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    Provinzheld
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    Cotton Gray ist offline

    Kurz vor Lago

    Die Maera glitt stetig durch die Wellen und nahm das andauernde Brausen der anbrandenden Wellen gelassen hin. Die Söldner hatten das Schiff in Vengard verlassen und eine leicht angesäuerte Vida zurückgelassen, die sich mit einem neuen Satz Pfannen für die Kombüse jedoch beschwichtigen ließ. In Vengard wurde die Crew darüber informiert, dass die Sölder aus Khorinis keine Abholung mehr benötigten, da der Krieg in Myrtana schon verfrüht angerollt war, und Tod und Zerstörung dort hinterließ wo er es als sinnvoll erachtete. Die Mannschaft nahm es gelassen. Ein weiterer Trip über den Ozean barg mehr Gefahren als klimpernde Goldmünzen in sich, von daher wurde beschlossen, die kriegerischen Gebiete hinter sich zu lassen, und das mehr oder weniger friedliche Lago anzusteuern. Orks und verruchte Gestalten waren schon längst keine Besonderheit mehr für sie. Ebenfalls lagerten sie noch vor kurzem an diesem Ort und wussten um die Geldgier der Händler dort. Ein paar geschickt gewählte Einkäufe und man hatte sich das Recht der Gastfreundschaft erstanden.
    Cotton kaute auf dem Mundstück der Pfeife, als er zusah, wie die Maera sich langsam dem minimalistischen Hafen der Stadt näherte. Genau ein langer Anlegesteg war vorhanden und konnte nur mit dem kleinen Beiboot angesteuert werden.
    "Sieht ruhig aus", raunte der Kapitän und rückte sein Glasauge zurecht und erinnerte sich bei denen, im Fackelschein erstrahlenden Bauwerke an die ausführlichen Passagen über den Gott Beliar, die er in dem Buch gelesen hatte, welches nun in seiner Manteltasche ruhte. Eine mysteriöse und verlockende Aura hatte der Gott der Dunkelheit in jedem Fall. Er besaß Macht und konnte ungeahnte Kräfte verleihen, doch zu welchem Preis?
    "Kapitän?" Tayon sah zu ihm aus dem Beiboot hoch und forderte ihn auf, einzusteigen.
    Geändert von Cotton Gray (10.11.2010 um 18:10 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Mhukkadin
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    Mhukkadin ist offline

    Mora Sul

    "Mach die Ladung hier fester, die soll ja beim ersten Sandcrawlerübergriff nicht gleich vom Tier fliegen. Sohn der Unachtsamkeit, sieh dir lieber alles noch mal an, nicht dass mir kurz hinterm Stadttor alles davonsegelt!", schalt Mhukkadin den Jungen, der im Dienste eines Tuchhändlers die Stoffballen auf die Tiere packte. Den ganzen Tag war der Händler durch die Stadt gelaufen und hatte sich den Mund fusselig geredet nur um nach allen Regeln der Kunst seine Karten auszuspielen, um am Ende mit dem meisten Geld aus dem Geschäft auszusteigen.

    In Mora Sul fühlte er sich zu Hause, es war ein Ort, den er getrost Heimat nennen konnte, denn es war ein Paradies für Händler aller Art. Natürlich brachte der Glaube an Beliar und die manchmal zu ruppige Art mancher geschäftspartner einen bitteren Nachgeschmack, doch alles in allem könnte sich der Mann ein Leben in der Großstadt nur zu gut vorstellen und wäre er nicht so ein Rumtreiber, dann würde er hier wahrscheinlich seinen Wohnsitz errichten.

    Doch er war nun mal ein Rumtreiber und deswegen würde er jetzt aus der Stadt maschieren, im Gepäck drei Esel die alle bis obenhin bepackt waren mit Stoffen und Nahrungsmitteln, und dann direkten Kurs auf Al Shedim nehmen, um so schnell wie möglich wieder dort anzukommen und seinen Freund Xiado zu treffen.

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    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Lago, Taverne

