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Vengard #48
Irgendetwas war in dieser Nacht schief gelaufen.
Drei Striche. Ganze drei Striche, gekratzt mit einem schrecklichen Laut auf eine Schiefertafel. Und er hatte verloren. Dabei hiess es doch Pech in der Liebe, Glück im Spiel oder umgekehrt?
Er unterdrückte den Impus sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren und schaute seinen Gegner plötzlich an.
„Noch eine Runde.“
Stiess er hervor.
„Du hast kein Gold mehr.“
Verdammt. Woher wusste er das so genau. Sarpedon spielte leicht nervös mit den Würfeln. Er hatte noch zwei Wünsche, doch war Siggi nirgendwo zu erblicken. Dieses Mal würde er keinen der Strassenjaungen für sich schicken können. Sie taten nichts umsonst, das war ihnen nicht zu verübeln.
„Aber du hast da einen schönen Dolch.“
Bemerkte sein Gegenspieler mit gierigem Grinsen, fehlte nur noch dass ihm die Augen aus den Höhlen sprangen. Die Finger des Schurken verkrampften sich um den Würfelbecher, ein Schweisstropfen bildete sich auf seiner Stirn. Alles, nur nicht das. Dies ging zu weit! Entschied er mit der letzten Willensanstrengung.
„Es ist spät. Lassen wir es. Ich gehe heim.“
Gab er zurück und verliess die Spielhölle ohne ein weiteres Wort.
Im späteren Verlauf dieser Nacht landete der vermeintliche Glückspilz, Gesicht voran, im Matsch vor seiner eigenen Hütte. Er atmete noch. Ein harter Gegenstand hatte seinen Hinterkopf getroffen. Wenig später schlüpfte eine verhüllte Gestalt aus dem Dunkeln und holte sein Gold und etwas mehr wieder zurück.
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Das Licht der Sonne kämpfte sich durch die Schatten bis zum Gesicht des Priesters vor. Immer wieder blinzelte er mit geschlossenen Augen. Sein Geist kam noch nicht richtig in Schwung und ignorierte einfach die penetranten Strahlen. Doch plötzlich legte irgendetwas oder irgendjemand an seiner Hand. Die erste Reaktion darauf war nur das Wegziehen der Hand, doch nach kurzer Zeit setzte das Lecken wieder ein. Schlagartig wurde sein Bewusstsein wachgerüttelt und Lopadas schlug die Augen auf. Als er nach unten sah, schaute er in die grünen Augen einer Katze, die seltsamer nicht hätte sein können.
"Dich werde ich wahrscheinlich nie los.", sagte er mit müder Stimme.
Doch dann fiel sein Blick auf die Umgebung. Zweifelsohne war er nicht wie eigentlich gedacht in seinem Arbeitszimmer eingeschlafen, sondern schien irgendwo in Vengard zu sein. Langsam erhob er sich. Seine ganzen Muskeln waren verspannt vom Schlafen an der Hauswand. Eigentlich wollte er sich strecken, um seinen Körper zu wecken, doch die Schmerzen waren unerträglich, weswegen er diese Idee schnell wieder verwarf. Das Hauptproblem in dieser Situation war, dass er keinen Schimmer hatte, wie er es geschafft hatte in der Stadt einzuschlafen, wo er doch nur selten das Tempelviertel verlässt. Vielleicht war er ausgeraubt worden. Schnell überprüfte der Schriftgelehrte seine Habseligkeiten. Alles war da, bis auf die Schriftrolle. Schnell schaute sich der Barbier in der Umgebung um, doch auch hier lag das Pergament nicht. Jemand muss ihn niedergeschlagen und ausgeraubt haben.
"Bei Innos, hoffentlich bekommt der Räuber nicht heraus, wie er die Schriftrolle zu benutzen hat.", sagte der Magier zu sich, weil sein Geist noch nicht bereit war Gedanken im Kopf wahrzunehmen.
Miranda schaute ihn von unten etwas argwöhnisch an und dachte sich wahrscheinlich ihren Teil dazu. Lopadas entschloss nicht weiter darüber nachzudenken, warum er die Nacht mitten in Vengard verbracht hatte, sondern er war froh über den Umstand, dass er noch lebte und setzte sich langsam, aber sicher, zur Rückkehr in das Tempelviertel in Bewegung.
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Feradir trainierte alleine, Taeris kümmerte sich um sein Pferd, Taurodir unterhielt ihn dabei und Fynn war irgendwo, sodass Redsonja einmal mehr alleine im Bordell stand und sich leicht fehl am Platz vor kam. Das Getratsche über seltsame Vorkommnisse in der vergangenen Nacht sprengte bereits den Rahmen des Vorstellbaren und ging ihr auf den Geist. Stattdessen fragte sie sich, ob sie ebenso „leichtes“ Geld verdienen konnte wie Darla und ihre Mädchen. Doch standen die Freier wohl weniger auf Narben und Muskelkraft. Oder doch? So genau wusste sie es nicht. Die Männer waren ihr auf jeden Fall nicht immer abgeneigt gewesen.
Statt weiter auf diese Frage einzugehen oder die Probe aufs Exempel zu versuchen, machte sie sich auf zum Tempelviertel. Noch immer pochte ihr Herz jedes Mal etwas schneller bevor sie in die Nähe des „verwunschenen“ Brunnens kam. Nur war heute der Tempelvorsteher nirgendwo zu erkennen. Also setzte sie sich – leicht zögerlich – auf den Brunnenrand, packte ihr Notizbuch aus und begann zu zeichnen, was sie gerade sah.
