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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aufgaben eines Siegelwächters



Callindor
23.10.2010, 06:40
Wandel des Herzens

Callindor schreckte zusammen.
Ein Angriff? Eine Attacke? Ein Dolch im Rücken?
Der Magier kauerte sich instinktiv zusammen, versuchte sich so klein zu machen wie möglich, zitterte am ganzen Körper. Und dann, nach Sekunden des Horchens in die Dunkelheit, die ihn ringsum um seine Zelle umgab, realisierte er es.
Er war nass gespritzt. Jemand hatte offenbar Wasser über ihn gegossen.

"Hallo?", flüsterte Callindor in das Dunkle vor sich, obwohl er sich so sehr angestrengt hatte, dass es wie ein Brüllen hätte erscheinen müssen. Doch seine Lungen waren schwach geworden, seine Stimme winzig, wie die eines Kindes.
Doch niemand antwortete.
Callindor wartete noch weitere fünf, zehn, fünfzig, tausend Sekunden, stierte in die Finsternis, glaubte eine Silhouette ausmachen zu können, lauschte weiter und atmete dabei schwer, denn seine Lungenflügel fühlten sich an, als würden Schlingpflanzen oder Ketten sie daran hindern, sich zu entfalten. Mit jedem Atemzug fühlte es sich so an, als sei er heiser.

Und dann, als er es müde war, zu Lauschen, und ihn der Durst letztlich überkam, stürzte er sich mit Inbrunst auf das bisschen Feuchtigkeit, das durch den Boden zu versickern drohte, leckte wie ein Wahnsinniger, um noch die letzten Partikel Wasser abzubekommen, schabte schon den Dreck vom Boden, was seine Zunge hart und pelzig machte, doch er hatte keine andere Wahl.

Und dann hörte er es, wie ein Windspiel, dass hier irrtümlich in diesen stickigen Mauer säuselte. Ein Gelächter, so abstoßend und widerlich. Callindor versuchte etwas zu erkennen und robbte näher an das Gitter der Zelle, doch noch immer war so finster, dass er kaum die Hand vor Augen sah. Und ihm war übel. Denn es war nicht nur Wasser gewesen, was er dort geleckt hatte. Zum Teil schmeckte er Urin und Kot auf seiner Zunge, mochte an dem Geschmack bald zugrunde gehen, und doch hielt ihn sein Lebenswille noch aufrecht.

"Hallo!?", schlug er noch einmal der Finsternis mit aller Kraft entgegen, sodass es sich wie das Flüstern eines Kindes anhörte, doch wieder wurde es von ihr nur aufgesaugt und verschlungen.
"Hallo!", rief er noch, dann noch einmal und wieder und wieder, Verzweiflung machte sich in ihm breit, er zitterte und wimmerte.
"Sagt doch etwas ..."
Traurig sank er an den Zellenstreben herab und flüsterte nur, wonach er sich so sehnte.
"Morlon ... Vic .. Albrich ... irgendwer ..."

Doch niemand war da, kein Morlon, kein Vic und auch kein Albrich. Dafür aber eine schnelle, schmale, spitze Schwerzspitze, fast so etwas wie eine Stricknadel, jedoch in sich korpulenter und voluminöser als üblich. Und genau diese Art Waffe bohrte sich in seinen Körper, völlig unvorbereitet wurde Callindor von dem Scherz überrascht und er schrie und brüllte, doch wieder und wieder trieb es sie in ihn hinein, ehe er es endlich geschafft hatte, genug Abstand zwischen sich und der Zellenwand zu bringen, von der der Angriff erfolgte. Und noch immer war unklar, wer der Angreifer war.
Das Blut quoll aus den feinen Löcher, lief an ihm herab und vermischte sich mit dem Urin, dem Kot, dem Wasser .. und dem anderen Blut, dass hier schon durch ihn vergossen wurde.
Denn auch wenn er es zu Anfang auch noch so sehr zu verdrängen versuchte, all dies hier war nicht neu. So oft war er auf dieses Schema hereingefallen, wurde ein jedes Mal bestraft und er wusste, was nun folgen würde. Ein helles Licht nämlich, dass den gesamten Raum einnehmen sollte. Und wieder würde er seinen gepeinigten, nackten Körper sehen, übersät von Wunden und Narben, dann ein Knistern, das Rascheln von Metall und Ketten, ehe ein Blitz seine Gedanken löscht, nachdem der Schmerz nicht länger zu ertragen war und sein Geist sich von seinem Körper abkapselte.

So blieb ein wimmernder Körper zurück, der noch nicht einmal im Ansatz realisiert hatte, was für Dinge noch auf ihn zukommen würden.

Clan der Zaverias
23.10.2010, 08:33
Der Magier setzte die Tasse ab und ließ den feinen Geschmack des Kaffees, der nur hier zu gedeihen schien, noch einen Moment nachklingen. Ihm gegenüber saß Sylwina und studierte gerade eine Karte der Umgebung, auf der neueste Wildwanderungen von ihren Spähern verzeichnet waren. Der Magier lächelte, er könnte Stunden lang hier sitzen und sie beobachten, ihre feinen Züge, ihr geschmeidiger Körper und ihr warmes Lächeln. Sie bemerkte seinen Blick und sah auf, lächelte und kräuselte eine Haarsträhne mit ihrem Ringfinger, eine kleine Geste nur, doch für Nero die schönste Geste die es bei ihr zu bewundern gab. Er stand auf und nahm seine Tasche von dem Stuhl neben sich, umrundete den Tisch und drückte Sylwina einen Kuss auf die Stirn.

"Gute Jagd, Schatz, ich muss jetzt leider auch schon los, meine Verpflichtungen warten auf mich."

Sie strich sanft über seinen Arm und drückte ihn, dann widmete sie sich wieder ihrer Karte und Nero schritt von dannen. Er fuhr sich mit der Hand durch sein länger gewordenes, mit grauen Strähnen durchsetztes, rotes Haar und gähnte herzhaft. Er war noch immer in topform doch das Alter zog langsam seine Kreise um ihn, zeichnete ihn. Falten hatten sich um seine Augen gebildet, vermutlich wegen seiner andauernden Studien und den Sorgen, die er sich jeden Tag machte. Eine Zigarette fand den Weg zu seinem Mund und erleichtert bließ er den Rauch aus. Eigentlich hatte er ein vollendetes Vorbild für seinen Sohn sein wollen, doch der war nicht anders als sein alter Herr, rauchte, studierte und hatte sein Glück ebensoschnell gefunden wie sein Vater. Desiree war ein aufgewecktes Mädchen und war in ihre Familie eingegliedert worden ohne jede Schwierigkeit, sie ergänzte Dante ebenso gut, wie Sylwina Nero ergänzte, viele Parallelen konnte man zwischen Vater und Sohn erkennen. Der Aufstieg zum Tempel erfolgte ruhig und ereignislos, keiner der Bittsteller und Gläubigen war zu sehen, dafür war es noch zu früh, man hatte hier gewisse Zeiten, nicht so wie früher in Vengard, da hatte man immer alle Hände voll zu tun mit den Gläubigen, musste tagein tagaus Predigten halten und die Massen beschwichtigen die vom Krieg gepeinigt waren. Hier jedoch schien dies nicht mehr nötig. Pedro, der schon langsam auf die siebzig zuging, war noch immer Tempelwächter und empfing den Magier mit einem erfreuten Blick. Lange schon arbeiteten sie zusammen und hatten sich nunmehr sogar angefreundet, doch heute hatte der Magier keine Worte für ihn, sondern grüßte ihn nur und ging an ihm vorbei. Dante fegte erneut den Hof, Novizenarbeit.

"Hey Dante, schon fleißig bei der Arbeit, huh? Gibt man dir immernoch die Fegerei?"

"Nicht jeder ist so nett hier, wie du, Vater!" Dante grinste schelmisch und gab Nero die Hand zum Kriegergruß, doch Nero schloss ihn in die Arme und legte ihm dann eine Hand auf die Schulter.

"Mach dir nichts drauß, ich musste auch viel und hart arbeiten um heute das zu sein, was ich bin. Deine Zeit wird kommen..."

"Weißt du, wie es um meine Berufung zum Magier steht?"

"Nein, und selbst wenn, ich dürfte es dir ohnehin noch nicht sagen, da ist der Rat eisern, das weißt du."

"Ja, du hast recht, entschuldige..."

"Paperlapap, entschuldige dich nicht, ich war in deinem Alter genauso ungeduldig, das ist nur gesund!" Nero lachte und klopfte Dante auf die Schulter, verabschiedete sich und ging weiter in die Richtung seines Studierzimmers. Auf dem Weg dorthin begrüßten ihn einige Novizen und als er angekommen war verschwand er ohne einen Blick nach links oder rechts in sein Quartier und zog sogleich einige Bücher an sich heran.

Die ganze Geschichte rumorte in seinem Kopf. Erst einmal war er Zeuge eines solchen Versuches gewesen und da hatte er sich auch in diesem Alter gesehen. Nie zuvor hatte er es gewagt, nach einem Portal in eine andere Zeit zu suchen, doch die Umstände hatten ihn schließlich dazu gezwungen und Monatelange Arbeit hatte damit begonnen, doch nun schien es gewirkt zu haben. Sein Schüler war einige Zeit nicht aufgetaucht, ob er gefunden hatte, wonach der Magier gesucht hatte? Hätte dieser Schritt nicht geklappt, würden sie wieder einige Zeit benötigen um eine weitere Kugel herzustellen und diese Zeit hatte Nero nicht mehr, er konnte nicht mehr warten, sich nicht mehr damit abfinden, was passiert war, doch was war eigentlich passiert? Es schien ihm alles so schwammig, so als ob es zwei Versionen gab und doch keine so richtig zu stimmen schien. Er schloss die Augen und massierte seine Schläfen, dann kam alles langsam zurück, war es also geglückt? Unwirsch trank er seinen Tee und beugte sich über seine Bücher, er hatte noch zu tun und durfte sich nicht länger als geplant abhalten lassen, schließlich musste neben seiner Forschung auch die Ordensarbeit verrichtet werden, selbst als Priester. Nach einiger Zeit bemerkte er hinter sich Bewegung, doch drehte er sich nicht um, er wusste wer dort stand. Der Mann räusperte sich und trat an Nero heran, noch immer drehte er sich nicht um, und er würde es auch nicht tun. Nero entzündete eine Zigarette und blickte aus dem Fenster. Er richtete dann das Wort direkt an seinen Schüler.

"Gibt es Neuigkeiten?"

"Der Auftrag ist abgeschlossen, er ist hier."

"Wurde er wie geplant in eine Zelle verlegt?"

"Ja, nachdem er verarztet wurde."

"Sehr gut, lasst ihn noch ein wenig schmoren, er soll an seinem Leben hängen und nicht aufgeben weil man ihn gut behandelt, ich kenne ihn."

"Was soll nun mit ihm geschehen?"

"Er bleibt ersteinmal in der Zelle, gebt ihm Essen und Wasser, doch gib dich nicht zu erkennen, sonst weiß er, was hier los ist."

"Zu Befehl."

"Und nun geh, ich muss nachdenken, das war erst einer von vielen Schritten..."

So viel war geschehen, so wenig würde er verstehen, doch er hatte ihm das Versprechen gegeben, eines Tages würde er ihn wiederfinden, und schließlich war das auch passiert, auch wenn es hart war, wo Callindor jetzt durchmusste, so musste doch sein Geist gereinigt werden...


Nero

Clan dv Dressels
23.10.2010, 10:18
Es war nun wieder Herbst geworden. Nicht mehr lange, und der erste Bodenfrost würde die Reben angreifen. Aber zumindest hatten sie auch in diesem Jahr den Wein gut abbekommen und nur wenige Verluste aufgrund von Schädlingen zu beklagen gehabt. Es ging ihnen gut.
Finanziell, gesellschaftlich, ja sogar gesundheitlich, denn Ludmilla ging inzwischen schon auf die Einhundert zu, zeigte aber noch keine Anzeichen, abtreten zu wollen. Überhaupt konnten sie sich nicht beklagen. Zumindest nach außen hin.
Die anderen des Innosordens, und auch überhaupt die Leute um sie herum, sahen in den van Dressels noch immer das unbeugsame Landgutgeschlecht und in Serena die ungebrochene Frau, die den Verlust ihres Ehemannes sonderbar und überraschend gut verkraftet hatte und daraus nur mehr ihre Kraft zu schöpfen schien.
So dachten sie zumindest, aber die Wahrheit sah anders aus.

Seufzend trat Serena vom Fenster fort, kämmte sich am Spiegel der Kommode ihre langen, dunklen, schwarzen Haare, die dem ihres Mannes Callindor sehr ähnlich waren. Sie konnte noch immer ihren Duft in ihrer Nase wahrnehmen, als er sie dieses eine Mal ganz tölpelhaft an diesem bewussten Morgen in die Halskehle geküsst hatte, ihr einen guten Morgen gewüscht hatte und sie mit seinen starken Armen umschlossen hielt.
Sie waren so verschieden, und doch, in gewisser Weise, sich auch sehr ähnlich. Wie sie dort so versetzt standen und sich im Spielgel betrachteten, da fühlte sich Serena geborgen. Es war ein angenehmes Gefühl, welches sie seit dem Verlust ihrer Eltern nicht mehr gespürt hatte.
*Ich liebe dich* hatte sie damals zu Callindor gesagt, und das so aus vollstem Herzen und innerster Zuneigung auch ehrlich gemeint, doch Callindor sah nur bedrückt zur Seite und antwortete darauf nicht.
Hätte sie es da schon erahnen müssen? Das, was mit ihrem Liebsten geschehen würde. Die Kommode, das Fläschchen mit dem Gift, der Abschiedbrief, sein regloser Körper. All dies war an diesem bewussten Morgen so weit weg, und doch lag nicht mal mehr ein voller Tag dazwischen ...