    Man spürte, dass das Land auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Trelis in den triefenden kalten Klauen des Herbstes gefangen war. Die Nächte in Lago waren merklich kühler als im Sommer. Das die Orks in Midland auf dem Rückzug waren, merkte man hier in der südlichsten Provinz des ehemaligen Orkischen Imperiums von Myrtana, kaum. Moltok war wohl der Vernünftigste Statthalter südlich der Nordlande und das sah man dem kleinen Städtchen auch an, es gedieh und florierte in angemessenem Rahmen.
    Yared war üebr die Steinwurzelbucht gereist und hatte in den frühen Morgenstunden mit seinem Boot angelegt, jetzt wartete er in der Taverne auf Cotton und genoss seinen Tee, als sich ein kleiner Mann mit viel zu großem Strohhut an die Tischkante schob.
    "Was erspähen die alten Augen des Dieners Adanos'?"
    Yared hob den Strohhut an und blickte in die leuchtenden goldenen Augen des Wandermönchs und in ein breites Grinsen.
    "Meister Arvideon.", resümierte er.
    "Kein anderer steht vor dir, Yared."
    Der alte Gnom hopste auf die Bank und goss sich auf ihr stehend heißen Tee in einen Becher. Dann setzte er sich.
    "Arvideon hörte, von euren großen Taten in Vengard."
    "Rühmlich waren sie nicht ..."
    "Nein gewisslich nicht. Dennoch, weiß der Wandermönch zu sagen, dass sie die nötige Verzögerungen verursacht. Nötig für die Zukunft."
    Der Kapitän nahm vorsichtig einen Schluck, um sich die Zunge nicht zu verbrennen.
    "Du weißt wieder mal mehr als ich. Was hat I nadhor vor?"
    "Die Ratte? Die Ratte sieht nur, was Arvideon sieht, sieht was auch die Götter sehen. Nur der König in Vengard, er ist blind. Wir leben in einer Zeit des Wandels. Abermals erleben wir einen Siegeszug Innos' und einen Rückzug Beliars, wie ihn Arvideon schon vor vielen Jahren gesehen hat. Die Waage der Welt kippt schnell. Die Waagschale Midland füllt sich mit dem Vormarsch der Streiter des Feuergottes. Adanos und seine Diener sehen es mit Bedenken, wenn sie es den sehen."
    Yared dachte nach, leise vor sich hin murmelnd.
    "Werden sich die Diener des Gleichgewichts dem Vormarsch entgegenstellen?"
    Der Zwerg stellte den Becher mit seinen runzligen Händen zurück auf den Tisch, die Beine hoch über dem Boden baumeln lassend. Er wiegte den Kopf.
    "Die Zukunft des Waldvolkes ist ungewiss. Gewiss ist nur, dass die Natur ihre Hüter erhalten wird, doch sie werden sich verstecken wie sie es immer tun. Arvideon sagt in seiner Weisheit, dass es mehr als ein Gleichgewicht zu hüten gibt."
    "Und das Volk der Wüste?"
    Der Mönch zuckte mit den Achseln und nippte an seinem Tee. Dann fuhr er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    "Die Nomaden sind dünn gesät in diesen Tagen und die Priesterschaft Adanos' mag noch nicht bereit sein ihre gemeinsame Vergangenheit mit den Feuerpriestern zu überwinden ... aber wer weiß? Arvideon denkt, dass die Streiter und Diener des Wassergottes sich früher oder später doch gegen Innos wenden werden und so lange heißt es abwarten und Kräfte sammeln, damit alle bereit sind ihrem Schicksal entgegenzutreten."
    "Was hast du vor?"
    "Nach Silden führt der Weg den Mönch und dich und dann ..."
    "... dann?"
    "... dann mag sich der Nebel weiter heben und der Weg sich zeigen."
    Yared schnaubte leicht ungläubig und nahm einen Schluck.

  4. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #324
    Provinzheld
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    Cotton Gray ist offline
    Mit schweren Ruderschlägen näherte sich das Beiboot dem Steg, der menschenleer und unbeleuchtet vor ihnen lag. In dem schwachen Licht des Mondes näherte sich die paar Mann, die sich für den Landgang entschieden hatten, der Anlegestelle und begrüßten Lago aufs Neue.
    "Hoffentlich haben wir hier für ein paar Tage unsere Ruhe."
    "In jedem Fall weiss ich, dass ich mir meine Mahlzeiten lieber bei Vida abholen werde, als bei diesen Hafenkneipen hier. Hatte letztens eine Fischkopfsuppe... brrr, da schüttelts mich jetzt noch. Ich meine, die Gräten haben mich kaum gestört, nur diese moderige Geschmack. Ich stank stundenlang aus dem Maul, wie ein toter Aal."
    "Daran kann ich mich noch erinnern", lachte Cotton und war selbst überrascht, wie laut seine Stimme von den umgebenen Felswänden widerhallte. Ein Ork steckte seinen Kopf aus einem Fenster, nahm sie wahr und zog sich wieder zurück. Er schien weder Lust auf Streiterei noch ein Willkommensständchen zu haben.
    "Lasst uns eben schauen, was die Spelunke zu bieten hat, dann können wir für die Crew was mitnehmen."
    "Aye", sprach Tayon und blickte missmutig auf den verrottenden Körper einer Katze, der lieblos neben einem Strauch lag. Er lenkte das Licht der Fackel wieder auf den Weg, bis das alte Holzschild der Gaststätte in Sicht kam. Warmes Licht drang durch die Fugen nach Draußen und lud zu einem gemütlichen, kalten Bier ein. Als sie die Tür öffneten rochen sie es sofort. Jemand ließ seine Pfeife qualmen und das nicht zu wenig. Beinahe als würde er sie erwarten, saß Yared zusammen mit einem kleinen Mann an einem Ecktisch und blickte erfreut zu ihnen rüber.
    "Spät seid ihr", eröffnete er das Gespräch und stand auf um Cotton und die anderen fünf zu begrüßen. Ohne Umschweife stellte er den kleinen Mann als ihr Handelspartner in Varant vor, Arvideon genannt.
    "DAS ist Arvideon? Wem zum Henker haben wir dann in Al Shedim unsere Ware verkauft?", brauste Cotton los und schaute den kleinen Kerl mit schiefem Blick an.
    "Ehm... bestellt euch erst Mal was, dann setzt euch. Dann klären wir das."

  5. Beiträge anzeigen #325
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Lago, Taverne

    Nachdem Getränke, Brot, Braten und Käse aufgetragen worden war, versuchte Yared seinen ehemaligen Steuermann aufzuklären.
    "Arvideon ist einer meiner Kommissionäre. Er hat die Waren in meinem Namen verkauft und der, dem du sie übergeben hast, war der Käufer. Du siehst, Cotton, es hat alles seine Richtigkeit."
    Der kleine Gnom schlürfte immer noch genussvoll heißen Tee.
    Cotton war nicht unbedingt begeistert, aber auch nicht mehr derart entgeistert.
    Nach einem kurzen Austausch über das Wetter auf dem Myrtanischen Meer und die aktuelle Lage an Bord der Maera, sowie einigen Bissen deftigen Essens, fragte Tayon in die Runde: "Und was haben wir vor?"
    Der Ältermann nahm seine Pfeife aus dem Mund.
    "Wir müssen heute Nacht noch nach Silden."
    Der Kapitän der Maera nickte nur. Sie packten das restliche Essen ein, zahlten und verließen die Taverne in Richtung Landungsbrücke.
    Der Nachthimmel war bewölkt aber es war trocken und roch nicht nach Regen - gutes Segelwetter. Sie würden zügig voran kommen.

