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    Ritter Avatar von Kalimero
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    Digitalisierung von Schulen

    Hallo zusammen,

    mal abgesehen des politischen Scheiterns des Digitalpaktes der Länder und des Bundes. Hat eigentliche irgendjemand eine Ahnung, wie die Digitalisierung der Schulen aussehen soll. Gestern z.B. hab ich Kramp-Karrenbauer von Tablets und Laptops in allen Klassenzimmern reden hören. Darüber hinaus aber wenig Erfahren. Und auch sonst hab ich nicht den Eindruck, dass es eine konkrete Vorstellung davon gibt, wie die Digitalisierung vonstatten gehen und was sie bringen soll. Gut, einen ausreichend schnellen Internetanschluss einer jeden Schule, darauf wird sich wohl die Mehrheit einigen können. Aber darüber hinaus?

    Sind die Lehrer geschult?
    Gibt es Angebote der Verlage?
    Wird die Hardware auf dem neusten Stand gehalten?
    Ist die Hardware nur in der Schule zugänglich, oder können z.B. Schüler ein Tablet auch nach Hause nehmen.
    Wie sieht es mit der Wartung aus?
    Mit Software-Updates?
    Wie wird eine hohe Qualität digitaler Inhalte sichergestellt?
    Wird bei der Lehrplanerstellung auf digitales Lernen eingegangen?
    ...
    Es gibt sicher noch einige andere Punkte, die geklärt werden sollte, mir aber gerade nicht auffallen wollen.

    Ich lese und höre immer nur "Digitalisierung der Schulen". Aber gibt es konkrete Pläne.

    Hier werden auch sicher einige Schüler sein. Was versteht ihr unter einer sinnvollen Digitalisierung von Schulen.

    Wie ist eure Meinung? Was muss geschehen, dass die Digitalisierung gelingt. Wie stellt ihr euch das vor? Sind eure Vorstellungen umsetzbar? Reichen 5 Milliarden bei 32995 allgemeinbildende Schulen (Randnotiz: leider denkt niemand an die Musikschulen) mit mehreren Jahrgängen und mehreren Klassen pro Jahrgang?

    Ich stehe dem ganzen eher skeptisch gegenüber. Nicht dass ich Digitalisierung generell für schlecht halte. Ich hab nur die Befürchtung, dass nur wenig eine Ahnung davon haben, was mit dem Geld überhaupt geschehen soll.
    Geändert von Kalimero (08.12.2018 um 09:44 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Heinz-Fiction ist gerade online
    Da ich bis vor zwei Monaten an einer Förderschule gearbeitet habe, kann ich zumindest davon berichten. Unsere Schüler haben (abgesehen von der zusätzlichen Technik, die Förderschüler so brauchen) eine Reihe von technischen Hilfsmitteln bekommen. Wir haben zwei Smartboards, eine Kombination aus Tafel und riesigem Bildschirm. Darüber hinaus haben wir ein dutzend Laptops sowie jeweils einen Desktop-PC im Klassenzimmer für den Klassenlehrer. Die technischen Voraussetzungen sind also durchaus gegeben, abgesehen von den albackenen Desktop-PCs. Allerdings gibt es zwei erhebliche Probleme bei der Nutzung der Geräte. Einerseits ist die Lehrerschaft sehr überaltert, nicht besonders technikaffin und deshalb kaum motiviert, diese Hilfsmittel zu nutzen. Ein anderes großes Problem ist die Wartung. Der Fachbereich Schule hat eine eigene EDV-Serviceabteilung, die aber konstant unterbesetzt ist. Gab es Technikprobleme, muss ein Ticket geschrieben werden. Ob und wann die Leute von der IT vorbeikommen, konnte niemand genau sagen. Je nach Größe des Problems konnte das beheben eines Fehlers schon mal ne Woche in Anspruch nehmen. Weiterhin kam es aufgrund der oben genannten fehlenden EDV-Kenntnis seitens der Lehrer sehr, sehr oft zu Falschdiagnosen. In der Praxis sah das dann so aus:

