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Gesellschaftliches Vorsorgeprinzip - Warum fällt uns das so schwer?
Unsere (bzw jede) Gesellschaft hat viele Verantwortungen zu tragen, mal größer und mal kleiner. In vielen Fällen kommt die Gesellschaft den Verantwortungen nach, in anderen Fällen passiert gar nichts oder erst dann etwas, wenn es bereits zu spät ist. Eines meiner Lieblingsbeispiele sind Bahnübergänge. Jedes Jahr sterben 50 Menschen, da die Bahn weder über- noch unterführt wird, sowie der deshalb bestehende Bahnübergang keine Sicherung (Schranken) besitzt. Das Problem ist bekannt, die Lösung kommt aber erst wenn es am jeweiligen Bahnübergang zu Toten kam oder teilweise auch dann nicht. In dem Video (~5:30 min) sind sogar schon 7 Todesunfälle über die Jahre an einem einzigen Bahnübergang geschehen und er wird dennoch nicht gesichert.
Es soll aber nicht um Bahnübergänge gehen, sondern allgemein um solche Vorsorgeprinzipien. Das geht im großen weiter z.B. beim Klimaschutz, aber genauso im Kleinen bei persönlichen Nichteinhaltung von freiwilligem Tempo 30 an Schulen etc.... und natürlich alles mögliche dazwischen. Warum fällt das so schwer?
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Das mit den Bahnübergängen ohne Schranken verstehe ich selbst nicht. Ich kenne einige solcher Übergänge und die sind oft schlecht einsehbar, sodass man im Grunde nichts anderes machen kann als wirklich langsam an sie heranzufahren (was teilweise schwierig ist, weil ein paar von denen, die ich kenne, in 70er Zonen liegen).
Tempo 30 an Schulen, Kindergärten oder Altenheimen wird hier aber eigentlich immer eingehalten. Klar, man fährt nicht immer Punkt 30, aber halt auch keine 50. Ich bin an solchen Stellen immer besonders achtsam und halte mich bereit zum bremsen, man weiß ja nie.
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Da kann ich nur spekulieren. Das wird eine Sammlung verschiedenster Faktoren sein. Ich schätze, dass solche Sicherungsmaßnahmen einfach als unnötiger Kostenfaktor eingeschätzt werden. Und das meine ich nicht mal nur aus unternehmerischer Sicht. Im privaten geht man ja auch immer mal wieder Risiken ein je nach Persönlichkeit/Erfahrungen.
Wahrscheinlich spielt da auch die menschliche Arroganz mit rein. Wird schon nicht so schlimm sein, darum kann man sich auch später noch kümmern, was interessierts mich, was in 20 Jahren passiert? Vielleicht ist auch Unwissenheit ein Faktor. Der Dunning-Kruger'sche Effekt, dass man selber eigentlich keine Ahnung von einem Thema hat, sich aber einredet, irgendwas zu melden zu haben, weil es einfach an Selbstreflexion fehlt.
Und letztlich wird das zwischenmenschliche ausgeblendet. Ich glaube nicht, dass sich wirklich ernsthaft jemand Sorgen über überfahrene Menschen an Bahnschranken macht. Weder in der Bevölkerung, noch im Unternehmen. Tragisch ist es immer, aber gleichzeitig auch zynisch. Denn wir akzeptieren ja auch übermüdete LKW-Fahrer auf den Autobahnen damit wir unsere Erdbeeren im Winter futtern oder alle zwei, drei Jahre ein neues Smartphone haben können
"Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"
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 Zitat von Heinz-Fiction
Da kann ich nur spekulieren.
Ist auch teilweise der Sinn des Threads. 
Vielleicht ist auch Unwissenheit ein Faktor.
