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Favril war dankbar. Nach den weisen Worten Ornlus ging es ihm gut, wirklich gut. Es war eine Befreiung gewesen. Er war sehr froh, dass er erzählt hat und sehr dankbar, dass Ornlu etwas dazu gesagt hatte. Mit einem stillen, glücklichen Lächeln lehnte er sich zurück und wartete auf andere Schicksale und spannende Geschichten. Es war ein schöner Tag, wenn auch etwas verhangen. Doch das Gruppengefühl war da.
Nun galt es nur noch, herauszufinden, wer denn die vielen anderen Menschen waren.
...Ob sein Vater noch lebte? Eins war aber sicher, er würde bald den Hof besuchen und nach Spuren suchen. Doch das hatte noch Zeit, Favril wollte nichts überstürzen.
Es sprach immer noch keiner, war Favril der einzig dumme? Lachten die anderen ihn aus, dass er so naiv war und sich geöffnet hatte?
Nein! So waren die Brüder und Schwestern der Waldbruderschaft nicht, das wusste der Junge...
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Nordöstlich von Faring (Wald)
Der Tag war sonnig – ja endlich, wärmende, gleißende Sonnenstrahlen. Auf den Blättern dufteten noch die letzten Tropfen Morgentau, welche den gesamten Wald nordöstlich von Faring in einen sachten Dunstschleier legten. Es war nicht unangenehm, sogar recht erfrischend. Und so trauten sich selbst zur Mittagszeit alle möglichen Tiere an ins Freie. In der Ferne konnte man den Braunbären hören, wie er begierig am Holz eines Baumes kratzte, um den Bienen zum Trotz seine lappenartige Zunge am süßen Honig zu laben. Auf den Bäumen tummelten sich die Buchfinken, welche mit roter Brust ihr Gebiet vor jedweden Eindringlingen verteidigten, bis schließlich das Geschrei eines Adlers sie zum Stillschweigen bewegen konnte. Der Wind blieb zu dieser Stunde noch aus und man konnte förmlich spüren, wie sich nach und nach die Luft erwärmte.
Für die junge Lila war dieses Wetter genau richtig. Trotz ihrer üppigen Lederkleidung schien es ihr bei all der Sonne noch gut zu gehen. Sie war eben doch ein Kaltblüter, berechnend, schlau aber für den frostigen Winter absolut nicht zu haben. Ganz anders ihr Sorgenkind Mutton. Der große, kräftige Bursche schien mit den aktuellen Temperaturen nicht ganz so gut fertig zu werden. Der Umschlag war einfach zu rasant gekommen und sein Körper produzierte noch massenhaft Wärme und er musste es in Litern aus nassem Schweiß ausbaden. Er hätte sich vielleicht vor ihrer Abreise noch einmal waschen sollen, denn sein männlicher Gestank erfreute nicht gerade das Herz seiner sonst so hart gesottenen Partnerin, die sich bewusst vor ihm durch das dichte Farngebüsch zwängte. Sie hatten einen anderen Weg zur Kupfermine einschlagen müssen als sonst. Auf dem herkömmlichen Trampelpfad war ein Orkschamene und seine bewaffnete Begleitung unterwegs gewesen, und sie hatten nicht vor, den Standort ihrer Zufluchtsstätte jedem unter die Nase zu binden, zumal dieser Kopfgeldjäger mittlerweile in Faring angekommen sein musste.
Nach einer Stunde kamen sie schließlich wieder auf eine Lichtung. Mühevoll versuchten sie sich die unzähligen Pollen und Klettern von den Kleidern zu rupfen und zu klopfen, aber es half nichts. In puncto Aussehen hatte die Natur wohl wie immer die Nase vorn. Zumindest hatte das Mutton schon früh lernen müssen. Manche Menschen wurden als Schönlinge geboren, andere mussten sich Sympathie hart erarbeiten oder erkämpfen. Auch Lila entsprach nicht dem Frauenideal der Zeit, wobei man ernsthaft daran zweifeln konnte, was an langen, blonden Haaren sooo besonders war. Für ihren Begleiter war sie mit ihren kurzen, leicht bräunlichen Locken, dem rundlichen Gesicht und der etwas gedrungenen Figur trotzdem ein Anblick, dem er sich nicht entziehen konnte, zumal ihre selbstständige, reife Art und Weise zu handeln ihr Übriges tat. Irgendwie erinnerte sie ihn auch an die eine Arenakämpferin, welche sich mit ihrem Speer und ihrer Ausdauer den Respekt der männlichen Kollegen erkämpft hatte.
»Sag' mal ...« Sie drehte sich für einen Augenblick um.
»Ja?«
»Hast du schon mal in der Arena gekämpft?« fragte er, als wolle er sich vergewissern, dass sie und die Speerkämpferin nicht vielleicht doch ein- und dieselbe Person waren.
»Nein, ich glaube nicht.«
»Wirklich nicht?« setzte er mehr im Hitzetaumel an, als mit klarem Verstand.
»Nein, wirklich nicht. Wenn, dann müsste ich schon ordentlich einen über den Durst getrunken haben, um so etwas zu vergessen.« Sie kicherte belustigt in sich hinein. Was war dieser Mutton doch für ein wissbegieriger kleiner Schuljunge! »Aber warum fragst du?«
»Naja, ich hatte da mal jemanden gesehen. Die sah' dir verdammt ähnlich, dachte ich zumindest.« Sie schaute nuna b und an über ihre Schulter, als wollte sie zwischendurch sein Gesicht kontrollieren. In den Falten eines Mannes las es sich manchmal wie in einem Buch.
»Und wie war sie denn so? Kanntest du sie näher?«
Und er begann ihr die Geschichte erzählen, wie er damals noch ein Sklave gewesen war und angespornt von dieser einen Arenakämpferin und ihren Leistungen den Schritt zum freien Menschen geschafft hatte. Sein Leben hatte immer etwas Menschliches an sich. Für Lila war es erfrischend, zu hören, dass im Herzen der Menschen doch nicht nur Geld und Macht schlummerten, sondern auch Familie, Freunde und das Glück, sein eigenes Schicksal zu machen. Und so mitten ins Gespräch vertieft stapften sie weiter über den schmalen Trampelpfad, immer von der Sonne weg und mit den beeindruckenden Kolossen des Nordmarer Gebirges vor Augen.