  6. Beiträge anzeigen #326
    Kämpfer Avatar von Favril
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    Favril ist offline

    Das war's

    Das war nun also das Ende. Hatte er sich nun selbst gefunden? Wohl eher nicht.
    Immer öfter hatte er nicht einmal mehr die Kraft weiter zu laufen und schließlich war er einfach liegen geblieben. Die Atmung ging immer flacher und dann öffnete Favril ein letztes Mal die Augen.
    Er sah Sand und Himmel, die Grenze war sehr verschwommen. Irgendwo hörte er Vögel kreischen, sonst war er ganz allein.
    Wusste er, dass er nun sterben würde? Ganz sicher nicht, denn er wusste gar nichts mehr.

    Letztendlich fühlte es sich so an, als ob die Wüste ihn verschlang.
    Er war nun also wieder mit seiner Familie vereint, doch auch das war Favril nicht bewusst. Es gab kein Bewusstsein mehr. Es gab nichts mehr.

    Es gab ihn nicht mehr, Favril war tot.

  7. Beiträge anzeigen #327
    Krieger
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    Lair ist offline
    Statt der eisigen Kälte des nahenden Winters spürte der Dieb die bekannte, wohltuende und wärmende Hitze, mit der die Sonne die Wüste Varants heimsuchte. Den Mantel, den er in den letzten Tagen und Wochen eng um sich geschlungen hatte, trug er nun offen, um sich auf diese Weise ein wenig Kühlung zu verschaffen. Dennoch schwitzte er.

    Das Bad, das er in Montera genommen hatte, schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Seine Sauberkeit war ihm infolge der Schlacht, ihrer Flucht und der Hitze der Wüste abhanden gekommen. Vermutlich stank er wieder bestialisch; er selbst konnte es allerdings nicht abschätzen. Angelina schien jedenfalls eine gewisse Distanz zu ihm zu waren (aus vermutetem, bereits genanntem Grund), weshalb er die Erlaubnis, hinter ihr auf dem Pferd zu sitzen, nicht ausreizte, sondern zu Fuß nebenher trottete.

    Ich sollte mir wohl mal neue Kleidung zulegen, dachte der Dieb, und einen Barbier aufsuchen, der meinen Bart und meine Mähne stutzt. Mein bescheidenes Vermögen wird für beides aber kaum ausreichen, ich muss mir wohl wieder Arbeit suchen … oder ich schließe ein paar riskante, aber lukrative Wetten in der Arena ab.

    Der Dieb seufzte. Nachdem der letzte Teil ihrer Reise so glimpflich vonstatten gegangen war – Angelina und er waren an Trelis einfach vorbei galoppiert – hatte er ein gutes Gefühl, was die letzte Etappe betraf.

    Er hoffte, er irrte nich.

  8. Beiträge anzeigen #328
    Ehrengarde Avatar von Angelina del Rio
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    Angelina del Rio ist offline

    Braga

    Langsam ritt Angelina auf Braga zu. Lair hatte es vorgezogen neben ihr her zu laufen. Der Rücken eines Pferdes schien ihm nicht geheuer, oder war es die Nähe zu Angelina, die ihn davon abhielt? Sie wusste es nicht und wenn sie ehrlich war, dann war es ihr auch ganz recht so.

    Auf den ersten Blick schien Braga ziemlich ausgestorben. Noch nicht mal der Wasserhändler am Brunnen vor dem Dorf hielt es für nötig sich zu erheben. Sonst hatte er immer versucht ihr sein viel zu teures Wasser zu verkaufen, das auch noch schal schmeckte.


    „Nehmen wir wieder ein Zimmer? Mir soll es gleich sein, aber um die Kosten gering zu halten wäre es sinnvoll, findest du nicht?“

    Lair nickte. Mit seinen Gedanken war er scheinbar ganz wo anders.

    Angelina war kurz vor der Mauer vom Pferd gestiegen und ging vorsichtig mit Amato durch den Torbogen. Bis jetzt hatte sie jedes mal wenn sie Braga besuchte eine Überraschung erlebt. Entweder war Braga halb abgebrannt, oder die Sklavenhändler hatten ihren Hauptumschlagplatz in diesen Ort verlegt und jedes mal hatte ein anderer fetter Assassine hier das Sagen. Aber da Angelina sozusagen inkognito unterwegs war, brauchte sie eigentlich gar nicht so vorsichtig sein.

    Dieses Mal schien auch alles relativ normal zu sein. Anders als in Montera behielt sie sich jedoch das recht vor zuerst ein Bad zu nehmen, denn sie konnte sich selbst schon gar nicht mehr riechen und ihrem Begleiter schien es ja nicht anders zu gehen. Frisch gebadet, wieder in der engen Lederrüstung, denn sie hatte nichts anderes dabei ging sie auf Lair zu und legte ihm den Zimmerschlüssel hin.
    Kaum war Lair verschwunden, betraten zwei Männer die Taverne und bestellten beim Wirt einen Flasche Kaktusschnaps und tranken den gemeinsam. Ziemlich schnell hatten sie Angelina entdeckt und sie eingeladen mit ihnen die Flasche zu leeren. Natürlich hatte sie abgelehnt. Leider wollten die beiden Männer das nicht akzeptieren und setzten sich einfach rechts und links neben Angelina an den Tisch. Sie wurde mehr oder weniger gezwungen mit zu trinken und hoffte einerseits das Lair nicht die ganze Nacht im Zuber verbringen würde oder das wenigstens ihre magische Kraft für einen Moment zurück kommen würde. Denn diese kleinen Eiszauber eingesetzt an der richtigen Stellen hatten ihr schon oft aus ähnlichen Situationen heraus geholfen.

