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Auf der Maera
Tief in Gedanken versunken stand der Landstreicher an der Reling gelehnt und blickte hinaus in das tiefschwarze Meer. Seit dem Vorfall mit dem Typen wurde er gemieden und packte mehr selbstständig an, als dass man ihn aufforderte. Doch er tat es nicht zu wenig und so gefiel es ihm ganz gut. Er war schließlich nicht der Schmarotzer, der die ganze Welt für Nichts verlangte. Er wusste, wie wichtig gegenseitiges Geben und Nehmen war, zumindest bildete er es sich ein.
Melancholisch dachte Nigel an das Vergangene und versuchte sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn er der Bruderschaft des Waldes treu geblieben wäre. Wäre er dann jetzt an Dekkers Stelle? Oder engster Berater des Waldläuferführers? Oder würde er mit seiner Sippe durch die Welt streifen und für Gerechtigkeit sorgen? Doch der Landstreicher schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Nichts band ihn an eine Sippe, weder eine Ideologie, noch irgendeine Tradition oder Glaube. Er war einfacher Fischer aus Khorinis gewesen, es wäre illusorisch gewesen, zu glauben, eine führende Person im Wald zu werden. Es war nur eine Zwischenstation auf seinem Weg in die individuelle Freiheit, die er mittlerweile, zumindest statistisch erlangt hatte. Nigel Ascan war frei, nirgendwo an irgendwelche Pflichten gebunden, einzig seinem Gewissen verpflichtet.
Anders sah es aus, wenn er zurück an seine Zeit als Gardist dachte. Was wäre wohl passiert, wenn er damals nicht den Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit verspürt hätte und weiterhin rachsüchtig und blind den Orks hinterher gejagt wäre. Ja, wo wäre der Landstreicher, wenn er blind den Befehlen seiner Kommandanten gefolgt wäre?! Irgendwelche Stadttore würde er wohl nicht mehr bewachen, viel mehr sah er sich in irgendeinem Rat, der den König unterstützte. Ob nun als Rebellenführer in Reddock oder sonst wo, zum Beispiel in Okara, als es noch existierte - hätte er diese Katastrophe verhindern können - hätte er das überhaupt gewollt?! - oder als Kommandant der Stadtgarde. Auf jeden Fall hätte er einen festen Wohnsitz, mit Schreibtisch, auf dem sich viele Papiere stapelten und mit Kamin und großem Sessel. Nigel würde sicherlich ein einfaches, geordnetes Leben mit Aufgabe und Sinn leben. Doch zu welchem Preis? Er hätte sich und seine Ideale, ja seinen Glauben aufgegeben.
Nein, so wie es jetzt war, war es gut. Sicher, nicht immer einfach, oft sogar hatte der Landstreicher Hunger und wünschte sich ein Dach über den Kopf, doch im Grunde, vorallem, da er sich treu blieb, war er zufrieden mit dem, was er hatte. Er war frei, er war sein eigener Herr, hatte seinen eigenen Glauben. Das war mehr wert, als alles Gold auf der Welt. Keine Ideologie, weder die von Innos oder Beliar, selbst die des Bruders Adanos, band ihn.
Zutiefst glücklich drehte er dem Meer den Rücken zu und verschwand in seiner Koje, der neue Tag konnte kommen, Nigel freute sich regelrecht darauf.
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An Bord der Maera
Wieder und wieder fuhr der Schrubber über das menschenleere Vorderdeck. Immer und immer wieder kratzen die Borsten Wasser, Schmutz und Salzlake aus den Planken und Ritzen. Spritzer schossen an der Reling hoch und durch die Ankerklüse hinab in die unendlichen Gestade Adanos und hinterließen schnell verschwimmende seichte Kreismuster auf den von der Schiffslaterne angestrahlten hin und wieder aufblitzenden Wellenspitzen.
Es war die Gleichmäßigkeit, die Gleichmäßigkeit der Wellen, die Gleichmäßigkeit des Schrubbers, die Gleichmäßigkeit des Lebens, eine Trostlose Gleichmäßigkeit. Es war der Sinn, den der Verstand aufzeigte, der aber dem Magen, dem Herzen verschlossen bleiben wollte.
"Ist das die richtige Arbeit für einen Kapitän?", erklang eine Stimme hinter ihm.
Er kannte die Stimme, kannte die zarten Anzeichen des Alters darin, den spöttischen Unterton und den unterschwelligen Anklang von ehrlicher, ernster Sorge, der darin mit schwang. Es war Vida.
Der Sappeur drehte sich nicht um, sondern schrubbte weiter, die Pfeife im Mundwinkel haltend und neben sich eine Korbflasche echten khorinischen Rums, einer Sorte mit herrlich fruchtigem Aroma. Aber selbst das konnte er momentan nicht genießen.
"Bin ich denn ein Kapitän? Oder am Ende nur ein Kind mit einem aufgetakelten Holzbrett unter dem Allerwertesten, das sich in eine illusorische Traumwelt flüchtet? Bin ich der für den ich mich halte, bin ich der für den ich mich gehalten habe? Bin ich der für den mich die anderen hielten, für den sie mich halten oder für den sie mich halten werden? Wir sind nun seit einer guten Woche auf See und mittlerweile weiß ich nicht, ob ich wirklich das in mich gesetzte Vertrauen erfüllen kann. Nigel, einer der Matrosen, hat einen der Bootsmannsmaate verprügelt, weil der ihm befohlen hat das Deck zu schrubben.", er seufzte resigniert.
"Und deshalb machst du es jetzt, Yared?", fragte die Alte gespielt ungläubig.
Der Kapitän ging nicht darauf ein, ließ das hinter der rhetorischen Frage steckende Argument nicht zu.
Stattdessen starrte weiter auf den Schrubber gestützt hinauf zu den Wogen der tiefblauen Wolkenberge, die sich undurchdringlich wie ein Abbild des Ozeans unter ihnen über ihnen auftürmten, dem fadenscheinigen Rauch seiner Pfeife hinterher.
"Heute hätte Suzuran, die Begleiterin von Ornlu, dem alten Schwerenöter, fast das halbe Schiff abgefackelt.", fuhr er einfach fort und musste bei der Vorstellung eines mit brennendem Hinterteil aus seiner Kajüte rennenden Druiden fast grinsen.
"Das war für dich doch noch nie ein Grund in Schwermut zu verfallen. Was ist es wirklich? Du wirst die alte Vida doch wohl nicht für dumm verkaufen wollen?", forderte sie leicht ärgerlich.
"Ich weiß es nicht. Ist es das Versprechen, dass ich dem alten Benjen kurz vor seinem Tod gab? Ist es die Verantwortung über das Schiff? Ist es die Verantwortung, die mir jetzt schon im Nacken sitzt, weil die Rattensippe neu entstehen soll? Ist es die Sorge um Silden? Oder ...?!"
Er ließ den Schrubberstiel achtlos aufs Deck plotzen und sich dann wie ein nasser Sack auf eine Rolle aufgeschlossenen Tauwerks nieder sinken.
"Oder was? Du willst doch nicht etwa sagen, dass du ... !?"
Sie sah ihm ins Gesicht und für einen Augenblick hob er den Kopf richtete seine Niedergeschlagenheit auf sie. Das was sie in seinen Augen sah, ließ sie leicht zurückfahren. Es waren eine besondere seltsame Art von Tränen, eine Art, die nicht geweint werden wollte, eine Art, die nicht geweint wurde, zumindest nicht von ihm, nicht von Yared.