Schließlich erreichten sie den Übergang von Laub- zu Nadelgehölzen. Die Kupfermine konnte nicht mehr weit entfernt sein. Verwunderlich war, dass einer der einzelnen Hochstände, die als Spähposten bereits zwei Kilometer vor der Kolonie im vergangenen Monat errichtet worden waren, unbesetzt war. Eigentlich hatten sie sich abgesprochen und es sollte selbst in der Nacht immer jemand Alarm schlagen können. Lila drehte sich nur um und warf einen viel sagenden Blick nach hinten. Vorsicht war besser als Nachsicht. Doch diesen einen letzten Moment der Unachtsamkeit nutzte der vermummte Kerl, der nun, seine Axt schwingend aus dem Gebüsch hervorgesprungen kam. Mutton wollte seine Partnerin gerade noch warnen, ehe er auf sie zusprang. Im Flug riss er ihr sie mit, ein dumpfes und zugleich zischendes Geräusch erfüllte die Luft. Alles ging so schnell. Ein Herzschlag. Ein stilles Keuchen. Und schon landeten beide zusammen auf dem weichen Grasbett. Für einen Moment war alles ruhig. Als Mutton schließlich seine vor Schreck völlig verkrampften Augen aufriss, spürte er ihren Brustkorb. Plötzlich überkam ihm der Ekel. Unter sich fühlte er ein seltsames Zucken, es wurde immer stärker, immer Angst einflößender. Nun stämmte er sich mit aller Kraft auf den Boden und robbte ein Stück zur Seite. Als er inen Blick über die Schulter warf, sah er sie. Ihre weit hervorstechenden Augäpfel stierten ihn an, während sie sein Bein umklammert hielt. Sie drückte fester, fester, immer fester. Und schließlich löste sich alles. Mit einem letzten Röcheln beendete sie den qualvollen Todeskampf, der für sie schon längst verloren war. Ihr kalter Atem und ihr fahles Gesicht schlugen ihn wie ein Donnerschlag zurück ins Bewusstsein. Ihm verblieben kaum ein paar Sekunden, da hatte der vermummte Attentäter bereits seine Axt aus Lilas Schädel gezogen. Ihr Körper wackelte dabei wie ein bloßes Stück Fleisch, wie ein Hammel, den man gerade für den Drehspieß vorbereitete. Mutton wollte wegsehen, aber er konnte nicht. Irgendetwas in ihm zwang seinen erstarrten Körper nach vorn. Irgendetwas stieg ihm bis hinter die Stirn. Es pochte, es schlug, Pauken, Kriegstrommeln. Für einen Moment sah er sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Vengard. Kriegsmaschinen, Orks, Schreie, nackte Leiber, die in das flammende Nichts geschleudert wurden, das dröhnende Lachen des Oberst und das Fauchen seiner Peitsche.
Übergangslos erkannte er nun seinen Peiniger vor sich, das Tod bringende Axtblatt weit über den Kopf erhoben, bereit für den letzten Streich. Doch da war sie wieder: Seine innere Stimme. Alle sin ihm schrie: Nein! Niemals! Und in einem Akt der Verzweifeln schleuderte er nun auch seinen bloßen, Muskel besetzten Körper dem Feind entgegen. Wenn er starb, dann nicht kampflos. Ächzend fielen beide zu Boden. Die stählerne Waffe fiel in wildem Klimpern und Dröhnen in eine mit Steinen gefüllte Dolinengrube. Hinter ihr her, rollten Mutton und sein Widersacher über die unzähligen spitzen Kanten. Das Adrenalin betäubte den Schmerz der Stiche, Schnitte, Prellungen. Alles ging wieder so schnell. Und am Ende überschlugen sie sich ein letztes Mal. Danach konnte sich Mutton an nichts mehr erinnern. Er kriegte nichts mehr von dem Kampf mit, von dem Blut überströmten vollkommen zermatschten Gesicht, auf das er immer und immer wieder mit dem einem Stein in der Hand einschlug.
Irgendwann, als ihm langsam aber sicher bewusst wurde, dass sich der Leib des Angreifers nur noch im Takt seiner Hiebe bewegte und schon lange tot war, stierte er wie zu einer Statue erstarrt durch die Wogen des sachte raschelnden Blätterdaches. Die Bäume erschienen wie Gespenster der Vergangenheit, die ihn von überall zu beobachten schienen. Das Getuschel ihrer Blätter erzählte von den Verfehlungen der Vergangenheit, von den Schmerzen und dem Leid, dass sich so wie heute schon tausende Male abgespielt hatte. Das Knarren ihrer Äste weinte um das, was heute von dieser Welt gegangen war. Mit aller Macht bemühte sich Mutton, die Stimmen abzuschalten. Er wollte nichts mehr hören. Wie vom Teufel besessen krabbelte er wie das Tier auf allen Vieren den Hang herauf. Kleine Steine rollten herab, seine Fingernägel splitterten zwischen den harten Kieseln. Dornen durchdrangen seine Haut, als er sich schließlich für das letzte Stück nach oben an den Brombeerranken festhielt. Und da sah er sie wieder: Lila. Er schritt geschwächt auf ihren rot übergossenen Leichnam zu, wobei jede Bewegungen ihm unendlich Kraft zu kosten schien.
