-
Bibliothek, Haus der Magier
Oktavian, sein unrühmlicher Lebenswandel und Sturz waren Arvideon keineswegs unbekannt, schließlich hatte der Tyrann unter den Magiern Setarrifs schon das Sagen gehabt als der Wandermönch die Insel zuletzt besucht hatte. Zudem hatte er die letzten Tage und Wochen hier nicht untätig verbracht. Selbst die Gerüchte von einem fehlgeschlagenen Mordversuch waren ihm zu Ohren gekommen. Kurz: Arvideon war etwas mehr als gut informiert.
Auch wenn Selina nicht alle seine Fragen beantwortet hatte, verzog er keine Miene, sondern nahm den Zimmerschlüssel, den sie auf den Tisch gelegt hatte und erhob sich.
"Die Nacht senkt ihren düsteren Mantel über den lichten Himmel. Arvideon und sein Begleiter sollten nun ihre neue Kammer beziehen. Euch wünscht er eine geruhsame Nacht, Fräulein Selina."
Der Novize erhob sich, verneigte sich abermals und verließ dann mit Iaras, der es ihm gleich tat, die Bibliothek.
Er würde die Antworten zu seinen Fragen und die Lösungen schon finden und wenn der Weltuntergang ihm die Probleme abnahm - um so besser.
Dann bebte die Erde. Der Spaß hatte begonnen ...
Geändert von Arvideon (02.06.2011 um 20:28 Uhr)
-
Marvin konnte einmal mehr den Sonnenaufgang betrachten. Allerdings würde er wohl erst einmal noch ein wenig warten müssen, noch war es zu früh, noch brauchte er eine Fackel um den Weg vor seinen Füßen zu sehen.
Er konnte nicht mehr schlafen
Er wusste noch nicht sicher, woher es kam, aber es gab mitten in der Nacht ein Beben. Nicht, dass das Beben ihn geweckt hätte, er hatte einen tiefen erholsamen Schlaf. Aber wenn auf Grund eines Bebens das Bett zusammenbrach, fand jeder gute Schlaf sein Ende.
Offensichtlich war er nicht der einzige, den das Beben aufgeweckt hatte, man sah für diese Uhrzeit viele Menschen auf den Straßen, die einen wussten einfach nicht, warum sie wach waren, andere wussten es und unterhielten sich darüber und wieder andere dachten der Weltuntergang sei gekommen und nutzten die Gelegenheit etwas zu tun, was Menschen gerne taten, wenn sie dachten, es wären ihre letzten Stunden. Sie tranken Alkohol. Welch reife Art und Weise Probleme zu lösen.
Marvin persönlich sah keinen Grund jetzt in Panik zu verfallen. Im Gegenteil, der Meteorit war offensichtlich eingeschlagen und noch war nichts passiert, was sie alle töten könnte. Keine riesige Aschenwolke, kein Feuersturm, kein so großes Erdbeben, dass die Stadt auseinander fiel, es gab nicht mal üble Gerüche die sich in den Straßen verbreiteten.
-
Heute gab es wieder nur noch einen gewaltigen Feuerball am Firmament. Die Sonne strahlte in gewohnter Pracht auf die leicht lädierte Erde nieder, zumindest bis zu den Mittagsstunden, als sich langsam wieder ein grauer Wolkenmantel über Setarrif legte und die Menschen zumindest dort erst einmal gar kein Leuchten am Himmel mehr wahrnahmen.
Ein leicht verbranntes Aroma lag in der Luft. Der warme Wind, der von den Bergen herab wehte, brachte gewiss Spuren des astronomischen Spektakels mit, das sich letzte Nacht irgendwo tief im Herzen des Weißaugengebirges abgespielt hatte. Aber die meisten Menschen gingen bereits wieder ihrem Tagwerk nach, schienen abgehärtet von all den Aufregungen, die in den letzten Monaten über die Königsstadt gekommen waren. Faraday dagegen nahm viele Nuancen wahr und vertrödelte lieber den halben Tag durch die Stadt spazierend, als dort weiter zu machen, wo er aufgehört hatte: Die Erforschung des Meteoriten. Sein noch immer zielloser Weg führte den Novizen am Tempel vorbei, wo ein ihm noch unbekannter Magier eine Predigt für seine Glaubensanhänger hielt.
"... denn es liegt an uns, Adanos' Zeichen nun zu deuten. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, denn niemand weiß, was genau er uns geschickt hat und was passiert, wenn es in die Hände jener Menschen fällt, die es zu kriegerischen Zwecken missbrauchen. Viele Sagen berichten von legendären Schwertern, die aus dem Metall von jenseits der irdischen Zuflucht bestehen. Vielen ist die Wirkung des magischen Erzes bekannt, das Waffen härter und leichter als jedes gewöhnliche Schwert macht. In den Schriften der Vorfahren steht geschrieben, dass die Berge ihr magisches Erz durch göttlichen Einfluss gewonnen haben. Dort oben, meine Kinder, liegt nun unsere Hoffnung und unsere größte Gefahr begraben. Wir müssen die Gabe Adanos' ergreifen ehe es ein anderer tut. Und darum lässt der hohe Rat der Wassermagier eine Gruppe unserer mutigsten Krieger und Magier aufstellen, die sich auf die Suche nach dem Geschenk unseres Gottes machen. So lasst uns fortan für diese Menschen beten, denn sie setzen sich den ungeahnten Gefahren des Gebirges und der Fremden aus, die gewiss ebenfalls auf der Suche nach dem Himmelskörper sind. Wir, die wir hier bleiben, müssen uns nun um die Pflege der Verletzten und der Schaffung von Ordnung und Sauberkeit in unserer Stadt kümmern..."
