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Padescha tu chatar
Ein Schiff, nicht sehr groß. Aber groß genug um die Gruppe sicher über den Teich zu bringen. Mit bedachter Vorsicht näherten sich die Helden dem hölzernen Ding, dass leicht im Wasser schaukelte. Vor dem Schiff saß eine art Kloß, mit einem kleinen Stock und malte nichts zu bedeutene Zeichen in den Sand. Die Gruppe blieb stehen, Tarnum, über den seine ungedult erneut siegte, stolzierte zu dem Fremden hin.
"Hey, heißt du zufällig Birz?"
"Nein, isch heiße Barz. Isch haben große Schiff."
"Ah, wir sind die Gäste. Dem Brief nach müsstest du uns zu deinem Herren bringen."
"Rischtig. Isch bringe euch auf das e-Schiff und bringe euch auch auf Insel. Folgen mir, bitte ja."
"Öhm, ihr seit der Chef. Also gut, wie kommen wir da rauf."
"Da hengen Leiter, raufklettern aber langsam, bitte ja."
Ohne noch irgendeinen Wortwechel mit dem merkwürdigen Mann zu unternehmen, winkte er seine Freunde zu sich heran. Einer nach dem anderen kletterte das Tau hoch, zuletzt kam Barz an Bord. Sofort griff er sich wieder Tarnum heraus und bestellte ihn zum Heck.
"So, also. Isch bringen euch auf Insel gut. Da wird Graf euch empfangen und gute Essen bringen. Gute e-Schnitzel hat der Graf, sehr gut. Isch machen essen nach alte Art. Ihr bekommen Tee, Wein und was ihr euch wunschen. Das beste ist aber, dass der Graf mochten euch unter e-stützen in Rebellensache. Ihr toten Orks oder?"
"Gewiss, viele. Wie viele Soldaten hat der Graf?"
Barz guckte, als hätte sein Gehirn einen Absturz.
"Isch glaube hunterundzwolfzig. Alle e-Stein."
"Stein, die Wachen sind Steine."
"Haha, isch sagen gerade gut gut. Wollen essen haben, ihr sehen durstig und hungrig aus."
"Sehr gern, wir sind wirklich hungrig. Was gibt es?"
"Tee mit einem gutem Stuck e-Schwein."
"Tee? Bei der Hitze?"
"Isch trinken gerne Teeeeee. Sehr gut auf Magen und Kopf. Konnen aber auch Wasser haben."
"Ja, ich denke kaltes Wasser wäre sehr gut."
"Sehr gut, folgen mir bitte."
Barz wunk die gesamten Gäste zu sich, Tarnum stand neben Ulrich, der ihn leise fragte: "Was hat der Kerlz zu dir gesagt?" "Nichts, nur das der Graf anscheinend ein Festmahl vorbereitet hat. Und..., öhm dass seine Wachen Steine sind, ich denke aber das er da etwas fantasiert hat." "Steine, was ist das denn für ein Mann?" Beide versuchten leise zu lachen, um nicht die Aufmerksamkeit des Lakais auf sich zulenken. Die Kajüte war geräumig und klein, aber gekühlt. Angenehme Temperaturen herrschten im Raum, alle Gäste setzten sich, dass Mahl war schon bedeckt.
"So, isch moschte eusch bitten, zu essen. Lasst es euch e-schmecken, guten appetit, bitte ja."
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Irgendwie ging das alles zu schnell für Ulrich, der Tag in der brütenden Hitze war einfach an ihm vorüber gezogen, die Ruinenstadt die mehr einem Zeltlager glich hatte er kaum wahrgenommen, ebenso wenig den Fußmarsch bis zur Küste. Nun saß er plötzlich an einem reich gedeckten Tisch, es brauchte einige Schlucke Wasser die er hastig trank und mehrmaliges kräftiges Kopfschütteln bis er wieder einigermaßen bei Sinnen war. Sie hatten es also tatsächlich geschafft, der Albtraum Wüste war vorbei, endlich konnte man wieder normal atmen, „Inos sei dank“ seufzte der Ritter erleichtert auf. „Quatsch nicht so komisch, hau rein Mann, das Zeug schmeckt wirklich gut“ meinte Ronsen und griff mit einem breiten Grinsen nach dem nächsten Stück Fleisch. Saraliel schien sich ebenfalls Wohlzufühlen, er schob sich die Happen mit beängstigender Geschwindigkeit in den Mund, gerade so, als hätte er sich vorgenommen die Tafel alleine leer zufuttern. Schnell packte der Ritter unter den argwöhnischen Blicken des Hünen einige der Speisen auf seinen Teller bevor dieser seine unausgesprochene Drohung wahr machte, nun konnte er sich gemütlich zurücklehnen und in Ruhe das Mahl genießen.
Dieser Barz, ein hässlicher Kerl, sicherlich genauso groß und kräftig wie Saraliel schaute sich das Treiben eine Weile an, es schien ihm zu gefallen das die Gefährten von seinem Essen begeistert waren. Immer wieder gab er grunzende Laute von sich, die Ulrich als Ausdruck der Freude interpretierte, es war im schon vorhin aufgefallen, das der Kerl eine merkwürdige Art hatte sich zu artikulieren. Offensichtlich nicht der hellste im Kopf, dem Ritter sollte es egal sein solange der Bursche wusste was er zu tun hatte, sicherheitshalber erinnerte er ihn aber daran das sie langsam mal ablegen sollten. „Ja ja, isch machen gleisch“ dann stampfte der Riese hinaus, „hoffentlich weiß der wo wir hin müssen“ brummte Ulrich der in diesem Augenblick keine Wette darauf abschließen würde.
„Ach, der macht das schon“ versuchte Tarnum zu beruhigen, tatsächlich setzte sich das Schiff irgendwann langsam in Bewegung.
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In riesigen Schritten ging ihre Reise voran, vom Blick auf Al Shedim bis hin zum Betreten des Schiffes schienen nur wenige Momente verstrichen zu sein. Sie waren nach der Stadt zum Küstenstreifen gelaufen und dort auf ihr jetziges Gefährt gestoßen - samt Bewacher. Man brauchte kein großer Menschenkenner zu sein, um diesem Menschen aus tiefstem Herzen zu misstrauen: Barz - so groß wie blöd, so stark wie hässlich. Man musste schon sehr viel Fantasie aufwenden, um sich vorstellen zu können, dass hinter diesem Äußeren und dieser Art ein netter Mensch stecken könnte - eine Fantasie, die es Schattengreif nicht für nötig hielt aufzuwenden.
Nach ihrer Ankunft auf dem Schiff hatte ihn erst einmal tiefe Erleichterung ob ihrer Flucht aus der Wüste gepackt, dann der Hunger und der Durst. Das Mahl, das ihnen Barz auftischte, aß er mit ungezügelter Esslust, selbst in Vengard war es schwer, an solch ein Essen zu kommen, wenn man nicht die Taschen voller Gold hatte. Als er fertig war, war er einfach nur noch müde, das einzige, was er wollte, war schnell Schlaf zu finden und dann lange nicht geweckt zu werden. Ein Wunschtraum, das wusste er.
