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Wie ein Propeller wirbelte der Stab – Ornlu schien ein wahrer Meister mit ihnen zu sein – auf den Novizen zu. Auf der Höhe seiner Knie wirbelte er um die eigene Achse, so schnell, dass die Konturen verwischten und man nur noch einen hölzernen Kreis erkennen konnte. Wie eine Sense mähte er alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Einige Schmetterlinge wurden aufgescheucht, als die Blüte auf der sie saßen plötzlich vom Halm getrennt wurde. In hohem Bogen flog all das fort, das nicht nach unten gedrückt wurde.
Trotz seiner Erschöpfung musste der Wanderer reagieren, wenn er keine zertrümmerten Kniescheiben wollte. Auf Befehl schossen zwei Wurzeln aus den Boden. Senkrecht, wie Pfeiler ragten sie aus dem Erdreich und der Dreck wurde von ihnen fortgeschleudert, als der Stab gegen sie knallte. Erst mit einem lauten Knacken gegen den einen, dann gegen den anderen, so dass er sich verhakte, selbst ablenkte und leicht nach oben flog. Schnell, noch bevor der Druide reagieren konnte übernahm er die magische Kontrolle über den Stecken, ließ ihn höher in die Luft steigen und dann senkrecht nach unten zufliegen, auf Ornlu zu, der sicher wieder einen viel zu gewieften Plan in petto hatte.
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Mit einer feinen Nadel machte sich Jarvo an der Blase zu schaffen, die vergangene Nacht garstigerweise an seiner rechten Fußsohle entstanden war, als er im Eilmarsch von Vengard nach Silden zog.
Die Eröffnung von Odinson Kneipe war noch einige Tage hin, doch der Termin, den er mit Yared abgesprochen hatte stand noch. Unpünktlichkeit konnte der Barde nicht ausstehen – bei anderen wie auch bei ihm selbst. Doch ganz nach seinem Erstreben hatte er Silden schon in den frühen Morgenstunden erreicht, sich in seiner Ermattung auf den grünen Rasen vor dem Haus von Mertens gelegt und sofort schlief sofort ein. Ein paar Tautropfen, die von den über ihm wachsenden Pflanzen auf ihn herunterrieselten, kitzelten ihn in seinen Träumen, doch vermochten sie nicht, ihn ernsthaft zu stören. Erst die Sonne, die ungnädig auf sein Gesicht schien, weckte ihn. Als er aufstand bemerkte er auch jene Blase, die ihn wie einen alten Mann humpeln ließ. Schnell öffnete die gezückte Nadel den Störenfried und ließ das Wundwasser aus dem kleinen Loch herausrinnen.
Gerade als er seinen Stiefel wieder anzog, kroch ihm ein ausgesprochen entzückender Duft in die Nase. Es roch nach frisch gebratenen Bratkartoffeln, scharfen Zwiebeln und deftigem Scavengerfleisch. Es dauerte nicht lange, da lief er schnuppernd dem Geruch hinterher, welcher aus einer kleinen Hütte ein paar Schritte nördlich kam. Durch das geöffnete Fenster sah er eine junge Frau, die er als die Heilergehilfin Lucilia wieder erkannte. Schelmisch lehnte sich der Barde auf das Fensterbrett und sprach in einem Singsang die Bitte nach Essen aus.
Oh holde Meid des guten Geschmackes Herr,
lasst mich teilhaben an Trunk und Speisen.
Der Duft Eures Essens berauschte mich so sehr,
dass nichts mich halten könnte, nicht mal Ketten aus Eisen.
Sie sah sich erstaunt um und lächelte ihn mit ihrem perfekten Lächeln freundlich an. „Wie charmant die Männer von heute doch sein können, wenn ihnen man ihnen gutes Essen vor die Nase setzt. Euer Name ist Jarvo, habe ich recht?“
Der Barde nickte erfreut und fragte, ob er eintreten dürfe. Als sie dies bejahte und schon auf dem Weg zur Vordertür war, sprang er behände durch das geöffnete Fenster und landete sicher auf dem dunklen Dielenboden.
„Huch. Vielleicht doch nicht so charmant wie ich dachte“, lächelte sie und bot ihm einen Stuhl am Tisch an.
„Normalerweise bettle ich bei Nachbarn nicht um Essen, doch heute konnte ich nicht widerstehen. Ich verspreche Euch, dass ich mich für die Gastfreundschaft revanchieren werde.“
„Heutzutage ist es sicherlich nicht schlecht, wenn jemand einem einen Gefallen schuldet, nicht? Nun wünsche ich guten Appetit. Greift zu, aber lasst noch etwas für meinen Vater über.“
Das musste sich Jarvo kein zweites Mal sagen lassen und belud seinen hölzernen Teller mit all den guten Sachen, die die Tafel zu bieten hatte. Schon wollte er das Fleisch in die Hand nehmen und seine Zähne in die äußere, krosse Bratenschicht graben, da sah er, wie Lucilia zu Messer und Gabel griff und ihr Essen sittsam damit zerteilte.
