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Das Kastell des ZuX #55
Auf des Gebirges breit hinfließend kahlem, höchstem Gipfel
erhebt sich, schwarz aufragend, aus gemauert' kunstvoll Stein,
ein Schloß, hoch droben über all der Wälder schwankend Wipfel.
Eine Faust, die noch den Wolken droht, so scheint's zu sein.
Doch schnell sie ziehen hin über das ragende Gemäuer,
nur Windes Stimme an des Giebels scharfem Grat gewetzt.
Und selbst der Sturm über die steingeschnitt'nen Ungeheuer,
Gargylen, Wyrme, zähnefletschend Drachen, ist entsetzt.
Regenfäden in der Luft, gemacht wie feinster Zwirne.
Millionen Tropfen auf der dunklen Mauer Stein hernieder
sinken, nein: sie schlagen auf die harten Felsenstirne
der Buckelquader, die vor Nässe glänzen, immer wieder.
In diesem Augenblick der Glanz, der auf den Mauern liegt,
wird offenbar in seiner ganzen unnahbaren Pracht.
Denn ein gewaltig Blitz sich plötzlich an die Dächer schmiegt
und sein gleißend Licht schickt durch die Düsternis der Nacht.
Zischend greift er nach dem Turm, der ihm entgegenstrebt.
Der siedend Äther brüllt den Schmerz hinaus, der ihm geschieht.
Wände zittern, Scheiben klirren und die Erde bebt
wenn Donners Hall entrollt über den schwarzen Himmel zieht.
Doch unergründlich tief in Berges Fels verankert hält
der Bau den ungestümen Elementen stand und ragt
den Ungebilden, die die Götter schicken durch die Welt,
entgegen, trotzt dem Zahn der Zeit, der rastlos an ihm nagt.
Mag auch die Gewalt des Sturmes, Blitz und Frostes Kälte
von außen ohne Unterlass die hohen Mauern geißeln
Wenn es einen sich'ren, stillen Ort zu wählen gälte,
wär's das Kastell, an dem umsonst der Wetter Kräfte meißeln.
Denn Einlaß ist den Stürmen, Feinden aller Art verwehrt.
Obwohl seit unerdenklich Zeiten sie die Mauern wetzen,
bleiben sie doch glatt und blank und völlig unversehrt
und niemand kann sein Zeichen in die steilen Wände setzen.
Beschützt durch göttlich Geist vor allem Unbill, das die Welt,
gepeinigt durch den ewig während Streit auf ihrem Rücken,
der alles seit dem Anbeginn in stetem Wandel hält,
durch die Sphären schickt, um ihre Schmerzen auszudrücken.
Als Schlachtfeld für der mächt'gen Götter endlos Streit und Hader,
ist sie einst von ihnen selbst erschaffen aus dem Nichts.
Gedanken wurden festgefügt zu Fels mit erzen Ader
vielfach gefaltet durch die Kraft des eigenen Gewichts.
Und Wasserstrudel, Ozeanen gleich, alles verschlingend
brachen unaufhaltsam sich verwüstend ihre Bahn.
Streitend schufen beide Brüder, miteinander ringend,
Geschöpfe, nur zu Nutze für des Kampfes sinnlos Wahn.
Und wenn die grellen Blitze zucken um die Mauern des Kastells
die winzig Menschen in den düstren Hallen lächeln nur
denn sie wissen, Sturm mit Blitz und Donner nagt, als gelt's,
zu spielen mit dem einzig standhaft Ding auf weiter Flur.
In dem Krieg der Götter, die die Elemente nutzen
sind Menschen nur Figuren in dem endlos während Spiel
und trotzdem steht ihr höchster Sinn danach, der Welt zu trutzen,
das Schicksal aufzuhalten ist der Menschen ewig Ziel.
Höchste Macht die Magier sich zu Eigen machen schaffen,
Verführte Beliars und seinen Zielen untertan,
weise Hüter alten Wissens, wo sonst Lücken klaffen?
Vielgestaltig wars, was staunend die Besucher sah'n.
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Eine dichte, weiße Decke lag über den Wäldern, Wiesen und Bergen Khorinis. Seit dem gestrigen Tage hatte es bis vor kurzem kaum noch aufgehört zu schneien und erst jetzt war die Luft wieder leer. Doch auch so hatten die Bäume unter den Masse des vielen Schnees genug Last und wenn es einen weiteren tag so weiter gegangen wäre, hätten sie wohl einige ihrer Äste nicht halten können. Auch der Innenhof des Kastells war von einer weißen Schicht bedeckt, wenn auch nicht ganz so stark wie außerhalb der Mauern. Die große, immergrüne Esche war wie ihre Artgenossen da draußen, bedeckt vom Schnee und sah noch schöner und anmutender aus, als ohnehin schon.
Auch Rangor hatte der Schnee dazu veranlasst, sich kaum noch im Innenhof aufzuhalten. Anstatt dessen hielt der Wanderer sich im Innern des Kastells auf, in der Eingangshalle meistens wo er die Übungen seines Lehrmeisters trainierte. Teilweise zog es ihn auch noch in die Bibliothek, dem Ort der absoluten Stille und Ruhe, und auch das Refektorium war für gelegentliche Stärkungen einer der öfter besuchten Orte.
Igor, seinen Lehrmeister, hatte Rangor seit ihrem letzten Treffen vor zwei Tagen nicht mehr gesehen. Doch war dies auch nicht zwingend nötig, immerhin hatte der Wanderer seine Anweisungen und Übungen die er trainieren konnte. Doch hätte er schon gerne gewusst, ob er in Igors Augen Fortschritte gemacht hatte, oder alles umsonst gewesen war, bei Rangor selber war eine objektive Beurteilung dessen wohl nicht möglich.
Leider konnte er aber nicht bestimmen wo Igors sich wann aufhielt und so blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach weiter zu trainieren und darauf zu warten, dass Igor von alleine kommen würde um ihm zu sagen as als nächstes zu tun sei. Der Magier würde schon zur richtigen Zeit erscheinen.
Auch in diesem Moment war der Wanderer wieder übend in der Eingangshalle anzutreffen. Zumindest die Stellung der Füße machte ihm nur noch geringere Probleme, dass konnte auch er sagen. Doch was die Lautlosigkeit anging gab es noch immer unendlich viel zu tun. Zwar glaubte er, dass seine Bewegungen schon leiser von Statten gingen, aber konnte es genauso gut sein, dass der Wunsch stärker war als das Auge für die Wirklichkeit.
Immer weiter versuchte Rangor sich in den ihm gezeigten Bewegungen zu bewegen, zur Statue hin an den Wänden entlang oder in Schlangenlinien um die Säulen herum. ein wenig eintönig war es schon, wenn so lange nichts anderes sah, als den runden Raum mit seinen vielen Säulen und der seltsamen Statue in der Mitte. So kam es vor, das der Wanderer von seinem eigentlichen ort der Übungen fortbewegt, in den Gängen übte oder sich teilweise dabei erwischte, wie er, ohne es zu merken, in einen der vielen seltsamen anmutenden Räume gekommen war die hier im Kastell zu finden waren. Doch es schien niemanden wirklich zu stören, dass sich ein glatzköpfiger Wanderer mit komischen Schritten durch die Gänge bewegte – was wirklich ein wenig lustig aussehen musste - und somit gab es auch keinen Grund darüber nachzudenken. Bald, würden diese 'komischen Schritte und Bewegungen' schon um einiges graziöser und eleganter wirken, so zumindest hoffte Rangor.
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Still lag das Kastell auf dem Berg, der vom Fuße bis zur Spitze mit einer dichten Schneedecke überzogen war. Die Dächer der dunklen Hallen waren ebenfalls von den weißen Flocken bedeckt, die nun wieder begannen auf die Erde nieder zu fallen. Nur kurz hatte die Pause geweilt, in denen kein Schnee vom Himmel gefallen war und es sah zurzeit auch nicht danach aus, als würde es so schnell wieder aufhören. Der Wind pfiff stark über die schroffen Felsen, auf denen das Kastell trohnte und verwirbelte den körnigen Schnee in alle Richtungen, sodass immer wieder große Schneewolken zu sehen waren, die durch die Luft stoben.
Im Innern des Kastells, im warmen Refektorium saß Rangor, bei einem heißen Tee und eben so heißer Suppe. Angestrengt von dem vielen Training und den vielen Übungen heute hockte der Wanderer mit schmerzenden Gelenken auf einem der vielen Stühle. Jetzt, wo er bei dem warmen Mahl saß entsann er sich an Igors Worte.
"...irgendwann werdet Ihr zu einem Punkt kommen, am dem Eure Oberschenkel schmerzen, Eure Kniegelenke um Gnade schreien und Eure Füße um ein kühles Bad beten..."
Ja, das waren die Worte seines Lehrmeisters gewesen. Und zwar hatte der Wanderer noch nicht ansatzweise Leiden, die den Beschreibungen des Magiers gleich kamen, doch schauderte er, als ihm die Worte erneut durch den Kopf gingen. Hoffentlich, so dachte Rangor, hatte Igor es mit dieser Schilderung nicht allzu ernst gemeint.
Eines stand jedoch fest: Heute würde er gewiss nicht weiter die Schleichkunst üben. Genug war für heute getan und das einzige was Rangor jetzt noch machen wollte war ins Bett zu gehen und schlafen. Langsam erhob sich der Wanderer und lenkte seine müden Schritte durch das Refektorium und die vielen, engen Gänge zu seinem kleinen Raum.
Ein kleines Feuer war schnell entfacht und wärmte den leicht ausgekühlten Raum. Ebenso schnell wie das Entfachen des Feuers von Statten gegangen war, hatte sich der Wanderer auch entkleidet und ließ sich müde ins Bett fallen. Nicht lange dauerte es, bis Rangors Augen zu fielen und sich bis zum Tagesanbruch nicht mehr öffnen sollten.
