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»Ich verstehe mich soweit auf Alchemie, wie es für Medizin erforderlich ist. Mit diesen Thesen bin ich aber vertraut. Es überrascht mich, dass du es aus der Richtung der Naturwissenschaft betrachtest und weniger aus der Theologie heraus.«
Doch Françoises Beobachtung wurde sogleich widerlegt, als der alte Mann von der Herrschaftsmagie sprach. Sie unterwarf sich augenscheinlich keinen Naturgesetzen und nährte sich ausschließlich aus der Macht Innos'. So gesehen handelte es sich um die reinste Form der Innosmagie.
»Eine weise Entscheidung.«, entgegnete die Priesterin. »Insbesondere für die Arbeiten der Inquisition halte ich die Herrschaftsmagie für unabdingbar. Allem voran das Gedankenlesen. Meiner Meinung nach sind alle andere Methoden zur Wahrheitsfindung primitiv und in der Regel nutzlos. Ganz besonders Folter. Doch versuche das einem Nichtmagier verständlich zu machen.«
Françoise schnaufte. Nicht zuletzt die Paladine machten sich dessen schuldig. Mit ihren barbarischen Methoden richteten sie mehr Schaden an, als brauchbare Informationen zu sammeln.
»Selbst Magier tun sich damit schwer. Um Herrschaftsmagie wirklich zu verstehen und später anzuwenden, musst du dich als erstes von den Konzepten der Elementarmagie lösen. Telepathie hat nichts mit dem Werfen von Feuerbällen oder Blitzen gemeinsam. Es ist ein viel feineres, viel eleganteres Instrument. Wie du bald erkennen wirst, ist das auch notwendig. Lass es mich mit dieser Analogie erklären; der menschliche Geist - mitunter auch der von geringeren Kreaturen - ist so weit wie der Sternenhimmeln. In dieser Weite wirst du dich zurecht finden und aus den Myriaden von Sternen den richtigen erkennen müssen. Es ist absolut möglich sich darin zu verlieren. Mit verheerenden Konsequenzen für den Magier. Ein eiserner Wille ist deshalb unabdingbar.«
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Sonderlich, dass mit dem Namen und Taten der Heiligen Inquisition oder auch im Entferntesten an ihrer Arbeit der Gedanke an Schmerz und Wahrheit aufkam.
Dem Grauen fielen wieder die Schriften der Geschwister Ancilla und Thomasz ein, die unter Verbot beziehungsweise größter Vorsicht gestellt worden.
Shakuras selbst kam nicht umhin, Schmerz eine gewisse Qualität zu zusprechen. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit stand sie felsenfest in der Tradition des Feuers und noch heute fanden sich überzeugte Anhänger dieser Glaubenspraktik.
"Schmerz ist in der Lage zu Läutern. Aber ich bin nicht dumb und verstehe Eure Bedenken, werte Oberste Francoise. Schmerz kann nur ein Weg sein, und nicht das Ziel. Das gilt für die Selbstläuterung als auch für das Geißeln. Die Wahrheit muss stets überprüfbar bleiben." Der Hohe nickte das eigens Gesagte wie zur Bestärkung ab und blickte mit seinen graublauen Augen ohne Scham und entschlossen direkt in die Ihre.
"Ich bin Willens. Zeigt es mir oder testet mich. Dringt in meinen Geist ein. Ich will ein Gefühl dafür entwickeln." Er würde sich Ihr stellen und sie sehen lassen, wenn sie konnte.
Geändert von Shakuras (16.02.2020 um 22:20 Uhr)
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Nördliche Wälder Sildens, Myrtana
"Bei Beliar! Mädel, was machst du hier!?"
Jodas zog seine Saufeder aus dem braunen Berg aus Fell, Muskeln und Knochen. Dann half er Larah wieder auf die Beine. Blut sprudelte nach, lief im nachhallenden Takt des ersterbenden Ripperherzens Flanke und Bauch hinab und sickerte in den vereisten Schnee.
„Danke.“ Larah ergriff seine Hand. Sobald sie wieder stand, klopfte sie sich mit beiden Händen den Pulverschnee von den bis übers Knie reichenden Stiefelschäften und den unteren Ausläufern ihrer Suckenie. „Ich habe es mir anders überlegt.“
„Gut.“ Jodas verzog keine Miene ob des plötzlichen Sinneswandels der jungen Fischjägerin. Stattdessen hielt er ihr die Waffe hin. Larah nahm die kurze Lanze, während sich der Waldläufer daran machte seine Messer hervorzuholen.
„Steh da nicht so rum. Hilf mir beim Ausweiden, dann können wir auch schneller mit dem Training beginnen.“
Larah nickte nur knapp. Lehnte den Spieß an einen Baum und holte ihre Messer hervor, bevor sie sich neben ihn vor den gewaltigen behaarten Bauch des toten Rippers in den Schnee kniete.
Geändert von Larah (27.04.2020 um 07:22 Uhr)
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Françoise lächelte und nickte. Dem alten Mann das Gedankenlesen beizubringen, sollte eine Herausforderung sein. In seinen Geist einzudringen war ein sehr tauglicher Vorschlag, denn ohne jedwede Erfahrung war der andere Weg kaum umsetzbar. Genauso gut könnte die Priesterin ihm vorschlagen, gegen eine Wand zu starren und dadurch Gedankenlesen zu lernen.
»Sei bereit.«, sagte Françoise und blickte Shakuras geradewegs in die Augen. Für einen Außenstehenden hätte es ausgesehen, als ob die oberste Feuermagierin regungslos auf ihrem Stuhl sitzen bliebe. Was sich tatsächlich abspielte, war für das Auge unsichtbar; tief im Geist des alten Mannes.
Françoise blickte sich um und erkannte ein altes Gemäuer. Es handelte sich um den Tempel im Minental, doch so hatte die Priesterin ihn noch nicht gesehen. Aber sogleich kam ihr der Gedanke, fast so als wäre er ihr nur kurz entfallen gewesen. Dies war der Tempel zur Zeit der Kolonie. Ein faszinierender Blick in die Vergangenheit. Auf eine Perspektive der Vergangenheit.
Die Priesterin faltete ihre Hände vor sich und ein goldener Schimmer umgab ihr ganzes Wesen. Auf diese Weise machte sie sich im Geist des alten Mannes bemerkbar; sie kennzeichnete sich als etwas Fremdes. Einen Augenblick später - oder vielmehr was hier einem Augenblick gleich kam - und Shakuras stand vor der Priesterin.
»Eine schöne Erinnerung.«, sagte sie. »Deine Erinnerung. Und ein passender Ort zum Lernen. Überrascht es dich? Hoffentlich nicht, schließlich ist es dein Kopf. Ob und was du während des Gedankenlesens in deinem Gegenüber siehst, hängt von ihm und seinem Unterbewusstsein ab. Und zum Teil auch von dir selbst. Es könnten auch bloße Gedanken sein, die zwischen uns verkehren. Worte, Melodien... buchstäblich alles denkbare. Dies hier ist lediglich weniger abstrakt.«
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Höhle der Rattensippe, westliche Wälder Sildens, Myrtana
Es war eine dieser, Ich-hab-jetzt-doch-keine-Zeit- und Ich-hab-aber-nachher-keine-Lust-Geschichten gewesen. Sie hatte gerne mal Probleme mit unerfüllbaren Erwartungen und die Enttäuschung im ersten Impuls war riesig gewesen, selbst wenn sie im nachhinein zugeben musste, dass es wichtigeres gab, als ihre Ausbildung an der Waffe. Wahrscheinlich hatte das ganze nur an ihrer alten Verletzung gerührt, daran, dass sie schon so oft Leute hatte an sich vorbei ziehen sehen, Waldläufer, die gerade erst den Kinderschuhen entwachsen waren und schon den Pfaden großer Prophezeiungen und Berufungen folgten, Freundinnen, die auf einmal weniger Zeit hatten, mit ihr durch die Wälder Gorthars zu streifen oder über die Märkte in den Unterstädten der Fürstentümer an der Westküste, weil sie Männer und kleine Kinder hatten. Larah hasste sie nicht dafür. Larah verstand, warum es den anderen gelang. Sie hatte nur nicht verstanden, warum sie von diesem Weiterkommen im Leben ausgeschlossen war. Und jedes Mal wenn sie es sah, wenn sie es erlebte, stach etwas in ihr Herz. Sie wollte sich für die anderen freuen, versuchte es ernsthaft, aber es gelang ihr immer nur kurz. Sobald sie allein war, fühlte sie die Einsamkeit, die Fehlende Anerkennung der Gemeinschaft.
Zuerst hatte Sie gedacht, mit Jodas wäre es genau dasselbe. Doch es war anders. Der brummige Waldläufer hatte ihr ihr Verhalten nicht nachgetragen. Er hatte Geduld gezeigt. Sie nicht abgewiesen, sondern akzeptiert, was sie war, wer sie war und, dass sie eine Extrarunde gebraucht hatte.
Nun stand sie hier in der unterirdischen Werfthalle der Rattensippe, wo vor Jahren die Schiffe gebaut worden waren, mit denen das myrtanische Waldvolk von Beria nach Argaan aufgebrochen war. Dieser Tage stand hier alles leer. Nur verwaiste Werkbänke standen an den Wänden, Holz, Teer und Seilreste lagen in den Ecken, während das Wasser der Sildenfälle rauschend jenseits der dahinter verborgenen, von außen überwucherten Schleusentore in den oberen See stürzte.
Die Sippe, hatte sich größtenteils wieder in Silden niedergelassen. Vor allem Hatlod, der alte Bootsbauer, und seine Kinder - zumindest die, die mittlerweile alle selbst Kinder hatten - waren hinunter ins Dorf am See gezogen. Seine Söhne bauten wieder Boote mit denen die Fischer hinaus auf den unteren See fuhren. Nur Quen war bei Ijan in Trelis und arbeitete dort mittlerweile für den Ältermann der Südmyrtanäischen Südsee Schiffer- & Handelskompanie. Offenbar war sie durch ihre Erfahrung, die sie als letzte Vertreterin der Handelskompanie auf Argaan gesammelt hatte, eine unverzichtbare feste Größe in der Tarnfirma der Rattensippe geworden - zumindest hatte Hatlod ihr das mit vor Stolz geschwellter Brust so erzählt und Larah zweifelte nicht daran, dass ihre Freundin ihre Arbeit in der Hafenstadt gut machte.
Während Larah noch ihren Gedanken nachhing, betrat ihr Lehrmeister schweigend die leere in den Berg getriebene Halle. Er hatte einen zwei einfache Holzstäbe mitgebracht, die einst als Schrubber Verwendung gefunden haben mochten.
Wortlos bleibend warf er ihr einen er beiden Zu. Larah angelte ihn aus der Luft.
„Halte ihn beidhändig. Abwehren mit der vollen Länge vor dir, angreifen mit den Enden.“, war alles was Jodas von sich gab.
Dann ging es los.
Geändert von Larah (02.04.2023 um 06:19 Uhr)
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls - Das Ritual Teil I
Es waren einige weitere Minuten vergangen, bis die letzten Schriftzeichen, die letzten Runen und aber auch geometrischen Figuren auf dem Boden um den Altar herum aufgezeichnet waren. Dabei hatten Nefarius und seine Helfer alle Hände voll damit zu tun, nicht auffallen zu lassen, dass sie einige Veränderungen vorgenommen hatten – zumindest ging der Oberste Magier stark davon aus, dass dies so gewesen war. Was aber genau verändert wurde und welchen Effekt es haben würde, konnte Tinquilius nicht sagen. Er hatte sich zwar ein wenig mit Myxir und Nefarius beraten darüber, was sie machen sollten, doch da hatten sie noch nicht die eigentlichen Pläne gesehen. Außerdem hatte er zwar nun schon viele Jahre Erfahrung in den Künsten der Magie und war ein wohl ganz passabler Meistermagier, doch mit der Ritualmagie hatte er sich bislang nur in geringem Maß auseinandergesetzt. Wenn er dies getan hatte, so hatte es meist etwas mit Foki zu tun und auch wenn das Symbol Adanos‘, welches über dem Altar schwebte und aus magisch aufgeladenem Material bestand, eine Art Fokus war, so schien ihm das Ritual doch viele andere Dinge zu beinhalten, mit denen er sich weniger auskannte. Alleine das Siegel, dass Nefarius und seine Helfer aufgezeichnet hatten, war fernab seines Wissens.
