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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Tooshoo #41

    Bewahre Reisender,

    die Ruhe im Bruchwald von Tooshoo ist trügerische. Nachdem das Weißauge gefallen ist, halten sich die Echsenmenschen bedeckt. Doch noch immer hält sich das Dunkel, das die Schwarzmagier vor vielen Wintern dort entfesselten, und für jeden Sonnenstrahl, der das Blätterdach durchbricht, tummelt sich eine Kreatur in den Schatten der Mangroven, bereit unbedarfte Wanderer in die Tiefen der Sümpfe zu reißen und nie mehr freizugeben.

    Der Baum von Tooshoo steht unberührt - heute mehr denn je wie eine abgeschottete Festung inmitten der Baumkronen. Seit dem Überfall der Echsen hat ihn scheinbar niemand mehr betreten. Doch mancher meint des Nachts einen Lichtschein hoch oben am Baum gesehen zu haben - vermutlich ein verirrtes Irrlicht.
    Das unbewohnte Schwarzwasser ringsum ist im Verfall begriffen. Die Dächer sind undicht, so manche Hütte bereits eingefallen. Nur wenige Stege auf dem Hauptweg nach Süden scheinen noch von unsichtbarer Hand instand gehalten zu werden. Einzig die Sumpfkrautplantage südlich von Schwarzwasser, wo sich der Wald zu lichten beginnt, ist wieder in Betrieb und liefert das im Schutze des gefährlichen Waldlandes angebaute Rauchkraut in die Städte des Nordens der Insel.

    Es heißt, das Waldvolk sei hierher zurückgekehrt, nachdem das Fort im Bluttal durch die Orks gefallen ist. In Gruppen sollen sie den Bruchwald durchstreifen. Auch sei das ein oder andere Mal ein Reisender durch einen Pfeil oder Speer aus dem Nichts vor einer Sumpfkreatur gerettet worden. Doch die Zeiten, in denen man sie in der Sumpflilie auf ein Bier und einen Plausch antreffen oder auf dem Schwarzmarkt Waren von ihnen erstehen konnte, sind lange vorbei.

    Wenn du Kontakt zum Waldvolk suchst, probiere es lieber im südlichen Stewark. Es heißt, regelmäßig besuche eine Gruppe von Waldläufern das Gasthaus zur Gespaltenen Jungfrau. Glaube mir: Du sparst dir eine gefahrvolle Reise und es ist wahrscheinlicher, dass du jemanden triffst, der bereit ist mit dir zu sprechen.

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    Frau General Avatar von Jail
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Jails Hütte

    Die Frau – Myrtana-Schönheit, wie Griffin sie genannt hatte – tat noch einen Schritt näher. Die Hände immer noch in die Seiten gestämmt, wie eine Erscheinung, die nicht nur Tadel sprach, sondern auch Zorn versprühte. Jedoch täuschte der Eindruck, denn weder die Fremden noch Jail selbst konnten fassen, was die Dunkelhaarige ausmachte.

    Die Augenringe waren kein Zufall. Sie zeugten von Schlaflosigkeit, von Nächten, in denen das Gute und das Schlechte gleichermaßen am Rande lauerten und das schon lange. Sie waren ein Zeichen, ein Symbol, eine Erinnerung. Sie selbst war eine Verlorene, eine Geborene, eine Auserwählte, eine Verdammte, eine Verfluchte. Sie war Vieles, doch was war sie wirklich?
    Eine Druidin, eine Waldläuferin, eine wandernde Seele – oder all das zugleich?
    Das galt es heraus zu finden.

    „Ich glaube, hier braucht es mehr, als einen Schluck Schnaps“, sprach Jail und griff nach dem Behältnis, dessen Inhalt ihr in diesem Moment als Rettung erschien. Und doch wandte Jail sich zunächst der Orkin zu, die an diesem Ort mehr als ungewöhnlich war. Tatsäch sogar mehr als unbeliebt, wenn man den Worten der Walder folgte. Tatsächlich sogar unbeliebt weit über die Grenzen Tooshoos hinaus, doch Jail war es einerlei. Solange ihr keine Gefahr drohte, waren ihr alle Menschen gleichsam gleichgültig.
    „Vielleicht reden wir erstmal, bevor wir trinken“, änderte Jail ihre Meinung, als sie zu der Orkin aufsah.
    Ska’ri war bisher recht schweigsam, doch ihr Blick verriet, dass sie die Situation analysierte. Jails Augen folgten jeder ihrer Bewegungen, registrierten jede kleine Veränderung der Körpersprache – ein minimal gehobener Kiefer, eine entspannte Schulter, ein Atemzug, der zu ruhig schien. Eine Persönlichkeit, die schwer zu lesen war. Dazu noch seltsam verschlossen, wie ein blickdichtes Flies, welches die Orkin umgab.
    „Klar, dass Du Dich hier versteckst. Würde ich an Deiner Stelle auch tun, aber was treibst Du hier?“.

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Auf der Jagd nach Hauern!
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline

    Östliche Ruinen des alten Schwarzwasser, Jails Hütte

    Naga traka! Sag mal, hat die mich gerade hässlich genannt?”, wandte sich Ska’ri mit leicht bedrohlichem Unterton an Griffin, eine Augenbraue angehoben. Die Spannung, die plötzlich in der Luft lag, war beinahe greifbar. Ska’ris Blick wechselte in schneller Folge zwischen Griffin und der neu Hinzugekommenen hin und her. Sie ballte rhythmisch die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, und ihre Körperhaltung hatte die Art von ruhiger Anspannung, die jemanden mit Kampferfahrung auszeichnete.
    Griffin hob beschwichtigend die Hände, woraufhin Ska’ri lachend abwinkte und sich entspannte. “Ich mach’ nur Spaß! Ha, ihr hättet eure Gesichter sehen sollen!” Sie grinste breit. Obwohl das mit dem ‘Spaß’ nur die halbe Wahrheit war. Auch, wenn sie sich jetzt lockerer gab, war Ska’ri bereit, sich innerhalb eines Augenblickes auf die Frau zu stürzen, wenn diese auch nur die geringsten Anstalten machen sollte, irgendjemanden warnen zu wollen. Zum Glück schien das nicht ihre Absicht zu sein, und sie wirkte auch nicht verängstigt oder verunsichert. Nur etwas sauer, weil sie ungebetene Gäste in ihrer Behausung vorgefunden hatte. Eine, wie Ska’ri sich eingestehen musste, nachvollziehbare Reaktion.
    “Also, ja, ich verstecke mich hier. Will ja nicht als Bettvorleger enden”, erklärte Ska’ri seufzend, “Ich wusste natürlich nicht, dass das deine Hütte ist. Du hast es wohl nicht so mit Nachbarn, was? Ich, also, wir, also … ich und ein paar … Freunde sind auf der Suche nach etwas, das sich wohl in der Nähe befinden soll. Wir wissen allerdings noch nicht, wo genau. Die anderen sind im Dorf, und ich habe keine andere Wahl, als zu warten, bis sie zurückkommen. Hoffentlich mit Informationen.” Sie zuckte mit den Schultern. “Glaub mir, ich habe nicht vor, hier länger zu bleiben als nötig. Oh, und ich kann mir natürlich auch eine andere Hütte suchen. Vielleicht gibt es sogar eine, die weniger zugig … also … du wohnst wirklich hier? So, dauerhaft? Alleine? Ist das nicht verdammt ungemütlich?”

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    Frau General Avatar von Jail
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Jail ist offline

    Jails Hütte

    Jail, war scheinbar nicht dazu erkoren, Informationen bezüglich dessen zu erhalten, was gesucht wurde. Also klebte ihr neugieriger Blick an Griffin, als würde er die Ausführungen der Orkin ungefragt ergänzen. Sie brauchte keinen Ton, um zu signalisieren, wie wenig sie daran interessiert waren mitzuteilen, was hier wirklich gesucht wurde. Stattdessen blieb Jail nichts Anderes als zu beobachten und die Stille, Bewegungen und Atemzüge zu registrieren.

    Nach einem Seufzen wandte die Dunkelhaarige sich an das bekannte Gesicht.
    „Ich lebe abseits, weil ich Ruhe brauche – das ist mein Ort.“ Es war, als hätte sie plötzlich das Gefühl, sein Gesicht nicht nur zu kennen, sondern auch seinen Namen. Nicht nur hier vernommen, sondern auch zu einer anderen Zeit, von der Jail nicht wusste, wie lange sie vergangen war. Die Erkenntnis kam leise, wie ein Flüstern aus einem längst vergessenen Traum. Es war, als ob eine Tür sich einen Spalt breit öffnete und doch konnte das dunkelhaarige Weib nichts anderes machen, als unruhig mit den Augenbrauen und den Augenlidern zu zucken, als ein Bild sich in ihr Bewusstsein schob.
    „Was macht Ihr hier?“, fragte Jail erneut und brannte ihren Blick mitten in das Innere des Mannes. „Du erinnerst mich an einen Sklavenhändler!“.

