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Das Kastell des ZuX #75
Auf des Gebirges breit hinfließend kahlem, höchstem Gipfel
erhebt sich, schwarz aufragend, aus gemauert' kunstvoll Stein,
ein Schloß, hoch droben über all der Wälder schwankend Wipfel.
Eine Faust, die noch den Wolken droht, so scheint's zu sein.
Doch schnell sie ziehen hin über das ragende Gemäuer,
nur Windes Stimme an des Giebels scharfem Grat gewetzt.
Und selbst der Sturm über die steingeschnitt'nen Ungeheuer,
Gargylen, Wyrme, zähnefletschend Drachen, ist entsetzt.
Regenfäden in der Luft, gemacht wie feinster Zwirne.
Millionen Tropfen auf der dunklen Mauer Stein hernieder
sinken, nein: sie schlagen auf die harten Felsenstirne
der Buckelquader, die vor Nässe glänzen, immer wieder.
In diesem Augenblick der Glanz, der auf den Mauern liegt,
wird offenbar in seiner ganzen unnahbaren Pracht.
Denn ein gewaltig Blitz sich plötzlich an die Dächer schmiegt
und sein gleißend Licht schickt durch die Düsternis der Nacht.
Zischend greift er nach dem Turm, der ihm entgegenstrebt.
Der siedend Äther brüllt den Schmerz hinaus, der ihm geschieht.
Wände zittern, Scheiben klirren und die Erde bebt
wenn Donners Hall entrollt über den schwarzen Himmel zieht.
Doch unergründlich tief in Berges Fels verankert hält
der Bau den ungestümen Elementen stand und ragt
den Ungebilden, die die Götter schicken durch die Welt,
entgegen, trotzt dem Zahn der Zeit, der rastlos an ihm nagt.
Mag auch die Gewalt des Sturmes, Blitz und Frostes Kälte
von außen ohne Unterlass die hohen Mauern geißeln
Wenn es einen sich'ren, stillen Ort zu wählen gälte,
wär's das Kastell, an dem umsonst der Wetter Kräfte meißeln.
Denn Einlaß ist den Stürmen, Feinden aller Art verwehrt.
Obwohl seit unerdenklich Zeiten sie die Mauern wetzen,
bleiben sie doch glatt und blank und völlig unversehrt
und niemand kann sein Zeichen in die steilen Wände setzen.
Beschützt durch göttlich Geist vor allem Unbill, das die Welt,
gepeinigt durch den ewig während Streit auf ihrem Rücken,
der alles seit dem Anbeginn in stetem Wandel hält,
durch die Sphären schickt, um ihre Schmerzen auszudrücken.
Als Schlachtfeld für der mächt'gen Götter endlos Streit und Hader,
ist sie einst von ihnen selbst erschaffen aus dem Nichts.
Gedanken wurden festgefügt zu Fels mit erzen Ader
vielfach gefaltet durch die Kraft des eigenen Gewichts.
Und Wasserstrudel, Ozeanen gleich, alles verschlingend
brachen unaufhaltsam sich verwüstend ihre Bahn.
Streitend schufen beide Brüder, miteinander ringend,
Geschöpfe, nur zu Nutze für des Kampfes sinnlos Wahn.
Und wenn die grellen Blitze zucken um die Mauern des Kastells
die winzig Menschen in den düstren Hallen lächeln nur
denn sie wissen, Sturm mit Blitz und Donner nagt, als gelt's,
zu spielen mit dem einzig standhaft Ding auf weiter Flur.
In dem Krieg der Götter, die die Elemente nutzen
sind Menschen nur Figuren in dem endlos während Spiel
und trotzdem steht ihr höchster Sinn danach, der Welt zu trutzen,
das Schicksal aufzuhalten ist der Menschen ewig Ziel.
Höchste Macht die Magier sich zu Eigen machen schaffen,
Verführte Beliars und seinen Zielen untertan,
weise Hüter alten Wissens, wo sonst Lücken klaffen?
Vielgestaltig wars, was staunend die Besucher sah'n.
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Langsam und unsicher nahm Hurley auf dem Sofa platz und hätte er jetzt dasselbe Gewicht und wäre nur ein Stückchen schlanker (wenn er quasi in seinen Grundsubstanzen dichter wäre), dann wäre er wohl tief in die Spalten des Stoffes gerutscht, hätte sich hoffnugslos verfangen und ein eher atlethischer, denn kräftiger Ceron hätte ihn nur mit Hilfe der Magie oder Dämonen wieder befreien können. Aber der Schwarzmagier war ja nunmal dick, daran ließ sich nichts leugnen, man konnte es vornehme Fülle oder besonders schwere Knochen nennen, doch im Grunde änderte es nichts an der äußeren Erscheinung oder der Meinung anderer oder seiner selbst zu den mehreren Zentnern, die er da auf die Waage brachte. Für Hurley war es eine reine Routine geworden, dass ihn andere etwas verwegen anstierten, so taten, als müssten sie an ihm vorbeischauen, denn er saß oder stand eigentlich immer im Blickfeld oder ihn gar ohne Scham und Reue beleidigten. Wie durch Magie hatte er aber einen Schutzwall der Ignoranz gegen solche Menschen gebildet und verkehrte lediglich mit jenen, die ihn akzeptierten, wie er war. Und im Grunde genommen war er nicht so schlimm, wie man es beim ersten Treffen vermuten konnte. Er hatte einen weichen Kern und der ließ ihn vor Scham erröten, wenn Frauen zugegen waren oder stottern, wenn er mit einer zu ehrfürchtenden Person sprach.
Ceron vereinte, soweit es Hurley nach zwei Treffen beurteilen konnte, den Charakter einer zu ehrenden, aber freundlichen Person, die vielleicht über das Gewicht seine Späßchen machte, aber ihn nicht ernsthaft beleidigen wollte. Und das reichte dem Dicken völlig aus, da fühlte er sich wohl, da genoss er einen weichen Sofaplatz und konnte manchmal sogar etwas lockerer werden.
"Ja, also hallo Ceron, ein freudiges Wiedersehen, auch mit deinem W... deiner Frau, äh, Angelina, jaha...", er blickte sich dann doch etwas unruhig im Raum um. Da waren dutzende Flächschen mit Tränken, Puder und gasförmiger Reagenzien. Hier war er mit seinem Anliegen gewiss richtig.
"Also... da, da hab ich eine Ampulle hier. Die ist nicht von mir, das kann ich dir aber auch nicht sagen, weil das ist ein Geheimnis, okay?"
Er schüttelte das schwere, kugelgroße Reagenzglas mit der farblosen Flüssigkeit darin.