Ehe ich die Rolle des Charmeurs ganz verliere, will ich meine Reiseessgewohnheiten aus dort lassen, wo sie hingehören, dachte er sich und lächelte seinen Gegenüber freundlich an. Er nahm das Besteck zur Hand und musste zu seiner Überraschung feststellen, dass er dadurch die Speisen noch intensiver genoss, als wenn er sie wie ein Barbar heruntergeschlungen hätte. Als er geendet hatte, wischte er sich den Mund an der Serviette ab, verkniff sich das gewohnte Aufstoßen nach einer Mahlzeit und bedankte sich erneut. Nachdem auch sie mit geendet hatte, saßen die beiden stillschweigend voreinander und sahen sich an.
„Nun, ich werde dann gehen. Richtet Eurem Vater Grüße von mir aus und dankt ihm dafür, dass er so eine hübsche Tochter gezeugt hat, die noch dazu so vorzüglich kochen kann.“ Mit einem Augenzwinkern verließ er das Haus, dieses Mal durch die Vordertür.
Der Abend war gekommen und die Mahlzeit vom Mittag lag ihm immer noch schwer im Magen und machte Anstanden, ihn noch für die nächsten zwei Tage zu sättigen. Ein Spaziergang hatte nicht helfen wollen, ein kleines Nickerchen brachte ihn ebenfalls nicht weiter. Die letzte Möglichkeit die ihm noch offen stand war der überaus starke Kräuterschnaps, den sie in der Grünen Krähe servierten. Als er die Kneipe betrat und den stellvertretenden Lagermeister an den Tresen sitzen sah, viel ihm wieder ein, wieso er überhaupt in erster Linie nach Silden zurückgekehrt war.
„Schönen guten Abend Yared. Ist es nicht eine wunderbare Sache, dass sich Männer immer in der nächstgelegenen Trinkhalle wiedertreffen?“
Geändert von Jarvo (19.07.2009 um 17:52 Uhr)
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Die Hand ausgestreckt und mit konzentrierter Miene, richtete Ornlu seine Magie gegen das nahende Geschoss. Echos erhalten und drangen in das nahende Holz ein, ehe jenes jegliche Struktur verlor und das Geschoss durch die Geschwindigkeit zerfiel.
"Wer Dinge erschafft, kann sie auch am besten zerstören.", rief der Jäger, der gemerkt hatte, dass Adrastos dazugelernt hatte.
Im nächsten Moment war es aber dann wieder eine Attacke des Druiden, die beider Aufmerksamkeit erforderte. Ornlu beschaffte sich einen neuen Stab, während um ihm herum die vielen morschen Äste wie Trabanten um seinen Körper Bahnen begannen zu ziehen. Als der neue Stab erschaffen war, nutzte Ornlu diesen um die Magie zu lenken, die vielen Äste zu dirigieren, während Adrastos sich wohl schon auf die Attacke vorzubereiten schien. In einem auf den anderen Moment wurde das Licht des Waldes vor Ort verdunkelt. Unzählige Äste wurden beschleunigt und flogen auf Adrastos zu um diesen zu begraben.
Doch war dies nicht alles was Ornlu vollbrachte. Adrastos aus den Augen lassend, ließ er sich von einen älteren Baum in die Baumkronen hieven, während sein Umhang auf einen Busch landete. Die List begann.
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Einem Instinkt folgend hob der Novize schützend die Hände vor sein Gesicht und machte sich so klein wie möglich. Eine prasselnde Schar Äste konnte auch dann weh tun, wenn sie noch so morsch waren. Doch so weit kam es nicht. Der knorrige Ast einer Tanne durchzog die Luft und wischte die Äste weg, wie ein Kuhschwanz lästige Fliegen. Morsches Holz brach, Splitter flogen durch die Luft und ein Regen von Nadeln und Zapfen ergoss sich vor dem Novizen.
Langsam, zögernd ob nicht doch noch etwas angeflogen kommt senkte er die Arme wieder und ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen. Ornlu schien wie verschwunden, er hatte sich versteckt – und zwar ziemlich schlecht. Sein Umhang hing noch über dem Busch, in dem sich der Druide verbarg. Er war fast schon enttäuscht. Von dem Jäger hätte er eigentlich mehr erwartet.
Dennoch ließ er es sich nicht nehmen auf den Busch zuzuschleichen, während er ein Kichern unterdrücken müsste. Einige Meter davon entfernt ließ er den Busch in Wallung bringen. Äste schlugen nach innen ein, Blätter raschelten und Dornen kratzten. „Und, angenehm?“ fragte er schelmisch. Doch es kam keine Antwort, ebenso wie kein Laut des Schmerzens kam. Adrastos wurde stutzig. Den Blick über den Busch schweifend hob er den Umhang hoch und fluchte. Ornlu hatte ihn ausgetrickst, und zwar ziemlich clever. „Wo bist du?“ murmelte er leise, wie es Kinder beim Versteckenspielen taten. Doch er hatte mehr Wissen, als die Kinder. Ein Eichelhäher zog seine Runden über den Baumkronen und über ihn hatte er Ornlu bald ausgemacht. In einer Baumkrone, in einer Astgabelung saß der Druide. Es hätte ihm nicht gewundert, wenn er genüsslich ein Stängel Sumpfkraut geraucht hätte, das konnte er nicht genau erkennen. Doch was er zu tun hatte war klar.
„Hallo!“ rief er dem Druiden in seiner Astgabel zu und winkte ihm, während eine neben Ornlu wachsende Mistel größer und größer wurde und drohte den Druiden von seinem sicheren Platz zu stoßen, während er unten schon die nächste Überraschung vorbereitete: Ein hölzerner Käfig, den er gebildet hatte und in den Ornlu direkt fallen würde.