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    King Kong Avatar von Griffin
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Griffin ist offline
    Der ehemalige Hüter blickte mit fassungslos geöffnetem Mund in das Gesicht der jungen Frau.
    »Mir wurde ja schon viel an den Kopf geworfen«, gestand er. Unfähig, sich zu einem Lächeln zu zwingen, fuhr er trocken fort.
    »sowohl tatsächlich als auch im übertragenen Sinne«
    Der Wortwitz verfehlte seine Wirkung. Insbesondere wohl deswegen, weil dem Sprecher jeglicher Sinn nach Klamauk ausgetrieben worden war.
    »aber dass ich ein Sklavenhändler sein soll, ist wirklich eine bodenlose, nie dagewesene, absolute Frechheit sondergleichen.«

    Er versuchte im Blick der Ork deren Gefühlsregungen zu erahnen, aber er war viel zu eingenommen von seinen eigenen Gedanken Deswegen verkümmerte sein aufrichtiges Interesse daran, was Ska'ri nun über ihn denken konnte zu einem ziemlich dümmlichen Starren.
    Der Südländer räusperte sich, strich die Kleidung glatt und zum ersten Mal seit Langem richtete er sich zu seiner vollen Körpergröße auf. Ein grünes Funkeln legte sich über seine Augen und für einen Augenblick lang klang es so, als würde er wütend Brummen.
    »Ich bin mir sicher, dass meine Freundin ausreichend genug erklärt hat, weswegen sie hier ist.«, erläuterte er knapp.
    »Und beim Schläfer - was sie sucht geht dich einen Scheißdreck an.«
    Vier schnelle Herzschläge lang ließ er den Satz verhallen.
    »Und was wir hier gemacht haben?« Ein wütendes Funkeln huschte über sein Gesicht. »Wir haben gefickt. Überall. In deinem Bett, auf deinem Tisch, ich hab sie gegen die Wand gedrückt, dann hat sie mich gegen die Tür gedrückt. Mein nackter, haariger Arsch war überall in deiner Wohnung.« Wie um seinen Worten den gehörigen Nachdruck zu verleihen, legte er einen Arm und Ska'ris Taille.
    »Und bevor du fragst: Nein, ich habe keinerlei Interesse daran, dass du mitmachst.«
    Er nahm die Flasche Schnaps wieder an sich und schulterte den halb ausgeräumten Rucksack.
    »Dass wir dich in deiner Ruhe gestört haben, tut mir wirklich aufrichtig leid.«

    Dann drehte er sich auf dem Absatz rum und trat die Tür auf.
    »Sklavenhändler.«, fauchte er leise und spuckte aus.
    Allerdings erst draußen.
    Diese Frau mochte ebenso schön wie respektlos sein, aber in jemandes Hütte zu spucken gehörte sich nicht.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Die neue Sumpflilie

    Potzblitz, die Dinge überschlugen sich aber auch einmal wieder.
    Erst das Lied des Lappenschwingers, dann begann Jadewolf zu tanzen wie ein gerupfter Pfau und umgarnte die eine von den Neuankömmlingen, als hätte er seit drei Jahren unter keinen Rock mehr geschaut, und dann legte sich dieser Valerion auch noch gepflegt aufs Fressbrett. Daraufhin gabs für den Sturzvogel ein Ständchen vom Jadewolf persönlich, bevor dieser sich wieder jener, die er erobern wollte, widmete. Doch bevor sie noch hier im Gastraum eine Bank für die beiden freimachen mussten, kam eine der Wassermagierinnen und zerrte den angetrunkenen Hund an die frische Luft, sicherlich nicht, um einen weiteren heißen Tanz mit ihm zu wagen.
    „Wie kommsch, dasch dor Jadewulf immer de ganzn Weiber abschleppn toud? Gouck, glei kloppen se sich um de Hundefress“, kommentierte Bierbauchfranzl das Geschehen.
    Die Hooqua ließ einen neuen Krug mit Bier ein und platzierte diesen auf Walters Tablett, danach zuckte sie mit den Schultern:
    „Ein bisschen mehr Körperpflege als einmal im Jahr, den Alkohol nicht aus jeder Falte seines Wabbelbauchs verströmen lassen und schließlich auch das Auftreten eines Anführers“, mutmaßte die Wirtin. „Jedenfalls das komplette Gegenteil von dir, Franzl.“
    „Woasch? I bin dor Scheenste uff dor ganzn verdammdn Insel!“ Gespielt entrüstet spuckte er in seine Hand und fuhr sich durch das fettige Haar, dessen Ansatz jeden Tag weiter von seinem Kopf Richtung Rücken zu fliehen schien.

    Die Hooqua feixte, doch dann fiel ihr Blick noch auf eine weitere Person. In all dem, was sich hier abspielte, war da auch noch diese junge Frau, die nicht lockerlassen wollte mit ihrem Anliegen.
    „Ein schräger Mensch? Kindchen, guck dich mal um, kommt dir hier irgendjemand nicht schräg vor?“, nahm die Wirtin den Faden wieder auf und deutete mit der Hand über den Schankraum. Sie bemerkte dabei etwas missmutig, dass Rudolf und seine Konsorten ihren neuen Putzmann samt Lappen hatten zu sich an den Tisch geholt. Dafür würde sie Rudolf den Krug mit einem alten Fisch auswaschen.
    „Aber einer der reimt … hm … lass mich mal kurz nachdenken“, sagte die Mama dann schließlich zu der jungen Frau. Da war doch mal einer gewesen …
    „He, Franzl, hatte der olle Shnork nicht immer was von einer Nichte oder so gesagt?“, rief sie schließlich. Franzl kratzte sich am Kopf.
    „Schnork?“
    „Der immer so hoch daher gebrabbelt hat. Als wäre er ein Dichter.“
    „Ach, dor Lüriker“, fiel beim Franzl der Groschen.
    „Genau der.“
    „Der houd zumindescht immor gesougt, dasser jemandn suchn toud. Gloub isch. Hab den nisch immer verstanden toun mit sei Getue und de Färse“, erwiderte Franzl und nahm nachdenklich einen Schluck aus seinem Bier.
    Mama Hooqua nickte und sah wieder zu der Fremden mit dem hellen Haar:
    „Also, wenn du den Shnork meinst, dann könnte das schon hinkommen. Aber den hab ich auch schon ne ganze Weile nicht mehr gesehen. Du bist wohl seine Nichte? Haste denn nun auch mal nen Namen, Mädel?“

    Freiya

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Die neue Sumpflilie - Schwarzer Tränenrum

    Er seufzte. Schwer. Was sollte man auch anderes tun, wenn man Ornlu immer wieder auf's Neue bei seinem elendigen Balzgehabe zuschauen musste? Der Kerl wurde einfach nie erwachsen. Einfach absurd, wenn man bedachte, welche Rolle er in dieser Gemeinschaft und im Gefüge der Natur einnahm - und mit welcher Autorität er dort auftrat.
    "Alter, das ist so eklig!", platzte es Runa zum wiederholten Male heraus. "Paps, wenn ich nochmal so was wie zwischen Ornlu und Chala zu Beltane ertragen muss, reiß ich mir Ohren und Augen raus!"
    "Wir sollten ihm lieber die Klöten abschneiden", brummte Maris in seinen Wasserbecher. "Kastrierte Hunde sind sowieso viel folgsamer."
    Seine Tochter sah ihn milde entsetzt an. "Papa!"
    "Schon gut, war nicht so gemeint", murrte er schulterzuckend und setzte seinen Becher auf den Tisch. "Aber hast schon Recht. Das elende Rumgestöhne ertrag ich auch nicht." Er sah Runa an und grinste verschmitzt. "Wollen wir was dagegen machen?"
    Sie hob die Augenbrauen. "Ohne Abschneiden von irgendwelchen Körperteilen, hoffe ich."
    "Ja ja, vergiss das mal." Er winkte ab. "Ich kann dafür sorgen, dass der geile Bock heute Abend garantiert niemanden mehr bespringt. Wir brauchen nur einen Becher Schnaps dafür."
    "Na, davon hatte er ja schon mehr als genug. Was soll das denn bringen?"
    "Dein alter Herr hat ein paar Tricks im Ärmel, Schatz. Mama, einen Becher Rum, bitte!"

    Ein klein wenig später knallte der Becher unvermittelt auf die Tischplatte.
    "Gönnt sich der feine Herr doch mal einen ordentlichen Schluck, was?", raunte die Hooqua. "Ist ja mal was ganz Neues!"
    "Nee, der ist für das Wölfchen", entgegnete Maris. "Kannste mit auf seinen Deckel schreiben. Wir bringen's ihm vor die Tür."
    "Der Lump hat für heute eigentlich schon genug in den Krug geleuchtet. Aber meinetwegen. Solltest ihn trotzdem lieber selbst trinken."
    "Nur, wenn's hart auf hart kommt. Danke dir, Mama."
    "Immer gerne, Junge." Und schon war sie wieder im Gedränge des Schankraums verschwunden.
    "Also, was soll das jetzt mit dem Gesöff?", fragte Runa.
    Maris hob den Becher unter die Nase, schnüffelte eingehend daran - und verzog das Gesicht. "Ach, das Zeug taugt nix. Das brennt doch nicht mal! Da müssen wir was machen."
    Aus Maris' Kehle erklang ein Geräusch, als würde er den dicksten Schleim aus den tiefsten Tiefen seiner Eingeweide hinaufziehen, und er spuckte einen guten Fingerhut erstaunlich klarer Flüssigkeit in den Becher.
    "Paps! Das ist ekelhaft!"
    "Immer mit der Ruhe. Das war Magie, glaub mir! Hab dem Rum einen ordentlichen Schuss Alkohol hinzugefügt. Aber wenn du das nicht so hübsch findest, mache ich das für meine besondere Zutat etwas stilvoller."
    "Ja, bitte. Götter, manchmal habt ihr Druiden echt einen Schuss, weißt du das?"
    "Vergiss nicht, dass du mit deinem Vater redest, Süße. Einen Moment, ich muss mich konzentrieren."

    Erneut hob Maris den Becher, diesmal an seine linke Wange. Er schloss die Augen und ging in sich. Ja, das würde es tun. Eine Mischung aus mehreren Komponenten. Ein wenig Aphrodisiakum, nur zum Spaß, um seine Sehnsucht noch ein wenig anzuheizen. Und eine zarte Note von Tamna Majkas Nervengift, gerade genug, um ihn außer Gefecht zu setzen. Das Zeug würde zunächst kaum auffallen. Erst nach dreißig Herzschlägen würde sich langsam der pelzige Geschmack im Mund ausbreiten. Das Zeug würde schmecken, als hätte der Arsch einen Kessel voll Baumharz gesoffen! Damit würde er niemanden mehr küssen wollen. Ganz davon abgesehen, dass er es nicht mehr können würde. Dann dann würde alles an ihm taub werden. Erst die Lippen und die Zunge. Dann würde er das Gefühl haben, dass sein Gesicht langsam wegschmilzt, und er würde eine herrliche Gesichtsentgleisung erleben, wenn all seine Muskeln relaxierten. Sein kleiner Wolf wäre irgendwann auch dran, und dann würde er wie ein hilfloser Käfer in der Gegend herumliegen und sich nach Liebe verzehren, während er rein gar nichts mehr an sich spürte oder bewegen konnte. Blieb nur für ihn zu hoffen, dass seine Blase nicht allzu voll war.

