Uncle-Bin
04.01.2006, 17:10
Vaterland - Robert Harris
Ich lese es gerade, bin voll dabei und schaurig begeistert. Es ist spannend und vor allem furchtbar erschreckend. Was passiert?
Xaver März - Hauptperson und SS-Sturmbannführer und bei der Kripo wird zu einem Einsatz gerufen. Dienstag der 14. April 1964 ist ein regnerischer Tag und hält für Xaver eine etwa sechzig jährige Leiche parat. 1964? Ja, der Krieg ist vorbei: Anders vorbei und Nazideutschland hat ein riesiges Reich geschaffen.
Es geht nun daran die Identität der Leiche zu bestimmen und Xaver näher kennen zu lernen. Dabei verfolgt man ihn bei seiner Arbeit und stößt überall auf dieses erdrückend echt wirkende Nazideutschland in dem sich viel verändert hat. Die Judenvernichtung wird geleugnet, die Menschen reagieren gereizt, wenn "Jude" auch nur erwähnt wird oder geben Hinweise auf eine "Evakuierung der Juden in den Osten". Anderswo wurden riesige Prunkbauten aus Stahl und Beton gefertigt. Im Osten, nahe dem Ural, tobt noch immer ein blutiger Partisanenkampf. Die Sprache des Nationalsozialismus ist allgegenwärtig und dem Leser wird plötzlich (auch dadurch) ganz deutlich wohin diese Ideologie hätte führen können.
Ich bin noch ziemlich am Anfang des Buches, aber schon jetzt wirklich gefesselt. So schnell hat es bisher noch kein Buch geschafft und dieses betäubende Grauen, welches beim Lesen einstellt -wow...
Für alle hier, die sich für die NS-Zeit interessieren und/oder Krimis mögen scheint es wirklich ideal zu sein. Angeblich wurde das Buch auch schon verfilmt.
Ich will in dem Zusammenhang meine letzte Lektüre LTI (Lingua Tertii Imperii) von Victor Klemperer empfehlen und anmerken, dass ich nun viel genauer auf die Worte achte, die Menschen beim Sprechen benutzen und sowieso noch in der Materie drinstecke. Es ist erschreckend wie sehr man die Sprache des Nationalsozialismus in dem Buch (Vaterland) wieder findet. Es wirkt dadurch noch sehr viel realistischer und aufwühlender.
LTI - Notizbuch eines Philologen - Victor Klemperer
Worum geht es in LTI?
Wie der Name schon sagt geht es um die Sprache des dritten Reiches. Das ist kein trockenes Sachbuch, sondern hoch interessant in sehr persönlichen Geschichten und Kapiteln verfasst. Um zu verstehen, was LTI ist, muss man verstehen wer Victor Klemperer ist.
Der Mann war Literaturwissenschaftler und obwohl er selbst zum Protestantismus übergetreten war und sich nie sonderlich mit dem Judentum beschäftigt hatte, wurde er von den Nazis als Jude verfolgt (Erst während der Verfolgung begann er sich näher mit dem Judentum zu beschäftigen). Dabei hatte er lange Zeit das Glück, dass seine Frau "arisch" war und er deshalb und weil er sich nichts zu schulden kommen ließ (oder erwischt wurde) nicht sofort ins KZ kam. (Später dennoch quer durchs Reich fliehen musste)
Nun ist es schwer die Lage eines Juden zu beschreiben, die in jenen Jahren so furchtbar und grausam war, dass jedes Wort wie eine Verharmlosung klingt. Deshalb lasse ich weitere Ausführungen dazu weg und empfehle das Buch, damit man sich selbst einen winzigen Einblick in diese Zeit verschaffen kann.
Dieser Mann aber machte in den dunkelsten 12 Jahren deutscher Geschichte ständig Notizen zur Sprache und führte Tagebuch über alles was passierte. In LTI kann man die Verarbeitung der Tagebücher und der Notizen zu einem Gesamtwerk sehen. (Die Tagebücher gibt es auch zu kaufen - ich habe sie noch nicht gelesen)
Jedes Wort dieses Buches ist den Preis wert, den es kostet.
Nun wollte ich fragen, ob es hier Leser eines dieser beiden Bücher gibt und wie deren Emotionen beim Lesen aussahen?
Oder hat vielleicht jemand weitere Empfehlungen über Bücher jener Zeit, die über den Rahmen eines Sachbuches hinausgehen und die schwierige Thematik des Nationalsozialismus aus anderen Blickwinkeln beleuchten?
