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    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Tempelviertel

    Skeptisch betrachtete er mit dem Blick des Webers die Robe, die Michael ihm just überreicht hatte. Sie stank nach Staub und Motten, doch sein kritischer Blick galt dem Gewebe.
    "Hmm, unsauber gearbeitete Bindung, ungleichmäßig verdichtete Fadenreihen. Derjenige, der die Stoffbahnen hergestellt hat, war nur mit halbem Eifer bei der Sache. Bei harter Arbeit wird das nicht lange halten..."
    Dann besann er sich darauf, dass Michael ihn immer noch anblickte, und winkte ab.
    "Nein nein, alles in Ordnung. Ich danke dir, Meister Michael."
    Vicktar verließ das Lager, machte aber einen kurzen Umweg über seine Kate, um die Adlatenrobe anzulegen. Sie war kratzig und die Tatsache, dass die Robe ärmellos war, störte ihn ein wenig, doch immerhin schien sie mehr oder minder zu passen. Das rechte Gewand für jemanden, der den niedersten Rang in der Hierarchie des Ordens bekleidete und sich jedem unterzuordnen hatte. Nachdem er nun die weltliche Kluft des einfachen Handwerkers gegen die des geistlichen Gehilfen eingetauscht hatte, fühlte er sich bereit, die ersten Aufgaben vom Aufseher der unteren Ränge anzunehmen.

    Er versuchte es direkt bei den Unterkünften der Magier, schließlich war mittlerweile bereits der Abend angebrochen und auch die eifrigsten Männer beendeten nach und nach ihr Tagewerk. Vicktar steuerte der Beschreibung Michaels folgend die Tür an, die vermeintlich zu Icarions Kammer führte. Dreimal klopfte er fest und ruhig an, bevor von innen ein leiser Ruf zur Bestätigung kam. Der Alte trat ein.
    Icarion machte auch ohne ein Wort gesagt zu haben den Eindruck, als wäre er bei hochwichtigen Studien gestört worden, und vermochte es in kaum zu überbietender Art und Weise, das Gefühl der Unerwünschtheit bei seinem Gegenüber auszulösen. Der Feuermagier war ein Mann reiferen, doch nicht hohen Alters, dessen Antlitz von Hochmut und dem unauslöschbaren Wissen um sein eigenes Können geprägt war.
    "Innos sei mit dir, Meister Icarion. Mein Name ist Vicktar, frisch in den Orden eingetretener Adlatus. Meister Michael sagte mir, dass du für die Zuteilung der Aufgaben zuständig bist. Wo kann ich helfen?"
    Vicktar überlegte kurz, ob er noch nützliche Informationen beisteuern konnte.
    "Falls es hilft: Ich bin ein begabter Seidenweber."
    Interessierte ihn dieser Fakt überhaupt? Der Weber war sich nicht sicher.

  2. Beiträge anzeigen #322
    Burggraf zu Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline
    Erneut sind die Händler damit beschäftigt, diverse Unterlagen zu studieren. Die Pest soll bald vollständig besiegt sein und Maximuss hatte große Pläne. Noch immer brauchte er zwei Bürgen für die Erlangung der Reichsbürgerurkunde und noch immer fluchte er über die Bürokratie. Manchmal wünschte er, er wäre in Zethus geblieben. Denn dort war der Stadtverwalter überaus zuvorkommend und schätzte Maximuss als ein ehrenwertes Mitglied der Händlergilde. Sicher hatte der Verwalter eine besondere Eigenart, die ihn als Geschäftspartner gefährlich machte. Hier in Thorniara schien aber eine gewisse Alternativlosigkeit zu regieren.

    Der König hatte die Insel wohl schon vor einiger Zeit verlassen und die Stadtverwalter fielen ihrem alten Bürokratiewahn zum Opfer. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt wurden durch die Seuche zwar aufgeschreckt. Ein Umdenken war aber bei den wenigstens Bürger zu erkennen. Immer mehr drang die Krankheit in den Hintergrund und der Alltag kehrte zurück. Streitigkeiten über den Preis eines Leib Brotes oder Lästereien über die Frau eines ehemaligen Burgherren beschäftigten die Menschen mehr, als die möglichen Gefahren vor den Toren der Stadt.

    Konnte man denn tatsächlich noch von einer Gefahr sprechen? Viele Menschen hatten offenbar vergessen, dass sich das Königreich im Krieg befand. Auch die Verteidiger machten nicht den Eindruck, als wollten sie die Insel tatsächlich vor dem "Übel" König Rhobar III. bewahren. Zumindest hatte der Großhändler noch nicht einen Versuch von König Ethorn vernommen, die Stadt unter Druck zu setzen oder gar militärisch einzugreifen. Die Fronten waren verhärtet und scheinbar akzeptierte jede Seite die Existenz der anderen.

    Maximuss hingegen war fest entschlossen, seine Geschäfte auf Argaan voranzutreiben. Die Händlergilde hatte für Kriegszeiten immer besondere Handelsstrategien, die zwar als rücksichtslos, manchmal sogar als skrupellos, bezeichnet wurden. Sie sicherten den Händlern in den meisten Fällen aber großen Einfluss und gefüllte Goldtaschen.

  3. Beiträge anzeigen #323
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Feuermagier ist offline
    Mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände massierte Icarion seine beiden Schläfen und versuchte sich von der Erschöpfung des Tages in seinem Sessel zu erholen. Es war keine leichte Aufgabe gegen den Stumpfsinn und begrenzten Horizont der niederen Ränge zu kämpfen und ihnen dabei etwas Wertvolles einzubläuen. Gerade schien sich die Anspannung des Tages zu lösen, als es an der Tür klopfte und ein älterer Herr in der Robe eines Adlatus seine Kammer betrat. Mit einer Hand seinen Kinnbart kraulend und einem fast schon strafenden Blick musterte der Magier den Neuen.

    "Wieso habe ich davon nichts erfahren? Ich hätte darüber informiert werden müssen!", meckerte er und fuhr aus seinem Sessel hoch. Er musste von Anfang an zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Normalerweise hatte er es mit Jüngeren zu tun, doch das Alter war nicht immer ein Vorteil. Manchmal waren die Dummheiten nur umso verkrusteter, je älter jemand war.

    "Darf ich erfahren, wieso du dich erst jetzt bei mir meldest? Es ist schließlich schon Abend. Damit hast du einen ganzen Tag verplempert. Das wird nicht wieder vorkommen.", sprach Icarion und hob dabei drohend den Zeigefinger.

    "Wenn du deinen Platz in dieser Gesellschaft behalten willst, wirst du ihn verdienen müssen. Da der Tag allerdings schon fast rum ist, gibt es natürlich nicht mehr viel zu tun. Deine Brüder haben bereits gekehrt, geputzt, gekocht und alles andere erledigt. Jetzt muss ich mir nur für dich etwas Neues ausdenken...", mäckelte der strenge Magier und schlenderte grübelnd durch sein Zimmer.

    "Hm...Ich denke, deine Handwerkskunst wirst du erst später beweisen können. Vorerst brauchen wir Informationen. Wir haben länger nichts aus dem Hafenviertel gehört. Wir müssen wissen wie es um die Krankheit steht und ob das Heilmittel reicht. Am Besten versuchst du es am Hafentor zu erfahren. Und zwar schnell, es wird bald dunkel. Verstanden?", befahl er und blickte den Adlatus fragend und herablassend zugleich an, in Erwartung einer Bestätigung.
    Grimbar

  4. Beiträge anzeigen #324
    Warrior Avatar von Die Paladine
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Paladine ist offline
    "Es ist also vorbei?", fragte Sir Girion ungläubig.

