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    Warrior Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Das Hospital

    Noch ehe Chala die Augen aufschlug kam sie zu Bewusstsein. Sie lag auf einem Untergrund, den sie nicht bestimmen konnte. Zu starr für den Dreck des Bodens einer Hütte oder der offenen Straße, aber auch nicht weich genug, um ein Bett oder ein Laken zu sein. Stimmen wirbelten um sie herum, wie auch Menschen in ihrer Gegenwart umher huschten. Sie konnte die Worte nicht richtig greifen, schien sie noch immer wie hinter einem Nebel gefangen zu sein, der sie von der Welt abschirmte.
    Testweise hob sie die Augenlider und mit dem eintretenden Licht in ihren Verstand, kam auch das Hören in vollem Ausmaß zurück, überflutete sie kurzzeitig, da die Lautstärke im ersten Moment kaum zu ertragen war. Es wurde gestritten und mehrfach nach Ruhe gefordert, wobei dieser Ruf die anderen noch übertönte. Ironisch, betrachtete man doch die Intention des Rufenden.
    Was denke ich nur?, wunderte sich Vered über ihre eigenen verqueren Gedankengänge.
    Sie konzentrierte sich auf die Streitenden, um eventuell mehr über ihre Situation herauszufinden.

    "Ich lasse nicht zu, dass Ihr sie durchsucht, ehe wir sie versorgt haben!", war eine energische Frauenstimme zu vernehmen.
    "Meine Order ist unmissverständlich. Ihre Identifikation ist die höchste Priorität, sobald sie erwacht", stellte eine männliche, bestimmte Stimme klar.
    Geht es um mich?, fragte sich die Aranisaani und wagte einen Blick, ob jemand anderes als Gegenstand der angeheizten Diskussion herhalten konnte.
    Außer ihr waren nur männliche Personen in waagerechter Position, was sie zum einen auf den Gedanken brachte, dass sie in einem Krankenlager war - aus welchem Grund auch immer - außerdem liefen ansonsten hauptsächlich rotgewandte Adlaten umher. Natürlich wurde ihr Erwachen bemerkt, was sofort die Aufmerksamkeit des männlichen Diskussionsteilnehmers erregte.
    Verdammt, wie bin ich hier gelandet? Ich war doch eben noch in dieser Hütte im Armenviertel und dann...wieder eine Erinnerungslücke? Wie lange ist das her? Der Kerl will scheinbar meine Identität feststellen und ich hatte nie eine Gelegenheit mir eine Reichsbürgerurkunde ausstellen zu lassen.
    Die Gedanken schwirrten nur so durch Chalas Kopf, doch fand sie einfach keine Lösung für ihr Dilemma.

    "Ihr seid wach", stellte die Frau, die zuvor mit dem Soldaten diskutiert hatte, fest, "Das ist gut. Wir müssen noch einige Untersuchungen durchführen, um herauszfinden, was Euch fehlt und..."
    "Doch zuerst, "fiel ihr der Stadtwächter ins Wort, "möchte ich Euch bitten mir Reichsbürgerurkunde und Passierschein zu übergeben. Reine Routine"
    "Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr sie nicht behelligen sollt, bis wir wissen, ob sie gesund ist oder nicht!", fauchte die Heilerin bar jeder Geduld erzürnt.

  2. Beiträge anzeigen #202
    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Das Hafenviertel, provisorisches Hospital

    Als der Orden das provisorische Hospital in einem leeren Lagerhaus eingerichtet hatte, wollte man damit die akuten Verletzungen behandeln, die sich die Bewohner des Hafenviertels während des Aufstandes zugezogen hatten. Mittlerweile war das Hospital aber auch eine Anlaufstelle für all diejenigen, die sich eine Behandlung der Barbiere nicht leisten konnten. Deswegen herrschte auch Tage nach dem Aufstand noch immer eine Überbelegung.

    Erschöpft vom anstrengenden Schichtdienst der Stadtwache, wischte sich Theodor den Schweiß von der Stirn. Ihm war die Aufgabe zugetragen worden, die Identität der jungen Frau festzustellen, sobald sie wieder das Bewusstsein erlangt hatte. Es war keine besonders ruhmreiche Aufgabe aber immerhin bot das Hospital etwas Schutz vor der Sonne, die dieser Tage unerbitterlich ihre Strahlen gen Argaan schickte. "Diese Frau hatte eine Tasche bei sich. Wo ist sie?" fragte Theodor eine ältere Frau, die seit einiger Zeit als Barbier des Ordens tätig war. "Ich lasse nicht zu, dass Ihr sie durchsucht, ehe wir sie versorgt haben!" erwiderte sie forsch und wandte sich ab. Dieser Tage konnten es die Soldaten nicht gebrauchen, dass man ihren Weisungen nicht folgeleistete. Durch die strengen Kontrollen und hohen Vorgaben der Zitadelle, hatten die Männer und Frauen der Stadtwache und der Ordenskrieger bereits genug zu tun. "Meine Order ist unmissverständlich. Ihre Identifikation ist die höchste Priorität, sobald sie erwacht." entgegnete Theodor daher genervt.

    Doch die Barbierin reagierte nicht. Stattdessen beugte sie sich zu der noch unbekannten Frau hinunter und stellte fest: "Ihr seid wach. Das ist gut. Wir müssen noch einige Untersuchungen durchführen, um herauszfinden, was Euch fehlt und..." Theodor tat als Stadtwache, was ihm durch seinen Fähnrich aufgetragen wurde, näherte sich der Holzliege und erhob seine Stimme: "Doch zuerst möchte ich Euch bitten mir Reichsbürgerurkunde und Passierschein zu übergeben. Reine Routine." Das hörte die Barbierin gar nicht gerne. Sichtlich verärgert erhob sie sich und erwiderte: "Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr sie nicht behelligen sollt, bis wir wissen, ob sie gesund ist oder nicht."

    Die Anweisungen waren jedoch unmissverständlich und so konnte und wollte Theodor auch hier keine Ausnahme machen. "Ich habe meinen Befehl und dieser lautet, die Identifikation dieser Frau festzustellen. Notfalls mit den dafür erforderlichen Maßnahmen." Noch ehe die sichtlich aufgebrachte Barbierin reagieren konnte, war aus dem Hintergrund eine weitere Stimme zu hören. "Dazu werdet Ihr noch die Gelegenheit bekommen. Lasst diese Frau ihre Arbeit machen. Umso schneller könnt ihr die Eure nachgehen." Als sich Theodor umdrehte, sah er in die Augen eines Feuermagiers, der die Bemühungen der Barbiere wohl regelmäßig überprüfte und unterstützte. "Ihr könnt vor dem Hospital gerne Wache halten und sollte man Euch fragen, sagt einfach, dass Feuermagier Isgaroth es so von Euch verlangt hat."

    Zähneknirschend verließ Theodor das Hospital und wartete vor dem Eingang darauf, die Identität der jungen Frau feststellen zu können.

    Maximus
    Geändert von Maximus (05.07.2018 um 15:48 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #203
    Warrior Avatar von Chala Vered
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    Das Hospital

    Die Untersuchungen, die Chala über sich ergehen lassen musste, waren weder notwendig, noch brachten sie irgendwelche Erkenntnisse, die ihr nicht ohnehin klar gewesen waren: Sie war gesund. Dennoch war sie nervös, wartete doch draußen der Soldat, der ihre Identität überprüfen sollte. Sie glaubte nicht, dass ihr Name ihm etwas sagen würde, doch eine fehlende Reichsbürgerurkunde - wieso hatte sie sich nie eine fälschen lassen? - und ein nicht vorhandener Passierschein - was hatte es mit dem überhaupt auf sich? - bedeuteten wohl Ärger, dem sie nur schwer entgehen können würde.
    Die Barbierin, welche sich zwischen sie und den Stadtwächter gestellt hatte, prüfte fachmännisch ihre Gliedmaßen, fühlte ihre Stirn und tröpfelte vorsichtig eine klare Flüssigkeit auf ihren Brustkorb, wobei sie darin keinen Sinn sah.
    "Macht Euch keine Sorgen, falls ihr keine Unterlagen habt", fing die ältere Frau unverhofft mit gesenkter Stimme an zu sprechen, "Es ist ein allgemeiner Irrglaube, dass jeder bereits einen Passierschein haben muss. Wenn Ihr das Hafenviertel seit der Einführung dieses neuartigen Bürokratenwisches nicht verlassen habt, dann wurde Euch noch keines ausgestellt. Und heutzutage haben ohnehin viele ihre Reichsbürgerurkunden nicht mehr. Papier übersteht eben nur schwierig dem Feuer eines Drachen."

    Ungefragt lieferte die Heilerin Vered einen Ausweg aus ihrer Lage, so als würde sie wissen, was in ihr vorging. Dabei lächelte sie nicht, setzte jedoch weiterhin ihre fachmännische Mine auf, mit der sie wohl jeden Patienten begutachtete. Mit Dankbarkeit in den Augen erwiderte die Aranisaani den Blick der Barbierin, die wissend leicht den Kopf senkte.
    "Die Untersuchungen sind abgeschlossen", stellte sie fest und entließ Chala damit gleichwohl ihrer Obhut.
    Etwas schwindelig war der Dunkelhäutigen zwar noch, nachdem sie sich aufgerichtet hatte, doch ansonsten fehlte ihr nach fachlicher und auch ihrer eigenen Meinung nichts. Mit dem nötigen Wissen, wie sie dieser doch nicht so brenzligen Situation entkommen konnte, trat sie aus dem provisorischen Hospital auf die Straße. Dort wartete bereits der Gardist, der seine Order unbedingt erfüllt wissen wollte. Als er sie erblickte, kam er geradewegs auf sie zu.
    Chala wiederholte die Ausrede, welche die Barbierin ihr kurz zuvor zurechtgelegt hatte.

  4. Beiträge anzeigen #204
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Ein schwall gammeliges Brackwasser klatschte dem Gauner ins Gesicht und riss ihn aus seinem angeschlagenen Dämmerzustand. Hustend und spuckend wand Slicer sich zur Seite, versuchte den Arm hochzureißen, nur um festzustellen, dass man diesen hinter seinem Rücken festgebunden hatte. Auf einen verdammten Stuhl hatte man ihn fixiert wie einen jämmerlichen Schuldner der eine Lektion verdiente. Eher aus Reflex wand Slicer sich einige Male hin und her, ehe er sich beruhigte und genervt den Kopf einige Male nach oben stieß, um die nassen Haarsträhnen aus seinen Augen zu bekommen.
    Kaum waren seine kalten Augen von dem haarigen Gefängnis befreit, fiel ihr Blick auf den Raum in dem er sich befand. Klein. Düster. Staubig, Von draußen war das sanfte Echo der Brandung zu hören, was diesen Ort als schäbige Hütte in einem der beiden Drecksviertel verriet. Erhellt wurde der beengende Raum einzig durch die schmalen Lichtstrahlen, die durch die grob gezimmerten Bretter und Balken fielen. Im Halbschatten dieser funzeligen Lichtblicke umkreisten ihn zwei Männer wie Haifische einen Schiffbrüchigen. Einer blieb schließlich hinter ihm stehen. Er schwieg. Der andere wartete einen Moment, packte den leeren Holzeimer neben sich und stellte ihn kurzerhand kopfüber vor Slicer auf den Boden. Breitbeinig pflanzte der Kerl sich darauf und blickte Slicer direkt in die Augen.