Serena seufzte erneut und musste mit den tränen kämpfen, denn obgleich es Callindor wie ein Gefängnis und eine Strafe vorgekommen sein musste, so war es für Serena doch Liebe gewesen - oder zumindest etwas vergleichbares.
Und nun war sie hier, ihr Liebster fort und nicht ein tag verging seitdem, an dem sie nicht den Depressionen und der Verzweiflung nah mit sich rang, ihm zu folgen. Doch was würde dann aus ihrer Großmutter, was aus Domenik werden? Sie konnte es nicht, sie brachte es nicht über ihr Herz, den Schritt zu wagen.
Domeniks Mutter war für ihn einundalles. Besonders, als er noch klein war und nicht verstand, wieso er nie hatte einen Vater haben dürfen, weshalb seine Mutter immer einen bekümmerten Blick inne hatte, selten lächelte.
Alles, was Domenik blieb, was das große Portrait.
Es hing im Foyer des Guts, direkt am Eingang, und ein Jeder, der hinein wollte, stolperte praktisch darüber. Es zeigte sie beide, Serena und Callindor, in enger, jedoch wohl gewahrter, distanzierter Pose, sie in einem hellen Brautkleid, so hell wie das Licht Innos, ihr Dekoltee ausgesschmückt mit den funkelsten Rubinen, die zu ergattern waren. Und Callindor neben ihr sah prächtig aus. Das sagte so gut wie jeder, der das Bild zum ersten Mal sah. Vielleicht lag es am Künstler, der es gefertigt hatte, aber auch Serena musste zugeben, das es sehr gut gelungen war und man tatsächlich annehmen konnte, dort sei ein Hochzeitspaar abgebildet. Zumindest Serena fühlte sich damals so. Denn dies war der schönste Tag in ihrem Leben und sie würde sich diesen Moment, diesen Augenblick bis in alle Ewigkeit bewahren.
Und dennoch war da dieser Blick. Callindor mochte lächeln, erhaben in seiner Statur und seiner Montur, wie er ihre Hand hielt, so innig und doch so fremd. Sein Blick zu ihr gerichtet, verliebt, und doch hatte man das Gefühl, er würde durch sie hindurch sehen, jemand anderen sehen, sich nach jemand anderem sehnen. Und so war es ja auch. So war es immer. Das hatte Serena im Nachhinein dann verstanden und erkannt.

All dies war inzwischen fast zwanzig Jahre her. Und doch kam es ihr wie gestern vor, als sie ihn an sich, in sich und um sich spürte. Denn auch wenn es für ihren Liebsten eine Qual zu sein gewesen schien, hatte er ihr dooch ein Geschenk hinterlassen. Denn diese eine Nacht hatte gereicht, und Monate später war Domenik in ihren Armen, doch Callindor war fort.
Und nun war es eben dieser Domenik, ihr Sohn, ihr eigen Fleisch und Blut, der sich in seinen zwanzig Lebensjahren so sehr verändert hatte. Sie mochte ihn nicht mehr leiden, und doch hielt sie zu ihm, denn er war ihr Sohn, und dies für ewig.

"Es reicht!"
Das waren die ersten Worte, die Serena hörte, als Domenik wutentbrannt in ihr Zimmer hinein gestürmt kam. Nicht einmal klopfen hatte er können. Mit gesenktem Blick wandte sie sich ihm zu und sah nur, wie er wild fuchtelnd immer im Kreis lief und dabei Worte stammelte, von wegen, dass Nero es nun weit genug getrieben hätte, und das er jetzt an der Reihe wäre.
Serena verstand kein Wort, wollte es auchgar nicht wissen, denn er würde es ihr ja doch nicht sagen. Domenik hatte schon vor langer zeit aufgehört, sich seiner Mutter mitzuteilen. Sie waren sich inzwischen so fremd geworden.

"Hast du denn gar nichts dazu zu sagen, was Nero sich da geleistet hat?"
Doch sie schwieg, drehte sich um und kämmte weiter ihr schwarzes, langes, glattes Haar. Damals, an diesem einen Tag, hatte sie mit Callindor hier gestanden, und es war wundervoll gewesen ...

"Ach vergiss es!", rief Domenik ihr zu und rauschte aus dem Zimmer.
"Er wird schon noch sehen, was er davon hat. Er mag mein Lehrmeister und Freund sein, aber was zu viel ist, ist zu viel."

Doch das hörte Serena gar nicht mehr. Auch nicht das Klinken der Türe, als sie sich endlich schloss. Sie sah nur in den Spiegel, sah Callindor und sich selbst darin, sie beide als Paar, lächelte dabei und kämmte ihr Haar.


Callindor

Clan der Zaverias
23.10.2010, 10:57
"Wenn ich jetzt die Polarität umdrehe... ja... okay.. das klappt schon ganz gut."

Der Magier murmelte während er erneut versuchte, die Apparatur mit Stromstößen zum Laufen zu bringen. Er schüttelte den Kopf. So klappte es zwar kurzzeitig, doch wie sollte man die Apparatur am Laufen halten? Verdammte Technik, wenn er es nicht mitentwickeln müsste, er hätte das verdammte Ding schon lange weggeworfen. Seine magie reichte zwar aus, doch sie konnte nicht gewährleisten, dass das Ding weiterlief, es würde sicher noch Jahrzehnte dauern, bis man sowas entwickelt hatte. Er ließ davon ab, krempelte die Ärmel seine Hemdes weiter nach oben und entzündete eine Zigarette. Seine Robe hatte er achtlos über einen Stuhl gelegt und sich selbst in Arbeitskleidung gehüllt. Nachdenklich schmauchend kratzte er sich an seinem ergrauenden Bart. Er kritzelte enige Notizen auf ein Pergament und leitete erneut ein wenig Strom in die Apparatur ein.

"Wenn ich doch nur ein Ding hätte, das Strom halten könnte! Verdammt!"

Es reichte ihm, er hatte keine Lust mehr daran weiter zu doktorn, das musste warten. Er tupfte seine Stirn ab und ging von dem Apparat weg, verdammter Hokuspokus! Er streckte sich, spürte dann einen kühlen Hauch und drehte sich um. Domenik war in seiner Kammer angelangt und sah aus, als wolle er etwas loswerden. Nero verengte die Augen zu schlitzen. Domenik war kein ruhiger Geselle, kein Mensch des Friedens, doch man konnte ihn gut Freund nennen und er war ein sehr gelehriger Schüler, vielleicht sogar zu gelehrig, so gelehrig, dass er einmal davon verblendet werden könnte, er überschätzte sich sehr leicht. Nero bot ihm einen Stuhl an, doch er verneinte mit einem Kopfschütteln und dann sprudelte es auch schon aus ihm heraus.

"Ich kann nicht zulassen, dass du meinen Vater so behandelst! Ich sag dir, er kommt mit mir auf das Weingut!"

"Das hatten wir doch schon, Domenik, er bleibt vorerst wo er ist!"

"Wie kannst du es wagen?"

"Wie ich es wagen kann? Er ist mein Bruder und ich trage Schuld daran, dass es so hat kommen müssen!"

"Und er hat uns verraten, weshalb ich das Recht dazu habe!"

"Du sturer Hitzkopf! Nimm dich endlich zusammen! Er ist fremd hier und wenn wir ihn zu schnell einspannen, dann macht er dicht!"

"Aber... Du gehst zu weit, er ist ein Gefangener, aber muss er in einem so kargen Loch hausen?"

"Ja, muss er, er ist das gewohnt und er wird damit fertig, das schärft seine Sinne..."

Nero umrundete den Tisch und setzte sich, er würde nicht zulassen, dass Domenik nun Dummheiten machte. Er musste erst alles aus der Welt schaffen und sein Hirn schmerzte, er massierte seine Schläfen, musste es denn immer erst so weit kommen? Domenik hatte das Recht zu seinen Zweifeln, doch er hatte Unrecht mit den Konsequenzen die er nicht beachtete. Wütend griff sein Schüler nach einem becher Tee, kippte ihn herunter und trat erneut an Nero heran.

"Mach lieber, dass das schnell geht!"

"Keine Sorge, ich werde ihn nicht lange beanspruchen. Beachte du einfach deine Befehle, ansonsten werde ich ungehalten."

"Ich habe keine Angst vor dir, Freund."

"Ich bin kein schlechter Mensch, aber ich kann unangenehm werden, auch wenn wir Freunde sind. Vertrau mir einfach, so wie du mir so viele Jahre vertraut hast!"

"Nungut, aber ich bin damit nicht zufrieden, denk das ja nicht."

"Wie könnte ich? Und nun raus mit dir, ich habe zu tun, und Callindor braucht Nahrung..."

Der Hitzkopf entschwand und ließ einen kopfschüttelnden magier zurück, er sollte es nicht übertreiben und wenn er Neros Befehle missachtete, dann würde er ihm auf die Pelle rücken, Callindor musste gereinigt werden, von all seinen schlechten Anhängseln, und das war die Wut auf Nero....


Nero

Clan dv Dressels
23.10.2010, 17:29
"Gar nicht schlecht ..."
"Was hast du gesagt, mein Bester?"

Thea wandte sich Bastian zu und setzte eine fragende Miene auf. Doch als sie den Schwenker in der Hand des alten Butlers sah, was es ihr klar.
"Stibitzt du schon wieder, alter Trinker!"
Es klang mehr amüsiert, als anklagend. Bastian räusperte sich vielsagend und stellte das voluminöse Glas auf den Tisch.
"Unsere Herrin hat nichts dagegen, meine Liebe, also? Was spricht dagegen, eine Probe zu nehmen? Genau, nichts."

So tuend, als hätte man sie in ihrer Ehre gekränkt, trat Thea forsch an den Tisch, schnappte nach dem Glas und ließ die letzten Tropfen ihre Kehle hinab gleiten.
"Du hast Recht. Wirklich ein guter Jahrgang. Ich glaube, dieser Wein wird von Jahr zu Jahr besser, oder täusche ich mich da?"
"Gut möglich. Aber nun lass mich das Abendessen für uns beide holen."
Der alte Kauz schlurfte aus dem Bedienstetenzimmer hinaus, man hörte es in der Küche rumoren und kurz darauf erschien er mit einem Holztablett, gefüllt mit ein paar Brotscheiben, etwas Käse und frischer Butter. So hatte Thea es am liebsten. Bastian verstand es eben auch auf seinen betagteren Tage noch, einer Dame etwas Gutes zu tun.

"Danke schön", meinte sie lächelnd und biss herzhaft schmatzend in die geschmierte Stulle, während sich ihr Dienerfreund ächzend neben sie plazierte.
"Und sag schon, wie war das Abendessen heute? So wie immer?"
Thea nickte nur, schmatzte und kaute, würgte am Ende den letzten Bissen herunter, denn offenbar wartete Bastian auf eine ausführlichere Erklärung.
"Madame Serena saß wieder allein am großen Tisch im Gemeinschaftssaal, der Tisch gedeckt für vier Personen. Wie üblich. Sie bedankte sich mit einem Lächeln, doch solange ich noch mit im Zimmer war, rührte sie gar nichts an. Sie schaute nur auf die leeren Plätze. Würde mich nicht wundern, wenn sie gar nichts von all dem angerührt hat."
Bastian nickte, zwirbelte seinen ergrauten Bart und nahm sich eine der Schnitten. Sein Essen und Kauen lief etwas bedächtiger und langsamer ab, doch schlussendlich fand auch er ein paar Worte dafür.
"Du bist noch nicht solange hier wie ich, aber die Sache mit dem Tischdecken war schon so, als die gute Ludmilla noch in ihren besten Jahren war. Damals speißten immer alle zusammen. Ludmilla, ihr Mann, ihre Kinder und eben auch Serena. Nach und nach verstarben und sie, doch war es Sitte bei ihnen, für eine Weile das Gedeck des Verstorbenen mit zu plazieren. Sozusagen als Andenken, schätze ich."
Thea nickte verstehend, schüttelte dann aber mit dem Kopf.
"Aber Madame Serena übertreibt es damit ein wenig."
"Ein wenig? Meine Gute, ihr Mann, mit dem sie kaum einen Tag verheiratet war, ist seit zwanzig Jahren tot, und noch immer sollen wir für ihn mit decken. Das ist schon nicht mehr normal. Und Ludmilla und Domenik. Von denen brauchen wir gar nicht anzufangen. Die Madame kann einem leidtun ..."

Thea stimmte ihm wortlos zu und beide aßen weiter ihr Abendbrot und wandten sich angenehmeren Themen zu.


Callindor

Clan dv Dressels
23.10.2010, 21:40
"Was treibst du da nun schon wieder?"
Domeniks Stimme war frostig, kalt und distanziert. Serena drehte sich nicht zu ihm um, sondern behielt die kauernde Position bei, direkt vor dem großen Gemälde, dass sie zusammen mit Callindor zeigte, direkt im Eingangsfoyer. Ihr Sohn passierte die große Eingangsdoppeltür und hob nur verächtlich den Blick, als er seine Mutter bei ihrer momentanen Tätigkeit ertappte.

