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Die Ausläufer des östlichen Gebirges
Er verstand Ryu, aber Ryu offenbar nicht ihn. Es war traurig, den Krieger so wütend zu sehen, aber Yared hatte das getan, was er für richtig gehalten hatte, das was die Ratte und Arvideon ihm geraten und anbefohlen hatten. Sollte er ihm sagen, das die Sache nicht seine Idee gewesen war? Sollte er ihm sagen, das dies alles zum perfiden Spiel eines Naturgeistes gehörte, der mehr überblick über das Leben, den Tod und die Welt hatte, als sie beide.
Also bitte, perfides Spiel! So was veranstalte ich nicht, auch wenn ich es gut verstehen kann, dass du nicht gerne Freunde verlierst. Abgesehen davon habe ich dir nie verboten, über mich zu sprechen. , erklang die gespielt beleidigte Stimme in seinem Hinterkopf.
Der Sappeur versuchte seine Kiefermuskulatur zu entspannen und dehnte seinen Hals, bevor er kontrollierte, ob Falchion und das Langspitzschild noch an Ort und Stelle waren.
Dann kehrte er zu den anderen zurück, diese letzte Information, die er Ryu vorenthalten hatte, hatte Zeit bis nach dem Überfall.
Trotzdem konnte er nicht gänzlich alle Anspannung abschütteln. Der Kapitän und er Waffenschmied hatten in ihrer wechselhaften Geschichte schon einiges an Konfrontation erlebt. Allein ihr Kennenlernen hatte unter dem Stern der Auseinandersetzung stattgefunden im Wettstreit um Nanami, den Yared zumindest eine Zeit lang für sich entschieden hatte, bis er der Zeit und einem anderen unterlegen war. Wenn dieser Templer nur nicht so verbohrt und orkfeindlich wäre, aber daran konnte er nicht rütteln zumindest noch nicht.
Als er zu den andern trat mit einem flauen Gefühl im Magen, bemerkte er Dorien, den Verrückten und schlug sich im Geist mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das durfte einfach nicht wahr sein. Welcher verdammte Idiot hatte den Kerl mitgenommen? Hanspeter natürlich.
Yared war gerade nicht bereit nach diesem Gespräch mit Ryu auch noch Hanspeter und Dorien zu ertragen. Kaldrin zog eine ähnlich anmutende Grimasse.
"Ich werde diesen Hanspeter erwürgen, wenn ich ihn zwischen die Finger bekomme.", meinte Moe.
"Vergiss es Moe, wir haben schon genug böses Blut an diesem Ort.", bremste ihn der Ältermann resignierend und steckte sich endlich die Pfeife an. Unter den seinen, fühlte er sich etwas wohler, für einen kleinen Moment.
Es ging weiter Kyno nach zum Lagerplatz des Viehtrecks.
Geändert von Yared (12.08.2010 um 21:56 Uhr)
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Die Männer schwiegen und hielten sich in den anliegenden Gebüschen versteckt. Die Truppe vor ihnen hatte den fehlenden Söldner noch nicht bemerkt und schwebte noch in einem Status von Sicherheit. Sogar so sicher, dass sie ein recht überdimsioniertes Feuer entzündeten, um sich in seiner weit ausstrahlenden Wärme zu Ruhe zu legen. Mit einem Wink beorderte Jarvo die Hälfte der Leute auf die andere Seite des Lagers, wo sie eben dasselbe Vorgehen anwenden sollten, welches Orthego im Alleingang bewiesen hatte.
Dorien stand nur einen halben Schritt hinter dem Hauptmann und nuschelte wirres Zeug über den Vorteil von Hundeleinen gegenüber Katzenleinen und wie er sich seinen Hasen als Haustier dressieren wollte. Und ob es Glück oder ein perfektes Timing des Druiden war, fing es von einer Sekunde auf die andere an, Sturzbäche vom Himmel zu regnen. Der Lärm der dadurch entstand, übertönte jedes andere Geräusch, sodass der zweite Trupp der Waldläufer leichtes Spiel hatte.
Unter den Söldnern und Viehtreibern machte sich Aufruhe breit und die viele von ihnen suchten Schutz unter einem Baum, doch auch der konnte sie nicht davor beschützen, bis auf die Haut durchnässt zu werden. Den Tieren machte das gar nichts. Schafe wie Ziegen grasten ruhig in der Dunkelheit und stießen von Zeit zu Zeit ihre typischen Laute aus.
„Verdammter Dreck“, schimpfte einer der Männer laut und stak seinen Speer in den Boden um die Hände frei zu haben. Er zog sich seinen Mantel über den Kopf und stolzierte über den Platz.
Auf der anderen Seite des Lagers hatte sich Ryu einen weiteren Söldner gekrallt und ihn etwas ruppiger als Orthego, ins Gebüsch gezerrt. Der Regen erlaubte es ihnen. Doch ihre Taktik mit den Bögen würde nun nicht mehr aufgehen. Der starke Regen würde jeden Pfeil ablenken und selbst den geübtesten Schützen wie einen Anfänger wirken lassen. Blieb nur zu hoffen, dass die Armbrüste ebenso mit der Feuchtigkeit zu kämpfen haben würden. Nun stand die Frage im Raum, wie sie vorgehen würden. Jarvo wandte sich um und blickte Yared an. Sie beide schienen dieselbe Idee zu haben. Anschleichen, überraschend und frontal attackieren.
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Kialar erwachte aufgrund von Stimmen und Rufen und wusste im ersten Moment nicht wirklich, wo er sich befand. Verwirrt blickte er um sich und erst jetzt wurde ihm klar, dass er die Nacht bei einem Lagerfeuer auf einem Bauernhof verbracht hatte. Die Arbeit war wohl schon länger im Gange, nun nahm er auch die anderen Arbeitsgeräusche wahr – das Sägen von Holz, das Hämmern, das Feilen und andere Laute. Hatte er so fest geschlafen?
Ein bisschen blöd kam er sich unter all den fleißigen Arbeitern schon vor, als er sich aufrichtete, aus den Decken herausschlüpfte und nur langsam wach wurde. Vor allem waren wohl neue Arbeiter dazugekommen, die ihn nun kritisch musterten. Im hellen Tagesschein sah alles anders und völlig fremd für ihn aus, aber seine allgemeine Lage hatte sich auf jeden Fall verbessert. „Neuer Tag, neues Glück!“, dachte er hoffnungsvoll und streckte sich ausgiebig. „Na, Wüstensohn…?“, sprach man ihn an. „…gut geschlafen?“ Kialar erkannte in ihm den Mann, der ihn gestern so höflich behandelt hatte. „Danke, vorzüglich, ja!“ Einen Moment später fügte er noch hinzu „Kann ich mich irgendwie erkenntlich zeigen?“ Sein Gegenüber schien zu überlegen „Hm…eine Ladung mit Brettern ist bald auf dem Weg in die Stadt. Vielleicht kannst du den Arbeitern zur Hand gehen.“
„Die Stadt ist Trelis, nimm ich an?“, fragte der Sohn des Meeres nach, was prompt bejaht wurde. „Dann finde ich zumindest sicher dort hin…“, scherzte Kialar noch und versprach ihm seine Hilfe. Er solle sich in etwa einer halben Stunde oben bei den Holzarbeitern melden.
Die Zeit dazwischen nutzt er, um sich anhand der Karte zu orientieren und den zukünftigen Weg genau zu planen. Die Pflanze, die er suchte, müsse zwischen Geldern und Trelis bei dem Fluss wachsen, hatte ihm der Alchemist Sayaphos auf einem Zettel notiert. Außerdem waren die genaue Beschreibung des Krautes, das Aussehen dieser und der wahrscheinliche Fundort erläutert. Es standen alle möglichen Kräuterkunde Begriffe, mit denen er nicht unbedingt viel anfangen konnte, zu seiner Hilfe dort. Es war die Rede von Blütenständen, Kelchblättern, Kronen bis zu unterschiedlichsten Blätterfingern und allen möglichen Eigenschaften wie quirlständig, zähnig, oberirdisch, papillös, drüsig und submontan. Zum Glück war die Abbildung der Pflanze aufschlussreich, sodass er sich hauptsächlich darauf konzentrieren würde.
