzt gehen wir erst einmal ins Bett, gelle?"
    "Das ist eine gute Idee."
    Xeline räumte noch den Tisch ab und dann gingen wir beide schlafen, heute schlief ich ziemlich schnell ein, was mich aber nicht wirklich wunderte.
    Geändert von Tob94 (06.11.2011 um 15:23 Uhr)

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    Kapitel 33 – Aschetransformationen auf dem Meteor

    Ein halbes Jahr war nun schon vergangen und jede Woche wieder wiederholte sich das gleiche Leid: Training bei den O'Fargoth, bei denen ich inzwischen etwas weiter gekommen war, aber kaum einer wollte mir dort vertrauen. Ich hatte wirklich keinen Plan, wie ich das Vertrauen der Fürstin erlangen sollte, wenn mir noch nicht einmal die Bosse trauten. Der Todesfall der von mir eliminierten Mitglieder, die mir das Leben schwer machen wollten, konnte nie aufgeklärt werden. Ich hatte aber die vage Vermutung, dass die Ermittler nicht durch die Abwasserkanäle schwimmen wollten, um die zwei verstümmelten Leichen zu finden.
    Victor sprach nicht mehr mit mir, seit er aus Zufall erfahren hatte, dass ich zu den O'Fargoth gehörte, aber ich war mir sicher, dass er es wieder tat, wenn es so weit war und ich ihm meine Pläne offenbaren konnte. Das war sehr zu hoffen, ich fand es nicht schön, Victor ständig in diesem Viertel über dem Weg zu laufen, während er mich gekonnt ignorierte, von Toleranz konnte man bei den 'sel Cediliath wirklich nicht sprechen.
    Mein Körper war um einiges muskulöser geworden, was Xeline zwar zu gefallen schien, aber das Training missfiel mir eindeutig. Man hatte mir auch schon eine Dienstwaffe angeeignet, diese war wirklich ein gefährliches Teil, eine Schrotflinte nach Bauart der O'Fargoth und es hieß, dass O'Fargoth-Waffen die besten des Reiches waren und das seit Generationen. Diese Waffe habe ich erhalten, als man mich zum Eliminator befördert hatte. In der Umgangssprache wurde dieser Rang ganz einfach "Killer" genannt und das zu Recht, es war nämlich meine Aufgabe, Kriminelle zu erschießen. Es war zwar ganz unterhaltsam, aber der Gedanke, das für die O'Fargoth zu tun, war mir zuwider. Aber dennoch war es interessant zu beobachten, wie schnell die Kriminellen von ihrem hohen Ross wieder herunterkamen, als man sie erst einmal gefasst hatte. Einige waren schnell zu fassen und ebenso schnell konnte ich sie mithilfe der Schrotflinte nachbearbeiten, indem ich sie damit enthauptete. Andere jedoch schienen fähige Kriminelle zu sein oder erst mit der Angst um den Tod fähig zu werden und nahmen viele, viele Geiseln und drohten mit ihnen. Zwar konnte ich die Täter stets mit den anderen aus dem O'Fargoth Eliminatortrupp fassen, doch fielen im schlimmsten Fall leider auch einige Geiseln dem Spektakel zum Opfer und das hörte der Boss nicht gern, schließlich genossen die O'Fargoth den Ruf eines Profis in diesem Gebiet und wenn es uns misslang, Geiseln zu befreien, könnte der gute Ruf bei dieser Bande wohl auch in diesem Gebiet endgültig verschwinden.
    Xeline fand zwar Gefallen an meinen Muskeln, aber so wie ich sie kannte, gefiel ich ihr auch ohne Muskeln.
    Diese Woche aber fand ein besonderes Ereignis statt: Die Dämonennacht. Das war ein Konzert, das alle Jahre wieder auf einem rasenden Meteor stattfand. Es sollte legendär sein, wie ich gehört hatte, zwar waren die Eintrittskarten sehr teuer, aber nach dem, was ich darüber erfahren habe, war dieses Konzert einzigartig. Xeline wollte nicht mit kommen, sie mochte diesen Musikstil nicht. Ferdinand und ich hatten geplant, gemeinsam zu diesem Konzert zu fliegen. Der Flug erfolgte über Raumschiffe, die uns nach drei Tagen wieder abholen sollten. Ich war wirklich gespannt, wie das Stadion im rasenden Meteor aussah, bestimmt war es inmitten eines Kraters gebaut. Selbstverständlich wurde der Bau von den 'sel Cediliath in die Wege geleitet, das ganze Festival wurde von ihnen organisiert. Wenn die O'Fargoth also schon zu einer Veranstaltung erschienen, die von ihren Erzfeinden geleitet wurde, dann war sie bestimmt verdammt gut. Hinzu kam, dass ich als General eine Karte für die VIP-Tribüne erwerben konnte, von dort aus konnte man das Konzert mit Sicherheit noch mehr genießen.
    Nun war der Tag gekommen, an dem die Dämonennacht stattfand. Da wir drei Tage auf dem Meteor verbrachten, wollten Ferdinand und ich ein Zelt teilen und gemeinsam zum Flughafen fahren. Schon sehr früh klingelte er bei mir zu Hause, bis zum Flughafen war es ein weiter Weg. Ich verabschiedete mich von Xeline, die noch einmal kurz für mich aufstand und nachdem wir die Wohnung verließen noch ein paar Stunden weiter schlief.
    Der Kofferraum des untoten Autos war voll gepackt, aber glücklicherweise passte alles einigermaßen gut hinein. Entgegen der aufgehenden glutroten Sonne fuhren wir in die Wüste zum Flughafen. Dies war einer der vielen, von denen die Flugschiffe abfuhren, wie Ferdinand erzählte, er ergänzte auch, dass überall im zentralen Reich Beliars die Dämonen zum rasenden Meteor geschifft wurden.
    Während der Autofahrt unterhielten wir uns:
    "Wie viele Male warst du eigentlich schon dort?", wollte ich von Ferdinand wirssen.
    "Ach, unzählige Male. Ich lebe schon so lange, da habe ich es aufgegeben, die Jahre zu zählen."
    "Die Alterslosigkeit, wie?"
    "Jap, sag' mal, wie ist es da eigentlich mit Kindern und Nachwuchs? Das würde ja zur Überbevölkerung führen, oder?"
    "Nun, WIR können keine Kinder kriegen."
    "Was heißt 'wir'?"
    "Wir sind eine besondere Art von Dämonen, wir sind eine Art Elite-Dämonenrasse."
    "Und diese kann aus welchem Grund keine Kinder kriegen?"
    "Weil sie eben alterslos ist, würde sie Kinder kriegen, wäre die Überbevölerung in Null komma nichts da."
    "Und alle anderen können Kinder kriegen, oder wie?"
    "Ja, die altern dafür aber auch."
    "Also sind doch nicht alle Dämonen unsterblich?"
    "Doch, sie sind unsterblich, Unsterblichkeit ist nicht im Sinne von Alterslosigkeit gemeint."
    "Sondern?"
    "Der Umstand, dass man immer wieder als Dämon wiedergeboren wird. Bei Sterblichen des Universums ist es so, dass die Seele in die Seelensphäre zurückkehrt, sich mit der Sphäre verschmilzt und damit zersplittert wird. Einzelne und regenerierte Teile davon fliegen hinaus, um ein neues Lebewesen zu beseelen. Auf die Weise ist jedes Lebewesen immer anders. Dämonen hingegen sterben und ihre Seele, die übrigens Vozthan genannt wird, wandert weiter und beseelt ein Neugeborenes."
    "Und wenn ein Dämon stirbt, wird gleichzeitig ein anderer geboren?"
    "Jup, hier bleibt die Bevölkerungszahl immer gleich groß, sie verändert sich nie. Die Ältesten sterben und ihr Vozthan wandert in ein Neugeborenes weiter."
    "Oha, interessant. Oh, wir sind am Flughafen."
    "Stimmt. Dann lass uns mal einen Parkplatz suchen."
    Bis wir diesen gefunden hatten, waren gefühlte Stunden vergangen. Überall drängelten sich die untoten Autos auf dem Wüstenplatz hindurch, um endlich parken und anschließend zum Flugschiff laufen zu können. Der Flugplatz war gigantisch, bestimmt würde er in der Großstadt Fias Vilaj ein Viertel des Platzes beanspruchen. Auch in die Flugschiffe passten bestimmt zweihundert Passagiere. Die Düsenantriebe waren so hoch wie ein Hochhaus und auch ebenso breit. Dies konnte ich aber nur von Weitem erkennen, wir mussten bis dort hin bestimmt noch mehrere Meilen laufen.
    Während wir durch die Wüstensonne dort hin liefen, unterhielt ich mich mit Ferdinand:
    "Du, Ferdinand, wegen den Geburten..."
    "Ja?"
    "Was ist eigentlich, wenn etwas passiert? Meinetwegen ein Unfall, in dem es mehrere Todesopfer gibt? Da würde doch die Bevölkerungszahl sinken, oder?"
    "Nun, in einem solchen Fall würden die Mütter eine Zeitlang Drillinge anstatt kriegen, bis die Zahl wieder eingeholt wurde."
    "Ach, Mütter bekommen immer Zwillinge?"
    "Jap. Damit es aber eben niemals zur Überbevölkerung führt, können sie alle nur ein einziges Mal im Leben schwanger werden und um Unterbevölkerung zu vermeiden, empfindet jeder weiblicher Dämon, wenn er noch keine Kinder bekommen hat, eine verstärkte Lust, welche zu bekommen."
    "Es gibt wohl keine Dämoninnen ohne Kinder im Reich?"
    "Nein. Sie alle haben Kinder. Auch gibt es hier auch ein Gen, das Homosexualität unter Dämonen verhindert, es gibt nur Bisexualität."
    "Oha."
    "Bei den Sterblichen ist Homosexualität kein Thema, ich habe ja auch nichts dagegen, bloß bei den Sterblichen gibt es keine feste Bevölkerungszahl. Dort können Rassen aussterben, worauf dann neue entstehen und im Falle einer Überbevölkerung entstehen Seuchen und Krankheiten, die die Bevölkerungszahl wieder vermindert."
    "Wie viele Dämonen gibt es eigentlich im Zentralreich Beliars?"
    "Das weiß niemand außer Beliar. Interessiert mich ehrlich gesagt nicht. Auf jeden Fall sorgt er dafür, dass diese Zahl niemals über und unterschritten wird. Daher kriegt auch jede Dämonenmutter Zwillinge und im Spezialfall dann eben eine Weile lang Drillinge."
    "Interessant. Wie hoch ist eigentlich die Lebenserwartung dieser Dämonen?"
    "Nunja, so gegen 200 bis 300 Jahre sollten hinkommen."
    "Oh, ganz schön lange."
    "Jup."
    Etwa eine Stunde liefen wir noch und wir standen vor dem gigantischen Raumschiff. Eine breite mobile Rolltreppe wurde vor den Eingang verlegt und davor verlangte man nach unseren Tickets, welche ich dem 'sel Cediliath-Wärter übergab.
    Im Raumschiff gab es unzählige Kabinen mit kleinen Fenstern, bis ich meine gefunden hatte, war viel Zeit vergangen. Die Kabine hatte zwei Betten, da Ferdinand und ich die Tickets zur gleichen Zeit gekauft hatten, waren wir Nachbarn. Er hatte die Nummer 1429 und ich die 1430 aus dem Fias-Vilaj-Distrikt.
    Wir mussten noch einige Stunden warten, bis das Raumschiff startete. In der Zeit sahen wir uns etwas um. Es herrschte wirklich der pure Luxus, im Mittelschiff war eine große Bar und ein ganzer Aufenthaltssaal, in dem man schmausen konnte. Ferdinand und ich gönnten uns jeweils einen Martini und ließen uns auf dem knallroten Sofa nieder, um die tanzenden Stripperinnen an der Stange zu bewundern.
    Eine vergnügliche Weile später verließen wir den riesigen Saal voller Prunk und Luxus und begaben uns zurück in die Kabinen. Die Martinis waren verdammt teuer, aber hin und wieder gönnte ich mir auch mal etwas Kostspieliges. Wir mussten nicht mehr lange warten und wir spürten, wie das Schiff abhob. Es flog langsam nach oben, neigte sich in die Höhe und als die Düsen mit voller Kraft gestartet wurden, konnten wir beobachten, wie direkt einem Dimensionsportal entgegenflogen. Da es offenbar ein spezielles Portal war, spürten wir den Teleportstrom nicht, sondern flogen, als ob wir eine normale Tür in ein Haus passiert hätten direkt in das Universum, der Domäne Beliars. Dies war wunderschön, die vielen Sterne durch das kleine Fenster der Kabine zu betrachten.
    Ferdinand und ich bemerkten gar nicht, wie schnell die Zeit verging, während wir das Weltall bewunderten, schon hörten wir die Durchsage:
    "Wir sind nur noch wenige Meilen vom rasenden Meteor entfernt, bitte richten Sie sich auf die Ankunft ein."
    "Klare Worte", kommentierte Ferdinand.
    Wir packten unsere Sachen zusammen und verließen die Kabine, um uns in die vollgestopften Gänge zu quetschen. Unsere Mitdämonen hatten sich schon passend umgezogen – einige hatten ihr Oberteil ausgezogen, um ihre Muskeln zu zeigen, andere hatten sich dazu bemalt und die Verrücktesten unter ihnen zogen ihre verrückten Kostüme an. Es herrschte richtige Vorfreude in diesem Schiff, sie alle konnten es offenbar kaum erwarten, die Stimmung war so gut, dass ich automatisch mit grinsen musste. Auch sah ich einige Fan-T-Shirts von den Bands, die heute auftraten, andere trugen Oberteile, auf denen hinten die Namen aller Bands, die heute auftraten, aufgelistet waren. Da sie alle tosten und ziemlich unruhig waren, konnte ich nur einige Namen ablesen, welche teils ziemlich guttural klangen, aber immerhin war es nur Musik. Die breite Luke des Raumschiffes öffnete sich und die Passagiere strömten die mobile Rolltreppe nach unten und jubelten. Da ich noch nie hier war, musste ich erst mal mit geöffnetem Mund staunen:
