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Nun, bald ist es soweit! Langsam schweiften die Augen durch den Raum, achteten peinlich genau auf jede Einzelheit, jedes winzige Detail. Es war wichtig, dass dass die Kerzen einen Kreis und kein Oval bildeten, dass das Pentagramm perfekt gezeichnet und die Kelche am richtigen Platz standen. So wie es aussah, war es gut. Überall im Raum verteilt, standen Schalen, in denen Sumpfkraut verbrannt wurde und dessen Dämpfe den ganzen Raum in einen gespenstischen Nebel getaucht hatten. Vor allem im Bereich des Zeremoniekreises hatte es seine Wirkung und man fühlte sich von der Last der Welt bedrückt und eingeengt. Mit gierigem Blick füllte er die Kelche am Boden mit verschiedensten Flüssigkeiten und sie alle würden später noch ihren Zweck erfüllen, denn diesmal sollte es klappen!
"Führt ihn herein!" herrschte er seinen Untergebenen an, der in einen schlichten, dunklen Mantel gehüllt war. Dieser ging durch die Tür und es dauerte nicht lange, da schritt der Gesuchte in den Raum, sah sich um und man konnte spüren, dass ihm diese Atmosphäre ganz und gar nicht behagte. Doch er wird nicht flüchten. Dessen war sich der Blutmagier sicher. Er will diesen Zauber erlernen. Er lernt und hilft uns dabei. Ein böses Grinsen trat auf seine Züge. Dieser Jüngling wird an uns gebunden sein durch sein Versprechen. Den Gefallen habe ich nicht vergessen. Dieser Pakt würde eindeutig zu seinen Gunsten ausgehen, denn er war es, der die Konditionen bestimmte. Noch immer lächelnd zeigte er auf einen Punkt vor dem Ritualkreis. Dort würde der Novize Aufstellung beziehen. Gespannt wartete er, die Hände reibend.
Jaryvil
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"Ja, warum nicht", antwortete Deloryyan ermutigt und machte sich mit Colodis auf den Weg zur Enklave. Dass es eventuell so schnell ginge, hätte er sich nicht träumen lassen, im Gegenteil, jetzt machte sich erst richtig Nervosität in ihm breit. Jedes falsche oder unbedachte Wort konnte die ganze Sache zum Scheitern verurteilen, daher versuchte er, sich schonmal ein paar Floskeln im Kopf zurechtzulegen. Wahrscheinlich hatte er diese aber sowieso schon wieder vergessen, sobald er dem Mann, den Colodis als gesittet und durchaus weise beschrieb, gegenüberstand. Sich zu verstellen machte wohl auch keinen großen Sinn, er musste sich ehrlich verhalten, anderenfalls lief er Gefahr, von Antonius im Nu durchschaut zu werden. Hoffentlich besaß dieser wenigstens die Offenheit, über die Heilung Jerowens zu sprechen. Wenn Deloryyan genauer drüber nachdachte, zwang ihn nichts dazu, am Ende war er also gar auf das Wohlwollen des alten Mannes angewiesen.
Kurz bevor die in die Straße einbogen, machte er kurz Halt, klopfte seine Kleidung ein wenig ab und schob seinen Umhang zurecht, um einem Mann, der möglicherweise zuerst auf Äußerlichkeiten achtete, wenigstens einen Hauch von Würde zu vermitteln.
"Geht schon weiter", sagte er schließlich zu Colodis, der seine Aktion argwöhnisch und amüsiert zugleich beobachtet hatte. Wenige Augenblicke später hatten sie die Enklave auch schon errreicht. Ohne Zögern trat Colodis ein und führte Deloryyan in eine prachtvolle Eingangshalle. Als sie gerade weitergehen wollten, trat ein vorbeikommender Novize an sie heran...
Geändert von Deloryyan (20.02.2011 um 19:57 Uhr)
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Haus der Magier
Vorsichtig legte Aniron Sinan zu seiner Schwester in die Wiege. Er seufzte kurz auf, schlief aber weiter, als er erst einmal lag.
"So", flüsterte Aniron. Danee saß immer noch in ihrer Kammer. Aniron dankte Adanos, dass er ihr diese Frau geschickt hatte. Die Ältere saß zufrieden auf einen Schemel und starrte scheinbar in die Luft. Doch die Adeptin wusste, dass sie jederzeit ihre magischen Fühler ausgestreckt hatte und die feinen Schwingungen der Umgebung wahrnahm.
"Geh ruhig", sagte sie zu Aniron.
"Wie kann ich dir nur danken?" erwiderte sie.
"Das ist nicht nötig, Adanos hat Euch zu uns geschickt, das ist wahrlich ein wunderbares Zeichen."
Mit einem Lächeln auf die Lippen trat Aniron hinaus in die Nacht und nahm die Felsstufen hinauf zum kleinen Plateau mit dem Kräutergarten. Sie ließ eine kleine Lichtkugel über ihrem Kopf schweben und trat vorsichtig auf das Beet, um keine der zarten Pflanzen zu zerstören. Vorsichtig schnitt sie einige der noch jungen Brennnesseln ab. Nach einer Weile hatte sie eine gute Menge zusammen, das würde reichen und der Hure hoffentlich Linderung bei ihrem Hautproblem bringen.
Sie erhob sich wieder und trat aus dem Beet heraus, als sie leise Schritte vernahm. Jemand kam hinter ihr die Treppe hinunter.
Das Licht ihrer Leuchtkugel fiel auf ein nachdenkliches Gesicht, Aniron überlegte eine Weile, irgendwie kannte sie das Gesicht doch...
"Adanos zum Gruße... Solveg?"
Das war doch sein Name... nicht? Es war nicht lange her, aber die hatte ihn doch in Al Shedim gesehen.