Der Sappeur hätte es nicht gedacht, aber vermuten können, dass die gute alte Vida nicht locker lassen würde, nicht locker lassen würde, in ihm herumzuwühlen, bis sie in seiner Seele den letzten verstaubten Winkel ausfindig gemacht hatte. Und noch etwas hatte er nicht zu denken gewagt, nämlich, dass sie ihn verstehen könnte.
Er nahm die Flasche, setzte sie an seinen Mund und spülte sich den Klos im Hals mit dem brennenden Gesöff hinunter in den Magen, wo er von Magensäure zerfressen werden würde, was er zumindest hoffte.
"... Nanami ...", kam die sinnierende Feststellung von ihr, "Was hast du vor?"
"Es ertränken? Nein, das wäre nicht meine Art, meint zumindest mein Verstand und meine Leber ist wohl recht froh darüber.", bemerkte er zynisch, Haupthaar und Bart im auffrischenden Wind flatternd, "Das Schicksal wollte es nicht."
Er nahm die Pfeife aus dem Mund und wies mit der Hand auf die weite See.
"So ist das Leben ... weiter, als das Auge reicht, kälter als der Frost und einsamer als der Sternenhimmel ... eine trostlose Wüstenei. Und weiter und weiter schleppt man sich auf dem Weg ins Nichts."
Yared sog wieder an der Pfeife.
"Ich hatte den Traum der gemeinsamen Zeit, den Traum von Kindern, den Traum im Leben ein Ziel zu haben, den Traum von Liebe, Wärme und Familie. Irgendwo da draußen ist er flöten gegangen, irgendwo da draußen zwischen unendlichem Wasser, grüner Hölle und heißem Dünenmeer entschwand er am Horizont, ohne Spuren ohne Hoffnung zu hinterlassen, und immer noch höre ich in meinem Hinterkopf den Nachhall der spöttischen Abschiedsmelodie."
Eine Zeit lang saßen die beiden alten Bekannten einfach nur da und starrten vor sich hin. Dieses Problem konnte nicht durch Worte gelöst werden, auch wenn es gut tat, nicht mehr alleine dem Gedanken hinterher zu eilen, sondern ihn geteilt zu haben.
Yareds Verstand war längst klar, wohin ihn sein Weg führen würde und er wusste auch, dass er am Ende vielleicht doch noch die Erfüllung seines Traumes erleben durfte, aber sein Herz, sein Magen, seine Gefühlswelt wollte nicht begreifen, wie dies ohne Nanami geschehen sollte.
Der Lagermeister Sildens schloss die Augen und sah einen Moment in sich hinein in den endlosen in Dunkelheit verborgen liegenden Ozean seiner selbst und plötzlich fühlte er ein Aufwallen in der Magengegend, ein Aufwallen das nach oben schoss, nach oben gen Kopf und ein Gänsehaut mit sich brachte. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
Müde, aber lächelnd öffnete er wieder die Augen.
"Ich danke dir Vida. Bewahre. Gute Nacht."
"Gute Nacht, Käpt'n."
Er nahm die erkaltete Pfeife, die Korbflasche und stapfte über das Deck vorbei an der Laterne am Großmast, die Stiege hinunter in seine Kajüte unter dem Achterdeck, legte Mantel, Stiefel und Hut ab, löschte das Licht und schlief ein tief und fest ein.
Sein Magen hatte endlich das Schicksal geschluckt, hatte endlich kapiert, dass Nanami Geschichte war.
Geändert von Yared (26.12.2009 um 18:16 Uhr)
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Gedanken der Vergangenheit
Vormittag auf See. Frischer Wind, der langsam vom nahenden Norden sprach, von der Heimat und von einem früheren Leben. Der braune Mantel des Hünen flatterte sacht im Wind, war dem zweiten Element Innos’ schutzlos ausgeliefert. Starke Hände umfassten die Reling, waren feucht von Salzwasser. Irgendwo an Deck hustete ein Matrose, der seine Arbeit in aller Ruhe verrichtete. Es war Sonntag. Ruhetag. Natürlich war da auf dem Schiff kein solches Treiben wie an anderen Tagen.
„Ruhe“, murmelte der Nordmann und blickte zum einige Meilen entfernten Küstenstreifen hin. Ruhe. Etwas das er lange nicht mehr genießen konnte. Schon früher nicht. Sein Leben war schon immer ruhelos gewesen. Sei es nun seine Kindheit in Nordmar, seine Zeit in der Armee oder das Leben auf dem Bauernhof. Überall herrschte Ruhelosigkeit. Nordmar war zu jener Zeit umkämpft, teilweise von Orks, teilweise von den Konflikten zwischen den Clans. Uneinigkeit, Streitereien. Todesopfer. Des Hünen Vater, das Axtblatt im Schädel. Tot.
Ein Kopfschütteln wie um die Gedanken zu verdrängen als wären sie störende Fliegen.
Die Zeit in der Armee hatte anfangs etwas Ruhiges gehabt. In der Kaserne in Montera, wo man ihn ausgebildet hatte. Aber wie war es geschehen? Genommen hatte man ihn, von der Straße aufgelesen und in den Dienst an der Waffe gezwungen. Frei war er nicht gewesen, nur ein Gefangener der das Privileg hatte, sich als frei unter des Königs Banner zu bezeichnen.
„Der alte Rotbart“, flüsterte der Mann zum Wind, „war ein größerer Bastard als dieser Hurensohn, der jetzt auf dem Thron sitzt, je sein wird.“
Sie waren in den Tod geschickt worden. Ein Himmelfahrtskommando aus Jugendlichen, Alten und Invaliden. Eine einzige Ablenkung. Und wofür? Um den Rückzug zu sichern, so hatte man es ihnen gesagt. Den Rückzug zu sichern sei eine ehrenvolle Aufgabe, für die es sich zu sterben lohnt. Und sie hatten gelacht. Der Marschall und der Hauptmann. Das würde er nie vergessen. Diese Worte, hohnvoll, und das Lachen.
Dann war es passiert. Das Signal zum Angriff war gegeben worden. Der Truppführer hatte ins Horn geblasen, doch war es ein müder, brüchiger Klang gewesen. Es war Winter gewesen. Feucht, kalt, auf der Erde lag etwas schlammiger Schnee. Ein beschissener Winter. Gotha, das Tal in dem heute die Burg der Paladine steht. Oder eher die des Dämon? Eine lustige Geschichte, fand der Nordmann, da der einstige Sitz der Paladine nun im See des Waldvolkes lag. Ein müdes Lachen.
Der Tod war schnell über sie hereingebrochen. Orks. Unterstützt von Assassinen und Kriegern aus der Wüste, die unter dem Oberbefehl Gellon und Lukkors gestanden hatten. Die Todeswahl war recht einfach. Entweder starb man unter dem hellen Aufblitzen zweier Klingen oder dem ohrenbetäubenden Rauschen einer Axt orkischer Machart.
Der Nordmann jedoch hatte überlebt. Hatte sich tot gestellt. War feige gewesen. Unter den Leichen hatte er gelegen, hatte gezittert und stumm geweint bis keine Träne mehr zum Vergießen da war. Und er hatte sie gesehen. Die Orks. Und was sie mit einem Soldat gemacht hatten. Gevierteilt. Versteckt unter den Toten hatte sich der Hüne die Seele aus dem Leib gekotzt. Lachen. Das hatte er auch vernommen. Die Varanter und die Orks lachten. Sie sahen die Toten, die Verstümmelten, die Zerschmetterten. Und sie lachten aus tiefstem Herzensgrunde, als wären sie geschaffen zum Morden und würden daran ihr Gefallen haben.