Danach blieb ihm noch Zeit, etwas von dem letzten übriggebliebenen Proviant zu essen, dann hatte er aber auch schon all seine Reisesachen gepackt, den Wanderstab in Händen und hielt nach den Holzarbeitern Ausschau. Bei der Gelegenheit fiel ihm auf, wie fremd seine Gewandung doch wirken musste und nahm zumindest seine umwickelte Kopfbedeckung ab. Immer noch sahen die Stoffe, die teilweise beschmutzt und angerissen waren, eher seltsam aus im Vergleich zu den für diese Lande praktischeren Hosen und Hemden. Vielleicht sollte er sich in Trelis ein paar neue Sachen besorgen, man konnte ja nie wissen, wie lange er hier blieb.
Kialar hatte schon viele Händler aus Myrtana gesehen und ihm war die Kultur durch Erzählungen auch nicht gänzlich unbekannt, dennoch fielen ihm die vielen Unterschiede zur Wüste und seiner Heimat deutlich ins Auge, als er die Umgebung in Augenschein nahm. Die Hütten schienen auf lange Dauer gebaut worden zu sein, robust und stark wie sie da standen und auch die Kleidung verriet, dass hier alles seine feste Ordnung hatte, während in Varant und speziell dort, wo er aufgewachsen war, die Dinge in ständiger Veränderung begriffen waren. Welcher der beiden Lebenseinstellungen besser war, konnte er nicht beurteilen. Jedenfalls gefiel ihm das viele Holz und das schöne Grün rundherum.
Die Holzarbeiter waren mürrische Gesellen und sprachen nicht viel. Ohne viel zu fragen, trugen sie ihm auf, ein paar Bretter in einen kleinen Holzkarren zu befördern. Es war keine sonderlich Schweiß treibende Arbeit, gerade so viel, dass Kialar das Gefühl hatte, seine Übernachtung hier mit Arbeit aufgewogen zu haben. Neugierig waren die Gesellen wohl nicht, obwohl der Sohn des Meeres doch offensichtlich anders gekleidet war. Kialar wunderte sich etwas darüber, doch als der Wagen endlich losrollte, vergaß er das schon wieder und betrachtete guter Dinge die Landschaft. Es ging einen kleinen Hügel hinab in ein ziemlich fruchtbares Gebiet voller Wälder und Flüsse. Im Westen erhob sich ein Bergmassiv und obwohl sie nach Osten hinab gingen, wusste er von der Karte, dass sie der Weg schließlich nach Norden führen würde und so war es dann auch.
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Wie befohlen hatten sich Zasa, Fubak und Hanun am Vorabend noch von der restlichen Gruppe, welche gen Faring gezogen war, abgespalten und in Richtung Wald abgebogen. Der Wald selbst war schnell erreicht gewesen und sie hätten mit den letzten Sonnenstrahl noch zwischen den Bäumen herumirren können, doch da Ra'mon das Kommando über die kleine Gruppe besaß, hatte er den Befehl gegeben noch vor dem Wald, auf einer übersichtlichen Stelle, zu Übernachten. Mit den Decken, die sie bei sich trugen, und einem kleinen Lagerfeuer schützten sich die Drei vor der Kälte der Nacht und Zasa schaffte es sogar aus den eher minderwertigen Vorräten der Orks ein einigermaßen genießbares Nachtmahl zu bereiten. Möglicherweise lag das jedoch auch an den Kräutern, die sie aus seinem Beutel stibitzt hatte, als der Braunhaarige sich auf die Suche nach Feuerholz begeben hatte. Auf jeden Fall konnten sie sich ihre Bäuche voll schlagen und das war alles, was zählte. Die erste Nachtwache hatte Zasa übernommen. Die Letzte war für Hanun bestimmt.
Es war eine anstrengende Nachtwache für den Adeligen gewesen. Ständig hatte er geglaubt, dass sich ein Tier vom Wald her ihnen näherte, doch glücklicherweise war dem nicht so. Zwischen all diesen Sorgen während seiner Nachtwache, hatte der Braunhaarige auch viel Zeit damit verbracht den schlafenden Fubak zu betrachten und über die Worte Tat'ank'kas nachzudenken. Der Schwarzork hatte ihnen befohlen den einfältigen Söldner "verschwinden" zu lassen. Wie, war ihnen überlassen. Natürlich hätte er den Mann hier und jetzt im Schlaf erschlagen können, doch erstens war das nicht gerade vertrauensfördernd für seine Begleiterin Zasa und zweitens hatte er in seinen Kindheitsjahren auf den südlichen Inseln mehr als nur einmal von seinem Vater gehört, dass es besser war die Leute für sich arbeiten zu lassen, als sie umzubringen. Vielleicht konnte er den einfältigen Söldner ja dazu bringen sich selbst in den Tod zu stürzen...
Mit diesen Gedanken und der andauernden Geräusche aus dem Wald, war es ein leichtes für den Barbier wach zu bleiben und mit den ersten Sonnenstrahlen weckte er schließlich seine beiden Begleiter. Anschließend betraten die Drei den Wald. Es war deutlich kühler unter dem dichten Blätterdach und schon nach kurzer Zeit waren die Beinkleider und Stiefel der Söldner vom Morgentau feucht geworden. Dies schien aber niemanden wirklich zu stören.
Ra'mon hatte Fubak angewiesen in einigem Abstand vor Zasa und ihm zu gehen. Dabei nutzte der Adelige den Vorwand, dass der Einfältige anscheinend Erfahrung als Jäger hatte und sich somit auch besser hier auskennen musste. Der wahre Grund war jedoch, dass er sich mit seiner weiblichen Begleitung unterhalten wollte, denn eins war klar. Wenn sie ein Tier erlegen und gleichzeitig noch Fubak verschwinden lassen wollten, mussten sie zusammenarbeiten...
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Kap Dun
Chavers stapfte etwas sauer, durch eine dunkle Gasse und kam auf der Rückseite des Gebäudes an. Der Händler ging ihm jetzt schon auf die nerven. Er kam zu einer kleinen, recht unscheinbaren Tür und klopfte erneut.
Ein Diener öffnete die diese.
"Sie wünschen ?", fragte dieser.
"Ich komme wegen der Felle."
"Ah ja, folgen sie mir."
"Gut, aber eine Frage noch."
"Ja ?"
"Wie heißen sie ?"
"Ich? James."
"Dacht ich's mir doch."
"Wie, ich verstehe nicht"
"Ach nichts."
Sie durchquerten einen Korridor, bogen in den Innenhof ein, überquerten diesen und der Diener öffnete die Tür eines alten Schuppens der früher vermutlich ein Stall gewesen war. Drinnen war es dunkel und es roch stark nach toten Tieren. Chavers hielt sich die Nase zu.
An den Wänden hingen überall Felle. Von Schafen, Hasen, Wildschweinen, Wölfen und er glaubte auch ein oder zwei Schattenläuferfelle zu erkennen. James ging auf die andere Seite der, von einer Wand zur anderen reichenden Theke, beugte sich über und sprach: "Nun, was haben sie für Felle ?"
"Ich habe ein Fuchsfell und vier Hasenfelle, von denen zwei von heute und zwei schon eine Woche alt sind."
"Zeigen sie mal her."
Chavers holte sie aus seiner Tasche heraus und gab sie wortlos dem Diener, welcher sie betrachtete und schließlich sagte: "Ja, mit diesen Fellen dürfte der Herr zufrieden sein."
"Und dürfte ich auch fragen wozu er diese Fellmengen braucht ?"
"Naja...", zögerte er,"Eigentlich nicht, aber ich denke sie und die andren Jäger haben ein Recht darauf. Mein Herr will mit diesen ganzen Fellen seinen Kollegen, welche nächste Woche zu Besuch kommen, imponieren. Er will ihnen sagen, dass er diese ganzen Tiere erlegt habe. Aber ganz im Vertrauen.", er beugte sich noch weiter vor und sprach nun etwas leiser,"Ich glaube er würde sogar vor einer Fleischwanze wegrennen."
"Pf, is mir egal, solange ich mein Geld bekomm.", sagte Chavers.
Der Diener zählte noch schnell das Geld ab und reichte es Chavers.
"Finden sie den Ausgang alleine wieder?"
"Jaja.",sagte der Jäger, schloss die Tür hinter sich und überquerte ein zweites mal den Innenhof. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen im vorbeigehen zwei oder drei Geldstücke mitzunehmen, die achtlos auf einer Kommode vergessen worden waren.
