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Thimo hatte sich tiefer in den Wald gewagt, als er eigentlich beabsichtigt hatte. Undd obwohl er vor der Dunkelheit keine Angst hate, so war er zumindest vorsichtig, denn die Nacht wurde von vielen Gefahren bewohnt. In der Ferne hörte er etwas, das wie ein leiser Donner klang, aber nicht vom Himmel aus, sondern von der Erde. Der Instrumentenbauer spitzte die Ohren, doch er konnte den seltsamen Donner nicht mehr hören. Er packte seinen Stab fester. Nicht, dass er sich damit großartig hätte verteidigen können, aber zumindest gab er ihm das Gefühl von Sicherheit.
Da! Ein Rascheln! Bätterlaub, das bewegt wurde. Bewegung bedeutet Leben. Und etwas lebendiges zu dieser Uhrzeit bedeutete wahrscheinlich Gefahr. Aber was konnte es sein. Ein Wildschwein? Ein Wolf? Oder vielleicht ein Ork, der sich hier verirrt hatte? Er hatte noch nie einen Ork gesehen, aber er hatte viel furchteinflößendes gehört von diesen stolzen Kriegern. Allerdings hörte er jetzt nichts mehr, und anschleichen war nicht die bevorzugte taktik der Orks. Gerade, als er möglichst geräuschlos sich in Richtung Silden bewegen wollte, dah er einen Schatten vor sich. Bevor er den Stab auch nur erheben konnte, bevor er sich entscheiden konnte, ob er wegrennen oder versuchen sollte, den Schatten mit seinem Stab zu bekämpfen traff ihn etwas an der Wade, er sank in die Knie. Er wollte mit dem Stab ausholen, stoppte aber, als er kalten Stahl an der Kehle fühlte. Unwillkürlich musste er schlucken, versuchte aber, seinen Kehlkopf möglichst wenig zu bewegen. An sein rechtes Ohr drang eine zischende Stimme, wahrscheinlich die eines Mannes. Er wurde gefragt, wer er sei und was er hier tue. Thimo überlegte, was er antworten sollte. Wahrscheinlich war der Mann ein Räuber, und wenn er ihm sagen würde, dass er ein einfacher Bewohner Sildens sei, dann würde er... Das wusste Thimo nicht, aber er sollte sich beeilen, denn der Unbekannte drückte seine Waffe etwas fester an seine Kehle, und drängte ihn: "Wird's bald!?"
Thimo beeilte sich, und hastig antwortete er: "Ich bin nur ein einfacher Dorfbewohner Sildens, und ich habe einen Spaziergang gemacht. Falls ihr mein Gold wollt, so muss ich euch leider sagen, dass ich keins dabeihabe. Das einzige von Wert ist eventuell mein Wanderstab, und so wertvoll ist der nicht. Bitte schont mich!"
Dem Instrumentenbauer war es unangenehm zu flehen, aber er hoffte, das sein Gegenüber ihn deshalb nicht als Gefahr einstufen würde. Inwieweit das von Vorteil sein würde, müsste sich allerdings zeigen...
Geändert von Thimo Lurkers (21.08.2009 um 22:45 Uhr)
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Dekker atmete tief durch, ein normaler Bewohner Sildens also... Gab es überhaupt so etwas? Er war aggressiv, seit der Begegnung mit den Skeletten in Nordmar war er hellhörig, was Gefahr anging und ebenso war er es jetzt. Für einen kurzen Moment zuckte seine Hand, denn er hatte einfach Lust diesem Typen die Kehle durchzuschneiden.
Sein Atem wurde presshafter und seine Armmuskulatur verkrampfte sich, dann endlich gab er sich den Ruck, ließ das Messer sitzen und schleuderte den Mann nach vorne in einige Farnbüsche.
'Los, steh auf. Beweg deinen Arsch, ich bringe dich zurück nach Silden... Und sollte ich feststellen, dass du mich auch nur irgendwie angelogen hast, dann werde ich dir die Zunge rausschneiden und dich an den Schmerzen krepieren lassen, denn dann habe ich keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen.'
In diesem Moment durchbrachen auch Robrem und Euryiakos hinter Dekker das Unterholz und besahen die Szenerie. Angewidert von seiner Aggressivität drehte Dekker sich um und spuckte auf den Boden, ehe er sein Messer wegsteckte.
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Einen kurzen Augenblick dachte er wirklich, der Fremde wolle ihn umbringen. Dann aber stieß er Thimo weg, mitten in einige Farnbüsche. Der Instrumentenbauer landete unsanft, und schlug mit dem Arm an einen am Boden liegenden Ast. Der Schmerz war nicht so schlimm, besonders nicht im Vergleich zu der Todesangst, die er empfunden hatte. Was ihn verwunderte, war, dass er "zurück nach Silden" gebracht werden sollte. War dieser Mann etwa auch ein Bewohner Sildens? Vielleicht gar einer jener Waldläufer, die durch die Wälder streiften. Logisch wäre das, aber normalerweise war es ihre Aufgabe, die Sildener zu schützen. Nunja, Thimo würde wahrscheinlich nicht fragen.
Langsam stand er wieder auf, und nahm seinen Wanderstock wieder in die Hand. Es war gut, wieder etwas zu haben, an dem er sich festhalten konnte. Der Instrumentenbauer entspannte sich etwas. Dann hielt er Ausschau nach dem Unbekannten, konnte ihn jedoch nicht sofort finden. Erst auf den zweiten Blick sah er ihn, wie er sich ein paar Meter abseits mit zwei weiteren Männern unterhiehlt. Was, das konnte er nicht genau verstehen, ofenbar ging es um ihn. Gerade, als er meinte, er könne jetzt verstehen, was die Männer dort beredeten, drehte sich der, der ihn bedroht hatte um, und rief:
"He, jetzt beweg endlich deinen Arsch hierher, ich will hier nicht die ganze Nacht stehen!"