Dann waren sie weiter gezogen und hatten die Leichen den Wölfen, Krähen und Snappern überlassen. Und zwischen den Aasfressern war er aus dem Berg der Toten gesprungen und hatte geschrieen. So als hätte er mit eigenen Augen das gesehen, was einen im Reich Beliars erwartete. Und die Leichenfledderer – tierisch wie menschlich – waren erschrocken davongelaufen.
Feigling, hatten die Krähen gerufen.
Erbärmlicher, hatten die Wölfe geheult.
Bastard, hatten die Snapper gekreischt.
Ein brennender Schmerz erfüllte Taviks Handflächen, die immer noch auf der Reling lagen, jedoch so fest darum geschlossen waren, dass das Holz gesplittert war und sich in das Fleisch seiner Hände gebohrt hatte. Tränen füllten die Augen des Mannes aus Silden. Tränen des Schmerzes, Tränen der Reue, Tränen ob der Vergangenheit. Er brauchte was zum Verbinden. Er brauchte das alte Weibstück von Vida.
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Auf der Maera
Gelangweilt stand der Junge am Bug und sah hinaus in die Weite des Meeres. Er hatte vergessen, wie lange er nun schon unterwegs war.
Die meiste Zeit hatte er in seiner Hängematte verbracht, der Stress der auf Deck ausbrach oder auch nicht, den wollte Favril umgehen. Nur kurz, meist um das zu verrichten, was zu verrichten war, kroch er hinaus, doch immer nur schnell, um genau so plötzlich wieder zu verschwinden. Mit Sicherheit hatten die wenigen, die Favril kannten, schon vergessen, das der Junge überhaupt an Bord war.
Doch auch die Phase des Lebens oder vielmehr Laune des jungen Burchen ging vorüber. Er war des Versteckens und Verkriechens überdrüssig und entschied, den Tag auf Deck zu verbringen.
Als er am Morgen die Kajüte verließ, merkte er, wie sehr er frische Luft brauchte. Die Brise strömte spürbar durch seine Lungen und seine fahle Haut nahm dankbar jeden Sonnenstrahl auf.
Gemächlich schritt der Junge über das Deck und streckte gähnend seine Arme von sich. So schlimm war es gar nicht, so ein großes Chaos herrschte gar nicht.
Wie er nun an der Reling stand, mit dem Rücken zum Meer und sich die vielen Menschen ansah, die über das Deck wurschtelten, merkte er allmählich wieder Leben in seine Glieder. Er erinnerte sich an eine Aufgabe, er sah ein, dass er einen Sinn hatte, auch wenn er Silden verließ. War es wirklich das Unbekannte, was ihn verschreckte? Schließlich war er schon einmal in Nordmar gewesen. Aber damals war Dekker mit, diesmal war er alleine. Doch er war kein Niemand mehr, er hatte Aufgabe und Sinn, Verwantwortung und Pflicht.
Menschen brauchten dies, um leben zu können, darin war sich der Wächter Sildens sicher.
Seine linke Hand ruhte auf dem Griff des am Gürtel hängenden Schwertes, während er langsam über das Deck lief und die Leute beobachtete.
In der Ferne sah er Yared, dem er freundlich zunickte. Tavik war sicherlich auch irgendwo, doch dieser hatte sicherlich zu tun. Und schließlich war Favril kein kleines Kind mehr. Er hatte Aufgabe und Sinn...
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Das Meer faszinierte, lockte die Menschen schon früh morgens aus ihren Kabinen und bot beruhigende Atmosphäre, um über sich und das Leben nachzudenken. Suz war nur eine von den vielen an Bord, die das Rauschen der Wellen und die klare Seeluft nutzte um Gedanken und alles herumschwirrende im Kopf zu ordnen.
Es war das klare Gefühl zu wissen, dass man an den Richtigen geraten war, jemanden der die Geheimnisse des Lebens besser kannte, als man selbst und auf dessen Hilfe und Fähigkeiten man bauen konnte. Er schien ihr die Ruhe zu geben, die sie an diesem Morgen benötigte, ließ ihr die Zeit über den nächsten Schritt zu grübeln und wie sie diesen möglich machen konnte. Wie würde die Natur sie aufnehmen? Konnte eine kleine Möwenseele oder die eines verirrten blinden Käferpassagiers einem Wesen, einem Menschen wie ihr vertrauen schenken? Konnte man sich einfach einem Tier annähern, das so anders war als man selbst?
Es war dieses eine Krabbeltier, dass sich auf hoher See befand, klein und langsam auf dem Holz fortbewegte und ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
Kleine Beine nicht einmal so lang, wie einer ihrer Wimpern, die Augen von der Größe eines kleinen Leberfleckes vielleicht und der schimmernde Körper mit der Möglichkeit zu Fliegen kaum größer, als die Fläche ihres Daumens.
Fast neugierig schien er in ihre Richtung zu krabbeln, als sie sich gebeugt mit den Augen direkt auf seine Höhe begeben hatte und die Bewegungen des Insekts beobachtete. Eigentlich war hier nicht sein Platz, der falsche Lebensraum für ein solches Tier, wo ein kleiner Windstoß oder eine Handbewegung ihrerseits genügen würde, um seine Seele in die tiefen weiten des Meeres zu verbannen. Wie durch ein unsichtbares Seil gezogen, näherte sich das bunte Wesen weiter ihre Hand, bis es auf einem der Finger platziert war, solange bis sie einen Ort gefunden hatte, um das Tier wieder sicher abzusetzen und wo es nicht ins Wasser fallen konnte.
Es war ein Anfang...
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"Es reicht!", meckerte Ornlu, als er aus dem Schlaf geweckt wurde, weil ein Frauenstiefel gegen seinen Bauch flog, weil Frau Suzuran wieder einmal alles umstellte, damit es auch schön gemütlich und schön in der engen Kajüte war. Ein typich weibischer Charakterzug. Während mann mit der Innenausstattung wenig am Hut hatte, weil es in Ordnung war, war frau da anderer Meinung und dekorierte wohl alles so, als ob man noch Besuch bekäme.
Jedenfalls jagte der Stiefel nach genug geschaukel von oben herab auf Ornlu. Wieso der da oben war, wusste wohl nur dieses verrückte Weib, das er doch trotzdem so mochte.
Der Druide erhob sich. kramte in seinem Beutel herum und hatte dann kurzerhand ein paar Erbsen in der Hand. Im nächsten Moment erhoben sie sich über seiner Hand und rotierten in Kreisbahnen um einen magischen Mittelpunkt. Gerade kam Suzuran herein, als ihr Meister seinen Zauber vorantrieb. Er gebot ihr sich hinzusetzen und zuzusehen. Die Magie ließ die grünen Erbsen aufleuchten, im Zentrum der reinen, austretenden Magie zogen mehr und mehr die magischen Schleier in die Erbsen hinein und ließen sie daraufhin aufkeime und wachsen. Schnell verbanden dich die Keimlinge untereinander, bildeten ein Netz und flogen auf in Richtung Kajütendecke. Weiterhin rotierte das kleine Netz, verwuchs miteinander und wuchs auch in die Breite wie ein Spinnennetz. Ornlu erhob sich um den Kontakt zu halten, ehe sich überall die kleinen Pflanzenranken festsetzten oder verknoteten, so dass über de beiden Menschen nun ein großes Spinnennetz aus Pflanzenfasern über die Decke verteilt war.