    Lehrer kommt zu mir, berichtet von "einem Problem" mit einem technischen Gerät, etwa dem o. g. Smartboard. Auf die Frage hin, was genau das Problem ist, konnten mir die Lehrkräfte nur selten antworten bzw. brauchbare Fehlerbeschreibungen geben. Da ich der EDV-Abteilung aber kein Ticket schreiben kann mit "hey, kommt mal her, wir haben da irgendein Problem", hab ich mir das Problem häufig selber anschauen müssen. Wenn ich Glück habe, lies sich der Fehler reproduzieren, oftmals traten die Fehler aber einfach nicht mehr auf, weil sie schlicht durch falsche Eingaben der Lehrkräfte entstanden sind.

    Ein weiteres Problem ist die Aktualität der Software. Oben genannte Laptops wurden so gut wie nie genutzt, Updates konnten wir nicht selbstständig durchführen, da diese die Berechtigung des Admins brauchten. Das heißt, es musste immer jemand vorbeikommen von der IT, nur um Updates zu installieren. Eine zeitfressende Aufgabe, wenn man das für eine gesamte Schule machen muss. Die EDV-Abteilung hat meiner Ansicht nach sehr ineffektiv gearbeitet.
    Ein weiteres Problem war und ist die Datensicherheit. Der Router bei uns in der Schule ist für jedermann erreichbar, das Passwort wurde ohne weiteres ausgegeben. Hätte jemand Datenklau betreiben wollen, es wäre ein leichtes gewesen

    Ich möchte noch kurz deine gestellten Fragen beantworten

    Sind die Lehrer geschult? - so gut wie gar nicht
    Gibt es Angebote der Verlage? - ja, viele, sehr viele, werden aber kaum genutzt da kaum Interesse
    Wird die Hardware auf dem neusten Stand gehalten? - Jain. Es gibt albackene sowie moderne Hardware
    Ist die Hardware nur in der Schule zugänglich, oder können z.B. Schüler ein Tablet auch nach Hause nehmen. - Nein, Hardware verbleibt in der Schule
    Wie sieht es mit der Wartung aus? - Wurde durchgeführt, aber nicht selten mit tage- oder gar wochenlanger Verzögerung
    Mit Software-Updates? - Softwareupdates wurden oft monate- oder wochenlang aufgeschoben, da nur die unterbesetzte IT-Abteilung die Möglichkeit hat, Updates zu installieren
    Wie wird eine hohe Qualität digitaler Inhalte sichergestellt? - eher nicht
    Wird bei der Lehrplanerstellung auf digitales Lernen eingegangen? - das weiß ich nicht, mit den Lehrplänen hatte ich nix am Hut

    Ich hoffe, dir helfen die Antworten weiter. Beachte aber bitte, dass ich hier nur von meiner ehemaligen Schule sprechen kann. Wie es bundesweit aussieht, kann ich nicht sagen. Der ein oder andere Schulträger hat sicherlich viel mehr Mühe in die Digitalisierung investiert als das bei meinem Arbeitgeber der Fall ist. Meistens bleibt auch kaum Geld für Technik übrig, da, zumindest in meinem Landkreis, die schulen marode sind und Unsummen an Renovierungs- und Sanierungskosten aufgelaufen sind. Die fortschreitende Inklusion befeuert das noch zusätzlich, da Schulen baulich und auch personaltechnisch angepasst werden müssen.

