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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline

    Setarrif #13

    Tinquilius eigenartiges Verhalten beunruhigte Myxir zusehends. Seine Wutanfälle, oft nur für den genauen Beobachter sichtbar, schienen zuzunehmen und sich auch weit öffentlicher zu zeigen. Ob es an dem vielen Stress als Oberster Magier lag oder einen anderen Grund hatte, konnte der alte Magier nicht sagen. Er wusste nur eines: Nach der Verhandlung musste er mit ihm sprechen, dringend.
    Aber nun war es noch nicht soweit und er verließ, zusammen mit dem Richter und allen weiteren Ratsmitgliedern, das Haus der Magier. Kurz darauf setzte er sich ein wenig von ihnen ab. Nefarius und Calamus waren in ein tiefes Gespräch verwickelt und Cronos und der Richter tauschten sich über die verschiedenen Verfahrensweisen aus. Er hingegen brauchte einen Moment der Ruhe, um sich auf den bevorstehenden zauber vorzubereiten. Das Siegel der Neutralisation. Ein mächtiger Zauber, der bereits eingesetzt worden war, um Oktavian in die Knie zu zwingen. Denn der ehemalige Oberste Magier, mochte man noch so wenig von ihm halten, war ein meisterlicher Magier, der scheinbar ein gutes Verständnis der Kampfmagie besaß.
    Er bog gerade das letzte Mal ab und konnte bereits den Platz am Ende der Straße erblicken, als er in dem Menschengewirr eine Magierin erkannte.
    „Werte Melaine, ich grüße euch“, sprach der alte Magier mit einem Lächeln auf den Lippen. „Es freut mich, euch wiederzusehen. Es ist lange her, dass ich euch erblickt habe. Sagt, ist alles gut verlaufen für euch? Ich hörte etwas über das Weißaugengebirge?
    Wir können auf dem Weg zum Platz reden, wenn ihr mögt. Noch habe ich Zeit bevor ich das Siegel beschwören muss.“

    Tinquilius

  2. Beiträge anzeigen #2
    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline

    Auf dem Palastplatz

    So war Kirijulon von dem Richter schließlich vor Kurzem zum Hauptkläger gegen Oktavian berufen worden. Hatte es ihn gewundert? Wohl kaum. War er nun unvorbereitet? Ganz und gar nicht. Würde diese Entscheidung Tinquilius provozieren und wütend stimmen? Ganz sicher. Könnte er diese Chance nutzen, um sich selbst weiter von Oktavian zu distanzieren und die eigene Position zu profilieren? Auf jeden Fall. Selbstsicher grinsend, ordnete der Heiler die vorbereiteten Unterlagen in seinem Zimmer und steckte sie in eine Tasche. Durch Urias und in den Gemächern von Putras und Grudon war der Demagoge an noch mehr belastendes Beweismaterial gekommen, das weit mehr und auch die durchaus schlimmeren Dinge offenbarte, welche dem aktuell amtierenden Obersten Wassermagier in den offiziellen Quellen natürlich nicht zur Verfügung standen.
    Warum der Richter ihn genau ausgewählt hatte, wusste der Demagoge nicht, da er so viele Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um seine Ernennung zu provozieren. Der Druck des Proletariats, die Intrigen des ihm vertrauten Adels und vielleicht auch noch die ein oder andere nicht ganz so saubere Methode waren unternommen worden. Das Dogma des Tinquilius', dass der Ankläger kein Al Shedimmer oder Hofmagier wäre, hatte die gesamte Sache noch einfacher gemacht. Ja, manchmal musste der Hohe Wassermagier schon über seinen Kontrahenten schmunzeln, der sich gerne mal selbst Steine in den Weg legte.

    Mit den Unterlagen in seinem Besitz machte sich der Heiler schließlich auf den Weg zum Palastplatz, wo der Prozess stattfinden würde und der Demagoge würde es selbstverständlich nutzen, um sich gekonnt in Szene zu setzen, wie er es immer tat, denn das einfache Volk war von einer Show immer sehr leicht beeindruckt.
    Viele Menschen drängten sich auf dem großen Platz und die Klingen des Königs sorgten dafür, dass nicht einfach Bürger über einen bestimmten Bereich hinaus kamen, um so Zwischenfälle im laufenden Prozess zu vermeiden. Auf einer erhöhten Position mit Blick auf die Bevölkerung, die sich in einem Halbkreis angeordnet hatte, wie das in antiken Theatern üblich war, saß der hocherwürdige Richter, der links und rechts von einem Schreiber flankiert wurde. Ein Stück daneben saß auf einem Thron und von Leibwachen beschützt König Ethorn, der sich diese Verhandlung wohl auch nicht entgehen lassen wollte, da es sich ja um seinen ehemaligen Obersten Wassermagier handelte. Ein Stück weit von dem Richter entfernt in Richtung des versammelten Volkes befanden sich zwei Bereiche, in denen sich jeweils ein Tisch und ein Stuhl befand. Auf der einen Seite, waren noch weitere Stühle aufgestellt, auf denen sich bereits einige Mitglieder des Kreises des Wassers niedergelassen hatten.

    So würde sich die Anklage und der Angeklagte gegenüber sitzen. Ein kleines Stück neben dem Richter war auf einer hölzernen Erhöhung noch ein weiterer Stuhl platziert, der wohl als Zeugenstand dienen sollte. Der Richter und seine beiden Schreiber hatten bereits ihre Positionen eingenommen, als sich ein Stück über der Erde zwischen in dem Bereich direkt vor dem Richter ein blaues Licht materialisierte.
    Abrupt verstummte das Gemurmel und alle Anwesenden fixierten ihre Blicke auf diesen einen Punkt, der die Gestalt einer Person annahm. Viele fürchteten wohl, dass dieser Wassermagier auf den Tempelvorplatz aufschlagen würde, doch aus dem Boden erhob sich eine steinerne Erhöhung, die mit dem Heiler langsam zu Boden sank. Unter lautem Gejubel gab Kirijulon noch einige Unterlagen beim Richter ab, ehe er sich mit lauter Stimme an das Volk wendete. "Heute, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger", dann machte er eine kurze Kunstpause und sprach mit wärmerer Stimme weiter, " meine Brüder und Schwester, ist der Tag gekommen, an dem endlich Recht gesprochen wird, über das Leid, was wir in der Vergangenheit erdulden mussten. Und ich bin hier, um für euch zu sprechen, dass keine Klage ungehört bleibt und Gerechtigkeit einkehrt.", woraufhin er schweigend, mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen und unter dem Beifall der Meute auf seinem Stuhl Platz nahm.

    Hyperius

  3. Beiträge anzeigen #3
    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Die Menschen drängten sich in Scharen auf den schmalen Platz zwischen den Quartieren der Hofmagier und jenen der Schwerter. Die Stimmung unter ihnen schien unruhig wie die eines Kaninchens, welches noch auf der Hatz glaubt die Chance zu haben, dem Fuchs zu entfliehen. Ein wenig Freude schwang also auch mit, doch ob sie nur deswegen vorhanden war, weil es heute etwas gab, was die Menschen aus ihrem tristen Alltag reißen würde, oder ob sie sich der Anklage gegen Oktavian anschlossen, oder ob sie gar glaubten, der ehemalige oberste Wassermagier hätte eine Chance, das Blatt noch einmal zu wenden, wusste sie nicht zu sagen. Sie hatte sich nie damit beschäftigt.

