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Sentinel
04.01.2008, 01:28
Ohne Worte (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=5215910&#post5215910). Ok, doch ein paar wenige: Nach dem Lesen weitere Beiträge von Humm und Buck suchen! Wobei es schwer werden dürfte, einen genialen wie den hier zu finden.
"Humm!", rief Buck mit vor Schmerzen verzerrter Miene, "Humm, Humm, Humm!"
"Wir sind ja gleich da!", gab Humm keuchend zurück. "Du musst durchhalten!"
Häuserschluchten und Gesichter, die den Ernst der Lage noch nicht begreifen konnten, flogen an ihnen vorbei.
"Humm!", rief Buck erneut. Er schien die Schmerzen kaum noch auszuhalten. "Ich kann nicht mehr. Du musst mich zurücklassen."
"Buck!", schrie Humm, "Wir sind gleich da! Du kannst nicht aufgeben - nicht so kurz vorm Ziel!"
"Du musst alleine weitergehen", stöhnte Buck, als er zusammenbrach. "Es war schön mit dir, Bruder. Wenn du meine Frau triffst, sag ihr . . . "Hallo"."
"Naaaaaaaaaaaaaiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!", rief Humm, fiel neben Buck auf die Knie und streckte die Hände gen Himmel, während um ihn herum Schrapnelle niedergingen.
Eigentlich handelte es sich dabei um Kieselsteine, die ein Handwerker über ihnen von seinem Baugerüst schüttete, nachdem er festgestellt hatte, dass er sie eigentlich gar nicht brauchen konnte.
Aber das hätte nicht halb so dramatisch geklungen.
"Naaaaaaaaaaaaaiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!", rief Humm also weiterhin im Schrapnellhagel, "Du kannst mich jetzt doch nicht allein lassen! Wir sind so weit gekommen . . ."
Liebevoll strich er dem treuen Freund eine Haarsträhne aus dem vom Bauschutt mittlerweile ganz grauen Gesicht. Zufällig bog gerade ein Dudelsackspieler um die Ecke, der eine seltsam vertraute Melodie spielte. Zumindest kam sie Humm seltsam vertraut vor - eigentlich logisch, sonst hätte ich es kaum erwähnt.
Egal, jedenfalls fühlte Humm seine Brust zusammen mit der lauter werdenden Musik anschwellen. Fast ohne sein Zutun hob er die geballte Faust gen Himmel und rief:
"Wenn du nicht weiterlaufen kannst, dann werde ich dich halt tragen!"
Sprach's, hievte sich Buck auf den Rücken und lief weiter. In Schlangenlinien. Eigentlich war es eher ein Torkeln. Torkeln in Schlangenlinien. Mit kurzen Verschnaufspausen. Genau.
"Gleich sind wir da", schnaufte Humm, der sich langsam wunderte, ob Buck in der letzten Zeit nicht ein paar leckere Fladenbrote mit Fleischfüllung zuviel verdrückt hatte. Jedenfalls drückte sein Genosse ganz schön aufs Kreuz.
"Gleich . . . nur noch . . . ein paar . . . Schrit- . . . -te . . . !"
"Humm", nuschelte Buck in Humms Ohr, "Ich . . . ich glaube, ich kann ein Licht sehen . . ."
Mühevoll hob Humm den Kopf. Was gar nicht so einfach war, weil Buck ihm im Nacken saß.
"Ich kann es auch sehen, Buck", sagte Humm, wobei er sich durch den Bart strich. "Gleich haben wir es geschafft!"
Und das hatten sie tatsächlich. Mit einem erleichten Seufzer taumelte Buck auf Humm in den Hinterhof der khorisianischen Innoskirche. Nicht minder erleichtert lud Humm seinen Freund ab und sprang mühsam beherrscht auf der Stelle auf und ab. Buck ging es nicht besser: Seine Hände hatten sich über dem Unterleib verkrampft.
"Freeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiihaaaaaaaaaaaaaaaaaaaiiiiiiiiiiiiit!", riefen sie gemeinsam, als sie wie auf Kommando in die Hose griffen (jeder natürlich in seine eigene), was bei Humm gar nicht so einfach war, weil sein Bart fast bis zu den Knien reichte und man sich da schon mal leicht vergreifen konnte. Doch gerade in dem Moment, als sie loslegen wollten, kam Buck eine Idee.
"Haaaaaaaalt!"
"Was denn?!", rief Humm gequält.
"Das ist ein historischer Moment", sagte Buck. "Den sollten wir für die Nachwelt dokumentieren."
"Was willste denn da dokumentieren?", fragte Humm genervt, "Mir platzt hier gleich die Hose!"
Doch Buck hob schlau den Finger.
"Na, wir erfüllen die optimalen Bedingungen, um einen neuen Weltrekord aufzustellen!"
Das leuchtete Humm ein.
"Brilliant!", rief er.
"Dazu müssen wir aber erst die Startvoraussetzungen festhalten."
"Hmmmmmm", machte Humm zusammen mit dem entsprechenden Ritual. "Das waren jeweils . . . zwei Maß Belcher Rülpser . . . öarm . . ."
Das war gar nicht so einfach, wenn man sturzbetrunken war.
". . . und anderthalb Flaschen Schwarzer Blasenfischer."
"Den Tee von Elfriede nicht vergessen", warf Buck ein.
"Und den Tee von Elfriede", nickte Humm, "Kamillentee."
"Zwei-komma-drei Liter", wusste Buck.
"Zwei-komma-drei Liter", bestätigte Humm. "Und dann der Fladen mit leckerer Fleisch- und Gemüsefüllung vom Südländer an der Hafenecke."
"Der ist wichtig", kommentierte Buck, "Wegen den Elektrolyten."
"Genau", bestätigte Humm, "Das hat schon der beste Freund Karl gewusst."
"Selig möge er sein", sagte Buck.
"Hmmm", sagte Humm, "Was meinste, wie weit wir kommen?"
"Bis nach Khorinis", lachte Buck, "Mindestens!"
"Hmmm . . . der letzte Rekord liegt bei 57.974343 Fuß", las Humm die letzte Markierung auf dem Platz. "Von einem gewissen Harald J."
"Uff . . . können die nicht beim metrischen System bleiben? Wer kommt denn auf so nen Scheiß?"
"Naja, war wohl betrunken", meinte Humm schlau.
"Egal, das toppen wir leicht", meinte Buck mit einem kameradschaftlichen Schulterklopfer, durch den Humm fast zu früh losgelegt hätte. "Komm - wir stellen uns einfach mal . . . vier Meter dahinter auf. Dann können wir immer noch weiter weg."
"Das machen wir", stimmte Humm zu.
"Auf die Plätze", sagte Buck an, "Fertig . . . los!"
Mit fachmännischer Präzision und wahnsinniger Geschwindigkeit zogen sie. Humm drückte trotzdem schneller, weil Buck so lange zurückgehalten hatte, dass er Startschwierigkeiten hatte. Zudem hatte Buck irgendwie ohnehin immer leichte Ladehemmungen, wenn er neben anderen Leuten zog. Aber das wusste niemand. Nicht einmal Humm, der sonst alles wusste.
"Huaaaaaaaaaaaaaargh!", machte Humm, ziemlich erleichtert. "Volltreffer! Neuer Rekord!"
Das konnte man wohl sagen. Buck und Humm konnten sich glücklich schätzen, den Abstand vergrößert zu haben, denn der Spritzschaden war enorm.
"Humm?", unterbrach Buck Humms Siegestanz mit leicht quengelnder Stimme.
"Hmm?", machte Humm.
"Ich glaub, ich kann's nicht mehr halten!"
"Abbrechen, abbrechen!", schrie Humm, die Gefahr realisierend.
Doch zu spät.
Was jetzt kam, war gewaltig. Wie eine Sintflut kam es über die Kirchenmauer. Zuerst in leichter Parabel, dann direkt horizontal. Es kam dick und es kam mit Wucht. Grashalme wurden hinfortgerissen, die Mauer begann zu bröckeln. Hoch und runter ging es quer über die ganze Wand, ja, sogar direkt durch eines der Fenster, weil es dem Druck nicht standhalten konnte. Hätten sich Bucks Stiefel nicht längst zentimetertief in den Boden gedrückt, wär er einfach umgefallen.
Doch es kam noch viel, viel mehr.
"y = x²!", rief Humm.
"Es ist zu stark!", kreischte Buck, der mit beiden Händen versuchte, dem Treiben Einhalt zu gebieten.
Da passierte es: Einer von Bucks Schnürsenkeln ging auf. Er rutschte aus dem Schuh fiel um. Ab ging der Strahl und hoch hinaus! Knapp am Kirchturm schoss er vorbei - so dicht, dass der Storch, der es sich dort oben bequem gemacht hatte, panisch das Weite suchte.
"Oooooooooooooooooooooooohhhhh!", seufzte Buck, als der Druck langsam nachließ.
"Welche Sauuuuuuuuuuuuuuuu!", erscholl es da auch schon von der anderen Seite der Kirche.
"Notfallplan B!", rief Humm.
"Welcher ist das?", fragte Buck.
"Sofortige Evakuierung!"
Mit einem leichten Leck, aber deutlich erleichtert, ließ es sich auch gleich viel besser laufen.
Ein, wie ich finde, sehr amüsanter und schön geschriebener Post von Hasso Kuettel, mitten auf dem Meer.
Was einen Magieschüler bewegt:
Hoho... ein neuer Abschnitt der Magie... das Nibbler seinen Schüler mit einer neuen Aufgabe betraute, zeigte ihm, das er mit seinem Wirken bisher auf dem richtigen Weg war. Darüber war die ruppige Art seines Meisters schnell vergessen. Allerdings gefiel ihm der Befehl seines Meisters nicht, sich hinauf auf den Mast zu begeben, das er kleinlaut nach der Möglichkeit fragte, sich auf dem Boden dem Wind zu bedienen, doch Nibbler lehnte ab. Auch Worte wie "Was ist, wenn ich abrutsche und in die Tiefe stürze?" und "Oder der Mast unter meiner Körperlast zusammen knickt" oder "ich beim Aufprall den Boden durchstoße und ein Loch in das Schiff wampse" konnten Nibbler von seinem Vorsatz nicht abbringen.
Schließlich tat Hasso genau das, was sein Meister verlangte und trat an den Mast herran. Nibbler machte den Anfang und erklomm als erstes das Hindernis, das nun Hasso an der Reihe war, an dem Mast hinauf zu klettern. Und genauso wie er es prophezeit hatte, rutschte er etliche male, das sein Gesicht auf dem Holz ein quitschendes Geräusch hinterlies. Dem Dicken rann der Schweiß aus allen Poren und schon bald waren seine Hände dermaßen klamm, das er sich mit diesen fast nicht mehr halten konnte. Umso mehr mußte er seine Beine gebrauchen, die das Holz dermaßen umklammerten, als wollte er Nüsse damit knacken.
Irgendwann kam er mit einem gekeuchten "ge........schafft" oben an und verharrte dort für einen Moment wild atmend und mit geschlossenen Augen. Schließlich - nach einigen mit Seufzern erfüllten Sekunden, öffnete er die Augen wieder und blickte dabei nach unten, das seine Augen sich erst weiteten und er sie dann zusammen kniff. "Hoooch... das... ist... ganz schön...", Hasso schluckte, "... hoooch... hier", Angstschweiß gesellte sich zu dem Anstrengungsschweiß und Übelkeit erfasste den Dicken der mit seiner Hand nach allem packte, was er zu fassen bekam. So auch den Arm seines Meisters, an dem er riss und den er fast damit zu fall brachte. Allerdings nur fast, denn dieser hatte sich - im gegensatz zu Hasso - schon festgebunden. "Ich kann... das nicht", jammerte er und zog sich damit vielleicht den Unmut Nibblers zu. "Holt mich hier wieder ruuuuunter!", brüllte er den auf dem Boden stehenden Menschen zu, die ihn von unten beobachteten, doch niemand rührte sich, außer Nibbler, der nun beruhigend auf ihn einredete und ihm dabei behildlich sein wollte, sich an dem Mast festzubinden. Würde Hasso dabei nicht so herum zappeln, wäre es sicherlich um ein Vielfaches einfacher.
Irgendwann war Hasso dann festgebunden, das zumindest ein Teil der seelischen Last von ihm abfiel und sein Körper sich mit einem lauten Knattern entspannte. Sie befanden sich hoch in den Lüften, in denen der Wind vieles ungeschehen machte, doch konnten selbst solche Winde nicht vertuschen, was Hasso von sich gab. Es stank entsetzlich, wie sicherlich nicht nur Hasso bemerkte, der seinen Meister nun entschuldigend ansah. "War doch schon ganz gut für den Anfang, oder?", versuchte er zu witzeln, "Den Wind hab ich bewegt... können wir jetzt wieder runter?".
Superluemmel
06.01.2008, 21:32
Noch mehr Meer. Diesmal von einem Altmeister stimmungsvoller Rollenspielschreiberei.
Der Schiffsführer hatte Recht behalten. Ein Sturm war aufgezogen, der die See peitschte und die Wassermassen in hohen Wellen vor sich her trieb, Schaumkronen auf ihren Spitzen, gleich hellen Mähnen von dunklen Pferden, die in wilder Hast vor einem Rudel Nebelwölfe flohen. Wasser von oben und von unten, Wasser von überall her. Wind dazwischen, der es noch mehr aufwühlte und durcheinander brachte. dunkle wolken, die den Himmel verbargen und als das letzte Licht des Tages vergangen war, auch die Sterne verhüllten.
Das Schiff war nur wenige Stunden, nachdem es aus dem Hafen von Khorinis ausgelaufen war, in schwere See geraten. Der Steuermann hatte auf das Kommando des Schiffsführers hin noch den Kurs nach Norden geändert, denn man wollte um den Sturm herum fahren. Doch trieb ein starker Wind den Sturm mit unheimlicher Geschwindigkeit in ebendiese Richtung.
Dem namenlosen Prediger schien es fast, als würde das Schiff gejagt werden durch irgendeinen Fluch der Götter. Konnte das sein? Konnte es einen Grund geben, auch dieses eine, unbedeutende Schiff, das doch in der unermesslichen Weite des Ozeans nur so winzig erscheinen mußte, wie ein Stein inmitten einer Wüste, konnte es sein, daß auch dies dem vernichtenden Atem der streitenden Götter anheim fallen sollte?
Längst war das große Hauptsegel gerefft worden. Während einige der Seeleute als sogenannte Toppsgasten den Mast enterten, sich mit Hilfe der Fußpferd genannten Leine an der gesamten Rah verteilten und so daß Segel gleichmäßig von Hand an die Rah nach oben zogen, um es dort zu bergen, wurden sie von Deck aus von anderen Besatzungsmitgliedern unterstützt, die an den Geitauen zogen und somit die unteren Segelecken nach oben bugsierten.
Auch das an einer langen Spiere angeschlagene Dreieckssegel am kleineren Besanmast war längst eingeholt worden. Nur noch ein kleiens Rahsegel am Bugspriet diente dazu, das Schiff vom Sturm wegzudrehen und es manövrierfähig zu halten. Die wenigen Passagiere, die mitgenommen worden waren, drängten sich längst alle unter Deck zusammen, ihr Schicksal den Göttern anvertrauend. Der Steuermann hatte sich am Ruder festgebunden, um von Wind und Wellen nicht über Bord gespült zu werden. Der Namenlose hatte sich in die Ecke hinter den Treppenaufgang zum Achterkastell zurückgezogen und obwohl dieser Fleck auf dem Schiff eigentlich einen geschützten Eindruck machte, fiel ihm das Atmen schwer, denn der Sturm war auch an diesem Ort so stark, daß die Lungen kaum dagegen ankamen.
Das Schiff jagte über die Wellen. Wie von großer Ferne hörte er den Ruf des Schiffsführers.
»An die Brassen und Schoten! Bei Adanos, stellt das Bugsegel nach, wenn wir nicht kentern wollen.« Das Brüllen des Sturmes verwehte die Worte augenblicklich.
Trotzdem schienen sie gehört worden zu sein. Tief gebückt kämpften sich ein paar Mann der Schiffsbesatzung zum Bug vor, sich dabei immer an irgendwelchem Tauwerk, der Reling oder anderen festen Aufbauten festhaltend. Der dichte Regen, der mit unglaublicher Wucht auf das Schiff niederprasselte, verschluckt die Gestalten jedoch bald.
»Wir sind zu schnell vor dem Wind. Treibanker!«, brüllte der Rudergänger.
Der Schiffsführer packte selbst an, indem er sich zur Gangspill mittschiffs vorarbeitete. Doch die Blockierung, die ein Nachgeben der Ankerkette verhinderte, ließ sich nicht lösen. Verbissen arbeitete er an dem festsitzenden Block, doch mit einer Hand mußte er sich fest halten, um nicht von den Brechern über Bord gespült zu werden. Da tauchte plötzlich eine Hand aus dem dunkel auf. Eine Gestalt stemmte sich gegen die Gangspill und entlastete so den Stopper, der nun herausgezogen werden konnte. Der Prediger war es, der seinen sicheren Rückzugsort verlassen hatte und dem Schiffsführer half. Die Ankerkette rasselte los und die Gangspill lief heiß. Jeder, der sie jetzt zu stoppen versuchte, würde zermalmt werden. Die beiden Männer krochen auf den Decksplanken zurück zum Achterkastell.
»Ich danke Euch, Prediger.«
»War der Treibanker schon dran?«, rief der Steuermann, so laut er konnte.
»Ich kenn doch das Wetter um diese Jahreszeit«, schrie der Schiffsführer zurück.
Normalerweise wäre eben der normale Grundanker abgelassen worden, doch der Schiffsführer war ein schlauer Fuchs und hatte wohl schon in Khorinis die Anker ausgetauscht. Der Treibanker bestand aus einer durch ein großes Holzkreuz aufgepannten Tuchpyramide, der nun im Wasser hinter dem Schiff hergeschleppt wurde. Durch diesen Widerstand drehte sich das Schiff nun endgültig direkt in Windrichtung. Unterstützt vom kleinen Segel am Bugspriet ganz vorne am Schiff, das als einziges noch den Wind fing und dem Vorwärtskommen diente, war das Schiff nun einigermaßen sicher vor dem Wellengang. War doch das gefährlichste an den großen Brechern, die unablässig heranrollen, wenn sie das Schiff in einer Breitseite trafen, denn dadurch bestand die Gefahr des Kenterns. Nun rollte das Schiff lediglich im Sturm, wenn es aus einem Wellental plötzlich durch eine heranstürmende Woge, von denen manche so hoch waren, wie die Mastspitze des Großmastes, eingeholt wurde. Die Wogen glitten unter dem Schiff durch und hoben es mit atemberaubender Geschwindigkeit an. Alles wurde dabei an Deck gepresst. Sobald der Wellenkamm erreicht war, ging es wieder wie im freien Fall nach unten. Jetzt mußte man sich festhalten, um nicht umher geschleudert zu werden. Und danach begann das gleiche Spiel wieder von vorne. Doch dem Schiff konnte nun nichts mehr passieren, solange es nicht leck schlug und stabil blieb. Der Prediger hatte sich wieder in seinen Winkel unter dem Treppenaufgang zurückgezogen.
Stunden später machte die Nacht einem fahlen Morgen Platz. Der Sturm war abgeflaut, doch die See hatte sich noch nicht beruhigt. Das Schiff tauchte von einem Wellental ins nächste, dazwischen kurz empor gehoben. In diesen Augenblicken sah man die Weite der endlosen See. Wellenkamm an Wellenkamm. Sonst nichts. Die Geitaue des halb gerefften Vorsegels waren mittlerweile wieder völlig locker gelassen worden. Sobald die Wellen nicht mehr so hoch wären, würde auch das Großsegel am Hauptmast wieder gesetzt werden. Der Sturm hatte sich verausgabt oder war woanders hin weitergezogen. Der Prediger wußte, daß gestern Nacht noch nicht seine Zeit gekommen war. Er verstand es als Wink, als Hinweis: Er hatte noch eine Aufgabe vor sich: Den Menschen vom Untergang ihrer Welt und den Ursachen dafür zu berichten. Die Götter wollten es so. Wie sonst war sein Überleben sonst zu erklären? Seine Visionen drängten danach, berichtet zu werden.
Durch den Sturm und schon den Versuch, ihn nördlich zu umfahren, war das eigentliche Reiseziel Bakaresh nicht mehr zu halten gewesen. Das Schiff würde nun Vengard ansteuern. Vengard, die letzte freie Stadt Myrtanas.
Miracoli
14.01.2008, 06:31
Ein einfacher toller post zwar nicht so lang wie die meisten ihr aber einfach toll schämt euch nicht wen ihr weinen müsst musste ich auch §cry
Die Wahrheit muss oft still liegen.
-Isländisches Sprichwort
Shaheen stand immer noch regungslos im kalten Sand, das Blut tropfte in regelmäßigen Abständen auf den Boden, ihr Blick war stumm nach unten gerichtet. Miracoli blickte sie eben so ratlos an, hatte keine Idee, was er nun machen sollte, da die Frau ihm gegenüber immer schlechter und besorgter aussah, die Spitzen ihres schwarzen Haares waren nass, getränkt von dem Blut des toten Händlers. Ihr flimmerten die Momente des tödlichen Bisses durch den Kopf, wie sie ihm das Stück Fleisch aus dem Hals Riss, gänzlich in Rage handelnd.
Und da fasste sie einen weittragenden Entschluss: Sie bewegte sich langsam auf den Hünen zu, küsste ihn leicht auf den Mund, gänzlich ohne Gefühle und trottete dann allmählich, eingehüllt in das Laken, aus dem Zelt heraus, ohne sich umzublicken, gänzlich taub für jegliches Gefühl des Mittelländers.
Der Abend war kalt, nicht angenehm kalt, sondern frierend kalt, sowohl an ihrem Körper, als auch in ihrem Herzen.
In Gedanken, schrecklichen Gedanken, vertieft, trottete sie langsam durch die nächtlichen Sandmeere Varants, immer den Wegen entlang, immer gen Osten...
Ich finds recht witzig^^auf sowas muss man erstmal kommen.
von mindroth in vengard gepostet (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=5302544&#post5302544)
Mindroth saß auf einem einfachen Holzfass und verspeiste genüßlich eine heiße Pastete, die er von einem Händler erstanden hatte. Dieser Mann hatte auch eine weitere Spezialität angeboten, die er "Heißer Hund" nannte, doch das war ein wenig zu exotisch für den Gaumen des Novizen gewesen.
Ein weiterer bot sogar irgendetwas undefinierbares Namens "Klavkalasch" mit Krabbensaft an, doch das sah nicht nur ecklig aus, es roch auch so. Merkwürdig war nur der fette, glatzköpfige Kerl gewesen, der gleich zwölf davon gegessen hatte und diese mit Krabbensaft herunter gespült hatte. Nachdem das dann auch irgendwann erledigt war, ward er kurz darauf in Richtung eines Abortes verschwunden.
Ein amüsantes Schauspiel, zugegeben, doch Mindroth lies sich nicht gern ablenken. Die Pastete war ausgezeichnet, hatte eine gute Konsistenz und schien Teile von Tieren zu enthalten, die auch von normalen Tieren stammten. Einmal hatte der Novize Würsten von einem Mann namens Schnapper gegessen, der sich selbst als "T.m.s.i.d.r. Schnapper" bezeichnet hatte.
Das besondere an diesen Würstchen war eigentlich gewesen, dass sie nach nichts geschmeckt hatten. Nicht einfach fad oder so, nein wirklich nach Nichts. So als würde man auf eine Abwesenheit von Geschmack beißen. Nichts schmeckte genauso wie das, denn nur nichts konnte so schmecken.
Und dann die großen, weißen Stücke, von denen man hoffte, das es Knorpel war... Unbeschreiblich. Einfach unbeschreiblich...
Wenn man sich, nur um es sich selbst zu beweisen, noch ein paar mehr Würstchen nahm und diese aufaß, dann geschah im Körper vermutlich folgendes:
1. Trotz jeglicher Instinkthafter Würgereflexe bleibt das Würstchen im Magen.
2. Die Magensäure versucht vergeblich, das Würstchen zu zersetzen.
3. Die Sicht verschwimmt, rosa Häßchen beginnen vor einem zu hüpfen.
4. Der Darm meldet sich ab und beginnt zu streiken, weil er vollkommen überarbeitet ist durch diese Würstchen.
5. Kurz vor dem totalen Ausfall meldet das Gehirn folgendes: "Achtung, dies ist ein Würstchen-Überschuss, ich wiederhole: Würstchen-Überschuss. Dies ist keine Übung.
Nun, wer darauf mit einer mittelschweren Lebensmittelvergiftung davon kam, konnte von Glück reden. Es hatte sogar einmal das Gerücht gegeben, Schnappers Würstchen als Waffe gegen Orks einzusetzen, aber die meisten waren dazu nicht blöd genug. Und die, die es doch waren... Nun, sowas wird gemeinhin als natürliche Auslese bezeichnet. Aber würde schon auf seinem Grabstein stehen haben wollen: "Das letzte Würstchen war zuviel!"
Bedarf keiner Worte.
Silden lag wie immer zu solch später Stunde seelenruhig an den Ufern des Sees und war in friedlichem Schlummer versunken. Die Lichter in den einfachen Fischerhütten waren erloschen und nur ein paar rastlose Seelen schlenderten auf den Feldwegen um das kleine Dörfchen ein wenig herum. Doch anders als in den Nächten zuvor herrschte am provisorischen Hafen des Örtchens ein reges Treiben. Im Schatten der Nacht huschten einige groß gebaute Gestalten über die knartschenden Holzstege und verfrachteten Kisten und Säcke so unbemerkt wie möglich auf die frisch fertiggestellte Scarlett. Scarlett... dieser Name hatte unter den Brüdern des Sumpfes noch Bedeutung. Es gab viele Namen, welche von der Zeit davon getragen wurden... Malar, Gor Na Tim, Artifex, hundder...
Betrübt seufzend stellte der Zweihandmeister die Kiste mit haltbar gemachtem Fleisch auf dem Deck des Schiffes ab und blickte auf den See, der in so zerbrechlicher Stille vor ihm lag und das fahle Mondlicht schwach reflektierte. Eine kräftige, raue Hand legte sich auf seine Schulter und aus dem Augenwinkel bemerkte der Templerführer das Antlitz Gor Na Thals aus dem Dunkel treten. Freundlich lächelte der Heerführen dem Herrn der Templer zu, stellte einen schweren Leinensack neben die anderen und klopfte sich etwas Staub von den Händen.
Seid ihr euch sicher?
Fragte Gor Na Jan mit einem melancholischen Unterton, welchen er längst abzulegen beabsichtigt hatte. Der Klingenhüter wandte sich zu ihm um, nachdem er lange einfach nur schweigend die Wasseroberfläche betrachtet hatte.
Ihr habt euren Platz hier gefunden Meister, doch die Männer sind rastlos. Sie brauchen ihre Wurzeln.
Jan verstand nur zu gut, was in seinen Leuten vorging und Thal wusste das.
Dann versteht ihr auch, dass ich nicht mit euch kommen kann. Ich bin und bleibe im Herzen stets ein Diener des Schläfers, doch diese Gemeinschaft braucht einen Wächter.
Thal nickte zustimmen und beide Templer blickten sich mit der typisch kühlen Templerarroganz an, obwohl in ihrem Inneren der selbe unerträgliche Schmerz tobte. Wortlos schritten sie Seite an Seite nach Achtern und begrüßten schweigend Gor Na Iod, der sich mit dem Steuer der Scarlett vertraut machte. Er war in der Zeit vor der Barriere einst Kapitän eines königlichen Schiffes gewesen und verfügte über die Fähigkeiten, die Templer sicher dorthin zu bringen, wohin der Wind sie wohl tragen möge.
Wisst ihr schon wohin euer Weg euch führen wird?
Brachte der Zweihandmeister nach einer weiteren langen Pause hervor. Gor Na Thal schritt zur Brüstung herüber und lehnte sich rückwärts dagegen.
Der Schläfer wird uns führen. Vielleicht versuchen wir das alte Sumpflager im Minental zu befreien, oder wir lassen uns einfach mit dem Wind treiben.
Die letzte Kiste setzte auf dem frisch geschrubbten Deck des Stolzes von Silden auf und der letzte der Templer machte sich zu Überfahrt bereit. Bis auf Gor Na Jan und seine ehamaligen Gefährten Nic, Farodin oder etwa Scatty würde keiner von ihnen in Myrtana verweilen. Die Templer verließen geschlossen das Festland. Der Zweihandmeister ließ es sich nicht nehmen und verabschiedete sich persönlich mit brüderlichen Umarmungen von seiner Truppe und musste mit all seiner Disziplin eine Träne unterdrücken, als er seinen jahrelangen Weggefährten Khan verabschiedete. Das Schicksal kannte verschlungene Wege, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich je wiedersehen würden war verschwindend gering. Schwer wurden die Schritte des Klingenhüters, als er sich den Planken näherte und zum Hafen hinabsteigen wollte, als eine Stimme hinter ihm ertönte.
Meister Jan!
Verkrampft riss sich der Templer zusammen und wandte sich noch ein letztes Mal herum, um in die klaren Augen eines jungen Templer zu blicken. Dieser schlug sich kräftig die Faust auf die Brust, verneigte sich vor seinem Anführer und rief:
Erwache!
Erwache! Erwache! Erwache!!
Hallte es wie in einem Chor aus der Templertruppe wider und ein jeder verneigte sich ein letztes Mal vor jenem Mann, der sie jeden Tag mit seinem eigenen Blut bezahlend durch gute und schlechte Zeiten geführt hatte.
Erwache!!
Stieß nun auch Gor Na Jan aus und verneigte sich ehrfürchtig vor der Mannschaft, die ihm bis in den Tod gefolgt wäre, ehe er vom Deck des Schiffes schritt und die Taue löste. Sicher würden die Sildener nicht sehr begeistert davon sein, dass mehrere Wochen ihrer harten Arbeit nun für immer in See stachen, doch der Zweihandmeister würde die Verantwortung für diese Sache übernehmen. Majestätisch stach die Scarlett in See und besiegelte mit ihrer Jungfernfahrt das endgültige Ende einer gloreichen Kaste. Noch bis das Schiff der Templer am Horizont verschwunden war, salutierte der Templerführer auf den Stegen des Fischerdorfes und blickte der Vergangenheit hinterher und nun, wo er sich sicher war, dass niemand ihn in diesem Augenblick zu Gesicht bekam rollten ihm einige wenige Tränen die Wangen herunter. Tränen die seit er denken konnte nicht mehr gefallen waren und die für jene vergossen wurden, für die er schon so viele hätte vergießen sollen. Dann tat er den wohl schwierigsten Schritt in seinem Leben. Er macht auf dem Steg kehrt und verlor die Scarlett aus den Augen... eine Ära ging zu Ende... und ein Teil von ihm starb...
Kalyvala
19.01.2008, 16:58
Aurelion steht auf Orks §ugly
Nun war er an jenem Ort, an welchem die Gemeinschaft wohnte, der er früher, während seiner, zwar sehr kurzen, aber dennoch schönen, Zeit angehörte. Mutton und Petja wirkten wenig interessiert an dieser Stadt, scheinbar verband sie auch keinerlei Erlebnis mit Al Shedim. Beide hatten die Gruppe, kurz nach der Ankunft verlassen und gingen ihre eigene Wege, allerdings wollten sie sich nochmals wieder sehen, denn die Reise durch die Wüste war noch nicht beendet. Lasseko und Aurelion befanden sich auf dem Marktplatz, schlenderten an verschiedenen Händlern vorbei und schauten sich die Waren an, doch sahen sie keinerlei Sachen, die ihr Interesse weckten. Dem Jäger gefiel die Stadt, doch noch hatte er kein Gesicht erblicken können, welches ihm bekannt vorkam.
Unsicher ließ er seinen Blick über den Marktplatz schweifen und erblickte eine Person, von der er glaubte, sie zu kennen. Ein, recht jung aussehender, Mann, mit kurzen, weißlichen Haaren und in eine Robe gekleidet, schritt langsam über den Platz. Die Robe unterschied sich von der eines Novizen, doch war es gewiss keine der Magier. Die Bezeichnung war ihm inzwischen entfallen. In diesem Moment war ihm nicht klar, ob er den Mann wirklich kannte. Er wusste nicht, was er machen sollte, was er denken sollte, aber er suchte eine Antwort, daher näherte er sich dem Unbekannten langsam und vorsichtig. Als er schließlich näher trat, war er sich sicher, sein Gegenüber zu kennen, doch blieb ihm der Name noch fremd.
Inzwischen stand er etwa einen Meter von seinem alten Bekannten entfernt, jedoch bemerkte ihn jener noch nicht.
"Seit gegrüßt", sprach er den Mann verunsichert und leise an. Dieser blickte auf und der Einzelgänger konnte in Augen blicken, deren azurblaue Farbe an das Meer erinnerte."Adanos zum Gruße, was wollt ihr?"
Sein Freund erkannte ihn nicht, seine Nervosität stieg.
"Ich kenne euch aus den Tempelanlagen von Jharkendar."
Ungläubig schauten ihn die Augen an, scheinbar überlegte er jedoch, ob diese Worte wahr waren.
"Mein Name ist Lasseko", stellte er sich, noch immer unsicher, vor. "Berat heiße ich und nun erkenne ich dich, mein Freund, ich habe dir viel zu verdanken." Die Erleichterung war groß, nun wusste er endlich, wem er gegenüber stand."Damals habe ich euch in einer Höhle gefunden und in die Tempelanlagen geführt", erinnerte sich der ehemalige Initiand des Wassers."Ja, damals konnte ich mich nicht bedanken, das will ich heute nachholen." Berat kramte in seinen Taschen, schien ihm etwas geben zu wollen, bis er schließlich eine kleine Borsche in der Hand hielt.
"Sie hatte mal magische Fähigkeiten, doch die sind verflogen. Außer einem sehr leisen, aber permanenten Surren gibt sie nichts mehr von sich. Ich denke, du kannst sie mehr brachen und im schlimmsten Fall kannst du sie teuer verkaufen." Der Adept lächelte, doch der Gedanke, warum ihm dieser das Schmuckstück gab, drängte sich ebenso wenig auf, wie die Möglichkeit, es zu Gold zu machen. Vielmehr nahm er das kleine Geschenk dankend, als Geste der Freundschaft deutend, an."Ich denke, wir sollten uns noch ein wenig unterhalten, aber jetzt habe ich keine Zeit, aber wir sehen uns noch", verabschiedete sich der Blauäugige dann sehr schnell.
Aurelion schaute ihn nur an, ähnlich seltsam, wie er es schon ein manches Mal tat."Lass uns mal die Arena von den Zuschauerrängen aus anschauen", schlug er seinem Freund vor. Dieser nickte nur, obgleich beide keine gute Erinnerungen an jenen Kampfplatz hatten.
Auf dem eigentlich gar nicht langen Weg dorthin fing Lasseko erneut ein Gespräch an.
"In Faring erzählte man sich, du hast dich in einen Ork verliebt und er hat deine Gefühle erwiedert. Was ist da dran?" Der Blick Aurelions deutete von Entsetzen und Verwunderung, doch um eine Antwort würde er nicht herum kommen...
Hatte Lasseko etwa zu viel geraucht, oder gar zuviel getrunken? Nein, so wie er seinen Freund kannte traf wohl beides nicht zu, der Jäger war ein Anti-Tavernengänger. Aber trotzdem: was sollte diese Frage, welche völlig aus dem Kontext gerissen kam? „ICH soll mich in einen ORK verliebt haben?!“ Aurelion konnte sich innerlich anbrüllen hören. Er verzerrte sein Gesicht und ließ lange auf seine Antwort warten, denn was sollte er nur sagen? Besonders interessierte es ihn, wer dies behauptet hatte.
„Wer hat dir das denn gesagt?“, wollte er nun hektisch wissen und konnte es immer noch nicht fassen was man ihn gefragt hatte. Und erstaunlich war die Lockerheit, mit der Lasseko die Frage stellte. Als würde er so etwas jeden Tag sagen. Auch sein arrogantes Grinsen verhieß nichts Gutes. „Das ist doch nun belanglos, nun sag schon, stimmt das etwa?“ Mit Sicherheit zog sich der Jäger diese Frage aus der Nase, aber wenn nicht, was dann? Der Arenakämpfer selbst hatte nun die Idee…
„Ja das stimmt, ich muss zugeben ich bin Hals über Kopf in einen Ork verliebt…“, erwiderte Aurelion darauf und war gespannt auf die Reaktion seines Gegenübers…
Obwohl er es nicht zeigen würde, musste sich Lasseko eingestehen, dass er überrascht war, wie sein Freund reagierte. Die erbosten Blicke und Gegenfragen waren zu erwarten, genau diese wollte er provozieren, doch nun schaute er sein Gegenüber etwas unsicher an, denn er wusste nicht, was er sagen sollte. Immerhin hatte ihm kein Ork, kein Mensch ihm davon erzählt. Die Gerüchte, über welche den Lehrmeister unterrichtet hatte, waren vom Einzelgänger just in diesem Moment erfunden.
"Ich bin stolz auf dich", hob er seine Stimme an und lief einige Schritte weiter; die Arena wollte er nochmals sehen."Du hast dich schon immer ein wenig von den anderen unterschieden und nun gibst du zu, in einen Ork verliebt zu sein." Auch Aurelion setzte sich nun wieder in Bewegung, folgte seinem Freund, der noch immer redete."Du bist nicht nur ein Söldner der Orks."
Nochmals blieben beide stehen und schauten einander in die Augen."Du liebst einen Ork und das erschüttert mich ein wenig." Erneut gingen sie weiter.
"Es erschüttert mich, denn dieses Gerücht, das ich dir gerade anvertraute, hat es nie gegeben. Erst vor wenigen Augenblicken enstand es in meinem Kopf, aber ich hoffe für dich, dass du mich mit dem letzten Satz angelogen hast, denn ich glaube nicht, dieses akzeptieren zu können, wenn es der Wahrheit entspricht." Inzwischen waren sie an der Arena angekommen und befanden sich dort auf den Zuschauerrängen und schauten auf das staubige Kampffeld hinab. Zu sagen hatten sie sich in diesem Moment nichts.
Lasseko dachte an jenen Tag des Turniers zurück, als er mit dem Rücken auf dem Boden lag und kurz davor war, zu sterben und nur durch einen hinterhältigen Trick entfliehen konnte.
"Wir sind Freunde, das würde sich auch nicht ändern, würde ich mich den Truppen des Königs anschließen und wenn es in meiner Macht steht, werde ich dir immer helfen, egal was passiert." Sie blickten einander tief in die Augen, beide lächelten leicht. Es war für den Einzelgänger nicht üblich, folglich nicht leicht, so über seine Gefühle zu sprechen, besonders in den letzten Wochen versteckte er sich häufig hinter einer emotionalen Fassade, aber das Geständis Aurelions zeigte ihm, wie leicht es war, obgleich ihm unbekannt war, wie sich sein Freund gerade fühlte.
"Ich hoffe, du merkst, wie ernst mir diese Worte sind, aber habe ich noch eine Frage." Sein Gefährte schaute ihn an, erwartete wahrscheinlich eine weitere Frage, die er eigentlich nicht beantworten wollte.
"Ist es ein männlicher oder ein weiblicher Ork?"
Jaja, wenn der Ronsen seine Flasche Schnaps hat, dann gehts ihm richtig gut und er erklärt gern was man so alles mit Fellen macht und noch viel mehr.
Vom 25.01.08 in Myrtana (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=5383051#post5383051)
Wozu man Felle braucht?", wiederholte Ronsen Hirogas Frage, genehmigte sich dabei aber sogleich einen guten Schluck aus der Schnapsflasche.
"Wenn das jetzt hier Rotwein wäre...", murmelte er gedankenversunken, "und du nur Weintrauben hättest..."
Er stoppte, da er mit seiner eigenen Argumentation gerade ins Grübeln kam. Woraus bestand eigentlich Schnaps? Er schüttelte sich und setzte noch einmal neu an.
"Na dann stell dir halt mal einen Snapper vor. Was meinst du, warum die so schwer nieder zu machen sind? Wir nutzen das Leder der Felle für das, was Mutter Natur sie geschaffen hat, verleihen ihnen aber noch einen Hauch mehr Stärke; dazu sind wir Menschen schließlich gut. Sonst hätte Innos uns ja keine Hände gegeben, sondern...", er überlegte schon wieder, "Flossen."
Damit war das Gespräch nicht beendet, doch wohl um ein paar Stunden verschoben. Hiro schien zu wissen, dass der Streiter etwas weiter ausholen musste und dazu hatten sie am Abend, wenn sie ein Lager bezogen hatten, genug Zeit.
"Wir sind schon ziemlich dumm oder?", fragte Ronsen nach einer Weile, als er endlich wieder die Orientierung gewonnen hatte. Vom Verlust derer wusste Hiro nichts, wieso auch, er wollte ihn ja nicht unnötig verunsichern.
"Wir sind an Okara vorbei, hmpf..."
Ronsen trat gegen einen der langen dürren Bäume und blickte durch den sich langsam vor ihnen lichtenden Wald. Hier sah es ganz sicher aus, sie mussten wohl oder übel die Nacht an der frischen Luft verbringen. Wie es seine Art war, wenn er an einer markanten Stelle war, zog er ein kleines Messer und ritzte in einen der kahlen Bäume: "Ronsen war hier."
Er stoppte kurz und überlegte. Dann fügte er hinzu: "Kommt in seine Schmiede und kauft fleißig ein..."
Natürlich schrieb er nicht dazu, wo diese Schmiede war, sonst würde ja jeder wissen, dass er ein Bewohner Vengards war. Ja, Ronsen war nicht auf den Kopf gefallen, er hatte nur einen viertel Liter Schnaps getrunken...
"Siehst du den Baum dort?", fragte er seinen Schüler, der zu ihm herankam.
"Du wirst schlagen und ihm keinen Schaden zufügen. Für jede Kerbe, gibts fünf Klimmzüge. Pass auf, ich zeigs dir!"
Ronsen stellte sich vor den Baum und ließ sein Schwert von links nach rechts, von rechts nach links immer an den Baum sausen, doch kurz zuvor bremste er ab, man konnte nur ein einziges Mal das Geräuch von gespaltenem Holz vernehmen.
"Hoppla...", Ronsen suchte sich einen dicken Stamm und sprang an jenem hoch. Währenddessen erklärte er Hiro etwas zu den Klimmzügen, doch beim fünften knackte leider der Ast ab und der schwere Ritter (was musste er auch mit der Rüstung Klimmzüge machen?) landete unsanft auf seinem Gesäß.
"Hmpf, na ich werde mir was ausdenken, was ich mit dir mache, wenn ich Kerben sehe. Denk dran, nicht nur irgendwie so lala angreifen, sondern richtig schnell. Das mit dem Abbremsen ist wichtig, das bauen wir in die nachvolgenden Übungen mit ein."
Er schaute sich verstört um. Natürlich war noch immer kein Lager irgendwelcher Banditen zu sehen, er musste wohl oder übel selbst die Arbeit in die Hand nehmen.
"Ich sammle etwas Brennholz, aber denk nicht an Pause oder so...", er nahm noch einen Schluck, "Pausen sind beim Training nich gut, und Alkohol auch nicht, ich bewahre den lieber bei mir auf!"
Damit kümmerte sich der Ritter um das Holz und vergaß nahezu alles andere um sich herum...
'Brokeback Silden'
Einer von vielen sehr gefühlvollen Posts zwischen zwei Männern, die zueinander gefunden haben. Zum weiterlesen sehr zu empfehlen, da es alles andere als klischeebehaftete Posts sind. :)
Es war eine befremdliche und sehr merkwürdige Situation, in welcher sich Griffin da befand. Mit großen, glasigen Augen an, die vor freudiger Erwartung förmlich zu zerspringen drohten, blickte sein neuer Mitbewohner Griffin an. Was er wollte schien fast schon in großen, deutlich lesbaren Buchstaben auf seiner Stirn zu prangern. LIEBE MICH!. Aber war es wirklich schon soweit? Der Sildener hatte erst vor kurzem sein Anderssein akzeptieren können, das Fremde in seinem Geist zu etwas Bekanntem…etwas Alltäglichen werden zu lassen. War er da wirklich schon bereit das – mit großer Sicherheit ernst gemeinte - Liebesgeständnis eines Mannes, den er dazu erst seit einigen wenigen Stunden kannte, richtig zu verarbeiten? Zu wissen, dass man anders war, war schon ein großer Schritt genug. Aber dann gleich erfahren, dass eine Person, welche ebenfalls aus dem üblichen Raster der Menschen fiel sich in einen verliebt hatte, das war doch recht happig.
»Na…Shir…Du…Ich…Wir…«, stammelte der Sippenkrieger und wusste selbst nicht recht, was er sagen wollte. Sein Gegenüber jedoch verstand dazu umso besser, leider falsch.
»Ich weiß schon…was du sagen willst. Ich werde dann gehen...«, sagte der Mitbewohner von Griffin in einem enttäuschten, traurigen Ton. Der freudige Ausdruck in seinen Augen und auf seinen Lippen war einem unsäglich niedergeschlagenen Ausdruck gewichen. Sofort bildeten sich kleine Tränen an den Augen des Grafen und kullerten langsam die zarte, gut rasierte Wange herunter und tropfte schließlich vom Kinn. Wie in Zeitlupe fiel die Träne gen Erdboden, wurde immer schneller und schneller und zerplatzte schließlich auf dem Erdboden in hunderte, tausende…Millionen kleinster Tröpfchen, welche wild in alle Richtungen davon spritzten und vom Holz aufgesogen wurde.
»NaShir, warte!«, brachte Griffin mit einer nervösen Stimme hervor. Er schaffte es gerade noch, den schuppigen Arm seines Mitbewohners zu ergreifen und ihn nah an sich heran zu ziehen. Es war zwar ein fremdes, aber gleichermaßen auch wohltuendes Gefühl für Griffin, den Arm NaShirs zu halten, ihm tief in die feuchten Augen zu blicken und nach der Wahrheit zu suchen. Stimmte es wirklich, was NaShir sagte? Waren seine Gefühle wirklich echt, oder war es nur ein böswilliger Scherz, den er sich erlaubte? Der Krieger war sich sicher, dass es sich weder um einen Scherz noch um einen Test handelte und so ergriff er zärtlich auch die zweite Hand seines Gegenübers.
»Vielleicht ist es einfach noch zu früh?«, flüsterte NaShir schon fast und presste sein Gesicht dann stark gegen Griffins Brust, während Tränen in Massen seine Wangen herunter liefen und den braunen Umhang von Griffin befeuchteten.
Ich…unfassbar!, sagte Griffin in Gedanken zu sich. Die Wärme, die in diesem Moment jedes kleinste Fleckchen seines Körpers erfüllte, war unglaublich. Das wohlige Gefühl, welches er bisher hatte, wurde durch die Hitze förmlich fortgespült. Genauso wie Bedenken, Zweifel und jegliche Erinnerungen. Die Wärme arbeitete sich durch Knochen, Sehnen, Fleisch und Haut und mit jeder Sekunde wurde es wärmer und wärmer in und um Griffin, sodass er befürchtete die Luft selbst zum kochen bringen zu können. Traurigste Erinnerungen, Schwächen und sonstiges wurden einfach verdängt, vergessen oder fortgespült und ersetzt durch das wohligste Gefühl der Welt ersetzt. Durch das Gefühl der Liebe.
Langsam entfernte der Sildener sich aus der Umarmung von NaShir, welcher immer noch den Kopf gesenkt hatte. Mit einer endlos erscheinenden Bewegung erfasste er langsam die errötete Wange von NaShir und hob seinen Kopf ein kleines Stückchen höher, um ihm tief in die Augen blicken zu können.
Weitere endlose Sekunden vergingen, bevor Griffin einen Schritt nach vorne machte und mit seinen Lippen die Lippen seines Gegenübers berührte. Die Lippen eines Mannes… Eines Mannes, den er liebte!
DraconiZ
27.01.2008, 22:26
Philosophie rund um Freiheit und Religion von Lunovis aus Bakaresh (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=5399991&#post5399991)
Lunovis saß am Rande des Marktplatzes unter einem schattenspendenden Baldachin und genoss wie so oft, den Menschen einfach nur zuzuschauen. Er selbst war nicht Teil dieser Menge Menschen, er musste nicht für sich sorgen, nicht seiner täglichen Arbeit nachgehen, und hatte deshalb Zeit. Ein wichtiger Faktor, erlaubte er es ihm doch, das Leben anders zu sehen, es eingehender zu betrachten und sich sogar darüber Gedanken zu machen, wie die Momente verstrichen. Es gab wohl keine größere Zeitverschwendung, dachte er mit einem süffisantem Lächeln auf den Lippen.
Doch sein Nachdenken mochte auch etwas Sinnvolles haben. Konnte er nicht allein durch beobachten schon eine Menge über den Menschen, den Bürger Bakareshs, ja gerade über die Frau herausfinden, die soeben an ihm teilnahmslos vorbeigegangen war? Bewegte diese Menschen etwas? Womit verbrachten sie den Tag und hatte sie jemand gefragt, ob sie das so auch wollten?
Das Volk sah so – beschäftigt, so pflichtgebunden aus. Und beinahe schämte sich der Schwarzmagier dafür, selbst nicht derart pflichtbewusst zu sein. Denn für ihn gab es eine Pflicht nicht, die ihn zwang, für seinen Lebensunterhalt und den seiner Kinder zu sorgen. Ging ja auch schlecht. Denn da waren keine. Und das durfte auch gerne so bleiben. Zudem fehlte zum Kinder-kriegen eine zweite Person. So hatte der Magier den Prozess der Vermehrung jedenfalls bisher theoretisch verstanden. Ohne Frau keine Kinder. Und bisher keine Frau für Lunovis in Sicht. Ergo: Keine Kinder. Einfach. Logisch. Gut.
Doch er war nicht der Einzige, der mit seiner Zeit wenig anzufangen wusste. Vor ihm saß ein junger Mann in reich verzierter Kleidung, Lunovis hatte ihn für einen jungen Kaufmann oder einen Kaufmannssohn gehalten. Sie mochten beide dasselbe Alter haben. Er hatte kurze schwarze Haare und ein feines, bemerkenswerter Weise sehr helles Gesicht. Kein Sohn der Wüste, wie sich die Einwohner dieses sandigen Fleckens ausdrücken würden.
„Seltsam oder? Gerade eben wandert die Sonne hinter dieses gigantische Gebäude namens Tempel Beliars. Erbaut zur Ehre eines Wesen, das noch niemand zu Gesicht bekommen hat und sicherlich noch nie auf dieser Welt gewandelt hat. Eine irrsinniger Aufwand an Material und Arbeit war nötig, die Hallen zu bauen. Jahrelang wurde geschuftet, scheffelweise Gold wurde aus Minen geholt, um zu Statuen und Thronen zu werden. Und wofür? Zur höheren Ehre eines uns nicht bekannten Wesens. Und der ganze Witz an der Sache: Er ist leer. Niemand predigt dort mehr die Worte Beliars, niemand vertritt die Lehre des dunklen Gottes. Räume, einst mit gelehrsamen Novizen gefüllt, deren ganzer Kopfschmerz aus dem Rezipieren unverständlicher Texte bestand, nun leer, oder bewohnt von Soldaten dieser Stadt. Welcher Bewohner steigt noch regelmäßig hinauf, um zu Beliar zu beten? Abgesehen davon, dass der Thronsaal ohnehin schwer zugänglich ist und der einfache Bäcker, Metzger und Töpfer nur eine abweisende Hand zu Gesicht bekommt?“, begann dieser plötzlich mit einer warmen, gleichmäßig modulierten Stimme. Lunovis fühlte sich etwas überrumpelt, so in ein Gespräch katapultiert zu werden, doch der Mann fuhr bereits fort, „würde es einen Unterschied machen, stünde er dort nicht?“
„Nun, abgesehen davon, dass das Verschwinden eines so großen Bauwerks schon bemerkt würde, ich denke nicht, wenn ihn ohnehin doch niemand bemerkt, wenn du darauf hinaus willst, dass der Zweck des Gebäudes für das Volk heute obsolet geworden ist“, gab Lunovis nach kurzem Nachdenken zurück und wandte sich interessiert dem jungen Mann zu.
„Glaubst du, die Leute hier würden das einfach so hinnehmen, wenn er auf einmal nicht mehr dort stünde? Wiederum natürlich, wie du schon richtig bemerkt hast, nur auf den Zweck des Gebäudes bezogen.“
„Hmm, eine gute Frage...“
„Nein, sie würden es nicht hinnehmen. Sicherlich würden sie sich beschweren. Es ist wie das Sonnenlicht. Niemand stört sich daran, dass es da ist, aber wenn es fort ist, dann gibt es Ärger. Und der Vergleich ist gar nicht einmal so schlecht, wie er sich im ersten Moment anhört. Denn auch der Tempel sorgt dafür, dass etwas überirdisches seinen Weg auf diese Welt findet. Es erinnert sie daran, dass etwas über ihnen ist, etwas mächtigeres, dass ihre Geschicke lenkt. Die Menschen sind wie Milch, die auf einer heißen Herdplatte steht. Wenn kein Topf auf dem Deckel ist, kocht die Milch über und verbrennt. Nun, man könnte sich natürlich fragen, was ist besser? Überzukochen und zu verbrennen, oder im Topf zu bleiben und dann Teil einer Speise zu werden?“
Lunovis schaute etwas verwirrt. Er wusste nicht, worauf der junge Mann hinauswollte.
„Ähh, ist das nicht egal? Beides nimmt kein gutes Ende für die Milch.“
„In der Tat. Doch wenn die Milch über den Rand tritt, um bei dem Bild zu bleiben, dann kann sie wenigstens in die Küche schauen und hat eine Idee vom großen Zweck. Als Milchreis sieht die Milch nur noch den Rachen. Was ich damit sagen möchte ist lediglich folgendes: Brauchen wir die Götter, um unser Leben zu gestalten und lassen wir uns damit nicht in einen gedanklichen Kochtopf zwängen, der unserem Denken überhaupt nicht entspricht? Du würdest mir doch zustimmen, wenn ich sage, dass unsere Gedanken beinahe grenzenlos sein können, unser Vorstellungsvermögen vermag unglaubliche Dinge zu fassen.“
„Ja, da hast du recht.“
„Der Glaube an eine von den Göttern geschaffene und gelenkte Welt – ist doch gerade eine Einschränkung des Denkens. Es wird vorgeschrieben, wie es war, wie es ist und wie es sein wird – als sei das Geschick der Welt schon festgelegt.“
„So wird es uns zumindest von den Priestern gepredigt.“
„Möchtest du eine Orange?“
Der junge Mann hielt ihm plötzlich eine Frucht vor die Nase. Lunovis lehnte dankend ab. Was sollte das jetzt auf einmal? Und warum kam ihm der junge Mann so bekannt vor?
„Du hast dich gegen die Orange entschieden – warum?“
„Weil ich gerade keinen Hunger hab und keine Lust auf Orangen.“
„Es war also deine freie Entscheidung.“
„In der Tat.“
„Wenn es deine freie Entscheidung war – wie kann die Welt dann von den Göttern vorgegeben sein? Oder andersherum: Wenn die Götter unser Schicksal bestimmen, hast du dich denn gerade wirklich selbst gegen die Orange entschieden?“
„Vielleicht sind ja nur die großen Wege vorgegeben, die wichtigen Entscheidungen. Der Rest steht uns frei.“
„Interessanter Einwand. Das ist aber etwas anderes als das Wort der Prediger. Du machst damit schon eine Ausnahme. Und was ist deiner Meinung nach eine wichtige Entscheidung? Was, wenn die Orange schlecht oder vergiftet war und du so am Leben geblieben bist, weil du dich gerade so entschieden hast? Das war dann eine wichtige Entscheidung. Die kann dann natürlich von den Göttern gelenkt worden sein. Dann stellt sich aber die Frage: Woher weißt du, welche Entscheidungen von den Göttern geleitet sind oder nicht? Du hast keine Möglichkeit, hier zu einer tiefgreifenderen Erkenntnis zu kommen, und genau da sitzt das Problem. Nur im Nachhinein kannst du entscheiden, welche Bedeutung eine Entscheidung gehabt hatte. Das ist ja auch Eigenschaft einer Entscheidung. Im Kehrschluss bedeutet es aber auch, dass du die Legitimation für einen Entschluß nur im Nachhinein den Göttern zuweisen kannst. Das würde aber wiederum bedeuten, das du entscheidest, welche Entscheidung die Götter für dich getroffen haben und welche nicht. Sind es dann aber noch Götter, denen du hier etwas zuschreibst? Nein, nach dieser Definition ist das wohl unmöglich. Also musst du annehmen, dass jede Entscheidung von den Göttern vorgegeben ist oder dass keine es ist. Du kannst nicht wissen, was die Götter wissen, tun oder lassen, wollen oder sollen. Und da wissen auch Priester nicht viel mehr als du.“
„Und was hat das mit den Leuten hier zu tun?“
„Eine Menge. Denn auch sie sollten sich Gedanken machen dürfen. Schau dir die Frau dort an, die Fladen backt und diese auf dem Markt verkauft. An was mag sie jetzt gerade denken? Keine Kundschaft, genug Fladen im Verkauf, es gibt nichts zu tun. Sicherlich denkt sie daran, was noch alles zu tun ist, wenn sie nach Hause kommt, was ihr Mann gerade macht, wie es ihren Kindern geht. Ist ja auch unerheblich. Aber sie denkt sicherlich nicht daran, was sie überhaupt hier macht und warum sie es so macht. Sie denkt nicht daran, dass der Tempel dort eigentlich nur eine Marionette ist, die nur einen Zweck erfüllt: Den Menschen weis zu machen, es gäbe einen Gott, der sich um ihre Geschicke kümmert. Und sie damit in dem Glauben lässt, es wäre wichtig, der Obrigkeit zu huldigen.“
„Dann ist also deiner Meinung nach der Prunkbau in seiner ganzen Pracht nur Mittel zum Zweck, um das Volk in Dummheit zu lassen und es von den Machthabern unterdrücken zu lassen?“
„Nein, natürlich nicht, so naiv bin ich auch nicht. Er ist Sinnbild für andere, wichtigere Fragen. Solche, die sich die Menschheit schon immer gestellt hat: Wo komme ich her? Warum bin ich hier, was mache ich hier und warum muss ich verdammt nochmal mit meinen Händen Ochsendreck einsammeln und trocknen, während die hohen Assassinen Wein aus Goldkrügen trinken? Aber diese Fragen sind alle durch das Bauwerk schon dogmatisch beantwortet. Keiner der Menschen hier hat die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wirklich frei nachzudenken. Natürlich, weil er zum einen andere Sorgen hat und zum anderen kaum die Muße und die Bildung, darüber nachzudenken. Die Priester legen ihre Glaubenssätze immer wieder neu aus, kommen aber immer zum selben Schluss: Denken ist für den Bürger genauso obsolet wie ein guter Jahrgang. Und das passt den Machthabern natürlich gut auf ihr Brot. Denn wer wünscht sich schon Untergebene, die denken statt gehorchen? Und da ist es doch egal, ob es nun Priester Beliars, Innos oder Adanos sind, das Ergebnis ist doch überall gleich.“
„Aber nicht alle Priester sind so, oben im Kastell...“
Lunovis wollte die einseitige Meinung des jungen Mannes doch ein wenig aufpolieren.
„Natürlich nicht“, grinste dieser, „aber hast du jemals einen Schwarzmagier aus dem Kastell gesehen, der sich auf dem Marktplatz gestellt hat und den Leuten mal gesagt hat, was er von dieser ganzen Sache hält? Also!“
„Aber ist nicht gerade Bakaresh ein gutes Beispiel gegen deine These? Früher gab es hier tatsächlich Priester, die ihre Worte stetig im Volk verteilten und die den Glauben benutzten, um die Menschen zu unterdrücken. Nun gibt es hier keine Priester mehr und die Kastellmagier scheren sich einen Dreck um die Menschen hier. Die Situation hat sich also verbessert.“
„Wirklich? Hast du dich mit den Leuten unterhalten? Mit jedem einzelnem? Noch immer stehen sie morgens auf, und das erste, was sie sehen, wenn sie vor die Haustür treten ist ein riesiger Kuppelbau, dessen dekadente Masse mehr Material verbraucht hat, als der Bau der ganzen Stadt. Und dann erinnern sie sich an, an die Priester, an die monotonen Gebete, an die Versprechungen von Beliars Reich und den ganzen Mist. Und das Nutzen auch die neuen Herrscher aus, bewusst oder unbewusst. Und wirklich besser geht es doch niemanden. Die Kaufleute werden dick und reich. Aber die waren vorher auch schon dick und reich. Haben es nur nicht so zur Schau gestellt. Und die Sklaven, die werden immer noch ausgepeitscht, arbeiten sie nicht schnell genug. Und glaub mir, sobald es Probleme gibt, werden auch hier die ersten Verbrecher im Namen Beliars gerichtet.“
„Nun gut, der Punkt ist einigermaßen einleuchtend, auch wenn ich noch einige Anmerkungen hätte, aber mir geistert gerade eine andere Frage im Kopf herum, die ich gerne stellen möchte, bevor ich sie vergesse.“
„Nur zu.“
„Es hört sich die ganze Zeit so an, als würdest du verleugnen wollen, dass Beliar und die Götter existieren.“
„Da hast du recht.“
„Aber wie kannst du das sagen? Wir wissen doch von den Göttern!“
„Tun wir das tatsächlich?“
„Sie manifestieren sich durch die allgegenwärtige Magie. Jede Gottheit gestattet seinen Anhängern seinen Bereich der Magie zu benutzen, deshalb beschäftigen sich Schwarzmagier vor allem mit der Toten- beziehungsweise Wiederauferstehungsmagie. Im Kastell dort oben auf dem Berg existieren außerdem die Dämonen, welche als Diener Beliars von ihm zu Erden geschickt wurden. Sie sind so wundersame Wesen, dass sie einfach nicht auf diese Welt passen können. Außerdem bekommen sie ihre Anweisungen direkt von Beliar selbst. Und nicht zuletzt, wenn der Magier eine Beschwörung vornimmt, dringt er in die Sphäre des dunklen Gottes ein und wählt dort eine geeignete Wesenheit aus. Und wandelten die Götter früher einst nicht selbst auf dieser Welt?“
„Hmm, seid ihr nicht zufällig ein Magier aus dem Kastell?“, warf sein Gesprächspartner plötzlich ein.
„Ja – wieso fragt ihr?“
„Ach nur so, das erklärt einiges, aber es freut mich um so mehr, ja, um so mehr“,wobei der junge Mann breit linkisch grinste. Verdammt, dachte Lunovis, kannten die beiden sich tatsächlich?
„Entschuldigt, ich habe zufällig ihre Unterhaltung mitbekommen“, unterbrach ein etwas beleibterer, sonnengebräunter Herr im langem Gewand ihre Diskussion, während er sich mühsam zu den beiden setzte, „darf ich mich vorstellen? Ahmouf, sehr erfreut euch beide kennenzulernen. Ich hoffe ich bereite euch keine Umstände, doch habe ich einige Worte zu verlieren, die eurer Unterhaltung zuträglich sein könnten.“
„Tut euch keinen Zwang an“, sprach der Kaufmannssohn salopp.
„Danke“, Ahmouf schaute sie beide kurz an, schnaufte einmal kurz, „ich habe, wie ich vorhin erwähnte, eure Unterhaltung vernommen. Dabei habe ich doch richtig verstanden, dass ihr die Existenz der Götter anzweifelt, oder? Ja, das haben sie erwähnt. Neben den Argumenten, die der junge Herr aus dem Kastell ganz vortrefflich gebracht hat, habe ich noch einige weitere anzuführen, die ihnen einleuchten werden, sobald ich sie ausgeführt habe. Es sind einige Beweise, welche die Existenz der Götter zwangsläufig belegen, wie ihr bald schon zugeben werdet und die sich dabei noch nicht einmal auf das Wesen der Magie oder so etwas in der Art, ich denke, ihr wisst schon was ich meine, solche Dinge, die von dieser Welt stammen und auf ihr als Phänomene zu betrachten sind meine ich in diesem Fall, alles was auf dieser Welt an wundersamen wandelt, bezieht. Nein, es sind Gründe, die allein aus richtigem Nachdenken entstehen, also solchem Nachdenken, dessen Gegenstand nichts Dingliches, also von der Welt kommendes hat und nur auf dem Verstand ruht.
Ich beginne einfach mit dem ersten Grund, dann wird euch die Existenz der Götter schon bald einleuchten: Es ist ja allgemein bekannt, dass jede Ursache eine Wirkung hat. Also hat auch jede Wirkung eine Ursache. Etwas geht immer etwas anderem voraus, meine ich damit. Jeder Mensch hat einen Vater und eine Mutter, die wiederum ihrerseits Eltern besitzen, die wiederum Eltern haben und so fort. Das kann aber nicht ewig sein. Denn wenn wir immer weiter zurückgehen, noch weiter zurück als die Entstehung der Menschen durch göttlichen Willen, so wie es uns die Schöpfungsgeschichte überliefert, dann kommen wir irgendwann auf die letzten uns bekannten Ursachen, und das sind die 3 Sphären der Götter. Diese drei Sphären stellen alles dar, was ist. Dieses gesamte Sein kann somit nicht Wirkung eines noch größeren Seins sein, weil alles Seiende schon darin enthalten ist! Die drei Sphären müssen somit erschaffen worden sein von einer anderen Entität, von einem anderem etwas. Und dies geschah durch den ersten Schöpfergott, der sich darauf in die drei bekannten Gottheiten aufteilte. Damit wäre einfach bewiesen, dass es die Götter gibt und dass sie die Welt erschaffen haben müssen.
Ich kann aber noch weitere Argumente ausführen, auch wenn schon alleine eines ausreichen muss, um euch vollends zu überzeugen. Ich werde noch eines anführen, was ebenfalls so einleuchtend ist. Sowie die drei Sphären alles Seiende darstellen, so vereinigen die drei Götter in sich alle perfekten Eigenschaften, die es gibt. Die Götter sind allseiend und allmächtig und in ihrem Wesen vollkommen. Es kann nichts vollkommeneres gedacht werden, als die Götter in ihrer Vereinigung. Welcher Art ist aber nun das Vollkommenste, was gedacht werden kann? Das Vollkommene muss zwangsläufig existieren, da es ja sonst nicht vollkommen wäre. Vollkommenheit, oder Perfektion, muss also existieren. Und so existieren auch die Götter, die ja die Vereinigung der Vollkommenheit darstellen.
Diese zwei Beweise, dasjenige der Ursachen und der Vollkommenheit der Götter, sollten euch vollends überzeugt haben, denn sie sind alle logisch nachvollziehbar, alleine mit dem verstandesmäßigen nachdenken, wie ihr mit sicherlich zustimmen werdet. Zudem kommen noch die Gründe des jungen Herren neben ihnen, der ja auch ganz vortreffliche, wenn auch anders geartete, also in ihrer Herkunft verschiedene von meinen, Gründe hervorgetragen hat.“
Endlich schwieg Ahmouf, grinste triumphierend dabei. Während des ganzen Vortrags war der junge Mann, dessen Namen Lunovis immernoch nicht kannte von dem er aber überzeugt war, ihn zu kennen, erstaunlich ruhig geblieben. Mit einem interessiertem, gütigem Lächeln hatte er den Ereiferungen des mittlerweile Dritten in der Diskussion zugehört.
„Ihr habt sehr wohl gesprochen, verehrter Ahmouf und ich freue mich, dass ihr die Argumente vorgebracht habt. Meine Antwort wird nun etwas weiter ausholen, da ich etwas länger brauche, um die ganzen Argumente zu widerlegen“, er wandte sich Lunovis zu, „eure Gründe werde ich anschließend entkräften, wenn ihr damit einverstanden seid.
Lasst mich nun mit dem ersten Argument beginnen. Sie beruht auf einigen Grundannahmen, die nicht unbedingt nachzuvollziehen sind. Eure Ursachenlehre klingt in sich schlüssig, bis zu dem Punkt, wo ihr die Götter auf das Spielfeld setzt. Den hier beginnt ihr, eure Grundannahmen zu verwerfen. Ihr seid davon ausgegangen, dass alles eine Ursache habe und damit das gesamte Sein auch eine Ursache haben muss. Diese seht ihr als Gott, oder die Götter, an. Wenn ihr euren Beweis aber aufrechterhalten wollt, müsst ihr jetzt zugeben, dass Gott auch selbst eine Ursache haben muss, um Teil des Systems zu bleiben. Ihr könnt keine Ausnahme machen und sagen Gott sei ewig, außer ihr setzt dies als gegeben hin, dann könnt ihr jedoch nicht darüber diskutieren. Außerdem habt ihr einen weiteren Denkfehler gemacht, denn ihr habt von einem einzelnen Zusammenhang auf ein ganzes System geschlossen. Wenn ihr sehr richtig sagt, dass ein einzelner Krieger keine Stadt einnehmen könne, dann heißt das nicht, dass ein Heer ebenfalls keine Stadt einnehmen kann. Einzelbedingungen eines Teils eines Systems müssen nicht für das ganze System gelten. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Sprecht ihr davon, dass die Gesamtheit des Seins von einem Gott geschaffen sein müsse, müsst ihr zugeben, dass Gott selbst ebenfalls nur Wirkung eines Dings ist.“
„Wenn ich euch hier unterbrechen darf, da stimme ich euch nicht ganz zu“, begann Ahmouf, „Die Götter sind ewig und allmächtig, warum sollten sie also Wirkung eines etwas sein?“
„So müsst ihr aber zugeben, dass die Götter zugleich Ursache und Wirkung sein müssen, sie müssen existiert haben, bevor sie erschaffen worden sind, was ein nicht ganz nachzuvollziehender Grundsatz ist. Desweiteren lehrt uns die Schöpfungsgeschichte doch, dass der eine Gott sich aufgespalten hat in die drei uns bekannten Gottheiten, die nicht mehr allmächtig sind. Heißt dass aber, dass Allmacht die Summe aus den drei Göttern ist? Das wäre ebenso, als würde ich drei Zahlen nehmen, deren Summe unendlich ist.“
„Ha!“, der dicke Ahmouf begann zu grinsen, „jetzt habe ich euch, wenn ihr mir diesen sprachlich saloppen Einwand zugesteht. Denn ihr habt soeben doch erwähnt, dass das Gänzliche mehr sein könne, als ihre Einzelteile, ihr einen solchen Schluss nicht zugeben dürft. Damit könnt ihr mein Argument beim besten Willen nicht entkräften.“
„Ihr habt recht, das Beispiel war schlecht gewählt,“ gestand der junge Mann zu, „Auch wenn die Allmächtigkeit sich tatsächlich aufspalten lässt, so ist doch euer Argument immer noch nicht überzeugend. Dennnoch gilt, was ich vorhin erläutert habe: Wollt ihr Gott aus der Logik heraus beweisen, müsst ihr zugeben, dass auch Gott eine Ursache hat, um ihre Schlüsse konsistent werden zu lassen. Denn ihr könnt nicht plötzlich die Art, Schlüsse zu ziehen, während eines Schlusses ändern. Und auch das zweite Argument, was ihr angebracht habt, ist nicht standhafter. Denn ihr habt willkürlich festgelegt, dass es Bedingung der Vollkommenheit sein muss, existent zu sein. Denn wäre nicht ein Wesen denkbar, dass Dinge erschaffen kann, aber nicht existiert? Das wäre doch eine viel größere Anstrengung, als existieren und etwas zu erschaffen. Demnach wäre ein nicht-existierender Gott, der die Welt erschafft perfekter, als ein solcher, der existiert. Damit ist die Argumentation völlig ausgehebelt, weil ich willkürlich etwas als mehr oder minder vollkommen ansehen kann. Ich sehe Existenz nicht als Teil von Perfektion an.“
„Dass... ähh.. nun ... entschuldigt, darüber muss ich zunächst nachdenken. Dennoch gibt es ja noch die Einwände des jungen Herren neben ihnen.“
Aus irgendeinem Grund freute sich Lunovis innerlich, dass der Dicke widerlegt worden war. Zudem musste er der Argumentation zustimmen, da ihm nichts besseres einfiel. Und noch immer geisterte die Vorstellung in seinem Kopf herum, dass er den intelligenten jungen Mann kannte. Aber woher bloß?
„Sehr wohl, aber ihr werdet sehen, dass auch diese nicht sehr lange vorhalten. Du hast das Kastell und die Magie des Gebäudes als Beweis für die Existenz der Götter angeführt. Das ist eine interessante These, die eine andere Methode benutzt, als jene von Ahmouf, denn du gehst von Beobachtungen aus, die du gemacht hast, nicht vom reinem Nachdenken. Und gerade deshalb lassen sich deine Argumente noch viel weniger halten. Denn was sagt dir, dass gerade all dies so sein muss, weil es Wille eines Gottes ist? Das ganze Problem steckt wohlmöglich in der Magie selbst und in ihrer Erklärung.
Die Magie ist ein interessantes Phänomen, welches aber doch Teil dieser Welt ist. Die gesamte Welt ist davon durchdrungen, wie du es problemlos feststellen kannst. Nun wage ich jedoch, den Begriff „Magie“ zu verändern. Ich sage anstatt „Magie“ einfach ab jetzt nur noch „Kraft“, du wirst schon bald sehen, warum.
Was ist nun das Wesen dieser Kraft? Es ist eine Energie, die alles durchdringt und die in allen Dingen steckt. Sie ist gewissermaßen Grundlage aller Dinge, denn für Magier ist es möglich, diese Kraft zu benutzen und nach ihrem Willen zu formen. Ebenso wie es für den Steinmetz möglich ist, dem Marmorblock seinen Willen aufzuzwingen und ihn zu einer Statue zu formen. Der Magier ist eigentlich nichts anderes als ein etwas kunstvollerer Handwerker. Nur ist nicht ein Stein oder eine Leinwand seine Arbeitsfläche, sondern das Gefüge der Realität. Es ist nicht jedem Magier möglich, die Kraft auf gleiche Art und Weise zu benutzen. Das könnte bedeuten, dass es verschiedene Arten dieser Kraft gibt, die zusammen die Welt formen. An manchen Orten hat diese Kraft eine besonders starke Konzentration, so stark, dass sie eigenständige Wesen hervorbringt, die ganz und gar wundersam sind, aber dennoch existieren. Was ist, wenn einst ein Mensch sich genau diesen Zusammenhang erklären wollte, ihn aber nicht wie ich, mittels einer Kraft, sondern mittels einer Gottvorstellung erklärte? Das es einen mächtigeren Mensch, somit mächtigeres Wesen, gäbe, dass für ihre Geschicke sorge und zugleich auch noch gewissen Menschen erlaube, die Kraft zu benutzen und es anderen verweigere, weil diese nicht an ihn glauben, sondern an andere Wesenheiten?
Das ist ebenfalls nur eine mögliche Erklärung, ebenso, wie es meine ist. Wenn du in die Sphäre Beliars eintauchst, wer sagt, dass es nicht einfach eine andere Ebene des Seins ist, eine Kraft-Ebene, in der die Dinge wirklich existieren? Unsere Welt wäre somit nur das Abbild dieser Ebene, in die du Einblicke hast. Und deine Dämonen können somit ebenfalls Wesen sein, die nur fest an die Existenz deines Gottes überzeugt sind, aber im Prinzip nichts anderes darstellen, als Wesenheiten, die nur an Orten extremer Kraft-Fülle da-sein können.“
„Und wie erklärst du dann, dass es es Magier gibt, die die Art, Magie zu wirken wechseln können, ihren Glauben verloren und von einem anderen Gott aufgenommen wurden?“
„Ein guter Einwand. Ahmouf“, er wandte sich wieder älteren Herren zu, „sagt mir, wenn ich euch zu einem Wettlauf aufforderte, würdet ihr der Aufforderung folgen?“
„Wohl kaum. Wieso fragt ihr jetzt?“
„Nun, warum denn nicht?“
„Na, werft doch einen Blick auf mich! Ich bin alt geworden und meine Beine tragen mich nicht mehr so geschwind, wie es früher einmal der Fall gewesen ist. Und mein Leibesumfang ist einem Wettlauf auch nicht gerade förderlich“, der Dicke lachte laut auf, auch wenn er der einzige war.
„Also habt ihr euch verändert.“
„Ja, das erwähnte ich doch bereits. Ich bin älter geworden und das Alter bringt so einige Gebrechen mit sich.“
„Im Laufe der Jahre kann sich also der Körper verändern, und man verliert Eigenschaften, die einem einst zuteil gewesen sind. Kann es dann nicht ebenso mit der Kraft sein? Aus irgendeinem Grund hat sich der Körper verändert und eine andere Fähigkeit, mit dieser Kraft umzugehen. So wäre eine Erklärung denkbar.“
„Aber es gibt Magier, die zunächst ihren Glauben zu ihrem Gott verloren, dann von ihrer Magie verlassen wurden. Verlöre ein Magier aufgrund körperlicher Änderungen seine Magie, muss er ja nicht seinen Glauben zu einem Gott verlieren“, warf Lunovis ein.
„Das ist nur bedingt möglich. Denn es wäre durchaus denkbar, dass dieser Prozess immer einher geht. Was ist, wenn der körperliche Prozess die geistige Änderung zwingend bedingt? Solches wäre durchaus denkbar.“
Lunovis grübelte. Ja, die Erklärungen waren in sich schlüssig, jedoch nicht gesicherter als seine!
„Deine Erklärung ist ja gut und schön“, begann Lunovis, „aber sie geht doch von einigen willkürlichen Annahmen aus, du hast dir einfach etwas ausgedacht, was das System gut erklärt und es deshalb funktionieren lässt. Das bedeutet aber lange noch nicht, dass es auch so ist.“
Die Reaktion des jungen Kaufmanns war anders als erwartet. Anstatt sogleich zu einem Gegenargument anzusetzen, lehnte er sich zurück, verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und begann, triumphierend zu lächeln. Lunovis fragte sich, ob er jetzt erwartete, dass Lunovis seine Gedanken selbst nachvollzöge.
„Sehr richtig“, begann er endlich nach einer langen Pause, „du hast es vollkommen erfasst. Und damit dich zugleich selbst widerlegt. Meine Erklärung ist natürlich nur das Konstrukt meiner eigenen Gedanken, diese Welt zu erklären. Es ist zwar inhärent, aber dennoch nur subjektiv. Aber, und hier beißt sich die Hyäne in den Schwanz, ist das bei dir nicht anders? Auch du hast keine gesicherten Beweise von der Existenz Beliars, Innos und Adanos. Auch dein System ist inhärent, in sich schlüssig. Es ist ja auch tausende jahrelang ausgeklüngelt worden. Dennoch, gesicherte Beweise fehlen, solange ich deine Argumente auch anders erklären kann. Käme Beliar persönlich in unsere kleine Diskussionsrunde, oder schickte er nun einen Blitz auf mein ach so ungläubiges Haupt, nun gut, dann wäre ich erstens tot und zweitens von eurer These überzeugt, aber dies Risiko gehe ich gerne ein. Jedoch – es passiert nichts.“
„Aber, aber“, Ahmouf meldete sich wieder zu Wort, „ihr könnt dennoch nicht abtun, das es einen kleinen Unterschied zwischen eurer These und unserem Glauben gibt, der ziemlich wichtig ist, weil er auch kaum zu übersehen ist. An die Götter glauben so ziemlich alle Menschen Myrthanas, ja, der ganzen Welt. Es gibt Priester, Magier und die Menschen, ja selbst die Orks beten zu den Göttern. Die können doch nicht alle irren, das halte ich doch für gänzlich unwahrscheinlich.“
„Und doch wäre es denkbar. Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, dass jemals Orks Myrthana besetzen konnten und doch ist es geschehen. Nur weil eine Sache von vielen Menschen unterstützt wird, heißt es noch lange nicht, dass sie auch gut und richtig ist. Es stehen nur zwei Thesen gegeneinander, die beide für sich schlüssig sind. Die eine hat viele Anhänger, die andere weniger. Nun. Eigentlich nur einen einzigen. Aber solange es keinen guten Grund gibt, keinen endgültigen Beweis, der mich vom Gegenteil überzeugt, kann ich meine Idee beibehalten. Nun, ihr fragt euch jetzt natürlich, was das letzten Endes für einen Unterschied macht. Es ist ein sehr großer. Ein weiser Gelehrter von den südlichen Inseln, Wilhelm Rotfleisch, hat in einem seiner späten Buch eine These aufgestellt: Danach sei eine Theorie dann die beste, wenn sie über die geringsten Zusatzannahmen verfügte. Dieser Satz ist auch als Rotfleischs Rasiermesser bekannt. Warum? Sicherlich, weil ihm die Idee beim Rasieren kam. Und meine These von der alles durchdringenden Kraft macht die ganze Welt um vieles besser und einfacher. Denn man könnte auf die ganzen Belianer, Innosler und Adanosler einfach verzichten.“
„Das würde ich aber nicht zu laut sagen“, sprach Lunovis zynisch, „aber glaubst du denn wirklich, wenn alle Menschen so glaubten wie du, wenigstens hier in Bakaresh, die Welt sei besser?“
„Nun, die Frage ist nicht sehr leicht zu beantworten. Lass mich eine Gegenfrage stellen: Was glaubst du, heißt es frei zu sein?“
„Freiheit? Ich denke, Freiheit ist die Möglichkeit, das zu tun und zu lassen, was ich will. Frei zu sein in meinen Entscheidungen. Dahinziehen zu können, wo es mir beliebt.“
„Solange...“, der junge Mann unterbrach sich, als wartete er auf eine Antwort von Lunovis.
„Solange?“
„Solange du damit die Freiheit eines anderen nicht beschränkst, oder nicht?“
„Nun, das wäre sicherlich ein heeres Ziel...“
„Aber ist es nicht unbedingter Zweck jedweder Freiheit?“
„Nun, ist der Herrscher von Bakaresh nicht frei? Obwohl er Bedienstete, Untergebene hat? Für ihn macht es keinen Unterschied ob er sich um das Wohl oder Unwohl seiner Untergebenen schert.“
„Nein? Ist er denn frei, das zu tun, was er will? Kann er einfach so gehen? Nein, er ist gezwungen hierzubleiben, um seine Macht zu erhalten. Wenn er diesem Leben entsagen würde, ja, dann wäre er in der Tat frei. Dann müsste er jedoch arbeiten gehen, sich eine Einkunft verschaffen um zu überleben, und sich damit wieder jemandes Joch unterstellen.“
„Und was ist mit den Einsiedlern oder Landstreichern, die niemanden dienen?“
„Auch sie müssen für ihren Lebensunterhalt sorgen und sind somit nicht völlig frei. Sie stehlen hin und wieder, manche ihr Leben lang, und beschränken damit wiederum die Freiheit anderer.
Du siehst, Freiheit ist ein schwieriger Begriff, der viele Bedeutungen haben mag. Niemand ist frei von allen Dingen, jeder ist mindestens seinem eigenen Leben verpflichtet. So ein Freiheitsbegriff macht aber nicht viel Sinn, er besitzt zwar einen großen Umfang, ist aber inhaltsleer. Und außerdem, reden wir hier über die Menschen von Bakaresh, jene, die kein Leben als Einsiedler führen wollen, sondern in Gemeinschaft leben und auch in dieser Gemeinschaft bleiben wollen. Als solche Menschen haben sie nicht die Möglichkeit, alles zu tun, was ihnen beliebt, denn die Regel, nicht zu stehlen, entspringt ja nicht dem plötzlichen Gedanken eines wirren Gesetzesschreibers, nein sie hat einen Sinn. Gesetze dienen in erster Regel dazu, unser Zusammenleben zu ermöglichen. Würde jeder von jedem anderem nehmen, was ihm beliebte, es würde schon bald Streit und Zwietracht gesät unter allen Menschen. Wir Menschen in einer Gesellschaft unterordnen uns aber freiwillig diesen Gesetzen, auch wenn nicht alle davon so offensichtlich dem Gemeinwohl dienen und manche nur Ausdruck der puren Willkür eines Tyrannen sind. Die meisten Gesetze sind jedoch sinnvoll. Um zusammen zu leben können wir also nicht völlig frei handeln. Also ist es sinnlos zu sagen, die Freiheit sei, jederzeit das zu tun, was einem beliebt.“
„Da gebe ich dir recht. Die Freiheit hört tatsächlich dort auf, wo die Freiheit eines anderen Menschen beginnt.“
„Das ist aber noch nicht genug. Denn jene Freiheit, welche die Einwohner dieser Wüstenstadt genießen, kommt schon sehr nahe diesem Begriff. Denn ihnen alle steht in gewissen Maße frei, das zu tun, was ihnen beliebt. Sie tun es aber dennoch nicht. Sie alle lassen sich regieren von zwei Männern, denen eine Hundertschaft an Kämpfern untersteht. Aber was legitimiert sie dazu? Sie haben kein Recht, Anführer zu sein, denn die Einwohner Bakareshs haben es niemals bestimmt.“
„Willst du damit behaupten, ein Herrscher müsse das Einverständnis aller seiner Untertanen besitzen, um Herrscher sein zu dürfen?“
„Nun, in gewisser, verkürzter Weise, ja.“
„Aber die Menschen hier beschweren sich ja nicht über ihre Herrscher. Nein, viele sind sogar wirklich froh, denn es geht ihnen unter den neuen Herrschern viel besser als unter den alten. Und was ist mit den Königen? Sind sie nicht durch göttliche Macht und jahrtausendealte Tradition zu Königen geworden und haben so einen Anspruch darauf, das Land zu regieren?“
„Denke kurz zurück, vorhin habe ich dir doch dargelegt, wie ich es mit den Göttern halte. Und nun kommt ein zweiter Punkt hinzu: Was bedeutet eine alte Tradition? Die Menschen im hier und jetzt leben unter einem König, nicht ihre Vorfahren und Ahnen. Die interessiert das ganze doch gar nicht mehr! Denn jene sind tot, die Menschen heute aber nicht, was sollten sie auf eine Tradition geben? Aber wir entfernen uns schon wieder von der Bevölkerung hier. Du sagtest, die Menschen wünschten nicht, das jemand anderes sie regiere, denn nun lebten sie gut. Heißt es aber nicht, das sie es nicht dennoch besser haben könnten? Sie bezahlen alle ihre Steuern, diese sind alle festgelegt von den Herrschern. Wäre es nicht sinnvoller, bestimmten sie selbst was der Preis ihres Zusammenlebens ist?“
„Aber wie sollten sie das machen? Keiner dieser Bauern, Kaufleute, Waschweiber und Soldaten weiß, wie ein Land zu regieren ist! Warum sollten nicht jene, die schon wissen wie, auch weiterhin regieren? Und außerdem, wie sollten sich all diese Menschen auf eine Meinung einigen? Das wird doch kaum möglich sein!“
„Nun, das ist natürlich schwierig zu ermitteln, aber wir sollten uns nicht länger über die Probleme einer solchen Regierungsform unterhalten, denn darauf wollte ich hier nicht hinaus. Mit geht es immer noch um den Freiheitsbegriff. Denn selbst wenn die Bürger dieser Stadt frei sind, in dem Maße, dass sie innerhalb des gesellschaftlichen Rahmens das tun könnten, was sie wollten und auch selbst ihre Regierung bestimmen könnten, wie sie auch immer aussieht, bin ich der Meinung, dass sie immer noch nicht frei sind.“
„Weshalb nicht?“
„Nun, du bist gerade schon selbst darauf gekommen. Du sagtest, all die Bewohner dieser Stadt wären nicht in der Lage, ein Land zu regieren.“
„Nein, sie besitzen nicht das Wissen dazu.“
„Völlig richtig. Um es einfach zu sagen: Sie sind zu doof. Und das ist das große Problem, die Menschen können weder schreiben noch lesen, ihnen wurde nicht beigebracht zu denken. Genau da liegt das Problem. Wenn wir aber die Menschen unterrichteten zu denken, ja, wäre das denn nicht fantastisch? Stell dir vor, einem jedem Menschen steht die Fähigkeit offen, in die Kastellbibliothek zu gehen und dort Wissen sich anzueignen! Was würde das für Möglichkeiten offenbaren! Ein Volk gebildeter Menschen, verständig, fähig, eigenständig zu denken, Entscheidungen zu treffen, die Welt zu verstehen und sie zu verbessern! Wahrhaft fantastisch!“
Während des ganzen Gespräches hatte Lunovis den jungen Mann noch nicht derart begeistert gesehen. Auch wenn der Magier mittlerweile kaum noch nachvollziehen konnte, was das Ganze den noch sollte. Seine Ideen und Vorstellungen wurden abwegiger. Außerdem hatte der Magier bemerkt, das sobald er es geschafft hatte, den Freigeist an eine Stelle zu locken, wo er sich auf freies Feld wagen musste, er abblockte und das Thema wechselte. Mochte er faszinierende Vorstellungen haben, ein Genie war er noch nicht.
„Ich kann euch nicht ganz verstehen“, begann Lunovis, „Warum sollte es diesen Menschen gut tun, würden sie ihre Zeit in der Bibliothek verbringen? Sie würden kein Korn mehr mahlen, keine Früchte mehr anbauen, keine Waffen mehr schmieden. Würden sie nicht wie wir den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen und sich über alle möglichen Dinge Gedanken machen? Wer sorgte dann noch für Nahrung?“
„Nein, ihr versteht mich falsch. Ich möchte ja nicht, das all diese Menschen zu Gelehrten werden! Sie sollen nur ein wenig, na, intelligenter werden. Sie sollen nachdenken können, damit auch sie die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Um auf meinen Freiheitsbegriff zurückzukommen, ich fordere, das die Menschen frei im Geiste werden, unabhängig denken können und nicht nur den Samen gedeihen lassen, den Priester in den Kopf gesteckt und jahrelang unermüdlich begossen haben! Ich fordere Freiheit im Geiste!“, der junge Rebell machte eine Pause in der er sich umsah, als ob er erwartete, all jene Menschen auf dem Marktplatz hätten seine Worte vernommen und lägen ihm jetzt zu Füßen. Doch nichts geschah, „das war es, was ich mit meinte, als ich dir vorhin erklärte, die Welt sei ein besserer Ort, wenn alle Menschen so dächten wie ich.“
„Du sprichst gewagte Worte. Glaubst du denn, das Waschweib, welches den ganzen Tag am Bottich tratscht, möchte überhaupt lesen und schreiben lernen? Glaubst du, der Schmied, der vom Aufgang der Sonne bis zu deren Untergang am Schmiedefeuer steht, der möchte des Abends noch im Geiste ein Feuer schüren? Was, wenn das Volk so schon glücklich ist?“
„Nun, wenn das Volk so glücklich ist, dann kann ich ihm natürlich auch nicht mehr helfen. Aber sie haben die Möglichkeit doch gar nicht gekostet, nicht vom Kelch des Wissens getrunken! Wenn sie erst die Fähigkeit besitzen, dann werden sie sie nicht mehr missen wollen.“
Lunovis wog seinen Kopf hin- und her. Hatte der junge Mann zu Beginn der Diskussion noch sachlich und kühl argumentiert, entbrannte jetzt seine Begeisterung und er sprach, als müsse jeder Vorschlag augenblicklich in die Tat umgesetzt werden. Dem Schwarzmagier hatte die kühle Argumentation eindeutig besser gefallen. Sein Eifer ließ seine Worte unreif erscheinen, wie im jugendlichen Wahn. Nun, jugendlich war er ja auch noch. Andererseits sprach er mit einer Weisheit, die eines alten Gelehrten gebührte. Und noch immer fragte er sich, woher er den jungen Mann kannte. Offensichtlich kannte jener auch Lunovis, schwieg jedoch über diesen Umstand.
„Beweist nicht“, argumentierte Lunovis, „die Tatsache, das es den Menschen hier gut geht, dass nichts geändert werden muss? Die Menschen begehren doch gar nicht, mehr zu wissen. Warum sie dann mit unnützen Wissen belasten? Ihnen noch weitere Aufgaben aufbürden? Glaubst du, sie hätten Spaß daran, neben der Feldarbeit auch noch ans regieren zu denken?“
„Nun, das lässt sich nichts so einfach herausfinden, man müsste es versuchen, dann könnten wir erst wissen, ob es Erfolg hat...“
„Und die Herrscher hier würden sich mit einem kleinem Test einverstanden erklären?“
„Jetzt ziehst du meine Worte ins lächerliche“, beschwerte sich junge Mann, „Sicherlich würden sie das nicht. Es ist bis jetzt ja auch nur eine Idee. Aber ich sage dir, es ist eine Gute. Jeder Mensch braucht doch seine Ideale. Etwas an das er glaubt, und das darf gerade nicht die Religion sein“, der Freigeist grinste schnippisch, „Meine Worte überzeugen dich nicht gerade sehr?“
„Nun, was du sagst mag ja alles gut und schön sein. Doch es fehlt letzten Endes an einem gewissen Zusammenhang. Zwar sagst du, was alles falsch sei und belegst auch warum, doch deine eigenen Argumente kannst du nicht gerade glaubhaft belegen. Für mich fehlt da was. Und deiner Theorie der alles durchdringenden Kraft kann ich auch nicht ganz folgen“, Lunovis gähnte, es war mittlerweile spät Nachts geworden, „und außerdem, bin ich doch sehr müde.“
„Ich kann deine Einwände verstehen. Lass uns doch das Gespräch hier abbrechen und die nächsten Tage weitermachen. Ich bleibe hier in Bakaresh. Kehre zurück in deine Bibliothek und sammle Beweise für das, was du glaubst. Überzeuge mich dann. Ich bin mir sicher, du kannst es nicht.“
„Das werden wir dann sehen.“
„Gehab dich wohl.“
„Auf Wiedersehen.“
„Ach, bevor ich es vergesse: Du hast viel dazugelernt. Das freut mich.“
Mit diesen Worten erhob sich der Mann und verschwand lautlos in der Dunkelheit, ließ einen sehr verwirrten Schwarzmagier zurück. Woher kannten sich die beiden? Warum hatte er Lunovis in diese Diskussion verstrickt? Wie war er nur auf diese Gedanken gekommen? Warum teilte er sie gerade dem Magus mit? Ratlosigkeit machte sich in ihm breit. Wiedereinmal fühlte er sich, als sei er Teil eines Ganzen, von dem er genau gar nichts verstand. Das war ein bedrohliches Gefühl, Unwissenheit war schmerzlich, noch viel schmerzlicher als ein gebrochener Arm. Sie ging einher mit einer generellen Lebensunsicherheit. Aber immerhin wusste der Magier, dass er nichts wusste. Und daran ließ sich arbeiten.
meditate
08.02.2008, 11:44
auf dem meer
Beinahe lautlos glitt die große Galeere durch die kalte Winternacht. Der Bug des stolzen Schiffes durchschnitt das kalte Wasser des nördlichen Meeres wie ein eiskaltes Messer. Gischt umspülte den Bug, während ein frostiger Wind das Segel blähte. Ein verwischter Schriftzug prankte stolz zu beiden Seiten des Buges: 'Titan'Ic' konnte jeder lesen, der des Lesens mächtig war. Das Schiff hatte Fahrt aufgenommen, doch es war nicht schnell genug. Deshalb wurden im Bauch des Schiffes Sklaven und niedere Orks angetrieben, noch schneller in die Riemen zu langen. Und so gesellte sich zum sanften Rauschen des Meeres auch noch das regelmäßige Plätschern der langen Riemen, die klatschend ins Wasser eintauchten, sowie das stete „Bumm-Bumm“ einer Trommel, welche den Takt vorgab. Die Wesen im Bauch des Schiffes hatten nicht zu Spaßen, im Gegensatz zu jenen im mittleren und oberen Deck. Im mittleren Deck hatten sich die orkischen Krieger versammelt, deren Ziel Faring war, sie sollten dort die Truppen des großen Kriegsherrn Kan unterstützen. Und auf dem Oberdeck und in den Kajüten oberhalb des Mitteldecks wandelten die mächtigen Orks, Elitekrieger und Kriegsherrn, welche sich die Fahrt mit Alkohol und Musik reichlich versüßen ließen. Unter ihnen auch einige orkische Frauen, Gespielinnen der Kriegsherrn, die auch im neuen Land, in Myrthana, ihren Kriegsherrn beiseite stehen durften.
Eine von ihnen war Ro'se Buk'athr, eine für orkische Verhältnisse wunderhübsche Frau: Stramme Muskeln, hoher Wuchs, goldenes Haar (welchem Menschen wohl das Attribut 'strohig' hinzugefügt hätten). Sie 'gehörte' dem großen Krieger Callok'ley an. Wie es Sitte war, wurde sie schon früh dem Kriegsherrn versprochen. Die meisten Orkinnen nahmen das hin, doch nicht Ro'se, sie hasste diesen haarigen Mistkerl, dessen Geifer beim Sprechen ellenweit davonspritzte und dessen Brutalität selbst unter Freunden gefürchtet war, wenn er denn solche hatte. Seine Manieren waren miserabel, er stank wirklich fürchterlich und hinkte bei jedem Schritt. Abscheulich! Und jetzt musste sie auch noch mit diesem Ekel nach Myrthana, einem langweiligen Land voller Morras, wie ihr erzählt worden war.
Sie hatte lange im Stillen geweint, als sie diese Nachricht vernommen hatte, als sie von ihrer Familie fort musste. Was sollte sie nur in diesem neuen Land? Sie hatte nirgendswo eine Zuflucht, wo sie vor Callok sicher war, sie würde ihm immer Untertan sein müssen! Eine grauenhafte Vorstellung, der der Orkin immer mehr die Lebenslust vertrieb. Wieso sollte sie nicht schon gleich ihrem Leben ein Ende setzen, anstatt in Myrthana einen langen und siechen Tod zu sterben?
Ja, vielleicht war es besser so, darüber hatte sie schon oft nachgedacht.
Vor allem jetzt, wo sie am Heck der Galeere stand, alleine. Der Wind umspielte ihr Haar, ihr fröstelte etwas, doch ihr Entschluss stand fest, es war besser so. Langsam kletterte sie über die Reling, breitete ihre Arme aus...
„Halt!“
Ro'se drehte sich um, packte nocheinmal die Reling. Ein junger Ork stand dort, er musste aus dem Bauch des Schiffes kommen. Was machte er hier oben, er durfte hier gar nicht sein!
„Wer bist du und was machst du hier?“
„Mein Name ist Jakdo'son, Späher ersten Ranges und ich wollte dir sagen: Tu es nicht!“
„Warum sollte ich es nicht tun? Mein Leben hat keinen Sinn mehr!“
„Jedes Leben hat einen Sinn, auch deines.“
„Aber mein Leben wird schrecklich werden auf dem Festland, schrecklicher, als der Tod in der kalten See!“
„Wie kannst du sowas sagen?“
„Ich bin dem Herrn Callok versprochen, ein schrecklicher Tyrann.“
„Und gibt es keine Möglichkeit, dem zu entkommen? Es gibt immer eine Chance. Vertrau mir! Auch wenn ich nur ein einfacher Späher bin, so weiß ich doch manche Dinge sehr gut.“
„Warum sollte ich dir vertrauen?“
„Weil ich dein Leben schützen will. So etwas schönes darf nicht der See übergeben werden!“
„Du nimmst dir aber ganz schön was heraus für einen Späher. Hoffe nur, dass keiner der Offiziere das hört.“
„Keine Sorge, das Risiko gehe ich gerne für dich ein.“
Jakdo trat ein wenig näher auf sie zu und packte ihren Arm, sodass sie nicht mehr fallen konnte.
„Nein“, begann Ro'se, „du musst fort, es ist zu gefährlich.“
„Ich gehe jedes Risiko ein, du bist es mir wert.“
Der junge Ork sah dem Weibchen tief in die Augen. Sie hatten etwas magisches an sich, doch auch Ro'se musste zugeben, dass der junge Ork zu den prächtigeren Exemplaren gehörte. Sie fasste vertrauen zu ihm und stieg wieder über die Reling, zurück an Bord. Noch immer hielt Jakdo ihren Arm.
„Und mit wem habe ich die Ehre?“, fragte er nun schüchtern.
„Nenn mich Ro'se...“
„Ro'se. Ein schöner Name. Erinnert mich ein wenig an die Farbe des Blutes, Rot. Und das kann nur gut sein.“
Die Orkin grinste, sie beide setzten sich hin und Ro'se erzählte ihm seine ganze Lebensgeschichte. Es war für beide gefährlich, doch Ro'se war es ebenso egal wie Jakdo.
„Weißt du“, begann Jakdo nach einer Weile, „wenn wir in Myrthana sind, steht uns ein ganz neues Land offen, ein Land voller Möglichkeiten. Wer sagt dir denn, dass wir unbedingt uns den Kriegern fügen müssen? Lass uns doch von ganz von vorne beginnen, abhauen...“
Ro'se lachte.
„Ach, wenn das nur so einfach wäre...“
„Es ist so einfach! Komm mit, ich möchte dir was zeigen!“
Es war mittlerweile tiefe Nacht geworden und alle hohen Krieger hatten sich halb betrunken, halb von Musik beduselt auf den Weg in die Kajüten gemacht. Nur noch wenige Orks hangen auf dem Deck herum, darunter einige Musikanten, die offensichtlich keine Nachtruhe kannten. Für Jakdo und Ro'se war es kein Problem, sich an den paar Orks vorbeizuschleichen, ihr Ziel war der Bug. Sie duckten sich und krochen am Mast vorbei, bis sie ganz vorne waren. Ro'se musste herzhaft lachen, so etwas verrücktes hatte sie noch nie getan.
„Na los, geh ganz nach Vorne, soweit es geht. Vertrau mir!“
Ro'se drehte sich unsicher um, doch Jakdo war direkt hinter ihr. Und so fasste sie Mut und stieg auch auf den Klüverbaum, setzte sich mittig drauf und schob sich immer weiter nach vorne, bis sie beinahe ganz vorne waren.
„Weiter mag ich nicht“, sprach Ro'se ängstlich und lauschte dem Klang der Wellen direkt unter ihr.
„Nun schließe die Augen“, raunte ihr Jakdo sanft ins Ohr. Ro'se tat wie gehießen, während Jakdo ihre Hände packte und nach rechts und links weit ausbreitete. Ro'se Herz machte einen kurzen Aussetzer, nur noch ihre Beine sicherten sie, sowie Jakdo, dessen Bauch an ihrem Rücken war und ihr deshalb eine gewisse Sicherheit gab. Ja, es fühlte sich gut an. Sie fühlte sich jetzt so frei, so unbeschwert, als läge ihr die Welt zu Füßen. Das Meer rauschte unter ihr, der Fahrtwind strich ihr durchs Haar, es war einfach perfekt!
„Ich bin die Königin der Welt!“, quietschte Ro'se vergnügt, während Jakdo sie sanft umarmte.
Doch die beiden wollten das Glück nicht ausreizen und so machten sie sich schon bald wieder auf den Rückweg, bevor einer der anderen Orks etwas bemerkte. Gerade noch rechtzeitig, denn sobald sie den Klüverbaum verlassen hatten, läutete panisch eine Glocke über ihnen, direkt aus dem Krähennest.
„EI....EI.... EISBERG voraus! EISBERG voraus!“, brüllte der Späher dort oben wie wild und trommelte damit sicherlich das ganze Schiff wach. Ro'se und Jakdo kauerten sich ängstlich an die Reling und hofften nicht entdeckt zu werden.
Plötzlich ging ein schrecklicher Ruck durch das Schiff, als sei es mit etwas zusammengeprallt. Nun, es WAR mit etwas zusammengeprallt, genauergesagt mit besagtem Eisberg. Wie ein grauer Riese schob sich das Ungetüm am Schiff vorbei, ein grauseliges Schrammen verriet, das das schnelle Manöver der Ruderorks und des Steuermanns keinen Erfolg gehabt hatten.
Klack...Klack...Klack...Klack...Klack...Klack...Klack...Klack... - man konnte die Riemen zählen, die einzelnd nacheinander vom Eisberg abgerissen wurden. Einzelne Eisstücke fielen auf das Oberdeck, wo binnen kürzester Zeit größte Aufregung herrschte, selbst als der Eisberg wieder aus dem Sichtfeld verschwand.
In diesem Moment trat ein alter, einbeiniger und vierschrötiger Ork mit grauem Bart an Deck.
„Was sein hier los?“, brüllte Kapitän Ed'schmitt und versuchte die aufgeregt rufenden Orks zu beruhigen. Er hatte soeben geschlafen, doch jetzt übernahm er energisch das Steuerruder, befahl den ersten Maat eine Bestandsaufnahme zu machen und schrie nocheinmal in die aufgewühlte Menge aus Elitekriegern und Kriegsherrn:
„Es bestäht kein Grund zur Aufrägung. Dieses Schiff kann nicht untergähn solange ich hier bin!“
Wenig später kehrte der erste Maat zurück und erstattete Bericht. Es sah schlecht aus, ein großes Leck im Bug, und das Schiff begann sich schon langsam, aber unmerklich zu neigen.
„Das nicht sein könnän...“, der Kapitän starrte fassungslos in die Leere.
„Doch“, widersprach der erste Maat, „die Titan'Ic wird untergehen...“
Zu diesem Zeitpunkt hatten auch die hohen Krieger bemerkt, das es zu spät war und das Schiff ein kleines Problem mit eindringendem Wasser hatte. Spätestens, als immer mehr niedere Orks versuchten, an Deck zu kommen, dämmerte es ihnen. Und ihnen dämmerte, dass nur zwei Rettungsboote Mittschiffs zur Verfügung standen.
„Veriegält die Zugänge!“
Indes neigte sich das Schiff immer mehr, nun rollten bereits alle möglichen Dinge in Richtung Bug. Ro'se und Jakdo gaben ihren Platz auf und wollten sich in Sicherheit bringen, auch ihnen dämmerte böses. Im Hintergund musizierten immernoch einige der Orks.
„Leinän los, wir legän ab!“
„Aberrr wir sein noch gar nicht voll besetzt!“
„Keine Widerräde, wir müssen uns in Sicherheit bringen, ehe uns das Schiff mit in die Tiefä reißt!“, und so legten die beiden Rettungsboote, besetzt mit allen Kriegsherr und Elitekriegern ab, entfernten sich schnell von der Titan'Ic, deren Heck sich schon aus dem Wasser erhob.
„Jakdo, was sollen wir tun?“, fragte Ro'se verzweifelt, denn die beiden hatten es nicht in die Boote geschafft.
„Ich weiß es nicht, Ro'se“
„Ich will nicht sterben, jetzt, wo du bei mir bist!“
„Wir werden nicht sterben, beim Schöpfer! Aber zuerst müssen wir die Orks aus dem Bauch des Schiffes befreien“, Jakdo ergriff eine Axt, die vergessen herumlag und hackte auf die Tür zum Mitteldeck ein, die fest verrammelt worden war. Hilfeschreie drangen heraus und die Löcher, die Jakdo in die Tür rammte, wurden von verzweifelt herausgreifenden Händen gefüllt. Endlich gelang es dem Ork, die Tür zu öffnen, doch er musste sich schon an der Treppe zum Steuerdeck festhalten, um nicht in Richtung Bug zu rutschen. Und so purzelten die ersten Orks aus dem Mitteldeck geradewegs auf den Bug zu und klatschten dort in das kalte Wasser.
„Jakdo!“, Rose konnte sich kaum noch festhalten, während das Schiff sich immer weiter neigte.
„Halt durch, wir müssen zum Heck klettern!“
Diese Idee hatten auch die übrigen Orks, die es noch herausschafften, doch es waren nicht mehr viele. Jene aus dem Unterdeck hatten schon längst ein eisiges Grab gefunden.
Mit erschreckenden Schnelle blubberte die letzte Luft aus dem Rumpf, und die einst achso stolze Galeere löste ihre letzte Fahrkarte zum Meeresgrund ein.
„Jetzt!“, schrie Jakdo und die beiden sprangen im letzten Moment vom senkrecht stehenden Heck in die kalten Fluten...
„Jakdo!“, wimmerte Ro'se vor Kälte fröstelnd. Sie hatte sich auf eine schwimmende Kiste gerettet, doch das kalte Wasser war ihr in Mark und Bein gestiegen. Sie zitterte am ganzen Körper, ein kalter Griff hatte sie gepackt und drückte immer fester zu. Ganz langsam gefror jede Faser ihres Körpers.
„Ro'se“, Jakdo schwamm im eiseskalten Wasser, die Kiste trug keine zwei Orks.
„Ich ...liebe ... dich...“
„Ich...“, Jakdos Stimme klang abgehakt und zittrig, die Kälte kam förmlich aus seinen Lungen wieder herausgeflossen, es bereitete ihm Probleme zu sprechen, sein Brustkorb zog sich zusammen, als würde er von riesenhaften Pranken zusammengepresst, „ich...liebe...dich auch... Versprich mir...liebe Ro'se ... ver....ver...sprich mir, ...das du niemals....aufgeben ... wir...wirst....“
„Jakdo! ... Ich...verspreche..dir....Jakdo....Jak...“
Der junge Späher hatte die Kiste losgelassen, die Kälte hatte den kurzen Kampf gewonnen. Ro'se sah den Ork in den kalten Fluten verschwinden, sie war nicht mehr fähig, ihn zu halten, nach ihm zu schreien, zu weinen...die Kälte war unerträglich...
Die Kälte...
James Cameron aka Snak gra-Bura
Ein sehr schöner Post von Zasamalel, definitiv erwähnenswert :)
Zasamalel lag auf dem Rücken im von Tau benetzten Gras einer Wiese ausserhalb Farings. Der Söldner hatte sich Abwechslung gönnen wollen, weswegen er sich heute einfach einmal von der Arena fern gehalten hatte. Der schwarzhaarige blickte zu den am klaren nachthimmel leuchtenden Sternen empor und spürte die feuchtigkeit des Rauhreifes unter seine Lederrüstung kriechen, die er statt seines Söldnerharnisches angezogen hatte. Seit Stunden schon sann er hier unbeweglich nach.
Was war in seinem Leben wohl der Sinn? Das Töten anderer Leute? Das Vervollkommnen von Fähigkeiten die einzig dazu nutze waren zu töten? was tat er anderes? Er baute Bögen, wobei er nicht umhin kam, zu bemerken das auch das mit dem lebensverachtenden Handwerk zu tun hatte. Der Söldner verstand sich zum Teil selbst nicht: Auf der einen Art, hatte er noch nie etwas anderes gemacht. Auf der anderen Art wünschte er sich es sei eben einfach anders. Alles in seinem Leben schien so gegensätzlich.
Ohne das er es wirklich wollte, glitt bei diesem Gedanken seine Hand an das schwarze Mal auf der Stirn.
"Auch wenn du noch so sehr wünschst ein anderes Leben zu führen........das wirst du nicht können!" in der Stimme welche in seinem Kopf zu hallen schien lag ein derart endgültiger Ton, das er fast schon genigt war Angst zu empfinden, wenn nicht der Zorn darüber den Unbekannten wieder bei sich zu wissen ebendiese überspielt hätte.
"Wie kommst du denn darauf? Ich müsste einfach nur aus Faring verschwinden. Ich könnte meine Zeit in Vengards Kerker absitzen und wieder zur Garde gehen. Oder dem Sklaven in die Wälder folgen, den ich seinerzeit habe laufen lassen. Das würde mein Leben grundlegend verändern. Also red nicht so einen Quatsch!" Die Worte waren nur gedacht, da der Söldner wusste, dass der Unbekannte sie auch so mitbekam.
"Aber würde es dadurch besser werden? Denk darüber nach was du hier schon erreicht hast. Sich den Respekt der Orks zu verdienen ist alles andere als einfach........."
"Das weiß ich auch du Ausgeburt an überragender Intelligenz!" unterbrach Zasamalel rüde das Gespräch.
"Sei nicht so unhöflich: Du weißt doch zu was ich imstande bin?" ein schneidender Ton hatte sich in die Körperlose Stimme gemengt.
"Ja. Das weiß ich nur zu gut." bei diesen Worten schauderte es den Krieger nun ungewollt tatsächlich ein wenig. Denn diese unerträglichen Kopfschmerzen die der unbekannte bei Zasa hervorrufen konnte waren schlimmer noch als tausend Jahre Qualen in Beliars Reich. Nach der unangenehmen Erinnerung jedoch obsiegte wieder der Zorn. "Aber ich weiß weder wer du bist noch was du ausgerechnet von mir willst?"
"Okay. Ich bin Cadvan. Ehemals hatte ich umfassendes Wissen in der Magie des Feuers. Ich habe mich einer Magie zugewandt, die mir ermöglichte meine Seele zu erhalten, mir andere Geschöpfe zu eigen zu machen, denn die Magier des Feuers sind schwach. Und Schwäche macht mich krank. Das ist auch der Grund weshalb du das Neugeborene warst, das ich mir aussuchte. ich habe den Enormen Hang zur Macht in dir gespürt, als du selbst noch nicht einmal denken konntest."
Einige Momente lag der Recke mit geschlossenen Augen da, ohne an etwas zu denken.
Nach kurzem meldete sich Cadvan wieder
"Hat es dir die Sprache verschlagen?"
"Nein. Aber ich habe nachgedacht und verstanden.................." Zasamalel verspürte das tief befriedigende Gefühl des Triumphes in sich aufsteigen.
Der Söldner schlug die Augen auf. Blutrot schimmerten sie. Schwarze, Regentropfenartige Zeichen unterbrochen diese Farbe. Doch verschwanden diese Augen auch sofort wieder.
Der Söldner erhob sich, spürte die unter seiner Rüstung befindlichen Wassertropfen kalt seine Rückenmuskulatur herunterlaufen, ignorierte dieses Gefühl aber, während des kurzen Rückmarsches nach Faring. Morgen würde er wieder in der Arena stehen. Er würde sich nie wieder von dem Gedanken übermannen lassen etwas anderes sein zu wollen als ein Krieger, der seine Feinde mit bloßer Anwesenheit in die Flucht schlug. Mit diesem Gedanken kam auch der selbstgefällige Blick, mit welchem er die orkischen Wachen am Stadttor ansah, welche ihm daraufhin nur verächtlich grunzend hinterherspähten.
Der Söldner spähte noch einmal über seine Schulter. Wieder Flackerten für einen Sekundenbruchteil die Roten Augen auf. Die ratlosen Blicke der beiden ließ den Oberaufseher erkennen das sie gesehen hatten...........er lächelte böse und ging einfach weiter. Ob sie sich das nächste mal daran erinnern würden? Nein. Selbst Orks waren so schlau derartiges als Hirngespinnst abzutun.
Hier noch ein schöner Koch-Post, geschrieben von Char am 10.02.08 in Al Shedim
Langsam wischte sich der Barde aus Silden mit dem Handrücken über die Stirn, nur um im nächsten Moment die unnötige Verschwendung von Energie zu bereuen. Er war nicht geschaffen für das Land das Innos Fluch erlag, die Wüste Varant. Langsam grummelte er in den kleinen Bart, der ihm inzwischen seit seiner Ankunft in Silden gewachsen war:" Urlaub hatten sie mir versprochen, Freizeit, etwas über eine andere Kultur zu lernen. Eine Belohnung sollte es sein! Diese scheinheiligen Druiden. Nichts haben sie davon erwähnt das sie mich bei lebendigen Leib rösten wollen. Diese räudigen, Adanos verdammten Köter!" Dann hatte er auch noch einen Geist gesehen! Ja einen richtigen Geist, diesen Molgadir. Der Kerl konnte gar nicht mehr am Leben sein nach dem was Char mit ihm gemacht hatte. In Anbetracht der Tatsache das Char nur kurz einen Blick auf ihn während der Zeremonie warf, zu Mal dieser eher lächerlich war und er danach wie von Erdboden verschluckt schien, war er wohl nur eine Täuschung von Chars Geist an ihn selbst gewesen. Vermutlich auf die Hitze zurück zu führen. " Oder wirst du einfach nur verrückt Alter Mann?" dachte er grimmig zu sich selbst, wissend das diese Frage sinnlos war. Da er sie sich selbst nicht beantworten konnte und anderen unabhängig von der Antwort keinen Glauben schenken würde.
Als ob all dies noch nicht genug sei, war Ornlu an diesem Morgen mit einem fettem Grinsen und einem Wildschwein zu ihm gekommen und hatte ihm unmissverständlich klar gemacht das er dieses Schwein zu braten hatte, aber nicht nur das! Nein der gute Char durfte gleich das halbe Festessen, Silden damit vertretend, zubereiten. Das musste wohl eine Art inoffizieller Wettbewerb sein. Er könne es ja so gut und sollte gleich für das Frühlingsfest in Silden üben. Ansonsten würde Ornlu ihn hier zurück lassen. Er hatte keinerlei Zweifel das der andere dies tun würde. Das war wirklich kein Urlaub. Aber da an ihm ja sowieso nichts anderes übrig blieb konnte er sich ruhig auch etwas die Zeit mit Kochen verkürzen, vielleicht würde ja sogar eine kleine Bezahlung für den Koch rausspringen. So hatte er sich gleich eine grobe Planung gemacht, nicht ohne Ornlu dafür zu verfluchen ihn auf das Wildschwein festzulegen welches er wohl ohnehin gewählt hatte, bis er einen schönen Plan hatte.
Da ihm alles gestellt worden war, sogar eine Küche in der Taverne und ein paar Gehilfen ließ er sich erstmal einen riesigen Holzbottich bringen. Diesen füllte er etwa zu 2 drittel mit versäuerten aber doch relativ edlen Wein, bei dem Festmahl für Weihen schienen die Wassermagier keine Umkosten zu scheuen. Als er danach nach sauren Ambagandabeeren fragte wurde er nur verständnislos angesehen. Fast wollte er los poltern: "Was ihr kennt hier keine Ambagandabeeren?", entschied sich dann aber in Anbetracht der Tatsache das er Gast war für eine höfliche Aufforderung:" Bringt mir einfach einen Korb von irgendwelchen sauren Obst oder Beeren." Wenig später standen sie tatsächlich mit einem Korb voll gelblicher ovaler Früchte vor ihnen die sie "Zitronen" nannten, Dinge gab es die gab es nicht. Nach einen kurzem Test einer dieser Früchte, einem zusammengezogenen Gesicht und einem wilden Wendeln mit der Hand befand er es für passend und quetschte etwa 12 davon in den Wein. Ehe er ihm bekannte Gewürze wie Lorbeer, Pfeffer, Dill, Rosmarin und Basilikum, aber auch welche die er zum ersten Mal hier teste wie Koriander, Senf, Piment und Salbei hinzu gab. Ganz und gar entzückt war von den Gewürzen und Kräutern die sie hier hatten. Zu guter Letzt lies er einen dieser "Wüstenfüchse" Zwiebel und Knoblauch in die Flüssigkeit schneiden, ehe er ein ganzes Glas Honig welches er aus Silden mitgebracht hatte hinzu gab.
Dann versenkte er das Wildschwein, welchem Ornlu vorher nur die Hauer und das Fell abgezogen hatte, in der Flüssigkeit zu seinen Gehilfen sagend:" So jetzt marinieren wir die Sau mal." Neben seinem kehligen Lachen war jedoch nur gespieltes oder gar verlegendes Lächeln zu vernehmen ob seines doch eigentlich fantastischen Spaßes. "Dazu müssen wir jetzt den Trog mit Tuch umwickeln, sodass möglichst wenig Luft dran kommt. Los Los." Doch ein Wassermagier der gerade vorbei kam hörte dies und lächelte kurz. Auf eine Bewegung seiner Hand setzte sich der trockene Wüstensand in Bewegung und wirbelte um den Bottich vor dem alle plötzlich ehrfürchtig zurück traten. Immer dichter wurde er ehe er eine solide Hülle um den Trog bildete. Char viel schier der Unterkiefer auf den Boden, aber er schaffte es sich zu fangen und dem Wassermagier nur dankend zu zunicken, so tuend als ob es für ihn alltäglich war. Der Wassermagier verstand dies nicht, eben weil es für ihn alltäglich war.
Etwas aus der Fassung gebracht fuhr Char fort:" Nun da dies erledigt ist können wir uns nun dem Brot für das Fest zu wenden." Das taten sie auch und wie sie das taten. Char feuerte seine Crew an, Mehl wurde geholt und mit Wasser vermischt. Fast hätte es dem Lagermeister einen herben Schlag versetzt als er erfuhr das keine Hefe, er also ungesäuertes Brot backen würde müssen. Doch auch hier führ fand er schnell eine Lösung, um das Defizit auf Fladenbrot angewiesen zu sein aus zu gleichen lies er aller Hand getrocknete Früchte, geraspeltes Gemüse oder Samen in verschieden Teige geben, so das sie viele Mischbrot-Sorten haben würden, ja eine richtige Brot-Auswahl. Nachdem die klebrigen Teig-Scheiben im Ofen verschwunden waren ging es auch schon über zum nächsten Punkt.
Die Beilagen wurde zubereitet. Hier hatte sich der Pilger für eine Variation aus Rohkost zur Beilage zum Wildbret entschieden. So schnitten sie Karotten, Gurken, Auberginen, Kürbise, Salatköpfe, Äpfel, Birnen, Tomaten und viele andere Obst und Gemüse Sorten in handliche Stücke und platzierten sie in appetitlichen Mustern auf Silberschalen die so Sauber waren das man sich in ihnen Spiegelnd konnte. Ja wahrlich die Wassermagie schienen wirklich nichts zu scheuen um den neuen unter ihnen einen prachtvollen Einzug in ihre Reihen zu gewähren.
Nachdem auch dies getan war kam die finale Aufgabe bevor man das Schwein zum Braten aus seinem Stein-Gefängnis holen würde. Char wollte möglichst viele verschiedene Soßen servieren, damit den sauren Braten oder die Rohkost einfach eintauchen könnte. So wurden Eier aufgeschlagen, Öl herbeigeholt, Pflanzen geschnitten, abgeschmeckt und gewürzt bis etwa 12 Silberschalen sich auf einem Tisch zusammen fanden. Der Anblick war herrlich, da waren dicke Honigsoßen, dünne Vinaigretten, scharfe Salzen oder delikate Rahmsoßen. Kurzum für jeden würde was dabei sein. Jetzt ging es nur noch um die Wurst, oder das Wild um genauer zu sein.
So entwanden sie das Schwein seinem steinernen Gefängnis, wieder mit der Hilfe eines Wassermagiers, welche Char als selbstverständlich hinstellte. Vorsichtig betastete er das rohe Fleisch unter angewiderten Blicken seiner Helfer, beginnend es langsam mit dem Händen zu massieren. Als er flüstern und tuscheln hinter sich hörte, sowie fragende Blicke und einzelne Augenroller bemerkte fing er an zu erklären: "Wir, oder vielmehr ich, haben das Schwein in diesen Bottich gelegt damit die saure Flüssigkeit eindringen kann und die ganzen Aromen im Fleisch lösen können, aber auch die Aromen der Flüssigkeit eindringen können und sich so ein herrliches Aroma bildet. Desweiteren ist das Fleisch jetzt bunter weich. Ich massiere ihn, für alle das Schwein heist Fred, damit sich die letzten Aromen lösen. Nun helft mir mal das Schwein auf den Tisch zu heben." Während ein staunendes "Ahhh" und ein verstehendes "Ohhhh" von der Masse ausging wurde ihm nur bewusst das er vier Mal das Wort Aroma in einer so kurzen Rede benutzt hatte ohne das ihm ein passendes Synonym eingefallen war, verdammt.
Als er mit 3 anderen Leuten, insgesamt also im Quartett, das Schwein auf den schweren Holztisch zur weiteren Bearbeitung liften wollte, stimmte er nicht nur in das Stöhnen und Ächzen ein. Nein seine Beine wackelten wie Espenlaub und drohten unter dem Gewicht nach zu geben, womit das schöne Schwein auf den dreckigen Boden fallen würde, keine Zeit mehr ein neues vorzubereiten. Doch mit einem lauten "Hauruck" und einem dröhnenden Poltern landete das Fleisch fachgerecht auf dem Holztisch. Bei diesem Braten wollte er es vermeiden viele kleine Schnitte zu setzten und diese mit Kräutern zu füllen. Da er Angst hatte den natürlichen Geschmack des Fleisches somit zu verdrängen oder es gar zu verwürzen, aber auch weil sonst der ganze Saft hinauslaufen würde, was nach einer Marinade eher unpraktisch war. So vermischte er stattdessen etwas Butter mit Kräutern und mischte dieses dann schließlich mit Öl. Anschließend bepinselten seine Gehilfen das nicht zu kleine Schwein mit dem angerührten. Währenddessen zerhackte und zerkleinerte der Pilger jedoch ein paar geröstete Nüsse, ein paar Äpfel und die Innereien des Schweins und band sie zu einer dicken Masse mit Eigelb. Als seine Gehilfen fertig waren wurde die Füllung durch den Anus ins hohle Innere des Schweines gestopft und der Bratspieß hindurch gestochen.
Nun begann der Kritische Teil, das Fleisch musste bis zu bereits glühenden Feuerstelle auf dem Tempelvorplatz gebracht werden und gebraten werden bis es etwas gar war ohne dass das durch das marinieren weiche Fleisch sich einfach von den Knochen löste und auf dem Sandboden oder in den glühenden Holzresten landete. Deswegen auch der Butter-Öl Aufstrich, er wollte das die Haut schnell knusprig und hart wurde. Auf dem Weg zur Feuerstelle trugen sie das Schwein einfach auf einer Platte, sodass eigentlich nichts passieren konnte. An der Feuerstelle wies er seine Gehilfen an:" So hebt das Schwein langsam samt Spieß auf die Vorrichtung und unterstützt das Schwein zusätzlich mit zwei Seilen in der Position. Sobald die Seile der Hitze und Reibung nachgeben sollte das Schwein so weit gar sein das es sich selbst halten können sollte. Ich muss kurz mal für kleine Königs-Sildener." So bog er schnell um eine Ecke außer Sicht. Er musste gar nicht seinem Naturtrieb nachgehen, sondern wollte nur möglichst weit weg sein. Sodass wenn das Schwein tatsächlich fallen würde er die Schuld spielend auf diese "Wüstenfüchse" schieben könnte. So stand er nur da, wippte etwas mit seinem Fuß, fluchte leise über das vorherrschende Klima und pickelte schließlich doch eine saubere 8 welche er immer wieder nachfuhr in den Sand.
Als er wieder kam ließ er sich nicht anmerken wie erleichtert er doch eigentlich war, da es funktioniert hatte. Stattdessen kam er mit einem selbstsicheren Blick der ausdrückte "Nicht weniger hab ich von euch erwartet." zurück und wies sie an das Schwein weiter langsam aber nicht zu langsam kreisen zu lassen. Er wollte das es innen schön Gar wurde außen aber nicht verbrannte oder gar außen verbrannte und innen noch Roh war. Immer wieder schüttete er mit einer Kelle etwas von aus Knochen und Kräutern gekochter Brühe über das Schwein, sodass es außen schön Goldbraun-Knusprig werden würde. Dies würde einen schönen Kontrast zum dem butterweichen Sauerbraten im inneren geben. Nach etwa 2 Stunden war es dann auch so weit. Dem Keiler ein in der Glut gebratener Apfel ins Maul gestopft ehe hinter ihm, immer noch auf dem Spieß, unter lüsternden Blicken der Anwesenden ein Tisch auf dem Brot, die Rohkostplatten und den Soßen auf einen Tisch aufgebahrt wurde. Der Anblick war herrlich, das köstlich aussehende Fleisch, einen Teller frische Rohkost zur Linken und zur Rechten, umrundet von einem Halbkreis aus Soßen. Während am Rand die Fladenbrote verschiedener Farben und jedes einzelne Anders, wenn auch oft ähnlich gefüllt, aufgebahrt lagen. Dazu waren allerlei myrtanische kleine Köstlichkeiten und Getränke, wie feinster Sildener Met oder myrtanisches Bier eröffnet. Laut brüllte der Koch: "Das Sildener Buffet ist fertig und kann jederzeit eröffnet werden." Dies gerufen schnappte der Lagermeister sich eine Flasche Wasser und ließ sich erschöpft gegen eine Ruinenmauer sinken, das kühle Nass seine Kehle runterlaufen lassend.
Superluemmel
12.02.2008, 00:40
Troan, in Vengard, konfrontiert mit Altlasten seiner Reisen...
Dämmerlicht, wahrscheinlich von einer Kerze. Es roch nach Kräutern, ähnlich diesen, die vor kurzem in Aurrius' Tee gewesen waren. Ausserdem war da so ein seltsam taubes Gefühl im Rachenbereich. Der Brustkorb fühlte sich an, als sei er nicht mehr existent und würde unterdessen von einem prasselnden Feuer ersetzt worden sein. Weiter unten war kein Gefühl mehr, was an sich Gutes und Schlechtes bedeutete: Er konnte keine Schmerzen in den Beinen haben, aber andererseits konnte es auch sein, dass er seine Beine nie wieder gebrauchen könnte...aber am Quälensten waren all diese Gedanken, all diese Wahrnehmungen. Warum konnte man nicht einfach das Licht ausmachen und ihn in Ruhe lassen. Tatsächlich...es funktionierte...da kam die Schwärze wieder...
Diesmal war es etwas anders. Troan fühlte sich bereits viel besser, er fühlte nämlich alles, ausser Schmerzen. Nur das taube Gefühl im Rachenbereich war geblieben und leistete dem Patienten beim Aufwachen Gesellschaft.
"Aurrius?", krächzte Troan und schlug die Augen auf. Er war in einem zwielichten, engen Raum untergebracht. An der Decke hing ein Bündel von getrockneten Kräutern, von fern schien er das übliche Marktgetümmel zu hören. Die Händler packten dem immerwiederkehrenden Klacken von Holz wohl gerade ihre Stände zusammen.
"Aurrius!", wiederholte Troan sich und erschrack beinahe selbst über seine ausserordentlich kräftige Stimme.
"Oh Troan, endlich bist du wach. Wie fühlst du dich?", meldete sich plötzlich eine Stimme. Dann trat auch noch das dazugehörige Gesicht in Troans Blickfeld und er spürte wie Hände gekonnt einige Stellen seines Körpers abtasteten.
"Mir geht es gut, mir wurde nur etwas schwindlig", spielte Troan alles herunter und richtete seinen Oberkörper bereits wieder auf. Abgesehen von einem leichten Stich in der Schläfengegend ging das auch ohne grösseren Reibereien.
"schwindlig? Aha...schwindlige Patienten kotzen mir den Fussboden normalerweise nicht mit Blut und Galle voll. Wie soll ich das nur meinem Vermieter erklären...aber was rede ich. Der Hausbesitzer ist irrelevant. Du bist der einzige, der im Moment wichtig ist. Leg dich wieder hin!"
"Nein, tut mir leid Aurrius, aber ich muss verschwinden. Sofort. Ich muss Alena und Gilborn finden, auf der Stelle."
"Jetzt kannst du unmöglich vereisen. Abgesehen davon das es gleich tiefste Nacht ist und sie angeblich in Nordmar weilen, wobei auch das nicht bestätigt ist. Du bist krank Troan und wenn du dir einige Tage Zeit nimmst und ich einige Untersuchungen anstellen kann, dann kann ich auch rausfinden, weshalb du krank bist und wie man dir helfen kann."
"Das muss warten. Ich muss sofort zu den beiden...wo sind meine Sachen? Hemd, Hose, Waffen?"
"TROAN!", brüllte Aurrius plötzlich, als der Drachenjäger seinen ersten Fuss auf den Boden setzte und sich im Zimmer umsah. Einen Moment herrschte Totenstille.
"Wenn du jetzt aufbrichst, dann wirst du diese Reise unter Umständen nicht überleben. Deutlicher kann ich es nicht sagen! Also bei allen guten Göttern, bleibe hier und sei vernünftig!"
Troan hielt tatsächlich inne und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
"Aurrius, du verstehst nicht. Alena und Gilborn, sind die einzigen, die mir jetzt noch das Leben retten könnten. Aber ich sage "könnten", weil ich nicht glaube, dass ich dem Tode nahe bin. Ich fühle mich lebendiger als je zuvor und wenn die Götter meinen Tod gewollt hätten, dann hätten sie es bereits früher getan. Also, vertraue mir."
"Vertraue du nicht auf die Rationalität der Götter...zu oft sieht es so aus, als würden sie nur ein grausames Spiel mit uns treiben..."
"Für diese Aussage landest du auf dem Scheiterhaufen, aber ich gebe dir recht. Aber wenn das alles ein Spiel ist, dann kann ich auch gewinnen..."
Wenig später, kurz nachdem Troan das Haus des Alchemisten verlassen hatte, schrieb Aurrius auf einen Bogen Pergament mit dem Titel: "Patient Troan Arcin" folgendes unter dem Absatz Symptome:
Hämatemesis, Status epilepticus, Spor, Somnambulismus, Halluzinationen, Selbstüberschätzung, Blasphemie
Ryu Hayabusa
13.02.2008, 19:12
Wer Post Nr. 348 in dem Thread (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?t=339203&page=18) gelesen hat, der wird wissen, worauf Ornlu seiner Sichtweise raus geantwortet hat und das mit entsprechend Sarkasmus xD
Welch Helden, welch Spektakel, welch finaler Endkampf zwischen Gut und Böse.
Ornlu war erstaunt darüber, dass er Zeuge davon sein konnte wie zwei Fremde, die sich hier noch weniger auskannten als er, es schafften das Böse das Al Shedim bedrohte zu vernichten. Ja Helden waren sie, die Nomaden würden in jüngster Zukunft Lobeshymnen über sie schreiben und sollte das Wüstenvolk jemals eine Flagge besitzen - ihre Gesichter würden drauf kommen.
Ornlu war dabei gewesen etwas zu essen zu holen, ehe er wieder zu seiner Jail gegangen wäre. Doch auf dem Rückweg fielen ihm zwei Fremde auf, die wohl meinten sich hier besser als die Einwohner auszukennen. Sie gingen gen Osten und Ornlu folgte ihnen, irgendwie hatte er da so ein Gefühl und siehe da! Sein Instinkt täuschte ihm nicht. Das Grauen hatte sich unweit Al Shedims versammelt. Wüstenratten, so groß wie Mäuse auf Steroiden und stark genug um als Achtergespann die Kutsche einer Katze zu ziehen.
Was sie da suchten konnte Ornlu nur vermuten. Womöglich planten sie in einer Nacht- und Nebelaktion, hinter Annes Taverne zu schleichen und sich an den Abfällen zu bedienen. Welch Untat! Doch sie hatten die Rechnung nicht mit diesen zwei Helden gemacht. Schnell wie der Wind hatten die beiden Kerle mit ihren Essbesteck die Ratten umstellt. Niemals wären die Ratten auf die Idee gekommen, davon zu laufen. Jeder Mann in ganz Myrthana kannte den Mut und die Ehre der Ratten.
Manche sagen sogar Rhobar hätte eine Rattenarmee gegen die Orks schicken sollen - dann würde man heute wie in Silden Fuchs und Gans guten Tag zu sagen, um dann eine Prinzessin retten zu können und glücklich bis ans Ende ihrer Tage beschützt von Ratten zu leben.
Und dann begann der ungleiche Kampf zwischen Mann und Maus auf Steroiden. Heldenhaft wie gegen Riesen bewiesen diese zwei Männer, welch Irrtümer an den Stammtischen der Krieger herrschten. Nicht edle Einhänder oder wuchtige Zweihänder, waren die effektivsten Waffen - Nein! Essbesteck war es! Vor allem beidhändig geführt. Ratte für Ratte fiel ehrenhaft, während ein Falke alles von oben beobachtete. Dieser dachte gar nicht dran, seiner Natur zu folgen und sich auf die Ratten im Sturzflug zu stürzen. Nein, ein feiger Falke war das. Ornlu müsste das unbedingt den Druiden berichten, denn Falken waren an sich von Natur aus mutige Tiere. Ein Irrtum! Die Jahrhunderte langen Studien waren wiederlegt. Krieger die mit dem Falken als Wappentier in den Kampf zogen, würden sich jetzt schämen müssen.
"Oh nein, da kommen ja noch mehr! Oh nein! Was machen die denn jetzt?", murmelte Ornlu auf den Boden vor Angst und Spannung kauernd. Nun stellte sich einer ganz alleine noch mehr Ratten entgegen, während der andere in sekundenschnelle scheinbar die Rattenkadaver ausnahm. Bei Gelegenheit würde der Jäger Ornlu, seinen angeblichen Berufskollegen nach dem Schmied fragen, der dieses superschnell, Tiere ausnehm Essbesteck herstellte. Wie oft hatte er eine Stunde oder mehr ein Tier ausweiden müssen, um an die besten Stücke zu gelangen.
Als die beiden Helden dann fertig waren, sich ein See aus Rattenblut am Ort der großen Schlacht gebildet hatte und sie zum GLÜCK auch gar nicht verletzt wurden - rannte auch Ornlu blitzschnell davon. Er musste dies Jail erzählen. Sie würde staunen und (vor Glück) lachen. Denn heute hatte wieder einmal das Gute gegen das Böse gewonnen. Männer zeigten Mäusen wo der Hammer hängt!
Daran gab es nichts zu zweifeln, denn egal ob in Varant, Nordmar oder Myrthana – jedes Tier war böse und sofern ein Mensch dieses nur erblickte hieß es zu kämpfen, zu kämpfen bis der letzte Atemzug aus dem bösen Tier entflohen wäre – und dann noch mal volles Pfund aufs Maul, damit man sich zurecht als Held ohne Namen fühlen konnte.
Aurelion
16.02.2008, 22:52
Ein sehr schöner Post, in dem man sich glatt verlieren könnte...
Die Nacht war immer weiter voran geschritten und auch der Lärm, welcher aus der Ferne in seine Ohren drang, wurde schwächer, denn immer mehr Menschen schliefen ein, doch Lasseko war hellwach, noch immer saß er, an die kalte Mauer angelehnt, im Sand und schaute zu den Sternen empor. Aus ihm unbekannten Gründen wollte sein Körper den Tag nicht beenden, zwischendurch hatte er seine Augen geschlossen, doch schlief er nicht ein, was ihn aber auch nicht wunderte. Den ganzen Tag hatte er wenig unternommen, schaute sich verschiedene Orte an, wie die Arena oder den Tempel, aber an eine Tätigkeit, welche seine Kräfte beanspruchte, konnte er sich nicht erinnern. Einfach gesagt, war er noch ausgeruht und würde wahrscheinlich noch lange wach sitzten, bis dann irgendwann ihn doch die Müdigkeit erfassen würde. Darauf wollte er nicht warten, er erhob sich, schüttelte sich kurz, sodass der Sand von den Beinen fiel und lief dann langsam in die Richtung der Hütten und Zelte, dort, wo auch nun noch Menschen zu finden sein würden. Auf seinem Weg begegnete er seinem Nomaden, der bewaffnet und aufmerksam durch die Straßen lief, wahrscheinlich war es eine nächtliche Wache. Mehr als zwei, jeweils sehr misstrauische Blicke, tauschten die beiden Männer nicht aus.
Er lief langsam und leise, irgendwie war es eine seltsame Atmospähre in diesem Augenblick. Um ihn herum befanden sich so viele Menschen, doch verhielten sie sich alle abwesend, die meisten waren nur noch körperlich in Al Shedim, doch in ihren Träumen womöglich in fernen Ländern in gefährlichen Kämpfen der große Held.
Selten befand sich der Jäger so spät noch unter den Lebenden, wie er den Wachzustand manchmal bezeichnete, denn den Schlaf, einen Status, in dem man keinerlei Einflüsse von der Außenwelt mehr verspürte, verglich er mit einer Phase, welche dem Tod sehr nahe kam, obgleich er natürlich keinerlei Erfahrungen hatte, wie es sei, wirklich nicht mehr zu leben und eigentlich wusste er, dass seine Vorstellung einer täglichen Wiedergeburt sehr unrealistsich war, aber irgendwie fand er sie amüsant. Viel weniger erfreute ihn, das wurde ihm in diesem Augenblick bewusst, die Tatsache, was er für verrückte Vorstellungen pflegte. Würde er diese Jemandem mitteilten, sähe man ihn nur verwirrt an, unsicher gingen sie zuerst einen, dann zwei Schritte zurück, bevor sich sein Gegenüber sich entgültig von ihm wenden würde. Er schüttelte nur leich lächelnd den Kopf, vielleicht glaubte er auch daran, so diese Vorstellung aus seinen Gedanken entfernen zu können, so abwägig war diese Idee nun nicht, daher blieb er kurz stehen und fing anschließend an, heftig seinen mit seinem Kopf zu schütteln. Zuerst, fast ruckartig, bewegte er sein Haupt schnell nach oben, dann nach unten, bevor er es dann wieder nach oben schmiss, so konnte man es fast bezeichnen, und sich der Vorgang dann mehrmals wiederholte. Zwischendurch schwankten seine Bewegungen auch und er schüttelte seinen Kopf nach Rechts oder Links, doch er fühlte keinen Unterscheid, doch eigentlich merkte er etwas, aber nicht das Gewünschte, obwohl er nicht wissen konnte, ob es der gewünschte Effekt war, denn allwissend war auch er nicht, jedenfalls noch nicht.
Er verspürte einen leichten Druck in seinem Kopf, er hatte Kopfschmerzen, wohl vom zu heftigen Kopfschütteln verursacht und er wertete dieses als Erfolg, denn bei ihrem Auszug aus seiner Gedankenwelt hatte die Vorstellung, das Einschlafen sei dem Sterben gleich, noch an seine Schädeldecke geschlagen, konnten Gedanken selbstständig denken und Rache für ihre bevorstehende Verbannung nehmen?
Der ehemalige Orksöldner blickte sich kurz um, sah auf dem Boden, nur schwer erkennbar, einen länglichen, scheinbar pechschwarzen, Käfer, welcher wild und orientierungslos auf dem Boden umherkrabbelte.
Ohne viele Gedanken, von den meisten hatte er sich wahrscheinlich eben getrennt, holte er aus und schlug mit seiner Faust auf den Käfer ein, denn dieser war die Personifikation seiner verbannten Gedanken. Nie wieder sollten sie ihn stören, ihn belästigen."Sieg, Sieg über meine Gedanken", murmelte er leise, als er seine Faust aus dem Sand hob und die zerquetschen Überreste des Tieres entfernet, denn durch die winzigen Innereien klebten die Beine und Arme, ebenso wie der kleine Panzer des Insektes, noch immer an seiner Hand. Es war kein angenehmes Gefühl, aber Lasseko ging notfalls auch über Leichen und nun hatte er auch schon wieder eine Geschichte, welche er seinem Freund in Faring mitteilen könnte.
Der Kampf hatte seine Spuren hinterlassen, plötzlich fühlte er sich müde und erschöpft und er brach seine Reise zurück in die Menschheit, seinen Weg in die Taverne, ab und drehte mit dem Willen, in den Ruinen zu schlafen um.
An seinem Platz angekommen, erblickte er nicht fern, vielleicht eine Mauer weiter, einen Mann, welcher sich seine Umgebung mit einer Fackel erhellte, und seltame Bewegungen machte. Wenige Minuten vergingen, während der Einzelgänger den Fremden nur beobachtete, bevor jener dann die das Feuer an sich nahm und aufhörte, womit wusste Lasseko jedoch nicht. Es dauerte nicht lange, bis er den Mann erkennen konnte und es war wahrlich eine Überraschung, denn hier, in den Ruinen von Al Shedim, fern von Faring, erblickte er Seloron, einen Söldner der Orks und seinen ehemaligen Schüler.
"Was machst du denn hier?", sprach er seinen ehemaligen Schüler an, als jener gerade an ihm vorbei lief, wahrscheinlich hatte er seinen Lehrmeister gar nicht gesehen, gar erkannt. Das Licht der Fackel erhellte kurz darauf das Gesicht des Jägers, sodass auch Seloron ihn erkennen konnte."Ich trainiere an diesem Ort die Kunst der Körperbeherrschung, mein Freund, aber was machst du hier, Lasseko?" Der Orksöldner blieb stehen, setze sich anschließend neben seinen ehemaligen Lehrmeister und rammte die Fackel etwa einen Meter vor ihnen in den Sand."Ich bin für einen Assassinen hier, sollte ein Paket abholen und werde wohl bald nach Bakaresh zurückkehren." sie schauten einander an."Und dann nach Faring?", fragte der, noch immer mit dem Speer kämpfende, Krieger."Nein, Faring ist nicht mehr meine Heimat, ich diene nicht mehr den Orks, aber ich werde nicht gleich jeden Ork töten, den ich sehe, ebenso wenig wie einen Rebellen. Zurzeit stehe ich zwischen den Seiten und kämpfe nur dann wenn ich will, nicht, wenn es mir jemand befiehlt, doch auch wenn es gerade so klingen mag, hast du noch immer meinem Respekt für den Weg, den du gehst, denn das Leben in Faring ist hart und schwer. Du wirst es dort lange aushalten, da sei dir sicher." Der Einzelgänger seufzte einmal, schaute dann empor in die Sterne. Seloron tat es ihm gleich, er sagte nichts mehr, doch diesen Augenblick genossen scheinbar beide, die Idylle, fernab von den Orks, denn scheinbar war auch sein Freund manchmal am zweifeln...
Zasamalel
17.02.2008, 09:56
Hat man eine andere Wahl, wenn man in einer Solchen Situation steckt, wie Inorel in der unten beschriebenen? Ich glaube sonderlich viele Möglichkeiten da rauszukommen gibt es nicht! Aber lest selbst.............
Herrlich. Super. Genial. Großartig. So oder so ähnlich würde es wohl jeder Schütze finden, wenn ein paar fette, ahnungslose Zielobjekte sich in Ruf- und Reichweite befanden und man selbst ein absolut tödliches Tötungsobjekt in der Hand hatte. Jeder Schütze? Nein. Nicht jeder Schütze. Inorel war nämlich kein 08/15-Gardist wie die ganzen hirnlosen Blechdosen, mit denen er einige Monate lang Tür an Tür gelebt hatte. Inorel war Söldnerführer. Und als Söldnerführer konnte man in ziemlich große Schwierigkeiten geraten, wenn man mit einer geladenen Armbrust im Anschlag auf ein paar Orks zielte. Erst recht, wenn man dabei in Begleitung eines waschechten Paladins war, der mit seiner Rüstung zwischen den blätterlosen Bäumen glitzern musste wie ein geschmückter Tannenbaum. Wenn man ihn so erwischte, würde man ihm wahrscheinlich kurzerhand den Kopf abschlagen. Falls er Glück hatte. Falls nicht, würde man ihn davor noch ein wenig auf die Folter spannen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht, dass Inorel jemals vor neuen Erfahrungen zurückgeschreckt wäre, aber das hatte seine Lebensplanung nun wirklich nicht vorgesehen. Inorel fand es also ganz und gar nicht herrlich, super, genial oder großartig. Im Gegenteil, er fand seine Momentane Situation nämlich hochgradig beschissen., wie er gerade mit erschrockenem Gesichtsausdruck feststellte. Oh mein Gott, was mach ich denn jetzt? Glücklicherweise bemerkte Iwein den Wandel der Farben in Inorels Gesicht von blass zu käseweiß nicht, denn der Ausbilder war 1. zu beschäftigt mit dem Laden seiner Armbrust, 2. zu fixiert auf die vier Späher, die sich im Gänsemarsch den schmalen Waldpfad entlangbewegten und 3. geblendet von der Lichtreflexion seiner Rüstung. Wenn schon das Reich nicht mehr strahlte, musste wenigstens die Rüstung glänzen wie am ersten Tag. In Gedanken ging Inorel seine Möglichkeiten durch. Falls er nicht so enden wollte, wie er es sich bereits ausgemalt hatte, blieben ihm deren 2. Nummer eins sah im großen und ganzen so aus, dass er aus dem Dickicht hervorsprang und sich den Orks stellte, mit einem dezenten Hinweis auf den Paladin, der da im Busch lag. Dabei galt es allerdings zu bedenken, dass er nicht aussah, wie ein Orksöldner. Zwar würde man ihn spätestens in Faring wiedererkennen, doch müsste er womöglich mit einigen Scherereien rechnen. Außerdem gab es da ja noch Iweins Armbrust. In deren Bolzenrinne ruhte mittlerweile ein Geschoss, dessen metallisch glänzende Spitze sich im Falle der Anwendung von Möglichkeit eins eventuell in Inorels Hals und nicht in den eines Orks bohren könnte. Die Alternative dazu war einfach: Kill die Orks und verschwinde. Allerdings ging auch hier nichts ohne das große aber. Also musste er noch einen Schritt weiterdenken: Kill die Orks und verschwinde, aber lass dich dabei nicht erwischen. Würde Inorel nämlich erkannt und ließe auch nur einen Späher entkommen, so würde ihn bei seiner Rückkehr nach Faring ein ganz besonderes Begrüßungskomitee erwarten. Aussichten, die man ohne weiteres als herrlich, super, genial und großartig bezeichnen konnte. Allerdings nur, wenn man extrem sarkastisch - oder masochistisch - veranlagt war.
Jetzt, da die Fronten geklärt waren, galt es, sich zu entscheiden. Und zwar unter immensem Zeitdruck, denn der Spähtrupp wurde auch nicht langsamer. Inorels Kopf arbeitete auf Hochtouren. Möglichkeit Nummer eins bedeutete eine mehr oder weniger sichere Zukunft in Faring. Wählte er stattdessen Nummer zwei, durfte er beim Zielschießen auf keinen Fall versagen, konnte sich aber auch eine Menge Ärger ersparen, wenn er es richtig anstellte. Schweren Herzens entschied sich der Schwarzhaarige für Nummer zwei. Ärger war noch nie sein Ding gewesen. Schnell noch die Liste abarbeiten: Sehne gespannt, Bolzen drin. Die Entfernung schätzte der Söldner auf gute 100 Fuß. Was sich viel anhörte, war in Wirklichkeit sehr, sehr wenig. Er musste also schnell handeln. Im Schatten eines Baumstammes richtete sich der Schwarzhaarige auf. Die Waffe an der linken Schulter fixieren, dann zielen. Wenigstens das fiel dem zitternden Lehrling, auf dessen Stirn- und Handpartien sich erste Schweißtropfen bildeten, leicht. Orks hatten für gewöhnlich nicht das Tempo einer galoppierenden Bisonherde drauf, was das Vorhalten um einiges einfacher machte. Mit der gesamten Kraft seines rechten Armes drückte Inorel ab, als der erste Teil des Panzers von Ork Nummer eins hinter dem Korn verschwand. Zack, schon rotierte die Nuß, keinen Augenblick später schnellte die Sehne nach vorne und gab den Bolzen frei, der sich durch die Orkrüstung bohrte und dafür sorgte, dass sich das Grünfell rasend schnell und röchelnd gen Boden bewegte, wo es blutend, grunzend und zuckend liegen blieb. Inorel hätte sich zu gerne die vom Rückstoß schmerzende Schulter gerieben, hatte dafür jedoch in diesem Augenblick keine Zeit. Es galt nämlich nun die restlichen drei Orks zu erledigen. Das Überraschungsmoment war dahin, genau wie die minimale Chance, unentdeckt und unbeschadet aus der Sache hinauszukommen. Schon hatten die übrigen Späher die beiden Schützen ausfindig gemacht und näherten sich dem Gebüsch, indem der Paladin sowie sein söldnerhafter Begleiter sich versteckten. Das geschah jedoch nicht so planlos und wütend, wie man das vielleicht erwartet hätte - nein, die Grünfelle schwärmten aus und bewegten sich im Schutz der Bäume von drei Seiten auf das Versteck der beiden Schützen zu. Am Rande bemerkte Inorel noch, wie Iwein ebenfalls aufstand, einen Ork niederstreckte, als dieser sich kurzzeitig zwischen zwei Bäumen blicken ließ und sich wieder bückte, um die Sehne seiner Armbrust erneut zu spannen. Genau das hatte auch der Schwarzhaarige im Sinn, doch streikten seine Finger - er hatte plötzlich Schiwerigkeiten damit, den Spanngurt zu fassen. Gibt's doch nicht., dachte Inorel und danach ging ihm noch einige male das böse F-Wort durch den Kopf, das ihm seine Mutter sicher verboten hätte, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte, ihn kennenzulernen. Endlich schaffte der Schütze es, der Fuß war bereits dort wo er sollte, nämlich in der Fußschlaufe. Während er mit viel Schwung aufstand, um die Armbrust zu spannen, kam dem Söldner eine geradezu geniale Idee: Vor einigen Tagen, als er aus einem der Türme Vengards eine von Fackeln beleuchtete Baumgruppe ins Visier nehmen sollte, hatte Iwein ihm geraten, sich statt der Bäume einige Orks vorzustellen. Nun, da der Schwarzhaarige ob des toten Grünfells von Gewissensbissen und Ängsten geplagt wurde, war es vielleicht hilfreich, sich statt der Orks einfach Bäume vorzustellen. Obwohl, konnte man diese Bäume denn dann von den normalen unterscheiden? Und gab es überhaupt Bäume, die in der Lage waren, sich zu bewegen? Gute Frage, dem musste er eines Tages auf den Grund gehen. Allerdings würden ihm die Späher wohl kaum noch Nachhilfe in Botanik geben, wenn sie ihn erst gefasst hatten. Deshalb musste er sich nun wohl oder übel wieder darauf konzentrieren, die zwei verbleibenden Orks zur Strecke zu bringen. Hastig schnappte er sich einen Bolzen, legte diesen erst ein und dann die Armbrust an. Die Haltung beim Schuss wurde dem jungen Mann immer vertrauter, wie er in den vergangenen Tagen festgestellt hatte. Nun drehte er sich ein wenig nach links, denn links war die Richtung, aus der sich der nächste Ork näherte. Wie viel Fuß waren es wohl noch? 50? Oder doch weniger? Dort! Dort war es. 'Das Biest', hätte er beinahe gedacht, ehe ihm einfiel, dass er im Grunde immer noch diesen Biestern diente. Und jetzt war es eben an der Zeit, seine Dienstherren abzuschießen. Also fackelte er nicht lange, sondern kniff das linke Auge zu, sah, wie das Korn die Brust des Spähers verdeckte und schoss. Das Bild des Getroffenen, der die Waffe fallen ließ und sich dann selbst sehr schnell in die Horizontale begab, erinnerte den Söldner ein wenig an das des getöteten Snappers bei seinem letzten Jagdausflug. Auch dem war damals das Blut aus dem Maul gelaufen. Inzwischen war auch Iwein wieder oben und visierte den letzten verbleibenden Ork an, der sich angesichts seiner drei gefallenen Kameraden umgedreht hatte und im Begriff war, zu verschwinden. Panik machte sich bei Inorel breit. Er durfte einfach nicht entkommen... er durfte nicht entkommen. Wenn dieser Ork entkam, war er geliefert. Mit einem Herz, das ihm bis zum Hals schlug, begann der verzweifelte Söldner, seine Armbrust erneut zu spannen, wobei er einen Aufschrei vernahm, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. Trotzdem wagte der Schwarzhaarige es erst, nach oben zu sehen, als er einen weiteren Bolzen in der Hand hatte und bereit war, dieses Geschoss abzufeuern. Da lag tatsächlich der vierte Ork am Boden. Wenngleich es ein komisches Gefühl war, vier Lebewesen auf dem Gewissen zu haben, an deren Seite man normalerweise kämpfte und stattdessen an der Seite eines Mannes zu stehen, den man normalerweise mit den mittlerweile Toten zusammen bekämpfte, fiel Inorel ein Stein vom Herzen. In Gedanken konnte er seinen Lehrmeister bereits schwärmen hören. Und gleich darauf dachte er an all jene, die sich für seine Kameraden hielten. Was würden die wohl zu seiner "Heldentat" sagen? Wörter wie herrlich, super, genial und großartig würden mit Sicherheit ganz vorne dabei sein. "Ja, echt mal. Denen haben wir's gegeben... aber richtig, und so.", murmelte der Söldner. Dann verstummte er. Hatte er das eben laut gesagt?
Ein sehr toller post, wobei Frauen und Kinder gerettet wurden... Meiner Meinung der beste Post von Deloryyan ;) Haste gut gemacht! *patt patt*
"Ach du heilige..."
Mehr brachte Deloryyan beim Anblick der Kreatur, welche den Clan mit zerstörerischer Macht heimsuchte, nicht über die Lippen. Er war nie ein Mann gewesen, der sich Gedanken über so etwas wie Religion gemacht hatte, aber wenn es einen Gott gab, der auf ihrer Seite stand, so wurde es verdammt nochmal Zeit, dass er sich jetzt zeigte. Deloryyan zweifelte jedoch daran, dass so etwas geschehen würde.
Eine erste Angriffswelle hatten sie überstanden, wenn man es denn so nennen mochte. Mehrere Männer lagen am Boden, tödlich verletzt durch das glühende Feuer, dass der Drache bei jedem seiner Angriffe in alle Richtungen ausspie. Andere hatten gerade so Deckung hinter allem gesucht, was sich ihnen angeboten hatte. Eine weitere Angriffswelle rollte soeben heran, auf ein Zeichen Hombres schickte er der Kreatur gemeinsam mit einigen Schützen einen wütenden Hagel aus Bolzen entgegen, welche diese jedoch nicht einmal zu jucken schienen, stattdessen fegte sie unbeirrt durch den Clan, nichts und niemand hielt ihr stand. Mehrere weitere Hütten fingen Feuer, Deloryyan stockte der Atem. In einigen dieser hatten jene Zuflucht gesucht, die den Angriffen noch weniger entgegenzusetzen hatten, als es die vielen Krieger draußen taten. Markerfüllende, verzweifelte Schreie drangen aus den Hütten heraus, fast ohnmächtig, ohne weiter nachzudenken, rannte Deloryyan auf die nächstbeste zu. Fast wäre er dabei von dem Schweif des Drachen erwischt worden.
