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    Lehrling Avatar von Hagnutz
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    Hagnutz ist offline

    Die Heimat

    Die Heimat
    "Dan'Esht"


    Kapitel 1. Das Tor zu den Nordlanden
    „Willkommen an der Pforte zu einer anderen Welt, es ist deine Entscheidung ob du durchgehst, ob sie dich wieder hierher zurück gehen lassen, werden aber die drüben entscheiden.“


    --------------------------------------------------------
    in längst vergangener Zeit

    "Seht Brüder, da unten liegt er, unser erstes Ziel" dran die Stimme Kal'Pak Urkmas an die Ohren der drei Offiziere, sie alle drei nickten in ihrer eigenen Art, Gargomok war nervös, nickte so heftig, dass er sich fast den Kopf abriss, Tor'Gul hielt nachdenkling den Zeigefinger an die Lippen und wippte den Kopf mehrere male sanft, Thaluk'Argol hingegen nickte nur einmal, militärisch ohen Emotionen zu zeigen. "Wieso überrennen wir sie nicht einfach, so wie all die jämmerlichen Morras die uns bisher begegnet sind?" fragte Gargomok schliesslich.
    "Das da unten mein Freund, ist der Clan der Drachenkrieger... so nennen sie die Morras, in unserer Sprache sind es die Eiswächter. Seit Jahrhunderten bewachen sie die Grenze zu unserem Reich, seit Jahrhunderten haben sie jede orkische Armee zurückgeschlagen, die es gewagt hatte die Pforte zu durchschreiten, es soll unser Schicksal sein, diesen Kreislauf zu durchbrechen meine Brüder" erklährte Kal'Pak Urkma seinen Offizieren, er strahlte Zuversicht aus, uns es war klar wieso.
    Noch nie waren so viele Stämme unter dem Imperium geeint, der Rat der Kriegsfürsten war mächtig wie nie und das Heer, das sich hinter den drei Kriegsherren gesammelt hatte war imens.
    "Ihr kennt den Plan, ich werde mit den Urkmas den Frontalangriff leiten, Gargomok wird mit den Jägern und leichten Kriegern die Siedlung umgehen und den Morras in den Rücken fallen. Thaluk und Tor werden sie in die Zange nehmen... wenn wir uns gut aufeinander abstimmen wird es ein kurzes Schauspiel, wir werden sie wie Käfer zerquetschen!" erklährte der Oberbefehlshaber die Taktik erneut, mit einem lauten "Hai!" erklährten die drei Offiziere ihre Zustimmung. "Ich werde meine Truppen in Position bringen, sie sollen ruhig vorbereitet sein, sie haben einen ehrenvollen Tod verdient." endete Kal'Pak, verabschiedete sich von seinen Offizieren und schritt den Hügel hinab um sein Heer in Bewegung zu setzen.
    Die drei ungleichen Offiziere blieben zurück, es war Thaluk, der das Wort übernahm "Seid ihr noch dabei?" fragte er und hielt die Faust in die Mitte, Gargomok hielt seine Faust sofort dazu "Unser Sieg, unsere Ehre" meinte er nervös... nur Tor'Gul zögerte, doch der dunkle Blick seiner Gefährten erinnerten ihn daran, dass er bereits einmal zugestimmt hatte, dass dieser Plan bereits gefasst war und sie es nicht mehr ändern konnten. Ihre Werte hatten sie bereits verraten als sie sich hinter Kal'Pak Urkmas Rücken getroffen hatten oder spätestens als sie Thaluk zugehört hatten, anstatt ihn auf der Stelle zu erschlagen. "Unser Sieg, unsere Ehre" nuschelte auch Tor'Gul und hielt seine Faust zu den anderen, ehe sie gemeinsam die Fäuste hoben und ein kurzes Knurren hören liessen.
    Dann teilten auch sie sich auf um ihre Truppen in Bewegung zu setzen.

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    Veteran Avatar von Niklas
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    Niklas ist offline
    Es wurde merklich kälter, so klat, dass der junge Schmied seinen Umhang etwas enger zog und seine Hände tief darunter vergrub. Der Rucksack wurde jetzt schon schwer und seine Waffen hatte er sich nun auch auf den Rücken geschnallt. Er sah sich in der kleinen Gruppe um, sah an der Spitze das rieseige Mammut, daneben einen etwas kleineren Elefanten, dann einige Orks, die Söldner und... Keala. Hätte er gewusst, dass sie mitging wäre ihr Gepräch sicherlich nicht so verlaufen, wie es war. Niklas war davon ausgegangen sie das letzte Mal gesehen zu haben und so hatte er sie ohne groß nachzudenken umarmt. Er hoffte sie machte sich nicht viel darrauus, sondern sehe es eher als freundschaftliche Geste.

    "Wie auch immer", dachte er.

    Ein kalter Windstoß blies ihm um die Ohren und er zog den Kopf ein. Wieso war er mitgekommen? Er wusste, es würde noch viel kälter werden, als es jetzt war. Wäre er in Faring geblieben, hätte er es wenigstens warm. Nicht nur kalt würde der Marsch werden , sondern auch noch lang. Genau wusste er nicht wie lange, doch er schätzte, dass sie mehrere Tage unterwegs sein würden.

    "Hoffentlich rasten wir bald", sagte er leise zu sich selbst.

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    Ehrengarde Avatar von Brosh dar Urkma
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    Brosh dar Urkma ist offline
    Ja Kan war unwichtig, Varek und Vak noch unwichtiger, was zählte war das Schicksal und das lag vor ihnen. Uglùk war auf der Suche nach wahrer Stärke und hatte bereits etwas gefunden.
    Was es wohl war? Ja es interessierte Brosh, aber er sah auch, dass der Fund einen hohen Preis hatte, desshalb war er nicht für jeden gedacht. Nicht alle waren würdig die Geschichte Uglùks zu hören und selbst die würdigen würden es sich erst verdienen müssen.
    Und Brosh wollte Uglùk auch nicht löchern, denn sein Waffenbruder tat es auch nicht. "Du hast recht Bruder, das Schicksal zählt, Kan, Varek und Vak, sie haben ihres bereits gefunden und sind daher unwichtig."
    Broshs Blick schweifte kurz die Standarte des Zusammenhaltes, die hinter ihm am Sattel des schwarzen Häuptlinges befestigt war. Links und rechts waren auf die Spitzen die Köpfe Vareks und Vaks gesteckt und schrumpelten vor sich hin.

    Nachdem die kleine Gruppe einem steilen Bergpfad gefolgt war, öffnete sich vor ihnen ein grosses Tal, auf beiden Seiten ragten steile Felswände in die Höhe, im Zentrum des relativ flachen Bergtales befand sich eine Anhöhe, die den Blick auf das hintere Ende des Tales versperrte.
    "Das Tal der Eiswächter." kommentierte Brosh dar Urkma den Ort, auf der Anhöhe konnte man letzte Reste einer zerstörten Siedlung erkennen "hier fand die erste Schlacht des orkischen Feldzuges gegen die Morras statt... und mit ihr der erste Verrat." erklährte der Urkma, er sprach zwar mit Uglùk, hatte aber die Lautstärke seiner Stimme gesteigert, sodass auch die anderen ihn hören konnten. Nur nach den letzten Worten schluckte er einmal tief. Es war ein verfluchter Ort, hier hatte alles angefangen. Dieser Ort war von den Eiswächter Morras geweiht, sie hatten sich selbst die Drachenkrieger genannt, viele Legenden rankten sich um diese einzigartigen Morrakrieger, die Jahrhundertelang den einzigen Zugang nach Myrtana beschützt hatten und erneut hatten sie nicht versagt, zwar hatten sie ihr Leben gelassen, aber als die Offiziere Tal'Pak Urkmas ihn verrieten, hatte die Miserere der Orks erst angefangen und mit jeder gewonnenen Schlacht, hatte sie sich tiefer gegraben, hat sie sich verbreitet wie ein Krebsgeschwür, bis sie schliesslich alle Orks in Myrtana verschlungen hatte.

