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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Steinkreis oberhalb von Beria, Myrtana, Provinz des Großreiches Rhobars III.

    Als Yared den ersten Fuß in die Ausläufer des Steinkreises setzte schien es, als müsse er sich unter einer unsichtbaren Barriere hinwegducken. Kaum hatte er diese Barriere überwunden, lastete die Magie wie ein schweres Joch auf Nacken und Schultern. Für die Umherstehenden musste es aussehen, als ginge er gemessenen Schrittes der in ihrer Aura gewaltigen Gestalt des Druidenältesten entgegen.
    Wieder einmal musste eine Messerklinge in warmes dunkelrotes Nass getaucht werden. Der Hüter fragte sich, warum ihn diese Tatsache nicht überraschte. Doch es lief anders ab, als zuletzt bei Lyrca oder bei Aktaia.
    Runak nahm die Linke, die Yared ihm entgegenstreckte und drückte die Dolchkante nur leicht in die Handfläche. Die Klinge war so scharf, dass minimaler Druck ausreichte um die Haut anzuritzen. Noch ehe man das erste Blut sah, drückte der Druide die Handinnenseite auf den in der Mitte auf einem Sockel liegende Stein.
    Der ganze Arm des Kapitän fing an unkontrolliert zu zucken. Yared wurde etwas bang, als er jetzt schon mit ansehen musste, wie wenig seine mentalen Versuche, die Hand still auf dem Stein ruhen zu lassen, fruchteten.
    Der Waldläufer nahm die Recht zur Hilfe, um die Hand auf den kalten, sich scheinbar langsam erwärmenden Stein zu pressen.
    Dann wartete er, das Ausbrechen der offenbar unkontrollierbaren Kraft in seinem Inneren erwartend, den Fortgang des Rituals durch die Druiden ab.
    Geändert von Yared (17.06.2012 um 01:08 Uhr)

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Myrtana - Beria, Steinkreis

    Es kam nun auf Yared an, ob er es hier und heute überstehen würde. Sie konnten nur so helfen, wie sie es taten. Dies war nachdem Blut geflossen war, aber noch lange nicht das Ende der Hilfe. Die Hilfe die nun kam, war aber auch keine Hilfe, sondern der finale Schritt, der auch mit dem Tod für Yared enden konnte.

    Im selben Moment erklangen die drei Druidenstimmen und der Steinkreis erzitterte abermals.
    Es waren die Worte der alten Sprache der Natur. Aus Zeiten wo alle Lebewesen diese eine Sprache sprachen.

    "...I nadhor ist gefallen...so singt es der Wind und flüstern die Wässer dieser Welt...Wir sind die Hüter dieser Welt und erinnern an alte Schwüre und Bünde, I nadhor! Alter Bund wird erneuert! Neues Leben erschaffen! So will es das Gleichgewicht! - Alte Macht wird gebannt! Neue Macht entfacht! So will es das Gleichgewicht! - I nadhor am Ende des Kreises! I nadhor am Anfang des Kreises! So will es das Gleichgewicht!...", sprachen sie unter vielen anderen Worten und Versen, sowie nach langer Zeit wieder ausgesprochenen Schwüren und Bünden an die ein jeder der Ersten gebunden war.

    "...alte Macht ist gegangen - alte Macht sei gebannt!", waren dann die finalen Worte der drei Druiden und dann erwachte der neue Druidenstein und forderte ein, was ihm bestimmt.

    ornlu

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    General Avatar von Yared
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    Steinkreis oberhalb von Beria, Myrtana, Provinz des Großreiches Rhobars III.

    Ein stechender Schmerz zog sich seinen linken Arm entlang nach oben, als würde man ihm den Arm mit der Axt aufspalten. Yared presste die Zähne fest aufeinander und verkrampfte die Finger der Rechten die immer noch den unwilligen Arm auf den Stein hielten.
    Dann füllte er ihn leicht unter dem Schmerz hervorkriechen, den unbändigen Willen der durch den unwilligen Arm wie ein Köder angezogen wurde - nein, mehr, als würde man ihn an einer Schnur um den langen Schwanz ziehen. Er wand sich unter dem Ziehen, wollte nicht weichen aus dem Körper, von dem er zu glauben schien, jederzeit Besitz ergreifen zu können.
    Die fremde Macht, die in Yareds Seele lauerte, erkannte die Gefahr. Hier wollte sie jemand bannen und einsperren.
    Yared vermeinte zu hören, wie sie voll Zorn in seinem Innersten aufzukreischte, und der Hüter musste sich zusammenreißen, nicht die Hände von dem leeren Druidenstein zu nehmen, der diese Macht bald beherbergen sollte, und sich die Ohren zuzuhalten.
    Sie strebte aufwärts, zunächst Richtung Schulter doch dann schien sie in Yareds Kopf eindringen zu wollen und zerrte am unsichtbaren Griff der Druiden.
    Immer wilder tanzte und wand sich die Essenz der Ratte, immer weniger vermochte Yared sein Hand auf dem Stein zu halten. Er musste die Augenschließen, um die Konzentration und die Hand auf dem Stein zu halten.
    Plötzlich Fühlte es sich an als würde seine Schulter geknackt. Das unsichtbare Axtblatt drang tief hineine und wurde gleich wieder herausgerissen. Der Waldläufer schrie auf, seine Hand rutschte vom Stein. Innerhalb nicht mal eines Herzschlags löste sich der Griff der Druiden um die Essenz, die wie ein Armbrustbolzen Richtung Kopf davon schnellte.
    Yared konnte sehen, wie sein Gesichtsfeld verschwamm und Nebel um seinen Kopf zu wabern schien. Dann war es, als würde er langsam in einer dünnen roten Flüssigkeit versinken. Sie stieg immer höher, als der Kapitän anfing, dagegen zu halten, die Essenz nach unten drückte, mit ganzer mentaler Kraft, mit ganzer Konzentration, soweit er beides finden und sammeln konnte.

    Doch es reichte nicht. Immer noch drängte der Wille der Essenz voran.
    Der Sappeur sah, wie ihn die Kraft gerade übermannen wollte. Ganz in der ferne wollten Jodas und die beiden bereitstehenden Waldkrieger gerade den Steinkreis stürmen und dem sich windenden Waldläufer den gar aus machen, bevor der fremde Wille die gesamte Kontrolle über Yareds Körper erlangt haben würde, als sich irgendwo in ihm drin ein zweiter Knoten zu lösen schien. Eine Kraft tief in ihm, die sich nicht fremd anfühlte, sondern vertraut, flutete seine Glieder. Sie verschaffte dem Schiffsbauer eine innerliche Verschnaufpause und er kam endlich wieder zu einem einigermaßen klaren Verstand, während die beiden Essenzen in seinem Körper zu streiten schienen.
    Schnell drückte der Hüter die Hand aus der nun langsam Blut auf den Sockel tropfte, wieder auf den Stein.
    Dann griff er in den Machtkampf ein und trieb, ohne recht zu wissen, was er oder wie er es eigentlich tat, die Essenz, die gerade noch versucht hatte seinen Willen zu brechen, Richtung Schulter.
    Jodas hatte zum Glück erkannt, wie es nun um den inneren Kampf in Yared stand und hatte sich wieder außerhalb des Steinkreises zurückgezogen.
    Wieder flammte der Schmerz auf, dessen Fehlen der Kapitän gar nicht bemerkt hatte, und der Stein fing an unter seiner Handfläche heiß zu werden, während er und die Kraft aus dem Bund mit Aktaia das, was von der Ratte in ihm übrig geblieben war, den Oberarm hinunter schoben.
    Kurz darauf schienen auch die Druiden mit ihrem Singsang wieder nach der Essenz zu greifen und sie hinab zu ziehen.
    Wenige Augenblicke später verschmolz auch der letzte Rest der Essenz mit dem fast schon glühend heißen Stein.
    Yared zog seine Linke von dem Stein, nachdem Runak ihm ein Zeichen gegeben hatte und er sich sicher war, nichts mehr von der Essenz in sich zu fühlen, und wedelte sie durch die Luft, damit sie abkühlte. Die Wärmeentwicklung musste auch irgendwann den Blutfluss gestoppt haben, denn von dem Schnitt war kaum mehr etwas zu sehen. Nur ein dunkelrotes, fast schwarzes Symbol zierte dort, wo seine Hand aufgelegen war, den neu geschaffenen Druidenstein.

    Der Kapitän holte tief Luft. Dann dachte er wieder an den Bund mit Aktaia und versuchte nach der Kraft zu tasten, die ihm geholfen hatte die Überreste der Ratte aus seinem Körper zu vertreiben. Doch er spürte gar nichts. Er konnte nicht sagen, ob Aktaias Essenz aufgebraucht oder mit dem Unrat seinen Arm hinaus und in den Druidenstein hineingespült worden war oder aber wieder irgendwo unerreichbar tief in ihm ruhte. Aber das war ihm in diesem Moment herzlich egal. Der Waldläufer war die Ratte endgültig los.
    Unmerklich war der Druck der Magie verschwunden und Yared wollte sich gerade bei Runak, Torn und Porgan, die im Begriff waren ihre Druidensteine sorgsam wegzupacken, für ihre Unterstützung bedanken, als die Wolkendecke aufriss und sich ein heftiger Platzregen über sie ergoss.
    Erst jetzt merkte Yared, wie viel Kraft ihn das Ritual gekostet hatte. Und er musste sich zunächst unter einen Felsüberhang setzen, bevor er sich an den Abstieg machen konnte. Sein Kreislauf schien völlig im argen zu liegen.
    Nur langsam und mit Porgans Hilfe schaffte er es schließlich hinab ins Tal. Sie beide waren vollkommen durchnässt.
    "Etwas Schlaf wird dir gut tun, junger Yared.", meinte der Druide. Der nickte nur müde, sagte noch einmal, "Danke.", und entledigte sich schnellstens seiner klatschnassen Kleidung, bevor er diesem Rat nachkam.

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    General Avatar von Yared
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    Kavernen der Rattensippe, Freies Beria, Myrtana, Provinz des Großreiches Rhobars III.