Thimo gehorchte, und als er ankam, bedeutete der Fremde zu folgen. Die beiden Anderen gingen neben ihm. Nach einigen Schritten kamen sie zu drei Pferden, die offenbar den Waldläufern(?) gehörten. Der, der ihn bedroht hatte und offenbar der Anführer der des Trios war, stieg als Erster auf das Pferd. Anscheinend wusste er, dass Thimo nicht weit kommen würde, wenn er versuchen würde zu fliehen. Thimo hatte auch keinerlei Absichten in der Hinsicht, war er doch überzeugt, dass sein Gegenüber ihn schneller umbringen könnte (und würde), als er loslaufen konnte. Nachdem auch die beiden anderen aufgestiegen waren, befahl der Anführer:
"So, und jetzt lauf, Mann, ich will heute noch in Silden ankommen!"
Und, so schnell er konnte, lief Thimo los, hinter ihm der selbe Donner von vorhin, den er nun als Pferdegetrappel erkannte.
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'Träger, fauler, alter Sack!', fluchte Dekker brummig, als sie endlich die Waldgrenze passierten.
Die Wache an der Brücke erkannte den Waldläufer und ließ ihn ohne Nachfrage, aber mit einem freundlichen Gesichtsausdruck und einem Bewahre, Dekker passieren.
'Und hier bist du zuhause? Hmm? Ich hab deine Fresse hier noch nie aufkreuzen gesehen... Aber ich gebe dir einen Tipp, ... Wie heißt du eigentlich überhaupt? Naja, das nächste Mal, wenn du allein tiefer in den Wald gehst. Dann bist du entweder ausgiebig darauf vorbereitet, oder hast Begleitung dabei, Freundchen. Der Wald ist gefährlich und ich war noch die liebste Alternative, die dir begegnen konnte.'
Langsam war Dekker abgestiegen und hatte intensiv auf den gebückt daherschreitenden Mann eingeredet. Aber der Waldläufer merkte selbst, dass er äuerst aggressiv war. Er war verspannt, geladen, misstrauisch, irgendetwas hatte sich in ihm verändert seit der Begegnung mit den Skeletten.
Vorsichtig beäugte er Ivrams Wunde, sie war gut verheilt, die wenigen Kräuter, die er kannte und mit denen er einigermaßen umgehen konnte, hatten ihre Aufgabe voll erfüllt und die Wunde zumindest nicht zueitern lassen, jetzt hatte sich bereits ein stabiler Schorff gebildet, der auch während der heutigen letzten Etappe nicht aufgeplatzt war.
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Nachdenklich und mit erhobenem Haupte ging der junge Krieger vorran, der vor einigen Tagen geschafft hatte, was er selbst für unmöglich erdacht hatte. Der Schwertmeister, so unmöglich es ausgesehen hatte... Mit bloßen Händen einem Ork den Kopf abreißen... War er wirklich so derartig über sich selbst herausgewachsen? Was wohl Ornlu dazu sagen würde. Ob er es wohl glauben würde? Und was war mit Myra gewesen? Sie sah sehr nachdenklich aus... War es, weil sie in dem Moment, in dem er sich ausgeruht hatte, Angst empfand? Dann, als er regungslos nach dem Kampf da nierderlag? Warum hatte sie so energisch versucht ihn zu wecken? Ein kurzer, unbemerkter fragender Blick gab nunmal auch keine Antworten. Ein weiterer zu den anderen der Truppe ebenso wenig. Weder zu Yared, noch zu Jarvo oder den Waldläufern um Bhôr.
Apropos Bhôr... Dieser würde sich bald wieder von den Sildenern trennen und seine Leute erneut auf den Pass zwischen Nordmar und den sildener Wäldern führen. Der Zeitpunkt des Abschieds zu diesen großartigen Kriegern rückte mit jedem Schritt, der Ryu nach Silden trug immer näher. Er hatte es als Ehre empfunden an der Seite solch mutiger Kämpfer streiten zu dürfen. Auch, wenn er sich Vorwürfe machte, den einen Toten nicht gerettet zu haben. Selbst die Wunden von den Kämpfen waren größtenteils schon verheilt. Der Hayabusa war zäh, was dies anging und den Regenerationsprozess, den sein Körper in manchen Dingen an den Tag legte erstaunte ihn selbst immer wieder aufs Neue. So verspürte er so gut wie kaum noch einen Schmerz in seinem Arm, der vor noch gar nicht so langer Zeit ausgekugelt war. Auch sein gestauchter Fuß war kaum mehr eine Behinderung beim Laufen. Alles in allem schien sich Ryu gut erholt zu haben, doch die Fragen die in seinem Kopf aufgeworfen waren, machten dies ziemlich zunichte.
Schließlich symbolisierte der Hayabusa dem Trupp, vermutlich zum letzten male, dass er doch Halt machen solle, ehe er nach einem kurzen Wortwechsel mit Jarvo und Yared zu Bhôr und seinen Männern rüber ging. Diese schienen schon zu verstehen, aber auch bereit zu sein.
-Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. So ist es auch zwischen uns Kriegern. Männer, deren Ehrenkodex sie zu Rivalen macht, wenn es darum geht Perfektion anzustreben, aber auch zu Freunden in guten wie in schlechten Zeiten.-
Respektvoll und gleichzeitig wie gute Freunde schlugen beide ein, sich einen Moment lang stolz in die Augen schauend, ehe sie ihre Griffe lösten und sich einen Moment umarmten. "Bhôr, du machst den Waldläufern alle Ehre. Ich war stolz, Seite an Seite mit dir und deinen Männern kämpfen zu dürfen."
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Erschöpft kam er an. Müde war er. Die Strecke vom Wald bis nach Silden war ok, wenn man sie ging, aber wenn man lief, besonders bei dieser schwülen Nachtluft, dann war er sehr anstrengend. Anstrengender, als der instrumentenbauer es gewohnt war. Im letzten Drittel hatte er auch noch Seitenstiche bekommen, diese aber verdrängt, aus Angst vor dem Fremden. Er wirkte gereizt, aggressiv, vielleicht ein bisschen wütend. Andererseits... Nunja, egal, auf jeden Fall waren sie jetzt in Silden, in der Nähe des Haupthauses. Dort hatten die drei Männer ihre Pferde untergebracht.
Während der Anführer nach den Wunden eines seiner Gefährten schaute, antwortete der Instrumentenbauer auf die Frage:
"Mein Name ist Thimo Lurkers, ich bin erst seit kurzem hier in Silden. Von daher weiß ich nicht viel über die Gefahren der Wälder." Er machte eine kleine Pause, dann fragte er: "Und wie ist euer Name?"
Zuerst dachte Thimo, der Waldläufer würde ihn ignorieren, antwortete jedoch, als er die Wunde seines Begleiters fertig inspiziert habe: "Nun, man nennt mich Dekker. Und jetzt geh mir aus den Augen, in die Taverne oder sonstwohin. Ich habe zu tun." Und dann drehte er sich um, und ging mit seinen Begleitern in Richtung Haupthaus. Thimo schaute ihnen einen Augenblick nach, dann beeilte er sich, nach Hause zu kommen. Zum Glück wohnte er nur einen Katzensprung von hier entfernt, und hatte bald schon sein Haus erreicht. Erschöpft stellte er den Stab ab, ging in sein Schlafzimmer, ging ins Bett und schlief augenblicklich ein.
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Nach einem harten Tag des Trainings, der sich bis in die Nacht vertieft hatte, lag Vareesa ruhig atmend im kühlen Gras, während ihre Augen in den Himmel schauten, beschäftigt mit dem vergeblichen Versuch alle Sterne zu zählen und dabei noch über die heutige Lektion nachzudenken. Oft war ihr der Pfeil einfach abgerutscht oder nicht richtig geflogen. Sicher, es war verhältnismäßig eigentlich ganz einfach. Die meißten gelungenen Schüsse verdankte sie einer absoluten Leere im Kopf, die immer dann entstand, wenn sie völlig konzentriert und in aller Ruhe da stand. Doch sich über das nicht Zielen keine Gedanken zu machen hatte sie doch desöfteren aus der Bahn gebracht, weshalb einer der Pfeile fast in Yngvars Hintern gelandet war, als dieser kurz seinen natürlichen Bedürfnissen nachging... Aber auch nur fast.
Ein wenig schläfrig, aber auch nachdenklich hielt der Blick der jungen Frau aus Vengard sich noch immer gerade nach oben gestreckt. -Wenn es doch nur so einfach wäre, einen von euch zu greifen und zu fragen was vor einem liegt... Und warum man Dinge träumt, die man nicht versteht...-
Plötzlich erschien das Gesicht ihrer guten Freundin Suzuran über ihr. Die Braunhaarige hatte sich über Vareesa gebäugt und sie freundlich, wie so oft angeschaut. Ganz nach dem Motto "Was wollen wir heute Abend tun?". Ein langer und erholter Seufzer entwich der Frau aus Vengard dabei, ehe sie anfing zu sprechen.
"Hast du Lust ein wenig spazieren zu gehen? Bobba der Kuhjunge, bei dem ich täglich aushelfe hat mir erzählt, dass es, nicht weit von Silden im Wald einen Druidenhain geben soll. Ich habe so etwas noch nie gesehen..."
Geändert von Vareesa (22.08.2009 um 02:06 Uhr)
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Suzuran hatte sich mit dem Kopf über ihre im Gras liegenden Freundin gebeugt und schaute sie nachforschend an.
Was sagte sie da? Ein was? Sie spitzte die Ohren und bat Vareesa das Gesagte zu wiederholen. Schon allein die Bezeichnung für dieses Wort klang für Suzuran besonders, es musste sich um einen besonderen Ort handeln, oder?
Aber es war spät in der Nacht, der Wald dunkel und die beiden Frauen zu zweit, allein. Wie weit würde der Weg sein, konnten sie den Ort finden?
Die junge Frau schaute, die inzwischen Stehende Vareesa an, nachhackend: „ Spazieren hört sich gut an, dieser Ort wo ist er? Weißt du den Weg dorthin?“
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Vareesa nickte ein wenig zögerlich. Zwar hatte sie Beschreibungen gehört, wie man am besten dorthin kam, aber selbst war sie noch nie hingelaufen. Vielleicht aus Angst. Vielleicht aber auch aus Ehrfurcht vor einem Ort, der den Sildenern so heilig war. Es wäre bestimmt sicherer gewesen bei Tageslicht zu gehen, doch war der Frau aus Vengard genau jetzt danach, zumal es hieß, man würde die Magie in der Luft förmlich spüren, wenn man den Hain bei Nacht aufsuchte. Dies wollte sich die Bogenschützin in spe nicht entgehen lassen.