"Ich ehre das Andenken deines Vaters."

Sie hatte es laut gesagt und was darauf folgte war Ruhe. Sogar Totenstille. Hätte man es gewollt, ein Weinrebenzweig hätte beim Sprießen belauscht werden können. Zumindest galt das für ungefähr eine Nanosekunde. Denn kaum war dieser Bruchteil von Zeit verstrichen, schmetterte Domenik die Türe mit aller Gewalt zu, dass Serena sich innerlichst erschreckte.

"Mein Vater ist tot!", schnauzte er sie unwirsch an und hängte seinen Umhang über den Diener.
"Sieh dich doch an, Mutter. Klammerst dich noch immer an ihn, selbst jetzt, nach beinahe zwanzig Jahren. Sieh den Tatsachen ins Gesicht. Er wollte nichts von dir und er wollte auch nichts von mir. So einfach ist das. Also verbrenn' dieses Gemälde endlich, sonst tue ich es."

Serena erhob sich von ihren Knien, wandte sich um und stellte sich ihrem Sohn demostrativ in den Weg. Doch Domenik ließ sich davon schon lange nicht mehr einschüchtern. Die Zeiten waren längst vorbei. Und das war auch ihr klar. Es war nicht mehr als ein Akt der Verzweiflung. Und so schritt auch Domenik näher zu ihr heran.
"Du würdest tatsächlich gegen mich handgreiflich werden? Deiner eigenen Mutter?" Sie sprach es voller Entsetzen, teils mit Abscheu, teils aus Furcht aus.
Domenik räusperte sich kurz, straffte sich und gewann zusehends an Körpergröße.
"Natürlich nicht, werte Mutter", wiegelte er ab und es klang, als sei jedes Wort davon gelogen.
Mit einem Schwenk schritt Domenik von dannen und ließ seine Mutter allein.
*Zumindest noch nicht ...* ging es ihm durch den Kopf und dabei lächelte er. So kühl und eiskalt, als hätte er nie eine Wärme gespürt, nie die Fürsorge einer Familie genossen. Und genau das hatte er eben auch nie, seit seiner Geburt an schon nicht. Das war ein Fakt. Zumindest in seinen Augen.


Callindor

Clan dv Dressels
24.10.2010, 11:25
"Wenn ich du wäre, würde ich da jetzt nicht hoch gehen!"

Bastian versetzte diese Warnung in zweierlei Hinsicht in Erstaunen. Zum Ersten, weil seine Freundin und Mitangestellte Thea während des Kochens so gut wie nie den Mund aufmachte und akribisch und konzentriert zu Werke ging, und Zweitens, weil es sonst immer er selber war, der sie vor etwas warnte, sie auf etwas hinwies und dergleichen. Das kam schon einem Novum gleich.

"Thea, meine Liebe, ist beim Frühstück etwas vorgefallen, wovon ich wissen müsste?"
Die Köchin putzte sich ihre Hände an der Schürze ab und schnupperte zufrieden über dem Kochtopf. Ja, das wird schmecken - so es denn jemand essen wird.
"Frag lieber nicht. Als ich den Tisch abräumte, da war dort oben Eiszeitstimmung angesagt. Madame Serena schien völlig in Gedanken und ihr Sohn, Domenik, murmelte nur wieder und wieder irgendwas. Er achtete überhaupt nicht auf das Essen, so er denn etwas anrührte. Verstehen konnte ich es nicht, und als Klatschbase und Lauscher will ich mich nicht heißen lasssen, aber es hat wohl etwas mit seinem Lehrmeister zu tun. Diesen Zaverian, erinnerst du dich?"

Bastian überlegte kurz und nickte dann vorsichtig.

"Du hast keine Ahnung, von wem ich rede, richtig?", stellte Thea spitzbübissch fest, und als Bastian schuldbewusst nickte und dann doch lachen musste, stimmte sie mit ein.
"Ich werde halt auch nicht jünger. Würdest du einem alten Mann ein wenig auf die Sprünge helfen?"
"Ach mein Guter, du bist doch noch in den besten Jahren. Manch einer sollte sich von dir eine Scheibe abschneiden, so fit wie du bist. Aber um auf die Frage zurück zu kommen. Nero Zaverian, dieser hagere Typ, meist in offizieller Form als Lehrmeister für Domenik hier, gebildet, gut aussehend, hat auch eine Frau und einen Sohn. Und er raucht. Und das nicht zu knapp. Will hoffen, dass er den guten van Dressel Sohn damit nicht noch ansteckt. Wirklich eine Schande. Ich glaube sogar, dass die ganze Familie dem Zeug verfallen ist. Ein Wunder, dass die Madame das erlaubt. Also wenn das mein Kind wäre, ich würde dem Kerl ein paar Takte erzählen ..."
"Aber dich fragt niemand.", warf Bastian ein und lächelte ihr zu.
"Eben. Meine Meinung will mal wieder niemand wissen. Aber ich schätze, du weißt, welchen ich meine, denn du bist es doch, der dann immer die Zimmer durchlüften muss, sobald Eure Lordschaft wieder gegangen ist."

Inzwischen hatte auch der gute Bastian erkannt, von wem die Rede war und nickte nur seufzend. Das mit dem Lüften war wirklich so eine Sache. Schließlich war das Gut groß, und die Lady wollte es sauber. Was würde dieser Nero wohl sagen, wenn man ihn höflichst aufforderte, das Rauchen innerhalb des Gutes zu unterlassen? Ihm den Vogel zeigen? Sicherlich. Heutzutage gab es eben keinen Respekt mehr.

"Meinst du, er wird zu Besuch kommen?", wollte der betagte Alte wissen und wischte über sein bärtiges Kinn.
"Schon möglich. Bei den Herrschaften weiß man ja nie. Die kündigen ihr Kommen ja manchmal auch gar nicht an und schneien einfach so rein."

Und kaum hatte Thea zu Ende gesprochen, da stürzte der Greis auch schon vom Tisch, und begann, sich zu dehnen, was bei seiner krummen Figur mehr als lächerlich aussah. Doch Thea kannte ihn nun schon so lange, da gab es dewegen kein Zucken im Mundwinkel. Auch wenn sie sehr an sich halten musste, nicht lauthals loszubrüllen vor Lachen.
"Sag mal, was soll das werden, wenn es fertig ist?"

"Na was wohl?! Ich wärme mich auf für den Fenstermarathon. Sollte der gute Lord Zaverian wirklich antanzen, kommt heute noch einiges auf mich zu."
Und mit Pusten und Schnauben preschte der alte Greis mit jugendlichem Ansporn die Bedienstetentreppe hoch.
"Und Übung vorneweg, damit ich nicht einroste."

Thea grinste und feixte, denn dieser Bastian war schon eine Ikone hier auf dem Gutshof der van Dressels. Und sie vergaß dabei völlig das Mittagessen, dass sich durch ein Zischen und Überlaufen des Topfes bemerkbar machte. Eilig wischte sie die Sauerei fort, noch immer lächelnd.


Nero

Callindor
24.10.2010, 11:50
Ein Geräusch ...

Callindor zuckte zusammen, machte sich so klein wie möglich und lauschte angestrengt in die Finsternis, die ihn ringsum umgab.
War es eine Ratte, oder etwas Schlimmeres? Nun war es wieder still.
Oder ... nein ... da war etwas. Ein leises Rauschen. Atem.

"Hallo?"

Doch niemand antwortete. Sollte es nun wieder so kommen? Wie so oft. Das er verletzt wird, behandelt und dann wieder verletzt. Immer noch dieses starke Röcheln, als bekäme jemand schlecht Luft.
Vorsichtig rutschte der eingesperrte Magier hinüber zu den Zellenstreben, versuchte etwas zu erkennen, doch so sehr er seine Augen auch beanspruchte, es wurde nicht klarer. Überhaupt war sein Augenlicht so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, dass er sich wie ein Blinder vorkam.

*Was Nero wohl gerade macht*, ging es ihm durch den Kopf, und er dachte zurück an diesen Moment, als sein Bruder endlich von dem vermaledeiten Dämon befreit war. Sicher hatte er seinen Sohn ausfindig gemacht, und sicher auch Sylwina. Wenigstens einer war also glücklich im Moment.
Und was war mit ihm? Hielten sie ihn inzwischen für tot, hatte man die Suche eingestellt? Bestimmt hatte Nero mit der Oberin Mutter darüber gesprochen und in ihrer abgeklärten, kühlen Art, mit der sie Dinge anzugehen pflegte, war dies der logische Schluss, wenn Nero seinem Bruder die Klinge in den Wanst bohrte.
Callindor war tot. Mausetot. Bestimmt stand schon irgendwo in Vengard eine Gedenktafel mit seinem Namen und darunter in Blockschrift *geliebter Bruder bla bla bla*.
Alles für'n Arsch!
Schließlich war er sehr wohl noch quicklebendig. Naja, wohl eher mehr lebendig als tot, aber immerhin. Einige Male hatte er sich schon das Gesicht seines Bruders vorgestellt, wenn er sehen würde, dass es seinem Bruder wider Erwarten doch gut ginge. Würde er lachen? Weinen? Um Verzeihung bitten?
Aber leider konnte Callindor um's Verecken keinen Gegenbeweis für seinen Tod anführen, denn er konnte hier in diesem Verlies keiner Magie kanalisieren. Vielleicht war er zu schwach anzwischen, oder ein magischen Dämpfungsfeld umgab diese Zelle. So oder so, wegteleportieren war erstmal nicht drin.

Aber zumindest erhaschte Callindor jetzt so eine Art Silhouette dort im Dunkel, ein schwacher Schemen.
"Ich ... ich sehe dich ...", flüsterte Callindor und lachte, was sich eher wie ein Wimmern anhörte. Natürlich war das mit dem Sehen mehr als gelogen, aber zumindest erkannte er da irgendwas. Und scheinbar reichte dies.
Denn wie auf ein Fingerschnippen war es nicht mehr dunkel, sondern gleißend hell. Und Callindor sah nun noch weniger, denn ihm brannten bei dieser Helligkeit schier die Augen. Zuckend und sich in sich zusammenkauernd rückte Callindor von der Zellenseite ab, und versuchte alles, um nicht in dieses Licht blicken zu müssen.
Wie erbärmlich er wohl aussehen musste. Und dann noch so drapiert wie auf einem Präsentierteller. Und das völlig nackt, ohne jede Möglichkeit, sich zu bedecken. Was für ein Elend. Früher war Callindor stolz auf seinen Körper, und zeigte ihn gern. Inzwischen war er von der Folter so mitgenommen, dass er sich selber davor ekelte. Was hatte man ihm nur angetan. Und wie lange war er überhaupt schon hier drin. Tage, Wochen, Monate - oder gar Jahre?

Callindor wusste es nicht. Aber vielleicht bot sich hier und jetzt die Möglichkeit, mehr zu erfahren, denn offenbar hatte dieser Jemand, doch noch immer kein Wort aussprechen wollte, etwas mit Callindor vor.

"Wo ist .. Domenik .. ich ... ich muss ... mit ihm ... sprechen."

Clan der Zaverias
24.10.2010, 12:53
Wie er sich in die Ecke verzog, zuckte und wimmerte, irgendwie tat es dem Magier Leid, doch das konnte er im Moment nicht berücksichtigen. Callindor würde wahnsinnig werden, wenn er erfuhr, wer hier stand und was hier gespielt wurde. Zwanzig lange Jahre... Zwanzig Jahre der völligen Leere... Nur unter einer Bedingung könnte Nero sich schon jetzt offenbaren, wenn Callindor es bereits wüsste, dass er sich selber umbringen würde aufgrund des Schicksales, welches seine Familie damals besiegelte. Nero war damals noch nicht adoptiert worden und hatte es nicht gewusst, dennoch hatte Callindor ihn dafür gehasst, denn ihm, als dem Älteren, war es eigentlich zur Aufgabe, seinen bruder vor alem zu schützen, was ihm widersagte oder oder was ihn bedrohte, doch er hatte es nicht abwenden können. Zwanzig Jahre.... ohne Callindor wie eine Ewigkeit.

***
zwanzig Jahre zuvor
***

"Du weißt, dass ich es nicht ändern kann, ich habe alles versucht."

"Du... du bist doch an all dem Schuld, du hast mich mitgeschleift!"

"Ich dachte nicht, dass man uns aufspüren würde! Ich kann dir nicht helfen, Callindor, so gern ich es würde!"

"Dann zieh Leine! Ich kann dich nicht mehr ertragen!"

"Aber..."

"Hau ab!"

Nero seufzte und entfernte sich, während Callindor zornig an seinem Festtagsgewand zerrte und riss, damit es endlich richtig saß. Er hatte es nicht abwenden können. Eigentlich hatte der Magier gedacht, man könnte sie hier nicht finden, in ihrer Waldhütte, losgelöst von jedem Menschen außer Sylwina und Dante. Sie hatten knapp ein halbes Jahr ein glückliches Leben geführt als Außenposten des Ordens, ein kleines Forschungsteam, und nun das. Callindor sollte eine Frau heiraten, weil er in einem Vertrag seiner Eltern aufgeführt war, als Tausch für Gefälligkeiten. Nero schüttelte mit dem Kopf, was hätte er denn tun sollen? Ihre Eltern abschlachten? Matt setzte er sich auf die Stufen der Treppe zum Haupteingang des großen Weinguts, entzündete eine Zigarette und wartete. Normalerweise ging Callindor ihm nach einem Streit immer nach, doch selbst eine halbe Stunde nach seinem Abgang war er nicht aufgetaucht, also ging Nero schließlich, wohnte der Zeremonie bei und kehrte dann zurück zu seiner Frau und seinem Sohn.