    Eine Stimme rief die junge Frau aus ihren Gedanken zurück in den Lärm der sie umgebenden Menschen und es dauerte nicht lange, da erkannte die Rothaarige einen Mann, der zielstrebig auf sie zuschritt, ein Lächeln tragend, als wäre die Freude, die seine Worte daraufhin beschworen, ehrlich. Sie erwiderte das Lächeln aus vollem Herzen. „Myxir, schön euch wiederzusehen.“, begrüßte Melaine den Wassermagier. Dass sie überhaupt noch erkannt werden würde, geschweige denn, dass jemand gar mit ihr sprach, erschien ihr überraschend, wo sie so lange eigene Wege gegangen war.

    „Ja.“, erwiderte die Zauberin und gesellte sich an die Seite des Magiers. Gemeinsam schritten sie auf den Platz zu, durchquerten das Tor der Palastmauern und bahnten sich ihren Weg durch immer mehr werdenden Menschen, „Es scheint so. Ich weiß nicht, wie viel ihr darüber wisst, was auf dem Weißaugengebirge geschehen ist und heute ist nicht der Tag, um darüber zu philosophieren, wie mir scheint, aber im Augenblick kann ich sagen, dass alles gut gegangen ist, was das Ziel der Expedition betraf. Leider sind wir von einem Drachen angegriffen worden und vier der königlichen Leibgarde starben.“

    Die Menschen machten dem Wassermagier Platz, nicht ihr. In ihrer weißen Kleidung erschien sie nicht als Magierin, außer man wusste, auf was man an ihr zu achten hatte, um der Erkenntnis Genüge zu tun.
    „Was für ein Siegel habt ihr zu beschwören, Myxier?“, fragte Melaine neugierig. In letzter Zeit hatte sie sich mit allerlei Ritualkreisen beschäftigt. Das Blutband forderte viel in dieser Hinsicht, auch jene, welche die Magie wieder neutralisierten.
    Doch kaum, dass sie die Mitte des Platzes erreicht hatten, erhob sich eine Stimme unter dem Beifall des Volkes. „Wer ist das?“, setzte die Zauberin nach und deutete auf den Mann, hinter dessen Lächeln sie das gleiche Gift zu sehen glaubte, welches schon Oktavian und Antonius in sich getragen hatten. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline
    Sie erreichten den Platz des Palast, der nicht in seiner typischen Ruhe lag, sondern nur so vor Menschen strotzte. Einfache Bürger, Soldaten Ethorns, Magier. Adlige und pompöse Händler. Alle fanden sich auf dem Platz ein, um der Gerichtsverhandlung beizuwohnen. Munteres Gemurmel überdeckte diesen Teil der Stadt und Myxir fragte sich, was sich wohl aus dieser Menge ergeben konnte.
    „Ein Drache? Tatsächlich? Ich dachte, die letzten von ihnen seien im Minetal… Aber ihr habt Recht. Wenn wir eine ruhigere Stunde finden würden, wäre eine Unterhaltung darüber angebrachter und es würde mich freuen, von euern Erfahrungen zu hören“, sprach Myxir lächelnd und begab sich hinüber zu dem Ort, an dem sich bereits die restlichen Ratsmitglieder befanden.
    Und dann tauchte Kirijulon auf. Nicht einfach so, sondern mit Hilfe des Teleports und unter großem Applaus. Seine Worte strotzten nur so vor Demagogie und sein Lächeln war das eines falschen Freundes. Auch er, genau wie Tinquilius, konnte die Ernennung dieses Mannes zum Ankläger nicht verstehen.
    „Dies ist Kirijulon, ehemaliger Getreuer Oktavians. Ich weiß nicht, ob du Tinquilius Wahl zum Obersten Magier beigewohnt hast, doch dieser Magier war derjenige, der sich klar gegen uns Al Shedimer gestellt hat. Und seitdem… nun ja, ich möchte keine schmutzige Wäsche waschen. Sagen wir einfach, er ist mit Tinquilius‘ und unserer Rolle nicht einverstanden.
    Doch heute wird er die Anklage übernehmen.“
    Er schaute durch die Menge, erblickte dann den freien Platz, wo sich Oktavian niederlassen würde.
    „Ein Siegel der Neutralisation. Es soll Oktavian davon abhalten, Magie anzuwenden. Dafür muss ich eines unter seinem Stuhl platzieren. Ich hoffe, dass dies reichen wird. Auch wenn ich mich bereits damit beschäftigt habe, ist es immer noch Neuland.“

    Tinquilius

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    Ehrengarde Avatar von Hyperius
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    Seine blaue Leinenrobe glatt streichend, machte sich Hyperius fertig, um seine Schritte in Richtung des Tempelvorplatzes zu lenken. Ursprünglich hatte er ja nicht geplant gehabt, der Verhandlung beizuwohnen, weil er nicht sonderlich viel von solchen Verurteilungen hielt, obschon er einsah, dass der ehemalige Oberste Wassermagier irgendwann von einem Gericht verurteilt werden musste. Jedoch hatte der Varanter einen Zettel gefunden, dem man ihm unter der Tür durchgeschoben hatte, auf dem sich die Unterschrift eines gewissen Kirijulons befand, der ihn gerne als Zeuge vor Gericht anhören wollte. Ganz sicher war sich der junge Kartograph nicht darüber, ob er nun auftauchen musste, oder das irgendwelche rechtlichen Konsequenzen hatte. Der Baumeister hatte sich in der Vergangenheit nie sonderlich viel um Politik oder die Gesetze gekümmert, nun aber doch beschlossen, wenn man ihn denn unbedingt sehen wollte, auch den Weg zur Verhandlung einzuschlagen, obwohl es ihm nicht sonderlich behagte. Im Haus der Magier befanden sich nicht mehr viele Leute, da die meisten anderen im Gegensatz zu ihm wohl gerne der Verhandlung beiwohnten und auch auf der Straße drängten sich bereits die Leute, je näher man dem Geschehen kam.

    Doch gegen seine Erwartung ließ man ihn durch, erkannte man ihn an der blauen Robe, obgleich diese nur ein zeitweiser Ersatz war, als Wassermagier und ging zur Seite. Einige wenige baten sogar um ein paar Segensworte und so hielt der Diener Adanos' für einen Moment inne, um die Worte zu sprechen und sich entsprechend Zeit für die Leute zu nehmen.
    Gelegentlich fiel auch sein Name, als sich jemand an sein Gesicht von der spektakulären Hinrichtung erinnerte und dann schien es für einen Moment doch plötzlich schwerer zu werden, durch die Masse zu kommen, da man sich um ihn herumdrängte, um seinen Robensaum zu berühren. Ein wenig erinnerte dies Hyperius an den Aberglauben mit dem Saum des Umhangs eines Königs, denn auch bei der Berührung seiner Kleidung würde kein Wunder geschehen, auch wenn das manch einer glaubte und für den Moment ließ er es sie glauben, während er das letzte Stück des Weges überbrückte und hier und da auch bekannte Gesichter, wie zum Beispiel Melaine oder Uhirun grüßte, ehe er auf einem Stuhl neben den anderen Mitgliedern des Kreises des Wassers Platz nahm.

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline
    Drei wuchtige Schläge gegen die Zellentür ließen das Holz krachen, bis die dröhnende Stimme nach ihm rief: "Oktavian. Euer Prozess beginnt in Kürze. Stellt Euch an die Wand euerer Zelle, die Hände von euch gestreckt, dass ich sie sehen kann."

    Oktavian tat, wie ihm geheißen und stellte sich an die Wand, die Arme weit ausgebreitet. Ein Lächeln auf den Lippen, das eher Ausdruck seiner Verachtung gegenüber dem willensschwachen Wärter war, als Freude darüber abgeführt zu werden.

