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Ronsen war ein bisschen bedrückt, schwieg lange und dachte über das Gesagte seiner jungen Begleiterin nach. Sie hatte doch so wenig Zeit gehabt, Lebenserfahrung zu sammeln und doch sprach sie schon äußerst wahre Worte; Worte, die sie nicht in Büchern hatte lesen können, sondern an eigenem Leib erfahren hatte. Nach einer ganzen Weile nickte der Paladin schließlich und versuchte, aufmunternd zu lächeln.
"Der Weg der Krone ist der einzig rechte Weg. Er ist alle Hoffnung und alle Stärke des Guten gemeinsam. Und selbst, wenn du auf den Wegen unseres Herren fällst, einen Platz in den heiligen Hallen hast du dir in jedem Fall verdient."
Wieder vergingen ein paar Minuten des Schweigens. Es war nun schon stockfinster geworden und nur das Heulen des Windes brach die Stille der Natur. Da ihm jeder Übergangsversuch misslingen würde, begann er einfach drauflos, von einem seiner Abenteuer zu erzählen. In der Hinsicht konnte er aus einem etwas größeren Topf schöpfen, und dass er nach alledem noch lebte, zeigte eigentlich, dass Innos seine schützende Hand schon längst über ihn gelegt hatte.
"Ich war einmal auf der Insel eines Barons... er hatte um Hilfe gebeten, die orkischen Horden aus seinem Königreich zu vertreiben. Unzählige Krieger mussten gefallen sein, die gesamte Besatzung der Feste bestand ja fast nur noch aus Knaben und Greisen. Wie auch immer, als wir kamen, scheint Innos' Macht in das Land gekommen zu sein. Wir haben uns gegen... untote Orks gestellt, das musst du dir mal vorstellen, untote Orks, eigentlich unbesiegbar will man meinen. Naja aber wir haben ein Artefakt gefunden und den Fluch der Untoten gebannt."
Ronsen winkte ab, er wusste nicht mehr wirklich, wie das alles abgelaufen war, so viel war in der Zwischenzeit schon wieder geschehen.
"Wie auch immer, ich war damals selbst noch Adjutant und hatte einen guten Freund und General, meinen Kameraden DraconiZ. Er hat den Fehler gemacht, auf die Seite der Orken zu wechseln, keine Ahnung, was jetzt mit ihm ist. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass er schon tot ist, aber was ich sagen will...", Ronsen atmete tief durch, "Was auch immer geschieht, der Mensch ist kein Gott und im Herzen voller Fehler. Manche haben sie in ihrer Vergangenheit begangen, manche in der Gegenwart, und ich tue es vielleicht in Zukunft noch öfter. Wichtig ist nur, auf dein Herz zu hören, denn das wird dich auf den Weg der Tugend führen. Daher kann ich dir gar nicht böse sein, egal was für eine sündige Vergangenheit du haben magst. Nur das, was besteht, zählt. Und bei mir besteht gerade Durst auf ein Bier, du hast nicht zufällig eines dabei? Wahrscheinlich nicht..."
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»Pah, du bist schwach, deine Haltung verwehrt es dir, wirklich stark in der Magie zu werden. Und gratulieren? Zu Ungehorsam, Entfleuchen Unkonzentration? Wenn es nach mir ginge, hätte ich sie in eine Kammer gesperrt und nciht mehr rausgelassen, bis sie wirklich wüsste, was es heißt, konzentriert zu sein. Aber Innos war ja anderer Meinung und schenkte ihr die Magie, was auch immer ihn dazu bewogen hat. Mir jedenfalls ist es ein Rätsel, doch wer bin ich, dass ich die Götter in Frage stelle? Es wird schon seinen Sinn haben, dass sie die erste Stufe erlangt, doch solange Innos nicht höchstselbst herabsteigt und mich dazu zwingt, wird sie sich, wenn sie weiter machen will, eine andere Lehrmeisterin suchen.
Und weiter Schaden zu fügen? Pah, ich habe meine Standpunkt klar gemacht, denn Rest wird sie schon selber schaffen, wenn sie nicht zur Besinnung kommt und sich verhält, wie es sich für jemand ihres Standes und ihres Geschlechtes gebührt. Doch nun, Wassermagier, werde ich mich umdrehen und zurück kehren in das Tempelviertel. Ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen. Falls du mich also herausfordern willst, um zu zeigen, dass du doch keiner dieser verachtenswert defensiven Magierinnen bist. Aber ich bezweifle, dass du den Mumm dazu hast«,
provozierte Yasmin D'Ahara den Wüstenheini eines Wassermagiers. Ein wenig mehr hätte sie schon erwartet, Eissplitter, die sie versuchten, niederzustrecken, ein heftiger Regenguss oder irgendetwas anderes, aber es kamen nur Worte, Worte und noch mehr Worte, blablabla.
»Gut, ich sehe, aus dem Duell wird tatsächlich nichts. Von daher, verabschiede ich mich nun«,
meinte sie nur noch, wandte sich um und stolzierte erhobenen Hauptes davon, wenn auch in der Erwartung, dass irgendein Zauber sie demnächst treffen könnte.
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Schon seit einigen Tagen, die ihm wie Wochen vorgekommen waren (oder waren es wirklich Wochen gewesen?) irrte Bengar Rudolfson nun schon durch die Wälder, ernährte sich von Beeren und Bären, schlief auf Bäumen und vor allem aber ging er. Von früh bis spät, von Sonneauf- bis Sonnenuntergang. Durch Wälder, Wälder, nichts als Wälder.
