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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    Die Sonne schien Lina entgegen. Immer mindestens einen halben Schritt hinter Corax, bedachte sie die vorbeiziehenden Bäume intensiv mit Blicken. Lina nahm sie auch auf eine Weise wahr, die ihr neu erschien. So glaubte sie, selbst dann einen Eindruck von den Pflanzen zu haben, wenn sie ihnen gerade den Hinterkopf zuwandte oder gar die Augen schloss. Ja, Lina fühlte sich sogar sicher, wenn sie die Augen schloss und nur hörte und die erwachende Luft einsog. Die Schritte des Sommers waren deutlich zu spüren und öffneten das Herz der Magierin wieder ein wenig.
    „Wie geht es dem Arm?“, fragte sie und schloss auf, lächelte sogar ein wenig, als sie den Druiden anblickte. Sie hatte schon bemerkt, dass Corax ihn irgendwie komisch hielt, auch bevor sie darüber gesprochen hatten. Jetzt war sie sogar ein wenig bedrückt, dass keine Salbe mehr übrig war.
    Sie hörte sein Atmen, doch ihre Aufmerksamkeit galt wieder den Pflanzen, die sie spüren sollte wie den Samen; eigentlich ja nur einzelne, aber gerade genoss Lina die Gesamtheit der Natur, die sie umgab. Gerade wollte sie sich nicht nur einem Ausschnitt widmen. Dabei bemerkte sie gar nicht, dass der Wald sich langsam lichtete und offenbar bald sein Rand erreicht sein würde.

    „Hm?“, sah sie ihn wieder an und ging etwas langsamer.

  2. Beiträge anzeigen #22
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    Corax Erindar ist offline
    Die Phantomschmerzen in der Schulter ließen langsam nach, nur noch ein Trugbild von ihnen verharrte weiter in seinem Geist. Dennoch beunruhigte es ihn, jeder Schmerz hatte eine Ursache. "Mhh dem Arm gehts gut. Es ist sowieso mehr die Schulter." Ein lauer Wind wehte ihnen entgegen und brachte mit sich die Überbleibsel einer Ahnung des Slazgeruches, der auf den luftigen Schwingen bis zu ihnen geweht wurde. "Sieht so aus als würden wir unser Ziel bald erreichen, Lina."

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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Auf dieser Insel roch es wirklich überall nach Meer, fiel Lina auf. Sie steckte gerade die Nase etwas tiefer in den Wind. Vielleicht ist das auf Inseln so, war es auf Khorinis so?
    Lina hatte es vergessen. Die Erinnerung an ihre alte Heimat war schon so weit verblasst, dass sie nur noch blasse Bilder erkannte, keine Düfte und nurmehr schwache Gefühle.

    „Soll ich mal gucken?“
    Sie meinte natürlich die Schulter. Zuletzt hatte Lina ihr nicht sehr viel, eigentlich gar keine Aufmerksamkeit gewidmet, war mit der Ordnung ihrer Magie beschäftigt gewesen. Kein angemessenes Verhalten für eine Heilerin. Das innerliche Kopfschütteln der Metaheilerin im Kopf der jungen Schülerin ließ diese ihr Haupt senken.

    „Woran seht ihr unsere Ankunft?“

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    Corax Erindar ist offline
    "Ich habe nichts sehen können und es wird schon besser, du musst dir also keine Mühen deswegen aufbürden." Er versuchte seine Schulter und den an ihr befestigten Arm zu entspannen um seine Worte zu unterstreichen, doch das Ergebnis war leider nur mittelprächtig. "Was unsere Ankunft betrifft... nun wir sind eine Weile gelaufen, wenn ich die Karte richtig im Kopf habe, dann sollten wir bald da sein. Ausserdem rieche ich das Meer und wer weiß vielleicht haben die Vögel mir etwas zugezwitschert? Nicht umsonst gibt es das Sprichwort : 'Ein Druide verläuft sich nicht.'" Das dieses Sprichwort genauso wie "Ein Druide irrt nicht", "Ein Druide kommt nie zu spät, er kommt immer genau zur rechten Zeit." und "Für einen Druiden ist nichts unmöglich." von Druiden geprägt wurde unterschlug er. Dennoch ein Körnchen Wahrheit steckte in dem Gerücht.

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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina bekam ein gutes Gefühl bei dieser Erklärung. Sie wähnte sich selbst auf dem richtigen Weg, der sie auch dahin brachte, sich niemals zu verlaufen, niemals zu irren. Strahlend strahlte sie einer vergehenden Sonne entgegen. Der Gedanke der Unfehlbarkeit gefiel Lina wie nichts anderes. Doch wusste sie nicht, ob sie dem gerecht werden konnte.
    Sie drehte sich zur Seite und drängte Corax mit einer Armbewegung, anzuhalten.

    „Vielleicht ist es nur eine Verspannung“, vermutete sie ins Blaue und begutachtete die Haltung ihres Meisters intensiver. Es war komisch, von ihm als »mein Meister« zu denken, fand die Magierin. Würde sie ihn jemals so vorstellen können? In ihrem Kopf entstanden Versuche, so etwas abzubilden. Seltsam.
    „Ich guck mal, setzt euch da hin -- wenn wir eh fast da sind, kann eine Pause uns schaden?“

  6. Beiträge anzeigen #26
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    Corax Erindar ist offline
    "Na gut, überredet.", seufzte er. Er ließ sich am Wegesrand nieder und lehnte sich dann, nachdem er sich des Hemdes entledigt hatte, an einen Baum. Mit dem vergehen der Sonne verließ auch die Wärme der Welt diese langsam. Doch er fröstelte nicht. Nichts gegen Nordmar, dachte er stattdessen und erinnerte sich lieber an die innere Wärme des Bärenblutes. Es half. Doch plötzlich war er sich nicht mehr so sicher ob er wollte, dass sie ihn untersuchte. Was wenn sie es sehen würde? Ihn finden? In der Traumwelt hatte sie es gesehen doch vielleicht nur für ein Gespenst gehalten. Er stöhnte innerlich. Sie würde damit umgehen müssen und er damit Leben das einer mehr dieses Geheimnis kannte. Es erschreckte ihn fast ein wenig, dass er letzteres mehr bereute. Doch nur ein ganz klein wenig.