Ich sags mal so, Unwissenheit kann man bis zu einem gewissen Punkt tolerieren. Wenn man die Probleme nicht vorhersehen konnte (bzw man das Problem unterschätzt hat) ist das die eine Sache. Aber mir geht es gerade darum, wieso nicht gehandelt wird, wenn man von der Problematik wusste, bzw es hätte wissen müssen, wenn man ernsthaft darüber nachdenken würde. Man darf nicht vergessen, in der Regel sind das auch gemeinschaftliche Entscheidungen und keine Einzelentscheidung (gibt Ausnahmen wie das freiwillige Tempo 30 etc).
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Unsere Gesellschaft ist darauf ausgelegt, möglichst jung und erfolgreich zu sein um möglichst viel zu konsumieren ohne groß nachzudenken. Vorsoge ist ein Teil von sozialer Kompetenz z.b. wie man sich um Kinder, Kranke und Alte kümmert und das ist hier extrem schlecht und offenbar unerwünscht.
Das so viele Menschen an Bahnübergängen umkommen hätte ich nicht gedacht. Es gibt auch Abbiege Systeme für LKW´s um Fußgänger und Radfahrer im toten Winkel zu erkennen aber das wird nicht verordnet weil zu teuer...
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 Zitat von Zaphod Beeblebrox
Es gibt auch Abbiege Systeme für LKW´s um Fußgänger und Radfahrer im toten Winkel zu erkennen aber das wird nicht verordnet weil zu teuer...
Wurde das nicht vor wenigen Jahren gesetzlich verankert? Es kann auch sein, dass ich gerade was verwechsle, da ich den Anfang einer Umrüstung bei einer Firma miterlebt habe. Vor über 10 Jahren hätte mich ein LKW auch beinah überfahren - zumindest aus Sicht des Fahrers (ich habe vorsorglich Abstand gehalten und war deshalb noch diagonal hinter dem LKW), also kenne ich diese Problematik auch sehr gut. Im Straßenverkehr habe ich auch schon einiges erlebt und erzählt bekommen. Ein LKW-Fahrer hat z.B. mal eine alte Frau rückwärts überfahren (tot), trotz große Seitenspiegel, trotz Rückfahrkamera, trotz Schallsignal. Die Schuld lag dennoch beim Fahrer, weil er den beifahrenden Mitarbeiter nicht fürs Rückwärtsfahren hinter geschickt hatte.
Ansonsten interessante These.
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 Zitat von Xarthor
Wurde das nicht vor wenigen Jahren gesetzlich verankert? Es kann auch sein, dass ich gerade was verwechsle, da ich den Anfang einer Umrüstung bei einer Firma miterlebt habe. Vor über 10 Jahren hätte mich ein LKW auch beinah überfahren - zumindest aus Sicht des Fahrers (ich habe vorsorglich Abstand gehalten und war deshalb noch diagonal hinter dem LKW), also kenne ich diese Problematik auch sehr gut. Im Straßenverkehr habe ich auch schon einiges erlebt und erzählt bekommen. Ein LKW-Fahrer hat z.B. mal eine alte Frau rückwärts überfahren (tot), trotz große Seitenspiegel, trotz Rückfahrkamera, trotz Schallsignal. Die Schuld lag dennoch beim Fahrer, weil er den beifahrenden Mitarbeiter nicht fürs Rückwärtsfahren hinter geschickt hatte.
Ansonsten interessante These. 
Soweit mir bekannt nur für neue LKW´s und Busse. Für die alten gibt es Förderung.
Wäre unsere Gesellschaft z.b. Kinderfreundlicher würde sich einiges ändern...
Gäbe es ausreichen Kitaplätze und "vernünftige" Schulen mit demzufolge attraktiven Berufen, ausreichend Wohnraum für Familien würde sich das sehr positiv auswirken.
Dann gäbe es auch einen großen Druck auf Politiker für z.b. mehr Spielplätze statt Parkplätzen, mehr Verkehrsberuhigte Zonen, mehr junge Menschen die sich ausbilden lassen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken, mehr Geld in der Rentenkasse, mehr Ideen von jungen Menschen usw usf...
Ich war kürzlich wieder in Finnland und hatte darüber ein sehr interessantes Gespräch mit meinem finnische Freund.