    "Es gibt noch ein paar Schwache und Alte bei denen wir noch etwas warten müssen, aber die Krankheit an sich ist besiegt. Ja. Es ist vorbei.", antwortete einer der Heiler, der sich in dem Büro, das der Ritter in der Hafenkommandantur bezogen hatte, gemeldet hatte. Seine grauen Augen, das aschfahle Haar, die Falten und der allgemein apathische Ausdruck um Gesicht des Mannes zeugten von den Leiden, die er gesehen hatte. Doch sie gehörten nun der Vergangenheit an.

    "Ich kann es kaum glauben. Diese Seuche hat so viele dahingerafft und nicht nur körperlich, sondern auch geistig Besitz von den Menschen ergriffen, ich hatte fast mit dem Ende gerechnet. Doch Innos hat uns errettet.", sprach der Ritter und lehnte sich in dem Stuhl zurück, um einen Moment lang ein stilles Dankgebet zu seinem Herrn zu sprechen. Danach schnappte er sich ein Stück Pergament und schrieb einen raschen Brief an die oberste Feuermagierin und Lord Hagen, in dem er von der Besserung der Umstände berichtete. Mit einem Siegel verschloss er die Rolle.

    "Das heißt, das Viertel ist wieder unter Kontrolle. Macht euch und eure verbliebenen Leute bereit. Ich werde dafür sorgen, dass die Tore geöffnet werden. Wir können uns wieder an die Hilfe der restlichen Stadt wenden. Für Innos!", sprach Sir Girion und verließ mit raschen Schritten sein Büro. Im Vorbeigehen griff er sich seinen Helm und seinen Schild um so offiziell wie möglich zu erscheinen. Auf dem Weg zum Hof plärrte er im Befehlston ein paar Namen, auf die einige Soldaten hörten. Draußen erklärte er seinen Männern kurz die Lage, bevor sie gemeinsam die Hafenkommandantur verließen und sich zum Hafentor begaben. Wo ihnen vorher noch fiese Blicke und teilweise Steine entgegengeworfen wurden, herrschte nun gähnende Leere. Die Seuche hatte ihren Tribut gezollt. Die wenigen Menschen, die den Ritter und seine Eskorte erblickten, versteckten sich oder beobachteten aus sicherer Entfernung die Soldaten.

    Es dauerte nicht lange, da näherte sich der Trupp dem Hafentor, was auf der anderen Seite Bewegung in die wachhabenden Soldaten brachte.

    "Ich bin Sir Girion und mir untersteht die Truppe innerhalb Quarantänezone. Nach der langen Zeit kann ich endlich frohen Mutes berichten, dass sich die Umstände gebessert haben. Die Krankheit ist unter Kontrolle und mein, unter Einbeziehung der Meinung der Heiler, Rat ist es, die Quarantäne aufzuheben und die Tore zu öffnen. Es besteht keine Gefahr mehr. Sorgt dafür, dass diese Nachricht an Françoise oder Lord Hagen übermittelt wird. Und zwar rasch.", sprach der Ritter und hielt das Stück Pergament gut sichtbar in die Luft.
    Grimbar

  5. Beiträge anzeigen #325
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline
    Einen Moment lang überlegte der Adlatus, ob er den Feuermagier darauf hinweisen sollte, dass er soeben erst dem Orden beigetreten war und nicht eher hätte bei ihm erscheinen sollen, beließ es dann aber doch bei einem schweigsamen, knappen Kopfnicken und machte sich auf den Weg. Icarion war vermutlich ein Mann der Sorte, für die Grimbars Warnung hinsichtlich offen ausgesprochener Kritik zutreffen mochte. Eine völlige Fehlbesetzung für seine Position, die einen gestrengen, aber auch verständigen Mann erfordert hätte, der den Männern der unteren Ränge zuhörte, um sie entsprechend ihrer Stärken zielgerichtet einsetzen oder individuell fördern zu können. Stattdessen wirkte er, als badete er in seiner Selbstherrlichkeit und behandelte die von oben herab, für deren Obhut und Arbeitsfähigkeit er Sorge zu tragen hatte. Vicktar war sich nicht sicher, ob er über lange Zeit hinweg würde sein Schweigen halten können, oder ob es nicht irgendwann zu viel wurde.

    "Mach du dich auf den Weg!"
    "Ach komm schon! Du stehst dir doch schon den ganzen Tag die Beine in den Bauch!"
    Als der Weber das Tor erreichte, schienen die Torwachen in größere Zuweisungsschwierigkeiten vertieft, doch irgendetwas wirkte anders als sonst. Die Haltung der Männer wirkte weniger angespannt als bei denen, die er in den letzten Wochen an den Toren gesehen hatte.
    "Jetzt mach schon! Ich hab die Nachricht von Sir Girion entgegen genommen, also kannst du sie Lord Hagen überreichen."
    "Du bist eine faule Ratte, weißt du das?"
    "Innos zum Gruße", platzte Vicktar einfach dazwischen.
    "Meister Icarion schickt mich, um Nachricht darüber zu erhalten, wie die Lage im Hafenviertel ist. Ich hoffe, ich kann Erfreuliches berichten?"
    In den Gesichtern der Wachen machte sich einhelliges Grinsen breit und in wortlosem Einverständnis traten sie an den Adlatus heran.
    "Du kommst wie gerufen, alter Mann!"
    "Ja, wir haben tatsächlich etwas zu verkünden. Bring doch diese Nachricht zur obersten Feuermagierin."
    Einer der beiden drückte dem etwas überrumpelten Adlaten eine Pergamentrolle in die Hand.
    "Hier. Die Seuche ist nach Einschätzung mehrerer Respektspersonen gebannt und es wird empfohlen, die Quarantäne aufzuheben. Nur Erfreuliches also!"
    Zögernd nahm Vicktar das Pergament an sich.
    "In Ordnung, das wird sie sicher freuen. Ich wünsche noch Freude bei der Wache, die Herren."

    Eiligen Schrittes bewegte sich der Adlatus zum Tempelviertel zurück und fragte sich bei den Ordensleuten, die er traf, zur Kammer der obersten Feuermagierin durch. Er hoffte, dass die Unwilligkeit der beiden Wachen die Überbringung der Nachricht nicht allzu sehr verschleppt hatte, denn in diesem Falle wusste er ja bereits, wer den Ärger dafür über sich ergehen lassen musste. Auf das Klopfen Vicktars ertönte ein Ruf von drinnen und der alte Mann trat ein.
    "Innos sei mit Euch, Herrin", grüßte er und nutzte die Höflichkeitsform, auf die er so gut wie nie zurückgriff, ganz bewusst.
    "Es gibt erfreuliche Nachrichten aus dem Hafenviertel. Diese Mitteilung für Euch wurde mir übergeben. Es heißt, die Pest sei gebannt und die Aufhebung der Quarantäne werde empfohlen."
    Er überreichte ihr das zusammengerollte Pergament. Während sie es entrollte und zu lesen begann, fügte er noch hinzu:
    "Ich habe außerdem noch ein persönliches Anliegen, Herrin. Ich sorge mich um die Zukunft von Johanna. Da ich ihrer Mutter versprach, auf sie Acht zu geben, und... nun ja... unter Umständen sogar ihr Vater sein könnte, möchte ich sie bei mir aufnehmen, um ihr das Waisenhaus zu ersparen."
    Nicht, dass er tatsächlich an diese Vaterschaft glaubte, doch wenn dieser Umstand sein Anliegen unterstützte, wollte er gerne darauf zurückgreifen.