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    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    „Nicht anlehnen, etwas nach vorne-- lasst -- mich“
    Lina drängte sich hinter den Mann, ließ sich bequem nieder und legte die kalten Fingerspitzen ihrer beiden Hände an die schmerzende Schulter, um die Muskeln fest doch sanft zu befühlen. Es war gut, dass das Licht mehr und mehr verging, so konnte man sich besser auf die Informationen des Tastens konzentrieren. Das machte Lina, schloss aber trotzdem die Augen, während ihre Fingerspitzen abwechselnd glitten und drückten.

    „Sagt wos wehtut“, säuselte sie, um sich nicht in der Konzentration zu stören. Magie wollte Lina nicht einsetzen, man brauchte sie nicht für alles und sollte sie sparsam einsetzen. Sie war das Höchste, was Lina besaß. Und damit schmiss man nicht einfach um sich. Nicht mehr.
    Irgendwo hinter ihnen raschelte es.

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    Corax Erindar ist offline
    "Mh daaa... da nicht mehr, weiter unten.", sagte der Patient zur Ärztin. Was kam als nächstes, würde er den Mund aufmachen müssen? Wie kam er überhaupt auf die Idee? "Mhh sieht aus wie ein Streifen der sich die Schulter runterzieht.", murmelte er das offensichtliche als Lina mit der Behandlung fortfuhr.

  9. Beiträge anzeigen #29
    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    „Das sollte dann wohl weh tun, wenn ich so mache“
    Ein entsprechender Laut bestätigte die Vermutung der Heilerin.

    „Und da!“
    Lina liebte das, den Menschen zu helfen und selbst dabei Spaß zu haben. Eine Massage war weitaus weniger kraftraubend wie eine magische Heilung und was war süßer als der gequälte Klang weggedrückter Schmerzen?
    Freudig fortfahrend, richtete sich die junge Frau ganz nach den Geräuschen des Druiden. Eine Eule schuhte. Ihr erster Abendruf, überlegte sie. Vielleicht war sie die Erste, die heute aufstehen und die einbrechende Nacht ankündigen musste. Lina wusste ja nicht, wie das bei Eulen lief.
    Sie fühlte sich heimisch.
    Flattern zwischen den Bäumen. Abgelenkt roch sie in die Luft, ohne von Corax abzulassen.

    „Schlafen wir hier oder gehen wir noch weiter?“, fragte sie, als sie den Duft nicht mehr wahrnahm.
    Flattern.
    Ablenken ließ sich Lina nicht davon, sie mochte den Klang, den sie den weiten Eulenschwingen zuschrieb. Er war nicht so hektisch wie bei anderen Vögeln. Sogar auf die Entfernung wirkte er anmutig. Linas Geist driftete an den Rand einer Welt, die sie den Wald noch deutlicher spüren ließ.
    Magisch.

  10. Beiträge anzeigen #30
    Ehrengarde Avatar von Corax Erindar
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    Corax Erindar ist offline
    "Hier sollte reichen.", sagte er. Die Verspannung löste sich langsam, doch äußerst wiederwillig. Lina drückte noch einmal zu, es schmerzte und wirklich besser fühlte er sich dannach nicht. "Scheint nicht so gut zu funktionieren und ich dachte schon in dir steckt ein echtes Heiltalent.", zog er sich auf, biss aber die Zähne zusammen als sie daraufhin bewusst grob zudrückte. Es bereitete ihm eine gewisse Heiterkeit sie so kindisch aufzuziehen, es gab der ganzen Situation eine gewisse Unbefangenheit. "Gibst du auf und ich muss mich selbst versuchen oder hast du noch Asse im Ärmel, wie die Kartenspieler zu sagen pflegen?"

  11. Beiträge anzeigen #31
    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    „Ich hab mal gehört, dass in Varant Masseurinnen über den Rücken laufen, intonierte sie fröhlich und drückte zum besseren Verständnis noch einmal feste.
    „Man muss sowas Zeit geben“, erklärte Lina wieder ruhiger. Unangenehm drängte die Erinnerung an den See hervor, suggerierte, dass etwas falsch war. So ließ sich die Heilerin nicht mehr von Corax‘ Neckereien beeinflussen. Stattdessen hörte sie auf, an seinem Rücken zu drücken.
    „Ruhen wir uns aus--“ Anstrengung sprach aus dem seufzenden Tonfall. „Wenn ihr wieder schwer tragt, kann es nicht besser werden.“ Lina wandte sich ab, während sie sprach. Lieber sah in das Waldesdunkel, suchte zu erspähen, was vor sich ging. Das Flattern, gefolgt von anmutigem Gleiten, kam wieder. Es war, als wurde Lina verfolgt. Auf eine gute, beschützte Weise. Trotzdem schauderte sie. Es wurde kälter und sie beschloss, sich in die Decke einwickeln zu wollen. Der Eingang in die ferne Gedankenwelt war noch offen, Lina wollte sich hinein begeben, weiter in den Wald sinnen.
    Die Eule zeigte sich nicht.
    Wieder roch Lina unbestimmt. Dieser Geruch, was?
    Fragend spähte sie zu ihrem Gefährten.