    Einige Zeit später erreichten die Orks den Fuss der Anhöhe, sie war von Bäumen umgeben, leichte, kleine kümmerliche Bäume waren es, aber es waren genug um Tieren und Lebwesen Schutz bieten... oder einer Armee.
    Und während im ganzen Tal viele Bergpflanzen der kälte trotzten so schien der Wald, als sie die Anhöhe zu erklimmen begannen, abrupt zu Enden. Der Hügel war von Schnee bedenkt, die aus der weissen Masse ragenden Ruinen liessen aber erahnen wieso die Pflanzen trotz ihrem Pioniergeist hier nicht durchdrangen... und sie untermalten Broshs Gedanken. Dieser Platz war verflucht, hier wurde einst viel Blut vergossen... reines Blut wurde vergossen und verschmutzte das, welches diese Schande angerichtet hatte.
    Am höchsten Punkt der Anhöhe, stoppte Brosh sein Mammut, und liess sich sanft von seinem Rücken gleiten.
    Während der kleine Truppe stehen blieb, schritt der Kriegsherr einige Meter weiter durch den hohen Schnee, ehe er niederkniete.
    Vater, ich verstehe nun was du mir bei deinem letzten Abschied gesagt hast, ich gehe meinen Weg, doch die Welt die ich erobern werde kennst du bereits, ich werde unser Reich, das Reich der Orks zurückerobern... in meinem, in deinem, im Namen aller Orks!
    Geändert von Brosh dar Urkma (17.11.2010 um 20:00 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Proya Anuot
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    Proya Anuot ist offline
    „Das Tal der Eiswächter“, flüsterte Proya mehr zu sich selbst, als an ihre Begleiter gewandt.
    „Ja, dieser Ort ist verflucht. Die Geister zürnen den vergangenen Geschehnissen“, antwortete Han-Pak auf die gleiche flüsternde Weise, die von Ehrfurcht zeugte.
    Weiter vorn in der schweigenden Prozession aus Orks des Krushak Clans und deren Söldnern hörte man ein morsches Knacken und erschrockene Schreie. Sofort wurden Waffen gezogen, Befehle gebrüllt und wild versucht eine Formation einzunehmen, ehe ein durchdringender Befehl von Brosh dar Urkma das entstehende Chaos erstickte.
    Die kleine Orkin bahnte sich durch die eng stehenden Leiber und gelangte schließlich zum Ursprung des Tumults. Der aufgewühlte Schnee wirkte zunächst unspektakulär und völlig gewöhnlich, doch bei näherem Betrachten konnte man erkennen, was der Grund für das Knacken gewesen war.

    Einer der Orkkrieger – Proya hatte sich bisher noch nicht alle Namen merken können – wischte den Schnee energisch fort und offenbarte so Stück für Stück Teile eines Skelettes, das beinahe vollständig erhalten schien. Der Blick des Schädels ging leer zwischen die Bäume und die verrenkten Gliedmaßen ließen auf einen schmerzhaften Tod schließen. Es war unweigerlich menschlichen Ursprungs.
    Han-Pak gesellte sich neben sie und schaute auf den Fund.
    „Hrm“, gab er nur von sich und schloss kurz die Augen, während sich seine Lippen lautlos bewegten. Ein Vibrieren schien die kalte Winterluft zu erfüllen, ehe ein unechter Wind aufkam und die weiße Decke des Bodens allmählich verschwand. Überall wurden weitere Gebeine offen gelegt, sowie Waffen, die stark mit Rost überzogen so aussahen, als würden sie bei einer groben Berührung zerbersten.

    Fasziniert von dem Anblick trennte sich die angehende Schamanin von dem Knäuel, welches noch immer um das erste Skelett versammelt stand. Sie näherte sich einem orkischen Gerippe, zwischen dessen Knochen ein Axtblatt steckte. Es war unverkennbar orkischer Machart und die junge Schönheit kam nicht umhin, ihre Finger über die bleichen, eisigen Knochen wandern zu lassen.

    Plötzlich verschwand der Schnee aus ihrer Sicht, die angenehme Ruhe entschwand in ihren Erinnerungen und sie fand sich...

    ...im Zweikampf mit einem äußerst geschickten Morra wieder. Sein wuchtiges Breitschwert ging auf sie nieder, glitt an der robusten Schneide ihres Krush UrRok ab und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Sie hob ihren kräftigen Arm zum finalen Stoß, als Blut durch ihre Zähne über die Lippen lief und ihren Brustkorb benetzte. Die Kraft glitt aus ihrem Körper und die Axt fiel zu Boden. Ihr letzte Anblick war ein Ausdruck der puren Verwunderung in den Gesichtszügen des Morras.

    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie schreckte auf. Bunte Punkte verschleierten ihren Blick und eine plötzliche Kälte durchdrang sie, so, als hätte der Wind sich jegliche Ritzen in ihrer Kleidung gesucht und würde ihr nun zu Leibe rücken.
    „Komm, es gibt Dinge, die geschehen und ungeklärt bleiben und Dinge, die sich dir eines Tages offenbaren“, sprach der alte Schamane weise und half ihr auf die Füße, damit sie zu ihren Gefährten zurückkehren konnten.
    Geändert von Proya Anuot (17.11.2010 um 21:58 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Thon Daar
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    Thon Daar ist offline
    Sie alle marschierten immer weiter, ließen Faring hinter sich und nicht nur einen Einzigen plagte sein Gewissen, nicht nur in einem Kopf donnerte eine Frage: "Wird Faring fallen?" und wenn sie wieder zurückkehrten und die Stadt wäre gefallen, würde sich eine neue Frage breitmachen, die die Stimmung der Gruppe niederschmettern würde: "Hätten sie den Morrakönig mit unserer Hilfe besiegt?". Jetzt gab es jedoch kein Zurück mehr. Stillschweigend erklommen sie die Anhöhe und blieben abrupt stehen, als ihr Anführer, Brosh dar Urkma, von seinem Mammut absaß und sich in den Schnee kniete. Eine Weile tat niemand etwas, als es plötzlich knackte und ein schieres Durcheinander herrschte. Waffen wurden schon gezogen und einer der Schamanen lies einen faustgroßen Stein herbeifliegen um ihn im Ernstfall an jemandes Kopf zerschmettern zu lassen. Erst Brosh dar Urkma schaffte es, die Gruppe zu beruhigen und dann erst erfuhr Thon Daar, was geschehen war: Skellete längst vergangener Tage lagen noch immer unter dem Schnee und waren stille Zeugen der Schlacht, die hier stattfand.

    Das war jedoch noch nicht das Ende, denn nach ein paar Schritten fand man etwas, das mindestens genauso viel Aufsehen erregte. Eine orkische Stimme erhob sich über das leise Tuscheln. "Ihr Wanderer orkischen Volkes, haltet ein und gedenkt dem, was hier passierte. Mögen die tapferen Gefallenen für ihre Taten an der eisigen Pforte Platz finden an der Tafel des Dunklen. Gedenkt und erkennt, bevor ihr weiter geht." Die unbekannte Stimme verstummte. Es war eine Standarte und eine kleine Tafel, die man hier aufgestellt hatte.

    Fast zeitgleich sah man, wie sich Orks der großen Gruppe auf die Knie fallen ließen und die Augen schlossen. Wie eine kleine Welle beugten sich die Häupter von Grünhäutern und auch der junge Foltermeister ging hinunter in den Schnee, als einer der wenigen in den Reihen der Schamanen. Manche von ihnen schlossen nur die Augen, während andere einfach still verharrten. Wollen sie nicht den Toten hier gedenken? Der Berufene war etwas verwirrt über die Robenträger, wandt sich dann aber ab und schaute wieder zu Boden. Er wusste nicht genau, was hier vorgegangen war, doch die kurze Erklärung Broshs hatte ihm ein paar Informationen gegeben. Mit einem Kopfschütteln verwarf Daar all diese Gedanken, spürte lieber die Stille um ihn herum. Ein heimlicher Beobachter würde staunen über sie, die wilden Eroberer, die dort so leise verharrten und selbst die beiden großen Ungetüme schlossen sich der Gedenkminute an.