Doch nun bemerkte er, dass sich etwas verändert hatte. Es war nicht mehr der gleiche Wald, nicht mehr das gleiche Grün, ja wahrscheinlich noch nicht mal die gleiche Welt, die er nun bewanderte. Alles war düsterer, knorriger, nebliger - und das bei den Temperaturen. Obwohl, auch die waren im Laufe der Reise schon mal höher gewesen. Vielleicht war das ganze auch nur Einbildung.
Doch nun, mitten in der düsteren Nacht, weiteten sich die Abstände zwischen den Bäumen und wenige Schritte weiter stand der Ausgestoßene auf einer Lichtung - einer sehr großen Lichtung. Eigentlich müsste er sich nicht allzu weit von Silden entfernt aufhalten, doch eine solche Lichtung war ihm noch nie aufgefallen - vor allem keine, mit solch düsteren und unheimlichen, efeubewuchterten Festungsruinen wie hier.
»Sehr seltsam, dass ich nie über diese Gemäuer gestolpert bin - oder irgendjemand anderes«,
murmelte er vor sich hin, während er sich den noch immer etwas übermanns hohen Mauern näherte und versuchte, einen Eingang zu finden. Tatsächlich war da auch einer, an jener Stelle, wo sich ein Loch in der Mauer befand, recht nahe bei einem nur leicht verfallendem Turm. Doch hier wuchs kein Efeu, hier wuchsen Rosen, so viele und so dicht, dass sie eine Wand bildeten, die genau die Lücke im Steinwall ausfüllte.
Aber dies reichte dem müden Krieger erstmal, denn irgendwas sagte ihm, dass er in diese unheimlichen Gemäuer würde eindringen müssen - allerdings würde er dazu warten, bis die Sonne wieder schien- Dann würde er auch besser sehen können,. wie er an diesen Rosen vorbei käme.
»Jetzt jedoch kampiere ich erstmal hier in der Nähe. Es ist spät und die Ruine rennt mir schon nicht davon.«
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Die Worte der Magierin, so provozierend und stichelnd sie auch sein mochten, prallten an Hyperius ab, der auch nur langsam zur Ruhe kam und nicht mehr ganz so ungleichmäßig atmete. Ob jedoch Shaheen von den Worten mehr verletzt worden war, konnte er nicht sagen, wollte sich ihr jedoch gleich zu wenden, nachdem er der Feuermagierin, solange sie denn noch in Reichweite war, ein paar abschließende Worte nach rufen wollte "Einen Kampf zu führen, in dem es bloß darum geht niedere Verlangen, wie die Sucht danach sich als der Beste aufführen zu müssen, sind sinnlos und eine bloße Verschwendung der Kräfte. Meine Haltung macht mich nicht schwach, denn ich folge dem Weg der Rechtschaffenheit, ihr hingegen agiertet feige und schwach, wie es bloß Halunken tun, indem ihr uns einfach so mit eurer Magie konfrontiertet, ohne dass wir uns hätten vorbereiten können. Ich wünsche euch wirklich, dass Innos hinabsteigt und euch klar macht, dass solches Verhalten nicht seinen Dienern, sondern den seines Bruders gebührt.", kam es ihm noch wütend über die Lippen, während er sich bückte, um die Scherben der beim plötzlichen Auftauchen zerstörten Weinflasche aufzulesen.
"Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ich dieses Chaos nicht verhindern konnte, Lady Shaheen. Ich wollte euch aus Dankbarkeit einen schönen Tag samt Sonnenuntergang bescheren, aber mit was müsst ihr nun leben, einem Picknick, das in Rauch aufgegangen ist.", kam nun wieder seine freundliche und beruhigende Stimme hervor, dessen Klang viel besser zu dem Wassermagier passte, als es noch der mitschwingende Zorn eben getan hatte. Von ihrem Essen oder dem Korb war leider absolut nichts mehr zu retten, die Decke in Fetzen und auch die Kleidung der Bibliothekarin schien etwas abbekommen zu haben, die im Moment noch schwieg, was Hyperius darauf schob, dass diese Situation sie auch ein klein wenig überforderte. "Ihr solltet nicht zu viel Wert auf die Anschuldigungen von Yasmin legen, Lady Shaheen, wenn ihr euch nur bewusst macht, dass diese in solch übertriebener Form keines Falles der Wahrheit entsprechen können. Niemand würde zu einer unkonzentrierten Bibliothekarin kommen, da man sich auf diese nicht verlassen könnte. Genauso erfordert das erlernen solcher Fähigkeiten und die Übernahme von einer solchen Aufgabe, viel Disziplin und Verantwortung, genau wie der Umgang mit der Magie. ", fügte er noch zum Bereits gesagten hinzu, während er die ruinierten Picknicksachen und Kerzen in den Picknickkorb warf, welcher natürlich ebenfalls ruiniert war.
Abschließend war das einzige, was nun noch auf der Plattform stand der junge Kartenzeichner und seine Begleiterin, denen der Mondschein nun auch eigentlich genug Licht spendete, dass der Lehrmeister seine magische Kugel verschwinden ließ. Augenscheinlich war der hübschen Frau nichts passiert und nur die Kleidung schien ein bisschen etwas von den kurz leckenden Flammen abbekommen zu haben, wobei er sich jedoch nicht ganz sicher war, da seine Brille für den Tag ausgelegt war und zudem in diesem Licht recht wenig zu erkennen war. "Zum Teil auch wegen meiner Unachtsamkeit mit den Kerzen, wurde euer schönes Kleid beschädigt, Lady Shaheen, so erlaubt mir doch, dass wir es bei einem Schneider ausbessern lassen, oder ihr euch gar ein Neues aussucht, was wohl das Mindeste wäre, was ich nach diesem nun ja leider so abrupt beendeten Tag tun kann....", fing er an, bevor er tief durch atmete und dann einen Schritt auf sie zu machte, um sie vorsichtig zu Umarmen. Ob sie das wollte, wusste er nicht genau, jedoch sah er in eben dieser Geste eine Möglichkeit seiner Begleiterin zu zeigen, dass sie nicht alleine war in dieser Situation und er ihr beistehen würde, "...viel wichtiger jedoch als das Kleid, ist eure körperliche Unversehrtheit. Wäre euch etwas Geschehen, wäre es als ob die Sonne ihren Glanz verlieren würde, der in meinem Inneren scheint. Wenn ihr es wünscht, geleite ich euch gerne wieder zurück in eu..dein Gemach, Lady Shaheen."