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Grüne Krähe
Immer noch sah er das entspannt schlafende Gesicht Nanamis vor seinem inneren Auge vorbeiziehen, während er sich langsam das kühle prickelnde Kräuterbier die trockene Kehle hinunterlaufen ließ. Etwas lauter als nötig ließ Yared den Humpen auf den Tresen niedersausen, um sich dann mit der Handkante den Schaum aus dem Bart zu wischen, als er die Schritte eines Mannes hinter sich hörte.
Er drehte sich zur Seite um den Mann besser in Augenschein nehmen zu können , der nun neben ihn an den Tresen trat und erkannte Jarvo, den Barden, den er erst derletzt in der Küstenregion getroffen hatte.
"Nun, ob es wunderbar ist oder weniger wunderbar, dass der Mann generell oft in der Kneipe anzutreffen ist, ist eine Frage, die wohl kaum wirklich endgültig und eindeutig zu beantworten ist. Dass man sich aber über dieses Phänomen nicht zu wundern braucht, liegt voraussichtlich sowohl, an dem natürlichen Zusammenspiel von Alkoholika, Männern und schummriger Geselligkeit - eine Art ewiges Gesetz des Lebens, vor allem in vom Kriege so gebeutelten Zeiten wie diesen, unseren. Nichtsdestotrotz ist es nicht minder erfreulich, dich hier zu treffen.", begrüßte er den Barden, der sich neben ihm auf einem Hocker niederließ.
"Wie sieht es aus? Steht dein Angebot, mich zu unterrichten, immer noch?"
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Die List hatte gewirkt und ebenso hatte er genug Zeit gehabt um sich zu sammeln. Was am Boden geschah und sich näherte interessierte den Druiden weniger. Er sah durchaus die nahenden Misteln, doch brauchte es noch ein wenig Zeit, um die Überlegeheit zu offenbaren. Ornlu erhob sich in der Astgabel hatte den Stab in einer Hand fest umgegriffen, ehe er grinsend Adrastos zuzwinkerte. "Das lernte ich von Meister Faun!", rief der Jäger, ging leicht in die Hocke und sprang recht wagemutig, nein, gar todesmutig herunter. Zwei meter tiefer wurde er von einen Ast aufgefangen und dann federnd noch oben katapultiert. Die Hand streckte sich in die Richtung des nächsten Astes, der für Ornlu wie eine Hand die auffing wurde und den Druiden hoch oben in dne Baumkronen einen weiten Ausblick auf die weiten Wälder erlaubte. Doch er war hier nicht zum ausgucken. Akrobatisch sprang er von Baumkrone zu Baumkrone und sorgte dazu, dass Adrastos folgen musste, ehe er anhielt und meinte es wäre Zeit. Mit festen Stand entlud er die angesammelte Magie und richtete sie auf den Baum auf dem er stand und unter dem Adrastos war. Doch erhallte die Magie nicht nur in jenen Baum, sondern auch in die umliegenden Bäume. Augenblicke später begannen die Bäume rund herum zu wanken und und ihre Äste wurden wie zu Blättern in einem großen Sturm. Hin und her schwenkten sie wuchtig herum, zwangen den Novizen so tief es ging sich zu ducken, ehe das wanken verstimmte und nun das Wurzelwerk rundherum langsam erwachte. Da es viel war, ging es nicht so rasant wie gewohnt, doch Ornlu meinte die Kontrolle zu gewinnen und lenkte die ersten wie Säulen in die Höhe, ehe er zum kreuzenden Schritt übergehen wollte. Die Schlinge bildete sich langsam um Adrastos.
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Der Typ redet wie ein waschechter Philosoph, dachte Jarvo, als Yared ihm die Antwort auf seine mehr als banale Begrüßung gegeben hatte.
„Wegen dem Unterricht bin ich hier. Komme grade von Vengard rüber wo ich, so will der Zufall es, meinen alten Schildlehrmeister Odinson getroffen habe. Er ist grade dabei die Hafenkneipe zu restaurieren. Er hat ganz schön was draus gemacht, kann ich dir sagen. Unterste Stockwerk für den Pöbel wie uns, oberste für die, die ein wenig mehr Gold in ihren Taschen stecken haben und dann noch das Freudenhaus nebenan, welches jedem freien Manne offen steht.“
„Zumindest zu dem untersten Stock würde ich nicht nein sagen“, erwiderte Yared.
„Es könnte sein, dass ich demnächst wieder rüber nach Vengard muss, um dort auf der Einweihungsfeier meine musikalischen Künste zum Besten geben muss. Da steht die Ausbildung aber nicht im Wege… den Umgang mit dem Schild kann man überall lernen. Dazu muss ich auch noch etwas loswerden. Ich habe schon einige Kampfausbildungen genossen und keine von ihnen war einfach. Deine Ausbildung wird ebenfalls ähnlich der meinen sein, erwarte also keine Schonung.“
Yared nickte. „Hand drauf“, sagte er nur und lächelte.
