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Varant #26
Lange waren beide, Lehrmeister und Lehrling durch die Wüste gewandert und würden doch frühestens am heutigen, späten Abend wieder im Kastell ankommen. Still war die Reise, nur durch Kopfnicken bestätigte der Schwarzmagier die Ja – oder – Nein – Fragen des kleinen Mannes. Seltsam war dies schon, sonst hatte er immer irgendwelche Phrasen auf Lager oder kommandierte Vamredo herum, er solle sich um irgendetwas kümmern. Doch dieser einstige Lehrmeister war anscheinend wie weggeblasen, was war wohl im Tempel der Waagschalen stattgefunden haben, dass ihn so...so verändert hatte? Fast paranoid schaute er sich selbst mitten in der Wüste um, ob ihn irgendwer oder irgendetwas verfolgte, als ob er auf der Flucht wäre.
„Sagt, Meister Sinistro, wie verlief das Ritual überhaupt? Gut für Euch will ich hoffen, hm?“ , fragte der Lehrling und versuchte seine Fragen stets so zu formulieren, dass sie mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden konnten. Aber obwohl er die Fragen so formulierte, waren die Antworten immer enttäuschend, wenn denn überhaupt Antworten kamen. Vielleicht war es aber auch der scharfe Westwind, welcher über die Dünen wehte und Worte dorthin wehte, wo sie nur ein Fremder hören konnte.
Die Dünen erhoben sich und sanken sich wieder, Fußspuren waren schnell wieder weg geweht und Augen wurden durch den körnigen Sand gereizt. Die Reise war kein Vergnügen, doch war sie beruhigend für den kleinen Mann, der die Bestätigung für seine These über den magischen Strom bekam, wenn auch nicht von der höheren Macht die er sich erhofft hatte. Stille legte sich über die Wandernden, eine beunruhigende Stille als wäre einer von beiden Spurlos verschwunden, vom Winde verweht, vom Erdboden verschluckt.
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Absolut sicher waren sie bisher vorangekommen. Nivis war erstaunt wie weitläufig die Wüste Varant tatsächlich war und wie leicht man sich hier als Fremder verlaufen konnte oder den zahlreichen Gefahren zum Opfer fallen konnte. Umso lieber war ihr deshalb die Begleitung durch die Nomaden, die zwar nicht den direktesten Weg nach Al Shedim zu nehmen schienen, die Reise dafür aber so angenehm wie nur möglich gestalteten. Immerhin ging es zu Fuß durch eine der unwirklichsten Gegenden und das war sicherlich nicht mit einem Abendspaziergang an einem kleinen Flüsschen durch grünes Hügelland zu vergleichen.
Wir müssten heute Abend Al Shedim erreichen. Spätestens morgen früh aber dürftet ihr die ganze Schönheit der Ruinenstadt mit euren Augen bewundern. Zwinkernd teilte ihr einer der Nomaden diese Information mit und Nivi konnte nicht anderes als ein erleichtertes Lächeln aufzusetzen. Diese Nomaden kümmerten sich fantastisch um die Fremde und sie konnte endlich ihrem Leben wieder eine geordnete Bahn geben.
Sie musste so viel wie möglich über die Orks erfahren, sich für ein Zusammentreffen mit ihnen wappnen, nebenbei etwas über den Verbleib ihres Vaters herausfinden und vielleicht auch einmal sich mit der Geographie dieser Lande auseinandersetzen. Mit einem schiefen verschmitzen Grinsen dachte sie an die Flucht vor den Orks, die unfreiwillige Reise vom Eis- ins Sandland. Jetzt ging es jedoch mit neuem Mut und aufrechten Kopf weiter nach vorn.
Irgendwie würde das schon alles klappen.
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Was sollte er dem jungen Mann denn auch groß beibringen auf dieser Reise, wenn er nicht bereits selber ein Gespür für die Magie entwickelt hatte und sie selber nicht erkannte, dann war es wohl mit den magischen Fähigkeiten seines Schülers nicht so weit her, als dass er nun in der Lage wäre, sie zu schulen. Vieles gab es, was man als Schüler in Eigeninitiative erlernen und erkennen musste, zumindest klappte es, was die Fragen anging schon ziemlich gut, hatte Vamredo doch mitbekommen, dass der Magier mit den grünen Augen nicht wirklich viel Lust darauf verspürte, große Reden zu schwingen. Überhaupt war Sinistro froh, dass sein Begleiter scheinbar nichts von den Krämpfen mitbekommen hatte, unter denen er zunehmend litt, ebenso, dass ihm kaum aufzufallen schien, dass der Hohepriester schon seit etlicher Zeit jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte.
In seinem inneren tobte ein Kampf, der Kopf hinter den grünen Augen wollte explodieren, seine Adern schienen nicht mehr nur Blut zu transportieren, sie schienen für den Magus mit Macht und Magie gefüllt, die es zu beherrschen galt, die es zu kontrollieren galt, um nicht vollends dem Wahnsinn zu verfallen. Wobei Wahnsinn wohl das falsche Wort gewesen wäre, der Hohepriester war klar im Kopf, seine Gedanken kreisten nicht, sie waren zielgerichtet und fokussiert auf das, was er wollte, auf seine Ziele und die dafür notwendigen Vorbereitungen. Dennoch war es schwer, der Masse an Gedanken und der Fülle an Möglichkeiten Herr zu bleiben.
„Ritual? Was hast du von dem Ritual mitbekommen? Ist dir irgendetwas aufgefallen?“
Der Magielehrmeister hatte es geschafft, sich die Frage seines jungen Schülers zurück ins Gedächtnis zu rufen und sie zu beantworten, wenn auch direkt mit einer Gegenfrage. Aber es war gut und vielleicht wichtig, mitzukriegen, ob nicht auch noch andere Menschen Zeugen dessen geworden waren, was Sinistro getan hatte. Wobei er sich immer noch keiner Schuld bewusst war, die Unsicherheit bleib, die Unsicherheit, was er in Al Shedim aufgenommen hatte wieder zu verlieren.
