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Unsere alltäglichen Süchte

  1. #1 Zitieren
    Lucjusz
    Gast
    Ob Kaffee-, Zigaretten, Einkaufen-, Internet und Computer- oder aber auch Fersehsucht, wir Menschen neigen zum Suchtverhalten, wenn wir uns von unserer Realität oder Problemen flüchten möchten. Was für die eine Person das Bier oder ein- zwei Gläser Wein am Abend sein kann, ist für den Anderen oder sogar die gleiche Person morgens der erste Gedanke den Rechner anzumachen um die E-Mails oder ein aktiv verfolgtes Forum mit seinem Besuch den Stand der Dinge zu aktualisieren. Für einen Betreiber oder Helfer so einer Seite unausweichlich.

    Die heutige Gesellschaft geht mittlerweile größtenteils soweit, dass sie soziale Netwerke zur Selbstverständlichkeit gemacht haben. Oft ist die primäre Frage nach den Vornamen bei einem Kennenlernen, ob man einen Facebook Account hat. Wie groß so eine Plattform süchtig machen kann, weiß ich aber nicht, da ich bislang Facebook und Co. abgelehnt habe. Ich nutze nur anonym Plattformen, gebe aber dennoch gelegentlich gerne Dinge über mich preis.

    Nach einiger freiwilligen kurzen Computerabstinenz sind mir allerdings einige Änderungen an mir aufgefallen. Für Musik und Filme findet man fernab des Computers schnell greifbaren Ersatz, für Spiele trifft man sich mit Freunden auf eine Partie Billard und für das soziale Bedürfnis fängt man mit allmöglichen Menschen, je nach Gelegenheit die verschiedensten Gespräche an. Nun, diese Alternativen, die ich mir ursprünglich von einer Alternative habe ablösen lassen. Nein, so schlimm ist es nicht, ich bin sozial ziemlich ausgeglichen, sofern man das für einen jungen alleinstehenden Mann behaupten kann, aber ich habe gemerkt dass aus der Langeweile heraus ich bereit war mich öfter im Alltag auf fremde Personen einzulassen. Verschiedene Multimediaplattformen können teilweise so gut unterhalten, dass nicht nur die Zeit wie im Flug vergeht, sondern man dadurch immer beschäftigt wird und einige Gedanken und Möglichkeiten im Umfeld fernab einiger Medien dadurch nicht rechtzeitig wahrgenommen werden können.

    Meine Eltern gehören noch zu der Kategorie Menschen, die das Spielen am Computer oder Konsole für Zeitverschwendung halten. Gleichzeitig schaffen sie es aber manchmal ein ganzes Wochendene fast ausschließlich vorm Fernseher zu verbringen, was in meinen Augen auf dasselbe rauskommt.

    Nun kommen wir zu den Alternativen, die man in sozialen Netzwerken mit RL abkürzt. Unsere Arbeit, Familie und Freunde fällt unter diese Kategorie. Danach die Individualität unserer Person, sprich unser eigener Charakter, mit allen Abneigungen aber auch Zusprüchen. Unsere verschiedensten Orientierungen und die Dinge, die wir gerne während unserer Freizeit gestalten. Verzichtet man beispielsweise auf PC und Tv, ist es unausweichlich, dass einige Dinge im RL mehr Aufmerksamkeit erhalten, vielleicht erweitert oder erneuert man auch seinen Interessenradius. Allerdings wird man dadurch auch zum Außenseiter, weil man damit aufhört ein Teil der "Modernen" zu sein. Man würde freiwillig auf einigen, hier in unserer Gesellschaft üblichen, Luxus verzichten und müsste mit kommunikativen Nachteilen rechnen, wenn beispielsweise im Arbeitswesen die Arbeit über ein modernes Mittel stattfindet.

    Im Grunde ist der Gedanke, überhaupt auf einige Medienplattformen freiwillig zu verzichten, albern, kann ich mir gut vorstellen. Ich persönlich würde nicht gerne darauf verzichten wollen, obwohl ich viele meiner Verhaltensstrukturen oft hinterfrage und gerne mir selber Prüfungen stelle, sobald ich auch in meiner Freizeit zum routineähnlichen Verhalten neige.

    Wir leben in keiner einfachen Gesellschaft, vermutlich würde es ohne den großen Unterhaltungswert einige Plattformen mehr Veränderungen in der Gesellschaft geben, aber dieser Gedanke klingt beim Ausschreiben für mich eher ideologisch als realistisch. Wir verdanken schließlich den auf der virtuellen Bahn verlaufenden Informationsaustausch viel, wir haben so die Möglichkeit uns in den verschiedensten Dingen teilweise weiterzuentwickeln.


    Es ist aber auch nur ein Gedanke gewesen und das für mich perfekte Beispiel dass uns vielleicht alle mehr oder weniger betrifft, weil wir ja hier alle User in diesem Forum sind. Ferner würde ich aber gerne von euch wissen, was ihr zu den alltäglichen und weniger dramatischen Süchten denkt, ob ihr selber betroffen seid und wie ihr damit umgeht (ob ihr euren Konsum hinterfragt)? Ist ein Leben vollkommen fernab jeder Sucht möglich, ohne zum verkrampften Spießer zu werden?

    Ein Mittelmaß wird vermutlich die häufigste Antwort auf diese Fragen sein, vielleicht sollten wir aber auch noch einige Schritte zurückgehen und erstmal uns Fragen, was wir unter einer Sucht verstehen. Ich glaube, da gibt es auch verschiedene Definitionen. Noch ferner könnten wir darüber spekulieren was wir als die Realität wahrnehmen, aber das würde vermutlich das anegsetzte Thema sprengen. Ich glaube aber dass es auch damit viel zu tun hat, wie und wo wir zwischen Fiktion und Realität unterscheiden.
    Haut einfach eure Gedanken dazu raus und wir schauen wohin uns dieser Thread bringt, vielleicht kennt ihr gute Beispiele dazu wo eine dieser recht üblichen Süchte, unkontrolliert das Leben zeitlang einer Person beherrscht hat.
    Geändert von Lucjusz (23.04.2013 um 05:22 Uhr)

  2. #2 Zitieren
    Mythos
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    Zitat Zitat von Avatar Beitrag anzeigen
    Im Grunde ist der Gedanke, überhaupt auf einige Medienplattformen freiwillig zu verzichten, albern, kann ich mir gut vorstellen. Ich persönlich würde nicht gerne darauf verzichten wollen, obwohl ich viele meiner Verhaltensstrukturen oft hinterfrage und gerne mir selber Prüfungen stelle, sobald ich auch in meiner Freizeit zum routineähnlichen Verhalten neige.