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Da war er ja wieder, Serverus. Der eifrige Novize von Antonius.
"Was wollt Ihr hier?", fragte dieser argwöhnisch.
Als wüsste er keinen Grund warum zwei Krieger fast mitten in der Nacht in eine Haus der Magier spazierten.
Zugegeben, das war auch ein eher seltsames Bild.
Und er konnte verstehen welche Gedanken der Diener hegte.
"Wir möchten zu Antonius", gab der Tischler knapp von sich.
Jetzt musterte er sie noch heftiger und verschränkte die Arme.
"Meister Antonius ist zu dieser späten Stunde und auch noch unangemeldet nicht zu sprechen", versicherte dieser ihnen schliesslich.
Seine Stimme war sicher, erstaunlich eigentlich. Das hätte er von einem Novizen eigentlich nicht erwartet.
"Und du willst ihn wirklich nicht vorher Fragen?", gab er mit einem festen Unterton zurück.
Serverus zögerte, beschloss dann aber auf seiner Position zu verharren und abzulehnen.
Sein Problem, aber Colodis beliess es lieber vorerst dabei.
Musste ja nicht unbedingt heute sein und wenn es auch auf anderem Wege ging.
Der Krieger wandte sich an Deloryyan der ein fragendes Gesicht aufgesetzt hatte. Er zuckte nur kurz mit den Achseln und führte ihn mit leichtem Druck an der Schulter wieder raus.
"Was war denn das?", wollte er jetzt wissen.
"Keine Ahnung", erwiderte er nur.
"Aber so wie es scheint muss ich mir erst was einfallen lassen."
"Du sagtest doch du kennst ihn?", wollte Del aber wissen.
"Tu ich. Aber offensichtlich reicht das nicht. Überlass das mal mir, ich hab eine Idee. Bis es soweit ist, kannst du dir das ja noch mal genau überlegen."
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Der Wind hatte nicht nur die alten Gedanken weggeblasen, sondern zugleich neue herbei geweht, die ihn bis in die Dunkelheit hinein beschäftigten, währenddessen aus dem Ausblick aufs Meer nur noch eine finstere, geräuschvoll tosende Kulisse geworden war. Es waren Gedanken, die ihn dazu beflügelten, alsbald etwas bewegen zu müssen. Denn was waren sie hier in Setarrif? Gäste und das bis heute, obwohl sie schon mehrere Wochen hier verweilten. Natürlich, sie waren gekommen, um den kulturellen Austausch voranzutreiben, aber Viele von ihnen wollten vermutlich nicht nur Gäste sein. Und nach dem, was er damals unbemerkt mitbekommen hatte, als Tinquilius sich mit anderen Wassermagiern unterhalten hatte, waren sie inoffiziell auch aus anderen Gründen hier. Doch weshalb geschah nichts?
Nun waren sie zurück, die Sorgen, die er hier oben ablegen wollte. Es musste sich etwas ändern, darin war er sich nun zumindest sicher. Die Frage nach dem Wie konnte er sich selbst schon nicht mehr stellen, denn auf dem Weg zurück zum Haus der Magier traf er auf ein bekanntes Gesicht. Es unterbrach seine Gedankengänge und zauberte sogar ein freundliches Lächeln in sein Gesicht, das während der letzten Tage wohl nur seltenst wenig ernst dreingeblickt hatte.
"Adanos zum Gruße, Aniron. Wie schön, nicht allein hier draußen zu sein und zugleich eine vertraute Person aus Al Shedim wiederzusehen. Die unsrigen sieht man selten, habe ich das Gefühl. Mir scheint, als haben wir uns alle ein wenig...aus den Augen verloren?"
Die Antwort auf diese Frage würde vermutlich entscheidend für seine weiteren Überlegungen sein. Ging es lediglich ihm so oder merkten auch andere, dass die alte Gemeinschaft aus Al Shedim zurzeit keine Einheit bildete, die für einen geordneten Austausch der Kulturen vonnöten wäre? Natürlich brauchte es Freiheiten, doch im Moment fühlte er sich eher verloren, als frei.
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"Führt ihn herein!" Das hatte er schon gehört, bevor dieser Diener in dunklen Roben die Tür geöffnet hatte, sein Auftreten wäre also gar nicht mehr nötig gewesen. Es war nicht beruhigender, dass dieser Fremde neben ihm ging und unwohl wurde ihm erst recht, als die Vorbereitungen dann sichtbar waren. Gruselig, schaurig, gespenstisch und angsteinflösend. Ein paar wenige Worte, die doch das beschrieben, was er jetzt sah. Vor ihm lag ein Raum, einzig erleuchtet von ein paar Kerzen, die im Kreis um ein Pentagramm aufgestellt waren. Sie tauchten die Mauern, die Säulen und die anwesenden Personen in unheilvolles Licht und warfen lange, spöttisch tanzende Schatten.
Nervös schritt er näher an den Ritualkreis, folgte dem Zeichen des Magiers, der sich für diesen Anlass in eine blutrote Robe gekleidet hatte. Schwarze Linien waren es diesmal, die auf dem teuren Stoff sichtbar waren und wieder gingen sie alle in eine Richtung. Doch sie war nicht wie das andere Gewand, denn diesmal führten die Wege zum Herzen, wo sie sich zu einem großen schwarzen Loch verbanden. Beinahe erschrocken über diesen Anblick wandte er sich ab, richtete den Blick wieder nach vorn und erst jetzt bemerkte er den wabernden Nebel, der im Schein der Kerzen sichtbar geworden war. Am Geruch erkannte er ihn und ein kleines bisschen Erleichterung war zu spüren: Sumpfkraut.