    "Berthold." Slicer konnte sich ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen.
    "Scheiße. Mann. Was soll der Mist hier?" Der Dieb hob die Schultern ein wenig, spannte die Fesseln die ihn in dieser unwürdigen Haltung festhielten.
    "Wir wollen mit dir reden. Das ist Sinn und Zweck von diesem Mist hier." Berthold lächelte kalt und beugte sich nach zwei tiefen, langen Atemzügen langsam vor. Slicer erwiderte den Blick des Glückspielers. Die Augen des Mannes blinzelten nicht ein einziges Mal, die Pupillen waren geweitert.
    "Schon lustig. Eigentlich hatten wir ehrlich mit dir sprechen wollen. Von Mann zu Mann. Wie sich das eben gehört. Nun stell dir mal aber unsere Überraschung vor..." Berthold streckte die Hand aus. Hinter Slicer nestelte dessen schweigsamer Bruder Althoff herum. Ein gläsernes Klirren. Kurz darauf schwebte Alfreds Hand dicht über Slicers Schulter. Berthold griff zu und hielt ein Glas mit Alkohol in der Hand. Er zog es langsam zu sich und umfasste es mit beiden Händen.
    "Wir erfahren von unseren Leuten, dass Slicer bereits seit Wochen in der Stadt ist und sich mit einem komischen Vogel aus Silbersee trifft. Die Beiden hecken irgendwas schlaues gemeinsam aus." Nachdenklich blickte Berthold in sein Glas und schwenkte den Alkohol -dem ätzenden Geruch nach zuurteilen vermutete Slicer einen starken Rum- hin und her. Brthold nahm einen tiefen Schluck.
    "Und dann, man höre und staune, brechen die beiden auch noch in unserem Lagerhaus ein."
    Slicers Gesicht entgleiste. Berthold brüllte triumphierend auf und stieß Slicer kurzerhand den Rum ins Gesicht.
    "Du elender Bastard! Ich wusste es! Dieses Gesicht habe ich von dir gebraucht!"
    Berthold hielt das Glas zitternd in Händen, blickte zu Alfred empor. Er hob den Arm, reichte das Glas an seinen Bruder... holte jedoch auf halbem Wege aus und warf das Gefäß mit einem wütenden Aufschrei gegen die Wand, wo es klirrend Zersplitterte.
    "Ich habs nicht glauben wollen!" Keifte er. "Dem Idioten von Spitzel gesagt, er soll sich zu Beliar scheren. Slicer und der Eiseinwolf. Vereint als Brüder im Verbrechen, um alte Freunde zu bestehlen und ans Messer zu liefern. Nein, hab ich dem Kerl gesagt, nein, nicht Slicer, nicht einer von Lukars Leuten. Aber der Bastard hat bei seiner Mutter geschworen und Innos, ich musste die Wahrheit erfahren. Und hier, das war sie."
    Berthold gab Slicer eine klatschende Ohrfeige. Slicer zischte und zuckte mit den Mundwinkeln, als der brennende Schmerz durch sein Gesicht wanderte. Als er sprach, triefte seine Stimme voller Verachtung.
    "Hatte ich eine Wahl? Die Geschäfte die ihr hier veranstaltet, sind Krank. Eure Aktionen gefärden alle ehrlichen Verbrecher in dieser Stadt. Kinderhandel? Drogen die Leute in den Wahnsinn treiben? Wofür haben wir damals Reyn ausgeschaltet? Nur damit ihr jetzt den größtmöglichen Lockvogel platziert, den die Stadtwache niemals verfehlen kann? Lukar hätte das niemals gebilligt. Niemals. Das ich in eure Lagerhalle eingebrochen bin, war im Grunde ein herzliches Zugeständnis an euch. Ein Vertrauenstest. Ich wollte dem Wolf auch kein Wort glauben, sondern Fakten sehen. Tja. Nicht bestanden. Eure Verstöße gegen unsere Abmachung haben für sich gesprochen."
    Berthold blinzelte lediglich als Reaktion auf diese anklagenden Worte. Langsam lehnte er sich zurück.

    „Er hat keine Ahnung.“ Grunzte sein Bruder Alfred dumpf hinter Slicer, nur wenige Sekunden bevor Berthold selbst darauf kam. Das nachdenkliche Gesicht des Glücksspielers wurde zu einer hämischen Maske der Verachtung.
    „Slicer, Slicer, Slicer...“ Jeglicher Zorn war aus Bertholds Stimme gewichen. Er schüttelte mitleidig den Kopf. „Er hat es dir nicht gesagt, nicht war? Ah, das dachte ich mir...“
    Berthold erhob sich langsam von dem wackeligen Eimer, wobei dieser mit einem dumpfen Klappern umfiel und schwenkend liegenblieb.
    „Was glaubst du, in wessen Auftrag wir die ganze Sache hier durchgezogen haben? Von wem wir das Sumpfkraut erhalten haben? Mensch Slicer... am Ende doch nur der tumpe Befehlsempfänger größerer Herren, hm? Bitter. Pass auf, Kleiner. Das Sumpfkraut, der Aufstand... alles abgesprochen. Mit Lukar. Mit Black. Mit Vered und weis Beliar wer noch alles mitdrin hängt. Mag sein das wir uns, gewisse... Freiheiten rausgenommen haben die nicht direkt mit der Aktion in Einklang standen." Ein gleichgültiges Schulterzucken. "Aber das Geschäft musste laufen."

    Berthold trat vor Slicer im Kreis herum. Er schien nachzudenken. Slicer indes versuchte zu verarbeiten, was er grade gehört hatte. Sein erster Instinkt war, Bertholds Gelaber als Ammenmärchen abzutun. Die Dokumente waren da gewesen. Isegrim hatte die Wahrheit gesagt und die Althoffs waren in Geschäfte verwickelt gewesen, die jeder Diebesehre Hohn sprachen. Doch es gab auch beängstigende Hinweise für Bertholds Behauptungen. Der Aufstand hier in Thorniara hatte dem Rebellentum Argaan, dem Hauptsitz ihrer Unternehmung, mehr genutzt als geschadet. Und er, Slicer, war selbst einige lange Monate nicht im Hauptquartier gewesen, mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Mochte die Aktion derweil in die Wege geleitet worden sein? Oder hatte Lukar ihn absichtlich in Unwissenheit gehalten? Beides war durchaus möglich und verlieh dem Gefasel des Glücksspielers einen unangenehmen Beigeschmack.