"Das soll ein Schlaftrunk sein. Hier, ich wollte den mal testen, aber nicht gleich bei mir selbst, vielleicht hat er ja Nebenwirkungen oder so. Also wenn du ihn dir mal angucken könntest, das wäre ganz toll."
Sein Hintern wurde warm und er rutschte sich auf dem Sofa zurecht. Für einen kurzen Moment war die Luft weg und mit einem erleichternden Ploppen befreite er sich wieder aus der Rille im Stoff. Das Sofa knarzte beängstigend.
"Ich glaube ich stehe lieber...", meinte er und erhob sich etwas schwerfällig...
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Richtig, Hurley war der Name des beleibten Magiers. Angelina hatte seinen Namen vergessen und als sie feststellte dass es ein Gespräch unter Alchemisten werden würde, ließ sie die Männer unter sich. Sie nahm Jil auf den Arm folgte einem Dämon nach oben in Cerons Gemächer. Diese Treppen in das obere Stockwerk waren ihr immer noch ein Rätsel. So oft hatte sie diese schon benutzt und jedes mal schien der Weg ein anderer zu sein.
Kaum hatte sie die ersten Stufen hinter sich gelassen, war diese ihr so vertraute magische Energie wieder zu spüren. Ob sie aus diesen komischen magischen Räumen kam, in die sie Ceron vor einiger Zeit begleitet hatte um dem Lehrling Magenius bei seinem Problem behilflich zu sein. In diesen Räumen war alles möglich dachte Angelina.
<Ein Relikt des Alten Volkes muss ganz in der Nähe sein. Ich weiß es. Wenn ich nur wüsste wo...>
Der Dämon flatterte plötzlich auf der Stelle und drehte sich zu Angelina um.
<Hinter dieser Türe befindet sich der Gegenstand den ihr meint...>
Ganz überrascht mit aufgerissenen Augen sah die Priesterin das Geschöpf Beliars an.
<Könnt ihr mir sagen welcher Magier des Zirkels hier wohnt?>
Es kostete Angelina wirklich etwas Überwindung sich mit einem Dämon zu unterhalten. Aber das musste sie unbedingt heraus finden.
<Der Schwarzmagier Hurley!>, drang es kurz und knapp in ihre Gedanken.
<Wenn dem so ist möchte ich auf direktem Weg zurück zum Labor. Nein! Nicht durch die Wände...>, dachte Angelina schnell als er sofort auf eine Wand zu steuerte. Bei den Dämonen musste man immer genau darauf achten was man ihnen sagte.
Außer Atem erreichte Angelina das Labor ihres Ceron und die Tür wurde ihr bereits geöffnet.
Hurley stand vor dem Alchemistisch und beobachtete jeden Handgriff des Hohepriesters.
„Entschuldigt wenn ich störe, aber ich muss Gewissheit haben. Befindet sich ein Gegenstand aus einem Adanostempel oder des Alten Volkes in eurem Besitz?“, fragte sie ganz direkt Hurley. Der Schwarzmagier drehte sich um und sah Angelina an. Er schien ziemlich überrascht zu sein. Ob dieser Gesichtszug wegen ihrer dreisten Behauptung war oder weil er sich ertappt fühlte konnte sie nicht einordnen. <Es musste doch stimmen was der Dämon gesagt hatte. Warum sollte er lügen?> Es stellte sich ihr die Frage ob Dämonen überhaupt lügen konnten, während sie auf eine ehrlich Antwort des vermeintlichen Diebes wartete. Ein ehrliche Antwort??? Das war wahrscheinlich zu viel verlangt...
Geändert von Angelina del Rio (19.11.2008 um 21:47 Uhr)
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Fünf Tage waren vergangen seitdem Marissa in dem Buch über Spiegelsääle gelesen hatte. Fünf Tage, in denen keine Entscheidung getroffen wurde, was zutun war. Stattdessen saß Lakos manchmal stundenlang in der Bibliothek und war vertieft in irgendwelche Bücher. Was für Bücher dies waren, wusste Marissa nicht, aber sie entschied sich, ihn sein Ding machen zu lassen. Es konnte durchaus sein, dass er neue Informationen über den Dämonen in ihr an Land brachte, oder die Reise zu einem der Spiegelsääle plante. Und wenn nicht, war es nicht schlimm, denn er war ihr sowieso nichts schuldig. Eines beschäftigte Marissa aber sehr: Immer öfters bekam sie Schwächeanfälle und Htilil schien mit aller Kraft zu versuchen, wieder die Oberhand zu gewinnen. Der Schlaf brachte ihr keine Erholung mehr, denn selbst dort wurde sie von dem Dämonen verfolgt, der immer wieder in ihren Träumen auftrat, oder versuchte, mitten in der Nacht Besitz von ihr zu ergreifen.
Immer mehr vermutete sie, dass sie etwas tun müsse, was sie eigentlich mit allen Mitteln zu vermeiden versucht hatte. Es geschah eines Nachts, als Marissa gerade im Refektorium saß, weil sie den Tag über zu lange geschlafen hatte und frische Pfannkuchen an den Platz gebracht bekam. Dazu wurden einige Erdbeeren mit einer leckeren, roten Soße serviert. Es schmeckte köstlich, wie immer. Dann, als Marissa beinahe aufgegessen hatte, wurde es ihr schlagartig übel. So übel, dass sie sogar meinte, das Essen jeden Moment wieder ausspucken zu müssen.
So schnell sie konnte rannte sie in Richtung Eingang und die Torflügel, die wohl merkten, dass Marissa es etwas eilig hatte, sprangen schon einige Meter bevor sie sie erreichte auf. Im freien dann konnte sie es nicht mehr zurückhalten. Mit dem Essen schwand auch Kraft aus ihr. Sie fühlte sich schwach, alleine und war müde. Es gab nur noch eine Lösung, es musste einfach sein. Sie konnte nur hoffen, dass es irgendwie, oder irgendwer wieder rückgängig gemacht würde/machen würde.
Zurück im Kastell schritt sie entschlossen die Stufen hinauf in ihr Zimmer. Sie atmete noch ein mal tief durch, bevor sie, schon fast am Ende ihrer Kräfte, die Tür öffnete und ihren Raum betrat. Sie wusste, was mit ihr geschehen würde. Sie würde die Kontrolle über ihren eigenen Körper verlieren. Es war ein notwendiges Übel, denn sie hielt es nicht mehr aus.
Sie trat vor den Spiegel.