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Das Dröhnen war weg! Endlich hatte es sich den Gebeten und Geistesübungen des ersten Paladins gebeugt, endlich malträtierte es Ferox nicht mehr. Es ist weg. Und ein erster Schritt auf dem Weg zum Ertragen der Paladinmagie war getan. Blieb nur noch eines zu ergründen: Seine Stadtblindheit - so hatte es der Streiter genannt, nachdem ihm aufgefallen war, dass dieses immerwährende weiße Flimmern vor seinen Augen verschwand, sobald die Tore nur weit genug hinter ihm lagen. Auch hier im Ordenshaus empfand er sie nicht ganz so schlimm, hier machte das Weiß alles nur blasser. So bereitete es dem Paladin keine Schwierigkeiten, Kleidung und Schwert anzulegen.
Er verließ das Ordenshaus.
Es war nicht einfach, durch die Stadt zum Tempelviertel zu gelangen. Ferox spürte wohl irgendwie die Menschen, sah sie in gewisser Weise als Farbnuancen im Weiß und konnte ihnen ausweichen - dabei übermannte ihn gelegentliche eine schreckliche Übelkeit -, doch alles, was das Auge sonst noch wahrnahm, blieb ihm versperrt: Gebäude, Marktstände, Straßenlaternen. So glich es einer Tortur, sich durch die engen Gassen zu schlagen, die zu den Magiern hin immer leerer wurden und weitaus weniger Orientierungspunkte boten. Doch es ergab sich, dass sich in diesen Gassen das Weiß lichtete. Es gab dem Paladin hier etwas von seiner Sicht zurück, was ihn die geringe Entfernung zur Tempelpforte bemerken ließ. Dorthin begab er sich, was weitere Mühen verhieß, denn das Weiß wurde stärker und undurchsichtiger. Weniger Farbnuancen ergaben sich, was zur Folge hatte, dass ihn der Gruß des Wächternovizen eigenartig aufschreckte. Aber er grüßte zurück. Jetzt musste er nur noch einen Magier finden.
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Seit dem Vorfall, der sich letzte Nacht ereignet haben musste, obwohl der Schriftgelehrte eigentlich gar nichts mehr darüber wusste, sondern einfach vermutete, dass er überfallen worden war, hatte er sich nicht mehr an das Studium der Schriftrollen herangewagt. Irgendetwas blockte ihn ab, wahrscheinlich die Angst davor, dass jemand seine Kunst für Dinge verwendete, für diese die nicht vorgesehen war.
Langsam schlenderte der Priester durch den Garten des Tempelviertels, weil er sich einfach auf andere Gedanken bringen wollte. Doch seine Muskelschmerzen ließen ihn nicht in Ruhe denken. Aber um die ganze Zeit in seinem Zimmer zu hocken, war dieser Tag einfach zu schön. Ohne den Vorhang aus Wolken konnte Innos' Licht direkt auf die Erde scheinen und verbreitete eine wohlige Stimmung. Deswegen entschloss sich der Magier nicht weiter durch den Garten zu wandern, sondern sich zum Brunnen zu setzen und dort das schöne Wetter zu genießen. Vielleicht konnte er seine schmerzerfüllten Glieder auch in dem kühlen Nass etwas baden.
Als er nach kurzer Zeit beim Brunnen angekommen war, sah er die Rothaarige auf einer Bank sitzen. Vielleicht wartete sie schon auf ihn, denn sie hatte gesagt, dass sie nocheinmal mit neuen Fragen wiederkommen würde. An die Frau hatte er gar nicht gedacht in letzter Zeit.
"Innos zum Gruße.", grüßte der Barbier die Frau auf der Bank vorsichtig.
Die Rothaarige sah von ihrem Notizblock auf und grüßte ebenfalls zurück. Doch als Lopadas noch etwas sagen wollte, fiel ihm jemand auf, der auf sehr seltsamer Weise den Tempelvorhof überschritt oder eher übertorkelte. Der Magier entschied sich dem Mann zu helfen, bevor er weiter mit der Frau sprach.
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Wenige Augenblicke vergingen, nachdem er nicht weit von sich einen jäh unterbrochenen Gesprächsanfang wahrgenommen hatte, als ihn eine bekannte Stimme von der Seite ansprach. „Innos zum Gruße, auch euch.“, erwiderte Ferox indem er sich umwandte, insgeheim froh, dass ihn jemand ansprach und ihn vom weiteren Umherirren abhielt. „Seid ihr es, Meister Lopadas?“ Er zog die Brauen zusammen. An der Stelle, wo sich der vermeintliche Feuermagier wahrscheinlich aufhielt schien das Weiß noch ein weniger weißer zu sein als um ihn herum. Dabei fühlte sich hier insgesamt schon alles heller an. Meister Lopadas krönte dies. Rasch stellte Ferox die Vermutung auf, dass die Feuermagier heller erschienen als andere. Und ihm drängte sich die Frage auf, wie wohl Francoise aussah, ob sie überhaupt noch Sichtbarkeit besaß.
„Ich bin erfreut, euch zu se… zu hören.“ Er versuchte sich an einem Lächeln. So ohne Blickkontakt fiel dem Krieger die Kommunikation schwer. Zu reden erwies sich als viel leichter, wenn man Statur und besonders die Augen des Gegenübers mustern konnte. Wenigstens konnte er sich den Magier vorstellen. Ohnehin fiel es ihm weniger schwer, Worte an diesen Magier zu richten, als an andere seines Standes. „Wie geht es euch?“
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Der Mann, welcher sich als der Paladin Ferox herausgestellt hatte, schien erhebliche Probleme damit zu haben irgendetwas in seiner Umgebung zu erkennen. Jedenfalls wirkt es auf den Barbier so, als der Paladin versuchte mit ihm zu sprechen.