    "Wir können dich nicht einfach gehen lassen." Offenbarte er schließlich die Sache, über die er so angestrengt nachdachte. "Deine Unwissenheit entschuldigt deinen Einbruch in unserer Lagerhalle zum Teil. Aber er zeigt mir auch, dass du im Eigeninteresse auf Bündnisse scheißt und offenbar selbst dein Freund Lukar und alle anderen im Bund dir nicht völlig vertrauen. Deswegen... werden wir dich vorerst hier behalten."
    Berthold ging zu einem Tisch an der Hüttenwand hinüber und öffnete ein kleines Kästchen. Er holte einen Beutel mit Pulver heraus.
    "Der Bund wir es uns nachsehen. Erst Recht, wenn wir dir ein wenig... geschmackvoll machen, was wir hier aufgebaut haben."
    Alfred trat von hinten an Slicer heran und zog dessen Kopf an den Haaren nach hinten. Slicer schrie überrascht auf. Alfred nahm die zweite Hand hinzu und drückte Slicer den Mund zu, erstickte dessen wütenden Schrei. Sein Bruder kam indes näher, öffnete den Beutel und offenbarte ein rotes Pulver.
    "Keine Sorge. Wir werden Lukar Kontakten und wenn er sich für dich verbürgt, bis du aus dem Schneider. Bis dahin... bist du unser Gast. Mit ein wenig Glück finden wir auch bald diesen Herrn Eisenwolf. Ihr beide versteht euch doch so gut." Berthold lächelte sanft und machte sich daran, dem Gauner das teufliche Pulver einzuflößen. Slicer wand sich, schrie gegen die Hand an die seinen Mund eisern umklammerte. Als Berthold das Pulver mit einem Schilfrohr an seine Nase brachte, hielt Slicer die Luft an und versuchte den Kopf außer Reichweite der Substanz zu bringen, doch Alfreds Griff war unerbittlich. Schließlich obsiegte nach einem mehrminütigen, verzweifelten Kampf das körperliche Bedürfnis nach lebenswichtiger Atemluft. Slicer sog schnappend die Luft durch die Nase ein und somit auch das Pulver.
    Seine Welt verging in einem roten Schauer des Wahnsinns...
    Geändert von Slicer (05.07.2018 um 17:59 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #205
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Schweigend setzte sich der Eisenwolf zu dem verunstalteten Mann im hinteren Bereich der Taverne. Narbe blickte auf und wirkte überrascht. Das erste Mal seit er ihn kannte, hatte der Soldat diesen Gesichtsausdruck drauf. Als hätte er einen Moment etwas nicht unter Kontrolle, da er sonst doch alles zu bestimmen schien. Hatte in den vergangenen Wochen und Monden immer wieder Bemerkungen in seine Richtung fallen lassen, mildes Interesse an Isegrims Freizeit bei seinen Kameraden aufkommen lassen. Selbst bei den Vorgesetzten waren immer wieder Brotkrumen fallen gelassen worden, denen sie jedoch noch nicht gefolgt waren. Zu Isegrims Glück, musste gesagt werden. Denn diese Untätigkeit hatte ihm die Chance gegeben, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und das auf eine Art, die einem Verbrecher seiner Klasse gerecht wird.
    "Grüß dich, Narbe."
    "Der Eisenwolf an meinem Tisch? Ist die örtliche Stammtischrunde der Verbrecher nicht im Klabautermann?", knurrte der Vernarbte und spuckte aus. "Was willst du hier? Auf's Maul? Oder mich bestechen? Ich, glaub mir, bin unbestechlich!" Der alkoholgeschwängerte Stolz war nicht zu überhören, ja die kratzige Stimme des Soldaten troff geradezu davor. Dafür hatte der Eisenwolf nur ein mildes Lächeln übrig. Er bestellte zwei Bier, da Narbe seinen Krug in einem Zug leerte und krachen auf die Tischplatte stellte. Eine unnötige Zurschaustellung von Stärke. Lächerlich in Isegrims Augen, absolut nicht notwendig.
    "Wie betrunken bist du, Narbe?", fragte er. Der lachte auf.
    "Wie ein Kind. Knochentrocken."
    Isegrim unterdrückte ein genervtes Seufzen. Er könnte ihm die neuen Fakten direkt um die Ohren knallen ... oder abwarten, ihn zappeln lassen, mit ihm spielen und ihn quälen. Ja, ein Teil von ihm war geradezu berauscht von dieser Möglichkeit. Allen voran dann, wenn man den vernichtenden, endgültigen Schlag führte. Den Schlag, zu dem Isegrim vor zwei Monaten angefangen hatte auszuholen.
    "Sagt dir der Name, mh ... Nelyssa etwas? Nelyssa aus Ardea?", fragte Isegrim beiläufig, nachdem das Bier am Tisch erschienen war und er den ersten Schluck getrunken hatte. Narbe wurde erst bleich, dann rot, dann wieder bleich. "Ah, ich sehe, der Name weckt Erinnerungen. Ja, deine Schwester Nelyssa aus Ardea. Ein reizendes Kind. Aus einer armen, kaputten Familie." Ein wölfisches Grinsen zierte Isegrims Züge. "Der Vater ein Trinker, der nie genug Fische fängt um euch durch zubringen. Die Mutter, die euch verlässt. Ach, wer bleibt euch da? Die herzensgute, kleine Nelyssa mit den rehbraunen Augen. Ein Geschenk Innos'! Sie kocht, baut hinter eurer Hütte an, nimmt stillschweigend hin, dass der Vater sie und dich schlägt, die wenigen Einkünfte versäuft und verhurt. Es bricht ihr das Herz, als ihr geliebter Bruder die Familie verlässt, Soldat wird und gegen die Orks kämpft, gezeichnet und ebenso kaputt wie sein Vater zurückkehrt. Und sie hält dich aus. Deine Wutanfälle, die bestätigen wessen Sohn du bist. Des Mannes, den Nelyssa selbst begraben hat, hinterm Haus, dort wo sie für euch geschuftet hat. Oh weh, und du erkennst deine Schande. Gehst nach Thorniara, lässt ihr jeden Monat Geld zukommen. Sie hat nun einen liebenden Mann gefunden, eine kleine Tochter."
    Isegrim nickt vor sich hin, trinkt einen Schluck. "Wahrlich, alles Glück der Welt gehört ihr. Bis ... ja, bis ihr Bruder den großen Fehler machte und meinte, er könne den Helden spielen. Den Ordnungshüter. Könne dem Eisenwolf am Kiefer packen und zudrücken. Aber der Eisenwolf lässt sich nicht greifen. Der Eisenwolf reißt dem Bruder den Arm aus, lässt ihn blutend zurück und richtet ein Blutbad unter den Angehörigen an. Schau nicht so hasserfüllt, Narbe. Ich habe ... noch einen Stein im Brett bei einem mächtigen Mann auf dem Festland. Ich habe deine verdammte Schwester noch nie gesehen, aber mein ... Freund ... lässt sie observieren. Ihn kümmert ihr Glück nicht. Ihr Überleben. Er weiß nur, wenn er den Befehl gibt und Pfeile und Bolzen durch die Bretter der Hütte schlagen und das Glück deiner Schwester zerstören, dass ich ihm etwas schuldig bin. Gold oder einen Gefallen, wer weiß. Du siehst also, wie gering ... mein Freund das Glück der deinen schätzt."
    In hilfloser Geste hob der Eisenwolf die Arme. "Aber ich kann ihn ja schlecht überzeugen, nicht wahr? Vorallem wenn er weiß, dass der Bruder Nelyssas im Begriff ist, mich in dieser Stadt zu verraten. Und mein Freund vom Festland ist durchaus daran interessiert, nun ja, Kontakte nach Argaan zu knüpfen. Du kannst dir seinen Unmut vorstellen, als er erfuhr, dass ein lausiger, neugieriger Soldat seine Pläne zum Scheitern verurteilen lässt."
    Isegrim schob den Bierkrug zur Seite, stützte die Arme auf den Tisch, beugte sich vor. Alle gespielte Freundlichkeit war aus der Stimme verschwunden.
    "Fassen wir uns kurz: Quittiere morgen deinen Dienst. Direkt nach dem Antreten. Mir ist völlig egal, welche Gründe du angibst. Hauptsache du verschwindest. Khorinis ist um diese Jahreszeit wie auch sonst im Jahr ein echt angenehmer Ort. Meinetwegen tritt dort der Miliz oder Bürgerwehr oder dem örtlichen Spielsmannszug bei. Hauptsache du lässt deine hässliche Visage hier nicht mehr blicken. Ebenso wenig auf dem Festland. Briefe kannst du auch von Khorinis aus an deine Schwester schreiben. Komm nicht auf die Idee, was Dummes zu tun. Der Eisenwolf liegt geduckt im hohen Gras und wartet darauf, dich zu schnappen. Und die Krähe hockt auf dem hohen Baum und brennt geradezu darauf, dir die Augen auszupicken. Verstanden? Eisenwolf und Krähe. Und jetzt verzieh dich."
    Narbe erhob sich, immer noch bleich. All die Stärke und Großkotzigkeit war verschwunden. Da stand ein Häufchen Elend. Er öffnete und schloss mehrmals den Mund, nicht fähig eine Erwiderung auf die klare Drohung zu formulieren. Er wankte hinaus, verschwand. Isegrim hingegen sank nun seinerseits in sich zusammen, er spürte Tränen in den Augenwinkeln.
    "Ich hätte Slicer den Dolch führen lassen sollen. Das wäre einfacher gewesen.", murmelte er in seinen Bierkrug. "Nun habe ich meine Seele an die Krähe verkauft. Im Austausch für einen kleinen Gefallen. Und was will die Krähe dafür? Den Kadaver des verschissenen Jagdhundes, der meine Messerbehandlung überlebt hat. Ich soll ihm ... Weyland Sweers Kopf bringen, Götter ..."

  6. Beiträge anzeigen #206
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    Das Hafenviertel, provisorisches Hospital

    Ungedulig wartete Theodor vor dem provisorischen Hospital, als er das Treiben der Bewohner beobachtete. Angesichts vieler Soldaten, die an Schlüsselpositionen des Hafens postiert waren und durch die Gassen des Viertels patrouillierten, war die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger verhalten. Man achtete auf das, was man sagte und was man tat. Schließlich hatten die Soldaten den Befehl erhalten, kleinste Vergehen zu verfolgen. Dennoch wusste auch der Orden, dass dies kein Dauerzustand sein konnte. Mit jeder Woche wurde daher die Anzahl der Ordenskrieger verringert, die im Hafenviertel eingesetzt wurde. Lediglich die Schichtpläne der Stadtwache blieben bisher unverändert.

    Gerade als sich Theodor wieder den Schweiß von der Stirn wichte, erblickte er die unbekannte Frau. Als er erneut nach der Reichsbürgerurkunde oder einem Passierschein fragte, erklärte sich die junge Frau. Sie habe in den Wirren nach dem Aufstand noch nicht die Gelegenheit gefunden, das Hafenviertel zu verlassen und habe demnach noch keinen Passierschein erhalten. Weil sie keine Bürgerin des Großreiches Myrtana war, erhielt sie außerdem keine Reichsbürgerurkunde. "Verstehe. Das hättet Ihr gleich bekanntgeben können, statt in Eurer Tasche nach einem Passierschein zu suchen, der noch gar nicht existierte. Wohl an denn, folgt mir!"

    Genervt von der offensichtlichen Zeitverschwendung lief Theodor zusammen mit der jungen Frau zum Eingangstor des Hafenviertels. Dort war ein Beamter der Zitadelle anzutreffen, der den erforderlichen Passierschein anfertigte. In ihm wurde der Name der jungen Frau eingetragen und eine grobe Beschreibung ihres Aussehens vermerkt. Mit einem Stempel und der Unterschrift des Beamten war der Passierschein offiziell gültig. "Diesen Passierschein habt Ihr bis auf Weiteres bei Euch zu tragen und auf Verlangen der Soldaten vorzuzeigen. Solltet Ihr die Stadt verlassen, müsst Ihr den Passierschein am Eingangstor abgeben. Er gilt nur für die Dauer Eures Aufenthaltes."

    Mit diesen Worten wurde der Passierschein ausgehändigt und die Übergabe in einer nicht enden wollenden Liste eingetragen. Damit war auch der Befehl ausgeführt, den Theodor von Hierodius Lex erhalten hatte. Die Identität der jungen Frau war festgestellt und mit dem Schein konnte sie sich weitestgehend frei in Thorniara bewegen. Theodor schaute in den Himmel, um die Sonne zu erblicken. Einige Stunden würde er noch arbeiten müsse, ehe seine Schicht beendet war.

    Maximus

  7. Beiträge anzeigen #207
    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicers Körper wehrte sich fast eine halbe Stunde lang gegen den überwältigenden Einfluss der gepantschten Droge. In dieser Zeit warf er sich blind gegen seine Fesseln und schrie sich die Seele aus dem Leib. Er hätte sicher das halbe Viertel auf sich aufmerksam gemacht, wenn Alfred ihn nicht die ganze Zeit über mit seinen stinkigen Klauen daran gehindert hätte, auch nur einen lauten Ton von sich zu geben. Der Bruder war geduldig und sturr wie ein Troll. Berthold dagegen lief sichtlich unausgelastet im Raum auf und ab und verfluchte Lukars mordlustigen Partner aufs Schärfste. Die Meisten traten bei direkter Einnahme des Pulvers nach wenigen Minuten weg. Erst recht bei so einer gewaltigen Dosis. Slicer dagegen schien sich den Albtraum der ersten Rauschphase aus purer Gehässigkeit länger antun zu wollen als unbedingt nötig.

    Berhold hatte schon mit dem Gedanken zu spielen begonnen, seinen Dolch zu zücken und den Fall Slicer doch noch den Fischen zu übergeben wie er es ursprünglich vorgehabt hatte. Doch als hätte Slicer seine Gedanken gehört, trat er genau in dem Moment weg, wo Bertholds Finger liebevoll zum Griff seines kalten Stahls gewandert waren und der Gedanke sich bedrohlich einer Entscheidung näherte.