Vielleicht hätte ich doch einmal mehr aufpassen müssen was das Erschaffen von Sigeln betrifft. Aber noch mehr Zeit fernab des Labors und der Heilkammer verbringen? Nein, das möchte ich nun wirklich nicht. Außerdem muss ich eh erst einmal versuchen, dieses vermaledeite Erz aus meinem Hals zu entfernen, um dann endlich den Wasseravatar zu erlernen. Das wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.
Nun aber hatte er sich nicht darum zu sorgen, sondern um das Ritual und die Vereitelung dessen. Abadei El Hassan, der ehemalige Hohepriester dieser Adanossekte, der sich in Askalas Körper befand, stauchte Ayla und Aaliyah zusammen, meckerte Myxir und Nefarius an, da sie gerade erst fertig waren. Und doch schien der Schemen erfreut – die Ritualvorbereitungen waren abgeschlossen, es konnte nun endlich losgehen.
„Ihr da vorne, stellt euch besser hin und du, ja du, dich kann man hier anscheinend nicht gebrauchen. Geh zu Tinquilius und hilf ihm beim Bewachen des Heiligtums.“
Der Oberste Magier schaute in die Richtung, in die Abadi gesprochen hatte und sah Eliam, der nun langsam auf den Obersten Magier zukam. Dieser grinste ihn an und nickte. „Anscheinend bin ich nicht der einzige, der entbehrlich ist für das Ritual.“ Der Adept schüttelte genervt den Kopf, sah dann jedoch Tinquilius‘ breites Grinsen und schaute ihn verwundert an. „Komm mal kurz mit, ein Stückchen weiter weg, sodass wir reden können.“ Sogleich machten sie einige Schritte in Richtung des Ausgangs des Tempelheiligtums. „So, nun können wir sprechen.“
„Was soll ich für euch tun, Meister Tinquilius? Was können wir tun?“
Der Oberste Magier lächelte ob des Angebots. „Traust du dir zu, dich auf den Weg aus dem Tempel zu machen und die draußen zu warnen? Sie vielleicht sogar zu einem Ablenkungsmanöver zu überreden?“
Der Adept wirkte einen Moment überrumpelt. „Ihr braucht mich hier nicht?“
Tinquilius schüttelte den Kopf. „Ich kann dich natürlich hier gebrauchen, du bist schließlich ein erfahrener Stabkämpfer, aber wenn es zu einem Kampf kommt, sind ja auch noch andere hier und dann denke ich, dass wir ausreichen werden. Wichtiger wäre es, dass nicht alle Skelette und Schemen von draußen hier hinein laufen. Und gerade weil du erfahren bist im Kampf, denke ich, dass du genau der richtige wärst für den Job. Bei den anderen wäre ich mir tatsächlich weniger sicher als bei dir.“ Sofort strahlte Eliam, ein Lächeln, was der Oberste Magier bislang seltener von dem Adepten gesehen hatte. „Wenn du es hinaus schaffst, dann könntest du Hilda und die anderen bitten, dass sie ein Ablenkungsmanöver starten, sodass ein Teil der Kräfte der Sekte dort gebunden ist. Die Frage wäre nur, findest du hinaus?“
Der Adept nickte sofort. „Ich habe genau zugehört, als ihr den anderen erklärt habt, wie sie durch die dunklen Gänge hinausfinden.“
„Gut, sehr gut! Dann lass mich kurz zu Abadi hinübergehen, du kannst dich schon langsam auf den Weg zum Ausgang machen und wenn ich dir zunicke, dann kannst du aufbrechen.“ Sogleich schritt Tinquilius ein Stück hinüber zu den anderen. „Wie ich sehe, habt ihr mir einen Helfer zur Seite gestellt. Habt Dank“, meinte er höflich.
Abadi reagierte genau so, wie Tinquilius es gedacht hatte. „Was willst du?“
„Ich würde Eliam, den Adepten, ein Stückchen in Richtung des großen Aufenthaltsraums schicken, damit er dort die Lage auskundschaften und uns frühzeitig warnen kann.“
„Warnen? Vor meinen Brüdern und Schwestern?“
„Ja, genau vor denen. Ich mag gut in der Magie sein, wenn es aber zu viele sind, werde ich mir möglichst viele Kniffe ausdenken müssen, um sie aufhalten zu können. Und da hilft jede Sekunde Warnung.“ Der Schemen schaute einen Moment griesgrämig – nun ja, Askalas Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Tinquilius so deutete – dann nickte er und bedeutete dem Obersten Magier sogleich zu verschwinden. „Habt Dank“, meinte Tinquilius und schritt wieder ein Stückchen von den anderen Weg. Als er zum Ausgang schaute, sah er dort Eliam stehen. Er grinste diesem kurz zu, dann nickte er. Der Adept reagierte sofort damit, sich auf den Weg zu machen. Bevor er ganz verschwunden war, sah Tinquilius, dass er bereits seinen Stab zückte. Gut vorbereitet und clever. Er wird es schon schaffen, da bin ich mir sicher.
Und dann hörte er hinter sich bereits die ersten mantra-artigen Beschwörungsformeln, die von den drei Adeptinnen und der Novizin gesprochen, teils gesungen wurden.
Oh, sie beginnen bereits. Ich hoffe nur, dass das jetzt nicht zu spät war. Und wenn es schiefgeht, dann kann Hilda versuchen sich mit den anderen nach Al Shedim durchzuschlagen und den restlichen Rat und Kreis des Wassers warnen. Aber es wird schon klappen. Ganz bestimmt.
So Adanos will.
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls - Das Ritual Teil II
Und Adanos, der Gott des Wassers und Gleichgewichts, Wahrer des Lebens und Schlichter, war ihnen Hold. Das Ritual, welches kurz nach Eliams Abreise bereits begonnen hatte, war von solch einer Komplexität, dass die ersten Gesänge und Spruchformeln, die gesprochen wurden, sich in die Länge zogen. Der kathedralartige Raum, der bereits in einem bläulichen Licht erstrahle, schien sich an den Rändern zu verdunkeln, während der Altar und der ihm umgebene Raum immer kräftiger blau gefärbt wurde. Alle Magie schien sich dort zu konzentrieren, wie in kleinen Flüssen oder Adern von den Mauern, den Lichtern auf den Altar zuzufließen. Das blaue Licht, welches nun aber den Altar erleuchtete, war keinesfalls einfach nur konstant da. Es schien einmal heller, dann wiederum dunkler, fast so, als wäre es ein lebendiges Herz. Die drei Adeptinnen und die Novizin standen alle verteilt um das Siegel, Myxir und Nefarius ihm mit dem Rücken zugewandt, während der Hohepriester sich auf der anderen Seite des Altars befand. Er schien zwar die Augen geschlossen zu haben, seine Hände dabei hoch erhoben, doch Tinquilius wusste, dass er ihn auch beobachtete. Schließlich war der Oberste Magier derjenige, der dem Hohepriester nun gefährlich werden konnte. Er war nicht in das Ritual involviert, war zugleich aber auch noch nicht mit den restlichen Mitgliedern der Sekte beschäftigt. Doch die Positionierung hinter dem großen Adanossymbol bot Abadi einen solchen Schutz, das Tinquilius nicht wusste, wie er eingreifen sollte.
Ich werde aber einen Weg finden müssen. Und wenn dies bedeutet, dass ich mich in das Ritual stürzen muss.
Er wusste nicht, wie lange es schon dauert, wie lange er gerade noch den Gesängen lauschte, als sich ein plötzlicher Wechsel offenbarte. Zunächst war es eine kleine Veränderung hier, dann eine weitere Veränderung dort. Kleinigkeiten, die beim Lesen des Textes vermutlich gar nicht so aufgefallen wären. Mitten im Ritual aber waren diese Nuancen eindeutig. Zunächst glaubte er, dass es der Einfluss Myxirs und Nefarius‘ war, doch als er Albadis breites Grinsen sah, wusste er, dass das Ritual einfach voranschritt und in die nächste Phase überging. Die Magie, die sich zuvor noch um das Siegel gesammelt hatte, schien sich nun wie eine dünne Lichtmauer um den Altar aufzubauen, sodass die Sicht auf die beiden Ratsmitglieder und den Hohepriester erschwert, ja dann ganz blockiert wurde. Nur die jungen Frauen um das Siegel herum, die sprachen und sangen, waren noch zu sehen, dazu das schimmernde, pochende tiefe Blau. Es war ein beeindruckender Anblick, ein erschreckendes Bild. Wo die Magie gerade noch aus dem ganzen Raum zur Mitte geströmt war, konnte er nun die Intensität des Rituals spüren, obwohl er sich fast beim Ausgang befand, hinter der letzten Bankreihe.
Ich kann nur hoffen, dass Eliam bereits am Ende des Tempels oder gar draußen angekommen ist, denn das können die Schemen nicht nicht spüren. Mist. Was mache ich denn nun? Was haben Myxir und Nefarius geplant? Kommt es noch?
Doch er konnte sich nicht mehr weiter damit beschäftigen, denn aus dem Gang zum Aufenthaltsraum drang ein irrer Schrei in der Sprache der Sekte. Dann hörte er auch schon mehrere knöcherne Geräusche. Mindestens ein Schemen und Skelett waren auf den Weg hierhin. Sogleich baute Tinquilus mit einen blau erstrahlten Händen eine kleine Eiswand, die sich direkt im schmalen Bereich des Ausgangs aufbaute. Zunächst nur einen Zentimeter dick, wuchs sie danach weiter an und erfüllte den Ausgang nicht nur in der Höhe, sondern ragte auch weiter hinein. Erneut ertönte der Schrei, dieses Mal näher. Sogleich ließ er von dem Zauber ab – die Eiswand blieb bestehen – und hielt sich mit seinen Händen bereit. Er traute sich noch einmal über die Schulter zu schauen und sah, dass das Ritual einfach fortfuhr, dann widmete er sich wieder voll dem nun bevorstehenden Kampf.
Oh Adanos, steh uns bei!
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Myrtana - Fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis
"Nngh....."
Benommen öffnete Azaved die Augen und wurde sogleich von dem ihm direkt ins Gesicht scheinenden Licht der Mittagssonne geblendet. Es dauerte einige Momente, ehe seine Sicht klarer wurde. Irgendetwas behinderte ihn nach wie vor beim Sehen. Benommen rieb er sich durch die Augen und stellte fest, dass seine Finger ganz rot waren. Er tastete weiter hoch an seine Stirn und fühlte das noch nicht vollständig gestoppte, teilweise schon getrocknete Rinnsal.
"Verdammtes Biest..." Seine Erinnerung kam zurück. Ein Ripper. Eines dieser grässlichen, viel zu groß geratenen Biester hatte ihn und Lyka aus dem Unterholz angegriffen. Es war seine eigene Schuld gewesen. Er hatte die Spuren selbst bereits bei der Pirsch bemerkt, dann jedoch trotzdem sämtliche Vorsicht über Bord geworfen, in Aussicht auf einen gebratenen Hirsch. Und nun hatte er nicht einmal diesen erlegen können.
"Lyka?" rief er, während er sich langsam auf seinen Arm aufstützte und versuchte sich aufzurichten. Mit einem Schmerzensschrei verlor er den Halt und fiel mit dem Gesicht voran auf den mit Tannennadeln gespickten Waldboden.
