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Der Holzfäller begriff zunächst nicht sofort was gemeint war, aber er musste wohl in der Tat vergessen haben sich vorzustellen. Sich selbst einen großen Narren schimpfend und insgeheim hoffend, dass Ptah ihm seine Unachtsamkeit nachsah ergänzte Wombel seine vorherigen Worte:
"Oh, ich ... verzeiht, aber ich bin wohl etwas aufgeregt ... mein Name ist Wombel." Sagte er entschuldigend.
Das schmale Lächeln war dem Holzfäller nicht verborgen geblieben, er hoffte das Ptah von der kleinen Unachtsamkeit absehen konnte.
"Ich hatte vermutet, das ihr von meinem Kommen unterrichtet seid, nichts des do Trotz muss ich eingestehen, dass ich normalerweise nicht mit der Türe ins Haus falle und mich auch Vorstellen kann." Entwaffnend hob er die breiten Schultern, immer noch ein wenig unsicher.
"Da dies aber augenscheinlich nicht geschehen ist und ihr - zurecht - nach meinem Namen gefragt habt, möchte ich noch hinzufügen, dass ich der Zimmermannsmeister von Setarrif bin und mich zugegebenermaßen bisher recht wenig im Haus der Magier aufgehalten habe."
Mit einem weiteren verlegenen Lächeln fügte er noch hinzu:
"Ich hoffe ich habe nicht noch eine weitere wichtige Sache vergessen?"
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"reisschnaps" dachte sich Haris
"naja aber üben werde ich auf jeden fall"
Haris warf den Dolch wieder gegen die Wand.
Er traf die Wand zwar mit der Spitze, doch er knickte um und fiel wieder zu Boden.
Haris hob ihn auf und versuchte es wieder.
Diesmal steckte der Dolch und Haris freute sich wie ein kleines Kind.
Er zog den Dolch wieder raus und versuchte es wieder und wieder und wieder.
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Urplötzlich kam dieses verrückte, verkrüppelte Schaf auf die beiden zugerannt und ließ sie zu Boden sinken. Belana lag nun direkt über ihr und in diesem Moment fühlte die Grafentochter irgendetwas, von dem sie nicht wusste was es war. Belana errötete leicht und sprang hastig nach oben - und kurz darauf war sie verstört weg gerannt. Zunächst hoffte Lucia sie würde bloß diesem Schaf hinterherrennen aber sie musste irgend etwas oder irgend jemanden gesehen haben, der ihr gar nicht gefiel.
"Ähm...tut mir Leid...es ist alles okay...ich muss...ihr hinter her gehen..schönen Abend noch!" entschuldigte sich Lucia bei dem Fremden und lief zügig ihrer Freundin hinterher. Der junge Mann, der wohl eher mit der Schafjagd beschäftigt war würde beide wohl für bekloppt halten, so eilig fort zu rennen aber dennoch - was war mit Belana los? Zuletzt hatte sie gesehen wie sie in der kommenden Straße rechts abbog und so folgte sie diesem Pfad, konnte sie aber nirgends erkennen, so dass sie nun etwas weiter in der Stadt nach ihr suchte...
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Es ging zu schnell, als dass der Magus reagieren könnte. Er war mitten auf der Treppe in den zweiten Stock, als er einen dumpfen Aufschlag hörte und dann den Körper des Hünen, der zusammensackte und regungslos liegen blieb.
Schnell hatte Cain seinen Kampfstab in der Hand und sammelte seine magische Kraft, was sich wie jedes mal durch ein bläuliches Glühen seiner Augen wiedergab. Dann schlich er langsam weiter die Treppe hinauf, bis ein Schatten in der Nähe des regungslosen Söldners auftauchte und sich versuchte an ihm zu schaffen zu machen. Cain reagierte und ließ seine freue Hand nach hinten schnellen, wärend sie komplizierte Bewegungen vollführte und sich danach zu einer Faust schloss. Die Adern um die Faust des Magiers begannen blau zu pulsieren und als er die Hand langsam öffnete formte sich eine Eiskugel darin, die langsam größer wurde und über seiner nun geöffneten Handfläche zu schweben schien.
Ruckartig, als würde er einen Stein werfen, ließ Cain die Kugel in Richtung des Fremden schießen, die den Brustkorb des auf die Knie gegangenen Mannes traf und ihn mit voller Wucht an die nächste Wand beförderte, wo er ächzend zusammenbrach.
Inzwischen hatte der ehemalige Priester den Raum betreten und stand zwei weiteren Männern gegenüber, die in einem größeren Raum standen und den weiteren EIndringlich anstarrten. Der Raum war durch einen Kronleuchter an der Decke beleuchtet und einige Bücherregale standen an den Wänden, in denen jedoch nur wenige Bücher standen. Auf dem Boden war ein Zeichen gebrannt worden, welches dem Gott Innos' huldigte und Cain begriff, dass er und der Söldner wohl mitten in ein Ritual geplatzt waren. Auf dem Zeichen verteilt lagen die Diamanten, welche wohl als eine Art Leiter der Magie fungierten.
"Wen haben wir denn da?"
hallte schließlich eine schnarrende Stimme durch den Raum und Cain sah einen der beiden Männern nun genauer an. Nun wusste er woher er den Namen Kessler kannte.
"Dafür habe ich dir die heilige Magie Adanos nicht beigebracht Kessler!"
entfuhr es dem Magus und er hielt seinen Kampfstab quer vor seinen Körper, als wolle er sich gegen eine Nahkampfattacke wappnen.