Noch einmal prüfte Ornlu das gebildet, zog dann daran und setzte sich dann zufrieden hin.
"Jetzt fliegt mir kein Zeug von dir mehr auf den Bauch, Kopf oder sonst wo...", meinte Ornlu und zeigte Suzuran die Zunge.
"...und wenn mir was von der Seite entgegen fliegt oder du frech wirst, werden sie herab kommen und euch fesseln.", meinte der Jäger grinsend und meinte es nicht ganz ernst. Stattdessen kramte er aber auch für Suzuran ein paar Erbsen hervor und setzte sich zu ihr. Dann gab er ihr diese und behielt eine bei sich.
"Tiere auf dem Schiff sind rar und ich möchte dich hier ihnen nicht zu Nahe bringen. Trotzdem will ich, dass du bis zu unserer Ankunft in Nordmar deinen wahren Namen erfährst - dann verrate ich dir auch meinen. Neben den Tieren gibt es noch die Pflanzen als große Gruppe. Du kannst lernen sie wachsen zu lassen. Zunächst natürlich. In Zukunft dann unnatürlich und sowas schaffen wie ich gerade schuf. Doch für alles, muss man natürlich zunächst den ersten Schritt machen. Du hast da Erbsen in der Hand. Wähle eine aus und leg die anderen beiseite.", wies Ornlu an und drehte sich zu ihr.
"Nun der erste Schritt. Öffne dich für deine Magie, lass sie eine Weile in Ruhe in dir pulsieren und dann konzentrierst du dich auf Punkte um dich, um sie mit der Magie abzutasten. Zuerst mich, da ich dir bekannt bin. Spüre meine Magie, meinen Körper, meinen Herzschlag durch die Magie. Danach machst du selbiges auf die Erbse bezogen. Du wirst keinen Herzschlag spüren und du wirst merken wie schlicht alles an dieser Erbse ist. Aber du wirst sie magisch abtasten, bis du etwas an ihr bemerkst. Etwas das lebt und du als Leben erkennst. Versuch es, vielleicht brauchst du ein paar Anläufe. Hast du es, sage ich dir, wie es weitergeht.", erklärte der Druide und rückte etwas von ihr ab, um sich selbst für Magie zu öffnen und sie nicht zu irritieren.
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"Pfui Wasser... Mir ist schlecht...." dachte sich die junge Blonde als sie sich über die Reling beugte.
"Wie bin ich eigentlich nochmal hier auf das Schiff gekommen?" fragte sie sich und grübelte ein wenig. "Ich glaube... Ich hatte wieder mal zu viel getrunken und bin torkelnd durch Silden gelaufen. Habe mich auch bestimmt wieder über den Mond aufgeregt wie er mich auslacht und verhöhnt. Dann... war dieses Schiff, welches da ganz ohne Wachen stand. Da bin ich wohl drauf gegangen und irgendwo eingeschlafen und in Trelis aufgewacht, aber bis jetzt hat mich anscheinend noch keiner weiter mitgekriegt. Naja liege ja auch in einer dunklen Ecke. Bis jetzt..." murmelte die junge Blonde zu sich selber, als da eine große dunkle Gestalt vor ihr stand.
Er blickte freundlich, aber auch gleich ein wenig grimmig.
"Ähm.... Guten Abend Sir.... Sie sehen irgendwie wie der Chef hier aus."
Ihr Gegenüber nickte nur und verunsichterte Phobias leicht. " Äh.. Da wolen sie auch sicherlich wissen was gerade ICH auf ihrem, großen und tollen Schiff zu suchen habe. Das kann ich ihnen alles erklären." stotterte das Blondchen dem großen Mann ins Gesicht.
"Ja und das war genau so. Ich war halt etwas angetrunken und bin in diesem Zustand durch Silden gestiefelt. Habe den Mond angemeckert, jede einzelne Wurzel, Maus und so weiter. Dann bin ich auf ihr Schiff gestoßen Sir. Hab mir halt so gedacht das ich da meinen Rausch ausschlafen kann, wusste ja auch nicht das dieses gleich am nächsten Tag ablegt und man mich nicht findet. In Trelis wollte ich flüchten doch... Finde ich es ziemlich gemütlich auf ihrem Schiff. Und ich weiß jetzt zwar nicht wie es weiter geht, aber vielleicht kann ich ihnen ja mit meinen Fähigkeiten weiterhelfen." erklärte das schüchternde Mädchen dem Großen. Dieser schien interessiert und wedelte mit der Hand. Was so viel bedeute wie "Erzähl weiter". Phobias nickte und erzählte weiter.
"Und zwar habe ich sehr gute Kenntnisse mit Heilkräuter, sowie mit dem verarzten kleiner Wunden oder Krankheiten. Dazu kommt das ich mein Werkzeug für das Haarestutzen dabei habe. Im großem und ganzen, Ich bin Barbierin aus Leidenschaft und würde euch gern ein wenig zur Hand gehen."
Die dunkle Gestalt schien zu grübeln und nach zu denken. Phobias zitterte am gesamten Körper und als der große Bursche seine Stimme erhebte, wäre sie am liebsten vor Angst ins Wasser gesprungen.
"So so. Eine Barbierin. Wir haben bereits jemanden als Schiffsbarbierin. Vida heißt sie. Aber eigentlich müsste ich dich ja über Bord werfen. Immerhin hast du dich aufs Schiff geschlichen und Tagelang versteckt gehalten. Was denkst du wäre passiert hätte dich jemand von den anderen gefunden? Sie hätten vielleicht gedacht du wärst eine Orksöldnerrin oder gar schlimmeres und hätten Scanvenger Futter aus dir gemacht. Nun gut ich werde dich nicht über Bord werfen, aber werde ich dich auch nicht als Schiffsbarbierin einstellen. Du wirst erstmal Vida nur zur Hand gehen. Sie befindet sich in ihrer Kabine." Phobias hätte sicher sicherlich nach dieser Rede gern ins Hemd gemacht und wäre freiwillig ins Meer gesprungen, doch folgte sie der großen dunklen Gestalt bis zu Vidas Kabine.
"Hier sind wir. Verhalte dich freundlich und mach das was dir gesagt wird, dann sollte es auch keine Probleme geben." sprach er und das Blondchen benickte es nur.
Er wollte gerade von dannen gehen, da drehte er sich noch einmal um und sagte :" Im übrigen bin ich für dich Kapitän Yared. Und nicht Cheffe oder anderes." Phobias stand stramm und nickte.
Als ihr Kapitän weg war klopfte sie leise an der Tür der Kabine an und wartete auf ein "Herein oder was gibt es denn!", doch statt dessen ging die Tür nur auf. Phobias tratt schüchtern in die kleine Enge Kabine herrein und er blickte eine Frau. Diese fragte nur" So und was hast du kleines Ding für ein Problem? Bist du Seekrank? Hast du dir beim Deck schrubben einen Fingernagel abgebrochen und jetzt blutet es ein wenig? oder ist dir ein Fass über den Fuß gerollt als du es verschieben wolltest? Egal was es ist ich kann dir helfen also sprich." Phobias wusste gar nicht was sie jetzt sagen sollte, aber öffnete erstmal den Mund wo sich ein paar Worte heraus schlichen.