„Guter Mann! Na dann wollen wir doch beginnen. Ich hoffe du hast nicht zu viele Biere genossen, denn den heutigen Abend werden wir für dein erstes Training nutzen. Den Umgang mit dem Einhandschwert hat dir Tavik hoffentlich gut beigebracht. Wenn ja, dürften deine Kondition und deine Reflexe nicht mehr viel zu wünschen übrig lassen. Was allerdings bei dem Schildkampf neu ist, ist der Einsatz des linken Armes und der Kraft der Beine, die den Körper in einer Abwehrposition stabil und standfest halten müssen. Meine erste Aufgabe ist simpel. Komm mit nach draußen.“
Die beiden Männer verließen unter einem aufmunternden Ruf von Aidar, der der Unterhaltung zugehört hatte, die Grüne Krähe. Da Jarvo noch mit das Schild und die Laute trug, machten sie einen kurzen Abstecher zu Mertens Haus, wo er diese Dinge ablegte. Die nächste Station war ein kleiner Brunnen.
„Nimm dir zwei Eimer und fülle sie auf – sagen wir, dreiviertel voll.“
Yared nahm die Eimer, bediente den quietschenden Flaschenzug und füllte sie bis zum besagten Maße. Fragend sah er den lächelnden Barden an, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Die Zeit Spaß zu haben war vorbei.
„Einen Eimer in jede Hand…Laufen… und zwar im Eiltempo. Pausen erst wenn ich es sage und wenn die Eimer zu leer werden, dann suchen wir und einen Brunnen und füllen sie wieder. Los jetzt!“
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Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in Adrastos aus. Was hatte er vor? Was nur? Von allen Seiten kamen die Wurzeln und kreisten den Novizen ein. Unruhig zog er sein Schwert und holte gegen eine Wurzelranke aus. Ein Stück der Wurzel wurde abgehackt, fiel auf den Boden, während zwei weitere Ranken aus dem Boden brachen. Wie eine Hydra, für jeden abgeschlagenen Kopf wuchsen zwei neue nach. Es schien ihm hoffnungslos. Was sollte er noch tun? Eine Bresche schlagen und versuchen diesem Gefängnis zu entfliehen? Es wäre wohl kein Problem für Ornlu es irgendwo anders wieder zu errichten. Dennoch, unbeirrbar schlug er weiter auf die Wurzeln ein. Zwei, Drei, Vier wurden abgeschlagen, bevor er sein Schwert sinken ließ und die auf dem Boden liegenden Enden zu sich rief. Er festigte sie, bevor sie begannen in weitem Bogen um seinen Körper zu kreisen, immer weiter, schneller, bis sie als Schemen den Wurzelwald berührten. Glücklich merkte er, dass die Wurzeln zurückwichen. Die wurden angekratzt, angegriffen und bogen sich schutzsuchend nach hinten. Genau was er erhofft hatte. Immer weiter gen Rand setzte er seine Füße, ließ seine Wurzeln in einem letzten Akt gen Ornlu schnellen und machte einen großen Satz über die restlich verbleibenden Wurzeln.
„Und jetzt komm runter und hör auf dich zu verstecken“ rief er dem Druiden mit erhobenen Schwert zu. Schließlich sollte er nicht merken, wie stark er ihm eben imponiert und auch eingeschüchtert hatte.
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Das ließ sich Ornlu nicht zwei Mal sagen, nachdem er den geschossen entwichen war un die Wurzeln sich wieder im Erdreich befanden. Mit einem Sprung herab, wo er mit dem Stab zwischen zwei Ästen den Fall hängend abfing und sich dann von Ästen gen Waldboden führen ließ, war er fix unten, ehe wie ein Raubtier Adrastos lauernd beäugte.
"Letzte Runde.", rief der Druide und warf den Stab vor sich hin. Ein Sprung nach hinten und er ging in die Hocke, ehe er dem Stab leben einhauchte. Der Stab wuchs wieder an und erlangte doppelte Länge. Das vordere Ende bekam eine Art Kopf, während das hintere Ende verknorrt wirkte. Mit den Händen lenkte Ornlu den Zauber und flüsterte etwas in der alten Druidensprache. Erst jetzt, als sich der Stab erhob, offenbarte sich, was der Druide erschaffen hatte. Eine Art sehr große Klapperschlange, die gar das rasselnde Geräusch imitierte und sich drohgebärdend aufrichtete. Einzig der Kopf besaß keine Giftzähne, sondern war stumpf.
"Bei einem Kampf um Leben und Tod, hätte der Kopf ein dolchartiges Ende oder würde wirklich Gift im Maul haben. Eine jede Pflanze hat irgendwo Gift in sich und das kann man fördern.", sprach der Jäger, der die hölzerne Schlange sich eilig auf dem Waldboden winden ließ, ehe sie Ornlu mit dem Körper umwindend auf seine Anweisungen wartete.
"Mach dich bereit.", sprach der junge Druide, dessen Augen längst orange durch die Magie glühten und die Haare sich leicht aufgerichtete hatten. Hier wandte Ornlu die Magie der Druiden, nicht der Seher an.
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Corax erwiederte das Nicken des Novizen und lies ihn ziehen. Adrastos hatte seinen Rat nicht beherzigt, vieleicht konnte er es nicht, Magie war für jeden anders. Er zuckte die Schultern, es hatte schließlich auch so geklappt, wenn auch unter größerer Eigenanstrengung. Es dauerte nich lang bis Adrastos im Schlepptau von Ornlu wieder angedackelt kam, als die beiden wiederkamen trat Corax aus dem Hain hinnaus. Hinter ihm spürte er Ornlus Magie, wahrscheinlich nutzte der Druide den Hain jetzt zu dem Zweck unbedenklich Magie wirken zu können. Adrastos tat ihm jetzt schon leid.
