Zitat von
Harvald
So einfach kann man es sich nach meiner Ansicht nicht machen.
Ja es war bekannt und man hat es aus politischen Gründen nicht so genannt, denn wenn das die Wiedervereinigung gewesen wäre, hätte man Millionen von Schlesiern, Oberschlesiern und Ostpreussen usw. bereits vorher gegen sich aufgebracht und die hätten das Projekt zum Scheitern bringen können. Vertriebenenverbände waren damals insbesondere in der CDU noch eine Macht. So hat man das Projekt an ihnen vorbeigeschoben und nachdem der Schritt vollzogen war die Wiedervereinigung für vollendet erklärt.
Man hat auch still und leise das Grundgesetz geändert, damit die Bürger nur nicht über eine Verfassung abstimmen durften, wie die Väter des Grundgesetzes es vorgesehen hatten. Eine weitere üble politische Machenschaft, um das Ziel ohne Befragung der Bürger zu erreichen. Es wurde hart an der Grenze der Rechtsstaatlichkeit getrickst um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Die Bürger der DDR wollten Freiheit und Demokratie, zweifellos, aber nach meinen Erfahrungen im Osten wollten sie mehrheitlich einen eigenen Staat. NATO war kein Thema und EG nur als Absatzmarkt für ihre Produckte. Sicher ein erheblicher Teil der Bevölkerung wäre republikflüchtig geworden oder hätte "rübergemacht", hat er auch so, was mit der Anmaßung des Staatsangehörigkeitsrechtes in der BRD zu tun hatte. Aber die Mehrheit der DDR-Bürger wollte in freier Selbstbestimmung dort etwas eigenes aufbauen. Sie haben für Demokratie demonstriert nicht für den Anschluss an die BRD. "Wir sind das Volk" nicht "Wir wollen rüber"
Das hätte auch funktionieren können, jedoch waren Kohl und Co. dafür nicht zu haben. Der Grössenwahn von der führenden europäischen Nation Deutschland. Man muss und ich tue das gern, nur Gregor Gysi genau zuhören, um zu verstehen, dass wir "Wessis" damals sehr überheblich waren. Die Quittung dafür das wir ihnen diese Möglichkeit nicht eingeräumt haben, bekommen wir gerade bei den Wahlen in den "neuen Ländern" und da hilft es wenig, wenn jetzt Menschen zurückkehren. Die werden ebenso abgelehnt wie syrische oder libanesische Flüchtlinge, die, aus Europa kommend, jetzt versuchen in ihrer "alten" Heimat wieder Fuß zu fassen.
Es gab eine ganze Anzahl von Industriezweigen, die durchaus konkurrenzfähig waren, von der Textilindustrie, Porzellan und der Landwirtschaft, über die Werften, die optische Industrie bis hin zum Bergbau. Erst durch die festgelegte Umtauschquote von 1 Ostmark zu 1 DM wurden die Industrien unrentabel. Das war eine politische Entscheidung und eine sehr schlechte.
Im Gegenteil und da liegt das Problem hätten die Ostbetriebe bei einem Wechselkurs irgendwo zwischen 1:4 und 1:8 den deutschen und eventuell sogar europäischen Markt mit Billigtextilien überschwemmen können. So ist die Karavane von C&A, KiK und Co. nach Asien weitergezogen und die Produktionsmittel wurden verramscht. Woher kamen den 90% der Waren von C&A, Kepa, Woolworth in den 60/70/80ern? Aus der DDR, woher sonst.
Die Landwirdschaft hat es in den 90ern vorgemacht, als sie mit ihren überlegenen Flächen binnen weniger Jahre die westdeutschen Landwirte praktisch zum aufgeben zwangen und diesen nur der Sprung in die industrielle Schweine- und Hühnerproduktion oder die Biolandwirtschaft blieb. Sie konnten mit einer geringen Anschubfinanzierung für den Maschinenpark viel preiswerter produzieren und haben sich dann an den EG-Fördertöpfen dumm und dusselig verdient.
2 deutsche Staaten auf deutschem Boden, für mich kein Problem, wir haben Jahrhunderte viel mehr gehabt und es wäre gut geworden jedenfalls besser als die augenblickliche Situation.