Mit einem kräftigen Tritt öffnete er die Tür, welche am Boden zerbarst, sofort stieg ihm beißender Rauch entgegen, überall wüteten die zerstörerischen Flammen, es knarrte bereits bedrohlich, das Haus drohte einzustürzen. Deloryyan hob seinen Arm vor sein Gesicht und sprang mit einem Satz hinein, der dichte Rauch schmerzte in seinen Augen, es war beinahe unmöglich, etwas zu sehen. Er versuchte, zu rufen, doch er brachte nur ein Husten hervor. Plötzlich vernahm er ein Geräusch, welchem wieder ein bedrohliches Knarren der Dachbalken folgte. In einer Ecke kauerten einige Frauen, welche verzweifelt versuchten, Kinder abzuschirmen und den Flammen zu entgehen, welche sie bereits eingeschlossen hatten.
"Los, kommt, hier...", wieder brachte er bei dem Versuch, zu brüllen, nur ein Husten hervor, " sofort...raus hier, gleich bricht alles zusammen."
Die Frauen rührten sich nicht, sie waren bereits viel zu verängstigt. Der Qualm verdichtete sich derweil unerbittlich weiter...
"KOMMT SCHON..." Deloryyans Sicht verschwamm plötzlich, beinahe stolperte er, mit Mühe konnte er sich noch auf den Beinen halten, der brennende Rauch erfüllte sein Lunge mit Schmerzen, lange hielt er so nicht mehr durch. Ein weiteres Mal gestikulierte er wild in Richtung der Frauen, ihm zu folgen, endlich erhoben sie sich. Er wollte sich gerade umdrehen, als er bemerkte, dass ein Kind, vor Angst vollkommen erstarrt, noch immer in der Ecke kauerte. Eine Frau versuchte, beinahe verzweifelt, vergeblich, es von dort fortzuziehen. Deloryyan hastete in die Ecke und nahm es hoch, so gut es ging, schirmte er es gegen ihre tödliche Umgebung ab. Dann rannte er los, beinahe blind, da er nicht mehr wusste, wo sich der rettende Ausgang befand, wenn er denn nicht schon längst von herabgefallenen Balken blockiert war. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage schien es so etwas wie Glück zu geben, sie erreichten den Ausgang und stürzten hindurch, keinen Augenblick zu früh. Krachend stürzte das Haus in einer riesigen Wolke aus Qualm und aufgewirbelter Asche zusammen. Deloryyan fand ein wenig erleichtert seinen Atem wieder, jedoch sah die Welt um sie herum nicht viel besser als vor wenigen Minuten aus...
Jun Qel-Dromâ heute in Al Shedim. Kurz, aber ich habe herzlich gelacht.
Wieder einmal war es soweit. Jun hatte Xanthos gesattelt und einige Male noch das aufsteigen geübt. Perfekt war es immer och nicht, aber besser als die Tage zuvor. Eigentlich wollte er Griffin suchen und fragen, was man als Reiter in spe noch so alles könnte, doch andererseits sprach er sich auch wieder zu es selbst schaffen zu können. Er war Jun Qel-Dromâ, treuer Diener Innos. Wer in Innos vertraute würde alles schaffen. So war es auch einen Versuch wert mal das richtige reiten zu versuchen – das sich fortbewegende reiten.
In Richtung Wüste blickend, positionierte Jun sein Pferd, stieg erneut auf und atmete tief durch.
„Los!“, rief er und wedelte mit den Zügeln – nichts passierte.
„Los, Xanthos!“, rief er erneut, wedelte mit den Zügeln und zeigte mit dem rechten Zeigefinger in die Richtung in die er wollte.
„Looos!“, rief er ein weiteres Mal ohne das sich was bewegte. Als er jedoch dann mit den Stiefeln unwissend gegen die Flanken des Pferdes haute, ging es plötzlich wirklich „LOS!“.
So „LOS“ dass er durch die Beschleunigung vom Pferd flog und Xanthos noch einige Meter gallopierte, ehe er stoppte und sich von einen hinterher gerannten Jun wieder zurück führen lies.
„Bei Innos! Ich werde wieder diesen Waldläufer fangen müssen...“, grummelte Jun.
Eindrucksvolle Rückkehr aus der Dunkelheit. Xarith, Pilger des Waldvolkes am 14.03.08.
Sterne, ja es waren jene leuchtenden Punkte die schon seit Jahrtausenden den nächtlichen Himmel in einem anderen Licht erstrahlen ließen.
Lange war dem Pilger dieser Anblick verwehrt worden, den Glauben an die Freiheit hatte er schon fast verloren. Gefangen in den dunklen kalten Gängen einer großen Miene. Das Licht Hunderter Fackeln warf unheimliche Schatten an den kalten Fels. Keine Zeit um über eine Flucht nach zu denken, eine kurze Rast und die Peitsche des Aufsehers zischte durch die Luft, bevor klatschend auf den Körper traf. Wieder und wieder traf die Spitzhacke auf den harten Untergrund. Wertloses Gestein bröckelte zu Boden, Funken schwirrten durch die stickige Luft, bevor auch sie für immer erloschen und sich lautlos auf den schmierigen Untergrund legten. Lustlos bohrte sich das spitze Eisenstück in den Fels. Wieder ertönte das zischende Geräusch der Peitschte. Die Haut platzte auf, der Schmerz kroch durch den ganzen Leib.
Schmerz den der Hüne noch als angenehm empfand, einfach weil dieser wieder verschwand. Viel schlimmer war das krampfartige in sich winden des Magens, jeden Tag auf das Neue. Das schummrige Licht ließ es nur erahnen, was ihnen die Orks zum Fraß vorsetzten. Manchmal hatte Xarith das Gefühl, das sich der Inhalt der Schüssel bewegt. Für einen kurzen Augenblick nahm der erbärmliche Schmerz im Bauch ab, aber nur um heftiger als zuvor zurück zu kehren. Im Schlaf kamen die quälenden Gedanken, wie konnte ihn nur das passieren. Dunkel die Erinnerung.
Der Durst auf ein kühles Bier hatte den Pilger hinaus in die Nacht gelockt. Der Hilfeschrei eines gequälten Tieres lockten den Schwarzhaarigen hinaus in den Wald.
Leere Gedanken. Die Peitsche. Immer in Bewegung bleiben um am Leben zu bleiben. Manch einen ausgemergelten Körper schleiften die Orks nach draußen. Die Fäuste ballten sich vor Wut, aber mehr als noch kräftiger die Spitzhacke in den Fels zu schlagen blieb Xarith nicht übrig. Jeden Tag verschwand ein Stück seiner Menschlichkeit. Jeden Tag ein Schritt weiter zum willenlosen Geschöpf, das bei jedem Schatten der an den Fels geworfen wurde ängstlich zusammen zuckte.
Er ein Pilger unfähig seine Magie anzuwenden um zurück in das geliebte Silden zu kommen. Gelähmt nahezu schockiert über das was mit ihm und den anderen geschah, ein Kerl wie ein Baum unfähig sich zu wehren. Der Versuch hätte sicher mit dem Tod geendet. Aber der Tod hätte Xarith von den unsäglichen Leid befreit. Jeden Tag wuchs um ein weiteres Stück ein Gefühl in ihm heran, welches er bis dahin nicht kannte. Jede Faser seines Körpers spannte sich, das Blut in seinen Adern begann zu kochen wenn einer dieser Grünfelle oder einer ihrer menschlichen Gehilfen, die den Namen Mensch nicht verdienten auf die Wehrlosen einschlugen. Hass. Abgrundtiefer Hass machte sich in seinem Herzen breit.
Xariths Finger bohrten sich tief in den Boden. Erde in seinen Händen, ein tiefer Zug durch die Nase. „Ja“. Silden. Dicke Tränen kullerten über seine Wangen. Weinend kniete der Hüne auf dem Boden, wild flogen die Fäuste durch die Luft. „Ihr Bestien“, schrie er in die Nacht.
Erst laut dann immer leiser und versank in Tränenersticktes Wimmern.
Der Sohn Sildens war der Hölle auf Erden entkommen.
Die Gier nach edlem Metall ließ die Orks die Stollen immer tiefer in den Berg graben. Immer schneller, immer weiter bis die Gänge nicht mehr den Druck des Berges stand hielten und nach gaben. Eingeschlossen vom Geröll in vollkommender Dunkelheit. Allein. Eine einmalige Chance die Reise nach Silden anzutreten. Magie steckte immer noch in seinem geschundenen Leib.
Die Tränen kullerten immer noch über die Wangen, der Blick zu den Sternen gerichtet und die Gedanken bei jenen Menschen die noch immer leiden mussten erhob sich der Hüne.
Wieder kam der Hass in Xarith hoch, Hass auf die Horden die aus dem Norden kamen um die Menschheit zu unterjochen.
Aurelion
23.03.2008, 11:09
Ein sehr interessanter Post von Lasseko - oder sollte ich besser Beckmann sagen? :D
Sie wollten eigentlich in den Ruinen den Abend verbringen, doch dem Schwertmeister gefiel diese Idee nicht, jedenfalls wollte er lieber in die Taverne gehen und Lasseko wusste nicht, warum sein Freund manchmal solche Sinneswandel durchlebte, aber es war ihm egal, folglich führte er sie, denn die Freundin seines Freundes war natürlich auch anwesend, an besagten Ort. Genau konnte er es nicht erkennen, doch wahrscheinlich hatte sich Aurelion die Taverne anders vorgestellt, jedenfalls wirkte er ein wenig überrascht, hatte wohl ein großes Haus erwartet, aber kein offenes Zelt.“Al Shedim ist nicht Faring,“ sprach der Einzelgänger und blickte seinen Freund an, während sie die Gaststätte betraten, doch dieser antwortete nicht, schaute nur, wo ein freier Tisch zu finden war. In einer Ecke, etwas abseits, befand sich noch ein kleiner Tisch, welchen sie wählten. Sie setzten sich, schwiegen einander an und die Stimmung war sehr ernst, was sie sich wohl alle nicht genau erklären konnten.
“Du sagtest, dass dein Wille dich an diesen Ort führte, aber haben die Orks dir diese Reise auch erlaubt?“, fragte er sein Gegenüber und lächelte dabei. “Ich brauche ihre Erlaubnis nicht,“ lautete die Antwort, was den Jäger überraschte, denn solch eine Antwort hatte er von einem treuen Orksöldner nicht erwartet.“Nicht mehr der treue Söldner, der jeden Befehl ausführt, ohne einen eigenen Gedanken und Willen zu haben?“ Er stützte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab, lehnte seinen Kopf leicht nach vorne, wanderte mit seinem Blick abwechselnd vom seinem und ihrem Gesicht hin und her, versuchte dabei sehr ernst und interessiert zu wirken.“Nein, der Hass auf die Orks; er wächst.“ Lasseko lehnte sich nun etwas zurück, legte seine Hände auf seinen Bauch, atmete einmal tief ein und aus, pustete seinem Gegenüber in dessen Gesicht, unabsichtlich natürlich. “Das interessiert mich, lassen sie uns da mal drüber reden“, während er sich wieder nach vorne lehnte, mit dem linken Ellenbogen sich auf der Tischplatte abstützte und mit dem rechten Zeigefinger zuerst auf Tisch klopfte, dann aber auf Aurelion deutete, fragte er sich, warum er seinen Freund eben siezte, womöglich passte es in dieser Situation besser. “Nun“, fing der Schwertmeister an zu sprechen und wackelte leicht mit seinem Kopf,“ich kann keine Gründe nennen.“ Der Jäger verlagerte noch mehr Gewicht auf seinen Arm, bis er schließlich abrutschte, sein Kopf fast auf die Holzplatte knallte, jedoch konnte er noch reagieren und schaute seinen Freund dann wieder aufmerksam und interessiert an, wirkte dabei, als würde er die Worte jeden Augenblick unterbrechen wollen, als hätte er eine Frage oder einen Einwand. “Vielleicht hast du mich mehr beeinflusst, als ich dachte“, versuchte der Orksöldner, der scheinbar keiner mehr sein wollte, zu erklären und sein Freund nickte zustimmend, denn das war bestimmt der Grund gewesen. “Aber vielleicht habe ich auch alleine erkannt, dass es dieser Weg nicht sein sollte.“ Während Aurelion etwas unsicher zu Boden schaute, blickte Lasseko dessen Freundin in die Augen und schüttelte leicht den Kopf, sie tat es ihm gleich. “Eventuell wollte ich ein besseres Leben für meine Familie.“ Der Blickkontakt zwischen den beiden anderen am Tisch sitzenden Personen riss nicht ab, beide wunderten sich über die Worte, dabei war sie wohl ein wenig mehr verunsichert, während der Einzelgänger grinsen musste. “Da stimme ich dir zu, mein Freund.“
Nun blickte der Blondschopf auf. “Hast du schon mal Liebe für eine Person empfunden, die nicht Lasseko heißt?“ Der Genannte lehnte sich zurück, musste überlegen und fing unsicher an zu sprechen. “Also sicherlich bin ich wirklich begehrenswert und liebenswert.“ Er musste überlegen, denn eigentlich empfand er ähnliche Gefühle für eine andere Person, wie für seine eigene Haut, aber er wollte diese Person nicht erwähnen, weil er einerseits noch unsicher hinsichtlich ihren Gefühlen war, aber auch auf vorschnelle und überflüssige Kommentare seines Freundes verzichten wollte. “Natürlich, für sie“, fügte er noch hinzu, deutete auf Aurelions Freundin und grinste. Hoffentlich nahm selbiger diese Worte nicht zu ernst, aber der ehemalige Orksöldner wüsste sich zu helfen...
meditate
02.04.2008, 09:30
ein trinklied
Welch süße Nacht dich küsstet,
welch feiner Gruß von dir
und am Leben bin ich,
in der Nacht noch hier.
Ich sah die Qualen, sehe die Wunden,
sah schon wieder unnütz Leid,
doch das Fleisch wird schon gesunden.
Prost mein Freund!
Reich der Schatz der Bettler ist,
doch nicht der Reichtum führte mich.
In deinem Kämmerchen spinnst du die List.
Prost mein Freund!
Hah, hast du wirklich Sorgen dir gemacht?
Vorahnungen manchmal irren sich.
Sei kein Narr unter den vielen,
denn dein König wär dann ich.
Siehst du aus dem Fenster gerade,
oder aus der Hütte nur,
die Blicke treffend am Sternenhimmel,
ist es schade, ist es schade?
Oh ihr Götter, was tut ihr immer?
Schon wartet der nächste Schatten.
Bücher, Rätsel, immer schlimmer.
Prost mein Freund!
Geschichten mit dem dunklen Flecke,
kenne ich doch viel zu viel.
Erzählt mir etwas Neues, Recke.
Und ich sage:
Prost mein Freund!
Welch süße Nacht dich küsstet,
welch feiner Gruß von dir
und am Leben bin ich,
in der Nacht noch hier.
Tim Andersson
04.04.2008, 23:03
Ein sehr schöner Post von Luemmel in den Landen Gorthars
Als Frost das Blut aus seinem Auge blinzelte, hing er kopfüber am Treppenabsatz in der Luft. Ma'ong ging es am anderen Ende der Treppe genauso. Wie ein unförmiger Luftballon schwebte er unter der Decke. Die im Vergleich zu seinem Körperumfang viel zu kurzen Ärmchen pendelten lose.
"Was ist das?", hörte Frost eine vertraute Stimme.
Ein Stück neben ihm hingen Sheyra und Wilhalm in der Luft. Letzterer hatte die Augen geschlossen und jegliche Farbe verloren. Frost machte den Blutverlust verantwortlich. Der Wurm hatte den Arm nahe an der Schulter abgerissen. Wilhalms Überlebenschance ging unter den derzeitigen Umständen gen Null. Wahrscheinlich war er bewusstlos besser dran als der Rest der Mannschaft. Frost hatte keine Ahnung, wie sich der Aufprall nach einem Sturz über tausende von Metern anfühlte, aber er ging von keiner wünschenswerten Erfahrung aus.
"Hexerei", presste Frost mühsam hervor.
Sein Kopf schmerzte. Da war ein seltsamer Druck auf seine Schläfen und in seinen Ohren rauschte es. Trotz des Adrenalins fühlte er alle paar Sekunden den Drang zu gähnen.
"Von wem?"
Sheyras Frage glänzte durch simple Pragmatik.
Die Frage, was zum Henker eigentlich vor sich ging, stellte man sich ebenso in der Steuerkanzel.
"Was ist da los?!", fragte sich auch Albrecht, während er sich mit nie gekannter Kraft an einem Eisenring festhielt und mit der freien Hand und einer schweren Zange an einem widerspenstigen Ventil herumzerrte.
"Warum funktionierst du nicht?!", kreischte er in das Schnauben und Husten der überlebenden Maschinen.
"Olgar! Du verfluchter Bastard! Brudermörder! Ich verfluche dich, Verräter an der Wissenschaft!"
Diesmal rutschte Albrechts Brille nach oben, bis sie sich schließlich ganz löste und zur Decke emporschwebte. Verdammtes Ventil. Ebenso wütend wie erfolglos rüttelte Albrecht an der Zange. Er wusste, dass der Schaden am Antrieb irreparabel war. Feuerschein drang durch die Löcher, die von den Stacheln in die robuste Außenwand gestanzt worden waren. Der Kessel hatte sich in einen schwarzen Fleck und die umstehenden Maschinen in halb geschmolzene Klumpen verwandelt. Aus geplatzten Rohren strömte heißer Dampf, der Albrechts Unterarm verbrannte und die Haut Blasen werfen ließ. Die Maschinen lagen in den letzten Atemzügen.
"Es war nicht der Oszillator", sagte jemand neben ihm.
Olgar lehnte an der Wand und verfolgte unbekümmert die Bemühungen seines Bruders.
"Ich weiß, dass er funktioniert!", schrie Albrecht.
"Er funktionierte -- in seinen Grenzen."
"Was weißt du schon", sagte Albrecht und versuchte, seinen Unterarm als Hebel zu nutzen. "Du bist tot."
"Ein Zustand, den du in wenigen Minuten teilen wirst", meinte Olgar gleichgültig.
"Ich werde nicht sterben. Die Nadeija wird fliegen. Fliegen! Du wirst schon sehen. Du wirst schon sehen . . ."
"Der Fehler lag nicht beim Schiff", sagte Olgar bedächtig.
"Sie wird fliegen", beharrte Albrecht, die Stimme heiser.
Niemand antwortete. Nicht, bis das Ventil resigniert zischend nachgab. Das Schiff schien aufzuatmen und entließ die Todesangst in einem Seufzer, der in Form einer gewaltigen Flamme aus der Metallorgel am Heck des Schiffes brach und den spiralförmigen Sturz der Nadeija abrupt auffing.
Eben hing er noch schwerelos in der Luft, dann sprangen die Treppenstufen wie ein Raubtier auf ihn zu. Irgendwie schaffte Frost, seinen Kopf zu schützen, als er plötzlich zu Boden donnerte und haltlos die Treppe hinunterpurzelte. Da war Blut in seinem Auge, und ein nicht enden wollendes Pochen hinter seiner Stirn.
"Vater?"
Jemand rüttelte an seiner Schulter. Frost versuchte sich aufzurichten und war froh, dass ihm derselbe Jemand unter die Schulter griff.
"Ich lebe noch . . ."
An Sheyras Stirn schickte sich eine frische Beule an, den kommenden Morgen zu begrüßen. Kleidung und Rüstung sahen aus, als hätte sie in Wilhalm gebadet. Dennoch schien sie selbst weitgehend unverletzt.
"Was ist mit Wilhalm?", erkundigte sich Frost.
Narya, die am oberen Ende der Treppe stand, schüttelte den Kopf. Frost unterdrückte einen Fluch.
"Albrecht. Wir müssen ihn finden. Er ist der Einzige, der weiß, wie man dieses Ding steuert oder zurück auf den Boden bekommt."
Bereits nach wenigen Schritten fand sich Frost zitternd an der Wand lehnend wieder. Sein Magen drehte fröhlich Kreise, als ob er den unstabilisierten Flug der Nadeija nachahmen wollte.
"Alles in Ordnung?", fragte Sheyra besorgt.
"Geht schon", erwiderte Frost, "Etwas Schwindel, mehr nicht."
Huiiii!, rief der kleine, wirbelnde Knoten, der einmal sein Magen gewesen war.
"Du siehst nicht gut aus", stellte Sheyra scharfsinnig fest.
"Mir ist übel", gestand Frost. "Kann's kaum erwarten, wieder auf den Boden zu kommen."
"Hoffentlich nicht zu schnell", murmelte Sheyra. "Komm, ich helf dir."
Der Weg nach unten glich einem Gang durch ein Schlachthaus. Verwundete kauerten verkrümmt am Boden und wimmerten leise oder flehten zu den Göttern. Viele der Männer und Frauen lagen verdreht wie abgelegte Marionetten da. Blut tropfte von den Wänden oder lief durch daumengroße Löcher ab. Die Wurmstacheln hatten Löcher in die Kupferadern des Schiffes gestoßen, aus denen zischend heißes Dampf entwich. Stellenweise steckten sie noch tief im Holz, in Leitungen oder Menschen.
Von außen sah es aus, als wäre dem Schiff über Nacht ein stoppeliger Bart gewachsen.
"Ich habe dir gesagt, dass sie fliegen wird", kicherte Albrecht, als sie seine zusammengesunkene Gestalt vor den hustenden Maschinen fanden.
"Du hast was?", fragte Sheyra, die vor ihm auf die Knie gesunken war.
"Sie fliegt!"
Albrecht lachte, wobei das Lachen schnell heiser und zu einem kraftlosen Keuchen schrumpfte.
"Sie fliegt! Ich habe es dir gesagt, immer wieder . . ."
Frost zupfte an ihrem Ellenbogen. Er deutete auf Albrechts Unterarm. Die Haut war dunkelrot, schon fast braun und das Fleisch war vom Knochen zurückgewichen und schälte sich wie ein morscher Ast. Sheyra wich zurück.
"Lass ihn. Er halluziniert."
"Er funkioniert!", lachte Albrecht. "Ich habe es gesagt. Er funktioniert und sie fliegt . . . immer weiter . . . weiter . . . sie fliegt . . ."
Mit sinkendem Mut zog Frost seine Tochter auf die Treppe zu, vorbei an einem großen Kolben, unter dem ein zertrümmerter Arm hervorragte.
"Kardâz!", bemühte sich Mondträne gegen den Wind anzukommen. Dessen unsichtbare Finger wirbelten alles durcheinander, was nicht niet- und nagelfest war.
"Kannst du das Schiff steuern?"
Kardâz stemmte sich gegen das Steuerrad, woraufhin die Nadeija sich heftig auf die Seite legte und ein schrilles Sirren von Backbord kam.
"Nicht mehr als 'nen Karren, der von tollwütigen Ochsen gezogen wird", knurrte er. "Das Scheißding ist überempfindlich. Können von Glück reden, dass wir uns nicht mehr auf der Stelle drehen."
"Was ist mit Albrecht?", fragte Mondträne, sich an die wenigen Überlebenden richtend, "Ich brauche ihn hier!"
"Der ist keine große Hilfe mehr", antwortete Frost, unter der Tür hindurchtretend. "Dieser Verrückte hat sich den halben Arm weggebrannt und redet wirr."
Einer der verletzten Diebe wimmerte kläglich.
"War ja klar, dass dieser Spargel als Erster am Rad dreht", brummte Kardâz düster.
"Kardâz!", fuhr Mondträne ihn an.
Die Stimmung war ohnehin schon auf dem Tiefpunkt. Kein Wunder, dass einer nach dem anderen durchdrehte.
"Können wir nirgends landen?", fragte Sheyra.
"Ich wüsst nicht, wie. Kann bestenfalls etwas gegensteuern. Das Mädl bockt wie ne Furie. Ein kleiner Schubs und wir rauschen geradewegs in den nächsten Berg."
"Wenn wir weiterhin so schnell an Höhe verlieren und nicht irgendwie langsamer werden, macht es keinen Unterschied, wo wir aufkommen", beobachtete Frost.
"Was ist mit dem Meer?"
Sheyra deutete auf den glitzernden Riss, der Myrtana von Varant trennte. Die Bergmassive zu den Flanken waren erheblich gewachsen. Irgendwo in weiter Ferne glaubte sie Giebel von Häusern in der Sonne blitzen zu sehen.
"Sieht einladend aus, aber bei unserer Geschwindigkeit könnte das verdammt eng werden", erwiderte Kardâz.
"Warum? Da ist doch mehr als genug Platz!"
"Deshalb", sagte Kardâz und ließ das Steuer los.
Geschlagene zwölf Sekunden passierte gar nichts. Dann zuckte das Schiff so abrupt nach steuerbord, dass bis auf Kardâz alle Anwesenden unsanft zu Boden gingen.
"Was zum--!?"
"Glaub nicht, dass wir mehr als einen Versuch haben", sagte Kardâz völlig nüchtern. "Das Ding fliegt, wohin es will. Kann bestenfalls versuchen, den Kurs auszugleichen."
Frost biss die Zähne zusammen. Die Sicht aus dem Fenster hatte sich dramatisch geändert. Anstatt dem Meer waren in der Ferne nun schneebedeckte Berggipfel auszumachen, über denen dunkle Wolken Rudel bildeten.
"Was ist mit der Höhe?", gab Frost zu bedenken, "Selbst wenn wir das Wasser treffen, würden wir zerschellen. Wir sinken zu schnell."
"Woher willst du das wissen?", fragte Kardâz genervt, "Bist du schonmal mit so einem Ding ins Wasser gerauscht?"
"Warum springt ein Stein übers Wasser?", erwiderte Frost. "Weil er schnell genug ist und flach auftrifft. Bei einer derart großen Geschwindigkeit wie unserer ist das Wasser hart. Wenn wir langsam absinken, könnte uns das Wasser weit genug bremsen, doch wenn wir zu schnell fallen, werden wir einfach zerschellen."
"Find ich nich gut", murrte Kardâz.
"Als wir aus Gorthar geflohen sind, hat Albrecht diesen Hebel benutzt. Bin mir aber nicht sicher, wie er funktioniert."
Misstrauisch betrachtete Mondträne den Hebel an der Wand.
"Egal, versuchen wir's", sagte Sheyra und schob den Hebel ein Stück nach oben.
Die Luftruder heulten auf. Das Schiff begann zu zittern, als es sich mit den verbleibenden Rudern gegen den Sog der Schwerkraft stemmte. Gleichzeitig schwenkte es erneut herum und das Meer kam erneut in Sicht.
"Kardâz, jetzt!"
Der Krieger stemmte sich gegen das Steuerrad. Von der Flanke des Schiffes drang das Ächzen von Metall. Das Zittern wurde stärker. Dazu kam ein Quietschen, als würde jemand eine Katze verbiegen. Und sich dabei mächtig Zeit lassen.
Dennoch blieb die Nadeija auf Kurs. Langsam hob sich der Bug des Schiffes. Die Luftruder stöhnten unter der Belastung. Frost sah den spärlich bewaldeten Kamm des Gebirges unter ihnen vorbeirauschen und dann lag vor ihnen das Meer wie ein verheißungsvoll ausgebreiteter, dunkelblauer Teppich.
"Wir können es schaffen!"
"Innos steh uns bei . . ."
"Verdammte . . . Schei-ße", presste Kardâz hervor. An seinen Armen quollen die Muskeln wie Maulwurfkolonien hervor.
Nur noch wenige hundert Meter unter ihnen glitzerte das Wasser im Sonnenlicht wie ein Becken voller Diamanten. Von hier oben waren kaum Wellen zu erkennen. Einige Vögel zogen ihre Kreise über den Klippen.
Plötzlich gab es einen Knall und das Schiff kippte auf die Seite. Die Luftruder jaulten gequält. Mit einem Peitschenschlag knallte etwas gegen ein Seitenfenster und presste ein Spinnennetzmuster hinein. Das Glas knirschte leise, als die Nadeija von einer Windböe erfasst wurde.
"Keine . . . Chance", keuchte Kardâz, kurz bevor er das Ruder loslassen musste.
Die Nadeija taumelte. Der Bug stieg weiter an, als sich das Schiff frontal in den Wind legte, dann brach es zur Seite aus. Anstatt auf das offene Meer hinauszuschießen, jagte es in einer weiten Wende direkt auf das Landesinnere zu. Auf einmal waren die Bäume keine zerbrechlichen Hölzer in weiter Ferne mehr, sondern massiv wirkende Hindernisse, deren Wipfel keine zwei Schiffslängen unter ihnen in die Höhe ragten.
"Da vorne ist eine Stadt!", rief Sheyra.
"Der Fluss! Kardâz, steuerbord, hart steuerbord!"
Kardâz grunzte etwas und das Schiff bäumte sich auf, um kurz danach direkt auf einen Berghang zuzusteuern.
"Backbord, backbord! Zurück zum Fluss!"
"Ja, was denn jetzt?!"
Holz barst krachend auseinander, als die Nadeija über eine Hügelkuppe hinwegsauste.
"Wir haben etwas getroffen! Götter, wir sind aufgelaufen!"
"Wohin?! Scheiße, wo ist der verdammte Fluss hin?!"
"Ich seh ihn nicht, ich -- da! Steuerbord, vorsichtig . . ."
"Ach, leck mich doch", fluchte Kardâz und plötzlich trieben die Luftruder des Schiffes Seewasser in großen Wellen vor sich her und ließen weißen Schaum aufspritzen.
"Da vorne sind Häuser", sagte jemand.
Frost realisierte die Gefahr als Erster.
"Sheyra, wir müssen höher! Wir sind viel zu tief!"
Sheyra stieß den Hebel bis zum Anschlag nach oben.
Die Nadeija hatte den See zur Hälfte überquert, als die Luftruder ein lautes Knattern von sich gaben und versuchten, das Schiff erneut in die Höhe zu hieven. Die Rohre am Heck des Schiffes stotterten und husteten schwarzen Qualm. Ab und zu züngelten noch einzelne Flammen hervor, doch dem Schiff ging der Atem aus. Eine Metallverstrebung, die sich von dem verbleibenden Flügel gelöst hatte, hing an einem Tau herab und zog Wellen durch das Wasser.
Als die Nadeija nur noch einige hundert Schritt von dem Städtchen entfernt war, begann eines der verbleibenden Luftruder am Heck Funken zu speien. Qualm stieg auf, als sich das Ruder kurzzeitig schneller drehte und ein lautes Sirren von sich gab. Dann zerplatzte es in einer Feuerblume und glühende Metallstücke fielen zischend ins Wasser.
Der Bug der Nadeija stieg auf wie ein auftauchender Wal.
"Raus aus der Kanzel!", schrie Mondträne, nachdem sie sich mühsam aufgerappelt hatte. "Wir müssen weiter nach oben!"
Frost war überrascht, dass sie überhaupt noch lebten. Das Schiff war robuster als erwartet. Doch das würde nichts helfen. Obwohl das Schiff deutlich an Geschwindigkeit verloren hatte, gab es vor ihnen nichts weiter als leicht hügelige Felder. Und dahinter Wald. Unendlich viel Wald.
"Wurde auch Zeit", murmelte Kardâz.
Während die wenigen Überlebenden zur Treppe eilten, griff er nach seinem Schwert. Nachdenklich rieb er sich kostbare Sekunden lang das Kinn. Schließlich hob er die Schultern und rammte die massive Klinge zwischen die Speichen des Ruders. Das Holz knirschte unter der Belastung, doch das Schwert rührte sich keinen Millimeter.
Als Kardâz die Treppe erreichte und über die Schulter zurückblickte, hatte er gerade noch genug Zeit, um den Hügel zu erkennen.
Die Nadeija striff die Erde, verlor dabei Planken und verbogenes Metall und hinterließ eine tiefe Kerbe in der Hügelkuppe. Vollends aus der Bahn geworfen, legte sich das Schiff auf die Seite, stieg erneut ein Stück weit in die Luft und schlitterte, vom eigenen Schwung getragen, mit der lädierten Flanke voran in den Wald. Bäume knickten um wie dürre Sträucher. Eine knorrige Eiche riss den Adlerkopf vom Bug und eine Buche holte sich das, was von dem zweiten Flügel übriggeblieben war. Eine Felsformation schabte eine tiefe Narbe in den Rumpf und die letzten Luftruder wurden von den Stämmen zertrümmert oder verweigerten resigniert den Dienst.
Der Fokuskristall, dessen Magie das Schiff zum Leben erweckt hatte, entschied in diesem Moment, dass er genug durchgestanden hatte. Etwas wie ein leiser Seufzer lief durch das Schiff, folgte den Windungen der kupfernen Rohre bis in den hintersten Winkel. Die magische Entladung verbog und zerkochte die Leitungen, lies aus längst toten Astlöchern neue Sprösslinge treiben und an anderen Stellen das Holz vermodern.
Dann explodierte der Antrieb.
Völlig übersättigt von dem plötzlichen Zustrom magischer Energie, blähte sich die Konstruktion auf und schien einen Moment lang an Konsistenz zu verlieren, als ob ein Sog aus einer anderen Sphäre daran zerren würde. Dann zerplatzte sie wie eine Seifenblase.
Gerade eben hastete er noch mit Sheyra im Schlepptau die Treppe nach oben, als Frost Wind in den Haaren spürte. Um ihn herum zerstoben Bäume zu Sägemehl und Trümmer des sterbenden Schiffes regneten zu Boden.
Gerade eben hielt er noch Sheyras Hand fest in der eigenen. Dann ein Scheppern und als er sich umblickte, war sie fort. Starr vor Angst blickte er auf das klaffende Loch, wo sich eben noch die Schiffswand befunden hatte.
Fort. Einfach so.
Er wollte sich hinsetzen und auf das Ende warten, doch seine Füße trugen ihn weiter die Treppe nach oben. Tränen brannten in seinen Augen, als er geistesabwesend Ma'ong in eine Ecke wuchtete, sich unter seinem starren Blick zusammenkauerte und die Finger in den kugelrunden Bauch krallte.
Die Nadeija zuckte ein letztes Mal, als ihr Rumpf in einen besonders dicken Baum krachte. Der Bug neigte sich nach vorne, berührte den Boden, vergrub sich tief darin und brach seitlich auf. Die Narbe an der Flanke weitete sich zu einem Riss über die komplette Länge des Schiffes, die Steuerkanzel riss ab und der geköpfte Rest schob eine meterhohe Erdwelle vor sich her, bis er ebenfalls zum Stillstand kam.
Es sah aus, als hätten Titanen ein Schiff von den Wellen gepflückt, die Segel abgerissen und dann so lange damit Fußball gespielt, bis es irgendwann in den Wald getreten und vergessen worden war.
Aurelion
10.04.2008, 20:23
Ein amüsanter und zugleich schöner Post des Ritters in Vengard. Herrlich! :D
Ehe sich Golsir versah, war er von zwei Männern umgeben, die nur einen, gemeinsamen Wunsch hatten – Essen. Den einen hatte er vor wenigen Tagen erst wieder gesehen, den anderen kannte der Ritter nicht einmal. Scheinbar war er aber ein geübter Schmarotzer, denn er versuchte mit gezielten Schmeicheleien in seiner Gunst zu steigen. Letztendlich hatten sich die beiden einander vorgestellt. Astaroth hieß der Mann, der geschätzte zehn Jahre älter war als der Königstreue selbst. Scheinbar mit angenehmer Neugierde und einem guten Charakter gesegnet machte er auf seine Gegenüber einen guten Eindruck. Das Bild des ungepflegten alten Mannes schien wie fort gewaschen …
An diese Stelle trat nun das Portrait eines Menschen mit wahrhaft großem Appetit. Denn nun saß das Trio in der örtlichen Taverne, der Tischler hatte bereits eine dreifache Portion Suppe bestellt. Allerdings verspätete sich die letzte ein wenig. Aus Höflichkeit überließ Golsir seinen beiden ‚Gästen’ die ersten beiden Teller, während er auf Nummer drei wartete.
Einige lautstarke Essgeräusche –von beiden Seiten- später waren die Suppen auch schon leer geschlürft, während das Essen des Ritters noch immer ausblieb. Nervös schaute er immer wieder zur Schwingtür der Küche, wendete aber stetig den Blick ab, wenn die Bedienung nur ein Bier oder eine andere Speise brachte.
Zwischendurch durfte er sich die Dankbarkeit seiner Kameraden anhören. Astaroth versprach sogar, diesen Gefallen irgendwann wieder gleichzumachen, wenn sich ihm die Gelegenheit bot. Lasse hielt es bei einem einfachen ‚Danke’.
„Gern könnt ihr euch noch eine zweite Portion bestellen“, gab Golsir zurück – zum großen Gönnertum beflügelt vom Dank der Anwesenden.
Dann, nach gut einer Viertelstunde, wurde es ihm zu bunt. Voller Ungeduld stand er auf und schritt hinüber zur Theke, um ein paar Worte mit dem Wirt zu wechseln. Noch immer höflich schilderte er ihm, dass seine Suppe ausblieb.
„Ach wat!“, brummte dieser. „Minne Annelies’ hat de’ Supp’ grad’ raus gebracht. Schau, dinne Genoss’n fall’n doch schon drübba her.“
Tatsächlich - ein Blick über die Schulter verriet, dass Lasseko sich gerade über seine Bestellung her machte. Grimmig versuchte der Königstreue seinen Ärger hinunter zu schlucken, stattdessen eine weitere Suppe zu bestellen.
Wieder an seinem Platz an dem gemeinsamen Tisch angekommen bedachte er Lasse nur mit einem ernsten Blick. Dieser löffelte jedoch unbeirrt die letzten Tropfen seiner Speise aus dem Teller. Bei diesem Anblick bekam der Tischler noch größeren Hunger. Dass das Vergnügen der beiden auf seine Kosten ging, besserte seine Stimmung nicht gerade …
Da kam endlich die Bedienung mit dem gewünschten Essen – schon wurde es in Golsirs Mund wässrig. In der Vorfreude eines Wüstenwanderers im Angesicht eines Bierstandes empfing er den Teller wie eine Gabe Gottes. Allerdings hörte die Kirchenmusik in seinem Kopf abrupt auf zu klingen, als er merkte, was ihm da aufgetischt wurde.
„Ähm … Entschuldigung, aber ich habe keine Suppe mit Fisch bestellt – ich wollte eine ganz normale.“ Langsam griff ein genervter Ton nach seinen Worten. Dass er langsam die Geduld verlor, war gut an dem misslungenen Lächeln zur Bedienung hin zu sehen.
„Kein Problem, ich nehm’s gern“, meldete sich Astaroth plötzlich und zog die Suppe zu sich rüber. Kurz darauf verschwand die Kellnerin auch, um die hoffentlich richtige Bestellung beim Koch aufzugeben.
Als sich der ältere Mann neben dem Ritter über die Kost hermachte, wünschte dieser sich, den Satz mit der ‚zweiten Portion’ nie gesagt zu haben. Noch dazu kam nun, dass ihm plötzlich auch noch die Blase drückte. Doch er konnte nicht weg – die beiden würden sonst einen Vorrat an Suppe für die nächsten paar Jährchen ordern. Doch das konnte er schließlich verhindern …
Mit einer kurzen Verabschiedung erhob sich Golsir erneut von seinem Sitzplatz, ging wieder zum Wirt und sprach ihn abermals an: „Egal, wie oft die beiden dort hinten in meiner Abwesenheit eine Suppe bestellen – die dürfen sie nicht kriegen! Es geht auf meinen Geldbeutel. Ist das machbar?“
Die Antwort drang bereits über Lippen, die zu einem hinterlistigen Grinsen verformt waren. “Kommt janz drauf an, wie dein Geldbeud’l jetze aussieht.“
Nachdem sieben Goldstücke den Besitzer gewechselt hatten, suchte der Tischler draußen ein stilles Örtchen auf. Viel Zeit ließ er sich dabei allerdings nicht. Eilig suchte er nach getaner Arbeit wieder die Taverne auf. Was er sah, ließ die letzten Fesseln des guten Benehmens fallen.
Vor Lasseko und Astaroth lag ein gebratenes und mit Soße übergossenes Schwein, mit zahlreichen Kräutern gewürzt und umreiht mit mindestens einem halben Dutzend Bierkrügen. Aus der vernünftigen Miene des Ritters wurde eine Grimasse des Wahnsinns.
Nachdem er zum Wirt hinüber gestürmt war, fuhr er ihn an: „Was, bei Innos, habe ich ihnen eben noch gesagt?“
“Nu joar, du wolltest nich’, dat die beid’n ’ne Supp’ bekomm’n. Von literweise Bier un’ ner Sau hast’e nischt jesacht.“
Unstet zuckte das Augenlied des Ritters auf und ab, als würde er jeden Moment die Kontrolle verlieren. Ein kleiner Ansatz des Wirtes gab ihm genug Grund, innerlich zu explodieren: „Ach ja, dinne Rechnung licht bei jenau 121 Joldstückens.“
Ein sehr witziger Post von Silothar beim Walfang (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=5964626&#post5964626)
Wie jemand, der dies jeden Tag tat, sprang der Soldat in das ihm zugewiesene Beiboot. Die Seemänner, die das Boot bemannten schienen allerdings nicht sehr glücklich, den Südländer als Kommandanten abbekommen zu haben. Denen würde er es schon zeigen! Die Harpune in der Rechten stellte er sich an den Bug des Beibootes, entschlossen, ein möglichst souveränes Bild abzugeben. In seinem alten Lederpanzer, dem dunklen, zerrissen Umhang und der fleckigen Hose, dem unrasierten Gesicht und den fettigen Haaren gelang ihm das, jedenfalls nach seiner Meinung, ausgezeichnet. Das Beiboot unter Antgars Befehl hatte bereits Fahrt aufgenommen, doch sein Boot hatte sich noch keinen Meter von der Emma entfernt. Alles eine Frage der Zeit, diese Mentalität vertraten einige Mönche im Osten, die viel Wert auf Meditationstechniken legten, und glaubten, durch Gewalt nichts erreichen zu können, dies hatte er mal von einem Reisenden in seiner Stammkneipe gehört. Er vertrat Ansicht nicht, für ihn musste immer alles schnell gehen.
„Was ist los? Warum bewegen wir uns nicht?“, fragte er seine Mannschaft, die angespannt an den Rudern saß.
„Ähm ... Habt ihr Befehle, Sir?“, fragte der Matrose, duckte sich nervös hinter sein Ruder, als erwartete er, Silo würde ihm eine wischen.
„Selbstverständlich. Rudert!“
„In welche Richtung, Sir?“
„In Richtung Wale!“
„Ist das nun Steuerbord oder Backbord?“, fragte einer der Ruderer mit breitem gesicht und offenem Mund.
„Bin ich vielleicht hier der Navigator? Ich sagte: Wale!“
„Sir, wie lauten nun die Befehle?“, fragte der Mann im Heck am Ruder genervt.
„Wale!“
„Etwas genauer?“
„Antgar.“
„Ja, aber was nun genau?“
„RUDERN!“
Silohtar war entnervt. Diese Mannschaft befand sich auf geistig deutlich niedrigerem Niveau als er. Das er auch immer an diese Leute geraten musste! Das andere Beiboot hatte schon erheblichen Vorsprung gemacht. Wenn er diese Idioten nicht bald zum Bewegen bringen konnte, verpasste er noch die ganze Action. Ihm kam ein Einfall: Er stieß das Boot mit der Harpune von der Emma ab, bis es genau auf einer Linie mit der Fahrtrichtung war. Dieswürde seine Aufgabe enorm vereinfachen.
„Ronsen“, rief er, „schick mir bitte jemanden, dem man nicht alles vorzukauen braucht!“
Kurz darauf waren sie tatsächlich in Bewegung, holten rasch die langsam fahrende Crew des anderen Bootes ein. Die Wale waren unmittelbar vor ihnen.
„Zum Angriff!“, brüllte Antgar auf dem anderen Boot, die Harpune erhoben. Aber warum eigentlich? Die friedfertigen Säugetiere hatten doch niemanden etwas getan! Es war eine seltene Tierart, die sie hier jagten, mit den vorhandenen Beständen musste sie verantwortungsvoll umgehen, sonst wäre ihr Bestand in ein paar hundert Jahren auf einige Tausend beschränkt! Es war doch absolut feige jetzt wie die Made im Speck zu leben, und die Generationen nach ihnen sich mit dem Problem der fast ausgerotteten Rasse auseinander setzen zu lassen! Nein, das würde er nicht tun!
„Stooop!“, brüllte er, doch der Sturm tobte so laut, das es die anderen nicht mitbekamen. Er schwenkte mit der Harpune über den Kopf. Diese glitt aus seinen schweißfeuchten Fingern, flog mit einigem Schwung etliche Meter weit und bohrte sich in einen der Wale. Die Männer jubelten.
„Nein!“, sagte Silo traurig. Antgar warf die Harpune, traf. Silo zog seine Waffe zurück, hoffend, den Wal nicht all zu schwer verletzt zu haben. Ein plötzlicher Ruck ging durch das Schiff, warf ihn um und die Männer durcheinander.
„Vielleischt schollten wir umkähren.“, sagte einer der Matrosen, der von der Hand eines anderen mit der Wange auf den Boden gedrückt wurde.
„Und diese Barbaren die Wale abschlachten lassen? Niemals!“, rief der Soldat.
„Sir, was meint ihr?“
„Wir greifen Antgar an!“
„Sir?!“
„Wir retten die Wale!“
„Aber Sir...“, begann der Matrose, wurde aber von einem weiteren Ruck unterbrochen.
„Die Wale greifen uns an!“, beendete der Mann den Satz (wenn auch grammatikalisch nicht ganz korrekt, wie Silo natürlich sofort auffiel).
„Was? Diese Mistviecher! Zum Angriff!“
„Sir, Antgar kehrt um!“
„Na und? Die Wale haben angefangen, wir bringen es zu Ende!“
„Sir?!“
„Was?“
Disch! Silo verlor das Bewusstsein. Einer der Matrosen hatte ihm das Ruder über den Kopf gezogen. Mit einem Ruck erwachte er aus seinem Halbschlaf...
War dies nun Traum oder Wirklichkeit gewesen? Real oder Fantasie? Er tastete den Schädel ab. An seinem Hinterkopf pulsierte eine große Beule. Er stöhnte. Er brauchte dringend ein Bier. Er setze sich auf, sich nervös umsehend. Er war wieder auf der Emma, an der Reling lehnte er, verletzte Männer links und rechts neben sich.
„Biiier!“, stöhnte er, wankte in Richtung Kajüte. Hier irgendwo musste sich doch ein Tröpfchen auftreiben lassen, schließlich war er auf einem Schiff mit Seemännern.
„Biiier!“, wiederholte er, und stieß die Tür auf. Hier überall, auch auf Deck, wuselten Matrosen herum, die sich um alles mögliche kümmerten, nur nicht um Silo. Er keuchte. Sollte er hier verdursten?
Er steif mit einem Soldaten zusammen. Der Mann sah ihm danach aus, als könnte er etwas Bier bei sich führen. Infolgedessen begann er, ihn abzutasten, bis dieser sich wehrte.
„Biiier!“
„Wie Bitte?“
„Biiier!“
„Angenehm“, sagte sein Gegenüber mit einem Grinsen. „Mein Name ist Nils.“
:eek:Ich bin sprachlos... einfach lesen und genießen, wie der erste Klingenmeister der Assassinen als erster die "Schattenmimik" voll und ganz beherrscht. Großartig, einfach grandios.
Verräter…….
Verräter…….
Verräter…….
Verräter……. Verräter……. Verräter…….
Schlächter von Khorinis …… Verräter…….
Mörder…… Verräter
Assassine ….. Verräter…….
Dieb……Verräter
Orkfreund…. Verräter…….
Schaitan ….. treuloser Verräter….. verdammt sollst du sein DraconiZ….
Ungeheuer….. Was tust du…..Warum nur warum…..
Du weißt nicht mit was du dich einlässt….. Verräter…..
Du hast noch eine Chance…. Kehr um…. Tu das Richtige…. Verdammter Verräter….
Monster….. Beliar soll dich holen….
Worte die wie Flüche aus dutzenden Kehlen gedrungen waren.
Dunkelheit umfloss ihn wie ein endloses Meer aus wabernder Schwärze, umhüllte seine gesamte Erscheinung, die doch keine war. Sein Körper war nicht mehr vorhanden, seit dem er mit den Schatten verschmolzen war. Und doch konnte er spüren wie die Dunkelheit ihn umfloss. Konnte spüren wie jede kleine Pore seines Körpers sich öffnete und vollends in dem Meer aus Finsternis aufging. Sein Geist war sonderbar erweitert. Seine Gedanken waren auf unheimliche Weise geordnet.
In Wahrheit war ich es der verraten wurde….
In Wahrheit war ich es den man im Stich lies…..
In Wahrheit war ich es den man wegwarf, als man mich nicht mehr brauchte……
In Wahrheit war es mein Leben das keine Bedeutung mehr hatte…..
Mein Leben was so geringschätzig behandelt wurde, nach all dem was ich getan hatte……
Nachdem ich alles gab, nur um einzusehen, dass es nutzlos war…..
Seine Antwort.
Ein Lichtblitz löste ihn aus der Situation. Als er die Augen öffnete fand er sich selbst zusammen gekrümmt auf einer steinernen Platte mitten im Nichts. Um ihn herum nur schwarze Endlosigkeit unterbrochen von einigen unnahbaren Lichtquellen. Fast muteten sie wie Sterne an. Er blickte nach oben und erkannte eine weitere Steinplatte und noch eine weitere. Dann erschien wieder eine. Zusammen ergaben die immer weiteren Steinplatten so etwas, wie eine Treppe, mitten im Nichts.
DraconiZ erhob sich. Als sein zweiter Fuß die erste Stufe erklommen hatte blitze es neben ihm auf. Einen Moment konnte er nicht erkennen, was neben ihm geschah, doch da sah er sich selbst auf einem Baumstupf sitzen, vor ihm mit strengem Gesichtsausdruck stehend sein Vater, der ihm einen Vortrag über Gerechtigkeit hielt. Über das was, so lange Zeit, Richtig schien. Richtig sein musste. Für einen Moment konnte er die Stimme Arions hören, wie sie durch das Waldstück drang, in dem sie sich aufgehalten hatten und überzeugt, sowie ernst davon sprach, was sein Sohn einst tun sollte, ja wie er sich gegenüber dieser Welt verhalten sollte. Er konnte spüren wie die sichere Überzeugung von seinem Vater auf ihn übergeschwappt war.
Gerechtigkeit. Was war das? Nur ein Wort für alle Jene die die Wahrheit verleugneten.
Hinter ihm zersprangen die beiden Stufen zu Scherben, die sich bald in der Endlosigkeit der Dunkelheit auflösten. Links von seiner Position konnte er einen Mann sehen, über dessen Schultern ein Mantel besetzt mit vielen verschiedenen Vogelfedern hing, sein schwarzes Haar hing herunter, in seinen Händen lag eine Laute. Er sang von seinem Verlust. Von dem Überfall der Piraten auf das Schiff seiner Vaters. Von Einsamkeit. Fast schon hatte der Schwarzhaarige gedacht, dass er die Zeit als Barde vergessen hatte. Diener von Glück, Bettler und Erzähler von Unwahrheiten. Wie erbärmlich, wenn man bedachte, was aus ihm werden würde.
Hätte sich diese Welt auch nur ansatzweise um ihn geschert, wenn er sein Schicksal nicht selbst in die Hand genommen hätte?...... Nein hätte sie nicht.
Die vierte Stufe offenbarte den Schwarzhaarigen in der Lederrüstung der Stadtwache. Das goldene Emblem auf der von Stolz geschwellten Brust. Der junge Soldat schaute hinaus das Meer. Das Meer, das ihm seinen Vater genommen hatte. Der feste Blick in seinem Gesicht vergewisserte einem Jeden, dass er es mit aller Ungerechtigkeit aufnehmen würde, die der Stadt oder ihren Bewohnern geschehen würde. Er sollte den Anderen nicht so gehen müssen, wie ihm selbst. Hier das sollte nun sein Heim sein, das er verteidigen würde.
Eine Heimat…. Wer kam wirklich ohne einen Ort aus, an den er sich zurückziehen konnte?… …..Bakaresh….
Der fünfte Lichtblitz zeigte ein Schwert, das auf der Schulter des Schwarzhaarigen ruhte, kurz darauf erhoben wurde und auf die andere Seite der Schulter bewegt wurde. Im Thronsaal der Burg im Minental. In der Mitte der Schlagader von Khorinis. Dort wo der König dachte, er könne die Waffen bekommen, die den Krieg wendeten. Wie er sich doch geirrt hatte. Es war Uncle-Bin der vor ihm stand. „Ich schwöre“, drang aus der Kehle des schwarzhaarigen Streiters. DraconiZ’ altem Ich. Natürlich schwor er. Schwor seine neue Heimat und das Land zu verteidigen und die Ideale in Ehren zu halten, die sein Vater ihm beigebracht hatte. Schwor auf Innos und seine Waffenbrüder. Es war nie wirklich seine freie Entscheidung gewesen. Die Flamme die von seinem Herzen durch seine Augen schien war in Wirklichkeit nur eine Lüge. Eingepflanzt von seinem Vater und den Paladinen.
Dieser Schwur war nur eine logische Folge der Ereignisse gewesen, die das Leben für ihn bereitgehalten hatte. Die blinde Hoffnung auf das Richtige.
Der sechste Schritt zeigte ein weiteres Schwert. Doch diesmal war es sein eigenes. Das glimmende Leuchten Valiens. Das Langschwert gesegnet mit den Tränen und für den damaligen Paladin der ultimative Beweis der Verbundenheit mit Innos. Der Nachweis, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Beweis, dass Innos ihn nicht verlassen würde. Wer die Tränen geschenkt bekam, der war auserwählt, so hatte er gedacht. Er war sicher gewesen, dass Medin, Wenda, Françoise, die anderen und er selbst nicht irren konnten, nach dem Kampf in Tyrien. Nie im Leben hatte er sich so sicher gefühlt. Wie konnte er nur so falsch liegen? Der Streiter konnte erkennen, wie sein damaliges Ich, das Schwert wieder wegsteckte und Ronsen auf die Schulter klopfte. Der Schwarzhaarige war gerade zum General ernannt worden und der Dunkelhäutige Riese neben ihm zu seinem Adjutanten. Schon bald würden sie aufbrechen um Innos Macht auch fern von Khorinis zu demonstrieren und auf einer Insel den ihren zur Hilfe zu kommen.
War es Bestimmung gewesen, die ihn so weit gebracht hatte? Die ihm die Macht gegeben hatte, zu tun was er tat? Bestimmung die ihn geleitet hatte?
Die siebte Stufe lies unvergleichbar viele Bilder aufblitzen. Angefangen von dem Gespräch mit Barzane und der totalen Sicherheit, dass der Krieg verloren war, die seine gesamte Welt umstürzen lies, über die Vernichtung Valiens und seines Schwurs, bis hin zu der Schlacht um Khorinis. Doch diesmal sah er nicht die Bilder der Schlacht. Diesmal sah er nicht was er selbst tat, sondern was er fühlte. Dort war nicht Hass. Da war nicht pure Wut, nicht grausame Mordlust. Da war nur eines: unglaubliche Verzweiflung. Endlose Leere in seinem Inneren, die nie wieder gefüllt werden würde. Da war nicht die brutale Berechnung der Orksöldner die ihre Seele für Gold verkauften. Dort war Ohnmacht. Er wollte nur irgendetwas zu tun. Etwas tun, das half. Das wenigstens die Menschen rettete. Das seine Heimat, seinen einzigen Zufluchtsort vor totaler Vernichtung bewahrte. Nein er wollte nicht wieder alles verlieren. Nicht wieder. Nicht noch einmal. Und so griff er nach der einzigen Möglichkeit die ihm noch blieb. Nach der kalten, die Hand die ihm helfend entgegen gestreckt wurde.
Beliar
Diesmal gab es keine weitere Stufe. Diesmal konnte er nicht noch einen Schritt machen. Stattdessen zersplitterten die Stufen unter ihm und ließen ihn tief in die Dunkelheit fallen. Er sah die Bilder der Vergangenheit noch einmal an sich vorbeifließen. Schien einen jeden Moment noch einmal greifen zu können, bevor er wie das schwindende Licht der Sonne am Abend verblasste. Gesichter, Landschaften, Dinge. Bunt gemischt und das meiste ohne wirkliche Bedeutung für ihn selbst. So viel hatte er gesehen und so wenig davon hatte wirklich etwas hinterlassen, das ihn selbst ausmachte. Es war das Abbild des Heiligtums von Bakaresh das ihn erwartete, als der Sturz jäh endete. Er kannte die Szenerie gut. Einen Moment sah er das Ritual, das an ihm vollzogen worden war. Sah wie das Brennen in seinen Augen erstorben war. Einen Moment blickte er in das Gesicht des Hohepriesters Ardescion der ihm den Schwur abnahm, den Schwur, den er diesmal aus vollendeter absoluter Freiheit sprach. Es war anders als in der Burg im Minental. Dort war verlangt worden den Schwur zu sprechen. Ardescion aber hatte er selbst gebeten. Dann blickte er in das Gesicht von Abu Din, welcher die Klinge führte die das bekannte Zeichen auf seinen Arm zeichnete, bevor sie beide verschwanden und er alleine zurückblieb. Es war nur eine kurze Erinnerung an einen Moment, den er so oder so niemals vergessen würde. Nicht vergessen konnte und durfte. Niemals. Er fühlte wie die beiden hinter einem Totenkopf gekreuzten Schwerter auf seinem Arm zu brennen begannen.
Das Zeichen des alten Bundes brennt für immer in blauen Flammen.
Kurz darauf fand er sich selbst auf einer endlosen Fläche aus schwarzen Fliesen stehend. Nur das Symbol auf seinem Arm diente ihm als Lichtquelle. Nur mit einer schwarzen Hose bekleidet stand er dort, in seiner Rechten lag eine einzige Klinge. Eine mehr als bizarre Situation und doch hatte der Streiter keine Furcht. Nachdem der Alte mit ihm geredet hatte wusste er, dass so etwas geschehen würde.
Stille…… Endlose Schwärze…. Dann erhellte ein Lichtblitz die Szenerie für einen kurzen Moment.
„Nun ist es an dir den Kreis zu schließen“
Kaum war die Stimme verklungen, da trat eine Gestalt aus der Dunkelheit. Bekleidet mit einem Brustpanzer der Paladine, auf dem ein Adler prangte und an dessen Schulterstücken Orkköpfe nachgebildet waren. Das Gesicht von einem Helm bedeckte, in der Hand ein langes glimmendes Schwert. DraconiZ schaute auf sein Gegenüber. Das Schwert…. Valien. „Noch kannst du umkehren und du weißt es. Von der Macht die nun anstrebst, gibt es kein Zurück mehr“. Der Assassine bewegte sich nicht. „Ich habe längst gewählt. Mein Herr erwartet mich“. Der Gepanzerte hob Valien in die Richtung des Schwarzhaarigen. „Denk an deine Freunde. Denk an das was du geschworen hast! Noch gibt es Hoffnung“. DraconiZ bewegte sich abermals nicht. „Es endet hier. Hier und jetzt stirbt meine Vergangenheit endgültig“. Der Gepanzerte umklammerte sein Schwert fester. Ihre Blicke trafen sich lange. Sie schätzten sich gegenseitig ab. Dann stürmte der Assassine los.
Funken stoben und erhellten einen kurzen Moment die Dunkelheit. Das Schaben zweier Schwerter übereinander. Schon bald waren sie in einem bizarren Tanz verwickelt. Fast schon muteten ihre Bewegungen an, als wären sie perfekt durch choreographiert. Gerade so als hätten die sie Jahre auf diesen einen Moment hingearbeitet. Und ja vielleicht war es so. Vielleicht hatte es zu diesem Moment kommen müssen, seitdem er in Bakaresh den Bund mit Beliar besiegelt hatte. Beide Kontrahenten drehten sich zur Seite, wirbelten herum. Wieder trafen sich die Klingen. Der Assassine vollführte einen Sprungtritt, setzte mit seiner Klinge nach, doch sein Gegenüber schien gerade diese Bewegung vorhergesehen zu haben und blockte mit seiner Waffe, gerade als die Kraft in der Bewegung des Schwarzhaarigen nachgelassen hatte. Ein kurzes Kräftemessen, dann taumelten beide nach hinten. „Sie gehört zu uns. Du kannst die Vergangenheit nicht abschütteln, wie ein lästiges Insekt!“. Der Gepanzerte streifte den Helm ab. Ein kurzes Klirren erfüllte den Raum und deutete davon, dass er den Boden gefunden hatte. Schwarzes Haar und spitze Ohren. Das Gesicht… DraconiZ blickte in sein eigenes Antlitz. „Aber das genau ist sie. Wertlos im Angesicht der Macht, die sich mir nun bietet“. Der Tanz ging weiter. Der Assassine wusste genau was sein Gegenüber tun würde und sein Gegenüber wusste, was er tun würde. Zumindest fast. Wieder und wieder sirrten die Klingen an den Körpern vorbei oder wurden geblockt. Die Szenerie veränderte sich im Gegensatz zu den schwitzenden Körpern nicht. Lediglich die Fliesen glitzerten, im Schein des blauen Feuers, welches vom Arm des Assassinen ausging. Eine fast brutale Bewegung auf beiden Seiten trennte die beiden Gegner wieder. „Du vergisst, dass ich wesentlich besser wurde, durch die Künste des alten Bundes. Besser als jemals ein Paladin sein wird“. Der richtige DraconiZ erhob seinen Kopf und betrachtete sein vergangenes Ich mit einer Mischung aus Arroganz und Abscheu. „Und zu welchem Preis?“, entgegnete der Paladin, während die Klinge Valiens wie zum Trotz der Dunkelheit entgegen glühte. Als Antwort auf die Worte manifestierte sich in der linken Hand des Assassinen eine zweite Klinge. „Du hast alles verraten, was dir wichtig war! Du hast alles verraten was den Menschen wichtig war, die du liebtest!“, Verzweiflung drang aus der Stimme des Gepanzerten. Nun mit zwei Klingen bewaffnet, war der Assassine stark im Vorteil, so dass es kein Problem darstellte, sein altes Ich nach hinten zu drängen. „Die ich gezwungen war zu lieben. Die mich geknechtet haben. Konnte ich auch nur einmal etwas tun, was ihren Weisungen widersprach? Was sind das für Freunde?“. Der Paladin wollte etwas entgegnen, doch der Assassine lies ihm keine Chance noch etwas zu sagen. Schlag auf Schlag trafen die Klingen aufeinander. In tödlichem Tanz wirbelten die beiden Kontrahenten herum, kämpften bis zur Erschöpfung. Eine zielsichere Bewegung des Assassinen läutete das Ende des Kampfes ein. Valien wurde mitsamt der Schwerthand des Gepanzerten eine Meter weiter über die Fliesen geschleudert, der Paladin brach unter einem Tritt seines Gegners zusammen. „Du tust das falsche. Lass mich dich mitnehmen und dich retten.“, die Stimme des Gepanzerten war nur noch ein Flehen. „Und damit sterben? Was falsch und richtig ist entscheide ich allein“, entgegnete der Assassine. Ein letztes hässliches Geräusch beendete den Kampf.
Während die beiden Klingen wieder zu dem Schatten zurückkehrten, aus dem sie gekommen waren, ging der Streiter vorwärts, seinen besiegten Gegner hinter sich lassend. Er ging direkt auf ein Podest zu, auf dem eine durchsichtige bläulich schimmernde Kugel lag. In ihrem Inneren waberte schwarzer Nebel umher. Fast so als würde eine unsichtbare Macht ihn umherscheuchen.
Nimm es an und komm heraus aus deiner Gedankenwelt. Viel wartet auf dich.
„Ist es das? Ist das der Weg zur Schattenmimik? Mein Weg?“, antwortete der Streiter der vertrauten Stimme.
Du musst nur nach ihr Greifen und du wirst es erfahren
Zu welchem Preis wusste der Streiter unlängst. Den Preis hatte sein Inneres soeben bezahlt. Der Paladin in ihm war nun endgültig tot. Ausgelöscht all das was ihn ausgemacht hatte. Der Weg war frei ….. Er musste nur noch nach der Macht greifen. Die Alternative war offensichtlich. Er würde hier bleiben müssen. Gefangen in ewiger Finsternis, mehr tot denn lebendig. Gefangen in seinem eigenen Geist. Doch war dies nicht der Moment auf den er gehofft hatte? Auf den er gewartet hatte, seitdem er den finstersten Pfad verlassen hatte? Einen kurzen Moment zögerte der Assassine noch. Dann griff er nach der Kugel
Befreie mich von meinen Ketten
Stich durch den Deckmantel meiner Gedanken
Segne mich mit dem Wissen durch ihre Lügen sehen zu können
Mach mich eins mit dir, nun und auf ewig
Atme durch mich
Die Worte, in einer uralten Sprache gesprochen, die der Streiter gesprochen hatte ohne sie zu kennen, ließen die Kugel heller glühen, sie pulsieren. Sie wurde kälter. Immer kälter, solange bis DraconiZ fast meinte, seine Hand würde an ihr festwachsen. Doch dann zerplatzte sie ruckartig und der Nebel in ihrem Inneren drang geradewegs in den Körper des Assassinen ein.
Eine Explosion aus Gefühlen und Schmerz raste seinen Körper entlang. Erst durch die Hand die die Kugel gegriffen hatte, dann über den Arm bis zum Herzen, das kaum mehr wirklich schlagen konnte, vor pulsierender Energie, die ihm mit einem Male zugeführt worden war. Vom Herzen aus, erreichte die Energie alle Winkel seines Körpers. Er fühlte wie die Schatten diesmal nicht nur seine Haut verschluckten. Er fühlte wie nicht nur sein Körper sich in der Dunkelheit auflöste um sie zu durchwandern. Diesmal war es sein ganzes Ich, was verschwand. Seine Gedanken, seine Gefühle, seine gesamte Seele wurden eins mit der dunklen Sphäre. Er wollte schreien, doch er konnte nicht. Auf einen Schlag erfuhr er mehr über die dunkle Sphäre und die Zusammenhänge der Macht, als er in seinem gesamten Leben hätte herausfinden können. Jetzt endlich fielen die Ketten, die ihn noch an diese Welt gebunden hatten und er konnte sich frei bewegen.
Der Fluch der Schattenmimik war die mächtigste Fähigkeit geworden, die man ihm schenken konnte. Der Paladin aus Khorinis nun endgültig aufgegangen in dem Assassinen von Bakaresh.
Böse Zungen behaupten immer, wir könnten nur besoffene Chars gut schreiben.
Jo, der Post unterstreicht das nur wieder, habe herzlich gelacht^^
Vorgeschichte (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=6048816#post6048816) dazu hier.
Verstohlen rieb sich der Nordmann sein Schienbein. Am liebsten hätte er ordentlich zurück gelatscht, doch nun war das Bier da, das war um einiges besser als die glatten Beine des Bräunlings ihm gegenüber zu streicheln.
Nach dem sie zwei Becher umrahmt von dummen Witzen wie:
„Ey Admiralchen, kennst de den?“ Doch bevor Ronsen wieder zu treten konnte zog er seine Beine schnell nach hinten. Knurrend gab er ein Nein von sich. „Gut, pass auf! Stehen ein Gardist, ein Novize und ein Schwarzmagier vor einem Haus, kommt eine schöne Maid heraus. Sagt der Gardist: ‚Oh die ist aber hübsch, die würde ich gerne mal mit in die Kaserne nehm und ordentlich trimmen!’ Da lacht der Novize nur und sagt: ‚Ich würde sie mit in mein Kämmerchen nehmen und ihr meinen großen Kampfstab zeigen!’. Der Schwarzmagier schnauft nur belustigt und meint: „ ’Ich würde sie zweiteilen und zu einem Gardisten und Novizen verzaubern und sie in ein Waschraum mit Seife schicken.’“ Odinson starrte gebannt auf Ronsen Gesicht um zu sehen ob er ihn lustig fand oder nicht. Er glotzte dabei so blöd über sein Krug drüber, das Ronsen wirklich lächeln musste, aber dann flog ein Klitscher klatschend in das Gesicht des Gardisten. Langsam. Zentimeter für Zentimeter näherte sich dieser dann den Beinen und rutschte vollends ab, als Odinson lachen musste. Nun brüllte auch Ronsen los und zeigte wiehernd auf das vermatschte Gesicht des Nordmannes. Doch zu früh gelacht. Klatsch. Schon landete das arme Stück in dem braunen, bärtigen Gesicht und das Lachen wurde dumpf. Bevor dieses Spiel ausarten konnte kam die Bedienung, diese liebreizende entzückende Maid und ermahnte die beiden Recken mit erhobenem Zeigefinger und nahm ihnen den Klitscher weg. Die beiden fingen an zu maulen, was sie nur mit einem Grinsen beantwortete.
„Verdammt, vielleicht hab ich doch noch ne Chance!“ freute sich Odinson. Das Bier floss wieder in sie hinein. Ronsen rülpste laut.
„Ah quatsch, du würdest sie nicht einmal bekommen, wenn du nicht so hässlich wärst!“
„Das ist doch…Ich kann sie ja mal herholen und fragen, wer von uns hübscher is, du oder ich!“
„Mach doch, du Schaf!“
„Selber Schaf, Sandfresser!“
„Sandfresser? Nun pass mal auf du Holzwurmhirn! Ich bin immer noch der…“
„Ah Wale Admiral, Waaalee!“ brustete Odinson in seinen Becher hinein. Rums, wieder knallten die harten Stiefel an sein Schienbein. Vor Schreck verschluckte sich der Langhaarige an seinem Bier. Die Leute schüttelten teilweise schon die Köpfe über die beiden dummen Gildler. Sie merkten es in ihrem Suff gar nicht. Sie tranken eher noch mehr. Und die Stimmung wurde immer besser. Zwischen zwei Saufliedern, fragte Odinson tatsächlich die vorübereilende Schankmaid, wer von beiden hübscher sei. Woraufhin sie die beiden eingehend musterte. Diese ließen nun ihre Muskeln spielen und zogen komische Krimassen, weil sie dabei lässig aussehen wollten. Doch beiden rutschte zu dem auch ein ordentlicher Mundwind heraus. Sodass das Fräulein beiden eine Ohrfeige gab und von dannen schritt.
„Verdammmmt…Ronnnsiii…wir trinken schon wiedääär zu viel!“ brabbelte Odinson.
„Naaa uuund, nach der Wochäää, ham ma uns das verdiieent!“
„Aye Sir!“ er salutierte schwankend. Doch dieses Mal trat Ronsen gegen das Tischbein und tat sich selber weh, zu dem vielen noch die leeren Krüge um.
„Des is ein Zeischän! Mehr Bier her!“
Wenn nicht sogar sein bester Post überhaupt in diesem Rollenspiel, Wahnsinn:
Achja: Der Titel dieses Postes lautete: „Ein Traum, den ich im RL hatte...“
Nahezu perfekt umgesetzt!
Während er langsam und gemütlich durch die Straßen der Stadt schlenderte, erinnerte er sich an den Traum, welchen er in der vergangenen Nacht gehabt hatte, denn dieser brannte sich in seine Gedanken ein, so seltsam war er, so viele Fragen und Zweifel hinterließ er.
Er war nicht der Krieger gewesen, welcher er in diesem Augenblick war, sondern versetzte ihn der Traum in einen anderen Körper, doch dieser gehörte auch ihm, nur war er wieder ein kleiner Junge, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, geistig waren viele Menschen doch viel zu schnell erwachsen, vom Leben dazu gedrängt die Kindheit zu beenden und allen Gefahren zu trotzen. Der junge Lasseko war nicht alleine gewesen, denn noch weitere Kinder, schätzungsweise nicht älter, nicht erwachsener als seine Wenigkeit, befanden sich in seiner Nähe, aber alle wurden sie gezwungen, aber wozu genau? Die Erinnerungen blieben ebenso verschwommen, wie die Bilder, welcher er die vergangene Nacht gesehen hatte, aber an die, seiner Meinung nach wichtigsten Anhaltspunkte hatte er noch nicht vergessen. Alle, insgesamt waren es mehrere, Kinder setzten sich auf eine hölzerne und überbreite Bank, die vor einem ebenso breitem Tisch stand und sie mussten arbeiten, wurden dabei kontrolliert. Ihre Arbeit, sie war von handwerklicher Natur, aber was sie herstellten entfiel ihm. Eine Situation des Traumes hatte er noch klar in seinen Gedanken, obwohl er keinerlei Kenntnis besaß, warum er sich an diese so erinnern konnte. Der Junge, der viele Jahre später Novize, Assassine, Orksöldner geworden war, stand noch vor den Bänken, den Tischen und dessen Blick wanderte über die gesenkten Köpfe der Kinder und erblickte hölzerne Figuren.
In einer Reihe waren nebeneinander unzählige Marionetten aufgeführt und sie hatten alle den gleichen Gesichtsausdruck, diese lebendig wirkende Mimik. Genau bestätigten konnte er es nicht, aber er glaubte vereinzelt Bewegungen erkannt zu haben. Auffällig war die erhabenere Stellung der Figuren gegenüber den kleinen Menschen; fast wirkten die, eigentlich von Menschenhand geschaffenen, Puppen wie Aufseher. Ihr Blick ruhte verachtend auf den kleinen Arbeitern.
In einer weiteren Reihe befanden sich hinter diesen Aufsehern noch sehr viel mehr Figuren, welche ebenfalls ähnlich von Gesichtsausdruck und angelegter Kleidung waren, aber in der linken Hand haltend streckte jede Kreation eines fähigen Mannes eine geladene Armbrust in die Höhe, als Symbol für mehr Macht und einer höheren Position gegenüber den einfachen Figuren.
Die Quelle war mysteriös und unheimlich, aber er hatte auch eine laute, teilweise schräge Musik vernommen, wie sie von verschiedenen Streichinstrumenten stammen könnte.
Kurz blieb er stehen, schaute sich um, wollte nun seine Schritte zum Marktplatz oder zur Falknerei lenken, wohin ihn sein Weg wirklich führen wird, werde der Fortschritt der Zeit enthüllen.
Wieder versank er in Erinnerungen und verspürte wieder das selbe Gefühl, wie er es auch im Traum spürte, jedenfalls glaubte er das. Allgemein war es Angst, Furcht vor dieser Situation, die wie ein Szenario aus den Tiefen der Hölle wirkte.
„Wo sind die Schützen?“, hatte dann plötzlich eine Stimme, deren Klang unbeschreiblich war, gefragt und alle Marionetten, welche eine Armbrust mit sich führten, waren verschwunden. Der junge Lasseko schaute nach rechts und erblickte dort einen scheinbar endlosen Weg, scheinbar ebenso unzählige Kinder und Aufseherpuppen und das gleiche erblickte er auch zur anderen Seite, aber was hatte das zu bedeuten?
Nun stieß er auf ein Loch, eine Lücke in seinen Traum, denn als nächstes lag er mit geschlossenen Augen in einem länglichen, aber normal großen Raum, wie in manchen Häusern zu finden und am Ende mit einer Tür zu einem anderen Zimmer, doch hatte er nicht das Bedürfnis seine Augen zu öffnen, seine Umgebung zu erkunden, denn er schlief, jedenfalls versuchte er das.
Noch immer vernahm er aus unbekannter Richtung, aus unbekannter Quelle die sanften Laute diverser Streichinstrumente und erneut hörte er eine Stimme, aber an den genauen Wortlaut erinnerte er sich nicht mehr, wahrscheinlich unwichtig.
Würde er sagen, dass er sich in dieser Situation, mit geschlossenen Augen irgendwo auf dem Boden liegend, wohl fühlte, dann müsste er lügen.
Er hörte vorsichtige und leichte Schritte, wie sie sich ihm tapsig näherten und plötzlich hatte er ein genaues Bild einer weiteren Marionette, sie sah anders aus, als die Aufseher, als die Schützen, sie war einzigartig, vor seinem geistigen Auge.
In Gedanken verfolgte er jeden Schritt des Einzelstücks, selbst seinen Körper sah er aus einer nicht allzu hoch stehenden Vogelperspektive. Diese Puppe, sie murmelte einige Wörter, war unheimlich, wollte zum Jungen. Der junge Lasseko wollte seine Augen öffnen, konnte es jedoch nicht. Verhinderte die pure Angst oder eine höhere Macht diesen Vorgang, war es am Ende gar sein eigener Körper?
Schließlich spürte er, er lag auf der Seite und nicht auf Rücken oder Bauch, während seine Beine leicht angewinkelt waren, dass die kleinen und zerbrechlichen Hände der Puppe über seine Füße streichelten, fast sogar zärtlich.
Der Wille die Augen zu öffnen war noch immer groß gewesen, doch schließlich öffnete der mit dem Schwert kämpfende Lasseko, der, welcher heute in Vengard war, seine Augen und er hatte sich hektisch umgeschaut, als es noch mitten in der Nacht, es draußen noch dunkel war. Mit einem Kopfschütteln hatte er seine Augen wieder geschlossen, schlief schnell wieder ein, denn er war noch müde, aber nach wenigen Augenblicken befand er sich wieder im gleichen Szenario, als wäre er niemals aufgewacht gewesen.
Ohne Zweifel konnte er es nicht sagen, aber er glaubte zu spüren, wie die einzigartige Puppe nun auch mit ihrem Kopf leicht über seine Füße fuhr, mit ihren Händen weiterhin streichelte.
Erneut wachte er auf, wieder schlief er nach einigen Minuten ein, doch ein drittes mal erschien ihm diese Welt, die doch realistischer als nur ein Traum war, denn er konnte sich genau an so viele Empfindungen erinnern, nicht und der Rest seiner Nacht verlief ruhig.
In diesem Augenblick befand er sich nicht mehr weit von der Falknerei seines Freundes entfernt, als er kraftlos nach vorne auf die Knie fiel, sich mit seinen Händen im Dreck abstützte und sein Blick war leer, wie er selten war.
Dieser Traum, was hatte er zu bedeuten mit seiner beeindruckenden Realität und Lasseko war verwirrt, stand dann schließlich vorsichtig und langsam auf.
Während den letzten Schritten zu Markis bemerkte er einen innerlichen Zwiespalt, denn einerseits wollte er Vengard bald verlassen, obgleich es nicht an den Leuten lag, sondern konnte ihn dieser Ort nicht lange halten, aber er hatte noch immer kein Zeichen von Dark_Cycle erhalten. Seit ihrer Ankunft gingen sie getrennte Wege und auch die Befürchtungen der Magier könnte schon wieder fort, gar tot sein, konnte er nicht widerlegen, mögen sie auch so unwahrscheinlich erscheinen. Er setzte eine Frist von zwei Sonnenuntergängen, solange seine Suche noch dauern würde, bevor er dann dem Ruf seiner inneren Stimme folgen, die Stadt des Königs verlassen würde. Ihm war bewusst, dass die Frist irgendwie ungerecht war, denn der Priester stimmte ihr nicht zu, wozu er aber auch keine Gelegenheit bekam und der einstige Novize deutete dieses als fehlenden Einspruch.
„Sei gegrüßt Markis“, begrüßte er seinen Freund, als er dessen Haus betrat, doch dieser reagierte nicht, denn er war noch beschäftigt, gab allerdings einmal kurz Laut als ein Zeichen der Registratur des Besuchers. Lasseko suchte sich wieder ein alkoholfreies Bier, wurde dabei schnell fündig und setzte sich schließlich auf einen Stuhl, stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem Tisch ab und hielt die Flasche vor seinem Körper, nahm gelegentlich einen Schluck und erzählte dem Falkner von seinen Sorgen über den Priester...
Wundervoller Post, Stimmung pur. Ein Musterbeispiel an alle wie man Magie auf die besondere Art beschreibt.
Dunkelheit herrschte, der Wind wehte eisig und der Himmel war wolkenverhangen. Warmer Atem quoll aus Ornlus Mund. Er spähte, er suchte, er versuchte zu riechen, zu spüren. Die Beute war nah und die Sinne des Jägers geschärft. Er war bereit sich ihr entgegen zu stellen und die Dunkelheit von diesen Ort zu vertreiben.
Eine Waldratte stand unter seiner Kontrolle und witterte für den Jäger das, was er nicht zu wittern vermochte. Ihr fiepen sollte warnen. Ihr kleiner Körper sich dem großen Runenstein und Altar nähern. Ihre Augen Ausschau halten - Da! Da war was. Der Nager witterte was, stellte sich auf zwei Beine, tapste wenige Schritte vor, stand wieder auf und sah. Sah das dunkle Wesen wie es seine Runde machte, sah wie diese Bestie sie witterte und flüchtete! Auf Ornlus Flüstern, das wie ein Echo durch die Magie, zum Nager getragen wurde.
"Habe Dank, mein kleiner Freund.", wisperte der Jäger und überlegte, prüfte die Windrichtung, leckte sich um die spröden Lippen und blickte nach oben. Ein großer Satz und er baumelte an einen Ast. Ein Ruck und er kniete in einer Astgabel und spähte, wie eine Eule. Er sah die 'Bestie', wie sie da den Rüssel hoch hielt und im Wirrwarr des tänzelnden Windes was zu wittern gesuchte. Sah ihre eiskalten, purpurn aufleuchtenden Augen. Sie passten zur Dunkelheit, von der dieses Wesen befallen war. Mit ihrem Erscheinen, wurde der Ort zurecht gemieden. Die Hauer so groß, das Fell so dicht und dunkel, der Körper massig und Gefahr ausstrahlend.
Ornlu hatte seine erste Prüfung gefunden. Der Seher fixierte den großen Runenstein inmitten der Lichtung, dachte an den Vollmond und lies über der Lichtung seinen Vollmond aufsteigen. Viel heller wurde es und der dunkle Besatzer des Hains aktiv. Der Keiler starrte ins Licht, schnaubte und schimpfte. Ornlu fixierte das Tier, bemühte sich vorsichtig den Kontakt aufzunehmen, die Kontrolle über dieses Wesen zu erlangen. Sein Flüstern in der alten Sprache des Waldvolkes erklang, wurde im Echo der Magie weiter getragen und prallte ab - eine Barriere? Der Seher versuchte es noch einmal, doch spürte er wieder kurz das, was den Keiler vor der Kontrolle des Magiekundigen bewahrte. Der Keiler wurde hellhörig.
"Verdammte Tat!", dachte sich der Jäger und übernahm wieder Kontrolle über die Lichtkugel. Der Vollmond wurde zum Blutmond, tänzelte etwas und flackerte kurz auf. Der Keiler schimpfte wieder, lief wutschnaubend rund um den großen Runenstein. Der Jäger wartete eine Windböe ab und schwang sich wieder herunter vom Baum. Ein Griff nach hinten an ein Säckchen erfolgte. Es räuselte kurz, ehe der Sildener ein paar Samen in der Hand hatte. Seine wahre Zauberei begann, als er reine Magie vor seiner Hand in Form einer grünlichen Kugel formte. Viel magische Energie war es. Die vier Samen begannen zwischen der Kugel zu schweben, tanzten erst umher und kreisten dann langsam drum herum. Mit jedem Kreisen, keimten die Samen mehr und mehr auf, wurden von kleinen sich schlängelnden Fäden umfasst und gespeist. Sie wurden zu Sprösslingen und warfen die schützenden Hüllen ihrer Samen ab. Das Kreisen wurde intensiver, die magischen Stränge dicker und Ornlus Augen leuchteten leicht auf. Die Sprösslinge wuchsen an, legten sich kreisförmig um den magischen Ball und begannen diesen zu verdecken. Immer in Bewegung bleibend, wuchs der Ball immer mehr an, jede Ranke bewegte und schlängelte sich, verknotete sich nirgends und trieb leicht aus. Die Atmung wurde intensiver und der Rankenball hatte die Größe eines Kopfes erlangt. Als ob unzählige Schlangen sich schnell um etwas wanden, sah es aus und der Seher war bereit, mit der Magie der Natur gegen eines ihrer gefallenen Kinder vorzugehen. Die Lichtkugel hatte langsam an Schein verloren, als es raschelte und Ornlu hervortrat. Die aufleuchtenden Augen des Keilers trafen die des Sehers. Tierische Drohgebärden erklangen und stürmten los. Ornlu wartete, wartete und konzentrierte sich auf den richtigen Moment. Ein Atemzug später und der Sildener ging in Stellung. Er preschte den Rankenball, aus der Rücklage heraus, beidhändig nach vorne.
Das ungewöhnliche Geschoss raste mit einem ordentlichen Magieschub dem Keiler entgegen. Ornlu hielt die Hände immer noch so, als ob er den Rankenball zwischen den Händen am schweben hätte, sammelte sich für einen Wimperschlag und führte die Hände mehr auseinander. Der Rankenball öffnete sich, wurde durch die größere Fläche abgebremst und warf sich wie ein loses Netz um den anstürmenden Keiler. Ornlu schnaubte, führte die Hände wieder näher aneinander und drehte sie versetzt voneinander. Die Ranken umschlangen den Keiler, wanden sich um den Brustkorb, die Vorderläufe und das Maul und bremsten den Sturmlauf gehörig ab. Der Jäger verkrampfte seine Hände, führte sie näher aneinander und drehte sie langsam versetzt. Der Keiler brüllte auf, versuchte die drückende Plage von sich zu rütteln. Die Hände griffen ineinander und ein lautes Quieken erhallte in der Nacht.
Ornlu atmete tief, drückte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab und blickte mit normalen Augen nach vorne. Zornig, schnaubend und am Boden, von losen Ranken umwickelt, liegend, blickte ihn der Keiler an. Zornig zurecht, lies doch der Seher mit viel mentaler Kraft die Knochen des Tiers zum Teil bersten.
Sein Jagdmesser zückend, näherte er sich dem Tier. Als er den Keiler an einen Hauer packte und zum Kehlenschnitt ansetzen wollte, wehrte sich das Tier. So stark das Ornlu zurücksprang und seinen Kampfstab zückte. Angetrieben von unnatürlicher Kraft erhob sich der Keiler wackelnd und grunzte laut auf. Der Jäger bekam wohl doch seinen Kampf und stürmte nun selbst los, den langen Stab an einem Ende gegriffen und um den Kopf geschwungen, setzte er zu einen kraftvollen Schlag an. Dieser donnerte gegen einen Hauer des Keilers und wurde nach oben abgeleitet. Das Tier wankte zur Seite und quälte sich zu einen Angriff. Der Jäger führte den Stab sofort zwischen ihm und den Keiler und stieß sich regelrecht zur Seite ab. Sofort fuhr er den Stab aus und attackierte die Hüfte des Tiers. Der Hieb saß und drückte das Tier hinten zu Boden. Es wendete wütend und bekam einen heftigen Stoß in die Rippen. Rippen brachen und warfen den Keiler um. Dieser versuchte sich aufzubäumen, lies sein wütendes Quieken erklingen und doch gelang es dem Keiler nicht mehr wirklich. Ornlu drückte das Tier mit dem Stab zu Boden, zückte seinen assassinischen Dolch und stach, so wie es sich für einen guten, gelernten Jäger gehörte, dem Wildschwein direkt ins Herz.
"Möge deine besessene Seele Ruhe finden, dunkler Keiler.", flüsterte der Stabkämpfer in der alten Sprache und sah das erlöschende Licht in den Augen. Kurz erklang ein dunkler, weichender Schrei, ehe es still wurde.
Was war es für ein Tier, bevor es von dieser dunklen Energie angetrieben wurde? Eine Frage die sich der Jäger nur anhand seiner Erfahrung mit Wildschweinen womöglich erklären konnte. Und was machte es zu dem was es am Ende war? So wütend und aggressiv. Der Jäger überlegte eine Weile, nahm einen letzten Zug Sumpfkraut und blickte gen Morgengrauen, ehe er sich erhob und zum großen Runenstein ging. Seine Hand fuhr um die Runen, ehe es begann.
Wind kam auf und pfiff um die Baumkronen. Es wurde dunkler und kühler. Nichts erinnerte an die Stille von zuvor, ehe Ornlu es begann zu spüren. Irgendwas änderte sich. Undeutbar und doch bekannt. Ornlu wich vom Runenstein zurück und stolperte über den Altar. Dumpf prallte sein Kopf auf den grasbewachsenden Boden auf. Er schüttelte sich und hielt die Augen eine Weile geschlossen.
"Bringe es zu mir!"...ein Mark erschütterndes Knurren erklang. Ornlu öffnete die Augen und sah nichts. Die Luft war von einem Hauch von Rot umgeben.
Es war soweit. Ornlu musste sich entscheiden. Entscheiden für das was er in einem Traum sah oder dagegen, mit allen Konsequenzen auf beiden Seiten. Atemzüge vergingen, wie Stunden. Gedanken schweiften umher und wogen ab. Ein Blick lenkte sich auf die Phiole, die man Ornlu mitgab. Sollte er? Eine Weile blickte der Seher das Gefäß mit dem geweihten Wasser an. Blickte den Runenstein an.
"Hmm...", schnaubte der Jäger und lies Entschlossenheit in sich erkennen. Er stand auf und steckte die Phiole wieder ein. Nein, Adanos gewann nicht diese Schlacht zwischen Gedanken und Instinkt. Mit starrem Blick zerrte Ornlu den Keiler zum Altar vor dem Runenstein. Eine Blutspur erstreckte sich im grau-orange wirkenden Gras. Es wurde dunkler, als ob die Nacht allmählich wieder einkehrte.
"Gut so, Sohn des Lykan"...Ornlu kniete vorm Altar auf dem der Keiler lag...angetrieben von einer inneren Kraft in sich, verfiel der Seher immer mehr in eine Trance...ein wölfisches Lachen überkam ihm, als er IHN sah...gelbe Augen im blutroten Schatten schienen...sie starrten ihm an..."Der Pakt wird erneuert."...sprach das Knurren und klang so deutlich wie seine eigene Stimme..."Deine wahre Bestimmung erfüllt!"...ein großes Maul mit reißenden Zähnen drang leicht aus den blutroten Schatten neben den großen Runenstein..."Du wirst mir folgen, wie im Traum!"...eine lange, dunkle Klaue fuhr aus dem Schatten..."Meine Kinder - sie kommen."...Wolfsgeheul ertönte...rot aufleuchtende Augen erstrahlten ringsum, um Ornlu...sehr große, schwarzgraue, wölfische Gestalten traten aus den Schatten...mit mächtigen Fängen und von kraftvoller Statur...knurrend, keifend, schnappend, dürstend...Warge sammelten sich um den Jäger...beschnupperten den Seher...blickten diesem in die Augen..."Bedient euch, meine Kinder. Ornlu hat es uns gebracht."...die Stimme kam aus ihren Schatten...wieder erblickte Ornlu das Monstrum...spürte ihre Gleichheit, ihre Brüderlichkeit, ihre wahre Natur...das Gelage begann...kniend wankend, erblickte er Blut an seinen Händen - wohlriechendes, warmes Blut..."Riechst du es? Das Leben?"...neue Kräfte entfachten...das warme Blut - Ornlu hörte es hinabfließen und spritzen...sie blickten sich in die Augen...ihre Blicke lechzten nach der Jagd, der großen Jagd..."Du willst es, Sohn des Lykan."...die Fänge schienen zu grinsen..."Ich will es!"..."Du bekommst es. Der Pakt wird mit mir erneuert!"...erklang es in Ornlus Kopf, als sich das Monstrum senkte - die Warge wichen..."Zeige mir das du meiner würdig bist. Bringe mir ein besonderes Opfer, an den Ort deiner Ahnen. Enttäusche mich nicht."...das Knurren wurde lauter...Ornlu stockte der Atem...er sah das Bild aus seinen Traum...und war bereit...mörderische Klauen umgriffen seine Schultern...der Ruf des Hetzers erklang und dann - der Biss.
Ornlu spürte den Schmerz, wie sich die Fänge in seinen Körper bohrten, wie sein Blut floss, wie er nach hinten sackte und seine Atmung kaum kontrollieren konnte. Ein beängstigendes Gefühl, doch real und so wahr wie sein Traum in der er diesen Moment sah. Es wurde wieder hell um Ornlu, ehe er die Augen schloss.
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"Ornlu, im Bogir. Telin le thaed. Lasto beth nîn, tolo dan nan galad", erklang eine Stimme in der Dunkelheit. Es war die von Bogir und er sprach Worte, die den Seher erwachen ließen. Worte in der alten Sprache der Druiden, die einem das Licht in der Dunkelheit zeigten.
"Boo...Bo..Bogir...er war da. Es schmerzt so.", flüsterte der jüngere Jäger.
"Ich weiß Ornlu, ich weiß. Du musst nach Silden...zu einen Heiler.", sprach der ältere Jäger und holte eine Spruchrolle hervor.
"Berühre sie und denk an Silden. Sprech >öffne!< in der alten Sprache.", meinte der Druide und gab die aufgerollte Spruchrolle dem jungen Seher in die Hände.
"Ich hab..habe nicht versagt, ja? Ich sterbe nicht!", flüsterte Ornlu und spürte die Kälte im Gesicht. Sein Blut, das die Wange hinab floss.
"Nein du wirst leben! Du bist stark. Du bist des Hetzers Blut! Wir sehen uns.", sprach Bogir. Ornlu grinste schmerzerfüllt, spuckte Blut und begann sich auf Silden zu konzentrieren. Auf das Leben dort, auf den See, auf die Kavernen, auf die große, magische Eiche.
"Edro!", sprach Ornlu mit geschlossenen Augen und lies seine einzige Möglichkeit auf Rettung geschehen. Es wurde wieder hell, der Untergrund hatte sich verändert. Vogelzwitschern ertönte und die Sonne wärmte sein Gesicht. Kurz blickte er schwach auf und erblickte die Baumkrone der mächtigen Eiche. Ornlu schloss die Augen wieder und atmete schwer. Er hörte Schritte, schnelle Schritte.
Dann hau ich auch mal was rein, von meinem verhasstem Freund Zasa, der Mistkerl hat mich einfach Verraten! Aber nun ja, n guter Post (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=6154416&#post6154416) wars trotzdem^^.
Zasamalel hatte sich zurückgehalten, was das trinken anging. War ja nicht so, dass er unbedingt alle Sinne benebelt haben wollte, wenn er sich gleich wieder auf den Weg nach Faring machte.
Dass Matthew ihn nun wie erwartet zum Akrobaten machen würde war ihm zwischenzeitlich egal. Was zählte war das, was er gerade gehört hatte. Xarith hatte es herausgefunden. Zwar nicht alles, aber immerhin genug um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Er setzte sich freundlichen Tones „Hallo“ sagend und den unwissenden spielend dazu. Nur gut, das es nicht schon früher soweit gewesen war. Er würde den Mann am liebsten sofort umbringen, Doch noch hielt er sich zurück, die Frage war nur: Wie lange konnte er das? Während Matthew irgendetwas redete, von wegen
“Gut gemacht …… ab sofort Akrobaten……..stolz auf euch“ legte sich der Hashashin einen Plan zurecht, wie er verhindern konnte das alle Welt erfuhr wer er war.
“Wieso willst du, dass niemand es erfährt? Lass sie wissen wer du bist. Lass Matthew spüren, welchen Fehler er damit begangen hat, einem Mann wie dir derartige Fähigkeiten zu vermitteln!“ vernahm er die vertraute Stimme Cadvans in seinem Kopf.
“Wieso?“
„Weil es so herrlich einfach war, diesen Narren zu überlisten, und sein Vertrauen zu gewinnen. Dadurch wird der Schock nur noch größer wenn er es merkt. Also tu deinem alten Caddie den Gefallen, wenn du dir schon ungefragt meinen Namen zu eigen machst und zeig mir Matthews erstaunten Gesichtsausdruck.“ Ein irres Kichern beendete das Gespräch.
Naja. Eine allzu schlechte Idee war es nicht. Er wäre ja morgen Abend schon wieder zuhause und somit unter dem Schutz der Orks. Das war eines der wenigen Dinge, die Vorteilhaft an den Grünhäuten war: Sie waren leider Innos´ die Herrscher in Myrthana. Und wer überleben wollte, war unter ihrem Schutz doch bedeutend sicherer.
So zechten die drei noch miteinander, und der Orksöldner konnte die Rolle des über den Abschluss glücklichen Lehrlings nun perfekt spielen.
Nachdem die drei nach feucht-fröhlicher „Abschlussfeier“ aus der Taverne traten, lief Zasa seinem nun ehemaligen Meister hinterher. Zum ungezählten Male in den letzten Wochen, musste der Söldner aufpassen was er tat. Durch die verwinkelten Gassen Vengards folgte er dem Jungen, welcher irgendwann hinter einer Tür verschwand.
Der Hashashin lächelte, und verschwand wieder hinter der Mauer. Er würde in ein- Zwei Stunden wiederkommen, und sich währenddessen ein wenig ausruhen, und seine Ausrüstung wieder holen. Er hatte sie, nachdem die Sache mit Calintz´ Festnahme gewesen war, in irgendeinem leer stehenden Haus versteckt, um sie im Falle einer Gefangennahme nicht an die Stadtwache zu verlieren. Nun aber benötigte er sie wieder. Und er würde nach seiner Aktion keine Zeit haben, das zu erledigen.
Circa anderthalb Stunden später:
Wieder stand er an der Ecke, an der er vorher schon den jungen Akrobaten in dessen Haus hatte verschwinden sehen. Nach dem was er Matthew vorhin hatte trinken sehen, war damit zu rechnen, das dieser relativ schnell einschlief. Einmal mehr umspielte ein böses Lächeln den Mund des schwarzhaarigen, als er Schritt um Schritt auf das Gebäude zu schlich.
Die Tür war mit einem Schloss gesichert, das ihm nur insofern Probleme bereitete, das es ein wenig klemmte.
„Zu einfach!“ murmelte er vor sich hin, als er den Weg zu Matthews Schlafstatt suchte.
Das Schnarchen des Alkoholisierten wies dem Söldner die Richtung. Er zog seinen alten Dolch aus der am Gürtel befestigten Hülle, hielt diesen hinter den Rücken und ging weiter. Nur Minuten später stand er über dem Schlafenden gebeugt.
“Matthew. Wach auf!“ ließ er seine Stimme säuseln.
Der Angesprochene wachte nach zwei, dreimaligem Ansprechen langsam aber sicher auf. „Cadvan? Was willst du denn noch?“
Meinte er, noch nicht ganz bei Sinnen.
“Cadvan? Den gibt es nicht. Nenn mich Zasamalel!“ diabolisch blitzten wieder die roten Augen, mit dem schwarzen, Kommaförmigen Punkten auf. Der Rebell schien noch immer nicht verstanden zu haben, wie sein ungläubiges, leicht erbost klingendes
„Du willst mich verarschen, häh? Lass das gefälligst, und sag mir was du willst!“ bewies.
„Dir sagen, das du einen Fehler gemacht hast, und Xarith Recht hatte. Ich bin Söldner der Orks und Oberaufseher in Faring.“ Der Dolch blitzte hinter dem Rücken auf, als der Attentäter ihn zum Stoß bereit vor seinem Gesicht hielt. Die Hand des Rebellen wanderte bei der Erkenntnis das es nicht wie angenommen nur ein Scherz war an den Pfosten des Bettes, in Richtung des dort befindlichen Schwertes. Doch Zasamalel war schneller. Die kurze Klinge grub sich in das Fleisch unter das Schlüsselbein Matthews und seine noch freie Hand drückte den Mund des Opfers zu. Der Schmerz ließ die nach der Waffe greifende Hand zurückfahren. Noch immer drückte die Rechte den Mund des sich vor Schmerz aufbäumenden immer noch zu.
“Ich wollte dich mit der Erkenntnis quälen, das du deinem Feind einen Vorteil verschafft hast, mit Fähigkeiten, die eventuell deine Freunde und Kameraden das Leben kosten!.“
Die vor Schreck geweiteten Augen starrten ihn an. Hämisch lachend löste der Hashashin seinen Griff. Er genoss die Qualen des Rebellen. Er ließ los und drehte sich weg.
“Wieso?“ hört er den Rebellen, in schmerzersticktem Tonfall fragen
„Weil ich jemand bin, der keine Gnade kennt. Weil ich jemand bin, der die Menschheit als Ehrlos und doppelzüngig erlebt hat. Darum!“
Damit verschwand der Söldner aus dem Raum, und ließ den Rebellen alleine. Wenn erstarb. Nun gut, keine Zeugen. Wenn er überlebte ……. auch schön. Anhaben konnte man ihm eh nichts.
Zasamalel
07.05.2008, 08:37
Heyhey Mattie. Ich find es herrlich, wie sich dein Char gestern quälen musste. Mal sehen, wie es weitergeht! ^^
Nein, liebe Leute, das ist keine Vetternwirtschaft, es war nur eine übergeniale Aktion, und zwei tolle Posts. :)
Wie erwartet taumelte Matthew irgendwann davon, zwar immer noch zu betrunken um richtig zu reden und immer noch zu betrunken um keinen Schwachsinn zu labern, aber doch nüchtern genug um einigermaßen gerade zu laufen und auch den ein oder anderen klaren Gedanken zu fassen, so kam er auch auf die Idee zu seinen Freunden aus dem Hüttenviertel zu gehen. War da nicht mal ein alter Mann der sagte Matthew sei immer willkommen weil dieser ihm mal geholfen hatte? Wie auch immer, dort würde der Rebell sicher eine gute Nacht verbringen.
Und so lief der alte Lehrmeister, es war zwar ein bisschen schade seine Schüler einfach in der Taverne zu lassen aber was sollte das den schon machen? Man würde sich ja vielleicht sehen und wenn nicht dann wäre es auch keine Tragik sie hatten sich alles gesagt.
Obwohl ihm immer noch Xariths Worte im Hals steckten, Cadvan wäre nicht derjenige der er vorgibt zu sein, so ein Unsinn. In Vengard war doch nie und nimmer ein Verräter! Das ist unmöglich! Dies sagte sich der Rebell selbst obwohl ihn ein ungutes Gefühl beschlich. Er schüttelte es ab als er das Haus von seinen Freunden erreichte und trat hinein. Sein Freund war da, er begrüßte Matthew sogar ziemlich glücklich und freundlich. Er meinte Matthew solle sofort in einem Zimmer schlafen gehen, er müsse noch mal kurz los, solange würde er aber das alte Schloss vor die Tür hängen. Gesagt getan, ohne sich groß umzuziehen warf sich der junge Anwärter in das Strohbett, nur sein Schwert legte er beiseite weil es doch ein bisschen gefährlich war mit dem Schwert zu schlafen.
Und nach wenigen Minuten war er schon eingeschlafen und träumte davon wie Xarith ihn warnte, Cadvan sei Böse, ja er sei sogar Beliar selbst und all das. Tatsächlich verwandelte sich Cadvan in eine seltsame, haarige Gestalt und verfolgte seinen ehemaligen Meister, doch dann verwandelte sich Xarith auch noch in ein Ungetüm und verfolgte ihn auch noch. Der junge Rebell schrie dass sie einen schrecklichen Fehler begehen würden, Cadvan und Xarith hüpften und Matthew war unter ihnen begraben. Es war eine seltsame Anwesenheit zu spüren, wie wenn jemand da wäre, in der Dunkelheit sah Matthew aber nichts. Plötzlich wurde es hell und da stand wieder Xarith und sagte seinen Namen, langsam verschwand Xariths Gestalt und zum Vorschein kam Cadvan. Doch dieses Gesicht war anders, während Xariths Gesicht besorgt wirkte sah Cadvans Gesicht belustigt drein, böse belustigt. Und zu dem war dies kein Traum mehr, dass bemerkte der junge Anwärter.
„Cadvan? Was willst du denn noch?“ fragte Matthew ein wenig betäubt von dem Alkohol, er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, wo er war und vor allem was Cadvan eben hier wollte. “Cadvan? Den gibt es nicht. Nenn mich Zasmalel!“ Antwortete Cadvan diabolisch grinsend, es war ein fieses grinsen, ein grinsen das Unbehaglichkeit in dem Herzen von Matthew anrichtete, es war wie ein Schauer der dem Anwärter hinunter rutschte. Und dann noch dieser Name, Zasmalel, war da nicht irgendwas?
Dann dämmerte es dem Rebellen, Cadvan machte Witze, „Du willst mich verarschen, häh? Lass das gefälligst, und sag mir was du willst!“ Antwortete er, das musste so offensichtlich ein Scherz sein das Matthew schon drauf und dran war zu grinsen, hätte Cadvan nicht erwidert: „Dir sagen, das du einen Fehler gemacht hast, und Xarith Recht hatte. Ich bin Söldner der Orks und Oberaufseher in Faring.“
Es waren 3 Dinge die dem Waffenschmiedegesellen nun verdeutlichten dass dies kein schlechter Scherz war! Zum einen das bösartige grinsen das breiter wurde, dann der blitzende Dolch hinter dem Rücken von Cadvan der fest in der Hand des Verräters war und das deutlichste Anzeichen war der Name, Zasmalel. Während Matthew in das Gesicht des Kerls starrte erkannte er es. Natürlich, es war Zasmalel, der Verräter den Ulrich töten wollte. Und Matthew dieser Idiot hatte sein Leben gerettet. Nun würde er wohl dafür bezahlen dies getan zu haben. „ Nein nicht mit mir!“ Dachte der junge Akrobat zornig und hasserfüllt und langte nach seinem Schwert, doch schon sauste der Dolch hinunter und grub sich tief in Matthews Schulter. Sofort zuckte seine Hand vom Schwert weg, Zasmalel hielt Matthews Mund zu so dass kein laut von dessen Lippen ging und mit einem mal schoss ein unvorstellbarer Schmerz, von der Schulter aus, bis an Matthews Herz und dann in seine Seele.
Seine Schulter schmerzte so schlimm als hätte man sie komplett heraus gerissen, er bemerkte dass sein Blut in seine Kleider einzog und es war unangenehm. Als nächstes konnte er das schlechte Gewissen spüren gegenüber dem König, der Rebellen, Sir Ulrich und vor allem Xarith gegenüber er hatte ihm nicht geglaubt. Und als letztes konnte er es nicht fassen dass er selbst es nicht bemerkt hatte, wie konnte er nur so dumm sein!?
„ Ich wollte dich mit der Erkenntnis quälen, dass du deinem Feind einen Vorteil verschafft hast, mit Fähigkeiten, die eventuell deine Freunde und Kameraden das Leben kosten!“
Unterbrach Cadvan oder Zasmalel die Gedankengänge von Matthew. Der junge Rebell konnte es nicht fassen, er wusste einfach nicht wie dies sein konnte, betäubt vor Schmerz konnte er sich nicht bewegen, er konnte nur im stillen trauern und gequält drein schauen.
Zasmalel nahm nun die Hand von Matthews Mund, nur ein Wort glitt über die Lippen des Verratenen: „ Wieso?“
„Weil ich jemand bin, der keine Gnade kennt. Weil ich jemand bin, der die Menschheit als Ehrlos und doppelzüngig erlebt hat. Darum!“ Mit diesen Worten verschwand Zasmalel und lies Matthew mit seinen Schuldgefühlen, seinem verletzten Stolz und was noch am wenigsten Schlimm war, seiner verletzten Schulter zurück. Wer wusste schon ob der Freund ihn noch rechtzeitig finden würde? Wen scherte es auch? Matthew auf jedenfall nicht, er hatte es nicht anders verdient als zu sterben. Langsam füllte sich das Bett mit blut, es wurde dunkel um Matthew herum, weinend wurde der Rebelle ohnmächtig.
Sir Nils
09.05.2008, 23:03
„Männer!“, rief der General durch den Raum und blickte mit Stolz in die ihrer heiligen Pflicht bewussten Gesichter der dutzend Männer, die vor ihm Aufstellung genommen hatten.
„Ich habe euch heute hierher gerufen“, fuhr er fort und begann vor seinen Männer auf und ab zu schreiten, „weil ihr die besten der besten seid. Ihr seid die Elite dieser Stadt, habt die härteste Ausbildung durchlaufen, die man sich vorstellen kann und habt sie, bei Innos, mit Bravur gemeistert! Ein jeder von euch hat seine Spezialgebiete. Roderik zum Beispiel“, der Südländer machte vor einem Hünen von Ritter halt und klopfte ihm auf die Schulter. „Sir Roderik ist effektiv wie kein zweiter, wenn es darum geht Hindernis zu beseitigen. Oder Radulf hier“, lief er weiter zu einem hageren Typ, dessen dicker Kopf nach mehr Platz für das Hirn in seinem Inneren zu schreien schien, „behält auch in den schwierigsten Situationen einen kühlen Kopf und ein Auge für die Logistik. Tick hingegen“, kam Medin vor einem Waffenknecht zum stehen und überlegte kurz. Dieses Gesicht kannte er doch. Natürlich, das war einer der Drillinge, die in der Stadtwache dienten. „Tick hingegen dürfte gar nicht hier sein“, vollendete er seinen Satz. „Was zu Beliar machst du hier, Soldat?“
„Sir, ich empfinde es als meine Pflicht vor Innos, dem König, unserer wunderschönen Heimat Land, dem Opfer von Khorinis, im Angesicht unseres teuflischen Feindes, den Bruten Beliars persönlich, den…-“
„Soldat!“, brüllte Medin und Tick verstummte.
„Sir, es tut mir Leid, Sir!“
„Also“, brummte Medin. „Warum bist du hier?“
„Sir, ich bin hier um zu helfen, Sir!“, kam die zackige Antwort und in diesem Moment konnte Medin das Feuer der wilden Entschlossenheit, wie sie nur Innos seinen Anhängern schenkte, in den jungen Augen lodern sehen. Vielleicht… überlegte er, nur um kurz darauf die Entscheidung zu treffen. Schützenfutter konnte man schließlich immer gebrauchen.
„Nun gut, Soldat. Ab in die Reihe… und häng dich rein.“
„Jawohl, Sir! Vielen Dank, Sir!“, schallte Tick zurück, gleichwohl er schon in der Reihe stand und bei einem krankhaften Vollblutidealisten wie ihm wohl am wenigstens zu befürchten stand, dass er sich nicht reinhängen würde.
„Wie schon gesagt“, nahm Medin den Faden seiner Rede wieder auf, „vor mir stehen nur die besten und ich bin stolz mit euch heute hier diese Mission größter Wichtigkeit anzugehen. Viele von euch haben schon in verschiedenen Schlachten unterschiedlichsten Feinden gegenüber gestanden und mehr als einmal dem Tod direkt in seine tiefen, kalten Augen geblickt. Was uns heute bevor steht übersteigt jedoch alles, was ihr bisher gesehen habt. Seid ihr bisher an eure Grenzen gegangen, so werdet ihr sie heute sprengen und über euch hinaus wachsen. Es ist Zeit sich schmutzig zu machen und ich schwöre euch, bei Innos, selbst wenn ihr schon dem furchterregendsten Ork gegenüber gestanden und mutig getrotzt habt – wenn diese Nacht vorbei ist werdet ihr wie Kinder nach eurer Mutter schreien. Augen nach vorn!“, kommandierte der Oberbefehlshaber, der inzwischen an die Wand geschritten war und eine vorbereitete Karte in der Vertikalen entrollte. Auf ihr war der Grundriss eines Hauses zu sehen, mit jeweils einer Abbildung für das Erdgeschoss, den Keller und zwei obere Etagen.
„Wir befinden uns genau hier“, begann Medin mit dem Briefing und tippte mit einem eigens aus den Wäldern vor der Stadt geschlagenen Zeigestock auf einen Raum im zweiten Stock. „Dieser Raum wird uns als Basis und Rückzugsort während der gesamten Operation dienen. Die Tür unserer Basis führt direkt zum Treppenabsatz dieses Geschosses. Unser Plan sieht wie folgt aus. Roderik, du nimmst dir fünf Männer und stürmst das erste Geschoss. Sobald ihr den Fuß der Treppe erreicht habt schlagt ihr euch nach links und verschafft euch Zugang zur Tagungskammer. Gebt acht, dort befinden sich besonders viele Zielobjekte. Schaltet sie so schnell wie möglich aus. Währenddessen rücken Radulf und drei weitere Männer in das Erdgeschoss nach und nehmen sich die beiden ersten Büros zur rechten vor. Auch hier gilt es alles bis auf die Schreiberpults zu eliminieren. Sobald der erste Stock und das Erdgeschoss gesichert sind rückt der Rest in Richtung Keller vor. Macht dort Platz, egal wie, und sorgt dafür, dass die anderen Teams die Zielobjekte schnell dort unten verschwinden lassen können. Doch seid vorsichtig“, warnte Medin und dämpfte seine Stimme zu einem unheilsschwangeren Hauchen. „Dort unten sind die Archive! Man munkelt von Staubluft, durch die man nicht einmal mit der schärfsten Klinge schneiden kann. Dort sind in den letzten sechs Monaten drei Schreiberlinge verschollen. Also gebt Acht.“
„Wie gesagt“, fuhr er dann im normalen Kommandoton wieder fort, „sobald die Nachhut dort unten die Presche geschlagen hat bringen Team eins und zwei alles, was wir aus den validen Räumlichkeiten nicht mehr brauchen, nach unten. Das Feld muss frei sein, damit wir unsere Nachschublinie etablieren können. Diese befindet sich hier.“ Wieder deutete auf einen Raum, diesmal im ersten Geschoss, der sich nur einen Gang weit von Roderiks Zielpunkt entfernt befand. „Dort drinnen sind die ‚Pakete’.“ Natürlich wusste jeder, was mit diesem Schlüsselwort gemeint war. „Trupp zwei von Radulf fixiert die Türen, während Roderik mit seinen Mannen die ‚Pakete’ sichert und zu Zielpunkt A bringt, den ihr vorher gesäubert habt. Ihr alle kennt die Formation, die wir brauchen. Während Trupp eins und zwei die Infrastruktur im ersten Geschoss etablieren zieht sich der dritte Trupp wieder aus dem Keller zurück und verwischt die Spuren im Erdgeschoss. In den beiden Büros stehen dann nur noch Pult und zwei Stühle. Sobald das getan ist zieht ihr euch ebenfalls in den ersten Stock zurück und unterstützt die Trupps eins und zwei bei ihrer Aufgabe. Nach Vollendung zieht ihr euch unverzüglich wieder hierher zurück – und damit meine ich wirklich sofort! Ich will hier keine Heldentaten von einzelnen, ist das klar? Noch Fragen?“ Der General schaute in die Runde. Unerschütterliche Entschlossenheit stand auf den Gesichtern seiner Männer.
„Hört zu“, sprach der Kommandant weiter, während er die Karte wieder einrollte. „Das, was ich von euch verlange, ist schwierig, aber ich würde euch nicht mit dieser Mission betrauen, wenn ich nicht vollkommen überzeugt wäre, dass ihr den Anforderungen vollkommen gewachsen seid. Also gebt euer bestes. Ihr wisst, wofür ihr diesen Kampf kämpft und denkt immer daran: Niemand wird zurückgelassen. Für Innos!“, rief er.
„Für Innos!“, antworteten ihm der Trupp wie ein Mann. In diesem Moment fühlte Medin den Stolz einmal mehr in seiner Brust. Wie hatten die Orks bloß eine Armee solcher Männer beinahe niederringen können?! Diese Frage beschäftigte, als er den letzten Befehl in den Raum rief.
„Kommando Möbel räumen!“
Möbel wegräumen einmal anders^^
hier der sehr gute Post von Ronsen vom Konzil der Paladine:
Verschmitzt blickte Ronsen an sich herab. War das da nicht der Suppenfleck von vor ein paar Tagen auf seiner Hose? War das nicht das Hemd, an dem schon mehr als nur ein Knopf fehlte? Und war da auch wirklich kein Rest Abendessen zwischen seinen Zähnen? Er versuchte ernst zu bleiben, doch musste er innerlich mit einem Gemisch aus Pein und Lachkrampf ankämpfen. Was musste Uncle ihn denn so anstieren? Ronsen war immerhin beim Barbier, immerhin war ihm der wuschige Bart ordentlicher gerichtet, als seinem Hauptmann. Aber um ihn ging es ja nicht, Uncle hatte das alles schon geschafft, für das er sich jetzt unnatürlich elegant geben musste. Es ging dem Streiter eigentlich nur eines durch den Kopf: "Augen zu und durch!"
Er hatte doch schon viel geschafft, Sklaven wurden befreit, Orks vermöbelt, Seeungeheuer erschlagen. Doch selten befand er sich in einer solch inneren Aufruhr wie jetzt. Die Hände waren klatschnass, er hatte sich sogar eleganterweise ein weißes Stofftuch mitgenommen, um sich die verschwitzte Stirn abzuwischen. Wieso musste es nur so heiß gewesen sein? Der Raum glühte ja förmlich!
Ronsen gab sich gelassen, stand aufrecht und stolz, doch in seinem Inneren war er das undefinierbare Chaos!
"Für Innos, edle Ritter!", wer noch nicht stand, der erhob sich bei der tiefen, stolzen Stimme des Paladins, der gemeinsam mit Uncle und zwei anderen Offizieren vor einem großen Rednerpult stand. Ronsens Blick wanderte durch den Raum, ein paar bekannte Gesichter suchend. Da war Ulrich, in der hinteren Reihe. Was musste sich der Admiral ganz vorn hinstellen? Er war doch immer am Auffälligsten, wie peinlich ihm das doch war, voran wegen seines Aussehens...
"Wir haben uns heute hier versammelt, um uns allen ein Bild der Kandidaten zu verschaffen. Wir wissen, dass ihr alle wahrlich bewiesen habt, hier zu stehen! Eure Herzen schlagen wie die, wahrer Krieger. In unzähligen Heldentaten habt ihr euch bewiesen, habt allen Komplikationen zum Trotz zu Innos gehalten und für die Gerechtigkeit gekämpft! ..."
Die Standartausgabe eben, damit hätte man rechnen können. Ronsens Blicke wanderten erneut durch den Raum. Da war noch eine Gestalt, sie passte wahrlich gar nicht zu den Kandidaten im Raum. Gut, dass sie abseits bei der Tür stand, zusammen mit einem wesentlich adretteren Gardisten. Die langen Loten, die staubige Rüstung. Man würde Odinson sofort als Ronsens Waffenbruder erkennen, aber hallo! Da musste sich der Ritter schon wieder ein Schmunzeln verkneifen und zugleich wurde ihm das alles noch viel peinlicher.
"...kommen wir also nun zu den persönlichen Ansprachen!", Ronsen wurde wieder hellhörig.
"Denkt daran, um was es bei dieser Rede geht! Ihr könnt uns allen hier zeigen, wie ernst es euch ist. Ein Paladin muss seine Kameraden mitreißen, er muss die Ziele unseres höchsten Gottes unter den Mitstreitern verbreiten und ewig für sie einstehen."'Rede? Ich hab mich wohl verhört!', die Gedanken wären dem Krieger fast schon laut herausgerutscht, er musste sich beherrschen, nicht in allzu große Panik zu geraten. Zumindest nach außen hin...
Uncle meldete sich zu Wort: "Und wir beginnen chronologisch nach den Berufen und Ämtern. Vom Admiral bis zum Waffenmeister, also beginnen wir..."
Er holte eine Liste hervor und überblickte sie flüchtig. Wie gemein das doch war, man konnte Ronsen wirklich ärgern. Noch peinlicher gings nun wirklich nicht...
"...ah, Sir Rheinold bitte, wollt ihr nicht vorkommen?"
Ronsen nickte: "Natürlich, Sir!"
Sein Weg voraus erschien ewig. War das Podest nicht nur drei Schritt entfernt? Immerhin saß er schon in der ersten Reihe. Und doch schien die Zeit still zu stehen, in seinem Kopf rasten nur so die Worte, die er nun aussprechen musste.
Spontan.
Er hatte sich nicht vorbereitet, wie auch? Mann konnte ja nicht den ganzen Tag arbeiten und zusätzlich eine Rede vorbereiten. Und er würde auch nicht das sagen, was man von jedem erwartete, die Reflektion dessen, was der Hauptmann schon gesagt hat, und warum man genau diese Eigenschaften repräsentierte. Nein, das war gewöhnlich, da durfte der nächste sprechen, Ronsen wäre nicht Ronsen, wenn er nicht so spontan wäre. Ein weiterer Paladin kam noch hereinstolziert - Iwein.
"Entschuldigt, ein Kunde...", da erblickte er Ronsen, "Oh, es hat erst angefangen, da bin ich ja mal besonders gespannt!"
'Noch so einer!', dachte sich der Admiral. Das war doch alles ein schlechter Scherz, von Uncle, Iwein und ja, bestimmt hatte auch Oddy da seine Finger im Spiel! Aber es musste jetzt losgehen.
Endlich stand Ronsen am Pult und räusperte sich. Gut, dass er hinter dem Pult stand, da konnte man seine eher unschöne Kleidung übersehen und das Augenmerk direkt auf das Antlitz des Ritters richten.
"Für Innos Kameraden!", begann er wie es erwartet war. Nur sollte das das einzige sein, was man erahnen konnte.
"Gestern Abend habe ich von einem guten Freund von dieser Versammlung erfahren. Ich war... wahrlich überrascht. Ja, man steht an einem Tag noch in seiner Schmiede, am nächsten vor dem Konzil zur Berufung zum Paladin."
Er atmete tief durch.
"Ich bin vielleicht ein Mensch, den man sich als Paladin nicht ganz so prächtig vorstellen kann. Man bemerkt meine Unordnung, immer dreckig, immer auf Achse. Als Admiral habe ich Schiffe schon beinahe in den Untergang geschippert. Viele kennen mich auch als den Krieger, der oft einen übr den Durst trinkt..."
Er kratzte sich am Hinterkopf: "Sprecht mir das nach, Schlampigkeit, Dreck, und rüdes Benehmen, denn so kennt man mich, ich bin nicht Sir Rheinold, ich bin Ronsen, der war ich schon immer, der werd ich auch immer sein!"
Das Tuscheln ging los, wenn nicht sehr laut, doch es ging wohl in den Köpfen aller los.
"Aber!", betonte er schließlich, "Ich bin auch ein Mensch, der sein gesamtes Leben nur einem widmet, Innos!
Von erlebten Abenteuern und erfolgreichen Missionen mal abgesehen, fühle ich tief in meinem Herzen, dass es keinen anderen Weg gibt. Ich bin zur Garde gekommen, da stand ich am Existenzminimum, wie hunderte der Menschen da draußen. Ich habe geschafft, was viele Bekannte mir nie zugetraut hätten. Ich habe den richtigen Weg eingeschlagen, vor jeder Hürde spüre ich Innos Präsenz! In den letzten Jahren wurde mein Glaube mehr und mehr gestärkt, und wie auch immer diese Entscheidung ausgeht, er wird nie zerbrechen. Bis Innos mich in sein Reich holt."
Zum Abschluss atmete er noch einmal tief durch.
"Als Paladin werde ich weiterhin versuchen, die Menschen auf den Pfad zu bringen, auf dem auch ich gewandelt bin. Denn ein jeder verdient es, sein Leben zufriedenstellend unter Innos schützender Hand zu leben.
...
Und da wäre noch etwas!
Man muss uns gewiss noch einmal dieses Auswahlverfahren erklären. Der Ulrich und ich", und da wies er zu dem stillen, aber stolzen Ritter in der hintersten Reihe, "Wir wären heute fast nicht zugegen gewesen. Ich bin nun sicher, dass es die rechte Enscheidung war, am Konzil teilzunehmen. Wenn ihr nach einem fähigen Paladin sucht, dann wählt Ulrich, er hat es mehr verdient, als die meisten anderen, die ich hier sehe. Ich bin wirklich stolz, nach Jahren noch immer an seiner Seite streiten zu dürfen, mein Leben würde ich für diesen Mann geben, also seid weise bei der Entscheidung, dankeschön..."
Es war geschafft, körperlich als auch geistig. Das weiße Stofftuch kam wieder zum Vorschein, doch er steckte es rasch wieder ein. Denn das war er nicht. Vor der gesammelten Mannschaft stand der wahre Ronsen...
Der Post von meinen Schüler Hurley hat mir gut gefallen :)
Es war schon ein wahnwitziger Plan, viel, viel krasser als damals in Ben Erai. Aber sie waren auch zwei Teufelskerle, das musste man Stevie und dem Magier lassen. Zwei Mann, eine gewaltige Festungsanlage, fünf Dutzend Wachen und kaum eine Verteidigungslücke. Es war wirklich wahnsinnig genug, es zu probieren!
Hurley betrachtete abschätzend den riesigen Haufen mit Strohballen, den sie aufgetürmt hatten. Der sollte morgen schon an einen der Bauernhöfe, ja die beiden hatten sich Arbeit verschafft, um nicht völligauffällig zu wirken. Der gut drei Meter hohe Haufen lag an der hohen Burgmauer an, draußen kämpften sich meterhohe Ranken und Sträucher ihren Weg die Mauer herauf. Kein unbedingt berauschender Gedanke, da vielleicht hineinspringen zu müssen, man versuchte, die Gedanken daran zu verdrängen. Auch hatte der gerissene Dieb einen der Strohballen als Abschirmung an das Gitter gestellt, durch welches sie in die Kelleranlagen der Assassinen einbrechen wollten. Unglücklicherweise war es von Innen verriegelt, jeglicher Versuch des Aufbrechens wurde einerseits durch Orkwachen oder andererseits durch die beiden Assassinen im Inneren des Hauses verhindert, die es sich den ganzen Tag über im Keller gemütlich gemacht hatten. Was sie da taten? Es blieb zu vermuten sie handelten geheime Geschäfte aus, zumal alle Fensterklappen geschlossen und sogar die Tür von Innen abgeschlossen war. Bis vor kurzem hatten sich zwei Orks vor dem Eingang unterhalten, schließlich waren sie verschwunden. Je mehr man darüber nachdachte, umso deutlicher wurde, wie misslich die Lage war. Doch Hurley zweifelte keine Sekunde an der Überzeugung seines Gefährtens und wenn es hart auf hart kam, würden sie es schaffen, irgendwie schafften sie es immer.
In seinen Gedanken versunken, hatte er recht lange prüfend vor dem Strohhaufen gestanden. Ein Grund mehr, besorgt zu sein, denn eine der Orkwachen war bereits auf ihn aufmerksam geworden. Es war eine der Sorte Charakter, die ihren Tag ausschließlich damit verbrachten, Streit zu suchen oder Schwächere zu erniedrigen. Rasch griff der Magier nach dem nächsten Strohballen.
"Fettmorra, arbeite gefälligst!"
"Na klar...", antwortete Hurley freundlich und warf einen weiteren Strohballen auf den großen Berg. 'Umso besser!', dachte er, doch verfluchte er das Biest schon wieder, was ihn kaum aus den Augen ließ.
"Wo dein dreckiger Kumpane?", hakte der Ork grunzend nach und stampfte seine große Axt bedrohlich auf den Boden.
"Bei dem Bauern, du bist schon der dritte, dem ich das sage...", Hurley versuchte, gelassen zu klingen, es gelang ihm nur schwerlich. Der Ork ignorierte die Provokation und wandte sich wieder dem Ausguck um. Es war ihm nicht zu verübeln, es gab wahrlich interessanteres, als einem fetten, weichlichem Morra beim Strohstapeln zuzuschauen. Die Sekunden vergingen unendlich langsam...
Dann war Stevie gekommen. Natürlich war er nicht auf dem Bauernhof gewesen, wie kam er denn dazu? Draußen bei der Leopardin war er gewesen, hatte ihr ein Versteck gesucht und ihre gesamte Ausrüstung verstaut. Das wichtigste trug er in einem Ledersack über die Schulter mit sich. Als sie einen Moment für sich hatten (der Ork war wie auch die Wachen plötzlich hinfortgerufen worden), öffnete Stevie behutsam die Lederschnüre des Sackes und präsentierte seinem Schüler den Inhalt.
"Dietriche, Schmierfett, ein Enterhaken und zwei schwarze Kutten...", flüsterte er und schnürte den Sack sogleich wieder zu. Dann grinste er.
"Woher...?", fragte Hurley begeistert, da legte sein Freund nur den Kopf etwas schief und meinte: "Mit viel Gold kann man doch vieles erreichen..."
Das hatte er also die letzten Tage gemacht. Er hatte für einen Teil ihrer Beute aus Ben Erai weitere Ausrüstung gekauft, ein richtiger Fuchs. Ein Grummeln ließ sie aufschrecken.
"Mein Magen...", entschuldigte sich der Magier schmunzelnd.
Stevie verdrehte die Augen: "Iss schnell noch was, sonst können wir schleichen wie wir wollen und werden am Ende von deinem Hunger verraten!"
Eine Mahlzeit konnten sie sich noch gönnen.
Eine Henkersmahlzeit?
***
An dieser Stelle sollte noch einmal erwähnt werden, dass Fortuna wahrlich mit den beiden Dieben war. Wer hätte ahnen können, dass der Mord an der Orkpatrouille so viel Aufruhr in Trelis erregte? Es wurden mehr und mehr Orks ausgesandt, die Gegend nach den Rebellen abzusuchen. Wer wusste schon, was überhaupt vorgefahren war; es war Hurley gleich. Er konnte nur Beliar und, ja vielleicht auch seinem Glücksfluch, danken, doch noch eine Hoffnung auf das Gelingen der Aktion. Ein Stoßgebet hatte der Magier in den Himmel geschickt, ehe Stevie und er das sichere Tavernenzimmer durch das Fenster verlassen hatten und sich nur noch im Schutze der Dunkelheit fortbewegten.
"Oh Gott der Nacht und Dunkelheit,
verschone uns vor Furcht und Leid,
endlose Treue sei dir gewiss,
Beliar, mein Herr!"
Es war nicht sonderlich kreativ, doch was konnte man erwarten? Von Adrenalin gepackt wollten sich kaum mehr klare Gedankenströme bilden. In die tiefschwarze Kutte gehüllt folgte der korpulente Magier seinem Lehrmeister unauffällig. Er selbst musste aufpassen, Stevie nicht zu verlieren, so gut verschmolzen sie mit der Schwärze der Nacht. Selbst der Mond war gnädigt, sein Schein blieb dank einer dichten Wolkendecke vom Burghof weg. Schon dass sie unbemerkt die Taverne verlassen hatten, war wie in einem Rausch an dem Dicken vorbeigegangen. Die Konzentration lag einzig auf dem Ziel; das war nicht gut, er musste auf den Weg achten. Und da fielen den beiden Dieben zwei torkelnde Orksöldner ins Auge, die sie erst vor ein paar Minuten in der Taverne aufgetroffen haben. Sie waren stockbesoffen, jedenfalls kein allzu großes Hindernis. Dummerweise wollten sie ihr Nachtlager wohl genau vor der begehrten Tür des Assassinenhauses aufschlagen. Das würde den ganzen grandiosen Plan verderben. Hurley kam seinem Lehrmeister zuvor, ein paar magische Lichter konnten betrunkene Männer schon ziemlich verstören. Der Magier ließ sie wegfliegen, in eine der Seitengassen, um irgendeine Ecke, um die man die beiden Diebe nicht erblicken konnte. Der Plan ging auf, die Söldner rannten den "Störenfrieden" hinterher, Stahl surrte aus den Waffengurten, das Gegröhle wurde lauter. Sie würden die perfekte Ablenkung abgeben!
Stevie klopfte seinem Schüler anerkennend auf die Schulter, dann deutete er mit dem Daumen voraus. Der Weg zum Haus war nur insofern gefährlich, dass sie sich aus allen Lichtquellen fernhielten. Jede Fackel konnte sie verraten, immerhin wurde die Burgmauer noch immer von Orks überwacht, deren Augenmerk zwar nur auf der Umgebung draußen lag, man ahnte ja in keinem Fall von einem Angriff von innen, doch die Ohren waren wachsam und wer weiß nicht, wohin eines von zehn Augenpaaren nicht zufällig blickte...
Nach einer halben Ewigkeit war es geschafft, das zweite Hindernis stand vor ihnen, massiv als eine zwei Meter große Holztür.
"Jetzt bin ich dran!", meinte Stevie, auch wenn man es nur aus dem Unterton erahnen konnte, er hatte garantiert dieses teuflisch grinsende Gesicht aufgelegt. Ähnlich seiner Leopardin, ja, das traf es. Was Hurley in den Minuten des Wartens im Kopf vorging wollte man niemandem zumuten, Nervosität war nur ein verharmlosender Begriff. Einmal brach Stevie sogar der Dietrich ab, doch er bekam den nutzlosen Stümmel geradenoch so aus dem Schlüsselloch heraus. Es war verständlich, dass Hurley in diesem Moment das Herz erstarrt und in die Knie gesunken war. Seine Beine wollten ihn kaum halten, er wollte schon zusammenbrechen, dann endlich das erlösende Knacken.
"Ich habs, rein!", zischte Stevie und verschwand hinter der Tür.
Also auf in die Höhle des Löwen!
Ein stickiger Geruch lag in der Luft. Die Assassinen schienen auch Freunde guten Tabaks zu sein, man konnte die Dunstschleier mit einem guten Messer sicher schneiden. Doch wenigstens war es finster, sie befanden sich auf einem fünf Schritt langem Korridor, an dessen Ende ein Licht in einem Nebenraum brannte. Doch außer seinem leisen, gleichmäßigen Atmen und gelegentlich sogar einem Laut von Stevie konnte Hurley kaum etwas vernehmen. Die Wände konnte man nur bestaunen. Das matte Licht reichte, um die kostbaren Bilder und Urnen zu erkennen. Reinste Luxusware, was war das nur für ein Edelhaus? Unter den dünnen Schuhen spürte Hurley einen Teppich. Nicht etwa einen rauen wie er in manchen Tavernen vorzufinden waren, nein, man schien jede Faser unter den Füßen zu spüren. Mit einem Wink wies Stevie voraus, sie näherten sich der Ecke, wo das Licht leuchtete, man musste mögliche Gefahren ausschalten, ehe man sich aufs weitere Erkunden konzentrieren konnte. Als sie mit dem Rücken an der Ecke standen, stoppte der Meisterdieb seinen Schüler und legte noch einmal warnend den Finger auf die Lippen. Allen Anschein nach waren sie nicht allein in dem edlen Haus. Wäre auch zu einfach gewesen, an mindestens einem Wächter mussten sie noch vorbei. Und sie wären nicht soweit gekommen, hätten sie nicht gleich die zündende Idee gehabt. Hurley sollte an die Tür gehen und von Innen klopfen. Er ahnte um Stevies Idee, dennoch packte ihn erneut der Bammel. Alles oder nichts, er schlich zurück und klopfte laut und beharrlich gegen die Tür, mehrmals, man sollte ja von anderen Erscheinungen ablenken.
"Verdammt, um die Uhrzeit...", hörte man jemanden murren, der Rest ging unglaublich schnell. Ein dumpfer Schlag, ein Plumpsen auf den weichen Teppich, da hatte Stevie die unaufmerksame Wache schon ins Reich der Träume geschickt. Da der Weg nun sicher schien, wagte man einen Blick in die Zimmer. Rechts befand sich eine Vorratskammer, dort wurde der bewusstlose Wächter untergebracht, Hurley zauberte noch ein magisches Schloss in die Tür (lediglich in die Tür, durchs Fenster konnte man noch ausbrechen, doch das dauerte seine Zeit), dann konnte man sich der Reichtümer beschauen. Unglücklicherweise befand sich in dem zweiten Zimer nur eine eher mittelmäßig gehaltene Küche und in letzterem das Schlafgemach der beiden Assassinen. Nur eine Seele verweilte darin. Zufall? oder war der Wächter gar der zweite Assassine gewesen, den Hurley heut nachmittag noch ins Haus hatte gehen sehen? Er zuckte mit den Schultern und deutete Stevie an, die Tür wieder zu schließen, eine Truhe oder ähnliches fand sich im Schlafgemach nicht wieder.
Dann war da noch der Gang, den die Wache geschützt hatte. Einzig eine Falltür war neben dem kleinen Tisch mit der Öllampe vorzufinden. Das musste einfach der Weg in den Keller sein! Vorfreudig hob Hurley die Falltür an, welch Schrecken durchfuhr ihn da bei dem ohrenbetäubenden Knarren.
"Moment...", meinte Stevie und schmierte die Gelenke behutsam mit dem Fett ein. Sie hatten wirklich an alles gedacht!
Noch merklich leise, doch für einen Schlafenden absolut unwahrnehmbar öffnete sich schließlich die Klappe. Der Weg war frei, stockdunkel doch voller Hoffnung!
Eine Treppe führte in den noch stickigeren Keller. Hier würde es wohl jede schwache Lunge nur ein paar Minuten aushalten, Hurley verkniff einen Hustanfall und hielt nach seltenen Waren Ausschau, während Stevie sich am vergitterten Fenster zu Schaffen machte.
"Ganz leicht", flüsterte er zufrieden, "aber kommst du da wirklich durch?"
"Ich hoffe...", murmelte Hurley besorgt, der sich über dieses Problem wahrlich noch keine Gedanken gemacht hatte. Viel mehr interessierte ihn, was hier gelagert wurde. Zwei große Säcke warteten darauf, gefüllt zu werden. Ein ganzer Batzen Edelzigarren wanderte von einem vollgemüllten Tisch in das Gepäck des Magiers. Darunter fanden sich Handelsverträge. Einer war besonders interessant. Es war die Rede von einem fetten Alchemisten aus Geldern. Hurley steckte es einfach ein, vielleicht würde dies die nächste Stadt werden, die sie ansteuerten. Derweil hatte sich Stevie an einer Truhe zu schaffen gemacht.
"Alles klar?", informierte sich der Dicke.
"Jap, die kannst du auch knacken, ich sammel derweil noch ein paar andere Sachen ein, magst du eingelegten Fisch?"
"Damit kannst du mich jagen!", lachte Hurley und machte sich an der Truhe zu schaffen. Es war ein etwas komplexeres Schloss, schon merklich, nachdem zwei Dietriche unter lautem Knacken abgebrochen waren. Doch Hurley sprach sich gut Mut zu, das war schließlich die letzte Hürde!
Nach einigem Hin und Her hatte er endlich das Gelenk im Schloss in verschiedene Richtungen gedreht bis es endlich aufknackte.
"Ja!", Hurleys Augen gingen auf vor Freude, als er die laut quietschende Truhe aufschlug und sie voller Goldmnzen vorfand. Gerade waren sie dabei, sich die Taschen zu füllen, da vernahmen sie ein Stöhnen. Der Magier fuhr zusammen.
"Eeeh... was ist los? Fered bist du das?!"
"Scheiße!", entfuhr es nun auch Stevie, der sogleich auf den aus dem Halbschlaf erwachten Assassinen zurannte und auf ihn einschlug. Wie konnten sie den übersehen haben? War ihr Blick doch nur auf das Geld gerichtet gewesen? Panik brach in Hurley aus, er füllte so viel er konnte, dann eilte er zum Fenster. Die Schreie des Assassinen schienen durch die ganze Burg zu hallen, wenngleich sie bald einem ohnmächtigen Stöhnen wichen. Hurley quälte sich indess aus dem Fenster, natürlich war es fast zu eng, wie in jeder guten Banditengeschichte. Nur verloren die Diebe zu oft, hatten sie auch schon verloren?
Er spürte ein Drücken am Gesäß, dann ein Ploppen und er war aus dem Loch entkommen. Frische Luft, befreiend und doch...
Der Schuss eines Bolzens aus einer orkischen Armbrust krachte sogleich neben ihm im Stroh ein. Da fiel Hurley fast um, die Ereignisse überschlugen sich. Stevie kam aus dem Keller gekrabbelt, dann wurde der riesige Berg aus Strohballen erklommen. Ein Surren, dann hatte sich der Enterhaken in einem Überdach der Burgmauer verfangen. Die Alarmglocken schlugen, Orks erwachten. Man verlor die Beute, lediglich ein bisschen Tabak und gut zweihundert Münzen befanden sich in der Robe des Magiers. Doch sie kamen durch, welch ein Wahnsinn!?
Natürlich wollten er nicht durch die Dornensträucher, doch es kam ihm doch dann viel angenehmer vor, als von einer der durch die Nacht surrenden Orkäxte getroffen zu werden. So ein Dusel musste man mal haben! Es ging nicht nur ihnen zu schnell, auch die Orks konnten kaum reagieren. Die tiefschwarze Nacht deckte die Diebe, wie zuvor in Ben Erai hetzten sie nun durch die Landschaft, davon vor allem Ärger, einfach weg. Doch der Weg war ihnen geebnet, Beliars Segen war mit ihnen!
Und bedachte man diesen wahnwitzigen Einbruch, kam man nur zu einem Schluss:
Es hat Spaß gemacht!
Sir Iwein
25.05.2008, 22:36
Ein Barde kommt ins Armenviertel der Hauptstadt ...
Jarvo hatte es geschafft. Er war sicher in Vengard, einer der wenigen orkfreien Städte Myrtanas, angekommen, um dort seine frisch erworbene Freiheit auskosten zu können.
Für ihn war diese Stadt ein Segen Innos´, er hatte ja seinen Lebtag nichts ausser Wiesen und Feldern gesehen.
Allein die Burg beeindruckte ihn dermaßen, dass er seine Augen lange Zeit nicht von den mächtigen Türmen und dem gewaltigen Mauerwerk nehmen konnte. Mitten auf der Straße stand er mit hochgerecktem Halse und seiner Laute auf dem Rücken da und blickte nach oben, ungeachtet der vorbeiströmenden Menschen, die sich fluchend an ihm vorbeischoben.
Seinen ganzen ersten Tag in Vengard verbrachte er damit, durch die Stadt zu streifen alles zu erkunden. Von den großen gepflasterten Straßen, die ihm der Markt- und Burgplatz zu bieten hatten, bis zu den lehmigen Gassen, die durch das Armenviertel führten. Dort sah er einen kleinen Jungen auf einer Bank sitzen, der mit zwei grob geschnitzten Holzpuppen spielte.
„Hey du, ist neben dir noch Platz?“
Der kleine Junge blickte kurz auf, sah ihn groß an und fuhr mit seinem Puppenspiel fort.
„Na dann setze ich mich einfach hin, wenn du deinen Mund schon nicht aufgekommst. Haben deine beiden Puppen auch Namen?“
Wieder keine Reaktion.
Jarvo lächelte nur, legte sich seine Laute übers Knie und fing an eine leise Melodie zu spielen.
Der Junge legte die Puppen beiseite.
Nun fing Jarvo an, zu der Melodie zu pfeifen.
Die Augen des Jungen begannen zu leuchten.
„Komm, klatsch mit.“, forderte er ihn auf.
Und so saßen die beiden dort, ein 25jähriger junger Kerl, der so passioniert spielte und pfiff und ein kleiner Junge, der sich vor Begeisterung kaum noch einkriegen konnte und wie wild im Takt zur Musik klatschte.
Das ganze blieb nicht lange unbeobachtet und schon bald fanden sich vor ihnen in einem Halbkreis an die zehn, zwölf weitere Menschen ein, die sich alle prächtig zu amüsieren schienen.
Jarvo begann das Tempo und die Lautstärke seines Spiels zu steigern und stampfte mit seinem rechten Fuss den Rhythmus mit. Nach einigem Zögern fielen jetzt auch ein paar andere in das Klatschen mit ein und schon bald hatte sich eine junge Frau in die Mitte gestellt und fing an zu tanzen und ihren langen Rock durch geschicktes Drehen der Hüfte nach links und rechts fliegen zu lassen.
Keiner konnte sich mehr der guten Laune entziehen, sogar ein paar Gardisten waren dazugestoßen, die zwar nicht mittanzten oder klatschten, aber doch immerhin ein Lächeln auf den Lippen hatten und leicht mit der rechten Fussspitze den Takt mitklopften.
Alles endete damit, dass Jarvo immer schneller wurde, und keiner der Mit-Musikanten mehr hinterher kam und alles in einem großen Gelächter endete.
Jarvo stand auf, nah die Frau an seine linke und den Jungen an seine Rechte Hand und verbeugte sich vor allen, wo sie alle drei einen tosenden Applaus erhielten.
Als sich die Leute wieder etwas beruhigt hatten, fingen sie an, ihn mit Fragen zu bombardieren.
„Wo kommt Ihr her?“ „Wann tretet Ihr das nächste mal auf?“ Wie ist Euer Name, Herr?“
Jarvo schnürte lächelnd seine Laute wieder auf seinem Rücken fest und sah in die Menge.
„Mein Name ist Jarvo, ich komme von Montera und ich plane noch ein Weilchen hier in Vengard zu bleiben. Erachtet diese kleine Vorführung als kostenlos an, doch würde ich mich über ein paar Almosen sehr glücklich schätzen. Und sei es nur ein halber Laib Brot.“
Den letzten Teil sagte er nur zum Spass, er wusste ja genau, dass er sich dort in dem Armenviertel befand und die Leute hier weniger als wenig besaßen.
Doch kamen gleich drei Leute auf ihn zu. Einer gab ihm 3 Äpfel, ein weiterer einen halben Laib Brot und der letzte überreichte ihm ein schmutziges Goldstück.
Jarvo verfolgte das Geschehen nur ungläubig und erstaunt, dass solche Menschen so viel für einen Moment Glück zu geben bereit waren.
Nochmals verbeugte er sich tief.
„Man dankt. Und mein dankt Magen ebenfalls. Innos sei mit euch.“
Damit wandte er sich ab und wollte gerade gehen, als ihm etwas einfiel.
Er holte einen der Äpfel aus der Tasche, die er vorher dort verstaut hatte und drehte sich zum dem Jungen um.
„Du hast Talent, Kleiner.“
Er warf ihm den Apfel zu, fasste sich zum Gruße an die Krempe seines Hutes und marschierte von dannen.
Bardasch
27.05.2008, 17:07
Ornlu wird mich vermutlich gleich schlagen, aber ich finde, das dieser Post hier einfach her gehört. Es gab noch weitere, sehr schöne Posts von ihm, aber Dieser hier, ist sozusagen der Schönste auf dem Weg der Verwandlung :)
Die Zeit war reif. Der Mensch bereit. Das erste Mysterium dem Zenit nahe. Schwülwarme Luft umgab den Ort, eine dichte Wolkendecke zog am Himmel umher, Wind lies die Baumkronen hin und her schwenken.
Ornlu blickte auf, es wurde langsam Zeit. Zeit endlich die komplette Wandlung zu wagen. Drei Schritte tat er, drei mal gelangen sie ihm und nun sollte der vierte Schritt folgen und das erste Ziel erreicht werden. Stehend und mit dem nötigsten gekleidet, begann der große körperliche und geistige Akt.
Stille herrschte tief im Unterbewusstsein, tief und mysteriös. Kraft sammelte sich im Verborgenen an. Aufkeimend wie ein Sprössling, erhallend wie ein Echo. Ein Echo, das immer lauter wurde und anwuchs, wie ein aufkommender Nebel. Die Magie begann sich im Körper zu sammeln. Von überall drang sie her, verteilte sich, machte den Körper des Sehers zu einer Machtquelle. Erhallte in seiner Umgebung, gab magische Echos von sich. Ornlus Haar bäumte sich leicht auf, die Augen leuchteten in einem dunklen orange auf, seine Atmung wurde ungemein ruhiger, während seine magische Aura leicht austrat und für manche, die es vermochten zu sehen, zu sehen war.
Aus dem Ursprung erklang ein hallendes Echo, welches im Körper blieb und jede Faser in sich anregte den Gedanken des Ursprungs folge zu leisten. Gedanken an einen jungen, kräftigen Ahornbaum, der tief im Erdreich verwurzelt ist kam auf. Die Wandlung begann.
Die Zehen und Fersen an den Füssen, begannen zu verknorren, bohrten sich stetig in die Erde wie Wurzeln und begannen das aufzunehmen, was die Erde den Pflanzen anbot. Der Geschmack der sich auf Ornlus Zunge leicht bildete, schmeckte merkwürdig - für menschliche Verhältnisse.
Seine Unterschenkel wurden schwerer, weiteten sich und zogen sich regelrecht an. Rinde bildete sich langsam an der Haut. Muskeln und Knochen wurden zu Holz und einten sich mit jenen des anderen Beines. Die Magie wandelte sie, formte sie, verschmolz sie in eine neue Form. Die Knie berührten sich wie auch die Oberschenkel, wurden hart und zu einen sich bildenden Stamm. Die Rinde zog ihre leichten Furchen, umspannte die unteren Gliedmaßen, während unter ihr die Baumsäfte, anstatt des Blutes, begannen zu fließen. Knautschende Geräusche erklangen, während die Magie den Seher sanft umschloss. Weiter wanderte die Wandlung zu den Hüften. Machte Knochen zum innersten Stamm, Muskeln und Gewebe zum Holz, das den innersten Stamm umschloss. Haut wurde dunkler, grünlicher und begann Furchen überall zu tragen.
Ornlu hob die Arme, spreizte sie und lies sie sich von den Händen ab kreuzen, bis das Kreuz vor seinem Gesicht lag und es versteckte. Der Seher schloss die Augen und legte seinen Kopf auf eine der Schultern ab. Groß musste nun die Konzentration sein, als sich die Organe begannen zu wandeln und das Blut aufhörte zu fließen. Geräusche von sich biegendem Holz erklangen wieder, während sich die Wurzeln verdickten und der Stamm kräftiger wurde. So kräftig, das die Wirbelsäule vom Becken aus begann zu wachsen. Hoch hinauf schlängelte sich langsam die zu Holz werdende Säule, während der Brustkorb begann sich zu öffnen. Ornlu stockte der Atem, nichts von der lebenswichtigen Luft drang mehr in seine Lungen. Seine Augen sahen nicht mehr, seine Nase roch nicht mehr, seine Haut spürte nicht mehr den Wind.
Im Inneren wurden die Lungen zum Teil des inneren Stammes, sein Herz schlug immer langsamer bis es stoppte, verhölzerte und mit dem Stamm verschmolz. Das Blut veränderte sich, wurde zum Saft der Bäume, während die Rinde den Oberkörper überall begann zu umschließen. Die Rippen wurden zu kräftigen Ästen, bewegten sich nach Aussen und wuchsen in die Höhe, um zur Baumkrone zu werden. Der untere Oberkörper streckte sich weiter, wurde mehr und mehr zu einen Baumstamm. In ansehnlicher Höhe wurden die Arme zu den Hauptästen, deren Finger zu weiteren Ästen verwuchsen. Aus jeder einzelnen Wirbel drang ein weiterer Ast hervor und wurde zum Teil des Gebildes, das sich vor den Augen der Beobachter bildete. Der Kopf wurde eins mit dem Stamm, wuchs in diesen hinein und verlor jegliche menschliche Struktur, während sich die Haare bündelten und wie die Ohren zu weiteren Ästen wurden.
Ornlu war kein Mensch mehr, sondern ein Baum. Überall an den Ästen begannen nun spitze, handförmige Blätter zu wachsen, als wären sie das Haar des Baumes. Die Rinde wurde stärker, markanter - bis auch der letzte Akt vollbracht war. Die Aura verschwand und speiste nun den Magiefluss im Ahorn der eigentlich ein Mensch war.
Es war dunkel, man hörte die Säfte sanft fließen, spürte wie sich im Erdreich kleinste Dinge bewegten. Man vernahm wie der Wind die eigenen Äste hin und her schaukeln lies. Wie der Wind an den Blättern zerrte, als ob sie Flaggen an einem Mast wären. Man fühlte wie die Wurzeln die Nährstoffe aus dem Erdreich aufnahmen, langsam hinauf bis hin zum höchsten Blatt brachten. Es verwunderte wie sehr jedes einzelne Blatt die Kraft der Sonne in sich aufnahm und den Stamm wiederum zu einen sehr kleinen Anteil nährte. Panik war es nicht die Ornlu vernahm. Viel mehr war es die Ungewohnheit, in etwas Anderem zu sein. Trotzdem genoss es der Seher auch. Es war die Ruhe, die Sinne die viel langsamer agierten und dieses Gefühl von Einklang mit allem. Vom kleinsten Grashalm bis über zu den ältesten Bäumen, die alle wie er selbst in der Erde ihren festen und sicheren Halt fanden. Er spürte anderes Leben auf kleinst mögliche Art und Weise. An kleinsten Erschütterungen von Schritten und Regungen die seine Wurzeln wahrnahmen. Am Wind der sich ganz leicht veränderte. In Schwingungen und Berührungen die ganz leicht seine Rinde berührten - ein Vogel saß auf einen seiner Äste und piepte.
Ornlu der Ahorn sah nichts, er roch nichts - er spürte lediglich und doch brauchte er nicht mehr, um ein vollständiges Lebewesen zu sein. Der letzte Schritt war getan und eine neue wundervolle Welt begann sich zu öffnen.
Khorinis #2, Seite 14
02.06.2008, 01:03
Konnte der Mensch sich nicht einmal beherrschen?
Musste es wirklich dazu kommen, das zwei Wesen am Boden lagen, in ihren eigen Blut?
Nein der Mensch konnte sich einfach nicht beherrschen, der Griff zur Waffe scheint die einzige Möglichkeit für Recht oder Unrecht zu sorgen.
Hat der Krieg die Menschheit so verändert, das es ihnen gar nicht mehr in Sinn kam einen anderen, einen gewaltlosen Weg zu gehen. Nein, sie konnten nicht anders. Ihre Augen hatten zu viel Leid gesehen. Hass. Überhall dieser Hass gegen die Wesen die auch nichts anderes wollten als Leben. Ein Krieg, der nie enden wird. Egal wer ihn losgetreten hat, keine Seite wird jemals einlenken um ihn zu beenden. Ende. Wird es das jemals geben? Nein.
Oh doch das Ende wird schneller kommen als viele es in ihren kühnsten Träumen vor den Augen hatten. Es wird ein Ende sein wie es niemand erwartet hat. Ein Ende wird kommen das niemand sehen wird. Die einzigen Zeugen werden die Götter sein. Genau jene Götter die diese Welt in solch unsägliches Leid stürzten. Beliar und Innos die Tyrannen thronten da oben im Himmel. Von dort aus leiten sie die Geschicke ihrer Untergeben, jagen sie gegeneinander bis das Ende gekommen ist. Bis es keine Armeen mehr geben wird. Auf den Schlachtfeldern stapeln sich die geschunden toten Leiber all jener die ihrer Gottheit blind vertrauten und ins Verderben rannten. War es das Ziel von Beliar und Innos über eine leere Welt zu herrschen?
Wie sollte Adanos zwischen diesen Beiden das Gleichgewicht bewahren, wenn nicht einmal seine getreuen Diener auf der Welt da unten an ihn glaubten. Es gibt einfach immer noch zu viele deren Hand zu schnell an der Waffe ist. Die Waffe die über Leben und Tod entscheidet.
Was hier vor wenigen Augenblick unter Adanos Augen geschah muss ihn die Tränen in die Augen getrieben haben. Gläubiger Adanos richteten über andere, die sich schuldig gemacht haben. Schuldig. Für was? Eine alte Frau umgestoßen zu haben. Das kann nicht wahr sein.
Schuldig, weil es sich bei dem Täter um einen Ork handelte.
Xarith schleuderte den Apfelgrips gegen die Bretter der Taverne, verfolgte den Gang der Sieger ins Innere der Toten Harpie. In seinen Inneren rumorte es, die Gefühle kämpften einen Kampf der ihn zu zerreißen drohte. Noch vor Monaten hätte der Schwarzhaarige genauso gehandelt. Der Hass konnte so etwas, der Hass machte aus einem guten Menschen einen Tyrannen. Selbst der Hüne wollte diesen Ork davon jagen, doch was diese Menschen da getan hatten konnte der Lange nicht gut heißen. Keiner hatte eingegriffen, sie ließen einfach geschehen.
Wo waren die Druiden?
War das die Auslegung ihrer Predigen, war das jenes Gleichgewicht zwischen Gut und Böse?
Da standen sie, die Helden des Kampfes prosteten sich zu. Ja, so ein Kampf macht durstig.
„Lasst es euch schmecken. Trinkt ruhig noch einen, die Runde geht auf mich. Begießt den Sieg. Trinkt während der Feind im eigenen Blut ertrinkt. Wirt, hast du vielleicht roten Rebensaft. Wenn ja reich die Pulle rüber. Rot zu Rot, dann schmeckt der Sieg noch besser. Mit euch als heldenhafte Kämpfer braucht sich der Rest des Pilgertrosses keine Sorgen um etwaige Gefahren zu machen. Schickt sie voraus, sie säubern Khorinis.“
Stille herrschte, keiner gab nur einen Ton von sich. Den Helden war anscheinend der letzte Tropfen im Hals stecken geblieben. Xarith hatte es geschafft das alle seine Worte hörten. Worte die getroffen hatten. Mit einer abfälligen Handbewegung drehte sich der Schwarzhaarige um und verließ diesen Raum.
Ein wahrhaft nachdenklich stimmender, mit dem Zeigefinger wedelnder Post von Xarith. Auch aus dem Zusammenhang gerissen wirklich schön. ^2^
Sir Nils
10.06.2008, 19:34
Empfindungen eines Nordmann...
Lange schon war er nicht mehr hier im Clan, dem Hammerclan, gewesen und es freute ihn endlich wieder durch seine Straßen zu schlendern. Hier fühlte er sich irgendwie heimisch, obgleich er eigentlich noch nicht so lange dazugehörte. Der Wind fuhr ihm durch die schulterlangen, haselnussfarbenen Haare, zerzauste sie, ließ sie tanzen. Der Boden knirschte unter seinen Stiefeln, der Staub heftete sich an seinen Umhang - an jedem Ort der Welt wäre es gleich gewesen, doch hier war etwas... Etwas Besonderes. Etwas heimisches. Warum? Er wusste es nicht. Vielleicht waren es seine nordischen Wurzeln, das Blut seines Vaters...