"Tritt ein, Williger." Die Worte waren so ruhig und klangen so einfach, doch es war kein normaler Schritt auf die Straße, in den Hauseingang und sogar der Eintritt in einen Thronsaal wäre im sicherlich leichter gefallen. Das war der Eingang zu einem Blutritual. Wäre er erst einmal drin, würde der Ausbruch schwer oder gar unmöglich werden. Du musst. Es geht nicht anders! Eine Mahnung an sich, die nur teilweise Erfolg hatte. Natürlich musste er, schließlich war es auch der Eintritt in ein Leben als Wassermagier, der Eingang in die Magie, der ihm alle Türen öffnen würde. Doch war er jetzt schon bereit dafür? Zweifelnd stand er davor, sein Blick ging in die Leere und in seinem Kopf wirbelten allerlei Gedanken umher.
Ruhe! Innerlich schrie er auf, es war alles so verwirrend und er wollte nicht noch einmal so einen unüberlegten Schritt machen, mit welchem er bei der Arenawette sein komplettes Geld verspielt hatte. Und hier geht es nicht um Geld, hier geht es um mein Leben... Er war gespalten, doch dann setzte sich eine Seite durch und sie gab die Antwort auf den vorherhigen Gedanken. Hier geht es um mein Leben als Wassermagier. Und da tat er den Schritt, der ihn in den Teufelskreis beförderte. Jetzt würde es bald losgehen, denn ohne Zeit zu verschwenden, gab der Dunkelhäutige die nächsten Anweisungen.
"Atme den Rauch ein, spüre ihn, wie er deine Lungen erfüllt und schmecke ihn auf deiner Zunge." Jaryvil tat, wie es der Meister verlangte, denn richtete er sich nach ihm, würde er sein Ziel erreichen. Je besser er folgte, desto schneller wäre es getan.
"Strecke deine Arme aus, führe sie über die Kelche. Gehe in dich und blende alles andere aus." Jaryvil tat, wie es sein Meister verlangte, führte das Kommando aus und rührte sich nicht weiter. Je ruhiger er wäre, desto mehr könnte er sich konzentrieren.
"Nun recke dein Gesicht empor, halte es über allem und schließe deine Augen." Und Jaryvil tat, wie es sein Meister verlangte, beging das Ritual mit geschlossenen Lidern. Je höher er sein Gesicht hielt, desto näher wäre er am blauen Himmel.
Er hörte, wie sich etwas am Boden verschob, konnte jedoch nicht sagen was es war, denn sein Gesicht war empor Gehoben und seine Augen geschlossen. Und auf einmal spürte er etwas kaltes und hartes, es bohrte sich ohne Vorwarnung in seine Handflächen. Es schmerzte, doch er unterdrückte den Schrei, denn er war in sich gegangen, ignorierte alles andere. Einzig das warme Blut floss an seinen Fingern hinunter und tropfte von deren Spitzen. Und plötzlich zischte es, warmer Dampf stieg nach oben, hüllte seinen Körper ein, doch er roch es nicht, denn seine Lungen waren voller Rauch und füllten ihn aus. Seine Gedanken waren vernebelt, schwirrten umher und klammerten sich an eine Erinnerung. Es widersprach jeder Logik, warum ihm genau jetzt dieses Bild in den Kopf fuhr, denn es war das Bild von Selina, welches sich nun in seinen Kopf brannte und mit ihr das Gefühl, ein Stück Familie, ein Stück Geborgenheit gefunden zu haben, seitdem seine Eltern ermordet wurden. Sie war eine gute Freundin, wie eine Schwester, die er schon immer haben wollte, sein Stückchen Familie. Mit ganzem Willen hielt er das Bild am Leben, lies es in seinem Kopf und konzentrierte sich darauf, während es schien, als hob er langsam vom Boden ab, während noch immer das Blut floss und der Dampf sich an seinen Körper schmiegte.
Der Novize fühlte, wie etwas in ihm verloren ging. Seine Gedanken galten diesem einen Bild, während die Bilder aller anderen, unwichtigen und unnützen Menschen aus seinem Kopf verschwanden, mit dem Blutfluss nach unten tropften und aufstiegen. Doch sie bildeten keinen warmen Dampf, sie fühlten sich an wie eisiges Wasser, das ihm jede Geborgenheit nahm. Er wollte sich schützen, doch wie sollte er das tun? Diese eisige Kälte an seinem Körper, wie sollte er sie verdrängen? Zu sehr hatte er auf alle in seiner Umgebung geachtet und wollte es ihnen recht machen. Er war warmherzig und oft genug haben sie es ihm mit eisiger Kälte gedankt. Das waren sie doch alle nicht wert, sie waren nicht wichtig, denn das einzige, was noch von Bedeutung war, war sein eigenes kleines Stückchen Familie.... die heile Welt inmitten von Trümmern, der warme Kern umgeben von Kälte.
Genauso würde er es ihnen vergelten, mit stechender Kälte. Sie schloss sich um ihn, die Wärme tief innen, geschützt. Und da spürte er sie nicht mehr, schädigten nicht mehr den warmen Kern, prallten sie doch alle an der eisigen Wand ab. Für einen Moment war da nichts anderes mehr als das Bild der jungen Frau, der Familie, umgeben von der schützenden Schicht, doch dann wurde es plötzlich dunkel. Der Schutzschild verblasste so langsam, während das Bild noch leuchtete, doch es musste sich auch der Dunkelheit beugen, die sich um seine Gedanken schloss, bis es schließlich ganz verschwunden war, all den Gedanken folgend, die diesen Ort schon längst verlassen hatten.
Geändert von Jaryvil (20.02.2011 um 20:49 Uhr)
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Eigentlich hatte sie schon längst wieder in ihrer Kammer sein wollen, aber der Magier hatte da etwas angesprochen, was sie zögern ließ.