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Mit angehaltenem Atem liess der Alchemist die Phiole weiter in seiner Hand kreisen. Die Schwefelsäure hatte ihre Wirkung bestimmt schon entfaltet, aber Cerons ganze Aufmerksamkeit ruhte auf Hurley. Er würde sie nicht daran hindern, den Grabräuber in einen Eisklotz zu verwandeln. Sein Blick schweifte zur gegenüberliegenden Wand, wo im Lebensserum hinter einem Vorhang eine Leiche ruhte. Man würde den Behälter zwar etwas vergrössern müssen, aber diese Leiche müsste sowieso mal wieder ausgetauscht werden. Oder vielleicht war er ja gar kein Grabräuber, sondern ein rechtmässiger Erbe des Volkes Adanos. Oder Angelina hatte sich einfach nur getäuscht und es war nichts weiter als eine alte Teleportrune zu den Tempelanlagen in Jhakendar. Wobei… auch der Besitz einer solchen würde Fragen aufwerfen. So langsam musste Hurley aber antworten, denn lange konnte er die Phiole nicht mehr kreisen lassen und dabei noch den Atem anhalten.
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Nyreth stand am Fenster seines Zimmers. Silbern schimmerte der Staub der sich mit der Zeit im Rahmen des Fensters gesammelt hatte. Der Magier atmete tief ein. Schmeckte die schlechte Luft auf seiner Zunge, den Staub, die Spinnweben die sich angesetzt hatten. Nyreth lies sich auf den Boden fallen. Landete in einer Wolke kleinster Staubpartikel die von seinem mottenzerfressenen Teppich aufsteigen und starrte an die Decke. Atmete tief durch. An seine Decke fiel das Licht der untergehenden Sonne von draußen. Es hatte den Eindruck als würde es ein Tor auf die Decke zeichnen. Ein Tor… Doch wohin?
Eine weite Ebene erstreckte sich vor seinen Augen, das Gras tanzte im Frischen Wind, stieß die Pollen in die Luft die weit in die Ferne flogen. An den Ort wo die Hohen Bäume Standen. Hoch und saftig Grün. Nur mehr überragt von dem Kalten Grau der höchsten Berge die sein Auge je gewahrt hatte. In seiner Hand lag ein Gegenstand der ihm Wohl vertraut war, der die Luft leise durchschnitt, und um ihn wirbelte, schneller als der Wind der ihn umfing und sanft einhüllte. Mit geschlossenen Augen, tänzelnden Bewegungen zog er seine Kreise um Nyreth. Hörte auf sich zu bewegen.
Er senkte seine Hand und blickte sich erneut um. Eingefangen von der Ruhe, der Stille, nur durchbrochen durch das Rauschen des Windes um ihn herum. Das Gras sanft seine Beine streichelnd, Seine Haare weit vom Wind getragen. Die Blätter die von weit her flogen immer weiter fliegen. Schritt er ihnen nach. Die angenehme Luft atmend. Voller Energie, schmerzte schon fast als hätte er schon Ewigkeiten keine so frische Luft mehr geatmet.
Stechen drang in seine Lunge. So wurde er von einem Starken Hustenanfall gepackt. Lies sich gekrümmt ins Gras fallen.
Doch war es unerwartet hart…
So.. wie Stein…
Nyreth öffnete wieder seine Augen. Es war Dunkel geworden, das Tor an der Decke des Raumes war verschwunden und nur mehr der karge Raum mit den zerstörten Möbeln lag vor ihm. Siegelte ihn selbst wieder. Die Realität. Die finstere Realität. Der Steinboden unter ihm war kalt. Der Teppich zerfiel nun endgültig und löste sich auf.
Der Magier musste husten.
Die letzten Monate waren vorbeigegangen wie im Flug. Er hatte die Zeit vollkommen aus den Augen verloren, sie hatte ihn dahingerafft, ihn zerstört, gleich den vielen Möbeln in dem Zimmer in dem er sich befand… In seinem Zimmer. Wie hatte dies bloß geschehen können?
Wie konnte er nur so tief versinken?
So konnte er unmöglich weitermachen. Er setzte sich auf, klopfte sich den Staub aus der Robe, und streckte sich. Ein angenehmes Gefühl. Endlich wieder auf den Beinen zu sein. Nicht mehr nur vor sich hin zu vegetieren… Nicht mehr Tag ein, Tag aus verstreichen zu lassen…
Wieder richtig zu leben…
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Hurley spürte einen eisigen Schauer im Nacken. Wie mochte es dann sein, wenn er einen richtigen Zauber ums Ohr geflogen bekam? Keine angenehme Vorstellung. Natürlich fühlte er sich ertappt, aber wie kam Angelina überhaupt darauf, ihn zu fragen? Woher wusste sie denn davon? Sie gehörte doch nicht mal dem Zirkel an, da konnte sie doch gar nicht in seinem Zimmer gewesen sein. Und wenn das eine Verschwörung war, wenn Ceron ihr half; wenn sie eine Abneigung gegen Diebe hatten? Frechheit; am liebsten hätte er dazu gar nichts gesagt, doch solange der Hohepriester dabei war, wollte er sich nicht unnötig unbeliebt machen.
"Ich weiß zwar nicht, was dieser rüde Ton jetzt soll, ja? Ich hab ja eigentlich nur mal Ceron was fragen wollen. Und überhaupt ist das ja meine, die Urne hab ich unten in Bakaresh gekauft, ist eine nette Deko, noar."
Er verschränkte die Arme, guckte mit einem empörten Schmollen und wollte nun eigentlich nichts wie raus aus diesem Raum. So langsam gefiel ihm das alles gar nicht mehr. Da hatte er schon übelst Pech mit dem Einbruch und jetzt wollte man ihm diesen verkorksten Schatz auch noch wegnehmen.
'Wobei...', überlegte er und grübelte ein paar Sekunden, 'Sollen sie das Teil doch haben. Dann mach ich mir wenigstens keine Feinde und keinen Ärger mehr...'
Und kaum hatte er zuende bedacht, kam auch schon die Aufforderung, den beiden diese ominöse Urne zu zeigen.
"Von mir aus. Aber dann fragt das nächste Mal ein bisschen freundlicher, okay? Kann ich den Trank erstmal hier lassen? Danke. Dann kommt eben mal mit, ich hab ja nix zu verbergen..."
Doch mit einem umso mulmigeren Gefühl geleitete er das Paar ins obere Stockwerk...
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Htilil sog die stickige Kastell-Luft durch ihre Nase, als sie wieder die Kontrolle übernahm. Es fühlte sich gut an, nach all den Tagen der Unterdrückung wieder da zu sein. Nicht mehr lange würde es dauern, dann würde sie den Körper vollkommen und für immer unter Kontrolle haben. Sie musste nur die andere, menschliche Seele vertreiben. Wie, wusste sie zwar noch nicht, aber es gab bestimmt Mittel und Wege. Wie ein Spinnennetz webte sie sich in das Gehirn hinein und vertrieb das Mädchen, bis sie schließlich ganz da war und mit ihren Plan fortführen konnte. Sie hatte den Herzbuben dabei beobachtet, wie er in der Bibliothek durch reines Aussprechen seines Themas mehrere Bücher gefunden hatte. Heute würde sie das gleiche versuchen. Sie musste diese Marissa loswerden.