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Am nächsten Morgen wachte CDreysil aus seinen leichten Schlaf auf und hörte Stimmen von draussen. Er konnte diese Nacht eh nicht gut schlafen, weil er komische Träume gehabt hat. Er ging also den Stimmen nach, und prompt steht er draussen sieht er nur Nomaden die sich Wasser holten. Er dachte nur gut das ich Heute hier weg gehe. Er packte schnell seine Sachen um unbemerkt dort wegzukommen weil er dachte das sich die Nomaden sofort auf ihn stürzen werden, weil er Goldbrocken dabei hatte. Also machte er sich auf den Weg nach Braga um dort erstmal ein paar Tage zu entspannen. Dann wo er in der ferne ganz verschwommen Braga sehen konnte, kam ihm ein Händler entgegen. Er sprach: "Wohin des Weg´s." "In die Stadt." sagte CDreysil. Der Händler sagte:" Wollen sie sich vielleicht noch etwas Kaufen bevor sie in die Stadt gehen." "Das könnte ich einrichten." sagte er. Und kaufte sich für 3 Goldbrocken, 3 Flaschen Wasser und 2 Fackeln. Es wurde langsam Mittag und die Sonne brannte vom Himmel auf CDreysil herunter und er dachte gut das er gleich in Braga ist. Er musste nur noch durch das Ruinenfeld vor Braga und wusste sobald er einen Schakal sieht müsste er schnell Laufen weil er gegen so ein Vieh keine Chance hat. Er ging vorsichtig dort durch und dachte sich, wo sind die Schakale geblieben. Und dann bemerkte er das die Schakale Tot waren. Also ging er stramen Schrittes nach Braga und sah gleich den ersten Händler und zwar Jose den Sklavenhändler. Aber er wollte nicht zum Sklavenhändler sondern zu Bernardo und wollte sich eine bessere Waffe kaufen obwohl er wusste das er nicht das Talent dazu hatte. Also ging er zu Bernardo und sagte:" Guten Tag Bernardo ich hätte gerne eine neue Waffe." Darauf er:" Ich könnte dir eine empfehlen und zwar dieses Breitschwert es kostet 6000 Gold interessiert" CDreysil guckte in seine Taschen und in seinen Rucksack und bemerkte das er nur noch 5 Gold und 2 Goldbrocken hatte. Also sagte er zu Bernardo:" Verdammt, ich kann mir das Schwert doch nicht kaufen. Als Bernardo das Schwert wieder auf die Theke gepackt hatte ging CDreysil erstmal kurz von Braga weg um dort sein Zelt aufzustellen. Als dann Abend wurde ging er in sein Zelt und legte sich erstmal auf´s Ohr. Und schlief ein.
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Die Wüste lag in den frühen Abendstunden ruhig da. Kaum ein Geräusch war zu vernehmen, während die Sonne allmählich am Horizont versank. Mit gemäßigtem Schritttempo lief der gerüstete Nordmann am Fuße einer riesigen Felswand entlang. Den ramponierten Lederwams festgezurrt, sein Schwert griffbereit am Gürtel befestigt und auf dem Rücken ein halbes Dutzend verschiedenster Wasserbeutel aus altem Leder.
Damrods Ziel war der Pass aus dieser wütenden Hitze. Er wollte nicht unbedingt nach Myrtana, dummerweise lag es zwischen Varant und Nordmar. Der Gedanke an ein milderes Klima erfreute ihn, sei es auch nur im grünen Mittelreich. Im gleichen Moment band er seine Haare zusammen und wischte sich wie gewohnt den störenden Schweiß aus dem Gesicht.
Er konnte erkennen, wie er Braga hinter sich ließ. Auch die Vegetation veränderte sich langsam. Sie bestand nun nicht mehr aus Sand und noch mehr Sand. Riesige Felsen, bewachsen mit Moos und Büschen ragten empor. Noch an diesem Tage würde er in Myrtana stehen.
Rückblickend dachte der wandernde Nordmann an den Schmied. Denn als sie vor kurzem die Prüfung bestanden hatten und in Bakaresh ankamen, leerten sie mehrere Humpen. Es waren wohl zuviele gewesen, denn an den späteren Abend konnte er sich gar nicht mehr erinnern. Doch am nächsten Tage, packte Damrod seine Sachen und ging wortlos. Er hatte zwar versucht Arthoc zu wecken, aber anhand seiner Fahne wäre dies wohl ein zeitraubendes Unterfangen geworden.
Wann sie sich wiedersehen würden, wussten nur die Ahnen.
"Hoffentlich überlebt er bis zum nächsten Treffen."
Plötzlich rannte Damrod wie von einem Wildschwein gebissen, denn was er aus einiger Entfernung erspähen konnte, lies ihn in freudiges Grummeln ausbrechen. „Myrtana“
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Endlich war olirie wieder bei seiner kleinen Oase. In Bakaresh hatte er nur einen kleinen Zwischenstopp gemacht, um sich mit dem nötigsten einzudecken. Ein wenig Mehl, ein Stück Schinken, etwas Salz und natürlich einen Fisch. Zu viel wollte er hier auch nicht auf Lager haben, da er sowieso gedachte, bald weiter zu reisen. Das restliche Gold aus dem Säckel packte er zu seinen Ersparnissen, die sicher vergraben unter dem Zeltboden lagerten. Ein paar Münzen konnte er in den letzten Jahren zumindest ansparen, nur für den Fall, dass mal eine größere Anschaffung von Nöten wär. Leider hatte er derzeit keinen Zugriff auf seine früheren Ersparnisse, die lagerten noch immer sicher in einer Truhe im ersten Stock des Kastells. Außerdem waren sie inzwischen lediglich das Gold wert, auf dem sie geprägt wurden, schließlich waren es noch Khorinische Goldmünzen. Doch allein für das Gold sollte man bei einem entsprechenden Schmied noch ein anständiges Sümmchen herausschlagen können. Doch in seiner jetzigen Situation benötigte olirie auch nicht mehr Gold, also wozu darüber den Kopf zerbrechen?
Der gekaufte Fisch sollte mal eine Abwechslung zu den ganzen Datteln und dem faden Brot darstellen und als Abendessen dienen. Doch vorbereitet wollte trotzdem noch werden. Ausgenommen war er ja schon, also musste er nur noch gewürzt werden. Wichtig war hierbei, ihn nicht zu überwürzen. Lediglich ein wenig Salz, Pfeffer und Thymian wurden in die Bauchhöhle und auf die Haut gegeben. Optimal wären zwar noch einige Zwiebeln, ein Bett aus Zitronenscheiben und etwas frischer Schnittlauch, doch hielten sich all diese Gewürze nicht sonderlich lange, beziehungsweise wären sie hier in getrockneter Form ungeeignet. Der Fisch musste zwar auch ohne ein Zitronenbett schonen in einem Topf gegart werden, allerdings bestand nun die Gefahr, dass er am Boden anbrennt. Hierfür würde olirie sich noch eine Lösung einfallen lassen müssen.
Nachdem nun der Fisch soweit vorbereitet war, musste er nur noch etwas ziehen und die Gewürze aufnehmen. In der Zwischenzeit ging olirie los die letzten noch erhaltenen Fallen wieder scharf zu machen. Vielleicht würde ja wieder eine Eidechse in die Falle gehen. Bei der Gelegenheit sammelte er auch gleich in paar getrocknete Palmwedel für das spätere Feuer ein.