Er hatte inne gehalten, stand am Rande des Clans. Zu seinen Füßen die Tiefebene - grasbewachsen, befreit vom Schnee. Er stand einfach nur da. Genoss die Stille, den Wind in den Haaren und im Umhang. Fühlte sich frei. Der Kundschafter lies die letzten Tage, Wochen, Monate Revue passieren, dachte an den Konvoi, den Drachen, die Zerstörung dessen, seine Trauer und seine neue gewonnene Aufgebe durch die Lehre von Trebor. Letztere würde bald zu Ende gehen, die Trauer, ob des Gesehenen würde jedoch bleiben. Jetzt fiel es ihm ein. Er brauchte eine neue Aufgabe, eine Herausforderung, welche ihn reizen würde etwas für den Clan zu tun, zu vergessen.
Also stapfte er frohen Mutes in Richtung Haupthaus - auf zu Drakk. Hie und da blieb er stehen, grüßte und unterhielt sich mit einigen Schürfern, welche er noch aus seiner Zeit in der Mine kannte. Einigen anderen Kundschaftern, einen der weinigen Jäger und eine Handvoll Orkjäger und -töter. Sein Ziel kam immer näher. Langsam, beinah andächtig setze er einen Fuß nach dem anderen auf die stabile Holztreppe, welche empor zum Eingang führte. Er musterte die reich durch Schnitzmuster verzierten Banken und Firste, ehe er die schweren Türflügel aufschob. Dort saß er, Drakk - der Clanlord, ein Hüne, auf einem geräumigen Stuhl an einer großen Tafel, die Ellenbogen auf ein paar Landkarten gestützt.
„Hallo Drakk. Ich suche eine Aufgabe. Hast du eine für mich? Eventuell etwas zum Feuerfest, dem Ahnenfeuer. Ach ja, und eh ich's vergesse: Was machen meine Stiefel? “, sagte Kalyvala
Der Hüne hob grunzend den Kopf, sah dem Kundschafter in die braunen Augen...
Hier ein sehr witziger Post von Kroen. Ich musste dabei sehr oft lachen, also nur zu empfehlen.
„Hey, zum Knast geht’s Rechts rum“ Allmählich machte es ihm Spaß, den großen Kerl eine lange Nase zu zeigen. Zwar wusste er selbst nicht, wo der Kerker war, doch er wusste wo das Tor von Vengard war und versuchte den Mann dorthin zu lenken.
„Hey mit Rechts meinte ich das andere Rechts. Du weißt schon, Rechts ist da, wo der Daumen Links ist. Ach, warum red ich eigentlich mit dir. Verstehst du mich überhaupt. Huhu, hörst du mich? Nein? Auch gut. Sag mal, wie heißt du eigentlich? Egal, ich nenn dich einfach langer Lulatsch, das passt schon. Oder was meinst du?“
Mit einer Art unterdrückten Begeisterung sah er, wie das Gesicht des Mannes Rot wurde, ob aus Scham gegenüber der Menschenmasse rings herum oder aus Wut wusste er nicht, doch es war ihm auch gleichgültig. Er durfte einem Gefangenen seines Wissens nach nichts tun, er hatte Spaß, der Mann nicht, und die übliche gaffende Menge hatte das Vergnügen, dem Schauspiel folgen zu können. Ein Gefangener, der seinen Wächter derart bloßstellte gab es bisher selten. Vermutlich würde es das auch so schnell nicht mehr geben, da Kroen dieses Risiko nicht noch einmal eingehen würde. Doch jetzt hatte er seine Spaß, ungeachtet der darauf folgenden Konsequenzen.
„Weißt du eigentlich, wo du lang läufst? Vorsicht, da vorne ist ein Baum. Vorsicht, alte Dame will über die Straße. Würdest du mich bitte mal loslassen? Ich glaub ich muss mich mal in die Büsche schlagen“ versuchte er einen erneuten Fluchtversuch. Angesichts der überragenden Menge an Büschen, die in der näheren Umgebung zu finden waren, war der Versuch vielleicht nicht sehr überzeugend, doch Hoffnung gab es immer. „NEIN!“ knurrte der Lulatsch, der noch immer erstaunlich ruhig blieb und die Kommentare des Schwarzhaarigen gekonnt überhörte.
„Ich habe hier einen Gefangenen“ – „Okay. Was hat er getan?“ fragte eine Gestalt hinter einem Schreibtisch. Schlussendlich hatte der Mann doch noch den Weg zum Kerker gefunden und wollte Kroen nun einbuchten lassen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ antwortete der Mann prompt. „Nun, ich kann hier niemanden sehen, der sein Benehmen anstößig fand. Hast du Zeugen, Herr..? – „Danrius. Nein. Doch er hat mich aufs übelste Beschimpft – „Mit welchen Worten?“ – „Lulatsch, Trottel, Trampel!“ – „Kein Grund zur Anklage wie ich finde. Geh mal ins Hafenviertel, da ist so was Sandkastengespiele“ – „Und er wollte die Stadt verlassen“ schnappte Danrius noch einmal, woraufhin der Wächter eine Augenbraue hochzog. „Ach, wollte er das? Lass den Mann frei, verdammt noch mal“
„So kommst du mir nicht davon“ drohte Danrius mit erhobenem Zeigefinger. „Ist gut“ antwortete Kroen prompt und verbeugte sich vor dem Mann „Tut mir leid für den Ärger, den ich verursacht habe“ sagte er nicht ganz wahrheitsgemäß, aber lebensrettend. „Na gut“ meinte Danrius und ging ohne ein weiteres Wort fort.
Als er außer Sichtweite war, fing Kroen schallend an zu lachen.
Hier meiner Meinung nach ein wirklich sehr guter Post von Gor na Jan, bei dem meine Augen förmlich am Bildschirm klebten:
Welch berauschendes Gefühl durchfuhr des Templers Körper in jeder Ader von den Zehen bis in die Finger als der eisige Wind Nordmars über die Ebene fegte und an den Kämpfenden vorüber zog. Woge um Woge wirbelte feine Staubschichten auf, die elegant von den rasenden Klingen der Lehrmeisters und seines Schülers durchschnitten wurden. Es war schon spät des Nachts und doch schien das Duell der beiden Söldner nicht enden zu wollen. Hier vor den Toren des Hammerclans in der Heimat der erbitterten Feinde der Orks und mit der zweihändigen Schneide in der Hand, die immer wieder auf die Kriegsaxt des Berserkers ihm gegenüber traf fühlte er sich vollends lebendig und in jedem Atemzug vollkommen. Blitzend und kaum wahrnehmbar wie ein Funke um sein Überleben kämpfendes Licht in der erstickenden Glut trafen die stählernen Waffen in rasender Geschwindigkeit auf einander und forderten ihren Meistern ihre ganze Kraft und Konzentration ab. Nach einem weiteren Schlagabtausch wich Na Jan zurück, spürte wie die kühle Nordluft seine Lungen bis gegen die Rüstung pressten und in diesem Augenblick verging die Zeit schleppend langsam. Jeden Bruchteil der Momente nahm der Zweihandmeister mit einer unfassbaren Aufmerksamkeit wahr als wenn der Sand der Zeit sich in seinem Stundenglas gestaut hatte und nur Korn für Korn voran kam.
Eins... Gor na Jan sammelte seine Kräfte. Muskeln und Sehnen entspannten sich und bereiteten sich förmlich auf den bevorstehenden Sturm vor. Gelassenheit strömte durch seine Seele und ließ diese in einen Augenblick völliger Ruhe verfallen. Er schloss die Augen, die Wirklichkeit verging und die Welt stand still. Bilder von ruhenden Novizen, den gelassenen Reden der Gurus oder die trägen Schlängelbewegungen der Sumpfhaie kamen in seinem Geiste auf und ließen ihn unendliche Ruhe spüren.
Zwei... Das ruhig fließende Blut in seinen Adern pulsierte, pumpte schneller durch Venen und Arterien und begann förmlich zu kochen. Ein nervöses Zucken ließ seine Finger, seine Hände, gar seine Arme vibrieren. Der Wind, welcher an seinem Ohr vorbeisauste, wurde mit einem Mal unerträglich laut und beschwor ein tiefes Grollen in ihm herauf. Der Templer erinnerte sich an die Ruhe vor dem Sturm unzähliger Schlachten. Orks stürmten den Hang des Lagers hinunter, Untoten Heerscharen sammelten sich auf den südlichen Ebenen, der monströse Körper eines Trolls türmte sich vor seinem Antlitz auf.
Drei... Die prankenartigen Hände schlossen sich um das Heft der Druidenklinge. Muskeln traten hervor und stießen in der massiven Erzrüstung auf ihre Grenzen. Eine pulsierende Ader zeichnete sich auf der spiegelglatten Glatze des Klingenhüters ab und Schweißperlen vorbereitender Anstrengung traten hervor. Absolute Disziplin, höchste Anspannung. Na Jan erinnerte sich an das Training unter Malar, die Hindernisse, die Strapazen, aber auch die Entlohnung. Er sah sich mit verkrampfter Hartnäckigkeit am Arm eines Trolls hängen und verwundet und verzweifelt auf dem Rücken eines Schattenläufers.
Vier... der Kampf begann. Na Jan preschte hervor und kreuzte die Klinge mit Colodis. Für einen Moment verhakten sich die beiden Zweihandwaffen ineinander und zwangen die Krieger einander tief in die Augen zu Blicken, während Kraft gegen Kraft den Kampf bestimmte. Nicht ein Feind, tausend Feinde alter Zeit offenbarten sich in seinem Schüler. Die Kraft und die Gewalt mit der er sein eigenes Schwert führte und Druck auf seinen Gegner ausübte, rührte aus Jahren angestauter und immer wieder hervorbrechender Energie. Visionen tauchten aus der Tiefe der Vergangenheit auf. Nun stand er in der Mitte der großen Schlachten des vergangenen Jahrzehnts. Goblinkriege und untote Horden, Orkschlachten und sinnlose Gemetzel gegen Schattenmagier und Gardistenheere.
Fünf... ein winziger Augenblick der Unachtsamkeit. Niemand und zeichnete ihn noch so viel Erfahrung war je über den Fehler der Unaufmerksamkeit erhaben. Sein Schüler löste die Klinge aus der Umklammerung, überwand die Verteidigung des Templers und fügte ihm eine leichte aber wahrnehmbare Schnittwunde entlang des Oberschenkels zu. Jan wich zurück und ließ den Schmerz zu, ihn ganz seinen Körper erfüllen und er vereinte sich mit den Schmerzen, die ihm all die Jahre innewohnten. Feuerstürme ergossen sich über das Sumpflager, Orkhorden zerstörten was noch übrig blieb, Gardisten und Untote töteten viele seiner Leute. Das Lager brannte, seine Freunde fielen... der Schmerz nahm überhand.
Sechs... Hoffnung, ein schwacher Schimmer. Kaum begann die Wunde zu brennen reagierte sein Körper entsprechend und schüttete Unmengen an Endorphinen aus. Ein wachsendes Gefühl der Behaglichkeit linderte den Schmerz und tilgte ihn schließlich ganz, als der Klingenhüter den Blick aufrichtete, die Wunde verdrängte und wieder fest den Zweihänder umklammerte. Wunden der Vergangenheit verblassten und wurden vom Augenblick der Gegenwart überwunden. Trümmer wurden beseitigt, Ruinen neu errichtet und Bande erneut geschmiedet.
Sieben... vollends erstarkt zu neuem Mute zierte keine Spur des Zweifels mehr die Miene des Klingenhüters. Für Colodis schienen diese Augenblicke nur Momente eines kurzen Kampfes zu sein, doch der Templer reflektierte jeden Teil des Gefechts auf seinen bisherigen Lebensweg. Ohne es gemerkt zu haben, waren seine Schatten der Vergangenheit mehr und mehr in den Hintergrund gerückt und stellten nur noch Fragmente dar, die immer wieder aufblitzten. Doch nicht mehr in trauriger Erinnerung sondern in nostalgische Rückwende auf die alten Zeiten. Das Schicksal... der Schläfer hatte ihn bis hierher geführt und hier gehörte er hin. Was geschehen war sollte so geschehen und hätte nicht anders geschehen können und endlich fand sich der Templer mit diesem Gedanken ab und lebte in der Vergangenheit... wenn nicht sogar ein Stück in die Zukunft hinein.
Sieben Sekunden.. Sieben Spuren eines Kampfes... Sieben Abschnitte eines Lebens... wie sieben Jahre. Dann klirrte der Stahl erneut... immer wieder aufs Neue.
Link zum Post (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=6681343&#post6681343)
Tim Andersson
18.07.2008, 19:27
Ein sehr schöner Post von einer scheidenden Person
Für einen kurzen Moment lief sein ganzes Leben an ihm vorbei, jedenfalls die Zeit, seit er seine Heimat verlassen musste. In einer irren Geschwindigkeit kehrten verzerrte Bilder in sein Bewusstsein zurück. Bilder von Hoffnung, Bilder von Glück, Bilder von Schmerz und Bilder von Trauer.
Seine Pupillen tanzten unkontrolliert, drohten über den Rand zu fallen und hinaus zu kullern. Kalter Schweiß lief aus allen Poren und ein unheimliches Knirschen schien seine Zähne bersten zu lassen.
»Du?«
Die Antwort als Frage, nein, als Aussage. Verwirrung wog in jenen Worten, doch war es wirklich echt? Keine gespielte Farce im Spiel des Lebens? Wer führte hier Regie und wer leitete diese Aufführung? Sie drohten sich ewig anzusehen, mit Blicken zu töten, nur noch zu wiederholen, was der eine sagte, doch sie war nicht allein.
Schon dicht neben ihr, leicht nach vorne versetzt, hatte sich der Türbrecher den Weg in das Haus gebahnt, auch wenn sie sich ewig anzustarren schienen, drängelten unmittelbar danach die anderen an ihr vorbei, hinein in die gute Stube.
Vermutlich ewig wäre er zur Salzsäure erstarrt gewesen, aber als die Schöne ihr dreckiges, ungepflegtes Gesicht für einen Moment abwendete, ein einziges Mal blinzelte, schlug sein Unterbewusstsein Alarm, öffneten sich die verschlossenen Platten, hörte die melancholische Musik auf zu spielen.
»Wer is das?«, grummelte es deutlich hörbar, als der Letzte die kaputte Tür wieder anlehnte und sich neben das grazile Wesen beugte, ein anderes, beinahe zahnloses Gesicht sah wie irre zu ihm und kratzte sich das raue Kinn und hinter ihm spiegelte sich ein glänzender Gegenstand im blanken Spiegel des Flurs.
Der Todgeweihte schloss seine Augen und lächelte aus tiefstem Herzen, was den, der bislang als Einziger was gesagt hatte, kurz die Lippen zu einem O formen und die Stirn runzeln ließ. Man konnte es aus seinem Gesicht lesen, dass ihm das ganz und gar nicht gefiel. Von dem Irren mal abgesehen, der anscheinend gar nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.
»Die Antworten sind ohne Kern so nutzlos wie der Kern ohne Frage.« - »Höh?« - »Nein, Karl, n i c h…t!«
Die Worte wurden aus den Mündern nur so geschossen, wild und durcheinander, einem brillantem Chaos gleich, jeder plapperte gleichzeitig, wollte seinen Teil dazu beitragen, doch die Worte waren einerseits zu schnell und doch zu langsam.
Die Schöne wusste genau, was passierte, aber sie war zu langsam gewesen, um diejenigen, die es nicht wussten, zu warnen, so schnell die Worte auch durch den Flur hallten, so spät kamen sie doch, um das Fleisch, das sich längst in Bewegung gesetzt hatte, zu stoppen.
Als sich die Lider wieder erhoben hatten, war in ihnen das längst erloschene Feuer zurück, doch noch immer regierte die kalte, verzweifelte Wut über seinen Geist, einem Geist, der durch die Anwesenheit der Schönen nur kurz verwirrt war, nun aber genau wusste, was er wollte. Chaos, Zerstörung und vor allem eins: Antworten! Antworten um jeden Preis.
Karl, wie der Dolchschwinger anscheinend hieß, kannte die Protzbude noch nicht, ansonsten hätte er den Spiegel bemerkt, in den der Leichnam ganz genau schaute. Der gezückte Dolch hatte keine Chance mehr sein Ziel zu treffen, stattdessen traf ihn der nach hinten schnellende Ellenbogen, keine halbe Sekunde darauf die blanke Faust. Beim Zurückweichen endgültig das Gleichgewicht verlierend, streckte der Fausthieb den kräftigen Mann nieder, wobei er eine Kommode auseinander nahm.
Doch der Wolf ließ den Dolchstoßattentäter nicht in Ruhe. Er packte den Kerl und drehte sich geschickt hinter ihn, ehe eine Verbindung zwischen Stoß und Tritt die träge Fleischmasse nach vorne beförderte. Die Deckung war auch zwingend nötig, denn dicht neben seinem Ohr – dass es blutete, bemerkte er nicht – schlug ein Wurfmesser in die Wand ein, kurz darauf splitterte eine Porzellanvase, die ebenfalls getroffen wurde.
Der Irre hatte sich kaum bewegt, hielt aber schon wieder zwei von diesen kleinen, miesen Dingern in der Hand und wirkte auf ihn wie ein großes Fragezeichen. Dem noch nicht genug, rannte der etwas dicke "Redner", er sah etwas aus wie ein Schwein, mit einer riesigen Keule auf ihn zu.
Nun war der Flur seiner Villa kein Platz, auf dem man locker ein paar Truppenübungen hätte abhalten können, es dauerte nur einen Muskelschub, schon war er in Schlagweite. Zögern kannte er jedoch nicht mehr, in jenem Moment war ihm egal, was mit dem Abschaum geschah. Er zückte sein Schwert und blockte den Überkopfschlag der Schweinebacke, noch im selben Moment verlor er mit einem Mal seine gesamte Muskelanspannung, dementsprechend konnte der Schwertarm keinen Widerstand mehr aufbauen, sank schlaff zur Seite und ließ die Keule niedersausen. Allerdings rechnete der Dicke nicht damit und zog nicht voll durch, sondern hielt für einen Moment die Keule durch seine eigene Kraft in der Luft.
Als er schon fast liegend durch die Luft segelte, bemerkte er erstmals den Schmerz in seinem Körper. Das Messer hatte seine Seite getroffen, dicht an Brust und Herzen vorbei. Und mit schielendem Blick sah er, wie der Irre schon wieder zwei neue Messer in seinen Händen hielt. Doch als akut erwies sich Schweinebacke, der, grinsend und ohne große Sprüche oder Gesten sofort zum Angriff bereit, ausholte. Aber trotz des bitteren Eisens in seinem Körper war der Todgeweihte kaum geschwächt, im Gegenteil.
Wie zu seinen besten Ausbildungszeiten rollte er über den roten, etwas abgetretenen, Schmutz erfüllten Teppich und ließ die Keule ins Leere sausen, allerdings hatte das Schwein Kraft wie ein Bulle und ließ eine Bodendiele aus der Verankerung springen, die unter dem Teppich lag.
Nun holte er zum Gegenschlag aus, noch am Boden zog er dem Dicken mit den eigenen Beinen den Halt weg, ließ ihn krachend auf seine Ebene plumpsen und sah, wie der Irre zum Wurf ausholte. Ein Schuhschemel diente ihm als Deckung, als das Messer zielsicher in das Holz splitterte. Mit einer interessanten Mischung aus Tritt und Schwung verpasste er dem Dicken eine volle Breitseite, trat mit voller Absicht auf die Hand, die nach seinem Bein griff und schleuderte voller Konzentration den Schemel Richtung Eingang.
Der letzte Wurf des Irren verfehlte das Ziel deutlich und das massive Holzstück massierte seine Brust massiv, eine scharfe Kante dürfte mehr als einen blauen Fleck verursacht haben. Doch dieses Mal des Schmerzes war die geringste Sorge des Irren, wie zur Rache bestellt wurde sein verzweifelter Griff nach neuen Waffen – welche er scheinbar an unzähligen Stellen unter dem viel zu langen, viel zu dicken Mantel trug – mit einem brutalen Hieb gekontert. Der Stich glitt durch den Mantel und das butterweiche Fleisch, spießte den Irren regelrecht auf, entlockte ihm jedoch keinen Schrei, was selbst den Wütenden abschreckte.
Aufgerappelt und scheinbar voller gleichwertiger Wut hatte sich Schweinebacke, stieß ihm nun seine Keule in den Rücken und ließ den Leichnam in die Knie sinken. Ohne Pause ging es weiter, ein Hieb traf ihn in der Seite, der nächste direkt auf der schmerzenden Schulter. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg, doch dann zögerte der Schläger einen Moment zu lange. Die wie Spinnen krabbelnden Finger des Hausherren griffen nach dem Erstbesten, was sie zu fassen bekamen und dies war eine der scharfen Scherben der zersprungenen Vase.
Wie ein Blitz zuckten die Handgelenke, die Keule schlug ihm die Scherbe aus der Hand, doch davor hatte diese sich bereits in das Fleisch unter der zähen Haut gefressen, so dass auch der Dicke seine Waffe reflexartig verlor.
Beide waren sie benommen, aber Sol drehte sich nicht zu seinem Peiniger um, sondern taumelte die ersten Schritte unsicher in Richtung des Irren. Dort, wo sein Schwert lag, ergriff er es und schlug den Knauf direkt in dieses bösartige Antlitz, welches daraufhin blutig zusammensackte.
Aber die Zähigkeit des schweinischen Bullen war bemerkenswert. Das Spiel drohte sich zu wiederholen, erneut sollte der Leichnam niedergestreckt werden, aber dieses Mal hatte er aufgepasst und war vorbereitet. Das Schwert schlug mit Leichtigkeit die Keule und im anschließenden Faustkampf kannte er kein Erbarmen mehr. Dreimal traf der Dicke sein Gesicht, zweimal seinen Hals und zahlreiche ungezählte Male seinen Oberkörper, doch dies war nichts gegen die Treffer, die dieser einstecken musste. Die eher kraftlosen Hiebe des Wütenden setzten wie ein wildes Tier unbarmherzige Panik in das Herz des Opfers, ehe er mit zwei Schlägen an die Schläfe das blutunterlaufene Gesicht des Dicken zum Schlafen brachte.
Selber voller Blut, knickte sein Standbein fast um, als er wieder gerade stehen wollte. Nur sein Schwert als Stütze machte es möglich. Über der rechten Augenbraue war eine Risswunde, die ein Schweiß-Blut-Gemisch höllisch brennen und ihn kaum etwas sehen ließ, doch nach einer kurzen Orientierung fand er den Eingang wieder. Ihm war bewusst, dass er kaum noch Stehen konnte, aber die Person die er suchte, war nicht fort. Sie stand noch immer dort, wo sie die ganze Zeit gestanden hatte.
Der Leichnam baute sich auf, ging unnormal nah an ihr Gesicht, sie hätten sich beinahe Küssen können, er hätte die Feinheiten ihrer schönen aber im Moment etwas verdreckten Haut erkennen können, wäre sein Blick nicht so schwach gewesen, doch was er sah, war genug. Er sah ihre Augen. Er sah ihren Blick. Sie versuchte stark auszusehen, aber das war sie nicht. Sie trug eine Maske, die just nun kaputtging. Die Risse sah man überall. Es bebte. Sie bebte. Innerlich.
Er hätte sie gerne an sich gerissen, umarmt, ja, auch geküsst, aber diesen Fehler machte er nicht. Stattdessen verschob er sein Gesicht etwas nach links und flüsterte in ihr Ohr:
»Nenn mir nur einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte.«
Solaufein war bewusst, dass er bei einem Kampf Mann gegen Frau keine Chance gehabt hätte. Selbst, wenn er nicht schon vollkommen fertig gewesen wäre. Er hatte kein Vertrauen mehr in sich selbst, handelte nur aus kalter Wut und Zorn. Denn diese Frau war kein unschuldiges Weib, keine schutzlose Maid. Sie war eine tödliche Waffe. Und er musste es wissen.
Er hatte sie ausgebildet…
Die Sekunden verstrichen, aber das Weib sagte kein Wort, war wohl einzig und allein darum bemüht, die Fassung zu bewahren, kämpfte mit sich selbst, kämpfte gegen zwei starke Seiten, von denen eine ihr sagen musste, dass sie ihn töten sollte. Was die andere sagte…?
»Dann tut es mir leid…«
Seine Worte waren unklar und schwach, aber in ihnen schwang ein Ton echter Traurigkeit mit. Und traurig war er auch, denn im selben Moment schlug er die Frau, die er einst aus der Sklaverei befreite und ausbildete, mit dem Griff des Schwertes ohnmächtig.
Ein großartiger Post. Davon kann sich so manch einer etwas abschneiden, denke ich. Allein erst auf diese Idee zu kommen... Ich bin sprachlos und überwältigt.
AKT I
Szene 1:
Die Szenerie zeigt ein Heerlager, wie es unpassender nicht sein könnte: Zwischen Palmen sind bunte Zelte aufgeschlagen, an Lagerfeuern sitzen Ritter in Kettenhemden, einfache Knappen in farbenfroher Kleidung. Schwerter und Schilde sind an den Zelten angelehnt, Holzpalisaden schützen das Lager nach außen hin. Es herrscht geschäftige Atmosphäre, auch noch am Abend, Waffen werden geschliffen, Rüstungen ausgebessert. Ganz vorne am Feuer sitzen zwei Paladine in Kettenhemden.
Galahad (während er ein Schwert ölt): „Bin ich froh, die Waffe für heute endlich ruhen lassen zu können, Kian, der Tag war doch allzulange und die Wüstensonne behagt mir nicht.“
Kian: „Du sagst es, unter dem Kettengeflecht brennt einen die Sonne so unerbittlich heiß wie ein Vulkan. Doch du kannst stolz auf dich sein, der Tag war ein erfolgreicher für dich.“
Galahad: „Ein erfolgreicher sagst du? Ist es ein Erfolg, von zwanzig Menschen Blut von seiner Klinge zu wischen? Oder ist es ein Erfolg, zwei meiner Männer im feinen Wüstensand liegen lassen zu müssen, wo sie nunmehr Futter für die Schakale und Geier sind, weil es hier noch nicht einmal genügend Steine gibt, ihnen ein anständiges Grab zu bereiten? Selbst einen Innos gerechten Abschied konnten wir ihnen nicht geben.“
Kian: „Galahad, Innos wird ihnen vergeben, denn sie sind in seinem Namen gestorben. Du solltest dir keine Vorwürfe machen, denn du hast ehrenhaft gekämpft. Doch du kannst nicht alle deine Männer immer vor den krummen Klingen deines Feindes retten. Du hast den Barbaren gezeigt, dass du niemanden zurücklassen wirst. Ich habe mit den Männern deiner Truppe gesprochen, sie sind stolz, unter dir dienen zu dürfen, denn du schickst sie nicht in aussichtslose Kämpfe, so wie Lord Maladred es vor Ben Sala mit seinen Mannen machte. Und auch ich bin stolz, dass ich Innos Wort unter deinem Namen unter den Ungläubigen verbreiten darf.“
Galahad: „Ach, sag doch nicht solche Dinge, du weißt, du bist mir ein treuer Freund und schon seit unserer Knappenzeit mir ebenbürtig im Kampfe und in der Minne. Du stehst niemals unter mir.“
Kian: „Ich weiß deine Worte zu schätzen, doch so ist es nun einmal, du befiehlst und ich folge dir. Gräme dich nicht dieser Worte, weiß ich doch, dass du die Taktik meisterlich beherrscht, besser, als ich es jemals können werde und mich niemals in einen aussichtslosen Kampf schiken wirst. Deshalb führst auch du diesen Trupp und nicht ich.“
Galahad: „Nur schwindet meine Hoffnung, ihn noch lange anführen zu können. Denn irgendwann wird auch mich das Schicksal erleiden und ich werde dem Feind in die Hände fallen.“
Kian: „Denke doch nicht so missmutig, mein Freund. Schon seit 6 Monden sind wir nun hier in diesem staubigen Land und du hast unzählige Schlachten gekämpft, warst tapfer und edel, schrecktest nie vor einer Gefahr zurück. Du giltst unter deinen Mannen als beinahe unbesiegbar und manchmal glaube ich das sogar wirklich.“
Galahad (lacht): „Ach, sag doch nicht solchen Unsinn! Vor einer Woche hat mich erst ein Pfeil an der Wade getroffen, Innos zum Dank ist die Wunde beinahe wieder verheilt. Doch das Glück wird mir nicht auf ewig hold sein und ich will es nicht zu weit treiben – vielleicht fehlt es mir dann in einer Lage, wo ich es wirklich brauche.“
Kian: „Du brauchst es auch nicht ewig mehr – nur, bis wir hier fertig sind. Und das kann nicht mehr lange dauern, prophezeie ich dir. Vielleicht noch zwei oder drei Monde, nicht länger.“
Galahad (hoffnungslos): „Und welche Vision hat dir diese Worte gezwitschert?“
Kian (verschmitzt): „Länger halte ich es dann einfach nicht aus von meiner Frau und meinen Kindern getrennt worden zu sein. Dann wäre schon ein Jahr ins Land gezogen, ohne das ich meine kleine Johanna spielen sah. Wie groß mag sie wohl jetzt sein? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Innos es zulässt, dass wir noch länger voneinander getrennt bleiben.“
Galahad: „Ach Kian, deine Zuversicht freut mich. Auch ich wäre nur zu gern wieder daheim in Vengard, an der Seite meiner treuen Elena. Was mag sie wohl jetzt denken? Ich hoffe, sie denkt ebenso sehr an mich, wie ich sie vermisse.“
Kian: „Dessen bin ich mir sicher. (dreht sich um, da sich jemand nähert) Ach, der Paladin Malael! Komm, setze dich zu uns und nehme dir etwas zu trinken. Wir reden gerade über alte Zeiten.“
Szene 2
Der Paladin Malael betritt die Szenerie und setzt sich an die Feuerstelle. Er sieht abgekämpft aus, lässt sich schwerfällig zu Boden fallen und starrt eine Weile leer in seinen Becher.
Malael: „Ach, die alten Zeiten. Dort kann man seinen Trost finden, aber was bringt es einem? Nichts außer Zeitverschwendung, Verdruß und Ablenkung.“
Kian: „Was ist los mit dir, Malael? Noch heute Nachmittag stürmtest du wie der junge Rhobar selbst in die Reihen der Feinde und mähtest die Barbaren nieder wie der Bauer den Löwenzahn. Und nun sitzt du hier am Feuer und bläst Trübsal?“
Malael: „Die Tage sind lang und werden mir immer länger. Dieses Land kennt nur die brennende Sonne oder die grausame Dunkelheit der Nacht. Tod begleitet uns auf Schritt und Tritt...“
Galahad (schmunzelnd): „Nun, meistens bist du es, der für seine Anwesenheit verantwortlich ist. Wie, als uns der Feind vor Braga auflauerte und uns in den Hinterhalt lockte. Warst du uns nicht allen eine Rettung? Du nahmst dir ein paar Mannen und erklommst einen verdeckten Pfad, um den Feind in den Rücken zu fallen und unseren Troß zu schützen. Darüber sprechen die Soldaten noch heute mit glühenden Augen.“
Malael: „Das war vor drei Monden. Und sage mir, sprechen sie auch noch darüber, wie vier meiner besten Schwertträger mir dabei wegstarben? Männer, die ich noch mit eigenen Händen an das Schwert geführt habe? Nein, denn die Geschichte erzählt nur die Heldentaten. Zu viele Männer habe ich schon verloren und wir werden immer weniger.“
Kian: „Aber wir nähern uns unserem Ziel! Beinahe den gesamten Norden Varants haben wir durchkämmt und viele Dörfer und Städte dem Feind entrissen. Nur wenige Meilen trennen uns noch von Bakaresh, der Stadt des Goldes! Selbst die Trinkbecher der einfachen Händler sollen dort aus massiven Gold bestehen! Und auch wenn wir täglich weniger werden, unsere Streitmacht ist doch mächtig und wird den Barbaren das Fürchten lehren, egal wo wir auch auftauchen. Innos Hand wird uns zu unserem Sieg führen.“
Malael: „Trinkbecher aus Gold? Lieber Kian, es würde mir reichen, wären sie nur gut gefüllt mit sauberen und kühlen Wasser, dafür gäbe ich ganze Truhen voller Gold. Doch wer sagt dir, dass wir diese Stadt jemals erreichen? Seit zwei Wochen ruht das Lager nun schon an diesem Ort und wir graben uns immer tiefer ein. General Connor sitzt in seinem Zelt und brütet über Plänen, doch kann er sich nicht entscheiden. Wir kommen immer langsamer voran. Ich bin es leid, hier herumzusitzen und ab und an einen Ausflug zu unternehmen, um den Barbarenstämmen ringsum einen Besuch abzustatten.“
Kian: „Es mag ja sein, dass wir im Moment in der Bewegung stocken, doch niemand sagte, dass dieser Kreuzzug ein Spaziergang würde. (bestimmt) Connor hat uns bis jetzt zu jedem Sieg geführt und er wird und auch zukünftig zu großen Siegen führen!“
Malael: „Deine Zuversicht in allen Ehren, doch kann ich diese Worte keinen Glauben schenken. Mögen wir in der Vergangenheit große Siege errungen haben, heute tun wir es nicht mehr. Den Stamm, gegen den wir am Morgen fochten – gegen eben jenen kämpften wir bereits vor zwei Wochen einmal. Die Assassinen kommen aus allen möglichen Löchern hervor und es werden einfach nicht weniger. Sie sind wach und kampfbereit, während wir immer müder und lethargischer werden. Außerdem sollen sie des Nachts kommen und uns im Schlafe ermorden.“
Kian: „Soldatengeschwätz! Die Barbaren sind hinterhältige und feige Kämpfer, dass wissen wir alle. Doch in dieses Lager sind sie noch nicht eingedrungen. Unsere Wachen bemerken jede Regung im Umkreis und ihre Armbrüste zielen genauer als der Greifvogel, der eine Maus erblickt.“
Malael: „Und was nützt es ihnen, auf einen Feind schießen zu können, wenn sie ihn noch nicht einmal sehen? Es heißt, man könne sie in der Nacht erst dann erkennen, wenn ihre Messer an deiner Kehle aufblitzen und dein Blut in ihre Fußstapfen rinnt. Sie haben uns einfach noch nicht im Schlafe erdolcht, weil sie bisher auf andere Mittel setzten. Es heißt, auch sie hätten Ehre.“
Kian: „Unsinn! Wie sollen so feige Mörder und dumme Bauern Ehre besitzen? Sie sind im Pakte mit Beliar, der ihren Geist vernebelt. Nur das Lichte Innos kann sie auf den Pfad der Tugend zurückführen. Nicht wahr, Galahad?“
Galahad (nachdenklich, überrascht) : Ähh, ja, ja, natürlich du hast recht. Wir sind hier sicher, solange unsere Wachen ... äh ... wachsam sind.“
Malael: „Und dennoch behagt es mir nicht, wenn ich in die Dunkelheit sehe. Sie könnten jederzeit kommen, da helfen auch unsere Wachen nicht. Nein, dieser Feldzug steht unter keinem guten Stern mehr. Ich bete täglich, dass er schnell sein Ende findet. Wir sollten zurückkehren, zurück in unser geliebtes Myrthana, dort wo Gras auf dem Boden wächst und Wälder das Auge erfreuen.“
Kian: „Malael! Du willst doch nicht etwa....“
Szene 3
Ein kurzer Fanfarenstoß unterbricht das Gespräch. In edlen Gewändern gehüllt tritt unter Begleitschutz Kommandant Connor auf, mit einem Brief in der Hand. Alle Männer versammeln sich vor ihm.
Connor: „Männer! Ich bin stolz auf euch! Auch heute habt ihr wieder einmal bewiesen, dass Innos Faust noch Angst und Schrecken unter den Barbaren verteilen kann. Der lichte Gott ist mit uns, denn es ist die gute Sache, für die wir kämpfen. Unsere Feinde zittern, wenn sie allein schon unseren Namen hören und auch heute zieht sich unser Siegeszug weiter wie eine rote Spur durch den Wüstensand Varants! Es mag so scheinen, als kämen wir nicht voran und in der Tat sitzen wir bereits seit zwei Wochen in dieser Oase, doch der Schein trügt, wie das ferne Bild am Horizont über der Wüste! Unsere Feinde sind schwer zu befrieden und sie sind noch von Beliar geblendet, denn sie lassen sich nicht von ihrem Glauben abbringen. Immer wieder erheben sie sich, denn sie wollen den Glanz Innos' nicht erkennen! Doch wir dürfen nicht aufgeben und uns nicht entmutigen lassen, die Wahrheit ist auf unserer Seite. Und sind die Hürden noch so groß, irgendwann werden wir es schaffen und dann werden die Barbaren erkennen, welche Wahl die einzig richtige ist. Denn Innos ist groß!
Ich habe euch herrufen lassen, weil mich heute ein Bote erreichte, einen Brief vom König brachte er mit sich. König Rhobar in Vengard lässt uns mitteilen, dass er stolz auf uns ist und uns allen Mut wünscht, unsere Mission durchzustehen. Und diesen Mut werden wir haben! Ich habe mit dem König die Pläne abgesprochen und er ist einverstanden, dass wir demnächst damit beginnen, die goldene Stadt, Bakaresh zu erstürmen! (Lauter Jubel ertönt.) Männer! Doch ehe es soweit ist, müssen wir sicher sein, dass das Umland den Frieden mit uns geschlossen hat. Und so wird es unser Auftrag sein, ein für allemal für Ruhe zu sorgen, ehe wir die Stadt belagern können. Das, Männer, ist unsere Mission für die nächste Zeit und wir werden sie mit dem Herzblut erfüllen, als stürmten wir die goldene Stadt selbst. Für Innos!
(Wieder ertönt lauter Jubel und mehrstimmige „Für Innos“ rufe)
Szene 4
Connor tritt mit seinem Gefolge ab. Die meisten Soldaten verstreuen sich, kehren in ihre Zelte zurück. Alle Feuer bis auf eines werden gelöscht. Daran sitzt Malael und der einfache Soldat Sinner, die Stimmung ist gedrückt.
Malael: „Oh ja, jubelt nur, jubelt nur, bejubelt unseren Untergang. Die Stämme der Assassinen werden keine Ruhe geben, nicht ehe sie uns besiegt haben und wir aus dem Land verschwunden sind. Wir werden uns vor Bakaresh festfahren wie der Lastkarren im dünnen Wüstensand. Zwei Wochen lagern wir bereits hier, zwei Monde werden es, dem kannst du dir sicher sein.“
Sinner: „Herr, mit Verlaub, ich verstehe euch. Auch unter den Soldaten ist die Stimmung miserabel. Sie bejubeln zwar die Worte des Generals, doch nur, weil sie es müssen. Das Wasser ist dreckig und wir gäben vieles für ein frisches Brot. Den Tag über streifen wir durch den heißen Wüstensand, des nachts bekommen wir keine Ruhe. Sagt, stimmt es, dass die Barbaren nachts im Schlafe uns ermorden?“
Malael: „Ich weiß es nicht genau, dumm wäre es jedoch nicht, die Kühle der Nacht für sich zu nutzen. Habt ihr schon bemerkt, dass die Assassinen so gut wie niemals uns im offenen Kampf gegenübertreten?“
Sinner: „Feige sind sie, feige und verschlagen...“
Malael: „Nein, sie kennen einfach die Umgebung und wissen, dass es eine Dummheit wäre, am Tage unter der Wüstensonne lange Gefechte auszustreiten. Doch Connor weiß das nicht – oder er ignoriert dies und schickt seine Männer lieber in den sicheren Tod. Zu viele haben wir in den letzten Wochen verloren. Und es werden noch mehr, viel mehr.“
Sinner: „Doch was soll getan werden? Der Erfolg gibt ihm Recht und er lässt sich nicht beirren, wenn ich mir diese Worte erlauben darf.“
Malael: „Keine Sorge, Sinner, zu mir darfst du offen sprechen. Ich folge ihm nicht so blindlings wie Kian es tut. Aber nein, der Erfolg gibt ihm nicht recht. Weißt du, wie viele Tote wir in den letzten Tagen zurückließen? Wenn dies so weitergeht, stehen wir mit 5 Mannen vor Bakaresh. Wir sind kaum mehr in der Lage, einen Stamm zu befrieden. Vor 3 Monden sah das noch anders aus, doch heute erheben sich unsere Feinde, kaum das wir wieder aus ihren Siedlungen abziehen.“
Sinner: „Es heißt, sie würden die gefallenen Soldaten essen, damit Beliar ihnen mehr Macht verleihe.“
Malael (schmunzend): „Geschwätz! Die Assassinen mögen Beliar anbeten, doch sind sie genauso Menschen wie wir es sind. Und sie möchten genauso, dass wir nach Hause gehen, wir wir dies wünschen.“
Sinner: „Doch was können wir tun? Rhobar selbst befiehlt und der General lässt sich von seiner Mission wohl schlecht abbringen.“
Malael (nachdenklich): „Es sei denn, es sei denn – man würde selbst ein wenig nachhelfen.“
Sinner (verwirrt): „Wie meint ihr?“
Malael: „Nun, wenn er sich schon nicht überzeugen lässt, müssen andere Mittel gefunden werden.“
Sinner: „Ich verstehe. Definitive Mittel.“
Malael: „Ja, definitive Mittel.“
Sinner: „Habt ihr einen Plan?“
Malael: „Noch nicht.“
Sinner: „Auf mich könnt ihr zählen. Ich mache gerne die Drecksarbeit, auf mich ist Verlass, das wisst ihr.“
Malael: „Danke Sinner, ich weiß deine Loyalität zu schätzen. Wir müssen es geschickter machen. Ich werde einen Plan ersinnen. Lege dich jetzt schlafen. Morgen sollen wir wieder Frieden den Söhnen der Wüste bringen. Welch seltsamer Umstand, das so etwas immer Krieg bedeutet. Gute Nacht.“
(Erst erhebt sich Sinner und geht, dann löscht Malael das Feuer und legt sich ebenfalls schlafen. Der Vorhang fällt.)
AKT II
Szene 1
Am rechten Rand der Bühne ist ein weißes Zelt aufgeschlagen. Drinnen sitzt eine Frau, doch das ist nur an der Stimme zu erkennen, die eine Melodie summt. Dazu spielt eine exotische Musik im Hintergrund. Vor dem Zelt ist ein Baldachin aufgeschlagen, darunter einige Kissen, so wie man es in Wüstenstädten gewohnt ist.
Plötzlich ertönen Kampfgeräusche und von links werden Assassinen zurückgedrängt, die von einigen Paladinen zu Fuß attackiert werden. Nach und nach sterben alle Assassinen. Die Paladine bleiben zurück, nehmen ihre Helme ab. Unter den beiden Vordersten lassen sich Galahad und Kian erkennen.
Galahad: „Da liegen sie nun blutend und laufen aus wie ein aufgeschlagenes Fass. Wieder einmal haben wir den Sieg errungen und Frieden über unsere Feinde gebracht. Ewigen Frieden, möchte man für diese armen Gestalten annehmen.“
Kian: „Innos hält seine gnädige Hand offen für sie. Im Tode haben sie seine Vergebung gefunden und können in das Reich der Toten einkehren. Du hast gut gekämpft, Galahad, denn die Sache ist gerecht. Wir können nicht jede Seele retten, die von Beliar geblendet wurde.“
Galahad (beugt sich zu den Toten): „Und doch sind sie tot. So barbarisch sehen sie gar nicht aus, betrachtet man sie aus der Nähe-“
Kian: „Der äußere Schein trügt, sind sie doch in ihrem Inneren tief von Beliar durchdrungen. Mögen ihre Angehörigen ein besseres Schicksal erleiden und endlich Frieden geben.“
Galahad: „Ja, Frieden – ein heeres Wort in diesen Zeiten. Ist es nicht das dritte Mal, dass wir in dieser Gegend nun sind? Ich wünschte, sie würden sich endlich mit uns zufrieden geben, doch befürchte ich, das sie nicht eher ruhen, bis wir auch den letzten Alten und das letzte Kind mit dem Schwert bekehrt haben.“
Kian: „Soweit muss es nicht kommen, Innos' Licht hat doch auch die anderen Städte befriedet, warum sollte es hier versagen? (plötzlich ertönt ein Geräusch aus dem Zelt)
Was war das? Da ist jemand in dem Zelt!“
Galahad: „Umstellt das Zelt! Kian, wir gehen herein!“
(Die Soldaten umstellen das Zelt, Galahad und Kian reißen den Vorhand beiseite, Kian greift herein und zerrt eine Frau heraus, die sich schreiend und schlagend wehrt, dann vor dem Zelt liegen bleibt und wütend aufschaut)
Kian: „Na sowas, was haben wir denn da? Sieht nach einer kleinen Kriegsbeute aus!“
Galahad: „Niemand fasst sie an! Sonst war keiner mehr im Zelt?“
Kian: „Nein Galahad, alles leer. Nur diese Barbarin. Was sollen wir mit ihr unternehmen? Übergeben wir sie dem Kommandanten?“
Galahad: „Eine gute Frage – lass mich überlegen...“
Kian: „Schon zu spät – da kommt der General!“
Szene 2
General Connor tritt auf, Galahad und Kian salutieren, Connor sieht auf die Frau, reißt sie an den Haaren. Sie schreit und will sich wehren, erhält eine Ohrfeige.
Connor: „Gute Arbeit Männer, da habt ihr mir ja einen schönen Fang getan! Soetwas sieht man nicht alle Tage. Sonst verschwinden die Barbaren ja, sobald wir auftauchen. Von umso höheren Wert ist da dieses kleine Schätzchen. Sagt, wo habt ihr sie aufgetrieben?“
Kian: „Wir fanden sie dort drüben in dem Zelt, wo sie sich zu verstecken versuchte. Doch wir umstellten das Zelt und überwältigten sie.“
Connor (wendet sich Galahad zu): „Gut gemacht, Galahad. Du bist allen Männern hier ein Vorbild und hast auch heute wieder deine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Sobald wir wieder zurück in Vengard sind, werde ich dich dem König vorschlagen.“
Galahad (verneigt sich): „Vielen Dank mein Herr, ich stehe tief in eurer Schuld. Ich vollbringe nur meinen Dienst und unternehme, was nötig ist.“
Connor (klopft ihm auf die Schulter): „Nicht so bescheiden! Unter den Männern giltst du als Ideal, deine Tugenden scheinen dir weit voraus, dein Kampfesmut und deine Zuversicht motivieren meine Mannen jeden Tag auf das Neue. Solche Männer wie dich braucht der König. Nur so können wir Bakaresh erobern.“
Galahad: „Ich werde euch stets bestmöglich dienen, Herr. Doch sagt, was wird nun mit dieser Frau geschehen?“
Connor: „Mit dieser Barbarin? Sie wird als Kriegsgefangene mit in das Lager kommen. Dort werde ich dann entscheiden, was mit ihr zu unternehmen ist. (verschlagen) Aber ich glaube, mir werden da schon einige Dinge einfallen. (dreht sich um) Männer! Nimmt das Weib mit, wir ziehen uns zurück!“
Szene 3
Connor ab, sein Gefolge ebenfalls. Zurück bleiben Galahad und Kian. Galahad lässt sein Schwert müde herunterhängen.
Kian: „Herzlichen Glückwunsch, mein Freund, du scheinst die Früchte deiner Arbeit bald schon ernten zu können.“
Galahad ( in Gedanken): „Schon einige Dinge einfallen... Oh, Entschuldige, was hast du soeben gesagt, treuer Freund?“
Kian: Ich erwähnte, dass du dich glücklich schätzen kannst, daheim in Vengard zum General befördert zu werden!“
Galahad: „Oh, ja, dankeschön. Doch du weißt, auf dem Schlachtfeld ist das Wort schnell gesagt. Ob es auch in einem halben Jahr noch sein Gewicht haben wird, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Connor ist nicht der König und wir haben Bakaresh noch nicht eingenommen.“
Kian: „Auf des Generals Worte sind Verlass, schaue nicht so missmutig in die Zukunft. Du wirst sehen, alles wird sich zu einem guten Ende wenden. Hat es das nicht auch heute getan?“
Galahad (schaut auf die Leichen): „Für diese armen Tröpfe aufjedenfall nicht. Aber du hast recht, wir werden den Sieg erringen. Innos Macht wird uns zu einem großen Sieg führen.“
Kian: Solche Worte höre ich gerne aus deinem Munde. Aber du schaust dabei so nachdenklich drein, was belastet dein Kopf so sehr?“
Galahad: „Was? Ach, es ist nichts. Ich lasse mir gerade nur noch einmal die Worte des Generals durch den Kopf gehen. Was wird mit ihr geschehen? War es richtig, sie einfach dem General mitzugeben?“
Kian: „Was meinst du? Ach, die Barbarin? Ja, warum sollte es falsch gewesen sein? Er wird schon am besten wissen, was mit ihr anzustellen ist. Und als Kommandant hat er natürlich ein Anrecht auf sie.“
Galahad: „Was wird wohl mit ihr geschehen? Als Frau alleine im Heerlager – ich könnte mir schöneres vorstellen.“
Kian (lacht): „In der Tat. Aber der Kommandant wird sie wohl zunächst für sich behalten. Es gibt halt Dinge, die teilt man nicht mit seinen Kameraden. Und solch einen Schatz würde ich auch nicht teilen.“
Galahad: „Kian, Frau und Kinder warten auf dich! Wie kannst du so etwas sagen? Und wird kein Barbar versuchen, die Gefangene zu befreien?“
Kian: „Aber es war doch nur im Spaß, beruhige dich! Was der Kommandant mit ihr macht, soll mir herzlich egal sein. Zurückholen wird sie ohnehin niemand. Sicherlich haben wir ihren Mann und ihre Angehörigen vorhin über die Klinge laufen lassen. Sie ist Freiwild. Komm, lass uns ebenfalls zurückkehren und den Abend genießen. Wer weiß, was morgen kommt.“
Galahad: „Ja, vermutlich hast du recht mein Freund. Ich sollte mich nicht länger damit befassen. Lass uns gehen.“
(Ab. Der Vorhang fällt.)
AKT III
Szene 1
Es ist wieder Abend im Heerlager und die Soldaten sind eingekehrt. Einige von ihnen humpeln und tragen große Verbände. Sie alle sehen abgekämpft aus. Malael und Sinner sitzen im Vordergrund am Feuer und versichern sich, das niemand in der Nähe ist.
Sinner: „Und wieder neigt sich ein Tag in dieser grauenhaften Einöde dem Ende zu. Und wieder tränkt das Blut unserer Feinde den Wüstenboden...“
Malael: „Ach sei still, Sinner, ich kann das ewige siegesgewisse Gebrabbel nicht mehr anhören. Hier ein Sieg, dort ein Sieg, jaja. Wir gewinnen Schlacht um Schlacht, doch wer sagt mir, dass wir auch den Krieg gewinnen? Mich überkommt das Gefühl, als wendete sich das Blatt gegen uns, ohne das wir es überhaupt bemerken würden. Der Wind weht aus der falschen Richtung.“
Sinner (steckt einen Finger in die Luft): „Mit Verlaub, Malael, im Moment weht gar kein Lüftchen...“
Malael: „Es war nur eine Redensart, weiter nichts.“
Sinner: „Entschuldigt, Herr. Aber sagt, habt ihr bereits die Barbarin gesehen, die heute Nachmittag von Galahad und seiner Truppe gefangen wurde?“
Malael: „Ja, ich habe sie gesehen. Wahrlich, ein Prachtstück von Weib. Safija scheint ihr Name zu sein. Das wenige, was mir und Connor im Verhör verriet.“
Sinner: „Nur zu schade, dass der Kommandant sie in seinem Lager einkerkerte. Ich hätte gerne einen Blick auf sie geworfen. (verschmitzt) Und vielleicht auch einige Dinge mehr. In ihrem Fummel hat sie ganz schön was hergemacht. Wenn so die Frauen in Vengard herumliefen, meine Güte. Aber dort findet man nur alte Vetteln, das es einem gestandenen Soldaten graust. Um ehrlich zu sein, so schlecht haben es da die Assassinen nicht.“
Malael (scherzhaft): „Da kommt man beinahe dazu sich zu fragen, wer hier die Barbaren sind, nicht wahr?“
Sinner: „Wie, mein Herr? Die Barbaren? Das sind doch unsere Feinde, soviel ist gewiss. Sie müssen sterben, dafür sind wir doch da.“
Malael (immernoch lachend) : „Außer wenn es hübsche Barbarinnen sind, oder? (plötzlich ernst) Aber du bringst mich auf eine Idee, Sinner. Ja, das könnte funktionieren.“
Sinner: „Herr? Was ist euch eingefallen?“
Malael: „Sag, erinnerst du dich an die Gewandung der gefangenen Barbarin?“
Sinner: „Recht genau. Sie trug eine wallendes, weißes Kleid, das seltsam glänzte, als seien goldene Fäden eingewoben. Auch ihr Schleier glänzte gülden. Über ihrem Kleid eine Art Decke, oder Überwurf, der gänzlich bunt war und wahrlich schön anzusehen. Und um die Armgelenke trug sie goldene Reife, mehr als ich je gesehen habe!“
Malael: „Ist dir jemals vorher eine solche Frau hier in Varant begegnet?“
Sinner: „Nein. Keine der Frauen, die wir bisher fanden oder zufällig töteten, war so behangen mit Gold und Kostbarkeiten. Wieso fragt ihr danach, Herr?“
Malael: „Mir ist so eine Frau ebenfalls noch nie begegnet. Und das ist ein gutes Zeichen. (geheimnisvoll) Ich denke, ich habe eine Idee. Einen Plan, wie wir hier bald herauskommen.“
Sinner: „Was wollt ihr mit ihr anstellen?“
Malael: „Ich? Mit ihr? Gar nichts. Aber sie ist sicherlich kein einfaches Weib. Nein, Beliar soll mich holen, wenn ich mich irre, aber was wir gefangen haben, das scheint mir eine Königin zu sein. Eine Königin der Assassinen.“
(Der Vorhang fällt.)
Szene 2:
Am Rande der Bühne ist ein großes Zelt zu sehen, in der Mitte steht nicht mehr, als ein großer Käfig, provisorisch gezimmert aus krummen Planken. Palmblätter decken ihn nach oben hin ab. Innen sitzt die Gefangene, zusammengekauert in einer Ecke. Von rechts kommt Galahad auf die Bühne, ohne zunächst etwas zu bemerken.
Galahad: „Spät ists, doch Ruhe kann ich keine finden. Das Lager schläft, die Verwundeten haben aufgehört zu schreien und nur die Dunkelheit leistet einsam Gesellschaft. Dunkelheit ist es auch, was meine Gedanken betrübt, Zweifel nähren sich. Der Feldzug dauert nun bereits schon 5 Monde und kein Ende ist in Sicht. Wie lange können wir hier noch bleiben? Unsere Feinde werden zahlreicher und uns bleibt nichts, als sie mit immer roherer Gewalt zurückzudrängen. Sah ich heute nicht bereits meine Männer, wie sie grundlos Alte und Verwundete abschlachteten? Auch ihre Verzweiflung wächst. Und was ist mit der Gefangenen? Ihre Zukunft ist besiegelt und die Tage ihrer Freuden sind gezählt. Hier im Lager kann sie nur noch Pein erlangen. Doch das kann nicht richtig sein. Sie hat keinen Soldaten angegriffen, hat niemandes Leben bedroht. Und dennoch ist sie dem Untergang geweiht. Ist es das, was Innos wollte?“
(Galahad kommt am Gefängnis vorbei und sieht sie an. Dann erkennt er, dass ihre Wasserschale leer ist. Er nimmt seinen Schlauch und füllt etwas herein. Die Gefangene beobachtet dies, steht auf und tritt die Wasserschale gegen die Gitter, sodass alles Wasser verschüttet wird.)
Safija (gehässig und mit varantischem Akzent): „Lieber trinke ich Gift als euer Wasser!“
Galahad: „Beruhigt euch. Ich will euch nichts böses.“
Safija: „Doch Böses habt ihr mir angetan, indem ihr mich in dieses Lager schlepptet, Heuchler!“
Galahad: „Mir blieb nichts anderes übrig. Verzeiht.“
Safija: „Lügner! Ihr habt mich diesem Kamel übergeben, das ihr Anführer nennt. Lieber sterbe ich, als etwas von euch Barbaren anzunehmen!“
Galahad: „Ich wollte nicht, das er euch für sich beanspruchte. Doch er ist mein Kommandant und ich bin ihm zu Treue verpflichtet.“
Safija: „Was ist das für eine Treue, wenn sie eine wehrlose Frau einem solchen Monster ausliefert? Auf so eine Treue spucke ich. (spuckt ihm auf die Füße) Und wenn er mich nicht bekommen hättet, so hättet ihr mich beschmutzt! Lieber sterbe ich qualvoll, als mich in eure Hände zu begeben.“
Galahad: „Nein, bitte glaubt mir, meine Ehre verbietet es mir, Hand an euch zu legen. Ich habe meinem König und Innos geschworen, stets recht zu handeln, Frauen, Kinder und Alte zu beschützen und nur dann mein Schwert zu benützen, wenn es erforderlich ist. Und an dieses Worte halte ich mich.“
Safija: „Und dennoch lasst ihr es zu, dass ich hier gefangen bin? Eure falschen Worte sprudeln so zahlreich aus eurem Mund wie Sandkörner in der Wüste liegen.“
Galahad (distanzierter): „Ich bin auch an meinen Herrn gebunden, durch einen Treueschwur, dem ich ihn vor Sommern gab. Er rettete damals mein Leben und ist ein guter General. Ich kann euch nicht befreien, denn meine Ehre verbietet es mir, mein Wort zu brechen. Doch verspreche ich, niemals mehr Hand an euch zu legen, sollte es jemals dazu kommen. Ich werde außerdem versuchen, Connor zu überzeugen, euch in Ruhe zu lassen.“
Safija: „Verschwindet! Eure Verleumdungen schneiden wie Messer in meine Seele.“
(Sie dreht sich um verkriecht sich in eine Ecke. Der Vorhang fällt, als Galahad abgeht)
Szene 3
Es ist derselbe Abend, doch nun zeigt sich ein großes Zelt, dessen vordere Seite aufgeschnitten ist, sodass jeder sehen kann, was darin vor sich geht. Innen steht ein Feldbett und allerlei Tand am Rande, Teile einer Rüstung liegen verstreut. In der Mitte ein großer Tisch, darauf eine Karte und herum mehrere Stühle. Es ist unverkennbar das Zelt des Kommandanten, zumal dieser auch darin auf und ab geht. Nach einer Weile kommt Malael herein und salutiert.
Malael: „Herr? Habt ihr ein wenig Zeit für einen eurer treuen Untertanen übrig?“
Connor: „Malael? Für euch doch immer! Seit der Belagerung von Gotha und dem Kampf gegen den abtrünnigen Paladin Reinhard steht ihr mir treu zur Seite, wie sollte ich da keine Zeit für euch haben? Kommt und setzt euch. Ich habe gerade ein Fässchen Wein geöffnet, lasst euch auch ein Glas einschenken. Diener! (ein Page kommt herein und bedient beide) Wo drückt euch denn der Stiefel?“
Malael: „Herr, um nicht viel Zeit zu verschwenden, es geht um die Moral unserer Truppe.“
Connor: „Was soll damit sein? Die Männer kämpfen, als sei Beliar persönlich hinter ihnen her!“
Malael: „Vielleicht ist er das auch. Wenn ich offen sprechen darf, wir werden jeden Tag weniger und wir kommen nicht voran. Die einfachen Soldaten werden langsam mürbe und das bereitet mir Sorgen. Die Paladine haben zweifellos Vertrauen in eure Führung und auch ich bin mir sicher, das ihr uns bald zu einem Sieg führen werdet. Auch wenn wir nur einen kleinen Teil eures Plans kennen, so sind wir uns sicher, dass es der Beste ist, der je erdacht wurde, um die Feste Bakaresh zu bezwingen. Das Fußvolk beginnt aber, daran zu zweifeln. Sie bekommen Angst und Gerüchte wandern umher wie ein leichter Wind.“
Connor (reserviert): „Gerüchte?“
Malael: „Über die Assassinen. Es heißt, sie töteten uns in der Nacht, sie essen unser Fleisch und verwenden schwarze Magie, um uns zu schaden. Natürlich weiß ich, dass all dies nur dummes Geschwätz ist, doch ein Gerücht hält sich lange unter den einfachen Soldaten und kaum ist das eine ausgerottet, sprießen sogleich drei neue.“
Connor: „Befürchtest du, einige versuchen zu desertieren?“
Malael: „Nein Herr. Wohin sollten sie auch fliehen? Wir sind umringt von Feinden, hier im Lager ist es noch am sichersten. Die Soldaten werden bleiben, doch mit jedem Tag unter der Wüstensonne sinkt ihre Moral und Kampfeskraft.“
Connor: „Was soll ich deinem Rat nach unternehmen? Ich könnte eine Ansprache halten. Ihnen mit kräftigen Worten Mut zu sprechen, so wie ich es einst vor...“
Malael (hastig dazwischen): „Das habt ihr schon versucht, mehrere Male. Ich befürchte, das hilft nicht mehr. Ihr müsst ihnen schon etwas stärkeres bieten.“
Connor: „Etwas stärkeres?“
Malael: „Ja. Etwas, das ihnen neuen Mut gibt. Eine Hinrichtung von Gefangenen vielleicht.“
Connor: „Eine Hinrichtung? (überlegt) Ja, in der Tat, der Vorschlag ist gut, Malael! Das Volk liebt Hinrichtungen und die Soldaten werden sehen, wie wir mit den Barbaren umgehen. Keine Gnade! Wir werden niemanden verschonen und keine schwarze Magie kann ihnen dann helfen, dem Strick zu entkommen! Daraus werden die Soldaten neuen Mut schöpfen und den Feinden wieder entschlossen gegenübertreten. Wahrlich, Freund, dein Vorschlag ist Gold wert. Nur sage, wen sollen wir hinrichten?“
Malael: „Ihr habt im Moment nur einen Gefangenen, Herr.“
Connor: „Ich soll eine Frau hinrichten?“
Malael: „Ja. Sie ist eine Barbarin und damit nichts besser als die anderen. Sie verdient den Tod genauso wie unsere anderen Feinde ihn verdienen. Und die Soldaten wird das besonders motivieren, wenn ihr ihnen damit eure Entschlossenheit zeigt: Ihr kennt keine Gnade und keiner eurer Feinde wird eurer Rache entkommen! Und noch etwas kommt hinzu: Hat ihr die Gewänder und Armreife der Gefangenen gesehen?“
Connor: „Ja, wahrlich reich behangen war sie.“
Malael: „Weil sie reich ist. Sie ist eine Art Königin unter ihrem Stamm. Die Frau eines Häuptlings. Den Häuptling haben wir noch nicht erwischt, doch seine Frau ist in unserer Macht. Wie wird das unsere Soldaten anspornen, rollt ihr Kopf im staubigen Wüstensand! Und schicken wir ihren Leichnam zu unseren Feinden, werden sie wissen, dass wir keine Gnade kennen und sie werden sich endlich ergeben und friedlich sein. Dann, Herr, dann könnt ihr Bakaresh endlich ins Visier nehmen.“
Connor (verträumt) : „Bakaresh...“
Malael: „In der Tat. Und das Ziel ist nicht mehr weit! Jetzt habt ihr die Möglichkeit, den Weg dorthin abzukürzen. Nutzt diese Chance und die Stadt des Goldes ist nicht mehr weit!“
Connor (entschlossen) : „Malael, du hast recht. Ihr Kopf muss rollen. Ich lasse es morgen früh im Lager verkünden und noch ehe die Sonne wieder untergeht, soll der Wille Innos geschehen und sie sterben!“
(Der Vorhang fällt.)
AKT IV
Szene 1
Die Szenerie zeigt wieder das Heerlager, Soldaten laufen umher, es wird gekocht und gegessen. Im Hintergrund sind Ausrufer zu hören, von denen einer über die Bühne läuft.
Ausrufer: „Der Kommandant, Innos sei ihm gnädig, lässt verkünden: Connor hat durch die Gnade Innos entschieden und verkündet das Gottesurteil: Die gefangene Barbarin Safija wird aufgrund von Verleumdung und Verrat an Innos selbst zum Tode durch den Strick verurteilt! Es wird keine Gnade für die Ungläubigen geben. Tod den Barbaren! Das Urteil wird bei Sonnenuntergang vor dem Zelt des Kommandanten vollstreckt ...“
(Der Ausrufer verlässt die Bühne. Galahad und Kian kommen in den Vordergrund geschlendert, Kian schaut dem Ausrufer hinterher.)
Galahad: „Zum Tode verurteilt? Kann das wahr sein? Der General will sie umbringen? Welcher Floh ist ihm denn da über den Kopf gekrochen? Sie ist unschuldig!“
Kian: „Wieso sollte sie unschuldig sein? Du hast doch gehört, was die Herolde verkünden: Sie hat Innos selbst verraten. Dieses Vergehen gebührt des Todes.“
Galahad: „Wo soll sie denn Innos verraten haben? Sie hat doch niemals an ihn geglaubt. Ihre Huldigung galt nur Beliar.“
Kian: „Das reicht bereits! Sie ist eine Ungläubige, im Bunde mit dem Tode! Hast du denn nicht mitbekommen, wie sie zum Priester des Heeres geführt wurde? Sie weigerte sich, auf Innos zu schwören. Ihre Ehre verbiete es ihr, sich mit dem falschen Gott einzulassen, schrie sie wutentbrannt. Gotteslästerung! Sie hatte die Möglichkeit, jetzt bekommt sie die Rechnung für ihre Verfehlungen.“
Galahad: „Eine stolze Frau, zweifellos...“
Kian (unterbricht): „Ein Stolz, der sie in den Tod führt. Einen gerechten Tod!“
Galahad: „Welcher Tod ist schon gerecht? Ein Tod ist doch nur endgültig. Ist es richtig, so über einen Menschen zu richten? Welche Berechtigung haben wir dafür? Wenn wir sie nie gefangen hätten, würde sie jetzt noch irgendwo in der Wüste sein, glücklich oder jedenfalls glücklicher als jetzt. Vielleicht hat auch sie Kinder, ist Frau eines Kriegers. Was würdest du sagen, Kian, wenn dein Weib gefangen genommen und dem Tode überantwortet wird?“
Kian: „Ich würde versuchen, sie zu retten. Doch Innos würde soetwas niemals zu lassen. Sag, Galahad, warum plagen dich diese Zweifel? Du wirkst gänzlich niedergeschlagen.“
Galahad: „Ich versuche nur, zu verstehen. Und mir kommen Zweifel, ob unser Handeln je so innosgerecht ist, wie wir es vorgeben. Hast auch du nicht einen Schwur geleistet? Alte, Frauen und Kinder zu schützen und keine Ungerechtigkeit in dieser Welt ungesühnt zu lassen? Sind das nicht unsere Ideale? Wie können wir dann zu lassen, dass diese Frau gerichtet wird, obwohl sie doch niemanden schadete?“
Kian: „Deine Worte betrüben mich, mein Freund. Aber schreibe ich sie der langen Zeit zu, die wir hier nun schon herumsitzen, ohne auch nur eine Meile an Land zu gewinnen. Da mögen einem schon Zweifel kommen. Sei dir aber sicher: Unser Weg ist der Gerechte und unsere Mittel sind die richtigen, weil sie uns zum Sieg führen. Wir haben Innos geschworen. Der höchste Frevel, der begangen werden kann, ist der Frevel an Innos selbst. Diese Barbarin hat gesühnt und für dieses Verbrechen kann es nur eine gerechte Strafe geben: Den Tod.“
Galahad: „Kian, du klingst mir manchmal priesterlicher als die Priester selbst. Auch wenn deine Worte wahr sind und ich auf dich vertraue – es scheint mir einfach nicht richtig zu sein. Sie ist so unschuldig.“
Kian: „Es ist gut, dass du zweifelst. Denn es zeigt, das auch du nur ein Mensch bist und menschlich reagierst, wenn es um so tiefgreifende Entscheidungen wie um den Tod eines Menschen geht. Doch in diesem Falle brauchst du ebensowenig zu zweifeln, als wenn du mit erhobenem Schwert in die Reihen deiner Feinde trittst. Denn auch gegen sie kennst du keine Gnade.“
Galahad: „Weil sie gegen mich keine Gnade kennen. Entweder sie sterben oder ich. Und da scheint mir die erste Option die bessere. Doch hier? Sie hat niemandem geschadet und nur an Innos gefrevelt. Sollten wir es da nicht lieber unserem Gott überlassen, für Gerechtigkeit zu sorgen?“
Kian: „In Innos Namen vollstrecken wir sein Urteil. Wir sind die ausführende Hand unseres Gottes. Und somit obliegt es unserer Macht, sein Wort zu verkünden, ob unter heranstürmenden Feinden oder an frevelnden Gefangenen.“
Galahad: „Kian, dein Vertrauen und deinen Glauben wünsche ich mir. Du bist so standhaft wie die Eiche im Sturm. Die Vernunft gebietet mir, dir zu glauben, doch mein Herz nagt daran, wie der stete Tropfen am Stein.“
Kian: „Keine Sorge, es geht alles mit rechten Dingen zu. Und sind wir erst in Bakaresh, wirst du sehen, dass es die richtige Entscheidung war. Mag unser Weg dorthin mit Leichen gepflastert sein, so sind wir doch wenigstens gewiss, dass er befestigt ist.“
Galahad: „Mein Freund, danke für deine Worte. Ich werde über sie bei einem kleinen Spaziergang nachdenken.“
Kian: „Ich bitte darum und du wirst sehen, dass ich mich nicht irre. Ich lege mich derweil in den Schatten, die Sonne des Mittags behagt mir ganz und gar nicht.“
(Kian ab.)
Szene 2:
Galahad steht alleine im Vordergrund.
Galahad: „Nein, es ist einfach falsch. Und doch? Kian ist mir ein guter Freund und treuer Kumpane, in vielen Schlachten war er mein Schild und ich sein Schwert. Wir kennen uns länger, als wir unter dem Befehl von Connor stehen und nie hat er sich geirrt. Blindlings kann ich mich seiner Anvertrauen. Aber Zweifel plagen mich, seinen Rat nun anzunehmen. Es scheint vernünftig – doch was ist schon vernünftig im Kriege? Ich kann einfach nicht glauben, dass es Innos Wunsch sei, wehrlose Frauen zu töten, nur weil sie Treue zu Beliar halten. Ist Gerechtigkeit denn so kompliziert, dass ich die Wege meines Herrn nicht verstehen kann? Auch sie sind nur Menschen und auch wenn es Barbaren sind, haben sie nicht verdient, ohne Sinn zu sterben. Der Kampf ist gerecht – doch welche Hinrichtung ist es? Ich vermag nicht, auf diese Weise über Leben und Tod zu entscheiden. Meine Feinde vermag ich zu richten, doch alles andere verbietet mir mein Schwur. Und abgesehen davon, woher mögen sich die Priester so sicher sein, was das Wort Innos ist? Er offenbart sich ihnen ebensowenig, wie er es mir gegenüber macht.
Aber diese Gedanken sind bestimmt ein Frevel, ich sollte vorsichtig sein. (Galahad sieht nach rechts, wo Malael und Sinner auf die Bühne treten) Oh nein, nicht auch noch jene. Ich sollte mich verstecken, mir ist grade nicht nach Gesellschaft.“
Szene 3
Sinner und Malael kommen auf die Bühne. Galahad setzt sich hinter eine Palme.
Sinner: „Herr, darf ich meine Glückwünsche aussprechen? Euer Plan verläuft wie auf einer Schnur gereiht!“
Malael: „Feiere nicht zu früh, Sinner, noch ist nichts gewonnen. Im Gegenteil, bis jetzt ist nur der erste Schritt getan. Und viele Unwägbarkeiten liegen auf dem Pfad zum Ziel. Zu viele, um von einem gelingen zu sprechen.“
Sinner: „Mit Verlaub, ihr zweifelt doch nicht?“
Malael: „Zweifel? Oh nein, dafür wäre es jetzt zu spät. Den Stein, den ich jetzt ins Rollen gebracht, den möchte ich nicht mehr aufhalten. Und wer weiß, ob das noch gelänge? Connor hat eine Entscheidung gefällt, und ehe, dass er sich umentscheidet, steigt Beliar selbst aus seiner Sphäre empor um uns zu vernichten.“
Sinner: „Glaubt man den Männern im Lager, dann ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Sie werden immer unruhiger. Heute und morgen dürfen wir uns erholen, doch Erholung bietet kein Tag, an dem ich nicht Gras unter meinen Stiefeln spüre. Die Nächte sind klamm, doch nicht nur äußerlich frieren wir.“
Malael: „Hab noch Geduld. Alles wird zu einem baldigen Ende kommen und mit etwas Glück zu einem Guten für uns und die Männer. Spreche ihnen Mut zu und sag ihnen, dass sie noch durchhalten müssen. Bakaresh werden wir jedoch nicht mehr sehen.“
Sinner: „Wenn ich dadurch schneller zurückkomme zu meiner Familie, so soll es mir recht sein. Nun habt ihr die Hinrichtung veranlasst. Wie sehen eure nächsten Schritte aus?“
Malael: „Das gute an meinem Plan ist, Sinner, das sich alles von selbst erledigen wird. Ein kleiner Stoß an der rechten Stelle und alles kommt ins rutschen, als zöge man nur den richtigen Scheit Holz aus einem Stapel. Der Tod der Gefangenen wird zunächst einmal nichts verändern, prophezeie ich dir. Doch du musst unter den Soldaten die Worte verbreiten, dass die Gefangene eine Königin war, eine Stammeshäuptlingsfrau. Und du musst verbreiten, dass der Tod der Gefangenen die Barbaren in Angst und Schrecken versetzen wird, vor allem dann, wenn wir den Leichnam auf einem Esel gebunden zurückschicken.“
Sinner: „Ja, mein Herr, das werde ich für euch machen. Aber warum ist das nötig?“
Malael: „Die Männer sollen mit Nachdruck fordern, dass der Leichnam auch wirklich zurückgeschickt wird. Sonst mag es sein, dass er noch ein Begräbnis bekommt, hier in dieser Oase. Dies wäre zwar Innos gerecht, aber meinem Plan sehr abträglich. Denn die Assassinen müssen aufjedenfall erfahren, dass wir die Gefangene getötet haben. Das Volk der Assassinen ist stolz, sehr stolz sogar und Ehre ist für sie wohl noch wichtiger, als sie es für uns ist. Frauen gelten dort viel und einen Anführer zu ermorden ist ein großer Frevel. Die Frau eines Anführers zu ermorden, werden sie für unverzeihlich halten. Sie werden Rache fordern, ohne jeden Zweifel. Doch sie sind unserer Armee im offenen Kampf nicht gewachsen. Und so werden sie sich auf jene alten Techniken besinnen, die sie schon seit Ewigkeiten ausüben: Den heimlichen Mord. Sie werden Rache nehmen. Rache an dem Mann, der für den Tod der Gefangenen verantwortlich ist: Connor.“
Sinner (grinst hämisch): „Euer Plan ist genial.“
Malael: „Natürlich ist er das. Kaum das Connor tot ist, wird sich die Stimme der Soldaten erheben und noch ehe das Chaos ausbricht, werden wir sie auf unserer Seite wissen mit dem Versprechen, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.“
Sinner: „Das gefällt mir, oh ja. Aber sagt mir, woher wisst ihr das alles über die Barbaren so genau?“
Malael: „Weil ich einen Rat beherzige, den der General bisher immer in den Wind schlug: Kenne deinen Gegner und du gewinnst den Krieg. (hämisch) Und ich kenne den General schon lange. Sehr lange.“
(Beide ab.)
Szene 4
Galahad kommt hinter der Palme hervor
Galahad (entrüstet): „Ist das möglich? Welch gemeiner, hinterlistiger Plan! Die Frau zu opfern um den General zu ermorden? Malael, niemals hätte ich so eine Boshaftigkeit von dir erwartet! Das ist Meuterei, wenn auch eine sehr geschickt verpackte. Wie kann er nur so etwas wagen? Alle Prinzipien, nach denen wir lebten, fortzuwerfen, um feigen Verrat zu begehen! Das ist eines Paladins nicht würdig, nein, das ist noch nicht einmal eines Soldaten würdig. Was macht er sich damit besser als die Barbaren? Nichts besser ist er! Genauso hinterlistig und verschlagen wie sie will er den Kommandanten hinterrücks ermorden! Vielleicht steht er sogar mit ihnen im Bunde? Und diese böse Zunge ließen wir ungehindert walten! (schlägt die Hände über den Kopf zusammen) Wie konnten wir nur so von Dummheit geschlagen sein und die Zeichen nicht erkennen? Er wankte - und er stürzte. Jetzt hat er einen boshaften Plan ersonnen und es bleibt kaum Zeit, ihm Einhalt zu gebieten. (schaut in den Himmel) Bei Innos! Die Sonne geht bereits unter! Die Hinrichtung! Ich muss Malael aufhalten! Nein, ich muss den General warnen, dass dies alles nur ein böses Komplott ist! Aber Malael hat recht, Connor ist stur und von seinen Entscheidungen tritt er keinen Deut ab. Malael wird sicherlich an der Seite des Generals sein und seiner bösen Zunge sind keine Widerworte gewachsen. Oh Innos! Sage mir, was zu tun ist! Mir bleibt keine Zeit mehr, Malael aufzuhalten – wer weiß, vielleicht holen sie die Gefangene, die Königin bereits? (Hält inne und überlegt)
Die Königin? Ja, vielleicht ist das eine Möglichkeit, der dünne Halm, der uns vor dem Verderben schützen wird! Ich muss sie befreien. Entkommt sie, so wird niemand hingerichtet und die Assassinen werden keine Mörder schicken. Geschwind zum Gefängnis!“
(Ab. Der Vorhag fällt.)
Szene 5
Das Gefängnis ist in der Mitte zu sehen, darinnen Safija, sonst niemand. Galahad kommt hinzu, stürzt an die Gitterstäbe.
Safija (ruhig und gesetzt): „Da kommt also mein Henker. Sodann, ist es also doch eure Aufgabe, Hand an mich zu legen. Welch überraschender Wink des Schicksals, findet ihr das nicht auch, falsche Schlange?“
Galahad (fällt auf die Knie): „Safija, Königin, ich bitte euch um Verzeihung für all meine Taten. Nie hätte ich Hand an euch gelegt, hätte ich gewusst, wen ich vor mir habe. Doch uns bleibt nicht viel Zeit...“
Safija (zynisch): „Mir bleibt nicht viel Zeit, meintet ihr wohl. Aber ich sterbe erhobenen Hauptes. Kein Wort der Gnade werde ich winseln, nicht vor euch, nicht vor irgendjemanden!“
Galahad: „Ich bin es, der um Gnade beten muss. Denn ich habe gesündigt an euch. Vergebt mir, euch in diese missliche Lage gebracht zu haben. Ich bin eurer Gnade nicht würdig.“
Safija (irritiert): „Was redet ihr da?“
Galahad: „Auch wenn ihr nicht meine Königin seid, so seid ihr doch würdigen Geschlechts. Bei meiner Ehre, niemand darf Hand an euch legen und euch richten, solange ich lebe! Nehmt diesen Schwur an, denn das ist der einzige Weg, wie ich meine Fehler berichtigen kann.“
Safija: „Woher wisst ihr, welchen Geschlechts ich bin? Woher der plötzliche Gesinnungswandel?“
Galahad: „Safija, wir haben nicht viel Zeit. Eure Henker mögen jeden Augenblick um die Ecke kommen, um euch zu richten. Ich habe einen Fehler begangen, doch nun kann ich ihn wieder ausmerzen. Euer Tod ist Teil eines teuflischen Plans, den General zu ermorden. Doch das kann ich nicht zulassen. Außerdem erkannte ich eure wahre Natur bis gerade eben nicht. Ihr müsst fliehen solange noch Zeit ist! Ich werde euch die Gitter öffnen.“
(macht sich an den Gittern zu schaffen)
Safija: „Ist dies wieder nur ein boshafter Trick, mich zu demütigen? Lasst mich in Ruhe!“
Galahad: „Nein, ihr versteht nicht! Ihr müsst mir euer Vertrauen schenken, nur dieses eine Mal. Nicht nur euer Tod steht auf dem Spiel. Und auch wenn es nur der eurige wäre, so wäre es doch meine Pflicht, ihn zu verhindern. Euer Tod wird viele weitere Tode nach sich ziehen, das muss ich verhindern. Seid so edelmütig und schenkt mir euer Vertrauen. Sonst wird alles zugrunde gehen, wofür ich je gekämpft und wofür ich bereit bin, einen Frevel an Innos zu tun!“
(Plötzlich kommt von links Malael auf die Bühne, sieht Galahad und nähert sich langsam. Dieser hört auf, sich an den Gitterstäben zu betätigen und schaut auf Malael)
Malael: „So ist das also. Galahad! Du stehst im Bunde mit den Barbaren und willst einer Gefangenen zur Flucht verhelfen? Oder irre ich mich, das Connor mir soeben den Befehl erteilte, die Gefangene zu holen, um ihren gerechten Tod zu vollstrecken? Nein, ich irre mich nicht. Verräter!“
Galahad: „Ich soll ein Verräter sein? Ich denke, dieser Titel gebührt dir, böse Zunge! Du hast den General überzeugt, die Gefangene hinrichten zu lassen! Warum diese falschen Worte, dieser hinterlistige Plan, Malael?“
Malalel: „Hinterlistiger Plan? Seit wann ist es hinterlistig, eine Barbarin zu ermorden? Du selbst hast unzählige von ihnen getötet! Doch jetzt ist der Feind wohl dein Freund geworden und du damit zum Verräter an deinen Männern und an Innos selbst.“
Galahad: „Oh, ich spreche nicht davon, eine Barbarin zu ermorden, eine wehrlose und unschuldige noch dazu! Ich spreche davon, eine Königin zu ermorden, um Rachegeister auf den Plan zu rufen! Davon, Assassinen anzudingen, die den General ermorden und den Feldzug ins Chaos stürzen sollen! (triumphierend) Nun bist du überrascht, nicht wahr? Vielleicht solltest du das nächste Mal gewiss sein, dass du auch wirklich alleine bist, bevor du deine falschen Pläne deinen Handlangern mitteilst. Aber das werde ich zu verhindern wissen!“
Malael: „Du willst es noch verhindern? Oh nein, dazu ist es zu spät! Die Soldaten sind durstig, durstig nach dem Blut der Gefangenen und möchten sie hängen sehen. Sie warten ungeduldig wie Hyänen. Ihrem Willen kannst selbst du dich nicht entgegenstellen. Und der General möchte ebenfalls ihren Tod. Es steht schlecht für dich, würde ich sagen.“
Galahad: „Ich gebe nicht auf, dass weißt du nur zu gut. Noch ist nichts verloren. Und auch du kannst deine Entscheidung rückgängig machen. Sag mir, was hat dich zu solch einer Tat bewogen?“
Malael: „Ist das nicht offensichtlich? Den Männern geht es schlecht, der Feldzug verläuft sich im Sande und ich will nach Hause. Wir rennen nur noch gegen Mauern an, die sich zu allem Überfluß auch noch ständig selbst erneuern, haben wir auch nur eine niedergeworfen. Nein, dieser Krieg hier ist verloren. Was uns nur noch bleibt, ist uns geordnet zurückzuziehen, solange wir noch genügend Männer haben. Das zu erkennen, ist Connor, dieser sture, uneinsichtige Hitzkopf, nicht imstande. Und so musste ich zu anderen Mitteln greifen. Vielleicht sind es tatsächlich nicht reinsten, aber es sind die effektivsten. Zwar mag ich nicht als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen, doch habe ich damit viele Menschenleben gerettet.“
Galahad: „Noch ist der Krieg nicht verloren. Wir sind dabei, endgültig Frieden zu schaffen und mit Innos Hilfe werden wir es schaffen.“
Malael: „Du weißt doch selbst, das all dies nur leeres Geschwätz ist. Innos hat mir kein einziges Mal geholfen, seit ich im Kriegdienst bin. Nein, wir müssen uns selbst helfen. Und nichts anderes mache ich gerade. Also, trete zurück, ich werde die Gefangene jetzt mitnehmen.“
Galahad (aufgebracht): „Nichts wirst du tun! Einen Schritt näher und deine falsche Zunge wird im Wüstensand liegen!“
Malael: „Du drohst mir?“
Galahad (zieht das Schwert): „Trete zurück, oder deine Stunden sind gezählt!“
Malael (zieht ebenfalls) : „Dann soll das Schwert entscheiden!“
(Beide stürzen aufeinander zu und kämpfen eine Weile, das Blatt wendet sich mehrmals, bis Galahad Malael das Schwert tief in den Brustkorb rammt. Dieser fällt sofort tot zu Boden.)
Akt V
Szene1
Galahad schaut auf den Toten. Safija sitzt im Gefängnis, ungeduldig wartend.
Galahad (niedergeschlagen): „Was habe ich getan? Hand an einen Paladin gelegt? Innos vergebe mir! Durch meine Klinge gestorben – nein, dieses Schicksal sollte keinem Streiter Innos widerfahren. Ich... welch verwegene Tat.“
Safija: „Ihr habt getan, was ihr tun musstet. Bitte verzeiht meine Zweifel. Euer Herz ist rein und ihr glaubt an das Richtige. Es ist meine Schuld, dass dieser Mann sterben musste.“
Galahad: „Eure Schuld? Nein, diese Last muss ich auf meine Schultern nehmen. Nur Innos weiß, ob ich sie tragen kann. Doch sie drückt mich jetzt schon zu Boden.“
Safija: „Jetzt ist es aber nicht an der Zeit, aufzugeben. Ihr habt euch für einen Weg entschieden. Welcher Gott euch diesen Weg vorzeichnete, ist unerheblich. Doch ihr solltet auf diesem Wege bleiben, schwankt ihr, würde das nur euren Tod bedeuten.“
Galahad: „Und was ist mein Weg? Jetzt, wo ein Paladin tot am Boden liegt und ich meine Ehre als Ritter des Königs verlor?“
Safija: „Ihr habt eure Ehre nicht verloren, sondern eine neue gewonnen. Indem ihr diesen Mann richtete, entschiedet ihr euch für die Wahrheit. Und dieser Weg kann niemals ein falscher sein. Harte Maßnahmen erfordert auch die gute Tat und eure Aufgabe warf es, dies Werk zu vollenden. Innos wird euch vergeben.“
Galahad: „Was hilft mir das? Ich bin umgeben von Soldaten, die euren Tod wollen und was bekamen sie? Den Tod eines Paladins. Nun werden sie auch meinen Tod fordern. Und der General wird sich auch nicht überzeugen lassen von meinen Worten, denn meine Feinde sind nun zahlreich und ihr falsches Wort steht meinem Richtigen gegenüber. Ich bin in meinem Lager und doch im Lager der Feinde.“
Safija: „So gibt es nur eine Lösung. Verhelft mir zur Flucht und begleitet mich!“
Galahad: „Ich soll desertieren? Zu meinen Feinden?“
Safija: „Weil euch keine andere Wahl bleibt. Der Tod hier ist euch gewiss, doch habt ihr mich befreit aus den Fängen meiner Feinde. Das wird euch Respekt einbringen bei meinem Volk. Ich werde sie mit meinen Worten zu überzeugen wissen, euch zu ehren. Niemand muss wissen, dass ihr es wart, der mich gefangen nahm. Sie werden euch sicherlich nicht mögen, doch werdet ihr überleben.“
Galahad: „Aber mein Gewissen entlastet es nicht. Ich habe einen Paladin getötet. Ich muss dafür sühnen. Vielleicht ist es ganz recht, bleibe ich hier und stelle mich meinen Feinden.“
Safija: „Ihr seid edelmütig, doch grenzt euer Edelmut an Dummheit. Die Tat ist begangen – ihr solltet einen kühlen Kopf bewahren und nicht vorschnell entscheiden. Bleibt ihr hier, werdet ihr sterben. Kommt ihr mit mir mit, werdet ihr Gelegenheit haben, über eure Tat nachzudenken und zu erkennen, dass sie richtig war. Euer Gott wird euch dafür nicht richten und ihr selbst solltet es auch nicht. Und denkt an eure Frau und eure Kinder. Werden sie glücklich sein, einen Leichnam zu sehen, der Verräter genannt wird? Flieht mit mir – dann habt ihr vielleicht Gelegenheit, alles in Ordnung zu bringen.“
Galahad (nachdenklich): „Ja, vielleicht habt ihr recht. Ich sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das bin ich meinen Kindern schuldig. Sie sollen ihren Vater wiedersehen. Es ist die einzige Möglichkeit. Ich muss fliehen. (in Richtung Lager, leise) Männer, möget ihr diesen Wahnsinn überleben und wohlbehalten nach Vengard zurückkehren.“
(Galahad öffnet endlich die Gitterstäbe und Safija kommt heraus. Beide entfernen sich schnell aus dem rechten Bühnenrand.)
Szene 2
Keinen Augenblick später kommen einige Paladine und Soldaten von links auf die Bühne, allen voran Kian und dann auch der Kommandant.
Connor: „Wo ist die Gefangene? Das Gefängnis ist geöffnet. Und wer ist dieser Tote?“
Kian (geht zu ihm): „Bei Innos! Herr, es ist der Paladin Malael!“
Connor: „Malael? Es war sein Auftrag, die Gefangene zu holen. Nun liegt er dort tot am Boden? Verdammt, wer hat ihn ermordet? Und wo ist die Gefangene? Verriegelt sofort alle Tore und haltet die Flüchtige auf!“ (Mehrere Soldaten verschwinden.)
Kian: „Sollte sie ihn umgebracht haben, als er sie zu holen versuchte?“
Connor: „Malael so einfach töten? Nein, das kann nicht sein. Viele Schlachten focht er an meine Seite und er bezwang wahre Riesen, Oger und Orks, größer als ein Zelt. Und eine Frau sollte ihn ermorden? Dazu wär kein Weib imstande!“
Kian: „Sie war eine Barbarin. Herr, über die Assassinen erzählt man sich viele Geschichten. Es heißt, es seien geschickte Mörder.“
Conor: „Die Männer vielleicht, aber nicht die Weiber! Und Malael hat viele dieser Barbaren getötet, genug, um ihre hinterlistigen Tricks zu kennen. Jemand anders muss ihr zur Flucht verholfen haben. Anders kann es nicht sein!“
(Ein Soldat kommt zurück)
Soldat: „Herr, wir haben alle Tore verschlossen, doch können wir die Flüchtige nicht finden! Es fehlt nur ein Pferd. Außerdem der Paladin Galahad, den wir nirgends auffinden können.“
Connor: „Sicher ist er nur hinter die Büsche getreten, um sich zu erleichtern. Er wird schon wieder auftauchen. Und durchsucht alle Kisten und Zelte! Vielleicht ist es ein Trick und die Gefangene versteckt sich hier noch irgendwo.“
(Soldat ab)
Kian: „Herr, was wird aus der Hinrichtung? Die Männer warten schon ungeduldig.“
Connor: „Ich weiß. Sie wollen eine Hinrichtung, doch diese können wir ihnen nicht bieten. Oder kannst du dir einen Gefangenen aus den Fingern saugen?“
Kian: „Nein, beileibe nicht, Herr.“
Conor: „Sodann müssen wir die Hinrichtung absagen. Kian, du hast mich bisher treu begleitet und dein Mut und deine Innostreue gelten als vorbildlich. Deshalb wird es deine Aufgabe sein, die Männer zu beruhigen und ihnen die schlechte Nachricht zuteil werden zu lassen.“
(dreht sich um und will gehen)
Kian (entrüstet): „Herr!“
Connor: „Noch Fragen?“
Kian (kleinlaut): „Nein, ich werde sie beruhigen.“
Connor (nickt): „Gut. Ich bin in meinem Zelt.“
(Alle ab. Der Vorhang fällt)
Szene 3
Die Szenerie zeigt ein weißes Zelt mit Baldachin davor, viele Kissen darunter. Unverkennbar den Assassinen zugehörig. Unter dem Baldachin sitzen zwei Personen, Galahad und Safija. Galahad ist untypisch in ein langes weißes Gewand gehüllt und trägt eine bunte Kappe.
Galahad: „Wie weit ist es noch?“
Safija: „Noch eine Tagesreise. Wir müssen die Nacht hier verbringen, dies ist die letzte Oase, bevor wir meine Heimat erreichen. In der Nacht zu reisen, ist zu gefährlich. Die Wüste ist unerbittlich.“
Galahad: „Das haben wir auch bereits bemerkt. Wir sind nicht sehr weit gekommen. Und sie werden sicherlich nach euch suchen.“
Safija: „Wir müssen hoffen, dass eure Männer diese Oase übersehen. Sie ist nicht sehr groß und liegt abseits des Weges. In die Nacht hineinzureiten, würde unseren Tod bedeuten. Die verlassenen Zelte hier bieten uns ein wenig Schutz. Wir sollten auf ein Feuer verzichten.“
Galahad: „Ihr wisst viel über das Leben hier.“
Safija: „Wie sollte es auch anders sein? Ich bin hier aufgewachsen, habe mein ganzes Leben hier verbracht. Wir kennen die Wüste. Im Gegensatz zu euch.“
Galahad: „Was uns nicht nur einmal zum Verhängnis wurde. Safija, ich bin euch zu tiefem Dank verpflichtet, auch wenn ich nicht weiß, was die Zukunft jetzt bringen mag.“
Safija: „Ihr müsst mir nicht danken. Dankt eurem Gott, dass ihr euch für die Wahrheit entschieden habt, welche Konsequenzen sie auch immer haben mag.“
Galahad: „Euer Tod hätte den Tod meines Herrn bedeutet und das ganze Lager aufgebracht. Chaos wäre ausgebrochen und der Feldzug würde jäh abgebrochen. Nun wird nichts dergleichen geschehen, im Gegenteil: Unsere Männer werden weiterhin kämpfen und schlachten, bis sie vor Bakaresh stehen. Ich frage mich, ob meine Entscheidung wirklich die richtige war. Ich habe den Tod zweier Menschen sicher verhindert: Doch wieviele Menschen habe ich damit ins Verderben gestürzt?“
Safija: „Diese Frage könnte ihr euch nur selbst beantworten, denn es ist eine Frage eures Gewissens. Ihr habt euch für die Wahrheit entschieden, habt eine Wahl getroffen. Die Folgen könnt ihr nicht Absehen. Was die Zukunft bringt ist ungewiss. Wer weiß, ob euer Herr nicht dennoch entscheiden wird, einen Rückzug einzuleiten? Vielleicht wird ein hasserfüllter Soldat das hinterlistige Werk beenden, das ihr zu unterbinden versuchtet. Niemand kann dem Schicksal entgehen. Eure Tat hat die Karten neu gemischt – was jetzt passieren wird, vermag niemand vorauszusagen.“
Galahad: „Und doch fühle ich mich wie ein Verräter an meinen Männern. Ich habe sie allein gelassen, um feige zu fliehen.“
Safija: „Ihr habt sie allein gelassen? Oh nein, eure Männer sind noch so zahlreich wie zuvor, alleine sind sie nicht. Alleine seid nur ihr und darin besteht eure große Tat: Ihr begebt euch in die Hand eures Feindes, in das Ungewisse hinein um schlimmeres Leid zu verhindern. Nicht noch mehr Tote soll dieser Konflikt gebären. Euer Tod wäre sinnlos und für sinnlose Tode habt ihr in der Vergangenheit schon genug gesorgt.“
Galahad: „Ihr habt recht. Das Morden soll für mich nun ein Ende haben. Zu viele Männer starben durch meine Klinge, zu viele Witwen und Waisen habe ich geschaffen. Und ihre Rache wird mir gewiss sein. Sagt, Safija, wie lange werde ich bei euch überleben, ehe die Rachegelüste eurer Bevölkerung meinen Tod fordern?“
Safija: „Keine Sorge, ihr seid mein Gast und als mein Gast steht ihr unter meinem Schutz. Niemand wird wagen, Hand an euch zu legen, solange ihr mein Gast seid. Egal, wie schlimm eure Taten sein mögen – ihr habt mich gerettet und das wiegt vieles auf.“
Galahad: „Solange ich euer Gast bin. Heißt das, ich werde nie nach Hause zurückkehren können?“
Safija: „Sicherlich. Doch wartet einige Zeit, bis der Wüstensand die gröbsten Spuren verschüttet hat. Bakaresh hat einen Hafen, ihr könnt mit einem Schiff zurückkehren. Oder ich werde euch eine Karawane zur Seite stellen, die...“
Galahad (unterbricht sie): „Halt! Was war das? Ich höre Stimmen, Kettengeflecht rascheln!“
(Galahad zieht sein Schwert und stellt sich schützend vor Safija. Beide schauen in Richtung linker Bühnenrand.)
Szene 4:
Die Stimmen werden immer lauter.
Soldaten: „Da hinten sitzt sie! Ergreift sie! Und tötet den Barbaren. Ulrich, die Armbrust!“
(Ein Soldat erscheint mit einer Armbrust und feuert, Galahad wird getroffen und wankt. Mehrere Soldaten stürmen auf die Bühne, darunter Sinner, Galahad stellt sich ihnen entgegen)
Galahad: „Nein, Haltet ein! Ich bin...“
Soldat: „Stirb du lausiger Barbar! Nochmal wirst du uns nicht entkommen!“
Sinner: „Los, stecht ihn ab wie ein Schwein!“
Galahad: „Wartet, ich bin...ahhh!“
(Galahad versucht sich gegen drei Soldaten zu wehren, während er seine blutende Wunde hält, doch wird alsbald von ihnen niedergestochen und bleibt tot liegen.)
Soldat: „Und jetzt ergreift die Frau!“
Safija (ein Messer ziehend): „Nein! Ehe werde ich mein Blut auf dem Wüstenboden vergießen, als nocheinmal in die Hände von euch Bastarden zu fallen!“
(In einer erstaunlich schnellen Bewegung ist sie hinter dem ersten Soldaten und schneidet ihm die Kehle durch. Die anderen reagieren nach einer Schrecksekunde und attackieren Safija, die kurze Zeit darauf schwer verwundet zu Boden fällt.)
Safija: „Ihr Narren. So tötetet ihr also euren Anführer!“
(sinkt tot zusammen)
Soldat: „Was meint sie?“
Sinner (erkennt den toten Galahad): „Innos sei uns gnädig! Es ist der Paladin Galahad. (mit einem müden Lächeln) So endet also diese Posse.“
(Der Vorhang fällt)
ENDE
lunovis
Wunderbar einen Teil der Atmosphäre in Vengard nach der Schlacht beschrieben und Balsam für die Seelen der armen Moderatoren, die sich momentan Vengard mit dreifacher Arbeit antun müssen. Da wünscht man sich doch mehr davon.:) Also los!^^
Grimward blickte erneut gen Himmel, so wie er es in den letzten Stunden öfter getan hatte. Der Regen hatte nachgelassen, fast aufgehört. Zunächst schien es ihm, ein gutes Ohmen zu sein, dass der Regen nachließ. Vielleicht war doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Ein bisschen Sonnenlicht tat so manchem Verwundeten sicher gut, so überlegte er sich. Doch schon wenige Minuten, nachdem der letzte Tropfen gefallen war, schon während der ersten Warnschreie, wusste Grimward, welche weit weniger heilsame Wirkung die Trockenheit noch hatte. Brandgeschosse. Überall in der Stadt gingen auf einmal noch intakte Häuser oder bereits zerstörte Trümmerhaufen in Flammen auf und sorgten für eine zusätzliche Front, an welcher die Streiter Innos zu kämpfen hatten, welche ohnehin schon an allen Ecken und Enden fehlten. Der Ritter Selerondars hatte mittlerweile alle Vorsicht fahren lassen, wen kümmerte es schon, ob man ihn entdeckte, hier standen Menschenleben auf dem Spiel und wenn er die Möglichkeit bekam, auch nur eines von ihnen zu retten, um den Preis seiner Tarnung, dann war er bereit, diesen Preis zu zahlen. So gab es zwar ein Lazarett, doch die Feuermagier konnten längst nicht jeden versorgen, viel zu viele waren Verwundet oder lagen im sterben. Die Szenerie am Westtor war grausig. Noch im Tode diszipliniert, so schien es, lagen die Toten, fast in Reih und Glied nebeneinander. Brüderlich im Tode vereint. Dort wo die beiden Schlachtreihen aufeinander getroffen waren, lag Gardist an Gardist und Ork an Orksöldner. Tot oder Verwundet. Zerbrochene Lanzen und Speere ragten aus den Körpern ihrer letzten Opfer, zwei Männer lagen übereinander, die Schwerter in den Leib des jeweils anderen gerammt, in einer letzten tödlichen Umarmung vereint. Viele der Überlebenden hatten einen ihrer verwundeten Kameraden gepackt und in das Lazarett der Feuermagier geschleppt, doch das reichte nicht aus. Noch immer waren einige Verwundete und Sterbende zwischen den Toten geblieben und momentan hielt sich am Westtor kaum jemand auf, der noch selbst gehen konnte. Der blutüberströmte Platz war im wahrsten Sinne des Wortes ausgestorben. Es herrschte eine gespenstische Stille, die Grimward die Kehle zuschnürte, nur ab und zu erklang das dumpfe Stöhnen oder das qualvolle Husten eines Verletzten. Der Ritter Selerondars befürchtete noch immer, dass der Moment kommen mochte, an dem er einen Verwundeten auf den Rücken drehte und in das Gesicht eines Bekannten blickte... was wenn Ulrich dort lag, oder Ronsen? Grimward wandte den Blick vom aufklarenden Himmel ab, kurz blieben seine Aufmerksamkeit an dem klaffenden Loch hängen, welches vor wenigen Stunden noch das Westtor gewesen war. Sein Mund war merkwürdig trocken. Vengard stand vor dem Untergang. Die Orks und deren Söldner, darunter natürlich auch Inorel hatten sich nur zurückgezogen um ihre Kräfte neu zu sammeln, sie hatten sogar Verstärkung erhalten.
Der Barbier vernahm einen gequälten Laut, der ihn daran erinnerte, dass er nicht alleine war, und auch nicht hier war, um die angenehme Atmosphäre des Ortes zu genießen. Er ging neben einem Mann in die Knie, welcher auf dem Rücken lag und mit trüben blauen Augen an ihm vorbeistarrte. Überall an ihm war Blut, in seinem Blonden Haar, seinem Bart, an seiner Garderüstung, an seinen Stiefel, einfach überall. Getrocknet und Frisch. Teilweise war es sicherlich sein eigenes, doch einiges hatte auch die Farbe von Orkblut.
"Wie heißt du?" fragte Grimward und nahm sein Verbandzeug hervor. Er trug es immer bei sich. Seine Kräutersammlung war jedoch schon lang vertrocknet, irgendwann... irgendwann würde er neue sammeln müssen. Er hätte sie gut gebrauchen können, etwas Schmerzlinderndes. Irgendetwas um den Menschen wirklich zu helfen.
"Mattew", hustete der Gardist und Grimward sah, dass sich der Mann selbst mit Blut besprenkelte, als er hustete. Sein Körper blutete von innen.
"Keine Sorge Mattew... jetzt bin ich ja da. Alles ist in Ordnung", log Grimward. Es spielte keine Rolle wer oder was dieser Matthew gewesen war. Vielleicht war er ein Tagedieb gewesen. Oder Handwerker. Vielleicht ein richtiges Ekel. Der Ritter Selerondars würde bei ihm sein, wenn es zu Ende ging. Denn es ging zu Ende.
"Hilf mir", murmelte der Blondschopf, welcher etwas jünger noch als Grimward war, trotzdem würde der Barbier ihn überleben. Zumindest, so fügte er in Gedanken an, um ein paar Stunden.
"Keine Sorge", wiederholte Grimward, "Ich helfe dir."
Er riss umständlich einen Streifen Verbandzeug ab und entblößte die Brust des Gardisten. Die Wunde war unbeschreiblich, es war ein Wunder, dass Mattew solange durchgehalten war. Irgendetwas großes, Stumpfes hatte seine gesamte Brust zerschmettert. Grimward wagte nicht zu schätzen, wie viele Rippen gebrochen waren, vielleicht waren es alle.
Lose legte er den Verband auf, er unternahm keine Anstrengungen, die Blutung zu stillen, dass war verschwendete Energie, Mattew lag im Sterben und Grimward konnte nichts daran ändern, er konnte es ihm nur ein wenig leichter machen.
"Du warst sehr tapfer", flüsterte Grimward leise.
Mattew schluchzte irgendetwas unverständlich, der Barbier glaubte etwas von wegen Frau und Kinder herauszuhören, Tränen rannen dem Blondschopf nun übers Gesicht und der Ritter Selerondars ertappte sich bei dem Gedanken, dass es gnädiger gewesen wäre, wenn Mattews Geist seinen Körper jetzt verließ.
Ganz so als ob Grimwards Wunsch eine Macht hatte, flackerten plötzlich Mattews Augenlieder und er atmete noch einmal blubbernd, dann erstarb sein Atem plötzlich und sein Blick brach. Grimward biss sich auf die Unterlippe und blieb noch einige Augenblicke neben ihm knien, dann schloss er die Augen des Gardisten und erhob sich. Ihm war elend zu Mute. Ein Schnur schien sich um seine Kehle zu legen und ihm standen für einen Moment lang die Tränen in den Augen, dann schüttelte er den Mantel der Trauer ab und suchte nach dem nächsten Verwundeten.
Inmitten des Chaos... sterben nicht nur Menschen wohl allein.
Wunderbare Poesie von Grimward.
Sie spürte nur einen fürchterlichen Schmerz. Endlos, unvergänglich und unwiderruflich würde sie leiden, bis an das Ende ihrer Tage. Ihre drei Schwestern hatte sie verloren, die Großen waren gekommen. Doch es waren nicht die Großen die sie kannte... nicht in bunte Kleider gehüllt sondern mit harten, eisernen Stiefel. Brutal und gut geeignet um... nein. Sie durfte sich dessen nicht entsinnen. Ihre Schwestern waren unter der grausamen Berührung dieser Geschöpfe, dieser bösen Riesen umgekommen, oder besser gesagt durch die grausigen Abdrücke der eisernen Stiefel. Vier waren sie einst gewesen, unzertrennlich, für immer vereint, zusammengewachsen an einem Halm, doch getroffen hatte es nur ihre Schwestern. Entsprungen aus der gleichen Knospe. Nicht, dass immer Eintracht zwischen ihnen geherrscht hatte, jede wollte die prachtvollste sein. Doch was gäbe sie nun, wenn sie ihren eitlen Wettstreit wieder aufnehmen konnten... doch das war unwiederbringlich, denn sie spürte, dass der Sand des Lebens auch aus ihrer Uhr rannte und ihre Kraft schneller versiegte, als sie es zu verstehen vermochte. Ihre Trauer war jedoch so groß, dass es ihr nicht leid tat, zu vergehen, sie dachte nur daran, bald ihre Geschwister wieder zu treffen. Dann wäre wieder alles wie es sein sollte. Wenn sie doch nur an einem würdigen Ort gelangen könnte. Plötzlich sprach der Wind zu ihr spürte seine sanfte Liebkosung und vernahm seine wispernde Stimme:
Vertrau mir... gib dich mir hin
Wohin wirst du mich tragen? sie traute dem Wind nicht, er war ein listiger Geselle.
An einen besseren Ort, versprach er.
Das war leicht zu glauben, nirgendwo konnte es schlimmer sein, als an diesem schlammigen Ort, nicht weit entfernt von ihren verblühten Schwestern und doch viel zu weit. Sie gab sich seinen Schmeicheleien hin und schon bald fühlte sie, wie er sich unter ihr verfing und sie begann zu schweben. Zunächst ganz sanft, ganz sanft schwebte sie über dem Boden, nur ganz knapp, dann wurde der Wind ein wenig tollkühner, trug sie höher und zum ersten Mal seit einiger Zeit fühlte sie ein wenig Glück. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, frei und unbeschwert, fast so wie früher, als ihre Schwestern noch da gewesen waren und doch ganz anders. Zum ersten Mal in ihrer kurzen Dasein, sah sie die Welt aus einer anderen Perspektive, aus der, der eitlen Vögel und Bienen, die frei und beschwingt über sie und ihre Schwestern hinweg gezogen waren und Spottlieder auf sie geträllert hatten. Eine rasanten Flug legte sie auf den Schwingen des Windes hin, er trug sie auf eine gigantische tote Masse zu, zweifellos ein Werk der Großen. Die sich doch so gerne mit Dingen umgaben, in denen keinerlei Leben steckte. Steinen oder Holz. Doch schon bald erkannte sie etwas rötliches, ja etwas gänzlich rotes, welches sich auf der toten Masse befand. Rot. Rot wie sie und ihre Schwestern... rot war eine gute Farbe. Der Wind trug sie direkt auf zu und sie flüsterte ihm zu:
Ist das das Paradies?
Vielleicht... ist es ein besserer Ort wisperte der Wind nur und trug sie beharrlich darauf zu bis sie fast heran waren und die bis dahin bewegungslose rote Masse bewegte sich, sie landete sanft auf einem Teil des roten Geschöpfen und der Wind ließ sie frei.
Versonnen streckte Grimward die behandschuhte Hand aus und betrachtete das einzelne Rosenblatt, welches gerade vom Wind zu ihm getragen worden war. Verdattert fragte er sich, wie das kleine Ding wohl zu ihm gelangt war, so zerbrechlich und zugleich schön, wie es war. Irgendwie erinnerte es ihn an Khorinis. Der Ritter Selerondars biss sich auf die Unterlippe, auf einmal kämpfte er mit den Tränen, was ihm in den letzten Tagen eindeutig zu oft passierte. Wieder einmal war es soweit. Die Orks waren wieder drauf und dran seine Heimat zu zerstören. Wenn er an Khorinis dachte, wurde ihm noch immer übel. Alles hatten sie ihm genommen, sein Haus, sein Heim, sein Leben als Gardist, einen Großteil seines Vermögens, ja sogar einige seiner Freunde und nun machten sie weiter, gerade wo er sich ein wenig in Vengard eingelebt hatte, wo sein Leben vielleicht auf dem Sprung stand, wieder in geregelte Bahnen zu fließen, da kam der unersättliche Leib der Orkarmee um ihn diesmal zu verschlingen. Einen Moment lang wünschte er sich, er würde dort unten liegen, bei den gefallenen Kameraden, die nicht dabei zusehen mussten, wie ihre Häuser brannten, ihre Frauen und Kinder starben und ihre Freunde massakriert wurden. Er hielt sich das Rosenblatt unter die Nase, ein schwacher süßlicher Geruch ging noch immer davon aus. Wo wohl der Rest der Rose war? Wahrscheinlich hatten die Orks sie zerstört... so wie sie alles gute zu zerstören schienen.
"Schön und zerbrechlich, wie das Leben", flüsterte der Ritter Selerondars und zerrieb das Rosenblatt zwischen Daumen und Zeigefinger, unendlich langsam so schien es, entschwebten die winzigen Teile des Rosenblattes die Mauer hinab, dicht gefolgt von einer einzigen Träne. Grimward wandte sich ab und straffte sich, dann machte er sich auf den Weg zu den Bauarbeiten.
Melaine am 17.08.2008 um 20:51 in Vengard. Vielleicht (wahrscheinlich sogar) sollte man von den Geschehnissen unmittelbar und auch weniger unmittelbar vor diesem Post wissen.
Ich für meinen Teil hab das Lesen in diesem Falle sehr genossen. Danke!
Melaine hatte gewartet und gewartet und bis zum Morgen warten müssen bis Jail endlich nicht mehr in Reichweite war, sodass die Lehrmeisterin mit ihrem Schüler sprechen konnte. Sie hätte es auch vor Jail getan. Sie hätte, wenn sie es gekonnt hätte, wenn sie nicht geglaubt hätte, dadurch, dass sie ihn nicht kannte, dass es besser wäre, nichts zu tun, was Corwyn hätte verärgern können.
Und so hatte die Sonne ihren Weg über den Horizont bereits begonnen, als Melaine sich zu ihrem Schüler gesellte und leise begann auf ihn einzureden.
„Die Idee, eine Aufgabe in gemeinsamer Arbeit zu erledigen, ist nicht neu und war selten so erwünscht, wie in unserer Zeit. Menschen ist es kaum mehr möglich, alleine ihre Wege durch die Wildnis zu bestreiten und es zu erreichen, ihr eigenes Überleben zu sichern. Wir bedürfen der anderen, bedürfen ihrer Fürsorge, ihres Vertrauens und ihrer Liebe und immer öfters ihrer stärkenden Hand.
In der Geschichte der Magie heißt es, die größten Werke, die jemals von Menschen mittels der alles durchströmenden Kraft geschaffen wurden, seien nicht bloß die Arbeit eines Individuums gewesen, sondern einer Kooperation vieler mächtiger Magier, die noch dazu verschiedenen Magieschulen angehörten. Doch die Geschichte beschreibt auch, dass es eine Zeit gab, in der Magie fern von Religion und Glauben gewirkt wurde.
Wenn wir uns jedoch umblicken und die Welt um uns betrachten, sehen wir von jener Zeit nichts mehr. Keine großen Monumente sind uns erhalten geblieben, die uns mahnen, dass man nur zusammen siegreich sein wird. Stattdessen folgte eine Zeit, in der Runen die freie Magie zu bündeln begannen und die Möglichkeiten der Menschen einschränkten. Sie sperrten sich selbst ein, in dem Glauben, so die Magie besser kontrollieren zu können, doch beschnitten sich so der Wunder und der Phantasie.
Denn erst jene ist, die es uns erlaubt, das scheinbar unmögliche zu denken. Mit der Zerstörung der Runen wurde uns eine Magie wiedergeben, die fähig ist, unsere Phantasie zu manifestieren. Ihr beide steht bloß am Anfang und habt bereits gemerkt, dass in dieser Art der Magieanwendung ein unglaubliches Potential steckt. Euch fehlte jedoch noch die Gelassenheit, die aus Erfahrung resultiert.
Ich muss zugeben, dass es mich wirklich erstaunt hat, wie gut der Zauber dennoch funktioniert hat. Und trotzdem komme ich nicht umhin, dich auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die ich bei euch beiden beobachtet habe. Zuerst einmal bedeutet das gemeinsame Wirken der Magie nicht, dass ihr einen Kampf ausfechten musst. Dies habt ihr unbewusst getan. Vielleicht wolltet ihr euch nur Hinweise geben, doch schienen diese wie Prügel auf euch zu wirken.
Am Anfang steht das Gleichgewicht. Ihr müsst eure Magie aufeinander abstimmen, ohne ein Ziel zu haben. Ihr müsst euch aufeinander zubewegen und zu einem magischen Wesen verschmelzen, dem ihr dann ein Ziel geben könnt.
Dafür ist es wichtig, dass du dich öffnest. Du kannst nichts vor dem anderen verberge, außer du kontrollierst deine Gedanken und Gefühle so, dass du sie zum Zeitpunkt des Zaubers vollkommen ausblenden kannst und alle deine Ressourcen auf die Magie konzentrierst. Dies solltest du lernen.
Ansonsten öffne dich für die Gedanken deines Partners.“, hatte die Rothaarige ihren Schüler angewiesen, ehe sie gegen Mittag die Hauptstadt des Königreiches erreichten.
Der Rauch glühender Trümmerhaufen kräuselte sich im Licht der Sonne, die sich nicht einmal für ihre Anwesenheit zu schämen schien. In Geschichten waren solche Tage immer graue und Wolkenverhangene Tage, an denen es regnete und blitze vom Himmel zuckten. Dies schien die Menschen zu trösten, ihnen zu zeigen, dass die Götter Anteil an ihrem Leid nahmen.
Doch trotz des offensichtlichen Leides der zerstörten Stadt, brannte sie Sonne auf sie nieder, als wollte sie die Menschen verspotten, dafür, dass sie so dumm waren, Menschen zu sein.
Einen solchen Anblick hatte die junge Frau erwartet, doch sie hatte nicht geglaubt, dass er so grausam sein würde. Wenn ihr Blick über die zerstörten Häuser wanderte und an körperlosen Glieder und gliederlosen Körpern hängen blieb, verspürte sie eine nie dagewesene Verzweiflung. Sie hatte gedacht, stark sein zu können, doch all ihre Gedanken an all die anderen Dinge waren von einem Moment auf den nächsten verschwunden und übrig blieb nur noch eine verdorrte, staubige Wüste, deren letzten Feuchtigkeit als Tränen aus den Augenwinkeln der Adeptin des Wassers quollen.
Sie schluchzte stumm und ließ die Tränen sich ihren Weg zur Wange bahnen, doch sie war nicht fähig, zu sprechen. Sie hörte sie Worte Jails und hörte die Worte des hohen Wassermagiers und erkannte, dass dort ein ungewöhnlicher Kampf tobte, doch brachte es einfach nicht über ihr Herz, ihren Blick abzuwenden und sich jenen vollends zuzuwenden.
Sie fühlte sich so hilflos und wollte die Opfer nicht noch damit verspotten, dass sie den Blick abwandte und sich mit den beiden darüber stritt, ob es sinnvoll wäre, die ganze Stadt in den Fluten untergehen zu lassen, in der verzweifelten Hoffnung, dass dies den Krieg beenden würde.
Melaine wollte rennen und hatte doch vergessen, wie sie ihre Füße dafür zu bewegen hatte, sie wollte schreien und das Leid, dass sie sah, beklagen, hoffend, dass ihre Worte wie ein Sturm der Vernunft über das Land jener gottlosen Wesen streifen würde, um sie alle zu zwingen, ihre Augen zu öffnen und statt bloß zu sehen, zu erkennen, dass sie sich selbst zerstörten, weil keine Seite gewinnen konnte, ohne sich selbst zu verletzen, und hatte doch vergessen, was Worte waren.
Sie schlang ihre Arme um ihren Körper und ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Die Barbier fühlte eine Kälte, die sie nie zu spüren geglaubt hatte. Es war alles verloren…
Irgendwann, sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, schien der Regen einzusetzen und die trockene Wüste ihrer Gedanken darin zu tränken. Zarte Pflanzen sprießten und begannen sich zu erheben, wurden zu Gedanken, nährten sich an den gehörten Worten und gaben der Wassermagierin die Kraft zurück, ihren Blick loszureißen. Ich kann ihnen nicht helfen!, sagte die größte der Pflanzen und erinnerte Melaine daran, ihre Augen zu schließen. Ich kann ihnen nicht helfen, wenn ich hier herumstehe. Ich kann nicht verhindern, dass sie sich gegenseitig töten.
Doch es gab etwas, dass genau dies zu können schien. Als hätte Adanos es geahnt, hatte er einen seiner Diener geschickt, gerüstet mit einer unbeschriebenen Kraft, die der Phantasie mitteilte, dass sie noch nicht ihre Grenze erreicht hatte. Und so lag der Hase ruhend im Gestrüpp, wuchs und wurde zum Tiger und erhob sich, streifte durch das Unterholz jener neugeborenen Welt und tippte mit einer Zärtlichkeit, die nur ein Raubtier besitzen konnte, der Maga auf die Schulter und flüsterte ihr ins Ohr, dass nun der Augenblick gekommen war, an dem Melaine erkennen musste, dass sie alleine nie hatte etwas tun können, doch dass dort um sie herum die gesamte Zeit über drei Leute warteten, in deren Gemeinschaft sie sich einfinden musste und durch die sie helfen konnte.
Melaines Augen erfassten den Blick Jails, der sie misstrauisch musterte und sich zu fragen schien, ob sie Freund oder Feind war. Blitzschnell begannen die Worte der beiden in ihrem Kopf zu rotieren. Sie erkannte, dass ihnen eine Möglichkeit gegeben war und dass sie dennoch nicht wussten, wie sie einzusetzen war. Die Adeptin hörte die Anschuldigung der Dunkelhäutigen, dass Corwyn nicht bereit sei, das sie sich alle einig sein mussten und merkte plötzlich, dass es in vielerlei Hinsicht kein Zurück mehr gab.
Oh, natürlich konnte sich die Rothaarige umdrehen, die Arme unter ihrer Brust verschränken und mit fester Stimme erklären, dass sie sich an dem nicht beteiligen würde. Doch dort stand ein hoher Wassermagier, der wer weiß wie viel auf sich genommen hatte, einen Stab an sich zu reißen, von dem er nicht wusste, was er damit erreichen sollte. Dies geschah in einer Zeit, in der der Krieg das Land erneut heimsuchte. Und er wanderte und stieß auf Menschen, die in den Krieg zogen und er zog mit ihnen und Melaine war eine von ihnen, getrieben von Sehnsucht, die sich erst zwischen den Krieger und dann von einen Augenblick auf den anderen an der Seite des Spitzbärtigen wiederfand. Und nichts schien sie in diesem Land bis zu diesem Tage aufhalten zu können. Sie bahnten sich ihren Weg und standen nun vor der beinahe geschlagenen Hauptstadt. Vier Leute, vom Schicksal an einen Ort geführt, den sie vielleicht niemals freiwillig aufgesucht hätten, dazu ein Werkzeug, dass jeden Traum befriedigen könnte doch in diesem einen Moment in allen vieren bloß den Wunsch hervorrief, Frieden zu schaffen. Wer würde sich da abwenden?
Die Magierin rief sich all dies in Erinnerung und spürte die kaum mehr zu ignorierende Sehnsucht, endlich den verdammten Stab zu ergreifen. Ja, es war von ihrem Gott geplant worden und wenn sie sich nun weigern würde, zerstörte sie nicht bloß sein ungewisses Vertrauen, sondern möglicherweise auch ganz Myrtana, riss es nieder in einen Strudel der Verderbnis, beraubte es aller Hoffnungen auf ein Gleichgewicht.
Die rothaarige Angotha hob ihre Hand und führte sie langsam in die Richtung des Stabes. Blaue blitze griffen von ihren Fingerspitzen ausgehend nach dem Objekt aller Hoffnungen. Die Luft um sie herum begann zu knistern und die Magie in der Umgebung bildete einen Strudel, der sich auf den Stab fokussierte. Und kurz bevor die Finger der Lehrmeisterin den Stab berührten, kam ihr in den Sinn, dass Hyperius noch nichts gesagt hatte, ebenso schweigend verharrt hatte, wie Melaine.
Dann berührte ihre Hand das Holz. Wärme breitete sich langsam in dem den Stab berührenden Arm aus und begann seinen Weg durch den Körper. Die Dienerin Adanos‘ schloss die Augen und entließ ein leises Seufzen. Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit umfing ihr Herz, als sich plötzlich ein Bild andere Frau in ihr Kopf bohrte. Schneeweiße Haare umhüllten ihr sanftes Gesicht, auf dem sich ein kaltes Lächeln ausbreitete. Blaue Augen funkelten wie Schneekristalle einer kalten Dezembernacht im Schein erlöschender Feuer, die wussten, dass sie einen Sieg über jegliche Wärme errungen hatten. Melaine starrte in das Gesicht der Frau, die auf einen schwarzen Stuhl in einem weißen Raum saß und trotz ihrer Erscheinung, die sie fast mit den Wänden verschmelzen ließ, dominierte ihre bloße Präsenz den Raum.
Kälte griff mit einer Plötzlichkeit nach dem Herzen der Frau, dass es ihr den Atem raubte. Ihre Finger spreizten sich und schnellten wie eine Spinne in ihr Versteck zu dem dazu passenden Körper zurück. Die Adeptin riss die Augen auf, keuchte und wurde von den erstaunten Gesichtern der drei anderen empfangen. „Ich…!“, brachte sie mit wachsender Verzweiflung hervor, „..das… ich meine…“ Sie wollte viel sagen. So viele Worte drangen auf ihre Zungen, dass sie sich verdrehte und keines von ihnen, die von Bedeutung war, aussprach. War dies eine Warnung oder bloß eine magische Reaktion auf ihre latent vorhanden Zweifel, die nun, als wäre sie nie fort gewesen, mit härterer Entschlossenheit nach außen stolperten. Die Flut hat Jahrkendar zerstört. Eine gesamte Kultur, ein Volk, komplett vernichtet, nur weil sie sich uneins im Inneren waren. Wer sind wir, dass wir dieses Urteil fällen dürfen? Und wer sagt mir, dass wir es dennoch nicht tun werden?, trieben ihre Gedanken panisch durch die Landschaft.
Vertraute sie Corwyn genug, dass sie glaubte, dass er wusste, was er tun würde, um Frieden und nicht den Tod zu bringen? Melaine griff trotz ihrer Zweifel entschlossen nach dem Stab. Er hatte ihn ihnen gereicht. Er hatte ihn nicht weiter verteidigt, wie die Henne ihr Ei. Das musste ein Wink sein, das alles konnte nicht falsch sein und dennoch kehrte die Wärme nicht in den Körper der Dienerin Adanos‘ zurück, während ihr Blick fragend zu Hyperius glitt…
Tinquilius
30.08.2008, 12:17
So, der muss hier auch landen. In meinen Augen ein super Post, man fühlt richtig, wie sich auch in dem eigenen Zimmer Kälte bildet.
Damit geht ein wirklich guter Rollenspieler inaktiv.
Corwyn am 28.08. in Al Shedim
Weit entfernt, ganz, ganz weit entfernt konnte Corwyn sie sehen. Sie war so endlos weit entfernt, so unendlich weit...
Eine einsame Träne brach aus seinem Augenwinkel aus und bahnte sich ihren Weg hinab, am Nasenflügel vorbei und durch die Stoppeln des Bartes, bis zum Mund. Sie schmeckte salzig. Es machte den Spitzbärtigen traurig.
Kleine Wölkchen bildeten sich bei jedem Atemzug vor seinem Mund. Es war unsäglich kalt, doch das spürte der Spitzbärtige nicht. Er stand da in seiner Robe vor dem Fenster, sah hinaus zum Himmel, an dem der runde Feuerball Innos'. Auf den Möbel und Wänden neben ihm, auf dem Boden unter ihm und an der Decke über ihm bildete sich Frost. Anfangs war es nur eine ganz dünne Schicht, doch er wusste, dass es nun mehr und mehr werden würde. Zentimeter um Zentimeter würde die Schicht wachsen, schneller, als er es würde verhindern können.
Er musste sich eingestehen, dass er es auch nicht verhindern wollte...
Doch wie war es soweit gekommen?
Er hatte die Macht gespürt, Blut geleckt an der Versuchung, sich der magischen Kraft des Stabes zu bedienen. Vorhin... er hatte es getan. Er hatte versucht, den Stab zu nutzen. Er hatte nur einen kleinen Zauber vollführen wollen, es wäre ein erster Schritt gewesen zu einer besseren Welt.
Nun musste er zu Adanos beten, um Vergebung bitten für seine Torheit und gleichzeitig um Antworten auf seine Fragen. Eine Frage keimte ganz besonders oft in ihm auf: Warum? WARUM??? Adanos!
Doch es kam keine Antwort. Dies war eine Lektion, die sein Gott ihm auferlegt hatte, die er alleine würde bestehen müssen. Er würde sich ihr hingeben, voller Leidenschaft und mit dem Willen, jede Marter durchzustehen.
Das Eis kroch knisternd vorran. Nun fröstelte auch der Spitzbärtige. Er bereitete sich schon auf die Gefangenschaft vor, wappnete seinen Geist, ließ seine eigene Magie beruhigend durch seinen Körper wallend, kraft der ihm gegebenen Fähigkeit zur Heilung bekämpfte er den Schmerz. Den Physischen wie den Psychischen. Doch vor allem Letzteres gelang ihm nicht so recht...
Er hatte verloren, versagt, er war nicht stark genug gewesen. Nun musste er mit den Konsequenzen leben.
Eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg, doch gefror sie, bevor sie seinen Bart erreichte. Er drehte sich vom Fenster weg. Das Eis wuchs, knisternd breiteten sich die Kristalle über allem aus. Über dem Bett, dem Schreibtisch, den Möbeln und der Tür, auch über Corwyns Kleidung. Bald würde auch das Fenster zugefroren sein. Corwyn konnte den Anblick der Sonne nicht mehr ertragen. Die Sonne, der Himmel, Al Shedim und die Menschen. Er wollte jetzt lieber alleine sein...
Das Eis fing an, auf seine Schuhe überzugreifen, Reif bildete sich auf seiner Haut, doch er verspürte keine Kälte. Er verspürte nichts mehr, außer der Präsenz des Stabes und dem dichten Netz der Magie, das in diesem Raum gesponnen ward. Es war alles und nichts, wichtig und unwichtig zugleich. Wichtig? Nein, nichts war mehr wichtig.
Das Schlimmste war, dass es noch viel zu langsam ging. Corwyn wollte, dass JETZT alles zu einem Ende kam. Er ging in sich und versuchte, den Prozess auch mit seiner eigenen Kraft zu beschleunigen. Doch er muste überrascht feststellen, dass er nicht konnte. Irgendwo in ihm schien ein Rest ungebrochenen Widerstandes zu sein. Ein kleiner Teil seines Verstandes war noch nicht verseucht von den Enttäuschungen, der Gier und der Bitterkeit seiner Depression.
Doch er schüttelte vehement den Kopf. Ein schlechtes Gefühl kam in ihm auf, doch er schluckte es hinunter und setzte sich im Schneidersitz auf den frostigen Boden. Sein Blick ruhte auf dem Stab, der in der Mitte der Kammer senkrecht auf dem Boden stand, ohne dass ihn etwas stützte oder ihn jemand festhielt. Es war nur ein weiterer Beweis dafür, dass der Stab seinen eigenen Willen hatte und diesem gnadenlos folgte.
Corwyn zog seine Robe enger um seinen Körper. Er hoffte, dass es bald vorbei war. Er weinte nicht mehr, denn jede Träne gefror, noch ehe sie erschienen war. Er saß jetzt nur noch da und wartete.
Wartete er auf das Ende?
Er wollte noch so vielen Leuten danken. Hârkon und Tylon. Xadoran, Angelina. Tinquilius, Trilo. Melaine und Jail. Molgadir und viele andere Weggefährten, Leidensgenossen und Seelenverwandte traten vor sein inneres Auge. Er sah sein komplettes Leben an sich vorbeiziehen.
Seine Mutter, seinen Vater. Khorinis, Jharkendar und Al Shedim. Die Begebenbeiten im Kingsley-Herrenhaus.
All die vielen guten Freunde.
War das das
Ende
Ryu Hayabusa
25.09.2008, 21:14
Bin ziemlich sprachlos, was Ornlu da heute rausgehauen hat. Konnte mich beim Lesen direkt in den Post hineinversetzen, die Atmo is der hammer:
Seelenruhig spielte ein alter Mann zur Unterhaltung der Gäste auf seinem kleinen Akkordion. Ein Schwall an sich unterhaltenden Stimmen, prasselte von allen Seiten einher. Hörbar, aber nicht deutbar, wenn man sich nicht darauf konzentrierte. Die Luft war geschwängert vom Duft warmer Mahlzeiten, dem örtlichen Kräuterbier und gutem Sumpfkraut. Manchmal klirrte Geschirr. Manchmal vernahm man das Geräusch, wenn ein Humpen auf den Tisch aufsetzte. Manchmal vernahm man auch verrückende Stühle, die eine Last bekamen oder entlastet wurden. Es war ein typischer Abend in der Grünen Krähe, der örtlichen Taverne der Sildener.
Ornlu war auch da. Er war immer dort, wenn er mal wieder etwas Gold, Zeit und den Sinn nach etwas einfacher Zerstreuung hatte.
Aufmerksam beobachtete er einen Reisenden. Seine Kleidung war südländischer, er sprach mit Dialekt, wirkte aber nicht wie die üblichen Halsabschneider. Er wirkte nicht goldgierig, aber umso gieriger nach etwas anderem. Er fragte Aidar aus, doch der Wirt hielt sich eher bedeckt. Man konnte Fremden nicht über den Weg trauen. Als dann sein Name fiel, wurde Ornlu noch hellhöriger. Was wollte der Fremde?
"Ornlu? Es gibt Geschichten über ihm, aber da fragt ihr den falschen Mann, Fremder. Seht ihr den Mann dort? Vielleicht wird er euch helfen können.", meinte der Wirt und verwies den Fremden an Ornlu.
Während der Fremde sich näherte, zwinkerte Aidar Ornlu zu. Gut, das Aidar etwas mehr im Kopf hatte. Der Fremde wich zurück, als Ornlus Augen diesen anstarrten. Furcht? Vielleicht. Ornlu bedeutete mit der Hand, dass der Fremde nichts zu fürchten hatte - noch nicht.
"Seid gegrüsst Herr, ich bin Hosam ibn Muhammad ibn Abd al-Karim ibn Abd al-Wahid. Ich reise um die Welt und schreibe ein Buch, über besondere Menschen die mir auf meinen Reisen begegnen. Der Wirt meinte ihr könntet mir etwas über Ornlu erzählen?", meinte der Fremde und verneigte sich. Ornlu tat selbiges, der Höflichkeit halber.
"Nun...Hos - ich nenne euch einfach Ibn - ist ja schön das ihr ein Buch schreibt, aber wieso sucht ihr diesen Mann auf?", fragte der Druide.
"Bei meiner Ankunft sprach ich mit einem Fischer, Herr. Dieser meinte das dieser Ornlu schon so manches anstellte. So wie er es beschrieb, scheint dieser Mann es wert zu sein in mein Buch zu kommen. Kennt ihr diesen Ornlu, Herr?", fragte der Reisende. Ornlu war etwas überrascht, aber gut - sollte dieser Fremde seine Informationen bekommen.
"Ihr wollt eine Geschichte über Ornlu hören? Dann bestellt besser noch eine Runde oder besser drei. Wisst ihr, es gibt bestimmt 1000 Geschichten über diesen Mann. Jede ist fantastischer als die andere und wenige Menschen können sich glücklich schätzen diesen Ornlu wirklich zu kennen."
"Oh..ohh, Wirt bringt uns eine Runde von eurem Gebräu und haltet die nächste Runde bereit.", rief der Fremde und wandte sich wieder seiner Quelle zu. "...und ihr kennt diesen Mann, da ihr einer der Wenigen seid, Herr?"
"Ob ich Ornlu kenne? Hmm, ich kenne die meisten Geschichten um Ornlu und ich habe ihm gesehen. Das reicht doch?", meinte Ornlu und wartete bis Aidar servierte und der Reisende zahlte.
"Gewiss, gewiss! Zum Wohl!", prostete der Südländer.
"Zum Wohl!", entgegnete Ornlu und stieß an.
"Nun, Herr. Wie heißt ihr und wo wollt ihr mit euren Geschichten beginnen?", fragte Ibn.
"Ich? Glaubt mir es ist besser, wenn niemand meinen Namen hört. Ich könnte hier Feinde haben. Nun ich könnte euch erzählen wie Ornlu ist oder wie seine Geschichte begann.", flüsterte der Druide überlegt und mit einem leichten Lächeln.
"Nun...wenn ihr Feinde habt, ist es wohl besser anonym zu bleiben, Herr. Wie begann Ornlus Geschichte?", fragte Ibn flüsternd. Ornlu nickte, überlegte kurz und begann dann zu erzählen.
"Man weiß nicht wo er geboren wurde und auch nicht wer seine Eltern waren. Ein Jäger fand Ornlu einst bei einem Wolfsrudel. Er war mehr Wolf, als Mensch. Er biss um sich, kratzte, hatte verfilztes Haar und knurrte alles an, was ihm nicht geheuer war.", meinte der Sildener und schmunzelte. Erinnerungen kamen hoch, die er sich aber nicht anmerken ließ.
"Höchst interessant. Ein Kind das bei Tieren aufwuchs. Meine Leser und Gelehrte in ferner Ländern, werden nach dieser Geschichte lechzen. Erzählt weiter, Sohn der Geschichte.", meinte der Südländer erfreut.
"Gerne. Der Jäger nahm Ornlu bei sich auf und hatte lange Zeit gebraucht um das wilde Kind zu vermenschlichen. Nur langsam lernte er zu sprechen und zum Menschen zu werden. Mit den Jahren aber wurde er ein tüchtiger Jäger. Das Wilde, Unbändige blieb aber.", merkte Ornlu an und nahm einen Schluck vom Bier.
"So hat man gar einen Beweis, dass man das Tier aus dem Menschen zwar vertreiben kann, wenn man sich Mühen macht und sich geduldig Zeit - aber niemals vollkommen vertreiben kann. Ja...die Gelehrten werden jauchzen, wenn sie das lesen. Erzählt weiter, Herr.", sprach der Fremde und machte sich Notizen. Es schien so, als ob er das gefunden hätte was er suchte.
"Wie man es nimmt, Ibn. Manchmal soll Ornlu mehr Tier sein, als es gewöhnliche Menschen je sein könnten. Ich würde es nicht pauschal sagen. Was ich euch nicht erzählte, ist dass Ornlu niemals Kontakt zu anderen Menschen hatte. Der Jäger hatte seine Hütte in den tiefen Wäldern Monteras. Zivilisation beschränkte sich für Ornlu auf die Bescheidenheit einer Jägerhütte. Was denkt ihr, was geschah als er zum ersten Mal in Montera war?", fragte der Druide und spielte Ibn den Erzählball zu.
"Er ist manchmal mehr Tier? Erklärt es mir. Und ja, ich vermute er hatte Angst. So wie ein Tier das aus dem Wald in die Stadt kam. Er rannte weg?", mutmaßte der Autor und rieb sich am Kinn.
"Es gehen Gerüchte um, bei denen er in Wolfsgestalt jagt. Ich glaube aber nicht das sie stimmen. Es ist Waschweibergeschwätz. Ein Mensch kann sich nicht in Tiere verwandeln. Ich sah Ornlu und es ist manchmal mehr seine Ausstrahlung und seine Taten, die die Leute mehr denken lassen, als nötig. Zu eurer Vermutung: So in etwa, eure Gedanken gehen in die richtige Richtung. So wie ich hörte - zum Wohl! - so wie ich hörte hielt er einen Schmied für einen Barden der laute Musik machte - er nannte dies Metall. Goldmünzen waren für Ornlu vom selben wert wie Kieselsteine, die vielen Menschen machten ihm Angst und ein Pferd hielt er für einen Hirsch ohne Geweih. Als es dann Ärger gab, flüchtete er und konnte von niemandem gefasst werden. Ihr seht, es war alles andere als gut, Ornlu mit der Zivilisation zu konfrontieren, aber es musste ja eines Tages passieren.", erzählte der Jäger nachdenklich und blickte Ibn an. Der Südländer lächelte und machte sich Notizen.
"Herr wie ging es weiter? Wie kam er hierher?", fragte der Fremde stets in dieser höflichen, gebildeten Art.
"Am selben Tag noch wurde Montera angegriffen. In der Nacht kamen Rebellen in die Jägerhütte und ermordeten den Jäger, der Ornlu aufzog. Für einen Sack Mehl. Am Morgen dann kamen die Orks und versklavten den armen Burschen. Stellt euch vor. Ihr lebt fern der Zivilisation, trefft an einen Tag dann auf ihre vielen Seiten und bekommt innerhalb von einen Tag, das Vertrauteste und die Freiheit genommen. Ornlus Groll gegen all dies war immens und doch war er nur Sklave auf einem Hof. Einzig einer Hündin vertraute er. Er zog sich soweit es ging zurück von den Menschen. Dann eines Tages wurde der Hof von Rebellen angegriffen und eingenommen. Die anderen Sklaven kamen mit ihnen, doch Ornlu wollte es nicht. Er flüchtete auf eigene Faust. Auf der Flucht konnte er etwas mit seiner Vergangenheit abschließen. Er brachte die Rebellen um, die seinen Ziehvater umbrachten und erlangte seine Freiheit wieder. Die Jägerhütte stand jedoch nicht mehr und so wollte er beginnen sein Leben zu leben. Er bereiste die Küstenregion und hatte nur Ärger mit den Orks. Einzig in Silden fand er die Freiheit. Es dauerte zwar bis er sich entschloss dort zu bleiben, es scheint aber, dass er mit der Lebensart hier mehr und mehr zurecht kam.", mutmaßte Ornlu obwohl er ja wusste, dass es eben so war. Letztlich hatte er wirklich mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Rache machte schwach und blind. Dummköpfe wollten ihr Leben lang sich rächen. Seine Geschichte wurde mit der Ankunft in Silden neu geschrieben.
"Interessant. So beginnen die ersten Schritte eines Helden. Freiheit, Leben, Hass, Zerstörung, ein Mensch zwischen den Fronten, Abenteurerdrang und das finden einer Gemeinschaft. Es klingt jetzt schon so, als wäre dieser Ornlu immer zu höherem bestimmt. Wie ging es weiter. Bitte erzählt mir alles, Herr. Ihr wisst ja ziemlich viel über Ornlu. Er scheint nahezu eine Legende zu sein!?", behauptete Ibn und machte Ornlu innerlich doch verlegen wie ein Schulmädchen. Er und Legende. Äußerlich schmunzelte er lediglich und antwortete.
"Vielleicht..nun Silden ist klein. Da bekommt man Geschichten mit, wenn man die richtigen Quellen hat. Ich hoffe euch stört nicht das ich jetzt einen Stängel rauche?" - "Raucht so viel ihr wollt. Erzählt mir aber mehr."
"Gut. Denn es geht so weiter, wie ihr wohl vermutet. Ornlu begann langsam zu jemandem zu werden. Im letzten Jahr im Sommer nisteten sich Banditen in den Wäldern ein. Dort half er den Waldläufern. Da begann es, ehe er beim berühmten Schwertmeister dieses Ortes das Kämpfen lernte. Dann ging es Schlag auf Schlag. In Al Shedim bot er einen grandiosen Kampf beim Arenaturnier. Er rettete so manche Jungfer und wurde in Silden immer bekannter. Mit dem Tag, an der er der Magie kundig wurde, begann er sich zu wandeln. Seinen Weg zu finden. Langsam, aber er war nicht mehr dieser naive Bursche.", meinte der Druide und erinnerte sich an die ersten Tage mit der Magie. Sie waren furchtbar, wie die Pubertät für so manchen.
"Wie kam er zu der Magie? Ich vermute nicht auf gewöhnliche Weise?", fügte der Reisende an und machte sich noch Notizen, während in der Taverne die Säufer begannen ein Lied auf Silden zu singen.
"Da habt ihr recht. Ornlu und gewöhnlich, passen zusammen wie Feuer und Eis. Eine rothaarige Hexe jagte ihm eines Nachts auf einer Mission. Scarlett hieß sie und trieb Ornlu regelrecht, inmitten eines Rituals mehrerer Goblinstämme herein zu platzen. Bei seiner Flucht fiel er in ein magisches Feuer, ehe seine Kampfgefährten ihm da noch rausholen konnten. Der 'magische Schock' weckte die Magie in Ornlu. Manch einer meint das Ornlu niemals hätte damit konfrontiert werden dürfen. Ornlu hat das Herz eines Kriegers, nicht eines Magiers.", erklärte der Jäger, blickte zu den singenden Säufern und lächelte. Nicht, weil sie so lustig waren, sondern er sich an den perlweißen, untoten Goblin namens Peeeeter erinnerte, ehe er diesen in Stücke schlug. Die Tarnung wirkte.
"Durchaus, durchaus. Die Frage ist - bestimmt das Schicksal die Bestimmung oder die Bestimmung das Schicksal. Wäre Ornlu auch der Magie kundig geworden, wenn er nicht auf diese..Hexe gestoßen wäre?", fragte der offenbar Gelehrte.
"Eine gute Frage, auf die man nur spekulieren kann und doch ist das was Ornlu wurde, dass was Ornlu einfach ist. Würdet ihr ihm sehen, wüsstet ihr das Ornlus Bestimmung sich erfüllt hat.", meinte der Sildener bedächtig.
"Ein mächtiger Magier mit Kriegerherz, Herr?", ratete der Geschichtenschreiber.
"Ein Druide, Ibn. Ein Druide um den sich tagtäglich mehr Geschichten zu ragen scheinen, so wie ich hier ab und an höre. Solltet ihr jemals auf Ornlu treffen, nennt ihm nicht Magier. Er sieht sich als Druide.", erklärte der Stabkämpfer.
"Verstehe, Herr. Und was ist nun der Grund wieso sich um Ornlu tausende von Geschichten ragen? Ein jeder Mann lebt und erlebt Dinge. wie wurde er zum Druiden.", meinte der Fremdländer.
"Beide Fragen stehen in einen bestimmten Zusammenhang. Aber lasst mich einfach fortfahren, während ihr die nächste Runde bestellt. Dann wird es euch klar erscheinen.", sagte der Druide und leerte den Humpen.
Der Südländer nickte, ehe wieder Kräuterbier bestellt wurde. Ja, Ornlu ließ sich heute fürs Kehle trocken reden gut bezahlen.
"Ihr wolltet wissen wie Ornlu Druide wurde und wieso er eben was Besonderes zu sein scheint? Wie soll ichs erklären. Er ist immer da, wo es brennt wie es scheint. Diese Aktivität bringt den Burschen irgendwie in jede Geschichte. Manche würden sagen er opfert sich beherzt für seine Gemeinschaft auf, er aber wird sie auslachen und meinen das er nur tut, worauf er Lust hat. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Wahrheit ist bei Ornlu auch nur schwer zu erfahren. Eine der bekanntesten Geschichten kamen zutage, als er blutüberströmt und dem Tode nahe um Silden gefunden wurde. Jene die Ornlu an diesem Tag sahen, sahen etwas anderes in ihm, neben der riesigen Bisswunde eines monströsen Wolfsgebisses. Es scheint, dass Ornlu ab da sich ein weiteres Mal änderte. Seither wurde er anders, manche sagten er wäre verflucht und manche meinten er hätte etwas mit bösen Geistern am Hut. Fakt ist jedoch niemand wusste wirklich wohin sich Ornlu dann aufmachte. Was dann alle wussten, war das er als Druide zurück kam. Von da an häuften sich Gerüchte. Sowohl positiv, als auch negativ. Die Antwort kennt nur er.", gab Ornlu als Antworten auf die Fragen.
"Dieser Ornlu ist wahrlich ein Zeitgenosse mit Geschichte. Wisst ihr mehr über diese Geheimnisse? Sie würden mich sehr interessieren.", meinte der Südländer wissbegierig.
"Geheimnisse? Hmm..." - "Nein, ich kann euch nichts genaues sagen. Es gibt jedoch nicht nur Adanos, dem die Leute hier folgen. Der Bezug zur Natur, macht sie attraktiv für Naturgeister. Erste Kinder Adanos. Manch Sippe folgt einem hier und manch Sippe folgte einst auch welchen, die den anderen Menschen mehr Angst machten.", entlockte der Druide kühl.
"Ihr wollt mir sagen, dass Ornlu was verbergt, Herr? Die Quelle seiner Macht?", behauptete der Autor.
"Möglich ist viel. Stellt euch vor er würde einem Wesen folgen, dessen Absichten in den Augen mancher böse sind. Die alle im Zwielicht liegen und Ornlu mit Macht nähren. Wäre aber nicht klug, wenn er das hier so herausposaunt. Darum sammeln sich manchmal eben Gerüchte. Ich habe Ornlu in Aktion gesehen und seine Macht ist groß.", antwortete Ornlu selbstsicher und bluffte bei manchem gekonnt.
"Das heißt Ornlu folgt etwas Bösem? Ist er so?", stach der Geschichtenschreiber nach.
"Er folgt nur sich selbst und das er etwas Bösem folgt habt ihr gesagt. Ich vermute es nur, wie viele andere. Dieses Mysterium um Ornlu macht ihm wohl unberechenbar. Ornlu ist ein Mann wie ihr und ich. Es sind aber seine Taten, die für seinen Weg stehen. Er geht einen Weg der Stärke, nicht des Mitleids. Seht Ornlu als Gesetz der Natur und ihr wisst, bei richtiger Deutung, dass seine Taten extremer sind und dadurch auch Aufsehen bewirken. Aufsehen das womöglich diese vielen Geschichten um diesen Druiden ziert. Es sind die Leute die sie erzählen, nicht er.", erläuterte der Stabkämpfer.
"Doch je größer sie wirken, umso mehr fürchtet und achtet man Ornlu. So werden Zwerge zu Riesen. Obwohl sie nur gewöhnliche Leute unter Leuten sind. Kein Wunder das sich dann 1000 Geschichten um diesen Mann schüren.", philosophierte der Reisende und lächelte Ornlu an.
"Vielleicht habt ihr recht, vielleicht ist Ornlu aber doch diese Gestalt aus den vielen Geschichten. Die Wahrheit kennt nur er, aber es ist gut das er solch einen Ruf trägt. Genauso wie andere örtliche Helden. Das Leben hier wäre sonst vermutlich öde und ein Reisender wie ihr, würde nach Uglatz Fettwampe unseren Dorfmetzger fragen. Kein Material für ein packendes Buch.", gab Ornlu zu verstehen.
"Da habt ihr recht. Ihr sagt aber die Geschichten stimmen?", fragte Ibn prüfend.
"Nicht alle, aber ich kenne jene die stimmen. Der Abend ist noch jung. Wollt ihr hören wie der große Ornlu einmal einzig für einen sterbenden Baum den Kampf gegen Holzgolems bei einer magischen Quelle aufnahm? Oder mehr, welch Abenteuer er auf Khorinis erlebte? Vielleicht die Abenteuer mit seinen Kampfgefährten Ryu und Griffin? Oder seiner einzigen Liebe Jail? Ich könnte euch auch etwas über Ornella die Bauchtänzerin erzählen und wie sie mit Kampfgefährten eine Freundin rettete. Ha! Ich weiß was. Ich werde davon beginnen euch von Ornlu und Adanos besoffenen Bruder Char zu erzählen! Ich habe mir vieles aus erster Hand erzählen lassen. Seid euch der Wahrheit gewiss.", bot Ornlu an und ahnte schon, dass es noch ein langer Abend werden würde. Aber seis drum. Selbst wenn er 2000 Geschichten erzählen müsste. Er hatte heute seinen Spaß.
:eek:Amazing Ninja-Master Ryu:D
Superluemmel
26.09.2008, 00:46
Faule Seegurke
25. September i.n.R.A.d.L.d.W.e.h.*
Irgendwo auf dem Meer
Langsam fuhr die Spitze der Klinge über das raue und von Splittern übersäte Holz der Reling. Hier und da biss sich der polierte Stahl in das feuchte Holz, kratzte einige Splitter heraus und verharrte.
Geistesabwesend starrte Taeris in den sich allmählich lichtenden Nebel. Die feinen Wassertröpfchen aus denen er zu bestehen schien krochen ihm in die Nase, kitzelten beinahe, wenn man es sich lange genug vorstellte. Ein Krautstängel wäre jetzt gut gewesen. So dachte Taeris jedenfalls. Warscheinlich hätte er doch keinen geraucht, selbst wenn er einen gehabt hätte. Der Geschmack von Eisen lag auf seiner Zunge. Dieser Geruch… diese eigenartige Luft, wenn sie von Leid, Tod und Blut getränkt war. Sie hinterließ diesen Geschmack. Nach jeder Schlacht, nach jedem größeren Kampf…und jedes Mal, wenn er von Verletzten und Toten umgeben war.
Wieder grub sich die Klinge des Messers in das Holz. Dies alles war so dermaßen sinnlos. So himmelschreiend unnötig, dass es kaum in Worte zu fassen war. Und egal wie oft er aus solchen Situationen heraus gelang, es war jedes Mal das selbe. Man fühlte sich leer, dumm und vollkommen unfähig irgendetwas an der Gesamtsituation ändern zu können. Vermutlich hätte er tatsächlich keine Lust auf einen Krautstängel gehabt. Nichtmal wenn er einen ganzen Beutel davon dabei gehabt hätte.
“Hast du sowas schon mal gesehen?“
Es war die Stimme einer Frau, die neben ihm erklang. Taeris wollte schon die Augen verdrehen und irgendetwas schnippisches auf Florences Kommentar entgegnen… doch es war nicht Florence.
Es war die zierliche, fast zerbrechliche Gestalt einer jungen Frau. Verfilztes braunes Haar floss ihre Schultern hinab und rahmte ihr kantiges Gesicht ein, das Taeris zweifellos gesehen hätte, hätte er sich ihr zugewandt. Doch er erinnerte sich auch so.
“Wenn du mit „sowas“ arme Teufel meinst, die ohne Betäubung ihr inneres nach außen geholt kriegen…“
murmelte Taeris leise vor sich hin und schnitzte abwesend irgendetwas nicht näher definierbares in das Holz der Reling.
“…dann ist das ne ziemlich dumme Frage würde ich sagen.“
fügte er hinzu und pustete einige Holzspäne in das Nichts, durch das das Schiff zu gleiten schien.
Rowen lehnte sich seufzend neben ihm an die Reling und blickte hinunter ins Nichts.
“Aber ich hab´ noch nie gesehen, wie sich einer von denen selbst…“
Er brach ab und schüttelte den Kopf. Sie schwiegen, starrten vor sich hin. Taeris hatte seine Schnitzarbeiten bisher nicht eines Blickes gewürdigt und arbeitete trotzdem verbissen daran, als ob er nicht damit zufrieden war.
“Du gehörst hier überhaupt nicht hin, oder?“
sprach sie leise und sah zu ihm herüber. Seufzend hielt Taeris schließlich inne und wollte das Messer einfach in das Nichts werfen, ehe ihm einfiel, dass er es womöglich noch brauchen würde. Resignierend sah er zu ihr hinüber und sah ihr in die Augen.
“Das musst du gerade sagen…“
Ein junges Ding, das vielleicht 17 oder 18 Jahre zählte und so unschuldig drein blickte wie ein Lamm, das gerade das Licht der Welt erblickt hatte…fragte einen griesgrämigen abgehalfterten und Wettergegerbten Haufen Elend, ob er an Bord eines „Seegurke“ getauften auseinander fallenden Kahns voller Toter und Verletzter, ob er hier her gehörte… Taeris hätte laut gelacht, wenn er nicht Taeris und nicht zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort gewesen wäre…
Aber sie hatte recht.
Er hatte hier nichts zu suchen. Die Frage die sich jedoch stellte war, wo er denn dann etwas zu suchen hatte. Ihm wollte kein Ort einfallen, an der er tatsächlich hingehörte. Nach Nordmar? In den Feuerclan, den er gemeinsam mit den anderen befreit hatte? In das völlig heruntergekommene und verwahrloste Khorinis? An die Seite dieses seltsamen Kerls, der gerade erst in seinen eigenen Eingeweiden herumgestochert hatte und Ziele verfolgte, die Taeris inzwischen vollkommen entgangen waren? Oder doch in irgendeine Kneipe im Hafen irgendeiner Stadt, wo er sich den Verstand mit einem Bierkrug nach dem anderen mürbe trinken konnte.
Es gab keinen solchen Ort. Und es gab wahrscheinlich keinen schlimmeren und niederschlagenderen Gedanken, als diesen.
Keiner von ihnen sprach. Es gab eigentlich nichts hinzuzufügen. Ihnen wurde klar, das sie sich diese Frage stellen konnten und dass sie beide keine Antwort darauf wussten.
Nichts war zu hören. Nur das bedrohliche Knarren der Holzplanken und das leise Schwappen der Wellen im Nichts, welches das Schiff umgab.
*= irgendwann nachdem Rhobars Arsch das Licht der Welt erblickt hat
Griffin - die Bestie erwacht. (30.09.2008)
Ein Waldläufer, in dem der Geist des Waldes beginnt zu erwachen. Ein Fluch anstatt ein Segen und der Anfang von noch unbekannten Fähigkeiten. Lest einfach selbst.
Rückblick:
Griffin roch das Blut. Er roch es, wie er es noch nie in seinem Leben gerochen hatte. Überall an seinen Händen klebte das Blut aus Kalyvalas Wunde und der köstliche Duft von frischem, reinem Blut stieg dem Krieger in die Nase. Er nahm das Blut anders wahr, als er es jemals wahrgenommen hatte. Er brauchte seine Hände nicht an die Nase zu führen, um zu riechen. Er roch das Blut… alles, was dem Hüter vorher nie aufgefallen war, was er niemals wahrgenommen hatte… niemals hätte wahrnehmen können erschien ihm jetzt natürlich. Gedankenabwesend starrte der Krieger auf seine Hände, drehte sie rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. Kurz blitzten die Augen des Hüter blitzten für einen kurzen Augenblick bestialisch wild auf und unterbewusst leckte Griffin sich die Eckzähne. Der Geruch von Blut, so wie er ihn in diesem Moment wahrnahm, war auf eine seltsame… fast schon verstörende Art und Weise erregend. Keineswegs sexuell erregend, aber Lebensgeister, die der Waldläufer für nicht vorhanden gehalten hatte erwachten in ihm. Er spürte deutlich, wie das Wasser in seinem Munde zusammen lief, wie er nach dem Geschmack von Blut lechzte und wie diese Triebe langsam aber sicher überhand gewannen. Nur mit Mühe und Not konnte er sich davon abhalten seine Hände abzulecken oder gar Kalyvala an seine Wunde zu springen und dort das herauslaufende Blut aufzufangen und zu trinken. War dies das Geheimnis, von dem Meister Faun gesprochen hatte? Das Geheimnis, das Hütern zuteil wurde, wenn sie sich als würdig erwiesen hatten? Mehr Fluch als Segen? War das große Geheimnis der mächtigsten Krieger des Waldes schlicht und ergreifend, dass sie wie wilde Tiere nach Blut dürsteten? Dass sie wie Wölfe vom Geruch des Blutes angezogen werden? Ihre innersten Triebe die Gewalt über den Körper an sich zu reißen drohten? Erneut leckte der Südländer sich die Eckzähne und sah sich verstört um. Erst jetzt merkte er, dass er sein Schwert weggesteckt und sich hingehockt hatte, um den Verwundeten zu helfen.