    Unzählige von den riesigen Flugschiffen waren hier auf dem gewaltigen Flughafen verteilt. Der Startplatz in Fias Vilaj war schon riesig, aber gegen diesen hier war er ein kleiner Vorgarten. Die Schiffe landeten auf dieser riesigen, begradigten und mit Beton übergossenen Fläche elegant und gleichmäßig in Zweierreihen. Ich wollte wirklich nicht wissen, wie viele Meilen diese Fläche lang und breit war. Nun betrachtete ich die Landschaft: Es war eine steinige, dunkelgraue Einöde, wie es für einen Meteoriten zu erwarten war. Allerdings besaß dieser eine ähnliche Schwerkraft wie in Beliars Reichen und man konnte problemlos atmen. Offenbar war er mit einer Hülle umgeben, um die Luft zu isolieren. An den schnell vorbeifliegenden Sternen sah ich, dass er tatsächlich raste und das nicht zu knapp. Offenbar so schnell, dass er in einen Planet krachen und direkt hindurchfliegen könnte. Zum Konzertstadion fuhren uns einen Meter über den Boden fliegende Hoverbusse, welche von den einzelnen Raumschiffen mitgeführt wurden.
    Zuerst wurden wir zum Zeltplatz vor dem Stadion gefahren, damit alle ihre Lager aufschlagen konnte. Dieser Platz war eine Wüste aus einer Art grauem Sand, doch kombiniert mit der Lebhaftigkeit der Lager aufschlagenden Dämonen sah er nicht mehr trostlos aus. Stunden später, als es spät wurde und Zeit zum Schlafen war, beruhigte sich der Platz etwas, viele gingen in die Zelte, bis auf die, die alle Tage durchmachen wollten. Das Konzert ging erst in vierzehn Stunden los, also legten Ferdinand und ich, um ausgeschlafen zu sein, uns in die Zelte.
    Es gestaltete sich schwierig, bei dem Lärm zu schlafen, aber mit genügend Müdigkeit klappte es letzendlich, einzuschlafen.
    Es gelang uns, fünf Stunden zu schlafen, durch die singenden Dämonen wurden wir schon früh geweckt. Die Stimmung war hier wirklich sensationell, die meisten Lieder, die gesungen wurden, kannte ich, aber da ich unter vielen Menschen eher ruhig war, verhielt ich mich auch dementsprechend. Vielleicht nicht schlecht gelaunt, aber so energisch ganz entschieden auch wieder nicht. Wir kauften uns etwas Fastfood, das hier über Stände angeboten wurde und stillten unseren Hunger. Da der Meteor im Moment kein Sonnenlicht ab bekam, war der Platz beleuchtet durch mitgeführte Scheinwerfer, welche so grell strahlten, dass man kaum in ihre Richtung blicken konnte.
    Die Schar der Dämonen, welche inzwischen schon einige Feuerwerke und Flugwettbewerbe veranstaltet hatten, warteten nun, als das Konzert in einer Stunde begann, vor den Toren des Kraters. Das Stadion war direkt in einen Krater des Meteors gebaut und gewaltige, hornförmige Spitzen ragten in die Höhe, welche verbunden waren mit einer Mauer aus Metall. An jede dieser Zacken befanden sich Scheinwerfer. Die Mauer schien zwar um die fünfzig Meter hoch zu sein, aber der Krater war bei der Menge an Dämonen bestimmt sehr, sehr tief und voll mit Sitzbänken und Leinwänden. Am Eingang zur VIP-Tribüne stand aber nicht so eine lange Schlange. Dort sah ich unter anderem Vana O'Fargoth, den dicken Cedric Xil'Gorth und viele, viele andere bekannte Personen der Reiche Beliars. Ferdinand durfte mit mir auf die VIP-Tribüne, das war eines seiner Butler-Privilegien.
    Über den Aufgang zu dieser Tribüne war ein mit grünen Neonfarben beleuchtetes Schild mit der Aufschrift "VIP" angebracht. Um durch den mit Glas umhüllten Aufgang gehen zu können, musste ich dem 'sel Cediliath-Vorsteher noch einmal meine Tickets zeigen. Ich konnte noch beobachten, wie er Vana O'Fargoth ganz angewidert hindurchließ, er hatte sie bestimmt am liebsten draußen gelassen.
    Als er mich und Ferdinand passieren ließ, stiegen wir die Treppe durch den Glasgang, welcher direkt neben den großen Toren des Haupteingangs war, hoch. Als die Tore sich öffneten, strömten die Dämonen wie wild hinein und sicherten sich Plätze, flogen fröhlich durch die Luft und beeindruckten die Menge mit ihren Flugkünsten. Als ich die Tribüne erreichte, gebot sich genau der Anblick, den ich bereits erahnen konnte:
    Ein gewaltiger Krater, der mehrere hundert Meter in die Tiefe reichte und die VIP-Tribüne führte so weit nach vorn, dass die Bühne, welche sich am Ende des ovalen Stadions befand, gut zu sehen war. Sie war auch mit reich verzierten Säulen gestützt. Von hier aus sah ich noch besser, wie die Dämonen sich völlig gewaltfrei die Plätze sicherten. Auch war es sehr laut hier, voller Erwartung schrie das Publikum und sang Lieder, die bei dem Konzert womöglich gespielt wurde. Als alle das Stadion betraten, schlossen sich die Tore und der Himmel darüber fräbte sich blutrot und stand in Flammen, während bedrohliche Blitze einen Kopf aus schwarzen Wolken formten. Dies war der Kopf von Beliar, wie ich ihn damals zuerst in der Arena als Sterblicher kennen lernte.
    Als der Kopf fertig geformt war, jubelte die Menge ihm zu. Eine kurze Weile später verstummte sie, um seine Worte zu erhören. Grollend und Ehrfurcht gebietend sprach er:
    "So wie seit vielen Generationen zuvor haben wir uns auch heute zusammengefunden, um diesen niemals stehenden Meteor mit dem Konzert erzittern zu lassen! So beginnet!"
    Tosende Jubelschreie feuerten die ersten Musiker an, die über einen Aufzug zur Bühne hochgefahren wurden. Es waren sehr viele Musiker mit vielen unterschiedlichen Instrumenten, offenbar wurde etwas Besonderes zur Einleitung gespielt. Einer von ihnen sagte durch das Mikrofon hindurch, dass nun die Hymne Beliars gespielt werde. Ich liebte dieses Lied, es war ein sehr emotionales und schönes Lied, was wohl jeden hier sehr tief und ermutigend berührte. Die Hymne klang herausfordernd und emotional zugleich, es war mit Sicherheit das beste Lied, das jemals komponiert wurde. Es hieß, dass jedes der sechzehn Akte dieses Stückes von jeweils einem Kind Beliars komponiert wurde. Dadurch wurde dem Werk Vollkommenheit verliehen und es verkörperte Beliar tadellos. Die Schönheit des Aktes, welcher zweifellos von der schönsten Tochter entstammte, war unübertrefflich, während die Energie des Aktes des Kindes der Revolution ermutigte und jeder Ton einem Inferno gleich kam, die heftigen Paukenschläge verstärkten dies.
    Genau dieses Stück, welches etwa eine dreiviertel Stunde lang war, wurde jetzt gespielt und es war wie immer wunderschön und niemand konnte diese Vollkommenheit und Schönheit leugnen, wer dies emotionslos hörte, war ein gefühlsloser Klotz meiner Meinung nach.
    So genoss ich diese 45 Minuten so wie alle anderen hier auch, es redete oder jubelte auch niemand, damit kein Geschrei diese Klänge störte. Wenn ein Musikstück jeden Geschmack traf, dann war es eindeutig dieses.
    Der Kopf Beliars war inzwischen wieder verschwunden, doch er verschwand schon, als das Stück begann, offenbar lauschte er unsichtbar mit. Als die Hymne vorbei war, flüsterte Ferdinand zu mir:
    "Das ist aber ganz schön ungewöhnlich, dass Beliars Erscheinung verschwunden ist, normalerweise bleibt er das ganze Konzert lang dort."
    "Hmm, vielleicht will er es diesmal unsichtbar betrachten."
    "Das könnte sein, ja."
    Doch anscheinend war nicht nur Ferdinand beunruhigt, die ganze Menge murmelte und spekulierte, warum Beliar weg war. Aber die Antwort darauf fand sich schon bald – das Konzert, das vor wenigen Minuten mehrere Tage gute Stimmung und eine tolle Zeit versprach, schien nun vorbei zu sein. Dort, wo Beliars Kopf eben war, näherte sich eine grelle Lichtkugel, welche nichts Gutes versprach, denn der wolkenartige Kopf Beliars schien sie aufhalten zu wollen. Das konnte nur eines sein – Innos.
    Da die Menge wusste, was das war, begann sie beunruhigt um ihr Leben weg zu fliegen oder zu rennen. Auch Ferdinand schrie nun:
    "Oh, scheiße! Dämonenjäger! RETTE SICH, WER KANN!!!!"
    "Was? Was? Dämonenjäger?", antwortete ich ihm beunruhigt.
    "Keine Zeit, ich muss weg hier!", reagierte er panisch und versuchte, durch den nun mit angsterfüllten Dämonen gefüllten Durchgang zur VIP-Tribüne zu passieren, um sich verzweifelt auf dem Meteor ein versteck zu suchen. Als ich in seine Richtung blickte, bemerkte ich, dass es jenseits der Tore brannte, offenbar haben die Dämonenjäger den Zeltplatz angebrannt, auf dass er zu Asche werde. Kein schlechter Schachzug von Innos, zugegebenermaßen, hier hatte niemand Waffen dabei, wir standen auf dem Präsentierteller. Da Beliar nicht in seiner vollen Gestalt im Universum auftauchen konnte, waren seine Versuche, die sich nähernde Lichtkugel aufzuhalten zum Scheitern verurteilt, sie wurde also größer und größer. Noch dazu war sie gleißend hell und bedrohlich. Ich versuchte mich zu verstecken, musste aber viel mehr darauf aufpassen, dass ich von der panischen Menge nicht umgeschubst wurde. Die Dämonen hatten wirklich Angst, offenbar waren Dämonenjäger nicht ohne. Nun war die Lichtkugel sehr nah und der Sternenhimmel färbte sich weiß, es wurde so unerträglich hell hier, doch konnte ich gerade so noch etwas sehen, mit stark zugekniffenen Augen. Jetzt erkannte ich Gestalten – es mit Jetpacks fliegende, zweibeinige Wesen mit silbernen und kristallinen Rüstungen. Sie alle hatten ein Gewehr in der Hand, welches sie schon bald benutzten. Es schoss einen roten Strahl, welcher Dämonen bei Berührung wohl sofort tötete, ein Strahl, der nur wenige Sekunden durch die Menge schoss, tötete mindestens zehn Dämonen und ließ sie zu Asche zerfallen. Es war schrecklich zu sehen, wie sie alle hilflos und verzweifelt versuchten, abzuhauen, aber sie wurden alle gnadenlos zu Asche transformiert. Es waren tausende von Dämonenjägern und bei dem, was ein einziger unter ihnen in Sekunden anrichtete, war die Menge schon schnell nur noch Asche, so wie es aussah, überlebte kein einziger unter ihnen, was ich aber bemerkenswert fand, war aber, dass sie mich nicht ein einziges Mal anvisierten. Wollten sie mich entführen? Der wolkenartige Kopf Beliars konnte nur wenig verhindern, doch strömte ein Teil der schwarzen Wolke in meinen Mund und schien sich irgendwo innerlich einzunisten.
    Ich ahnte bereits, weshalb ich überlebte: Sie wollten mich. Sie sahen in mir eine Bedrohung für die Ordnungssonne meines Heimatplanetensystems, welche Innos wohl besonders wichtig war. Aus der grellen Lichtkugel, welche anscheinend nicht nur ein Lichtball, sondern ein Raumschiff war, erschien eine in einem ungewöhnlichen Anzug gekleidete Gestalt und wandte sich mir zu. Die rechte Hälfte seiner Rüstung war rot, die linke schwarz gefärbt. Dazu trug sie einen giftgrün leuchtenden Helm, der fast an eine Kombination aus Glühbirne und Tauchermaske erinnerte. Die Dämonenjäger, von denen ich nicht wusste, ob das Lebewesen waren oder nicht, positionierten sich streng und einheitlich hinter der Gestalt. Mir fiel auch auf, dass sie alle gleich groß waren. In Vitharia sprach die Gestalt in einer sehr kalten und monotonen Stimme:
    "Du bist also der General. Sehr gut. Du wirst jetzt mit mir kommen, der Herr wird einiges mit dir zu besprechen haben."
    In einer mir unbekannten Sprache befahl er seinen Elitetruppen, die genau die gleiche Rüstung trugen, wie er, etwas, das ich nicht verstand. Das Einzige, was ihn von den Elitetruppen unterschied, war ein goldener Orden auf seiner Brust.
    Doch schon bald konnte ich erahnen, was er ihnen befohlen hatte, sie schnallten mich mit Handschellen aus einem ungewöhnlichen Stoff an Armen und Beinen fest und zogen mich mit den Füßen in das Raumschiff, das grell leuchtend auf dem abgebrannten Zeltplatz stand. So hilflos wie zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nie gefühlt...
    Geändert von Tob94 (16.11.2011 um 17:55 Uhr)