Nun stand er vor ihr. Am liebsten wäre er einfach auf die Knie gefallen und hätte um sie getrauert. Die Verzweiflung war stark in ihm, doch nicht schwächer wirkte das Adrenalin, die Wut. Sein innere Kampf raubte ihm Zeit und Raum und verlangte nach einer Entscheidung. Also tat er, wofür ihn die Welt geboren hatte. Selbst in tiefster Nacht musste es jemanden geben, der den Weg nach vorne einschlug. Es gab keinen Stillstand und es würde ihn niemals geben. Alles blieb in Bewegung und so naschte der Bär trotz der Trauer des heutigen Tages weiter seinen Honig und die Buchfinken hörten nicht auf, ihre Reviere zwitschernd zu verteidigen. Sie war vielleicht nur ein Mensch. Aber für Mutton war sie mehr.
Und so torkelte er mit entschlossenem Blick weiter seinen Weg entlang. Die Beine wollten ihn kaum noch tragen und dennoch trug er sie huckepack auf seinem Rücken. Und so erreichten beide auch den Eingang der Kupfermine. Erst jetzt, wo ihm seine Kameraden entgegen kamen und ihm die schwere Bürde abnahmen und auf ihn einredeten. Ja, erst jetzt erwachte er aus seiner Trance, erst jetzt entschied' er sich, alle Zweifel und allen Kummer abzustoßen und er begann zu schreien. Er brüllte alles aus sich heraus, bis er vollkommen heiser und erschöpft in sich zusammenbrach.
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Banditen? Oh Lodrick würde Matthew bescheid geben.
Banditen haben seine Familie ermordet als er ein kleines Kind war und ihm somit seine Kindheit genommen.
Der Anwärter hatte alles was er besitzt in einen Ledersack gepackt.
Das 2. Sumpfkrautpaket, die letzte Schnpasflasche von Torben, ein Hemd und sein Anwärterhemd oder was auch immer das war, auf alle Fälle hatte er es bis heute in dem Schrank vor seinem Bett gelassen.
Er hatte sich die Lederrüstung umgeschnallt und das Bastarsschwert das er von dennis bekommen hatte auf den Rücken geschnallt.
So war er zum Tor an dem Matthew bereits wartete gegangen.
Nach einer knappen Begrüßung waren die beiden Männer aus Vengard gegangen und waren nach ein paar Minuten in ein Gespräch vertieft gewesen in dem sich Lodrick sich immer mehr fragte wo er den das Schmieden lernen würde.
Doch in dem Moment sah Lodrick in einem kleinen Wäldchen vor ihnen ein paar Schemen, entschloss aber Matthew nichts davon zu sagen, da er die Reise nicht durch eine Vermutung verlängern wollte.
Nach einiger Zeit in der die beiden Männer schweigend weiter gegangen waren zündete sich Lodrick eine Zigarette aus dem Tabak-sumpfkraut-gemisch an.
Als Lodrick dem Schmied gerade auch eine anbieten wollte sprangen aus dem gebüsch vor ihnen eine Gruppe von Maskierten.
"Oh scheise." Lodrick hatte keinerlei Chancen gegen auch nur einen von ihnen.
So blickte der Anwärter zu seinem bald Schmiedemeister in der Hoffnung dieser hatte sein eindrucksvolles Schwert nicht nur zum Schmuck an der Seite.
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Eine doch recht bewegende Geschichte. Dachte Melford und musste an seine Vergangenheit denken. Auch er kam aus bäuerlichen Verhältnissen und hatte einen schweren Verlust hinnehmen müssen. Da er schon Adrastos die Kurzfassung seines Lebens offenbart hatte, dachte er, dass es nun kein Problem sein sollte schnell etwas von sich zu erzählen.
„Dann mach ich mal weiter.“ Warnte der Kämpfer vor und alle Augen richteten sich auf ihn. „Ich wohnte mit meiner Familie nicht weit von Montera, wir hatten dort einen kleinen Bauernhof. Das was wir damals erwirtschafteten reichte gerade so für uns selbst, weshalb wir schon vor dem Orkkrieg einige Probleme mit dem Königstreuen hatten, die von uns unbezahlbare Steuern verlangt hatten. Dank den Orks hatten wir seit dem Beginn des Krieges keine Probleme mit den Steuereintreibern mehr, was uns enorm dabei half über die Runden zu kommen. Leider erinnerten sich einige der Innolser vor ungefähr zwei Jahren an unsere etwas abgelegen liegende Hütte und wollten sich ein paar Tage bei uns vor den Orks verstecken. Zu ihrem Pech wussten sie nicht, dass mein Vater nicht viel vom König hält und hat sie aus dem haus gejagt, wobei sich wohl ein Feuer entzündet haben muss. Auf jeden Fall ist dann unser Haus abgebrannt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, dass nur ich die Katastrophe überlebt hatte.“ Erzählte Melford und machte eine kurze Denkpause. Da ihm aber keine weiteren Details einfielen, setzte er seine Erzählung fort: „Wie dem auch sei, am nächsten Tag bin ich dann abgehauen und wie das Schicksal so will auch noch an einem Snapper vorbei, der mich gerne als Mahlzeit verspeisen wollte. Zum Glück hat mich dann ein umherstreifender Ork vor meinem Tode bewahrt und mich wieder meinem Schicksal überlassen. Aus Dankbarkeit habe ich mich dann den Grünfellen angeschlossen und ihnen einige Zeit als Baumeister gedient. Wenn ihr mal nach Kap Dun kommt, dann könnt ihr dort eine nette Hafenanlage begutachten.“ Meinte er schmunzelnd. „Die habe ich selbst entworfen. Naja…Ich bin recht oft in den Arenen gewesen und habe dort meine Kampfkünste weiter verfeinert. Etwas Orkisch müsste ich glaub ich auch noch können. Letztes Jahr bin ich dann desertiert, weil ich langsam die Schnauze voll vom Krieg hatte. So hat es mich dann nach Silden verschlagen. Jetzt versuche ich nur noch mein Leben wieder in den Grief zu kriegen und ein besseres Leben zu führen. Aber bei solch netter Gesellschaft, wie man sie nur in Silden findet, sollte das wohl kein Problem sein.“ Beendete er mit einem Lächeln seine Geschichte und wartete gespannt auf eine Reaktion.