    Die Hände dankend gen Himmel ausstreckend und Innos in seiner Herrlichkeit für sein Eingreifen dankend trat Berthold heran und legte prüfend eine Hand unter das Kinn von Slicer, hob sachte den Kopf desselben an. Slicers Augen sahen ihn an, erkannten ihn jedoch nicht. Der Gauner war noch bei Bewusstsein, wie bei der Droge üblich. Doch er würde noch eine ganze Weile Lethargisch rumhängen und seine Welt aus einem 'anderen' Blickwinkel betrachten dürfen. Ein Zustand, in dem man ihm einige Dinge würde näher bringen können. Berthold lies den Kopf Slicers wieder nach unten wegsinken und lächelte seinen Bruder falsch an.

    "Ich hoffe, dieser Hundesohn ist den ganzen Aufwand wert." Ächzte Berthold, stieß seine rechte Hand mit der Innenfläche kräftig gegen Slicers Stirn und brachte dessen kraftlosen Kopf dazu, einige Male hin und her zu scnwenken wie ein besoffenes Pendel.
    "Wenn Lukar eine Schwachstelle hat, dann ihn." Alfred zuckte mit den Schultern, seine Stimme lies vermuten, als ginge ihn die ganze Angelegenheit garnichts an. Dabei war das hier seine Idee- eine seiner wenigen Eigenen. "Der Kerl ist unbestechlich. Aber wenn er denkt, Lukar scheucht ihn wie einen blinden Hund über die insel ohne ihn über seine Pläne einzuweihen... Innos, man könnte Rhobars gesamte Infanterie vor Lukar stellen und Slicer würde noch einen Weg finden, den Glatzkopf zu meucheln."
    Diesmal war Bertholds lächeln ehrlich. "Ich gebe zu, die Vorstellung gefällt mir. Ein wenig Schade um Lukar vielleicht. Er war ein guter Geschäftspartner. Aber wie der Mistkerl hier schon richtig erkannt hat... Lukar wäre mit dem ganzen hier nie einverstanden. Ein alter Knochenhaufen, der verlernt hat mit der Zeit zu gehen. Wir tun Thorniara und dem Bund einen Gefallen." Der ehemalige Glücksspieler trat von dem sedierten Gefangenen weg und vollführte eine wegwerfende Geste. "Aber lassen wir unseren Freund hier noch ein wenig in sich selbst schmoren. Komm." Berthold wand sich zum Gehen. Doch bevor er die Tür erreicht hatte, hatte Alfred ihn mit wenigen kräftigen Schritten eingeholt und packte ihn an der Schulter.
    "Was ist jetzt eigentlich mit dem Eisenwolf?" Raunte er seinem Bruder ins Ohr, bevor dieser den Türschanier umklappen konnte. "Slicer könnte sich auch um ihn kümmern... wenn er denkt, dass der Kerl ihn überhaupt erst an uns verraten hat. Klassisches Doppelspiel."
    Einen Moment lang war nichts zu hören als das dumpfe Echo der Brandung von Außerhalb.
    "Wir wissen immer noch zu wenig über den Kerl." Kam es nach einigem Zögern langsam über Bertholds Lippen. "Ich will ihn nicht beseitigen, ehe ich nicht sicher bin, ob er nicht eher sogar wertvoll für uns sein könnte. Mit oder ohne sein Beiwissen. Manche Feinde sind lebendig doch noch zu was nütze."
    Alfred grunzte lediglich. Er schien ganz und garnicht damit einverstanden, noch abzuwarten. Die beiden Brüder starrten sich uneinig an, ehe Berthold endlich die Tür öffnete und sie beide hinaustraten. Krachend fiel die Holztür kurz darauf wieder in die Angel und lies Slicer alleine in seinem Gefängnis zurück.

  8. Beiträge anzeigen #208
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Mit einer Art grimmigen Zufriedenheit hatte Isegrim den Weggang von Narbe mit angesehen. Der Hauptmann war natürlich im ersten Moment schockiert gewesen, hatte laut gezetert und geschimpft, ehe Narbe ihn dann mit dem Talent eines berufsmäßigen Schauspielers davon überzeugt hatte, dass er kranke Verwandtschaft in der Heimat besaß, um die er sich zu kümmern hätte. Im Vorbeigehen hatte er Isegrim jedoch einen Blick zugeworfen, der ihm deutlich gemacht hatte, dass ihr nächstes Zusammentreffen - so das Schicksal eines arrangieren würde - im Blutbad enden würde. Der Meisterdieb wünschte dem ehemaligen Soldaten inständig, dass er seinen Rat annehmen und nach Khorinis gehen würde. Denn wenn auf dem Festland jemand nachtragend war und es wie die Pest hasste, wenn man Vereinbarungen brach, dann war es die Krähe. Ein Schritt auf das Festland im Hafen von Kap Dun und Narbe würde nur wenige Straßen weiter von den Handlangern der Krähe niedergestochen. Das war die bittere Realität.
    Du schimpfst sie Handlanger? Und was bist du? Was besseres? Sein verfluchter Köter bist du! Ein Wolf, der sich selber die Leine angelegt hat in seiner Dummheit!

    Isegrim schluckte und blickte aus der Gasse hinaus auf die Straße. Er schob wieder eine seiner "eigenen" Nachtschichten. Suchte lukrative Ziele, Häuser in die es sich einzusteigen lohnte. Markierte sie mit altertümlichen Räuberzinken, die der Hausbesitzer wahrscheinlich nur als sinnloses Gekratze auf Holz betrachten würde. Für Isegrim war es jedoch so etwas wie seine Unterschrift, seine Beanspruchung. Andere Diebe würden wissen: Hier wird der Eisenwolf einsteigen. Komm ihm in die Quere und du verlierst die Hand! Nun, zumindest war das die Theorie. Obwohl sein Name in der Unterwelt der Stadt bekannt war, hatte er noch nicht die Kontrolle darüber erhalten. Und wenn Krähe ernst machte ... nun, dann würde Isegrim nie die Kontrolle erlangen. Und wenn, dann nur in Krähes Gnaden. Er spuckte aus, versuchte den bitteren Geschmack im Mund loszuwerden. Er hatte wichtigere Gedanken. Den Tod von Weyland Sweers, diesem Unkaputtbaren.
    "Im Bluttal wird er nicht sein. Das haben sich die Orks geschnappt, ist 'ne verfluchte Ruine. Silbersee? Da gibt es nichts für ihn. Hier in der Stadt? Niemals, zu groß die Angst von den Männern der Krähe erkannt zu werden. Aber ... ja, Stewark. Noch keine klare Ordnung, keiner kennt sein Gesicht. Für ihn das perfekte Versteck."
    Isegrim grinste wölfisch. "Ja, ich werde zusehen, dass ich dort hinkomme. Und dann, Weyland, bringe ich zuende, was ich hier in der Stadt angefangen habe."

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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Lord Hagens Amtszimmer, Zitadelle von Thorniara

    Eine gewohnte Szenerie entfaltete sich vor Yared, als der Kapitän das Amtszimmer des myrtanischen Statthalters der Südlichen Inseln betrat. Lord Hagen umgeben von Akten in den Regalen und Schränken, auf den Tischen und an den Raumseiten stehenden Bänken, thronte auf dem purpurnen Samt des hohen Lehnstuhls hinter dem wuchtigen Eichensekretär.
    "Milord?"
    "Yared. Meister Ethelbert ließ mir mitteilen, dass Ihr gedenkt, abzureisen.", nahm Hagen den Gesprächsfaden auf, während ein Diener in Ordenslivree die hohe Tür hinter Yared wieder schloss.
    "Wie Ihr wisst, liegt die Santorija schon viel zu lange in argaan'schen Gewässern, Milord." Sie beiden waren sich bewusst, dass ihr so baldiges ungeplantes Wiedersehen Umständen geschuldet war, die beide gerne vermieden hätten. Yareds ursprünglicher Auftrag war bereits vor Einbruch des vergangen Winters beendet gewesen. Eigentlich wären sie auch längst aufgebrochen, hatte Dinah nicht darauf bestand, dass sich die Verwundeten auskurierten, bevor sie die Reichweite eines gut ausgerüsteten Hospitals verließen. Noch vor Tagen hätte Yared selbst nur mit Krücken vor dem Statthalter erscheinen können. Doch das hatte sich mittlerweile den Göttern sei Dank erledigt und auch Bram war wieder beinahe vollständig auf den Beinen.
    "Bei dieser Gelegenheit möchte ich Euch dafür danken, dass Ihr Lord Albrecht sicher aus Stewark geleitet habt, Yared. Der Komtur hat bereits seine Amtsgeschäfte wieder aufgenommen."
    "Es ist mir immer eine Ehre, Milord."
    "Ich habe Eure schriftliche Einschätzung bereits gelesen." Hagen deutete auf einen der kleineren Pergamentstapel auf dem Tisch vor ihm. "Habt Ihr dem noch etwas hinzuzufügen?"
    "Nein, Milord." Stewark war seit Jahr und Tag unterbesetzt. Möglicher Entsatz anderweitig gebunden. Die Verantwortlichen hatten alles getan, was sie tun konnten. Der Feind hatte das rücksichtslos, wie Feinde nun mal zu sein pflegten, ausgenutzt, hat Geduld bewiesen, gelauert und im richtigen Moment zugeschlagen. Selbst, wenn sie es gewusst hätten, hätten sie es kaum verhindern können. Eine Verteidigung hätte sie nur noch mehr Männer gekostet. Stewark war nicht zu halten. "Nein, Milord, ich habe meinen Ausführungen nichts hinzuzufügen."
    Der Statthalter neigte wissend den Kopf. Dann sah er zu der großen Karte der Insel hinüber, die einen der Wandteppiche an der gegenüberliegenden Seite schmückte.
    "Ihr wisst, dass eine Orkhorde das Fort im Bluttal dem Erdboden gleich gemacht hat?"
    Der Kapitän nickte. "Entsprechendes ist an mein Ohr gedrungen, Milord."
    Damit waren die myrtanischen Kräfte vollständig auf das Gebiet der Baronie Thorniara zurückgedrängt - wahrlich, ein herber Rückschlag für die myrtanischen Ambitionen auf Argaan.
    "Ich habe Lord Jun und den Orden der Aufsteigenden Sonne gebeten, die Lage vor Ort in Augenschein zu nehmen und die notwendigen Sofortmaßnahmen zu ergreifen."
    Yared beließ es bei einem nachdenklichen Blick als Reaktion. Er hatte zu dieser Entscheidung keine Meinung zu äußern. Trotzdem fand er es bemerkenswert, dass Lord Hagen offenbar keinen der drei möglichen Verantwortlichen für den Verlust Stewarks verantwortlich machte - obgleich er das natürlich nicht mit Sicherheit feststellen konnte, schließlich war Lord Kastors Schicksal noch nicht zur Sprache gekommen. Yared war gespannt, ob die entsprechenden Stellen auf dem Festland das ähnlich sehen würden, wenn sie erst einmal die entsprechenden Berichte und Schriftwechsel gesichtet hatten.
    "Da die Santorija, das erste Schiff sein wird, dass Thorniara nach so langer Zeit Richtung Festland verlässt, wurde beschlossen, die Gelegenheit am Schopf zu packen, um die notwendige Unterstützung zu organisieren.", fuhr Hagen nun wieder dem Kapitän zugewandt fort.
    "Bin ich Emissär oder nur Bote?", fragte Yared in der Erwartung gleich eine ganze Wagenladung an Berichten und Forderungslisten überreicht zu bekommen.
    Ein leichtes Lächeln stahl sich auf die sorgenvolle Miene des Statthalters.
    "Weder noch, Yared. Es wurde befunden, dass wir unseren Bitten mit mehr Eindringlichkeit Nachdruck verleihen müssen, als dies schriftliche oder mündliche Botschaften leisten können."
    Yared zog leicht erstaunt die linke Augenbraue ein wenig in die Höhe.
    "Ihre Eminenz wird Euch persönlich begleiten. Schwester Mary wartet bereits draußen, um Euch zur Santorija zu begleiten, damit die notwendigen Vorbereitungen für Ihre Eminenz und ihre Begleiter getroffen werden. Außerdem hat mich Lord Kastor gebeten, einen Berichterstatter von seiner Mission nach Vengard entsenden zu dürfen. Ich habe dem zugestimmt und, da der regelmäßige Kurierverkehr noch nicht wieder eingerichtet ist, wäre ich Euch dankbar, wenn auch Sir Augustin mit Euch reisen würde."
    Das war keine Bitte, auch wenn sie so formuliert war. Der Paladin und General, Lord Hagen mochte über Yared und die Santorija keine Befehlsgewalt haben. Der Statthalter der Südlichen Inseln hingegen hatte sie beinahe uneingeschränkt. Es war nur eine Frage der Höflichkeit.
    Yared nickte daher knapp: "Natürlich, Milord."
    Er wartete anschließend noch kurz, ob der Statthalter ein weiteres Anliegen eröffnen würde.
    "Dann wünsche ich Innos' Segen für eine ereignisarme Überfahrt.", gab dieser jedoch zu verstehen, dass die Unterredung beendet war.
    Daher salutierte der Kapitän und machte auf dem Absatz kehrt.
    "Innos' Dank, Milord."