    "Ich werde Euch nun Fesseln anlegen und Euch eurer Eskorte übergeben. Die bringt Euch auf den Palastplatz.", erklärte er zwar mit fester, aber nicht wirklich überzeugender Stimme, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte. Er zitterte, als er die Ketten hervorholte und zitternd um die Hände wickelte, die Oktavian von sich streckte. Der Schlüssel fiel ihm herunter, als er das Schloß schließlich einrasten ließ. Hastig las er ihn vom Boden auf und verstaute ihn wieder in seiner Tasche, dann führte er ihn über die Schwelle der Zelle. Ein unangenehmes Gefühl ließ von Oktavian ab. Seine Kräfte waren wieder da. Nicht, dass er vor hatte davon Gebrauch zu machen, aber es gab ihm zusätzliches Vertrauen in das, was folgen würde.

    Im kleinen Vorraum des Kerkers schließlich angekommen, erwarteten ihn auch schon drei Wassermagier. Zwei Festländer, Tinquilius, wie es wohl nicht anders zu erwarten war, und Merdarion, sowie Sylvie. Bei ihrem Anblick klirrten die Ketten um seine Handgelenke kurz, als er die Rechte kurz zur Faust ballte. Das Aas war der Auslöser gewesen.

    "Es erfüllt mein Herz mit großer Freude ein solch ehrenhaftes Geleit zu erfahren.", sprach Oktavian mit fester Stimme, "Wohlan mei-"

    "Schweigt", entfuhr es Sylvie lauter, als vielleicht gewollt, "und hütet eure Zunge bis ihr gefragt werdet."

    "Gehen wir.", versuchte es Merdarion schließlich diplomatisch und das taten sie auch.

    Das Licht blendete Oktavian, als er in die Sonne trat. Es war ein schöner Tag... und er würde noch besser werden. Langsam, nicht zu schnell, setzte er einen Fuß vor den anderen. Es war seine Parade. Sein Triumphmarsch zum Palastplatz.

    Ptah

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    Burgherrin Avatar von Melaine
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    Melaine ist offline
    Der Blick der Magiern verschwamm zur Nachdenklichkeit, als sie die kleine Tischreihe erreichten, wo andere Wassermagier bereits einen Platz gefunden hatten und die Worte Myxirs in ihren Ohren verklungen waren. Die Wassermagier als solches, die heute hier waren, waren allesamt als jene zu erkennen, trugen ihre Roben zur Schau wie eitle Gockel, als würden jene sie vor dem Zorn des Volkes beschützen, den sie selbstredend nicht erwarteten, nachdem nun der Jubel ob Kirijulons Worten ausgebrochen war. Ob es nicht gerechter wäre, den Zorn zu erleiden für die Falschheit jener hinter Fassaden verschanzter Menschen? Natürlich waren sie nicht allesamt gleich. Manch einer mochte den Begriff der Ehrlichkeit noch ehren, doch wie viel wusste sie schon über jene, die sie noch nie gesehen hatte? Wie viele der Anwesenden waren noch Getreue Oktavians?

    „Nein, ich habe diese Ernennung nur vom Hörensagen erfahren. Es freut mich, dass es Tinquillius geworden ist. Ich habe ihn als weisen und ehrlichen Magier erfahren, der mit gerechter, aber wenig restriktiver Hand die Geschicke unseres Ordens in Al Shedim seit vielen Jahren leitete. Es gibt niemand besseren als obersten Wassermagier, wenn er noch derselbe ist. Es ist lange her, dass ich ihn zuletzt getroffen habe.
    Das letzte Mal war ich bei dem Treffen im Konventsaal dabei. Ein dunkler Tag im Rückblick, doch es scheint sich viel geändert zu haben, wenn auch fraglich erscheint, ob dies so bleibt, wenn es stimmt, was ihr über Kirijulon sagt. Zweifel habe ich daran allerdings kaum.“, gestand Melaine und verharrte neben Myxir, als dieser anhielt.

    „Das Siegel der Neutralisation. Ich habe davon gelesen und es bereits genutzt, oben auf dem Gebirge. Die dort gebannte Magie hatte aber eine andere Struktur als die allgemein den Menschen innewohnende. Eine Veränderung der Zeichen dürfte dem allerdings mit Leichtigkeit Abhilfe schaffen können. Wenn ihr also erlaubt, würde ich euch gerne dabei helfen.“, bot die Zauberin mit einem sanften Lächeln an und schaute sich auf dem kleinen Platz um. Noch war weder von Tinquillius noch von dem Angeklagten eine Spur zu sehen. Ein wenig Zeit hatten sie also noch.

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline
    Sie sprach ihm aus der Seele. Die Versammlung war wahrhaftig ein dunkler Moment in ihrer Geschichte. Ein eindeutiger Beweis dafür, wozu Oktavian und seine Getreuen fähig waren – und wie sehr sie den Kreis des Wassers im Griff hatten.
    „Ich stimme euch vollkommen zu. Es ist mehr als fraglich, inwieweit dies zu einem guten Ende führen kann und ob sich alles zum Besseren wendet. Denn bislang scheint der Kreis sich noch nicht gefangen zu haben, das muss ich offen sagen. Zu viele hängen noch Oktavians Lehren an oder wollen eine andere Führung. Und dass wir als Al Shedimer, die vorpreschen und versuchen, alles zu erneuern, nicht gerade wirklich weiterhelfen, ist auch mehr als klar.“
    Er hielt für einen Moment inne. Allmählich platzte der Platz aus allen Nähten und die Klingen des Königs hatten mehr als genug damit zu tun, Ordnung aufrecht zu erhalten. In der Ferne jedoch konnte er bereits Tinquilius erblicken.
    „Ah, wenn ihr dies tatsächlich wollt, so könnt ihr mir gerne helfen. Wenn ich mich nicht irre, ist Oktavian bereits auf dem Weg hierher und wir müssen das Siegel fertigstellen bevor er hier ankommt.“
    Die in weiß gekleidete Magierin nickte ihm zu und so schritten sie zum Stuhl hinüber, auf dem sich Oktavian setzen würde. Gemeinsam wirkten sie an dem Siegel, dass nicht nur den Stuhl sondern auch den Tisch umgab. Ob es aber wirken würde, müsste sich erst noch zeigen.

    Tinquilius

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Der gestrige Tag war einer der wirklich bedeutenden und wichtigen in seinem Leben gewesen. Einer der Tage, die ihm Wege zeigten, die ihm seine Zukunft verdeutlichten. Und diese Zukunft bestand aus dem Kreis des Wassers, das war sicher. Freudig und stolz hatten sich Tinquilius und er getrennt, doch noch bevor der junge Mann wirklich realisiert hatte, was eben geschehen war und noch bevor ein Schritt in Richtung der Schlafkammern gesetzt wurde, hatte ihn einer der Zuschauer angesprochen. Es war ein für ihn unbekannter und doch schien dieser genau zu wissen, mit wem er redete. Kurz gratulierte ihn dieser zum Erfolg und der Aufnahme in den Kreis der Magi, während er dann jedoch gleich auf die Gerichtsverhandlung zu sprechen kam, nach der sich Jaryvil beim Obersten erkundet hatte. Es hieß, ein gewisser Kirijulon hatte ihn gebeten, doch über den Vorfall auszusagen, der sich in den Kerkern ereignet hatte. Natürlich sollten auch die Folgen erläutert werden, vorallem die, die ihn selbst betrafen: Die eisige Starre.
    Etwas verunsichert über das Wissen des Fremden überlegte er eine Weile, stimmte dann jedoch zu. Keinesfalls sollte dieser Verräter ungestraft davonkommen. Dabei ging es ihm weniger um seine eigenen Verletzungen als um das Wohle der Gemeinschaft. Und so hatte er sich am heutigen Tage aufgemacht, der Verhandlung beizuwohnen.