Er trat nach draußen und fragte sich was er als nächstes tun sollte.
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Die Ausläufer des östlichen Gebirges
Ochsen, Kühe, Orks, Söldner... in was für eine Scheisse war er hier bloss geraten. *pftsch* öhm ja eine so genaue Antwort wollte er eigentlich nicht haben. Mühsam versuchte Scorp die Kuhscheisse in die er gerade getreten war von seinem Stiefel zu wischen. Gar nicht so einfach, das Gras taugte irgendwie nicht und einen Lappen hatte er auch nicht, bzw. wollte er den, welchen er für seine Waffen benutzt, nicht unbedingt in Kuhscheisse tränken.
"Elende verfluchte Kacke!" konnte es überhaupt noch schlimmer kommen? Wäre er doch bloss in der Wüste geblieben, da hatte er wenigstens nur einen kleinen Bengel am Hals, der kämpfen lernen wollte und kein Haufen Vieh... ja sie alle waren Vieh, die Söldner, die Bauern und die Viecher sowieso.
Er sollte die Nacht nutzen um sich zu verdrücken, die Idioten würden eh nix merken, wenn er sich aus dem Staub machte... oder vieleicht doch?
Zornig kickte er in einen umgekippten Baum, nur um sich dabei fast die Zehen zu brechen.
Wieso hatte ihn diese Penner auch gleich nachdem er angekommen war zu so nem Scheiss verdonnern müssen. Die grünhäutigen Stinker waren ja noch schlimmer drauf, als das letzte mal, als er in Trelis gewesen war.
Und dann direkt auf so ne Scheiss Mission, ein Haufen Idioten, stinkiges Vieh, noch dümmere Bauern die rummaulten.
"He Robert was machst da drüben, deine Wachschicht beginnt!" blaffte ihn einen der Söldner an, ja Robert, als solchen hatte er sich ausgegeben, musste ja niemand wissen, wer er wirklich war.
"Ja komm, hilf mir mal" donnerte der Hüne zurück... jetzt hat ihn der Penner auch noch gesehen, naja sein Pech, gabs halt eins auf die Fresse.
Im Dunkeln war niemand mehr um sie zu sehen, ausser dem Vieh, das Lagerfeuer war auf der anderen Seite und die anderen Wachen schienen ihre Aufgabe nicht gerade ernst zu nehmen, rechneten wohl zu sehr damit, dass dieses Gebiet Rebellen und Banditenfrei war.
"Hilf mir mal, ich hab den Fuss eingeklemmt." meinte der Hüne als der Söldner nähergetreten war.
"Hmm, unfähiger Klotz, zeig mal." meinte der Söldner und bückte sich. In dem Momment liess Scorp seine Faust auf den Schädel des Söldners krachen, worauf dessen Kopf mit voller Wucht gegen den Baum donnerte. Das schmerzerfüllte Stöhnen war hinter den Geräuschen des Viehs kaum zu hören und der Hüne hatte freie Bahn um zu fliehen.
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Die warme Sommersonne schien auf sie herab, als der Tross um Françoise den Saum des Waldes erreichte, der sich zwischen Ardea und Kap Dun ausbreitete. Wunderbares Wetter für diese heilige Arbeit - wenn man es so hochtrabend bezeichnen wollte. Irgendwie beschlich die Priesterin das seltsame Gefühl, dass ihnen in der Zwischenzeit jemand abhanden gekommen war. Nun, noch begleiteten sie genügend Leute, um die Aufgabe zu erledigen und das würden sie auch.
Wie bereits die vorherigen Male, kümmerten sich die stärksten Helfen darum, dass der nächste Schrein unbeschadet vom Karren geladen wurde. Unterdessen suchten die weniger muskulösen unter ihnen an der Seite der Zauberin nach einem geeigneten Platz, an dem sie den Schrein aufstellen könnten. Der Saum des Waldes schien dafür keine schlechte Wahl, denn die überhängenden Bäume schützten die Stelle ein wenig vor schlechtem Wetter und die Straße lag auch nicht allzu weit entfernt. Ein Reisender zwischen Ardea und Kap Dun sollte den Wegschrein leicht entdecken können.
Während Äste beiseite geräumt und ein Loch gegraben wurde, spazierte Françoise ein wenig unter den Bäumen entlang. Sie kannte sich in diesem Wald nicht aus, obwohl er so nah bei Vengard lag. Ein schöner Fleck Erde. Aus dem raschelnden Unterholz schoss plötzlich ein Eichhörnchen hervor. Schnurstracks jagte es den Stamm des nächstgelegenen Baums hinauf und verschwand in dessen Krone. Wirklich putzige Tiere, doch dermaßen scheu, dass man sie kaum zu Gesicht bekam. Wie es wohl auf die neue Einrichtung in der Nachbarschaft reagieren wird, ging Françoise durch den Kopf. Sie zuckte mit den Schultern und kehrte um.
Inzwischen hatten die Helfer den Schrein in das Loch eingelassen und aufgerichtet. Es müsste schon ein ziemlicher Sturm aufziehen, um ihn umzustoßen. Da wollte man nur hoffen, dass es gar nicht erst so weit käme. Sämtlich Helfer traten nun ein Stück zurück und ließen Françoise vor dem Schrein knien. Sie faltete die Hände und segnete den Schrein, wie sie es bereits bei all seinen Vorgängern getan hatte. Eine Routine schlich sich allmählich ein, was bedauerlich war. Trotzdem legte Françoise dieselbe Sorgfalt an den Tag wie schon bei den anderen sieben Schreinen. So erfüllte Innos' Macht den Ort; sie erfasste den Schrein, die kniende Priesterin und die anwesenden Helfer. All ihre Sorgen wichen einem überwältigenden Gefühl der Sicherheit und der Hoffnung. Für diesen Augenblick fürchten sie nichts mehr, und wäre Beliar höchst selbst auf die Erde herabgestiegen.
Doch dieses Gefühl sollte nicht von Dauer sein. Als der Segen gesprochen war und sich die Priesterin wieder erhob, kehrte der Alltag jäh zurück. Was blieb, das war die Erinnerung an dieses Gefühl. Es beflügelte jeden von ihnen zu neuem Tatendrang und obwohl das Herunterhieven des Schreins eine schweißtreibende Arbeit gewesen war, standen nun alle wieder bereit, um ihre gemeinsame Reise fortzusetzen.
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Zwischen Trelis und Geldern
Was auch immer in Myrtana passierte, ihr gefiel es keineswegs. Nachdem sie ihre Stute Silva von Tuon und seinen Nomaden geholt hatte und auf dem Weg Richtung Myrtana noch einmal bei ihrer Heilerin der letzten Monate Halt gemacht hatte, war sie am gestrigen Tag in Myrtana der angekommen. Es war bereits öfter so gewesen, dass sie den Orks hatte ausweichen müssen, doch die Präsenz, die diese mittlerweile zeigten, war gewaltig. Mehr als einmal hatte sie Silva in ein dichtes Waldstück führen müssen, um nicht von einer Patrouille gefunden zu werden. Auch wenn sie sich bewusst war, dass Morras, wie die orks sie nannten, nicht direkt angegriffen wurden, wollte sie mit ihrer Stute und ihrem Schwert kein Risiko eingehen. Man könnte sie schließlich für eine Feindin halten – was sie schließlich auch war.
Was auch immer geschehen ist, die Orks sind wachsamer. Vielleicht gab es eine Schlacht zwischen den Königstreuen und den Grünhäuten? In Varant, vor allem im westlichen Teil, kommt nur selten Nachricht aus dem Mittelland. Es wäre also gut möglich.
Doch da sie Menschenansammlungen ebenso meiden wollte wie Orkpatrouillen, konnte sie auf ihre offenen Fragen keine Antworten erwarten. Vielleicht hätte sie ja mehr Glück, wenn sie in Silden ankam. Vielleicht würde sie sogar auf Freeze treffen – auch wenn ihre letzte Begegnung nicht gerade rosig verlaufen war.
Doch wen kenne ich noch dort? Niemanden. Alle Brüder und Schwestern aus Zeiten der Sumpfbruderschaft waren Vergangenheit. Entweder gefallen bei der Verteidigung des Sumpflagers oder aber sie haben Silden und damit dem ganzen Festland den Rücken gekehrt und sind verschwunden. Nicht einmal auf Khorinis hab ich sie finden können.