"Adanos ist schwach und dumm! Innos hat mich erleuchtet und das soll ganz Setarrif bald mit mir teilen!"
lachte sein Gegenüber in der blutroten Robe und Cain sah, dass sich kleine Sandkörner in seiner Hand sammelten und sich langsam zu einem ansehnlichen Stein formten, der auch sogleich in Cain's Richtung geschleudert wurde. Der Magus ließ seinen Kampfstab fallen und formte mit seinen Händen eine Art Schmetterling, den er nun mit angestrengten Gesicht vor sich hielt.
Der Stein zerplatzte an seinem Schutzschild, dass aussahe wie eine Wasserblase um den Magus. Doch Pause hatte er dadurch noch nicht, denn der andere Mann, anscheinend ein kleiner Handlanger stürmte auf Cain zu und hielt eine Keule hoch erhoben. Schnell hob der Magus seinen Kampfstab auf und parrierte den ersten Schlag der Keule. Ein unangenehmer Atem, der ohne zweifel von seinem Gegenüber kam, der nicht sonderlich viel von Zahnpflege hielt, schlug ihm ins Gesicht. Muskeln in den Oberarmen spannten sich an und Cain schubste den Handlanger mit aller Kraft von sich weg um ihn mit dem Ende, an dem die Rauchkugel in einem Metallenen Käfig lag, einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch der Fremde war gelenkiger als Cain dachte. Er wich dem Schlag aus und holte sogleich wieder mit seiner etwas handlicheren Keule aus, doch der stabile Metallkäfig, der sich durch einen weiteren Schwung nun an dem Hinterkopf des Fremden platzierte, ließ ihn schließlich auch zusammenbrechen. Eine blutende Platzwunde befand sich am Hinterkopf des Handlangers, der schwert atmend, jedoch bewustlos am Boden lag.
Cain richtete sich wieder gegen seinen ehemaligen Lehrling Kessler, der jedoch schneller war als Cain und ihm eine Sandpeitsche entgegengeschleudert hatte, die den in eile erhobenen Schutzschild zerbrach und Cains Umhang, das Oberteil der Lederrüstung zerriss und ihm eine ordendlich brennende Schnittwunde verpasste. Doch bevor Cain sich revangieren konnte lachte der andere Magus auf.
"Wir sehen uns wieder, und das nächste mal habe ich die Überraschung auf meiner Seite."
Er verblasste an Ort und stelle und Cain war klar, dass er sich fort teleportiert hatte.
"Verfluchte Scheiße.."
kam es zwischen den zusammengekniffenen Zähnen des Magus hervor und er streifte sich die reste des Umhangs und der Lederrüstung vom Oberkörper. Vorsichtig ließ er sich ächzend an der Wand nieder und beführte seine Wunde, welche zwar nicht tief aber durch den Sand darin schmerzhaft war.
Wenn er nicht in letzter Sekunde wenigstens einen halben Schild um sich gewirkt hätte, wäre er nun nichtmehr am Leben.
Er versuchte sich zu konzentrieren und berührte die längliche Wunde. Aus seiner Hand wichen wieder die Magiefäden, welche nun jedoch mehr als nur einen Kater zu kurrieren hatten und Cain bemerkte, dass seine magischen Reserven sich langsam dem Ende neigten. Die Wunde schloss sich langsam und hinterließ keine Narbe. Dabei besah er sich den Rest seines oberkörpers und wünschte sich, dass er schon damals die Kunst der Heilung beherrscht hätte. Denn die Narben, die an die schlimmste Zeit seines lebens erinnerten waren noch allzu deutlich zu sehen und zeugten von dem was er erlebt hatte. Auch die Tattoovierungen, welche auf Brust und Rücken waren und die nur Personen deuten konnten, die in Beliars Reich waren... alles waren Zeichen der Vergangenheit, die er wohl nie hinter sich lassen würde.
Erschöpft blieb er neben dem immernoch bewustlosen Katan sitzen. Seine Magie war aufgebracht und auch wenn er Katan gern die wohl bald auftretenden Kopfschmerzen genommen hätte.. diesmal sollte er sie wohl oder übel behalten.. auch wenn er nichts getrunken hatte.
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"Ihr stammt also aus der Gegend von Schwarzwasser und von Tooshoo?" hakte Aniron noch. Sie stellte sich nun direkt vor der Fremden auf.
"Mein Name ist Aniron, ich bin Wehmutter und ja, ich unterrichte Stabkampf. Eigentlich warte ich auf meine neue Schülerin, die anscheinend ebefalls schon ein paar Sachen bezüglich des Kampfes erfahren hat, aber nicht sonderlich viel, mit ihr werde ich von vorn beginnen. Ich kann Euch auch gerne unterrichten, aber zunächst solltet Ihr mir sagen, was Ihr schon kennt und was Ihr vielleicht noch erwartet. Wenn ich weiß, was Ihr könnt, kann ich besser einschätzen, was Euch noch fehlt."
Lucia hatte anscheinend für sich entschieden, heute nicht mehr zu erscheinen, nun gut. Umso mehr Zeit hatte sie für die junge Frau hier vor sich.
"Ich kann es verstehen, wenn man nicht mehr wehrlos sein möchte, aus dem gleichen Grund habe ich auch den Stabkampf erlernt. Erzählt mir ein bisschen. Vielleicht habt Ihr ja schon einen guten Einblick in den Stabkampf bekommen und wisst, worauf Ihr Euch einlassen würdet."
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Vielsagend hob Ptah die linke Augenbraue.