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"Halt! - Die Urkmas werden jetzt die erbeuteten Trophäen tragen.", wies Kloppaa an. War er von allen dunklen Geistern verlassen? Rasaff stierte schon den Elitekrieger regelrecht an, während Tat'ank'Ka den mit seinem Arm zurück hielt.
"Was willst du, du räudige Shuta!", brüllte der Schwarzork laut.
"ICH WILL DAS IHR MEINE BEFEHLE AUSFÜHRT! Mir gefällt nicht, wie ihr mich die ganze Zeit anschaut. Euch Urkmas fehlt der Gehorsam vor Hochrangigen und das wird euch jetzt erzogen. Los, Krieger!", bellte der Elitekrieger regelrecht. Stille und ungeheure Spannung zwischen den leicht aus der Fassung bringbaren Orks kam auf, ehe Tat'ank'Ka begann zu lachen. Laut zu lachen, Kloppaa auszulachen und mit ihm die Urkmas.
"Du denkst doch nicht wirklich, dass wir Krieger des Urkmaclan unter Brosh dar Urkma, die Arbeit von Orkarbeitern machen? Du verhöhnst uns und unseren Clan! Wäre Brosh hier würde er dich einhändig entorken und wenn du einen Fehler jetzt begehst, wird das auch liebend gern jeder Urkma hier! Den Respekt als Krieger, hast du unter uns Urkmas verloren. Sei froh, dass wir dich noch als Ork sehen und nicht als Morra! Denn dann würden wir dich auf Leben und Tod fordern! - Wir gehen, Urkmas!", antwortete Tat'ank'Ka mit zornigem Blick und ließ den 'baff' da stehenden Kloppaa einfach so mit seinen Clansbrüdern stehen. Es stand den anderen Orks natürlich auch frei zu gehen.
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Der Moment war gekommen. Kloppaa war zu weit gegangen und hatte den Stolz der Urkmas verletzt. Nun hatte er die Kontrolle über sie und damit auch über einen großen Teil der restlichen Gruppe verloren.
Rudra schaute hinüber zu den Spähern, die unmerklich nickten, und auch einige der Krieger, die eine Pranke voll an der Zahl beschrieben, blickte erwartungsfreudig zu ihm, der als Arbeiter am wenigsten die Befugnis hatte, irgendwelche Impulse zu geben - doch er war der Initiator gewesen, der Mittler zwischen den Urkmas und den anderen Kämpfern.
Die Urkmas wandten sich ab und schritten davon mit dem, was sie für die restliche Rückreise benötigten. Nur kurz zögerte der Bildhauer, bevor er ihnen folgte, und ohne sich umzusehen, wusste er vier, vielleicht gar fünf der restlichen Orks hinter sich.
"BLEIBT STEHEN! ICH BEFEHLE ES EUCH!", hallte die tiefe Stimme durch die nächtliche Luft, doch wer sich entschieden hatte, wandte sich nicht mehr um. Ganze drei Orks blieben zurück an der Seite des Günstlings Kans, der stocksteif verharrte und ungehörte Befehle schrie. Sie hatten ihm den ohnehin ungerechtfertigten Triumph zerstört, doch zu welchem Preis dieses Gefecht für die Ehre bestritten wurde, würde sich wohl erst später zeigen.
Von Tat'ank'Ka geführt schritt die Gruppe im stillen Einvernehmen weiter.
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Es war ein langer Marsch gewesen, den das Duo, Exorbita und Ronsen, dank der Gemütlichkeit des schwerfälligen Paladins hatten zurücklegen müssen, aber endlich war ein Ende in Sicht, endlich hatten sie ein Ziel vor Augen. Wohl gemerkt, es war nicht Vengard, so hatten sie sich ein wenig auf den eigentlich bekannten Pfaden verirrt. Eine Kolonne Reiter hatte sie aufgefunden und nach Ardea verwiesen, es gäbe Neuigkeiten, schlechte Neuigkeiten. Die beiden Königstreuen hatten sich von der Kavallerie bis vor das kleine Dorf begleiten lassen, dort hatten die Reiter dann den Wachposten bescheid gegeben, dass niemand die beiden Wanderer als Bedrohung sehen musste. Wahrscheinlich tat das auch niemand, Ronsen war dank seiner Statur ja glücklicherweise schon von weitem zu erkennen.
Heute regnete es. Endlich, nach all den Tagen praller Sonne und erdrückender Hitze, war das bisschen Nieseln schon wie ein balsam für Körper und Seele. Dass der Regen sie gleichsam der schlechten Nachrichten beträufelte, nahm aber der ganzen Erfrischung eine Menge ihrer eigentlichen Schönheit. Und so fühlte sich der Admiral einfach nur nass. Nass und nervös. Von der Kavallerie wollte ihm niemand besagte Auskunft erteilen, er müsse schon zum wachhabenden Offizier der Stadt gehen, um die scheinbar höchst vertrauliche Kunde entgegen nehmen zu können. Ronsen hatte Exorbita, gleich nachdem sie die Tore des Dorfes durchschritten hatten, gebeten, auf sein bisschen Hab und Gut aufzupassen und es sich, während er beim Kommandanten war, irgendwo gemütlich zu machen. Der Admiral hatte sich nur noch ein wenig frisch gemacht, die Rüstung abgelegt und sein Gesicht gewaschen, dann war er auch schon am Haupthaus angekommen.