Nach einem Ausflug durch das halbe Kastell, weil sie vergessen hatte, wo es lang ging und mehreren Gesprächen mit seltsamen Gemälden fand sie schließlich den Raum, der von außen so klein aussah, aber mehr Wissen verbarg, als jeder andere Ort der Welt, nahm Htilil jedenfalls an. Hier müsste sie einfach die Antworten auf ihre Fragen finden. Vielleicht stand hier sogar etwas über.... Nein, das konnte nicht sein. Niemand wusste über Sedah, denn sie war die erste, die es suchte, die erste, die es erfahren hatte. Ein Versuch konnte aber nicht schaden. Sie sprach es aus und von irgendwoher plumste ein Buch herunter. Nun das war jetzt wirklich ärgerlich. Hatte etwa schon jemand vor ihr... erfahren?
Mit dem Buch in ihren Händen setzte sie sich an einen Tisch. Sie klappte es auf ohne darauf zu achten, wie es hieß und fand auch schon die Seite, auf der der Name auftauchte. Es war ein mäßig langer Text über... sie! Wer wagte es, ihren göttlichen Namen in seinen Mund zu nehmen? Sie laß ein wenig und die Wut kochte in ihr hoch, als sie betitelungen wie "niederer Dämon" lesen musste. Sie war kurz davor, das Buch zu packen und zu Fetzen zu verarbeiten, als sie am Boden der Seite etwas laß, das ihre Aufmerksamkeit erhielt:
Und wenn du Htilil selbst sein solltest, bitte blättere eine Seite um.
Sie tat wie geheißen und konnte gerade noch den Umriss eines Spiegels auf der anderen Seite erkennen, als alles auch schon wieder verschwand. Verdammt.
Geändert von Marissa (20.11.2008 um 23:08 Uhr)
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Ein Neuer Tag warf sein noch schwaches Licht in Nyreth’s Zimmer und weckte den Magier der Auf seinem Bett zur Ruhe gekommen war.
Nyreth streckte sich und stellte fest das der Großteil seines Zimmers wieder zu intaktem Zustand gefunden hatte. Auf dem Kleinen Kästchen neben seinem Bett standen eine Waschschüssel und ein Spiegel die ihm gerade willkommen schienen. Wie lange hatte er schon nicht mehr den Entschluss gefasst sich ausgiebig zu Waschen?
Das Kalte Wasser rann sein Gesicht hinab und warf die letzte Schläfrigkeit die sich in seinem Körper befand von Board. Wo sollte er anfangen sein Leben wieder in die Fugen zu bringen? Sollte er seine Bücher wieder ordnen? Oder Seine müden Knochen wieder an den Stahl in seinen Händen gewöhnen? Er schüttelte sich und hob sein Haupt sodass sein Blick auf den Spiegel vor ihm fiel.
Sein Spiegelbild machte einen zerrissenen und ungepflegten Eindruck. Ein Bart, den er bisher noch gar nicht richtig wahr genommen hatte, verunzierte nun die untere Hälfte seines Gesichtes. Der musste weg. Sein wild gewachsenes Haar hing in zerzausten Strähnen hinab und machte einen noch trübseligeren Eindruck als sonst. Seine Augen waren von tiefen Ringen unterlegt. Für einen Moment erkannte er sich selbst nicht wieder.
Das konnte nicht so bleiben. Er griff zu dem Rasiermesser und begann sich vorsichtig den Bart zu stutzen, was er zwar schon oft genug gemacht hatte, jedoch anscheinend noch immer nicht einwandfrei beherrschte.
So kam er wohl mit ein paar kleinen Schnittwunden davon welche er sorgfältig auswusch und glattstrich.
Als er fertig war setzte er sich an seinen Tisch, ein schöneres Modell als der Alte, mit Schubladen. Jedoch interessierte ihn dies nicht so sehr wie der Gegenstand der in Leinen gewickelt oben auf lag.
Sein Leichtes Assasinenschwert hatte auch schon bessere Zeiten gesehen, war verschmiert und mindestens ebenso staubig wie seine Haare, die er sich später unten im Badehaus zu waschen gedachte. Nyreth wickelte sein Schwert aus, tauchte das Leinen kurz in die Wasserschüssel am Regal und begann dann damit sein Schwert zu polieren.
Nach einiger Zeit wischte er sich die Augen. Er hatte wohl nicht lange genug geschlafen. Dies sollte er auch ändern wenn er nicht immer mit Augenringen herumlaufen wollte, dachte er sich kurz. Dann legte er sein Schwert zurück, wickelte es wieder ein und machte sich auf den Weg ein Frühstück einzunehmen…
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Lakos konnte das Wort „Spiegelsaal“ nicht mehr denken. In den letzten Tagen hatte er sich um nichts anderes mehr Gedanken gemacht, denn seit sie der Vernichtung Htilils so nahe waren, konzentrierte er sich voll und ganz auf die nächsten Schritte. Nicht ohne Hindernisse, wie er feststellen musste, denn anscheinend wusste selbst die große Bibliothek des Kastells nicht alles. Solange er auch in dicken Folianten, verstaubten Wälzern oder winzigen Taschenbüchlein stöberte und las, er fand einfach keine klaren Informationen darüber, wie ein Spiegelsaal funktionierte oder woher sie kamen. Nur die Standorte kannte Lakos und Marissa, die Lakos schon seit längerem nicht mehr gesehen hatte so sehr war er in seine Studien vertieft gewesen, hatte vorgeschlagen, den Spiegelsaal in Khorinis zu besuchen. Er erschien ihnen als das einfachste Ziel.
Genervt klappte Lakos das Buch zu. Als sich die Seiten mit einem dumpfen Geräusch schlossen, wirbelte ein wenig Staub auf. Das Rücken eines Stuhls ertönte und der junge Mann brachte das Buch zurück zu seinem Platz im Regal. Es half nichts. Sie würden wieder reisen müssen. „Dabei habe ich mich fast schon wieder an das Kastell gewöhnt“, dachte er und erinnerte sich an seine Zeiten hier. Wie lang schienen sie schon her zu sein?
Nachdem das Buch wieder ordentlich verstaut war, blickte er an dem Regal voller Bücher entlang und war sich dabei der Unmenge an Büchern gewahr, die ihn wie unzählige Feinde umzingelten und alle auf ihn zu blicken schienen. Dann fasste er einen Entschluss.