"Also den Weg kenne ich nicht so wirklich, aber wir sind immerhin zu zweit und haben mindestens vier schlagende Argumente, die uns helfen werden, sollten diese zwei perversen Ar...." doch Vareesa beherrschte sich. Sie brach mitten im Satz ab, als sie Suzu ein wenig stutzig zu schauen dachte.
"Mit schlagenden Argumenten meine ich natürlich unsere tapferen Herzen, unsere Intelligenz und unsere geschickte Wortwahl."
"Vareesa, das waren aber nur drei..." warf ihre Mitschülerin knapp darauf ein, während sich die Frau aus Vengard selbst ein wenig mehr aufplusterte, als sie es im Normalfall tat. "Drei? Oh... Achja und das wichtigste und mächtigste Argument: Unsere Füße! Die tragen uns so schnell es geht wieder in Sicherheit! Also komm, lass uns gehen. Oder möchtest du lieber morgen zur Mittagsstunde?"
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Silden
Die Kolonne kam vor Ryus Schmiede, dort, wo sie vor einiger Zeit aufgebrochen waren, zum stehen. Der Mond stand hell am klaren wolkenlosen Nachthimmel und schien auf die mittlerweile nur noch sieben Gestalten und die neun schwer bepackten Maultiere. Yared beschlich irgendwie ein Art Nostalgie, als er die Gruppe so vor sich sah, müde vom anstrengenden Marsch, viele verwundet. Es war fast zu Ende, ihr Abenteuer, eine Reise, die die Gruppe zusammengeschweißt hatte, und der weit gereiste Veteran vieler Schlachten, der hier in diesem beschaulichen Dorf gestrandet war, sah sich die einzelnen Gesichter vor ihm alle ncoh einmal einzeln an und fügte im Geiste noch viele hinzu.
Da war Orthego, der Pirscher, der gemeinsam mit dem Sappeur die Orks in die Zange genommen hatte, dann Jarvo, der Barde, der seinen ersten Kampf gegen eine Grünhaut bestritten und eine neue Lektion gelernt hatte. Daneben stand Murdoc, der eigentlich wie immer etwas dümmlich grinste, aber Yared wusste genau, dass der Mühlenwächter jederzeit eine verlässliche Stütze war, genau wie Ivo , dessen feistes Grinsen immer noch aus seinen müden Augen funkelte. Und dann waren da noch Ryu, dessen Arm genau, wie Jarvos noch in einer Schlinge ruhte, und seine Schülerin, die attraktive Schneiderin Myra, ein ungleiches Paar und der stellvertretende Lagermeister war gewiss, als er sich an die Szene im Orklager kurz nach dem Duell des Schwertmeisters mit dem Orkanführer erinnerte, dass die beiden auch, sobald Ryu die Bindung seiner Gedanken an Yareds geliebte Nana überwunden hatte, ein Paar werden konnten. Aber wie so vieles würde das die Zukunft zeigen, die jetzt noch schlief und erst bei Sonnenaufgang anbrechen würde.
Auf einen Wink des Lagermeisters wurde die zurück erbeutete Stahllieferung von den Maultieren abgeladen und in Ryus Schmiede getragen. Jeder der eine Hand frei hatte, beteiligte sich und schnell waren die Tiere entladen.
"Nun ist nur noch eine Angelegenheit zu erledigen.", bemerkte Yared und wies auf den Leichnam des Waldläufers, der in der Schlacht gestorben war, des einzigen, der ihr Abenteuer nicht überlebt hatte, des Mannes, der unter ihrem Befehl gestorben war. Als Unteroffizier war dies weder seltener Anblick für ihn noch Seltenheit gewesen. Viele waren schon auf sein Wort hin in den Tot gegangen. Trotzdem nahm er keinen dieser Tode leichtfertig hin, jeder einzelne ging ihm nach und wäre das nicht so gewesen, war sich der Philosoph klar, dass er kein Mensch mehr, sondern eine Bestie gewesen wäre.
Yared sah hinüber zu Ryu, in dessen Augen er etwas wie Traurigkeit über den gefallenen Kameraden zu erkennen glaubte. Er war in ihrer Verantwortung dahingeschieden, aber Verantwortung ging über das Leben Schlachtfeld hinaus und so war es auch ihre Verantwortung in zur letzten Ruhe zu betten, da er in Silden keine Familie hatte.
Bhôr hatte schon am Vortag einen Reiter nach Silden geschickt und so erwarteten den Tross am Vorplatz der Wassermühle schon Ijan und eine Abordnung der sildener Wächter, die einen ordentlichen Scheiterhaufen aufgeschichtet hatten. Seit ihrem Eintreffen auf dem Platz wurde aus Achtung vor dem toten Kameraden kein Wort mehr gesprochen. Yared und Ryu selbst trugen den Leichnam schließlich langsam durch das Spalier der Anwesenden und legten ihn auf den Holz- und Reisigkegel.
Dann umringten sie alle den Scheiterhaufen mit dem Aufgebahrten.
Der Druide, der der Zeremonie vorstand, ein junger Seher, nahm die brennende Pechfackel und überreichte sie Ryu, der stumm noch einmal in Gedanken innehielt, und letztlich mit das trockene Holz in Brand steckte.
