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Lago, Landungssteg
Gerade wollte Yared als letzter in das Boot steigen, als er den seltsamen drahtigen braunhaarigen Kerl vernahm, der offenbar eine Schiffspassage zu den Südlichen Inseln suchte.
Er zog seinen Fuß zurück von den Planken, legte seine Hand demonstrativ an den Griff seines Falchions und drehte sich dem Mann zu. Man wusste nie mit welchem Unrat man es zu dieser Nachtschlafenden Zeit in einem Kaff wie Lago zu tun bekommen konnte, daher ließ er lieber Vorsicht walten.
Erst beim näherkommen erkannte er im Schein der Bootslaterne, dass das Gesicht des Ankömmlings im Schatten der Kapuze verbunden war. War er ein Deserteur oder nur ein ganz normaler Kriegsversehrter auf der Flucht?
Yared sah hinüber zu Arvideon und gab ihm mit einem fragenden Blick zu verstehen, dass er gerne die Einschätzung des kleinen Wanderpredigers erfahren wollte. Der nickte nur bedächtig und grinste breit, bevor er sich wieder seinem neuen Kelch und seiner Kröte zuwandte.
Auch wenn das Urteil des Wandermönches positiv ausfiel, ließ es der Ältermann langsam angehen.
"Bewahre, Fremder. Die Südlichen Inseln liegen nicht auf unserer Route, aber wenn du dich zu erkennen gibst, kann ich dir vielleicht anbieten, dich nach Myrtana, Khorinis oder Gorthar mitzunehmen. Dort wirst du wohl eher eine Händlerkaravelle finden, die dich nach Argaan bringen kann, als hier."
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Lago
Myrtana klang weniger verlockend, Khorinis und Gorthar dafür umso mehr. Dort wäre der Einfluss der Königstreuen nicht so erstickend groß, anders wie im Festland wo sie sich geradezu Pestgleich ausbreiteten. Und die Chance eine Überfahrt zu bekommen war genauso groß. Falko schob seine Kapuze zurück, damit man sein Gesicht sehen konnte, und schaute den Kerl in die Augen der hier anscheinend das Sagen hatte. Das Kettenhemd und das Auftreten sprach zumindest für einen bedeutenderen Status als einfacher Seemann. Das "Bewahre" sprach für Waldvolk, gutes Zeichen. Kurz überlegte er ob es vielleicht Schlauer wäre einen falschen Namen auszusprechen, verwarf die Idee aber schnell wieder. "Ich heiße Falko, und die Gründe für die Überfahrt sind persönlich, und ich möchte die nicht jeden erzählen." Der Gesetzlose hielt kurz inne "Khorinis und Gorthar würden ebenfalls passen, von wo ich weiterreisen könnte. Was wären die Bedingungen, das ich mitkommen könnte?" Er beobachtete die Gesichtsregungen von den Sprecher und dessen Begleiter. Wäre diese Möglichkeit weg, gab es erst Recht ein Grund sich zu ärgern.
Geändert von Falko (03.01.2011 um 04:15 Uhr)
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Lago, Landungssteg
Das war sein legitimes Recht, Yared seine Gründe vorzuenthalten.
Dieser Falko machte an sich nicht den Eindruck, als wäre er ein Dieb, also konnte man ihn wohl auf die Issilia lassen.
"Wir haben einen Auftrag auf der anderen Seite der Bucht von Trelis. Wenn wir dort sind, darfst du nicht von Bord gehen. Abgesehen davon nehme ich nicht an, dass du für Kost und Logis bezahlen kannst, du wirst dich deshalb an der Arbeit auf dem Schiff beteiligen müssen."
Er machte eine kurze rhetorische Pause.
"Im Gegenzug kann ich dir eine Überfahrt, eine einfache Hängematte und das Essen von Seeleuten anbieten. Auf meinen Schiffen herrscht Disziplin und Ordnung, wenn auch nicht der Kadavergehorsam myrtanischer Kriegsschiffe. Wenn du es schaffst, dich an die Regeln zu halten, bis du dein Ziel erreicht hast, kannst du mit uns kommen."
Der Sippenführer entspannte sich etwas.
"Mein Name ist übrigens Yared, ich bin der Ältermann der Handelskompanie, der die Issilia gehört."