    Eins nach dem anderen wanderten Kleidung, die wenigen Schriften in seinem Besitz und seine Seekarten, Navigationsinstrumente und Werkzeug, das er nicht jederzeit bei der Hand haben musste, in den geräumigen leicht ausgefransten Seesack.
    "Was wollt ihr?", fragte er die drei Gestalten, die sich im Durchgang zu seiner Unterkunft aufgebaut hatten, ohne das Packen zu unterbrechen.
    "Das fragst du noch?"
    Tayon verzog seinen Mund zu einem fast spöttischen Grinsen.
    "Ich werde nicht hier bleiben. Hatlod, schlag dir das aus dem Kopf!"
    "Aber ..."
    "Kaldrin und Francis haben das akzeptiert, Arentin würde es verstehen, wenn er nicht auf Gortharfahrt wäre, und Meister Kusteau hat dir bestimmt schon erläutert, was es heißt, wenn ein Waldläufer den Sippenschwur bricht."
    "Dann warte wenigstens, bis ein Nachfolger für dich gefunden ist. Yared, du kannst nicht einfach ..."
    "Was? Gehen? Du wirst lachen, das ist das einzig vernünftige, was ich tun kann. Und Tayon und Samiel werden hervorragend zurecht kommen."
    Sein Adoptivbruder nickte unmerklich dankbar für die Unterstützung.
    Die letzten Tage hatte sich der Sappeur von dem kräftezehrenden Ritual erholt. Yared hatte fast zwei Tage geschlafen, nachdem er die letzten Andenken an seinen ehemaligen Schutzherren losgeworden war. Danach hatte er sich mehr oder weniger in einer der Kavernen verkrochen oder war alleine durch das Tal gezogen. Er hatte Zeit zum Nachdenken bitter nötig gehabt und er hatte es sich mit seinem Entschluss beileibe nicht leicht gemacht, war sich immer noch nicht recht sicher, wie es weiter- und wohin er gehen sollte. Doch dass er gehen sollte, war klar und nur der alte störrische Hatlod, schien das nicht wahrhaben zu wollen.
    Auch wenn viele seine Handlungsweise nicht als Vergehen ansahen, Yared hatte der Sippe geschadet. Der ehemalige Sippenführer hatte sein eigenes Interesse und das Wohl möglicher zukünftigen Sippenführer über das der ganzen Gemeinschaft gestellt. I nadhors Tod bedeutete eine eklatante Schwächung der Stellung der Rattensippe. Vor allem weil der Armbrustbauer die Bürde des Druidendaseins nicht auf sich genommen hatte, waren nicht nur die Ratten sondern auch die Sippe ohne Schutzmacht eines ihren Naturgeist. Die Zukunft der Rattensippe war ungewiss.
    Aber auch genau aus diesem Grund, konnte Yared keinen Nachfolger einsetzen, denn diese Sippe folgte immer noch dem Rattengeist, den er vom Angesicht der Sphäre Adanos' getilgt hatte, auch wenn das nur vorübergehend sein mochte. Es wäre nicht Recht. Er hatte kein Recht dazu, genauso wenig, wie der Kapitän ein Recht hatte sich weiterhin als Mitglied dieser Großfamilie zu sehen.
    "Wäre das dann alles?", brummte Yared.
    Es fiel im ganz sicher nicht leicht, all das, die Sippe und mit ihr wohl auch das Waldvolk, vor allem aber viele seiner Freunde und Weggefährten hinter sich zu lassen. Seinen Bruder Tayon, Kaldrin und seine beiden Jungs, Francis, Meister Kusteau, aber auch Samiel und seine Frau, Ijan, Jarnik, Goya, sowie Arentin und die Crew der Alesstyna und die vielen anderen, besonders die alte Vida und Donna, die ihn gemeinsam mit Arvideon aus dem Gefängnis geholt hatte. An jene, die auf Argaan weilten, an Jarvo und Ryu wollte er gar nicht erst denken.
    Was vor ihm lag wusste er nicht. Ein Söldnerleben? Ein Leben auf See? Sollte er nach Varant oder Nordmar gehen? Überall in den Provinzen und Reichsstädten wurde er gesucht, auch wenn sein Name unbekannt und sein Abbild nicht genau seinem Antlitz entsprach. War es vielleicht besser nach Korshaan, Torgaan oder Setarrif zu gehen, Gebiet aufzusuchen, auf dem er nicht womöglich erkannt und eingebuchtet werden konnte? Wieder Gorthar? Vielleicht der Norden? Oder gleich der Südosten? Gal Ran?
    Yared war sich unschlüssig.
    Sein nächstes Ziel war Montera. Jetzt da er seine Wahlfamilie verlor, verloren hatte, wollte er sehen wie es seinen Blutsverwandten ergangen war. Vielleicht konnte er ihnen etwas unter die Arme greifen.
    Der Sappeur schnürte den Seesack zu, dann nahm er die geflickte Armbrust zur Hand. Yared drückte den Abzug und ließ die Sehne federnd zurückschnappen, dann beendete der Waldläufer mit einem musternden Blick die Prüfung der ausgebesserten Waffe.
    Hinter ihm verließen einer nach dem anderen Hatlod, Tayon und Francis den Raum.
    Der Waldläufer drehte sich um.
    "Halt die Ohren steif, Yared.", verabschiedete sich der sildener Schiffszimmermann.
    "Bewahre, Bruder.", meinte Tayon
    Hatlod sagte gar nichts. Der Sippenälteste suchte seine Verzweiflung zu verbergen.
    Geändert von Yared (07.07.2012 um 22:10 Uhr)

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    Feuerplatz der Rattensippe, Freies Beria, Myrtana, Provinz des Großreiches Rhobars III.

    Es war Zeit für den Kapitän, Zeit all dies hinter sich zu lassen.
    Beria verließ man am bestens Nachts ohne groß Aufsehen im Umland erregen zu können, so hatte er es mit Porgan abgesprochen.
    Yared war nicht scharf auf einen großen Auflauf. Er hatte eigentlich kein Problem mit Abschieden, doch diesmal war es etwas anderes. Er konnte diesmal nicht damit rechnen, nach in das Tal südlich von Montera zurückzukehren. Der Kapitän ging mutmaßlich für immer.
    Er zurrte seinen Seesack auf dem Tragegestell fest, das Alanas Rücken zierte. Arentin hatte das treue Maultier des Sappeurs von seiner letzten Fahrt nach Argaan auf Anraten Arvideons mitgebracht, wie ihm Vida, die gerade die Zügel haltend daneben stand und die Nüstern des Tieres tätschelte, erzählt hatte. Die alte warmherzige Heilerin war es auch gewesen, die sich sehr gewissenhaft um das Tier gekümmert hatte, während Yareds Geist in der Anderswelt gebunden war.
    Noch einmal kontrollierte er die Last auf beiden Seiten des hölzernen Gestells, bestehend aus Seesack, Axt, Spitzhacke und Spaten, Zeltstangen und -planen. In Letztere hatte er seinen großen Stahlschild, zwei Decken, Topf und Pfanne gewickelt. Kritisch betrachtete er, wie sich die Bäume, die den Hauptplatz der Waldläufersiedlung einrahmten, unter den Böen neigten und das Blattwerk aufstob und wandte sich Vida zu.
    "Die Mutter und die Drei halten ihre Hände schützend über dir, Yared. Und komm mal wieder vorbei und erzähle einer alten Frau, was du so in der weiten Welt erlebt hast."
    Sie umarmte ihn.
    "Ich werde daran denken, Vida. Danke für alles und auch dir den Segen der Götter.", sagte der Kapitän und erwiderte die Umarmung, auch wenn das sonst nicht so seine Art war.
    Dann rückte Yared den einfachen Strohhut tiefer ins Gesicht, schulterte Proviantbeutel und Armbrust, nahm die Zügel entgegen und machte sich an den Aufstieg hinauf Richtung Steinwurzelbucht.

    Knapp unterhalb der Waldgrenze drehte er sich noch einmal um und sah hinab, sah in sein altes Leben zurück.
    Vida stand immer noch vor den Kavernen und sah im nach. Neben ihr standen nun auch Kaldrin, Ijan, Tayon und Donna. Die alte und die junge Frau winkten zum Abschied. Der hagere Waldläufer, der Varanter und der ehemalige Altknecht der Lagermeisterei zu Silden deuteten halbernst eine Ehrenbezeigung an.
    "Bewahre, Kaldrin. Bewahre, Ijan. Bewahre, Tayon. Bewahre, Donna. Bewahre, Vida." rief er zurück und hob die Hand ein letztes Mal zum Gruß.
    Dann drehte sich Yared um und eilte auf den leichten Sohlen seiner Halfagrassandalen, Alana am Zaumzeug hinter sich herführend, durch das unheimliche nächtliche Zwielicht. Er wollte die frisch ausgebaute Passstraße, die vom Östlichen Gebirge nach Montera herunter kam, erreichen, bevor die Sturmfront sich in heftigen Platzregen erbrechen würde.
    "Bewahre, Yared.", hörte er in der Ferne.
    Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, den er nicht recht herunterzuschlucken vermochte.
    Der Wind frischte weiter auf und fegte als Vorbote des aufziehenden Unwetters über die westliche Bergflanke hinab nach Beria. Riesige dunkle Wolken türmten sich vor dem klaren Nachthimmel auf und schickten sich an das Mondlicht gänzlich zu verschlucken. Gewaltige Blitze durchzuckten den Horizont und durchbrachen die Finsternis geradezu taghell, doch Donner war nicht zu vernehmen. Einzig der warme Nachtwind peitschte raschelnd durch das Blätterdach.
    "Bewahre, Yared ...", verklang es in der Ferne.

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    Montera, Myrtana, Provinz des Großreiches Rhobars III.

    Der Vollmond strahlte weit und helle über das Firmament.
    Es war drückend schwül und selbst der klaren Nachthimmel, über den ein für Yared unspürbarer Höhenwind ein mageres Wolkengerippe dahin trieb wie ein Büschel westvarantinisches Salzkraut, versprach kaum Linderung.
    Der Kapitän klemmte die Winde fest und wuchtete den vollen Holzbottich über den Brunnenrand. Selbst das Wasser aus den Brunnen der Handelsstadt fühlte sich lau an und die Vorratsmenge war leicht ausgedünnt, als es über seine Hände in den Trog strömte. Augenblicklich begann Alana das Nass gierig in sich aufzunehmen.
    Yared hatte sich doch nicht direkt nach Montera begeben. Er wollte es zwar nicht recht zugeben, doch er fürchtete trotz all der besänftigenden Argumente bezüglich der minderwertigen Wiedergabe seines Konterfeis, die zweifelsohne ihre Berechtigung hatten, erkannt und abermals verhaftet zu werden.
    Ausflucht hatte ihm zunächst eine Tagesreise nach Silden geboten. Drei Tage war er dort geblieben hatte sich bei Aidar nach dem werten Befinden erkundigt und Benjens Grab besucht. Der Wirt der Grünen Krähe hatte ihm nicht viel helfen können, bei seiner Suche nach alten Bekannten, nach den Verschollenen der letzten Jahre.
    Nanamis Bild flackerte irgendwo in seinen Gedanken auf, als er daran dachte. Yared vermisste sie ... oder vielleicht auch nur weibliche Begleitung?
    Auch Tavik steckte da irgendwo und Dekker, von dem es schon seit längerem hieß, er sei tot. Wo waren eigentlich Melford und Hannah? Er hatte sie weder in Beria, noch in Silden angetroffen. Was der Baumeister und seine Frau wohl gerade taten?
    Der Sappeur schöpfte selbst mit der Rechten einen Rest Flüssigkeit aus dem Kübel. Es roch schal, modrig und nach einer Menge Spaß, wenn man Diarrhöe mochte. Die brütende Hitze brachte vielleicht Gemüter zum Kochen, aber für den Brunnen hatte es nicht ausgereicht. Wäre ja auch zu schön gewesen, diesem Glutofen, der sich myrtanäischer Hochsommer nannte, etwas positives abgewinnen zu können.
    Yared verzichtete darauf, seinen Durst mit Brunnenwasser zu stillen, und schüttelte die Tropfen auf den Boden, wo es von einer dicken Schicht Straßenstaub aufgesaugt wurde und zu einer schleimigen Pampe mutierte, die sich in den Ritzen des Kopfsteinpflaster festsetzte.
    Hier in Montera war dies die Zeit der Ernte. Die Kornspeicher der Stadt wollten mit dem Getreide der umliegenden Höfe gefüllt werden. Es war die erste Getreideernte seit Jahren in der Gegend, die wieder einigermaßen ungetrübt von Krieg und anderen Katastrophen von statten gehen konnte.
    Die Felder standen in prachtvollem Goldgelb - hauptsächlich Emmer, Dinkel und Braugerste, aber auch Roggen und Hirse - und die Ernte versprach hohe Erträge. Die aber waren bitter nötig, denn Myrtana hatte zur Zeit viele Männer unter Waffen. An der Grenze zu den Nordlanden und als Garnisonstruppen in Varant sicherte gut ein halbes Dutzend Regimenter den brüchigen Frieden und die Reihen des stehenden Heeres füllten sich weiter.
    Werber durchforsteten Dörfer und Städte nach Kampftauglichen, musterten sie und schworen sie für ein paar Heller Handgeld auf die Artikelbriefe ihrer Obristen ein.
    Es gab Gerüchte, dass sich manch ein Kommandant nicht mit Freiwilligen zufrieden gab und mit dem Ausschicken von Presskommandos angefangen hätte.
    In Varant fürchtete man Aufstände, Ethorn VI. rebellierte und die myrtanische See war nach der Vernichtung der Orkflotte der Piraterie ausgeliefert. Zudem schwebte ständig die Gefahr eines Rachefeldzug der Nordlandorks oder Plünderungen und Übergriffe durch marodierende Söldner über ihnen.
    Die Armeeführung Rhobars des III. kratzte zusammen, was aus dem schmalen Überrest an Bevölkerung, den orkische Herrschaft, Krieg, Seuchen und die Sklaverei hinterlassen hatten, nur irgendwie herauszuholen und bezahlbar war.
    Die Südlichen Inseln, allen voran die Regionen West- und Nordargaan, aber auch die anderen ehemaligen Provinzen im Myrtanischen Meer, wie Khorinis, vor und während der Kriegsjahre verlässliche Kornkammern des Reiches, fielen nun aus und mussten kompensiert werden. Man brauchte kostengünstige und große Mengen an Nahrungsmitteln, denn die Kriegskasse war nur spärlich gefüllt und so langsam nahm die Lust der Bauern und Städter, für die Verteidigung des Vaterlandes gegen die Orkhorden einzustehen, angesichts des lokalen Mangels letzterer rapide ab. Wenn schon Dienst an der Waffe, dann bitte schön auch ordentlichen Sold.
    Die Zeit der myrtanischen Rebellen und Freiheitskämpfer war gleichsam mit der Eroberung Bakareshs im varantinischen Wüstensand untergegangen.
    Alana hatte ihren Durst zumindest vorerst gestillt. Das Haus seines Onkels gab es nicht mehr. Es war ein Raub der Flammen geworden. Nur ein verkohltes Holzgerippe hatte der Kapitän vorgefunden und um diese Urzeit natürlich auch niemanden, der ihn über den Verbleib seiner Verwandtschaft hätte aufklären können.
    Yared streifte sich den Riemen des merklich leichter gewordenen Proviantbeutels wieder um und nahm die Zügel auf.
    Hoffentlich bekam er hier irgendwo noch ein Bett für die Nacht.
    Geändert von Yared (07.07.2012 um 22:05 Uhr)