  12. Beiträge anzeigen #32
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Bluttal, bewaldete Hügel östlich der Jägersiedlung

    Das brennende Holz knackte leise in der Erdkuhle, die den hellen Schein des Feuers zwischen den Hügeln verbarg. Der Rauch verströmte einen angenehmen, wenn auch leicht brenzligen Harzgeruch der Yared an vergangene Reisen durch die dicht verschneiten Tannenwälder Nordmars erinnerte.
    Der Sippenführer der Ratten schnipste den Dreck vom letzten verbliebenen Steinpilz und zerteilte ihn anschließend mit seinem Jagdmesser über der heißen gusseisernen Pfanne in der schon seine Artgenossen, zerschnittene Zwiebeln, einige Kräuter und etwas Scavifleisch brutzelte. Kurz fuhr er mit dem Messer durch den Pfanneninhalt, damit dieser nicht anbrannte, dann lehnte er sich zurück und löste vorsichtig den Verband von seinem linken Arm. Die geschwungene schmale, den Unterarm entlang verlaufende Wunden hatten aufgehört zu nässen. Der Schorf hatte schon angefangen, abschnittweise spröde zu werden und an den Rändern frischem rosigem Narbengewebe Platz zu machen.
    Verdammter Lurker, dachte er bei sich.

    Er ließ das Handgelenk kreisen, spielt kurz mit seinen vom Abstützen im feuchten Gras etwas eingeschlafenen Finger, bevor er die Augenklappe löste, die sein gesundes rechtes Auge vor Entdeckung schützte. Dann sah er hinauf, wie die Funken dem klaren Firmament entgegen zogen.
    "Warum hast du dir dieses Ding überhaupt zugelegt, Chef? Ich hätte dich heute morgen im Jägerlager kaum erkannt."
    Yareds Blick wanderte zu dem auf seinen Speer gestützten Bogenschützen und er verzog den linken Mundwinkel zu einem kleinen geschnaubten Lächeln.
    "Genau deswegen, Murdoc. Unser kleiner Aufstand in Vengard hat höhere Wellen geschlagen, als ich ursprünglich dachte. Die Rotröcke haben Steckbriefe von Sir Jarved de Maradras sogar bis nach Argaan verfrachtet. Jetzt hängt mein Konterfei in der zweifelhaften Gesellschaft solch namhafter Persönlichkeiten wie dem Hochverräter General Medin und der vogelfreien roten Sonja an den Toren von Thorniara."
    Er rührte ein weiteres mal mit dem langen Messer in der Pfanne.
    "Was glaubst du, wäre heute morgen in der Siedlung los gewesen, hätte er die Augenklappe nicht getragen? Das Bluttal mag noch immer offiziell von Lord Gawaan gehalten werden, aber die Leute hier tun, was sie wollen, seit Stewark sich einen feuchten Kehricht um seine Vasallenpflichten schert. In Wahrheit ist längst die Rote Horde auf dem Vormarsch und die Jäger und Holzfäller hier im Tal verdienen recht ordentlich an ihren myrtanischen Kunden.", analysierte Tayon, des Kapitäns Adoptivbruder.
    "Stimmt, wäre verdammt unangenehm, wenn sich die Jägersiedlung in einen brodelnden Kessel von Nebenerwerbskopfgeldjägern verwandelt hätte.", pflichtete Kaldrin bei, während er mit dem Schleifstein über ein zwei neue Scharten in der Klinge seines großen varantischen Krummschwerts fuhr.

    Yared betrachtete die schmorenden Ingredienzien in die Pfanne und sah dann zu Tayon.
    "Hast du mir geschwind die Eier aus dem Scavinest?"
    "Die Eier ... Moment, wo ... ? Ach da ..."
    Der junge varantische Steuermann kramte die Faustgroßen leicht grau gesprenkelten Gebilde aus seinem Gepäck und rechte sie dem Schiffsbaumeister, der sie am Pfannenrand aufschlug und das klare Eiweiß mit dem rötlichen unförmigen Dotter in die zischende Pfanne gleiten ließ.
    "Die Jagd hat sich gelohnt.", meinte der Jagdführer, während ihm schon sichtlich das Wasser im Munde zusammenströmte.
    "Naja, Jagd. Das war ja wohl mehr ein Erstürmen des Nistplatzes und ein profaner Eierdiebstahl.", grübelte Murdoc.
    "Aber der Chef hat doch diese eine Scavimännchen mit der Armbrust erledigt."
    "Das ist nicht der Rede wert, Moe.", winkte Yared ab.
    Er übte jetzt schon seit Wochen das Zeilen auf sich bewegende Ziele. In der Theorie bedeutete das einfach, die Laufrichtung und das Verhalten des Zieles einzuschätzen und dort hin zu zielen, wo man es als nächstes vermutete. Nur leider brachte einen die Theorie nicht weiter, denn jedes Geschöpf der Sphäre Adanos' war anders, dachte anders und bewegte sich anders, und auch das blitzschnelle Abschätzen von Flugbahn und Bewegungsrichtung, Reaktionsvermögen und Geschwindigkeit des Zieles, ließ sich nur intuitiv bewerkstelligen. Durch ausschweifende Überlegungen bleib man meist hungrig und das Wild quicklebendig und das war wahrlich nicht Sinn und Zweck der Übung.
    "Ich finde schon, dass du ganz passabel abgekommen bist, Yared.", unterstützte Tayon, den Sippenkrieger, "Du wirst langsam aber kontinuierlich sicherer und auch etwas schneller."
    "Soweit du das beurteilen kannst.", warf Yared ein.
    "Soweit ich das beurteilen kann.", bestätigte der ehemalige Sklave und nickte ernst.
    Der Meistersappeur beschloss, das Thema zu wechseln. Er selbst traute seinen angeblichen Fortschritten nicht recht.