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12.08.2010 10:30
#7
Es war mal wieder so ein Morgen gewesen, da wünschte der Nordmann sich nur, dass ihn die Vernunft in der Taverne nicht verlassen hätte... doch was konnte man schon anderes erwarten? Nach dem Abschluss ihrer Prüfung als Schwertkämpfer mussten Damrod und Arthoc natürlich ihren Sieg gebührend, das heißt mit nordischer Manier, begießen und feiern.
Daraus resultierend war es Arthoc nicht möglich gewesen seinen ursprünglichen Plan weiter zu verfolgen und Bakaresh sowie den Rest der verdammten Wüste direkt zu verlassen. Das erforderte nicht nur ein Mindestmaß an Ausrüstung sondern auch einen nicht brummenden Schädel.
Also war der durch die Wüstenstadt Bakaresh gestrichen und hatte sich mit ein paar Händlern unterhalten, war in den Besitz neuer Wasserschläuche sowie eines Lederriemens gekommen.
Ein gewitzt drein blickender Kartenzeichner hatte es leider versucht den am frühen Morgen noch sehr mitgenommenen Schmied übers Ohr zu hauen, in dem er ihm eine ordinäre Karte für ein Vielfaches des ursprünglichen Preises verkaufen wollte. Im Angesichts des kurz vor dem Ausbruch stehenden Tempraments des Nordmarers hatte er es sich – welch Wunder! - jedoch anders überlegt und ihm eine Karte verkauft die nicht nur Varant und diverse Wasserstellen in der Wüste sondern auch die gesamten Mittellande enthielt. Nordmar fehlte zwar, doch das sollte den Schmied nicht stören. Dort fand er sich zweifelsohne zurecht.
So war er losgezogen, schwer beladen („Ich bin doch kein verdammter Packesel!“) mit Wasser, seiner Klinge sowie dem erbeuteten Speer und seinem wenig geliebten Gambeson.
Auch wenn er sich an die Hitze gewöhnt hatte und sein Vorsatz eigentlich lautete, er würde sich nicht mehr beschweren machte es auch ihm einiges zu schaffen die gesamte Ausrüstung durch den Sand zu hiefen. Der Lederriemen drückte unbarmherzig gegen seine Schultern und marodierte gegen das Gewicht von Wasser und dem Speer, das Schuhwerk füllte sich in regelmäßigen Abständen mit Sand.
Doch die Karte des Händlers war jede Münze wert gewesen, es war Arthoc tatsächlich trotz begrenzter Orientierung in dieser unmenschlichen Gegend möglich sich weder zu verlaufen, noch am falschen Ort zu landen. Von dem eigentlich vorhandenen Weg sah der Nordmann nicht viel, entweder hatte er unbewusst einen anderen Pfad gewählt oder er war im Zuge eines Sandsturmes verschüttet. Beides würde ihn keineswegs wundern.
So erreichte er nach einigen Tagen seiner Reise endlich den ersten, im Voraus geplanten Aufenthalt seiner Reise in Richtung Norden: Lago, ein kleines Dorf am Rande der Wüste. Diese Siedlung war eine wahre Wohltat für den ermüdeten Arthoc. Durch die nördliche Lage grenzte díe kleine Stadt direkt ans Meer, eine leichte Brise frischer Seeluft strich angenehm um die Lehmbauten und die Sumpfkrautfelder die dort vegetierten. Sogar eine Arena stand in mitten der Ansiedlung.
Hier verweilte er einen ganzen Tag und verdiente sich seine Logis damit, für einen deprimierten Nomaden ein paar Nägel zu schmieden. Eine gute Abwechslung für ihn und eine Schonung seines Geldbeutels.
Danach strich er weiter, kurz gen Süden um dem Pfad zu folgen und somit Ben Erai zu passieren. Sein Weg führte in darauf hin wieder Richtung Norden, eigentlich zu Stadt Braga. Doch düster erinnerte sich der Schmied an die Aussage eines Südländers in der Taverne: „Braga? Ha, bist du des Teufels, Blasser? Die Assassinen kontrollieren die Siedlung, totes Gebiet. Sie lassen dich rein, sie lassen dich raus, aber ich würde es mir zweimal überlegen dort zu lagern. Fürchterliche Gegend!“. Und beim Gedanken an eine Militärsiedlung voller unfreundlicher Krieger verwarf Arthoc auch jegliche aufgekeimte Überlegungen, doch durch die Stadt zu ziehen.
So verließ er den Pfad und ging nach Norden bis er tatsächlich, wie auf seiner Karte verzeichnet, einen kleinen Trampelpfad am Gebirgsrand in Richtung des Nordpasses erblickte: Myrtana lag fast vor, die Wüste hinter ihm. Hier lag sein nächstes Ziel also... hinter dem gewaltigen Felsmassiv.
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Die Nacht in der Höhle verlief äußerst ruhig. Niemand wusste, wieviele Räuber Nachts durch die Gegend streiften und auf wehrlose Reisende lauerten, die man entspannt ausrauben konnte.
Exorbita konnte sicher kämpfen. Lucia hatte auch keinen Zweifel das sie es gut konnte, aber ob es gegen eine Gruppe Räuber reichen würde war die andere Frage. Lucias Kampfkraft war nämlich alles andere als Groß.
Irgendwann erreichten die beiden auch den Pass nach Varant. Schon hier konnte man den Klimawechsel deutlich spüren. Es wurde heißer und heißer. Exorbita erklärte, dass das Land zum Großteil aus Wüste bestand. Es gibt keine Flüsse und Bäche - nur einige Oasen und die das Meer rundherum, was Lebensraum für Tiere und Menschen ist. Das Wasser soll mehr als knapp sein. Dennoch gibt es einige Städte und viele kleine Räuberhöhlen. Abtrünnige Nomanden sollten sich hier herumtreiben und viele Biester, die sich an die schreckliche, sengende Hitze des Landes gewöhnt hatten.
Lucia hatte nach dieser Unterhaltung Angst. Was, wenn diese Nomanden kommen würden? Was sollte sie gegen diese Tiere ausrichten? Das war wahrscheinlich der einzigste Moment ihrer Reise, an dem sie sich gewünscht hatte, mit Gath und Rekhyt zusammen auf dem Meer zu reisen. Der Gedanke, an die Durchquerung von Myrtana und die Gefahren auf dem Meer gab ihr allerdings ein gutes Gefühl zurück. Einerseits machte sie sich auch Sorgen um ihren Geliebten. Diese Gedanken verwarf sie allerdings gleich wieder. Schließlich hatte er sich keinen Finger krumm gemacht, ihr hinterher zu kommen. Vielleicht hatte sie sich wirklich in ihm getäuscht? Sie wusste es nicht. Wahrscheinlich würde Lucia dies erst bei einer zweiten Begegnung herausbekommen.