  6. Beiträge anzeigen #326
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Die Hände locker in der Tasche verlies der Geschäftsmann die Armenkneipe, die sich innerhalb kürzester Zeit mit einer unüberschaubaren Menschenmasse gefüllt hatte.
    Die Nachricht, dass die Quarantäne wieder aufgehoben worden war, hatte nunmehr noch mehr Bürger des Armenviertels in die Kneipe gezogen um die entgültige Rückkehr in die Normalität des Alltages zu Feiern. Es war erneut höchst erstaunlich, wie sich selbst die Ärmsten der Armen nicht zu schade waren, einen Teil ihres hartersparten Notgroschens für Bier und andere Güter der Belustigung auszugeben. Kurz war ihm der Gedanke gekommen, dieser vor Freude trunkenen Menge das Sumpfkraut offen anzubieten, aber er hatte sich schnell dagegen entschieden und stattdessen einen anderen Schritt gewagt. Und zwar hatte er einen Teil seines Vorrates dem Wirt angeboten, damit dieser es einmalig an vertrauliche Kunden verschachern konnte. Damit war Lukar ein enormes Risiko eingegangen, aber diese feierliche Situation hatte es ihm verbunden mit einer gewissen rhetorischen Anstrengung ermöglicht, den Wirt vom Vorteil dieses Geschäfts zu überzeugen. Wie es sich herausstelle, handelte der Wirt unter der Hand ohnehin mit Dingen die man ansonsten nicht so einfach bekommen konnte oder bot sich und seinen Schankraum, natürlich nur für einen gewissen Betrag, als Zwischenlager an.
    Lukar war sich nicht sicher, ob Noctal diesen Schritt gutgeheisen hätte wen er davon wüsste, aber letztendlich war alles glimpflich verlaufen und nur das zählte. Manchmal musste eben doch ein Risiko eingegangen werden, zumal es ansonsten nicht mehr all zu viele Möglichkeiten gab, dass Kraut anderweitig zu verkaufen. Nun war er einen weiteren großen Teil los und besaß nur noch ein kleineres Packet, dass es lohnend an den Mann zu bringen galt. Aber darum würde er sich Morgen kümmern.Zufrieden pfiff der Händler nun vor sich hin und wanderte durch die stillen Gassen des Armenviertels, weg vom Schankraum...

  7. Beiträge anzeigen #327
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Geschwind las Françoise die Nachricht des Paladins Girion durch. Er berichtete, dass die Lage laut seiner Ansicht und der der im Hafen befindlichen Heiler inzwischen unbedenklich war. Es erleichterte die Priesterin ungemein, das zu lesen. Das Heilmittel hatte seine Wirkung getan. Hagen musste unverzüglich davon erfahren, um die Soldaten von den Zugängen zum Hafen abzuziehen.
    Doch zuerst würde sich Françoise mit dem Adlatus beschäftigen müssen.
    »Zuerst, willkommen in unserer Gemeinschaft, Adlatus. Es freut mich, dass du dich uns angeschlossen hast.«, sagte die oberste Feuermagierin und rollte das Pergament wieder zusammen.
    »Was dein Anliegen betrifft; ich habe eigene Pläne für Johanna. Ich hatte vor, jetzt zu ihr zu gehen. Du darfst mich begleiten.«
    Die Priesterin erhob sich von ihrem Thronsessel, nahm ihren Stab und machte sich auf den Weg. Neben Vicktar begleitete sie auch Samuel, der sich aber unauffällig im Hintergrund hielt. Beim Gang durch die Stadt ergriff Françoise wieder das Wort.
    »Wie bist du zu der Entscheidung gekommen, Johanna willentlich der Krankheit auszusetzen? Bist du in der Heilkunde belesen? Vielleicht ein Barbier?«

  8. Beiträge anzeigen #328
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    "Halt, wer da?!"

    Der Bergmann trat in den Fackelschein, der hier am Tor zur Stadt reichlich vorhanden war. Mehrere Wachen standen dort vor dem offenen Durchgang, schwitzten trotz der kühlen, jedoch angenehmen Abendluft in ihren Rüstungen aus Leder, Wolle und Stoff, die für alles geschaffen sind, nur nicht Temperaturen höher als fünfzehn Grad.

    "Ich"

    War die leise Antwort des Wanderers aus dem Süden. Der Anführer der Wachschicht nickte langsam, sah seine Kameraden an. Ihm gefiel der Kerl auf Anhieb nicht. Er hasste solche Menschen abgrundtief, dieses reisende Pack, dass immer einsilbige, draufgängerische Antworten gibt. Diese Helden und Einzelgänger. Alle in den Kerker, das war seine Devise! Draal indes wusste nichts von den Gedanken des Wachmannes, er war schlicht müde und gerädert von der Reise, von den Strapazen der letzten Wochen. Daher die Einsilbigkeit, daher der grimmig Ausdruck im Gesicht.

    "Draal, so heiße ich. Komme vom Süden her, Stewark, um genau zu sein. Will in die Stadt ... wegen der Wache. Weil ihr Leute verloren habt. Weil gerade mit der Pest wohl alles scheiße war und ist. Wenn ich nicht gebraucht werde, dreh ich um und verschwinde. Mehr nicht."

    Nun, würden die Soldaten ihn zum Teufel jagen, hätte Draal Pech. Aber vielleicht waren sie auch der Meinung, das der Nachwuchs in der Truppe wichtig war. Dann würden sie ihn reinlassen. Die Stadt machte - dem Blick durchs Tor nach zu urteilen, was nur ein kleiner Ausschnitt war ... - schien alles relativ ruhig und nicht unbedingt wie nach einer Pest. Nur die Wachen wirkten müde, abgekämpft und angespannt.

    "Mh"

    Der Anführer musterte ihn.

    "Machst nen fiten Eindruck, Junge. Hast du Dreck stecken? Du kommst ausm Süden. Da is Schwarzwasser. Das sind Diebe und Banditen, Wegelagerer!"

    "Die?!" - Draal spuckte aus - "Haben mich geteert und gefedert, die Söhne! Aber nicht von nem Hund, schade um die ehrbaren Tiere! Haben mich gelyncht, weil ich angeblich Ärger gemacht habe. Gebt mir ne Waffe, ne Rüstung und das Recht und Gesetz, dann geh ich da hin und zeige, was Gerechtigkeit und Ordnung ist!"

    "Innos ist die Gerechtigkeit"

    "Ja", antwortete Draal

    Nein, dachte Draal, ich bin die Gerechtigkeit!

    "Dann mal rein mit dir! Meld dich, lerne ein Handwerk, krieg ne Urkunde und schließ dich der Wache an. Wir brauchen gerade nach der Pest jeden neuen Mann!"