    "Naja ... Und Kalle, was gibt es neues aus Schwarzwasser?"
    "Oh, Saoirse geht es gut und jeder sieht ihr an, dass sie deine Anwesenheit vermisst, wenn du das meinst."
    Yared wurde leicht rot im Gesicht, was man aber wegen seines vollen Bartes kaum bemerken konnte - glücklicherweise. Es stand einem Sippenführer ja wohl kaum an wie junges Gemüse zu erröten.
    "Das meinte ich nicht.", sagte er etwas hitzig, weil er eigentlich genau das meinte.
    "Wie du meinst, Chef. Francis und die anderen Fischen wie die königlichen Champions, das Geschäft mit den Früchten des Meeres brummt. Achja, und Arentin ist mit einem Kutter zu einer Handelsreise aufgebrochen. Sie haben den Hauptmann mitgenommen."
    Ryu? Was wollte der auf dem Kontinent? Es musste etwas wichtiges sein, denn der Templer wollte doch sonst so wenig, wie möglich, mit Yared und den Seinen zu tun haben, wenn es sich vermeiden ließ.
    "Ich habe auch einen Brief von ihm für dich dabei.", sprach der Jagdführer der Rattensippe und überreichte seinem Anführer ein kleine Päckchen, "Da ist auch noch eine Nachricht gekommen. Die Taube, die sie überbrachte, war ziemlich zerzaust und ausgehungert. Ein Wunder, dass sie es über das Gebirge geschafft hat."
    "Gebirge?", der Kapitän sah etwas erstaunt auf. Wen kannte er in Setarrif? War es dieser Waffenschmied San Daran oder kam war es eine Rückmeldung von Cotton? Er würde es nach dem Essen erfahren, wenn er etwas ungestörte Zeit finden würde.
    Geändert von Yared (08.04.2011 um 17:13 Uhr)

  13. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #33
    Ehrengarde Avatar von Callindor
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    Callindor ist offline

    van Dressel - Anwesen

    Es war ein freundlicher Morgen geworden, die Sonne zeigte sich schon sehr zeitig und es hatte den Anschein, als würde es ein angenehmer Tag werden. Callindor stand auf dem Balkon und ließ seinen Blick über die Wiesen, Hänge und die Wälder, die sich in einier Entfernung tummelten, schweifen, vergaß dabei alles um sich und genoß den Moment. Für diese ruhigen Augenblicke nahm er sich inzwischen mehr und mehr Zeit. Seit seiner Rückkehr von dieser Zukunft, die ihn beinha e getötet hätte, verspürte er immer weniger den Drang, sich erneut in die Mördergrube zu werfen, um die Welt zu retten. Sollten doch andere ihr Leben riskieren, ihm war der Spaß daran vergangen. Außerdem hatte er jetzt Serena an seiner Seite, die ihm allen Widrigkeiten zum Trotz inzwischen ans Herz gewachsen war. Mit ihr verheiratet zu sein gestaltete sich doch nicht so vergewaltigend, wie Callindor es sich vorher ausgemalt hatte.

    "Die Gäste sind eingetroffen, Sir", meldete sich schließlich Bastian leise räuspernd und der Hausherr lächelte ihm zu und nickte, sich zum Gutseingang begebend.
    Nero samt Anhang hatte er eingeladen, auf Drängen von Ludmilla hin. Callindor selbst hatte dafür keine Notwendigkeit empfunden, seinen Kontakt zu seinem Bruder mehr und mehr reduziert. Es gab nichts mehr zu besprechen, auch wenn sie so viel zu bereden hatten, doch niemand sprach über das, was ihnen auf den Lippen brannte. Über kurz oder lang brachte es ohnehin nur Probleme.
    Also machte der Magier gute Miene zum bösen Spiel und würde die nächsten Stunden der brave Hausherr sein, sich nichts anmerken lassen und kein Wort darüber verlauten lassen, was ihn beschäftigte.

    Da standen sie, alle drei, fühlten sich anscheinend fehl am Platz und zerrten an dem einen Ärmel von Dante, nur damit Sylwina es nach ein paar Sekunden an der anderen Seite wieder korrigierte. Sie fühlten sich ebenso wenig wohl in diesem Moment, wie es auch Callindor nicht wohl bekam, seinen Bruder hier um sich haben zu müssen. Doch es ließ sich nicht vermeiden, und je eher er es hinter sich brachte, desto eher würden sie wieder verschwinden.

    "Aufgeregt?", fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm und es war Liz, die nur gluckste, sich in seinem Arm einhakte und den Mann langsam die Wendeltreppe hinunter führte. Serena kam aus dem Erdgenschoss in Begleitung von Pierre und Lea. Sie waren inzwischen so etwas wie ihre kinder geworden und ihre Gesellschaft bereitete ihnen Freude.

    "Es freut mich und meinen Gatten ungemein, dass ihr kommen konntet", eröffnete Serena den Reigen, nickte jedem von ihnen lächelnd zu und wuschelte durch Dantes Haar, dem das wohl gar nicht so recht war, als hätte er vorher Stunden damit zugebracht, seine Haare eben so zu drappieren.