Das Knacken und Knistern der verglimmenden Äste erfüllte den Platz und schnell loderte das Feuer weit in den Sternenhimmel. Funken stiegen wie Teile der Seele auf gen Firmament und die Wärme des in hellem Schein verglühenden Lebens strahlte klar in die Nachtluft und strich über die Gesichter der Umstehenden, wie ein sanfter Gruß des Toten.
Dann gab der junge Seher einem Knecht auf dem Holzturm oberhalb des Platzes ein Zeichen und der große Gong wurde geschlagen.
Eine schwere Klangwelle schob sich durch die ruhige sildener Nacht.
Danach breitet sich wieder eine Kuppel aus Schweigen über das Dorf und nur hin und wieder ließ sich das Miauen einer Katze vernehmen.
Immer noch standen die Männer und Frauen rings um das brennende Totenbett und egal, wie müde sie waren, sie würden diesem Mann die letzte Ehre erweisen, so lange das Feuer brannte.
Die Totenwache begann.
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Miracoli war mit seiner Stute Mara im Wald um Silden herrum unterwegs. Es war ein Vergnügen für den Pirscher auf dem edlen Tier zu reiten, auch wenn der Sattel schon etwas abgenutzt war. Im Wald war es ruhig, die Sonne schien durch das Geäst und warf wunderschöne Muster auf den Weg. Spät in der Nacht kam vor Ryus Schmiede eine Kolonne mit einem Toten an. Der Waldläufer interessierte sich aber nicht sonderlich dafür, so lange niemand wichtiges gestorben war konnte es ihm ja reichlich egal sein. Warscheinlich kannte er den Toten nicht einmal. Wie er so in seinen Gedanken versunken war schreckte er plötzlich auf als eine Gestalt auf dem Weg entlang schritt, sie war noch zu weit weg um genau sagen zu können wer es war. Aber man konnte sehen das die Person in ein schwarzes Gewand oder Kleid gekleidet war und etwa auf höhe des Kopfes einen langen weißen Bart hatte der im Licht der Sonne leuchtete. Auf dem Kopf trug die Person einen schwarzen Ball oder so etwas.
Miracoli begann Mara anzutreiben. Er wollte wissen wer diese Gestalt war. Als er bei dem Mann angekommen war hielt er ihn an.
"Halt Wanderer, wohin deswegs?"
Der alte Mann erschrak, warscheinlich war er tief in Gedanken versunken gewesen und hatte selbst die Hufe Mara nicht gehört. Er blickte zu Miracoli hinauf.
"Ich bin auf dem Weg nach Silden. Ich suche die Krieger Seloron und Miracoli."
Verächtig zog Miracoli eine Augenbraue hoch.
"Ich bin Miracoli. Seloron habe ich seit Monaten nicht gesehen. Wer bist du überhaupt?"
"Du erinnerst dich nicht? Nun, es ist ja auch schon ziemlich lange her. Mir kommt es trotzdem vor als hätten wir uns gerade erst getrennt. Für einen alten Mann rennt die Zeit schneller weißt du? Vor jetzt nun etwa einem Jahr, haben wir uns das erste Mal gesehen. Ihr beiden habt die Schwerter von Sah-ahla Hadin geholt. Aber das ist Vergangenheit. Dein Schwert hat sich so wieso schon aufgelöst. Wenn du Seloron lange nicht mehr gesehen hast, könnte er vielleicht tot sein. Also musst du mir wohl alleine helfen."
Während der alte Mann erklärte konnte sich Miracoli düster an einige Höhlen in Varant erinnern.
"Wie heißt du überhaupt!?", kam es vom Waldläufer mit der Hand am Schwert.
"Baba Alih. Ich bin Geschichtenerzähler. Ich habe eure Geschichte in den Karawanen verbreitet und auf geschrieben. Doch nun brauche ich noch einmal deine Hilfe, komm mit mir."
Ohne ersichtlichen Grund stimmte Miracoli Baba Alih zu und folgte ihm. Mara wierte und dann wurde es ruhig im Wald.
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Suzuran hatte sich am See eingefunden, sie musste besser werden, weiter trainieren, der Bogen war in den letzter Zeit ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil ihres Lebens geworden.
Schneller als sie gedacht hatte, war die junge Frau dabei, etwas Neues zu lernen und darin auch besser zu werden. Hier in Silden standen ihr, im Vergleich zu ihrem alten Leben, alle Möglichkeiten offen. Sie konnte hier alles hinter sich lassen, ein neuer Mensch werden und ein Teil ihres Wesens abwerfen oder neue Eigenschaften dazu gewinnen.
Gefühle von unendlicher Freiheit durchströmten sie hier in der Natur, beim Training, zusammen mit ihrer Freundin Vareesa, Gefühle Alles erreichen zu können.
Suz hatte schon ein paar Pfeile, auf die von Yngvar aufgestellte Zielscheibe, abgefeuert, die immer noch allzu oft daran vorbeijagten und dann darauf warteten eingesammelt zu werden.
Der Ehrgeiz hatte die junge Frau aber fest im Griff und so hatte sie am heutigen Tage schon öfter die Ehre gehabt, sich in der Nähe der Scheibe, auf die Suche nach allen verschossenen Pfeilen zu machen, um sie dann wieder zurück in den Köcher zu stecken.
Ein trauriger Ausdruck lag der Übenden jedes Mal auf dem Gesicht, wenn ein Geschoss die Scheibe verfehlte, umso größer war dann die Freude darüber, wenn sich ein Pfeil, auch wenn es nur an den Seiten war, in das Ziel bohrte.