"Ähm... Ich sollte mich bei dir melden von Kapitän Yared aus. Ich soll dir ein wenig zur Hand gehen..." Vida machte nur große Augen als sie das hörte. "Und was kannst du so alles? Wenn ich fragen darf?" fraget sie darauf.
"Ich bin eine geborene Barbierin und mache das was du möchtest oder von mir verlangst." antworte die Blonde schüchtern.
"Gut. Mehr wollte ich nicht hören. Du bist sicherlich müde, leg dich erstmal hin und schlaf ne Runde. Musst ja schließlich zeitig wieder raus und arbeiten." sprach Vida.
Phobias grinste ein wenig. Bedankte sich bei der guten Frau und legte sich hin und schlief ein....
Geändert von Phobia (29.11.2009 um 22:55 Uhr)
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So unterschiedlich wie sie vielleicht waren, zogen sich Mensch und Magie auf gewisse Weise an. Es war ein noch intensiveres Gefühl, als bei den letzten Malen, wo sich Magie an Magie entlang hangelte und den Fluss des anderen abtastete. Sie spürte eine unsichtbare leichte Barriere, die sich um den Körper des Druiden zog, die aber von ihrer Magie durchdringbar war und sich anfühlte, als würde man durch dickflüssige Masse wandern. Deutlich brachte sein Herzschlag ihre Magiestrudel zum schwanken, brachte sie ein wenig aus dem Rhythmus, ehe sie weiter in Richtung der Erbse wanderte, die in ihren Händen lag. Auch um ihren kleinen kreisrunden Körper war eine Wand aufgebaut, im richtigen Maße nicht so strukturiert und schwer durchdringbar wie die des Druiden und doch so mächtig, dass sie ein Annähern an einen Punkt, wo sich etwas heraufbeschwören lassen würde, nicht zuließ.
„Wie.. ich sie scheint nicht zu wollen, als wollte sie nicht zulassen, dass ich näherkomme, obwohl ich mich langsam annäherte…“
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Auf der Maera
"Weil ich es bei dir zuließ, es akzeptierte und mich nicht fürchtete.", erklärte der Druide und gähnte.
"Nun, stell dir vor du wärst die Erbse und jemand Fremdes will dich anfassen, berühren. Wie reagierst du?", fragte Ornlu sich die Antwort nicht anhören brauchend.
"Als du mich abgetastet hast, hast du es konzentriert, aber ohne Emotion getan, da du davon ausgingst es geht. Es ging weil ich es zuließ, weil ich weiß wer du bist und was du wolltest. Das heißt nun, du musst es einfach wieder und wieder versuchen. Das kann dauern und das wirst du oft üben. Du musst in deiner Magie eine Emotion, ein Gefühl einbringen, dass Vertrauen schafft. Das hast du schon mal geschafft. Mit anderem Gefühl, aber ich habe es sehr intensiv gespürt.", erläuterte der Wolfsdruide und stand auf.
"Das wird deine Aufgabe sein. Übe noch ruhig im Bett. Ich erwäge auch gar nicht das Bett mit dir zu teilen. Ich bin heute eh zu müde für alles.", meinte der Jäger schelmisch grinsend und legte sich auf sein Bett.
"Gute Nacht, Schwester der Nacht.", wünschte er und schloss die Augen.
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Schon seit dem Vormittag lag das kleine Etwas auf ihrer Hand, wurde abwechselnd zwischen den Fingerkuppen gehalten und dann wieder zurück auf die Handfläche gerollt.
Noch nie hatte sich die junge Sildenerin so intensiv mit Gemüse beschäftigt, vor ein paar Monaten hätte sie damit gerechnet, dass sie sich der Seele eines kleinen Pflanzenteils annähern würde. Es war ein merkwürdiger Morgen gewesen, dass Schiff schaukelte noch stärker als die letzte Tage und machte die Unordnung in der Kabine nur noch schlimmer. Bisher hatte sie ihre Nase noch nicht nach draußen gesteckt und wollte sich lieber in Ruhe mit der kleinen Erbse beschäftigen, wo niemand sehen konnte, wie Frau mit Erbse sprach und immer wieder mit der Magie abtastete, um ihr Vertrauen zu wecken.
"Komm schon, zeig mir wo du dein Leben in dir trägst, lass es mich aufleben lassen...", murmelte sie immer wieder vor sich her, während sie sich vorstellte wie sie wärmend mit der Magie Vertrauen schenkte und doch immer wieder durch heftige Ruckelattacken und Geschrei an Deck aus der Konzentration gerissen wurde.
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Auf der Maera
„Ahhh… die eisige See. Eine Wohltat für meine Seele.“ Cotton betrachtete die fünf Albatrosse, die hoch über ihren Köpfen riesige Kreise zogen und sich daraufhin in einem Geschwader herabsenkten, um in den Fluten nach kleinen Fischen Ausschau zu halten. Systematisch suchten sie Meter für Meter ab, wobei sie mit ausgestreckten Flügeln mühelos mit dem Wind dahintrieben. Doch die unruhigen Wellen wollten heute nichts Brauchbares offenbaren, weswegen die Vögel nach erfolgloser Suche schon nach ein paar Minuten aufgaben und mit Geschrei von dannen zogen.
Cotton hingegen machte dieses Schauspiel dermaßen Spaß, dass er sich ein leises, fast kindliches Lachen nicht verkneifen konnte. Der Dienst auf der Maera erinnerte ihn hochgradig an seine frühere Zeit auf dem Schiff Corona, auf welcher er seine Leidenschaft zur Weltenseglerei entdeckt und sich ausgiebig mit ihr beschäftigt hatte. Der damalige Käpt´n war gar nicht so viel anders als Yared gewesen. Beide hatten ein ruhiges Wesen und einen gewissen Hang zur Melancholie, welchen sie allerdings meistens gut zu kaschieren wussten.
Cottons Aufmerksamkeit richtete sich mit einem Male auf die Takelage des Hauptmastes, wo sich aufgrund der heftigen Winde ein Seil losgerüttelt hatte. Einen Moment überlegte der Steuermann, einen der Schiffsmaate herbeizurufen, um diese Aufgabe zu erledigen. Doch der Anreiz auf den Ausblick auf die weite See von etwa zehn Meter Höhe stimmte ihn um. Er selbst würde es erledigen.
Ächzend und mit leicht zittriger Hand nahm er die erste Seilschlaufe und kletterte behände nach oben, von wo ihm der Wind mit einem Male heftiger und unbarmherziger vorkam. So als fuhr die Katze die Krallen aus, nachdem man ihr eine halbe Stunde das Fell gekrault hatte, grub der Wind seine Fänge in den Mantel von Cotton, der seine Muskeln anspannen musste, um den ungeheuren Kräften zu widerstehen.
Sein geübtes Auge fand schnell die Stelle, an der sich das lose Seil befand. Einhändig fummelte Cotton an der Leine herum und versuchte sie straff zu ziehen.
Von unten erklang ein Ruf. „Brauchst du Hilfe, alter Mann?“ Arentin stand auf dem Deck und hatte seine Hände trichterförmig vor den Mund gelegt.
Der Steuermann machte eine abwertende Handbewegung und war froh, dass der Segelmeister seine angestrengte Miene nicht sehen konnte. Dieses Seil war widerspenstiger als erwartet.
Schnell stand ein junger und flinker Schiffsmaat bereit, der sich bereit machte, zu Cotton heraufzusteigen und ihm zur Hand zu gehen.