Seine Schritte fühlten ihn nach Silden, obwohl er lange geschlafen hatte war er bereits wieder müde, die Nachwirkungen der erneuten Anstrengung. Doch in sein gemütliches Bett konnte er sich jetzt noch nicht sinken lassen, vorgestern hatte er Vidas Kräfte geweckt, er musste nachschauen wie es ihr seitdem ergangen war - und sie vorbereiten auf das was nun kommen würde. Zehn Minuten später war er durch die verwinkelten Gassen des Dorfes zu Vidas Hütte gelangt, alles sah aus wie vor zwei Tagen. Behutsam klopfte er.
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Das war doch etwas anderes als der Käfig eben. Dies war in Adrastos’ Augen weitaus harmloser. Schlangen war er schon oft begegnet, schließlich fühlten sie sich in den heißen weiten Varants ebenfalls sehr heimisch. Dort waren sie gar so häufig, dass sich ganze Tierarten darauf angepasst haben die Reptilien zu jagen und zu fressen, ungeachtet ihrer Giftigkeit und ihrer Gefährlichkeit. Ja, warum eigentlich nicht?
Mit einer Handbewegung ließ er all das Gras, das spärlich wuchs zusammenkommen und sich ausbreiten. Er hatte großes vor, und wäre er ein verrückter Wissenschaftler hätte er nun seltsam hohl gelacht, während in der fernen Finsternis Blitze zuckten. Da er aber kein Wissenschaftler war wusste er nicht, worauf es ankam und die Gräser bildeten ganz unspektakulär ein Wesen. Gliedmaßen bildeten sich, eine kurze Schnauze und ein fester Rücken.
„Kennst du die?“ fragte er Ornlu mit einem Nicken zu dem Tier hin. „Gibt’s in Varant häufiger. Werden glaube ich Mangos genannt. Oder so ähnlich. Sind richtig versessen auf Schlangen.“ Mit diesen Worten stürzte sich das Grasgeschöpf auf die Holzschlange um wich vor ihren großen Maul zurück, dass immer wieder zustieß. Jedesmal machte das ‚Tier’ einen Satz zur Seite, umwanderte die Schlange, als wäre es ein Spiel, trickste sie aus und packte mit kleinen Händchen den Hals der Schlange, bevor sich Graszähne in dessen Holzgenick (wo auch immer das bei Schlangen ist) und ließ es knacksen, sodass der Kopf des Wesens schlaff herabhing. „Na also, wenigstens ein Erfolg heute“ dachte sich der Novize, ehe sich der Mungo auflöste und sich die einzelnen Grashalme wieder einwurzelten.
„Posierliches Tierchen, was?"
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Ort: Silden
Mit einem kühlen Bier in der Hand setzte sich Leito an den Sildener See und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Er hatte jetzt seit einigen Tagen eine Arbeit und verdiente damit endlich sein eigenes Geld. Auch wenn es nicht sonderlich viel war, reichte es ihm, um sich selbst zu versorgen. Er nahm einen kräftigen Schluck und machte sich wieder einmal so seine Gedanken. Eigentlich war er gekommen, um etwas über die Jagd zu erfahren, um besser im Umgang mit dem Bogen zu werden… aber leider musste er erfahren, dass das als normaler Bürger nicht möglich ist. Er müsse sich davor einer Gilde anschließen, sagte man ihm. „Warum eigentlich nicht?“, dachte er sich. „Da ich hier sowieso eine Weile bleiben werde, könnte ich doch den Waldläufern beitreten, sofern sie mich lassen. Bestimmt findet sich dort auch jemand, der mir das Bogenschießen beibringen kann. Immerhin befinden sich unter ihnen einige, gute Jäger.“ Langsam verschwand die Sonne ganz hinterm Horizont und Leito machte sich auf den Weg zurück zur Grünen Krähe. Auf den Sildener Straßen war nicht mehr allzu viel los, die meisten saßen zu dieser Zeit wohl in der Kneipe und gönnten sich ihren abendlichen Alkohol. Im Gasthaus angekommen ging er auf sein Zimmer und kramte ein wenig in seinen Sachen, die er noch aus dem Wald mitgenommen hatte. Das einst seinem Vater gehörende Messer fiel ihm dabei in die Hand. Er steckte es in seinen Gürtel. Vielleicht würde er es in den nächsten Tagen brauchen.
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Silden
Wassereimertragen, durchaus eine Übung deren Sinn sich Yared sehr wohl denken konnte, war für ihn zumindest vorerst kein Problem. Wie Jarvo schon bemerkt hatte, hatte er gerade erst seine Schwertkampfauffrischung hinter sich, zudem war das Schleppen von irgendetwas irgendwohin im Alltag eines stellvertretenden Lagermeisters etwas vollkommen normales. Daher war es auch nicht die Frage ob er es schaffen würde mit den Eimern durch die Gegend zu hetzen sondern vielmehr die Frage wie lange er das durchhalten würde.
Lange Zeit merkte er kaum etwas von Gewicht, allerdings wurden ihm schon langsam die Beine schwach, als sie die Eimer das zweite Mal wieder auffüllten.