    In meinem persönlichen Arbeitsbereich, der Verwaltung, gibt es kaum Digitalisierung. Die Schulverwaltung setzt immernoch auf viel Papierkrieg, elektronische Akte und solche Späße sind Wunschdenken und werden von Schulsekretären auch eher weniger angenommen, da auch diese Berufsgruppe schrecklich überaltert ist.
    "Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von VaNaDiN
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    VaNaDiN ist offline
    Zitat Zitat von Kalimero Beitrag anzeigen
    Sind die Lehrer geschult? -> Nein, es sei denn sie melden sich aus eigenen Antrieb bei einer Fortbildung an und bekommen diese zuvor von der Schulleitung genehmigt
    Gibt es Angebote der Verlage? -> Wenig, von E-Books oder digitalen Schulbüchern (sehr wenig) mal abgesehen, in manchen Fächern (Mathe, Physik z.B.) ist das Angebot jedoch besser
    Wird die Hardware auf dem neusten Stand gehalten? -> Da die Städte dafür zuständig sind, nein, bestimmt nicht, wir warten teilweise 4 Monate auf eine neue Beamerlampe
    Ist die Hardware nur in der Schule zugänglich, oder können z.B. Schüler ein Tablet auch nach Hause nehmen. -> Ist an verschiedenen Schulen unterschiedlich geregelt, wenn sie es mit nach Hause nehmen dürften, muss es ihnen gehören, ergo müssen die Eltern die bezahlen
    Wie sieht es mit der Wartung aus? -> seeeehr schlecht
    Mit Software-Updates? -> guter Witz, welche Software?
    Wie wird eine hohe Qualität digitaler Inhalte sichergestellt? -> wie bei den analogen auch, dadurch dass gute LuL aus verschiedenen Angeboten auswählen uns das beste Lehr-Lernsetting daraus vorbereiten
    Wird bei der Lehrplanerstellung auf digitales Lernen eingegangen? -> bisher werden "digitale" Anteile ausgewiesen und jede Schule muss ein Medienkonzept besitzen, in der erläutert wird, wie die Medienkompetenz der SuS gefördert wird
    Ich habe deine Fragen mal beantwortet...

    Als Lehrer, der seinen Unterricht mit einem sehr hohen Maß digitaler Anteile plant und durchführt, begrüße ich den Versuch des Bundes die Länder dabei unter die Arme zu greifen sehr. Gerade die Vorbereitung kostet mich i.d.R. den Großteil meines Wochenendes, aber bessere Hardware in den Schulen bringt mir nichts... Ich bin generell ein großer Gegner des Bildungsförderalismus, wie wir ihn in Deutschland haben. Jedoch funktioniert Digitalisierung von Schule nicht in Form einer Hau-Ruck-Aktion... Der Bund "denkt" (bzw. die Altparteien versuchen so noch ein paar Stimmen zurückzugewinnen), dass das Ausrüsten der Schulen mit "neuer" Hardware ausreichen würde, um digitale Bildung zu betreiben. Die Folgekosten werden kaum bedacht, die Durchführung ist ebenso wenig bedacht, theoretisch müsste man zuvor ALLE LuL einer weitreichenden Fortbildungsmaßnahme unterziehen. Ich habe Kollegen/innen, die kaum ne Datei auf nen USB-Stick ziehen können. Unsere Whiteboards mit Beamer nutzen die als normale Tafel (Beamer aus - Whiteboardmarker anstatt Kreide), Unterricht wie vor 20 Jahren nur ohne Kreide...
    Ferner müssen die Verlage mehrere Jahre Vorlaufszeit haben, um adäquate Angebote zu entwickeln...
    usw usw usw
    Digitalisierung in Schulen braucht vor allen Dingen eines: Zeit...