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    Waldläuferin Avatar von Belana
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    Kap Dun, Myrtana

    Belana schloss zufrieden die Augen als sie wieder festen Boden unter ihren Füßen spürte und das Schiff verlassen hatte. Tief atmete sie die vertraute Luft des Festlandes ein, jenem Kontinent, welcher eigentlich ihre Heimat war. Die junge Frau merkte erst jetzt, wie sehr sie ihre Heimat vermisst hatte.
    Myrtana, mein Geburtsland, meine Heimat, dachte sie und breitete die Arme aus um die Eindrücke der Abenddämmerung in sich aufzunehmen wie ein vertrockneter Schwamm, der nach langer Zeit wieder mit ein paar Tropfen Wasser in Berührung kommt, Wie sehr hab ich dich vermisst!
    Sie öffnete die Augen und musterte das auf der Klippe liegende Dorf genauer. Witzigerweise schien alles gleich geblieben zu sein, sofern sie es beurteilen konnte, lediglich die Banner, welche nun diverse Hütten und Palisaden zierten sowie die Wachen waren andere Leute. Sie verzog angewidert das Gesicht als ihr wieder einfiel, dass nun die Rebellen sich zu den Herrschern des Landes wieder aufgeschwungen haben.
    Fast scheint es so, als würde es keinen Unterschied machen ob Orks oder Menschen über die Dörfer und Städte herrschen, dachte sie, während sie nach der Entlohnung des Fährmanns den Pfad Richtung Dorf einschlug, Der gleiche Abschaum treibt sich immer noch in den Gassen herum, in Thorniara wie auch hier. Aber ich werde nie vergessen, dass es die Königstreuen waren, die mir Familie und Hof nahmen, nicht die Orks, welche uns duldeten.
    Sie seufzte schwer. Nachdem sie durch Unzucht und kleinere Diebstähle eine einigermaßen akzeptabele Summe für die Überfahrt aus Thorniara aufbieten konnte, war sie zumindest erleichtert darüber, dass sie den Schrecken ihrer Vergangenheit, Amun Ben Hamid, hinter sich lassen konnte und auf dem Festland zumindest einigermaßen sicherer sein würde vor ihm. Nur deshalb war sie in das Herz des Löwen gereist, in die große Stadt der Königstreuen, wo der derzeitige König Rhobar III., mittlerweile auch als "Der Wahnsinnige" oder "Der Irrenkönig" unter diversen Leuten der niederen Schicht bekannt, residierte und die Stadt Setarriff belagerte. Denn nur in Thorniara konnte sie eine sichere Anbindung zum Festland finden.
    Dennoch, nun da sie in Myrtana war, musste sie weitere Planungen treffen. Sich in ihrer alten Heimat niederzulassen, wäre ihr Tod, der Assassinenhändler würde auch bald wieder dem Festland einen Besuch abstatten und sie finden. Nein, das Risiko würde sie nicht eingehen!
    Deshalb würde sie auch bald in den Norden reisen, sobald sie in Kap Dun ihre Reisekasse sowie ihr Proviant auffrischen konnte. Sehr weit in den Norden.

    Lächelnd holte sie den Meteoritenerzbrocken aus ihrer Tasche hervor und musterte ihn fasziniert, bevor sie ihn wieder wegsteckte. Es schien, als wäre es ihre Bestimmung mit diesem Schmuckstück in das Land des Erzes zu reisen. Lucias damalige Worte hin oder her, es war nicht ihre Bestimmung einfach auf der Straße zu sitzen und um Geld oder Almosen zu betteln. Belana suchte das Abenteuer und dieses würde ihr ihre Reise nach Nordmar durchaus geben. Schließlich hatte sie nichts zu verlieren.

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    Waldläuferin Avatar von Belana
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    Kap Dun, Myrtana, Wirtshaus "Der goldene Kochtopf"

    "Wie bitte?", prustete der Wirt, ein dicker, kleiner Mann mit einem prächtigen Schnauzer, vor lauter Lachen los, als ihm Belana berichtete, wohin sie am nächsten Morgen hinzureisen gedachte, "Nordmar? Bist du von allen guten Geistern verlassen, Madel, oder willst du mich auf den Arm nehmen?"
    Die junge Frau in dem grünen Satinkleid, welches sie einst von Catalina in Thorinara als Geschenk erhalten hatte, funkelte ihn wütend an und stemmte beleidigt ihre Hände in die Hüften. Leises Gelächter war von den Bauern, welche noch recht nüchtern auf beiden Füßen standen und die Szene beobachtet haben, im Wirtshaus zu hören.
    "Als ich nach einem kundigen Führer in der Küstenregion fragte, Wirt, war mir durchaus ernst", antwortete sie kühl, wenn auch leicht gereizt, "Also, krieg ich jetzt eine ernste Antwort auf eine ernst gemeinte Frage oder wollt ihr tatsächlich den Fehler machen mich zu unterschätzen?"
    Die junge Frau mit dem langen schwarzen Haar wusste, dass sie dem kleinen Mann nichts antun konnte, selbst wenn sie eine ordentliche Waffe gehabt hätte, mit welcher sie ihn bedrohen konnte. Zu viele Wachen befanden sich im Dorf trotz seiner geringen Größe und ein nicht unwesentlicher Teil der besagten Wachmannschaft trank sich gerade im selben Wirtshaus sein Leben schön. Insofern gab der Wirt nichts auf ihre Drohungen, wenn auch er nur noch amüsiert dreinblickte. Zumindest ein Fortschritt.
    "Führer nach Vengard oder nach Ardea gibts viele, Madel", meinte der Besitzer der Schenke nur, während er hinter seinem Tresen eine Flasche "Dunkles Paladiner" hervorkramte und in einen Krug einschenkte. Ein Seitenblick Belanas verriet ihr, dass ein weiterer Besucher der Kneipe, offenbar ein Stammgast seine tägliche Ration Alkohol abholen wollte. So zumindest schätzte sie ihn ein, da dieser Mann nicht wirklich reich aussah und auch übel roch. Er grinste Belana zu und sie wandte nach zögerlichem Lächeln den Kopf ab. Denn so sehr interessierte sie sein faulendes Gebiss, was sich als eine Ansammlung gelber und schwarzer Farbflecken recht treffend beschreiben ließ, nicht wirklich.
    Sie seufzte und sinnierte darüber, während der Wirt ihr irgendwas über die Küstenregion und Karawanen nach Vengard und Ardea erzählte, ob sie nicht gerade auch denselben Fehler machte wie der dicke Wirt vor ihr. Woher sollte sie denn wissen, ob dieser Mann nur dem Äußeren nach widerlich war? Konnte man Menschen wirklich nach ihrem Aussehen einschätzen? Zugegeben, sie selbst war nicht gerade das, was man sich unter einer Kriegerin vorstellte - aber kein Mensch hier würde ihr glauben, dass sie neben Orks sogar schon einen Drachen überlebt hatte. Niemand würde das - und wieso auch? Schließlich war sie nur eine kleine Diebin, die in der Not das zusammenkratzte, was man zusammenkratzen konnte und war verzweifelt genug jedes Risiko einzugehen um aus ihrer ohnehin auswegslosen Situation noch mehr Gewinn zu schlagen.
    "..aber nach Nordmar würde keiner mit dir gehen", schloss der Wirt schließlich ab und wandte sein Gesicht wieder der jungen, schwarzhaarigen Frau zu, bemerkend, dass sie ihm gar nicht richtig zuhörte, "Hörst du mir überhaupt zu, Madel?"
    Sie blickte auf und lächelte.
    "Natürlich", erwiderte sie falsch im freundlichen Unterton, "Hier hat also keiner den Mumm in die Nordlande zu reisen?"
    "Nur ein Wahnsinniger, der kein Nordmann ist, würde in diese raue Gegend voller Orks und anderer Bestien ausziehen um Haus und Hof hinter sich zu lassen!", waren seine Worte, während er sie argwöhnisch musterte, "Ich würde an deiner Stelle lieber diesen Gedanken aus dem Kopf schlagen und dir hier eine Bleibe suchen. Kap Dun ist schön und hier gibt es viele heiratswillige Männer. Du könntest eines Tages einen schönen Hof führen."
    Sie musste kurz verächtlich auflachen. Ein Haus? Wo Amun Ben Hamid sie jederzeit finden konnte?
    Ein Mann? In einer Welt, in der das andere Geschlecht sie nur enttäuscht hatte? Belana schüttelte den Kopf, während der Wirt beleidigt dreinblickte.
    "Was ist daran so lustig?", fragte er misstrauisch, "Willst du unbedingt da draußen sterben? Selbst wenn du alleine Nordmar lebend erreichen würdest, die Kälte in den Nordländern hat bisher jeden zu Fall gebracht! Es ist nicht Innos Wille, dass seine Untertanen diesen Ort aufsuchen, warum auch immer."
    "Wie gut, dass ich kein Untertan Innos bin", meinte sie und bezahlte ihre letzte Nacht in diesem Gasthof mit ein paar Münzen, "Insofern werd ich wohl morgen alleine aufbrechen müssen."
    "Sei keine Närrin, Madel!", schimpfte der Wirt leicht besorgt, "Nur Tod und Kälte wirst du an diesem Ort finden! Ist es das Risiko wirklich wert?"
    "Bis auf die Kälte wird es keinen Unterschied für mich machen", meinte sie nur und ging langsam in Richtung Treppe zu ihrem Zimmer, "Und da das Eine zum Anderen führt, werde ich es wagen. Denn der Tod wird mich sowieso finden, insofern werde ich genau den Weg wählen, mit dem er hoffentlich nicht gerechnet hat."
    Darauf wusste der Wirt nicht wirklich was zu erwidern, weshalb Belana sich auf ihrem Weg nach oben nicht nochmal umdrehte.

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    Vengard, Myrtana, Hauptstadt des Großreiches Rhobars III.

    "Tot? Reagan? Nein, der wohnt schon lange nicht mehr hier. Sein Sohn Ron, der hat eine Kleine aus Vengard geheiratet - 'Liebesheirat' und so ein Schmarren, und ist deshalb samt Vater eines Nachts ins Gebirge geflohen. Die Söldner haben sich dann über ihr Haus hergemacht. Wenn, dann würde ich an Ihrer Stelle in der Hauptstadt nach ihnen suchen. Der junge Fenn meinte derletzt als er Geschäfte machen war, dass sie dort einen Laden haben soll'n."