    Wohin würde sie ihr Weg führen? Würden sie für den heutigen Tag Rast in den Ruinen der Eiswächter machen? Der Kleinwüchsige öffnete die Augen, erhob sich und sah sich um. Manch einer kniete noch, doch viele hatten sich wieder erhoben, warteten, versuchten, das zu entdecken, was man der Tafel nach erkennen sollte.
    Geändert von Thon Daar (17.11.2010 um 19:56 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Uglúk
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    Uglúk ist offline
    Diesen Ort kannte Uglúk. Er erinnerte sich vor Jahren hier entlang gekommen zu sein, als er aus der Heimat aufbrach. Die Geschichten, die sich um ihn rankten, kannte er ebenfalls. Zumindest einige von ihnen. Seinerzeit hatte der damalige Späher allerdings nicht viel darauf gegeben. Für Uglúk war es ein Schlachtfeld wie jedes andere gewesen. Nur, dass es auf diesem keine Ehre mehr zu finden gab. Der Ort war tot. Damals wie heute. Und so hatte Uglúk keine Zeit verschwendet, im Tal der Eiswächter lange zu verweilen, sondern zog weiter Richtung Nordmar. Heute ging es zurück und auch dieses Mal würde er wohl nicht lange bleiben.
    Brosh schien indes viel mehr mit ihm zu verbinden. Uglúk konnte sich nicht daran erinnern, wann er den Kriegsherrn jemals so gesehen hatte. Er erniedrigte sich vor niemandem, genau wie Uglúk, und dennoch kniete er nieder. Allein der Verrat ihres Volkes, der hier seinen Anfang genommen hatte, konnte ihn unmöglich dazu bewegen. Nein, es musste mehr als das dahinter stecken, doch Uglúk schwieg. Denn manche Fragen stellte ein Ork nicht, sondern nahm es hin, dass er die Antwort nicht kannte. Wenn er dennoch eine Antwort erhielt, dann, weil sie ihm ohne erfragt worden zu sein gegeben wurde. Was auch immer Brosh so sehr bewegte, wenn er es für richtig hielt, würde er darüber sprechen.
    Uglúk wandte sich ab und atmete die kalte Luft des Nordens ein. Sie kamen der Heimat näher, trotzdem blieb sein Herz kalt und der Schmerz unter der Augenklappe ungebrochen.

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    Ehrengarde Avatar von Brosh dar Urkma
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    Brosh dar Urkma ist offline
    Nach der kurzen unterbrechung hatte Brosh weiter seinem Vater gedenkt, er hatte sich so viel Zeit genommen wie er brauchte, die anderen respektierten dies, selbst die Söldner wagten nicht zu sprechen, bis sich auch Brosh wieder erhoben hatte.
    Viele schienen die Geschichte zu kenne, schliesslich waren einige hierdurch gekommen als sie nach Myrtana zogen. Doch Brosh schien der einzige zu sein, der einen direkten Bezug zu diesem Ort hatte, aber vorallem war es das erste mal gewesen, dass er diesen Ort betreten hatte.

    Nachdem sich Brosh wieder auf den schwarzen Häuptling geschwungen hatte, waren sie weitergezogen, tiefer ins Tal hinein, weiter auf die Pforte zu. Dabei fiel Brosh das erste mal auf, wieso die Eiswächter sich wohl Drachenkrieger genannt hatten.
    Von hier aus erinnerte der Berg am Ende des Tales in seiner Form an einen Drachen und die Pforte war nichts anderes als der offene Rachen dieser felsigen Kreatur.

    Als sie den Fuss des Berges erreicht hatten, hatte die kleine Gruppe einen Rast eingelegt. Sie waren weit gereist und jeder sollte so lange rasten können wie er es brauchte.
    Manche legten sich sogar schlafen, doch der Kriegsherr konnte hier nicht schlafen, es war ein verfluchter Ork und wenn er die Augen schloss hörte er die Schreie der Verratenen Seelen.

    Nachdem alle ausgeruht waren, befahl der Kriegsherr den Aufbruch und man machte sich an den Aufstieg, empor zum Schlund des Drachen.

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    Ritter Avatar von Azil Al-Fidai
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    Azil Al-Fidai ist offline
    Wie zwei unheimliche Schatten, beinahe nicht bemerkt, eine Art Randerscheinung, folgten Calintz und Azil der Kolonne, die sich ihren Weg durch die beißende Kälte suchte, unter der Führung Brosh dar Urkmas; Sie waren nicht besonders viele, einige Duzend vielleicht, aber nicht einmal genug, um ein kleines Heer genannt zu werden; Nein, diese Gruppe kehrte zurück, geschlagen, irgendwie, nach Hilfe suchend. So kam es dem jungen Mann jedenfalls vor. Mit einem leisen Seufzen zog Azil, der eine solche Kälte noch nicht wirklich gewohnt war, seinen pechschwarzen Mantel enger um seinen Körper und verschmolz noch mehr mit der Dunkelheit, die hier noch viel intensiver war als irgendwo sonst in Myrtana, oder gar in Varant, in den Städten. Die Finsternis hier war greifbar, es war wirklich eisig kalt, der Wind fraß sich förmlich durch seinen Körper und ließ ihn noch ausgekühlter als vorher zurück. Hoffentlich, dachte sich Azil, würden sie bald an einen Ort kommen, der wärmer war - aber das bezweifelte er. Stark. Sie wandten sich ja immer weiter nach Norden, es würde folglich also auch immer kühler werden - kälter, eisiger, ungemütlicher.

    Ein Vorteil gab es natürlich - dadurch, das er und Calintz sich lediglich an die Fersen der Gruppe geheftet hatten, wie zwei huschende Phantome, mussten sie den nassen Schnee nicht beiseite schieben, mussten ihn nicht niedertrampeln - die beiden fanden ein bereits ausgetretenen Pfad vor, wenn die Gruppe vorbei war. Schmunzelnd versuchte Azil, die Menschen beziehungsweise Orks zu erkennen - wer war mitgekommen? Proya Anout erkannte er, Calintz natürlich, der neben ihm ging; Faren, Keala, die stets in der Nähe von einander gingen - was er durchaus belustigend fand -, dann natürlich Brosh dar Urkma, und auch Niklas hatte er irgendwo gesehen. Wenige waren das nicht... alles, soweit er das beurteilen konnte, zähe Männer und Frauen. Nur bei Keala war er sich nicht so sicher... Grinsend legte er den kopf zurück, atmete tief ein, stieß die betäubende Luft wieder aus, was sich in einer großen Wolke zeigte. "Hach.", machte er, kicherte leise. "Ja, es ist wirklich ein wenig kühl. Für einen Marsch nach normalen Maßstäben wirklich äußerst ungemütlich, ich fange schon an, meine Schmiede zu vermissen.", fuhr er fort, hauchte sich in die Handflächen, die er für den Moment aus seinen Handschuhen gezogen hatte. "Ich frage mich nur, wann meine Zehen auftauen, und ob es weh tun würde, wenn ich sie jetzt abbreche." Er sah sich um, kratzte sich am Kopf. "Drachenkrieger... ich gebe zu, davon habe ich noch nie gehört.", murmelte er leise, mummte sich wieder in seinen Mantel und glitt weiter über den platt getretenen Schnee.

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    Ritter Avatar von Calintz
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    Calintz ist offline
    So seltsam das auch klingen mochte, auf eine gewisse Art und Weise fühlte sich Calintz an diesem unwirtlichen Ort wohl. Ob das nun daran lag, dass der Schnee dieselbe Farbe wie seine Haare hatte oder gar der Umstand, dass in dieser Gegend kaum ein Mensch zu leben vermochte, wusste er selbst nicht so genau. Möglicherweise lag es aber zum Teil daran, dass der Veteran im Laufe der Zeit die Einsamkeit zu schätzen gelernt hatte und hier fühlte man sich, ganz gleich mit wie vielen Begleitern man unterwegs war, immer alleine.

    Noch während der Weißhaarige in seinen Gedanken verloren war, sprach sein Schüler ihn plötzlich an. Besser gesagt führte er eine Art Selbstgespräch, das irgendwie an ihn gerichtet war. Klang komisch...aber das zeichnete den jungen Schmied nun einmal aus. Sarkasmus, Ironie und Schadenfreude.