Dieses Ziehen in den Waden, das behutsam aber stetig seine Unterschenkel hinaufkroch, war zunächst noch gut zu unterdrücken. Dann aber wurden die Eimer abermals wieder aufgefüllt. Als Yared sie abermals aufnahm, spürte er, wie seine Hände nicht mehr wollten. Sie waren schon ganz rau und aufgescheuert vom dauernden hin und her schwanken der Wassereimer während dem Laufen. Aber er konnte nicht, wollte nicht loslassen, riss die Eimer in die Höhe und setzte mit zusammengebissenen Zähnen seinen Marsch, der jetzt schon Stunden dauern mochte fort. Jarvo der die ganze Zeit locker flockig neben ihm her lief, konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Nun gut, dachte Yared, gestehen wir ihm das mal zu. Der Barde hatte das ja bestimmt auch schon absolvieren müssen und bei der Kampfausbildung galt nunmal gleiches Recht für alle.
Trotzdem wollte er einen Kommentar nicht unterschlagen.
"Du musst mir erzählen, was so lustig an mir ist, damit ich mitlachen kann, aber momentan bekomme ich die Zähne kaum auseinander, von daher verschieben wir das auf nachher, ok?", quetschte er verbissen die Eimer durch die Gegend schleifend zwischen seinen Zähnen hervor.
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Es war dem Barden tatsächlich eine Freude Yared schwer beladen durch halb Silden zu jagen, während er in einem lässigen Tempo nebenher lief. Nicht dass er es mochte seinen Gegenüber leiden zu sehen, aber eher die Erinnerung, die dessen Taten, das prustende Atmen und die wenigen, hervorgepressten Worte in ihm heraufbeschworen. Er selbst hatte schließlich dieselbe Marter durchlaufen müssen.
„Du erinnerst mich an mich selbst“, sagte er seinem Schüler nur und sah ihm zu, wie er beschwerlich einen Fuß vor den anderen setzte. Silden war nun in das gold-gelb der untergehenden Sonne getaucht und in dem Nieselregen brachen sich deren Strahlen in allerlei schillernde Farben.
„Prächtiger Abend zum trainieren. Eine Abkühlung gratis ist vielleicht gar nicht so schlecht für dich.“
Yared schnaufte nur noch verachtend und blickte geradeaus nach vorne, als er zum unzähligsten Male an der Wassermühle vorbeilief, die ihren Wassertransport nie einstellte, egal wie morsch ihre Gelenke auch schienen.
Der nächste Halt an den Brunnen kündigte sich an, denn die Eimer hatten sich durch das vermehrte Geschaukel erneut auf weniger als die Hälfte geleert. Der Lagermeister schlug den Weg schon von ganz alleine ein und stellte die Eimer mit einem Ächzen ab, die Hände schon auf dem Seil des Flaschenzuges liegend.
„Das reicht, Yared. Ruh dich einen Moment aus und folge mir.“
Ungläubig sah der Angesprochene den Barden an. Wie lange mochte das Training gedauert haben? Anderthalb, vielleicht zwei Stunden?
Jarvo spazierte in einem lockeren Tempo voran und steuerte auf die große Wiese zu, die direkt vor Sildens Toren lag. Er suchte sich eine einigermaßen plane Fläche abseits der starrenden Fischer und gelangweilten Wächter, die den Eingang bewachten. Yared hatte die Hände in die Seiten gestemmt um ein wenig mehr Luft zu schnappen. Seine Hände zitterten leicht – ein gutes Zeichen.
„Alles in Ordnung? Keine Wunden oder größeren körperlichen Probleme?“ Der Sappeur schüttelte den Kopf.
„Gut, da es eine Schande wäre, wenn unser erster Trainingstag so schnell vorüber gehen würde, gibt es nun noch eine schöne Übung, um dir auch die letzte Kraft aus den Gliedern zu ziehen. Bereit?“
Ohne abzuwarten stürmte Jarvo in einem mäßigen Tempo auf Yared zu. Ohne erhobene Arme, ohne die Andeutung eines Schlages lief er stracks auf ihn zu und wartete auf die Reaktion. Sein Schüler tat genau das, was er erwartet hatte. Er schubste ihn beiseite.
Die fragenden Worte ignorierend sagte Jarvo „Und das ist es auch schon.“ Wieder stürmte er los.
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Trainingswiese vor Silden
Irgendwie war das eine seltsame Art des Übens, fand Yared, während er den Barden ein ums andere mal auf sich zu rennen sah, um ihn dann abzudrängen, überlegte sich der Sappeur, welcher höhere Sinn wohl hinter dieser Übung stecken mochte. Immerhin reagierte sein Lehrer nicht wirklich auf seine Fragen nach dem Sinn und so bleib ihm nichts anderes übrig.
Wahrscheinlich so dachte er bei sich war es eine Vorbereitung auf das Blocken, eine Offensive Kampftechnik mit dem Schild, der er damals im Feld hin und wieder begegnet war. Die Orks verwendeten nicht oft Schilde, aber ihre Söldner schon und so hatte es Yared in den späten Kriegsjahren, als diese Verräter am eigenen Volk, wie sie die Propaganda der Rotröcke verteufelte, wobei sich der Sappeur nicht ganz sicher war, ob diese grobe Verallgemeinerung auch gerechtfertigt war, schon zahlreich genug waren, um wirklich effektiv im Kampf eingesetzt zu werden, in den Gräben vor Trelis und Montera mit einigen zu tun bekommen, die sich auch auf diese offensive Technik des ansonsten eher defensiven Schildkampfes verstanden.