    Die Worte eines ehemaligen Nachbars seines Onkels hatten Yared dann doch überrascht. Die diebische Kröte auf Khorinis musste ihm einen recht ordentlichen Bären aufgebunden haben. Das er sich hatte so verschaukeln lassen und auf der Jagd nach dem angeblichen Mörder, diesem Paladin Namens Iwein bis nach Varant gereist war, kratzte nicht wenig an seinem Stolz, auch wenn das recht bald vergessen sein würde - gut für Onkel Reagan.
    Nun aber hatte sich ein gänzlich anders Problem gestellt. Sollte er wirklich in die Hauptstadt reisen? War er nicht in Montera schon ein zu hohes Risiko eingegangen?
    Aber wenn er es recht betrachtete ... Sir Jarved de Maradras war ein gortharischer Adliger, ein Söldnerhauptmann, der reiste nicht allein.
    Außerdem, was hatte er schon zu verlieren? Sterben konnte er auch allein im Wald.
    Yared hatte dann kurze Zeit später für die Reise nach Vengard bei einem der monteranischen Großhandelsherren als Trossknecht angeheuert. Die Reise mit der Wagenkarawane über die Passstraßen zur Küste hatte mehrere Vorteile. Zum einen war er so bequemer vorangekommen als zu Fuß durch die Wildnis des östlichen Gebirges, zum anderen würde niemand auf die Idee kommen, dass sich Sir Jarved als Trossknecht bei einem bekannten Fernhändler verdingte.
    Und so war er auch am frühen Abend ohne weiteres mit dem Tross gut in die Hauptstadt hineingekommen. Die Wachen am Südtor hatten sich viel mehr für möglicherweise zu verzollende Waren interessiert, als für einen scheinbar bedeutungslosen Fuhrmann.
    Ein Büttel, der seine abendlichen Runden auf dem vengarder Hauptmarkt drehte, war sogar so freundlich gewesen, ihm den Weg zum Geschäft seines Onkels zu beschreiben. Und so war der Kapitän nach dem Entladen der Wagen - die Sonne war längst dem dunklen Nachthimmel gewichen - entlohnt worden und gemeinsam mit Alana von Dannen gezogen.
    Geändert von Yared (02.08.2012 um 19:14 Uhr)

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    Kap Dun, Myrtana, Wirtshaus "Der goldene Kochtopf"

    Eine süße Katze bist du... ja ganz fein, Belana... so ist's fein... trink die Milch... Koooomm... Komm her! ... Braves Kätzchen...
    Fein machst du das... ganz fein... bring am Besten eine von den Mäusen da drüben, Katze... Ja, jag sie! ...
    FASS! Töte die Maus!
    ... Jaaaaa.... so ist es brav... Belana, dein Mund ist ja ganz blutig... eine Katze wäscht immer ihr Fell, wieso hast du einen blutigen Mund?... Ja, fein machst du das... friss das Leckerlie...
    Du bist eine Katze, Belana... Schlaf! Du sollst schlafen, damit du in der Nacht Mäuse jagen kannst!... Katzen schlafen tagsüber!...
    Ja, so ist's fein!...
    Du bist eine Katze, Belana... miau... fein machst du das... fein...

    Du bist eine Katze!
    FASS! Töte die Maus! ... Belana, dein Mund ist ja ganz blutig... Eine süße Katze bist du... trink die Milch... Braves Kätzchen...
    Du bist eine Katze!

    Jaaaaa.... friss das Leckerlie... Schlaf!.... Du bist eine Katze... Schlaf!... Du sollst sie jagen, elende Katze! ... wieso hast du einen blutigen Mund?
    ja ganz fein, Belana... das Leckerlie ....dein Mund ist ja... Ja, jag sie! ... blutigen Mund? ...Töte die Maus!... Komm her! ... Braves Kätzchen...
    Maus!...Belana...
    Katze...
    FASS!


    Keuchend und am ganzen Leib zitternd wachte Belana auf. Mit einem Male fühlte sie sich komplett hilflos und verängstigt, während sie glaubte Schatten in dem dunklen Raum ausmachen zu können. Schatten von ihren Peinigern. Amun Ben Hammid ... Der Schamane... Der Ritter aus ihrer alten Heimat Geldern, der ihren Hof niederbrennen ließ... Tränen stiegen ihr in die Augen und am Liebsten wollte sie schreien, kratzen, beißen, miauen!
    Doch der erste Schreck wich sofort als sie im fahlen Mondlicht den Raum, welchen sie beim Wirt bezahlt hatte, wieder erkannte und sie versuchte sich allmählich wieder zu beruhigen.
    "Es war nur ein Traum, Belana", flüsterte sie still, während ihr die warmen Tropfen über die Wange kullerten, "Nur ein Traum... alles vorbei... alles vorbei... vorbei... ganz... ganz r-ruhig, Belana... sie können dir nichts m-mehr t-tun... ganz ruhig..."
    Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie trotz ihrer Angst wieder in einen unruhigen Schlaf verfiel und erneut anfing von finsteren Gesellen, die unschuldige Frauen in Katzen verwandelten träumte. Es würde eine harte und beängstigende Nacht werden, in der sie das Trauma ihrer Vergangenheit wieder einholte.

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    Händlerviertel, Vengard, Myrtana, Hauptstadt des Großreiches Rhobars III.

    Die fahle abnehmende Scheibe des Mondes ging erst spät über den Dächern und Giebeln Vengards auf. Vielleicht hatte er sich zunächst im Schatten einer auf dem finsteren, fast sternenlos anmutenden Himmelsgewölbe unsichtbaren Wolke hinzugestohlen. Doch egal, ob dem so war oder nicht, er hatte im direkten Vergleich zu den vorhergegangenen Nächten deutlich an Strahlkraft einbüßt. Daher war es gut, dass die Nachtwächter der Stadt bereits in der Dämmerung die Öllampen an den Fachwerkhäusern, Toren und auf den gusseisernen Laternenpfählen ringsum die Plätze entzündet hatten.
    In der Ferne verklang langsam hinter Yared und Alana, die gemächlich hinter ihm herzockelte, der Lärm, der auch zu dieser späten Stunde noch aus der Marktschänke drang. Von irgendwo über ihnen auf einem Hausdach vernahm der Kapitän das leise Miauen einer streunenden Katze. Fast einsam gestaltete sich der Gang durch die Gassen des Viertels der Händler und Handwerker, begleitet, von den regelmäßigen Schlägen der Hufe des Maultiers auf den Plastersteinen. Nur hie und da begegnete man vereinzelten Herumtreibern, Tagedieben oder Menschen, die wohl auf dem Weg nach Hause waren, abgesehen von den Patrouillen der Stadtwache natürlich.
    Yared spuckte den Kern einer frischen Aprikose in den Rinnstein. Normalerweise bekam man diese Früchte ja nur getrocknet. Doch musste der rege Handelsverkehr mit Nordvarant derart rasant gewachsen sein, dass sich nun auch schon der Direktimport von verderblicher Frischware und der Absatz zu einem sogar für die eher ärmlichen Verhältnisse des Waldläufers auf Wanderschaft verträglichen Preis lohnte.

    Wenig später klopfte Yared an die Tür unter einem Schild, das das Haus als Kontor eines Tuchhändlers kenntlich machte. Wenn er sich nicht gänzlich verlaufen hatte, musste das seines Onkels und Cousins neue Behausung sein.
    Von drinnen konnte er jemanden leise wütende Worte aussprechend gen Tür schlurfen hören, dann wurde selbige mit einem Ruck aufgerissen und eine Gestalt mit einem dürftigen, schon etwas in die Jahre gekommenen Rapier in der einen und einer Öllampe in der anderen erschien im Türrahmen.
    "Verschwindet elendiges Geso ... ! Yared? Was ... ?"
    Sein Cousin sah ihn völlig verdattert an, als hätte er einen Geist gesehen.
    "Guten Abend, Ron. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt."
    Der Kapitän konnte sich ein leichtes Grinsen einfach nicht verkneifen.
    Geändert von Yared (08.07.2012 um 03:55 Uhr)

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    Kap Dun, Myrtana

    Gegen Mittag verließ Belana das Dorf an der Klippe mit seinem stolzen Leuchtturm, um sich Richtung Norden aufzumachen. Der Wirt hatte ihr nur kopfschüttelnd nachgesehen, was sie persönlich zufrieden stimmte, und auch ließ sich kein Führer gen Nordlande in diesem Dorf voller Bauern auftreiben. Im Endeffekt fühlte sie sich damit bestätigt, was ihre Worte am Vorabend anging. Im Grunde genommen hatte sie keine Wahl, so lange sie noch lebte, würde sie sich an keinem Ort sicher fühlen können und sich dort niederlassen. Nicht so lange die drei Übel aus ihrer Vergangenheit fortbestehen würden.
    Ein wenig zitterte sie noch immer, wenn sie an den Albtraum von gestern Nacht zurückdachte, welcher für sie eine Zeit ihres Lebens lang Wirklichkeit geworden ist. Besonders die Erinnerung an den Schamanen war es, die sie am Meisten quälte, weshalb sie nur hoffen konnte, dass er während dem letzten Feldzug der Köigstreuen gegen die Orks gestorben ist. Was wenn er noch lebte...?
    Nein, nicht daran denken!
    Um auf andere Gedanken zu kommen, überlegte sie sich in welche Richtung sie dem Weg folgen sollte. Auf der einen Seite könnte sie nach Montera gehen, wobei dieser Pfad sie an der Burg von Gotha vorbeibringen würde. Obwohl angeblich der Dämon der Stadt vom zweiten Rhobar besiegt worden ist, dem Vorgänger des Irrenkönig, fürchtete sie dennoch diesen Ort sowie den Tag, an welchem der Fluch Beliars abermals über diese Stadt kommen wird. Unheil vergeht nicht, das Böse findet immer einen Weg zurückzukommen!
    Dann bestand noch die Möglichkeit über Vengard gen Norden zu ziehen, doch die Hauptstadt wollte sie lieber meiden. Zu unsicher und sie würde die komplette Elite des Reiches ertragen müssen. Nein, das wollte sie nicht, Paladine und Feuermagier wollte sie so wenige wie möglich sehen! Die Heuchler, die den Sonnengott Innos anbeteten, haben schon oft Unschuldige wie ihre Eltern hingerichtet als noch Krieg zwischen den Orks und den Königstreuen herrschte, sie würde das Andenken an ihre Familie nicht mit dem Besuch der Hauptstadt besuddeln. Thorniara war eine Notlösung gewesen um überhaupt auf das Festland zu kommen, aber nach Vengard würden sie keine zehn Pferde bringen.
    Insofern entschied sie sich lieber für die dritte Option, den Weg über Faring. Das Dorf zum Fuße der großen Burg war ihr bereits bekannt und sie kannte ebenso den Zugang zum Pass nach Nordmar. Als sie an Faring dachte, musste sie unwillkürlich an Keala, ihre unfreiwillige Komplizin, welche Jahre zuvor sie vor Amun Ben Hamid rettete, nachdem sie ihn bestohlen hatte, denken. Ob sie wohl noch lebte?
    Doch auch wenn der Sklavenhändler schon einmal in dieser Nacht einen Mord begangen hatte, Keala schien viel durchgemacht zu haben und würde wohl kaum gestorben sein. Doch konnte man das so einfach sagen nach einem Krieg? Viele Menschen und Orks sterben in Kämpfen, die sie eigentlich überleben sollten...

    Sie seufzte und schritt an einigen Bauernhöfen außerhalb des Dorfes vorbei. Die letzten Grenzen, welche sie noch von der Wildnis Myrtanas trennten. Bis Faring würde es noch ein weiter Weg werden, doch sie war fest entschlossen diesen Weg zu beschreiten. Was konnte schon großartig schief gehen?