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Das hatte Melford gebaut? Ornlu staunte nicht schlecht. Sicher hatte er bei den Orks mitgewirkt, aber dass er es vollbrachte, dass unzählige Hände und Pranken nach seinen Plänen bauten, gebührte Respekt. Nicht nur Ornlu nickte anerkennend.
"Ich denke dir wird niemand was nachtragen, dass du einst bei den Orks mitgewirkt hast. Ich denke hätten wir die selben Dinge erlebt und erfahren, dann wären unsere Pfade ähnlich der deinen bei den Orks weitergegangen. Ich denke aber mit deiner Wahl, dich dem Krieg abzuwenden, hast du dein Leben wirklich noch einmal neu begonnen. Dazu noch wie ich weiß eine baldige Hochzeit mit einer schönen Sildenerin - es läuft wohl gut für dich Meldford. Und seht alle selbst, das ist Melford, der es wohl als einziger von uns schaffte jemals unzählige von Orks seinen Willen ausführen zu lassen. - Warst du eigentlich damals schon Söldner, als ich vom Himmel auf dich fiel?", fragte der Druide grinsend und erinnerte sich der Zeit unweit der nördlichen Wasserfälle.
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" Wenn man vom Teufel spricht..." Ärgerte sich Matthew. 2 mürrische Wegelagerer standen vor ihnen. So richtige Banditen waren es nicht. Sie hatten nur rostige Schwerter als Waffen. Außerdem keinerlei Rüstung. Und ganz nebenbei sahen sie nicht nach einer richtigen Gefahr aus. Aber das tat Matthew ja auch nicht. Die Banditen sagten nichts, war ja auch unnötig. Alle Anwesenden wussten was die Typen wollten. " Wir haben kein Gold, verzieht euch." Erklärte Matthew. Und provokativ und um zu zeigen dass er keine Angst vor so Witzfiguren hatte hob er seine Flasche und gönnte sich noch einen Schluck des herlichen Schnapses.
" Wers glaubt. Gib mir alles was du bei dir hast, dann passiert nichts."
Matthew lachte nur laut. Viele Dinge wären ihm eingefallen die er jetzt erwieder könnte, doch er wollte ja nicht zwangsweise einen Kampf heraufbeschwören.
" Dir müssen wir wohl mal Manieren beibringen." Sagte einer der Halunken drohend. Lodrick schien nicht ganz so selbstbewusst wie Matthew zu sein. Er sah Matthew hoffnungsvoll an. " Na schön, hier hast du 5 Goldmünzen und jetzt geh mir aus dem Weg. Du bist doch sicher nur ein Bauer aus der Gegend dem sein hof niedergebrannt wurde. Du musst hier nicht arme Leute überfallen." " Was weißt du schon? Und jetzt alles her!"
Matthew nahm noch einen Schluck. Die Typen hatten es ja nicht anders gewollt. Blitzschnell zog er sein Schwert und hielt es an die Kehle des Wegelagerers. Dieser sah geschockt aus, der andere stand sofort bedrohlich da und sah abwechselnd von Matthew zu seinem Freund der seinen Knüppel fallen gelassen hatte. " Verzieh dich und zwar schnell..." Brummte Matthew. Doch die Typen wollten immernoch nicht einsehen. Der Andere holte zum Schwung aus. Mit einem schnellen Schritt stand der Rebell hinter ihm und schickte ihn mit einem Kick zu Boden, dem Anderen verpasste er einen gut gezielten Schlag in den Rücken. Beide lagen am Boden. " Wenn ihr es euch anders überlegt, dann können wir euch wo hin bringen, wo ihr mit ehrlicher Arbeit Geld verdienen könnt." Erklärte Matthew. " Ihr haltet euch aber schön weit von uns entfernt, ich will nicht noch einen Angriff von euch Abblocken müssen." Dann setzten die beiden ihren Weg fort. " Einestages wirst du derjenige sein der die Banditen in die Flucht schlägt und ich werde nur danebenstehen." Lachte Matthew als Lodrick ein leises "Wow" ertönen lies.
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Ein Orksöldner?!
Favril wurde wütend. Er hatte sich geschworen, allen Orksöldnern das Leben schwer zu machen.
Doch dieser Melford war keiner mehr. Die Wut wurde von Irritation abgelöst. Was sollte er von dem Mann halten. Aber hatte er nicht instinktiv gehandelt. Er hatte einem Ork sein Leben zu verdanken, war es dann nicht richtig. Und nicht alle Orksöldner waren so wie dieses fette Arschloch.
Was dem Jungen dann aber durch den Kopf ging war der Fakt, dass er und Melford den gleichen Ursprung hatten. Bei ihm ging es zwar in die komplett andere Richtung, doch der Anfang war der gleiche.
Als der Krieger durch die Runde schaute, lächelte Favril ihn an. Er fand es mutig, seine Vergangenheit bei den Orks preiszugeben und er schämte sich für die anfängliche Wut ihm gegenüber. Er war genau so eine arme Sau wie Favril selbst.
Das war also Melford, sehr interessant!
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Mit bestürzten und erstaunten Gesichtern hatte Melford natürlich gerechnet, besonders von Favril, der ihm aber dennoch zulächelte. Orks und Gesindel waren nun mal nicht gerne gesehen, aber auch mit den Königstreuen sah es teilweise nicht Wohlgesonnener aus. Aber irgendwo musste man schließlich herkommen.
Bei Ornlus anerkennenden Worten musste der Kämpfer sich ein Lachen unterdrücken. Wenn man es so sieht, hatte ich damals die Orks wirklich in meiner Hand. Dachte er und versuchte sich dann an sein erstes Treffen mit Ornlu zu erinnern.
„Ja, damals war ich auch schon Söldner und lernte gerade mit der Waffe umzugehen. Ich weis gar nicht mehr wo ich eigentlich hinwollte, aber auf jeden Fall habe ich mich dann in die sildener Wälder verlaufen. Zum Glück rettete mich dann unser Lieblingsjäger!“ erklärte Melford und zeigte anerkennend auf Ornlu. „Vielleicht würde ich Heute immer noch im Wald umherirren, wenn du mich nicht gefunden hättest.“ Scherzte der Kämpfer
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Matthew hatte die banditen einfach und unblutig zu boden gebracht.