  9. Beiträge anzeigen #329
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline
    Ihm war nicht wohl dabei, Françoise auf dem Weg ins Hospital zu begleiten. Was für eigene Pläne mochte sie für das Kind haben? Er hoffte inständig, dass Grimbar Recht hatte und die oberste Feuermagierin nicht zuließ, dass Johanna zu Schaden kam. Denn ein interessantes Forschungsobjekt mochte dieses heilige Kind in jedem Falle für die von Wissenschaft besessenen Gelehrten abgeben.
    Zu dritt schritten sie durch die Stadt, doch der Adlatus fühlte sich auf seltsame Art fehl am Platze, als er neben seiner Begleitung her lief, die eine natürliche und selbstverständliche Erhabenheit auszustrahlen schien. Er war nur ein einfacher Mann, genau solcherlei Dinge mochte er nicht - doch wenn er für Johannas Vormundschaft einstehen wollte, musste er dort nun durch.

    "Heilkunde? Bei Innos, nein. Ich bin Seidenweber von Beruf! Ich fand das Mädchen in einem Hurenhaus am Hafen, wo es - die Tochter eines Freudenmädchens - sich um die letzten Überlebenden sorgte. Alle in diesem Haus waren erkrankt und lagen im Sterben, wenn es nicht bereits zu spät war, nur sie nicht. Als ihre Mutter dann starb, nahmen Grimbar und ich sie mit uns, doch sie hatte den Wunsch, zu sterben und ihrer Mutter zu folgen. Es gelang mir nur, sie davon zu überzeugen, dass sie sich nicht töten darf, indem ich ihr klar machte, dass Innos noch einen Plan für sie hat, dass sie noch eine Rolle zu spielen hat, denn alles hat einen Sinn und Zweck. Ich sagte ihr, wir würden sie nicht länger von uns, die wir erkrankt waren, fern halten, und das Schicksal würde entscheiden, ob sie erkrankte oder nicht. So und nicht anders bemerkten wir, dass sie, egal wie nah sie uns kam, schlicht keine der offensichtlichen Anzeichen des schwarzen Todes aufwies", führte er die Geschichte der beiden Männer und des Mädchens aus, die sich inmitten der Schrecken der Quarantänezone zugetragen hatte.
    "Als ich die Idee aussprach, sie könnte gegen die Pestilenz gefeit sein - denn es sind nicht nur hohle Worte gewesen, dass ich daran glaube, dass Innos einen Zweck und eine Rolle für jeden von uns hat - war sie es, die forderte, wir sollten sichergehen. Grimbar sträubte sich, doch ich konnte meinen eigenen Glauben nicht verraten. Und so riskierte ich es, auch in dem Wissen, dass ohne diese Hoffnung für uns drei ohnehin keine Rettung mehr in Sicht gewesen wäre."

    Schließlich erreichten sie das Hospital, und Vicktars Kehle war trocken von den Worten, die er ausgesprochen hatte. Die lebhaften Erinnerungen an das, was sie durchstanden hatten, ließen seine Hände zittern, als sie vor der Kammer standen, in der sich Johanna befand. Und gerade jetzt stellte er fest, dass es nicht sein eigener Mut gewesen war, der zur Entdeckung ihrer Rettung geführt hatte, sondern der des Mädchens selbst, die dem Tod ohne Angst ins Auge geblickt hatte.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Aufmerksam hörte Françoise den Ausführungen des Webers zu. Er war überzeugt von seinem Glauben. Eine Qualität, die einem Adlatus sehr zu gute kam. Allerdings gefiel Françoise die Tatsache immer noch nicht, dass er das Risiko eingegangen war. Auf Dämon komm raus zu versuchen, das junge Mädchen zu infizieren war nun mal keine gute Idee. Auch wenn sie sich am Ende als sehr vorteilhaft herausgestellt hatte.
    »Ich werde deine Entscheidung nicht weiter beurteilen, da sie uns letzten Endes einen großen Dienst erwiesen hat. Doch bedenke, dass das Wohl jedes einzelnen wichtig für das Wohl der Gemeinschaft ist. Behalte das immer im Hinterkopf. Vor allem jetzt, da du zu einem Teil unseres Gemeinwesens wurdest.«
    Françoise klopfte und öffnete die Tür. In der Kammer saß Johanna. Als sie den Besuch erblickte, wirkte sie hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen. Die Priesterin kannte sie inzwischen, denn Françoise war oft genug gekommen, um weiteres Blut zu holen. Es war wohl eher Vicktar, der diese Gefühle bei dem jungen Mädchen auslöste.
    »Guten Abend, Johanna.«, sagte Françoise freundlich und trat näher. »Ich habe gute Nachrichten für dich. Wir haben die Krankheit endgültig besiegt. Das heißt, vorerst benötigen wir kein weiteres Blut mehr von dir.«
    Ein Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht Johannas ab. Allzu verständlich, dachte die Priesterin.
    »Ich bin zu dir gekommen, um mich im Namen der Bevölkerung bei dir für deine unbeirrte Hilfsbereitschaft zu bedanken!
    Als Dank möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten. Wenn du wünschst nehme ich dich in unsere Gemeinschaft auf. Als eine Adlata. Du wirst hier im Tempel leben und arbeiten und wir werden für dich sorgen.«
    Im Anbetracht was Johanna über ihre Vergangenheit erzählt hatte und was Vicktar noch durch einige Details ergänzte, schien es Françoise nur sinnvoll zu sein. Außer dem alten Mann hatte das Mädchen nichts, und Vicktar würde schon bald sein Augenmerk auf seine Pflichten der Gemeinschaft gegenüber richten müssen.
    »Du musst die Entscheidung nicht sofort treffen. Nimm dir Zeit und denk darüber nach.«

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    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Tempelviertel - Hospital

    Ernsten Blickes saß Vicktar dem Mädchen von zwölf Wintern gegenüber, die ihm in all der unschuldigen Schönheit eines Kindes, das kein wirkliches Kind mehr war, in die Augen blickte. Die oberste Feuermagierin samt ihrer Begleitung war nach ihrem Angebot nur noch kurz geblieben, hatte sich dann aber verabschiedet, um Lord Hagen die guten Neuigkeiten mitzuteilen. So waren sie allein zurück geblieben und Johanna sah sich mit einer schweren, lebensbestimmenden Entscheidung konfrontiert.
    Natürlich, Françoise hatte seine Taten nicht weiter kommentieren wollen. Offene Kritik konnte sie schließlich angesichts der Folgen kaum üben. Doch Vicktar war sich sicher, dass sie ihn insgeheim dafür verurteilte, dass er Johanna wissentlich angesteckt hatte. Das Kind und er jedoch wussten es besser - es war keine zu verurteilende Tat gewesen, sondern ein einvernehmlicher, todesmutiger Schritt, für den dem Mädchen aller Respekt gebührte, den er aufbringen konnte. Doch nicht nur diese Entscheidung hatte ihr die Hochachtung des Webers und die Dankbarkeit so vieler Menschen eingebracht - auch das Durchhaltevermögen, das sie bei der Flucht aus der Quarantänezone bewiesen hatte, und die Unerschrockenheit, mit der sie ihr Blut hergegeben hatte, um all die Menschen zu heilen, waren beispiellos!
    Nur zu gern hätte der Weber diesem besonderen Kind ein Obdach geboten - doch der Vorschlag von Françoise war durchaus reizvoll.