Faraday war höchst erstaunt. Der hohe Rat reagierte äußerst schnell und zielstrebig und anscheinend wollte niemand Zeit verlieren.
"Meister, wo versammeln sich die Menschen, die zu der Expedition aufbrechen?"
"Bei der Akademie mein Sohn. Du kannst dich noch von ihnen verabschieden aber halte sie nicht zu lange in ihren Vorbereitungen auf."
Faraday dankte dem Magier und brach sofort auf. Diese Gelegenheit durfte er sich nicht entgehen lassen. Gefahren hin oder her, wann hatte er einmal die Chance gehabt, einen Meteoriten zu sehen, seine außergewöhnlichen Kräfte zu studieren? Er hatte schon so eine Idee, wen er zu seinem, zu ihrer aller Schutz anheuern konnte. Hoffentlich fand er diesen Mann und hoffentlich hatte er selbst noch eine Chance, sich der Gruppe anzuschließen...
-
Ob es jetzt vorbei ist? Eine Frage, die den Jungen direkt nach seinem frostigen Erwachen beschäftigt hatte, doch nun war es nicht mehr er selbst, auf den er sich bezog, sondern auf den riesigen Feuerball, der noch am gestrigen Abend über Setarrif hinweggefegt war und kurz darauf irgendwo im Gebirge eingeschlagen sein musste, um ein Erdbeben auszulösen, welches den Boden für einige kurze Momente erzittern und so manch unbefestigtes Stück zu Bruch gehen lies.
Mittlerweile jedoch war ihm bewusst, dass es nicht der Weltuntergang gewesen sein konnte, wie es die Propheten noch am gestrigen Abend in Setarrif verkündet hatten. Man konnte sogar sagen, dass sich die Bewohner fast wieder verhielten, wie auch schon vorher. Fast. Noch einer der Setarrifer verkündete die Botschaft des Todes und des Blutvergießens, doch nur die wenigsten glaubten ihm, die Mehrzahl der Zuhörer verflüchtigten sich nach kurzer Zeit und warfen sogar mit faulen Tomaten auf ihn. Auch Jaryvil betrachtete den Mann genauer, der sich in eine dunkelrote Robe gehüllt hatte und dessen grüne Augen aus einem schwarzen Gesicht heraus blitzten wie Smaragde. Da erkannte er den Mann wieder, der ihm schon längst zulächelte, sich jedoch wieder abwandte, um zu seinen Zuhörern zu sprechen.
Der Blutmagier... Wie erstarrt blieb er stehen, erinnerte sich an ihn und sein Haus und auch daran, dass sie noch etwas von ihm forderten. Kopfschüttelnd wandt Jaryvil sich ab und hoffte, sie würden ihre Forderung nicht allzu bald aussprechen, denn noch war er längst nicht bei Kräften. Raschen Schrittes ging er zurück in das Haus der Magier, in die Kammer, in der er so lange gelegen hatte. Erstarrt. Die Pfütze war mittlerweile entfernt worden und ein Zettel lag auf seinem Tisch. Wahrscheinlich die Anweisung, dass ich nun wieder die Novizenkammern beziehen darf.. Ungern wollte er eine eigene Kammer aufgeben, doch würde es so sein, würde er sich der Anweisung beugen. Doch nicht mehr lange. Grinsend erinnerte sich der Novize an die Versprechung Tinquilius'. Seine Weihe würde bald kommen und damit auch wieder eine eigene Kammer.
Also halb so wild. Er schnappte sich den Wisch und wollte ihn eigentlich nur überfliegen, doch schon kurze Zeit später erkannte er, dass es nichts mit dieser Kammer zutun hatte. Das gibts doch nicht! Verblüfft las er noch einmal die Nachricht:
Mit Freuden sehen wir, Jaryvil,
dass du wieder erwacht bist, aus deinem frostigen Sarg.
Und wir hoffen, du hast trotzalledem nicht vergessen,
wem du das insgeheim zu verdanken hast.
Jetzt ist die Zeit gekommen, da wir auf die Vereinbarung
zurück kommen, junger Bruder!
Feuer der Rache fiel gestern über Argaan
Und auch du hast es gesehen!
Reise ins dorthin, ins Gebirge,
Bring uns, was übrig geblieben ist.
Giftgrüne Augen blitzten vor seinem inneren Auge auf. Sie schienen ihn beobachtet zu haben, die ganze Zeit. Und vermutlich tun sie es immernoch.. Trotz seiner Schwächung und seiner Freude auf die bevorstehende Weihe war klar, was zutun war. Nicht, dass er es unbedingt tun wollte, doch es war eine Vereinbarung und auf das Wissen, was bei einer Weigerung passieren würde, konnte er gut und gerne verzichten. Sicherlich werden noch andere den Einschlagsort aufsuchen.. ich muss mich beeilen! Andernfalls würde vielleicht sonst genommen werden, nach was der Blutmagier trachtete.
Hastig verschwand der Zettel nun in seiner mittlerweile getrockneten Robe, die Augen des jungen Mannes streiften durch die Kammer, seine Hände namen mit, was man ihm hergebracht hatte, dann eilte er in die Novizenkammern zu seiner Truhe. Er musste packen! Es dauerte nicht lange, doch trotzdem kam es ihm wie eine Ewigkeit vor.
Draußen vor dem Tempel stand ein Magier, eine Botschaft verkündent, in der es hieß, ein Suchtrupp würde sich sammeln um der Sache auf den Grund zu gehen. Verdammt! Fast panisch schaute er sich um, was sollte er tun? Eine ganze Gruppe würde aufbrechen. In seinem Kopf rauchte es fast, als er angestrengt darüber nachdachte, war er denn nun tun sollte. Zähneknirschend hatte er sich dann entschieden: Wollte Jaryvil überhaupt angekommen, so war es unumgänglich, den Trupp zu begleiten. Sicherer auf jedenfall und würde er die Vorhut übernehmen können, so war er vielleicht auch einer der ersten, die dort ankommen könnten.