"Ja", entfuhr es ihr einfach. Sie holte die Lichtkugel zu sich hinunter, dass sie beider Gesichter von unten mit einem sanften blauen Licht beleuchtete.
"Ja, irgendwie... habt Ihr Recht. Wir kamen als Gemeinschaft nach Setarrif, aber seit wir alle das Schiff verlassen haben, habe ich kaum jemanden gesehen. Nicht einmal Priester Tinquilius..."
Nachdenklich blickte sie auf die Blätter in ihrer behandschuhten Hand.
"Ich weiß nicht, ob wir uns aus den Augen verloren haben, vielleicht ist letztendlich nur jeder seinen Weg gegangen und hier, in einer großen Stadt wie Setarrif teilen sich die Wege vielleicht eher als in der Wüste in Al Shedim. Es gab ja nicht so viel, wo wir dort hinkonnten."
Sie lächelte wehmütig. Die Vorzüge der Stadt Setarrif waren nicht von der Hand zu weisen und sicherlich würde sie nicht zurück in die Wüste gehen wollen, aber es war eine gute Zeit, die sie dort verbracht hatten.
"Vielleicht sollte man die Augen offen halten. Ich meine..." Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach, "wir sind ja immer noch eine Gemeinschaft. Manche der Magier hier sind froh über unsere Anwesenheit, andere sind skeptisch, aber irgendwie... scheinen auch einige darauf zu warten, dass wir das Schiff wieder zurück nehmen."
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Lehrling
Wieder einer dieser Abende, an denen sich Alora so leer fühlte und nichts mit sich anzufangen wusste.
Bis vor kurzem hatte sie für ein paar wenige Münzen einem armen Bürger eine Wunde versorgt. Ein Wolf hatte ihn vor der Stadt angefallen, seltsam eigentlich, denn ohne Grund fiehlen sie niemanden an, wahrscheinlich war er krank gewesen, sonst hätte der arme Mann auch nicht überlebt. Die Wunde am rechten Oberschenkel war nicht besonders tief, die Spur der Klauen war aber lang und Dreck von den Pfoten war hineingeraten. Das Reinigen hatte sehr viel länger gedauert, als das eigentliche Verbinden. Doch sie hatte die Wunde gut versorgt und der Mann war dankbar.
Nun hatte sie ihren Lohn in einer Taverne gegen ein karges Mal eingetauscht und schaute sich die anderen Leute an. Einige waren, gebrechlicher als sie, andere hatten wohl keinen Broterwerb, doch sie alle kannten ihre Vergangenheit und erinnerten sich sicher auch an schöne Erlebnisse. Bei Alora war das anders. Sie hatte schon länger nichts mehr getan, als für Hungerlöhne Wunden zu versorgen, oder arme Leute zu rasieren, ein Paar Spinnern hatte sie auch Totenköpfe und ähnlichen Kitsch auf die Haut tätowiert und sie hatte sich in der Stadt herum getrieben, seit sie vor längerer Zeit aus der Wildnis her gefunden hatte. Doch dies war auch der Anfang, von ihrer, ihr bekannten Geschichte. Sie war im Wald aufgewacht, mit nichts als dem Wissen um ihren Namen und einigen Erinnerungsfetzen.
Bis heute hatte sie herausgefunden, dass sie in der Wundversorgung bewandert war, aber Interessen oder Begabungen, die sie vor der Amnesie gehabt haben musste, waren ihr unbekannt. Das zehrte an ihr, denn sie wusste nicht, womit sie sich beschäftigen sollte, oder von Freunden, mit denen sie reisen könnte. Nicht mal Name und Aufenthaltsort ihres kleinen Bruder oder ihrer Eltern.
Der einzige, der ihr helfen könnte wäre der Schwarzmagier, der sich, wenn er denn nicht nur ein Gerücht benebelten Dorftrotteln war, in der Gegend befunden hatte, als sie verschwand. Sie glaubte nicht so recht daran, doch eventuell war er es der sie entführt und später ihr Gedächtnis gelöscht hatte. Doch welches Interesse sollte ein Dämonenbeschwörer, oder wer auch immer, an einer völlig gewöhnlichen jungen Frau haben, denn Magier waren doch sicher keine unkontrollierten Lustmolche, die hübsche Frauen entführten. Nein es war nicht plausibel, auch wenn ihr keine andere Erklärung einfiehl.
Doch dies war gleichgültig, denn sie brauchte langsam wirklich eine andere Beschäftigung, als die bisherige. Etwas tiefer greifendes und etwas, das ihr das Gefühl gab, etwas zu bewegen oder nützlich zu sein. Sie hatte etwas von Wassermagiern in der Stadt gehört. Eventuell konnte sie sich bei denen etwas nützlich machen, denn wenn sie Adanos dienten, waren ihre Ziele sicher ehrbar. Denn zu den Kriegern fühlte sie sich nicht hingezogen, wenn sie sie auch nicht verabscheute. Die Idee mit den Magiern gefiehl ihr, denn sie würden eventuell auch das Versorgen Bedürftiger beinhalten, aber eventuell sogar, das Verwalten von Magischem oder Alchimistischem. Und wenn sie bei ihnen irgendwo unter kam müsste sie auch nicht mehr in den Tavernen oder bei dankbaren Verletzten hausen.
Ach verdammt, jetzt war der Eintopf kalt. Auch etwas, dass ihr öfter passierte. wenn sie versuchte sich an vergangenes, ausgelöschtes zu erinnern, wurde sie derart abwesend, dass man ihr wahrscheinlich den Teller vom Tisch klauen könnte.
Egal, die Idee sich höherwertig nützlich zu machen, würde sie in Angriff nehmen...