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„Der größte Fehler, der einen Menschen begehen kann, ist bestimmt, wenn auch nicht vollkommen, andere Menschen zu unterschätzen. Beliars Wege stehen euch nicht zum deuten zu und so solltet ihr nicht anderen missgönnen, hier zu sein. Eine Spende hat er wahrlich abgelegt, sonst wäre er nicht hier, und die Vereinbarung die er eingegangen ist, sagt, dass er einen Teil gibt und dafür vom Kastell Unterkunft und Speisen erhält, solange sein Aufenthalt währt. Es wäre töricht zu glauben, dass armes Gesindel den dunklen Gott nicht interessiert. Doch ihr werdet mit der Zeit noch lernen, dies zu beachten. Weltliche Perspektiven die sich in arm und reich spalten gelten hier sowieso nicht.“, der hohe Schwarzmagier ignorierte die schmeichelnden Worte des jungen Adligen. Sie hatte wirklich noch viel zu lernen und stand erst am Anfang einer Reise, von der sie nicht einmal zum Teil wissen konnte, wer sie ihr bestimmt und wie sie enden würde. Selbst Ardescion war sich nicht mehr so sicher, wie seine Reise verlaufen würde. Zuviel schien im Leben aus anderen Händen bestimmt zu sein.
„Nu und wie ihr sicher sein könnt, weiß auch ich nicht, ob Beliar euren Weg weiter bestimmen wird, und ob ihr seine Magie irgendwann beherrschen werdet. Doch momentan seid ihr hier und auch in Bliars Gemeinschaft, ein guter Anfang ist das. Sobald euch Beliar für würdig erwies euch in den Rang der Magiestudierenden aufzunehmen, wird sich sicherlich der ein oder andere Lehrmeister bereit erklären, euch diese ein wenig näher zu bringen. Unser Oberhaupt Don-Esteban, Beliars Nächster, ist einer dieser, ebenfalls Sinistro und Rhonin und noch jemand, dessen Namen mir geläufig ist, Olirie, den ich bis jetzt aber noch nicht zu Gesicht bekam. Wenn ihr einen der Dämonen fragt, wird er euch sagen, wo ihr diese findet“
Der Magier lächelte und nahm einen Schluck von dem vor wenigen Augenblicken erschienenen Kastellweins.
Stimmen schwimmten noch immer von Zeit zu Zeit durch seinen Kopf und versuchten ihn an die Bilder, die seine Augen verdrängten zu erinnern. Nicht nur, dass er nicht erinnert werden wollte, so kam ihm die Erinnerung auch nicht bekannt vor, obwohl er fast sicher war, es erlebt zu haben und es hatte mit dem rätselhaften Schwert zu tun. Bei Gelegenheit musste er es einfach anders betrachten, wie er es bis jetzt in seine Studien noch nicht getan hatte. Wahrscheinlich war es eh besser es weg zu sperren.
Einen Moment später erschienen vor ihm ein großer Teller, auf dem sich drei Molaratsteaks und ein Schattenläuferschnitzel befanden, sowie ein Berg Gemüse und ein weiterer mit Kartoffeln. Sofort begann er zu essen, allein schon von dem Gefühl angetrieben, seit Jahren nichts mehr zu sich genommen zu haben und Wochen waren es dann bestimmt. Wochen in denen er durch all seine Studien nichts mehr gegessen hatte, in denen er auch nicht das Gefühl hatte, etwas essen zu müssen, schlugen jetzt auf ihn ein und halfen ihm dabei nicht nur diese, sondern zwei gleiche Portionen zu verdrücken. Wie konnte es nur sein, dass er solange ohne Essen auskam und dann soviel brauchte und soviel dann auch noch essen konnte? Ein anderes Geheimnis, dass sicherlich nur in den dunklen Hallen und für einen Schwarzmagier da war, andere Besucher aßen hier jedenfalls fast täglich.
Als er schließlich die dritte Portion auf hatte, trank er einen weiteren Schluck von seinem Wein und wagte erst jetzt die Frau vollständig zu mustern.
Schwarzes Haar umsäumte ihr Gesicht und schien in einen bläulichen Glanz auch allein Leben zu können. Die Augen blickten zwar aufmerksam auf ihren Gegenüber, doch ein trauriger Schimmer schien von Zeit zu Zeit in andere Zeiten abzudriften. Das Seltsamste an der jungen Adeligen jedoch waren die schwarzen Linien die ihren ganzen Körper dicht unter der Haut zu durchstreifen schienen. Wahrlich tat das ihrer Attraktivität nicht ab und sie wirkte noch immer sehr schön. Ein weiteres Lächeln umspielten die Mundwinkel des Magiers.
„Sicherlich habt ihr noch eine Menge Fragen und wenn ihr wollt, stellt sie ruhig, jetzt fühl ich mir auch wieder gestärkt, sie zu beantworten.“
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Endlich, nach den schier endlos wirkenden Sekunden begann Ardescion sich von dem Schock durch die Worte der sonst so unscheinbaren Frau erholt zu haben und formulierte nun seinerseits eine Antwort auf ihre Frage, dessen Inhalt ihr nicht sonderlich zusagen wollte. Trotz der unverkennbaren Weißheit, die in den Worten des Mannes lag, suchte Ethea die Belehrungen des Mannes zumindest teilweise zu ignorieren, denn nicht umsonst verhielt sie sich dem Wanderer gegenüber auf diese Weise. Das hohe Fenster, welches ihren Tisch und somit auch ihre Plätze säumte, bot einen hervorragenden Blick auf den schneeweißen Innenhof, und zog ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Die weiße Flockenpracht verstreute sich überall auf den sonst bezaubernd farbenfrohen Pflanzen und selbst die immergrüne Esche leuchtete ihr in einem vollkommen reinen Weiß entgegen. Die Äste des Baumes konnten der Last der hohen Schneeschicht nur kaum standhalten, sodass sie sich einige Händebreit herunterbogen und die feinen Flocken leicht herunterrieselten. Doch selbst diese Bewegung war kaum wahr zu nehmen, da der Schnee in den noch größeren Flocken, die stetig vom grauen Himmel herunterregneten, untergingen.
Eine Weile betrachtete sie weiter das kleine Schauspiel, oder auch Schauerspiel, wenn man an die Kälte bedingt durch den Schnee dachte, bis sie jäh durch einen Themawechsel des Mannes wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde. Sie befand sich in dem großen Refektorium des Kastells, vor ihr befand sich der bescheidene Anblick eines Apfels und ein edel gefülltes Glas Wein, welcher ihren Geschmack versüßen sollte. Und der Raum war unheimlich warm, ganz im Gegensatz zu der kalten Luft durch die sie in Gedanken zu schweben schien. Die Blicke des Mannes und der leuchtende Schein der Kerze auf dem Tisch erwärmten ihr Gemüt, sodass sie sich schnell dazu veranlasst sah, einen Schluck des edlen Weines zu nehmen, welcher ihren Körper jedoch noch weiter erhitzte. Keine gute Idee war es wohl, sich eine solche Kost zu gönnen, denn ohnehin war sie es nicht gewöhnt in den Genuss von Alkohol zu kommen, und schon gar nicht auf leerem Magen, wie es jetzt bei ihr der Fall war. Nach wenigen Schlücken fühlte sie sich bereits leicht angeheitert und versuchte verzweifelt diesen Eindruck ihrem Gegenüber zu verwehren, ob es ihr gelang konnte sie hingegen nicht sagen. Ein äußerer Betrachter würde sich seine Meinung schon bilden.
Gebannt lauschte sie nun seinen Worten, die sich ohne Zweifel auf die wichtigere Frage bezogen, ob sie dazu bestimmt sein würde, ebenso wie die anderen Diener Beliars, seine Magie zu beherrschen und auch selbst anzuwenden. Natürlich, als ob sie es bereits vorher gesehen hatte, stellte sich der Magier als genauso unwissend über diese Umstände heraus wie sie selbst. Ob sie jemals dazu bestimmt sein würde, läge wahrlich nur in Beliars Willem selbst. Auch die vier Namen, die Ardescion ihr nannte, sagten der schönen Witwe nur herzlich wenig. „Sinistro.. Olirie.. Rhonin... Don-Esteban“, murmelte Ethea die Worte noch einmal gedankenversunken vor sich hin, verwundert über die außergewöhnlichen Namen, die man in diesen dunklen Hallen zu hören bekam. Solche wunderschönen Namen, wie auch der Klang derer, die sie bereits kennen gelernt hatte, Ardescion und Zeraphin, zeugten davon, dass Beliar seine Diener wohl schon bei der Geburt vorbestimmt hatte. Weiterhin lauschte die Witwe den Ausführungen des Mannes und betrachtete dabei wie ungebändigt er sich doch dem Essen witmete. Niemals hätte sie geglaubt, dass ein einzelner Mensch soviel essen konnte. Natürlich gab es auch, wie in diesem urkomischem Fall, immer ein erstes Mal.
Schnell huschten ihre dunkelblauen Augen über die prachtvolle Robe des Mannes, die bei Weitem schöner anzuschauen war als ihre eigene, wanderten über das lange schwarze Haar, des Mannes und verharrten in dessen Anlitz, welches besonders durch die stechende Farbe seiner Augen ihre Aufemrksamkeit erregte.
Schließlich, als auch Ardescion endlich zu Ende gespeist hatte, spürte sie selbst die ruhenden Blicke des Mannes auf sich, die unverwandt auf die seltsamen Linien unter ihrer Haut zu starren schienen. Ein Gefühl von unbehagen durchzog sie wie ein kalter Wind, der die Geborgenheit einer warmen Stube störte. Ändern konnte sie jedoch nichts mehr daran, auch konnte sie es den Fremden nicht vergönnen, verwundert diese Schlingen zu betrachten. Sie selbst hatte sich inzwischen damit abgefunden, sollten es also auch andere tun.