Die Situation war nicht wirklich die beste, doch er musste nun mitspielen. Missmutig lies er sich vom Magier zur Akademie schicken. Na gut, los gehts! Eiligen Schrittes begab er sich also zum Treffpunkt, auf seinem Rücken ein gepackter Rücksack, sowie Bogen und Köcher.
Geändert von Jaryvil (02.06.2011 um 16:24 Uhr)
-
"... denn es liegt an uns, Adanos' Zeichen nun zu deuten. Die Gefahr ist noch nicht gebannt, denn niemand weiß, was genau er uns geschickt hat und was passiert, wenn es in die Hände jener Menschen fällt, die es zu kriegerischen Zwecken missbrauchen. Viele Sagen berichten von legendären Schwertern, die aus dem Metall von jenseits der irdischen Zuflucht bestehen. Vielen ist die Wirkung des magischen Erzes bekannt, das Waffen härter und leichter als jedes gewöhnliche Schwert macht. In den Schriften der Vorfahren steht geschrieben, dass die Berge ihr magisches Erz durch göttlichen Einfluss gewonnen haben. Dort oben, meine Kinder, liegt nun unsere Hoffnung und unsere größte Gefahr begraben. Wir müssen die Gabe Adanos' ergreifen ehe es ein anderer tut. Und darum lässt der hohe Rat der Wassermagier eine Gruppe unserer mutigsten Krieger und Magier aufstellen, die sich auf die Suche nach dem Geschenk unseres Gottes machen. So lasst uns fortan für diese Menschen beten, denn sie setzen sich den ungeahnten Gefahren des Gebirges und der Fremden aus, die gewiss ebenfalls auf der Suche nach dem Himmelskörper sind. Wir, die wir hier bleiben, müssen uns nun um die Pflege der Verletzten und der Schaffung von Ordnung und Sauberkeit in unserer Stadt kümmern..."
Das war ein Lichtblick. Marvin hatte die letzten zwei Wochen damit verbracht ... er hatte eigentlich keine Ahnung, was er die letzten Tage gemacht hatte. Er war mehrmals durch Setarrif flaniert, saß nichtstuend am Hafen, aber wirklich etwas zu tun hatte er nicht gehabt.
Er fragte einen Passanten wo er die Expedition finden könne und erfuhr, dass sie sich an der Akademie versammelte. Er konnte nicht sicher sagen, ob er überhaupt teilnehmen durfte, schließlich wusste er nicht einmal, ob er jemals irgendeinen Rang in dieser Gesellschaft trug, ihn vielleicht keiner leiden konnte oder ihn eventuell auch einfach keiner kannte.
Etwas lag in der Luft ... verbrannter Geruch. Offenbar war der Meteroit irgendwo eingeschlagen und hatte dort ein wenig Vernichtung gebracht. Es verwunderte ihn kurz ein wenig, dass der Wind den Geruch hierhertrug, doch er steuerte weiter direkt auf die Akadamie zu, um sich für die Expedition zu melden.
Es waren schon ein paar Leute versammelt, Krieger und Magier wild gemischt, nun musste Marvin nur noch denjenigen finden, der verantwortlich für die Zusammensetzung war. Praktischerweise wurde Marvin selbst gefunden.
»Was willst Du hier? Ich kenne dich nicht.« sprach ihn jemand an.
»Ich wollte mich für die Expedition melden, die ...« begann Marvin
»Und Du glaubst hier kann jeder mitmachen, wie er lustig ist?« erwiderte er.
»Äh nein, aber ich kann kämpfen. Ich war in Khorinis und habe bei der Orkinvasion auf Seiten der Lees gefochten ...«
»Die Orkinvasion habt ihr aber ordentlich verloren.« unterbrach er Marvin wieder und dieses Mal fehlten Marvin die Worte.
»Kleiner Scherz, wir können jeden brauchen, der den Mut gehabt hat diese aussichtslose Schlacht zu kämpfen.«
-
Mit der Hand fühlte Cotton über seinen Bauch, der nach dem gestrigen ausgiebigen Mahl eine leichte Rundung aufwies, die sich aber noch nicht unter dem Mantel abzeichnete. Diese geistige Arbeit kostete ihn mehr Kraft, als er offen zugeben würde. Nachdem Melaine gegangen war, konnte er gerade zwei Mal Magie wirken lassen, bevor er eine Leere in sich spürte, die nur mit fettreicher Nahrung und viel Trinken wieder zu füllen war. Doch wie auch schon vor einigen Wochen, als ihm die blaue Flamme zum ersten Male gelang und die Aufgabe ihm seine Kräfte raubte, würde er sich schnell an die ungewohnte Belastung gewöhnen. Er wusste selbst, dass sein Geist nicht mit einem Muskel, der durch schwere Lasten an Kraft gewann zu vergleichen war, doch konnte er nicht übersehen, dass es eine Sache des Trainings war, von der der Erfolg abhing. Nur, dass seine Hände ohne Schwielen bleiben würden.
Wieder saß er am Strand und benutzte die Kraft des Meeres, um sich inspirieren zu lassen. Das unentwegte Rauschen und Schreien der Möwen vermischte sich zu dem allabendlichen Konzert der Gelassenheit, in dem er völlige Ruhe zu finden vermochte. Mit der einen Hand fuhr er sachte durch den Sand, während die andere in seinem Schoß lag und langsam wärmer wurde. Mit geschlossen Augen fühlte er in sich hinein und tastete nach der Kraft, die er inzwischen so sehr begehrte. Die Energie, die ihm die Türen für unbekannte Handlungen und neue Welten öffnete. Nie hätte er gedacht, dass er dieses Wissen schätzen würde. Doch die Idee, in seinem Alter etwas Neues zu lernen und sich mit seiner Unwissenheit beinahe zur Schau zu stellen, faszinierte ihn.
