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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Story] Gestern, heute und morgen



Raccoon
06.03.2011, 13:10
Mit dieser Kurzgeschichte zu Risen und Risen2 wollte ich eigentlich am einem Wettbewerb im Vorfeld zu Risen2 teilnehmen, doch ich hab's dann nicht mehr geschafft meine Geschichte vor dem Ablauf der Wettbewerbsfrist einzusenden. Um sie trotzdem an die Öffentlichkeit zu tragen habe ich die Geschichte weiter ausgeschmückt und zudem die ersten Infos zu Risen2 eingebaut. Viel Spaß beim lesen!


Wieder wankte der Boden unter Marty, doch er junge Mann schaffte es sich an aufrecht zu Halten.
"Beeilen sie sich, Señor Fuego, es dauert nicht mehr lange und der ganze verdammte Vulkan fliegt uns um die Ohren!", brüllte der Leiter des Grabungsteams von oben in die Bibliothek der uralten Vulkanfestung herab.
Das kleine, internationale Archäologenteam erforschte nun schon seit etwa zwei Jahren die Ruinen der Vulkanfestung auf der Insel Isla del Volcán, die auch oft einfach nur 'die Vulkaninsel' genannt wurde. Doch von Anfang an schien das Unternehmen unter kleinem guten Stern zu stehen: Unfreundliche, abergläubische Inselbewohner, beschädigte Ausrüstung und nun brach auch noch der verdammte Vulkan und drohte ihr Arbeit zunichte zu machen. Die Bewohner der Insel waren schon evakuiert worden, doch die Forscher versuchten zu retten, was noch zu retten war - alles andere Würde in dem feurigen Inferno untergehen.
So auch Marty, der Bibliothekar, der die erstaunlich gut erhaltenen Schriften in der unterirdischen Bibliothek der Festung bislang studiert hatte. Er stopfte noch ein paar letzte Schriftrollen in die Sporttasche, in der sich schon massenhaft andere Manuskripte häuften, dann beeilte er sich wieder ans Tageslicht zu kommen und mit den Anderen von der Insel zu verschwinden.

Der Jeep der Forscher holperte den steilen Weg zur Hafenstadt hinunter, während Erdstöße den Boden nun immer häufiger zum Erzittern brachten. Der Bibliothekar kauerte mit drei seiner Kollege, zwischen Funden und Ausrüstungsgegenständen auf der Lagefläche des Fahrzeugs, nur der Grabungsleiter und seine Stellvertreterin kamen in den Genuss richtiger Sitze im Inneren des Autos.
Als sie endlich den Hafen erreichten, wo ihr kleines Schiff lag, war Marty so durch geschüttelt, dass im alles weh tat. Er wollte sich nur noch in seiner Koje verkriechen und schlafen oder vielleicht eine der geretteten Schriften studieren, doch zuerst mussten die Ausrüstung und alles andere auf das Schiff geschleppt werden...

Er brach aus, der Vulkan brach aus! Zum Glück war das Schiff schon längst außer Reichweite getuckert und alle Mitglieder der Besatzung und die sechs Forscher hatten sich an der Reling versammelt um das schaurig-schöne Naturspektakel zu betrachten: Aus dem Krater wurde unentwegt Asche und Gestein geschleudert, während die Flanke des Feuerberg aufgebrochen war und sich glühende Lava über das Paradies der tropischen Insel ergoss.
Marty spürte einen tiefen Stich in der Brust, als er sah wie das Eiland, dass er in den letzten beiden Jahren lieb gewonnen hatte, mit all seiner Pracht und seinen uralten Gemäuern in diesem Feuersturm zugrund gerichtet wurde. Traurig und erschöpft zog er sich in seine Kabine im Inneren des Schiffbauchs zurück.
Dort angekommen kuschelte sich der Bibliothekar in seine Koje, doch da er so aufgewühlt war konnte er nicht schlafen, sodass er sich eines der geretteten Manuskripte aus seiner Tasche angelte. Die Schriftrolle war, wie alle anderen Schrift aus der Vulkanfestung bemerkenswert gut erhalten, zwar fehlten hier und dort einige Textfragmente, doch alles in allem war der Text für einen Experten wie Marty gut zu lesen:

So ward der Titan der Feuersglut nun besiegt. Der glorreiche Held, der Namenlose, ward gefeiert und die inselkroenende Statue wieder aufgestellt, mit dem Antlitz des Titanenbezwingers.
Es wird berichtet, dass er einige Zeit in jener Hafenstadt lebte, zusammen mit Patty, des stählenden Bartes Tochter. Doch die Titanen der Wassers und des Meeres trieben noch immer ihr Unwesen und suchten die Letzten des Menschenvolkes heim, die sich sowohl im Süden, als auch im Norden auf Inseln, wie jene Vulkaninsel, gerettet hatten. So segelte er fort, die Ordenskrieger der Inquisition und Carlos, den Kommandanten, begleitend.
Wie es heißt, ward das Schiff der Krieger angegriffen, von einem Titan der Meereswasser. Ein harter Kampf entbrannte. Viele Soldaten der heiligen Inquisition verloren ihr Leben, doch der Held konnte den Unhold des Meeres in die Flucht schlagen. Doch das Schiff ward zerstört und die Rüstung des Titanenlord Ursegor musste zurück gelassen werden, da die kleinen Beiboote ihr Gewicht nicht tragen....

An dieser Stelle war die Tinte verschmiert und unlesbar geworden, sodass Marty gezwungen war eine Pause einzulegen. Unruhig wiege sich das Schiff der Forscher in Wind - anscheinend war ein Sturm aufgekommen, für die Gewässer der Faranga-Inselgruppe eigentlich ungewöhnlich.
Der junge Bibliothekar scherte sich jedoch nicht weiter um das Wetter, es würde ihnen schon nichts passieren. Viel mehr interessierte ihn, was er dem geheimnisvollen Schreibstück noch so entnehmen könnte. Er gehört zwar zu den wenigen Menschen, die die Schrift der vergangenen Tage noch lesen konnte, dennoch dauerte es immer noch eine Weile, bis er einen vollständigen, verständlichen Satz entschlüsselt hatte. Doch meist wurde er mit interessanten Lektüren entlohnt, die das Archäologenteam schon das eine oder andere Mal in ihren Forschungen maßgeblich weitergebracht hatten.

Man sagt die Überlebenden konnten sich auf die Insel Caldera retten, ein Eiland weit im Süden, wo die Sonne immer scheint. Auch hier war die Inquisition, die Selbstlose, gelandet um den Mensch eine Zuflucht zu schaffen; Jean- Armand, seines Amtes Oberinquisitor, war ihr Befehlshaber. Die Kristalle, die magischen, wurden dort in einer Miene abgebaut und in einer Festung, genannt Kristallfestung, geschliffen.
Jene Region ward bis dahin von den Titanen verschont, Handel gedieh zwischen den Inseln, den unzähligen des Süden. Carlos und die Ordenskrieger schlossen sich Jean-Armand an, doch der Oberinquisitor fühlte sich in seiner Macht bedroht, durch des Held Ankunft. Er ward nicht mehr gebraucht, für ihn, einen Titanenjaeger war kein Platz mehr in jener Welt, in die der Vernichtungskrieg der Elementwesen noch nicht vorgedrungen war.
Es heißt er sei in dieser Untätigkeit dem Alkohol, dem feurigen Wasser, anheim gefallen, geplagt von seiner Vergangenheit und Verletzungen jener Tage - ein Auge verlor der im Kampf mit dem Titan der Ozeane. Es vergingen Jahre und der ehemals strahlende Recke ward ein Schatten seiner selbst und als auch diese bisher unberührte Bastion der Menschheit von den Titanen und ihren Schergen bedroht ward, kuemmerte es den ehemaligen Helden nicht mehr.
Er als die Menschheit am Rand ihrer Vernichtung stand kam es dazu, das der Mann, der einstmals ein Held gewesen war den Kampf wieder aufnahm. Patty, die Piratentochter ward an den Strand Calderas gespuelt und bracht dem Namenlosen Nachricht, dass ihr Vater einen Weg gefunden habe, die Schrecken der Meere zu ueberwinden. Die legendaere Jagt nach dem Stahlbart begann, doch dies ist eine andere Geschichte, die ich auf eine andere Schreibrolle schreiben werde.