    "Drachenkrieger... ich gebe zu, davon habe ich noch nie gehört."


    So ungefähr lauteten die letzten Worte Azils. Bei dem restlichen Teil des Gesprächs hatte der Dieb nicht aufgepasst. Allerdings gab er seinem Schüler, um den Faden aufzunehmen, darauf eine Antwort:

    "Ich auch nicht...muss wohl wieder so ein eingeschworene, elitäre Randgruppe der Orks sein. Vielleicht aber auch einer der Ur-Stämme. Kenne mich, auch wenn ich in manchen Büchern der Orks erwähnt werde, mit ihrer Geschichte überhaupt nicht aus..."
    "Hmhm..."
    "Was anderes: ich denke mal, dass du die Grundzüge der, nennen wir es einmal, "verbotenen Künste" beherrscht und da wir jetzt ohnehin nicht damit anfangen können uns durch unsere eigenen Verbündeten zu morden, schlage ich vor, dass wir etwas über den theoretischen Teil reden. Langweilig, ich weiß, aber immerhin ein Zeitvertreib. Sinn und Zweck hinter dem Ganzen ist, dass ich dir etwas über die grundsätzliche Philosophie unseres Daseins vermittle. Zwar legt jeder Attentäter seine Grundsätze und Regeln für sich selbst fest, aber hinter dem Ganzen steht ein gewisses Schema, welches alle miteinander verbindet. Also: mal angenommen ich gebe dir den Auftrag in ein großes Herrenhaus einzubrechen und den Besitzer zu töten. Desweiteren bekommst du noch den Eintrag den Auftrag einen Gegenstand zu beschaffen, von dessen Aufbewahrungsort nur die Frau des Besitzers weiß. Es patrouillieren etliche Nachtwächter im Gebäude und es ist allgemein bekannt, dass der Besitzer selbst ein ausgesprochen begabter Schwertkämpfer ist. Wie gehst du vor?"

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    Ritter Avatar von Azil Al-Fidai
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    Azil Al-Fidai ist offline
    "Wie gehe ich vor...", murmelte Azil, der es nicht unbedingt abwegig fand, sich wenigstens ein wenig Gedanken zu machen, wenn er schon nichts anderes tun konnte, also wiegte er abschätzend den Kopf, spielte das Ganze in ein, zwei Minuten durch, kratzte sich am Kinn, grinste.
    "Ich nehme an es ist nicht so einfach; Das, was ich am Besten kann, nämlich einfach die Wände hochklettern, den Mann umbringen und die Frau auspressen, wird also nicht klappen... liege ich da richtig?" Der Weißhaarige nickte nur, fand anscheinend, das Azil nicht alles auf die so leichte Schulter nehmen sollte.
    "Gut, wie wäre es damit: Ich wende das an, was du mir beigebracht hast. Ich beobachtete die Wachen und versuche, mich hineinzuschleichen, wenn sie gerade wo anders sind oder sich in Wachablösung befinden..."

    "Du wirst entdeckt.", brummte Calintz dazwischen, grinste leicht, als Azil ihn etwas ärgerlich ansah.

    "Du sollst mir nicht mein Konzept kaputt machen!", murrte der junge Mann, grinste aber breit. "Gut, wenn ich entdeckt werde, ist es natürlich nicht mehr so einfach. Denn dann müsste ich anfangen, um mich herumzumeucheln - sinnlos, laut, auffällig. Es wäre natürlich möglich, Geiseln zu nehmen, oder die Wachen einer nach dem anderen auszuschalten, aber das kostet zu viel Kraft." Kurz schwieg der junge Mann. "Ein anderer Ansatz: Ich klettere doch die Fassade hoch und dringe in das Haus ein, und zwar auf der Rückseite des Hauses - denn dort stehen keine Wachen, man rechnet nicht mit einem Angriff von hinten."

    "Doch sind auch Wachen im Haus platziert, an jeder Ecke.", warf Calintz dazwischen.

    "Gut, meinetwegen: Es sind viele Wachen dort, zu viele, als das ich komplett ungesehen hereinkommen könnte. Ich verstecke mich in einer Kammer oder einer dunklen Ecke, vielleicht auch hinter einem Vorhang und schalte einen oder zwei der Wachen ungesehen und ungehört aus."
    "Gut, genehmigt.", nickte sein Lehrmeister nach kurzem Überlegen. "Aber du hast nur eine extrem kurze Zeit, bevor du entdeckt werden würdest - einige Augenblicke."
    "In Ordnung.", fuhr Azil fort. "Die Toten werden beiseite geschaffen. Hier gäbe es für mich zwei Wege, die ich gehen könnte. Entweder ich versuche den Hausherren hinterhältig nieder zu stechen und danach die Frau auszupressen - was erstens die komplette Wachmannschaft alarmieren würde und zu viel Zeit kosten würde - oder ich suche nach der Frau, foltere sie so lange, bis sie die gewünschte Information gibt und versuche dann den Mann nieder zu stechen. Wenn sie zusammen in einem Raum sind - ohne Wachen - wird die Frau als Geisel genommen. Mit Wachen wird es wohl entweder ein kleines Massaker werden - oder auch eine Geiselnahme, aber mit anschließender Flucht durch das Fenster." Kurz schwieg Azil, nickte. "Sehr viel einfacher wäre es natürlich, sich als Händler, als Adliger oder sonst irgend einem Gast auszugeben. Das würde natürlich Vorarbeit bedeuten - aber eine Zeitvorgabe ist ja praktisch nicht unbedingt da. Da gibt es wohl vielfältige Möglichkeiten... Gift, zum Beispiel. Tatsächlich gibt's anscheinend ziemlich viele Möglichkeiten, so etwas zu lösen..."

    Kurz schien er in Gedanken versunken, aber bevor Calintz seine Gedanken kommentieren konnte, schob er eine Frage hinterher. "Was genau... verstehst du eigentlich unter Philosophie? Gut, ja, Lehren, aber... das dahinter eine wirkliche philosophische Grundlage versteckt, wusste ich nicht - nicht mehr. Aber letztendlich gibt es ja immer eine mythische, reale oder philosophische Grundlage für jede Vereinigung, jeden Bund..."

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    Veteran Avatar von Niklas
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    Niklas ist offline
    Es war klat, bitterkalt. Am Abend zuvor hatten sie eine Rast eingelegt, die zwar ausgereicht hatte um sich zu erholen, jedoch nicht um überhaupt einmal warm zu werden. Die Kälte hatte jegliche Wärme aus ihren Körpern vertrieben, viele der Söldner traf es besonders hart, da sie sich eher auf einen langen Marsch, als auf eine Nordmarexpedition vorbereitet hatten. Den Orks machte die kälter wahrscheinlich weniger, oder auch garnichts aus, denn sie hatten ja Fell. Oh, was würde er für ein warmes Fell geben.

    "Vieleicht treffen wir ja auch ein Dorf mit warmen Hütten, in denen schöne Feuer brennen", dachte der Schmied.

    Schmied, würde er vorerst zwar nicht mehr sein, aber dennoch war es sein Beruf.

    "Die Schmiede", dachte er weiter, "Da wäre ich jetzt gerne."

    Sie würden noch lange gehen, schätzte er. Sehr lange. Er wusste immernoch nicht, wonach sie eigentlich suchten, nur das es sich um eine Art von Unterstützung seitens der Orks handelte.Er hatte Hunger, also nahm er während des Gehens ein Stück Brot aus seinem Rucksack. Es war gefroren.

    "So ein Mist", sagte er leise zu sich selbst.

    Ohne Essen würde er hier bestimmt nicht überleben. Man könnte das Brot ja am Feuer rosten, dann taut es auf. Er beschloss es ebi der nächsten Rast einmal zu versuchen ein Feuer zu entzünden.