Mit leerem Blick schaute er vor sich hin, sog die Umgebung in sich auf und suchte nach etwas Spürbaren, etwas woran er sich festhalten konnte. Mit gestrecktem Arm drehte er seine Hand langsam von links und rechts und besah den Tropfen, der auf seinem Handrücken bei der Bewegung mitwanderte und stetig größer wurde, bevor er auf den Boden fiel. Mit einem Lächeln streckte er seinen Zeigefinger aus, um nach mehr zu suchen. Innerlich spürte er, wie er sich die Magie wie unsichtbare Ranken vorantastete und alles aufgriff was dort zu finden war.
„Faszinierend“, flüsterte er. Doch ein drückendes Gefühl auf seiner Brust, als wäre eine schwere Last dort abgelegt worden und ihm den Atem nahm, beendete die Übung.
„Kurz Pause…“
-
In der Oberstadt
Mit einem schwachen Grinsen auf den Lippen saß der Hohe Wassermagier im Schatten einer der Prunkbauten in der Oberstadt und fokussierte das Glas Wein in seiner Hand, als sich eine weitere Gestalt näherte. Unbemerkt von der lästigen Öffentlichkeit wollte sich Ikulo mit seinem langjährigen Freund unterhalten und was bot sich dafür besser an, als ein Platz am schön verzierten Eichentisch im Schatten der eigenen Villa abseits von der Straße im gut geschützten Hinterhof.
Kurz nachdem der Adlige nach draußen getreten war, hatte sich die Wache nach drinnen verzogen und die Tür hinter sich verschlossen, so dass die beiden Herren nun unter sich waren. "Es freut mich, dass du etwas Zeit für mich erübrigen konntest, Kirijulon.", grüßte Ikulo, bevor sich die beiden Männer umarmten und dann auf den hölzernen Sesseln Platz nahmen. "Das habe ich doch gerne getan, mein Freund, denn in Zeiten des Umbruchs, in denen das Chaos immer weiter um sich greift, ist es gut, wenn man noch auf seine Freunde zählen kann. Die Situation hat sich nicht gerade zum Guten gewendet, denn unter der Herrschaft der Varanter wird es nicht mehr so einfach, eigene Vorteile herauszuschlagen.", erklärte der Heiler mit leicht zerknirschter Miene, während er das Weinglas zu seinem Munde führte und einen Schluck davon nahm, nachdem er geendet hatte.
"Es gibt dennoch Möglichkeiten, das weißt du auch und ich hörte, dass du hier und da auch wieder deine Finger im Spiel hast. Ich für meinen Teil hörte davon, dass du ein neues Gift entwickelt haben sollst, dass sich gut mit Tinte mischen lässt und deren Ausdünstungen für einen verheerenden Effekt sorgen.", meinte der Adlige grinsend, bevor er laut zu lachen begann und sich nun auch selbst etwas Wein einschenkte und gespannt den Diener Adanos' anblickte.
Dieser wartete noch einen kurzen Moment, ehe er selbstsicher grinsend das Wort ergriff. "Wir haben teure Ablassbriefe verkauft und eher günstige. Ein armer Schlucker, der Abschaum der Gesellschaft, kann sich keinen teuren Ablassbrief kaufen und so muss er zu einem Billigen greifen. Diese jedoch sind mit einer recht hohen Dosis des Giftes versetzt und sie bekamen den Hinweis, dass sie diese Briefe mit sich herumtragen sollen, da es eine Weile dauert, bis sie von ihren Sünden rein gewaschen werden. So bekommen wir Gold und werden endlich diese unwürdigen Kreaturen los, die es eigentlich nicht verdienen hier zu wohnen."
Daraufhin verbreiterte sich auch das Grinsen Ikulos der zufrieden hinzufügte "Und man kann sagen, dass die Toten eine Folge der göttlichen Strafe sind, woraufhin mehr Leute Ablassbriefe kaufen werden und die Armen, die sich keine teuren Briefe leisten können, auch vergiftet werden. Du bist einfach genial, Kirijulon.", woraufhin beide weiter im Gespräch versanken.
Hyperius
-
Wie eigentlich immer stand Thorleif in der Küche der Taverne "Zur Sturzkampfmöwe" und bereitete das Essen für einpaar Gäste zu. Er war ziemlich froh und erleichtert, dass er sich jetzt wieder mit seiner Aufgabe als Koch beschäftigen konnte und nicht auch noch den Wirt machen musste. Dieser neue, Sarpedon, hier er, macht sich ziemlich gut als Wirt.
Als Thorleif die Fleischsuppe fertig gekocht hatte, brachte der Koch sie nach vorne und gab sie einem der Kellner in die Hand, welcher die Suppe auch gleich zu dem Gast brachte.
Da Thorleif im Moment nichts mehr zu tun hatte, schaute er sich einwenig in der Taverne um. Es schienen weniger Leute hier zu sein als sonst. Ob das an diesem Beben lag, welches letzte Nacht kam? Der Koch wusste es nicht und er bezweifelte auch das er etwas dazu herausfinden würde, aber das war ja eigentlich auch nicht sein Problem. Da jeder Gast versorgt zu seinen scheint, beschloss Thorleif mal wieder der Bibliothek einen Besuch ab zu statten. Er sagte nur noch kurz Sarpedon bescheid, wusch sich einwenig in der Küche und verließ dann die Sturzkampfmöwe.