„Sicherlich habt ihr noch eine Menge Fragen und wenn ihr wollt, stellt sie ruhig, jetzt fühle ich mich auch wieder gestärkt, sie zu beantworten.“
Einen kurzen Moment dachte die Witwe über eine mögliche Frage nach, kam jedoch schnell zu dem Schluss keine weitere auf dem Herzen zu haben, die von Wichtigkeit schien. Ihr Interesse galt nun etwas anderem, etwas das sie vielleicht auch dem Leben hier im Kastell näher bringen würde. Und ebenso den Menschen hier.
„Nun, eine junge Frau, ebenfalls Dienerin unseres Herrn war bereits so freundlich mich ein wenig in die Geheimnisse des Kastells einzuweihen. Ihr Name war Zeraphin, soweit mich mein Gedächtnis nicht trügt, wenngleich euch diese Frau auch unbekannt sein sollte.“
Unauffällig fasste sie die, nun im Zuge der beendeten Mahlzeit frei gewordene, Hand des Magiers, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Wahrlich ließ sie ihre Attraktivität spielen.
„Mein Interesse gilt nun etwas anderem, wenn auch Belanglosem. Was führt euch hierher? Und was versprecht ihr euch, durch die Verehrung dieses dunklen Gottes? Mich durstet es danach auch ein wenig über euch zu erfahren, aber verzeiht falls euch mein Verhalten zu unhöflich erscheint. Ihr müsst meinen aufdringlichen Fragen keine Antwort gewähren, wenn ihr euch davor sträuben solltet. Allerdings würde ich mich sehr darüber freuen.“Anmutend zwinkerte sie dem inzwischen genesenen Magier zu, und spielte unabsichtlich mit einer dunklen Locke ihres Haares herum. Ein verträumter Blick über die Vorhänge, durch das Fenster, brachte sie auf einen neuen Einfall.
„Haltet ein“, sagte sie, bevor der Mann auf ihre Frage antworten konnte. „Wollt ihr euch nicht mit mir auf den Innenhof begeben? Schon lange verzaubert mich die weiße Pracht die stetig vom Himmel herabgleitet, ich würde sie zu gern einmal aus der Nähe sehen.“
Erwartungsvoll schaute die Witwe, die sich bereits aus ihrem bequemen Stuhl erhoben hatte, auf den verdutzten Mann herab. Nicht lange ließ er sich bitten und gemeinsam schritten sie der weißen Pracht des Innenhofes entgegen.
Geändert von Ethea (27.11.2005 um 22:29 Uhr)
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Der Ergraute saß in einem Sessel, den er sich in sein Labor hat schaffen lassen und las ein paar Bücher über die Magie und ihre Strukturveränderungen bei äußeren Einwirkungen. Es gab ein paar wenige Grundsätze, die oft unwahrscheinlich viele Ausnahmen hatten, da es ein Ding der Unmöglichkeit war Magie in Worte zu fassen. Man musste es einfach spüren und merken, doch ein paar Beschreibungen anderer Magier zu lesen, schien dem Priester keines Wegs verkehrt.
Ein Dämon erschien als Nafolux grade eine Seite umblätterte, wobei er etwas gähnte und sich die müden Augen rieb. Der Sessel war zwar viel bequemer, doch er machte den Körper schnell träge, was nicht gerade vorteilhaft war, wenn man dabei war langweilige Studien zu verrichten. Man konnte sich kaum lang konzentrieren, ohne auch die Seele wie den Körper baumeln zu lassen. Der Dämon schwieg erst, bis der Priester langsam aufguckte und sein finsterer, stechender Blick ihn zu druchbohren versuchte, was allerdings an dem immerfinsteren und ausdruckslosen Gesicht des Dämons scheiterte. Dann sprach das Wesen aus Beliars Reich zu Nafolux um ihn von der Anwesenheit eines Gastes zu berichten:
"Ein bogenlehrmeistersuchender Anwärter des Klosters irrt mit einer Lederrüstungverkleidet durch die Gänge auf der Suche nach euch, geführt von einem anderen Dämon natürlich. Er stellt keine Gefahr dar, daher haben wir ihn eingelassen, doch nun steht es euch frei ihn in Empfang zu nehmen oder nicht. Wie lautet eure Entscheidung?"
"Oh ein neues Versuchsobjekt. Nungut lasst ihn zu mir. Ich werde ihn ganz lassen, hoffe ich, damit wir hier keine Aufruhe verursachen, doch ich glaub nicht, dass ich ihn deswegen schonen muss, oder?"
"Anhänger eines anderen Glaubens werden hier in der Regel ungern gesehen, daher steht es euch natürlich frei ihn zu behandeln, wie es euch beliebt. Möchtet ihr bei einer Intrige seinerseits unterrichtet werden? Wenn er euch ausspionieren will oder etwas dieser Art?"
"Nun ich glaub nicht, dass er so viel von mir erfahren wird, außer über das Bogenschießen, doch ich werde ihn nicht besser werden lassen, als ich es bin. Ich denke er wird mir mehr nützlich sein, als die Informiationen, die er bekommen kann. Aber wenn er irgendwelche gefährlichen und wirklich nützlichen Informationen bekommen sollte, wünsche ich es benachrichtigt zu werden. Bis dahin lasst ihn in dem Glauben, dass er unerkannt geblieben ist."
"Nungut er wird dann hier eintreffen."
Es macht plopp und fast zur selben Zeit klopfte es an der Tür. Der Priester rief, dass man eintretten könnte und sah dann wieder bedrohlich von seinem Buch auf, um einen Mann zu erfassen, der wie schon vom Dämon berichtet in einer Lederrüstung steckte. Bevor der Fremde sich vorstellen konnte und 'guten Tag' gesagt hatte, fuhr ihn der Dämonenbeschwörer an:
"Was willst du, du Wicht?!"
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Draußen, in der Kälte und im Wind stand Rangor an der Mauer, die die offene Seite des Innenhofs begrenzte. Der Wind wehte dem Wanderer die kalten Schneeflocken ins Gesicht und ließ sogar den schweren Schattenläuferumhang zur Seite wehen. Es hatte fast den ganzen Tag durchgeschneit und das Land war verborgen unter einem weißen Mantel.
Rangor hatte sich bisher meist im Innern des Kastells aufgehalten, dort die Übungen seines Lehrmeisters immer wieder geübt und trainiert. Das Refektorium hatte häufige Besuche des Glatzköpfigen bekommen und erste vor kurzem hatte er den verschneiten Innenhof betreten. Eigentlich hatte Rangor hier, auf dem knirschenden Untergrund weiter üben wollen, doch der wunderschöne Anblick des fallenden Schnees, der immer wieder aufgewirbelte wurde. Und hier in der Kälte und im Schneetreiben verweilte der Wanderer, seit Betreten des Hofes.
Die Kapuze, so wie der Rest seines Umhangs war fast komplett mit weißen Flocken bedeckt, doch ließe er keine Feuchtigkeit hindurch.
"Äußerst praktisch, Wasserabweisende Kleidung..."
Doch so trocken und warm der Umhang hielt, an den Fingern fror der Wanderer erbärmlich. Fest hatte er die Hände um den Mantel geklammert, doch er war sich bewusst, dass er sich so schnell wie möglich Handschuhe besorgen musste. Aber hier im Kastell? Wohl kaum, wenn Rangor Pech hatte müsste er noch bis zum Ende seiner Lehre warten müssen. Und wann dies sein würde wusste wohl niemand. Das einzige was Rangor machen konnte war, weiter üben, sodass er bald die Kunst beherrschen würde. Das Trainieren hier auf dem Hof erschien ihm immer noch recht attraktiv, hier würde man wohl noch deutlicher hören, wie laut seine Schritte waren. Doch der Wanderer hatte sich gerade umgedreht und wollte aus dem Schatten schreiten, den die große Esche in diese Ecke des Hofes warf und der durch die wenigen Fackeln im Hof zustande kam, da sah er zwei Personen auf den Hof schreiten. Sofort verharrte Rangor an Ort und Stelle und blieb wo er war, in dem dunkeln Schatten der Esche.
Die Beiden, die da in den Innenhof traten waren Ethea und 'ihr' Ardescion, so hatte sie ihn das letzte Mal genannt. Rangor wusste nicht recht warum, doch irgendetwas hinderte ihn daran weiter zu gehen. Die Worte der Beiden konnte er jedoch nicht verstehen, zu laut war das Pfeifen des Windes, so nahe an seinem Ohr. Vielleicht sollte er ja versuchen, an den beiden vorbei zu schleichen, sein bisheriges Können testen. Doch so schnell die Idee gekommen war, so schnell verwarf er sie auch wieder. Die Blamage, im Falle des 'Scheiterns' wollte er sich, vor allem vor Ethea, ersparen. So zögerte der Wanderer noch einige Moment, bevor er aus dem Schatten trat und langsam, die Kapuze über den Kopf gezogen und mit höhnischem Grinsen and en Beiden Angehörigen des Kastells vorbei schritt. Er sah nicht in die Gesichter der Beiden sondern schritt einfach nur mit dem herablassenden Grinsen zum Eingang des Kastellinneren.
Durch die engen Gänge des Kastell ging er, bis zu einer Stelle wo er genügend Platz hatte um ungestört zu üben, der Innenhof war wirklich kein geeigneter ort mehr dafür.
Rangor begann also erneut sein Training. Er bewegte seine Füße in die gleiche Stelle, wie Igor es ihm gezeigt hatte, ging leicht in die Knie und begann sich vorwärts zu bewegen. Erst jetzt, nach einigen Schritten fiel ihm auf, das er sich gar nicht mehr erinnern konnte was Igor mit seinen Amen während des Schleichens gemacht hatte. Ebenso wenig wusste er, ob die Arme überhaupt entscheidend dafür waren, und ob eine richtige Haltung dieser wichtig war. Seltsam steif hielt Rangor sie die ganze Zeit. Am besten wäre es wohl, wenn Igor sich noch einmal blicken ließe, der könnte ihm sicher weiter helfen. Doch bis dahin blieb dem Wanderer nichts anderes übrig, als wie gewohnt fort zu fahren und die Übungen so gut es ging durchzuführen.