"Ich habe heute nacht in einer Gasse in der Stadt genächtigt und weiß nicht warum. Dementsprechend geht es meinen Muskeln, aber ansonsten geht es mir gut. Doch habe ich das Gefühl, dass mit Euch etwas nicht stimmt."
Der Magier musterte den Paladin von oben bis unten. Abgesehen davon, dass dieser nicht so recht wusste, wohin er seine Augen wenden sollte, schien er körperlich in Ordenung zu sein.
"Am besten setzen wir uns erstmal.", sagte Lopadas und führte Ferox zu der Bank, auf der die Rothaarige saß und auf die er sich auch eben hatte setzen wollen.
"Hinter Euch ist eine Bank, setzt Euch ruhig."
Der Barbier hatte das Gefühl als würde er einen alten und schwachen Mann durch das Tempelviertel begleiten und dieser sollte sich nun kurz ausruhen, aber vor ihm war immer noch ein stattlicher Paladin, der nur Probleme mit der Orientierung hatte. So richtig konnte der Priester auch nicht einschätzen, ob Ferox die Rothaarige gesehen hatte oder nicht. Sie jedenfalls schaute dem Schauspiel interessiert zu.
"Ist etwas mit Euren Augen nicht in Ordnung?", fragte Lopadas ruhig, "Soll ich Euch vielleicht besser zu einem Heiler bringen?"
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„Hm.“, überlegte er, „Gassen sind gemeinhin nicht als Schlafplatz ausgelegt. Es gibt Salben gegen Muskelschmerzen, aber sich in die Sonne zu legen sollte eurem Schmerz ebenso gute Linderung verschaffen.“ - Die alltäglichen Widrigkeiten des Soldatenlebens. Das war Ferox‘ Fachgebiet, hier kannte er sich aus; wie wohl alle erfahrenen Krieger. Muskelschmerzen gehörten zum täglichen Brot des Soldaten auf Reisen, für manche auch zuhause, die nicht den Komfort eines eigenen Bettes genossen. So war es früher auch bei ihm, aber man gewöhnte sich mit der Zeit daran. In Gassen allerdings musste noch nie ein Soldat nächtigen. Höchstens wenn er besoffen war und sich nicht in die Stube traute oder nicht mehr zurückfand. - Das waren Erinnerungen.
Die Gegenwart sah weniger romantisch aus. Ferox fühlte sich tatsächlich wie der alte Mann, den Lopadas herumführte.
„Meine Augen sind wahrscheinlich in Ordnung. Ich sehe bloß alles weiß, wenn ich in der Stadt bin. Nicht überall und nicht alles, in meiner Stube im Ordenshaus ist es weniger schlimm, auch eben in einer leereren Gasse. Und außerhalb der Stadtmauern sehe ich beinahe normal. - Und ich erkenne die Menschen im Weiß als Farben oder Nuancen. Ihr seid sehr weiß und dort“, Ferox wurde nachdenklicher, „ist ein schwummriges, dunkleres Rot.“ Er wusste, dass dort eine weitere Person sein musste. Und sein Herz sagte ihm etwas, indem es kurze, schnelle Hüpfer machte. Aber er traute sich nicht zu fragen, wer dort sitzt.
„Denkt ihr, ein Heiler könnte dies beheben?“ Ferox selbst setzte einen seinem Inneren entsprechenden skeptischen Blick aus.
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"Wenn ich wüsste, dass es eine Krankheit ist, dann könnte Euch sicherlich ein Heiler weiterhelfen. Doch habe ich noch nie von einer Krankheit gehört, die solche Symptome hat. So wie Ihr das schildert, sind diese nicht von Dauer, was wirklich sehr ungewöhnlich ist. Wenn nicht sogar sonderbar."
Der Schriftgelehrte beugte sich etwas nach vorn und musterte die Augen des Paladin. Diese waren immer noch dieselben beiden, die wahrscheinlich Ferox schon seit seiner Geburt hatte. Nur dass diese einen nicht wirklich anschauten, sondern die Pupillen immer wieder hin und her sprangen, weil sie keinen Punkt fanden, an dem sie sich festhaften konnten.
"Alles in weiß, sagt Ihr.", rekapitulierte der Barbier nocheinmal und rieb sich nachdenklich am Kinn.
Ein solches Krankheitsbild ist dem Priester noch nie untergekommen und er hatte wirklich schon einiges gesehen. Er kannte die Situation, dass sich jemand durch Alkohol blind getrunken hatte, doch dann war man blind und nicht irgendeine Zwischenabart, die nur innerhalb Vengards zu schlägt.
"Habt Ihr in letzter Zeit vielleicht irgendetwas gemacht oder seid mit irgendetwas in Berühung gekommen, was normalerweise nicht der Fall ist? Weil ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass dies eine normale Krankheit ist, die eine gewisse Blindheit auslöst, ansonsten wäre diese ja dauerhaft. Habt Ihr Euch vielleicht in der Nähe eines magischen Experimentes oder so befunden, denn bei solchen Experimenten könnte es durchaus vorkommen, dass soetwas passiert."
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Während sich andere Menschen, wie Redsonja, aufs Kämpfen spezialisierten, schienen die Rotröcke es eher mit dem Reden zu halten. So kam die rothaarige Kriegerin gar nicht zu Wort und machte ihrem Namen, als die Schweigsame alle Ehre, während sie den Grund erfuhr warum Ferox kein Zeichen des Erkennens von sich gegeben hatte.