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    Faring, Myrtana

    Endlich!
    Erleichtert blickte Belana auf, als sie die Brücke, welche nach Faring führte, überquerte. Gewissermaßen war sie zu Hause - aber irgendwie auch nicht. Obwohl schon mehr als ein Jahr ins Land gegangen war, sah man immer noch die Folgen des Krieges, welche sich vor allem an der Festung abzeichneten. Die Stadt wurde zum großen Teil wieder aufgebaut, nachdem man die Orks der einstigen Hauptstadt des Imperiums getötet oder vertrieben hatte. Wirklich erinnern konnte sich Belana nicht mehr an die Schlacht, wie wusste nur, dass sie irgendwann in die Küstenregion geflohen war, Tage bevor das Heer Rhobars gegen die letzte Zitadelle der Orks anstürmen konnte, und bei ihrer Rückkehr lediglich eine Ruinenlandschaft vorgefunden hatte. Nur die schwarz verkohlten Mauern an einigen Stellen sowie die Arbeiten an neuen Türmen kündeten von der verheerenden Schlacht, welche hier einst statt gefunden hatte. Doch auch hier wehten an den Mauern wieder die Banner König Rhobars III. und auch die Rotröcke, die durch den Ort patroullierten und zum Teil schon an der Brücke empfingen kamen ihr teilweise bekannt vor, auch wenn sie die Personen selber nicht kannte.
    "Willkommen in Faring, werte Lady", grüßte einer der Gardisten die Frau, welche in schwarzer Hose und Pollunder den Ort betrat, "Der Ort der Befreiung!"
    Eher der Ort des Abschlachtens, dachte Belana sich als sie, den Wachmann ignorierend und freundlich lächelnd, weiterging, Zumindest, wenn ich mir das ansehe, was da vorne ist...
    Sie passierte, nachdem sie die Brücke verlassen hatte recht bald einen Pass, welcher hinauf zur Feste führte und obendrein noch einen Eingang zu den Minen Farings besaß. Doch das war nicht das, was Belana sofort auffiel. Wesentlich auffälliger waren die orkischen Skelette, welche in Käfigen aufgehangen wurden, sowie die Schädel gefallener Orks, die an Lanzen aufgespießt als Mahnung und Abschreckung für Verbrecher und Diebesgesindel dem Vorbeireisenden präsentiert wurden.
    "Seid gegrüßt, holde Lady!", rief plötzlich jemand Belana zu und erst als der junge Mann sie schüchtern an der Schulter festhielt wandte sie sich irritiert dem Blonden zu, "Ich bin Taren, ein armer Barde, der nur zu gerne sein Bardenlied anstimmen würde an einem solch heroischen Ort wie diesem! Wollt ihr den Kampf des heldenhaften Templers Gor Na Jan hören, wie er hunderte von Orks fällte? Oder die feige Flucht des Feldherren Vak nachdem er in die grimmigen Augen des tapferen Sir Ulrichs blickte? "
    "Aha...", meinte Belana nur, darauf hatte sie jetzt eigentlich keine Lust gehabt. Als ob die knöcherne Darbietung der Stadtwache nicht schon geschmacklos genug wäre, erdreistete sich dieses dürre Kerlchen mit langem lockigem Haar sowie seinem verwegenen Ziegenbärtchen ihr auch noch Heldenlieder für Geld anzubieten. Am Liebsten hätte sie mit den Augen gerollt, würde sie ebenso wenig wollen, dass jemand in ihrer knöchernen Gegenwart Epen sang, die garantiert alle gelogen waren. Soweit sie gehört hatte war Vak, der damalige Statthalter von Trelis, schon längst tot als die Schlacht von Faring geschlagen wurde. Dennoch bewahrte sie ihr schüchternes Lächeln bei, wenn auch sie sich zum Gehen wandte.
    "Das heißt also, ihr habt Interesse, junges Fräulein?", fragte Taren aufgeregt und versperrte ihr in seiner Begeisterung den Weg, "Ganz kurzes Stück, holde Dame! Ich spiele für lau, ich spiele kostenlos, wenn Stück nicht gefällt! Kein Risiko! Alles tolle Heldengeschichten! Und alle wahr!"
    Jemand aus der Menge, welcher dem Schauspiel zusah, lachte. Generell war die laute Stimme des Sängers nicht zu überhören, was die Lage für Belana nicht wirklich einfacher machte.
    "Äh... also eigentlich-", begann sie zögerlich und wollte dem Blonden klar machen, dass sie kein Interesse hatte, doch in seiner Euphorie stimmte der junge Mann mit verliebten Augen schon ein Lied an, indem er mit den Fingern leicht über die Saiten seiner Laute fuhr.
    "Ausgezeichnet!", frohlockte Taren und spielte eine Melodie, die gewiss bei einem Ork nicht als Musik durchgegangen wäre, "Da ihr es seid, Madame, werde ich euch mein schönstes und längstes Heldenlied vorspielen: Der Kampf des König Rhobar III. gegen den hinterlistigen Kriegsherren Potros"
    Oh nein, bitte nicht!, dachte sie nur, doch bevor sie den Mann höflich unterbrechen konnte, stimmte er schon seinen Heldenepos an.

    "Rhobar war ein tapferer Mann,
    dem alten König treu!
    Nun hört her, was er alles kann,
    die Orks mähend wie Heu!

    Der alte König schied dahin, doch tapfer ritt er fort,
    ins dunkle, finstere Faring, weit, weit fort!
    Die Orks sahen ihn, den tapfren Mann, und pissten sich sogleich ins Hemd!
    Heyheyhey Sir Rhobar!

    Potros, dem behagte dies nicht, als Rhobar stand am Tor!
    Zertrümmert wurde es im Nu, die Orks standen davor!
    Zitternd zogen sie gegen ihn, doch der Kriegsherr sah,
    dass Rhobar seine Orks zeriss, schlohweiß wurden seine Haar!

    So zog er gegen den tapfren König und brüllte ihm entgegen:
    'Oh weißer Ritter Rhobar, zum Duell zücke den Degen!
    Ein Kampf den ich verlieren werd, doch hoff ich auf Beliars Segen!
    Heyheyhey Sir Rhobar!'

    Und Rhobar sprach, als der Schurke auf ihn zukam:
    'Oh, hässliches Scheußal, kämpfe wie ein Mann!
    Denn deine Furcht ist schwer für mich zu ertragen!
    Deshalb kannst du nur gegen mich versagen!'

    So fochten sie beide lange heroisch und voller Groll,
    doch Potros, der Verlierer, machte sich die Hosen voll!
    Gewitzt war das Monstrum bediente sich eines Tricks,
    Oh hey, Sir Rhobar, siehst du den nichts?

    Doch Rhobar der Tapfere sah die Falle kommen
    und ist dem Attentat knapp entronnen.
    Das gift'ge Messer des Potros zertrat er mühelos
    und spaltete des Bastards Schädel famos!

    Und so gewann Sir Rhobar gegen die Orks von Faring,
    entkommen war keine der feigen Bestien ihm!
    Weshalb noch heute singen die Barden:
    Heyheyhey Sir Rhob-AHHHH!!!!!"

    Obwohl die Menge, die sich um Taren versammelt hatte, sich während des schlechten Gesangs schon vor Lachen nicht einkriegen konnte, musste sie umso lauter aufjohlen vor Lachen, als Belana ihm eine Backpfeife am Ende des Liedes gab, nachdem er versucht hatte sich an sie ranzuschmiegen und sie zu betören. Der Mann heulte vor Schmerz auf und das jämmerliche Lautenspiel hörte auf, Applaus von Seiten des Publikums war zu hören, wenn auch er wohl kaum dem Heldenepos galt.
    "Eure Heldengeschichten sind wirklich unglaublich", fauchte Belana ihn für diese Belästigung an und schritt an ihm vorbei, "So unglaublich, dass ich sie nicht mal glaube! Ihr solltet lieber einen ordentlichen Beruf ergreifen anstatt Märchen zu erzählen! Ich bin bereits selbst Orks begegnet und kann euch nur sagen, dass ihr froh sein solltet, wenn sie euch nie über den Weg laufen. Könnte sonst sein, dass sie in ihrer Feigheit euch den Kopf abreißen und über einem Lagerfeuer rösten!"
    Unter Pfiffen und schallendem Lachen über die Erniedrigung Tarens, welcher in Faring scheinbar nicht wirklich beliebt zu sein schien, verließ sie den Eingang zur Stadt und lächelte erfreut auf, als sie bereits schon ein Wirtshaus auf der rechten Seite des Weges erkennen konnte nachdem sie den Schatten der kahlen Felswand verlassen hatte. Zumindest wusste sie jetzt, wo sie unterkommen würde, bevor sie gen Nordmar weiterzog.

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    Reagans Kontor, Vengard, Myrtana, Hauptstadt des Großreiches Rhobars III.

    "... und nachdem wir von dir nach dem Rückzug der Truppen nach Gotha nichts mehr hörten, hofften wir erst, du sei'st nach dem Fall der Festung bei den Rebellen in Okara untergekommen. Erst als ich später Martus kennen lernte, ..."
    Ron zeigte auf seinen Schwager, der sich neben Yared an die Tafel des Hauses gesetzt hatte.
    Der Kapitän lächelte. Er kannte Martus von früher. Der schneidige Junge von niederem Adel hatte vor Montera als Fähnrich beim Stab von Sir Roland, dem Kommandanten der schweren Infanterie von Gotha, gedient. Yared hatte den damals noch naiven und unerfahrenen Frischling oft vor ungebührlichen Frotzeleien ungehobelter Veteranen bewahrt und ihm einmal im Feld sogar das Leben gerettet, wofür ihm Martus noch heute dankbar schien und ihm sein Vertrauen schenkte.
    "... er informierte uns von dem Rückzugsgefecht auf dem Marsch nach Norden, bei dem du gefallen sei'st."
    Mittlerweile war der junge Fähnrich selbst Paladin und Hauptmann bei der Palastgarde.
    "Milord, ich möchte mich bedanken, dass Ihr meiner Familie gedacht habt.", meinte er zum Bruder der Frau seines Cousins.
    "Ach lass doch die förmliche Anrede, Yared, wir sind jetzt mehr oder weniger Verwandte."
    "Aye, Sir.", jetzt grinste der Sappeur, bevor er einen Schluck des kühlen Dunklen Paladiners aus seinem Krug nahm.
    "Was hast du die ganze Zeit getrieben, Yared? Warum hast du dich nie bei uns gemeldet?", unterbrach ihn Reagan, der etwas misstrauisch schien. Unverhohlen klang darin der unausgesprochene Vorwurf der Fahnenflucht und der Kollaboration mit. Seit Ron und Maeve geheiratet hatten, war die Engstirnigkeit seines Onkels wohl noch gewachsen. Vielleicht war es aber auch einfach nur das Alter, vielleicht auch beides.
    Yared seufzte.
    "Dazu sollte ich wohl bei eben jenem Rückzugsgefecht beginnen. Martus, wie du dich erinnern wirst, war ich damals kommandierender Sergeant bei den Marinesappeuren. Unser kommandierender Offizier, damals war das Hauptmann Gyllon, war in der Schlacht zuvor gefallen und so führte ich den Treck unserer Kompanie nach Gotha durch den Wald."
    Martus nickte, er erinnerte sich offenbar noch an den Leutinger, der damals eben so grün hinter den Ohren gewesen war wie der junge Paladin und erst kurz vor der Schlacht von Montera zum Hauptmann erhoben worden war.
    "Das Los hatte bestimmt, dass wir die Nachhut bilden mussten. Wir waren zu zwölft, mussten allerdings noch zwei Munitionswagen mitführen, weil man sie nicht im Rest des Regiments hatte unterbringen können. Lord Roald wollte damals soviel an Kriegsmaterial retten, wie er konnte."
    Ron nickte nur.
    "Ich weiß noch, wie ich diese Order überbringen durfte. Und auch nur deswegen durften wir nochmal zurück, um nach eurem Verbleib zu sehen. Wie wir alle wissen hat es ihm hinterher bei der Schlacht um Gotha nichts gebracht. Die Beschwörung des verfluchten Dämons ... Lord Roald war einer der Ersten, die im Kampf gegen diese Bestie fielen. Innos sei seiner Seele gnädig."
    "Innos sei seiner Seele gnädig.", stimmten auch Yared und die andern beiden Männer am Tisch ein.
    Der Kapitän nahm noch einen Schluck.
    "Wir waren also die letzten, die ein paar Glasen nach den anderen das Feldlager räumten..."
    Geändert von Yared (29.07.2012 um 21:23 Uhr)

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    Faring, Myrtana

    Trefft mich am Waldrand bei meiner Hütte, hatte der Jäger Belana noch am Morgen gesagt, Wir werden dann gegen Nachmittag in die Berge aufbrechen können.
    Während sie in ihrer Reisekleidung und ihrem Reisebeutel bewaffnet die Stadt in Richtung Osten verließ, dachte sie nochmal an den höflichen, jungen Jäger zurück, welcher im Gegensatz zum Sänger Taren nicht nur Manieren besessen hatte, sondern auch mit großem Interesse ihre Reiseziele vernahm. Der Schwarzhaarige, welchen ein kurzer Vollbart zierte, hatte sich ihr als Galen vorgestellt und war auch im Ort ein bekannter Jäger gewesen. Insofern fiel es ihr nicht schwer Vertrauen zu ihrem künftigen Begleiter in den hohen Norden zu fassen. Sie hatten sogar nochmal kurz zusammen über die gestrige Szene gelacht, die auch der Jägersmann nur schwerlichst übersehen konnte, weswegen ihr sein schneller Abschied durchaus schwer fiel. Nicht, dass es schon vorher Männer gegeben hat, welche Belana sympathisch gewesen sind, neben dem Wirt in Kap Dun, welcher sie warnen wollte, fiel ihr zudem noch der stille Hyperius ein, der Magier, welche sie und Lucia vor einem Feuerwaran gerettet hatte, indem er sich kurzzeitig in Sand verwandelt hatte - was wohl aus ihm geworden sein mag? - doch Galen gab ihr irgendwie das Vertrauen, was sie bisher so sehr bei anderen Männern vermisst hatte. Wenn sie ehrlich war, ein wenig verliebt hatte sie sich schon in ihn durch seine ehrliche Art.