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    Kapitel 34 – Die Prinzen des dunklen Gottes

    Gewaltsam hatte man mich in eine Batterie des Raumschiffes gepfercht. Sie war so eng, dass ich mich kaum bewegen konnte, ich konnte nicht einmal stehen, dafür war sie nicht hoch genug. Kurze Zeit später spürte ich, wie ein Gas in die Kammer strömte. Offenbar war es Schlafgas, denn ich wurde so müde, dass mir nichts anderes übrig blieb als zu schlafen.
    Als ich wieder zu mir kam, saß ich gefesselt auf einem Stuhl, der aus einem äußerst seltsamen Material bestand. Mein Kopf tat weh und mein Rücken erst, offenbar war ich mehrere Stunden gekrümmt und bewusstlos in der Batterie im Raumschiff gekrümmt eingequetscht. Es dauerte einige Zeit, bis ich wieder bei vollem Bewusstsein war, erinnerte ich mich schmerzlich an das kürzliche Ereignis zurück. Ich konnte es immer noch nicht glauben... Es hätte so eine schöne Zeit werden können, kamen die verdammten Dämonenjäger und töteten all meine Artgenossen. Ob überhaupt welche überlebt hatten? Was war mit Xeline? Sie musste sich doch unheimliche Sorgen um mich machen. Weshalb hatte man ausgerechnet mich verschont oder besser gesagt entführt?
    Nach den Gedankengängen beschloss ich, mich hier umzusehen. Doch außer meinem Kopf konnte ich nichts bewegen, allerdings gab es hier nichts, was des Anschauens würdig war. Ich befand mich in einem kleinen Raum, dessen Wände gänzlich weiß waren, der Fußboden aus ebenso weißen Fliesen, am Ende befand sich eine Leinwand, hinter mir ein Projektor und ein Pult. All dies sah vollkommen ungewöhnlich aus und bestand aus völlig anderen Materialien, sicherlich war all dies aus Ordnungsstoffen.
    Ich hörte, wie sich hinter mir eine Tür öffnete und der Diener des Ordnungsfürsten trat ein. Es war derjenige, der meine Festnahme verordnet hatte und dieser trug auch heute die halb rot, halb schwarze Rüstung sowieso den goldenen Orden auf der Brust. Am Ungewöhnlichsten war der Helm, er ähnelte einem Astronautenhelm und leuchtete giftgrün. Man konnte das Gesicht dieses Wesens nicht sehen – falls es überhaupt ein Gesicht hatte.
    Mit monotoner, kalter Stimme sprach es:
    "Ich darf mich bekannt machen – ich bin Innos, der König der Ordnung."
    Die Überraschung ließ mich meine Schwäche ignorieren und ihn verdutzt anstarren. Daraufhin entgegnete er:
    "Natürlich nicht höchstpersönlich, ich spreche durch meinen Erwählten. Du fragst dich sicher, weshalb du hier sitzt und nicht als Staub auf dem Meteor im Wind wehst."
    Damit hatte er tatsächlich Recht. Er fuhr fort:
    "Nun, die Antwort ist einfach – Du wirst meinem Werk als Katalysator dienen, indem wir Beliar in dir erwecken und ihn zwingen, mir fehlendes Wissen zu schenken."
    "Da wirst du versagen, denn ich bin ein eigenständiges Individuum, Beliar ist nicht in mir!"
    "Oh, das glaubst du. Nun, dass du das glaubst, glaube ich dir gerne. Wie es Beliars Art ist, hat er dir wieder einmal etwas verschwiegen. Ein Teil von ihm wohnt sehr wohl in dir, jeder, der in seinem direktem Dienst steht, verkauft automatisch sein eigenständiges Leben und wenn man ihn in dir weckt, bist du eine bloße Puppe, an dessen Fäden Beliar selbst zieht."
    "Ich habe niemals einen Vertrag mit Beliar abgeschlossen! Ich BIN ein eigenständiges Individuum!"
    "Oh. Von einem General hätte ich aber ein besseres Erinnerungsvermögen erwartet. Aber wollen wir deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen..."
    Auf der Leinwand erschienen sich bewegende Bilder, die vom Projektor ausgestrahlt wurden. Darauf war der Vertrag zu sehen, den ich damals, als ich mit Beliar im Restaurant an einem Tisch gesessen hatte, mit Blut unterschrieb, nachdem er mich an meine Bestimmung erinnerte. Genau diese Szene war erneut zu sehen, nun sah ich mich selbst in meiner damaligen sterblichen Form, vor Schmerz stöhnend neben der besorgten Xeline, bis ein Bluttropfen von meiner Nase aus auf den Vertrag fiel. Die Bilder bewegten sich nun in Zeitlupe, sodass detailliert zu sehen war, wie das Nasenblut den Vertrag unterzeichnete. Die Verlangsamung der Zeit stellte sich ein und der Blickwinkel wechselte zu Beliars Gesicht. Wieder konnte ich sein beinahe heimtückisches breites Grinsen sehen.
    "Wie ich sehe", sprach Innos, "habe ich deine Erinnerungen etwas anregen können."
    "Ich... eine Marionette Beliars?"
    "Korrekt. Jeder spezielle Seele, die von Beliar auserkoren wird, enthält Substanzen, mit deren Hilfe Beliar sich mit dir verbinden und durch dich sprechen kann. Dies tut er jedoch nur, wenn er selbst gefährdet wird, doch glaube mir... gleich wird er einen Anlass finden, dir zu bestätigen, dass ich dir die Wahrheit erzähle. Noch nie ist es mir gelungen, einen General zu erfassen, noch nie habe ich zum rechten Zeitpunkt die Falle zuschnappen lassen doch jetzt... Jetzt sitzt einer von seinen Marionetten vor mir und auch noch eine, die genügend Substanzen seiner selbst besitzt, um ihn dazu zu zwingen, Dinge zu verraten... die er sonst nicht verraten würde."
    "Wovon sprichst du?!"
    "Nun, ich denke, dass du die Antwort darauf wissen darfst. Du hast schon von den 16 Kindern Beliars gehört. Sie sind seine Prinzen und Prinzessinnen, die Quelle seiner Existenz, jedes von ihnen verkörpert einen Teil Beliars und damit einen Faktor, den Lauf der Natur voranzutreiben. Solange sie existieren, ist Beliar unverwundbar, denn sie sind der Grund seiner undefinierbaren Existenz, sie sind die Ursache dafür, dass die Natur in dieser Form existiert. Wenn nur einer von ihnen besiegt wird, funktioniert zum Einen dieser Teil des Laufes der Natur nicht mehr und zum Anderen ist Beliar selbst geschwächt und seine Macht um ein Sechzehntel eingeschränkt."
    "Wieso willst du die Natur zerstören?"
    "Weil ich es bin, der den Wahnsinn darin erkannt hat! Sie ist doch nichts weiter als ein Rad, das sich ewig dreht und so brutal und unbarmherzig wie Beliar selbst ist! Die Lebenden befinden sich in einem ewigen Kampf ums Überleben, während sie fressen, werden sie gefressen, die Stärksten unter ihnen sind die Jäger, die Schwachen die Beute, während Neues entsteht, wird Altes zerstört, alles bewegt sich in ihr, nichts steht still, dazu sind die Lebenden mit Gefühlen verflucht, damit sie Qualen als auch Verlangen nach Befriedigung ihrer Bedürfnisse verspüren können! Es ist an der Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden und eine Ordnung zu schaffen! Eine Welt perfekter Ordnung, in der alles ein Schicksal hat, eine vorbestimmte Funktion. Wenn alles vorher berechnet ist, in welcher Qualität und Quantität etwas benötigt wird, gibt es weder Überfluss noch Mangel, keine Seuche wird nötig sein, um Überfluss zu tilgen, keine Fortpflanzungstrieb wird benötigt, um den Mangel zu bekämpfen!"
    "Du bist verrückt!"
    "Nein, ich bin der Bote der Ordnung! Ein Prophet, der eine neue, von Leiden und Verlangen befreite Welt ankündigt! Und du wirst ein Katalysator sein, um an dieses edle Ziel zu gelangen! Doch bevor ich Beliar in dir wecken kann, muss ich deinem Gehirn noch etwas Wissen zufügen. Wissen, das du benötigen wirst, damit Beliar mir alles, was ich erfahren muss, verrät."
    Ich musste versuchen, nicht zuzuhören, ich musste weghören, damit sich dieses Wissen niemals einprägte! Offenbar erkannte Innos meine Gedanken und entgegnete:
    "Oh nein, dabei wirst du scheitern. Du WIRST zuhören und du WIRST dir merken, was ich dir vortrage. Dafür wird meine Stimme der Macht sorgen."
    Nun konnte ich nichts mehr tun, um der Rolle als Katalysator zu entkommen. Es war schon verrückt, zu wissen, was ich in dem Moment war: Eine Marionette Beliars und ein Katalysator Innos. Doch als Marionette Beliars ging es mir eindeutig besser, zwar war ich etwas verärgert darüber, dass mein schwarzer Segen zum Teil die Fäden einer Puppe, die ich bin, sind, doch gewährte mir Beliar viele andere Vorteile, die diesen unangenehmen Umstand ausglichen. Ohne Hintergedanken kam der dunkle Gott niemandem entgegen. Innos begann mit seinem Vortrag:
    "Die 16 Sprösslinge Beliars verkörpern jeweils einen Teil der Natur und Beliar selbst. Der dunkle Gott hat ihnen verwehrt, persönlich in das Universum einzugreifen, da ihre Persönlichkeit durch die einseitige Verkörperung ins Extreme geht. Durch ihre Existenz wird die Funktion in der Natur eingeschlossen wie in einem Tresor. Doch nicht immer hörten sie auf den Befehl ihres Vaters und griffen in das Universum ein, um ein Stück davon zu beherrschen. Auf einigen Planeten sind sie bekannt – und auf diesen richteten sie nicht selten Schaden an und werden auf diesen wenigen Planeten nicht zu Unrecht gefürchtet, aber auch ebenso häufig verehrt. "
    Was die Kinder Beliars verkörperten und für eine Rolle spielten, wusste ich bereits, aber dass sie so trotzig waren, nicht. Er fuhr fort:
    "Die Namen der 16 Prinzen sind irrelevant, denn sie haben viele Namen. Relevant ist das Wissen über die Eigenschaft, die sie verkörpern. Die 16 dämonischen Prinzen sind wie folgt:"
    Er überlegte kurz und als er die Worte gefunden hatte, fing er an, aufzuzählen:
    "Die Prinzessin des Wechsels zwischen Tag und Nacht, in ihr wohnen alle astronomischen Gesetze. Darauf folgend ist der Prinz der Heimtücke, der Täuschungen des Kampfes, in ihm ruhen die Phänomen der sinnlichen Täuschung, der Empfindungen und die Fähigkeiten des hinterlistigen Kampfes, welche Anwendung in einigen Tieren finden. Aus ihm entspringen auch die Triebe, als Beute den Jäger hinterlistig zu töten. Als nächstes wäre da der Prinz der Wünsche, Verlangen und Begierden. Wie unschwer zu erkennen ist, hält er die natürlichen Triebe des Verlangens fest."
    Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich das alles hochinteressant fand, aber andererseits eben dadurch aus welchem Grund auch immer gezwungenermaßen Teil von Innos' Plan war. Er fuhrt fort:
    "Ein weiterer Prinz ist der Prinz des Wissens, der Zukunft, der Vergangenheit und Gegenwart. Ihn kann man prinzipiell als Bewahrer der Gehirnfunktionen aller Lebewesen betrachten. Nun folgt der Prinz der Jagd. Er ist der die Interpretation des Gesetzes, dass das Recht dem Stärkeren gelte. Durch ihn verspüren die Lebewesen das ewige Verlangen danach, ihren Hunger zu stillen und dadurch zu jagen. Damit wird in der Natur unter anderem Überbevölkerung verhindert. Der ist etwas komplexer, aber du weißt, was du über ihn wissen musst. Kommen wir zum Prinzen der geschworenen Eide beziehungsweise Treue. In ihm wohnt das Prinzip des Zusammenhaltes unter den Arten der Lebewesen. Ein weiterer Dämonenprinz ist der androgyne Prinz der Intrigen, Lügen und der Verworrenheit. Er oder sie ist der Grund der vielen scheinbar unerklärlichen Phänomen der Natur und lässt jene Lebewesen, die sie zu erforschen versuchen dazu verleiten, Aberglauben entstehen zu lassen. Einige Individuen sind gewandt, Intrigen entstehen zu lassen und diese Fähigkeit entspringt aus diesem Prinzen oder der Prinzessin. Intrigen sind Warnungen in der Natur, stets wachsam zu sein und alle bescherten Erfahrungen zu nutzen."
    Es war schon unglaublich, was Innos alles über die Prinzen und Prinzessinnen wusste. Er sprach weiter:
    "Ich gehe mal zur Prinzessin der Lebenskraft über, welche Rolle sie spielt, sollte klar sein: Sie ist jene, die die Lebenskraft und das Durchhaltevermögen der Lebewesen verkörpert und auch die Definition dafür, dass ein Individuum stirbt, sobald der letzte Rest an Lebenskraft zerstört ist. Somit ist sie die Verkörperung aller Körperfunktionen der Individuen und auch die Bestimmung, bei welchen Störungen innerhalb der Körperfunktionen das Lebewesen stirbt. Das gilt für fleischliche als auch pflanzliche Individuen. Kurz gesagt kann man sie als Bewahrerin der Biologie der Lebewesen bezeichnen. Aber gehen wir zum Prinzen der Zwietracht, des Raubes und der Notzucht über. Er ist der Bewahrer der Fortpflanzungstriebe, der Raubtiermentalität und auch der Probleme, die unter Artgenossen entstehen. Der nächste ist der Prinz der Zerstörung, der Ambitionen, der Energie und der Revolution. Die Ursache aller Naturkatastrophen, der Bewahrer des Willens nach gewaltsamen Veränderungen. Wohl das Problemkind Beliars, denn er ist es, der mehrmals versucht hat, Teile des Universums zu erobern aufgrund seines extrem ehrgeizigen Charakters. Nun folgt gleich auch die Prinzessin des Abscheus, in ihr ruhen die natürlichen Gefühle des Abscheus und der Angst. Diese Empfindungen halten Lebende davon ab, bestimmte Dinge zu tun."
    Langsam bereute ich, mich noch nie so ausführlich mit den Kindern Beliars befasst zu haben. Einige von ihnen wollte ich sogar einmal persönlich treffen. Innos fuhr mit seiner monotonen Stimme fort:
    "Jetzt kommt wieder eine Prinzessin, nämlich die Prinzessin der Nacht. Sie ist die Bewahrerin aller Mysterien, Geheimnisse und Vorteile der Nacht. Der nächste Prinz ist der Herr der Seuchen, aber auch jener, der die Ordnung der chemischen Elemente bewahrt. Also der Prinz der Seuchen und toten Stoffe des Beliar-Universums. Durch seine Seuchen wurden schon innerhalb von wenigen Tagen tausende von Lebewesen verpestet, somit ist er die Ursache aller Krankheiten in der Natur und auch der Gesetze, wann welche Arten von Seuchen auszubrechen haben. Aber lass uns zum Prinzen der wüsten Gelage oder des Hedonismus übergehen. Er ist jener, der das natürliche Verlangen nach Lust und Genuss bewahrt. Der nächste Prinz ist der Herr des Wahnsinns, der Vater aller Kreativität, der unerklärbarbaren Kuriositäten und der Gefühle, die Lebende geistig abwesend machen. Durch ihn werden die Lebewesen dazu bewegt, verrückte, aber auch kreative Dinge zu tun, um möglicherweise aus Zufall Phänomen der Natur zu erklären. Nun sind wir schon beim Letzten: Der Prinzessin der Träume, Alpträume und der Vorahnungen. Sie ist jene, die die Fähigkeit zum Träumen und Vorahnen bewahrt und allen damit verbundenen Vor-und Nachteilen."
    "Das waren alle?"
    "Richtig, das waren sie alle."
    "Die meisten schließen aber Verkörperungen von Lebenden ein."
    "Natürlich, da Lebende komplexer sind als tote Stoffe. Aber zum Thema zurück: Wie du siehst, sind auch die Prinzen wie das gesamte Adanos-Prinzip: äquivalent, unberechenbar und unbarmherzig. Jetzt besitzt du das nötige Wissen, damit ich Beliar in dir wecken kann. Es muss ein gewisser Teil von dem, was ich abfragen will, in deinem Gehirn vorhanden sein, da Beliar, wenn er durch dich spricht, mit deinem Gehirn kooperieren muss."
    "Was willst du aus ihm herausbekommen?"
    "Die Schwachstellen der Kinder. Sie alle sind verwundbar, aber eben nur durch diese Schwachstelle und diese ist bei jedem von ihnen anders. Ich muss diese Dämonenbrut töten, um endlich den Wahnsinn der Natur zu beenden! Nun lass mich Beliar in dir wecken..."
    Während er seine Hand um meinen Hals klammerte und Beschwörungsformeln sprach, begann etwas in mir mein Gehör auszuschalten. Nun hörte ich nichts mehr, alles war stumm, ich sah nur noch den leuchtend grünen Helm des Abbildes von Innos. Wenig später konnte ich Beliars Stimme vernehmen: "Ich habe deinen Körper mit einem Teil von mir extern erweitert. Erinnerst du dich noch an die Rauchwolke, die du eingeatmet hast, kurz bevor du verhaftet wurdest? Ja. Das war ich. Du besitzt genügend Substanzen meiner selbst, sodass ich dich steuern kann, wie es mir beliebt. Hab' keine Angst, ich hole dich schon wieder hier heraus. Es wird nur... schmerzhaft."
    Offenbar konnte ich innerlich mit ihm sprechen und ich hatte viele Fragen, also stellte ich die Erste:
    "Ist es wahr, was Innos mir erzählt hat? Bin ich wirklich deine Marionette."
    "Ja, das bist du. Doch sind dir die Vorteile, die dir der schwarze Segen bietet, nicht gut genug, du undankbare Kreatur? Bin ich jemals zuvor aus dir ausgebrochen? Nein, du warst immer frei, deine Handlungen hingen immer von dir ab. Ich breche erst aus dir aus, wenn es gefährlich für mich und die ganze Natur wird, so wie jetzt. Hätte ich dich nicht um einen Teil von mir extern erweitert, würde Innos siegreich sein und deinen angeborenen Teil meiner selbst erfolgreich bezwingen. Er würde MICH zwingen, die Schwachstellen meiner Prinzen und Prinzessinnen zu verraten. Der Tod von nur einem von ihnen würde die Natur fatal beeinflussen."
    "Wie, gedenkst du, aus dieser Sache wieder heraus zu kommen?"
    "Nun, allein kommst du hier nicht mehr heraus. Du wirst Hilfe benötigen. Es gibt jemanden, der bereit ist, mit dir in den Tod zu gehen und dieser ist nun deine letzte Hoffnung. Versagt er, werde ich dich töten und deine Seele benutzen, um einen neuen General zu erschaffen."
    "Aber... aber... warum?!"
    "Weil ich nicht zulassen werde, dass Innos mich durch dich bezwingt. Wenn du stirbst, ist dein Körper leer und nichts weiter als ein Rohstoff. Mein Adanos-Prinzip ist mir wichtiger als dein Leben, das musst du mir schon nachsehen."
    "Das kannst du doch nicht machen!"
    "Und ob ich das kann. Werde nicht undankbar, denn ich habe dir Hoffnung gegeben. Ich habe dir sogar gewährt, mit ihr in die Reihen der Dämonen zu treten, auf dass die Bindung nicht bricht."
    "Du sprichst von Xeline."
    "Ja. Ihre Sorge um dich wird sie beflügeln, deine Stelle zu vertreten und die Ordnungssonne, auf der du dich augenblicklich befindest, zerstören. Mein Wille geschieht, während du davon profitieren kannst. Ihre Sorge wird dich möglicherweise retten und meinen Willen in der Galaxie deines Heimatplaneten vollstrecken."
    "Dir geht es also gar nicht darum, dass ich gerettet werde?"
    "Nein. Ehrlich gesagt ist mir dein Leben ziemlich gleichgültig, aber ebenso gleichgültig ist es mir, wenn du überlebst. Das würde mir zumindest etwas Arbeit ersparen."
    "Für dich sind wir doch alle nur Werkzeuge, nicht wahr?"
    "Für jene, die in meinem direkten Dienst stehen, trifft das zu. Doch bedenke: Ich begleiche meine Schuld stets in Form von Belohnungen und gewähre Vorteile, die den Lebensgenuss erhöhen."
    "Und was gibst du mir jetzt? So ein Schlamassel wird etwa nicht ausgeglichen?"
    "Pass auf, was du sagst, du undankbares Insekt! Ich gebe dir Hoffnung, HANDFESTE Hoffnung! Ich könnte dich auch auf der Stelle töten und müsste nicht riskieren, dass Innos möglicherweise erfolgreich die Schwachstellen meiner Kinder herausfindet! Ich hasse Undankbarkeit!"
    Als das Abbild von Innos bemerkte, dass er Beliar in mir nicht bezwingen konnte, hämmerte er wütend auf den weißen Tisch vor mir und lief hin und her, um sich eine Lösung zu überlegen. Ich war bestimmt solange hier gefesselt, bis Beliar bezwungen war... oder Xeline mich befreite...