    Und genau das ist denke ich wichtig und etwas Elemtares. Hinterfrage dich öfters selbst und es ist warscheinlicher, dass du zu einem vernünftigen Mittelmass kommst. Ich hab mich auch öfters gefragt wie ich denn meinen Alltag ideal gestalten kann, aber das idealste ist wohl stetige Veränderung bzw. nie ganz darauf setzen dass das so schon "seine Richtigkeit hat" wie man es macht...
    Bizzy ist offline

  3. #3 Zitieren
    Größter Sumpfgolem Avatar von Alexander-JJ
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    Zitat Zitat von Avatar Beitrag anzeigen
    ... Die heutige Gesellschaft geht mittlerweile größtenteils soweit, dass sie soziale Netwerke zur Selbstverständlichkeit gemacht haben. Oft ist die primäre Frage nach den Vornamen bei einem Kennenlernen, ob man einen Facebook Account hat. Wie groß so eine Plattform süchtig machen kann, weiß ich aber nicht, da ich bislang Facebook und Co. abgelehnt habe. Ich nutze nur anonym Plattformen, gebe aber dennoch gelegentlich gerne Dinge über mich preis. ...
    Ich bin bei Facebook und Jappy aktiv und finde das kein bisschen schlimm oder bedrohlich oder sonstwas schlechtes. Über Facebook habe ich ein paar Verwandte und einige alte Schulkameraden wiedergefunden zu denen ich vorher einige Jahre keinen Kontakt mehr hatte. Meine Freunde einschließlich meiner Freundin sind auf Facebook und/oder Jappy. Auch die meisten Arbeitskollegen sind dort. Und es ist meiner Meinung nach sehr nützlich. Obs nun um Freizeitaktivitäten oder um den Schichtplan für die Arbeit geht, über Facebook kann man das schnell erledigen. Ist jemand krank? Bei Facebook erfährt man es. Feiert die Tante Ostern in Kassel oder Rastatt? Bei Facebook erfahre ich es. Früher musste ich dazu ewig rumtelefonieren und habe doch nie alle erreicht.

    Natürlich gebe ich nicht alle privaten Dinge preis. Das macht auch niemand den ich kenne. Facebook ist eine Möglichkeit, eine sehr gute Möglichkeit, mit vielen Leuten bequem Kontakt zu halten. Das hat zumindest mir sehr viel Zeit gespaart, die ich in andere Dinge investieren kann. Selbstverständlich kostet auch Facebook Zeit und Mühe. Von allein läuft da nix. Aber in Summe finde ich, das es eine sehr gute Sache ist.

    Und die Sucht? Nun, ich denke die allermeisten Menschen können mit Facebook und anderen sozialen Netzwerken sehr gut umgehen.

    Zudem halte ich unsere Welt oder das Leben an sich auch nicht für übertrieben kompliziert.
    "Vittoria agli Assassini!"

    - Caterina Sforza, Rom, 1503
    Alexander-JJ ist offline

  4. #4 Zitieren
    banned
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    Zitat Zitat von Avatar Beitrag anzeigen
    Ist ein Leben vollkommen fernab jeder Sucht möglich, ohne zum verkrampften Spießer zu werden?
    Mhm. Hier brauche ich garnicht erst den kompletten Beitrag zu lesen, sondern es reicht einfach einen Satz mit einem Fragezeichen am Ende zu zitieren. Zu oft hört man "Sucht entsteht im Kopf" ... der Standardspruch schlechthin halt. Mittlerweile glaube ich aber daran. Ich habe bisher so viel Zeug "dauerhaft" konsumiert, konnte aber stets einfach aufhören bzw. auch ohne leben - ich halte mich quasi schon für resistent gegen jegliche Form von Sucht. Da wird behauptet, nach ein paar Wochen Alkoholkonsum sei man schon abhängig, und würde man je wieder Alk anrühren, würde man ja sofort wieder zurück in die Sucht fallen ... Schwachsinn! Ich habe mir über ein Jahr fast täglich mein Bierchen genehmigt, weil's schmeckt und weil's mir einfach möglich war. Von einem auf den anderen Tag schließlich aufgehört - jetzt trinke ich nur noch so ein- zweimal in der Woche was. Ergo: Wer sich irgendwelche Flausen in den Kopf setzen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen/der ist eben selber schuld.

    Bis auf die Kippen bereitet mir nichts Sorgen. Aber auch nur, weil ich's noch nicht ausprobiert hab' aufzuhören.
    Körnel ist offline

  5. #5 Zitieren
    Mythos Avatar von Drachenei
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    Was nicht mal ein vernünftiges Suchtpotenzial aufzubieten hat, ist es auch nicht wert, daß man sich damit abgibt.
    Mit freundlicher Genehmigung von Casablonga
    Drachenei ist offline

  6. #6 Zitieren
    Trillionär  Avatar von void
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    Zitat Zitat von sallow Beitrag anzeigen
    Ich habe mir über ein Jahr fast täglich mein Bierchen genehmigt, weil's schmeckt und weil's mir einfach möglich war. Von einem auf den anderen Tag schließlich aufgehört - jetzt trinke ich nur noch so ein- zweimal in der Woche was. Ergo: Wer sich irgendwelche Flausen in den Kopf setzen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen/der ist eben selber schuld.