"Ich weiß nicht. Habt Ihr etwas vergessen?", meinte er trocken und mit versteinerter Miene, nur um nach einigen Sekunden des betretenen Schweigens herzlich loszulachen, "Verzeiht bitte den Spaß auf eure Kosten, Wombel. Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen, Zimmermannsmeister von Setarrif."
Damit griff er die Hand des Novizen und schüttelte sie kräftig, was Wombel mindestens ebenso kräftig erwiderte.
"Wenn ich euren beseelten Händedruck und die Tatsache, dass Ihr bereits um meine Person wusstet, bevor ich um Eure wusste, richtig deute, dann muss ich annehmen, dass Ihr wegen einer Robe zu mir kommt. So betrachtet, hättet Ihr dann tatsächlich noch etwas vergessen, nämlich das Anliegen eueres späten Besuches.", erklärte Ptah grinsend und fügte zwinkernd hinzu: "Aber in Anbetracht der späten Stunde ist das nicht weiter tragisch. Eine Adeptenrobe soll es werden?"
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Eigentlich hatte Drew gehofft, dass die Katzendame sich erheben würde und aufhören würde zu weinen, doch dies war nicht der Fall, nein stattdessen klammerte sie sich an dem linken Bein des Blonden fest und gab wirre Sätze, nein es waren nichteinmal Sätze es waren zusammenhanglose Wörter. Lucia... rette mich...bitte... rette mich... bevor er mich kriegt!" Lucia, rette mich vor ihm! Er... er ist es... er hat mich gesehen... Faring... er ist es... rette mich Lucia! gab die Katzendame von sich und verwirrt antwortete der Schwertkämpfer darauf:Wer jagt, wer sucht dich? Wenn du mich meinst, ich bin es nicht, mein Name ist Drew und in Faring war ich niemals, ich war nur in Khorinis und in Varant. In Varant war ich nur, weil ich als Sklave verkauft wurde. Hörst du ich bin ehemaliger Sklave.
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Melaine strich sich zaghaft mit einer Hand über die Fetzen ihrer Kleidung und wünschte sich plötzlich, sie vermöge es, sich nun wieder so zu kleiden, dass man nicht mehr so viel sah. Etwas züchtiger, etwas fraulicher, etwas angehemer, denn so zerschlissen, verheert und geschlagen. Sie wollte zurück zu dem Moment, da sie Colodis auf offener Straße begegnet war, die Zeit zurückdrehen und die Erscheinung, die Worte und ja, die Worte vergänglich werden lassen. So sehr es schmerzte, dies zuzugeben, er hatte auf eine gewisse Weise Recht, wenn er dies auch sehr unglücklich ausgedrückt hatte. Denn egal, wie sehr die Erkenntnis, kämpfen zu müssen, auch einen Pfeil in ihr Herz bohrte, der vom Gift nur so zu tropfen schien, jener Schmerz, der darüber entstand, dass Menschen wie Hyperius trotz der Güte ihrer Seele ein Leben lang verfolgt und geschleift werden würden, überwog beständig.
„Ich habe euren Weg auch gar nicht kritisiert, Hyperius.“, sprach Melaine mit leiser, trauriger Stimme, „Es ist ein schöner Weg, der, wenn er funktioniert, euch mit einem erhebenden Gefühl des Glücks belohnen wird. Auf jene Weise Frieden und Wohlstand erreicht zu haben, ist das höchste Lob, welches diese Welt einem geben kann. Es gibt nichts Höheres, als der Reinheit Adanos‘ bis zum letzten, alles entscheidenden Augenblick und darüber hinaus gefolgt zu sein.“
Der Kloss im Hals der Zauberin war auch durch ein kräftiges Schlucken nicht mehr wegzukriegen. Sie wusste, dass sie die Worte, die sie sagen würde, ernst meinte, doch ihre Schwere und ihre Endgültigkeit vermochten ihr Herz zu zerreißen, wenn sie sich diesem auch zu erwehren wusste. Die Magie sank in ihre Glieder hinein und erfüllte sie mit der zarten Süße des Lebens, welche sich wie ein beruhigender Schleier über ihren gesamten Leib legte. Der Schlag ihres Herzens wurde wieder ruhiger und auch ihr Gemüt fand den Weg zur Nüchternheit ein Stück weit zurück.
„Es muss immer beide Seiten geben. Selbst zwischen uns, den Dienern Adanos‘. Gerade weil ihr die Hand am Ende nicht erheben werdet, gerade weil ihr das Leben auf eine Weise achtet, die meinen tief empfundenen Respekt rührt, gerade weil es die Essenz Adanos‘ zu sein scheint, die aus euren Worten klingt, werde ich am Ende aller Tage dafür kämpfen, dass das Feuer dieses Land nicht verbrennt.“, erhob sich die Stimme Melaines voller Inbrunst und voller Trauer. Ein Zwiespalt, dem sie vielleicht nie wieder zu entkommen vermochte, ein Keil, der ihre Seele vielleicht spalten würde, ein Opfer, dass zu geben ihr die Welt bewahrte, wie sie jene liebte.
Die Magierin des Wassers erhob sich vom Boden und schritt an Hyperius vorbei, hielt inne und legte ihm die Hand auf die Schulter, „Dies ist ein trauriger Tag, auch für mich. Doch versprecht mir, dass ihr diesem Weg zu folgen versucht, solange ihr dies könnt, und der meine Weg wird nicht vergebens gewesen sein.“
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Weit war das Schaf nicht mehr gekommen und Faraday wunderte sich vielmehr darüber, wie es zu den doch sehr seltsamen Begegnungen in letzter Zeit kam, als um die Tatsache, dass sich das Tier plötzlich ganz einfach greifen ließ. Als wolle man ihm ein Zeichen setzen, ihn durch die Stadt hetzen, andere Menschen treffen lassen, ihm Hoffnung auf Konversation machen, nur damit er letztendlich doch wieder einen völlig anderen Weg ging und aus der flüchtigen Begegnung nichts weiter als eben eine solche wurde.