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    Kapitel 35 – Aussichtslosigkeit

    Als das Abbild von Innos nicht mehr wusste, wie es Beliar in mir wecken konnte, kehrte der eigentliche Geist des Körpers zurück. Der Erwählte der weißen Gottheit stellte sich vor:
    "Ich darf mich bekannt machen. Ich bin Ogel. Der Herr hat mich mit der hochlöblichen Aufgabe gesegnet, etwas Nützliches aus einer abscheulichen Kreatur wie dir zu machen. Ein General sollte in den Reihen der gnädigen Versuche gute Ergebnisse abgeben. Wenn die unheilige Widerlichkeit mir folgen würde..."
    Ich fragte mich, wie ich ihm auf einem Stuhl gefesselt folgen sollte, doch die Antwort war bald gegeben: Die Stuhlbeine bewegten sich wie Spinnenglieder und ich folgte Ogel gezwungenermaßen. Jenseits des Raumes folgte ein extrem langer Korridor mit weißen Wänden und Türen. Alles wirkte stocksteril und das Licht war grell, sodass man nicht in die Lichtquelle an der Decke blicken konnte. Ich wurde zum Aufzug am Ende des Ganges geführt. Als Ogel den Code eintippte, um in die richtige Etage zu gelangen, spürte ich, dass der Fahrstuhl extrem schnell nach unten fuhr. Je weiter wir nach unten kamen, desto deutlicher nahm ich Schreie wahr. Eine grauenvolle Mischung aus lauten, nervenzerfetzenden, schmerzhaften und wütenden Schreien erfüllte die Luft. Ein beklemmendes Gefühl der Angst überkam mich, da ich auch einige verzweifelte Rufe in der Dämonensprache, Vitharia, vernahm. Der Fahrstuhl hielt an und ich wollte nicht wirklich sehen, welcher Anblick sich jenseits der Tür bot. Doch öffnete sich die Tür und ich begann vor Angst zu zittern. Der Stuhl bewegte mich durch die riesige Halle, dessen Anblick ich ertragen musste, fort. Offenbar hatte mich der Schein getrogen, dass all jene, die beim Konzert vom Strahl getroffen wurden, getötet wurden – sie wurden lediglich teleportiert und zwar in genau diese Halle. Die Asche war wohl nur eine Art Überrest des Teleportationsstrahlers. Überall waren kleine, enge Käfige übereinander wie Kisten im Warenlager gestapelt, in denen die Besucher des Konzertes eingepfercht waren. So wie sie aussahen, wurden sie bisher extrem misshandelt und gequält und diese Annahme war richtig – ich konnte eine Art "Registration" erkennen, welche sich in einer riesigen Arena im Boden um den Käfigen befand – dort standen noch einige nicht in die Käfige gepferchte Dämonen, aneinander angekettet und darauf warten, dass ihnen die Flügel mit einer gewaltigen Schere abgeknipst wurden. Sie mussten wurden gewaltsam durch Schergen der Ordnung nach vorne gedrängt, damit ihnen eine Art Brandmal verpasst wurde. So wie sie schrien, war dies extrem schmerzhaft. Als wäre dies noch nicht schlimm genug, wurden ihnen ein paar Meter dahinter mit einer schwebenden Maschine, an der eine Schere angebracht war, die Flügel, abgeknipst.
    Diese Bilder jagten mir eine solch grauenvolle Angst ein, dass ich zitterte und zitterte, vermutlich wurde ich gerade auch dort hin gebracht. Und so geschah, was ich befürchtete, Ogel kettete mich an meine Artgenossen wie einen jämmerlichen Sklaven. Er kommentierte noch:
    "Hier sind solche abscheulichen Kreaturen des Bösen am Besten aufgehoben. Ich bin mir sicher, dass aus dir noch etwas Nützliches werden kann. Mehr oder weniger."
    Nach diesen überflüssigen Spruch machte er kehrt und verließ die Halle. Mir schmerzte der Bauch, als ich zusehen musste, wie meine Vorgänger gequält und gezwungen wurden und gleichzeitig kochte in mir ein Zorn auf, der unbeschreiblich laut nach Rache schrie.
    Als ich an der Reihe war, stach man mir einen Apparat in den Bauch, der mich wohl zwingen sollte, die Flügel auszustrecken. Schließlich konnten Dämonen ihre Flügel im Körper auf biologisch komplizierte Art und Weise verstecken, sodass man meinen konnte, sie hätten keine. Dies traf zumindest auf die Rasse der Dämonen zu, die hier zu finden waren. Das Problem aber war, dass ich keine Flügel hatte und man mir diesen grässlichen Apparat immer kräftiger in den Bauch schob, um mehr von dieser brennenden Flüssigkeit einzulassen. Der Schmerz schien äußerlich und innerlich schier endlos zu sein, es schmerzte so sehr, dass ich schreien musste.
    Die Diener Innos bemerkten, dass ihr Mittel nicht half und schienen zu spekulieren, dass ich keine Flügel besaß. Ein letztes Mal versuchten sie es und sie kamen wohl letztendlich zum Schluss, dass ich ein flügelloser Dämon war. Sie unterhielten sich in einer monoton klingenden Sprache, die ich nicht verstand.
    Als hätte ich nicht schon genug Schmerzen erlitten, folgten gleich die Nächsten: Mir wurden zwei metallähnliche Zylinder in den Rücken gerammt und diese spannten Wurzeln aus, sodass sie sich in meinem Körper festhielten. Die Qualen ließen mich auf dem Boden kauern, doch ein weiterer Diener des Ordnungsfürsten zug mich gewaltsam nach oben und verprügelte mich, damit ich weiter lief. Da ich nicht laufen konnte wurde ich mit festem Griff im Nacken in einen Zylinder jenseits der Arena, die im Boden eingelassen war, geworfen. Dieser war wie ein Brunnen – es gab nur ganz oben eine Lichtung, die wie ein Ausgang wirkte. Kurze Zeit später versperrte etwas die Lichtung und kam näher und näher. Ich spürte, wie mein Körper sich umdrehte und an den Gegenstand wie ein Magnet gezogen wurde. Später bemerkte ich, dass dies ein Kran war und die metallartigen Zylinder in meinem Körper tatsächlich Magnete waren, zumindest prinzipiell. Der Kran hob mich nach oben und drückte mich grob in einen der vielen Käfige. Darin war es wegen dem drahtigem Gitter als Fußboden sehr unbequem. Links, rechts, unter und über mir waren auch andere meiner Artgenossen eingesperrt und diese lagen verzweifelt in ihren Käfigen. Einige von ihnen hatte eitrige Verletzungen an den Füßen oder anderen Körperstellen, weil sie zu lange still im Käfig saßen.
    Ich kauerte mich ein und begann verzweifelt nachzudenken. Neben der Verzweiflung verspürte ich eine ungeheure Wut, ein Verlangen nach Rache, ein Durst nach Leiden, an denen ich mich ergötzen konnte. Doch ich war wehrlos. Schwach. Ein Nichts, ein Niemand. Laut schrie ich auf, aber ich konnte mir diese Gedanken und die Gefühle nicht aus meinem Leibe brüllen.
    Einige Stunden der Verzweiflung später konnte ich aus meinem Käfig aus beobachten, dass der letzte, der heute eingeliefert wurde, entflügelt war und in seinen Käfig gepfercht wurde. Nun öffnete sich eine kleine Luke aus der Wand und eine Art maschineller Arm kam in jedem der Käfige, kuppelte sich an die Zylinder in den Rücken aller Gefangenen, einschließlich mir, ein, während eine Stimme in einem seltsamen Vitharia-Akzent ertönte: "Schlafenszeit."
    So müde, wie ich wurde, hatte man mir wohl Schlafmittel eingepumpt. Der Schlaf linderte meine Leiden, doch dafür war die Realität des nächsten Morgens umso schlimmer. Normalerweise würde ich zu dieser Zeit nackt neben Xeline eingekuschelt liegen und vom sanftem Licht der Sonne geweckt werden. Daraufhin würde ich sie zärtlich wecken und ihr einen Kuss geben. All dies war nun nicht mehr, stattdessen lag ich nackt in einem Käfig, dessen Draht mir viele Verletzungen zufügte und der Schmerz der Wunden nicht aufhören wollte. Ich wurde wie die anderen hier geweckt durch maschinelle Arme, die aus einer Luke in den Käfig kamen, um mir laut meinem Zustand Koffein und Kohlenstoffverbindungen einzupumpen. Wie ich feststellen musste, konnte ich hier nie wieder Essen mit Geschmack auf der Zunge zergehen lassen, alle Sinnesfreuden wurden mir hier genommen. Die Arme lösten sich nicht von meinen Zylindern, stattdessen wurde ich angehoben und in eine Art Rutsche, die nach draußen führte, geworfen. Ich rutschte tief nach unten und landete in einer Mine. Unten angekommen, wurde ich zusammen mit meinen Artgenossen angekettet und die Diener der Ordnungsgottheit zwangen uns, ihnen zu folgen.
    Als wir angekommen waren, gab man uns eine Spitzhacke und wir mussten auf einer Art Plantage Magnesium schürfen, wie man uns auf Vitharia befahl. Wir mussten in strengen Reihen stehen und auf Befehl der Aufseher einheitlich hacken. Wer seine Spitzhacke zu früh anhob oder zu spät, bekam eine Extratracht Prügel. Also hackte ich und hackte. Ich spürte nichts mehr, das Gefühl der Aussichtslosigkeit hatte wohl all meine Empfindungen genommen. Alles, was ich noch empfand, war Leere, endlose Leere und Schmerz.
    Viele Pickelschläge später hörte ich jemanden ins Ohr flüstern:
    "Hey..."
    Ich wandte mich meinem Nachbar zu und bemerkte Ferdinand. In all meiner Verzweiflung hatte ich ihn noch gar nicht bemerkt. Die Verwunderung verursachte einen Verzug im Hackrhythmus und schon spürte ich, wie ein gewaltiger Schlag meinen Rücken traf.
    "Nicht langsamer werden...", flüsterte Ferdinand mir zu.
    Um nicht noch einmal geschlagen zu werden, versuchte ich, im Rhythmus zu bleiben und gleichzeitig mit Ferdinand zu reden. Meine ersten Worte waren:
    "Bist du schon lange hier?"
    "Nun, seit dem Unfall auf dem Meteor schürfe ich hier schon Magnesium, die paar Tage empfinde ich schon als ziemlich lang."
    "Wofür brauchen sie all das Magnesium?"
    "Für die Ordnungssonne, sie besteht ja aus Magnesium und dieses verbrennt ja. Das ist wohl der einzige Stoff des Beliar-Universums, der hier zu finden ist neben dem Koffein und dem Kohlenstoff, der uns täglich eingepumpt wird."
    "Wir sind auf der Ordnungssonne?"
    "Ja und unter uns ist die Natürliche. Das hier ist praktisch eine Schicht zwischen der natürlichen Sonne und dem Mantel der Ordnungssonne."
    "Und was sind eigentlich diese Dienerkreaturen? Sind das überhaupt Lebewesen?"
    "Nein. Das sind willenlose, an Innos' Willen gebundene Abscheulichkeiten, die ihm unterstehen wie Skelette dem Nekromanten. Das sind die Geschöpfe des Ordnungsgottes: Kontrollierbar, empfindungslos und fanatisch."
    "Ordnung eben."
    "Ja."
    "Aber wieso hat Innos dann so viele Anhänger?"
    "Weil sie nichts von seiner wahren Natur wissen. Du weißt doch, wie Menschen sind – erzähle ihnen was von Gleichheit, Gerechtigkeit, Moral und Barmherzigkeit und sie laufen dir hinterher wie Hunde. Rate mal, warum die Menschen Innos' Lieblingsgeschöpfe im Universum sind..."
    "Weil sie manipulierbar sind?"
    "Ganz genau und weil sie oft vor allem eines nicht nutzen: Ihren Verstand. Innos ist nicht töricht, auf vielen Planeten hat er seine Konzepte als heiliges Werk verbreitet und er hat darin alles aufgeschrieben, was Menschen gerne hören. All die Kriege, deren Ziele es waren, seinen Glauben zu verbreiten, wie es in deiner Heimatgalaxie schon oft vorkam, waren sein Wille."
    "Damit sie den ganzen Planeten ihm weihen, sodass er in seine Hände fallen kann?"
    "Genau. Und der Planet deiner Heimatgalaxie ist kurz davor, so wie viele andere Planeten."
    "Und wir unterstützen sein Vorhaben im Prinzip?"
    "Zwangsweise leider ja. Es gibt keine Hoffnung... wir müssen hier arbeiten, bis wir sterben."
    "Geht es auf allen Ordnungssonnen so zu?"
    "Weiß ich nicht, aber ich gehe mal davon aus. Innos liebt dieses Konzept anscheinend, so oft wie es auf den Planeten prinzipiell schon angewandt wurde."
    "Manchmal denke ich, all das ist nur ein Alptraum."
    "Oh ja, ein mieser Scherz von Beliars Tochter der Träume... wäre nur zu schön..."
    "Aber wie es aussieht, ist all das Realität... Doch es gibt Hoffnung!"
    "Welche denn? Ein Wunder?"
    "Xeline... sie könnte meinen Platz einnehmen und diese Sonne zerstören."
    "Ha! Mal angenommen, ihr gelingt das und sie landet nicht selbst hier drin... da würden wir wahrscheinlich selbst dabei draufgehen. Die Explosion wird gewaltig sein und allein die Hitze... du musst bedenken, dass unter uns sich die natürliche Sonne befindet."
    "Stimmt auch wieder..."
    Aber in Wahrheit konnte mir Ferdinand den kleinen Funken Hoffnung nicht nehmen. Doch für's erste war die Lage aussichtslos – wir waren jämmerlich und schwach. Wir waren unserem Feind untergeben, fragte sich nur, für wie lang...

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    Kapitel 36 – Neue Pläne, neue Probleme