"Wir sollten und hinhauen.", sagte einer der Gardisten, Tarnum, und sprach damit seine Gedanken aus. "Morgen erwartet uns sicher noch einiges."
Die anderen stimmten augenblicklich zu und erhoben sich, es gab sowieso nichts mehr an der Tafel zu erledigen: das Essen war restlos vertilgt, vor allem Saraliel hatte ganze Arbeit geleistet.
Und so begaben sich die Gefährten in der Schwärze der Nacht auf dem schwankenden Schiff zu ihren Schlafstätten.
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Eine Erschütterung hätte Ulrich fast aus der Koje geworfen, so aufgeschreckt richtete er sich schnell auf um sich umzuschauen, ein Schlag gegen den Kopf ließ ihn wieder zurückfallen. „Verdammter Mist“ fluchte der Ritter und rieb sich die schmerzende Stirn, den Balken dicht übern ihn, hatte er völlig außer Acht gelassen. Unter Beachtung sämtlicher widrigen Umstände gelang es dem Ritter ohne weiteren Verletzungen festen Boden unter die Füße zu bekommen. „So was müsste verboten werden“ brumme Ulrich während er sich auf einem kleinen Hocker sitzend die Stiefel anzog, allem Anschein nach hatte er die Kajüte für Zwerge erwischt. Wer sonst könnte sich in dem Gewirr aus Stützen und Streben frei bewegen ohne Gefahr zu laufen im nächsten Moment irgendwo gegen zurennen. Vielleicht noch Jemand der in der Lage ist ständig auf der Hut zu sein, aber wer hatte schon gleich nach dem Aufwachen all seine Sinne beisammen? Ulrich fragte sich in dem Moment wie viele Männer hier die Nacht verbrachten und sich ebenfalls den Kopf stießen, er stellte sich vor, das es einige sein mussten, vielleicht hatten sich einige Unachtsame gleich mehrere Beulen zugezogen, möglich wäre es. So gesehen war er noch glimpflich davongekommen und nicht der Einzige den dieses Schicksal ereilte, irgendwie ein beruhigender Gedanke. Er verließ die Kabine in geduckter Haltung, an Deck endlich die Möglichkeit sich ausgiebig zu strecken, dabei schaute er sich um. Nun kannte er den Grund, warum er so unsanft geweckt wurde, dieser Barz hatte das Schiff einfach auflaufen lassen, „kommen runter“ rief der Kerl, eine seine Ausdrucksweise müsse sich der Ritter noch gewöhnen.
Nachdem sich die Gefährten am Strand versammelt hatten übernahm Barz die Führung, die Gruppe folgte einem schmalen Trampelpfad der, so mutmaßte Ulrich zum Anwesen des Grafen führen würde. Zu sehen war davon allerdings noch nichts, riesige Palmen und dichte Büsche verdeckten die Sicht auf einen Hügel dem sie sich stetig näherten. Fremdartige Vogelgeräusche unterbrachen zwischendurch die Stille, die Kameraden unterhielten sich nicht, jeder wollte wohl die ersten Eindrücke auf sich wirken lassen. Ein idyllisches Eiland auf dem sie gelandet waren, hier ließ es sich aushalten, allein schon vom Klima her, ständig wehte ein angenehm kühler Wind. „Wir bald da“ nuschelte Barz als sie eine in Fels gehauene schmale Treppe erreichten, es ging nur langsam voran, denn der Riese keuchte schon nach einigen Stufen, als hätte er eine Höchstleistung vollbracht. Durch die vielen Verschnaufpausen die Barz benötigte, dauerte es eine ganze Weile bis sie endlich das Plateau des Hügels erreichten.
Geändert von Sir Ulrich (17.03.2007 um 13:57 Uhr)
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Drohend ragte die Trutzburg vor den Gefährten auf, eine eherne Festung mit starken Mauern voller Schießscharten, einem gewaltigen Bergfried, der sich hoch in den Himmel bohrte, tiefen Gräben und einem Wall mit zahlreichen Bollwerken. Die Kernburg wurde von einer riesigen Schildmauer fast völlig verdeckt, welche sich hinter der vorliegenden, niederen Ringmauer erstreckte. Alle fünfzig Schritt überragte ein kleinerer Turm das Mauerwerk, von dessen Krone aus man über den kompletten Steinweg schauen konnte. Der in den Fels gehauene Pfad schlängelte sich in unzähligen Windungen an die Wehranlage heran und verschwand dort hinter dem mächtigen, gusseisernen Tor - das, kaum dass sie die letzte Kurve des Weges beschritten hatten, mit einem donnernden Knarren seine Flügel öffnete.
Gähnende Schwärze drängte wie eine feste Masse aus dem Inneren und schluckte die Gardisten.
Nervös trat Schattengreif den letzten Schritt in die Burg. Kaum, dass er sie betreten hatte, krachte das Tor hinter seinem Rücken und ebenso hinter seinen Gefährten lärmend zu. Dann folgte Stille.
"He!", rief Ulrich in die Finsternis. Schattengreif hörte, wie Schwerter gezogen wurden. "Barz!", brüllte jemand. "Zeige dich!"
Plötzlich flammte ein Licht auf und geblendet und überrascht zuckte der Waffenknecht zusammen und schlug seine Hand vor die Augen. Als er sie wieder sinken ließ, rechnete er mit dem schlimmsten Empfang des Grafen: Schleimige Monster, geflügelte Dämonen und finstere Kreaturen, deren widerwärtiger Anblick allein einen Menschen um den Verstand bringen konnte, so groß war ihre Hässlichkeit. Schattengreif war ziemlich nahe dran, denn es war Barz, den er sah, und der war auch nicht viel hübscher.
"Willkommen.", buckelte der Diener mit einem irren Grinsen, und winkte sie tiefer ins Herz der Dunkelheit. "Eintreten.", wisperte er sie. "Eintreten."
In Stein geschlagene Fenster erleuchteten die Eingangshalle, in die sogleich traten, und zeigten das Innere der Burg in ganzer Pracht. Barz schob sie weiter in die Mitte der Halle und humpelte dann davon.
"He, wo willst du hin?", rief Tarnum dem Mann nach.
"Den Grafen holen.", ertönte die leiser werdende Stimme. "Den Grafen..."
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Mit einem schadenfrohen Grinsen wartete Tarnum still mit Ulrich, Schattengreif, Saraliel, Ronsen und Uncle auf das Erscheinen des Grafen. Eine belastene Stille legte sich über die Gruppe, niemand dachte auch nur daran, ein Wort zu sagen, selbst Tarnum hielt ausnahmsweise mal seinen Mund. Schon bald hörte man mehrere Fußschritte, die erst in der Ferne zu vernehmen waren, dann immer näher rückten. Aus einem halbbeleuchteten Gang schritt ein pummilieger etwas älterer Herr, neben ihm Barz der verrückt Grinste.
"Isch presentieren, de Graf."