*
Am Abend darauf
*

Nach einem kleinen Abendessen stand der Magier schon in Unterwäsche, gewaschen und bettfertig in der Küche seines Hauses und trank einen Schluck Wein, es war schon einige Zeit nach Mitternacht, als es an der Tür klopfte. Müde ging er an die Tür, öffnete sie einen Spalt und sah dann zwei Bedienstete des Gutes, die mit kreidebleichen Gesichtern auf ihn einredeten. Zu erst verstand er nur Bahnhof, doch dann erreichte irgendwann die Kunde sein Ohr, dass Callindor reglos am Boden liege. Er war sofort aufgebrochen, mitsamt seiner Heilertasche und im Morgenrock, doch die Panik überschattete all dies. Schlussendlich hatte er versucht Callindors Körper wiederherzustellen, doch das Gift hatte ihn schon zu sehr geschädigt und ließ sich nicht mehr bannen. Er hatte nurnoch den Tod seines bruders feststellen können...

***
jetzt
***

Nero löschte den Lichtpfeil wieder und kniete sich im Dunkeln vor die Gitterstäbe, seine rauhe, gealterte Stimme hallte von den nassklaten Kerkerwänden wieder.

"Callindor... ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen, auf die ich Antworten haben will. Erst werde ich dir die Fragen stellen, dann wirst du antworten, dass hält dich wach... Und wenn du auch nur ein Wort mehr sagst, als ich von dir hören will, dann wird dir das Leid tun, verlass dich drauf..."

Leises Wimmern kam aus der Ecke, Nero biss sich auf die Lippe, er durfte nicht weich werden! Callindor musste hier und jetzt geprüft werden, denn noch immer war nicht klar, was er bereits erkannt hatte und was für ihn noch schleierhaft war.

"Erstens, wo bist du hier? Zweitens, wer bist du? Drittens, in welchem Jahr befinden wir uns? Viertens, wie kamst du hierher? Fünftens, an was kannst du dich vor deinem Erwachen in dieser Zelle erinnern?"

Der Magier kratzte sich am Bart, während er angespannt auf Callindors Antworten wartete.


Nero

Callindor
24.10.2010, 13:07
Callindor hörte die Worte, die wie rauhes Schleifpapier über die Stimmbänder gerissen wurden. Als hätte jemand zu viel geraucht.
*Hoffentlich ergeht es Nero nicht auch mal so*, dachte er sofort und sehnte sich zurück nach Vengard.
Und dann war da ja noch diese eine Frage. Sollte er auf die Fragen antworten, oder sich stur stellen?
Vielleicht brachte Kooperation ihm einige Pluspunkte ein. Zu Verlieren hate er ohnehin nichts mehr.

"Ich warte ...", mahnte die Stimme und Callindor machte deshalb nur umso langsamer, nur um ihn zu ärgern. Sollte er doch wieder mit seiner Feuernadel kommen, er würde es aushalten, wie schon so oft vorher.

"Ich bin Callindor ... Cray, Hochmagier des Ordens von Vengard. Das letzte, was ich weiß, ist, dass ich meinen Bruder errettet habe, irgendwo in Varant, da war eine Höhle, ein Grab. Und Vic war auch da ..."

"Weiter ..."

"Domenik, mein ... ... Sohn ... nahm mich mit. Hier her. Bin ich ... wo ... bin ich? Und wann? Wo ist Domenik? Ich weiß nicht ...
Und jetzt, lasst mich gehen, ich werde auch nichts sagen, ich ... ich verspreche es ... ich muss zurück nach Vengard. Francoise wartet schon, und ... Nero auch ... bitte, lasst mich frei!"

Callindor hämmerte gegen die Streben und aufgeschreckt hüpfte die Stimme von ihm fort. Hatte er ihn erschreckt? Wovor fürchtete er sich so? Vor ihm, einem nackten Mann, ohne Waffen und Verstand.

Clan der Zaverias
24.10.2010, 13:17
Er wollte zu ihm? Also seinem ehemaligen Ich? Laut Domenik hatte er ihn damals erdolcht und Domenik musste ihn retten.... kein Hass?... Wie konnte das möglich sein? Nero fand keine Worte und sammelte sich, während Callindor weiter klagte und schrie. Nero beendete das Treiben mit einem wuchtigen Schlag gegen die Gitterstäbe.

"Ich spüre keinen Hass in dir.... war es nicht dein Bruder, der dich in diese Lage brachte?"

Der Magier ging vor den Stäben auf und ab, während er dem Schweigen Callindors lauschte.

"Willst du nicht sofort zurück um deinen Bruder in tausend kleine Fetzen zu reißen? Ist dir dein Schicksal noch nicht bewusst genug, wo du doch hier in dieser Zelle sitzt?"

Wieder Schweigen, ein leises Schniefen, weinte er? Wieder hämmerte er gegen die Stäbe

"Antworte!"

Callindor
24.10.2010, 13:27
"Ich weiß nicht ..."

Callindor schniefte leise, dachte nach, erinnerte sich. Nero wollte ihn töten? Unmöglich. Der Dämon war doch vernichtet worden.

"Heißt das ... ich habe versagt ... meine Mission gescheitert? Heißt es das? Der Dämon lebt noch, richtig. Und ich bin fort. Francoise wird enttäuscht sein. Ich ... ich muss zurück ... zu Nero .. um zu retten, was zu retten ist ... er ist ... mein Bruder ...
Ich muss sie schützen vor ihm. Francoise, Morlon, Albrich ... Vic und Milten und .. einfach alle. Ich darf nicht versagen. Lasst mich frei, ich bitte euch, lasst ... mich ... gehen."

Doch der andere Kerl antwortete nicht.

War das ein Zeichen? Hieß das etwa ...

"Sie sind alle tot ... nicht wahr. Ich habe versagt, auf ganzer Linie. Es war also meine Schuld. Sagt schon, was wurde aus meinem Bruder? Und aus den anderen. Bitte, ich muss das wissen. Und wo ist Domenik, mein Sohn? Ich ... muss ... ihn ... sehen. JETZT!!!"

Das letzte Wort sollte drohend klingen, doch es klang allemal weinerlich, winzig und verzweifelt. Callindor war jegliche Stärke abhanden gekommen. Was hatte er nur angerichtet ...

Clan der Zaverias
24.10.2010, 13:45
Nero seufzte, einen tiefen Atemzug lang herrschte absolute Stille. Nero lachte leise, auf seine eigene, markante Art, doch Callindor erkannte es nicht, darüber konnte er nur noch mehr lachen.

"Ich glaube, du weißt nicht recht, wo du hier bist, Callindor. Es ist, als würde man mit einem Kind reden. Wenn ich dich gehen ließe, es würde dir nichts bringen, auch wenn sie nicht tot sind, sie sind nunmehr Fremde."

"Was meinst du damit? Was... was soll das alles bedeuten?"

"Nur nicht so voreilig, ich will es dir gerne erläutern. Hör mir einfach zu..."

Wieder atmete er tief durch, das Versteckspiel konnte beginnen, mal sehen, ob Callindor darauf kommen würde....

"Vic hat sich nie damit abgefunden, dass du tot bist, er hat Nero nie verziehen, er ging einfach fort, lebt in Einsamkeit und zurückgezogen, ein mächtiger Magier nunmehr, doch im Oberstübchen nicht ganz richtig. Den lieben langen Tag faselt er von dir, dass du ihm alles bedeutet hast und nun einfach fort bist."

Ein Rascheln war zu vernehmen, Ketten die über den Boden schabten.

"Albrich ist in die andere Richtung aufgebrochen, im Auftrag Nero's leitet er jetzt eine Bibliothek, aber auch er ist ein wenig daran zerbrochen, dass du verschwunden bist. Er hat sich ebenfalls von allem losgesagt und lebt nurnoch für seine Bücher. Man sagt, er habe seit langer Zeit seine Gemächer nicht mehr verlassen.

Ein ungläubiges Geräusch folgte auf die Erklärung, doch Nero ließ keine Fragen zu, jedenfalls jetzt noch nicht.

"Francoise hat sich in ihre Studien zurückgezogen und leitet den Orden mit eiserner Hand. Sie war getroffen von dem Verlust, doch sie konnte nicht anders, als es zu übergehen, denn das wohl des Ordens war bedroht und ist es heute auch noch. Sie forscht nach Wegen, um den Orden zu dem zu machen, was er sein sollte, ein buntgemischter Haufen Magier, die sich voll und ganz den menschen verschreiben, ihre Hausaufgaben machen und dem orden dienen. Du weißt ja, Du und Nero, ihr wart immer Chaosstifter, Reisende, keine ansässigen Magier. Sie versucht herauszufinden, wie man den Orden effizienter machen kann und schmiedet magische Ringe, wahrlich prächtige Ringe. Mehr weiß ich jedoch auch nicht."

Wieder wollte Callindor ansetzen, doch Nero schnitt ihm wieder das Wort ab.

"Nero ist zwar nicht an dem Verlust zerbrochen, doch er suchte nach einem Weg, dich zu retten, denn du bist es, um den es sich hier dreht. Er wollte sich für den Gefallen revangieren, und wie es aussieht hat er das ja auch fast geschafft. Er fand seine Familie, doch er hatte seinen Bruder verloren, kannst du dir den Verlust ausmalen?"

Callindor blieb stumm, dann bemerkte Nero, dass er ganz nah an die Gitterstäbe heran getreten war und eine Hand hervorgestreckt hatte.

"Aber, das kann unmöglich sein... ich bin doch nicht lange fort.... bitte, lasst mich euch sehen..."

"Du warst länger fort als du denkst.... zwanzig Jahre..."

Die Hand entfernte sich, Callindor hielt die Luft an, schien nachzudenken, vielleicht gar verrückt zu werden.

"Erkennst du mich noch immer nicht?... Mein.... Bruder?"

Callindor
24.10.2010, 13:58
Callindor sah ihn vor sich. Doch das konnte nicht stimmen. Das konnte alles nicht wahr sein. Überhaupt wusste Callindor nicht mehr, was gelogen war und was der Wahrheit entsprach, was Illusion, und was Realität.

"Nein ... das ... das ist unmöglich! Du bist unmöglich mein Bruder. Der Nero, den ich kenne, hätte mir so etwas nie angetan! Nie!!!"

Angewidert wandte sich der Magier ab, stierte in das fahle Licht des Zaubers und wartete auf die Auflösung.

"Domenik! Ich weiß, dass du hinter all dem steckst. Es reicht jetzt endlich. Ich habe die Spielchen satt. Löse endlich den Zauber, oder den Traum auf. Die Scharade ist vorbei."

Doch es regte sich nichts. Nur der Nero-Doppelgänger lachte, erst leise, dann immer lauter werdend, bis es fast in einem schaurigen Gelächter endete.

"Das ist kein Traum, keine Illusion, Bruder. Soll ich dich kneifen, damit du mir glaubst. Dabei dachte ich, die Schmerzen der letzten Wochen hätten dich schon eines Besseren belehrt."

Callindor schwieg. Er verstand das alles nicht, und wollte auch gar nicht mehr verstehen.

"Es ist viel Zeit vergangen, seit ich er war. Viel ist geschehen. Dein Tod hat viele getroffen. Hast du schon einmal daran gedacht."

"Aber ... ich lebe doch ..."

"Erinnerst du dich an deinen Plan? Das Tagebuch. 111 Tage ..."

Jetzt langsam fiel der Groschen. Davon sprach er also. Er war also wirklich gestorben, so, wie er es geplant hatte ... und hatte damit die Zukunft in ein Chaos gestürzt.

Clan dv Dressels
26.10.2010, 12:30
An einen Tag vor fast zwanzig Jahren ...

"Mia, wie konntest du nur!"

Serena sah sie tadelnd an, doch Ludmilla van Dressel, von ihr liebevoll Mia genannt, ließ es an sich abprallen, als sei ihr Körper eine emotionslose Wand. Das war sie auch die meiste Zeit über, sodass ihr dieser Akt nicht sonderlich schwer fiel.

"Ich kann doch nicht einfach einen wildfremden Mann heiraten. Das geht doch nicht."
"Und wie das geht!", fiel ihr ihre Großmutter ins Wort und dies war das Erste, was sie sagte, seitdem ihre Enkelin das Zimmer gespürt und auf sie eingeredet hatte.
"Es ist ein Wunsch deiner Eltern, den wir zu respektieren haben. Sie es als ihren letzten Willen an."