    Umso froher war sie, als sie ihn auch am Waldesrand erblickte. Lässig winkte er ihr zu und ein wenig schüchtern lächelte sie ihn an.Als sie ihn erreicht hatte, begleitete er sie ein Stück in den Faringer Forst hinein. Durchaus eine schöne Landschaft im Sommer, die Natur hatte die Folgen des Krieges zu größten Teil überstanden. Nur diverse vom Moos überwucherten Baumstümpfe, auf welche man vereinzelt stieß, kündeten von den Arbeiten, welche die Königstreuen hier verrichtet haben mussten um das große Bollwerk einzunehmen.
    "Einst war der Wald größer", erklärte er ihr als hätte er ihre Gedanken erahnt, "doch die Königstreuen haben ganze Arbeit geleistet ihn so stark zurecht zu stutzen, dass noch bis heute eine freie Fläche den Wald von der restlichen Stadt trennt. Früher war diese Kluft kleiner."
    "Ich weiß", antwortete die junge Frau nickend, "Ich lebte selbst einst hier für kurze Zeit."
    "Ihr steckt voller Überraschungen, Belana", lachte Galen daraufhin, "Wie dem auch sei, der Ort, an dem sich meine bescheidene Jagdhütte befindet, wurde entweder von den Königstreuen ignoriert oder als nicht wirklich kriegsentscheidend erachtet. Die Hütte stammt nämlich noch aus der Zeit, als die Orks über Myrtana herrschten."
    Ihr Erstaunen ließ sich nur schwer verbergen, woraufhin der Jäger lächelnd fortfuhr.
    "Ich hab mich im Ort schlau gemacht, da ich ursprünglich nach dem Krieg aus Vengard hierher kam und stieß zufällig auf diese Kürschnerei", fuhr er weiter fort, "Ein Orkaufseher hat darin mal gewohnt und sich das Fachwerkhaus bauen lassen, keine Ahnung ob aus Luxus oder einfach nur, weil er nicht mehr in der Höhle schlafen wollte. Dieser Ork wurde auch später ein Rüstungsschmied und hatte auch hier im Wald gejagt, insofern ist anzunehmen, dass er mehr praktische Zwecke im Sinn hatte. Viele Sklaven arbeiteten auch im Wald von Faring um Holz zu fällen, weswegen eine Hütte dort ganz praktisch ist."
    "Aber... ist ein Fachwerkhaus im Wald nicht gefährlich?", fragte Belana zögerlich, sie konnte sich in ihrem Verfolgungswahn dutzende von Gefahren vorstellen, welche auch einen Ork, welcher alleine im Wald lebte zu Fall bringen würde.
    "Nicht wirklich", meinte der junge Mann und abermals lächelte er, "Man hat mir erzählt, dass die Orks sowie einige Dorfbewohner sich über den Ork lustig gemacht haben. 'Prinzessinenschloss' nannte man die Hütte teilweise, da der damalige Besitzer auch noch einen Graben ausheben ließ sowie eine Palisade um das Haus herum errichtete. Ich persönlich jedoch schätze diesen angeblichen Wahnsinn. Es lebt sich da draußen viel leichter, wenn ein Holztor den Großteil der wilden Tiere abhält und man selbst ungestört in einem Fachwerkhaus schlafen kann. Gegen einen Großangriff mehrerer Leute ist dieser Wall natürlich nicht ausgerichtet - aber Rebellen gibt es heutzutage keine mehr und das Gebäude bietet genug Platz um eine kleine Wachmannschaft darin unterzubringen. Sofern man nicht gegen das halbe Reich kämpft, kann man sich darin gegen jeden Feind verteidigen, welcher es wagt dich anzugreifen - sollte er überhaupt um den Ort wissen! Die meisten Leute in Faring haben ihn nie gekannt und diejenigen, die davon wussten haben ihn längst vergessen oder denken, dass er schon längst zerstört wurde. Doch obwohl er leicht verfallen ist - er existiert immer noch! Ein Hoch auf den damaligen Baumeister!"
    Beeindruckt sah sich Belana, als sie schließlich die Lichtung betraten, wo das besagte Gebäude standm, das leicht imposante Bauwerk an, das tatsächlich etwas Orkisches an sich hatte mit den Palisadenpfählen um es herum sowie den kleinen Graben. Flechten hatten sich bereits um das Holz gewickelt und nur schwer war das von Moos überdeckte Hausdach zu erkennen gewesen. Morsche Schädel von Menschen wie Tieren, welche einstige Orkwachen zur Abschreckung an einigen der Pfähle befestigt hatten, starrten sie mit leeren, schwarzen Augen an, während der Efeu sich in den Gruben wand um den hölzernen Wall zu erklimmen. Galen hatte offenbar nur die nötigen Holzstämme, die den Wall aufrecht erhielten ersetzt, doch nichtsdestotrotz strahlte dieser verfallene Ort auch eine eigentümliche Magie aus, welche sie gewissermaßen anzog.
    Innerlich fragte sich Belana, ob sie vielleicht doch hier bleiben sollte und mit Galen eine Familie gründen könnte. Der Jäger war anscheinend nicht verheiratet und wenn es stimmte, was er sagte, dann würde ein solcher Ort sogar Amun Ben Hamids Leute davon abhalten ihr Leid zuzufügen. Verträumt starrte sie diesen verwunschenen Ort an.
    "Es ist wunderschön...", sprach sie ihre Gedanken ergriffen aus.
    "Das freut mich", meinte Galen liebreizend, "zumindest müssen wir dann nicht mehr nach Nordmar."
    Irritiert starrte sie ihn an, doch der Jäger stieß nur einen schrillen Pfiff aus, bevor er sie mit einem entschuldigendem Blick musterte.
    Das Tor sprang sofort auf und ehe Belana sich versah, stürmten auch zwei große Männer heraus, deren eiskalte Blicke Belana nicht wirklich gefallen wollten. Doch bevor sie Galen warnen konnte, spürte sie, wie er sie festhielt und die scharfe Klinge seines Jagdmessers an ihre Kehle hielt. Sie versuchte zu schreien, doch kurzerhand stopfte einer der Hünen ihr einen widerlich nach Branntwein riechenden Knebel in den Mund.
    "Tut mir leid, mein Vögelchen", meinte der Jäger grimmig wenn auch mit bedauerndem Unterton, "aber auf deinen hübschen Kopf gibt es ein nettes Kopfgeld. Zumindest Sanjo hat dich gestern erkannt und falls dir der Name Amun Ben Hamid etwas sagt: Er würde gerne mit dir in baldiger Zeit ein Rendevouz arrangieren."

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    Wald von Faring, Myrtana, Varghashs Kürschnerei

    Noch immer flossen die Tränen aus Belanas Augen während sie gefesselt und geknebelt in der Ecke des einstöckigen Fachwerkhauses lag. Die Geschichte der Kürschnerei hatte ihr Galen trotz ihrer Gefangennahme noch weiter erzählt, wenn auch sie ihn nun abgrundtief für das hasste, was er ihr angetan hatte. Mit der Hilfe von Sklaven aus der Mine hatte der arme Ork es geschafft diesen Ort zu errichten und in Folge diverser Verhandlungen innerhalb der Aufseherschaft hatte man das Haus später auch als Ort zum Holzhacken benutzt. Diverse Materialien des Orks wie zum Beispiel ein paar Wolfsfelle sowie Schädel lagen noch immer dort auf den Tischen, doch die Halunken des Sklavenhändlers hatten teilweise auch ihr eigenes Mobiliar mitgebracht. Krüge und auffällig viele Flaschen Nordmarer Nebelgeist zierten den Tisch ebenso wie frische Nahrungsmittel, darunter auch Käse, Fleisch und andere Kleinigkeiten.
    Der Jäger erzählte ihr sogar auch, dass es hier sogar eine Arena gegeben haben soll. Der Ork habe die Sklaven immer gut behandelt, wie er von einem Mann, den Amun Ben Hamid den Orks abgekauft hatte, in Erfahrung gebracht hat und ihnen sogar in der Anfangszeit erlaubt leichtere Waffen zu führen, damit sie sich gegen die Gefahren des Waldes verteidigen konnten. Mit Holzschwertern bekämpften sie sich vor mehreren Jahren sogar gegenseitig in diesem Ring, welcher nur durch Kiesel angedeutet wurde und schon längst vom Gras überwuchert worden war, doch nach dem Weggang des Kriegers hatten die Orks die Kürschnerei als Holzfällerlager aufgegeben und das Gebäude entgültig verlassen, als die Streiter Innos unter der Führung des späteren König Rhobar III. sich der Stadt Faring vom Westen aus näherten. Nachdem die Königstreuen die Stadt wieder zurückerobert haben und Amun Ben Hamid einen guten Preis für seine Verschonung mit den Königstreuen ausgehandelt hatte, war er auch ein wichtiger Sklavenlieferant für die Orks gewesen, nisteten sich kurzzeitig Banditen in der verlassenen Kürschnerei ein.
    Durch diese Männer, welche auch Amuns Handelskarawanen überfielen, nachdem er von Sklaven auf Waffenexporte gewechselt war, wurde der dicke Assassine auch auf die Geschichte Farings aufmerksam und stellte Nachforschungen zu potentiellen Schlupfwinkeln der Banditen an. Dabei kam Galen ins Spiel, welcher sich als vorher erfolgloser Jäger aus Vengard verdingte und sich in Faring einen guten Ruf erarbeiten sollte. Mit seinem Charisma und seiner schnellen Beliebtheit innerhalb der Bevölkerung Farings, war es ein Leichtes für Amuns Südländer die Kürschnerei bei Nacht bis auf den letzten Mann auszuräuchern und sie als geheimen Schlupfwinkel zu übernehmen, ohne dass die Stadtwachen Verdacht schöpften. Bis zum heutigen Tage vermuteten sie, dass der junge Jäger entweder wie so viele Jäger eine kleine Holzhütte im Wald gebaut hatte oder des Abends nach Vengard zurückreiste und ahnten nicht, dass die Kürschnerei zu einem Aufbewahrungsort von Hehlerware geworden ist.
    Diverse Waffen von guter Qualität lagerten Galen und die beiden Diebe im oberen Stockwerk ein ebenso wie illegale Waren, sollte der Großhehler sich in Faring aufhalten.
    Er persönlich beteuerte Belana zwar zweimal, dass er bei ihrer Gefangennahme keine Wahl hatte, wenn die beiden Bluthunde sich außerhalb des Hauses aufhielten, doch sie glaubte ihm nicht. Wie konnte sie es auch? Doch die größten Vorwürfe machte sich die junge Frau eher selbst. Wie hätte sie auch glauben können, dass Amun Ben Hamid sie nach der Begegnung in Setarriff nicht nochmal wieder aufspüren würde. Sie hätte wissen müssen, dass er an einem Ort wie Faring, wo sich kurzzeitig das Zentrum seines Sklavenmonopols befand, noch immer seine Leute abgestellt hatte - doch nun saß sie hier, alleine und hilflos, diesen drei Schurken ausgeliefert und musste auf die Rückkehr des Assassinenhändlers warten.