"Willkommen meine guten Freunde. Ich begrüße euch auf meinem bescheidenen Anwesen. Wie ihr sicherlich schon wisst, würde ich mit großer Freunde euren Wiederstand in eurem Land unterstützen, dafür müssten wir aber Gespräche führen, deswegen habe ich euch eingeladen. Wenn ihr mir bitte folgen wollt."
Der Graf ließ keinen seiner Gäste zu wort kommen, mit schnellen und großen Schritten schlengelte er die Gruppe durch die diversen Zimmer des Anwesens. Die Zimmer waren hübsch geschmückt, diverse Vasen standen auf Nachttischen, Himmelbetten unterstrichen noch die feine Wandbemalung an den Wänden. Alles in einem sehr fürstlich und annehmbar. Man musste zugeben, dass es etwas staubig war, aber wo in Vengard war das nicht der Fall?
"So meine Herrschaften, hier sind eure Gemächer. Nur damit es nicht zu Streitigkeiten kommt, sind alle Räume identisch. Mein treuer Diener Barz wird euch später dann zum Essen hinunterführen. Aber ihr habt eine sehr harte Reise hinter euch, deswegen wäre es das beste, sich nun etwas hinzulegen. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Aufenthalt hier auf meinem Anwesen."
Wieder zielstrebig tappelte der Graf hinunter, dicht gefolgt von Barz der wie ein Troll lachte...
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Saraliel schnaufte. Nun waren sie den ganzen Weg gereist nur um auf irgendwelchen Zimmern zu landen. Sie hatten sich durch tosende Sandstürme gekämpft, hatten Seeungeheuer bezwungen, Adanos selbst und seinen Fluten getrotzt, hatten kaum etwas gegessen, hatten alles gegeben, all ihre Kräfte geopfert, hatten Entbehrungen aller Arten erlebt und waren am Ende ihrer Kräfte. (Zumindest kam dem Giganten diese wüste Reise so vor). Und was war der Dank für all dies? Ein ganz nett eingerichtetes Zimmer. Der Riese hatte wesentlich mehr erwartet nach all dem was sie erlebt hatten. Er konnte absolut nicht verstehen was die anderen an diesem Zimmer fanden. Fast führten sie sich auf wie Kinder im Schlaraffenland wenn sie die Himmelbetten betrachteten. Nun Gut. Die seidenen Vorhänge, die Gemälde an der Wand und auch der schicke Teppich auf dem Boden machte schon etwas Eindruck. Aber eben nicht genug. Außerdem war Saraliel am verhungern. Er war einfach mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Das dreisteste war aber, dass er nach einigen Momenten auch noch alleine war. Die anderen waren einfach in ihre Zimmer gegangen und wollten sich dort ausruhen. Saraliel lies sich einfach rücklings auf sein zugewiesenes Bett fallen. Wenn die anderen nichts machten war er auch eben verdammt nichts zu tun. Das Himmelbett knarrte beträchtlich unter dem Gewicht des Giganten, hielt allerdings stand. Flauschige Weiche umgarnte den Rücken des Riesen. Der Anwärter der Garde verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte nachzudenken. Was wohl als nächstes kommen mochte?
Da Nachdenken irgendwie noch nie seine Stärke gewesen war stand er schon nach ein paar Sekunden wieder auf, schaute sich im Raum um und zog sein Holzschwert. Die anderen und der Graf würden dafür büßen, dass er sich hier langweilen musste und überhaupt: Warum war er denn schon so weit gereist, wenn er nichts tun konnte? Schreiend stürzte sich der Gigant auf eine der Vasen. Sein erstes Opfer.
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„Widerstand! Das „Wider“ bedeutet so viel wie „gegen“. Man steht also gegen etwas. Der Graf kann kein kluger Mann sein, wenn er dieses Wort schon falsch buchstabieren würde. „Wiederstand“ – pah… so ein Unfug. Man steht nicht wieder, sondern man widersteht!“, schnauzte Uncle vor sich hin. Er war nun wirklich kein kleinlicher Mensch, der wegen einer Lappalie einen Aufstand proben würde, aber das was der Graf da eben gesagt hatte, brachte ihn so auf die Palme, dass er am liebsten eine Revolution lostreten wollte.
Doch wie jeder große Revolutionär musste man klein anfangen und dort Schaden anrichten, wo es den Grafen am wenigsten treffen würde. Nein, hier sollte nur einer leiden und zwar der Revolutionär selbst! Denn nur so konnte man auch sicher sein, dass er sich in seiner Wut weiter steigern würde, um wirklich große Veränderungen zu bewirken. Leider war ihm Saraliel in diesem Fall zuvor gekommen und hatte ihm damit die Schau gestohlen.
„He, du Riesenbaby. Lass dein Zimmer heile und verpass dir nen Schlag gegen den Kopf. Dann trifft es den richtigen und wir haben einmal Ruhe vor dir!“, murrte Uncle. Er hatte mit dem Kerl noch eine Rechnung offen. Zudem schien es ihm eine kluge Idee, wenn er im Rahmen seiner Revolution seine Verbündeten und Anhänger terrorisierte, bevor sie es mit ihm tun konnten. Ja, er war wirklich ein heller Kopf und dachte nicht daran den Moment der Ruhe und Entspannung vor dem gemeinsamen Essen mit dem Grafen zu nutzen.
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Saraliel schaute benommen erst die Scherben zu seinen Füßen an, die eins eine Vase gewesen waren und schaute dann sein Holzschwert an. Warum sollte er sich gegen den Kopf hauen? Verdammt seltsam was der Paladin da verlangte. Dem Giganten sollte es egal sein. Langsam hob er sein Schwert vor seine Augen, blinzelte noch ein letztes Mal und dann traf Holz auf Haut. Ein Knacken beendete das Dasein der monströsen Waffe und trieb dem Riesen die Tränen in die Augen. Nicht etwa weil es wehgetan hätte, sondern einfach nur weil er jetzt unbewaffnet war. Tränen kullerten wie einzelne Regentropfen von seinen Augen aus auf den Boden. Kaum sichtbar trafen sie auf dem edlen Teppichboden auf und wurden sofort von den Fasern verschlungen, wie gierige Kleintiere etwas zu Essen verschlangen. Achtlos warf er die Waffe weg. Mit einem Knall traf das übrige Schwert auf ein Gemälde und wenig später lagen beide Teile auf dem Boden. Saraliel war es egal. Stampfend und böse schauend ging er auf den Mann zu, der ihn seiner Existenz beraubt hatte. Er hatte ihm die Lebensgrundlage entzogen, indem er ihn sein eigenes Schwert vernichten lies. Wie ein Troll baute sich Saraliel vor dem kleineren Uncle auf und schaute auf ihn herunter. Der Paladin musste sich scheinbar ein Grinsen verkneifen. Das brachte wirklich das Fass zum überlaufen! „ Wat solln dat Mann? Wie soll ich’n jetzt kämpfen? Haste dir da mal Gedanken drüber gemacht?“. Der Angesprochene überlegte kurz und hob dann beschwichtigend die Hand. „ Das Schwert war nutzlos! Ich habe etwas viel besseres für dich! Ich plane nämlich eine geheime Revolution!“. Saraliel kratzte sich am Hinterkopf. Was sollte das bedeuten? „Revolution“? Davon hatte er ja noch nie gehört! Anstatt dieses schwere Wort zu erklären redete der Paladin einfach weiter. Scheinbar wusste er irgendwie wovon er redete.