Wenn in Deutschland ein Mann Elternzeit nimmt ist das meist ein Karriere Knick. Wenn das in Finnland ein Mann macht, sagt sich die Firma, das er soziale Kompetenz besitzt und das ist positiv dadurch erhöhen sich seine Berufschancen wer sich nämlich um seine Kinder kümmert, der kümmert sich auch um seine Mitarbeiter...
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Kosten. Ganz einfach. Die zuständigen Stellen sehen immer nur die Kosten von solch lebensrettenden Dingen und gehen davon aus, dass schon nichts passieren wird.
Und wenn doch was passiert, ist das ein bedauerlicher Einzelfall und vielleicht wird dann gehandelt. Aber nur vielleicht.
Ich kenne selbst ein solches Beispiel.
Zwischen meinem Heimatort und dem nächsten Dorf erstreckt sich eine 3 km lange Bundesstraße. Von Ortsschild zu Ortsschild keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Mittendrin kreuzt ein Fahrradweg. Im Jahr 2006 ( kann mich noch gut daran erinnern, es geschah ein paar Tage vor meinem Schulabschluss) fuhr ein etwa 11 Jahre älter Junge ohne anzuhalten auf die Fahrbahn und wurde von einem Transporter erfasst. Er hat nicht überlebt. ( An exakt der selben Stelle hatte ich ein Jahr später einen Motorradunfall in meiner ersten Fahrstunde).
Der Fahrer des Transporters konnte den Fahrradweg nicht einsehen, weil ein PKW am Rand stand und die Sicht verdeckte.
Erst nach diesem Unfall wurde die Fläche wo der PKW stand gesperrt, also mit Linien und einer Barke versehen. Auf der anderen Seite wurden solche Laufgitter aufgestellt, durch die man sich durchschlängeln muss, kennt ihr bestimmt. Der Witz ist, diese Laufgitter gibt es nur auf einer Strassenseite, auf der anderen nicht, da dort der Fahrradweg vom örtlichen Bauern als Zufahrtswege genutzt wird. Das Gitter auf der anderen Seite wird aber schon lange einfach ignoriert, es lässt sich ganz leicht auf der linken Seite umfahren. Ist übrigens bei allen solchen Hindernissen der Fall, zumindest bei denen die ich kenne.
Jedenfalls existierte der Fahrradweg schon länger und die Gefährlichkeit dieses Überganges war lange bekannt, da dort viele Autofahrer mit extrem überhöhten Geschwindigkeiten unterwegs sind.
Gehandelt wurde aber erst nach dem ersten tödlichen Unfall.
Aberwitzig ist allerdings die Tatsache, dass es 16 Jahre gedauert hat, am Übergang die Geschwindigkeit auf 70 kmh zu begrenzen. Das ist erst letztes Jahr passiert.
Und ich kenne noch mehr solcher potentiellen Unfallorte in der Umgebung.
Steam: UnrealPaladin - Playstation: Sturmsense91
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Ich denke da spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum einen natürlich der Kapitalismus. Jede Investition, die für ein Unternehmen Geld kostet muss sich irgendwo wieder lohnen, weil man ja ständig Gewinn machen will. Bei den Bahnübergängen bspw. wartet man wahrscheinlich einfach darauf bis man sie gezwungenermaßen einbauen muss und nimmt bis dahin alle möglichen Unfälle in Kauf. Selbiges sieht man ja auch bei Debatten um den Klimawandel. Man könnte theoretisch Unmengen an Geld zusammen nehmen und weitreichende Veränderungen machen. Da aber die meisten Staaten an den Markt gebunden sind wird immer ökonomisch gedacht anstatt an andere Menschen oder die Umwelt vorzuziehen. Der Wirtschaft ist im Grunde das Leid des einzelnen völlig egal. Deshalb freut sich die Rüstungsindustrie über Krieg, weil man dann noch mal extra Geld machen kann.