Er brachte Ulf das Schaf und ging sogar noch beten. Irgendjemand rannte auf der Straße entlang, als der Novize die Treppen hinab stieg. Für Faraday waren diese seltsamen Begegnungen meist so etwas wie die Laiendarsteller im großen Theater seines Lebens gewesen, aber im Moment kam er sich mehr wie derjenige vor, der zu einer Gestalt verkam, die in allen möglichen Geschichten mitspielen wollte und dabei in der eigenen Entwicklung stecken blieb.
Er musste sich auf seine eigene Geschichte konzentrieren!
Und für die Gestalt, die dort vorbei huschte, war er nichts weiter als eine Nuance, der Hauch einer Wahrnehmung, ein atmosphärisches Mittel, das die stilvolle Beschreibung des Tempels abrundete. Die Geschichten würden weiter gehen, jeder schrieb seine ganz eigene, aber die kleinen Überschneidungen waren doch irgendwie das Interessanteste am Leben. Denn wie hoch war die Chance, dass man unter Millionen Büchern mal das Seine griff?
Sie würde immer steigen, je mehr er sich bemühte, auch in den anderen Geschichten aufzutauchen. Und deshalb war es gut so, wie es war. Er durchlebte einen Wandel, der ihn langsam aus der grauen Masse abhob, wenn er das nur wollte. Und vielleicht war das der erste Schritt auf dem Weg zu der Bekanntheit, dem Respekt den er sich tief im Inneren doch wünschte. Es beruhte auf Gegenseitigkeit.
"Ich muss mich intensiver auf die anderen Geschichten konzentrieren!"
Und mit der festen Überzeugung, sich vom kleinen Hauptdarsteller zum großen Laienstar zu entwickeln, kehrte er in sein Schlafgemach zurück und erzählte seinem Freund Gabriel von dem aufregenden Tag, den er hatte, von dem Schaf und den verrückten Frauen, die ihm über den Weg gelaufen waren. Und vielleicht würde diese Erzählung in der Geschichte seines Freundes weitergetragen werden...
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Ostflügel der Akademie
Es war erschreckend, wie einfach man während des späten Wachwechsels über den Seewall spazieren konnte. Der Teil der Stadtmauer, welcher den Militärbezirk zur Anlegestelle abgrenzte, schien von der Stadtwache wie die Innere Stadtmauer behandelt zu werden - jedes Dutzend Schritte eine Wache und während der Wachablösung nur drei Mann auf dem Mauerabschnitt. Das mochte gegen Invasionsheere ausreichen, nicht aber bei Dieben und anderem lichtscheuen Gesindel.
Arvideon glitt lautlos hinüber auf einen niedergelegenen Sims des Ostflügels der Akademie. Nur gut, dass er Innos bei Iaras gelassen hatte. Sollte sie doch ihm die Ohren vollquaken, während er sich hier bewarb. So lief sie schon mal nicht Gefahr, die gut 25 Fuß zwischen Mauer und Gebäude in die Tiefe fallen zu können.
Licht flackerte etwas weiter Richtung Ostturm auf der Mauer auf. Der Wandermönch beeilte sich das Sims entlang zu laufen. Der Vorsprung verlief einmal um das Gebäude herum, bis zum Nordwestflügel, der an den Innenhof angrenzte. Für einen normal großen Menschen wäre es wohl zu schmal gewesen, aber für Kinder oder alte Gnome war es breit genug und glücklicherweise hatte es in den letzten Stunden nicht geregnet, sonst wäre Arvideon schon längst mit den blanken kalten Fußsohlen abgerutscht.
Das schwere Stapfen der Wachsoldaten kam immer näher, doch bevor sie na genug waren, um ihn bemerken zu können verschwand der zwergenhafte alte Novize um die Ecke und kletterte ganz schön behände für sein Alter über die Brüstung auf den zum Hof offenen Laufgang.
Gesegnet sind die von Adanos Erwählten, denn sie erhalten langes Leben und Gesundheit, zumindest in Arvideons Fall., tönte eine der Stimmen in seinem Kopf, die sich so gerne als sein Gewissen bezeichneten. Der gewitzte Prediger traute dem nicht so recht, aber das war jetzt nebensächlich.
Während eine Körperlänge entfernt auf der Mauer die Patrouille ihren Gang fortsetzte, presste sich der Wandermönch hinter der Balustrade an die Hauswand und beruhigte seine Atmung mit leisen langsamen Atemzügen.
Nachts waren die oberen Gänge der Akademie weniger stark bewacht, weshalb der Wandermönch schnell hinunter auf den Hof kam. In der Ferne ertönten Glocken. Er musste jetzt nur noch abwarten, bis seine Gelegenheit, auch bekannt als Raad, seines Zeichens königlich bestellter Akademieaufseher, vorbeikommen würde. Er nahm sich einen der Besen die in der Ecke des Hofes standen, dabei bemerkte er daneben einen halb vollen Eimer mit Staub und Erde. Offenbar hatte sich da jemand um seine Arbeit gedrückt und den Kehricht nicht ausgeleert. Garantiert niemand vom Personal, sondern wohl ein Schüler, den man damit beauftragt hatte, den Hof zu fegen.