„Lopadas, entschuldigt, wenn ich eure Diagnose unterbreche, doch möchte ich Ferox die Gelegenheit geben zu wissen wer hier neben ihm sitzt.“
Fiel sie dazwischen bevor der ehemalige Kampfgefährte, der Schulter an Schulter mit Tarya und ihr um sein Leben gekämpft hatte, dem Tempelvorsteher antworten konnte.
„Redsonja.“
Half sie ihm auf die Sprünge und lächelte, obwohl er es wohl nicht sehen konnte.
„Doch fahrt fort, wir können später über alte Zeiten sprechen und ich lausche gerne eurem Gespräch.“
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Ach du meine Güte! Würde er eine Suppe essen, hätte er sich jetzt den Mund verbrannt. Doch er konnte sich nur an seinen Worten verschlucken, die ihm sogleich im Halse stecken blieben. Die Stimme der einstigen Mitstreiterin hatte schon beim ersten Ton seinen Kopf herumschnellen lassen. Völlig überwältigt musste sein Gesicht aussehen, denn genauso fühlte er sich bei dieser Überraschung. Sein Herz hatte Ferox bereits darauf hingewiesen. Wie gerne würde er die Kriegerin mit dem feuerroten Haar, das wie eine Fackel in seiner Erinnerung leuchtete, ansehen. Sie entflammte ihn.
„Bei den Göttern!“, sprach er aufgeregt. Es mussten Momente vergehen, bis er sich endlich fangen konnte. „Wie lange ist das her…“ Unzählige Monde, sagte er sich und konnte nur der alten Zeit entgegenlächeln, die sich gerade in Redsonja manifestierte. Als sie noch jung waren. - Ob sie sich sehr verändert hatte? - Ferox schloss für einen Moment die Augen, um sich die gemeinsamen Bilder ins Gedächtnis zu rufen. Da machte er eine erstaunliche Entdeckung. „Schön, dich zu hören.“, sagte er noch, „Aber ich muss mich meiner Stadtblindheit in den Weg stellen. Ich setze auf spätere Stunden mit dir.
Ich hab‘ gerade bemerkt, dass dieses Weiße nicht vergeht, wenn ich die Augen schließe.“, wandte er sich wieder an den Magier. „Magische Experimente gab es keine, aber ich glaube, diese Entwicklung zu beobachten, seit ich aus dem Feuerkelch getrunken habe.“
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Vengard! Hinter der Dunkelheit der einbrechenden Nacht erschienen vor dem Waffenknecht die Türme und Mauern von Vengard. In diesem Augenblick stellte dieses, unter normalen Umständen im diffusen Licht des Mondes fast unheimlich wirkende, Bild, das Schönste dar, was er sich nach der langen Reise, die hinter ihm lag, vorstellen konnte.
Das letzte Stück des Weges bis zum von Fackeln erhellten Stadttor legte der Soldat im Laufschritt zurück.
Die beiden vor dem Tor stehenden Wachen beäugten den Neuankömmling misstrauisch, bis sie im Lichtschein der Fackeln sein Gesicht erkannten. Eine der Wachen, ein junger Mann, welcher das gleiche Rangabzeichen, wie der Reisende auf seiner Brust trug stieß einen Laut der Überraschung aus.
"Gwendor!", rief der Wächter. "Bist du es wirklich? Ich hätte dich fast nicht erkannt."
Der dunkelhaarige Neuankömmling ging lachend auf die Wache zu. "Arnulf! Hast du schon einen gesoffen, vor dem Wachdienst, oder werden deine Augen in deinen jungen Jahren schon schlechter. Natürlich bin ich es wirklich! Wie geht es dir?" Die beiden Soldaten gaben sich lächelnd die Hände. "Mir geht es gut. Wo warst du so lange? Einige Kameraden haben schon gemunkelt du wärest desertiert." Keineswegs!", versicherte der mit dem Namen Gwendor angesprochene. "Ich wurde beurlaubt. Habe die Zeit aber genutzt und einiges gelernt. Wir müssen mal einen Übungskampf machen. Du würdest Augen machen. Ist während meiner Abwesenheit hier etwas besonderes passiert?"
Arnulf kratzte sich nachdenklich an seinem von Bartstoppeln übersähten Kinn. "Einiges!", antwortete er mit etwas Verspätung auf Gwendors Frage. "Aber es würde zu weit führen dir das alles hier unter diesem Torbogen zu erzählen. Die Stadt ist jedoch nach wie vor in Menschenhand. Du kannst dich also ruhigen Gewissens zurückmelden."
Gwendor lachte und antwortete: "Das werde ich auch noch heute abend tun. Aber jetzt will ich erst einmal mein Gepäck zur Kaserne bringen. Ich habe von dieser Schlepperei die Schnauze voll, sage ich dir." Winkend verabschiedete er sich von seinem Kameraden und schritt durch das Stadttor. Zielsicher lenkte er seine Schritte in Richtung Soldatenunterkunft.
Er sah sich um und erkannte die Häuser und Hütten der Stadt sofort wieder. 'Als wäre ich nie weg gewesen.', dachte er bei sich.
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Wieso betreten Helden so oft die Höhle des Löwen? Keine Frage, es ist der Ruhm, das Gejubel der Menge, die Achtung und der Respekt all ihrer Freunde, am besten auch von ihnen eigentlich unbekannten Menschen, nach dem sie strebten. So mancher ist auch scharf auf ein bisschen Reichtum, ganz klar, aber das ist auch völlig nachvollziehbar; wer würde die Chance dazu nicht nutzen, aus dem gemeinhin bedürftigen Leben herauszukommen in eine Welt der Chancen und Möglichkeiten. Wie leicht man dabei auf die Nase fallen kann, das wissen die Wenigsten, und die, die es wissen, sind die Angsthasen, die sich gar nicht in die Höhle trauen.