Die zwei Frauen erreichten das Dorf Braga. Es lag ziemlich nahe am Pass zwischen den beiden Ländern und hatte einige Brunnen. Es schien eine wichtige Oase zu sein. Außerdem, erklärte Exorbita abermals, war das Dorf ein Handelsplatz für die Karawanen. Es war vergleichbar wichtig wie die Burg Trelis in Myrtana. "Wie geht es jetzt weiter?" fragte Lucia ihre Reisebegleiterin. "Du hattest keine rechten Ziele, oder?"
Die Grafentochter überlegte. Rekhyt hatte einmal erwähnt, wohin er gerne reisen würde, wenn er nach Varant kommt. Er wähnte ein Elternteil, welches in Varant geboren wurde und sein Gefallen an des Assassinen. Doch wo befanden sich diese 'Assassinen'? Man erzählte sich, dass sie Menschenhändler seien. Wie kann man daran gefallen finden? Vielleicht waren das auch nur alberne Gerüchte, denen sie keinen Glauben schenken sollte. Oder wusste Exorbita mehr? "Exorbita? Was weißt du über die Assassinen von Varant?"
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Unruhig lag olirie auf seinem Bett und hielt sich den Bauch. Die Nacht über konnte er kaum schlafen, ständig wachte er auf und musste… Es ging schon wieder los. Mit vor den Mund gepresster Hand stürmte er aus dem Zelt, und übergab sich neben diesem. Die bereits getrockneten Reste vorheriger Fluchtversuche waren die Zeugnisse der Nacht. Auch wenn bereits seit Stunden jegliche feste Nahrung den Magen verlassen hatte, so ließ hörte der Würgereiz nicht auf. Und genügend Magensäure gemischt mit etwas Wasser befand sich seltsamer Weise stets im Magen. Wobei olirie am Wasser eher selbst die Schuld trug, er trank es ja regelmäßig, da sonst die Gefahr bestünde zu dehydrieren.
Bereits völlig erschöpft schleppte er sich zurück zum Bett und dachte dabei an das Schöne Abendessen vom Vortag. Der Fisch war butterweich und super gewürzt. Doch war dieses Schmackhafte Mahl auch der Auslöser der ganzen Misere. Es war eindeutig keine gute Idee, sich einen angeblich frischen Fisch zu kaufen, ihn anschließend quer durch die Wüste zu schleppen und erst dann zu essen. Hätte er seine ganzen Tränke und Tinkturen noch, dann wäre das alles gar kein Problem, er würde sich im Nu selbst heilen. Doch gäbe es da derzeit außer dem fehlenden Equipment noch ein zweites Problem. Das letzte Mal, dass er sich mit der Heilkunst auseinander setzte, war inzwischen bereits einige Jahre her und von daher wäre er sowieso nicht mehr in der Lage gewesen, die Heilmittel richtig anzuwenden.
Doch an eine Sache erinnerte sich trotzdem noch. Viele Krankheiten benötigen keine besonderen Heilkünste. Der Menschliche Körper wurde bei seiner Entstehung bereits mit eigenen Heilkräften ausgestatten. Diese inneren Kräfte, moderne Quacksalber würden sie gar Immunsystem nennen, müssen motiviert werden Ihren Dienst zu tun. Das Beste, dachte olirie sich, um diese inneren Kräfte zu motivieren, wäre wohl, sich selbst nicht hängen zu lassen, sondern zu zeigen, dass man an sich selbst glaubt. Also beschloss er, einfach erstmal nach den Fallen zu sehen, die er am Vortag wieder scharf gemacht hatte. Die Bewegung würde ihm sicher gut tun, den Kreislauf anregen und die inneren Heilkräfte motivieren, sich gegen den fiesen Fisch zu wehren.
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Seltsam, in der Wüste zu wandeln.
Die Tage verrinnen wie der Sand in den Händen. Trostlos und einsam bewegt sich der Wanderer, bewegen sich die Dünen. Mit dem Wind, gegen den Wind. Zur Sonne hin, zu den Schatten. Ziellos, denn ein Stein glich dem anderen. Eine Todeszelle ohne Mauern, doch mit einem gnadenlosen Scharfrichter.
Die Sonne sandte ihre erbarmungslosen Hitzewellen stundenlang hinab auf die sandige Erde, welche man mit jedem Schritt spürte, denn die Füße schwollen bereits an und Blasen vom Wandern und der Hitze machten jede Bewegung zu einer Qual. Stund um Stund, Tag für Tag. Ormuss wusste, dass er gen Süden zog. Er hatte so lange wie möglich einen kühlen Kopf bewahren wollen, die Illusionen nicht Herr seiner Sinne werden lassen. Doch so langsam wollte ihm die Realität entrinnen, wie der Sand unter seinen Füßen. Tat sich dann bald ein Loch auf, ihn zu verspeisen? Es war ihm gleich, er hatte sich damit abgefunden.
Nur um seinen alten Freund und Wegbegleiter tat es ihm Leid. Das Trampeltier Exile, das mindestens so sehr wie er litt, wenn nicht, wegen seines bereits hohen Alters, noch mehr. Besänftigende Worte hatte Ormuss bereits aufgegeben, auch die Führung überließ er dem Tier. Viel zu oft war er vom Weg abgekommen, zu viele Halluzinationen hat er Herr seiner Sinne werden lassen. Er hatte Wasser rauschen hören, Wasser spüren können, Wasser geschmeckt!
Weit gefehlt. Alles Wasser, das er zu sich nahm, war jenes, dass er sich an schattigen Plätzen vom Morgentau sammeln konnte. Einmal hatte es kurz geregnet, er hatte seinen Umhang ausgelegt und das kühle Nass gefangen. Doch verdunstete es schon in seinen Händen. Was täte er, wieder in Lago zu sein? Nochmal von vorn zu beginnen, seinen Weg anders zu wählen. Es war naiv gewesen, zu fliehen, ohne einer klaren Route zu folgen. Doch die Situation war so günstig, er hatte die Chance gehabt, Exile zu retten, und das hat er getan. Seine Gefühle hatten ihn übermannt, er war ein Narr und verdiente es nicht, sich noch länger Exmagus von Travincal zu nennen.
Eine große Düne baute sich vor ihm auf. Sein stiller Begleiter und er waren in einer Senke, Exile steuerte auf die höchste Düne ringsum zu.
"Willst du dir einen klaren Überblick verschaffen, was?", hatte Ormuss das Tier gefragt und seufzte. Mühsam folgte der alte Mann dem Tier hinauf. Jeder Knochen schmerzte, seine Kehle, taub und ausgebrannt wie nach starkem Schnapskonsum. Der Gidbinn in seiner Hand wurde immer schwerer. Eine Last, die er niemals liegen lassen würde, eher würde er damit auf den Schultern zugrunde gehen. Lange würde es nicht mehr dauern.