Einige Zeit später gingen sie, weil Saraliel aus dem Zimmer heraus wollte, über den Flur. Während der Riese hinter Uncle herschlurfte, erklärte jener ganz genau was er forderte. Er forderte mehr Disziplin, mehr Bier und vor allem mehr Courage. Nun was Disziplin und Courage waren war nicht so wichtig. Bier hörte sich ja schon mal gut an. Mit einem Mal blieb Saraliel an einer Ritterstatue stehen. Sie schien einen der hiesigen Ritter zu verkörpern und hatte auch eine solche Rüstung an. Was aber noch viel wichtiger war, war die Tatsache, dass sie in der rechten ein Schwert hielt. Ein richtiges! Der Riese schaute nach links und rechts und zog dann ruckartig an der rechten Seite. Klirrend und klappernd fiel die Statue zu Boden und Saraliel hatte eine neue Waffe. Stolz wie Oskar steckte er sie direkt an seinen Gürtel und ging wieder Uncle hinterher. Er hatte beim dozieren scheinbar nichts anderes mitbekommen. Ein beklemmendes Gefühl packte den Riesen. Was war wenn Uncle ihn irgendwas Wichtiges fragen würde und er keine Ahnung hatte?
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„.. und deshalb werden wir in den Streik treten! Der Graf hat uns lange genug wie seine Gäste behandelt, aber jetzt wollen wir auch etwas zum Essen haben. Nun lege einen Eid auf diesen gesegneten Löffel ab, dass du solange jedes Lebensmittel verweigern wirst, bis der Graf sich bereit erklärt mit uns zu speisen!“, verkündete Uncle feierlich und hob den gesegneten Löffel über seinen Kopf, um dessen Bedeutung zu verdeutlichen.
He Boss, lass den Mist und benimm dich wie ein Paladin. Ich weiß, dass der Schnaps, den du auf der Überfahrt getrunken hast nicht gut war. Du hättest ihn nicht bei Edward den tollkirschigen kaufen sollen, aber bei Innos: Benimm dich!, polterte einer seiner beiden Zwerge los und erntete stumme Zustimmung vom anderen. Und wieder einmal hatten die beiden Recht.
„Hier Saraliel. Halte den Löffel und pass gut auf ihn auf. Ich werde mich nun dem Gebet zu Innos widmen, auf dass er uns erhören und den Graf kochen lassen möge.“, murrte er und beschloss sich in seinem Zimmer etwas auszuruhen. Er würde nie wieder bei jemandem Alkohol kaufen, der den Beinamen einer giftigen Pflanze trug. Wenngleich er nie verstehen würde, warum die tolle Kirsch alias Tollkirsche nun gar nicht so toll war.
Aber eine leichte Vergiftung hatte auch immer etwas Gutes: Man entwickelte eine natürliche Widerstandskraft gegen das Gift, durfte sich einmal richtig ausruhen und dazu gab es noch diese witzigen Hallozinationen. Vorhin hatte er sogar einen Riesen gesehen, der sich ein Holzschwert gegen den Kopf geschlagen hatte. Innerlich lachte er noch immer darüber.
So kniete er sich in seinem Zimmerchen auf den Boden, faltete die Hände, fing an zu beten und schlief wenig später in jener demütigen Pose ein. Mit etwas Glück würde er rechtzeitig zum Essen aufwachen und seinen Tollkirschenrausch endlich überstanden haben.
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Ein angenehm tiefes Summen holte Ulrich aus dem Reich der Träume zurück, er konnte der Versuchung nicht wiederstehen, sich gleich nach der Ankunft auf dem bequemen Bett niederzulassen, trotz des Gepolters aus dem Nebenzimmer war er sofort eingeschlafen. „Na dann mal los“ sagte er zu sich selbst, mit einem Satz trennte er sich von dem kuscheligem Ruheplatz und machte sich an der Waschschale etwas frisch. Der Luxus der hier in den Gemäuern allgegenwärtig war, ließ keine Zweifel offen, das der Graf ein sehr reicher Mann sein musste. Vielleicht würde es sich eine Gelegenheit ergeben, danach zu fragen wie er zu diesem Wohlstand gekommen sei, wäre interessant zu wissen, wenngleich es dem Ritter keinen Nutzen bringen würde. Vermutlich war der Graf ein Sprössling einer alten Adelsfamilie und hat dieses Anwesen geerbt, kaum anzunehmen das er die Burg in einer entscheidenden Schlacht eroberte.
Erneut erklang dieser tiefe Ton, jetzt wo Ulrich wach war, stellte es sich als das schlagen eines Gongs heraus, sollte wohl das Signal sein zum Essen zu erscheinen. Im Gang klopfte der Ritter an jede Tür, scheinbar waren alle schon unterwegs, denn Niemand reagierte, „auch gut“ brummte Ulrich und beschleunigte seine Schritte. In der Halle war schon der Geruch von frisch Gebratenem zu vernehmen, dem brauchte der Ritter nur zu folgen, bis er kurz darauf vor einer festlich geschmückten Tafel stand. Edelstes Tafelsilber, feine Servietten, die brennenden Kerzen untermalten die feierliche Atmosphäre, Ulrich blieb regungslos stehen und bestaunte das was da aufgetischt wurde, so etwas bekam man schließlich nicht alle Tage zu sehen. „Starr keine Löcher in die Luft, setz dich hin“ eine gut Idee von Ronsen, aus der Perspektive konnte man den Anblick ebenso genießen. „Bin mal gespannt was der Graf uns zu erzählen hat“ meinte Tarnum der nervös mit seiner Gabel rumspielte, „das sind wir doch alle “ entgegnete Schattengreif. „Wo stecken eigentlich Uncle und Saraliel“ fragte Ulrich in die Runde, die Anderen zuckten nur mit den Schultern, „hm..., die werden schon noch auftauchen, kann mir nicht vorstellen, das der Hüne sich das hier entgehen lässt“. Den Satz noch nicht ganz ausgesprochen hörte man schon die Stimmen der fehlenden Gefährten, nun könnte es eigentlich losgehen.
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Saraliel setzte sich so vornehm hin wie er nur konnte. Langsam bewegte sich sein Hintern zum Stuhl hin und setzte sehr sanft auf das Kissen auf. Wenig später lehnte sich sein Rücken an die feste Lehne des Stuhls und der Gigant legte die Hände auf den Tisch. Dass man die Ellbogen nicht auf den Tisch legte wusste er sogar. Das war nämlich unmanierlich. An der Tafel herrschte erwartungsvolles Schweigen. Alle Gefährten mieden die Blicke der anderen, als dachten sie, dass sie damit einen falschen Eindruck machen könnten und versuchten lieber darauf zu warten, was der Graf ihnen mitteilen wollte. Besonders aber Saraliel war angespannt. Nicht weil er immer noch nicht verstanden hatte was Uncle mit dem Hungerstreik und der Revolution sagen wollte. Nein. Der Grund war einfach die metallene Waffe an seiner Seite. Der Graf würde sicher nicht so erfreut sein, wenn er erfuhr, dass der Gigant das Schwert an sich genommen hatte. Immer die Ruhe bewahren. Vielleicht fällt es keinem auf. Ja es gibt noch Hoffnung.