    Aus seinem geschlossenen Auge rann eine einzige, pechschwarze Träne, die im Lampenschein der Sumpflilie grün irisierte. Maris fing sie mit dem Becher auf und schwenkte ihn gemächlich hin und her, um das Gift zu verteilen.
    "Würdest du das deinem lieben Onkel Ornlu bringen, damit er auf den schönen Abend und seine besondere Nacht anstoßen kann, Runa?", fragte Maris mit einem schelmischen Lächeln. "Schwarzer Tränenrum. Nur für echte Männer."
    Runa zögerte, runzelte die Stirn. Dann grinste sie. "Paps, du bist ein böser Mann."
    "Ich weiß, mein Schatz. Ich komm gleich nach, um nach dem Rechten zu sehen, ja?"
    "Geht klar." Sie nahm den Becher mit beiden Händen, erhob sich und ging zur Tür.
    "Gutes Mädchen", murmelte Maris grinsend und nahm noch einen Schluck von seinem Wasser.

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist offline
    „Dumpf und weich, hm? Das ist dein Kopf heute!“, erwiderte die Priesterin auf Ornlus Antworten hin und hob die Hand, um ihn sachte an die Stirn zu klopfen.
    Aber irgendwie konnte sie ihm auch nicht lange böse sein. Sie kannten sich schon so lange, waren durch die wildesten Abenteuer zusammen gegangen und irgendwie verstand Ornlu sich trotz oder vielleicht auch wegen allem tatsächlich als eine Art Onkel von ihren Kindern. Der Onkel, den man auf den Familienfeiern tunlichst mied, weil er zu viel trank, zu viel rauchte und dann komische Ratschläge gab, während er versuchte einem einen silbernen Hut anzudrehen und einen schlüpfrigen Witz zu erzählen, aber immerhin ein Onkel und damit ja auch Familie, um die man sich zu kümmern hatte irgendwie.
    Und vielleicht wusste dieser alte Charmeur eben vielleicht doch, wie man jemanden um den Finger wickeln konnte. Jedenfalls hatten seine Worte etwas Wahres. Die Wehmutter erkannte auch, was er versuchte zu verschleiern, denn seine Augen konnten nicht verstecken, dass tief in seinem Inneren viel mehr los war als betrunkenes Platzhirschgehampel.
    Sie lockerte ihre Arme.
    „Anstoßen, hm? Vielleicht lieber mit Wasser“, brummte sie schließlich, doch in diesem Augenblick ging die Tür der Sumpflilie erneut auf.

    Zu ihrer Überraschung trat Runa heraus, die einen Becher in der Hand hielt. Als hätte sie Ornlus Worte gehört … Was für ein merkwürdiger Zufall.
    „Was hast du da?“
    „Einen Becher Rum. Für Onkel Ornlu“, sprach Runa und wollte ihm den Becher reichen. Doch stattdessen nahm Aniron ihr den Becher ab.
    „Nagut, dann lass uns anstoßen“, sagte die Priesterin und Ornlu grinste breit.
    „Öhm, Mama … also … uhm ….“, begann Runa sichtlich nervös. Aniron hob die Augenbrauen.
    „Was denn? Nur einen kleinen Schluck!“, erwiderte die Wehmutter und Runa presste die Lippen aufeinander, während ihr Blick unruhig zwischen Ornlu und ihrer Mutter hin- und herwanderte.
    Aniron lächelte Ornlu zu: „Auf die Freundschaft!“
    Dann nahm sie einen beherzten Schluck von dem Gebräu. Ein pelziger Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus.
    „Naja, das nächste Mal lieber wieder Wasser“, murmelte sie und reichte Ornlu den Becher. Dieser grinste sie breit an, setzte den Becher an die Lippen und leerte ihn in einem Zug. Dann wischte er sich den Mund ab und reichte Runa das leere Gefäß.
    „War doch ein guter Anfang, jetzt gehen wir wieder rein!“, erklärte er und legte Aniron den Arm um die Schulter. Aniron versuchte indessen noch den merkwürdigen Nachgeschmack auf der Zunge loszuwerden. Runa war irgendwie ein bisschen blass um die Nase und merkwürdig ruhig.
    „Hassu auch so einen komissen Gesmack im Mund?“, sprach Aniron und bemerkte, dass ihre Zunge ihr nicht mehr so richtig gehorchen wollte. Doch nicht nur das. Das unangenehme Gefühl im Mund breitete sich aus, hinunter zu ihrem Magen und von dort aus in ihre Arme und Beine.
    Neben ihr machte es plötzlich klonk, als Ornlu auf einmal in die Knie ging. Der große Kerl riss dabei Aniron mit sich und beide landeten auf dem Steg. Aniron auf Ornlu. Keiner der beiden konnte sich mehr bewegen. Alles war wie betäubt.

    „Mama!“, rief Runa entsetzt.
    „Wass war in dem Besser?“, fragte Aniron. Sie fühlte keine Angst. Aber Ärgernis. Großes Ärgernis.
    „Papa hat da irgendwas mit gemacht …“, stammelte das junge Mädchen.
    „HOL DEINEN VATER HER, SSSOFORT!“, polterte Aniron.
    Runa riss die Tür auf und verschwand im Lärm der Lilie. Währenddessen hörte die Hebamme Ornlus Herzschlag, da ihr Kopf auf seiner Brust lag.
    „Alless in Ordnung?“, fragte sie den Druiden und spürte, wie ihr Speichel aus dem Mundwinkel lief, ohne, dass sie was dagegen tun konnte.
    „Du auf mir“, sprach er mit schwerer Zunge. „Ein Traum wird wahr.“
    „Iss hau diss, ssobald ess wieder geht.“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ornlu ist offline
    Es drehte sich und wurde bunt. Was auch immer im Rum gewesen war, es war gut. Verdammt gut und wandelte seinen Geist in etwas, was sich nur noch mit allem um einen vereinen wollte. All seine Lust verzehrte ihn gerade und selbst der Geruch von Holz und der Geruch des Wassers machten ihn irgendwie rattig. Als Aniron dann über ihn herfiel - so verstand es sein drehender Geist - war es um ihn Geschehen und allein die Reibung sorgte für ein aufkommendes Hochgefühl ganz im Trockenem seiner Hose.
    Doch noch ehe Aniron durch einen Hose durchschlagenden Strahl erfasst und in die Baumkrone von Tooshoo befördert wurde, geschah etwas anderes. Sein Körper erschlafte mehr und mehr. Er kontrollierte nicht mehr seine Mimik, seine Hände und Füsse. Seine Atmung wurde flach und seine Kehle fühlte sich taub an.
    “Gift?”, schoss es durch seinen Kopf und er vermochte nicht einmal zu blinzeln. Seine Augen gingen umher und Runa blickte ihn von oben an. Besorgt, entsetzt und überrascht.
    Ornlu bewegte die Zunge doch die schaffte es nur etwas aus dem Mund heraus und hing da im Mundwinkel.

    Raben kreisten über ihnen und schrien auf. Der Druide weckte in sich die Magie. Hatte einen realen, warnenden Gedanken und schmeckte magisch die Taubheit in seinem Mundraum ab.
    Seine Magie nahm etwas auf und versiegte dann wieder. Dann im nächsten Moment blickte er Runa an und wusste nicht was richtig war. Er spürte Aniron etwas zappeln und dann drehte er den Kopf zur Seite. Er stieß magisch eine dunklen Schwall Rauch aus. So gering, dass der Rauch eines Sumpfkrautstängels viel größer wäre.
    Doch war er dadurch wieder normal? Mitnichten. Die Taubheit im Körper blieb und versiegte nicht. Seine Lust indes fand einen Tiefpunkt. Er blickte Runa an, die ihn nun von der Seite anblickte. Ein Glück hatte er nicht mehr, diese Lust und Regungen im Körper, die weit mehr primitiver Urtrieb waren, statt des gesunden Hungers des Wolfsdruiden.

    Dann beugte sich Maris runter zu Ornlu. Ornlu bemerkte ihn zeitversetzt. Der Druide versuchte sabbernd zu lächeln und zu sagen, dass das ein guter Streich war.

    “Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah…”, murmelte er und kam nicht bis zum Schluß dieses Satzes an Maris. Wieso auch immer er in seinem Kopf herum geisterte. Die Raben wurden mehr. Das klang nach Corax…

  10. Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Frau General Avatar von Jail
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Jails Hütte

    Jail hielt inne, als Griffins Schritte in die Nacht verschwanden. Sie merkte deutlich, dass ihre Bemerkung über einen Sklavenhändler Wutausbrüche zu Tage förderte, doch sie verstand nicht so recht, warum. Im ersten Moment. Ihr Geist suchte nach einer klaren Sicht und fragte sich, ob ihr kurzer Film eine Projektion ihrer selbst war, ein Missverständnis, oder hatte Griffin tatsächlich in jener düsteren Zeit tatkräftig mitgemacht? Sie schüttelte den Kopf und wandte sich der Orkin zu, die äußerst irritiert mit einer hoch gezogenen Augenbraue einfach so dort stand und das Gesagte des Mannes nicht kommentierte. Weder bestätigend, noch leugnend. Sie sagte nichts. Doch ihre Mimik sprach Bände und ließ Jail schließlich zu der Einsicht kommen, dass nichts von dem, was Griffin wenige Momente zuvor noch behauptete, der Wahrheit entsprach. Vermutlich handelte es sich lediglich um einen nicht erfüllten Tagtraum des Mannes, der auch bei seiner Vergangenheit log. Schließlich war Wut ein Mittel, die Wahrheit zu verbergen. Eine Masche der gekünstelten Entrüstung, die Griffin vielleicht irgendwann einmal meisterte.
    Ein kurzers Glurksen aus der Kehle der Orkin rettete die dunkelhaarige Frau aus ihren wirren Gedanken. Der erste Moment, sich selber ein Bild zu machen und jede Ecke der Hütte doch einmal misstrauisch zu betrachten.