  10. Beiträge anzeigen #210
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Der Tag der Abreise war endlich gekommen. Ein gewisses Maß von Aufregung überkam Françoise deswegen. Das zeigte einmal mehr, dass die Priesterin schon viel zu lang an einem Ort verweilte. Früher unternahm sie regelmäßig Reisen und legte lange Strecken zurück. Erst diese Reiselust und Neugierde hatten sie überhaupt dorthin gebracht, wo sie sich jetzt befand; nämlich an die Spitze des Ordens.
    Begleitet von ihrem Leibwächter Samuel und ihren Beratern Leonard und Jeffrey, ging die oberste Feuermagierin durch die Gassen des Hafenviertels. Auf dem Wege kamen ihnen immer wieder Soldaten der Stadtwache entgegen. Welch ein extremer Kontrast, dachte sich Françoise und erinnerte sich an den chaotischen Zustand, der noch vor einigen Wochen in genau jenen Gassen herrschte. Die Stimmung unter den Hafenbewohnern hatte sich indes nicht maßgeblich verbessert. Ordnung allein löste leider nicht alle Probleme. Umso wichtiger war die Überfahrt für die oberste Feuermagierin. Endlich der Misere der Stadt und ihrer Bürger ein Ende zu bereiten.
    Alsbald erreichte die Entourage um die Priesterin den Pier an dem die Santorija vertäut lag. Die Reisekisten der obersten Feuermagierin und ihrer Begleiter wurden soeben an Bord geladen und an Deck des Schiffes herrschte reges Treiben. Augenscheinlich wurden die letzten Vorbereitungen zum Auslaufen getroffen. Inmitten der Seemannschaft kam Mary hervor. Die Novizin hatte sich darum gekümmert, dass das Gepäck auch tatsächlich im Hafen ankam.
    »Innos zum Gruß, Meisterin.«, begrüßte die Novizin ihre Mentorin mit einem Lächeln.
    »Magie mit dir. Sieht ganz danach aus, als ob wir bald auslaufen können.«, antwortete Françoise und sah zum Schiff hinauf.
    »Sämtliches Gepäck wurde an Bord gebracht. Na ja, oder wird gerade gebracht.«, sagte Mary und deutete auf die Kisten, die vom Pier hinüber gehievt wurden.
    »Hat sich Shakuras schon auf das Schiff begeben?«
    »Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Hier herrscht ein Kommen und Gehen, dass ich schon Leute an Land sehe, die gerade noch neben mir standen.«
    Françoise lachte. Für Mary waren Schiffsreisen etwas Außergewöhnliches und in der Regel sah sie nur die Masten in der Ferne an Argaan vorbeiziehen. Ein wenig beneidete die Priesterin ihre Schülerin, diese Erfahrungen zu machen.
    »Er wird sich schon noch einfinden.«, entgegnete Françoise und wandte sich dann an ihre Berater. »Ich hoffe ihr beiden werdet eine Zeit lang ohne mich zu Recht kommen. Bleibt bitte wachsam.«
    »Selbstverständlich.«, erwiderte Jeffrey mit einer leichten Verneigung. Die Priesterin lächelte und klopfte ihnen auf die Schulter. Dann entdeckte sie ein bekanntes Gesicht an Deck. »Innos mit dir, Kapitän! Darf ich an Bord kommen?«

  11. Beiträge anzeigen #211
    Warrior Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline
    "Hey, seid ihr da?", rief Chala durch die geschlossene Tür, in denen die Althoffs hausten.
    Sie klopfte rigoros, doch erhielt weder eine Antwort, noch nahm sie eine Reaktion in Form von Geräuschen oder Stimmen wahr. Unbedingt wollte sie mit ihnen sprechen, wusste sie doch nicht, wie lange sie...weg war. Außerdem musste sie auf den neusten Stand der Dinge gebracht werden und in Erfahrung bringen, was es mit dem Rosendunst auf sich hat. Einige Male hatte Vered das Wort Aufstand fallen hören, was ihr Hoffnung gab, dass sie keine allzu große Gedächtnislücke hatte. Der wütende Mob, der ihr auf den Fersen gewesen war und ohne Rücksicht gemordet hatte, war sicher in blutiger Erinnerung geblieben.
    "Hallo?", rief sie erneut, doch war wohl klar, dass weder der eine, noch der andere Althoff zu Hause waren.
    Genervt wandte sich die Dunkelhäutige von der Holztür ab.
    Ich sollte nochmal zu dem Haus an der Hafenmauer. Vielleicht finde ich dort Hinweise, überlegte sie und machte sich kurzerhand auf dem Weg zu der unheimlichen Unterkunft, wo sie eine dubiose Kiste gefunden hatte. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, wusste sie nicht einmal mehr, was darin gewesen war. Hatte sie etwa genau in dieser Situation...? Sie fluchte wüst.

    Den Weg zu finden, den sie bei ihrer Verfolgung genommen hatte, stellte sich als schwieriger heraus, als erwartet. Ihre Erinnerung daran wirkte unvollständig. War es diese Gasse, wo der Bettler saß, der rücksichtslos zertrampelt worden war?
    Nach einer Suche, die nicht nur den Tag allmählich dahinraffte, stand die Aranisaani endlich vor der ansehnlichen Hütte. Innerlich bereitete sie sich auf den erneuten Anblick der Opferstätte vor, die sich im Raum hinter der Tür befand und drückte sie auf. Sie musste deutlich Kraft anwenden, da sich das Holz verzogen zu haben schien. Irgendwie fehlte es ihr auch an Stärke, von der sie sich sicher war, sie besessen zu haben. Ein schlechtes Zeichen im Hinblick auf die Größe ihrer Erinnerungslücke.
    Wie erwartet war es stockdunkel im Innern des Hauses. Die Fenster waren nach wie vor mit Brettern verriegelt. Nach einem Moment, in dem sich ihre Augen an die anderen Lichtverhältnisse gewöhnen konnten, fand sie es wesentlich unordentlicher vor, als erwartet. Die vormals verstaubten Möbelstücke lagen zertrümmert über den Boden verteilt. Als sich Chala dem Altar näherte, der vom Eingang aus nicht zu sehen gewesen war, stellte sie fest, dass man ihn entweiht und gespalten hatte, ebenso den Schädel. Die Dunkelhäutige bildete sich ein, dass die leeren Augenhöhlen ihr vorwurfsvolle Blicke zuwarfen.
    Kerzen gab es scheinbar keine mehr, waren die Wandhalterungen doch leer.
    Hoffentlich ist die Kiste und der Inhalt noch da, dachte sie mit sinkender Hoffnung.
    Als sie sich der Treppe näherte schlug ihr Herz schneller. Dort lag der zerbrochene Metallrahmen mit dem zersplitterten Hartholz! Sie eilte darauf zu, schaute gespannt, was sich darin verbarg.

    Nichts. Die Kiste war bis auf wenige Stofffetzen, in die wohl etwas eingeschlagen gewesen war, vollkommen leer.
    "Verdammte Scheiße!", fluchte Vered laut, trat gegen den zerstörten Korpus der Truhe und kümmerte sich kein Bisschen um den Lärm, den sie machte.
    Wut wallte in ihr auf und das Gefühl von Ohnmacht überkam sie. Hätte sie nicht die Kontrolle verloren, wäre alles so viel besser gelaufen. Sie hätte de Kontrolle über Thorniaras Sumpfkrauthandel gefestigt, das Vertrauen der Althoffs gehabt und ein oder zwei Huren für den Bund beschafft. Von eventuellen Schätzen oder wichtigen Artefakten, die in der Truhe gewesen waren, ganz zu schweigen. Sie fühlte sich verraten, verarscht von ihrem eigenen Körper und es gab nichts, was sie sich selbst antun könnte, um dies zu korrigieren.
    Tobend ging sie zurück zum Altar, wo der Schädel erneut in ihre Richtung sah, diesmal wirkte er belustigt. Rasend trat Vered gegen die eine Hälfte, schickte sie damit durch den ganzen Raum an die entgegengesetzte Wand, wo er scheppernd zu Boden fiel, wieder auf sie zurollte und mit hämischem Blick in ihre Richtung zu liegen kam. Die dunkle Magie an diesem Ort wurde scheinbar mit der Entweihung des Altars nichts vollständig vernichtet.
    Ein kalter Schauer lief der Aranisaani über den zornig heißen Rücken. Magie war noch immer etwas, das ihr Ehrfurcht einhauchte. Ohne Joe würde sie nicht einmal an ihre Existenz glauben.
    Joe...
    Die Erinnerung an ihn brachte weitere Gefühle in ihr hervor, denen sie sich nicht zu stellen bereit war. So fest sie konnte kniff sie die Augen zu, fasste sich in die ungepflegten Haare und zog an ihnen. Der Schmerz in ihrer Kopfhaut leerte ihr Hirn und machte Raum für neue Gedanken. Zum Beispiel, was als nächstes zu tun war.