Gleich zehn Diener brachten kurz darauf das Essen. Gänzlich in schwarz gekleidet gingen sie fast wie Maschinen auf den Tisch zu, kredenzten das erste Menü so förmlich wie irgendwie möglich, verbeugten sich kurz darauf und verschwanden wieder. Es war fast als wären sie Geister. Saraliel’s vorschnellende Hand wurde mit einer entschiedenen Bewegung von Sir Ulrich gestoppt und seine Hand wurde wieder auf den Rand des Tisches gelegt. „Wir sollten warten bis auch der Graf anwesend ist“. Der Riese brummte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Eigentlich hatte er doch erwartet, dass der Hungerstreik aufgehoben war sobald sie zu Essen bekamen. Die Miene von Uncle war nicht deutbar. Hatte der Paladin ihn wieder hereingelegt und diese Speisen waren eine besonders perfide Art der Folterung?
Die Zeit floss zähflüssig weiter. Verdammt zählflüssig. Zu zähflüssig für den Geschmack des Riesen. Immer noch drang der Geruch der Köstlichkeiten in sein Riechorgan und der Graf war immer noch nicht erschienen. Mittlerweile war er ganz und gar davon überzeugt, dass dies eine wirklich böse Art der Folterung war. Da konnte auch das Ambiente nichts dran ändern. Das Atem beraubende Licht des Kronleuchters war nur ein schwacher Trost über den Hunger hinweg. In dem Moment wo sich der Riese einfach aufbäumen wollte und sich auf das Essen stürzen wollte ging die Tür zum Speisesaal auf und der Graf trat ein. Saraliel schluckte. Irgendetwas hatte der Kerl an sich, was ihm nicht gefiel. Es war nicht seine Erscheinung, nicht sein Gang, nicht mal seine Gesichtszüge die ihn so suspekt machten. Es war als umgäbe eine dunkle Aura diesen Mann. Der Riese beschloss, dass dies kein Mann war mit dem man gerne Freundschaft schloss. Irgendwie war nun sein Hunger etwas gemildert worden.
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Der Graf schritt auf das Ende der Tafel zu, gespannt schauten die Gefährten in seine Richtung, als erstes ergriff er einen Kelch und hob ihn in die Höhe. „auf den König“. Alle taten es dem Adeligen gleich und wiederholten wie selbstverständlich die Worte, danach musterte der Gastgeber Jeden der am Tisch saß. „Ihr seht erschöpft aus, deshalb werde ich euch noch nicht mit meinem Anliegen behelligen, es eilt nicht, wir werden uns Morgen zusammensetzen und darüber reden. Genießt das festliche Mahl damit ihr wieder zu Kräften kommt, solange ihr unter meinem Dach wohnt werdet ihr fürstlich behandelt. Eine Wertschätzung meinerseits das ihr die weite Reise auf euch genommen habt, doch möchte ich euch bitten meine Gastfreundschaft nicht auszunutzen, sie hat Grenzen“. Der Graf schaute zu Saraliel hinüber, „Barz hat mir von den Vorfällen berichtet, ich möchte nicht das sich das wiederholt. Die Waffe kannst du meinetwegen behalten, sie ist nicht kostbar, aber von guter Qualität, erweise dich ihrer würdig. „Nun meine Freunde, lasst es euch schmecken, die Tafel ist eröffnet..., mich müsst ihr leider entschuldigen, ich habe noch zu tun“.
„Komischer Kauz“ brummte Uncle als der Graf den Raum verlassen hatte, „irgendwie traue ich dem nicht“, „du immer mit deinem Pessimismus, los Jungs haut rein, bevor das ganze Zeug kalt ist“ lenkte Ronsen geschickt vom Thema ab. Das ließen sich die Kameraden nicht zweimal sagen, eine wahre Fressorgie begann, Jeder stopfte soviel in sich hinein wie es nur ging. Vielleicht war es gut das der Gastgeber nicht anwesend war, wohlmöglich wäre ihm der Appetit vergangen, denn die Gefährten führten sich nicht sonderlich zivilisiert auf. Messer und Gabeln wurden nur am Anfang benutzt, Saraliel war der erste der das Besteck an die Seite legte. Das erste Mal das sein Handeln eine Vorbildfunktion hatte, seinem Beispiel folgten letztlich alle, die Nahrungsaufnahme mit den Fingern doch um einiges leichter. Besonders dann wenn man schon einiges an Wein intus hatte, zu fortgeschrittener Stunde hatten Alle ordentlich einen gebechert. Nun fiel auch die letzte Hemmschwelle des guten Anstandes, ein langes geräuschvolles Aufstoßen von Schattengreif war der Auslöser. Es entbrannte ein wahrer Wettbewerb, Jeder versuchte den längsten und lautesten Rülpser von sich zu geben, wer am Ende gewann wusste Niemand, aber das spielte auch keine Rolle. Die Männer waren ausgelassen und blödelten rum, nur Tarnum nicht, der war plötzlich ganz still geworden. „Hey Kumpel, was ist mit dir los“ wollte Ulrich wissen, „keine Ahnung, mir ist plötzlich so schwindelig und so heiß“. „Vielleicht solltest du was frische Luft schnappen, das hilft meistens“ riet Uncle, „eine gute Idee, das mache ich auch“, dann verließ Tarnum den Speisesaal.
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Ein schmutziger Lichtstrahl ließ Tarnum erwachen, vor ihm lagen viele kleine Teppiche und die Wände waren prunkvoll geschmückt. An einer Vase lief ein kleiner Wassertropfen entlang, aber wo zum Teufel befand er sich? Erschrocken richtete sich der Lehrmeister auf und verspürte einen Drang, Befehle zu befolgen. Plötzlich hörte der Waffenschmied Schritte, die immer näher kamen. Es war der Graf, der mit einer finsteren Mine hineingeschritten war.
"Ahh, der gute Tarnum. Wo bekommt es euch."
Kein Wort kam über die Lippen des Rebell.
"Hahaha, seh schon. Du wirst ab dem heutigen Tag unter meiner Führung stehen und jeglichen Befehl meinerseits befolgen."
"Jawohl, mein Herr."
"Sehr fein, als erstes bring mir einen Wein. Ich habe durst, mach schneller."
Als ob es ihm Spaß machen würde, die Befehle des Grafen zu erfüllen, stolzierte er die verschiedenen Gänge entlang, bis er zu einem kleinen Raum kam, der mit diversen Weinschränken gefüllt war. Tarnum griff sich einen raus und zog eine kleine Flasche heraus. Anschließend kippte er die rote Flüssigkeit in ein Glas. Vorsichtig balancierte er das Getränk hinüber zum Grafen, der es mit einem zufriedenen Grinsen entgegen nahm.