"Name und Dienstgrad nennen", forderte ihn einer der Gardisten phrasenhaft auf.
Ronsen seufzte: "Rheinold, Admiral des Königs."
"Ihr seid der Admiral?", fragte der Wachmann stutzig, "Seid ihr da sicher?"
Die Augen des Paladins verfinsterten sich: "Was erlaubt ihr euch, Bursche?"
"Schon gut", der Gardist hob beschwichtigend die Hände, "Ihr könnt eintreten, der Kommandant wird sich freuen, solch hohen Besuch zu haben."
"Aber ob ich mich freue...", murmelte Ronsen noch, während er eintrat, aber das vernahm sein Gegenüber nicht mehr.
Im Haupthaus lag die Luft schwer und stickig auf den Schultern des Besuchers. Die Fenster waren allesamt geschlossen, der große Kamin heizte nicht, lediglich ein paar Kerzen erhellten den großen, düsteren Raum, in dem sich nun lediglich zwei Mann befanden. Der befehlshabende Offizier war ein kräftiger Krieger, doch sein Äußeres zeigte, dass er schon längst zu den Veteranen zählte. Die Falten und Narben im Gesicht erzählten von vielen Schlachten und das schlohweiße Haar repräsentierte all die schockierenden Momente, die der alte Mann schon durchgemacht haben muss. Seine Begrüßung war ähnlich betrübend wie die Botschaft, die er Ronsen übermittelte, und schnell lag diese dem Admiral überraschend und zentnerschwer auf den Schultern.
"Seid ihr euch ganz sicher?", fragte Ronsen noch einmal nach, denn ehrlich gesagt konnte er diese schockierende Nachricht wirklich kaum verdauen.
"Sein Leichnam soll vor Farings Toren hängen. Es war ein schwarzer Tag für die Soldaten..."
"Und für Innos", fügte Ronsen hinzu, "Gibt es sonst etwas Neues?"
Gleich nachdem er diese Frage gestellt hatte, bereute er seine Kaltblütigkeit. Als wäre der Tod eines bekannten Menschen schon so regelmäßig wie die Geschehnisse des Alltags geworden. Aber der Offizier schüttelte ebenso emotionslos mit dem Kopf.
"Wir werden morgen nach Vengard aufbrechen", gab Ronsen noch bekannt, während er sich schon zum Gehen abwendete, "Ihr habt doch noch einen Schlafplatz für einen Paladin und seine Waffenmagd?"
"Für euch ist hier immer Platz. Lasst euch nicht wegfangen, ihr wäret ein mindestens genauso großer Verlust."
Ronsen nickte und trat hinaus.
Jetzt tat ihm die frische Luft seltsamerweise tatsächlich etwas gut. Sie klärte seine Gedanken, ließ seinen Gefühlen freien Lauf und er tat sich schwer daran, seine Trauer zu verstecken. Eine große Träne nur rollte seine breiten Wangen hinab, vermengte sich mit dem Regen und wurde alsbald ein Teil eines neuen Kreislaufes.
Als er bei Exorbita, die ihr Pferd in einen Stall gebracht hatte und dort wartete, angekommen war, fuhr er sich schnell über das Gesicht und vermied es, ihr in die Augen zu blicken. Sie fragte trotzdem nach, oder wahrscheinlich gerade deswegen.
"Jun ist tot", antwortete der Paladin langsam und bedächtig, "Die Orks haben unsere Kavallerie ausgehebelt..."
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Kap Dun
Dann funzelige Licht einer winzigen Öllampe erhellte den Rinnstein am Rand des verlassenen Marktes oberhalb der Kaimauer, der vor Fäkalien und einzelnen Rattenkadavern blühte. Der braune Schlamm, dessen Herkunft unzweifelhaft für jeden noch halbwegs nüchternen erkennbar war - kein Schwein hätte sich je darin gewälzt, höchstens der eine oder andere abgemagerte Straßenköter, der sich kein besseres Parfüm leisten konnte - war in der Hitze des vergangenen Tages eingetrocknet und hatte bis auf einige von tiefgelbbräunlichen Urinspuren durchzogenen Stellen, unter denen sich die baufällige Kanalisation vermuten ließ, aufgehört der viel zu warmen Nachtluft modrige penetrant riechende Gase angedeihen zu lassen.
Ein Vermummter hinkte aus dem Schatten zwischen den Lagerhäusern an den versifften Tisch, auf welchem ein finster dreinschauender Ork, der gerade den Inhalt einer Schnapsflasche sein Rachen hinunterwürgte, Gold-, Silber- und Massen an Kupfermünzen stapelte. Schlecht gelaunt knallte der Suffkopf, dessen dunkle scheinbar verschleimten Augen neben der vom Alkohol geröteten Triefnase aus den Augenhöhlen hervorquollen, die Flasche auf die Tischkante und schaute argwöhnisch und geringschätzig aus den Augenwickeln auf den Hinkenden, während er mit einem Grunzen den Schnodder in seiner Nase hochzog, nur um ihn in den falschen Hals zu bekommen.
Schlagartig traten seine Augen noch weiter aus dem vernarbten Gesicht hervor, als man überhaupt für möglich gehalten hätte. Der Ork brach röchelnd auf seinem Tisch im Rinnstein zusammen und eine Blasen werfende ungesund ansehnliche grüne Masse ergoss sich aus seinem Schlund über das zerfledderte Buch, mit den Eintragungen über Wetteinsätze und Quoten.
War der Ork auch die stärkste, möglicherweise zu logischem Denken befähigte Kreatur des Festlandes - Der Alkohol schaffte irgendwann auch die kräftigste Grünhaut.