Wage es nicht einmal, Junge, dachte der Steuermann und zog mit kräftigem Griff an der Leine. Sie spannte sich straff. Triumphierend schaute er nach unten und blickte zu Arentin, der sich auf ein herumstehendes Fass gesetzt hatte und zu ihm hochschaute.
Doch es stand nicht zur Debatte, dass Cotton die bezaubernde Aussicht schon schmähte, wegen derer er ja den Mast in erster Linie bestiegen hatte. Zu gerne hätte er sein Fernrohr aus der Tasche geholt, doch sein Körper schaukelte zu unstetig von links nach rechts, als dass er einen sicheren Blick durch das Glas hätte werfen können.
Über ihm tauchten fünf Albatrosse auf. Waren es die selben wie eben oder war es ein neues Geschwader, das nun kreischend ihr Kommentar zu dem alten schwarzen Mann auf dem Mast abgab?
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Auf der Maera
Der Landstreicher trotzte der Gefahr.
Als einer der wenigen stand Nigel auf Deck, fest an der Reling geklammert und bot dem Sturm die Stirn. Sicher war es übertrieben, doch es war auch Nigels persönlicher Sturm, den er bezwingen musste.
Neben ihm lag ein dickes Tau, oft sah er dorthin und spielte mit dem Gedanken, sich festzubinden. Doch dann verwarf er es wieder, weil es lachhaft war. Wenn er Angst hätte, dann hätte er auf Deck nichts zu suchen gehabt. Es war nicht die Art des Landstreichers, so zu tun, als ob, aber in Wahrheit gesichert zu sein.
Entweder er stand die Gefahr durch, oder er ging bei dem Versuch drauf. Hinterher kratzte es sowieso keinen. Einige würden so tun, als ob sie trauerten, doch wahre Gefühle des Verlusts hätte niemand.
Warum auch, schließlich kannte ihn niemand. Den Gedanken fand er verlockend. Einfach mal sterben und dann gucken, wer betroffen wirkte und wer es wirklich war. Und überhaupt, wer ihn vermisste, wer seinen Namen kannte, wer seine Ziele kannte.
Ein starker Windzug unterbrach seine Gedanken und der Landstreicher rutschte über das Deck, musste sich förmlich in das Holz festkrallen, um die sicheren Planken unter sich nicht zu verlassen.
Trotzig blickte er hinaus in die schwarze Nacht und lächelte, aber dieses Lächeln war nur eine Schutzmauer, innerlich schiss er sich vor Angst die Hose voll. Aber er konnte nicht mehr zurück, er musste es durchstehen, notfalls halt krepieren. Doch er wollte doch gar nicht, zumindest noch nicht, sterben. Warum eigentlich?! Darauf hatte er keine Antwort und nur ganz kurz zog er seine Hände zurück.
Als der Wind aber den Menschenkörper anzuheben drohte, bohrten sich die Finger wieder fest in das Holz.
Nigel Ascan, der verlassene Landstreicher, der unabhängige Geist, der Mann der sich alles erlauben konnte, hatte Schiss...
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Auf der Maera
Unruhe - sie war da und doch so fern. Das gesamte Schiff erfreute sich permanenten schaukelns in den Wogen des stürmischen Meeres. Man hörte den kalten Wind pfeifen, das Wasser gegen die Bordwand preschend und die Kommandos der Crew in deren Händen ihr aller Leben im Grunde lag. Manchen war dies bewusst und man trug Sorge ob der ersten und auch letzten Fahrt der Maera. Andere wiederum, dachten gar nicht dran zu ersaufen und ganz andere ließen sich nicht beirren und vertrauten auf die Cew - auch wenn es manchmal mulmig zumute sein durfte. Ornlu gehörte zu letzteren Sorte. Er blieb ruhig im Gegensatz zu seiner Schülerin und blieb ihr ein Vorbild. Nein, mehr sogar er machte etwas was sie nicht kannte, was nur wenige konnten und kannten. Schweben.
Seine Magie durchströmte den Druiden stark, seine Augen schimmerten, seine Haare hatten sich leicht aufgerichtet und sein ganzer Körper war im Fluss der Magie getaucht. Die Augen waren geschlossen und der Körper befand sich einen halben Meter über den Boden. Unabhängig der Bewegungen des Schiffes. Davor hatte er zu Suzuran noch gemeint, sie solle sich nicht beirren lassen und vielleicht dazu lernen, ehe er sich in Ruhe begab und seine Welt betrat. Jene Welt von der er träumen konnte, bewusst träumen konnte. Dort war er auf der Jagd und auf der Suche nach ihr. Letzte Zweifel mussten ausgeräumt werden, doch er musste auf sie warten. Warten bis sie schläft und hoffen, dass sie in jene Welt gelangt. Konnte er es beeinflussen? Womöglich, so nah wie sie ihm war. Doch so konnte Ornlu zumindest den Sturm ausharren. Die Magie war sein Weg.
Geändert von Ornlu (01.12.2009 um 01:15 Uhr)
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Auf der Maera
Dicke Schneeflocken peitschte ihm der Wind um die Ohren. Während im Hintergrund immer ncoh das seit dem frühen Abend andauernde Donnern der Wellenberge andauerte. Die See vor der Sturmküste machte ihrem Namen alle Ehre und es hatte wahrlich große Mühen gekostet, das Schiff trotz des hereinbrechenden Chaos' auf Kurs zu halten. Viele der Männer waren von der Heftigen Fahrt und der kraftraubenden Arbeit während den letzten Glasen des Unwetters ermüdet und so kam es, dass Yared selbst am Ruder stand, denn ein einziger Rudergänger konnte bei diesem Seegang leicht die Kontrolle über Ruder und Schiff verlieren und er hatte nicht genügend Männer an deck um einen weiteren Mann als zweiten Rudergänger abzustellen.
Mit klammen kalten Fingern hielten er und Tayon das Steuerrad in Position, drückten sie gegen die Kraft von Strömung und Wellen und wogender See an.
Arentin und Francis arbeiteten unermüdlich mit den Anderen in der Takelage um je nach Notwendigkeit schnell Segel zu reffen oder zu setzten um, den Wind optimal einzufangen und die Maera zwischen den turmhohen Wellenbergen hindurch steuern zu können. Dies wurde zusätzlich dadurch erschwert, dass die Kälte in den nördlichen Breiten, die sie nun erreicht hatten, den Niederschlag gefrieren ließ und die Segel, Leinen und Taue mit einem dünnen harten Eisfilm bedeckte.
Selbst die Schiffsbauer, Hatlod, Abel und Bram halfen am Besan aus, da Yared den Matrosen der Vormittagswache genügend Schlaf lassen wollte, damit sie, sollte der Sturm auch noch am Morgen anhalten, das Schiff weiterhin auf Kurs und vor allem noch fern der nahen Steilküste halten konnten, um nicht in den Wirren des Sturms daran zu zerschellen.
Der nächste Wellenberg baute sich vor ihnen auf. Gleich würde der weiße Wellenkamm aus vielen Manneshöhen auf sie herabstürzen.
"Hart, Steuerbord!", brüllte der Kapitän gegen Blitz und Donner an.