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In der Ferne auf einem Abhang begannen sich plötzlich die Schneemassen, die sich in den letzten Stunden durch den beständigen und friedlich anzusehenden Schneefall gehäuft hatten, in Bewegung zu setzen und lösten eine Lawine aus, die die Klippen herabstürzte und in die Tiefe auf den bereits gefrorenen See fiel. Aus einem geöffneten Fenster der dunklen Festung, die erhaben wie ein finsteres Bollwerk im Kontrast zu der schneeweißen Landschaft auf der hohen Erhebung in den Himmel zu ragen schien, hatte eine Gestalt schmunzelnd dem Schauspiel zugesehen und stieß plötzlich ein freudiges Lachen aus, dessen Echo weit zwischen den Klippen und im verschneiten Wald zu hören war und schließlich verhallte, sodass wieder die ursprüngliche, friedliche Stille einkehrte.
Die Winterzeit war stets Alverons liebste Zeit gewesen, soweit er sich erinnern konnte. Trotz der eisigen Kälte, die er besonders in den zwei Jahren des Exils in der Wildnis zu spüren bekommen hatte, empfand er beim Anblick von Schnee immer eine Art kindliche Freude und hatte des Öfteren das Verlangen, sich in das weiche Weiß zu werfen und sich darin hin- und her zu wälzen.
Der Barde ergriff den frischen, klebrigen Schnee auf dem äußeren Fenstersims seines Zimmers und formte eine Kugel. Er lehnte sich nach draußen und warf den Schneeball in hohen Bogen hinaus, nach kurzem Flug landete dieser auf dem Wipfel eines Baumes und riss etwas Schnee mit sich. Wie ein kleines Kind freute er sich über den gelungenen Wurf und verharrte noch einige Minuten hinausgelehnt da, bis er sich schließlich wieder in sein Zimmer wandte und das Fenster, aus dem er schon seit seinem Erwachen dem neuen Schnee beim Fallen zugesehen hatte, mit einem lauten Knarren schloss.
Der dunkelhaarige Jüngling fuhr sich mit der Hand durch die vom Schnee genässten Haare und überlegte, was nun zu tun sei. In die Übungsräume an seine Zauber feilen? Oder in die Bibliothek sich mit Lehrbücher und Literatur überdecken?
Nichts da! Heute gönne ich mir ne wohlverdiente Auszeit...
Alveron öffnete seinen Schrank und holte sich sein altes Bardengewand heraus, mit dem er sich sogleich bekleidete, und zog sich seine Magierrobe darüber an.
Ein kleiner Spaziergang durch den winterlichen Wald würde ihm sicherlich guttun, sowohl körperlich, da er viel zu viel Zeit über Bücher verbrachte und zur Abwechslung einmal etwas Bewegung nicht schaden konnte, als auch seelisch – denn was gibt es schöneres, als durch die in winterlichen Schlaf versetzte, ruhende Natur zu schreiten, sich in aller Ruhe an dem prachtvollen Weiß zu ergötzen und sich ganz den Gedanken und Träumen hinzugeben?
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Phili war ein paar Momente wie entgeisterst, dass er gerade angeschnauzt wurde, Jedoch fasste er sich in Wenigen Augenblicken wieder. „Hey. Ruhig Blut! So wie sie aussehen, könnten sie in jeden Moment einen Herzstillstand erleiden. Ich bin nur ein einsamer Wanderer, Herr Schwarzmagier.“ Phili lachte. Der Schwarzmagier sah aber wirklich älter aus und Phili war ja mit seinen dreiundzwanzig Jahren noch ein Jungsporn. Er Erfahrender Junger Abenteurer. So wurde er gerne von seien Vater genannt. Früher!
Der Schwarzmagier schielte ihn an und lachte. Der Händler wunderte sich über das seltsame Verhalten, des Diener Beliars. „Du denkst wohl ich sei dumm. In einer Lederrüstung aufzukreuzen war nicht gerade schlecht, aber ihm Kastell wissen wir Alles.“ Der Magier lachte ironisch. „Du scheinst aber nicht das erste Mal hier zu sein, oder?“ Phili erinnerte sich an die Tage als er hier in der Bibliothek ein paar Sachen studierte. „Nein allerdings nicht. Ich war schon öfters hier. Dreimal glaube ich und was meinen sie zu wissen?“
Der Mann lachte. Wer war eigentlich dieser komische Kauz? „Du bist das angebliche Geheimnis! Ein Anwärter traut sich in unseren Heiligen Räumen herumzulaufen. Mumm hast du ja. Deshalb will ich dich nicht unwissend lassen und sagen, wer ich bin. Mein Name ist Nafolux. Ich bin Schriftgelehrter und ein ausgezeichneter Bogenschütze. Du darfst mich als „Priester der Dunklen Mächte“ bezeichnen. Und wer bist du?“
Phili hörte sich die Worte an. Er schien er sehr erfahrener Mann zu sein und schriftgelehrt auf jeden Fall. In seiner Stimme lag so eine Überlegenheit.
„Ich? Ich bin Phili und, wie sie schon erwähnt haben, ein erfahrender Anwärter aus dem Kloster. Des Weiteren kenne ich mich gut im Umgang mit den Einhandschwert aus. Als Händler des Klosters habe ich natürlich einige gute Waren.“ Vielleicht konnte er den Mann mit ein paar Tropfen Wein überreden. Während seiner Worte hatte der Schwarzmagier ab und zu genickt, da er jedoch nicht einzuwenden hatte, wollte Phili direkt auf den Punkt kommen. „Ich kenne mich in Khorinis aus und würde ich mich nie zum Kastell verirren. Doch wie ich schon hörte sind sie ein sehr guter Bogenschütze und unterweisen Schüler und deshalb…“ Bei den Worten schaute Nafolux Phili direkt in die Augen und flüsterte in sich hinein, so etwas wie ´weiß ich schon` „…möchte ich, dass sie versuchen mich im Umgang mit den Bogen zu unterweisen. Ich hoffe dass sie ja sagen, fassen sie das schon mal als Dank auf.“ Er zog eine Weinflasche hervor. Einer der besten Tropfen aus dem Kloster und gab sie den Schwarzmagier in die Hand. Nafolux setzte einen gruseligen Blick auf. Nun musste sich der Händler auf die Antwort gefasst machen. Dabei legte er sicherheitshalber eine Hand an den Griff seines Schwertes und starrte ebenfalls den Magier an.
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Rangor saß gerade auf dem Bett seines kleinen Gemachs, als es erneut begann zu schneien. Seit dem Mittag war keine Schneeflocke mehr hinab gefallen, doch nun, schon weit nach Anbruch der Dunkelheit, ließ der Himmel wieder die weißen Flocken vom Himmel fallen. Der weiße Mantel der schon seit einigen Tagen über der Insel lag, wurde immer dicker, was gegen morgen dazu geführt hatte, das eine kleine Lawine von den Hängen der Berge hinabgeschliddert war, ziemlich genau in den See hinein.
Doch dies war auch das einzig Aufregende, was der heutige Tag zu bieten gehabt hatte. Rangor hatte nicht viel getan. Vom Üben seiner Schleichkunst hatte er sich bisher eine kleine Pause gegönnt und die meiste Zeit in der Bibliothek verbracht. Auch auf dem mittlerweile bezaubernd schönen Innenhof hatte er häufig gesessen. Doch nun hockte der Wanderer auf seinem bett und vor ihm auf dem Schoß seinen Bogen. Schon lange war diese Waffe nicht mehr zum Einsatz gekommen, hatte die letzten Tage immer unbenutzt hier im Zimmer gelegen. Es war kein besonders schöner, oder kunstvoll verzierter Bogen, eher ein schlichtes Objekt. Doch bisher hatte sich Rangor immer auf seine Waffe verlassen können und war noch immer zufrieden, mit seinem kauf bei dem alten Mann vom Hof.
Doch nun juckte es ihn wieder in den Fingern. Einen Pfeil in die Sehne zu spannen, die Momente zwischen dem zielen auf das Opfer und dem Abschuss, die Augenblicke des Fluges, wo noch immer ungewiss war, ob der Pfeil sein Ziel treffen würde... Jaa, das fehlte dem Wanderer alles. Doch zurzeit, solange er weiter den Wunsch hegte die Kunst des Schleichens zu erlernen, was er auch weiterhin tat, bot sich keine Möglichkeit eine der ausgedehnten Wanderungen zu machen wie zuvor. Zwar hätte Rangor in den letzten tagen genug Möglichkeiten gehabt, doch ein leicht paranoides Denken brachte ihn immer dazu zu glauben, das Igor ihn genau in dem Moment suchen würde, in dem er weg wäre. Und das wäre wahrlich dumm.
Langsam und mit einer übergroßen Portion Vorsicht, hob Rangor den bogen auf, und legte ihn wieder zurück auf den Tisch, wo er zuvor auch immer gelegen hatte. Während seiner Aufenthalte IM Kastell störte er nur - keine Frage!
Schon leicht müde, doch fest entschlossen noch weiter Igors Übungen zu trainieren, verließ der Wanderer sein Zimmer und schritt durch die Gänge zur Einganshalle. Diese war wie eigentlich immer verlassen und ruhig, perfekt um das Schleichen zu üben.
Die gewohnte Stellung war schnell eingenommen und Rangor ging in die Knie. Wieder fiel im direkt auf, das er nicht richtig wusste wie er seine Arme halten sollte. Am besten, er würde selber ein wenig herumprobieren, als sie so steif zu halten wie zuvor. In den Schritten selber, so glaubte Rangor zu merken, war er schon besser geworden. Ihm selbst kamen sie um einiges leiser und eleganter vor, als zu Beginn der lehre, doch benötigte es zweifelsohne eine Person mit mehr Ahnung als der Wanderer hatte. Diese war hier im Kastell sein Lehrmeister, Igor.