Der Buchmacher war bewusstlos, was aber der Schnapsfahne, die ihn einhüllte keinen Abbruch tat.
Der Vermummte näherte sich leise dem Tisch, schob seinen verhüllten Kopf über das Buch und verglich die Quoten.
"Was willst du, Morra?", ertönte es dumpf hinter ihm.
Der Vermummte, unter dessen hohem Kragen sich ein breites Grinsen versteckte, hob nicht mal den Kopf, als hätte er die Gestalt hinter sich nicht schon seit längerer Zeit aus den Augenwinkeln beobachtet.
"Ein seltsamer Treffpunkt, mein Lieber."
"Mach mir keine Vorhaltungen. Wenn ich mich da an unser letztes Treffen in Mora Sul erinnere. Wer wählte damals in der heißesten Stadt der Wüste ein Schlachthaus als Lokalität für ein kleinen Plausch unter Freunden? Noch heute habe ich Albträume von den Maden, die mich aus den zerteilten Rinderlenden angrinsten und von dem frischen Verwesungsgeruch."
"Rachegefühle? Ich dachte du wärst ein ehrenhaftes Mitglied der Gesellschaft der Diebe?"
"Du wirst mir diesen Scherz unter alten Bekannten doch nicht verübeln, was?"
"Da magst du recht haben. Nun gut, genügend der alten Geschichten. Was gibt es?"
"Ein Junge."
"Ein Sklave?"
Der im Dunklen verborgene nickte unmerklich.
"Ein Nomade, vor drei Wochen geliefert, total verwahrlost. So verlaust, wie der aussah, wollte ihn natürlich keiner haben, aber Abdul, das feige Schwein, hat, anstatt ein bisschen was zu investieren und dem Kerl ein Bad zu spendieren, zur Peitsche gegriffen."
Der Vermummte fieselte einen angerauchten Sumpfkrautstengel hinter seinem Ohr hervor und zündete sich den Glimmstängel erneut an.
"Hast du ihn schon herausgeholt?"
"Natürlich."
"Gut, ich werde mich um ihn kümmern."
"Wo finde ich ihn?"
"Hier."
Der Vermummte nahm den Zettel aus der Dunkelheit entgegen.
"Noch so ein interessantes Etablissement.", stellte der Vermummte fest.
"Wie viel möchtest du für ihn?"
"Das Übliche."
Fein säuberlich setzte der Vermummte einen kleinen Lederbeutel am Rand des Schattens, in dem sich sein Handelspartner verbarg, auf das Kopfsteinpflaster. Dann wandte er sich um und schlenderte kurz winkend davon.
Eine von Lepra gezeichnete menschliche Hand streckte sich aus der Finsternis in den fahlen Lichtkegel der Öllampe und ergriff den Goldbeutel.
Der Handel war abgeschlossen.
Yared
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Nach Vengard hatten sie gewollt und in Ardea waren sie schließlich gelandet.
Im Gegensatz zu dem war sie hier hatte erfahren müssen war das aber nicht schlimm.
Exorbita konnte nicht schlafen, lag vielleicht am Neumond, jedenfalls saß sie auf einem Stein und schaute in den Himmel. Der war weitgehend wieder aufgeklart und so konnte die Edelmagd die Sterne sehen.
Sie kannte den Ritter, Jun hatte sie zur Lehrmeisterin gemacht. Auch wenn sie ihn nicht näher gekannt hatte, hatte die Nachricht sie mitgenommen, so wie wohl jeden.
Dabei dachte sie über ihr letztes Gespräch mit dem Paladin Ronsen, natürlich hatte er Recht gehabt. Sie musste froh sein noch rechtzeitig den richtigen Weg gewählt zu haben.
Tief in der Nacht musste es nun schon sein, von Müdigkeit aber keine Spur. Die Meisten schienen zu schlafen, nur wenige Wachen waren auf den Beinen und sie selber zwischen drin.
Exorbita entschied sich es wenigstens zu versuchen, selbst wenn sie nur lag, bis die Sonne aufging.
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Noch hatte die Sonne ihren Zenit nicht, es ging ein leichter Wind sonst schien das Wetter heute recht stabil zu sein. Noch sah es zumindest nicht nach regen oder gar Gewitter aus.
Die Letzten Tage hatte die Paladina in einem Jägerlager verbracht. Es war schön mal wieder auf die Jagd gehen zu können und an nichts anderes zu denken.
Die Paladina war auf dem Weg nach Norden, in Kürze schon müsste der Winter Einzug halten. Sie wollte dem Hammerclan einen Besuch abstatten und dann entscheiden wie es weiter ging. Schon seit längerem überlegte Chiarah den Umgang mit dem Schwert zu erlernen, in ihre Decke eingewickelt hatte sie sogar immer ein Schwert dabei. Im Kampf zu Pferde war ein Pferd einfach praktischer als ihre Hellebarde, wobei sie Paladina im Laufe der Zeit so ihre Technik entwickelt hatte. Es machte ihr auch nichts aus diese ständig tragen zu müssen aber es konnte sicher nicht schaden etwas dazuzulernen. Chiarah würde aber einfach abwarten wie es kommen sollte, etwas zu planen würde zu dieser Zeit recht wenig bringen.
Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie den Pass erreichen würde, dann musste sie schauen wie es weiter gehen sollte. Ob Chiarah den Pass gleich überqueren würde oder erst am kommenden Tag. Wie es aber im Augenblick aussah würde sie gleich weiter reiten.
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Die Paladina hatte sich entschieden noch an diesem tag den Pass nach Nordmar in Angriff zu nehmen. Sie kannte ihn und schatzte mal, dass sie Nordmar im Laufe der Nacht erreichen sollte, sie wusste sogar schon wo sie ein kleines Lager aufschlagen konnte.