    "Geht es dir gut? Ich hoffe, sie haben dir nicht zu viel Blut abgenommen. Ich traue diesen Wissenschaftlern nicht so recht, auch wenn sie das Heilmittel mit deiner Hilfe hergestellt haben."
    Johanna schüttelte den Kopf.
    "Es geht mir gut, Vicktar."
    Sie strahlte eine erstaunliche Ruhe aus für ein Mädchen, das erst vor kurzem ihre Mutter verloren, so viel Leid mitangesehen und so ein großes Opfer erbracht hatte.
    "Hör zu: ich hoffe, zwischen uns ist alles klar, was im Hafenviertel geschehen ist. Wir haben uns zusammen zu dem schweren Schritt entschieden, und ohne deinen Mut und deine Opferbereitschaft wären vielleicht hunderte Menschen dahingerafft worden. Wir haben alles richtig gemacht und der Welt gezeigt, welche besondere Rolle du im Rad des Schicksals spielst."
    Sie lächelte müde, wirkte noch blasser als normalerweise. Die letzten Tage und Wochen hatten sie sicher viel Kraft gekostet. Er zögerte, weiter zu sprechen, weil er nicht wusste, ob dieses Thema nicht doch zu frisch war, um aus dem Dickicht der unterdrückten Gedanken hervorgeholt zu werden. Doch er musste es zur Sprache bringen. Es war wichtig.
    "Der Tod deiner Mutter... er war nicht umsonst. Er war eine schwere Prüfung für dich, ist es sicher immer noch, doch wäre deine Gabe sonst wohl nie entdeckt worden."

    Er atmete tief durch.
    "Weißt du, deine Mutter bat mich vor ihrem Tod, dass ich auf dich Acht geben soll, und das habe ich getan, so gut ich konnte, wenngleich es sicher andere gibt, die dafür besser geeignet sind. Und eben weil ich dieses Versprechen gab, auch weil Grimbar mir dazu riet, bat ich die oberste Feuermagierin darum, dein Vormund zu sein und dich in mein Haus aufzunehmen, wo du ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch und die Freiheit hättest, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten."
    Johanna setzte zu einer Erwiderung an, doch er sprach weiter.
    "Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dir ein so großzügiges Angebot gemacht würde - die Entscheidung musst du schlussendlich selbst treffen, doch ist es ein gutes Angebot, das die Herrin Françoise dir da gemacht hat. Stell dir nur vor, du könntest eine vorzügliche Bildung erfahren und würdest durch eine Gemeinschaft unterstützt, die dich niemals fallen lassen würde. Doch ich weiß nicht, ob du mittlerweile begonnen hast, an Innos' Macht zu glauben. Auch sollte dir bewusst sein, dass Disziplin und harte Regeln dein Leben bestimmen würden."
    Vicktar blickte sich noch einmal um, wenngleich er wusste, dass sie allein im Raum waren, doch er fühlte sich beobachtet.
    "Um ehrlich zu sein, habe ich Angst davor, dass sie dich als Instrument für ihre Zwecke missbrauchen. Das heilige Kind - und das bist du, denn du hast bedeutende Wunder gewirkt - das den schwarzen Tod besiegte, in unseren Reihen, das heilende Blut unter der Kontrolle des Ordens... ich will nur, dass du weißt, was deine Entscheidung bedeutet, Johanna."
    Nun endlich schwieg er, doch nun hatte das Kind nichts mehr zu erwidern. Sie war nicht dumm, wusste vieles davon wahrscheinlich sogar bereits. Und dennoch galt es so viele Unbekannte zu beachten bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der beiden Wege. Vicktar erhob sich.
    "Die Wahl musst du letztlich selbst treffen, mein Kind. Das Leben im Orden, oder die Sicherheit vor dem Griff der Kirche als meine Ziehtochter."

    Langsam schritt der alte Weber in Richtung er Tür.
    "Du bist schlau genug, um das Richtige zu tun. Dabei kann dir leider keiner helfen, vor allem ich nicht. Ich bin doch nur ein dummer alter Weber..."
    Leise vor sich hin lachend verschwand er durch die Tür. Er hatte ihre Entscheidung nicht anhören wollen. Zu viel Sorge hatte er davor, dass es nicht die war, die er hören wollte. Doch hätte Vicktar gewusst, wie er gewählt hätte, wenn er in ihrer Lage gewesen wäre? Wohl kaum.
    Der kühle Nachtwind stob ihm ins Gesicht, als er das Hospital verließ, und kühlte seinen vor Aufregung völlig überhitzten Leib wieder ab. Seltsame Zeiten waren das...

  12. Beiträge anzeigen #332
    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Bastion

    Die Stiefel waren zu groß. Man hatte ihm einfach einen Packen Rüstzeug in die Hand gedrückt, vermutlich als Idealmaße gefertigt. Dass ein alter, abgemagerter Erfinder wie er diesen nicht entsprach, hätte sich jemand, der auch nur eine Minute seinen Grips bemüht hat, auch denken können. Nicht mal das: man hätte sogar darauf kommen können, wenn man die krumme Gestalt bei der Kleiderübergabe mehr als einen Augenblick gemustert hätte. Doch dem war nicht so. Er war jetzt kein Individuum mehr, er war nur noch der Teil einer Maschinerie, die sehr beschädigt war...
    Sauer zog Radzinsky die Senkel besonders eng, damit er wenigstens nicht beim Gehen aus den Schlappen rutschte. Der Gambeson passte, aber er hatte für seinen Geschmack viel zu wenige Taschen, da konnte er gar keinen Krimskrams mitnehmen. Wenigstens der Waffenrock gefiel Radzinsky, er mochte das tiefe Weinrot.
    Er hatte auch einen Buckler bekommen und die Wahl über eine von drei verschiedenen Grundwaffen. Das Schwert hatte er nur kurz gehoben und wusste gleich, dass das nichts für seine fragilen Finger war, viel zu klobig, viel zu schwer. Und im Ernstfall stünde er einem garantiert überlegenen Gegner auf Augenhöhe gegenüber - niemals! Der Spieß war schon eher etwas für seinen Geschmack, grazil und aus sicherer Entfernung zu nutzen und tödlich mit nur einem Stich. Letztlich entschied er sich aber für den Kurzbogen, der ihm aus mehreren Gründen zusagte. So war der Bogen noch die beste Waffe, um aus sicherer Entfernung anzugreifen und doch noch schnell die Flucht zu ergreifen. Er hatte schon einen Kerl namens Karad kennengelernt und der schien außerordentlich vernünftig, vielleicht hätte er ja dann mit ihm zu tun. Außerdem eignete sich ein Bogen optimal als Waffe für einen Turmwächter. Dass er damit nicht umzugehen wusste, spielte ja erstmal keine Rolle. Es reichte vermutlich, wenn er Dominanz ausstrahlte. Dann musste er aber auch noch an seiner Haltung arbeiten.

    Radzinsky machte sich seufzend auf den Weg zum Turm am Osttor. Er würde sich dort das erste Mal mit einem Milizen treffen, mit dem er ab sofort zusammenarbeiten würde. Vielleicht war es jetzt mal an der Zeit, Innos zu bitten, gnädig mit ihm zu sein. Wenn er so einem Grobian wie Stephano (dessen Namen er nachträglich erfahren hatte) unterstellt wurde, dann blieb ihm auf kurz oder lang vermutlich nichts, als Thorniara zu verlassen. Und das jetzt, wo der Kampf gegen die Pest gerade erst gewonnen war. Er wollte das nicht aufgeben, was er hier geschafft hatte.
    "Noch einmal tief durchatmen...", flüsterte er sich zu, nahm Haltung an und klopfte am Turm...