Schmerzende Fingerkuppen machten der jungen Frau beim Üben immer noch einen Strich durch die Rechnung, weshalb sie ab und zu immer eine kurze Schonpause einlegte, während der sie Vareesa beim Üben zu sah. Beide lächelten sie sich ermunternd immer mal wieder an und forderten sich so Gegenseitig auf, durchzuhalten und weiter zu trainieren, auch wenn Arme, Rücken und auch Fingerkuppen schmerzten.
Konzentriert starrte Suz in Richtung der Scheibe, beide Augen geöffnet, die Finger fanden schnell den Weg zur Sehne, die zügig nach hinten gezogen wurde, um dann nach kurzem Innehalten, wieder losgelassen wurde. Der Pfeil schoss zischend in Richtung Scheibe und durchbohrte sie mit einem dumpfen Geräusch. Ein zufriedenes „Ja, so wollte ich das“ murmelnd, machte sich die junge Frau erneut auf, alle Pfeile einzusammeln.
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Es war wieder sein typisches Tagwerk, er legte sich morgens auf die Lauer, ehe dann der Tag wieder seinen Lauf nahm.
Länger als sonst, aber nicht allzu lang hatte es gedauert, ehe ihm eine passende Beute vor die Sehne gelaufen war. Ein Mufflon, sogar ein komplett ausgewachsenes Tier, männlich, suchte seinen Weg durch das dichte Sildener Unterholz. Aber es erreichte sein Ziel nicht, es war nicht mehr als ein Blattschuss für Dekker, denn die Distanz war nicht allzu weit und das Tier nicht zu schnell unterwegs.
Präzise, genau hinter dem Vorderlauf durchschlug der Pfeil den Brustkorb des Mufflons und tötete es binnen Sekunden.
Der Rest des Tages war dann pure Formsache, das Fell wurde abgezogen, die Hörner entfernt und das Fleisch protioniert und in Salzlake eingelegt. Auch die größeren Knochen und die größten Sehnen in den Beinen wurden entfernt und gereinigt.
Es war langweilige Arbeit und Dekker mochte sie nicht allzu sehr, aber es war Dienst an der Gemeinschaft, es war sein Anteil, für den er jeden Tag Brot, Holz und eine Unterkunft bezog, und deshalb war es wichtig ihn gewissenhaft zu bearbeiten.
'Gute Arbeit...', murmelte der Knecht, der in der Wassermühle Dekkers Ware entgegennahm und ins Lager sortierte, 'brauchst du noch was, Dekker?'
'Nein, denke, ich habe noch alles in der Hütte, falls mir doch noch was einfällt, schick ich einen der Jungs...', antwortete und deutete dann eine Verbeugung an, ehe er eine bekannte Stimme vernahm und sein Entfernen vertagte. Thimo, hatte der Typ gesagt, nenne man ihn.
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Ein Pfeil nach dem anderen flog quer durch die Gegend. Mal weiter. Mal weniger weit. Verschwitzt stand die Frau aus Vengard auf dem Platz. Schon einige male hatte sie heute sämtliche Pfeil verschossen, die Yngvar ihr geliehen hatte und diese wieder geholt. Ob man dafür wohl Laufgeld bekam wenn man es sich zur Arbeit machte auf Schlachtfeldern Pfeile zurück zu holen? Sie musste einen Moment grinsen bei dem Gedanken, setzte jedoch kurz darauf wieder den Pfeil an die Sehne, zog ein Stück zurück und... Der Pfeil flog ein gutes Stück, bohrte sich dann jedoch erneut in den weichen Boden. Der nächste Pfeil wurde angezogen. Das gespannte Geräusch der Sehne ertönte, ehe die Braunhaarige die dünne und doch so robuste Schnurr losließ und den nächsten Pfeil abfeuerte. Es ging schon fast von alleine und auch die Anzahl ihrer "Reibungen" beim Loslassen hatten sich stark eingegrenzt. Im Prinzip hatte sie den Dreh des ziellosen Schießens bereits draußen, so hoffte sie zumindest. Ein weiterer Pfeil. Anlegen. Zielen. Feuer! Wieder flog ein Pfeil mit einem leisen Surren durch den kühlen Abendwind, ehe er sich langsam nach unten bewegte und schließlich am Boden abbremste und stecken blieb.
Neugierig schaute sie nun auf zu Suzuran, die mittlerweile schon dabei war auf Zielscheiben zu schießen. Sie war ihr schon so weit vorraus... Vareesa verspürte ein ziemlich ekelerregendes Gefühl von Neid. Sie wollte auch gerne weiter kommen, aber scheinbar brauchte sie wohl noch Übung... Oder? Nun, darüber würde wohl Yngvar zur richtigen Zeit entscheiden. Nun hieß es zuerst einmal: Weitertrainieren! Wieder sprintete die junge Frau los, um die verschossenen Pfeile aufzusammeln. Es war erstaunlich, denn mittlerweile hatte Vareesa genau das Mittelmaß gefunden, mit dem die Pfeile ungefähr gleich weit flogen, wenn auch ein Stück auseinander liegend.
"Also dann... Auf ein Neues..." murmelte sie sich leise vor, während sie sich nach einer neuen Schussbahn umsah und die Pfeile ein wenig sortierte...