Er hätte sie, das erkannte Lodrick an seinen Reflexen und der Kraft und die Schnelligkeit die hinter den Schlägen gesteckt haben, zu Beliar schicken können.
Doch das wären unnötige Opfer in einem Krieg der schon so vielen Menschen das Leben gekostet hatte.
So setzten die beiden Männer ihre reise fort.
Lodrick den die Worte von Matthew ermutigt hatten, hart zu trainieren um auch mit dieser Kraft zuschalgen zu können, hatte sich schon die nächste Zigarette angezündet.
"Sag mal Matthew. Weist du etwas über das Wald- und das Wüstenvolk?"
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Er musterte den Mann eindringlich, Melford... Auch der für Dekker bislang uneinschätzbare Mann war auf der Expedition zur Nebelinsel dabei gewesen... Jetzt allerdings bröckelte seine Hülle.
Tief blickte er dem Mann in die Augen, versuchte zu lesen, was er dachte, was er während seiner Geschichte empfand, was er fühlte. Aber Dekker war einfach nicht paranormal begabt genug, er sah eben nur die Blau schimmernde Iris und die schwarze Pupille.
Langsam strich Dekker über den Bart am Kinn, sein inneres Versprechen sich die Haare und den Bart zu schneiden fiel ihm wieder ein und er nahm sich fest vor, es zu tun.
Irgendetwas stimmte ihn in seinem Inneren überhaupt nicht positiv gegenüber Melford... Ein Söldner der Orks? Der keine Lust mehr auf Krieg hatte? War das möglich? Dekker verzog die Lippen, aber im Zweifelsfall für den Angeklagten, dachte er im nächsten Moment, lächelte und nickte Melford zu.
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»Interessante Geschichten« dachte sich Adrastos, nachdem er Favril und Melford zugehört hatte. Bewegende Schicksale, gegen den seine Geschichte fast schon ruhig wirkte. Dennoch hatte er sie wohl zu erzählen, wie all die anderen hier.
»Na gut, dann ich. Ich könnte Stundenlang erzählen, gar Tage, könnte es aber auch in ein paar Minuten erzählen« setzte der Wanderer an.
»Ich hatte einige Jahre lang ein recht unbeschwertes Leben, bei meinem Vater in Khorinis. Jäger war er, ich sollte diese Tradition fortsetzen. Doch ich war zu ungeschickt. Bogen zu spannen war nichts für mich, die Pfeile verfehlten stets ihr Ziel und beim Ausweiden stellte ich mich ungeschickter an als ein Fisch an Land. So kam es also zum Streit, ich bin abgehauen und im Elendsviertel gelandet. Und ihr wisst ja, wie man dort lebt: Zwischen Dreck und den Ratten, an trockenem Brot nagend und schales Wasser trinkend. Leben konnte man nur durch kleinere Diebstähle, durch die auch ich mir zu der Zeit meinen Lebensunterhalt verdiente. Bis ich irgendwann genug hatte. Genug von diesem Leben und genug von den kleinen, glitzernden Münzen, mit denen ich eine Überfahrt nach Vengard bezahlen konnte. Dort bin ich aber nicht lange geblieben, sondern habe in der Wildniss eine Gemeinschaft von einem Feuer- und einem Wassermagier getroffen, bei denen ich einige Zeit geblieben bin, bis ich weitergezogen bin.
Nach Varant haben mich meine Füße getragen. Jung und naiv wie ich war, habe ich die große Wüste gleich betreten. Ich hatte Glück, dass ich dort überlebt habe und mich nach Al Shedim schleppen konnte. Dort leben die Nomaden zusammen mit ihren geistigen Führern, den Wassermagiern. Ich schloss mich ihnen an, wurde Wasserträger und bald einer der Krieger. Zu der Zeit gab es auch eine Pilgerreise. Nach Silden ging sie, daher habe ich den Ort schon ein wenig gekannt. Nunja, danach habe ich gelernt zu schmieden, nachdem Hârkon, der alte Waffenschmied unserer Gemeinschaft spurlos verschwunden war. Ich wurde der neue Schmied und die Zeit verging. In der nächsten langen Zeit lernte ich, besser mit dem Schwert umzugehen und mich auf dem Rücken von Reittieren zu halten, bei einem der seltsamen Gardler in Vengard. Ich war froh, danach wieder in die Wüste zu kommen, die Großstadt will mir einfach nicht behagen.
Dort machte ich mich, gemeinsam mit einigen Freunden und Gefährten, auf in ein Tal. Ich möchte nicht zu viele Worte verlieren, nur dass eben dieses Tal und das einreden Ornlus, der zu dieser Zeit ebenfalls in Al Shedim war, dazu geführt haben, dass ich mich von fast allem gelöst habe und zu euch gestoßen bin. Seit guten zwei Monaten bin ich nun schon in Silden, habe einige Leute, wie zum Beispiel Dekker hier, bei der Okara-Sache getroffen und hoffe hier noch einige Leute mehr kennenzulernen, und mich endgültig zu euch gesellen zu dürfen. Doch da bin ich zuversichtlich.«
Damit endete er lächelnd und gönnte sich einen Schluck Wasser. Das Reden hat seine Zunge beschwert und den Mund ausgetrocknet.
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Matthews Mine verfinsterte sich." Das Waldvolk?"
" Das Waldvolk ist eine Horde voller Feiglinge! Wenn ich einen von denen in die Finger bekomme schick ich ihn zu Beliar. Diese miesen Baumäffchen..." Matthew verfiel in eine lange Schimpftriade über das Waldvolk. Er hatte nie vergessen dass sie ohne jeden Grund angegriffen haben. " Was haben sie getan?" Fragte Lodrick. " Was sie getan haben... Halt dich von ihnen fern, man kann keinem Druiden trauen, die würden ihre Mutter nem Baum opfern. Pah, feiges Gesindel ist das." Der Rebell sah sich um ob die Typen folgten, entdeckte sie jedoch nicht. " Wir waren damals in Okara, ist nicht mal so lange her. Da haben die Waldläufer uns angegriffen, die haben unsere Leute vergiftet mit was weiß ich für nem Zeug, diese feigen Säcke. Ich kann die Gesichter von den armen Männern heut noch sehen. Naja, aber das ist nicht so wichtig, traue keinem, denk daran."