  4. Beiträge anzeigen #4 Zitieren
    Ritter Avatar von Kalimero
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    Kalimero ist offline
    Zitat Zitat von Heinz-Fiction Beitrag anzeigen
    Da ich bis vor zwei Monaten an einer Förderschule gearbeitet habe, kann ich zumindest davon berichten. Unsere Schüler haben (abgesehen von der zusätzlichen Technik, die Förderschüler so brauchen) eine Reihe von technischen Hilfsmitteln bekommen. Wir haben zwei Smartboards, eine Kombination aus Tafel und riesigem Bildschirm. Darüber hinaus haben wir ein dutzend Laptops sowie jeweils einen Desktop-PC im Klassenzimmer für den Klassenlehrer. Die technischen Voraussetzungen sind also durchaus gegeben, abgesehen von den albackenen Desktop-PCs. Allerdings gibt es zwei erhebliche Probleme bei der Nutzung der Geräte. Einerseits ist die Lehrerschaft sehr überaltert, nicht besonders technikaffin und deshalb kaum motiviert, diese Hilfsmittel zu nutzen. Noch dazu in Zeiten schwerwiegenden Lehrermangels, in der so mancher Pensionsreifer noch ein weiteres Jahr dranhängt. Ein anderes großes Problem ist die Wartung. Der Fachbereich Schule hat eine eigene EDV-Serviceabteilung, die aber konstant unterbesetzt ist. Das ist auch sehr interessant. Eine eigene IT-Abteilung wird sich kaum eine Schule leisten können, ganz abgesehen davon, dass dafür wahrscheinlich auch nicht so einfach qualifizierte Leute gefunden werden würden.Gab es Technikprobleme, muss ein Ticket geschrieben werden. Ob und wann die Leute von der IT vorbeikommen, konnte niemand genau sagen. Je nach Größe des Problems konnte das beheben eines Fehlers schon mal ne Woche in Anspruch nehmen. Weiterhin kam es aufgrund der oben genannten fehlenden EDV-Kenntnis seitens der Lehrer sehr, sehr oft zu Falschdiagnosen. In der Praxis sah das dann so aus:

    Lehrer kommt zu mir, berichtet von "einem Problem" mit einem technischen Gerät, etwa dem o. g. Smartboard. Auf die Frage hin, was genau das Problem ist, konnten mir die Lehrkräfte nur selten antworten bzw. brauchbare Fehlerbeschreibungen geben. Da ich der EDV-Abteilung aber kein Ticket schreiben kann mit "hey, kommt mal her, wir haben da irgendein Problem", hab ich mir das Problem häufig selber anschauen müssen. Wenn ich Glück habe, lies sich der Fehler reproduzieren, oftmals traten die Fehler aber einfach nicht mehr auf, weil sie schlicht durch falsche Eingaben der Lehrkräfte entstanden sind.

    Ein weiteres Problem ist die Aktualität der Software. Oben genannte Laptops wurden so gut wie nie genutzt, Updates konnten wir nicht selbstständig durchführen, da diese die Berechtigung des Admins brauchten. Das heißt, es musste immer jemand vorbeikommen von der IT, nur um Updates zu installieren. Eine zeitfressende Aufgabe, wenn man das für eine gesamte Schule machen muss. Die EDV-Abteilung hat meiner Ansicht nach sehr ineffektiv gearbeitet. Also rein organisatorisch kann ein voll digitalisiertes Klassenzimmer einen erheblichen Mehraufwand an Zeit und Geld bedeuten.
    Ein weiteres Problem war und ist die Datensicherheit. Der Router bei uns in der Schule ist für jedermann erreichbar, das Passwort wurde ohne weiteres ausgegeben. Hätte jemand Datenklau betreiben wollen, es wäre ein leichtes gewesen

    Ich möchte noch kurz deine gestellten Fragen beantworten

    Sind die Lehrer geschult? - so gut wie gar nicht
    Gibt es Angebote der Verlage? - ja, viele, sehr viele, werden aber kaum genutzt da kaum Interesse
    Wird die Hardware auf dem neusten Stand gehalten? - Jain. Es gibt albackene sowie moderne Hardware
    Ist die Hardware nur in der Schule zugänglich, oder können z.B. Schüler ein Tablet auch nach Hause nehmen. - Nein, Hardware verbleibt in der Schule
    Wie sieht es mit der Wartung aus? - Wurde durchgeführt, aber nicht selten mit tage- oder gar wochenlanger Verzögerung
    Mit Software-Updates? - Softwareupdates wurden oft monate- oder wochenlang aufgeschoben, da nur die unterbesetzte IT-Abteilung die Möglichkeit hat, Updates zu installieren
    Wie wird eine hohe Qualität digitaler Inhalte sichergestellt? - eher nicht
    Wird bei der Lehrplanerstellung auf digitales Lernen eingegangen? - das weiß ich nicht, mit den Lehrplänen hatte ich nix am Hut