Der Assassine kniff Augen und Mund zusammen und rollte sich seitlich zurück auf den Rücken. "Wenn Beliar mich einmal bestrafen will, dann wohl so richtig...." brummte er frustriert in sich hinein. Ein weiterer Versuch. Dieses schob er sich mit beiden Füßen langsam rückwärts, ehe er mit dem Rücken an den hinter ihn gelegenen Baumstumpf stieß.
Er drückte sich daran hoch, bis er in aufrechter Position saß. Dann biss er die Zähne feste zusammen, stützte sich einmal kurz schmerzhaft auf und drückte sich nach oben, auf wackelige Beine.
"Aargh..." Erst jetzt bemerkte er, dass er auch im Hüftbereich verletzt war. Der Umhang war aufgerissen, die Lederrüstung jedoch hatte glücklicherweise größtenteils gehalten, weshalb sich an der Seite nur ein kleinerer roter Fleck befand.
"Lyka?" rief er noch einmal, diesmal etwas lauter. "Wo steckst du Junge?"
Nichts regte sich.
"Lyka!" Ein schwaches Winseln trat an sein Ohr. Erschrocken fuhr er herum und konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken.
Der Wolf lag zitternd und offenbar krampfend in seinem eigenen Blut. An der rechten Flanke hatten die hässlichen Hauer des Rippers zwei große Löcher geschlagen, aus welchen weiterhin gefährlich viel roter Lebenssaft austrat. Derweil trat gelblicher Schaum aus dem Maul des Tieres aus. "Nein, Nein, Nein.....bei allen...."
Unbeholfen legte er die Hand auf die Wunde des Wolfes, welcher sofort schmerzhaft aufschrie und im Reflex um sich schnappte. "Hey! Ich will doch nur - "
Völlig hektisch und kopflos riss er sich ein Stück seiner Kleidung ab, band so schnell er es mit einer Hand eben konnte eine Schlaufe um die Schnauze des Wolfs und zog sie fest.
Dann machte er sich wieder an der Wunde des Tiers zu schaffen. Doch es half nichts. Er war kein Heiler, er hatte von so etwas keine Ahnung "Was soll ich nur...."
Er legte den Arm unter den Körper des Tieres und hob ihn angestrengt vom Waldboden hoch. Egal was zu tun war, hier zu bleiben war eine schlechte Idee. Wer wusste schon, ob der Ripper zurückkommen würde, oder vielleicht sogar noch etwas schlimmeres.
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Myrtana - Fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis
"Sollen wir?", flüsterte Ursas zu den zwei anderen Begleitern und lehnte sich noch ein wenig vor. Der junge Mann von hünenhafter Gestalt stemmte sich an seinem runenverzierten Waldläufer-Speer ab und hatte für sich entschieden zu helfen. Niemand sollte mitten in der Wildnis verrecken. Erst recht niemand, der einem sterbenden Tier treu zur Seite stand.
"Er ist keiner von uns. Schaut südländisch aus. Und ein Narr ist er wohl auch. Wer wagt sich mit einem Arm in die Wildnis? Ich meine er ist ein Veteran aus den Kriegen. Hat den Arm verloren und will hier sterben, weil er zu nichts mehr taugt.", meinte die kleine Frau mit pechschwarzen Haar und irgendwie fiesen Blick. Sanza gehörte eigentlich den Leuten Torns an und mochte Südländer einfach nicht. Oft genug hatten sie im Süden nur Ärger gemacht und Menschen versklavt.
"Jedes Leben hat seinen Wert. Jede Tat hat ihre Konsequenz. So wie jede Tat die man nicht vollbringt. Ich möchte wissen, was und wer er ist. - Gebt den Drei anderen ein Zeichen. Wir kamen nicht durch Zufall hier vorbei. Ich gehe vor.", sprach der Weißbart und war durch seine Kapuze verborgen. Der Ruf eines Kauzes erklang vier Mal und dann schritt der alte Mann seelenruhig aus dem Unterholz.
Er hob seinen Kopf und wurde bemerkt. Dann stülpte er die Kapuze ab und alte, warme Augen und lichter werdendes Haar in einem typischen Bauerngesicht wurden erkennbar.
Er hob einen Arm zum Gruß und näherte sich. Der Mann erhob sich schwerfällig und bemerkte erst wohl dann, dass aus allen Himmelsrichtungen grün und braun gekleidete Menschen erschienen. Manche waren vermummt und andere bewegten sich so leichtfüssig über den Waldboden, als würden sie darüber schweben.
"Bewahre! Wir sind dir nicht feindlich gesinnt, solange du nichts Falsches machst. Ich bin Porgan und wir sind die Kinder des Waldes. Wenn du es zulässt, werde ich deinem Freund helfen. Und dir auch, wenn du Hilfe brauchst.", sagte der alte Mann und stand da voller Kraft wie ein Mann, der noch nicht seine besten Jahre hinter sich hatte.
ornlu
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls - Das Ritual Teil III
Ein weiterer Schwerthieb eines Skelettes prallte auf die vom Obersten Magier erschaffene Eiswand, dieses Mal splitterte aber nicht nur etwas Eis ab, sondern die rostige Schwertspitze drang durch die Mauer hindurch und riss etwas Eis mit sich. Sogleich schloss der Oberste Magier seine Augen, formte mehrere Eiskristalle in seiner Hand und ließ sie zu einer spitzen Lanze zusammenwachsen. Dann, als ein weiterer Schlag ein größeres Loch schlug, entließ er die Eislanze durch die Öffnung und hörte nur Sekunden später bereits einen unmenschlichen Schrei, dann das typische Geräusch eines zusammenfallenden Skelettes. Doch nur kurze Zeit später schlug ein neues rostiges Schwert durch die Öffnung. Tinquilius formte eine weitere Lanze und entließ sie in das Loch, dieses Mal aber schien er nicht richtig getroffen zu haben, dann nur eine Sekunde später prallte das rostige Schwert erneut auf die Mauer. Und dann musste er schon ausweichen, kam durch die Öffnung doch ein Geschoss dunklen Lichts, welches den Obersten Magier nur knapp verfehlte und einen Teil der hintersten Bankreihe auflöste.
Mist. Also wirklich mindestens ein Schemen. Das kann ja etwas werden.
Doch er ließ sich davon nicht aufhalten, sondern formte sogleich erneut eine Eislanze, die er voller Wucht in das Loch feuerte. Bevor diese aber etwas traf, ließ er sich kurzerhand explodieren, als sie auf der anderen Seite war. Dieses Mal kam nicht nur ein Schrei. Nein, es waren mehrere – drei oder vier? Zunächst blieb es dann still, dann flogen gleich zwei Geschosse durch das Loch auf ihn zu. Er hatte bereits damit gerechnet und war auf Seite getreten, sodass die Geschosse lediglich den Boden und einen weiteren Teil der Bankreihe trafen und zerstörten. Kurz darauf kamen weitere Geschosse, es folgte aber kein Schwerthieb mehr. Entweder wollten die Schemen nun kurzen Prozess mit ihm machen oder aber er hatte beide Skelette vernichtet. Hoffentlich letzteres. Viel Zeit darüber nachzudenken hatte er aber nicht, denn die nächsten Geschosse folgten schon. Er wich diesen mit weit weniger Zeit aus, als ihm lieb war, und entließ dann selbst eine Eislanze in das Loch. Erneut entwich einem der Schemen ein unmenschlicher Schrei. Tinquilius fackelte nicht lange und formte eine weitere Lanze, die er in das Loch schoss und dann explodieren ließ. Zwar kam ihm auch ein weiteres Geschoss dunklen Lichts entgegen, dieses verfehlte ihn aber so schon und dafür hörte er nun beide Schemen aufschreien. Da ihm klar war, dass so eine kleine Eislanze nicht ausreichen würde, schoss er zwei weitere hinterher, die ihre Ziele trafen. Dieses Mal schrien die Schemen nicht nur, sie warfen ihm auch einige Schimpfwörter entgegen. Dann aber wurde es still. Er wartete noch einen Moment, Eiskristalle um seine Hände schwebend, dann trat er näher an die Eismauer heran. Hinter dieser konnte er durch das Loch nun die beiden Schemen sehen, die sich fluchend zurückzogen. Dabei sahen sie bei weitem nicht mehr so frisch aus, ihre Formen zerfranst und ihre dunklen Lichtkörper gedimmt scheinend.
Puh, vielleicht bleiben sie nun fern? Zumindest so lange bis sie Verstärkung haben? Und vielleicht schafft Hilda bis dahin eine Ablenkung?
Er hielt beide Hände auf die Mauer und füllte sogleich die Eiswand wieder auf, die hier zwar nicht ewig bestehen konnte, die aufgrund der Magie des Rituals, das den ganzen Raum erfüllte, aber sicherlich lange genug bestehen würde, dass er sich kurz wieder dem Ritual widmen konnte. Dieses nämlich schritt voran, so viel war klar. Die Gesänge der Frauen wurden nun übertönt durch die viel tieferen Stimmen Myxirs und Nefarius, die Adanos sei Dank nicht sangen, die aber mehrere Spruchformeln aufsagten. Während die jungen Frauen noch in einem verständlichen Altvarantinischen Dialekt sangen, waren die Worte der beiden Ratsmitglieder eindeutig in der Sprache der Sekte hier. Das Licht, welches gerade noch als undurchdringliche magische Wand um den Altar herum geleuchtet hatte, pochte nun vielmehr und ließ immer wieder einen Blick auf die drei sich darin befindlichen Magier zu. Das Symbol Adanos‘ über dem Altar, welches vorher schon geleuchtet hatte, strahlte nun mit voller Kraft in einem unheimlich wirkenden Blau, erfüllte den Raum mit einem zugleich wohligen und doch unheimlichen Licht. Er erkannte auch nicht nur Dunkelblau, sondern einige Spuren schwarzen Lichts, welches sich dazwischen mischte.
Das muss das Werk des Hohepriesters sein. Ein reiner Adanosmagier? Eindeutig nicht. Er hat anscheinend auch bei seinen Brüdern und Schwestern abgeschaut. Und er möchte den Adanosglauben über das gesamte Festland verbreiten? Nicht solange ich da etwas mitzureden habe.
Weitere Zauber, die auf die Eismauer trafen, ließen ihn wieder umdrehen und sich bereithalten. Eins, zwei, drei, vier. Vier Zauber, vier Schemen. Verdammt, das wird hart. Wie lange brauchen sie wohl noch?
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Myrtana - Fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis
"Verdammt....bitte, mach dich doch nicht so schwer...."
Es war das erste Mal, dass er seinen Freund hochhob seit dieser ausgewachsen war. Zuvor hatte es dazu einfach keinerlei Grund gegeben.
"Komm schon..." Der Wolf fiepte weiterhin schmerzhaft. Es musste sicherlich auch furchtbar unangenehm sein, wie Azaved ihn wie einen Sack unter den Arm geklemmt mit sich schleppte.
Das Blut trat weiterhin aus ihm heraus, die Kleidung des Assassinen war bereits halb durchtränkt davon.
"Wah - !" Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Ohne dass er auch nur einen Zweig hatte knacken hören sah er, wie aus dem Schutz der Bäume eine ganze Ansammlung von fremden Gestalten hervortrat. Menschen! Wie lange war es her, seit er welchen direkt begegnet war?
Vor Schreck zurückweichend wurde er durch das Gewicht des Wolfes aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte über eine Baumwurzel und landete unsanft auf dem Rücken. Lyka entglitt seinem ohnehin lockeren Griff und fiel ebenso zu Boden, was ihm dank der Schlaufe um seinem Maul ein weiteres unterdrücktes Aufjaulen entlockte.
Den Schmerz in seinem Handgelenk vergessend richtete Azaved sich sofort wieder auf, griff instinktiv an eines seiner Messer und hielt es vor sich.
"Geht....geht weg! Bleibt zur - "
Die Worte blieben ihm im Hals stecken, denn rings um ihn herum traten weitere in grün gekleidete Gestalten aus dem Dickicht. Er saß in der Falle!