  9. Beiträge anzeigen #329
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Braga

    Die sieben Abenteurer, ja man konnte sie mittlerweile alle Landstreicher nennen, betraten die große Wüste. Der überwiegende Teil der Gruppe kannte das Bild von Varant noch überhaupt nicht, nur vom Erzählen. Charun, der mit ganz vorn lief, blieb augenblicklich stehen, sog die leicht wärmere Luft durch die Nase und sagte: „Ja, hier wird es mir gefallen. Hätte ich nicht gedacht.“
    Schließlich setzte er der Gruppe nach.
    Für Rethus war das längst ein legitimer Anblick. Sie schritten an den Brunnen vor Braga vorbei, die umringt von einem ganzen Palmenhain waren. Ein Lüftchen ließ die Palmen hin und her schaukeln. Es sah fast so aus, als würden sie die Rebellen in die Wüste hinein winken.
    Dem Glatzkopf war bewusst, dass dieser Ort für die meisten als Neuland galt. Er überlegte sich, vorauf er seine Begleiter aufmerksam machen sollte… und da gab es in der Wüste mehrere Dinge.
    „Passt auf, Männer“, erhob er die Stimme. „Es gibt ein paar dinge, die ihr über die Wüste wissen solltet. Zum Einen trügt der Schein, dass es in der Wüste immer heiß ist. In der Nacht kann es sogar sehr kalt werden, also behaltet gleich eure ganzen Sachen. Am Tage wiederum wird es eher warm bis heiß. Ihr solltet euch in Braga, das ist die kleine Siedlung da vorne“, Rethus wies mit dem rechten Arm auf das Örtchen, das in Richtung zwölf Uhr lag, „ein paar wüstentaugliche Sachen besorgen. Aber wie gesagt: Behaltet eure Rebellenausrüstung. Als nächstes solltet ihr euch nicht erschrecken, wenn ihr in jeder Siedlung oder jeder Stadt auf Sklaven trefft. Sklavenhandel ist in Varant legitim und häufiger als in Myrtana. Als nächstes solltet ihr eure Wertsachen möglichst sicher bei euch behalten. In Varant trifft man häufiger auf Diebe. Und was die Verpflegung angeht, trinkt lieber mehr als in euch rein zu essen. Die Mittagssonne entzieht euch viel Flüssigkeit. Trinken ist also ganz wichtig… damit meine ich allerdings Wasser. Alkohol wird den umgekehrten Effekt verursachen. Trinkt ihr nicht genug, kriegt ihr Kopfschmerzen; oder schlimmer, ihr verliert das Bewusstsein.“
    Sie befanden sich nun kurz vor Braga.
    „Sollte mir noch irgendetwas einfallen, ich werde es noch rechtzeitig erwähnen.“
    „War vielleicht doch keine so gute Idee, nach Varant zu reisen“, bemerkte ein Rebell zur Linken des Glatzkopfes.
    „Keine Sorge“, entgegnete dieser. „So schlimm ist das gar nicht. Die Varanter müssen in Myrtana genauso aufpassen wie wir in Varant.“
    Damit erreichten sie endlich die kleine Siedlung…

  10. Beiträge anzeigen #330
    Waldläufer Avatar von Orina
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    Orina ist offline
    Mit aufgesperrten Augen schien Orina die Umgebung aufzusaugen zu wollen. So lange war es her, dass sie die Wüste erblickt hatte. Es war ein vollkommener Anblick für die junge Frau.

    Azaved hingegen schien eher gereizt zu sein. Vielleicht lag es an dem wenigen Schlaf, den er letzte Nacht gehabt hatte, vielleicht hatte es aber auch mit seiner Vergangenheit zu tun...

    "Wie lange bist du nicht mehr hier gewesen?", fragte Orina.

  11. Beiträge anzeigen #331
    Abenteurer Avatar von Azaved
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    Azaved ist offline
    " Etwas mehr als eineinhalb Jahre. " antwortete er.
    Er fühlte sich momentan wie aufgespalten.
    Ein Teil von ihm, der aus seinem früheren Leben, fühlte sich glücklich wieder hier zu sein, in seiner Heimat.
    Der andere empfand nichts als Abscheu und Ekel gegen diesen Ort des Verrats und des Verlusts.
    Aber sie waren hier.
    Umkehren funktionierte nun nicht mehr.
    Einige hundert Meter entfernt sahen sie schon Braga, die erste Siedlung der Assassinen hier.
    " Ich schlage vor dort holen wir uns erstmal ein paar Wasservorräte, ohne die sind wir aufgeschmissen. "
    Da man ihn im Ort als einen von ihnen erkannte nahm man sie freundlich auf.
    Einer der Einwohner bot ihnen sogar an bei ihm zu Hause eine Art Willkommenstrunk zu trinken.
    Da sie eh noch nicht genau wussten was als nächstes zu tun war und es auch keinen Grund gab Nein zu sagen willigten sie ein.
    Und leider bemerkte keiner von beiden als ihr Gastgeber jedem von ihnen ein seltsames Gebräu ins Getränk mischte, ebenso erkannte Azaved den Mann nicht als einen der Männer wieder die dabei gewesen waren als seine Freunde getötet und er verkrüppelt worden war.
    Erst nachdem sie getrunken hatten und merkten wie ihnen blitzschnell schwarz vor Augen wurde erkannte Azaved was für ein leichtgläubiger Narr er doch gewesen war, doch nun war es zu spät.
    Wo sie wohl wieder aufwachen würden?