Er erklomm die Düne. Die Sonne stach ihm wieder ins Gesicht, stärker noch, er war kurz davor, wieder zurück zu fallen. Doch das Blenden kam nicht aus dem Himmelsreich. Es war eine Reflexion von unten, jenseits der Düne. Ein spiegelglatter Teich breitete sich dort auf, umgeben von dutzenden, blühenden Bäumen und einer grasreichen Vegetation.
"Wo führst du mich hin, Vieh?! Siehst du auch schon den Trug?"
Das Kamel aber begann zu traben, rannte ihm vor seinen Augen davon.
"So warte doch! Verzeih! Bleib hier!"
Er tat einige Schritte, dem Tier hinterher zu rennen, rannte dabei aber in die Staubwolke, die Exile hinterlassen hatte, verlor Sicht und Halt und stürzte bergab. Unten lag er eine Weile, ruhte sich aus, ließ die Schmerzen im Leibe zu. Dann tastete er mit den Händen über den Boden. Das war Erde, das war Gras. Er konnte sie spüren! Er hatte eine echte Oase entdeckt!
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Die Bewegung tat gut, die Schlechtigkeit war schon fast verflogen und vor allem hatten sich die halbstündlichen Würgreize gelegt. Das Brennen im Rachen hielt zwar noch an, schließlich wurden die Schleimhäute ja durch die Magensäure mehr als nur ein wenig beansprucht und mussten sich nun erstmal wieder etwas erholen. Vielleicht wäre ja ein Becher Tee hilfreich, schließlich hatte der auch ohne Honigzusatz eine durchaus reizhemmende Wirkung im Mund- Rachenraum. Das einzige Problem war nur, dass die Nachmittagssonne derzeit gnadenlos schien. olirie war nunmal kein gebürtiger Varanter und war es von daher gewohnt, bei Kälte warme Getränke zu sich zu nehmen und bei Hitze kalte Getränke. Eine Verfahrensweise, über die jeder gebürtige Wüstenbewohner wohl den Kopf schütteln würde.
Dieses Mal hatte olirie sogar wieder Jagdglück. In einer der Fallen hatte sich eine Eidechse erdrosselt. Vorsichtig befreite er seine Beuter von der Schlinge, vielleicht war die Falle ja noch ein zweites Mal verwendbar. Doch nur, wenn die Schnur ganz blieb und die Konstruktion aus getrockneten Farnen nicht zerstört wurde. Ersteres stellte kein Problem dar, doch zweiteres hatte aufgrund der Abwehrreaktionen der Eidechse schon deutliche Ermüdungserscheinungen. Doch für eine weitere Eidechse sollte die Falle noch ausreichen. Also machte olirie sie wieder scharf.
Hasen, das wäre mal eine wirklich willkommene Abwechslung, dachte er, als er die Eidechse inspizierte. Eidechsenfleisch schmeckte schon ein wenig eigen und war auch definitiv nicht jedermanns Fall. Doch anständig zubereitet, waren auch sie genießbar. Dennoch, kein Vergleich zu einem schönen Hasenbraten. Vielleicht sollte olirie mal in die Wälder Myrtanas reisen und sich ein paar Exemplare fangen, die er dann hier aussetzen könnte.
Während er so in seinen Gedanken versunken war, bekam er nicht mit, was sich auf der anderen Seite der Oase abspielte. Auf der höchsten der die Oase umgebenden Dünen erschien ein ausgezehrter Reisender mit einem Trampeltier, welches beim Anblick des Wassers sofort losstürmte. Erst das Platschen des Mauls im Wasser riss olirie aus seinen Gedanken. Und als er dann noch das Trampeltier erblickte und dazu, den Reisenden, der die Düne runter gerollt kam, wurde seine Neugierde geweckt. Wirklich oft bekam er hier schließlich keinen Besuch, lag die Oase doch abseits der üblichen Wanderwege.
Bis er bei dem Reisenden war, hatte dieser schon das kühle Nass für sich entdeckt und seine Umgebung scheinbar völlig vergessen. Wer rechnet auch schon ausgerechnet hier einen anderen Menschen anzutreffen? „Na, schmeckts?“ sagte olirie hinter dem Fremden stehend, welcher natürlich erschrocken umfuhr. „Seid gegrüßt, ich bin olirie.“, höflich nahm er bei diesen Worten seinen Strohhut ab. „Ihr scheint eine weite und entbehrliche Reise hinter Euch zu haben, kann ich Euch vielleicht auf etwas Tee und gebratener Eidechse bei meinem Zelt einlade?“ Demonstrativ hielt er bei den letzten Worten die Jagdbeute hoch.
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"Ihr seid ein Sohn der Großzügigkeit, olirie. Ich weiß nicht, wie schnell Ormuss euch diesen Gefallen erwidern kann, doch sein tiefer Dank ist euch gewiss!"
Ormuss erhob sich vom Wasserloch, nachdem er lange und ausgiebig getrunken hatte. Das würde bei seinem Gewicht für den Rest des Tages reichen. Die Enthaltsamen staben schneller, wenn man sie plötzlich mit Speis und Trank überhäuft. Er war nicht töricht ob seiner wohl bekannten Situation und blieb bescheiden.
oliries Schritt war sicher, seine Bewegungen beherrscht und elegant. Er musste schon eine Weile hier sein oder von einem Dorf ganz in der Nähe kommen, sonst befände er sich gewiss in einer solch geschwächten Verfassung wie der Exmagus. Auf die Frage, ob es hier Raubtiere gäbe, antwortete der Fremde, dass es sie überall gäbe. Wahrlich, darauf hätte Ormuss auch selbst kommen können. Dennoch vertraute er dem Segen seines Gottes, der ihn zu dieser Oase geführt hatte, und ließ Exile am Wasserloch zurück. Wenn hier Schakale oder Hyänen unterwegs waren, so würde das Trampeltier an seiner Seite auch nichts zur Rettung beitragen. Es war alt und lahm.
Aber olirie vielleicht. Zumindest seine Arme erschienen so kräftig, dass er gewiss einst einmal eine Waffe gehalten war. Ormuss wurde zunehmends neugierig. Die Gestalt schien ihm weniger naiv als die meisten Fremden dieser Welt.
Sie setzten sich an einen kleinen Platz, der durch plattgetretenes Gras und die Reste eines Lagerfeuers auf die Gegenwart von Menschen hinwies. Olirie kümmerte sich um die Zubereitung des Fleisches, Ormuss schürte das Feuer.
"Wo kommt ihr her, olirie? Ihr scheint gut in dieser Welt zurecht zu kommen. Ist die Wüste eure Heimat?"
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Mit der rechten Hand schirmte Skydd seine Augen vor der Sonne ab und sah sich um. Weit und breit nur Sand, ein gelbes Meer ergoss sich vor seinen Füßen, dass kein Ende zu haben schien. Nirgendwo sah er eine Pflanze, ein Haus, ein Mensch oder ein anderes Geschöpf.