Da jedoch trat ein Mann aus ihren Reihen auf ihn zu, die Hand erhebend um feindselige Handlungen beider Seiten Einhalt zu gebieten. War er der Anführer dieser Menschen?
"Bewahre! Wir sind dir nicht feindlich gesinnt, solange du nichts Falsches machst. Ich bin Porgan und wir sind die Kinder des Waldes. Wenn du es zulässt, werde ich deinem Freund helfen. Und dir auch, wenn du Hilfe brauchst."
Kinder des Waldes. Auch wenn er diese Bezeichnung bislang noch nicht gehört hatte, so brauchte es wenig Verstand um sich zusammenzureimen dass dies hier eine Sippe von Waldläufern sein musste.
Als Kind hatte er in Büchern von ihnen gelesen. Für die Assassinen hatte dieses Volk den gleichen Wert wie die Nomaden. Adanos-Anbeter, welche es zum Ruhme Beliar's auszurotten galt, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab.
Doch hier standen sie nun, ihm zahlenmäßig weit überlegen, und anstatt ihn zu richten boten sie ihm ihre Hilfe an.
Immer noch vor Angst schwer atmend sah Azaved einige Male zwischen seinem verwundeten Freund und dem sanften Gesicht des alten Mannes hin und her. Dann schließlich überwand er seine Furcht.
"Bitte.....ich brauche Hilfe....er ist der einzige Freund den ich noch habe...."
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls - Das Ritual Teil IV
Die Eismauer, die er mit seiner Magie erschaffen hatte, hielt den Angriffen noch eine ganze Weile stand, dann jedoch fielen Teile hier und da hinunter, ließen kleine und dann größere Öffnungen zu. Die Geschosse fixierten sich aber weiterhin auf die Eismauer. Dieses Mal, so schien es ihm, wollten die Schemen das Hindernis ganz aus dem Weg räumen, bevor sie sich dem Magier widmeten. Damit hatte Tinquilius gerechnet. Er ging in die Hocke und hielt seine blau erstrahlten Hände auf den Boden. Dann schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf die Magie in ihm. Er hatte bereits einiges verbraucht, doch er hatte noch mehr zu bieten – schließlich war er nicht einfach so Oberster Magier geworden. Dieses Mal aber war es kein Wasser- oder Eiszauber, den er einsetzte, sondern einer der Erdmagie. Dies war seine schwächere magische Seite, doch ein paar Kniffe kannte er auch hier. Und wenn er die vier Schemen nicht aufhielt, war es das. So vielen würde er nicht lange widerstehen können. Einen Moment hielt er noch inne, wartete, bis die Eismauer fast vollständig zusammengefallen war, dann entließ er seine Magie stoßartig – und ließ eine Steinplatte der Größe des Altars von der Decke fallen. Genau dort, wo die Schemen noch standen. Diese schrien auf, dann waren sie auch schon begraben – und Tinquilius etwas außer Atem.
Ich sollte mich mehr mit Erdmagie beschäftigen, damit ich nicht so viel einsetzen muss beziehungsweise so schnell außer Atem bin.
Der Staub und Dreck im Tunnel löste sich langsam auf und er wusste, dass er die vier Schemen nicht zerstört hatte. Die waren viel zu stark dafür und konnten nicht mit einfachen Mitteln wie Stein aufgehalten werden. Magisch aufgeladener Stein, gewiss, aber nicht einfach solches Gestein wie dieses hier. Was also sollte er nun tun? Er stand langsam wieder auf, riskierte einen Blick über die Schulter und sah, dass sich ein feiner, weiß leuchtender Nebel um die vier jungen Frauen bildete, und schaute dann wieder zum Ausgang. Um seine Hände ließ er nun kleine Eiskristalle schweben, doch er fühlte allmählich den Schwund der Magie. Nicht mehr lange und er würde nicht mehr viel ausrichten können. Er konnte zwar auch die Umgebungsmagie anzapfen, doch er wollte das Ritual nicht dadurch stören.
Was tun?
Und dann zerbröckelte die Steinplatte und die vier Schemen stiegen empor, dieses Mal alle zerfranst. Sie ließen ein siegessicheres Gejaule von sich, dann sah er alle vier breit grinsen, als sie in das Heiligtum traten. Sogleich wollten sie sich aufteilen und den Obersten Magier von mehreren Seiten angreifen. Er hielt sich bereit, würde bei der ersten Gelegenheit Eislanzen schleudern und versuchen den Zaubern auszuweichen, und wusste doch, dass es nicht ausreichen würde.
Wie weit sie wohl sind mit dem Ritual? Können sie es schaffen, wenn ich nur noch einen Moment länger die Schemen aufhalte?
Ein dunkles Lichtgeschoss von links, dann eines von rechts, riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn zunächst ausweichen, dann selbst eine Eislanze nach links schleudern, während sich eine weitere formte, die er dann dem ganz rechten Schemen entgegenwarf. Während die erste Eislanze nicht traf, der Schemen war ausgewichen, traf aber die zweite und der Schemen heulte vor Schmerzen auf. Bevor Tinquilius die Gelegenheit aber nutzen konnte, musste er wieder ausweichen – und wurde dabei von einem der Geschosse an seiner linken Schulter gestreift. Schmerzerfüllt fiel er zu Boden, rollte sich dann noch rechtzeitig auf die Seite, um einem weiteren Geschoss auszuweichen, konnte dann aber sich gerade nur aufrichten und hinknien, als die Schemen näher auf ihn zukamen und sich dunkle Lichtgeschosse in ihren Händen formten.
Vier Geschossen ausweichen? Das wird sportlich. Oh Adanos, hilft wenigstens den anderen.
Dann feuerten alle vier Schemen ihre Geschosse ab und Tinquilius schloss seine Augen, um dem Ende mit Ruhe zu begegnen. Doch die Geschosse trafen ihn nicht. Eine magische Explosion direkt vor ihm warf ihn nach hinten, dies war aber nicht der Aufprall, den er erwartet hatte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte und in Richtung der Schemen schaute, sah er nicht nur einen blau-schwarz gefärbten magischen Nebel direkt vor ihm – dort, wo die Geschosse gewesen sein mussten – sondern auch mehrere blaue Geschosse, die die Schemen trafen oder ausweichen ließen. Hinter ihnen, aus dem Tunnel kommend, erschienen mehrere Menschen in blauen Roben. Hilda, die junge Erdmagierin, lief voran, neben ihr Eliam, der seinen Kampfstab fest in beiden Händen hielt. Dazu sah er auch noch den jungen Adepten, den er aus der Bibliothek nach draußen geschickt hatte, und eine der Adeptinnen von draußen vom Plateau. So überrascht wie er ob des Spektakels war, so überrascht waren auch die Schemen. Ihre Reaktionen kamen spät, halbherzig und ohne ein klares Ziel, einen Plan. Geschosse flogen hin und her und die Schemen wurden auseinander getrieben. Sogleich liefen die Magieanwender und -anwenderinnen hinterher und boten dem Obersten Magier noch eine Verschnaufpause.
Was machen die denn hier? Ich habe doch gesagt, dass sie ein Ablenkungsmanöver starten sollen? Ich werde ein ernstes Wort mit Hilda haben müssen.
Und doch war er auch froh über ihr kommen, hatte sie damit doch sein Leben gerettet. Die Schemen, die zwar nun den ersten Schock überwunden hatten, griffen zwar aktiver an, dadurch, dass sie aber auseinander getrieben worden waren, waren die Kämpfe relativ ausgeglichen. So konnte Tinquilius sich an der linken Schulter haltend aufrichten und kurz durchatmen – zumindest war dies der Plan. Aber wie wusste schon so manch ein Feldherr? Pläne im Kampf überlebten nur den ersten Aufprall, dann waren sie zunichte. So auch sein Plan, denn hinter allen seinen Verbündeten kamen drei weitere Schemen aus dem Tunnel, dann noch einmal zwei weitere. Ohne auch nur einen weiteren Moment auf sich zu achten, formte er mit der rechten Hand ein Eisgeschoss, dass er dann den Schemen entgegenwarf. Die Angreifer versuchten ihm auszuweichen, er ließ es aber wieder mitten zwischen ihnen einfach explodieren und so alle treffen. Weniger effektiv und zerstörerisch, dafür eine viel breitere Wirkung. Doch die Schemen fingen sich nach einem Moment wieder und schritten dann weiter, schwarze Lichtkugeln in ihren Händen.
„Passt auf, hinter euch sind neue Schemen“, rief der Oberste Magier seinen Freunden zu. Deren Gegner hatten ihre eigene Unterstützung auch bereits gesehen und agierten nun energischer. Der eine Adept, der zwar Tinquilius hörte, dadurch aber einen Moment unaufmerksam war, wurde von einer Lichtkugel getroffen und fiel zu Boden. „Nein!“, schrie Tinquilius und schleuderte dem Schemen eine Eislanze mit solcher Wut entgegen, dass der Geist explodierte und nicht mehr war. Doch einer vernichtet hieß, dass weitere acht noch da waren.
Wie sollen wir das nur schaffen?
Ein zweites Mal schien Adanos‘ ihn zu erhören, ein zweites Mal wurde er gerettet. Dieses Mal war es das Ritual, welches endlich soweit war, dass die Schemen ihm nicht mehr zu entkommen wussten. Wie ein Magnet saugte es, wurde stärker und stärker. Zunächst konnten die Schemen ihm etwas entgegensetzen, dann jedoch wurde einer nach dem anderen hineingesogen in die magische Lichtwand. Wilde Schreie, angsterfüllte Schreie erfüllten den Raum. Als alle acht eingesaugt waren, kamen weitere aus dem Tunnel geflogen. Erst einer, dann zwei, dann viele mehr. Mehr als zwei Dutzend folgten, alle unfähig sich dem Ritual zu widersetzen, alle machtlos. Einer nach dem anderen verschwand in der magischen Wand, die dann einen Strahl in die Mitte schoss, genau in das Symbol Adanos‘. Unter diesem aber stand Abadi sicher und ohne Anstrengung. Innerhalb des Rings war er sicher vor dem Zauber, lachte deshalb siegessicher.
„Es klappt, es klappt“, rief er über das Geräusch der Magie hinweg. „Endlich bin ich frei, endlich bin ich alleine.“
Der Oberste Magier schritt näher an das Ritual heran, zwischen den Bankreihen hindurch, während sich die Farbe der Lichtwand änderte und die Stimmen unruhiger sangen. Hatten Myxirs und Nefarius‘ Änderungen nichts gebracht? Waren sie nun soweit den ehemaligen Hohepriester freizulassen? Tinquilius wusste es nicht und fürchtete doch mit dem Schlimmsten. Als er näherkam, sah er, wie sich etwas bei Abadi veränderte. Er schien mehr Form anzunehmen, die Augen weniger schwarz zu erscheinen. Er verwandelt sich, er festigt sich. Das muss ich verhindern.