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Eine Faust traf Slicer ins Gesicht. Der Schlag warf ihn zurück, irgendwas in seinem Mund knirschte bedenklich. Seine Zunger schmeckte Blut. Der schwarzhaarige Taugenichts blinzelte benommen, tastete seine Zähne mit der Zunge ab und richtete dann seinen rasenden Blick auf die Person vor sich. Sein Vater stand dort. Besser, schwankte dort. Die Flasche Rum hielt er in der linken, die rechte öffnete und schloss sich vor Schmerz. Roderik hatte noch nie gut zuschlagen können. Slicer lächelte unter schmerzen und brach schließlich sogar in einem bebenden Lachen aus. Roderik legte den kopf schief. Sein Vater überragte ihn sicher um das doppelte. Der Schein der dünnen Wachskerze, die im ansonsten völlig erkalteten Kamin stand, lies seine Glatze dunkel Schimmern. Erst jetzt fiel Slicer wirklich auf, das sein Vater keine Haare mehr hatte. Nicht das ihn soetwas je Interessiert hätte. Roderik hatte zwei Qualitäten an denen er ihn erkannte, seine Faust und seinen Mundgeruch. Doch jetzt in diesem Augenblick sah Slicer nichts so deutlich wie den grässlichen Kahlkopf von Roderik. Und die Nase. Diese grässliche, lange Nase...

    Sein Vater verzog das Gesicht, wankte rückwärts, stolperte und lies sich auf einen Stuhl fallen. Er stürzte einen großen Schluck Rum hinab und stellte die Flasche dann knallend auf den alten, hässlichen Holztisch, den sie schon immer gehabt hatten. Der kleine Slicer, dünn, bartlos, ein schmächtiger Unhold und verzerrtes Bild von dem Mann der er später sein würde, sah das als Sieg. Er würgte, spuckte und beförderte das übelschmeckende Blut aus seinem Mundwinkel.

    "Womit habe ich so einen Nichtsnutz verdient?" Roderik klagte zum Himmel. "Innos, wars nicht genug? Wars nicht genug!?" Innos lies sich nicht zu einer Antwort herab. Roderik bekam einen grimmigen Krampf, legte seine großen, dünnen Hände kurz an die pochende Schläfe und fegte dann mit einem wütenden Schrei die Rumflasche vom Tisch. Sie zersprang nur wenige Handbreiten von Slicer entfernt, der noch immer da stand wie ein Gespenst. Slicer wusste nur zu gut, was Roderik meinte. Der Tot seiner Frau. Mutter. Roderik hatte immer gewollt, das Slicer sie Mutter nannte. Doch war die Leiche auf dem Friedhof Thorniaras ihm so nahe wie die Ratten in den Ritzen und die Bettler in der Gosse. Für Roderik jedoch war sie ein und alles. Eine Schimäre, die er nicht loslassen konnte. Ein weltfremder, blinder Narr. Neben dem Scherz der sein Gesicht folterte, spürte Slicer die alte Verachtung aufsteigen. Auch er dachte in diesem Moment an Innos. Doch bat er den Gott nicht um die Auferstehung eines alten Kadavers. Vieleher um einen flammenden Blitz, der niederfuhr und Roderik in einem Feuerball zerspringen lies. Der Wunsch selbst brannte in seinem Hirn wie heises Feuer. Es zündelte, fauchte, schlug um sich wie ein Tier. Slicer blickte zur Kerze hinter sich. Vielleicht einfach umstoßen. Das Haus verbrennen und alles was in ihm war. Slicer hasste es sowieso.

    Die Idee lies den zukünftigen Ganoven grinsen. Er sah seinen Vater an, legte jedoch den Kopf leicht schief als er in dessen Gesicht blickte das zwischen Hass und Verzweiflung gefangen war. Den Schnurrbart hatte Slicer auch nie bemerkt, wenn er ehrlich war. Und diese schmalen, grünen Augen? Waren sie schon immer so grün gewesen? Mit zerknitterte Stirn machte Slicer einen Schritt auf seinen Vater zu, streckte die Hand aus. Dieser reagierte prompt, richtete sich auf und schlug zu. In seiner Verwirrung gefangen, konnte Slicer weder ausweichen, noch das Gleichgewicht halten. Er flog durch die Wucht des Schlages nach hinten. Er fiel. Er fiel. Fiel und fiel... doch der Aufschlag auf dem kalten Steinboden kam nicht.

    Panik stieg in ihm auf. Slicer wand sich im bodenlosen Fall, seine Hände tasteten durch die Finsternis die ihn umfangen hatte. Doch es gab nichts, wonach er hätte greifen können. Ein Schrei löste sich aus seinem trockenen Lippen. War es wirklich sein Schrei? Der Schrei eines Kindes? Oder doch eher der eines Mannes? Eines Vogels? Einer verdammten Saatkrähe die seinen Leib verspeisen sollte? Slicer blickte sich um. Wieder ertönte der Schrei und diesmal war er sich sicher, es war der eines Vogels der auf Leichenschmauss aus war. Wütend ruderte Slicer mit dem Armen, so als könnte das Biest so in der Finsternis packen und zerquetschen, damit es endlich Ruhe gab. Doch stattdessen ertönte das Krächzen ein drittes Mal, diesmal so laut, dass es Slicer schier das Trommelfell zerschmetterte. Kein Wunder. Der zottelige Vogel hatte sich auf seiner Brust niedergelassen. Indes Slicers Haar durch den Sturz ins Nichts um seinen Kopf peitschte und seine Glieder durchschüttelte, stolzierte der Vogel mit schimmernd schwarzem Gefieder über seine Brust und begann hartnäckig dort herumzupicken als sei er auf der Suche nach einem Wurm.
    "Verpisst dich, Mistvieh!" Slicer hob den Arm und versuchte einen Schlag, doch der Vogel hüpfte einfach drüber hinweg und pickte weiter vor sich hin. Längst hatte er das schwarze, faserige Hemd zerfetzt. "Verschwinde!" Erneut hob er den Arm und versuchte sich herumzuwälzen, um das Vieh so von sich zu kriegen, doch der Vogel nagte weiter ungerührt an ihm. Sein rythmisches Picken hämmerte durch Slicers Brust, ging schnell in den Gleichschritt mit seinem grauen Herzen. Bald schon wusste Slicer nicht mehr, welches Pochen in seinem Leib sein warmes Blut oder welches der kalte Schnabel des Vogels war.
    Endlich hob der Vogel den Schnabel. Blutverschmiert. Er schien zu lächeln, obwohl im Vogelgesicht keine Emotion stehen konnte. Noch immer spürte Slicer jedoch sein unnachgiebiges Picken in seinem Fleisch.
    "Schwere Lage, ganz schwere Lage, Kraaaaah."
    Hatte das Mistvieh grade gesprochen?
    "Wird schon wieder, wird schon wieder, kraaaah!"
    Slicer öffnete den Mund, doch statt eines widerlichen Fluchs kam nur ein wortloses Krächzen aus seiner Kehle. Er spuckte, würgte und bekam keine Luft mehr.
    "Hast gesehen was sie dich sehen lassen wollten. Wirst jedoch bald befreit werden, bald befreit werden, kraaaah!"
    Der Gauner wand sich, versuchte zu atmen, doch es war als schnürrte ihm Beliar selbst die Kehle zu. Seine Welt verschwamm allmählich, der Vogel vor seinen Augen war längst nicht mehr als ein glänzender Fleck vor einem schwarzen Nichts. Die Worte des grausamen Gefiederten hämmerten dennoch zielgerichtet in seinem Schädel ein.
    "Wenns soweit ist, Geh und such die Brüder und Schwestern. Der dunkle Prinz ist auferstanden und lebt, kraaaaah! Sein Bund wird vereint werden! Bald vereint werden..."
    Endgültig und endlich versiegte Slicers Bewusstsein. Er sank in einen leichten, traumlosen Schlaf....

    "Weggenickt. Die Droge hört auf zu wirken." Berthold drückte ein Augenlied des Ganoven mit dreckigen Fingern auf und blickte in ziellos hin und her huschende Pupille. Er lies das Auge wieder zufallen. Bereits im frühen Morgen waren sie aufgebrochen und hatten Slicer durch brutale Schläge, sanftes Flüstern und ständig sich wiederholende Monologe entsprechend ihren Zielen bearbeitet. Wenn alles gut lief, würde der Gauner nun keinen Zweifel mehr daran haben, dass Lukar ihn die ganze Zeit nur als billige Fußmatte missbraucht hatte. Was bedeutete, dass jetzt der dritte und wichtigste Teil ihres Plans Inkraft treten musste. Berthold blickte zu seinem schweigsamen Brüder hinüber, der den Blick wissend erwiederte und langsam nickte. Die drei Wachen vor der Tür waren perfekt ausgewählt. Gute Leute. Für die Aufgabe die sie erledigen sollten. Berthold begann sanft zu lächeln und wand sich dann mit seinem Bruder ab, um den schlafenden Slicer ein zweites und letztes Mal in dieser tristen Hütte zurückzulassen. Kurz vor dem Ausgehen deponierte Alfred die Hälfe des übrigen Krautpulvers in einem stinkenden Fass voller gammeliger Fische. Dann riegelten sie die Tür hinter ab und überliesen Slicer und seine drei Wächter dem was nun kommen würde...