    "Sie alle wollen sehen was passiert, wie das Urteil lauten wird." flüsternd lies Jary seinen Blick über die Masse an Menschen schweifen, die sich mehr oder weniger lautstark über die kommende Verhandlung unterhielten. Gerade noch sah er, wie sich die Menschen wieder verbanden, nachdem jemand mitten durch sie geschritten war. Da muss ich wohl jetzt auch durch? fragte er sich im Stillen und ging zielstrebig auf die Masse zu. Ihre Reaktion war jedoch nicht wie erwartet. Statt wie bei den Magiern vor ihm machten sie ihm nicht wirklich platz, trug er doch nur die Robe eines Novizen. Dabei bin ich doch nun schon ein Wassermagier dachte Jaryvil leicht enttäuscht, entschuldigte das Verhalten jedoch mit der fehlenden Robe. Also tat der Bakaresher alles, um sich durch die Menschen zu kämpfen. Dankend blickte er denen entgegen, die ihm trotzdem Platz machten oder aber auch andere etwas zur Seite drückten um ihn passieren zu lassen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit des Drückens, schiebens und innigen kuschelns hatte er es endlich geschafft, das Ende war in Sicht und mit einem erleichterten Seufzen schob er den letzten Mann beiseite und war endgültig frei. Natürlich hätte er alles viel einfacher haben können, hätte seine Fähigkeiten einsetzen können, doch er hieß nicht Kirijulon. Geltungsbedürftigkeit war nie eine seiner Charaktereigenschaften. Doch darum ging es nicht, vielmehr war es nun endlich Zeit, Platz zu nehmen und auf den Beginn der Verhandlung zu warten. Mit einem Nicken begrüßte er den Teil des Kreises, der bereits hier war und setzte sich dann zu ihnen.

  10. Beiträge anzeigen #10
    Waldläuferin Avatar von Nivis
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    Nivis ist offline
    Eigentlich ein ganz normaler Tag, hätte man meinen können, wenn einen nicht schon die gestrige Ankündigung auf ein besonderes Ereignis hingewiesen hätte. Und diese wollte sich Nivis auch auf keinen Fall entgehen lassen. 'Wird dieser Mistkerl also endlich vor Gericht geschleift. Hach es war wohl doch ganz gut nach Setarrif zurückzukehren.'
    Oktavians Gerichtsprozess stand bevor. Frühzeitig hatten heute schon die Vorbereitungen stattgefunden und mittlerweile schien sich die ganze Stadt eingefunden zu haben, um dem Spektakel beizuwohnen. Ein bekanntes Gesicht hatte die junge Frau bisher noch nicht erblicken können, aber das war eigentlich auch nebensächlich. Ihr vollstes Vergnügen würde sich ganz auf den Prozess richten, weswegen sie sich auch bei Zeiten einen Platz mit ordentlicher Sicht verschafft hatte.
    'Ganz schön viel los hier wenn man sich so umsieht. Ob die alle nur aus Neugier hier sind oder ob sie Okatavian wirklich fallen sehen wollen? Sogar Ethorn ist hier. Na dass kann ja was werden.' Mit zunehmender Spannung betrachte die Normarerin, die weiteren Vorbereitungen. Nach und nach schienen alle wichtigen Personen einzutreffen. Schließlich konnte sie dann sogar Hyperius erkennen, wie er bei den anderen Wassermagiern seinen Platz einnahm. 'Klar, er wird mit Sicherheit als Zeuge aussagen müssen. Ich kann mich auch noch sehr gut an die Gerichtsverhandlung von damals erinnern, welch Ironie, das heute die Plätze getauscht werden.' Ganz allmählich kroch jedoch ein seltsamer Gedanke in den sowieso beschäftigten Verstand der Frau. Was wenn man sie auch als Zeugin hören wollte? 'Ach was, dann hätte man mir gewiss vorher bescheid gesagt. Wehe die verderben mir meinen Spaß und ziehen mich da wieder mit rein.'

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    Ritter Avatar von Kilijan
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    Kilijan ist offline
    Die Masse schien Kilijan wie ein Ungeheuer, rastlos und wild, laut, wenn man sie nicht unter Kontrolle hielt, und gefährlich wankelmütig in seiner Laune. Dem Schmied behagte das kein bisschen, er mochte enge Räume, Ruhe, ausgewählte Gesellschaft, Kontrolle, Präzision. Menschenmengen waren das genaue Gegenteil, und die Frivolität und Ergötzung der Massen an Prozessen und Hinrichtungen waren ihm am Allerzuwidersten. Doch heute musste Kilijan die Zähne zusammen beißen. Es war der Prozess von Oktavian, dem alten Obersten Magier, den sie erst vor kurzer Zeit abgesetzt hatten - und der nicht zuletzt ein Hauptgrund dafür war, dass die Magier aus Al Shedim nach Setarrif gekommen waren.
    Es war etwas, das für jeden Magier von genuinem Interesse war, für jeden Bürger, für jeden Adeligen, sogar König Ethorn höchstselbst gab sich die Ehre. Die Position des Obersten Magiers konnte mit Fug und Recht als die zweitwichtigste im Argaanischen Staat bezeichnet werden und ob diese von einer Schlange besetzt war, die nach Macht hungerte oder von jemandem, dem das Wohl des Ordens und der Menschen am Herzen lag, war eine wichtige Frage. Nicht dass Kilijan die Antwort nicht kannte, aber eben da kam wieder die Masse ins Spiel, neben dem höflichen Recht natürlich. Die wenigsten hatten Einblick genug gehabt, um sich eine eigene Meinung zu bilden, die meisten Meinungen wurden von Hörensagen gespeist. Gefährlich, genau wie ein nicht rechtskräftig verurteilter Verbrecher.

    So saß Kilijan in den Rängen der Magier, die in den ersten Reihen rechts ihre Plätze hatten, ganz am Rand rechts außen in der zweiten Reihe. Ein Räuspern ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Das bübische Grinsen Kaspans strahlte Kilijan entgegen, der alte Mann ließ sich mit einer ihm kaum zuzutrauenden Agilität auf einen Platz neben Kilijan nieder, von dem der hätte schwören können, dass er vor einer Sekunde dort noch nicht gewesen war. "Guten Morgen, Bruder Kilijan. Ein wunderbarer Tag, oder?"
    Der Adept trommelte etwas ungeduldig auf seinen Schenkeln. "Meister Kaspan, guten Morgen. Wunderbar?" Kilijan deutete auf Kirijulon, der selbstgefällig auf dem Stuhl des Hauptanklägers Platz genommen hatte. "Das Wunderbare suche ich noch vergeblich." Kaspan ließ ein freundliches Lachen hören. "Man soll die Klinge nicht vor dem Urteil schärfen. -", obgleich Kilijan ihn nicht ansah, konnte er das schelmische Grinsen Kaspans spüren und drehte sich zu jenem, "- Ich habe das Gefühl, dass wir heute Interessantes zu erwarten haben. Und ich glaube auch, dass es eine Demonstration dessen wird, was Machthunger und Arroganz in der Lage sind zu tun. Machen wir uns auf Überraschungen gefasst - und auf ein gutes Ende." Ein Zwinkern des Alten, dann erhob sich plötzlich lautes Raunen in der Menge. Ein kurzer Blick zeigte, dass es wohl jetzt so weit war: Die Masse teilte sich und gab einen Korridor für Oktavian frei, der von einer Eskorte von sechs Hofmagiern, dem Obersten Tinquilius und zwei der Ratsmitglieder zur Anklagebank geleitet wurden. Oktavian hatte ein bösartiges Grinsen auf seinen Lippen, er hielt seinen Kopf in der Höhe, seine Augen waren kalt und als er sich setzte, schien es, als ob er auf einem Thron platz genommen hatte. Nein, er hatte sich nicht geändert, keine Einsicht hatte seinen in Stein gemeißelten Charakter heimgesucht.
    "Ludi incipiant..." murmelte Kaspan, dann hallten die lauten Schläge des richterlichen Hammers über den Platz und brachten Stille über die Stadt mit den goldenen Dächern.