    Inzwischen waren bereits Wochen der Qual und Aussichtslosigkeit vergangen. Ich vermisste vor allem den Geschmack von Essen, von süßen Küssen und das Gefühl, frei zu sein. Xeline musste außer sich vor Sorge um mich sein. Was hätte ich nur dafür gegeben, nur noch ein einziges Mal in ihrer Nähe zu sein. Während der Arbeit hatte ich die Gelegenheit, mich mit meinen Artgenossen zu unterhalten, um mich von der Anstrengung abzulenken. Nicht änderte sich, nichts besserte sich, warum konnte man mich nicht einfach töten? Ich war schwach, ich war klein und jämmerlich, ich war dem langsamen Tod ausgeliefert.
    Doch eines Nachts lag ich im Käfig auf den schmerzenden Drahtgittern und konnte kaum einschlafen, irgendetwas hielt mich wach. Etwas schien in mir wach zu werden, etwas schien mit mir sprechen zu wollen. Und so geschah es – Ich hörte Beliars Stimme. Um sicher zu gehen, dass er es in der Tat war, sprach ich innerlich zu ihm:
    "Beliar? Bist du das?"
    Missgelaunt schnaubte er: "Wer sollte ich denn sonst sein?"
    Noch nie war ich so froh, seine Stimme zu hören. Dennoch wollte ich wissen, weshalb er zu mir sprach, darum fragte ich ihn:
    "Gibt es einen Grund dafür, dass du in mir erscheinst?"
    "Haben die dich blind gemacht oder was? Öffne deine Augen und beobachte, wie man mit meinen engsten Schützlingen umgeht, du unwürdiges Stück Fleisch gewordene Dummheit!", polterte er.
    "Du kannst wohl durch meine Augen sehen?"
    "Und ob ich das kann! Erfreulicherweise kann ich mir aussuchen, in welche deiner Sinne ich mich hineinversetzen will, denn deinen Tastsinn will ich gerade nicht über mich ergehen lassen. Wie auch immer, ich bin nicht erfreut über das, was ich hier sehen muss."
    "Hast du so etwas noch nie gesehen?"
    "Nein, du bist der Erste, durch den ich das betrachten kann."
    "Aber in jedem Dämon wohnt doch ein Teil von dir, da müsstest du doch..."
    "Aber nicht so viel, wie in dir ruht. Erinnere dich an die Wolke, die du eingeatmet hast, bevor du festgenommen wurdest, das war der Teil von mir, der dir extern zugefügt wurde. Ich kann aus dir ausbrechen, wann es mir beliebt, bei anderen deiner Artgenossen gelingt es mir nur bei bestimmten Empfindungen oder Schlüsselwörtern."
    "Also kannst du das erste Mal betrachten, wie es auf einer Ordnungssonne zugeht?"
    "Korrekt. Du bist praktisch meine Kamera und ich hege nicht die Absicht, meine Schützlinge hier ihrem Schicksal zu überlassen."
    "Das soll heißen?"
    "Du wirst mir helfen, alle zu befreien und gleichzeitig den Glanz der natürlichen Sonne zu entfalten. Stirb mir also nicht dahin, bevor das erledigt ist!"
    "Was ist dein Plan?"
    "Deine Liebe Xeline ist außer sich vor Sorge wie vorgesehen und greift zu allen Mitteln, dich zu vertreten, ganz schön energisch, deine Kleine und vor allem hübsch... Aber zur Sache zurück: Deine Aufgabe wird es sein, zu tun, was ich dir sage. Du wirst niemandem erzählen, dass wir miteinander gesprochen haben und solltest du es versuchen, werde ich dich schon entsprechend daran hindern, das kannst du mir glauben. Dieser Ort braucht mehr Einfluss meiner selbst."
    "Soll heißen?"
    "An diesem Ort können weder Widerruf noch Einmischung von mir wirken und das wirst du ändern. Das Magnesium ist der Schlüssel. Zwar ist Magnesium nur ein schwacher und unzuverlässiger Weihstoff, aber uns bleibt keine Wahl, hier gibt es fast nur Ordnungsstoffe. Stibitze so viel Magnesium wie du nur kannst und errichte einen Schrein von mir."
    "Aber wo soll ich hier einen Schrein errichten?"
    "In deinem Körper. DU wirst der Schrein sein."
    "Ich soll Magnesium schlucken?"
    "Exakt. Wenn wir aus diesem Schlamassel wieder heraus sind, werde ich dafür sorgen, dass es verdaulich wird und du es ausscheiden kannst, keine Angst."
    "Aber was soll der Schrein nützen?"
    "Du kannst den Einfluss meiner Macht dadurch an diesem Ort verstärken. Bist du erst einmal ein wandelnder Schrein, kann ich die Macht besser auf deine Artgenossen übertragen und diese werden als Machtträger dienen wie Kristalle der Macht. Du wirst die Quelle sein, die anderen die Multiplikatoren und Speicher."
    "Und dann?"
    "Dazu kommen wir, wenn es so weit ist. Schlucke erst einmal genügen Magnesium. Und schlucke nicht gleich so viel mit einmal, das würde Verdacht schöpfen."
    "Wie oft soll ich es tun?"
    "Ein paar Klümpchen pro Tag sollten genügen."
    "Endlich habe ich etwas Motivation, weiter zu leben."
    "Schön für dich. Ach ja... damit du körperlich und gesundheitlich stabil bleibst, stärke ich mal deine Haut..."
    Ich spürte, wie meine Haut ledriger und härter wurde. Nach kurzer Zeit hörten die Schmerzen, die durch das drahtige Gitter verursacht wurden, auf. Die verliehene Kraft sorgte wohl dafür, dass ich weniger spürte und es somit schwieriger war, mit Verletzungen zuzufügen.
    "Damit sollte auch der härteste Prügelschlag wie ein Klaps vorkommen, den Mütter ihren neugeborenen Babys geben. Hihi, eine tolle Zufallsentwicklung, dass Mütter ihren Neugeborenen einen Klaps geben, damit sie atmen."
    Nach diesem Kommentar hob ich meine Augenbraue an, worauf sich Beliar räusperte, um wieder sachlich zu werden. Es gab Momente, an denen man meinen konnte, er sei ein seniler alter Mann, was mich auch dieses Mal zum Lächeln brachte. Zum ersten Mal, seit ich hier war, lächelte ich, das war wohltuend, endlich mal wieder etwas Heiterkeit zu verspüren.
    "Du solltest dich nun besser fühlen", meinte Beliar.
    "Das tue ich, vielen Dank!"
    "Hmpf. Diese Eigenschaft wird selbstverständlich aufgehoben, wenn du hier lebend wieder raus kommst, deine Natur muss im Gleichgewicht bleiben und das sollte wohl zu deinem Vorteil dienen."
    "Wie meinst du das?"
    "Diese Haut hemmt auch die stimulierenden oder schön empfundenen Gefühle. Willst du nie mehr die Zärtlichkeit der Hand deiner Lebensgefährtin spüren?"
    "Es ist erschreckend, wie zwiespältig deine Segen sind."
    "Was ist in der Natur nicht zwiespältig? So wie die Natur ist, so bin auch ich. Alles hat ausgewogen viele Vor-und Nachteile, die Frage ist nur, wie gut du mit den Nachteilen umgehen kannst. Stören oder betreffen dich die Nachteile nicht, empfindest du etwas als positiv oder als Segen, umgekehrt als negativ oder Fluch. Aber ich will dich nicht mit Philosophie langweilen, es gibt wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern müssen, falls wir uns in meinem Zentralreich wieder sehen sollten, können wir gerne bei einer Tasse Tee und einem Stück Kuchen weiter philosophieren, gehab' dich wohl."
    Das Erscheinen Beliars erquickte mich so sehr, dass mein Lebens und Kampfwille wieder vorhanden waren. Endlich hatte ich einen Plan, der mich retten konnte, ich musste nicht mehr jämmerlich hoffen, dass Xeline kam. Ich fühlte mich wieder stark, in meinen Händen lag Verantwortung, große Verantwortung.
    Die Freude nahm mir die Müdigkeit, sodass ich diese Nacht trotz des Schlafmittels nicht schlief. Offenbar hatte Beliar den Effekt verhindert. Ich lag wach herum, bis ich bemerkte, dass sich plötzlich einige Käfige öffneten und die Körper derjenigen, die dort gefangen waren herausfielen wie Leichen. So wie ich später feststellte, waren dies auch Leichen. Sie wurden von Dienern der Ordnung in eine Art Maschine geworfen, die sie anscheinnend zu etwas umwandelte. Nach einigen Überlegungen kam ich zum Schluss, dass sie zu dem Kohlenstoff umgewandelt oder verarbeitet wurden, den wir jeden Morgen eingepumpt bekamen. Der Anblick war ein Schock für mich, es war nicht gerade angenehm zu wissen, dass ich durch den Kohlenstoff meiner verstorbenen Artgenossen satt wurde. Wenig später, als alle anderen immer noch schliefen, flogen schwebende Apparaturen durch die Luft, die die noch schlafenden Dämonen einsammelten und in einen anderen Bereich flogen. Jetzt wusste ich, weshalb regelelmäßig einige meiner Artgenossen verschwanden – entweder wurden sie zu Futter verarbeitet oder woanders hin gebracht. Doch wohin brachte man sie?
    Wieder hörte ich Beliar in mir sprechen:
    "Das darf doch nicht wahr sein! Meine Schützlinge werden zu Kohlenstoff in dieser verflixten Maschine verarbeitet und euch allen zugeführt! Das ist gezwungener Kannibalismus! Hör' hin, was sie da unten sagen, ich muss es wissen!"
    "Kannst du denn diese Sprache übersetzen."
    "Ja, natürlich! Jetzt hör' hin!"
    Ich sperrte meine Ohren ganz weit auf und nahm Worte, die ich nicht verstand, wahr. Doch aus Beliars Reaktion konnte ich schließen, dass sie weniger erfreulicher waren. Er polterte:
    "Das ist doch die Höhe! Niemand setzt meine Günstlinge als Versuchskaninchen ein!"
    "Wovon redest du?!"
    "Kein Begriff ist passend, um diese Unverschämtheit zu beschreiben!"
    "Wovon redest du denn?!"
    "Davon, dass deine Artgenossen für Versuche missbraucht werden! Oh, verflixt, dieser Apparat hat es auf dich abgesehen, schnell, tu so, als würdest du schlafen."
    Wie sollte ich in dieser Situation nur meine Augen schließen und ruhig bleiben können? Beliar schien die Antwort zu wissen, denn etwas zwang mich innerlich, mich schlafend zu stellen und meine Augen einen Spalt breit geöffnet zu halten.
    Durch meine gehärtete Haut spürte ich nur schwach, dass etwas tief in mir einstach und mich aus dem Käfig flog. Ich irrte mich mit der Annahme, dass ich in eine andere Halle geflogen wurde, denn zuerst legte man mich auf einer Art Wagen mit vielen anderen schlafenden Dämonen, die dort bereits abgelegt wurden, lagen.
    Ich musste über mich ergehen lassen, dass noch mehr meiner Artgenossen auf mir gestapelt wurden und das waren nicht wenige. Zum Glück war mein Kopf am weitesten vorne, sodass ich die Umgebung einigermaßen betrachten konnte. Ich sah nun, wie eine Gestalt des Ordnungsfürsten kam und den Wagen woanders hin schob. Er, sie oder was auch immer es war trug einen Anzug, der sich mit dem von Ogel ähnelte, aber nur von der Form her. Dieser war weiß und der Helm war statt giftgrün leuchtend Orange. Dazu trug er schwarze Stiefel und all das bestand aus einem Stoff, den ich wie die meisten anderen hier nicht identifizieren konnte.
    Wieder konnte ich Beliars Stimme innerlich vernehmen:
    "Das ist einer der Wissenschaftler Innos'. Sie sind jene, die Nachforschungen im Universum betreiben, wie ich in anderen Galaxien festgestellt hatte. Das kann nichts Gutes bedeuten..."
    "Was meinst du?"
    "Nun, sie haben einen Hang zum... experimentieren."
    Bisher schwante mir bereits Übles, doch was mir nun Angst machte, war der Anblick, der sich demnächst wohl gebot. Zwar war ich es bereits gewohnt, mir mit ansehen zu müssen, wie neu Eingelieferten die Flügel abgetrennt wurden und wie die anderen verprügelt wurden, doch irgendetwas gab mir das Gefühl, dass all dies nichts gegenüber dem war, was ich gleich sehen würde.
    Meinen Befürchtungen wurde Genüge getan, nachdem wir die Tür zum Versuchszentrum passierten. An den Seiten des langen Korridors waren Kammern mit eingesperrten Dämonen gefüllt und diese wurden abgeschlossen durch eine glasähnliche Tür, sodass man sie komplett sehen konnte. Dies diente wohl der Beobachtung. Sie alle waren in einem schrecklichen Zustand: Entweder wurden ihnen Apparaturen angeschaubt, die irgendwelche Körperteile ersetzten, anderen fehlten Körperteile und einigen sogar der Unterkiefer. Beliar raste vor Zorn, wenn ich seine Stimme richtig deutete. Am schlimmsten war für mich aber der Anblick von jenen, deren Verhaltensweisen manipuliert wurden. Diese sabberten an der Scheibe herum, beschmierten die Wände mit ihren eigenen Exkrementen, verspeisten sie oder schmierten ihren eigenen Körper damit voll. Andere knabberten an sich selbst herum. Offenbar wurde hier an ihnen getestet, inwieweit und mit welchen Mitteln man die Verhaltensweisen der Dämonen manipulieren konnte. Unzählige Kammern später entdeckte ich Ferdinand, der auch nicht mehr der selbe war. Er war fixiert an einer Apparatur, die alle Sekunden aufleuchtete und ihn grauenvoll vor Schmerzen zittern und schreien ließ. Oft spuckte er dabei Blut aus und fleischige, kartoffelgroße Warzen wucherten aus seinen Körper heraus, welche an seinem Bein schon so weit fortgeschritten waren, dass es vollständig missgestalten war. Wenn ich richtig vermutete, testete man an ihm eine Krankheit, die Dämonen vernichten sollte. Das Bild, einen Freund und treuen Butler so leiden zu sehen war unerträglich und nur Beliar konnte verhindern, dass ich nicht aufschrie.
    Jenseits des Korridors wurde ich in eine Halle zusammen mit meinen todesähnlich schlafenden, auf mir liegenden Dämonen, geschoben. Dort führte man bereits Experimente aus und die Schreie wurden mit Apparaturen am Mundbereich abgedämpft. Doch so wie sie auf ihren Tischen rangen, war es eine Qual für sie.
    Als die anderen über mir auf den vielen Tischen der Halle verteilt waren, wurde ich auf einen davon gelegt und wieder musste ich mich tot stellen, um nicht aufzufallen.
    Innerlich fragte ich Beliar:
    "Was machen wir jetzt?"
    "Es gibt keine andere Möglichkeit... Du musst jetzt hier durch."
    "Aber... aber... wie soll ich das machen?"
    "Ich werde dafür sorgen, dass ihre Experimente bei dir schief gehen, sodass sie so schnell wie möglich gezwungen sind, dich wieder als Arbeiter zu verwenden."
    "Du willst die Experimente manipulieren? Aber wie?"
    "Vertraue mir."
    Auch wenn ich eine Art Schutzgeist in mir hatte, verspürte ich trotzdem viel Angst. Im Prinzip wartete ich hier darauf, dass man mit mir Experimente durchführte. Nun war es so weit, an den Seiten der Tische breiteten sich mechanische Arme aus, die sich an die Zylinder im Rücken anpassten und die Dosis zum Wachwerden einführten. Damit niemand floh, wurden alle bereits am Tisch fixiert. Also konnte ich beobachten, wie sie ihre Köpfe hoben und angstvoll umherschauten, wo sie seien. Einige von ihnen schrien vor Angst, andere versuchten, sich von den Fesseln zu lösen, aber nichts von alldem half.
    Nun marschierten die Forscher in den weißen Anzügen hinein. Sie sahen wirklich alle gleich aus – gleicher Körperbau, gleiche Größe, gleiches Gewicht und gleiche Kleidung. Man konnte niemanden vom anderen unterscheiden, zumindest Lebewesen meiner Art nicht. Sie nahmen Stellung an den Tischen und bereiteten die Versuche vor.
    Mir wurde ein Gerät am Mund angebracht, der mich daran hindern sollte, zu schreien. Vorhin hatte ich noch Pläne und Motivation, zu leben, doch als wäre die Lage nicht misslich genug, mussten noch weitere Probleme hinzukommen. Das Schlimmste aber war die ständige Unwissenheit, man wusste nie, was in den nächsten Minuten mit sich selbst geschah. Und ebenso wusste ich nicht, welche Experimente man an mir durchführen wollte...

  18. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #38 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Tob94
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    Kapitel 37 – Fehler im System