    Ich hoffe, dir helfen die Antworten weiter. Beachte aber bitte, dass ich hier nur von meiner ehemaligen Schule sprechen kann. Wie es bundesweit aussieht, kann ich nicht sagen. Der ein oder andere Schulträger hat sicherlich viel mehr Mühe in die Digitalisierung investiert als das bei meinem Arbeitgeber der Fall ist. Meistens bleibt auch kaum Geld für Technik übrig das soll ja mit dem Digitalpakt verbessert werden. Ich hab da aber so meine Zweifel., da, zumindest in meinem Landkreis, die schulen marode sind und Unsummen an Renovierungs- und Sanierungskosten aufgelaufen sind. Die fortschreitende Inklusion befeuert das noch zusätzlich, da Schulen baulich und auch personaltechnisch angepasst werden müssen.

    In meinem persönlichen Arbeitsbereich, der Verwaltung, gibt es kaum Digitalisierung. Die Schulverwaltung setzt immernoch auf viel Papierkrieg, elektronische Akte und solche Späße sind Wunschdenken und werden von Schulsekretären auch eher weniger angenommen, da auch diese Berufsgruppe schrecklich überaltert ist.
    Dank für Deine Einblicke.

    Zitat Zitat von VaNaDiN Beitrag anzeigen
    Ich habe deine Fragen mal beantwortet...

    Als Lehrer, der seinen Unterricht mit einem sehr hohen Maß digitaler Anteile plant und durchführt, begrüße ich den Versuch des Bundes die Länder dabei unter die Arme zu greifen sehr. Gerade die Vorbereitung kostet mich i.d.R. den Großteil meines Wochenendes, aber bessere Hardware in den Schulen bringt mir nichts... Ich bin generell ein großer Gegner des Bildungsförderalismus, wie wir ihn in Deutschland haben. Jedoch funktioniert Digitalisierung von Schule nicht in Form einer Hau-Ruck-Aktion... Der Bund "denkt" (bzw. die Altparteien versuchen so noch ein paar Stimmen zurückzugewinnen Du sprichst mir aus der Seele), dass das Ausrüsten der Schulen mit "neuer" Hardware ausreichen würde, um digitale Bildung zu betreiben. Die Folgekosten werden kaum bedacht, die Durchführung ist ebenso wenig bedacht, theoretisch müsste man zuvor ALLE LuL einer weitreichenden Fortbildungsmaßnahme unterziehen. Ich habe Kollegen/innen, die kaum ne Datei auf nen USB-Stick ziehen können. Unsere Whiteboards mit Beamer nutzen die als normale Tafel (Beamer aus - Whiteboardmarker anstatt Kreide), Unterricht wie vor 20 Jahren nur ohne Kreide...
    Ferner müssen die Verlage mehrere Jahre Vorlaufszeit haben, um adäquate Angebote zu entwickeln...
    usw usw usw
    Digitalisierung in Schulen braucht vor allen Dingen eines: Zeit...
    Heinz-Fiction schreibt es gibt, viele Angebote der Verlage. Deinen Worten entnehm ich, dass Du da eher anderer Meinung bist, ober hab ich Dich falsch verstanden?

    Zitat Zitat von FlashX Beitrag anzeigen
    Ich hatte viele Lehrer, die quasi keine Ahnung vom Umgang mit Technik hatten. Junge Lehrer haben definitiv Ahnung davon, aber für eine völlige Digitalisierung ist es noch zu früh.