„Wie wunderschön“, dachte der Nordmann und freute sich über die bevorstehende Einsamkeit. Endlich ging ihm niemand auf die Nerven, niemand wollte was von ihm, niemand wollte mit ihm reden, niemand stellt dämliche Fragen und das Beste war, dass es bis auf die rieselnden Geräusche der Wüste absolut still war.
Der Nordmann hatte vorzüglich geschlafen. Dazu hatte er über eine kleine Sandkuhle, die er angelegt hatte, seine Klamotten gespannt und sich so ein schattiges Plätzchen geschaffen, wo er am Tage schlief.
Die letzte Nacht war außerordentlich kalt, viel kälter als in der Stadt, so hatte Skydd es im Gefühl. Aber das konnte ihm nur Recht sein. Er war die Kälte schließlich gewohnt.
Während der Nordmann wieder in seiner Sandkuhle Schutz vor der sengenden Hitze suchte, kramte er in seiner Tasche nach getrockneten Früchten, die er, sobald er sie gefunden hatte, auch sogleich verspeiste. Sie stellten das einzige Essen bis zum Morgengrauen dar.
Skydd wusste, dass er sparsam sein musste mit seinen Vorräten. Hier in der Wüste fiel ihm das navigieren äußerst schwer, sodass ihm nichts anderes übrig blieb als den Sternen zu folgen.
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Wieder hing olirie die Eidechse mit den Hinterläufen an einer der Palmen auf, öffnete mit einem Scharfen Messer ihre Bauchhöhle und entfernte die Innereien, die später noch verbuddelt werden mussten um keine Raubtiere anzulocken. Anschließend entfernte er noch die Haut. Bei anderen Spezies war sie zwar eine willkommene Delikatesse, doch Echsenhaut war selbst gebraten und gewürzt noch sehr ledrig und unappetitlich. Sodass nach dem Filetieren nur noch das Muskelfleisch übrig blieb. Dies gewürzt mit etwas Salz, Pfeffer und einer Kräutermischung namens Kräuter der Provence. Diese Mischung hatte olirie selbst noch nie ausprobiert, doch ein grober Geschmackstest fiel schonmal positiv aus. Nur der Name schien etwas seltsam. ‚Provence, wo mag das wohl liegen?‘, dachte er sich. ‚Wahrscheinlich irgendwo tief im Lande der Orks‘, sonst hätte er sicherlich schonmal davon gehört.
Mit den Fleischstücken und einer Pfanne ging olirie nun zu Ormuss, der schonmal ein Feuer vorbereitet hatte und nun die Frage "Wo kommt ihr her, olirie? Ihr scheint gut in dieser Welt zurecht zu kommen. Ist die Wüste eure Heimat?" stellte. „Meine Heimat?“, olirie musste bei dem Gedanken lächeln, wurde dann aber wieder ernst. „Nein, meine Heimat befindet sich in den grünen Landen Myrtanas. Dort wurde ich geboren, dort starben meine Eltern und dort wuchs ich auf. Naja, um ehrlich zu sein habe ich einige Jahre auf der Insel Khorinis gelebt. Ein herrliches Eiland, welches ich inzwischen eher als Heimat ansehe, also eher Wunschheimat. Leider musste ich die Insel vor einigen Jahren aufgrund der Orks verlassen. Seit dem hat es mich hierher verschlagen, doch sind mir die hiesigen Sitten doch noch immer fremd, ich habe mich lediglich angepasst und gelernt in der Wüste zu überleben. Doch was ist mit Euch, was verschlägt Euch in diesen erbarmungslosen Teil der Welt?“ Während das Fleisch nun vor sich hin brutzelte, bereitete olirie in einem Kännchen das Wasser für den Tee vor.
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"Der Tee ist... stark, herb. So wie Ormuss ihn sich wünscht. Ich hätte nie gedacht, dass er je wieder Tee zu sich nehmen würde."
Ormuss hob das kleine Tongefäß mit dem heißen Tee mit beiden Händen. Er zitterte noch am ganzen Leib, nicht wegen der Kälte, sondern wegen allerlei Vorgänge in seinem Körper. Wasser, Nahrung, eine Rast. Sein Magen arbeitete auf Hochtouren, das machte sich am ganzen Leib bemerkbar.
Während olirie das Fleisch noch etwas schnitt und auf einem hölzernen Brettchen mit einigen Kräutern darauf versehen servierte, überlegte Ormuss, wie er auf die Frage seiner neuen Bekanntschaft antworten sollte. Die Wahrheit würde ihn vielleicht überfordern, vielleicht. Bei den meisten Menschen war sich Ormuss sicher, dass sie sie überforderte, aber bei olirie machte er bislang noch eine Ausnahme. Er strahlte eine gewisse Professionalität aus bei dem, was er tat. Dennoch entschied er sich, nicht zu viel preis zu geben. Zumal Vertrauen in diesen Zeiten ein teures Gut war, das man sich härter erarbeiten musste, als mit einem Tee und einer Portion Fleisch.
"Ormuss kommt aus Lago. Er hat dort viele Monde als Sklave eines Orks gelebt. Zuvor lebte er mit seinem Trampeltier Exile an der Küste. Er ist ein Eremit. Doch trieb es ihn zu weit in die lebensfeindliche Wüste. Ein Sandsturm kann selbst die Nomaden der Wüste überraschen, versteht ihr?"
Sie aßen auf. Solch gutes Fleisch hatte der Wanderer seit seinem letzten Besuch im Kastell nicht mehr gegessen. Als Koch war olirie wirklich eine außergewöhnliche Gestalt in diesen Landen. Und wohl auch als Einsiedler. Er besaß ein eigenes Zelt mit einem Teppich darin. Es schien, als lebe er schon eine ganze Weile hier.
"Ich weiß nicht, ob Ormuss euch noch etwas Neues zeigen kann. Doch zumindest genießt er ein gutes Essen gern mit einem Schluck Kakteenmilch. Sie wirkt stimulierend auf einen gereizten Hals und bringt die Verdauung etwas in Einklang."
Ormuss war nicht entgangen, dass es nach Erbrochenem roch. Vielleicht hatte olirie etwas Verdorbenes gegessen. Daher bat er ihn, sein Messer kurz zu nehmen. Der Fremde hatte keinen Einwand.
Ormuss ging zu einem der Kakteen hin und setzte das Messer an. Das Neuste war es nicht mehr, aber seinen Dienst würde es verrichten. Mit einer schnellen Bewegung hatte er den dicken Stängel der Pflanze zerschnitten und sogar seine Tasse voll Milch damit füllen können.
"Möchtet ihr?"
olirie gab ihm auch seine Tasse und sie tranken zur Verdauung einen Schluck der bittersüßen Milch.
"Ich danke euch für die Herberge und die gute Behandlung, Freund. Wenn ihr es wünscht, wird Ormuss euch kostenlos von der Zukunft erzählen. Er besitzt die Fähigkeiten des Wahrsagens, auch wenn ich für die Visionen keine Garantie geben kann."