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    Schwertmeister Avatar von Proya Anuot
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    Proya Anuot ist offline
    Die Dunkelheit legte sich über das provisorische Lager der Faringer, die sich mit Decken und Fellen begnügen mussten um sich zu wärmen. Der Schlund des steinernen Drachenmauls ragte bedrohlich neben ihnen auf und schien im Inbegriff zu sein, sie alle auf einmal zu verschlingen.
    Einige der Morras kauerten eng zusammen und schickten teils nervöse Blicke zu den knorrigen Ästen der kahlen Bäume. Die Rinde war zumeist gefroren und schwarz, was auf den Tod der Pflanze hindeutete. Sie war lediglich dort, weil der endlose Winter hier oben es so wollte. Geschichten rankten sich um diesen Ort und sein unbarmherziges Klima, welches niemals wechselte. In den Geschichtsbüchern der damaligen Zeit stand geschrieben: Die Zeit, die der Winter am Pass des Drachenclans weilt, misst sich an dem Schlaf eines Drachen, dessen Ruhe anhält, bis 1000 Jahre Frühling ins Land eingekehrt sind.

    Proya selbst fror nicht sehr stark und doch hatte sie sich ein Fell gegriffen, mit dem sie ihre nackten Arme wärmte. Zu ihrer rechten hockte Han-Pak, an den sie sich seit ihrem Treffen in Faring hielt. Er hatte eine beruhigende und lehrende Wirkung auf sie, die sie so bei noch keinem Ork hatte feststellen können. Seine Nähe erfüllte sie mit Ehrfurcht, gleichwohl mit Freude, wenn sie den alten Schamanen ihres Stammes in ihm wiedererkannte. So einige Eigenschaften, wie das wählen weiser Worte und das nachsichtige Lächeln, welches immer dann Anwendung fand, wenn sich ihre Fragen stapelten, wie Maden, die einen frischen Leichnam für sich beanspruchten.
    Doch in diesem Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen und Proya dachte nach, über die Dinge, die sie erfahren hatte, als sie die Knochen berührt hatte. Die Erinnerungen daran hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt und sie konnte noch immer fühlen, wie der Schmerz des Axthiebs durch ihren Rücken fuhr, das Blut in ihrem Mund zu einem metallischen Strom zu werden schien und die Kraft aus ihrem Körper wich. Sie war sich nun sicher, dass sie die letzten Momente des Lebens eines Kriegers mitbekommen hatte, der an der Schlacht um den Drachenpass teilgenommen hatte.

    Die Neugier erwachte erneut in ihr und Fragen brannten ihr auf der Zunge, die sie seit dem Vorfall nicht hatte aussprechen können. Unsicher blickte sie zu dem grauhaarigen Schamanen, der aus einem grob gearbeiteten Becher, der keinerlei Verzierungen trug, einen wärmenden Schnaps trank. Wenn sie ihn danach fragte – denn er hatte diesen Schnaps jeden Abend getrunken, seit sie ihn kannte – lächelte er nur wieder seine Nachsicht heraus und meinte, dass es seinen alten Knochen gut täte.
    Sie hielt das Schweigen nicht länger aus und die Neugier zerfraß sie von innen, wie heiliges Feuer einen Dämonen.
    „Waren es...seine letzten Augenblicke?“, fragte sie völlig inkonkret und mit leiser, dem Thema angepasster Stimme.
    Der alte Ork schaute sie aus seinen blassen, blauen Augen an und zeigte trotz der deformierten Frage keinerlei Verwirrung, so, als hätte er sich auf jede Art der Formulierung eingestellt zu dem Thema, welches Proya nun ansprach.
    „Es gibt Dinge, die geschehen und ungeklärt bleiben und Dinge, die sich dir eines Tages offenbaren“, wiederholte er die Worte, die er auch schon gesprochen hatte, als er sie nach der Vision wachgerüttelt hatte.

    Sie blickte unentwegt in die Tiefe seiner Augen, merkte kaum, wie ihre Lider schwerer und schwerer wurden. Ihre Sicht verklärte sich und die Anzahl an Körperteilen ihres Gepsrächspartners verdreifachten sich, ehe sie sich versah und alles wieder beim alten zu sein schien. Doch der Blick Han-Paks ruhte wieder auf seinem Becher.
    Was hatte sie gerade gesagt? Hatte sie überhaupt etwas gesagt?
    Nein, vermutlich nicht, schloss die junge Orkin und wandte sich mit leerem Blick wieder dem steinernen Drachenschlund zu, der der Eingang zu ihrem nächsten Reiseziel sein würde.

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    Ritter Avatar von Tat'ank'Ka
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Tat'ank'Ka ist offline
    Hier roch man mehr Heimat als in Myrtana. Es war die Kälte, die raue Gegend die sich in vielem zeigte. Es war wie in den Bergen von Khorinis. Genau die Gegend für einen Schwarzork wie ihn. Hier sterben war besser als in Myrtana.
    Der Urkmaelite glaubte nicht daran das sie rechtzeitig zurück kehren würden. Nein, dafür waren die Morras vor Faring zu viele und die Faringer zu wenige.
    Morras - er hatte gewusst, dass sie nur Ärger machen würden und wer weiß ob nicht Verräter auch in Faring waren? An sowas dachte scheinbar niemand, aber für Tat'ank'Ka wäre es keine Überraschung. Wer erjagte die Standarte des Zusammenhalts? Es waren die Orks, nicht die Morras. Wer hatte die Orks vergiftet und überhaupt den großen Bruderkrieg gebracht? Es waren die Morras! Allein das Orks sie duldeten, musste die Ahnen erzürnt haben. Väter und Vätersväterväter die gegen sie kämpften, mussten zusehen wie ihre Nachkommen den Feind respektierten. Nein, Tat'ank'Ka sah in den Morras die sie begleiten durften keine Freunde, keine Unterstützung und keine Gleichgesinnten. Sie waren Notrationen, wenn der Weg sich als schwerer erweisen würde und Sklaven die sie Stämmen auf ihrem Weg für Rast und Wegweiser schenken würden.
    Und genauso sah sie der Khorinisork an, wenn auch nur einer ihn anblickte. Er überlegte auch schon wie er so manchen Morra zubereiten würde. Das Weibchen, dass ihn an irgendwas erinnerte würde er mit Orkkraut und in Wurzelschnaps eingelgt, dann über dem Feuer braten, den Körper mit Moleratfett einreiben und immer wieder drehen und neu mit Moleratfett begießen.
    Gedankenversunken leckte er sich über die Lippen, bevor ihn Gorbag anschubste.
    "Was ist los?", fragte er.
    "Nichts. Da vorne ist dieses Tor?", fragte der Schwarzork. Gorbag nickte, kam er doch aus den Nordlanden.
    "Der Schlund des Drachen...", meinte der Shak.
    "Dann sehen wir bald, was der Schöpfer uns dahinter vorbereitet hat.", meinte der Khorinisork und stützte sich an seinem Orkspeer mit seiner linken Pranke auf. Er befolgte Brosh' Rat und mittlerweile war er soweit, dass er behaupten konnte beide Pranken waren auf dem selben Stand alltägliches Hand zu haben. Es ging zurück ins Lager.
    Geändert von Tat'ank'Ka (19.11.2010 um 19:04 Uhr)

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    Waldläufer Avatar von Synkka
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    Synkka ist offline
    Man konnte die Kälte und den Schnee förmlich riechen. Es schien als wuchsen ihm kleine haarige Eiszapfen in der Nase, die nur darauf warteten beim kleinsten Stoß in die tiefen seiner Nasenhöhlen zu fallen.
    Synkka hielt fasziniert eine Hand voll Schnee in den Händen und musste feststellen, dass seine Haare genau die gleiche Farbe hatte, wie das gefrorene Wasser. Waren es gefrorene Tränen der Krieger? Hätte er den Morra doch mitnehmen sollen? Synk hätte an diesem Morra testen können, ob sich seine Tränen in dieser kalten Gegend zu eben jenem eisigen, weißen Stoff formierten, wie er überall hier rumlag.
    Er hatte sich nicht genug unter Kontrolle gehabt, war in Raserei geraten und hatte am Ende diesen Abschaum vergessen, als er die wahre Flüssigkeit in den Händen gehalten hatte und vom Tod seiner Mutter erfuhr. War es ein Fehler gewesen? Er wusste doch nicht, wie lange die Tränen halten würden, er wusste nicht ob er seine Kameraden damit heilen musste und wie viel am Ende für ihn übrig bleiben würde...und was war wenn er niemanden mehr finden würde, der ihm mehr Tränen schenken würde?
    Diese Reise...sie war die Suche nach mehr, er musste mehr von ihnen finden...gab es einen Tränenspeicher in dieser Welt? Ein Tränenmeer, ein Fluss oder ein See? Die letzte Nacht hatte der Weißhaarige davon geträumt, wie er in solch einem See gebadet hatte. Nackt, unbekleidet nur sein Körper und das Tränenmeer, das ihm so prickelnde Gefühle bescherte...letztlich hatte ihn die Stille der Nacht aus diesem wunderschönen Traum gerissen...oder war es nur die Vorhersage der Zukunft gewesen?
    Traurig zwirbelte der Palo seine Haare, in denen noch immer die rötlich schimmernden Haare seiner toten Mutter eingeflochten war. Sie war so wunderschön gewesen, wie jene Tränen...vielleicht konnte er sie damit wieder in das Reich der Lebenden zurückholen?
    Das Drachentor in der Ferne würde Antworten bringen, der Palo erhoffte sich so viel von dieser Reise...