    Ich liebe ja den Springer Verlag (nicht zu verwechseln mit Axel Springer Verlag), die Lehr- und Fachmaterial vertreiben, das ich digital als Student gratis erhalte. Ob sich das auf Schulen ausweiten lässt, und ob der Verlag überhaupt Literatur für jüngere Menschen anbietet, bezweifle ich.


    Solange Windows10 und MS Office auf den Laptops laufen, wird das den Schulen ausreichen. Ich hatte bisher an keiner Schule PCs auf dem Stand moderner Technik.


    Ich hab schon Geschichten von Schulen gehört, die ihren Schülern gratis Laptops zur Verfügung stellt. Diese Laptops wurden allerdings von der Schule überwacht. Ich denke, dass das datenschutzrechtlich heute nicht mehr möglich ist. Die nächste Frage wäre dann, ob die Schule zur Rechenschaft gezogen werden kann, wenn die Schüler mit ihren Laptops Scheiße bauen - schließlich ist es hier die Schule und nicht die Eltern, die dem Kind die Technologie zur Verfügung stellt. Ich gehe also stark davon aus, dass die Hardware in der Schule bleibt.


    Eine IT-Abteilung, ein verantwortlicher Lehrer, eine AG - irgendwas wird sich schon finden, um dafür zu sorgen, dass die Hardware funktioniert und die Software up-to-date ist


    Bzgl. ausreichend schneller Internetanschluss in der Schule: Ein einzelner Router packt keine 100 Leute gleichzeitig, d.h. es reicht auch nicht aus, in jedem Klassenzimmer einen WLAN-Switch zu platzieren. Mir fällt keine Möglichkeit für ein schnelles Internet ein, außer dass der Lehrer einen LAN-Anschluss hat und über ein eigenes WLAN-Netzwerk, das von seinem Rechner ausgeht, die Lehrmaterialen an die Schüler zu verteilen. Wo wir schon bei Anschlüssen sind: Will man für jeden einzelnen Sitzplatz eine Steckdose verbauen, damit nicht bei jedem Schüler während des Unterrichts der Akku schlappmacht? Guter Punkt. Was ist außerdem bei technischen Problemen des Geräts eines Schülers? Gibt es dann ein Ersatzgerät? Oder teilen sich zwei Schüler eines? Und wie stellt man überhaupt sicher, dass sich Schüler ihre digitalen Aufgaben nicht einfach miteinander austauschen? Plagiate lassen sich hier schwerer nachweisen als bei einfachem Abschreiben.

    Generell sehe ich aber auch keinen Mehrwert der Digitalisierung, außer dass man Papier spart. Auf einem Tablet könnte man schreiben und zeichnen, ein Laptop eignet sich nur zum Verfassen von Texten. Spätestens in der Klausur und bei Hausaufgaben wird aber ohnehin wieder alles auf dem Papier stattfinden.
    Man sollte lieber schauen, dass Schülern ein anständiger Informatik-Unterricht geboten wird und Lehrer nicht alles verteufeln, was Schüler nicht per Hand schreiben oder aus dem Internet ziehen.
    Die frage ist auch, ob die Papierersparnis und die damit verbunden Umweltschonung, auf lange Sicht gesehen wirklich so sehr ins Gewicht fällt. Wenn ich da an den ganzen Elektroschrott denke, der nach ca. fünf Jahren an jeder Schule anfällt.
    Geändert von smiloDon (09.12.2018 um 03:15 Uhr)

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    objektiv falsch Avatar von Heinz-Fiction
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    Heinz-Fiction ist gerade online
    Zitat Zitat von Kalimero Beitrag anzeigen
    Heinz-Fiction schreibt es gibt, viele Angebote der Verlage. Deinen Worten entnehm ich, dass Du da eher anderer Meinung bist, ober hab ich Dich falsch verstanden?
    Was meinst du mit Angeboten von Verlagen eigentlich genau? Wir haben halt relativ viel Werbung bekommen von technischen Geräten, die für den Schulalltag genutzt werden können. Vielleicht kommt mir das auch nur so viel vor, da an einer Förderschule natürlich viel mehr technische Hilfsmittel zu finden sind und ich dementsprechend mehr Angebote bekommen habe. Ich hatte auch einige telefonische Anfragen von Firmen, die uns moderne Unterrichtsmittel angeboten haben. Oder meinst du was ganz anderes?