Arvideon nahm beides zum Eingang der Unterkünfte und platzierte Eimer und Besen so, dass jeder der durch die den Türbogen kam, dagegen stieß, über den Besen fallen und den Eimerinhalt aufwirbeln würde. Dann wartete in der dunklen Nische neben dem kleinen Aufgang, wie die Spinne auf die Fliege. Er hoffte nur, dass Iaras sich an den Plan gehalten hatte und wenn notwendig den Aufseher der Akademie auf seinem Weg von einer der Lokalitäten Setarrifs lange genug aufgehalten hatte, dass er nicht schon längst auf seinem Zimmer war.
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Der Mann hat feine Sinne und einen festen Händedruck und hätte er mich jetzt nur auch noch eine Minute länger schmoren lassen, ich wäre wohl im Boden versunken oder ich hätte mir allerwenigstens in der Sturzkampfmöve einen deftigen Rausch genehmigt ... dachte Wombel.
Aber nach dem Händedruck und dem ersten herzlichen Lachen war das Eis wohl gebrochen. Erleichtert musste nun auch Wombel herzlich lachen. Es tat dem Adepten gut, dass die hölzerne Atmosphäre nun gebröckelt war.
"Nunja, meinen Namen hab ich ja wohl schon außen vor gelassen und bevor ich nun auch noch vergesse wo mein Zuhause ist ... ja, es geht in der Tat um eine Adeptenrobe." Brummte der Holzfäller erleichtert.
Er blickte ein wenig unbeholfen an der Novizenrobe herunter, die Aniron im einst feierlich überreicht hatte.
Bäume umzuhauen, Dachstühle herzustellen und Festmeter an Brennholz herzustellen war eine Sache. Seine Sache. Aber wie man Kleidung herstellen konnte entzog sich dem Holzfäller gänzlich seiner Kenntnis.
Auch wenn er seiner verstorbenen Frau schon bewundernd beim Nähen zugeschaut hatte, hatte es sich um Stücke groben Leinenstoffs oder Leder gehandelt und nicht um derartige, kunstvolle Gebilde.
Ein Runzeln legte sich auf Wombels Stirn, sein Gesicht wurde hart und er blickte Ptah sehr ernst an.
"Und bevor ihr wieder eine Fangfrage stellt. Die Adeptenrobe soll für mich sein." Brummte er.
Diesmal war es der Holzfäller, der nach einem kurzen Augenblick lachen musste.
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Da gab es viel zu erzählen ... allein die Sache mit dem Wohnort. Kannte Aniron das Waldvolk? Erwähnen konnte Cé es ja, aber nicht auf die Magie eingehen, die teilweise ja auch innerhalb des Druidenzirkels voreinander verschwiegen wurde, etwa die Sache mit dem Bund mit der Natur. Wo Thimo nun stecken mochte ...?
Sie lenkte ihre Gedanken von den Erinnerungen an den Untergang Sildens und der Zeit in Beria weg, hin zur Gegenwart, zu Samarus' Verschwinden und der Wehmutter und Stabkämpferin Aniron. Zwar stand für Cé fest, dass sie Heilung lernen wolte, wie Lina sie in Silden praktiziert hatte, und dass sie zumindest die Grundlagen, wenn nicht mehr, der Barbierskünste kannte, aber über den Beruf der Wehmutter hatte sie bisher nie nachgedacht, weil sie sehr wenig mit Geburten zu tun gehabt hatte. Die Pest war für sie erst der Grund gewesen, diese Heilerlaufbahn einzuschlagen, und damals waren Schwangere, Mütter und Neugeborene gleichermaßen dahingerafft worden wie Männer, Alte und Kinder.
"Ich heiße Cécilia und ich stamme nicht von hier ... ich komme vom Festland und schloss mich einst in Silden dem Waldvolk an, mit welchem ich in den Sumpf zog. Nach der Katastrophe in Silden verdinge ich mich mittlerweile als Sumpfbarbierin."
Anschließend erzählte die Novizin von ihren Lektionen bei Samarus, begonnen in Beria, ausgesetzt in Schwarzwasser. Da war die Grundhaltung gewesen, und die Laufübung, mit der er sie das Fangen des Stabes und die Grundhaltung hatte üben lassen, und die er außerdem gern als eine Art Strafe verwendet hatte, wenn die in einer Übung danebengetroffen oder anderswie das Ziel nicht erreicht hatte. Da waren die Lektionen im Zuschlagen und im Abstoppen kurz vor dem Schlag gewesen, und die Zweikämpfe, in denen er offensichtliche Lücken in seiner Verteidigung gelassen hatte, die sie hatte finden müssen. In Schwarzwasser schließlich die letzten Einheiten, am Ende das Kämpfen im Morast im Dunkeln. Hatte sie ihn da zuletzt gesehen ...? Nein, nun fiel es ihr ein: Sie hatten das Training abgebrochen wegen des Aufruhrs in Schwarzwasser. Als eine Gruppe in den Baum gelaufen war, waren sie ihr gefolgt und dann ... setzte Cés Erinnerung aus und alles, was sie wusste war das, was Meister Ornlu später erzählt hatte: Suzuran und sie hatten wohl Katzen gespielt und einander durch den Wurzelraum gejagt, während Adrastos sich für einen Vogel gehalten hatte. Dann hatte sie Samarus nie wieder gesehen.