Wozu aber begibt sich ein Schurke in die Höhle des Löwen? Ist er so naiv, zu glauben, wenn er das große Geld mache, könne er sich alles leisten, was er will? Wie sollte das funktioneren, wenn er doch beständig verfolgt würde, im ironischsten Fall von einem anderen Schurken, der nur selbst auf das Geld scharf war. Hier muss sich der schlaue Dieb viele Freunde für seinen ergatterten Ruhm kaufen, die ihn decken, wenn die Häscher kommen. Oder aber er kauft sich all seiner Sünden rein, doch nur wenige Menschen, die den Pfad des Banditen antreten, konnten einen solchen Schritt auch nur in Erwägung ziehen. Es wäre eine ähnliche Umstellung wie wenn man einem Druiden zwingt, ein paar Bäume zu fällen, denn die meisten Menschen leben nunmal ihren Beruf, denn er bestimmt ihr gesamtes Sein. Vom Uterus bis zur Urne.
Logan war wohl der typische Dieb, wie man ihn sich in den Geschichten der Veteranen vorstellte. Er war nicht gerade groß, vielleicht fünfeinhalb Fuß und sein Gang hatte etwas goblinhaftes. Die Augen waren von dunklen Rändern geziert, doch immer wachsam, um eine rasche Flucht mit den langen, durchtrainierten Beinen in Kauf zu nehmen. Die Arme waren ebenso überproportional zur geringen Körpergroße und die langen Finger in strumpfdünne Handschuhe gewickelt. Doch ein Detail störte das klassische Bild und machte Logan nicht zum Verfolgten, sondern zum immer wieder bemitleideten. Er hatte eine riesige Narbe auf der Stirn wie man sie von den berühmten Büchern des kleinen Zaubererhelden kannte. Aber besser als in der Geschichte, schmerzte sie nur, wenn Logan es wollte. Dann zog er seinen langen Handschuh aus und kratzte sich mit dem dreckigen, scharfkantigen Zeigefingernagel darüber bis es zu bluten begann. Wie schlimm das für seine Gesundheit war, das war dem Banditen egal; es musste ihm nur der richtige Clou gelingen, dann konnte er raus aus Vengard, zurück nach Kap Dun und sich einen ordentlichen Verband zu seiner wohlverdienten Flasche Schnaps darüber binden lassen. Und die Bräute würde er sich auch endlich leisten können, dann musste er mit seiner hässlichen Fratze nämlich nicht mehr punkten, sondern mit dem Geld; Geld regiert seine Welt.
Aber Logan war auch schlau mit der Wahl seiner Kleidung. Da hatte er sich nämlich ein ganz ordentliches Gewand zugelegt, das Leder roch sogar noch nach Mittelstand. Nicht nur die Rebellen konnten sich bei den Orks einschleichen, den Spieß konnte man auch herumdrehen. Und wenn alles gut lief, konnte Logan sogar ein paar Lageberichte an Uruk durchgeben, dann musste er sich bald nie wieder in der Arena prügeln, wo er meist den Kürzeren zog.
Es war dunkel geworden und die Gassen wurden leerer, die Menschen nervöser. Sie hatten Angst vor der Nacht, Angst vor den Schatten, die sie beständig verfolgten, immer länger wurden, ihre Krallen nach ihnen ausstreckten bis sie zu rennen begannen, einfach weg, in ihre warmen, von Innos Flammen scheinheilig geschützten Bretterbuden. Wer so tollkühn war, jetzt noch auf den Straßen zu sein, der war das perfekte Opfer für die Schatten der Nacht. Und Logan sah noch am ehesten nach so einem Opfer aus. Aber es gab noch andere...
Ein Soldat spazierte mit einer fröhlich naiven Miene durch die Stadt, warf den Bettlern Geld hin, spielte seine Rolle als Bonze, der eigentlich keiner war, sondern nur den Arsch der Vorgesetzten leckte, ziemlich gut. Half er den Bettlern mit fünf Münzen jemals? Nein, die würden die armen Hunde nur versaufen. Idiot.
Logan begann, sich an der Wunde zu kratzen. Es dauerte nicht lange, der Grind war noch recht frisch gewesen, da platzte sie wieder auf und er fühlte etwas erleichtert, wie das warme Blut seine Augenbrauen und die tiefen Augenränder hinab über Wange und schließlich an den Lippen vorbei lief. Dann schloss er die Augen, zählte bis drei und dann...
"HILFE! So helft mir doch!"
Er rannte auf die Hauptstraße hinaus, direkt vor die Füße des jungen Wachmannes. Dort sackte er auf die Knie. Der musste ihn erst einmal in der Dunkelheit mit zunächst erschrockenen, dann misstrauischen und schließlich wieder erschrockenen Augen begutachten.
"Ein Dachziegel! Ich wollte gerade heim, ich,... ein Arzt..."
Dann ließ er sich theatralisch fallen und schloss die Augen. Phase eins war erledigt, jetzt durvte der Knabe ihn hier bloß nicht liegen lassen...