    "Wohl gesprochen. Nero, Bruder, und auch ihr beiden, kommt herein, fühlt euch wohl und lasst und bald in den großen Salon gehen, das Essen wird baldigst serviert werden. Serena und ich haben uns ebenso daran versucht. Bitte seid gnädig mit eurem Urteil."

    Mit einer Geste wies Callindor die Richtung und beurteilte es als gelungenen Anfang, hoffentlich musste er nicht mehr viel sagen und wenn sich die Gelegenheit bieten würde, sich aus Gesprächen und Unterhaltungen heraus zu halten, er würde sie mit Freuden ergreifen.

  14. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #34
    Ehrengarde Avatar von Nero
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    Nero ist offline
    Nero wanderte durch das Anwesen, das Essen verschob sich wohl etwas und daher hatte er sich die Freiheit genommen, sich ein wenig von den Anderen zu entfernen. Er spürte es, sah es in seinen Augen, sah es an jeder seiner Gesten. Callindor musste wohl auch vom Essen fern geblieben sein vorerst, denn er tauchte in der Tür zum Weinzimmer auf und wollte sich schon wieder umwenden, als er seinen Bruder erspähte, doch Nero nahm ihm jede Möglichkeit ungesehen zu verschwinden, denn er konnte ihn spüren. Nero blickte nicht hinter sich, sondern spähte aus dem Fenster über die weiten Hänge und Wiesen. Er seufzte nicht, machte keine Anstalten sich betroffen zu geben, er kannte dieses Spiel, kannte den faden Beigeschmack nun schon seit seiner Rückkehr.

    "Keine Sorge Bruder, ich kehre nun in den Salon zurück, du kannst dich hier ungestört aufhalten."

    Er drehte sich um und schritt an Callindor vorbei ohne ihn anzusehen, blieb jedoch im Türsturz stehen und lehnte sich mit einer Hand daran, sich noch immer nicht umdrehend sprach er erneut.

    "Glaube nicht, dass ich nicht bemerkt hätte, wie sehr du mich meidest und wie sehr ich deine neue heile Welt bedrohe. Feine Sache, eine Familie, die dich liebt und annimmt, ein großes Gut, Kinder... Ja... der myrtanische Traum, wahrgeworden auf Argaan."

    Der Priester strich über das Zedernholz des Türrahmens. Er lächelte melancholisch.

    "Ich denke, ich habe dir nie so etwas bieten können, den Luxus, diese Ruhe. Doch ich habe versucht dir Loyalität und Ehrgefühl beizubringen. Deine Loyalität mir gegenüber ist aber anscheinend in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus und das nach all dem, was ich für dich getan habe."

    Er hämmerte seine Faust gegen den Türrahmen und blickte zu Boden.

    "Bitte, lebe in deiner Traumwelt, denke, dass du allen Gefahren einfach fernbleiben kannst, nur weil du dich mit mir nicht mehr abgibst... deiner wahren Familie... Aber sei dir sicher, ich werde dort draußen nun ohne Rückendeckung sein und wenn ich sterbe, dann klebt mein Blut an deinen Händen..."

    Nero strich noch ein letztes mal sanft über den Türrahmen und murmelte ein vom selben Blut... was bringt es.... bevor er einen Schritt nach vorne tat und in Richtung des Salons aufbrach. Er hörte das Gemurmel der Anderen, wie sie sich vergnügt unterhielten und sich gegenseitig bespaßten. Wie er all das jetzt schon hasste. Er war ein Mann des Kampfes und niemand, der sich an einen fein gedeckten Tisch setzte und Muschelsuppe schlürfte. Er fragte sich, ob er vielleicht einfach gehen sollte? Er war entwurzelt und sein eigener Bruder hinterging ihn, womit hatte er das verdient? Was zur Hölle dachte Callindor wer er war? Ohne Nero wäre er schon seit langem nicht mehr und doch gab er ihm nichts als Schweigen und Abwendung? Wie erbärmlich....

  15. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #35
    Ehrengarde Avatar von Callindor
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    Callindor ist offline
    "Kommt ihr beide dann bitte, das Essen ist bereit. Und es duftet köstlich!", schwelgte Serena in gastronomischer Ekstase und schnüffelte an den Schüsseln und Saucieren.

    "Ja, gleich ...", rief Callindor ihr zu, griff sich Neros Arm und zog ihn zurück in den Raum, den sie gerade erst verlassen hatten."
    Mit stiller Miene und huschendem Blick sah er seinen Bruder an, Nero, selbstsicher, selbstgerecht und unantastbar wie eh und je.

    "Wie kannst du es wagen, mir in meinem Haus so etwas an den Kopf zu werfen? Wie war das - dein Blut an meinen Händen - ich bin für dich gestorben Bruder, falls du das vergessen hast. Ich habe dich vor dem Strick bewahrt, dein Leben, dass du dir selber verpfuscht hast, gerade gerückt. Doch damit ist jetzt endgültig Schluss! Diese Zeit liegt hinter mir, dieses Leben voller falscher Entscheidungen. Ein Dasein unter falscher Definition. Es war nicht richtig, sich mit Männern abzugeben ... das ist .. unrein ...
    Innos allein wird entscheiden, wann er mich von dieser Sünde rein wäscht. Und überhaupt ... wir brauchen mehr Kontrolle, damit nicht noch mehr solcher *Wesen* wie du eines warst, aus dem Orden erwachsen. Jemand muss den Orden der Feuermagier überwachen, ihre Aktionen, Taten und Forschungen. Du warst den Versuchungen nicht gewachsen, hast dich den Sünden hingegeben und unter deren Einfluss verlor ich beinahe mein Leben. Ich werde dies nicht noch einmal zulassen. Es wird Zeit für Veränderungen, Bruder. Und wenn es Francoise nicht schafft, die Ordnung im Orden zu wahren und für deren Sicherheit zu sorgen, ist es vielleicht an der Zeit, sie zu ersetzen, durch jemanden ... qualifizierteren ..."