Alles auf den Kapitalismus zu schieben ist aber mMn auch nicht richtig. Ich glaube es gibt auch einige grundlegendere Dinge, die das gesellschaftliche Vorsorgeprinzip an ihre Grenzen bringt. Nämlich Individualismus und (mangelnde) Empathie. So hart es sich anhört: im Grunde ist es für den Einzelnen völlig egal ob irgendwo ein Mensch den man nicht kennt stirbt. Es betrifft uns überhaupt nicht. Vielleicht ist man für 5 Minuten mal geschockt oder traurig wenn man darüber liest, aber danach ist das auch schon wieder vergessen und dann schaut man sich Abends einen Action Film an wo hunderte Menschen fiktiv in Stücke gerissen werden und findet das geil. Die meisten denken halt nur an sich und Bekannten und wenn man sich mal richtige Sorgen über das Wohl von völlig Fremden macht, dann hat das auch seine willkürlichen Grenzen die bei jedem anders sind
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Ich glaube die Antwort ist kurz und einfach : Geld, Moneten, Zasta, Kohle. Wir haben nie Geld für Dinge die wir wirklich brauchen, aber für einen Scheiß den wir nicht brauchen ist immer Geld da.
DIESE SPOILER NICHT LESEN!
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Die Kostendiskussion im Sinne von Kosten = Geld, halte ich für nachrangig für das Thema. Wir haben die letzten Jahre das Thema gesellschaftliche Vorsorge Mikro/Makro weltweit durchexerziert, tun wir eigentlich noch, auch wenn wir von unseren Verwaltungsstrukturen dazu nicht mehr angestoßen werden.
Die Punkte für Coronamaßnahmen waren klar in Richtung Gesellschaftliche Vorsorge argumentiert -> das sind die Folgen von Corona für unsere Gesellschaft, denen wir vorsorgen wollen:
- wir müssen vermeiden, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt und kollabiert
- wir wollen Übersterblichkeit in Risikogruppen entgegenwirken
- das sind die Dinge, die wir dafür tun können -> also halten wir einander an, diese Dinge zu tun
Auf der Gegenseite stand persönliche Freiheit, die darauf bestand, diese Dinge nicht umzusetzen, vorrangig aus Nichtwollen und vor dem Argument: "Ich bin für mich selbst verantwortlich und ich bin bereit dieses Risiko (das ich evt. gar nicht anerkenne) für mich einzugehen. Es spielt für mich keine Rolle, ob diese Entscheidung für mich, Einfluss auf andere (und die Gesellschaft) hat."
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Kapitalismus/Geld mag tatsächlich in vielen Fällen die (oder eine) Ursache sein, aber ich finde es wichtig zu betonen, wie OuterHaven schrieb, dass es nicht nur daran liegt. Bei den Bahnübergängen ist nicht die Bahn, sondern meines Wissens nach die jeweilige Kommune verantwortlich. Natürlich ist das für die auch Geld, aber staatliche Stellen haushalten Geld sowieso etwas anders und haben Pflichten, die über dem Geld stehen (sollten). Im Video aus dem EP wurde bei dem einen Bahnübergang auch gesagt, dass eine Überführung (Brücke über Straße) nicht in Frage kommt, weil ein Privateigentümer seine Hecke nicht versetzen möchte und die anderen Anwohner wollten keine Schrankenanlage (vermutlich, weil sie ihnen Zeit kostet, wenn ein Zug kommt). Das hat in dem Fall also gar nichts mit Geld zu tun, denn die Kommune war bereit einen Bahndamm zu bauen (teurer als Schranken).