Ich lese es gerade, bin voll dabei und schaurig begeistert. Es ist spannend und vor allem furchtbar erschreckend. Was passiert?
Xaver März - Hauptperson und SS-Sturmbannführer und bei der Kripo wird zu einem Einsatz gerufen. Dienstag der 14. April 1964 ist ein regnerischer Tag und hält für Xaver eine etwa sechzig jährige Leiche parat. 1964? Ja, der Krieg ist vorbei: Anders vorbei und Nazideutschland hat ein riesiges Reich geschaffen.
Es geht nun daran die Identität der Leiche zu bestimmen und Xaver näher kennen zu lernen. Dabei verfolgt man ihn bei seiner Arbeit und stößt überall auf dieses erdrückend echt wirkende Nazideutschland in dem sich viel verändert hat. Die Judenvernichtung wird geleugnet, die Menschen reagieren gereizt, wenn "Jude" auch nur erwähnt wird oder geben Hinweise auf eine "Evakuierung der Juden in den Osten". Anderswo wurden riesige Prunkbauten aus Stahl und Beton gefertigt. Im Osten, nahe dem Ural, tobt noch immer ein blutiger Partisanenkampf. Die Sprache des Nationalsozialismus ist allgegenwärtig und dem Leser wird plötzlich (auch dadurch) ganz deutlich wohin diese Ideologie hätte führen können.
Ich bin noch ziemlich am Anfang des Buches, aber schon jetzt wirklich gefesselt. So schnell hat es bisher noch kein Buch geschafft und dieses betäubende Grauen, welches beim Lesen einstellt -wow...
Für alle hier, die sich für die NS-Zeit interessieren und/oder Krimis mögen scheint es wirklich ideal zu sein. Angeblich wurde das Buch auch schon verfilmt.
Ich will in dem Zusammenhang meine letzte Lektüre LTI (Lingua Tertii Imperii) von Victor Klemperer empfehlen und anmerken, dass ich nun viel genauer auf die Worte achte, die Menschen beim Sprechen benutzen und sowieso noch in der Materie drinstecke. Es ist erschreckend wie sehr man die Sprache des Nationalsozialismus in dem Buch (Vaterland) wieder findet. Es wirkt dadurch noch sehr viel realistischer und aufwühlender.
LTI - Notizbuch eines Philologen - Victor Klemperer
Worum geht es in LTI?
Wie der Name schon sagt geht es um die Sprache des dritten Reiches. Das ist kein trockenes Sachbuch, sondern hoch interessant in sehr persönlichen Geschichten und Kapiteln verfasst. Um zu verstehen, was LTI ist, muss man verstehen wer Victor Klemperer ist.
Der Mann war Literaturwissenschaftler und obwohl er selbst zum Protestantismus übergetreten war und sich nie sonderlich mit dem Judentum beschäftigt hatte, wurde er von den Nazis als Jude verfolgt (Erst während der Verfolgung begann er sich näher mit dem Judentum zu beschäftigen). Dabei hatte er lange Zeit das Glück, dass seine Frau "arisch" war und er deshalb und weil er sich nichts zu schulden kommen ließ (oder erwischt wurde) nicht sofort ins KZ kam. (Später dennoch quer durchs Reich fliehen musste)
Nun ist es schwer die Lage eines Juden zu beschreiben, die in jenen Jahren so furchtbar und grausam war, dass jedes Wort wie eine Verharmlosung klingt. Deshalb lasse ich weitere Ausführungen dazu weg und empfehle das Buch, damit man sich selbst einen winzigen Einblick in diese Zeit verschaffen kann.
Dieser Mann aber machte in den dunkelsten 12 Jahren deutscher Geschichte ständig Notizen zur Sprache und führte Tagebuch über alles was passierte. In LTI kann man die Verarbeitung der Tagebücher und der Notizen zu einem Gesamtwerk sehen. (Die Tagebücher gibt es auch zu kaufen - ich habe sie noch nicht gelesen)
Jedes Wort dieses Buches ist den Preis wert, den es kostet.
Nun wollte ich fragen, ob es hier Leser eines dieser beiden Bücher gibt und wie deren Emotionen beim Lesen aussahen?
Oder hat vielleicht jemand weitere Empfehlungen über Bücher jener Zeit, die über den Rahmen eines Sachbuches hinausgehen und die schwierige Thematik des Nationalsozialismus aus anderen Blickwinkeln beleuchten?