Auf dem Weg in die Bücherei grüßte er einige Bekannte und vorbei ziehende Händler,
bis er dann zu dem Haus der Magier kam. Vor dem Haus blieb er stehen und schaute es sich an. Wie gerne würde ich meinen Beruf in der Taverne kündigen und ein leben im Dienste Adanos und der Magier beginnen?! Nach diesen Gedanken schüttelte Thorleif nur kurz den Kopf, da ihm klar war dass dies wahrscheinlich nie geschehen würde. Dann machte sich er Koch auf, die letzten Schritte zur Bücherei auch noch hinter sich zu kriegen.
Doch auch vor der Bibliothek blieb der Mann stehen und sah eine bekannt Person. Na ja so sehr kannte er das junge Mädchen auch wieder nicht, aber sie hatte ihn vor einiger Zeit auf den Gedanken gebracht, vielleicht doch Magier zu werden. Kurzer Hand beschloss der Koch sie einfach noch mal deswegen an zu sprechen. Vielleicht klappt das mit dem Magier sein ja doch noch. Doch bevor Thorleif sie ansprach überlegte er noch kurz wie sie hieß, bis es ihm dann wieder einfiel. "Guten Abend Selina. Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin derjenige den du mal gefragt hast, ob er sich für Magie interessiert. Nun ich habe einwenig nachgedacht.
Ähm... könntest du mir vielleicht irgendwie helfen dass ich bei den Magiern aufgenommen werde?" Thorleif hoffte sehr dass sie ihm helfen könnte und dass der Koch nicht irgendwie zu direkt war.
-
Kaum nachdem Arvideon aufgenommen war, begann auch der vermeidliche Weltuntergang. Der Boden hatte gebebt, das Gebäude gewackelt und dann... war es wieder vorüber gewesen! Die Menschen lebten noch, viele hatten Panik, aber sie waren nicht gestorben.
War das nur ein Vorbote des Untergangs gewesen? Oder war alles halb so schlimm? Selina wusste es nicht, nur Adanos alleine könnte vorhersehen was passieren würde und sie würde es sehen wenn der Zeitpunkt gekommen war.
Doch etwas ändern konnte sie nicht, also beschloss sie erst einmal nach draußen zu gehen und zu schauen ob Hilfe gebraucht wurde, oder was für Gerüchte über den Grund des Beben umgingen. Vielleicht war ja sogar etwas halbwegs Glaubwürdiges oder gar Realistisches dabei. Der Grund weshalb sie aber angesprochen wurde, kurz nachdem sie das Gebäude verlassen hatte, war ein vollkommen anderer. Es war Thorleif und er wollte ebenfalls aufgenommen werden.
"Adanos zum Gruß, Thorleif! Dein Wusch freut mich, es ist immer gut neue Brüder und Schwestern zu bekommen, aber sag, was verleitet dich zu diesem Entschluss? Hast du schon Erfahrungen mit der Kirche Adanos' gemacht und was hast du bis jetzt in Setarrif getan?"
-
"Degro, es gibt interessante Neuigkeiten: Irgend so ein Zeichen Adanos' ist hier eingetroffen - mittels Erdbeben und Lichtblitz - und Magier stellen jetzt eine Expedition zusammen, um da mal nachzuschauen. Eigentlich suchen sie ja irgendwelche Krieger, Magier und was sonst noch so elitäres herumrennt, aber irgendwie glaube ich, wir sollten uns dem auch mal anschließen: Wahrscheinlich gibt es Geld, wir kommen hier mal wieder raus und ein paar ganz interessante Leute sieht man garantiert auch. Ich muss mal schauen, vieleicht... Ich kenne ja ein paar Leute unter den Magiern, eventuell kann uns einer von denen helfen, mit rein zu kommen. Was meinst du?"
Gath und Degro saßen im Innenhof des Lagerhauses, das irgendie immer verlassener wurden - keine Ahnung, wo alle Welt hin war, aber irgendwie ward niemand der anderen Bewohner gesehen und Aufträge hatte Gath gerade auch keine, weshalb er so mehr oder minder nutz- beziehungsweise demnächst auch geldlos war - und unterhielten sich über so dies und das und vor allem, über die Neuigkeiten.
"Warum eigentlich nicht?", fragte der Falkner zurück und aus dem Tonfall konnte man vorallem eines heraushören: Er war sehr froh, die Aussicht zu haben, Setarrif zu verlassen. Auch wenn er losgezogen war, um ein neues Leben zu haben, irgendwie hatte es ihm dann so seßhaft in der Stadt doch nicht gefallen. Nun, vieleicht war ja die Expedition was für ihn.
"Gut, dann... Ich glaube, ich werde mal schauen gehen, ob ich irgendwie irgendjemand vom Orden finde, der uns da helfen könnte. Ich glaube nämlich, die wollen innerhalb der nächsten Tage weg, schließlich sollen ja nicht irgendwelche anderen Leute, die das Ganze für ein Zeichen Innos' halten, schneller sein."
-
"Also so richtige Erfahrung mit der Kirche Adanos habe ich noch nicht gemacht, außer dem wenigen was ich in einpaar Büchern gelesen habe. Eigentlich habe ich die ganze Zeit in der Sturzkampfmöwe als Koch gearbeitet und halt noch das ein oder andere Buch gelesen. Mehr habe ich eigentlich nicht zu erzählen, denn viel mehr habe ich auch nicht erlebt", antwortete Thorleif auf die Frage von Selina. Dann dacht er kurz nach und ihm fiel wieder die Sache mit dem Schiff ein. "Doch da gibt es noch etwas. Es ist schon viele tage her, aber irgendwann bin ich mit einigen Kriegern aus Setarrif einpaar Ritter verhaftet, wenn man das so sagen kann. Okay eigentlich hatte ich mit dieser Verhaftung nichts zu tun ich war halt nur dabei, wenn du verstehst", wider dachte der Koch nach und sagte dann: "Nun mehr habe ich wirklich nicht zu erzählen. Ich hoffe es reicht dir?! Achso, dass hatte ich ganz vergessen. Ich möchte gerne Magier werden, damit ich helfen kann das Gleichgewicht wieder her zu stellen beziehungsweiße zu erhalten und natürlich um meinem Eintönigen Leben als och zu entkommen!"