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Da stand er inmitten des Kreises, die Arme von sich gestreckt und den Kopf empor gehoben. Jetzt bin ich an der Reihe. Routiniert und ohne große Konzentration griff der Magier nach den Kräften, die momentan noch in ihm schlummerten und verrückte mit einem Wink der rechten Hand die Kerzen am Boden, welche ein schwaches, kratzendes Geräusch am steinernen Boden von sich gaben. Unter den Kelchen platziert erhitzten sie nun die Flüssigkeiten, während sich der Magier einer anderen Aufgabe zu wandte. Jetzt würde die wahre Blutmagie beginnen, denn all das vorher war nur bedingt notwendig, vereinfachten die Prozedur. Wie er soeben schon nach den Kerzen gegriffen hatte, streckte er seinen Geist nun nach zwei Dolchen aus, die er bereits auf einem kleinen Tisch an der Wand abgelegt hatte. durch seinen Willen wanderten sie hinüber zu den Handflächen, welche über den Kelchen gehalten wurden und schnitten das Fleisch auf. Fast zeitgleich quollen auch schon die ersten Tropfen des Lebenssaftes heraus und bahnten sich den Weg nach unten. Ab jetzt galt es, zu beobachten und falls nötig zu lenken.
Gespannt schaute er zu, sah, wie das Blut in die Kelche tropfte und zischend zusammen mit den Flüssigkeiten darin anfing, zu Dampf zu werden, der nun wieder am Körper dieses Mannes aufstieg. Bis hierher war es bei allen das selbe, nichts war ungewöhnlich und er wollte schon wieder in wütender Verzweiflung seine Diener anschreien, doch dann, dann plötzlich tat sich etwas. Der Novize löste sich ohne sein Zutun vom Boden, noch immer in der selben Position von vorher. Das Blut floss weiter und es schien, als würde der Dampf ihn in die Höhe treiben. Interessiert beobachtete er das Schauspiel, als es ihm plötzlich kalt wurde. Es machte sich erst in einer leichten Gänsehaut bemerkbar, doch dabei blieb es nicht. Die Zimmertemperatur von vorher schlug in eisige Kälte um, welche den Atem sichtbar machte und den Magus zum schlottern brachte. Verdammt, was geht hier vor sich? Eine Frage, die er nicht beantworten konnte, doch er wusste, woher diese Kälte kam, auch wenn alle Kerzen schon längst erloschen waren. Über dem Ritualkreis schwebte nun nicht mehr der Novize sondern eine eisige Kugel, aus der ein warmes, orangenes Leuchten hervorging.
Er trat näher, doch plötzlich krachte die eisige Manifestation zu Boden und inmitten des verwüsteten Rituals lag nun wieder der junge Mann, der sich in dieses Ritual begeben hatte. Bei allen Göttern..
Jaryvil
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Himmelherrschläfernocheins. War das kalt. Was war bloss los hier? Das waren doch die südlichen Inseln. Sollten die nicht warm sein? Es gab also nur eine denkbare Lösung, von der Carras gerade wiedergekommen war: einen kurzen Aufwärmer in Form von Rum gönnen. Er hatte seinen ersten Sold als Söldnerführer bekommen und kam somit endlich in den Genuss nicht mehr das Billigste vom Billigsten kaufen zu müssen, was wohl dafür sorgen würde dass er bald an einem Sumpfkrautstengel anziehen konnte ohne sich die wunderbare Welt der Farben in ihrem kompletten Umfang anzutun. Er musste nur an die Aktion mit Nessi denken damit ihm klar wurde wie wenig ihm klar wurde, wenn er an diesem Höllenstoff zog. Nichts ging über gutes Zeuch... und er hatte da schon so eine Idee, wie er bald jede Menge davon haben würde.
Viel wichtiger war für den Anfang aber die Kaserne, von der Carras sich jetzt wissen wollte wie weit sie so war. Er erwartete nicht groß mehr als ein fertiges Fundament betrachten zu können, aber wer weiß..
Es war ein kurzer Weg bis zum Söldnerviertel, das derzeit noch als die alte Lagerstätte bekannt war, von dem er schon mehr oder weniger geschäftiges Treiben hörte..
Schon von weitem konnte er die blaue Robe des Magiers erkennen der sich lustigerweise selbst beim Arbeiten befand. Er hatte da wirklich einen interessanten Fund gemacht. Er musste zugeben es ärgerte ihn dass er selbst kaum Zeit für die Baustelle oder das Holzfällerlager hatte, aber er hatte sich um einiges kümmern müssen. Dafür dass ein ausreichender Sold für die kommenden Söldner bereit gestellt wurde, er musste einen Waffen und Rüstungsschmied finden, musste diverse Möbel für die Kaserne anfertigen lassen
und sich nicht zuletzt um eine eine offiziele Tracht bemühen, die in der Hierarchie Setarrifs anerkennt wurde. Ja, die Söldner würden ihre eigene Rüstung erhalten. Hoffentlich war der erste Satz bis Fertigstellung der Kaserne schon fertig..
"Hyperius. Wie siehts aus?"
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"In der Tat, das Gefühl habe ich auch schon einige Zeit.", entgegnete Solveg auf ihre letzte Aussage hin und blickte sich kurz darauf um, ob in den Weiten des dunklen Gartens jemand versteckt war, der ihnen lauschen konnte. Mit gesenkter Stimme sprach er dann weiter. "Eventuell haben sie mitbekommen, dass wir nicht nur zum kulturellen Austausch hier sind, sondern auch...andere Ziele verfolgen. Das würde das Verschwinden von Tinquilius erklären, als unser Oberhaupt nahm er eine Schlüsselrolle in dem Vorhaben ein, soweit ich weiß."