  13. Beiträge anzeigen #213
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Feuermagier ist offline
    Es bedurfte eines kräftigen Stoßes, um die Tür der Hütte zu öffnen. Zweifellos hatte die salzhaltige Luft die Scharniere angegriffen. Der Abgesandte hielt die Tür offen, so dass Licht durch den Spalt ins Innere der Hütte vordrang. Auf den ersten Blick schien sie verlassen. Nichts ungewöhnliches, denn viele Hafenbewohner waren während der Aufstände umgekommen und ließen unbewohnte Hütten zurück. Als der Abgesandte eintrat, fiel die Tür hinter ihm knarzend zu. Das wenige Sonnenlicht versiegte augenblicklich und das Innere der Hütte wurde in ein unheimliches Zwielicht getaucht.
    Über seinem roten Lederhandschuh beschwor der Abgesandte einen Lichtzauber und hing ihn wie von einem unsichtbaren Faden getragen unter die Decke. Der grelle Schein des magischen Lichts enthüllte das karge Interieur. Wer auch immer dies einmal sein Heim genannt hatte, begnügte sich offensichtlich mit dem Nötigsten.
    Der Abgesandte schlug die Kapuze seiner Robe zurück und sah sich um. Es war schwer vorzustellen, dass von hier aus Ränke gegen den Orden geschmiedet wurden. Doch das machte es nur umso wahrscheinlicher. Eine Hütte unter vielen. Gewöhnlich wie jede andere und direkt unter den Augen des Ordens.
    Die Arroganz gewöhnlicher Feuermagier war ein Makel, den Abgesandte nicht besaßen. Sie gingen von Anfang an davon aus, dass ihr Widersacher gerissener und intelligenter war als sie selbst. Ihr Feind waren keine tumben Orks oder Banditen, sondern Individuen, die sich auf ein Spiel mit dunklen Mächten einließen. Und um jene, die sich dabei überschätzten, mussten sich die Abgesandten nicht mehr kümmern.
    Der Blick des Abgesandten fiel auf das wenige Mobiliar in der Hütte. Zwei in Mitleidenschaft geratene Truhen waren dabei das Hauptaugenmerk. Beim Öffnen entdeckte der Abgesandte darin eine Vielzahl von Büchern und seltsam anmutender Instrumente. Schnell wurde beim Blättern klar, dass es sich bei den Büchern um Anleitungen für schwarzmagische Rituale handelte. Allerdings würde es dauern herauszufinden, welchem Zweck diese Rituale letztlich dienten. Die Instrumente sollten gewiss Aufschluss darüber geben können, welche der Rituale im Speziellen hier praktiziert worden waren.
    Eines verwunderte den Abgesandten allerdings. Auf den ersten Blick wies nichts auf alchemistische Experimente hin und somit auf eine Verbindung zur Herstellung des roten Sumpfkrauts. Hatte man womöglich etwaiges Alchemiebesteck bereits fortgeschafft?
    Während er vor der Truhe hockte, ließ der Abgesandte seinen Blick schweifen. Erst jetzt fielen ihm die Symbole auf, welche über dem Boden der Hütte verteilt waren. Einige kamen ihm bekannt vor, doch das meiste war ihm fremd. Er zog einen Handschuh aus und wischte vorsichtig über eines der verstaubten Symbole. Schließlich erhobt sich der Abgesandte wieder und zog ein Blatt Pergament aus seiner Robe hervor. Mit einem Kohlestift zeichnete er die Symbole vom Boden ab und inspizierte anschließend den Rest der Hütte. Abgesehen von den Truhen und den aufgemalten Symbolen am Boden ließ sich jedoch nichts ungewöhnliches mehr finden.
    Der Abgesandte zog den Lederhandschuh wieder über seine blasse Hand und die Kapuze über den Kopf. Er würde Paladine schicken, um die Truhen zum Tempel bringen zu lassen. Dann würde sich gewiss zeigen, was hier gespielt wurde.

    Françoise

  14. Beiträge anzeigen #214
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Die hohen Masten der stolzen Santorija zeichneten sich in der nahen Ferne ab. Hoch ragten sie erhaben in den Himmel. Der Wind, der wehte, stand günstig. Und ein Auslaufen des Schiffes kurz bevor. Shakuras' Schritte setzten sich wie von selbst. Er wollte dem Ruf folgen. Die Oberste hatte vor Tagen eröffnet, dass der Heilige Rat der Mutterkirche Innos' ihn zu Sprechen wünschte und dass sie diesen 'Wunsch' unterstützte. Der Alte ahnte nicht, was ihn auf dem Festland erwarten würde. Und welches Wort er dieses Mal von seinen Brüdern aus dem Rate zu Hören bekommen würde. Es interessierte ihn, aber er machte sich auch nicht allzu viele Gedanken darüber. Er war ein Diener Innos'.
    Der Primus hatte die letzten Tage genutzt seine Abreise vorzubereiten. Viel an Hab und Gut hatte er nicht mitzunehmen. Vielmehr die Anforderungen und Bestimmungen eines Primus in seiner Abwesenheit zu übertragen. Die Gespräche waren mit den Verantwortlichen allesamt geführt worden. Zu seiner Zufriedenheit.
    "Auch ich erbitte an das Schiff zu betreten, eure Würden.", kam es versetzt mit einer Verbeugung und einem Lächeln auf den Lippen.

  15. Beiträge anzeigen #215
    General Avatar von Yared
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    An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, Hafenviertel

    Die Sommersonne stand gleißend am Nachmittagshimmel. Scharen von Möwen zogen über dem Hafenbecken ihre Kreise, während unter ihren gierigen nach Fischresten und anderem essbarem heischenden Blick die Matrosen und Schauerleute die letzten Lasten, Fässer und Gepäckstücke auf das Schiff hievten und unter Deck verstauten.
    Yared war mittschiffs gekommen, als man ihm gemeldet hatte, dass ihre Eminenz bald eintreffen würde. Nun stand er gemeinsam mit Maros an der Steuerbordreling und beaufsichtigte in zweiter Reihe auf die Ankunft ihrer Passagiere wartend den Verladevorgang, als er die Oberste Priesterin und ihr Gefolge im Gewühl auf der Pier erspähte.
    Wie es Höflichkeit und Etikette geboten, wartete er, bis Ihre Eminenz und ihre Begleitung, darunter als Nachzügler ein hagerer, älterer Herr in einer schlichten grauen Robe, ihn ansprach. Auch wenn man es ihm nicht ansah, musste Yared sich zusammenreißen, als der ergraute Ordensmann - mutmaßlich der höchste Würdenträger im Gefolge Francoises, da er als einziger gesondert und selbst Zugang zur Santorija erbat - sich verbeugte und dem Reichsritter und Kapitän eine Anrede zu Teil werden ließ, wie sie nur in der Kirchenhierarchie üblich war.
    "Innos auch mit Euch, Eure Eminenz. Hochwürden.", grüßte Yared jedoch mit unbewegter Miene und salutierte, "Erlaubnis an Bord zu kommen erteilt."
    Ohne sich von ihr abzuwenden, gab er dem Bootsmann neben ihm das Zeichen, Seite zu pfeifen. Maros ließ die schrille Bootsmannspfeife ertönen, woraufhin eine kleine Ehrengarde aus Seesoldaten an der Stelling antrat und die übrigen Matrosen an Deck, so es ihre Tätigkeit zuließ, innehielten und Haltung annahmen. Der Bootsmann hielt den Ton, während die zierliche Frau im rotgoldenen Ornat des Oberhauptes des Reichskirche die wenigen Schritte über die Holztreppe zwischen der Pier und dem Oberdeck überwand und die Santorija betrat. Zeitgleich wurden zusätzlich zur myrtanischen Flagge am Heck an den Nocken der Rahen an Fock- und Großmast und der Rute am Besanmast große in zwei lange Spitzen auslaufende Breitwimpel der Reichskirche, die am Querstock jeweils von zwei langen Zeptertauen mit Quasten flankiert wurden, hochgezogen. Der hohe Rang ihres Gastes verlangte, dass jedes Schiff, welches sie beförderte, die entsprechenden Banner führte und so anderen Schiffen das protokollarische Vorrecht anzeigte.
    Eigentlich hätte Yared die Santorija schon auf der Fahrt von Setarrif nach Thorniara entsprechend beflaggen müssen, aber sie hatten schlecht Banner hissen können, die sie regulär überhaupt nicht mitführten und die sie anders als jetzt auch nicht mal eben hatten besorgen können.
    "Eure Eminenz, Willkommen an Bord der Santorija. Ich habe Magister Arvideon gebeten, während Eures Aufenthalts und der Überfahrt nach Vengard, als Ansprechpartner zu fungieren. Sollte ich gerade nicht greifbar sein, bitte ich Euch, Euch an ihn zu wenden, Eure Eminenz."
    Yared war bewusst, dass er die Oberste Priesterin Innos' nicht an einen Verbindungsoffizier verweisen konnte. Aber er konnte sich schlechterdings rund um die Uhr mit allem befassen, was an Anliegen durch das Kirchenoberhaupt oder ihre Begleiter aufkommen mochte.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    »Das ist ausgezeichnet.«, entgegnete Françoise als Yared sie an Bord willkommen hieß. »Ich bin überzeugt, dass Arvideon mir in allen Belangen behilflich sein kann.« Es lag auf der Hand, dass der Kapitän des Schiffes sich nicht ununterbrochen um seine Passagiere kümmern konnte. Ein jeder in einer verantwortungsvollen Position konnte das nachvollziehen. Dass er sich trotzdem um einen Ansprechpartner für die oberste Feuermagierin bemüht hatte, sprach für Yareds Umsichtigkeit.
    Dann wandte sich Françoise an Shakuras.
    »Es ist gut, dass du dich noch eingefunden hast, Novize. Sonst wären wir womöglich ohne dich abgefahren.«, scherzte die Priesterin.
    »Nun denn. Meine drei Begleiter sind an Bord und sofern das Gepäck ebenfalls verstaut ist, sind wir unsererseits bereit zum Ablegen, Kapitän.«
    Neugierig sah sich Françoise um, während Shakuras, Mary und Samuel an Bord kamen. Beim letzte Mal, als sie mit der Santorija gereist war, stand der Priesterin der Kopf nicht gerade nach Schiffsbesichtigung. Dieses Mal war aber nicht nur die Stimmung besser, sondern auch das Wetter.
    Ohne zu sehr im Weg zu stehen, beging die oberste Feuermagierin das Deck. Ein hübsches, kleines Schiff, dachte sie sich. Natürlich ließ es sich nicht mit der Victoria vergleichen, die Ronsen als Flaggschiff des Königs vor vielen Jahren gebaut hatte. Was die Santorija nicht in Größe erreichte, machte sie bestimmt in Geschwindigkeit wett. Zumindest vermutete das Françoise.
    Noch einmal warf die Priesterin einen Blick zur Stadt. Bald schon würde sie hinter dem Horizont verschwinden. Ein Gedanke, den Françoise nicht mit Bedauern verband.