Mit den Armen versuchte es Rangor zuerst so, die Oberarme fast in einer Line mit den Schultern zu haben und die Unterarme nach unten stehen zu lassen. Doch schon bald merkte der Wanderer die Schmerzen im Nacken und vor allem in den Schultern, die so zustande kamen. Das war ja noch schlechter als die Arme neben sich zu führen, wie zwei steife Stöcke.
Die zweite Möglichkeit gefiel Rangor schon besser. Er hielt die Arme gehoben, aber nicht waagrechte sondern mit den Händen leicht nach unten geneigt. Zudem winkelte er noch die Ellebogen an, sodass die Hände, wenn man sie in einer gerade Linie weiter ziehen würde, etwas eineinhalb Meter vor ihm auf den Boden zeigten. Natürlich nur wenn er still stand, bei jeder Bewegung schwangen die Arme mit - Rangor hatte das Gefühl, das würde einen eleganteren Eindruck machen.
Recht zufrieden mit seinen Einfällen führte der Wanderer also seine Übungen so leise und gut wie möglich in der Einganshalle fort. Hoffentlich wäre Igor bei ihrem nächsten Treffen auch einigermaßen zufrieden.
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Es war immer das gleiche. Täglich wurde er von diesem Albtraum heimgesucht, der ihn Stunde um Stunde wach hielt. Nichts, aber auch gar nichts konnten den Schwarzmagier oft zum schlafen bewegen. Und das obwohl er seitdem sowieso schon unter ziemlichem Schlafmangel litt.
So war er auch an diesem Tag genau wie an den vielen ungezählten zuvor durch eben jenen Traum aufgewacht. Immer wieder Angstschweiß auf der Stirn. Aber immer noch keinerlei Erinnerung an den Inhalt selbigen Traumes.
Schläfrig hatte er sich aus seinem schön warmen Bett gequält, und sich langsam aufgerichtet, als ihm eine neue Robe auffiel. Sie lag fein säuberlich zusammengefaltet auf den Tisch. Er hatte diese Bestimmt nicht so hingelegt. Wieder mal ein äußerst fleißiger Dämon? überlegte er, als er sich langsam aber sicher auf selbige Robe zu bewegte. Irgendwie sah sie aber schon anders aus, als seine alte ...
Gewisse Ähnlichkeiten schon, aber dennoch ganz gewiss, so konnte er schon von hier aus mit halb geschlossenen Augen sagen, nicht die selbe.
Schläfrig streckte er sich erneut, und schaute sich die Robe nun endlich einmal genauer an. Und dabei fiel ihm auf, warum sie nicht so aussah, wie seine alte. Es war nicht die eines Hohen Schwarzmagiers. Es war vielmehr die eines Priesters. Völlig überrascht starrte er darauf.
Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Langsam nahm er sie hoch. Doch lange hielt er es nicht aus sie nur anzuschauen. Schnell zog er sie sich an, und machte sich auf den Weg ins Refektorium. So eine neue Robe wollte doch schließlich auch gezeigt werden. Und außerdem hatte er, was noch viel wichtiger war, Hunger. Sein neuerlicher Albtraum war schon wieder in Vergessenheit geraten, hatte er doch nichts neues gebracht, außer wahrscheinlich noch tieferen Augenringen.
Nach dem Essen schlenderte der neue Priester in die Bibliothek. Bücher gab es einfach immer, die man lesen konnte. Zufrieden ließ er sich in einen bequemeren Sessel weiter hinten in der Bibliothek fallen, und war Minuten später schon in eine alte, äußerst langatmige Erzählung vertieft, die sich mit alten Magiern beschäftigte.
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Wie lange irrten sie nun schon durch die Katakomben? Hirni wusste es nicht, was auch nicht weiter verwunderlich war, in Anbetracht dessen, dass es hier unten gänzlich kein Zeitgefühl geben konnte.
"Hm, wie lange wir wohl schon hier unten herumkreuchen? Ich meine, wir können das lediglich vermuten. Und zwar daran, was wir für ein Schlafverhalten an den Tag legen. Wobei... welcher Tag? Hier unten herrscht ja eh nur dunkelste Nacht." bemerkte Hirni und sprach somit seine Gedanken laut aus.
" Und nichtmal die herrscht hier unten. Ich meine, wie oft haben wir bisher hier unten geschlafen? Sieben oder acht mal? Demnach sind wir hier also schon ne ganze Woche unten, würde ich mal sagen. Aber, spätestens wenn wir oben sind, und draussen scheint die Sonne und es ist knapp 20 Grad, wissen wir, dass wir den ganzen Winter hier unten waren. Unwahrscheinlich, ich weiss, aber vielleicht auch nicht unmöglich? Vielleicht herrscht hier unten wirklich keine Zeit. Ich hoffe es nicht, denn sowas will ich nicht nocheinmal erleben müssen."
Denn dies würde den hohen Schwarzmagier nur an das erinnern, was er mit Elfaire und Skazaam im Kerker erlebt hatte. Und das war weniger toll.
"Ach, ich hasse meinen Orientierungssinn, ständig verlauf ich mich. Ich glaube, ich würde mich sogar in einem Raum verlaufen der kreisrund ist, und der kein Mobiliar aufweist. Für viele mag das Unmöglich sein, doch für mich ist das ne Herausforderung. Nämlich eine Herausforderung, mich in so einem Raum nicht zu verlaufen.
Wenigstens ist der Gedanken beruhigend, dass ich das letzte Mal auch sieben bis achtmal geschlafen habe, bevor ich das Rauschen des Flusses, und damit letzteren selber, gefunden hatte. Nun, aber wer weiss, Zeraphin, vielleicht werden wir hier unten auch für immer bleiben müssen, und dann verhungern. Gerade so will ich ja eigentlich nicht sterben, bin ich doch sonst so gefrässig. Aber ich habe ja noch eine Teleportationsrune, damit könnte ich uns im Notfall wegteleportieren. Auch wenn wir dann im Kloster landen. Meine Kastellrune habe ich nämlich nicht mehr. Ich muss mir von meinem Lehrmeister wohl ne neue besorgen."
Als Hirni verstummte, vernahm er nicht nur seine Schritte und die seiner Begleiterin, nein, er vernahm auch ein Rauschen. Das Rauschen eines Flusses.
"Man, Ich glaubs nicht, das klingt nach einem Fluss, einem unterirdischen Fluss wohlbemerkt. Zeraphin, wir sind gleich da..." sprach Hirni, und hoffte dies auch inständig. Denn langsam hatte er es satt, hier unten umher zu irren, ohne zu wissen, wann sie ihr Ziel endlich finden würden...
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"Spar dir den Wein für welche, die ihn gebrauchen können und nun ist schluss mit Lustig. Deine Unwissenheit und Naivität hat mich nun schon lang genug belustigt." Der Blick des Priesters wurde wieder finster und seine Haltung geschlossener, als er die Arme vor der Brust verschränkte.
"Wieso bin ich Naiv?!"
"Hmm... weil du sogar älter bist als ich, denn ich zähle erst 22 Jahre auf dieser Welt und die meisten davon bereue ich, doch ich hab es geschafft und hab mich aus dem Trott der Normalität gelöst. Dies hat mich einiges gekostet und auch ein Teil meines Aussehens, doch was ist das im Vergleich zu der Macht, die ich habe?... Genug! Ich habe genug geschwafelt. Ich zeige dir sofort was du trainieren musst und bis in ein paar Tage möchte ich, dass du dich auchmal nützlichen machen kannst. Und das du ein verwöhnter Klösterling bist ist keine Entschuldigung für dein Versagen, merk dir das!"
Der Priester führte seinen neuen Schüler aus dem Labor, wobei er sich beim Aufstehen aus dem Sessel seinen Bogen aus einer Ecke schnappte. Er führte den Anwärter in die Katakomben, wo der längliche Raum war an dessen Ende eine Scheibe aufzufinden war. Dann meinte Nafolux:
"Nun hier wirst du zum Teil trainieren. Ich sehe, dass du geschickt bist. Vielleicht hast du auch eine gute Kondition, doch auf jeden Fall brauchst du mehr Kraft um einen starken Bogen ohne Mühe auszuziehen. Dazu möchte ich, dass du jeden Früh hinunter zum See läufst und dort einen Eimer Wasser schöpfst. Dann rennst du wieder hoch. Wenn du nicht mehr rennst, kannst du es gleich nochmal machen, wenn nurnoch die Hälfte der Wassermenge enthalten ist auch. Also mache es am Besten gleich richtig. Wenn du dies gemacht hast, wird dein Herz rassen und dir tut vielleicht auch alles weh, doch trotzdem machst du danach noch Liegestütze, bis du glaubst du kannst nicht mehr, dann ...ERST DANN... darfst du schießen! Dies solltest du trainieren, weil du auch unter hohen Belastungen einwandfrei schießen können musst! Und glaub nicht, dass dir durch das Einhandkämpfen der Weg geebenet wurde, denn die Muskeln, die ein Bogenschütze braucht, sind bei mit dem Training für einen Schwertkämpfer nicht mit einbezogen. Das Schießen werde ich dir auch gleich jetzt erklären, denn ich wollte noch ein wenig studieren:
Nimm deinen Bogen in die linke Hand und stecke diesen in einem rechten Winkel von dir weg. Stelle dich seitlich zum Ziel, so das du mit deinem Bogen und Arm, bzw Körper, eine Art Pfeil bildest. Dann spannst du den Bogen indem du mit dem Zeigefinger über die Pfeil an der Sehne anfässt und mit den Mittel- und Ringfinger darunter. Ziehe den Bogen immer gleich aus, dies ist Voraussetzung für ein gutes Schießen. Bevorzugt ziehe ich soweit, dass meine Hand das Ohr berührt. Schließe nicht die Augen und behalte dein Ziel, indiesem Fall die Scheibe am Ende des Raumes, im Auge. Merke dir, wie du gezielt hast und schieße dann. Der Pfeil wird treffen oder auch nicht. Wenn er nicht getroffen hatte, versuche es noch mal und korrigiere dein Zielen, bis du es geschafft hast die Mitte zu treffen. In ein paar Tagen will ich, dass du sie kontrolliert triffst! Deine Ausbildung musst du abbezahlen, aber nicht mit schnödem Geld, sondern mit Leistungen, die dich gleichzeitig trainieren und mir Arbeit abnehmen. Aber im Kloster fängt man sowieso als Mädchen für alles an, da ist man soetwas sicherlich gewöhnt. Ich mache nun noch einen Schuss und du kannst ihn dir genau ansehen! Ich mache ihn auch etwas langsamer, damit du auch mitkommst!"