Trotzdem verflogen seine Worte im eisigen Wind, aber Tayon hatte mitbekommen, dass er etwas Yared etwas von ihm wollte und seine Mundbewegungen richtig gedeutet. Rasend schnell schwangen die beiden das Steuerrad nach rechts und ließen die Maera auf einen für die Verhältnisse dieses Unwetters geradezu seichten Nebenkamm hinauf laufen, vorbei an der vorrückenden sich auftürmenden Wellenwand, die hinter ihnen mit lautem Getöse in sich zusammenfiel. Dann ging es Abwärts hinab in die brodelnde Flut. Gischt spritzte auf und Wasser überströmte den Bug, floss aber sofort wieder zurück in die See.
Es war erstaunlich, wie robust, standfest und dicht sich das Schiff erwies. Selbst dieser Sturm beförderte kaum Wasser in den Schiffsbauch und auch die Rudermanöver schienen wie von Geisterhand unterstützt einfacher und zielsicherer zu verlaufen. Wahrscheinlich war das einer der Nebeneffekte, der Segnung durch Adanos und die Kräfte der Natur, vermutete Yared insgeheim.
An das, was in so einem Sturm alles passieren konnte, wollte er nun gar nicht denken. Zu groß war die Anstrengungen, die die Crew und auch er vollbrachten, das kaum Zeit zum Nachdenken blieb und so musste sich der Kapitän auf seine Instinkte, sein Können und die Fähigkeiten seiner Mannschaft verlassen.
In solchen Augenblicken war er froh um seine kalte Professionalität.
Geändert von Yared (01.12.2009 um 00:50 Uhr)
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Auf der Maera
Die Kombüse war klein, stickig und roch stark nach Fett und Zwiebeln. Tavik murmelte einen Fluch und setzte sich an den Tisch, der Platz für etwa sechs Leute bot. Wenn diese sich zusammenquetschten und –rückten, was das Zeug hielt. Derzeit war aber nur ein Mensch in diesem Raum. Die Stolperfalle, auch Efilias genannt.
„Das’n Ding“, knurrte der Hüne und grinste breit, „Der menschliche Stolperdraht in der Kombüse – am Kartoffeln schneiden. Was ist passiert, Yareds Mutter beleidigt?“
Der Sildener wartete keine Antwort, sondern setzte sich ebenso an den Tisch und packte sich Kartoffel sowie Messer. Der bärtige Efilias schaute ihn einen Moment verwirrt an, bis ihm die Unterstützung Taviks klar wurde. Dann zeigte auch er ein Grinsen.
„Wie geht’s dir? Was hat dich auf’s Schiff Richtung Nordmar getrieben? Todessehnsucht?“
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Auf der Meara
Wer hätte gedacht, dass Kabinenjunge ein so ungenauer Begriff für die Tätigkeiten, die er beinhaltet ist? Nicht nur, dass das Aufräumen von Kajüten und der Kombüse dazugehörte, nein, sogar Kartoffeln, Gemüse und Pökelfleisch ließ man ihn schneiden. Zwar war er als Koch, oder Smutje wie es auf einem solchen Kahn genannt wurde, nicht zu gebrauchen, doch wenigstens konnte er sich so nützlich machen und vor allem nachhelfen, dass das Essen für die Mannschaft pünktlich fertig war, denn diese war stets hungrig. Vor allem seit die Sturmküste erreicht wurde, wo der Seegang wilder und das Wetter unberechenbar war. Selbst Schneefall hatten sie schon erlebt, was, wenn man die Entfernung zu Nordmar, die sie nun hatten, bedachte, gar nicht so verwunderlich war.
Deshalb war es eine wichtige Aufgabe dem Smutje zu helfen, denn ein verärgerter Koch kann einer ganzen Mannschaft zum Verhängnis werden. Sei es nun ein schlechter Fisch oder einfach zu wenig für die Mäuler, die gestopft werden mussten. Rachegelüste riefen die seltsamsten Gedanken hervor. Deshalb galt unter allen Seefahrern das ungeschriebene Gesetz den Koch nicht zu verärgern und ihm zu helfen, so weit es möglich war. Aus dieser Sicht betrachtet war Efilias sogar ein wichtiges Glied in der Kette der Gemeinschaft.
Wieder stand er allein in der Kombüse und schnitt die Kartoffeln für das Abendmahl, als sich die Tür öffnete und ein ihm bekanntes Gesicht – diese Gesichtszüge würde er wohl nicht so schnell vergessen – erschien. Tavik.
Die Bezeichnungen, die er für den Alten fand, die auf ihrem erstes Zusammentreffen beruhten, entlockten ihm ein Grinsen und was den Bruder ein wenig überraschte war, dass sich der Krieger dazu herabließ, ihm beim Schälen der Knollenfrüchte zu helfen.
„Naja, wie es einem einfachen Kabinenjunge auf einem Schiff wie diesem eben gehen kann. Es gibt viel zu tun, auch wenn meine Arbeit eher unbedeutend scheint“, antwortete er auf eine Frage des Mannes zu seiner Rechten. Seine aufrechte Statur überragte – wenn auch nur knpp - selbst noch den langen, schlaksigen Efilias, der immerhin schon eine recht ansehnliche Größe erreicht hatte, „Und nein, ich habe keine Todessehnsucht. Nur…ich habe das Gefühl mich beweisen zu müssen und den Drang nach Reisen“, offenbarte er dem Krieger.
Einige Zeit arbeiteten die beiden Männer schweigend nebeneinander, bis Efilias die Karotten zu sich zog und auch sie zerkleinerte, nachdem all seine Kartoffeln in einem Topf gelandet waren.
„Und was führt einen Krieger wie dich auf dieses Schiff? Auf der Suche nach weiteren Gelegenheiten auf jemanden zu treten und dann über Bord zu gehen, was?“, stichelte der Alte grinsend.
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Auf der Maera
Die Sturmküste wurde erreicht. War es gestern noch die stürmende See und peitschender Wind, war es heute der eisige Wind der wehte, während im Wasser Eisschollen trieben und man schon die eisigen Massive und Klippen deutlich wahrnahm.
An der Küste erblickte man eine Walrosskolonie, die neugierig das Schiff betrachtete. Ornlu und Suzuran waren deswegen an Deck gegangen und hatten sich natürlich wärmer gekleidet, wobei der Druide sich mehr auf seinen Umhang von der Nebelinsel verlassen konnte. Jeder der es nicht wusste, mochte meinen Ornlu spinne und wolle sich den besten freund abfrieren, doch frieren tat der Druide nicht, im Gegensatz zur etwas zitternden Suzuran.
"Das kommt davon, wenn man sich die Beine rasiert...", kommentierte er trocken und hatte sie vorgewarnt, dass sie sich ruhig noch mehr anziehen solle.
"In Silden schauen wir mal, ob wir dir nicht einen Umhang beschaffen wie ich ihn besitze. Die sind aber teuer...hmm...hörst du es?", fragte der Jäger und schritt vom einer Seite zur anderen. Aus dem Ausguck hörte man dann auch schon was da war.
"Wale - Nord-Oooosst..."
Es war eine ganze Gruppe mit noch größeren Tieren, als sie vor wenigen Tagen sahen. Doch es war nicht nur ihre schiere Größe und Menge die faszinierte, nein, wie damals bei der Pilgerreise vernahm man auch heute diesen Walgesang, den man nie im Leben vergessen konnte. Trotz der eisigen Kälte und Winde, mochte man den Tieren für ein paar Momente lauschen und zusehen.
"Hmm, ob die es erlauben würden auf ihnen zu reisen?", fragte Ornlu mehr sich, befand aber das Schiff hier nicht in Gefahr zu bringen. Suzurans fragende Blick, ob dies wirklich geht mochte er aber beantworten.