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Wieder verschlug es Isegrim in die Hafenkneipe. Er mochte es im Klabautermann, das Klientel war wie er. Nicht unbedingt dem rechtschaffenen Weg folgend, meist bis über beide Ohren in Machenschaften verwickelt, die den Strick oder zumindest einen langen Verliesaufenthalt bedeuten würden. Das Bier war miserabel, der Fusel schrecklich. Die Frauen leicht bekleidet und zur Hälfte unansehnlich, die Stimmung meistens am Rande einer wüsten Schlägerei. Etwas, das Isegrim nicht heraufbeschwören wollte. Er mochte zwar solche Tänze, aber hier würde er keinen lostreten. Zu viele Seeleute, Hafenarbeiter, Schläger, Zuhälter, Spitzel, Diebe, Meuchelmörder ... nein, eine Schlägerei würde hier wohl recht schnell in eine Messerstecherei ausarten.
    "Eisenwolf?", fragte eine Stimme und ließ den Angesprochenen kurz hochschrecken. Er saß an einem der hinteren Plätze, den er so langsam gepachtet hatte. Wie üblich mit Kapuze, wie üblich mit einem Becher Portwein vor der Nase. Ein Zuträger stand vor ihm, ein Informant und Lauscher. Der Wolf grinste kurz.
    "Was gibt es?", fragte er, "Kann ich dir was zu trinken anbieten?"
    Dankend lehnte der Mann ab. So erwarb Isegrim sich ihre Sympathien. Keine überbordende Großzügigkeit, jedoch auch keine herablassende Arroganz. Keine schmierige Kumpelhaftigkeit oder hierarchisches Getue. Nein, er saß hier wie jeder andere Gast und bot einem Zuarbeiter ein Getränk an. Als würden zwei sich ansatzweise Bekannte einen trinken.
    "Narbe ist auf einem Schiff verschwunden, so wie du gesagt hast", erklärte der Mann, "Sah aus als hätte er Beliar selbst untern Rock geschaut und etwas gesehen, das ihm absolut nicht gefällt."
    Isegrim lachte kurz auf, spürte aber irgendwo im Halse einen Kloß.
    "Sehr gut", sprach er, "Ich habe direkt eine weitere Aufgabe für dich und deine Freunde, Fuchs."
    Der angesprochene Fuchs nickte kurz. "Wenn der Preis stimmt."
    "Tut er", beschwichtigte Isegrim, "Jedoch führt euch der Auftrag in ein Gebiet, das für uns derzeit ... hm, Feindland ist. Soweit klar?"
    "Stewark." Fuchs hatte nicht nur den Namen des Tieres sondern auch dessen schnelle Auffassungsgabe. "Setarrifer."
    "Genau. Ihr sollt dort eine Person aufspüren. Aufspüren, mich informieren ... und dann, nun, mal sehen. Findet sie erst einmal."
    Der Mann nickte erneut. "Name?"
    "Weyland Sweers, auch Jagdhund genannt." Isegrim blickte Fuchs eindringlich in die Augen. "Soweit ich weiß, mag er sich auch ... Weynard nennen. Solltet ihr in Stewark auf einen Mann namens König oder einen namens Ebenholz stoßen, nun ... gebt mir Bescheid, beobachtet und verfolgt sie."
    Fuchs brauchte sich keine Notizen zu machen. Deswegen hatte er sich über die Wochen und Monate zu Isegrims besten Informanten und Spion gemausert, ein unauffälliger Kerl, der sich fast überall hinbewegen konnte und nicht auffiel. "Sweers verstehe ich. Aber Ebenholz und König?"
    "Decknamen, Fuchs", murmelte der Eisenwolf, "Decknamen von Männern, die denken, dass die Wälder heutzutage ungefährlich sind. Die vergessen haben, dass die Krähe über die Bäume herrscht. Und die bald kennen lernen werden, dass dem Wolf der Boden gehört." Isegrim blickte auf, Fuchs direkt ins Gesicht und lächelte gefährlich. "Und glaube mir, lieber Fuchs, irgendwann, wenn da nur noch Krähe und Wolf sind, wir sie merken, dass eiserne Kiefer gnadenlos beißen. Das nur der Eisenwolf das Rudel anführt. Niemand sonst."

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Aufgeweckt verfolgte der Alte die Ehren anlässlich der Obersten und Kirche. Ein Moment des Wissens, der Shakuras Frieden bereitete. Anerkennung stahl sich in seine trüben Augen, als sein Blick von den flammenden Wimpel zum Schiffer schwenkte. Ausgezeichnet, Klasse - das war es. Auf den Scherz ihrer Eminenz hin entgegnete der Novize nichts. "Kapitän.", verabschiedete sich Shakuras recht vom Führer des Pinaß, begleitet von einer ehrerweisenden Geste, ehe der Greis kurz zögernd weiter seinen Hirtenstab und die nächsten Schritte setzte - der Feuermagierin schweigend und im gebührenden Abstand hinterher, nicht auffallend. Dass die Novizin Mary dem Schiffführer keine abschließende Ehrbezeugung entgegen gebracht hatte, verzeichnete er weiter stumm. Das Schiff war groß und das Leben voll im Gange. Wie Ameisen erledigten die Leute ihre Arbeiten. Es wurde routiniert gerufen und gepfiffen. Das Deck pulsierte. Wieviel mochte er zählen... vierzig, fünfzig oder vielleicht doch eher sechzig Mann? Wachsam erfasste Shakuras das Treiben und würde warten und bereit sein, wenn man ihn brauchte.

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    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Das Hafenviertel

    Es war früh am Morgen, als sich Kalthar zum Hafenviertel aufmachte. Er hatte von der obersten Feuermagierin den Auftrag erhalten, ein Hospital errichten zu lassen und dies mit einer Armenspeisung für die hieisige Bevölkerung zu kombinieren. Doch sein Ausflug war nicht dieser Aufgabe gewidmet. Es war auch der Tag, an dem die oberste Feuermagierin gen Festland segeln und damit die subtropische Insel verlassen wollte. Keineswegs wollte sich Kalthar von ihr verabschieden. Aus weiter Entfernung wollte er sich nur davon überzeugen, dass die oberste Feuermagierin auch tatsächlich mit dem Schiff der myrtanischen Flotte in See stach.

    Als der hochgewachsene Magier die Szenerie beobachtete, näherte sich aus dem Hintergrund einer der Ordensritter. "Innos zum Gruße, Kalthar. Sir Roderic schickt mich euch mitzuteilen, dass die Hütte im Hafenviertel durch einen Feuermagier untersucht wurde und zahlreiche Gegenstände zur näheren Untersuchung zum Tempelvertiel gebracht wurden." Kalthar nickte und signalisierte den Ordensritter mit einer Handbewegung, sich wieder entfernen zu können. Die oberste Feuermagierin hatte Kalthar eine klare Aufgabe zugewiesen. Er sollte sich entgegen seiner Erfahrungen nicht um die Untersuchung der okkulten Gegenstände kümmern, sondern seine Aufmerksamkeit einzig und allein dem Hospital widmen. Dieses eine Mal wollte er der Anweisung auch Folge leisten. Nicht, weil er von der Autorität der obersten Feuermagierin überzeugt war. Er ging vielmehr davon aus, dass seine Expertise ohnehin alsbald gebraucht werde.

    Doch bevor er sich um den Bau des Hospitals kümmern konnte, wollte Kalthar den Kerker der Bastion aufsuchen. Dorthin hatte man den Schwarzmagier Kajetan Rabenweil unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen verlegen lassen. Zu seinem Erstaunen, hatte es aber noch kein Feuermagier für nötig gehalten, sich mit diesem Anhänger Beliars zu unterhalten. Selbst die oberste Feuermagierin als Großinquisitorin des Reiches schien den gefährlichsten Gefangenen der Hafenstadt einfach vergessen zu haben. Sobald das Schiff ablegte, wollte Kalthar mit der Befragung beginnen.

    Maximus

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    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Das Hafenviertel

    Das Aufgebot von Soldaten im Hafenviertel war zwar noch immer erhöht aber allmählich kehrte wieder Normalität ein. Während noch vor einigen Tagen nahezu jede Gasse durch einen Ordenskrieger bewacht wurde, beschränkte man sich nunmehr auf die Schlüsselpositionen. Die Kontrollen auf Hafentor waren noch immer sehr streng und sie würden es wohl auch noch eine ganze Zeit lang bleiben. Doch im Hafenviertel selbst hielten die Ordenskrieger nur noch nahe der Hafenkneipe, am provisorischen Hospital und an den größeren Lagerhallen wache. Außerdem blockierten schwergepanzerte Ritter den Zugang zu einer unscheinbaren Hütte, in der vor Kurzem ein Feuermagier einige Untersuchungen anstellte. Möglicherweise vermutete man dort den Ursprung des roten Sumpfkrautes. Doch wie alle Soldaten der Stadtwache, hatte auch Hierodius Lex keine Ahnung über die Operationen des Ordens. Immerhin funktionierte die Zusammenarbeit durch die neue Sicherheitspolitik wesentlich besser. Wähend die Stadtwache vorher auch immer wieder widersprüchliche Befehle aus der Zitadelle erhalten hatte, war nun auch maßgeblich der Obrist des Ordens für die Koordination der Stadtwache verantwortlich, der seine Befehle direkt an den neuen Hauptmann übergab.

    Durch die einzugerhaltene Normalität im Hafenviertel, kehrten aber auch offensichtlich die kriminellen Strukturen wieder zurück. So hat der Orden erfahren, dass ein kleines Haus dazu genutzt wurde, um Waren für den Schwarzmarkt vorzubereiten und zu verkaufen. Das mussten keineswegs illegale Gegenstände sein. Auch Essensrationen könnten dazu gehörigen. Weil die Rationen der Armenspeisung aber nicht für den Verkauf gedacht waren, war der Handel damit auch nicht erlaubt. Weil sich die Ordenskrieger wieder verstärkt um die direkten Belange des Ordens kümmern wollten, oblag es nun der Stadtwache, das verdächtige Haus zu durchsuchen. Nur wenn rotes Sumpfkraut oder Waffen gefunden wurden, sollten Ordensritter mit weiteren Maßnahmen betraut werden.

    Hierodius Lex stand zusammen mit zwei weiteren Soldaten der Stadtwache vor der heruntergekommenen Hütte. Aus dem Inneren war kein Geräusch zu hören, doch man konnte dieser Tag nicht vorischtig genug sein. Die Soldaten zogen ihre Schwerter, ehe Hierodius Lex die Tür mit einem beherzten Tritt aufstieß. Wie zu erwarten war, befand sich niemand in dem Haus. Nur einige wenige Kisten standen in einer Ecke und legten die Vermutung nahe, dass die Hütte als Lagerhaus genutzt wurde. "Mhmm... Lebensmittel." stellte Hierodius Lex fest, als er den Inhalt der Kisten überprüfte. "Scheinbar wird ein Teil der Rationen tatsächlich hier eingelagert. Vielleicht für schlechtere Zeiten...?" mutmaßte er. "Sei es drum. Wir beschlagnahmen diese Waren und versiegeln den Eingang. Möglicherweise kann uns die Zitadelle sagen, wem dieses Haus gehört."

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