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    Geißel Farings  Avatar von Faren
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    Faren ist offline
    Mit einem mürrischen Brummen wuchtete der Hüne seinen massigen Oberkörper in die Höhe, sein schwarzes Haar das er sonst mit einem einfachen Pferdeschwanz bändigte, fiel ihm wirr ins Gesicht und in seinen Augen lag ein gehetzter Blick. Erneut war ihm die erholsame Umarmung des Schlafes nicht vergönnt gewesen, wieder war er gefangen gewesen in jenem Zustand, der einem Wachtraum ähnelte. Darin sah er wundersame und schreckliche Visionen und lief zwischen den grauen Schatten seiner Erinnerung umher, doch war er sich die ganze Zeit über seiner Umgebung und der Tatsache das er nur träumte bewusst. Was aber nicht bedeutete dass das Grauen das diese Visionen in ihm auslösten deshalb leichter zu ertragen waren, im Gegenteil je öfter er sie durchlebte desto schlimmer wurden die Wachträume und die Zeitspanne in denen er in ihnen gefangen war schien auch mit jedem Mal länger zu werden. Der Inhalt der Träume blieb stets der Gleiche und war dennoch im stetigen Wandel begriffen, während sich seine blutigsten Erinnerungen mit seinen größten Sorgen und Ängsten vermengten, und so jene alptraumhaften Bilder formten, die ihm manchmal wie düstere Prophezeiungen der Zukunft erschienen.
    Stand er zu Beginn einer Vision noch in den ausgebrannten Ruinen seines Heimatdorfs, zu seinen Füßen die beinahe bis zu Unkenntlichkeit entstellten Leichen seiner Eltern und der Menschen mit denen er aufgewachsen war, so wanderte im nächsten Augenblick über das verlassene Schlachtfeld Vengards das mit den verwesten Leichnamen seiner Kameraden gepflastert war. Ein weiterer Sprung, und er durchlebte erneut jenes schicksalhafte Duell gegen Marik, mit dem Unterschied das es dieses Mal Calintz war der sterbend zu Boden sank während ein bösartiges Lachen aus der Kehle des Monteraner drang. Noch ein Sprung, und Faren fand sich in der eisigen Kälte Nordmars wieder, am Rand jener verwitterten Klippe wo er einst seine Magie verloren hatte. Das Tal unter ihm stapelten sich ein lebloser Körper über dem anderen, alle die der Söldnerführer seit der Vernichtung seines Dorfes kennen gelernt hatte, schienen dort unten zu liegen und ihn mit ihren kalten, leeren Augen vorwurfsvoll anzustarren.
    Da waren Elendium, Bassi, Grendal und Nibbler in ihren roten Magierroben, aber auch Silothar und Golsir die Waffenröcke der Garde trugen. Auf einem anderen Haufen lagen Bardasch, Ravenne, Estefania und sogar Arachnas, dessen stets so überlegen wirkendes Grinsen selbst im Tod nichts von seiner Überheblichkeit zu verlieren schien. Auf dem dritten Haufen türmten sich jene durch die Faring für ihn zu seiner Heimat geworden war, Calintz, Zasamalel, Rok Shar, Snak, Azil und all die anderen Männer und Frauen mit denen er zusammen gelacht, getrunken, gefeiert, gekämpft und geblutet hatte. Doch was den Hünen am meisten quälte waren seine Visionen von Keala, wie sie mit durchbohrten Herzen auf dem Boden liegt, ihr Blut sich in einer großen Lachen um sie herum sammelt und das Leben langsam aus ihrem Körper strömt während die gesichtslose Gestalt einer Frau ihr immer und immer wieder ein Messer in die Brust rammt.
    Mit einem schweren Seufzer strich der Einäugige sein Haar zurück, und sah zu Keala hinüber die auf der anderen Seite des kümmerlichen Lagerfeuers saß, welches sie unter viel Mühe entfacht hatten. »Alles klar bei dir?«, fragte der Hüne, wobei er hoffte das der Rekrutin die Anspannung in seiner Stimme nicht bemerkte.

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    Schwertmeisterin Avatar von Keala
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    Keala ist offline
    Es war das Brummen gewesen, das sie aus den Gedanken geholt hatte, doch rasch war die Aufmerksamkeit der Nachdenklichkeit gewichen. Sie wärmte die Hände und Füße am Feuer, warf ab und an einen verhaltenen Blick auf die muskulöse Gestalt ihr gegenüber. Sie konnte noch immer kaum begreifen, was dort bei Montera geschehen war. Es schien einfach nicht hängen zu bleiben, nicht in ihren Kopf zu gehen, was da stattgefunden hatte.
    Genau genommen hatte es schon vor der Schlacht begonnen, im Lager, als Faren sie zum Lagerteil der Bluthunde geführt hatte, als sie am Vorabend der Schlacht trainiert hatten, im Schein einer Fackel, welche erloschen war. Und danach war da die Schlacht selbst gewesen, welche in all ihren Ausmaßen ihr Denken zu sprengen schien. Sie hatte drei Männer umgebracht, war zur Verräterin an ihrer Familie geworden, war für den Tod ihrer Rekruten irgendwohin mitverantwortlich und schlussendlich hatte sie Faren abgelenkt, zugelassen, dass Thorus seine Stellung als Söldnerführer übernommen hatte. Andererseits hatte sie nun mit ihrer Vergangenheit in Montera abgeschlossen, endgültig abgeschlossen, und Faren hatte mit seinem zerschnittenen Auge nicht mehr kämpfen können. Blieben nur noch die Morde und die Tode ihrer Kameraden. Blieb nur noch die Frage, ob der Tod ihres Vaters den Abschluss mit der Vergangenheit wert gewesen war, oder ob sie es anders hätte lösen können. War es denn unabdingbar gewesen, dass Faring gegen Montera gekämpft hatte? Anscheinend, und jetzt war es geschehen. Es war vorbei. Alles vorbei. Außer einer Sache ...
    »Alles klar bei dir?«
    Dunkel klang seine Stimme durch die Nacht. Die Stimme eines Kriegers, eines Mannes, der sich zu wehren wusste, und der auch zu töten verstand. Sie schaute auf, die junge Rekrutin, unerfahren, gerade aus der Sklaverei befreit. Dass er sie in der Nähe haben wollte, sie gar schon getragen hatte, war ihr noch immer ein Rätsel, riesengroß und unentwirrbar. Die Frage rüttelte sie ein wenig auf, holte sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Ja«, antwortete sie, noch immer etwas geistesabwesend.
    Er hatte unruhig geschlafen, das hatte sie gesehen, wenn sie zu ihm geschaut hatte, gehört, wenn er sich einmal öfter gedreht hatte. Quälte auch ihn die Schlacht von Montera, suchte ihn heim in Träumen? Nach dem abrupten Ende der Reise mir Isen hatte sie lange nur noch von diesem Erlebnis geträumt, wurde auch jetzt noch mit dem Finger der Rechten gefoltert, von dem sie glaubte, ihn noch zu haben, von dem sie dachte, den Schwertgriff zu umfassen - nur dass er nicht mehr war. Weg war er, abgeschnitten, fort. Nur noch in Gedanken fühlbar. Und diese Gedanken lenkten irr. Ging es ihm mit dem Auge ähnlich? Es war schwierig, sich das vorzustellen. Sie hatte einen Finger verloren, doch ihr Hirn glaubte noch, der Finger sei vorhanden. Farens Auge jedoch war nur verarztet, aber nicht herausgeschnitten worden, es war noch da, wenngleich es nicht sah. Nein, vermutlich hatte er nicht diesen Phantomschmerz, mit dem sie sich abmühte. Gedankenverloren musterte sie die verstümmelte Hand, sah zum ersten Mal das Narbengewebe. Ihr wurde schlecht. Sie schaute auf, sah, dass Faren sie noch immer anschaute.
    »Es ist alles klar ... ich wunderte mich nur einmal öfter über das Paradox.« Sie machte eine wegwerfende Geste mit der Rechten. »Du weißt schon, ich diene nun den Orks, die mir das angetan haben. Ich kann kaum glauben, dass ich das tue. Es ist, als wär das hier erst gestern passiert.«
    Es kam ihr so vor, ja, weil der Anblick des schwarzfelligen Orks die Erinnerungen nur allzu sehr wachgerufen hatte. Erinnerungen an etwas, was vergessen gehörte, aber nicht vergessen werden konnte. Erinnerungen an Isen und sie, ihre Reise, Isens Ende. Erinnerungen daran, wie der Ork dreimal auf Isens Hals eingeschlagen hatte, bis der Kopf gerollt war. Die Grausamkeit der Tat war unbeschreiblich gewesen, dagegen war ihr Finger nur eine Lappalie, eine Bagatelle. Aber wahrnehmbar. Es schmerzte noch immer, während sie Isen hatte verdrängen können, irgendwie. Doch der Ork, alles war wieder präsent gewesen, sobald sie ihn gesehen hatte. Wieso diente sie ihm nun? Warum tat sie das?!