    "Jemand ... wie dich?", fragte Nero kühl und sah ihn ohne Regung an. Die Antwort lag schwer zwischen ihnen, doch Callindor ließ diese Aussage unkommentiert.

    Stattdesen drehte Callindor sich um, öffnete die Tür und ging in Richtung des Salons, wo die anderen bereits mit dem Essen warteten.
    "Es wird Zeit, Bruder, Veränderungen sind notwendig, und ich werde sie herbeiführen, so oder so. Der Feind meines Feindes ist mein Feind."

    Sein Versuch, sich nicht in Rage zu reden, war gründlich misslungen, sodass ihm nun nichts weiter übrig blieb, als hübsch zu lächeln. Und genau dies tat der Magier mit Mühe, als er durch den Türbogen in das große Zimmer eintrat, neben seiner Frau Serena Platz nahm und sich den Teller befüllte. Alsbald unterhielt er sich etwas, sagte da ein paar Worte und hier, doch als Nero nach einer Weile endlich das Zimmer betrat, würdigte er ihn keines weiteren Blickes.

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    Ehrengarde Avatar von Nero
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    Nero ist offline
    Nero hatte das Essen noch nicht angerührt, er wusste nicht, ob er nun überhaupt noch etwas essen wollte, doch als Serenas Blick auf ihm haftete und beinahe mitleidig wirkte und empört darüber, dass er nicht von dem Essen kostete, nahm er sich von vielem ein wenig und knabberte dann, mit einem hmm hier und einer Kochkunstbezeugung dort ein wenig an der Nahrung herum. Nach einiger Zeit waren alle Anwesenden in Gespräche vertieft und Nero beugte sich zu Sywina herüber und drehte sich weg von den anderen.

    "Hör mir zu... Callindor ist übergeschnappt. Er hat mirgegenüber offen bekundet, dass Francoise nicht die richtige Wahl für den Posten der obersten Feuermagierin ist. Er will Veränderungen und das schnell, er wird uns alle verändern wollen, womöglich sogar selbst diejenigen hinauswerfen oder einkerkern, die seine Gewohnheiten an sich haben... du weißt schon, sein faible für Männer... Es scheint fast so, als habe er vom Nektar eines Dämons gekostet. Was ihm wohl versprochen würde, wenn ein Dämon sich seiner bemächtigen würde? Ich kenne dieses Gefühl, sie suchen uns in unseren Träumen heim, zeigen uns Welten, in denen wir mit Macht ALLES haben können. Ich kann nicht zulassen, dass er sich auf diesen selbstzerstörerischen Weg begibt... Das ist vollkommen wahnsinnig... Er wird sich aufschwingen wollen und er hat nicht viele Freunde im Orden, er wird sich selbst ausliefern wenn er es versucht, oder er setzt es mit einer Härte durch, die selbst den Rat einschüchtern müsste... ich möchte mir das nicht ausmalen..."

    "Aber, aber... Mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand..."

    "Ach nein? Er hat unsere Taten vollends verurteilt, sich selbst in seinen Marotten als unrein und sündhaft bezeichnet... Ich erkenne ihn nicht wieder..."

    "Aber..."

    "Nichts da, aber... Ich werde ihn erneut aufhalten müssen... Und selbst wenn das bedeutet, mit der Eminenz reden zu müssen..."


    Nero nahm einen Schluck Wein. Was sollte er tun? Callindor war im Begriff größenwahnsinnig zu werden....

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    Kialar ist offline

    Südliche Baronie Stewark

    Es war ein Tag, wie er ihn schon einmal und doch in dieser extremen Art und Weise noch nie erlebt hatte. Strand, Meer, Wellen, Salzgeschmack auf der Zunge und unheilvolle Verwirrung, die all seine Sinne vernebelte. Es kam ihm so vor, als wäre er urplötzlich aus einem Traum gerissen worden…nur wusste Kialar dieses Mal wirklich nicht, wo Erinnerungen aufhörten und der Traum begann. Außerdem konnte er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, eingeschlafen zu sein. Schwindel und eine plötzliche Übelkeit überkamen ihm, als sich sein Magen verkrampfte und er am Boden kniend Meerwasser erbrach. Minutenlang versuchte er ein Zittern unter Kontrolle zu bringen, das von einer Leere herrührte, die seinen ganzen Körper überwältigte. Er fühlte sich von den Tiefsten des Meeres ausgespuckt und in ein neues Leben befördert, neugeboren, schwach, ängstlich, zitternd und den Tränen nahe. Wie ein Kleinkind, das sich verlaufen hatte, ohne Sinn, ohne Ziel und vollkommen ahnungslos.