Doch was erhoffte sie sich nun? Nachdem Samarus sie einmal angetrunken regelrecht niedergeknüppelt hatte, wollte sie mehr über die Verteidigung wissen, wollte wissen, was man tun konnte, um vielleicht eine Chance zur Flucht vor einem Sumpfhai zu haben. Außerdem war es ihres Erachtens wichtig zu wissen, wie weit man gehen konnte, ohne jemanden zu verletzen oder gar Schlimmeres anzurichten.
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"Wir beide haben wohl unsere Wege zu gehen und egal wie sie auch verlaufen, leicht werden sie sicher nicht sein. Doch in all unserer Verschiedenheit selbst innerhalb des Ordens verfolgen wird doch das gleiche Ziel und bilden eine Gemeinschaft, die durch ihre Varianz hoffentlich alle Herausforderungen meistern wird. Ich danke euch für das angenehme Gespräch, Lady Melaine.", verabschiedete sich der Magier des Wassers von der Rothaarigen und spürten noch für einen kurzen Moment den Druck ihrer Hand auf seiner Schulter, ehe dieser nachließ und die Magierin wohl vollständig von dannen gegangen war.
Es war schon etwas besonderes für Hyperius mit seiner einstigen Lehrmeisterin zu sprechen, auch wenn er sich nun nicht mehr in der Position eines jungen Adepten befand, der mit einer zusammengewürfelten Gruppe durch das vom Krieg erschütterte Myrtana reiste. Die Jahre waren ins Land gegangen und der einstige Laie war nun selbst zum Lehrmeister geworden. Angefangen durch Corwyn, doch viel stärker geprägt durch die Reise und die Magierin hatte er den Glauben hinterfragt, ihn gelebt, selbst ausgelegt und schließlich näher an Adanos' gefunden.
Auf der langen Reise mit Uhirun hatte sich das Bild der Welt und Adanos' schließlich verdichtet und schien abgerundet zu sein. Doch nichts im Leben bleibt stehen, alles ist im steten Wandel und so zeigte ihm die Pilgerreise nach seiner Flucht aus Setarrif ganz neue Aspekte des Glaubens auf. Nun war er wieder hier in der Küstenstadt, unterrichtete womöglich bald zwei Schüler und war nun als Erzdekan mit dem Tempel betraut. Doch war das die richtige Entscheidung der Oberen gewesen.
War er bereit für diese Aufgabe? Früher hätte er wohl oft an sich selbst gezweifelt, doch nun wusste der Diener Adanos', dass er vielleicht noch nicht bereit war, aber sicherlich das Potential besaß in diese Aufgabe hinein zu wachsen und in den nächsten Tagen würde er wohl auch das erste Mal zum Volk in einer Predigt im Tempel sprechen. Das Gespräch mit der Magierin hatte ihm auch wieder vor Augen geführt, wie wichtig der Dialog der Kirche mit der Bevölkerung war. Es galt zu handeln und so die eigene Aufgabe zu erfüllen, um so aufrichtig glaubende und aufopfernde Menschen wie Melaine davor zu bewahren, ihr Kreuz tragen zu müssen.
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"Also schön, eine Adeptenrobe für Euch.", wiederholte Ptah nochmal und gestand dann: "Nun zu allererst will ich ehrlich mit Euch sein. Ich habe bisher noch keine Robe von grundauf angefertigt, sondern lediglich alte Roben geflickt, Risse ausgebessert und dergleichen, also erwartet bitte keine meisterliche Arbeit von mir, was nicht heißt, dass ich mir keine Mühe geben werde. Ansonsten verhält es sich wie folgt: Ich nehme Eure Maße und vermerke dann eventuelle Wünsche bezüglich der Ausarbeitung, ob ich alle erfüllen kann ist eine andere Sache. Wenn wir alles geklärt haben, setze ich mich an die Arbeit und versuche sie zeitig herzustellen. Sobald sie fertig ist, gebe ich Euch Bescheid und Ihr probiert sie an. Passt alles, begleicht Ihr meine Ausgaben für das Material - ausgenommen Verschnitte oder ähnlichem - und sie ist Euer. Seid Ihr mit diesen Bedingungen einverstanden?", endete Ptah den Wortschwall schließlich mit der entscheidenden Frage, während er mit der linken Schon in seiner Tasche nach dem Maßband suchte.
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Das Vergnügen war, wie es des Öfteren der Fall war, leider – Raad verfluchte noch immer den alten Mann dafür, so oft es ihm in den Sinn kam – , ein eher kurzweiliger Partner und stellte sich damit auf die gleiche Stufe wie sein taumelnder Freund Glück. Die beiden waren zwei sehr drollige Gesellen, die ständig lachten, feixten und immer ihren Spaß hatten. Nur dem Jüngling schien die Freude an genau dem, was er sonst so liebte, zumindest für diesen Abend vergangen zu sein. Seine Miene hatte einen Ausdruck, als wäre sie von allerlei unwillkommenen Fäusten begrüßt worden, während sein Gang sich zu einem stampfen hinreißen ließ, das einem bockigen Kind mehr zu Gesicht gestanden hätte, als Raad.
Es war, kurzum, ein beschissener Tag. Und er hatte große Lust den Zweihänder des Nordmannes als Axt zu missbrauchen und damit allerlei, was ihm vor die Augen trat, zu zerkleinern. Natürlich nur Lebloses. Er wollte doch nicht, dass die Leute am Ende Dinge zu berichten hatten, die so nicht stimmten. Also sie stimmten dann schon, aber sie waren nicht wahr.. sondern…
„Ach scheiß doch drauf.“, grollte der Aufseher, als er an den beiden Wachen am Tor der Akademie vorbeikam und bedachte ihre fragenden Blicke mit einer abwinkenden Geste. Er wollte ganz eindeutig nicht darüber reden und nachdenken sowieso nicht mehr. Das führte auch wieder in eine Richtung, bei der er nur noch mehr Hass auf dieses verfluchte Würfelspiel empfand. Wer war eigentlich auf die beschissene Idee gekommen?