Der Hüter bebte. Bebte von oben bis unten, es gab keinen Muskel, keinen Nerv, keine einzige Faser an seinem Körper, die in diesem Moment nicht bebte. Bebte vor Anspannung. Anspannung, die aus einem heftigen Kampf im Inneren des Südländers tobte. Auf der einen Seite waren da die neu erwachten Gefühle, die Griffin mit einer fremden Stimme und einer fremden Sprache ins Ohr säuselten, er solle sich den Emotionen hingeben, solle die Kontrolle über seinen Körper für einen kurzen Augenblick nur aufgeben. Und obwohl der Krieger die Sprache nicht kannte, verstand er jedes Wort. Und obwohl er den Sprecher nicht kannte, schien es ihm, als würde er ihn schon sein gesamtes Leben lang kennen. Auf der anderen Seite war da die Willenskraft des Hüters. Er wusste, dass er sich nicht hingeben durfte, dass er sich kontrollieren musste. Wieso… das wusste Griffin ebenfalls nicht. Er wusste nur, dass er es musste… Es zehrte an seinen Energien, die aufkeimenden Gelüste zu bekämpfen. Sie zurückzuschlagen und versuchen sie in einen Käfig zu sperren. Seinen Körper zu zwingen genau so zu verharren, sich nicht zu rühren. Den einen Gedanken immer und immer wieder zu verdrängen. Der Gedanke an Blut. Frisches, warmes Blut. Blut, wie es die Zähne des Bogenmeisters rot färbte, wie es auf der Zunge schließlich die Erregung zur Ekstase steigerte. Blut. Wie es den Rachen des Kriegers herunter lief, ihn von innen wärmte und das ungeahnt vertraute Gefühl des absoluten Wohlseins auszulösen. Blut… Einfach nur Blut.
Panisch. Panisch war wohl das Wort, mit dem man den jungen Südländer in diesem Moment am besten beschreiben konnte. Panisch lief er umher, sprang an die Decke und klammerte sich an Stützbalken fest. Sprang der Länge nach über Betten, sprang gegen Wände und drückte sich mit ungeahnten akrobatischen Fähigkeiten wieder ab. Sprang in die Luft und krallte sich am schwingenden Kronleuchter fest. Panisch rasten die Gedanken im Kopf des Kriegers herum. Jegliches logische Denken war ausgeschaltet und er handelte zufällig, unbewusst… instinktiv. Panikerregend schnell raste sein Herz. Unaufhaltsam pumpte es Blut in ungeheurem Tempo durch jede Vene, jede Arterie in jeden Winkel in den Körper des Wildgewordenen. Sein Atem raste mindestens so schnell wie auch sein Herz. Versorgte jeden Muskel mit soviel Sauerstoff, wie sie selten gehabt hatten. Panisch blickte der Hüter in jede Ecke des Raumes. Er sah alles und doch war alles anders als vorher. Regungslos hockte Griffin auf einem der Betten und hob die Nase in die Luft. Er roch alles so, wie er es gestern Abend gerochen hatte. Den Schweiß der Kämpfer, das Blut, Körpergerüche, die er bis dahin niemals hatte wahrnehmen können. Er hörte… hörte das Blut in seinem Kopf rauschen und einen panischen, hektischen, unregelmäßigen Atem. Seinen Atem. Er fühlte… fühlte die raue Oberfläche der Holzdielen, fühlte jede Vertiefung, jede Erhebung und all das, was er vorher nie wahrgenommen hatte. Der Hüter fühlte auch dieses unbeschreibliche Hämmern, ein Dröhnen in seinem Kopf. Sein Gehirn selbst schien zu explodieren.
Wumm! Mit einem lauten Knall landete der Kopf des Kriegers samt daran haftendem Krieger an der stabilen Holzwand. Irgendetwas… Irgendjemand… hatte ihn gepackt und mit voller Wucht gegen die Wand geworfen.
Verstört, benebelt und unsicher rappelte Griffin sich auf, öffnete die Augen und sah alles, wie es sein sollte. Er sah alle ihm bekannten Farben klar und deutlich. Erkannte die Braunen Haare seines Einhandlehrmeisters, erkannte das gleißend helle Sonnenlicht durch die Fensterscheiben brechen und sah den goldbraunen Sand draußen in der Wüste. Er hörte… nichts. Sein Atem ging ruhig und kontrolliert, so wie er es gelernt hatte. Sein Herz schlug rhythmisch stets denselben Takt. Immer und immer wieder. Griffin roch nun nicht mehr den Schweiß oder das Blut. Er roch im Grunde nichts mehr. Er fühlte auch nicht mehr die einzelnen Beschaffenheiten der Holzdielen. Einzig die schrecklich hämmernden Kopfschmerzen waren geblieben. Die Kopfschmerzen und das stete Gefühl der Leere. Das Gefühl, dass das was er eben Gefühlt hatte schon immer da gewesen war und Griffin nun in eine Welt der Nicht-Wahrnehmung geschmissen wurde. Alles fühlte sich so seltsam dumpf an. Alles war so geruchlos. Und die Farben, die schrecklich vielen, bunten, grellen, matten, dunklen Farben, die der Hüter nun wahrnahm verstärkten die Kopfschmerzen.
»Deine Augen…«, brachte der Hüter mühsam und gequält hervor. Lange hatte es gedauert, bis er aus all den Sinneseindrücken, all dem Wissen, all den Emotionen das gefunden hatte, was er brauchte. Worte. Einfache Worte. Der Hüter hatte noch nie so lange gebraucht, um Worte zu finden. Aber er hatte auch noch nie so viel in seinem Kopf herumgeistern gehabt wie in diesem Augenblick…
Dann sackte der Krieger ohnmächtig in sich zusammen. Alles um ihn herum war verschwunden… bis auf die Kopfschmerzen.
Ronsen am 5.10, sein letzter Beitrag als Schmied und ist es meiner Meinung nach wert hier zu stehen.
Die letzten Nähte.
Ronsen rollte einen langen Faden vom Garnballen, das stumpfe Werkmesser ritzte das Ende ab, sodass er ihn mit der Nadel in das Leder einarbeiten konnte. Es war nur eine leichte Lederkleidung, die er speziell für Hiroga unter da Kettenhemd legte, damit das Metall nicht zu stark an seiner Haut kratzte. Es war auch das letzte Einzelteil, was er noch für die Rüstung zusammenschusterte, das letzte Snapperleder, was er in Reserve hatte, wurde heute aufgebraucht.
Der letzte Draht.
Es war keine wirkliche Hürde, die nun an Hirogas Körpergröße angepassten Kleidungsstücke, das Lederhemd und das Kettenhemd, zu einem Gewand zu verarbeiten. Stundenlang hatte Ronsen an den Ringen des Kettengeflechts gearbeitet, sich die Hände wundgescheuert; die Apparatur mit den Drähten hatte schon zu Quietschen begonnen, aber er holte noch den letzten Funken Leben aus ihr heraus. Es war ein schönes Kettenhemd, reichte bis an die Hüften, ganz edler Stahl. Ronsen verband die Stücke mit Nähten und Drähten.
Die letzte Platte.
Gestern hatte er noch am Brustpanzer gearbeitet. Hatte den Stahl am Schmiedefeuer erhitzt und schließlich am Amboss zurechtgeschlagen. Es war eine schweißtreibende Arbeit, wohl der anstrengendste Teil einer jeden schweren Rüstung. Doch was hatte Ronsen diesem Muskelaufwand nicht zu verdanken? Seine Arme waren kräftiger denn je. Nie hätte er sich früher überhaupt zu träumen gewagt, eines Tages die Panzerplatten der königlichen Garde zu schlagen. Selbst als kleiner Rüstungsschmied auf Khorinis war er in seiner kleinen, schönen Welt geblieben, hatte sich mit den Lederrüstungen ein blühendes Geschäft erarbeitet. Eine Menge, wunderschöne Erinnerungen lagen darin. Doch sie verblassten mit den Jahren, die Zeit der Sorgenfreiheit würde nie zurückkehren. Jetzt war er der Admiral. Und er hatte eine Menge Pflichten.
Das letzte Gelenk.
Ronsen setzte den Brustpanzer mit den Schulterplatten und dem Kettenhemd zusammen. Die Rüstung glänzte im matten Schein der Sonne, welche durch weit geöffnete Fenster strahlte. Eine dicke Staubschicht war auf den Regalen zu sehen. Hier hatte er wirklich ewig nicht mehr gearbeitet. Die Werkzeuge lagen unordentlich auf dem Werktisch herum, er hatte aich kaum mehr Mühe gemacht, etwas im Voraus zu fertigen, daher waren alle Regale, wo hätten fertige Sachen liegen können, auch leer.
Noch ein Schmunzeln.
Denn das hatte er sich verdient, nach all den Monden, all den Jahren der Arbeit. Und das war übrig. Eine Lotterbude wie man keine königliche Schmiede nennen durfte. Alles Leben schien hier verloschen. Die Kohlen im Feuer waren ausgeglüht; die Werkzeuge waren von blutrotem Rost zerfressen. Doch eine Rüstung glänzte noch im Sonnenlicht. Und Ronsen durfte wirklich schmunzeln. Was er die letzten Tage noch einmal geleistet hatte, war ein krönender Abschluss. Er hatte alles herausgeholt, was noch zu machen war. Und darauf konnte er stolz sein, ebenso wie auf all die Rüststücke, die er in der langen Zeit geschaffen hatte. Er war ein wichtiger Part der Garde gewesen, doch war ein anderer nun an der Reihe. Der Zyklus musste sich schließen, die Soldaten hatten etwas besseres verdient. Vielleicht den Odinson, ja, Ronsen musste es seinem Waffenbruder noch klar machen; der war in Nordmar, der wusste nicht um das, was in der Heimat geschah. Aber das hatte ja noch Zeit.
Die letzte Rüstung.
Und sie spiegelte das Leben eines stolzen Schmiedes wieder...
Hier ein sehr schöner Post von Hiroga. Ich hab ihn gerne gelesen und ich finde, dass er es wert ist, nun hier zu landen.
"Du wirst mich doch nicht ernsthaft beobachten wenn ich Wasser lassen geh, oder?", fragte er und hob eine Augenbraue. "Bei Innos ich hab keinen Bock zu in Ketten zu schlafen, da hau ich lieber noch heut Nacht ab.", grummelte er als der Soldat keine Antwort gab. Er war zufrieden. So seltsam es auch klingen mochte er war zufrieden. Eine grimmige Zufriedenheit erfüllte ihn. Die Magier wollten ihn also aus der Stadt haben.Gut, fein, sollten sie ihn doch rausschmeißen. Wenn Cobryn etwas an jenen fähigen Männern lag, die mit ihm Vengard verteidigt hatten und die überlebt hatten ohne sich in ihren Löchern zu verkriechen würde er dies nicht einfach so missbilligen. Doch er würde gehen. Innos hatte ihn vor Schlimmerem bewahrt, es war seiner Gütigkeit zu verdanken, dass die oberste Feuermagiern sich nicht davon hatte beirren lassen wer ihn an den Galgen bringen wollte. Dragan war ein Novize, ein Diener des Ordens und wenn Innos weiter hin Gerechtigkeit wallten ließ dann würde dieser Hund beim Versuch die Prüfung zu bestehen umkommen. Elendig verdurstet in der Wüste...erfrohren in Nordmar, von Orks erschlagen oder von wilden Bestien gefressen. Innos hatte dieses Urteil für ihn bestimmt und er war zufrieden. Die Magier würden schon sehen was sie davon hatten.
"Und du?", fragte er während er seinen großen Beutel bereit machte mit geheucheltem Interesse, "Was wirst du jetzt so machen? Du siehst nicht gerade jemand aus wie ein Gardist. Was bist du? Ein Waffenknecht? Ich hab dich in der Kaserne noch nicht gesehen...oder sogar ein Anwärter dem sie ein Schwert in die Hand gedrückt haben? Nein das wäre zu einfach für mich und das wissen sie. Oder auch nicht? Aber mal ganz im Ernst, bringt mir ja nichts wenn ich dir eine verpass. Dann suchen die mich erstmal und dann...gibt's richtigen Stress.", sagte er halb an sich gewandt, halb an den Kerl der ihn bewachsen sollte. Gemächlich legte er den Beutel bei Seite und ging zu seiner Truhe hinüber.
"Du hast jetzt die Wahl: Du kannst mir beim Tragen helfen und heute wenigstens eine Sache machen auf die du stolz sein kannst. Oder, du hilfst mir nicht tragen und du stehts gleich vor einem äußerst schlecht gelaunten Admiral der geweckt wurde und den Lärm mit dem dies geschehen ist hast auch noch du zu verantworten. Also?", meinte er und ein höhnisches Grinsen zierte sein durch die Ereignisse der letzten Tage grimmiger wirkendes Gesicht.
Mit einem leisen Knurren packte der Soldat den Griff an einer Seite der Truhe und hob sie gemeinsam mit Hiroga an.
"Falls du wissen willst was drin ist...", setzte er an und machte eine bedeutungsvolle Pause, "...Gold!" Sein Grinsen wurde ungleich diabolischer und er stieß die schwere Tür mit seinem Fuß auf. Vermutlich hätte er die Truhe auch allein Tragen können, doch wollte er seinen, für eine ungewisse Zeit, letzten Abend in Vengard genießen und dem Soldaten der ihn bewachsen sollte jenen Abend möglichst versauen. Mit einem Kopfnicken grüßte er die Wachen kurz, die den Eingang zur Burg bewachten. Sein Ziel war ein kleines (zumindest im Vergleich zu den anderen Bauwerker hier) Steinhaus. Grinsend ließ er seine Faust gegen die Eingangstür hämmern. Ein Rumpeln war zu hören, dann ein widerwilliges Murren. Die Tür öffnete sich und Ronsen starrte ihn mit einem nur schwer zu beschreibenden Blick an.
Noch bevor ihm der Admiral seinen Zorn über die Störung entgegenschmettern konnte erhob der Gardist das Wort und deutete auf die Kiste.
"Bevor du was sagst, es ging nicht anders. Hier ist dein Gold, ich hab nicht viel Zeit. Muss weg, geht nicht anders!", beteuerte er und stellte die Kiste vor den Füßen des Paladins ab.
"Hab nachgezählt nachdem wir den Preis ausgemacht haben. Ich hoffe dein Vertrauen in mich reicht noch um mir zu glauben, dass es genug ist. Viel mehr hab ich eh nicht mehr!", setzte er nach und präsentierte dem Rüstungsschmied den Inhalt indem er den Deckel der Truhe öffnete. Der Kopf des Admirals wippte ein Mal nach Vorn.
"Kann ich rein kommen?", meinte der Schwarzhaarige dann mit einer etwas bedrücktereren Stimme. Noch einmal nickte sein ehemaliger Lehrmeister und bedeutete dem Soldaten vor der Tür zu warten.
"Ich muss für 'ne Weile raus aus Vengard. Hab Ärger mit den Magiern. Ist 'ne lange Geschichte. Danke, dass du mir die Rüstung gemacht hast. Ich denke ich kann sie gut gebrauchen und ich bin froh, dass dein Werk mein Leben irgendwann retten wird und nicht das Werk irgendeines Idioten. Weiß nicht ob ich wieder zurück komm. Hoffe es. Wollte nochmal..." , murmelte er und wich den Blicken des Paladins aus. "...Danke sagen!", beendete er dann den Satz und griff nach der Rüstung die Ronsen für ihn angefertigt hatte. Es war ein wirklich wunderschönes Stück. Die unterste Schicht bestand aus dünnem Leder, dass seinen Körper vor den unangenehmen Reibungen durch das Kettenhemd schützen würde und zugleich ein wenig für Wärme sorgen. Die Ringe des Kettenhemdes versprachen guten Schutz. Schutz, der sein Leben retten konnte. Ebenso stabil und sauber gearbeitet wirkte der Rest der Rüstung. Der Brustpanzer, die Arm- und Beinschienen.
"Nicht nur für die Rüstung...für alles. Ohne dich wäre ich nie soweit gekommen, hätte ich nie den Krieg überlebt. Dafür...für all das...möchte ich dir danke sagen!" Ohne ein Wort des Paladins abzuwarten nahm er so viel der Rüstung wie er tragen konnte und winkte die Wache herbei. Diesmal bat er ihn höflich ihm zu helfen, sein Gesichtsausdruck sprach Bände, so willigte der Mann ein. So leise wie möglich trugen sie die Rüstung über den Burghof, gelangten schließlich zur Vorburg und zu seiner kleinen Schmiede.
Meine Schmiede..., dachte er wehmütig. Seine Zufriedenheit und provokante Art war zum Schluss doch noch Wehmut und Trauer gewichen. Er bot dem Soldaten einen Stuhl an während er die Rüstung auf einen Rüstungsstände hievte. Dann holte er ein Pergament, seine Schreibfedern und ein Tintenfläschen aus dem Wandschrank, setzte sich an den nur von einer Kerze erhellten Tisch und entkorkte das kleine Fläschen. Lautlos berührte die Spitze der Feder die dunkle Flüssigkeit und saugte sich damit voll. Dann wanderte sie zu dem Pergament hinüber, über das sie mit einem leisen Kratzen glitt.
Danrius, Ich Die Federspitze hob von dem alten Papier ab und verharrte in der Luft. Was sollte er schreiben oder besser gesagt, wie sollte er es schreiben? Noch einmal setzte er zu einem Versuch an.
Danrius,
Ich hoffe du bist nicht enttäuscht von mir. Ereignisse, die ich längst vergessen glaubte haben mich eingeholt und ich bin gezwungen die Stadt für eine ungewisse Zeit zu verlassen. Innos verlangt dies von mir und so will ich mich seiner Prüfung stellen. Vielleicht dauert er Wochen, vielleicht Monate, vielleicht Jahre oder vielleicht wird es nie geschehen, dass ich zurückkehre. Deshalb möchte ich dir mit diesem Brief sowohl meine Schmiede und alles in ihr, als auch mein Pferd vermachen. Dies sind meine Besitztümer die ich in Vengard zurücklasse. Es fällt mir nicht leicht, doch es ist nicht vermeidbar. ich möchte dir danken für deine Freundschaft und für alles was du je für mich getan hast. Bleib dir selbst und Innos treu und folge deinem Weg. Wenn Innos mit mir ist werden wir uns schon bald wiedersehen. Und ich bin überzeugt er ist auch mit dir. Diene ihm weiter und es wird nicht viel Zeit vergehen bis wir uns wiedersehen. Danke...für alles!
Das Kratzen verstummte. Noch einmal huschten die Augen über das beschriebene Pergament, dann legte er es zur Seite und atmete tief durch. Es blieb ihm in der Tat nur zu hoffen, dass der junge Mann nicht enttäuscht war.
"Es tut mir leid dich enttäuscht zu haben...", dies waren die Worte gewesen die er Ferox gesagt hatte als er den Saal verlassen hatte. Hatte er ihn enttäuscht. Das würde sich zeigen. Er würde zurückkehren und dann würde er es erfahren und wenn dem nicht so war, dann würde er weiter im Dienste des Großmeisters stehen.
Mit bedächtigen Schritten ging er auf seine neue Rüstung zu, nahm sie vom Halter und bat die Wache ihm beim Anlegen der schweren Teile behilflich zu sein. Seine Lederrüstung nahm statt dessen den Platz am Rüstungsständer ein. Vielleicht vermochte Danrius sie zu verwenden. Sie war das einzige, was in dieser Schmiede noch an ihn erinnerte. Nichts anderes hier verriet etwas über den Besitzer. Es war eine Schmiede wie jede und doch war sie in seinen Augen einzigartig. Ein letztes Mal sah er sich darin um, drehte sich umd sog die stickige Luft ein, dann verließ er seine Werkstatt, schloss die Tür und genoss ein letztes Mal das leise Klicken des Schlosses, als er den Schlüssel herumdrehte. Sein nächster Weg führte ihn zu Lord Cobryn, der von seiner Strafe unterrichtet werden musste. In der Hoffnung den Hauptmann noch wach vorzufinden näherte er sich den Räumlichkeiten in denen er seinen Vorgesetzten oder ehemaligen Vorgesetzten vermutete. Mit einem zögernden, leisen Klopfen versuchte er die Aufmerksamkeit des Paladins auf sich zu ziehen.
"Hmm!", brummte Cobryn und Hiroga öffnete die Tür.
"Sir, verzeiht die Störung, doch es ist wichtig!", erklärte er sein Erscheinen zu solch später Stunde. Der Hauptmann nickte und lauschte seinen Worten. Hastig schilderte er ihm was sich in den vorherigen Stunden ereignet hatte. Die Miene des Paladins war nicht zu deuten. War er enttäuscht? Wütend?
"Innos schütze dich Gardist!", brummte er und verabschiedete den Schwarzhaarigen somit, der mit einer Verbeugung den Raum verließ. Die Miene seines Bewachsers hatte sich inzwischen von Wut, Spott und Hass in Mitleid gewandelt. Vielleicht verstand er jetzt die provokative und aggressive Art mit welcher der ehemalige Rüstungsbauer ihm Anfangs begegnet war.
"Wohin?", fragte er leise und Hiroga deutete in Richtung der Stallungen. Es galt von einem letzten Freund Abschied zu nehmen. Seine Reise war mit Gefahren verbunden, die Winter in Nordmar waren gnadenlos und schon bei seiner ersten Reise dorthin hatte einzig Innos Wille ihm geholfen das Kloster zu erreichen. Er wollte seine treue, schwarze Stute nicht gefährden. Und wenn er diese Reise überstand und er zurückkehrte, wann immer dies auch sein mochte, würde er wieder auf ihrem Rücken reiten können und sie pflegen. Es war kein dauerhafter Abschied, kein Abschied an diesem Abend war ein solcher gewesen. Zumindest hoffte er dies. Die großen Augen des stolzen Tieres trieben ihm Tränen in die seinen. Vorsichtig näherte sich seine zittrige Hand dem Hals des Pferdes.
"Auch wir werden uns wieder sehen!", flüsterte er der Stute zu und ihr Blick vermittelte ihm das Gefühl, als habe sie ihn verstanden. Schweren Herzens wandte er sich von dem edlen Tier ab und verließ die Vorburg.
"Wär der verdammte Schnaps nicht wär ich längst abgedampft."
"Und ich bin froh, dass der Schnaps ausgereicht hat um dich zu überzeugen!", entgegnete er grinsend. Scheppernd ließ er sich auf der Bank neben dem Mann nieder. Die Nase des Bärtigen war knallrot, genau wie seine Wangen. Nur der Schnaps den er ihm versprochen hatte, war Grund für ihn, dass er noch hier saß und auf ihn wartete. Neben ihm befand sich ein mit einem Tuch zugedeckter Korb.
"Gold willsch trotzdem sehn!", murrte der bärtige Mann und grinste ihn an.
"Natürlich willst du das! Und hier ist dein Gold auch. Der normale Preis und genügend für den versprochenen Schnaps!", antwortete er und ein Geldbeutel tauschte den Besitzer.
"So wie du aussiehst wirst du die Münzen eh doppelt sehen also bringt es wohl nichts sie zu zählen.", sagte er grinsend und nahm den Korb, zog das Tuch weg und begann den Inhalt in seinen Beutel zu stopfen. Nickend verabschiedete er sich von dem Bärtigen und ließ ihn allein auf der Bank zurück. Jetzt wartete nur noch der Brief an Danrius und der Schlüssel zu seiner Schmiede darauf von sicheren Händen an seinen Freund weiter gegeben zu werden.
Sichere Hände..., dachte er und kehrte noch einmal zur Vorburg zurück, die Wache noch immer im Schlepptau. Noch einmal wanderte der Blick wehmütig zu seiner Schmiede herüber wo er erstaunt verharrte. Ein Mann stand vor der schweren Holztür und ließ seine Faust immer wieder dagegen schnellen. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Schwarzhaarigen. Die sicheren Hände waren gefunden.
"Suchst du nach mir Jun?", rief er und eilte auf den Qel-Dromâ zu. Nach einer kurzen Begrüßung einem ebenso kurzen Wortwechsel füllte sich das Herz des Schwarzhaarigen erneut mit Wehmut.
"Ich werde dir wohl nicht weiterhelfen können...Ich muss Vengard für eine Zeit verlassen. Hab etwas zu erledigen. Etwas persönliches!", log er und sah den Mann an, der ihren Glauben während des Krieges erhalten hatte.
"So bin ich es der eine Bitte hat. Sorge dafür, dass Danrius das hier erhält!" Seine Hand öffnete sich und sowohl der Brief an seinen Freund als auch der Schlüssel fielen in die Hand Juns.
"Du bist dafür verantwortlich, dass das Herz dieser Stadt noch schlägt, möge Innos seine schützende Hand über dich halten! Für Innos!" Ohne dem Qel-Dromâ die Chance zu lassen etwas zu erwidern machte er sich davon. Die letzten Schritte über die gepflasterten Straßen und Plätze Vengards...für wie lange? Sein Herz pochte, seine Augen waren angefüllt mit Tränen. Der Trotz, die Aggressivität die nach der Verhandlung Schmerz und Wehmut übertrumpft hatten waren verschwunden.
Innos schütze dieses Volk! Schütze meine Heimat!, flehte er den Gott der Gerechtigkeit an.
"Auch dir danke ich für deine Hilfe! Folge Innos Wegen und aus dir wird ein guter Soldat!", sprach er und machte die letzten, bedeutenden Schritte hinaus aus der Stadt, hinaus in die dunklen Wälder Myrtanas, die in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten und vielleicht Jahren neben dem eisigen Lande Nordmar seine neue Heimat sein würden.
Möge Innos deinen Weg erleuchten!
Redsonja
24.10.2008, 10:32
Ein ausgezeichneter Auftakt für eine Quest. Macht richtig neugierig und baut eine schöne Stimmung auf.
Das Haus stand schon viele Jahre, hundert könnten es mittlerweile sein oder noch viel mehr, keiner wusste es so genau. Das Haus stand für sich allein zwischen zwei Hügeln und vor einer steilen Felswand, die sich hoch über Khorinis erhob. Das Haus wartete. Niemand schien darin zu wohnen. Es fiel nie Licht aus den dunklen Fenstern, nie fegte jemand das Laub von dem Weg, der vom Gartentürchen zum Eingang führte.
Das Haus war solide gebaut, die Wände gerade, das Dach in tadellosem Zustand, Stein fügte sich an Stein und Ziegel an Ziegel. Die Türen und Fenster waren ordentlich verschlossen, der wilde Efeu, der das Haus zu erobern suchte, hatte sorgsam die Fensterhöhlen und die beiden Türöffnungen ausgespart, und hatte vor dem umlaufenden hölzernen Balkon der zweiten Etage aufgehört zu wachsen.
Beharrliche Stille lag um die Holz- und Steinmauern und was immer das Haus für ein Geheimnis hatte, es lauerte drinnen und wartete.
Der Oberstreber hat mal wieder ne geile Scheiße geschrieben :D
"Funkel, Funkel großes Schwein - hör auf mich dann geb ich dir Wein!", beschwor Dorien, rollte die Augen wild und kreiste hypnotisch mit den Armen, nachdem er die Leine losgelassen hatte. Der gute Oink schien sich davon ablenken zu lassen. Es wirkte sogar und der Druide kicherte laut in den Bart hinein. Wenn das Schwein wüsste, das es gerade bei der Preis ist heiß war und der erste Kandidat war, dann würde es sich freuen. Aber das musste man Oink erst mal erklären. Kaum saß das Schwein dann und ließ sich die Leine wieder richtig anlegen, kamen die neuen Kandidaten.
"Wololo! Wololo! Ahiyo! Ahiyo! Wololo!", beschwor Dorien die Gruppe, ging in Hasenhaltung und hüpfte zu den neuen Kandidaten. Einmal vollführte er das gegen-den-Uhrzeigersinn-hoppeln und stellte sich dann mit seinen geballten fünf Fuß vor die Kandidaten.
"Du! Du die Krähe! Du bist dabei! - Harry dein Einsatz!"
Dorien verstellte sich kurz.
"Kleine Krähe! Was tippen sie?"
"Ähhmm...."
"Ähmmm! Dankeschön - Walter?"
Wieder verstellte sich der kauzige Druide und tanzte dann wieder um die Gruppe. Dann sprang er in deren Mitte und war still. Blicke schauten auf den Langbärtigen nieder, ehe er sich laut räusperte. Danach noch einmal noch lauter, ehe er ein Mädchen neben ihm anstupste, packte und ihr ins Ohr flüsterte.
"Ich hab mich hier eingeschmuggelt. Ich weiß du bist meine Kontaktperson. Die Antwort ist – Zwiebelsuppe, geschüttelt nicht gerührt. - Oh nein sie kommen!", schrie er dann plötzlich auf und schlug Purzelbäume, ehe er aufsprang und wieder auf Walter machte.
"Das Häschen! Häschen sie sind dabei!" - er packte die junge Frau und summte ein fröhliches Lied, ehe er hustete und wie wild wieder herum sprang. Es wurde immer suspekter, als er ständig "Nacktmull" rufend, um die noch nicht erwählten Kandidaten lief und vor einen weiteren jungen Mann hielt.
"Fahrzeugschein und Papiere bitte, Herr Katze!", drohte Dorien, ehe er sich der jungen Frau wieder zuwandte und "Nicht schummeln!" schrie.
Als er dann schrie, begann Oink sich zu regen und zu schnüffeln.
"Oha! Das Spiel beginnt! Gratulation! Sie alle wurden auserwählt, um die Welt zu retten. Folgen sie mir unauffällig!", sagte Dorien kühl und psychopatisch wie ein Klaus Kinski und brachte die Gruppe tatsächlich in Bewegung. Natürlich waren seine 'Wololos' und das androhen von Bankenkrisen nicht minderer Grund. Er packte dann die Leine und befahl der Krähe zu fliegen und Ausschau nach Paparazzi zu halten.
Nach 127 Schritten und 23 Katzensprüngen hatte Oink das gefunden was der Druide für das Fest suchte - ein sehr großes Buddlerfleisch.
"Hihihi! Oink aus! - Buddlerfleisch für das große Fest! Ihr Tiere werdet euch daran satt essen dürfen! Wuhuhuh! Schaunse!"
Dorien griff in seinen Bart. Tief in seinen Bart und holte ein Fläschchen hervor. Er präsentierte es und ließ jeden nach und nach den Preis für dieses niegel-nagel-neue Fläschchen tippen.
"Ob der Preis nun richtig ist, seht ihr wo das Licht angeht!" - Kurz darauf erzeugte der Druide eine Lichtkugel über den kopf einer weiteren jungen Frau. Sie hatte es geschafft und musste jetzt den Zonk heiraten. Den wahren wert des Fläschchens offenbarte der Druide aber erst danach. Er öffnete es, und träufelte fast den gesamten Flascheninhalt schnell auf das Buddlerfleisch drauf.
Der Pilz wuchs in gigantischem Tempo und kaum hatte man ein paar mal geblinzelt, war der Pilz groß wie ein Pool den sich die Mittelschicht leisten kann. Dorien klatschte und sprang fröhlich Holadiyo singend um den Pilz.
ornlu
Kalyvala
31.10.2008, 21:35
Ein Post, gestern Abend von Lasseko geschrieben,
indem er über das Mysterium Rauch bzw. den Qualm schreibt.
Fast könnte man meinen er philosophiert...
Ach lest einfach selbst und versinkt darin:
Lasseko schaute sein Gegenüber an, er hatte schon wieder eine Pfeife im Mund, wie sollte es auch anders sein, doch diesesmal hatte er einen seltsamen Tabak. Normalerweise gab es diesen typischen, fast schon charakteristischen Geruch der Pfeife, doch nur die Götter wussten, was er heute für ein Kraut rauchte. Würde er die Augen schließen und sich nur auf diesen zarten Duft konzentrieren, wie er sich langsam aber grauenvoll durch seine Nase zwängte, dann würde er schwören, dass er sich irgendwo in einer dunklen und stinkenen Gasse irgendeiner großen Stadt befand. Diese einzigartige Note, diese Erinnerungen an menschliche Ausscheidungen sämtlicher Variationen, sie waren es, die er in diesem Augenblick spürte. Vielleicht war es auch sein normaler Tabak und irgendwo lagerte auf dem Schiff etwas, was bereits abgelaufen war, vielleicht war es auch einer der Arbeiter oder irgendein totes und halb verwester Fisch übte zur Zeit Rückenschwimmen in der Nähe des Bootes, wahrscheinlich doch eher ein ganzer Schwarm. Mit einer kurzen Handbewegung sprach er seine Gedanken aus, er könne ihm folgen, könne weiter rauchen, solle einfach machen, was er wollte, doch der Novize veließ den Raum und lief wieder auf das Deck, wo er sich auf eine Bank setzte. Eigentlich war es nicht irgendeine Bank, es war die eine Bank, die eine Bank, es gab auf dem Schiff keine bessere, es gab auf dem Deck keine andere, es waren eigentlich nur zwei Bretter, die im rechten Winkel zueinander standen und eine Sitzmöglichkeit boten. Es vergingen nur wenige Sekunden, da öffnete sich die Tür, aus welcher er selbst noch eben heraus an die frische Luft getreten war. Als sie offen stand, kroch heller Rauch über den Boden, es qualmte und man konnte nicht erkennen, was noch folgte. Durch den Schein des Mondes und die Tatsache, dass sich der Qualm langsam lichtete, konnte man inzwischen den Schatten eines Menschen erkennen. Lasseko war verunsichert, fühlte sich an alte Geschichten aus seiner Kindheit erinnert.
Plötzlich trat der Schatten aus dem verhüllenden Rauch hervor, es war sein Pfeife rauchender, qualmender und stinkender Freund. Also eigentlich stank ja der Qualm, doch er schien eine Symbiose mit dem Mann einzugehen. Auf jeden Schritt des Mannes folgte der Rauch. Es war spannend anzusehen, welchen Vorteil die einzelnen Seiten wohl haben könnten.
Der Mensch konnte sich verstecken und versuchen seinem Gegenüber Angst einzuflößen, doch den Nutzen für den Schleier konnte er wahrlich nicht erkennen. Ob der Rauch einfach nur Gesellschaft, die Welt sehen wollte oder steckte da mehr hinter?
Die Fahrt war noch lang, es würden sich sicherlich noch viele Möglichkeiten ergeben dieses ebenso seltsame, wie wamrherzig wirkende Päärchen zu erforschen. Gelegentlich sah der Jäger sogar Ansätze einer Kommunikation, hatten die beiden etwa eine eigene Sprache?
"Nicht möglich", murmelte er leise,"darüber muss ich ein Buch schreiben.
Rauch und Qualm, Nebel auf der Alm.
Nein, das klingt nicht gut, außerdem deutet es auf ein anderes Thema hin.
Der mit dem Schleier tanzt?
Nein, das klingt noch viel schlechter."
Lasseko, der eben selbst entdeckt hatte, wie interessant und fesselnd es sein kann zu forschen, beendete diese Gedanken an dieser Stelle, doch er würde diese weiterführen."Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen", dachte er in diesem Moment.
[...]
Da hat mir das lesen mal wieder richtig Spaß gemacht. ^^
Wie ich finde, gehört der Post hier rein.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte sie den Neuankömmling langsam von oben bis unten, bevor sie ihn mürrisch anraunte:
„Nettes Hündchen...“
Dann drehte sie sich wieder dem hochgewachsenen Morra zu, der beinahe so groß wie der Orkkrieger war, von dem gerade ihre Unterhaltung unterbrochen wurde. Überdeutlich herrschte sie ihn an:
„Erste Lektion: Ich werde nicht gerne unterbrochen. Wie wirst du also gerufen, Morra?“
„Faren.“
„Gut“, erst jetzt drehte sich Snak wieder zu dem Ork um, „zweite Lektio...“
Dort wo vormals nur ein Orkkrieger mit Hund gestanden hatte, stand nun ein weiterer, dessen Gesichtsausdruck zwischen Oha-da-kommt-eine-Gewitterfront und Schadenfreude schwankte, mit der Periodizität eines Tennisballs beim Grand-Slam-Turnier. Snak war dieser Ork wohlbekannt, weshalb sie nicht übel die Lust verspürte, ihm ein Speeddating mit ihrer Rechten zu schenken. Es war Un'um, einer der ehemals faulsten Orks ganz Farings, bevor Snak ihn und seinen Kumpel Du'um unter ihre Fittiche genommen hatte. Seitdem verband sie eine Art Hassliebe: Die Orks versuchten alles mögliche, ihr zu entkommen, während sie alles daran setzte, sie zu quälen. Das Erscheinen des hochgewachsenen, muskulösen Un'ums verhieß nichts gutes.
„Un'um.“
Der Ork lächelte breit über beide Ohren, während seine Augen eine Lawine erwarteten.
„Was Willst Du?“, sprach Snak gedehnt.
„Ich? Ich hatte mir gedacht, wo du doch jetzt den Ork und den Morra ausbildest, da könntest du mir doch auch den Umgang mit der großen Axt zeigen. Herrin.“
Snak brauchte eine Weile, bis sie bemerkte, dass ihr Mund offen stand. Ihr Gehirn raste wie Scavenger, der von einer Horde Rippern verfolgt wurde. Ihr sich schnell hebender und senkender Brustkorb und ihr Schnaufen waren quasi die Seismographen des ausbrechenden Vulkans. Heil dem, der sie zu lesen verstand.
„Sagt mal ihr Wanzän, für was haltet ihr mich eigentlich?“, brüllte Snak alle drei an, „Bin ich eure Mutter, oder was? Na, kommt alle her, ja auch ihr da hinten, alle Orks von Farings, ja bitte und auch alle Morras, warum nich? Na kommt her, ich bilde euch alle aus! Heute sogar im Sonderangebot und für umsonst! Na los, wer will nochmal, wer hat noch nicht? Ausbildung bei Snak gra-Bura im Ausverkauf! Kommt alle und lernt! Sagt mal, für wie bescheuert haltet ihr mich eigentlich? Bin ich die Oberausbilderin hier, oder wie? Nein, bin ich NICHT. Das hätte ich mitbekommen. Nein, niemand ist hergekommen und hat gesagt 'Snak, es wäre doch nett, wenn du alle Morras und Orks hier in Faring ausbilden könntest'. Abgesehen davon, das niemand das je gesagt hat, hätte ich demjenigen auch sofort den Kopf abgeschlagen. Und warum? Genau, hundert Punkte für alle! Weil ich nicht die Oberausbilderin bin! Und auch nie werde, beim Schöpfär! Geht das mal in euer matschiges Hirn herein? Die Axt ist kein Spielzeug wie eure Zahnstocher am Gürtel. Damit umzugehen ist schwer und es zu lernen, noch schwieriger. So wird das nichts!“
Snak atmete tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen. Was fiel diesen dummen Wesen nur ein, so etwas von ihr zu verlangen? Ganz sicher würde sie sich nicht mit drei Schülern abgeben. Das war ausgeschlossen, dann konnte man es gleich vergessen. Da könnte man ihnen ebenso gut zeigen, mit einem Knüppel zuzuschlagen. Es hieß Kampfkunst und zur Kunst gehörte mehr als nur die Technik zu beherrschen. Und das sollte sie gleich mehreren gleichzeitig einbläuen? Das war doch zum Schwarzärgern.
Außer... ja außer, man gestaltete das ganze ein wenig interessanter...
Ein Geistesblitz (wahrscheinlich in Kugelform, wenn man ein Vergleich zu dessen Seltenheit im Kopfe der Orkin haben wollte) durchfuhr sie und seine elektrisierende Wirkung zauberte ihr ein diabolischen Lächeln auf das Gesicht. Völlig ruhig drehte sie sich so, dass sie alle drei Anwärter sehen konnte.
„Na gut ihr drei. Ihr werdet morgen früh hier auf dem Arenavorplatz auf mich warten. Dann werde ich euch erklären, wie es weitergeht. Jetzt haut ab. Und Un'um: Wo steckt deine goblinartige Klette?“
meditate
13.11.2008, 11:28
da schreibt einer geschichten mit unnachahmlicher atmosphäre
Er hatte es kaum mehr für möglich gehalten.
Die schwielige Hand hob zitternd die Fackel in die Höhe, das Knistern des Holzes hallte von den kahlen Steinwänden wider, als würde ein ganzer Baum zerbersten. Der rußige Rauch entstand eine Elle über der Fackel aus der Flamme und zog sich gerade in die Luft, verschwand irgendwo an der Decke, wo er sich wohl niederschlagen würde, wie Generationen von Ruß vor ihm.
Nein, er hatte es kaum mehr für möglich gehalten. Kilijans Arme brannten wie Feuer, die ganzen letzten Tage hatte er einen Findling nach dem anderen aus der Barrikade im Gang gelöst und nach draußen geschleppt. Wieviele Zentner es am Ende waren?
Kilijan seufzte tief. Egal, es war vorbei. Der letzte Stein war beiseite geräumt, der Eingang zur großen Pyramide lag in einer unheilvollen Stille vor ihm.
Der junge Mann hatte das tatsächliche Erkunden der Innenräume, auf das er am Anfang so begierig gewesen war, geradezu vor sich her geschoben. Er hatte sich ausgeruht, gegessen, Fackeln und Taschen eingepackt.
Die Aufregung des ersten Moments war völlig vergangen und jetzt wo er die Arbeit nicht mehr hatte, die für ihn so etwas wie ein meditativer, quälender Eskapismus gewesen war, blieb nur noch ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Die Fackel knisterte gespenstisch.
Kilijan machte einen ersten Schritt, dann noch einen. Er war gerade drei Schritt in Terrain vorgedrungen, auf dem er bei seinen Schuttarbeiten nicht auch schon gestanden hatte, als er sich entschloss, noch eine zweite Fackel zu entzünden. Er langte in seine große Leinentasche und holte eine Weitere hervor. Der alte Stein schien Augen und Ohren zu haben, so sehr fraß er jedes Nebengeräusch, damit Kilijan sich nur selbst hören konnte und so beobachtet fühlte sich der junge Mann. Es war kein friedlicher Fels, diese Steine waren mit Gewalt von unwilligen Arbeitern aus dem Gestein gezwungen worden und der Stein war noch immer, auch nach hunderten von Jahren, nicht zur Ruhe gekommen. Stein vergisst nicht...
Kilijan richtet sich auf. Er hatte sich mit der Hand an der Wand abgestützt und war vollkommen abgedriftet. Waren das überhaupt seine Gedanken gewesen? Sie schienen ihm fremd auf so viele Arten und doch vertraut, wie aus einem Traum, den er einmal gehabt hatte. Seine Nackenhaare stellten sich auf und es machte ihn ganz betreten, als er nur kurz gedanklich streifte, dass dieser Traum eine jahrelange Gefangenschaft gewesen war, in der er den Steinen seiner Zelle sehr nah gekommen war. Er hatte ihnen Namen gegeben, mit ihnen geredet und sie umarmt.
Die Gefühle, die diese Erinnerung jetzt bei ihm hervorrief, waren ihm so unangenehm, dass er sie mit einer großen körperlichen Aktion davon zu wischen suchte. Mit festem Schritt ging er vorwärts, ohne zu zögern, denn zu zögern hieß jetzt denken zu müssen. Im Gehen entzündete er die zweite Fackel und in dem Schein zweier Leuchtfeuer wagte er sich in die unnatürliche Höhle.
Die Wände waren mit einer dünnen, trockenen Schicht von Grün überzogen, die das warme, orangene Flackerlicht der Fackeln seltsam verfremdete, den Farbton absurd ins Erdfarbene zog.
Der Gang führte vielleicht vierzig Schritt geradeaus, dann bog er nach rechts ab. Mit jedem Schritt Kilijans stob Staub auf, die Decke war schon hier mit Spinnenweben verhängt.
Die Pyramide war zwar groß, aber auch hundert Schritte sind schnell gemacht und so musste der Gang schon bald wieder einen Knick nach rechts machen. Immernoch war Kilijans Schritt sicher und fest.
Die weichen, festen Ledersohlen machten nur ein Geräusch, als wenn man wollene Wäschesäcke auf die Erde wirft, so leise, dass Kilijans Atem fast laut zu hören war. Er bog um die Ecke.
Ein Raum öffnete sich vor ihm. Der Stein hier war von anderer Farbe, war irgendwo zwischen sandfarben und ocker angesiedelt, die Wände waren mit umlaufenden Ornamentbändern verziert und über und über mit Schriftzeichen der alten Sprache bedeckt. Ein paar wenige Wörter konnte Kilijan entziffern.
"Krieger", "Korn" und "Flut", "Erz", "Herz aus Stein", "Welle", immer wieder "Welle". Aber der junge Mann beherrschte die Sprache bei weitem zu wenig, um irgendeinen Zusammenhang zu erkennen. Der Raum maß vielleicht zehn mal zwanzig Schritt, die Decke streckte sich weit in die Höhe, sicherlich fünf Schritt, denn sie war kaum zu erkennen. Rechterhand war eine an der Wand nach oben führende Treppe eingebrochen. Es standen diverse Kisten herum, ein großer Eichentisch und an der gegenüberliegenden Wand drei Katheder, auf denen noch Zettel und Folianten lagen. Die Regale waren bis oben hin mit Schriftrollen und Büchern gefüllt.
Überall lagen Alltagsgegenstände herum, als sei der Raum in aller Eile verlassen worden. Vermutlich war das auch so gewesen. Kilijan schritt langsam auf den Tisch zu, auf dem nur ein einsamer Bogen Papier lag, in geschwungener, leicht verblichener Schrift geschrieben.
Mit einer Handbewegung wurde eine kleine Tischfläche von Staub befreit, auf die der frischgebackene Abenteuerer sich niederließ. Er nahm sich das Blatt und begann zu lesen.
Kataster der Bruderschaft
XXVIIX. Tag des IV. Monat des Jahres XXXI. RhII
Die Orks kommen, man hört es nicht nur als Geflüster in den Kneipen, man hört es überall. Die Orks kommen und ihre Kriegstrommeln donnern von den Wänden der Pässe wider. Von zehn Spähern kamen nur zwei zurück und sie melden, dass wir einer Übermacht von fünf Grünhäuten gegen einen Mann entgegenstehen. Optimistisch geschätzt. In der ersten Angriffswelle.
Khorinis wird es bald nicht mehr geben und wenn die Bruderschaft sich nicht bald besinnt, wird sie dieses Schicksal teilen. Die Templer wollen kämpfen, um jeden Preis, die Baals stacheln sogar die Novizen an, mit Knüppeln, einfachen Schwertern und ihren Stoffröcken in den Krieg zu ziehen. Alle sind fanatisch bei der Sache, aber bei den Göttern, man muss auch wissen, wann man sich besser zurückzieht. So soll dies meine Urkunde des Eidbruchs sein, es wird sie sowieso keiner mehr lesen. Die Baals haben Anweisung gegeben, die Pyramide mit allem, was nicht dem Kampf dient, zu versiegeln.
Ich werde heute bei Nachtfall aufbrechen und mit ein paar alten Freunden in Richtung südliche Inseln aufbrechen, nur jene hat der Krieg bis jetzt noch nicht erreicht.
Welcher Gott in dieser dunklen Stunde auch auf uns herabsieht, er möge uns beistehen.
Ismael, hoher Novize
Einhandlehrmeister der Bruderschaft des Sumpfes
Kilijan starrte noch lange auf das braune Papier, seine Gänsehaut wollte sich nicht legen. Es war ihm fast, als würden diese wenigen, kargen Worte den Klang der orkischen Kriegstrommeln im Schädel erwecken. Es war wie die Spitze des Eisberges, dessen wahre Dimensionen Kilijan wohl kannte.
Und es war ein ganz neues Licht über den Geschichten Jans, der zwar auch von der Schlacht um Khorinis erzählt hatte, aber bei ihm hatte es anders geklungen.
Er faltete den Zettel vorsichtig zusammen und steckte ihn ein.
Mit hoch erhobenen Fackeln ging er tiefer in den Raum. Die Aufregung war wieder da, aber sie verdrängte diesmal nicht das schlechte Gefühl in der Magengrube. Es waren nur wenige Schritte zu den Regalen.
Die Fackel landete in einer gusseisernen Wandhalterung, sodass Kilijan beide Hände frei hatte, um durch die Papiere zu gehen. Die beiden ersten Regale schienen, das war auf den ersten Blick zu sehen, mit Glaubensmanifesten, dogmatischen Abhandlungen und allerlei anderen schläferbezogenen Schriftstücken gefüllt und konnten bequem ignoriert werden. Das dritte Regal war das eigentlich interessante. Schon das Erscheinungsbild der Schriftstücke war anders, es handelte sich um einige schwarz eingebundene Bücher und Stöße von großen Papierbögen. Die nähere Betrachtung offenbarte, dass es sich dabei um Kontruktionspläne und Rezepte für allerlei handelte.
Das war schonmal hoch aufregend und viel mehr wert als Gold.
Aber die fünf Bücher hatten es Kilijan besonders angetan. Sie trugen keinen Titel, sondern nur einen Vermerk mit roter Tinte: "Nur für die Augen der Baals". Sie waren sofort in den Weiten der Beutel verschwunden.
Als nächsten interessierten ihn natürlich die Truhen und Kisten.
Er griff den gusseisernen Ring und zog - und bekam einen Hustenanfall, denn in der Kiste befanden sich nichts als die schimmeligen Überreste von Essensrationen. Auch die anderen großen Truhen boten keine guten Anblicke. Mottenzerfressene Röcke und Roben, vergammeltes Sumpfkraut und allerlei Alltagskram, den die Zeit zerstört hatte.
Es wurde auch allerhöchste Zeit, hier wieder herauszukommen, er hatte jetzt auch genug Abenteuer gehabt, morgen könnte er wiederkommen, er... Was war denn das?
Kilijan hatte sich schon zum Gehen gewendet, als ihm eine seltsame Struktur in der hintersten Ecke auffiel. Es schien, als läge dort... der Staub in der Luft. Der junge Mann zog interessiert die Augenbraue hoch und näherte sich vorsichtig. Mit einer Hand die Fackeln haltend streckte er behutsam und hoch gespannt die Hand aus und berührte dort, mitten im Nichts etwas Hartes. Er betastete die Oberfläche und sie fühlte sich unter dem Staub seltsam seidig an. Eine seltsame Vermutung kam in ihm hoch, er griff hinein, bekam etwas Stroffartiges zu fassen und zog daran. In dem Moment löste sich ein weißes Laken aus dem Nichts und gab unter sich eine kompakte, solide Holzkiste frei. Das Tuch schien leider keine Magie mehr zu enthalten, denn es verhielt sich wieder wie ein völlig normales Stück Stoff. Enttäuscht warf Kilijan es hinter sich und widmete seine Aufmerksamkeit der Truhe.
Das Schloss war recht solide und eine kurze Probe auf Exempel zeigte, dass es auch fest verschlossen war. Aber mit diesen kleinen, einfachen Tischlerschlossen kannte Kilijan den richtigen Umgang. Er griff sich einen abgebrochenen Dolch aus einer der großen Truhen, verkantete ihn im Mechanismus und jetzt fehlte nur noch ein beherzter Schlag mit dem Handhammer und KRACH überspannte die Federstange, und ließ den Schlosshaken herausspringen.
In just diesem Moment lief Kilijan ein fürchterlicher Schauer über den Rücken.
Alle seine Alarmglocken begannen zu schrillen, sämtliche Haare, die dazu in der Lage waren, richteten sich auf, er trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
Was mochte wohl in dieser Kiste schlummern? Konnte es so gefährlich sein?
Nichts Lebendiges strahlte so etwas aus, nicht einmal ein Schattenläufer, und nichts Lebendiges hätte die Jahre in der Pyramide überlebt. Jetzt zu kneifen, kam für Kilijan aber auch nicht in Frage, zu neugierig war er. Also nahm er einen Stuhl und versuchte damit, den Deckel zu öffnen. Ein paar mal rutschte er ab, dann knarzte es unspektakulär und der Deckel öffnete sich einen Spalt breit. Neugierig starrte Kilijan hinein und sah - nichts.
Das tiefste schwarz, das er je gesehen hatte, lag dort in der Kiste. Vollkommen unvorsichtig ließ er den Stuhl fallen, riss die Kiste mit Hand auf und griff hinein. Seine Finger berührten Metall.
Schwarzes Erz.
meditate
13.11.2008, 11:35
und weiter gehts
Wieder graute eine Nacht, in der Jan nicht wiedergekehrt war. Kilijan hatte sich seit Tagen beständig geweigert, sich um einen Menschen wie den Templer Sorgen zu machen, aber Tag um Tag hatte sich ein ungutes Gefühl in die Magengegend eingeschlichen und wenn Kilijan still saß, nicht Feuerholz suchte, essbare Pflanzen sammelte oder sich sonst irgendwie ablenkte, kehrten seine Gedanken zu diesem einen Punkt zurück.
Kilijan hatte nicht vor, wortbrüchig zu werden, also hielt er sich geschäftig. Sein Muskelkater hatte sich gelegt, seine Neugier war wieder erschienen und so hatte er sich entschlossen, heute in die Pyramide zurückzukehren und zu versuchen, die eingestürzte Treppe mit Hilfe von Tisch, Kisten und Stühlen zu überwinden. Er packte sich also die letzte Fackel, entzündete sie am Lagerfeuer und machte sich auf in die kalte Nachtluft, um der Pyramide mehr Geheimnisse zu entlocken.
Die Nacht war kalt und seltsam still. Es war einer dieser Momente, wo man in die Einsamkeit heraus tritt und sie einen wie ein Schlag ins Gesicht trifft.
Drinnen hatte er zumindest das Knistern des Feuers, aber hier, nur wenige Meter davon entfernt, getrennt durch einen dichten Vorhang aus Farnbüscheln, war es nicht mehr zu hören. Alles war wieder wie damals in Silden, als verkonsumiere die leere Finsternis, der riesige schwarze Raum, der das sich vor ihm öffnende Khorinis tatsächlich war, seine komplette Zuversicht. Kilijan musste schwer schlucken, aber er ließ das Gefühl nicht passieren. Statt dessen begab er sich heraus in die Nacht, ein kleiner Lichtpunkt, der sich fast lautlos die Treppe der großen Pyramide herunter bewegte. Die alten Mauern schauten voller Hohn auf den jungen Mann nieder, in stummer Verurteilung der Plünderung ihrer Schätze. Jeder Grabräuber, jeder Abenteurer, jeder, der in die Pyramiden eindrang, stahl ihnen ein Stück von ihrem Mythos. Wenn sie erst einmal komplett geplündert wären, dann würden sie niemanden mehr faszinieren und da es von einem Haufen alter Steine wohl zu viel verlangt war, überraschend über ihm zusammen zu brechen, blieb ihnen nur der stille Spott.
Es machte den kurzen Weg bis zum Eingang zu einem unangenehmen Stück Weg und Kilijan war geradezu erleichtert, als er endlich wieder in die Pyramide eintreten konnte. Er hatte gedacht, es würde diesmal nur die Neugier sein, die ihn in die alte Kultstätte begleiten würde, aber es hatte auch heute diesen unterschwelligen Gefahrenaspekt, wie ein kleines Kind, das in den dunklen Vorratskeller geschickt wird.
Die Luft war abgestanden und kalt. Zu seiner rechten, wo er die Fackel trug, verwandelte sich Kilijans Atem in einen orange glühenden Nebel.
Die Schritte trugen ihn schnell tiefer in das alte Bauwerk und es dauerte kaum ein paar Momente, bis er wieder in dem großen Raum war.
Er blieb in der Tür stehen und lauschte in die Dunkelheit und die dicken Steinwände um sich herum. Tiefste Stille umschloss ihn, alles, was von den kahlen Wänden widerhallen konnte, war sein eigener Atmen, das Knistern der Fackel und das Knacken seiner eigenen Gelenke, als er sein Gewicht auf den anderen Fuß umlagerte.
Er war sich nicht sicher, warum, aber die Anspannung fiel ein wenig von ihm ab und so stellte er die Fackel in einen der Wandhalter und begann, an dem massiven Tisch herumzuschieben. Staub wirbelte auf, als das große Möbel endlich seine Starre aufgab und begann, sich kratzend über den Fußboden zu schieben.
Es brauchte Kilijans ganzen Körpereinsatz und drei Anläufe, bis der Tisch nah genug an der Treppe stand. Nachdem er eine Kiste auf den Tisch gewuchtet und einen der grob gezimmerten Stühle auf eben jener platziert hatte, stand ihm der Schweiß auf der Stirn, der in der Kälte begann, leicht zu dampfen und Kilijan frösteln ließ. Er atmete einige mal tief durch, angelte seine Fackel aus dem schmiedeeisernen Wandkorb und kletterte vorsichtig auf den Tisch, dann die Kiste, schließlich den Stuhl und stellte fest, dass immer noch etliche Zoll fehlten, wenn er die Arme ausstreckte. Der Stuhl knarzte bedrohlich unter ihm, aber er hatte nicht vor, jetzt klein bei zu geben. Mit einer ausholenden Bewegung warf er die Fackel auf den in den Raum hineinragenden Treppenstumpf, beförderte sich mit einem kraftvollen, möglichst ruhigen Sprung in die Luft und umklammerte den kalten, staubigen Stein mit seinen Händen. Seine kräftigen Arme machten es recht leicht, sich hochzuziehen, wenige Sekunden später saß er auf der Treppenkante und blickte in die totale Dunkelheit unter sich.
Er rappelte sich auf, klopfte sich den Staub aus der Hose und erhob die Fackel.
Der Stein war hier gröber behauen und von einer dreckigeren Farbe, Spinnenweben hingen von der Decke und der Boden war mit einem moosigen Schmier überzogen. Kilijan konnte gerade mal ein paar Schritt weit sehen. Die Feuchtigkeit auf den Wänden sammelte sich an Vorsprüngen, hie und da löste sich ein Tropfen und es kam ihm so vor, als seien die Aufschläge auf dem Boden viel zu laut. Kilijan schritt vorsichtig weiter in die Düsternis vorwärts, die Fackel hoch erhoben.
Bald konnte er kaum mehr sehen, von wo er gekommen war, stand inmitten der Finsternis, Spinnfäden klebten in seinen Haaren und sein Herzschlag pochte laut in seinen Ohren. Da! War da ein Geräusch gewesen?!
Kilijan sah sich hektisch um, seine Nackenhaare stellten sich auf. Er machte einen vorsichtigen Schritt.
Stille.
Hatte er sich das eingebildet?
Ein weiterer Schritt in die Dunkelheit. Wieder lauschen.
Stille.
Sein Atem ging schnell und stoßhaft und sein Herz war fast so laut, er war sich sicher, er könnte daneben nichts anderes mehr hören.
Noch ein Schritt.
Stille.
Es war sicher nur eine paranoide Einbildung gewesen, was sollte denn in dieser Pyramide noch sein? Der junge Mann richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Da! Er zuckte zusammen.
Da war etwas gewesen, definitiv.
"HÄHÄHÄHÄHÄÄÄÄÄ" hallte es in leisen Echos aus der Tiefe. Dann ein weit entferntes Klappern. Hektisch wand Kilijan sich um, spähte in die verschleierte Dunkelheit, doch die Echos von den Wänden spielten mit seinem Verstand, die Geräusche schienen aus allen Richtungen zu kommen.
"HÄHÄHäääÄHÄHÄÄÄääääÄÄ" kicherte es von überall her. Was?! Wie war das möglich?! Er musste hier raus!
Hektisch machte er einen Schritt zurück, drehte sich um...
AHHHHHHHHHHHHHH! WAS ZUM...?!
Zwei bösartig funkelnde, rote Feuer glitzerten Kilijan an. Der hatte vor Schreck einen Satz zurück gemacht, auf dem glitschigen Moosboden ausgerutscht und BUMM auf seinen Allerwertesten gefallen.
Die Fackel schlug es ihm aus der Hand, sie wirbelte, verwaiste Spinnenfäden verglühend, durch die Luft und zeigte Kilijan ein furchterregendes Bild:
Einige Schritt in jede Richtung drängten Skelettmänner auf ihn zu, schwer bewaffnet mit Zweihändern und riesigen Äxten.
Keine Sekunde zu früh hatte er das Gleichgewicht verloren, denn schon zischte schartiger Stahl über seinen Kopf hinweg. Kilijan entwich ein Schrei der Angst, Adrenalin flutete seine Adern. Er konnte nur noch eine Sache denken:
"AUSGANG!" hämmerte es durch seinen Schädel, "Keine Zeit verlieren!"
Er warf seine Beine hinter sich, hämmerte seine Füße in den Boden und katapultierte sich mit aller Kraft nach vorne. Einen Wimpernschlag später krachte er mit einem gewaltigen Donnern gegen den Skelettkrieger, der seinen Zweihänder noch nicht wieder unter Kontrolle hatte bringen können, und schleuderte ihn mit allen seinen gottverfluchten Knochen durch die Luft. Während er scheppernd zu Boden ging, sprintete Kilijan weiter, wagte nicht, sich umzusehen. Der Krach hinter ihm verriet, dass sich die schwerbewaffnete Knochentruppe hinter ihm ebenfalls in Lauf versetzt hatte und ihn wohl nicht so einfach ziehen lassen wollte.
Die Fackel lag weit hinter ihm und so sah der Flüchtende kaum, wohin es ging. Weit konnte es nicht sein, aber wo? Wo war der vermaledeite Treppenaufgang?!
Plötzlich erfüllte ein Geräusch die abgestandene Luft, widerwärtig und abstoßend wie Kratzen an der Tafel, es war ein Wieheren, aber auf unnatürliche Weise verzerrt. Es folgte ein deutlich hörbarer Galopp auf dem kalten Steinboden. Kilijans Augen weiteten sich, eine abartige Angst ergriff Besitz von ihm. Jeder Faser seines Körpers wollte lieber explodieren, als mit dem konfrontiert zu werden, was da hinter ihm her raste.
Das Donnern der Hufe kam näher, bedrohlich schnell schwoll es an und füllte Kilijans gesamte Wahrnehmung. Er rannte immer noch blind in die Dunkelheit, riskierte einen Blick über die Schulter. Dieser eine Augenblick ließ ihm auch den letzten Tropfen Blut in den Adern gefrieren. Ein schwarz gepanzertes Pferd, das Feuer um Hufe und Nüstern hatte, preschte auf ihn zu, geritten von einem ebenfalls in schwarzem Metall gepanzerter Reiter mit einer seltsamen silbernen Krone und einer in unbeschreiblicher Farbe glühenden Klinge in der Hand. Kilijans Muskeln versagten auf der Stelle ihren Dienst, seine Knie knickten ein, seine Schuhe verloren den Halt. Die Welt überschlug sich, Stein krachte gegen seinen Körper, seinen Kopf, seine Arme! Er rutschte und purzelte und ... fiel.
Als sich die Schwärze nach etlichen Minuten endlich aus Kilijans Verstand zurückzog und wieder eine reale Finsternis um ihn erschien, lag der junge Mann auf dem Bauch auf staubigen Steinbrocken. Sein Herz raste immer noch, im Prinzip schmerzte sein ganzer Körper, als sei er schlimm verprügelt worden und ein stechender Schmerz meldete, dass sein linker Arm nicht mehr intakt war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht quälte er sich hoch und tastete seine Umgebung ab. Eine trockene Wand, fein behauener Stein. Hinkend bewegte er sich an der Wand entlang. Etwas verfing sich in seinen Beinen, ein Stück Stoff. Kilijan grapschte danach, bekam es zu fassen und stöhnte freudig. Dieses Laken kannte er! Nach einigen Schritt kam eine Ecke, hektisch tastete er sich vorwärts, da kam die Ecke, vier Schritt nach rechts, dann war da eine Öffnung. Er wusste, wo er war, er konnte die frische Nachtluft schon riechen. Stolpernd lief er den Gang entlang, berührte nur noch von Zeit zu Zeit die Wand zu seiner Linken.
Es kam die Abzweigung und mit ihr kam Mondlicht, das satt und friedlich in den Gang fiel, seicht an den Wänden empor schimmerte.
Kilijan taumelte aus dem Tor und lies sich nach einem halben Schritt der Länge nach ins Gras fallen.
Die Nacht öffnete sich klar, kalt und still über ihm, der Duft von Nadelbäumen füllte seine Nase. er sah in die kühl leuchtenden Sterne auf und seufzte aus tiefstem Herzen.
Ein genialer Einstieg, poetisch und äußerst zutreffend...eine Meisterleistung von Ronsen!
Die Sirenen
http://upload.worldofplayers.de/files/Sirene.jpg
Wir singen,
wir singen...
Wir singen tausend Lieder,
von Schatzkammern und Heldenglück,
zehn Zyklen und immer wieder,
kehren wir aus dem Schlaf zurück.
Wir sind die Sirenen,
Sänger der Nacht,
singen für jene,
die mit uns erwacht.
Wir singen tausend Flüche,
vom Untergang und Heldentod,
beherrschen die männliche Psyche,
und bringen sie in endlose Not.
Wir sind die Sirenen,
Sänger des Meeres,
singen für jene,
des edlen Heeres.
Wir singen tausend Schmerzen,
von Seefahrern in unserer Hand,
von rausgerissenen Männerherzen,
und Qualen, die waren noch nie bekannt.
Wir sind die Sirenen,
Sänger des Blutes,
singen für jene,
singen nichts Gutes.
Wir singen tausend Lieder,
sind selbst Märtyrer und Öpfer,
wir singen sie immer und immer wieder,
nie treten wir gegenüber dem Schöpfer.
Wir singen,
wir singen...
Joe Black
17.11.2008, 09:58
Sheila beginnt mit einer Geschichte die mich bereits jetzt fesselt :)
Sehr schön Geschrieben und für mich des Schatzkästlein würdig :D
ich fasse einige posts zusammen, alle zu lesen im Bakaresh-Fred
Ausdauer war eine Tugend - in den meisten Fällen jedoch eine dieser lästigen und langwierigen ihrer Art. Und als Sheila nun langsam in ihren Schritten inne hielt hatte sie für ihren Geschmack bereits bald mehr als genug davon aufgebracht.
Majestätisch wie ein Drache aus alten Tagen ragte der schlange, schwarze Turm endlich vor ihren Augen empor und hob sich mit seiner scharfen, schwarzen Silouette unverkennbar gegen das kräftige Blutrot des Abendhimmels ab, sodass eine Verwechslung unmöglich war.
Und dennoch hatte sie der Weg bis hierher unerwarteter Weise beinahe einen ganzen Tag gekostet, denn das Ziel war zwar stets in Sicht, jedoch zwangen sie die alten Ruinen immer wieder zu Umwegen, die erheblich mehr Zeit benötigte.
Der erste Eindruck, den sie von der Lage und Beschaffenheit des Gebäudes gewann übertraf ihre Erwartungen sogar noch um ein kleines Stück, wie sich Sheila mit grimmiger Genugtuung eingestehen musste. Schon beinahe widerwillig riss sie sich aus ihrer Betrachtung der kargen, zerklüfteten und felsigen Umgebung des Bauwerks ab und schritt die groben, verwitterten Steinstufen empor, welche die junge Frau schließlich direkt vor den Eingang des Turmes führten.
Ohne zu zögern griff die Kriegerin nach dem alten Eisenring und stieß die massive Eichentüre nach innen auf. Ein muffiger Geruch von Mooder und Staub stieg ihr entgegen, als sie den dunklen Raum betrat und sogleich den rechten Arm ausstreckte.
Ah, wenigstens damit hatte er Recht! schoss es ihr durch den Kopf, als ihre Hand nach kurzem Tasten ein längliches Stück Holz erfasste. Mithilfe der kleinen Laterne, die Sheila in weiser Vorraussicht mit sich führte entzündete sie die Fackel und schaute sich um.
Im Raum vor ihr herrschte das reinste Chaos. Tische, Stühle, Bänke und Fässer lagen überall verstreut und teilweise in Stücke zerschlagen auf dem Fußboden herum. Dazwischen Scherben, schimmliges Stroh, Rattenkot und jede Menge andere Dinge, von denen sie gar nicht wissen wollte was es war.
"Na super!" Stieß Sheila leise aus, ließ den großen Seesack zu Boden fallen und bahnte sich einen Weg durch das Meer aus Müll zu ihren Füßen, bis sie endlich zu der notdürftigen Tür gelangte, die den Treppenaufgang zusätzlich vor Eindringlingen schützen sollte.
Ein kurzer Blick hinter die wackligen Bretter und zu ihrer Überraschung erkannte die Gaunerin, dass dahinter anscheinend tatsächlich um einiges weniger Unordnung und vor allem Rattenschiss zu finden war.
Und es wurde tatsächlich besser, schon der nächste Raum, den Shei nach kurzem Treppensteigen erreichte war in keinster Weise mit dem Anblick in der Eingangshalle zu vergleichen. So genau liess es sich im dämrigen Fackellicht gar nicht erkennen, doch das Zimmer war sauber und ordentlich eingerichtet und besaß - das Wichtigste für den Moment - ein Bett.
Ohne lange darüber nachzudenken, schmiss sie allen überflüssigen Krempel in eine Ecke und sank in die weichen Kissen.
Schon bald war Sheila ins Reich der Träume entglitten.
Kschhhhh - Verschwinde Muck!"
Mit einer wirschen Handbewegung verscheuchte Sheila den kleinen Affen, dessen weiches Fell sie soeben aus dem Schlaf gekitzelt hatte.
Müde rieb sie sich die Augen, unterdrückte ein Gähnen und setzte sich auf. Sie ließ die Beine über die Bettkannte baumeln und schaute sich verschlafen um.
Draußen war es dunkel und durch die schmale Aussparung in der Mauer konnte man bereits den nächtlichen Sternenhimmel beobachten, sowie den Mond, der kaum als solcher zu erkennen war, da er heute nur aus einer schmalen Sichel bestand.
Der Raum war in ein dämmriges Licht gehüllt - die Fackel brannte noch immer.
Sheila hatte die ganze Nacht und den darauffolgenden Tag geschlafen wie sie feststellte und es überraschte die junge Frau keineswegs. Schon in den vergangenen Wochen, wenn nicht sogar Monaten, war es meistens nicht Anderes gewesen. Erklären konnte sie sich dieses ungewöhnliche Verhalten nicht so richtig, sie wusste nur eines: Die Nacht wurde zunehmends zu ihrer bevorzugte Zeit für Aktivitäten jeglicher Art geworden und es gab nichts, das sie daran störte.
Langsam ließ sie ihren Blick umher schweifen und versuchte sich ein klares Bild von ihrer neuen Behausung zu machen.
Der Raum war in der Tat eher schlicht und einfach eingerichtet. Neben dem kleinen Bett auf dem Sheila saß gab es noch einen Tisch, ein paar Stühle und ansonsten nur Regale, die entlang der Wand aufgestellt waren.
Mit Schwung erhob sich die Gaunerin und schritt zielstrebig auf eines dieser Regale zu.
"Nur Müll!" Murmelte sie verdrossen während sie nach und nach den gesammten Inhalt sichtete und enttäuscht hinter sich warf.
Nach einigen weiteren Minuten ergebnisslosem Suchens stieg Shei über die Haufen aus Krempel und verließ das Zimmer. Erwartungsvoll stieg die schmale Wendeltreppe weiter empor.
Erbarmungslos umfasste die schmale Hand den dürren Hals und drückte auf die empfindliche Kehle des Mannes, der Sheila soeben aus großen Augen ängstlich anstarrte. Mit fesstem Griff drückte sie ihn gegen die steinerne Wand und hielt ihm ihr Messer ans Gesicht.
"Wer bist du und was willst du hier?
Zischte sie den Eindringling mit zu Schlitzen verengten Augen an, während sie aufmerksam seine Gestalt musterte um so vielleicht schon vorher selbst auf die Antwort zu kommen.
"Ich warte nicht mehr lange." fügte Sheila mit Nachdruck an, als sie immer noch keine Antwort bekam.
Erst nach einigen hilflosen Gurgel-Lauten wurde ihr klar, dass der Fremde gar nicht zum Sprechen fähig war, da sein Hals schlichtweg zugedrückt war. Sie lockerte ihre Hand etwas und wartete ab.
"Thamir. Ich...wohne hier!" Entgegnete der Mann und jappste nach Luft, die Sheila seinen Lungen für eine ganze Weile verwert hatte.
"Lügner! Fauchte die Gaunerin und stieß ihr gegenüber sogleich wieder mit voller Kraft gegen die kalten Steine.
"Zoran hat mir versichert, dass der Leuchtturm unbewohnt ist, also versuch ja nicht mir Märchen aufzutischen!"
Unter einem jähen Anflog von Zorn riss sie den abgemagerten Körper nach vorne und schubste ihn sogleich in einen Haufen alten Gerümpels. Unter einem lauten Aufheulen stolperte Thamir und schlug hart auf dem Boden auf. Vor schmerzen wimmernd und zum Schutz gehobenen Armen sah er zu der jungen Frau, die langsam mit gezogenem Schwert auf ihn zukam.
"Und dass du dich erdreißtest zu behaupten Thamir zu sein macht die Sache nicht besser für dich!" Es hatte ein paar Sekunden gedauert, doch inzwischen wusste sie wieder woher der Name ihr bekannt war, und dieser Kerl hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem freundlichen Händler von damals.
"Wirklich, ich bin es!" Wimmerte er und lag wie ein Häufchen Elend zu Füßen der Gaunerin, die inzwischen zum letzten Schlag ausholte.
"Tjal ist mein Bruder, so glaubt mir doch!" Schrie der Eindringling ihr nun von Panik gepackt entgegen.
Und tatsächlich, die Tatsache, dass er den Namen von Thamirs Bruder kannte ließ Shei unsicher werden. Sie zögerte kurz, senkte dann langsam ihre Waffe und beäugte ihr Opfer ungläubig.
Konnte das wirklich Thamir sein? Sie hatte den Händler deutlich beleibter in Erinnerung, eine völlig andere Gestalt als diesen elenden Hungerknochen vor ihr, der nicht mehr als ein paar Lumpen an sich trug. Die Haare fettig und verfilzt, mit schlechten, teilweise herausgebrochenen Zähnen und einem leicht penetrantem Gestank.
Oder konnte er es doch sein? Waren das nicht ähnliche Gesichtszüge, die sie nun so flehend anschauten?
"Ich..." Setzte er zu einer Erklärung an.
Aber die Schwarzhaarige dachte nicht daran weitere Zeit mit diesem Kerl zu vergeuden, dessen Leben nur aufgrund einer kleinen Unsicherheit noch nicht beendet war.
"Halt dein Maul und spar dir deine Geschichten. Du magst recht haben und wenn nicht, dann sei glücklich. Nimm dir deinen Krempel und dann verschwinde, bevor ich es mir anders überlege!"
Mit diesen Worten steckte sie Lerithium zurück in die Scheide und verließ das kleine Haus, das eine Art Anbau des Turmes war in dem sie nun bereits seit Tagen wohnte.
Bisher hatte sie sich noch nicht weiter darin umgesehen und als sie dies heute nachholen wollte war plötzlich diese Gestalt hinter ihr aufgetaucht.
Wenn er später immer noch da ist - Gnade im Beliar. Dachte Shei bei sich, während sie die Steile Wendeltreppe zu ihrem Zimmer aufstieg.
Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern krachte der große Topf gegen die Steinmauer und fiel unter lautem Getöse zu Boden. Der flüssige Inhalt, der von Geruch und Farbe wohl am ehesten an das Experiment eines unerfahrenen Alchemisten erinnerte, spritzte durch den ganzen Raum und verteilte sich bald in Form einer großen, dampfenden Lache auf dem schmutzigen Fußboden.
Nicht einmal der gefräßige Muck schien gefallen daran zu finden. Bereits nach dem ersten, zaghaften Schnuppern, verzerrte sich sein Gesicht zu einer entsetzten Grimmasse. Er zog seinen Schwanz ein und machte, dass er davon kam.
Zorniges Brüllen erfüllte den Raum.
"Arrgh, so ein Schwachsinn! Verdammtes Mistzeug!"
Vor Wut kochend stand Sheila mitten im Raum, das Gesicht verzerrt umklammerte sie mit ihrer Linken einen Kochlöffel.
Die rechte Hand hingegen war leer, zumindest jetzt, nachdem sie das Kochgeschirr schwungvoll quer durch den gesammten Raum befördert hatte.
"Fünf Löffel Salz...FÜNF LÖFFEL SALZ! Das ich nicht lache, dieser dämliche Idiot spinnt wohl total."
Ein seltsamer Laut, der etwas Ähnlichkeit mit einem menschlichen Kichern hatte, ertönte aus der hinteren Ecke des Raumes, in der zwei große Augen hervorleuchteten.
"Halt dein vorlautes Maul, oder ich zie dir das Fell über die Ohren!" schimpfte sie auf den Affen.
"Glaub ja nicht, dass du heute noch was zwischen deine gierigen Zähne bekommst!"
Auch der Kochlöffel schloss nun Bekanntschaft mit der Gravitation und bewegte sich rotierend in die Richtung des frechen Tieres.
Frustriert ließ sich die junge Diebin auf eine hölzerne Bank fallen, verschränkte ihre Arme und starrte grimmig auf die Herdstelle, unter welcher, mit starker Rauchentwicklung, ein kleines Feuerchen vor sich hin siechte.
"Männer und Kochen...pah. Möchte wissen wer ihm soetwas als KOCHEN gelehrt hat!"
Sinierte Sheila laut vor sich hin und dachte dabei an den kleinen Bakaresher, der ihr ein "unglablich günstiges Angebot" gemacht und Zutaten samt Rezept für eine "schmackhafte und leicht zu zubereitende" Brühe angedreht hatte.
Aus der Not heraus und weil sie um die ungünstige Versorgungslage hier draußen wusste, war sie darauf eingegangen.
Jetzt, das Knurren ihres Magen in den Ohren, bereute sie diesen Handel aufs Ärgste.
"Hrrm hrrm!"
Alarmiert sprang Shei auf, als sie das leise Räuspern aus Richtung der Tür vernahm.
Es war Thamir, der sich mit einem Hundeblick vorsichtig in den Raum schob und jederzeit darauf gefasst schien, sich wieder aus dem Staub zu machen.
"Ihr braucht einen Koch?" Fragte er mit einem verlegenen Lächeln und schien sich dabei allergrößte Mühe zu geben, möglichst unbeteiligt und nicht belustigt zu klingen.
Verbissen presste Shei ihre Lippen zusammen und schaute mit finserem Blick zu der klapprigen Gestalt. Gestern noch hätte sie ihn auf der Stelle ins Gras beißen lassen - Jetzt war sie schlichtweg zu erschöpft um sich groß mit ihm abzugeben und ihn zu Strafen, für die Tatsache, dass er immernoch in ihrem Turm weilte.
Sie rang eine ganze Weile mit sich selbst, doch schließlich konnte sie sich zu einer Antwort überwinden.
"Kannst du denn Kochen? Wenn ich mir dich so anschaue, scheint es nicht unbedingt deine Stärke zu sein, hä?"
Er schluckte und antwortete schließlich wieder mit diesem verlegenen Grinsen im Gesicht.
"Ich, ähm.... nunja. Bisher fehlte es mir einfach an Zutaten."
Kaum merkbar huschten seine Augen zu dem großen Seesack, in welchem Sheila ihr Proviant und andere Dinge hierher befördert hatte und die Frau konnte sich vorstellen was in ihm vorging.
Eigentlich widerstrebte es ihr den Kerl in ihrer Nähe zu wissen, doch ihr knurrender Magen hatte bessere Argumente.
"Na gut. Fang an. Aber ich warne dich, versuchst du auch nur eine Dummheit, war es deine letzte!"
Und so beäugte sie Thamir argwöhnisch, während er sich an dem kleinen Steinher zu schaffen machte.
Hin und her wippend saß Sheila in ihrem alten Schaukelstuhl, kaute auf einem getrockneten Stück Fleisch und hing ihren düsteren Gedanken nach. Seitdem die Gaunerin das ungewöhnliche Möbelstück in einem der zahlreichen Haufen alten Gerümpels gefunden hatte, von welchen es in ihrem Leuchtturm immer nich mehr als genug gab, war es zu Gegenstand täglichen Gebrauchs aufgestiegen und nicht selten kam es vor, dass sie einen Großteil des Tages darauf verbrachte. Nur für einen kurzen Moment hatte sie sich über die seltsame Eigenart dieses Stuhles gewundert, von dem ihr bisher noch nirgends ein vergleichbares Modell begegnet war, dann war sie einfach dazu übergegangen seine Vorzüge zu genießen und nicht weiter darüber nachzudenken. Das diese Gemäuer ihre eigenen Geheimnisse bereithielten, war ihr immerhin schon vorher bewusst und schließlich auch ein Grund für ihr Kommen gewesen.
Mit schiefgelegtem Kopf musterte die junge Frau die Gestalt vor sich - Thamir. Bereits den ganzen Tag war er mit Schaufel und Hacke dabei sich immer tiefer in den Boden im Eingangsbereich des Turmes zu graben und bisher hatte er, zu Sheilas großem Verdruss und Unbehagen, noch keine nennenswerten Entdeckungen gemacht. Stattdessen wurde das Loch immer größer und der Haufen Dreck neben ihm mit jeder gewonnenen Elle an Tiefe größer und höher.
Sollte Zoran ihr tatsächlich falsche Informationen Verkauft haben? Behutsam wägte sie den Gedanken ab und merkte dabei wie leichter Zorn in ihr aufwallte, als ihr klar wurde, dass es diesem hinterhältigen Gauner aus dem Hafenviertel durchaus zu zutrauen war. Immerhin hatte er ihr auch bei Beliar versichert, dass der Turm unbewohnt war.
Diese Behauptung hatte sich ja bereits als falsch herausgestellt, auch wenn sich es für Shei inzwischen eher zum Positiven entwickelt hatte.
Die Kochkünste des ehemaligen Händlers hatten sie davon überzeugen können ihn doch hierzubehalten und er dankte es ihr mit einer fast sklavenähnlichen Untertänigkeit, die ihm nun neben der Aufgabe des Kochens auch die Arbeit bescherte hatte, mit der er ich im Moment abplagte.
Wenn er nur endlich auch etwas Brauchbares finden würde...
Langsam schritt Sheila die schmale, steile Wendeltreppe ihres Turmes empor und jeder ihrer Schritte wurde von einem lauten Klong! begleitet, wenn der Stuhl, den sie an einem Arm hinter sich her zerrte, wieder gegen den massiven Stein stieß.
Hin und wieder entfleuchte ihren Lippen ein leiser Fluch, das Treppensteigen mit den Armen voller Krempel gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet und der Anblick von Muck, der flink und geschmeidig, ohne jegliche Anstrengung vor ihr herlief brachte sie beinahe zur Raserei.
Doch endlich, nachdem sie schon nahe dran war, den kleinen Affen für seine Keckheit büßen zu lassen. Tauchte schließlich die große Deckenluke auf und bereitete der Schlepperei das ersehnte Ende.
Geschafft trat Sheila hinaus in die kühle Abendluft und atmete tief durch. Träumerisch ließ die Kriegerin ihren Blick über den Himmel schweifen, der lediglich von einigen vereinzelten Wolkenfetzen bedeckt war und ansonsten einen freien Blick auf abermillionen von Sternen bot. Für einen kurzen Moment stand sie einfach nur da und genoss den Augenblick, doch dann besann sie sich des eigentlichen Grund ihres Kommens und wandte sich wieder dem Turm zu.
Die Plattform, auf der sie sich nun befand, hatte wohl einmals das große Leuchfeuer beherbergt und war von einer Mauer mit einigen großen, fensterartigen Aussparungen bestückt gewesen.
Inzwischen war davon nichts mehr übrig, nur an einigen stellen fanden sich Mauerreste und als die junge Frau deren Festigkeit mit einem herzhaften Tritt überprüfen wollte verabschiedete sich plötzlich ein ziemlich großer Stein und trat seinen Weg gen Erde an.
Sheila entfuhr ein belustigtes Klucksen, als das Geschoss mit einem dumpfen Ton, knapp vor der Eingangstür des Turmes landete.
Wenn da einer dieser Bastarde gestanden hätte... dachte sie und konnte sich ein grimmes Grinsen nicht verkneifen. Der Gedanke war einfach zu schön.
Schwungvoll platzierte Shei Schaukelstuhl und Laterne an einem geeigneten Platz, nahm den dünnen Leinensack zur Hand und setzte sich.
Bereits kurz nach Mittag hatte Thamir, der ihr immer noch nicht erzählen wollte, warum es ihn hierher verschlagen hatte und er in solch einer erbärmlichen Verfassung war, endlich seinen ersten Fund gemacht und ihr stolz diesen Beutel überreicht.
Neugierig hielt sie nun dessen Inhalt - ein dünnes Buch - in den Händen und betrachtete ihn eingehend.
Der Einband war gewissenhaft aus dünnem Leder gefertigt und von feinem Staub und zahlreichen Flecken bedeckt, die einen etwas schäbigen Eindruck erweckten, der jedoch aufgrund des vermutlichen Alters und den Lagerbedingungen des guten Stückes nicht weiter verwunderlich waren.
Als sie das Buch aufschlug ertönte ein leises Knistern und ein kleiner Strahl aus Sandkörner rieselte aus dem Buchrücken hervor und landete geradewegs auf Mucks Kopf, welcher alles andere als einen erfreuten Eindruck machte.
Shei kicherte leise wand sich dann aber wieder ihrer Lektüre zu.
Es musste sich um eine Art Tage- und Finazbuch handeln, wie sie vermutete. Die dicken, vergilbten Seiten waren mit schwarzer Tinte beschrieben und hin und wieder tauchten Überschriften auf, die ein Datum oder andere Dinge beinhalteten.
Neugierig überflog Shei die Zeilen der ersten Seiten des Buches in der Hoffnung das zu finden, was sie nun schon so lange suchte. Doch schon bald stoppte sie und stellte enttäuscht fest, dass bis auf Zahlen und dem langweiligen Altag irgendeinen Idiotens wohl kaum etwas aus dem Haufen Papier herauszuholen war.
Schon holte sie zum Wurf aus, hielt dann jedoch jäh inne. Eine der Seiten war aufgeschlagen und die darauf geschriebene Überschrift, die aussah wie nachträglich eingefügt, fesselte augenblicklich ihre Aufmerksamkeit.
Sie lautete - "Der Wanderer"
und ab hier wirds erst so richtig spannend^^
Tag 1
Heute nun sind wir aufgebrochen.
Mitten in der Nacht haben mein rätselhafter Begleiter und ich, so heimlich wie es sonst nur Diebe zu tun pflegen, Angolia verlassen und haben bereits einiges an Strecke hinter uns gebracht.
Noch immer weiss ich nicht ob ich das Richtige tue und es eine gute Entscheidung war ihn mit mir zu nehmen. Doch seit dem Tag, als diese Gestalt in meinem Laden auftauchte und ich mich ihm als Führer verweigerte, war nichts mehr wie früher gewesen. Die Geschäfte liefen schlechter, als sie es ohnehin schon taten und nach nunmehr zwei Wochen des Hoffens auf eine nenneswerte Besserung schloss ich am gestrigen Abend meinen Laden und lies mich auf den Handel mit dem Wanderer ein.
Niemand wusste woher er kam, niemand hatte ihn zuvor in der Stadt gesehen, geschweige denn dass er ihn kannnte. Genauso wie es mir auch immer noch geht war es aber wohl auch den anderen gegangen - man war überhaupt nicht wirklich erpicht darauf Näheres über ihn zu erfahren.
Diese schwarze, gebeugte und die meiste Zeit über stumme Gestalt gehört einfach nicht zu den Personen, in deren Nähe man sich wohlfühlt.
Aus irgendeinem Grund weiss er, dass ich mich in der nördlichen Wüste auskenne und er will dass ich ihn durch sie hindurch führe,wohin genau, das hat er noch nicht erwähnt.
Er spricht kaum ein Wort, weder mit mir noch mit anderen. Und wenn, dann sind es Befehle, welche er mit dieser derart unangenehmen Bestimmung und Unnachgiebigkeit ausspricht.
Leise höre ich seine rasselnde Stimme während er schläfft und wenn ich genau hinhöre ist auch stets ein Murmeln zu vernehmen, dess Laute jedoch keinen sich für mich ergeben.
Sheila blätterte behutsam weiter. Nach Tag 1 folgte gleich Tag 3, dazwischen befand sich weder eine Seite, noch ein weiterer Eintrag. Vermutlich schrieb der Autor nicht regelmäßig, denn es ließ sich auch nichts erkenne, dass darauf schließen ließ, es wären Seiten herausgerissen worden.
Erwartungsvoll vertiefte sie sich wieder in die alten Zeilen und laß.
Tag 3
Wir haben endlich die kahle Steppe verlassen und befinden uns nun schon im Nuang-Gebirge, das wir am Mittag erreichten. Der erste große Anstieg liegt bereits hinter uns, doch es werden noch weitere folgen und wenn das Wetter weiterhin so gut bleibt, dann wird die Überquerung hoffentlich recht schnell überstanden sein. Ich will es auf jeden Fall vermeiden in einen Wettersturz zu geraten, denn ich glaube nicht, dass wir ihn heil überstehen würden.
Ich habe es inzwischen aufgegeben, meinen Begleiter in ein Gespräch einzubinden und so vielleicht doch etwas mehr über ihn zu erfahren. Ehrlich gesagt waren meine Versuche allerdings auch nicht von allzu großem Ergeiz getrieben und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich wirklich wissen möchte was dieser Kerl so treibt.
Eine gewisse Unheimlichkeit geht von ihm aus und das liegt nicht nur an seinem schwarzen, verhüllenden Mantel den er trägt und der hartnäckigen Schweigsamkeit mit der er mich während unserer Reise "unterhält". Es ist noch etwas Anderes und ich kann mir einfach nicht erklären was. Möglicherweise liegt es daran, dass mir, und auch sonst keinem in der Stadt, etwas über ihn bekannt ist. Aber wer weiss, vielleicht ändert sich das noch. Nicht jeder gibt gleich bei der ersten Begegnung gern etwas über sich preis.
Noch nie bin ich auf diese Art und Weise unterwegs gewesen.
Wir meiden während unserer Reise jegliche Ortschaften, egal wie groß, ob Stadt oder Dorf. Wir rasten nur sehr selten und wenn, dann nur kurz und ohne ein Feuer zu entfachen.
Nicht einmal auf meinen Hinweis, noch vor der Überquerung der Berge Proviant zu besorgen und eventuell noch einige Begleiter anzuheuern ist der Kerl eingegangen.
Ich hatte mich schließlich durchgerungen und ihn darauf angesprochen. Doch er stand einfach nur da und schaute mich an. Diese schwarze, leere Kapuze.
Dann geht er weiter, als wäre nichts gewesen.
Hoffen wir, dass das Wetter hält.
Wieder folgte ein Sprung, diesesmal jedoch um ganze zwei Tage und auch diesmal schien er mit Absicht gemacht worden zu sein.
Die Schrift war hier ungewöhnlich krakelig und unsauber, wie als stamme sie von einem ungeübten Schreiber oder einem Kind, das soeben die ersten Buchstaben lernt.
Doch eine Erklärung für diese Veränderung lies sich bereits in den ersten Zeilen erahnen, ebenso wie jener für die längere Schreibpause.
Tag 6
Das Wetter ist schlecht. Nein - es ist furchtbar. Wir haben Sturm, schon seit Vorgestern bläßt der eisige Nordwind uns unablässig nassen Schnee entgegen und erschwert unsere Reise und vernichtet meine Hoffnung auf eine schnelle Überquerung.
Wir kommen nur langsam voran und müssen oft halten um neue Kraft zu schöpfen. Es ist nicht nur der Wind gegen den wir ankämpfen müssen, der Schnee erschwert das Gehen und außerdem versperrt er einem teilweise für Stunden die Sicht.
Hin und wieder fällt es mir schwer den Weg zu finden, den ich eigentlich blind gehen könnte.
Meinen Begleiter scheint der Sturm und Schnee nicht viel anzuhaben, zumindest äußerlich. Er hat innerhalb der letzten Tage nicht ein einziges Wort gesprochen, nicht ein einziges, bei Gott. Wie kann ein Mensch nur so verschlossen sein?
Der Wanderer wirkt als vertraue er meinen Fähigkeiten als Führer zu haben. Er ist geduldig, er drängt mich nicht, wenn ich den Weg erst umständlich suchen und erst ausgkundschaften muss. Ich könnte froh darüber sein, aber wenn er nicht bald wenigstens ein paar Worte spricht, werde ich wohl noch anfangen Selbstgespräche zu führen.
Sollte sich das Wetter nicht schleunigst bessern, werde ich aber ohnehin nie wieder ein Wort sprechen können. Das wenige verbliebene Proviant reicht nicht aus um uns noch lange zu ernähren, auch wenn er schon kaum etwas isst. Wir müssen endlich über den Pass, sonst werden wir beide in den Bergen verenden.
Mir ist elend zumute und vor allem erbärmlich kalt. Meine Hände fühlen sich, ebenso wie meine Füße, die ich schon mit zusätzlichen Lappen umwickelt habe, ganz steif an, als wären sie bereits erfroren. Es ist fast unmöglich sie zu bewegen und verursacht höllische Schmerzen. Das Schreiben fällt mir schwer, dennoch kann ich nicht davon lassen.
Wenigstens haben wir für diese Nacht eine Höhle, wenn auch kein Holz für ein wärmendes Feuer, für das ich im Moment alles tun würde.
Tag 8
Es ist geschafft - gegen Mittag des heutigen Tages haben wir endlich den Pass überquert und das Nuang - Gebirge hinter uns gelassen. Mit ihm haben wir Eis, Wind und Schnee überwunden und befinden uns nun endlich in den angenehm seichten und warmen Ausläufern die uns unserem Ziel immer näher bringen werden. Unfassbar, dass wir einfach so mit dem Leben davon gekommen sind. Ich glaube langsam werde ich wirklich zu alt für solche eine Art Abenteuer.
Nach meinen Berechnungen können wir bei zügigem Schritt bereits Übermorgen unsere Füße in den ersten warmen Wüstensand setzen. In gewisser Weise freue ich mich sogar auf das Wiedersehen mit ihr. Ich war einfach zu lang nicht mehr dort, für all das was ich an diesem Ort erlebt habe.
Der Wanderergibt keine Regung, kein Zeichen der Freude von sich. Es kommt mir so vor, als wäre es ihm völlig egal, als wäre es ihm alles gleichgültig. Dabei hätte wirklich nicht viel gefehlt und wir wären nie wieder aus dieser Eisfestung entkommen.
Er wird mir immer unheimlicher, von Tag zu Tag ein Stückchen mehr. Er hat auch vorher kaum gesprochen, aber dass er es nicht einmal jetzt tut. Nach so einem Erlebniss und solchen Strapazen. ich kann mich nichteinmal daran erinnern ihn laut Atmen gehört zu haben, obwohl selbst ich vor Erschöpfung geschnauft habe.
Ich werde meine Aufgabe so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann verschwinden, keine Minute länger werde ich mit diesem Kauz zubringen. Es ist mir einfach unbegreiflich was oder wer das ist, das ich hier über das Gebirge geführt habe.
Sheila runzelte die Stirn, als ihre Augen diesen letzten Satz entdeckten.
Je mehr sie von diesen Aufzeichnungen las, desto sicherer wurde sie sich darüber, dass sie sich auf der richtigen Spur befand.
Bei Beliar dachte sie, während ihre Hand streichelnd über Mucks kleinen Kopf fuhr. Dieser Schreiberling bringt mich am Ende noch tatsächlich ans Ziel.
^^ ich bin schon gespannt was Sheila da noch erwartet ....
Tinquilius
18.11.2008, 18:28
Novizen mal ganz anders.;)
Wirklich klasse, wie die Situation beschrieben wird, sehr lesenswert!
Vorsichtig lugte der Alte mit seinem Kopf um eine Häuserecke, um herauszufinden, ob sich jemand in der Seitengasse befand. Da dort niemand war, humpelte er mit leicht hüpfenden Bewegungen und etwas gebeugtem Gang hinein, sodass ihn niemand sehen konnte. Seit der Begegnung mit Hyperius an diesem Morgen hatte der Alte sich von allen anderen Menschen ferngehalten, weil er zuerst seinen Freund treffen wollte, der just in diesem Moment aus dem Dunkel trat und sein haariges Äußeres entblößte. Mit eleganten Schritten und erhobenem Kopf stolzierte er über den sandigen Boden, wobei er kaum sichtbare Spuren hinterließ, bevor er sich schließlich mit einem grazilen Sprung auf eine nahe Kiste beförderte, wo er sich gemütlich niederließ.
"Ich habe mit diesem Hyperius gesprochen und ihm von den Geistern berichtet, mein Freund.", krächzte die Stimme des Alten, sodass sein Gesprächspartner laut fauchte und man hörte wie sich etwas in die Oberfläche der Kiste ritzte, was der Alte Mann jedoch scheinbar als Bestätigung aufnahm weiterzureden, weshalb er noch hinzufügte "Ja, ich weiß, dass ihr stolz auf mich seid, da man sich immer auf den guten Irias verlassen kann. Ich werde auch noch den anderen davon berichten. Bis später." Nachdem auf diese Art und Weise ein weiteres Mal die Stimme des merkwürdigen Irias verstummt war, sprang der Kater, welcher sicher nicht ein einziges Wort von den Erzählungen des Alten verstanden hatte von seiner Kiste und lief weg, da er vermutlich hoffte, dass ihm so weitere Quälereien der Ohren erspart blieben.
Mit seinem merkwürdigen Gang, der im entferntesten Sinne an gewisse Glöckner erinnern könnte, humpelte der merkwürdige Irias wieder aus der Nebengasse in Richtung der Ausläufer von Al Shedim, wo er sich nach Personen umsah, denen er seine Nachricht verkünden konnte. "Geister, rettet die armen Geister und erlöst sie von den Qualen.", schrie er einer Frau ins Ohr, an die er sich ähnlich Hyperius angeschlichen hatten, woraufhin diese aber nur noch lauter schreiender weg rannte. Möglicherweise sollte ich versuchen sie anders von den Geistern zu unterrichten, ging es ihm einige Zeit später durch den Kopf, nachdem noch zwei weiteren Personen schreiend davon gelaufen waren, weshalb er nun begann seine Taktik zu ändern.
Irias setzte sich an den Wegesrand und grinste so freundlich, wie er es mit seinen schiefen Zähnen nur tun konnte, was aber letztendlich auch nur bewirkte, dass sein unförmiges Gesicht wie eine abstossende Grimasse wirkte. Vor sich ein kleines Schälchen legend, wartete er das sich die umhergehenden Leute herunterbeugen würden, um ihm etwas zu spenden, sodass er ihnen dann die Botschaft verkünden konnte. Nicht viel Zeit verging und die erste Frau beugte sich herunter und legte ihm ein paar Münzen in das Schälchen, weshalb er schnell in ihr Ohr flüsterte, als sie auf Kopfhöhe war "In den Tunneln unter Al Shedim leben Geister", woraufhin die Angesprochene nur den Kopf schüttelte und dann schnell wieder verschwand, während sie leise murmelte "In den Tunneln unter Al Shedim bebt der Kleister, was will er mir nur damit sagen....", was wohl eine Folge des undeutlichen Sprechens von dem Alten war, sodass immer mehr Leute nachdenklich weitergingen und darüber nachdachten, wieso da eine ewige Friedensbüste wäre, oder Vorfahren aus Alter Zeit abgestanden wären.
Das die meisten Leute nicht verstanden, was er ihnen sagen wollte, fiel dem alten Irias nach einigen Minuten auch auf, weshalb er sich erhob und sich eine weitere beliebte Methode der Gerüchte Verbreitung zu nutze machen wollte, nämlich das Tratschen. Kaum am abendlichen Marktplatz angekommen bemerkte er schon eine Gruppe von Frauen, die sich scheinbar lebhaft unterhielt. Humpelnd huschte er auf sie zu, womit er zuerst nichts weiter als ihre entgeisterten Blicke auf sich zog, bevor sie einfach weiterredeten. "Glaubt ihr nicht auch, dass die jungen Nomaden in ihren Kluften nicht einfach hinreißend aussehen...", schwärmte die ein. "Ich kann meine Blicke einfach nicht mehr von ihnen abwenden..", sagte die andere "...so schön sind sie." Sich einschalten wollend, um endlich auch sein Thema zur Sprache bringen zu können, warf Irias ein "Ich könnte mich jedes Mal in sie verlieben, wenn ich ihre knackigen jungen Körper so verhüllt sehe...", was ihm sofort die Aufmerksamkeit der umstehenden Damen bescherte, die scheinbar noch nicht mal am meisten über den Klang seiner Stimme empört waren, sonder über das, was er sagte, empört waren.
"Das diese himmlische Schönheit führt mich auch dazu, dass Geister in den Tunneln von Al Shedim bal...", fügte er noch hinzu, bevor man Irias den Verrückten nun abrupt unterbrach und ihm vorwarf, was er sich denn einbilde und wo sein Anstand bleibe. "Ihr seid wirklich pervers, wenn ihr so über die Nomaden denkt, verschwindet sofort hier, bevor ich mein Mitleid mit euch vergesse, da ihr so eine erbärmliche Gestalt seid...", war noch mit die freundlichste Aussage, die ihm neben ein paar Backpfeifen um die Ohren flogen und nun auch diese Idee wieder verpuffen ließ.
Doch eine weitere Möglichkeit fiel ihm noch ein, für die er in der Nähe des Marktplatzes und Tempels umständlich auf ein Haus kletterte und laut zu schreien, was wegen seiner Stimme zu einer regelrechten Zerreißprobe für die Nerven führen musste, begann.
"Brüder und Schwester Adanos sprach es werde Licht und Beliar und Innos wichen, oder so. Ihr kennt ja bereits den Text von den Predigten der Wassermagier, weshalb ich ihn nicht mehr ganz wiederholen werden, weil es sowieso immer grob der selbe ist. Kommen wir zum wichtigen Achtet die Ahnen und sie achten euch, gebt den Ahnen Frieden und ihr werdet Frieden finden, was bedeutet, dass ihr Geistern helfen sollt, wenn ihr welche seht.", waren die Worte des Alten, denen die meisten sowieso nach den ersten Lauten schon nicht mehr lauschen würden, was für ihn aber keinen Unterschied machte, da er nun seine Pflicht als getan ansah und nur noch durch Al Shedim lief und in normaler Lautstärke über seine Mission und die Geister brabbelte, was letztendlich wohl am ehesten dafür sorgen würde, dass sich Gerüchte verbreiten, weil die Leute es für wichtig hielten, weil man es ihnen gerade nicht so direkt sagte.
Hyperius
Damit geht eine tolle Quest so langsam zuende; etwas blutrünstig, aber er hat's verdient^^
Langsam steckte er den Kopf aus dem Wasser. Niemand war zu sehen, die Wächterinnen waren verschwunden. So leise wie möglich bahnte sich Odinson einen Weg durch das Wasser. Wieder schien das Licht grünblau von den Käfigen und Aquarien wieder, nur war es hier besonders hell, damit der Schatz auch seine ganze Pracht entfalten konnte. Und das tat er. Odinson stockte der Atem, als er den Berg von Gold und Edelsteinen, Prunkwaffen und Rüstungen sah.
'Da würde ja selbst ein Drache neidisch werden!' dachte er staunend. Doch er war nicht hier um sich totzuglotzen oder gar etwas von dem Plunder mitzunehmen. Er musste seinen Leuten helfen und Ronsen. Bei den Kleinodien angekommen, fing er an darin herum zuwühlen, um irgendetwas brauchbares zu finden. Sein Schwert lag noch immer irgendwo auf dem Meeresgrund, so vermutete er. Sofort folgte ein Stich im Herzen. Das war das alte Schwert seines Vaters gewesen und diese Biester hatten es ihm genommen, sein letzter Anker zu seiner Familie. Das würden sie büßen! Eine Weile verging bei der Suche nach einer brauchbaren Waffe. Langsam wurde er nervös. Irgendjemand musste doch sein Verschwinden bemerkt haben. Dann plötzlich hörte ein ein Platschen. Etwas hartes traf seine linke Schulter und hinterließ einen stechenden Schmerz.
„Aua, was zum...!“ Er drehte sich herum und starrte in das Gesicht von Sireen.
„Soso, du hast dich also bis hier runter gewagt, das war ein Fehler, du hättest warten sollen bis die Königin dich umgebracht hat. Jetzt gehörst du mir mein Hübscher!“ Er drehte sich hastig um, um nicht von ihrer Schönheit eingefangen zu werden, doch da fing sie an zu singen. Ihre wohlklingende Stimme entlud sich in dem Raum und erfüllte ihn. Der Adjutant ging in die Hocke und hielt sich die Ohren zu, doch das half nichts. Zumindest normalerweise. Er wartete, doch der gewohnter Flug ins Reich der Lust blieb aus. Verdutzt schaute er auf seine Hände. Er sah alles, fühlte noch alles und die Wut in ihm war noch immer da. Er war sein eigener Herr. Vorsichtshalber bewegte er die eine, dann die andere Hand. Es musste mit der Königin zusammenhängen. Er hatte sie genossen, dagegen war auch eine Sirene nichts mehr. Deswegen tötete wahrscheinlich die Königin jeden Liebhaber. Na, ihm sollte es egal sein. Er würde es jedoch nicht gleich zeigen. Dann sah er es, ein Schwertgriff, mit feuerrotem Stein. Langsam packte er es.
„Komm zu mir, mein Lieber!“ gurrte Sireen.
„Ja, Liebste!“ langsam ging er nach hinten, zeigte ihr immer noch seinen Rücken. Dann als er ihren Duft roch und ihre weichen Hände an seinem Rücken spürte, drehte er sich blitzschnell herum und hieb diagonal nach oben auf die Sirene ein. Die Hände lagen nun auf seinen Armen, sich grotesk verkrampfend.
„Ohhhh!“ entrang es der Sirene. Ihr Bauch war aufgeschlitzt und blaues Blut spritzte über beide Körper. Dann sackte sie in seine Arme und war tot. Trotz der Qualen und Torturen, die man ihm angetan hatte, er verspürte Mitleid mit ihr. Sie war nur eine Marionette gewesen. Jetzt war sie tot. Odinson hatte nie zuvor eine Frau getötet. Trauer umspann sein Herz, konnte jedoch die Wut und den eisernen Wille, seinen Freund zu retten nicht dämpfen. Entschlossen packte er das Schwert, ein großes, mächtiges, und stieg ins Wasser. Gerade als er eintauchen wollte, hörte er einen Schrei, der ihn innehalten lies. Es war ein markerschütternder Schmerzensschrei. Aber auch Wut schwang daran mit. Ohne zu überlegen tauchte er ab, das Schwert gerade vor sich haltend.
Gleich in der nächsten Höhle wurde er fündig. Er tauchte auf, keuchend und sah das schreckliche Bild. Die Königin lachend, Ronsen die Hände um den Hals einer Sirene, die wild um sich schlug.
„Töte sie Liebster, töte sie für ihren Verrat an mir!“ Moment mal, Liebster, also stand Ronsen nun in ihrem Bann! Verzweiflung ergriff sein Herz und lies seine Hände zittern. Sie wurden schwach und liesen beinahe das Schwert fallen. Doch da fing der Ring an zu glühen. Ein Kraftschub ging durch seinen Körper und auf einmal leuchtete der Rubin flammend rot in dem Griff der Klinge. Sofort breitete sich ein roter Schein im Raum aus. Alle hielten inne. Euphemia fuhr herum und starrte Odinson an. Nach dem sie sich von dem Anblick erholt hatte, fuhr sie Ronsen an.
„Lass das Weib, kümmere dich um diesen Mann. Ich wusste doch, dass ich dich gleich hätte töten sollen!“
Ronsen kam auf ihn zu gewankt, mit ausgestreckten Armen, wie ein Untoter.
„Tut mir leid alter Freund!“
Als dieser in Reichweite war, reichte nur ein einziger gezielter Hieb mit der Faust an die Schläfe und Ronsen sackte zusammen. Vor der ganzen Sache hätte ihn das zwar umgehaun, aber nicht schlafen gelegt. Aber die Strapazen und Entbehrungen waren einfach zu groß gewesen die letzten Wochen. Etwas starb in der Seele des Nordmannes. Er hatte seinen besten Freund zum zweiten Mal niedergeschlagen. Er würde sich das nie vergeben können. Doch Euphemia lies im keine Zeit. Gleich nach dem Ronsen zu Boden gegangen war, griff sie an. Doch dieses Mal nicht so halbherzig wie in der Schlafkammer. Wie Pfeile schossen die Tentakeln hervor, doch Odinson sprang vorwärts und zerhieb die beiden ersten. Ein unnatürliches Kreischen erfüllte die Höhle und die Königin verwandelte sich vollends zu dem Monster der Meere. Ein riesiger, wabernder Krake mit mehreren Tentakeln, die wie fleischgewordenen Peitschen die Luft erfüllten. Odinson duckte sich unter dem nächsten Angriff weg und vollführte eine Pirouette und zerhieb erneut einen Tentakel. Es wurde ein Tanz um Leben und Tod. Einmal unachtsam riss es den Nordmann von den Füßen und schlug ihn gegen die Höhlenwand. Die Luft wurde aus seinem Körper gepresst. Scheppernd fiel das Schwert zu Boden. Er rutschte wie in Zeitlupe an der Wand herunter.
'Ich habe versagt!' war der erste Gedanke, zu dem Odinson fähig war. Etwas warmes rieselte auf seinen Armen herunter und füllte seine Handfläche. Er blutete. Benommen schaute er um sich. Ronsen lag immer noch am Boden, selber blutend. Die Sirene atmete schwer, schien jedoch, da sie außerhalb des Wassers lag, zu vertrocknen. Dann sah er die Königin. Der Krake verwandelte sich gerade in die Frau zurück.
„Niemand kann mich besiegen! Niemand, nicht du, nicht dein Freund und auch nicht Innos! Ich bin die Königin des Meeres!“ lachend schritt sie auf ihn zu. Fast schon irre kicherte sie, sich ihrer Macht bewusst.
'Innos hat mich verlassen!' war der zweite Gedanke. Er schloss die Augen. Wartete bis es endlich dunkel werden würde. Er hörte ihre nackten Füße auf den Boden aufschlagen, sie kam immer näher, ihren Triumph genießend. Doch da schob sich plötzlich ein Bild vor seine Augen. Das Meer, glitzernd in strahlendem Feuerschein. Ein leises Kinderlachen. Dann ein weißer Strand, erfüllt im goldenen Glanze des Lichtes. Wärme trieb in seinen Körper entzündete sein Herz, erklomm seine Seele. Die stand eine Frau und lächelte ihm zu.
"Innos verlässt seine Streiter nicht! Glaube und siege!" Eine Welle der Macht spülte das Bild weg und ihn in die Höhle zurück. Er sah die Königin vor sich stehen. Wütend griff er nach dem Schwert. Ein unnatürlicher Schauer von feuerrotem Licht erfüllte die Höhle und mit "Für Innos und die Freiheit!!!" auf den Lippen rammte er mit allerletzter kraft das Schwert bis zum Heft in den Rachen der lachenden Königin. Schwarzes Blut sprudelte hervor und nässte seinen Arm. Ihr Lachen wurde zu einem Gurgeln, wie Sireen vorher fiel sie ihm entgegen, verwandelte sich jedoch beim Fall in vermoderte Algen und Knochen. Odinson sackte entkräftet nach vorn und mit dem roten Licht verschwand auch die Kraft aus seinem Körper. Noch im Fallen, sah er, wie sich Ronsen bewegte und ihn ansah. Dann umfing ihn Schwärze.
Luemmelmao!
Jetzt war es vorbei.
Die Flasche steuerte geradewegs aufs Ufer zu und Sheyra steuerte ihren Stiefel genau zwischen die Schulterblätter des Alten, um ihn am Boden festzupinnen. Praktischerweise flog die Flasche trotzdem weiter -- und wurde kurz darauf von einer triumphierend empor gereckten Hand aufgefangen.
"Ha! Das hast du nun davon, Strolch!"
Siegessicher stemmte Sheyra die Schnapsflasche in die Höhe, damit jeder den Sieger bewundern konnte.
Und da kam auch schon das erste Eichhörnchen, den wuscheligen Schwanz aufgeregt zum Interview erhoben.
EH: "Ja, also, das war ja ein wirklich spannendes Rennen, bis in die letzte Minute spannend, geradezu Kopf an Kopf könnte man sagen! Wie fühlt man sich nach so einem Sieg?"
S: "Ziemlich fertig, um ehrlich zu sein. Aber auch glücklich. Ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe und es ist schön zu sehen, dass all die Anstrengungen Früchte tragen konnten."
Ein paar Spatzen hinter den Absperrungen winkten begeistert.
EH: "Ihr Gegner ist ja nun ziemlich berüchtigt, was derartige Schnapsläufe anbelangt. Hat Sie das im Voraus nicht etwas eingeschüchtert?"
S: "Puh ... um ehrlich zu sein, wusste ich im Voraus gar nicht, dass es sich um ein solches Schwergewicht handelt. War aber vielleicht auch besser so, denn so konnte ich unvoreingenommen an die Sache rangehen."
EH: "Wie stehen Sie dazu, dass ihr Gegner unerwartete Hilfe von Zivilpersonen bekam? Warum haben Sie sich nicht im Voraus um ähnliche Unterstützung gekümmert? Wurden wir hier Zeuge des zwangshaften Praktizierens eines persönlichen Ehrenkodexes -- oder besser -- des Strebens nach mehr sportlichem Ehrgeiz?"
S: "Also ... naja ... ich denke, das nennt man Heimvorteil. Mit sowas muss man immer rechnen. Zudem wäre höchstens mein Vater in der Nähe gewesen, und der ist eine ziemliche Arschgeige."
Zustimmende Rufe von den Unken auf den Zuschauerbänken.
EH: "Da Sie nach einem derart anstrengenden Sieg sicher müde sind, nur noch eine letzte Frage: Was haben Sie mit all dem gewonnenen Ruhm nun vor?"
S: "Ach, ich dachte vielleicht erstmal etwas Urlaub. Süden, vielleicht etwas mit Meer und so. Mal schauen."
EH: "Nun dann, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch. An unsere Mitleser: Wir sind nach der Pause natürlich gleich wieder dabei, wenn wir uns mit dem Verlierer dieser Partie unterhalten. Bleiben Sie dran!"
Ein, wie ich finde, absolut grandioser Post, der eine grandiose Geschichte sehr gefühlvoll abschließt.
Ich kann vorangegangene Posts zu dieser Serie nur sehr ans Herz legen, denn es passt wirklich alles. Selten eine so perfekt durchdachte Geschichte erlebt.
Sie standen sich gegenüber, Ardin saugte die letzten Tropfen aus dem Wasserschlauch, den Dekker ihm gereicht hatte. Griffin hatte Dekker zum Glück auch seine Waffen überlassen, aber Dekker dachte nicht mal mehr daran seinem Vater wehzutun. Er kam sich leer vor, er wusste nicht, was mit ihm passiert war im Dorf, er wusste nicht, was los war.
'Warum? Warum hast du das alles getan? Meine Entführung, dein vorgetäuschter Tod. Warum? Warum bist du dann zurückgekehrt? Was willst du? Wieso willst du mich töten? Ich bin dein Sohn! Ich habe dich immer bewundert. Du hast mir alles gezeigt, ich war immer so stolz auf meinen Vater und jetzt? Erzähl mir alles. Bitte.'
Tränen rannen bei jedem Wort über Dekkers Gesicht, bahnten sich ihren Weg über seine Wangen und suchten schließlich ihren Weg in den Schnee. Ardin hingegen starrte leer an Dekker vorbei, sein Blick suchte keinen Weg, sondern verlor sich in der Weite. Es war unglaublich. Langsam, zögerlich, mit belegter Stimme setzte er schließlich an:
'Du musst das alles verstehen, bitte, versprech mir das, ich habe dich auch geliebt, wie einen Sohn. Aber du warst es nicht. Du bist das Kind irgendeines Paladinschnösels, der deine Mutter einige Male buchte, er war grausam und hart zu deiner Mutter und irgendwann wurde sie von ihm schwanger. Anfangs versteckte sie das, sie nahm ihn nicht mehr als Kunden an, schob irgendwelche Gründe vor, bis er schließlich nicht mehr kam. Deine Mutter wusste nicht mal den Namen deines Vaters, aber das war egal, es war klar, dass er davon nichts mitbekommen durfte, er hätte dich getötet und deine Mutter wohl auch. Aber dann vor einem Jahr kam er wieder, er hatte einen Informanten, der ihm die Existenz von dir bestätigte und er wusste scheinbar sofort, dass du sein Kind bist. Er trat an mich heran, setzte mich unter Druck und bot mir schließlich zweitausend Goldmünzen für dein Verschwinden, würde ich es nicht tun, würde er uns alle drei töten lassen. Versteh mich bitte, ich hatte keine Wahl! Aber ich wollte dich nicht töten, du warst mir zu sehr ams Herz gewachsen, also heckte ich den Plan mit deiner Entführung und Versklavung aus. Ich hatte schnell Kontakte geknüpft. Ich wollte dich versklaven lassen und meinen Tod vortäuschen, so würdest du auch falls du frei kommen würdest, nicht zurückkehren. Es klappte alles prima.
Aber dann... Der Paladin kehrte zurück nach Myrtana, und ich hörte von einem der Sklavenhändler, dass du entkommen warst. bei mir war der Alarm ausgelöst, jetzt musstest du verschwinden, früher oder später hätte dich der Zufall zu deinem leiblichen Vater geführt.
Ich reiste also nach Myrtana, genauer gesagt nach Silden, das hat mir mien Informat nämlich als deinen Aufenthaltsort genannt. Ich fand dich zügig, wir kämpften an dem einen Abend, du erinnerst dich?
Ich verfolgte dich weiter, sogar nach Khorinis, da jedoch sehr im Verborgenen, aber jetzt, nachdem du Faring wieder verlassen hattest, wusste ich, dass der Zeitpunkt war, aber du hast kämpfen gelernt, du hast mich enttarnt und jetzt hast du mich getötet!'
Dekker wusste nicht, was mit ihm los war, er schwankte, Leere, Sinnlosigkeit, Trauer, wechselten sich in seinem Kopf ab, er wusste nicht mehr, was los ist.
'Du bist nicht tot. Danke, das du mir das erzählt hast, geh'! Verschwinde! Geh' aus meinem Leben! Kehr nie wieder zurück, wenn ich dich das nächste Mal sehe werde ich nicht auf deine Schulter zielen. GEH'!'
Ganz frisch aus Vengard (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=7985799&#post7985799).
„Also noch einmal. Wie heißt es richtig?“, fragte Medin genervt.
„Bitte …“, stammelte der Waffenknecht nervös zusammen. „Bitte halten sie das Pferd dort, wo ich … ich es sehen kann und steigern sie ihre Hände …“
„Nein, nein, nein und nein“, unterbrach Medin, dem auch der letzte Geduldsfaden zu reißen drohte. Er verstand nicht, warum ausgerechnet er sich hier um die Einweisung der Waffenknechte für die Reiterkontrolle kümmern musste. Er war der Oberbefehlshaber … und leider zufällig in der Nähe gewesen, als sich ein paar Passanten über die dilettantische Arbeit des Wachpostens lustig gemacht hatten. Also wollte er seinen Soldaten mit Rat und Tat zur Seite stehen … aber was diese beiden Idioten, von denen er in deren Interesse besser nicht die Namen erfuhr, leisteten, war einfach nur grausam.
„Sieh her“, brüllte er den Möchtegernstadtwächter an und stellte sich breitbeinig auf die Straße.
„Leg die Hand an den Messerhalfter“, erklärte er und führte es dann selbst vor, „und nähre dich seitlich von hinten dem gestoppten Pferd.“ Er machte ein paar vorsichtige Schritte auf ein imaginäres Pferd zu, die Hand immer am Gürtel. „Die Hände so, dass ich sie sehen kann“, rief er dann, „und langsam absteigen! – Verstanden?“
„Ja, Sir“, erstammelte der Waffenknecht eine Antwort. „Die Reihenfolge war mir nicht mehr so ganz klar.“
„Das habe ich gesehen. Und was macht ihr, wenn der Reiter abgestiegen ist?“
„Sir“, meldete sich der andere Waffenknecht. „Einer sichert mit dem Schwert den Reiter ab, während der andere um das Pferd herum geht und es bei den Zügeln nimmt.“
„Sehr gut“, erkannte Medin an.
„Und was sollen wir machen, wenn der Reiter Widerstand leistet?“
„Ihn natürlich überwältigen“, erwiderte der General. „Notfalls auch mit den T.-Eyser-Pfeilen … aber greift auf die nur zurück, wenn es nicht anders geht.“ Diese nichtlethalen Kopfnusspfeile, die von einem Bogenschützen namens Theodor Eyser entwickelt worden waren, hatten durch ihre übereifrige Verwendung bei Personenkontrollen für einigen Tumult gesorgt. Ein Magier war soweit gegangen, der vengard’schen Stadtwache kollektiven Sadismus vorzuwerfen und den bis zu Hirnblutungen führenden Pfeileinsatz als moralisch höchst bedenklich anzuprangern. „Gut, wisst ihr nun, was ihr zu tun habt?“
„Ja, Sir!“, schallte ein zuversichtlicher Zweimannchor zurück.
„Ausgezeichnet. Dann zeigt mir mal, was ihr gelernt habt.“ Der Südländer blickte die Straße entlang, an deren Ende eben ein Reiter eingebogen war. Ein ganz schönes Tempo hatte der drauf, bemerkte er.
„Sir, reitet dieser Kerl nicht ein wenig schnell?“, bestätigte einer der Waffenknechte diesen Eindruck.
„Den müsst ihr auf alle Fälle rausholen“, nickte Medin. „Hier ist ein Drittel der Geschwindigkeit erlaubt, wenn überhaupt. Das gibt saftig Punkte …“
„Sir“, meldete sich der Waffenknecht von eben wieder. „Der wird nicht langsam.“
In der Tat. Der Reiter war inzwischen recht nahe gekommen und preschte weiter auf die drei Soldaten zu. Medin hatte ein ganz schlechtes Gefühl.
„Im Namen des Königs, nehmen sie die Hände …“, setzte der Waffenknecht noch an, doch in diesem Moment hatte der Reiter die drei schon erreicht. Mit drei jeder für sich einzigartigen Hechtsprüngen wichen die Soldaten im letzten Moment aus und entkamen den tödlichen Hufen, nur um eine ordentliche Portion des Straßendrecks abzubekommen, den eben diese aufwirbelten.
„Bei Beliar“, keuchte einer der Waffenknechte, als sie sich aus dem Dreck wieder hoch kämpften. „Ein apokalyptischer Reiter!“
„Unsinn!“, fluchte Medin und wischte sich Dreck aus den Haaren. „Das war ein ganz normaler Reiter … ein Reiter, der bald nicht mehr reiten wird.“
„Aber Sir, der ist …“
„Klappe halten und Verstärkung holen. Ich will jeden Reiter aus der Kaserne auf einem Pferd sehen!“
Inzwischen war der General wieder auf die Beine gekommen und rannte, ohne den beiden Waffenknechten noch einen Moment der Aufmerksamkeit zu schenken, hinter dem Reiter her. Der konnte etwas erleben. Medin hatte sich doch nicht ein paar Stunden mit den Idioten um die Ohren geschlagen, nur um dann von einem dieser Raser in den Dreck geschmissen zu werden. Nein, heute würde er das nicht durchgehen lassen. Aber wie sollte er den Kerl einholen? So schnell, wie der galoppierte, würde er in ein paar Momenten außer Sichtweite sein. In diesem Augenblick rannte der Schmied über eine Kreuzung und sah aus den Augenwinkeln ein anderes Pferd im Schritttempo auf die Hauptstraße einbiegen. Der Entschluss war schnell gefasst.
„Im Namen von Innos und König, ich brauche ihr Pferd“, rief er zu dem Reiter, anscheinend einem jungreichen Händlersohn, hinauf.
„Weißt du eigentlich, was dieses Pferd meinen Vater gekostet hat?“, antwortete der Tieneycher und blickte perplex drein. „Wo ist eigentlich eure Dienstmarke? Ich werde sicher nicht …“ Doch diesen frommen Wunsch zu formulieren gestattete die Zeit, die Medin dem Jungen ließ, nicht mehr. Ohne zu zögern schwang er sich erst auf den Rücken des Tieres hinauf und dann den Jungen im Gegenzug hinunter. Zuerst war es ein ungewohntes Gefühl, nach so langer Zeit wieder im Sattel zu sitzen, aber als er die richtige Position gefunden hatte, kam das bei Wenda gelernte praktisch von selbst wieder. Ein kurzer Druck in die Seiten, ein leichtes Rucken nach vorne und schon nach wenigen Schritten startete auch dieser Gaul in den Galopp, dem flüchtigen Raser, der nun schon einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen hatte, hinterher.
Punkte, Dienstmarken, Tieneycher und Moralisch bedenkliche T.-Eyser :D
Name: Rudra
Rasse: Ork
Alter: 25
Beruf: Handwerker (Bildhauer)
Waffe: keine Waffe
Rüstung: leichte Lederrüstung
Eigenschaften:
Rudras größtes Gut ist - wie das der meisten Orks - sein Stolz. Er ist ein
aufmerksamer Zeitgenosse, der meist im Stillen sehr genau über seine
Aufgaben und Handlungen nachdenkt. Doch selbst, wenn er nicht gutheißen
würde, was er tut, würde er nie seine Pflicht brechen und ihm übertragene
Aufgaben nicht ausführen.
Seine Oberen und die Familie sind die wichtigsten Personen für ihn, denen es
zu folgen gilt und die unter allen Umständen zu respektieren sind.
Vorgeschichte:
Rudra ist der Sohn eines stolzen Kriegers, der viele Schlachten überlebt und
sich schließlich vom Kampf und dem Star gezeichnet in den heimischen Landen
niedergelassen hatte. Von ihm lernte der junge Ork, seine Familie und über
ihm Stehende zu respektieren und ihren Weisungen zu folgen.
Kaum im arbeitsfähigen Alter, ergriff Rudra das Handwerk des Bildhauers.
Freilich war sein Vater nicht begeistert gewesen, dass der Sohn nicht der
orkischen Tradition entsprechend einen kriegerisch orientierten Beruf
ergriff oder sich auf den Einzug in selbigen in späteren Jahren vorbereitete
sondern in die von Frauen geführte Wirtschaft einstieg, doch ließ er ihn
gewähren.
Bis zu seinem 25. Lebensjahr vollführte er seinen Beruf und geriet dank
diesem nicht in die Situation, in den Krieg nach Myrtana ziehen zu müssen.
Als jedoch die Meisterin starb, unter deren Führung er so lang gearbeitet
hatte, war erneut der Punkt der Entscheidung gekommen, wie es weiter gehen sollte in seinem Leben.
Diese Entscheidung jedoch wurde Rudra abgenommen, denn sein Vater bat ihn nun doch noch, seine Familie ehrvoll auf dem Felde zu verteidigen und nach Myrtana zu ziehen. Der Bildhauer hatte sich stets davor gescheut, in dieses ferne Land zu ziehen, doch seines Vaters Wort war das Einzige, was zählte.
Und so fand sich Rudra nur wenige Wochen später auf einem orkischen
Kriegsschiff wieder, reisend nach Kap Dun, um als Nachschubeinheit nach
Faring geschickt zu werden.
Im Gepäck sein Handwerkszeug, in der Hoffnung, seinen Beruf hier fortführen
zu können.
zugelassen
Dieser VP hier hat mich einfach gefesselt. Ich finde ihn so... jetzt fällt mir kein Wort ein... großartig!
Tim Andersson
27.12.2008, 13:39
Geschrieben am Heiligabend von Sol. Einfach nur klasse.
Tod und Verdammnis… für diesen Hasen.
Kampf und Qual… für dieses Feuer.
Pein und Elend… für die einsame Gestalt…
Am Feuer blieb nur wenig Wärme, die Flammen kämpften, doch auch die stärkste Glut würde irgendwann dem ewigen Wasser weichen müssen. Wasser, nicht Schnee, Matsch, nicht Hagel, ein Wetterumschwung ohne nennenswerte Temperaturanstiege ließ jeden Menschen mit einem Dach über dem Kopf ein stilles Gebet der Dankbarkeit sprechen, in der Wildnis dagegen war es ein ungleicher Kampf, aber der Klingentänzer fluchte kein einziges Mal. In die dicken Felle gehüllt, an die selbst aufgestellte Steinmauer, die mit Zweigen und noch mehr Steinen einen kleinen Unterstand und etwas Schutz bot, angelehnt, verharrte der Krieger und aß das Abendmahl.
Seine Gedanken waren fern von hier gefangen, das Festland, die Orkin, wann würde sie kommen, würde sie überhaupt jemals an diesen Ort des Blutes zurückkehren? Einem Ork vertrauen? Unmöglich. Einem Ork vertrauen, den man nicht kannte? Machte dies wirklich einen Unterschied? Welcher Mensch kannte schon einen Ork? Nein, er wollte nicht mehr so denken. Das Blut in seinen Adern schien zu schlafen, oder wartete es nur auf den richtigen Moment?
Der Kampf der Elemente tobte. Das Feuer gegen das Wasser. Ein spannender Kampf. Und für den Tänzer aus dem Nichts mit feiner Note. Sein Gehör war ausgezeichnet. Besser noch als seine Augen. Er vernahm das Zischeln erst schwach, dann deutlich. Gelöst aus dem eigenen Kerker der Gedanken mischte sich in das Zischeln der Trommelchor:
»Plitsch-Plitsch, Platsch, Platsch-Platsch, Plitsch-Platsch, Plotsch, Plitsch-Plotsch-Platsch…« und immer so weiter und weiter und weiter… und weiter? Nein! Eine Melodie! Eine Melodie? Ja, tatsächlich, es war eine Melodie. Der Klingentänzer erhob sich und staunte, er bemerkte gar nicht, wie nass es plötzlich unter der Maske des Wolfes wurde und Tropfen über seine Schnauze kullerten.
»Ziiiiiiiischhhhhhhhhh, Zoooooooosch, Ziiiiiischhhhhhhh, Zischhhhhhhhhhhhhhhhhh…«
Langsam ging es in ihn über. Erst noch schüchtern zwischen den Zähnen, dann aus Hüfte und Nacken. Ja! Eine Melodie! Die Natur sang! Sie sang!
»Plitsch-Plitsch, Platsch, Ziiiiiischhhh, Zoooooosch,
plitsch-plitsch, plotsch, ziiiiischhh, zooooschhhhh…«
Nun stimmten auch die verblieben Blätter, Äste und anderes Laubwerk, ja sogar Pfützen und Steine mit in das Lied ein. Doch auch der beste Klingentänzer konnte mit einem Schwert alleine nicht glücklich werden. Vorsicht, weil schon lange nicht mehr daran gedacht, wagte er die Erinnerung an ein altes Lied, ein altes Lied, dessen Text keine Gültigkeit mehr besaß. Hoffnung war in seinen Körper zurückgekehrt, ja, es war kalt, dennoch zog er sich aus, einst brauchten die Klingentänzer keine Rüstungen und Körperbedeckungen, ihre Körper waren rein und edel, nichts konnte sie bei ihrem Klingensturm verletzen.
Sein nackter Körper offenbarte, wie das Wasser an den geschundenen Narben nicht mehr innehielt, vielleicht konnten sie nicht mehr heilen, doch er konnte mit Stolz auf sie blicken. Auf das pure, nackte Fleisch, auf seine Muskeln, seine Sehnen, die Adern, das Blut das sie wärmte, Knochen um Knochen, Knorpel um Knorpel, jedes einzelne Stück dürstete nach Befriedigung, jedes einzelne Teil stand bedingungslos hinter den ausgerufenen Zielen seines Geistes.
»Eines Tages…«
Er schloss die Augen und hielt den Griff des Schwertes stärker. Morgendämmerung raubte ihm Kraft, es war nicht das richtige und doch glaubte er. Er glaubte, es bald schon wieder zu sehen. Seinen Glauben legte er in seinen Tanz… und seinen Text.
»Eines Tages… ja… eines Tages, verdammt, jaaaaa!...«
»Eines Tages werd ich mich freuen
Eines Tages werd ich jubeln und schrein
denn Eines Tages wird wie in meinen Träumen
Weder Tod noch Traum mehr sein
Doch bis dahin
Kämpfe ich weiter, gebe nicht auf und ziehe weiter zum Ende
Denn zum Aufgeben bin ich nicht hier, glaub an die Wende
Ziehe mein Schwert, verdammt ein weiteres Mal
Verdammtes Klagen hinfort, hatte doch nie die Wahl
Verdammt, hörst du mich schreien, hörst du mich rufen, kannst du mich sehen
Dann sieh hin, sieh die nicht vorhandenen Tränen sie gehen, du wirst es niemals verstehen
In diesen Nächten und Zeiten, wenn Hunde bellen und beißen
Wenn ganze Welten zerfallen, die Hoffnungsfäden zerreißen
Ja dann, ja dann seh ich in den Himmel und frage mich nur
Schulter an Schulter, Seite an Seite, unsre Kultur
Doch ich, bin nicht hier um zu klagen, anzuklagen, niederschlagen
Nur die Götter selbst haben Antwort auf all diese meine Fragen
Frieden führt tief in mein Herz
Dennoch lebe ich den Schmerz
Vater du fehlst
Denn einsam bin ich hier
Eines Tages werd ich mich freuen
Eines Tages werd ich jubeln und schrein
Eines Tages wird wie in meinen Träumen
Weder Tod noch Traum mehr sein
Doch bis dahin
Bete ich weiter jeden Tag für euer Glück und eure Liebe
Sehe in Träumen wie ich zu euren Füßen da liege
Und auch dann in Zeiten voller Sorge und Kummer
Liege ich am Boden und ignorier ganz einfach den Hunger
Egal ob Dreck fressen oder Staub schlucken, das Essen sei karg
Egal, denn ich schließe die Augen, denk an morgen, mache mich stark
Der Tag soll kommen an dem ihr hört, dass ich ein Weichling werde
Eher noch hört ihr, dass ich als harter Hund sterbe
Ich will und werde gar den Abgrund verfluchen,
keine Hoffnung auf Licht, brauche nicht mehr zu suchen
Taumeln will ich, doch nicht fallen, ne, rufen
Hinunter springen und singen, ein Krieger braucht keine Stufen
Braucht er nicht, die Angst wird vergehen
Die Dunkelheit wird weichen, wenn wir uns wieder sehen
Mutter du fehlst
Denn einsam bin ich hier
Eines Tages werd ich mich freuen
Eines Tages werd ich jubeln und schrein
Eines Tages wird wie in meinen Träumen
Weder Tod noch Traum mehr sein
Doch bis dahin
Werd ich Blüten riechen, Schnee schmecken, hey, ich höre euren Sang
Zehre von Bildern, Erinnerung, manchmal tut es gut, verdammt wie lang
Werd ich das eine Bild sicher nie vergessen, Küsse können niemals vergehen
Kleine, kein Schnee der Welt kann diese Spuren verwehen
Doch auch, so manches Gras wächst hier wie da
Nicht immer war mir wie sicher dir so alles klar
Und auch ihr, lästige Zecken wohl mehr denn prächtige Recken
Ohne Rücken zum Decken, stattdessen Platz zum verrecken…verstecken
Pah! Seht lieber zu dass ihr am Leben bleibt
Kein Schmeicheln mehr, lieber beleibt und zu zweit
Du Fluch der Flüche, mach ernst und bleib hart
Es ist kein Spiel mehr und der Untergang naht
Ich will zurück, will wieder da hin
Mit reinem Herzen und ihrer Kraft, hör zu Fremder, ich, ja ich, gewinn!
Heimat, du fehlst
Denn einsam bin ich hier
Eines Tages werd ich mich freuen
Eines Tages werd ich jubeln und schrein
Eines Tages wird wie in meinen Träumen
Weder Tod noch Traum mehr… sein«
inspired by Azad "Eines Tages" (http://www.magistrix.de/lyrics/Azad/Eines-Tages-feat-Cassandra-Steen-78759.html)
Tanz und Lied, sein Mund war trotz des Regens trocken, seine Kraft erschöpft, die Arme zu Flügeln ausgebreitet, das Schwert drohend oder doch nur versprechend gen Norden zeigend, Frostwind donnerte gegen seine Haut, doch für einen Moment noch war die Winterkälte völlig fort, seine Augen wie blaues Feuer. Der Tag sollte kommen… bald schon, nicht erst in der ewigen Verdammnis.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in jedem Winkel des Novizen aus, als er den Gardisten wegreiten sah. War nun wirklich die Zeit gekommen, zuzusschlagen? Callindor hatte keine eindeutige Antwort darauf, doch er war auch des Wartens müde, des Ausharrens und Beobachtens. Obwohl es dem Novizen nicht gut ging; seine Wunden wollten nicht heilen, seine Stirn brannte, sich mit dem Rücken irgendwo anzulehnen, glich einer Unmöglichkeit, denn der Stich des verfluchten Skeletts hatte seine beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Mit schwachem Blick senkte sich seine linke Hand hinter ihn und erfühlte den Verband, den Hiroga ihm wohl verpasst hatte. Doch dies schien auch schon Stunden, wenn nicht sogar Tage, her gewesen zu sein. Die Stelle, die seine Wunde bedeckte, war durchtränkt von Flüssigkeit, je weiter er sich nach außén arbeitete, desto härter wurde das Material, hier war das Blut wohl schon verkrustet ...
Ein schwaches Seufzen schlich sich über seine Lippen, es sah nicht gut für ihn aus. Jede Minute, die Callindor weiter außerhalb eines Krankenreviers verbrachte, schmälerte seine Lebensspanne. Doch der Novize zwang sich, es durfte nicht so enden. Nicht so! Er hatte schon den alten Mann in den Tod geschickt, in seiner Gutgläubigkeit sein Ableben besiegelt, sein Kind durfte nicht auch noch sterben ...
Unter Schmerzen kroch Callindor vor, suchte sich eine gute Stelle, in der er den jungen Burschen, von weitem schätzte man ihn auf etwa zehn oder zwölf, doch das wirkliche Alter ließ sich nicht sagen, gut sehen konnte und hoffte auf ein Gelingen der Ablenkung durch Hiroga, dessen Ritt nun schon einige Minuten dauerte, längst war er aus dem Blickfeld des Kirchlers entschwunden. Nebel zog auf, verschlechterte die Sicht zusätzlich, die Kälte der Nacht nagte an seinem Körper, an seinem Nervenkostum und seiner mentalen Kraft, denn es fror ihn, seine Glieder waren taub und erkaltet, seine Zähne klapperten. Und doch durfte Callindor nicht zaudern, jetzt nicht verzagen, denn der Gardist verließ sich auf ihn, setzte alle Hoffnung auf ein Gelingen der Mission in ihn, obwohl er sich anfangs ganz und gar nicht damit arrangieren konnte, diese Sache hier machen zu müssen, so schien es nun zumindest so zu sein, dass er es für den Novizen tat, vieleicht auch vorrangig für sich selbst, als gute Reputation seiner Leistungen. Es wurde nicht weiter darüber gesprochen, Hiroga sparte das Thema möglicherweise auch gezielt aus, der verletzte Vengarder konnte es nicht genau sagen.
Und dann geschah es ...
Unruhe machte sich breit, zuerst raschelten nur ein paar alte Blätter, der Nebel wurde dichter, eine Kälte kam auf, noch schlimmer als sie ohnehin schon war, eine Eiseskälte, ein Griff des Todes, direkt aus dem Grab heraus. Einer der schlaksigeren Typen sah ihn zuerst, den Burschen, der dort mit dem Pferde fast quer durch die kampierende Truppe gallopierte, das Pferd scheute vor dem Feuer, doch ein Tritt in die Taille des Tieres genügte, Funken flogen und die Hufen arbeiteten sich schnell durch den Haufen Asche, Holz und verkokelter Zweige, Äste, es wieherte laut, sich dagegen sträubend, doch ehe die Banditen richtig darauf reagierten konnten, war Hiroga auch schon an ihnen mit einem Grinsen vorbeigehuscht, wenn man es denn so ausdrücken konnte, es ging wirklich schnell. Callindor zwang sich ein Lächeln auf, man musste den Mut des Gardisten einfach anerkennen, Er hätte sich vielleicht nicht mit der ganzen Meute angelegt, um es klar zu sagen; nie und nimmer.
"Zu den Waffen, schnappt euch den Kerl!", brüllte nur einer der Typen, anscheinend der Anführer, die anderen taten, wie ihnen geheißen ward und schälten sich aus ihrem Schneidersitz, murrten, doch letztlich waren sie alle hinter dem Gardisten her, manche rannten zu Fuss, andere schnappten sich ihr Pferd, Callindor ging unwillkürlkich in Deckung, Angst habend, von ihnen vorzeitig entdeckt zu werden. So zerstreute sich die Gruppe, doch nicht alle folgten, einige blieben zurück und bewachten weiter den Jungen, der Blick des Bosses war grimmig, und doch lies er den Jungen am Leben, es war überhaupt ein Wunder, weshalb der junge Mann noch lebte, schließlich hatten die Kerle das Lösegeld, der Vater war tot, wozu noch den Kleinen am Leben lassen?
"Das ihr ihn mir nicht aus den Augen lasst!", schrie der runde Mann aufgebracht, das was hier ablief, war dem Gesetzesbrecher wohl gar nicht recht. Nur ein hastiges Nicken, Zusammenzucken oder dergleichen, die Angesprochenen rührten sich nicht und taten, was sie sollten, den gefangenen Jungen bewachen, mit ihrem Leben.
Kampfeslärm vermochte man hören, Schreie, dann wieder Stille. Unruhe, Hektik, der Banditenboss blickte unsicher in die Richtung, in die Hiroga abgedampft war, doch keiner seiner Mannen kam zurück, viel mehr divergierten sie noch weiter auseinander.
"Was macht ihr denn, ihr Pfeifen, ihr sollt euch den Kerl endlich holen! Tod und Teufel auch! Sonst mach ich euch Beine! Ich ...", plötzlich stockte der wütende Gauner, setzte erneut an, doch seine Lippen blieben stumm, Callindor erkannte als einer der ersten, wieso dem Banditen die Stimme versagte, denn in seiner Brust ragte eine Schwertspitze hervor, blutig und doch deutlich erkennbar rostig, Mit einem Ruck verschwand die Waffe wieder, der fette Körper sank geräuschvoll zu Boden und die Bewacher sahen nur mit großen Augen in den Nebel, der immer dichter wurde, kaum eine handbreit vermochte man sehen, doch das Zischen, Schlurfen und Krächzen, das diese Kreatur von sich gab, trieb ion Callindor die Angst herauf, er wusste nur zu gut, woher das kam, dieses Geräusch, als der Dolch in seinen Rücken eindrang ...
"Was zum ...?", wollte der eine der Kidnapper sagen, da blieb ihm das Wort im Halse stecken, eine nacktes Skelett stand dort, wischte sich das Schwert an dem sterbenden Fettsack sauber, zuckte dann nur und blickte erwartungsvoll zu dem Duo herüber. "Der Tod wandelt hier, Freunde!", brüllte der Anviesierte den anderen zu, die noch in der Nähe des Lagerfeuers umherliefen, den Gardisten verfolgten oder einfach nur sprachlos und panisch vor Angst dem Tod in Form dieses Knochensammelsuriums auf zwei Beinen entgegensahen.
Mutig warf er sich der Kreatur entgegen, hieb mit seiner Streitkolben darauf ein, es wankte zurück, verschwunden war er auch schon im Nebel, wie so viele vor ihm auch. Der andere bekam es vielleicht mit der Angst zu tun, sein Blick huschte hin und her, immer wieder von rechts nach links und wieder zurück. Und seine Suche solte erfolgreich sein, denn aus den Nebelschwaden entstieg ein weiterer dieser grässlichen Untoten, er hatte sich sein nächstes Opfer schon ausgesucht, doch so leicht wollte er sich wohl nicht töten lassen, vergass die Order des inzwischen toten Anführers und stürzte sich mit seiner Klinge in den Kampf, laut schreiend, sich wohl dem Mut eines Verzweifelten zusprechend.
Kampfeslärm erfüllte immer weiter das Terrain, Callindor konnte nichts genaues erkennen, dieser Nebel wurde immer dichter, fast wie Haferflockensuppe, so weiß und schwer, erneut erklangen Schreie, Wehklagen und Klingenkreuzen, Pferdestimmen kamen auf, Wiehern aus den verschiedensten Richtungen, hier war weder Mensch noch Tier sicher. Und auch kein aufkommender Teenager, nun ohne Bewachung, jetzt war Callindors Stunde gekommen und mutig pfiff er zu dem Jungen herüber, der ebenso änglich und unsicher um sich schaute, weinte und panisch um Hilfe rief, die ihm der Kirchler nur zu gerne gewähren wollte, wenn es in seiner Macht stand.
"Deine Fesseln, zeig mir deine Fesseln! Ich kann dir helfen ...!", befahl der Novize nur und so gut es eben ging, kroch der Junge in seiner Verzweiflkung und dem Tod im Nacken im Schneckentempo und ebenso unförmig in Richtung Lagerfeuer, dem Schein des Mondes, irgendwas, das die Sciht des Vengarders verbesserte. Sowohl Hände als auch Füsse waren verknotet, die Seile schienen sich wie Würmer um den zarten Körper des Burschen gewickelt zu haben. Einer Spaghettisexorgie gleichkommend, würde es wohl ein schweres Unterfangen werden, diese Beschränkung der körperlichen Freiheit lösen zu können.
Callindor sammelte sich, schloss die Augen und konzentrierte seine Magie, wollte über den Schmerz hinwegsehen, der immer und immer wieder für Ablenkung sorgte und nach drei oder vier Anläufen entspannte sich sein Körper, ließ es fließen, einfach nur Laufen, das Blut, den Schweiß, alles mögliche an Ablenkung, was sein Vorhaben jetzt noch behindern konnte.
Geschwächt und stöhend warf Callindor erneut einen Blick auf die Fesseln an den Händen des Kindes, sie war schmutzig, mit Blut verdreckt und mit jedem Augenblick, den Callindor mehr darauf starrte, manifestierte sich ein Bild in seinem Geiste, von seinen Fingern, der Hand und dem gewürgten Arm, rötlich wund geschunden, und darüber dieses Stück Seil, wieder und wieder in Achten und Nullen um die Gelenke gewickelt.
Der nächste Schritt war die Aktivierung seiner Magie, das Wirken eines Zaubers und dem Entwirren dieses gordischen Knotens, so schnell es eben ging. In seinem virtuellen Bild arbeitete sich Callindor Schicht für Schicht, Ebene für Ebene vor, überwand das Wirrwarr, kam dem Muster auf die Schliche, das Rätsel schien gelöst, doch irgend etwas stimmte nicht, denn seine Versuche, die dicke Schnur auch nur ansatzweise zu bewegen, scheiterten kläglich. Erschöpft fiel der verletzte Novize auf die Seite, Tränen der Trauer über sein Unvermögen floßen über sein Gesicht, doch der Junge nickte nur verständnisvoll, als wollte er sich trotzdem für die Hilfe bedanken, obwohl sie doch keine war. Es zerriss ihn innerlich, wie dieser junge Bursche hier auftrat, im Angesicht des Todes. Callindor wollte nur ein *Es tut mir Leid* flüstern, doch er konnte es nicht mehr, seine Kraft war am Ende, sein Mut und die Zuversicht gebrochen.
Doch im Augenblick der vermeindlichen Schwäche des Novizen, fiel sein Blick auf den goldenen Schädel, der greifbar neben ihm lag. Callindor hatte nicht die geringste Ahnung, wie er hier her gelangt war war, offenbar hatte Hiroga ihn nach dem erfolgreichen Kampf gegen dieses Scheusal in der Höhle an sich genommen und hier verwahrt, wohl glaubend, dass er hier sicherer aufgehoben war, als im Getümmel des Schlachtfeldes.
Dem Kirchler war es letztlich egal, dies war sein letzter Trumpf, seine letzte Karte, die er noch ausspielen konnte, es musste einfach gelingen. Beim dem Kampf gegen das Skelett aus der Höhle hatte Callindor schon vermutet, dass diese Reliquie magisch verzaubert war und eben diesen Zauber wollte der verausgabte Ordensjünger nun anzapfen. Mit beiden Händen, seine gequetschte Hand tat diese Tat nur unter Zwang, griff er nach dem Gold in Form eines menschlichen Schädels, noch immer war der Blick kühl, distanziert und tödlich und doch setzte Callindor all seine Hoffnung in genau dieses Ding, dass er doch das möglich machen sollte, was dem Zauberer bisher versagt blieb.
"Nun mach schon!", befahl der erschöpfte Novize flehendlich, doch so sehr er es sich auch wünschte, es tat sich nichts, der Schädel blieb kalt, das Gold matt und der Zauber schwach. Was sollte er denn noch tun? Welche Option hatte er noch? Wieder kam Kampfeslärm auf, Kämpfer rannten, schrien, in einem Todeskampf gefangen, selbst von dem Gardisten ward nichts mehr gesehen. Vielleicht war er schon tot, wie einige andere wohl inzwischen auch, doch komischweise mied der wandelnde Tod, der diesen Acker hier sein Zuhause nannte den Jungen, hatten wohl genug Frischfleisch, dass sie dem Tode zuführen konnten.
Ein gequältes Lächeln huschte über sein Gesicht, ein Keim der Hoffnung kam auf, dieser Gedanke verschaffte dem Novize wenigstens noch Zeit, Minuten oder nur Sekunden, nicht mehr, doch der Kirchler hatte nicht die geringste Ahnung, wie er denn den Zauber aktivieren konnte, der doch ganz sicher in diesem Schädel steckte. Wütend griff er noch fester nach dem kalten Gegenstand, die Augenhöhlen versenkten seine Daumen und ein Zorn der Unfähigkeit überkam den Novizen, Tränen der Verzweiflung rannen wieder über sein Gesicht, Schmerz beherrschte seinen Körper, sein Limit war schon längst erreicht, wenn nicht sogar überschritten. Keuchend, schwitzend und stöhnend versuchte Callindor die letzten Funken seiner Magie zu lokalisieren, zu leiten und zu komprimieren, in seine Handflächen zu leiten um genau zu sein, es kostete ihn Unmengen an Kraft, mental, spirituell und auch das leibliche Wohl war schon längst nicht mehr die Hauptsorge des Burschen, der hier an die Grenzen seines Könnens und seines Lebens ging.
Schon alle Hoffnung fahren lasend, änderte sich plötzlich etwas mit dem Gold, es pulsierte schwach, Callindoir konnte es fühlen, seine Fingerkuppen verschmolzen fast damit, obwohl sich äußerlich vielleicht nichts änderte, seine Kuppen kanalisierten die Magie aus seinem Körper direkt in das Gleichnis von Tod und Verderben und dann gab es einen unerwarteten Rückstoss, Callindor wurde zurückgeworfen, fiel nach hinten und schlug mit dem Kof hart auf dem kalten Erdboden auf, seine Hände noch immer fest und den Magiekonverter *klebend*.
Und doch schien es geholfen zu haben, denn das ehemals vorhandene Wirrwarr an Knoten, Windungen und Verschlingungen war klar, wie eine Schnur tröselte es sich auf, der Geist Callindors weitete sich in einer Form, Art und Weise, die dem Novizen bisher verschlossen blieb. Trotzdem erforderte dieses riskante Spiel seinen Tribut, sein Körper zitterte, jedes Zucken begleitet von Schmerzschüben. Seine Magie und damit einhergehende Begabungen schienen sich potenziert zu haben, doch in dem Maße wie es ihn einerseits stärkte, wurde sein Körper massiv geschwächt.
Es hätte gefühlte Stunden gedauerte, wolte Callindor zurück in die andere Position kriechen, den Jungen erneut sehen, doch sein magisches Geschick war so gewaltig, dass er der Visoin vor seinen Augen nicht mehr entkommen konnte. Er ließ es einfach fließen, hoffte, es würde gelingen, dass sich die Fesseln lösen würden und es gelang tatsächlich, denn immer klarer wurde das Bild, die Kordell entwirrte sich praktisch von allein, ohne ein willentliches Zutun des Novizen, er hatte keine Kontrolle mehr darauf, was die Magie in seinem Innern mit ihm anstellte.
Ein Blitzen, begleitet von einem Rückstoß, erneut schlug der Kopf des Zaubernden hart auf dem Boden auf, die Vision war zerbrochen, hinfortgerissen von der Gewalt der Magie. Die Verbindung löste sich, das unübersehbare Schimmern, das Leuchten des goldene Schädels, wurde mit jedem Moment wieder schwächer, ebenso, wie sich auch das Potenziel seines eigenern Könnens wieder auf ein Normalniveau herabsenkte. Callindor glaubte, diesen Entzug nicht überleben zu können. Doch eine Gestalt vor ihm, er hatte sich wieder in eine sitzende, statt eine liegende Positon gebracht, wenn auch unter unglaublichen Schmerzen, doch das dankbare Gesicht dieses Jungen entschädigte für seine Mühen.
Er hatte es tatsächlich geschafft!
Seine Aufgabe war erfüllt, der junge Mann, jetzt im Nahen war er sogar noch älter, fünfzehn, sechszehn bestimmt, endlich befreit von seinen Fesseln. Ein lächelnder Gesichtsausdruck huschte über das endlos erschöpfte Gesicht des Retters, Schweiß lief in Bächen aus allen seinen Poren, seine Hände zitterten, seine Beine ebenso, alles an ihm war unsicher, nur sein Blick war gefestigt und anerkennend.
"Ich danke euch vielmals, tausends Dank!", kam ihm der Teenager entgegen, sein Lachen beseelte den Novizen, es zeugte von wahrer Dankbarkeit, von Freundlichkeit und Herzenswärme. Callindor konnte darauf nur ein schwaches Lächeln erwidern, gerne wäre er auf den jugen Mann zugegangen, doch das war außerhalb seiner momentanen Möglichkeiten. Deshalb kam der Gerettete mit den zerfetzten Fesseln in den Händen ihm entgegen, überwand Stock und Stein, lief gedankenlos auf seinen Retter zu.
Doch das friedliche Bild sollte brutal gestört werden, als aus dem Nebels des Schlachtfeldes eine Gestalt in Form einer der Banditen gestürzt kam, mit Schwert und Schild bewaffnet, auf direktem Konfrontationskurs mit dem Jungen, der den Angreifer noch nicht entdeckt hatte.
"Vorsicht!", rief Callindor so laut er nur konnte dem Burschen zu und nur knapp entging sein Körper der Spitze des Schwertes, doch dieses junge Leben hatte keine Ahnung, wie man richtig kämpfte, es würde ein ungleiches Duell werden. Und kurz ...
Der angegriffene, unbewaffnete Jungerwachsene trat zurück, entkam jedem Stich der Waffe des Banditen, doch dann stürzte der Junge nach hinten, fiel aiuf den Rücken und war nicht mehr zu retten. Callindor hätte eingegriffen, wenn er denn die Möglickeit dazu hatte, doch sein Körper krümmte sich vor Schmerzen, unmöglich konnte er noch eine Waffe führen, selbst wenn er die Quetschung durch den Fallenmechanismus nicht hätte, seine Magiereserven waren erschöpft, hier war Endstation.
Unter einem Reflex warf er seine Hände vor seinen Körper, sich vor der waffe schützend, als etwas unerwartetes geschah ...
Der Fetzen von Kleidung, den der Bandit trug, fing plötzlich Feuer, für alle Beteiligten unerwartet, ließ er die Waffe fallen, das Schild ebenso und taumelte zurück, versuchte, die Flammen auszuschlagen, doch wollte ihm das nicht gelingen. Unwissend, wer diesen Zauber gewirkt hatte, blickte Callindor um sich, erst rechts, dann links, wieder rechts und erneut links und da erspähte er eine Gestalt im Dunkel, die sich langsam näherte. Der Novize glaubte zuerst, einer Täuschung aufzusitzen, doch da stand tatsächlich Grimbar, in voller Lebensgröße, selbst verwundert über das sich abspielende Szenario.
Demnach war auch dieser Jünger Innos' nicht der Urheber des Zaubers, doch die Frage beantwortete sich selbst, als der Junge, der zuvor gestürzt war, nur kurz, kaum eine Sekunde, seinen Blick zu Callindor herüberwarf und sich dann auf den Banditen einschoss. Und mochte es auch nur ein Wimpernschlag gedauert haben, der Novize erkannte deutlich das rote Leuchten in den Augen des Jungen, eine Art Zorn, Wut und maßlose Aggression gegen seine Peiniger, welcher sich in einer Welle der Magie äußerte. Und diese Magie war gewaltig!
Wie von Sinnen trat der Junge dem feuerentfachten Gauner entgegen, der sich schon am Boden krümmte, das Feuer frass sich in sein Fleisch, er brüllte, flehte, weinte, doch der Junge zeigte kein Erbarmen. Immer näher ging er heran, bis er schließlich über ihm stand, seine Füße den Leib des Sterbenden berührten und ohne ersichtlichen Grund gab es eine Stichflamme, sie reichte mindestens bis zur doppelten Körperhöhe des Novizern, wenn nicht sogar noch weiter, war das Fleisch des Banditen verkohlt, sein Leichnam fast zu Asche verwandelt, rings um den Jungen loderten Flammen, das Lager brannte, die Felle, die Taschen, alles, was auch nur im Entferntesten brennbar war, stand in Flammen, die meterhoch schlugen. Und mittendrin dieser Junge ...
"Callindor!", rief Grimbar plötzlich dem verletzten Novizen entgegen, dessen Koppf nur reflexartig herumflog. "Ssccchhhhhh!" war nur die eindeutige Antwort, begleitet von wilden Gesten und Handzeichen, doch es war schon zu spät. Der von Magie beherrschte Junge hatte sich schon ein neues Opfer in seinem Wahn gesucht. Grimbar ...