" Und was das Wüstenvolk angeht: Es gibt die Nomaden und die Assassinen. Über die Assassinen weiß ich nicht viel, außer dass du zu ihnen musst wenn du reich werden willst. Haben prächtige Städte und einen Haufen Gold. Aber die Nomaden sind in Ordnung. Kaum zu glauben dass sie den selben Gott wie diese Baumheinis anbeten. Aufjedenfall sind sie sowas wie Rebellen nur eben in der Wüste. Ich war aber nur zwei mal in der Wüste und ich werd wohl nicht mehr alzu schnell dort hin wollen, viel Sand und viel Sonne. Beides nicht für mich."
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Lodrick war sehr über Matthews Zorn auf das Waldvolk überrascht.
Aber die Erklärung leuchtete ihm ein. Matthew hatte bei der Attacke bestimmt gute Freunde und Kameraden verloren.
Doch warum haben die Waldläufer einfach angegriffen?
Der Anwärter traute sich nicht seinen bald Schmiedlehrer danac zu fragen da er befürchtete dieser würde wieder eine Hassrede auf die Waldläufer und die Druiden beginnen.
Doch Lodrick war es unbegreiflich wie sich Menschen gegenseitig sinnlos abschachten konnten.
Seiner Meinung nach sollten alle Menschen gegen den wahren Feind streiten.
Die Orks. Die Vorstellung, das sich die Innosgläubigen, die Königstreuen, die Waldläufer und Druiden und die Nomaden und Wassermagier zu einer Fraktion zusammenschliesen würden und gegen die Orks vorgehen würden, gab Lodrick zuversicht das der Krieg doch noch gut ausgehen würde.
Doch soweit würde es nicht kommen, da sie immer wieder Meinungsverschieden hatten.
Jedenfalls dachte Lodrick so.
Doch plötzlich fiel dem Jäger wieder ein das rethus sich seiner annehmen würde und ihm beibringen wollte sich mit dem Schwert zur wehr zu setzten.
"Mathew? Weis Rethus das wir aufgebrochen sind? Ich habe ihn gestern nicht gesehen?"
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Wieder endete eine Geschichte, wieder setzte sich der Redner wieder hin, wieder frischte er seine Stimme mit dem frischen Quellwasser aus einem Wasserschlauch auf. Dekker lächelte und prostete ihm zu, er war erleichtert, es gab also auch noch normale Menschen in Myrtana und nicht nur Halbwaisen mit Mordgeschichte oder Brandopfer mit Orkvergangenheit.
Es war an der Zeit für Dekker, noch nicht an der Zeit, seine Geschichte erzählen, sondern an der Zeit seine Pfeiffe hervorzukramen. Irgendwo in den Untiefen seines Rucksacks hatte er die geerbte, einzigartige Pfeiffe von Björn verstaut. Noch immer nicht wusste er, woher sie stammte, aus welchem Material sie gefertigt war und wie man sie richtig rauchte, aber das, was Dekker zurzeit damit tat, brachte doch immerhin ein volles und leckeres Aroma zustande.
Er hatte ein Beutelchen des Tomaten-Zuckerrüben-Tabaks dabei und stopfte das schmierige Pulverchen nun in den tassenförmigen Pfeiffenkopf. Diesen stellte er dann auf den Boden, rollte den Schlauch komplett aus und zog dann an dem Ventil.
Auf irgendeine magische Weise entzündete sich der Tabak, eine kleine Rauchwolke stieg auf und formte sich in Bilder aus Dekkers Gedanken.
Dann sprach er etwas nuschelnd, aufgrund der Pfeiffe in seinem Mundwinkel.
'Nun Ad, du kannst doch tatsächlich stolz auf dich sein...', er unterbrach seine Ansprache, um ein paar weitere Rauchwölkchen (diesmal in zartrosa) auszustoßen, 'Ich meine, es gibt sicher nicht viele, die es geschafft haben, sich aus der Gosse zu ziehen und es allein aufgrund ihres Willens es zu etwas zu bringen. Und so ist es im Endeffekt total egal, ob du ein Reh ausnehmen kannst, ob du einen Bogen spannen kannst oder ob du König Rhobar den Hintern abwischst, du hast deine Fähigkeiten und du vertraust darauf...', wieder stiegen einige, diesmal lindgrüne, Rauchschwaden auf, 'und das finde ich bewundernswert... Obwohl ich sagen muss, dass die Jäger doch die coolsten sind.', schloss er seine kleine Rede ab und grinste breit, das Ventil in seinem linken Mundwinkel geschoben.
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" Keine Ahnung. Er wird uns schon finden." Erklärte Matthew und erinnerte sich daran dass Rethus ein Haus bauen wollte auf einem Hof. Er hätte wetten können dass es der Hof der Rebellen war. Doch natürlich konnte er das nicht so herum posaunen. " Keine Sorge, wenn er uns nicht findet hast du genug zu tun aber ich denke er müsste nur 2 oder 3 Tage nach uns ankommen."
Erklärte Matthew und sah sich erneut um. Jetzt konnte er die Typen sehen. Sie folgten ihnen also doch. Hoffentlich um sich den Helfern auf dem Hof oder den Rebellen anzuschließen und nicht um sie irgendwann heimtückisch von hinten zu erstechen.