  13. Beiträge anzeigen #333
    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Ostturm des östlichen Torhauses

    "Die Tür ist offen.", rief Jethro dem ungepflegten Kerl in Milizmontur gut drei Stockwerke unter ihm von den Zinnen des Wehrgangs, auf die er die Ellenbogen stützte, herab zu. Das war also sein neuer Gehilfe auf dem Turm. Jethro hatte ihn schon eine ganze Weile beobachtet, wie er den Bastionsvorplatz überquert und die Stallungen passiert hatte, während über ihnen dunkle Wolken den Himmel zuzogen.
    Die Ordensmiliz war recht verzweifelt, nachdem sie vor allem bei der Abriegelung des Hafenviertels recht viele Milizionäre an die Schwarze Seuche verloren hatten. Aber der Kerl da unten war mehr als zehn Jahre älter als Jethro. Das konnte doch nicht deren ernst sein.
    Jethro seufzte und stieg die steinerne Treppe auf der Ostseite des mächtigen Torhauses hinunter.
    In den Tagen des Krieges, als er noch ein junger Korporal beim Königlich Myrtanäischen Marinepionierregiment gewesen war, waren sie alle viel zu jung für den Kampf gegen die Orks gewesen. Kaum einer hatte ein Schwert halten können. Wobei, das konnten heute viele auch nicht. Allein, wenn er sich nur in der Ordensmiliz umsah, gab es genug, die nur das Hauen nie jedoch das Stechen gelernt hatten. Die kämpften mehr aus Unverstand und mit roher Gewalt als mit Geschick und Eleganz. Doch wenn er den Kerl da unten so ansah ... Drehte sich nun das Bild und man fing an, Leute einzuziehen, die selbst mit vierzig noch nie eine Waffe gehalten hatten?
    Der da unten hatte garantiert noch keine gehalten, so wie er krampfhaft versuchte die Stiefel in denen er über den Kopfstein schlappte am von den Füßen Rutschen zu hindern. Irgendjemand in der Garnisonsquartiermeisterei musste da mal wieder gehörig geschlampt haben.
    Als er in gemächlichem Schritt unten ankam, wartete der Frischling, der das Verfallsdatum für diesen Spitznamen sichtlich schon länger überschritten hatte, in Haltung an der Tür. Jethro salutierte lässig, aber nicht nachlässig. Er hatte immer noch irgendwo seinen Stolz, selbst nach gut zehn Jahren in wechselnden Regimentern, erst bei den Königlichen, später bei der Stadtwache von Thorniara und nun bei der Miliz des Ordens.
    "Du musst der Neue sein. Mein Name ist Jethro. Ich bin der für das östliche Torhaus und das Westwerk zuständige Schanzbauer. In Südmyrtana, wo die Feldwebel noch Sergeanten heißen, würde man Sappeur sagen. Leg deinen Kram hier irgendwo ab, sodass er nicht im Weg steht." Der Veteran Mitte zwanzig zeigte auf die Bewaffnung in den Händen des halbkahlen Rekruten. "Irgendwo, wo keiner drüber fällt und sich das Genick bricht."
    Dann drehte sich Jethro um und winkte dem neuen, ihm die Treppe wieder hinauf zu folgen. Der legte seinen Schild und den Bogen - sowieso eine seltsame Kombination - irgendwo ab, zumindest hörte der Sappeur, dass er es tat, als der Schild gegen irgendetwas schlug.
    "Das hier ist das Tor zum Osten der Insel.", fuhr er mit seiner Einführung fort, "Wir haben hier weniger Verkehr als am Westtor, dafür das Vergnügen ständig irgendwelches Gesocks aus Setarrif erwarten zu dürfen. Unsere Aufgabe ist hauptsächlich für den Fall der Fälle, die Anlagen instandzuhalten, damit wir jederzeit einem ankommenden Klingenhaufen den gebührenden Empfang bereiten können."
    Sie kamen um die erste volle Windung der Wendeltreppe und Jethro zeigte in eine Wachstube, in welcher drei Milizionäre auf ihren Pritschen saßen und Karten spielten. Für Jethro und den Neuling schienen sie sich überhaupt nicht zu interessieren, aber der Veteran wusste es besser. Sie hatten garantiert schon die ganze Zeit gelauscht, was er dem Neuzuwachs erklärte, und kicherten über der Vorstellung der großen Augen des neuen, wie kleine Mädchen - kleine nordmarische Mädchen mit Vollbart.
    "Das sind Bogert, Tolm und Eronbhar. Bogert und Tolm sind für die Abfertigung am Tor zuständig und sollten eigentlich gar nicht hier sein." Er verkniff es sich die beiden scharf anzusehen, sondern ging stattdessen weiter hinauf, während der Myrtaner und einer der beiden Nordmarer so taten, als könnten sie klammheimlich ihre Hellebarden schnappen und unbemerkt wieder auf ihren Posten zurück schleichen. Das würde ein ernstes Gespräch mit Renwart dem Tormeister geben. "Tolm und Eronbhar stammen aus Nordmar, Bogert ist wie ich Myrtaner. Vielleicht solltest du mal Tolm wegen der Stiefel fragen. Er jammert immer, dass seine ihm viel zu klein wären. Du tauschst dann zwar ein paar neue gegen schon etwas abgetragene, aber wenigstens stolperst du dann nicht ständig vor dich hin. Wir können hier niemanden brauchen, der die Treppen nicht rennen kann, weil er sich sonst den schönen Hals bricht."
    Sie kamen in den nächsten Stock, wo es zum Quergang und den Winden für Fallgatter und Zugbrücke ging.
    "Da geht es hinüber zum Westturm des Torhauses. Den zeig ich dir später.", kommentierte Jethro knapp ohne innezuhalten.
    Der dritte Abschnitt der Treppe schließlich endete auf dem Wehrgang der Mauer. Der Veteran wies auf eine Holzstiege. "Da geht es hoch zur überdachten Turmkrone, dort steht eine der zwei Ballisten des Torhauses."
    Anstatt weiter hinauf zu steigen ging er hinaus auf den Wehrgang.
    "Pass auf, dass du dir die Beine nicht einem der Maschikulis brichst. Für richtige Pechnasen hat das Geld anno dazumal wohl nicht gereicht, deswegen haben wir hier oben diese Löcher im Boden."
    In dem Moment brach der Regen aus den Wolken. Schnell flüchteten sie in den Turm zurück.
    Jethro wischte sich den Regen aus der Stirn. Wo die Führung jetzt sowieso vorerst beendet war, konnte er den Neuling ja ruhig mal ausquetschen.
    "Und? Wie heißt du eigentlich? Und wie hast du es geschafft Stephano diesem Rabenaas auf den Leim zu gehen?"

    Yared

  14. Beiträge anzeigen #334
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Müde schleppte Braoin sich durch die Straßen der Stadt, Regen ergoss sich über ihm, weichte ihm Hut und Hemd durch, doch machte es ihm nichts aus. Er war ausgebrannt, konnte keiner Empfindung mehr Beachtung schenken.

    Die Pest war besiegt, der Schwarze Tod ausgejätet, und er war dabei gewesen, hatte geholfen den Kranken das Heilmittel zu verabreichen, einem nach dem anderen. Irene war zu ihm gekommen, nachdem sie ihren letzten Patienten versorgt hatte, hatte ihn erschöpft angelächelt und gesagt: „Wir haben es geschafft! Danke für deine Hilfe.“
    Er hatte geschwiegen, genickt und das kleine Glasgefäß entgegengenommen, in dem die Arznei gegen die Pest golden geglänzt hatte. Er hatte es in einem Zug heruntergestürzt, deutlich gespürt, wie es sich einen Weg seinen Körper hinunter gebahnt hatte und in die äußersten Ecken seiner Gliedmaßen gewandert war. Ein Gefühl, als würden kalte Flammen in seinem Innern lodern hatte ihn ergriffen und gleich darauf, war er mit einem knappen Gruß gegangen, hatte den Hafen hinter sich lassen wollen um allein zu sein. Wenn es keine Kranken mehr gab, gab es auch keine Quarantäne mehr.