    Kialar stellte sich vor, wie er aufstand und sich umsah, doch nach wie vor stemmte er nur auf allen Vieren liegend seine Arme gegen den Boden und hatte das Gefühl, dies wäre die einzige Stütze in seinem Leben. Er hatte weder die Kraft, sich an die vergangenen Geschehnisse zu erinnern, noch auch nur irgendeinen Schritt für die nächsten Augenblicke zu planen. Obwohl der Moment schrecklich war, war es immer noch das einzige, was er zu ertragen vermochte. Regungslos, bis auf vereinzelte Krämpfe, hielt er seine Position und focht dennoch einen Kampf aus, der all seine bisherigen Herausforderungen nichtig erscheinen ließ. Wie gern er einfach aufgegeben hätte. Einfach in den Sand sinken und wegdriften…
    …doch er wusste, dass er dann nie mehr aufstehen würde. Unendlich lange ringte er mit sich selbst, kämpfte gegen die niederträchtige Stumpfsinnigkeit seiner Schwäche an, sog jeden Atemzug wie ein Lebenselixier ein und bereitete sich doch innerlich darauf vor, aufzugeben. Als er sich so selbst bemitleidete, geschah etwas Seltsames. Er stellte sich vor, wie klein er doch war, wie unbedeutend winzig im Gegensatz zur riesigen Welt, dem unendlichen Meer, den weit entfernten Sternen, den Göttern und dem einzig Wahren Innos. Die Vorstellung, ein so kleiner Teil des ganzen Allumfassenden zu sein, nur ein kleiner Lichtpunkt im Vergleich zur Sonne zu sein, spendete ihm einen merkwürdigen Trost. Er war ein Nichts im Vergleich zu Allem und doch hatte ihn Innos erwählt…das musste etwas bedeuten.
    …und er stand auf und torkelte von jenem Lichtstrahl des Trostes beseelt ins Dunkle der Nacht, weg von den ewig rauschenden Wellen und seinem Ort des Jammers.

  18. Beiträge anzeigen #38
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    Kialar ist offline

    Südliche Baronie Stewark

    Kialar erwachte mit einem letzten Hauch von Schrecken. Obwohl sein Schlaf tief gewesen war, hatte ihn ein Alptraum nach dem anderen gejagt. Immer wieder war er vom Meer verschluckt, von einem Maelstrom in die Tiefe gezogen worden. Jedes Mal hatte ihn Hilflosigkeit übermannt und er war gleichzeitig nicht imstande, seinen Kopf über Wasser zu halten, während ihn die unendlichen Massen ins Dunkle sogen.
    So fühlte er sich halb ausgeruht und halb erschlagen, als er seine Beine aus dem Bett hängen ließ und sich erst einmal im Raum umsah. Er befand sich in einer simplen Fischerhütte und hatte nur mehr nebulös vor Augen, wie er in der gestrigen Nacht diese kleine Siedlung am Strand erreicht hatte. Was letztendlich passiert war, wusste er nicht. Sein Kopf dröhnte und wenn er sich schon am vorigen Tag gefragt hatte, was die letzten Tage geschehen war, so übermannte ihn heute erst recht die Erkenntnis, keinen festen Stand in der Welt zu haben. Nach wie vor fühlte sich alles unecht an. Nur an die Wand gelehnt saß er aufrecht im Bett und versuchte, jeden Gegenstand im Raum zu fassen. Ein Fell an der gegenüberliegenden Wand, ein gewebter Teppich mit verwirrendem Muster am Boden, ein Holzschrank mit etlichen Laden, eine Kiste mit allen möglichen Tauen und Seilen…
    Die Tür wurde plötzlich geöffnet und ein stärkerer Mann mit Kinnbart und einer merkwürdigen Seemannshaube betrat den Raum. „…muss doch hier drinnen sein.“, schien er nach draußen zu rufen, dann richtete sich sein Blick plötzlich auf Kialar. „Verdammt, wer…was machst du hier in meiner Hütte?!“
    „Ich…“, begann der Wüstensohn, wurde jedoch prompt unterbrochen. „Scheiße, Garlod…sieh dir das an!“
    Ein weiterer Mann, den Kialar gegen das helle Licht des Tages nicht erkennen konnte, trat hinzu. „Wer ist das denn?!“, fragte er den ersten.
    „Keine Ahnung…scheiße, wer bist du?!“, fragte sie ihn nun beide mit verschränkten Armen.
    „Ich…bin ein Schiffsbrüchiger…“, antwortete der Novize.
    „Was denn für ein Schiff…ich hab tagelang keine Schiffe am Horizont gesehen oder irgendwelche angespülten Reste. Du etwa, Garlod?“
    „Nichts, Willhelm!“
    „Wieso lügt der uns an…“
    Mit schnellen Schritten waren sie bei ihm, während Kialar seine Arme hilflos vors Gesicht hielt, um sich zu schützen. „In Häuser einbrechen, aber jetzt kneifen, wie?“ Sie packten ihn an den Schultern und stellten ihn grob auf. Mit wackeligen Knien hielt sich der Wüstensohn gerade so aufrecht.
    „Der stinkt wirklich so, als wäre er vom Meer angespült worden…“, sagte Garlod wieder zu Willhelm und jedes Wort dröhnte laut in Kialars Ohren.
    „Man, man…seltsame Geschichte.“, antwortete sein Kumpane, wonach er sich an den Novizen wandte. „He, du kannst ja kaum stehen!“
    Die Seemänner führten einen kurzen Wortwechsel, dann wurde der Wüstensohn von ihnen hinausbegleitet oder besser gesagt geschliffen.
    Einige Augenblicke später befand er sich im hellsten Sonnenschein und saß auf einem Fass am Strand, während ihn der Meerwind um die Ohren blies und ihn frösteln ließ. Im nächsten Moment wurde ihm ein Stück Brot in die Hand gedrückt und erst, als sie ihm erklärten, dass er es essen könne, nahm er einen verwirrten Bissen davon. Da fiel ihm erst auf, wie hungrig und vor allem durstig er war.
    „Wasser…“, stieß er aus seiner trockenen Kehle hervor. Es dauerte nicht lange, bis endlich köstliches Wasser seinen Mund umspülte. Kialar war den Tränen nahe, als er merkte, wie erschöpft er doch war.
    Erst nach einiger Zeit wurde ihm bewusst, dass ihn die zwei Seemänner unentwegt beobachtet hatten und er fühlte sich bemüßigt „Danke.“, zu sagen. Sie nickten nur, wonach sich Willhelm an ihn wandte. „Also…erzähl Mal deine Geschichte.“
    …und so begann der Novize seine Erinnerungen und Gedanken zu verbinden und die seltsamen Geschehnisse hervorzustottern. Als er geendet hatte, sagten ihm die Blicke der beiden Männer, dass er vermutlich mehr neue Fragen aufgeworfen hatte, als beantwortet. Er bildete sich außerdem ein, so was wie „Sinnlos.“, von einen der beiden zu hören.
    Zu weiterer Erklärung war er jedoch nicht fähig, denn Müdigkeit überwältigte ihn. Mithilfe der beiden Männer wurde Kialar zurück in die Hütte gebracht, während er etliche Male „Danke.“ murmelte. Ins Bett kippend, fiel er sofort in tiefsten Schlaf.