  12. Beiträge anzeigen #332
    Veteran Avatar von Calan
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Calan ist offline
    Er war nicht tot. Er lebte noch, seit langer Zeit klammerte er sich daran, dass er noch nicht seinen letzten Atemzug getan hatte. Dass noch immer die Luft durch seine Nase strömte und aus seinem Mund entwich, dass er noch immer einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
    Auch wenn er nicht wusste wohin. Jede Richtung sah gleich aus. Berge aus Sand, die sich erhoben, Ebenen, die sich weit erstreckten, Kakteen, die all dem trotzten und Steine, die wie von Riesen geworfen in der Wüste lagen, schwere, dunkle Brocken. Der Zahn der Zeit hatte an ihnen genagt und obskure Formen gezaubert. Mit viel Phantasie konnte jedermann die Gestalten darin sehen. Der entmachtete König, die trauernde Witwe, der Wanderer. Sie alle hatte der Künstler geformt, der sich Zeit nannte, mit seinen Werkzeugen: Dem Wind, dem Wasser, der Hitze. Doch die Gestalten lebten nicht, waren Hüllen ohne Lebenshauch.
    Anders als Calan, der noch immer lebte, der sich noch immer quälte, durch die Wüste, mit nichts als mit einem Schwert, mit dem er nicht umgehen konnte, und einem Wasserschlauch, der sich allzu schnell leerte. Und wenn er sich nicht wieder füllte, so würde er ebenso werden, wie auch die Steine. Tot, starr, verwitternd.

  13. Beiträge anzeigen #333
    Waldläufer Avatar von Orina
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    Orina ist offline
    Orina war übel, speiübel. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie der freundliche Varanter, verschwommen vor ihren Augen, anfing zu lachen. Dann wurde es schwarz. Was war geschehen? Waurm hatte er das getan?

    Immer noch sah sie nur Umrisse, sie erkannte die Gestalt von Azaved neben ihr liegen. Ihre Hände waren wie ausgesogen und sie spürte mit ihnen nichts mehr. Sie mussten wohl gefesselt worden sein. Da fiel ihr ihr Runendolch ein. Sie bewegte ihren Oberörper leicht vor und zurück, spürte das vertraute leichte Drücken auf ihrer Brust nicht mehr. Der Dolch war weg.

  14. Beiträge anzeigen #334
    Abenteurer Avatar von Azaved
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    Azaved ist offline
    Bei ihm dauerte es etwas länger bis er aufwachte.
    Das erste was er spürte, oder eben nicht, waren seine tauben Glieder.
    Das war ein besonders starkes Betäubungsmittel gewesen.
    Als er sich leicht wendete sah er Orina neben sich.
    " Verdammt. "
    Erst jetzt fiel ihm ein wieso ihm das Gesicht des Gastgebers so bekannt vorgekommen war.
    In was für eine Situation hatte er sie jetzt gebracht?
    Er schimpfte innerlich mit sich selbst.
    Keiner von beiden sagte etwas, beide lauschten den Stimmen außerhalb des Raumes.
    Eine lange Zeit warteten sie, das Gespräch draußen ging weiter, aber niemand kam rein oder so.

  15. Beiträge anzeigen #335
    Waldläufer Avatar von Orina
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    Orina ist offline
    Orina wusste nicht, wie lange sie schon da lagen. Wahrscheinlich kam es ihr nur Tage vor, in Wirklichkeit waren es aber wenige Stunden. Sie war verzweifelt und hatte fürchterlich Angst. Immer und immer wieder fragte sie sich, warum ihr Gastgeber sie wohl betäubt hatte. Hing es etwa mit Azaveds Geschichte zusammen? War der Gastgeber dafür verantwortlich, dass ihr Gefährte so übel zugerichtet wurde?
    Diese Szenarien schienen ihr realistischer, dass der Mann einfach nur auf ihre Sachen aus war, glaubte sie nicht, versuchte es sich aber einzureden. Die andere Variante würde sie nicht ertragen können. Aber vielleicht starben sie sowieso.

    Schritte! Ihr "Gastgeber" öffnete die Türe, die in den dunklen Raum führte und liess den schwachen Schein des Mondes zu ihnen herein. Der Mann wandte sich an Azaved.
    "So sehen wir uns also wieder, mein Lieber", grinste er schelmisch.

    Sie hatte es gewusst! Azaved war für dies alles verantwortlich, er hatte Orina in diese Lage gebracht. Dabei wusste er doch, dass dieser Mann, der ihm anscheinend etwas Böses wollte, hier in Varant war. Er hatte es ihr nicht erzählt. Aber war das überhaupt nötig? Sie wusste doch, dass etwas düsteres auf Azaved lastete...

  16. Beiträge anzeigen #336
    Veteran Avatar von Calan
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    Calan ist offline
    Schwer seufzend ließ sich der junge Mann im Schatten eines Felsen nieder. Langsam sackte der Kopf auf seine Brust, schwer atmend und keuchend schloss Calan die Augen. All den Wassermangel verhöhnend tränten sie von der Rauheit und Trockenheit der Wüstenluft. Er war erschöpft, seine Füße schmerzten und er fragte sich, warum er wieder aufgebrochen war. Von Al Aristo war er aufgebrochen, wo er in letzter Zeit öfters Hand angelegt hatte. Kost und Logis wurden ihm dafür gewährt. Kein Schlaraffenland, doch er kannte es nicht anders. Stets hatte er höchstens auf Decken geschlafen, stets war er Tag für Tag umhergewandert. Das war sein Leben, er kannte es nicht anders, so war er es gewöhnt.
    Mit tauben Fingern griff er nach dem Wasserschlauch, fummelte eine Weile umständlich am Verschluss herum. Schließlich löste sich der Kork, der Mann setzte den Schlauch an seine Lippen, begehrte das kühle Nass, die Feuchtigkeit in seinem Mund, der Erfrischung. Und spürte nichts. Keine Kühle, keine Nässe, nichts.
    Verzweifelt schüttelte der junge Mann den Schlauch. Nichts. Kein Gluckern, kein leises Plätschern. Er war leer. Leer, nicht ein Tropfen Wasser mehr befand sich im Schlauch. Calan saß in der Wüste, mitten im Nirgendwo, und keine Oase konnte er weit und breit sehen. Nichts. Nur endloser Sand, Dünen, Wüste.
    Er schloss die Augen. Schloss sie, und wagte es nicht, sie zu öffnen. Nichts würde sich ändern, er wäre noch immer in der selben, hoffnungslosen Lage. Doch so brauchte er nichts zu sehen. Jetzt konnte er nur noch hoffen. Dass er eine Oase fand, dass ihn jemand fand, dass Beliar noch nicht seine Seele an sich reißen wollte. Er schluckte unwillkürlich beim Gedanken an den dunklen Gott, doch seine Kehle blieb trocken.