    Jail beobachtete Ska‘ri mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht, eindeutig interessiert daran, herauszufinden, wonach die Gruppe suchte. Jedes Wort, jede Geste lud zum ‚Lesen‘ der Orkin ein, aber Jail fand nichts, als gäbe es etwas an der groß gewachsenen Kreatur, das ein ‚Lesen‘ verhinderte. Da war nichts zu hören, nichts zu sehen und nichts zu spüren.
    Und doch spürte Jail ein schwankendes Gefühl zwischen Schutz durch die Orkin und auf der anderen Seite der starke Wunsch nach Ruhe.

    „Vielleicht solltest Du Dich besser im Wald verstecken. Der kommt wieder“, murmelte Jail. Wenn Griffin wirklich ein Sklaventreiber war, war Ska’ri vermutlich die Sklavin, wobei ein genaueres Hinsehen seitens der Frau keinerlei Fesseln oder Ähnliches erkennen ließ. „Hmm“. Nein, das passte alles nicht.
    „Warte draußen“, sprach Jail nun deutlicher, „Ihr macht mich verrückt!“.

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    Provinzheld Avatar von Valerion
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    Valerion ist offline
    Schmerzen. Kopf, Körper, Arme, Beine. Alles tat weh.
    Es schien ein Glück gewesen zu sein, das er nirgendwo dagegen geschlagen hatte. Das er mit dem Schädel nicht gegen die Tischkante schlug oder mit seinem Mund. Auch hatten seine Knochen wohl nichts abbekommen.

    Gebrochen war anscheinend nichts, außer seinen Stolz. Sein lächerlicher Versuch, irgendjemand zu beeindrucken war fehlgeschlagen. Doch dieser elendige Fatzke, von Weiberheld, hatte ihm ein paar Worte zugesprochen. Er sollte ihn morgen aufsuchen? Stöhnend hatte er sich auf die Beine gezogen, während alle gelacht hatten, war er einfach an seinen Platz verschwunden. Weder Jail noch Faraz waren da, dafür hatte er kurz eine andere bekannte gesehen, der er nur kurz zunickte.
    Was würde Ornlu von ihm wollen? Ihm erzählen, wie dumm seine Tat gewesen war? Nun das hatte er am eigenen leib zu spüren bekommen.
    Valerion saß also ruhig am Tisch, rieb sich seine schmerzerfüllten Körper, um dann aus seinem Krug zu trinken. Vielleicht sollte er einfach in sein Lager gehen, sich ausruhen und erholen. Es war ein langer Tag gewesen, die vielen Gespräche mit Jail und Faraz, sogar das eventuelle aufbrechen zu einer Insel.

    Schließlich erhob er sich und humpelte aus der Taverne heraus, die frische Luft tat ihr übliches und so ging der Bärtige hinter die Taverne um, ordentlich sich auszubrechen. Vor seinen Augen sah er wie die Sterne herumfunkelten, sein Kopf begann vollkommen zu dröhnen. Ja es war eindeutig Zeit, ins Lager zurückzukehren. Es war typisch, wenn er angefangen hatte zu trinken, konnte er nicht aufhören und machte nur irgendwelche Dummheiten, die ihn nicht weiter brachten. Es war wohl eine Lektion, die er nie lernen würde. Vielleicht würde dieser Ornlu, ihm das einhämmern, solange es nicht der Hauptmann war. Ein Glück hatte er diesen nicht in der Taverne erblicken können, sonst hätte es sicher wieder, irgendeinen Verbot gegeben.
    Ob Faraz die Schwarzhaarige noch bekommen hatte?

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    Local Hero Avatar von Arzu
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    Sumpflilie

    Arzu konnte nicht glauben, was dort geschah. Nur wenige Minuten zuvor hatte ihr der Kellner eine Abfuhr erteilt und dann tauchte Aniron wie aus dem Nichts auf und klaute ihr den nächsten Kerl direkt vor der Nase weg. Ausgerechnet als es gerade interessant wurde! Was war denn los?! Die Priesterin der dunklen Mächte konnte nur wehleidig ihrem Tanzpartner hinterher gucken. Woher kam die Wassermagierin überhaupt, fragte sich Arzu, als die erste Welle der Empörung vorbeigezogen war. Stewark lag ein paar Tagesreisen entfernt. Am Ende war es auch gleichgültig. Ernüchtert, aber nicht nüchtern warf die Nekromantin theatralisch die Hände in die Höhe und bahnte sich einen Weg zur Theke. Neben der Wirtin und einigen anderen Leuten stand dort auch eine Frau, die noch ein paar Jahre jünger war als Arzu. Irgendein Gefasel von Nichten und Onkeln hörte sie. In erster Linie war die Varanterin aber an Alkohol interessiert.
    Eine Flasche Wacholder präsentierte sich. Bevor auch die von irgendjemandem gestohlen wurde, schnappte sich Arzu das Gesöff und trank einen tiefen Schluck davon. Dabei ließ sie ihren Blick über die Menge wandern. Ihr war ein wenig die Lust vergangen, weiter zu feiern. Denn zum Feiern gehörte nun mal auch ein enger Kontakt zur männlichen Gesellschaft.
    Während sie über das Geschehene sinnierte, bemerkte Arzu etwas in der Tasche ihrer Robe. Es stellte sich als die Pfeife heraus, die sie am Ende ihrer Reise ins Mondkastell erhalten hatte. Die Varanterin hatte schon ganz vergessen, sie eingepackt zu haben. Bisher hatte sich auch keine Gelegenheit angeboten, das Teil zu benutzen. So wirklich rauchte die Nekromantin auch nicht. Höchstens in Gesellschaft. Genau das, was ihr jetzt fehlte. Und Tabak auch noch.
    Umso erstaunter stellte die Priesterin der dunklen Mächte fest, dass die lange, schlanke Pfeife offenbar bereits gestopft war. Denn als sie spaßeshalber einen Zug davon nahm, schmeckte es nicht nur nach Tabak, sondern es glühte auch im kleinen Pfeifenkopf. Verwirrt, ob sie vielleicht doch schon zu viel getrunken hatte, inspizierte Arzu ihre Pfeife. War sie magisch? Eine sich selbst stopfende Pfeife? Schulterzuckend akzeptierte die Nekromantin diese seltsame Tatsache und nahm einen weiteren Zug. Es war wohlschmeckend und beruhigend, genau was sie in diesem Moment brauchte. Mit gespitzten Lippen blies Arzu den blauen Dunst in den Raum. Vielleicht sollte ich mir einfach den erstbesten Typen schnappen, dachte sie sich dabei. Immer noch besser, als die Nacht allein zu verbringen.

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    Der Herr ist gereist  Avatar von Maris
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    Schwarzwasser - Immer Ärger mit Ornlu

    "Paps, komm schnell!"
    Runas alarmierter Ausdruck und ihre schnelle Rückkehr in den Schankraum der Lilie weckten ein gewisses Unbehagen in ihm. Dabei war seine Idee doch so genial einfach gewesen. Hatte sie das Gesöff etwa jemand anderem gegeben?
    "Ist gut, bin schon da", sagte er und schob sich zur Tür. "Was bei der Mutter ist denn passiert?"
    "Was zum Henker hast du denn da in den Schnaps gemacht? Mama und Onkel Ornlu haben davon getrunken und jetzt liegen sie da draußen beide so breit gelaufen aufeinander wie Sinans Wachsfiguren, als ich mal testen wollte, ob sie feuerfest sind."
    Maris riss die Augen auf. "Bitte, was? Wieso säuft die aus dem Hundenapf? Verdammt, Weib, du machst mich wahnsinnig ..."
    "Paps!"
    "Ja ja, das kriegen wir schon wieder hin."
    Einen gehetzten Augenblick später standen die beiden draußen vor der Lilie, und mit schiefgelegtem Kopf betrachtete Maris das Schauspiel zweier sich stapelnder Körper.
    "Scheint ja mehr zu knallen, als ich dachte", resümierte er grinsend. Dann wandte er sich mit verschränkten Armen und fachkundigem Blick seiner werten Tochter zu. "Und das, mein Schatz, ist der Grund, warum wir die Finger von Alkohol und ganz besonders von Getränken weglassen, deren Herkunft wir nicht kennen, klar?"
    "Paps, könntest du?"
    "Lass mich den Moment noch kurz genießen. Je langsamer ich deine Mutter wieder auf die Beine bringe, desto länger hab ich noch zu leben."
    Als er einer Gruppe Raben in der Nähe gewahr wurde, murrte Maris verstimmt: "Ich werd ihm schon nix tun, ihr Spielverderber. Geht Heim zu eurem Papi." Sollten sie doch herumkrähen. Ein wenig Spaß musste sein.

    Es war in gewisser Weise unterhaltsam, die beiden da so herumlungern so sehen. Ornlu brabbelte irgendetwas, ohne dass seine Lippen oder seine Zunge sich großartig bewegten, und Aniron - da war sich Maris ziemlich sicher - zischte gerade irgendwelche Todesflüche, die es aber genauso wenig aus ihrem Mund herausschafften. Dennoch wollte er seine Frau da natürlich nicht in so entwürdigender Pose herumliegen lassen. Schließlich war er ein guter Mann. Und das bedeutete, dass man sich nur kurz über ihre missliche Lage lustig machte, bevor man half.
    "Na gut, dann wollen wir-"
    Er brach ab, als die Tür aufknallte und ein rotzevoller Valerion aus der Taverne herausgetorkelt kam. Ohne auch nur einen Herzschlag lang die Situation zu würdigen oder den beiden Hilfsbedürftigen einen Blick zu schenken, schwankte er an ihnen vorbei. Runa und Maris sahen dem Kerl beide stillschweigend nach, als er sich in Anirons unfreiwilligem Sichtfeld vornüber beugte und das Abendbrot an die Sumpfhaie spendete. Dann erhob sich Valerion wieder, hob den Kopf zu den Sternen und wankte schließlich wortlos davon.