Näher kam er, dämonisch war das Bildnis dieses Burschen, seine Augen leuchteten rot vor Feuer, sein Durst nach Vergeltung übermächtig. Vergeltung für seine Behandlung, den Tod seines Vaters, denn er schrie immer wieder Fetzen von Worten, die nur Callindor insoweit deuten konnte, dass der Junge wusste, dass sein Vater inzwischen tot war, ermordet von einem Banditen, einer Abart derer, die ihn gefesselt hatten. Offenbar war seine Angst Auslöser für den Kontrollverlust und auch der Grund dafür, dass er noch am Leben war, offenbar hatten die Banditen schon Bekanntschaft mit dieser Seite gemacht, wenn auch bestimmt nicht in diesem Ausmaß.
Näher kam er, Schritt für Schritt, sich Grimbar nähernd, der wie versteinert seine Position inne hielt. "Hey, hier drüben!", schrie Callindor nur verzweifelt, darauf hoffend, die Aufmerksamkeit der Mördermaschine zu erringen. Doch darauf ging der Angesprochene gar nicht ein. Sein Opfer blieb der Freund des Kirchlers. Was sollte Callindor tun, um das Leben seines Ordenskollegen zu retten?
Unter einem Schrei riss sich Callindor auf, fokussierte den Jungen und entsandte einen feurigen Gruss in Richtung dieses Dämons, er traf auch das Ziel, doch bevor der schwache Feuerball überhaupt irgendwas ausrichten konnte, kam die Hand des Jungen dazwischen und der Zauber verpuffte, schwacher Rauch einer Verpuffung stieg auf, mehr nicht.
Nun ja, eines hatte Callindor damit wenigstens erreicht, Grimbar war nicht länger Ziel des Verwandelten. Nein, sein einstiger Retter war nun seine Begierde. Allein der Blick des Jungen riss den Zauberkundigen zurück zu Boden. Eine höllische Hitze, verbuinden mit Schmerzen einer neuen Empfindungsebene, dieser Junge war die perfekte Tötungsmaschine. Immer näher kam er, sein Blick direkt auf das Gesicht des Novizen gerichtet, der diesem Ausdruck an Zorn, Hass und Gewalt nicht Stand halten konnte, doch er konnte seine Augen nicht von ihm wenden, als ob er dazu gezwungen war, in die tiefsten Abgründe des ehemaligen Gefangenen zu sehen.
Eine Vision brannte sich in seinen Kopf, ein Hof, Bauern, Vieh, Schweine, Hühner, ein Mann und eine alternde Frau, beide mit einem freundlichen Lächeln, doch mit einem Fingerschnipsen änderte sich das Bild, sie schrieen vor Schmerz, waren umgeben von Feuer, brannten. Alles, das Gehöft, die Ställe, brannte lichterloh, Tier und Mensch eingeschlossen.
Wieder folgte ein Blitz und die Vision war beendet, eine Nachricht aus dem Innersten der Seele des Kindes, das allem Anschein nach in einem vergleichbaren Anfall schon als Kleinkind solche Taten hatte angerichtet. Seine eigenen Eltern getötet, Callindor fragte sich, ob denn der Junge wusste, dass er damals das Feuer entfacht hatte, als ihn sein Ziehvater gefunden hatte und so sein Ersatzvater wurde, ihn sicher liebevoll und aufopfernd erzog und ihm alles Gute mitgab. Doch diese Seite des Burschen ließ sich wohl nicht unterdrücken. Vielleicht war diese Tatsache der Grund, weshalb der alte Mann mit dem Jungen eigentlich nach Vengard wollte. Und Hiroga wollte ihn noch wegschicken ...
Erst jetzt sah man das Ausmaß dieser Mission, denn damit hatte sicher keiner der beteiligten Vengarder, weder Callindor selbst, Hiroga oder auch der neu dazugestoßene Griombar je gerechnet. Dabei war von dem Gardisten schon seit Minuten nichts mehr zu sehen gewesen, die Schlacht tobte in dem Nebel weiter, während Callindor hier mit einem weitaus kniffligeren Problem zu kämpfen hatte.
Doch irgendwie musste er es schaffen, nur er kannte es, zwei Seelen in seinem Körper zu haben. Nur er konnte jetzt noch die gute Seite stärken. Entschlossen und mit einer unbekannten Kraft beseelt, zog sich Callindor an seinem Kampfstab hoch und trat dem Kind entgegen. Grimbar wollte schon entgegeneilen, doch der Novizte wies ihn mit einer Handbewegung an, inne zu halten und abzuwarten. Callindor besaß eine Zuversicht, dass sein Vorhaben von Erfolg gekrönt sein würde. Wie in Trance kam sein ungewollter Kontrahent näher, sein Blick war noch immer direkt auf den Novizen gerichtet, eine Welle an unsichtbarem Feuer flog dem Novizen entgegen, wohl nur auf den Wunsch des Kindes hin, schlug hart im Gesicht des Älteren ein, die Haut färbte sich stark rörtlich verbrannt, doch sonst passierte nichts, die Entschlossenheit wich nicht aus Callindors Körper. Angestachelt fletschte der Junge die Zähne, diese Art der Gegenwehr gefiel ihm wohl nicht, erneut schleuderte er ihm eine Salve entgegen, deutlich stärker, Callindor stolperte zurück, stürzte, seine Kapuzenrobe brannte, doch nur mit seinem Willen erstickte er das Strohfeuer, schaute grimmig, und trat dem Jungen entschlossen entgegen. Immer durchdrungener wurde der Blick, den Callindor ertragen musste, Bilder von Leid, Tod und Verzweiflung, doch hatten sie nicht den Effekt, den der Dämon in dem Jungen erhoffte, viel mehr das genaue Gegenteil, denn es stachelte den Novizen nur noch mehr an, das Kind zu retten.
Wild riss er sich herum und rannte auf den Jungen zu, der mit einer Attacke nun wohl am wenigstens gerechnet hatte, denn auch er trat den Kirchler entgegen, sodass es kaum drei Schritte waren, und einem weiteren Schrie griff der Novize nach den Händen des Kindes ließ dafür den Stab fallen und sank auf die Knie. Die Magie, die allein in diesen Fingern steckte, durchströmte den Vengarder, doch stärkte sie ihn nicht, viel mehr war es nur eine Art Abfluss, aber es reichte noch immer nicht. Mit einem Siegeslächeln trat der Junge über den noch immer zuversichtlichen Ordensbruder, sein Blick ließ die Haut Callindors röten, abpuhlen und es bildeten sich Brandblasen, in seinem Gesicht, seine Arme, Hände, alles war von diesem Zauber angegriffen, doch er hielt es aus, baute auf seinen Glauben an Innos, diesen Moment des Schmerzes zu überstehen. Wie er schon so viele Momente solcher Schmerzen auf dieser Mission durchgestanden hatte.
Wie im Delirium blickte Callindoir verträumt, nicht mehr zurechnungsfähig und sah vor sich nur das freundliche Gesicht seines so geliebten Morlon, wie er ihm die Hand reichte und ihm so Zuspruch gab. Wie gern hätte es jetzt real sein sollen, sollte der Mager sehen, wie sich Callindor gegen das Böse stellte, das Böse, der leibhaftige Tod in Gestalt ein sechzehnjährigen Kindes ...
"Für Morlon!", schrie Callindor auf und presste sich mit Gewalt gegen seinen Untergang, sah dem Jungen mit starken Blick direkt in die Augen, der nur überheblich seine Mundwinkel verzog. "Würdest für ihn sterben? Für deinen Morlon sterben?" , fragte der Junge siegessicher, drückte den Novizen ein weiteres Mal nach unten, der Kontakt zwischen ihnen war noch immer nicht abgebrochen. "Ich würde alles für ihn tun, alles!"", konterte Callindor nur, von neuen Selbstvertrauen getragen, gewann er wieder die Oberhand, hielt dem Angriff stand und gewann an Standfestigkeit in seinen Beinen.
Und dann zeigte sich zum ersten Mal in diesem Kampf zwischen dem Jungen und dem Novizen so etwas wie Gefühl. "Wieso denn?", fragte er nur schwächer werdend, der Abfluss der Magie schien zu funktionieren und Callindor antwortete nur mit einem lächelnden Kopfschütteln, "Weil ich ihn liebe. Von ganzem Herzen, so wie dich dein Vater geliebt hat ..."
Ein Zucken ging durch den Körper des Jungen, eine Träne lief an seinem Gesicht entlang, seine Menschlichkeit kehrte in ihn zurück, für einen Moment nur, er wurde hinfortgerissen von einer Welle der Trauer. Dies war die Chance, auf die Callindor gehofft hatte. Unter einem letzten Aufbäumen riss er sich hoch und stieß in gleichem Maße den Jungen auf die Knie, noch immer die Finger fest um die den Kindes klammernd. Ein letztes Mal würde er seinen Körper zwingen, ein letzes Mal seine Grenzen übertreten, für einen Sieg, für ihn, für Hiroga, für den Orden, für Innos und ... für Morlon ...
Ein letzer Aufschrei, dann gab er die Magie des Kindes an ihn zurück, hatte seinen Körper als Zwischenspeicher missbraucht, sich damit mehr geschadet als geheilt, doch es war für etwas Gutes, da war sich Callindor sicher. Die Magie war aus seinem Körper gewichen, der Junge gleichermaßen überfordert, die Verbindung löste sich, beide fielen sie zu Boden, der Dämon vorerst zurückgezwungen. Heftig atmete Callindor, seine Kräfte schwanden rapide und alles tat ihm weh, seine Haut war übersät von Brandblasen, seinen Wunden bluteten ihn aus, ein Anblick des Jammers. Seine Gedanken zerstreuten sich und zurück blieb ein zerstörter Körper eines Novizen Innos', denn er war schon längst in ein Delirium übergetreten, das unaufhörliche Zucken seines Körpers, einem epileptischen Anfall gleichkommend, wurde wohl weder von Callindor selbst, noch von dem Jungen bemerkt, der regungslos auf dem Rücken lag. Er war vielleicht erfolgreich aus diesem Kampf hervorgegangen, wenn auch mit Mühe, doch hier war endgültig Endstation.
Höchstens Grimbar war dazu fähig, denn dieser hatte wohl das ganze schreckliche Schauspiel mit angesehen ...
Wohl einer der längsten Posts, die das Rollenspiel je erblickt hat, und das sogar mit Inhalt und 35 Minuten Korrekturlesen!
Redsonja
06.01.2009, 19:06
Allgemein kann ich schwer empfehlen die Geschichte zwischen Medin und AnnaJoseph zu verfolgen, aber dieser Post ist mir besonders aufgefallen, weil er irgendwie einfach gefühlvoll ist.
Bang! Eine Turmglocke schlug neben ihrem Ohr. Der Adrenalinstoß war beinahe schmerzhaft, sie merkte nicht mal, wie ihr Atem stockte und gleichzeitig schneller ging als vorher, als hätte jemand ihr schlagendes Herz außer Kraft gesetzt. Erbarmungsloses Durcheinander, als Annas Hände sich unbemerkt fester an das Holz der Bank klammerten … Sie atmete langsam aus und schaute ihn einfach nur einmal an. Vertraut war es, und fiebrig beängstigend. Es reichte, die Frage, die schwebende, schwerelose Frage war mehr als nur rethorisch gewesen. Er setzte sich lautlos neben sie, der Krieger, ganz nah neben sie. Nüchtern konnten ihre Augen in dem Moment nichts weiter denken.
„Hey“, flüsterte sie ihm zu, mit ein wenig belegter Stimme.
Es war halbdunkel in der Kapelle. So unerwartet in diese fremde, andere Welt gebracht zu werden, auf diese Art verändert zu werden war so sonderbar, und ein bisschen verunsichernd, als bedrängte sie etwas und kam ihr wieder zu nah, aber sie wehrte sich nicht und lies alles durch, und saß ganz ruhig da. Eine Normalität ging von der Art seines Umgangs und der Ruhe der Situation aus, als wäre er gar nicht weg gewesen. … Sie freute sich in den tiefsten Fasern ihres Körpers, ihn zu sehen, und es war wieder so leicht, so einfach und schön.
Am Anfang standen die einfachen Gedanken. Nicht mal in den Sinn kamen ihr die Sachen, die sie in den letzten Tagen gedacht oder sich vorgestellt hatte. Dafür brauchte es Zeit, und es war diesem Moment vorherbestimmt, kurz zu sein. Gelähmte Wärme und gleichzeitig Kälte umfing sie, denn es war sehr kalt in der Halle, wenn sie auch nichts davon merkte.
All die Zeit, die vergangen war, dachte sie dann. Irgendwo, irgendwo in sich drin wusste sie nicht, was sie fühlen sollte. Ihr kam flüchtig, gleich eines Schattens der Tag wieder in den Sinn, der Tag, als sie erfahren hatte, dass … ja, es hatte eigentlich nichts verändert. Flüchtig streifte ihr Blick durch das Nichts.
„Hallo General“, sagte sie leise, wie eine Wiederholung, kaum ein paar Sekunden später. Es war keine Spur der Ablehnung in ihrem Gesicht, sondern schwache Offenheit, und eine Spur der Verwirrung wegen seines plötzlichen Erscheinens … das auf diese merkwürdige Art selbstverständlich erschien.
So findet man auch eine tierische Freundschaft, einfach zu süß! ^^
Fjola lag in der nun schon untergehenden Sonne und ließ sich diese auf den Bauch scheinen. Es war so wunderschön warm hier in Varant nicht so kalt wie Myrthana, doch auch hier war es um die Mittagszeit sehr unangenehm. Denn es wurde so warm das man gehörig ins Schwitzen kam und gar nicht nach draußen wollte.
Fjolas Gedanken kreisten um alles und um nichts. Shibi war natürlich ein wichtiger dieser Gedanken. Den auch wenn sie jetzt nicht in Vengard war mochte sie den jungen Feuermagier keines Wegs weniger. Die junge Frau hatte beinahe ein zwanghaftes Verlangen in seinen Armen zuliegen. Aber das musste sie erst einmal hinten anstellen. Shibuhya war halt nicht hier aber bestimmt würde er sie schon suchen. Oder zufällig hier finden.
Gerade als sie sich umdrehen wollte leckte an ihrem Ellenbogen eine getigerte Katze. "Hey? Wieso leckst du mich ab?", fragte Fjola die Katze mit einem Grinsen und packte das Tier um sie sich vor das Gesicht zuhalten. "Schmecke ich etwa so gut?", ergänzte sie noch. "Meeoooooooww.", kam es von der Katze. "Miau... Mau?", antwortete Fjola und legte den Kopf schief,"Na du bist mir ja eine."
Minuten vergingen in denen Fjola das Tier wieder absetzte und die Katze es sich zwischen den Beinen der jungen Frau bequem machte. "Sag mal? du kommst hier an. Sagst einmal Meow und kuschelst dich dann einfach an mich? Mein Freund, Shibuhya wäre bestimmt sauer auf dich... Du hast dich ja noch nicht mal vorgestellt.", tadelte Fjola die Katze, diese stand sofort auf und setzte sich neben Fjola. "Ah, sehr schön. Ich geh jetzt etwas essen. Willst du mit?", versuchte die junge Frau die Katze einzuladen. Obwohl sie eigentlich hoffte dass das Tier hier blieb und weiter schlief. Doch als Fjola aufstand, ihr Schwert nahm und in Richtung Tarverne ging trottete die Katze seelenruhig hitner her. "Na gut... Dann komm mit aber mach dich gefasst das ich dir die nächsten Tage einen Namen geben."
och gottchen ist das knuffig §cry nein das ist KEINE Vettern wirtschaft, ich finde den Post wirklich gut :O
Endlich war es wieder so weit, eine weitere Fortbildung seiner Fähigkeiten. Doch etwas ganz anderes, ja viel wichtigeres als alles Andere, hatte jetzt wieder seine volle Aufmerksamkeit. Wie schon so oft saß er auf dem Boden seiner Kammer, an eine Wand gelehnt, im Schneidersitz und dachte an Jene, die ihn mit ihrer eigenen Magie zu verzaubern vermochte. Es waren ihre Augen, die so tiefgründig waren, wie ein großer See. So tief, dass man sich voll und ganz in ihrem wunderschönen Grün verlieren konnte. Oft hatte er diese Augen gesehen, sie Stundenlang bewundert und doch war es einfach zu wenig gewesen. Ihre sinnlichen Lippen, die voll und zart rosa waren, und den Geist betörten wenn sie süße Liebesworte sprachen. Das Auftreten, die Stimme und ihr Geruch waren noch immer wie greifbar und doch so fern dass es ihn schmerzte daran zu denken und doch mit soviel Freude und Leidenschaft das es ihn schmerzte, dass sie nicht hier neben ihm war. Wie gerne würde er sie in seinen Armen halten, ihre Wärme spüren und die Gewissheit haben, sein Leben mit ihr zu verbringen. Er dachte an all das zurück, wie es zu ihrer Liebe gekommen war.
Nicht lange zuvor
Der junge Magier, damals noch mit seinen schwarzen Haaren, hatte es wiedereinmal übertrieben und sich selber mit einer Böe einen Hang hinunter katapultiert. Was sollte man da sagen? Das er zu ungestüm war? Oder doch lieber zu übermütig? Etwas von allem steckte wohl darin, und es war zudem noch geschehen, dass er mit dem Kopf hart auf einen Stein aufgeschlagen war und das Bewusstsein verloren hatte. Dort war sie schon in seinen Ohnmachtsträumen gewesen, hatte ihn schon dort verzaubert. Als das in einem gewaltigen Lichtstrahl endete öffnete der Magier die Augen und erblickte das Wundervollste Augen paar, dass er je gesehen hatte. Fast hatte er geglaubt, er sei nun im Himmel, doch eine Ohrfeige erinnerte ihn an etwas anderes. Die Zweite hatte er abfangen können, doch auch die hätte er eingesteckt, denn es war eben Jene die ihn damit zu wecken versuchte.
Dies war es, was ihn überzeugt hatte, und was ihm das Gefühl der Liebe in sein Herz gepflanzt hatte, ausgefüllt mit Jener die ihm nun so fern war wie noch niemals zuvor.
Kurz nach der Sache mit der Windböe
Der Magier sollte eigentlich nur einige Bücher raus suchen und schon mal damit anfangen sie zu studieren, mehrere gleichzeitig um genau zu sein. Doch als er an der Bibliothek ankam, da erwarteten ihn nicht Bücher sondern Jene, deren Zauber ihn in seinem Bann hatte. Erst war es nur ein gutes Gespräch gewesen, doch dann weitaus mehr, ein Erlebnis, das den Magier prägte und sicher nicht von seinen Ordensangehöriger geduldet würde, doch es festigte das Gefühl in seinem Herzen und daraus entstand ihre Liebe zueinander, eine geheime Liebe.
Danach war seine Magielehre ihrem Ende entgegengegangen und er musste zurück nach Vengard teleportieren. Bis zu ihrer Rückkehr hatte Nero ausgeharrt und sie dann endlich in Empfang genommen und sie hatten erneut eine Nacht zusammen verbracht, waren sich immer nah gewesen. Doch dann kam der Tag an dem er einen Brief eben Jener fand, in dem er nur lesen konnte, das sie ihn liebe und nach Varant aufgebrochen sei, ohne sich zu verabschieden. Ein Teil seines Herzens viel zu Boden und zersprang in abertausende kleine Einzelteile, doch er würde sie finden, das war gewiss, nichts würde er unversucht lassen!
"Fjola...." wisperte der weiße Magier, und eine einzige Träne ran über seine Wange.
Er wischte sie weg, denn nun war es an der Zeit zum Trainingsplatz zu gehen und Selara aufzusuchen, der zweite Teil seiner Ausbildung sollte bald beginnen.
Dieser kann sich sehen lassen! :)
Nachdem die beiden Männer den ganzen Tag in eiligem Tempo den Spuren Chars gefolgt waren, hatten sie schließlich den Pass nach Nordmar erreicht. Odinson konnte es nicht als Spuren identifizieren, die Jarvo gelegentlich fand und dem verschwundenen Lagermeister zuwies, doch der Barde verrichtete seine Arbeit mit einer derartigen Überzeugung, dass sein Lehrmeister nicht widersprechen wollte.
Die Nacht war finster und die graue Wolkendecke ließ dem Mond wenig Gelegenheit, sein Antlitz zu zeigen, was dazu führte, dass die beiden sich, nur mit ihren Fackeln gewappnet, wie in einer endlosen, düsteren Höllen fühlten. Es machte keinen Sinn mehr weiterzugehen, da sie keinen Punkt zur Orientierung besaßen, und doch machten sie nicht Halt, da weder ihre Stimmung sie dazu bewegen, noch sie einen annehmlichen Platz für die Nacht gefunden hatten. Nichts schien verdeckt genug, nichts schien sicher.
Jarvo gähnte und schloss für einen Moment die Augen. Die lange Tagesreise hatte ihn körperlich mitgenommen und forderte seinen Tribut. Er hielt sich die linke Hand vor den Mund und pustete in seine kalten Finger, die sich langsam immer träger und müder anfühlten. Sein Körper schrie nach Wärme, doch bezweifelte der Barde, in dieser Gegend etwas Derartiges zu finden.
„Wo sollen wir schlafen? Schon was gefunden?“ Odinson blickte zu seinem Schüler und sah ihn hoffnungsvoll an. Auch er schien sich in der Kälte nicht mehr wohl zu fühlen.
„Ich weiss es noch nicht. Ich bin hier erst einmal gewesen, doch war dies bei Tage. Frag mich nicht, wo es hier einen angemessenen Platz gibt. Diese Gegend scheint wild und erbarmungslos. Guck dir mal die Bäume an. Selbst sie verstrahlen nicht die positive Energie, die eigentlich von ihnen ausgehen sollte.“
„Bäume strahlen positive was aus?“ Odinson musste lachen und war selbst über die Lautstärke erschrocken, die er dabei an den Tag legte.
„Ach, vergiss es. Versteht ihr Stadtmenschen nicht. Jedenfalls fühle ich mich hier nicht wohl. Psst, warte, ich glaube ich sehe da was. Halte deine Fackel hinter deinen Rücken, schnell.“
Jarvo ging in die Hocke und versteckte sein Feuer – ebenso tat es der Innosler. Der Barde deutete mit seiner freien Hand in Richtung Wald und wollte ein kleines Licht gesehen haben, dass ab und zu aufflackerte. Odinson starrte angestrengt dort hin, doch konnte er nichts sehen. Er hatte vorher genau in seine Fackel geguckt und musste deswegen warten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nach ein paar Minuten sah er es auch. Ein kurzzeitiges Aufflackern in der Ferne.
Die beiden Männer überlegten was zu tun sei. Sie konnte ihre Fackeln nicht auslöschen, um sich anzuschleichen, dafür war es zu finster. Doch offen ihre Position preis zu geben, gefiel ihnen ebenso wenig. Doch entschlossen sie sich für das Zweitere und riskierten, ein paar Banditen in die Hände zu laufen.
Mit den Händen auf ihren Schwertknäufen gingen sie langsam heran, sahen das Licht immer näher kommen und konnten schon bald ein paar Menschen ausmachen, die sich um ein Feuer versammelt hatten. Schritt für Schritt gelangten sie weiter an sie heran, bis sie etwas im Unterholz neben sich rascheln hörten.
Odinson sprang zu Seite, zog sein Schwert und hielt es dem Mann genau an die Kehle.
„Sprich, wer seid Ihr. Euer Leben hängt an Euren nächsten Worten.“ Mit bedrohlicher Stimme forderte der Lehrmeister den Fremden zum Sprechen auf. Dieser stand perplex und mit einem Dolch bewaffnet vor ihnen und schien nicht zu wissen, wie es weitergehen sollte.
Indes hielt Jarvo nach weiteren Angreifern Ausschau, da er sich nicht vorstellen konnte, hier nur einem einzelnen Mann gegenüberzustehen. Wie sich herausstellte, war dem jedoch so.
„I..ich bin nur ein Bauer. Nichts weiter. Da vorne ist meine Familie…n…nichts weiter.“
„Lasst Euch etwas Besseres einfallen. Eine Bauersfamilie würde niemals alleine und ohne Schutz hier campieren. Ihr müsst mich für dumm halten.“ Odinson zog den Mann an sich heran und fuhr ihn laut an.
„Ihr ..m..m..müsst mir glauben. Ich habe nichts Böses vor.“
„Lass gut sein Odison. So wie er gekleidet ist und spricht, glaube ich seinen Worten. Ich war selbst Bauer und kenne die Manier, die solche Menschen besitzen.“
Zu dem Mann sagte er: „Sagt, wo kommt Ihr her, Bauer und warum seid Ihr hier?“
„Unser Hof weit nördlich von Montera ist vor kurzem niedergebrannt. Deswegen ziehen wir zu meinem Vetter. Er wohnt im Hammerclan und hat uns Unterkunft versprochen. Bitte, glaubt mir. Lasst uns ans Feuer gehen, da könnt ihr euch wärmen.“
Odinson ließ den Mann nur ungerne los, doch tat er es schließlich und folgte ihm mit weitem Abstand. Bei der Lagerstelle angekommen, erwies es sich als wahr, was der Bauer gesagt hatte. Sein Name war Troch und er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern unterwegs. Sie hatten sich ein kleines Zelt aufgebaut, in dem sie zu nächtigen vorhatten.
Jarvo äußerte schon nach ein paar Minuten die Befürchtung, dass das Licht Tiere oder gar Orks anlocken könnte, die sich in der Gegend aufhielten. Odinson teilte diese Sorge und sie einigten sich darauf, die Flamme zu reduzieren, sobald sie sich an ihr gewärmt und ihr Essen zubereitet hatten.
Als der Barde das Trockenfleisch aus seinem Beutel holte, winkte die Frau nur ab und holte packte einen saftigen Schinken aus einem Leinentuch. Zudem brach sie den beiden ein gutes Stück Brot von ihrem mitgebrachten Laib ab.
„Ein wahres Festessen! Herrlich!“ Jarvo biss herzhaft in das Stück Fleisch, das er in Streifen geschnitten hatte und an einem Stück über dem Feuer briet. Dazu nahm er auch einen Bissen von dem Brot, welches aufregend würzig schmeckte und ihn sämtliche Sorgen vergessen ließ.
Die beiden Männer ließen sogar zu, dass die zwei Mädchen ein kurzes Lied anstimmten, in dem das Bauersleben mit all seinen Vorzügen und Freuden besungen wurde.
Lachend applaudierten Odinson und Jarvo danach und wollten der Familie auch ihrerseits eine Geschichte zu Erheiterung anbieten. Odinson überlegte kurz und entschied sich für die erste Aufgabe, die er seinem Schüler gestellt hatte. Die Vorstellung, dass der Barde mit zwei vollen Wassereimern durch Vengard gescheucht wurde, erheiterte die Zuhörer ungemein und ließ die beiden Mädchen hinter vorgehaltener Hand kichern.
Plötzlich drehte sich Troch erschrocken um.
„Habt ihr das gehört? Ein Knurren glaube ich.“
Es dauerte keine zwei Sekunden, da waren Jarvo und Odinson auf den Beinen, zogen ihre Schwerte und schulterten ihre Schilde. Erst in diesem Moment realisierten sie die Gefahr, in der sie alle schwebten. Weiß Adanons was, mochte sich in der finsteren Nacht an sie herangepirscht haben.
„Troch, reiche mir meine Fackel, schnell.“
Der Bauer stand auf, entzündete die Fackel am Feuer und überreichte sie dem Innosler. Dieser sah ins Unterholz vor ihm, holte aus und war die Fackel in einem weiten Bogen in diese Richtung. Noch bevor sie den Boden berührt hatte, weiteten sich die Augen der beiden Männer, als sie einen raubkatzenförmigen Körper sahen. Das Licht des Feuers reflektierte in den Augen der Bestie, welche mit einem Fauchen auf die Menschen losstürmte.
Entsetzt sah Jarvo eine Kreatur vor sich, von der er nur aus Geschichten gehört hatte. Vor ihm stand etwas, das längliche, schwarze Streifen über den gesamten Körper laufen hatte und zwei riesige Hauer aus seinem Maul herausragen hatte. Ein Säbelzahntiger baute sich vor ihnen auf und führte mit seinen Pranken wilde Schläge in der Luft aus. Das Fauchen war unermesslich laut und brachte die Mädchen unverzüglich zum Weinen. Angelockt von dem Geräusch, wandte sich das Tier der Familie zu, doch Jarvo und Odinson gingen sofort auf die Kreatur los und lenkten mit Geschrei ihrerseits die Aufmerksamkeit auf sich. Unschlüssig was zu machen war, stellten sich die beiden in Abwehrhaltung nebeneinander auf und warteten auf den Angriff, der nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte.
Das Tier blickte von links nach rechts und war, wie es schien, von der Menge der Menschen leicht verwirrt. Diesen Moment nutzte Troch, um auch die letzte Fackel zu entzünden und sie den Männern vor die Füße zu werfen. Jarvo verstand sofort und ergriff sie, nachdem er sein Schwert weggesteckt hatte.
Katzen hatten Angst vor Feuer, so sagte man. Deswegen sah er die Flamme in seiner Hand als noch nützlicher als sein Schwert an. Der Barde machte einen Schritt nach vorne und stieß die Fackel mit einem lauten Haarrr in die Richtung der Bestie. Erst in diesem Licht konnte er erkennen, dass sie keinen ausgewachsenen Säbelzahntiger vor sich hatten, sondern ein relativ junges Exemplar, das noch nicht die majestätische Größe erreicht hatte, die von allen so gefürchtet wurde.
Jarvo stürmte vor und Odinson rückte auf, das Schwert schlagbereit in der Hand. Die Raubkatze wich zurück, schien jedoch um jeden Preis gewillt zu sein, das Leben dieser Männer nehmen zu wollen. Mit einem Prankenschlag machte sie einen kleinen Satz nach vorne und überraschte den Barden. Dieser macht einen seitlichen Ausfallschritt nach hinten und fing die Wucht des Schlages mit seinem Schild ab. Wie Odinson ihm beigebrach hatte, hielt er es dafür schräg und ließ den Angriff abgleiten. Was er übersah, waren die Krallen der Bestie, und so säumten direkt drei tiefe Rillen das Holz des Schildes. Doch es hielt stand.
Seinem Angreifer ein gutes Stück näher, stieß Jarvo die Fackel direkt in das Fell des Tieres und traf es an der Schulterregion. Ein lautes Aufjaulen war die Antwort, die jedoch sofort von einem neuen Angriff begleitet wurde. Auch diesen Prankenschlag wehrte der Barde ab, doch fegte er ihn von den Beinen und ließ ihn zur Seite schleudern. Abrollen konnte er sich nicht, da er immer noch die Fackel fest umklammert hielt, die er unter keinen Umständen loslassen wollte. Einen kurzen Augenblick starrte er genau in das Auge des Tieres, als Odinson über ihn hinwegsprang, und mit seinem Schwert einen geraden Schlag nach unten ausführte. Die Reflexe dieser Katze waren unglaublich und ließen sie dem Angriff mühelos entkommen. Mit einem Fauchen konterte sie, musste aber gegen die stählerne Oberfläche des Schildes des Lehrmeisters kleinbei geben. Ihre Krallen prallten ab, als Odinson seinen Schild dem Angriff entgegenschmetterte und dem Tier so sichtbare Schmerzen bereitete.
Jarvo hatte sich inzwischen aufgerappelt und sich in dem Moment entschlossen, sein Schwert zu benutzen. Er zog seine Klinge noch im Sitzen, nachdem er die Fackel in den Boden gerammt hatte und führte während des Aufstehens einen Hechtsprung aus. Mit vorgerecktem Schwert bildeten er und die Wucht seines Körpers ein tödliches Geschoss. Kurz bevor er die Kreatur traf, wurde diese von der Abwehr Odinsons zur Seite geworfen. Jarvo traf sie am hinteren linken Bein, wodurch sie abermals vor Schmerzen zurücksprang.
Panisch bewegte die Katze ihren Kopf von links nach rechts, versuchte ihre beiden Widersacher im Auge zu behalten und sah sich dennoch nicht dazu in der Lage, die Flucht zu ergreifen. Sie fauchte, wollte springen, doch sackte dann im hinteren Bein weg. Diesen Moment nutzten Odinson und Jarvo und stürmten mit ihren Schilden voran auf sie zu. In seiner geschlossenen Front drängten sie sie zurück, wehrten Schlag und Schlag ab, welche immer schwächer wurden und nur noch der Verzweifelung dienten.
Plötzlich stoppte die Kreatur, zögerte einen Moment und warf sich dann mit offenem Maul gegen das Schild von Jarvo, der unter der erdrückenden Last auf den Boden gepresst wurde.
Die Zeit schien für ihn stillzustehen, in dem Moment, in dem er getroffen wurde und mit seinem Rücken hart auf dem Boden aufschlug. Jeden Moment rechnete er mit dem großen, klaffenden Maul, das sich an seinem ungeschützten Hals, seiner Brust oder seinem Gesichte austoben würde. Jeden Moment müsste er die Krallen der Vorderfüße seinen Oberkörper durchbohren fühlen. Doch es geschah nicht.
Während des Sprunges der Bestie hatte Odinson sein Schwert so gehalten, dass sie die Kreatur mit ihrer eigenen Wucht, selbst aufgeschlitzt hatte. Von dem Ohr, den Körper entlang bis zu den Hinterbeinen klaffte eine offene Wunde, die dem Tier solche Schmerzen zufügte, dass sie sich im Sprung zu Seite wandte.
Schwer landete sie auf dem Boden und krümmte sich.
Noch halb benebelt von dem Angriff, riss Jarvo aus seiner Innenjacke ein Wurfmesser hervor und rammte es der Bestie neben sich in den Kopf. Sekunden später stak auch Odinsons Klinge daneben und sicherte den Tod ihres Gegners.
Superluemmel
13.01.2009, 21:31
Wohl mal wieder ein Fall von "Spaß beim Schreiben -> Spaß beim Lesen".
'Spieglein, Spieglein an der Wand.
Wer hat den vollsten Eimer im Land?
Ja ich wer sonst? War ja klar, dass sowas nur mir wieder passieren kann. Der Todesdünnpfiff oder.. ne halt noch besser; ein Grabmal mit der Inschrift:
Hier ruht unser aller Freund und treuer Admiral Sir Rheinold,
er hat sich bedauerlicherweise zu Tode geschissen.
Innos' Segen sei mit dir,
Waffenbruder Odinson.
Ja genau so würde das aussehen. Und Oddy und Andi würden sich totlachen. Naja, dann könnten sie sich wenigstens gleich neben mich legen. Aber echt mal, das is voll unfair. Da schlage ich Schlachten, vernichte Orks und Unholde aller Art und das ist der Dank dafür? DAS? Innos, hallo, hörst du mich? Ich bin's, dein Paladin Ronsen! Ja genau der, der erwählte Ronsen! Oh, du bist gerade beschäftigt, was? Am Weltretten, ja genau. Immer am Weltretten der Gute. Ich kann selbst für mich Sorgen? Na du hast gut Reden! Komm du nur mal hier runter und sag mir das Auge in Auge! Traust du dir nicht, was? Ja dachte ich mir. Wie...?
Selber hohle Birne.
Sowas muss man sich gefallen lassen! Bei meinem Vadder hätt's das nicht gegeben. Aber früher war eh alles besser. Zuhause ist, wo du willkommen bist. Tralala. So war das eben. Jaja. Aber echt, alles war besser! Die Betten, das Essen, die Weiber. Sogar die Krankheiten! Damals hatte man wenigstens noch ordentlich Mumps. Aber heute? Durchfall, echt Mann. So ein Scheißdreck, aber wirklich. Gut, dass Oddy nicht hier ist. Der würde sich echt totlachen!
Ach verdammt, wäre Andreas nur schon fertig. Da denkt man einmal, man findet den richtigen, der hält mal eben seine Hand auf deinen Wanst und alles paletti. Aber nööö... nix dergleichen. Muss erst ausprobieren, muss erst testen. Blablabla, wehe, der lässt sich ewig Zeit. Geht ja mal gar nicht. Keiner kennt mein Leiden. Alle immer ja, ich hab ne Grippe, uuh, ich muss daheim bleiben, kann nicht zur Arbeit kommen. Die haben noch nie gespürt, was wirklicher Schmerz bedeutet. Direkt aus deinem Darm!
Ach verdammt, schon wieder eine Portion. Hört denn das nie auf? Und wie das müffelt... scheiße, der Eimer ist bestimmt schon voll. Mal gucken? Voll? Jep... wobei... fast. Naja, auswechseln müsste man ihn schon mal. Vor die Tür bringen oder so. Aber nicht mit heruntergezogenen Hosen. Und nicht in der Arschkälte. Haha, Arschkälte, super Witz. Wenn Andreas den nur hätte mitnehmen können. Als Stuhlprobe, harhar, das wäre lustig! Man gönnt einem eben keinen Spaß. Verdammt...
Und was wird nun aus dem Eimer hier? Gibts hier wenigstens irgendwo Papier? Mal gucken? ... Hier? Ach ne, das ist so eine doofe Handelsunterzeichnung. Ne, aber da liegt noch Pergament, wunderbar.
...
...
...
Aah... so muss das sein. Jetzt ist alles wieder sauber. Für den Moment. Ob sich die Möwen freuen? Bestimmt. Gibt mal ordentlich Eingemachtes! Noch so ein Schenkelklopfer. Wieso fallen die mir nur in so beschissenen Situationen ein? Ach jetzt ist echt gut, einfach nicht dran denken. Setz dich auf den Eimer, lass die Hosen unten... naja, nachfüllen wird der sich schon über die Nacht. Aber was ist mit Schlafen? Wie müde kann man denn werden? Konnten Paladine nicht früher mal die ganze Nacht auf bleiben? War bestimmt Humbug, wie das alles hier. Ich kann es jedenfalls nicht. Aber dieser tolle Eimerstuhl ist so unbequem...
Und Durst hab ich auch noch. Kein Bier mehr da. Das ist natürlich die Höhe. Echt zum Auskotzen. Oder so ähnlich. Mensch, Innos, was soll das nur werden mit uns? So werd ich nie richtiger Paladin! Komm lass mich schlafen, bitte. Einfach einschlafen...
...
...
...
Du willst nicht? Fein, ich aber! Ach verdammt, wo hab ich nur wieder... meine Ersatzflasche... muss oben im Obergeschoss sein. Ich muss... ey! Scheiße, jetzt ist die Kerze auch noch aus. Aah Innos, das darf doch nicht wahr sein! Lass mich einfach... au verdammt. Was steht das Regal hier im Weg. Oh ver****** noch einmal! Das ist nicht lustig... hier auf dem Boden rumzukriechen... au mein Kopf... verdammt... aber der Teppich... Der is weich und... und so gemütlich und... ach was solls...'
Der Paladin rollte sich in seinen Kaminvorleger ein und fand nach langer Gedankenfahrt endlich ins Land der Träume...
Bardasch
01.02.2009, 00:11
Ein gelungener Post von Faren mit Witz und Atmosphere, wie ich finde.
»Ich stehle nur, weil meine lieben, alten Verwandten das Geld zum Leben brauchen!«
Faren gab diese Behauptung mit erhobenem Weinglas von sich; er und die fähigsten seiner Männer saßen um den alten Eichenholztisch im Speisezimmer des luxuriösen Anwesen; Calo und Galdo befanden sich zu seiner Rechten, Rok und Loz zu seiner Linken. Die Tafel bog sich unter der verschwenderischen Last erlesener Speisen; über ihnen pendelte der eiserne Kronleuchter und verbreitete sein vertrautes, goldenes Licht.
»Lügner!«, riefen seine Kumpane im Chor.
»Ich stehle nur, weil diese böse Welt es mir nicht erlaubt, einem ehrbaren Handwerk nachzugehen!«, schmetterte Calo und hob seinerseits das Glas.
»LÜGNER!«
»Ich stehle nur, weil ich meinen schwachsinnigen, arbeitsscheuen Zwillingsbruder unterstützen muss, dessen Faulheit das Herz unserer Mutter brach!« Galdo rammte Calo seinen Ellenbogen in die Seite, als er diese Erklärung abgab.
»LÜGNER!«
»Ich stehle nur«, brüllte Rok, »weil ich vorübergehend in schlechte Gesellschaft geriet!«
»LÜGNER!«
Zum Schluss kam Loz an die Reihe, das Ritual fortzusetzen; ein wenig zittrig hob der Junge sein Glas und krähte: »Ich stehle nur, weil es verdammt viel Spaß macht!«
»GANOVE!«
Unter allgemeinem Geschrei und Gejohle stießen die fünf Diebe mit ihren Gläsern an; Licht spiegelte sich glitzernd auf Kristall und schimmerte durch die dunstigen roten Tiefen des Weins. Die vier Männer leerten ihre Kelche in einem Zug und knallten sie auf die Tischplatte zurück. Loz, der schon leicht angesäuselt war und die Augen verdrehte, hielt sich ein bisschen zurück.
»Meine Herren, in Keller dieses Hauses türmen sich nun die Früchte unserer wochenlangen Mühsal und Plackerei.« Damit meinte der Hüne die beiden Kisten voller alter Erzwaffen, für die sie bei einem Schmied einen guten Preis erhalten würden und der kleinen Kiste mit dem schwarzen Erz des Meteoriten. »Außerdem ist dies die erste Beute, die wir mit tatkräftiger Unterstützung durch unseres Jüngsten an Land ziehen konnten. Denn hätte er hier in Faring nicht die Stellung gehalten, hätten wir nicht in den hohen Norden zum Meteoriten ziehen können.«
»Hoch lebe der Kleine!«, brüllten die Sanza-Brüder im Chor; im nächsten Moment flog ein kleines, mit Mandeln überzogenes Brötchen im hohen Bogen aus ihrer Richtung, traf Loz mitten zwischen die Augen und purzelte auf seinen leeren Teller. Loz brach es in zwei Hälften und revanchierte sich, wobei er trotz seines Schwipses akkurat zielte. Faren fuhr mit seiner Ansprache fort, während Calo Loz wütend anfunkelte und sich die Krümel aus den Augen wischte. »Nur noch eine kleine Verzögerung, ehe wir mit dem Mahl beginnen.«
Er hob den Pokal, und seine Kumpane schwiegen in feierlichem Ernst. »Einen Toast auf unsere abwesenden Freunde. Wir werden Steve und die anderen vermissen, und wir wünschen, dass ihre Seelen Frieden gefunden mögen haben. Möge der Korrupte Wärter stets über sie wachen und seine korrupten Diener segnen. Sie waren anständige und fähige Männer - in unseren Augen. Ebenso wünschen wir Calintz und Gorin alles Gute, auf das dieses verfluchte Weisshaar in Kap Dun finden möge was es sucht und das Gorin den Auftrag in Montera erfolgreich erfüllt.«
»Auf uns - wir sind reicher und schlauer als der Rest der Welt!«
»REICHER UND SCHLAUER ALS DER REST DER WELT!«
Tim Andersson
01.02.2009, 17:36
Klasse Tuk Tuk !
Klug war es gewesen, auch wenn der Schlafsaal der Schamanen ein Ort war, der sich schon lange fern von Tuk-Tuks Gedanken befand. Nicht viele Schamanen nutzen diese Stätte in Farings sicheren Mauern. Zum einen, weil es kaum Schamanen hier gab, hier, wo sie kaum die Möglichkeiten vorfanden, wirklich arbeiten zu können. Zum anderen, weil viele von ihnen Einzelquartiere besaßen oder in den Nächten lange in der Bibliothek oder Laboratorien verbrachten. Nur zwei weitere Glaubensbrüder hatten in dieser Nacht ihren Weg zu ihr gefunden. Aber die Schamanin schlief zu diesem Moment schon tief und fest und nahm keinerlei Notiz von den Neuankömmlingen, die auch weder störten noch Kontakt zu dem immer mehr zu einem Eigenbrödler verkommenden Weib suchten. Viele weibliche Schamanen gab es noch immer nicht und Vorurteile saßen tief und bohrten sich lange und hartnäckig in die Köpfe, selbst von weisen und schlauen Geistern.
All das kümmerte die Schamanin nicht.
An diesem Tag, als Nebel von den Bergen die Feste einhüllte und die Luft einen trockenen, eisenhaltigen Geschmack im Mund entwickelte, an diesem Tag sollte sich vieles ändern. Doch keine Richtung war vorgegeben, kein Schicksal kündigte sich an, kein Götterbote ließ sich in Faring blicken und die Geschehnisse verfolgen. Ein stinknormaler Tag für das Gros der Orks und Morras. Doch Tuk-Tuk spürte, wie sie immer mehr zu einer Schamanin wurde.
Doch war sie das nicht schon längst? Magie zu weben war einst ihr Ziel, aber das Sehen war eine davon vollkommen fremde Kunst. In den magischen Netzen war sie geschwommen, hatte fremde Welten gesehen und einen Schattenschleier angenommen, als die Gier zu gierig wurde und sie mehr als einmal an den Abgrund führte. Den Fluch des Blutes hatte sie unbemerkt aufgenommen und einen fremden Morra, vom Volk des Feindes, vom Volk, das sie hassen und bekämpfen sollte, geküsst und gerettet. Vieles hatte die kleine, unschuldige Orkin verändert. Die Magie erfüllte sie dieser Tage mehr als alles andere, die Kapazitäten ihres Verstandes öffneten sich einer fremden Macht, erst jetzt, solange nach der ersten Berührung mit der Magie, schien sie wirklich zu verstehen, welch Geschenk es bedeutete. Unabhängig von Macht, Gier und tatsächlicher Zauberei. Die Magie durchströmte sie, ließ ihre weichen Gesichtszüge älter wirken, nicht alt, nicht weise, doch härter und ein wenig schöner.
Nach einem bewussten, freudlosen Mahl schritt sie ruhigen und gefassten Schrittes zurück in die versiegelte Wohnhöhle. Sie atmete tief durch, ehe sie die schwere Eichentür wieder schloss und mit den mächtigsten Siegeln verschloss, die ihr bekannt waren. Genug, um allzu Neugierige aufzuhalten, zu wenig, um wirklich Mächtigen den Einlaß zu verwähren.
Tuk-Tuk zögerte nicht, hielt nicht inne und plagte sich nicht länger mit Zweifeln. Sie hatte keinen ruhigen Traum gehabt, sondern selbst im Schlaf unterbewusst nach den Visionen gesucht, nach den Antworten, die sie bis hierhin begleiten sollten.
Mit dumpfem Geräusch öffnete sie die Phiole und hielt sie nah an ihr Auge. Das Blut darin schien zu leben, sich zu regen, eine Erinnerung zu besitzen. Welches Blut nur hatte der Meister hierfür ausgewählt? Nach der ersten Phiole war ihre Macht so grenzenlos wie wacklig gewesen, hatte ihr Bilder offenbart, die nie jemand zuvor gesehen hatte und die sie doch leicht verschlingen konnten. Sie wusste, dass dieses Blut noch mehr von ihr fordern würde. Es war ausgeschlossen, dass sie die schwerere Prüfung schon überstanden hatte und nun ein Kinderspiel in der Omin Leyk erleben würde.
Die dunkle Aura der Höhle war gewichen und viele Runen hatten ihren Schrecken verloren, mittlerweile wirkten die Risse in den Wänden doch wieder natürlichem Ursprungs, jeder mochte an ein Beben oder einen Pickel denken und nicht an die geballte Macht des Wahnsinns. Auch die Züge der Schamanin wirkten nach dieser Nacht der Ruhe nicht mehr vom Wahnsinn heimgesucht. Ruhig waren sie, ruhig und gefasst.
»Ahshen dor ley, vargo nasch bin tzvelt dormo inkollobare. Zakash win troik due.«
Schon lange sprach sie die Sprache ihrer Vorväter, die Sprache der Schattenzähne, aber auch die Sprache der gemeinen Festlandorks, sogar die gute, gemeine Zunge der Morras, die sich Menschen nannten. Nun aber hatte die Macht der zwei Welten ihr die Zunge der Vergessenen und der Kommenden angetragen. Orkische Runen aus alten Tagen, Ursprünge einer Sprache ihres Volkes, doch nicht nur das Volk der Orks hatte die Welten geprägt. Viele Völker fanden sich in der alten Sprache der Vergessenen und der Kommenden wieder. Und Tuk-Tuk, die kleine Schamanin, stand nun auf der Schwelle, zwischen ihnen, den Vergessenen, den Kommenden und ihrem alten Leben, der Gegenwart, den Orks von Faring, den Menschen dieses Zeitalters und der ganzen Welt. Sie hatte gelernt. Nichts war wie es schien, nicht immer musste es so sein, wie es die Gegenwart vorgaukelte. Und auch wenn die Omin Okor sowie die Omin Leyk ebenfalls täuschten und falsche Spiele spielten, so zeigten sie doch auch viel Wahres, viel Alternatives an.
Die Kraft ihrer Worte war stark. Kein schwaches Orkmädchen hatte seit tausenden von Mondwechseln diese Sprache gesprochen. Der Hall war donnernd und dennoch mit weichem Ausklang. Er erfüllte die Ohren der Zuhörer mit Glauben, Stärke und verführerischem Locken.
Sie nahm das Blut und fühlte es auf ihren Fingern, zwischen der Haut schien es einen Weg zu suchen, unter die Fingernägel rann es, immer auf der Suche nach einem Weg in die eigene Blutbahn. Ja, es schien wahrlich einen Willen zu haben. Doch der Weg führte an ihre Stirn, dort, wo ihr Geist am nächsten war, dort, wo sie die Geschichte dieses Blutes erfahren wollte.
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Kein Wimpernschlag dauerte es, schon hatte sich ein mächtiger Magiestoß durch die Höhle gebahnt. Durch ganz Faring schlug er, ging durch Ork, Mensch, Tier und Stein hindurch, ehe er weit in den Wäldern und Bergen schwächer wurde. Nur die Magiekundigen spürten die Eruption, wurden in ihrer Konzentration gestört, doch je weniger Gespür die Wesen für die Magie besaßen, umso weniger berührte es sie.
Tuk-Tuk wachte nicht in der Omin Leyk auf, befand sich nicht auf einem fruchtbaren Stück Erde, aus dem kleine Grashalme sprossen, sah vor sich nicht das blühende Leben und hinter sich die Öde. Doch sie war auch nicht in Omin Okor gelandet, quasi aus Versehen, sah nirgendwo die verschlingende Flamme.
Stattdessen schlug sie nur mit größter Macht die Augen auf und erkannte Umrisse von allem. Teile der Wohnhöhle lagen noch da, Teile der Omin Leyk. In ihrem Nacken brannte das Feuer Omin Okors. Doch das war alles nicht so interessant wie der Schleier, der sie gefangen hielt. Wabernde Finsternis, gepaart mit gleißendem Licht, vermischt mit der Stärke und Kraft eines Orkans, das war der magische Strudel, der sie wie in Ketten legte. Gefangen zwischen den Welten, erkannte sie nur unter größter Anstrengung die Netze der Magie, sie bogen und wackelten, drohten sich aufzuzehren, schienen Löcher zu bekommen, etwas, was nicht sein konnte, nicht sein durfte.
Eine Schattengestalt näherte sich, mit jedem Schritt den sie zu ihr Schritt, drückte sie der Strudel stärker auf den Boden. Die Schamanin spürte, dass es noch etwas Schlimmeres geben konnte, als die Hitze und Gefahr der Omin Okor in ihrem Rücken.
Mit jedem Schritt riss die Schattengestalt ihr ein Stück von ihrem Fleisch vom Körper, es brannte höllisch und schon bald waren Teile ihres Gesichtes offen gelegt, die Zähne mahlten bar jeden Schutzes, Lippen und Zahnfleisch verschwanden im Sog des Strudels, Haare rissen sich von ihrem Wurzeln, Haut und Knorpel verschwand. Die Schamanin drohte ein Skelett zu werden.
»Haschim dalar. Haschim dalar. Han-humm.«
Fern klang die Stimme und doch reichte sie an ihr Ohr, wenn sie diese überhaupt noch besaß. Immer weiter wurde sie zu Boden gedrückt, konnte sich nicht einen Millimeter gegen den Sturm behaupten, schon lagen ihre Zähne auf der Erde, ihr Schädelknochen, alles was sie hatte, die Augen starrten in das Nichts, verbeugend vor dem Schatten, der die Formeln des Untergangs murmelte und den Sturm noch einmal anfeuerte. Sie verstand, was sie sagte. Es waren Befehle, klare, einfache Befehle. Die geballte Macht der Zeit gehorchte auf diese Formeln.
Für einen Moment wurde ihr schummrig. Tuk-Tuk wurde von den Stimmen eingelullt, war geneigt ihnen nachzugeben und nicht mehr gegen die Gewalt des Sturmes anzukämpfen. Die Schwäche kostete sie das letzte Fleisch ihres Kopfes, als der Sturm nicht locker ließ und begann, den Schädelknochen zu spalten.
Dann begriff sie. Eine andere, viel, viel weiter entfernte Stimme flüsterte zu ihr. Es klang butterweich und zart wie manch eine Frühlingsblume auf den weiten Wiesen der Odul Merdei.
Die Stimme ließ die leeren Augenhöhlen der Knochenhexerin neu aufleuchten und aus fleischlosem Rachen sprach sie die fremden Formeln. Augenblicklich drang ein schriller Schrei aus der Ferne an sie heran.
Das Skelett der Geisterbeschwörerin fing an zu murmeln. Und es hörte nicht mehr auf, die lautlosen Luftwörter in den Strudel zu schicken. Sie kehrte die Macht des Zeitfluches um.
Die Augen kehrten zurück, schon flogen einzelne Haarsträhnen aus den Weiten der wirbelnden Masse, Fleisch setzte sich an die kalten Knochen und schützte ihren Kopf. Immer und immer mehr ihres Körpers gewann sie gegen den Sturm, doch die Schattengestalt erholte sich schnell von ihrem Schock und warf ihr lautstark mächtigere Runenbefehle entgegen. Aber all dies interessierte die Schamanin nicht mehr. Mit aller Energie flickte sie die aufbrechenden magischen Netze und schuf sich so einen Kanal direkter Macht, schwächte gleichzeitig den Strudel und riss mit einer ihr eigenen Formel in der Sprache der Kommenden all ihr Fleisch zurück.
Nun – wieder mit voller Stimme – presste sie mit ihren Händen auf den Boden und drückte den Rücken gegen die wirbelnden Kräfte in die Höhe. Der Kampf war noch nicht entschieden, noch immer hatte dieser Sturm Macht, noch immer riss er an ihrem Fleisch, konnte hin und wieder Teile des weichen Wangenfleisches zu sich ziehen, aber auf den Boden drücken, das gelang ihm nimmer mehr.
Die letzten Regungen waren die Leichtesten und Schwersten zugleich. Ihr Nacken war bleischwer, doch wollte er seinem Herrn und Gebieter, ihrem Geist, so gerne Folge leisten. Und so erhob er sich, ließ Tuk-Tuk Auge in Auge mit der Schattengestalt hinter dem Strudel blicken, die Augen, in denen das verbotene Feuer der Omin Okor brannte, die Gesichtszüge, die böse und gutherzig zugleich blickten, den Mund, aus dem grimmig-entschlossener Atem entwich.
»Nin-kam theas!«, befahl die Stimme der Schamanin und drückte den Sturm, der ihr den Mund versiegeln wollte, wie eine zarte Feder zurück. Mit einem Urknall zerbarst der Strudel von innen, fiel in schwarzer und weißer Asche zu Boden und offenbarte den Pfad in die Omin Leyk.
Gebieterisch stand die Geisterbeschwörerin da und beobachtete, wie in Krämpfen die Schattengestalt sich wand und krampfte. Die letzten Atemzüge eines sterbenden Feindes. Tuk-Tuk wanderte zu ihr und erreichte sie sofort. Die Entfernung war jetzt, als sich der Sturm gelegt hatte, lächerlich gering. Vorsichtig hob sie die dunklen Tücher unter denen die tote Gestalt lag und weniger erschrocken als sehr tief grübelnd sah Tuk-Tuk, wie sie Tuk-Tuk in die Augen sah, die kalten, leblosen Augen. In der Tat lag ihre Zwillingsschwester unter dem schwarzen Gewand, nur dass sie keine Schwester hatte. Es war in der Tat sie selbst. Die Schamanin.
Der Meister, der Blinde, Zul'Okon, dieser Mistkerl, er hatte ihr Blut genommen und gezapft. Und er hatte gewusst, dass sie ihre eigenen Wege in der Omin Leyk niemals ohne einen Kampf gegen die Hüterin, das eigene Ich, betreten konnte. Dies war die letzte Prüfung, so schien es doch.
Mit Verachtung und erhabener Zufriedenheit ging sie ohne einen weiteren Blick an ihrem toten Ich vorbei, Omin Leyk gewährte ihr nun widerstandslos Eintritt.
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Den hinderlichen Nebeln hatte sie mit dem letzten Kampf gezeigt, welche Macht sie über die Omin Leyk hatte. Lästige Einschränkungen entfielen nun bei ihrem Besuch. Geschwächt von dem Kampf gebot sie nun über die volle Sicht im Himmel, in der Erde und am Horizont.
Schweigend wanderte sie lange, ohne Fragen zu stellen oder Antworten zu fordern, über die weiten Kornfelder, über blühende Wiesen und grüne Hügel. Erst nach Stunden schien sie wieder genug Kraft geschöpft zu haben, um sich endlich dem eigenen Blut zu widmen. Erfüllt von der Pracht und den Geheimnissen der wundervollen Omin Leyk kehrte sie in einen Wald ein, ihr eigenes Blut führte sie instinktiv und genau an einen Ort dreier uralter Bäume, größer als die größten Riesen, älter als die Zeit selbst und so miteinander verwoben, dass es auch gut ein einzelner Urbaum hätte sein können, wären nicht die drei dicken Stämme gewesen.
Die kühle Schamanin hielt inne, ihr stockte der Atem. Selbst jetzt noch, nach all dem Geschehenen, konnte man sie überraschen. Eine unangenehme Kälte krabbelte an ihrem Rücken empor, ja, ihr wurde kalt und sehr, sehr unwohl, aber nur für den Moment, waren es eigene Skrupel, eigene Ängste?
Noch lag Schnee an manchen Flecken, doch der Frühling war deutlich und an jeder Ecke zu erkennen. Selbst den Geruch dieses würzigen aber nah an einer großen Stadt gelegenen Waldes, den oft, zu oft Menschen besuchten, konnte sie wahrnehmen. An einem der drei großen Stämme lehnte eine Gestalt, im Vergleich zu Orks klein und winzig, ein schmales Ding, ausgemergelt und reglos. Und doch lag unter all den schmutzigen Fellen und nach Orkschweiß stinkenden Lederplatten kein Ork, sondern ein Mensch. Die Gesichtszüge jung und stolz, voller Licht und Güte, aber knochig, hart und ähnlich früh gealtert wie die Schamanin es in jenen Zehntagen erlebte.
Tuk-Tuk kannte die Gestalt und wusste, wer sie war. Auch dies erklärte die Reaktion. Aber trotz aller Furcht, die sich tief in ihr Herz zu bohren drohte, machte sie einige Schritte um besser zu erkennen, wer noch bei diesem Krieger gebeugt war.
Die Schamanin hatte viele Anzeichen der Gestalt schon erkannt und hätte sie sie in ihrer Welt von weitem gesehen, sie hätte sofort gewusst, wer es war. Doch in der Omin Okor wie der Omin Leyk war das genaue Erkennen, das Schlussfolgern und Verstehen weitaus schwieriger und mit tausenden von Fragen und Zweifeln verbunden. Deswegen dauerte es, bis sie beinahe die beiden Gestalten berühren konnte, bis sie erkannte, was da geschah.
Ein zweites Mal erkannte sie sich selbst auf dieser Reise. Und nun war das Bild so klar, dass es keine Zweifel der Zeit mehr gab. Selbst die Tränen auf ihren Wangen konnte die so fremd wirkende, echte Tuk-Tuk sehen.
Gerne hätte sie mehr erfahren, wäre liebend gerne noch ein wenig an diesem Ort verweilt, schien er doch noch viele Antworten bereitzuhalten, vielleicht sogar Antworten, die das leider nur allzu offensichtliche Bild hätten ändern oder verhindern können.
Aber die Seherin, wie sie sich nun nennen durfte, musste ein weiteres Mal lernen, dass Ausflüge in die Zwischenwelten viele Geheimnisse bargen. Ein unwahrscheinlich starkes, emotionales Band ergriff von ihrem gesamten Willen Besitz und zog sie ohne Widerworte zu akzeptieren aus der Omin Leyk, zurück in die Wohnhöhle, zurück an den Ort, wo es in jenem Moment klopfte.
Der Meister war gekommen.
Tolle Rede. Trotz einiger Wortwiederholungen, hatte ich phasenweise wirklich Gänsehaut :p
»Sarolf, packt eure Sachen. Wenngleich der Kopf brummt, jetzt wird trainiert. Ihr hättet gestern nicht so lange und tief ins Glas schauen sollen, was? Kommt schon, auf! Schneller! Das dauert einfach zu lange! ... Stellt euch vor ein Feind stünde vor der Tür. Im Ernstfall würde eure Mobilisierung zu lange dauern... viel zu lange. Macht hin! Kommt schon, Beeilung... na endlich.«
Der Sildner hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht bis er realisiert hatte, was der Clankrieger tatsächlich von ihm wollte. Verdutzt, irritiert hatte er ihn aus müden, glasigen Augen angesehen, ehe er begonnen hatte sich - ohne Eile und Hast - einzukleiden. Erst als Kalyvala angefangen hatte Druck zu machen ging es zügiger. Man sah Sarolf deutlich an, wie kaputt er war. Der übermäßige Alkohol Konsum gestern Abend schien ihm ordentlich zugesetzt zu haben.
»In einer realen Schlacht, einem realen Scharmünzel, einem realen Kampf habt ihr auch nicht immer das Glück in bester Verfassung zu sein. Dieses Glück ist eine Seltenheit - glaubt mir, trotz meines geringen Alters, meiner Jugend, weiß ich nur zugut wovon ich rede... Ihr habt noch Alkohol im Blut, das sehe ich. Allerdings könnt ihr euch wenn es hart auf hart kommt auch nicht aussuchen, wann und wo der Feind an die Tore klopft und euch zum Tanzen auffordert. Zum grimmigen Schwerttanz, zum Ballet des Todes. Zu einem Wettbewerb bei dem es keine Gewinner gibt. Zu einem Wettbewerb bei dem es keine Gewinner geben darf, denn wir, die Krieger und unserer Familien verlieren so oder so. Wir verlieren immer. Wir verlieren Freunde, Bekannte, Weggefährten und Waffenbrüder mit denen wir viele Schlachten Seite an Seite fochten. Selbst wenn wir einen Kampf erfolgreich austragen, so haben wir verloren, ob des Blutes, das an unseren Händen haftet, ob der Gefallenen, ob der bleibenden Erinnerungen. Unseren Gegnern geht es nicht anders. Wir... Sie verlieren immer. Und dennoch streiten wir unermüdlich weiter. Kämpfen für unser Land, unserer Ehre und unsere Ahnen... Für unserer Freiheit und unseren Frieden. Geben unser Blut, zahlen einen hohen Blutzoll. Ja, Sarolf, mein Freund. Das ist es. So traurig und bedauerlich, so wahr ist es auch. Das ist Krieg. Nur Verlierer, keine Gewinner. Und dennoch würde keiner von uns zögern in den Krieg zu ziehen. Sei es wegen unseres Landes, unserer Ehre oder unserer Ahnen. Stehen Freiheit und Frieden auf dem Spiel würden wir... würde ich mein Leben mit Freuden opfern um etwas zu bewirken. Viele behaupten Krieg verändere nichts, er verschlimmere nur, aber das ist nicht wahr, nicht im geringsten. Leute, die so etwas behaupten haben keine Ahnung, haben keine Ahnung vom Dasein eines Kriegers. Hatten nie die Notwendigkeit Krieger zu werden und zu sein. Krieg hat die Macht zu verändern, zu zerstören und zu verschlimmern. Krieg verändert alles! Menschen und Landschaften gleichermaßen. Er verfinstert das Gemüt, nimmt einem die Lebensgeister. Landschaften werden unfruchtbar und kein Samen keimt mehr... keine Saat geht richtig auf. Und so ist es auch keim Menschen. Der Samen der Fröhlichkeit verfliegt lange Zeit; Trauer und Finsternis umhüllen einen, lassen nicht nach... Ist man auch körperlich unversehrt, so trägt die Seele dennoch große, tiefe Wunden mit sich. Wunden, die nur die Zeit heilen kann. Mit den Jahren wird ein Acker weder fruchtbar und die Saat geht auf. Ähnlich ist es beim Menschen... Du fragst dich warum wir kämpfen, obwohl wir verlieren? Weil wir müssen. Das ist es. Einfach, weil wir es müssen um unserer Familien, Freunde und den Clan zu schützen. Wir müssen es, um unseren Kammeraden, unseren Gefährten in der Schlacht zur Seite zu stehen und um möglicherweise ihr Leben retten... Habt ihr schon mal einen Menschen getötet, Sarolf? Wart ihr schon einmal in der Situation einen Menschen töten zu müssen. Hieß es für euch schon einmal: Er oder ich? Nein, sagt jetzt nichts. Denkt es einfach nur und beantwortet euch die Frage im stillen selbst... Das Gesicht, die Augen einer Person, in dem Augenblick indem ihr mit der Klinge zustoßt und das Leben auslöscht stoßt haftet sich an eure Sohlen, lässt euch nicht mehr los, verfolgt euch, wie euer eigener Schatten. Dieser Anblick verändert einen nachhaltig und das kann selbst die Zeit nicht wett machen. Der Jäger, der Bogenschütze hat es gut und leicht, anders als wir Nahkämpfer, die wir auf das Schwert angewiesen sind, muss er nicht mit ansehen, wie das Licht in den Augen des Gegenübers erlischt. Um sein Gewissen zu befriedigen kann er sich einreden, der Pfeil töte die Menschen, nicht er... Die Schuldfrage auf den Pfeil zuschieben wäre zwar geheuchelt, erleichtert aber das Schlafen ungemein und hält Albträume fern... Ich weiß nicht mehr was mich damals dazu trieb das Kriegshandwerk zu lernen, allerdings denke ich heute, das es besser gewesen wäre es nicht getan zu haben. Seht mich nur an. Ich bin Kalyvala, Sohn des Thorvald, Orkjäger und großer Turniersieger zu Al Shedim, Verteidiger von Dyhart und Schwertmeister. Scheint, als habe ich viel erreicht und einen großen Namen, nicht? Liebend gerne würde ich ein einfacher Bauer sein, den die Streitereien der Reiche nichts angehen, der das Leben jeden Tag aufs Neue in vollen Zügen genießt. Ich verfluche den Tag, an dem ich zum ersten mal ein Schwert in der Hand hielt, doch in unserer Zeit, in der Krieg eine Notwendigkeit ist, ist es essentiell, das Schwert zu beherrschen. Er oder ich... Wollt ihr das wirklich?«
Der Nordmann verstummte, sah den verdutzten Sildner einen Augenblick durchdringend an; Sarolf erforschte seine Gefühle, scheinbar hatten die Worte des Kriegers einen Konflikt in seinem Inneren losgetreten, hatten einen Stein ins Rollen gebracht, der nun zu stoppen galt. Doch dies vermochte er nur alleine. Sein Lehrmeister konnte ihm dabei nicht helfen.
»In einer Stunde. Wir treffen uns beim Übungsplatz. Vergesst das Schwert nicht.«, sann der Orkjäger leise und verließ das Zimmer ohne weitere Worte, ohne sich umzublicken.
Tim Andersson
08.02.2009, 17:57
Und weiter gehts mit Tuk
Er war gekommen. Und eingetreten. Wortlos.
Er sah nun alt aus, älter als die ganzen Tage, er verzichtete auf die Faxen und seine Mundwinkel hingen schwer nach unten. Sie beugte ihren Kopf leicht als Geste der Unterwerfung, verfolgte jedoch jeden seiner Schritte. Ihn schien dieser Ort nie zu stören, hier, wo so manch solider Magen auf eine harte Probe gestellt worden wäre, hier, wo mächtige Energien aufgebaut waren, wo sich Quellen des Verderbens sammelten und wo unruhige Geister jeden Schlaf tonnenschwer wiegen ließen.
Er setzte sich auf ihre Schlafstätte und atmete tief ein und aus. Seine langen, knochigen Finger waren lang und sein Arm stand noch immer in Saft und Kraft, seltsam verformt, Narben, die in Wahrheit schwarze Runenmuster waren, übersäten seine Haut.
»Jo Mann«, begann er tief und gurgelnd, seine Stimme schwer und der Rücken tief gebeugt. Aus seinem schier unermesslichen Fundus erschien eine faustgroße Kerze und er stellte sie in die Mitte des kleinen Tisches. Seine Finger zeichneten Linien und seine Stimme zischelte so leise, dass man nichts verstand, doch die Formeln ließen jedes Feuer der vielen Kerzen, die in der Höhle schon brannten, erlöschen und direkt auf den Docht der einen führen.
»Du haste die Blutprobens untersuchts? Du haste dase Ock gesehens und besiegts? Gute, gute, ganananammm.« Die Schamanin sagte kein Wort. Der Meister wusste selber, dass die Antworten lange gefallen waren, sah er doch noch immer die roten Blutschimmer auf der Stirn der Seherin.
Nun bat er mit einer einfachen Handbewegung die Schamanin vor den Tisch, zwischen ihnen lag nun nur noch diese Kerze, die als einzige Lichtquelle den Raum stark verdunkelt hatte und dennoch scheinbar seltsam ihr Licht streute, war doch das Gesicht des Blinden hell erleuchtet, doch schon Hals abwärts war er in einen dunklen Schatten gehüllt. Was es wohl mit dieser Kerze auf sich hatte? Doch Tuk-Tuk spürte, dass die Kerze ihr keine Sorgen bereiten würde.
»Kleine Orkin hate Omin Okor und Omin Leyk eroberts, he? Ja, seiens gutes Schülerins, seiens nun eine Seherin, ja«, sein Atem stockte und er wich nicht länger dem Blick aus, der auf ihm lastete. Wie nach einer kurzen Kräfteprobe, einem Warmwerden, kehrte eine dünne Schicht Magie zu ihm zurück, ein dunkler Schleier, der seine Bewegung nicht agiler machte, aber jederzeit hätte machen können.
»Ashinde monorok iphens dodovey lik summ Mindir?«
Die Schamanin zögerte keine Sekunde, als sie den etwas provozierenden, spöttischen Aufruf vernahm. Zul'Okon sprach in der Sprache der Zwischenwelt, mischte die Mundarten von vielen Völkern der Lebenden und Toten und prüfte sie ein letztes Mal, ob sie auch wirklich so viel gelernt hatte, wie er von ihr erwartete. Doch diese Hohe Sprache des Hohen Volkes war für die Schamanin selber ein wahres Lebenselixier und so machte es ihr Freude, in ebenso provozierender wie gleichsam unterwerfender Art zu flüstern:
»Onito karem exilion Gorgon vash ve ifindi oh bükün maestir.«
Der Blinde nickte stumm und sammelte all seine Energie und Kraft für die kommenden Worte. Ein kalter Schauer ergriff ihn selbst jetzt noch immer und in seiner Blutbahn kribbelte es wohlig und erwartungsvoll.
»Kleine Orkin seiens großes Seherin gewordens. Sie machtesich die Weltens Untertans. Doche noche sie weiße nichte alles.« Ein Funkeln drang durch die schwarze Augenbinde und er schien die Gefühlsregung bei Tuk-Tuk zu sehen. Unsicherheit, Gier und Ungläubigkeit mischten sich in einem einzelnen Funken, tief hinter den brennenden Augen der Omin Okor.
»Ja«, fuhr er fort. »Noche gibte es ein Geheimnis. Nichte immer du brauchste etwas vom Körper… manchmale es reichte aus, du blickste in seine Augens. Augens verratens viel, selbste den Unkundigen. Doche eine wie du kannsehens noche mehr.
Dies also solle seins deine Prüfung, Tuk-Tuk, Tochter des Mal-Gun, Tochter der Sel-Kash. Siehe ine meine Augens, siehe und sages mir, wase du siehst, vervollständige mein Rätsel.«
Der Blinde verriet ihr nicht, dass schon mehr als ein halbes Dutzend Schüler diese Prüfung machen mussten, nicht, dass ein Drittel dabei dem Wahnsinn verfiel und auch nicht, dass er nach all der langen Zeit seit der letzten Prüfung sehr nervös war, hatte er doch eine Hoffnung wie noch nie, dass diese Schülerin mehr sehen würde als die Anderen, dass diese Schülerin den Belastungen seiner Dämonen standhalten könnte, auch wenn sie äußerlich die Schwächlichste von allen war.
Zul'Okon, der Geheimnisvolle, Zul'Okon, der Blinde, so nannten sie ihn. Doch niemand kannte seinen wahren Namen, erworben vor ziemlich genau zweihundertvierundzwanzig Jahreswechseln, als er auch schon dreiundfünfzig Jahre auf dieser Welt wandelte: Zul'Okon, der Seelenfresser. Zul'Okon, der von den Göttern Bestrafte, ja, diesen Namen hatte er übernommen, der Schamanenmeister, der eigentlich Induill hieß.
All diese Zeit des Nachsinnens des Meisters nahm sich die Schamanin um zu überlegen. Ihre Intuition warnte sie eindringlich vor der Gefahr, doch andere Aspekte mussten ebenso bedacht werden. Ein seltenes Mal, wenn nicht gar einzigartig, sprach der Meister ihren Namen, entließ die "kleine Orkin" in die Welt der Erwachsenen, der Reifen. Doch sogleich hatte er nachgelegt, wusste er doch den Namen ihres Vaters und ihrer Mutter. Etwas, was nur die Angehörigen des Weißen Wyrms kennen konnten… oder ein Schamanenmeister.
Sie musste nachdenken, auch über die Prüfung. Das es die Letzte war, daran hatte sie keine Zweifel. Doch vielleicht war dies missverständlich. Vielleicht sollte sie danach keine Möglichkeit auf etwas Zweites mehr haben. Und auch die Technik war rätselhaft. Wie sollte sie durch bloßen Augenkontakt in eine Welt wie die Zwischenwelten eintauchen können? Gab es gar noch eine dritte Ebene? Doch welche Zeit konnte dies sein, wenn sie Zukunft und Vergangenheit beherrschte und die Gegenwart existierte?
Nicht lange und Zul'Okon hatte seinen Streifzug durch die eigenen Gedanken beendet und fokussierte sie nun wieder hart, als ob er jede Spur der Schwäche erkennen wollte. Aber diese Spur suchte der große Bastard vergebens. Die Seherin mochte klein und schmächtig sein, doch es umgab sie eine Aura, die die Schwachen blenden und zermürben wollte, soweit war es bereits gekommen, ihre Wiedergeburt als reine Geisterbeschwörerin war so gut wie abgeschlossen und die Magie akzeptierte die Orkin, verlieh ihr fast grenzenlose Macht.
»Bereit, wenn ihr es seid, Meister.«
Knurrig stimmte der Bastard ein gurgelndes, zischendes Lied an, dann griff seine rechte Hand in den Nacken und fummelte an etwas herum.
»Shintasch!«, brüllte er plötzlich, dass die Wände der Höhle bebten und seinen Ruf widerhallten. Die schwarz gefärbte Binde verschwand und augenblicklich drängte ein heller Lichtschimmer durch die Höhle. Durch die Dunkelheit wurde das Licht quälend für die Augen, es entlud sich ein Impuls, der schon viel zu lange hinter der Binde gelauert hatte, eine Binde, die sicher magisch war, konnte doch einfacher Stoff, sei er noch so geschwärzt, dieses Licht nicht aufhalten und daran hindern die Welt zu erleuchten.
Als die Schamanin wieder die Lider öffnete, hatte sich das Licht gelegt. Die Kerze schien es absorbiert zu haben, leuchtete sie doch noch stärker als zuvor, ohne dass dadurch der Raum wesentlich heller wurde, nur das Gesicht des Blinden, nein, nur seine Augen schienen nun gut sichtbar zu sein.
Anders als in der Begegnung mit ihrem Ock war es dieses Mal kein Zauber, der ihr das Fleisch vom Körper reißen sollte. Aber auch jetzt spürte sie, wie die Augen des Blinden, der plötzlich vollkommen regungslos war, so als ob er weder atmete noch lebte, eine Linie zu ihren Pupillen aufgebaut hatte. Sie zogen einander und es schien, als ob der Abgrund in den Augen des Meisters von einer Macht kontrolliert wurde, die sich nicht einmal mehr vor den Feueraugen der Omin Okor fürchtete. Ein schwarzes Loch, das sich nicht darum kümmerte, vernichtende Flammen zu schlucken.
Bis Tuk-Tuk überhaupt an ihre Aufgabe gehen konnte, musste sie minutenlang mit den Schutzmaßnahmen und Fallen der Augen Zul'Okons ringen. Sie ließen sie schauen und dennoch nicht sehen. Sie fokussierte lediglich pure Magie, doch nicht tatsächliches Fleisch. Geschweige denn, dass sie etwas von Bedeutung dahinter erkannt hätte. So war es ein minutenlanges, stilles Ringen der Geister, in denen anfangs die Schamanin zu verlieren drohte, doch nur weil ihr alles fremd war und sie sich an die neuen Bedingungen gewöhnen musste. Andere Schüler Induills hatten diese Hürde schneller genommen, doch hatten sie nicht erkannt, welchen Wert diese erste Hürde hatte. Tuk-Tuk rang lange, ließ sich oft an den Abgrund drängen und spürte, wie der Wahnsinn sich in ihren Geist fraß, spürte die Gefahr, die real und tatsächlich war. Nichts war ungefährlich, wenn man mit den Seherkräften spielte und ihr Drittes Auge war der Schlüssel zum Verstand, aber nichts desto trotz musste sie diese neue Magie erst erfassen, ehe sie handelte. Erst als sie begriff, in welche Lage sie der Meister geführt hatte, erst da leitete sie einen Gegenangriff ein, doch diese erste Hürde hatte noch nicht die Schrecken, die noch auf sie warteten. Entschlossen sammelte sie Magie und Willenskraft, schleuderte die Fallen und Runen zurück in den Abgrund und brach den Schleier um Zul'Okon.
Für einen Moment ruhte ihr Geist, dann aber verformte sich ihr Gesicht instinktiv zu einer missgebildeten Fratze. Nun musste ihr junges, schönes Gesicht all den Schmerz ertragen, mit dem der Meister täglich lebte. Von den Augen aus deformierte sich das ganze Gesicht und auch wenn sie es nicht sehen konnte – nun lag es in tiefstem Schatten – so spürte sie es doch ganz genau. Sie musste diesen Horror absorbieren und so alterte ihr eigenes Fleisch dramatisch, auch wenn dies nur eine Form der zeitlich versetzten Magie war, so spürte sie schon während des Zaubers, daß es nicht spurlos an ihr vorübergehen würde.
Endlich hatte sie die Macht über den äußeren Zirkel gewonnen, Zul'Okons ganzen Schutzwall niedergerissen und nun die Herrschaft übernommen. In aller Ruhe sah sie die weißen Augen, sah die blutunterlaufenen Ränder, sah die Äderchen und die Pupillen. Lange blickte sie hinein, wurde zeitweise von ihnen eingelullt, wurde jedoch nicht eingelassen. Der Blick auf das, was sich wirklich hinter der Binde befand, war offen gelegt, doch noch blieb der wahre Eingang verschlossen. Die Schamanin murmelte einige Formeln, vergebens. Erst als sie verstand, dass sie noch immer von einem Spiegelbild getäuscht wurde, gelang es ihr, auch diesen milchigen Vorhang aufzustoßen und wahrhaftig zu sehen.
Vor ihren Augen geschah etwas Unglaubliches.
Die Augen des Meisters veränderten sich. Die Farbe, die Form, die Fülle. Stück für Stück verschoben sich die Elemente und zogen ihren Blick mit. Aber nicht in ein schwarzes Loch, nicht in das Verderben, nein, sie zogen sie in eine Welt, wie es sie schon lange nicht mehr gab.
»Glion, mein Messer, schnell, beeil dich!«
Die Worte wirkten fern und doch vernahm sie sie. Ihr Körper war nun fern, aber sie spürte ein Herz in ihrer Brust schlagen, fremdes Blut, kaltes Blut in ihren Adern kreisen, seltsame Stimmen in ihrem Kopf spuken. Dann sah sie ihre Hände. Nicht ihre Hände. Menschenhände. Kleine, zarte, rosaweiße Finger.
Ihr Kopf suchte nach der Stimme und ein ihr fremder Mund fragte nach etwas.
»Du hast es doch in der Hand, du Idiot!«
Es dauerte sehr lange, bis Tuk-Tuk wieder den Überblick hatte. In dieser Zeit hatte die Stimme ihr längst das Messer aus der Hand gerissen. Nun aber verstand sie. Sie, Tuk-Tuk, war nun Glion. Ihr Geist dominierte und unterdrückte diesen Morra. Und diese Stimme, ja, jetzt erkannte sie den Körper deutlich, es war… Zul'Okon. Er sah jetzt anders aus. Sein Gesicht war glatter, er hatte nicht diesen mächtigen Bart, seine Haare waren kürzer und die Hauer ebenso. Doch vor allem seine Kleidung wirkte eleganter und die Augen, ja, jetzt hatten sie ihren Blick gestreift, sie waren ruhiger, normaler, versprühten nur Respekt und Arroganz, aber keine wirkliche Macht, keinen Horror.
»Pass auf Glion, ich sage dir das jetzt zum letzten Mal, pass auf! Dieses Experiment darf nicht fehlschlagen!«
Die Schamanin nickte. Der Meister sollte keinen Verdacht hegen. Sie bemerkte seine feine Allgemeinsprache, wohl dem Morra geschuldet, dann sah sie sich um und registrierte, wie sie in einem gut beleuchteten Raum waren, in dessen Mitte eine Barre stand, auf der ein weiterer Mensch lag. Er war tot. Sein Thorax war geöffnet und sein Herz lag offen, es schlug nicht mehr.
»Meister, was tun wir hier?«
Entgeistert blickte Zul'Okon auf. Das Messer schon nahe dem Herzen. Sein Ausdruck war genervt. Für einen Moment schien er zu erkennen, dass Glion nicht mehr er selbst war. Doch dann antwortete er doch. »Wie oft soll ich dir das noch erklären? Du bist ein Dummkopf, elender. Wir versuchen hinter das Geheimnis des Lebens zu kommen. Ich habe dir doch die Aufzeichnungen gezeigt. Ich vermute im Herzen den Schlüssel. Wenn es mir gelingt, diesen Sklaven wieder zu beleben, kann ich daraus Schlüsse ziehen, wie ich auch die Verstorbenen wieder auf meine Seite ziehe.«
»Aber die Nekromantie ist doch kein Geheimnis mehr.«, entgegnete die Schamanin forsch, worauf der Meister wütend wurde. »Trottel! Wann verstehst du es endlich? Ich brauche keine Armee aus Knochen und Schädeln. Ich brauche echtes Fleisch, lebendiges Fleisch, fließende Gedanken, echte Erinnerungen. Ich… nein, das erfährst du nicht. Und nun mach weiter.«
Aber die Schamanin weigerte sich. Sie erkannte nun, welche Position sie bekleidete. Zul'Okons Drittes Auge war gebrochen, hatte nur noch wenig Macht. Er musste dies bewusst in Kauf genommen haben, als er ihr seine Augen anbot. Er brauchte diese Antworten. Und sie hatte die Macht darüber. Doch nur hier, sobald sie wieder drüben waren hätte er sie zwingen können, seine weltliche Macht war zu stark, seine Magie grenzenlos, sein Wissen beinahe auch. Nur hier konnte er ihr keine Befehle mehr geben. Die Orkin widersetzte sich den Abläufen und wollte mehr wissen.
»Nein!«
»Was hast du gesagt?«
»Du hast mich verstanden, Meister. Ich bin nicht Glion und du wirst mir jetzt zeigen, wofür du all das brauchst. Was soll ich nicht erfahren? Sprich!«
Fauchend verzerrte sich der Meister zu einer Fratze, dann wollte er mit dem Messer auf seinen Diener losgehen, aber dieser hob abweisend die Hand und zertrümmerte den Geist zu Staub. Die Reise ging weiter.
Dieses Mal tauchte der Geist der Tuk-Tuk im Körper eines Orks auf. Aber die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen. Sie war dieses Mal vorbereitet gewesen und hatte weniger Anpassungsschwierigkeiten mit dem Körper eines Bruders ihrer Rasse, auch wenn sich der männliche Geist gegen die Besetzung wehrte. Allerdings war er viel zu schwach, um die mächtige Geisterbeschwörerin nur ansatzweise herauszufordern.
In ihren Händen lag eine Spitzhacke, neben ihr ein Wagen voller Stein, Sand und anderer Erde. Um sie herum hackten, schaufelten und schoben noch unzählige andere Orks, auch Goblins und Morras sah sie.
Gerade wollte sie aus der Grube heraus, als sich über ihr die Sonne verfinsterte. Ein mächtiger Schatten stand am Fuße der Grube und sah auf sie alle herab. Sie erkannte den Meister, als sie ihre Augen zusammenkniff. Er hob die Arme zur Ruhe und sprach laut:
»Ogon boramak kütün nevapek surash. Nizlisor oveen nigra shein ovalum bum. Arkadash! Arkadash!
Und auch ihr Menschen, macht weiter, beeilt euch doch, die Zeit drängt und schon bald werde ich zurückkehren. Wehe euch, wenn ihr nicht schneller grabt, Maden.«
Der Schatten machte kehrt und verschwand, aber der kontrollierte Orkarbeiter schmiss die Hacke fort und rannte an einer Treppe aus der Grube, schnell in Richtung des Meisters. Einige Fuß weiter oben blickte er zurück und die Schamanin sah, wie ein Loch, fünfundzwanzig Fuß lang, zwanzig Fuß breit, ausgehoben wurde. Aber was noch viel wichtiger war, sie erkannte deutlich, wie vor allem die Goblins mit feinen Werkzeugen an den weißen Kalksteinen putzten und rieben. Aber nein, das waren keine Kalksteine, das waren Knochen!
»Zul'Okon!«, rief sie dem schon auf einem riesigen Wolf sitzenden Ork zu, aber dieser reagierte auf diese Worte nicht. »Meister!«, wiederholte sie und da reckte dieser den Kopf, allerdings nicht wohlwollend, sondern wütend.
»Sklave? Was hast du hier zu suchen? An die Arbeit mit dir!«
Für einen Moment grinste der Orkarbeiter so gut er konnte, doch dann nahm seine Miene wieder den gebührenden Ernst an.
»Oh nein Meister, ich denke nicht. Ihr werdet mich statt in die Grube an den Ort bringen, wo alles endete. Ich denke, ich weiß nun genug. Was ist mit eurem Experiment passiert?«
Doch nichts geschah. Fassungslos saß die Gestalt auf dem Wolf und blickte wie auf einen, der da nicht stehen durfte. Hatte sie sich verschätzt?
»Es ist den Sklaven verboten über das Experiment zu sprechen. Ich weiß nicht wer du bist, aber du bist es nicht mehr lange, deine vorlaute Zunge ist zu gefährlich.«
Mit einem Ruck sprang der Wolf nach vorne und hätte den Orkarbeiter beinahe unter sich begraben, doch der war zum Glück einer der Flinkeren, wendigen Orks, klein und listig, weniger grobschlächtig und bullig. Er wich der Attacke aus und wartete, doch auch die Schamanin musste sich sammeln und verlor für einen Moment den Glauben an ihre Theorie dieser Ebene. Wie konnte sich der Meister ihrem Befehl widersetzen?
Sie zögerte einen Moment zu lange. Des Meisters starke, junge Hände griffen kräftig nach ihr und packten sie am Hals. Ungewöhnlich stark war der Schamane, wenn er überhaupt ein Schamane war, trug er doch keine weiße Robe sondern eine schwarze Lederrüstung, wie sie ein Schamane nie tragen würde, jedenfalls nicht in Faring, Geldern oder sonst wo. Mit der rechten drückte er dem Ork die Luft ab und hob ihn gleichzeitig in die Höhe, mit der Linken griff er ein Messer und stach in Richtung Herz, aber da hatten die Beine des Zappelnden den Angriff abgewehrt und den Meister schmerzhaft das Messer aus der Hand geschlagen.
Wütend schleuderte er den Ork meterweit und schnaubte erregt. In seinen Handflächen bildete sich ein schwarzes Lichtermeer, das schon bald zu einem Gewitter in Handformat heranwuchs. Tuk-Tuk erkannte durch die Augen des Orkes die Gefahr und verstand sogleich, dass dies alles dem Kampf gegen ihr Ock ähnelte.
Wie frisch geboren erhob sich der geschundene Körper des Orks und ließ mit den Fingern ein heiliges Zeichen formen.
»Du hast hier keine Macht mehr, Meister.« Ihre Stimme war sanft und doch bestimmend, aber dies schien ihr Gegenüber nicht zu stören.
»Das wollen wir ja mal sehen! Nimm dies!« Mit aller Gewalt schlug er den schwarzen Blitz zu ihr, der sich zu einer riesigen Kugel weitete und die gesamte Erde unter ihr in einen schwarzen Brand aufgehen ließ. Aber trotz der Gefahr in Angesicht ihrer Vernichtung blieb der Geist der Schamanin ruhig. Sie konnte nicht mehr weglaufen, konnte nicht mehr darüber nachdenken was geschah, wenn dieser Orkkörper vernichtet würde. Stattdessen vertraute sie auf die Formeln der Zwischenwelten und ließ den Orkarbeiter die Finger so halten, wie sie es befahl. Und siehe da. Der mächtige, alles zerstörende, riesige Kugelblitz verpuffte wie ein Löwenzahnsamen an einer Steinwand.
»Genug damit! Ich wiederhole mich nicht noch einmal. Zeige mir das Ende deines Experiments!«
Mit einem widerwilligen Schrei löste sich das Bild des Meisters in einen Schleim auf und gleichzeitig mit ihm ging auch der Geist der Schamanin wieder auf Reisen.
Doch reiste sie wirklich? Schon war sie wieder bei der Grube. Doch dieses Mal stand sie von Anfang an am Rand und nicht mehr darin. Kein Geräusch lag über dem Land. Jeder Ork, jeder Goblin und jeder Morra war fort. Die Grube war freigelegt, ein gewaltiges Knochengerüst ward offenbart und dunkle Wolken kreisten über ihnen.
Doch bevor Tuk-Tuk dies alles sah, musste sie einen starken Konflikt, den sie bis zuletzt nie ganz für sich entschied, austragen. Kein einfaches Gemüt war nun von ihr unterdrückt, sondern eines, das sich stetig wehrte. Sie sah, wie sie wieder im Körper eines Morras geschlüpft war, ein Morra mit gewaltigen Ringen an allen Fingern und einer Robe, so prächtig wie blutig. Zul’Okon stand neben ihr, noch immer jung doch gleichzeitig sichtlich verändert. Beide schwiegen sie andächtig, ehe er zu dem Morra blickte und nickte.
»Sieh nun zu, Gwainjir, wie ich mir die Unsterblichkeit schenke und auch du sollst davon kosten. Du wirst dich zurückhalten wie abgesprochen, doch kümmerst du dich um mein Mojo. Der Neridenfürst wird sich wehren, doch am Ende werden seine göttliche Essenz und seine Geheimnisse mir gehören, er wird wieder auferstehen und mir dienen!«
Noch immer sagte die Schamanin kein Wort. Stets damit beschäftigt, den aufmüpfigen Geist Gwainjirs zu unterdrücken, der sich dagegen mit aller Kraft – und diese war erheblich – wehrte, kostete enorme Anstrengung. So nickte sie nur und kurz darauf begann die Zeremonie, das "Experiment".
Hatte der Meister durch seine fragwürdigen Experimente wirklich eine höhere Ebene der Nekromantenschule erschaffen? War es ihm gelungen, die Toten wieder zu erwecken, mit ihrem gesunden Fleisch, ihrem Blut und vor allem, mit ihren Erinnerungen, ihrem Geist, ihrer Seele?
Selbst Tuk-Tuk frohlockte bei dem Gedanken und gestand sich ein, den Meister nicht mehr aufhalten zu wollen, sogar sie verstand nun nicht mehr, was er da sprach und welche Gegenstände er alle ins Feld gegen den Neridenfürsten führte. Doch statt hinter das Geheimnis zu kommen, denn mittlerweile hatte die Gier über jede Vernunft der Schamanin gesiegt, im Anblick eines solchen Momentes auch verständlich, kam alles ganz anders.
Der Boden begann zu beben und im ersten Moment schien der Plan des Meisters aufzugehen, doch als sich der göttliche Neridenfürst tatsächlich erhob, zunächst nur in Form seiner Knochengestalt, da leuchteten diese so hell, dass es mehr war als bloß ein Licht. Von der Welle der weißen Macht geblendet schleuderte es Gwainjir von den Beinen und ließ ihn an einer Steinwand zerschmettern. Der Bündnismensch verlor dabei nicht sein Leben, doch sein Bewusstsein mit Leichtigkeit. Und auch der Geist Tuk-Tuks musste nun weichen, konnte ihn nicht mehr kontrollieren oder durch seine Augen sehen. Noch hörte sie, wie der Meister den Namen seines Kompagnons rief und sich gegen das Licht stemmte. Doch dann verließ sie endgültig die Erinnerungen Zul'Okons, der da noch Induill gerufen wurde.
Das letzte Geheimnis des "Experiments" blieb selbst der mächtigen Seherin verborgen. Zul'Okon sollte es niemals mehr erfahren.
Ardescion
13.02.2009, 20:07
Ein, wie ich finde, sehr atmosphärischer Post. Geschrieben von Ormuss in Al Shedim:
"Weder mit Ork noch Beliar steht Ormuss im Bunde, doch gleichsam nicht mit Innos oder Adanos. Seht ihr, es ist die Alleinheit, der sich euer Gegenüber anvertraut. Doch in diesem Land scheint sie zerbrochen, einem Kristall gleich, der in mehrere Splitter geschlagen wurde. Ormuss hüllt sich bei Tage in weiß, bei Nacht in schwarz, denn so scheint er einzugehen in die Welt und alle Ding ringsum."
Er lächelte sanft. Das tat seinem Wesen gut. Er fühlte sich erstarkt, seltsam...
"Ihr habt einen schönen Namen Melaine. Er taucht nicht unter in eurem Antlitz, das sich der Gestalt des Ormuss gegenüberstellt. Und eure Augen strahlen Unsicherheit, doch sogleich Tapferkeit und Rafinesse aus. Ihr habt es geahnt, dass Ormuss kein Anhänger eures Glaubens ist. Und doch stellt ihr euch ihm gegenüber, das ist... erstaunlich."
Ihn überkam eine Flut der Gedanken, der Ideen, der Einfälle. Was er Melaine doch alles fragen konnte, fragen wollte. Und doch schien sie ihm gleich keine Antwort zu wissen. Nicht das, was er zu hören erhoffte, denn sie verlor ihr Ziel, den roten Faden des Lebens. Aber das waren die interessantesten Subjekte. Denn sie gaben sich nicht zufrieden mit dem, was sie besaßen. Sie stellten Fragen an die Welt und die Wesen ringsum. Sie waren die Elite der Denker, der ungeahnten, unscheinbaren Denker. Keiner sah sie, keiner nahm sie wirklich wahr in der Welt. Und doch brauchte sie diese Welt mehr als jeden stupiden Kämpfer, jeden melancholischen Pessimisten und jeden hochmütigen Adel.
"Melaine, nehmt Ormuss' Hand. Scheut euch nicht, sie ist kalt, doch sie ist nicht tot. Zumindest nicht im Fleische. Sehr gut. Melaine! Spürt ihr Magie in seiner Hand? Spürt ihr einen Zugang? Spürt ihr vielleicht irgendetwas, was ihr mit diesem Tempel assoziiert? Konzentriert euch bitte und sagt es Ormuss. Es ist von unermesslicher Wichtigkeit!"
Tim Andersson
23.02.2009, 15:38
Auch dieser Post sollte hier erwähnt werden. Es wird sehr schön die Lehre der Illusionsmagie beschrieben, die ich euch nicht vorenthalten will.
»Wir sind da.«, lautete der lapidare Ausspruch als sich den beiden Flitterlichtern eine massive und dennoch sehr alte Holztür mit massiven Eisenbeschlägen in den Weg stellte. Etwas verwunderlich zwar, wo die Hüter der Treppe doch so mächtige Magie anwendeten, um einen Durchgang zu verweigern, aber anscheinend schienen sie auch weltlichen, mechanischen Kräften zu trauen, waren diejenigen, die erst einmal hierher gelang waren, doch ohnehin nicht mehr mit einfachen aber wirkungsvollen Illusionen zu täuschen.
Mit schwerem Ächzen gab die scheinbar nicht abgeschlossene – und deswegen reichlich sinnlose – Tür doch noch nach und der seltsam geformte Leib des Schamanenmeisters drängte sich durch den frei gewordenen Durchgang. Einiges an Dreck und Schmutz haftete wie von einem Sog gedrängt an seinen zerzausten Kleidern, es war kein Anblick mehr an die alten Tage, wo er prächtige Roben und Kleider trug. Tuk-Tuk tat es ihm nach und ignorierte möglichen Dreck einfach, stattdessen atmete sie tief ein, ein wahrhaft schweres Vergnügen, war die Luft doch auch hier drinnen kein Deut besser und machte es den Schleimhäuten bitter sich mit dem Ort anzufreunden. An eine Ohnmacht war mittlerweile jedoch nicht mehr zu denken, wohlige Erwartung gepaart mit gieriger Vorfreude ließen sie innerlich frohlocken, äußerlich bewahrte sie jedoch die Fassung und wirkte unsicher und etwas grimmig.
Der Meister schritt voraus und entzündete mit einem Fingerstreich eine alte Lampe, die scheinbar schon viele Jahrhunderte gesehen hatte, einen Sprung hatte die Keramik, doch die Form wirkte fremd und exotisch.
Der Lichtkegel offenbarte manch Verblüffendes und noch viel mehr Rätsel. Eine Kammer, winzig nur und für nicht mehr als zwei Personen ausgelegt, obschon nie mehr als eine einzige Person hier wirklich gearbeitet hatte. Ein Regal aus morschem Holz war gesplittert und zerbrochen, einst kräftig braun und von tiefer Farbe, nun wahrhaft sand-grau, so viel Flüssigkeit war verloren, so viel Staub und feiner Sand lag darauf. Ein besseres Brennholz hatte es nie gegeben.
Einen fast komischen Anblick bereitete der Blick auf den Reisigbesen, schon viel zu lange war er nicht mehr bewegt und auf ihm lastete dieselbe feine Schicht Grau wie überall sonst auch. Überall? Nein, etwas sprang ins Auge, nicht sofort doch dann gewaltig. Es schien einen Moment zu dauern, doch dann füllte sich der mächtige Tisch mit dem Licht, schien es aufzusaugen und zu speichern. Welch ein Tisch? Seine Platte glatt und mindestens ein Drittel der Kammer ausfüllend, massiv aus einem Metall, welches kein Gold, kein Silber, kein Eisen, kein Kupfer, kein Zinn und auch kein Bronze sein konnte. Die Farbe war braun, dann kupferartig-metallig, schließlich golden und am Ende rein silbern. Die Beine waren verschnörkelt und verziert und er besaß eine mächtige Mittelschublade sowie jeweils fünf zu beiden Seiten. Vor dem Kunstwerk stand ein bescheidener Stuhl, das Bast der Lehne fasrig und kaputt, der Stuhl selber jedoch äußerlich intakt, auch wenn die Schamanin nicht wagen wollte ihn zu belasten. Des Weiteren befanden sich noch ein gutes halbes Dutzend Krimskrams wie eine Porzellankanne in dem Raum, doch sie alle waren verfallen, alt, morsch oder kaputt, nur jener Tisch ragte eindeutig heraus und hätte sofort benutzt werden können. Nur eine Frage stellte sich nach dem Bewundern des Ortes. Wozu das Ganze?
»Es gibt Künste, die deinem Volk fremd waren. Und auch heute gibt es nur wenige, die es beherrschen. Ich gebe zu, mir selber ist noch nie ein solcher Ork begegnet, aber es soll sie einst gegeben haben und vielleicht gibt es sie wirklich noch, viele leben verborgen, einige mögen sogar meiner Macht entfliehen und sie beherrschen. Doch es gibt auch nur wenige Menschen, die der Gabe des Sehens mächtig sind. Ich kenne ganze Drei, zwei davon sind weit über achtzig Winterwechsel. Aber unterschätze das Menschenvolk niemals. Kaum etwas bleibt ihnen ewig verborgen, kaum etwas, was sie nicht beherrschen können und wollen. Manchmal kreuzen sich die Pfade der Völker. Dieses Geheimnis habe ich i h n e n entlockt.«
Er öffnete eine der Schatullen, die Oberste der linken Seite. Wie selbstverständlich, so als ob er erst gestern Nacht hier gesessen hatte, holte er ein altes, vergilbt aussehendes Pergament heraus, nahm es in beide Hände und rollte es auf. Es war leer. Aber die magische Aura war zu stark, um die mächtige Tuk-Tuk, die er wahrhaft akzeptieren musste, hatte sie doch genau vernommen, wie er das Attribut "groß" verwendet hatte, sie also zu täuschen.
»Ashin da'lar.«, flüsterte sie mit feiner Zunge, die nichts mehr mit den grobschlächtigem, keifenden Brüllen vieler Brüder oder dem nervigen Zirpen und Zischen einiger Schwestern zu tun hatte, sondern sehr bestimmend, ja, bis tief in die Herzen der Hörer dringend, war. Wie der Schlüssel zu einem Schloss wanderte eine Prise Magie und die schützende Illusion des Pergaments verschwand. Eine deutliche, reich verzierte Rune offenbarte sich, eingerahmt von Ornamenten und einem kleinen Text. Sie erkannte die Arbeit augenblicklich an und wusste, dass ein großer Künstler, ein feiner, filigraner, ausdauernder Mensch am Werke war, denn laut ihrem Meister konnte es nur ein Morra gewesen sein.
»Frage nicht, ich weiß die Antwort. Runenpergamente. Schriften der Vergangenheit. Nur noch selten werden sie geschrieben. Viel Zeit, Kraft und Leidenschaft steckt darin, für viele Magier, Schamanen und Hexenmeister, Priester, Nekromanten und Seher zu viel Arbeit. Und doch sind sie so… so… uvindiae sindo larin, ashindivey bo nepharsimm, mokoririron ayen et nusovee ionyey.«
Für einen Moment schwiegen sie andächtig. Dies war nicht die Sprache eines Orks und nicht die Sprache eines Menschen. Die Schamanin erkannte Fetzen der Sprache aus den Zwischenwelten und doch musste Induill ein anderes, gänzlich schöneres Volk kennen, das solch feine Worte prägen vermochte. Dann fuhr er leise fort:
»Welch ein Jammer. Sind es doch die Veyin, die Runenpergamente, die so viel Relikte aus der Vergangenheit hinterlassen und die ihren Schreibern zu langem Ruhm gereichen, nicht zuletzt für die Forschenden und Jungen sind sie ein wahrer Fundus von Wissen und Reichtum.
Doch… lasse dich nicht nur von ihrer Schönheit und ihrem Alter blenden. Wer die Runen vermag zu lesen, vermag Großes zu tun. Sieh her.«
Und er sprach den Runenbefehl in derselben Sprache wie zuvor und es begannen Boden und Decke zu erzittern, Staub und Sand durcheinander zuwirbeln und in dem kleinen Raum entstand eine Enge, ein Gefühl, als ob nun alles einstürzen wollte und sie beide hier begrub. Doch dann erhob es sich aus der nackten, staubigen Steinerde, eine Gestalt aus Knochen und Sand, aus Steinen und Staub und sie wuchs mit jedem Augenblick, ihre Züge wirkten menschlich und doch blieb es eine fremde Gestalt wie sie nicht einmal ein dicker Troll nach einer langen Diät oder eine Gruppe schauspielernder Goblins es darzustellen vermochten.
»Dies ist die Kreatur namens "Besenschwinger"« und wo normalerweise die Meute lachen sollte blieb hier nur staunendes Bewundern übrig. »Er ist der Herr dieses Besens, den wohl nie einer der Forschenden je selbst benutzt hat. Es gibt noch einige Pergamente mit seinem Rufbefehl, sie liegen immer in derselben Lade. Es ist guter Brauch, dass ein jeder Forschende bei Aufbruch die Menge der verbrauchten Besenschwingerpergamente ersetzt.« Und dabei sah er sie mit einem Zwinkern an. »Nun komm, es wurde lange nicht geforscht. Besenschwinger, die Kreatur aus der Erde, wird dafür sorgen, dass alles ordentlich gerichtet wird, solange wir uns über die Veyin unterhalten. Es wird für die große Tuk-Tuk ein Leichtes sein, das Runenalphabet zu lernen, doch erwarten dich andere Probleme. Vorweg lass dir eines sagen, nicht dass deine Gier ins schier Unermessliche wächst und deine Träume allzu kühn werden. Die Veyin sind mächtig und jeder der ein Veyin lesen kann, ist in der Lage es zu benutzen, selbst die Laien, denen keine magischen Fähigkeiten innewohnen. Verstehst du, was das bedeutet? Doch dem Veyin sind auch Grenzen gesetzt. Es gibt die Möglichkeit neue zu schaffen, aber wie ich es dir bereits sagte, es ist ein sehr anstrengender Prozess ein Veyin zu erstellen. Außerdem kannst du nur deine eigene Magie in ein Veyin bannen. Dies erscheint mir logisch. Nur ein Zauber, den du selber formen und in das Veyin bannen kannst, hat dort auch seine Macht. Alles andere ist nichts weiter als ein schön bemaltes Pergament. Auch kannst du keine fremden Veyins kopieren, eben aus jenem Grunde, der Besenschwinger bildet eine Ausnahme. Frage mich nicht wieso, dieses Geheimnis ist mir selber ein Rätsel, doch diese Rune hat etwas Mystisches, ihre Macht überträgt sich durch bloße Kopie. Dennoch kannst du fremde Veyins benutzen, sofern du ihre Sprache verstehst. Nicht jedes Veyin ist in der Runensprache geschrieben, manche Schreiber machten einst ein Geschäft daraus, den Magieunkundigen Veyins in Gemeinsprache zu verkaufen. Nun ja. Ich werde dir noch viel darüber erzählen und dich das Schreiben eines Veyins lehren, doch nun lass uns gehen und Schlaf finden, Besenschwinger hat genug zu tun und wird eine Menge Staub aufwirbeln.«
Erst jetzt bemerkte sie, wie das Veyin des Meisters zu Staub zerfallen war und sie verstand, ihr Blick blieb jedoch auf den Händen des Zul'Okon haften, was dieser noch registrierte.
»Ja, leider verschwinden sie immer beim ersten Gebrauch, was hast du denn gedacht…« Sie schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts, schließlich stiegen sie die Treppe wieder hinauf und trennten sich in der Bibliothek.
Veyins… Runensprache… die Schamanin war müde und geschafft, würde jedoch nur von den Schriftrollen träumen.
Redsonja
26.02.2009, 00:02
Einfach lesen und in die Atmosphäre eintauchen. Bei König Rhobar geht es weiter. Kann ich wärmstens empfehlen.
Es war ein selten erhabener Anblick, wie sich die Sonne halb hinter den Zinnen der Königsburg versteckte, sodass die Mauern schwarz und unerschütterlich vor einem stahlblauen Himmel standen. So unerschütterlich, wie sie es seit Jahren nur noch vorgaben. Seit sich der Krieg gewendet hatte. Aber der überzogene Kontrast spielte all die Makel herunter, blendete die Furchen und Narben der müden Mauern aus und ließ sie noch einmal wie damals dastehen.
Damals, vor der ersten Belagerung. Damals, als das Blut noch außerhalb der Landesgrenzen geflossen war. Damals, als sich niemand hätte vorstellen können, dass diese Mauern jemals nachgeben könnten.
Als der Krieg noch nicht verloren war.
Aber die Sonne wanderte weiter und die Zeit verstrich und je mehr sich Frosts Augen an den Halbschatten gewöhnten, desto mehr Lücken, desto mehr herausgebrochene Steine fand er, und dazu alte Balken, die auf Erlösung warteten. Irgendwann, glaubte er sich zu erinnern, hatte ihm der Anblick des Torhauses mit neuem Mut erfüllt. Morgens, noch bevor die Sonne aus dem Ozean gekrochen kam, wenn die Luft kalt und der Geist noch halb im Schlaf war. Als die Herolde noch Neuigkeiten von Siegen im hohen Norden brachten. Und als er, damals noch jung, sich in diesen frühen Stunden manchmal fragte, was zum Henker er eigentlich in diesem Krieg, so fern der Heimat, zu suchen hatte. Aber dann blickte er auf, sah diese dunklen Wächter über ihm aufragen, dachte an die vergangenen Siege zurück, und dann, während er die Stufen hinaufstieg, nach vorne, an die, die noch kommen würden.
Und was hatte es ihm gebracht? Wer konnte sich schon von seinem Ruf allein ernähren? Vor allem, wenn man Familie hatte. Und eine Tochter mit einem nicht gerade billigem Lebensstil. So eine verdammte Sch--
"Da brat mir doch einer nen Storch!"
Frost blickte auf, überrascht, einen landsmännischen Dialekt zu hören. Jemand näherte sich ihm von der Seite des Burghofes. Ein großer Kerl, mit klirrenden Schritten, aber da waren zuviele Schatten, um Genaueres zu erkennen. Selbst als er ins Licht trat, brauchte Frost einige Sekunden, bis er ihn erkannte.
"Kellmon", bestätigte Frost die Erkenntnis, "Oder sollte ich besser Sir Kellmon sagen?"
Kellmons Lächeln versteifte sich angesichts Frosts Sarkasmus.
"Begrüßt man so einen Landsmann?"
Er klang tatsächlich etwas gekränkt.
"Du bist kein Landsmann von mir."
Frost wies auf den scharlachroten Umhang, auf dem eine siebenstrahlige Sonne prangte.
"Ordensritter sind für mich bestenfalls noch Ungeziefer."
Kellmon stieß einen Lacher aus, doch klang er nicht wirklich überzeugend.
"Immer noch ganz der Alte, wie mir scheint. Angriffslustig wie eh und je. Ganz ehrlich, Frost, ich hätte nicht erwartet, dass wir uns irgendwann nochmal wiedersehen würden. Nicht nach all dem, was passiert ist, nach--"
"Kellmon, was willst du von mir?"
Er sah seinem Gegenüber direkt ins Auge. Der wirkte von so viel Direktheit etwas überfahren.
"Ich ... wie gesagt, hätte nicht erwartet, dich wiederzusehen. Und vor allem nicht hier. Dachte, wir könnten etwas reden, nach all der Zeit."
Frosts Blick wich keinen Millimeter ab.
"Du hattest deine Chance. Du hattest die Wahl zwischen dem Rudel und dem Orden. Ich hab sie dir gelassen -- trotz meiner Vorbehalte. Es war deine Entscheidung. Aber ich wüsste nichts, was wir noch zu bereden hätten."
Kellmons Mund schloss sich. Einen Moment lang bildete sich Frost ein, seine Zähne knirschen zu hören. Schließlich zog er Unterlippe und Brauen hoch und seufzte.
"Immer noch der Alte, was? Dachte, ein Mann würde sich vielleicht über die Jahre ändern. Aber wohl immer noch der Alte. Sei's drum, ich hab's zumindest versucht."
Der Ritter wandte sich ab.
"Kellmon", rief Frost hinterher.
Er wandte den Kopf, ohne sich vollständig umzudrehen.
"Was treibt den Orden der Sieben nach Midland?"
Kellmon lächelte ein schiefes Halblächeln.
"Ausstehende Geschäfte."
Und Beliar trägt rosa, dachte Frost. Dennoch nickte er und machte sich wieder auf seinen Weg.
"Frost", hörte er Kellmon rufen.
Er wandte halb den Kopf.
"Was treibt einen ehemaligen General an den Hof des Königs?"
"Ausstehende Schulden"; antwortete Frost ohne zu lächeln.
Kellmon nickte und stapfte seinerseits wieder von dannen. Frost blickte noch einmal zurück, bevor er das Tor zum Innenhof erreichte. Kellmon war verschwunden, aber da stand jemand, ungefähr in der Richtung, aus der er ursprünglich gekommen war. Eine Gestalt von unmöglich zu bestimmendem Alter und ebenso unbestimmbarem Geschlecht. Sie stand halb in den Schatten, Haare schwarz wie Raben, Gesicht bar jeder Emotion, und starrte in seine Richtung.
"Der Ort geht wirklich vor die Hunde", murmelte Frost.
Dann setzte er seinen Weg fort.
Kalyvala
28.02.2009, 17:17
Ein wirklich schöner Post von Sarolf wie ich finde. Er schildert schön die Umstände und die alles beherrschende Verwirrung. Auch die Dramatik kommt nicht zukurz und setzt dem gesamten Post eine goldene Krone auf:
Link zum Post (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=8694600#post8694600)
Zurückliegende Ereignisse...
Feuer... Rauch... Chaos... Verwirrung.
All dies auf einmal, in einer Nacht. Man muss sich vorstellen, dass diese Verwirrung durch das Chaos, das Feuer, dem Rauch nicht nur über die Grünfelle hereinbrach sondern auch über die eigenen Verbündeten.
Sarolf war mit seinem Lehrmeister durch die Reihen der Orks gebrochen, allerdings gab es nicht viel zu durchbrechen, da man durch den stickigen Rauch nicht wirklich viel sah. Ein Vorteil für die Angreifer, allerdings auch einen Nachteil.
Man sah den Feind sehr spät und genau dies ist Kalyvala passiert, ehe er sich versah stand vor ihm einer dieser Orks. Mächtig von Statur, Hände die einen Ochsen das Genick mit Leichtigkeit brechen konnten. Man konnte sich gut vorstellen welche Chancen man in einem Zweikampf mit diesen Monstern hatte: Fast keine.
Er bewunderte nicht den Mut des Nordmannes, eher die Leichtsinnigkeit die Kaly zeigte. Einen Kampf, in dem man hoffnungslos unterlegen war, dennoch anzutreten war für den Sildner nicht ehrenhaft geschweige denn mutig, nur als Leichtsinn konnte man es bezeichnen.
Doch selbst als Sarolf kehrt machen wollte hallten die Rufe seines Lehrmeisters durch den Rauch: »Änderung... Schnapp... Skeld.... Verschwinde... Ich...«
Nur Bruchstücke, doch jeder hätte gewusst was er meinte.
So rannte Sarolf weiter, schon am gestrigen Abend hatten sie die Leiche des »Skeld« gesehen. Es berührte ihn nicht das ein Kamerad, oder gar ein Freund seiner Gefährten gefallen war, er kannte ihn nicht... er sah es daher auch nicht von Nöten sein Beileid auszusprechen, dennoch war es kein schöner Anblick, wie er den Nordmann schlussendlich fand.
Geschunden, gefesselt und wie ein Stück Dreck auf den Boden geworfen. Mit einem Ruck legte er den leblosen Körper über seine Schultern und rannte, so schnell er mit einem Nordmann auf dem Rücken eben rennen konnte, zurück zu seinen Gefährten.
Aus den Augenwinkeln sah der Sildner wie Kalyvala durch die andauernden Angriffe seines Gegners immer weiter zurück gedrängt wurde.
Ohne zu überlegen, was eventuell doch angebracht wäre, warf er Skeld auf den Boden und rannte zu seinem Lehrmeister.
Kalyvala war gerade dabei sich mit Müh und Not, nach einer harten Attacke des Orks, aufzurichten und blickte seinem entgegenkommenden Schüler in die Augen. Sarolf selbst konnte nicht hören was er sagte, doch an seinen Lippen konnte er nur ein Wort ablesen... »Lauf...«. Danach wurde sein Freund von einer Rauchschwade eingehüllt.
Es dauerte einen Moment bis der Sildner wieder klar denken konnte, er packte Skeld an den Seilen, die um seinen Körper gewickelt waren, und zog ihn zurück zu seinen Gefährten und Kameraden.
So saßen sie, nur noch zu sechst, um ein kleines Feuer etwas abseits des Orklagers. Sarolf hatte seit jener Nacht kein Wort mehr gesprochen. Er stocherte schweigsam in der Glut des wärmenden Feuers rum. Mit den Gedanken war er bei seinem Freund. Seinem bisher einzigen Freund.
Seit dem er erwacht war und ihn Kalyvala in Silden unter seine Fittiche genommen hatte... es verband ihn etwas mit dem Nordmann, daran konnte auch die typische Arroganz, die die Nordmarer gegenüber den »Flachländern« zeigen, nichts ändern. Er hatte seinen einzigen Freund verloren, er selbst fühlte sich verloren in Vorwürfen die er sich selber machte und der Trauer über seinen Freund...
Ardescion
28.02.2009, 22:27
Sklavenherren sind Arschlöcher und der Diener hat selten etwas zu lachen. Wissen wir alle. Uns ist sicherlich auch bekannt, dass Sklaven bald schon die Angst packt und Sehnsucht sie treibt.
Aber wer hat dies je auf solch eindrucksvolle und packende Weise beschrieben. Manche scheuen bestimmt die Länge des Posts... Es lohnt sich!
Auf der Jagd nach der Sonne überzog die Nacht Mora Sul mit ihren Schatten, während Beliars kalter Griff nach der gleißenden Scheibe Innos’ begehrte, die sich ihm entzog und wie ein rot glühender Feuerball, der die sie umrahmenden Wolken zu entzünden schien, am Horizont versank. Inmitten dieses ewig wechselnden Machtspiels befanden sich die kleinen Menschen, die wie Ameisen zwischen den beiden spielenden Jungen – von denen einer gut, der andere böse ihre Geschicke lenkend – ihr Leben zu führen versuchten, das so einfach und zeitgleich kompliziert sein wollte wie nur das Leben selbst es war. Lichter und Fackeln wurden entzündet, die die ockerfarbenen Mauern der Stadt in ein sanftes Rot tauchten, das der Bastion der Sklaverei und Ungerechtigkeit einen fast Hoffnung verstrahlenden Glanz im Nirgendwo der dunklen Wüste verlieh. Eine Fatahmorgana hätte nicht schöner sein können.
Gemütlich kaute Saleph auf dem Brot rum, das Khorum zusammen mit einer Banane auf dem Tisch zurückgelassen hatte, bevor er sich, ohne Informationen über seinen Verbleib zu übermitteln, des Morgens aus dem Staub gemacht hatte. Man konnte nicht zwingend behaupten, dass der Sklave unglücklich über diese Fügung gewesen wäre. Im Prinzip konnte man das gar nicht. Kein Fleisch heute. Nur Brot, die Banane und Wasser. Ob seine Verpflegung zu kostspielig für Violetta wurde oder ob die körperliche Malträtierung ein Ende haben sollte? Schwer zu sagen und noch viel schwerer vorzustellen. Wehmütig blickte der Unfreie aus dem Fenster, als würde er in eine andere, ferne Welt blicken, die paradiesisch mit der Freiheit lockte, die so nah und trotzdem unerreichbar war, ebenso wie die Sterne am Firmament. Abermals verlor er sich in seinen Gedanken, wo das Leben schön war und sich fünf Tage in der Vergangenheit abspielte und die ihn so die Schmerzen in Brust, Rücken und Armen vergessen ließen, die das Resultat der glorreichen Ambossaktion von gestern Abend gewesen waren. Saleph sah ein, dass nicht nur alles Gute, sondern auch alles Böse irgendwann ein Ende haben musste und zuversichtlich malte er sich seine Zukunft aus. An Rache war er dabei gar nicht so sehr interessiert, denn die Freiheit an sich war Anreiz genug und Khorum sollte somit seine weißen Diamanten ruhig behalten, die Rubine nicht auf den Boden ergießen und sein arrogantes und falsches Lächeln weiter in die Welt kotzen. Saleph würde bald nicht mehr da sein, es zu sehen und sobald Violetta ihn aus der Stadt mitnahm, würde er des Nachts fliehen und irgendwie zuhause ankommen. Ein reichlich unausgereifter Plan, doch die Hoffnung malte ihn so geschickt wie der Meister, der die Landschaft vor sich auf der Leinwand verewigte und die trotzdem nie so vollkommen sein würde wie die echte Natur, aber den geneigten Betrachter wohl zu verzaubern wusste. Wenn er sich da mal nicht blenden ließ.
Plötzlich wurde er aus seinen Traumvorstellungen gerissen. Schritte. Sie kamen die Treppe hinauf und Saleph konnte sich nur zu gut vorstellen, wem sie gehörten. Sein Herz begann schneller zu schlagen, das Blut wich aus den Fingern und kleine, kalte Schweißtropfen bildeten sich in den Handinnenflächen und auf der Stirn. Hastig verkroch er sich wieder in seine Ecke, zog die Knie an, als wären die Beine sein improvisierter Schutzwall, der ihn genauso vor dem Assassinen schützte wie eine Zeltwand die Schneide des Krummsäbels abhielt. Der Sklave verschlang die Reste des Brotes, stopfte mit den Fingern nach, gleich dem Hund, der nicht wusste, wann es das nächste Mal wieder etwas gab und sich so heillos überfraß. Schließlich trat Khorum in die Kammer, blickte sich um und ließ die suchenden Augen kurz auf Saleph ruhen, bevor sich seine makellosen, weißen Zähne wieder zeigten.
„Scheiß dir nicht ins Hemd Sklave, heute hab ich ausgezeichnete Laune.“ Das allerdings hatte bei Khorum selten etwas zu bedeuten, denn gute Laune war bei ihm mehr sporadisch veranlagt und wandelte sich nicht selten ins Gegenteil, weswegen Saleph die suggerierte Fröhlichkeit nicht mitspielte. „Wie ich sehe hast du gegessen. Gut so. Ich hoffe du hast deinen freien Tag genossen?“ Der Sklave nickte bloß kurz.
„Hat man dir die Zunge aus dem Hals geschnitten oder warum redest du nicht, wenn ich dich was frage?!“ Wieder war sie fort, die proklamierte gute Laune und wich dem Jähzorn des Meisters, der sich gerade erst gesetzt hatte, aber nun wieder aufgestanden war und auf Saleph zuging.
„Nein… nein. Ich habe den Tag genossen, ja.“, stammelte der.
„Ist dir meine Gesellschaft etwa zu wider?!“ Der brüllende Assassine verstand es wie kein Zweiter, aus den kleinsten rhetorischen Verfehlungen einen Strick zu drehen, wie die Dirne, die nach jahrelanger Übung das Spinnrad ohne Sehkraft bedienen konnte, ohne sich dabei an der Nadel zu stechen. Hier in Mora Sul konnte man den varant’schen Akzent wahrhaftig hassen lernen.
„Nein!!“, schrie der Sklave zurück, dessen Angst sich in Wut gewandelt hatte. Der Hund, den man zu oft mit dem Stock gepiekt hatte, schnappte kurz zurück, ohne die Hand des Herrn wirklich zu berühren. Dieser tat jedoch als ob.
„Du wagst es mich anzubrüllen?!“ Saleph konnte förmlich den Luftzug dieses Aufschreis verspüren, während sich Khorum zu ihm herunterbeugte. „Dein Leben ist hier überhaupt nichts wert, ich kümmere mich um dich und du dankst es mir mit Frechheiten?! Du bist so wertvoll wie der Dreck unter meinen Fingernägeln oder was glaubst du, weswegen sich die Schwarzmagierin nicht mit dir abgeben will! Ich werde das jetzt beenden, denn ich habe keine Lust mehr immer diese Undankbarkeit für mein großzügiges Verhalten zu erfahren!“ Der Assassine packte den Sklaven an den Haaren, der sich wiederum an Khorums Händen hielt und mit den Füßen versuchte, das Tempo zu halten, bevor er ihm den Schopf gänzlich ausreißen würde. Erst neulich hatten sie dieses Spielchen gehabt, doch dieses Mal war es dem Sklavenpeiniger ernst. Wie einen Sack Getreide schleifte er Saleph durch die Kammer, die Treppe hinunter und warf ihn in den Staub, während der Schein der Fackeln an den Wänden der einzige Zuschauer war. Der Assassine zückte seinen Bogen und hielt dem Sklaven den Pfeil unter die Nase: „Sprich dein letztes Gebet! Den Pfeil bist zu zwar nicht wert, doch habe ich noch weniger Lust das Schwert hinterher zu putzen. Ich zähle bis drei, also beeil dich mit deinen letzten Gedanken, bevor sich Beliar deiner annimmt.“
Saleph kniete im Sand, den Kopf hängen lassend und mit weit aufgerissenen Augen die Fassungslosigkeit ausdrückend, die ihn in diesem Moment durchfuhr, als hätte ihn ein Freund verraten, um an ein Glas Zuckerstücke zu kommen. Kurz und schnell atmete er, als sich der kalte Angstschweiß über den Körper ausbreitete und ihm die Farbe aus der Haut wich. Gerade noch hatte er sich seine Flucht so bunt und schön ausgemalt, wie wenn sie kurz bevorgestanden hätte und nun sollte alles vorbei sein? Er sollte die ganzen Qualen um sonst ausgestanden, nur um jetzt sein Leben durch einen Pfeil im Genick auszuhauchen? So sollte es sein. Nicht einmal mehr hörte er Khorum zählen, denn seine Sinne waren gefangen von der einen Erinnerung und er konnte förmlich ihre Hand auf seiner Wange spüren, genauso wie die sanften Lippen auf der anderen, während rote Haare vor ihm wehten. ‚Tut mir leid, dass ich dich nicht wieder sehe…’, war sein letzter Gedanke und eine tiefe Trauer überkam den Sklaven. Bittere Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, nicht schwer genug um zu fallen, doch gefüllt mit Trauer, Schmerz und Hoffnungslosigkeit, dass sie dicht waren wie Blei. Und doch mussten sie nun, mit ihrem Träger gemeinsam im Staub versinken. Mit zusammengebissenen Zähne und fest verschlossenen Augen konzentrierte er sich nur auf sie, auf dass es das letzte Bild sein sollte, das er in diesem Leben sah. Der Pfeil schoss surrend durch die Luft, rammte sich in den Boden und Saleph wurde übel. Khorum lachte gehässig laut, als hätte er eben einen exzellenten Witz gehört und zog dann den Pfeil aus dem Boden. Der Sklave fühlte die Leere in sich und nur die Übelkeit hielt sich hartnäckig in seinem Magen, der rebellierte und krampfte.
„Haaa! Du dümmlicher Sklaventölpel!“, lachte der Assassine, während sich Saleph in den Sand übergab. Die Scheinexekution hatte seinen Nerven den Rest gegeben. Zitternd lag er im Staub, mit schockstarrer Miene und konnte sich nicht an seinem Überleben freuen, denn innerlich fühlte er sich mehr tot als lebendig. Immer noch bellte Khorum vor Lachen, der das Schauspiel offensichtlich höchst erregend gefunden hatte, als er des Sklaven Fußfesseln mit einer Kette durch eine Öse an der Wand befestigte. „Für deinen Frevel schläfst du heute draußen. Und merke dir diese Lektion, Sklave!“ Salephs Zwerchfell presste die Luft kurz und stoßweise aus den Lungen, bis sie sich in einem Schwall des Wimmerns in die Nacht entließ und sich heiße Tränen im Sand verdarben, während der Assassine gemächlich die Treppen hinaufstieg, um wenig später in seinem warmen Bett den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Auch ungerechte Kreaturen schliefen gut. Khorum hatte heute tatsächlich gute Laune gehabt...
Eigentlich nur schade, dass er kein ZuXler ist...
Hab mal hier was geniales von Kaly.
Nordmar- Ehre ist doch immer wieder schön zu lesen^^ auch diesesmal.
Wirklich gut dargestellt, respekt. Hier der Link zum Post *klick (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=8705470&#post8705470)*
Blut... Lärm... Rauch... Feuer... Verwirrung... – der Schädel des Orkjägers brummte schmerzerfüllt, als er zu sich kam. Langsam öffnete er die blutverkrusteten Lieder. Schmeckte das auf den geplatzten Lippen brennende Schweises Salz. Es war hell! Die Sonne war schon weit über den Zenit gewandert und schien sich an seinem Leid zu erfreuen. Unverblümt sah sie auf seine gekrümmte Gestallt herab, lächelte hämisch und nahm ihm die Sicht. Langsam aber sicher nahm ein Bild vor seinen Augen gestallt an und formte sich zu einem Ganzen, unscheinbare Umrisse schärften sich und offenbarten seine schlechte Lage.
Gefesselt lag er am Boden, getreten und geschunden wie ein verkrüppelter Hund im Armenviertel Vengards. Sein Kopf pochte, sein Herz schlug schnell. Wie lange lag er schon hier, wo waren seine Freunde und wo waren seine Waffen? Wieso war er nicht tot und hatten es dir Orks so schnell geschafft ihr Lager wieder aufzurichten? Was war mit Skeld, hatte Sarolf ihn wieder aufgehoben nachdem er zurück zum niedergeschlagenen Kaly gerannt kam? Was war überhaupt mit Sarolf? War er nun Nicolei van Yunarik, der ehemalige Magus? Hatte sich sein verdacht nun bestätigt? Der Fund von Nicoleis Waffen und Ausrüstung, an einer Stelle die Sarolf beschrieb sprachen dafür. Auch die Sympathie die der Nordmann für ihn empfand war ein Indiz. Hatten ihn seine Gefühle von vornherein die Wahrheit gesagt? Fragen über Fragen taten sich auf – suchten nach Antworten, die der Clankrieger nicht fand, nicht finden konnte.
Unter halblautem Gestöhne hob der Orkjäger mühevoll den Kopf, versuche sich am Pfahl, an den er gebunden war, aufzurichten. Eine stinkende Grünhaut saß einige Meter vor ihm, drehte ihm den Rücken zu und stocherte mit Kalyvalas Einhänder im Schnee herum – wenigstens eine Frage ward beantwortet. Er war etwa zweieinhalb Meter groß und wog bestimmt soviel wie ein ausgewachsener Stier. In zerschlissene Felle und Lumpen gehüllt wiegte er sich monoton hin und her.
»H... Hh... Hed...«, allmählich kehre die Kraft in seine Stimme zurück, »Hey du, Stinker. Warum lebe ich noch?«
Der Ork drehte sich um und offenbarte sein entstelltes Gesicht. Eine Hälfte war offen, blutete sacht, zierte frische Brandwunden. Der Nordmann lächelte schadenfroh. Er wusste das er keine Verbrennungen erlitten hatte, allerdings spürte er einen warmen Blutfluss über Oberschenkel und Unterarm. Er wusste, das der Ork ihn in dieser Situation mit Leichtigkeit töten konnte – doch warum sollte er? Hätten sie ihn töten wollen, wäre es unlängst geschehen.
»Hübsche Fresse du Ochse. Komm her schlag mich. Du willst doch bestimmt Befriedigung und Rache. Komm! Trau dich.«
Das Grünfell trat näher, packte ihn beim Schopf und riss ihn unstet hoch, die Blutung an der Schläfe ging auf, ein warmer hellroter Strom benetzte seine Wangen und tropfte letztendlich in den kalten, weißen Schnee. Kalyvala schrie nicht, biss die Zähne zusammen, verkrampfte.
»Halts Maul, Morra. Pass auf, dass ich es dir nicht stopfe.«
Ein Schlag in die Magengrube. Er stöhne, verzerrte das Gesicht zu einer unschönen schmerzerfüllten Grimmasse. Der Ork ließ los und er fiel zu Boden.
»Das…«, der Clankrieger spuckte Blut, richtete sich mühevoll auf - soweit es Blessuren, Fesseln und der Pfahl zuließen, »Das war’s schon? Das war dein großes Können, deine gigantische Stärke, Ork? Komm nochmal. Ich weiß doch, dass du es will...«
Getroffen sank er erneut zu Bogen, schlug hart auf. Sein Blick wurde trüb, verschwamm vor seinen Augen – er wurde ohnmächtig.
Eine wirklich klasse gelungene Flucht aus der Sklaverei.
Wie all diese Beiträge von Saleph nur zu empfehlen.
Glitzernd und funkelnd spiegelten sich die Sterne und der Schein des Mondes in den blauen Augen wider, obgleich sie dumpf und trüb erschienen und keinen eigenen Willen mehr auszustrahlen vermochten. Die metallenen Handfesseln umschlangen kalt und rau die Unterarme, während ein geschundener Körper darüber, flach im Sand lag, den Kopf zur Seite gedreht, im Schatten eines großen Felsens Schutz suchend. Jeder Atemzug blies die kleinen Körnchen fort und kreierte eine Spur im Sand, als wäre sie dort von Geisterhand gemalt worden. Winzige Härchen stellten sich an den Waden und Oberschenkeln auf, die der kühle Wind gehoben hatte und die sich nicht mehr senken wollten, während die Kälte in des Sklaven Körper kroch. Leise tönte das Schnarchen seines Peinigers, der wenige Schritte entfernt im Reich der Träume weilte und den Schlaf der Gerechten schlief. Die Magierin befand sich noch ein Stückchen weiter und obwohl sie ihre Privatsphäre zu schätzen wusste, sah sie in jener Nacht scheinbar trotzdem ein, dass die Sicherheit der Gruppe in der Wüste von Nöten war, denn Unachtsamkeiten und Leichtsinn bestrafte die Einöde ohne Gnade, wie der Lehrer der dem Schüler den Stock auf die Finger schlug.
Still bebte der wunde Körper, der außen kalt und im Herzen heiß glühte, das sich beim Anblick des Firmaments wieder in die Erinnerungen geflüchtet hatte, als wäre es sein Rauschmittel, das die böse Welt um so vieles erträglicher machte. Du bist ein gutes Beispiel dafür, dass harte Arbeit belohnt wird. Ein lächeln huschte über das sonst traurige Gesicht. Doch kein Stern scheint fähig, einen anderen zu berühren. Die fröhlichen Wangen schoben die dunklen Ringe etwas tiefer unter die nun geschlossenen Augen. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht. Wärme erfüllte den kalten Brustkorb. Es würde mich freuen, dich wiederzusehen. Saleph schlug die Augen auf und eisblau leuchteten sie im Glanz der Sterne, der Hoffnung geweckt, Mut keimen und Angst hatte verschwinden lassen. Die Trübheit war erstorben und ließ den Blick frei werden auf rotes Haar, ihn die Berührung einer sanften Hand auf seiner Wange spüren und zarte Lippen fühlen, die ihn antrieben. Leise fielen die Sandkörnchen aus dem Gesicht, von der Brust und den Beinen, während sich andere hartnäckig hielten und sich mit ihm erhoben, um das sich nun ereignende Schauspiel mit anzusehen. Es war Zeit. Lange hatte der Sklave über sie nachgedacht und sich gefragt, wie sie ihn so schnell hatte verzaubern können. Die Antwort gefiel ihm jedes Mal aufs Neue. Das Schicksal war es, das ihre Wege zur rechten Zeit miteinander verwoben und dann trotzdem diese harte Prüfung auferlegt hatte, die Saleph in jedem Falle meistern wollte. Er hoffte nur, dass auch sie standhaft blieb und seiner nicht vergaß und das Band losließ, das damals im Kräutergarten entstanden war.
Sanft tapsten die Nackten Füße durch den Sand. Das Herz schlug ihm schneller, je näher er kam und der Sklave versuchte den Atem leise durch die Nüstern zu entlassen. Doch so sehr er sich anstrengte, desto lauter wurde er und glich in seinen Ohren einem Donnern, das die Stille der Nacht durchschlug. Der Augenblick war nah, da er sich seinen Reichtum abholen sollte, für den er so lange die schlimmsten Qualen durchlebt hatte. Mit einem schleifenden Geräusch entzog sich das Assassinenschwert der Scheide und weckte schaurig singend seinen Besitzer. Khorum schreckte hoch. Glatter Stahl schnitt die kalte Luft und makellose Diamanten fielen in den Sand, während abermillionen, winziger Rubine ihnen nachströmten um sich mit den gewöhnlichen Körnchen zu vermengen, ihnen einen Teil der Farbe abtraten und so den Glanz und die Glorie dieses Augenblicks auch an die Gewöhnlichen verteilten. Diamanten und Rubine.
Der gellende Schrei hatte ebenfalls die Schwarzmagierin geweckt, auf die der Sklave mit der veredelten Klinge zuschritt, den Kopf gesenkt und doch mit drohenden blauen Augen, die sie eiskalt fixierten. Einmal mehr versuchte es die Hexe mit der Flamme in der Hand. Er war bereit für sie. Bereit für sie zu sterben, wenn er sie nicht wieder sehen durfte und getrieben von der Hitze in der Brust, setzte der Sklave den Weg fort, geradewegs auf Violetta zu, die sich hilflos der Macht des kalten Stahls ausgesetzt sah. Niemals hätte sie es von ihrem gebrochenen Sklaven erwartet, der ihr neu geschmiedet seinen Willen aufzwang. „Die Steine.“ Über seinen Augen schoben sich die Brauen bedrohlich zusammen, wie schwarze Wolken am Himmel, die Blitz und Donner, Sturm und Verwüstung bereit waren zu bringen. „Die Steine und das Gold. Gib sie mir.“ Das Klimpern der beiden Beutel vor Salephs Füßen mischte sich mit dem Wimmern des verlorenen arroganten Grinsens. Einen Augenschlag und zwei Schritte später und Violetta spürte die metallenen Fesseln an ihrer Schläfe, bevor der Sand unter dem Gewicht der Bewusstlosen nachgab und sie mit einem dumpfen Geräusch in der Welt der Träume empfing, die ihren Verlust vorerst mildern wollte und sanfte Bilder dem Geist entspringen ließ.
Im gleichen Takt wie die Schritte des Befreiten schwankten die Pinselstriche, als wollten sie ihrem Schöpfer zum Abschied winken und sich an der Farbe in seinem Gesicht erfreuen, mit der er sie gemalt hatte und derer Bedeutung er nun verstand. Für immer. Diamanten und Rubine, das war des Sklavens Reichtum. Reichtum, der von so viel Armut zeugte und dessen Name Rache war. Wie sein Gemüt erstrahlten die Sterne, die Saleph durch die Nacht leiteten. Die frische Luft sog er tief ein, genoss es sichtlich und das Gefühl der Freiheit belebte sich in der geschundenen Seele aufs Neue. Freiheit, die er sich so sehnlichst gewünscht hatte, um endlich seinem Stern zu folgen. Bald würde Adanos ihm den einen Wunsch gewähren und nur ein bisschen musste er durchhalten. Dann würden rote Haare wehen, sich sanfte Hände seiner annehmen und zarte Lippen lächeln.
Auf der Suche nach Harpyien im eisigen Norden.
Sehr atmosphärisch, einfach nur klasse! Nur einer von vielen sehr schönen Posts. Mitlesen lohnt sich!
Dekker war in höchster Wachsamkeit, die Klinge seines Schwerts deutete nach unten, fuhr über jede der Kacheln, aber war jeden Moment darauf gefasst nach oben gerissen zu werden und wieder und wieder Blut zu kosten. Dekkers Blick hingegen ging starr geradeaus, aber gleichzeitig hatte er jeden Winkel des Raums im Auge. Die Statuen machten ihm in gewisser Weise Angst, aber enttäuschten ihn auch, was wenn es hier überhaupt keine Harpyien gab, was wenn dies einfach ein verlassener Palast war?
Der Waldläufer zögerte, kurz haftete sein Blick auf einer dieser Statuen... Das galt es herauszufinden.
Jarvo und Favril schien es ähnlich zu gehen, sie waren sich nicht so recht im Klaren, was hier eigentlich passierte. Aber umkehren würden sie nicht mehr, sie würden diesen Gang bis zum Ende gehen und sein Geheimnis lüften, egal wo es versteckt war und egal was es beinhaltete, denn sie waren Abenteurer... Sie waren nicht wegen dem Geld, der Belohnung und dem Ruhm hier, sondern, weil sie etwas erleben wollten, weil sie ihr Leben auskosten wollten, egal wo es endete... Und sei es in diesem Gang.
'Voran... voran... Lasst uns diese Geheimnisse lüften!', raunte Dekker seinen Kameraden zu und beschleunigte seinen Gang. Gespenstisch hallten seine Worte von den Wänden zurück, vervielfachten sich in der Enge des Ganges und bildeten ein Konzert voller Dissonanzen und Harmonien.
Dekker atmete ruhig durch, während er sich ein paar Schritte vor die Männer setzte und das Tempo beschleunigte.
'Wir sind nahe dran...', murmelte Dekker, denn irgendeine dunkle Ahnung flüsterte ihm, dass sie gleich da waren.
Und tatsächlich, irgendetwas war hier anders, irgendetwas fehlte oder kam neu hinzu... Dekker legte seine Stirn in Falten, zog die Augenbrauen zusammen und verharrte einen Moment, Jarvo und Favril schlossen die Lücke und blickten Dekker fragend an...
'Was ist los? Wieso wartest du?'
'Das Echo... Jungs, das Echo...'
Das war es... Das Echo war fort, noch vor einigen Metern hatte jeder Schritt eine Klanglawine ausgelöst, aber jetzt stand jedes Wort nur kurz im Raum, ehe das Schweigen wiederkam... Nein, das war kein Schweigen...
Irgendetwas drang leise an Dekkers Ohr, setzte sich in seinen Kopf, fuhr durch jede Windung seines Hirns und ließ den Pirscher nicht los.
'Hört ihr das?', flüsterte Dekker mit zittriger Stimme... Aber er bekam keine Antwort, keiner der Männer wollte ein Wort sprechen.
Eine Melodie kroch durch den Gang auf sie zu, umspielte ihre Körper, hielt sie fest in ihrem Griff und ließ ihren Atem immer wieder stocken. Sie wollten sich nicht bewegen, sie wollten hier bleiben, sie wollten diese Melodie nicht zerstören.
Dekkers Atem wurde heftiger, er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, schluckte seinen halbgeronnenen Speichel und dann... ging er einen Schritt vorwärts. Und augenblicklich wie eine Reaktion schlug die Melodie um, ihre letzten schönen Töne verklangen und an ihre Stelle trat ein Lachen, ein tiefes, diabolisches, sadistisches Lachen.
'Voran!', rief Dekker, aber sein Ausruf konnte das Lachen nicht durchdringen, doch egal, denn die beiden Männer verstanden seine Gestik und rannten dem Jäger sofort hinterher.
Dieser hatte nun ein Ziel, er rannte den Gang entlang, ließ aber die Klinge gesenkt, das Klappern seiner Schritte verging, wie es kam, sein Schnaufen hallte keine Sekunde wieder.
Plötzlich verstummte das Lachen, plötzlich wurde der Gang breiter, plötzlich trat ein weißliches Schimmern in Dekkers Blickfeld.
Er lief aus, wurde langsamer und langsamer und blieb schließlich stehen.
Der Gang mündete in einer großen Halle, die Decke war kaum zu sehen, schwarz hing sie irgendwo über den drei Männern. Die Wände waren mit Säulen verstärkt und schimmerten ebenso schwarz... Aber irgendwo vor ihnen gab es ein Podest, eine Art Bühne... Und auf dieser Bühne leuchtete ein weißer Lichtkegel.
Die Gestalt war hager, bleich schimmerte seine Haut, die sich um die dünnen Knochen spannte. Die dunkelblaue Robe verdeckte seinen Rumpf und seine Beine, die wahrscheinlich ebenso sehnig waren, wie seine Hände. Lang und knochig waren die Finger, selbst auf die Distanz konnte Dekker jedes Gelenk sehen. Die rechte knöcherne Hand hielt eine silberne Leier, die das weiße Licht, dessen Quelle Dekker nicht erkennen konnte, reflextierte. Die Finger der linken Hand ruhten auf den Saiten, ohne sie zu spielen. Dieses Instrument hatte also wohl diese zauberhafte Melodie gespielt... Erst jetzt tastete Dekkers Blick sich von den Händen über die Arme, die Schultern, die unter der Robe schlaff und herabhängend wirkten, zum Kopf der Gestalt. Auch hier spannte sich die aschfahle Haut über das knöcherne Anlitz, die Augen mit den großen schwarzen Pupillen waren etwas hervorgetreten und das kurze, blonde Haar kräuselte sich über der hohen Stirn. Die Nase war spitz, flach und lang, sie zielte förmlich auf die dünnen Lippen, die zusammengepresst über dem schmalen Kinn ruhten.
Langsam formten sich die Lippen zu einem amüsiert süffisantem Lächeln. Die Augen fuhren über die drei Gestalten, die aufgetaucht waren.
'Zugegeben, ich habe euch bereits erwartet.', setzte er mit leicht nasaler Stimme an, sein Mund offenbarte die perfekte in weiß getauchte Zahnreihe, die sich allerdings kaum von seiner Haut abhob, 'Ich habe euch reden gehört- eh' ihr fragt, jedes Wort trug mein bester Freund, das Echo, zu mir, ich vernahm eure Gespräche, hörte eure Sorgen und lachte über eure Witze.
Und ich muss auch zugeben mein Begrüßungskomitee war etwas harsch zu euch, ich hätte euch hereinbeten sollen, nicht gleich Skelette auf euch hetzen. Aber ich wollte euch eine Chance geben, eine Chance die ihr ausgeschlagen habt, die Chance umzudrehen...
Mein Name ist Xantropos und dies ist mein Schloss. Die Ruinen, die ihr oben gesehen habt, sind nur Tarnung, sie wiegeln und schrecken die Leute ab, ähnlich wie der kleine magische Bannring, der deinen Gaul rausgetrieben hat... Dekker.'
Der Jäger erschauderte, als er seinen Namen vernahm, ein kalten Schauer lief ihm in Zeitlupentempo den Rücken hinunter, jedes Haar an seinem Körper stellte sich auf, ließ ihn erschaudern, aber es gab kein Zurück.
'Aber ihr habt die Chance ausgeschlagen... und jetzt seid ihr hier, ihr habt mich wahrscheinlich schon spielen gehört, aber ich kann euch leider auf kein Konzert einladen. Denn nicht alles hat nur seine guten Seiten.
Es war immer mein Traum, ich hat mich immer fasziniert, die Musik, der Klang, der Ton, der Schall, der Gesang, das Leierspiel... Aber es hatte alles keinen Sinn. Ich hatte wohl Talent, aber ein grausames, ein mehr als grausames Talent. Denn kaum tauchten meine Finger in die Saiten, entlockten ihnen die ersten Töne, die ersten Harmonien, die ersten Melodien, so kamen mit ihnen der Tod, die Gewalt und das Leiden... Und es blieb. Bis heute... Die Welt kannte mich als Hexer, als Magier, so war zumindest mein Ruf, aber ich bin keiner dieser Männer, die ihre mentalen Energien auf etwas konzentrieren und Dinge geschehen lassen, nein... Ich will das alles nicht.
Kaum berühren meine Finger die Saiten so wird Totes lebendig... und ich werde noch ein wenig toter.
Aber ich kann nicht aufhören! Ich kann es nicht beenden! Ich habe mich, meine Familie und alles was mir etwas bedeutete zerstört! Aber kann mich nicht selbst zerstören. Meine Finger sähen Tod, doch mein Herz will nur Gutes! Nur deshalb bin ich hier! Verstecke mich vor der Welt! Hause in Einsamkeit, allein mit den Kreaturen, die ich zum Leben erwecke!'
Dekker starrte die Gestalt entgeistert an, entweder dieser Mann war total verrückt, oder die drei Gefährten waren in Gefahr, in großer Gefahr!
Und in diesem Moment passierte es. Es erklang ein Akkord, der schauerlich und wunderschön zugleich war. Drei weitere Stakattoakkorde folgten, ließen eine Spannung entstehen und lösten sich auf, in einem Ton, der dissonant schien, aber doch tief harmonisch war.
'Ich kann nicht aufhören... Ich kann es nicht!', stammelte der Leierspieler und zupfte nun einen federleichten Lauf, hinauf über mehrere Oktaven, ließ die Töne im Raum stehen und löste die Spannungen auf.
Dekkers Atem wurde ruhig, er folgte den Tönen, versuchte sie vorherzusehen und wurde jedesmal wieder überrascht.
'NEIN! NICHT JETZT! BITTE NICHT!', rief der Spielmann und ließ Dekker seine Stirn erneut in Falten werden.
Da war es! Ein Schrei zerriss die Melodie, aber es war kein normaler Schrei... Viel gellender und brutaler, viel höher und zerreißender als alles andere zuvor hallte er durch den Raum.
Dekkers Blick fuhr durch die Halle, suchte den Auslöser, obwohl er wusste was es war...
'HARPYIEN!', schrie der Jäger und schon schmeckte Raddecks Klinge erneut das Blut.
Vainguard
22.03.2009, 16:43
Eine Geschichte über einen Sklaven der Sterbehilfe will
Mit ausdrucksloser Miene erwiderte Calintz den flehenden Blick der eisblauen Augen. Der Sklave, der vor ihm im Schnee lag zitterte am ganzen Leib und die Lippen des jungen Mannes hatten schon eine blaue Färbung angenommen. Dieser Junge hatte noch nicht einmal achtzehn Winter gesehen und doch war er schon am Ende seines Lebens angekommen. Seine Glieder waren von feinen Eiskristallen bedeckt und die wenigen Stofffetzen, die sich der Sklave um den Leib geschlungen hatte, waren schon längst von der eisigen Kälte des Nordens durchdrungen worden. Ein weiteres Opfer des frostigen Klimas. Ein weiterer Sklave, der sein Leben langsam aushauchte. Einer von Vielen. Ein Nichts...ein Niemand. Alles was dieser Junge jemals besessen hatte, war ihm von den Orks genommen worden. Er besaß nichts...außer seinem Leben, doch selbst das nannten die Grünhäute ihr Eigen. Keine Aussicht auf eine Zukunft, keine Aussicht auf ein Leben in Freiheit und doch loderte ein eiserner Lebenswille in diesen jugendlichen Augen. Die Orks mochten seinen Leib, sein Leben gebrochen haben, doch dieser Sklave besaß immer noch einen ungebrochenen Willen. Möglicherweise hätte ihm dieser eiserne Wille ein ruhmreiches und langes Leben beschert, doch nun lag er hier im kalten Schnee Nordmars und fürchtete um sein Leben.
Man hatte nach einem Söldner gerufen, der die Pein des jungen Mannes lindern konnte. Einem Heiler oder einem Barbier, doch gefunden hatten die verängstigten Sklavenkameraden des Sterbenden einen Mann, der weder Linderung brachte, noch Heilung...nur den Tod. Calintz wusste nicht, warum er eingewilligt hatte den abgemagerten Sklaven zu folgen. Wahrscheinlich aus Langeweile oder einfach nur aus reiner Gleichgültigkeit. Er hatte schon viele Menschen sterben gesehen. Arme und reiche Leute. Er hatte die Furcht in ihren Augen gelesen und den tapferen Blicken derjenigen getrotzt, die weder Tod noch Beliar fürchteten. Viele von ihnen waren durch seine Klinge ums Leben gekommen. Keine von ihnen hatte ihm je etwas bedeutet. Bis auf eine einzige Ausnahme. Ein Mann war in seinen Armen gestorben, für den selbst der gefühlskalte Hashashin Tränen vergossen hatte...sein Bruder. Doch die Tage der Trauer waren schon lange vorüber. Der letzte Rest seiner Gefühle war fest verschlossen in seinem dunklen Herz und auch der Anblick des sterbenden Sklaven konnte sie nicht zum Vorschein bringen. Er kannte kein Mitleid. Selbst, als er die, zu kleinen Eistropfen gefrorenen, Tränen auf den Wangen des Jungen erblickte, empfand er nichts. Trotzdem beugte sich der Kopfgeldjäger zu den jungen Mann hinunter, kniete sich in den Schnee und legte seine Hand auf die zitternde Brust des Sklaven. Dieser hob daraufhin quälend langsam seinen rechten Arm und umschloss mit schwachem Griff die Hand des Söldners. Der Schwarzäugige ließ ihn gewähren.
Es verging eine schiere Ewigkeit in der sich die grundverschiedenen Männer einfach nur in die Augen sahen und schwiegen. Schließlich brachte der Erfrierende mit zittriger Stimme ein paar Worte hervor, die in dem eisigen Wind, der dieses ungewöhnliche Szenario umwehte, beinahe verloren ging:
"Hi...hilf mir."
Stille.
"B...b...bitte..."
.
.
.
"Ich kann dir nicht helfen."
"Doch...d...du kannst. D...das...weißt du...mach, dass die...argh...Schmerzen aufhören. Bi...bitte."
Schweigend sah der junge Attentäter dem Sklaven in die Augen. Seine Worte waren wahr. Er konnte ihm helfen. Helfen den Schmerz zu lindern und der Pein ein Ende zu bereiten.
"Du weißt, dass meine Hilfe endgültig ist?"
"J...ja."
"Nun gut. Ich will dir deinen Wunsch erfüllen..."
Langsam glitt die linke Hand des Attentäters an seinem Fuß nach unten, bis zu seinem Stiefel, aus dem ein rötlicher Griff hervorragte. Diesen Griff umschlossen die Finger des Schwarzauges und zum Vorschein kam die blitzende Klinge eines fein säuberlich polierten Stiletts. Mit der Waffe in seiner Hand beugte sich der Maskenbauer über den Sklaven und legte diesem die Klinge nun auf die Brust. Anschließend erklang erneut seine raue Stimme:
"Wie heißt du, Junge?"
"Casavir..."
"Und an welchen Gott glaubst du?"
"...A...Adanos."
"Er wird dich empfangen..."
Mit diesen Worten setzte der Attentäter die Spitze seine Waffe an und bereitete sich darauf vor zuzustoßen, doch die zittrige Stimme des Sterbenden ließ ihn noch einmal inne halten.
"M...mach, dass es nicht...weh tut...bi..bitte."
Tränen schossen aus den Augen Casavirs und rannen in dünnen Strömen seine Wangen hinab. Hinter diesem Schleier aus Flüssigkeit sah er des Hashashin mit flehendem Blick an und seine bebenden Lippen offenbarten die Angst, die in seinem Körper aufkeimte. Calintz jedoch blieb ausdruckslos wie zuvor und nickte nur stumm. Die Spitze der Klinge wanderte ein paar Fingerbreit nach rechts und ruhte nun direkt über dem Herz des Jungen. Dann, ohne jede Vorwarnung, rammte der Dieb die Klinge in das Fleisch des Sterbenden. In einem letzten Aufschrei seines Lebensgeistes umschloss Casavir noch einmal die Hand seines Erlösers mit festem Griff, dann entwich sämtliche Spannung aus seinen Gliedern und der Blick des Toten kehrte sich nach innen. Wortlos verweilte der Kopfgeldjäger noch einen Moment in seiner knieenden Position, dann zog er seine Klinge wieder aus dem Leib, erhob sich und kehrte den übrigen Sklaven, die ihren toten Kameraden umringt hatten, den Rücken zu.
Ein echt emotionaler Beitrag, ich sag nur weiter so!
Einfach göttlich dieser Post §xlol
>Klick-Klick - Fllllluuuummmmm<
"Tat, du schießt wie ein Orkweib."
"Halts Maul, Kal!"
*Zieh* - >Klick<
>Klick-Klick - Wwwrrruuuummmmm<
"Ha! Sag ichs nicht! Halt deine Klapp, dann treffe ich!"
"Du triffst durch Glück den Pfosten neben der Zielscheibe, sonst triffst du mehr den Boden. Du bist der mieseste Armbrustschütze von dem ich gehört habe, Tat."
"Aber du hast von mir gehört!"
*Zieh* - >Klick<
>Klick - "Du musst..." - Klick - Fllllluuuummmmm<
"Waaaaghhh! Du sollst zusehen und mich nicht beim schießen unterbrechen!"
"Sei froh das die Erde nicht lebt, sonst hätte sie sich beschwert, dass du nicht mal ihren Arsch, aus dem Beliars Untote kommen, auf fünf Meter triffst, Orak!"
"So! Ich geb dir gleich, Kal! Willst du mir nicht endlich sagen wie man richtig zielt!? Oder soll ich dich verhauen?"
"Kleiner Bruder - bevor du mich verhaust, setzt du einen Meisterschuss in das Hirn eines Trolls. Merkst du nicht was du falsch machst?"
*Zieh* - >Klick<
"Nein - ich lade die Krash so schnell es geht und schieße dann."
"Na dann mach mal weiter. Ich dachte du hättest genau aufgepasst wie es dein großer Bruder machte."
"Pfff! Hab ich - lass mich schießen..."
>Klick-Klick - Flllluck< - "HA! Ich hab die Scheibe getroffen! Ich hab die Scheibe getroffen! Da guckst du, heh!"
"Du bist der Beste, Orak. Geh raus aus Faring und erschiess sieben Blechmorras mit einem Schuss. Ich wette du weißt nicht mal wie du das gemacht hast, Tat. Und das ist dein Problem. Du machst und machst - durchaus fleißig - aber verstehen tust du es nicht. Nimmst du überhaupt deinen Körper und deine Atmung wahr?"
"Tzzz - du missgönnst es mir, heh? Was soll denn an der Atmung wichtig sein? Die Körperhaltung ist mir bewusst."
"Ich missgönne dir nichts, nur habe ich keine Lust meinen Bruder zu begraben. Die Körperhaltung ist dir eben nicht bewusst. Du stehst da, wie ein Ripper beim scheißen. Mehr Körperspannung, das vorderen Bein noch mehr nach vorne, das hintere fester in den Boden. Bei jeden Schuss lässt du dich zurückdrängen. Dein Oberkörper ebenso. Drück gefälligst die Armbrust mehr gegen deinen Körper und hör auf zu zittern, wie ein Morra. Deswegen ist die Atmung wichtig, Orak! Halt die Luft an, damit du dich nur auf den Schuss konzentrieren kannst! Bei Krushak, schlimmer als ein Frischling."