-Great Khali-
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Irgendwie vermittelte die Dunkelheit in den Starßen Vengards heute nicht die sonstige ruhige Geborgenheit, sondern etwas anderes. Gwendor wusste es nicht genau zu deuten...Bedrohlichkeit? Ihm fiel kein besserer Begriff ein. Manchmal hatte man dieses Gefühl so etwas wie Ärger zu riechen, es war dieses unbestimmte Kribbeln im Nacken.
Der Waffenknecht verscheuchte diese plötzlich aufkommenden düsteren Gedanken. Er war einfach zu lange in der Wildniss gewesen, dass hatte ihn schreckhaft und übersensibel gemacht. Er warf einem im Schatten liegenden Bettler großzügig zwei Goldstücke zu, normalerweise tat er so etwas nicht, aber er hatte einfach gute Laune, nachdem er seine Heimatstadt erreicht hatte, und setzte seinen Weg zur Kaserne fort.
Kaum hatte er ein paar Schritt zurückgelegt, als vor ihm ein Schrei die Dunkelheit zerriss. HILFE! So helft mir doch! Reflexartig schnellte seine Hand zum Schwert an seinem Gürtel. Eine hagere Gestalt schälte sich vor dem Innosler aus der Schwärze der Nacht, wankte und brach vor ihm zusammen. Gwendor ließ den Schwertgriff los und beäugte die Gestalt genauer. Sie röchelte irgendetwas von einem Dachziegel und schloss dann die Augen. Blut lief über das Gesicht des Mannes, welches offensichtlich von einer frischen Wunde aus seiner Stirn stammte.
Für einen Moment war der Waffenknecht ratlos. Was sollte er mit diesem armen Kerl tun? Er konnte ihn nicht einfach so liegen lassen. Schließlich beugte er sich herunter, griff nach dem Arm des Mannes und half ihm auf die Füße. Im Licht einer Öllampe, welche an einer nahen Hauswand hing betrachtete er kurz die Wunde an dessen Stirn. "Ich glaube es ist das beste, wenn ich dich zu einem Barbier bringe." sagte Gwendor. "Ich weiss wo einer hier in der Nähe ist. Komm stütz dich an meiner Schulter ab!"
Mit dem Fremden auf seine rechte Schulter gestützt setzte der Soldat seinen Weg fort und übersah dabei das beliarsche Grinsen im Gesicht des Mannes, als dieser sah, dass Gwendor durch den Schrecken vergessen hatte, seinen Goldbeutel zurück unter sein Hemd zu stecken.
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Der Weg nach Vengard/ Ankunft in Vengard
Lange saß Angmar an seinem Lagerplatz und dachte nach. Er hatte keine Chance sich irgendwo durchzusetzen. Er konnte ja nichts. Er war ein Jäger ohne Bogen, ein Jäger der nicht wusste wie man sch von Tieren die Krallen und dergleichen aneignete . Was sollte er schon machen können, in einer Stadt wie Vengard? Er hatte ncht mal genug geld um sich ein Zimmer für eine NAcht zu besorgen. Nichtsdestotrotz fasste er eine Entscheidung. Heute würde er ... nein ... JETZT würde er nach vengard aufbrechen. Dort würde er sich hocharbeiten! laufen konnte er ja und bestimmt gab es dort den ein oder anderen Händler , der einen Botenjungen gebrauchen konnte. Und wenn er ganz viel Glück hatte , traf er vielleicht einen Abenteurer , der ihn auf seine Reisen mitnehmen würde. Doch ein Botenjob würde ihm im Moment schon reichen.
Angmar packte seine Sieben Sachen ... naja , eigentlich waren es 3. Seine letzten Nahrungsvorräte , eine Decke und sein Messer , denn mehr hatte er nicht. Danach stand er entschlossen auf und marschierte Richtung Vengard.
Der Weg war nicht wirklich lang. 4 Stunden Fußmarsch und man wäre am Ziel. Doch er schaffte es schneller. Dies jedoch nicht aus erfreulichem Grund. Überall lauerten Wölfe oder Scavenger und er verbrachte fast die gesamte Reise damit , vor wilden tieren zu flüchten.
Doch er hatte Glück im Unglück , denn Orks traf er keine.
So dauerte es nicht lange, bis er durch ein riesiges Tor trat und im Händlerviertel von Vengard gelandet war. Ja! DAS war Vengard, wie er es sich immer vorgestellt hatte.
Mit großen Augen und sogar offenem Mund torkelte er über den Marktplatz. hier herrschte reges Treiben. E rhatte noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen, ohne dass diese sich mit Äxten die Schädel einschlugen.
Nach einiger Zeit setzte er sich etwas am Rand , auf ein Fass, von wo er das Schauspiel weiterhin betrachtete . Er biss in einen Apfel, den er sich heute Morgen noch von den Rebellen in Reddock besorgt hatte und dachte nach. Er hjatte keine Ahnung wie es nun weitergehen sollte.
Geändert von Angmar (06.08.2009 um 11:34 Uhr)
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Logan grinste breit. Das war ein Fehler, der ihm einfach immer und immer wieder unterlief. Und daran war das Gold schuld, seine Sucht. Da war er wie ein Vielfraß, der das Rülpsen nicht unterdrücken konnte; doch in seinem Falle war dieser mimische Fehltritt nicht nur unsittlich, sondern konnte auch übel ins Auge gehen. Da musste Logan nur an seine Narbe denken, die alten Fehler, er lernte einfach nichts dazu.