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Das klang gut, abgesehen von das Wort "Arbeit". Das hätte nicht dabei sein müssen, aber für das mitkommen was leisten zu müssen war nur realistisch. Und dieser Yared hatte tatsächlich was zu sagen. Wobei er noch nie etwas von einer Handelskompanie gehört hatte, "Ältermann" klang auch seltsam in seinen Ohren. Relevant war jetzt jedoch was anderes. Nämlich die Arbeit. "An die Regeln werde ich mich halten können und werde mich auch an der Arbeit beteiligen. Nur, von Arbeiten auf ein Schiff habe ich genauso viel Ahnung wie von Fliegen. Ich weiß also gerade nicht, wo ich mich beteiligen könnte." Wäre noch ein Grund, ein "Nein" zu bekommen und hier stehen gelassen zu werden. "Positiv denken sollte ich auch mal lernen" Zuckte es durch seinen Kopf. "Sollte, nicht müssen."
Geändert von Falko (03.01.2011 um 04:15 Uhr)
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Lago, Landungssteg
Wenn Yared nur Leuten erlaubt hätte, sich die Mitfahrt durch Arbeit an Bord zu verdienen, die das Seemannshandwerk beherrschten, hätte er wohl nur selten überhaupt jemanden mitgenommen.
"Da wird sich schon was für dich finden lassen. Ich denke es gibt genug, was du tun kannst, wie die Kombüse zu kehren, das Deck zu schrubben, oder beim Waschen der Wäsche auszuhelfen. Zur Not musst du eben die Fäkalieneimer entleeren.", meinte er mit einem Augenzwinkern zu Falko.
Dann bedeutete er seinem neuen Aushilfsmatrosen in die Gig einzusteigen und reichte ihm das spärliche Gepäck nach.
Der Kapitän löste das Tau und stieg hinüber in das Boot, während er mit dem Hinübertreten schwungvoll und ohne die Haltung zu verlieren den Kahn vom Steg abstieß.
Leise gluckerten die Wellen unter Kiel, als die Ruderer sich in die Riemen legten, sie vom Steg wegtrieben und im Mondschein auf die weiter draußen vor Anker liegende Issilia zuhielten.
Yared freute sich nach den Strapazen der Wüste schon darauf endlich wieder in einem Bett schlafen zu können.
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Mora Sul
Halils zuvorkommende Art ihr Gegenüber war eine geradezu unheimliche neue Seite an ihrem Gönner, seit sie nach Mora Sul zurückgekehrt war. Geradezu mit Kusshänden hatte der Händler sie wieder in sein Haus aufgenommen, sie umsorgen und mit angemessenerer Kleidung ausstatten lassen. Es hatte ihr nicht wehgetan, ihre Schwarzmagierrobe vor ihrer Rückkehr zu Halil zu verbrennen und gegen ein schlichtes Leingewand einzutauschen - zu sehr hatte sich in ihre Gedanken eingebrannt, wie viel sie die Treue zu Beliar gekostet hatte.
"Violetta, meine Teuerste... Du hast also überlebt. Nur das zählt. Wie du siehst, fügen sich die Dinge manchmal wie von allein.", sprach Halil durch die Trennwand des Waschraumes hindurch. Violetta, die im dampfenden Zuber saß, schwieg. Ihr Inneres war zwar durch die herzliche Behandlung zwar wieder zusammengefügt, aber beileibe noch nicht geheilt worden, und so verharrte sie in ihrem eigenen Inneren, versuchte, in stoischer Ruhe verharrend die Wunden verheilen zu lassen.
"Als ich keine Antwort erhielt, heuerte ich einige sehr erfahrene Sklavenjäger an. Ihren Erfolg hast du ja bereits am Fuß des Berges bewundern können.", sprach er mit einem kecken Lachen, doch er spürte sehr bald, dass Violetta immer noch nicht zu Scherzen aufgelegt war, und wurde schnell wieder ernst.
"Der Anführer der weißen Reiter besaß übrigens ein edles Ross, das meine Rittmeister als deinen Hengst Balios wiedererkannten. Und bei deiner Abreise hast du ein kleines Büchlein vergessen... die ersten Seiten sind jedoch leer. Was hat es damit für eine Bewandtnis?"