Gerade blieb er in der Tür zum Innenhof stehen, als ihm die Antwort wieder einfiel. Seine Gesicht gewann noch mehr an Röte, als es ob des Zornes bereits der Fall war und ohne, dass er sich fragte, was ein Eimer mitten im Gang machte, schwenkte der Jüngling das Bein und trat den verdammten Kübel mit samt des Drecks weit in den Innenhof. Dass der darin befindliche Staub sich wie eine Wolke um ihn herum verteilte, seine Lungen füllte und ihn schnaubend und prustend zurückließ, hatte er natürlich nicht bedacht…
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"Gut, dann denke ich, kann ich Euch, Cécilia, noch einiges beibringen, wenn auch nicht viel, denn einen großen Teil der Grundlagen scheint Ihr schon zu beherrschen. Lasst uns einfach morgen mal schauen, was Ihr schon könnt und eine kleinen Übungskampf machen, nichts besonderes. Einen Stab habt Ihr schon, oder?" fragte Aniron nun. "Wir treffen uns morgen vor dem Sonnenuntergang am besten wieder hier, Ihr seid vorm Tempel, jeder Bewohner hier kann Euch den Weg zeigen, solltet Ihr ihn nicht finden. Aber eins muss ich Euch gleich sagen, ich denke, bei einem Sumpfhai wäre es das beste, wenn Ihr sofort die Flucht ergreift, mit dem Stab ist da nicht viel auszurichten. Aber wir werden sehen."
Aniron blickte kurz zum Nachthimmel hinauf, dann sagte sie:
"Ich stamme auch vom Festland und habe gehört, was damals in Silden passiert ist. Ihr stammt von dem Volk der Waldbruderschaft?" Aniron überlegte.
"Kennt Ihr Ornlu? Er war einmal mein Lehrmeister, aber seit dem letzten Samhain in Silden habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist. Ihm habe ich zu verdanken, was ich kann mit dem Stab. "Das Volk aus den Wäldern Myrtanas ist also auch auf die Insel gekommen?" Aniron hatte es nach Maris' Berichten schon längst geahnt, aber nun hatte sie Gewissheit. Vielleicht würde sie ihren alten Lehrmeister doch mal wieder treffen. Sie lächelte leicht. Aber leider hatte sie derzeit andere Sorgen. "Ich glaube, Suzuran, eine Frau, die damals in Al Shedim war, gehörte auch zu ihnen."
Geändert von Aniron (20.07.2011 um 23:47 Uhr)
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Wombel stand wiederum ein wenig verwirrt im Raum.
Die kaufmännischen und handwerklichen Dinge wie Verschnitt und Maß nehmen verstand er sofort, aber was meinte Ptah wohl mit den Wünschen bezüglich der Ausarbeitung?
Er fragte direkt nach und bekam zur Antwort, dass Wünsche nach bestimmten Details wie Rüschen, Nieten, Taschen usw. in die Arbeit einfliessen können. Er überlegte daher einen Moment und antwortete:
"Nun, ich trage meinen Kampfstab über der rechten Schulter, vieleicht wäre an dieser Stelle ein kleines Stück Leder sinnvoll, damit der Stab bei dauerhaftem Tragen nicht an der Schulter scheuert ... und weiterhin wären an der Hüfte ein oder zwei Taschen hilfreich, in denen man ein wenig Proviant oder kleine Werkzeuge transportieren kann ..."
Ptah hatte bereits sein Maßband heraus geholt und begann den stämmigen Körper zu vermessen, wärend er den Ausführungen von Wombel zuhörte.
"Ansonsten ist vieleicht noch eine Extraportion Stoff um die Schultern und am Rücken nötig, da ich ... nunja, ihr seht ja selbst ..."
Ptah nickte und schrieb allerlei Zahlen auf eine kleinen Notiz.
"Sonst wüsste ich nicht, was noch erwähnenswert wäre, vieleicht noch, dass ich einen festen, robusten Stoff bevorzugen würde... grobes Leinen fühlt sich beim tragen recht angenehm an. "
Wieder bestätigte Ptah die Worte mit einem Kopfnicken.
Wombel hatte den Beginn der Unterredung immer noch nicht ganz vergessen und grinste innerlich.
"Achja, bevor ich es vergesse ... was wichtiges noch ..." Sagte er schliesslich.
Ptah schaute ihn neugierig an.
"Blau. Blau sollte sie sein." Grinste der Zimmermann.
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Morgen vor Sonnenuntergang am Tempel. Dann hatte sie den Rest des Tages, um zu sehen, wie weit Rekhyt war und um einen Blick in die Bibliothek zu werfen und sich einmal oberflächlich nach dem Buch für Osmo zu erkundigen. Vielleicht gab es gar mehrere Folianten der Alchemie, immerhin erschien ihr der Titel nicht allzu aussagekräftig.
Aniron schien das Waldvolk zu kennen ... doch inwiefern? Dass sie Ornlu und Suzuran kannte musste nicht heißen, dass sie von der Magie der Natur wusste. Gefährliches Terrain für Cécilia, die doch gerade wegen geheimem Lehren von Magie zur Strafe nach Setarrif geschickt worden war. Wie viel sagen, wie vviel verschweigen? Wie Freund von Feind unterscheiden? Das war es, was ihr schin in der Vergangenheit Probleme bereitet hatte, und zwar nicht gerade geringe. Wenn sie bloß daran dachte, wie man sie behandelt hatte, nachdem sie im Streit mit Meister Ornlu kundgetan hatte, dass sie die Pest überlebt hatte ...