Serena murmelte etwas für sie unverständliches und gab sich noch nicht geschlagen. Sicher, ihr Vater und ihre Mutter hatten bestimmt einen guten Grund, diesen Burschen für sie zu arrangieren, dennoch konnte sie das alles nicht verstehen. Welche Schuld ließ solch einen Vertrag folgen?
"Wie heißt er überhaupt? Ist er hübsch? Und gebildet?"
"Sein Name ist Callindor Cray. Und natürlich ist er gebildet, gut aussehend und besitzt überdies noch alle anderen hervorzuhebenden Eigenschaften. Er gehört schließlich zum Orden der Feuermagie, das spricht doch für sich."
Serena rollte mit den Augen und sah nur das Plätzchen im Tee verschwinden und seltsam gefärbt davon wieder auftauchen. Herzhaft biss ihre Granny davon ab und palaberte noch weiter über das Geschlecht der Crays und das der van Dressels und Hie und Da und Bli und Bla. Im Gegensatz zu Ludmilla van Dressel, die als Oberhaupt der Dynastie eine Stellung zu wahren hatte, machte sich Serena nicht viel daraus. Sollte er sie doch nur glücklich machen können. Das war das Einzige, worauf sie hoffte.

Nach dem Tod ihrer Eltern war Mia die Letzte aus der Familie, die sie hatte. Nur leider verstand es die hartherzige Lady nicht, mit ihr umzugehen. Mag nach außen hin der Respekt und die Zuneigung beiderseits vorhanden sein, so vermochte die Alte nie ihr Herz ergründen zu können.
Ihr Herz - wie ein weiter, stiller Ozean, und sie hoffte, dass dieser Callindor Cray darin eintauchen würde und er immer ein Teil von ihr bliebe. Bis das der Tod sie schiede ...

"Und nun mein Kind, mach dich fertig, er wird sicher gleich eintreffen, und du willst doch eine passable Figur machen, nicht wahr?"
Serena nickte nur, denn das war keineswegs eine Frage, sondern viel mehr eine Order, und band sich das Haar zurecht, kämmte es ein letztes Mal durch und schaute verträumt in den Spiegel. Gleich würde sie auf ihren Traummann treffen. Hoffentlich würde ihr Traum in Erfüllung gehen.

Da wusste sie noch nicht, welch Albtraum daraus erwachsen, und welch ein Schatten sich dadurch auf die gesamte Familie legen würde.


Callindor

Clan der Zaverias
28.10.2010, 18:04
Nero seufzte, Callindor hatte es nicht verstanden, noch nicht. Er war so ungemein begriffsstutzig gewesen in seinen jungen Jahren, wie sie alle eben, niemand hatte das wahre Ausmaß damals erkannt und niemand hatte mit den Folgen gerechnet, dabei war es immer Nero gewesen, der sich solche Sachen am ehesten begreiflich machen konnte. Doch er hatte es nicht geschafft das Böse hinter diesem verdammten Vertrag zu erkennen denn er hatte eigentlich gedacht, dass Callindor es einfach so überstehen würde, es ertrug wie ein starker Mann, dass er sich schlussendlich umgebracht hatte, hatte der Magier nie verkraftet. Er dachte zurück an die Zeit, in der sie hier her gekommen waren....

***
einundzwanzig Jahre zuvor....
***

Nero packte zusammen, räumte seinen ganzen Kram in Kisten und Boxen, stapelte was das Zeug hielt und unterhielt nebenher seinen kleinen Sohn, der es sich gefallen ließ, wenn mal wieder etwas schweres auf des Vaters Fuß landete. Alles in allem genommen war der Hausstand klein, so dachte Nero es jedenfalls, doch je mehr er verpackte desto mehr schien es zu werden. Callindor war schon tagelang bedrückt, doch an einer Scheinehe konnte doch nichts auszusetzen sein!? Ein neues Land, neue Möglichkeiten, ihrer aller Versetzung in ein neues Leben! Myrtana war dem Magier schon lange nicht mehr so am Herzen wie sonst, denn der Krieg hatte es mehr und mehr zerfressen, nur noch ein Abbild des einst stolzen Landes war geblieben, zerstört und ruiniert. Seine Heimat war nicht mehr zum Leben bestimmt und das hatte selbst Callindor erkannt, doch daraus hatte er keinen positivien Nutzen gezogen sondern war noch schlechter drauf als eh schon. Er sah ab und an bei Nero und Sylwina vorbei, doch immer hinterließ er das Gefühl, ein Stück Eis wäre in ihrer Beisein herangewachsen. Nero schnaufte, denn es war nicht leicht schließlich den Karren mit seinen, Sylwinas und Dantes Sachen zu beladen, geschweigedenn sie dann oben zu halten. Alle lachten, freuten sich auf ein neues Leben und zogen dann frohen Herzens gen Schiff, denn ihre Sachen sollten verladen werden, schließlich ging es heute Abend noch weg aus Vengard! Scherzend setzten sie ihren Weg fort und Nero spürte Eiseskälte. Er hatte erneut einen Anfall und sah alles in seinen magischen Spähren, erkannte für einen Augenblick die wagen Gefühle der Leute, gerade so als ein Schleier der sie umgab, denn Magie war dafür sehr anfällig. Ihre Gedanken konnte er nicht lesen, doch ihre Gefühle sehrwohl sehen. Und da war es, ein Meer aus freudigen Empfindungen und eine Gasse die sich in der Magie bis zu Callindor bildete, den tiefe Trauer und Leid umgab, so als nähme er Abschied von Vengard UND sich selbst. Nero nickte ihm zu, denn man sah ihm an, dass er lieber alleine gelassen werden wollte. Und nachdem die Sachen verstaut waren, betraten sie das Schiff und bald schon, nun sogar mit Callindor an seiner Seite, stand er am Bug des Schiffes und spürte leichten Wind im Gesicht als sie in eine neue Welt aufbrachen...

***
Jetzt
***

Nero nahm einen Zug von seiner Zigarette, nach diesem Ereigniss war sein Verhältnis zu callindor nicht besser geworden, denn dieser kapselte sich mehr und mehr ab, doch war es noch nicht verloren, denn zusammen wohnten sie in dem Vorposten und auf den Namenslisten der Reisenden war Callindor nicht zu finden, dafür hatte Nero schließlich mit einer Hand voll Gold gesorgt, doch Callindor spürte schon, was als nächstes geschehen würde...

***
einundzwanzig Jahre zuvor, knapp ein halbes Jahr nach ihrer Ankunft...
***

Callindor brütete erneut über seinen eigenen Plänen und Vic schaute wieder einmal vorbei, schnappte sich Nero und zog ihn nach draußen, in den Regen. Nero schüttelte den Kopf und zog schnell seine Kaputze über den Kopf, was sollte das nun wieder heißen? Wild redete er auf ihn ein, er solle Callindor besser verstecken, weiter fortbringen, weg von dem Vorposten, man würde es herausfinden. Alles was nero tun konnte, war beschwichtigend die Arme zu heben, ihm zu erklären, dass er keine andere Möglichkeit sah und ihn auf eine Tasse Tee einzuladen, schließlich hatte er alle Register in dieser Sache gezogen, irgendwann wusste auch er nicht mehr weiter!

***
Jetzt
***

Nero seufzte erneut, hätte er damals nur auf Vic, der sein Freund geworden war, gehört und Callindor in eine abgelegenere Behausung gebracht, doch hätte er ihn denn absolut isolieren sollen? Er war doch sein Bruder gewesen! Und nach seinem Tod... hatte er sich um Domenik gekümmert... der im Übrigen den Sturkopf seines Vaters geerbt hatte. Verbissen hatte er sich an die Lippen seines neuen Lehrmeisters geheftet und war schnell zu einem guten Kämpfer und Magier herangewachsen. Sie hatten eine Freundschaft entwickelt die jenseits von Gut und Böse lag, es war mehr eine Bruderschaft, mit Rivalitäten und Streit, doch immer hatte Nero als Lehrmeister und Pate gewonnen, denn Domenik hatte sich nicht an ihn herangetraut, noch nicht wie Nero feststellen musste...

***
fünf Jahre zuvor
***

Nero stellte sich in Grundstellung, heute war Domenik ganz besonders erpicht darauf, einen Treffer zu landen und dabei hatte er schon einiges einstecken müssen, jedoch nur die Breitseite des Schwertes, schließlich sollte es hier nicht zu Verletzungen kommen, doch dann packte Domenik der Übereifer. In einer wilden Attacke unterwanderte er Wiesungsgerecht die Parade Neros und sollte ihn von den Füßen stoßen, doch anstattdessen tauchte ein Dolch in seiner linken Hand auf und fand als Ziel den Unterarm Neros und hinterließ eine blutende Wunde, es war nur ein Streich gewesen, hätte Nero nicht gehandelt hätte Domenik den Dolch im Fleisch versenkt. Nero wies ihn zurecht.

"Das habe ich dir nicht beigebracht! Was soll das?"

"Ich nutze mein Wissen um dich endlich zu schlagen!"

"Ich habe dich Ehrlichkeit gelehrt!"

"Na und? Scheiß drauf!"

Nero vollführte eine halbe Drehung, entging beiden Klingen seines Schülers, stieß das Schwert von unten unter die Klinge Domeniks, rammte sie ihm aus der Hand, zog den einen Dolch aus der Armschiene des Schwertarmes, rammte diesen in den Unterarm seines Schülers, der daraufhin den Dolch fallenließ und ein offenes Ziel für Nero bot, der nun seinerseits mit unfairen Mitteln kämpfte, ihn von den Füßen holte und den zweiten Dolch durch wechseln des Schwertarmes tief im Oberschenkel Domeniks vergrub. Er stelle einen Fuß auf die Brust seines Schülers und drückte ein wenig zu, damit er ihn in seinem Schmerz schreiend ansah.

"Du igrnoranter Hitzkopf... Du weißt nicht zu was ich fähig bin und diese Mittel sind nicht die Tugenden eines Kämpfers. Kämpfst du noch einmal mit diesen Waffen, werde ich dich dafür hart bestrafen! Hast - Du - Das - Verstanden?"

"*gnnn* Ja!"

"Ich schwöre dir eins, dein Vater hätte das nie zugelassen und ich auch nicht!"

"Mein Vater ist tot, rede nicht über ihn als sei er ein Heiliger, er hat uns im Stich gelassen der verdammte Bastard!"

Nero trat auf die Brust seines Schülers, der unter dem Schmerz erneut aufschrie.

"Erdreiste dich nicht! Er war ein guter Mensch und seine Bewggründe waren anders! Und nun... scher dich fort, ich will dich hier erst wieder sehen, wenn ich dich rufe..."

Nero drehte sich um, behandelte seine Wunde kurz um zumindest die Blutung zu stoppen und schritt von dannen, den blutenden Domenik ließ er hinter sich, dieses Benehmen war alles andere als akzeptabel!

***
Jetzt
***

Nero zog erneut an seiner Zigarette, da hätte er es eigentlich erkennen müssen, erkennen was für ein intriganter und arroganter Mensch Domenik in den Jahren darauf werden sollte, doch wieder hatte er es nicht verstanden und niemand war da, um ihm zu helfen, jeder ging anders seiner Trauer um Callindor nach und keiner versagte dabei so schrecklich wie er selbst, schließlich hatte er Domenik nicht mehr im Griff, und das war heute nur zu seinem Leidwesen, denn er hatte ernsthaft daran gedacht, Callindor zu töten wenn er ihn gefunden hatte, das konnte Nero nicht zulassen!

Clan dv Dressels
28.10.2010, 18:47
Domenik sah sich vorsichtshalber noch einmal um. Er war allein. Zumindest konnte er das so sicher annehmen, wie man das Pferd, das dort angebunden stand, ignorieren konnte. Er kannte es sehr gut, und die Voraussage, dass es sich bei dem Reiter um Nero handelte, war mehr als wahrscheinlich. Kein anderer wagte sich an diesen aufbrausenden Hengst.
Also war er bei Callindor und machte etwas mit ihm, fragte ihn aus, folterte von A-Z und wieder zurück.
Sollte er machen, wie er wollte, doch nun war er hier, und Nero würde gehorchen müssen.

"Ein angenehmer lauer Herbstabend, nicht wahr?", fragte er Nero, als er die Höhle betrat und die Fackeln an den Seiten der Szene etwas Düsteres und Schauerliches gaben.
"Domenik ... wie hast du mich gefunden?"
Er lächelte ihm zu und nahm einem Schluck aus dem Schlauch. Dieser Rotwein hatte wahrlich eine exquisite Note. Wie exquisit sollte sein Mentor noch feststellen.

"Dachtest du wirklich, ich fände dein Versteck nicht heraus? Es gibt nicht viele zerklüftete höher gelegene Ebenen hier, wo du jemanden für längere Zeit verstecken kannst. Außerdem habe ich meine Augen und Ohren überall."
"Du lässt mich also beschatten? Habe ich dir so etwas gelehrt? Sicher nicht."
"So ein hartes Wort. Sagen wir eher, ich habe mich um dich gesorgt."
"Natürlich."

Domenik wandte sich von ihm ab, dachte sich seinen Teil und ging näher an die magisch-metallene Zelle heran. Der Körper, der darin eingepfercht war, rührte sich nicht und sah besser aus, als Domenik es eigentlich erwartet hatte. Weniger beschädigt. Eine gewisse Enttäuschung konnte er nicht verbergen. Zu gern hätte er von seinem Vater nicht mehr als einen Haufen zusammengehauenes Fleisch übrig gehabt. Aber vielleicht war es besser so. Schließlich wollte auch er noch seinen Spass mit ihm haben. Nero war auf seine Tage weich geworden. Das brachte es wohl mit sich, selbst ein Vater zu sein, als Vorbild für seinen Mustersohn Dante zu fungieren. Inzwischen hatte sich dieser ja sogar zu einem Ehemann abstempeln lassen. Wie leicht zu bezirzen diese Menschen doch waren.
Bei Domenik würde es nicht so sein, ihn würde man nicht so leicht bekommen. Aber wer wollte ihn schon? Und alles war die Schuld seiens Vaters. Und dafür sollte er büßen. Da kam ihm auch Nero nicht dazwischen. Dafür würde gesorgt werden.