    Bis auf die Kippen bereitet mir nichts Sorgen. Aber auch nur, weil ich's noch nicht ausprobiert hab' aufzuhören.
    Unter aufgehört verstehst du ein- zweimal die Woche was?
    Ich kenne dich nicht im geringsten, aber possibly solltest du dich Fragen, ob du es vielleicht deshalb so leicht hast, deinen Konsum zu reduzieren, weil du eben nicht süchtig danach warst/bist. Ein Jahr fast täglich ein Bier hört sich nämlich nicht nach dem typisch Prognostizierten Suchtverhalten an, bei welchem es 1. eine Steigerung der Menge und 2. einen Zwang, ein Bedürfnis nach dem Stoff gibt. Somit kannst du, denke ich, dieses Suchtverhalten und die Probleme des Entzugs auch nicht widerlegen. Alles-Kopfsache-Mentalität schön und gut, aber gewisse Dinge kann man dann halt doch nicht einfach so, da dazu mehr bzw. andere Dinge gebraucht werden als Selbstvertrauen.
    void ist offline

  7. #7 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Atuarre
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    Ich denke, es ist wie bei vielen anderen Dingen auch: Die Dosis macht das Gift. Und die Übergänge zwischem häufigem Gebrauch mit Aufhören-Können und Sucht sind fließend und auch von der Persönlichkeit abhängig - die Menge bzw. beim Internet Häufigkeit der Frequentierung kann beim einen schon Sucht sein, während ein anderer dies nur zeitweise sehr intensiv gebraucht und zu anderen Zeiten gar nicht. Hier gibt es auch nochmal die Unterscheidung zwischen Sucht und schädlichem Gebrauch (zumindest bei stoffgebundenen Süchten wie z.B. Alkohol).
    Eine Crux am Suchtverhalten ist, dass viele Süchtige ihre Abhängigkeit abstreiten, weil diese für sie ein gutes oder teilweise sogar das einzige Bewältigungsmittel für ihre Probleme ist und sie dieses nicht aufgeben wollen. Überhaupt erstmal jemanden zu der Einsicht zu bewegen, dass er süchtig ist, kann schon ein langer, harter Kampf sein, und selbst dann ist es so, dass der Einsicht nicht zwangsläufig eine Motivation zur Verhaltensänderung folgt. Viele müssen erst ziemlich hart abstürzen, und selbst dann ist es teilweise eher so, dass die Leute sich komplett aufgeben.

    Letztendlich muß jeder seinen eigenen Umgang mit potentiellen Suchtmitteln finden, und wie Avatar schon geschrieben hat, ein gelegentliches Hinterfragen des eigenen Verhaltens ist ein guter Weg, sich im gesunden Rahmen zu bewegen. Auch bei Hinweisen aus der Familie bzw. dem Freundeskreis sollte man hellhörig werden - wenn Leute einen darauf ansprechen, dass man zu viel trinkt oder sich nur noch hinter dem Rechner vergräbt, machen die das nicht, um einen zu ärgern, sondern weil sie sich aus gutem Grund Sorgen machen.
    Atuarre ist offline

  8. #8 Zitieren
    Lucjusz
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    Zitat Zitat von Atuarre Beitrag anzeigen
    Ich denke, es ist wie bei vielen anderen Dingen auch: Die Dosis macht das Gift. Und die Übergänge zwischem häufigem Gebrauch mit Aufhören-Können und Sucht sind fließend und auch von der Persönlichkeit abhängig - die Menge bzw. beim Internet Häufigkeit der Frequentierung kann beim einen schon Sucht sein, während ein anderer dies nur zeitweise sehr intensiv gebraucht und zu anderen Zeiten gar nicht. Hier gibt es auch nochmal die Unterscheidung zwischen Sucht und schädlichem Gebrauch (zumindest bei stoffgebundenen Süchten wie z.B. Alkohol).
    Eine Crux am Suchtverhalten ist, dass viele Süchtige ihre Abhängigkeit abstreiten, weil diese für sie ein gutes oder teilweise sogar das einzige Bewältigungsmittel für ihre Probleme ist und sie dieses nicht aufgeben wollen.
    Ich frage mich nur seit einigen Tagen ob so ein Verhalten auch einzelne Person treffen kann, die selbst ein relativ ausgelastetes Leben führt. Ich hatte anfangs durch meinen Job die Möglichkeit nachts einen PC zu nutzen und habe deswegen mich dann in diversen Foren bewegt, bis ich zur WoP immer wieder gekehrt bin. Durch Einsamkeit vieler Nachtschichten habe ich eine Alternative zur Kommunikation mit Menschen gesucht und gefunden. Aber ich möchte es garnicht so persönlich auf mich bezogen machen, deswegen werde ich jetzt weiterhin verallgemeinern.

    Ich habe diese mittlerweile überholte Version von Maslow und seine Bedürfnispyramide im Hinterkopf und glaube dass sie es bislang nachvollziehbar darstellt, wonach der Großteil jeder Gesellschaft teilweise strebt. Fallen einige Aspekte durch verschiedene Gründe ab, wird man zum Beispiel arbeitslos oder krank, dann besteht vielleicht ein erhöhtes Risiko sich in einige Alternativen reinzusteigern, dass sich das Verhalten suchtähnlich reflektierten kann, weil die Alternative über Internet beispielsweise nicht zufriedenstellend und gesund das soziale Bedürfnis befriedigt.
    Liegt das tatsächlich nur an der Lebenslage und den fehlenden Aspekten, nach denen viele Menschen streben, warum die meisten Süchte entstehen? Ich stimme euch zu, dass jede Sucht im Kopf beginnt, ich glaube auch dass sie dort enden kann, außer die Sucht überträgt sich auch auf den Körper. Oder was für Personen trifft eine dieser Süchte, was denkt ihr? Kann es auch eine vollkommen zufriedene und ausgelastete Person treffen? Stimmt die Theorie von vom Grundaus gefährdete Personen, wenn ein Elternteil bereits süchtig war? Es gibt wohl keine allg. Patentlösung, deswegen würde ich gerne erfahren, was ihr darüber denkt.