Sie trieb Silva die Fersen in die Seiten. Ihre Stute wieherte kurz auf, dann galoppierte sie los. Trelis lag bereits hinter ihr und sie befand sich sicherlich bereits auf halben Weg nach geldern. Doch sie müsste auch dort versuchen, einen Weg außen herum zu finden. Mit ihrer Ausrüstung und ihrer Stute würde sie zu sehr auffallen. Und eigentlich musste sie sich doch auskennen, hatte sie lange Zeit alleine in den Wäldern gelebt.
Sie wurde mit einem Mal aus ihren Gedanken gerissen, als sie in nicht allzu großer Entfernung Stimmen hörte. Sofort ließ sie Silva langsamer gehen. Woher kamen die Stimmen? Aus dem Wald? Oder vom Weg? Unsicher stieg sie von Silva ab und zog leise ihr Schwert. Wie gerne ich mein Schild hätte. Damit wäre es einfacher, sollte jemand Ärger wollen. Da sie dieses jedoch nicht hatte, verließ sie sich auf ihr Schwert und schritt langsam weiter. Mit der linken Hand zog sie langsam an Silvas Geschirr. Die Stute folgte ohne Mucks, während Florence immer wieder hin und her schaute. Die Stimmen stoppten nicht, sondern wurden nur lauter. Als der Weg eine Biegung nach rechts machte, erblickte sie plötzlich zwei Männer. Zuerst glaubte sie an Söldner der Orks, dann an Streiter des Königs. Doch sie stellten sich als etwas anderes heraus.
„Ja, genau, wir sind Bauern, werte Dame. Und nun wäre es nett von euch, wenn ihr das Schwert wieder wegsteckt. Nachher verletzt ihr noch einen oder gar euch selbst.“ Die junge Templernovizin zögerte einen Moment, dann jedoch folgte sie dem Rat des Mannes. „Ihr kommt aus dem Süden, habe ich Recht?“, fuhr er fort. „Eure Hautfarbe verrät es. Zwar war Innos uns auch hier gnädig und schenkte uns viel Sonne, doch davon wäret ihr sicherlich nicht so braun geworden.“
„Ihr habt Recht, ich komme tatsächlich aus Varant. Was treibt euch aber auf diesen Weg? Fürchtet ihr nicht die Orks und ihre Schergen?“
Der Bauer lachte. „Fürchtet ihr sie nicht?“
„Nein“, meinte sie, obwohl es in ihrem Innern anders aussah, und deutete auf ihre Klinge. „Ich kann mich ganz gut selbst verteidigen.“
„So wie wir“, kam es vom anderen Bauern. „Wohin wollt ihr tapfere Kriegerin?“
Der Sarkasmus war nicht zu überhören und doch ließ sich Florence nichts anmerken. Die Tage, in denen sie Männern ohne Weiteres dafür beschimpft oder gar schlimmeres angetan hätte, waren lange vorbei. „Weiter nach Norden.“
„Zu den Barbaren?“ Sie schüttelte den Kopf. „Hätte ich auch nicht gedacht. Danach seht ihr nun wirklich nicht aus. Aber das einzige, was auch im Norden liegt und nicht von den Orks besetzt ist ist das zerstörte Silden.“
„Ja, dahin möchte sie bestimmt“, meinte der andere. „Aber das wird ihr nicht gefallen.“
Einen Moment war sie perplex, dann hakte sie nach. „Was? Wieso sollte mir, sollte ich vorhaben nach Silden zu reisen, dies nicht gefallen?“
„Habt ihr es in Varant nicht gehört?“
„Was gehört?“
„Das Silden zerstört ist. Eine Seuche hat in Silden gewütet und dann das Feuer. Keine Ahnung, ob überhaupt noch etwas dort steht, aber ich glaube kaum, dass es viel sein wird.“
„Silden… zerstört?“ Es erforderte all ihre Kraft, nicht in die Knie zu sinken. Silden, ihre Hoffnung auf ein neues Leben, zerstört? „Aber… seit wann?“
„Puh, seit ein paar Wochen gab es diese Gerüchte und kurz darauf kamen auch schon Flüchtlinge.“
Vielleicht haben ja einig Waldläufer überlebt? Vielleicht auch ein paar Druiden? Vielleicht kann ich weiterhin hoffen.
„habt vielen Dank“, meinte sie und schwang sich anschließend wieder auf ihre Stute. „ich werde mir selber ein Bild davon machen.“
Und eilig galoppierte sie los. Ihr Ziel war klar, doch der Ausgang ihrer Odyssee mehr als ungewiss.
Was mache ich, wenn Silden tatsächlich nicht mehr ist?
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Es war ein schöner Morgen. Die Vögel flogen umher und die Tiere sprangen über die Weiden. Genau das richtige Wetter um ein paar von ihnen zu fangen, dachte Chavers.
Er ging ein wenig an der Küste entlang und und sah auf das Meer hinaus, irgendwo dort lag Khorinis. Als er etwa einen halben Kilometer gegangen war, entdeckte er ein paar Hasen, welche auf der riesigen Wiese vor ihm herumtollten. Er beschloss so schnell er konnte auf sie zuzurennen und sich so viele er konnte zu schnappen. Chavers zählte lautlos bis drei.
Eins...zwei...drei
Obwohl er noch ein Stück entfernt war, bemerkten ihn die Hasen. Sie hoben kurz die Köpfe und rannten dann ebenfalls. Chavers verfolgte den dicksten und warf sich auf ihn. Doch der Hase befreite sich wieder und rannte weiter. Chavers stand schnell wieder auf und verfolgte ihn weiter. Als er wieder nahe genug war, trat er so fest er konnte nach dem Tier. Das war zwar nicht sehr professionell, aber er wollte nicht wieder auf dem Boden legen. Der Hase flog ein paar Meter und rannte sofort weiter. Mist, dachte der Jäger. Doch der Tritt hatte dem Hasen wohl ziemlich zugesetzt, er lief jetzt sichtbar langsamer. Chavers rannte vor den Hasen und als dieser versuchte unter ihm durchzurennen drückte er ihn mit beiden Händen auf den Boden. Er hob ihn hoch. Der Hase bot keinen schönen Anblick, der Tritt hatte eine blutende Wunde hinterlassen und sein Puls raste. Chavers entschied sich dazu ihn sofort zu töten.
Er ging hinunter zum Strand und wusch sich sein Gesicht. Danach legte er sich in den Sand und ruhte aus.
Als Chavers wieder aufwachte war es spät Abends. Er beschloss zurück nach Kap Dun zu gehen.
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Ardea
Dieses Dorf war irgendwie auch eine Art von Heimat, aber eine verdammt ungeliebte, vor allem, nachdem Gath immer mehr Leuten über den Weg gelaufen war, die er noch kannte und die ihn in nicht besonders guter Erinnerung hatten, was schließlich gestern Abend in einer ordentlichen Schlägerrei geendet hatte.
Man konnte es also drehen und wenden wie man wollte: Er würde weiter ziehen müssen, in Richtung Kap Dun, und dort sogar ein Weilchen bleiben, obwohl er nicht vorgehabt hatte, jemanls in diese Stadt zurückzukehren. Aber was muss, das muss, denn um irgendwie nach Süden zu kommen, musste man da vorbei.
Allerdings musste nicht nur er sich überwinden, in den Ort des Schreckens zurückzukehren, sondern auch Rekhyt, seinen Reisegefährten, dazu bringen, mit ihm zu kommen, denn alleine konnte er das Boot nicht rudern und segeln war Glückssache. Sein Begleiter war aber immernoch wie in Trance, nachdem sich seine Geliebte in einem Streit mit Gath aus dem Staub gemacht hatte. Diese dumme Ziege! Ich weiß immer noch nicht, was für ein Problem sie mit mir hatte... Aber ich werde es auch nie rausfinden, weil ich sie ziemlich sicher nie wiedersehen werde.
"Sooo, ich weiß, du willst nicht reden, aber wir müssenl." wannte sich Gath an Rekhyt, mit dem er sich seit Lucias Verschwinden das Zimmer teilte.