„Alle eure Brüder und Schwestern sind tot, alle vernichtet durch eure Hand. Und nun? Nun wollt ihr alleine regieren?“ Der Schemen achtete offensichtlich gewollt nicht auf Tinquilius, schaute dennoch kurz hinüber. „Wie wollt ihr nur neue Leute um euch scharen, die euch anhören, die euch folgen? Wer möchte mit einem solchen Verräter arbeiten? Wer möchte einem solchen Monster folgen?“ Er sah, wie sich die Wut in ihm aufbaute, wie Abadi es kaum noch auszuhalten schien, nicht dem Obersten Magier etwas entgegenzuwerfen. „Ihr seid eine Schande und ich werde euch mit aller Macht bekämpfen, so wie ich eure Brüder und Schwestern bekämpft haben. Der Kreis des Wassers“, er deutete auf die anderen hinter ihm und vor ihm, „wird euch nicht folgen. Er wird euch an jeder Stelle das Leben schwer machen und mit aller Macht vereint, auch mit dem Orden Innos‘ und dem Zirkel Beliars, werden wir euch nötigenfalls vernichten. Ihr, ihr wart gestern. Ihr seid alleine und werdet alleine sterben. Und niemand wird auf euch warten – oder so müsst ihr wenigstens hoffen. Abadi der Verräter, Abadi das Monster. Namen, die genauso schnell wieder vergessen werden wie all die Geschehnisse hier.“
Dies schien dem Hohepriester den Rest zu geben. Der Schemen, der sich zwar schon verfestigt hatte in Askalas Körper, schoss halb aus ihr hinaus und ihm entgegen, streckte sich auf unmenschliche Weise und erreichte mit seinen Händen den inneren Ring des Siegels. Dieses, so wusste Tinquilius von Nefarius, sollte laut Abadis Plan undurchdringbar sein von innen – und doch konnte der Schemen eindringen. Dies war sein Untergang. Sogleich wurde er in die Lichtwand gezogen, mehr und mehr von ihm drang dort hinein. Unmenschliche Laute entwichen seinem Mund – und dann auch ein feiner, schwarzer Nebel, der sich all dem widersetzte. Nein, so entkommst du uns nicht. Tinquilius war in der Zeit weiter um das Siegel herumgeschritten, nun also fast beim Hohepriester, und schloss nun seine Augen. Er griff mit seinen magischen Fühlern nach der Magie um ihn herum, nahm sie in sich auf und leitete sie dann weiter, hinein in die Wand. Sogleich wurde der Sog stärker, der Schemen immer mehr hineingesogen, dazu auch der Nebel. Es dauerte noch einen kurzen Moment, er wehrte sich noch einmal, doch dann war er ganz aus Askala heraus. Während er wild schreiend in die Lichtmauer gesogen und dann in das schwebende Symbol Adanos‘ gefeuert wurde, sackte Askala zu Boden. Die jungen Adeptinnen und Novizinnen sangen weiter, Myxir und Nefarius sprachen auch noch weiter ihre Formeln. Tinquilius war auf seinen Knien und schaute zu Askala hinüber, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Als er auf schaute, erblickte er Hilda.
„Petros ist tot. Der junge Adept starb beim Angriff“, meinte si nüchtern, er spürte aber die Trauer in ihrer Stimme. „Maria und die anderen haben das Ablenkungsmanöver ausgeführt, ich dachte mir aber schon, dass ihr vermutlich Hilfe brauchen könnt.“
„Danke, Hilda. Das war wirklich… einfach nur Danke!“
„Die junge Frau lachte. „Wie ich sehe, seid ihr selbst aber hier auch gut beschäftigt gewesen. Möchtest du mir sagen, was passiert ist?“
Er schaute nochmal kurz zu Hilda, dann wieder zu Askala, die leblos auf dem Boden lag. Als er wieder zur Magierin neben ihm schaute, spürte er, wie die Magie schlagartig nachließ. Zunächst wurde es leiser, dann dunkler. Kurz darauf dann fiel die Wand zu Boden verblieb dort noch als ein Nebel. „Hilf Askala, schau nach ihr. Ich erzähle dir später mehr.“
Hilda war schon an ihm vorbei, bevor er zu Ende gesprochen hatte. Tinquilius legte sich zurück und schloss die Augen. Wir haben es geschafft, wir haben es wirklich geschafft. Abadi und seine Sekte sind weg und Varant wieder sicher. Nur welchen Preis hatten sie für eine einfache Forschungsreise bezahlt? Einen viel zu teuren, einen einfach viel zu teuren.
Oh Adanos, wie können wir das nur wiedergutmachen?
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls
Eine leichte Brise wehte über das Gesicht des Obersten Magiers, der auf einer saftig grünen Wiese lag. Um diese herum standen vereinzelt ein paar Bäume, Sträucher und umgefallene Baumstämme, auf denen prächtige, farbenprächtige Pilze wuchsen. Ein kleiner Bach floss ganz in seiner Nähe vorbei, plätscherte vor sich dahin. Auf der Wiese selbst hörte er nicht nur den Wind durch die Gräser und Blätter säuseln, sondern auch das Zirpen von Grillen, die Flügelschläge und Gesangsstimmen einiger Vögel in den in der Nähe stehenden Bäumen. Der Himmel war wolkenlos, die Sonne strahlte in ihrer vollen Pracht auf ihn hernieder und doch war es angenehm frühlingshaft, vielleicht auch frühsommerlich. Er drehte ich zur Seite und schaute in das wunderschöne Gesicht einer jungen Frau, deren Stärke nur so aus ihr herausstrahlte. Sie hatte tiefgrüne Augen mit einem Schimmer Gold an den Rändern der Iris, und ein verschmitztes Lächeln, das ihrer Stärke aber keinen Abbruch tat. Tinquilius gefiel es sehr, hatte er doch das Gefühl, dass er es lange nicht gesehen hatte. Wieso er das Gefühl hatte, konnte er nicht sagen, doch es schien auch keine Rolle zu spielen. Hier auf dieser schönen Wiese spielte alles drumherum keine Rolle. Nur sie beide, die junge Frau und er, waren wichtig.
„Es ist ein wunderbarer Tag, nicht wahr?“, meinte er zu ihr, während er ihr über da Gesicht streichelte und ein paar ihrer dunkelbraunen Haare zur Seite strich.
„So wunderbar wie die ganzen letzten Tage und wie alle, die noch kommen werden“, sprach sie lächelnd. Sie legte ihre Hand auf seine Seite und drückte einmal kräftig. „Wer hätte es vorher gedacht?“
Er lächelte. „Ich nicht.“ Die Situation war zu schön, um mehr zu sprechen, weshalb er stattdessen näher an sie heranrückte und ihr Gesicht vorsichtig in seine Hände nahm. Als er sie aber näher an sich heranziehen und ihr einen Kuss geben wollte, gab sie ihm eine gehörige Backpfeife. „Was? Wieso?“
„Tinquilius, wach auf!“
„Was? Ich bin doch wach.“ Erneut klatschte sie ihn und er hielt sich verwundert die Wange. „Was soll das?“
„Tinquilius, wach endlich auf!“
Und dann wurde er jäh der Wiese entrissen. Die frühsommerliche Brise, die angenehmen Düfte, verschwanden und der Oberste Magier öffnete langsam seine Augen, um über sich das Gesicht einer jungen Frau zu erblicken, die der von der Wiese sehr ähnlich sah, nun aber keineswegs ein Lächeln auf den Lippen hatte.
„A… Askala?“ stotterte er. „Was ist los?“ Sie hielt ihm die Hand hin und er ergriff diese mit seiner rechten und ließ sich in eine sitzende Position ziehen. Sogleich sah erblickte er auch Hilda, die andere junge Wassermagierin, Myxir und Eliam. Weiter weg sah er noch andere, darunter Nefarius. Dann schaute er noch einmal zu Askala. „Askala, du bist wieder du?!“
„Ja, Schlaumeier“, kam es von der jungen Magierin, die sogleich über ihren eigenen Spruch verwundert ein „‘Tschuldige“ hinterherschob, als ihr bewusst wurde, dass Myxir neben ihr stand. Der alte Magier kicherte aber nur. „Ich bin wieder nur ich, dieser alte Geist ist endlich wieder weg.“
Sie bot ihm erneut ihre Hand an, die er freudig und zugleich auch beschämt ob seines Traumes ergriff. Als er stand, nahm er sie fest in seine Arme und drückte sie einmal kräftig. Eine Reaktion, mit der niemand von ihnen gerechnet hatte, am wenigsten er selbst. Doch er löste sich nur langsam von ihr und schaute sie dann von oben bis unten an. Dann fiel ihm auf, dass sein linker Arm gar nicht mehr schmerzte. Als er hinschaute und fühlte, merkte er zwar, dass seine Robe an einer Stelle zerstört war, dass die Haut darunter aber verschlossen war.
„Ich dachte mir, du könntest mal ein wenig Heilung benötigen“, kam es vom alten Magier neben Askala, der sogleich auch Tinquilius kurz drückte. „Der Arm wird noch ein paar Tage kribbeln und nicht vollkommen gesund sein, aber du kennst ja die Einschränkungen und Begrenzungen der Heilmagie selbst ganz gut.“
Der Oberste Magier lächelte, dann schaute er wieder zu Askala. „Wie geht es dir?“
„Mein Schädel brummt und ich fühle mich irgendwie… ausgelaugt, aber Myxir hier meinte schon, dass das wohl zu erwarten wäre und in den nächsten Tagen wieder verschwinden wird.“
„Hast du denn Erinnerungen von Abadi?“
Die junge Magierin schüttelte den Kopf. „Ich kann mich daran erinnern, dass er in meinen Körper fuhr, danach schien ich aber wie in einem ganz kleinen Gefängnis gefangen zu sein, habe oft aber wohl auch geschlafen, um mich zu schützen. Das aufzuarbeiten wird Zeit kosten.“
Der Oberste Magier nickte und drückte dann noch einmal bekräftigend ihre Schulter. „Und wie geht es dem Rest? Hat der Plan funktioniert?“
„Besser als erhofft“, kam es von Nefarius, der an die Gruppe herangetreten war und Tinquilius nun mit einem freundlichen Nicken grüßte. „Was wir wohl auch besonders deiner letzten Ansprache zu verdanken haben. Schnell geschaltet, mein lieber Tinquilius. Ansonsten wären wir wohl gescheitert, Abadi war einfach zu stark.“
Kurz fassten die um ihn Herumstehenden die Geschehnisse nach dem Ende des Rituals zusammen. Tinquilius war wohl gut eine Stunde bewusstlos, viel passiert war aber nicht. Eliam und Mette, die junge Adeptin vom Plateau, die zusammen mit Hilda, Eliam und dem leider im Kampf verstorbenen Petros Tinquilius unterstützt hatten, hatten die umliegenden Räume untersucht und keine Schemen oder Skelette mehr gefunden. Auch die verschiedenen Brunnen, Pools und anderen Wasserquellen hatten ihre schwarze Farbe verloren und waren nun in einem einfachen Blau zu erblicken. Es schien also alles genauso funktioniert zu haben, wie sie es sich erhofft hatten.
„Haben wir schon Nachricht von Maria und den anderen draußen?“
Hilda, die auch an die Gruppe herangetreten war, schüttelte mit dem Kopf. „Noch nicht, aber ich habe auch strikte Order gegeben, dort zu verbleiben, egal was passiert.“
„Solch strikte Order wie ich sie gab?“, scherzte der Oberste Magier. „Ich kann dir und den anderen gar nicht genug danken. Ohne eure Hilfe hätten die Schemen uns total überrannt und das Ritual wäre nicht beendet worden.“ Die junge Magierin errötete leicht und nickte dann nur. „Das gilt für alle. Wenn ihr euch alle nicht so mutig und stark benommen hättet, wären wir vermutlich gescheitert. Mein Dank und vermutlich auch der der restlichen Bevölkerung Varants gebührt euch allen!“
Myxir und Nefarius stimmten in sein Klatschen ein, während die jüngeren Leute allesamt bedröppelt schauten. Askala war diejenige, die die Situation mit ihrer typisch nonchalanten Art rettete. „Na, wenn ihr alten Männer auch Rettung braucht? Dann müssen wir Jüngeren uns eben mehr anstrengend.“ Tinquilius grinste, dann auch einige der anderen und kurz darauf waren alle in fröhlicher, positiver Laune.