    Er trug den Tonkrug mit der Asche seiner Frau, als wäre es eine heilige Reliquie Innos‘. Den Wachen am Hafentor hatte er keine Beachtung geschenkt, obwohl sie ihm freudig zugerufen hatten, Jubel und Feierlaune waren in die Stadt eingekehrt, nachdem die Gefahr vorüber war. Selbst der kleinen Nora war er begegnet, doch konnte er nichts weiter sagen, als dass er keine Zeit zum Spielen hatte und Gehen müsste. Die Enttäuschung in ihrem Blick war unverhohlen und sie hätte den Bauern gewiss geschmerzt, wenn er denn etwas gespürt hätte. Es war, als hätte der Anblick des Feuerbegräbnisses für seine Frau jegliches Gefühl aus ihm herausgebrannt. Er wollte Thorniara nur noch verlassen, zu seinem Hof gehen, Noras Asche auf dem Feld verteilen und der Welt beim Altern zusehen.

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    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline

    Ostturm

    Radzinsky stand oben im Ausguck vom Turm und starrte gen Südosten, auf die hügelige Straße, die nach Setarrif führte. Zwar konnte man ihm nachsagen, dass ihm die Arbeit nicht gefiel - er müsste lügen, wenn er das leugnete - aber doch ging er seinen Pflichten immer gewissenhaft nach, selbst wenn es hieß, hier oben so lange stur in eine Richtung zu starren und alarmbereit zu sein, wenn Fremde sich näherten. Aber heute näherte sich niemand. Jethro, sein neuer Kamerad, dem er unterstanden war, hatte ihn jetzt erst einmal hier oben stationiert. Vermutlich hatte er selbst noch genügend anderen Kram zu erledigen, außerdem konnte Radzinsky bei so einer Aufgabe nicht viel falsch machen.

    Der junge Milizionär war Radzinsky den Umständen entsprechend wirklich sympathisch. Auch wenn es ihm irgendwie nicht in den Kram passte, auf Befehle von Jüngeren zu gehorchen, so schien dieser ihn nicht mit Pflichten zu überfordern, denen er noch nicht gewachsen war. Er wollte sich jeden Tag ein bisschen Zeit für die Ausbildung des Gelehrten - vom Mathematiker zum Soldaten - widmen, den Rest der Zeit sollte er einfach seinen Pflichten nachkommen. Außerdem war er ein Sappeur, der Baumeister für Wehranlagen. Das war für einen Erfinder natürlich ein höchst interessantes Feld, in dem er vielleicht auch eigene Impulse setzen konnte. Wie man es auch drehte, Radzinsky konnte sich nicht beschweren. Mit Jethro hatte er einen guten Fang gemacht.

    Leider hatten sie sich letzte Nacht gar nicht mehr groß unterhalten können. Nach der Tour und einer knappen Vorstellung von Radzinsky musste der Milize auch schon wieder los und anderen Pflichten nachgehen. Radzinsky wartete jetzt einfach so lange hier oben auf ihn, bis er kam oder ging seinem Schichtwechsel nach, wenn die Glocke Sechs schlug.
    Wie er gerade darüber nachdachte, dass Gesellschaft jetzt wirklich nicht schlecht war, klappte jemand die Falltür auf und kam nach oben. Es war nicht Jethro, aber einer der anderen Wachmänner, die er gestern kurz beim Kartenspiel getroffen hatte.
    "Ahm... Tolm? Richtig?"
    "Richtig, für Innos! Ihr seid der Neue, dem die Schuhe nicht passen?"
    "Ja, ich habe mich schon beim Schneider melden wollen, nur..."
    "Wollen wir tauschen? Meine sind ein bisschen zu klein."
    Radzinsky musterte die Stiefel des jungen Mannes. Abgelatscht waren sie, aber das war der Erfinder auch gewohnt. Sie könnten ihm tatsächlich passen.
    "Ja", er nickte und lächelte kurz, "Ja, tauschen wir!"
    Geändert von Radzinsky (27.05.2014 um 22:38 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #336
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    Die Faust zertrümmerte eine Nase. Draal lächelte. Es war nicht seine. Zum Glück. Bis auf längere Zeit würde sie weitere Hiebe nicht unbedingt gut wegstecken, nachdem dort schon ein Ork gewütet hatte. Nein, die Nase, die dort klangvoll zu Bruch ging, gehörte einem Matrosen, der die Tage der Pest unbeschadet überstanden, jedoch viel Gold verspielt und versoffen hatte, was ihn nun dazu trieb, bei Hinterhofkämpfen wieder welches zu verdienen. Der Typ, der zugelangt hatte, war ein Hüne aus dem Norden. Die überschaubare Menge in der Gasse johlte, was ihr mehrmals den bösen Blick des Schmierestehes einbrachte, der am Ende der Gasse lauerte und darauf achtete, dass keine Patrouille zu nahe kam. Im Hafenviertel - das war allgemein bekannt - herrschte nach der Pest Chaos und Anarchie. Nun, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber die Menschen hörten weniger auf die Anweisungen der Miliz, maulten und meckerten lauter als in den Jahren zuvor. Irgendwo verständlich, hatten doch die Männer und Frauen in diesem Viertel die meisten Verluste hinnehmen müssen.

    "Wer is jetz dran?!"

    Der Hüne schaute sich nach Freiwilligen um, während jemand den Matrosen zur Seite bugsierte. Der Blick des Nordmannes blieb an Draal hängen. Er deutete scheinbar die gebrochene Nase als Auszeichnung eines motivierten Faustkämpfers. Draal verstand einen Augenblick später und schüttelte den Kopf, hob abwehrend die Hände.

    "Fällt aus! Nein, das hat mirn Ork verpasst! Ich klopp mich nicht mit dir, nienich!"

    Der Hüne spuckte verächtlich aus und machte sich daran, einen Stängel Sumpfkraut anzuzünden. Draal verzog das Gesicht. Sumpfkraut, die Geißel der Menschheit. Hatte wahrscheinlich schon mehr Menschenleben gefordert als alle Krieg und Krankheiten zusammen. Der Bergmann versuchte sich zu erinnern, wie es mit der Legalität des Zeugs aussah. In Varant - das wusste er noch - war es stets erlaubt gewesen. Hier aber nicht. Hier war es illegal. Gegen das Gesetz. Das Recht. Die Menge hatte sich soweit verstreut, dass der Hüne und Draal die letzten Männer in der Gasse waren.

    "Das ist nicht erlaubt"

    Der Mann aus dem Norden wandte sich dem Bergmann halb zu.

    "Hä?"

    "Das Kraut. Spucks aus. Werfs ins Becken. Aber rauch es nicht. Das ist hier verboten."

    "Scheiß Moralprediger. Gleich fängst du dir ein pa ..."