Der Priester stellte sich hin und griff übertrieben langsam zum Pfeil, dabei durchbohrte der todernste Blick den Anwärter. Es gab keine Anzeichen für belustigen, sodass der Schüler annehmen musste, dass der Lehrmeister wirklich davon ausging, dass dies bei ihm nötig wäre. Nach einiger Zeit schoss er dann nun endlich und traff natürlich gleich aus dem Kalten die Scheibe in der Mitte, dann ging er wieder um ein wenig zu schlafen und zu studieren.
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"Ein Wunder, dass wir den Fluss noch lebend erreicht haben", dachte Zerahin, allerdings ohne sicher zu sein, ob sie wirklch noch ganz am leben waren. Es hätte sie nicht verwundert, wenn sie mitlerweile als Untote durch die Gänge getapert wären. Im matten Schein der Fakeln hätte man das Gesicht eines Zombies nicht von menschlichen Zügen unterscheiden können. Auch sprach das merkwürdige Hungergefühl - merkwürdig, weil unvorhanden - für eine bereits stattgefundene Veränderung der Verirrten. Zeraphin mochte diese Gedanken gar nicht weiter verfolgen und beruhigte sich stattdessen mit der Vorstellung, dass hier unten vielleicht andere Kräfte und Energiequellen die Existenz möglich machten. Schließlich gab es hier kein Licht und dennoch bewohnten einige durchaus lebende Kreaturen die Katakomben. Kreaturen wie zum Beispiel Riesenratten, mit denen sie derweilen schon öfters Bekanntschaft gemacht hatten. Nie waren sie jedoch wirklich gefährlich gewesen.
Für einen kurzen Augenblick glaubte sie wieder eines dieser Monster zu hören, doch es war Hirni, der sie mit seinen laut gedachten Worten aus ihren Gedanken schreckte.
"Ja, mir ist tatsächlich aufgefallen, das wir uns verlaufen haben, stell dir vor", antwortete sie Hirni innerlich weit weniger boshaft als es geklungen hätte, wenn sie es ausgesprochen hätte. Die Vorstellung von einem merkwürdigen Schwarzmagier, der wie ein eingesperrtes Tier in einem Käfig in einerm runden Raum Kreise lief, war zu belustigend. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er nicht merkte, wie er Runde um Runde lief...
Bevor sie noch etwas entgegegnen konnte, erklang das Rauschen des lang ersehnten Flusses in nächster Nähe.
Die letzten paar Schritte legten die beiden rennend zurück, umso heftiger mussten sie bremsen, denn das kleine Felsplateau, auf das der dunkle Gang mündete, ließ gerade Mal für zwei Füße voreinander gesetzt platz. Jemand mit großen Füßen müsste womoglich sogar mit einem auskommen. Für Leute mit noch größeren Füßen, wäre es nur möglich auf den Zehenspitzen zu stehen. Glüklischerweise erstreckte sich die Felsenklippe in die Länge ein wenig weiter, so dass Hirni und Zeraphin ohne Probleme nebeneinander stehen konnten, während sie den reißenden Strom besahen.
"Spinn ich?", entfuhr es Zeraphin plötzlich. "Sind meine Augen von dem Farbspiel der Kristalle hier unten so verwirrt? Ist es das ungewohnte Licht, welches mir diese Einbildung vermittelt oder fließt dieser Fluss tatsächlich in zwei Richtungen?", ungläubig wandte sie ihren Blick weg von den reißenden Wassermassen hinzu Hirni, der ebenfalls kritisch das Gewässer mussterte. "Wenn du spinnst, dann spinne ich zumindest auch", antwortete dieser und fügte hinzu:"Das ist natürlich sehr wahrscheinlich, insofern kann ich dir deine Frage nicht beantworten, aber das was du siehst, sehe ich auch." Kopfschüttelnd blickte die jugne Frau erneut in den Strom. So etwas brachte auch nur ein Kastell-Fluss fertig. Unfassbar! Bei genauerem hinsehen, konnte man sogar erkennen, dass der Fluss nicht nur aufgeteilt war in zwei Hälften mit unterschiedlicher Strömung, sondern dass auch diese wiederum unterteilt waren in Spuren, welche mit verschiedenen Geschwindigketien das Wasser fort trugen. "Wieso in Beliars Namen?", dachte Zeraphin. "Wie ist das möglich?"
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"Naja, das ist in sofern möglich, dass wir hier im Kastell sind, würde ich sagen." antwortete Hirni grinsend. Er flaxte eigentlich nur aus dem Grund, weil er selber dafür keine Erklärung fand. Andererseits, war dieser, eher witzig gemeinte Kommentar am Ende die Wahrheit? War dies nur möglich, weil der Fluss im Berg des Kastells seine Quelle besass? Am Ende schien dies gar nicht so abwägig.
"Wobei, eigentlich könnte dies wirklich der Grund sein. Dass dies möglich ist, weil der Fluss hier im Berg des Kastells seine Quelle hat." sprach Hirni dann seine Vermutung laut aus.
"Ich hatte mir ja schon Gedanken darüber gemacht, woher der Fluss kommt. Am besten gefällt mir noch die Theorie, dass der Fluss hier direkt zum Kloster führt. Also, dass dies jener Fluss ist, der am Ende im See, auf dem das Kloster steht, endet. Wäre dies nicht die süsseste Ironie? Gerade der See, der dem Kloster diese Athmosphäre und den tollen Anblick verpasst, entspringt im Berg des Kastells? So wäre Beliar dafür verantwortlich, dass die Innosheinis ihre Ahtmosphäre haben, die sie angeblich ihren Gott der Rechtschaffenheit zu verdanken haben. Ich finde, das würde nur umso mehr dafür sprechen, dass es ohne Beliar keinen Innos gäbe, und ohne Kastell kein Kloster. Aber am Ende kann man dies nur vermuten... oder ausprobieren, in dem man in den Fluss springt und der richtigen Strömung folgt." vollendete Hirni seine Theorie, bewunderte den Anblick weiterhin, und bemerkte dann, dass er langsam wieder müde wurde.
"Sagmal, Zeraphin, bist du auch müde?"
"Ja, allerdings."
"Was hältst du davon, wenn wir dann hier ersteinmal schlafen? Dazu müssten wir ja lediglich von dieser kleinen Plattform runter, indem wir da unten auf den Vorsprung springen, und uns von dort unten auf den Boden runterlassen..."
Gesagt, getan. Hirni merkte, dass er beim letzten Mal an der anderen Seite des Ufers gewesen war, denn da war er nicht bei so einem Vorsprung rausgekommen. Sie hatten also einen ziemlichen Umweg gemacht. Oder war es am Ende der kürzere Weg? Er war sich nicht sicher, wollte es Zeraphin aber auch nicht verschweigen.
"Hm, das letzte Mal bin ich an der anderen Seite des Ufers rausgekommen. Dort hinten bei der Höhle. Ich weiss jetzt nicht, ob wir einen Umweg gegangen sind, oder ob unser Weg jetzt kürzer war, als der, den ich das letze Mal gegangen war... Wie dem auch sei, ich denke, wir sollten dann mal etwas schlafen. Morgen, oder besser, wenn wir wieder wach sind, können wir ja den Fluss hier etwas genauer untersuchen. Vielleicht steht er mit dem Fluss zum Kloster wirklich in einer Verbindung?" sagte Hirni, dann fügte er noch lachend hinzu: "Ausserdem müssen wir ja gucken, ob der Fluss wirklich reinigende Kräfte hat." und wedelte dabei mit der dreckigen Robe.
Mit diesem Vorhaben legten sich die beiden schlafen. Hirni überliess dabei Zeraphin seine dreckige Robe, die er in den Fluss werfen wollte, als eine Art Laken, damit sie nicht auf dem harten Steinboden schlafen musste, sondern wenigstens einen weicheren Untergrund hatte. Zwar war die Robe mit Rotweinflecken eingesaut, aber dafür war sie weniger dreckig als der staubige Boden hier unten...