    Bezüglich Lehrermangel: Ich kann nur für meine Schulform sprechen, an der ausschließlich Sonderpädagogen gearbeitet haben. Dort gibt es einen erheblichen Mangel, als Ausgleich wurde das sog. "Teltower Modell" geschaffen (so hieß das glaub ich). Im Rahmen dieses Modells konnten Berufsfremde Personen zu Sonderpädagogen umschulen. So hatten wir ein halbes dutzend Lehrer, die vorher KfZ-Mechatroniker, oder Event-Manager waren, viele kamen auch aus dem Pflegebereich. Schlimmer noch ist es bei den Schulleitern. Die Schulleitung an meiner ehemaligen Schule ist 62 und es ist kein Nachfolger in Aussicht. Und keiner der Lehrer hat Interesse, die Position zu übernehmen. Insofern hab ich den Lehrermangel als ernst wahrgenommen.

    Bezüglich IT-Abteilung: An jeder Schule soll es eigentlich einen Technikbeauftragten geben. Also eine Person, meistens ne Lehrkraft, die sich um solche Probleme kümmert. Das wird bei der Arbeitszeit auch offiziell angerechnet und dafür Lehrstunden geopfert, es entsteht also keine Mehrarbeit. Warum es das an unserer Schule nicht gibt, weiß ich nicht. Soweit ich weiß gab es das aber auch nicht an anderen Schulen des Landkreises.

    Zum Thema organisatorischer Aufwand: Durchaus. Die erwähnten Smartboards etwa sind extrem schwer und brauchen ne eigene Halterung, weil eine stinknormale Wand das Gewicht nicht tragen kann. Wir mussten letztes Schuljahr eine solche Tafel umsetzen, dazu war eine Firma aus einer 150 km entfernten Großstadt nötig, weil der Hausmeister nicht dazu berechtigt war, das Ding umzubauen. Das war sehr teuer, sehr zeitaufwändig und einfach ne kleine Qual. Natürlich ist das jetzt ein Extrembeispiel. Aber es geht halt auch teuer

    Zum Thema Digitalpakt kann ich nicht wirklich was sagen. Das war im Fachbereich nie Thema. Unsere Schule hat nicht mal eine Internetseite, nur eine Auflistung im Schulporträt und da stehen völlig veraltete Daten drin. Das einzige Thema, wenn es um Geld ging, war in meiner Zeit das sog. KInvFG Kapitel 2 („Schulsanierungsprogramm“) und das drehte sich einzig um Ausbau und Renovierung der Schulen in der Kommune. Für das Thema Technisierung der örtlichen Schulen blieb in meiner Zeit einfach überhaupt kein Raum. Viel größeres Thema war und ist die stetig zunehmende Schülerzahl im Sonderschulbereich und die mangelnden Kapazitäten der entsprechenden Schulen für diese Schüler. Und natürlich die im oberen Beitrag genannte marode Infrastruktur
    "Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"

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    Ritter Avatar von Kalimero
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    Kalimero ist offline
    Zitat Zitat von Heinz-Fiction Beitrag anzeigen
    Was meinst du mit Angeboten von Verlagen eigentlich genau? Lernplattformen, Apps und Programme, die nachweislich das Lernen verbessern. Kurz: Software, die die anzuschaffende Hardware überhaupt erst nützlich macht. Wir haben halt relativ viel Werbung bekommen von technischen Geräten, die für den Schulalltag genutzt werden können. Vielleicht kommt mir das auch nur so viel vor, da an einer Förderschule natürlich viel mehr technische Hilfsmittel zu finden sind und ich dementsprechend mehr Angebote bekommen habe. Ich hatte auch einige telefonische Anfragen von Firmen, die uns moderne Unterrichtsmittel angeboten haben. Oder meinst du was ganz anderes?