Die Sonne war bereits fast schon untergegangen, nur noch wenige Augenblicke und die Nacht würde über das Land herein ziehen. Chiarah war alleine unterwegs, jedenfalls war sie niemandem begegnet und hatte auch nicht gesehen, dass jemand vor oder hinter ihr den Pass überqueren würde, trotzdem war sie wachsam. Unliebsame Überraschungen schätzte Chiarah nicht, sie war gerne auf alles vorbereitet, wobei sie natürlich genau wusste, dass dies unmöglich war. Man konnte sich einfach nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten, das ging einfach nicht aber man konnte es versuchen und das gab wieder ein Gefühl der Sicherheit.
Die Jägerin kannte die Geräusche der Nacht, wusste zu unterscheiden was normal und nicht normal war aber selbst bei Geräuschen die vielleicht nicht in das Gesamtbild der Nacht gehörten versteckten sich oft ganz banale Gründe. Meist waren es Raubtiere die gerade Bete gerissen hatten oder Ähnliches.
Chiarah machte sich da keine Sorgen, nicht sehr viele Raubiere würden ein ausgewachsenes Pferd samt Reiter angreifen. Wölfe sicher und wohl auch Säbelzahntiger
Wie dem auch sei, lieber war sie einmal zu vorsichtig, als Tod.
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Trelis mochte nicht mehr Fern liegen, was den Jäger ein flaues Gefühl in der Magengegend hervor rief . Konnte er doch nicht mit Sicherheit sagen ob er dort noch Willkommen wart. Selbst wenn Lord Loreen sein versprechen erfüllt hatte und für ein Gerücht über einen Glorreichen Jäger verbreitet hatte. So fraglich war es ob dieses bei den Orks auf Anerkennung stieß.Hatte er doch die Vereinbarte Frist in der wieder in Trelis sein sollte weit überschritten. Und selbst wenn er dort noch heute ankommen würde. Was würde der Ork zu ihm sagen, das er erst jetzt bei ihm auftauchen tut auch wenn er das gewollte Fell ihm geben konnte. Antgar schnaufte herb, zu vieles hing davon ab. Von ihm, die Paladine die Rebellen, alle Vertrauten auf seine Fähigkeiten. War dieses Vertrauen gerechtfertigt? Er wusste es nicht, jedenfalls konnte er nur sein Bestes geben und hoffen. Nachdenklich griff er in seinen Beutel in dem noch einige der seltsamen Beeren waren. Die immer noch Frisch wirkten auch wenn es schon länger wie einen Mond war das er in diesen Seltsamen Land mit den Magier gewesen ist. Antgar drücke einige von ihnen so aus das ihr Saft über seinen Bart lief und diesen wieder Blau färbte. Hatte doch jener an seiner Farbbracht verloren. Was seinen Entschluss bekräftigte sollte er Erfolg in Trelis haben irgendwie zu versuchen diese Beeren irgendwo an einen nur ihm zugänglichen Ort zu Pflanzen. Und zu hoffen das sie wachsen würden.
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nahe des Passes nach Varant
Langsam polterte der schwere Karren in den trockenen Spurrillen des Weges. Das Dürre Gras verströmte einen starken Geruch. Wie es nur zur dieser Jahreszeit möglich war. Was den Hageren aber kaum interessierte, wie alles was sonst ein Mensch für schön erachtete. Den Prim kauend, und den dunklen Saft immer wieder ausspuckend hatte er nur ein Ziel endlich den Pass nach Varant zu erreichen bedeutete er doch das seine Heimat das Kastell in greifbare nähe rückte. Und er seinen Gast,dies besondere Wesen das er auf seinen Karren hatte endlich untersuchen konnte. Jenes Wesen das sich nur unter der Decke welche über dem Käfig hing. Die es vor der Sonne schützte und vor neugierigen Blicken verbarg .Auch wenn Neromir die Frage der Nahrungsbeschaffung für dies Wesen in Varant noch etwas Kopf zerbrechen Bereitete ,gab es doch dort nicht soviel Tiere die in Sichtweite des Weges Gestorben waren. Und er konnte nicht Ständig eine Kreatur aus Beliars Reich rufen nur um den Hunger des Wesens nach begraben Fleisch zu stillen.
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Neuling
Sahrgan übte in seinem Trainingsraum den umgang mit dem Dolch. "Ich wünschte, meine meisterlichen Fähigkeiten würden zurückkehren...", dachte er sich immer wieder. Er sah aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade unter und in zwei Stunden würde er seine Tour beginnen. Er steckte den Dolch ein. Wie lange muss ich noch warten, bis sie mich in die Kunst der Magie einweisen?
Auf einmal fühlte er wieder diesen Hass gegen Innos. "MÖGE BELIAR DAS LICHT BESIEGEN", schrie er,"MÖGE SEINE WUT AUF SÄMTLICHE DIENER INNOS' HERNIEDERFAHREN!" Der Dieb ging ins Schlafzimmer."Ich sollte mich noch ein bischen ausruhen, bevor meine Tour beginnt", sagte er sich leise. Aber in Wirklichkeit wollte er einfach nur nicht mehr über über diese Dinge nachdenken...
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Der Waffenschmied ächzte, als er die letzte Kiste auf den Karren gehoben hatte. Kurz noch zurecht geschoben, dann war sie endgültig verladen. "So, fertig. Das war die letzte, Kleiner." Auch Khali hatte mit anfassen müssen. Natürlich hatte Syrias den Hünen ein paar Kisten mehr schleppen lassen, aber das war ja auch nur gerecht. Schließlich wollte der Kerl ja gezeigt bekommen, wie man mit nem Schwert umging. Und wie Khali damit umgehen konnte. Er hatte sich ganz schön gemausert in den Wochen, seit sie trainierten.