    Der Forscher holte einen mit maschinellen Beinen laufenden Tisch herbei und wählte ein Gerät aus. Es war lang, dünn und spitz und erinnerte an eine Nadel. Beliar kombinierte lautstark in mir:
    "Entweder untersucht er jetzt damit dein Trommelfell oder will Blut abnehmen. Keine Angst, es wird nur leicht pieksen."
    Als der Forscher mit seiner Nadel näher an meine Pulsadern kam, zitterte ich ängstlich, es war schließlich kein schönes Gefühl, auf einer Art Schlachttisch zu liegen, während fremdartige Kreaturen an mir forschten. Er versucht mit seiner Nadel in meine Haut einzustechen, doch es misslang ihm, so fest er auch drückte, er konnte nicht in mein Fleisch eindringen.
    "Wenn ich seine Gedanken schon nicht manipulieren kann, dann hindere ich dieses Etwas daran, den Befehl seines Meisters auszuführen. Deine Haut ist momentan zäher als Gummi, nicht einmal eine Säge würde sie schädigen können."
    "Meinst du, das wird sie dazu bewegen, aufzugeben?"
    "Für's Erste, ja."
    "Aber nicht für immer?"
    "Nein, den Forschungsdrang werde ich nicht manipulieren können, ich habe keinen Einfluss auf diese Kreaturen. Aber wir müssen im Hier und Jetzt bleiben, vielleicht sind wir schon siegreich, bevor sie daran denken, dich das nächste Mal vorzunehmen. Ich beabsichtige nicht, jahrelang an dieser Situation zu arbeiten. Schließlich bin ich ein Gott, ein dunkler Gott! Und es ist MEIN Universum, das Urheberrecht liegt einzig und allein bei mir! Ich habe das Adanos-Prinzip definiert und ich habe die ersten Atome gestreut, damit der Zufall formt und niemand anderer!"
    "Ist gut, ist gut, ich bin mir der Tatsache bewusst."
    "Hmpf, für diese genervte Reaktion hätte ich gute Lust, deinen Tastsinn für ein paar Minuten empfindlich zu machen, damit du die Schmerzen spürst, die dir gerade zugefügt werden! Aber vielleicht jetzt nicht gleich. Jetzt haben wir Wichtigeres zu tun."
    "Der Meinung bin ich auch."
    "Anscheinend haben sie es aufgegeben, dein Blut abzunehmen. Sperr' deine Ohren auf, ich muss vernehmen, worüber sie reden!"
    Es war nicht einfach, aufmerksam Worte aufzunehmen, die ich nicht verstand. Beliar fasste aber sofort zusammen, was besprochen wurde:
    "Er wurde exkommuniziert, weil er zu unfähig war, dir Blut abzunehmen. Das ist ja mal eine strenge Gesellschaft, aber mir soll's recht sein. Es kommen noch andere Forscher, wenn mit allen so umgegangen wird, wird Innos heute viele seiner Leute exkommunizieren müssen."
    Und so geschah es, andere Forscher testeten die Blutabnahme bei mir, doch keiner von ihnen war erfolgreich. Das traf auf die anderen, die in diesem Raum gefangen waren, keinesfalls zu, denn die Hälfte von ihnen war bereits verstorben und wurde zu Kohlenstoff verarbeitet. Andere zappelten noch hilflos gefesselt und voller Schmerz auf den Tischen, viele der weißen Anzüge der Forscher waren bereits befleckt mit Blut.
    Nach vielen Exkommunizierungen, wie die Gesellen es hier nannten, beschlossen die Forscher, mich wieder in meinen Käfig zu werfen, um eine so genannte "Alternative Forschungsmethode für Spezialfälle nach Paragraph 8 im Absatz 93 des Unterabschnittes 14OC in Zeile 34 im 22. Band der unregelmäßigen Methoden zur Dämonenforschung" zu entwickeln. Beliar ließ die Rechtfertigung einmal unkommentiert und ich war erfreut, für's Erste aus dieser Experimentierhalle heraus zu kommen. Es war schon seltsam, wie sehr ich mich gefreut hatte, wieder im Käfig zu sein. Außerdem war ich umso dankbarer, dass Beliar einen Teil von sich in mir extern erweiterte, auch wenn er es wie alles zum puren Eigennutz tat, denn so war die Zeit im Käfig und die Arbeit um Einiges erträglicher. Er sprach nun:
    "Das ging ja noch einmal gut, ich kann nicht leugnen, dass ich mich amüsierte. Wie schön ist es, zu sehen, wie die Idioten exkommuniziert werden, während denen ellenlange Zeilen aus irgendwelchen Gesetzbüchern vorgetragen werden."
    "So haben wir auch einige der dort liegenden Artgenossen gerettet."
    "Das stimmt, ja. Aber kommen wir zur Sache zurück: Heute wirst du das erste Klümpchen Magnesium schlucken. Alles Weitere erkläre ich, wenn du einen Magnesiumbrocken in der Hand hälst."
    "Verstanden."
    Wenig später warf mich der Arm durch das Rohr, um mit den anderen meiner Artgenossen auf die Magnesiumfelder zu marschieren. Während wir im Gleichschritt voran liefen, erklärte mir Beliar:
    "Ich werde deine Zähne vorübergehend härten und deine Muskeln, die du zum Kauen brauchst, stärken, das sollte dir helfen, das Magnesium in Stückchen zu kauen."
    Nun begann ich mit meiner Arbeit. Das Problem war nur: Wie sollte ich das Magnesium unauffällig aufheben, wenn wir doch alle gleichmäßig in einem eintönigem Metrum hacken mussten?
    Diesen Gedanken beantwortete Beliar:
    "Genau deshalb sollst du immer nur ein Magnesiumstück pro Tag zerkauen und einen Prügelschlag in Kauf nehmen, damit es nicht auffällt."
    "Mit der gehärteten Haut sollte es nicht weh tun, oder?"
    "Nein, aber tu' bitte so, als würde es dies tun."
    "Werde ich tun."
    Ein paar Hackschläge später griff ich blitzschnell nach einem Stück Magnesium und steckte es sofort in den Mund. Es ließ sich kauen wie ein Bonbon. Bevor man mich schlug, schluckte ich es schnell hinter und während man mich verprügelte, ließ ich diese Kreatur glauben, ich würde leiden, obwohl sich die Prügelschläge anfühlten wie leichte Anstupser.
    Meine Nachbararbeiter wunderten sich, weshalb ich Magnesium schluckte, aber sie gingen nicht weiter darauf ein, vermutlich dachten sie sich schon, dass ich einen Plan hatte, aber dem Blick nach waren sie nicht der Meinung, dass es ein wirksamer war.
    "Sehr gut", sprach Beliar, "Ich werde es in deinem Körper verteilen, du wirst jetzt so lange täglich Magnesium schlucken, bis dein Körper genügend davon besitzt."
    "Fühle ich mich da nicht irgendwie... anders?"
    "Ja, du wirst dich tatsächlich anders fühlen, aber es sollte auszuhalten sein."
    Das war sehr leicht dahin gesagt, bereits nach sieben Tagen fühlte ich mich, als bestünde ich aus Blei. All meine Körperteile wurden schwerer und unbeweglicher.
    Eines Tages, als es extrem anstrengend war, meinen Körper problemlos zu bewegen, war es so weit. Beliar sprach zu mir:
    "Ich denke, du bist bereit dafür, mir als Schrein zu dienen."
    "Dann mal los."
    Ein heißer Strom von dunkler Macht durchströmte meinen gesamten Körper. Das Gefühl, eingerostet und schwerer zu sein verschwand schlagartig und ich schien mächtiger zu werden. Sehr mächtig. Innerlich sprach ich:
    "Ich fühle mich..."
    "Mächtig", unterbrach er mich.
    "Stimmt. Wovon kommt das?"
    "Von mir. Du bist nun direkt mit mir verbunden. Natürlich nur solange, wie du mir als Schrein dienen musst. Das Magnesium schränkt die Macht aber leider sehr stark ein, hätten wir besseres Material zur Verfügung gehabt, hätten wir eigenhändig dafür sorgen können, dass diese Anlage hier implodiert. Ja, nicht selten sehe ich mich gezwungen, alles Leben eines Planeten auszulöschen."
    "Du hast Planeten zerstört?"
    "Viele sogar. Einst wollte ich deinen Heimatplaneten auch zerstören."
    "Aber warum?"
    "Weil ich nicht zulassen konnte, dass er in Innos' Hände fällt. Der Glaube, dass ich alles Leben auf diesen Planeten zerstören will, entstammt nicht nur von den Anhängern Innos', sondern auch von mir, vorallem von mir. Ich entsandte die Beliarmenschen aus meinem Reich, das dunkle Volk, um den Untergang zu verkünden. Als dies getan war, holte ich sie in mein Reich zurück und Innos nutzte diese Verkündung natürlich aus und verbreitete dies unter seinen Anhängern."
    "Warum hast du dann als Xardas dafür gesorgt, dass der Planet gerettet wird?"
    "Weil Victor mich davon überzeugte, einen General zu ernennen. Der Todbringer aus meinen Totenländern kam nicht auf meinen Befehl, das ist wahr, aber er kam mir einst gelegen. Erst, als ich als Xardas durch diesen Planeten wandelte, sorgte ich erfolgreich dafür, dass er wieder verschwindet und gab Victor den Auftrag, den General, also dich zu finden."
    "Du bist also wirklich jener, der alles untergehen lassen wollte..."
    "Korrekt. Und du bist jener, den ich erschuf, um ein letztes Mal zu versuchen, den Planeten zu retten. Innos' Einfluss war einfach zu groß und ich kann nicht zulassen, dass ein Planet in seine Hände fällt!"
    "Die Leute haben dich also zu Recht gefürchtet."
    "Oh ja, das haben sie. Mein Wille war die Zerstörung dieses verdorbenen Planeten. Doch das ist vorbei... das hat man Victor zu verdanken."
    "Warum bist du immer so radikal?"
    "Ich bitte dich. Es gibt unzählige Planeten im Universum, wieso sollte mich einer unter ihnen, der kurz davor war, in Innos' Hände zu fallen, etwas scheren? Der Glaube, dass ich das Böse sei, war mir gleichgültig, ohne Victor wären jene, die es glaubten sowieso bald tot gewesen."
    "Was musste Victor dafür zahlen, um dich zu überzeugen?"
    "Nichts. Er ist sehr wortgewandt und hat mir vorgeschlagen, einen General zu ernennen. Diesen Vorschlag konnte ich ernst nehmen, also wurde er übernommen. Ist ja nicht mein Ziel, Planeten zu zerstören, das bereitet mir auch keine Freude, aber ehe ich zulasse, dass Innos sie knechtet und das ganze Adanos-Prinzip tyrannisiert, zerstöre ich sie."
    "Wie hättest du das gemacht?"
    "Ich hätte die Sonne explodieren und alles in dem Feuersturm untergehen lassen."
    "Wie es in den Schriften über dich steht... Er, der alles in Dunkelheit hüllen will, er, dessen Ziel es ist, die Sonne und alles Leben zu vernichten..."
    "Auf diesem Planeten, solltest du ergänzend zufügen. Aber ja, das ist meine Art, Planeten verenden zu lassen, ich vergrößere die Sonne, bis sie explodiert. Es gibt Sterbliche, die das als 'Supernova' bezeichnen, aber das ist nun was anderes."
    "Entschuldige, ich bin jetzt aber schockiert."
    "Nun, das bist du wohl nicht zu Unrecht. Derjenige zu sein, der daran beteiligt ist, dass etwas derart Apokalyptisches nicht geschieht, ist schon was Feines, nicht?"
    "Mich schockiert eher, dass all das, was man dort über dich schrieb, wahr ist. Oder sagen wir, dass es nicht völligen Unsinn darstellt."
    "Nun, aber ich denke, du kannst meine Beweggründe nachvollziehen."
    "Du wolltest Millionen von unschuldigem Leben vernichten..."
    "Was glaubst du, hätte Innos getan? Er hätte verhindert, dass die Seelen in die Seelenspähre zurückkehren und auch er hätte früher oder später alles Leben zerstört! Er ist es, der das Adanos-Prinzip umdefinieren will und das bedeutet das Ende allem Natürlichen! Nun, ein solcher Massenmord wäre tragisch gewesen, aber die Substanz der Lebewesen wäre im Kreislauf des Adanos-Prinzips geblieben, eines Tages als Bestandteil der Natur wiedergeboren und nicht in den Händen eines wahnsinnigen Ordnungsfürsten!"
    "Du hast Recht. Du hast verdammt noch mal Recht! Trotzdem wundere ich mich immer wieder, dass du dich als Gott vor mir rechtfertigst."
    "Deine Bedenken waren nicht zu Unrecht, ich war es, der sich rechtfertigen musste. Negativer Stolz liegt mir nicht. Wollen wir es nun packen? Willst du deiner Bestimmung gerecht werden?"
    "Ja!"
    "Dann lass uns dafür sorgen, dass das Adanos-Prinzip in deiner Galaxie wieder ungehindert seinen Lauf fortsetzen kann! Wir sind völlig vom eigentlichem Problem abgekommen. Jetzt bist du ein Schrein, durch dich kann ich nun mit den anderen hier sprechen, außerdem kann ich meinen Einfluss hier vergrößern. Wie geplant werden wir den anderen deiner Artgenossen nun durch eine Vision vermitteln, als Machtträger zu agieren."
    "Dann mal los."
    Da ich ein Teil Beliars war, konnte ich ihm in seinen Visionen folgen. Wie damals, als ich zum ersten Mal Macht an einem seiner Schrein verlangte, wurde mir schwarz vor Augen. Statt einem Kopf des dunklen Gottes aus Feuer, der sonst vor mir erschienen wäre, sah ich die flammenden Köpfe aller Dämonen, an die Beliar die Vision entsandte. Es waren sehr viele, man konnte meinen, man hatte eine Dämonenmenge vor sich, nur bestand hier alles aus Flammen. Ich erwartete den Kopf Beliars, aber wie ich später feststellte, konnte ich alles aus der Sicht Beliars sehen, also war ich in gewisser Weise in dem Kopf drin. Doch jener, der sprach, war Beliar:
    "Es ist eine Schande, dass ihr als Sklaven meines Erzfeindes dienen müsst. Es ist eine Schande, wie er euch behandeln lässt. Er glaubt, er könne meine Günstlinge als Katalysatoren seiner Pläne verwenden! Dies muss ein Ende finden. Es WIRD ein Ende finden! Innos beging den Fehler, einen General gefangen zu nehmen und diesen Fehler werden wir nutzen! Er hat sich bereit erklärt, als Schrein zu dienen, ihr werdet ihn erkennen, denn jeder von euch wird seine Macht in der Nähe spüren! Um diese Ordnungssonne zu vernichten und um euch alle zu retten, müssen wir zusammen arbeiten! Ich verleihe euch, solange ihr hier drin steckt gehärtete Zähne. Mit diesen werdet ihr das Magnesium, das ihr jeden Tag abbaut kauen und schlucken. Meine Macht in euch wird dafür sorgen, dass es so verteilt wird, dass ihr mir als Machtträger dienen könnt, um meinen Einfluss auf diesen Ort zu erhöhen. Wenn ihr bereit seid, mir als Machtquelle zu dienen, werde ich euch durch eine Vision aufsuchen und die weiteren Schritte erklären. Wenn ihr hier wieder heraus gekommen seid, verspreche ich euch, dass ich euch die Lebenszeit, die euch Innos gestohlen hatte, schenken werde."
    Alles wurde wieder schwarz und später sah ich wieder durch meine eigenen Augen. Beliar sprach:
    "Wenn sie aufwachen, werde ich ihnen noch weis machen, dass all dies kein Traum war."
    "Hoffentlich funktioniert dieser Plan..."
    "Er WIRD funktionieren. Er MUSS funktionieren. Diese Operation nenne ich 'Fehler im System'. Oh ja, Innos' System wird in nächster Zeit sehr stark verändert und durcheinander gebracht werden."
    "Wie passend."
    "Übrigens hat es einen netten Nebeneffekt, wenn du mir als Schrein dienst: Du kannst eine Verbindung zu deiner Freundin Xeline herstellen."
    "Wirklich?"
    "Ja, wirklich."
    "Wie geht das?"
    "Sie schläft gerade, ich könnte also eine Visionsverbindung herstellen, während du mit ihr redest."
    "Worauf warten wir noch?"
    "Also schön. Legen wir los."
    Wieder wurde mir schwarz vor Augen, bis eine gewaltigen Explosion Xelines Körper formte. Auch wenn sie nur aus Feuer bestand, war es fantastisch, sie wieder zu sehen. Erstaunt sagte sie:
    "Bist... bist du das?!"
    "Ja, ich bin es."
    "Du... du lebst! Aber wo bin ich?"
    "Ich rede gerade durch eine Vision mit dir. Ich musste wissen, wie es dir geht."
    "Mir geht es furchtbar hier ohne dich! Viel wichtiger aber ist doch, wie es um dich steht! Was ist passiert?"
    Ich erzählte Xeline alles Wichtige, was bisher geschehen war. Schockiert flüsterte sie:
    "Das kann doch nicht wahr sein... Nun, Beliar hatte mir gesagt, dass ich deinen Platz einnehmen sollte und erst angreifen soll, wenn der Zeitpunkt da ist. Was meint er mit dem richtigem Zeitpunkt?"
    "Er meint damit, dass er zuerst seinen Einfluss der Macht hier vergrößern muss, damit die Armee ihre Macht einsetzen und Beliar die Schlacht zu unseren Gunsten manipulieren kann. Die Diener Innos' sind mächtig, ohne Machteinfluss würden wir versagen."
    "Wie weit seid ihr mit dem Plan?"
    "Nun, die anderen Dämonen wissen Bescheid, was sie tun müssen. Sie werden als Machtträger dienen, um die Macht wie ein Netz über die Sonne zu spannen. Wenn das getan ist, kannst du angreifen! Wie sieht es mit Material zur Zerstörung von Innos-Stoffen aus? Hast du die Unterstützung der Fürstenhäuser?"
    "Ja, ich bin die Fürstin des Hauses O'Fargoth."
    "Wie hast du das angestellt?"
    "Vana O'Fargoth hat uns in ihrer Feigheit verraten und hat die Seiten gewechselt."
    "Sie ging zu Innos über?"
    "Ja. Beliar wünschte ihr Millionen von qualvollen Umwandlungen, die Innos mit ihr durchzieht."
    "Nun, ohne ihren Verrat wäre es unmöglich geworden, die Fürstenhäuser zusammenarbeiten zu lassen."
    "Stimmt auch wieder."
    "Hast du also die Unterstützung aller Häuser gesichert?"
    "Das hatte mich viele Nerven gekostet, aber ja, ich war erfolgreich."
    "Du bist ein Schatz!"
    "Ja, Überreden war schon immer meine Stärke."
    Beliars tiefe, grollende Stimme ertönte:
    "Die Verbindung wird schwächer und kann nicht mehr lange anhalten. Findet eure letzten Worte."
    Ich bemerkte, wie das Feuer mickriger wurde. Xeline und ich schauten uns kurz an und ich sagte schnell:
    "Nun, ich schätze, wir müssen aufhören."
    "Warte..."
    "Ja?", erwiderte ich eilend.
    "Ich liebe dich."
    "Ich dich auch."
    Das Feuer erlosch und die Verbindung brach.