„Wir gehen wieder auf Reisen.“, sagte er und machte sich auf, Marissa zu suchen.
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Die Priesterin fand gar nicht dass sie den Schwarzmagier besonders rüde angesprochen hatte. Natürlich war sie direkt gewesen und hatte ihn ohne Umschweife gefragt. Die Aussage beziehungsweise der Gedankengang des Dämonen war eindeutig gewesen und das bestärkte sie in ihrer Vermutung. Angeblich sollte er die von magischer Kraft strotzende Urne in Bakaresh gekauft haben? Das kam Angelina alles sehr seltsam vor. Noch einmal betonte Hurley, dass sie das nächste Mal ein bisschen freundlicher zu ihm sein sollte. Das war eigentlich fast schon unverschämt und Angelina war froh dass Ceron sie begleitete. Wer wusste schon was für einen Ton Hurley anschlagen würden wenn der Hohepriester nicht dabei wäre.
Als sie seine Gemächer erreichten, drugste er noch einen Moment herum bis er schließlich dir Tür öffnete und das Magierpaar bat an der Schwelle zu warten. Angelina wusste nicht ob es an seiner eigenwilligen Art Ordnung zu halten lag, die sie mit einem flüchtigen Blick in das Gemach erhaschen konnte, oder ob er doch noch mehr zu verbergen hatte. Angelina nutze den Augenblick Ceron seine Tochter zu überreichen und gab ihm einen kurzen aber sehr zärtlichen Kuss.
Hurley räusperte sich. „Hier ist die Urne!“, meinte er dann und zeigte sie der Priesterin. Der Magier stand im Türrahmen, den er fast ganz ausfüllte. In den Händen hielt er die vermeintliche Ware aus Bakaresh. Von außen sah sie wie ein ganz einfacher Tontopf aus, aber Angelina spürte wieder die magische Energie, die von der Urne ausging. Noch viel mehr als je zuvor, wo sie sie jetzt sogar berührte.
„Wären die Herren damit einverstanden wenn wir sie unten im Labor öffnen. Hier zwischen Tür und Angel ist bestimmt nicht der richtige Ort.“
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„Es bedürfte ja eines Khoriner Bauerntölpels, um diese Magie nicht zu spüren. Hübsches Schnäppchen, Hurley…“ murmelte Ceron vor sich her. Und natürlich hatte Angelina Recht: Diese Urne zu öffnen war nicht ganz ungefährlich und unter keinen Umständen wollte Ceron seine Tochter dabei wissen. An seinem Bein hatte Adanos schon genug Schaden angerichtet. Man musste es ja wirklich nicht unnötig provozieren. „Geht ihr doch schon mal vor. Ich finde das Labor eine gute Idee. Oder nehmt einen der magischen Übungsräume. Die hätten den Vorteil der völligen Magieisolation. Ja, nehmt lieber einen der magischen Übungsräume. Nicht dass Adanos dann noch in meinem Labor wütet. Ich werde derweil Jil ins Bett bringen.“
Jil im einen Arm, den Stock in der anderen Hand, schlurfte der Hohepriester durch die Gänge im ersten Stock. „In siebzehn Jahren lass ich dich dann zuschauen“ sprach er scherzend zur schläfrigen Tochter, die jeden Moment in seinem Arm einzuschlafen drohte. Mit dem Lächeln eines glücklichen Vaters auf den Lippen übergab er ihr Gewicht seiner Magie, um die Zimmertüre aufsperren zu können. Er liess sie sanft durchs Zimmer schweben und lenkte sie in ihre Wiege. Einige Momente verblieb er noch. Er wartete bis Jil tief in ihren Träumen versunken war und verschwand dann auf direktestem Weg in die Eingangshalle. Ceron steuerte auf den rechten Flügel des Kastells zu, denn dort hatte er zuletzt einen magischen Übungsraum entdeckt. Tatsächlich konnte er schon bald darauf die Stimmen von Hurley und Angelina hören. Sie debattierten wohl gerade, ob der Raum vor ihnen ein magischer Übungsraum sei oder nicht. „Nein!“ rief der Mann am Stock aus der Ferne, denn die Beine trugen ihn nicht schnell genug, um sie zu erreichen, ehe sie den Raum betraten.
„Teufel nein! Das ist die Kugel des Hauches. Seht ihr denn nicht die unmissverständlichen Warnschilder?“, sprach er, nachdem er zu ihnen aufgeholt hatte. „Übungsräume gibt’s da vorne“, meinte er, neigte den Kopf in die richtige Richtung und ging dann voran.
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Die Stimmen flüsterten leise. Augen sahen, was sie nicht sehen sollten, was geheim bleiben sollte. Lachend erkannten sie, dass das, was war, nichts war, bis es zu etwas wurde, durch Gedanken von Sinnen gespeist.
Was ist ein Bild ohne Interpretation, ohne spontane Inspiration? Wertlos, wie ein zufälliger Strich auf dem Boden. Nicht achtenswürdig, leicht zu vergessen, sollte der Blick ihn doch streichen. Keiner fragt sich, warum er da ist, keiner will es wissen. Vielleicht weckt er in einem den Ordnungssinn, der ihn sanft verstreicht. Was soll ein gerader Strich in der Natur?
Gedanken rasten, trieben durch ein schwarzes Meer und ließen sich speisen, von Worten und Bildern, die längst waren oder immer noch sind. Alles begann sich zu vermischen. Ein Bild voller Farben, voller Spuren von Vergangenem und Gegenwärtigem. Augenlider flackerten.
Der Mond saß am Himmel, faul, wie er immer schon gewesen war, und blickte herab auf das Treiben der Nacht. Er war das Auge, das sah, ohne zu denken, das Licht, das gab, ohne zu ahnen, was es anrichtete. So unschuldig und vollkommen, wie nie ein Mensch sein konnte. Das Gegenteil zu dem von ihm gesehen und ob dies selbstgenügsam und die Einsamkeit liebend. Was sollte er auch mit einem weiteren Mond anfangen, der war, wie er war? Er würde ihn sehen, er würde ihn anleuchten, er würde tun, was seine Natur war, und gerade deswegen wäre nichts anders. So gibt es auch mit hundert Monden immer nur einen.
Die Menschen jedoch haben die Angewohnheit sich Individuen zu nennen. Zu tausenden, jeder rein individuell, in eine einzige Richtung zu streben und einer anderen, aus individuellen Teilmassen bestehenden Masse entgegen zustreben, um sich zu beweisen, dass die Menschheit noch etwas bewegen kann.