Der Oberste Magier wandte sich nun aber wieder Hilda zu. „Wir sollten jemanden hinausschicken, damit die anderen auch hier drinnen Zuflucht finden können.“
„Ich mache mich selbst auf den Weg.“
„Fühlst du dich dafür fit genug? Es ist noch nicht so lange her, dass du zu viel Magie eingesetzt hast.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nun ja, fast eine Woche ist vergangen, das sollte ausreichen.“
„Fast eine Woche? Wie das denn? Wir waren hier drin doch nur viel kürzer? Vielleicht zwei Tage?“
„Entweder habt ihr das alle anders empfunden oder aber es herrschte eine andere Zeit hier im Tempel. Wer weiß das schon? Auf jeden Fall ist eine ganze Weile vergangen und ich bin wieder mehr als fit genug. Ich würde aber gerne Esmé mitnehmen, darüber würde sich Maria gewiss sehr freuen.“
Die Novizin wurde hochrot und drehte sich weg. Tinquilius wusste nicht, worum es genau ging, doch solange sie alle glücklich waren, war es ihm auch egal. „Gut, dann ist das schon einmal beschlossen. Und wir anderen räumen hier auf und finden uns dann alle im großen Aufenthaltsraum ein? Da sollten wir dann einmal besprechen, was nun folgt. Wir müssen auf jeden Fall die Leichname in einen Kältezustand versetzen, damit wir sie möglichst unversehrt hinaustragen können. Hier drin möchte ich sie ungern liegen lassen.“
Alle nickten sie und machten sich dann an die Arbeit. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen und unter diesem stellte er sich klar eines vor: Schlaf. Ganz viel Schlaf.
Nur hoffentlich dieses Mal ohne einen solch komischen Traum. Woher kam der nur?
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Myrtana - Fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis
"So sei es.", sprach Porgan und blickte zu seinen Leuten.
"Finor...du schaust dir unseren menschlichen Freund mal an. Hab keine Angst vor Finor. Er war einst in der myrtanischen Armee. Ein Feldscher der so manchen Jüngling zusammenflickte, damit er wieder in anderen Kriegen der Könige fallen konnte.", erklärte der alte Mann und nickte Finor zu. Der langsam ergrauende Mann mit Narben im Gesicht und einen größeren Lederbeutel um die Hüfte nickte und bat dem Fremden sich zu setzen und zu zeigen wo es wehtut.
Porgan indes näherte sich dem Tier, dass voller Angst zu sein schien und um sein Leben rang. Er begann zu wispern. So leise, dass es niemand verstehen konnte. Er stellte sich in der alten Sprache der Natur dem Wolf vor und versprach diesem Hilfe. Nach zwei weiteren Schritten kniete er ab und nahm dem Wolf die Schlaufe um das Maul ab. Strich ruhig über dessen Haupt und verband sich mit dem Tier. Der Wolf wurde ruhiger, legte den Kopf ab, döste mit halb geöffneten Augen, während Porgan nun an die Wunden ging.
Mit geübten Blick griff er in ein ledernes Säckchen an seinem Gurt und holte eine Hand voll Sammen hervor die er auf das blutige Fell des Tieres ablegte. Er blickte kurz zu dem Fremden und bedeutete Finor dessen Blick von der kommenden Tat am Wolf abzuwenden.
"Schau weg...sonst zieh ich dir eins über die Rübe.", erklang es barsch von Sanza, die sich abgehockt hatte und den Südländer vom Näheren beäugte.
Ablenkung genug.
Porgan wirkte seine Magie auf die Samen und die begannen zu keimen und sich mit dünnen Ranken um den Körper des Wolfes zu winden. Da wo Blut floss, setzten sich Wurzeln fest, verdichteten alles und verfärbten das satte Grün der Ranken in ein Braun-Rot. Eine Blutpflanze die sich vom Blut und toten Fleisch nährte, aber zugleich seinen Wirt schützte und langsam heilte wie eine Heilpflanze. Ein symbotisches Bündnis wurde geschaffen. Dann wirkte der alte Mann seine Heilmagie auf das verletzte Gewebe und die Haut, bevor er dem dem Wolf Kraft schenkte und dem Wolf etwas ins Ohr flüsterte. Es hatte lange gedauert, aber der Heiler schien zufrieden. Der Wolf mühte sich aufzustehen, aber war noch zu schwach dafür. Neugierig beäugte er das Ding um seinen Brustkorb.
Finor schien auch soweit.
"Meister...ich denke beide schaffen es nicht, wenn wir sie hier zurück lassen. Der hier hat auch gut was abbekommen, aber der wird mit der Zeit.", meinte der Ergraute und ließ in seinem schneidigen Ton den einstigen Soldaten etwas hervor kommen.
"Wir nehmen euch beide mit nach Beria. Dir werden die Augen verbunden. Dort kannst du dich erst einmal erholen und dein Wolf zu Kräften kommen. - Doch bevor das passiert - erzähl uns von von euch beiden. Was habt ihr hier getrieben und woher kommt ihr. Einem Fremden misstraut man. Einem Bekannten weniger.", sprach der alte Mann und lies anhand seiner Körperhaltung allein klar deuten, dass der Fremde nicht erfahren würde, was er da gemacht hatte, sondern akzeptieren musste das es so war. Der Druide hatte schon vor vielen Jahrzehnten aufgehört den Menschen zu verraten was er war. So wie die gesamte Gemeinschaft der Druiden. Sie waren ein Märchen und die Wahrheit war mehr wie gut gehütet.
ornlu
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Grenzwälder, Nordwestliches Hochplateau, Nordmar, Provinz des Großreichs Rhobars III.
Seit einer Woche folgten sie der Spur des untoten Reittiers des Nekromanten gen Norden. Yared konnte nur spekulieren, warum der Orkschamane die Bestie zum Fort geschickt hatte. Vielleicht wollte er es auskundschaften lassen, vielleicht die Myrtaner dort binden, damit sie ihm anderswo nicht dazwischenfunken konnten. In jedem Fall war sein Plan nicht aufgegangen, zumindest nicht so, wie es wohl ursprünglich gedacht war, schließlich hatte Yared dafür gesorgt, dass die Soldaten längst abgezogen waren.
Sobald es etwas wärmer geworden und der gefrorene Boden zumindest in den oberen Schichten aufgetaut war, hatten Zarah, Kaldrin und er einen zusätzlichen Graben um das Blockhaus herum ausgehoben und mit angespitzten Pfählen und Fallen gespickt. Es war keine ausgeklügelte Verteidigungsanlage geworden, aber manchmal war einfach und wenig witterungsanfällig am effektivsten. Auch, wenn Kaldrin nach wie vor der Ansicht war, dass es nur daran lag, dass dem besessenen Schattenläuferkörper die Intelligenz eines lebendigen Exemplars fehlte, war er jedenfalls mehrfach an ihrer Überwindung gescheitert. Dann hatte sie der Sturm erreicht und sie hätten ihre Stellung nicht verlassen können, selbst wenn sie gewollt und das untote Ungetüm verschwunden wäre. Als er vorbei war, hatten sie festgestellt, dass der Schattenläufer abgezogen war. Jetzt folgten sie ihm bereits mehrere Tage. Seine Spuren waren im vereisten Tiefschnee gut sichtbar, zogen sich einer Schneise gleich durch das blau schimmernde Weiß gen Norden.
So lange kein weiterer Sturm aufzog oder starker Schneefall einsetzte, würden sie ihm weiter folgen können. Doch Yared bezweifelte, dass ihnen das Wetter noch lange hold sein würde.
Am vierten Tag ihres Marsches trafen sie schließlich auf die Lichtung. Die Spuren hatten sie von den leichtgängigen Pfaden an den kahlen Hängen des Tals hinab geführt in einen dichten Nadelwaldbestand.
„Das hier sieht sehr danach aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden.“, stellte Zarah fest, als sie die Lichtung betraten.
„Der Schattenläufer gegen wen?“
„Das ist die falsche Frage, Kaldrin.“
„So?“
„Die Spuren sind älter als die unseres untoten Freundes.“
„Du überrascht mich immer aufs Neue, Cousin. Ich wusste gar nicht, dass du Spuren lesen kannst.“, bemerkte Zarah, die diese Aufgabe sonst immer und bislang für das Trio übernommen hatte.
„Wenn es um Wildspuren verfolgen geht: So lala. Ich war zwar mal Pirscher, bin aber ja kein erfahrener Jäger. Aber das hier,“ Yared zeigte auf das sich vor ihnen ausbreitende Durcheinander aus aufgewirbeltem Schnee, aufgewühltem Boden, Matsch, Blut und niederschwelliger Vegetation, „das hier war ein Scharmützel. Sowas habe ich während der Kriegswinter dutzendfach erlebt und gesehen, leibhaftig mitten in der Entstehung oder anschließend beim Aufräumen. Man muss nur genau hinschauen, dann kann man es lesen, wie ein offenes Buch.“
Sie verteilten sich um das angerichtete Chaos, das sich zu ihren Füßen ausbreitete, besser in Augenschein zu nehmen und zu durchdringen. Doch nicht lange und jeder war zu einem Urteil gelangt. Mit Handzeichen wurde sich verständigt, dass sie genug gesehen hatten. Auch wurde das Licht merklich schlechter, stärker werdende Windböen rauschten durch die Baumwipfel über ihnen und Yared rechnete bald mit dichtem Schneefall. Sie würden nicht mehr lange Zeit haben, um sich einen ausreichend geschützten Unterschlupf zu suchen. Daher hätten sie ihre Untersuchung des mutmaßlichen Kampfplatzes sowieso bald unterbrechen müssen.
„Was meint ihr?“, fragte Zarah, als sie sich wieder unweit des Lichtungsrandes trafen.
„Ich würde sagen, Orks.“, brummte Kaldrin.
Yared nickte. „Definitiv Orks. Die haben sich um den ihren gekümmert.“
Keiner achtete auf die hohlen Augenhöhlen, die ihr Treiben aus der Dunkelheit des Dickichts zwischen den Bäumen verfolgt hatte.
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls
Der Duft ihrer Haare übertraf all die anderen Gerüche der Wiese um sie herum, als Tinquilius sich von hinten an die junge Frau gestellt und sie in den Arm genommen hatte. Sein Gesicht war vergraben in ihren Haaren, seine Augen schauten aber über sie hinaus. Sie standen erneut auf der Wiese und um sie herum befanden sich mehrere Bäume, aus denen Vogelgezwitscher kam. Der Himmel war leicht wolkenverhangen, dennoch war es gerade sonnig. In der Ferne erkannte er mehrere Hügel und wohl auch eine kleine Siedlung. Das alles interessierte ihn aber wirklich nicht, es ging ihm nur um die junge Frau in seinen Armen.
„Ich wünschte, es würde nie enden“, sprach er leise. „Du könntest mitkommen.“
„Das könnte ich, du weißt aber genauso gut wie ich, dass ich woanders hin gehöre.“
„Es würde dir auf Argaan gefallen. Es ist dort ähnlich schön wie Khorinis hier.“ Die junge Frau drehte sich etwas zur Seite, sodass er ihr Gesicht und darin ihren Schmerz sehen konnte. „Tut mir Leid, ich möchte dir nicht wehtun.“
Sie schüttelte den Kopf, strahlte ihn dann mit ihren tiefgrünen Augen an. „Das tust du nicht. Aber ich sehe derzeit keine Möglichkeit nach Argaan zu reisen, auch wenn der Oberste Magier mich darum bitten mag.“
Er drückte sie fester, lächelte. „Dann muss ich dich in Varant besuchen kommen. Das Heilerhaus muss ja auch eingeweiht werden und ansonsten gibt es sonst auch genug dort zu tun, denke ich.“
Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. „Ob ich es so gut finde, dass ich den Obersten Magier von seinen Pflichten abhalte?“ Ihr keckes Grinsen und die Freude in ihrer Stimme verrieten ganz klar, dass es lediglich eine rhetorische Frage war. „Aber mal im Ernst: du hast Verpflichtungen in Stewark während ich welche in Al Shedim habe.“
„Aber…“
Doch er konnte seinen Satz nicht mehr beenden, wurde jäh aus diesem Traum gerissen.