Er bekam keine Antwort und fuhr resigniert fort:
"Auch wenn du nichts sagst, kannst du es nicht ignorieren: Wir müssen hier weg, sonst kommen am Ende noch die Truppen des Königs und nehmen uns mit. Mich wundert es eh, dass sie nicht schon längst hier sind. Deswegen schlage ich jetzt einfach mal Folgendes vor: Wir besorgen uns noch ein paar Vorräte und morgen früh machen wir uns aus dem Staub. Für's erste in Richtung Kap Dun, danach vieleicht nach Varant... Hier können wir auf jeden Fall nicht bleiben!"
Sein Reisegefährte hüllte sich noch immer in Schweigen.
"Ach mach doch, was du willst!" wurde Gath langsam wütend: "Morgen früh fahre ich los, wenn du mitwillst, bist du am Strand, wenn nicht kannst du hier meinetwegen verrotten und Lucia hinterhertrauern!"
Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer hinaus und verließ die Gaststätte durch die Hintertür. Er brauchte Ruhe und musste außerdem noch ein paar Beeren sammeln und sein Boot reisefertig machen - auch trotz des Regens.
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Chavers lag auf der Wiese und wartete. Hin und wieder nahm er einen Grashalm und pfiff darauf. Der Fellmarkt hatte sich inzwischen wieder gebessert.
Plötzlich klingelte etwas und er sprang sofort auf. Chavers lief in den Wald, immer dem klingeln hinterher und nach ein Dutzend Metern kam er an eine zwei Meter tiefe Grube. Die Äste, die er zur Tarnung darüber gelegt hatte, waren zerbrochen und lagen zusammen mit einem Rehjungen darin.
Der Jäger entschied sich zu warten bis das Junge erschöpft war, und er es ohne Probleme heraushieven und töten konnte. Konnte nicht mehr lange dauern, so wie es strampelte und versuchte an den Wänden hochzulaufen.
Nachdem Chavers eine halbe Stunde am Rand der Grube gesessen hatte, sah er wie das Rehjunge erschöpft liegenblieb. Er raffte sich auf, nahm sein Seil und schwang es über den dicksten Ast, den er in der nähe der Grube finden konnte. Danach kletterte der Jäger vorsichtig hinunter, band das Seil um das Junge und zog so fest er konnte. Er zog das Rehjunge so weit hoch, dass es über den Rand gezogen wurde und über normalem Waldboden baumelte. Nun musste er nur noch aus der Grube heraus.
"Mist", sagte Chavers.
Er band sich das Seil um die Hüfte, so hatte er eine Kletterhilfe. Außerdem konnte seine Beute nicht abhauen. Es dauerte trotzdem gut zehn Minuten bis der Jäger wieder auf der Wiese stand. Das Tier zerrte die ganze Zeit an dem Seil und riss Chavers fast um. Er hätte nicht gedacht, dass es so stark war.
Der Jäger rannte um einen, bei der Hälfte des Seils stehenden Baum, und befand sich nun neben dem Rehjungen. Nun konnte es nicht mehr entkommen. Er drückte es so fest er konnte auf den Boden und schnitt ihm die Kehle durch. Danach trennte Chavers das Fell vom Körper und packte sich so viel davon ein, wie er tragen konnte. Er überlegte noch kurz, ob er sich den Kopf mitnehmen und ihn verkaufen sollte.
Chavers entschied sich aber dagegen, da er erstens nur ein kleines Messer, mit dem man unmöglich einen Hals durchschneiden konnte, besaß, zweitens nicht mehr genug Platz dafür hatte und er es drittens viel zu eklig fand.
Der Jäger legte sich das Fell über die Schultern und machte sich auf den Rückweg.
Den Rest ließ er für die Wölfe liegen.
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Geldern
Die Nacht war still und dunkel so wie eine vernünftige Nacht sein sollte. Der Mond hatte sich hinter eine dichte Wolkendecke zurückgezogen und selbst Sterne waren nicht zu sehen. Die Dunkelheit hatte etwas Verschwörerisches an sich. Zu solch später Stunde war auch keine Menschenseele mehr auf den Straßen zu erkennen, sodass der Plan denkbar einfach in die Tat umgesetzt werden konnte. Mitten in der Nacht hatte der Fuchs Idun geweckt und ihm gesagt er müsse sich beeilen, alles würde ganz schnell ablaufen. Noch bevor Idun richtig wach war, hatte der Fuchs den Raum wieder verlassen und drängte zur Eile.
<< Wo bleiben Sie so lange? Nicht trödeln! >>
<< Aber wozu die Eile? Was ist überhaupt los? >>
Idun wusste, dass es um irgendeinen Komplott gegen einen der höheren Schamanen hier in Geldern ging, aber genauer informiert hatte ihn niemand.
<< Nun los! Ich erläutere es Ihnen auf dem Weg. >>
Schnellstmöglich stiegen die Beiden die Treppenstufen hinab.
<< Wenn alles nach Plan verläuft, sind wir schnell wieder hier. Passen Sie auf! >>
Der Fuchs machte eine kleine Pause. Vielleicht wollte er seine Worte nachklingen lassen oder vielleicht überlegte er auch einfach nur über die richtige Wortwahl.
<< Ich kann Ihnen nicht allzu viel verraten. Es wäre zu riskant. >> Er sprach die Worte gemächlich aus, als ob er sich den Klang jeder Silbe erst auf der Zunge zergehen lassen wollte.
<< Ein hoher Schamane wird morgen seine Ämter verlieren und stattdessen wird Rartev an seiner Stelle stehen. Wir leiten jetzt alles in die Wege. >>
Die Antwort stellte Idun in keiner Weise zufrieden, aber er wusste, dass der Fuchs ihm nicht mehr sagen würde, also kam er urplötzlich auf ein anderes Thema zu sprechen.
<< Was ist eigentlich in Silden passiert? >> Er wusste nicht warum er das fragte, sie war ihm wohl einfach rausgerutscht. Der ehemalige Wächter blieb überrascht stehen, sah Idun kurz in die Augen, um sich zu vergewissern, dass er eben tatsächlich eine Frage gestellt hatte und nahm dann wieder sein Tempo ein. Dann blieb er plötzlich wieder stehen und packte Iduns Oberarme, eine Geste, die er noch nie gemacht hatte.
<< Hören Sie, es gibt eine Menge Dinge, die Sie nicht wissen und bei wiederum einer Menge davon ist das auch gut so! >>
Diese Aussage warf zwar mehr Fragen als Antworten auf, doch war sie ein untrügliches Zeichen, dass Idun besser nicht nachhaken sollte.
<< Wir sind gleich da, also halten Sie sich bereit. Am Besten halten Sie einfach die Klappe und lassen mich alles machen. Rartev erwartet uns schon, doch wir liegen gut in der Zeit. >>
<< Wird es gefährlich werden? >>
<< Nein. >>
Irgendetwas an dem ‚Nein’ störte Idun beträchtlich. Es klang etwas zu schnell, zu kurz. Zu Unsicher und wenn der Fuchs sich einer Sache unsicher war, dann gab das Idun nicht unbedingt einen Grund zur Beruhigung.
<< Ich hoffe Sie haben eine Menge bei den Sildener Wächtern gelernt. Jetzt wird es ernst. >>
Schnellen Schrittes waren sie durch Geldern gelaufen und hatten nun einen großen Gebäudekomplex erreicht. Es war vermutlich eine Art Rathaus und hier würden sich wahrscheinlich auch die ranghöheren Schamanen aufhalten. Die Wachen schliefen tief und fest und ließen Idun sowie den Fuchs unbehelligt passieren.
Das Innere glich einem Gewirr aus Gängen in denen ein Unwissender schnell die Orientierung verlieren konnte, doch der Fuchs schien sich auszukennen und so folgten die Beiden einem imaginärem roten Faden, der sie quer durch das Gebäude lockte, sodass Idun bereits nach kurzer Zeit nicht mehr wusste, wo sie hergekommen waren.
In einem Gang, der wenig von dem schalen Kerzenlicht erleuchtet war, das sich sonst im ganzen Gebäude ausbreitete, hielten sie an und der Fuchs schaute sich nervös nach mehreren Seiten um. Idun begann langsam ebenfalls nervös zu werden, als er eine leicht gereizte Stimme vernahm.
<< Da seid ihr ja endlich! Wo wart ihr solange? >>
Der Fuchs überhörte den Vorwurf und war sofort wieder bei der Sache.