Ein leises Schluchzen entrann der Kehle der Schwarzhaarigen, die trotz des heißen Badewassers fröstelte. Ihre Vergangenheit war verloren... nicht, dass es ihr um die Erinnerungen an die grausamen Jahre der Sklaverei leidgetan hätte, doch es musste etwas davor gegeben haben! Sie musste doch ein eigenes Ich besitzen, eine Violetta vor all dem, was sie zu dieser gebrochenen Frau gemacht hatte, die sich nicht einmal mehr vom Luxus trösten ließ, der ihr früher so viel bedeutet hatte.
"Ach Violetta", meinte Halil nun mit seidenweichem Tonfall und schob sich an der Trennwand vorbei, dass sich die junge Frau die prekärsten Körperbereiche mit den Händen abdeckte.
"Nun tu doch nicht so, als könnte ich irgendetwas Neues entdecken!"
Er ließ sich auf dem Rand des Zubers nieder und betrachtete sie eingehend, bevor er weiter sprach.
"Wenngleich es nicht immer den Anschein gemacht haben mochte, so habe ich dich stets geschätzt. Und noch viel mehr schätze ich, dass du selbst dein Leben für mich aufs Spiel setztest. Nun, ich will deine Treue zu mir honorieren und dich offiziell zu meiner Konkubine machen. Gleich übermorgen zur nächsten Festivität zu Ehren von Gonzales...", Halil unterbrach sich und hielt kurz inne, bevor er den Faden wieder aufnahm, "... insofern sich nicht aufgrund kurzlebiger politischer Ereignisse etwas ändern sollte, jedenfalls. Gleich übermorgen werde ich es bekanntgeben, insofern du einwilligst, Teuerste."
Violetta sagte nichts, sie nickte nur langsam und blickte Halil trübe in die Augen. Sie wusste, was das bedeutete: die einzige Konkubine eines Mannes ohne Familie, ohne Frauen oder Kinder zu sein, die einzige Erbin im Todesfall... doch in diesem Moment bedeutete es ihr nichts. Sie war nur froh darüber, nicht vor die Tür geworfen zu werden.
"Nun", meinte der Händler schließlich, "wie auch immer du dich entscheiden magst, teile es mir bitte alsbald mit. Ich werde mich nun zu Bett begeben. Schwimm nicht zu weit hinaus, das lange Baden ist nicht gut für die Haut."
Mit diesen Worten verließ er sie und ließ Violetta voller quälender Gedanken zurück.
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In und um Al Shedim
Wer bin ich? Lange hatte den ruhigen und pazifistischen Teetrinker diese Frage beschäftigt, viel hatte er dabei darüber nachgedacht, was er bereits in der Vergangenheit getan hatte, in der Gegenwart tat und wohl voraussichtlich in der Zukunft täte.
Ein Kartenzeichner?
War es, wie man ihn in Erinnerung behalten würde? Jemand der Tag aus Tag ein seine Zeit damit verbrachte die Welt auf Papier oder Pergament abzubilden.
Doch dies nicht wie es die Literaten, Poeten und Barden taten, indem er schöne Worte wählte, nein Hyperius zeichnete die Welt mit Stiften und Pinseln, so wie er sie gesehen hatte. Doch war der Magus deshalb ein Künstler und somit jemand, dessen Bilder die Menschen erfreuten, die Freude und Leid ein fingen und Erinnerungen mithilfe der Farbe auf ewig bannten, hoffend, dass sie somit mit der Zeit nicht verblassen würden? Nein, er war kein Künstler, so etwas maßte sich der Teeliebhaber nicht an, denn Emotionen spielten wohl kaum eine Rolle beim akkuraten abbilden der Landschaft und ihrer speziellen Orte. Doch zeigten seine Karten den Menschen den Weg und halfen ihnen dabei ihr Ziel zu finden? War es das, was er war jemand der den Menschen den Weg wies?
Ein Prophet?
Würde er den Menschen der Anführer der Wüstenmaden den Menschen im Gedächtnis bleiben, als ein Redner, der die Massen begeisterte? Doch welche Massen hörten schon auf ihn, nein ein Politiker war er wohl nicht und auch das blaue Blut des Adels floss nicht in seinen Adern und doch lauschten seine Worten manch eine Menschengruppe, wenn er sich dazu entschloss die Stimme zu erheben.