  12. Beiträge anzeigen #12
    Waldläufer Avatar von Bewohner Argaans
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    Bewohner Argaans ist offline

    Der Richter

    Die Sonne strahlte auf Setarrif hinunter und der Richter stieg langsam zu seinem Sitz empor. Von seiner Position aus konnte er über alle Anwesenden schauen: Sowohl über den König, der auf einem mächtigen, thronartigen Stuhl saß, als auch über alle Magier und Bürger, die sich hier versammelt hatten. Selbst die Adligen, so viel konnte er sehen, waren eingetroffen.
    Er fuhr sich langsam durch den langen, schwarzen Bart, der bereits durch einige graue Haare besonders elegant wirkte, und schaute in Richtung Straße. Stimmen wurden lauter, als Oktavian zusammen mit dem neuen Obersten Magier Tinquilius und weiteren Magiern auf den Hof geführt wurde. Er kannte den alten Obersten aus früheren Begegnungen und er schien seine Erhabenheit keineswegs eingebüßt zu haben – auch wenn der Lumpen, der ihn bedeckte und die Kette an seinen Armen anderes verrieten.
    Oktavian schritt zu seinem Stuhl, auf den er niedergelasen wurde. Man nahm ihn seine Kette ab, was den Richter mehr als erstaunte. Magier und ihre Sitten. Manchmal möchte man meinen, sie besitzen nicht den Funken eines Verstands.
    Dann erhob sich der Richter und klopfte kräftig auf den Tisch vor ihm. Sofort verstummte die Menge.
    „Werter König Ethorn“, sprach er und verbeugte sich, „werte Magier, werte Soldaten Argaans und Adlige – und natürlich werte Bürger und Bürgerinnen“, begann er seine Worte, „wir sind hier versammelt, um über Recht und Unrecht zu urteilen. Und es geht hier nicht um irgendwen, sondern um Oktavian, den ehemaligen Obersten Magier und nun Angeklagten. Die Anklage wird Kirijulon übernehmen“, auch wenn das bereits jeder mitgekriegt haben sollte nach seinem Auftritt, „Doch so sehr diese Verhandlung einem Spektakel ähneln mag, so ist sie doch keines. Dies ist eine ordentliche Verhandlung, ein ordentliches Gericht und ich dulde keine Zwischenrufe und keine Störungen. Es geht darum, Recht zu sprechen – und nicht um eine Belustigung darzustellen.“
    Er setzte sich wieder hin. Und seufzte.
    „Meister Kirijulon, ihr dürft.“

    Tinquilius

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline
    Die Reihen der Magier füllten sich langsam und ein Blick nach hinten verriet dem Demagogen bereits, dass seine Zeugen bereits eingetroffen waren. Und als Tinquilius, Merdarion und Silvie auftauchten, wusste er, dass es bald los gehen würde. Heute war der Tag, an dem Oktavian das erhalten würde, was er verdient hatte, nicht unbedingt für die Dinge, die er getan hatte, sondern vielmehr dafür, dass er ihn nie wirklich beachtet hatte und andere Leute in seinen Rat geholt hatte.
    Der ehemalige Oberste Wassermagier würde es noch bereuen, dass er Kirijulon nie die Chance gegeben hatte, sich zu profilieren. Auf der anderen Seite hingegen, war genau das der Grund dafür, warum man ihn nicht belangte und er keinen Prozess zu erwarten hatte. Irgendwie war das ganze schon ziemlich ironisch, wenn man es sich genau überlegte. Doch der Heiler war bereit, diese Verhandlung zu führen und am Ende hoffentlich Oktavian vor den Augen der Menschen dafür abzustrafen, was er getan hatte, und in den Augen des Hohen Wassermagiers dafür, was er versäumt hatte in der Vergangenheit zu tun.

    "Hochverehrter König Ethorn, Hohes Gericht, meine Schwestern und Brüder, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dem hier anwesenden ehemaligen Obersten Wassermagier. Werden einige Straftaten zu Lasten gelegt, zu denen er sich zunächst frei äußern kann, nachdem die Anklage verlesen worden ist. Oktavian euch wird Folter, Volksaufhetzung, Körperverletzung und Schwere Körperverletzung, Mord, öffentliche Verleumdung, Korruption und Urkundenfälschung in einer erheblichen Anzahl von Fällen, sowie die nachweisliche Anstiftung zu diesen Verbrechen vorgeworfen. Ihr habt nun die Chance, etwas dazu zu sagen, Bruder Oktavian."
    , sprach der Demagoge zunächst an die angesprochenen Personen, dann an Oktavian gewandt, nachdem er sich von seinem Platz erhoben hatte. Das Volk schwieg nun und wartete wohl gespannt darauf, was der einstige Oberste zu den Verbrechen zu sagen hatte. Würde er sich bekennen, würde er leugnen, oder plante er gar etwas ganz anderes.

    Hyperius

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Oktavian bemerkte es sofort. Er hatte nicht einmal Platz nehmen müssen, um den unseligen Einfluss dieser Zeichen zu spüren. Die Runenfolge, die man sicherheitshalber unter seinem Sitzplatz angebracht hatte, um eventuellen Übergriffen vorzubeugen. Eine ebenso lächerliche wie absurde Entscheidung, die von der Angst der Festländer zeugte. Er war ein mächtiger Magier keine Frage, aber er war kein Narr, dass er sich selbst und seine Fähigkeiten so sehr überschätzen würde und sich ausmalte hier, falls sich die Verhandlung entgegen seinen Vorstellungen entwickeln sollte, mithilfe von Magie einen Ausweg zu finden. Nein, dafür waren beileibe zuviele andere fähige Magier anwesend. Ein solches Vorhaben war Schwachsinn und er hatte keinen Hang zum Schwachsinn.

    "Eure Hoheit, Hohes Tribunal, Brüder und Schwestern im Gleichgewicht, Bewohner Setarrifs, Bürger des Reiches. Ja, ich bekenne mich schuldig. Ich habe viele Dinge getan, die rückblickend zu überhastet, einer unausgewogenen Einschätzung folgend oder schlicht falsch waren und es wäre Vermessenheit zu behaupten, dass alle diese Taten entschuldbar seien, weshalb ich gleich zu Beginn dieses Prozesses klarstellen möchte, dass ich diese Dinge bereue und bereit bin in vollem Umfang die Verantwortung für alle gerechtfertigten Anschuldigungen zu übernehmen.", äußerte sich Oktavian und seine Worte waren getragen von einer scheinbaren Überzeugung, die in den Reihen der Zuschauer für Unruhe sorgte.