Die beiden Wanderer waren inzwischen weit gekommen, Matthew hatte inzwischen so viel Schnaps getrunken dass er schon merkte wie seine Lippen schwerer wurden. Er würde wohl bald leicht nuscheln, das gerade laufen hatte er jedoch noch nicht verlernt. Mürrisch kratzte er sich am Kinn. Es wurde Zeit sich mal wieder zu waschen, doch er hatte weder Zeit noch Lust. Es war nicht übel wenn die Leute ihn ein bisschen krank einschätzten. Doch warum er so aussah war ihm ein Rätsel. Er bekam ja schon vereinzelt graue Haare und war noch nicht alt. " Ob es an dem Alkohol und dem Sumpfkraut liegt?" Fragte er sich innerlich. In letzter Zeit fühlte er sich tatsächlich ein bisschen schwächer und schlapper als sonst, doch das konnte doch nicht an Sumpfkraut oder Alkohol liegen! " Ich rauch heut Abend einfach mal eine, dann gehts mir morgen wieder besser." Überlegte sich der Rebell und sah nun zu Lodrick. " Was hast du vor wenn du Kämpfen und schmieden kannst?"
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Adrastos hatte es wahrlich besser erwischt, doch was hieß schon besser. Jeder schien hier Schicksalsschläge gehabt zu haben und davor war niemand sicher. Und man sah bisher auch einfach - die Sildener hier kamen aus einfachen Verhältnissen. Bauern, Jägerssöhne und Diebe. Das einfache Volk im Grunde, welches zum Waldvolk wurde oder auf dem Weg war - das weder Orks noch König gut hieß, sondern die Freiheit liebte.
Ornlu stimmte dann auch Dekkers Worten zu, die er zu Adrastos sprach und fügte hinzu, dass man sich ja nur Vengard angucken braucht und sieht wo die landen, die es aus der Gosse nicht herauspacken. In den Elendsvierteln ohne Zukunft, darauf wartend, dass die Orks Vengard eines Tages nehmen und es endlich aus ist.
Ehe Ornlu sein Sumpfkraut auspacken konnte, schien dann Yared sprechen zu wollen.
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Yared war ja eigentlich nicht der Mann, der von sich selbst mehr erzählte, als unbedingt nötig, aber anscheinend konnte man hier offen reden und auch er konnte es durchaus gebrauchen, hin und wieder seine Seele zu erleichtern.
Vorallem: Anbetracht der Geschichten, die er jetzt schon gehört hatte, war seine eigene Lebensgeschichte ja geradezu harmlos.
Er räusperte sich und nahm noch einmal einen tiefen Zug aus seiner Pfeife, um sich Mut zu machen.
"Will jemand anderes jetzt?", fragte er unschlüssig.
Keiner machte Anstalten, also begann er:
"Gut dann werde ich euch meine kleine Geschichte erzählen:
Meine eigentliche Heimatstadt ist, wie ich einigen von euch schon erzählt habe, Geldern, die Stadt der Alchimisten. Mein Vater war Minenarbeiter bei einer der größeren Schwefelminen, meine Mutter war, so abenteuerlich es klingt, eine Nomadenfrau aus Varant.
Nun fragt ihr euch sicher: Wie kommt eine Nomadenfrau aus Varant nach Geldern? So genau weiß ich das auch nicht, denn sie lebte nicht lange genug, als das ich es von ihr hätte erfahren können, da Sie im Kindbett bei einer Totgeburt starb, als ich zehn war. Mein Vater erzählte immer nur, dass ein paar Waldläufer sie bei einem Überfall auf eine Karawane der Assassinen befreit hätten, die von Trelis nach Montera zog.
An sich war meine Kindheit recht in Ordnung. Mein Vater wollte übrigens, dass ich es später einmal besser hatte als er, weshalb er mich zu einem Feuermagier schickte, der mir Schreiben und Lesen beibrachte.
Als Geldern und die umliegenden Gebiete von den Orks überrannt wurde, fiel mein Vater dann bei der Verteidigung der Stadt."
Kurz legte er eine Pause ein und nahm einen weiteren Zug. Er konnte nicht einfach weitermachen, aber über seine Gefühle wollte er auch nicht sprechen. Dann aber raffte er sich auf und durchbrach wieder die Stille, die er selbst geschaffen hatte, mit seiner nun doch etwas brüchigen Stimme.
"Ich floh dann zu seinem Onkel Raegan, einem Tuchhändler, der wahrscheinlich immer noch in Montera lebt. Auch dort erlebte ich eine relativ ruhige Zeit, aber ich kam nicht zur Ruhe. Mein Hass auf die Orks war unermeßlich. Kurz bevor ich zu platzen drohte und dabei war mich selbst zu verlieren, meldete ich mich freiwillig zum Militärdienst im Heer Rhobars des II.
Aufgrund meiner Erfahrung im Bergbau und meiner Schreib- und Leseferigkeit, was unter den Soldaten eine wahre Seltenheit war, kam ich gleich als Korporal zu den Pionieren. Da der Armee langsam aber sicher die Soldaten ausgingen, wurde man schnell befördert, zumindest bei den Unteroffizieren, und so wurde ich mit 20 Feldwebel. Nichts desto trotz war die Ausbildung der Rekruten bei den Pionieren in diesen Tagen miserabel und nur die wenigsten unterhalb des Ranges eines Offiziers konnten ein Schwert richtig halten. Es war halt wichtiger Wälle bauen und mit Explosivstoffen umgehen zu können.
Ich war bei vielen Schlachten dabei: Zum Beispiel als die Festung Trelis an die Orks fiel oder in der Schlacht um Montera.
Dass ich überlebte war wohl pures Glück, vielleicht auch der Wille irgendeines Gottes."
Wieder machte Yared eine Pause um, Luft beziehungsweise Rauch zu holen.
"Damals auf dem Schlachtfeld lernte ich eines: Die Orks sind nicht besser oder schlechter als wir. Genaugenommen schenken wir uns gar nichts.
Das gab dann auch den Anstoss für meine nächsten Schritt. Ich hatte genug von den Grausamkeiten des Krieges und vorallem der Unsinnigkeit dessen. Also desertierte ich schließlich vor der Schlacht um Gotha. Einige Zeit lebte ich hier in den Wäldern von Montera, bis ich mich einer Gauklertruppe aus Varant anschloss, die mit einer Handelsdelegation der Assassinen auf dem Weg nach Nordmar war.