  9. #9 Zitieren
    Abenteurerin Avatar von Atuarre
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    Zitat Zitat von Avatar Beitrag anzeigen
    Ich frage mich nur seit einigen Tagen ob so ein Verhalten auch einzelne Person treffen kann, die selbst ein relativ ausgelastetes Leben führt. Ich hatte anfangs durch meinen Job die Möglichkeit nachts einen PC zu nutzen und habe deswegen mich dann in diversen Foren bewegt, bis ich zur WoP immer wieder gekehrt bin. Durch Einsamkeit vieler Nachtschichten habe ich eine Alternative zur Kommunikation mit Menschen gesucht und gefunden. Aber ich möchte es garnicht so persönlich auf mich bezogen machen, deswegen werde ich jetzt weiterhin verallgemeinern.
    Du schreibst ja selbst, dass du diese Alternative durch die Einsamkeit vieler Nachtschichten entdeckt hast. Da man nachts nun mal nicht so viele Möglichkeiten hat, auf den herkömmlichen Wegen mit anderen zu kommunizieren, ist das als Ersatz soweit doch ok. Und nun hast du dieses Forum entdeckt, findest es hier gut und kommst eben immer mal wieder her. Soweit sehe ich da kein Suchtverhalten. Solches läge imho vor, wenn du plötzlich auch tagsüber nur noch im I-Net rumhängen würdest und dafür alle anderen Sachen, die du bisher an der Stelle gemacht hast, total vernachlässigen würdest, deine sonstigen sozialen Kontakte abbrechen würdest, deinen Hobbies nicht mehr nachgehen, deine Wohnung nicht mehr putzen würdest etc. Aber wenn du eine neuentdeckte Kommunikationsquelle in dein bisheriges Leben integrierst, ohne dass dieses darunter leidet, ist das keine Sucht. Nur wenn es zum Ersatz für andere Dinge wird.

    Zitat Zitat von Avatar
    Ich habe diese mittlerweile überholte Version von Maslow und seine Bedürfnispyramide im Hinterkopf und glaube dass sie es bislang nachvollziehbar darstellt, wonach der Großteil jeder Gesellschaft teilweise strebt. Fallen einige Aspekte durch verschiedene Gründe ab, wird man zum Beispiel arbeitslos oder krank, dann besteht vielleicht ein erhöhtes Risiko sich in einige Alternativen reinzusteigern, dass sich das Verhalten suchtähnlich reflektierten kann, weil die Alternative über Internet beispielsweise nicht zufriedenstellend und gesund das soziale Bedürfnis befriedigt.
    Liegt das tatsächlich nur an der Lebenslage und den fehlenden Aspekten, nach denen viele Menschen streben, warum die meisten Süchte entstehen? Ich stimme euch zu, dass jede Sucht im Kopf beginnt, ich glaube auch dass sie dort enden kann, außer die Sucht überträgt sich auch auf den Körper. Oder was für Personen trifft eine dieser Süchte, was denkt ihr? Kann es auch eine vollkommen zufriedene und ausgelastete Person treffen? Stimmt die Theorie von vom Grundaus gefährdete Personen, wenn ein Elternteil bereits süchtig war? Es gibt wohl keine allg. Patentlösung, deswegen würde ich gerne erfahren, was ihr darüber denkt.
    Es ist tatsächlich so, dass sich das Risiko erhöht, an einer Sucht zu erkranken, wenn bereits ein Elternteil an einer Sucht leidet oder litt. Das heißt aber noch lange nicht, dass es auch tatsächlich so sein muß. Zur Suchtentstehung tragen eine Vielzahl von Faktoren bei, die in der Persönlichkeit, in der Umwelt und in der Droge selbst begründet sind (Verfügbarkeit, Suchtpotential etc. bei Letzterem). Gleichsam gibt es eine Reihe stabilisierender Faktoren, die verhindern können, dass jemand, selbst wenn viele suchtbegünstigende Faktoren auf ihn einwirken, trotzdem nicht süchtig wird. Das kann ein stabiles soziales Umfeld, eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur, eine gute Frustrationstoleranz etc. sein - solche stabilisierende Faktoren nennt man Resilienz. Und bei jeder Person ist das Mosaik aus suchtbegünstigenden und Resilienzfaktoren unterschiedlich. So kann jemand mit einem suchtkranken Elternteil aus einem sozial eher schlechten Umfeld sein Leben lang keine Sucht entwickeln, wenn er z.B. liebevolle Großeltern hatte, die ihm eine normale Entwicklung ermöglichten. Oder umgekehrt kann jemand, der völlig "normal" aufgewachsen ist, später durch eine schwere Lebenskrise einer Sucht erliegen (z.B. Tod eines Kindes/Ehepartners). Ob und wann jemand süchtig wird oder nicht, ist individuell einfach total verschieden.
    Atuarre ist offline