"Morgen gehts zurück nach Faring. Montera is ja ganz nett, aber weißte, hier is mir zuwenig los. Außerdem gehn mir langsam die Stengel aus und dem Krautmischer hier glaub ich nich ganz, dass seine Dinger nur Sumpfkraut drinne haben."
Auch wenn sein Vorrat mächtig geschrumpft war, seitdem sie unterwegs waren, Syrias steckte sich trotzdem einen seiner Stengel an. Eine Weile rauchte er nur stumm, blickte scheinbar ziellos umher. Dabei dachte er jedoch nach. Dem Schmied, welchem er die Kisten mit Eisenerz abgekauft hatte, war der bezahlte Preis nicht wirklich genug gewesen. Er hatte versucht, den Söldner zu schröpfen doch da war der fette Kerl an den Falschen geraten. Es gab am Ende einige sehr böse Worte sowie eine Drohung des Kerls gegenüber Syrias. Und solange der Waffenschmied und sein Helfer nicht in Faring waren, würde dieser auch nicht beruhigt sein.
Am ende jedoch warf Syrias nur seinen Krautstengel weg und brummte unzufrieden. Auf Khalis fragenden Blick hin winkte der Söldner nur ab. Es würde schon nichts passieren, wenn sie morgen nach Faring aufbrachen.
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Möglichst Leise und ohne eine Wort zu sagen marschierten die beiden Krieger durch die Dunkelheit. Die Grenze nach Myrthana hatten sie bereits am Mittag hinter sich gelassen und wanderten nun weiter gen Süden. Der Himmel war zum Teil von Wolken verdeckt und gab den Blick nur auf einige wenige Sterne Frei.
Zum Glück für die beiden Krieger war es bei Nacht nicht ganz so Warm in dieser Region, am Tage würde es hier wesentlich Heißer sein. Drakk wusste zwar das es in Varant noch wesentlich wärmer sein würde, aber um das Problem würde er sich später kümmern. Jetzt mussten die beiden erst einmal eine Unterkunft für den Rest der Nacht suchen.
Der Rotschopf hatte schon eine Idee wo sie die Nacht verbringen könnten. Nicht allzuweit Entfernt gab es einen alten Bauernhof, in diesem hatten sie sich auch schon mit ihren Ringbrüdern getroffen. Vielleicht stand der Hof noch und war noch immer Unbewohnt.
Langsam näherten sie sich dem Hof und wurden langsamer. Ohne ein Wort zu verlieren Band der Nordmann Fjalar an einem alten Zaunpfahl an und deutete dem Paladin an ihm zu folgen. Die Felder wirkten verwildert und Drakk war fast schon überzeugt davon das niemand auf dem Hof war. „Hast du das gehört?“ ertönte es Plötzlich vor ihnen ehe Drakk auch schon sein Schwert vom Rücken riss. „Ben, bist du das?“ ertönte die Stimme ein weiteres mal ehe sich der Hüne zu Ulrich umdrehte und in die Richtung nickte aus der die Stimme kam. „Welche von euch?“ murrte der Nordmann leise und wartete auf die Antwort des Paladins.
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Khali war ganz froh, wieder auf dem Rückweg zu sein. Zugegeben, Montera war ein gemütlicher Ort, an dem er auch schon so manches gelernt hatte, aber bei der Wärme, die die letzten Tage herrschte, hielt man es weder in der Stube, noch auf den heißen Pflasterstraßen aus. Dass ihn bei der Rückreise auch ein leichter Nieselregen begleitete, war dem Hünen eigentlich ganz recht.
Während Syrias und er in Montera waren, hatten sie nicht nur trainiert. Der Great Khali hatte auch Zeit gefunden, noch einmal bei seinem alten Schmiedemeister Frederik und dem Söldnerführer Marik in der Stadt vorbei zu schauen. Den beiden ging es den Umständen entsprechend recht gut; die Erntezeit würde bald beginnen und alsbald hätten die Bewohner der Landwirtschaftsmetropole alle Hände voll zu tun. Hier könnte man sicher gutes Geld machen. Vielleicht würde Khali ja noch einmal zurückkommen, wenn seine Ausbildung bei Syrias einmal beendet war.
Im Augenblick wünschte er sich das sogar. Syrias hatte zwar geholfen, seinen Karren mit den Kisten voll Eisenerz und anderen Schmiederohstoffen zu beladen, aber beim Transport hatte er damals keine Scherze gemacht. Den durfte sein hünenhafter Kollege machen, und das war keinesfalls einfach. Noch ein Pluspunkt für den Nieselregen.
Der Weg würde dadurch aber lang werden, verdammt lang. Aber noch drangen keine Geräusche aus den Wäldern, noch überwog die Helligkeit allen Schatten. Am meisten fürchtete Khali hier die Nächte; natürlich würde er das niemals zugeben...
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Nahe Montera
„In der Tat welche von uns“ flüsterte Ulrich, der eine Weile brauchte, um zu dem Schluß zu gelangen, am Ende kam ihm die eine Stimme bekannt vor, das genügte ihm. Der Kommandant stellte sich gut sichtbar hin und winkte mit beiden Armen, kurz darauf kamen vier Männer zum Vorschein. Tatsächlich Rebellen, stellte der Paladin für sich noch mal fest, dann begrüßte er die Burschen per Handschlag. „Ihr haltet hier die Stellung?“ wollte Ulrich wissen, Ben, wohl der Gruppenführer bestätigte die Ahnnahme. „Noch was von den Banditen gesehen?“ schob der Kommandant hinterher, diese Frage verneinte Ben. Er meinte das sie sich förmlich in Luft aufgelöst hätte, keine Spur, kein Lebenszeichen. „Gut“ brummte Ulrich, der sich mit dieser Aussage zufrieden geben musste, auch wenn er die Banditen lieber tot sehen würde.