Drakon, Hochmagier der Vulkaninsel
Im 156 Jahr nach Beginn der dunklen Welle

"Einen Märchen oder eine Legende gepackt in einen Bericht, interessant.", murmelte Marty leise, als er zu ende gelesen und übersetzt hatte.
Natürlich waren die Geschehnis in diesen Schriftstück vollkommen unrealistisch, doch dafür war es umso interessanter für Marty zu sehen, wie die Menschen von früher ihre eigenen Probleme und Fehltritt in Form so einer fiktiven Geschichte und Mythen verarbeitet hatten. Wenn selbst ein strahlender Held dem Alkohol verfallen kann, dann ist es auch nicht schlimm, wenn das ein normaler Mensch tut...
Jäh wurde der Bibliothekar aus seinen Gedanken gerissen, als das Schiff plötzlich von einer besonders großen Welle getroffen wurde und sich bedenklich zur Seite neigte - der Sturm tobte heftiger als je zuvor!
Wankend kam der junge Mann auf die Beine , während das Gefährt von den Elementen hin und her geschleudert wurde. Er musste ans Deck um zu helfen, schoss ihm durch den Kopf. Sich an den Wänden abstützend taumelte er aus seiner Kajüte und zog sich schließlich angestrengt die Treppe nach oben hoch; das Schiff und seine Besatzung waren nur noch ein Spielball der Gezeiten!

Oben an Deck angekommen wurde Marty von dem heftigen Wind beinahe umgefegt und salzige Gischt sprühte ihm ins Gesicht, sodass er anfangs kaum etwas sehen konnte. Als sich sein Blickfeld ein wenig geklärt hatte konnte ehr sehen, was aus dem Rest der Mannschaft geworden war: Überall klammerte sich jemand fest um nicht über Bord gespült zu werden, der Kapitän stand in der Steuerkabine und kämpfte verbissen darum, dass das Schiff Kurs hielt und zwei besonders wagemutige Matrosen hatten sich mit Tauen und Seilen gesichert und mit Eimern ausgerüstet um das Wasser, das dauernd über die Reling gespült wurde wieder ins Meer zu befördern.
Als der Sturm eine Weile nachließ raffte sich der Bibliothekar auf und torkelte über das sich hebend und senkende Deck auf die Reling zu, wo sich der Leiter des Archäologenteams unter einen gelben Regencape zusammengekauert hatte.
"Warum sind sie nicht unter Deck geblieben, Señor Fuego, hier oben rumzulaufen ist der reinste Selbstmord?!", schimpfte der graubärtige Grabungsleiter, der aus Gewohnheit jedermann mit 'sie' ansprach, auch gute Freund und Bekannte.
Marty wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, doch da passierte plötzlich etwas unerklärliches: Der Sturm tobte unverändert weiter, aber für einen Moment schien es, als wäre alles totenstill.
Dem jungen Mann blieb jedoch keine Zeit um weiter darüber nachzudenken, den wie von Geisterhand türmte sich aus dem Nichts eine riesige Welle vor dem kleinen, zerbrechlich wirkenden Schiff auf. Zehn, zwanzig Meter ragte sie in den Himmel und schien eine Weile in der Luft zu verharren. Inzwischen blickten alle Menschen an Bord staunend zu ihrem Verderben hinauf, dann brach die Hölle aus Wasser über sie herein.
Marty meinte noch eine monströse Gestalt zwischen den Wassermassen zu erkenne, dann verlor er das Bewusstsein.

Als der junge Mann wieder zu sich kam fühlte er sich ausgelaugt und am Ende seiner Kräfte, hustend erbrach er einen Schwall Salzwasser. Wo war er?
Er richtete sich stöhnend auf und blickte sich um: Er befand sich an einem kahlen, leeren Strand, einige Meter neben sich entdeckte er eine weitere Gestalt, eine aufgequollene Wasserleiche und in einiger Entfernung erhoben sich sanfte, mit Schilfgras bewachsene Dünen.
Doch erst als er an sich selbst herunter blickt fiel ihm die eigentlich entscheide Frage auf: WER war er?

"Sie sind zurückgekehrt und stärker als je zuvor", murmelte eine schimmernde, leicht durchsichtige Gestalt in einer uralten Rüstung, an einen weit entfernten Ort. "Die Zukunft der Menschheit steht wieder auf dem Spiel, die braucht einen neuen Helden, einen neuen Namenlosen!"