Wenn er also kein Politiker war, dessen Meinung die Masse befolgte, machte ihn dies denn dann zum Geschichtenerzähler? Es mochte wohl stimmen, dass der aus Lago stammende Varanter so manche Geschichte zu erzählen hatte, doch ging es meist darum eine Botschaft zu übermitteln und den Menschen vielleicht auch seine Meinung und Ansichten näher zu bringen. Wenn Hyperius so darüber nachdachte, klang es fast so, als ob er ein Prediger war. Doch traf dies auch zu wollte er den Menschen seine Meinung ein predigen, wie es so viele Vertreter der unterschiedlichen Götter taten, nein dafür stand der Diener Adanos' nicht. In seinen Worten schwang meist Toleranz für die anderen mit, Toleranz für ihre Ansichten und Toleranz für die anderen Personen selbst. Er tolerierte recht viel, wenn man es genau nahm. Ja der Kartograph konnte als sehr offener Mensch empfunden werden, der wohl kaum die Waffe gegen jemand erhoben hätte. Gewaltlosigkeit, war dies das Merkmal, an dem man ihn erkannte?
Ein Pazifist?
Jemand der gegen die Gewalt kämpft und sich für den Frieden einsetzte, konnte dies eine zutreffende Beschreibung des gläubigen Wassermagiers sein? Nun allen voran störte den Teeliebhaber wohl daran die Formulierung des "Kämpfens für den Frieden", doch war dies wohl auch nicht sein hauptsächliches Ziel, stand doch eher das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz bei seinen Überlegungen im Mittelpunkt.
Machte ihn dies nun zum Lehrer? Eine Person, die anderen beibrachte, wie sie zu denken hatten, nein das war er sicherlich nicht, selbst in seiner vergangenen Tätigkeit als Lehrmeister für die Magie waren es wohl eher die Schüler, die aus sich heraus die Lösung finden sollten und nicht bloß seinen Anweisungen folgen mussten. Nein, der Varanter strebte den Austausch von Informationen über Leben und Kultur an und wollte so ein Verständnis für den jeweils anderen schaffen. Doch zu was macht ihn dies, zu einem Förderer, Botschafter, oder Forscher? Er wusste es nicht wirklich, vielleicht ein bisschen von allem, genau wie ein guter Tee wohl auch aus mehreren Komponenten bestand. Dass er Tee liebte, stand ganz außer Frage, doch viele wussten dies bereits und gingen auch darauf sein, sodass diese Vorliebe ohne Zweifel einen Teil seiner Selbst darstellte.
Ein Teetrinker?
Der Kartograph trank ne ganze Menge, wahrlich Unmengen an Tee, sodass man schon fast glauben könnte, er wäre süchtig? Doch war er bloß das jemand, dessen Sucht ihn dazu zwang einer Handlung nachzugehen, deren Vergnügen schon längst verfallen und in zwanghafte Routine übergegangen war?
Beim Besten Willen nicht, wenn er etwas tat, so geschah dies aus Überzeugung und nicht weil ihn ein äußerer Einfluss dazu drängte. Der Magus nahm Leiden sogar durchaus in Kauf, wenn er dafür seine Ansichten bestärken konnte. Machte ihn dies zum Märtyrer? Unabhängig davon, dass Hyperius bisher noch nicht für seinen Glauben oder andere Ansichten gestorben war, hielt er diese Vorstellung für falsch, wollte er sich doch nicht auf eine Stufe mit Menschen setzen, die viel verändert hatten und deren Stein große Kreise gezogen hatte, nachdem man ihn ins Wasser warf. Vielmehr stimmte das Faktum, dass der junge Mann den Glauben an Adonos tief in sich drin spüren konnte und bereit war für diesen Glauben und seinen Gott auch Widerständen zu trotzen. War es also das, was den Menschen Hyperius ausmachte?
Ein demütiger Gläubiger?
Konnte man in dem Magus jemanden sehen, der ein Vorbild für seine Mitmenschen darstellte, weil er sie durch seine Art dem Glauben zu folgen inspirieren? Wohl kaum, zumindest dachte Hyperius selbst genau so, wusste er ja selbst noch nicht einmal sicher, ob seine Interpretation des Glaubens der gültigen Norm entsprach und er nicht vielleicht sogar mehr schadete, als er nützte.