    Der ehemalige Vorsteher der setarrifischen Wassermagier lies die Bedeutung seiner Worte sacken. Er hatte sich im Lauf der Nacht sehr genau überlegt, wie er seine Rede führen würde, welche Wendungen er wann einsetzen würde, denn es hing nicht wenig davon ab, dass er seine Formulierungen weise wählte, und die ersten Reaktionen gaben ihm Recht.

    "Jedoch erbitte ich mir ein Zugeständnis in Anbetracht der Vielzahl der vorgebrachten Klagepunkte. Ich bin ein alter Mann und die Tage im Kerker haben mir etwas zugesetzt, weshalb ich nicht mehr alle mir zur Last gelegten Anschuldigugnen behalten kann. Daher ersuche ich Euer Ehren mir zu erlauben, während der Vernahme der Zeugen Notizen zu machen, um dann gesondert und im Speziellen auf die einzelnen Vorwürfe eingehen zu können.", damit verstummte Oktavian vorerst und harrte der Entscheidung des Gerichts. Oktavian machte sich keine Hoffnung, dass seiner Bitte nachgekommen wurde. Es bestand auch keinerlei Bedarf für Hilfsmittel. Sein Verstand war geschärft, sein Gedächtnis ließ ihn nicht im Stich. Er war bestens gewappnet für all die Aussagen und Verhöre und doch war jede kleine Geste wichtig. Gestattete man ihm das Protokollieren zu, bestätigte man somit eine den nachteiligen Einfluss der Haft auf ihn. Verwehrte man ihm die Bitte, so entstand der Eindruck von Voreingenommenheit innerhalb der Zuschauer. Ein Faktor, der nicht minder wog.

    Flüchtig ließ er seinen Blick zu Kirijulon streifen. Es hatte ihn ein wenig überrascht, ausgerechnet ihn hier als Klageführer anzutreffen – wohl ein Zugeständnis an die Setarrifer Teile des Wasserkreises. Ob er erfreut darüber war, wusste Oktavian er noch nicht recht. Der Magier war immer schon eine unsichere Variable gewesen, ein verschlagener Charakter, was er zu seiner Zeit oft zu seinem Vorteil genutzt hatte.

    Ptah

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    Der Richter

    Das Spektakel hatte begonnen. So sehr er sich eine ruhige, gesittete Gerichtsverhandlung erhofft hatte, so schnell musste er doch auch einsehen, dass dem nicht so werden würde. Zunächst Kirijulons Worte, nicht minder arrogant und spitzfindig, dann Oktavians Antwort auf diese.
    Der Richter ließ seinen Blick über die Reihen der Anwesenden schweifen. Ein Gemurmel war nach Oktavians Bitte entfacht worden. Bürger schauten zunächst zu Oktavian, der in Lumpen gekleidet auf der Anklagebank saß, dann zu ihren Nachbarn und Nachbarinnen und unterhielten sich gespannt.
    Doch auch er ließ seinen Blickzu Oktavian gleiten. Der alte Magier, mochte er noch so dreckig und wenig ansehnlich aussehen, wirkte keinesfalls wie ein geschundener Gefangener. Er hatte ein Lächeln auf seinen Lippen, nachdem er seine Bitte vorgetragen hatte. Was das zu bedeuten hat?
    „Oktavian, ich habe über eure Bitte nachgedacht“, begann der Richter mit lauter Stimme, die die Menge verstummen ließ, „und auch wenn ihr fit genug zu sein scheint, so schlage ich euch diese Bitte nicht aus. Man bringe ihm Feder und Pa…“
    Bevor er enden konnte, sprangen einige Magier aber auch viele Bürger auf und warfen Worte über den Platz. Sowohl vor Oktavians Kopf als auch dem seinen. „Der spielt doch nur!“ „Du dreckiger Hund!“
    Der Richter nahm schlagartig sienen Hammer und schlug mehrfach auf den Tisch. Einige der aufgebrachten Menge verstummten wieder und setzten sich, zwei oder drei jedoch schienen seine Warnung nicht ernst genug zu nehmen. „Ich dulde keine Unterbrechung und kein Infrage stellen meiner Entscheidung. Verstummt sogleich oder ihr werdet vom Platz geführt!“ Auch die letzten schienen diese Worte zu hören, verstummten sie doch und ließen sich mit hochroten Gesichtern auf ihre Stühle fallen. „Das war meine letzte Warnung. Noch einmal und jeder Aufrührer wird abgeführt!“
    Er ließ seine aufgebrachte Stimmung kurz sacken, dann schaute er zu Oktavian, der tatsächlich einige Seiten Papier und eine Feder vor sich liegen hatte.
    „Kirijulon, würdet ihr bitte fortfahren?“
    „Natürlich“, kam es von dem Magier, der sich sogleich wieder zur Menge wandte. „Um die Anklage zu unterstützen, werde ich Zeugen aufrufen. Mein erster Zeuge ist Jaryvil, ein Diener Adanos.“ Die Menge verstummte als der in Novizenrobe gekleidete Mann zum Zeugenstand trat. „Schwört ihr, die Wahrheit zu sprechen und nichts als die Wahrheit, so Adanos euch helfen mag?“

    Tinquilius

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    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Gespannt und aufmerksam zugleich hatte er dem Richter, Kirijulon und auch Oktavian zugehört, welcher trotz seiner momentanen Situation nichts von seiner Erhabenheit verloren zu haben schien. Dieser... Jaryvil unterdrückte seine Gedanken obwohl ihm mehr als genug Flüche für diesen Mann eingefallen wären. Während er sich selbst zügelte, hörte man plötzlich von überall aus der Menge Beschimpfungen und Flüche, welche natürlich dem ehemaligen obersten Wassermagier galten.

    Es hatte eine Weile gedauert, bis der Richter sich durchsetzen konnte und wieder Ruhe herrschte. Es konnte also weitergehen und nun begann die Zeugenbefragung, welche zu seiner Überraschung direkt mit ihm begann. Wollte dieser Kirijulon damit irgendetwas bezwecken? Ich sollte vorsichtig sein.. mahnte er und erhob sich dann entschlossen um seinen Platz einzunehmen. "Schwört ihr, die Wahrheit zu sprechen und nichts als die Wahrheit, so Adanos euch helfen mag?" Eine Frage, die für den Novizen mit gewohnter Leichtigkeit zu beantworten war. "Ich schwöre!" Seine Stimme war trotz der Menschenmassen, die ihre Augen alle auf ihn gerichtet hatten, stark und ruhig. Sogar die Anwesenheit Ethorns lies ihn nicht zögern. "So sprecht und erzählt uns, was ihr gegen den ehemaligen obersten Wassermagier vorzubringen habt." forderte der Hauptankläger. Ohne weiter auf ihn einzugehen, musterte er Oktavian und musste sich zurückhalten, nicht gleich lauthals hervorzuschreien, was er ihm vorzuwerfen hatte.