"Hier, nimm einen Schluck, er wärmt den Bauch und macht die Heimkehr angenehmer. Wartet deine Familie denn nicht auf dich?"
"Und du? Wartet bei dir denn niemand?"
Domenik antwortete auf die Frage nicht, murrte nur in sich hinein und hielt den Schlauch noch energischer hin. Schließlich nahm Nero ihn, hielt ihn an seinen Mund, zögerte kurz, und trank dann doch.

"Du hast doch nichts dagegen, wenn ich ihn mir ansehe?"
"Mach ruhig. Er wird ruhig sein. Die Befragung heute war sehr anstrengend für ihn."
*Er wird noch lernen, was Folter ist.*, dachte sich Domenik nickend und betrat die Zelle, nachdem Nero die Abwehrbarriere Kraft seines Willens heruntergefahren hatte.
Eilig kniete sich der junge Mann nieder, fühlte den Puls, tastete den Körper ab und lächelte ab und zu vergnügt. Das in ihm auch ein Heiler steckte, sah man ihm äußerlich gar nicht an, aber Nero zeigte ihm eben alle Tricks und machte dabei auch vor dieser Art Magie nicht halt. Was er aber nicht wusste, war, dass er inzwischen selbständig weiter studiert und geforscht hatte und über das Stadium des Heilers hinaus war. In ihm schlummerte ein Alchemiker, ein Experte des menschlichen Körpers, der es mit Extrakten und Mittelchen verstand, eben jenen zu beeinflussen.
Und eben aus diesen Zweck heraus zog Domenik eine schmale Börse aus seinem Unterarm, öffnete es klappend auf und holte kleine Nadeln hervor, kaum breiter als ein Stück Holzsplitter.
Der erste dieser Nadeln landete auf Callindors Kopf, wo ein kleiner weißer Punkt zurück blieb.
"Was machst du da?", fragte Nero leicht alkoholisiert. Ihm fiel das Sprechen plötzlich unerwartet schwer. Entsprechend überrascht sah er hinüber zu Domenik und wiederholte seine Frage lauter und ungehaltener, als dieser darauf nicht reagierte.
Trotzdem kam er nicht umhin, sich an den Zellenstreben festzuhalten, und nur keuchend und stöhnend zuzusehen, wie Domenik an den Armen, den Beinen und der Brust von seinem Vater weitere Nadelpunkte hinterließ.
"Entschuldige bitte, würdest du ...", fragte Domenik, als er fast über die Füße seines Freundes und Mentors stolperte, dem das Einziehen seiner Gliedmaßen ungeheuer schwer fiel, oder der dazu nicht mehr in der Lage war. Beinahe schon angewidert schob er sie beiseite und zog Callindor an den Beinen voran aus der Zelle.
Er hörte noch die lallenden Widerworte, ehe Nero zur Seite fiel und sich nicht mehr regte. Sollte er seinen Rausch aussschlafen, der mit purem Extrakt versetzte Wein sollte mächtig reinhauen und für gute Kopfschmerzen sorgen. Zum Glück hatte Domenik ja das Antidot vorher zu sich genommen, um jener fatalen Wirkung zu entgehen.

"Falls du ihn sehen willst, komm zu unserem Anwesen, dort wird er im den unteren Etagen zu finden sein. Gräme dich nicht, ich habe dich vorgewarnt gehabt, Freund. Und sieh es mal so. Wärst du nicht der Mann, der du bist, dann würde die Dosis hoch genug gewesen sein, um dich zu töten. Ich bin nur wegen Callindor hier, und will mit dir keinen Streit. Ich hoffe, du verstehst das. Und wenn du uns nun entschuldigst, mein Vater und ich müssen uns dringend unterhalten. Wir haben so viel nachzuholen."

Verschmnitzt lächelnd und Nero über die roten Haare fahrend, wandte er sich um, schnappte sich wieder die Beine des Nackten, und zog ihn aus der Höhle raus. Dioe Kälte der Nacht wäre nur ein Bruchteil dessen, was er ihm noch antun würde. Und dabei hatte es sein Vater noch gut. Bewusstlos nahm er es nicht einmal wahr.
"Ach ja, falls du dir um deine Familie Sorgen machst. Ich habe meine gute Thea zu ihnen geschickt, dass sie ihnen als Gesellschafterin Dienste leistet, denn du bist offiziell mit mir auf der Jagd. Schlaf also aus, und komm vorbei, wenn du magst."

Zufrieden entfernte er sich mit dem Bündel reglosen Fleisches von der Höhle, löste sein Pferd, hievte den Körper darauf und anschließend sich selbst. Es dauerte etwas, brauchte mehrere Anläufe, aber schlussendlich klappte es. Überhaupt konnte Domenik zufrieden mit sich sein. Diese Aktion hatte wirklich wie am Schnürchen funktioniert.


Callindor

Clan dv Dressels
30.10.2010, 10:55
Dafür, dass es von Tag zu Tag kälter wurde, war dieser Morgen noch einer der angenehmeren gewesen. Überhaupt schien momentan herrlichst die Sonne und beschönte die Gemüter. Bastian ließ sich daher nach längerem zu einer Pfeifenpause verleiten.
Zum Glück hatte er für den Vormittag so weit alles fertig, sodass er sich das mal erlauben konnte. Außerdem bekam es von den Herren und Damen sowieso nie jemand mit. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er sich abseits der Arbeit etwas die Zeit vertrieb.
So zog er an dem Vordachpfeiler stehend einige Mal an seiner Pfeife, als doch tatsächlich der Umstand eintrat, dass Domenik persönlich diesen Weg ankam, in Begleitung eines anderen Mannes, der mit Laken behangen noch erbärmlicher daher kam, als so mancher Pfeinnigbettler. Bastian schüttelte nur mitleidig mit dem Kopf und klopfte seine Pfeife aus. Es war ohnehin zu spät, denn der werte Herr des hauses hatte ihn bereits gesehen, war davon allerdings genau so überrascht wie Bastian es gewesen war. Von etwaiger Nervosität merkte man beim darauf folgenden Gespräch allerdings nichts.

"Gut, dass ich dich hier erwische, Bastian. Wir haben einen Gast zu Besuch, der es vorzieht, in den unteren Etagen zu bleiben, wenn du verstehst, was ich damit sagen will."
Der Diener stutzte, nickte dann aber schnell. Offenbar war das ein Gefangener. Es dauerte etwas, aber er hatte es doch noch assoziiert.
"Bring ihm etwas anständiges zu Essen und passende Kleidung. Wir wollen doch nicht, dass er sich etwas wegholt."
"Natürlich nicht.", meinte der Greis da schnell und katzbuckelte noch mehr. Domeniks Begleiter hingegen blieb noch immer stumm. Offenbar schlief er tief und fest. Bastian fragte sich, wie man so etwas zu Stande bringen konnte, so mitten am Tag. Er stand mit den ersten Sonnenstrahlen auf der Matte.
"Komm mit, dann zeige ich dir, wo er die nächste Zeit bleiben wird. Und kein Wort darüber zu meiner Mutter oder den anderen, verstanden."
"Natürlich ... Herr."
Domenik schnaubte und zog des Bewusstlosen mit sich, im Schlepptau den alten Diener, der es inzwischen bereute, seinem Verlangen nachgegeben zu haben. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Domenik das so nicht geplant hatte.

Das Donnerwetter hörte Bastian jetzt schon in seinen Ohren klingeln. Ohje, was hatte er nicht schon alles mit dieser Familie durchmachen müssen ...


Callindor

Clan dv Dressels
01.11.2010, 19:36
"Wie schön er aussieht."

Domenik zog es bei diesen Wort alles zusammen. Schauernd stand er kleinen, quadratischen Ausguckfenster des Turmverlieses und schaute stumm in die Nacht hinaus.

"Wenn du meinst", sagte er schließlich beiläufig, denn als er sich umdrehte, stand sie doch wirklich so da, als erwarte sie auf ihren Ausspruch eine Reaktion.
"Du kennst ihn eben nicht solange wie ich ... wie wir. Da haben wir einen Vorteil. Mit Callindor verbindet uns etwas sehr wertvolles."
"Und nur deswegen macht ihr ja den ganzen Zirkus mit, nicht wahr?"

Sie zuckte nur mit den Schultern und strich dem schlafenden Mann eine Strähne aus dem Gesicht. Wie dort so dalag, mochte man meinen, man sähe in das makellose Gesicht eines Toten, eines frisch aufgebahrten Leichnams.
Nero hatte wirklich vor nichts Halt gemacht mit seiner Art Exorzismus, oder was auch immer dieser verquere Bruder da wieder im Sinn hatte. Und letztlich mussten SIE es wieder gerade biegen. Aber wenn es sie einen Schritt näher zu ihrer Erfüllung brachte, taten sie notgedrungen auch das.
"Nero hat ihn ja ganz schön rangenommen. Sicher war er wütend, als du dir Callindor einfach so geschnappt hast."
Domenik nickte nur zu Fenster hin, sie würde schon verstehen.
"Sicherlich kommt da noch was nach, aber zumindest lebt er noch, da kann er froh drüber sein."
"Und das auch nur, weil ich dich darum gebeten habe, nicht wahr."
Domenik murrte, wieder zum Fenster gewandt, und die Scheiben beschlugen und färbten sich schwach milchig weiß.
Sie hatte ja recht. Nur ihrer Bitte nach hatte er die Dosis schwächer gewürzt, denn tief in seinem Inneren hasste er seinen Lehrmeister noch mehr als seinen Vater. Denn für ihn stand eindeutig fest, dass Nero der Grund dafür war, dass Callindor so wurde, wie er war ... oder eher so blieb, wie er war, denn als eine Aufgabe eines Bruders wäre es gewesen, Callindor vom sündoigen Pfuhl der Verderbheit abzubringen. Aber stattdesen hatte er ihn in seinen Neigungen auch noch unterstützt. Nicht zuletzt hatte er Vic, Callindors Geliebten, gewähren lassen, obwohl er als Dämonenjäger die Pflicht gehabt hätte, eben jenen Jungen zu töten. Aber stattdessen trieb er ihn direkt in die Arme seiens Vaters. Nero war durch und durch zu schwach gewesen, all die Jahre lang, sich mit Callindor Auge in Auge messen zu können, denn sonst wäre es ganz anders gekommen. Sein Vater wäre noch da, und sie wären eine glückliche Familie. Aber nein, nun stand er hier allein am Fenster, dachte an seinen verhassten Vater, an seinen noch mehr verhassten Freund, und daran, wie er der Bitte einer einfachen Frau hatte nachgeben können.

Nero Tod hätte den Schmerz vielleicht etwas gedämpft. Und schließlich war ihm der alte Sack inzwischen zu nichts mehr nütze, in Sachen Magie und andeer Talente hatte er ihn inzwischen überholt, oder war zumindest auf Augenhöhe mit ihm. Von daher wäre der Verlust zu verschmerzen gewesen.

"Und was wäre aus Sylwina und den anderen geworden?", fragte sie plötzlich, während Domenik damit beschäftigt war, seine Gedanken zu sortieren.
"Du sollst mich nicht immer ausspionieren.´Ich mag das nicht, das weißt du."
"Ja, ja. Da kommst du geradewegs nach deinem Vater. Callindor hatte es früher auch nicht gerne."
"Ich habe nichts von meinem Vater, rein gar nichts. Wir beide wir zwei völlig verschiedene Menschen."
"Aber ein Teil von dir stammt von ihm, dass lässt sich nicht leugnen."
"Schlimm genug, dass es so ist ... reden wir nicht mehr davon. Es geht mir nicht besonders."
"Das habe ich schon festgestellt. Trotzdem darfst du nicht davor scheuen, der Augenblick wird kommen, wo du dich entscheiden musst. Sobald wir unser Fragment haben, kannst du mit ihm machen, was du willst. Aber bis dahin ..."
"... rühre ich ihn nicht an, schon verstanden."

"Genau. Und so abgelegen, wie das Zimmer ist, wird er owieso keinem auffallen."

Tatsächlich war es so, dass man den Westturm des großen Gehöfts nur mehr durch den Keller erreichen konnte, da ein Brand die obere Etage unbegehbar gemacht hatte. Und hier her verirrte sich nie jemand. Auch kein Nero.

"Domenik ..."

Er wandte sich um, und sah ihr ins Gesicht, das ruhig zurückstrahlte, und trotz der Jahre, die dazwischen lagen, noch immer frisch und rosig aussah. Fast identisch mit ihren beiden Schwestern, sah man mal von den Haarfarben ab. Es war ohnehin nicht sicher, ob dies das wahre Bild ihrer Erscheinung war, aber Domenik kümmerte das wenig, solange er nur das von ihnen bekam, was er wollte.

"Wirst du es deiner Mutter sagen?"
Domenik verneinte dies vehement, meinte, es würde sie zu sehr aufregen und in ein emotionales Chaos stürzen. Es sei zu riskant.
"Diese Sache meinte ich nicht, und das weißt du auch."