Wir können auch mal in eine ganz andere Ecke schauen: bestimmte Überwachungsgesetze oder -maßnahmen, egal ob digital oder im öffentlichen Raum. Einige wirken sich negativ auf Demokratie oder Problemregionen aus und kosten einen Haufen Batzen Geld. Hier argumentiert man mit der Vorsorge, aber in Wahrheit zerstört man existierende und funktionierende Vorsorgestrukturen anstatt diese zu stärken. Man kann z.B. einen "Drogenbahnhof" videoüberwachen und dafür "vorsorgen", dass dort keine Drogendeals mehr stattfinden. Das kostet Geld und sorgt eher dafür, dass sich die Deals in die umliegenden Wohngegend ausbreiten und die Arbeit von Hilfsorganisationen (Suchtstellen, Streetworker usw) sowie Polizeiarbeiten (Stellen sind schwieriger auffindbar, wo gedealt und konsumiert wird) erschweren. Für bessere Vorsorge hätte man das selbe Geld auch in weitere Mitarbeitende für Polizei oder Vereine stecken können oder gänzlich andersweitig nutzen können.
Übrigens gibt es auch in der Wirtschaft völlig ineffiziente Strukturen, die zwar nichts mit Vorsorge zu tun haben, aber eigentlich unnötig viel Geld verschlingen. Wenn es wirklich nur ums Geld gehen würde, würde man auch solche Strukturen abbauen, was teilweise nicht geschieht. Warum spart man lieber bei der Vorsorge, wenn es keine gesetzliche Regelung gibt (teilweise werden die sogar gebrochen) anstatt bei ineffizienten Strukturen anzufangen? Ich glaube es ist auch viel Willkür und eigene Interessen bei dem Thema dabei.
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 Zitat von Xarthor
Unsere (bzw jede) Gesellschaft hat viele Verantwortungen zu tragen, mal größer und mal kleiner. In vielen Fällen kommt die Gesellschaft den Verantwortungen nach, in anderen Fällen passiert gar nichts oder erst dann etwas, wenn es bereits zu spät ist. Eines meiner Lieblingsbeispiele sind Bahnübergänge. Jedes Jahr sterben 50 Menschen, da die Bahn weder über- noch unterführt wird, sowie der deshalb bestehende Bahnübergang keine Sicherung (Schranken) besitzt. Das Problem ist bekannt, die Lösung kommt aber erst wenn es am jeweiligen Bahnübergang zu Toten kam oder teilweise auch dann nicht. In dem Video (~5:30 min) sind sogar schon 7 Todesunfälle über die Jahre an einem einzigen Bahnübergang geschehen und er wird dennoch nicht gesichert.
Es soll aber nicht um Bahnübergänge gehen, sondern allgemein um solche Vorsorgeprinzipien. Das geht im großen weiter z.B. beim Klimaschutz, aber genauso im Kleinen bei persönlichen Nichteinhaltung von freiwilligem Tempo 30 an Schulen etc.... und natürlich alles mögliche dazwischen. Warum fällt das so schwer?
Nicht technisch gesichert bzw. unbeschrankt meinst du wahrscheinlich. Laut http://www.tf-ausbildung.de/BahnInfo...gsartenbue.htm gibt es keine ungesicherten Bahnübergänge. Das Andreaskreuz ist die billigste Absicherung, allerdings für viele wirkungslos, weil sich falsch verhalten wird. Zum Beispiel Kolonne, die nachfolgenden Fahrzeuge verlassen sich auf den vorderen Fahrer, der sich korrekt an die Schiene herangetastet hatte.. Will sagen, oft ist es auch falsches Verhalten der Verkehrsteilnehmer, die Fahrschule liegt schon Jahrzehnte zurück, der Gedanke "1000 mal ist nichts passiert, warum spare ich mir gerade heute mal die 5 Sekunden Mehraufwand nicht mal", oder so weiter. Das Andreaskreuz ist ein Vorfahrt achten Schild, die Bahn hat immer Vorfahrt.