Geändert von Hirni (28.11.2005 um 23:45 Uhr)
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Nachdem er am nächsten Tag wieder aufgestanden war, man muss sagen, dass sie Betten ausgezeichnet sind, machte er sich an das Training. Der Schwarzmagier hatte ihn sein Plan wörtlich gegeben und den wollte er erfüllen. Dieser Nafolux strahlte eine Ernsthaftigkeit aus. Wo er jetzt war, konnte Phili nicht sagen. Der Händler bezweifelte auch, dass der Mann sich groß am Training beteiligen wird. Nach einen kurzen Frühstück im Refektorium war sein Magen wieder voll und er fühlte sich gestärkt für den Tag. Einen Eimer bekam er in der Küche. Man musste dort aufpassen, dass man nicht von irgendwelchen Eiern oder anderen Lebensmittel getroffen wurde. Er bewegte sich mit den Eimer schnell zur Tür hinaus. Er hoffte, dass sie wieder auffing, wenn er zurückkehren würde. Der Abstieg des kleinen Hügels sollte das leichteste an den Tag werde. Er füllte den Eimer, bis er voll war. Dieser lag nun schwer in der Hand. Er blickte den Berg wieder hoch und wusste jetzt schon, dass dies ein gutes Training war. Nach der Hälfte des Berges verspürte er Schmerzen in seinen rechten Arm, deswegen wechselte er auf den Linken. Es einen leichten Schwindel. Er knickte gleich darauf ein. Es war einfach tu schwer und das Wasser ergoss sich über den Boden und drang in seine Schuhe. Es wurde ihm nur noch kälter. Als er aufstehen wollte, zog es ihn die Beine weg und er lag mit seinen ganzen Körper auf den Schnee. Schnee? Das Wasser was er gerade verschüttet hatte war schon gefroren. Es hat seine eine Eisschicht gebildet. Das brauchte er jetzt noch. Der Anwärter dachte sich, dass der Bogen niemals diesen Wert haben würde, dass er sich täglich hier hoch quälte. Aber wollte er vor dem Kastell klein beigeben? Noch lange nicht. So stand er zitternd wieder auf und lief wieder herunter zum See, füllte den Eimer nochmals und begab sich wieder den Aufstieg hinauf. Seine Muskeln streikten schon fast. Sein ganzer Körper zitterte. Bei den Temperaturen war es nicht gerade leicht sich sehr anzustrengen. Bei den letzten Metern sank er wieder in sich zusammen und vergoss das ganze Wasser. War es überhaupt möglich irgendwie mit einen Eimer, dort hin zu kommen. Er konnte nicht mehr. Er fror und seine Gedanken waren kaum noch beim Training, dennoch wollte er versuchen, wenigstens noch 10 Liegestütze zu machen. Er kniete sich hin und nahm die Position ein. Sein Körper hang nicht durch. Er ließ sich langsam nach unten gleiten und drückte sich dann wieder hoch. Das machte er einmal. Seine Hände waren schon fast abgefroren. Nach dem dritten sackte er zusammen. So lang die Hilflose Gestalt am Boden. Dennoch wollte er nicht aufgeben. Er zog sich bis zum Tor, als es sich öffnete spürte er wieder wärmer. Erschöpft kroch er mit letzten Zügen dort hinein. Als sein Körper sich langsam wieder erwärmte raffte er sich noch einmal auf und lief gerade aus, der Treppe runter. Die Katakomben waren nicht fern, doch schien es, als würde der Weg ewig dauern. Am Schießstand angekommen sah er die Scheibe hinten, am Ende des Raumes. Er packte aus dem Beutel seinen Bogen aus, nahm Köcher und Pfeile zur Hand und versuchte zu zielen. So wie es der Diener der Dunkelheit es getan hatte. Die Sehne des Eichenbogens zog er zu sich. Dock er kam damit kaum bis zur Mitte seines Oberarmes. Er ließ erschöpft los, der Pfeil blieb auf halber Strecke wie stehen, fiel zu Boden, wie in diesen Moment auch Phili. Bewusstlos nach alles diesen Strapazen. Er schämte sich als Anwärter hier so zu versagen.
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Wieder stieg der Priester aus seinem Bett und stellte fest, dass es wirklich besser war zu dieser Zeit eine Scheibe zwischen sich und der Außenwelt zu haben. Auf Wunsch von ihm wurde ihm genau dies in das sonst offene Fenster gebaut und es war merklich wärmer. Etwas besser gelaunt, doch dennoch grimmig, da er wusste was ihm heut bevorstand zog er sich an und folgte den Gängen zum Refektorium, wo er sich etwas zuessen geben ließ, während er sich seine Notizen anguckte.
Er hatte vor einiger Zeit einen Spruch geschrieben, der garnicht richtig funktionieren konnte, aber die Wirkung wäre dennoch interessant. Es war eine einfache Schattenflamme, die wenn es richtig funktionieren würde ein Zeitloch erzeugt, doch dies konnte garnicht gehen, also würde wohl eher kurz ein großer Unterdruck entstehen, oder es würde alles implodieren. Der Priester wusste es nicht, aber bald würde es sein Schüler erfahren dürfen, wenn er den Spruch ausprobieren würde. Und wozu sonst hatte er ihn denn angenohmen, wenn er ihm nicht in diese Richtung behilflich sein würde.
Nachdem Nafolux aufgegessen hatte, verschwand er kurz in seinem Labor und ging dann zu seinem Schüler in die Katakomben. Hier unten war es nass und etwas kälter als im oberen Bereich des Kastells, doch dies war eigentlich recht normal und kein Problem, wenn man vernünftig angezogen war. Dem Schüler konnte sowieso nicht wirklich kalt sein, da er ja eigentlich bis zum Umfallen trainieren müsste.
Als der Priester der dunkelen Mächte dann den Trainingsraum betratt, sah er seinen Schüler herumgammeln. Zumindest trainierte er nicht und lag nur regungslos am Boden. Sein Körper sah etwas unterkühlt aus und der Gesichtsausdruck war alles andere als entspannt, doch er tat wahrscheinlich nur so. Sicherlich suchte er nur einen Grund zum Faulenzen.
Verärgert zog der Priester eine seiner Runen und beschwor einen Feuergolem. Die sengende Hitze erfüllte schnell den Raum, denn sie wurde von Nafoluxs undendlicher Wut genährt. Dann stapfte der Feuergolem langsam auf Phili zu, der durch die Erschütterung fast schon aufzuhüpfen schien, doch immernochnicht hatte er die Augen geöffnet.
Der Golem war schon bedrohlich Nahe, was für den angehenden Schützen den unangenehmen Nebeneffekt hatte, dass aus der Wärme eine unerträgliche Hitze wurde. Langsam bekam das Geischt wieder etwas Farbe und plötzlich schlug er die Augen auf. Der Priester beobachtete genau den Schüler mit einem völlig emotionslosen Gesichtsausdruck. Als Phili dies sah, schien es als würde er die Augen am Liebsten wieder schließen und für immer geschlossen lassen. Doch statts wie erwartet vom Golem zu Asche verwandelt zu werden ging der Golem wieder zurück und Nafolux Stimme erfüllte den Raum:
"Ach auch schon aufgewacht? Ich hatte befürchtet, dass es dir kalt geworden ist... und jetzt hör auf zu faulenzen und fang mit dem Training an. Unnütze und nichtskönnende Schüler pflege ich auszusortieren! Auf meine eigene Art und Weise.
Also jetzt steh auf und sprich diesen Spruch. Einfach lesen und wirken lassen, das solltest du doch eigentlich schon aus deiner Zeit im Kloster kennen, oder sind eure hohen Magier zu soetwas nicht in der Lage? Würde mich an sich nicht wundern."
Meinte Nafolux und reichte die Spruchrolle mit dem modifizierten Schattenflammenspruch dem Schüler und versuchte so zu gucken, als wäre es schade darum, dass sein Schüler diese Spruchrolle bekommen würde. Dies erschien ihm nötig um den immernoch etwas trägen und verwirrten Schüler nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen, solang er noch nicht klar denken konnte.
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Fast unmenschliche Verhältnisse herrschten mittlerweile vor den Toren des Kastells. Immer wieder begann es heftig zu schneien und der Wind trug bei jeder Böe Schneefontänen von den Bergkuppen in die Luft. Welche Schneemaßen sich unterdessen in der Natur aufgetürmt hatten war nur schwer einzuschätzen.
Tiere sah man kaum noch in den Wäldern oder auf den Wiesen Khorinis. Die meisten hatten sich verkrochen oder versteckt, dort wo sie geschützt vor Kälte und Schnee waren.
Doch das alles interessierte Rangor im Moment recht wenig. Der Wanderer saß auf dem Boden der Eingangshalle, an eine der vielen Säulen gelehnt und hatte jegliche Motivation verloren sich heute noch einmal zu bewegen.
Schon als er heute Morgen erwacht war, hatte er diese fürchterlichen Schmerzen in den Beinen gespürt. Das war auch der Grund gewesen, wieso der Wanderer es erst gegen Mittag aus dem Bett geschafft hatte. Der gang zum Refektorium hatte dann ungefähr genauso viel Zeit in Anspruch genommen, wie das dortige Essen - sehr ungewöhnlich.
Doch zum Glück waren die Schmerzen im Laufe des Tages wieder weniger geworden und Rangor hatte beschlossen seine Schleichübungen fortzuführen. Und genau das, war der Fehler gewesen. Es waren nur wenige Minuten vergangen, nachdem der Wanderer die üblichen Übungen begonnen hatte, da war er wieder aufgekommen, der Schmerz in den Schenkeln, den Waden und den Knien. Und seit diesem bedauerlichen Unglück saß Rangor hier in der Eingangshalle, an der Säule gelehnt.
"Kann ja nicht schlimmer kommen...", hatte er sich gedacht. Dummerweise lag er hier falsch.
Ein lautes, brummendes, brodelndes Geräusch erklang in der runden Halle und Rangors Blick senkte sich besorgt zu seinem Magen. Seit dem Aufstehen hatte er nichts mehr gegessen - ein weiterer fataler Fehler am heutigen Tage, denn nun würde er früher oder später gezwungen sein ins Refektorium zu gehen, und Gehen war das was dem Wanderer im Moment ganz und gar nicht zusprach.
Mehrere Minuten dauerte es, bis er sich an der Säule aufgerafft hatte, und noch mal ein wenig bis er die schweren Schritte zum Refektorium. Eine große Obstschale, kalter Schinken und Wein erschienen schon auf dem Tisch, bevor Rangor sich gesetzt hatte - war er so langsam?