Nochmals sah der Magier des Wassers sich um. Wenn ihre Geheimnisse an die falschen Ohren gelangten, brachte das wahrscheinliche einige von ihnen in Gefahr. Dass Aniron nun davon sprach, dass Tinquilius verschwunden war, wurde ihm so erst jetzt richtig bewusst. Aber in der Tat war sein Fehlen auffällig, weshalb er sie darin auch bekräftigte. Hoffentlich war es nicht schon zu spät.
"Und natürlich mag es legitim sein, dass wir nicht alle aufeinander hocken, sondern unsere eigenen Wege gehen. Falls an dieser Beobachtung aber tatsächlich etwas dran ist, so bin ich der Meinung, dass wir nicht unnötig mehr Zeit verstreichen lassen sollten. Ich sah Tinquilius während der ersten Tage hier in Setarrif des öfteren mit den Mitgliedern unserer Gemeinschaft sprechen. Ich nehme an, auch wegen des geheimen Plans. Vielleicht finden wir jemanden von ihnen, um mehr heraus zu finden. Vorausgesetzt, du würdest dich auf so etwas einlassen? Ohne dramatisieren zu wollen, denke ich, dass es durchaus gefährlich werden könnte."
Nochmals blickte Solveg sich um, diesmal etwas nervöser, als zuvor, weil die Länge ihres Gesprächs durchaus auffällig erscheinen konnte.
"Und selbst wenn an all dem nichts dran ist, so könnten wir uns wenigstens gemeinsam dafür einsetzen, dass wir besser behandelt werden. Weniger wie Gäste, sondern mehr wie Einheimische. Wir alle sind Magier des Wassers oder auf dem Weg, welche zu werden. Unser Glaube verbindet uns, da darf es keine derartigen Unterscheidungen geben. Nicht nach den Wochen, die wir nun schon hier verweilen."
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Baustelle
Nach dem Gespräch mit Angelina und Ceron, die dieses allem Anschein nach wohl eher an einem anderen Tag fortsetzen wollten, hatte sich Hyperius wieder zurück zur Arbeit begeben, wo er die mittlerweile schon nahezu überall hüfthohen Mauern bearbeitete und kleine Fehler ausbesserte. Die Arbeiter waren bereits gegangen, genau wie die Sonne sich schon beim Horizont verabschiedet hatte, aber das war ja wohl das letzte, was ihn daran hinderte seinen Dienst auszuführen.
Bloß die Stimme eines ihm bekannten Söldneranführers, riss ihn aus den Gedanken und zwang ihn sowohl das Werkzeug als auch die Teetasse wieder abzusetzen, die sich in seiner Hand befand. "Adanos bewahre, Söldneranführer Carras. Ein schöner Abend nicht wahr und wie ihr seht, laufenden die Arbeiten wirklich äußerst vorzüglich. Die Arbeiter sind sehr motiviert, was womöglich an ihrem Teamgeist oder meinen Methoden liegen mag, aber das Erdgeschoss dürfte wohl innerhalb der nächsten Tage fertiggestellt sein.", sprach er mit ruhiger und freudiger Stimme, aber ohne den Hauch von Stolz und Arroganz, der wohl sonst bei einer solchen Verkündigung mitgeschwungen wäre.
"Was mich selbst angeht, naja sagen wir so", er zeigte auf sein blaues Auge "Bis auf die Tatsache, dass ich einen kleinen Disput in einer Taverne hatte und die Argumente der Gegenseite, wie die Faust aufs Auge gepasst haben, geht es mir gut", woraufhin der junge Kartenzeichner selbst über seinen kleinen Witz schmunzeln musste, dann jedoch wieder zu seine übliche Haltung an nahm.
"Also, ich bin sehr zufrieden mit den Arbeiten und auch sehr erfreut, dass ich einige interessante Leute kennenlernen durfte, Söldneranführer, und ich bin zuversichtlich, dass wir bald weitere Fortschritte machen werden und ihr mit der Arbeit äußerst zufrieden sein werdet. Wenn ihr wollt könnt ihr übrigens auch noch ein wenig Essen zu euch nehmen. Der von mir finanzierte Koch hat die Reste des heutigen Mahls vor mein Zelt auf die Holzkisten gestellt", führte der Magus noch abschließend aus, wobei er sich mit den Händen die Robe glatt strich und dann erneut nach der Teetasse griff und bei einem genüsslichen Schluck auf weitere Kommentare seines Gesprächspartners wartete.
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Vorsichtig nickte Aniron.
Solveg hatte Recht, sie sollten keine Gäste mehr sein, sondern schon lange ein Teil der Gemeinschaft sein. Was irgendwelche geheimen Pläne von Tinquilius betraf, konnte Aniron nichts sagen, sie hatte nichts diesbezüglich mitbekommen. Aber sie verstand nun die Unruhe, die ihr Gegenüber an den Tag legte.
"Ich denke, das sollte kein Problem sein. Ich weiß nicht, mit wem Priester Tinquilius gesprochen hat, aber wenn Ihr das wisst, dann werden wir sie bestimmt ausfindig machen können. Niemand kann uns verbieten mit unseren Brudern und Schwestern aus Al Shedim zu verkehren und mit ihnen zu sprechen. Sie müssten ja alle hier untergebracht sein, also sollten wir sie auch ohne weiteres finden."
Sie schwieg kurz, um zu überlegen.
"Wir wurden eingeladen, hierher zu kommen, wir sollten uns also auch frei bewegen können ohne Gefahren, vorerst, denke ich", sprach sie weiter. Eigentlich konnte sie sich nicht wirklich in Gefahr begeben, schließlich war sie Mutter, aber wenn es etwas zu klären gab, dann musste dies geschehen.
