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Michael E. Mann (* 28. Dezember 1965 in Amherst, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Klimatologe mit dem Forschungsschwerpunkt Paläoklimatologie. Als Haupt- oder Co-Autor war er bisher an 268 Fachartikeln beteiligt. Er ist seit 2005 Professor für Meteorologie und Direktor am Zentrum für Geowissenschaften („Earth System Science Center“) der Pennsylvania State University (USA). Zuvor war er sechs Jahre lang Professor im Fachbereich Umweltwissenschaften der University of Virginia. Mann wird von Thomson Reuters als Highly Cited Researcher in der Kategorie Geowissenschaften geführt,[1] womit er in seinem Fachgebiet zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Welt zählt. Sein h-Index beträgt 80 (Stand Juni 2019).[2]
Inhaltsverzeichnis
1 Wirken
1.1 Forschung
1.2 Wissenschaftskommunikation
2 Publikationen (Auswahl)
2.1 Bücher
2.2 Aufsätze
3 Weblinks
4 Fußnoten
Wirken
Forschung
Mann war einer der Hauptautoren des 2001 erschienenen dritten Sachstandsberichtes des IPCC zur globalen Erwärmung und dort ein Hauptautor des Abschnitts über frühere Klimaänderungen. In diesem Abschnitt wurde seine erstmals 1998 erschienene Rekonstruktion der Temperaturen des letzten Jahrtausends auf der nördlichen Hemisphäre verwendet, die wegen ihres ab dem 19. Jahrhundert nach oben abknickenden Verlaufs als Hockeyschläger-Diagramm bekannt wurde. Da Manns Hockeyschlägerdiagramm die Außergewöhnlichkeit der jüngsten Erwärmung anschaulich verdeutlicht, wurde das Diagramm wie auch Mann selbst zu einem wichtigen Ziel von Klimaleugnern,[3] die deshalb die Nachvollziehbarkeit und Richtigkeit dieser Arbeit, speziell Ausmaß und Deutung der mittelalterlichen Warmzeit bestreiten. Insbesondere wurden diese Angriffe von Klimaleugnerorganisationen wie dem Committee for a Constructive Tomorrow und zugehörigen Personen wie Marc Morano, Willie Soon und James Inhofe im Rahmen der (politischen) Kontroverse um die globale Erwärmung lanciert, während die Arbeit in der Wissenschaft, u. a. durch die National Academy of Sciences, bestätigt wurde.[4]
In der wissenschaftlichen Literatur wird die grundsätzliche Korrektheit des Hockeyschläger-Diagramms nahezu durchgehend bestätigt, so zum Beispiel von einer vom PAGES 2k-Konsortium im Jahr 2012 durchgeführten Temperaturrekonstruktion der letzten 2000 Jahre.[5] Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine breit rezipierte Studie aus dem Jahr 2013 (vor der Korrektur durch das Konsortium), mit der bis dahin aufwendigsten und genauesten Rekonstruktion des holozänen Klimas über einen Zeitraum von 11.300 Jahren.[6] Diese Arbeiten stimmen weitgehend mit den Inhalten des Hockeyschläger-Diagramms überein und bewegen sich innerhalb des Rahmens der von Mann et al. angegebenen Toleranzbereiche bzw. Fehlergrenzen.