Hungrig begann der Wanderer nu sein Abendmahl, in der Aussicht bald wieder jegliche Bewegungen einstellen zu können. Dies jedoch geschah früher als gedacht. Irgendwie kam es, das Rangor sich nicht mehr aufrecht halten konnte und er kippte zur Seite, längs auf die Sitzbank. Zum Glück hatte er sich an einen Tisch mit einer solchen Sitzgelegenheit niedergelassen.
Es musste schon ein seltsamer Anblick sein, wie der Glatzköpfige dort auf der Bank lag, de eine Arm baumelte zur Seite hinunter, der andere hielt das Obst welches sich Rangor noch geschnappt hatte.
Während er so da lag, mit schmerzenden Beinen und motivationlos wie noch nie, entsann er sich wieder Igor Worte.
"...irgendwann werdet Ihr zu einem Punkt kommen, am dem Eure Oberschenkel schmerzen, Eure Kniegelenke um Gnade schreien und Eure Füße um ein kühles Bad beten...dann und erst dann, werden wir an Eurer Geschmeidigkeit arbeiten..."
Rangor schüttelte den Kopf. Also wenn sein momentaner Zustand nicht selber war, wie von Igor beschrieben, wusste er wirklich nicht weiter. Doch die Schilderung des Magiers traf ziemlich exakt zu. Hoffentlich würde er bald mal aufkreuzen, Rangors Geschmeidigkeit wegen....
"Obwohl, eigentlich kann er sich noch ein wenig Zeit lassen...", schoss es dem Wanderer durch den Kopf. "Zumindest noch einen Tag..."
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Misstrauisch blickte sich der Magier um. Irgendetwas war da, was ihm nicht so richtig gefallen wollte.
Dann fiel es ihm einen Moment später ein. Sie wollte die weiße Pracht des Innenhofes sehen, doch konnte sie dies gar nicht, weil es dort keine weiße Pracht gab, die man bestaunen konnte. Es sei denn das Klima des Innenhofes hätte sich plötzlich dramatisch verändert und wäre nahe dran das Weltbild des hohen Schwarzmagiers zu zerstören.
So lenkte Ardescion die Schritte der jungen Frau kurz vor dem Innenhof wieder in Richtung der Eingangshalle und damit zum Tor des Kastells. Der kurze Moment hatte gereicht, dass er sich ob seines Wissens Richtigkeit vergewissern konnte, indem er einen kurzen Blick in den Innenhof wagte und dann zufrieden nickend seinem sich nun schon halb gedrehten Körper folgte.
Und während diesen Weges hatte der Magier geschwiegen und erst wieder seinen Mund geöffnet, als sich hinter dem ungleichen Paar knarrend das Tor geschlossen hatte und sie im kalten Schneegestöber nur von einer Lichtkugel erleuchtet standen. Doch der Magus antwortete nicht sofort auf die Fragen der jungen Frau, sondern betrachtete seinerseits das kühle weiß, welches die Landschaft Khorinis’ bedeckte und den Winter damit einläutete. Lange Zeit war seit dem letzten Winter vergangen und Ardescion konnte sich noch daran erinnern wie er damals im Schneegestöber mit einem komischen Fremden, den er in Khorinis kennen gelernt hatte, Blackdead, das Kastell erreichte und um Einlass erbat.
Kurz darauf verschwand Blackdead für immer in seinem Reich der Träume und mittlerweile sollte er bereits tot sein, nach all den Wunden, die der Schwarzhaarige ihm zugefügt hatte. Doch man wusste ja nie…
„Zeraphin ist mir sehr wohl bekannt, vor allem als starrer Eisklotz!“, gluckste der hohe Schwarzmagier und blickte die junge Frau hat, die im ersten Moment überhaupt nichts zu verstehen schien und dann dachte es wäre ein verwirrter Scherz eines verwirrten Mannes, dem man ein mitleidiges Lachen schenken müsste. Doch kurz darauf wurde die Mine des Magus’ wieder ernst und er sprach weiter: „Nun ja sie wurde von Eisgolems angegriffen und dann von mir wieder aufgetaut. Vielleicht erzählt sie euch davon!
Zu euren Fragen nur folgendes. Wahrscheinlich wird euch die Antwort in dieser Form nicht erfreuen, doch ich werde sie trotzdem so geben.
Der Weg der mich hier her brachte war die Einsamkeit und die Hoffnungslosigkeit einer verödeten Welt, die nur noch dahin zu siechen scheint und in der es nichts mehr gibt, außer einem grausamen Tod durch die blutverschmierten Hände der Orks. Vielleicht wusste ich damals nicht, warum ich ausgerechnet in die Hallen des Dunklen Gottes Zuflucht suchte, doch wusste ich, dass ein Leben auf dem Festland unmöglich zu werden schien, wenn man leben wollte. Khorinis schien eine geeignete Lösung und ein Weg, der noch nicht ganz verschüttet schien. Natürlich gibt es auch hier Orks und mit der Zeit werden auch diese zu einem immer größeren Problem, doch bleibt zu hoffen, dass wir uns noch weit davon entfernt befinden.
Was mich allerdings zu Beliar Trieb kann ich nur noch vermuten. Wahrscheinlich war es einfach dieses unendliche Wissen, von dem man sich überall erzählte, auch wenn es immer hieß, dass die Schwarzmagier mit einem Experimente vollführen würden, aus denen man nicht mehr lebend hervorgehen konnte.
Als ich dann einige Zeit im Kastell verbracht hatte, wurde dies jedoch anders. Kein Schwarzmagier der einem zu Nahe trat und einem zu Experimenten zwingt. Keine dunklen Versuche, die einem das Leben rauben. Natürlich sind die meisten Vorurteile falsch, doch Vorsicht ist immer besser.
Mit der Zeit hat mich wohl die dunkle Seite mehr angezogen, als jegliches andere, was einem Khorinis bieten kann. Mittlerweile hege ich keine Zweifel mehr an diesem Weg, denn wahrlich kann man hier eine Menge erfahren und eine Menge lernen, die man nicht mehr missen will.
Und was mich noch immer veranlasst Beliar zu dienen sind unterschiedliche Dinge und zu verwirrend, als das ihr sie verstehen könnte. Wie solltet ihr auch, wenn noch nicht einmal ich, derjenige, den sie betreffen, sie versteht?“, der hohe Schwarzmagier räusperte sich und blickte einen Moment später in den fallenden Schnee.
„Doch warum diese Fragen? Hegt ihr Zweifel an dem Weg, für den ihr euch entschieden habt? Oder habt ihr euch letzten Endes gar nicht für ihn entschieden, sondern seit nur so auf ihm gekommen?“
Der Magier schloss seinen Mund wieder und schwieg. Langsam fiel der Schnee vom Himmel und ließ sich auf der schon vorhandenen weißen Schneeschicht nieder, um diese zu vergrößern. Der Himmel wirkte duster, wenn auch nicht so dunkel, als wenn es nur Schwärze gebe.
Ardescion ließ die Lichtkugel sich langsam verändern und zum Himmel aufsteigen. Nicht weit, aber weit genug, als dass man meinen könnte, es wäre der Mond, der an diesem Abend ein wenig heller schien und den selbst die dicksten Wolken nicht verdecken könnten.
Schweigend musterte er die junge Adelige, die sich nun ihrerseits ihre Antwort zu überlegen begann. War es eigentlich überhaupt wichtig, ob man Gründe dafür wand, hier zu sein, oder sollte man einfach annehmen, dass Beliar den Weg ebnete und zumindest er, keine Gründe braucht, die etwas Unerklärliches erklären?
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Irgendwann musste Farin wohl über dem Buch eingeschlafen sein. Was dazu geführt hatte, dass er nun in seiner neuen Robe schon Falten hatte. Zum Glück, überlegte er grade, als er gegen Mittag die Bibliothek verlassen hatte, dass es keine Flecke geworden waren.
Wäre er zum Beispiel beim Essen eingeschlafen hätte er jetzt nicht nur ein Faltenproblem.
Doch etwas anderes beschäftigte den Priester zu diesem Zeitpunkt viel mehr. Er hatte geschlafen, und das zur Abwechslung einmal richtig gut. Außerdem musste er feststellen, dass er diesmal nicht von einem Traum aufgeweckt worden war, sondern wohl deshalb, weil sein Körper signalisiert hatte, er sei ausgeschlafen. Diese Nacht, die er nun endlich einmal wieder richtig ausgeschlafen hatte, tat richtig gut, und er fühlte sich auch gleich zumindest ein bisschen besser. Auch wenn er beunruhigt war. Würde er jetzt vielleicht nie mehr dahinter kommen, was in diesem Traum passierte, und warum er ihn Tage, a sogar Wochenlang wach gehalten hatte.
So sehr der Priester auch über dieses Wegbleiben erfreut war, so war er gleichzeitig auch betrübt darüber, dass womöglich ein ungelüftetes Geheimnis zurückbleiben würde. Und das konnte Farin nun überhaupt nicht leiden. Er wollte einfach wissen, was er da träumte. Er fand immerhin hatte er ein gewisses Recht darauf. Nur wusste er nicht, bei wem er darauf bestehen konnte, dass dieses auch eingehalten wurde.
All diese Fragen wuselten im Laufe des Tages öfters im Kopf des Magiers umher. Doch Lösungen kamen dabei leider nicht. Warum auch. Ohne die geringste Erinnerung an den Traum hatte er auch keinen Anhaltspunkt, wonach er suchen musste. Und vielleicht hatte der Traum auch gar nichts zu sagen, und es war einfach nur das was es war. Ein Traum, und somit ein Hirngespinst eines Magiers. Wie sollte er dass denn entscheiden, wenn er sich an nichts, aber auch an rein gar nichts aus dem Traum erinnerte.
Frustriert, und ein klein wenig genervt machte er sich gegen Abend, nachdem er den Tag wieder größtenteils in der Bibliothek verbracht hatte, auf den Weg in sein Bett. Vielleicht würde er ja eine zweite Nacht infolge gut schlafen können...
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