Aber kann dies ein einziger Geist begreifen? Kann er zu jedem Zeitpunkt die Masse als das erkennen, was sie im Falle der Menschheit ist? Oder lässt er sich ablenken von den Details? Erscheint ihm bald jenes Wesen in blau gekleidet interessanter als sein Companion, dessen blau schon etwas ausgebleicht ist?
Die Antworte dürfte zumindest von dem menschlichen Geist begriffen werden, wenn auch nicht akzeptiert. Und so flackern die Augenlider des Hüters weiter, in einem Tempo, nicht begreifbar für jeden Beobachter.
Ardescion riss die Augen auf. Für einen Moment stockt sein Atem und der Raum um ihn herum gönnt sich diesen Augenblick der Ruhe, um langsam kreisend wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren. Mit einem Zischen zog der Hohepriester die Luft ein und blickte hinab auf die leeren Bänke vor ihm.
Langsam kehrten auch die Erinnerungen an den Ort zurück, an dem er sich befand. Hier war er unter sich, für ewig alleine, außer er entschloss sich, ihn zu verlassen. Niemand schien diesen Ort noch zu kennen. Er war für ihn bestimmt. Er war er und sie waren eins.
Der Schwarzmagier erhob sich von seinem Platz unterhalb des Thrones Beliars. Ruhig glitten seine Füße über die Stufen hinab auf den steinernen Boden, auf dem einige Fuß entfernt von den Stufen ein Tisch stand. Phiolen drängten sich auf ihm zusammen, teilweise mit Schläuchen verbunden, umsäumten ein größeres Gefäß in dem von einer kleinen Flamme erhitzt eine farblose Substanz köchelte.
Der Magier beobachtete die Substanz für kurze Zeit und seine Zunge strich ihm dabei unbewusst sanft zwischen die Lippen. Es drängte ihn danach, sie auf seiner Zunge zu spüren und sich zurück auf seinen Platz zu begeben. Doch es bedurfte noch einiger Stunden, bis sie fertig war. Er hätte nicht gedacht, dass er die andere so schnell verbrauchen würde, und hatte zwischendrin vergessen, wie lange es dauerte, neue zu erschaffen. Wenigstens hatte er das Rezept niedergeschrieben.
Ein plötzlicher Schmerz im Magen erinnerte den ehemaligen Händler daran, dass er noch immer ein Mensch war und als dieser gewisse körperliche Bedürfnisse zu befriedigen hatte, sofern er denn noch länger verweilen wollte.
So verließ der Hüter den Thronsaal, genehmigte sich ein deftiges Mal und verharrte nach diesem vor der Bibliothek, sich daran erinnernd, was er zuvor gesehen hatte. Sie war gut, doch sie ließ ihn auch vergessen. Sie war zwiespältig, doch kurzweilig nützlich, nützlicher bloß durch die Beseitigung des Fehlers. Aber das würde schon werden, bis dahin konnte er sich mit den Fetzen seiner Erinnerung befassen und die von den Dämonen zusammengetragenen Informationen in einem bestimmten Detail nachprüfen.
Mit ausdrucksloser Miene schritt Ardescion in die Hallen des Wissens. Bloß das Rascheln seiner Robe auf dem Boden verriet seine Anwesenheit, wohingegen seine gesamtes Auftreten, seine Präsenz, alles um ihn zu verdrängen schien, wodurch, wenn es denn der Realität entspräche, niemand bemerken würde, dass er da war.
Doch die junge Frau mit dem Namen Marissa wandte ihren Blick von Lakos ab und fand den des Hohepriesters, der nicht mehr für sie übrig hatte, als die Einordnung ihrer Person in sein System. Er hatte nicht vor, sich lange mit ihr zu befassen, noch ihr in irgendeiner Weise etwas zu geben. Doch um sein Wissen zu mehren bedurfte es der Gabe. Und so gab er ihnen für den Anfang seine Aufmerksamkeit und ließ Worte folgen:
„Magie zum Gruße! Wie ich sehe, ist die unsere Bibliothek noch immer ein Ort des Austauschs von Wissen. Es beruhigt mich, zu sehen, dass dem so ist, sofern ich euch nicht falsch einschätze? Was sucht ihr hier? Wissen über die Magie? Habt ihr ein Artefakt gefunden, dass es zu untersuchen gilt? Oder habt ihr gar das Buch von Morta Retlaw „Wie Gold aus jedem Sein zu werden versteht“ entdeckt und sucht nun gerade die Lösung für das Problem mit der Instabilität der von ihr erschaffenen Ursubstanz?“
Dass er wusste, was sie trieben, verschwieg er. Sie sollten es ihm erzählen. Wenn sie es nicht taten, würde seine Aufmerksamkeit sie vergessen und seine Gedanken ihre Theorien weiterspinnen, bis es dereinst zur realen Auflösung kam. Ihm war es gleichgültig…
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Bis spät am Abend saßen Lakos und Marissa in der Bibliothek, vor ihnen waren alte See- und Landkarten ausgebreitet und sie grübelten darüber, wie sie am besten an ihr Ziel kommen konnten. Natürlich waren sie schon einmal in Khorinis gewesen, sogar für eine ganze Zeit, aber bei ihrer ersten Reise dorthin waren Marissas Augen verbunden gewesen und auch Lakos schien kein Experte zu sein, wenn es um die Seefahrt ging. Nun war natürlich ein Problem, dass das Kastell nicht allzu viele Informationen zu Seewegen und Schiffen hatte, da sich der Großteil der Bücher mit Magie befasste. Trotzdem sollten es die Karten tun. Das größte Rätsel war eigentlich, wo die beiden ein Schiff herbekommen konnten. Marissa konnte sich an die Tage erinnern, als sie mit ihrem eigenen Schiff gesegelt war. Wahrscheinlich lag es heutzutage irgendwo in der Nähe der Küste Gorthars am Grund und alterte vor sich hin. Die Insel Khorinis lag im Osten von Myrtana und war ein ganzes Stück entfernt. Marissa konnte nur hoffen, dass Htilil keine unerwartenden Aktionen brachte, oder ihr weiter ihre Kraft entzog, bis sie das Land erreicht hatten.
Lakos hatte mittlerweile auch schon ein paar Bücher zur Insel selber herangeschleppt, die sich aber mehr mit der Geschichte befassten und nicht wirklich weiterhalfen, als eine weitere Person die Bibliothek betrat. Mehr an dem Schatten, der sich über den Boden zog, als an irgendwelchen Geräuschen bemerkte Marissa es. Eigentlich seltsam, so spät noch durch das Gemäuer zu streifen, dachte sich die Magierin, als sie sich allerdings nach dem Schatten umdrehte und erkannte, wer es war, wunderte sie gar nichts mehr. Wie könnte sie auch je den Tag vergessen, an dem sie vergiftet aus der Traumwelt gekommen war. Na ja, außerdem kannte sie den Hohepriester ja sowieso, weil er sie damals im Zirkel aufgenommen hatte. Irgendwie kam es ihr so vor, dass je länger jemand in diesem Kastell verbrachte, desto seltsamer er wurde. Bestes Beispiel dafür war auch der andere Hohepriester, den sie kennen gelernt hatte, Sinistro, vor dem sie sich einige Zeit lang verstecken hatte müssen.