    "Eure Hoheit, Hohes Gericht." Nun war sich Jary doch etwas unsicher, wie er sich verhalten sollte. Noch nie war er vor Gericht und dass er diesmal vor versammeltem Volke einer Stadt und ihrem König aussagen musste, verbesserte die Sache für ihn keineswegs. "Ich selbst bin nur ein Novize im Kreise des Wassers und verstehe vergleichsweise wenig von Politik und Macht, doch was ich weiß ist, dass diese Person dort.." Erneut fixierte er Oktavian mit seinen Augen, welcher seinem Blick regungslos standhielt. ".. die Macht seiner Stellung ausgenutzt hat, um für sich Vorteile daraus zu schlagen. Sogar Gewalt wandte er an und das, hohes Gericht, erfuhr ich am eigenen Körper. Ich war einer derjenigen, die aus Al Shedim hierher kamen, hoffend, den Obersten dieser Gemeinschaft zu stoppen. Als wir ihn in den Kerkern stellten, leistete er erbitterten Widerstand und setzte die Magie unseres Gottes offensiv gegen uns, seine eigenen Brüder ein." Eine Weile lies er die Worte wirken, schaute sich um, bevor er erneut ansetzte. "Geschosse aus Eis schleuderte er uns entgegen und ich war ein - wenn auch nach meinem Kenntnisstand, der einzige - Verletzte. Wochenlang war ich gefangen, eingeschlossen in Eis. Und nur durch meine Magie habe ich es geschafft mich zu befreien. Was, hätte ich es nicht gekonnt? Ich wäre wohl noch immer ein Klotz, ich wäre tot. Wissentlich opferte er das Leben anderer, nur um seiner gerechten Strafe zu entgehen. Doch nun, Oktavian, holt euch die Gerechtigkeit doch noch ein. Und sagt nicht, das wäre nicht eure Absicht gewesen. Ich traue es euch, als oberstem Magier doch zu, mit eurer Macht umzugehen. Falsche Verwendung aufgrund von Bedrängnis oder Angst des Machtverlusts darf sich ein Magier dieser Position nicht erlauben, darf sich kein Magier erlauben!" Wieder machte er eine kurze Pause, legte sich seine nächsten Worte zurecht.

    "Einige von euch mögen nun denken, ich klage ihn aus Rache an. Ihr habt recht. Ich bin ein Mensch und auch ich möchte Vergeltung, doch vielmehr geht es mir um diese Gemeinschaft, den Kreis des Wassers und auch um die Bewohner Setarrifs. Unser Kreis sollte rein sein vom Gift der Versuchung, denn nur so können wir die geistigen Führer sein, die das Volk Setarrifs braucht. Oktavian unschädlich zu machen und zu bestrafen ist meiner Meinung nach ein wichtiger Akt der Reinigung!" Erleichterung machte sich in ihm breit als er Kirijulon und dem Richter zunickte um damit seine Ansprache zu beenden. "Dankeschön."
    Geändert von Jaryvil (10.07.2011 um 17:17 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #17
    Waldläuferin Avatar von Nivis
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    Nivis ist offline
    Die Verhandlung hatte begonnen und wie zu erwarten war, erreichte die Spannung unter der Bevölkerung ein fast greifbares Level. 'Der arme Richter, ich hätte ja überhaupt keinen Spaß daran, sowas zu leiten.', kommentierte Nivi innerlich die Unruhen des Publikums. Nachdem wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war wurde der erste Zeuge, ein Diener Adanos names Jaryvil, aufgerufen und begann damit seine Sicht der Dinge zu erzählen. Eine bildgewaltige Aussage war zu vernehmen und Nivis spann schon die ersten Gedanken, die die Gerichtsverhandlung zu einem Erzählwettbewerb werden ließen. Grinsend rief sie sich selbst wieder zur Aufmerksamkeit, sie wollte doch nichts verpassen.

    Nachdem Jaryvil seine Aussage beendet hatte, brach erneut etwas Unruhe zwischen den Bürgern aus. Einige Unverbesserliche hatten anscheinend schon genug gehört und wollte sich sogleich den ehemaligen obersten Wassermagier vorknöpfen. Das Ende vom Lied war, dass sie tatsächlich nichts mehr von der Verhandlung hören würden. Erneut dauerte es einen Moment bis der Richter wieder für Ordnung gesorgt hatte und die Wachen, die Störenfriede abgeführt hatten. 'Achherje, dass kann ja heiter werden. Ob das nach jeder Aussage nun so abläuft. Ob irgendwann die ganze Maße nicht mehr zu halten ist, weil immer mehr der Schandtaten Oktavians mit Aussagen belegt werden? Na mal sehen.'

    Erneut erhielt Kirijulon das Wort und rief den nächsten Zeugen auf. Offenbar wollte man erst jede Aussage hören, nur um bei Bedarf den jeweiligen Zeugen im nachhinein Fragen zu stellen. Als hätte sie es geahnt, wurde ihr Name als nächstes von der Anklage aufgerufen. Ein leises Murmeln ging durch die Menge und Nivi konnte vereinzelte auf sie gerichtete Blicke spüren. 'Na super, echt klasse, da ist man mal ein bisschen neugierig und schadenfroh und sofort landet man wieder mittendrin.' Ein zweites mal wurde ihr Name aufgerufen, hatte sie sich doch bereits auf dem Weg gemacht, um auf dem Stuhl für die Zeugen platz zu nehmen. 'Jaja bloß keine Hektik.' Auf dem Weg zur Sitzgelegenheit ließ sie es sich nicht nehmen Hyperius mit einem freundlichem Lächeln zu grüßen, ehe von ihr der gleiche Schwur, wie von Jaryvil, verlangt wurde.

    Ich schwöre. entgegnete sie Kirijulon ein wenig aufgedreht. 'Mal sehen ob ich überhaupt noch alles richtig zusammenbekomme.'
    Nun wo fang ich an? Wahrscheinlich bei der Sache wie Hyperius und ich im Kerker gelandet sind und was wir dort durchgemacht haben. Mich selbst hat man auf Geheiß Oktavians in den Kerker geworfen aufgrund der Beschuldigung der Beleidigung. Gut ich gebe zu ich bin etwas unwirsch geworden, als ich ihm meine Meinung gesagt habe, doch das tut nur wenig zur Sache. Im Kerker jedoch wurden wir unter sehr fragwürdigen Mitteln festgehalten und befragt. Die Verhöre waren darauf ausgelegt uns anscheinend eine Art Verschwörung oder dergleichen anzuhängen, ich selbst habe, dass nie ganz verstanden, Hyperius ist in der Angelegenheit sicherlich der bessere Zeuge. Allerdings kann ich den Vorwurf der Folter durchaus bestätigen. Oktavian schreckte zu keinem Zeitpunkt davor zurück mit Gewalt an die gewünschten Informationen zu gelangen und setzte dazu auch die Magie Adanos ein. Schlussendlich wurden wir dann ja auch vor Gericht gebracht, wo Hyperius zum Tod und ich zur Vogelfreien verurteilt wurde. Da fällt mir auf ich weiß bis heute nicht ob ich mich hier überhaupt aufhalten darf...

    'Na super und gleich ladest du wieder im Kerker...'. Bisher war alles so gut verlaufen und nun diese selbst gestellte Falle, die sie aus dem Tritt brachte. Unsicher blickte sie in die Runde, man wartete anscheinend darauf, dass sie ihre Aussage zu Ende brachte. Nun Hyperius wäre dann ja schließlich fast zu Unrecht getötet worden und wir mussten für eine Weile aus der Stadt fliehen. Soweit glaube ich das wesentliche.
    'Und jetzt lasst mich einfach gehen und weiter zusehen, im Zeugenstand zu sitzen, macht überhaupt keinen Spaß...'