"Ich muss noch eine Salbe anrühren und dann nochmal schnell ins Freudenhaus, wollt Ihr mich begleiten? Dann muss ich nicht alleine gehen und wir können weiteres besprechen, ohne, dass uns jemand belauschen kann."
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Avik war nun wieder in der goldenen Stadt. Sie hatten ihn, mehr oder weniger, als Booten hier her zurück geschickt, denn auch wenn die Goblins, denn so nannte man diese kleinen Affen, geflohen waren und niemand getötet wurde -er und einer der Holzfäller waren die einzigen, welche überhaupt etwas heftiges abbekommen hatten- musste Bescheid gesagt werden, denn sie brauchten dringend neuen Proviant und auch den ein oder anderen Wächter mehr, falls die Goblins noch einmal an getanzt kommen würden um den restlichen Proviant zu stehlen.
Er sollte nach einem Hypalus oder so ähnlich Ausschau halten, welcher sich bei der Baustelle herum trieb. Doch es gab zwei Probleme an der Sache:
1. -das weit aus schlimmere- er wusste nicht, wo genau er nun war und wo die Baustelle sich befand.
2. -noch nicht so schlimm, doch bald wohl schlimmer, als Nr. 1- er wollte Sumpfkraut haben... ja er hatte sich vorgenommen aufzuhören, doch er brauchte es einfach!!!!
So irrte er durch die finsteren Gassen der Stadt, denn die Sonne verabschiedete sich bereits wieder, und suchte nach Hypalus, dem Baumeister, welchen er schon zusammen mit Xorag gesehen hatte. Kurz dachte er darüber nach lieber in San`s Schmiede zu gehen und dort zu pennen, denn sicher hatte dieser nichts dagegen, dass Avik noch eine Nacht dort schlief, jedenfalls hoffe dies der junge Ex-Raucher. Doch er ermahnte sich, dass er sich ja gute Vorsätze gemacht hatte, nicht mehr rauchen, ein besseres Leben führen, so wie früher und so schleppte sich weiter durch die Straßen.
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"Und wie versprochen folgt noch meine Beurteilung deiner Antworten. Du hast richtig gelegen, dass der Kältezauber diesen Namen trägt, weil er Wasser herunterkühlt. Allerdings verrät uns der Name auch, dass dies ein Prozess ist, man muss diesen Zauber nicht solange aufrecht erhalten bis Eis entstanden ist. Genauso gut wäre es möglich, beispielsweise die Temperatur innerhalb eines Kochtopfes zu herabsenken.
Deine Analyse zum Vorgang selbst war in Teilen richtig. Das Ordnen der Wassertropfen wird sinnigerweise besser vonstatten gehen, wenn man sich nicht nur auf einen einzelnen konzentriert, sondern mehrere anvisiert.
Zudem hast du korrekterweise auch noch die Option des Wärmeentzugs erwähnt. Eine Möglichkeit, die du bei deinem ersten Versuch mit dem Spruch vielleicht nicht außer Acht lassen solltest.", führte Ptah seine Manöverkritik aus und schickte gleich noch drei Fragen hinterher,"Ich weiß es prickelt dir in den Fingern endlich loszulegen, aber drei Dinge wollte ich vorher noch von dir wissen: Was schätzt du, Selina: Wird das Wasser kalt, weil die Tropfen nicht mehr beweglich sind oder bewegen sich die Tropfen nicht mehr, weil das Wasser kalt ist? Welche Methode wirst du für deinen Einstand verwenden und warum?"
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In ein Freudenhaus? Was trieb die junge Mutter dazu, in derlei Kreisen zu verkehren? Eine gewisse Neugier kam in ihm auf, deswegen, aber auch deshalb, weil er nie eine solche Einrichtung betreten hatte. Eine Erfahrung, die ein Mann gemacht haben musste? Wohl möglich. Sich selbst redete er jedoch ein, dass es nach diesem Gespräch schlichtweg sinnvoller war, Aniron zu begleiten. Es war dunkel und diese Stadt hielt sicherlich manch Gefahr bereit, dem sie sich nicht unnötig aussetzen musste. Die Anwesenheit eines Mannes an ihrer Seite, selbst wenn er auf den ersten Blick unbewaffnet schien, mochte die eine oder andere Gefahr schon abhalten können.
"Ich würde wahrscheinlich keine Ruhe finden, wenn ich dich nun allein losziehen lassen würde, Aniron.", entgegnete Solveg deshalb mit einem neuerlichen, zaghaften Lächeln. Es war nicht die Art von Gespräch, die er gut beherrschte, auf der sachlichen Ebene kam er deutlich souveräner mit seinem Auftreten klar, als im emotionalen Fall. Sein früheres Leben war nun mal auf diese Weise verlaufen, wahre Gemeinschaft und damit verbundene Gefühle hatte er erst in Al Shedim kennen gelernt.
Ehe der Schriftgelehrte sich in diesen Gedanken verlieren konnte, gingen sie los und überquerten kurz darauf den Innenhof, der nun verlassen und unbeleuchtet da lag, lediglich der Schein des Lichtes im Haus, das durch den großzügigen Übergang in den Gemeinschaftsraum nach außen drang, erhellte die Szenerie ein wenig und nahm ihr so die potentielle Gefahr.
"Ich werde morgen zu früher Stunde aufstehen, um den Vormittag über das Treiben hier im Gemeinschaftsraum zu beobachten.", sagte er leise, als sie in selbigen eintreten. Einige Magier und Novizen verweilten auch zu fortgeschrittener Stunde noch hier. "Die Chance dürfte damit am größten sein, einen der unseren zu finden und herauszufinden, was bereits geplant wurde. Und vielleicht sogar schon durchgeführt. Ich war von alledem bislang leider nur unbeteiligter Zuhörer."