"Sooo? Hüte deine Zunge, sonst trete ich dir noch gehörig in den Hintern. So sprichst du nicht mit einem Urkma!"
"Hüte du deine Zunge, so sprichst du nicht mit deinem großen Bruder, der dir zeigt wie man mehr mit einer Krash macht, als wie einen Knüppel zu schwingen. Unser Vater hätte dir ruhig noch mehr Abreibungen verpassen müssen."
"Und du hast wohl zu viel abbekommen! Phaaa! Halt deine Klappe, Kal! Ich werde jetzt weiter üben."
"Mach nur ruhig, Waffenschmied."
"Jäger!"
"Du schießt wie ein Waffenschmied."
"Jääääger!"
"Schieß endlich, Orak. Du redest wie ein Orkweib."
"Und du bist ein Orkweib!"
"Selbst als Orkweib wäre ich attraktiver als du."
"Was soll das denn wieder heißen?"
"Quatsch nicht - schieß endlich!"
"Gnaaahh - Ich mach ja schon..."
Tinquilius
24.03.2009, 22:39
Besser kann man eine Weihe nicht beschreiben. Generell empfehle ich allen die Posts von Melaine. (und Saleph;) )
Die Magie wallte dem Wind gleich böig über den Ort, der auserkoren worden war, für jenes dieses besondere Ereignis, dass das Leben eines Menschen bloß ein einziges Mal heimsuchte, um ihm die Erkenntnis zwischen Richtig und Falsch, zwischen Gut und Böse und dem fragilen Gleichgewicht aller Oppositionen einzuflößen, wie das Gift, dass die Entscheidung für sich einnahm, den Trinkenden leben oder sterben zu lassen.
Blitzend schien das Muster der Magie zu brechen, einem Sturm gleich, der sich erhob, um den Anwesenden den Atem zu rauben, sie für einen Augenblick im Staunen inne zu halten, verharren zu lassen, ob des Glanzes, der sich aus der alles durchdringenden Macht formte.
Die blauen Stäbe verschmolzen mit der dichter werdenden Nacht, bildeten einen blauen Halbkreis, der die Szenerie und die eingehende in das Gleichgewicht Adanos‘ Magierin einschloss, als wollten sie die Rothaarige binden, nicht mehr frei lassen und einsperren in ihren Glauben, den sie nicht missen wollte, an dem sie weder zweifelte noch ihn fanatisch vertrat.
Die Zeit, sich zu entscheiden, die Worte zu sprechen und damit das Band, dass sie glaubte, mit dem Wassergott bereits geknüpft zu haben, zu erneuern, durch ein festeres, stabileres zu ersetzen, dass von nun an und auf ewig unerschütterlich den Menschen Melaine und den Gott des Gleichgewichtes zu einer geistigen Einheit formte, die zwar nicht einmalig, doch in ihrer Vollkommenheit besonders war. Sie glaubte an diese Vorstellung, die mit dem sicheren Wissen einherging, dass es allen anderen Magiern auch so gehen musste.
Das schwache Zirpen der Magie, als zupfte sie an einer Harfe, jene wundervolle Symphonie, die den Hintergrund dieser Nacht bildete, erhob sich und begann ihren Anstieg, auf deren Gipfel die Magierin noch immer kniend die bindenden Worte aus ihrem Mund entließ.
Es war jener Eid, der ein Mensch nur einmal im Leben sprechen konnte, der ihn für alle Ewigkeiten binden sollte, in der Harmonie und dem Einklang mit allen Geschöpfen die in der Sphäre des Gottes des Gleichgewichts hausten. Sie zu achten und zu würdigen, ihre Größe und ihr Wissen anzuerkennen. Zu sehen, dass der Streit eines jeden Wesens mit einem anderen bloß den andauernden Kampf zwischen dem Gott des Feuers und seinem dunklen Bruder symbolisierte, zu dessen Schlichtung Adanos eingetreten war und dessen Werk nun seine Diener in jeden kleinen Augenblick fortsetzen sollten.
Es war jener Schwur, der ihr eine größere Pflicht übertrug, deren kleine Schwester sie bereits angenommen hatte, als sie ihre ersten wackeligen Schrittes von jenem Ort, weit draußen in der Wüste, in diese Richtung gesetzt hatte, um damit zu bekräftigen, dass, obschon sie sich nicht hatte erinnern können, derjenige Gott, der ihr am nächsten war, jener war, der sie wieder in seine Sphäre geholt hatte, derer sie auf unschuldige Weise entfallen war.
Aber es war keine Pflicht, die sie abweisen wollte. Keine Pflicht, die in der Definition, in der Konnotation jenes Wortes erwachsen geworden ist. Es war eher die Pflicht, derer man sich gerne annahm, nicht um sich besser zu fühlen, nicht wegen dem schlechten Gewissen, dass mit dünner Stimme darum fleht, man sollte doch… Nein, jene Pflicht, die einem zur Seele wurde, die einen erbaute, seinen eigenen Körper nicht sterben zu lassen, den Willen zu überleben zu hegen und Hunger und Durst zu pflegen, als Bruder und Schwester, die einem immer wieder bedeuteten, dass es Grenzen gab. Grenzen der Menschlichkeit gleichsam wie Grenzen des Egoismus‘.
Es war also jene Pflicht, die gleichsam zu schützen auch zu sprengen alle Grenzen bereit war. Die ein höheres Maß an Menschlichkeit forderte und eine engeres Gehege für die Selbstgefälligkeit. Es bedeute nicht, selbstlos zu sein, sondern sich selbst einzufinden in die natürlichste Ordnung, die in dieser Sphäre herrschen konnte, als diejenige, die zu verteidigen jenes Gleichgewichts bereit war, mehr, als der Schmied, der zuckte, wenn der Herr sprach, mehr als die Adelige, die knickste, wenn die Konvention es forderte, gleichsam, ob sie wollten oder nicht, entgegen ihres Instinktes, was gut und recht war.
Ein Schauer der Erregung lief der Rothaarigen über den Rücken, als ihre in diesem Augenblick grauen Augen den Wasserträger fixierten, der soeben die Worte gesprochen hatte, in deren Naherwartung sie gelebt hatte. „Ich…“, hauchte sie beinahe lautlos, als die Stille die Welt für einen kurzen Augenblick umfing und Melaine jener zu entrücken schien.
Blaue Flammen flackerten sachte im nicht vorhandenen Wind, den sie doch an jeder Stelle ihres Körpers spüren konnte. Das Licht, dass von den Fackeln ausging, mochte den Raum nicht zu erhellen. Eine aus dunklerem, blauem Licht bestehende Kugel von der Größe eines Menschen, die gleichmäßig pulsierte, nahm die Mitte jenes monumentalen Saales ein, in dem ein schmaler Pfad von weißen, in die Decke und dort verschwindenden Säulen umsäumt war, auf dem man die Adeptin nun zurückgelassen hatte.
Vorsichtig setzte sie einen Schritt auf vor den anderen, als eine tiefe Stimme erklang, die trotz ihres Basses, trotz ihrer Intensität und Lautstärke doch nicht an Sympathie verlor, nein dahingehend die Magierin sich beinahe in jener verlieren ließ.
„Halte ein.“, war das einfache Signal auf wenigen Worten, was es brauchte, um Melaine gehorchen zu lassen. Sie harrte in ihrer Bewegungen und wagte nicht, selbst das Wort zu ergreifen. Bedurfte es jenen?
„Lass mich dich sehen!“, fügte die Stimme hinzu und die Kugel pulsierte ungleichmäßiger. „Ein menschlicher Anblick, ganz wie erwartet. Ein guter Anblick, ganz, wie es vorausgesetzt wird. Nicht dein Äußeres, sondern dein Inneres, dass zu blicken du nur wenigen erlaubst. Warum also an den Wert der eigenen Taten zweifeln?“
„…“, es schien der Adeptin nicht erlaubt, zu Wort zu kommen. Filigrane Stränge aus blauem Licht stießen aus der Kugel hervor und schlängelten durch die Luft zu den weißen Säulen hin, um sich an ihnen festzusetzen, wie das Netz einer riesigen Spinne.
Erst danach kehrte die Stille zurück, als säße ihr Gegenüber nun in einer bequemeren Position, obwohl sich an der Kugel selbst nichts verändert hatte. „Nun?“
„Welche?“, hauchte Melaine unwissend.
„Alle!“
„Aber….“
„Doch.“
„Nur weil gegenüber der Größe…“
„Siehst du. Die Größe de anderen ist nicht größer als die Größe, die jeder Mensch erreichen mag. Es gibt keine Spitze, die nicht erklommen worden ist. Es bedarf keiner Zweifel.“
„Ich zweifle auch nicht an dir.“, antwortete die Magierin unsicher in empörter Verteidigung und wollte einen Schritt vorsetzen, als eine Säule aus hell strahlendem blauem Licht durch ihren Körper fuhr und sie vor Erstaunen aufschreien ließ, als jene sie mit einer wohligen Wärme erfüllte. „In jedem Menschen in diesem einen Land, weilt der Hauch des Gleichgewichts. Zweifelst du an dir, zweifelst du an ihm. Doch du zweifelst nicht an ihm, als rede dir nicht ein, an dir zu zweifeln. Dies ist die Grenze des Egoismus und dies ist der Beginn der Menschlichkeit!“
Was blieb war die Magierin des Wassers, die mit erhobenem Kopf die Worte ihres Liebsten nachsprach, die er ihr in den Mund gelegt hatte.
Ich, Melaine,
schwöre, mein Leben im Namen Adanos‘ zu führen
und das Gleichgewicht zu verbreiten und zu erhalten.
Ich schwöre, das Leben zu achten
und mich nicht an Adanos Schöpfung zu vergreifen.
Ich werde den Rat achten und die Gemeinschaft schützen.
Ich schwöre zu wahren, die Grenzen, die gegeben sind durch seine Größe, gefordert durch das Gleichgewicht, errichtet und verteidigt durch den Menschen. Ich schwöre, Mensch zu bleiben, mit den Fehlern, die zu richten ich bereit bin, und dem Willen, ein besserer für die Gesamtheit zu sein., fügte sie in Gedanken hinzu und senkte ein letztes Mal den Blick. Sie vernahm die Worte des alten Priesters, sah sie vor sich bildlich, als die zuvor wallende und blitzende Magie in die Welt hervorbrach.
Ein Blauer Streifen war es anfänglich, der sich zu einem konfusen Muster aus blauem Licht steigerte, dass sanft und gleichmäßig, dichter als die Nacht, strahlender als die Sonne, von Himmel herab über der Magierin erstrahlte. Und im Lichte des Gottes erhob sich die ehemalige Adeptin, die sich nun Wassermagierin nennen durfte, die diesen Namen durch die Gnade Adanos‘ verdient hatte. Ein wohlwollendes, sanftes, beinahe schüchternes Lächeln, als sei es das erste Mal, dass sich ihr Mund derart formte, wo er zuvor noch unschuldig in Emotionslosigkeit geweilt hatte, legte sich über ihre Lippen und ließ ihres Zähne hinter diesen glänzen. Es war ein wissendes Lächeln, das die Akzeptanz des Verdienstes und der Annahme des Selbst beinhaltete. Es war eine Ankündigung des Gleichgewichts.
Nun ist es ja des öfteren der Fall, dass Beschreibungen, Umschreibungen und Erschreibungen jegweder Art sich hier einfinden, doch gab es im Kastell heut etwas zu bewundern, das mich gar sprachlos hat werden lassen bei so viel Eloquenz, Silberzüngigkeit und Wortgewandtheit.
Gemeint sei das Gespräch zwischen Ardescion und KARhaBs, das mich begeistert hat mit rhetorischen Finessen und Pointen der wörtlichen Rede und das ich darum nur jedem wärmstens empfehlen möchte. Ganz groß!
„Beliar, ja, so spricht man von ihnen!“, bestätigte der Hohepriester jenes Gottes, den er nun öffentlich anzweifeln würde und wand sich mit neugierigem Blick dem Fremden zu, „Es klingt nicht bloß altmodisch, es ist, gewiss doch. Die Religion ist doch lang schon überdacht, neue Theorien frönen in der Stille ihrer Geburt und alsbald werden sie jene alten ersetzen. Nicht ewig kann die Menschheit sich knechten und wir beide wissen, dass sie es in unseren Kreisen schon lange nicht mehr tut.
Demut ist für die Schwachen, die sich nicht zu wehren wissen und einsehen müssen, dass wir für ihre Herrschaft bestimmt sind, der Geburt wegen.“, schwafelte der Schwarzhaarige und nahm einen weiteren kleinen Zug des alkoholischen Gesöffs, um der Gesellschaft des anderen nicht überdrüssig zu werden und um seine Zunge feucht zu halten, dass sie Erwiderungen zu tragen vermochte.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass eure Suche noch nicht von Erfolg gekrönt ist. Nein,“, kam er einer Antwort des anderen Mannes zuvor, „auch meine lief bis anhin ergebnislos. Die besten Sklaven, so lautete das Versprechen, würde ich hier finden, doch auch Bakaresh macht sich seines Rufes nicht rühmlich. Mit Schausteller wusste es sein wahres Angesicht zu verbergen und wisset, ich habe es gesehen, da unterstand es noch den vertriebenen Schwarzmagiern, die sich diesem Zuben angehörig fühlen. Die wusste noch, wie man mit dem Volk umzugehen hatte und haben mit starker Hand den Wachstum des Sklavenmarktes propagiert. Doch was ist davon geblieben. Ausgemergelte Gestalten, die kaum fähig sind, ein Schwert zu halten, mit Augen, die keinen Widerstand, kein Feuer mehr in sich tragen.
Und von ihren Körper gar nicht erst zu sprechen. Die Brüste der Frauen hängen schlaff herab, als hätten gierige Kindermäuler jedes Leben aus ihnen gesaugt und aus den Torsos der Männer treten die Rippenknochen hervor und zeugen von der Macht des Hungers, der sich ihrer Muskeln bedient hat. Wahrlich nichts schönes, was man dieser Tage geboten bekommt. Ich werde wohl nicht umhinkommen, in Isthar nach der Stillung meines Verlangens zu suchen.
Wenigstens haben sie hier nicht der Landbevölkerung Einlass gewährt. Nur zu gerne verliere ich mich auch in dieser Nacht wieder in den wallenden Haaren einer schönen Vengardarder Adelstochter. Schüchtern, das sind sie, doch neugierig, oh ja.“
Der Hohepriester kam nicht umhin, dem Fremden seine Zähne in einem Lächeln zu entblößen, ehe er das Glas hob, um die Länge dessen im Wein zu verbergen.
»Ihr sagt es, ihr sagt es.« seufzte KARhaBs bedeutungsschwanger.
»Vielleicht haben wir das große Glück eine ähnliche Unterhaltung mit einem hier ansässigen Kuttenträger zu führen. Nicht, dass ich von der Bedeutsamkeit der wohl gewählten Worte überzeugt wäre, doch aus dem Munde Beteiligter vermag wohl die schönste Hinrichtung in ihrer Rezitation an Tiefe gewinnen. Und wenn auch das nicht der Fall ist, so lässt sich doch sicher ein Handel mit einem solchen schließen, denn bei aller Ertüchtigung ist mir der Weg nach Ishtar zu weit. Ob ich nun hier bei Schwarzkutten zu viel zahlen soll oder da – Reisekosten sind auch Kosten. Nicht, dass Kosten das Problem wären, aber wer Prinzipien hat, der sollte sie einhalten, nicht wahr?« Er nickte, um sich selbst anstatt des Fremden zu bestätigen.
»Seht nur, wie die Zeit vergeht. Am Ende bringen mich die schlichten Ansichten der Magier noch um einen Tanz. Mein Lieber es war mir eine Freude mit einem Gleichgesinnten zu plaudern, auf bald, will ich hoffen. Ihr werdet verstehen, wenn ich mich empfehle, denn wie sagtet ihr doch? Die Vengarder Damen warten. Und wenn man unsereins schon beim Handel warten lässt, so sollten man die Damen nicht auf unser Handeln warten lassen.«
Voll Inbrunst prostete er dem Fremden zu und verschwand stolzierend unter den Arkadengängen in den Gewölben des Kastellerdgeschosses. Der letzte Abend des Balls wollte einen würdigen Abschluss beim Tanze finden.
Ein sehr toller Post, wie ich finde, mit viel Witz und Humor.
Kann ich jedem nur ans Herz legen:)
Der Vulkan.
"Ach nee...", Ronsen schnaufte verbittert auf, als er erfuhr, wo es hinging. Naja, war ja eigentlich klar, immerhin hatte er es selbst gesehen. In seinem Kopf drinne. Da haben sich wohl seine Augen für einen Moment nach innen gedreht und dort hat sich diese seltsame Vision geformt. Anders konnte er es sich nicht erklären, wie er, als er nach diesem Wachkoma wieder klar denken konnte, im dreckigen Sumpfschlamm lag, Odinson in einer fast schon anmaßenden Stellung auf ihm gelandet war und ringsum die Leute herumlallten, als hätten Beliar persönlich sie geknutscht. Naja, Schwamm drüber. Ronsen hatte sich also aufbewegt, den Dreck an seines Adjutanten Kleidung so gut es ging abgewischt, und dann gewartet, wie es weiterging. Klare Frage, es ging auf den Vulkan. Wie konnte er nur an der Logik irgendeines Vorgesetzten zweifeln?
Halt, er war auch ein Vorgesetzter...
Hatte er einen Moment lang vergessen und schon lief alles aus der Bahn. Mit quängeligen Kleinkindern beladene Neureichpaladine rannten wie irre durch die Kante und die ganze Gruppe direkt hinterher. Ohe Rücksicht auf Verluste, es war ja bisher auch bloß die ganze Paladinschaft von Khorinis gestorben, da machte der Verlust ein paar Vengarder auch nichts mehr aus. Hmpf...
Aber der Admiral hatte einmal zu oft die Klappe gehalten und nun hatten sie also den Salat. Oder eher die Salza, denn so feurig, wie die Atmosphäre langsam wurde, brannte seine Kehle schon wie Feuer. Oder wie Lava. Und er würde bei seinem Körpervolumen einen prima Vulkan abgeben. Egal, er durfte sich jetzt weder mit Nachos noch mit irgendwelchen alkoholischen Rachenbrennern die Gedanken vertreiben, denn dann würde er noch wütender werden über alles, wie es eben gerade lief und dann stolperte er meistens irgendwie und löste eine Lawine aus...
Dennoch hatte er Hunger. Und er war müde. Und er hatte Kopfschmerzen. Und Durchfall, ganz schlimm. Das mussten die Eier gewesen sein, die er gestern gegessen hatte. Das war das Letzte, was von der Schafherde übrig gewesen war. Und gekocht gar nicht mal so schlimm nur eben eine unschöne Vorstellung; irgendwann würden Leute kostenpflichtige Anrufe für dubiose Dschungelspielshows machen, nur um Leute wie ihn die Hoden irgendwelcher Viecher fressen zu sehen. Tja, Ronsen lebte halt in der falschen Zeit. Und woran er auch dachte, es kam ihm nichts in den Sinn, das ihn aus dieser Hölle aus Depri-MMORPG und Schwarzmann-Schwarzhumor heraushalf. Gar nichts.
Doch.
Er kannte diese Gegend. Hier am Fuß des Vulkans hatte er mal Echsenmenschen erlegt. Mit nur ein paar Mann eine ganze Herde. Früher war das auch noch einfacher, da gab es einfach die heldenhaften Avatare. Jetzt war das nicht mehr so. Jetzt war er fett und unbeweglich und er hatte auch irgendwie etwas von seinem charmanten Äußeren verloren. Und die anderen hatten sich auch verändert. Oder besser, die anderen existierten gar nicht mehr. Nur Uli, der war damals auch dabei, als sie die Brut der Echsen ausgeräuchert hatten. Und Grimmy? Was war eigentlich mit dem? Mmh...
Brut, Klappe die Zweite, könnte es jetzt makaberer Weise heißen, denn, so war es doch irgendwie vorauszuahnen, konnten sie jetzt nicht schnurstracks auf den Vulkan, dem Krater guten Tag sagen und wieder gehen, nein, sie mussten immer wieder Hindernisse überwinden. So wie da vorne, da war eine Höhle in der Wand des Berges, da roch es einfach verdächtig nach Übel. Falsch: übel nach Verdächtigen war natürlich die richtige Konstellation. Er war aber auch total kirre heute.
"Du, du und du!", wählte er mir geschlossenen Augen drei Leute aus, die sich zwar dann nicht angesprochen fühlten, aber dennoch horchen mussten, "Kommt mit. Während die anderen das Lager aufschlagen, schauen wir uns mal die Höhle da an. Riecht doch übel oder?"
"Eher verdächtig..."
"Schnauze!"
Zu viert trotteten sie die paar Schritt voraus, jeder eine Fackel zur Hand, damit man sie auch ja erkannte, wenn sie im Dunkeln zu einer bedrohlichen Höhle stapften. War ja auch nicht so wichtig, am Ende waren sie doch alle so unsterblich, wie der übertriebene Jugend-Ego in ihnen drin.
Ronsen schritt, das Schwert in der Linken, zum Höhleneingang und spähte hinein. Da stand noch einer mit Fackel. Lustig, nein, eigentlich nicht. Es war ein Feuerwaran und der heizte provokant seinen Mundgeruch in die Richtung der kleinen Truppe.
"Und was lernen wir daraus? Putzt immer eure Zähne Männer. Und jetzt nichts wie weg hier, die Viecher sind verdammt zäh. Ich will nicht als Grillwurst enden."
"Als Boulette, Sir."
Schnauze, Mann!"
Wow, was für ein spitzmäßiger Wiedereinstiegspost. Geile Atmospähre. Und dieser ironische Bezug auf die Realität...find ich übelst geil. Jedem nur zu empfehlen...
Nachdenklich starrte Wenda in den bewölkten Himmel. Trüb und undurchsichtig schien er ein Sinnbild ihrer Gedanken zu sein.
Ein beinahe quälender Aktivitätsdrang hatte sie diese Woche erfasst, wie ihn nur der plötzlich hereingebrochene Frühling verursachen konnte. Diese Jahreszeit brachte eine Urgewalt der Lebenskraft mit sich, der sich kein Wesen entziehen konnte. Da hatte die Paladina es doch tief bereut, sich nicht dem Trupp angeschlossen zu haben, der gen Khorinis in See gestochen war, in die alte Heimat. Sicherlich hatten die Kollegen dort Gefahren und Abenteuer zu meistern, die sie selber den ganzen Winter lang nicht vermisst hatte.
Eigentlich hatte sie gar nichts vermisst den Winter über. Genauer gesagt hatte sie nicht viel empfunden. Die dunkle Jahreszeit schien ihr mit jedem Jahr mehr aufs Gemüt zu schlagen.
Um so mehr spürte sie jetzt den Frühling erwachen.
Als sei ein Schleier von ihren Augen genommen, sah sie die Welt wie neu, wie sie dort auf dem Burghof stand. Eine leichte Brise wehte, die ihr Gesicht liebkoste und mit einer Strähne ihres Haares spielte. Tief atmete die einstige Generalin die neuen, reichen Gerüche des Frühlings ein. Ein feiner Blütenduft lag in der Abendluft, vermischt mit dem Rauch eines Kochfeuers, dem Geruch nach Leder und Metall, und der allgegenwärtigen Note des Meersalzes.
Trotz der späten Stunde und der einsetzenden Dämmerung drängte es Wenda danach, etwas zu tun. Etwas sinnvolles. Etwas wirklich sinnvolles. Aber was?
Sie hatte König Rhobar schwören müssen, dass sie dem Paladinorden und Innos treu blieb. Daher hatte sie von da an wenig enthusiastisch Pflichten am Hof übernommen, die wenig repräsentativ und auch wenig anspruchsvoll, manche würden sagen unangemessen für ihren hohen Rang waren. Sie sah sie sich ja selbst als nicht geeignet an für verantwortungsvollere Taten. Die Blicke voll einer Mischung aus Enttäuschung, Bedauern und Verwunderung, die vor allem Medin und - wenn sie ihn sah - Rhobar zuwarfen, hatte sie kaum bemerkt. Auch hatte sich in ihr nicht der Wille gerührt, über sich hinaus zu wachsen.
Doch wie auch die Planzen um sie herum schien nun auch ihr alter Wille, für Innos und den Orden einzustehen, neu zu keimen. Wie eine kleine Pflanze wuchs nun mutig der Gedanke in ihr dem Licht entgegen, ob es nicht möglich wäre...
Ich habe viel erreicht. Ich habe vielleicht alles erreicht, was ich kann - mit dem, was ich kann. Aber soll es hier zuende sein mit dem, was das Leben mir zu bieten hat? Vielleicht ist die Zeit gekommen, an der ich endlich meine kämpferischen Fertigkeiten zurechtschnitze...
Vielleicht konnte man es der Paladina ansehen, die in den vergangenen Monaten mit leerem Blick nichtssagenden Arbeiten nachgegangen war und nun mit glänzenden Augen in den Himmel blickte, dass sich etwas in ihr regte. Eine Kraft, die lange in tiefem Schlummer gelegen hatte, rührte sich.
Wenda war zurückgekehrt.
:( Da möchte man sie einfach nur in den Arm nehmen.
Der strömende Regen klatschte ihr ins Gesicht, wie Peitschenhiebe auf dem massiven Körper eines sturen Gauls knallen, die einzelnen Tropfen, die sonst so idyllisch auf ihrer Haut landen können, verloren ihre Harmonie, denn aus Klängen wurde Pochen, aus Tönen ein Schlagen, die nassen niederprasselnden Kugeln waren keine runden Perlen mehr, sondern sie wandelten sich zu kleinen Pfeilen, die sich in ihre unbedeckte Haut bohrten.
Rings um sie standen sie, die alten, billigen, fast zerfallenen Häuser, Gebäude des Abschaums und dieser selbst versammelte sich ebenso überall, wo sie hinblickte, der arme Teil des Volkes, der zum Vermodern verdammt wurde. Von armen Bettlern, bis zu noch ärmeren Prostituierten reichte die Liste, würde man das Dasein dieser Menschen mit Tinte und Feder auf Pergament festhalten. Verlorene Wesen, schutzlose Tiere in der bröckelnden Gesellschaft.
Erschöpft von der Seefahrt auf dem schwankenden Plankenhaufen, welches man zu Unrecht Boot nannte, sank die Einsame an einer Hauswand nieder, denn nicht nur ihre Erschöpfung sondern auch ihre traurige Gegenwart drückten sie bis hinunter auf den Grund des Lebens. Und an diesem Grund war sie nun endgültig angelangt, erkannte sie, als sie den kalten Stein durch ihr dünnes, zerrissenes Kleid hindurch spürte.
Sie war all das, was sie früher nicht war, sie hatte all das verloren, was man ihr früher geschenkt hatte, es gab weder ein Dach über dem Kopf, noch eine Gemeinschaft, wie damals die spielenden Kinder, eine Gesellschaft, mit Händlern und anderen Händlerstöchtern, mit welchen sie oft zusammen speisten. Doch was am meisten fern blieb in dieser Zeit, seit sie Redsonja verlor, war die Zuneigung eines anderen Wesens, sei es ihr Vater, ihr Falke oder die bloße Anwesenheit Francoises gewesen, alles war verschwunden von dieser trostlosen Welt. Verschwunden von dieser teuflischen Welt, welche sie immer mehr zu hassen begann.
Doch mit all dem war sie nicht allein, denn vor ihren Augen erkannte sie eine weitere Person, eine junge Frau, die man etwa in ihr Alter schätzen würde, ein Wesen mit aschgrauen Augen und einem Blick, welcher von ihr selbst sein könnte. Sie blickte Shaheen direkt in die Augen, keine der beiden Einsamen rührte sich, so festgezogen waren die Stränge zwischen ihren Iriden, doch kullerte nicht nur bei der Südländerin, sondern auch bei ihrer Gegenüber, die dort am kalten Boden lag, eine Träne über die schneeweiße Wange. Doch als Shaheen die Hand ausstreckte, um ihr tröstend über die Wange zu streicheln, spürte sie nur die Kälte der Pfütze und das Spiegelbild verschwamm, von kleinen Wellen vertrieben.
Noch etwas zur allgemeinen Aufmerksamkeit. ^^
Ein "neuer" Erdenbürger erblickt das Licht der Welt.
Am Anfang war das Licht.
Gleißend hell brannte es plötzlich auf seiner Netzhaut und er gab einen gequälten Seufzer von sich, wand sich unter Qualen, kniff instintkiv die Augen zusammen, bis das Licht schwächer wurde. Sein Körper war schwer, unendlich schwer, seine Glieder so bleiern, dass er glaubte sie niemals anheben zu können und sein Geist benebelt.
"Heeeeeeeey...", kam es ganz entfernt von irgendwoher, er wusste nicht von wo. Es war ihm egal.
"Heeey", ertönte es erneut, diesmal klarer und irgendetwas in ihm erwachte, seine Sinne klärten auf, noch immer verwirrt, blinzelte er vorsichtig.
"HEY!" ein bärtiger Mann hatte sich direkt über ihn gebeugt und brüllte ihn aus nächster Nähe an. Erschrocken zuckte er zusammen, rutschte so gut es ging von dem bedrohlichen rotem Gesicht fort und schlug mit dem Kopf gegen etwas Hölzernes. Er stöhnte gequält und griff sich mit einer Hand an den Hinterkopf, immerhin war sein Geist jetzt einigermaßen auf der Höhe.
"Na endlich", der bärtige Mann fixierte ihn und sein Blick war alles andere als freundlich, "Wenigstens haste den Anstand, nicht zu krepieren, bevor du bezahlst hast. Dachte schon ich muss die verlausten Stadtwachen rufen, weil ich nen verdammten Toten in meiner Herberge habe. Dat wär ja noch schöner. Die Übernachtung macht übrigens 20 Goldmünzen. Kannste dann gleich am Tresen abgeben."
Verwirrt blickte er sich um, die Worte des bärtigen Mannes, der eine beeindruckende Leibesfülle vorwies, ignorierend, inspizierte er seine Umgebung. Er befand sich in einem ziemlich schäbigen Zimmer, außer dem Bett, in welchem er sich Befand, gab es noch einen heruntergekommen, wahrscheinlich hundert Jahre alten Schrank aus Holz und, zu seiner gelinden Überraschung einen ziemlich matten und speckigen Spiegel, der sicher noch älter war als die Schrankwand.
"Bei Innos... Halloooooo", der bärtige Mann rief sich in seine Erinnerung und klang nun eindeutig verärgert, "Bisse stumm? Verrückt? Schwachsinnig? Gemeingefährlich?"
"Wenn ich es wäre... würde ich es euch dann sagen?" seine Stimme... er hatte gesprochen, ohne sich daran erinnern zu können, diesen Entschluss gefasst zu haben und stellte nun fest, dass seine Stimme ihm gänzlich unbekannt war. Der bärtige Mann war jedenfalls von seiner Erwiderung so überrascht, dass er ins Stottern geriet.
"Hmm... also... ja, ich meine.... Stimmt", brummelte er, "Jedenfalls... also, wie heißt du eigentlich?"
Er öffnete den Mund.... sagte jedoch nichts... konnte nichts sagen, denn er wusste die Antwort nicht. Er wusste die ANTWORT nicht. Die Antwort auf die Frage, wie er hieß, war ihm verwehrt. Irgendetwas regte sich in seinem inneren, wie ein eingesperrtes Tier, tigerte das Wissen in einem Käfig herum, doch er hatte die Schlüssel nicht. Er wusste es nicht. Angst kroch wie schleichendes Gift in ihm hoch... seine Stimme war ihm unbekannt vorgekommen. Er kannte seinen Namen nicht und selbst jetzt, als er all seine Gedanken darauf fokussierte, es mit aller Macht versuchte, konnte er sich nicht vorstellen, wie er aussah.
"Aaaalsooo?" der korpulente Kerl schien misstrauisch zu werden, da sein rätselhafter Gast mit aufgeklappten Mund dort lag und nichts zu sagen wusste. Der Verwirrte war drauf und dran zu gestehen, dass er keine Ahnung hatte, doch dann besann er sich. Das mochte ihn vielleicht in Schwierigkeiten bringen, es war das Beste wenn er diesen kleingeistigen Mann nicht einweihte. Wer wusste schon wie er reagierte.
"Jörn, mein Name ist Jörn... verzeiht mein auftreten, ich muss wohl etwas verwirrt sein... sagt, guter Mann wie bin ich hierhergekommen?"
"Das wisst du wohl nicht mehr was? Tja, viel kann ich dir nicht sagen, du lagst ohnmächtig vor meiner Taverne... wahrscheinlich hasse dir ordentlich die Birne zugeknallt. Sowas hört man ja öfter... und wenn man Wirt ist, wie ich, sieht man et auch öfter. Bei mir inner Taverne kann dat aber nich gewesen sein, deine Visage hab ich hier noch nie gesehn", schloss der Wirt.
"Ah... dann danke ich euch wohl herzlich, wo genau befinde ich mich denn nun?"
"Ich bin viel weniger auf deinen Dank scharf, als auf dein Geld. Und wo sollst schon sein, meine Jüte, dass muss ja ne ordentliche Feier gewesen sein, im Hafenviertel Vengards, in meiner Taverne, in meinem Bett, welches pro Nacht 20 Münzen Gebühr kostet."
Er hörte nur mit einem halben Ohr zu... die Erkentniss brach mit neuerlicher Wucht über ihn hinein, er wusste gar nichts mehr, konnte sich an nichts erinnern, wusste nicht zu sagen wie seine Eltern hießen oder aussahen, kannte seine Vergangenheit nicht, wusste nicht wie er hierher gekommen war, nach Vengard... was genau war Vengard überhaupt? Er musste Informationen bekommen... sofort.
"Sagt, guter Mann, hatte ich etwas bei mir?"
"Ja verdammt, einen Rucksack und son neumodisches Klimperteil... keine Ahnung wie das heißt... liegt alles hier im Zimmer. Ich sehe du kommst schon klar... wir sehen uns unten, meine andren Kunden wollen jetzt sicher zu Mittag essen. Wehe du versuchst abzuhauen!"
Etwas von "lumpigen Gesindel" und "elenden Säufern" murmelnd, verließ der Wirt das Zimmer und ließ ihn mit seiner Wissenslücke zurück.
Vainguard
14.04.2009, 16:32
Zwar eine Kurze Geschichte, aber sehr schön zum Lesen und wahnsinnig spannend am ende...:D
http://forum.worldofplayers.de/forum/5.gif {Wenn Sterne zu vergeben wären dann fünf von fünf}
Vain hatte also einen Sandcrawler erledigt, doch was sollte sich Jary als Ziel aussuchen? Im Moment sah er keine Crawler und nachmachen wollte der Tabakmischer seinen Mitschüler auch nicht. Eine Gruppe von Löwen hatten sie gesehen, doch die hätten sie sicherlich, wenn überhaupt, nur zusammen geschafft. Und Schakale? fragte sich der Blauäugige und schaute sich um. "Da vorn...drei Schakale" meinte er leise und steckte seine Pfeile vor sich in den Sand. Den Bogen holte der junge Mann vom Rücken und richtete ihn auf die Jäger. Ein Pfeil war sogleich auf der Sehne, welche dann gespannt wurde. Der erste Pfeil muss aufjedenfall treffen.
Der Bogen war in der richtigen Position, der Pfeil lag auf gespannter Sehne und die Schakale waren einigermaßen ruhig. Jetzt Und der Pfeil surrte davon. Jaryvil wartete gar nicht darauf, bis das Geschoss getroffen hatte, denn die Zeit hatte er nun wirklich nicht. Ein Heulen, sie kamen. Und schon spreitzen sich zum zweiten Mal seine Finger, der Pfeil flog davon, suchte sich sein Ziel. Da warn es nur noch zwei.
Die nächsten zwei Pfeile hatten nun auch schon den nächsten Schakal in den Sand gedrückt doch da fiel ihm auf, er hatte nur noch einen Pfeil! Verdammt, der muss jetzt genau treffen! Alles war schon vorbereitet, doch der angehende Meisterschütze wartete, wartete auf den richtigen Augenblick. Noch ein Heulen, der Schakal war schon fast bei ihm und da lies der Novize los und traf direkt in den Hals. Ein verzerrter Schrei und der Schakal ging zu Boden.
meditate
21.04.2009, 14:31
was zum mitsingen
Was wollte dieses Waschweib von vorhin? Eine Auskunft nach irgendeinem Bauernhof? Egal. Slim hatte doch selbst keine Ahnung, wo er hier war und was er hier tat. Doch, das wusste er schon, er wanderte, er wusste sogar wohin, nach Trelis, Wachgarnison des orkischen Imperiums, Front nach Varant. Und augenscheinlich stimmte auch die letzte Beschreibung, die er in einer Taverne aufgeschnappt hatte, Flachland, die grauen Wälder, die er noch vor mehreren Stunden passiert hatte, waren Wiesen, die, in ein für diese frühe Zeit im Jahr recht sattes, Grün getaucht waren, gewichen. Die Hügel, deren Aufstiege ihn noch vor kurzem einige Schweißtropfen gekostet hatten, waren verflacht und glichen nun einem Pfannkuchen, einem Brett, oder was auch immer, Hauptsache es war flach.
Zu dieser Tageszeit bot sich hier eine elegante, weite Aussicht, in der Ferne zeichneten sich die Berge in der Nähe des Passes ab, an deren Spitzen sich die Wolken fingen.
Wiesen wechselten sich hier mit Äckern, der ungepflügten, vermutlich schon besähten Erde sah man den Schweiß förmlich an, den der Bauer hier bei der Arbeit vergoßen hatte. In einigen Monaten würden vermutlich goldene Weizenähren die Felder überziehen, gemächlich würden sie im Wind schaukeln und auf den Tag zuleben, an dem sie der Bauer mit einer Sense ermorden würde, um sich und seiner Familie einen gewissen Lebensunterhalt zu verdienen.
Hin und wieder wurde das Flachland von einem Bach durchzogen, das klare Wasser plätscherte fröhlich vor sich hin, wahrscheinlich gerade von einem der schneebedeckten Gipfel abgetaut und jetzt schon hier auf der Durchreise in einen der größeren Ströme Myrtanas. Vor einigen Minuten hatte der ehemalige Leutnant bemerkt, dass sein Wasserbeutel ein Loch hatte, welches er erst umständlich und ungeschickt flicken musste, ehe er ihn wieder füllen konnte, kurz etwas trinken und sein Gesicht benetzen konnte und dann die Reise fortsetzte.
"Ein Loch ist im Beutel, King Rhobar, King Rhobar, ein Loch ist im Beutel, King Rhobar, King Rhobar, ein Loch!"
"Verstopf es, van Klaaven, van Klaaven, van Klaaven, verstopf es, van Klaaven, van Klaaven, mach's dicht!"
"Womit denn, King Rhobar, King Rhobar, King Rhobar, womit denn King Rhobar, King Rhobar, womit?"
"Mit nem Ork, van Klaaven, van Klaaven, van Klaaven, nem Ork, van Klaaven, van Klaaven, nem Ork!"
"Der Ork ist zu la-ang, King Rhobar, King Rhobar, der Ork ist zu la-ang, King Rhobar, zu lang!"
"Dann kürz' ihn, van Klaaven, van Klaaven, van Klaaven, dann kürz' ihn, van Klaaven, van Klaaven, kürz' ihn!"
"Womit denn, King Rhobar, King Rhobar, King Rhobar, womit denn King Rhobar, King Rhobar, womit?"
"Mit 'ner Axt, van Klaaven, van Klaaven, van Klaaven, mit 'ner Axt, van Klaaven, van Klaaven, 'ner Axt!"
"Der Kopf geht nicht ab, King Rhobar, King Rhobar, der Kopf geht nicht ab, King Rhobar, nicht ab!"
"Dann kürz' ihm die Eier, van Klaaven, van Klaaven, van Klaaven, dann kürz' ihm die Eier, van Klaaven, hack' sie ab!"
In Wahrheit hatte er den Beutel jedoch mit einem Stück Stoff geflickt, nicht mit einem Orkgemächt, wo sollte er auch sowas herbekommen?
...
Toller Post, gut geschrieben und gibt einen interessante Einblick auf Calintz. Kann ich nur empfehlen:)
Mit ausdrucksloser Miene beobachtete der Weißhaarige die Szene, die sich direkt vor seinen Augen abspielte: ein junger Söldner, der wohl erst vor kurzem gelernt hatte zu kämpfen, lag in der ausgetretenen Erde des Kampfzirkels und schien offenbar tot zu sein. Lediglich das leichte Heben und Senken der Brust zeugte davon, dass der Kämpfer noch am Leben war. Sein Körper war übersäht von blutroten Schnitten und vollkommen zerstörte Rüstung hing ihm in Fetzen vom Leib. Um den Verletzten herum hatten sich gut ein Dutzend Söldner versammelt, die allesamt verzweifelt versuchten ihrem Kameraden zu helfen. Immer wieder schrie man nach einem Heilkundigen, was nur, obwohl der Dieb nur wenige Schritte vom Ort des Geschehens entfernt war, überaus gedämpft an dessen Ohr drang. Seine Aufmerksamkeit gehörte ausschließlich der immer größer werdenden Blutlache, die unter dem Körper des Verwundeten zum Vorschein kam. Er war fasziniert von den winzigen Wellen, die sich auf der Oberfläche des roten Lebenssaftes, aufgrund des leichten Windes, bildeten und wandte seinen Blick erst wieder davon ab, als ihm plötzlich ein fettleibiger Mann in wüstentypischer Kleidung den Blick versperrte, indem er sich über den verletzten Söldner beugte. Kurz darauf erkannte Calintz in dem Beleibten den Alchemisten des Dorfes, der offenbar auch in den Heilkünsten bewandert war. Anweisungen wurden gegeben und schlussendlich packten ein paar Söldner ihren verwundeten Kameraden und schafften ihn behutsam vom Arenazirkel weg. Bevor sie jedoch den Weg zu Haus des Alchemisten hinunterstiegen, warfen sie dem Hashashin böse Blicke und wüste Beschimpfungen entgegen, doch auch dies zog spurlos am Gemüt des Weißhaarigen vorbei. Erst als auch der letzte Kamerad des Verletzten verschwunden war, hob der Dieb seinen Säbel, der sich in seiner rechten Hand befand, an und betrachtete die rötliche Färbung der Waffe im Mondlicht. Es war das Blut des jungen Mannes, welches an der Klinge klebte...es war Calintz' Werk gewesen, dass man nun um die Gesundheit des Söldners bangen musste.
Behutsam schob der Elitesöldner nun seine Waffe wieder in die dazugehörige Scheide an seiner linken Seite und verließ langsamen Schrittes die Arena. Es war ihm egal, ob dieser Jüngling nun überleben würde oder nicht. Für ihn hatte der angehende Söldner seinen Zweck erfüllt. Er war der Unglückliche gewesen auf den der Attentäter all seinen Zorn kanalisiert hatte. Er war, wie man so schon sagte, schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Trotzdem war es ein fairer Kampf gewesen...auch wenn der junge Mann den Kampfkünsten des erfahrenen Elitesöldners rein garnichts entgegen zu setzen gehabt hatte. Inzwischen hatte sich Cal wieder beruhigt. Er hatte seine Gefühle auf jemand anderen projeziert und nun steckte all sein Zorn in den tiefen Wunden des verwundeten Söldners. Dabei hatte er überhaupt nichts mit dem Gemütszustand des Kopfgeldjägers zu tun gehabt. Die schlechte Laune war von jemand anderem erzeugt worden. Jemand, der die Vergangenheit des Weißhaarigen wieder aufleben hatte lassen. Eine Vergangenheit, die Calintz seit jeher zu verdrängen versucht hatte. Es war eine Zeit der Schwäche gewesen und Murielle hatte den Söldner damals mit all seinem Schmerz und seiner Trauer alleine zurückgelassen. Und somit war aus dem Schmerz der Hass erblüht. Calintz hatte sich damals geschworen ein Leben zu führen, das nicht von solch schwachen Gefühlen beherrscht wurde. Murielle hatte den Fehler begangen ihn an diese Schwäche zu erinnern. Ein Fehler, für den sie bezahlt hatte. Sie...und dieser nichtsnutzige Söldner. Trotzdem überkam den Weißhaarigen ein Gefühl, dass sein Verhalten einen Fehler aufwies. Er hatte seiner Gefährtin eine Zukunft versprochen. Eine bessere Zukunft, als jene, die sie auf Khorinis erwartet hätte. Mit seinem Verhalten hatte er dieses Versprechen gebrochen. Ein Fehler, der ihm nicht noch einmal unterlaufen sollte.
Ihm war klar, dass es angebracht wäre sich bei Murielle zu entschuldigen, doch lag ihm nicht wirklich etwas daran. Für ihn war sie kaum von Bedeutung...zumindest redete er sich das ein. In Wirklichkeit brauchte er sie, auch wenn er das nicht wahr haben wollte. Schließlich war sie die einzige Person, die er nahe genug an sich heranließ, dass sie ihn wirklich verletzen könnte. Nicht einmal Faren wäre dazu in der Lage gewesen. Natürlich hätte ihm der Hüne spielend beide Arme brechen können, doch der Geist des Hashashins wäre für den ehemaligen Feuermagier verschlossen geblieben. Murielle hingegen übte einen Einfluss auf ihn aus, den er nicht mehr lange ignorieren würde können.
Als der Maskenbauer soeben die Taverne passiert hatte und in Richtung Stadttor schritt, ertönte plötzlich die Stimme seine Gehilfen direkt hinter ihm. Calintz drehte sich langsam um und sah direkt in die feuerroten Augen seines Schützlings. Dieser erwiderte den Blick seines Meisters mit der, für ihn äußerst typischen, Gleichgültigkeit. Gereizt fragte der Hashashin den Jüngling:
"Was willst du?"
"...ich muss mit euch reden, Meister."
"Sprich."
"Es geht um euren Gast...Murielle."
"...was ist mit ihr?"
"Liebt Ihr sie?"
Erstaunt hob der Söldner beide Augenbrauen. Zögernd hob er zu einer unsicheren Antwort an:
"Ich weiß nicht was du damit meinst..."
"Ob Ihr etwas für sie empfindet."
"So meinte ich das nicht...ich weiß nicht was Liebe ist..."
"Aber..."
"Ich habe vor langer Zeit vergessen, was es heißt zu lieben..."
"...aber es tut Euch Leid, nicht wahr?"
"..."
"..."
"...Nein."
"Ihr zögert."
"Cery...ich weiß nicht, ob dich Murielle schickt oder nicht, aber ich...bin nicht gewillt dir wahrhaftige Antworten auf deine Fragen zu geben."
"...warum nicht?"
"Ich glaube...weil ich inzwischen vergessen habe, wer ich selbst bin..."
Mit diesen Worten drehte sich der Kopfgeldjäger um und setzte seinen Weg fort.
~Wer bin ich?~
Sehr genialer Post von Sir Ulrich, geschrieben in Varant (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=9379269&#post9379269), während er zusammen mit ein paar Nomaden und anderen Innoslern die Abtrünnigen Nomaden verfolgt, um deren Gefangene zu befreien.
Das helle Mondlicht hatte seine Vor und Nachteile, einerseits konnte Ulrich sich so besser orientieren, andererseits hatte der Feind auch bessere Sicht. Ließ sich nun mal nicht ändern, musste er sich eben noch vorsichtiger bewegen. Die Richtung war klar, in großem Bogen um das Feuer herum, nahe genug, um es noch im Blick zu haben, weit genug weg, um mögliche Wachposten zu umgehen. So die Überlegung des Paladins, der nach einer Weile das Lagerfeuer der Fremden seitlich von sich sah, von nun ab ging es nach Norden, besser gesagt Nordöstlich. Zu weit wollte er sich nicht entfernen, denn seiner Vermutung nach, hielten sich die Banditen irgendwo hinter dem Vorposten auf. Die drei Männer, so mutmaßte Ulrich, sollten wohl etwas in der Art sein. Scheinbar hatten sie noch keinen Verdacht geschöpft, denn der Paladin konnte noch schemenhaft die Gestalten erkennen. Mit höchster Konzentration, all seine Sinne geschärft, arbeitete Ulrich sich eine zeitlang stetig voran, irgendwann glaubte er etwas zu sehen und hielt inne.
Nicht mehr als ein paar helle Flecken konnte er ausmachen, doch das reichte ihm, um zu der Annahme zu gelangen, dass das die anderen Abtrünnigen sein mussten. Von nun an musste er noch vorsichtiger sein, kein Laut, kein Muckser, seine Gegenwart durfte unter keinen Umständen bemerkt werden. Kleinste Gangart war nun angesagt, hieß in dem Falle flach auf dem Boden robben. Einer Schlange gleich, zugebener maßen nicht so elegant, wand sich der Paladin über den Sand. Langsam, aber stetig ging es voran, je näher Ulrich kam, umso mehr konnte er erkennen. Die hellen Flecken waren Kamele, etwas weiter weg ein kleines Zelt, zwei dunkel gekleidete Gestalten standen beieinander, sie schienen sich zu unterhalten, vermutlich Wachen. Äußerst behutsam bewegte sich der Kommandant weiter, ein großer Kaktus war sein nächstes Ziel, es galt jede mögliche Deckung auszunutzen, die Auswahl war hier nicht sonderlich groß.
Dort angekommen atmete Ulrich ein paar mal tief durch, bei solchen Aktionen merkte er, das er nicht mehr der jüngste war. Was nun?, fragte der Paladin sich unterdess, viel näher sollte er sich nicht ranwagen, am besten abwarten. Vielleicht waren die Gefährten noch nicht in Position, da wäre voreiliges Handeln mehr als unklug. So beschloß der Paladin hier zu verharren, bis sich im Lager etwas ungewöhnliches abspielen würde. „Ein guter Plan“ bestätigte er sich selbst, damit er nicht ins Zweifeln geriet, Geduld gehörte nicht zu seinen Tugenden. „Da ist doch was“, der Paladin hielt den Atem an, knirschende Geräusche, ohne Zweifel stapfte da Jemand durch Sand, die Schritte kamen näher und näher. Wurde er entdeckt?, sehr unwahrscheinlich, dann würde, wer auch immer da auf ihn zuhielt, anders vorgehen, die Bewegungen waren zu unbedarft. Zum Glück war der Kaktus ein altes Exemplar und war breit genug, damit Ulrich sich aufrechtstehend dahinter verbergen konnte. Der Bursche konnte nur noch wenige Schritte entfernt sein, nur noch wenige Augenblicke, dann würde die Tarnung des Paladins auffliegen.
Der Puls von Ulrich raste, die Anspannung war zum zerbersten, seinen Langdolch fest umklammert, war er zum Sprung bereit. Plötzlich waren keine Schritte mehr zu hören, der Kerl war stehen geblieben, er musste in unmittelbarer Nähe sein, der Paladin konnte den Atem des Fremden hören. Augenblicke vergingen, eine gefühlte Ewigkeit, in der nur das Schnaufen des Burschen und seltsames Geraschel zu vernehmen war. „Was wird das wenn es fertig ist?“, die Antwort konnte Ulrich sich nach ein paar Atemzüge ganz klar beantworten, der Bursche fing an zu piseln. „Bei Innos, gab es keinen anderen Platz dafür?..., Dummheit muß bestraft werden“, der Paladin musste handeln und zwar schnell. Er sprang seitlich hervor, einen Wimpernschlag später, traf den Unglückseligen ein wuchtiger Fausthieb am Kopf, aufgerissene Augen und ein leises Stöhnen war die Reaktion. Ulrich setzte sofort nach, ging dem Kerl an die Gurgel und riß ihn zu Boden, dann drücke er fest zu, bis sich der Körper des Mannes nicht mehr bewegte. An den Beinen zerrte der Paladin sein Opfer hinter den Kaktus, für mehr blieb keine Zeit, Ulrich wusste, das es nicht lange dauern könne, bis Jemand den Kerl vermisste, hier war er also nicht mehr sicher.
Ein würdiger Abschluss einer langen Geschichte, wie ich finde.:)
Während er seine Augen geschlossen hielt, spürte er den warmen Wüstenwind und einige Sandkörner flogen gegen seine Haut. Er erinnerte sich an die Bilder und setzte diese Geschichte fort . In seinen Gedanken segelte er nach Süden und verließ diese Gegend. Irgendwann traf er auf eine Insel und verbrachte dort die nächste Zeit seines Lebens.
Der Jäger seufzte einmal leise, öffnete die Augen wieder und machte dann die letzten Schritte in die Richtung des kleinen Dorfes.
Nach einiger Zeit hatte er den Ort erreicht, den Ort, von wo er das Festland verlassen wollte. Kurz fragte er sich, was wohl seine Gruppe gedacht hatte, als sie sein Fehlen bemerkt hatten, falls sie es überhaupt bemerkt hatten, doch schnell verlor er das Interesse an diesem Gedanken.
Die Orks waren Herrscher dieses kleinen Dorfes, das 'Lago' genannt wurde. Letztlich interessierte ihn auch dieses Detail nicht, war es doch so unbedeutend wie seine Existenz an manchen Tagen.
Glaubhaft konnte er ihnen machen, dass er ein Söldner sei und hier lediglich Proviant einkaufen wolle, während er auf der Jagd nach einem Rebellen sei. Anders, als in manchen Situationen, war er so ruhig und gelassen, als spräche er die Wahrheit.
In Lago gab es wirklich nicht viel. Eine kleine Arena, ein paar Händler für die nötigsten Sachen und viel Sumpfkraut. So war es für ihn keine Schwierigkeit einen Stängel zu finden. Während er einen ersten Zug nahm, schritt er durch die wenigen Gassen zur Anlegestelle, wo ein paar kleine Boote lagen, zum Teil mit Segel, Andere als einfaches Ruderboot.
Noch immer verspürte er völlige Ruhe. Es war angenehm, aber auch interessant, wie entspannt er sich diesem Schritt näherte, dem Verlassen Myrtanas.
Eigentlich hatte er immer eine innere Anspannung gefühlt, als er hier unterwegs war, doch nun, so kurz vor dem Abschied, fühlte er sich frei.
Natürlich war es kein Abschied der klassischen Art, aber immerhin war auch er kein Durchschnittsmensch. Er war etwas besonderes, doch ist das nicht jeder Mensch? Ständig auf der Suche nach der wahren Heimat durch das Land ziehend, war das etwas besonderes? War das etwas Gutes?
Er schaute auf das Meer hinaus und sah sich erneut an einem anderen Ort. Träumend schloss er wieder die Augen.
Nach kurzer Zeit hörte er Schritte, die in seiner Nähe aufhören zu klingen, scheinbar hatte er Besuch bekommen. Interessiert schaute er seinen Besucher an und erblickte einen älteren Mann, gekleidet in einfache und schmutzige Kleidung. Wahrscheinlich ein Arbeiter der Orks.
„Welch fremde Welten dort wohl liegen?“, fragte der Arbeiter und schaute den ehemaligen Orksöldner freundlich an. Zunächst war dieser erstaunt, warum ihn der Mann ansprach, was wollte er? Ein nettes Gespräch? Solche Menschen kannte er gar nicht mehr.
„Weiß niemand“, antwortete Lasseko und nahm erneut einen Zug.
„Wem gehört dieses Boot?“ Der Krieger zeigte auf ein kleines Boot, ausgestattet mit einem kleinen Segel und Rudern.
„Weiß ich nicht genau, wieso?“
Kurz legte sich Stille über die Anlegestelle, nur das Rauschen der Wellen bot eine Geräuschquelle.
„Ich werde die fremden Welten bereisen und diese verlassen.“, sprach er und holte eine mittlere Menge Gold hervor.
„Überreicht dem Besitzer dieses Gold, wenn er sich meldet. Wenn nicht, behalte es einfach.“
Sie schauten einander an, als würden sie sich schon lange kennen, dabei wussten sie gar nichts voneinander.
„Viel Glück!“, wünschte ihm der alte Mann und schaute ihn erneut freundlich an.
Lasseko nickte ihm zu, wandte den Blick ab und schritt nun auf das Boot zu.
Es war noch seetüchtig, dennoch war es mit einem gewissen Risiko verbunden.
In dem Augenblick, als er seinen ersten Fuß auf das Boot setzte, erinnerte er sich an den Moment, als er das Schiff betreten hatte, das ihn von seiner Heimatinsel nach Khorinis bringen sollte.
Damals sah er in seiner Heimat keine Perspektive und wollte auf der größeren Insel Ruhm und Ehre erlangen. Heute, lange Zeit später und auf dem noch viel größeren Festland, interessierte ihn das nicht mehr. Auf den südlichen Inseln erhoffte er sich ein ruhiges Leben, fernab des Kontinents, doch wer weiß, ob ihn das Schicksal nicht an einen anderen Ort führen würde?
Als er mit beiden Beinen im Boot stand, sich umdrehte und einen, ging es nach seinen Vorstellungen, letzten Blick auf das Festland warf, erinnerte er sich erneut. Voller Zuversicht hatte er seine Heimatinsel das letzte mal betrachtet, doch nun war er müde. Müde von der Zeit seit jenem Tag und erleichtert, dass er diese Welt wohl bald hinter sich haben könnte.
Nun nahm er den letzten Zug und schmiss den Stängel anschließend in das Wasser, welches ihn nun fort trug.
Langsam löste er die Seile, wobei ihm der älter Mann noch immer zusah, sodass die Wellen sein Boot nun ebenso fort tragen konnten, wie sie es mit dem Stängel taten.
„Ich brauche das Boot eh nicht mehr“, rief ihm seine namenlose Bekanntschaft zu. Sogleich musste Lasseko grinsen. Wusste der Mann also doch genau, wem das Boot gehörte, nämlich ihm selbst, doch war er bereit es herzugeben, damit der ehemalige Assassine seine Reise beginnen konnte.
Während sich sein Boot langsam aber sicher doch mehr und mehr von der Küste entfernte, verabschiedete er sich von diesem unbekannten, aber sehr freundlichen Mann. Stellvertretend stand er ihn dieser Minute für alle Menschen, die er auf dem Kontinent, aber auch auf Khorinis kennen gelernt hatte.
„Resdayn, Golsir, Elendium, Andy, Trebor, Aurelion, Hârkon, Gorbag, Seloron, Kalyvala, Gwydion“, zählte er einige Namen auf, die ihn auf seinem Weg begegnet waren und ihn auf irgendeine Art und Weise geprägt hatten. Würde er noch länger überlegen, fielen ihm noch viele andere Namen ein, welche doch alle eine Berechtigung auf ihren Platz in der Geschichte über sein Leben hätten.
Es war bereits später Abend, die Sonne verschwunden und Lasseko setzte sich mit dem Rücken zum Festland auf den Boden seines Bootes. Die ersten Sterne betrachtend, entfernte sich das Festland immer mehr. Inzwischen konnte ihn sein namenloser Freund wahrscheinlich gar nicht mehr sehen.
Natürlich gab es einen letzten Zweifel, ob es ihn wirklich auf die südlichen Inseln verschlagen würde, doch zumindest einmal in seinem Leben würde ihm das Schicksal wohl einen einen Gefallen tun. Immerhin handelte es bisher äußerst selten so.
„Naja,
war das alles?“, flüsterte er leise, während er innerhalb weniger Sekunden seine Zeit auf Khorinis und Myrtana nochmal durchlebte.
„Eines ist sicher.“ Fest entschlossen blickte er in die Ferne, in die Zukunft.
„Alles wird gut.“
Auf den Menschen Vengards lastet die Erinnerung an den Tag, als der Krieg ihre Tore stürmte. So mancher Krieger hat mehr gesehen als ein Mensch erträgt.
>... Vengard, den sechsten des sechsten Mondumlaufs.
Sir Jun Qel-Dromâ.<
Das Buch schloss sich, die Feder wurde beiseite gelegt und das Buch dann sicher auf den Nachttisch gelegt. Die Kerze wurde ausgeblasen und das warme Licht Innos verließ den Raum in einer kleinen aufsteigenden Rauchschwade. Trotzdem war es nicht stockfinster. Der Mond schien schwach durch das Fenster mitten auf Jun, der auf seinem Bett lag und sein Buch um weitere Seiten gefüllt hatte.
Er hatte die Ereignisse des Tages, der Ausbildung zusammengefasst. Namen seiner Schüler aufgeschrieben und Impressionen des Buhurt skizziert. Leicht angeschwippt war er auch. Immerhin galt es ein Bierfässchen bei den Stallungen zu leeren. Am Ende tranken gar die fleißigen Stallknechte mit. Jun genoss diese Augenblicke. Das machte das Militär auch aus, selbst wenn er der General war. Es gab auch Momente wo man Mensch sein konnte, fern der Sorgen und Pflichten. Doch so angenehm diese Momente waren, hinterfragte Jun sie. Was wäre morgen? In einen Monat? In einen Jahr? Würde es solch Momente geben oder stand wieder der Kampf an?
Es jährte sich bald und der Gedanke daran, sorgte bei Jun, dass er nicht einschlafen konnte. Er richtete sich gar auf und lehnte an der Wand, zog die Knie an seinen Körper und legte sein Kinn drauf ab.
"Es jährt sich bald...", flüsterte er kaum hörbar. Jun sah sich in Gedanken. Wie sie Ardea eroberten, wie sie feierten und am Lagerfeuer beieinander saßen. So viele waren sie, so viele Freunde und genau in diesem Moment waren sie auch nur Menschen - keine Soldaten. Sie lachten, sie tranken, sie aßen und sprachen viel - nur nicht vom Krieg. Er war fern, so schien es und doch kam er wie der Schlag eines mächtigen Hammers. Bilder von der Schlacht um Ardea zogen auf. Er sah Hiroga, sah Danrius, sah den Novizen mit dem Bogen. Er sah Sir Iwein im Nachtrock und sah die Heerscharen von Söldner, Orks und dieses Kriegsmammut. Zurück in Vengard sah er nicht mal ein Drittel jener, die so unbekümmert am Feuer saßen und von ihren Familien und ihrer Heimat erzählten. Die Erinnerungen kamen Schlag auf Schlag. Jun spürte seine Angst die er damals empfand wieder und wieder aufs Neue. Die Ungeduld vor dem Kommenden und dann das Bild, als Trommeln ertönten und die Nacht von tausenden Feuern vor Vengard eine beängstigende Stimmung erlangte. Damals machten sie sich Mut. Damals vorbereiteten sie sich auf den nahenden Angriff und waren sich sicher, die Belagerung stand zu halten.
Jun sah die Kompanie die ihm zugestellt wurde. Viele waren sie. Viele junge Waffenknechte und Knappen, die eigentlich niemals Soldat hätten werden sollen. Jun schien sich an jedes Gesicht zu erinnern, wie es Emotionen in sich barg. Von Furcht, bis hin zu Mut und der Unbeschwertheit noch nie eine Schlacht erlebt zu haben. Hatte er ihnen damals mehr Angst machen sollen? Hätte er sie Heim zu ihren Müttern und Vätern schicken sollen, damit sie sich verabschieden? Jun fragte es sich immer wieder. Und immer wieder sah er die jungen Gesichter - tot. Gefallen auf vengarder Boden. Die letzten Emotionen - wie versteinert lagen sie im Gesicht der Toten die er in die Schlacht führte.
Den Rittmeister überkamen die aufkommenden Gefühle. Seine Kehle wurde trocken und seine Augen tränten schon. Er konnte alles machen, aber nicht vor diesen Bildern flüchten.
Jun sah den weiteren Verlauf der Belagerung. Erlebte jede Schlacht vom Neuen. Erinnerte sich an den Schmerz, hatte den Geruch des Blutes in der Nase. Hörte die klirrenden Waffen, Kampfschrei um Kampfschrei, Todesschreie und spürte das Blut der Feinde, das gemischt mit Schweiß und Dreck, das Gesicht hinab floss so real wie damals nun jetzt. Jun packte sein Kissen und rieb es sich ins Gesicht. Es sollte aufhören. Doch es hörte nicht auf, es klebte nichts am Kissen.
Die Erinnerungen fuhren in seinem Kopf fort. Er kämpfte und kämpfte. Erschlug Mann und Ork, schrie sich die Seele aus dem Leib und hielt seine Kompanie zusammen, machte ihnen Mut und stürmte voran. Dann gab es einen Filmriss und er fand sich bei Morgengrauen wieder. Er schritt verwundet über das Schlachtfeld, blickte Freund und Feind in die Toten Gesichter und alle fragten ihn "Wieso musste ich sterben und wieso darfst du leben?" - Jun antwortete ihnen nicht. Nein, er betete zu Innos und bat ihn, dass sie alle schweigen. Und sie schwiegen. Doch die Frage blieb in seinem Kopf. Wieso erlebte er den Sonnenaufgang, als die Belagerung endete. Wieso fiel er nicht wie über zwei Drittel seiner Männer? Sie alle kämpften tapfer und doch fielen sie.
Der Rittmeister begann zu weinen. Um jeden der mit ihm starb. Ja, mit ihm starb. Denn in jenen Schlachten, starb auch in Jun etwas.
Im Krieg wusste man wie man tötet, wie man so gut es geht überlebt, aber man wusste nicht zu trauern, wusste nicht wohin mit den ganzen Schreckensbildern die sich auf der Seele einbrannten. Das lehrte niemand, das konnte niemand lehren. Nach aussen hin zeigte er sich stark, zeigte keine Schwäche, doch im Inneren, in seiner Seele schmerzten die Verbrennungen des Krieges.
Als Soldat blieb man dann stehen und traute sich bei allem gezeigten Mut nicht zurück zu blicken. Sich in etwas zu flüchten, damit man nicht mehr daran erinnert wurde. Bei Jun war es Innos und mit jeder Nacht, in der die Erinnerungen hoch kamen. Ging er zu Innos und suchte seinen Halt bei seinem Gott. Doch es war mehr. In Jun entfachte etwas, als er seine ersten Scharmützel in denen er tötete verarbeitete. Je mehr er tötete, je mehr Blut er vergoss, umso mehr flüchtete er sich zu Innos, machte Innos zu seinen Schild und zu seinem Antrieb, um alles Schlechte, alles was seine Seele belastete und zu verletzen versuchte von sich zu streifen. War es Fanatismus in den er sich zu retten gesuchte? Ja. Merkte es Jun? Nein.
Sein Vater sagte einmal zu seinem Großvater, als Jun noch ein kleiner Junge war - "Ich weiß nicht ob Jun wie meine anderen Söhne ist. Er hat eine gute, treue Seele. Sein Herz trägt die Lasten anderer Herzen. Einen Krieger zermürbt sowas, wie ein Mühlstein das Korn. Wie soll ich ihn leiten?"
Woraufhin sein Grossvater, der große Paladin, antwortete, dass er nicht verzagen solle und Innos Jun den Weg schon weisen werde. Jun verstand nicht alles, doch um Innos wusste er schon viel und prägte sich dies ein. - Innos würde ihm den Weg schon weisen. Doch davor konnte er Jun heute nicht mehr schützen. Das tat er immer und auch jetzt. Der Rittmeister schritt wieder angezogen gen Tempel. Er musste beten und die Bilder die aufkamen mit Innos Hilfe aus sich heraus treiben. Je mehr er in Innos vertraute, umso mehr half er Jun. Umso seltener kamen diese Nächte, solange er nur Innos folgte und Innos lebte - ohne zu zweifeln.
Was Jun damals als Kind jedoch niemals erfuhr, war dass sein Vater wusste, dass er niemals den Weg des Kriegers einschlagen durfte. Sein gutes Herz konnte alles Leid niemals verarbeiten und niemals wegsehen. Das Kriegertum würde Jun den Menschen vernichten und etwas anderes wecken. Das wusste der Fürst damals, doch war es zu spät, dies dem heutigen Jun noch zu sagen. Die Narben die der Krieg im Rittmeister hinterließ, waren tief in seiner Seele und nicht mehr zu heilen. Wohin dies führen würde? Nur Innos wusste es.
AnnaJoseph
09.06.2009, 02:06
Dieser Post ist eine schöne Geschichte. Ich versteh ihn zwar nicht so ganz, aber na ja. :(
Melaine legte den Kopf schräg und blickte in das ruhende Blau, dass sich leise in zurückgezogen hatte, dass man seinen Rückzug kaum zu hören vermochte. Leise verklang das Spiel des Barden auf der Sommerwiese nahe des Flusses, auf dem die gelben Tulpen in voller Blüte ihre Köpfe der Sonne entgegenstreckten.
Der letzte Ton verfehlt, die Hand noch gehoben, zitternd, als erwartete sie einen weiteren Versuch, der ihm nicht stattgegeben wurde. Dann sank sie darnieder, kraftlos mit dem Wissen, dass sie die Erwartungen nicht erfüllt hatte.
Und doch war die Wiese leer. Keine Biene summte über den glänzenden Blüten, kein Hase raschelte durch das Gras und kein Wind flüsterte mit den Blättern der nahen Eiche. Die Welt schien still um ihn herum und so schien er auch die leisen Worte nicht zu hören, die der Barde selbst sprach.
Die Zauberin schüttelte den Kopf und verscheuchte so das Bild des erschöpften Troubadours. Ihre Augen fassten erneut das Gesicht des Malers, dessen Augen mit einem Funken Traurigkeit ihrem Blick entwich.
Mitfühlend legte sie ihre Hand auf die Seine, umfing sie vorsichtig mit ihren Fingern und strich liebevoll mit ihren Daumen über den Handrücken.
„Schau mich an!“, flüsterte die Rothaarige leise und strich mit ihrer Hand seinen Arm hinauf, berührte die Wange und glitt zärtlich mit den Fingern an seinem Kinn entlang, bis jene den ihr fernen Wangenknochen erreichten und mit sanfter Gewalt seinen Blick zu sich zog. Doch die Augen blieben ihr fern, dass die Grünäugige sich mit einem liebevollen Lächeln erhob und auf seinen Schoß setzte.
Langsam reckte sie den Kopf in sein Blickfeld und strahlte ihn an, sah, dass er den Blick ein weiteres Mal abwenden wollte, als ein widerwilliges Lächeln auf seine Lippen trat und seinen Versuch unterband. „Das macht nichts. Jeder fängt klein an.“, flüsterte sie leise, nachdem ihre Arme seinen Hals umschlugen hatten und ihre Hände auf seinen Schultern ruhte. Sachte streichelte sie mit ihrer Nasenspitze über die Seine. „Selbst der größte Magier. Jedes Kind, das neu geboren wird, obschon manche glauben, wir seien alle bereits einmal auf dieser Welt gewesen. Jeden Tag könnten wir feststellen, wenn wir wollten, dass wir etwas vergessen haben, dass uns doch so wichtig war. Nicht wichtig genug, sagen sie einen und fügen hinzu, dass man sich mehr anstrengen müsste, jeden Tag aufs Neue, natürlich, erwidern die anderen. Es ist egal, wem man zuhört, solange man akzeptiert, dass es so ist. Ob man sich erinnern will oder nicht, macht keinen Unterschied, wichtig ist, dass man die Augen offen hält und die Neugier nicht hinter Zweifeln verbirgt.“, fügte sie hinzu und küsste die Nasenspitze ihres Liebsten.
„Und nun versuch dich mal an jede präsente Situation zu erinnern. Jeden Augenblick, von dem du weißt, dass er geschehen ist, bis auf das Finstere. Das lass weg. Was fühlst du, wenn die Sonne scheint? Was fühlst du, wenn du eine Pflanze berührst? Wenn deine Hand durch Wasser gleitet, wie geht es dir dabei? Ganz unabhängig von der Magie.
Was spürst du, berührst du die alten Ruinen? Und was vermisst du, wenn du die Augen schließt und fern aller Dinge bist?“, fragte die Zauberin und machte nach jeder Frage eine kleine Pause, „Es klingt seltsam, oder?“, kurz legte sich ein zweifelnder Ausdruck auf ihr Gesicht, ob dies wirklich richtig wäre, ehe sie ihn mit Entschlossenheit vertrieb, „Versuch es einfach und wir werden sehen.“, lächelte sie.
„Oh.“, fügte sie mit einem kecken Grinsen hinzu, „Und ganz wichtig…“, ihre Lippen berührten seinen Mundwinkel und tastete sich über seine Lippen, bis jene nach ihnen griffen und der Welt die beiden Liebenden entrückte, dass der Moment ewig währte.
„Wie ist das?“, hauchte Melaine und öffnete die Augen, als die kleine Ewigkeit den Kampf gegen die Zeit verlor und die Menschen taumelnd zurückließ.
Hier ist eine spannende Geschichte mit einer tollen Atmosphäre zum Mitfühlen garantiert. :)
Schubidubiduuhuhu wahuhuuu dididongdidingdongding!
Das Pfeifen und Summen des Kapitäns trällerte über die Rebecca, erfüllte die Kojen, die Küche und das Deck, ehe es sich in der Weite des Meeres verlor. Den ganzen Nachmittag ging das nun schon so, die Matrosen waren mittlerweile leicht genervt, es traute sich jedoch niemand, den Kapitän auf seine schreckliche Stimme aufmerksam zu machen, die wahrlich keine Wohltat für die Ohren war.
Tagelang waren sie nun schon wieder auf See, nachdem sie einen unerwartet langen Zwischenstop Bakaresh gemacht hatten. Hafenarbeiter, nebenberuflich offensichtlich Diebe, hatten sich unerlaubt an ihrer Ladung zu schaffen gemacht und somit den Zorn des Captains auf sich gezogen. Skaal und der Rest der Mannschaft konnten ein Handgemenge gerade noch verhindern, bevor es eskalierte. Etwas verspätet hatten sie abgelegt, wobei das Ziel der Fahrt wieder nur der Kapitän kannte. Wer keinen guten Orientierungssinn besaß, wurde jedes Mal aufs neue überrascht, wenn sie anlegten.
Das Wetter war schön, obwohl der Himmel von einen Wolken bedeckt wurde. Die Sonne linste hier und da durch eine Lücke auf die Rebecca und ließ die stille See glitzern. Festland war keines in Sicht, dafür ein immer größer werdender Punkt am Horizont, offenbar ein anderes Schiff. Solange sie uns nicht zu nahe kommen, hatte der Kapitän gesagt, haben wir kein Problem, dann können sie wir einfach vorbeifahren lassen. Sollten sie sich uns aber nähern, müssen wir auf der Hut sein, dann holt sich jeder seine Waffen. Alles klar? Ein vielstimmiges AYEAYE, CAPTAIN ertönte und er nickte zufrieden.
Die meisten kehrten wieder zu ihrer Arbeit zurück, einige, darunter Skaal, lehnten sich an die Reling und beobachteten das näher kommende Schiff. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass es eine Kurskorrektur durchführte, es drehte sich langsam in Richtung der Rebecca. Der Kapitän wurde darauf aufmerksam gemacht, woraufhin dieser die Sachlage mit seinem Fernrohr nachprüfte. Einige Augenblicke lang stand er still, blickte nur aufs Meer hinaus und versuchte einen Grund für die Bewegung des anderen Schiffes zu finden. Schließlich straffte er die Schultern und rief:Männer! An die Waffen!
Alles rührte sich, schwere Stiefel polterten über die Holzplanken, die Mannschaft stürmte unter Deck um sich zu bewaffnen. Skaal begab sich zu seiner Koje, streifte sein Kettenhemd über, schnallte sich den Waffengurt um die Hüfte, befestigte sein Schwert daran, schlüpfte in seine gepanzerten Handschuhe und ging wieder an Deck. Die Mannschaft stand gesammelt an der Reling und erwartete das andere Schiff, während der Kapitän die Reihe auf und ab ging und die Männer motivierte. Offensichtlich war er sich sicher, dass es zum Kampf kommen würde.
Skaal war innerlich wie äußerlich vollkommen ruhig, er war einer der wenigen geübten und ausgebildeten Kämpfer an Bord, außer ihm und dem Kapitän konnten nur zwei weitere Männer gut mit ihren Waffen umgehen.
Das andere Schiff, eines von der kleineren, wendigen Sorte nahte heran. Die Männer der Rebecca wurden ruhiger, auf dem vermeintlich feindlichen Schiff hatten nicht mehr als 20 Mann platz, sie selbst waren 36.
Langsam ließen sich Einzelteile, Details und Name des Schiffes erkennen, es war die Luise. Etwa 16 Mann konnte man erkennen, aber womöglich waren noch andere unter Deck. Als die Luise noch näher heran kam, zeichnete sich ihre Mannschaft noch genauer ab. Es waren 18 schwer gerüstete Männer, allesamt mit Kettenhemd oder Lederharnisch, wobei der Großteil der Besatzung der Rebecca bloß mit Leinenhemd- und Hose gekleidet war.
Immer näher kam die Luise, bis schließlich die Enterhaken flogen und die zwei Schiffe unter lautem Krach aneinander prallten. Ihre Gegner kämpften mit unglaublicher Wut und Härte während die Besatzung der Rebecca zurückhaltend war und sich immer mehr in die Defensive treiben ließ. Skaal machte einen Satz nach vorne und schlug dem nächstbesten Gegner mit einem wuchtigen Schlag gegen den Waffenarm, woraufhin dieser schreiend seine Axt fallen ließ und mit der unverletzten Hand nach dem Nomaden schlug. Skaal blockte den Angriff mit dem Unterarm ab und hieb mit seiner Waffe nach dem rechten Bein seines Gegners. Endgültig geschlagen sackte der zusammen, fiel von Bord und wurde von seiner schweren Rüstung unter Wasser gezogen. Skaal blickte sich nach dem nächsten Feind um und erblickte einen Krieger mit langer roter Mähne, der wutentbrannt auf gleich zwei Männer der Rebecca einschlug. Der Blondschopf hastete hinüber und versetzte dem Kämpfer einen Tritt in die Hüfte. Verwirrt blickte er sich nach dem Täter um, aber Skaal war bereits hinter ihm und rammte ihm sein Schwert in den Rücken. Zuckend fiel der Rothaarige zu Boden und Skaal stieg über ihn hinweg, den Blick fest auf den nächsten Gegner gerichtet.
Es war ein Gemetzel. Die Besatzung der Rebecca stecke schwere Verluste ein, Skaal zählte neun tote Männer, von den verletzten ganz zu schweigen. Doch ihre zahlenmäßige Überlegenheit half ihnen sehr, so dass nach einem langen Kampf nur noch der Kapitän der Luise am Leben war. Skaal, der Kapitän der Rebecca und die anderen geübten Kämpfer hatten ihr bestes getan, doch auch sie waren nicht ohne Schrammen davon gekommen. Eine blutige Linie zog sich quer über das Gesicht des Captains, Skaal hatte eine tiefe Schnittwunde am rechten Arm und die anderen Blessuren und Schnitte an Körper, Händen und Beinen.
Die beiden Kapitäne saßen zusammen, wobei der der Luise gefesselt war und der Besitzer der Rebecca auf ihn einschrie. Doch sein Gegenüber schien ihn nicht zu verstehen und blickte nur stumpf in die Ferne.
Schlussendlich erhielten zwei Matrosen den Befehl, den Gefangenen in den Frachtraum zu bringen, sie würden ihn beim nächsten Stop in einem Hafen den Wachen übergeben. Sie hätten ihn auch auf der Stelle töten können, vermutlich würde es auf dasselbe hinauslaufen, aber weder der Kapitän der Rebecca, noch seine Männer waren skrupellos und grausam.
Der Captain humpelte auf Skaal zu, offensichtlich hatte auch eines seiner Beine den Kampf nicht schadlos überstanden.
Du hast deinen Wert mehr als bewiesen. Ohne dich wäre ich mitsamt meiner Mannschaft vielleicht abgemetzelt worden und die Rebecca wäre jetzt in den Händen dieser Verbrecher. Du hast meinen Dank und meine Bewunderung, doch das soll nicht alles sein. Beide Schiffe haben den Kampf mehr oder minder schadlos überstanden und die Luise ist ein gutes Schiff. Du musst noch viel lernen und es ist sehr früh für diesen Schritt, doch ich kann ein zweites Schiff gut gebrauchen und wüsste keinen Fähigeren für diese Aufgabe. Ich übergebe dir den Befehl über die Luise, vorerst überlasse ich dir auch einen meiner Steuermänner, der dich einweisen kann und am Anfang das Ruder übernimmt. Du dienst mir weiterhin, und hörst auf meine Befehle, aber du hast die Befehlsgewalt über deine Mannschaft, die du dir selbst aussuchen kannst. Acht Männer kann ich dir geben, das sollte für den Anfang reichen, den Rest musst du dir selbst suchen. Viel Glück mein Junge. Enttäusch mich nicht.
Mit diesen Worten wandte sich der Kapitän um und ging unter Deck. Skaal, noch dabei das gerade gesagte voll und ganz zu verstehen, wandte sich der Luise zu. Er kletterte über die Reling und sprang auf das Deck. Das Deck seines Schiffes.
Hier ein verdammt gutes Posting von meinem ehemaligen Lehrmeister! Respekt, Hiro!:)
Regentropfen klopften an seine Tür. Den Blick starr nach draußen gerichtet saß er auf seinem Hocker, an die Wand gelehnt, ohne sich zu regen. Kein stöhrender Laut, nur das vertraute Prasseln der vom Himmel fallenden Tränen. Er mochte diesen Vergleich. Es hieß Innos weinte als er erkannte, dass er gegen seinen Bruder kämpfen musste und diese Tränen seien heilig. War es nun Adanos der weinte, weil ein Leben verloschen war? Das Leben eines Wesen, an dem der Gott des Wassers und des Gleichgewichtes gehangen hatte? War dies der Grund für den Regen, das plötzliche Gewitter? Tränen und wütendes Gebrüll eines verzweifelten Gottes? Eine Schauer lief ihm den Rücken herunter. Die Vorstellung hatte etwas... Faszinierendes, etwas Heroisches. Die Wut der Götter, die unbeschreibliche Macht. Grenzenlos, unbarmherzig, unaufhaltbar, gnadenlos...
Kein pfeifender Wind, kein tosender Sturm, nur das Fallen des Regens. Ein ruhiger, friedlicher Regen. Ruhe in Frieden, die Trauer um einen Verlust, waren es wirklich der Götter Tränen? Er wollte seine Hand zur Hilfe ausstrecken, wollte trösten, doch wie tröstete man einen Gott? Würde ein Gott je die Hilfe eines Sterblichen annehmen?
Für Innos bin ich in die Schlacht gezogen, was war dies anderes als Hilfe, ein Dienst...
Fast verspürte er etwas wie Mitleid, Mitleid mit jenen höheren Mächten, die unsterblich waren, dazu verdammt alles Leid mitanzusehen, denn ihre Zeit endete nie. Hatte er also Recht und die Götter trauerten um ein sterbliches Leben, so mussten ihre Qualen unvorstellbar sein. Seit dem Anbeginn der Zeit trugen sie diese Bürde. Oder war dieser Gedankengang bloßer Schwachsinn, entstanden im Wahn eines gelangweilten Soldatens? Gut möglich. Seit dem Ritual im Kloster fühlte er sich, als sei er einanderer Mensch, dabei war nicht er es gewesen, der aus den heiligen Kelchen getrunken hatte. Doch die Vorstellung, dass nun alles gut werden würde... ein Kampf um seinen Verstand tobte in seinem Innersten und er konnte es sich nicht erklären. Und der Regen?
...
Seufzend fuhr er sich durch die Haare, klopfte ein paar Überreste seines Abendmahls von seinem Hemd und klopfte mit einer Zange einen ruhigen Takt auf den Werktisch. Seine Finger kribbelten, er war unentschlossen. Die Augenblicke verstrichen, er traf keine Entscheidung. Er ertrug es nicht länger. Murrend schleuderte er die Zange in irgendeine Ecke des rechteckigen Baus und schnappte sich seinen Schlüssel. Einen Wimpernschlag später flog die Tür auf und er trat an kühle, von Nässe geprägte, Nachtluft. Einige Regentropfen fanden den Weg auf seine Schultern. Neugierig streckte er den Finger aus, wartete bis ein Tropfen darauf landete und führte ihn zum Mund. Kein salziger Geschmack... doch wie konnte er erwarten die Tränen der Götter würden jenen gleichen, die die Sterblichen vergossen? Sein Blick richtete sich gen Himmel, zum Quell der Tränen, zum Quell der Macht, zum Sitz der göttlichen Mächte. Kopfschüttelnd wandte er den Blick vom wolkenverhangenen Nachthimmel ab, ließ ihn stattdessen über den Burgplatz schweifen.
Welch sinnloses Unterfangen einem Gott Trost spenden zu wollen. Doch noch immer rätselte er, um was er trauerte. Und wer trauerte? Adanos? Innos? Beliar... und war dieser fähig etwas wie Trauer zu empfinden?
Ein dumpfes Geräusch lenkte ihn ab. Ein Hammerschlag. Verwirrt blickte er sich um. Schon wieder... schnell folgte er dem Laut zu seiner Quelle. Bald schon stellte er fest, dass das Geräusch aus der Vorburg stammte. Mit eiligen Schritten näherte er sich dem bewachten Tor, durchschritt es schließlich und verließ den Burghof, nur um sofort die Kaserne anzusteuern. Ein Stück entfernt konnte er eine Gestalt ausmachen, die zweifelsohne einen Hammer schwang. Grübelnd näherte er sich dem Störenfried. Doch kaum war er auf ein paar Schritt heran gekommen, wurden seine Fragen beantwortet. Von der Wand der Kaserne prangte eine Liste. Nur zu gut wusste er welche Liste.
Schon wieder...?, murrte er und die Gestalt fuhr herum.
"Hmm...", war die knappe Antwort, ein ratloser Blick, dann hob Person kurz die Hand zum Gruße und verschwand.
Missmutig wandte er den Blick dem Pergament zu.
Vermisste Streiter Innos'
Waffenknecht Bortan
...
Gardist Wulf
...
Gardist Pascal
...
Unwillkürlich verkrampfte sich sein Magen. Er hasste diese Aushänge! Sein Blick wanderte weiter nach unten auf dem Pergament, ihm war klar, das Schlimmste stand erst noch bevor.
Verstorbene Streiter Innos'
Knappe Derick - Gefallen im Kampf gegen Orksöldner
...
Waffenknecht Ralf - Erschlagen von Unbekannten
...
Ihm wurde schlecht. Nicht jeder Name war ihm ein Begriff, manche dagegen sehr wohl. Neben jenen, bei denen berichtet werden konnte wie sie starben, gab es noch jene, die nach einigen Monaten der Vermisstheit für Tod erklärt wurden. Die Chance, dass sie noch lebten waren verschwindent gering, so machte es kaum einen Unterschied, außer, dass die trauernden Kameraden die stehte Ungewissheit verfolgte.
...
Gardist Roberto - Ursache ungewiss
...
Waffenknecht Martino - Erschlagen von Unbekannten
...
Schreckliche Schicksale, uneherenhafte Tode, unnütz vergossenes Blut. Wut und Hass kamen wie so oft in ihm auf, wenn er diese Listen las. Immer weiter fuhr sein Blick die Liste hinab. Und dann...
Er ging auf die Knie, griff nach dem Pergament und riss es von der Wand.
...
Knappe Danrius - Ursache ungewiss
...
Mit zittrigen Fingern fuhr er über die Zeile. Keuchend hielt er sich die Liste vor die Augen. Das konnte nicht... das konnte doch nicht...nein! Niemals! Das war unmöglich! Schnaubend zerknüllte er das Pergamment, zerrieb es in den Händen, am ganzen Leib zitterte er. Tränen rannen seine Wangen herab, er wollte etwas wispern, doch seine Stimme versagte. Sein Herz raste, sein Blut schien so schnell durch seine Adern zu pulsieren, dass er fürchtete sie könnten explodieren. Er lehnte sich zurück, starrte zum Himmel auf, die Augen nass von Tränen. Regentropfen fielen auf ihn herab, landeten auf seiner Stirn, er schloss die Augen.
Ein einziger Schrei, voller Zorn und Verzweiflung, so laut, dass man ihn vielleicht in Faring noch hatte hören können.
Warum..., wisperte er leise.
Warum Innos? Warum?, schmetterte er dem Gott nun umso mehr entgegen.
Warum er? Er hat dir gedient! Wann hast du ihn je dafür belohnt? Wo war dein Segen für ihn? Warum hast du ihn verraten? Warum hast du mich verraten?
...
Warum...? Innos warum?...
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Geistesabwesend sah Callindor nur zum Horizont herüber und beobachtete, wie sie Sonne vor wenigen Stunden ihre Wiedergeburt feierte, nachdem sie dem Wirken der Dunkelheit wie jeden Tag nachgeben musste. Irgendwie konnte er noch gar nicht glauben, was da passiert war, doch die letzten Stunden bis sie Ardea erreicht hatten, waren ereignisreicher, als alles, was vorher geschehen war. *Turbulente Zeiten* traf es wohl am ehesten, während sich Callindor nur mit einer seiner Hände über seine Wade strich, die noch immer bei jede Berührung schmerzte.
Schuld daran waren Wölfe. Und was für welche!
Angefangen hatte alles damit, dass der Trupp sich nach der schlaflosen Nacht aus der Höhle nach Ardea aufmachte, immer der Gefahr ausgesetzt, von den Biestern überfallen zu werden. Doch blieb es glücklicherweise ruhig, bis sie kurz vor Ardea wieder dieses Heulen vernehmen musste, lauter und eindringlicher als je zuvor und allem Anschein kam es aus allen Richtungen, die Gruppe war wieder eingekesselt von den Waldtieren und nun war guter Rat teuer.
Anhalten, umkehren oder weitergehen gab es als Optionen und so ungern er die Anwärter in Schwierigkeiten bringen wollte, machte nur die letzte Möglichkeit in ihrer Situation wirklich Sinn. Sie mussten alles auf eine Karte setzen und es probieren, für eine Umkehr war es zu spät und inne halten wäre das Falscheste, was sie machen konnten. Sie mussten in Bewegung bleiben. Denn wie schon zuvor, fielen die Tiere nur durch ihr heulen auf, nicht aber durch körperliche Präsenz. Doch das sollte sich schnell ändern ...
Callindor konnte sich noch erinnern, dass es Odinson war, der die Gruppe auf die Anwesenheit dieser Fellwesen direkt vor ihnen aufmerksam machte und kurioserweise auch noch bemerkte, dass eine Frau direkt im Rudel zu stehen schien, völlig frei, ohne Verletzungen oder tot, als ob sie dazu gehöre. Das war alles sehr verwirrend, denn von so etwas hatte Callindor noch nie gehört, dass Menschen so nah an aggressive Tiere gehen konnten, auch wenn er selbst so etwas wie eine *natürliche* Ader besaß, zumindest bildete er sich sowas ein, früher, als er noch auf Khorinis und in den Wäldern nahe der Küstenstadt lebte.
Doch das, was der Ritter plapperte, stellte sich tatsächlich als wahr heraus, schneller, als den Truppenmitgliedern lieb sein konnte ...
"Übergebt ihn mir!", hatte die Frau ihnen laut zugerufen, doch niemand verstand, was es zu bedeuten hatte. Leider ließ sich die junge Frau, die sich in eine Rüstung aus Fell hüllte und damit fast unter den Wölfen verschwand, nicht auf Diskussionen oder Erklärungen ein. Niemand wusste, was sie wollte oder wen oder von wem, nur, dass sie etwas bestimmtes von den Leuten erhalten wollte, war offensichtlich, nachdem ihre Freunde Callindor, Odinson und den anderen der Gruppe den Weg versperrten und die Wölfe brüllten und Zähne fletschend sich vor ihnen präsentierten.
Es war ein Anblick, der nicht gerade Mut zusprach und so war es letztlich einer der Anwärter, der die Beherrcschung verloren hatte und einen großen Stein nach einem der Wölfe warf. Es geschah so schnell, dass keiner voin ihnen auch nur reagieren konnte und mit einem dumpfen Knall landete er im schlammigen Grund des Bodens nahe der Tiere, denn das betroffene Wesen war noch rechtzeitig fortgesprungen.
"Gebt ihn heraus. Sofort!", rief sie erneut mit lauter Stimme, während die Wölfe um sie herum nur zustimmend jaulten. Es war ein verstörendes Bild, doch irgendwie hatte diese Frau diese Waldtiere unter ihren Willen gezwungen. Callindor wusste nicht, wie sie dies angestellt hatte, nur war das eine höchste bemerkenswerte Leistung und zugleich auch eine gefährliche Tatsache, denn allem Anschein nach ließ sich die Schöne zwischen den Biestern nicht erweichen, auch nur einen Ton mehr darüber zu sagen, was sie wollte und beabsichtigte. Offenbar sagte sie der Gruppe von Vengardern ein Wissen zu, über das wir nicht verfügten. So konnte dies nur in einer Katastrophe enden ...
Und dann geschah das Unglaubliche! Aus dem Dunkel des Waldes erschien plötzlich ein unbekannter Kerl, mit gezogener Waffe preschte er auf die Wölfe zu und ließ sich auch durch lautes Rufen von Callindor, der bisher noch auf eine friedliche Lösung setzte, nicht abbringen.
Brüllend und kampfeslustig verwickelte er schon einige der Wölfe in so etwas wie Kämpfe, doch kein Stich durch seine Waffe traf auch nur eines der Tiere oder kratzte an deren Fell. Sie waren unglaublich wendig und flink. Doch mit dieser Aktion war das Kind schon in den Brunnen gefallen, alles weitere waren die Konsequenzen dieser Unbeherrschheit von nur einer Person, der die Stimmung der jungen unbekannten Frau auf einen Tiefpunkt brachte.
"Wie ihr wollt!", fluchte sie und schloss nur die Augen. Callindor konnte es nicht richtig einordnen, doch offenbar schien sie zu singen oder etwas zu rezitieren. Es kam fast schon eines Gebetes gleich, doch hatte der Feuermagier derlei Silben noch nie vernommen.
"Immer zusammen bleiben und schützt und unterstützt euch gegenseitig und bleibt wachsam ...", meinte Odinson schnell und scharrte die weniger kampfesunerfahrenen Männer und Frauen um sich, während Callindor und Elendium, die Absicherung nach vorn übernahmen. Sicher, der Priester konnte gute Dienste tun, doch Callindor war angesichts der Feinde und seiner eingeschränkten Fähigkeiten doch die falsche Wahl, das wusste in dem Moment nur keiner.
Und währnd sie dies taten, so etwas wie eine Verteidigungsstellung einnahmen, wurde der Himmel erneut dunkel, dicke, schwarze Wolken zogen auf und wo es vorher trocken und freundlich war, klatschten nun wieder dicke Regentropfen vom Himmel. Doch wie war das möglich, dass sich das Wetter so schlagartig drehte? Callindor hatte keine Antwort darauf ...
Leider hatte nun auch Elendium schlechtere Karten, denn bei dem Wetter war seine Feuermagie nur noch halb so stark, wäre er überhaupt zum Zaubern gekommen, doch heftige Winde und Blitze und Donner schienen ihn arg zu beschäftigen, sodass er gar nicht dazu kam. Als ob sich die Natur gegen die Gruppe verschworen hatte und Elendium als Trumpf der Verteidiger sofort auszuschalten schien.
Die Wölfe fletschten nur ihre Zähne, als sie um die Gruppe herum schlichen und sich drei oder vier sich mit dem unbekannten Kämpfer beschäftigten. Doch lag in ihrem Tun weder Aggessivität, noch Hunger, sie verletzten den Kerl nicht, sie schienen nur mit ihm zu spielen und ihn zu beschäftigen. Und wie es aussah, folgte dies nun auch bei Callindor und seinen Freunden, denn wirklich Bösartigkeit konnte man bei den Tieren nicht erkennen.
Leider war dies nur für einen Augenblick wahr, denn plötzlich schrie nur Juran auf, der wohl von einem der Wölfe angefallen wurde. Schnell rannte Callindor zu ihm und stieß den Wolf mit einem kräftigen Fusstritt zur Seite, nur um postwendend dessen scharfe Zähne in der Wade zu spüren. Es war ein schmerzhaftes Gefühl, doch nicht für lange. Es schien, als würde sich das Tier nur für die harsche Behandlung zu revanchieren. Er jaulte laut auf und die Frau schien interessiert und kam näher.
"Los, gib ihn mir. Ich weiß, dass du ihn hast! Ich sag's nicht nochmal ..."
Callindor schaute nur verwirrt zu Juran herüber, der genauso verwirrt zu sein schien wie die meisten von der Gruppe, die so einen Kampf, bei dem niemand ernsthaft verletzt wurde, noch nie erlebt hatte.
"Ich weiß nicht, wovon du redest, Weib!", brüllte Juran mutig zurück, doch hielt Callindor dies für eine schlechte Wahl an Worten, die junge Dame weiter zu provozieren.
"Ich weiß, dass du ...ahhhh", gab sie als Antwort noch zurück, als sie nach vorn fiel und man im Dunkel der Blitze einen Dorn in ihrem Rücken erkennen konnte. Offenbar eine Geschosswaffe und als Callindor nur seinen Blick weitete, sah er im Hintergund etliche Leute aus Richtung Ardea zu ihnen eilen. Die Späher hatten sie mit Bolzen oder einem Pfeil verwundet. Sofort ging ein Raunen durch das Rudel und sie eilten zu ihr zurück, schienen sie abzulecken und zu umsorgen. Einer von ihnen schien auch den Pfeil heraus reißen zu wollen, doch brach er nur ab, statt sich komplett entfernen zu lassen.
Zornig schienen sie über diese Tat zu sein, aggressiver als je zuvor beschützten sie ihre Herrin.
"Waffen runter! Ich befehle es! Nun macht schon ...", schrie Callindor nur über das weite Feld dieses Kampfplatzes. Dies war ein Moment, wo man wieder falsche Entscheidungen treffen konnte, doch dies wollte er unbedingt verhindern.
"Das ist noch nicht vorbei ..." sagte sie nur unter Schmerzen, als sie, umringt von ihren Freunden, den grauhaarigen Wölfen, in Richtung der nahe gelegenen Wälder aufbrach und dort schließlich verschwand, während alle ihr und den Tieren nachsahen und nicht glauben konnten, was hier gerade passiert war. Eine Frau, die mit Tieren zu sprechen oder sie zumindest zu beherrschen schien ...
"Das war knapp ...", dachte Callindor nur erleichtert und erkundigte sich nach dem Befinden aller Beteiligten. Außer ein paar Blessuren und der Bisswunde an Callindors Wade und an Juran war es wohl glimpflich abgegangen. Nun kamen auch die Späher samt ihrem Gefolge heran und man war allerortens froh, dies heil überstanden zu haben.
"Lasst uns aufbrechen und dies zu Ende bringen ...", sprach Odinson dann nur erleichtert und alle stimmten in einem Ton zu. Unter aufklärendem Himmel machten sich die Anwärter samt Begleitung und unter der weisen Aufsicht von Callindor, Elendium und Odinson nach Ardea auf.
Und so saß er nun hier, auf einer der wenigen Sitzbänke und genoss den Morgen, nachdem der Abend so turbulent geendet hatte. Einige Fragen blieben aber noch zu klären. Erstens, was die Frau von Juran wollte. Wie es aussah, war er der Grund für ihr Erscheinen. Und zweitens musste Callindor noch in Erfahrung bringen, wer dieser ungestüme Kerl aus dem Wald war, der sie erst in diese Kampfhandlungen verwickelte. Der Magier hatte nämlich das Gefühl, dass das alles auch ohne Wunden hätte abgewickelt werden können. Eine sonderbare Begebenheit, die wohl keiner der Beteiligten so schnell vergessen dürfte.
Callindor ganz bestimmt nicht, denn es faszinierte ihn.
Ein Schmiede Post den ich mal festhalten wollte :) sehr schön mit fiel Leidenschaft zum Handwerk finde ich :)
Schlag auf Schlag hallten die beiden schweren Vorschlaghämmer durch die beinahe verlassene Mine, lediglich 2 kräftige Schürfer assistierten den kleinen aber überaus stämmigen Nordmarer, welcher, in jeder Hand einen Vorschlaghammer, verbissen das magische Erz vor ihm bearbeitetet. Mit einem Keuchen sengte er schließlich die Hämmer, legte sie beiseite und legte den Rohstahl wieder in die fauchenden Lavaflamen des Schmelszofens. Es war nun schon der zweite Tag seit der Eröffnung des Ahnenfestes, dass der Waffenschmied an seiner eigenen Form der Ehrerbietung arbeitete. Eine Axt sollte es werden, eine eine zweischneidige, einhändige Axt - aus purem Erz. Während des Schmidens war Thorald wie im Rausch, fühlte sich gar...von den Ahnen beseelt. Diese Waffe, dieses entstehende Meisterstück war sein Tribut zu ihnen, seine Danksagung, seine Opfergabe.
Inzwischen war das Erz wieder bläulich am schimmern und Thorald nahm es wieder den Flammen, um abermals seine Hämmer auf den Rohstahl niederfahren zu lassen während die beiden Gehilfen mühsam mit Zangen das Eisen auf den Amboss zu halten versuchten. Langsam nahm es Form an, der Axtkopf bildete sich hinaus, bald schon würde man gar mit ihr - ineffektiv - kämpfen können.
Stunden vergingen, während immer wieder mal der leise Wiederhall von Jubel durch die Mine von oben herab hallte. Doch Thorald blieb stur, leistete sich keine Ablenkung, er wollte fertig werden, und zwar rechtzeitig! Nun sah man auch schon zwei Axtblätter, konnte sieh deutlich vom Stiel erkennen, die geschwungene Form, die jetzt schon zu erahnende Schärfe. Erz erhitzen, mit den Hämmern bearbeiten und - Hammerwechsel, nun ging es an die Feinarbeit, die Vorschlaghämmer waren nun temporär nutzlos. Seine beiden Gehilfen wechselten sich nun mit dem Helfen ab, hielten es nicht mehr in dieser immensen Hitze aus. Pah! Weich waren sie! Thorald konnte den Blick der Ahnen beinahe schon spüren, nahm die Hitze zwar war, jedoch war sie...anders. Als er damals dem Tode nahe war, und vermeintlich in die Hallen der Ahnen einging, hatte es sich genauso angefühlt. Entrückt arbeitete Thorald weiter, verfeinerte die Blätter, bearbeitete die Klingen. Seine Hand hob und senkte sich wie von selbst, es kam den Waffenschmied so vor, als würde nun nicht mehr er allein den Hammer führen. Bald, bald war sein Meisterwerk fertig. Plötzlich riss ihn etwas aus seinen entrückten Zustand, verwirrt betrachtete er die Axt, seine Instinkte hatten, Adanos sei Dank!, die Kontrolle übernommen - beinahe hätte er alles zerstört, hätte zu lange das Metall bearbeitet. Es brauchte eine Abkühlungsphase!
Schnaufend hielt Thorald die Axt in klarstes Wasser, gemacht aus dem geschmolzenen Schnee unberührter Berge. Nun musste er sich sputen, denn die Axt sollte nicht nur effektiv sein, sondern auch gut aussehen - er brauchte Edelsteine, etwas Gold sowie Silber. Irgendwo hier musste noch etwas sein. Wiederwillig legte der Schmied also eine Pause ein und machte sich auf die Suche...
Suchend streifte Thorald durch die Mine,
Tinquilius
14.08.2009, 22:39
Ein Post mit der etwas anderen Abendbeschäftigung (obwohl so etwas auch nachmittags sehr interessant sein kann -> Kassel CT;)), sollte auch mal festgehalten werden, zumal wie immer sehr gut geschrieben:
„Los, jetzt stell dich nicht so an. Das geht schneller.“, feuerten Kallim und Bernardo händeklatschend an, während Jonathan mit einem frechen Grinsen daneben stand und sich vergnügt das Schauspiel betrachtete. Der dritte im Bunde, N’garrr, der bereits mit seinem Namen und seiner Visage vom Leben genug gestraft war, nuckelte wie ein Baby an einem mit Bier gefülltem Darm. Noch immer klatschten die beiden Sippenkrieger, obgleich das Spektakel ungewöhnlich lange dauerte, denn echte Männer leerten einen solchen Schlauch in einem mächtigen Zug. „Das war ne Klasse Idee Jonathan.“ Diese Feststellung freute den Ruinenwächter, der das Wettsaufen erst angezettelt hatte, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass Kallim und Bernardo heute eigentlich mit der Wache in den Ruinen drangewesen wären. Die Versuchung war einfach zu groß gewesen für die beiden, als der Vorgesetzte ihnen das Bier aus Vengard unter die Nase und dazu den selbstgebastelten Schlauch vorgehalten hatte. In der Taverne hatten sie dann noch N’garrr aufgegabelt, der soeben in den letzten Zügen lag.
„Der braucht aber auch ewig.“, entgegnete Jonathan, dem das breite Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu fallen schien. Gurgelnd und gluckernd drang es aus dem Schweinedarm, der von ihm in die Höhe gehalten wurde und an dessen anderem Ende der Unglückliche mit dem missratenen Namen hing und verzweifelt versuchte, dem steten Strom Alkohols Herr zu werden. An der Oase liefen sie zumindest nicht Gefahr, dass einer der Obersten oder Ramirez sie erwischte, denn sollte rauskommen, dass die beiden Sippenkrieger hier waren und nicht in den Ruinen herumtigerten, um dort ihre Wachrunde zu drehen, wäre die Hölle los und die Beförderung zum Ruinenwächter für sie endgültig gestorben. Grunzend ließ sich N’garrr nach hinten in den Sand fallen. Der gebürtige Nordmann schien genug zu haben und zwar so sehr, dass ihm der Gerstensaft aus dem Mundwinkel lief und der Restschluck im Darm auf seinen Wanst tropfte. „Isch ersähl Leutn, wassi schon wissn un kriesch dafür Gold!“, blubberte der Abgefüllte, der sich des Öfteren um die Finanzen der Händler an den Marktständen kümmerte oder es zumindest wollte, da die meisten ihn ohnehin nicht an ihre schwer erarbeiteten Moneten ranlassen wollten. Kein Wunder bei solch einer Fratze.
„Ach du Scheiße, der hat ja wohl echt genug.“ – „Sabbel nicht so viel Kallim, jetzt bist du dran!“, forderte Bernardo, der schon den nächsten Humpen in den Darm füllte, während Jonathan an der anderen Seite zuhielt. Eigentlich gab es nichts besonderes zu feiern. Aber dennoch war es Jonathan am heutigen Abend zum Feiern gewesen, auch wenn schon eine Weile nichts mehr passiert war in Al Shedim und so war es gut. Denn jene Sicherheit erlaubte Einlagen wie diese. „Schluck, du Sau.“, raunte der Ruinenwächter, als er seinem Untergebenen das gefüllte Darmende reichte und der zaghaft und mit unsicherem Blick danach griff. „Was muss ich denn da machen?“ – „Kopp in Nacken und laufen lassen!“ Gerade noch, als der arme N’garrr sich den Schlauch hatte antun müssen, war Kallim groß beim Anfeuern gewesen, aber jetzt, da es ihm an den Kragen ging, hatte der Sippenkrieger weitaus kleinere Töne auf seiner Leier, setzt jedoch schließlich an, als Bernardo das andere Ende in die Höhe hob.
Ein lautes Rülpsen donnerte über das stille und spiegelglatte Wasser der Oase, dass jede Gewitterwolke laut Respekt! gerufen hätte und mit einem Ächzen erhob sich N’garrr, der gar nicht mehr frisch roch. „Isch geh ma ebben...“, brummte der Besoffene und bekam den Satz von Jonathan vollendet: „Kotzen?!“ Ohne weitere Antwort machte sich der Nordmann auf in Richtung Kräutergarten, schwankend und torkelnd, dass dem trinkenden Kallim vor Lachen das Bier aus der Nase zu quellen begann. Laut platschte es, als ihm der Schlauch letztlich doch entglitt und die Hälfte im Sand versickerte, während die beiden übriggebliebenen Nomaden lauthals feierten. „Was zum Geier ist denn hier los?!“ Mit einem Schlag war den beiden Sippenkriegern die Freude vergangen und ein tiefes Weiß zog sich wie Kalkleisten durch ihre Gesichter, dass man sie für mehr tot als lebendig halten wollte. Und das waren sie, zumindest nach Ramirez’ Dafürhalten, der mit gezückter Waffe vor den Trunkenbolden stand. Jonathan interessierte das relativ wenig, er war hier ziemlich der einzige, der nichts zu verlieren hatte. „Was sauft ihr hier rum!! Warum seid ihr nicht auf euren Posten? Al Shedim wird angegriffen und ihr... Gnade euch Adanos und wenn er euch liebt, nimmt er euch im Kampf zu sich, denn sonst sorge ich dafür!“ Rot und wütend leuchtete das Gesicht des Alten in der Nacht, wobei Kallim und Berni immer bleicher wurden, zaghaft ihre Waffen zogen und dann unsicher zu Jonathan blickten. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem milden Lächeln zuckte der nur die Schultern, als wollte er sagen: Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen!
Was mich an diesem ellen langen Kampfpost so fasziniert hat, ist die Art, wie Ryu sich während der Konfrontation mit einem reißenden Tier gleichsetzt. Das Bild zieht sich durch den ganzen Post und lässt den Kampf, mit dem dazugelieferten Song, wahnsinnig kraftvoll und passioniert herüberkommen. Diese Metapher fängt bei ihm schon einen Post früher an und könnte nicht besser gewählt sein.
Während der Kampf der anderen schon lange entbrannt war, umkreisten sich Ryu und der Orkkrieger noch immer. Erste Blicke waren ausgetauscht. Jeder erkannte in den Gesichtszügen des anderen kleine Gesten der Herausforderung, aber auch des Respektes voreinander und vor dem Kampf um Ehre und den Preis, sein Leben fortführen zu dürfen. Es schien schon fast so, als hüllte die Nacht beide Krieger in einen heißen, undurchsichtigen Raum, der in Flammen aufgehen würde, sofern nur ein noch so kleiner Funke übersprang. Noch immer fixierte der Hüter seinen Kontrahenten mit einer tierischen Eigenart, die der eines wahren Jägers entsprach. Jeden Muskel, jede Zuckung des Orks versuchte er, begleitet von leisem Zähneknirschen zu analysieren, bevor er sich auf die Beute stürzen würde. Seine Lippen fühlten sich so trocken an. Langsam fuhr die Zunge des Hüters über sie und führte ihnen wieder eine wohlige Nässe zu, wie ein spontaner Regen in der Wüste. Ryu konnte die Anspannung in seinem Körper fühlen, wie er sie auch dem Grünfell ansah. Hier standen sich wahre Krieger gegenüber. Wilde, bestialische Kämpfer, die nur ein Ziel vor Augen hatten: Diesen Kampf, diese Jagd für sich zu entscheiden.
Ein kühler Wind (http://www.youtube.com/watch?v=lCvQWe3kZ7A) zog zwischen den Beiden hindurch. Dies war das Zeichen. Das Zeichen, dieses Kräftemessen ausbrechen zu lassen und ungeahnte Formen der Kampfkunst aufeinander treffen zu lassen. Ein lauter Schrei von seiten des gepanzerten Orks traf auf das wilde, tierische Brüllen des Behemoths, während beide aufeinander zustürmten. Ihre Waffen hoch erhoben und bereit, den anderen niederzumachen. Ohne Gnade. Nichts würden sich die beiden schenken. Mit einem ohrenbetäubendem Krachen stürzten beide Klingen aufeinander. Der Ork hatte weit ausgeholt und Ryu ebenso. Nun war es in Fahrt. Das Kräftemessen. Durch die Beseelung, die die Natur ihm verliehen hatte, stand der Hayabusa dem Ork in Sachen Kraft so gut wie in nichts nach, was seinen mächtigen Gegenhieb wohl sonst auch unmöglich gemacht hätte. Angesicht zu angesicht standen sich die beiden Krieger gegenüber, während sie ihre Kräfte spielen ließen. Das Ryu-Ken, das Schwert, dass für den Behemoth wie die Klaue für einen Tiger schien wirklich eine derart harte Klinge zu sein, dass sie den Zweihänder des Orks so schadlos überstanden hatte. Doch irgendwann musste diese Pattsituation ein Ende haben.
Seine Kräfte sammelnd, bereit nicht von dem Ork überrannt zu werden, schnellte der Schwertmeister so schnell er konnte nach hinten und dann zur Seite zurück, was das ganze Gewicht des Grünfells in Verbindung mit dessen Kraft das Gleichgewicht ebenjenem kostete und dieser nach vorne vorstolperte. Eine Gelegenheit hatte sich ergeben! Der Zeitpunkt die Beute zu schnappen! Doch Vorsicht war geboten! Auch wenn es so einfach aussah... Das war es bei weitem nicht. Scheinbar war der Ork vorbereitet gewesen, sonst hätte er seine Klinge nicht zur Stütze genutzt, um sich vor einem Sturz abzufangen und einen schnellen Drehungsschlag zu vollführen, der den Jäger wieder auf Distanz trieb, wobei ihn dies fast den Kopf gekostet hatte. Nun war der Ork an der Reihe. Schnaubend stapfte er mit schnellen Schritten auf Ryu zu, die Klinge zu einem horizontalen Schlag auf Brusthöhe ausgeholt und bereit zuzuschlagen. Was sollte der Schwertmeister nun tun? Für einen Sprung war es zu hoch und zum hinwegducken... Er würde die einzige, verbleibende Möglichkeit nutzen: Er rannte direkt in den Schlag hinein, ließ sich jedoch um haaresbreite unter der Klinge hindurch fallen und rutschte nun auf den Ork zu. Die Klinge auf die Stelle zwischen den Bein und Oberschenkelschienen gerichtet. Ja! Hier würde er seine Beute zuerst verwunden, ehe er noch ein wenig mit ihr spielte! Und es klappte sogar, auch wenn der Ork durch einen Schritt die Klinge nicht völlig durch das Bein gerammt bekam. Der Hüter war mit seiner Klinge trotzdem am Fleisch "abgerutscht" und hinterließ eine klaffende Wunde. Doch dies hatte seinen Preis: Durch die Pranke, die ihn unerwartet gepackt hatte, hatte er den Griff um sein Schwert verloren, welches nun, noch immer durstig nach Blut im Dreck lag. Der Tiger war nun also ohne seine Klaue... Augenscheinlich, doch wie sah es mit der Wirklichkeit aus?
Wütend hielt der Ork den Sildener vor sich und brüllte ihm direkt ins Gesicht. Der Gestank von verfaultem Fleisch und anderen, undefinierbaren Dingen trat ihm in die Nase. Angewidert brüllte Ryu zurück. Das Brüllen des Tigers erklang! Das Brüllen des Behemoths! Nun schien die Grimasse des Orks zu grinsen. Ryu erkannte, wie sich eine Narbe über das rechte Auge des Koloss zog, die noch recht frisch schien. Und immerhin... seinen Arm hatte der Hayabusa noch frei. "Morra... Erbärmlich... Hahaha!" spottete er, während die Pranke zudrückte und Ryu den Schmerz allmählich in seiner linken Schulter fühlte, an der er gepackt wurde. Doch er ließ sich nichts anmerken. Noch war die Jagd nicht vorbei. Hämisch grinsend schaute der Tiger den Ork an. "Morra? Nh...Hehehe... Ich bin kein Morra..." Weit holte Ryu mit seinem Fuß aus. Viel Kraft steckte er in diesen Tritt, der gegen die Platte vor der Magengegend des Orks hing. Niemand würde ihn besiegen. Den Jäger. Ein gewaltiger Brüller befreite sich aus dem Mund des Hayabusas, während er seinen Fuß gegen die Platte führte. Ihm war klar, dass seine Knochen nicht aus Stahl waren, doch mächtig genug, trotz der Schmerzen die es mit sich brachte, eine Delle in die Platte zu treten. Dies schien der Ork nicht erwartet zu haben. Völlig überrascht und ein wenig ächzend durch den Druck der Platte torkelte das Grünfell zurück, den Hayabusa, wenn auch mit gelockertem Griff noch immer an der Pranke. "Ich bin..." Ryu knurrte wütend wie ein wildes Tier. Wie das Tier, dass in ihm steckte. Das er war. Sein Schwert war eine Klaue. Doch seine Faust... Die andere. Nun, da der Ork gerade locker gelassen hatte, sammelte der Hüter alle Kraft, die in seiner Faust steckte und ließ diese, erneut mit einem gewaltigen Brüller auf das Gesicht des Orks niederpreschen. Gezielt auf die Stelle mit der frischen Narbe. Ein lauter Schmerzensschrei seitens des Orks raunte durch die Luft, als dieser den Hayabusa fallen ließ und sich seine Gesichtshälfte hielt. Ryu versuchte einen Moment zu verschnaufen. Doch was er roch spornte den Jäger noch mehr an. Blut. Das Blut seines Gegners, dass unter dessen Pranke hervorquoll... An dessen Kniekehle... Und wie hilflos die Beute nun da niederkniete... Ein Auge verloren... Nicht mehr im Begriff, richtig zu laufen... Und dennoch erwehrte sich der Ork dem Unausweichlichen, indem er mit seiner freien Hand sein Schwert griff und es, wutentbrannt schreiend nach dem Hüter schwang.
-Ich werde dir zeigen, wie dein Artgenosse mich genannt hat. Ich werde dir zeigen, warum ich dir überlegen bin. Ich werde dir zeigen... Was ich bin!- dachte er nur, schnaufte ein paar mal durch und rannte auf den Ork zu, sich unter seinen unkontrollierten, wilden Schlägen geschmeidig und dennoch äußerst knapp hinwegduckend. Der Hayabusa versuchte jeden Schmerz in seinem Fuß und auch in der Faust zu ignorieren, während er sich immer weiter bewegte und schließlich, nah genug am Ork mit seine Ferse in die blutende Kniekehle rammte. Doch selbst Ryu hatte nicht damit gerechnet, dass der Ork, der erneut brüllend auf die Knie gegangen war, den Hayabusa noch, allem Anschein nach vollstens mit seiner Klinge erwischte. Doch er war verschwunden. Röchelnd und nervös schaute der Ork sich um. Der Morra war nirgends zu sehen. Dabei hätte die Klinge ihn doch erwischen müssen! Das Grünfell schien mehr als unsicher. Der Geruch von frischem Schweiß verriet es. Ja, es war erkennbar auch unter dem Schweiße des Kampfes. Der Jäger, der für einen auch noch so kleinen Moment zur Beute geworden war, hatte wieder die Oberhand über die Jagd. Zu schnell hatte er sich bewegt und nun befand er sich hinter seinem Widersacher. Seine Zähne fletschend und leise knurrend schritt er auf den Ork zu, bis er nahe genug war, um auf dessen Rücken zu springen. Als die malträtierte Kampfmaschine der Besatzer Myrtanas dies bemerkt hatte, sprang sie urplötzlich wieder auf, mit den Armen wild nach hinten greifend, versuchend den Hayabusa von sich herunter zu werfen. Doch hatte der Behemoth seine Beute einmal gefasst, so würde er sie nicht mehr loslassen. Sie stand ihm zu! Ihm ganz alleine! Dieser Sieg war ganz sein eigen! Wütend und brüllend packte er das Kettenhemd am hinteren Kragenteil, während er immer fester zudrückte und den Versuch startete, die Ringe auseinander zu ziehen. Mit jeder Sekunde, die er fester drückte, spürte er ebenso, wie sich das, Metall langsam in sein Fleisch fraß. Doch für Schmerz war nun keine Zeit! Die Zähne zusammengebissen und trotzdem einen furchtbaren Laut der Anstrengung preisgebend, spannte er jeden einzelnen Muskel an. Dicke Adern traten an seinen Armen hervor, wie auch an der Stirn des Behemoths, während die Ringe langsam nachgaben und nach und nach zwischen all dem Blut auseinanderrissen und einzelne Splitter sich in die Handflächen des Schwertmeisters bohrten. Nun waren die Ketten nicht mehr schützend um den Hals des Kriegers gelegen. Noch immer wedelte der Ork umher, schaffte es auch ein paar mal, den Hayabusa zu treffen. Doch trotz der Platzwunde, die er schon am Kopf hatte, gab der Hüter nicht auf. Trotz dem Blut, dass zwischen seinen Augen herunterlief, neben all den Wunden, die er während des Kampfes erlitten hatte.
Wütend und schon fast blind vor diesem berauschenden Kampfgefühl, das alle Emotionen nur auf das Vernichten und Ausradieren seines Gegners zielte, packte er nun dort zu, wo der Kiefer seiner Beute saß. Vielleicht auch ein gutes Stück davor. In dem hitzigen Gefecht hatte er seine Beute dort gepackt, wo er es am besten konnte. Mit aller Kraft bohrte er seine Fingernägel, die an manchen Stellen teilweise einrissen in das fellige Fleisch, woraufhin der Ork nur weiter schrie und der Hayabusa weiterhin mit aller Kraft zog. Doch das Urteil war klar...
-Keine Gnade! Kein Entrinnen! Es ist der Wille der Natur! Es ist der Wille und das Recht... Des Stärkeren!-
Schließlich schien der Ork sich zu beruhigen. Sein Zappeln wurde nach einem letzten, kurzen und wildem Aufbauen wieder weniger. Dafür röchelte er umso mehr. Der Jäger hingegen war noch immer angestrengt. Seine Finger hatten sich nun regelrecht in den Hals seiner Beute gefressen, bis er es greifen konnte... Das Stück, dass ihn zu seiner Trophäe führte. Nun war es nur noch ein leises Knacken, das zu hören war, ehe der Ork für alle Zeit verstummte und nun gänzlich zu Boden fiel. Die reißende Bestie in Menschenform noch immer auf seinem breiten Rücken. Ryu ließ seine Muskeln einen Moment ruhen. Der Kampfrausch hielt jedoch noch immer an. "Ich bin..." Noch einmal schrie er lauthals, wie es für den wilden Jäger, den Behemoth gebührend war auf! Doch diesmal war es ein Wort, dass die Orks nur zu gut kannten und mit dem er selbst vor längerer Zeit einmal "geehrt" wurde.
"SHABA-KAR!"
Und mit diesem, endgültigen Schrei, der den Tod des Orks endgültig besiegelte, nahm sich der tierhafte Krieger seine Trophäe, die er hoch ins Mondlicht hielt. Noch während des Schreis, starrten die toten Augen des Orks, der nur noch an dem abgebrochenen Rest seiner Wirbelsäule hing ins Mondlicht. Doch auch der lauteste Siegesschrei verstummte irgendwann, während der Kampfrausch nachließ. Denn, nachdem alles verstummt schien, bemerkte Ryu erst den Schmerz, der beim Nehmen seiner Trophäe entstanden war... Durch den starken Ruck hatte er seinen linken Arm völlig ausgekugelt... Die Wunden taten ihr Übriges, wie auch sein gestauchter Fuß... Selbst für einen Schwertmeister wie ihn waren die Schmerzen zuviel... Und selbst er verlor irgendwann das Bewusstsein... So wie jetzt...
Ardescion
26.08.2009, 17:59
Wer Hurley kennt wir es lustig finden, der Rest darf sich gerne die Hand ins Gesicht schlagen und mit dem Kopf schütteln. Wohl nur der King hätte es besser gemacht...
Aber jetzt, nach Stunden der Überlegungen, Korrekturen, Spekulatius' und "Das-ist-dein-Thron-Ardescion"'s war endlich etwas auf seinem Papier erschienen und das konnte sich doch sehen lassen. Es war so sauber wie möglich geschrieben, wahrscheinlich voller Rechtschreibfehler, aber das war Hurley egal. Was verlangte Ardescion auch von ihm? Er war nun mal eher der Redner, als der Theoretiker...
Und so stand geschrieben:
Was den Menchen zum Menchen macht
Ein Refferat von Hurley Reyes
Wir leben in einer kriegerigen Welt. Ob Farrant, Mirtana oder Nordmar, überall gibt es Krieg und das ist nicht gut. Denn Krieg ist die Furzel Wurzel für Tod und Sterben. Ein Beispiel ist der Krieg zwichen Orgs und Menchen in Mirtana oder zwichen Nomaden und Asasssienen in Farrant. Die Grundlage für Krieg ist Egoismus und Geiz. Denn die Menchen sind von Natur aus emois egoistich. Das kann ich an mir selber sehen, weil ich am liebsten den ganzen Kuchen immer selber essen will und niemanden gerne etwas abgebe. Aber die Menchen streiten sich auch wegen Land, weil sie die Macht über andere Menchen haben wollen. Nichts macht den Herrcher glicklicher, als wie wenn er mit den Menchen wie mit Puppen spielen kann und selber nischts zu befirchten hat. Dann fühlt er sich sischer und glicklich, das sagt auch Artzy Arrats Artschyn Duckty in seinem Buch. Aber weil jeder Mench ein bischen egoistich ist, will jeder den ganzen Kuchen, also jeder will mit den anderen Menchen wie mit Puppen spielen und sich sicher fiehlen. Also messen die Menchen ihre Gräfte, um zu sehen, wer das mehr verdient. Und dadurch entsteht oft Krieg.
Zusetzlisch haben die Menchen Angst for dem Tod. Im Krieg töten sie deshalb lieber selber, weil sie sich nicht vertrauen tun. Und so kommt es nähmlich dazu, dass aus ein bischen Streit um den Herchertittel ein Krieg mit Toten wird, weil die Menchen Angst haben, selber getötet zu werden. Der Mench ist kein ettisch crore korektes Wesen, denn das liegt nischt in seiner Natur. Kucken wir uns Babies an, da sieht man, wie egoistich sie um Essen geizen und kleine Kinnis streiten sisch schon gerne mal um die Spilzeuke. Die Eltern erkennen das swar das das falsch ist, aber sie erkennen es nicht an sich selbst. Wer nähmlich so wie viele Pizzafatzen Pazzifisten erkennt, der kann den Menchen leeren, nisch in den Krieg zu zien und nischt egoistich zu sein. Und das sollte man erkenen und das war mein Refferat.
http://upload.worldofplayers.de/files3/dein thron ardescion.JPG
Einfach tolle Postserie von Iunovis. Wer sich nicht diese Meinung bilden lässt, kann... ach... schade um die Bits, die dafür verschwendet werden müssten...
„Aber du musst mir helfen!“
„Ich muss?“
„Ja, weil… wegen der alten Zeiten wegen.“
Lunovis kräuselte die Stirn und schaute den dicken Seebären namens Knut verwirrt an. So etwas sagte man doch nur, wenn man sich an die gute alte Zeit erinnern wollte. In diesem Fall war es jedoch so, als hätte er gesagt ‚Ja, weißt du noch damals, als wir im Folterkeller saßen? Das waren doch noch schöne Zeiten!’.
Es war nicht so, dass Knut und Lunovis sich hassten. Sie waren meistens nur froh, wenn mindestens ein Ozean zwischen ihnen lag. Lunovis konnte den stinkenden, stetig besoffenen und redseligen Dickwanst nicht länger als eine Stunde ertragen. Und Knut kam mit der reservierten, sarkastischen und verschlossenen Art des Magiers einfach nicht zurecht. Darüberhinaus waren ihm Magier einfach unheimlich. Doch jedes Mal, wenn sie sich trafen, benahm sich Knut, als träfe er einen verschollenen Freund wieder. Lunovis vermutete, dass Knut gar nicht anders reagieren konnte und damit seine Unsicherheit überspielte.
„Du weißt doch, meine schöne Isabel! Kannst du es übers Herz bringen, wenn ich sie verliere? Wenn sie auf ewig im Hafen liegt und vor sich hin rottet?“
„Ja.“
„Du bist einfach herzlos!“, entrüstete sich der Seemann.
„Wie soll ich etwas übers Herz bringen, wenn ich gar nicht erst eins habe?“
„Komm schon, nur ein paar Goldmünzen, dann kann ich mich wieder ins Spiel einkaufen!“, Knut ignorierte den berechtigten Einwand des Magiers einfach.
Lunovis seufzte. Er hasste es, angebettelt zu werden, vor allem deshalb, weil er sich immer wieder erweichen ließ. In diesem Fall hatte es aber keinen Zweck. Der Seebär hatte bei einem Glücksspiel erst sein Geld und dann sein Schiff verloren und war nun in Bakaresh gestrandet wie ein Wal am flachen Ufer. Lunovis wunderte sich nur, dass der dicke Nordmarer noch nicht von seinem eigenen Gewicht erdrückt worden war.
„Nur damit du wieder alles verlierst? Du glaubst doch nicht wirklich, dass du gegen diese Halunken eine Chance hast?“
„Aber am Anfang, da habe ich fast alles gewonnen! Das schaffe ich jetzt wieder!“
„Du hast vor allem deshalb gewonnen, weil man dich hat gewinnen lassen. Meine Güte Knut! In so vielen Spelunken wie du schon warst, da… ach vergiss es.“
Lunovis winkte ab. Es hatte keinen Sinn, ihm alles zu erklären. Er wusste es ja selbst besser. Wer sein halbes Leben in Tavernen und die andere Hälfte seinen Rausch ausschlafend davor verbracht hatte, der wusste einfach, dass Glücksspiele vor allem deshalb so hießen, weil sie die Spielmacher glücklich machten.
„Aber wie soll ich denn sonst meine Isabel zurückbekommen? Kannst du mir nicht helfen? Vielleicht mit ein bisschen Magie die Männer einschüchtern? Dann lass ich dich auch für immer in Ruhe!“
Knut flehte schon beinahe. Das musste man ihm lassen: Wenn er an etwas mehr hing als an einer Bierflasche, dann war es sein geliebtes Schiff.
„Ich benutze keine Magie, um irgendjemanden einzuschüchtern. Magie zu verwenden ist nicht das gleiche wie etwa einen Baum zu fällen. Es braucht viel Vorbereitung und Energie. Man kann das nicht einfach so aus der Hand schütteln.“
„Aber… Aber dann kannst du wenigstens so tun als ob. Das wird sie einschüchtern.“
Lunovis musste kurz lächeln. Seit er dem Zirkel beigetreten war, tat er vor allem so, als ob. Da war er wirklich gut drin.
„Siehst du, die Kneipe ist gleich hier vorne. Du kannst ja nur mal einen Blick reinwerfen. Die Männer sind sicher gar nicht da!“
Knut zupfte an seinem Ärmel und bugsierte ihn in Richtung des ‚Etablissements’. Wobei es eine Verschwendung war, so viele gute Buchstaben für so eine heruntergekommene Bruchbude zu benutzen…
Auch von innen hatte sich der Benutzer alle Mühe gegeben, sämtliche Renovierungsarbeiten der letzten 300 Jahre auf ‚nächste Woche’ verschoben zu haben. Das Dach erweckte den Eindruck, als wäre es in seinem ersten Leben ein Fischernetz gewesen. Solche Orte liebte Knut. Vermutlich, weil sie vor allem seine Fähigkeit, die Realität auszublenden, eindrucksvoll bewiesen.
„Erst ein Bierchen auf den leeren Magen?“
„Nein.“
„Nur eins!“
„Nein. Sind die Spieler hier?“
„Was? Ohh…“, Knut blickte sich um, „Ja, da hinten, in der dunklen Ecke da!“
Lunovis war beeindruckt, wie man es selbst in der Wüste schaffte, in Häuser dunkle, zwielichtige Ecken einzubauen. Vermutlich gab es dafür extra ausgebildete Architekten.
Einer der Männer erhob sich, ein schmieriger Fettwanst, wie es sie hier zuhauf gab.
„Knut“, säuselte er mit der nasalen Arroganz eines Kredithais, „Knut, dass du hier wieder auftauchst. Das freut uns aber wirklich.“
Der Seemann verzog sein Gesicht und wandte sich dann dem Schwarzmagier zu.
„Das ist Krabben-Ali. Ein entfernter verwandter von Früchte-Ali und Buchstaben-Ali.“
„Buchstaben-Ali?“, fragte Lunovis.
„Eine lange Geschichte…“
„Sehr erfreut“, Krabben-Ali verneigte sich übertrieben tief vor Lunovis, „und mit wem habe ich die Ehre?“
„Lunovis, Astronom und Magier aus dem Kastell.“
Krabben-Ali merkte auf, seine Augen musterten ihn plötzlich ungewohnt sprunghaft und auch die beiden anderen Halunken, die hinter ihm am Tisch saßen, wurden unruhig. Ein gutes Zeichen.
„Ein Magier? Das erfreut uns aber. Solche Gäste haben wir nicht oft in unserer Einrichtung. Setzt euch doch.“
Schnell wurde ein Stuhl herangerückt und einer der Männer am Tisch verschwand ohne Kommentar. Sie saßen nun zu viert. Ali stellte den noch unbekannten Mann, ein Glatzkopf, der vermutlich genauso wenig auf dem Kopf wie darin hatte, vor.
„Das ist Ibn Pik al Ass. Einer der besten Kartenspieler in Bakaresh. Er ist ein Ass, sozusagen. Hat immer ein Ass im Ärmel, wenn du verstehst, hehehe“, Ali meckerte wie eine Ziege, „Knut, was führt dich wieder zu uns? Möchtest du noch eine Runde spielen?“
„Ja, das möchte ich. Und diesmal ohne Tricks und Betrügereien.“
„Und dazu hast du dir einen Aufpasser mitgebracht?“
„Nein“, schalte sich Lunovis ein, „wir sind hier, um uns das Schiff wiederzuholen. Keine Spielereien.“
Das fettige Lächeln verschwand aus den Zügen von Krabben-Ali.
„Keine Spielereien? Wie schade. Dabei ist das Leben doch schon so ernst. Ein kleines Spiel schadet doch niemandem. Und ohne Spiel kein Schiff.“
„Keine Spielereien habe ich gesagt. Wir wollen das Schiff.“
„Versuche nicht, mich einzuschüchtern, Magier!“, zischte Krabben-Ali, „du magst vielleicht mächtig sein, aber Ibn Pik ist schnell. Sehr schnell. Und er kann gut mit Messern umgehen.“
Unter dem Tisch hörte Lunovis, wie eine Klinge aus der Scheide fuhr. Er hatte keine Zweifel, dass die Spitze auf ihn zeigte.
„So. Jetzt bereit für ein Spiel? Der Einsatz beträgt 20 Goldmünzen.“
„Nein. Kein Poker. Ich beherrsche das Spiel nicht. Kein Kartenspiel.“
„Hmm, was machen wir denn da? Ach ich weiß es. Wir spielen ‚Ein Königreich’. Das ist sicherlich nach deinem Geschmack. Und man kann nur schwer betrügen.“
„Sobald ich jemanden beim schummeln erwische, gehört das Schiff uns.“
Krabben-Ali lächelte wieder.
„Natürlich.“
Wenige Momente später hatte der Wirt eine Kiste herangetragen. Knut öffnete sie und holte stapelweise Karten heraus. Krabben-Ali bemerkte den skeptischen Blick des Schwarzmagiers.
„Kein Kartenspiel, keine Sorge. Es wird mit Karten gespielt, nicht um Karten.“
„Worum geht es dabei?“
„Es ist ganz einfach. Es gibt vier Spieler, jeder spielt eine Macht der Wüste. Einer ist Emir, einer Scheich, einer Nomade und einer Händler. Witzig, nicht wahr? Aber so ist es nunmal, Geld regiert. Jeder der Spieler muss versuchen, zehn seiner Wertkarten zu bekommen, dann hat er gewonnen. Der Emir sammelt Frauen“, Krabben-Ali zog eine Karte aus dem Stapel, auf der eine spärlich bekleidete Dame gezeichnet war, „Der Scheich sammelt Assassinen, um den Emir zu stürzen. Der Nomade sammelt Nomadenstämme, um sein eigenes Reich aufzubauen und der Händler Kamele, um sein Handelsimperium zu vergrößern. Sobald einer der Spieler zehn Karten von seiner Sorte besitzt, hat er gewonnen. Jeder darf maximal zehn Karten auf der Hand haben und zehn auf den Tisch ablegen. Abgelegte Karten müssen offen liegen und dürfen nicht wieder auf die Hand genommen werden.
Außer den Wertkarten, die eher selten sind, gibt es noch Spielkarten. Mit Goldsäckchen-Karten und Handelswaren-Karten können alle anderen Karten des Spiels gekauft werden.“
„Welchen Wert haben denn die Wertkarten?“
„Das richtet sich nach dem Spiel. Angebot und Nachfrage. Es gibt nicht viele Wertkarten, aber dafür mehr Spielkarten. Wird eine Ware knapp, ist sie auch mehr wert. Wenn ein Spieler seine Wertkarten fast vollständig hat, werden die anderen Mitspieler natürlich dafür sorgen, dass er die letzten nicht bekommt. Aber das ist nicht so einfach, denn jeder hat die Möglichkeit, mit anderen Spielern Bündnisse einzugehen.“
„Alle gegen den Scheich?“
„So in etwa, hehehe“, gackerte Ali, „aber so einfach ist es nicht. Wenn sich drei verbünden, haben sie natürlich gute Chancen gegen den Scheich. Aber sie müssen misstrauisch bleiben, weil jeder ja seine Karten weiterhin sammelt. Bündnisse halten nicht lange, schon gar nicht, wenn der eigene Vorteil dahingeht. Wie im echten Leben.
Aber das ist noch nicht alles. Es gibt relativ viele Assassinen-Karten im Spiel. Diese Karten kann jeder ausspielen. Dieser Modus wird ‚Krieg’ genannt. Ein Spieler kann einem anderen den Krieg erklären und mit seinen Assassinen angreifen, hat er mehr Assassinen als der Gegner, verliert dieser die Hälfte seiner Waren.“
„Hilft dagegen auch ein Bündnis?“
„In der Tat. Mehrere Spieler können sich zusammentun, um einen Angriff abzuwehren. Eine Kriegserklärung ist also durchaus auch gefährlich für den Angreifer. Es gibt nur eine Einschränkung: Der Händler darf zwar Assassinen sammeln, aber nicht angreifen. Seine Assassinen dienen nur zur Verteidigung. Er darf sich aber wie jeder andere auch, Bündnispartner einkaufen. Denn hier kommt auch wieder das Geld ins Spiel: Bündnisse werden normalerweise erkauft.“
„Ok. Muss ich meine Karte offen legen?“
„Nein, nur die Tischkarten – deine Handkarten bleiben geheim. So weiß dein Gegner natürlich nicht, wie stark und wie reich du wirklich bist. Gut, nicht wahr?“
„Unheimlich. Wie wird nun gespielt?“
„Ganz einfach: Zunächst zieht ein Spieler zwei Karten und tritt in die Handelsphase ein. Er darf Karten tauschen. Dann kann er jemandem den Krieg erklären, wenn er will. Macht er das, kommt das Spiel in die Bündnisphase, in der die Bündnisse geschmiedet werden. Dann folgt die Kriegsphase mit der Schlacht und dem darauf folgendem Raubzug, wenn der Spieler das möchte. Nach Beendigung des Krieges ist der nächste Spieler dran.“
„Darf jeder in der Handelsphase handeln?“
„Jeder darf mit dem Spieler handeln, aber nicht untereinander.“
„Muss ich sonst noch etwas wissen?“
„Es gibt noch weitere Karten – Handelswaren und Spezialkarten. Die Spezialkarten erklären sich von selbst – lest einfach die Beschreibung. Die Handelswaren sind vor allem für den Händler interessant. Denn neben den Kamelen kann der Händler auch die Handelswaren-Karten ablegen. Allerdings dürfen die Handelswaren im Gegensatz zum Gold nur mit dem Händler getauscht werden, nicht untereinander.“
„Wozu dient das?“
„Der Händler kann nicht angreifen und ist nicht die stärkste Kraft im Spiel, deshalb bekommt er das Privileg, schneller zu Karten kommen zu können. Das wars dann auch schon.“
„Ich denke, wir können anfangen. Nur noch eins Ali: Ärmel hoch und Hände gut sichtbar auf den Tisch.“
„Wir sind doch ehrliche Leute, hehehe…“
Ibn Pik sammelte die Karten ein und mischte den dicken Stapel. Lunovis war gespannt: So etwas hatte er noch nie gespielt. Scheinbar kam es bei diesem Spiel aber mehr auf Taktik, als auf Glück an und das war ein gutes Argument, es zu versuchen.
„Ich bin Emir und Ibn ist Händler – wenn es euch nichts ausmacht“, begann Krabben-Ali.
„Alle Mächte sind gleich stark?“
„Ja. Jeder bekommt zu Beginn sieben Karten. Nur der Emir bekommt zu Beginn zwei Assassinen-Karten extra, so sind die Regeln. Achja – der Scheich darf sich gegen Gold seine Assassinen einkaufen, hat dafür aber die Einschränkung, dass er abgelegte Assassinen nicht Angreifen lassen darf. Diese sind sozusagen grad im Fronturlaub.“
Ibn reichte die Karten zu Knut, der nocheinmal durchmischte und austeilte. Lunovis übernahm die Aufgaben des Scheichs, während Knut das Nomadenvolk hinter sich versammelte. Die erste Runde begann, Lunovis schaute auf seine Karten.
Zwei Goldsäcke, zwei Assassinen, ein Kamel, ein Frau und eine Handelsware
Die Fronten waren klar verteilt: Knut und Lunovis mussten zusammenarbeiten, denn einer von ihnen musste gewinnen, um die Isabel zurückzuerlangen. Die Bündnisse standen fest. Lunovis war am Zug, nahm sich zwei Karten vom Stapel: Ein Goldsack und eine Frau. Knut ließ ihn in seine Karten schauen – im normalen Spielverlauf sicherlich nicht erwünscht, aber jetzt unheimlich praktisch. Erb besaß einen weiteren Assassinen und einen Nomaden als Zielkarte.
„Ich biete eine Handelsware für zwei Assassinen“, begann Lunovis die Handelsphase.
„Halsabschneider“, zischte Ibn, „eine Handelsware für einen Assassinen.“
„Ein Assassine und ein Goldsack für eine Handelsware.“
Ibn überlegte kurz, nickte aber.
„Ich bin fertig.“
Der Schwarzmagier schaute auf seine Karten, während die anderen am Zug waren.
Vier Goldsäcke, drei Assassinen, ein Kamel, zwei Frauen
„Ich erkläre dem Scheich den Krieg“, tönte plötzlich Krabben-Ali.
„Wie du willst.“
„Die Bündnisse stehen fest, nicht wahr?“, Ali schaute in die Runde und begann dann, eine Assassinen Karte nach der anderen zu legen. Am Ende waren es – fünf, zusammen mit denen von Ibn Pik.
„Vier“, murmelte Lunovis zerknirscht und legte seine und Knuts Assassinen ab.
„Gut, alle Assassinen bis auf einen sterben und du verlierst die Hälfte deiner übrigen Hand-Karten.“
Verdammt, es sah nicht gut aus. Der Magier nahm einen Goldsack und eine Frau und übergab sie an Krabbenali. Wenn das so weiterging, war er schnell raus. Ein klitzekleiner Krieg und er hatte fast alle Karten verloren. Jetzt mussten gute Karten in der nächsten Phase kommen. Knut zog, dann war er wieder an der Reihe – ein Assassine und eine andere Karte. Darauf waren mehrere Frauen abgebildet, sowie ein längerer Text. Er las:
Eifersuchtskarte:
Kann nur gegen den Emir ausgespielt werden.
Wirkt nur, wenn mindestens 5 Frauen im Harem sind. Zwar sind eigentlich nur zwei Frauen nötig, damit diese Karte wirkt, aber erst ab fünf Frauen hat der Emir nicht mehr genügend Zeit, all seine Konkubinen regelmäßig genug zu beglücken. Eine Frau fühlt sich benachteiligt, eine zweite stimmt zu und schnell bilden sich Grüppchen. Und da Rache süß und viel Zeit viele dumme Ideen gebiert, kommt es dazu, wozu es kommen muss: Zwei müssen zunächst in den sauren Apfel und danach ins Gras beißen.
Lunovis grinste, genau das konnte er jetzt gebrauchen.
„Ich suche Assassinen, biete eine Frau.“
„Na, da bin ich doch dabei“, bestätigte Krabben-Ali den Tausch, „Übrigens: Ein kühles Bierchen für zwischendurch, das geht aufs Haus.“
„Danke, für mich nur ein Wasser. Und für den Dicken auch.“
Ali lachte, Knut hingegen grummelte Unverständliches in seinen Bart hinein.
„Bin auf der Suche nach Handelswaren oder Kamelen, biete Gold“, schaltete sich Ibn Pik ein, der nun an der Reihe war.
„Ich hab hier ein Kamel“, antwortete Knut, „gebe es aber nur gegen Nomaden heraus.“
„Einverstanden – ein Kamel gegen einen Nomaden.“
Lunovis überlegte – sollte er in der nächsten Runde seine Spezialkarte schon einsetzen? Sie waren noch am Anfang des Spiels, sicherlich besaß der Emir noch keine fünf Frauen – jedenfalls hatte er noch keine abgelegt. Das Risiko war zu hoch…
Es wurde dunkler, ein Wüstentag neigte sich dem Ende zu, doch das merkten die vier Spieler in der dreckigen Spelunke nicht. Drei davon fühlten sich wie in einem Wohnzimmer – nun für sie war es auch ihr Wohnzimmer – wohingegen sich der Schwarzmagier einmal mehr fragte, warum er das überhaupt mitmachte. Er ließ sich einfach zu schnell erweichen, so sah es aus. Ha! Was für ein Schwarzmagier.
„Ich erkläre dir hiermit formlos den Krieg, Krabben-Ali“, tönte Lunovis triumphal.
Diesmal sah es gut aus. 4 Assassinen seinerseits und drei von Knut waren eine imposante Streitmacht. Und tatsächlich: Krabben-Ali und Ibn Pik hatten nur eine Armee aus Invaliden zusammengestellt – die Schlacht fünf Assassinen gegen sieben war kurz und schmerzlos.
„Diesmal hast du gewonnen Schwarzkutte – aber freue dich nicht zu früh. Schon ganz andere sind gescheitert.“
„Hochmut – muss ich weitermachen?“
„Hehehehe“, gackerte Ali und gab drei Spielkarten heraus, die Beute ihres Kriegszugs.
„Außerdem kaufe ich zwei Assassinen zurück!“, Lunovis gab zwei der Goldsäckchen-Karten heraus und ließ die Assassinen wieder von den Toten auferstehen, „Du bist Ibn Pik.“
Es sah gut für die beiden aus. Knut hatte in aller Stille 6 Nomaden vor sich auf dem Tisch liegen – vier fehlten noch, dann hatte er sein Wüstenimperium aufgebaut und damit das Spiel gewonnen. Das würde doch ein Klacks sein – zumal die Gegner keine Assassinen mehr hatten, mit denen sie einen Übergriff wagen konnten. Ibn Pik schien ähnliche Gedanken zu haben, denn er schielte auf Knuts Karten, nur um dann mit einer theatralischen Geste eine einzelne Karte auf den Tisch zu werfen:
Versiegende-Quelle-Karte
Kann nur gegen den Nomaden ausgespielt werden.
Wasser ist das wichtigste Gut in der Wüste, mehr Wert als Gold, erstrebenswerter als ein Harem, überlebenswichtiger als eine Armee Soldaten. Umso tragischer, wenn die wenigen Quellen, die in der Wüste sprudeln, versiegen. In einem solchen Fall entbrennt schnell ein Kampf um die letzten Wasserschläuche und aus Freunden werden schnell Feinde. Das Nomadenvolk bricht auseinander und verliert die Hälfte seiner Stämme.
„Oh nein!“, Knut schaute ganz bedröppelt in die Runde, doch auch sein mitleidvolles Flehen half nichts – seine Führungsqualitäten als Nomadenherrscher ließen zu wünschen übrig und die Hälfte seiner Karten ging verloren. Nun, diesen Job hatte Lunovis dem dicken Seebären ohnehin nicht zugetraut. Vermutlich waren die Nomaden einfach im Alkoholrausch gestorben.
„Jemand noch Handelswaren für mich?“
„Selbstverständlich – aber nur gegen einen Assassinen.“
„Ich bin ein friedlicher Händler – woher sollte ich gedungene Söldner nehmen?“, spielte Ibn Pik seine Rolle als Händler.
„Nun, zwei Sack Gold sind mir auch recht.“
„Zwei Sack? Willst du mich in den Ruin treiben?“
„Ja, natürlich“, grinste Lunovis, „mein Angebot steht.“
„Einverstanden.“
Lunovis nahm die Karten zu sich, er hatte jetzt zehn auf der Hand, die Maximal-Anzahl. In der nächsten Runde musste er zunächst zwei ablegen.
Nachdem Krabben-Ali und Knur gezogen hatten, war Lunovis wieder an der Reihe. Seine Armee hatte sich wieder auf stolze fünf Assassinen vergrößert, von denen er jetzt drei auf den Tisch legte. Erst jetzt durfte er die zwei obligatorischen Karten ziehen – ein Assassine und eine Spezialkarte. Lunovis las und – knallte sie Krabben-Ali lachend vor die Nase. Die anderen lasen daraufhin folgendes:
Gia Wie-ein-neues-Haus Karte
Kann nur gegen den Emir ausgespielt werden.
Nur wenige kennen die Legende von Gia Wie-ein-Neues-Haus: Gia war einst Schauspieler in Mora Sul und vermochte es, soviel Leben in seine Rollen und in seine Stücke zu legen, dass die Theaterbesitzer gerne sagten, mit ihm fühle sich selbst die heruntergekommenste Bruchbühne an, als sei sie ein neues „Theater“-Haus. Daher sein Name. Doch Gia lebendiges Gemüt flößte nicht nur Theaterhäusern neues Leben ein, auch so manches Frauenzimmer erinnerte sich dank seiner Künste an jugendliche Freuden in Kornfeldern, Heuböden und Besenkammern. Deren Ehemänner waren von den Künsten des jungen Mannes jedoch weniger begeistert, weshalb Gia noch heute den Rekord für die schnellste Durchquerung der Varant-Wüste mit einer Frau in den Armen hält. Auswirkungen: Der Emir verliert eine Konkubine.
„Wie du willst, Scheich“, murmelte Krabben-Ali mit gespielter Gehässigkeit, „aber mach dich auf deinen Untergang gefasst.“
Die Nacht eroberte im Stechschritt die Wüste und mit demselben Tempo füllte sich die heruntergekommene Spelunke mit dem parasitären Restmüll einer jeden Gesellschaft: Gauner, Halunken, Diebe und Dirnen. Mit anderen Worten: Lunovis war in bester Gesellschaft.
Das Blatt hatte sich während der vergangenen Stunden des Öfteren gewendet, Kriege hatten das Schlachtfeld (oder auch: den Spieltisch) wiederholt verwüstet, Raubzüge Emire und Nomaden fast in die Knie gezwungen. Im Moment sah es nach einem Patt aus: Jede Fraktion sammelte emsig ihre Karten und nur die Frage, wer schneller war, machte es spannend. Im Moment führten Krabben-Ali mit einem Harem aus 8 Frauen und Lunovis mit einem Heer aus 6 Assassinen auf dem Tisch und vieren in der Hand. Wenn er jetzt an die Reihe kam, hatte er schon gewonnen. Ibn Pik hatte soeben seinen Zug vollführt und jetzt war Ali an der Reihe – sein triumphaler Gesichtsausdruck verhieß jedoch nichts gutes, ebenso wenig die Karte, die er darauf zog:
Dickes Blut/Dünnes Blut – Karte
Kann nur gegen den Scheich ausgespielt werden
„Blut ist dicker als Wasser“ – diese Weisheit kann nur von jemandem stammen, der noch keinen Schritt in die Wüste gesetzt hat. Denn jeder Wüstensohn weiß schon lange: Für einen Tropfen Wasser in der Not würde man auch seine Großmutter verkaufen. Und so kann ein verlockendes Angebot des Emirs die Loyalität der eigenen Soldaten auf eine harte Probe stellen. Denn am Ende siegt ohnehin die Wüste.
Der Scheich verliert die Hälfte seiner Tischkarten
„Deserteure“, murmelte Lunovis kopfschüttelnd, „ich sollte sie auspeitschen lassen.“
„Keine Sorge – der Emir hat da ganze andere Probleme“, grinste Knut, der nun an der Reihe war und eine Karte zog, die er schon seit fünf Spielzügen gebunkert hatte:
Neue Schuhkollektion-Karte
Die neuste Sommer-Kollektion aus Vengard erreicht die Wüste und der Emir kann den Drängen seiner Konkubinen nicht standhalten, einen kleinen, unverbindlichen Bummel über den Basar zu unternehmen. Natürlich kommt es so, wie es kommen muss: Beladen mit einer Unzahl an Taschen schleppt sich der Emir Stunden später zurück in seinen Palast, umringt von seinen aufgeregt schnatternden, aber glücklichen Haremsdamen. War das wirklich nötig, fragt er sich? Er weiß es nicht, ist aber für jede seiner Konkubinen um einen Goldsack ärmer geworden.
„Bei Beliar, nein!“, heulte Ali auf, „soviel Gold habe ich gar nicht erst!“
„Und was nun?“, fragte Lunovis.
„Nun in diesem Fall“, antwortete Ibn Pik, „sieht es so aus: Ohne Gold kann man auch niemanden ernähren. Und ohne Nahrungsmittel verhungern die Frauen. Für jeden fehlenden Goldbeutel verliert der Emir eine Frau.“
Und so hatte sich das Blatt abermals gewand: Aus dem glücklichen Wüstenherrscher mit einem Harem voller Frauen, war ein verarmter Emir mit noch drei Damen geblieben, die die Hungersnot überstanden hatten...
…Der Mond strahlte hell über Bakaresh, der Dieb strahlte hell über seiner Beute und – Lunovis versuchte sich ein helles Strahlen über den Verlauf des Spiels zu verkneifen. Selbst wenn die beiden eingefleischten Spieler betrogen – sie waren nicht sehr gut darin. Der Magier und Teilzeit-Scheich hatte sich zwischenzeitlich eine ordentliche Streitmacht zugelegt, mit der er danach trachtete, den Emir um sein Reich zu bringen. Einzig der emsige Händler konnte ihm noch in die Quere kommen – hatte er doch mit vier Kamelen und der gleichen Anzahl an Handelswaren ein Imperium aufgespannt, dessen Wirtschaftsmacht sich auch seine Assassinen nicht entgegenstellen konnte, ließ er sich nicht schnell etwas einfallen.
Trotz des regen Alkoholkonsums von Ibn Pik und Krabben-Ali machten sie keine Fehler – ein weiteres Zeichen dafür, dass Lunovis ganz gut daran tat, nur Wasser zu verlangen. Vermutlich war der Schnaps, den die beiden Gauner herunterkippten, auch schon seit Stunden nichts anderes mehr als Wasser. Und nur seiner Achtsamkeit war es wohl zu verdanken, dass Knut und er noch nicht über das Ohr gehauen wurden. In der letzten Zeit tauschten Krabben-Ali und Pik immer mehr nervöse Blicke aus. Ein gutes Zeichen. Ihre Taktik ging nicht auf.
Dafür die von Lunovis:
„Mein lieber Händler, es tut mir leid, aber ich vermute, eure Waren haben zu lange in der Sonne gelegen…“
Lieferung verdorbene Ware – Karte
Kann nur gegen den Händler ausgespielt werden
Wie jeder weiß, ist der schnellste Weg zu Geld auch immer der Verruchteste. Auf der Welt wird betrogen, belogen, erpresst und hinters Licht geführt, wo sich nur genügend Naive finden lassen. Und die finden sich quasi an jeder Straßenecke. Nirgendwo lässt sich diese Weisheit besser überprüfen als auf einem Basar, wo sich die Qualität der Waren umgekehrt proportional zur Lautstärke ihrer Anpreisung verhält. Da kann einem schnell mal eine Lieferung verdorbener Früchte unterkommen, wenn man nicht aufpasst.
Der Händler verliert sein Vermögen an Handelswaren.
Zerknirscht fegte Ibn Pik seine vier Handelswaren-Karten vom Tisch. Seiner Gesten wurden ruppiger und sein Gesichtsausdruck taugte wirklich nicht mehr dazu – nun sagen wir es so: irgendjemandem Bananen anzudrehen. Ein Blick auf die fünf Assassinen, die auf dem Tisch vor Lunovis ruhten, machte es nicht besser.
Auch Krabben-Ali war nicht besser gelaunt.
„Ich habe einen Nomaden.“
„Was verlangst du dafür?
„Vier Frauen.“
„Vier? Eher drücke ich meiner Großmutter ein Schwert in die Hand“, gab Knut zurück.
„Dann mach das doch.“
„Ich gebe dir eine Frau und einen Goldsack.“
„Wenn du schon Angebote machst, dann auch vernünftige. Ich lass mich nicht verarschen.“
„Ich lege noch ein Kamel drauf.“
„Einverstanden.“
„Bietet noch jemand eine Frau?“
„Ich biete eine Frau gegen einen Assassinen“, begann Lunovis sich einzuschalten.
„Nicht in zwei Leben.“
„Eine Frau und ein Kamel.“
Ibn Pik und Krabben-Ali tauschten Blicke aus, dann bestätigte er den Tausch. Ein kleiner Hoffnungschimmer – aber er sollte sich als Glanz einer geschliffenen Klinge erweisen. Einer Klinge, die ihnen den Kopf abschneiden sollte…
…Lunovis war an der Reihe und diesmal konnte ihn niemand mehr aufhalten. Fünf Assassinen lagen auf dem Tisch, weitere vier hatte er auf der Hand, zum Angriff bereit – doch das war nicht mehr nötig.
„Knut“, leitete er den Untergang der Bakaresher Zockerrunde ein, betont langsam und genussvoll, „tauscht du einen Assassinen gegen… ähm… eine Frau?“
„Damit kannst du nichts anfangen!“, zischte Ibn Pik, unterschätzte aber die Treuherzigkeit des Seemanns.