Laut gähnend setzte sich der Oberste Magier auf und rieb sich verschlafen die Augen. Woher kamen diese Träume? Und wieso tauchte Askala darin auf? Als er dann um sich schaute, war er einen Moment verwirrt, wo er sich gerade befand. Dann fiel ihm wieder ein, dass er hier ja in dem Tempel einer Adanossekte war, der sich im Gebirge nördlich Mora Suls befand. In einem befriedeten Tempel, das war wohl hierfür das richtige Wort. Langsam stand er auf und trat hinüber zu dem Waschzuber, in dem sich frisches Wasser befand – vermutlich die Geste einer der Novizinnen. Er wusch sich das Gesicht und machte sich so kurz frisch, dann streifte er sich die Robe über. Er fühlte noch einmal über die Stelle am linken Arm, die zerstört war – wieder eine kaputte Robe – und konnte einleichtes Kribbeln in seiner linken Schulter spüren. Dann verließ er seinen kleinen Raum und trat hin ein in ein geschäftiges Treiben.
„Ah, endlich wach?“, spottete Askala scherzhaft. Der Oberste Magier nickte gähnend, hielt sich aber ein Stückchen zurück. Die junge Frau in seinen Träumen war eindeutig Askala, was ihn verunsicherte. „Alles gut bei dir?“, bemerkte sie nun ob seiner Reaktion.
„Oh ja, einfach nur müde. Wie lange habe ich geschlafen? Es scheinen ja schon alle wach zu sein.“
Das Lächeln, das nun in ihrem Gesicht auftauchte, war genau so schön und keck wie in seinem Traum. Verdammt, reiß dich zusammen, Tinquilius! „Bin ich deine persönliche Haushälterin und halte deine Stunden nach? Ange auf jeden Fall. Die meisten anderen sind bereits seit einigen Stunden wach. Myxir und Nefarius haben die Adeptinnen und Adepten sowie Novizinnen in hellem Aufruhr, wollen sie doch so viel wie möglich herausfinden und aufräumen.“
„Nefarius möchte also seinen Plan umsetzen und hier eine ständige Präsenz einrichten?“ Die junge Wassermagierin nickte. Am gestrigen Abend, nachdem die gröbsten Sachen geregelt worden waren, hatten sich die beiden Ratsmitglieder, die beiden jungen Wassermagierinnen und der Oberste Wassermagier zusammengefunden, um die Lage zu besprechen. Dabei ging es vor allem darum, was nun hier passieren sollte. Sollten sie alle wieder aufbrechen, einige zurückbleiben und weitere Forschungen anstellen oder gab es noch andere Optionen? Während Tinquilius mit Myxir möglichst bald aufbrechen wollte, hatten Hilda und Askala für einen kurzfristigen Verbleib plädiert. Nefarius stimmte mit ihnen überein, plante aber sogar, hier dauerhaft Brüder und Schwestern zu stationieren. Zum einen gab es viel zu erforschen, zum anderen aber auch waren sie hier in einer guten Position ihren Einfluss auf den Westen des Landes auszuweiten. Der unnatürliche Sandsturm war auch verschwunden, weshalb eine An- und Abreise nun problemlos möglich war. „Ich gehe davon aus, dass er Myxir davon überzeugt hat?“
Erneut nickte Askala. „Er will wohl aber mit dir dennoch bald aufbrechen. Und dazu noch einige andere. Da Hilda hier bleiben möchte – sie hat heute Morgen einige Abhandlungen über Erdmagie entdeckt, die anscheinend sehr besonders sind – würde ich mich euch vielleicht anschließen. Also wenn dies für dich in Ordnung geht.“
Sein Herz sprang vor Freude und er hätte es ihm gerne gleichgetan, hielt sich aber weiter bedeckt und zurückhaltend. Ein kleines Lächeln konnte er sich aber nicht verkneifen. „Natürlich, es wäre mir eine Freude.“ Nun lächelte auch die junge Wassermagierin wieder. „Aber lass uns ruhig noch ein oder zwei Tage hier bleiben. Ich bin auch fasziniert vom Tempel und wir sollten uns auch noch etwas ausruhen. Ich habe zwar nun wohl lange geschlafen, aber ich fühle mich so, als könnte ich weitere Stunden schlafen und das ist selten bei mir.“ Dieser Kommentar führte Askala zu einem weiteren Lachen. „Wo sind die anderen denn?“
„Hilda und Nefarius sind in der Bibliothek, Myxir im Heiligtum.“
„Danke, werte Askala. Dann gehe ich mal zu Myxir. Und du kannst hier weitermachen, was auch immer du gerade getan hast.“
Die junge Frau lachte kurz daraufhin, dann verschwand sie auch schon wieder und ließ den Obersten Magier mit mehr Fragezeichen im Kopf zurück als zuvor. Was ist nur mit mir los? Wieso nun?
Geändert von Tinquilius (26.02.2020 um 16:52 Uhr)
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls
„Es sieht hier so anders aus“, war das erste, was der Oberste Wassermagier Myxir entgegenbrachte, als dieser in das kathedralenartige Heiligtum trat. Zum einen strahlte von oben durch die Fenster in der Decke wieder Licht, es war also eindeutig Tag draußen; zum anderen erstrahlten die Lichter nicht mehr in einem solch tiefen Blau, hatten eher eine hellere Färbung angenommen und waren ganz frei von dunkleren Einfärbungen. Auch sonst schien das Gestein viel heller, freundlicher. Der Altar hingegen war genauso magisch und natürlich belebt wie zuvor. „So frisch und frei. Es fühlt sich auch alles viel frischer an, erinnert mich mehr an Al Shedim.“
„Nicht wahr?“, meinte Myxir mit einem Lächeln. „Adanos‘ Magie ist endlich wieder rein und alleine hier, der Tempel und das Heiligtum wieder ein Refugium des Gleichgewichts und der Liebe. Alleine dafür hat sich alles gelohnt, finde ich.“
Tinquilius war näher an den alten Magier herangetreten und schaute sich kurz um. „Es ist toll, keine Frage, aber unsere Verluste… sie waren einfach zu hoch. Eine Adeptin, ein Adept, zwei Novizen und ein Nomade. So sehr ich mich als einen Historiker und Forscher verstehe, so sehr ich auf die Erkenntnisse gespannt sind, die wir hieraus erlangen werden, so sehr betrübt mich doch dieser große Verlust. Fünf Menschenleben einfach ausgelöscht. Und Nein, es ist nicht unsere Schuld. Alle, die bei uns eintreten, wissen, dass es Gefahren gibt. Wir leben in einer gefährlichen Welt und Magie ist gefährlicher als so manch anderes. Dennoch entschuldigt dies nicht das Verhalten der Adanosdiener vor so langer Zeit. Sie hätten es besser wissen müssen. Sie hätten es anders handhaben müssen und nicht auf spätere Generationen abwälzen sollen. Sie…“
Während er sich in Rage geredet hatte, hatte Myxir ihm nur zugeschaut und geschwiegen. „Natürlich hätten sie es richtig beenden sollen, aber ich denke, dass wir ihnen ach nicht gerecht werden, wenn wir sie an heutigen Standards messen, zumal auch wir so manch ein fehlgeschlagenes Projekt in unserer kurzen Geschichte vorweisen können, meinst du nicht?“ Der Oberste Magier starrte ihn an, verstand seinen guten Freund mit dem Kopf, während sein Herz dem noch nicht folgen konnte. „Glaub mir, ich vermisse die Verstorbenen auch, kannte die meisten von ihnen besser oder zumindest länger als du. Dennoch denke ich, dass wir nicht viel hätten anders machen können und dass der Fund dieses Tempels und dessen Reinigung ein großer Erfolg für uns darstellt. Wir können einen zweiten, wenn auch kleineren Tempel hier aufmachen, vielleicht Gläubige empfangen, ansonsten aber unseren Einfluss auch mehr nach Westen, ja vielleicht sogar Richtung Ishtar ausbreiten. Das war Dienern Adanos‘ vor uns viele hundert Jahre nicht mehr möglich.“
Langsam nickte Tinquilius, seine Wut wieder verebbt. „Natürlich. Es würde auch gar keinen Sinn machen, diesen Tempel hier jetzt nicht auf eine gewisse Art und Weise zu nutzen, gerade der Verluste wegen. Aber… ich bin einfach traurig.“ Er schüttelte betrübt den Kopf und schaute zu Boden.
„Ich weiß und dies ist verständlich. Aber lass uns nun schauen, dass wir nach vorne gucken. Zum Beispiel die Reise nach Khorinis und das Ritual. Du sagtest, dass du dafür Pläne hast?“
TInquilius schaute auf und lächelte ein wenig. „Ja, die habe ich. Die liegen in Al Shedim. Da ich kein Ritualmagier bin, dachte ich mir, dass du sie eingehend studieren solltest, bevor wir aufbrechen. Meinst du denn, dass du Zeit und Muße hast, mit mir nach Khorinis zu reisen, damit wir endlich dieses vermaledeite Erz aus meinem Hals bekommen? Und dieses Gift, das mich schon so lange beschäftigt?“
Der alte Magier lächelte und ergriff Tinquilius‘ Schulter. „Natürlich, jederzeit. Ich hoffe nur, dass alles so klappt, wie du es dir vorstellst. Ich bin mal sehr auf das Ritual gespannt. Je nachdem brauchen wir vielleicht noch etwas mehr Unterstützung. Die werden wir in Al Shedim aber sicherlich auch finden. Wann magst du aufbrechen?“
„Morgen im Laufe des Tages, denke ich. Heute wollte ich hier noch ein wenig das Heiligtum studieren und mich dann mal auf den Weg in die Bibliothek machen. Mal schauen, was ich da so finden kann.“
„Viel, sehr viel. Aber wenn du erst einmal hier bist, kannst du mir ja vielleicht mit dem Symbol Adanos‘ helfen? Ich versuche zu ergründen, wie es dauerhaft schweben kann.“
„Sehr gerne“, meinte Tinquilius und ging dem alten Magier dann sogleich zur Hand.
So, ja so sollte es hier sein und nicht anders. Endlich Ruhe, Zeit für Forschung und nette Gespräche.
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls
Es war ein neuer Morgen und frischer Wind war angebrochen in dem Tempel im Gebirge nördlich Mora Suls. Nachdem es gestern bereits an vielen Stellen voranging und hier und dort viel gearbeitet wurde, die Räumlichkeiten wieder auf Vordermann gebracht wurden, schien es Tinquilius heute so als wäre auch in den Köpfen ein Neuanfang begonnen. Die vielen niederen Ränge schienen glücklicher als zuvor, die beiden Ratsmitglieder weniger mürrisch und voller Elan, angesteckt durch die junge Hilda, die sich voll und ganz dem Studium der Werke hier hingab. Ja selbst Askala, die er bislang viel als starke, emotional eher zurückhaltende Person erlebt hatte, fand er heute Morgen pfeifend durch die Gänge laufen.
Oder ist das meine Einbildung, meine eigenen Gefühle, die ich auf sie übertrage? Nur woher kommen die? Wieso träume ich plötzlich von ihr und weiß mich in ihrer Umgebung nicht mehr angemessen und dazu aber auch offen zu benehmen? Ich kenne die junge Magierin nun wie lange? Ein paar Wochen, nicht mehr. Nun gut, wir haben viel erlebt in der Zeit, aber das kann doch nicht dazu führen? Vor allem da ich erst seit dem Ritual an sie denke? Natürlich wollte ich sie auch davor befreien, sie wieder zu ihrem alten Selbst führen, doch das kann doch nicht solche Gefühle in mir auslösen? Oder waren die schon vorher da und sind dadurch erst verstärkt worden? Grauenhaft, ich benehme mich wie ein Pubertierender, wie damals zu Zeiten des Klosters der Heiligen Allianz und Florence.
Er schüttelte den Kopf und schaute wieder hinein in das Buch, welches da vor ihm lag. Es war eine Abhandlung über alchemistische Rezepte, deren Tinkturen und Tränke dem Anwender angeblich magische Kraft verliehen. Mehr als er oder sie eigentlich besaß. Er wusste von solchen Tränken, zumindest denjenigen, die die magische Kraft ein wenig schneller regenerieren konnten – wirklich effektiv war aber nur Ausruhen und Schlafen – aber so ganz war er noch nicht hinter ihr Geheimnis gestiegen. Das lag zum einen daran, dass er den alten Dialekt des Varantinischen, der hier genutzt wurde, nur schwerlich entziffern konnte. Zum anderen nutzten sie hier aber auch Begriffe für Utensilien und Pflanzen, die ihm nicht geläufig waren. Manches ergab sich aus dem Zusammenhang, die Analyse einer Liste einzelner Ingredienzien aber gestaltete sich als äußerst schwierig. Dafür musste er die Materie erst besser verstehen.