Geändert von Thorleif (02.06.2011 um 21:02 Uhr)
-
Selina lauschte dem Mann aufmerksam. Er wollte das Gleichgewicht herstellen? Das klang als hätte er das in einem Buch gelesen und sich gemerkt um jetzt einen guten Eindruck zu machen. Doch er war Koch, scheinbar schon seit längerer Zeit und half somit in der Stadt und das, obwohl es ihm nicht einmal so sehr zu gefallen schien. Trotzdem, er schien wie ein ehrlicher Bürger und einen Koch im Haus der Magier zu haben konnte nicht schaden. Vielleicht würde er dann hin und wieder etwas zaubern von dem auch die junge Adeptin etwas abbekommen könnte. Bei dem Gedanken begann ihr Magen zu knurren und erinnerte sie daran, dass sie heute Abend noch gar nichts gegessen hatte.
"Du scheinst noch nicht sehr viel über die Lehren Adanos' zu wissen, aber als Novize kannst du dich dann ja lernen. Du bist ein ehrlicher Bürger und hast Interesse und so kann ich sagen, dass ich dir nicht nur helfen kann aufgenommen zu werden, sondern als Vorsteherin der Novizen und Adepten dich gleich aufnehmen kann! Ich heiße dich somit als Novize in unserem Haus herzlich willkommen! Du darfst damit hier in den Kammern der Novizen schlafen und eine Novizenrobe tragen."
Die zweite Aufnahme innerhalb von zwei Tagen! Hoffentlich nahm sie nicht zu viele Novizen auf, doch eigentlich war es ja gut, wenn sie Zuwachs bekamen! Bei Arvideon und seinem Begleiter hatte sie keine Bedenken, aber Thorleif hatte noch einiges zu lernen. Allerdings war es ja genau das, was Novizen taten und was auch sie selbst hatte tun müssen. Bevor sie nach Al Shedim gekommen war, hatte sie noch so gut wie nichts mit Adanos zu tun gehabt!
-
Etwas überrascht nahm Thorleif war, dass er jetzt zu den Novizen zählte. Irgendwie hatte es sich die ganze Sache schwieriger vorgestellt, er war natürlich froh dass es so schnell ging. Er bedankte sich bei Selina dafür und beschloss dann einletztes Mal in der Taverne zu kochen und dabei Sarpedon zu sagen, dass er nicht mehr in der Taverne arbeiten würde, zumindest vorerst nicht. Dann verabschiedete sich Thorleif bei Selina und machte sich auf Richtung Sturzkampfmöwe. Auf dem Weg dorthin wurde er von Glücksgefühlen überschüttet und als er endlich in der Taverne angekommen war musste er sich zurückhalten, damit der Koch nicht vor Freude schreiend in die Luft sprang.
In der Taverne war immer noch nicht viel los, aber das war im Moment auch gut so.
Der neue Wirt stand wie gewohnt hinter der Theke und Thorleif ging direkt auf ihn zu und berichtete ihm, dass er vorerst nicht mehr in der Taverne arbeiten würde. Als er zu ende gesprochen hatte zapfte sich der Koch, der sich jetzt wohl Novize nennen durfte, einen sehr großen Krug mit Met und verschwand in der Küche um sich ein letztes Mahl in der Küche der Sturzkampfmöwe zu kochen.
Als er fertig war setzte er sich an einen Tisch und begann zu essen und zu trinken. Als er geendet hatte, wusch er sein besteck ab, trank den Krug mit Met aus, holte sich seinen noch offen stehenden Lohn aus der Kasse und verließ einweiteres Mal die Taverne um sich auf den Weg zu den Kammern der Novizen zu machen. Er machte sich auf den Weg zu seinem neuen zu Hause, auf den Weg in ein neues Leben...
-
Nachdem sie sich um alle gekümmert hatten, die zu ihr gekommen waren, musste sie jetzt auch einmal eine Antwort auf Gath' Brief schreiben. Sie brauchte ihn nicht noch länger warten zu lassen, nachdem schon der Bote so sehr herumgetrödelt hatte.
Sie setzte sich also an einen Tisch in der Bibliothek und nahm den Brief, sowie leeres Papier und Tinte und Feder heraus. Zuerst machte sie sich daran die Fehler zu korrigieren, die Gath gemacht hatte, dann verfasste sie die Antwort.
"Sehr geehrter Gath,
so könntest du deinen Brief anfangen. An mich natürlich nicht, da brauchst du nicht so höflich schreiben. In höflichen Briefen, solltest du aber auch statt 'du' 'Ihr' schreiben und das schreibt man dann groß.
Die Buchstaben die dir gefehlt haben sind 'Ä' 'ä', 'Ö' 'ö' und 'Ü' 'ü', ich habe sie dir eh auch aufgeschrieben, erinnerst du dich?
Deinen Namen würde ich 'Gath' schreiben, dieses 'th' kommt in unserer Sprache nicht vor, wahrscheinlich kommt es von einer fernen Insel oder so.