„Natürlich – bitteschön.“
„Nun in diesem Fall möchte ich – wenn es niemanden stört und niemand etwas dagegen hat – gerne fünf Assassinen zu meinen Fünfen hinzufügen und damit darauf hinweisen, dass meine Armee komplett ist.“
Lunovis legte die Karten kunstvoll auf den Tisch, stand auf und verneigte sich mit einer spöttischen Geste.
„Sieht ganz danach aus“, grummelte Ibn Pik.
„Das Spiel ist noch nicht vorbei“, zischte Krabben-Ali, während Gewitterwolkenzüge sein Gesicht verdunkelten.
„Nein? Doch, ich glaube, das ist es.“
„Und das Schiff gehört uns?“
„Dir Knut“, nickte der Magier dem alten Seebären zu, der sein Glück noch nicht fassen konnte, „es gehört wieder dir. Und nein, bitte umarme mich nicht. Ich weiß, dass du mir dankbar bist.“
Lunovis drehte sich um und machte sich auf dem Weg aus der Spelunke. Vermutlich waren die beiden keine guten Verlierer. Da war es besser, schnell wieder im Kastell zu sein.
„Ach“, er drehte sich noch einmal um, „Krabben-Ali – pfeif deine Aufpasser zurück, sie müssen nicht mehr auf die Isabel acht geben.“
Erst außerhalb der Kneipe realisierte er, wie kalt es war. Die Dämpfe durchzechter Nächte erstickten so manche Körperempfindungen. Aber was machte jetzt noch Kälte?
Er hatte gewonnen.
So sah es aus.
Gewonnen.
DraconiZ
06.09.2009, 12:18
Gepostet im Kastell des ZUX #77
Some things in life are bad,
They can really make you mad.
Other things just make you swear and curse.
When you're chewing on life's gristle,
Don't grumble, give a whistle,
And this'll help things turn out for the best, and...
Life's a piece of shit,
When you look at it.
Life's a laugh and death's a joke, it's true.
You'll see it's all a show,
Keep 'em laughing as you go.
Just remember that the last laugh is on you.
(always look on the bright side of death...)
Kurz aber lustig :)
Joe Black
25.09.2009, 09:16
Seit dem Start meines Charakters Joe wurde dieser vom Dämonen Cherubael begleitet und fehlgeleitet. Für mich nach über einem jahr eine grosse Geschichte die dank Ardescion dem Hüter des Kastell nun einen epischen meiner Meinung nach grossartigen Abschluss gefunden hat. Danke auch hier nochmals an Arde für diese super Posts :gratz
Ein wahrer Sturm der Magie entfesselte sich und wütete in der kleinen schwarzen Halle irgendwo im Untergrund des Kastells, an einem Ort fern aller menschlichen Blicke, außer dem einen, der glühend und heiß vom Wahnsinn zerfressen der Fratze des wütenden Dämons in Menschengestalt entgegen lachte, während dieser versuchte mit letzter Kraft sich seines Feindes zu erwehren.
Ardescion lachte. Lachte ob der Stupidität dieses Wesens aus Beliars Reiche, lachte, weil er nie geglaubt hatte, dass er über einen Dämon den Sieg davon tragen würde, dass er ihn mit dem kleinen Finger zerbrechen könnte. Und er krümmte sich, weil der Schmerz der Macht, die mit jedem Augenblick in seinen Körper größer wurde, unerträglich war, hielt sich den Kopf, weil seine Schläfen brannten, sein Gehirn zu explodieren schien und sich die ersten Stücke aus seinem Schädel lösten, zeitgleich wankte er in den Strömen der Macht hinein, streckte die geistigen Arme ihnen entgegen, um mehr zu bekommen, mehr, als er vertragen konnte. Und der Hüter wusste es und nahm sich doch mehr. Zu berauschend war diese Magie, zu verführerisch ihre Kraft, zu stimulierend die Vorstellung einer vollkommenen Vernichtung eines in Beliars Augen ungeliebten Wesens.
„Ich bin dein HERR!“, spuckte er hysterisch kreischend der winselnden Kreatur entgegen, als Blitze sich aus seinen Fingerspitzen entluden und wild zuckend durch den Raum tanzten. Splitter schwarzen Marmors wurden von ihnen aus Decke, Boden und Wänden gerissen, flogen als totbringende Geschosse durch den Raum, drangen donnernd in die Wände ein und rissen neuerlich welche heraus.
Die Luft in dem Raum schien sich von der Magie getrieben zu verfestigen, den Menschen in seinem Wahn, in seiner Verblendung, alleine alle Macht an sich zu nehmen ließe ihn den Sieg davon tragen, zu fangen, festzusetzen, dass er an ihr zerbrach und sich selbst der Welt beraubte, wissend, dass der Schaden riesig wäre, den er in diesem Moment anzurichten vermochte.
Sein Blick verschwamm, unscharf erkannte er, wie der Dämon auf den Boden sank, nachdem all seine Angriffe in Leere verlaufen waren, nachdem kein einziger Schlag dem von der Macht trunkenen Hohepriester auch nur einen Kratzer zufügen konnte.
Erneut fasste er sich an den Kopf, schrie und lachte gleichzeitig, beugte sich vor und wich vor sich selbst zurück, im gleichen Augenblick, als wäre er zwei Menschen, als würde die Seele seinen Körper entrissen und beide eine Einheit bildenden Teile in entgegengesetzte Richtungen gerissen.
Ardescion riss die Knie näher an den Bauch heran, umschloss sie mit seinen Armen, wog vor und zurück in dem Strudel der Magie, der sich um ihn gebildet hatte. „Ich bin dein Herr…“, flüsterte der Schwarzhaarige lachend, „Ich bin dein Meister!“, heulte er verzweifelt, „Ich werde dich vernichten…“, flehte er mit aller Bitternis, die sein kaltes Herz auszudrücken vermochte, „Wer wenn nicht ich…“, floh es seinem Mund aus der Emotionslosigkeit seines augenblicklichen Zustandes.
Und dann fiel der Körper des Hüters zu Boden, noch immer die eigenen Beine umschlingend als könnte jene ihn Halt gegeben, halt im Wahnsinn, den er gerufen hatte und nun nicht mehr los wurde.
Hart traf der Boden auf den wimmernden Mann, aus dessen Augen tiefschwarzes Blut in dünnen Rinnsalen über die eingefallenen Wangen floss.
Ein Schrei der Wut floh seinem Mund, hallte durch den schwarzen Raum und riss weitere Stücke aus der Decke, die krachend gen Boden fielen und zersprangen. Dann fand sich der Hohepriester auf allen vieren wieder, blickte mit nach dem Tod lechzenden Augen, mit der Gier, zu fühlen, wie das Leben eines anderen verrann, durch den Raum und fletschte die Zähne, als er sein Opfer nicht erblickte.
Wütend sprang er auf die Füße, die Hände vor Magie zitternd erhebend, in den Knien federnd. Die ersten Schritte setzten sich noch langsam in Bewegung, streiften durch die Trümmer der bebenden Halle, von deren Decke sich noch weitere Stücke löste und ließen den Augen genug Raum, sich nach dem gesuchten umzuschauen.
Sie fanden Stab und Buch, die beim Blick Ardescions gehorchten und ihm zuflogen, doch der Dämon blieb verschollen. Und so beschleunigte der Schwarzmagier seine Schritte. „Ich finde dich, Narr!“, rief der Magus in den Gang, als er an dessen Schwelle stand und den ersten, grellen Blitz in die Dunkelheit schleuderte.
Eine unruhige Stille, durchbrochen von dem Donnern zerbrechender Steine auf dem Boden, gestört durch das wahnsinnige Lachen des Hüters, der mit flammenden, graublauen Augen durch den dunklen Gang stapfte, die Hände erhoben, als erwarte er von seinem Gegner mit Fäusten angegriffen zu werden.
Er suchte seinen Gegner, suchte den Dämon, der glaubte, ohne seine Hilfe je wieder aus diesen Hallen entkommen zu können, wo er doch wissen müsste, dass es kein Entkommen mehr gab. Es hieß bloß, das Biest oder sein Gott, der Mensch, der sich aufgeschwungen hatte, über das Wesen seines Herrn zu richten, hoffend, seinen Platz in einer Hierarchie einzunehmen, die er schon zuvor als nichtig erklärt hatte, nur um ihre Nichtigkeit zu beweisen.
„Du wirst mir nicht entkommen!“, rief Ardescion in die Dunkelheit hinein, als sie langsam von dem warmen Zwielicht des Feuers unterbrochen wurde. Die ersten auflodernden Flammen der heißen Glut stachen dem Günstling der Finsternis in die Augen, ließen ihn inne halten und die Hände zum Schutz vor das kostbare Gut heben.
Der Hüter zischte und wich Zähne zeigend und fluchend vor dem hellen Licht zurück. Die Magie war sein Element, ihr Wetterleuchten mochte er ertragen, doch nicht das Licht des Feuergottes, die Lava Innos‘.
Und dann lachte der Hohepriester erneut auf, riss sich die Hände von den Augen und die Augen auf, dass der Blick frei auf der Lava lag und Schmerzen in galoppierenden Wellen sein Körper durchzog. Es gibt nichts mehr, dass mich aufhalten kann., dachte er mit süffisantem und gleichzeitig grimmigen Grinsen, „Nichts!“, schrie der Magus hinaus und schritt weiter auf die Lava zu, den Schmerz, der seinen Körper innerlich zu verbrennen schien, ignorierend und mehr der Magie des Kristalls, mit dem er noch immer verbunden war, an sich ziehend, glaubend, jener Schmerz, der sich daraus ergeben würde, könnte den eigentlichen überwinden, dass sie sich gegenseitig auflösten.
So fand der Hüter sein Opfer am Ufer des Lavaflusses hockend, den starrenden Blick auf die Lava gerichtet, als könnte dieser alleine sie weichen lassen. War er verzweifelt oder hatte er seine Niederlage bereits akzeptiert? Was ging in dem Kopf eines Dämons vor, der wusste, dass er gegen einen in seinen Augen einst jämmerlichen Menschen verloren hatte?
„Da bist du ja…“, sprach der Hüter mit tiefem Tonfall und trat einen letzten Schritt näher an Cherubael heran, ehe er rechte Hand abrupt der Kreatur entgegen streckte.
Ein blauer, von weiß durchzogener Blitz durchquerte den Raum und schlug neben dem kauernden Menschen in den Boden, riss ihn vom Boden und schleuderte ihn durch den Druck an die gegenüberliegende Wand, an der er kraftlos und doch mit trotzigem Blick, den er auf den Schwarzmagier gerichtet hatte, herabsank.
„Spüre meine Macht, Narr!“, schrie der Hüter und reckte beide Hände bittend dem Kronprinzen Beliars entgegen. Doch statt Unterwürfigkeit schossen weitere Blitze durch den Raum, gruben sich in das Fleisch des Menschen, verbrannten es und drangen tiefer in den Körper hinein, als wäre der Dämon ein Tumor den es herauszuschneiden galt, nicht ahnend, dass der Weg ein anderer hätte sein müssen.
Der Wirt schrie, gellend, qualvoll und in den Schrei mischte sich die Verzweiflung des Dämons, die auch die Wände dieses Ganges zum Erzittern brachte.
In der Ferne zerbrach etwas. Leise, unvorhergesehen, unbeobachtet. Erst war es ein filigraner Riss auf der Oberfläche, der sich langsam wie das Netz einer Spinne über sie erstreckte, dann bohrte er sich tiefer hinein, bis der Kristall von den Rissen zerfressen war. In tausend kleine Splitter brach er und sie alle fielen klirrend, in einem Rauschen versunken gen Boden, einem brechenden Wassertrog gleich ergossen sich die kleinen Kristalle in die Finsternis, ein letztes Mal aufleuchtend, ehe sie für immer ermatteten.
Die Blitze des Hüters erzitterten. Der Leib des Hohepriesters erstarrte in Panik, bevor er auf den am Boden liegenden Wirt zusprang.
Mit irrem Blick riss er an der Kleidung des Menschen, packte ihn am Kragen und zog das Gesicht näher an das seine heran. Furcht, zu versagen, wieder Mensch zu werden, erfüllte ihn, beschleunigte sein Herzschlag und ließen seinen Mund beben.
Das Lächeln des Dämons, der sein Glück ob des wahren Narren kaum fassen konnte, schien ihn zu verhöhnen, demütigte ihn und ließen Ardescion beinahe demütig seinen Kopf senken.
Der Kristall war zerstört, der Sieg des Dämons in greifbarer Nähe, obschon er nie so sein würde, wie er ihn sich erwünscht hatte. Es wäre bloß das Überleben Cherubaels in seinem Wirt, ein Überleben, was ihn Zeit verschaffen würde, andere Wege zu suchen.
Und in der einkehrenden Stille fand sich der Hohepriester plötzlich am Boden wieder. Rauch stieg von seiner zerfetzten Kleidung, die im Laufe des Kampfes gebrannt haben musste, auf und kräuselte sich unruhig im nicht vorhandenen Wind.
Schmerzen durchzuckten den Kopf des Hüters und ließen ihn den Blick nur langsam zu dem lächelnden Krieger heben, der über ihm gebeugt stand und mit geiferndem Blick auf ihn herab schaute, schweigend, weil er wusste, dass der Blick reichen würde, alles zu sagen. Ich habe doch gewonnen…
Geistesgegenwärtig packte Ardescion erneut den Kragen des Namenlosen und zog sich an dem sich wehrenden Subjekt hoch. Erneut füllte sich sein Körper mit der Magie, mit den letzten Resten die in der Luft waberten, sich um ihn herum verdichteten.
Seine Hand wurde von grünem Licht, dass in dünnen Strängen um jene herumwirbelte, verhüllt, schien sich in jenem aufzulösen, als sie einer Schlange gleich auf den Schädel Wirtes herabstieß und durch die Schläfe in den Kopf einzudringen schien.
Die andere Hand löste sich vom Kragen und tat es der einen gleich. Näher zog der Hüter den ihm bestimmten Feind, dass sich seine Stirn an die Cherubaels legte.
„Beliar schrieb von deinem Abschaum, dass ein jeder Magier dich kenne. Schrieb von dir als das Übel in seinem Reich, als das Erbrochene, was er in dieser Welt hinterlassen hatte. Als die Seuche, die uns heimsuchen würde. Und ich bin das Gegenmittel, ich bin die Heilung.“, schnarrte der Graublauäugige. Ein weiterer Schmerz durchfuhr ihn, streifte seinen Magen, doch er blickte nicht herab, sah nicht, wie die Hände des Anderen verzweifelt gegen seinen Körper schlugen.
Die Magie erwies ihm einen letzten Dienst, brach in einem Schwall in seinen Körper ein. „Im Namen des Herrn der Finsternis. Bei der Macht, die sein Name trägt, bei der Kraft, die seine Hand führt, bei der Erfüllung, die in einem jeden seiner Worte liegt, lasse ab von dieser Welt, lasse ab von dieser Sphäre und dem jämmerlichen Leben, das dir noch gegeben ist.
Im Namen der Dunkelheit,“, krächzte der Hüter des Kastells und alsbald wich das Licht um ihn herum zurück. Ein roter Drudenfuß zeichnete sich matt glimmend unter ihm nach, dass er mit Cherubael in dessen Mitte stand.
Schwarze Kerzen wuchsen an den fünf Spitzen des Pentagramms aus dem Boden und entflammten in schwarzen, flackernden Flammen die den letzten Rest des Leuchtens der Lava zu verschlingen schienen.
Ein Kreis auf schwarzem Blut, das aus den schwarzen, tränenden Augen des Hüters zu Boden floss, zeichnete sich durch die Spitzen des Drudenfußes, ehe ein karmesinrotes Licht auf ihm hervorbrach und in einer Säule, die beiden in sich tragend, gen Decke und durch diese hindurch schoss.
Schwarze Magieentladungen zuckten im Inneren der Säule um die Körper des Hüters, der den Kopf des Dämons gegen seinen drückte, um dem Körper des Dämons, dessen Hände um den Leib des Magus geschlungen waren und panisch an dem Rück zu kratzen versuchten, am herabhängenden Stoff rissen und sich in das darunterliegende Fleisch bohrten.
„Deine Tage sind gezählt!“, lallte Ardescion, den Kopf zurückreißend, Blut spuckend, das in einem dicken, zähen Tropfen auf der Stirn des anderen landete und sich wie Säue in dessen Haut fraß, ehe Kopf wieder gegen den des anderen schlug.
„Lasse ab von dem Körper.“, rief er und schloss die Augen, Dunkelheit umfing ihn.
Der Hüter hielt den schwarzen Stab in der Hand und fand sich vor der Ausgeburt des Dämons Cherubael, der mit vier muskulösen und doch deformierten Armen und mindestens ebenso vielen Mündern vor ihm stand, auf dem Unterleib eine Schlange thronte und den Torso einem Furunkel gleich verkrüppelt zur Schau stellend.
„Weiche, Dämon!“, faselte der Hüter beinahe schon fanatisch und hob den Kampfstab ein Stück weit höher, schritt auf den Dämon zu und schlug nach dem zähen und langsam ausweichenden Leib. Der Stab fuhr nur knapp an ihm vorbei, ließ den Dämon eine letzte Chance, die ungenutzt verstrich, ehe Ardescion zustieß, tief in den Torso hinein.
Der Dämon heulte auf, qualvoll und elendig, während sein Körper sich an dem Stab zu krallen schien und gleichzeitig um diesen herum zu zerfließen, quälend langsam, als würde die Zeit ihn nicht gehen lassen wollen, als hätte der Überlebenswille der Kreatur noch eine letzte Spur Autorität im Gefüge aus Raum und Zeit.
Und als er diese aufgab, als jener Wille brach, brachen die Augen Cherubaels und die Reste des Körpers brannten im schwarzen Feuer des dunklen Herrn.
Der Hohepriester Ardescion fand sich manisch zitternd am Boden wieder. Eine ungekannte Kälte erfüllte seinen Körper, griff nach dem tauben Herzen in seiner Brust und umfing es wie die zärtliche Hand der Mutter den Leib des geliebten Kindes, nur das zärtlich hier krallend und geliebt verflucht hießen.
Noch immer bebte die Erde von Zeit zu Zeit mit wildem Donner, drohte weitere Teile des Ganges einstürzen zu lassen und hinterließ die Ahnung in dem Hüter, dass der Raum um den Kristall schon lange begraben worden war.
Sein Blick zuckte zwischen den Seiten, suchte nichts und fand doch in einiger Entfernung eine weitere Gestalt am Boden liegend. Eine einzelne Rauchsäule stieg von der Stirn schnurgerade zur Decke auf, durchsetzt von einzelnen, schwach weiß leuchtenden Punkten, die Schneeflocken gleich doch in die Falsche Richtung gen Decke trieben.
Der Hüter spürte die Magie in ihnen, ahnte, dass es die ausgefallene sein musste, diejenige, die zurück blieb, wenn alles vorbei war, wenn der Ort verlassen allen Lebens zum Schluss auch der Magie entbehrte. Dies hätte sein Zittern, hätte seine Unruhe und den Drang, sich zu erbrechen, erklären können, stattdessen ließ es in dem Schwarzhaarigen nur den bitteren Geschmack zurück, dass er sich auch in dieser Hinsicht irren musste.
Der Magus streckte das wackelige Bein nach vorne, drehte sich mühsam um und kam wankend und taumelnd einem alten Mann gleich auf die Beine, ehe er zum Ufer des Lavastromes lief, dort auf die Knie fiel und sich innig in den heißen Strom erbrach.
Keuchend verharrte er über der Glut gebeugt, schnaufte angestrengt in diese hinein und wich schließlich vor der aufsteigenden Dampfwolke zurück, kraxelte über den Boden hilflos weiter von dem Innos zugedachtem Element davon.
Wie ein schuldloser, auf den Kopf geschlagener Analphabet versuchte er dem Feuer zu entkommen, floh auf allen vieren zur Wand und kauerte sich an dieser, betend, dass der Schutz, den sie spenden würde, zum Nulltarif vertrieben werden würde.
Er würde keinen Versicherungsbetrug begehen, nicht nur, weil er keine Versicherung hatte, auch, weil er nicht wusste, wie er dies anstellen sollte, wenn er sich nicht zufällig in einem Mixer der Magie verfangen würde und sich somit die vergangene Zeit zurückdrehen ließe, sodass sein Sieg zu einer Farce verkommen denjenigen Cherubaels hervorrufen würde.
Ardescion lachte erneut ob des Wahnsinns, der in seine Gedanken Einzug gehalten hatte, ehe sein Blick erneut auf den anderen wie Tod daliegenden Körper viel. „Keine freie Liebe!“, schnatterte der Hohepriester und krallte sich an der Wand fest, zog sich ein letztes Mal an ich wankend auf die Beine und taumelte langsam zu dem aus der Integralrechnung gefallenen* Namenlosen.
Der Hüter hockte sich neben ihm, strich dem am Boden liegenden unruhig die Haare aus dem Gesicht und schreckte für einen Augenblick von Panik erfasst vor dem Brandmal an der Stirn des Anderen zurück.
Dann langsam kehrte sich das Zittern in Ruhe und die Panik in Ausdruckslosigkeit, als der Hohepriester einen zwei Dämonen rief, die den ehemaligen Wirt und ihn langsam über den Lavafluss hinweg zurück in die Höhen des Kastells trugen. Ein Krankenbett, vielleicht sein eigenes Bett… Ruhe… Schlaf… der Wunsch… Bilder huschten noch durch das Blickfeld, als die Augen schon lange im Schlaf versunken waren. Er musste sich morgen um den anderen kümmern… solange würde er es überleben müssen… können, was doch ein Krieger…
Ardescion lachte, während sein Blick gegen die schwarze Decke starrte, und lachte noch, als er erneut in einen unruhigen Schlaf verfiel, sich nicht daran erinnernd, was er seit dem Verlassen der Katakomben getan hatte…
*Man stelle sich die Gaußsche Glockenkurve als Integral formuliert vor, drehe dieses um 180°, male es auf einen Zettel und zünde es an. So in etwa sah der Körper aus.
ich hoffe euch macht es eben so spass beim lesen wie mir :cool:
Sir Nils
21.10.2009, 23:07
Der Post von Ronsen hat es finde ich verdient, hier zu stehen.
Kriegslied zum Mitsingen (http://www.youtube.com/watch?v=vQqpMukDSP4&hl=de).
Ich hab dieses Gefühl, das wird hier heut 'nen riesen Ding,
das ist der Zweikampf des Jahres, ja das sagt mir mein Instinkt.
Heut sind alle dabei, heut werden hier alle getroffen.
Wir hau'n uns bis zum Abwinken, es wird mit Feuer geschossen.
Nehmt die Hände an das Schwert und macht die ganze Nacht Krach,
damit auch jeder Nekromancer geht, weil er abkackt,
kackst du ab, hast du verkackt, denn das Metzeln geht erst los,
wenn die Köpfe richtig rollen bis in jeden Hinterhof.
Das ist Ronsen am Start, denn er führt seinen Trupp,
es wird geschlachtet wie noch nie, schmeißt die Gegner in die Luft, hey!
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht!
Heute sind wir nicht alleine, heute wird nur noch geschlachtet,
ja der Uli ist dabei, und bei den Feinden ja da kracht es!
Die Schwerter fliegen durch die Sehnen, alle Venen überdehnen,
lasst die Sau mal richtig raus, denn heut' gibts keine Pause.
Wüstenschlachten, Palas schlagen Fratzen und sind laut,
wir sind die Allerbesten und geh'n selbst niemals drauf,
wir ham' den Mopp mitgebracht, wir toben mit in der Menge,
wir rasten richtig aus, wir schlagen voll über die Strenge.
Die Hexen sind sehr freizügig, sie zeigen was sie ham,
wir sind bekannt, sie umzunieten und das schon seit vielen Jahr'n, hey!
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht!
...
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht.
Hey, das geht ab!
Wir schlachten die ganze Nacht,
die ganze Nacht!"
"Die ganze Nacht..."
"Alter, hör auf zu singen und konzentrier dich!"
"Schon gut..."
Möönsch Nils, Ronsis Musikeinlage wollt ich grad auch reinstellen. Egal, mindestens genauso lesenswert und Schatzkästleinreif und episch und wasweißichnichtnoch ist wohl Juns Werk, die Entfesselung seiner Kräfte:
Knochen bersteten als die wuchtige, geweihte Klinge durch Schulter und Brustkorb jagte und die Knochen über den Arenaboden verteilten. Ein Tritt und die Klinge war aus dem Torso gelöst.
"Ist das alles, Beliar?", fragte Jun laut, als er dann ein am Boden kriechendes Skelett den Schädel mit dem Schild zersplitterte. Und Beliar antwortete.
Dämonen - Beliar scherzte nicht und spielte auch nicht, er forderte und Innos Streiter stellte sich diesem Ungetüm aus dunklen Zeiten.
Unerschrocken, fanatisch war sein Blick und seine Worte erhallten mit jedem ausgeteilten Hieb seiner geweihten Klinge die auch diese Dämonenbrut zu fürchten wusste.
Innos, lass mich trachten,
nicht, dass ich verzweifeln werde, sondern glaube;
nicht, dass ich erstarren werde, sondern kämpfe;
nicht, dass ich verzweifeln werde, sondern siege!
Schrie der Streiter dem Dämon entgegen und verwundete jenen mit einem Streich, nachdem dessen Klauen an seinem Schild grausam ertönende Furchen verursachten.
Denn wer glaubt, der wird wahrlich mutig;
wer für Innos kämpft, der lebt;
wer für Innos siegt, dem wird sein Segen gewahr;
und wer nicht glaubt, der möge durch meine Klinge gerichtet werden.
denn Innos ist mein Schild und meine Klinge nur ihm geweiht!
Predigte Jun fanatisch und furios, jagte mit seiner Klinge dem weichenden Dämon hinterher und entfachte mehr und mehr seiner inneren Kraft. Getrieben von Worten und Versen Innos, unerschrocken und unerschüttert, trotz des Hiebes den er abbekam und der ihn zu Boden warf.
"Innos!", schrie Jun als er sich erhob und sein Schild wieder den Hieb nahm. Seine Augen leuchteten auf und im nächsten Augenblick jagte aus Jun ein blau schimmerndes Energiefeld und umgab diesen für zwei weitere Augenblicke. Der Dämon wurde zurück geschubst und der Colovianer stürmte wieder auf diesen zu. Die Klinge schlug einen Arm ab, ehe der Dämon wutentbrannt mit dem stumpfen arm Jun wieder erwischte. Dämonenblut zierte den Streiter der sich erhob und von scheinbar fremder Macht getrieben oder war er es selbst? Seine Hand in der sein Schwert ruhte entfachte eine ihm fremde und doch bekannte Macht und kurz darauf ließ er seine Klinge los und hielt diese grell aufleuchtende Macht in der zitternden Hand. Der Dämon scheute Jun, wich zurück und sprach Drohgebärden aus. Jun indes machte das was ihm sein Gefühl, sein Zorn auf dieses Geschöpf Beliars sagte.
"Innos ist mit mir! Jaaah, es ist heilig! Innos ist mit mir! Nimm dies!", schrie der Innosgläubige umhüllt von magischer Aura. Das heilige Geschoss in seiner Hand wurde auf den Dämon geschleudert. Verfehlte, nicht wirklich von Jun kontrolliert, das Wesen und ließ es doch weichen. Das heilige Geschoss jagte stattdessen in Richtung der Diener Beliars ohne das Jun sah wo es sein Ziel fand. Er stürmte wieder unerschrocken, er dachte nicht nach welche Macht es war die da in ihm entfacht wurde, er ahnte es nur. Jun vernahm zu seiner Seite den Kampfschrei Drakks und zu seiner anderen das Brüllen des Hayabusa. Nein, sie würden nicht fallen.
"Stell dich, Scherge!", rief der Qel-Dromâ und forderte den Dämon.
Einfach toller Post, tolle Beschreibung, Darstellung.
Ich konnte mich wunderbar hineinversetzen, fühlte mich beim Lesen, als könnte ich alles real vor mir sehen.
Schön gemacht :gratz
Leid und Lust ist der einen Freud im süßlichen Gesang
Vergehen in der Menge der Weisheit letzter Klang
Cecilia lächelte bittersüß, als sie das kleine Fläschchen mit der roten Flüssigkeit ins Licht des Mondes hob und die feinen Reflexionen an dem silbernen Staub in jener betrachtete. Lakonisch ließ sie das Handgelenk kreisen und kicherte in freudiger Erwartung, als die ersten silbernen Teilchen zu filigranen Schlieren zerfielen und sich wie windende Würmer ihre Opfer verhöhnend in dem Trank verteilten.
Ihre freie Hand glitt ruhig über das eng anliegende schwarze Kleid, welches ihr auf der rechten Seite den Oberschenkel bis zur Mitte bedeckte und auf der anderen Seite in einer Spitze, die sich wie eine Schlange um ihr Bein legte, auslief. Der tiefe Ausschnitt, der noch den Bauchnabel frei gab, war innen mit rotem Samt gefüttert und wölbte sich steif zu zwei langen Röhrchen, die durch einen schwarzen Pelz, der ihren Nacken bedeckte, miteinander verbunden waren. Die weißen Haare fielen wie eine Flut aus hellem Silber in die Finsternis des Pelzes und bildeten den wunderbarten Kontrast, den sie sich neben Leben und Tod vorzustellen liebte. Schwarz und weiß.
Ihre roten Lippen zeichneten das Bild des Trankes nach und waren mit silbernen, auslaufenden Wölkchen bedeckt, die sich wiederum mit dem schwarzen Lidschatten bissen. Alles in allem ein passendes Bildnis der Gefühle, die sich zu einer Motivation verbanden und doch von der Gier nach ihrer Süße dominiert wurden. Sie wollte Rache und ihr war es egal, wofür sie diese einforderte. Einzig und allein des Geschmackes wegen, der Liebe, die an ihr zerbricht, des Hasses, der aus ihr resultiert, der Tod, der ein jedes Ende schmeichelt, die herzzerreißenden Schreie, gegen die Cecilia immun war. Sie wollte vor Erregung laut schreien oder einen Mann gebrauchen. Doch ersteres gebot ihr die noch notwendige Höflichkeit nicht und für letzteres hatte sie jetzt keine Zeit, auch, wenn ihr die schwarze Knospe, die sie statt eines Herzen in ihrem Inneren trug, beim Anblick der muskulösen Arme und des kantigen, dümmlichen Gesichtes des Wächters vor der Arena aufging.
Sie verbarg das Fläschchen in ihrer Hand und näherte sich dem Wächter. Das Lächeln wurde süßer, als sie ihn im verführerischen Tonfall einen ruhigen Abend wünschte. Einzig ihre andere Hand tanzte dabei über die von Beliar geliebten Rundungen ihres jugendlichen Körpers, der einer Magierin, egal wie alt sie war, gebührte.
Der Wächter nickte grinsend ihren Brüsten zu, ehe er, den strengen Blick seiner Kumpanen im Nacken spürend, sich darauf besann, dass er an diesem Abend leider nicht zum Spielen geladen worden war.
Cecilia trat an ihm vorbei und die vier Assassinen folgten ihr ohne die Blicke auf ihre verborgenen Waffen zu lenken und doch machte einer der anderen Wächter mit wenigen, knappen Worten Anstalten, ihre Leibgarde aufzuhalten. „Haltet ihr mich für dumm? Sollte mich tatsächlich jemand angreifen wollen, reichen auch die Fäuste meiner Männer. Schaut sie euch an, sie stehen euch in nichts nach.“, Lob, Gift und weibliche Schärfe, gepaart mit ihrem Anblick verhalfen ihr zu einem verständnisvollen Nicken der Arenawächter und ließen sie durch zu den oberen Rängen, fast genau gegenüber ihrer Schwester, die sie mit keinem Blick zu suchen brauchte. Sie spürte Descante, spürte ihre Magie und ihre sinnliche Lust, nach der sie sich sehnte. Bei ihr war der Grünäugige, der mit feiner Melancholie eine hohe Stellung bei ihr erreicht hatte. Leider nur wenig über ihre Frisur, der man kaum ansah, wie wenig sich eine Schwarzmagierin dafür interessierte, wenn es nicht nötig war. Und doch. Es war schon mehr, als die meisten Menschen je erreichen würde in ihrem winzigen Kosmos aus Leid und Lust.
Unsanft ließ sie die Flasche fallen. Sogleicht verbargen ihre Männer Mund und Nase hinter den schwarzen Tücher, die um ihren Hals wie Halsbänder lagen, damit sie nicht vergaßen, zu wem sie gehörten.
Eine kleine, kaum sichtbare Wolke erhob sich, als ihr Lächeln einen Hauch von Trauer hinter dem schwarzen Pelz erhielt. Lautlos verbreitete sich die Wirkung und ließ die Köpfe einer kleinen Menschentraube ruhig mit dem Kinn auf der Brust landen und einschlafen.
Kleine Skelettratten mit ungewöhnlich langen, scharfen Zähnen schälten sich aus dem Boden und rasten wie Eichhörnchen den Baum an den Menschen hinauf, ehe sie sich tief in ihren Hals gruben. „Möge Beliar euch gnädig sein, wenn ihr ihn je erreicht.“, murmelte sie leise und streckte abrupt linke Hand erregt zittern in den Himmel. Magie züngelte an ihren Fingerspitzen, blaue Funken trieben um ihre Hand und ließen die Ratten wieder zu Staub zerfallen, ehe sich die ersten Skelette aus den toten Menschen wie aus einer Verkleidung herausschälten und klappernd nach den ersten, brauchbaren Waffen suchten, ehe sie den Schreien der Mengen mit ihren ewigen, Tod versprechenden Lächeln begegneten. Die Ersten von ihnen übersprangen bereits die Brüstung und stürmten mit rostigen Schwertern den Kontrahenten des Finalkampfes entgegen. „Einen wunderschönen Abend, wünsche ich.“, schrie Cecilia mit heller Stimme über die Schreie der Menschen hinweg und begann melodiös zu lachen, nachdem sich ihre Hand wieder gesunken hatte und ihre Zunge nach den ersten Tropfen Blut, das wie Regen ihr Gesicht und ihren Oberkörper bedeckte, leckte.
Wunderbare Posts von Gwydion... Ich finde, er hat verdient, dass sie hier stehen.
Mit langsamen Schritten watete der junge Sildener in den kleinen See hinein. Das Wasser müsste kalt sein, eisig, aber so war es nicht. Kein Frieren, kein Zittern, keine kleinen Nadelstiche, die versuchten in seine Haut einzudringen. Nur Wasser. Weder warm noch kalt.
Mit starrem Blick sah Gwydion dem Wasserfall entgegen, der immer näher kam, je weiter er ging. Das Wasser wurde tiefer, reichte ihm bis zur Brust, da schlug ihm die Gischt bereits entgegen. Er lenkte seine Schritte nicht selbst. Er ging wie in Trance.
Plötzlich, mitten in der Meditation, er wusste nicht nach wie vielen Tagen, war er vor kurzem erst aufgestanden, ohne wirklich darüber nachzudenken. War aufgestanden, hatte die Kleider abgestreift und war hinaus gewatet in diesen kleinen See inmitten der Höhle. Und durchschritt nun den Wasserfall, schloss die Augen.
Er spürte, wie strahlend helles Sonnenlicht auf seine geschlossenen Lieder fiel. Ansonsten war es still. Kein Windhauch. Nur das Rauschen des Wasserfalls hinter ihm… und des kleinen Baches. Seltsam, dabei war er sich doch sicher gewesen den See und den Bach hinter sich gelassen zu haben… aber hier war er wieder.
Gwydion öffnete die Augen. Der einzige Unterschied war, dass er nicht mehr in der Höhle zu sein schien. Wiese um den See und den Bach herum, über ihm wolkenloser Himmel, um die Wiese, auf der etliche bunte Blumen standen, war ein Wald. Aber es war absolut still. Kein Rascheln der Blätter im Wind. Kein Vogelgezwitscher von den Baumkronen. Nur das Rauschen des Baches, das Plätschern des Sees. Und selbst das klang irgendwie… dumpf.
Gwydion stieg aus dem Wasser. In Myrtana war es Herbst gewesen. Hier jedoch schien Sommer zu sein. Oder Frühling. Es war jedenfalls nicht kühl. Wie auch, wenn die Sonne schien und kein Wind wehte?
Er sah sich weiter um. Suchte nach irgendeinem Hinweis, wo er sich befand. Und wo er weiter gehen musste. Da sah er etwas zwischen den Bäumen vorbei huschen. Wie ein Schatten… oder ein Gespenst, war es mal hinter einem Baumstamm versteckt, tauchte nur für einen Augenblick zwischen zwei Bäumen auf und war wieder verschwunden. Eigentlich eher etwas, das einem unheimlich sein konnte… aber Gwydion spürte irgendetwas Vertrautes davon ausgehen. Er spürte, dass ihm keine Gefahr drohte. Er ließ sich im Schneidersitz auf der Wiese nieder, zwischen den ganzen Blumen und wartete, den Blick auf die Bäume gerichtet.
Als die Gestalt schließlich aus dem Schatten der Bäume trat, war Gwydion für einen Augenblick geblendet. Sie strahlte von innen heraus, in keiner definierbaren Farbe, aber doch hell. Sie schien kein Gesicht zu haben, aber die Gestalt einer Frau. Mal durchscheinend wie Nebel, mal wie aus Fleisch und Blut. Dann wieder wie Wasser, glitzernd, verschwimmend und dann fest wie Erde oder ein Baum. Gwydion schluckte. Er glaubte zu wissen, wer dort auf ihn zukam. Oder was seine Sinne ihn glauben lassen wollten.
Die Gestalt ließ sich ihm gegenüber nieder, ein Stück weiter als eine Armlänge entfernt, schlug die Beine unter und sah ihn an. Da bemerkte er, dass sie scheinbar doch ein Gesicht hatte. Oder nicht eines alleine. Er sah seine Tante und im nächsten Augenblick seine Mutter. Er sah Isabel und Vivin. Branwen und Leyla. Neraida und Lynn. Die Gestalt nahm das Antlitz einiger anderen Frauen an, an die Gwydion sich nur noch dunkel erinnerte. Zuletzt war sie Feen. Und war doch wieder nicht Feen, denn stets blieb ein nebliger Schleier über ihrem Gesicht, der es schließlich wieder ganz verdeckte. Nur dunkle Haare, so lang, dass sie fast bis zum Boden reichen musste, wenn die Gestalt stand, blieben erkennbar.
„Hast du dich verlaufen? Verloren?“, fragte eine sanfte Stimme, die aus mehreren Stimmen zu bestehen schien, die fern klangen, obwohl die Gestalt doch direkt vor ihm saß.
Die Stimme kam aus dem Wasser, aus dem Gras, aus den Blumen, aus dem Boden, aus dem Wald, hallte von den Blättern und Ästen der Bäume wieder, wisperte im Rauschen des Wasserfalles mit. Dem jungen Mann hatte es die Sprache verschlagen. Er konnte nur stumm nicken.
„Du trugest einen Schatten mit dir…“, kam das Wispern der vielen kleinen Stimmen, die sich zu einem Ganzen verbanden.
Wieder konnte Gwydion nur nicken. Er blickte an sich herunter. Doch er sah die Narbe nicht mehr, die Moreala ihm zugefügt hatte. Ungläubig tastete er seinen Bauch ab. Sie war weg. Einfach verschwunden.
„Das Wasser hat weg gewaschen, was du nicht mit hierhin nehmen konntest. Hier bist du nichts… außer dein Selbst.“
Der junge Druide musterte seine Handflächen. Das Mal. Jenes Mal, das ihn mit Feen verband. Es war verschwunden. Es war weg. Jede Narbe, die er jemals davon getragen hatte. Weg.
„Wo bin ich?“, fragte er zögerlich.
„Bei mir…“, die Stimme klang etwas belustigt, „…nun, eigentlich bist du immer bei mir. Aber hier… hier bist du nur bei mir. Und keiner wird stören.“
„Der Schatten? Ist er jetzt weg? Ganz weg?“
„Nein. Noch nicht. Aber du kannst ihn verdrängen. Er kann diesen Ort hier nicht betreten.“
„Wie kann ich ihn verdrängen? Für immer?“
„…komm…“
Die Gestalt erhob sich und ging an ihm vorbei, zurück zu dem kleinen See, aus dem Gwydion gekommen war. Sie kniete sich am Ufer ins Gras und schien mit der Hand über die Wasseroberfläche zu wischen. Sie winkte ihn zu sich.
„Du hast zwei Möglichkeiten von hier aus: ich helfe dir den Schatten zu besiegen oder du stellst dich ihm allein. Wenn ich dir helfe, wirst du vergessen, dass du je an diesem Ort warst. Du wirst auf der anderen Seite wieder aufwachen und dich an nichts erinnern können, aber du wirst wieder frei sein von ihm. Alles wird sein wie früher. Wenn du dich ihm selbst stellen willst, wirst du einen Einblick bekommen in dein Selbst und in eine jahrhundertealte Macht, die dir helfen wird ihn zu bezwingen und fort zu jagen. Aber dies ist auch mit einer Aufgabe verbunden. Deiner Aufgabe.“
„Meiner Aufgabe?“
„Das ist es doch, was du dich seit langem fragst. Warum du hier bist. Wer du bist. Du weißt, da liegt mehr unter der Oberfläche deines Geistes verborgen, als du kennst.“
Gwydion schwieg und blickte ins Wasser.
„Sag mir wer ich bin… bitte.“, bat er schließlich.
„Wähle einen Weg. Ich werde dir zeigen, was du wissen willst. Vielleicht mehr als das. Aber du musst dann die Aufgabe übernehmen, die ich für dich bereithalte.“
„Das werde ich.“
„Dann sieh…“,die Gestalt deutete auf die Wasseroberfläche und Gwydion beugte sich ein Stück nach vorn, um besser sehen zu können.
Zunächst schien sie still, doch dann kräuselte sich das Wasser kurz und er erkannte daran ein Gesicht. Sein Gesicht? Es hatte Ähnlichkeit, das war nicht abzustreiten. Aber es war nicht ganz das Selbe, so schien es ihm. Ein junger Bursche stand neben einem Älteren. Noch immer ein kräftiger Mann, aber an einigen Stellen war sein Haar bereits Grau. Gemeinsam standen sie auf einer Anhöhe und blickten auf einige Wiesen, Felder, einen See, eine kleine Siedlung aus vier Häusern hinab, in deren Nähe ein Steinkreis errichtet war…
„Silden…“, wisperte Gwydion, der Name war ihm so plötzlich in den Sinn gesprungen, ohne dass er lange darüber hatte nachdenken müssen, aber er wusste, dass es stimmte.
Der junge Mann und der ältere sahen sich einen Augenblick stumm an und umarmten sich und so wie Gwydion wusste, dass die kleine Siedlung Silden war, so wusste er, dass die beiden Vater und Sohn waren. Dann trat der Ältere zurück. Plötzlich näherte sich eine Gestalt. In wildem Gallop kam ein großes weißes Tier heran. Wohl sogar ein Stück größer, als der Herr des Waldes. Es strahlte hell. Und doch schien es von der selben Gattung zu sein. Ein Hirsch, mit mächtigem, ausladenen Geweih. Das Tier hielt vor den beiden Männern inne. Es warf dem jungen Burschen einen langen, forschenden Blick zu. Dann wandte es sich dem alten zu und der alte Mann berührte das Geweih des mächtigen Tieres. Und verwandelte sich in das Ebenbild desselben, nur ein wenig kleiner und nicht so strahlend.
Die beiden Hirsche sahen den jungen Mann einen Augenblick an, bis der Größere schließlich in ebenso schnellem Gallop, wie er gekommen war, verschwand. Und wirklich verschwand, von einem Augenblick zum anderen war er verschwunden, in einem Sonnenstrahl aufgelöst. Der kleinere, der eben noch der Mann mit den grauen Haaren gewesen war, blickte wie eben jener Mann zuvor auf die Weiden und Wiesen Sildens hinab. Er warf seinem Sohn einen letztne Blick zu. Und machte sich dann auf den Weg in den Wald. Um dort Wache zu halten über jenen Wald, die Wiesen, den See und die kleine Siedlung. Bis ans Ende der Zeit.
Wieder kräsuelte sich das Wasser. Das Bild verschwamm. Die Wasseroberfläche lag so ruhig wie vorher vor Gwydion.
„Ich kenne seinen Namen…“, meinte der junge Mann, „…den des Vaters.“
„Ich weiß.“,erwiderte die Gestalt. „Und du kennst sogar mehr. Du kennst den Namen seines Sohnes.“
„Woher… wie soll ich den denn wissen können?“, fragte Gwydion verwirrt.
„Er liegt dir näher, als du denkst…“,wieder klang die Stimme etwas belustigt, „…aber sieh weiter.“
Der Ort schien diesmal wieder der Gleiche. Die Wiesen. Die Felder. Der Wald. Der See. Die kleine Siedlung war um zwei Häuser angewachsen. Und in ihrer Mitte sah Gwydion einen Baum, der ihm vorher nicht aufgefallen war. Noch nicht so mächtig, wie er heute war. Aber er wusste, dass es nur die Eiche sein konnte.
Und er sah den Sohn wieder. Er war älter geworden. Trug einen Bart. Er irgendwo zwischen zwanzig und dreißig Sommern alt sein mittlerweile. Er blickte zum Waldrand. Und dort, zwischen den Bäumen hervor, trat der Herr des Waldes. Sein Vater. Einst sein Vater. Sein Gang war langsam, sein Geweih schien ihm schwer. Er hatte das Haupt gesenkt wie in Trauer.
Stumm sahen sie sich an. Zumindest konnte Gwydion nichts hören, das hatte er schon bei der ersten Vision nicht gekonnt.
Der weiße Hirsch näherte sich bis auf einen Schritt. Er legte vor seinem Sohn einen Gegenstand ins Gras. Der junge Mann vergoss eine Träne. Er neigt sich hinunter und hob einen Stein auf. Stumm blickten Hirsch und Mann auf den Stein, dann nickte der Sohn. Der Herr des Waldes kehrte in die Schattenwelt der Bäume und Sträucher zurück.
Sein Sohn blickte noch eine Weile auf den Stein und wandte den Blick dann hinunter zur Siedlung mit besorgtem Blick.
„War das… ein Druidenstein?“
„Ja.“
„Dann… suchte sich der Sohn Druwydds seinen eigenen Sohn als Wächter dafür aus?“
„Nein. Der Erste der Hirsche hatte ihn sich vor Jahren bereits ausgesucht. Der Herr des Waldes war der Bote.“
„Was… was hat das alles mit mir zu tun?“
„Siehst du es nicht? Sieh genau hin. Sieh dir diesen Sohn an. Sieh in seine Augen. Und sage mir, was du siehst.“
Die Gestalt beschwor das Bild des jungen Mannes noch einmal herauf. Gwydion blickte es an. Blickte es lange an und sah tief in die Augen dieses Bildes. Und merkte plötzlich, dass es sein eigenes Spiegelbild war, was er musterte.
„Ich… ich verstehe nicht ganz…“
„Doch. Du verstehst. Du kennst den Namen des Herrn der Sildener Wälder. Und du kennst den Namen seines Sohnes. Er lautete…“
„…Gwydion…“
Der junge Mann schwieg und blickte ungläubig auf sein Spiegelbild.
„Du kennst deine Aufgabe…“
Auf dem Grund des Sees war plötzlich ein Leuchten zu erkennen. Wie von einer kleinen Lichtkugel… oder einem dieser Kristalle, von denen die Höhle auf der anderen Seite des Wasserfalls erleuchtet wurde. Ohne zu Zögern und ohne darüber nachdenken zu müssen griff Gwydion ins Wasser, tauchte die Hand weit hinein und bekam einen Stein zu fassen. Sobald seine Fingerspitzen die Oberfläche berührten, pulsierte eine Welle aus Energie durch den See und durch Gwydions gesamten Körper. Als hätte der Stein einen mächtigen Herzschlag.
Er holte den Stein aus dem Wasser und blickte ihn lange an. Ein Druidenstein. Und er wusste genau welcher Tierart.
„Ich muss den Stein bewachen, bis der Erste, der König der Hirsche wieder geboren wird…“
„Du weißt, dass er auch als Mensch wiedergeboren sein kann…“
„Ja…“
„Dann wisse noch dies: du musst nicht mehr warten. Du musst ihn nur noch finden…“
„Er lebt?“
„Ja. Und du wirst überrascht sein, wer es ist.“
„Wer denn?“
„Sieh…“
Noch einmal veränderte sich das Bild auf der Wasseroberfläche. Gwydion sah eine junge Frau. Er kannte sie. Es war einige Jahre her. Er war jung gewesen, noch nicht lange unterwegs in der weiten Welt als Barde.
Das Bild wandelte sich. Sie hielt ein Kind in der Hand. Einen Säugling noch. Doch statt dem üblichen Blau waren die Augen des Kindes grau. Alte Augen. Weise Augen. Nicht die Augen eines kleinen Kindes, obwohl sie doch eindeutig im Gesicht eines solchen Kindes waren und die Welt um sich herum ansahen.
Was Gwydion irgendwie nicht los ließ war die Tatsache, dass er die Mutter kannte. Sollte es… sollte es so sein? War dieses Kind…?
„Gwydion… du musst gehen…“Der junge Mann schreckte auf und sah die Gestalt an.
„Aber… wo finde ich das Kind? Ist es…?“
„Wenn du länger bleibst, kommst du vielleicht nicht mehr zurück…“
Gwydion schwieg einen Augenblick.
„Du wirst das Kind finden. Daran habe ich keinen Zweifel. Aber du musst nun gehen. In deine Welt zurück. Angharda wartet bereits seit einigen Stunden am Höhleneingang und macht sich Sorgen.“
Der junge Mann erhob sich und sah die Gestalt an, die noch immer ganz ruhig da saß und ihn anblickte. In seiner rechten Faust, fest umschlossen hielt er den Druidenstein.
„Wie kam der Stein hierher?“, wollte er noch wissen.
„Er wurde hierher gebracht. Mehr musst du nicht wissen…“D
er junge Mann nickte und stieg dann wieder in den See, watete durchs Wasser auf den Wasserfall zu.
„Ich… hab noch so viele Fragen…“, er hielt noch einmal inne und warf einen Blick zurück.
„Ich weiß… einige Antworten wirst du noch finden… aber für alle wird dieses Leben nicht ausreichen…“,die Gestalt erhob sich, „…gib Acht. Hinter dem Wasserfall wird er auf dich warten. Mit der Kraft des Steines kannst du ihn besiegen. Aber ich warne dich. Du bist nur Wächter des Steins. Du darfst seine Kraft nutzen, aber wenn die Zeit gekommen ist, wirst du ihn abgeben müssen.“
Gwydion wollte noch fragen, wann er denn wissen würde, dass diese Zeit da wäre. Aber er konnte sich die Antwort schon denken. Er würde es eben einfach wissen. Sein Blick wanderte zu dem Wasserfall, dem er sich immer weiter näherte. Er versuchte durch diesen nassen Vorhang zu blicken, um zu wissen, was ihn dahinter erwarten würde. Aber es half nichts. Er wandte den Blick noch einmal zurück. Die Gestalt hatte ihm scheinbar eine Weile nach gesehen, doch nun verschwand sie wieder zwischen den Bäumen, nach einem letzten Winken.
Gwydion fasste den Stein noch fester, hielt schließlich die Luft an und marschierte durch den Wasserfall, die Augen diesmal geöffnet, trotz des Wassers. Er wollte nicht blind in irgendetwas hinein laufen, das ihm schaden wollte.
Zu Gwydions Überraschung kam er nicht sofort wieder am Wasserfall in der Höhle heraus. Eher in einem Gang zwischen beiden Wasserfällen, beiden Orten, beiden Welten, durch den er vorher nicht hatte gehen müssen. Es war düster hier, nur wenige kleine Kristalle leuchteten an den Wänden. Ihre Farbe war ein unheilvolles Rot. Und am Ende des Ganges stand er.
Der Schatten sah aus wie Moreala, doch schien er keine feste Form zu haben. Seine Ränder verschwammen immer wieder wie Rauch in einem leichten Luftzug. Er versperrte den Ausgang, doch er war stumm. Kein Laut drang aus seiner Richtung zu Gwydion.
Eigentlich konnte er gar nicht da sein. Damals, auf der Insel im Nebel, war er gereinigt worden. Der Sohn Druwydds. Der Bruder des Herrn des Waldes. Der Onkel Gwydions I. Hatte ein Teil des Bösen, von dem er vergiftet worden war, durch die Verwundung, die er dem jungen Druiden zugefügt hatte auf eben jenen abgefärbt? Anders konnte es doch eigentlich gar nicht sein.
Schützend hielt der junge Mann den Druidenstein an seine Brust. Den würde er nicht bekommen. Den durfte er nicht bekommen. Da begann er plötzlich wieder zu Glühen. Der Puls der Magie aus dem Stein drang in Gwydions Herz, schlug mit ihm in Einklang und verwandelte den Körper des jungen Mannes.
Aus seiner Haut wurde weißes Fell, Hände und Füße wurden zu Hufen, aus seiner Schädeldecke wuchs ein mächtiges Geweih, das um ein Haar an der Felswand entlang streifte. Keine Furcht. Aber auch kein Hass. Der weiße Hirsch scharrte mit dem Vorderlauf auf dem Boden, senkte das Geweih und stürmte schließlich auf den dunklen Schatten los.
Der Schatten zerplatzte wie ein Tropfen Wasser, der auf einen Stein fiel, löste sich in viele kleine Rauchwölkchen auf und verschwand schließlich ganz. War weg, ganz einfach. Verschwunden.
Gwydions Hufe bewegten sich weiter lautlos über den Boden, der aus solidem Stein schien, sich aber plötzlich ebenso auflöste wie der Schatten und mit einem Platschen schoss der weiße Hirsch aus dem Wasserfall in den See der Höhle.
Den Kopf weit genug über der Oberfläche des Sees gereckt pflügte der Tierkörper durch das Wasser und kletterte am Rand hinaus, schüttelte das weiße Fell. Eine Weile verharrte er fast reglos. Dann schrumpfte die Gestalt, sank ein wenig in sich zusammen, wurde wieder menschlich.
Gwydion blickte vor sich hin auf den felsigen Höhlenboden. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Versuchte zu begreifen was eben geschehen war. Es fiel ihm schwer.
Er wachte aus seinen Gedanken erst richtig auf, als er merkte, dass er innerhalb kurzer Zeit schon wieder trocken war. Sein Blick wanderte zu dem See. Kein gewöhnliches Wasser. Kein gewöhnlicher Ort.
Sein Blick wanderte zu dem Stein in seiner Hand, der plötzlich unglaublich schwer schien. Ein letztes Mal atmete er tief durch, dann sammelte er seine Sachen wieder ein, zog sich an, rüstete sich aus. Angharda wartete auf ihn. Nicht, dass sie dachte es hätte ihn doch erwischt. Die alte Dame hatte ihm sehr geholfen. Auch wenn sie ihm damit unwissentlich andere Aufgaben gegeben hatte, von denen er nichts hatte ahnen können. Oder hatte sie ganz genau gewusst, was auf Gwydion warten würde?
Zeitdruck war eine Qual, befand Kilijan. Das nächste mal würde er nach seinen Regeln spielen, eine Nacht würde er das nächste mal erst wieder durcharbeiten, wenn der gottverdammte Krieg über dieses Land hereinbräche. Dennoch hatte er diesmal keine Wahl: Er hatte Melford das Schwert bis morgen zur vierten Stunde versprochen und dieses Versprechen würde er halten. Es war doch das einzige, was einem Mann blieb, wenn man die Welt mit ihrem oberflächlichen Treiben wegwischte, überlegte der junge Mann, während er in einer beständig sich wiederholenden Bewegung das werdende Schwert über den mittelfeinen Schieferstein schob.
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machte es. Die Lampe stand vollkommen still, die Schatten bewegten sich nicht. Das war, was zählte. Ob ein Mann sein Wort hielt, oder nicht. Tat er es nicht, so war er wertlos, nie könnte man ihm wieder vertrauen. Unwillkürlich straffte sich seine Rückenmuskulatur.
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Wofür sich einige Menschen verkauften... Es war jämmerlich. Aber... Wo hörte Stolz auf und fing Schwachsinn an? Er selbst hatte, obgleich noch im frühen Jugendalter, um jeden Kanten verschimmeltes Brot gebettelt, als die Zeiten in der Festung schlecht geworden waren und kaum für die Soldaten genug da gewesen war, geschweigedenn für die Gefangenen. Der Wille zu überleben war ein mächtiger Trieb und nur wenige hielten ihre Ehre tatsächlich kompromisslos höher. Alles Wahnsinn?
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Alles nur Erfindung? Ehre, war das etwas Natürliches? Der Trieb zu überleben, der Trieb, sich fortzupflanzen, das waren Dinge, die man in jedem gesunden Lebewesen finden konnte. Ehre und Moral dagegen standen eher wie ein Sturmfeuer im tobenden Regen. Der Schluss lag nahe, dass es kein natürlicher Zustand war.
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Lange blieb sein Geist an dieser Stelle stehen, überprüfte sie immer und immer wieder. Ehre war als Teil der Moralphilosophie begreifbar, gleich Schwert und Schild gegen die unmoralischen Versuchungen der Welt. Es brach sich also darauf hinunter, was die Moral wert war. Und was die ihr zugrunde liegenden Werte sein konnten.
Kilijan griff in den Bottich, um mit einer Hand voll Wasser den Schleifschlamm vom Stein zu spülen und ihn neu zu befeuchten. Er prüfte mit abwesendem Blick die beschliffene Stelle. Die Riefen waren noch sichtbar, sie würde noch mehr Arbeit brauchen.
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war alles, was man in der Schmiede hören konnte.
Kilijans Atem war so leise und gleichmäßig, dass man ihn kaum wahrnehmen konnte.
Was war denn "Das Gute"? Alle Fäden liefen in diesem Punkt zusammen und so hatte er schon einige Male darüber nachgedacht. Der Wille der Götter? Der Wille Adanos? Was war denn das? Adanos stand für das Gleichgewicht - aber dem Menschen fehlte die Perspektive, um zu erkennen, ob seine Handlungen dem Gleichgewicht mehr zutrugen, als störten. Der Schutz des Lebens? Durfte man einen Menschen töten, um zwei zu schützen? Musste man sein Leben im Namen der Götter geben, wenn man andere damit bewahren konnte? Wozu hatte es dann den Überlebenstrieb in diesen Situationen? Eine Prüfung? Waren die Götter so zynisch?
Wozu hatten sie dem Menschen ein Werkzeug wie den Verstand gegeben, der einen in eine derartige Erklärungsnot bringen konnte, ultimativ musste?
Auch hier wäre die Antwort, es sei eine Prüfung des Glaubens, ein in sich selbst beißender Zynismus.
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Wie automatisch brachte seine Hand Wasser auf den Stein und sein Blick taxierte die Klinge.
Sehr gut. Nächster Abschnitt.
Ein, wie ich finde, wirklich schöner post. Lesen!
Ich poste hier sehr sehr selten rein. Aber diesen post von Ronsen fand ich einfach nur zu herrlich. Man konnte wirklich förmlich mitfühlen... und mitleid empfinden mit dem armen Herold ^^
Ronsens Herz raste.
Nur ungern ging er diesen Schritt, ohne Lust und ohne Gewissheit, was denn kommen mag.
"Du bist der Herold, du bist mein Sprachrohr zum Volk! In guten, wie in schlechten Zeiten."
Oh Innos, warum tat sein König ihm das an? Was hatte er denn verbrochen? Er war doch nur ein dicker Paladin, der einen Schluck von der Kelchbrause nehmen wollte.
"Ein heiliger Streiter verdient sich seinen Status. Auch durch ehrliche Arbeit."
Ja, klasse, und wo waren die anderen? Ja, wo waren sie denn? Musste er denn nun die Suppe auslöffeln? Das war hier die große Frage des Tages.
Der Herold trat eine Stufe empor, dann noch eine. Das morsche Holz knirschte unter seinem Gewicht, aber er fühlte sich nicht nur deshalb schwer und träge. Er fühlte sich schwer vor der Bürde, der Schande, die er zu tragen hatte. Es war ein riesiger Klumpen, er fühlte sich wie Atlas, der den Planeten trägt, aber selbst wenn er nun sprechen würde, würde er diese Last nicht zur Gänze los. Im Gegenteil. Sie würde sich sogar noch vergrößern, im schlimmsten Fall dann entlud sich alles auf ihm, dem Überträger. Das war nicht richtig, das konnte einfach nicht Innos Wille sein.
"Gib mir Kraft!", betete Ronsen und setzte seinen Weg zum Podium fort.
Der Marktplatz war rammelvoll. Die Paradegrenzen waren vom Volk überschritten worden, ebenso hatten einige Bürger die schönen Girlanden zerstört, die so mühselig dekoriert worden waren. Wie er kam, vernahm er laute Buhrufe, die Meute war sauer, die Meute verlangte nach einer Erklärung.
Das Fest hatte nicht begonnen. Alle Feierlaune umsonst, und das schon seit drei Tagen.
"Der König traut sich wohl nicht selbst und bringt seinen f.... Herold, was?", vernahm Ronsen eine wütende, übermäßig nasale Männerstimme aus der Masse. Die Leute schauten zornig, nur gut, dass es schon dunkel war und Ronsen nicht ganz so stark ihren eisigen Blicken ausgeliefert waren.
"Ich bitte um Ruhe, Ruhe bitte!"
Der Paladin breitete seine Arme aus und blickte voller Sorge zu den Männern hinab, die ihn mit Mühe vor den Bürgern abschotteten. Einige der Zuhörer schienen Gefallen daran gefunden zu haben, das Podium zu erklimmen und mit ihm persönlich zu reden. Verständlich.
"Ich weiß, dass alle auf die große Ansprache unseres Königs und auf die Parade warten. Aber ich... muss euch leider verkünden, dass sie heute nicht mehr stattfinden wird."
"Was ist denn das für ein Scheiß?"
"Wie lange soll ich noch meinen Händlerstand abgebaut lassen?"
"Ich will Freibier!"
"FREIBIER, FREIBIER, FREIBIER!"
"So beruhigt euch doch!", Ronsen deutete zur Kaserne, "Die Turniere finden doch statt, dort könnt ihr eure Sensationslust austoben!"
"Was hab ich denn davon?"
"Ich will Freibier!"
"Wir wollen Rhobar sehen!"
"RHOBAR, RHOBAR, RHOBAR!"
Ronsen seufzte, jetzt musste er tatsächlich darauf zurückgreifen, er wollte es um alle Umstände vermeiden.
"Rhobar wird nicht kommen, er... er ist nämlich krank."
"Krank? Was'n das für 'ne lahme Ausrede?"
"Ja, er hat die Grippe, Kopfschmerzen, Husten, die Nase ist zu, es muss schon ganz schlimm sein."
"Ihr wollt uns wohl verarschen?"
"Nein, wirklich nicht", der Herold kratzte sich am Kopf, "Ihr wisst doch, wie schlimm so eine Grippe sein kann. Dann hat man gleich auf gar nichts Lust mehr. Und die Stellvertreter sind plötzlich auch nicht mehr zur Stelle. Alles wird am Herold ausgelassen, aber das ist okay, ich bin für das Volk da, auch in schweren Zeiten!"
"Wir wollen Rhobar sehen!"
Sie gaben nicht nach.
"Nein, so versteht doch. Er wird nicht kommen. Er hat nämlich auch schon tränende Augen und bald vielleicht sogar noch Ohrenschmerzen. Hier draußen ist es kalt, er könnte sich den Tod holen!"
"RHOBAR, RHOBAR, RHOBAR!"
"Geht nach Hause, er kommt heute nicht!"
So langsam hatten sie es begriffen. Doch die Proteste blieben, während sich Ronsen vom Acker machte. Hinter ihm die enttäuschten Buhrufe. Und zwischendrin ab und zu noch:
"FREIBIER, FREIBIER, FREIBIER!"
Ich fand den Post (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=11313230&#post11313230) einfach gut gelungen. Besonders die Mitte hat mich meine Umgebung vergessen lassen^^ Gehört hier auf jeden Fall rein.
Die Varanterin spürte keinen Aufschlag, dennoch landete sie unsanft auf steinernem Boden, heraus aus dem Farbstrudel, welcher immer mehr seine Farbe verlor, bis er nach und nach nicht mehr glänzte und gar zu dunkel für eine Fledermaus gewesen war. Wie lange war es her, als sie sich teleportiert hatte? Weshalb war sie nicht direkt in Vengard?
Der Grund, auf dem sie wie in Starre kauerte, war rau, weitaus rauer als die Steine des Tempelvorplatzes der Hauptstadt und ebenso war er kratziger, als würde sie spüren, dass sich feine Sandkörner zwischen ihren Fingerspitzen und dem kalten Boden zankten. Dies war nicht Vengard, so vieles sprach schon dagegen, bevor die Südländerin wieder bei vollem Bewusstsein war.
Shaheens Kopf dröhnte ungeheuerlich, als hätte sie die Keule eins Ogers zu spüren bekommen, all ihre Glieder schmerzten wie die eines Verräters auf der Streckbank, von welchen sie bereits als Kind erzählt bekommen hatte, auf dass sie sich nie mit solchen Menschen abgeben würde - und doch hatte sie es getan. Die Nomaden, das scheinbar schwache Volk unter Rhobar, all jene, welche nicht zu der großen Macht dieser Welt gehörten.
Sie tastete sich langsam an der ebenso steinernen Wand hinauf, fühlte eine Statue, dann wieder die Wand, alles sehr deutlich, als könnte sie es fast sehen, doch hier war kein Licht, kein einziger Funken.
Wie aus Reflex, als wüsste sie irgendwie sofort, was es in dieser Situation zu tun galt, zückte die Schwarzhaarige ihren Langdolch, besser gesagt ihr Kurzschwert, welches ihr in der Dunkelheit wie eine mächtige Waffe erschien, und fuhr langsam weite Kreise um sich herum, zerschnitt langsam die Luft, in der Hoffnung, sie würde nichts treffen und es würde kein Leben in diesem Raum sein. Und das, wo sie doch etwas bräuchte, wenn sie überleben wollte, möglicherweise gab es kein Wasser, keine Nahrung, sie würde wieder in der Ecke kauern und qualvoll die Augen für immer schließen. Da wäre ein Monster, welches ihr den Kopf von den Schultern beißen würde, am Ende doch wahrlich die besser zweier Epiloge ihres Lebens.
Alles war so realistisch und doch meinte die Varanterin, ihr würde etwas vorgespielt werden, Spinnereien, Träume, doch all diese waren nie so echt, sie hatte nie das Gewicht eines Schwertes so sehr gespürt, während sie träumte, als zu jenem Moment. Die Klinge wurde immer schwerer, sie schien in der Länge zuzunehmen, während sich gleichzeitig jemand auf die Flache Seite des Schwertes lehnte, um es noch weiter hinunter zu ziehen und die Kräfte ihrer Trägerin überwinden zu können.
Es war so fremd, so beängstigend fremd... kalt... schwarz...
Auf einen Schlag, welcher von einem Blitz in der Brust der Südländerin untermalt wurde, fassten die Fackeln an den Seiten des Raumes, welcher vielmehr ein Gang war, gesäumt von Statuen und alten Rüstungen, welche silbern schimmerten, von verfaulten Leichen an der Decke, welche fast schon skelettiert waren, überwacht. Das Herz des Mädchens schlug schneller als die Kriegspauken des orkischen Heeres, wenn man den Aufzeichnungen in der Bibliothek Glauben schenken durfte, doch hielt sie noch genug Kraft in sich, um weiter nach der dicken Luft zu schnappen und die Augenlider geöffnet zu lassen. Je weiter ihre Blicke sich von der Decke entfernten, den klebrigen Tropfen und vermoderten Fleischbrocken, welche von den leblosen Körpern an der Decke hinunter fielen, folgend, desto dunkler wurde dieser Raum, doch sie konnte immer noch genügend sehen, weit mehr, als ihr lieb war. Und am Ende des Ganges, welcher doch recht breit für die typischen Gänge dieser Form mit den schön geformten Giebeln war, standen sie... alle in einer Reihe.
Menschen und Tiere, die sie kannte, welche ihr wichtig waren und auch welche, die sie nur kurz gesehen hatte, die einen im grellen Lichte, die anderen fast im Schatten versinkend. Ihr gab niemand das Kommando und jeder menschlicher Geist hätte seinem Körper davon abgeraten, doch sie setzte vorsichtig einen Schritt nach dem nächsten auf die kleine Menge zu, beachtete gar nicht, wie mit jedem Schritt Unmengen von Staub aufgewirbelt wurden, wie die klebrige Lauge der Verblichenen, wenn man sie noch so nennen konnte, auf ihrem Mantel tropften, wie alles so seltsam erschien. Sie war nie in einer solchen Situation, sie hatte weder davon gelesen noch gehört, doch es war ihr alles nicht fremd, doch darauf konnte sie sich gar nicht konzentrieren. Ihr Schritt war nur auf ein Ziel gerichtet und selbst wenn ihr ein Golem den Weg versperren würde, hätte sie es nicht bemerkt.
Was geht hier vor sich?, fragte sie in die Wesensmenge hinein, aus welcher sie selbst ein weißer Wolf anblickte, doch niemand antwortete, nicht einmal ihre eigene Stimme erfüllte ihren Körper oder den Raum mit dem bekannten Sprachklang. Es war nur eine Art Echo zu hören, genau zum rechten Zeitpunkt, doch es war nicht ihr eigener Wortlaut und ebenso wenig ihre Stimme: Willkommen zu Hause, Kind.
Weiblich war diese Stimme durchaus, aber sie passte nicht zu ihr, sie war viel zu zart, weich wie Seide, aber doch so einprägsam wie das Kreischen eines Adlers, der sein Junges suchte.
Ich bin nicht dein Kind, wer auch immer du zu sein seist..., erwiderte Shaheen schlagartig, doch eine Konversation im eigentlichen Sinne fand gar nicht statt. Zeig dich doch, der du sagst, du wärst mein Vater.
Ihren Denkfehler fand sie nicht sofort, doch sie würde bestimmt bald eines besseren belehrt werden, denn obwohl sie nur ihren Vater kannte, gab es immer noch zwei Personen im Leben eines jeden Menschen, die einen 'Kind' nennen konnten. Vielleicht war sie zu erwachsen, um an solche Dinge zu glauben, an Märchen von angeblich toten Müttern, welche dann zurückkommen würden, oder ebenso von auferstehenden Vätern, welche ihre Töchter mit Freude in den Arm nehmen. Das gab es alles nicht, wie schön auch immer ihre Kindheit gewesen sein musste, es gab weder einen Vater noch eine Mutter darin. Kein Stier und keine Löwin... es gab nur das junge Rehkitz, das man ausgesetzt hatte; und selbst dieses hätte allein niemals zum Wasser gefunden.
Ah, du beginnst sehr schnell zu begreifen, begann die Stimme nun hinter ihrem Rücken erneut, worauf sich Shaheen wieder jeder normale Mensch schlagartig umdrehte, doch dieses Mal war die Stimme gar nicht so körperlos, doch hatte sie den gleichen Klang wie das Echo zuvor. Die Figur war ebenso weiblich wie die Stimme des Echos, das lange schwarze Gewand schien wie Nebel über den Boden zu gleiten, man hörte keine Schritte, nur das Stechen ihrer glühend grünen Augen in der Luft.
Wir sind uns wohl keinesfalls zum ersten Male begegnet, sprach sie im höflichen Ton, als wäre dies hier eine Alltagssituation, doch man hörte am Herzschlag Shaheens, dass dem definitiv nicht so war. In der Kanalisation Vengards haben wir uns gesehen, auch wenn du fast geflüchtet wärst. Ich hätte dich schon vorher getroffen, doch wollte ich deine Begleitung nicht in all dies mit hineinziehen.
Kanalisation? Welche Person in der Kanalisation? Wenn sie Yasmin nicht in irgendetwas, was auch immer sie meinte, mit hineinziehen wollte, wer oder was sollte sie dann gewesen sein? Ihre Adern im Kopf pochten, selten schmerzte das Suchen nach Erinnerungen so enorm, doch in den letzten Minuten war nichts, gar nichts normal. Dass im hinteren Teil des Raumes einer der zerfleischten, leblosen Körper von der Decke fiel, spornte die Südländerin auch nicht zum genaueren Denken an... sie wusste es nicht...
Du wirst dich schon noch daran erinnern können, sprach die Fremde erneut künstlich gelassen und munter.
Ich habe doch gar nichts gesagt, warf Shaheen flugs ein.
Ich höre dich dennoch, ich höre alles, was du sagst, was du denkst, wovon du träumst. Ich schmecke deinen Atem, ich schmecke gar dein Blut, wenn es durch deine Adern strömt. In gewissen Maßen... bin ich 'du'....
Wäre die ganze Situation nicht so überwältigend, hätte die Varanterin nun angefangen zu lachen, wenigstens zu schmunzeln, denn die Frau vor ihr, welche ihr nicht einmal ähnlich sah, erzählte wie eine alte Amme den Kindern von bösen Hexen und diabolischen Wesen berichtete. Jetzt musste sie nur noch warten, bis sie aufwachte... es würde bestimmt ein schöner Morgen sein, an dem der Winter seinen ersten Atem zeigt.
Du wachst nicht auf, jedenfalls nicht jetzt. Dich wird auch niemand wecken..., sprach die seltsame Dame vor ihr wieder, obwohl dies nicht einmal Shaheens Gedankenzüge waren, doch sie wusste es trotzdem...
...sieh sie dir an, jeden einzelnen von ihnen..., setzte sie fort, als sie zu der Masse an Figuren schritt, welchen es teilweise doch an menschlichen Zügen im Gesicht fehlte, die Augenhöhlen aller dieser Wesen waren leer, vereinzelt trat dunkles Blut langsam kriechend heraus, bei anderen konnte man nur nacktes Fleisch dahinter erblicken, niemand rührte sich, keiner von ihnen atmete, als seien sie nur leblose Hüllen, selbst der schneeweiße Wolf unter ihnen war so verzerrt starr.
Manchen von ihnen brachtest du den Tod, manchmal körperlich, wie diesem doch so braven Wolf, welcher nur seine Jungen verteidigte, manchen auf andere Weise, wie dieser Dame hier, welche ich höchst beeindruckend finde, erklärte sie, währenddessen hörte die Varanterin nur stumm zu. Der Mensch lebt aus Verbindungen zu anderen Menschen, etwas, das Wesen wie ich gar nicht kennen, fuhr sie fort und es kam Shaheen immer mehr wie ein übler Traum vor, doch du hast es immer wieder geschafft, solchen Verbindungen die Kehle zu durchtrennen. Sieh ihn dir an, den armen Wassermagier, der sich so sehr um dich gekümmert hatte - du ließest ihn sitzen, als würde dir der Kuss an der Klippe gar nichts bedeutet haben. Als wäre er nie da gewesen, als du am nächsten Morgen aufgewacht bist. Oder hier drüben, sprach sie weiter, während sie wie eine Rauchschwade vom Wind getrieben zur nächsten Person glitt, worauf die vorher angesprochenen explosionsartig zu Staub zerfielen, doch das Wüstenmädchen war von der gesamten Situation so sehr überwältigt, dass sie dies auch nicht mehr schockte, sie pflegte nicht einmal die Hoffnung, dass sie nicht wirklich starben, sondern dass all dies eine Vision sei.
Dieses ist immer noch das beste Beispiel, dass ich von dir sah, wo ich dich doch so lange schon begleitet habe und dich immer weiter begleiten w e r d e. Shaheen erkannte die Person schneller als jede andere am Kopfende des Raumes, es waren nicht einmal die markanten, roten Haare, welche ihr ins Auge fielen, sondern der leere Gesichtsausdruck, welchen sie aus ihren Träumen kannte, wenn auch mit Augen im Gesicht - Redsonja!
Ja, Redsonja, wie auch immer dieses Menschenwesen solange hinter dir herlaufen konnte und du ihr nie wirklich gezeigt hattest, was du für sie empfindest. Wie bist du nur gefallen - sie hatte dich aufgefangen und du hattest ihr nie gezeigt, welche Rolle sie gar darauf mit der Zeit in deinem Leben einnahm, n i e!
Die echoartige Stimme war zornig, das würde selbst ein tauber Mensch spüren, so bebten die Hallen, in welchen sie alle standen, während immer mehr der Menschenfiguren vor ihr in Staub zerfielen, unter ihnen Wenda, Miracoli und auch Sinistro.
Ich denke, du würdest es nie lernen, solange du in diesem Körper lebst, daher gebe ich dir ein ganz besonderes Geschenk mit. Möge es dich schwächen und von innen heraus zerfressen, bis du endlich verstehst, an was dein Leben und dein Lebenswille eigentlich hängt. Du hast es nie zu genießen gewusst, ein sterbliches Wesen zu sein, ich würde so vieles dafür geben, so sein zu können wie du, ein Wesen aus Fleisch und Blut mit einer Sanduhr, welche konstant die Zeit verinnen lässt. Und wenn sie abgelaufen ist, dann ist alles vorbei. Doch ich bin nur in dir, nur ein Hirngespinst, etwas, dass es für den Menschen selbst gar nicht gibt, denn ihr seht nur das, an was ihr auch glaubt. Würde direkt vor deinen Augen ein fliegendes Bison vorbeigleiten, würdest du es auch nicht sehen, da du es nicht kennst, oder nicht einmal kennen willst. Ziemlich erbärmlich für eine Magierin, die doch so viel verstehen wollte, erst recht sehr erbärmlich für eine Bibliothekarin in einem Alter, in welchem man noch nicht so sehr innerlich von der Zeit gezeichnet wurde und täglich zu phantasieren beginnt.
Ohne weitere Vorwarnung flog die fremde Frau, welche von sich selbst sagte, ein Gespinst zu sein, auf Shaheen los, während hinter ihr auch Redsonja in Fetzen zersprang und eine Art Sturm alle Fackeln zum Erlischen brachte. Es war noch viel dunkler, als zuvor und die noch so sehr überwältigte Varanterin spürte nur einen Kuss auf ihren Mund, kalt, ohne Gegenüber, als wäre sie ebenso nur ein Nebelschwaden, wie sie zu laufen schien. Ihre Glieder schrieen vor Schmerz, sie drehte sich kreischend auf dem Boden, begann hysterisch zu wimmern, zappelte noch ein paar Augenblicke, ehe sie ganz erstarrte und sie gar nichts mehr wahr nehmen konnte. Bis sie kurz später wieder fiel, doch denken konnte sie dieses mal nicht, das Verarbeiten dieser höchst außergewöhnlichen Situation blieb ihr ebenfalls verwehrt... sie fiel einfach, doch nicht in den gewöhnlichen farbenfrohen Strudel, welcher sie nach Vengard bringen sollte.
Es war nur schwarz...
Was soll ich sagen? Suzuran versteht es die gefühlvolle, lebendige Magie der Druiden zu posten. Es ist der Anfang vieler Schritte weit tiefer in die Geheimnisse der Natur. :)
Es (http://www.youtube.com/watch?v=j-nlSiLeCdU&feature=related) waren zwei Augenpaare, die sich gegenseitig musterten. Die Einen in der Farbe der hier vorherrschenden eisigen Kälte und die Anderen in den Tönen des Herbstes forschend und voller Angst blickend. Ihr Fell war aus dem gleichen strahlenden Weiß, wie der Schnee gemacht und die Augen leuchteten im gleichen Blau, wie es der Himmel hier tat. Ihre Gestalt war einerseits pure Geschmeidigkeit, andererseits strahlte sie die vollste Stärke und Kraft aus, die im kalten Norden von Nöten waren.
Langsam hatte sich Suz in einer Art verbeugenden Bewegung auf alle Viere begeben, hatte die Wölfin dabei ununterbrochen betrachtet und schloss nun langsam die Augen.
Drei Lebewesen, jedes auf eine andere Art und Weise atmend und Ornlus Worte, die noch flüsternd und anweisend an ihr Ohr drangen. Doch mehr und mehr verblasste alles Unwichtige in ihrem Kopf, während sich die austretenden Magieströme langsam um ihre Seele und den Körper legten. Zunächst war es nur die Konzentration für sich und das bewusste Gefühl für die eigene Magie, die sich wärmend in der Kälte bemerkbar machte.
Heißer Atem wurde ausgestoßen, wartend, aufmerksam und voller Angst. Drei Herzen die sich in ihrem Takt glichen und Blut das sich vor Aufregung in unheimlicher Geschwindigkeit durch die Adern presste. Die Barriere des Raubtieres schien kalt und stark, lag undurchdringbar wie eine Eiswand vor ihrer tastenden Magie. Es war eine kleine Geschichte, die sich in ihren Gedanken abspielte. Das Spiel mit dem Feuer, das doch so kalt war und das leise Lachen des Todes im Nacken, das ihr Schauer über den Rücken jagte.
Suz vollführte eine tiefe Verbeugung in Gedanken, suchte nach dem Eingang in die Sichtweise der Wölfin und setzte mehr Gefühle denn je in ihre Magie.
Zuallererst war es ihre Aufgabe Vertrauen zu wecken und zu zeigen, dass sie nichts Böses wollte und ein Teil des großen Naturkreislaufs war. Bilder kamen auf und verschwanden. Geschichten in denen oft das Gesicht, des anderen wölfischen Wesens in ihrer Nähe, dessen Vertrauen sie schon gewonnen hatte, aufblitzte. Schönes und weniger Schönes, die pure Gefühlswelt hatte sich vor der Eiswölfin ausgebreitet und schilderte fast das ganze Leben der Braunhaarigen bis zum jetzigen Zeitpunkt, wo sich am Endpunkt, Mensch und Tier gegenüber saßen und ruhten, obwohl das Tier mit unheimlicher Macht innerhalb von Sekunden, das Leben des Menschen auslöschen konnte. Sie tauchte den Strom in das Gefühl tiefsten Respekt und hoffte so auf das Ereignis, das sie sich inzwischen doch so herbeisehnte…
Noch nie hatte sich ihr Körper so erschöpft gefühlt, wie in diesen Stunden, die doch nur Minuten waren. Ihr Leben schien ausgesaugt und vorhandene Energie war gestoppt worden. Es war der Moment in dem sie mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt hätte, dass sich das schneeweiße Raubtier ihrer Magie endgültig entzogen hatte und das Eindringen in dessen Seele nicht mehr möglich war, niemals möglich wäre und es vielleicht sogar das Ende bedeutete.
Jedoch folgte auf Ebbe die Flut.
Dieser Schub an Energie fühlte sich so überraschend an, dass sich Suz voller Aufregung japsend aufgerichtet hatte. Es war eine Art Sog, der sie mit sich zog und ihrem Körper die Energie von Etwas einhauchte, dass nur dem Wesen vor ihr zugehörig sein konnte. Leicht flatternd hatten sich ihre braunen Augen geöffnet. Blitzende Kälte schallte ihr entgegen, während die Augen von der weißen Landschaft geblendet zu brennen und zu Tränen begonnen hatten. Erst langsam, dann immer schneller gewöhnten sich die Augen an das weiß der Umgebung.
Die muskulöse Brust senkte und hob sich und trug das pochende Herz unter der schützenden Haut. Es waren ihre Augen, die aus dem falschen Körper sahen. Die etwas sahen, was sie nie für möglich gehalten hätte. Es war das Knurren des Eiswolfes, das aus ihrem Körper drang, weil sie in dessen Seele endlich Einblicke gewinnen durfte und es war der unsagbare Drang, hinaus in die Weiten zu Rennen, wo sich Schnee wirbelnd in die Luft erheben würd , wo die Sonne die kleine Kristalle zum Leuchten brachte und sich Eis unter den Pfoten fast bis zum Brechen, winden würden.
Sie hörte ihr schallendes Lachen, das prustend aus ihrer Kehle kam, weil es pure Leidenschaft war, in die Seele des Tieres zu Tauchen und es das einmalige Gefühl war, etwas geschafft zu haben, was nicht selbstverständlich war.
Ihr Körper schien eine Brutstätte für das Leben tausender Schmetterlinge zu sein. Nicht einmal das Nachlassen der magischen Verbindung und das langsame Verschwinden des Schnees aus der Sicht der anderen Augen, konnten das kribbelnde Gefühl des Adrenalins in ihr stoppen.
Die weiße Landschaft vermischte sich und bildete sich zurück, Bäume und Sträucher tauchten schimmernd auf und ihre Seele war wieder ganz für sich alleine.
Das strahlende Lächeln auf ihren Lippen und der erneut in die Verbeugung gebrachte Körper, zusammen mit einem gehauchten Danke, löste die Verbindung endgültig.
Ein, wie ich finde, sehr atmosphärischer Post, der es verdient hier zu stehen. Man spürt förmlich die animalische Spannung.
Nordmar in der Nacht. Wie sollte man es umschreiben? Kalt und tödlich, wie viele? Windig und verflucht, wie andere? Leben und Hassliebe, wie wenige?
Vielleicht schön auf seine Art? Vielleicht so schön wie der klare Sternenhimmel der auf sie herab sah. Oder mystisch wirkend wie der Mond, der noch nicht den vollen Stand besaß? Atemberaubend wie der Blick vom Berg hinab ins Tal, wo das Meer aus schneebedeckten Tannen im leichten Wind hin und her wog, wo Tiere zu hören waren und wo man in der Ferne Feuer erblickte?
Ornlu konnte es nicht genau sagen. Vielleicht alles? Vielleicht nichts?
Sagen wollte er eh nichts, sondern einfach nur warten wie seit Stunden. Das Warten war nicht nur wegen des landschaftlichen Ausblicks angenehm, auch Suzurans Körper an dem seinen tat gut. Ihre Hände an seinen, als wäre es ganz normal. Sie ahnte wohl gar nicht, was geschehen würde und Ornlu sagte auch nicht viel dazu, doch war es in den Augen des Wolfsdruiden wichtig für seine Schülerin zu wissen, dass es mehr gab als Orks, Menschen und Tiere die einen fressen wollten - sie waren nicht wie die 'Menschen'. Sie wahren die Menschen die der Natur zuhörten.
Heiß strömte der Atem des Druiden aus seinem Mund und Nase, sein Blick wandte sich. Von Suzurans Ohr, in das man nur rein beißen wollte, in Richtung Aufstieg des Wolfsberges.
Weißpfote, die Eiswölfin, merkte es wie Ornlu. Die nahende Präsenz, wie ein Ruf in der Dunkelheit. Noch leise, aber sich immer weiter nähernd. Man hörte etwas. Viele Schritte und Gejaule. Dann sah man schon die nahenden Schatten, die im faden Mondschein sichtbar wurden. Ihr weißes Fell schien noch heller als sonst. Eiswölfe, ein gutes Dutzend. Die Kinder der großen Eiswölfin, die unter lauten, ohrenbetäubenden Heulen ihre Mutter ankündigten.
Es ging ins Mark, es ging in den Kopf und man vergaß dieses Heulen nicht mehr im Leben, welches nun ertönte und auf seine Kinder antwortete. Mächtig musste Hati sein und gebannt gingen alle Augen in nur eine Richtung.
Es war als käme der Frost und der kalte Nordwind mit ihr oder mehr noch, als würden sie mit ihnen um die Wette laufen. Es wurde kälter, das Eis um sie begann zu glitzern und die Luft wurde richtig trocken vor Kälte, doch blickten weiterhin alle Augen dorthin und verengten sich, als die Eiswolffürstin in der Weite erschien.
Eisblau war ihr schimmerndes, leicht glitzerndes Fell. Ihre Gestalt voller Anmut und Schönheit. Groß wie ein Mensch, mit Augen mystisch-silbern wie der Mond in besonderen Nächten. Das wahrlich schönste Kind des Hetzers, welches sich ihnen näherte und Ornlu, des Hetzers Blut, direkt in die Augen blickte.
Die Eiswolfmeute wich vor den Augen ihrer großen Mutter, machte Platz und umstellte die beiden Menschen wartend. Ornlu gebot Suzuran hinter ihm zu bleiben, während er seinen Druidenstab in den Schnee rammte und den Wolfsstein am Hals freilegte. Er wusste was zu tun war und so wunderte es nicht, dass der Druidenkristall im Stab des Druiden begann feurig zu glühen.
Hati erschien direkt vor ihm. Beide sahen sich auf gleicher Höhe in die Augen, musterten sich, nahmen die Gerüche wahr und verneigten zeitgleich die Häupter voreinander.
"Mae govannen, Hati.", grüßte er in der Druidensprache und verneigte sich als ihr Gast noch einmal. Das Knurren das erklang, erwiderte den Gruß. Ornlu hörte seinen wahren Namen - Draugluin - in seinem Kopf erklingen, während seine Magie sich immer weiter steigerte und die Augen rot-orange wie Feuer zu schimmern begannen. Die Eiswolffürstin indes setzte sich wartend und erhaben wie eine Schneekönigin hin. Ihre silbernen Auge ruhten auf den Druiden, den nun magische Schleier verließen und sich zu formen begannen. Es war, als würde eine magische feuerfarbene Wolke den Druiden umhüllen, die nun Gestalt bekam und Ornlus Innerstes, nach außen brachte. Seine wahre Natur, das was er wirklich war. Wölfisch und menschlich zugleich die Gestalt aus Magie, die den Menschenkörper umgab. Die Eiswölfe verneigten sich nun, sahen sie in Ornlu nicht nur den Menschen, sondern die Macht und Gestalt des Hetzers in seiner Magie, seiner Person. Den Hetzer - Jenen der Ersten, der der große Vater alle Wolfstiere war. Hati indes blieb ruhig und akzeptierte.
Ornlu öffnete seine Augen. Sie leuchteten wie rote Juwelen aus den Tiefen der Hölle und sprach dann verzerrt und dunkel klingend, in einer alten Sprache der Natur und der Druiden. Er nannte seinen Namen, wessen Blut er war und erzählte von ihrer aller Vater dem Hetzer. Wie vor einem Jahr die Meute und er die Jäger zu Gejagten machten und doch den Tod des Hetzers hinnehmen mussten. Wie der Hetzer Ornlu erwählte seine Macht zu hüten, bis er wieder geboren wäre. Je länger er sprach, umso mehr erklang der Geist des Hetzers aus ihm. Hati lauschte und als seine Erzählung endete, erhob sie sich. Wieder erklang ihr friedfertiges Knurren, gefolgt von Jaulen und dann aggressiver klingenden Geknurre. Ornlu verstand es, sah im Kopf was sie meinte und spürte alles.
Es war, als wäre sie in seinem Geist und er in ihrem, als würden sie dieselbe Sprache sprechen und einander verstehen, während alle anderen außen herum nur das Knurren und die Worte des Druiden hörten. Magie war im Spiel und erklang in einer gleichen Sprache in Ornlus Kopf. Es war wie ein Traum, in dem es möglich war untereinander zu sprechen.
*Ich musste deinen Bruder Anub wecken, damit Varants Schakale nicht verloren sind...Nordmars Wölfen ging es immer gut...es hatte Zeit bis heute!* - erklang es antwortend in Druidensprache, während die Magie jegliche Emotionen und Bilder um es zu verdeutlichen vermittelte und es weiterhin täte.
>Die Unedlen sind also dem weltlichen Hetzer wichtiger, als die Edlen?< - knurrte es fragend in des Druiden Kopf.
*Ihr die ihr die Edlen eurer Rasse seid, beherrscht Nordmar. Die Schakale sind die Beute der 'Menschen'! Sie brauchten ihren Anführer...* - erwiderte der Druide in seiner Sprache.
>...und er versagte. Anub schlief zurecht auf Ewigkeit, bis du ihn geweckt hast und die Macht des wahren Königs riskiertest, Menschensohn! Jetzt aber verlange ich einen Teil dieser Macht! Ursan, die große Bärin, ist erwacht und wenn das Eis schmelzen wird, werden ihre Söhne und Töchter auf uns Jagd machen. Es geht um die Reviere.< - knurrte das riesige Wolfstier in Ornlus Kopf und er begann zu verstehen, wieso er ihren Ruf gehört hatte.
*Ursan? Dann weiß ich wovon du sprichst. Sie ist mit dem Hetzer und uns verfeindet?* - fragte Ornlu gedankenvoll.
>Nein, aber die Zeit der Bären wird wieder anstehen. Wir sind im Weg, in ihrer Revieren und jagen ihre Beute - so werden sie meinen. Unterstütze mich, Menschensohn! Es ist deine Pflicht und Bürde von der du mir etwas abgeben musst!< - gebot das knurren.
*So hat jede Tat ihre Konsequenz... - Hati du sollst die Macht kriegen. Ursans erwachen war womöglich eine Torheit, ein Versehen eines der Erwählte der Natur - oder der Wille der Natur...* - sprach der Jäger in alter Sprache.
>Menschenkinder! Sie sind so unwissend! Draugluin, ich hoffe für euch, stets das Richtige für die große Meute zu tun. - Ist die Menschentochter da dein Geschenk an mich?<
Plötzlich erhob sich die Eiswolffürstin, trat an Ornlu vorbei und schnupperte an Suzuran, der die Angst im Gesicht stand. Ihr Knurre wurde bedrohlich, zornig gar und verstummte dann, als Ornlu die Macht des Druidensteins aufleben ließ und bedrohlich laut knurrend durch die Magie reagierte.
>Hetzers Blut, du schützt ein Kind der großen Katze. Gespalten ist sie und eint sie sich dank dieser Menschentochter, werden die Probleme nur größer! Willst du noch die Säbelzähne erstarken lassen?<
*Du bist blind geworden, Hati - Mutter der Eiswölfe. Blind vor Zorn vor alten Feinden! Seit wann fürchtet das große, edle Rudel der Eiswölfe die schäbigen, sich selbst zerfleischenden Säbelzähne? - Du und deine Kinder lassen die Fänge von ihr, sonst werde ich verschwinden und euch eurem Schicksal überlassen! Sie wird viel entscheiden, so bestimmte es die Natur! Die Mutter aller Lebenden. Willst du dich über sie stellen? Bedenke die Konsequenzen, große Eiswölfin!* - tönte Ornlu wütend.
>Hat sie!?< - laut war das Knurren der großen Eiswölfin ->Dann soll ihr Kind leben bis es stark genug ist mit ihrer Macht sich zu verteidigen! Die Säbelzähne würden auch gegen dich vorgehen, das weißt du! Das ist das Gesetz der Natur!<
*Das weiß ich und trotzdem wirst du ihr nichts antun, solang sie dir nicht schadet! Heute und auch in Zukunft!* - laut klangen nun Ornlus Worte die in Hatis Kopf erhallten.
>Ich warne dich, Hetzers Sohn. Sobald sie uns schadet hast auch du die Pflicht sie zu jagen und zu erlegen. Deine Macht kommt vom Hetzer und du stehst nicht über seinem Willen! Egal ob du mir drohst, die Macht nicht zu geben. Du bist ein Kind der großen Meute! Dein Platz ist hier bei uns! - Genug. Sie wird nicht gefressen. Nun wollen wir beginnen? Menschenfleisch macht hungrig.< - dröhnte es in Ornlus Gedankenwelt und er nickte lediglich.
"Suzuran...bleib hier und beobachte. Fürchte nichts...", sprach der Wolfsdruide nun mehr in der Menschensprache, während seine magische Aura die ihn umgab schwindete. Er schritt dann wie die Eiswolffürstin und ihre Meute zum Steinkreis.
Mitten drin schritt er dann zu einen der Findlinge und tastete diesen ab. Seine Hände fanden die alte Rune und weckten sie mit der Magie der Druiden. So auch bei den weiteren vier Findlingen, die den Steinkreis erst in grellen, weißen Licht hüllten, ehe die alte Macht sich in einen violetten Schein legte. Hati trat in den Kreis, während Ornlu dabei war nun all seine Macht in sich zu sammeln und zu wecken. Die Schleier die austraten, formten sich nicht nur wieder in die magische Aura von davor, nein, sie zogen hinein in den Wolfsstein und weckten die großen Mächte darin.
Ornlu beschwor in alter Sprache die Mächte herauf und war von ungeheurer, großer magischer Macht umgeben. Seine Gestalt wollte sich wandeln und doch vermied er es, so gut es ging.
Er löste den Druidenstein vom Band und legte diesen auf den Mittelstein des Steinkreises. Die alten Mächte erstarkten. Ornlu näherte sich Hati und bot ihr einen Unterarm. Die große Eiswölfin biss hinein. So fest, damit es nur blutete. Vom Schmerz und Magie geleitet, war auch Ornlus Biss in den angebotenen Vorderlauf blutig genug. Beide schmeckten sie das Blut des anderen und ließen es dann auf den Wolfsstein tropfen. Ornlus Worte wurden wieder beschwörend, bevor er stoppte und seine Magie selbst an die Grenzen kam. Wolfsaugen schauten einander an, ehe die Findlinge begannen rötlich im Rhythmus des Lebens zu pulsieren und beide im Kreis ihre Mächte entfachten. Ornlu schrie um alle Macht frei werden zu lassen, während Hati begann aufzuheulen, so dass ganz Nordmar ihnen beiden zuhören mochte.
Große Magie wurde im Steinkreis geweckt den eine enorme magische Welle verließ und dann alle Magie wie Wasser in einem Glas im Steinkreis verweilte. Hati wurde gestärkt, was man an ihrem mächtiger klingenden Heulen vernahm, während Ornlu die Kräfte lenkte, beschwor und ihr überließ.
Sekunden dauerte es nur, als dann endlich das Geheul verstummte, Ornlu auf die Knie fiel und alle Macht wieder in den Wolfsstein einging. Noch einmal entlud sich eine magische Welle in alle Winde hoch oben am Wolfsberg, bevor die alte Macht selbst wieder ihre Ruhe fand und die glühenden Runen langsam erloschen.
Das Ritual war vollzogen. Ornlu sah auf und vernahm die Verbeugung Hatis, ehe er erwiderte und die Meute um die große Mutter der Eiswölfe mit ihr in die Nacht verschwand. Ornlu vertraute ihr, sie hatte Ehre und wusste in Nordmar zu herrschen. Sie war nicht hinterlistig wie Anub der Schakalfürst.
Es vergingen Minuten, ehe Ornlu überhaupt Kraft wieder hatte auf zwei Beinen zu stehen. Den Druidenstein anlegend, schritt er zu Suzuran, lächelte ihr sanft zu und kroch in die Höhle um sich dort am Feuer schlafen zu legen. Seinen Arm Band er gar nicht ab.
DraconiZ
23.12.2009, 16:31
Die Klaue findet ihren Weg in die Hände des Emirs (Gepostet in Khorinis):
"So, du Banditenkönig, mit dir geht’s zu Ende!" rief Berash und donnerte seine Faust in das Gesicht Ravens. Dadurch brach er dessen Nase. Sofort schoss Blut daraus und floss über Mund und Lippen des Anführers der Banditen. Berash lächelte und wischte etwas Blut beiseite. Dabei lauschte er dem Gebrabbel von einem Meister, der sie alle vernichten würde. "Ach, sei still!" Der Knauf des Dolches schlug gegen die Stirn Ravens und schickte diesen ins Land der Träume. Berash wollte ihn nicht töten, denn der Banditenkönig sollte mit der Niederlage leben. Es würde für ihn viel bitterer sein, zu wissen, dass er die Klaue Beliars in der Hand gehalten hatte und sie dennoch verloren hatte.
"Du bist nicht würdig, die gesegnete Waffe des dunklen Gottes zu tragen, Abschaum." wisperte Berash kalt in das Ohr Ravens. Dann lies der Verhüllte den Kopf zu Boden gleiten und richtete sich wieder auf aus seiner hockenden Haltung. Sein Blick glitt durch den Tempel, über den Sarkophag hinüber zu DraconiZ und Vicious. Vor ihnen lag die Klaue Beliars, eine Waffe die nur zu einem Zweck geschaffen war: Seelen zu Beliar hinabzuschicken. Beinah wäre Draconiz durch die Waffe gestorben, auch Vicious hatte schon bessere Tage erlebt. Und auch der Emir würde sich noch lange an diese Auseinandersetzung erinnern...
Wie in einem Traum ging er auf die anderen zu, musterte sie, während ein leises Flüstern an sein Ohr drang. Kaum mehr ein Wispern, leise und doch unüberhörbar. Den Gesichtern seiner Begleiter nach zu urteilen, konnten sie es nicht hören, dieses leise Flüstern von Reichtum und Macht. Der Blick des Emirs glitt hinunter, musterte die Klaue und glitt über die Klinge. Noch nie hatte er eine Waffe von solch Schönheit gesehen. Jede Rune, jeder Wellenschliff des Klingenblatts schien perfekt. Das Heft, die Parierstangen, selbst der Totenschädel waren so makellos, wie es nur von einem Gott stammen konnte. Nicht einmal der Zahn der Zeit konnte dieser Waffe etwas anhaben. Das flackernde Licht der Fackeln verlieh ihr einen düsteren Glanz, der nicht von dieser Welt schien.
Wie in Trance ging Berash in die Hocke und musterte die Waffe. Langsam streckte er seine Rechte aus, hielt die Hand über der Klaue. Er konnte spüren, wie sie nach ihm rief, sich ihm darbot, bereit war sich wie ein Weib an ihn zu schmiegen. Das Flüstern wurde eindringlicher, drängte ihn dazu, die Waffe zu nehmen. Als Berash sich weiter vorbeugte, glitt der Anhänger mit Sinfathisar hinaus und baumelte vor seiner Brust. Der Emir stoppte, hielt in der Bewegung inne und betrachtete nachdenklich den Anhänger an seiner Brust. Würde der Stein sich gegen die Klaue stemmen, versuchen den Emir davon abzuhalten, die Waffe des dunklen Gottes zu nehmen und so sein Schicksal einer neuen Bestimmung zuzuweisen? Oder würde der Stein einfach zerbrechen unter der Macht, die dieses Schwert ausströmte? Vielleicht passierte auch einfach nichts...
Noch einmal blickte Berash auf, schaute Draconiz fest in die Augen. Dessen Blick war undeutbar. Vielleicht versuchte er stumm, den Emir davon abzuhalten, die Waffe zu ergreifen. Oder er konnte den Wunsch nachvollziehen, die Klaue Beliars zu ergreifen und damit Tod und Verderben unter den Feinden zusähen. Oder konnte es Gier sein, ebenfalls die Klaue zu ergreifen? Berash wusste es nicht. Alles schien immer weniger Sinn zu ergeben in seinen Augen. Er wusste nur eines: Mit dieser Waffe waren sie in der Lage, Zuben aus Bakaresh zu vertreiben. Nicht zur das, sie konnten ihn sogar von seinem Thron in Ishtar stoßen! Der Gedanke an einen Emir, der von Ishtar aus den Bund in die Welt schickte und sie so nach seinem Bild formte, blitze im Geist Berashs auf. Mit dieser Waffe würde niemand es mehr wagen, sich dem alten Bund in den Weg zu stellen. Sie wären wieder so mächtig wie einst, wenn nicht sogar mächtiger als Könige und Fürsten dieser Welt!
Und mit einem Mal verstummte das verführerische Flüstern in seinem Kopf, es hatte wohl erkannt, dass der Verhüllte keinen Zuspruch mehr benötigte. Alles in Berash sehnte sich danach, die Hand endlich um den Griff der Klinge zu legen, die Macht zu spüren und der Klaue endlich wieder eine Bestimmung zu geben. Also lies der Emir seinem Drang freien Lauf und ergriff mit der Rechten die Klaue Beliars, das Schwert des dunklen Gottes. Und sie schien wie für ihn gemacht zu sein, der Griff passte sich seiner Hand an. Berash richtete sich auf, hob die Klinge und streckte sie vor sich aus. Sein Blick glitt bewundernd über die Waffe.
Und mit einem Mal hörte er einen Schrei, ein animalisches Geräusch, welches Schmerz, Wut und Hass herausbrüllte. Ein plötzlicher Wind fuhr in den Tempel und löschte viele der Fackeln. Die Dunkelheit wurde allgegenwärtig und brandete auf den Emir ein, umschlang seine Beine, glitt weiter hinauf und zog ihn mit sich in die Schatten, dort wo Beliar selbst zu herrschen schien. Erst jetzt erkannte der Verhüllte, dass die Schattenmimik eine Gabe war, gesandt durch den dunklen Gott selbst. Mit ihr waren sie in der Lage, jeden zu besiegen!
In der Schwärze dieser Zwischenwelt trat ein Leuchten, welches die Schatten immer mehr vertrieb. Und doch fühlte der Emir immer noch, dass sein Körper in der Dunkelheit abgetaucht war. Dieses Leuchten war selbst ein Schatten, so schien es. Doch langsam, unendlich langsam, löste sich eine Gestalt daraus. Ein großer Mann wurde sichtbar, gehüllt in eine dunkle Rüstung. Auf dem Rücken trug er einen Schild, an der Seite einen ziemlich gefährlichen Anderthalbhänder. Die Konturen des Gesichts, am Anfang noch kaum zu erkennen, wurden schärfer und schärfer, bis sie endlich einen Mann zeigten, der eine ziemlich starke Ähnlichkeit zum Verhüllten aufwies. Berash keuchte auf. "Vater! entfuhr es ihm. Und die Gestalt, die die Züge seines Vaters trug, lächelte verschlagen. "Lebst du also immer noch, ja? Ich hatte gehofft, dass du endlich von der Finsternis verschlungen wärst, mein Sohn." Das letzte Wort war voller Verachtung gewesen, ausgespieen wie einen bitteren Geschmack.
"Ja, ich lebe noch. Doch du dürftest nicht hier sein. Und wo sind DraconiZ und Vicious? Was hast du mit ihnen gemacht?" rief Berash, während er sich umschaute. Doch sein Erzeuger lachte nur boshaft und zog seinen Anderthalbhänder aus der Scheide und den Schild vom Rücken. Dem Emir stockte der Atem, als er das Wappen auf dem Schild sah. Ein weißer Schädel auf dunklem Untergrund, darunter zwei gekreuzte Klingen. Das Zeichen des Bundes!
"Deine Freunde sind immer noch im Tempel, ebenso wie du. Nur bist du unsichtbar für ihre Augen. Deine Gier nach der Klaue hat dich blind dafür gemacht, dass die Dunkelheit am Ende immer siegt. Du hast mir den Tod gebracht und mich in das Schattenreich verbannt. Doch mein Wunsch nach Rache, meine Gier nach Vergeltung haben es geschafft, einen Weg zu finden, um dich zu vernichten! Ich trage das Zeichen deines Bundes, um dir zu zeigen, wie zwecklos dein Widerstand geworden ist." Er Schlug mit dem Knauf seiner Waffe auf den Schild. Ein lautes Dröhnen zog durch den Tempel aus Schatten. "Ich werde dich töten. Und dann werde ich in deinen Körper einfahren und so wieder die Welt der Lebenden betreten. Nur du wirst einfahren in Beliars Reich!" Mit diesen Worten griff der Vater des Verhüllten an. Berash hielt mit der Klaue dagegen, schlug nach der Gestalt, die nicht echt sein konnte. Die beiden Schwerter trafen mit einem lauten Klirren aufeinander, welches sich durch den ganzen Raum zog. "Warum, Vater?" Dieser schlug mit dem Schild nach Berash, der sich nur durch einen schnellen Sprung davor in Sicherheit bringen konnte.
"Warum fragst du? Du hast mir den Tod gebracht und dafür nehme ich dir dein Leben. Und währe dieser verdammte Stein nicht gewesen, dann wären wir schon viel früher aufeinander getroffen." Wieder stach sein Vater nach ihm, wollte die Klinge in das Herz des Verhüllten treiben. Doch Berash schlug den Anderthalbhänder mit der Klaue zur Seite und setzte seinerseits einen Stich an. Doch schon war der Schild zwischen ihm und der Brust seines Vaters.
Berash blickte die Klinge an und war überrascht. Raven war damit doch so mächtig gewesen, warum gelang es ihm dann nicht? Sein Vater erriet die Gedanken des Verhüllten und lachte wieder sein dreckig-gemeines lachen. "Hier befindest du dich in meiner Welt! Hier ist die Klaue nur ein Schwert wie jedes andere, Narr. Deine Gier nach der Waffe hat dich zum sterben verdammt!" Und damit schlug er erneut nach dem Emir. Diesmal traf er auch. Berash linker Arm erhielt einen tiefen Schnitt, aus dem sofort Blut floss. Auch wenn der Schmerz brannte wie Feuer, der Verhüllte durfte sich nicht davon aufhalten lassen. Wenn sein Vater siegen würde, dann wäre alles umsonst gewesen. Der Bund würde zerfallen und Zuben weiterhin in Bakaresh herrschen. Denn so wie Berash seinen Vater einschätzte, waren diesem die Belange des Bundes vollkommen Egal. Er konnte ihn also nicht gewinnen lassen, niemals!
Diesmal griff er an, schlug eine schnelle Folge von Hieben nach seinem Vater. Der jedoch parierte jeden einzelnen mit dem Schild, blockte die schweren Schläge einfach, so als wären sie nichts. "Du befindest dich in meiner Welt, Berash." lachte er und schlug seinerseits wieder zu. Diesmal ein Schnitt im Bein. Berash sackte zusammen unter dem Schmerz, fing sich jedoch und humpelte zurück. "Du kannst mich nicht schlagen! Hier bin ich mächtiger als du, Narr!" Und schneller, als es die Rüstung eigentlich erlauben dürfte, war der Vater heran und schlug erneut nach Berash. Dieser hielt den Hieb mit der Klaue auf und stemmte sich mit aller Macht gegen den schweren Anderthalbhänder des Vaters. Er musste durch die Verteidigung brechen, sonst würden die Wunden ihn langsam aber sicher immer mehr schwächen.
Und das Wunder geschah! der Anderthalbhänder glitt zur Seite und Berash stach zu. Die Klinge glitt zwischen die Platten der Rüstung und durchbohrte die Gestalt, welche einst sein Vater gewesen war. Mit einem lauten Schrei riss der Verhüllte die Klaue wieder hinaus und trat einen Schritt zurück. Sein Vater sank auf die Knie und neigte das Haupt. "Wer ist hier jetzt mächtiger, alter Mann?" Fauchte Berash und streckte das Schwert aus, um der Sache ein Ende zu bereiten. Doch stattdessen hörte er ein Lachen. Erst leise, dann immer lauter werdend, bis es schallend durch den Tempel drang. Die Schultern der knienden Gestalt bebten vor Erheiterung. Ungläubig sah Berash, wie sein Vater sich wieder aufrichtete und ihn angrinste.
"Das... Das kann nicht sein! Die Wunde ist tödlich...! stammelte Berash, die Augen immer noch weit aufgerissen. Doch der gerüstete vor ihm lachte nur. "Und? Ich bin schon tot. Ich sagte dir doch, du kannst nicht gewinnen. Gib einfach auf, mein Sohn und ich verspreche dir einen schnellen Tod. Bekämpfe mich und du wirst leiden. Du hast die Wahl."
Berash musste schlucken. Er sah, dass so etwas wie Schatten aus der Wunde flossen, die er geschlagen hatte. Doch der Strom wurde stetig weniger, bis er versiegte. Sein Vater war ein Geschöpf der Finsternis geworden, nicht aufzuhalten und hier in dieser Welt unsterblich. Berash wusste nicht mehr weiter. Wie sollte er ein Wesen aus Schatten vernichten, dem selbst die Klaue Beliars nichts anhaben konnte? Vielleicht war es wirklich besser, sich von der Dunkelheit verschlingen zu lassen und damit einzufahren in das Reich seines Gottes. Es schien hoffnungslos...
Doch halt! Was war es, was sein Vater am Anfang gesagt hatte? "Wenn der Stein nicht gewesen wäre..." Sinfathisar! Der Zwilichtstein hatte Berash immer davor bewahrt, sich endgültig in der Finsternis aufzulösen. Vielleicht konnte er ihm also hier helfen? Nur wie sollte der Stein helfen können, er konnte ihn ja nicht einfach um den Hals seines Vaters hängen. Dieser würde den Stein samt Anhänger einfach abreißen und wegwerfen. Nein, es musste einen anderen Weg geben!
Wieder lachte der Vater des Emirs und zeigte dabei seine weißen Zähne. Da wusste Berash, wie er es schaffen konnte: Er musste seinen Vater dazu bringen, den Stein zu schlucken!
Mühsam richtete sich Berash auf und hob die Klinge. Dabei glitt seine Hand unter sein Hemd und brach den Stein aus seiner Fassung. Diesen hielt er nun in der geballten Faust verborgen. Sein Vater lachte ungläubig, als Berash sich kampfbereit gab. "Du willst es also nicht anders, ja? Nun gut, du sollst es so haben." Und damit stürmte er heran und schlug nach Berash. Dieser nahm den Treffer willig in Kauf, spürte den Schmerz in seiner Schulter brennen. Doch so war er nun ganz nah an seinem Vater. Mit einem lauten Aufschrei schlug er die geballte Linke in das Gesicht der Gestalt. Sie beide brüllten auf, Berash weil er die Wunde belastet hatte, die sein Vater ihm zuerst geschlagen hatte, und der andere natürlich aus Überraschung. Damit hatte der Gerüstete nicht gerechnet.
Der Emir sah den aufgerissenen Mund und nutze die vermutliche einzige Chance, die er hatte. Mit einem lauten Schrei steckte er Sinfathisar, den Stein der ihn so lange begleitet hatte, in den Rachen seines Vaters und hielt ihm den Mund zu. Mit einem Klirren fiel die Klaue zu Boden und mit der freien Hand presste Berash dem Gerüsteten die Nase zu und warf sie so beide zu Boden. Die Augen des Vaters waren weit aufgerissen und schreckerfüllt. Der Emir presste beide Hände auf das Gesicht der Gestalt, die einst sein Vater war und schrie. "Nun schluck ihn endlich, Bastard. Schluck und verreck daran!" Selbst diese Schattengestalt benötigte Luft zum Atmen. Und als es nicht mehr anders ging, schluckte der Vater von Berash den Stein hinunter. Ein gleißendes Licht trat in dessen Augen und warf den Emir von dem Körper hinunter. Mit erstauntem Blick betrachtete Berash, wie der Körper seines Vaters immer heller leuchtete. "Nein, nein, nein! So war das nicht abgemacht!" schrie dieser, während sich immer mehr Lichtstrahlen aus seinem Körper bohrten. Das Licht wurde immer greller, so das Berash sich abwenden musste und mit einem lauten Knall verging der Vater endgültig im Licht. Der Emir war endlich frei von dem Fluch, der ihn so lange in den Händen gehalten hatte.
Berash brach in die Knie, nahm die Klaue Beliars wieder zur Hand und lies die Dunkelheit wieder auf sich einströmen, sein Körper wurde wieder zu einem Schatten unter vielen. Endlich brauchte er keine Angst mehr vor der Finsternis zu haben, die ihn so lange bedroht hatte. Nun konnte er die Schattenmimik endlich frei von jeglicher Sorge anwenden. Jetzt beherrschte er sie und wurde nicht mehr von der Finsternis unterworfen. Sein Blick verschleierte sich und er spürte, wie die Finsternis von ihm glitt. Freiwillig gab sie ihn frei und hinerlies die Gewissheit, dass sie immer da sein würde, wenn er sie rief. "Frei..." flüsterte Berash und hob den Kopf.
Das Bild, welches er sah, war wieder das gleiche wie zu Beginn seines Albtraums. Er sah DraconiZ und Vicious und an deren Blicken konnte er erkennen, dass sie ihn auch sahen, obwohl Berash in der Dunkelheit kniete. Und damit wusste er nun, dass die Finsternis nie mehr sein Feind sein würde, nur noch sein Freund.
Geschwächt richtete sich Berash auf, hielt die Klaue Beliars locker in der Hand und schritt auf den ehemaligen Emir und dessen Begleiterin zu. Die Wunden, welche er in der Zwischenwelt davon getragen hatte, waren verschwunden. Nur die Erschöpfung war geblieben. Mit einem Ächzen lies sich der Emir fallen und betrachtete DraconiZ und Vicious genau. Dann lächelte er schwach. "Ich glaube... wir haben hier nichts mehr zu erledigen..." krächzte er. Berash konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Es schienen Stunden gewesen zu sein, doch so wie der Klingenmeister und die Frau sich verhielten, mussten nur Augenblicke vergangen sein. Ob sie etwas von seinem inneren Kampf mitbekommen hatten? Berash glaubte es nicht, doch sicher war er nicht...
Joe Black
09.03.2010, 10:32
Ich freue mich sehr euch an diesen Posts teilhaben lassen zu dürfen, und heisse Rude und Reno somit auch gleich herzlich Willkommen zurück im Rollenspiel, meiner meinung nach einw irklich gelungenes Comeback. Manche mögen sagen diese Posts sind zu verdereht und krank für ein Rollesnpiel wie das unsrige, aber ehrlich gesagt liebe ich diese Art von Posts über alles, ich hab mich schief gelacht und wurde an die gute alte Zeit als ich im 04 mit Renos EA hier angefangen habe erinnert. Lange rede kurzes Sinn, viel spass beim lesen
Rude und Reno sind back! Und sie führen verdammt nochmal nix gutes im Schilde :cool:
1:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12242024&#post12242024
2:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12242391&#post12242391
3:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12242854&#post12242854
4:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12243068&#post12243068
5:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12243990&#post12243990
6:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12244417&#post12244417
7:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12245145&#post12245145
8:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12247076&#post12247076
9:http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=12247191&#post12247191
Wieder einer der vielen, stimmigen Posts von Ryu. Vor allem mit dem verlinkten Lied wirklich ein Post zum Zurücklehnen und bildlich vorstellen.
Sehr lesenswert. :)
Vergnügt pfeifend schaffte Ryu weitere Kisten in das Erdgeschoss seiner neuen Behausung. Es lief alles ziemlich problemlos, wenn man von den Stahlrohlingen mal absah, die ihm heute morgen noch auf den Fuß gefallen waren. Oder von den Scavangerexkrementen in die er getreten war. Im Verlauf des Tages hatten er und die Leute von Yared, die sich als eine ganz lustige Truppe herausgestellt hatte vieles schon herumgeschleppt. Hauptsächlich aber die Dinge, die in die oberen Stockwerke mussten waren bereits da wo sie hinsollten. Ryu musste sie eigentlich nur noch auspacken und an ihren richtigen Platz stellen. Doch nun würde er sich erstmal einen Moment der Ruhe gönnen und so stellte er die Kiste ab, um sich anschließend den Schweiß von der Stirn zu wischen und einen Moment der Ruhe zum Aufatmen zu nutzen. Und dann fiel sie ihm wieder ins Auge. Seine alte Gitarre, die er bereits ausgepackt, aber dennoch nicht benutzt hatte. Also warum nicht?
"Macht eine Pause, Jungs!" wies er die Crew Yareds mit einem zufriedenen Grinsen an. Immerhin arbeiteten diese Kerle nun schon den ganzen Tag und da wäre es sicherlich kein Abbruch gewesen, sich ein wenig auszuruhen. Wie sie die Zeit nutzten war ihnen überlassen. So auch für Ryu, welcher sich seine Klampfe zur Hand nahm und durch das Tor des Turms nach draußen schritt und dort Platz auf der provisorischen Bank, bestehend aus einem halbierten Baumstamm und zwei dicken Holzkeilen Platz zu nehmen.
Einen Moment lang lehnte sich der Templer an die kühle Mauer, die Augen geschlossen und sein Gehör auf das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Flusses und das Rascheln des Windes in den schon teilweise erblühenden Baumkronen gerichtet. Der Geruch von nassem Holz, Schweiß und anderen Dingen trat ebenso in seine Nase, wie er völlig entspannt auch wieder die Luft ausatmete. Und dann... Begann er zu spielen (http://www.youtube.com/watch?v=KcKVEx-j7dU)...
Den Atem der Natur um sich herum, ihn mit allen Sinnen wahrnehmend strichen seine Finger sanft über die Saiten, während viele Erinnerungen in seinen Gedanken aufkamen. Erinnerungen an die vielen Orte, die er schon in seinem Leben gesehen hatte. Die Gefahren, Reize und Überraschungen die sie boten und das Leben eines Abenteurers wie ihm überhaupt lebenswert machten. Zum einen das Dorf in dem er seine Kindheit verbracht hatte. In der Mitte dieses Dorfes befand sich immer ein kleiner See, in dem die Kinder Sommertags herumplanschten und alberten. Es war fast, als konnte der Hayabusa das quietschvergnügte Geschrei der anderen Kinder von damals in seinen eigenen Ohren vernehmen. All die Geräusche um ihn herum verschwommen zu eben diesen Tönen. Doch seine Gedanken verweilten nicht an diesem Ort. Sie zogen weiter über die Lichtungen seiner Heimat hin zum großen Berg an dessen Fuße das Dorf lag. Die kühle Bergluft so schien es, streichelte sanft über seine Haut und auch der Duft der dort wachsenden Blumen benebelte seine Sinne schier. Doch die Gedanken verblieben nicht. Sie zogen weiter in die kleine Hafenstadt, von der aus er nach Myrtana übergesegelt war. Stimmen von Händlern, der Geruch von Fisch, nassem Holz, Alkohol und den verschiedensten Gewürzen - er erinnerte sich zu gut daran. Doch auch hier: Die Gedanken zogen weiter.
Hinaus über das azurblaue, unendlich tiefe Meer über das er gesegelt war hin an den Ufern Myrtanas vorbei gen Vengard. Der Stadt, die vor so vielen Jahren noch einen ganz anderen Eindruck gemacht hatte als heute. Sein erster Schritt, den er damals von Bord gesetzt hatte war auch der, bei dem er "Sie" gesehen hatte... Hitomi... Wie hübsch sie doch schon damals war. Eine Schande, dass alles kam wie es gekommen war. Und auch hier blieben die Gedanken nicht. Sie überflogen die Felder vor Vengard, nur um kurze Zeit später verschiedenste Bilder von Khorinis in ihm zu wecken. Die Lager... Alt. Neu. Sumpf. Alle mit ihren eigenen Eindrücken, Charakteren und Aufbauten. Keines glich damals dem anderen und auch die Natur in der Kolonie war eine ganz eigene. Von den Bäumen und Tieren über die Höhlen und Ruinen war alles einzigartig.
Doch auch hier wollte kein Gedanke verweilen und den Schattenläufern beim Durchstreifen der Wälder zusehen. Weiter zogen sie aus der Kolonie heraus über die kleine Insel Khorinis. Dort, wo damals die Hafenstadt stand mit ihren umliegenden Höfen und auch die entlegeneren Orte wie der Hof Onars mit den vielen Tierlauten und Geräuschen und den fluchenden Bauern. Das Kloster der Magier, welches er nur einmal zu ungünstigem Zeitpunkt betreten hatte. Ja, damals waren es noch Zeiten. Und auch die Gedanken flogen weiter über die behutsame Melodie seiner Gitarre in den Norden. Dort, wo die Natur wieder dominierte und die mystischen Ruinen von Jharkendar lagen. Aber auch hier ließ ihn die Melodie nicht verweilen. Wieder zog es ihn Richtung Myrtana, weit in den Süden wo er das erste mal in Varant den Kampf des Arena-Champions bestritten und, zu seiner Überraschung gesiegt hatte. Doch die Melodie zog ihn und seine Gedanken weiter durch die Lande. Durch die dicht bewachsenen Baumkronen der Wälder um Silden, wo die Waldläufer mit Vorsicht durch das Unterholz pirschten und man zwischen den alltäglichen Lauten nur das Spannen einer Sehne vernahm, aber auch das Flüstern der Waldläufer, wie sie ihre Taktiken zur Jagd absprachen und sich Zeichen gaben. Weiter ging es in den kalten Norden, in dem die ersten Schneefälle eingesetzt hatten hin zum Feuerclan und dem Kloster Innos' in dem Ryu noch vor gar nicht allzu langer Zeit mit Jun trainiert hatte. Es war so friedfertig an diesem Ort, auch wenn der Templer die Götter verabscheute. So konnte der inneren Ruhe und dem kribbelnden Gefühl von herabfallendem Schnee auf der eigenen Haut doch nichts absprechen. Und wie bei den anderen Orten verblieben Ryus Gedanken auch nicht hier. Sie flogen weiter, hin zu dem Grab Alderans, dass er erst jüngst mit der schönen, aber dennoch gebrochenen Vareesa und Jun geplündert hatte. Welch' Kampf das war gegen den Widergänger! Einen Moment schmachtete er darüber, dem Tode erneut entkommen zu sein, doch dies war nicht von Dauer. Die Gedanken flogen wieder in den Süden. Nach Silden, seiner bisherigen Heimat hier auf dem Festland, wo die Leute zu Samhain munter miteinander tanzten, feierten, aßen, tranken und sich Geschichten erzählten. Überall hörte man Lachen, Gesang und die Freude verbreitete sich förmlich in der Luft. So war es auch nicht lange von Dauer, bis das leichte Grinsen auf Ryus Gesicht zu einem zufriedenen Lächeln wurde. Und, so schön es in Silden auch war, er musste wieder zurück kommen. Dorthin, wo er nun sein neues Heim hatte. Und so zogen die Gedanken wieder in die Richtung des Turmes, wo auch die Melodie mehr und mehr langsamer und leiser wurde, bis man wieder das Zwitschern der Vögel, den rauschenden Fluss und den Wind in den Baumkronen vernehmen konnte und schließlich verstummte.
Mit einer leichten Gänsehaut öffnete der Hayabusa schließlich seine Augen, der sich bereits senkdenden Sonne direkt entgegenschauend und leicht geblendet atmete er tief ein. Ja, er hatte schon viele Orte gesehen, auch wenn dies nicht einmal alle waren. Und es würden bestimmt noch Einige dazu kommen.
"Frisch ans Werk!"
Auch wenn er es verpöhnt, von Freunden ins Schatzkästlein geschickt zu werden, dieser Post versinnbildlicht so vieles, was er sich über die gesamte Zeit mit diesem Char erarbeitet hat, ein Genuss zu lesen und ein toller Ausschnitt aus der Schlacht um Kap Dun.
Mit großer Wucht durchschlug der Rammbock das Tor und es geschah das, was auch damals in Vengard geschah, als die Orks durch das Tor der Hafenkommandantur brachen und Jun und seine Männer sie als Erste empfingen. Nun waren sie die Orks, die empfangen wurden und die Salve an Geschossen traf jene, die nicht Schutz hinter dem Rammbock oder Schilden fanden. Tongeschosse explodierten und entflammten den simplen Rammbock. An anderen Stellen entfachte grünlicher Rauch und sorgte für keuchende Angreifer. Doch die Antwort der Königstreuen kam mit einer Salve an Pfeilen ihrerseits und dann den Übergang in den Kampf.
"FÜR INNOS!", erklang Juns Stimme, der einen nicht brennenden Teil des Rammbocks erklommen hatte, den Hammer hob und in die Angriffsrichtung zeigte. Selbiges taten die Anführer aller Truppen die vorne waren und das Kriegsgebrüll der Orks schmetterte ihnen entgegen. Der Nahkampf entfachte und die Orks griffen offensiv alles an, was sich dem Tor nähern wollte. Diszipliniert marschierten die Formationen der Königstreuen und preschten mit den orkischen, sowie Söldner Reihen entgegen.
Hört mich an! Denn ich spreche im Namen Innos!
Weicht nicht! Denn Innos ist mit uns!
Zweifelt nicht! Denn Innos schlägt in euren Herzen!
Entfacht das Feuer! Denn ihr alle seid Innos - und Innos die Freiheit!
- Jun drückte sich nach vorne und predigte laut seine Worte. Dann kam der erste Feindkontakt. Doch der Söldner wurde schlichtweg von einer Rammattacke mit dem Schild niedergewalzt und der schwere Streithammer zerschmerttere im nächsten Augenblick seinen Schädel. -
Kämpft für Myrtana! - Laut machte es Plonk, als die Orkklinge seinen Schild traf.
Kämpft für eure Söhne! - Es klirrte, als die Klinge den Hammerhieb des Kriegspriesters am Schaft blockte
Kämpft für eure Töchter! - Juns Schild jagte auf den Orkschädel zu und wurde von der Faust abgewehrt.
Kämpft für ein besseres Leben! - Jun wich zurück und nahm den Hieb der Orkklinge mit dem Schild.
Und INNOS wird mit euch kämpfen! - schrie der Streiter, wehrte eine weiteren Hieb ab und jagte dann den Streithammer gegen die Schulter des Orks. Dieser sackte zur Seite und bekam Juns Schild gegen den Schädel gedonnert, ehe der zweite Hammerhieb den Schädel zertrümmerte. Jun wich nicht, nein, er wirkte auf sie alle schon. Er, der 'Prediger', ging vor, Königstreue folgten ihm und Jun schien seine Feinde wie Fliegen um einen Kuhfladen anzuziehen. Den 'Prediger' kannten auch die Orks nur zu gut von den Geschichten an ihren Feuern.
Der Paladin in Rüstung und Feuerrobe im imposanten Helm hatte an Wirkung nicht verloren und die Macht Innos loderte in ihm. Ein leichter bläulicher Schimmer dieser heiligen Aura umzog den Streiter, während er zur nächsten Lobpreisung Innos ausholte und das Gebet des Feuers anstimmte. Innos war sein Schild und er sein Vollstrecker. Er schien nicht zu besiegen zu sein und genau deswegen drängelten sich regelrecht die stärksten Orks, um mit ihm die Waffen zu kreuzen...
Innos, höre meien Gebet!
Führe mich durch die dunkelste Nacht...
Stähle mein Herzen gegen all das Leid...
Lasse mich zu deiner Flamme werden! Und die Dunkelheit vertreiben! - schrie der Streiter den Orks und Söldnern entgegen und wich einer mächtigen Axt, die soeben ein Ork nach ihm ausgeholt hatte, aus.
Ehrenwerte Orks und Morras, ich präsentiere euch einen Post, der orkischer nicht sein kann. Lest das hier und merkt euch, was geschrieben steht. Denn jeder Ork, der klein anfängt, kann so werden, wie Tat'ank'Ka es ist.
Ein Berserker, eine orkische Kampfmaschine.
Orak-Shaka, Tat'ank'Ka! :D
Trommeln erklangen. Langsam war ihr Takt und rief alle Orks an die großen Feuer, die den Schauplatz des nahenden Geschehens in einem Ring erleuchteten.
Die Rüstung war abgelegt, der Körper und das Gesicht bemalt, wie es sich für einen Orkkrieger gebührte und Tohu würde seine verlängerte Pranke werden.
Es klatschte, als Kal'ank'Ka und Tab'lok'Ka auf die muskelbepackten Schultern des Waffenschmieds schlugen, symbolisch seine Kräfte weckten und ihn wachrüttelten, denn in den nächsten Momenten ging es um mehr als nur Leben und Tod.
Brosh trat in das Zelt und wünschte dem Urkma mit dem Kriegergruß viel Glück im Kampf und auch Gorbag, sein Waffenbruder und Shak, tat es. Mehr musste nicht gesagt werden.
Die Trommeln verstummten, es war Zeit. Klimpernde Waffen der Ka, der Shak und der Urkma begleiteten den Urkmakrieger auf seinem Weg zu den Feuern. Anspannung war dem Schwarzork im Gesicht geschrieben und mit jedem Schritt stieg diese an. Die Feuer die seine Augen sahen, schürten den Zorn der wieder aufkeimte. Er sah den Feuerberg aus seinen toten Ka-Brüdern und -Schwestern. Die Frage weshalb er Hagak von den Gronak forderte, brauchte nicht beantwortet zu werden. Es war das große, stärkende Gefühl der Rachsucht die in einem jeden Ork inne wohnte. Und dieses Gefühl würde auch in Hagak inne wohnen, denn er verlor seine Stammesbrüder gegen Tat'ank'Ka und seinen Bruder. Es bahnte sich ein Kampf an, der unvermeidbar war und in langer Khorinistradition zum Leben der Stämme dazu gehörte.
Der Kampfring war erreicht. Orkgroße Feuer brannten an neun Stellen im Kreis und symbolisierten die Ahnenfeuer der neun Orkstämme die einst Khorinis betraten. Die Ahnen sahen zu.
Unter Gesang der Nan-Raka, zu denen Hagak gehörte, erreichte der Berserker ebenso den Ring. Prächtig erschien seine Kriegsbemalung aus frischen Blut, die seinen Körper und Gesicht zierte. Mehr als nur ein würdiger Gegner war dieser Hagak in seiner Erscheinung, doch vertraute Tat'ank'Ka auch auf Brosh' Worte. Der mit dem größeren Herz würde gewinnen...
Die Waffen wurden gezogen und beide Orks nahmen Kampfhaltung am Rand des Rings an. Ihre Blicke fanden sich und Wut und Kampfeslust in beiden Gemütern entfachte wie ein Feuer, dass immer größer wurde. Der Einzige zwischen ihnen war Kupruk der in seinem Lager diesen Kampf eröffnete.
"Krushak und ihr Ahnen! Seht zu unseren neun Feuern und blickt diese beiden Söhne von Khorinis an. So wie unsere Ahnen kämpften, so werden auch sie kämpfen und die alte Tradition des Flammenrings ehren! - Zwei Orks gehn rein! - Ein Ork geht raus!", sprach der rote Ork zu den Versammelten und schuf die Stimmung die angemessen war. Hagak begann schon jetzt in seinen Rausch zu verfallen und knurrte wütend auf, während er seine Waffe, eine khorinische Schlachtaxt, hin und her schwang. Mal beidhändig mal einhändig und begann immer mehr mit ganzem Leib zu erbeben. Die Berserkerkräfte erwachten.
"Waz Orak ran nak! Naz Orak rin sak! - Waz Orak ran nak! Naz Orak rin sak! - Waz Orak ran nak! Naz Orak rin sak!", skandierte die Menge im alten khorinischen Dialekt die Worte Kupruks und wurde immer lauter in Erwartung eines wahren Kampfes zweier starker Krieger unter Khorinisorks. Ohne Gnade, ohne Rücksicht auf sich selbst, ohne Geplänkel und mit Ehre - kämpfen bis zum Tod. Kupruk trat aus dem Ring und gab das Zeichen. Die Orktrommeln (http://www.youtube.com/watch?v=mXcq-vQAoRM) erhallten laut im Orkwald.
Der Kampf entfachte unter lauten Gebrüll der Kontrahenten. Urkma und Berserker stürmten aufeinander zu und nahmen sich nichts, als ihre Äxte frontal herabjagten und beide den jeweiligen Shikinschlag, die berüchtigte khorinische Sturmattacke, mit Schritten zur Seite entkamen. Sogleich suchten sie das Kräftemessen der Körper. Schwarzork auf Grünork, Axt auf Axt, Körper auf Körper, Muskel auf Muskel, Knochen auf Knochen, Willen auf Willen. Es krachte - wie das Donnern des Himmels!
Beide Orks torkelten zurück, schüttelten sich. Hagak der Berserker brüllte auf, machte sich groß und stürmte auf Tat'ank'Ka zu. Der konnte dem mächtigen Angriff der Schlachtaxt nur Tohu entgegenhalte und blockte beidhändig mit dem massiven Axtschaft. Erneut tobte ein Kräftemessen, das sich just trennte und beide Krieger mit den Schultern aneinander prallten. Es war Tat'ank'Ka der zurück taumelte und von der Wildheit Hagaks überrascht war. Der setzte laut knurrend nach und versuchte den etwas größeren Schwarzork umzustoßen. Doch hielt der Schwarzork gegen und brachte Tohu zwischen beide. Mit einem satten Seithieb brachte er den wilden Hagak zum blocken, ging in die Offensive und zahlte den Preis gegen einen Risiko suchenden Berserker.
Hagaks Pranke jagte in das Gesicht des Urkma und kaum sah er wieder, ging es nun mehr um sein Leben. Tohu blockte den nächsten Axthieb, doch den Kniestoß in den Magen hielt nichts auf. Der Grünork schubste Tat kraftvoll weg, schwang wild stürmend seine Schlachtaxt über seinem Kopf und ließ sie mit unbändiger Kraft auf Tat'ank'Ka hernieder. Dieser riss Tohus Schaft noch rechtzeitig hoch, doch der diagonale Hieb der Schlachtaxt fuhr den Schaft herab. Tat'ank'Ka verlor zwei Finger halb, bevor Hagaks Axt abbremste und gegen das Axtblatt Tohus jagte. Doch verließ Tohu nicht Tats rechte Pranke. Viel mehr hatte er seine geschmiedete Waffe noch an seinen Körper gezogen und wurde von der Kraft Habaks wieder nach vorne gerissen. Der machte keine Anstalten und sorgte mit einem Kopfstoß für eine heftige, blutige Platzwunde an Tat'ank'Kas Stirn.
Der Schwarzork war wie benommen, der Schädel brummte, ein Auge sah vor Blut nichts und Hagaks Gebrüll und ein Raunen erklang, als der Urkma auf die Knie fiel.
War es das jetzt für den Ka? Nein! Sein Kampfeswillen lebte auf.
"Urkma tshaga!", brüllte der Schwarzork und ging volles Risiko ein, als er sich vom Boden nach vorne abstieß und gegen seinen Gegner prallte. Der Berserker torkelte keuchend zurück und beide Ork brüllten sich darauf wie zwei wütende Khaz an, fletschten die Zähne und jagten aufeinander zu. Wieder prasselten die massigen Körper aneinander wie zwei riesige Wellen.
Man verhakte sich und laut war das Brüllen des Schwarzorks, als die Zähne Hagaks ein Stück Fleisch vom Hals rausrissen. Der Berserker berauschte sich am Feindesblut. Sein Körper bebte regelrecht, die Adern drohten zu platzen und alle spannenden Muskeln wirkten schier dem zerreißen nahe.
Tat'ank'Ka fing sich und ein heftiger, blutiger Schlagabtausch beider entfachte, der mit Tohu im Oberschenkel Hagaks ein Finale fand. Die Wende? Der Berserker schien nichts zu schmerzen und er konterte wutentbrannt.
Der Urkmakrieger blockte die Schlachtaxt wieder und wieder und spürte den eigenen Kräfteverschleiß, während Hagaks Kräfte zu wachsen schienen, je mehr Blut er verlor.
Als der Schwarzork es schaffte gezielt zu blocken, verwinkelte er Tohus Axtblatt und drückte es gegen das der Schlachtaxt. Mit einer halben Körperdrehung riss er diese mit und jagte dann das obere Ende seinem Feind wuchtig und Knochen knackend ins Gesicht. Die große Chance.
Der Urkma stürmte auf Hagak zu, holte aus und vollbrachte einen Shikintreffer. Tohu vergrub sich in den Brustkorb, setzte nochmal schmatzend nach und spaltete dann den Orkschädel.
Tohu die Schicksalsaxt wurde ihrem Ruf gerecht...
"Tat'ank'Ka Shaka! Nan-Ka Shaka!Orag Shaka!", erhallte es laut aus des Urkmas Kehle im Orkwald.
Wie man es trotz viel Ablenkung trotzdem noch schafft einem Freund eine Freude zu bereiten. :D
Mit dem Sonnenuntergang kehrte ein großer, breiter und behäbiger Krieger, ganz in Blei gekleidet und vom Regen entsprechend quietschlebendig, erschöpft nach Vengard zurück. Es war der Herold der Stadt und wie es sich für einen Mann seines Ranges und Aufgabenfeldes gehörte, war seine Heimkehr die nach einer langen Reise. Böse Zungen behaupteten, er hieße nur Herold, weil er sich als Herr rollend durch die Gegend bewegte. Aber Ronsen war heute unglaublich stolz auf sich, denn er hatte den Marsch von Ardea nach Vengard an einem Tag gemeistert und war entsprechend groggy.
'Au ja, Grog, das muss jetzt sein', kam es ihm sofort in den Sinn, als er das große Südtor der Stadt erreichte. Doch an diesem Gedanken konnte er sich nicht lange festklammern, was bei seinem Gewicht eh nur in fantastischer Weise klappen konnte, denn er wurde sogleich von einem seltsamen Ausruf auf in eine andere Ecke seiner Gedankenwelt gelotst. Diese abrupten Übergänge bereiteten ihm doch immer wieder Kopfweh.
"Thara!", grüßte ihn nämlich eine der beiden Wachen.
"Hö, Thara? Was ist mit Thara?"
"Thara, wovon sprecht ihr?", erwiderte die Wache. Jetzt war Ronsen verwirrt.
"Nein, wovon redest du? Was ist mit Thara? Meinst du den Ben Nathan?"
"Hä?"
"THARA!", schnaubte der Herold nun wütend.
"Achso, ja tach auch."
Für ein paar Sekunden standen sich die beiden Krieger noch gegenüber, in der Ferne war das abendliche Zirpen der Grillen zu vernehmen. Schließlich seufzte Ronsen: "Weitermachen."
Und er ging in die Stadt.
Ohne Umweg zog es ihn in die Burg, wo ein warmes Bett und eine leichte Lektüre auf ihn wartete.
...
Nein, natürlich nicht.
Denn er verspürte auf dem Weg den Geruch von herrlichem, frisch gebackenen Brot oder anderer Backware. Wenn es bei ihm hieß, er folge seiner Nase, dann lag man bei Ronsen immer richtig. Deshalb kam er auch nie pünktlich da an, wo er sein wollte. Aber das war heute auch egal, mit ihm rechnete man ohnehin immer erst, wenn die Welt am Abgrund stand, jede Hoffnung zunichte gegangen war und er als strahlender Paladin ein tolles und breites, menschliches Schild gegen die Horden der Toten Beliars, Orks, Oger, Onkels und Mutanten abgab.
Und deswegen folgte er jetzt seiner Nase. Vielleicht auch ein kleines bisschen aus dem Grund, weil es gut roch und er einen Hunger hatte, dass er ein Pferd verschlingen konnte. Bei dem Gedanken grinste er einem der fahrenden Händler zu, da drehte sein Vierbeiner gerade durch.
'Sachen gibt's', dachte der Paladin schulterzuckend und machte erst halt, als er an einem Fenster einen leckeren, gefüllten Kuchenkranz erkannte, einen Frankfurter Kranz.
An diesem Punkt stellt sich natürlich die berechtige Frage, wie kam der Kuchen zu diesem komischen Namen? Ronsen war da ganz fix und clever, denn er musste nur eins und eins addieren und heraus kam ein Quotient, der sich gewaschen hatte! Der Bäcker hieß Frank Further. Und das h ging einfach an Ronsens Lese- und Rechtschreibschwäche. Dass diese selbst seine Gedanken bestimmte, ist schon bemerkenswert, oder?
Jedenfalls erblickte er da diesen Frankfurter Kranz und blieb wie ein Hund, dem man gerade auf den Schwanz getreten hatte, stehen. Dieser Vergleich kam ihm ziemlich gelungen, denn als er durch das dunkle Fenster blickte, bemerkte er einen Hund im Inneren des Hauses, der ihn ebenso mit großen, finsteren Augen anstarrte, zu Knurren begann. Ronsen tat das einzig richtige in dieser bedrängten Situation...
er stibizte den Kuchen und knallte sofort das Fenster zu. Niemand hätte ahnen können, was dann geschehen konnte...
"HEY!", die Tür der Backstube flog auf und heraus kam ein wütender Frank Further.
"H... Herold? Was macht ihr mit meinem Kuchen?"
"Öh... der Kuchen ist beschlagnahmt. Ich soll ihn abholen. Für den König."
"Ihr wollt den doch nur selber fressen!", rief ein kleines Kind, das hinter dem Bäckersmann auftauchte.
"Komm, geh ins Bett Timmy, ich regele das."
Ronsen schnaufte.
"Für... für den König", meinte er nur und verdrückte sich dann. Der Bäcker hatte nicht den Mumm, ihm jetzt noch hinterher zu rennen und den Kuchen zurück zu verlangen, aber knapp war es trotzdem. Ronsen hatte ein schlechtes Gewissen, doch das war auf der Waage der Gefühle nichts im Gegensatz zum wohligen Feeling eines vollen Magens. Trotzdem würde er den Kuchen nicht jetzt essen, er würde ihn für morgen früh aufheben, auch auf die Gefahr hin, dass ein fetter, schwarzer Kerkerwächter oder Ersatzadmiral ihm den Kuchen dann selbst geklaut hatte.
Jetzt zog es ihn in die Burg. Und die Torwachen führten gerade ein höchst kurioses Gespräch.
"... wahrscheinlich hast du recht."
"Kann schon sein, aber wen interessiert das?"
"Ich halt mich da raus."
"Erstmal abwarten, es wird nichts so heiß gegessen, wie's gekocht wird."
"Verlass dich auf jemanden und du bist verlassen, das is eben so..."
"Wahrscheinlich hast du recht."
"Ich halt mich da raus."
"Wahrscheinlich hast du recht."
"Sagt mal, hört ihr euch eigentlich zu?", fragte der Herold erstaunt.
"Nathan."
"Was?"
"Na dann..."
"Du hast doch gerade Nathan gesagt!?"
"Wahrscheinlich hast du recht."
"Kann schon sein, aber wen interessiert das?"
"Oh Innos!"
Seufzend passierte Ronsen die Tore mitsamt Kuchen und verlagerte ihn gleich in seinem Zimmer. Weil er ein kitschiger Typ war, stopfte er gleich noch eine Kerze in die Mitte des Kranzes, sie wollte aber nicht wirklich halten, entledigte sich seiner schweren Sachen und stapfte gleich wieder raus in den Regen.
"Hat die Burgschänke noch auf?", fragte er die beiden Wachen.
"Kann schon sein, aber wen interessiert das?"
Heute gab es den bunten Teller, das waren die Reste von Montag bis Samstag. Ronsen entschied sich für eine Portion Buchstabensuppe und ärgerte sich wieder, dass er nicht so gut im Lesen und Schreiben war. Und ihm fehlte immer das "R". Er war da sehr empfindlich, wenn er nich seinen Namen in die Suppe schreiben konnte...
Also rührte er wütend darin herum, trank sie schließlich in großen Schlücken und knallte die Schüssel wieder auf den Tisch. Unten als Bodensatz blieb ein Wort liegen.
"Tagburtsgetthara."
Das konnte nur eins heißen.
"Scheiße, ich hatte ja doch ein R!"
Er seufzte bitterlich, bestellte sich noch einen Grog und wartete auf Innos Einfalt... Eingebung. Mindestens eine Stunde saß er so herum, verständlich, draußen musste es ja erst dunkel werden, damit die Geschichte regelgerecht fortgesetzt werden konnte. Und mit der Dunkelheit kam der Alkohol und mit ihm die Glühwürmchen, die in seinem Kopf ein Leuchten erzeugten. Ein kleines Glimmen war das im finsteren Mittelalter noch, man wage es nicht mit den Glühbirnen der heutigen Zeit zu vergleichen.
Erst dachte Ronsen in dem Moment an Birnenbäume und Lagerfeuer, dann kam ihm ein Name in den Sinn: "Thara."
Wann hatte er den Burschen das letzte Mal gesehen? Auf dem Walfang? In Kap Dun? Wieso saß er wieder allein in der Schänke, löffelte Buchstabensuppe und trank Alkohol? Das war ein armer Geist in ihm. Es fehlte ihm an etwas im Leben. Die besten Freunde fielen so schnell... er musste ihnen auf ihrem Weg wenigstens etwas mitgeben, an das sie denken konnten, wenn sie auftrafen, etwas Schönes für den Schluss.
Odinson hatte er schon ewig nicht gesehen, Ulrich, Andreas, wie sie alle hießen. Wo waren sie nur? Er saß doch immernoch hier herum, auf ewig der alte Ronsen, dem Kletten an der Kleidung hingen und Krümel im Bart. Aber die anderen gingen und ließen ihn allein. Er musste sie suchen, die finden, die er noch spürte. Und Innos hatte ihm heute doch eindeuig ein Zeichen gegeben: Thara.
Also spikte er, wenn man das so nennen konnte, in seine Bude zurück, schnappte sich das Küchlein, entzündete mit Hilfe gebündelter, gedanklicher Kraft eines Paladins und eines Streichholzes die Kerze, steckte sie endgültig in den Kuchen und trottete in Richtung Tempelviertel.
"Thara hat Geburtstag!", freute sich Ronsen, "Und wenn das nicht stimmt, immerhin ein Grund, Kuchen mit seinen Kumpels zu essen."
"Ihr sprecht in Rätseln", meinte der Wächter des Tempelviertels, Pedro.
"Kann schon sein, aber wen interessiert das? Hahaha!"
Und schon ließ er die Pfeife links liegen und stolperte angetrunken durch die hübschen Straßen des Magierviertels.
Und dann: "BUMM!"
Hinter einer Ecke kam ein Novize hervor gerannt. Ja das war Thara, er war kohlrabenschwarz angelaufen, dunkler als der dunkelste Paladiner, Ronsen.
"Haha, wie siehst du denn aus?"
"Ich kanns nicht kontrollieren?"
"Deinen Stu..."
BUMM!"
Da zerfetzte es den Kuchen des Paladins und überall spritzten Frank und Furthers Kranzspuren herum. Und jetzt war auch der dunkle Paladin schwarz angelaufen. Er hustete Staub, aber dann grinste er: "Alles Gute, Mann!"
Ein Post der einfach hier hingehört. Vor allem jene die Jarvos Char etwas kennen, werden gefallen daran finden. Andere aber sicher auch. Ein schönes Werk mit Herzblut geschrieben. :)
Viel kälter als im grünen Tal war es dort oben auf dem zugigen Berg, der neben kargem Bewuchs und ein paar umherstreunende Bergziegen nicht viel zu bieten hatte. Auch in der Nacht vernahm Jarvo das laute Blöken dieser Tiere und fragte sich, warum sie so erpicht darauf waren, derart viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Jeder gesunde Überlebensinstinkt verbot es einem, sich des Nachts bemerkbar zu machen - wusste man doch nicht, wer sonst noch in der Gegend herumlungerte.
Der Aufstieg endete abrupt, als der Barde eine plane Ebene erreichte, die sich über einige hundert Meter vor ihm erstreckte. Links und rechts erhoben sich steil und schattig die Bergwände, die hier und da mit Ausbuchtungen und Höhlen versehen waren. Manche Öffnungen besaßen einen kreisrunden Bogen und schienen beinahe von Menschenhand in diese Form gezimmert zu sein. Zu perfekt und penibel waren die Aussparungen, als das Wind und Gezeiten ihr Werk dort verrichtet hätten.
„Das sieht nach einem verflucht unsicheren Ort aus.“ Jarvo schaute sich um. Er spürte es in den Fingern, ja schmeckte es in der Luft, dass er den richtigen Ort erreicht hatte. Doch mehr als eine vage Ahnung und ein Fragezeichen im Sinn hatte er nicht. Langsam lief über die, vom Mond erhellte Fläche und folgte der linken Felswand. Er wollte nur ungerne über die offene Ebene laufen und jedem neugierigen Auge ein Ziel bieten. Denn dafür war er nicht so weit gereist, nur um aus Unachtsamkeit in eine miserable Situation zu stolpern. Zu viel Plackerei und ungewisse Hirngespinste hatte er durchstehen müssen.
Seine Nasenflügel zuckten… es roch muffig.
Er strengte seine Augen an und suchte die Gegend nach der Quelle ab. Nur Adanos wusste, was sich in jenen Höhlen verbarg, die so trügerisch in der Dunkelheit prangerten und sich wie eine offene Herausforderung jedem Mutigen präsentierten.
„Ein Land aus Milch und Honig habe ich auch nicht erwartet“, murmelte er und rückte seinen Hut zurecht, der nach hinten gerutscht war. Und ob er es wollte oder nicht… Routine kehrte ein, als sich seine Nackenhaare aufstellten und die Vorahnung sich zu einem Wissen manifestierte. Die zähneknirschende Erwartung auf einen unbekannten Gegner in einem unbekannten Schlachtfeld malte doch jedes Mal ein kaltes Lächeln auf seine Lippen. Mit einem Ruck zog er sein Schwert und ging leicht in die Knie. Angriffsbereit…
Er verharrte in dieser Position und lauschte auf sein Umfeld, benutzte alle Sinne, die ihm zur Verfügung standen. Irgendetwas stimmte nicht. Selbst an dem Schweiß, der langsam seinen Hals entlangperlte war etwas faul. Er löste seine angespannten Glieder und schenkte seinem Körper mit einem tiefen Atemzug neue Energie.
Gib Acht! Hinter dir!
Nur das leise Schaben einer Kralle auf dem steinigen Grund vernahm er und sprang zur Seite. Seine Schulter schmerzte, als er sich über diese abrollte und wieder auf seinen Füßen landete. Mit einem Ruck riss er seinen Kopf herum und blickte auf jenen schwarzen Schatten, der ihn von der Felswand aus mit eisigem Auge anstarrte.
„Oh bitte nicht…“
Wie sehr er sich in diesem Moment seinen Schild zur Hand wünschte. Doch diesen Kampf galt es ohne jene zwei Zentimeter Stahl zwischen sich und Gegner zu überstehen. Das fellene Ungetüm vor ihm rührte sich.
„Scheiße…“
Kopfschüttelnd tat er zwei Schritte nach hinten und drehte sein Schwert in der Hand, schwang es auf und ab. Mit der freien Hand riss er sich den Hut herunter und schmiss ihn zur Seite.
„Warum ein Schattenläufer?“
Spitz stak das Horn seines Gegners empor, als dieser sich mit einem gewaltigen Schnauben in Bewegung setzte und auf den Barden zupreschte. Kiesel um Kiesel erzitterte unter den massiven Krallen und dem Gewicht. Jarvo wich aus und war entsetzt über die Schnelligkeit, die dieses Tier an den Tag legte. Der Schattenläufer wendete, schlug mit seiner Pranke in die Luft und bäumte sich brüllend auf.
Es gab kein zurück mehr. Jarvo brüllte zurück.
Uneingeschüchtert griff sein Gegner ein zweites Mal an und sprang in einem gewaltigen Satz nach vorne. Die Klinge des Barden küsste die breite Flanke des Biestes, richtete jedoch kaum Schaden an. Zu dick und voluminös das Fell.
Der Anflug eines Windzuges wischte die Wolken vor dem Mond weg, sodass der Schattenläufer in seinem riesigen Ausmaß voll zur Geltung kam. Hämisch und dominierend wirkte sein Blick - der Blick eines Jägers. Einen Moment zweifelte Jarvo an seinen Fähigkeiten. Er konnte diesem Monster nicht entrinnen. Er musste kämpfen, musste es töten. Seine Schwertspitze auf das Ungetüm gerichtet ging er zum ersten Mal selbst zum Angriff über und stürmte nach vorne. Mit dem Wind im Haar fühlte es sich gleich besser an. Auch der Schattenläufer katapultierte seinen Körper nach vorne, sodass sich beide in der Mitte trafen. Ein ungleicher Kampf…
Jarvo wich dem Horn aus und stach zu. Blut, er sah Blut!
Tobend schleuderte der Schattenläufer seine Pranke nach vorne und traf das Schwert, welches er dem Barden damit sofort aus der Hand riss.
Solch Kraft
Waffenlos stand Jarvo vor seinem Gegner und lächelte ob seiner Situation… der Plan hatte doch ganz anders ausgesehen. Reise, Ankunft, Erleuchtung… oder nicht? Warum musste es so enden?
Ein Fauchen in seinem Rücken riss ihn in die Realität zurück. Verwirrt blickte er nach vorne zu seinem alten Gegner, blickte nun nach hinten und sah einen riesigen Säbelzahn auf sich zusprinten.
„Bei Adanos“, stammelte er nur und schmiss sich auf den Boden. Doch anstatt ihn zu attackieren sprang der Säbelzahn mit einem Satz über ihn herüber, auf den Schattenläufer zu. Dumpf prallten die beiden Körper aneinander und trennten sich wieder.
Jarvo sah die Gelegenheit, rappelte sich auf und rannte auf sein Schwert zu, welches nur wenige Meter von ihm entfernt neben einem Felsen lag und mit einem bläulichen Schimmer auf seinen Besitzer wartete. Kraft durchströmte ihn, als seine Finger das kalte Eisen des Griffes packten. Er würde nicht fliehen, nein.
Schattenläufer und Säbelzahn waren inzwischen in einen erbitterten Kampf verwickelt, doch keiner der beiden schien den anderen zu dominieren. Prankenschläge verpufften und rissen nur oberflächliche Wunden. Das Brüllen stachelte sie mehr an, als das einer eingeschüchtert wurde.
In einem Anflug von Leichtsinnigkeit oder purer Selbstüberzeugung griff Jarvo an und attackierte den abgelenkten Schattenläufer von hinten. Sein ganze Kraft, sein Herzblut, lag in diesem Schlag, der das Biest am hinteren Bein erwischte und eine klaffende Wunde riss. Der Schattenläufer sackte kurz weg und drehte sich herum, doch der Barde war vorbereitet. Ein weiterer Schlag sauste nieder und fand kurz unter dem Auge sein Ziel. Ein Brüllen ertönte, wurde jedoch harsch unterbrochen. Der Säbelzahn sprang nach vorne und grub seine Krallen in das Fell des Schattenläufers. Lange, scharfe Zähne bissen zu.
Wieder wandte sich der Schattenläufer und schüttelte seinen Gegner in einem gequälten Schrei ab. Geblendet taumelte er nach vorne und schlug planlos in die Richtung, in der er seine Gegner vermutete.
Zielsicher stach Jarvo zu, dort, wo er das Herz seines Gegners vermutete.
Jetzt standen sie sich gegenüber, Auge in Auge.
Langsam kreisten Jarvo und der Säbelzahn umeinander, ohne auf die letzten Lebenszeichen des zusammengesackten Kolosses zu achten. Der Mond hatte nun seinen höchsten Stand erreicht und schaute mit aschfahlem Lächeln dem Spektakel der beiden zu. Kein sich-darstellendes Gebrüll, keine überflüssigen Bewegungen, um den anderen zu beeindrucken. Elegant setzte der Säbelzahn eine Tatze vor die andere und legte den Kopf schief, als Jarvo diese Bewegung mit kalter Miene spiegelte. Er kontrollierte seine Atmung, kontrollierte jede seiner Bewegungen. Dieses Mal keine Überraschungen.