    Maris schüttelte ungläubig den Kopf, wandte sich aber schließlich wieder der Rettung seiner Liebsten zu.
    "Der war nicht für dich gedacht, mein Schatz", murmelte er ihr in's Ohr, als er Aniron vorsichtig an den Schultern packte und in seine Arme zog. "Warum du aus Ornlus Becherchen getrunken hast, musst du mir später mal erklären. Für's Erste aber ..."
    Er öffnete den Mund seiner Frau und drückte ihr trotz des wortlosen Murrens einen Kuss auf die Lippen, wobei er mit seiner Zunge über die ihre strich.
    "Ih, Papa! Was soll'n das jetzt?", quiekte Runa voller Entsetzen. Maris seufzte und setzte ab.
    "Stell doch nicht immer alles in Frage, Maus! Ich muss schauen, wie viel Mama von dem Zeug intus hat, damit ich ihr nicht zu viel in den Hals speichle."
    "Es wird nicht besser!"
    "Von dem Gegenmittel, du Dumpfbacke. Jetzt lass mich mal, sonst eumelt sie sich noch die ganze Robe mit ihrer Sabber voll."
    Und erneut setzte er da an, wo er aufgehört hatte. Es war nicht viel, kaum genug, um die Taubheit auszulösen. Glücklicherweise für sie hatte Maris sich schon seit Längerem daran probiert, Tamna Majkas Gift umzukehren und ein Mittel zu erzeugen, das es zersetzte. Immerhin war dieses Ding damals aus Stewark geflohen, und wer wusste schon, wann sie wieder auf der Bildfläche aufkreuzen und die Leute mit ihrem Gift in Angst und Schrecken versetzen würde? Maris zog den Zungenkuss nicht unnötig in die Länge, immerhin war Anirons Zunge gerade nicht mehr als ein toter Lappen, und ließ sie vorsichtig an der Wand der Lilie herab, wo er sie so drapierte, dass sie sitzen blieb. "Wird gleich besser, versprochen."

    Gleich würde es ein mächtiges Donnerwetter hageln, und dann war sein schönes Leben als freier und stolzer Kater vorbei. Aber vielleicht konnte er sich bis dahin noch einen kleinen Spaß erlauben.
    "Mach dir keine Hoffnungen, Wölfchen. So küss ich nur meine Frau. Du wirst leider so bleiben müssen."
    Maris beugte sich herab und warf sich Ornlus Arm über die Schulter. In dem Moment flog die Tür der Sumpflilie erneut auf und Bierbauchfranzel kam mit dem verkniffenen Schritt eines Mannes mit voller Blase herausgestürzt.
    "Lächeln und winken", murmelte Maris grinsend und ergriff Ornlus freien Arm, um ihn zum Winken zu bewegen.
    "Mei, dass ihr Zwa so dick mitanander sad, hätt I goa net gedacht", raunte der feiste Franz, ohne auf seiner heiligen Queste zur Buschwässerung inne zu halten.
    "Man lernt nie aus, was? Feuer frei, Franzl, und schönen Abend noch!"
    Und als Franz um die Ecke verschwand, gab Maris dem Wolf einen freundschaftlichen Klaps auf die maximal relaxierte Wange.
    "Der Abend ist noch jung. Was könnten wir denn noch mit dir anstellen?"
    Vermutlich nicht viel, wenn das Gefühl in Anirons Glieder zurückkehrte. Aber vielleicht hatte sie ja auch eine kreative Idee, was man mit Ornlu anstellen konnte.

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    Waldläufer Avatar von Kisha
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    Einsame Sümpfe vor Schwarzwasser

    "Huu ni ujinga mbaya!", knallte Kishas Stimme wie eine zornerfüllte Peitsche durch die Einsamkeit des Sumpfes. "Wie soll man mit diesem matope machafu irgendwas formen können?"
    Mit einem kraftvollen Tritt atomisierte sie ihren letzten Versuch, Buds Konterfei mit Hilfe ihrer Magie in den Matsch zu bannen, und ließ sich mit einem frustrierten Brüllen auf dem Holzsteg wieder. Es war einfach nicht zum Aushalten! Kisha hatte es zwar geschafft, so wie Aniron auch Wasser nach ihrem Willen zu bewegen, aber es fühlte sich falsch an, fremd, und erst recht schaffte sie es nicht wirklich, die Flüssigkeit in eine Form ihrer Wahl zu pressen. Also hatte sie sich weiter an die Erde gehalten, doch obwohl sie instinktiv spürte, dass sie damit deutlich besser zurechtkam, wollte es einfach nicht so gelingen, wie sie sich das vorstellte! Die drei Dutzend halb zerlaufener Erdskulpturen von Bud, eine deformierter als die andere, waren die stummen Zeugen ihres ewigwährenden Krampfes, das Flüstern der Vizuka so einzusetzen, dass ihr wenigstens ein Element gehorchte. Es konnte doch nicht so schwer sein!

    Kisha schnaubte durch geblähte Nasenflügel, riss ein Grasbüschel samt Wurzeln und Erdklumpen daran aus dem feuchten Boden und klatschte ihn ins trübe Tümpelwasser. Mit der Hand, wohlgemerkt. Sie war es langsam leid, sich vergeblich mit ihren Fähigkeiten abzumühen. Sie war so wütend, dass sie sich nicht einmal von den Erschütterungen des Holzsteges ablenken ließ, als sich unmenschlich schwere Schritte vorsichtig näherten.
    "Kisha?"
    Sie wandte den Kopf, als sie den sonoren Klang einer bekannten Stimme vernahm. Und wider besserer Vernunft hellte sich ihre Miene auf, als sie die Fettschwarten von Glok dem Barden mit ausgebreiteten Armen auf sich zu walzen sah.
    "KISHAAA!!!"
    Wie eine Puppe wurde sie gepackt und empor gehoben. Glok drückte sie einen Moment lang so fest, dass es ihr alle Luft aus den Lungen drückte, aber dann besann er sich eines Besseren und ließ locker.
    "Glok so glücklich, dich zu sehen! Du wieder hier!"
    Kisha schüttelte sich, während sie die Umarmung so gut wie möglich erwiderte. Glok stank nach Schweiß, altem Fett und verrottetem Fleisch. Aber etwas in ihr war wahrhaft froh, den Oger wiederzusehen, der einst so verliebt in sie gewesen war, dass er für sie zum Barden wurde.

    "Glok, mein mkubwa, mjinga mpendwa! Ist dein Rücken noch afya? Wie geht es dir und Plok?"
    "Ach, Plok immer so wütend. Glok läuft weg mit Gobbos, um zu feiern. Plok feiert nicht gern."
    "Da verpasst sie aber eine Menge Spaß, eh?"
    Glok setzte Kisha langsam wieder auf dem Steg ab, aber nach der einengenden Erfahrung schwankte sie trotzdem bedenklich, bevor sie sich schüttelte und wieder fing.
    "Dafür bunga bunga mit ihr viel Spaß", sagte er dann und lachte dröhnend, dass sein Bauch wackelte. "Macht Rücken schlecht, macht Gloks Hüfte schlecht. Aber macht Glok und Plok glücklich."
    "Aaah, ihr habt ngono ngumu! Glückwunsch!", rief sie mit einem breiten Grinsen.
    "Aber Plok und Glok gerade Pause." Seine Miene trübte sich. "Glok will mit Gobbos Musik machen. Plok findet blöd."
    "Ist doch nicht schlimm, eh? Wenn sie nicht versteht, dass du für die Kunst lebt, macht ihr eben euer eigenes Ding. Und wenn du dann wiederkommst, oooh ... dann habt ihr ngono ngumu zaidi!"
    Glok beugte sich verschwörerisch zu ihr herab und flüsterte: "Glok weiß, dass Plok folgt. Plok tötet alle, die wollen Gloks Körper."
    "Ich ... werd's mir merken, eh?"

    "Warum du hier draußen im Sumpf?", rief er dann wieder lächelnd und richtete sich zu voller Größe auf. "Wollen besuchen Gobbos und Glok?"
    "Ich übe eigentlich", sagte sie, "um das Flüstern der Vizuka zu benutzen. Wollte Figuren formen mit dem Flüstern, eh? Aber hier gibt es nur Erde und Wasser, jamani! Ich kann so nicht arbeiten! Ich brauche Steine!"
    Glok grunzte fragend. "Stein? Ich bring dir Stein. Ich bring alles, was Kisha braucht!"
    "Würdest du das machen? Danke!" Kisha verpasste Glok einen freundschaftlichen Faustschlag gegen die Flanke. "Und ich komme gerne zu dir und den Gobbos feiern!"
    Glok strahlte wie ein kleines Kind, dem ein großer Wunsch erfüllt wurde. "Kisha feiert mit uns! Muss ich Gobbos erzählen! Und ich hol dir Stein! Kisha hier wartet. Gobbos kommen zum Feiern. Und Stein kommt für ... äh ... Stein kommt auch!"
    Und noch ehe sie ein weiteres Wort verlieren konnte, stürmte der Oger davon.

    Kisha lächelte. Sie hatte ihn vermisst.

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Vareesas Bognerei~

    Vareesa nickte auf die Erwähnung ihres Namens hin, hob dann jedoch die Brauen, als das ‚wie heute‘ nebenbei fiel. Ob sie auf die Neu-Eröffnung der Sumpflilie anspielte? Bestimmt. Nur irgendwie kaum zu glauben, dass eine Schenke an so einem abgelegenen Ort der Welt so viele fremde Gesichter anzog. Vielleicht war ja doch etwas an den Gerüchten um Hexen und ihre Methoden dran, ahnungslose Opfer anzulocken und mit Medizin und Tränken zu gefügigen, brav zahlenden Kunden für Speis und Trank zu machen? Ein leises, nur für sie hörbares Zischen ließ diesen Gedanken jedoch so schnell in Rauch verpuffen, wie der kleine, bis eben noch Spinnen jagende Geist in die üblichen, glimmenden Funken zerfiel. Entweder die Beute war erlegt oder die magische Stabilität, mal wieder, zu früh zerbrochen. Wie auch immer, am Ende war es die Übung, die zählte. Und das unten Halten des Giftes im eigenen Körper. „Ja, ich war damals beim Ausschank beschäftigt. Da wollen alle immer irgendetwas zu essen, trinken oder über ihren eingegangenen, zahmen Leguan jammern.“, bestätigte sie schulterzuckend und rieb sich unsicher die Handgelenke ob der späten Kundschaft.