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„Aus Lago kommt Ihr, sagtet Ihr? Und schon wieder diese Orks? Ich hatte gehofft, wenigstens in Varant Ruhe vor ihnen zu haben. Ich kann diese stinkenden Pelzviecher nicht ausstehen. Wo sie auch immer auftauchen, folgt das Chaos ihnen auf den Versen. Aber Ihr habt Glück, dass Ihr ihnen entkommen konntet. Ich habe schon so einige gesehen, deren Seelen nun im Reiche Beliars ruhen und selbst bin ich auch einige Male nur durch Glück mit dem Leben davon gekommen. Diese Biester sind einfach unberechenbar. Erst sind sie erbitterte Feinde, die in Baracken leben, die kaum gut genug für eine Schweinezucht sind, dann versuchen sie einen auf einmal nicht mehr sofort zu töten, sondern versklaven lieber und dann gibt es auch noch welche, die freie Menschen für sich arbeiten lassen und mit ihnen handeln. Da werd mal einer schlau aus den Biestern.“
Nach diesem kurzen Vortrag nahm olirie einen kräftigen Schluck der Kaktusmilch. Und es stimmte, sie linderte die Reizung im Rachen, die durch das gut gewürzte Essen zuvor wieder etwas verstärkt war. Auch beendete sie das leichte Sodbrennen, welches wohl auch noch eine Folge der Magenverstimmung war. Außerdem und das war wohl das wichtigste, schmeckte sie auch noch wirklich gut. Welch erlesene Speisen es so alles in der Wüste zu finden gab, überraschte olirie schon ein wenig, hatte er sich doch die letzten Jahre hauptsächlich von Datteln, Wasser, etwas Brot und hin und wieder einer Eidechse ernährt. Welch Kulinarische Köstlichkeiten warteten in Varant wohl noch darauf, entdeckt zu werden?
Das Angebot, einen Blick in die Zukunft werfen zu lassen, interessierte olirie sogar sehr. Doch vorher musste er noch ein wenig seine Wissbegierde befriedigen. „Ein Blick in die Zukunft? Welch verlockendes Angebot. Doch darf ich Euch zuvor noch eine Frage zu Eurem Trampeltier stellen. Meines Wissens sind Trampeltiere typische Bewohner von Wüsten, sie bevorzugen also das heiße Klima. Das gemäßigte Klima Myrtanas dürfte für sie auch keine sonderliche Anstrengung bedeuten. Doch, was ist, wenn Ihr mal in den hohen Norden reisen wollt? Dafür müsst Ihr doch dann sicherlich erst eine Unterkunft für Euren Begleiter finden, möglichst fern der Orks.“
Die Sonne war während des Gesprächs unter gegangen und die kalte Wüstennacht angebrochen. Das Feuer spendete zwar noch Wärme, doch würde sie vermutlich nicht für die Nacht ausreichen. Glücklicherweise hatte olirie noch eine Reservedecke in seiner Truhe, die er seinem Gast noch anbieten könnte, wenn dieser sich ein wenig ausruhen wollte. Aber vorerst war olirie auf die Weissagung gespannt. „Ich bin nicht bewandert in Weissagungen, darum verzeiht meine Frage, aber benötigt Ihr dafür noch etwas bestimmtes oder einfach meine Hand?“
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Während das Feuer langsam ausbrannte, sammelte Ormuss einige Ruchgräser, die auf der Oase wegen ihres herben Geschmacks noch wucherten. Sie waren wahrlich ungenießbar, doch verbrannt stießen sie ein starkes Aroma aus, so stark, dass es den Geist eines Menschen, wenn er darin geübt war, erweitern konnte und in Verbindung mit den Bildern der Welt und der Sterne ein Blick in die Zukunft ermöglichte. Eine Wasserpfeife würde die Prozedur wesentlich leichter machen, aber wo sollten sie eine solche hier hernehmen?
"Mein Trampeltier", sagte Ormuss, während er das Feuer mit den ersten Ruchgräsern schürte, "Exile, es hat Ormuss bereits auf einer langen Reise quer über den Kontinent begleitet. Vor den Toren Nordmars musste ich ihn abgeben. Ein Bauer in einem Walddorf namens Silden nahm ihn Ormuss für ein paar Wochen ab. Aber auch in Vengard oder den Orkstätten gibt es Ställe für Reisende. Nun, letztere meidet auch Ormuss. In Gefangenschaft der großen Wesen hat er schon so manche Folter überstehen müssen."
Er schüttelte den Kopf und deutete dann an das Feuer.
"Kommt nun näher und haltet eure Hände über die Glut."
Olirie rückte heran und Ormuss legte seine Hände auf die des Leidensgenossen.
"Blickt mir in die Augen", flüsterte Ormuss und fasste oliries Hände fester. Dann begannen die Schläfen des Exmagus zu pulsieren. Mit einem kräftigen Zug nahm er Unmengen des Dampfes des verbrennenden Ruchgrases auf.
"Seelenblicke unter mir, Sternenblicke über mir, Augenblicke vor mir...", zischte er, starrte olirie in die Augen und schloss seine eigenen schließlich. Dann begann ein stechender Schmerz in seinem Kopf zu hämmern. Er sah Bilder. Bruchstücke, Fragmente. So schnell sie erschienen, musste er sie ausrufen, sonst vergaß er die Hälfte. Es glich einem Wachtraum.
"RUINEN!", rief er laut, "Ein Tempel, ich sehe einen gewaltigen Tempel im Sand. Pflanzen, sie... sie überwuchern ihn, überwuchern uns. Ich sehe olirie, sehe Ormuss..."
Er kniff die Augen noch stärker zusammen.
"Was ist das? Ein Stein, ein... blauer Stein. Ein Fokus! Ich halte ihn, ich... wo seid ihr? Hyänen!"
Er ließ Olirie los, die Schmerzen wurden zu stark.
"Ein Turm! Ein schwarzer Turm. Da seid ihr! Das ist das Kastell der Wüste!"
Dann sprang Ormuss auf und riss die Augen auf. Die Vision war vorbei. Die Bilder wurden zu verworren. Und es war seltsam. Er hatte sich selbst ebenso gesehen. Wie war das möglich?
"Das war alles", keuchte Ormuss, "mehr konnte ich nicht sehen. Die Konzentration war zu schwach, mein Geist noch lädiert. Ich glaube, Ormuss braucht ein paar Stunden Schlaf, ehe er wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. Ich hoffe, es ist euch recht, wenn er sein Nachtlager neben dem euren aufschlägt..."
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Wie kommst du jetzt auf die Assassinen?
Die sind in meinen Augen der letzte Abschaum, weniger wert als Kamelscheiße unter meinen Stiefeln. Es sind Menschenhändler, handeln soweit ich weiß auch mit den Orks.