<< Ist alles soweit? >>
<< Folgt mir! >>
Sie folgten erneut einem verzwickten Weg durch das Gebäude, als ob sie dies lediglich taten, um Iduns Orientierungssinn zu verwirren. Schließlich kamen sie in einen Bereich, der nicht mehr nur durch einzelne Kerzen erleuchtet wurde, sondern durch Fackeln, die in regelmäßigen Abständen an der Wand aufgehängt waren. Zwei Orks patrouillierten in den Gängen. Sie mieden die Patrouillen, wo es möglich war, doch versteckten sie sich nicht vor ihnen.
<< Hier sind wir. >>
Rartev öffnete leise eine Holztür und Idun huschte schnell in das Zimmer hinein, bevor der Fuchs die Tür ebenso leise hinter sich wieder schloss. Nur durch den Fackelschein von außen wurde das Zimmer erhellt, in einem wohlhabend wirkenden Bett schlief ein Ork, vermutlich der Grund warum sie hier waren. Idun kam es vor, als dauerte es eine Ewigkeit bis Rartev endlich einen Schritt nach vorne tat und beginnen wollte. Überrascht bemerkte er, dass der Ork einen Dolch in der Hand hielt.
<< Was soll das denn? >>, zischte der Fuchs entsetzt.
<< Na, was wohl, du Idiot? >>
<< Ich dachte, wir schieben dem Schamanen etwas unter, was ihn belastet. >>
<< Das würde ihn auf Dauer aber nicht aus dem Amt heben. Ich muss drastischer vorgehen. >>
<< Von Mord war nie die Rede! >>
<< Es ist aber die einzige Möglichkeit, also willst du jetzt, dass wir den Plan umsetzen oder nicht? >>
<< Ich mach da nicht mit! >>
<< Verdammt, du kannst jetzt nicht aussteigen! >>
<< Wenn wir ihn umbringen, wäre das viel zu auffällig! >>
<< Bis die ihn entdecken, sind wir längst weg von hier! Es würde wie ein Unfall aussehen. >>
<< Natürlich, der Schamane war so unvorsichtig und hat sich aus Versehen die Kehle aufgeschlitzt oder wie? >>
<< Sei kein Narr, du weißt, dass es anders nicht geht! >>
<< Du hast es von Anfang an gewusst, oder? >>
<< Was? >>
<< Du wolltest ihn von Anfang an umbringen. Du hast es mir nur verschwiegen, damit ich mitmache! >>
<< Ich brauchte einen Helfer. Ich konnte nicht alles allein erledigen >>
<< Du verdammtest Arschloch! Damit wirst du nicht durchkommen! >>
<< Es nützt dir nichts, wenn du so rumschreist außer, dass unser Plan ins Wasser fällt, also nimm jetzt endlich deinen Mumm zusammen und steh zu der Sache! >>
<< Was ist hier eigentlich los? >>
Ohne, dass sie es mitbekommen hatten, war der Ork-Schamane von ihrem Streit aufgewacht.
<< Jetzt ist es eh zu spät. >>
Rartev trat auf den Ork zu und rammte ihm mit voller Wucht den Dolch in die Rippen. Der Schock war dem Schamanen geradezu ins Gesicht geschrieben, als er auch schon leblos zusammenfiel. Eine Blutlache breitete sich auf dem Boden aus, während der Fuchs auf Rartev zutrat und ihm einen Schlag ins Gesicht verpasste.
<< Du wirst damit nicht durchkommen! >>
Idun stand nur teilnahmslos an der Seite, während die beiden sich prügelten. „Wie bin ich hier nur hineingeraten?“ Rartev schaffte es schließlich die Tür zu erreichen, sprang hinaus und rief eine der Patrouillen zu sich.
<< Hilfe, ich werde angegriffen! Zwei Menschen haben einen der Schamanen ermordet! So helft mir doch! >>
<< Du bist ein noch mieseres Schwein als ich gedacht habe. Das ist Verrat! >>
Rartev grinste nur. << Wenn man euch für die Mörder hält, hat man wenigstens keine Bedenken mich für das freigewordenen Amt vorzuschlagen. >>
<< Du... ! >> Der Fuchs kam nicht mehr dazu, seine Verwünschungen auszusprechen, denn einige Ork-Wachen kamen bereits auf sie zugestürmt.
<< Töte mich, wenn du dich traust. Es wird den Verdacht nur erhärten. >> Idun sah entsetzt, dass der Fuchs keinerlei Anstalten machte zu fliehen, sondern ganz auf Rartev konzentriert war. Um den Orks nicht in die Hände zu fallen, machte er einen Satz nach vorne und zog den Fuchs hinter sich her.
<< Was mischt du dich eigentlich ein? Außerdem geht es hier lang! >>
Der Fuchs übernahm nun wieder die Führung und schleifte Idun durch die verschiedensten Gänge. Es gelang ihnen tatsächlich die Orks eine Weile abzuschütteln und einen kleinen Vorsprung zu gewinnen. Wie er feststellte, waren sie in der Küche des Gebäudes gelandet. Während Idun sich noch fragte, was sie hier sollten, hob der Fuchs bereits ein Gitter am Boden an und zwängte sich dadurch.
<< Du verlangst nicht wirklich, dass ich in diese Kloake steigen soll? >>
<< Wenn du lieber sterben willst. >> Der Fuchs war bereits nicht mehr zu sehen und seinem Überlebensinstinkt folgend, nahm Idun seine Willenskraft zusammen und sprang ebenfalls in das dunkle Loch. Er landete zwar weich, doch erleichterte ihn das nicht unbedingt. Gelderns Kanalisation stank ungeheuerlicher als er es sich je erträumt hätte. Die Sinne vernebelt, ja schon beinahe ohnmächtig von dem Gestank folgte er dem Fuchs durch die zähflüssige Suppe, der irgendetwas davon murmelte, dass Orks zum Glück nicht durch das Loch passen würden.
An der erstbesten Stelle verließen sie die Kanalisation und Idun war unendlich dankbar für die frische Luft, doch blieb ihnen keine Zeit zum Stehen bleiben. Schon bald würden Orks die ganze Stadt nach ihnen durchkämen. Sie mussten hier unbedingt raus und dass besser früh als spät. Als ob das Glück ihnen hold wäre oder ein allmächtiger Zuschauer sich an ihrem Leben ergötzen würde, entdeckten sie einen Pferdekarren, der gerade im Begriff war Geldern zu verlassen. Schnell huschten sie ungesehen unter die Plane und versteckten sich zwischen der Ladung. Iduns Herz raste wie im Akkord und sein Atem versuchte verzweifelt mitzuhalten, doch der Fuchs ließ keinen Laut von sich vernehmen. „Wie wir stinken müssen! Damit kommen wir doch niemals durch!“
Allmählich setzte sich der Karren in Bewegung, erst am Tor hielt er kurz.
<< Halt, Morra! Wohin des Weges? >>
<< Ich bin Händler. Eine Ladung verschiedenster Gemischtwaren nach Silden. >> „Silden!“, schoss es Idun durch den Kopf. Eine der Wachen trat hinter den Wagen und hob die Plane. Idun bekam Angst, dass er ihn hören müsste und eigentlich starrte er ihm auch genau ins Gesicht, doch außer einem Naserümpfen tat der Ork nichts und senkte die Plane wieder.
<< Ich hoffe du transportierst keine faulen Waren. >>
Hörbar atmete Idun aus, doch zum Glück wurde es von niemanden gehört. Vermutlich war es eine Routine für die Wachen Händler zu überprüfen, sodass sie sich keine sonderlich große Mühe machten. Hätten sie den Karren genauer untersucht, wäre man nicht so glimpflich davon gekommen.
Der Fuchs wartete eine ganze Zeit. Als der Karren seinem Gefühl nach weit genug weg von Geldern war, hob er die Plane und hielt dem Kutscher sein Schwert an die Kehle.
<< Pass auf, du wirst keinem von unserer Anwesenheit verraten. Wir wollen dir nichts Böses, wir werden einfach nur mitfahren, klar? Du hast uns niemals gesehen und du transportierst auch keine Passagiere auf deinem Karren. >>
Man sah dem Fahrer an, dass er sichtlich unzufrieden mit den Umständen war, aber anhand der überzeugenden Klinge an seinem Hals, blieb ihm nichts anderes übrig als einzuwilligen. Der Fuchs ließ die Plane oben und machte es sich zwischen der Ladung bequem. Auch Idun kroch langsam aus seinem Versteck und streckte vorsichtig die Arme, noch nicht ganz überzeugt, dass es jetzt wirklich vorbei war.