  17. Beiträge anzeigen #337
    Ritter Avatar von Rethus
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    Rethus ist offline

    Bei Ben Sala

    Völlig erschöpft stürzte sich einer der Männer vor einen Felsen. Er stöhnte und begann sich den rechten Schuh auszuziehen.
    „Rethus, können wir mal rasten?“ rief er zu dem Glatzkopf, der vorneweg gegangen ist. „So einen Marsch habe ich noch nie durchgemacht. Schließlich ist das mein erster Trip durch die Wüste.“
    Rubin berührte den Anführer an seinem muskulösen rechten Oberarm und nickte ihm zu. Dann machte er kehrt, um sich zu dem erschöpften Mitstreiter zu begeben. Die anderen setzten sich entweder auch an den Felsen, tranken oder massierten sich etwas, oder sie kümmerten sich um das Lagerfeuer.
    Der Schwarzgekleidete schaute sich um. Sie befanden sich auf einem Hügel. Eigentlich konnte man sie hier sehr schnell entdecken, zumal sie sich in der Nähe von Ben Sala befanden. Dennoch seufzte er und antwortete: „Na meinet wegen.“; obwohl sich das bereits nicht mehr lohnte, da sie sowieso gerastet hätten.
    Den verfluchten Tag waren sie durchgelaufen. Rethus wusste wie er sich in der Wärme der Sonne und der Trockenheit der Wüste zu verhalten hatte, aber vergaß durch sein Nachdenken, dass seine Mitstreiter nicht so schnell mit ihm mitkamen.
    Schon den Tag zuvor kamen sie zügig voran. Sein Ziel war es, noch heute Bakaresh zu erreichen, jedoch musste er diesen Plan auf den morgigen Tag verlegen.

    Sich von seinen Männern geschlagen gebend, pflanzte sich auch Rethus an das Lagerfeuer, das schnell anfing Feuer zu fangen. Seine Mitstreiter sahen seit Braga anders aus. Jeder von ihnen hatte eine wüstentaugliche Bekleidung angelegt. Vorwiegend trugen sie die Farbe schwarz, eben wie Rethus. Allerdings nicht nur, um sich mit ihm identifizieren zu können. Rethus hatte durch seine Abenteuer in der Wüste festgestellt das schwarze Kleidung am besten Sonnenbrände verhinderte, obwohl man darin am schnellsten kochte.
    Über diese schwarze Stoffkleidung hatten sie sich alle wieder ihre Panzerung an Armen, Beinen und Brust angelegt. Das genügte. Reiseumhänge hatte man in das Gepäck verstaut.
    Gut gerüstet und mit Verpflegung und Wasser beladen, machten sie sich schließlich auf nach Ben Erai. Ihr Aufenthalt dort währte allerdings nicht lange. Lago übersprangen sie ganz. So erreichten sie dann schließlich das Gebiet um Ben Sala. Ihre Reise gestaltete sich, wenn man die Anstrengungen der Wanderung ausschloss, völlig problemlos. Im Grunde hatte der Schwarzgekleidete auch vermutet, dass sie keine Probleme bekämen… Apropos Probleme…
    Der Glatzkopf stand auf. Aus der Ferne kam ein Schatten herbei. Er hatte sich schon so etwas gedacht. Hier in der Wüste gab es kaum Deckung, und ihr hoch gelegenes Lagerfeuer konnte man schon von weitem sehen.
    „Bleibt beisammen“, befahl Rethus. „Da vorne kommt jemand… oder etwas. Ich werde mir das mal genauer ansehen.“
    „Sei vorsichtig“, warf Rubin dem davonlaufenden noch hinterher.

    Schnell formte sich die Silhouette zu einer deutlichen, menschlichen Gestalt. Einen Räuber schloss der Glatzkopf an dieser Stelle aus. Dieser wäre niemals allein gekommen.
    „Habt ihr noch Wasser?“
    Rethus staunte nicht schlecht. Wie viel Vertrauen musste der Mann erwarten, dass hier keine Räuber auf ihn warteten. Vielleicht trocknete seine Kehle schon so aus, dass ihm das völlig egal geworden war.
    „Wer bist du?“ entgegnete Rethus und blieb stehen.
    „Äh, meine Name ist Rock.“
    Nein, doch nicht Der Rock. Rethus erinnerte sich dunkel an die alte Geschichte, in der die Rebellen ihre interne Korruption bekämpfen. Es gab da eine Untergrundorganisation, die nur darauf aus war, die alte Beute von Javier und Ortega zu bewahren und zu vervollständigen. Da gab es diese Agenten Blue Rock und Vulsie. Ob es tatsächlich der Rock war?
    „Heißt du etwa Blue Rock?“ fragte Rethus neugierig.
    Der Mann blieb stehen und hielt inne. Dann atmete er erneut ein und sprach: „Woher weißt du das?“
    „Dann bist du es tatsächlich. Dein wirklicher Name ist Bruce. Vor die steht Rethus.“
    „Rethus?“ Jetzt standen sie sich so nah gegen über, dass sie gegenseitig ihre Gesichter erkannten. Bruce schüttelte energisch die Hand von dem Schwarzgekleideten. Er hatte über die Zeit lange Haare bekommen und trug nun eine varantische Rüstung. „So sieht man sich also wieder.“
    „Dich hätte ich nicht so schnell wieder erwartet. Folge mir in unser Lager, natürlich haben wir noch Wasser.“ Rethus grinste.