"Seeeehr schön, Barz wird dich noch etwas hier rumführen."
"Wenn ihr es mir gestatten, würde ich euch gerne fragen, wo ich mich befinde?"
"Du hast nicht zufragen, aber dass ist ja dein erster Tag. Du befindest dich in den Katakomben meines Anwesens, Barz wird dir ein paar Trincks zeigen, wie du nach Oben kommst."
"Jawohl, Sire."
"Ahh, Tarnum seien entlisch wach. Komm mit mir mit, bitte ja. Isch wollen zeigen dir gute Wege."
"Wie du meinst, dann bring mich zu diesen "Wegen"."
Barz humpelte lachend davon, während Tarnum versuchte, ihm sogut wie möglich zu folgen.
"So, ihr seien Nummer eins."
Er drückte an einer kleinen Säule, die an der Wand befestigt zu sein schien. Doch sie wich zurück und enthüllte einen dunklen Schacht.
"Folgen mir, bitte ja."
Wieder mit einem wahnsinnigen Lachen stürtze sich der merkwürdige Lakai in den Tunnel, der neue Bedienstete hinterher. Der Gang war einige Meter lang, doch als er endete, lugte Barz durch zwei Löcher und schob schließlich eine künstliche Wand beiseite.
"Hier du kommen auf Flur. Also, da wo du wohnen als du gekommen hier."
Plötzlich erinnerte sich der Waffenschmied wieder, an die Vorfälle von dem vorigen Tag, an Uncle, Ulrich, Ronsen, dem Hünen Saraliel und Schattengreif. Doch die Namen kamen ihn plötzlich so fremd und entfernt vor. Als ob er mit ihnen noch nie was gemacht hätte. Keine Emotionen wie Freude, Hass, Angst oder Glück. Nichst, die gesamte Gruppe war ihm völlig egal. Plötzlich riss ihn Barz wieder aus den Gedanken.
"Du sehen aus, als hättest du nix gut gegessen."
"Ach, ist egal. Und was sollen die Gänge hier bringen."
"So du kommen gut voran, komm mit zuruck, isch zeigen dir mehr."
Barz schob die bemalte Holzwand wieder zurück, sodass die Sicht auf den Gemächergang wieder verspeert war, anschließend verschwand er wieder in der Dunkelheit des Ganges.
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Das gestrige Gelage hinterließ bei Ulrich Spuren, der Schädel dröhnte und er fühlte sich schwer als hätte er einige Steine verspeist, vielleicht war es doch keine gute Idee sich so gehen zu lassen. Das war wieder mal der berühmte Tag danach an dem schwor nie wieder Alkohol zu trinken, was der Ritter auch tat als er sich mühsam aus dem Bett quälte. Schwankend bewegte er sich auf die Kommode zu, der Blick in den Spiegel eine weitere Bestätigung das es ihm nicht gut ging. Aufgestützt betrachtete er Weile sein Antlitz, er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal so aussah, denken war in diesem Moment noch nicht seine Stärke, deshalb führte das Ganze zu keinem Ergebnis. „Na gut, ich kenn dich zwar nicht, aber ich wasch dich trotzdem“ brummte der Ritter, das kalte Wasser, welches er sich anschließend über den Kopf schüttete trug erweckte einige seiner Lebensgeister. Einigermaßen bei Sinnen stapfte Ulrich los, er wollte unbedingt wissen wie die Anderen die Orgie überstanden hatten, offensichtlich besser als er, denn keiner der Gefährten war auf seinem Zimmer. Sich am Geländer festhaltend stieg der Ritter langsam die Treppe zur Eingangshalle hinab, dann folgte er den Stimmen die er plötzlich hörte. „Na alter Mann, auch schon wach“ begrüßte ihn Ronsen, „siehst du doch, oder“ maulte der Ritter, er war noch nicht zu Scherzen aufgelegt, damit ihm weitere Kommentare dieser Art erspart blieben, setzte er sich etwas abseits der Gruppe in einen gemütlichen Sessel.
Nach einer Weile fiel Ulrich auf das Jemand in der Runde fehlte, „hat einer von Euch Tarnum gesehen?, Alle verneinten die Frage, „das finde ich merkwürdig...“, „was?“, „na das er nicht hier ist“. „Vielleicht macht er einen Spaziergang“ mutmaßte Schattengreif, „kann sein, aber so wie der gestern aussah müsste der eigentlich in seinem Bett liegen“ warf der Ritter ein. „Stimmt, besonders gesund sah der nicht aus, dann wird der irgendwo seinen Rausch ausschlafen, was ist dabei.“ War die Meinung von Uncle. „Ich weiß nicht, ich hab da kein gutes Gefühl, Tarnum könnte gestürzt sein, sich verletzt haben und liegt irgendwo hilflos rum..., wir sollten nach ihm suchen“. Die Gefährten stimmten dem Vorschlag von Ulrich zu, „also gut, am besten teilen wir uns auf, Zwei durchsuchen die Burg, der Rest sieht sich auf der Insel um“.
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"Wo ist Tarnum?" - wie ein Lauffeuer zog die Frage ihre Kreise durch die Gänge der Burg und die Worte prallten an den steinernen Wänden ab.
Woisttarnum-isttarnum-arnum-num. Das Echo grollte leise verklingend um die Köpfe der Gefährten. Schattengreif war angespannt, irgendetwas würde geschehen, bald! Die anfängliche Beunruhigung war dem schrecklichen Gefühl gewichen, dass etwas Schreckliches seinen Lauf genommen hatte, und mit dem Wachsen der Beunruhigung nahm auch die Geschwindigkeit seiner Suche zu. Er rannte um eine Biegung, kam schlitternd zum Stehen und schaute sich hastig um. Der Schein von schmutzigen, aber gleichwohl noch immer prächtigen Kronleuchtern tauchte die Umgebung in mattes Licht, das den tanzenden, aufgewirbelten Staub sichtbar machte und von dem kraftlosen Silber der Ritterrüstungen zurückgeworfen wurde. Die letzten Strahlen des schwächlichen Lichts schluckten die dicken Wandteppiche, auf denen düstere Szenen vergangener Schlachten nachgestellt waren. "Tarnum!", brüllte der Waffenknecht. Nichts. Mit weit ausholenden Schritten rannte er weiter.
Seine Stiefel stapften schwer und laut auf die steinernen Fliesen des düsteren Ganges, der zahlreiche Knicke beschrieb und einen immer wieder irgendwie am Ausgangsort ankommen ließ. Wieder rutschte Schattengreif um eine Säule, die den Eckpunkt einer solchen Biegung bildete, und rasselte dahinter mit Saraliel zusammen. Den Waffenknechten hob es von den Füßen, er flog durch die Lüfte und prallte schwer gegen die Wand hinter ihm. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst und schwer atmend rutschte er zu Boden. Der Hüne indes lief munter weiter, ohne bemerkt zu haben, was da unter ihm geschah.