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    Kapitel 38 – Ruhe vor dem Sturm

    Es dauerte nur wenige Wochen, bis alle lebenden Dämonen in diesem Ort zu Machtträgern wurden. Dieser Umstand gab ihnen das Gewissen, sich bald gegen die Kreaturen Innos' aufzulehnen. So waren viele bereit, es zu riskieren, Aufseher zu beleidigen, aber wie sich herausstellte, kannten diese Kreaturen keine Beleidigungen auf Vitharia. Da dem so war, hingen inzwischen an jeden Sätzen, die an Aufseher gerichtet waren, vulgäre Beschimpfungen an, worüber viele hier oft lachen mussten. Dadurch waren die Extrembedingungen ein wenig leichter auszuhalten. Jeden Tag fieberten alle darum, diesen Ort bald stürmen zu dürfen. Doch Beliar verordnete Ruhe vor dem Sturm, erst wenn die Scharen aus den Reichen Beliars ankamen, sollte der Kampf beginnen. Die Diener der Ordnung waren fassungslos, auch sie schienen zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimmte, irgendetwas anders war als vorher und dies war für sie bekanntlich ein Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung war. Allerdings folgten alle hier Beliars Anweisungen und diese waren stets wohlüberlegt, sodass die Diener der Ordnung niemals dahinter kommen würden. Während Beliar uns Anweisungen gab, erforschte er die Technologien Innos' bis ins kleinste Detail, von der Ordnungsschemie bis zur Ordnungsphysik, um herauszufinden, wie man etwas daran verändern oder genauer gesagt, zerstören konnte. Dieses Wissen gab er Xeline weiter und diese nutzte es, um Waffen zusammen mit den anderen Fürstenhäusern zu bauen. Während ich als eine Art Bruststätte für Beliars Macht diente, beziehungsweise als passiver Vollstrecker, erledigte sie ihre Arbeit als aktive Vollstreckerin. Wir waren ein unglaublich gutes Team, in jeder Hinsicht.
    Beliar sprach innerlich zu mir:
    "Dem Angriff steht nicht mehr viel im Wege. Aber vorher muss ich die Technologien der Ordnung studieren, erst dann kann die Zerstörung eingeleitet werden."
    "Weshalb willst du sie studieren?"
    "Welch eine selten dämliche Frage."
    "Kannst du sie mir trotzdem beantworten?", reagierte ich genervt.
    "Hmpf. Du solltest in Zukunft besser überlegen, wie du auf bestimmte Aussagen reagierst, sonst denke ich darüber nach, ungehalten zu werden und das wird dir gar nicht gefallen. Aber vielleicht jetzt nicht sofort, es gibt momentan wichtigere Dinge, wofür ich dich wohlbehalten benötige."
    "Könnten wir bitte auf meine Frage zurück kommen?"
    "Also gut. Ich studiere die Technologien der Ordnung, um weitere Ordnungssonnen dieses Universums zu zerstören. Es gibt noch weitere von diesen Sonnen, hast du das etwa schon vergessen? Die Ordnungstechnologie war uns bisher fast gänzlich fremd, aber dank deiner Gefangennahme wissen wir bald alles darüber, was wir wissen müssen."
    "Stimmt. Wie sieht es bei Xeline aus?"
    "Ja, ich finde, sie sieht scharf aus", antwortete er in lüsternen Gedanken schwelgend.
    Verärgert rollte ich die Augen, ich hatte nichts dagegen, wenn sie jemand attraktiv fand, aber in diesem Ton hörte ich nicht gerne Komplimente über sie und in diese Situation noch weniger.
    "Kleiner Scherz", hüstelte er und wurde wieder ernst:
    "Sie wendet das Wissen, was ich hier gewinne, hervorragend an. Mit diesem Wissen produziert sie Waffen, die Ordnungsstoffe in Null Komma nichts zerschmettern."
    "Fernwaffen oder Nahkampfwaffen?"
    "Beides. Auch Schilde und Rüstungen, um Angriffe abzuwehren."
    "Sehr gut, wie ich sehe, versteht sie ihren Beruf."
    "Oh ja, sie ist die perfekte Nachfolgerin für diese schäbige Verräterin Vana O'Fargoth. Xeline O'Fargoth klingt nicht einmal so übel, findest du nicht?"
    "Kann dem nichts zufügen. Aber es ist schön zu hören, dass sie ihren Job gut macht."
    "Gut ist gar kein Ausdruck, sie ist perfekt, in jeder Hinsicht!"
    "In 'jeder Hinsicht'? Wie meinst du das?"
    "Nun, wie dir aufgefallen ist, war Vana eine sehr... attraktive Frau. Auch in dieser Hinsicht ersetzt sie ihre Vorgängerin perfekt, wenn nicht sogar noch besser."
    "Ist das Aussehen etwa wichtig, um Fürstin der O'Fargoth zu sein?"
    "Nun, es bietet für eine Frau erhebliche Vorteile. Man muss schon ein fähiger Geschäftsmann sein, um auf die Karten einer attraktiven Geschäftsfrau zu schauen, schließlich darf man sich vom Anblick nicht betören lassen. Außerdem sehe ich immer wieder gerne eine schöne Frau auf dem Platz einer Fürstin und vor allem eine solch Gewiefte in Sachen Wortgewandtheit und Intrigen."
    "Du meine Güte. Was hat Xeline nur angestellt?"
    "Weshalb?"
    "Nun, du erwähntes Intrigen."
    "Ach so, hehe. Sagen wir mal... nicht nur ein Mal hat sie als Anführerin der Elite-Polizei die Bosse der Verbrecherorganisationen betrogen und zwar auf üble Art und Weise. Einige Anführer der Banden versuchen die Fürstin in ihre Pläne einzuspannen, indem sie sie bestechen."
    "Inwiefern?"
    "Ich glaube, ich zeige es dir mal."
    Nun entsandte Beliar mir Visionen, die Dinge vergangener Tage zeigten. Ich sah Xeline in zurecht gemacht und in enger und knapper Kleidung auf einem roten Sofa in einem Club sitzen und bemerkte, dass sie sich mit jemandem unterhielt. Der Club war rot beleuchtet und voller halbnackter Frauen, offenbar war dies eines der Xil'Gorth-Bordelle. Doch was hatte Xeline darin zu suchen? Auch der Dämon, neben dem sie saß wollte mir gar nicht gefallen: Es war ein stämmiger, glatzköpfiger Kontrahent mit einem schwarzen Anzug. Beliar erklärte:
    "Sie ist selbst in dieses Bordell gegangen und hat diesem Herren ein Geschäft angeboten. Er ist ein Boss einer gesuchten Verbrecherorganisation, wie sie herausgefunden hatte und auch solche Organisationen haben Feinde. Was hat Xeline getan? Sie bot ihm ein Geschäft an, in dem sie viel Geld verdiente, wofür sie zur Gegenleistung keine Männer schicken sollte, während sie eine Bank ausrauben. Selbiges bot sie einem Boss einer feindlichen Organisation an, zwackte noch mehr Geld ab und gab beiden Bossen Pläne, wie man in die Zentralbank der Stadt kam. Diese Pläne waren nicht gefälscht, sie waren echt und auch noch so gut, dass sie funktioniert hätten – wäre da nicht ihre Intrige gewesen."
    "Jetzt bin ich gespannt."
    "Sie hat die beiden Banden an einen Ort geführt, an jenem Kanalisationseingang, durch den sie zur Bank gelangen wollten. Und siehe selbst, was passiert ist."
    Eine weitere Vision erschien und ich konnte ein blutiges Gemetzel auf einer Straße am Stadtrand beobachten. Die Banden schossen sich gegenseitig tot, während Xeline auf dem Dach eines Hochhauses stand und schadenfroh zugesehen hatte. Als alle, bis auf den Letzten tot waren, zog sie ihre Pistole und schoss elegant gezielt vom Dach aus auf den Kopf des fliehenden Verbrechers. In Sachen Zielsicherheit konnte man bei ihr nichts aussetzen. Beliar kommentierte:
    "Oh ja, diesen Auftrag hatte sie mit Perfektion erfüllt. Gleich zwei Verbrecherorganisationen stark geschwächt und dabei noch dreifachen Lohn erhalten. Das schafft nicht jede."
    "Wieso dreifacher Lohn?"
    "Nun, einmal meine Bezahlung und die der zwei Verbrecherbanden. Und das ist nur ein Beispiel von mehreren, wie perfekt sie sich als Fürstin der O'Fargoth macht."
    "Wow, sie zum Feind zu haben ist nicht gerade ungefährlich."
    "Da hast du Recht, sie hat immerhin auch den Ruf der O'Fargoth gegenüber den anderen Fürstenhäusern erheblich verbessert. Dass O'Fargoth und sel'Cediliath eines Tages zusammen arbeiten würden, hätte ich niemals erwartet, das waren schlimme Feinde."
    "Das ist wahr, Victor begann ja schon, mich zu hassen, als ich an einem Plan arbeitete, bei dem die O'Fargoth ins Spiel kamen."
    "Hmpf, Victor, erinnere mich bloß nicht an DEN!"
    "Wieso? Was hat er getan?"
    "Er kann es einfach nicht lassen, auf Planeten herum zu spuken. Zwar kommt niemand dabei zu Schaden, aber es sorgt oft für Verwirrung und Angst unter den Sterblichen, was in diesem Falle eben nicht sein muss. Dieser Kindskopf von einem Victor aber findet es lustig, in Krankenhäusern Patienten zu erschrecken, in Altenheimen altersschwache Menschen auf die Palme zu bringen und so weiter und so fort."
    "Ist das so schlimm?", antwortete ich leicht belustigt.
    "Du bist ja genau so ein Kindskopf! Es ist vielleicht nicht dramatisch, aber überflüssig und außerdem hat ein Dämon in der Welt der Sterblichen nichts zu suchen, außer als Gemeinschaftsführer."
    "Aber Victor ist doch ein Gemeinschaftsführer!"
    "Das gibt ihm aber noch lange nicht das Recht, auf Planeten zu spuken! Er hat in einem Haus so extrem gespukt, so dass eine Hausruine innerhalb von wenigen Tagen eine gefürchtete Stadtlegende wurde und keiner sich mehr traut, auch nur fünfzig Meter in die Nähe des Hauses zu treten! Tja, aber das hat er nun davon, er wurde bei den sel'Cediliath herausgeworfen."
    "Wieso in seinem Fürstenhaus? Was hat das damit zu tun?"
    "Ist gegen die Regeln des Hauses. Jetzt trägt er wieder seinen alten Namen, also heißt er wieder Victor Di Cooper."
    "Er hieß vorher Di Cooper?"
    "Ja. Sein Bruder Vex Di Cooper ist auch so ein Schelm, er führt auch eine Gemeinschaft, findet es aber immer wieder spaßig, Sterbliche zu veralbern. Zwar sind beide Brüder gute Gemeinschaftsführer, aber ihr Vater, Sioux Di Cooper, ist ein echter Held. Er befreite einen ganzen Planeten vom Schicksal, das Innos über ihn brachte und gründete dort eine Gemeinschaft."
    "Liegt wohl in dieser Familie im Blut, Gemeinschaften zu leiten, wie?"
    "Das stimmt allerdings. Jetzt sind wir völlig ins Plaudern geraten. Nicht, dass das schlimm wäre, ich finde es ganz nett, mit dir zu plaudern, solltest du das Ganze hier überleben, lade ich dich mal zum Tee ein, den ich regelmäßig mit meinem Sohn des Wahnsinns zu trinken pflege. Ein kreativer Bursche, ein netter Kontrahent zum Plaudern, aber auch durchtrieben mit verrückten Ideen. Die Di Coopers könnten wirklich mit ihm verwandt sein, ihm fallen auch immer wieder Dummheiten und makabre Scherze ein, die er mit Sterblichen treibt."
    "Darauf würde ich mich freuen!"
    Wir beendeten die Unterhaltung und weitere Tage vergingen. Nun sprach Beliar zu uns allen:
    "Xeline O'Fargoth ist auf dem Weg zur Sonne der Ordnung. Bevor sie selbst erscheint, werden Raumschiffe auf der Oberfläche landen. Sie sind bereits mit Schutzmaterial ausgestattet, um durch die strahlende Schicht zu fliegen. Wenn sie gelandet sind, werde ich eure Flügel nachwachsen lassen, mit der Macht, die ihr hier gesammelt habt, um meinen Einfluss zu vergrößern, ist dies problemfrei möglich. Mein Einfluss ist so groß geworden, dass ich in dieser Schlacht viel lenken kann. Was die Käfige betrifft... Dieses Problem wird beseitigt sein, wenn die Schiffe gelandet sind. Wenn ihr eure Ausrüstung geholt habt, werdet ihr kämpfen, während Xeline dafür sorgt, dass diese Sonne zerstört wird. Ist der Vorgang eingeleitet, dann gebt alles, um zu den Schiffen zu kommen, auf das wir der Explosion entfliehen können. Mein Zeichen zum Sturm ist gegeben, wenn eure Flügel nachgewachsen sind."
    Das waren klare Worte. Nun hieß es nur noch Warten. Die Ungeduld in den Käfigen wurden größer und wahrscheinlich ein Letztes Mal mussten wir noch einmal auf das Magenesiumfeld zum Hacken. Umso besser, in diesem Fall waren wir schon gleich auf der Oberfläche der Sonne und wir konnten besser zu den Raumschiffen gelangen.
    Auf den mit Ordnungsstrahlen durchleuchteten Himmel blickend erwarteten wir sehnsüchtig die anfliegenden Raumschiffe mit Waffen.
    Stunden der Arbeit später begannen wir, die Hoffnung aufzugeben, dass das Zeichen zum Kampf heute gegeben wurde, doch kurz bevor wir durch die Diener Innos' in die Halle der Käfige zurück gezwängt wurden, sprangen die Zylinder in unseren Rücken hinaus und die Flügel meiner Artgenossen wuchsen zusehends nach...
    Geändert von Tob94 (23.12.2011 um 15:00 Uhr)

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    Kapitel 39 – Die Reiterin auf dem Schläfer