Erstmals publiziert wurde die Hockeystick-Grafik 1999 in einer mittlerweile in der Forschung als bahnbrechend beurteilten Arbeit in den Geophysical Research Letters. Sie gilt inzwischen als reputabler Beleg für die anthropogen bedingte Erwärmung und hat Einzug in viele Lehrveranstaltungen zur Klimaforschung gefunden. Vor allem aus diesen Gründen wird Mann von Klimaleugnern bis heute systematisch diskreditiert[7] und hatte seit der ursprünglichen Publizierung eine Vielzahl von scharfen Attacken auf seine Forschung und Glaubwürdigkeit zu ertragen.[8] Diese von Klimaleugnern verübten Attacken auf Mann sowie seine Co-Autoren charakterisiert der Klimaforscher Stefan Rahmstorf als eine "in der Wissenschaftsgeschichte wohl einzigartige Kampagne zur Diskreditierung dieser Studie und zur Diffamierung und Einschüchterung der beteiligten Forscher".[9] Unter anderem erhielten Mann und seine Familie mehrfach Morddrohungen. Im Jahr 2010, kurz nach Bekanntwerden des Hackerzwischenfalls am Klimaforschungszentrum der University of East Anglia, ging in seinem Büro ein Brief mit einem weißen Pulver ein, woraufhin der Universitäts-Campus wegen Verdachts auf einen Milzbrand-Anschlag evakuiert wurde.[4][10]
Im August 2019 erreichte eine Verleumdungsklage von Mann gegen den Geografen Tim Ball große mediale Aufmerksamkeit. Der Oberste Gerichtshof von British Colombia entschied wegen langer Verfahrensdauer und wegen des schlechten Gesundheitszustands von Ball auf Abweisung der Klage. Daraufhin wurden von Gegnern Manns Falschmeldungen gestreut, in denen behauptet wurde, Mann habe vor Gericht verloren, weil er sein Hockeyschläger-Diagramm nicht belegen konnte. Zudem wurde der Gerichtsentscheid zu einem grundsätzlichen Sieg gegen die "Klimahysterie" umgedeutet und als Beweis dafür vorgebracht, dass die "Hockeyschläger-Daten manipuliert und gefälscht" seien. Tatsächlich war laut Urteilsbegründung weder der Klimawandel ein Gegenstand des Prozesses noch forderte das Gericht die Offenlegung der Hockeyschläger-Daten,[11][12] die seit mindestens 2003 frei im Internet abrufbar sind.[13]
Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Klimaforschung wurde Mann im Jahre 2012 mit der Hans Oeschger Medal der European Geosciences Union ausgezeichnet[14] und erhielt 2019 den Tyler Prize for Environmental Achievement.
Wissenschaftskommunikation
Mann gilt als profilierter Warner vor der globalen Erwärmung und wurde mehrfach für seine Kommunikation der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel ausgezeichnet. Unter anderem wurde er 2017 für seine Bestrebungen, die klimatologischen Erkenntnisse in allgemeinverständlicher Form der Öffentlichkeit zu vermitteln, mit dem Stephen H. Schneider Award geehrt.[15] 2018 erhielt er aus den gleichen Gründen von der US-Wissenschaftsgesellschaft American Association for the Advancement of Science den AAAS award for public engagement with science[16] sowie den Climate Communication Prize der American Geophysical Union.[17] Kim M. Cobb hielt in ihrer Laudatio für die AGU fest, dass Mann "nicht nur einer der angesehensten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Klimawissenschaften" sei, "sondern auch beispiellos in der Tiefe, Vielfalt und dem Umfang seiner Kommunikation über die Klimawissenschaften und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft". Er sei ein "unerschütterlicher und mutiger Verfechter der Grundsätze der freien und offenen wissenschaftlichen Forschung und der Dringlichkeit der Bekämpfung von Fehlinformationen" und habe durchgehalten, obwohl er wusste, dass er sich damit "parteipolitisch motivierten Angriffen" aussetzen würde und aufgrund seiner Klimakommunikation "einen großen persönlichen Preis" zu zahlen habe wie "schreckliche Morddrohungen, organisierte Hetzkampagnen und langwierige Gerichtsverfahren".[18] Mann schreibt auch regelmäßig Beiträge für das Weblog RealClimate.
2016 publizierte er noch vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gemeinsam mit dem Karikaturisten und Pulitzer-Preisträger Tom Toles ein weiteres Buch über die Klimaleugnerszene, wobei Mann den Text verfasste und Toles die Karikaturen beisteuerte. 2018 erschien eine um ein Kapitel zur Präsidentschaft Trumps ergänzte Ausgabe, die auch ins Deutsche übersetzt wurde. Das Vorwort dieser Übersetzung lieferte der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf.[19] Positiv rezensiert wurde das Buch unter anderem von Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman[20], vom Wissenschaftsjournalisten Christopher Schrader[21], der Wissenschaftswebsite spektrum.de[22] sowie von den VDI nachrichten.[23]