Sich selbst schadete der Teeliebhaber körperlich jedoch auch ein wenig, bei dem Versuch seinen Geist zu stärken, indem er den Körper geißelte und hart an sich arbeitete, um die Schmerzen zu unterdrücken, die er fühlte und durch Meditation in andere Sphären zu gelangen. Dies alles war für einen normalen Menschen wohl kaum verständlich und grenzte an Wahnsinn, würde man ihn also als Fanatatiker titulieren? Er wusste es nicht, Hyperius, wusste so Vieles nicht und das trotz der Tatsache, dass er solange schon nach der Wahrheit gesucht hatte. Vielleicht war es ja das, wie man ihn nennen könnte, einen Wahrheitssucher, dessen Herz und Geist sich nach einem erfüllenden Sinn und einer abschließenden Antwort sehnt, doch gab es da nicht noch etwas, wonach sein Herz sich streckte?
Ein Liebender?
Wenn man die Gefühle des Kartographen für Shaheen betrachtete, so konnte man wohl schon davon sprechen, hatte sie sein Herz doch mit Wärme erfüllt, doch riss ihn die Trennung zu Boden und die Ungewissheit nach kurzzeitiger Wiedervereinigung und darauf folgender erneuten Trennung, hatte Spuren an ihm hinterlassen. Nicht auf dem Körper, sondern an seiner Seele konnte man diese entdecken und die Unkenntnis über den Aufenthaltsort der Bibliothekarin aus Vengard, ließ ihn erschaudern, ob dies wohl der richtige Ausdruck für ihn wäre.
Vielleicht war der Mann aus Lago eben nicht fähig auf solche Art zu lieben und stellte eher so etwas wie einen guten Freund dar, an den man sich wenden konnte, wenn man Hilfe brauchte und dessen Herz stets einen Sprung machte, falls der Funken der Hoffnung erneut in seinen Bekannten keimte. Doch auch diese hatte er enttäuscht, oft enttäuscht und war lange getrennt von ihnen gewesen. Er konnte ihnen somit nicht helfen und blieb am Ende wohl selbst hilflos zurück.
Ein Verlorener?
Die Gedanken kreisten weiter umher und der Magus schien einfach keine Antwort zu finden. Bloß die Worte seines Begleiters Uhirun drangen für einen kurzen Moment dann doch bis in sein Unterbewusstsein vor. "Wir sind gleich in Al Shedim, Hyperius, lange ist es nun her.", kam dessen ruhige und freundliche Stimme in seinem Geiste an.
Doch wer ist gleich in Al Shedim, fragte sich der Teeliebhaber erneut. "Ich glaube für den Moment können wir folgendes festhalten: Nach langer Zeit zurück in Al Shedim ist nun Hyperius, leicht verrückter Teeliebhaber, nachdenklicher Diener Adanos, pazifistischer Wassermagier, gnadenloser optimistischer Kartograph und der liebenswürdige Erfinder des Wassereis." Was genau letzteres war, wusste wohl der Magus einzig allein, doch nun hatte er eine Antwort gefunden, zwar keine perfekte und noch lange keine die wirklich Aufschluss über sein Inneres gab, aber dennoch für den Anfang durchaus etwas, worunter sich Fremde etwas vorstellen könnten und falls nicht, dann bestand ja immer noch die Chance in einen Monolog zu verfallen, was von Hyperius fast so sehr geschätzt wurde wie Tee.
Geändert von Hyperius (30.01.2011 um 23:05 Uhr)
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In Al Shedim
Was bin ich?
Ungewissheit bestimmte noch immer all seine Gedanken und ließ ihn so nicht zur Ruhe kommen. Allein das Beantworten der Frage, wer er denn war, oder vielmehr der Versuch diese Frage zu beantworten, hatte ihn viel Zeit gekostet und schlussendlich war es die Antwort selbst, die neuen Fragen auf warf und bei der er sich nicht sicher war, oder wohl auch nicht sicher sein konnte, ob sie seinem Gewissen jetzt oder irgendwann später einmal genügen würde. Die Gesellschaft Uhiruns war dabei Balsam für seine Seele, fast ein Jahr lang war der junge Kartenzeichner mit dem erfahrenen Magus gereist, den man meist nur als den Schreiber bezeichnete.
Aber eigentlich zählte für ihn weniger, als was für eine Person er nach außen hin erschien. Vielmehr quälte Hyperius die Frage, was geht in ihm vorginge und welche Rückschlüsse diese Gedanken und Gefühle auf seine Seele wohl erlaubten, ähnlich Al Shedims von dessen verändertem äußeren Bild er nicht ganz so viel wissen wollte, sondern sich eher nach einer Antwort sehnte, was wohl hinter dem gleich Sichtbaren vorging.