Was damit immer noch offen war, war die Frage, wie ihn dieses Geschubse müde machen sollte, denn bis jetzt brannten nur seine Hände etwas von den Eimerriemen und seine Waden vom langen Rennen.
Aber es blieb ihm wohl nichts übrig, als sich von dem fast schon tollwütig anmutenden Barden, der nun schon wieder auf ihn zu gerannt kam, und von der Müdigkeit überraschen zu lassen. Allerdings konnte Yared ja auch ausweichen. Was würde wohl Jarvo dazu sagen?
Der Schildmeister kam abermals auf ihn zu, doch nun wich der Sappeur ihm aus, kurz bevor dieser ihn wiederum in die Seite rammen konnte. Gerade als der Barde etwas überrascht an ihm vorbei fiel kam ihm noch eine Idee und er schubste seinen Gegenüber einfach mal von der Seite aus der Bahn.
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Wald, in der Nähe von Silden
Thimo saß im Gras. Der Regen in den letzten Tage hatte es zum wachsen gebracht. Nicht weit hinter ihm begann der Wald. Ihm war, als könnte er vereinzelt das Flüstern der Bäume und Sträucher hören. Wobei flüstern nicht das richtige Wort war; es war mehr ein Summen, ein Vibrieren in der Luft aus uralten Stimmen, dass zu einer seltsamen Melodie wurde. Solche Eindrücke hatte Thimo in letzter Zeit öfter. Nachdem er in der Grünen Krähe zusammgeklappt war, war er von einem Druiden namens Rhys aufgenommen und gepflegt worden. Er war es auch, der die Vermutung aufgestellt hatte, dass seine "Krankheit" durch inneres Ungleichgewicht und Stress verursacht worden war. "Wenn Geist und Seele nicht im Einklang mit sich selbst und untereinander sind, schlägt sich das auch auf den Körper nieder", hatte er gesagt. Etwa anderthalb Wochen hatte Thimo dagelegen, mit hohem Fieber, und hatte nur Sinnloses Zeug gefaselt. Einmal war er mitten in der Nacht aufgesprungen, und hatte voller Überzeugung gebrüllt: "Hört ihr mich?! Ich heiße Kurt!! Und ICH bin das namenlose Böse!! Fürchtet euch fürchterlich!!"
Dann setzte die Besserung ein, sein Fieber sank, und er konnte wieder halbwegs klar denken. Allerdings hatte er nun größere Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren und fühlte sich, als würde er alles aus großer Entfernung wahrnehmen. Rhys hatte ihm Kräutertees zubereitet, die dieses Gefühl ein wenig abdämpften, allerdings nicht vollkommen verschwinden ließen. Heute endlich hatte er das Lager verlassen können und war sofort zu der Wiese am Waldrand marschiert, eine plötzlichen Eingebung folgend.
Da saß er nun im hohen Gras, und betrachtete Grashalme. Langsam streckte er seinen Arm aus, griff nach einem Halm und riss ihn ab. Langsam, sich der Bewegung und jeder einzelnen Muskelregung bewusst, führte er ihn an den Mund und begann darauf zu kauen. Dann lehnte er sich ebenso langsam und bewusst zurück, bis er auf dem Rücken lag und in den Nachthimmel schauen konnte. Abseits der Stadt erschienen die Sterne viel klarer, leuchtender, als würden sie sich außerhalb der Stadt wohler fühlen. Er begann, im Geiste Linien zwischen ihnen aufzuspannen, um Formen und Symbole zu bilden. Die drei dort wurden zu einem perfekten gleichseitigen Dreieck, die dort hinten wurden zu einem Schwert, und dort, fast neben dem bleichem Mond formte sich die Blüte eines Stiefmütterchens. Unmerklich, aber sicher und unausweichlich, übermannte ein warmer und angenehmer Schlummer, weich und traumlos.
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Lehrling
Vidas Hütte
Ein, zwei Tage waren verstrichen, die Vida in einem Gemütszustand durchgemacht hat, den man nicht an ihr kennt. Nachdenklich, ruhig, fast schon verschwiegen und still. Das erste Mal schien ihr, als könnte sie sich etwas nicht erklären, was in etwa auch der Wahrheit entsprach. Sie konnte es sich nicht erklären. Der Pakt mit Corax, insgesamt die Geschichte mit der Magie. Er hatte etwas in ihr geweckt, hatte den schlummernden Samen in ihr zum Sprießen gebracht, der irgendwann einmal zu einer Blume der Magie werden würde. Dennoch ... fühlte sie sich komisch, seltsam, fast schon fremd in ihrem Körper.
"Was hat er getan ...?", murmelte sie zum gefühlt hunderten Mal, während sie zwei Teebecher abtrocknete. Weiter kam sie in ihren Gedanken nicht, da es an der Tür klopfte. "Wer so spät noch umherzieht ..."
Vida schritt zur Tür, klopfte von innen gegen.
"Wer ist da?"
"Corax.", kam die dumpfe Antwort. Vida versteifte sich unwillkürlich, öffnete die Tür und bat den Druiden wortlos und ohne eine höfliche Geste oder ein Lächeln hinein.
"Was gibt es?"