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Nachdem er in den letzten Tagen nur Figuren geschnitzt hatte, hatte er sich gestern noch einmal an den Schreibtisch gesetzt. Er hatte eine kreative Phase, wollte neue Variationen von Instrumenten, vielleicht sogar neue Instrumente schaffen. Viele würden nicht über den Entwurf hinauskommen, aber manchmal wurden aus den kleinen Ideen große Meisterwerke, deren Entwürfe teilweise sogar umgesetzt wurden. So hatte er gestern zum Beispiel eine Nasenpfeife entworfen, und war danach auf die Idee gekeommen, eine Nasenflöte zu konstruieren. Auch die üblichen Modifikationen an Saitenistrumenten blieben natürlich nicht aus, und er hatte eine Gitarre konstruiert, die durch bestimmte Verfahren im zusammenkleben und in der Holzbearbeitung unwahrscheinloch laut werden konnte. Zumindest seinen Berechnungen nach. Diese wollte er überprüfen, um einen Prototypen zu bauen. Holz hatte er noch genug, er hatte sich einen größeren Vorrat angeschafft, sowohl zum Schnitzen als auch zum Instrumentenbauen. Allerdings fehlten ihm noch Zutaten für den Kleber sowie Saiten. Die, die er noch hatte, waren zu schade für ein Instrument, das nur zu Testzwecken diente.
Nachdem er heute die letzten Entwürfe fertig gestellt hatte, beschloss er, schon einmal die Materialien zu holen, damit er morgen direkt anfangen konnte. Der Instrumentenbauer holte einen kleinen Ledersack aus der Schublade seines Schreibtisches hervor, und füllte ihn mit einigen Goldmünzen. Dann ging er los, zur Lagermeisterei.
Als er an der Wassermühle ankam, suchte er erst nach Yared, fand diesen jedoch nicht. Erst wollte er sich abwenden und wieder nach Hause gehen, doch dann fiel ihm ein, dass Ijan, der Knecht, wahrscheinlich noch hier war. Er kannte ihn noch aus den Tagen, in denen er in der Werkstatt neben der Lagermeisterei gearbeitet hatte.
Nachdem er einmal fast um das Gebäude herumgelaufen war, traf er auf den Knecht, der gerade etwas mit einem Mann zu bereden schien. Das Gesicht jenes Mannes konnte er allerdings nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu Thimo stand. Thimo wartete der Höfligkeit halber, und als es den Anschein machte, dass die beiden ihr Gespräch beenden hatten, rief er dem Knecht zu:
"Bewahre, Ijan. Ich bräuchte noch ein paar Dinge. Hast du noch einen Augenblick Zeit?"
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Beinahe schähmte er sich für seinen Lauschangiff, aber es war einfach der Schuss Neugierde, der Dekker dazu trieb, nahe bei der Tür stehen zu bleiben und dreist zu lauschen, was im Nachbarraum gesprochen wurde.
Ijan bediente scheinbar soeben Thimo, der irgendetwas benötigte für eine Laute. Was brauchte er bitteschön für eine Laute?
Aber er konnte nicht länger darüber nachdenken, denn schon wäre er beinahe düpiert worden, denn schwungvoll ging die Tür auf und Ijan kam gefolgt von Thimo in den Lagerraum.
Dekker murmelte Bewahre und senkte dann den Blick beinahe schuldbewusst zu Boden, während der Knecht an ihm vorbeistapfte und Thimo zu einem Regal führte, in das auch eben Dekker etwas abgeliefert hatte.
'Hier, feinster Mufflondarm, scheinbar hat es Dekker extra für dich erlegt... Den kannst du verwenden, wenn du willst. Gilt als Gemeinschaftsauslage, du musst es nichtmal bezahlen.', erzählte Ijan Thimo und brachte Dekker damit zum Überschäumen.
'Bitte was? Mufflondarm für irgendein Musikinstrument? Braucht man unsere Ressourcen nicht für Wichtigeres? Zum Einwickeln von Sehnen? Dem Nahrungsmitteltransport und der Konservation von ihnen? Muss ich jetzt schon Tiere töten, dass irgendwelche Laien auf Musikinstrumenten rumhauen können? Ich glaube, ich spinne. Die Männer sollten lernen mit einem Bogen umzugehen und nicht mit einer Klampfe!'
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Thimo war zunächst überrascht, den Waldläufer vorzufinden, der ihn vorgestern fast umbegracht hatte. Oder zumindest damit gedroht hatte. Nunja, egal, auf jeden Fall war Dekker hier. und Thimo wollte ihn ignorieren, um keinen Streit zu provozieren. Der kam dann aber doch auf Thimo zu. Als Ijan ihm die Därme für die Saiten geben wollte, die von ebenjenem Dekker erlegt und ausgenommen wurden, protestierte dieser lautstark, von wegen "Verschendung" und "das ist zum Kämpfen da". Eine typische Einstellung eines Kriegers. In Thimos Heimatdorf waren vier oder fünf Krieger gewesen, und mit keinem hatte er sich gut verstanden. Mit diesem hier schien es nicht besser zu werden.
Thimo bemühte sich, möglichst ruhig zu sprechen, während er antwortete:
"Nun, werter Herr, ihr seid bestimmt ein tapferer Krieger und erfahrener Jäger. Ein Mann, der die Schlacht nicht scheut und sein Opfer nie entkommen lässt. Doch, was macht ihr am Ende eines solchen Tages? Was, wenn die Schlacht vorbei? Ihr habt bestimmt schon ein Fest gefeiert, stimmt's? Alter Wein, gaumenschmeichelnde Speisen, junge Frauen, die zur Musik tanzen. Sagt, habt ihr je ein Fest ohne Musik erlebt? Jemals getanzt, ohne die berauschenden Klänge zu hören? Ihr denkt, das Material ist nur zum Kämpfen da, und vielleicht wäre das auch richtig, doch meine Arbeit ist eben so wichtig. Mit meinen Instrumenten besingen euch die Barden, mit meiner Arbeit werden Feste erst zu Festen, mit diesen Materialien wird ein Tavernenabend erst richtig gemütlich. Es stimmt, man braucht es für den Kampf, aber man braucht es auch, wenn wenn die Schlacht vorbei ist."