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    Waldläufer Avatar von Orina
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    Orina ist offline
    Der Mann grinste weiter, ein düsteres, dunkles Grinsen.

    "Du!", schrie Azaved wutentbrannt. "Wie kannst du es wagen... Lass sie gehen, sie hat damit nichts zu tun, das ist eine Sache zwuschen uns!"
    Orina sah, wie die Varanter sich gegenseitig hassvoll anschauten.
    "Und dann holt sie die Wache, ja, eine gute Idee", sagte der Fremde.
    "Ich sage dir, du bist ein toter Mann, wenn du ihr etwas antust!"
    "Dass ich nicht lache! Mit deinem einen Auge und noch einem heilen Arm willst du mich töten? Pah!"
    Azaved funkelte den Mann an. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Hand, sodass Blut an ihnen herabrann.
    "Lass sie gehen", zischte Orinas Gefährte mit zusammengekniffenen Zähnen.

    Orina schaute verängstigt hin und her, irgendetwas suchend, womit sie ihre Fesseln durchtrennen könnte.
    "Vergiss es, Schlampe!", sagte der Mann. "Das einzige, was dir hier geholfen hätte,war dein Dolch. Doch der ziert jetzt mein Nachttisch"
    "Lass sie gehen!!", schrie Azaved erneut.
    Der Fremde ging auf den Gefasselten zu und packte ihn am Kragen. Mit voller Wucht rammte er Azaved die Faust ins Gesicht. Er fiel auf die Seite, Blut quoll ihm aus der Nase.
    "Fresse halten!", sagte der Fremde.
    "Lass shie gehen", zischte Azaved wieder.
    Der Mann trat auf den Verstümmelten ein, immer und immer wieder.
    Orina kämpfte sich hoch und warf sich gegen den Fremden. Zusammen fielen sie um, doch Azaved hatte keine Kraft, sich aufzurichten und ihr zu Hilfe zu eilen. Hilflos musste er mit zusehen, wie Orina gegen die Wand geschmettert wurde.

    Die junge Frau spürte nur die Aufschläge von ihrem Körper am Stein. Das Krachen, als ihre Rippen brachen. Und dann war da das aufblitzen einer Klinge.

  19. Beiträge anzeigen #339
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    Lair ist offline
    »Wir sollten rasten. Bis die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind, dauert es nicht mehr lange.«
    »Ich hätte kein Problem, auch die Nacht für unsere Reise zu nutzen. Die Sterne weisen uns den Weg … und der Mond … «
    » … der gerade mal zu zwei Vierteln voll ist. Ich würde gerne die Nacht gänzlich als Ruhephase nutzen. Tagsüber kann ich mich nicht wirklich erholen.«

    »Außerdem … «, fügte der Dieb hinzu … , »hätten wir jetzt eine nette, kleine Ruine, die wir als Nachtlager nutzen können.« Er deutete auf einen trostlosen Haufen von Steinen, die tatsächlich so aussahen, als hätten sie zusammen ein Haus gebildet – vor sehr, sehr langer Zeit.

    »Wie sieht eigentlich mein Auge aus?«, fragte der Gauner mit verzogenen Mundwinkeln die Frau, die gerade vom Pferd stieg. Angelina blickte kurz zu ihm hinüber, wandte dann das Gesicht ab, um ein freches Grinsen zu verbergen.
    »Es ist immer noch blauschwarz, aber vielleicht liegt das auch am Licht. Ich kann kaum etwas erkennen. Vielleicht sieht es am hellichten Tag besser aus?«
    Unterdrückt sie ein Lachen?, fragte sich der Dieb. Mhm, ich bilde mir das wahrscheinlich nur ein.

    Das blaue Auge war das Ergebnis einer Prügelei in einer (oder der) Taverne Bragas. Angelina wurde von zwei Männern, unangenehmen Gestalten, behelligt. Der Dieb, der nach einem angenehmen, wohltuenden Bad in einem Zuber voll heißem, klarem Wasser zu dem Trio hinzustieß, wollte die Frau aus der misslichen Lage befreien. Da vom heißen Bad noch sein Verstand benebelt (oder er schlicht ein Trottel) war, trug sein Eingreifen nicht zu einer Schlichtung der Situation bei. Stattdessen endete es in einem wütenden Gerangel, in dem das Auge des Gauners Bekanntschaft mit der Faust eines der Männer machte. Der Dieb ging schließlich siegreich aus der Prügelei hervor; kaum hatte er den Ersten überwältigt, wollte er sich auf den Zweiten stürzen, musste aber feststellen, dass dieser bereits die Flucht ergriffen hatte. Da er nicht die geringste Ahnung hatte, was Angelinas Fertigkeiten im Umgang mit ihrem Stab betraf, führte er dies auf seine eigene, einschüchternde Ausstrahlung zurück. Die Frau würde sich vermutlich auf den Boden werfen vor Lachen, wenn sie dies gewusst hätte.