Die Beliaranhänger sind eigentlich gar nicht so übel - vorrausgesetzt man trifft die richtigen, die einen nicht gleich zum Sklaven machen wollen. Um die Orks zu täuschen, lernte ich den südlichen Dialekt und das Spielen der Laute, sodass wir schlussendlich nach Nordmar kamen.
Als Barde übrigens tauge ich nicht viel, mein Gesang ist einfach schrecklich, wie euch Dekker bestimmt mal bei einer anderen Gelegenheit gerne erzählen wird."
Er musste grinsen.
"In Nordmar lebte ich für kurze Zeit unter den Nordmännern. Als ich dann hörte, dass Silden von den Orks befreit worden sei, schöpfte ich Hoffnung, dass auch Geldern befreit sei. Also beschloss ich mich nach Süden durchzuschlagen und jetzt bin ich hier."
Yared endete und wartete Pfeife qualmend auf die Reaktionen der anderen.
Wie würden sie seine Geschichte aufnehmen?
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"Für mich steht es fest. Ich werde mich den Rebellen anschliesen um die Grünhäute aus Myrtana vertreiben zu können. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen. Egal durch was. Ich wäre schon zufrieden wenn ich den Rebellen nur durch das Jagen helfe. Ich möchte das diese Orkschweinehunde vertrieben werden. Und ihre Söldner könne sie gleich mitnehmen. Die sind doch auch das letzte. Verraten ihr eigenes Volk für diese Tiere.
Erinnerst du dich als ich dir am Fest erzählt habe das ich Orks hasse?"
Nachdem Matthew nickte fuhr er fort.
"Es hat einen Grund. Und zwar eiinen triftigen." Eine kleine Träne lief dem jungen Mann über die Wange. Doch er wischte sie fort.
Es regte in auf das er immer wenn er diese Geschichte erzälte anfangen musste zu weinen. Er unterdrückte die Tränen um vor dem Bärtigen Mann nicht anzufagen zu heulen wie ein kleines Kind.
"Sie... Sie haben mir meine Frau genommen. Sie rücksichtslos ermordet. Ohne Grund. Sie habe den Hof auf dem wir uns ein Leben, eine Existenz aufbauen wollten zerstört. Und vor allem haben sie eines getan: Mir das einzige im Leben genommen das ich hatte: meine Liebe."
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Monterawälder
Konnte er sich denn nicht trennen?
War es denn so schwer? Hatte er es nicht freiwillig getan?
Ja, er hatte es. Es war auch richtig so.
Der einsame Wanderer, der sich freiwillig für dieses Schicksal entschieden hat, war in den letzten Tagen seiner ehemaligen Heimat näher gekommen,hatte sich aber nicht getraut, die Sildener Wälder zu betreten.
Er hatte Angst, Angst vor den Konsequenzen. Oder war es die Angst vor langen, komplizierten Erklärungen, die sowieso niemand verstand.
Niemand konnte Nigels Beweggründe durchschauen, dessen war er sich sicher.
Nur er, er allein, wusste was er warum tat und niemand würde ihn verstehen.
Aus der Ferne, hinter einem Gebüsch sitzend hatte er eine Gruppe gesehen. Sie hatten sich am frühen Morgen dort niedergelassen. Sie waren alle gut gelaunt und frohen Mutes.
Nigel kannte die Gesichter, er wusste, was dies für Leute waren. Das stets richtighandelnde Waldvolk. Es tat ihm irgendwo weh, sie dort so sitzen zu sehen. Er selbst hätte unter ihnen sein können.
Sie hatten nicht mehr vorgehabt, wegzugehen. Schon als die Sonne am Zenit stand, hatten sie sich ihr Lager aufgebaut.
Nigel war unauffällig immer näher gekommen und saß mit dem Rücken zur Gruppe an einem Baum angelehnt. Er konnte sie gut hören und lauschte den Geschichten der einzelnen Leute.
» Wie rührend..« murmelte Nigel ironisch.
Doch tief in ihm berührten die Geschichten ihn, er ignorierte es.
Immer wieder unterdrückte er den Impuls sich zu erheben und sich zu ihnen zu setzen. Er durfte nicht, es war vorbei. Die Kutsche war abgefahren.
So hielt er sich hinter dem Baum und lauschte weiter. Er hatte eh nichts vor...
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Matthew mochte diesen Lodrick immer mehr.
Er verstand gut was er durchgemacht hatte. Die Geschichte kam ihm bekannt vor. Das Einzigste verloren, ja, das war hart. Er klopfte Lodrick auf die Schulter.
" Wir brauchen mehr Leute wie dich und wenn du..." Matthew war sich inzwischen ganz sicher dass Lodrick zu den guten gehörte. Er konnte es einfach fühlen. Oder war er zu leichtgläubig? Nein, er war sich sicher. " Und wenn du zu den Rebellen willst, dann werde ich dich hin bringen."
Lodrick sah strahlend auf und Matthew konnte nicht anders als zu grinsen und er bemerkte wie er gerührt war. " Ach du scheiße, es ist schon ewig nicht mehr vorgekommen dass ich so gerührt war..." Dachte er sich fröhlich. Nach all den Schlachten, den Toten, den Morden, den schlechten Dingen war es schön zu spüren dass er noch immer soetwas fühlen konnte wie Mitleid und Verlangen zu helfen. " Jetzt aber aufhören mit der Gefühlsduselei!" Meinte Matthew und hörte auf zu grinsen, blinzelte kurz und lief dann erhobenen Hauptes weiter.
Lodrick sollte ja nicht denken dass Matthew so schnell weich wurde.
" Meine Güte, wir laufen schon seit mehreren Stunden ohne Futtern..." Begann Matthew jetzt. " Auf den Schock muss ich was trinken..." Und wieder nahm er ein par Schlucke. " Gutes Zeuch..."
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