"Halt dich aus meinen Gedanken raus!", blaffte er sie an und schlug die Zimmer tür hinter sich zu.
Dies war seine Sache, damit sie oder eine ihrer Schwestern rein gar nichts zu tun. Es war so schon schwer genug, Tag für Tag auf's Neue zu bestehen. Und alles nur wegen Callindor
Diesen einen Gedanken, diese fast rituelle Spruchformel sagte er sich in Gedanken so lange, bis er sich wieder beruhigt hatte.
Ja, es war alles Callindors Schuld, und auch Neros, und sie sollten dafür noch zahlen, mit ihrem Blut.


Callindor

Clan dv Dressels
05.11.2010, 18:58
Serena zuckte zusammen, als der Blitz in der Nähe ihres Gutes einschlug. Vor Schreck ließ sie den Löffel klirrend in die dampfende Suppe fallen. Bastian hingegen, der gerade dabei war, das Abendessen zu servieren, reagierte gar nicht darauf, sondern erst auf die Sauerei, die die gute Madame dort fabrizierte. Schließlich würde er das Tischtuch waschen müssen. Aber er sagte nichts, tat nichts und räusperte sich nur kurz, als wäre gar nichts gewesen, was man hätte bemerken brauchen. Ganz der Butler eben.

Serena sah fröstelnd zu ihm herauf und ihre flehenden Augen ließen selbst sein altes Herz noch weich werden. Wie einsam sich die MyLady wohl vorkommen musste in dem großen Haus. Von Domenik und Ludmilla keine Spur. Letztere verbrachte ihre Abende eher in Gesellschaft der anderen Magier des Ordens, doch wenigstens ihr eigener Sohn hätte doch erscheinen können. Doch das tat er fast nie. Und doch standen jeden Abend die Teller, Brettchen und Gläser für sie bereit. Noch immer hoffte Serena anscheinend auf ein Wunder.

"Die Suppe ist wirklich gut. Thea ist eine gute Köchin."
Bastian sah zu ihr und lächelte sie an. Er meinte es wirklich so, obgleich er auch erkannte, dass Madame kaum mer als fünf oder sechs volle Löffel davon probiert hatte. Es war wirklich beschämend. Besonders für Domenik, der mit seinem Verhalten das herz seiner Mutter Mal für Mal zum Erschüttern brachte. Sie war eine starle Frau, ganz offensichtlich. Doch hatte sie nie diesen Weg selbst gewählt. Er war ihr aufgedrängt worden. Erst durch Ludmilla, die sie zwangsverheiratete, dann durch Callindor, der sich von ihr durch Selbstmord trennte, und nun ihr Sohn Domenik, der sie tagein, tagaus mit Nichtbeachtung, Verhöhnung und Spott bedachte.

"Ich werde es ihr sagen. Sie wird sich darüber freuen."
Serena sah auf, und nun fand auch sie endlich die Kraft, zu lächeln, wenn auch nur kurz.
"Wo wohl mein guter Sohn wieder bleibt?"
Bastian sah zur Eingangshalle, sie hörten es wieder rumsen und poltern und diesmla zuckte sogar der Alte. Dieses Gewitter brachte ja bald Weltuntergangsstimmung mit sich.
"Ich habe in seinem Studierzimmer Licht gesehen. Soll ich nachsehen und den Herrn van Dressel persönlich zum Abendmahl geleiten? Sicher hat er bei all der Arbeit nur die Zeit vergessen."
Und da lächelte sie wieder, verneinte jedoch und war dennoch dankbar. Denn Bastian hatte das Offensichtliche genannt, und es doch geschafft, es verständnisvoll und nachvollziehbar zu verpacken, obwohl sie beide nur zu gut wussten, weshalb er wie so oft an der Tafel fehlte.

"Ist schon gut, aber nein."
"Gut, MyLady. Dann werde ich abräumen sobald ... erwartet ihr noch Besuch?"
Serena folgte dem Blick des Butlers hinaus aus dem Fenster, an den die dicken Regentropfen klatschten. Regelmäßig wurde die schwarze Nacht von hellen Blitzen erhellt, doch immer wieder blieb ein heller Punkt zurück, der scheinbar nicht zu dem krachenden und donnernden Lichtspektakel gehörte.
"Nein, das tue ich nicht."
Nachdenklich sah Serena zum Fenster, sah den Reiter näher kommen, hörte schon das aufgeregte Wiehern selbst beim prasselnden Regen und schaute dann entlang des langen Flures hinaus zur Wendeltreppe hinauf in Domeniks Studierzimmer.
"Bastian, sei so gut, und sieh nach, wer das ist. Und egal, was er will, ich möchte niemanden sehen, und mein Sohn auch nicht, wenn er nicht einmal für ein gemeinsames Abendbrot die Zeit findet. Wir wollen ihn also lieber nicht stören. Schick ihn fort. Schick ... ihn ... fort.

Bastian war über die Entschlossenheit seiner Herrin überrascht, genauso, wie wohl Serena von sich selbst verwundert sei durfte, zu solcher Stärke gefunden zu haben. Inzwischen war ihr Blick schon wieder hinweggeglitten, und nur sie selbst wusste, was sie da hinter den großen Fensterscheiben sah.
Bastain hörte und sah nur den Regen, Madame Serena vielleicht etwas völlig anderes.
"Natürlich, wenn sie es wünschen.", entgegnete er nur steif und vornehm und entfernte sich dienerisch, bgis er schlussendlich an der prächtigen Doppeltür des Hauseingangs angekommen war. Das Wierhn war abgeflaut, man hörte das Platschen von Wasserpfützen, danach Stifel, die in Feuchtigkeit suppten. Und gerade, als der Fremde klopfen wollte, öffnete Bastian die Türe und komplimentierte den überraschten Nero rigoros nach draußen, ohne ihn auch nur mit den Händen oder Worten zu bedrängen.
"Sir, ich muss sie bitten, zu gehen. Die MyLady fühlt sich nicht gut und möchte niemanden sehen. Auch sie nicht, Nero Zaveria. Darüber hinaus wünscht Herr Domenik nicht bei seinen Studien gestört zu werden. Ich bitte also darum, uns sogleich zu verlassen, und wünsche eine sichere Heimreise angesichts des tosenden Wetters."


Callindor

Clan der Zaverias
07.11.2010, 13:03
Erst wachte er verspannt in der Höhle auf, hatte erkennen müssen, dass er von Domenik aufs Kreuz gelegt wurde, hatte sich durch schlechtes Wetter nach Hause kämpfen müssen, war seitdem nicht richtig trocken geworden, hatte wieder durch den starken Regen reiten müssen und wäre beinahe noch von einem Blitz erschlagen worden, hätte er ihn nicht mit seiner Magie im letzten Moment wieder aus seinem Körper geleitet, wäre er nun nicht trocken dadurch wäre er noch wütender, und dann kam auch noch dieser vorlaute Butler aus der Tür gestapft und wollte ihn sogleich wieder fortschicken! Nero hatte Mühe an sich zu halten und schluckte die ersten bissigen Kommentare heldenhaft runter, gefolgt von einer kurzen Pause in der er genervt durchschnaufte. Domenik studierte nicht, er folterte gerade Callindor, seinen Bruder und aufrechten Mann der für seine Verschleppung nichts konnte. Im Gegensatz zu ihm, der sich darauf beschränkt hatte Callindors Sinne gegen die Folter Domeniks zu schärfen und ihn sowohl standhafter als auch sicherer zu machen, wenn er erkennen würde, in welcher Zeit er war und was passiert war, war es Domeniks Ziel seinen Vater zu zerstören, ihm Leid anzutun für eine Tat die dieser Callindor noch nicht begangen hatte! Erkannte Domenik denn nicht, was er da tat? Er bestrafte nicht vollbrachte Verbrechen, verhängte Strafen wo ein Gespräch und eine Erklärung wohl mehr geholfen hätten! Verdammter Narr! Nero schloss die Augen und löschte seinen letzten funken Hass und kehrte zu seiner Rationalität zurück.

"Bastian, wehrter Freund, ich bitte euch, lasst mich eintreten, das Wetter sitzt mir schon in Mark und Bein. Ich werde niemanden behelligen. Eine trockene Kammer und einen wärmenden Trunk, mehr verlange ich garnicht. Ich war auf der Jagd und habe das Wetter überschätzt, ich bitte euch nur, mir Unterschlupf zu gewähren. Ich werde die Herrschaften nicht stören, seid versichert, guter Mann."

Die höfische Etikette machte den Magier schaudern, er hatte so nie werden wollen, doch hier war alles andere Nutzlos, denn der Diener war seinen Herren treu ergeben und würde nicht anders darauf anspringen, wenn Nero erstmal drin war, dann konnte er sich in den Turm schleichen, dort war Callindor sicher eingesperrt, denn ihn betrat nach dem Feuer niemand mehr... niemand außer Domenik wohlgemerkt.


Nero

Clan dv Dressels
07.11.2010, 13:21
Bastian war noch immer nicht zurück gekehrt.
Langsam bemerkte es auch Serena und schob den knarrenden Stuhl zur Seite. Musste sie es also regeln. Das war vielleicht gar nicht mal schlecht, auch wenn sie für Besuch zu unschicklich gekleidet war. Fand sie. Ihre Haare waren in ihrer Schwärze strähnig, die kalte Luft dieser Tage forderte den Glanz als Tribut und ihr Körper tat ihr mehr weh, als ihr für gewöhnlich recht war.
"Bastian, was ist denn los?", rief sie schon aus dem Flur ihm entgegen, konnte aber seine Antwort aufgrund des Regens und des Gewitters nicht verstehen.
Also musste sie sich notgedrungen zeigen, öffnete zögerlich die große Eingangstür und sah dort ihren Diener mit einem kapuzten Jemand stehen. Sie erkannte ihn nicht, denn er stand im Dunkeln, und als es dann unerwartet blitzte, sah sie das Gesicht des Mannes und erschrak gar fürchterlich. Das musste ein Zombie sein, ein Untoter, wiedergekehrt aus dem Reich der Toten. Sie schrie laut auf und trat einen Schritt zurück.
"MyLady bitte. Das ist doch nur Nero ...", beschwichtigte er sofort und nahm helfend ihre Hand, als sie dabei war, ihren Halt zu verlieren.
Der erste Schreck war vorüber, und die Gestalt trat näher heran, und tatsächlich war es Nero, der aufgrund des Wetters und der Umstände eine wirklich grausame Figur abzugeben vermochte.
"Nero ..., ihr habt mir in eurer Aufmachung wirklich einen Schrecken beigebracht. Macht das nicht noch einmal. Callindor würde das nicht gut heißen. Wenn er noch hier wäre. ... Aber jetzt fange ich schon wieder davon an ..."

Serena überdachte ihre vielleicht voreilig getroffene Entscheidung und ließ Nero mit einer Handbewegung dazu auffordern, einzutreten, Bastian sah es und trat zur Seite.
"Sehr freudlich.", sagte Nero nur knapp, schüttelte sich den Regen aus den Kleidern und der Kapuze und sie sah noch, wie er auch den Butler mit einem strengen Blick bedachte, den dieser aber einfachst ignorierte. Dieser Mann hatte im Haus der van Dressels nichts zu melden, ganz im Gegensatz zu ihm, denn er war hier schließlich schon seit Jahrzehnten heimisch und angestellt und erfüllte seine Aufgaben stets zu aller Zufriedenheit.
Nero trat hindurch, sah nach rechts zu Wendeltreppe und wollte schon in diese Richtung gehen, als Serena sich nur an seinem Ärmel festhielt und ihn in die entgegengesetzte Richtung zog.
"Ich bin gerade beim Essen. Setz dich dazu und leiste mir Gesellschaft. Domenik ist zur Zeit sehr beschäftigt, und du willst ihn doch nicht stören, oder?"

Sie lächelte und schob den Freund ihres verstorbenen Mannes in das große Zimmer. Sie setzten sich, und wieder glitt sein Blick hinauf entlang des Flurs, hoch zu ihrem Sohn.
"Was gibt es denn? Domenik hat nicht gesagt, dass er Besuch erwarte. Ist etwas passiert?"
Sie sah ihn traurig an, und Nero stockte der Atem.
"Was ist denn? Ist es so schlimm?"


Callindor

Clan der Zaverias
07.11.2010, 13:36
"Nein... es ist...nichts passiert Mylady, bitte, sorgt euch nicht. Ich war... draußen unterwegs... als mich der Regenüberraschte..."

Innerlich schrie Nero laut um sich, so einen Dreck zu verzapfen und Serena so unverschämt anzulügen. Hoffentlich hatte sie ihn nicht schon durchschaut so wie er gestammelt hatte. Er räusperte sich und bemerkte dann den Blick Serenas, die ihn auf eine komische Art und Weise zu durchleuchten schien. Er sah an sich herab und bemerkte dann, dass er auf Domeniks Platz platzgenommen hatte. Teils angewiedert, teils erschrocken sprang er von dem Stuhl auf, schreckte Serena aus ihren Gedanken und sah sich dann ihrem strengen Blick ausgesetzt.

"Mylady, es tut mir leid... ich wollte nicht den Platz eures Sohnes ein-..."

"Ach, spart euch das, er hat die Zeit nur vergessen, es macht ihm sicher nichts aus...."

Wieder blickte sie traurig drein und Nero setzte sich auf den freien Platz neben Domeniks Stuhl, er konnte und wollte nicht auf diesem Mobiliar sitzen. Unruhig knetete er seine Finger durch.