    Eine gute Sache hatte dieses peinliche Erlebnis. (Das Gerangel sah dermaßen komisch aus, dass der Dieb das Opfer des Hohns und Spotts der übrigen Tavernenbesucher wurde.) Die Beziehung zwischen dem Gauner und der Frau war etwas freundschaftlicher geworden. (Die beiden waren für den jeweils anderen nicht mehr völlig Fremde, die zufällig in dieselbe Richtung strebten.) Der Dieb hatte schließlich das Siezen gänzlich aufgegeben.

    Der Gauner legte seinen Kopf auf seinen zu einem Kissen zusammengerollten Mantel und versuchte, ein wenig Ruhe zu finden.

  20. Beiträge anzeigen #340
    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Vor Mora Sul

    Septana war nicht gekommen am Vortag, oder sie hatten sich verpasst, oder Maris war schlichtweg zu ungeduldig gewesen. Jedenfalls hatte der Nomade das Warten schnell aufgegeben und hatte etwas längst Überfälliges getan: er hatte die in den östlichen Ruinen verweilenden Sippen von Pakwan und Wutras aufgesucht. Zweitere hatte sich gerade auf Reisen befunden, doch Pakwans Sippe war derzeit in den Ruinen ansässig. Und so hatte sich der Blondschopf mit Pakwan bei einer Wasserpfeife niedergelassen, und sie hatten geredet. Sie hatten geredet über Vergangenes, über Kommendes. Über Fehler und Erfolge, und auch wenn sie nie Freunde waren, war die allgemeine Grundstimmung eine friedvolle gewesen.
    Auch auf die jüngsten Ereignisse war man zu sprechen gekommen, und so hatte Maris erklären müssen, was er mit dem erbeuteten Gold aus Ben Erai eigentlich vorhatte.
    "Bestechung", hatte er erklärt. "Zubens Einfluss auf die restlichen Städte unter seiner Kontrolle muss sinken, dann haben wir eine Chance, Varant von dieser Plage zu befreien. Braga scheint sich unabhängig zu verstehen, so weit Asarus Leute das berichten. Ben Erais Minen müssen erst mühsam wieder in Schuss gebracht werden und Ben Sala ist zu unbedeutend und zu weit entfernt von Ishtar. Mora Sul ist mein Ziel. Meine Heimatstadt und wahrscheinlich die größte Herausforderung überhaupt für uns Nomaden. Es macht keinen Sinn, die Stadt stürmen zu wollen. Mit kämpferischen Mitteln haben wir keine Chance. Aber wenn wir die Geldgier der Händler der Stadt ausnutzen, gelingt es uns vielleicht, Mora Sul von Zuben zu lösen. Zwar ist die Stadt dann immer noch nicht frei, aber wir müssen uns nicht länger vor einer alles erdrückenden Übermacht verstecken. Zuben wäre isoliert."
    Was Pakwan von seinen Gedanken gehalten hatte, war nicht zu erkennen gewesen, doch schien er es nicht für unmöglich zu halten. Zumindest hatte die Aufgabe, die der Sippenführer ihm übertrug, eben damit zu tun.
    "Auch ich habe das Recht, dich auf deine Eignung zum Hüter der Wüste zu prüfen", hatte er erklärt, "und meine Aufgabe ist recht simpel: Geh nach Mora Sul und gelange unentdeckt in Gonzales' Palast; Erforsche die momentane Situation zwischen ihm und Zuben, und finde heraus, ob dein Plan tatsächlich Erfolg haben könnte, oder ob Gonzales dich einfach betrügen, ausliefern und das Gold nehmen wird, wie ich es vermute!"

    Und nun war er hier, sah den Tafelberg, auf dem die goldenen Zinnen der hohen Häuser und Paläste der Händler im Mondlicht glänzend thronten, widerstand dem Drang zu Nostalgie und zupfte die tarnende Assassinenkluft zurecht, die ihm nicht passte, ihm aber Bewegungsfreiheit in den Straßen auch der edleren Viertel ermöglichte.
    Der durch den aufkommenden Wind getragene Sand legte sich fahl schmeckend auf seiner Zunge nieder, und die Konturen der in der Ferne sichtbaren Stadt verschwommen. In Gedanken war Maris bei Aniron, die er heute am frühen Morgen verlassen hatte mit der Entschuldigung, dass er diese Nacht in Mora Sul verbringen müsse aufgrund einer wichtigen Aufgabe. Sein Schatz war selbstverständlich nicht begeistert gewesen, auch darüber nicht, dass Djafar als Hilfe ebenfalls nicht in Al Shedim war, doch hatte sie es hingenommen. Es war leider keine Welt, die es ihm erlaubte, tagein, tagaus für seine Familie da zu sein.

    Plötzlich wurde er aus den Gedanken gerissen, als sich unweit vor ihm etwas Dunkles vom seichten, glitzernden Purpur des mondscheindurchfluteten Sandes abhob. Eine auf dem Boden kniende Gestalt, regungslos inne haltend, auf freiem Feld. Erst als Maris an sie heran trat, erkannte er, dass es sich um einen vollkommen entkräfteten Mann handelte, der kraftlos und ausgetrocknet seinem Ende entgegen zu sehen schien.
    "Hey, bleib klar im Kopf!", rief er dem Mann ins Ohr, rüttelte ihn sanft und griff dann nach seiner Wasserflasche, um ihm vorsichtig einige kleine Schlucke einzuflößen.
    "Ganz langsam, in kleinen Schlucken. So ist's brav."
    Der Mann trank, ohne wirklich wahrzunehmen, was geschah, doch langsam kam er wieder zu sich.
    "Du bist so nah an der rettenden Stadt, mein Freund. Selbst durch den Flugsand hindurch kannst du sie klar erkennen. Dort drüben!"
    Maris deutete in die Richtung, in der Mora Sul lag, und ganz langsam wandte der Mann seinen Kopf in die Richtung.

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