Jäh verharrte der Säbelzahn und hob seinen Kopf. Indes registrierte Jarvo in seinen Augenwinkeln Bewegungen um ihn herum. Sein Arm sackte herunter, die Klinge zeigte mit der Spitze zu Boden und berührte diesen leicht.
„Ein schlechter Traum…“
Ein guter Traum…
Auf lautlosen Pfoten näherten sich von allen Seiten aus den Höhlen unzählige Säbelzähne, die genau auf Jarvo zusteuerten und ihn mit blitzenden und den Mond reflektierenden Augen anstarrten. Insgesamt um die zwanzig waren es, die sich um ihn sammelten und sich keine zwei Meter von ihm entfernt zu Boden legten. Der modrige Geruch ihrer feuchten Felle stieg dem Barden ihn die Nase und lies ihm schwindelig werden. Er sank auf die Knie und ließ seinen Kopf resignierend hängen. Wie ein Vorhang fiel ihm sein langes Haar vor die Augen und verdeckte ihm die Sicht… und es war ihm egal was weiter geschah…
Ein leichter Regen setzte ein.
Erhaben über die Szenerie thronte jener Säbelzahn, der den Schattenläufer bekämpft hatte. Mit blutigen Kratzern stand er als einziger noch auf den Beinen, und leckte sich mit seiner Zunge über die gewaltigen Hauer.
Schließe deine Augen, Jarvo…
Der Barde blickte auf.
Lass dich führen… beachte die anderen nicht
Jarvo zuckte mit den Schultern und lachte kurz auf. Doch dann folgte er der Aufruf.
Die Welt um ihn herum wurde dunkel und schwarz, der Regen entschwand und selbst jenes Gefühl von Hilflosigkeit löste sich im Nichts auf. Ihm wurde warm und wohlig, er spürte wie sein Herz langsamer schlug und seine Lebensgeister beflügelt wurden. Wie eine Böe, die jene bunten Blüten des Frühlings trug, roch dieser Moment.
Fragen über Fragen. Armer Mann, verdient er es doch nicht, in Unwissenheit gelassen zu werden. Auserkoren wurde er, ja erkoren. Wenn sich Stärke mit Tapferkeit paaren, passiert Großes. Und Mitleid hat er – tötet ohne Blutdurst. Verhält sich klug, hat Respekt… verdient Respekt.
Ein schwaches Leuchten erschien vor ihm und manifestierte sich zu einer Kampfszene. Er sah sich in ein altes Gefecht verstrickt. Dekker steht unweit neben ihm. Gemeinsam fechten sie.
Sehe er, sehe er, wie stark er ist. Keine Angst vor dem Feind, der die Mehrheit bildet, keine Furcht vor dem Tod. Er könnte blind kämpfen, wenn er wollte, so groß ist das Vertrauen. Vertrauen auf die eigene Kraft, Vertrauen auf die Freunde, die ihn umringen.
Das Bild wandelt sich. Zu sehen ist er, der noch mit blutigem Gesicht neben dem trostlosen Kriegsplatz auf einem Baumstumpf sitz und melancholisch auf seine Hände schaut.
Hinterfragt seine Handlung. Denkt nach. Weiß Bescheid, dass jedes ausgelöschte Leben nun mit dem seinen eigenen auf ewig verbunden ist.
Zu sehen ist Mertens, der mit ihm an dem Tisch sitzt, diskutiert und lacht.
Ein Freund. Scheut nicht davor, sich Rat zu suchen… ist dankbar
Er sieht sich selbst, wie mit raschen Handbewegungen Wächter herumkommandiert und sie auf ihren Posten verteilt. Er bereitet Silden gegen den Angriff vor.
Hilft anderen. Beschütz, und kümmert sich
Umschwenken auf die Zeit, wo er von den Kopfschmerzen und Stimmen geplagt wird.
Musste aufmerksam gemacht werden, wird noch verstehen
Jarvo sieht sich selbst, wie er blind durch den Wald schreitet.
Lernt…
Er steht im Tal und zog das Gleichnis zwischen Tieren und Menschen. Die Rehe am Bach necken sich.
Versteht…
Er tappt blind durch die Nacht und kämpft gegen die Schatten an.
Streitet gegen die Dunkelheit an… sieht aber zu wenig… braucht Hilfe
Das Bild, wie er gegen den Schattenläufer kämpft.
Ist zu schwach, zu schwach
Das Bauernhaus seiner Eltern. Sein Vater liegt auf dem Bett und bewegt sich nicht.
Verliert gerade in diesem jetzigen Moment eine wichtige Person seines Lebens. Jener, der ihn großzog, der ihm Werte und Normen anlernte. Der Erzeuger, der Lehrer, der ewige Beschützer.
Er braucht einen neuen Vater, einen neuen Beschützer. Braucht Kraft, braucht Stärke, braucht mich
Jarvo schrie und riss die Augen auf.
„Das kann nicht sein! Lügen, nichts als Lügen!“ Wütend sprang er auf und erhob drohend die Hand gegen jenen Säbelzahn vor ihm. Dieser fauchte bedrohlich und zwang auch die anderen Tiere auf die Beine.
„Mein Vater ist ein guter, starker Mann. Er hat noch viele Jahre zu leben, ehe er zu den Göttern emporsteigt und seinen ewigen Frieden findet. Spaße nicht mit mir, Kreatur, denn du möchtest mich nicht in Rage erleben!“
Der Säbelzahn sprang nach vorne und schmiss Jarvo um, drückte ihn mit dem Gewicht von nur einer Pranke auf den Boden. Der Barde fühlte, wie ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde.
„Bring mich doch um“, ächzte er und funkelte ihn böse an.
Der Säbelzahn verminderte den Druck, und schnitt mit einem raschen Streich Jarvos Hemd längs auf, sodass die Kette zum Vorschein kam, an dem der Hauer des jungen Säbelzahns baumelte, den er vor langer Zeit mit Odinson erlegte.
Blutschuld! Blutschuld! Tritt dein Erbe an, tritt die Bestimmung an. Eine Wahl, ja eine Entscheidung. Tod oder Kraft! Tod oder Stärke!
Nur einen Fingerbreit entfernt waren die Augen des Kriegers und der Bestie. Um sie herum pfiff alleine der Wind durch die einsamen Berge, die hoch über das Land ragten und es wie ein stiller Herrscher dominierten.
„Stärke, gib mir Stärke.“
Ein wie ich finde wirklich sehr gelungener Post von Azil, der die Stimmung und den anschließenden Wandel unter den Söldnern auf eine Art und Weiße beschreibt wie sie besser zu Söldnern nicht passen könnte.
"dar Urkma?"
"Wieso das?"
"Wir sind doch in der Stadt, wieso sollten wir Brosh dar Urkma unterstützen? Wären wir nicht trotzdem zwischen den Fronten gefangen?"
Nach der Ansprache Farens wurde es unruhig in den Reihen der Söldner. Diskussionen entbrannten, die Söldner stritten sich heftig. Es gab einige, die befürworteten, doch lieber auf Kans Seite zu kämpfen. Andere setzten sich für den jungen dar Urka ein, der seinen Mut und seine Streitbarkeit bereits des Öfteren bewiesen hatte. Immer lauter wurden die Stimmen der uneinigen Söldner, bis es in der Halle so laut wurde, das kaum mehr jemand ein Wort verstand. Als Folge daraus wurde jeder noch lauter, was die Sache noch verschlimmerte. Ein Söldner brüllte den Hochgestellten eine Forderung entgegen: "Wir sind alle Söldner! Wir haben ein Recht, mitzuentscheiden, und diese Entscheidung, die ihr zusammen treffen wollt, ist viel zu eilig getroffen. Ich sage, wir brauchen Zeit, mehr Zeit, um uns zu entscheiden!!"
Langsam wurde es etwas ruhiger, aber diese Relation bedeutete wenig - noch immer war kaum zu verstehen, was jemand sagte. Trotzdem wurde zustimmendes Gebrumme der Söldner hörbar. Sie alle wollten sich nicht auf die falsche Seite schlagen, wollten nicht die Verlierenden sein. Plötzlich ertönte ein Horn. Das Horn der Urkmas. Nicht alle erkannten es, aber doch ein großer Teil, und dieser Teil sah - beinahe entgeistert - zur Tür. Er war also wirklich gekommen, der Anführer der Urkmas, der große Krieger, Brosh dar Urkma. Doch jetzt wurde es erst recht wieder laut. Erneut entfachten sich die Diskussionen, nur noch intensiver als zuvor.
"RUHE!", donnerte Faren. Sein gewaltiger Resonanzkörper übertönte alles in der Halle, und seine furchterregende Aura, gemischt mit dem Funkeln in seinen Augen, ließ die versammelte Körperschaft der Söldner verstummen. "SIND WIR HIER UM WIE VERDAMMTE POLITIKER ZU DISKUTIEREN ODER UM EINE ENTSCHEIDUNG ZU TREFFEN, IHR VERDAMMTEN MADEN!!" Grollen ließ der Hüne seinen Blick über die Riehen der Söldner schweifen. Die Söldner sahen sich zum Teil schuldbewusst an, zum Teil trotzig nach oben zu den Anführern, aber keiner wagte es, noch ein Wort zu sagen, denn jeder kannte Syrias, Faren und Thorus. Totenstille herrschte in diesem Moment in der Halle, eine Stille, die erdrückend war, die die Herzen der Anwesenden praktisch zusammendrückte und es schwer machte, irgendwas zu sagen. Nur von draußen waren die Befehle der Verteidiger zu hören, aber auch das nur sehr schwach.
Plötzlich war ein Schlag zu hören, eine Art 'Klock!'. Alle, bis auf die Anführer, die eh alles überblickten, erschraken und wandten den Blick in Richtung Wand. Dort stand der junge Schmied, den einige kannten, einige aber noch nie gesehen hatten. Seine Erscheinung war lange nicht so eindrucksvoll wie Farens oder anderer Söldner, aber aus seinen eisblauen Augen schien die Verachtung förmlich zu sprühen. Alle Blicke waren in diesem Moment auf ihn gerichtet, und nicht wenige fragten sich, wer dieser junge Mann war, wie er es wagen könnte, die Stille zu brechen und warum er sich das Recht nahm, einfach so einzugreifen. Niemand aber sprach, doch dann erhob Azil die Stimme. "Ihr seid erbärmlich.", sagte er laut und deutlich, ließ seinen Blick schweifen. "Das hier ist eine Wende. Dar Urkma kommt, um Rache zu nehmen, Blutrache, so wie es aussieht. Wir müssen uns entscheiden, und ihr wollt mehr Zeit? Mehr Zeit bedeutet, das keine Seite sich mit uns identifizieren kann - und dann werden wir zermalmt." Er blickte hoch zu Faren, dessen unbarmherziger Blick auf ihm lastete. Dann wand er sich wieder zu den Söldnern. "Was wir brauchen, ist eine Führung, und etwas, gegen das wir kämpfen können." Er zog sein Schwert aus der Scheide und rammte es in einen Tisch, so das es zitternd stecken blieb. "Für dar Urkma!", sagte er laut, fest und entschlossen.
Stille.
Keiner sagte ein Wort. Sie alle waren erstaunt und fast peinlich berührt von den Worten des jungen Mannes. Dann aber erhob sich langsam, aber genauso entschlossen, ein anderer Mann. Es war der Läufer, der Azil hierher bestellt hatte. Serant. "Ayé!!", rief er und klopfte mit dem Speer, den er in der Hand hier, auf den Boden.
"Ayé!", rief eine andere Stimme. Es war der ältere Söldner mit dem muskulösen Körperbau und der gewaltigen Axt. "Für dar Urkma!!"
Jetzt wurden immer mehr Rufe laut. Schließlich standen alle Söldner auf den Beinen, ihre Waffen bereit. Auf den Gesichtern der Führer schien sich aus Sicht der Söldner, die überhaupt darauf achteten, Zufriedenheit breit zu machen.
"Dann los ihr Ratten! Heute Nacht wird Blut fließen, und nicht das Unsere!, donnerte Faren, machte eine Handbewegung, und die Söldner strömten los - alle zur Tür, alle volle Eifer und Adrenalin von dem unvorhergesehenem Ausgang des Konzils, alle bereit, zu Kämpfen. Wie ein Schwarm Ameisen sah es wohl von oben aus, als die Männer sich durch die Tür drängten, diese fast aus den Angeln rissen, und auf die Straße rannten.
Kein Halten, kein Zögern mehr. Die Meute ergoss sich förmlich auf den Platz vor Farens Haus. Ein Teil der Krieger strömte in Richtung des Tores, aus dem die Schreie von kämpfenden Orks kam, ein anderer Teil sah sich suchend um. Und dort war auch schon ein kleiner Trupp, der aus der Burg kam, wahrscheinlich Unterstützung für die Leute Kan's unten an den Toren. Als die Orks versuchten, die Straße zu passieren, grunzten sie und machten die Söldner an. "Lasst uns vorbei! Oder kommt gleich mit, ihr Maden, wofür werdet ihr bezahlt!"
Die Söldner, die noch übrig waren - ein Teil hatte sich auf gelöst, jetzt gab es drei große Gruppen der Krieger, die sich durch Faring bewegten, die letzte Gruppe wollte zur Burg, um Brosh dar Urkma möglichst zu unterstützen - grinsten nur unheilvoll. Klingen wurden gehoben, Armbrüste geladen. Die Augen der Orks weiten sich erstaunt. "VERRÄTER!", brüllten sie noch, bis die Söldner wie ein Haufen Heuschrecken über sie herfielen und ihnen den Garaus machten.
Azil Al-Fidai
Soooooo... dann schreib ich auch mal hier rein :D
Diese Threadreihe hat mich einfach beeindruckt, da sie realistisch rüberkommt und man sich so fühlt, als würde man genau daneben stehen ,neben der schreienden Frau :scared:
§wink Aniron hat Zwiinge, ich glaube das ist die erste Geburt von einem Kind?
Hier mal die Links zu dieser Postreihe ;)
http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13275587&#post13275587
http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13280219&#post13280219
http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13281609&#post13281609
http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13282138&#post13282138
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Soooooo... dann schreib ich auch mal hier rein :D
Diese Threadreihe hat mich einfach beeindruckt, da sie realistisch rüberkommt und man sich so fühlt, als würde man genau daneben stehen ,neben der schreienden Frau :scared:
§wink Aniron hat Zwiinge, ich glaube das ist die erste Geburt von einem Kind?
Hier mal die Links zu dieser Postreihe ;)
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http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13282576&#post13282576
Da hast du glatt einen vergessen, der auch wirklich erwähnenswert ist ... der ist echt rührend, da kann ich Maris (und Aniron) nur gratulieren :gratz
Stolze Eltern (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=13284671&#post13284671)
Joe Black
08.07.2010, 07:40
Sowas les ich gerne am "frühen" Morgen *hüstel*
Stimmiger Post mit kewlem Abganng :):A
Ein fernes Grollen drang an das Ohr des Gefangenen und kündigte das Gewitter an, welches seine volle Kraft bald über dem steinernen Gefängnis entfalten würde. Bislang hatte lediglich ein leichter Regen eingesetzt, der als Vorreiter für den nahenden Sturm fungierte. Das Wasser tropfte von der löchrigen Decke und sammelte sich allmählich am Boden zu einer immer größer werdenden Pfütze. Zudem war ein kalter Wind aufgezogen, der durch die vielen Löcher des Turmes pfiff und dem Gefangenen eine Gänsehaut bescherte. Dieser zeigte jedoch keinerlei Reaktion. Zwar hatte er die Arme um die Beine geschlungen, die er zu seiner Brust gezogen hatte, doch machte er weder Anstalten sich etwas aufzuwärmen, noch griff er nach der schäbigen, dünnen Decke, die neben ihm auf der Pritsche lag. Er starrte lediglich weiterhin auf die Tür, die gegenüber der dürftigen Schlafstatt in die Mauer eingelassen war. Sein zerisserner Mantel flatterte an manchen Stellen beiseite und stellte seine zerschundene Haut zur Schau. Sie war von Narben übersäht und große Teile hatten eine ungesund bläuliche Färbung angenommen. Der Rest seiner Haut war blass und erweckte den Eindruck, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Lediglich das leichte Heben und Senken seiner Brust, welches man unter seiner zerrissenen Kleidung ausmachen konnte, zeugte noch von dem schwachen Lebensfunken, der ihm inne wohnte.
Plötzlich hörte er, wie der schwere Riegel auf der anderen Seite der Tür beiseite geschoben wurde und ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Seufzend erhob sich der Gefangene und machte einige Schritte weg von der Pritsche. Er kannte die Prozedur: erst musste er sich an einer bestimmten Stelle an die Wand stellen und dann seine Arme dagegen stemmen. Seine Beine mussten dabei weit auseinander gespreizt sein. Dann...kamen die Schmerzen. Ein leises Quietschen verkündete das Aufschwingen der schweren Holztür und ein fahler Lichtschein warf den Schatten des Weißhaarigen gegen die Wand. Langsam schloss der Gefangene die Augen. Er wusste, dass seine Peiniger ihn mit der Fackel quälen wollten. Sie nützten seine größte Schwäche zu ihrer Belustigung aus. Eine "Perversion Beliars" nannten sie ihn. Ihn...den einstigen Todesengel Myrtanas. Durch seine Klinge waren mehr Menschen gefallen, als diese Lakaien überhaupt zählen konnten und doch hatten sie es geschafft aus dem einst so gefürchteten Söldner ein Häufchen Elend zu machen.
Dumpfe Schritte kündigten das Nähern des Wärters an, doch dieses Mal schien alles anders zu sein. Offenbar war der Mann alleine und es fehlte etwas...es fehlte das schlurfende Geräusch der Lederpeitsche, welche über den Boden gezogen wurde. Stattdessen drang ein hässliches Schleifen an das Ohr des Gefangenen. Ähnlich dem Geräusch, welches entstand, wenn man eine Klinge aus der Scheide zog...
War das hier also das Ende? Feige von einem namenlosen Lakaien erstochen zu werden und in dieser Ruine zu verrotten? Nun ja...vielleicht machten sie sich ja sogar die Mühe ihn irgendwo zu begraben. Zumindest würde er das an ihrer Stelle tun. Nicht aus Nächstenliebe, sondern zum reinen Selbstschutz. Niemand würde ein unmarkiertes Grab in den Wäldern Myrtanas finden. Allerdings machte sich der Weißhaarige auch keine allzu großen Hoffnungen, dass man nach ihm suchte. Das hatte er schon vor einer Ewigkeit aufgegeben.
Die meisten Menschen würden in diesem Augenblick wohl zu ihrem Gott beten oder fieberhaft nach einem letzten Ausweg suchen. Nicht so der weißhaarige Gefangenen. Seine Gedanken waren leer und bedeutungslos. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Er hatte ihn verbreitet, war sein Bote gewesen, hatte ihm seinen Respekt erwiesen und in seinem Namen gehandelt. Nein...er hatte wahrlich keinen Grund sich vor der dunklen Umarmung zu fürchten. Zu oft war Blut durch seine Finger geronnen. Zu oft hatte er den Lebensfunken erlöschen sehen. Zu oft den krampfhaften Griff seiner Opfer gespürt, der von Augenblick zu Augenblick schwächer wurde. Zu oft...mit ihnen gestorben.
Ein leiser Fluch und das darauffolgende Geräusch eines auf dem Boden aufschlagenden Körpers störten die düsteren letzten Augenblicke des Gefangenen. Blitzschnell öffnete der Weißhaarige seine Augen und sah, dass die Fackel erlischt war. Kein Licht brannte mehr hinter seinem Rücken. Reflexartig wirbelte er herum und sah einen der Wärter, der offensichtlich in der Wasserpfütze, welche das Zentrum seiner Zelle bildete, ausgerutscht war. Die Fackel lag neben ihm im Wasser und war kurz davor vollends zu erlischen. Mit einem Mal wurde ein altes Feuer in den schwarzen Augen des Gefangenen entfacht. Adrenalin rauschte durch seinen Körper und der Lebenswille kehrte in seine Knochen zurück. Wie von selbst stürmten seine Beine los und mit zwei Sätzen war er bei seinem Peiniger, der sich ächzend aufzuraffen versuchte. Ein entsetzter Gesichtsausdruck trat auf das Gesicht des Mannes, als er den Weißhaarigen auf sich zufliegen sah. Dieser hatte sich mit einem Sprung gegen seine Brust geworfen und ihn erneut zu Boden gestoßen. Der Hilferuf, der auf den Lippen des am Boden liegenden lag, wurde im Keim erstickt und nichts weiteres, als ein lautes Keuchen drang aus seiner Kehle. Kalte, blasse Hände legten sich um seine Kehle und raubten dem Lakai den Atem. Seine Finger suchten den Boden um ihn herum ab, in der Hoffnung das verlorene Schwert zu ergreifen, doch dieses lag außerhalb seiner Reichweite. Mit einem flehenden Blick versuchte er sich dem Griff des Gefangenen zu entwinden, doch es war hoffnungslos. Eisern schnürten ihm die geschundenen Hände den Hals ab. Zu viel Hass steckte in diesem Griff. Zu viel Wut, um ihm zu entrinnen.
Ein dämonisches Lächeln umspielte das Gesicht des Weißhaarigen, als sich die Augen seines Opfers nach innen zu kehren begannen und der Griff des am Boden liegenden immer schwächer wurde. Irgendwann erschlafften sie vollends und jegliche Spannung wich aus dem Körper als seine Seele ins Reich Beliars einging. Immer noch lächelnd lockerte der Gefangene seinen Griff und beugte sich zum Ohr des Toten. Kaum hörbar erklang seine raue, unangenehme Stimme:
"Die Perversion Beliars hat einen Namen...Calintz."
Und wieder einmal wird uns gezeigt, dass man auch alleine ein Turnier erposten kann, welches sich mit Turnieren von weitaus mehr Teilnehmern durchaus messen kann. Ein wundervoller Abschluss für eine atemberaubende Postserie in Gorthar.
Übrigens...es lohnt sich auf jeden Fall auch den Rest des Turnieres zu lesen ;)
"Komm schon!", tönte es.
Helle, blaue Augen blickten arrogant und provozierend in die braunen, großen Augen seines Gegenübers, folgten im nächsten Moment den sich nähernden Schritten und der leicht schartigen Axt.
Dieser Kampf war mehr, als das bloße Aufeinandertreffen zweier Krieger von edlen Blute. Nein, nachdem der Herold den Namen von Juns Gegner verkündet hatte, war da noch etwas anderes in Jun, das da aufloderte. Taron von Eirin. Jun kannte auch einen anderen 'von Eirin' und der hatte sich als Gefallener vor dem Herrn offenbart. Einer der den Tod verdiente, da er heiligen Boden mit seinem Blut entweiht hatte.
Und es war so, als würde Jun eben gegen jenen Tavik kämpfen - es motivierte noch mehr zu Siegen. Die Gestalt, der Zorn den er durch Arroganz und provokante Gesten hervorrief - er wollte nicht mehr Jun heißen, wenn jener 'von Eirin' mit dem anderen 'von Eirin' nicht verwandt war.
Einen Kampf größeren und edleren Ausmaßes boten sich die beiden schon seit mehreren Runden voller Hiebe, Stiche und Schläge mit ihren Waffen und Schilden, doch ging nichts über die Vengarder Schildschule die Jun meisterhaft beherrschte und auch die Kampferfahrung gegen Gegner die einem körperlich mehr oder weniger überlegen waren. Doch dies war nicht der Kampf zwischen David und Goliath. Viel mehr der Kampf zwischen zweier nahezu ebenbürtiger Gegner die je nach Situation ihre Vorteile gegenüber den jeweils anderen hatten.
Jun mit provokant auftretenden Kampfstil hatte aber schon früh eine entscheidende Schwäche bei Taron aufgedeckt. Er vernachlässigte vornehmlich seine Schilddeckung , rief diesem Taron zu er möge doch endlich richtig zuschlagen und wehrte oftmals die Attacke des Hünen mit der Flammenzunge ab. Die Reichweite war ein weitere Vorteil, bevor Jun sein Schild immer sprechen ließ. Natürlich war es durch die Axthiebe mitgenommen, doch dies war Teil der Taktik des Colovianers der nun mehr gar meinte, dass Taron kämpfe wie ein wütender Ziegenbock aus Nordmar.
Die vorschnellende Axt wurde früh mit dem Schild dann genommen und sogleich mit der Flammenzunge zum Stich angesetzt, der jedoch einzig gegen das Eisenschild des 'von Eirin' traf und die Klinge schnell wieder hinter der nun langsam richtig aufkommenden Schilddeckung des Paladins verschwand. Jun lauerte und sah diesem Taron an, wie er schon schwer atmete und seine Kräfte langsam schwanden und doch ließ er ihm und der Menge auf dem Turnierplatz und den Tribünen immer wieder das Gefühl, dass er selbst bald besiegt wäre. Natürlich wurde der Lokalheld angefeuert, doch mit jedem Axthieb und jedem Schildrempler erlangte Jun mehr und mehr den Vorteil im Kampf. Gekonnt setzte er seinen Schild ein, hielt gegen als Taron zu Rammattacken und jagte diesem ein ums andere mal, dann die Flammenzunge um die Ohren. Immer prüfend wie sehr der Kampf den Kontrahenten schon mitgenommen hatte. Angreifen war nur manchmal die beste Verteidigung, denn manchmal traf man auch auf Bollwerke die nur darauf warteten ihre Gegner nicht vorbei kommen zu lassen. Als Taron dann angestachelt von der Menge und noch mehr schon viel zu ungeduldig, ob des langen Kampfes wieder attackierte, verbarg sich Jun hinter seinem Schild. Er steckte mit dem Stahlschild einen Axthieb weg, der schon beinahe durchschlug, hielt dann mit eigener Rammattacke gegen jene Tarons gegen und lächelte auf, als die Axt endlich eine Stelle traf, die schon mitgenommen war.
Taron riss an der Axt und doch steckte sie im Schild und Jun zog es gekonnt zur Seite um Taron zu zwingen zu folgen oder seine Waffe zu verlieren. Mit einem Tritt entledigte sich Jun dieser Frage und legte dann los. Seinen Stahlschild warf er zu Boden und trat Taron gegenüber der nur noch seinen runden Eisenschild hatte. Die Menge schrie auf, sahen sie doch nun die Wende im Kampf.
Natürlich ging Jun hier ein Risiko ein, doch mit der Flammenzunge war er geübt und ging nun mehr in die Offensive um mit beidhändig gegriffener Klinge nun selbst auszuteilen. Wie von Ryu gelernt, setzte er den Anderthalbhänder ein und begann mit seiner Erfahrung als Schildkämpfer immer wieder eine Stelle zu attackieren die im Arm schmerzte, wenn Jun traf. Taron griff dann natürlich an, doch Jun eilte dann nach hinten, bis der Schwung einer Rammattacke versiegte und teilte dann wieder und wieder aus, bevor ein satter Überkopfschlag gefolgt von einen Tritt des Streiters Taron in die Knie zwang und Jun dann die Flammenzunge wuchtig seitlich attackierte und seinem Kontrahenten den Schild fast aus den Lederschlaufen um den Arm schlug. Taron schrie auf, krabbelte leicht zur Seite und schüttelte dne schmerzenden Arm. Unter lauten Rufen aus der Menge war er dann bezwungen.
Die Flammenzunge senkte sich seitlich neben seinen Hals und der 'von Eirin' hob seine von Kettenfäustlingen geschützte Hand und gab sich geschlagen.
Giran, Yinne und Gilles applaudierten frenetisch, während der Pöbel es nur verhalten tat und der Adel es Jun anerkannte.
Jun hob müde und stark schnaubend beide Arme und feierte sich als Sieger.
"Innos war mein Schild!", rief er in die Menge die es als gottlose Gorthaner natürlich mit Pfiffen und als Provokation deuteten. Doch den Sieg mochte Jun niemand nehmen. Die Glückwünsche ereilten Jun aus seinem Lager und auch Taron von Eirin beglückwünschte unter leicht angesäuerten Blick Jun.
"Ihr seid ein mächtiger Gegner Taron und die Orks in Myrtana würden euch fürchten. Nur ist es euer Gemüt, dass sich ohne Halt entfesselt. Ihr solltet euren Glauben stärken, dann seid ihr womöglich besser als ich. Habt Dank für diesen Kampf.", meinte Jun und Taron nickte lediglich, nachdem zwei Sekunden nur Blickkontakt herrschte. Was jener wohl dachte? Jun wusste es nicht und hatte auch keine Zeit.
Fanfaren ertönten und auf der Ehrentribünde traten Lady Isabella sowie General Telaron, flankiert von Ehrengardisten und Herolden vor. Ruhe herrschte und die Herolde riefen Sir Jun, Taron von Eirin, sowie den Sieger des Tjost Lord Haringoth und den zweitplatzierten Sir Waldan vor. Nach kurzer Weile, standen auch jene Recken bereit und bekamen stehende Ovationen durch das Publikum, während der General und die Lady zu ihnen herabstiegen.
Es war Taron der von Lady Isabella beglückwünscht wurde und ein silbernes, kleines Szepter bekam. Dann folgte der General mit seinen Glückwünschen wie es sich unter Kriegern gebührte und händigte dem Hünen eine kleine Kiste gorthanischer Silberkreuzer aus. Noch mehr Reichtum für die vom Schicksal bevorzugten.
Dann war Jun dran und bekam ungewollt bei den Glückwünschen einen Kuss von Lady Isabella auch verliehen, der mit Applaus der Menge kommentiert wurde. Wohl Brauch bei diesem Turnier?
Danach folgte ein kleines Szepter aus puren Gold auf dem kunstvoll eingraviert stand, dass der Besitzer dieses Szepters sich die Ehrenbürgerschaft der Stadt Gorthar verdient hätte. Eine große Ehre wohl und es erklärte, als Jun es annahm, dass niemand buhte. Der Streiter war etwas verwundert ob des Preises, aber man sollte bei sowas nie nein sagen. Der General beglückwünschte Jun für seine großen Kämpfe und bot Jun für das heutige Gelage einen besonderen Platz beim Hochadel an. Jun akzeptierte, bevor er eine kleine Kiste mit gorthanischen Goltkreuzern noch verliehen bekam. Eine enorme Summe vermutete Jun, doch nichts zu dem was jene bekamen, die beim Tjost so weit gekommen waren. Nicht nur Jun staunte nicht schlecht, als Lord Haringoth, der große Sieger ein Dorf das zu Gorthar gehörte als Lehen verliehen bekam und der Zweitplatzierte Sir Waldan immerhin ein prächtiges Jagdpferd nun sein Eigen nennen durfte. Es zeigte Jun nur zu deutlich, welch Ehren und Ruhm es sein mussten ein Tjost zu gewinnen.
Unter tosenden Applaus wurde das Turnier zu Gorthar beendet und ein rauschendes Fest für den Pöbel würde stattfinden, neben dem rauschenden Fest für den Adel in der Burg. Jun freute sich schon drauf, doch zunächst musste er beten. Der Kuss von Lady Isabella mochte wohl harmlos gewesen sein, doch was ein wahrer Paladin war, der durfte sich nicht einmal küssen lassen ohne mit einem Dutzend 'Ave Innos' oder Selbstgeißelung sich wieder rein zu waschen in Innos' Wohlwollen.
so viel zum Thema "ein Kuss ist nichts..." :D
Sir Iwein
22.08.2010, 09:59
Ein Waldhüter jagt Wilderer.
Man hat das Gefühl, live mit auf der Pirsch zu sein.:)
Dampfend floss das heiße Wasser durch das grobmaschige Tuch... Die Kräuter, die darauf lagen verströmten fast augenblicklich einen intensiven Geruch, der die Luft schwängerte...
Wieder und wieder rieb er sich mit den Händen über die Augen, versuchte auch die letzten Reste seiner Schläfrigkeit zu vertreiben, aber es war nicht möglich, er war jetzt einfach müde... er hatte einfach viel zu wenig geschlafen...
Er hatte das Lager vor drei Tagen genauso unauffällig verlassen, wie er es betreten hatte.
Seitdem hatte er kaum geschlafen, viel eher war er ziellos umhergeirrt, folgte dem Wind und seiner Nase, aber achtete penibel darauf, keiner Menschenseele zu begegnen.
Seine Waffen hatte er bereits am ersten Tag in der Wildnis wieder aus seinem Versteck geholt, es war noch immer derselbe Ort, den er beibehielt, seit er nach Silden gekommen war und der noch immer unentdeckt geblieben war.
Seinen Schuppenpanzer hatte er dort gelassen, er konnte ihn nicht gebrauchen, wenn er schnell und ungesehen vorankommen wollte... Stattdessen trug er jenes schwarze Lederwams, das Bengar Rudolfson damals gefertigt hatte, als er der Waldbruderschaft noch loyal gegenüber stand.
Langsam trank er den brühheißen Tee, seine Augen tränten und er spürte, wie er das Gefühl in seiner Zunge verlor... Aber wenigstens war er jetzt wach...
Kurz wischte er sich den Schweiß ab und verteilte dann notdürftig die Spuren seiner Feuerstelle im Staub... Natürlich würde man sie entdecken... Aber wer würde ihm folgen... Niemand wusste, dass er am Leben war.
Es waren sechs Paar Fußspuren, die er am gestrigen Tag entdeckt hatte, es war eher ein Zufall gewesen, aber der süßliche Gestank der Verwesung hatte ihn angezogen und was er dann entdeckt hatte, entsetzte ihn mehr, als er erwartet hatte... Lange hatte er nichts mehr Totes gesehen... Sein Fleischkonsum war zurückgegangen, seit Wochen hatte er nicht mehr gejagt, deshalb erschütterte es ihn umso mehr zu sehen, dass zahllose Tiere, hauptsächlich Hirsche dahingeschlachtet wurden, ohne einen erkennbaren Nutzen... Denn fast das gesamte Fleisch war noch vorhanden, lediglich Fell und Geweih fehlten...
'Wilderer...', hatte er in seinen Bart gemurmelt und dann die Verfolgung der Spuren aufgenommen.
Er spürte, dass sich sein Charakter verändert hatte, er wollte die Männer nicht mehr auf Teufel komm raus einholen, sondern er ließ sie an der langen Leine, untersuchte ihre Lagerplätze, um mehr über sie herauszufinden...
Sechs Männer waren es, die sich hauptsächlich auf Armbrüste verließen, zumindest auf der Jagd... Im Nahkampf schien es auf Äxte hinauszulaufen, denn ein Eberkadaver, den der erste Bolzen offensichtlich nicht dahingerafft hatte, hatte einen mächtigen Axthieb abbgekommen, der ihm das Rückgrat zerschmettert hatte.
All das, ihre Ausrüstung, ihre Art zu wildern -sie nahmen fast alles aufs Korn und schienen nicht spezialisiert zu sein- sowie ihre Lagerplätze und das übrig lassen der gehäuteten Kadaver, ließ darauf schließen, dass es sich um relativ "frische" und aus ärmeren Verhältnissen stammende Wilderer handelte... Kein erfahrener Wilderer würde eine solche Spur liegen lassen, selbst wenn er das Fleisch nicht gebrauchen konnte, so würde er es verbrennen oder vergraben, um ihr Vorhaben zu verschleiern.
Auch verblieben sie scheinbar ziemlich lang an ihren Lagerplätzen, weshalb Dekker den Vorsprung relativ schnell egalisiert hatte. Jetzt war es also so weit... Seit Wochen hatte er nicht gekämpft... und jetzt gleich gegen eine Bande Wilderer? Seine Hände zitterten leicht, als er die Maske nach unten zog, seine Lippen pressten sich auseinander, wurden zu zwei beinahe weißen Strichen, die Dekkers Unerbittlichkeit zeigten. Es war jene Maske, die er in der Höhle der Schweigsamen erbeutet hatte, die Schlangenfratze mit dem weit aufgerissenem Maul, die sein Gesicht verschleierte.
Wieder zitterte seine Hand, aber das veranlasste ihn nur dazu den Speerschaft aus dem Holz der heiligen Eiche umso fester zu packen und zu umklammern.
Er spürte das Gefühl, das er versucht hatte zu unterdrücken, deshalb hatte er nicht mehr gekämpft, nicht mehr gejagt, weil er Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren...
Aber jetzt brauchte er vielleicht diese Hilfe, diese Kraft, die in ihm schlummerte.
Er roch bereits die Feuerstelle der Wilderer, der Wind trieb den Gestank direkt in seine Richtung... zwar war der beißende Geruch schwer auszuhalten, aber wenigstens wurde so nicht sein Geruch in ihre Richtung getragen und er hatte einen weiteren Vorteil auf seiner Seite.
Die Lichtung auf der sie lagerten war groß... Zu groß für Dekkers Geschmack... Auf ein Duell aus der Distanz konnte er sich nicht einlassen... Sechs Armbrüste würden seinen Bogen ausstechen, egal wie geschickt er sich dabei anstellte. Er musste an sie rankommen, sie in den Nahkampf verwickeln, dann hatte er eine Chance...
Er kauerte sich in ein Gebüsch am Rande der Lichtung und schaute auf die zwei Zelte, die Feuerstelle, die ausblutenden Kadaver, die provisorisch an Bäumen befestigt waren...
Die Männer waren bereits alle wach, saßen um ihr Feuerchen und tranken scheinbar auch eine Tasse Tee, auch wenn Dekker riechen konnte, dass dem wohl ein wenig Branntwein hinzugefügt worden war... Was für den Waldläufer sicher nicht von Nachteil war...
Plötzlich erhob sich einer der Männer, rieb sich wie Dekker noch vor einiger Zeit den Schlaf aus den Augen und kam dann direkt auf den Hüter zu...
Jetzt konnte er nicht mehr weg, der Blick des Mannes war bereits auf das Gebüsch in dem Dekker lag fixiert... Wenn der Waldläufer jetzt rannte war sein einziger Vorteil, der Überraschungsmoment verpufft.
Immer näher kam der Mann und Dekker legte seinen Bogen bereits wieder zu Boden und wollte zum Speer greifen, um sich auf den Nahkampf einzustellen, da begriff er, was der Mann vorhatte...
'Oh Nein...', schoss es ihm durch den Kopf und im nächsten Augenblick stellte der Mann sich breitbeinig vor das Gebüsch...
Dekker konnte die Fahne des Wilderers bis zu sich herunter riechen und im nächsten Moment hörte er das Plätschern auf den Blättern des Strauchs, ehe kurz darauf die warme Flüssigkeit auf sein Wams tropfte.
Seine Abscheu paarte sich mit Ekel und ließ die unkontrollierbare Kraft in ihm mehr und mehr Kraft gewinnen.
Durch die Beine des Pinkelnden konnte er die Feuerstelle sehen, er sah, wie die Männer lachten und gröhlten, und er wusste, dass dies ihr letzter Morgen sein würde.
Seine Hand fuhr über das schwarze Holz der Maske, ehe sie den Bogen samt Pfeil am Boden ergriff. Der Pinkelnde war nicht sonderlich aufmerksam und schien eine Menge Druck auf dem Rohr zu haben, aber dennoch durfte Dekker keine hektischen Bewegungen machen, geschweige denn die Äste des Strauchs berühren.
Übervorsichtig legte er den Pfeil auf die Sehne, zielte zwischen den Beinen des Urinators hindurch in Richtung der Feuerstelle.
Dann atmete er aus.
Nur beim "Urinator" am Schluss musste ich die Stirn runzeln.*g*
Nebenreaktionen eines Feldversuchs für pharmazeutische Zwecke :D
Carras runzelte die Stirn. Auf was hatte er sich da jetzt schon wieder eingelassen? Neue Variationen von Xions Sumpfkraut testen, klar. Aber irgendwas unbekanntes was, auch wenn es jetzt gefiltert sein mag, die Leute für 2 Wochen ausser Gefecht gesetzt hat? Gut.. immerhin hat er Übung, nichts haute einen Sumpfler so schnell aus den (frisch gekauften und wunderschönen) Schuhen. Abgesehen von Xions Wundertüte die ihn damals dazu veranlasste ... lassen wir das.
Er entkorkte die Flasche, erhob sie in Richtung Maris und lachte noch ein "Prost" bevor die Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief und sowohl Templer als auch Nomade neugierig erwarteten was passiert. Carras schüttelte den Kopf, bisher spürte er gar nichts. Was auch immer diese altersschwachen Magier da extrahiert hatten, es war auf jeden Fall zu schwa..
"ICH BIN EIN BÄR!!!" brüllte der Hühne plötzlich aus voller Kehle, begab sich auf alle Vieren und hieb mit der Pranke nach dem Jäger vor ihm, der überrascht zu Boden segelte. Mira die Bärin rannte um die nächste Ecke davon, brüllte aus voller Kehle und wetzte durch die Häuser hindurch bis sie eine ruhige Ecke fand. Komischer Wald war das hier. Überall standen Häuser, es gab kaum Gras und überall dieser gelbe Staub.... Aber erstmal musste sie dieses verdammte Winterfell loswerden. Schnell hatte sie sich gänzlich davon befreit und wetzte nun wesentlich besser belüftet weiter, sprintete um die nächste Ecke, hinter sich immer und immer wieder ein "Carras! Carras" vernehmend und rannte das erste fremdartige Tier um. "Verdammte Blasshäute...!" schrie es. Diskriminierung aufgrund ihres schönen weißen Fells. Und das in ihrem Revier. Na, warte. Mira erhob sich auf die Hinterpfoten, brüllte laut, hieb das sich gerade aufrichtende Tier erneut zu Boden und biss an der sich anbietensten Stelle zu. "AU! MEIN ....! AUUU! NEHMT IHN WEG! Nehmt ihn we...." brüllte es, bekam Tränen in die Augen und verdrehte die Augen. Letztendlich blieb es reglos liegen und die Tiere um sie herum begannen, ganz offensichtlich in Ehrfurcht gegenüber Mira, Abstand zu nehmen und zu tuscheln. Sollten nur alle sehen wie es jedem ergehen würde der sie herausforderte... doch halt, es waren nicht alle zurückgewichen. Vor ihm stand ein ihr sehr bekannt vorkommender Schwarzbär der ein bisschen verwirrt aussah. "Carras...? Junge? Alles klar?"
Grade als Mira erneut zum Angriff ansetzte, erblickten ihre Augen etwas, was den Schwarzbär Xorag völlig unintressant werden ließ. Langes wallendes braunes Fell, schlanke Figur, eine Bärin wie Mutter Natur sie nur jedes Jahrzehnt einmal gebahr. Eingenommen von dem Glitzern um die schöne Maid sowie aufrichtiger Liebe zur besagten Bärin, wante sich Mira ihr zu, trottete langsam mit gestreckten Schultern auf sie zu und brachte ihr schönstes Rülpsen für sie hervor, Mira war sich sicher dass man Bärinnen so imponierte, und nahm immer mehr an Fahrt auf. Ja, Mira war ein Lesbenbärchen, weshalb sie sich schon oft Witze der anderen Bärendamen anhören musste. Aber die waren ja nur neidisch.
Mira wetzte also, nackt wie Mutter Natur sie mit Sommerfell gesegnet hatte, auf das Objekt ihrer Begierde zu, welches gerade noch die Hände vors Gesicht hob um sie voller Vorfreude aufzufangen und den Mund mit einem lauten Schrei weit für einen Kuss öffnete, sprang und raufte gewolltes Weibchen, so sanft wie ein 100 Kilo Bär es nur konnte, zu Boden. "Aniron! CARRAS, RUNTER DA!" hörte er etwas hinter sich brüllen, hatte aber nicht die Zeit und Lust sich dem Störenfried zuzuwenden, schleckte er doch gerade der Holden, die ihre Empfindungen gegenüber Mira geradezu heraus schrie, das Gesicht.
Was die Dame um die Uhrzeit noch so reinhaut... meiner Meinung nach einfach nur ein sehr emotionaler, wunderschön geschriebener Post, der mich sehr fasziniert hat :gratz
Das war der Wald. Allerdings ein anderer, als sie ihn vom Vorgarten aus gesehen hatte. Das war etwas ganz anderes. Aber Freiya wusste nicht, ob sie das Gefühl gegen etwas anderes eintauschen wollte. Es lang etwas unglaubliches in der Luft. Etwas unfassbares. Sie war vollkommen mit sich im Reinen.
Sie versuchte seinen Blick erneut zu ergründen, er hatte sich geändert. Da war etwas, ein Funkeln. Noch glomm es wie verloschende Glut, doch sie konnte es sehen.
Sie schluckte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, sie wusste nicht einmal, warum. Es war einfach nur die Schönheit des Momentes, in dem sie sich gefangen hatte. Alles, was durch den Kuss, durch ihre Offenlegung ihres Innersten zerborsten war, fügte sich wieder zusammen und das Mädchen strahlte etwas aus, von dem sie nicht dachte, dass es überhaupt noch existierte: menschliche Wärme. Sie hatte sich tief versteckt und nun war sie an die Oberfläche getreten, mit einem Schlag und fast wäre sie in ihr ertrunken.
Doch es waren die Augen des Mannes ihr gegenüber, die sie an der Oberfläche hielten, sie schwimmen ließen in diesem Ozean der Gefühle, um kontrolliert unterzutauchen. Wie sich doch das Bild innerhalb so kurzer Zeit geändert hatte. Hatte die Berührung seiner Lippen mit ihren sie zunächst erschreckt und zutiefst erschüttert, so kam es ihr jetzt vor, als wäre das der einzige logische Schritt.
Wusste sie, was sie tat? Nein. Wollte sie es wissen? Nein.
Das Paradies winkte ihr wie durch ein dichtes Schneegestöber zu und lud sie ein, in die Wärme eines Herdfeuers namens Hingabe zu treten.
Da war sie nun, die Errettete und rettete selber ohne es zu wissen.
Sie nahm sein Gesicht in die Hände und strich mit den Fingern erneut über das Haut. Langsam kam sie ihm näher, stellte sich auf ihre Zehenspitzen,
Sie konnte seinen Duft riechen, fühlte, wie ihre Nasenspitze die seine berührte, legte ihre Stirn an seine.
Ihre Augen ließen seine nicht los, schauten genau, wie er auf ihre Annäherung reagierte. Sie kannte es. Sie kannte es nur zur gut. Auch sie hatte sich nicht rühren können. Freiya fragte sich, ob sie so weit gehen konnte. Doch hier stand nicht Freiya, die Ängstliche. Sondern Hiroga, der Zerrissene.
Einen Wimpernschlag und sie genoss abermals die Nähe und wie er sich anfühlte. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, es bestärkte sie nur noch mehr in dem, was in der Luft lag. Es war der Wunsch nach Menschlichkeit und es war Anziehung.
Es waren ihre Lippen, die auf seine trafen, sie war es, die in diesem Kuss versank.
Und die Wärme der Berührung legte sich um sie, wie die Umarmung eines Himmelswesens mit seinen Flügeln. Es war ein süßes Versprechen. In diesem Moment, in dieser Nacht war alles gut.
Ein wundervoller Post der einen der schlimmsten Schrecken des Krieges darstellt, wie er Familien entzweit und sich gegeneinander wenden lässt.
Es erinnerte sie an ihre Übungskämpfe. Drehungs aus dem Handgelenk - Hieb - Abwehr - Drehung - Hieb - Abwehr. Doch es ging hier um Leben und Tod, und das, was gerade geschah, durfte nicht sein! Es erinnterte zu sehr an einem Übungskampf, wo sie noch nie jemanden bei verletzt hatte. Hier jedoch ... entweder sie oder er. Es gab kein "ohne Verletzung vom Platz gehen". Doch warum machte er keine Finten, keine Stiche, keine härteren Attacken? Sie runzelte die Stirn, bis es ihr einfiel. Er wollte sie ermüden, er wollte sich zunutze machen, dass sie schwächer war. Das wollte ihm so passen, nun, wo sie dahintergestiegen war! Tatsächlich, musste sie zugeben, war sie durch Wunde und Erschöpfung in den Zustand automatischer Abläufe verfallen, aus diesem Zustand musste sie sich herauslösen. Einen Trick hatte Faren doch an ihr selbst demonstriert ... ja, jener, nach dem er sie aufgefangen hatte. Sie grinste hämisch, erwartete den Angriff ihres Gegenübers. Warum war er eigentlich auf diese tumbe, antike Taktik zurückgefallen? Egal! Er schlug mit seinem Schwert nach ihr, sie wehrte die Klinge ab und trat dabei nach hinten, der Mann geriet von dieser Bewegung, die er nicht erwartet hatte, die nicht im Rhythmus war, ins Schwanken, konzentrierte sich so sehr auf das Wiederherstellen des Gleichgewichts, dass er sich ein wenig nach unten beugte. Keala griff mit der Linken nach seinem Hals und zwang ihn nach unten, dann stach sie mit dem Säbel in den Rücken des Mannes. Der Säbel durchfuhr den Oberkörper des Mannes, stieß an eine Rippe, schabte dann an ihr vorbei und trat auf der anderen seine wieder auf, während die Rekrutin noch immer ihre Hand in seinem Nacken hatte. Mit einer fließenden Bewegung zog sie die Klinge heraus und nahm die Hand weg. Der Mann lag auf dem Boden.
Leere Hülle, alter Körper. Abfall. Sie hatte keine Augen mehr für ihn. Sie beachtete ihre Verwundung nicht mehr. Im Gehen bückte sie sich, nahm Dreck in die Hand, und lief auf ihren nächsten Gegner zu.
»Meine Tochter!«
Zu spät. Sie hatte den Sand bereits geworfen, bevor sie die Stimme hatte erkennen können. Irgendwo in ihrem Kopf nahm sie wahr, dass das ihr Vater war, aber sie brach den Angriff nicht ab. Im letzten Moment erkannte das auch der geblendete Vater, wehrte den Angriff behelfsmäßig mit seiner Axt ab.
»Keala, Tochter!«
Sie hielt inne, statt noch einmal anzugreifen. Axt, sagte ihre auf Kampf ausgerichteten Sinne, ihre Gedanken, die Erinerungen aus den Lehrstunden kombinierend. keine Stiche, aber gut genug, um eine Rüstung einzudellen, um tiefe Schnitte anzurichten, um Knochen zu brechen.
»Vater.«
Kühl klang ihre Stimme. Sie standen hier mitten auf dem Schlachtfeld, mitten drin, und unterhielten sich! Das darf nicht sein! Längst hatte sie nicht vergessen, was Faren über ihren Vater gesagt hatte. Töte ihn, sonst tut es wer anders. Die Gnade des schnellen Todes ...
»Meine Tochter, meine einzige Tochter!«
Noch war er geblendet vom Dreck, er sah nichts, orientierte sich nur an ihrer Stimme. Jetzt! Jetzt! Sie musste ihn töten, schnell, gnädig, sonst würde wer anders es tun! Jetzt!
»Vater, es tut mir Leid.«
Scharf wie die Klinge ihres Säbels klang ihre Stimme, ihr Vater trat zurück, doch er sah nichts, er stolperte über einen Toten, fiel auf den Rücken. Keala musste ihn nicht einmal verfolgen, sie musste nicht einmal rennen. Schonungslos trieb sie die Klinge in seine Brust, rammte sie in den Boden unter ihm. Ob sie sein Herz getroffen hatte, wusste sie nicht. Seine Lippen bewegten sich im dreckigen Gesicht. Rasch schaute sie sich um, kniete nieder.
»Keala, meine ... meine einzige Tochter ... sag Cécil ...«
Ein Schwall Blut ergoss sich aus seinem Mund. Seine Augen tränten noch immer vor Dreck, er sah sie nicht. Unter seinem Rücken breitete sich eine Lache des roten Lebenssaftes aus. Keala reagierte noch immer nicht, schien es gar nicht wahrzunehmen, nur wie von weit her.
»Sag ihr ... Orks ...«
Ein letzter Schwall, ein letzter Hauch, das Leben verließ diesen verbrauchten Körper. Der Vater starb, aufgespießt von der Tochter Klinge. Sie stand auf, zog im Aufstehen, in der Bewegung den Säbel aus dem Leichnam. Erst als sie die blutverschmierte Klinge betrachtete, kehrten die Gefühle mit aller Macht zurück. Vatermörderin! Schmerz, Trauer, Erschöpfung. Ihr Schwertarm schmerzte, ihr Bein, welches nicht stark, aber stetig geblutet hatte - der Schnitt hatte sich durch beständige Bewegung wieder und wieder geöffnet. Sie versuchte, einen Schritt zu tun, doch ihr Bein wollte sie nicht tragen. Die Mörderin stürzte, fiel neben den Leichnam. Niemand wird etwas erfahren, nicht Cécilia, nicht Aramee, nicht Mutter! Tränen rannen über ihr Gesicht. Aber seine letzten Worte galten Cécilia ... Sie hatte den Säbel fallen lassen. Das muss sie nicht wissen! Sie wünschte, entfliehen zu können, vor der Schlacht, aber vor allem vor ihrem Gewissen ...
Die alten Mächte eines Steinkreises? Mystische Zauber der Druiden oder nur der Traum einer Erwählten der Natur? Lest selbst und taucht ein in diese Welt. :)
Eine Zeit lang ließ Lina den Steinkreis einfach vor sich liegen und betrachtete nur den Ausblick, der sich hinter ihm über den dunklen Horizont ausbreitete. Die Welt veränderte sich manchmal schon mit wenigen Schritten. Lina wusste gar nicht, wie nah sie sich am Meer befanden. Jetzt überwältigte es plötzlich all ihre Sinne, die kurz aufhörten, zu existieren. Es war einer dieser Momente, die einfach ewig andauerten und von denen man hoffte, sie würde niemals zu ende gehen. Mit vor der Brust ineinander gelegten Händen, genoss sie den Wind, der ihr Haar umspielte und den Rock an die Beine drückte. Er hinterließ diese eigenartige Kälte, die Lina an früher erinnerte als das Meer nichts Besonderes gewesen war. Jetzt aber… trieb der Anblick ihr Herz an. Wärme verteilte sich im Körper der jungen Frau als wäre sie Magie und ließ ihre Lippen zittern. Eine Träne floss unbemerkt ihre Wange hinab. Lina seufzte leise doch tief. Dann wandte sie sich ab. Ihre sanft geröteten Wangen mochte Corax im Halbdunkel nicht erkennen, aber sie gaben ihrem Gesicht ein angenehmes Gefühl.
„Gut“, nickte und lächelte sie und trat gefasst auf den Steinkreis zu. Ihr Herz schlug schneller mit jedem Schritt, neugierig, was sie erwartete. Zwischen zweien der sie weit überragenden Felsen betrat sie das Innere und… nichts. Etwas verwirrt sah sie sich um, drehte sich einmal im Kreis und betrachtete jedes der Steintore einen Moment lang, bevor sie fragend ihren Begleiter ansah. Der jedoch war bereits vertieft darin, seine Magie zu wirken. Lina spürte den Boden und die Luft und die ganze Umgebung noch deutlicher als vorher. Ebenso den Steinkreis, der eine ganz eigene Art der Realität erlangte, während Corax Mund seltsame Worte verließen, die Lina keiner Sprache zuordnen konnte. Je länger er sprach, desto wirklicher wurde alles im Kreis. Erst spät bemerkte sie, dass der Wind und das Rauschen nachließen und irgendetwas ihren Blick auf das Meer versperrte. Einzig wirklich wurde der Steinkreis. Sein Tore schlossen sich und konzentrierten Lina auf sich selbst. Die Welt zog sich zusammen, bis Lina allein existierte.
Und ihr Herz schlug. Es schlug unaufhörlich. Es schlug kräftig und es schlug laut. Nichts gab es zu sehen, zu hören, zu schmecken; nichts als den Puls der Magie. Überdeutlich nahm er alles ein, floss durch alle Glieder und bis in den hintersten, kleinsten Gedanken, den er finden konnte. Überall pochte es. Im Puls der Magie vereinten sich Gedanken und Bewegung, Körper und Geist, Innen und Außen. Ein stimmloses Seufzen erklang von irgendwo her, als die Magie schneller und schneller pochte und floss, bis Fließen und Pochen eins wurden und jede Bewegung verging. Reine Magie blieb zurück, die Urkraft allen Seins. Leben.
Das Erwachen in einer Welt des reinen Lebens als Objekt des reinen Lebens versprach prototypische Ungewissheit.
Es existierten keine einzelnen Sinne, nur die Masse aller.
Erst in der Umgestaltung ergaben sich Experten.
Lina erwachte als junger Baum in einem Wald. Hinter ihr lagen bereits die wenigen Jahre des ersten Wachstums, des Überlebens. Vor ihr lag eine kurze Zeitspanne, in der sie ewig weiterwachsen würde. Sie spürte die Ruhe dieser Existenz. Sie spürte ihre Haus, die Rinde, und jede Faser ihres Körpers, des Stammes, und ihre Glieder, die Wurzeln und Blätter. Wasser sog sich von unten, Wärme verteilte sich von oben. Ab und an sprang unsicher ein Leben an ihr vorüber. Ob Mensch, ob Tier - da war kein Unterschied. Und sie spürte jede Stelle ihres Körpers als ein Teil von sich. Sie kletterte in die Nuss am Ende eines ihrer Triebe und ließ sich schwerer werden. Dann fiel sie hinab und verlor für eine Zeit - mochte es die Ewigkeit gewesen sein - das Bewusstsein.
Lina erwachte als Eichhörnchen. Hinter ihr lag der Wettlauf ums Leben vor einem großen Tier. Aber die Nuss hatte ihren Magen erfreut. Sie kletterte den Baum hinauf und auf einen Ast, von dem aus sie den tobenden Feind auf dem Boden auslachte. Ihr buschiger Schweif ließ sie toll aussehen. So schön rot, wie ihr ganzes Fell, und so schön sauber. Ja, sie würde alles können. Auch bis ganz nach oben in diesen Baum klettern. Und das tat sie. Und sie sah plötzlich die Unendlichkeit des Waldes und des Himmels. Doch den Falken sah sie zu spät.
Lina erwachte als Falke. Aus ihrem Schnabel hing dieses ekelhaft wuschelige Vieh. Konnten diese Drecksdinger nicht einfach nackt sein? Sie schwang durch die Luft und über den Wald hinweg. Der fern gelegene Horst lag schon in ihrem stechenden Blick. Doch noch sauste die Luft an ihrem Gefieder vorbei. Sie genoss einige Momente das gewonte Gefühl. Es hieß: Freiheit, soweit sie das beurteilen konnte. Die ganzen komischen Tiere am Boden: Was wussten die schon, außer sie zu fürchten? Dann landete sie.
Die Welt kam zurück, in der nur noch der Moment existierte; der eine Schlag des Pulses machte es aus, das Leben. So war das Leben.
Lina erwachte.
Der Steinkreis war zurück. Sie stand in seiner Mitte, fühlte sich wie ein Eindringling, wie ein Dolch, der in verbotenes Fleisch stach. Gehörte sie hierher? Sie wollte hinaus, doch sie verharrte und erfuhr die wohlige Wärme dieses Ortes. Sie ließ sich nieder, wollte nicht gehen und trotzte der Versuchung. Gerade fing es an, sich zu ordnen. Wieder pulsierte das Leben in ihren Gliedern. Poch. Poch. Poch. Sie schloss die Augen und erkannte, was der Schatten damals gewollt hatte. Er wollte sie vertreiben, aus Furcht. Sie war der Eindringling und sollte verschwinden. Doch einzudringen war nicht ihr Ziel.
Sie wollte ein Teil sein, ein Stück des lebendigen Alles.
Diesen Wunsch im Herzen, verteilte er sich in ihr und drang aus ihr heraus, dass der Boden ihn aufnahm, wahrnahm, erfuhr.
Etwas war sie zu Boden und schloss ihre Augen. Angst erfasste Linas Seele, die plötzlich leer und regungslos dalag wie ihr nackter Körper. Wurzeln rankten sich zwischen den Steinen der Kultstätte hervor und stob aus dem Boden. Sie legten sich um den schutzlosen Leib der jungen Magierin und hielten sie fest wie die Furcht selbst, von der sich Lina erfasst ließ. Ein stummer Schrei ging über ihre Lippen, doch schon rankte eine Pflanze darüber, jeden Ausspruch zu unterbinden. Lina wand sich hin und her, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Nichts wollte helfen, nichts schützen. Warum?
Grässliche Musik erklang. Im selben Moment wuchsen unzählige Dornen aus jeder Ranke, die sie umfasste. Tief drangen sie in Lina ein. Dunkles Blut tropfte an ihnen vorbei auf den Boden. Und als sollte dem grausigen Spiel eine Stimme verliehen werden, lockerte sich die Ranke in ihrem Mund und Lina schrie aus voller Kehle. Fest hatte sie auf das Holz gebissen, wollte den schändlichen Schmerz zu ertragen versuchen, jetzt konnte sie nur noch schreien. Immer tiefer drangen die Dornen in sie ein und gepeinigt schrie die Magierin.
Als der Schmerz langsam zu verklingen begann, sprach eine allumfassende Stimme zu ihr: „GEBEN UND NEHMEN - DAS IST GESETZ“. Und die Schmerzen schlugen um in eine seltsame Wärme, dann in Hitze. Reine Magie schien Lina zu durchströmen und sie wand sich weiter und schrie Schreie der Lust und Extase, wie sie noch nie erlebt worden war. Züngelnde Flammen ließen ihr Herz rasen, dass sie nicht wusste, ob vor Wut oder sängender Gleichgültigkeit.
Dann erwachte sie am kalten Boden des Steinkreises, die Augen geschlossen. Der Wind streifte über ihre verschwitzte Stirn. Ihr Herzschlag rannte, doch er wurde langsamer. Heißer Atem verließ in flachen Zügen kondensierend ihre Lungen.
Es war vorbei und schien doch gerade erst zu beginnen.
Redsonja
09.12.2010, 05:16
Eine etwas andere Sicht auf die gewichtigen Ereignisse, die gerade in Vengard stattfinden. Sehr lebensnah beschrieben. Das ist auch der Grund weil ich genau diesen Post herausgepickt habe und euch ans Herz legen würde zu lesen, obwohl es sich lohnt noch einige andere Posts dieser Geschichte zu lesen.
In all dem Gewimmel, das in Vengard herrschte, seit die Orks durch die myrtanischen Truppen besiegt worden waren, schmiegte sich auch eine Gestalt in einer dunklen Kutte, einem Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze an eine Hausmauer. Nun, da die Orks besiegt waren und das Heer des Königs Myrtana durchzog, ohne behelligt zu werden, wehte ein neuer Geist durch die Stadt. Und vermutlich auch durch das gesamte Land. Der Besucher spürte es. Die Menschen gingen aufrechter, nicht mehr so gebeugt, wie all die Jahre, in denen das Ende so nah schien.
Und noch etwas spürte die Gestalt: Die Kraft des dunklen Gottes, seine Macht, die mit dem Leid der Menschen gewachsen war, sie schien ihm ein wenig schwächer geworden zu sein. Mehr Mühe kostete es ihn, den Strom der Magie zu ertasten - unbedeutend mehr nur, fast nicht erwähnenswert. Aber doch nur fast.
Er löste sich von der Wand, und durchschritt die Straßen der Stadt. Aus dem Hafenviertel, wo er als Passagier auf dem Schiff eines Händlers die Hauptstadt erreicht hatte, gelangte er über den Markt bis ins Tempelviertel, wo der große Haupttempel des Innos stand. Hier fand er das Ziel seiner Reise, den Grund, der ihn hierher geführt hatte. Denn selbst bis in seine Heimat hatte es sich herumgesprochen: König Rhobar II. war nicht mehr.
Eine große Menge Volkes hatte sich im gesamten viertel rund um den Tempel angefunden, um der zeremoniellen Verbrennung ihres Herrschers beizuwohnen. Das war ein Ereignis, das man noch den Enkelkindern erzählen konnte. Vorsichtig wandte sich der Besucher aus dem möglicherweise fernen Land an einige Frauen, die neben ihm standen und einen Schwatz hielten.
»Sagt, wie ist der König verstorben? Ich hörte, er sei als Held gefallen.«
Die Frauen drehten sich zu ihm um und beäugten ihn mißtrauisch. Die schwarze Kutte, die es unmöglich machte, zu entscheiden, ob ihr Träger ein armer Bettler oder ein reicher Schnösel war, trug wohl nicht dazu bei, das Vertrauen in den Frager allzu groß werden zu lassen.
Schließlich antwortete eine der beiden Frauen - sie trug die Haube der Witwen und der Pelzkragen ihres Mantels zeigte einen gewissen Wohlstand an - kurz angebunden: »Ja, er ist im Kampf gegen Beliars Schergen gefallen - nachdem er gesiegt hatte. So wie es sich ein Streiter Innos' nur wünschen kann.«
»Erzählt mir mehr«, bat der Fremde. »Ich bin von weit gekommen, um dem König die letzte Ehre zu erweisen.« Unter seiner Kapuze funkelten zwei wache Augen und immer dann, wenn er sich bewegte und der Schatten ein wenig zur Seite sprang, konnte man eine scharf geschnittene Adlernase erahnen. Der Fremde machte einen merkwürdigen Eindruck, aber schließlich ließ sich die Frau dazu hinreißen, ausführlicher zu erzählen.
»Die Paladine stürmten Gotha, die alte Burg ihres Ordens, westlich von Vengard. Von den Orks war die Burg einst entweiht worden war und in den Gemäuern hausten Kreaturen Beliars. Untote, Skelette und dergleichen widernatürliche Ausgeburten.«
»Und der Dämon!«, fügte die zweite Frau, die bis jetzt still gewesen war, hinzu.
»Ja doch, Base, das wollte ich doch gerade erzählen!«, schalt sie die erste, ehe sie fort fuhr in ihrer Erzählung. Der Kuttenmensch hörte geduldig zu.
»Nun, wie Sengalf, mein verstorbener Gemahl - Innos hab ihn selig - immer sagte: Eile mit Weile. Also wo war ich? Achja, beim Dämonen. Dieser war so greulich, daß selbst die Orks, diese verdorbenen Wesen vor ihm flohen. Doch unser König hat ihn bezwungen. Ihm konnte sich nichts entgegen stellen.«
Hatte ihre Begleiterin da eben etwa leise geseufzt? Der Zuhörer war sich nicht sicher. Und seine Aufmerksamkeit wurde nun auch wieder von der fortschreitenden Erzählung in Anspruch genommen.
»Er stürmte vor, ganz an der Spitze seiner besten Kämpfer, so sagt man. Er reckte das Schwert empor und rief dem Dämon entgegen, daß seine Zeit abgelaufen sei und Innos selbst ihm die Kraft gegeben hätte, über ihn zu richten. Und das tat er dann auch. Er schlug ihm nämlich den Kopf ab und trennte ihn in einem mächtigen Hieb - gerade so wie ein Held - vom Rumpf. Und dann wars aus mit der Macht des Dämonen.«
»Nein, nein, das war doch ganz anders«, fiel ihr ihre Base wieder ins Wort. »Was das Mündel von meiner Muhme ist, der Kelv, der arbeitet in den Pferdeställen in der Burg und dem hat einer der hohen Herren es erzählt, genauso wie es gewesen ist, denn er war dabei in Gotha. Zwar nicht direkt dort, wo der König gekämpft hat, aber trotzdem!«
»Na dann erzähl eben du!«, erwiderte etwas pikiert die so brüsk unterbrochene Erzählerin. »Mit dem abgeschlagenen Kopf find ich es aber viel schöner!«, sprach's und war fortan still. Nur noch die Augen verdrehte sie.
»Also er hat dem Dämon - verflucht sei dieses garstige Geschöpf, nicht den Kopf abgeschlagen. Wohl aber den Arm. Und er hat ihm das Schwert in die Brust gestoßen und ihn so eine furchtbare Wunde beigebracht. An der ist der Dämon dann auch gestorben, glaubt der hohe Herr. Doch der König wurde auch verwundet, denn zu stark war der Dämon, hatte er doch selbst die Orks in die Flucht geschlagen. Doch Innos war mit dem König. Einige haben ein helles, strahlendes Licht gesehen. Das war Innos' Geist und Innos' Gerechtigkeit, die in den König fuhr und ihm seine Hand leitete. Doch hat der Dämon den König besudelt und von diesem Gift soll er dahin gerafft worden sein. Denn in seine Wunden ist es eingedrungen. So hat diese hinterlistige Kreatur doch noch unseren lieben König mit sich in den Tod gerissen, erzählt man sich.
Hachja«, seufzte sie zum Abschluß. »Und nun nehmen wir Abschied von unserem guten König Rhobar. Ja, sicher werden wir ihn einst als Rhobar den Guten in Erinnerung behalten.«
Nun, der stille Zuhörer war sich da nicht so sicher, schließlich waren die zehn Jahre, die er in der Barriere verbracht hatte, nicht so einfach vergessen. Aber was zählte schon seine Meinung.
»Psst!«, wisperte eine der beiden Frauen. »Es geht los!«
Der Kuttenträger bedankte sich mit einem Kopfnicken und einem heiseren »Habt Dank!«, dann verlor er die beiden, die auf der Suche nach einem besseren Platz, von dem aus sie mehr sehen konnten, davon huschten, aus den Augen und wandte sich dem gerade eintreffenden Zug der Paladine mit dem Leichnam des Königs zu.
Dies war tatsächlich das Ende einer Epoche. Der Kuttenträger war sich sicher, daß er das besser beurteilen konnte als die beiden Weiber mit ihren einfältigen Erzählungen.
San Daran
24.12.2010, 07:47
Ich finde den Post einfach schön und sehr gelungen. Man weiß tatsächlich, wie er sich fühlt und wird mitgerissen.
Dennik machte große Augen, der Trotz den er noch vor wenigen Minuten eingesetzt hatte um sich zu wehren, welchen er als Schutzschild gegen die Angst benutzt hatte, die Verachtung, welche er für Vryce empfunden hatte, der Hass auf Lucia, all diese rebellischen Gefühle gegen die Magier verschwanden kleinlaut in der hintersten Ecke von Dennik`s Bewusstsein.
Diese Kerle, die Menschenfresser-Beliar-Kultisten meinten es wirklich ernst. Sie würden ihn also tatsächlich das Herz bei vollem Bewusstsein rausreißen, ihn langsam qualvoll töten. Er würde sterben, weil er sich in eine Sache hinein hatte ziehen lassen, welche ihm eigentlich völlig egal hätte sein können. Zum Glück war er der einzige der sterben würde, Rethus war zwar gefangen, und Rekhyt musste erst einmal fliehen, doch er war sicher sie würden hier irgendwann raus kommen. Ganz im Gegensatz zu ihm.
Vryce stand auf, alles schien für Dennik in Zeitlupe zu passieren. Alles dauerte lange, länger als es wirklich war. Er sah es, wie der ehemalige Meister das Ritualmesser auflas, wie er Dennik entgegen schaute, wie er dem Schwarzmagier, dem Hüter versprach, es würde ihm eine Freude sein Dennik zu töten, wie er es als Bestrafung sah, weil Dennik kein guter Dieb gewesen war… er sah es. Die Verwirrung, den Wahn in Vryce’s Augen. Er sah einen Sklaven vor sich, nicht besser als der Dämon, welcher ihn noch immer festhielt, seine Brust lag frei, frei für die blutrünstigen brutalen Werke dieser Verrückten und schon geschah es…
Wie war es wenn man starb? Wie war es zu sterben? Nun wusste es Dennik. Nun wusste es der noch so junge Dieb. Der Straßenjunge. Es war ein Moment völliger Klarheit. Man sah die Sachen, wie sie waren und nicht wie sie zu seien schienen. Man sah sie nicht durch sich selbst, nein alles schien objektiv, wahr, Recht zu sein. Er sah seine Eltern beide beugten sie sich überhin und strahlten ihn fröhlich und stolz an. Jemand gurgelte. Das war Dennik. Die Mutter lächelte und küsste ihn. Der Vater umarmte seine Mutter und streichelte sie liebevoll. Er wurde hochgenommen und sachte, beinahe wie auf einem Boot hin und her geschaukelt, bis er schließlich einschlief.
Er hörte die Schreie von Soldaten des Königs. „Halt stehen bleiben“, „Haltet den Dieb!“, er hörte seinen gehetzten Atem. Er hörte den Lärm der Straßen.
Und wieder schaukelte es. Er war auf einem Boot. Neben ihm stand der dicke Paladin Rheinold, welcher ihn das Leben gerettet hatte, er hörte sie reden über das Leben und über die Welt. Er fühlte sich geborgen und frei, wie vor ach so vielen Jahren nicht mehr.
Er sah sich in der Wüste, er sah Scrop, er sah wie er zu Scorpion hinauf sah. Wieder sah er seinen Vater, wie er ihn stolz zu lächelte. Auch Scorp lächelte ihn nun stolz zu, es war der Tag nach seinem Arenakampf. Er sah Rekhyt, wie er grübelnd am Tisch der Taverne sah, wie ach so oft, er sah Illdor welcher Gedankenverloren da saß und mit vollem Eifer mitplante, wie Dennik selbst. Er sah sie auf dem Schiff gen Khorinis, er sah sie im Turm. Er sah sie zusammen, Scorp, Rekhyt und Illdor, wie sie ihm alle, auf ihre Art treuherzig anlächelten. Stolz auf das was er geleistet hatte, stolz auf das, was sie zusammen erlebt hatten, stolz auf ihn, Dennik. Den Straßenjungen. Nun sah er sich.
Nur sich. Die wichtigen Personen seines Lebens wurden immer kleiner und kleiner, bis sie ganz verschwanden, zuerst seine ach so bezaubernde Mutter, sein stolzer Vater, dann Scrop sein Idol, sein Vorbild, seine Freunde, zurück blieb nur er.
Zuerst als Baby, als verdreckter Straßenjunge, dann als wachsender Recke mit einem Schwert in der Hand. Er trug nun schon die Ansätze eines Bartes, auf Khorinis, lange Haare, ein grimmiger Blick, doch hell strahlende, leicht erregbare Augen und immer bereit zum Lachen. Er sah sich schleichen und hieben, sah sich kämpfen und lachen, er sah sich wie er war… Doch dann verschwand auch er und nur eine neue Person, ein Schatten in seiner Geschichte eine eigentlich vertraute Person blieb zurück, doch nicht so, wie Dennik sie kannte. Es war Vryce.
Dann sah er nichts mehr. Ihm wurde schwarz vor Augen und er schrie und wand sich im Griffe des Dämonen, sein ganzer Körper spannte sich, Krämpfe schmerzten an seinen Beinen und Armen, als ein Ruck nach dem anderen durch sie jagten, doch wären es doch nur die Krämpfe gewesen, welche ihn nun so plagten, wäre es nur die Angst gewesen, der Verlust seines Bewusstseins. Denn all das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, welches er verspürte. Zuerst das brennen, dann das unglaubliche Gefühl der Verzweiflung und des unbändigen Schmerzes. Sofort reagierte sein Körper und er wurde Bewusstlos, eine Schutzmaßnahme gegen den Schmerz, doch es half nichts, der Schmerz, das Grauen holte ihn ein. Es war so gewaltig so unglaublich intensiv dieses Gefühl des Leidens, es umklammerte ihn, raubte ihn den Atem.
Er war umspült von dem Gefühl vor welchem er sich am meisten fürchtete. Dann eine vollkommende Leere. Es fehlte etwas. Es fehlte sein Damm Damm Damm Damm. Es war weg. Ihm schwindelte, er drehte sich, hoch runter, er fiel, er flog, ihm wurde schlagartig ganz warm, all der Schmerz war plötzlich weg, zurück blieb nichts. Er röchelte. Blut quoll ihm aus dem Mund und aus der Nase. Doch es war ihm egal. Er legte ein Lächeln auf. Sah Vryce. Sah ihn und spuckte noch mehr Blut, dann war der letzte Moment der Klarheit vorrüber. Er war weg, hinweg…. Für immer… für alle Zeit weg.
In Liebe Dennik…
Redsonja
03.01.2011, 05:19
Klein aber fein.
Hurley zerrte das Boot an der Leine bis in den Innenhof des Kastells, der heute ganz gut besucht zu sein schien.
'Die wollen wohl alle mitfliegen...', dachte er und stoppte als er auf einer relativ freien Fläche angekommen war. Dann rannte er in sein Zimmer, holte "Huhn", stürmte ins Refektorium, nahm so viel Essen mit, wie seine großen Pranken zu tragen fähig waren und kehrte in den Innenhof zurück. Dort hievte er Futter und Vieh in das Boot und setzte sich zuletzt selbst rein.
"Wenn wir jetzt fliegen", begann er, damit keiner die Chance hatte, ihn blöd zu fragen, "Und überm Meer abstürzen, dann hab ICH ein Boot und Essen. Lacht mich nur aus, aber ich sage euch, wer zuletzt lacht, lacht am besten."
Dann nahm er ein Stück Brot aus fein eingepacktem Butterpapier und begann, aufgeregt zu kauen...
Don-Esteban
09.01.2011, 14:24
Silohtar und Kroen auf großer Tournee durch das nächtliche Thorniara. Von dieser Nacht wird man noch später in Legenden sprechen. ("Wenn du jetzt nicht artig bist, holen dich Silohtar und Kroen!")
Eine gelungene Parodie auf diverse, allesamt gruselige, TV-Formate der jüngsten Vergangenheit vermixt mit Versatzstücken im Geiste von Terry Pratchetts "Rollende Steine".
Und jetzt Bühne frei:
Geknickt saß Silo in der dunkelsten Ecke einer Lokalität und stierte in seinen Drink. Da er wenige Stunden zuvor vollkommen von seinen neuen Pflichten entlastet worden war, musste er weder politisch unkorrekte Sprüche an Verdächtige los lassen, wozu er hier noch garnicht gekommen war, noch konnte er mehr oder minder tun und lassen was er wollte – im Namen Rhobars versteht sich. Seine Uniform hatte er in seiner Stube gelassen, da es ihn zu sehr deprimierte sie nun zur Schau zu stellen. In lederner, hautenger Tracht gelang es ihm, etwas distanzierter an die Dinge heran zu gehen. Tatsächlich vermutete er, dass die Hose seine Arschbacken derart zusammen kniff, dass sein Denkvorgang an Tiefe zwangsläufig gewinnen musste. Er fragte sich, ob das Milizwesen nicht vielleicht einer Restauration bedurfte. Unter seiner Führung jedenfalls würden die schmutzigen Geschäfte nicht so einfach auffliegen wie unter dem jetzigen Regime!
Er hatte den genialen Einfall, ganz entgegen das, wie er glaubte, natürliche Bestreben eines jeden Gardisten, einfach Recht und Ordnung durchzusetzen und dabei nebenher ordentlich Geld vom König dafür zu kassieren.
Dass da noch keiner drauf gekommen ist!, wunderte er sich und feierte seiner selbst bar dieses genialen Plans.
„Jung, willste nich langsam gehen? Ist schon verdammt spät!“, rief die Besitzerin des charmanten Lokals.
„Jaja“, murrte Silohtar, trank aus und erhob sich schwankend. Er gab der Frau die Wanne zurück und verließ die Waschküche. Er rülpste vollen Herzens, als er auf die dunkle Straße trat und sich umsah. Einige einsame Seifenblasen stiegen auf. Er schlenderte die nächtlichen Gassen entlang, bis er schließlich in einem nie betretenem Bereich angekommen war. Er stutzte. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Eine kleine Gestalt lief auf einem Dach hin und her, und gegen den Mond wirkte es, als jage sie Mondkälber.
„Uh!“, sprach Silo. „Silo hunger! Silo will Mondkalb. Uh!“
leichtfüßig sprang er heran und hievte sich auf das Dach des betreffenden Gebäudes. Oben angekommen musste er allerdings zu seiner Enttäuschung feststellen, dass keineswegs Mondkälber unterwegs waren. Dafür ein anderen, Sagenumwobenes, mystischen Geschöpf mit nicht erahnenden Kräften.
„Sieh da!“, rief er begeistert aus. „Ein Gartenzwerg!“
Erschrocken stolperte der Schwarzhaarige zurück und kreuzte die Finger dem Wesen entgegen. „Weiche!“ schrie er im enthusiastischem Ton einer verzweifelten Person. „Weiche, Daimon der Finsternis! Zurück in die Sphären des Grauens aus denen du gekommen bist!“
Er stolperte über seine eigenen Füße, fiel nach hinten auf den Rücken und konnte im Mondlicht das ganze Ausmaß der Schrecklichkeit der Kreatur entdecken.
„Silo?“
Tatsächlich, es war der Saufkumpane längst vergessener Nächte, mit dem er die Kneipen und Bars Thorniaras unsicher gemacht hat. Und mit unsicher ist wirklich unsicher gemeint. Nichts blieb von ihnen verschont. Kein Bierkrug und erst recht nicht deren Inhalt, kein Untersetzer und keine noch so geschmackvolle Einrichtung. Seltsamerweise konnte er sich an alles erinnern, was in dieser Nacht geschah, als hätte es sich wie ein Trauma in sein Gedächtnis eingebrannt.
„Das ist aber ne Überraschung, was machst du denn hier?“
Blöde Frage, er war saufen. Viel besser war doch die Frage, was er hier mitten auf einem Hühnerstalldach tat. Die peinliche Wahrheit war, dass ihn ein hochgewachsener Mann darauf gestellt hatte, weil er meinte, Kroen würde ihm nur im Weg stehen. Seitdem traute er sich nicht mehr herunter.
„Hör mal, kannst du mich hier runterheben? Dann kannst du mich so viel versklaven wie du willst und meinetwegen sing ich dir auch alberne Lieder vor.“
„Klar“, antwortete er hilfsbereit und hob den kleinen Fratz vom Dach. Verwundert sah er nach unten. Das Dach war so hoch wie sein Bauchnabel. Er schüttelte den Kopf. Unwichtig.
„Richtig. Da war was. Alberne Lieder... Hmn. Das klingt sehr reizvoll!“, fand Silo und packte Kroen an der Schulter.
„Ich könnte dich auf die Straße stellen und dafür Geld verlangen. Ich sehe es schon vor mir: Das Gesangsduo für groß und klein. Groß und Klein. Verstehste? Wie wir! Wo bekomme ich nun ein Instrument her?“, grübelte Silohtar und zupfte sich einen Hühnerknochen aus dem Bart.
„Ich habs! Wir nehmen einfach dieses grüne Horn, das so aussieht wie ein Goblinlümmel aus der Kneipe gestern! Komm mit!“, sagte er, seinen Kameraden gnadenlos weiter zerrend.
„Auf dem Weg lass schon mal ein paar Töne hören.“
Der kleine Mann schritt neben Silo einher und überlegte. Welches Lied sollte er ihm vorsingen? Ein fröhliches oder ein trauriges? Eines das sanft dahinplätschert oder einen mitriss wie ein mächtiger Strom? Eines für kleine Runden in der Kneipe oder etwas, das man auch am Hofe des Königs vorspielen könnte? Etwas mit obszönem, rüpelhaften Text oder etwas geradezu poetischen, philosphischen Texten? Ein modernes Lied, oder ein Volkslied? A capella?
Schon bald hatte er eine Entscheidung getroffen, blieb stehen, räusperte sich und legte eine Hand auf die Brust. Den Kopf weit nach oben gestreckt, den Rücken gerade stand er da und stimmte die ersten Töne an.
„Mimimi. Lalalala.“
Wieder räusperte er sich, dann trällerte er in vollstem Tenor durch.
„Geboooooren um wild zu seeeeeeeeein!“, doch bereits nach ein paar Takten winkte sein Companion ab. Silos Blick sprach ungefähr folgendes: „Ey, ich sach dir mal was, Junge: Du singst so scheiße, da singt meine 80-jährige Oma besser und die hat kein Gebiss mehr. Das nennst du Talent, ich nenns n Riesenhaufen Scheiße und jetzt machen Abflug!“
Kroens Augen füllten sich mit Tränen. Doch vielleicht war Silo ja auch schizophren und seine Augen sprachen etwas anderes als seine Zunge?
Silo brauchte einen Moment, um seine Sprüche adäquat zu artikulieren. Dafür waren allerdings einige Änderungen nötig. Mit der Hand langte er in seine Hosentasche, in der sich zufällig eine beachtliche Menge Schmalz befand, und schmierte ihn sich in die Haare. Betont lässig lehnte er sich an eine Mauer, kauend, obwohl er nichts im Mund hatte. Synchron öffnete er sein Hemd, bis seine Brusthaare hinaus quollen und setzte sein blasiertest-gewollte cooles Macholächeln auf. Zu dumm dass ich diese Solariumbräune auf dem Innos 6000 nicht auf die Schnelle hinkriege, dachte er noch, bevor es aus ihm vorbrach.
„Ey, ich wills ma so sagen. Du freust dich an den kleinen Dingen des Lebens. Zu den kleinen Dingen gehört auch deine Stimme, ja? Ey, Junge, respekt dass du dich heute hierhin getraut hast aber ey, ganz ehrlich: Du hast echt Glück, dass meine Ohren angewachsen sind. Sonst wären sie abgefallen. Aber du hast Glück, sie sind noch dran, nää? Kein Witz, wenn man so singt wie du, kommt man nicht in die Tscharts, dann kommt man auf ein Fahndungsplakat der Miliz!“
Die plötzliche Stimmung war von ihm wieder abgefallen, und so steckte er seinen Kopf in ein Wasserfass, um den Schmalz heraus zu bekommen.
„Aber ehrlich. Lass mich lieber singen. Du musst einfach noch ein bisschen üben“, tröstete er den am Boden zerstörten Kollegen. „Lass und schnell das Horn holen. Da bist du ganz bestimmt besser!“
~
Gesagt, getan. In einer atemberaubenden Aktion, die viel zu episch ist um sie hier in ungebührender Kürze zu schildern wurde das Horn entwendet. Aus Rücksicht auf die Älteren Leser machen wir hier einen kleinen Zeitsprung, um keinen Herzanfall oder bei den jüngeren Lesern unkontrollierte Ejakulationen auszulösen.
~
„Hast du es?“, fragte Silo keuchend, sich die schwarze Farbe sorgsam aus dem Gesicht wischend. „Du hast da noch einen kleinen ...“, sagte er, packte zu und zog dem Saufkumpanen einen lebenden Hummer aus den Haaren.
„Wunderbar!“, fügte er hinzu als er das grüne Horn sah, das der Kleine hochhielt.
„Jetzt mach diese Plüschhandschellen ab und zieh dich an. Wir suchen uns eine andere Kneipe, wo wir auftreten können.“
Welch episches Abenteuer! Wahrlich, Silohtar war als wahrer Kumpel zu bezeichnen, einer, mit dem man durch Dick und Dünn ging und gar sein Leben riskierte. Sie hatten sich als Verwandlungskünstler bewiesen, als Helden und Diebe, doch sie hatten es geschafft und Kroen hielt nun endlich in Händen, wofür sie so aufopferungsvoll gekämpft hatten.
„Wasn das?“ fragte er und drehte das Instrument unschlüssig in den Händen. Wasser schwappte aus dem Tontrichter und Silos Kommentar ‚Ich glaube da pustet man rein’ half ihm nur bedingt weiter, waren sie doch mittlerweile in eine Diskussion vertieft, wie ihre weltweit bekannte Gruppe heißen soll.
Die eiserne Jungfrau? Nää, zu langweilig. Tinäischäs Bi? Kann doch kein Schwein aussprechen. Bleiluftschiff? Vielleicht... MyrtanicA? Sie waren doch hier auf Argaan. King? Wäre wohl Amtsanmaßung. System von einem Runter? Die Barbiere? Das war doch alles nichts.
Doch schließlich kam die geniale Idee. Der Einfall des Jahrhunderts, ein Geistesblitz, der sich just in dem Moment entzündete, da Silo ihre neusten modischen Acesoires aus einem Sack holte. Röcke, in denen sie auftreten würden. Sie, die weltweit bekannte Musikgruppe Hanna Myrtana!
„Lass mich das machen.“ sagte Kroen, als sie schließlich an einer Taverne nahe des sogenannten Zitadelle ankamen, wo sie ihren ersten Gig vor ausverkauftem Publikum hatten.
Er trat vor und wechselte ein paar Worte mit dem Wirt, der schließlich nickte und ihnen ein wenig Platz schaffte, wo sie herumhampeln konnte. Schließlich brachte er Silo einen Maiskolben an einer Stange, wozu auch immer. ‚Mikro’ nannte er das Ding, doch der Sinn erschloss sich Kroen nicht ganz.
„Lass uns die Bude... äh... rocken!“ flüsterte der Schwarzhaarige Silohtar zu und verstand seine eigenen Worte nicht. Er fühlte sich heute so rebellisch
Majestätisch warf Silo sich die wallenden, langen blonden Haare der Perücke in den Nacken, machte seinen Rock zurecht und zupfte das Netzhemd in eine angenehmere Position für seine Nippel. Was man in einer Kneipe alles finden konnte!
„Test, test“, sagte er in das Mikro. Seine Augen waren fixiert auf die gelbe Frucht. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen, Geifer trat über seine Lippen. Schließlich konnte er nicht widerstehen und versenkte seine Zähne tief den Maiskolben. Den Mund voller Mais sprach er vorwurfsvoll in Richtung der Bar „könnte man mir vielleicht, eventuell etwas bringen, das weniger appetitlich aussieht? Dankesehr.“
Sein Blick schweifte über die begeisterte Menge in dem Raum, aller versessen darauf, den Auftritt der legendären, der einzigartigen Hanna Myrtana mitzuverfolgen. Er räusperte sich und stellte fest, dass der Trichter, dem man ihn gereicht hatte, sich ausgezeichnet eignete. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, die Spannung kaum ertragbar.
„Ähem, ähem!“, machte er. Eine Bewegung ging durch den Raum. Man wandte sich zu ihm um. Richtig, das, mit den vielen Haaren ist der Hinterkopf erinnerte er sich.
„Seid ihr bereeeit?!“, rief er überdreht in den Trichter. Keine Reaktion.
„Ich hab gefragt SEID IHR BEREIT?!“
„Yaaaaaaay!“, kam es von Kroen.
„Sehr gut! Dann freut euch auf die zeitlose Schau mit tänzerischen Einlagen: High Citadel Musical mit einem kurzen Einblick in das noch erfolgreichere High Citadel Musical Zwei! Außerdem wird Kroen die Teilnamebedinungen zu Myrtana sucht den Superbarden verkünden. Doch zunächst werde ich einige Kultsongs singen. Ich frage nochmals:
SEID IHR BEREEEEIT?! Hau in die Tasten, Kay!“
Der Angesprochene besah sich kurz fragend sein metallernes Intrument, zuckte die Schultern, und pustete kräftig hinein.
„Halt an! Im Naaaamen der Liebe! Bevor du mir weeehtuuust!...“, schmetterte Silo los.
Das Mundstück fest an den Lippen trötete Kroen, was seine Lungen hergaben. Mal leiser, mal lauter, doch immer genau richtig. Er wusste, dass es so stimmte, weil er die Musik spürte. Er spürte den Beat, wie er durch seine Venen floss, den Rhythmus, wie er seinen Fuß zum Zucken brachte. In einer plötzlichen Eingebung ließ Kroen kurz sein Instrument sein und schwenkte seine wallende Haarpracht aus 100% echtem Kamelhaar, gefertigt von Zufik & Söhne, im Takt der Musik.
Es war bombastisch. Sie hatten es einfach drauf. Mit ihrem Talent, ihren einfühlsamen Texten, ihren eingängigen Melodien, ihrem mitreißenden Rhythmus würden sie innerhalb kürzester Zeit die Stars Thorniaras werden. Kein Zweifel, sie waren die Strandjungen ihres Zeitalters, die Rollenden Steine Argaans. Sie waren Superstars und es fühlte sich großartig an.
Es fühlte sich großartig an, einfach mal mittenrein ein lautes ‚Yeaaahyeahyeahyeah’ zu rufen und dabei zu schauen wie hoch man singen konnte oder einfach mal Silos Singsang aufzugreifen und zweistimmig zu singen – wenn auch schlussendlich meist mit unterschiedlichen Texten.
Und als Silo ‚Ups, ich habs schon wieder getan’ anstimmte bemerkte der kleine Mann ein weiteres Detail an dem Instrument, das so groß war wie er selbst: komische Tasten, im Fachjargon ‚Ventile’ genannte. Probeweise drückte er auf eins und bemerkte wie sich der Ton veränderte. Es klang super.
„Wir werden berühmt.“ dachte sich Kroen ganz hippelig, während er ein weiteres ‚Uuuuuhyeah!’ losließ. Sie waren eine tolle Gruppe und das Publikum war auch ganz hin und weg. Die meisten jedoch waren weg.
Ihr Ton wurde immer lauter, fetziger, mitreißender. Er sah sich schon auf den großen Bühnen. Faring. Vengard. Bakaresh. Überall auf der Welt würden sie die Massen zum Brodeln bringen, zahlreiche Nachahmer würden sich finden und niemand würde ihr Niveau erreichen. Sie würden Namen wie Die Wer oder Die Türen oder gar Die Sexpistolen tragen doch niemand würde an ihre Pracht herankommen. Ihre Extravaganz, ihren Anmut, ihre Schönheit. Und ihre Musik war bestimmt auch unerreichbar.
Inzwischen sang Silo ein Opus namens ‚Schnellweg zur Hölle’, nachdem in den Himmel nur eine Treppe führte. Es war schnell, es war umwerfend, es war grandios! Nur die härtesten waren geblieben und schafften es, sich ihrem Sound zu widersetzen, ihrer fetzenden Musik.
Inzwischen dachte Kroen darüber nach, ob ‚Hanna Myrtana’ wirklich der richtige Name für ihre Musik war. Vielleicht waren sie als Königinnen der Steinzeit besser dran, immerhin trugen sie ja Röcke. Oder als Rote scharfe Chilischoten. Doch ein Wechsel des Bandnamens würde sicher die alten Fans verärgern, doch wiederum auch neue hinzugewinnen lassen. Kroen war hin- und hergerissen und merkte kaum, wie Silo ‚Rauch auf dem Wasser’ anstimmte. Es war ihm auch einerlei, denn irgendwie hatte er plötzlich ein seltsames Bedürfnis.
Er holte aus und schlug sein Instrument auf den Boden. Es gab einige Dellen und er schlug abermals zu. Irgendwann brach ein Stück ab und Kroen grinste grimmig und zufrieden und hob eine Hand, an der er lediglich den Zeige – sowie den kleinen Finger ausstreckte. Er war rebellisch. Jawohl, das war er. Er spuckte auf den Boden und ließ ein lautes ‚Yeaaaaaaaaaah!’ vernehmen, ehe er sich neben Silo stellte und aus Ermangelung eines besseren Instrumentes nun einen Finger in den Mund steckte und damit gar virtuos ploppte.
Sir Iwein
13.01.2011, 20:26
Das beste an diesem Post ist, dass er der erste Rollenspielpost eines Neulings ist. Forsch und erheiternd.
Mütter, versteckt eure Töchter! :scared:
Geschrieben von Laan in Thorniara #2
http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=15003067#post15003067
„Hey, wach auf!“, sagte eine Frauenstimme, „du bist ja immer noch da?“ Blaue Augen blickten auf Laan. Er sah sie nur verschwommen, da er gerade erwacht war. Seine Erinnerungen kamen langsam wieder. Er war bei Maria, einer Kellner bei der er gestern Abend geschlaffen hatte.
Licht wieso bin ich immer noch hier?
„Hast du gut geschlafen mein Grosser?“, fragte die junge Frau mit einem schelmischen Lächeln, „ Du willst wohl gar nicht mehr nach Hause.“
„Mmmhhh“, stöhnte Laan, der immer noch nicht ganz erwacht war. Nach ein paar Sekunden fing er sich aber: „Wie war die Arbeit?“
„Wie immer. Willst du heute auch hier schlafen?“, Maria wich seiner Frage aus.
Laan tat es ihr gleich: „Hast du mir auch Eins mitgebracht?“, dabei schaute er auf den Bierkrug, den sie auf ihrem Arm hielt.
Marias Wohnung ist auf jeden Fall besser als meine schäbige Bleibe.
„Ich hab dich vermisst, wollte dich wieder sehen.“, er lächelte verführerisch und Maria goss im Bier in einen Kelch.
„Ach Laan, wenn es nur so wäre! Ich kenne Typen wie dich. Zuerst verführst du mich, danach umgarnst du mich und wenn ich mich in dich verliebe, werde ich zu langweilig und du lässt mich links liegen.“, die Miene der jungen Frau war ausdruckslos.
Das war nun ein heikler Moment für Laan. Er hatte keine Gefühle für Maria, aber er wollt lieber hier, in einer gut möblierten und vor Allem warmen Wohnung schlafen, als in seine kleine, kahle und kalte Behausung zurückzukehren. Aber eigentlich sollte er gehen.
Beiss mich, Innos! Laan nahm einen grossen Schluck Bier aus dem Kelch, der Maria ihm gereicht hatte.
„Dein Schweigen spricht Bände“, sagte Marie traurig. Laan hätte schwören können, dass ihre Augen wässerig wurden, doch sie drehte sich weg, „Bitte gehe jetzt!“
Laan fühlte sich schlecht. Obwohl er keine Liebe für Maria empfand wollte er sie nicht kränken, doch sie anzulügen wäre keinen Deut besser.
Er verliess das Bett und legte seine Hand auf ihren Rücken: „Maria, du weisst ich geniesse jede Minute, die ich mit dir verbringe!“, er legte eine kurze Pause ein um seinen Worten eine grössere Wirkung zu verleihen, „Doch bin ich im Moment bin ich nicht bereit für eine emotionale Bindung. Es liegt aber nicht an dir, du bist wundervoll! Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, wenn er dich als Frau haben kann, aber ich werde besser jetzt gehen!“
Den letzten Satz sagte er als sei es seine freie Entscheidung.
Eigentlich hat sie mich ja rausgeworfen...
„Wieso willst DU mich den nicht?“, Maria stiess ihn von sich weg und die Tränen flossen ihr hübsches Gesicht hinunter.
Beliar verseng‘ mich! Wieso müssen Frauen immer so einen Aufstand machen?
Mit Worten hätte er die Situation nur noch schlimmer gemacht, deshalb küsste er sie zärtlich und verliess dann wortlos die Wohnung.
Innos wenn du wirklich da oben bist, dann hilf mir sie zu verstehen. Frauen! Sie sind das Schönste was es auf der Welt gibt, aber sie sind auch unglaublich seltsam.
Laan zündete sich einen Glimmstängel an und lief lässig, aber selbstbewusst der Strasse entlang. Nach wenigen Minuten führte ihn die Strasse zu einer belebten Wirtschaft.
Schicksal!
Er trat ein und überflog die Gäste. An der Bar sass alleine eine junge Frau mit langen braunen Haaren. Ihr Körperbau brachte Laans Blut zum Kochen. Wenige Augenblicke später stand er neben ihr, verbeugte sich leicht und streckte ihr seine Hand entgegen. Mit einem verführerischen Lächeln sagte er: „ Ich bin Laan und wer bist du?“
Das Spiel beginnt...
Wie sagt man so schön?
Klein, aber fein und fein ist dieser Post. Hier geht etwas zu ende, dass meiner Meinung nach nicht in ein Mittelalter RPG passt, doch das ist nicht der Grund, wieso ich den Post rein stelle :o (auch wenns sicher nicht ganz bedeutungslos war, bei der Entscheidung, rein stellen oder nicht :D)
Der wahre Grund ist, dass, wenn man bei Rekhyt immer schön mitliest und diesen Schweigsamen Verhüllten kennt, dass man weiß, dass dieser Post wirklich gut schildert, wie sich Rekhyt so schlagartig verändert in diesem einen Post und das ist echt gut beschreiben worden von Barti, deswegen ist der Post hier, aber was rede ich? Lest selbst ;)
Zitat von Rekhyt -Postreihe aus Setarrif
Schweigend lauschte Rekhyt den Worten seines Geliebten. Schon Tage zuvor waren sie über seine Lippen gekommen, doch da hatte er sie dem Alkohol zu geschrieben, sie nicht ernst genommen und ihre Bedeutung verdrängt. Doch diesmal waren sie ernst gesprochen und voller schmerzhafter Wahrheit. Zu gerne hätte er dagegen angekämpft, hätte all seine Schweigsamkeit, all seine Verschlossenheit abgelegt und Calidor einfach nur geliebt, doch er war wie gelähmt. Die Entscheidung des Blonden war endgültig gewesen und die Ereignisse der vergangenen Tage raubten dem Dieb jegliche Kraft sich zu widersetzten. Gut gelaufen war es tatsächlich nicht und jetzt hatte es sich ausgelaufen. Nichts lief mehr. Es war aus!
Seine Gedanken zogen in die Vergangenheit... er fühlte die Angst als er sich das erste Mal einem Mann hingezogen gefühlt hatte... er erinnerte sich an die Unsicherheit als er in Calidor gelaufen war... das Verlangen den Blonden wieder zu sehen zog durch seinen Kopf... ein ewiges auf und ab... jeden Tag eine andere Reaktion... er empfand die Wut nach dem Verrat... und dann schlagartig kam das Glück!... dem Kastell entkommen, die Liebe gestanden und die schönsten Nächte seines Lebens...
Aus seinem tiefsten Inneren bahnte sich eine Träne durch die Verhüllung seines Äußeren und quoll schließlich aus dem Auge um die Wange hinunterzurinnen.
So kurz hatte das Glück gewehrt... das Gefühl der Nähe schwand mit den zunehmenden Abständen in denen sie sich sahen... schöne Momente versuchten sich durchzusetzen... doch dann kamen plötzlich, schlagartig und endgültig die Worte...
Rekhyts Mantel der Emotionslosigkeit war zerrissen, seine Seele in ihrer Grundfeste erschüttert und die Ausdruckslosigkeit, die er mit schauspielerischem Geschick aufrechtzuerhalten wusste war fortgerissen. Langsam, aber stetig durchstieß die Trauer seine körperliche Hülle, zeigte sich durch immer mehr Tränen und schwoll bis zu einer unerträglichen Menge an. Seine Prinzipien waren weggeschwemmt wie die wenigen Worte, die er normalerweise hatte. Aufgelöst stand er da und hatte nichts mehr! Keine Worte, keine Liebe und keine Mauer zwischen seinem Inneren und seinem Äußeren hinter der es gewohnt war sich zu verstecken.
Wie ferngesteuert griff er nach seinem Rucksack, nahm die Zeichnung entgegen und verzog sich dann auf das Dach der Taverne. Es kam ihm vor, als würde er sich selber aus weiter Ferne beobachten, unfähig irgendetwas zu ändern oder einzugreifen.
Am Dach blieb er liegen, starrte zu dem Mond hinauf und wünschte sich ebenso weit von der Welt entfernt zu sein. Von der Welt, von den Gefühlen und von sich selbst. Weit, weit weg…
Toller Post, interessant beschrieben und einfach lesenswert.
Platsch
Platsch
Platsch
Für eine lange Zeit war das Geräuschen von tropfendem Wasser beinahe das einzige gewesen was ihn erfüllte. Doch für wie lange? Er konnte es nicht sagen, er wusste nichteinmal wie lange er bereits wieder wach war. Seine Haut war taub, der Atem flach, die Lider geschlossen. Er lag ausgestreckt auf einer ebenen Fläche, glaubte er zumindest. Ausgestreckt... er war kein Rabe mehr.
Platsch
Der Tropfen traf seine Stirn, doch woher wusste er das? Er fühlte doch nichts, konnte kein Glied regen. Doch es brannte. Linien flüssigen Feuers überliefen seine Haut und schunden die Nerven des Druiden. Ruckartig kehrte Gefühl in die Beine und Arme des Druiden zurück. Krämpfe plagten seine Muskeln. Die Augen öffneten sich in dem Moment, da sein Oberkörper in die Höhe schoss. Es hörte nicht auf zu brennen, doch das einzige, was seine Haut benetzte war kaltet Schweiß. Sein Mund war voller fasrigem, bitterem Zeug. Er spukte aus, anschließend übergab er sich.
Platsch
Das Geräusch fing an in seinen Ohren zu hallen, wurde von einem lauter werdenden Pfeifen abgelöst, so dass Corax versuchte sich die Ohren zuzuhalten, doch half es nichts. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, Dunkelheit, aufgelockert durch Feuerschein, doch alles wurde grell und eine Farbkaskade überflutete seine Sinne. Seine Arme auf die er sich stützte gaben nach und er sank neben seinem Erbrochenem auf den Boden zurück.
Platsch
Langsam normalisierte sich sein Zustand. Die Augen hielt er vorerst noch geschlossen, doch Licht- und Geräuschempfindlichkeit schien vergangen, lediglich die Muskeln schmerzten noch wie nach stundenlanger Anstrengung.
Platsch
Er öffnete die Augen. Die Nacht war klar und er konnte Sterne sehen. Was war passiert? Er erinnerte sich noch an die erdrückende Last des Wassers, doch dannach? Er drehte sich auf den Rücken und versuchte ruhig und Kontrolliert zu Atmen. Feuerschein wurde von einem großem Stein reflektiert. Es gab mehrere dieser Stein, fast wie bei einem...
Seine Gedanken setzten einen Moment aus als er begriff das er sich tatsächlich in einem Steinkreis befand. Strauchelnd versuchte er sich aufzurichten, vergas nach der Ursache sowohl des Platschens als auch des Feuers zu suchen. Erst ein neues Geräusch ließ ihn innehalten. Kein Platschen nein vielmehr ein "Chr Chr Chr". Was auch immer das mochte. Er als er seinen Kopf drehte, vermochte er sich zu denken was diesen Laut von sich gegeben hatte.
Der Anblick, welchen das Schicksal für ihn parat hatte lag wohl irgendwo zwischen abstoßend und faszinierend. Zwei Attribute die leider dazu neigten Hand in Hand zu gehen. In der Mitte des Steinkreises war ein steinerner Altar, über dem eine seltsame Konstruktion aufgebaut worden war. Auf der ihm zugewandten Seite brannte ein kleines Lagerfeuer. Über dem Altar war hing an hölzernen Stangen ein Stück gespannter Haut unbekannter Herkunft befestigt. Hinter diesem Stück Haut schließlich stand eine Gestalt, die den kopflosen Kadaver eines Kaninchens kopfüber, was angesichts der Tatsache das es keinen Kopf mehr hatte vielleicht das falsche Wort war, über der gespannten Haut hielt und verfolgte aus unheilvollen Augen starrend wie das letzt bisschen Blut, was nunmehr langsam aus dem Kaninchen rann, neue rote Muster auf der Haut bildete. Von der Haut schließlich tropfte das Blut in ein Auffangbecken, welches in den Altar geschlagen worden war, daher kam das Platschen. "Chr Chr Chr.", gab die Gestalt erneut mit rauer Stimme von sich, sodass sich bei dem Druiden die Nackenhaare aufstellten. Erst jetzt begriff er, dass diese Laute wohl das Pendant eines Ausdruckes des Belustigung sein sollten. Corax versuchte sich aufzurichten, doch da er sich schwach auf den Beinen fühlte beließ er es dabei sich hinzuknien. Körperlich war er nicht in der Lage sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und auch auf seine Magie konnte er sich momentan nicht verlassen, er war immernoch nicht völlig klar im Kopf. Vorerst wäre die Diplomatie wohl der beste Weg. Er schloss kurz die Augen um sich zu sammeln. Wer sagte das dieser Fremde böses im Sinn hatte? Alles was er wusste war das er kurz vor dem Ableben gewesen war, vielleicht war dies eine Art... Medizinmann? Nein er befand sich hier in einem Steinkreis, vielleicht war dies sogar ein Seher oder Druide. Er konnte nicht sehen ob er eine Schärpe trug, doch selbst wenn nicht hatte er keine Sicherheit.
"Endlich auf, he? Gut Chichichi.", erklang nun die kratzige Stimme und endete in etwas das wohl ein Kichern sein solllte. "Sehr gut." Der Mann schüttelte den toten Leib des Kaninchens und als kein Blut mehr herauskam legte er den Kadaver auf den Altar, wo, Corax nun bemerkte, auch schon der Kopf lag und ihn aus leblosen Augen anstarrte. Der Mann kam herum und betrachtete scheinbar die Spritzer auf der Haut. Corax hatte endlich Gelegenheit ihn sich näher im Schein des Feuers anzusehen. Sein Körper war nur von einem Lendenschurz bedeckt und überall war die Haut mit Schmutz verkrustet. Er wirkte leicht gebeugt, ob von Alter oder großer Anstrengung konnte er nicht sagen. Vielleicht lebte er auch nur in einer Höhle. Um seinen Hals waren viele Ketten befestigt, gemacht aus Tierhaar, Zähnen, Federn und sogar der ein oder anderen getrockneten Zunge. Auf seinem Kopf trug er eine Maske, nein eher einen Helm aus Knochen. Der Schädel einer Bestie, wahrscheinlich eines großen Schattenläufers, verdeckte sein Gesicht und gaben ihm ein furchterregendes Aussehen. Der Fremde legte den Kopfs schief und betrachtete weiter das blutige Muster.
"Wer seid ihr?", fragte Corax schließlich und bemerkte wie heiser seine Stimme klang.
"Chichichi Ja, wer nur Frag' ich mich. Chichi", kam die halblaute Antwort des Fremden zurück.
"Wollt ihr es mir nich sagen?"
"Willst du es wirklich fragen?"
"Sollte ich nich?"
"Ist es wichtig?"
"Vielleicht. Ich weiß es nicht."
Der Fremde wandte ihm dem Kopf zu. Seine Maske machte es unmöglich seine Züge zu lesen. Schließlich wandte er sich wieder ab. "Wie wäre es wenn ihr mir euren Namen verratet. Meiner Laute", setzte Corax an, doch wurde schnell und bestimmt unterbrochen. "Nein, keine Namen."
"Wieso?"
"Sind sie wichtig?"
"Manche."
Der Fremde, im Inbegriff sich wieder abzuwenden, hielt inne und zeigte eine Reaktion die wohl ein Nicken sein sollte. "Manche.", bestätigte er und fügte dann hinzu : "Doch weder eurer noch meiner sind hier und jetzt wichtig."
Der Fremde wandte sich der blutgetränkten Haut zu und dann dem Auffangbecken. Er tauchte seine rechte Hand in das Blut, zog sie heraus und betrachtete einen Moment lang wie dicke Tropfen zurück in das Becken fielen. Dann führte er die Hand ruckartig zu seinem Hals und zog eine Lange blutige Linie von seinem Hals nach unten. Er tauchte die andere Hand in das Becken und hinterließ mit ihr einen Abdruck von Blut auf seiner rechten Brust. Halb erstickte Laute kamen aus der Kehle des Mannes. Corax wurde leicht mulmig, doch er beherrschte sich. "Nun was ist jetzt und hier wichtig?", fragte er schließlich den Fremden.
Dieser kichterte und ein Moment des Schweigens verging. Corax hatte nicht vor ihm die Genugtuung einer Nachfrage zu gewähren. "Chmm was wohl wichtig ist? Was davon will ich dir sagen? Und was davon was ich dir sage wird wohl wahr sein? Wo soll ich nur anfangen? So viel und doch so wenig Chichichi."
"Entscheidet euch einfach, ich bin eurer vorgeschobenen Philosophie müde.", erwiderte Corax.
"So so. In dem Falle entschuldigt meine Bedachtheit, Fürst. Nicht das mich euer Unbehagen in irgendeiner Weise jucken würde."
Corax' Miene verfinsterte sich. Er glaubte nicht das der Fremde diesen Titel nur zufällig gewählt hatte. "Was wisst ihr über mich?", fragte er und jeder Rest an Höflichkeit war aus seiner Stimme gewichen. Nun war es für ihn an der Zeit bedrohnlich zu wirken. So bedrohlich wie man eben sein konnte wenn man sich nur mühsam auf den Knien halten konnte. "Vergangenes, ein wenig aus der Gegenwart und eine Ahnung von der Zukunft, vielleicht? Das Blut hats verraten."
"Das Blut?", fragte Corax nach.
"Das Blut.", bekräftigte der Fremde und nahm einen Stab der am Altar lehnte nun in die blutverschmierten Hände. es war ein Stab dunklem Holz, etwas zwei Meter groß und an seinem oberen Ende baumelten an drei Schnüren die skelletierten Schädel dreier Ratten.
"Wie könnt ihr es aus dem Blut erfahren?"
"Wie nur, ja?", wiederholte der Fremde wie so oft spottend die Frage. "Es ist eine Gabe, doch auch Kunst. Blut, der Fall der Blätter, der Flug der Vögel und das toben des Windes. Es alles wird vom selben Schicksal gelenkt. Das Schicksal ist wie das Blut der Welt, es durchdringt alles. Wer die Dinge durchblickt, der sieht das Schicksal, die Wege die es nahm, die Wege die es vielleicht nehmen könnte. Solltest du nicht am besten Wissen welche Macht das Blut hat? Du nutztest es doch schon, wie ein ungeschickter, blinder Tölpel zwar, doch du nutztest es."
"Doch das Blut dieses Kaninchens ist nicht mein Blut."
"Pah! Tölpel! Doch du bist doch hier und Blut ist Blut. Zumal ich ein wenig deines Blutes bereits nahm."
Corax bemerkte einen kleinen Schnitt in seiner Handfläche. "Doch warum? Wieso bin ich hier und warum interessiert euch meine Vergangenheit oder Zukunft?"
"Vielleicht Neugier? Nicht viele haben die Gabe, die Gabe eines Sehers Crhm. Wir sind ein aussterbendes Völkchen, geächtet gefürchtet. Das ist vielleicht der Grund warum ich euch rettete. Das und weil ich eine Warnung überbringen will."
"Ihr habt mich als vor dem ertrinken gerettet?"
"Nein."
"Doch ihr sagtet..."
"Chichichi. Ich hab dich gerettet, vor dem Tod nicht vor dem Ertrinken. Du bist ertrunken und in dem Moment als dein Körper sich wand, kurz bevor das Biest sich befreite, ja da kam ich und habe dir etwas Totenwurz in den Mund geschoben. Das hat dich zurückgeholt. Nun vorerst."
"Vorerst?", Corax Eingeweide schienen einen Sprung zu machen. Wer immer er war, der Fremde verstand es einem Angst zu machen.
"Totenwurz selbst ist hoch giftig, es holt einen zurück für etwa nun etwa zehn Stunden vielleicht? Dannach stirbt man an inneren Blutungen, ein interessantes Gift nicht wahr? Eine scheinbare Erretung die doch nur eine kleine Verzögerung vor dem Eintritt in die ewigen Jagdgründe war. Nun ausser natürlich, aber darüber sprechen wir später, es ist nicht wichtig."
"Gibt es einen Ausweg.", fragte Corax mit bebender Stimme.
"Ja, aber es ist nicht wichtig sagte ich es nicht bereits? Ah euch läuft bereits Blut aus dem Mundwinkel, wir sollten uns beeilen."
"Hört auf zu Spotten und redet über den Ausweg."
"Und wenn ich nicht will, Chrm? Eine Warnung ist doch viel wirksamer mit einem toten Boten, oder etwa nicht?"
"Sprecht."
"Nein."
Keinen Lidschlag nach der Antwort des Fremden hatte Corax sich bereits aufgerichtete und einen Schritt auf den Fremden zugetan um ihn zu packen und solange schütteln bis er ihm die Rettung gab, nach der er verlangte. Seine Augen trafen auf die unter dem Schattenläuferschädel verborgenen des Fremden. Eine Fremde kraft befiel ihn, lähmte ihn und seine Bewegungen. Alles ausser den Augen des Fremden verließ seinen Verstand, die Bösartigkeit die sie ausstahlten, ihre Wildheit betäubten seinen Verstand. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen und es fiel ihm zunehmend schwer seine Arme oben zu halten. Wie Gift fraß sich der Blick des Fremden in ihn hinein, ließ ihn keuchend nach Luft schnappen. Seine Arme fielen herab, die Schultern erschlafften.
"Chmpf. Mich interressiert nicht was ihr gerne hättet, Bursche.", sagte der Fremde und wandte den Blick ab. Der Druck den die Augen auf ihn ausgeübt hatten ließ von einem Moment auf den nächsten nach. Corax fühlte sich als hätter er einen Schlag vor die Brust bekommen und sackte nach hinten, fiel auf seinen Arsch. "Also hört meine Warnung und sputet euch dann zurück zu euren Kumpanen am großen Baum. Wenn ihr schnell genug seid habt ihr dann vielleicht noch Zeit eine Dirne zu beglücken, bevor euch das Blut aus den Augen schießt."
"Nein.", sagte Corax, der sich wieder gefangen hatte und nun ein diabloisches Lächeln aufgesetzt hatte. Die Zeit in der er sich von dem Fremden hatte einschüchtern lassen war endgültig vorbei. Die Angst um sein Leben hatte einen Teil von ihm freigelegt der die meiste Zeit verborgen blieb. Einen Teil von ihm der in Momenten der Gefahr entstanden war, ein Teil der sich viele Male entwickelt hatte. Als er mit Banditen am Pass kämpfte, als Adrastos Druidenstein klaute, als er dem Wächter in Nordmar die Kehle durchbiss und den Geschmack des Blutes genoss, als er Kaelors Blut in sich aufnahm und mit ihm des Fürsten wilde Seele, als er dem Dämon die Augen auspickte und auch als er zusah wie Galatea den Schwarzmagier richtete. Er wusste nicht ob es Kaelors Einfluss war der ihn so werden lies, doch er wusste, dass Furcht ihn nicht retten würde. Er wählte die Flucht nach vorn, ohne Kompromisse.
"Mich interessiert nicht was ihr gerne hättet, alter Mann.", sagte der Druide unverholen höhnisch und richtete sich wieder auf. Der Fremde reagierte ihr nicht. "Was kein Wort des Spottes mehr? Ihr entäuscht mich."
"Chmpf. Und was, so frage ich mich, ja was wollt ihr nun tun? Euer Leben läuft jede Sekunde ein wenig mehr aus euch heraus."
Corax setzte erneut dazu an auf den alten Mann zuzustürzen. Wieder traf sich ihr Blick. Wieder der gleiche Druck, doch diesmal war es anders. Diesmal war er vorbereitet, diesmal waren seine eigenen Kräfte erwacht. Er spürte die Wärme seines eigenen Blutes, die Kraft des Fürsten die in ihm schlummerte und nun erwachte. Er handelte instinktiv und begegnete der magischen Feindseligkeit des Fremden mit seiner eigenen Wut. Zwischen ihnen lud sich die Luft magisch auf, ein Funken zuckte gar durch die Luft. Dann hatte Corax den Fremden erreicht. Seine rechte Hand packte nach der Gurgel des Mannes und instinktiv schnappte der Fremde nach dem Handgelenk des Druiden. Sie verharrten einen Augenblick in dieser Pose. Die Finger des Fremden drücken sich so stark um seinen Stab, das selbst durch den Schmutz hindurch die Haut weiß erschien. Um den Druiden herum hatte die Luft begonnen unheilvoll zu Flimmern. Das leuchtende Grün seiner Augen verschwand langsam hinter einem dunklen Schleier. "Seht ihr das?", fragte Corax, "Ihr, der ihr von meiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wissen wollt, ihr Seher! Selbst wenn ich die Gabe nicht hätte, so könnte ich eure Zukunft vorhersagen, wenn ihr mir das Gegenmittel nicht gebt. Vielleicht zerquetsche ich euren Kehlkopf. Vielleicht seit ihr auch schnell und stärker? Doch sobald mein Leichnahm am Boden liegt, sobald das Leben mich verlässt kommt das zum Vorschein was sich unter meiner Haut, in meinem Blut wie ihr sagt, verbirgt. Jener Fürst den ihr verspottet habt, wird dann diesen Steinkreis in einen Ort des Blutes verwandeln."
Schweigen. Die Antwort kam langsam und sie bekam langsam. Die raue Stimme lachte, leise und doch unverhohlen und unheilvoll. "Ein Ort des Blutes, so? Und wenn das Geschehen sollte, was dann? Ich bin nur ein Diener, es ist nicht wichtig ob ich sterbe oder lebe. Wenn ich nicht mehr bin, wird ein anderer meinen Platz einnehmen. Einer deiner Kumpanen vielleicht? Ich weiß es nicht. Ich muss nur meine Aufgabe erfüllen."
Das Lächeln stahl sich schief auf Corax Gesicht zurück. "Und genau da hättet ihr versagt. Tod überinge ich keine Nachricht mehr und ihr könnt sie weder selbst ausrichten, noch einen Trottel suchen der sie überbringt. Hach was für eine Misere nicht wahr? Selbst wenn euer eventueller Nachfolger sie überbringt, was nutzt es schon? Schnell geschieht es jedenfalls nicht." Seine Stimme war zum Ende hin kalt geworden. Doch wieder war alles was er zur Antwort bekam ein lachen. Vorerst.
"Nicht schlecht, nicht schlecht.", sagte der Fremde, "Nun gut, ein Handel denn Chm? Ihr hört an was ich zu sagen habe und ich gebe euch die Rettung vor dem Tod die du begehrst."
"Einverstanden." Seine Hand lies vom Halse des Fremden ab, der Schleier vor seinen Augen legte sich - langsam.
"Wie ich erwartet hatte, eure Zukunft zeigte mir viele mögliche Enden, doch das ihr hier am Gifte sterbt, das konnte ich nicht im Ansatz spüren. Ihr seid gut darin euren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Chmja. Doch genug davon. Höret meine Warnung, ich werde sie sogar mit einem der Namen würzen, die ihr so zu begehren scheint. Ich bin der Hierophant des Gahragh, des Herrn der Sümpfe. Ihr seid hier nicht willkommen."
"Was ist Gahragh für ein Wesen?"
"Könnt ihr es euch nicht denken? Gahragh war hier als der große Baum gepflanzt wurde und er wählte diesen Ort als seine Heimstätte. Er blieb hier während andere kamen und gingen, für viele, ungezählte Winter. Er blieb und um ihn wuchs der Sumpf, den er sein Heim nennen wollte. Der Sumpf und alle seine Bewohner sind seine Kinder. Gahragh ist der Herr des Sumpfes und er duldet euch nicht, noch sonstige Menschen die vom großen Baum her kommen. Doch vorallem duldet er euch nicht im Baum. Der Baum ist der Wächter, der Wächter der Mutter und Gahragh ist der Wächter des Baumes. Er ließ die Menschen gewähren, eine Zeit lang, doch nicht mehr. Ein dunkler Schatten zieht sich durch den Boden, zum Baum. Der Baum muss selbst mit dem Schatten kämpfen, daher wird Gahragh nicht zulassen, dass Menschen, egal welchem Geschlechte sie entstammen, den Baum gefährden."
Viele Dinge begannen nun Sinn zu machen. Die Feindseeligkeit des Sumpfes, der Angriff und auch der Fremde. Corax nickte.
"Werder ihr die Warnung überbringen?", fragte der Fremde schließlich.
"Ja."
"Werdet ihr von dannen ziehen?"
"Nein.", sagte Corax und schüttelte den Kopf. "Wir sind nicht von selbst hierher gekommen. Ich weiß nicht was du aus meiner Vergangenheit sahst, doch wisse dies : "Zu Samhain, dem Fest der Toten und Begrüßung des Winters, da hörten wir den Ruf des großen Baumes. Wir folgten diesem Ruf. Wir fanden den Baum vor, doch keine Antworten auf zu viele Fragen und daher unterlief uns beinahe ein großer Fehler. Ein Fehler der sich nicht wiederholen wird. Wir sind als Beschützer hier und werden nicht weichen. Wir wollen weder den Baum, noch Gahraghs Reich schänden. Berichte ihm davon und bitte ihm in meinem Namen um Geduld, so das die Zeit meine Worte als wahr erweisen kann."
Ein kurzes schweigen trat ein. "Wirst du es ihm berichten?", fragte Corax schließlich.
"Ja, das werde ich. Doch eines noch bevor ich meinen Teil der Abmachung einhalten will und wir uns eurer Heilung widmen. Egal ob Dahragh sich entscheidet euch zu dulden oder nicht, vergesst nie in wessem Reich ihr euch befindet, Fürst."
Corax nickte, er hatte verstanden. "Weder ich noch einer meiner ... begleiter hat vor Gahraghs Domäne zu der seinen zu machen.", versprach er schließlich. Der Hierophant nickte unter der Schädelmaske. "Gut gut, nun dann wollen wir uns eurer Heilungs widmen. Chichi. Hier nehmt das! Und kaut ja gut." Es gefiel Corax zwar nicht, dass das unheilvolle fauchende Kichern des Hierophanten zurückgekehrt war, doch er hatte keine Wahl. Ohne zu zögern nahm er das trockene grasige Büschel, welches der Hierophant aus einem Säckchen am Lendenschurz gekramt hatte, in den Mund und fing an er mit seinen Zähnen zu zermahlen. Es schmeckte bitter. Plötzlich seine Beine nach und er fiel der Länge nach hin. Er spürte den Aufprall kaum, doch umso deutlicher höhrte er das wahnsinnige Kichern des Hierophanten. Bastard!, dachte der Druide, denn Sprechen konnte er nichtmehr. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft Luft zu hohlen. Der Drang wurde immer stärker, doch seine Möglichkeit nicht größer. Der Hierophant hockte sich neben ihn und stellte ein kleines Schälchen aus Ton vor ihm auf den Boden. "Um Totenwurz zu heilen braucht es zweier Kräuter. Leider sind diese wohl selbst recht potente Gifte Chichichi." Der Hierophant nahm ein Messer und schnitt damit eine kleine Scharte in seine Handfläche. Einige dicke Blutstropfen fielen in die Schale. "Was ihr gerade zu euch genommen habt war das erste der beiden Kräuter. Keine Sorge die Lähmung lässt bald nach und ihr bekommt wieder Luft. Wie der weise Alchemist Paracelsus einst sagte 'Die Dosis macht das Gift', ich wollte euch schließlich nicht umbringen, noch nicht. Doch das andere Kraut tja, das hab ich leider in keinem Beutel parat. Doch ich versprach euch nicht den Weg der Rettung aufzuzeigen sondern sie zu geben Chm. Tja da es nicht hier in der Nähe wächst will ich euch ein kleines Geheimnis verraten. Seht es als Geschenk an, als Anerkennung eures starken Willens. Der Körper erinnert sich an jedes Gift das er einmal zu sich nahm. Immmer verbleibt eine Spur und mit ein wenig Magie, da ist es möglich die Essenz des Giftes im Körper zu wecken. Blut, Speichel und Schweiß können zu einem Gift werden, welches einst euren Körper durchdrang. Trinkt aus der Schale, sobald ihr denn könnte, das Blut enthält das zweite Gift, welches euch zu Retten vermag. Seine Wirkung... Chichi findet ihr schon selbst heraus. Nun denn, Fürst, denkt an meine Nachricht."
Der Hierophant erhob sich und im selben Moment schaffte Corax es endlich mit einem gierigem Zug luft zu holen. "Eine letzte Sache.", der Hierophant war bereits dabei sich vom Steinkreis zu entfernen, nur noch schwach drang seine Stimme zu Corax. "Wenn ihr mehr über eure Gabe wissen wollt, so sucht Lyrca auf Feshyr auf." Dann war er endlich verschwunden. Von ihm verblieben nur die gespannte Haut, der Kaninchen Kadaver, das Feuer und die mit Blut gefüllte Schale. Corax stützte sich auf einen Ellbogen, und griff mit einer Hand nach der Tonschale, dann leerte er ihren Inhalt mit einem Zug, auf das Schlimmste gefasst. Einen Liedschlag später durchströmte brennender Schmerz jede Faser seines Körpers und er stieß einen gequälten Schrei aus.
Daran sollten nicht nur Don und alle, die im Gildenlosen- oder Tooshoo-Thread mitlesen ihren Spaß haben:
Kurz nach High Noon...
Die Tür zur Sumpflilie schwang klapprig nach Innen und pfeifend trug der Wind den Staub von den Holzstegen in den muffigen Innenraum der Schenke. Der Fremde stand eine Weile im Türrahmen und warf seinen Schatten voraus, bevor er mit langsamen, schweren Schritten eintrat. Der verbissene Ausdruck unbegründeter Grimmigkeit stand der Gestalt ins Gesicht geschrieben und auf dem Weg hierher war er in irgendetwas getreten, das ein klirrendes, fast klingelndes Geräusch mit jedem Schritt von sich gab. Sumpfmatsch klebte auf seinen Stahlstiefeln und ließ sie im rechten Licht wie zähes Leder erscheinen. Seit Tagen befand er sich draußen in der Wildnis und ein dichter Dreitagebart warf einen Schatten auf sein wettergegerbtes Gesicht, so dunkel wie der Allerwerteste eines schwarzen Ochsen in einer mondlosen Prärienacht.
Jan spuckte zur Seite in einen Metalleimer und setzte sich an die Bar. Die versoffenen Gestalten in der totenstillen Taverne musterten seine Bewegung, als er den Hut aus Scavengerleder, den er sich gegen die Hitze bei einem zwielichtigen Wanderhändler gekauft hatte, auf den Barhocker neben sich legte. An einem Tisch in der Ecke lehnte sich ein Wanderer zu einem bärtigen Minenarbeiter herüber und fragte flüsternd:
"Wer zur Hölle ist das?"
"Ah... das weiß keiner so genau.", raunte der Alte mit kratziger Stimme und beugte sich ein Stück dem Unerfahrenen entgegen. "Manche nennen ihn ZwiebelHauer O'Jan. Man sagt, er hätte einmal einen Troll tottgeschlagen... mit einer rohen Zwiebel. Andere schimpfen ihn Zungenhebel O'Jan, weil er seine Gegner am Sabberlappen packt und durch den Staub zieht, bis sie krepieren. Und wieder andere rufen ihn Zunderhose O'Jan und sagen, er hätte schon tausend Barmädchen die Unschuld geraubt."
Der Kauz begann so heftig zu husten, dass es schien, er würde seine verrotteten Zähne über den Tisch spucken und spülte nen Reiz rasch mit viel zu viel Alkohol herunter.
"Er selbst jedoch... er nennt sich nur ZH0-Jan... keiner weiß genau, was das bedeutet... Aber es muss eine schaurige Wahrheit dahinter stecken... Sieh ihn dir nur an...
Zittrig deutete der tattrige Minenarbeiter auf die Gestalt an der Bar, während Jan auf die männlichste Art und Weise seinen Krug Milch leerte.
Ein schönes Werk von Gwydion, dass die Ereignisse im Weißaugengebirge auf künstlerische Art wiedergibt.
Ein Barde der sein Werk versteht und zugleich ein Eigenwerk herausbringt. Das ist es wert hier erwähnt zu werden. :)
Der Barde hatte seinen Platz in der Sumpflilie eingenommen. Sein Hocker stand leicht erhöht auf einer Art Podest, so dass ihn jeder sehen konnte. Er hatte ein Bier auf dem Boden neben sich stehen und trank noch einen ordentlichen Schluck, räusperte sich, griff dann in die Saiten seiner Harfe.
„Freunde... Schwarzwasserer... Landsleute...“, erhob er seine Stimme, „...ich erzähle euch nun eine Geschichte. Und ich schwöre bei meinem Bart und meiner Harfe, dass sie geschehen ist. Und es ist noch gar nicht lange her... also lauscht gut.
Ich hörte einst ein altes Männlein Lieder singen
von längst vergangenen Heldentaten, Wunderdingen,
ich trug die Lieder fort, das Männlein ist schon lang nicht mehr,
an seiner statt sitz ich nun hier und bring euch neue Mär;
Es war nicht weit von hier und auch noch gar nicht lange her,
da trug sie sich wohl so oder in etwa so zu, die Mär,
drum lauscht gut und behaltet im Hinterkopf derweil
dies ist nicht bloße Poesie, die Wahrheit hat ihren Teil;
In dunkler Nacht der Himmel einen neuen Stern gebar
mit Flammenschweif, der überall zu sehen war;
wie ein Mahnmal brannte er dort am schwarzen Firmament
und weckte allenorten die Urangst vorm Weltenend.
Doch auch die Neugier, die allen Menschen angeboren,
und auch das Besserwissertum hatte man noch nicht verloren,
regte sich eifrig in jeder Ecke dieser Insel
und tapf're Entdecker erhoben sich aus dem Gewinsel.
Und als der Stern schließlich abstürzte mit tosendem Beben,
ins Weißaugengebirge, wo keine Menschen leben,
da sahen jene Helden ihre Stunde gekommen
und eilten, als hätten sie göttliches Rufen vernommen.
Aus Norden die Getreuen des dritten Königs Rhobar,
aus ihrer Stadt am Meer, die man nennt Thorniara,
doch auch jene, die dem König Ethorn treu ergeben
verließen Setarrif, um sich zum Stern zu begeben.
Die Einzigen, das sag' ich euch heimlich, waren sie nicht,
doch ihr werdet's dann später sehen in meiner Geschicht.
Viele neugierige Gemüter zogen da hinauf
und nahmen um den Stern zu sehen die Mühen in Kauf.
Oben in den Bergen trug die Natur Spuren vom Fall
des feurigen Gestirnengesteins, das kam aus dem All.
Es hatte einen Krater in das Gestein gesprengt.
Welch' unirdische Macht nur hat dieses Geschoss gelenkt?
Wie Halme geknickt und zu tiefschwarzer Kohle verbrannt
waren Bäume und Sträucher, kein Grashalm, der noch stand,
und alles was da wohl einst lebte und darum
verbrannt wie Strauch, Baum und Erde und es schmerzt mich darum.
Nicht lange blieb dieser Ort der Zerstörung verlassen,
wie die Fliegen zum Dreck kamen die gierigen Massen.
Die einen gierten nach Wissen, die anderen nach Ruhm,
einige nach Macht, nach Sternenmetall, Stärke, Reichtum.
Als nun Getreue zweier Könige dort ankamen,
nahm jeder den Stern in Besitz in des Lehnsherr'n Namen;
und im Recht zu sein glaube da von ihnen ein jeder,
ein Zeichen seines Gotts und Götter machen keine Fehler.
Die einen zankten, die anderen führten Disput derweil,
jeder wusst's besser und wollte vom Schatz den größten Teil,
da verfinsterte sich der Himmel wie auf einen Schlag
und tiefschwarze Nacht fiel im Gebirge mitten am Tag.
Das Streiten hielt inne und still wurde es ganz plötzlich
und vorbei war das düst're Spektakel noch lange nicht,
denn die Finsternis am Himmel brach schon bald entzwei,
die Wolken gaben eine monströse Erscheinung frei.
Wie ein Ungeheuer aus tiefster See, nur dort oben,
dort oben am Himmel sahen sie alle es toben.
Nur Teile eines ganzen Monsters reichte das Ding doch,
dass jedem uns'rer Helden das Herz in die Hose kroch.
Was war das? Eine Warnung, schwarze Kunst oder ein Zeichen, ein Deut?
Ich sag euch wohl, ich weiß es noch immer nicht bis heut;
Es blieb nicht, verschwand und der Himmel wurde wieder klar,
und als wär nichts, fuhr man fort, wo man stehen geblieben war.
Doch dann kam der Takt der Trommeln, wie ein Donnergrollen,
hörten sie ihn über die Berge bald näher rollen
und ihm folgte das kräftige Gezücht, das man Orks nennt,
dass man auf Inseln und Festland als schier gnadenlos kennt.
Sie stürmten heran, orkischen Klingen und orkische Wut
das Lied des Krieges brüllend, wie es singt in ihrem Blut.
Trommeln im Gebirge, orkische Trommeln, sie kamen,
mancher stellte sich dem Kampf, wo and're reißaus nahmen.
Doch auch die tapf'ren Recken zogen sich schließlich zurück,
denn die Orks kämpften sich wild voran zum Stern, Stück um Stück,
nahmen sie ihn bald in Besitz, hatten jeden verjagt,
ganz gleich vor welchem König er den Treueid aufgesagt.
So machten die Orken sich daran dem Stern sein Eisen,
seinen Schatz, seine Macht, sein Geheimnis zu entreißen.
Die Menschen derweil, sie gaben sich noch nicht geschlagen,
und wollten gemeinsam den Angriff noch einmal wagen.
Sind sie sich sonst untereinander vom Herzen gern Feind,
gegen den Ork, den Plünderer, das Tier steht man vereint.
Man beschließt Bündnisse, macht Handel, schlägt ein, macht Pakte gar
zwischen Paladinen und Jüngern des düst'ren Beliar.
Heimliche Schatten hatten die Berggipfel erklommen,
in schwarzen Roben waren sie vom Kastell gekommen,
das dort unten gelegen auf einer Klippe am Meer.
Sie riefen aus dem Reich der Toten Unterstützung her.
Derweil hatten die Orks vom Stern ein Stück weg genommen,
darunter war silbrig ein Kern zum Vorschein gekommen.
Vielleicht war es ein wertvolles und mächtiges Metall,
das da schlummerte im Inneren des Steins aus dem All.
Doch lange konnten sie sich an dem Schatz nicht erfreuen,
denn der Kampf um den Stern begann baldschon von Neuem.
Söldner, Paladine, Magier, untote Gezucht
schlugen mit ihren Kräften vereint die Orks in die Flucht.
Und endlich schienen Sieg und auch Schatz die ihren zu sein,
sie wollten ihn gerade heben und bergen, den Stein,
da erfasste ein Beben und ein Zittern jenen Stern
und ein plötzlicher Riss zog sich durch den silbrigen Kern.
Sie ließen den Stein fallen und starrten in Unglauben,
wie er da rasch zerbrach und zersprang vor ihren Augen.
Und aus seinem Inner'n, so wahr ich hier sitze und sing',
kam mit wütendem und wildem Schnauben ein Drachending.
Völlig gleich schienen dem Drachen Könige und Wappen,
ein jedes Wesen kleiner als er taugt ihm zum Happen.
Wütend hinauf erhob er sich mit Schwingen wie Leder
und es spürte seinen Feueratem fast ein jeder.
Schließlich jedoch flog der Drache eilends weiter und fort,
verließ den Krater, die Menschen und seinen Geburtsort,
höher ins Weißaugengebirge zog er sich zurück,
und damit sind wir nun fast am Ende von diesem Stück.
Ich warn euch im Guten, ich selbst habe alles geseh'n,
noch ist er dort, er wird in der Luft seine Runden dreh'n.
Doch vielleicht kommt er einst hier herunter in eurem Schlaf,
frisst eure Frau, euer Kind und auch euer liebstes Schaf.“
Der junge Mann schlug die letzten Akkorde und schwieg dann. Seine Hand wanderte wieder zum Bier, nach dem langen Lied brauchte er etwas, um die Kehle zu befeuchten.
Ungefähr ab hier (http://forum.worldofplayers.de/forum/showthread.php?p=16814185&#post16814185) gibt es ein schön anzusehendes Duell zweier Meistermagier nach dem Hinterhalt im Bluttal. (eingerahmt von ein paar kämpfenden Kriegern, aber wen interessieren die schon :p)
In der roten Ecke für Innos: Feuermagier Lopadas
In der blauen Ecke für Adanos: Wassermagier Solveg
Eine Auseinandersetzung, die es in dieser Form eher selten gibt, die dadurch aber nur umso lesenswerter ist. :A
Ein schöner Post von Ptah, vor allem aber auch zum Lachen :D Wer die ganze Geschichte lesen will, findet sie auf Seite 20 im aktuellen Setarrif Thread (#15)
Meiner Meinung nach echt verdient, hier zu stehen ;)
Und jetzt viel Spaß!
Mit jedem Schritt, den Jaryvil näher kam, knirschte der Kies bedrohlicher unter den Füßen des Novizen. Er hatte allen Ernstes Anlauf genommen, um mit voller Fahrt auf Ptah loszupreschen, doch zu welchem Zweck?
*knirsch*
Wieso sollte er denn wie ein Bekloppter auf seinen Lehrmeister zu stürmen? Das... das war kein plausibles Verhalten. Es machte schlicht keinen Sinn. Sollte er die Scharade auflösen? Er erwägte die Möglichkeit, aber dann wäre das ganze Schauspiel für die Katz und ohne lehrsame Erfahrung für seinen Schüler gewesen.
*KNIrsch*
Was also tun? Nun, im Grunde boten sich viele Möglichkeiten dem Ansturm des Novizen auf eine würdevolle und didaktische wertvolle Weise zu begegnen. Er musste den Augenblick so gestalten, dass Jaryvil positive Bestätigung für richtige Ausführung der Telekinetischen Levitation, aber zugleich auch eine Zurechtweisung für seinen Schalk erhalten würde.
*KNIRSCH*
Hach. Die rettende Idee. DER Einfall. Wenn er nicht so genial wäre, es würde fast ein Intelligenzvakuum herrschen in Setarrif. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel Genie beherbergen. Mit der Faust schlug er sich zur Bestätigung seines eben ausgetüftelten Plans auf die Handinnenseite und kommentierte es pflichtschuldig mit einem "Aua", denn dort lag ja vorgeblich immer noch der Stein.
*KNIRSCH*
Sein Hang fürs Dramatische hatte sich durchgesetzt. Als er, den Rücken noch immer zum heranstürmenden Jaryvil gekehrt, begann dichte Nebelschwaden aus der Luft zu ziehen, mit denen er seinen Körper umhüllte, verfluchte er sich innerlich schon wieder dafür, denn die Chancen standen gut, dass er deswegen morgen mit einer Erkältung aufwachen würde. Aber was tat man nicht alles für einen lehrreichen Effekt. Er war fast fertig, als er einen dumpfen Druck im oberen Schulterbereich verspürte, der sich langsam über den gesamten Körper verteilte und an Intensität gewann, so dass Ptah ihn in diesem Sekundenbruchteil als zunehmend unangenehm ja beinahe schmerzhaft empfand. Einen Lidschlag später hatte er schon die Bodenhaftung verloren und flog aus seiner Nebelglocke, was für jeden Beobachter einen besonders effektvollen Anblick bieten musste.
In seinem kurzen Flug kam ihm der Gedanke, dass er vielleicht zu langsam gewesen sein mochte in den Sinn. Möglich, dass er die Distanz, von der aus Jaryvil Anlauf genommen hatte, zu kurz geschätzt hatte. Doch er schob den Gedanken beiseite. Er war einfach zu absurd. Sicherlich gab es eine bedeutend logischere Erklärung, die ihm seine deduktiven Fähigkeiten jeden Moment enthüllen würden. Ein Vulkanausbruch zum Beispiel... oder noch besser... ein, ein Erdbeben... oder nein, Seebeben, das durch die Verdrängung von Luft- und Wassermassen einen gigantischen Sturm hatte entstehen lassen, der ihn nun von den Füßen hob. JA genau.
Bitter traf ihn die Erkenntnis, als sich der erste Kiesel mit geradezu penetranter Unverschämtheit in seinen Rücken bohrte und scheinbar unter seinen Verwandten eine gute Zahl an Verbündeten um sich scharen konnte, die nun alle mit der Zärtlichkeit einer Schattenläuferpranke seinen Rücken massierten. Das wissende Lächeln war in diesem Moment längst aus seinem Gesicht gewischt. Verdrängt von einer Erkenntnis, die über der ganzen Situation hing, wie das Richtschwert über dem Verurteilten: Sein Schüler war extrem talentiert und mindestens ebenso bescheuert.
Redsonja
02.10.2011, 22:16
Frisch aus Setarrif. Allgemein schöne Postreihe, aber hier gerade noch etwas ganz speziell schön geschriebenes.
"Aus dem Herzen Gorthars stamme ich, doch ich komme aus einem Strudel von Ereignissen, die mich seit meiner Ankunft auf Argaan eingesogen haben. Ich bin es gewohnt zu schwimmen und weiss auch, wann ich tauchen sollte. Wohin gehen wir?", sprach er zu seinem scheinbaren Arbeitgeber. Viel besser hätte es ihn nicht treffen können. In politische Angelegenheiten verwickelt zu sein war nie eine schöne Sache. Sich jedoch als einfache Hand in die Sache reinschleusen zu lassen und seine Interessen erst zu offenbaren, wenn die Gelegenheit sich tatsächlich anerbot - das war fast zu schön um wahr zu sein. Zu schön, um wahr zu sein, denn Raad und wohl bei genauerem Hingucken auch Sheila kannten den Assassinen bereits zu gut, um ihm zuviel Vertrauen zu schenken.
Dem Ganoven blieb wohl nichts anderes als zu warten bis die verdeckten Karten auf den Tisch gelegt wurden. Vielleicht wurde er ja nach den ersten Zügen aus seiner eigenen Hand schlauer. Noch hatte er den Assassinen, den Charmeur und den Schläger in den Fingern.
Lucia von der Berg
09.10.2011, 00:05
Ohne Worte...einfach gut :D
Was bei allen, für ihn immer noch nicht Existierenden, Götter hatte die wunderschöne, blonde, blauäugige, Schlanke Adlige da gerade getan? Hatte sie ihn gerade... geküsst? Der Tagelöhner schaute ihr nur, mit offenem Mund, hinterher als sie, wahrlich Elegant, aus dem Speisesaal ging. Dann kippte sein Kopf, mit dem Gesicht voran natürlich, auf seine Gebratene Moleratkeule. Hat sie mich gerade wirklich...? Wenn ja, dann war dies mein erster Kuss, zumindest der erste den ich nicht von meiner Mutter gekriegt habe. Okay, es war nur ein Wangenkuss, hatte der überhaupt etwas bedeutet...? Bedeute ich ihr über... In Gedanken versunken, kriegte er gar nicht mal mit, dass der andere Mann noch da war. Eins war jedoch sicher: Ferdinant würde heute an der Treppe zum Obergeschoss Schlafen, außerdem würde er ziemlich lange brauchen um einzuschlafen. Sein Gesicht "lag" immernoch in seiner Moleratkeule.
Sarpedon
25.10.2011, 18:31
Ein schöner Auftritt einer Person. (Nur Ausschnitt aus dem Post, was nicht heisst, dass es sich nicht lohnt noch mehr zu lesen)
Borwen zuckte die Schulter. „Das ist das Haus der Magier. Magier… Zauberei. Alles, was dein Verstand nicht begreift.“
Und Raad hatte schon geglaubt, er hätte eine panische Reaktion auf Magier. Aber es ging immer noch einen Schritt tiefer. „Vertrau mir. Mehr als uns mit ihrem Blick aufzuspießen, wird Melaine nicht tun. Sie ist…“
„Was bin ich?“, erscholl eine Stimme von der anderen Seite des Raumes. Raad lief ein kalter Schauer über den Rücken, „…da…“, ergänzte er seine begonnene Rede und brach dann ab. Ihr Blick wirkte eisig. Selbst ein Wintersturm in Nordmar musste dagegen wie ein heißer Sommertag wirken. Ihr Körper schien derart erhaben durch den Raum zu gleiten, dass man glauben könnte, sie wäre keine Magierin, sondern eine verfluchte Königin. Und sie erschien um einiges größer als eher, obwohl ihre physische Gestalt bald einen Kopf kleiner war.
Gwynnbleidd
25.10.2011, 20:57
Wieder standen sie sich gegenüber. Ein Duell der Giganten, ausgetragen in einer Welt so surreal und verzerrt, dass sie nichtmal in den wildesten Träumen eines Verrückten hätte existieren können. Schweiß und Blut tropfte von beiden Kontrahenten, die sich schwer atmend gegenüberstanden. Bei jedem ihrer tiefen Atemzüge schien die Welt zu vibrieren und jeder Herzschlag schien wie eine Ewigkeit. Jegliches Gefühl für Zeit und Raum war verflogen, denn Zeit und Raum selbst schienen bei einem Kampf wie diesem keine Rolle zu spielen.
Die fürchterlich anmutende Fratze des Affenkönigs grinste mit ihren tiefgrünen, wütenden Augen dem menschlichen Pendant entgegen. Die scharfen, tödlichen Zähne blitzten bedrohlich in dem weit aufgerissenen Mund, aus dem ein lautes, grollendes Gelächter zu hören war.
»Sieh dich nur an, Menschlein.« spottete er lautstark und musterte den angestreng schnaubenden Menschen dabei genau. »Dein Körper ist schwach und dein Geist ist es ebenso. Wie willst DU jemals gegen mich gewinnen?« Wieder lachte der Affenkönig lautstark und wedelte mit seinem Kampfstab.
Es war nicht mehr als ein Herzschlag, den der Affenkönig brauchte um die Distanz zwischen sich und seinem Gegner zu überwinden und mit seinem dunklen Stab eine schnelle Folge aus Hieben und Schlägen auf den Menschen regnen zu lassen, der gekonnt parierte aber merklich zurückwich. Wie zwei Naturgewalten, die mit schier unerschöpflichen Kräften immer und immer wieder versuchten, die andere zu bezwingen, tauschten die beiden blitzschnelle Schläge aus, versuchten die Deckung des Kontrahenten zu überwinden, nur um im nächsten Augenblick bereits wieder in die Defensive gedrängt zu werden. Es war ein Feuerwerk aus Schlägen, Hieben und Tritten, das sie aufeinander einprasseln ließen. Immer wieder versuchten sie mit schnellen Kombinationen oder unlauteren Methoden die Überhand zu gewinnen und den finalen, vernichtenden Schlag auszuführen und zu obsiegen. Aber es blieb aus.
Immer wieder kehrten sie in ihre Ausgangspositionen zurück und starrten sich musternd an. Immer auf der Suche nach einer neuen Verletzung bei dem Gegner, die man zu seinen Gunsten nutzen konnte. Aber auch um Kräfte zu sammeln, für den nächsten, vielleicht letzten Schlagabtausch zwischen zwei verfeindeten Lebewesen.
»Was ist los, Menschlein?«, spottete der Affenkönig und rammte seinen Kampfstab tief in den Boden. Wieder entblößte er seine scharfen Zähne und leckte sich mit seiner Zunge das frische Blut von diesen, bevor er mit seiner grollenden Stimme fortfuhr. »Sieh dich nur an, du stolzer Krieger. Du schnaubst wie eine schwangere Kuh und bewegst dich wie eine solche. Aber selbst dein ungeborenes Kälbchen hätte mehr Chancen auf einen Sieg., spottete er weiter und erneut gellte sein Lachen und schien die gesamte Welt zum Erbeben zu bringen. Mit seinen grünen, weit aufgerissenen Augen blickte er herausfordernd in die Richtung seines Kontrahenten, der ungeachtet der spöttischen Bemerkungen ruhig blieb und seine Kräfte zu sammeln schien. Auf sein silbern blitzendes Schwert gestützt hielt er sich mit der Linken eine stark blutende Wunde an seinem Torso. Mit seinen scharfen Klauen hatte der Affenkönig eine große Wunde gerissen, die den Mann merklich behinderte. Er hatte keine Kraft mehr. Und er wusste, dass der Affenkönig das wusste.
Mit einem markerschütternden Schrei riss er sein Schwert aus dem trockenen Boden und stürmte binnen eines Atemzuges in Richtung des Affenkönigs, der ihn laut lachend und mit erhobenem Kampfstab erwartete. Mit einem Knall gleich einem Donnerschlag prallten die beiden Waffen aufeinander und noch immer lachte der Affenkönig lauthals. Es war vorbei.
Panisch schreckte er in der dunklen Höhle auf und blickte sich nervös um. Es war derselbe Traum gewesen, wie jede Nacht. Und der Affenkönig bezwang wieder den Krieger. Und abermals gewinne ich., hörte er die Stimme in seinem Kopf sagen, gefolgt von dem charakteristischen Lachen. Wir sehen uns morgen Nacht, Griffin. Hüter des Waldes.
Und so schnell die Stimme gekommen war, verschwand sie auch wieder.
...konnt ich mir so gut vorstellen das es meiner Meinung nach hierher gehört :)
James Beyler
18.11.2011, 10:06
Noch kein sehr guter Post im November? Nein?
Na gut, ich habe einen gefunden. Vor dem Lesen des Posts empfehle ich das lesen des Steckbriefs da dieser einiges aufklärt. Zum Post selbst ( der wies ausschaut der erste hier ist)ist meiner Meinung nach zu sagen: Sehr schön geschrieben und umschriebe und tolle Einleitung in das Dilemma des Charakters. Freue mich schon darauf weiter zu lesen :)
Catalina spürte das Knie von Master Leberweg gefährlich nah an ihrem Schaft.
"Ihr kommt mir zu nah!" erklärte sie bemüht lässig, wenngleich das Déjà-vu, das sie in diesem Moment erlebte, ihr Angst einjagte. Sie zitterte am ganzen Leib, nicht weil sie frierte, obwohl es wahrlich scheißkalt war, sondern weil sie einem Teufel persönlich ins Auge blickte.
Einem lüsternen, alkoholkranken Teufel, wohlgemerkt.
"Ich bin keine Hure", betonte sie abermals. Eigentlich hatte sie bereits Übung darin, Master Leberweg immer wieder abzuweisen, wenn er wie am späten Abend üblich im Zustand eines Trunkenboldes gefangen war und versuchte, sie von seinen ach-so-gewaltigen Vorzügen zu überzeugen. Das alles änderte aber nichts daran, dass sein verdammtes Knie kurz davor stand, ein wohlgehütetes Geheimnis zu entdecken.
"Ob Hure, Mätresse oder Eheweib, der Master macht sie alle reif", säuselte er ihr mit einem umwerbenden Singsang ins Gehör. Seine Zähne strichen verspielt über ihr Ohrläppchen, doch Catalina konnte sich an den Liebkosungen keineswegs erfreuen. Dazu stank sein Atem zu stark nach Wacholder und Bier.
"Herr!" flehte sie mit dünner Stimme. Sie umfasste seine fleischigen Schultern und schob ihn von sich, sodass er einige Schritte nach hinten taumelte, schwankend zum Stehen kam und dann mit einem lauten Hicksen protestierte. Er betrachtete sie durch glasige Augen, unter denen hässliche Ringe zu sehen waren, die das graue Gesicht noch ungepflegter erschienen lassen. Master Leberweg sah mit seinem dunklen Schnauzbart und den ungekämmten, in alle Richtigen abstehenden Haaren alles andere als reich und adelig aus. Lediglich sein Gewand wirkte prunkvoll genug, um seinen gesellschaftlichen Status kenntlich machen zu können, auch wenn sich inzwischen ein puterroter Saucenfleck auf der zu engen Brokatweste abzeichnete.
Master Leberweg war ihr keineswegs so nahe gekommen, dass sie es nicht mehr vermocht hatte zu atmen, doch spürte Catalina förmlich, wie die Luft ihre Lungen strömte, nachdem sie sich aus seiner Umklammerung gelöst hatte. Sie löste sich von der Mauer, gegen die sie gepresst worden war und nahm eine aufrechte Haltung ein, strich sich den Rock zurecht und prüfte anschließend ihre Frisur. Ihre rabenschwarze Haarpracht umrahmte ihr reichlich gepudertes Gesicht, indem sie ihr in sorgfältig geformten Locken wasserfallgleich vom Kopf floss ... Nun ja, zumindest glaubte Catalina, dass es genauso war, obwohl es ihr insgeheim davor graute, an diesem Abend einen Blick in den Spiegel zu werfen.
Master Leberweg indes hatte sich gegen die gegenüberliegende Hauswand gelehnt, er hielt nun etwa anderthalb Meter Abstand von Catalina und begann damit, mit müden Fingern eine Schnürung an seiner Hose zu finden.
"Stopp!" stieß Catalina etwas unkontrolliert aus, als sie den Plan ihres Begleiters verstanden hatte. "Ihr könnt das zuhause machen, aber nicht auf offener Straße, mein Lord."
"Was raus muss, muss raus!" rief er fast feierlich, während er mit einem solchen Schwung seine Hose hinunterzog, dass er beim Versuch, sich wieder Aufzurichten, beinahe umgekippt wäre.
Gleichzeitig krisch Catalina auf, die Augen mit einem Mal fest verschlossen. Ihr Atem wurde tiefer und ihr Herz pulsierte rasend schnell, pumpte merklich das Blut durch ihre Venen und ihr stieß merklich Röte in die Wangen. Nur langsam wagte sie es, die Lider zu öffnen, blinzelte erst mit dem einen Auge, dann mit dem anderen, ehe sie mit einem Schaudern die blutunterlaufenen Schweinsäuglein des Masters fixierte. Sie trat schwer atmend an ihn heran, darum bemüht, nicht weiter hinab zu blicken als zu den Schultern des Mannes. Unschlüssig, was sie tun sollte, immerhin bezahlte Master Leberweg maßgeblich ihre Miete, schloss sie neuerlich die Augen und ging vor ihm in die Hocke, wobei sie froh war, einen Rock zu tragen, der ihr bis zu den Knöcheln reichte.
Als sie schließlich auf Augenhöhe mit seinem Glied war, tastete sie nach dem Bund seiner Hose und zog sie ihm ebenso rasch wieder hoch, wie sie Minuten zuvor gefallen war. Dann band sie die Fäden fest zusammen, und hoffte, Master Leberweg würde sie nie wieder lösen können. Schließlich öffnete sie krampfhaft ihre Augen.
In jenem Moment, da sie sich wieder aufrichtete, fiel Master Leberweg ihr in die Arme. Sein Körper erschlaffte und ruhte mit dem gesamten Gewicht - und verdammt, er war schwer - an Catalinas Brust. Einen fürchterlichen Augenblick lang glaubte sie, dass er ihr Geheimnis aufgrund ihres fehlenden Vorbaus lüften würde, dann jedoch vernahm Catalina von ihm ein Röcheln, das sich schließlich in ein tiefes Schnarchen verwandelte.
Erleichtert stieß sie den Atem aus und griff dem Adeligen unter die Arme, sodass sie ihn mit einiger Mühe hinfortschleifen konnte. Sie würde ihn in sein Anwesen schleppen, ihn betten und zudecken und dann verschwinden, nur um tags darauf sehnsüchtig auf eine neuerliche Einladung des Masters zu warten.
So wie an jedem Abend.
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