Nein, das war nicht ganz richtig. Er lernte dazu, auch diesmal. Natürlich gehörte auch ein bisschen Glück dazu, das Licht der Öllampe hätte auch ganz schnell seine hässliche Fratze erhellen können und der Kerl wäre misstrauisch geworden. So war es aber nicht gekommen und sich weiter darüber Gedanken zu machen hatte Logan genug Zeit, wenn er erst einmal in Kap Dun saß und seinen Gewinn zählte. Jetzt lohnte sich sein langes Training bei meister Derrek endlich aus. Er hatte den Geldbeutel schneller von der lockeren Schlaufe lösen konnte als der Soldat ihn zum nächstbesten Barbierhaus getragen hatte. Hier war wieder das dumme Baby, dem man das Gebäck klauen konnte. Und keine Mama in der Nähe, die ihn aufhalten konnte. Schnell und unauffällig ließ Logan den Beutel in die Innentasche seines Mantels gleiten und tat dabei so, als schmerze ihm zusätzlich der Bauch. Der Soldat hielt kurz an.
"Ich... schafft ihr es noch?"
Er stöhnte. Der Mann sprach ihm gut zu, er hatte nichts gemerkt, er hatte in seinem Leben wohl noch nicht genug Böses erlebt, wenn er es in dieser direkten Form nicht erkannte.
"Innos segne euch..."
Nach wenigen Augenblicken waren sie angekommen.
Logan rappelte sich auf und betastete die Wunde auf der Stirn, die Blutung hatte schon etwas nachgelassen, aber seine Finger waren dadurch dennoch vom warmen Lebenssaft verklebt. Der Soldat klopfte an, fragte aber noch nach, ob er genug Geld habe. Logan nickte wie ein unschuldiges Lamm. Gespielt müde blickte er auf das große Holzschild am Eingang empor.
"Batrams Barbierstübchen"
Perfekt. Batram kannte ihn, der hatte Logan sogar schon einmal gesagt, wenn die Wunde sich wieder öffnen würde, solle er zu ihm zum Nähen kommen. Jetzt galt es nur noch ein Problem aus dem Weg zu räumen... die Ziegelsteinstory; das würde Batram ihm nicht abkaufen.
"Ist gut, ich komme klar."
Der Soldat fragte, ob er sich sicher war.
"Ja, sicher", antwortete er jetzt etwas bissig, "so geht zurück zu eurem Dienst, ich komme schon klar. Innos hüte euch."
Batram öffnete die Tür.
"Logan?"
"Batram ich..."
"Ist sie wieder aufgegangen? Die Wunde."
Der Soldat wollte etwas sagen, da kam Logan ihm zuvor.
"Jaja, mach schnell, es tut weh."
Er kämpfte sich etwas aus des Wachmanns Griff und schloss hastig die Tür hinter sich. Eine Weile blieb er in Batrams dunkler Stube stehen und lauschte. Die Schritte des Soldaten entfernten sich.
"Komm, setz dich. Jetzt hol ich das Nähzeug. Hast du diesmal Geld dabei?"
"Hältst du mich für arm? Ich habe Geld...", er wog seine Tasche mit dem klappernden Gold darin, grinste wieder und flüsterte zu sich selbst, "Mehr als genug. Mehr als genug..."
-Great Khali-
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Gwendor erwachte. Mit einem zufriedenen Seufzen streckte er sich und stand dann von seiner Pritsche auf. Er hatte hervorragend geschlafen. Gestern hatte er sich noch am späten Abend bei der Hafenkommandantur zurück gemeldet. Admiral Ronsen, welcher seine Beurlaubung bewilligt hatte, war zwar selbst nicht anwesend gewesen, aber der Stellvertreter hatte ihn willkommen geheißen und wieder in den täglichen Dienstplan eingeschrieben. Der erste Wachdienst für den Waffenknecht begann allerdings erst am heutigen Abend und so hatte er noch etwas Zeit, einige lange ausstehende Erledigungen in der Stadt durchzuführen und etwas zu trainieren.
Vielleicht traf er seinen alten Lehrmeister Hiroga an und konnte endlich die bei ihm bestellte Rüstung abholen. Und das neue Schwert wollte er auch beim Waffenschmied in Auftrag geben. Mit zielsicherem Griff tastete der Soldat nach dem dicken Lederbeutel unter seinem Hemd. Er war nicht mehr da! Ein heftiger Schrecken durchfuhr Gwendor. Sein Gold! 'Jetzt nur nicht in Panik ausbrechen!', dachte sich der Innosler. 'Du hast ihn bestimmt gestern Abend abgelegt.' Doch in der Truhe, neben seinem Bett, in welcher eher für gewöhnlich seine Habseligkeiten vertaute, suchte er den Beutel vergeblich. Dann fiel ihm auf, dass zwar der Goldbeutel fehlte, das Lederband jedoch, an welchem er gehangen hatte, immer noch um seinen Hals gewickelt war. Jemand musste sein Gold gestohlen haben! Wie ein Blitz durchfuhr ihn die Erkenntnis. Der Verletzte! Das Verhalten dieses Kerls, dem angeblich ein Dachziegel auf den Kopf gefallen war, war Gwendor schon gestern merkwürdig vorgekommen. Und kurz vor ihrer abendlichen Begegnung hatte er den Beutel mit den Münzen noch, er hatte einen Bettler beschenkt.
Der Soldat stieß einen lauten Wutschrei aus. Wut auf den dreisten Dieb, aber auch auf sich selbst. Wie hatte er sich nur so leicht übertölpeln lassen können. Nur weil er mal wieder den weißen Ritter in schimmernder Rüstung spielen musste, hatte er all sein Erspartes verloren. Fast 180 Goldmünzen hatte er besessen, die er sich in mühevollen Nachtschichten als Rausschmeisser und in gefährlichen Arenakämpfen erarbeitet hatte. Für ein neues Schwert hatte er sie ausgeben wollen. Und jetzt war alles dahin, wegen einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit.