Hochachtungsvoll, Selina
(das ist wieder eine höfliche Floskel)"
-
Schlaf nährte eine Sucht, der zu widerstehen es die Zauberin nicht verlangte. Sie wollte, was ihr Körper bedurfte, ihm geben, und schlief, bis die Kühle der neuerlich anbrechenden Nacht sie am Abend aus ihrem Schlaf kitzelte und sie ruhelos den Gedanken übergab, welche sie am gestrigen Abend dem Schlafe geopfert hatte. Nun kehrten sie zurück und zwangen die Rothaarige, sich zu erheben, zurückzukehren zu den vielen ungelösten Probleme, die sie in der Nacht zuvor sich selbst überlassen hatte. Eines davon war ihr Schüler. Er lernte, doch bedurfte er der Anleitung. Dies war verständlich und ihr ein Einfaches, ihm dies zu erfüllen.
Mit einem Gähnen, welches ihr die Lippen beinahe unsittlich aufriss, verließ die Zauberin das kleine Zimmer, in dem sie genächtigt hatte. Es war jenes über der Schmiede. Noch immer ein Heim, an dem sie lieber zurückkehrte, denn in die Fänge des Hauses der Magier. Das Vertrauen in jene Gestalten, die sich Diener Adanos‘ nannten und doch in Herrscharen zumeist über die eigene Spezies herfielen, wenn ihnen der Sinn danach stand, war erschüttert.
Nein. Es war nicht derart schlimm, doch brauchte sie ebenso Abstand, wie ihr Körper die Ruhe und den Schlaf. Abseits des Hauses lief sie nicht Gefahr, einem anderen Magier und damit einem weiteren Problem zu begegnen.
Ihre Schritte führten sie zurück zu dem kleinen Strand, an welchem sie am Abend zuvor Cotton Gray sich selbst überlassen hatte. Sie fand ihn an eben jenem Ort in beinahe gleicher Position, sitzend am Strand. Die Arme jedoch waren in den Sand gestützt, die Augen geschlossen und der verborgene Blick gen Himmel gerichtet.
„Seid gegrüßt, Cotton Gray.“, fand die Melaine die Worte, die es bedurfte, ein Gespräch zu beginnen, und ließ sich nachdenklich im Sand neben den Grauhaarigen nieder. Ihre Gedanken schweiften zu Colodis und die Frage keimte auf…
Die Rothaarige verzog den Mund und verbat sich, weitere Mühe im jetzt und hier darauf zu verschwenden. Derartige Gedanken waren für die Zeit bestimmt, da sie sich nicht mit anderen Dingen beschäftigen musste. „Wie steht es um euer Training?“, fragte die Zauberin schließlich mit einem milden Lächeln auf den Lippen und blickte in die Augen des Wiedererwachten.
-
Wo sucht man Magier am blödsten?
In ihren Quartieren natürlich!
Das hatte Gath sich auch überlegt, als er losgezogen war, aber als er an der Pforte ankam, hatte er erstmal feststellen müssen, dass diese eigentlich schon zu war.
Also hieß es warten, bis jemand herauskommt - und das hatte schon ein Weilchen gedauert - und den dann mal freundlich befragen, ob den Selina da sei - das war die Magierin, zu der Gath einfach den besten Draht hatte, weil mit Kilijan war das mehr eine geschäftliche Beziehung...
Das Ergebniss, nachdem der Novize, den er beim Verlassen des Hauses abgefangen hatte, nachschauen gewesen war und wieder da gewesen war, war jedefalls ernüchternd gewesen: Selina war nicht da und nein, er hatte auch keine Ahnung wo sie sein könnte.
Das warf den jungen Bootsbauer natürlich um einiges zurück, aber dann hatte er noch eine Idee: Vieleicht war sie ja in der Bibliothek - vorausgesetzt, diese war überhaupt noch offen und er als Normalsterblicher wurde um diese Uhrzeit noch eingelassen.
Letzteres war glücklicherweise der Fall gewesen, doch ob die Gesuchte auch da war, war erstaunlich schwer festzustellen, denn sie saß nicht direkt am Eingang und die Bücherregale waren lang, die Leseecken verschachtelt und Finden war eh nur eine Sache für eingeweihte - und Gath war definitiv nicht eingeweit.
Also hieß es suchen gehen und die Regalreihen ablaufen, in der Hoffnung alle Leseecken in Augenschein nehmen zu können, um festzustellen, ob Selina da war, und dann auch noch hoffen, dass er sie bei dieser Tätigkeit nicht verfehlte.
-
Er hielt seine linke Hand zu ihr hin, lächelte und wies sie an. „Schaut selbst.“
Einige Sekunden verstrichen, in denen nichts passierte. Der Wind nahm seinen gewohnten Kurs, spielte mit dem Haar von Melaine, während die Sonne sich ein paar Zentimeter nach unten schob. Cotton blinzelte, zog die Augenbrauen zusammen und besah seine Hand, die zu einer Mulde gefaltet war, welche sich innerhalb weniger Sekunden mit klarem Wasser füllte.
„Es kostet mich Kraft und Konzentration, doch es funktioniert. Das Wasser scheint überall zu sein. Ich kann es beinahe spüren, wenn ich danach suche. Wasser ist Leben… dieser Satz hat um ein Vielfaches an Bedeutung gewonnen. Das Wasser ist auch in mir, in meiner Haut, in den Muskeln, es ist unheimlich.“
Er griff in seine Manteltasche und kramte ein Stück trockenes Brot hervor, von dem er einen Bissen nahm. Schnell kauend, wischte er sich die linke Hand trocken und kratzte sich am Kinn. Melaine nickte schweigend.