    Dann, als die Dame des Ostens weiter den kurzen Abriss über ihren Werdegang preisgegeben hatte, rollte sie nur abermals mit den Augen. „Das sind mir die besten. Mysteriöse Typen, die immer so tun, als wären sie ganz toll, aber wenn man dann fragt, was ihr Geheimnis ist, geben sie einem nur eine nur noch mysteriösere Antwort, die genauso viel Sinn ergibt, als würde man eine Banane an die Wand nageln und sagen, es wäre Kunst. Statt einfach mal mit der Sprache rauszurücken. Hier laufen so einige davon rum… Aaaaber, nichtsdestotrotz! Du möchtest einen Bogen, also bist du hier genau richtig. Momentan kann ich dir folgendes anbieten…“

    Während sie, fast schon einer Prinzessin in einer schnulzigen Theateraufführung von Bogenhalterung zu Bogenhalterung wirbelte und darüber sinnierte, welche Vorteile, Bestandteile und besonderen Merkmale jedes einzelne Werkstück mit sich brachte, ging völlig verloren, dass hier eine blutige Anfängerin vor ihr stand. Und das stoppte Vareesa dann auch irgendwann in ihren Schritten und Ausführungen darüber, dass manche Sippen aus Stilgründen helles Holz bevorzugten, während die Pragmatiker unter den Waldläufern es eher mit gedeckten Farben hielten. Dass Bogen nicht gleich Bogen war und ...

    Die Kapuzenträgerin blinzelte kurz. „Uhm… zu viel?“ Wäre es nicht so mäßig beleuchtet gewesen im Raum, hätte sie schwören können, dass da Rauch von Corsikas Kopf aufstieg. „Entschuldige … Macht der Begeisterung! Also, ein Anfängerbogen soll es sein. Puh, das ist schwierig zu beurteilen. Ich vermute mal, Herr Mysteriös hat dich ins eiskalte Wasser geworfen? Kannst du mir denn beschreiben, was für einen Bogen er trug? Also, die Form? Dann könnten wir ja etwas ähnliches finden. Also vorausgesetzt die Herausforderung bestand darin, ihm beim Schießen Konkurrenz zu machen. Du, äh, hast doch schon Mal einen Bogen in der Hand gehalten … oder?“

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    Kämpfer Avatar von Thara
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    Auf dem Weg zu Jails Hütte

    “Beliar …”, hauchte Thara und blieb wie angewurzelt stehen, als sich ihnen plötzlich die riesenhafte Kreatur in den Weg stellte. Sie sah aus wie ein uralter, knorriger, mit Moos und Flechten überwucherter Baum, wie es sie im Sumpf überall gab, aber - Bäume sollten sich nicht bewegen! Der Wurzelballen bildete kurze, krumme Beine, auf denen die Baumkreatur durch das seichte Wasser watete. Eine Anordnung von Astlöchern, die zu passend war, um Zufall zu sein, bildete das Gesicht des Wesens, und tief in seinen ‘Augenhöhlen’ brannte orangenes Feuer. Das Baum-Ding stieß ein dumpfes, dröhnendes Brummen aus, dessen Tonlage so tief war, dass Thara es mehr in ihrer Magengegend spürte, als dass sie es hörte.
    Faraz griff nach Tharas Hand und drückte fast schmerzhaft zu. Sie selbst war zu gebannt vom Anblick der Baumkreatur, so dass sie nur einen halbherzigen Versuch machte, sich aus dem Griff zu lösen. Das Baumwesen seinerseits blieb reglos stehen, doch seine Augen schienen unverrückbar auf Thara gerichtet zu sein.
    “W-w-was ist das?”, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
    “Ent!”, brachte Faraz hervor. Thara spürte seine Angst, und sie begann auf sie selbst abzufärben. Vorsichtig machte sie einen Schritt rückwärts und zog Faraz dabei mit sich. Es gibt sicher auch einen anderen Weg, der nicht von lebenden Bäumen blockiert wird…
    Das Baumwesen - der Ent, wie Faraz es genannt hatte - machte einen Schritt vorwärts. Thara wich weiter zurück.
    Der Ent folgte ihnen…
    Thara tauschte einen kurzen Blick mit Faraz, in dessen großen, runden Augen die nackte Angst geschrieben stand. Sie nickte knapp. Beide machten kehrt und rannten.
    Sowie sie jedoch die ersten Schritte gemacht hatten, brach hinter ihnen die Hölle los. Es hörte sich an, als wenn ein ganzer Wald von einer Lawine entwurzelt würde. Krachendes Holz, das Platschen von Wasser, Laub und Geäst, die durch die Luft peitschten. Thara warf einen Blick über die Schulter, und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren - der Ent war in vollem Sprint hinter ihnen. Seine krummen Wurzelbeine trugen ihn mit weiten Sätzen über den schmalen Holzpfad, der unter dem Gewicht der Kreatur ächtze und splitterte. Mit jedem Schritt wurden Erde und Brackwasser in die Luft geschleudert, mächtige Äste schwangen Armen gleich von Seite zu Seite. Und der Ent war schnell…
    Voller entsetzen verdoppelte Thara ihre Anstrengungen und zog Faraz hinter sich her, aber sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass sie erfolglos bleiben würden. Das stampfende Geräusch der Schritte des Ents kam immer näher, während ihr selbst ebenso wie ihrem Begleiter rasch die Kräfte ausgingen, vor allem, weil ihr Fluchtweg sie bergauf führte. Tharas Lungen brannten bereits wie Feuer und sie hatte das Gefühl, kaum noch genug Luft zu bekommen, ihre Beine fühlten sich schwer wie Blei an.
    Es dauerte nicht lange, bis das Unvermeidliche geschah. Thara hörte, wie hinter ihr etwas durch die Luft pfiff. Im nächsten Augenblick wurden sie und Faraz von einem brutalen Hieb in den Rücken getroffen, der sie wie Spielzeug durch die Luft schleuderte. Thara prallte schmerzhaft auf den Holzpfad, der Aufschlag presste ihr sämtliche Luft aus der Lunge und ließ sie kurzzeitig Sternchen sehen.
    Trotz ihrer Benommenheit spürte sie, wie sich etwas um ihren Körper legte - knorrige Äste, die sie umschlangen wie eine Würgepflanze. Sie wurde hochgehoben und fand sich Auge in Auge mit dem Ent wieder. Neben sich sah sie Faraz, den dasselbe Schicksal ereilt hatte.
    Der Ent stieß wieder sein langgezogenes, tiefes Brummen aus, während er seine Gefangenen begutachtete. Abwechselnd hob er Thara und Faraz ein wenig höher, fixierte sie mit seinen glühenden Augen, als würde er sie einer Überprüfung unterziehen.
    “W-w-w-was will es von uns?” Die aufsteigende Panik war Thara deutlich anzuhören. Sie wand sich im Griff der Asthände, obwohl ihr rasch klar war, dass sie keine Chance hatte, sich zu befreien.
    “Ich weiß es nicht!”, wimmerte Faraz, “Ich dachte, Ents wären nur Legenden!”
    Was bist du? Ein laufender Baum? Bäume sollten nicht herumlaufen! Genauso wenig wie … Steine … ein Golem? Holzgolem? Der Einfall ließ Thara ein wenig Hoffnung schöpfen. Wenn dieser ‘Ent’ eigentlich ein Holzgolem war, dann konnte es ihr vielleicht gelingen, ihn ebenso zu kontrollieren, wie den Steingolem im Ödland vor dem Kastell. Es würde nicht einfach werden, aber sie musste ihn ja nur lange genug unter Kontrolle halten, dass Faraz und sie fliehen konnten.
    Thara versuchte, sich zu beruhigen, so gut es ihr möglich war, und ihre Kräfte zu sammeln. Ihrer Erschöpfung und der prekären Situation zum Trotz fand sie, dass die Umgebung reich an Magie war, auf die sie zurückgreifen konnte. Es fühlte sich anders an als im Kastell, wo jeder einzelne Ziegelstein mit reiner schwarzmagischer Energie gesättigt zu sein schien. Hier war die Magie weniger rein, weniger … monochrom. Sie präsentierte sich wie ein Gemisch aus Farben und Aromen unterschiedlichster Art, bunt und schillernd wie die Natur selbst, doch unter der Oberfläche, wenn sie nur tief genug bohrte, fand Thara die Magie, die das Ende aller Dinge hervorbrachte - Tod und Verfall setzten ihre eigenen Kräfte frei, und im Schlamm des Sumpfes gab es davon reichlich.
    Thara bündelte diese Kräfte, gab ihnen Form und Zweck. Die Schatten schienen auf einmal tiefer zu werden, die Welt an Farbe zu verlieren, und Tharas hielt mit ihrem Blick dem des Ents stand. Ihre magischen Fühler legten sich um das knorrige Baumwesen, drangen in seinen Verstand vor, oder was es eben war, das eine magische Kreatur wie diese antrieb…
    Zu spät erkannte Thara ihren Fehler. Das Brummen des Ents steigerte sich zu einem lauten, dröhnenden Brüllen, und er schleuderte Faraz achtlos zur Seite. Thara riss entsetzt die Augen auf. Das ist keine Kreatur Beliars - kein Golem! Als sie versuchte, sich der Kontrolle über den Ent zu bemächtigen, stieß sie auf eine gänzlich anders geartete Magie, als sie erwartet hatte. Nicht die schwarze Magie Beliars war es, die das Baumwesen animierte, sondern eine völlig andere, Thara unbekannte Kraft, die sie in keiner Weise zu beeinflussen vermochte. Es war, als würde sie versuchen, sich an einer spiegelglatten Eisfläche festhalten zu wollen - sie glitt einfach daran ab.
    Der Ent hatte Tharas Magie offenbar gespürt. Ihre tastenden magischen Fühler wurden plötzlich beiseite gewischt wie lästige Fliegen, und sie fühlte ihrerseits, wie eine unbekannte Magie sie umgab - suchend, probend, prüfend. Der Ent starrte sie an mit seinen glühenden Augen, ein Blick, der sich in ihre Seele zu bohren schien.
    Er hat erkannt, dass ich Schwarzmagierin bin … Vielleicht hat er es von Anfang an vermutet - vielleicht hat er uns deswegen erst den Weg versperrt? Die Erkenntnis traf Thara wie ein Schlag. Was wird er mir jetzt antun?
    Wieder überkam sie eine Welle der Panik, vor allem, weil sie spürte, dass der Griff des Ents um ihren Körper sich verstärkte. Die Äste, in denen sie gefangen war, zogen sich zusammen und drückten ihr schmerzhaft den Brustkorb zusammen. Thara keuchte gequält, ihre weit aufgerissenen Augen schienen beinahe aus ihren Höhlen zu quellen. Zugleich tat sie das Einzige, was sie konnte, um sich zu verteidigen - sie konzentrierte sich auf die Magie und ließ ihrem Instinkt dabei freien Laufen. Die Magie, mit der sie versucht hatte, die Kontrolle über den Ent zu erlangen, änderte ihre Struktur und aus dem vorsichtig probenden Rinnsal wurde ein unkontrollierter, reißender Strom. Vor ihrem geistigen Auge sah Thara die bunte, kräftige, vitale Lebens-Magie, der der Ent sein Dasein verdankte, und formte ihre eigene Kraft zu deren genauem Gegenteil.
    Die Schatten um Thara schienen tiefer zu werden, als würde sich ein tintenartiger Schleier über die Welt legen. Sie packte den Ast-Arm des Ents und durch ihre Hände floss ungebändigte schwarze Todesmagie. Hunderte von Jahren konnte die Lebensspanne eines Ents erreichen, aber irgendwann gelangte auch sie an ihr Ende. Und Thara ließ diese Jahre nun dahinschmelzen wie Eis in der Sonne. Die Äste, die das Mädchen umklammert hielten, verdorrten innerhalb weniger Sekunden. Eben noch in vollem Saft stehend, wurden sie morsch und brüchig, bis sie nicht einmal mehr in der Lage waren, das bescheidene Gewicht der Schwarzmagierin zu tragen. Mit einem lauten, trockenen Knacken brach der ganze Arm des Ents an der ‘Schulter’ ab. Die Baumkreatur brüllte - aus Wut, Schmerz, Frust oder einer Mischung aus allem.
    Thara rappelte sich auf und warf hektisch ein paar Äste von sich, die noch in ihrem Kleid und ihren Haaren hingen. Der Ent, verwundet, aber längst nicht besiegt, griff mit der anderen Hand nach ihr, aber Thara konnte ihm gerade so ausweichen. Sie schleuderte eine Schattenflamme auf die Kreatur und traf sie mitten ins Gesicht, aber das schwarzmagische Geschoss schälte nur ein wenig Rinde von der Oberfläche. Zumindest aber genügte es, dass der Ent sich abwandte und schützend den Arm vor sein Gesicht hob, was Thara die Zeit verschaffte, Faraz am Ärmel zu packen und hinter sich her zu ziehen, als sie losrannte. Sie entschied sich für den Weg in den Sumpf, in Richtung ihres eigentlichen Ziels, einfach aus dem Grund, weil der Weg in diese Richtung abschüssig war.
    Im ersten Moment glaubte Thara, der Ent würde sie vielleicht in Ruhe lassen, aber nach wenigen Augenblick begann das Geräusch seiner schweren Schritte hinter ihnen den Sumpf zu erschüttern. Thara riskierte einen Blick über die Schulter. Der Baumriese holte wiederum zu weiten Schritten aus, Planken splitterten unter seinem Gewicht. Aber er war nicht so schnell wie beim letzten Mal. Sein rechtes Bein - das auf der Seite, auf der ihm auch der Arm fehlte - schien schwächer zu sein und er zog es mehr hinter sich her, so dass er hinkend beim Gehen von rechts nach links schaukelte. Nicht, dass er deswegen langsam gewesen wäre, aber - vielleicht hatten sie eine Chance!
    “Schneller!”, keuchte Thara und zerrte weiter an Faraz Ärmel. Der Ent blieb ein Stück weit hinter ihnen zurück, aber er ließ nicht locker.
    Endlich tauchten die ersten Ausläufer der verfallenen Hütten vor ihnen auf. Irgendwo hier musste Ska’ri ihr Lager aufgeschlagen haben, und irgendwo hier konnten sie vielleicht hoffen, sich in einer der Ruinen vor ihrem Verfolger zu verstecken …