Doch vielleicht war es noch nicht zu spät...Der Barbier! Er schien den Mann gekannt zu haben. Vielleicht wusste er näheres, über dessen Aufanthaltsort. Gwendort kleidete sich an und machte sich umgehend auf den Weg, in der Hoffnung vielleicht noch einen Teil des Goldes retten zu können.
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Lopadas setzte sich neben den Paladin. Es gab also doch einen Grund für diese "Stadtblindheit", wie Ferox seine Beeinträchtigung nannte. Zwar war es keine Krankheit, aber es hatte etwas mit Magie zu tun. Nicht nur mit irgendeinem kleinen Experiment, sondern mit einer gewaltigen Konzentration magischer Energie, der sich der Paladin ausgesetzt hatte.
"Durch den Feuerkelch sollt ihr Paladine wieder eure Magie erlangen, ist das richtig?", fragte der Schriftgelehrte, um sich ein klares Bild zu schaffen.
Ferox nickte nur kurz in die Richtung, wo er den Magier vermutete.
"Dann denke ich, dass diese 'Stadtblindheit' eine Reaktion Eures Geistes auf die hohe Konzentration magischer Energie ist. Ihr seid sicherlich schon seit längerem nicht mehr in den Kontakt mit Magie gekommen, somit ist es sowohl Euer Körper als auch Euer Geist nicht gewohnt solche Kraft zu tragen.
Wir Magier bauen durch jahreslanges Studium unsere magischen Fähigkeiten aus, immer Stück für Stück, sodass sich sowohl Körper als auch Geist daran gewöhnen können. Ihr habt durch das Trinken aus dem Feuerkelch mit einem Mal viel magische Energie in Euch aufgenommen, sodass es theoretisch dazu kommen musste, denn die Magie lässt sich bekanntlich nicht einfach so in irgendein Bewusstsein stopfen und bleibt dann dort seelenruhig liegen. Der Mensch muss sich vielmehr daran gewöhnen mit einer solchen Kraft umzugehen, um nicht den Verstand zu verlieren oder vielleicht sogar zu sterben, da die Magie die Grenzen des Bewusstseins sprengt.
Sagt, wie fühlt Ihr Euch abgesehen von der Blindheit?"
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Er hatte keine Ahnung was er jetzt machen sollte. Er kannte sich hier nicht aus und stand ohne Geld da. Der Marktplatz war wirklich überfüllt von Leuten. Und alle Arten von Menschen waren hier auch vertreten. Reiche Bürger waren zu sehen, Abenteurer , Kämpfer , aber auch Bettler, arme Bauern und weniger reiche Bürger. Doch er konnte sich wohl zu den Bettlern einordnen, wenn er Glück hatte. Diese besaßen wohl sogar mehr Geld als er. Langsam stieß er sich vom fass ab und torkelte los. Wobei er nach einigen Metern schon nicht mehr torkeln konnte, sondern sich durch die Menschenmasse kämpfen musste. Es war wirklich ein heilloses Gedränge und er wusste irgendwann nicht mehr, wie oft er von den einzelnen Leuten beschimpft worden war und angebrüllt worden war : „er solle doch ein bisschen besser aufpassen.“
Für einen jungen Jägersmann war das hier die reinste Tortour.
Nach einiger Zeit schlüpfte er dann sozusagen aus der Menschenmasse hinaus. Aber mit so einer großen Wucht , dass er einen Mann anrempelte. Doch der einzige der unsanft auf dem Boden landete , war er.,, Äh … Verzeihung… war keine Absicht, ich bin diese Menschenmassen einfach noch nicht gewöhnt…“ stammelte er und blickte zu dem mann herauf. Er hatte einen Stab und einen langen Grauen Mantel an, welcher am unteren Ende sogar zerfetzt war. Er sah aus wie ein Waldläufer oder ein Druide, von denen ihm sein Vater immer erzählt hatte. Er sagte sie würden in den Wäldern von Myrtana leben und im völligen Einklang mit der Natur leben.
Geändert von Angmar (06.08.2009 um 12:12 Uhr)
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„Ansonsten“, überlegte er abwesend, seine Gedanken waren eigentlich der anwesenden Kriegerin zugerichtet, „ja, es geht mir gut.“ Schlecht ging es ihm nicht, das konnte man nicht sagen. Er hatte ja genug Zeit, sich an den derzeitigen Missstand zu gewöhnen. Allerdings wunderte Ferox sich selbst, wie er dieses eigenartige Phänomen so einfach wegsteckte.
„Ach, da war noch was: Bei manchen Menschen - deren Farbnuancen ich im Weiß, nun ja, sehe - wird mir plötzlich schlecht; mal stärker, mal schwächer, mal so sehr, als müsste ich mich an Ort und Stelle übergeben.“
Damit sollte alles gesagt sein.
„Ich hatte auch noch keine Zeit, Bücher zur Paladinmagie zu Rate zu ziehen, fällt auch schwer, wenn die Zeichen nicht erkennbar sind. - Aber was denkt ihr, wie kann ich diese Blindheit wieder loswerden?“
Könnte er sehen, würden seine Augen immer wieder zu Redsonja herüberzucken, versuchen, sie zu im Augenwinkel zu sehen, zu sehen, was sie machte. Und wieso war sie überhaupt hier? So war es lediglich der Geist des Mannes, der beinah‘ immerwährend auf sie gerichtet war, sie möglichst detailliert und lebensnah vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Wie lange war das jetzt her.
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