    Wie zu erwarten war, wurden alle ihrer Natur als Dämon gerecht – ihr Aufschrei verkündete Rache, die Gesichter verkörperten unerbittlichen Hass und in ihren Augen brannte loderndes Feuer, das danach schrie, alles zu zerstören, das es berührte. Und so kam es, sie alle spannten ihre neuen Flügel aus und flogen gen Himmel. Der strahlend weiße Himmel verdunkelte sich, bis aus einer gewaltigen Explosion aus Feuer Beliars flammender Kopf erschien. Seine Augen glühten rot und mit einer Stimme, die den Boden einem Erdbeben gleich erzittern ließ, brüllte er: "KRIEG!"
    Daraufhin schrien die im Kreis fliegenden Dämonen im Himmel und warteten auf die anfliegenden Raumschiffe mit Waffen. Es dauerte nicht lange, bis aus dem Dunkel des geschwärzten Himmels die Waffenschiffe hindurchflogen. Sie hatten nicht einmal die Gelegenheit zu landen, sie wurden bereits beim Anflug besetzt und so entschloss sich die Besatzung des Schiffes, die Waffen schon früher auszuteilen. Jeder erhielt ein Schwert, das aus einem schwarzem, ölig glänzendem Material bestand und mit blutroten Adern überzogen wurde. Dazu erhielten alle einen Magiekristall, welcher wohl einen Zauber wirken konnte, der Ordnungsstoffe zerstörte. Zuletzt wurde jeder mit einem Rundschild, der Angriffe durch Fernwaffen reflektierte, ausgestattet. Es dauerte nicht lange, bis jeder Dämon bewaffnet war, doch ebenso wenig Zeit benötigen die Krieger des Ordnungsfürsten, ihre Gesetze zu durchforsten, um zu erfassen, was in einem solchen Fall getan werden musste. Sie nahmen bereits Stellung und töteten die ersten, die sie ihnen widersetzten, mit Waffen, die sie nicht zu Asche zu transformieren schienen, da diesmal Einschüsse durch Kugeln in jedem der Gefallenen zu erkennen waren.
    In mir sprach Beliar: "Werde deiner Aufgabe Bestimmung gerecht, General."
    Bevor ich fragen konnte, was er mir damit sagen wollte, war die Antwort bereits im verdunkelten Himmel zu sehen: Khaaz und meine gesamte Armee flogen hindurch und sehnsüchtig wartete ich, dass der Drache landete und mich aufnahm. Das Problem war nur, dass einige Krieger des Ordnungsgottes kurz davor waren, mich zu töten. Doch glücklicherweise traf ein Speer den Kopf dieser Abscheulichkeit und ich konnte den Drachen besteigen, um die Lage der Schlacht von oben zu betrachten. Um dies in die Tat umzusetzen, flogen wir ganz hoch und während wir dies taten, konnte ich meinen Heimatplaneten durch die schwarzen, mit schwefligem Hass gefüllten Wolken betrachten, was ich dem Mond zu verdanken hatte – denn er war nichts weiter als eine vom weißen Mondlicht beleuchte Kugel. Solange diese Schlacht tobte, war er in tiefster Dunkelheit gehüllt, dies bedeutete dort eine Verkündung des Endes aller Tage, es war ein Zeichen dafür, dass Beliar einen furchterregenden Feuersturm durch die Lande streichen ließ, um alles zu vernichten. Ich roch die Angst, die von dort aus ging, bis hier her. Innerlich hörte ich Weinen und hilflose Schreie, die geprägt waren von Furcht und Hoffnungslosigkeit. Hätte Victor den dunklen Gott nicht dazu überredet, einen weiteren Versuch zu wagen, den Planeten vor Innos zu retten, wäre all dies tatsächlich passiert. Wenn diese Schlacht zu Gunsten Innos' ausfiel, würde Beliar keine Wahl mehr bleiben – die Einnahme eines Planeten durch Innos würde das ganze Adanos-Prinzip fatal beeinflussen. Heute war der Tag, an dem die Zukunft dieses Planeten auf der Kippe stand, nur der Fall der Ordnungssonne dieser Galaxie würde ihn mit dem warmen Licht der natürlichen Sonne wieder erhellen, andernfalls explodierte die natürliche Sonne unter dieser Anlage und er war angehaucht vom Atem des Todes und der Vernichtung. Beliar betrachtete all dies vom Himmel der Ordnungssonne und er war auf beide Fälle vorbereitet, aber ich spürte, dass es ihm lieber war, wenn die Ordnungssonne zerstört war. All diese Dinge, die durch diese Schlacht auf dem Spiel standen, motivierten mich, das Feld als Sieger zu verlassen.
    Es war interessant, die Ordnungssonne von oben betrachten zu können, überall waren systematisch angeordnete und lieblose Blöcke in Reihen gebaut. Aus allen von ihnen brachen Dämonen aus, die zu den Waffenschiffen flogen, um sich an ihre Unterdrücker zu rächen. Was ich mich aber fragte, war: Wie zerstörte man diese Anlage? Was nützten die Kämpfe? Wo war Xeline? Ich verordnete meiner Armee, sich zu verteilen und jeden Diener der Ordnung zu bekämpfen, der in die Nähe kam, schließlich mussten einige lästigen Störungen beseitigt werden, um freie Bahn bei der Nachforschung zu haben, wie man die Anlage zerstörte. So durchforstete ich mit Khaaz die Ordnungssonne, doch ich fand keine Lösung. Schmerzlich musste ich zusehen, wie viele meiner ehemals gefangenen Artgenossen getötet wurden, wo blieb verdammt noch mal Xeline? Auch meine Armee schien diesmal nicht überlegen zu sein, fast über die Hälfte von meinen Kriegern wurde bereits abgeschlachtet. Verzweifelt gab ich ihnen Befehle, in der Hoffnung, dass durch eine gute Taktik die Schlacht eine Wendung nahm. Doch egal, was ich befahl, die Anzahl meiner Krieger verminderte sich zusehends.
    Ein Blick auf den in Schwärze erstickenden Himmel verriet mir, dass noch mehr Schiffe im Anflug waren. Als sie näher kamen, erkannte ich, dass dies Passagierschiffe waren. Was hatten sie hier zu suchen? Die Antwort brachte Beliar mit einem lauten Befehl: "FLIEHT!" und in mir sprach er:
    "Du wirst hier verbleiben und mit Xeline die Sache zu Ende bringen."
    "Aber wo bleibt sie denn?"
    "Sie wird gleich kommen."
    "Aber...aber... wieso sollen alle Krieger fliehen? Da haben wir doch keine Chance mehr!"
    "Sie waren nur die erste Welle, die nächste folgt jetzt."
    Während die überlebenden Dämonen zu den Passagierschiffen flogen, um in die Reiche Beliars zu fliehen, wartete ich auf ein Zeichen. Doch ich konnte nicht still stehen bleiben, die Krieger des Ordnungsgottes versuchten, mich zu töten, indem sie mit gewaltigen Kanonen in die Höhe schossen. Ich flog, flog und flog, aber kein Zeichen war zu sehen. All meine Krieger waren weg, meine Artgenossen bald wieder zu Hause und ich war alleine auf der Ordnungssonne wie auf dem Präsentierteller.
    Unruhige Minuten später bebte der Boden. Er bebte so heftig, dass sich ein gewaltiger Riss im Boden formte. Wurde die Ordnungssonne bereits zerrissen? Vergrößerte sich die Sonne und sollte ich der Märtyrer des Untergangs meiner Galaxie sein? War alles vorbei, weil ich versagte? Der Riss wurde größer und größer und aus ihm stieg unheilvoller Dampf empor, später sprühte die Lava nach oben und all jene, die dort auf dem Boden standen, fielen in das mit kochender Lava gefüllte Loch. Der Kopf Beliars wurde immer bedrohlicher und intensiver durch das Feuer, das sich sammelte, um ihn zu formen. Seine Augen kündigten eine Vernichtung an und inzwischen zweifelte ich daran, ob dieser Blick nur den Untergang der Ordnungssonne ankündigte. Nun hörte ich auf, mit dem Drachen ausweichend weiter zu fliegen, ich blieb mit ihm standhaft in der Höhe und wartete auf meinem Tod. Ich wusste, dass bald alles vorbei war – erst war es mein Leben, später die Ordnungssonne und zuletzt die gesamte Galaxie.
    Während ich auf meinen Tod wartete, begann ich, mich zu wundern, weshalb sich keine weiteren Risse bildeten. Es blieb immer nur der Eine, aus dem bedrohlich die Lava strömte. Schon bald stellte ich fest, dass ich mir vorschnell Gedanken über meinen Tod machte: Aus dem Schlund wuchs aus geschwärzten Felsen geformt eine Art Portal – war es ein Tor zu Beliars Reichen? Die Form sprach dafür und auch das blutrote Teleportationsfeld, das sich in Kürze bildete. Ein weiteres Tor formte sich und bewegte sich aus der Lava im Riss heraus und als wären zwei nicht genug, folgte gleich ein Drittes. Das Blutrot zweier Portale schien bestimmtes Bild anzunehmen. Auf einem formte sich ein riesiger Wald, im Rechten erkannte ich das lavaüberströmte Reich wieder, in dem meine Festung stand, allerdings war nicht meine Festung zu sehen – viel mehr war es ein Palast, hinter dessen Kriegstor etwas wartete. Nun ertönte ein Horn aus dem linken Portal und aus der finsteren Schlucht mitten im dichten Wald sprang einer Horde wilder Bestien – welche, wie ich kurz darauf erkannte, Werwölfe waren. Weit hinten, jenseits der Schlucht rief eine mit zwei gewaltigen Geweihen besetzte Gestalt, dessen Größe einem Riese entsprach und dessen Kopf mit einem Helm aus dem Knochen einer riesigen, hirschähnlichen Bestie geschmückt war: "DIE JAGD MÖGE BEGINNEN!"
    Nun wusste ich, wer sprach und aus welchem Reich die Kreaturen kamen: Es war der Vater der Jagd und die Kreaturen entstammten logischerweise aus seinem Reich, welches Janus vor einiger Zeit einmal besucht hatte. Die Werwölfe, die wild aus dem Portal strömten, waren an den Armen bewaffnet mit Krallen, die lang wie Schwerter waren und wohl aus der Substanz bestanden, die benötigt war, um Ordnungsstoffe zu zerstören. Ich musste zugeben, dass ich froh war, dass diese Kreaturen nicht Jagd auf mich machten – sie sahen furchterregend aus. Sie waren größer als ein Gorilla und mit den dazu befestigten Krallen, die rasiermesserscharf aussahen, waren sie umso furchteinfößender.
    Das Kriegstor, das durch das andere Portal zu sehen war, öffnete sich und eine gewaltige Schar aus bis an die Zähne bewaffnete, zweibeinige, aber flügellosen, schwarzhäutigen Dämonen rannte durch das Schlachtfeld, um das Portal zu passieren. Auch diese waren ebenso furchteinflößend wie die Werwölfe und sie alle trugen eine Rüstung, die ihre Pracht umso mehr betonte. Es waren wohl die höchsten Schützlinge des Sohnes der Ambitionen, Energie und Zerstörung. Dieser erhob sich in der Kriegsfestung, aus dem seine Krieger strömten und brüllte:
    "EHRT MEINEN NAMEN MIT DER VERNICHTUNG DER FURCHTSAMEN!"
    Wie ich erkennen konnte, war er fast so groß wie der Vater der Jäger, doch viel muskulöser und seine rote Haut wurde durchströmt von lavafarbenen Adern. Am Auffälligsten waren seine vier Arme, an denen er gewaltige Waffen hielt. Auf seinem Glatzkopf waren noch für seine Größe viele kleine Hörner zu erkennen. Als die ersten Krieger das Tor passierten, grölten sie angeekelt:
    "Widerlich! Es stinkt nach Schwäche!"
    Ob sie damit den Geruch nach Angst und Hilflosigkeit, der von meinem Heimatplaneten ausging, oder die Krieger des Ordnungsgottes meinten, war mir nicht gewiss. Doch anscheinend waren dies extrem furchtlose Krieger und ich traute ihnen zu, dass sie jenen, der sie halb tot geschlagen hatte, immer noch mit Schwäche verspotten würden. Als sie ihre wuchtigen Zweihänder auf die Krieger des Ordnungsgottes schwangen, zersprangen sie wie explodierende Steine. Auch die Werwölfe kämpften herausragend, doch ich hatte das Gefühl, dass sie sich bei jedem gefallenen Feind darüber ärgerten, dass sie die Beute nicht fressen konnten, schließlich waren Ordnungsstoffe nicht essbar.
    Ich war aber froh, dass ich nun endlich wieder den Willen zum Leben hatte und die Schlacht eine Wendung nahm. Da meiner Armee der Rückzug von Beliar befohlen wurde, versuchte ich, diesen Scharen Befehle zu geben. Offenbar waren sie darauf eingestellt, dass ich es tun würde und führten sie ohne Zögern aus. Die Werwölfe sollten alles bekämpfen, was über den Weg lief, während die Dämonen sich gleichmäßig durch die Ordnungssonne zu verteilen hatten.
    Dies war alles schön und gut, aber wo blieb Xeline?! Zögerte sie, in die Schlacht zu ziehen oder wollte sie zuletzt kommen? Gab es möglicherweise eine dritte Welle?
    Jetzt nahm das Blutrot auf dem Portal in der Mitte das Bild der Totenländer an. Allerdings waren keine sich bekämpfenden Untote zu sehen, sondern eine Kreatur, die einem riesigen Insekt glich. Dieses Insekt trug die sechshörnige Maske auf dem Kopf und ich brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass dies der Schläfer war. Er schritt näher und näher, doch was sollte ein Todbringer in solch einer Schlacht? Er würde doch alles niedermähen, egal ob Freund oder Feind! Etwas gab mir das Gefühl, dass dieser Schläfer nicht alleine war, irgendetwas schien ihn zu leiten. Je näher er kam, desto besser erkannte ich, dass an seinen Kopf Ketten befestigt waren und als er das Tor passierte, sah ich eine vertraute Person auf seinen langen Hals sitzen: Es war Xeline. Aber wie war das möglich? War es nicht unmögich, einen Todbringer zu zähmen. Auch Beliar sprach in mir:
    "Das gibt es doch gar nicht. Noch nie hat es jemand geschafft, den Schläfer, dem am meisten gefürchteten Todbringer meiner Totenländer, als Reittier zu gebrauchen!"
    Und so geschah es, die Schlacht schien nun endlich eine positive Wendung zu nehmen: Xeline ritt mit dem Schläfer voran, sie schien zu wissen, wo sich der Ort befand, zu dem wir hin mussten, um diese Anlage zu vernichten. Die Armee aus Werwölfen und Dämonen folgte uns auf meinem Befehl. Sie hatten keine Probleme, mit der Geschwindigkeit meines Drachen und des Schläfers mitzuhalten. Es war schön, Xeline wieder zu sehen, daneben hatte ich schon lange keine solche Schönheit mehr betrachten können, da weibliche und männliche Dämonen getrennt wurden, während ich hier gefangen war. Sie trug ihre stimulierende Kleidung der Verführerinnen und ihre Haare wiegten sich sanft im Wind, der durch die Geschwindigkeit verursacht wurde. Wie sie aber den Schläfer zähmte, war wohl eines der ersten Dinge, die ich sie fragen wollte. Auch Beliar reagierte auf den Gedankengang:
    "Ja, das würde mich auch mal interessieren. Ehrlich gesagt macht mir diese Frau ein bisschen Angst, das kann ich wohl nicht leugnen. Würde mich nicht wundern, wenn meine Tochter der Intrigen und Lüsternheit und sie gute Freundinnen wären. Man könnte ja fast meinen, die beiden seien verwandt. Wenn ich mir die Blutbäder, die deine Freundin durch Intrigen beruflich bei ihren Feinden verursacht hat, ansehe, kann ich auch nichts Anderes denken."
    Anscheinend waren wir bald dort, wo Xeline hin wollte: Es war ein extrem tiefes Loch in einer Arena auf dieser Sonne. Beliar erklärte mir:
    "Das ist einer der Knotenpunkte dieser Sonne. Davon gibt es sechs, diese wurden beim Bau der Ordnungssonne errichtet, um die Wärme, die ausgestrahlt wird, auf die Planeten zu senden, zumindest in minimalen Anteilen, damit niemandem die negative Wirkung der Ordnungssonne auffällt und die Anhänger Innos' nicht weiter an ihn zweifeln. Wir kennen jetzt aber ein Mittel, um diese Anlage zum Schmelzen zu bringen: Wir werfen einen Fokuskristall, der sich eignet, Ordnungsstoffe zu vernichten, hinein, der die Sonne dazu bringen wird, Strahlen auszusenden, die Ordnungsstoffe zerstören."
    "Was ist aber mit anderen Stoffen? Mit natürlichen Stoffen?"
    "Die bleiben dabei unbeschadet. Haben die Vint Xilithar ausführlicht getestet. Es verhindert außerdem, dass eine weitere Ordnungssonne hier errichtet werden kann."
    "Genial."
    Der Schläfer kletterte über die Arena, um den riesigen Kristall in das Loch, das zur natürlichen Sonne führte, zu werfen. Das Einwerfen war kein Problem, doch der Rückweg war lang und die Wirkung trat schnell ein. Ich konnte schon sehen, wie der Knotenpunkt zu schmelzen begann und der Schläfer mitsamt Xeline in den geschmolzenen Ordnungsstoffen wie in einem Sumpf versank. Ich befahl den anderen Kriegern, durch das Portal zurück in die Reiche Beliars zu fliehen, doch ich musste Xeline retten, ich musste... Also flog ich nach unten, entgegen den ausströmenden, glühend heißen Sonnenwinden, denen ich als Dämon durch meine natürlich Feuerresistenz trotzte, doch irgendwann war es zu viel des Guten: Ein Bad in einer Sonne war nicht möglich. Darum flog ich mit meinen Drachen steil nach unten, um Xeline zu retten. Der Schläfer war halb in den geschmolzenen und halb verbrannten Ordnungsstoffen versunken, sodass Xeline inzwischen auf zwei der Hörner seiner Maske balancierte. Doch der Schläfer zappelte vor Schmerzen und Xeline fiel von seinem Kopf. Nur wenige Meter war sie über der kochend heißen Lava entfernt, keine Sekunde länger hätte es gedauert und ich hätte sie für immer verloren. Aber gerade noch rechtzeitig konnte ich nach ihrer ausgestreckten Hand greifen und sie zum Drachen hochziehen. Doch der Schläfer war nicht mehr zu retten – er versank unter Schmerzen in der glühend heißen Lava. Ich hätte niemals gedacht, eines Tages Mitleid für ihn zu verspüren, er, der einst auf meinem Heimatplaneten lebte, um ihn in Beliars Namen zu vernichten, war nun ein Bestandteil der Rettung. Zwar war es Victor, der Beliar überredete, einen weiteren Versuch zu wagen und so musste der Schläfer wieder gebannt werden – doch ohne ihn wären wir niemals an diesen Punkt gelangt.
    Xeline hielt sich an mir fest, während wir zurück zu den Portalen flogen. Es tat gut, ihre Nähe wieder einmal nach der Zeit, die mir wie mehrere Ewigkeiten vorkam, zu spüren.
    Wir flogen zu den drei Portalen, doch eines von ihnen war durch die Lava der Sonne bereits zerstört: Jenes, das in die Totenländer führte. Aber das war nicht schlimm, wir wollten sowieso in das Reich, in welchem sich meine Festung befand und Khaaz zu Hause war. Dort kannte er sich aus und wir brauchten nur einen Teleporthalbzylinder aufzusuchen, um ins Zentralreich zu gelangen. Khaaz flog gerade rechtzeitig mit seinen Kopf durch das Portal, aber wärend ihm dies gelang, stürzte das Portal ein und Xeline und ich konnten und gerade noch in letzter Sekunde retten, indem wir uns an den Kanten des Portals, das in die Sphäre der Jagd führte, fest hielten. Da Khaaz nur zur Hälfte durch das Portal flog, halbierte sich sein Körper durch die schlagartige Trennung und er war tot. Laut schrie ich: "NEIN! KHAAZ! NEEEEEEIIIIIN!!!!" Der Anblick meines Freundes, der halbiert war, raubte mir die Sinne und ließ mich vergessen, wie wichtig es nun war, in das letzte Portal zu springen, bevor es zu spät war. Also zog Xeline mich hinterher und wir retteten uns in letzter Sekunde von der Ordnungssonne und flohen ins Reich der Jagd. Ob dies wirklich eine Erlösung oder Rettung war, war sehr fragwürdig. In diesem Reich gab es keine Gesetze und jeder, ganz gleich, welchen Rang er in der Hierarchie der Dämonen vertrat, war der Jagd ausgesetzt. Sicher gab es hier einen Teleporthalbzylinder, doch in diesem dichten Wald musste man ihn erst einmal finden und noch wichtiger war: Man musste den Wald überleben...

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