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Erneut hatte sich Selina bei Ptah eingefunden um weiter an dem Kältezauber zu arbeiten, der scheinbar der Komplizierteste der drei war, denn für das Licht und die Telekinese hatte sie wesentlich kürzer gebraucht. Doch so wie es sich anhörte, musste sie nur noch diese beiden Fragen beantworten um ihren ersten Versuch starten zu können.
"Ich denke das Wasser ist kalt, weil die Tropfen still sind, weil... weibliche Intuition?" Selina grinste scherzhaft.
"Naja, ich weiß nicht, es kommt mir logischer vor, dass die Temperatur durch die Bewegung kommt als umgekehrt, weil man die Bewegung leichter beeinflussen kann", versuchte sie dann doch noch eine Erklärung zu finden.
"Und ich denke ich würde eine Art Wärmeentzug versuchen. Meine Magie um das Wasser legen und dann durch sie dem Wasser die Bewegung entziehen. So wie wenn du etwas, das sich bewegt gegen die Wand laufen lässt, dann ist es nachher auch still. Und so würde ich versuchen, das Wasser abzukühlen."
Wieder so viele Vermutungen, doch vielleicht lag es genau daran, dass die Telekinese schneller gegangen war. Sie hatte es ausprobiert, es hatte nicht funktioniert und dann hatte sie es noch mal probiert. Jetzt musste sie alles theoretisch durch besprechen, ehe sie versuchen konnte, das Gesprochene in die Tat umzusetzen, was immer noch schief gehen konnte.
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Der Siegelring also!, dachte die Sjadu im Stillen und legte jene Nachricht beiseite, die wie erwartet den direkten Weg zu ihr gefunden hatte. Ihr Blick wich von den wenigen Worten darauf und wanderte langsam nach draußen, zu den Dächern der Stadt, auf welchen er starr verblieb, während sich in ihrem Kopf ein Rädchen nach dem anderen begann zu drehen.
Sheila schürzte verschmitzt die Lippen.
Der Siegelring gehört wem?
Dem Hauptmann der Schwerter!
Richtig, die Kandidatin erhält hundert Punkte und ein knallrosa Mini-Tutu! Obwohl, moment! Das gilt ja gar nicht, das stand ja bereits auf dem Zettel. Wer ist denn dieser ominöse Hauptmann?
Ein Mann namens Moryn. Keine Ahnung was das für ein Kerl ist, hab das Haupt aller Männer bisher noch nicht gesehen.
Richtig! Jetzt aber die versprochenen Punkte und das Tüllmonster!
An dieser Stelle brach Schattenlied die imaginäre Quizshow in ihrem Kopf abrupt ab. Es war an der Zeit sich ernsthafte Gedanken über Jerowens Anliegen zu machen. Und von diesen Gedanken hatte sie eine Menge.
Zunächst einmal stand jedoch die Frage an erster Stelle, ob die Assassine überhaupt bereit dazu war, diesen Diebstahl zu begehen. Immerhin stellte dieses Unterfangen einen nicht zu unterschätzenden Aufwand dar, der mit einem erheblichen Risiko behaftet war. Sollte die Sache schiefgehen, wovon Shei zwar nicht ausging, was jedoch die Dramatik in selbiger Überlegung erheblich in die Höhe trieb, würde das für sie mit höchster Wahrscheinlichkeit tödlich ausgehen. Das Mindeste war jedoch ein Tag am Pranger, verbunden mit ballistischen Experimenten mit Exkrementen und allerlei Unrat durch vorübergehende Passanten. Das sollte, in Rücksichtnahme auf das soeben erst gewonnene Kleidchen doch tunlichst vermieden werden. Achja, da war was mit Ernsthaftigkeit!
Shei rollte mit den Augen und beschloss, sich nach Estes Meinung zu erkundigen. Die Gaunerin würde schließlich ebenfalls einen Part zu übernehmen haben. Vielleicht hatte sie ja, ob ihrer beruflichen Tätigkeit, bereits ein effektives Mittel gegen stark verunreinigte Tanzkleider gefunden.
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Anerkennend nickte Ptah, auch wenn er sich fürs Erste den Kommentar schenkte.
"Na, dann, lass mal sehen.", forderte er knapp auf.
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Okay, zugegeben: er war überrascht. Er hatte vieles erwartet, aber nicht einen so schnellen Arbeitsfortschritt und einen.. naja.. Koch. Er beschloss lieber nicht zu fragen. "Gute Arbeit, Magus." Er hatte beschlossen den Magier lieber bei seinem höheren Titel zu rufen, anstatt einen der Vertreter Adanos als Baumeister zu bezeichnen. Langsam aber sicher entwickelte sich diese Höflichkeitsnummer gegenüber diesen verdammten Kuttenträgern eben doch. Ach, Mist.
Angesichts des Fortschritts der Kaserne stand eins fest: die Möbel und Rüstungen mussten schneller fertiggestellt werden. Wesentlich schneller. Aber darum würde er sich kümmern nachdem er das Holzfällerlager besucht hatte, zwar war Xorag da draussen aber Carras hatte gehört was im Dschungel an Bestien herumkreuchte soll und fragte sich ob noch all seine Holzfäller am Leben waren... wenn nicht gabs wenigstens mehr Sold für sich, aber das wär doch ein etwas schlechter Beginn der Söldnerintegration....
"Ich komme Morgen wieder und werde vermutlich sogar mit anpacken können, bisher hat mich der neue Job einfach zu sehr auf Trab gehalten... jedenfalls.. wie gesagt gute Arbeit. Bis Morgen, Baum...agus." Ach, verdammt.
Er schüttelte den Kopf und marschierte von dannen, aus dem Stadttor heraus, in den Dschungel hinein..
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