"Einen Stab habe ich schon, ja. Und Ornlu und Suzuran kenne ich, auch sie sind in Schwarzwasser. Soweit ich weiß, haben sie es sogar geschafft, Wohnhöhlen in der Baumkrone Tooshoos zu ergattern. Ornlu hat mich mit der Aufgabe betraut, das Buch hier zu besorgen, allerdings nicht für ihn selbst."
Ornlu war schon ein seltsamer Mensch. In Silden hatten sie sich damals noch zerstritten, bei der Archengeschichte. Danach waren sie sich eine Weile spinnefeind nach der Pest, und in Tooshoo machte er sie nach der nächsten Verfehlung zur Doyenne der Lehrlinge und beauftragte sie mit der Strafreise nach Setarrif. Aber vielleicht hatte er nicht unrecht, vielleicht würde das Amt wirklich helfen, ihr den Umgang mit Verantwortung beizubringen.
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Westflügel der Akademie
Dies war der Moment, den er erwartet hatte. Blitzschnell und mit angehaltenem Atem duckte er sich vor. Raad schloss gerade reflexartig die Augen, um möglichst wenig von dem aufgewirbelten Staub abzubekommen, als Arvideons Hand in seine Manteltasche fuhr und einen Pergamentbogen herausfischte.
So schnell er sich vorgebeugt hatte, so schnell war der Diener Adanos' wieder im Schatten des Durchgangs verschwunden. Ohne sich umzudrehen entfernte er sich auf leisen, nackten Fußsohlen von dem immer noch hustenden dunkelhaarigen Akademieaufseher. Er war auf dem Weg zu dessen Räumlichkeiten. Eine genaue Beschreibung der Lokalität hatte er sich vor Tagen von einem angesäuselten Wächter der Akademie in einer heruntergekommenen Spelunke im alten Lagerbezirk besorgt.
Im Halbdunkel der schlecht ausgeleuchteten Gänge erreichte er die Tür zu den Gemächern des Stellvertreters der Akademieleiterin. Das Schloss war für einen geübten Experten, wie der Vater der falschen Bescheidenheit einer war, weniger ein Problem, denn ein Ärgernis. Eigentlich verabscheute er diesen Teil seines Handwerks, war es doch die hohe Kunst, die Leute mit Worten und nicht mit Taten zu beeindrucken, aber so war nun mal das Leben - hart und mit wenig Verständnis für die hohen geistigen Künste.
Der alte Novize verschloss die Tür von innen wieder, ging zum Tisch, entzündete eine Kerze und breitete das entwendete Pergament aus.
Wie er es sich gedacht hat, der schlaue Meister der geheimen Künste., lobte er sich selbst in Gedanken, grinste breit.
Im flackernden Schein des Lichtes öffnete er das daneben stehende Tintenfass, benetzte die Schreibfeder und setzte einen neuen Eintrag in die Liste der von der Akademie zugelassenen und angeheuerten Lehrmeister.
Harun Marakiel Arvideon Demar von Thermaron, vom Orden Adanos' - Magister für Wortkunst
Er hinterließ das Pergament und daneben eine kleine Amphore guten roten Weines auf dem Tisch und kletterte durch das Fenster hinaus in die kühle Nachtluft. Am Horizont blitzte es, während er sich an einem kleinen Vorsprung im Mauerwerk festhielt. Bald würde der Regen auf die Kuppeln der Stadt niedergehen. In der Nacht waren alle Kuppeln grau.
Geändert von Arvideon (21.07.2011 um 00:02 Uhr)
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Schädel. Dröhnen.
Bevor der Grauhäutige sich den Anschein gab, sich erheben zu wollen, fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf und drehte sich auf den Rücken. Er war aus dem Spiel gewesen, hatte am Rande gelegen und – was war eigentlich geschehen? Katan setzte sich auf, sah sich um. Erkannte den Magier, der neben ihm saß. Sein Oberkörper war frei... freigemacht worden, wie es aussah, daran ließen die zerrissenen Ränder keinen Zweifel. Was Katan mehr verwunderte, war, dass der Körper des Magiers von Narben übersät war. Narben, die den seinen gar nicht unähnlich waren. Drei Klauen, die sich mal oberflächlich, mal tief ins Fleisch gegraben und Schnitte hinterlassen hatten, die nie wieder vollkommen heilen würden.
Katan zeigte knapp auf den Oberkörper Cains, bevor er den Finger wieder sinken ließ.
„Ganz schön was abgekriegt, was?“, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage.
Jetzt war es an Katan, eine beinahe wissenschaftliche Neugier für sein Gegenüber zu entwickeln. Er machte seine rechte Armschiene los und zeigte drei ähnliche Krallennarben, bevor er sie wieder unter dem schwarzen Leder versteckte.
„Ich seh' ähnlich hübsch aus wie du, hab' auch einiges abgekriegt. Dort, versteht sich. Aber was ist das?“ Er sah auf der Brust des Magiers ein Pentagramm. Als er aufstand, um den Mann zu umkreisen, erkannte er noch weitere Tätowierungen. Sie waren seltsam für diese Welt und der Söldner schloss, dass sie ihm ebenfalls dort beigebracht worden sein mussten.
„Was ist das?“, wiederholte er seine Frage.
Geändert von Katan (21.07.2011 um 00:19 Uhr)
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