    "Gute Neuigkeiten", meinte Galen nachdem er wieder aus der Stadt zurückkam und die Hütte betrat wo Sanjo und der andere Hüne bereits auf ihn gewartet hatten, "Unser Kontaktmann hat den Brief angenommen und wird ihn für 25% Beteiligung am Gewinn zum Boss schicken. Leicht verdientes Geld für so einen hübschen Besuch wie unsere Kleine, würd ich sagen!"
    Seine Gefährten lachten, während sie am Liebsten vor Scham im Boden versunken wäre. Doch zu ihrem Entsetzen war das noch nicht alles gewesen. Statt sich einfach zu seinen Freunden zu setzen, fummelte er schließlich in ihrem Reisegepäck herum und fand schließlich neben dem Satinkleid noch etwas anderes, was ihn wesentlich zufriedener stimmte. Triumphierend hielt er Belana den Meteoritenerzbrocken unter die Nase.
    "Ich würde sagen, unsere kleine Maus macht uns aber noch ein wenig reicher", meinte er schließlich, den Brocken sinnierend musternd, "Das ist zwar nicht unbedingt viel Geld... aber da ich so einen Erzbrocken noch nie zuvor gesehen habe, müsste da durchaus wesentlich mehr dafür rausspringen als für einen läppischen Erzklumpen. Wieso schleppen wir solch wertvollen Tand mit uns herum? Wollen wir ihn verkaufen?"
    Vehement schüttelte sie den Kopf, während ihr noch mehr Tränen in die Augen stiegen. Am Liebsten hätte sie ihm entgegen geschrien, dass er den Erzklumpen verkaufen sollte, doch der Knebel in ihrem Mund ließ sie kein Wort hervorbringen und umso verräterischer war ihr furchtvoller Blick in diesem Moment.
    "Oh, interessant...", murmelte der Jäger zufrieden, während die beiden Südländer nur lachten und sich wieder dem Würfelspiel zuwandten, "Ich würde sagen, dass das Ding dir etwas bedeutet. Insofern... was hältst du von einer gemeinsamen Nacht zusammen, wenn ich diesen Klumpen nicht verkaufe, Belana."
    Seine Stimme hatte sich zu einem Flüstern senkt, während er langsam mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Sie wimmerte leise und schloss gequält die Augen.
    "Nun... wenn das so ist", meinte er wissend und freundlich, während er zärtlich ihre Wange streichelte, "dann schau ich mal, was ich anstelle des Klumpens heimlich verkaufe. Ich werte das mal als ein Ja, meine Süße. Wenn der Barde das nur wüsste... es würde den armen Kerl vor Neid in der Luft zerreißen!"

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    "Wie war das? 'Wir wollen nur noch geschwind die Runde zu Ende spielen.'?"
    Yared, die Zügel in der einen, die Bogenpeitsche in der anderen, schien sichtlich genervt. Da die Reste dieser Marinepionierkompanie weder Hauptmann noch Leutinger hatten, hatte man ihn vorübergehend zum kommandieren Sergeant gemacht, wie ein Unteroffizier mit den Befugnissen eines Leutingers in des Königs Armee geheißen wurde, was gerade unter seinen Untergebenen Anlass zu einer Art seltsam respektvollem Spott bot.
    Wenigstens die beiden Kaltblüter vor dem Planwagen machten, was sie sollten.
    "Aye, Sergeant."
    Stummel, der neben dem Unteroffizier auf dem Kutschbock saß und seine Armbrust nachlud, grinste breit, bleckte dabei seine unvollständigen Zahnreihen.
    "Und was sollte dann die Sache mit dem Brathähnchen?"
    "Es muss knirschen beim Draufbeißen, sonst ist es nicht recht durch, Sergeant.", belehrte er seinen Vorgesetzten schelmisch.
    "Stummel, wenn du Hanswurst von einer Kompaniefleischwanze nicht gleich die Luft anhältst, werd' ich Linara ausspannen und dich an die Kandare nehmen! Wenn du den Wagen mit deinem großen Maul den Burgberg von Gotha hochziehst, wird dir das feisten Grinsen schon vergehen."
    Zügig, gerade so dass der halbe Zug vor ihnen Marschtempo halten konnte, bewegte sich die kleine Kolonne durch die Wälder westlich von Montera. Die Stadt war vor nicht ganz einem Tag von den Orks genommen worden, die Lage dementsprechend verzweifelt. Doch was ein rechter Soldat war, der flüchtete sich in den Moment und in Galgenhumor. Der Strick, herausquellende Gedärme oder die aufgeschlitzte Kehle kamen früh genug.
    "Hörst du, Junge? Das sind die einfachen Worte eines wahrhaftigen Majors. Und sie sind wirksamer als die Androhung von Spießrutenlauf und Standrecht, mein Junge. Glaub's nur dem alten Nasenlos", konnte man nun den Veteran vernehmen, der den zweiten Wagen führte, während er den jungen Hake belehrte, der aufgrund seiner Verletzung in den Wäldern immer noch nicht recht laufen konnte. Immerhin hatte er das Fieber überstanden und war soweit über dem Damm, eine Armbrust halten zu können.
    "Ruhe auf den billigen Plätzen!", brummte Yared laut genug, dass alle es vernehmen konnten.
    Er musste diesen Sack Flöhe beschäftigen. Der Sergeant wusste ja selbst, wie hilfreich es war, sich mit Blödeleien ein wenig Mut in einer so aussichtslosen Situation zu machen, und er erkannte durchaus die Notwendigkeit, etwas gegen die Auswüchse, aber auch den Grund zu unternehmen.
    Der Sappeur gönnte sich erst einen Schluck aus seinem Wasserschlauch, dann nahm er die Peitsche wieder auf und rief er nach vorn zu seinem provisorischen Stellvertreter: "Kröte!? Ein Lied!"

    "Nach gut zwei Glasen kamen sie dann aus dem Nichts. Sie hatten uns aufgelauert. Es waren Orks ,eine ganze Meute, und sie hatten die Straße mit einer Falle präpariert, ein Stamm der an Seilen unter einem Baum hervor geschwungen kam, meinen Planwagen umwarf und mich darunter begrub. Sie erschlugen alle, selbst die Pferde."
    Die Kerzen flackerten. Yared unterbrach seinen Erzählung um seine Kehle anzufeuchten.
    "Ich hatte mir bei dem Sturz kräftig den Schädel angeschlagen und lag bewusstlos mit mehreren angebrochenen Rippen unter dem Wagen. Als ich wieder zu mir kam, war alles schon vorbei. Dank Innos' weiser Fügung hatten sie mich wohl für tot gehalten."
    Dies war die Stelle an der von der Wahrheit abgewichen war. Bis auf die Rippen war vieles anders gewesen.
    In Wirklichkeit war der Wagen nicht auf ihn gestürzt, sondern sowohl er, als auch Stummel hatten geistesgegenwärtig abspringen können. Er hatte das ganze Gemetzel mitbekommen, hatte selbst einen Ork erschlagen, bevor man ihn niedergestreckt hatte. Ein Schlag mit einem Schild hatte ihm die Sinne geraubt.
    Später war er in einem Berg Leichen aufgewacht und hatte sich in den Wald geschleppt. Tage lang hatte er dahinvegetiert, bis ihn Ashlan und das Fahrende Volk gefunden hatten. Der Rest war Geschichte.
    "Geweckt wurde ich vom spitzen Schrei einer jungen Frau, die allein die Straße entlang geirrt kam. Sie war kaum achtzehn Winter alt und am Ende der Belagerung aus Montera geflohen. Ihre Eltern und Geschwister waren von plündernden Söldner abgeschlachtet worden. Ich rief nach Hilfe und sie hörte mich, half mir mich zu befreien und wir versteckten uns in den tieferen Wäldern."
    Geändert von Yared (03.08.2012 um 02:17 Uhr)

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    "Aber warum bist du dann nicht nach Gotha gegangen?", fragte Ron, "Dort hätte dir doch sicher ein Heiler helfen können."
    "Ich hätte es in meinem Zustand nicht bis Gotha geschafft.", entkräftete Yared das Argument seines Cousins halbwegs.
    "Und warum hast du nicht gewartet? Wir kamen nur einen halben Tag nach dem Scharmützel.", wandte Martus ein.
    "Sei ehrlich, Martus. Niemand von uns hätte in dieser Situation mit einem Suchtrupp gerechnet, der mit großer Sicherheit den auf Gotha vorrückenden Orks in die Arme gelaufen wäre. Lord Roald war ein großer Krieger und Paladin, aber ein großer Stratege, wie General Lee, Sir Roland oder Lord Hagen war er nie. Die ganze Aktion, nur wegen zwei halb vollen Planwagen, hätte schlimm ins Auge gehen können."
    Der Paladin nickte verständig und wendete sich wieder seinem Bier zu, während er weiter zuhörte.
    Yared wischte sich den Schaum aus dem Bart.
    "Saoirse, so hieß das Mädchen, pflegte mich, so gut sie konnte, und wir fanden Gefallen aneinander, sodass es letztendlich auch zu dem kam, was irgendwie kommen musste. Wir landeten gemeinsam im Moos und sie wurde schwanger. Wäre das nicht passiert, hätte ich mich wohl nach meiner Genesung mit ihr bis nach Vengard oder zur Küste durchgeschlagen. So aber musste ich an sie und das Kind denken und beschloss einen Bauernhof, nahe Trelis aufzusuchen. Der alte Bauer und seine Frau nahmen uns auf und gaben uns zu essen, bis ich gesund war und danach noch, bis das Baby auf die Welt kam. Doch dann reichte der karge Rest, den Vak seinen Bauern zum überleben ließ nicht mehr aus und wir zogen in die Festungsstadt, wo ich schließlich Anstellung bei einer Reederei fand."
    Der Kapitän unterbrach seine Rede abermals um zu trinken, ehe er fortfuhr.
    "Bevor ihr mich jetzt fragt, warum ich nicht zum Rebellenuntergrund in Trelis ging, muss ich euch darauf hinweisen, dass ich als Seemann arbeitete. Sie hätten mich garantiert zum Schmuggeln benutzen wollen, doch das konnte ich nicht riskieren. Der Ältermann der Schifffahrtskompanie machte Geschäfte mit den Orks und hätte nicht gezögert mich anzuschwärzen, wäre irgendetwas herausgekommen. Ich hatte Frau und Kind. Im schlimmsten Fall hätten sie mich nicht einfach nur hingerichtet. Nein, Vaks Leute hätten sie als Geiseln genommen, um mich zu erpressen, die Rebellen zu verraten. Das war es mir, bei aller Treue zu König und Vaterland nicht wert. Innos selbst hätte mich aufgrund solchen Handelns verstoßen."
    Reagans Augen waren zu Schlitzen geworden. Er kannte den Ausdruck. Etwas brannte Yareds Onkel auf der Seele.
    "Onkel?"
    "Du sagtest 'Ich hatte Frau und Kind.'. Wo sind sie?"
    Yared sah auf einem Saoirse und Núria vor sich. Auch wenn er gelogen hatte, hatte doch alles einen wahren Kern.
    Noch einmal fühlte er Wehmütigkeit, Trauer. Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Ein tiefer Schatten legte sich über sein gesenktes Haupt.
    "Sie starben am Fieber, während der Rattenplage von Trelis, ihr hörtet sicher davon. Auch mein Arbeitgeber starb wenig später im Feuer, das Vak selbst gelegt haben soll, ehe man ihn umbrachte."
    Die anderen drei Männer schwiegen betreten, sahen sie doch hier die wahre Trauer eines Vaters um seine Familie.
    "Ich war währenddessen auf Reisen. Als ich wieder kam, wehten rote Banner über Trelis und uns erreichte die Nachricht, dass Bakaresh gefallen sei. Meine Frau, mein Kind, beide waren schon Monde zuvor begraben worden. Bei Beliar, ich war nicht da, um ihnen beizustehen, um mich zu verabschieden. Ich weiß nicht einmal, wo man sie verscharrt hat."
    Echter Zorn stahl sich in echte Trauer, auch wenn der Zorn eher auf die Ratte gerichtet war, die Saoirse und ihre - seine Tochter so einfach geopfert hatte.
    Yared nahm einen gewaltigen Schluck um seine Kehle von dem Kloß und sein Gemüt aus den Fängen der Erinnerungen zu befreien.
    "Ich bin nicht stolz darauf, was ich dann tat. Ich versoff meine Heuer. Ertränkte mich in Alkohol und Sumpfkraut. Ein Glück, dass ich nicht genug Geld hatte, um mich ständig zu betrinken, sonst wäre ich wohl zum Säufer geworden."
    Yared wusste genau, dass er niemals hätte zum Säufer werden können, selbst in so einer Situation nicht, er hätte sich vielmehr in Arbeit gestürzt - natürlich erst nachdem er in Selbstmitleid zerflossen wäre, wie damals als Benjen gestorben war.
    "Vor einigen Monden endlich konnte ich mich dazu aufraffen, an die Zukunft zu denken und an die Familie, die mir möglicherweise noch geblieben war. Ich ging nach Montera und suchte euch.", sinnierte der Sappeur.
    "Warum hast du nicht früher Kontakt aufgenommen?", fragte Ron voreilig, "Wir hätten dich aufnehmen können, Gesellschaft für Saoirse und deine Tochter sein können. Sie wären nicht an der Seuche gestorben."
    Yared lächelte traurig.
    "Wolltest du das wirklich? Die Orks hatten Rekrutierungslisten, die wussten, dass ich Soldat war. Was haben sie mit denen gemacht, die Soldaten oder Rebellen in ihren Häusern versteckten, Ron? Was hat man mit ihnen gemacht?"
    Es war eine rein rhetorische Frage. Jeder wusste von Kans Säuberungsaktionen gegen potenzielle Rebellen - in Montera, in Faring, in Trelis und selbst im Militärhafen Kap Dun.
    "Außerdem hättest du nicht so zu Martus und Maeve fliehen können mit einem Kleinkind in der Familie."
    Martus leerte den letzten Rest seines Bieres.
    "Was hast du vor, Yared? Was gedenkst du, jetzt zu tun?"
    Diese Frage hatte sich auch Yared schon mehrfach gestellt, seit er hier bei seiner Verwandtschaft saß und sich ein Leben ohne Waldvolk zusammendichtete.
    Was wollte er? Was wollte er hier?
    "Ich habe keine Ahnung, Martus, bei den Göttern, ich habe keine Ahnung.", sagte er ehrlich.
    "Nun gut, es ist spät.", Reagan erhob sich vom Kopf der Tafel, "Lasst uns die Betten aufsuchen. Morgen ist der Tag, an dem wir anfangen können Yareds Zukunft zu planen."
    Ron grinste. Yared lächelte müde.
    Mehr wegen echter Müdigkeit. Die Erinnerungen an die wahren Tragödien seines Lebens waren ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwunden, wie sie aufgetaucht waren, während er sein überlebensnotwendiges Seemannsgarn gesponnen hatte.
    Jarved de Maradras wurde immer noch gesucht und seit Okara damals galten die Waldläufer als vogelfrei.
    Es würde nicht einfacher werden ...
    Geändert von Yared (03.08.2012 um 01:18 Uhr)