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    Waldläufer Avatar von Ska'ri
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Eines musste Ska’ri Griffin lassen: Es gelang nicht vielen, sie sprachlos zu machen. Mit seinen Ausführungen darüber, wo sein haariger Hintern überall gewesen war, und vor allem, aus welchem Grunde, hatte er jedoch genau das geschafft. Zumindest für einen Moment, denn ihre anfängliche Verblüffung wich rasch Belustigung. Sie überlegte einen Moment, ob sie Jail versichern sollte, dass Griffin nur Unsinn redete, entschied sich aber dagegen. Die ganze Situation war viel zu amüsant, um sie mit der schnöden, langweiligen Wahrheit zu verderben.
    “Na, das will ich doch hoffen, dass er wiederkommt! Ich bin schließlich noch lange nicht fertig mit ihm!”, erklärte sie Jail und setzte dabei ihre beste Unschuldsmiene auf. “Willst du uns wirklich rausschmeißen? Ich bin mir sicher, Griffin hat das nicht so gemeint. Wenn du ihn fragst, lässt er dich bestimmt mitmachen … Okay, okay, ich geh ja schon! Lass mich nur kurz meine Sachen packen, ja?”
    Notgedrungen machte sich Ska’ri daran, ihr Gepäck wieder in ihrem Bündel zu verstauen. Zu blöd, dass die Hausherrin wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden war, denn Ska’ri bezweifelte, dass sie in dieser Ruinensiedlung eine bessere Hütte finden würde - so heruntergekommen das Gebäude auch sein mochte, zumindest war das Dach dicht. Aber Jail war anzusehen, dass sie keinen Wert auf Gäste legte. Und Ska’ri wollte lieber nicht riskieren, sich mit ihr anzulegen - einerseits gehörte sie sicher zum Waldvolk, und auch wenn sie bisher keinerlei Anstalten gemacht hatte, ihre verrückten Trophäenjägerkumpels zu rufen, damit sie dem großen bösen Ork das Fell über die Ohren zogen, hieß das nicht, dass sie ihre Meinung nicht noch ändern konnte. Und zweitens, was Ska’ri noch mehr beunruhigte: Obwohl sie eine kleine, zierliche Person war, zeigte sich Jail nicht im Geringsten eingeschüchtert von dem großen haarigen Kerl und dem Ork, die sich in ihrer Hütte breitgemacht hatten. Woher kam dieses Selbstbewusstsein? Wenn da mehr unter der Oberfläche lauerte, dann wollte Ska’ri lieber nicht auf die harte Tour herausfinden, über welche Fähigkeiten die junge Frau verfügte. Am Ende war sie auch irgend so eine verrückte Priesterin. Mit ihren langen, schwarzen Haaren, den dunklen Augenringen und der etwas zerzausten Aufmachung hatte sie sogar eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit mit Thara …
    “Aber sag mal, wieso hältst du Griffin eigentlich für einen Sklavenhändler?”, fragte sie beiläufig, während sie ihr Schlaffell zusammenrollte. “Ich glaube, du musst ihn verwechseln! Jedenfalls, mh, kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen … So, ich habe alles. Ich werd’ dann mal das Dickerchen suchen gehen. Und eine andere Hütte. Auf gute Nachbarschaft!”
    Ihr Gepäck auf den Schultern, trat Ska’ri nach draußen. Jail schlug ohne ein Wort des Abschieds hinter ihr die Tür zu. Beim Schöpfer, die ist wirklich mit dem falschen Fuß aufgestanden! Ich glaub, die hat ‘nen Kerl nötiger als ich … Zu dumm, dass sie Griffin gerade verscheucht hat. Wo steckt der überhaupt, die dicke Mimose?
    Ohne Eile schlenderte Ska'ri über den Platz zwischen den Hütten. “Griffin? Alter Sklaventreiber, wo hast du dich versteckt? Wenn du rauskommst, darfst du mir sogar Handschellen anlegen!”
    Statt einer Antwort von Griffin, vernahm sie jedoch schnell lauter werdende, stampfende Geräusche. Es klang wie Schritte - Schritte von etwas sehr großem, schweren, das sich den Weg durch den Sumpf bahnte. Und rasch näher kam. Was zur Hölle…? Ska’ri ließ ihr Gepäck zu Boden gleiten und legte die Hand auf den Griff ihres Schwertes, während sie angespannt in die Richtung blickte, aus der das Geräusch kam. Vor dem Hintergrund des dunklen Waldes konnte sie nicht viel Erkennen, aber die Riesenschritte wurden immer lauter und Ska’ri wich langsam zurück.
    Auf einmal kamen zwei Gestalten den verrotteten Weg entlang gerannt. Auf der scharfen Kurve, die sie um eine der verfallenen Hütten herum auf den alten Dorfplatz führte, strauchelte eine von ihnen, wurde von der anderen jedoch mit panischer Hast wieder auf die Füße gezogen.
    “Thara?” Ska’ri erkannte die junge Schwarzmagierin erst auf zweiten Blick. Ihr irgendwann einmal weißes Kleid klebte ihr verschlammt und zerrissen am Körper, Laub und Äste hatten sich in ihren Haaren verfangen und ihre Augen waren weit aufgerissen vor Angst. Sie zerrte ein anderes Mädchen hinter sich her, das Ska’ri nicht kannte. Hatte sie sich vielleicht einen Trost gesucht, um über Arzu hinwegzukommen? Einerlei, was auch immer das verrückte Mädchen angestellt hatte, irgendetwas war gewaltig schief gelaufen. “Was ist los? Was ist das für ein Lärm?” Sie lief den beiden entgegen.
    “Ent!”, keuchte Thara und sah sich gehetzt um.
    Ska’ri konnte sehen, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte vor Erschöpfung. Sie musste einen Sprint hingelegt haben, der ihr alles abverlangt hatte. Ska’ri packte sie und ihre unbekannte Begleiterin am Arm und zog die beiden mit sich. “Ent? Was soll das sein?”
    Eine Antwort erübrigte sich, als die Baumkreatur mit einem lauten Brüllen einfach mitten durch die Überreste einer Hütte krachte.