    Bezüglich Lehrermangel: Ich kann nur für meine Schulform sprechen, an der ausschließlich Sonderpädagogen gearbeitet haben. Dort gibt es einen erheblichen Mangel, als Ausgleich wurde das sog. "Teltower Modell" geschaffen (so hieß das glaub ich). Im Rahmen dieses Modells konnten Berufsfremde Personen zu Sonderpädagogen umschulen. So hatten wir ein halbes dutzend Lehrer, die vorher KfZ-Mechatroniker, oder Event-Manager waren, viele kamen auch aus dem Pflegebereich. Schlimmer noch ist es bei den Schulleitern. Die Schulleitung an meiner ehemaligen Schule ist 62 und es ist kein Nachfolger in Aussicht. Und keiner der Lehrer hat Interesse, die Position zu übernehmen. Insofern hab ich den Lehrermangel als ernst wahrgenommen.

    Bezüglich IT-Abteilung: An jeder Schule soll es eigentlich einen Technikbeauftragten geben. Also eine Person, meistens ne Lehrkraft, die sich um solche Probleme kümmert. Das wird bei der Arbeitszeit auch offiziell angerechnet und dafür Lehrstunden geopfert, es entsteht also keine Mehrarbeit. Warum es das an unserer Schule nicht gibt, weiß ich nicht. Soweit ich weiß gab es das aber auch nicht an anderen Schulen des Landkreises.

    Zum Thema organisatorischer Aufwand: Durchaus. Die erwähnten Smartboards etwa sind extrem schwer und brauchen ne eigene Halterung, weil eine stinknormale Wand das Gewicht nicht tragen kann. Wir mussten letztes Schuljahr eine solche Tafel umsetzen Dass würde mich jetzt interessieren. Wieso musstet ihr ein Smartboard installieren? Hat es sich bewährt? , dazu war eine Firma aus einer 150 km entfernten Großstadt nötig, weil der Hausmeister nicht dazu berechtigt war, das Ding umzubauen. Das war sehr teuer, sehr zeitaufwändig und einfach ne kleine Qual. Natürlich ist das jetzt ein Extrembeispiel. Aber es geht halt auch teuer

    Zum Thema Digitalpakt kann ich nicht wirklich was sagen. Das war im Fachbereich nie Thema. Unsere Schule hat nicht mal eine Internetseite, nur eine Auflistung im Schulporträt und da stehen völlig veraltete Daten drin. Das einzige Thema, wenn es um Geld ging, war in meiner Zeit das sog. KInvFG Kapitel 2 („Schulsanierungsprogramm“) und das drehte sich einzig um Ausbau und Renovierung der Schulen in der Kommune. Für das Thema Technisierung der örtlichen Schulen blieb in meiner Zeit einfach überhaupt kein Raum. Viel größeres Thema war und ist die stetig zunehmende Schülerzahl im Sonderschulbereich und die mangelnden Kapazitäten der entsprechenden Schulen für diese Schüler. Und natürlich die im oberen Beitrag genannte marode Infrastruktur
    Vielen Dank für Deine Ausführlichkeit.

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Orbital Knight  Avatar von Winyett Grayanus
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    Winyett Grayanus ist offline
    Wenn ich "Lehrermangel" lese, muss ich immer lachen. Was ist dann nochmal der Grund dafür, dass haufenweise jüngere Lehrer mittels Vertretungsstellen, die oft vor den Ferien auslaufen und danach erst verlängert werden, ausgebeutet werden? Wieso ist die Lehrerausbildung so intransparent und willkürlich, dass Leute es sich zweimal überlegen sollten, ob sie nicht lieber in die freie Wirtschaft gehen?
    Das deutsche Schulsystem ist so kaputt, da hilft auch keine Technik um der Technik willen.
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