"Oh man.", murrte Schattengreif, stütze sich am Boden ab und kam ächzend auf die Beine.
Bei einer Kreuzung der Gänge hielt er an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er wollte gerade wieder loslaufen, da kam ihm Ulrich aus einem Nebengang entgegen, offenbar war auch auf der Insel nichts von Tarnum zu sehen. "Und?", fragte der Ritter.
"Nichts.", presste Schattengreif aus zusammengepressten Lippen hervor.
"Verdammt!", zürnte Ulrich. Ein Trampeln von rechts veranlasste beide, herumzuwirbeln, doch es waren nur die restlichen Gefährten, die sich zusammenfanden.
"Und jetzt?"
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Duch einen der Tunnel die Barz Tarnum gezeigt hatte, beobachtete er den Grafen. Nervös schritt der Graf in seinen Gemächern umher. Tarnum's Verschwinden hatte zuviel Aufmerksamkeit erregt, das gesamte Anwesen war am suchen. So durfte es nicht weitergehen. Die Suchaktionen der Gäste gefährdete stark das Unternehmen, dass er sich so perfekt ausgedacht hat. Sein Freund und Bekannter Arak wartete schon seit längerem auf die nächste Lieferung, und nun das. Ein Haufen gut Ausgebildeter Krieger stampft durch sein Anwesen, es sah ziemlich schlecht aus. Es müsste doch einen Weg geben, sie zu besänftigen und einen von ihnen erneut ein bisschen vom Trank einzuflößen. Beim nächsten Abendmahl wäre es passend, der Hüne unter ihnen schien einen schlichten Eindruck zu machen, wenn er vom Tisch aufstehen würde, wäre es sicher nicht merkwürdig.
"Verdammte Hunde, ruinieren mir noch alles. Ich muss sofort die Sache aufklären."
Versuchend seine bosartige Miene zu verbergen, begab er sich direkt zu seinen "Gästen" die sich alle misstrauisch umschauten. Tarnum verfolte ihn durch die Gewölbe und spieckte durch zwei Wandlöcher hindurch. Ein Gespräch war zu vermerken.
"Gi- Gibt es ein Problem meine Herrschaften?"
"Sicher", kam es von Ulrich heraus, "Tarnum ist weg! Haben sie ihn gesehen?"
"Was? Er ist verschwunden. Das ist sehr schlecht, aber ich denke dass alles Inordnung ist, ein Mensch kann doch nicht einfach so verschwinden"
"Die Situation beweist das Gegenteil", antwortete Ronsen prompt auf die Worte des Grafen.
"Schön und gut, Barz, komm her. Auf der Stelle!"
"Jawohl Herr Graf."
"Suche sofort Tarnum, er könnte in Gefahr schweben!"
"Ach, Tarnum seien-"
Der Graf hatte ihm heimlich einen Tritt verpasst.
"Ja, Tarnum könnte in Gefahr sein. Also helf unseren ehrenwerten Gästen ihn zu suchen."
Die Lügen verstand nun Barz.
"Jawohl Herr Graf, isch werden suchen gut gut. Isch fangen an mit Draußen."
"Sehr schön, aber ich denke es wird alles Inordnung sein. Ich denke die Verhandlungen können warten, erstmal sollten wir euren Freund finden. Wer weiß, vielleicht kommt er auch zum Essen wieder, dass wie ihr wisste heute um die selbe Zeit stattfinden wird. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag die Herrschafen. Wenn ihr etwas benötigt wendet euch an Barz."
...
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Saraliel und die anderen saßen versammelt an der großen Tafel. Köstliche Speisen und feines Besteck erfreuten das Gemüt des Giganten. Er konnte die Hysterie um Tarnum in keiner Weise verstehen. Vielleicht war der auch einfach irgendwo eingeschlafen oder hatte sich in den vielen Gängen verirrt. Konnte schließlich jedem passieren. Saraliel kam es so oder so vor als wäre dieses Schloss ein einziges Labyrinth. Irgendwie fehlte es den Menschen generell einfach an Ruhe. Man sollte nicht sofort in Hysterie verfallen, wenn mal etwas Ungewöhnliches passierte. Nach dem Motto legte sich der Krieger ein Stück Fleisch auf den Teller, überlegte kurz und stopfte es sich anschließend sofort in den Mund. Schmatzend und grinsend genoss er den Geschmack. „ Köschtlich“. Ein einzelnes Teil des Fleisches fiel auf die Tischdecke und der zuvor noch komisch guckende Sir Ulrich wandte sich angeekelt weg. Saraliel verstand das nicht. Waren Manieren denn wichtiger als Menschen?
Jetzt fehlte nur noch ein guter Schluck Wein. Zwar war Bier im Regelfall besser, aber im Notfall tat es auch ein Glas Wein. Hauptsache Alkohol, wie Saraliel zu sagen pflegte. Wild und gierig schluckte er die süßlich schmeckende Flüssigkeit herunter. Langsam wandte sie sich seine Kehle herunter und lies den Riesen schmunzeln. Scheinbar war das ein besonders guter Jahrgang. So als wäre er schon jetzt etwas angeheitert schaute er Uncle an der neben ihm saß. Mit einem Mal fiel ihm die Revolution wieder ein. Sieg für die Werte! Umso mehr die Zeit verging umso erstrebenswerter wurden Courage und Mumm für ihn. Doch mit einem Mal veränderte sich dann das Gesicht von Uncle. Es wurde breiter, dann ganz dünn, dann hing seine Nase plötzlich in seinen Haaren. Saraliel kniff die Augen zusammen und schaute Sir Ulrich an. Dessen Gesicht hatte sich unter dessen in eine hässliche Dämonenfratze verwandelt. „ Ich werde dich töten und Beliar opfern!“. Ein dreckiges Lachen verließ den Mund des ehemals treuen Gefährten. Seinen Stuhl sowie den Tisch umschmeißend stand Saraliel auf und zog sein Schwert. In form eines gigantischen Wildschweins kam Ronsen auf ihn zu. Das Höllenschwein wollte ihn verschlingen! Ihn dem Blutdurst des schwarzen Lords hingeben. Der Anhänger der Garde wich einige Schritte zurück. Die Wände um ihn herum begannen sich aufzulösen und in tausenden Scherben zu zerplatzen, bis er nur noch 3 Gestalten sehen konnte die auf ihn zukamen. Es war als wäre grade genug Licht da um die drei Monstrositäten zu erleuchten und die Welt würde sonst in absoluter Finsternis liegen. An Abscheulichkeit waren diese Monster nicht zu übertreffen. Ein riesengroßes höllisches Wildschwein, mit gigantischen Zähnen und einem Fell aus scharfen Messern, dann ein riesengroßer Uncle der immer seine Formen änderte, Mal war er groß und dick, mal war er klein und dünn, und zu guter Letzt ein Papa Uli dessen Gesicht aus einer höllischen Dämonenfratze bestand und ihn die ganze Zeit beschimpfte. „HINFORT KREATUREN BELIARS!!“ Saraliel nahm den Kampf auf. Er würde nicht sterben. Noch nicht! Nicht hier!