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    Ehrengarde Avatar von Colodis
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    Colodis ist offline
    Raads Parade war gar nicht schlecht, jedenfalls was diese Frontalabwehr anging. Bei der Wucht, die im Schlag des Nordmannes lag, rutschte er zwar etwas zurück, doch immerhin hielt er stand.
    Sie standen einander gegenüber und das Spiel schritt weiter voran. Schlag und Parade, immer abwechselnd.
    Bis Colodis schliesslich das Schwert seines Schülers zur Seite drückte und selbst einen Schritt zur Seite machte, sodass der Schlag ins Leere lief.
    Der Nordmann hob die Hand und bedeutete ihm stehen zu bleiben.
    "Das waren die einfachen Bewegungen, auf denen baut eigentlich alles auf, der ganze zweihändige Kampf. Danach werden sie noch mit den nötigen Bewegungen vervollständigt. Sobald du das dann drauf hast, können wir uns komplizierteren Techniken zuwenden."

    Colodis überlegte kurz und strich sich wie gewohnt durch den Bart.
    "Jetzt versuch die Hand beim Angriff am Griff zu lassen. Wir haben das jetzt nur gemacht, damit wir uns langsam dem Schwung und der Wucht nähern können. Du hast gesehen, welche Kraft sich dem entgegensetzt. Jetzt kannst du ahnen, was passiert wenn die Angriffsfläche deiner Klingen noch grösser wird und du den Zweihänder am Griff umfasst."
    Der Hauptmann nahm seinen eigenen leichten Zweihänder und führte die Bewegungen vor.
    In der Grundstellung stand er da, mit der rechten Hand an der Fehlschärfe, die Knie leicht gebeugt und relativ standfest. "Du bist nur ganz am Anfang in dieser Position, während des Kampfes wirst du nicht mehr wechseln. Es sei denn, du willst deinen Muskeln kurz Ruhe gönnen, wenn du überhaupt Zeit hast. Dann nimmst du diese Position ein."
    Sein linker Fuss war etwas nach Vorne gestellt und sein Rechter blieb zurück. Dann schnellten sein rechter nach Vorne und der Hieb erfolgt diagonal von oben rechts nach unten links. Eine saubere flüssige Bewegung, die fünf mal hintereinander immer wieder erfolgte.
    Dann nahm er die Grundhaltung wieder ein und legte das Schwert in die Waagrechte.
    "Am Besten du verinnerlichst diese Bewegung ersteinmal, selbstständig."
    Es war kein grosser Schritt, aber etwas Training erforderte es am Anfangs selbstverständlich, vorallem weil diese Technik verinnerlicht werden musste.

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    Schwertmeister Avatar von Die Wassermagier
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    Die Wassermagier ist offline

    Auf dem Palastplatz

    Am liebsten hätte sich Kirijulon wütend durch die Haare gerauft, ein paar ausgerissen und sie in der blanken Rage aufgegessen. Aber nein, er bewahrte die Fassung, denn er durfte sich keine Blöße geben. Davon abgesehen, dass die beiden Zeugen vollkommen nutzlos waren und in ihren Aussagen der Gedanke an Rache mal offen bekennend und mal etwas verdeckter herüber kam, lief ja alles blenden. Nur musste man da den kleinen Zusatz anfügen, dass man nicht einfach davon absehen konnte. Sie machten sich lächerlich und was noch viel schlimmer war, sie machten ihn lächerlich. Aber in einer dialektischen Problemerörterung fing man ja auch mit den schwachen Argumenten an und arbeitete sich zu den stärker werdenen vor, damit am Ende das stärkste Argument im Kopf blieb.
    So blieb zu hoffen, dass diese beiden miserablen Zeugen nicht dazu beigetragen hatte, dass das Hohe Gericht und die Bevölkerung die Opferposition anerkannte, in die sich Oktavian offenkundig hinein manövrieren wollte, um das Schlimmste von sich selbst abzuwenden. Ja, der ehemalige Oberste Wassermagier war ein wirklich gerissener Gegner, den man nicht unterschätzen durfte, ganz im Gegensatz zu Tinquilius, aber das war nicht Gegenstand der heutigen Verhandlung und stand somit auch auf einem anderen Blatt.

    Nachdem er Nivi mit ein paar Worten aus dem Zeugenstand verabschiedet hatte, galt es den nächsten Zeugen aufzurufen. "Hohes Gericht, als nächstes rufe ich den amtierenden Obersten Wassermagier Tinquilius vom Festland in den Zeugenstand. Nicht minder, eher noch mehr, litt er unter den Häscher Oktavians, wovon er sicherlich einiges erzählen wird. Ganz im Gegensatz jedoch zum ehemaligen Obersten Wassermagier Oktavian, der hier versucht einen sehr bemittleidenswerten Eindruck zu erwecken, hat Tinquilius seine Würde damals behalten.", sprach der Demagoge mit ruhiger Stimme und doch betont, so dass das Volk wieder verstummte, als es an seinen Lippen klebte.
    "Ich hoffe, dass ihr uns, oh Meister Tinquilius. Aus eigener Erfahrung und Recherchen, die er sicherlich angestellt habt, berichten könnt, was für die Verurteilung des angeklagten spricht. Ich hoffe dabei, dass ihr weit ruhiger und besonner redet, ehe ich euch nach euren Ausführungen einige Fragen stellen werde. Und ich denke Beherrschung und Ruhe, auch in schweren Situationen ist etwas, das man von einem Mann in euren Position erwarten kann, oder etwa nicht?", stichelte der Heiler, ehe er Platz nahm um zunächst den Worten des Mannes zu lauschen.

    Hyperius

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    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Wombel ist offline
    Der schwüle Nachmittag, lediglich unterbrochen von einigen kleinen Schauern lies dem Holzfäller Setarrif wie eine Dunstglocke erscheinen. Der Schweiß stand Wombel schon vom nichtstun auf der Stirn, als er sich langsamen Schrittes dem Platz näherte, an dem Oktavians Gerichtsprozess stattfinden sollte.
    Schon von weitem sah Wombel, dass er wohl etwas zu spät dran war.
    Eine gewaltige Menschenmenge hatte sich lautstark auf dem bepflasterten Platz eingefunden und die Verhandlung war bereits in Gange.
    Der Platz des Palastes war groß, doch das Podest auf dem die Verhandlung stattfand, sowie die Menschenmasse erfüllte diesen fast vollständig. Der Zimmermann ging in leichtem Bogen um die Menge herum und erspähte eine halbhohe Mauer eines Treppenaufgangs. Von dort würde er Verhandlung sicherlich gut verfolgen können. Viel war spekuliert worden über die rätselhaften Todesfälle und wenn man einigen dieser Gerüchte folgen wollte, war Oktavian wohl einer der maßgeblich beteiligten Personen dieser Umstände gewesen.
    Unter Mühen schob er sich durch die umherstehenden Setarrifer Bürger, die ihrem Unmut teilweise mit heftigen Geschrei unmut machten. Endlich hatte er die Mauer erreicht als ihn eine Stadtwache daran hindern wollte die Treppen hinauf zu steigen. Als Wombel der Wache aber erklärt hatte, dass er sich lediglich auf einen Stein der Mauer setzen wollte und die Wache die Novizenrobe sah, die Wombel trug liess der Soldat den Holzfäller gewähren und die Mauer erklimmen. Er hockte sich auf halber Höhe nieder, lehnte sich rücklings an einen höheren Stein der Stufen an und stützte sich leicht auf seinen Stab, den er wie gewohnt bei sich trug.
    Gebannt schaute er um sich. Viele Würdenträger, hohe Magier und sogar der König waren erschienen, und so verfolgte er gespannt den Verlauf der Verhandlung.
    Trotz der Entfernung zum Podest konnte er das Geschehen gut sehen und auch hören. Er hatte bisher noch keiner Verhandlung beigewohnt, und wusste daher nicht wie so etwas ablief. Jedoch hoffte er, daß der Gerechtigkeit genüge getan werden würde.

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