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Corax mussterte die Frau besorgt. Sie klang... anders, er wusste nicht genau woran er es festmachte, aber Vida war nicht mehr die freundliche alte Frau. Auch ein ängstliches Kind war sie nicht, doch die Unbeschwertheit die ihm letztes mal von ihr entgegengeschlagen war konnte er nicht mehr in ihrer Stimme finden. Sie ist auch wortkager, kam es ihm in den Sinn. Verständlich, er hatte ihre Magie auf eine sehr schnelle Weise geweckt, ein Schock war vermutlich das Mindeste was er erwarten durfte. "Wie geht es dir?", fragte er besorgt und lies Vida dabei nicht aus dem Blick.
Als sie mit der Antwort zögerte seufzte er und wand sich ab von der Frau die schon soviel mehr erlebt hatte als er. Corax hätte sich besser - schneller - um sie kümmern sollen, ihr Schatz an Erfahrungen war sicher groß, ja sie hatte wahrscheinlich auch schon Magie gesehen, aber selbst welche zu fühlen war etwas komplett anderes. "Tut mir Leid das ich dich solange allein gelassen habe, Vida.", sprach er leise, "Ich hoffe du verstehst das ich momentan selbst eine schwierige Phase durchstehe, gerade was Magie betrifft und auch mehr. Ich musste mich ersteinmal um mich selbst kümmer, so egoistisch es klingt, um dir besser helfen zu können und um für das was kommt gewappnet zu sein. Daher konnte ich nicht früher kommen und ich fürchte, ob er mir gefällt oder nicht, ich muss dich schon bald wieder ins kalte Wasser schmeissen. Doch davon später mehr, sag mir ersteinmal wie es dir geht und wie du dich fühlst."
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Gerade stürmte Jarvo auf Yared zu, als dieser plötzlich auswich und ihm einen seitlichen Schubs gab, sodass sich der Barde abrollen musste, um nicht zu fallen.
„Gut!“, rief er und freute sich über die Spontanität seines Schülers.
„Gut, dass du deine Abwehr auch ändern kannst. Wie du wahrscheinlich vom Schwerttraining schon weisst, ist eine gewisse Kreativität bei allen Attacken und Paraden von nöten, um gegen erfahrene Feinde bestehen zu können. Versuche jetzt aber, mich einfach nur von dir zu stoßen und dabei möglichst stabil zu stehen. Ich könnte dich auch stumpf Liegestütze machen lassen, doch scheint mir dieses hier besser geeignet.“
„Wofür genau geeignet?“, fragte Yared, der offensichtlich den Sinn dieser Übung, die von außen sehr amüsant aussehen musste, noch nicht begriffen hatte.
„Den Schild kann man als Angriffs- und Verteidigungswerkzeug verwenden. Beim Angriff noch mehr, aber auch bei der Abwehr musst du äußerlichen Kräften standhalten können. Ein einfaches, von einem Menschen geschwungenes Schwert vermag dich kaum von den Füßen zu hauen, aber Streitkolben oder jedwede von Orks geführten Waffen verlangen deinem Körper viel ab. Wie du jetzt meinen Körper von dir stößt, so gebrauchst du auch später deinen Schild.“
Jarvo ging wieder auf Yared los, der ihn kräftig von sich stieß.
„Dein Stand ist ebenfalls enorm wichtig. Die falsche Verlagerung deines Körperschwerpunktes oder eine Falschstellung der Füße gibt dir nicht den nötigen Rückhalt um einem mächtigen Angriff zu widerstehen. Da mag den Schildarm so stark sein wie er will. Für heute begnügen wir uns mit dieser einfachen Übung. Ins Detail gehe ich noch früh genug. Und jetzt streng dich an. Scheinst ja kaum zu schwitzen.“
Noch intensiver ging der Barde nun voran und verlangte seinem Schüler am Ende des Abends das Letzte ab. Zu diesem Zeitpunkt sah man die Ermüdung Yareds, der sich mit jedem Abwehrstoß schwerer tat.
Sollte er später total ermattet ins Bett fallen, ist alles so gelaufen, wie es laufen soll. Sollte er sich morgen ohne Muskelkater präsentieren, habe ich ihn entweder nicht genug gefordert oder er ist ein Tier von einem Mann.
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Lehrling
Vidas Hütte
"Ach Corax", seufzte Vida in einer fast schon mütterlichen Art, als würde sie einem Kind sagen, dass es nicht schuld an etwas war, "mach dir keine Vorwürfe. Es war meine Entscheidung, ich hatte die freie Wahl. Das die Magie nicht nur positive Aspekte hat, sondern sicher auch einen ganzen Haufen negativer, ist mir schon klar."
Die alte Frau strich sich einige Falten in ihrem, zugegeben, alten Kleid glatt und lächelte wieder seit Tagen. "Ich fühle mich eigentlich den Umständen entsprechend gut. Ein wenig ... seltsam, aber das liegt wohl einfach damit zusammen, dass du etwas 'wachgerüttelt' hast, das schon immer in mir gelebt hat. Es ist ... als hätte ich eine neue Seite an mir erkannt." Ratlos, nicht die richtigen Worte dafür finden könnend, was sie sagen wollte, zuckte sie mit den Schultern. "Wie auch du werde ich wohl zu mir finden müssen. Einmal mehr im Leben. Aber nun sag mir, Corax, wie geht's dir? Und zieh nicht so ein Gesicht, das steht dir nicht." Der Anflug eines Lächelns unterstreichte ihre Worte.
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