In Bakaresh ist ihr Zuhause, gleich in der Nähe des Kastells der Schwarzmagier.
Ich war dort schon, an sich ein recht schöner Ort, wenn man vergisst mit wem man es zu tun hat.
Ich weiß zwar wirklich nicht wie du jetzt darauf kommst und würde dir dringend abraten nach Bakaresh zu reisen. Wenn du das aber doch vorhaben solltest begleite ich dich, sonst landest du doch noch in den Minen oder es geschieht noch schlimmeres.
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Auch noch, als sein Gast bereits schlief beschäftigten olirie die Informationen der Weissagung. Was hatte das zu bedeuten? Es waren doch nur Bruchstücke, Fetzen aus der Zukunft. Irgendetwas von Ruinen und einem Tempel im Sand. Vermutlich in Varant, war es doch die größte bekannte Wüstenlandschaft des Festlandes und Ruinen gab es hier ja auch fast genauso viele wie Sandkörner. Doch einen Tempel? Vielleicht eine verborgene oder vergessene Kultstätte, die erst noch wieder entdeckt werden musste? Doch war die Rede in der Vision nicht auch von Pflanzen, die Temel als auch olirie und Ormuss überwucherten? olirie konnte sich nur schwerlich vorstellen, wie denn eine Pflanze zur Gefahr werden könnte. Nagut, eine Plage aus übergroßen Schnecken hatte ihn ja auch schonmal belästigt, doch war das noch im Kastell, einem Ort, wo derartige Vorkommnisse alles andere als ungewöhnlich sind. Kann halt passieren, dass ein schief gegangenes Experiment versucht seinen Erschaffer zu verspeisen, das ist nun mal das Berufsrisiko eines jeden Schwarzmagiers. Doch in irgendeinem Wüstentempel wären derartige Vorkommnisse eher unwahrscheinlich. Außer natürlich ein Laie hat rum gepfuscht und gewisse Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten. Oder es handelt sich um eine Plage Beliars um seine Herrschaftsansprüche durchzusetzen. Diese Vorstellung erweckte oliries Neugierde. Vielleicht sollte er seinen Besucher noch eine Weile Begleiten, schließlich handelte die Prophezeiung ja auch von beiden und außerdem wäre ein wenig Gesellschaft generell nicht verkehrt. Das Leben als Einsiedler konnte manchmal ziemlich eintönig sein.
Die Weissagung bot allerdings weitere Details. Scheinbar trennen sich die Wege der beiden, da Ormuss irgendeinen blauen Fokus in der Hand hält, während olirie es mit Hyänen aufzunehmen hat. Hyänen klingen schon irgendwie logisch, schließlich ist olirie ja auch ein ausgebildeter Jäger. Doch Ormuss soll einen blauen Fokus besitzen? Die Dinger findet man ja schließlich nicht an jeder Straßenecke oder beim nächst besten Händler für magischen Tand. Wer war Ormuss wirklich, wenn er einen derart wertvollen magischen Gegenstand besitzen würde? Wahrscheinlich war er mehr als ein einfacher Reisender, der nur durch Glück aus den Fängen der Orks entkam. So langsam fing olirie an zu verstehen, wie sich sein einstiger Jagdlehrmeister Longbow gefühlt haben muss, als er keine Ahnung hatte, wer sein Schüler tatsächlich war. Doch hatte er es bei einem Besuch im Kastell schließlich doch noch herausgefunden. Ein Ähnliches Schicksal blühte auch diesen beiden Herren. Keiner von ihnen gab mehr über seine Identität und Vergangenheit Preis als es unbedingt nötig wäre.
Die letzte Passage der Weissagung jedenfalls war die interessanteste, handelte sie doch vom Kastell. Bedeutete sie lediglich, dass olirie weiterhin seine Datteln an dieses liefern würde oder sollte sie aussagen, dass sein weiteres Leben wieder mehr auf diese alten Gemäuer fixiert sein wird? Doch war das alles Zukunftsgeplänkel. Das was wirklich wichtig war, war dieser Moment. Und der bestand aus mehr als Erinnerungen an den Vortag. Jetzt ging es erstmal darum, wieder einen kleinen Imbiss zu sich zu nehmen. Man sah olirie im Gesicht an, dass er über Nacht viel nachgedacht hatte und auch ein wenig kühles Wasser im Gesicht half da nicht. Während das Trampeltier es sich unter den Palmen gemütlich machte, scheinbar hatte es bereits ein paar Datteln und etwas Gras verspeist, suchte olirie mit seinem Besucher einige frisch gefallene Früchte auf und fragte ihn ganz beiläufig, „Wie habt Ihr eigentlich diese Besondere Gabe des weissagenden Auges erlangt?“
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Irgendwo in Varant
War es wirklich so schlimm? Einige Schritte weiter in Richtung Wüste ging ihr diese Frage durch den Kopf. Aber sie traute sich nicht richtig diese zu stellen. Ihre Reisebegleiterin war äußerst abgeneigt von den Assassinen. Das war aber auch kein Wunder. Menschenhandel. So etwas ist doch nicht mehr normal. Warum sollte man für Gold Menschen verkaufen? War es ihnen das wert. Waren sie so geizig, oder hatten sie sogar Freude daran? Vielleicht sogar beides. Warum wollte Rekhyt zu solchen Menschen? Immer mehr glaubte sie sich in ihm getäuscht zu haben. Dieser Gedanke viel ihr alles andere als leicht. Vielleicht war er kaltblütiger als er es zugeben wollte. Seine Verstohlenheit war vielleicht nur ein kleiner Teil seiner finsteren Seele. Ihre Gedanken kreisten umher. Sollte sie trotzdem nach 'Bakaresh' reisen?
Bakaresh schien die Hauptstadt der Assassinen zu sein. Laut Exorbita eine schöne Stadt, wenn man von den Menschenhändlern absieht. Viele Gefahren würde man auf den Straßen dieses Ortes finden, da war sich die Grafentochter sicher. Mit Exorbita fühlte sie sich zwar sicherer - allerdings würde auch sie gegen eine handvoll der Assassinen nicht ankommen. Geschweige denn Lucia selbst.
"Nun....Rekhyt...der Mann von dem ich mich getrennt habe...er wollte nach Bakaresh..." erklärte sie nun. Allerdings verschwieg die Adlige Exorbita den Teil, mit dem Gefallen den Rekhyt an den Assassinen gefunden hat. Das würde sie nur verunsichern. Und Lucia auch. Sie wusste nicht, wie ihre Gefährtin darauf reagieren würde."Wir haben uns im Streit über die Reise getrennt. Er war dafür, auf dem Meer zu reisen und ich war für den Landweg. Deshalb bin ich nun mit dir unterwegs..." fügte sie ihrem Satz noch hinzu...
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