  17. Beiträge anzeigen #17 Zitieren
    Veteran Avatar von Niklas
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    Niklas ist offline
    "Endlich wieder eine Pause", dachte der junge Schmied, als sie rasteten.

    Es wurde ein Feuer entzündet und Niklas setzte sich an es heran. Er holte sein Brot raus, steckte es auf einen Stock und begann es über dem Feuer zu rösten, damit es auftaute. Es dauerte länger als gerdacht, doch nach einiger Zeit hatte er schließlich das gewünschte Ergebniss erzielt. Er biss gierig in das Brot und verbannte sich dabei fast die Zunge. Wie lange mochte sein letztes warmes Essen her gewesen sein... Drei oder vier Tage. Er wusste es nicht, denn aufgrund des dichten Schneegestöbers konnte man kaum unterscheiden ob es nun Tag war oder eben Nacht. Sie warne viel gelaufen, sehr viel, so viel wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war, jedenfalls konnte er sich nicht daran Errinern. Doch er musste länger gelaufen sein müssen, denn er glaubte nicht, das die Banditen ihn damals so weit getragen hätten. Naja, auf jeden Fall war der Weg lang und kalt. Sein Nase lief, die Hände fühlte er kaum noch und die Lippen waren rissig und trocken.

    "Was kann man bloß gegen diese verdammte Kälte tun", dachte der junge Rekrut sich.

    Er hatte den ganzen Weg über noch mit keinem geredet, nun es waren ja auch nicht viele mitgekommen, mit denen er überhaupt hätte reden wollen. Er hoffte, das sie nicht mehr lange brauchen würden und auch, dass er sich, nach dieser Tortur in ein warmes Bett legen durfte und erstmal ein paar Tage durchschlafen konnte.

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    Schwertmeister Avatar von Uglúk
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    Uglúk ist offline
    »Lass uns weiterziehen, Brosh.«, sagte Uglúk dem Kriegsherrn in ihrer Muttersprache. »Hier gibt es nur den Tod. Den Tod der Morras.« Dabei spielte er in erster Linie darauf an, dass diese Seite des Gebirges mehr oder weniger noch zum Reich der Menschen zählte. Hinter dem Schlund des Drachen begann hingegen das Reich der Orks mit all seinen Gefahren. Selbst der Tod besaß dort eine andere Bedeutung. Einem Morra diesen Unterschied zu verdeutlichen, könnte ein ganzes Leben in Anspruch nehmen. Und selbst dann würde man vermutlich daran scheitern.
    Schließlich nickte Brosh dem Kriegsherrn zu, doch Uglúk warf noch einen Blick zurück. Nicht nur Orks begleiteten sie und das stellte ein Problem dar.
    »Wir sollten sie hier zurücklassen.«, meinte der Orkhüne, »Kein Morra passiert den Schlund. Andererseits...« Uglúk dachte nach. Keines der Gesichter kam ihm bekannt vor. Morras sahen am Ende alle gleich aus. Sie besaßen keinerlei Bedeutung. »Es macht keinen Unterschied, wenn sie auf dem Weg sterben.«
    Damit hatte sich die Sache erledigt und die beiden Kriegsherrn führten den Truppe weiter auf das Drachenmaul zu.
    So gigantisch war der Schlund des Drachen, dass der schwarze Häuptling und der graue Kriegselefant nebeneinander immer noch mehr als genug Platz hatten, um ins Innere vorzudringen. Wäre jener Drache lebendig, er besäße wahrlich die Größe einer ganzen Stadt. Unter all dem Eis begraben, verlor er jedoch viel von seinem angsteinflößenden Äußeren. Zumal kaum jemand wirklich daran glaubte, dass es sich um mehr als nur einen seltsam geformten Berg handelte. Sollte es tatsächlich einst ein gigantischer Urdrache gewesen sein, der sich an jenem Ort zur letzten Ruhe gebettet hatte, dann gäbe es vermutlich sowieso niemanden mehr, der das noch zu bezeugen vermochte.
    Wie dem auch immer sei, konnte man nun sagen, dass sie der Zunge des Drachen folgten oder weniger geheimnisvoll umschrieben, dem einzigen Pfad, der weiter in die Tiefe führte. Dem Sonnenlicht hatten sie längst Lebwohl sagen müssen und nur das Glitzern des jahrhundertealten Eises erinnerte dann und wann noch an die warmen Sonnenstrahlen. Wärme suchte man im Inneren des Drachenberges jedoch vergebens. Je weiter der Weg sie führte, desto kälter schien es zu werden. Die beiden Vierbeiner drängten näher zusammen, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Wer unter ihnen aus der Heimat kam, fühlte sich angesichts dieser Temperaturen nicht unwohl. Es zwickte und zwackte vielleicht, doch welchen Ork juckte das schon. Ganz im Gegensatz zu den Morras, denen es wohl vorkommen musste wie ein besonders harter Winter in Nordmar.
    Die eigentliche Prüfung stünde ihnen allerdings erst noch bevor. Ganz gleich zu welcher Sorte von Drache dieser auch angehört haben mochte, der eisigen Kälte in seinem Inneren wegen hatte die Pforte am Ende des Pfades in seinem Rachen einen ganz besonderen Namen erhalten: der Odem des Eises. Im Grunde handelte es sich dabei um eine Wand, die allem Anschein nach jedes Weiterkommen verhinderte. Zweifellos hatte für so manchen waghalsigen Abenteurer hier die Reise geendet, da sie nicht wussten, wie es weiterging. Und selbst jene, die es wussten, kapitulierten womöglich an dieser Stelle.
    Uglúk trat als erster heran und fuhr mit der Pranke prüfend über die eisige Wand. Sie schien ein wenig mehr zu glitzern als die anderen. Fast wie ein riesiger Kristall aus Eis. Hindurchsehen vermochte man allerdings nicht. Plötzlich zückte der Orkhüne seinen Dolch, schnitt quer über die Innenfläche seiner Pranke und drückte abermals gegen die gefrorene Wand. Und seine Pranke verschwand darin und bald auch der Rest des Kriegsherrn. Der große Kriegselefant löste sich indes von der Seite seines Artgenossen, um Uglúk ins Ungewisse zu folgen. Ganz im Gegensatz zu dem Ork, wanderte der riesige Dickhäuter ohne Anstalten zu machen durch die Wand hindurch. Man mochte fast meinen, dass er sie überhaupt nicht gesehen hatte.
    Im Inneren des Odems kämpfte Uglúk unterdessen darum, heil die andere Seite zu erreichen. Als müsste er über den Grund eines tiefen Flusses gegen die reißende Strömung marschieren. Jede Bewegung fiel dem Orkhünen schwer und zehrte an seinen Kräften. Die andere Seite lag dabei nicht weit entfernt; es war nicht mehr als ein sehr weiter Sprung bis dorthin. Doch der Odem drückte ohne Unterlass in die entgegengesetzte Richtung, als wolle er den Kriegsherrn daran hindern, die andere Seite jemals zu erreichen. Und als sei das nicht bereits genug, verlangsamten sich die Bewegungen des Kriegsherrn allmählich. Jedoch vollkommen ungewollt. Ganz so als würde er sich inmitten gerade gefrierenden Wassers befinden und er versuchen daraus zu entkommen. Gelänge es ihm nicht, würde er auf ewig im Inneren des Odems zur Salzsäule erstarren.
    Mit einem kräftigen Ruck, fiel Uglúk urplötzlich zu Boden und stieß gegen die baumgleichen Beine des Kriegselefanten. Von all den Strapazen, die Uglúk soeben hinter sich gebracht hatte, schien der Kriegselefant indes nichts erfahren zu haben. Er sah ebenso putzmunter aus, wie noch auf der anderen Seite. Uglúk hingegen fröstelte es, doch zumindest befand er sich jetzt auf der richtigen Seite des Eisodems.