„Die gehören zum Berglager“ meinte der Kommandant knapp, als er sich Drakk zugewandt hatte, „wir könnten hier übernachten, dann haben wir wenigstens ein Dach über dem Kopf“. Der Clanlord zuckte nur die Schultern und brummte irgendwas, sollte wohl ein ja bedeuten. Drakk holte sein Pferd und brachte es dann in der ehemaligen Scheune unter, dort würden die beiden Krieger auch ihren Schlafplatz einrichten. „In den nächsten Tagen sollten wir besonders achtsam sein, kann gut sein, das auf dem Weg nach Süden noch einige Banditen rumlungern. Die haben wir vor ein gar nicht langer Zeit aus dem Küstengebiet vertrieben..., na ja, die Feiglinge sind einfach abgehauen“ erklärte Ulrich und nahm dann einen Schluck Wasser zu sich. „Davon sollten wir reichlich einpacken, bevor wir die Wüste betreten..., du warst schon mal in der Wüste?“
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„Ja, ich war schon einmal in Varant“ antwortete der Nordmann auf die Frage Ulrichs und setzte sich in der nähe eines Fenster auf einen kleinen Hocker. Seinen Blick lies er immer wieder durchs Fenster hinaus aufs Feld schweifen. Die Rebellen waren zwar hier in der Gegend Aktiv wie sich gezeigt hatte, aber so ganz Vertraute der Clanlord diesen Südländern.
„Wasser werden wir mindestens 5, besser 6 dieser großen Lederbeutel mitnehmen. Lieber etwas zu viel als zu wenig davon....und da wir ja ohnehin Fjalar dabei haben schleppen wir uns auch nicht zu Tode daran“ führte der Rotschopf weiter ehe er einen Kräftigen Schluck Nebelgeist zu sich nahm. Schon seit Tagen brummte sein Schädel und er meinte Stimmen zu hören, auch wenn niemand in der Nähe war. Vielleicht Tat ihm der hohe Konsum vom Nordmarer Nebelgeist nicht gut...aber andererseits wurden dadurch seine Kopfschmerzen etwas gelindert.
„Die Banditen sind nur ein kleineres Übel...da hatten wir schon größere Feinde zu bewältigen“ murmelte der Nordmann und nahm einen weiteren Schluck Nebelgeist zu sich. „Wenn wir die Nebenwege gehen kommen wir schneller Voran, nur die Hauptstraßen sollten wir weiter meiden...wenn die Ahnen der Meinung sind wir sollten auf Banditen treffen wird uns so oder so nichts davor bewahren.“murmelte der Hüne weiter und lies seinen Blick abermals zum Fenster hinaus schweifen.
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Den ganzen Tag schon hatte der Söldner so ein komisches Gefühl im Magen. Er konnte es nicht genau beschreiben, aber was es auch war, es sorgte dafür, dass sich der Söldner vorsichtshalber kampfbereit machte. Auch wenn es mehr Kraft kosten würde, er trug seinen Hammer vor der Brust um kampfbereit zu sein. Syrias ging diese Drohung nicht mehr aus dem Kopf, außerdem war seine Ware ja wertvoll.
"Nicht so langsam, Khali!" rief der Waffenschmied laut, um seine eigene Unsicherheit zu überspielen. Doch auch dem Hünen, der den Karren zog, musste aufgefallen sein, wie nervös Syrias war. "Oder solln wir nochma umkehrn, ne Peitsche holen? Wäre bestimmt ne tolle Motivation." Das lachen darauf von Syrias klang hohl. Schnell brach er es ab und blickte sich stattdessen wieder um. Wenn nur nicht überall diese Bäume wären!
Auf offenem Feld konnte man alles sehen und gesehen werden. Da war die Gefahr eines Überfalls nicht so schlimm, doch hier? Unter dem Blätterdach, innerhalb dieser brütenden Hitze, da narrten einen die Schatten. Man sah den weg, doch was sich links und rechts verbarg, dass wussten nur die Götter.
Die Luft war stickig hier, weshalb Syrias immer öfter zur Wasserflasche griff. DOch irgendwann war sie natürlich leer, wie zu erwarten. Als nichts mehr drinn war, blieb der Waffenschmie überrascht stehen, denn er hatte mehr erwartet. Da zischte kurz vor ihm ein Pfeil haarscharf an seiner Hand vorbei, dort, wo sein Kopf im nächsten Moment gewesen wäre. Mit einem lauten Aufschrei warf Syrias die Flasche weg und rief: "Wir werden angegriffen!"
Mit einem schnellen Sprung war er an der Karrenseite gelandet und duckte sich dahinter. Auch Khali war schnell genug gewesen und versuchte nun, seinen Riesenkörper dahinter zu ducken.
"So ne verfluchte Scheiße! Ich wusst doch, das sowas passieren würde... Ich könnt kotzen!" regte Syrias sich auf, während weitere Pfeile sich in das Holz des Karrens bohrten. Kurz danach war lautes Geschrei zu hören und mehrere zerlumpt gekleidete Männer mit Schwertern brachen aus dem Dickicht des Waldes hervor. Syrias zählte vier Mann. Gleichzeitig fragte er sich, ob die Bogenschützen schon dabei waren, oder ob sie noch auf die beiden lauerten.
"So, geht wohl ans Eingemachte. Ich nehm die beiden Links, du die zwei rechts, klar?" Khali nickte nur Stumm, während Syrias sich aufrichtete und seinen Hammer kampfbereit hob. "Mein Erz kriegt ihr nich, Penner!" Mit einem wütenden Aufschrei warf sich der Söldner den beiden linken Männern entgegen.
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