Ungewohnt war es für ihn, soviel zu sprechen, doch hatte er den Kriegern seines Heimatdorfes denselben Sachverhalt immer und immer wieder erklären müssen. Und vielleicht zahlte sich jetzt diese "Übung" aus.
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Dieser Hain, was war er, wo war er? Gedankenverloren blickte Suzuran in den klaren Nachthimmel, sie lief zurück zum Platz, nachdem sie alle Pfeile gefunden und im Köcher verstaut hatte.
Dieser Ort hatte, seit dem letzten Training, die Neugierde der jungen Frau geweckt.
Vareesa schien schwer beschäftigt, aber auch angestrengt, langsam begann Suzuran den Mund zu öffnen. „ Du al..also, Vareesa?“
Ihre Freundin, die in diesem Moment einen Pfeil abgeschossen hatte, drehte sich um, als sie Suzurans Stimme hörte und schaute diese fragend an.
Um keine Zeit zu verlieren, begann Suz sofort weiterzusprechen: „ Ich, also Du, hattest doch etwas von einem Hahn, äh wie hieß es doch gleich, Haaiin? gesprochen.“
Warum um Himmels willen stotterte sie bei den Worten? Sie zeigte in Richtung Wald und schaute von dort wieder in Richtung Vareesa, um ihre Aufregung zu überspielen.
„Also ich, wir beide haben doch Lust diesen Ort zu suchen oder? Heute noch?“ hoffnungsvoll schaute sie ihre Freundin an und machte ein paar Schritte in Richtung Wald, als wollte sie damit andeuten, dass sie es kaum abwarten konnte in den Wald zu spazieren.
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Vareesa staunte ein wenig über das Gestottere ihrer Freundin, nickte dann aber und sammelte schnell die paar verschossenen Pfeile auf, die noch herum lagen. Nachdem dies erledigt war, wandte sich Vareesa ihrer Freundin zu und lächelte ein wenig. "Dort soll es wirklich schön sein, wie man es mir erzählt hat. Lass uns dich beisammen bleiben... Denn... Naja, so alleine im Dunkeln... Ehrlich gesagt... Ich bekomme da Angst..."
Ohne weiteres nahm die braunhaarige Frau aus Vengard ihre Freundin an der Hand und ging gemütlich mit ihr durch das Dorf. Es war so still um diese Uhrzeit und nur noch wenige waren draußen. Die einen, um noch etwas zu erledigen, die anderen lediglich um die Stille oder den Sternenhimmel zu genießen. Darunter auch Bobba der Kuhjunge, der Vareesa im Vorbeigehen freundlich begrüßt und ihr eine Flasche Milch als kleines Dankeschön für die heutige Hilfe gegeben hatte. Mit einem freundlichen "Dankeschön" hatte sich die junge Frau dann auch von ihm verabschiedet, nachdem sie Suzuran und den Bauern einander vorgestellt hatte.
Weiter führte sie der Weg, bis hin an den Ausgang des Dorfes. Das erste kleine Abenteuer für die beiden würde beginnen, auch wenn es nur aus einem nächtlichen Spaziergang bestehen sollte. Vareesa war doch aufgeregt, woraufhin sie, eher unbewusst die Hand ihrer Freundin noch etwas fester drückte...
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'Nun ja, Thimo. Ich mag mich ein wenig impulsiv geäußert haben, aber das ändert nichts daran, dass wenn man den frischesten und besten Darm den Musikern gibt und den alten Stinkenden den Kriegern, dass man gar nicht in den Genuss von Festen kommen wird, weil vielleicht die Banditen oder die wilden Tiere aus den Wäldern kommen werden... Oder vielleicht sogar die Orks.
Vielleicht willst du, als Mann der Musik, diese Sachlage nicht verstehen, aber es schickt sich nicht Musik zu spielen und Feste zu feiern, während man in Gefahr ist.
Und anstatt irgendwelche Klampfen zu basteln, solltest du mal lieber lernen, im Wald zu überleben und dich zu wehren, denn sonst gerätst du am Ende an ein Wesen, das nicht so gnädig wie ich gestern sein wird.'
Dekker musterte den Mann, der wohl ein paar Jahre mehr als der junge Waldläufer auf dem Buckel hatte, aber scheinbar noch nicht verstanden hatte, dass, speziell im Mittelland, Männer wie Dekker seine Lebensversicherung waren.
'Ich habe nichts gegen Musik, im Gegenteil Thimo, ich genieße sie und vor ein paar Jahren konnte ich auch noch ganz passabel die Fidel spielen, aber das kann ich jetzt nicht mehr, doch auf jeden Fall ist dieser Darm zu kostbar, um ihn für ein Musikinstrument zu verwenden.
Aber wenn du willst, werde ich morgen, da ich ohnehin jagen gehen werde, extra für dich Stück Rotwild erlegen, dessen Darm du dann gerne verwenden kannst. Wenn du willst, kannst du mich begleiten, du findest mich oben, auf der Hügelkuppe südlich von hier, ich werde vermutlich trainieren...'
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