  19. Beiträge anzeigen #39
    Ritter Avatar von Bartimäus
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    Bartimäus ist offline
    Leute von überall her kamen zur Gespaltenen Jungfrau, blieben für wenige Nächte und zogen weiter. Doch in dieser Zeit konnten sie Erlebnisse erzählen, mit etwas abgeänderten Geschichten prahlen oder Gerüchte in die Welt setzten die mit der Wahrheit schon fast nichts mehr zu tun hatten. Doch jemand wie die Wirtin, die sich tagein, tagaus mehr oder weniger wahre Geschichten anhören konnte, hatte somit wohl schon so einiges gehört und war somit eine gute Gesprächspartnerin für die Reisenden gewesen.
    Bartimäus hatte sich als interessiert an Legenden ausgegeben in der Hoffnung etwas über Dinge zu erfahren, die von früheren Waldvolkkulturen kamen. Das war nicht all zu schwer gewesen, denn dank seiner Neugier, war Barti in den meisten Dingen interessiert. In Myrtana hatte es einige Steinkreise gegeben, unscheinbar für gewöhnliche Leute und selbst der Jäger konnte eigentlich nichts damit anfangen, doch um Orte wie diese würden sich mit der Zeit trotzdem Märchen ranken, die man weiter erzählte.
    Aber in Argaan schien es weder Steinkreise noch sonstige auffällige Plätze zu geben, die eine Geschichte wert gewesen wären, und jemandem, der sich auskannte, einen Hinweis auf ein Waldvolk geben konnten. Nur der Sumpf war, wenn man den Geschichten Glauben schenken wollte, gefüllt mit blutrüstigen Bestien, tödlichen Fallen und sogar Pflanzen die Menschen jagten. Dort würde sich vielleicht etwas finden lassen, aber aus den übertriebenen Geschichten und Schreckensmärchen ließ sich ein Fünkchen Wahrheit nicht einmal erraten.

    Abgesehen von diesen wenig informativen Erzählungen hatten sie aber immerhin ihre weitere Rute planen können. Im Westen gab es eine weitere Stadt, Stewark, außerdem gab es noch die Silberseeburg, die aber sogar schon wieder etwas im Norden lag und im Süden einen düsteren Wald, der auf seiner anderen Seite an den Sumpf grenzte. Mit der Heimat, oder dem was Bartimäus auf dieser Insel am ehesten als Heimat bezeichnen konnte, in greifbarer Nähe, beschlossen sie weder der Stadt, noch der Burg einen Besuch abzustatten und sich gleich durch den Wald zu begeben.
    Solange sie noch im offenen, flachen Gelände waren, stieg Barti wieder auf Dschinn mit dem Vorsatz diesmal die Kontrolle besser behalten zu können.

  20. Beiträge anzeigen #40
    Ritter Avatar von Lina Suavis
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    Lina Suavis ist offline
    Nach einer weiteren Tageswanderung hatten sie den Wald schon lange hinter sich gelassen, nur seine Erinnerung blieb. Corax und Lina überquerten seither eine weite grasbewachsene Landschaft. Hügelige Ränder zeichneten die Ausläufer des Gebirges, dessen ferner Seite sie schon seit Tooshoo folgten. Auf der anderen Seite war das Meer zu riechen. Es wehte seinen salzigen Duft in die Nasen des schweigsamen Schülerinnen-Lehrer-Gespanns. Manchmal tauchte es in der Ferne auf, manchmal, wenn nachts gar kein Wind mehr wehte, nahm man sogar sein Rauschen wahr.
    Doch Linas Aufmerksamkeit erhielt das nur selten. Die Magierin versuchte weiterhin, ihre Umgebung zu erfassen, ihren magischen Lebensatem, ihren Puls zu spüren. Da hier keine mächtigen Bäume wuchsen, deren Energie im Laufe vieler Jahre zu einem starren, aber durchdringenden Wesen herangewachsen war, konnte sich Lina nur auf einzelne Pflanzen konzentrieren, wenn sie rasteten. Auch das Gras hatte ein Wesen und die schwachen Stängel der Kräuter und Wegblumen. Lina begriff mit jedem Tag, was es hieß, in ihre Welt einzutauchen und ihre unbewegte Starre mitzuerleben. Manchmal fühlte Lina eine große Verbundenheit zu ihnen.
    Als im Hintergrund eine Steinfeste das geschmeidige Bild des Unberührten zu stören begann, fand auch Linas Besinnung ein Ende.

    „Ist das die Stadt?“, fragte sie aufgeregt ihren Meister. Ihr Verhältnis hatte sich wieder gebessert, wenn sie auch darauf achtete, nicht zu viel zu empfinden. Es war leichter so.

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