  10. #10 Zitieren
    banned
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    Zitat Zitat von Crom Beitrag anzeigen
    Unter aufgehört verstehst du ein- zweimal die Woche was?
    Ich kenne dich nicht im geringsten, aber possibly solltest du dich Fragen, ob du es vielleicht deshalb so leicht hast, deinen Konsum zu reduzieren, weil du eben nicht süchtig danach warst/bist. Ein Jahr fast täglich ein Bier hört sich nämlich nicht nach dem typisch Prognostizierten Suchtverhalten an, bei welchem es 1. eine Steigerung der Menge und 2. einen Zwang, ein Bedürfnis nach dem Stoff gibt. Somit kannst du, denke ich, dieses Suchtverhalten und die Probleme des Entzugs auch nicht widerlegen. Alles-Kopfsache-Mentalität schön und gut, aber gewisse Dinge kann man dann halt doch nicht einfach so, da dazu mehr bzw. andere Dinge gebraucht werden als Selbstvertrauen.
    Ja, es ist halt etwas anderes, ob ich 1 Bier als "Tagesabschluss" oder "Abendritual" trinke, oder den ganzen Tag über um einen bestimmten Pegel zu halten. Bei mir war das auch arbeits- bzw. umfeldsbedingt, sozusagen normal. Jemand meinte neulich bzw. bevor ich "aufgehört" habe, dass beim Absetzen so etwas wie Krampfanfälle auftreten würden, und eine stationäre Entgiftung nötig wäre (also bitte ). Da ich ein optimist bin, habe ich einfach selbst ausprobiert garnichts mehr zu trinken (das waren erstmal 2 Wochen konsequent), obwohl gesagt wurde "alleine schafft man das eh nicht". Und siehe da - was war? Garnichts. Anfangs abends mal 1 bis 2 Baldrian zwecks Placebo, ich konnte normal bzw. relativ schnell einschlafen, und der Morgen fühlte sich an wie jeder andere auch, also egal ob ich am Abend zuvor 1 Bier getrunken habe oder nicht. Das ist meiner Meinung nach auch Kopfsache, bzw. wie man selber drauf ist, und was man sich einredet/wie man sich beeinflussen lässt - ich bin nun mal kein Hypochonder, sondern sehe das Leben eher locker. Und ganz nehmen lassen werde ich mir Dinge wie 'mal ein Bier trinken' nie, warum auch - es schadet mir nicht. Würde ich penibel darauf achten, müsste ich mir z. B. auch bei jedem Chip, oder jedem Glas Cola so meine Gedanken machen. Nein.
    Körnel ist offline

  11. #11 Zitieren
    Lucjusz
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    Ich hoffe mir wird schnell verziehen, dass ich diesen alten Thread hier nochmal rausgekramt habe. Ich möchte einige vor knapp einem Jahr gemachten Gedanken heute zuende denken.

    Seit meinen nun vorletzen Account habe ich eine interessante Entwicklung diesbezüglich zum Thema gemacht, die aber größtenteils durch einige Veränderungen im privaten Rahmen ausgelöst wurde: Ich habe freiwillig angefangen auf sogut wie alle Süchte zu verzichten um mir für eine Zeit Unabhängigkeit zu simulieren.

    Da der moderne Mensch sich immer zu beschäftigen weiss, war die dazugewonnene Zeit für mich anfangs ungemütlich zu bewältigen (ähnlich wie im EP). Ich habe angefangen am Wochenende lange Spaziergänge zu machen, öfter meine Freunde angerufen oder getroffen und intensiver meditiert. Oft habe ich dann "geschummelt", indem ich Fernsehen und Internet dann doch wieder kurz genutzt habe. Es erschreckte mich wie stark mich die Technik geprägt hat, dass es heute kaum wegzudenken ist, vorallem in einer Stadt wie Hamburg, in Ruhe und Harmonie fernab von Strom und Akku miteinander zu leben. Warum sollte man sich aber auch zurückentwickeln, wen muss man hier etwas beweisen?

    Letzendlich sollte man alle Dinge für sich so nutzen, dass sie einen Nutzen haben. Der Grund meiner Gedanken und kurzweiligen Entscheidungen war eine tiefe persönliche Unzufriedenheit familären Ursprungs. Ich habe einige Probleme, die ich leider nicht ändern konnte, durch andere überdeckt, die ich einfacher ändern kann, damit ich mich durch den dadurch gewonnenen Erfolg wieder zufrieden fühle.

    Zitat Zitat von Colonel Autumn Beitrag anzeigen
    Zu oft hört man "Sucht entsteht im Kopf" ... der Standardspruch schlechthin halt. Mittlerweile glaube ich aber daran.
    Mittlerweile bin ich mir sogar sicher, dass man jede dieser psychischen Süchte mit dem Lösen davoriger Probleme oder durch die Sucht entstandener kurieren kann.

    Ich danke nochmal allen, die mir hierzu beisteuern konnten.

  12. #12 Zitieren
    Kannst du es ihnen geben?  Avatar von korallenkette
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    Ich schaffe sowas nur während der Sommerferien auf der dänischen Insel, also Abstinenz von all den Digen, die übers Internet laufen.
    Wein und Zigaretten, dafür ist trotzdem gesorgt, auch wenn ich am Meer immer am ehesten ohne Rauchen klarkomme. Und wenn nicht die anderen auch immer so gern Wein trinken würden, wäre selbst das kein großes Problem.
    Im normalen Alltag aber würde ich ohne meine "Drogen" schon einigermaßen leiden.
    korallenkette ist offline

  13. #13 Zitieren
    Lucjusz
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    Zitat Zitat von korallenkette Beitrag anzeigen
    Ich schaffe sowas nur während der Sommerferien auf der dänischen Insel, also Abstinenz von all den Digen, die übers Internet laufen.
    Wein und Zigaretten, dafür ist trotzdem gesorgt, auch wenn ich am Meer immer am ehesten ohne Rauchen klarkomme. Und wenn nicht die anderen auch immer so gern Wein trinken würden, wäre selbst das kein großes Problem.
    Im normalen Alltag aber würde ich ohne meine "Drogen" schon einigermaßen leiden.
    Das Trinken und Rauchen habe ich bereits (schon etwas länger) aufgegeben. Die anderen kleinen Süchte wollte ich mehrmals soweit einschränken bis der Grundzweck erfüllt ist. Das wäre beispielsweise den Fernseher nur dafür zu nutzen um sich weiterzubilden, nicht als Unterhaltungsmedium. Das Gleiche mit Spielen und Internet. Die Idee gefällt mir auch heute noch, hätte es nicht einen radikalen Nachgeschmack.

    Menschen, die sich selbst der Modernen ausschließen und ein bescheidenes ("armes") Leben vorziehen harmonieren mit Großstädten nicht gut, man fühlt sich schnell ausgeschlossen. Zumindest habe ich niemanden kennengelernt, bei dem ich mir so ein Leben an- oder abschauen könnte. Vielleicht ist es auch nur eine Schnapsidee von mir, die aus weiteren irrtümlichen Gedanken versucht sich durchzusetzen.