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    Frau General Avatar von Jail
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    Jails Hütte

    Der Morgen war noch nicht angebrochen, als Jail sich endlich allein in ihrer Hütte wiederfand. Zeit dem Geist als auch dem Körper die so ersehnte Ruhe zu gönnen, doch ein Dröhnen des Waldes hallte durch das Holz wie eine unausgesprochene Drohung. Ein gewaltiges Grollen, laut genug, dass die Wände zu vibrieren schienen und das Herz in Jails Brust schneller schlagen ließ. In diesem Moment spürte sie die eigene Angst, als auch eine Traurigkeit und Wut zugleich. Das Echo eines Verlustes, das sich durch ihre Knochen zog und sich bis in tief ins Mark brannte.
    Bis zu diesem Zeitpunkt sich nicht im Klaren seiend, was draußen passierte, entschied die dunkelhaarige Frau sich für die Flucht aus ihren eigenen vier Wänden.

    Die Luft roch nach Moos und Tau, der Boden schwankte unter ihren Schuhen, doch ihr Blick war fest auf die Richtung gerichtet, aus der sich das Grollen näherte.
    Und da war er, der Ent, groß wie ein Hügel, Äste wie gealterte Knochen, und das Brüllen brach erneut aus ihm hervor. Seine Augen, falls man sie so nennen konnte, schienen mehr anzuklagen, als zu drohen, als würde ein tiefes Leid durch diese geformten Äste sprechen.
    Eine Melodie von Schmerz, die dieser Ent durch die Natur schrie.

    In der Luft lag ein Hauch von Rauch, der nicht nach Feuer roch, sondern nach einer dunklen, kalten Kraft. Jail ahnte, wie diese Macht arbeitete und spürte für einen Augenblick die Anwesenheit einer Kraft, die unliebsame Erinnerungen weckte. Zu kurz und davon fließend, als das Jail dieses Gespür hätte festhalten können.

    Und da fiel Jails Blick auf die menschlichen Kreaturen, die sich in unmittelbarer Nähe zu ihr befanden. In einer Person, die alle anderen Menschen überragte, erkannte sie schließlich Ska’ri.

    „Was habt Ihr getan!?“, war alles, was Jail schreiend zustande brachte. Ihr Ruf galt dem Jüngling, der sich in Gesellschaft einer unbekannten Frau befand. Irgend Etwas musste geschehen sein, mit dem sie die Ruhe und den Frieden der Natur gestört hatten, denn noch nie war eine Sage in solch einer Art und Weise zur Wirklichkeit geworden, wie es hier geschehen war. Niemand von ihnen besaß die Macht, ein möglicherweise verloren gegangenes Gleichgewicht wieder herzustellen.

    Da verstummte das Brüllen des Ents und wandelte sich in ein tiefes Knurren, während aus dem, was man eine Schulter nennen konnte, schließlich eine knorrige Wurzel erwuchs. Mit einem ächzenden Ton des Holzes bildeten sich knöchernde Glieder und verzweigten sich zu einer Pranke mit Fingern, die bewegt wurden, als prüfe er das Ende dieses Wuchses, doch der Ent setzte seine Magie fort und ließ das Bein erstarken. Hoch und hinab wuchsen kräftige Ranken an dem knochigen und brüchigen Stumpf entlang, bis eine Wurzel sich tief in den Untergrund grub, als suchte sie dort nach der geerdeten Kraft.
    Erst dann wurde das Knurren leiser und wich einem brummenden tiefen Ton, der durch die Luft hallte.

    Mit Entsetzen musste Jail ansehen, wie die Kreatur ihre neu geschaffene Pranke hinab sinken ließ und sich ihrer Hütte bedrohlich näherte. Und mit dem Brummen knarrte alles, was in dieser Welt aus Holz bestand, einschließlich ihrer Bleibe, die unter dem Druck der Pranke schließlich nachgab.

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    King Kong Avatar von Griffin
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    Griffin ist offline
    Griffin, der traurigerweise nicht genug Zeit gehabt hatte vernünftig zu schmollen, überraschte sich tatsächlich selbst dabei, wie er so etwas wie Mitleid mit der unverschämten, namenlosen Schlafhasserin mit den gruseligen Augenringen empfand, als das Dach ihrer schäbigen Hütte unter der Wucht einer holzigen Pranke nachgab und morsche Holzplanken dorthin fielen, wo sie alle sich eben noch befunden hatten.
    Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken.
    Hatte diese merkwürdige Hexe ihn vielleicht absichtlich aus der Hütte vertrieben? Sie war ganz offensichtlich vollkommen verrückt, die Vermutung lag also nahe, dass sie zu den wahnsinnigen Druiden gehörte. Eine Vertraute der verrückten Gilana vielleicht? Oder eine der vielen Formen, in der die Botin in Erscheinung zu treten pflegte?

    Er schob den Gedanken beiseite. Nicht bereit, der Fremden all zu leicht zu verzeihen, hielt er an dem letzten bisschen Restwut in seinem Bauch fest und setzte sich in Bewegung.
    »Ornlu?«, schrie er dem Baum entgegen.
    »Corax? Maris? Irgendwer?«
    Keine Reaktion.
    Das war also zumindest kein Scherz oder eine merkwürdige Art und Weise, Eindruck vor Fremden zu schinden. Das hier war nicht direkt das Werk eines Druiden.
    Er schnalzte enttäuscht mit der Zunge und tauchte unter den knorrigen Beinen des lebenden Baums hindurch.
    Das verkomplizierte die Sache ungemein.

    »Whooooaaaaaahhh - hier drüben, Dickerchen!«
    Er wedelte wild mit seinen Armen, um die Aufmerksamkeit des Baums auf sich zu ziehen.
    Erfolgreich.
    Das orange Flackern etwa dort, wo man ein Gesicht vermuten würde, flammte wütend auf während das Baumdings bedrohlich knurrend eine hölzerne Pranke hob. Der übergewichtige Sumpfbewohner hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen und machte sich bereit, auszuweichen.
    Dann schien es beinahe so, als würde der Baum... zögern. Die Holzfaust schwebte weiterhin in der Luft.
    Der Südländer legte den Kopf schief.
    Das war interessant.
    Irgendetwas, so schien es beinahe, in dem Baum reagierte auf Griffin.

    »Was ist los, mein Großer?« Seiner Stimme fehlte der herausfordernde Ton. Stattdessen bemühte er sich, sanft und ruhig zu sprechen.
    »Was ist los, warum bist du so brummig?«
    Vorsichtig näherte er sich dem Baum.
    Und legte ihm vorsichtig eine Hand auf das, was er für ein Bein hielt.
    Seine Frage verhallte.
    Dann ließ sich der Bäumling rücklinks auf den Holzhintern fallen, verschränkte die Arme und zwei Wurzeln schoben sich tiefer über das orange Flackern seiner Augen.
    Es folgte eine Abfolge von etwas, das als extrem merkwürdige Knack- und Brummgeräusche beschrieben werden konnte, die stellenweise unterbrochen wurden von etwas das klang, als würden zwei gigantische Baumstämme gegeneinanderstoßen.

    Er drehte sich zu den anderen, die Hand noch immer auf dem Holz des Baums.
    Ein breites Grinsen fest auf seinem rundlichen Gesicht.
    »Spricht jemand bäumisch?«
    Er ließ sich erschöpft neben den Baum fallen.
    »Wer von euch hat meinen neuen besten Freund hier geärgert?«

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    Frau General Avatar von Jail
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    Für Jail wechselte das innere Bild des Ent und das innere Bild von Thara chaotisch hin und her, ohne dass Jail darauf Einfluss nehmen konnte.

    Sie spürte die Nähe von schwarzer Magie. Eine feine, kalte Spannung, die durch den Raum zog, als ob unsichtbare Schnüre die Luft finster schwängerten.
    Gleichzeitig war da ein tiefer Abwehrreflex gegen die dunkle Magie. In ihrem Innersten verstärkte sich der Gedanke, die Natur zu schützen, mit einer Entschlossenheit, nicht erneut zulassen zu wollen, dass das Gleichgewicht kippte. Doch es waren keine Gedanken entsprungen aus ihrem bereitwilligen Geist, sondern Auferlegte durch die geistigen wortlosen Wellen des Ents. Unerbittlich, dass Jail ihre Hände fest auf ihre Ohren presste.

    „Oh ist die Katze weich. So weiches Fell“, presste die Dunkelhaarige hervor, die versucht war mit eigenen Gedanken allen anderen Ballast los zu werden.
    „Meine Hütte! Verdammt“, blöckte sie hinterher und drehte sich einmal dabei wütend im Kreis. Dann schritt sie schwer atmend ein paar Schritte hervor.
    „Bäumisch. Bäumisch. Grr. Frag die!“, ereiferte sich die Dunkelhaarige, die mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Thara zeigte und mit in die Seiten gestämmten Händen einmal im Kreis lief.

    Jail sah das Leichentuch über dem Haupt der schwarzhaarigen verbrauchten Frau, deren Augen silbern durch den Vorhang ihrer Haare blitzten. Sie selbst war einst ein hässliches Wrack, ein Überrest, der in der Dunkelheit zu erstarren drohte. Sie erinnerte sich an eine Zeit, in der sie voller Zweifel und Wut zu einer Mumie mutierte. Und nun war es, als sah sie in einen Spiegel.

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