Trotzdem lächelte Marissa den Magier an, immerhin war er der Hüter des Kastells und verdiente eindeutig ihren Respekt. Kaum hatte sie sich umgedreht, sprach er auch schon. Wie ungewöhnlich für einen Hohepriester, schoss es Marissa noch durch den Kopf.
Sie wartete ab, bis der Schwarzmagier seine Frage fertig formuliert hatte und antwortete dann in freundlichem Ton:
“Seid gegrüßt, ehrenwerter Hüter. Ich wünschte, es wäre so.” Marissa legte eine kleine Pause ein und sprach dann weiter, “Aber leider sind wir dabei, eine Reise nach Khorinis zu planen, die einzig und allein dem Zweck dient..” sie unterbrach ein wenig und dachte darüber nach, ob man diese Information einfach so herausposaunen sollte, aber schließlich waren sie beide Beliarsjünger, also entschloss sie sich, ihm zu vertrauen, (außerdem konnte er ihnen vielleicht sogar helfen) “..den Dämonen, der seit einigen Wochen in mir haust, zu vertreiben.”
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Würde der Smalltalk mit den Dämonen keine brennenden Schmerzen im Kopf des Sterblichen verursachen, könnte man wissen, dass das Kastell in letzter Zeit an Geselligkeit zugenommen hatte. Man wüsste, dass einige Schwarzmagier durch die Hallen streiften, sich der Hüter einmal mehr von seinem überirdischen Thron irgendwo in den unbekannten Wipfeln des magischen Bauwerkes herabgekommen war und sich mit einfacheren Wesen abgab. Ja man wüsste sogar, dass Angelina Adanos diente und Hurley deshalb auf die Urne angesprochen hätte.
Doch eben dieser Kopfschmerzen wegen vermied der Dicke einen solchen Smalltalk und ahnte nicht, dass Ceron und seine Liebste über ihn wegen Grabräuberei richten könnten. Es könnte also durchaus geschehen, Hurley lief blind in eine Falle und würde dann doch noch für seine Sünden nachträglich bestraft werden.
Die drei begaben sich in den magischen Raum, Angelina voraus, dahinter der dicke Schwarzmagier und zuletzt Ceron, der die schwere Tür hinter sich schloss. Es schien fast schon so, als wollten sie nicht, dass Hurley ihnen jetzt noch entkam; doch bei seiner Trägheit war das wohl lächerlich, dass das überhaupt möglich war.
Die Magie schien dann im Übungsraum allgegenwärtig und noch konzentrierter zu sein. Hurley fühlte sich im Geiste frischer als nach einem guten Klaren. Gewiss könnte er hier noch besser zaubern als in der Wildnis; doch Angelina und Ceron würde das nicht anders ergehen, weswegen sich der Status quo im Machtverhältnis sogleich wieder einpegelte.
Hurley stellte die schwere Urne in die Mitte des Raumes, atmete tief aus und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
"So..."
Er deutete auf das seltsame Relikt, doch die beiden anderen Magier regten sich nicht.
"Wolltet ihr sie nicht öffnen? Mir ist doch egal, was drin ist, ich kann einen Zauber bestimmt nicht so gut abblocken."
Und in Gedanken schalt er sich, dass sie dazu nicht in den antimagischen Raum gegangen waren...
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Das könnte ihm so passen! Erst versteckt er die Urne in seinem Gemach, erzählte von einem Händler in Bakaresh und jetzt schien er nicht mehr interessiert an dem Inhalt? Angelina dachte gar nicht daran die Urne zu öffnen. Ein kurzer Blick zu Ceron bestätigte sie in ihrer Absicht. Danach sah sie Hurley an, direkt in die Augen und er wich ihr aus...
Angelina machte einen auf die Urne zu und berührte vorsichtig die Hülle. Mit den Fingerspitzen fuhr sie langsam über die raue Oberfläche und die alten Schriftzeichen die sich am Deckel befanden. Angelina konnte diese Schrift nicht lesen und sie bezweifelte Stark dass Hurley dazu im Stande war.
Etwas sehr Wertvolles musste sich darin befinden. Wertvoll nicht unbedingt im materiellen Sinne... Sie sah so aus als wäre sie mal eine Grabbeigabe gewesen und diese beinhalteten auch manchmal böse Flüche die Grabräuber davon abhalten sollten alles zu plündern. Hurley schien auch so eine Ahnung zu haben.
„Nein!“, sagte Angelina mit ruhiger Stimme. „Das wollen wir nicht. Schließlich gehört die Urne dir. Du hast sie in Bakaresh erstanden wie du sagst. Dann soll dir auch das Privileg zu teil sein sie zu öffnen.“, zwinkerte die Priesterin ihm zu und trat wieder von dem Behältnis zurück und stellte sich dich neben Ceron, jeder Zeit bereit ein Eisschild oder sogar eine Kuppel aus Eis um sie beide herum zu erschaffen, wenn es nötig wäre.
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Entrüstet blickte der Dicke die beiden an, fassungslos.
"Alter, ich kann das nicht", gab er zurück, schaute zu Ceron, doch der verschränkte nur die Arme vor der Brust und erwartete das Unausweichliche. Hurley schluckte, die Tür war geschlossen, die beiden würden ihn nicht rauslassen, bestimmt nicht. Würden sie ihm helfen, wenn Adanos Zorn ihn packt? Angelina bestimmt nicht, und Ceron war irgendwie noch ein unbeschriebenes Blatt.
"Ach Mann...", der Dicke seufzte und strich sich die fettigen Locken aus dem Gesicht. Seine Hände waren eiskalt, die Haare völlig verschwitzt. Ihm wurde ganz warm und die viele Magie, die in diesen Räumen lag umhüllte ihn wie ein schwerer Mantel, eine Last, die ihn zu erdrücken drohte. Er näherte sich mit der ausgestreckten Hand langsam der Urne; lustig eigentlich, woher kam denn die Angst, er hatte sie doch auch runtergetragen? Sofort klaubte sich ein bisschen Staub auf seiner Hand auf, er strich den Deckel vorsichtig ab, es verging eine halbe Ewigkeit, eh er den Mut zusammenbrachte und den Knauf anfasste. Er zitterte, seine Finger vibrierten, sein Herz wummerte.