Korrekt ist nicht-technisch gesichert. Welche Art der Sicherung angewandt werden muss oder darf, richtet sich nach der Stärke des Straßenverkehrs und der Art der Eisenbahnstrecke, ob Haupt- oder Nebenbahn, ein- oder mehrgleisige Strecke, Fußweg, Radweg, Waldweg oder Privatweg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahn%C...sche_Sicherung
Was will ich damit sagen: Das Leben ist riskant. Wir machen ständig eine Risiko-zu-Nutzen-Abwägung. Wenn ich keine Kinder habe, warum soll mein Haus dann 300 Jahre halten? Wenn gerade ein Jahrhunderthochwasser stattgefunden hat, dann kann ich mein Haus ruhig dichter an die Ahr bauen, ich habe noch eine schöne Aussicht als Rentner und die nächste Sintflut ist wahrscheinlich erst nach mir. Als frischgewählter Bundesgesundheitsminister, warum für eine Pandemie vorsorgen, die eh nur alle 100 Jahre eintrifft? Würde ich sowas teures veranstalten, würde ich ja nach meiner Legislaturperiode nicht wiedergewählt werden. Oder Asteroidenabwehr, wozu, wenn sowas nur alle 10 Mio. Jahre passiert? Bauen wir doch noch 10 neue AKWs, der nächste Supergau dürfte laut Statistik nicht mehr zu unseren Lebzeiten passieren und die Zwischenlagerstätten werden die Zeit auch noch dicht halten. Usw. und so fort.. Vieles hängt an unserer Kurzlebigkeit oder auch an kurzlebigen Prozessen wie z.B. 4 Jahren Legislaturperiode und ständiger Risikobeurteilungen, bewusst oder auch unterbewusst.
Uns fehlt das Schwarmbewusstsein und der Sinn für die Ewigkeit.
Geändert von DWS (12.04.2023 um 11:52 Uhr)
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 Zitat von Xarthor
Unsere (bzw jede) Gesellschaft hat viele Verantwortungen zu tragen, mal größer und mal kleiner. In vielen Fällen kommt die Gesellschaft den Verantwortungen nach, in anderen Fällen passiert gar nichts oder erst dann etwas, wenn es bereits zu spät ist. Eines meiner Lieblingsbeispiele sind Bahnübergänge. Jedes Jahr sterben 50 Menschen, da die Bahn weder über- noch unterführt wird, sowie der deshalb bestehende Bahnübergang keine Sicherung (Schranken) besitzt. Das Problem ist bekannt, die Lösung kommt aber erst wenn es am jeweiligen Bahnübergang zu Toten kam oder teilweise auch dann nicht. In dem Video (~5:30 min) sind sogar schon 7 Todesunfälle über die Jahre an einem einzigen Bahnübergang geschehen und er wird dennoch nicht gesichert.
Es läuft. Es dauert halt nur "etwas". Es gibt sehr viele davon und es werden jedes Jahr etliche umgebaut. Viele sind sehr aufwändige Projekte.
Es gibt Priorisierungen dazu. Und natürlich ein Gesetz. Das Eisenbahnkreuzungsgesetz.
"Gesetz über Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen (Eisenbahnkreuzungsgesetz)
§ 2
(1) Neue Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen, die nach der Beschaffenheit ihrer Fahrbahn geeignet und dazu bestimmt sind, einen allgemeinen Kraftfahrzeugverkehr aufzunehmen, sind als Überführungen herzustellen.
(2) In Einzelfällen, insbesondere bei schwachem Verkehr, kann die Anordnungsbehörde Ausnahmen zulassen. Dabei kann angeordnet werden, welche Sicherungsmaßnahmen an der Kreuzung mindestens zu treffen sind.
(3) Eine Kreuzung im Sinne des Absatzes 1 ist neu, wenn einer der beiden Verkehrswege oder beide Verkehrswege neu angelegt werden."
und § 3
"Wenn und soweit es die Sicherheit oder die Abwicklung des Verkehrs unter Berücksichtigung der übersehbaren Verkehrsentwicklung erfordert, sind nach Maßgabe der Vereinbarung der Beteiligten (§ 5) oder der Anordnung im Kreuzungsrechtsverfahren (§§ 6 und 7) Kreuzungen
1.
zu beseitigen oder
2.
durch Baumaßnahmen, die den Verkehr an der Kreuzung vermindern, zu entlasten oder
3.
durch den Bau von Überführungen, durch die Einrichtung technischer Sicherungen, insbesondere von Schranken oder Lichtsignalen, durch die Herstellung von Sichtflächen an Bahnübergängen, die nicht technisch gesichert sind, oder in sonstiger Weise zu ändern."