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Ulrich glaubte zunächst an einen der normalen Aussetzer von Sararliel, wahrscheinlich hatte er sich wieder mal über etwas geärgert oder irgendwas falsch verstanden. Bislang half gutes Zureden um den Hünen zur Vernunft zu bringen, genau das hatte Ulrich im Sinn als er langsam auf den auf den wütend aussehenden Riesen zuging. „Nun beruhige dich, sag mir was los ist, dann klären wir das Ganze in Ruhe“ sagte der Ritter mit sonorer Stimme, die Reaktion seines Gegenübers ganz anders als erwartet. „Du bist der schlimmste von allen“ brüllte Saraliel und griff an, „deshalb musst du zuerst sterben“, schon folgte ein schwerer Hieb, dem Ulrich nur ausweichen konnte, weil er sein Schwert noch nicht in der Hand hielt. „Der Kerl ist nicht bei Sinnen, ich bereite dem ein Ende“ rief Uncle und kam wie eine Furie angestürmt, im letzten Moment konnte sich der Ritter in den Weg stellen, dabei lenkte er den nächsten Hieb des Hünen zur Seite ab. „Lasst mich nur machen, besorgt ihr was womit man den außer Gefecht setzen kann“, „wie du meinst“, „komm her du Dämon, dich mache ich fertig“. Nun galt es Sarlaliel zu beschäftigen ohne ihm dabei Schaden zuzufügen, Ulrich tänzelte zwischen den Stühlen herum um seinen Gegner zu verwirren. Einer nach dem anderen wurde Opfer der wütenden Attacken des Hünen, er verarbeitete alles zu Kleinholz was ihm im Wege war. Auch die Anrichte, hinter der Ulrich sprang weil sie eigentlich einen stabilen Eindruck machte hielt nur drei Hiebe lang stand, danach konnte man nicht wirklich mehr erkennen, welch elegantes Möbelstück der Haufen Bretter einst war. Saraliel zeigte nicht wie erhofft nach kurzer Zeit die ersten Ermüdungserscheinungen, unverdrossen schlug er wild um sich.
Der Ritter wählte nun eine andere Taktik, jedes Mal wenn der Hüne im zu nahe kam parierte er einige Schläge und lief dann quer durch den Speisesaal. So ging das einige Male, bis Uncle und Ronsen zurückkehrten, irgendwo her hatten die Beiden ein Netz aufgetrieben das sie nun auseinander breiteten. „Attacke“ brüllte Ulrich um Saraliel zu verwirren, dann griff er den Hünen mit schnellen Hieben an, der Plan funktionierte, vor Schreck wich der Riese einige Schritte zurück. „Jetzt“ rief Jemand, dann ging alles sehr schnell, als Saraliel sich kurz umschaute woher dich Stimme kam, hatte Ulrich die Gelegenheit den Hünen zu entwaffnen. Dann fiel auch schon das Netz über den Tobsüchtigen, schreiend und um sich schlagend verfing er sich darin, Uncle erledigte mit einem Seil den Rest, am Ende lag ein sorgsam verschnürtes Packet am Boden. Ronsen sorgte mit einem kräftigen Kinnhaken dafür das Saraliel endlich Ruhe gab.
„Was mag wohl in den gefahren sein?“ brummte der Ritter und steckte seine Waffe zurück, „der ist einfach nur durchgedreht“ meldete sich Schattengreif der sich kluger Weise aus der Sache rausgehalten hatte. „Das glaube ich irgendwie nicht, der ist zwar manchmal was komisch, aber eigentlich nicht aggressiv, der hat sogar mal einen Ork laufen lassen weil er Mitleid mit ihm hatte, also so habe ich den noch nicht erlebt“ erklärte Ulrich. „Vielleicht hat dem einer was ins Essen getan“ meinte Ronsen scherzhaft, „du wirst lachen, daran habe ich auch schon gedacht“ ergriff Uncle das Wort und fuhr fort „mir war der Graf von Anfang an suspekt, der führt was im Schiilde, so wie die Sache aussieht nichts Gutes“. „Männer, wir müssen auf der Hut sein, Niemand rührt mehr die Speisen und Getränke des Grafen an, sicher ist sicher..., im Augenblick können wir nicht viel ausrichten, haut euch aufs Ohr, Morgen sehen wir weiter“.
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Was war das nur für eine seltsame Geschichte, in die er da hineingeraten war? Schattengreif lag rücklings auf dem daunenweichen Himmelbett und starrte mit zusammengekniffenen Augen Löcher in die Luft. Der gestrige Tag war zum Höhepunkt der merkwürdigen Ereignisse auf der Burg des Grafen ausgeartet. Dem Verschwinden Tarnums war das vollkommen unerklärliche Durchdrehen von Saraliel gefolgt, das Schattengreif gerade noch so mitbekommen hatte. Er hatte dem Mahl nicht beigewohnt, sondern war, gleich nachdem das Essen aufgetragen worden war, den mysteriösen Dienern gefolgt, die sich so abgehackt bewegten. Stirnrunzelnd versuchte er, sich die Geschehnisse noch einmal genau ins Gedächtnis zu rufen.
Er wollte die Diener nach Tarnum befragen und rief ihnen hinterher, aber als keine Reaktion folgte, rannte er zu dem letzten und fragte ihn direkt, während er sich mühte, Schritt zu halten. Da dieser noch immer nicht auf seine Fragen antwortete, schlug er ihm auf die Schulter, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es war, als hätte er auf Stein geschlagen. Ungläubig blieb er stehen und betrachtete seine gerötete Hand, und als er wieder den Blick hob, war er alleine. Mit der Absicht, seinen Gefährten davon zu erzählen, stürmte er zurück in den Saal, wo er eben noch mit ansehen konnte, wie der Hüne von den restlichen Gardisten überwältigt und gefesselt wurde. Verrückte Welt.
Schattengreif war wohl zu tief in seinen Gedanken versunken gewesen, denn der Schlaf musste ihn überwältigt haben, während er noch still vor sich hin gegrübelt hatte. Er war tatsächlich eingenickt.
"Mist!", fluchte er leise. Er hatte sich geschworen, nicht einzuschlafen, solange er auf der Insel weilte. Hier musste man auf der Hut sein. Immer.
Nach einigen quälend langen Augenblicken wuchtete sich der Waffenknecht aus dem Bett und schlurfte aus seinem Zimmer. Er ging zu dem Raum, in dem sie den verschnürten Saraliel untergebracht hatten. Auch die anderen Gardisten hatte es hierher getrieben, denn sie standen im Halbkreis um den Riesen und schienen gerade einen Entschluss zu fassen.
Uncle nickte, und das war wohl die Entscheidung. Offenbar waren sie zu dem Ergebnis gekommen, dass Saraliel wieder zu sich gekommen war. Er tobte nicht mehr gegen das Netz und sie hatten sich scheinbar mit ihm unterhalten.
"Schneidet ihn frei."
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