    Ich weiss auch garnicht ob ich das möchte oder überhaupt dazu fähig wäre. Ich habe nur gemerkt das gewisse Abstinenz die Aktionen im tatsächlichen Umfeld verstärkt, beispielsweise anstelle mal ein Forum zu durchstöbern, fängt man beispielsweise an seine Gedanken auf Papier aufzuschreiben und gegebenfalls vielleicht sogar mitzuteilen. Nicht nur als Konsument zu leben, ich finde dass es viel zuviel Unterhaltungsmedien (für mich) gibt - dass, wenn ich vollkommen dabei bin, es mir an Zeit und Kraft kostet um mich mit mir selber effektvoll außereinanderzusetzen.

    Ich hoffe das klingt jetzt nicht zu sehr nach Moralapostel. Momentan habe ich vermutlich so eine Phase; ich bin vor einigen Monaten der Kirche ausgetreten und überlege was ich vom Leben erwarte. Einerseits ein glückvolles Leben, andererseits ohne möglichst vorallem materialistisch abhängig zu sein.

    Daraus soll aber kein Thread über mich werden, tut mir leid wenn ich zu persönlich geworden bin.
    Geändert von Lucjusz (18.04.2014 um 07:33 Uhr)

  14. #14 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ei Tschi
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    Suchtverhalten ist auch nichts anderes als Kompensationsgerechtigkeit, mit der wir Einbußen anderswo wettmachen wollen, weil wir zu schwach sind, uns rechtzeitig dort zu wehren, wo wir Ungerechtigkeiten verhindern könnten.
    ... Man gönnt sich ja sonst alles.
    Ei Tschi ist offline

  15. #15 Zitieren
    Drachentöter Avatar von Marthog
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    Zitat Zitat von Lucjusz Beitrag anzeigen
    Das wäre beispielsweise den Fernseher nur dafür zu nutzen um sich weiterzubilden, nicht als Unterhaltungsmedium. Das Gleiche mit Spielen und Internet. Die Idee gefällt mir auch heute noch, hätte es nicht einen radikalen Nachgeschmack.

    Menschen, die sich selbst der Modernen ausschließen und ein bescheidenes ("armes") Leben vorziehen harmonieren mit Großstädten nicht gut, man fühlt sich schnell ausgeschlossen. Zumindest habe ich niemanden kennengelernt, bei dem ich mir so ein Leben an- oder abschauen könnte. [...]

    Ich weiss auch garnicht ob ich das möchte oder überhaupt dazu fähig wäre. Ich habe nur gemerkt das gewisse Abstinenz die Aktionen im tatsächlichen Umfeld verstärkt, beispielsweise anstelle mal ein Forum zu durchstöbern, fängt man beispielsweise an seine Gedanken auf Papier aufzuschreiben und gegebenfalls vielleicht sogar mitzuteilen.
    Mach doch einfach mal ein Experiment. Hör für eine Zeitlang mit der Mediennutzung auf. Danach kannst du entscheiden, ob du dabei bleibst, doch lieber zurückkehrst oder einen Mittelweg wählst. Wozu brauchst du Vorbilder, wenn du es einfach selber für dich herausfinden kannst.


    Zitat Zitat von Lucjusz Beitrag anzeigen
    Daraus soll aber kein Thread über mich werden, tut mir leid wenn ich zu persönlich geworden bin.
    Ich finde es deutlich angenehmer, wenn jemand aus Erfahrung schreibt, als wenn irgendwelche Studien veröffentlicht werden.

    Zitat Zitat von korallenkette Beitrag anzeigen
    Ich schaffe sowas nur während der Sommerferien auf der dänischen Insel, also Abstinenz von all den Digen, die übers Internet laufen.
    Ich auch. Im Alltag sehe ich überhaupt nicht ein, warum ich auf die Werkzeuge Computer und Internet in irgendeiner Form verzichten sollte. Ich lese die Nachrichten, kommuniziere mit Freunden, diskutiere hier, aber im Urlaub bin ich einfach nicht erreichbar. Manchmal schauen wir (Familie) schon ganz gerne mit dem Netbook nach Wetterberichten, wichtigen Mails, wichtigen, deutsche Nachrichten, aber das ist mir dann auch nicht so wichtig. Ich habe Urlaub und bin dann nicht oder nur in Ausnahmefällen erreichbar und in Foren lese ich auch nicht, weil ich Urlaub habe und da nicht das gleiche wie zuhause machen will.
    Für Modder: Gothic NPC-Viewer
    Marthog ist offline

  16. #16 Zitieren
    Lucjusz
    Gast
    Zitat Zitat von Marthog Beitrag anzeigen
    Mach doch einfach mal ein Experiment. Hör für eine Zeitlang mit der Mediennutzung auf. Danach kannst du entscheiden, ob du dabei bleibst, doch lieber zurückkehrst oder einen Mittelweg wählst. Wozu brauchst du Vorbilder, wenn du es einfach selber für dich herausfinden kannst.
    Diese Entwicklung habe ich bereits mehrmals hintermir, ich kann beispielsweise garnicht mehr zählen wie oft ich mich hier aus der WoP löschen lassen habe, aber ich mag keine geöffneten Bücher, wenn du verstehst was ich meine. Daraus ist mittlerweile ein Mittelweg resultiert, ich wusste nicht ob ich das Forum hier weiterhin mitnutzen möchte oder letzendlich nicht, vorallem weil ich nicht mehr Spiele nach der Stange zocke und das nunmal letzendlich eine Gamingcommunity ist.

    Die Idee dieses anonymen Netzwerkes halte ich weiterhin für sinnvoll, wie man merken kann. Ich habe nur zu gerne den Fehler gemacht, dass ich meine ehemaligen Accounts für bestimmte Zwecke genutzt habe.

    Das Problem was ich speziell mit sozialen Netzwerken habe, ist, dass sie oftmals zu einfacher Ersatz gegen Langeweile und für soziale Gesellschaft sind, auch wenn diese Basis ziemlich unpersönlich ist (man kann nur durch Smileys Art einer Aussage verdeutlichen).

    Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren so stark gewandelt, permanente Verbindung ist vollkommen normal geworden. Manchmal fängt man an zu überprüfen ob die eigenen Ansichten dann nicht doch überholt werden müssten. Es könnte mir egal sein was Andere tun, aber das ist es mir nicht.

    Zitat Zitat von Ei Tschi Beitrag anzeigen
    Suchtverhalten ist auch nichts anderes als Kompensationsgerechtigkeit, mit der wir Einbußen anderswo wettmachen wollen, weil wir zu schwach sind, uns rechtzeitig dort zu wehren, wo wir Ungerechtigkeiten verhindern könnten.
    Selten hat man den Luxus der Wahl sich tatsächlich zu wehren oder zumindest diese Möglichkeit zu erkennen.

  17. #17 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ei Tschi
    Registriert seit
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    Zitat Zitat von Lucjusz Beitrag anzeigen
    Selten hat man den Luxus der Wahl sich tatsächlich zu wehren
    oder zumindest diese Möglichkeit zu erkennen.

    "Den Luxus" der Wahl,
    sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, hat jede r.


    In demokratischen Systemen haben sogar alle die Möglichkeit,
    sich Unrecht vom Hals zu schaffen und damit auch vom Leib zu halten.


    Unrecht entsteht aus vielen Ungerechtigkeiten.

    Nur haben die meisten die Hosen voll vor der gewaltbefugten Macht und kompensieren diese gewaltige Schei§angst durch schräge Hoffnungen.

    Schließlich hat man uns ja auch, als wir klein waren, erzählt, Richter würden böse Menschen ins Gefängnis stecken.

    Folglich müssen Richter gute Menschen sein. Anwälte selbstverständlich auch, denn die arbeiten Richtern ja zu ...

    So doof ist die geistig weit entwickelte Menschheit tatsächlich. Und hört nicht auf, ihre Blödheit zu vergrößern.

    Und was tun vernünftige Zeitgenossen? Sie verdrängen die massenhafte Entblödung mit Ignoranz.

    Ist ja auch recht einfach. Man ist dermaßen beschäftigt mit den Folgen dieser kollektiven Bescheuerung, daß z. B. demnächst der Berufsstand der Freien Hebammen seinen Geist aufgeben wird.

    Die Damen können ihre Haftpflichtprämien nicht mehr bezahlen. Weil Richter ihrem Bockmist korrekteren Schadensersatz zusprechen.

    Wer so viel Ausschuß produziert, daß er seinen Schrott sich selbst überlassen muß, was bisher ja geschehen ist, hat in kompetenzfixierten, justizunterstützten Profitsystemen irgendwann ausgespielt.

    Solange wir uns den Luxus leisten, uns nicht gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, wir zu viel Belastung auf der einen Seite und zu viel Wohlstand auf der anderen wirksam verhindern oder nachträglich in Ordnung bringen,

    entwickeln sich noch viele Sehn- und andere Süchte.
    ... Man gönnt sich ja sonst alles.
    Ei Tschi ist offline

  18. #18 Zitieren
    Lucjusz
    Gast
    Zitat Zitat von Ei Tschi Beitrag anzeigen

    "Den Luxus" der Wahl,
    sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, hat jede r.


    In demokratischen Systemen haben sogar alle die Möglichkeit,
    sich Unrecht vom Hals zu schaffen und damit auch vom Leib zu halten.


    Unrecht entsteht aus vielen Ungerechtigkeiten.

    Nur haben die meisten die Hosen voll vor der gewaltbefugten Macht und kompensieren diese gewaltige Schei§angst durch schräge Hoffnungen.

    Schließlich hat man uns ja auch, als wir klein waren, erzählt, Richter würden böse Menschen ins Gefängnis stecken.

    Folglich müssen Richter gute Menschen sein. Anwälte selbstverständlich auch, denn die arbeiten Richtern ja zu ...

    So doof ist die geistig weit entwickelte Menschheit tatsächlich. Und hört nicht auf, ihre Blödheit zu vergrößern.

    Und was tun vernünftige Zeitgenossen? Sie verdrängen die massenhafte Entblödung mit Ignoranz.

    Ist ja auch recht einfach. Man ist dermaßen beschäftigt mit den Folgen dieser kollektiven Bescheuerung, daß z. B. demnächst der Berufsstand der Freien Hebammen seinen Geist aufgeben wird.

    Die Damen können ihre Haftpflichtprämien nicht mehr bezahlen. Weil Richter ihrem Bockmist korrekteren Schadensersatz zusprechen.

    Wer so viel Ausschuß produziert, daß er seinen Schrott sich selbst überlassen muß, was bisher ja geschehen ist, hat in kompetenzfixierten, justizunterstützten Profitsystemen irgendwann ausgespielt.

    Solange wir uns den Luxus leisten, uns nicht gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, wir zu viel Belastung auf der einen Seite und zu viel Wohlstand auf der anderen wirksam verhindern oder nachträglich in Ordnung bringen,

    entwickeln sich noch viele Sehn- und andere Süchte.


    Es macht einen Unterschied einen Weg zu wissen als diesen Weg dann zu bestreiten. Es ist meistens einfacher "gesagt als getan", aber ich möchte aufrichtig bleiben. Vielleicht ist es bei dir anders oder erfolgreicher im Leben verlaufen, ich habe schon sehr oft Fehler gemacht die dann dazu gesorgt haben, dass ich ausgenutzt wurde - selbst von "Freunden". Kann man sich immer wehren? Jederzeit genug Aufmerksamkeit aufbringen um rechtzeitig zu erkennen wann man zu handeln hat? Ja, kann man, wenn man sonst ein ruhiges Leben führt oder durch Freunde und Familie unterstützt wird. Du musst aber bedenken dass nicht jeder das Leben und die Chancen hatte zu erkennen was du kennst und zu wissen was du weisst. Einige Menschen haben nichteinmal eine Familie. Ich habe schon oft den Fehler gemacht dass ich Leuten in meinem Umfeld mehr zugemutet habe als sie wissen, nur weil ich von mir auf sie geschlossen habe. Die Chance dass diese Person versagt ist größer als zuvor, weil jeder anders mit Druck umgeht und nicht jeder das Beste draus macht.