<< Dieser Mistkerl... >>, murmelte der Fuchs leise. Idun hielt es für das Beste einfach zu Schweigen und versuchte zu verdrängen in was für einer Gefahr er sich befunden hatte. Er dankte den Umständen dafür, dass er überlebt hatte und schaute zum Himmel hoch, Der Mond hatte sich aus der Wolkendecke befreit und sein Licht tauchte die Welt in ein friedliches Zwielicht, als ob die Luft jetzt wieder rein wäre und er sich nicht mehr zu verstecken brauchte. Als ob er die Hand vor seine Augen geschlagen hätte und nun wieder beruhigt hingucken könne.
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Der Regen wollte nicht nachlassen, was den Waldläufern nur Recht war. Von ihren Plätzen aus beobachteten sie die Söldner und Bauern, die sich unter dem großen Baum versammelten. Nur einer schien sich von ihnen abzusondern. Jarvo kniff die Augen zusammen, da er nicht recht glauben wollte, was er da sah. Ein kräftiger Söldner traf einem anderen geradewegs mit der Faust ins Gesicht, schaute sich verstohlen um und schlug den Weg in den Wald ein. Er lief genau auf sie zu, als ob er wüsste, dass ihn jemand dort in Empfang nehmen würde.
„Was zum Teufel soll das?“, flüsterte Jarvo in die Runde, doch keiner konnte ihm eine vernünftige Antwort darauf geben. Zu seltsam war der Sachverhalt, der sich da vor ihren Augen abspielte.
Wieder schaute sich der Söldner um, als er die Waldgrenze fast erreicht hatte. Er ließ seine Waffen stecken - ein weiterer Vorteil. Kaum passierte er die Grenze, packten ihn zwei paar Hände aus der Dunkelheit und zerrten ihn auf den Boden. Ein anderer hielt ihm den Mund zu und zu dritt schleiften sie ihn einige Meter weiter in den Wald, wo sie ihn auf die Knie hoben und vor den Hauptmann stellten. Dieser sah den Mann genau an und hielt ihm sein Schwert an den Hals.
„Erkläre mir deine Situation Krieger, und du wirst dein Leben behalten.“
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Schnell weg hier, der Wald... die Sicherheit...
so hatte er noch gedacht, just einen Moment zuvor... und dann war es schnell gegangen... dieser Tag war verschissener als die Scheisse die an seinem Stiefel klebte.
Er wurde von so viel Kraft gepackt, dass er nicht widerstehen konnte... oder besser nicht tat, denn die Hände die ihn gepackt hatten fühlten sich mehr nach Menschen als nach Orks an und das wiederum bedeutete, dass es mindesten vier oder Fünf Mann waren die sich da um ihn kümmerten.
Selbigs bestätigte sich dann auch gleich, als er wieder aufgerichtet wurde.
Der Typ wollte seine Situation wissen.
Trotz seine misslichen Lage entwich dem Hünen ein zynischer Lachlaut "Meine Situation... sagen wir mal beschissen ist leicht untertrieben. Zuerst zwingen die stinkigen Grünhäuter mich mit den Banausen da eine Viehherde herumzutreiben, dann krieg ich ne Ladung Scheisse ab, der Penner macht die Unauffälligkeit meiner Flucht zu nichte und kaum könnte ich normalerweise in Freiheit sein, werde ich von einem Pack... was weiss ich was ihr seid, vermutlich Banditen aufgegriffen. Ja ich würds mal von nem Troll verschissen nennen, meine Situation, war das Bildlich genug?"
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Die Ausläufer des östlichen Gebirges
Dick fielen die Tropfen, prasselten auf das Laub. Der Kerl der in der Dunkelheit vor dem Hauptmann im Schlamm kroch, hatte wirklich einen miserablen Tag erwischt. Moe und Murdoc hielten ihn, während Kaldrins Armbrust auf den Schädel des Söldners gerichtet war, bereit ihm das Hirn zu spicken.
Aber irgendetwas kam Yared, bekannt vor an Stimme und Körperhaltung, auch wenn er den Mann wegen der nächtlichen Lichtverhältnisse nur von den Konturen zu erfassen war.
"Hauptmann, darf ich?"
Er ging näher heran. Jarvo machte ihm Platz, sodass er sich zu der Gestalt herunterbeugen konnte, um ihr Gesicht aus der Nähe mustern zu können.
Das erste Grinsen dieser Nacht stahl sich auf das Gesicht des Sippenführers.
"Moe, Murdoc, ihr könnt ihn vorsichtig aufstehen lassen. Ich glaube nicht, dass er weiter im Schlamm knien will, genauso wenig wie, dass er uns davon rennen kann."
Wäre es nicht so dunkel und nass gewesen, Yared hätte bestimmt die verwunderte Miene Jarvos erkennen können.
Die nach Kuhdung müffelnde große Gestalt richtete sich auf.
"Darf ich vorstellen? Scorpion von den Clans."
Yared steckte die mittlerweile schon längst erkaltete Pfeife weg.
"Darf ich fragen, was dich hierher verschlagen hat, Scorp? Das hier sieht mir nicht wie ein Drachenschiff oder die nördliche Eiswüste aus."
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Der Regen wurde stärker und prasselte nur so auf den mittlerweile recht matschigen Waldboden. Während die anderen wohl Kaffeekränzchen hielten oder kuschelten, saß Ryu derweil alleine zwischen einigen Büschen neben dem regungslosen Körper des Typen, den er niedergeschlagen hatte. Die Beule würde wohl noch eine Weile bleiben. Doch was den Templer momentan viel mehr störte war die Tatsache des Nichtstuns. Nicht, dass er sich vom Wetter groß beeinflussen lassen wollte, aber irgendwo war es doch nass, kalt und so langsam ungemütlich. Und vor allem stank dieser Söldner hier nach Knoblauch wie es wohl Zuben selbst nicht schaffte. "Hrrrm... Den wirst du jetzt wohl nicht brauchen..." brummte der Templer zu dem regungslosen Söldner herüber und nahm ihm den Mantel von den Schultern, welchen er sogleich unter dem Baum ausbreitete, an dem er in der Hocke saß. "Wenn schon warten in dieser Pampe, dann halbwegs bequem, was meinst du? Kopfschmerzen? Ja... Die werden noch eine Weile bleiben..." ihm war klar, dass der Bewusstlose nicht wirklich sprach, aber wieso nicht etwas die Zeit vertreiben?
Ein neugieriger Blick, rüber zu Jarvo und den anderen ließ jedoch immer noch keinen Aufschluss darüber, was dort vor sich ging. Es war auch schon zu dunkel, um groß etwas zu erkennen. Leise seufzend ließ sich der Templer wieder auf dem fremden Umhang nieder, wo er begann die Taschen des Söldners zu durchsuchen. "Wenn die schon nicht in die Pötte kommen... Kann man ja nach etwas Nützlichem suchen..."
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Grekain lag auf seinem Bett. Er lebte immer noch bei Meister Thorek. Es war ein harter Tag beim Schmieden. Es kamen immer mehr Aufträge. Rüstete man sich für einen Krieg? Grekain erfüllte eine Leere. Er wusste nicht was zu tun sein. Er führte ein akzeptables Leben. Er hatte eine gute Arbeit, Obdach, Mahlzeiten, aber dennoch quälte ihn diese Leere. Er fühlte sich zu mehr geboren. Er half einst bei der Eroberung des Minentals. Seitdem ist er hier. Er will wieder kämpfen. Aber wie und wo? Durch einen seltsamen Zwischenfall behielt er kaum noch Fähigkeiten. Ein paar Erinnerungen fehlen ihm auch. Was ist geschehen?
Grekain schloss die Augen und dachte darüber nach. "Was ist geschehen?", flüsterte er. "Wo sind meine Fähigkeiten? War es ein Magier? Oder hat mir ein Troll was auf die Decke gegeben..." Er setzte sich auf und nahm seinen Krug mit Wasser. Er nippte ein wenig, bis der Krug halb voll war. Dann stellte er ihn wieder auf den Tisch. Wieder schloss er die Augen. Aber er sah nur Leere.
Er hörte Schritte. "Grekain!", rief eine vertraute Stimme. Es war Thorek. "Grekain!"