Ich suche nach Frieden, doch macht dies mich schon gut?
Viel war der Teeliebhaber durch das Land gereist, viel Zerstörung hatte er gesehen, viel Gewalt miterlebt und doch war er es nicht Leid geworden seine Stimme zu erheben, wenn jemand die Waffen kreuzen wollte. Dem Magus ging es um Frieden, Toleranz und Akzeptanz, doch reicht dies schon aus, um ihn als edelmütig zu bezeichnen?
Ist es denn nicht vielleicht die Furcht, die ihn antreibt, die Angst davor in eine Position zu kommen, in der man der Benachteiligte ist? War der Kartograph etwa ein solcher Mensch, ein gnadenloser Opportunist, welcher den Frieden bloß förderte, weil er davor erschauerte, dass sich der Lauf des Schicksals gegen ihn wenden würde, um dann doch nicht auf der Seite der Verlierer zu stehen?
"Gibt es so etwas wie den tiefen Wunsch nach Frieden und Harmonie im Menschen, oder ist das treibende Gefühl doch das Verlangen sich einen Vorteil zu schaffen, den man ausnutzen kann, wenn es soweit kommt.", keimte die Frage im Diener Adanos, was ihn ein wenig mit Trauer erfüllte.
Ist der Mensch überhaupt fähig stets Gutes zu tun und bin ich es?
Wenn Hyperius sich fragte, ob es das Gute war, oder das Böse, welches die Überhand im Mensch hatte, so kam er zu dem Schluss, dass es doch das Gute sein müsste, denn wie sonst hätte Nächstenliebe und Mitgefühl in den Religionen so hoch gehalten werden können?
Nun wenn er es genau nahm, wusste er auch darauf eine Antwort, das Streben nach Macht und außerdem zeigte der Krieg und die gnadenlose Brutalität, die selbst die Krieger Innos' gegenüber ihren Opfern walten ließen, dass das Böse im Menschen nicht nur existierte, sondern auch dazu fähig war die Kontrolle an sich zu reißen, wenn selbst die Diener Adanos' bloß weg schauten oder teilweise sogar an der Seite der Diener des Gottes des Lichtes kämpften.
"Was macht mich besser als die anderen, kann ich behaupten, dass ich ohne Eigennutz handle? Ich helfe, ja, doch ist es vielleicht in Wahrheit nur die Erwartung, dass man auch mir wieder hilft, die mich dazu treibt Gutes zu tun. So scheint es womöglich, dass die Tat eines Menschen gut ist, beziehungsweise gute Folgen hat, aber seine Motive, somit er selbst, dennoch eine böse sind.
Schütze ich den Menschen vor der Gefahr, oder bin ich die Gefahr, vor der man den Menschen schützen muss?
Wenn man davon ausginge, dass die Intention hinter den Taten böse wäre, auch wenn die Tat selbst gut wäre, dann würde es doch bloß eine Frage der Zeit darstellen, bis sich die Tat selbst auch ins Gegenteil verkehrte und sich in eine böse Handlung umwandelte.
"Sind meine Handlungen bloß gut, weil mir die Macht fehlt über die Abhängigkeit von den anderen hinaus zu wachsen und würde ich es in Kauf nehmen eine böse Tat zu begehen, wenn es mir selbst nützt?", fragte sich der nun melancholisch gewordene Magus, während er an der Seite Uhiruns die letzten Meter zum Tempel überwand. Was war er, wenn es wirklich stimmte, dass hinter jeder Intention als letzte Instanz der Eigennutz stand?
Verbarg sich hinter all seinen Handlungen in Wahrheit ein böser Mensch, der nur nach einer Möglichkeit suchte seine Macht zu mehren, woraufhin dann spätestens seine offensichtlich scheinbar guten Taten sich ins Gegenteil verkehren würden? Wieder einmal war er ratlos, aber falls dem so war, musste er aufpassen und das würde der junge Kartenzeichner. Hyperius war vielleicht im Innersten ein Monster und für den Fall, dass es so war, musste er sich beherrschen und zur Not selbst die Menschen vor ihm beschützen.
War er das, ein Monster, das versuchte seinen Käfig zu verstärken, weil es Mitleid mit den Opfern empfand, die es beim Ausbruch reißen würde?
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