Es soll aber nicht um Bahnübergänge gehen, sondern allgemein um solche Vorsorgeprinzipien. Das geht im großen weiter z.B. beim Klimaschutz, aber genauso im Kleinen bei persönlichen Nichteinhaltung von freiwilligem Tempo 30 an Schulen etc.... und natürlich alles mögliche dazwischen. Warum fällt das so schwer?
Weil es in den seltensten Fällen einheitliche Lösungen für alles gibt. Was hier gut ist, kann da mit Kanonen auf Spatzen sein. Wie immer gibt es sehr viele Interessen.
Das alles unter einem Hut zu bringen, ist schwer und anstrengend und ja, es kostet womöglich auch. Warum soll dieses wichtiger als jenes sein? Warum nicht erst sich um das kümmern und dann um dies?
Im verkehrlichen kann ich sagen, dass wenn es irgendwo Unfallhäufungen gibt, wird da genauer hingeschaut und nach Möglichkeiten gesucht,
die Gefahr zu reduzieren. Wir haben dafür z.B. Fünfjahreskarten für Unfallhäufungen.
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 Zitat von Stiller Leser
Im verkehrlichen kann ich sagen, dass wenn es irgendwo Unfallhäufungen gibt, wird da genauer hingeschaut und nach Möglichkeiten gesucht,
die Gefahr zu reduzieren. Wir haben dafür z.B. Fünfjahreskarten für Unfallhäufungen.
Ich habe mal einen Bericht gesehen (leider Ortschaft vergessen), da wurde eine Ampel angelegt, die wie ein Kreisverkehr designt wurde - aber kein Kreisverkehr ist. Schon im Vorfeld war klar, dass das eine blöde Idee ist, im Nachhinein stellt man eine hohe Anzahl an Unfällen tatsächlich fest. Das Vorsorgeprinzip ist doch gerade dazu gedacht solche Fehler im Vorfeld zu vermeiden, besonders wenn es Hinweise dazu gibt, dass es nicht gut laufen wird. Die "Fünfjahreskarten" sind doch nichts weiter als eine Nachsorge, falls die Vorsorge versagt hat. Aber scheinbar verlässt man sich oft zu viel darauf ... nahezu so, als müsste man das ganze System irgendwie auf Kante nähen. Genau dieses Denken/Handeln steht hier in der Kritik.
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Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Leute einfach nicht richtig gucken und/oder keine Schilder lesen können.
In Hameln gibt es die B1 in Richtung Hildesheim (die befahre ich alle 2 Wochen), da wurde vor einiger Zeit eine Umgehungsstraße gebaut, was dazu führte, dass aus einer geraden Strecke eine T-Kreuzung wurde, bei der ein Abschnitt als abknickende Vorfahrtsstraße markiert wurde. Diese Stelle war zu Beginn häufig ein Unfallherd und die Leuten beschwerten sich, statt einfach mal auf die Beschilderung zu achten (was sie ja sonst auch tun (müssten)).
Es liegt also nicht immer an der Stadt, dem Kreis oder sonstwen, sondern an den zu dummen Autofahrern, die nicht auf die Beschilderungen achten.
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 Zitat von Defc
Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Leute einfach nicht richtig gucken und/oder keine Schilder lesen können.
In Hameln gibt es die B1 in Richtung Hildesheim (die befahre ich alle 2 Wochen), da wurde vor einiger Zeit eine Umgehungsstraße gebaut, was dazu führte, dass aus einer geraden Strecke eine T-Kreuzung wurde, bei der ein Abschnitt als abknickende Vorfahrtsstraße markiert wurde. Diese Stelle war zu Beginn häufig ein Unfallherd und die Leuten beschwerten sich, statt einfach mal auf die Beschilderung zu achten (was sie ja sonst auch tun (müssten)).