"Was ist los?", fragte Grekain und stand auf.
"Es gibt ein Problem. Einer unserer Spähtrupps traf in den Wäldern in der Nähe Trelis' auf einen Magier. Dieser hatte offenbar ein Ritual im Gange. Der Spähtrupp griff natürlich sofort an, aber der Magier war offensichtlich sehr mächtig. Er fackelte einfach einen ab." Er setzte sich. "Die anderen ergriffen die Flucht. Aber nur einer kehrte zurück." Er schloss die Augen. "Der Späher meinte, der Schwarzmagier hätte bevor er weggerannt ist... Grekain... gesagt."
Grekain öffnete die Augen und sah Thorek an. "Was hat das zu bedeuten?"
"Ich weiß es nicht.", sagte Thorek. "Du musst dich besonders in Acht nehmen. Der Stadtschamane meint du solltest Grompel außerhalb von Silden aufsuchen."
"Ich werde mich beeilen...", sagte Grekain. Er nahm sich seine Axt und ging los. "Was hat das zu bedeuten... Wer..."
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Yared? Der war doch Kapitän und kein Bandit? Scorp war verwirrt. Dieselbe Frage hätte er zurückstellen können.
Aber der Umstand dass sein ehemaliger Schildlehrmeister und erbauer der Svana hier war, erleichterte ihm wohl ziemlich das Überleben.
"Der Wind hat mich hierherverschlagen... oder die Götter... oder was auch immer diese Welt antreibt." meinte der Hüne "Ich bin Heimatlos Yared, ein Wanderer auf Irrwegen ohne Ziel." sprach er weiter, ungeachtet der anderen bewaffneten Typen die rumstanden. "Ich scheine zwar im Norden mit allen verwandt zu sein, aber ich verstehe sie nicht, ich bin Khorinis aufgewachsen, ich habe die Gefangeschaft in der Barriere hinter mir, die Zeiten auf dem Hof. Meine Heimat wurde mir genommen und ich habe keine neue Gefunden. Nicht im Norden, nicht im Süden. Und das ist der Grund wieso ich hier bin. Weil ich einfach den nächsten Weg gegangen bin. Und der hiess kein Maul aufreissen wenn dir in einer Orkstadt etwas befohlen wird, sondern dann abhauen, wenn die Luft rein ist." ja das war seine Geschichte, kurz und einfach "Und was treibt ihr hier? Hätte nicht gedacht, dass der Kapitän der Maera mit Banditen auf Viehraub geht."
Geändert von Sir Scorpion (12.08.2010 um 22:46 Uhr)
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„Vertagt die Wiedersehensfreude auf ein andermal. Wir haben hier etwas zu erledigen, also haltet euch ran. Yared, diesem Mann kann man vertrauen?“
„Soweit ich ihn kenne, ja.“
„Gut. Es sei dir freigestellt, Scorpion, ob du uns danach begleitest oder wird dich ziehen lassen. Mir ist es gleich. Sollten wir auch nur den Anschein haben, dass Ihr die Hand gegen uns erhebt, werde ich Eurem Leben persönlich ein Ende setzen, verstanden? Während der nächsten paar Minuten bleibt Ihr hier sitzen. Kein Eingreifen.“
Er sprach in einem harten Tonfall, doch der musste sein. Sie waren immer noch in kriegerischer Aktion unterwegs und verfolgten ein Ziel, dem sie so nahe waren. Der desertierte Söldner hatte die Situation für sie zum Guten gewendet. Noch vier Söldner plus der drei Bauern blieben übrig und warteten unter diesem großen Baum. Sollten die Waldläufer noch länger zögern, würden ihre Widersacher aufmerken und sich wundern, wo ihre Kameraden waren. Sie mussten sofort zuschlagen. Er lugte durch das Buschwerk und erkannte Ryu auf der anderen Seite. Ein Zeichen genügte und der Templer wusste woran er war.
„Wir stürmen. Wir sind so viele Männer, dass wir sie übertölpeln können. Yared und Orthego und Kyno und Kaldrin, ihr macht euch von hinten heran und seht zu, dass ihr ihnen eure Klinge an den Hals halten könnt. Etwa zeitgleich werden wir frontal und mit gezückten Waffen auf sie zukommen. Die Verwunderung dürfte groß genug sein, sie zu überwältigen oder zumindest unter Kontrolle zu halten. Und Dorien… macht was ihr für das Beste haltet. Alle verstanden?“
Der Hauptmann blickte in die Runde und sah in nickende Gesichter. Scorpion sah ihn ernst an, machte jedoch keine Anzeichen etwas sagen zu wollen.
„Los.“
Yared und die anderen drei zogen ab, der Rest inklusive Ryu würde sogleich folgen.
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Nahe Vengard
Die Nacht war still. Zwei lange Tagesritte lagen hinter ihnen, als sie lang nach Einbruch der Dunkelheit endlich die Küstenebene erreichten. Ein seltsames Unbehagen beschlich Iwein. Er konnte es nicht genauer beschreiben, doch es schien, als werde es mit jedem Schritt in Richtung Vengard größer. Noch waren die Lichter der Hauptstadt nicht in Sicht.
»Irgendwas stimmt nicht mir dir«, bemerkte Olivier skeptisch.
»Ist das so offensichtlich?«, quälte sich Iwein zu einer Antwort, die belustigt hatte klingen sollen - vielmehr aber hörte er sich nach einer sterbenden Taube an.
»Du rutscht seit einer halben Stunde pausenlos im Sattel hin und her«, entgegnete der Paladin achselzuckend. »Wenn du pissen musst, sag Bescheid und wir halten an.«
»Nein … es ist nur … als wir gestern vom Kloster aufbrachen, war ich so voller Tatendrang, und nun …«
»Nun nicht mehr? Ich hoffe, du brauchst für deinen Tatendrang nicht alle fünfzig Meilen eine turmhohe Innosstatue.«
Jetzt musste Iwein wirklich lachen. »Mach dir um meinen Tatendrang keine Sorge.«
»Du zögerst, nach Vengard zurückzukehren, weil du dich schämst und nicht weißt, wie du dort nach all der Zeit wieder ein Bein auf den Boden bringen sollst.«
Iwein sah Olivier entgeistert an. »War das ein Zauberspruch?!«
»Haha, nein! Aber du bist zu lesen wie ein offenes Buch. Wenn du einen Tipp willst, versuch niemals, jemanden anzulügen - das würde gründlich schiefgehen.«
»Mistkerl«, knurrte Iwein.
Eine Weile ritten sie schweigend weiter durch die Nacht. Keine Menschenseele begegnete ihnen, und glücklicherweise auch nichts … anderes. Dann plötzlich, nachdem ihre Pferde einen sanften Hügel erklommen hatten, tauchte Vengard vor ihnen auf. Das miese Gefühl Iweins steigerte sich ins Unendliche.
»Hm, wenn du nicht nach Vengard willst - wer sagt, dass unser Ziel Vengard ist?«, meinte Olivier in diesem Moment.
»Wie, wovon redest du?« Iwein wollte doch nach Vengard … einerseits, doch es gab so viele Menschen dort, denen er jetzt, da es so weit war, doch noch nicht unter die Augen treten konnte. Nocht nicht.
»Wir könnten nach Ardea weiter reiten. Welchen besseren Ort könnte es für dich geben, deinen Dienst wieder aufzunehmen?«
»WAS? Du willst mich doch verarschen! Welchen besseren Ort als … den Ort meines größten Versagens?!«
»Irgendwann musst du das bewältigen. Besser früh als spät.«
»Selbst wenn … die Orks sitzen dort.«
»Iwein, Iwein … wo warst du eigentlich die letzten Jahre unterwegs? Du musst ja sehr weit rumgekommen sein, wenn dir sogar entgangen ist, dass Ardea seit über einem Jahr wieder in der Hand der Königstruppen ist. Los, jetzt reiten wir erst recht weiter!«
Und damit spornte Olivier sein Pferd an und ritt davon in die Nacht. Iwein blieb einen Moment ungläubig zurück und hätte schreien mögen vor Glück über diese Nachricht.
Das sagt mir der Hund erst jetzt?
Er winkelte den Unterschenkel nach hinten an und trieb Kano vorwärts. Und so brausten sie an Vengard vorbei und ließen es links liegen. Vorerst.
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