    Weiter kam er nicht, da hatte der Bergmann schon die Faust im Gebiss des Hünen versenkt. Der Nordmann war zwar größer, doch ihm fehlte die Kraft eines Mannes, der jahrelang Erz geschürft und sich gegen Gardisten und Schatten und Orksöldner durchgesetzt hatte. Eines Mannes, den man mehr als einmal zum Spaß in Faustkämpfen hatte antreten lassen. Und der eine verdammte gute Siegesquote vorzuweisen hatte.

  17. Beiträge anzeigen #337
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    „Die Urkunde? Wie gesagt: Die bekommt Ihr in der Bastion. Wenn Ihr eine alte habt, dann ist es nicht nötig einen Zeugen zu berufen, wenn ihr jedoch gänzlich neu seid, vielleicht aus Setarrif?“, Redlef sah den Mann erwartungsvoll an. Denn immer glaubte er noch nicht, dass der Junge ihm alles über sich erzählt hatte. „… dann braucht ihr zwei Bürger, die für Euch bürgen.“
    Redlef sammelte die nun unterschriebene Quittung wieder ein, und legte sie zu den spärlichen Unterlagen, die er über Harivald hatte. Mit einem dumpfen Knallen schlug er das Buch zu.

    „Das ist zu mindestens der Vorgang, soweit ich davon weiß. Das Schreiben, das ich Euch gegeben habe, wird Euch helfen eine Urkunde zu bekommen. Ich bestätige darin, dass Ihr gesund seid, der Stadt mit Eurem Wachdienst einen Dienst erwiesen habt und dass Ihr von jeglicher Anklage enthoben seid.“

    Redlef blickte sehnsüchtig aus der offenen Kerkertür heraus. Ein paar Pfützen, des vergangenen Regens, glänzten auf dem Vorplatz der Bastion. Zu gern wäre Redlef hinausgegangen, um frische Luft zu schnappen, doch vorerst musste ein gutes Lüften ausreichen.

    „Also, noch irgendwelche Fragen? Alles weitere wird Euch der Stadtmagistrat erläutern können. Sicherlich wird er Euch nach Eurem Grund fragen, warum Ihr her gekommen seid, er wird wissen wollen woher Ihr stammt, aus welcher Familie Ihr kommt, womit Ihr gedenkt Euer Geld zu verdienen und vor allem, welchen Grund er haben sollte Euch als Reichsbürger aufzunehmen.“

    Redlef legte Ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich wünsche Euch viel Erfolg. Sicherlich ist es schwer, als Mittelloser ein Unterschlupf oder etwas Geld zu bekommen. Solltet Ihr also vorerst nichts besseres zu tun haben, dann hätte ich vielleicht einen Auftrag für Euch, der Euch ein paar Münzen in die Tasche spielt. Doch vorerst solltet Ihr Euch um die Formalitäten und den Papierkram kümmern.“

  18. #338
    Harivald
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    "Ich hatte tatsächlich eine Urkunde, die mich als Bürger auswies", sprach Harivald das eben angeschnittene Thema an. "Allerdings auf dem Festland und dort verstaubt sie vermutlich in irgendeiner maroden Kiste in einem Haus, das mal mir gehört hat und es vielleicht immer noch tut, aber vielleicht auch nicht."
    Er gab dem Kerkermeister die Zeit, seinen Wortschwall einzuordnen. Harivald war selbst überrascht, wieso diese Informationen einfach aus ihm herausquollen. Für gewöhnlich ging er ziemlich sparsam mit Details aus seiner Vergangenheit um, aber Redlef gegenüber hatten sich keine Hemmungen entwickelt. Da war etwas an dem breitschultrigen Weibel, das dem Entlassenen Vertrauen einflößte und so hörte sich sein Angebot um Arbeit auch ganz verlockend an.

    "Deshalb werde ich wohl zwei Bürgen auflesen müssen. Einfacher gesagt als getan, was Cast?"
    Nun legte Harivald seinerseits die vernarbte Hand auf die Schulter seines ehemaligen Wärters.
    "Was kann man denn da machen?"

  19. Beiträge anzeigen #339
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    „Nun, das ist nicht schwer. Es gibt sogar viele Wege, sich das vertrauen des Ordens zu erarbeiten. Ihr könntet Euch bei der Wache melden und dort um Arbeit bitten. Bewährt Euch dort und die Leute wären glücklich Euch eine Urkunde auszustellen oder geht in den Tempel, schwört all Euren weltlichen Bedürfnissen ab und tretet in die Kirche ein. Als Geistlicher wird Euch auch niemand eine Urkunde verwehren.
    Ihr könntet aber auch warten, bis das Amt auf dem Festland Eure Unterlagen angefordert hat. Wenn Ihr dort eine Urkunde hattet, dann sind Eure Unterlagen archiviert. Doch die Anfrage über die See zu schicken und die Unterlagen zurück zu bekommen kann Monate dauern. Einfacher wäre es, wenn ihr Jemanden hier in der Stadt hättet, der sich für Euch verbürgt. Was ist mit Radzinsky? Er hat Nahrung für Euch vorbeigebracht und dass ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es scheint mir ihr könntet auch ihn um einen solchen Gefallen bitten. Er wohnt im Handwerkerviertel, dort solltet Ihr ihn suchen.“
    Redlef trat einen Schritt zurück und zuckte mit den Schultern. „Nun leider weiß ich Euch aber auch nicht mehr zu berichten. Ich würd Euch auch gern hinbringen, doch ich muss noch einiges hier im Kerker erledigen. Es ist so viel Arbeit liegengeblieben!
    Aber gut. Genug des Gemaules! Ich habe zu tun, ihr habt zu tun und besser wir gehen nun beide wieder unseren Aufgaben nach.“

    Redlef hoffte, dass Harivald nun endlich ginge, denn er war immer noch hundemüde. Seine Knie wurden schon weich, sein Körper brauchte dringend Schlaf!

  20. #340
    Harivald
    Gast
     
    Radzinsky! Bei der Erwähnung dieses Namens sträubten sich alle Körperhaare Harivalds. Den Teufel würde er tun, das Schwein von Erfinder als Bürgen einzusetzen. Außerdem wäre der Kerl doch selber nicht begeistert von der Idee, wer bürgte schon für einen Ex-Häftling, der zwar unschuldig gesessen hatte, aber trotzdem ein Kapitel als Gesetzesverbrecher aufweisen konnte?

    In der Zeit, die Harivald hier gefristet hatte, war da draußen bestimmt Vieles geschehen. Möglicherweise lebte Radzinsky auch gar nicht mehr, auszuschließen war es nicht. Sah die Stadt Thorniara sehr anders aus, als er sie in Erinnerung hatte?
    Fragen über Fragen und deshalb verabschiedete Harivald sich endgültig von Redlef, der daraufhin mit leicht grünem Gesicht hinter einer weiteren Kerkertür verschwand, nachdem er noch Harivalds Akten sortiert hatte.
    Beim Verlassen des Baus wehte dem Entlassenen eine kühle Brise ins Gesicht. Gierig sog er den Schwall Luft in sich auf, kostete die Freiheit. Er hatte schon oft in Zwickmühlen wie diesen gesteckt, aber nie war er so unsicher gewesen wie hier, in Thorniara, ob er auch tatsächlich mit dem Leben davonkam.

    Jetzt brauchte der freie Mann nur noch ein, Ziel, dem er folgen konnte. Harivald beschloss vorerst, die Kaserne zu besuchen und dann alles Weitere abzuwarten.
    Geändert von Harivald (28.05.2014 um 09:41 Uhr)

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