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    Küste, südlich von Faring

    Das bizarre Paar von Ork und Schwarzmorra wartete bereits den gesamten Tag auf den schrulligen Kapitän und würde es seine Ruhe, die er für die Meditation benötigte nicht stören, würde er wie der Orak sich durch wuchtige Schritte, die im Takt in den sandigen Boden gerammt wurden, beginnen Meilen im Kreis zu laufen. Der Kapitän erlaubte sich wirklich viel Zeit, wahrscheinlich würde er erst morgen da sein und seinen Rausch ausschlafen müssen. Aber wer konnte es dem alten Mistkerl schon verübeln, wenn er solche Gesellen wie Noxus und Rok Shar in einem kleinen Schiff über das Meer setzte.
    Trotzdem schmerzten dem Schwarzmagier die Glieder und er beschloss sich zu dem Wald aufzumachen, der bereits von der Küste aus sichtbar war. Faring zu betreten war bereits ausgeschlossen, sie waren sich einig, auf die Feuermagier zu verzichten. Das Rauschen des Meeres wurde vom dichten Wald verschluckt und nach einigen Tagen auf dem Meer fehlte ihm das.
    Beinahe. Letztendlich war seine Melodie des Lebens die Stille.

    Er war nun eine gute halbe Stunde tiefer in den Wald marschiert, immer darauf bedacht Morras auszuweichen und keinen Goblins in die Fänge zu laufen, er hatte jetzt keine Lust darauf sich von irgendjemanden plagen zu lassen. Doch stellte der Gott der Finsternis seine Geduld auf die Probe, denn gerade als er beschlossen hatte umzukehren, um sich nicht zu verirren, erblickte er eine Hütte. Eventuell ein einsamer Jäger oder Alchemist, wahrscheinlich ersteres, beim genaueren Betrachten fielen ihm Felle auf, die an die Holzwände genagelt wurden. Von Neugier angezogen, fuhr ihm ein heftiger Gestank von Schweiß und starkem Alkohol in die Nase, sodass er meinte gleich auf den kargen Waldboden zu fallen, so schwer hing der Duft in der Luft. Stimmen. Ein Schluchzen. Vom Geh-schritt eines Reisenden begann er sofort in die schleichende Position zu wechseln, nicht alles hatte er von Früher verlernt - Die Wildnis war eine gute Lehre gewesen, wenn auch eine der Strengsten.
    Obwohl der Wald und der kühlenden Winde die Laute zu ihm trugen verstand er nichts, nur Wortfetzen. Dann verstummten die nun eindeutig verschiedenen Stimmen. Vielleicht hatte man ihn entdeckt?
    Sein Herz blieb stehen, als seine Robe an einem Strauch hängen blieb und zurück federte. Wieso hatte er sich überhaupt umgezogen, wenn sie Faring doch meiden wollten, sowie jede weitere, größere Siedlung.

    Nach kurzem Ausharren atmete er tief aus und versuchte erneut sich geräuschlos der Hütte zu nähern. Jemand musste geknebelt worden sein und mit dem Gesicht in einem Kissen liegen, der summende Ton war nicht zu überhören. Ein Stuhl kratze über den Boden, ein Husten und kurzes Lachen folgte. Noxus rechnete mit drei Personen, vielleicht hatte man jemanden entführt? Oder es waren einfache Jäger, die sich einen guten Schluck nach einem erfolgreichen Fang genehmigt hatten und er bildete sich das nur ein.
    »Nur einmal hinein-luken ...«, flüsterte das Weißauge lautlos und wagte einen kurzen Blick durch ein kleines Fenster auf Bauchhöhe. Der Raum war nur von einer Seite beleuchtet, dort saßen zwei Halunken am Tisch. Sie blickten mehrmals in die Ecke, die Noxus nicht sehen konnte, allem Anschein nach war dort noch jemand. Doch das dreckige Grinsen der Banditen sprach Bände - Als ob sich dort eine Dame nackt präsentieren würde. Wieder hörte er eine erstickte Stimme und könnte schwören, sie wäre weiblicher Natur.

    Aber was interessierte ihn das? Selbst wenn er die beiden Halunken überwältigen könnte, warum sollte er dieser Person helfen wollen? Am Ende war sie die Gattin eines Paladins und er würde eher am Galgen hängen, als ihm lieb war. Doch was wenn sie eine Schwarzmagierin war, die durch Zufall überwältigt und gefangen genommen wurde? Ob nun Abschaum oder Verbündete, ein schneller Tod durch seine Klinge wäre sicherlich für alle beteiligen besser - Außer den Banditen, selbstverständlich. Ohne weiter zu philosophieren, ballte er seine Hände zu Fäusten, öffnete seine rechte und ließ eine Schattenflamme in Größe eines Schädels auf seiner Handflächen brennen. Mit der anderen stieß er die schwere Tür auf, sodass die kleine Hütte erschütterte. Doch anstatt wie geplant zu brüllen und so den Schockmoment zu nutzen, wurde er plötzlich eiskalt. Als hätte man ihm jegliche Motivation und Emotion aus dem Leibe gesaugt und nichts weiter als Hass hinterlassen. Das hatte er oft gefühlt, für einen kurzen Moment fuhr ihm die Schneelandschaft vor Augen, sein Blut das langsam dem Boden entgegen tropfte und höhnisches Gelächter.
    Doch dieses Mal lachte niemand - Einer der Banditen war vom Stuhl gefallen, der andere hatte einen kurzen Dolch gezückt, war jedoch sichtlich verängstigt. Das wäre er sicherlich nicht, wenn er um die wahre Macht des Weißäugigen wüsste, doch genau das war Noxus' Trumpf.

    Der gefallene Tölpel blickte hinter ihn und warnte den Schwarzmagier, ein dritter Halunke erhob sich aus der Hocke und war weniger verstört, als die Kartenspieler.

    »Was willst du hier? Verschwinde! Sofort!«, auch dieser zog eine kurze Klinge und richtete sich dem Schwarzmagier entgegen. Instinktiv warf er die Flamme in der Rechten auf den größten Feigling, welcher wie ein abgestochenes Schwein anfing zu schreien und sich sofort auf den anderen stützte. Der Anführer dieser Halunken nutze den Moment des Chaos besser, als es Noxus erwartet hatte und stach Richtung Brust zu, traf allerdings nur seinen linken Oberarm.
    Knurrend riss der Schwarzmagier sich seine Kapuze vom Schädel, packte mit seiner Rechten den Bandit fest an seiner Schulter und blickte ihm mit seinen weißen Augen in die Seine. Während die Angst, wie flüssiges, heißes Metall sich in den Venen des Halunken ausbreitete, vergrößerten sich die Pupillen und er verzog sein Gesicht zu einer Fratze. Bevor dessen Herzschlag einen gefährlichen Grad erreichen konnte ließ Noxus ihn los - Der Bandit nahm die Beine in die Hand und rannte als sei Beliar selbst hinter ihm her gewesen.

    Erleichtert stellte er fest, dass auch die anderen Beiden die Hütte bereits verlassen hatten und ließ sich auf einem Stuhl nieder, um die Geschehnisse zu sortieren. Die beißend brennende Wunde spürte er erst, als ihm der salzige Schweiß hinein ran - Sofort begann er sich auszuziehen, um die Wunde zu inspizieren und zu verarzten, soweit seinen bäuerlichen Kenntnissen über erste Hilfe überhaupt von Nutzen waren. Die Person, die im Schatten kauerte, bemerkte er gar nicht.

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    Belana ist offline

    Wald von Faring, Myrtana, Varghashs Kürschnerei

    Belana spürte, dass etwas anders war. Irgendetwas war passiert - doch sie konnte nicht deuten, ob es von guter oder schlechter Natur war.
    Ihr war als wäre sie soeben aus einem wahren Albtraum aufgewacht, einen Traum an den sie sich nur noch nebulös erinnern konnte und den sie größtenteils verdrängt hatte. Doch dieser Traum war eine lange Zeit ihrer erneuten Gefangenschaft. Die Häscher Amun Ben Hamids hatten sie vermutlich seit mehr als einer Woche in ihrer Gewalt gehabt, wenn nicht sogar länger - wirklich sagen konnte sie nicht wie viel Zeit vergangen war, seitdem Galen sie in die Hütte gelockt hatte.
    Alles was sie wusste war, dass sie halbnackt in der Ecke des Hauses lag und ein unheimlicher Fremder gerade ihre Peiniger vertrieben hatte. Jedoch konnte sie nicht sagen, ob dieser Mann es getan hatte um ihr zu helfen oder ob er gar Schlimmeres mit ihr anstellen würde, sollte er sie in ihrem geknebelten Zustand entdecken. Erinnerungen an den Schamanen stiegen wieder auf und trieben ihr die Tränen in die ohnehin geröteten Augen auf - sie erinnerte sich wieder, dass sie nächtelang geweint hatte -, weswegen es vielleicht nicht überraschend war, dass sie in diesem Moment leicht schluchzen musste.
    Sie hielt sofort den Atem an.
    Der Mann, welcher noch immer in der Hütte war, hatte sie bestimmt gehört. Bestimmt hatte er das, sie merkte wie er beim Reinigen seiner Wunde kurz verharrte. Gleich würde er sie entdecken - und Schlimmeres mit ihr anstellen? Denn wie wahrscheinlich war es, dass sie jetzt, nach all dem, was sie in ihrem kurzen und unglücklichen Leben durchmachen musste Hilfe von einem Fremden erhalten würde?

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