„Wie weit kann man gehen?“, fuhr er fort. „Ich meine, was passiert wenn ich nicht die Luft nehme, sondern einen Apfel? Wird er… schrumpelig und trocken? Was passiert mit einer Schale voll Wasser? Kann ich es praktisch durch die Luft in meine Hand wandern lassen? Wie viel kann man kontrollieren? Kann ich es formen oder seinen Kurs bestimmen?“
-
Selina hatte zu Ende geschrieben und stand auf, während sie sich überlegte wie sie den Brief am besten zustellen sollte. Doch als sie bei dem nächsten Bücherregal links abbog löste sich dieses Problem ganz von alleine. Da war Gath und er war so nah, dass sie es nicht mehr schaffte den Schwung mit dem sie um die Kurve geschritten war abzubremsen und deshalb direkt in ihn hinein knallte.
Erschrocken wich sie zurück ehe sie erkannte um wen es sich da überhaupt handelte.
"Ah.. Tut mir Leid! Verzeihung! Alles in Ordnung? Oh... Gath... Adanos zum Gruß! Ich habe gerade an dich gedacht und dir einen Brief geschrieben. Dann brauche ich jetzt nicht einmal einen Boten. Der dem du deinen Brief gegeben hast, hat übrigens ewig gebraucht. Ich weiß ja nicht, wer er ist und will auch gar nicht schlecht über ihn reden, aber im Überbringen des Briefes war er nicht der Schnellste."
Zuerst noch etwas verdutzt über die plötzliche Begegnung, schaffte sie es nun freundlich zu lächeln. Sie überlegte sich noch etwas zu Essen zu holen bevor sie weiter mit ihrem Freund sprach, entschied sich dann aber dagegen. So wichtig war Essen dann auch wieder nicht und sie brauchte nicht immer so verfressen zu sein!
-
"Nein", antwortete der Krieger knapp.
"Es fühlt sich nicht besser an, das ist der Fluch. Nach einer längeren Zeit in Gemeinschaft mit einer anderen Seele, die Verbundenheit und Stärke gespürt... kann man nicht mehr anders.
Vergleich es mit einer Droge, es ist eine Abhängigkeit die dich zwingt danach zu streben. Der Geist verlangt danach, ständig, deswegen ist es auch heikel eine Verbindung mit einem Magier einzugehen, eine Heilung.
Ich will nicht wissen was passiert, wenn die Kontrolle für einen Moment abhanden kommt und der Gier freien Lauf lässt.
Moryn und Jerowen erleben eine extreme Form davon, es ist ein Teufelskreis, dessen Durchbrechung für mich unmöglich scheint.
Es zerfrisst den Geist und nagt selbst an den Reserven des Körpers", schilderte Colodis nüchtern.
"Ich kann nicht anders", versicherte er.
"Es ist besser geworden, seitdem ich die nötige Stärke gefunden habe das Verlangen zu nähren. Selbst in optimaler, mentaler Verfassung und weit über den Verhältnissen eines normalen Kriegers hinaus, ist es schwierig.
Dieses Band ist vermutlich ein Risiko, für alle, aber nicht zuletzt für die Anweder die betroffenen. Bereits wieder hat es Opfer gefordert und wenn wir es nicht bald in den Griff kriegen wird es das vielleicht wieder.
Aber... ich kann wirklich nicht anders."
Seine Stimme hatte von der abschirmenden Härte verloren und Verzweiflung klang durch. Ja, er hatte zu einer Form des Glaubens gefunden. Das Vertrauen in die eigene Stärke, aber es kam nichts dem gleich was zuvor gewesen war. Immernoch nicht, nach einer ordentlichen Zeit.
Colodis leerte den Schnaps in einem Zug und stellte den Becher umgekehrt auf den Tisch.
"Verstehst du es jetzt?", wollte der Nordmann wissen.
-
Da lief man mehr oder weniger suchend durch die Gegend...
Und dann wurde man einfach von der Gesuchten umgerannt. Immerhin, das ging schneller als Gath erwartet hatte und er war immerhin erfolgreich gewesen, denn wenn er ein bischen schneller gewesen wäre, wäre Selina hinter ihm vorbei und er hätte sie nie gefunden.
"Hallo Selina.", begrüßte auch Gath sie, nachdem sie da irgendwas vor sich hingestammelt hatten, kurz nach ihrem zusammenstoß.
"Es freut mich ja zu hören, dass das Schreiben nicht verlohren gegangen ist, oder der Kerl, dem ich den Brief angedreht habe, ihn nicht verfeuert hat. Aber darüber können wir uns immernoch unterhalten, erstmal sollten wir nicht so dumm hier in der Gegend herumstehen, sondern uns irgendwo hinsetzten."
Also wurde die Idee in die Tat umgesetzt und sie gingen den Gang hinunter, den aus dem Selina gekommen war, denn da stand ja ein Tisch. Nachdem sie sich gesetzt hatten, atmete Gath tief durch und fuhr fort: "Ich habe in erster Linie mal ein Problem, bei dem du mir vieleicht helfen kannst, und das hat nichts mit irgendwie schreiben zu tun: Ich habe mitbekommen, dass die Magier eine Expedition - wahrscheilich ins Gebirge - starten wollen, um die Ursache dieses Lichts und des Bebens herauszubekommen, und ein Freund und ich sind auf die Idee gekommen, wir könnten uns doch daran beteiligen, denn das Ganze wird wahrscheinlich bezahlt und wir sind nicht gerade Reich und außerdem... Wir wollen irgendwie mal wieder raus aus Setarrif. Mein Freund ist Falkner, dem gefällt es hier eh nicht so besonders gut, und arbeitslos hat er eigentlich keinen Grund da zu bleiben.
Der einzige Haken an der Sache ist jetzt aber, dass die Expeditionsleitung Kämpfer und Magier sucht und wir sind weder das eine noch das andere...
Könntest du uns da ... vieleicht ... irgendwie ... helfen?"
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|