    Ich weiss nicht was dich zu deinen Überzeugungen gebracht hat. Ich kann dir nur versichern, dass es, aus meiner Sicht, Luxus ist rechtzeitig zu wissen wie man vorgehen sollte und daraufhin zu erkennen, dass man überhaupt eine Wahl hat. Meistens geschehen die Dinge so schnell, dass man erst nach dem Abklingen es schafft sie nüchtern zu betrachten und sich im nachhinein ärgert. Ich müsste mich schon von der Welt verschliessen und öfter zuhause bleiben um mich dauerhaft schützen zu können. Diesen Luxus habe ich nicht.

    Du hast zwar vollkommen recht, mich persönlich reizt nur dass du schreibst dass man eine Wahl hat. Auch hier hast du recht, aber ich möchte den Menschen und mir selber nicht mehr zumuten als sie können. Im Nachhinein betrachtet hatte man immer eine Wahl und man kann zuvor Maßnahmen ergreifen sich gegen bestimmte Ungerechtigkeiten zu schützen. Das ist mir in der Umsetzung allerdings zu ideologisch.
    Geändert von Lucjusz (20.04.2014 um 12:50 Uhr)

  19. #19 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ei Tschi
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    147
    Zitat Zitat von Lucjusz Beitrag anzeigen
    Es macht einen Unterschied einen Weg zu wissen als diesen Weg dann zu bestreiten. Es ist meistens einfacher "gesagt als getan", aber ich möchte aufrichtig bleiben. Vielleicht ist es bei dir anders oder erfolgreicher im Leben verlaufen, ich habe schon sehr oft Fehler gemacht die dann dazu gesorgt haben, dass ich ausgenutzt wurde - selbst von "Freunden". Kann man sich immer wehren?
    Es ging mir darum, darauf hinzuweisen, daß viele ihr Ziel nicht kennen. Das führt dann gerne dazu, daß sie sich von ihren Partnern ihres privaten, beruflichen, geschäftlichen und verwalteten Lebens ausnützen und in die Irre oder gar in Abgründe führen lassen. Wir helfen anderen gerne, die Karre anzuschieben, und die schnurren dann zum nächsten, der weiterschieben darf. Fatal wirkt sich das vor allem bei Gemeinsamkeiten mit Juristen aus, die entstandene Frustrationen in Ordnung bringen sollen. Betroffene kennen noch immer nicht ihr Zielgesetz und die wichtigsten Rechte für eine erfolgreiche Prozeßgestaltung.

    Jederzeit genug Aufmerksamkeit aufbringen um rechtzeitig zu erkennen wann man zu handeln hat? Ja, kann man, wenn man sonst ein ruhiges Leben führt oder durch Freunde und Familie unterstützt wird. Du musst aber bedenken dass nicht jeder das Leben und die Chancen hatte zu erkennen was du kennst und zu wissen was du weisst. Einige Menschen haben nichteinmal eine Familie. Ich habe schon oft den Fehler gemacht dass ich Leuten in meinem Umfeld mehr zugemutet habe als sie wissen, nur weil ich von mir auf sie geschlossen habe. Die Chance dass diese Person versagt ist größer als zuvor, weil jeder anders mit Druck umgeht und nicht jeder das Beste draus macht.

    Ich weiss nicht was dich zu deinen Überzeugungen gebracht hat. Ich kann dir nur versichern, dass es, aus meiner Sicht, Luxus ist rechtzeitig zu wissen wie man vorgehen sollte und daraufhin zu erkennen, dass man überhaupt eine Wahl hat. Meistens geschehen die Dinge so schnell, dass man erst nach dem Abklingen es schafft sie nüchtern zu betrachten und sich im nachhinein ärgert. Ich müsste mich schon von der Welt verschliessen und öfter zuhause bleiben um mich dauerhaft schützen zu können. Diesen Luxus habe ich nicht.
    Was Du hier ansprichst, erleben alle, täglich, überall. Doch sollte man zwischen banalen Aktivitäten und wichtigen unterscheiden. Schließt Du beispielsweise eine Versicherung ab oder beantragst einen Hauskredit, sollte man schon sehr genau hinschauen und sich mit seinen Partnern so gut wie möglich verständigen. Das geschieht eher selten. SWR3 hatte seinen vielen Zuhörern mal zum Thema "Verträgsänderungen", die oft von Unternehmen durchgezogen werden, während ihre Kunden nur eine Info vor die Nase gehalten bekommen, empfohlen, sie müßten, um Ärger mit Handyprovidern auch 60 Seiten Kleingedrucktes im Vertrag durchlesen. Das ist Nonsens. Man kann auch anders vorgehen und das Unternehmen über wesentliche Unterschiede zu anderen Anbietern verpflichten.

    Viele lassen sich ins Boxhorn jagen,
    weil ihnen das Rechtsselbstbewußtsein fehlt.


    Du hast zwar vollkommen recht, mich persönlich reizt nur dass du schreibst dass man eine Wahl hat. Auch hier hast du recht, aber ich möchte den Menschen und mir selber nicht mehr zumuten als sie können. Im Nachhinein betrachtet hatte man immer eine Wahl und man kann zuvor Maßnahmen ergreifen sich gegen bestimmte Ungerechtigkeiten zu schützen. Das ist mir in der Umsetzung allerdings zu ideologisch.
    Schränkt man sein Wahl ein, indem man anderen überläßt, sich egoistischen Wahrnehmungen, Wertungen, Erinnerungen, Rechtfertigungen und Erwartungen hinzugeben, darf man sich nicht wundern, wenn sehr viele Mißverständnisse, Reibungsverluste, Mißerfolge, Frustrationen, Aggressionen und Gewalteskalationen entstehen. Fatal, daß die meisten nicht von dem wissen, was wichtig wäre, damit sich alle Beteiligten gerechter verhalten können.
    ... Man gönnt sich ja sonst alles.
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