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    Ritter Avatar von Calintz
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    Calintz ist offline
    An sich war es eine einfache Aufgabe gewesen, die Calintz seinem Schüler gegeben hatte. Allerdings wollte er damit nur herausfinden, wie Azil in dieser Hinsicht dachte. Wie genau er an solch eine Aufgabe heranging und wie kreativ er sich dabei anstellte. Und er musste zugeben...er hatte nicht aufs falsche Pferd gesetzt, als er ihn zu seinem Schüler genommen hatte. Selbst die Annahme, dass er zu viele Frage stellen würde, hatte sich als falsch erwiesen. Allerdings konnte er dies dem jungen Schmied alles nicht mitteilen, denn bevor er die Antworten kommentieren konnte, drosch er dem Hashashin schon die nächste Frage um die Ohren.

    "Was genau... verstehst du eigentlich unter Philosophie? Gut, ja, Lehren, aber... das dahinter eine wirkliche philosophische Grundlage versteckt, wusste ich nicht - nicht mehr. Aber letztendlich gibt es ja immer eine mythische, reale oder philosophische Grundlage für jede Vereinigung, jeden Bund..."


    Dass dieser Junge auch nicht seine Klappe halten konnte. Auch wenn er ihm diese Frage nicht wirklich verübeln konnte, war sie doch schließlich durchaus berechtigt...

    "Gut...dann eben zuvor noch ein paar Worte zur Philosophie des Attentäterdaseins: was ich unter Philosophie verstehe ist das Grundlegende, was unser Wesen ausmacht. Eine Art Verbindung im Geiste. Schließlich wird man zum Attentäter geboren. Die Ausbildung dazu ist lediglich der Prozess, der deine schlummernden Fähigkeiten erweckt. Warum glaubst du geht dir das alles sonst so leicht von der Hand?"

    Cal sah Azil ins Gesicht.

    "Ist etwas schwierig zu erklären, aber vielleicht sind das ja alles nur die Spinnereien eines leicht irren, blutgeilen Mörders, der mehr Zeit damit verbracht hat die Leben Anderer zu zerstören, als sein eigenes zu leben. Nicht, dass ich damit ein Problem gehabt hätte..."

    Der Meisterdieb wandte den Blick wieder von seinem Schüler ab und starrte geradeaus. Ob sich Azil damit zufrieden gab? Schließlich konnte der Hashashin ihm schlecht sagen, dass er im Grunde genommen nur darauf abzielte, ihn zu testen, ob er für den Orden bereit wäre. An dieses Gesülze von wegen verbindender Philosophie unter Attentätern glaubte er ja schließlich selbst nicht. Auf jeden Fall durfte er dem Schwarzhaarigen nicht allzu viel Zeit zum Nachdenken geben, also schwenkte er kurzerhand zurück zu der kleinen Denkaufgabe, die er ihm zuvor gegeben hatte:

    "Aber jetzt zu deiner Vorgehensweise bei dem Einbruch: es waren ein paar gute Ideen dabei, auch wenn du es dir offenbar am Anfang zu leicht machen wolltest. Ansonsten hast du glaube ich begriffen, dass unser Gewerbe sehr viel mit Ideenreichtum und Kreativität zu tun hat. Allerdings solltest du immer vom Schlimmsten ausgehen und deine Pläne daran anpassen. So kann es nicht passieren, dass du von einer...Lappalie überrascht wirst und für einen kurzen Augenblick zögerst. Denn...selbst ein kurzer Augenblick ist schon zu lange in einer brenzligen Situation."


    Der angehende Attentäter nickte und sah seinen Lehrmeister aufmerksam an. Dieser hatte seinen Blick jedoch immer noch nach vorne gewandt und erblickte nun eine gewaltige Eiswand, die sich vor ihnen auftat und den Zug zum Stehen brachte. Leicht abwesen murmelte er:

    "Jetzt...wird es interessant."

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    Veteran Avatar von Niklas
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    Niklas ist offline
    Sie sollten eine Wand aus Eis durchqueren? Der riesige Ork an der Seite Brosh dar Urkmas hatte es ihnen zwar vorgemacht, doch trotzdem wusste Niklas nicht genau was ihn erwarten würde. Der Ork hatte sich seine Handfläche aufgeschnitten, sie auf die Eiswand gelegt und war dann einfach hindurchgeschritten. Als seine letzten Körperteile völlig durch die Wand geglitten waren, sah man nichts mehr von ihm, rein garnichts.

    Einige der Söldner schritten vor dem jungen Schmied durch die Wand, oder auch Odem wie es einer genannt hatte. Auch sie waren schnell spurlos dahinter verschwunden. Niklas tat es ihnen also nach, schließlich wollte er nicht alleine auf dieser Seite zurück bleiben. Er zog sein Messer aus der Scheide an seinem Gürtel und legte es mit der Schneide auf seine Handfläche, dann zog er es darüber, so das ein zwar nicht tiefer aber doch stark blutender Schnitt entstand. Dann legte er die Hand auf die Wand und glitt wie durch ein Wunder hindurch. Doch es war nicht die andere Seite wo er ankam. Kälte übermannte ihn mit einer Stärke die ihn von den Beinen zu reißen drohte. Es war wie ein reißender Fluss nur ohne Wasser, der ihm die gesamte noch verbliebende Wärme aus dem Körper riss und ihn immer schwächer werden ließ. Er wusste er musste schwimmen in diesem Odem der Kälte um die andere Seite zu erreichen, bevor er erfror. Eigentlich war es kein schwimmen, denn er hatte immernoch den Boden unter sich und er stieß sich mit schnellen starken Schritten immer weiter nach vorne. Langsam fühlte er eine kalte Taubheit in seinen Gliedern und sein Blickfeld verschwamm zusehends. Noch noch ein paar Mal riss er sich zusammen, doch er war zu schwach. Bevor er jedoch komplett das Bewusstsein verlor, drückte er sich noch einmal mit dem letztem Aufbäumen vor dem Tod vom Boden ab und sprang herraus aus diesem Fluss des Todes. Es wurde wieder etwas wärmer, doch fast unmerklich und er landete auf dem gefrorenem Boden. Es brannte schon ein Feuer, doch er war zu schwach aufzustehen und so kroch er dorthin, zog seinen Umhang um sich, welcher steif gefroren war und versank für kurze Zeit in das Reich der Träume.

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