Lange habe ich aber nicht dafür. Heute Nachmittag, spätestens gegen Abend wollen wir aufbrechen. Entweder habe ich bis dahin noch etwas entziffert oder aber ich muss dies hier liegen lassen und später einmal zurückkommen. Nicht die optimale Lösung aber eine, mit der ich durchaus leben kann. Wenn ich mich doch nur etwas besser konzentrieren könnte?
Er richtete sich wieder etwas auf und rieb sich die Augen. Dann streckte er seine Arme nach oben und seinen Rücken durch. Die Ablenkung waren keine Schmerzen oder anderen Leiden. Sie war alleine in seinem Kopf – oder eher seinem Herzen, wenn er ganz ehrlich war. Nun reiß dich mal zusammen und lies weiter! Du bist der Oberste Magier und hast bald ein wichtiges Ritual vor dir, da kannst du dich auch nicht ablenken lassen!
Wenn es doch nur so einfach wäre.
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Varant - Gebirge nördlich Mora Suls
Die Überlebenden der Tempelereignisse standen zusammen draußen vor dem Tempel einer alten Adanossekte, die vor tausenden von Jahren besiegt worden war und nun doch noch so viel Schaden angerichtet hatte. Während das Wetter in typisch varantinischer Art sonnig und relativ warm war – hier oben im Gebirge war es weit angenehmer als in der Sandwüste – standen die sechzehn Männer und Frauen vor fünf Gräbern, die sie den Nachmittag und frühen Abend ausgehoben hatten. Japhet, der Nomade, lag im linken Grab, daneben der Adept Petros und die drei Tinquilius unbekannten Opfer, eine Adeptin namens Eala und zwei Novizen, Silvio und Hurin. Sie alle waren Opfer der Sekte geworden, die hier einst gewohnt und von Adanosdienern als Al Shedim und anderen Tempeln des Landes eingesperrt worden waren. Auch wenn Tinquilius noch sauer ob dieser Tat war, so wusste er doch, dass es niemals gerecht zuging und sie in einer gefährlichen Welt lebten.
„Möge Adanos sie in seinen Schoß aufnehmen und auf ewig beschützen“, schloss Myxir seine Grabesrede. „Wir werden sie nie vergessen und uns immer wieder an ihre mutigen Taten, ihren Fleiß und ihren tiefen Glauben erinnern.“
Sie alle traten nach und nach nach vorne und warfen ein wenig Erde in die einzelnen Gräber, gefolgt von ein paar Tropfen geweihten Wassers. Als sie damit durch waren, stellten sich Nefarius, Hilda, Aaliyah und Maria sowie Tinquilius um die Gräber und füllten sie magisch allmählich mit Erde bis sich gleichmäßig fünf Haufen gebildet hatten, die im Laufe der Zeit einsacken würden. An dem zur Felswand hingewandten Ende sollten zudem Grabsteine errichtet werden, dies wollte Nefarius zusammen mit den hier verbleibenden Dienern und Dienerinnen Adanos‘ erledigen, bevor neuer Nachschub aus Al Shedim kam. Und es würden einige hier bleiben, um die Geheimnisse des Tempels zu lüften und zugleich auch eine ständige Präsenz aufzubauen. Nefarius und Hilda blieben als Leiter zurück, dazu blieben auch die Adeptin Maria und der Adept Eliam zurück, genauso wie die Novizinnen Esmé, Sara und Flora. Zudem wollte auch der einzig verbliebene Nomade solange hier aufpassen bis aus er aus Al Shedim abgelöst werden konnte. Damit teilte sich die Gruppe gleichmäßig in zwei. Nebst Tinquilius und Myxir würden auch Askala sowie die fünf Adeptinnen Marte, Rebekka, Sofia, Aaliyah und Ayla zurück nach Al Shedim reisen. Zwar sollte der Tempel hier ein Stützpunkt der Diener Adanos‘ werden, zugleich durften sie aber auch Al Shedim nicht vergessen, schließlich war bald die Hälfte der noch lebenden Adeptinnen und Adepten Al Shedims derzeit hier und auch gut ein Viertel der Novizinnen und Novizen.
Als alles erledigt war, sie noch einen Moment in Ruhe der Toten gedacht hatten, machte sich die Reisegruppe daran, ihr Gepäck mitzunehmen. Sie hatten nicht viel, jeder und jede von ihnen gerade so viel, dass sie problemlos nach Al Shedim kommen konnten. Der Großteil der Vorräte verblieb hier, musste er doch für eine vermeintlich längere Zeit reichen. „Seid ihr bereit?“, fragte Nefarius Tinquilius und Myxir. „Wollt ihr nicht noch eine Nacht bleiben? Es wird bald dunkel und vielleicht wäre eine Abreise am Morgen ratsamer?“
Der Oberste Magier schüttelte langsam, den Kopf. „So gerne ich weiter hier forschen würde, so wichtig ist doch auch eine baldige Abreise. Ich hoffe, dass der Nomade, den wir vor dem Aufstieg weggeschickt hatten, Al Shedim heil erreicht und die anderen von den Gefahren des Sandsturms berichtet hat, sie müssen aber vor allem auch über die Ereignisse hier informiert werden. Außerdem werden die helfenden Hände sicherlich gut gebraucht, damit das Heilerhaus alsbald fertiggestellt wird.“
Nefarius nickte. „Du hast natürlich recht.“ Er trat auf Tinquilius zu und schüttelte ihm kräftig die Hand, dann nahm er ihn sogar kurz in den Arm. „Hab Dank. Ohne deine Hilfe weiß ich nicht, ob wir hier lebend herausgekommen wären.“
Ein Lächeln erschien auf Tinquilius‘ gesicht. „Es war ja nicht ganz uneigennützig und alle haben es ja auch leider nicht geschafft. Ich bin aber froh euch gefunden zu haben und wünsche euch allen hier“, meinte er nun an die versammelte Runde gewandt, „Adanos‘ Schutz und Segen. Möge er stets über euch wachen!“ Als er sich von nefarius gelöst hatte, der sich sogleich Myxir zuwandte, schritt er auf Hilda zu. „Gib auf dich Acht und viel Erfolg bei deinen Studien.“
Bevor er etwas sagen konnte, hatte sie ihn auch schon in ihre Arme genommen und drückte ihn fest. „Pass du auf dich auf, Tinquilius, und besonders auf Askala“, sprach sie leise in sein Ohr. „Sie wirkt stärker als sie ist.“ Er löste sich ein wenig aus ihrer Umarmung und schaute sie verdutzt an. „Keine Sorge, es ist sonst keinem aufgefallen, auch ihr nicht.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, dann verabschiedete sie sich herzlich von Askala.
Tinquilius machte sich noch daran, jeden und jede einzeln zu verabschieden, dann schaute er zum Rand des Plateaus, wo es hinunter ging. Die Sonne war schon ein gutes Stückchen dem Horizont zugeneigt, er hoffte aber trotzdem, dass sie ohne Probleme heute noch den Abstieg schaffen würden, dann könnten sie Morgen in aller Frische vom Fuß des Gebirges aufbrechen und zwei Tage später etwa in Al Shedim ankommen.
„Alle bereit? Na dann los!“
Während Askala mit Rebekka voranschritt, folgten Tinquilius, Myxir und der Rest den beiden jungen Frauen. Der Oberste Magier versuchte sie nicht allzu sehr anzuschauen, doch es viel ihm schwer. Na toll, das wird ja eine Reise.
„Ich habe die Pläne zwar noch nicht gesehen, aber ich hätte schon ein paar Anmerkungen“, kam es von Myxir und riss ihn so aus seinen Gedanken.
„Ah sehr gut, dann schieß mal los.“
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Myrtana - Fernab jeglicher Zivilisation in der Wildnis
"Vorsicht, er - "
Mag keine Fremden, hatte Azaved noch rufen wollen. Doch die Aura des alten Mannes hatte etwas so beruhigendes an sich, dass selbst er aus über die Entfernung hinweg spüren konnte. Lyka schnappte nicht, ließ die Magie, welche der alte Mann wirkte, widerstandslos über sich ergehen.
"Hey, er ist mein einziger Freund, ok?" erwiderte Azaved leicht irritiert über die Aggressivität der fremden Frau, tat es dann aber doch um es sich in dieser Situation, in welcher er klar im Nachteil war, nicht zu verscherzen. Stattdessen ließ er die Behandlung des anderen Waldläufers, den sie Finor nannten, ebenso widerstandslos über sich ergehen wie sein vierbeiniger Freund. Magie wurde bei ihm nicht angewandt, was aber wohl auch nicht nötig war, da seine Verletzungen nicht potenziell tödlich waren.
Beim Anblick der Pflanzen, die sich mit dem Körper von Lyka verbunden hatte, kribbelte es Azaved leicht. Es war durchaus ein ungewohnter, wenn nicht sogar ein unangenehmer Anblick. Aber es wirkte offenbar, denn auch wenn ihm noch viel Kraft fehlte, war Lyka nun offenbar bereits deutlich besser dran als zuvor.
Die Waldläufer fingen an sich zu beraten, befanden schließlich dass sie die beiden in ihrem jetzigen Zustand nicht alleine hier zurücklassen konnten und mitnehmen wollten. An einen Ort, der ihm vom Namen her nichts sagte, aber das war wahrscheinlich auch der Sinn dahinter.
"Ich heiße Azaved. Das ist Lyka." begann er zögerlich, als man ihn nach seiner Geschichte fragte. "Woher wir kommen? Nirgendwoher. Wir haben kein Zuhause, keine Familie. Nur einander. Schon seit.....vielen Jahren."
Wie lange waren sie nun schon zusammen in der Wildnis unterwegs? Der Einarmige hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Was war wohl seitdem alles in der Welt vorgefallen, von dem er nichts mitbekommen hatte? Spielte es überhaupt eine Rolle?
Es war offensichtlich, dass die Waldläufer mit einer derart vagen Aussage, welche offensichtlich viele Informationen verborgen hielt, nicht ganz zufrieden waren. Doch Azaved hatte diese Sippe gerade erst kennengelernt. Es widersprach seinem von Grund auf misstrauischen Wesen, sofort alles über sich preiszugeben. Selbst an Leute, die ihn gerade gerettet hatten.
Man verband ihm die Augen, sowie die Hand auf dem Rücken, dann setzte man sich in Bewegung.
Azaved schlug die Augen auf. Noch etwas benommen rieb er sich gähnen über das Gesicht. Ein kühler Wind durchwehte die Höhle, weshalb er sich etwas enger in die Felle einrollte, auf welche er gebettet worden war. Wie lange hatte er hier geschlafen? Es kam ihm auf jeden Fall deutlich länger vor als sonst. Hatte man ihn mit einem Zauber belegt?
Er sah an sich herunter. An seinem Hüftbereich war noch ein kleiner Verband befestigt, an welchem jedoch keinerlei ausgetretenes Blut mehr zu sehen war. Sein Handgelenk schmerzte noch ein wenig, fühlte sich aber bereits viel besser an als vorher.
In seinem Nacken spürte er die kühle Schnauze seines Freundes. Dieser stubste ihn, selbst noch sehr wackelig auf den vier Beinen von hinten an, und gab ein wenig wohlwollendes Geräusch von sich, als sich aus dem hinteren Bereich der Höhle langsam Schritte näherten. "Ganz ruhig."
Der Assassine hatte immer noch keine Ahnung, wo genau er hier war. Aber das würde sich wahrscheinlich bald schon aufklären....
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