Es liegt also nicht immer an der Stadt, dem Kreis oder sonstwen, sondern an den zu dummen Autofahrern, die nicht auf die Beschilderungen achten.
Es reicht leider nicht zu sagen "Achtet halt auf die Beschilderung". Das wird aus verschiedensten Gründen nie funktionieren, weil diese Gründe stets menschlich sind und das kann man nur unzureichend beeinflussen. Also braucht es entsprechende andere Maßnahmen, wie eben Beschrankung
"Taucht ein in die Schönheit der deutschen Sprache. Ich tue das. Für mich sind Anglizismen ein No-Go"
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 Zitat von Xarthor
Ich habe mal einen Bericht gesehen (leider Ortschaft vergessen), da wurde eine Ampel angelegt, die wie ein Kreisverkehr designt wurde - aber kein Kreisverkehr ist. Schon im Vorfeld war klar, dass das eine blöde Idee ist, im Nachhinein stellt man eine hohe Anzahl an Unfällen tatsächlich fest. Das Vorsorgeprinzip ist doch gerade dazu gedacht solche Fehler im Vorfeld zu vermeiden, besonders wenn es Hinweise dazu gibt, dass es nicht gut laufen wird. Die "Fünfjahreskarten" sind doch nichts weiter als eine Nachsorge, falls die Vorsorge versagt hat. Aber scheinbar verlässt man sich oft zu viel darauf ... nahezu so, als müsste man das ganze System irgendwie auf Kante nähen. Genau dieses Denken/Handeln steht hier in der Kritik.
Ja, Ampel und Kreisel, dass muss schon ein hochbelasteter Kreisel sein. Ein Kreisel ist oft eine gute Lösung. Aber keine gute Lösung, wenn starker Verkehr nur auf zwei Ästen
vorhanden ist. Für die anderen Äste gibt es kaum ein reinkommen.
Ich weiß nicht, was der Grund dafür war, den Kreisel so aufzubauen. Leider gibt es auch da zu oft andere Interessen, wie sich z.B. ein Denkmal bauen, von wem auch immer.
Das darf dann im Nachhinein ausgebügelt werden.
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 Zitat von Heinz-Fiction
Es reicht leider nicht zu sagen "Achtet halt auf die Beschilderung". Das wird aus verschiedensten Gründen nie funktionieren, weil diese Gründe stets menschlich sind und das kann man nur unzureichend beeinflussen. Also braucht es entsprechende andere Maßnahmen, wie eben Beschrankung
Das kann man dann ja aber auch bei allen anderen Regeln und Gesetzen sagen. Es liegt halt auch in der Pflicht des Einzelnen die Regeln und Gesetze zu achten. Im Fall von Bahnübergängen haben wir halt eine einfache Lösung wie Schranken, die man mMn auch ruhig an jedem Übergang anbringen sollte, aber theoretisch sollte das achten der Beschilderung, bzw. Ampeln ausreichen müssen damit Leute nicht vom Zug erfasst werden. Lernt man ja auch in der Fahrschule
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 Zitat von OuterHaven
Das kann man dann ja aber auch bei allen anderen Regeln und Gesetzen sagen. Es liegt halt auch in der Pflicht des Einzelnen die Regeln und Gesetze zu achten. Im Fall von Bahnübergängen haben wir halt eine einfache Lösung wie Schranken, die man mMn auch ruhig an jedem Übergang anbringen sollte, aber theoretisch sollte das achten der Beschilderung, bzw. Ampeln ausreichen müssen damit Leute nicht vom Zug erfasst werden. Lernt man ja auch in der Fahrschule
Bei anderen Regeln und Gesetzen wird man bei Nichtbeachtung aber nicht direkt von nem Zug überrollt :^)
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