"Ja es geht. Meister Faun erzählte mir von seinen Reisen über das Meer. Er reiste auf einer riesigen Meeresschildkröte. Stell dir das vor? Magie öffnet andere Welten. Man muss diese Welten nur zum aufkeimen und gedeihen bringen. Apropos aufkeimen - hast du Fortschritte gemacht?", fragte der Druide, ehe er wieder gen Wale blickte und ihrem Gesang lauschte. Hier in der klare Luft und umgebenen Steilwänden, nahm man es weit deutlicher wahr.
Geändert von Ornlu (01.12.2009 um 17:59 Uhr)
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An Bord der Maera
Yared schob das Fernrohr zwischen den Handflächen zusammen und steckte es zurück an seinen Gürtel. Wieder nach so langer Zeit war er in Nordmar, dort, wo er einst seine Reise gen Silden, die so viel an Abenteuer, so viele neue Bekanntschaften, Liebe und Verlust, Trauer und Freude gebracht hatte, begonnen hatte.
"Diese Küste ist verdammt menschenfeindlich.", bemerkte Ivo, der sich zähneklappernd auf dem Achterdeck die Beine vertrat und bis gerade eben noch den Walschwarm beobachtet hatte, der an der Maera vorbei geschwommen war.
"Das ist die Sturmküste, hier erschuf Adanos die Urgewalt des Meeres, auf dass es Ursprung und Ende jeden Lebens in seiner Sphäre wurde, heißt es in den alten Schriften der Druiden. Dies ist der Ort, an welchem der Seefahrer Adanos am nächsten ist. Ist es nicht ein erhabener Anblick? Hinter uns die unendlich erscheinenden Weiten des Ozeans und vor uns die schroffe abweisende Steilküste?", schwelgte der Kapitän übertrieben.
Sein Zahlmeister dagegen prustete nur.
"Erhaben? Eure Erhabenheit mir ist schweinekalt und wenn der Smut nicht bald mit der heißen Suppe rausrückt werde ich erfrieren.", behauptete er felsenfest davon überzeugt, während Yared abermals das Fernrohr zückte. Er meinte etwas am felsigen Horizont gesehen zu haben.
"Du hast doch mindestens drei Mäntel an, Ivo", bemerkte er beiläufig.
"Ich werde ja auch von innen erfrieren.", empörte sich der Zahlmeister gespielt über so wenig Anteilnahme.
Yared hatte sich nicht geirrt, da war tatsächlich eine Lücke in der Steilküste und aus ihrer momentanen Position heraus zu urteilen, die er durch einen schnellen Blick auf die neben ihm liegende Karte des Küstenabschnitts und den Kompass feststellte festgestellt hatte, musste das die Bucht sein, von der Arentin am Morgen bei der Besprechung zum weiteren Vorgehen erwähnt und zum Anlanden empfohlen hatte.
"Das ist schön für dich, würdest du bitte vorher noch Francis herauf schicken? Wir werden demnächst an Land gehen."
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Diese verdammte Schifffahrt! Nicht nur, das das Drecksschiff noch mehr schaukelte als sonst, nein, es wurde auch immer kälter. Dies hatte hauptsächlich zwei Gründe:
Zum Einen fuhren sie nach Nordmar und die war das Land der Kälte, des Schnees und des Eises.
Zum Anderen wurde es Winter.
Diese beiden Faktoren zusammen ergaben eine tödliche Mischung, für den, der nicht darauf vorbereitet war.
Samarus war zwar auch nicht vorbereitet gewesen, aber immerhin hatte er zufällig ein paar alte Felle mit auf die Reise genommen, die er jetzt notdürftig an seinem Mantel befestigte.
Doch dies half nur gegen die Kälte, nicht gegen die enorme Übelkeit, die den Jüngling immer wieder befiel. Wenigstens waren sie bald am Ziel ihrer Reise, dass hatte zumindest Yared gesagt. Noch heute Abend sollten sie den Anker auswerfen. Das Ziel ihrer Reise. Nordmar. Nie war der Grünäugige dort gewesen. Nur in Erzählungen hatte er von dem "eisigen Norden" gehört. Schließlich hatte ihn ja auch nichts dorthin getrieben, er war immer im gemütlichen Myrtana geblieben.
Doch nun würde er schließlich doch noch nach Nordmar gelangen. Nicht ohne Grund. Er hatte dort jemanden aufzusuchen und dieser "jemand" war Angmar. Er musste ihm einfach erklären, was mit ihm, Samarus, los gewesen war, als er Angmar versucht hatte zu töten. Doch würde Angmar ihn überhaupt zu Wort kommen lassen, oder würde er einfach blindlings auf den Jungspund zurennen, auf den Mann, der versucht hatte ihn zu töten.
Samarus wusste es nicht. Er konnte es auch gar nicht wissen.
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„Nun“, meinte DraconiZ, nachdem sie sich in eine Ecke des relativ großen Schiffs zurückgezogen hatten. „Ich will euch erzählen, was ich bisher über die Klaue in Erfahrung bringen konnte“. Aufrecht im Schneidersitz sitzend legte der Schwarzhaarige die Hände auf die Knie und begann langsam und leise zu sprechen: „Es heißt, dass sie von Beliar selbst erschaffen wurde, um diejenigen, die seinem Wege folgen in der Schlacht zu führen“. Der Klingenmeister machte eine kurze Pause. „Kann man den Schreibern glauben, so ist sie in der Lage den Geist ihres Führers zu erweitern und ihm ungeheure Kräfte zu verleihen. Die wenigen Aufzeichnungen die darüber existieren besagen, dass sie in der Lage sei den Zorn Beliars vom Himmel zu beschwören und ihre Feinde so zu zerschmettern. Es sind einige Blutbäder in der Geschichte dieser zu Welt zu finden, die möglicherweise auf die Einwirkung eben jener Waffe zurückzuführen sind. Möglicherweise. Denn die Existenz dieser Klinge ist nicht belegt. Sie ist und bleibt ein Mythos. Eine Legende“. Das Gesicht des Streiters entspannte sich. „Warum sie gerade in Jahrkendar zu finden sein soll, kann ich nicht beantworten. Ich hörte in meiner Zeit als Paladin in Khorinis von ihrer Existenz. Ein Ammenmärchen, welches man kleinen Kindern erzählte, wenn sie nicht glauben wollten, was ihnen über Innos gepredigt wurde. Wie wir wissen, stimmt es auch nicht, was man sich über den ach so gerechten Gott erzählt“.
Der Schwarzhaarige blickte zu Berash herüber. „Sollten wir sie finden, was nicht sonderlich wahrscheinlich ist, bleibt die Frage, ob wir sie benutzen können. Wir könnten Pech im Glück haben und ihre Macht ist längst versiegt und für uns nicht mehr benutzbar. Zusätzlich können wir kaum einschätzen, wie sie in Wechselwirkung mit der Schattenmimik funktioniert. Durch die Schattenmimik sind wir bereits eine enge Verbindung zu Beliar eingegangen. Was passiert, wenn wir die Klaue tatsächlich benutzen können, kann ich mir kaum ausmalen. Vielleicht verlieren wir uns vollständig und gehen im Plan unseres Meisters vollends auf“. Er zuckte mit den Schultern. „Es scheint so als müssten wir es darauf ankommen lassen“. Für einen Moment lies er sich von dem Wogen des Schiffs mitreißen und wartete, dass einer der Anderen seine Meinung zu dem Thema kundtun würde.
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