Dann hob er ab.
Und mit einer Dunstwolke eröffnete sich ihm der Inhalt der Urne.
Asche.
Hurley erhob sich kühl, noch immer zittrig.
"So bitte, da sind nur Staub und Asche drin."
Das Blinken eines Ringes war ihm zunächst entgangen, dann bemerkte er es, doch ignorierte ihn. Vielleicht würden ihn die beiden ja jetzt in Ruhe lassen. Vielleicht durfte er die Urne sogar behalten, mitsamt einem Zauberring. Doch ein fragender Blick zu Angelina bewies ihm, dass es so nicht sein sollte...
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„Entschuldige bitte Wässerchen. Nur sehr ungern störe ich die Alten deines Volkes in ihrer wohlverdienten Ruhe“, murmelte Ceron und schob sich dann zwischen Angelina und Hurley. „Revelio!“ donnerte Ceron gespielt durch den Raum, worauf eine Staubwolke aus der Urne gepufft wurde. Doch nicht nur Staub entsprang der Urne, sondern auch etwas Glitzerndes. Ceron liess den Staub wieder in die Urne zurücksinken, sodass nur noch das Glitzerding in der Luft blieb. „Oha…“ gab er erstaunt von sich. „Den hast nicht du da reingesteckt, oder, Hurley?“ fragte der Hohepriester, während er auf den Ring zuging. „Wohl nicht, sonst hättest du die Urne ja ohne weiteres öffnen können“, antwortete er sich selbst. Vorsichtig streckte er den Finger nach dem Ring aus, merkte jedoch schon wenige Fingerbreiten vom Ring entfernt, dass er ihn besser nicht berühren sollte. Eine eisige Aura ging von dem… Artefakt aus. „Rühr ich nicht an. Keine Chance“, sprach er und humpelte zurück. Beinahe wäre er gestürzt, wenn sein Stock nicht im letzten Moment doch noch Halt auf dem glatten Boden gefunden hätte. „Hab schon ein gefrorenes Bein. Meine Hände behalte ich lieber wie sie sind.“
Geändert von Ceron (25.11.2008 um 17:02 Uhr)
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Im Kastell wurde Magenius allgemein von morbideren Gedanken geprägt, als es seinem üblichen Charakter entsprach. Sein Problem war immer noch der Vogel über dem Kastell. Hinauf klettern war nichts, dafür hatte er einen Holzstock zuviel, beziehungsweise ein gesundes Bein zu wenig. Er kam gerade mal so hoch, dass er mit Sicherheit erkennen konnte, dass es ein Rabe war. Doch war es Prakmak? Wenn es sein Vogel wäre, dann wäre er doch längst auf Magenius' Zurufen heruntergekommen? Magenius musste wohl zugeben, dass der Vogel beinahe noch arroganter war, als er selbst - und das wollte etwas heissen - doch schliesslich musste der Rabe doch auch noch etwas fressen.
Fressen, da war er stehen geblieben, genau und dort kam auch der morbide Gedanke her. Magenius hatte den naheliegenden Einfall gehabt, dass man den Raben mit etwas Futter hinab locken könne und da kam die Frage auf, was für einen Raben denn so am leckersten schmeckte. Und obwohl es noch zahlreiche andere Möglichkeiten gäbe, kam Magenius zu allererst das Aas in den Sinn. Doch ein totes Lebewesen vors Kastell zu schleppen und in der Hitze zu warten, bis die Krähe hinabstieg, das erschien selbst ihm etwas makaber und gewagt.
"Ich sollte es einfach sein lassen", dachte er und schüttelte den Kopf. Dann betrat er das Kastell wieder.
"Doofer Vogel. Wenn er nicht will, dann will er nicht und ist selbst schuld."
Krächz!
Magenius hielt inne und drehte sich um. Dort sass der schwarze, grosse Vogel.
"Doofer Vogel! Ruhe da!", rief eines der Skelette, das an die Kastelle angenagelt war.
Magenius zog die Augenbrauen misstrauisch zusammen. Tatsächlich! Es war Prakmak.
"Das Knochemgerüst hat ganz Recht! Doofer Vogel, was sollte das Spielchen und weshalb dauerte das so lange?!"
Magenius legte eine Pause ein und schaute sich besorgt um. Ein zufälliger Beobachter der Szenerie konnte die Situation von bizzar bis hin zu grotesk und "Der Kerl ist irre" einstufen. Prakmak sass immer noch da, stackste vom einen Bein aufs andere und blickte sich neugierig um. Irgendwas war mit dem Vogel geschehen...
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Egal wie diese Urne in den Besitz des Schwarzmagiers gekommen war, er musste den Inhalt dem Volk Adanos zurück geben. Angelina wollte auch gar nichts über die näheren Umstände erfahren, für sie war es nur wichtig dass dieses besondere Schmuckstück wieder in den Tempel von Al Shedim kam. So waren ihre ersten Gedanken als sie den glitzernden Ring erblickte. Mit einem wohlwollenden Blick registrierte sie, dass Ceron es nicht wagte ihn auf seinen Finger zu stecken. Der Ring hatte etwas Magisches an sich, ohne Zweifel und die Priesterin fühlte sich von ihm irgendwie angezogen. Der Ring schwebte noch immer in der Luft und auf den Gedanken ob sich noch etwas Wertvolles in der Asche befinden könnte, weil es zu schwer gewesen war und deshalb nicht durch Cerons Zauber in die Luft katapultiert worden war, kam sie gar nicht. Angelina war wie hypnotisiert von dem Ring und ging auf ihn zu.
„Ceron wie du richtig gemerkt hast, gehört dieser Ring dem Alten Volk und muss deshalb wieder in die Schatzkammer die sich unter dem Tempel von Al Shedim befindet!“ Inzwischen hatte Angelina den Ring auf ihren Finger gesteckt und sie fühlte sich stärker, gesünder und enttäuschte Gefühl, dass die Wassermagier sie damals bei Jils Entführung im Stich gelassen hatten war wie verflogen. „Ich werde den Ring zurück bringen!“, sagte sie war sich aber gar nicht so sicher ob sie das überhaupt wollte. Sie fühlte sich so gut mit diesem Ring am Finger...
Hurley schien gar nicht begeistert darüber dass sie seinen Schatz an sich genommen hatte. Das war verständlich, jedoch nicht zu ändern. „Jetzt werde ich aber erstmal nach Jil sehen.“, sagte sie und zwinkerte Ceron zu. Sie wollte ihm damit zeigen dass sie nicht vorhatte sofort nach Al Shedim zu verschwinden.
Geändert von Angelina del Rio (25.11.2008 um 18:06 Uhr)
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