"Mylady, der Grund meines Besuches ist eigentlich simpel, ich suche nur nach einem trockenen Ort an dem ich meine Glieder ein wenig in Ruhe aufwärmen kann... Wenn ihr die Güte hättet mir eine kleine Kammer zu überlassen? Nur für die Nacht?"


Nero

Clan dv Dressels
07.11.2010, 13:47
"Sicher. Nero, du bist schon so lange hier als Freund und Mentor. Wie könnte dir diese Bitte abschlagen? Außerdem freut mich etwas Gesellschaft. In diesen Tagen kommen nicht sehr viele Leute hierher, der Ernte ist vorbei, der Wein reift nun. Außerdem höre ich doch gern Geschichten von euch. Vor allem über ihn ..."

"MyLady, bitte, ich ..."

"Ja, ich verstehe schon, ich rede mal wieder viel zu viel dummes Zeug. Bastian, bitte bereitet für unseren Gast ein Zimmer hier im Erdgeschoss. So durchnässt geht ihr lieber einen Schritt weniger als zu viel. Sonst hat unsere gute Seele nur wieder mehr Arbeit. Und das wollen wir doch nicht."

"Natürlich nicht ..."

Serena sah ihn an, überrascht, dass Nero so abwesend schien und seufzte.

"Da ist doch etwas, was ihr mir verschweigt. Hat es mit meinem Sohn zu tun? Bitte, wenn es wichtig ist, möchte ich es wissen. Er ist immer noch mein Sohn."

Sie sah Nero aufstehen und zum Kamin gehen, an dem er sich die Hände wärmte, sich etwas von der Nässe entkleidete und dennoch nichts sagte.

"Das Zimmer wäre so weit."
"Dann gute Nacht, MyLady", und verbeugte sich anständig, beinahe noch zu einem Handkuss ausholend, doch sie zog zurück, denn das hätte Callindor sicher nicht gewollt.

Sie sah die beiden verschwinden, und hatte doch das Gefühl, dass er etwas vor ihr verborgen gehalten hatte.


Callindor

Clan der Zaverias
07.11.2010, 14:01
Nero folgte dem Butler, nicht gerade stolz darauf, sich so um das Thema Callindor herumgedrückt zu haben. Jeder hatte sein Paket hierbei zu tragen und mit der größten Sicherheit war es Nero, der an all dem die meiste Schuld trug. Mit hängendem Kopf trottete er hinter dem Butler her und hatte dann eine Idee, er würde das Studierzimmer seines Schülers untersuchen müssen, vielleicht bekam er heraus, was er vorhatte, und Callindor fand man sicher in dem Turmzimmer...

"Sagt Bastian, was ist eigentlich aus dem Westflügel geworden? Wie ich sehe wurden ja keine Reperaturen vorgenommen!"

"Der Brand hat Schaden hinterlassen, er wurde eben noch nicht behoben."

"Aber wie kommt man nun dort hinauf? Ich meine, da müssen doch noch Sachen sein, die man bergen sollte oder?"

"Ich wüsste nicht, was euch das angeht, wehrter Herr Zaveria."

"Ich frage nur aus Neugierde."

"Ja, dafür sind Magier bekannt..."

"Wiebitte?"

"Nichts mein Herr, nichts."

"Und wie kommt man nun da rauf?"

"Es geht euch noch immer nichts an!"

"Ach kommt schon, als würde ich euch ausspionieren wollen. Ja genau, ich bin ein Spion Beliars dem ich, ein Feuermagier, eure Seelen verkaufen will um Ruhm und Reichtum zu erlangen. Überall auf der Welt soll man mich unter dem Namen Nero - Der Seelenver-..."

"Ich sage es euch, wenn ihr mit diesem Schabernak aufhört! Man kommt nur durch den Keller des Anwesens dort hin und da haben sich vielleicht schon Viecher eingenistet, keine Ahnung. So, da ist eure Kammer, gehabt euch wohl... Und wenn ich morgen hier reinkomme und es stinkt nach Kippen, dann setzt es was! Feuermagier hin oder her!"

"Ist ja gut Bastian, danke für die bereitwillige Auskunft, schlaft sanft!"

Und damit war er allein und hatte nun konkrete Ziele, zum einen das Studierzimmer seines Schülers und zum anderen das Turmzimmer, jetzt wusste er wenigstens, wo er lang musste.


Nero

Clan dv Dressels
07.11.2010, 18:16
"Lass uns weiter machen."

Domenik sah zu der blonden schönen Dame, die neben dem Metalltisch stand, auf dem Callindor wie eine Leiche aufgebahrt lag. Aber er war nicht tot. Noch nicht.
Ihre zarten Finger, deren Nägel selbst im faden Schein der Fackeln anmutig glitzerten, fuhren bedächtig über den Kopf des bewusstlosen Magiers, über die Halskehle, den Adamsapfel, das Kinn, die Ausläufer seiner Mundwinkel, vorbei an den Schläfen bis schließlich hinauf zum Schädel. Wie in einer Trance klebten sich ihre beide Hände an die schwarzen Haare Callindors, und der ehemals so ruhig liegende Mann begann gar heftig zu atmen, schluckte schwer, versuchte, sich aus der scheinbar erdrückenden Umklammerung zu lösen, stöhnte mehr und mehr, doch das sonst so sanfte Mädchen machte unbeirrt weiter.
"Viel weiter kann ich nicht gehen. Sonst erleidet er einen Kollaps."
"Jaja", fuhr Domenik sie an, denn er wusste das alles. Ihm war die Heilkunst und die Gedankenkontrolle ebenso vertraut.
"Halte ihn beschäftigt, während ich es mache."

Domenik griff nach der dünnen Nadel, hielt sie in das glutige Feuer, zog das Ohr des Magiers ein wenig zur Seite - und stach zu.
Und Callindor schrie auf, so wie er schon Sekunden zuvor geschrien hatte, und bekam den Unterschied zwischen Traum und Realität gar nicht mit.
Ein weiterer Stich folgte.
Es blutete entsprechend, doch allein Domeniks Magie reichte schon aus, um mit der Hitze seiner Finger die Sauerei in Grenzen zu halten. Die hitzige Nadel wurde zur Seite gelegt, ein Metallring erschien in Domeniks Hand und als nächstes zappelten zwei Ösen am rechten Ohr seines Vaters. Sie waren nicht im ordinären Eisen gehalten, sondern mussten schon Silber sein, so hell glänzten sie.
Weitere Metallringe schlossen sich an, bis schlussendlich fast eine Verknüpfung möglich war. Doch es fehlte noch etwas.
Vorsichtig nahm er das Juwel vom Tisch, putzte es mit seinem Ärmel noch einmal und das Blau des Glaskörpers funkelte beinahe noch schöner als die Schönheit seiner Herzdame. Das Prisma hatte er extra für diesen Moment anfertigen lassen und wusste genau, was zu tun war. Mit geübten Fingern, und dennoch so vorsichtig wie nötig, schlug er das finstere Schriftstück auf, rezitierte daraus einige Zeilen, wiederholte den Vers vier Male und hielt die ganze Zeit über den Kristall zwischen seinen beiden Händen. Danach noch einen Tropfen der schwarzen Tinktur, und der ehemals so reine, funkelnde Edelstein wandelte sich in ein Schmuckstück der Schwärze. Dunkle Schlieren durchzogen das Prisma und mit der Zeit würde der Fluch vollends seine Wirkung entfalten.
Nun noch den Stein mit den beiden Ösen der Schlaufen verbinden und schon war der erste Talisman für seinen Vater fertig. Es ging alles sehr viel angenehmer von statten, als er es sich zuerst ausgedacht hatte.

"Und nun noch die andere Seite."

***

"So das war's. Er hat sich besser gehalten, als erwartet."
"Er ist dein Vater."
"Und weiter? Außerdem ist mein Vater schon lange tot. Zeit, dies auch mit ihm hier zu bewerkstelligen."
Das Mädchen lächelte, doch war sie auch plötzlich betrübt über etwas.
"Du kannst nun nicht mehr zurück. Der Fluch lässt sich nicht mehr rückgängig machen."
"Das ist mir bewusst. Und was soll ich sagen. Mir geht es prächtig."
"Aber ihm nicht. Sein Limit ist erreicht. Er durchlebt gerade den Mord an seinen Eltern und auch das Scheitern bei Nero, so denkt er zumindest. Er foltert sich gerade selbst dafür, macht sich Vorwürfe und so gesehen brauche ich nicht viel beizusteuern."
"Dennoch, damit der Fluch wirkt und anfängt sich auszubreiten, sind angenehme Gedanken förderlicher. Ängste blockieren, Freuden öffnen. Lass ihn etwas schönes träumen. Seine erste Nacht mit Nicolas, mit Morlon, Vic, irgendwem. Sex dürfte ihn am ehesten empfänglich machen."

Das Mädchen lächelte süß und hatte schon einen derben Spruch auf den Lippen, als Domenik sich nur angewidert von der alleinigen Vorstellung von Derartigem abwandte und das Turmzimmer verlies.
"Ich bin bald zurück. Du hast deine Befehle."
Und sie führte es aus.


Callindor

Clan der Zaverias
07.11.2010, 19:59
Nero schüttelte den Kopf erneut, er hatte in Domeniks Studierzimmer nichts gefunden und war auch aus den Aufzeichnungen nicht schlau geworden, nur eine Tatsache hatte ihn bestürzt, wie es schien war Domenik den schwarzen Künsten anheim gefallen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Was hatte seinen Geist so verdorben und ihm all dies eingepflanzt? Nicht einmal in der dunkelsten Stunde hätte Nero geglaubt als Mentor so versagen zu können. Er ging den Gang entlang und betrachtete angerußte Gemälde als sich am anderen Ende des Ganges eine Tür öffnete, das Turmzimmer! Nero verschmolz mit einem Schatten, der von einer Säule ausging. Domenik kam langsam auf ihn zugewandert und schien in Gedanken zu sein, doch Nero patzte und trat auf herabgefallenes Holz das laut zerknackte und seine Position verraten hatte. Domenik horchte auf und zog einen Dolche horchte in die DUnkelheit und begann dem Geräusch nachzugehen, mit langsamen Schritten immer näher auf Nero zukommend. Nero drückte sich an die Wand und rückte von dem Holzstück ab, drängte sich an der Wand in den nächsten Schatten so schnell es ging und verharrte regungslos in der Hocke. Domenik bemerkte das Holz und steckte den Dolch wieder ein.

"Hmm, ich sehe anscheinend schon Gespenster!"

Damit trippelte er weiter und murmelte vor sich hin, als er außer Reichweite war atmete Nero aus und schnaufte erstmal tief durch, das war knapp gewesen und hätte beinahe alles versaut! Sich beruhigend ging der Magier weiter und versuchte auf den Teppichen zu gehen, da sonst seine Schritte wiederhallen würden. An der Tür angekommen schob er sie einen Spalt auf und zog seinen Dolch, Licht drang ihm entgegen, der natürliche Feind eines DIebes und Einbrechers! Erschrocken bemerkt er, dass er beinahe hereingetappt wäre, doch schnell erkannte er, dass die Personen im Raum allesamt nicht wahrnahmen, wer da eintrat. Callindor lag auf einem metallenen Tisch, zappelte zwar und stöhnte, war aber anscheinend nicht bei Bewusstsein. Am Kopfende des Tisches stand eine junge Frau die ihre Hände auf Callindors Kopf gelegt hatte und die Augen geschlossen hielt. Nero ging näher heran, langsam und vorsichtig, befürchtend die junge Frau aufzuschrecken, doch sie rührte sich nicht. Nachdem er die Möglichkeiten kurz durchdachte hatte griff er beherzt nach den Handgelenken der Frau und fand sich kurze Zeit später einige Meter entfernt wieder, von einem elektrischen Schlag getroffen war er hinfortgeschleudert worden. Ächzend stand er auf und griff nach Callindors Arm, wieder wurde er von einem elektrischen Schlag getroffen und sank zusammen, zuckte und kam wieder auf die Füße.

"Woah, ein Schutzschild. Nicht schlecht, wer auch immer das hier ist, sie hat Macht..."

murmelte der Magier und rieb sich die Schläfe. Er zog einen Dolch und warf ihn auf das Mädchen, doch er sank vor ihr zu Boden ohne Schaden anzurichten. Angefressen schnipste Nero, der mittlerweile sehr von der Extase Callindors irritiert war, es schien, als durchlebe er eine seiner romantischen Nächte, mit zwei oder drei seiner Freunde, so hörte es sich jedenfalls an. Nero sammelte seine Energie und produzierte einen Feuerball, ein Blitz würde vielleicht Callindor ebenfalls verletzen. Er schleuderte den Feuerball auf den Kopf des Mädchens und was passierte? Der Feuerball kam zurück zu ihm, reflektiert von dem magischen Schutzschild! Mit einem erschreckten Geräusch duckte sich Nero und rollte nach hinten ab, der Feuerball entschwand durch ein offenes Fenster hinaus in die Nacht. Schnaufend zog er sich am Fenstersims hoch und wollte einen weiteren Versuch starten, doch dann ging die Tür einen Spalt breit auf und in Folge einer Kurzschlussreaktion hechtete Nero aus dem Fenster und griff gerade noch rechtzeitig nach einem Holzbalken davor als ihm klar wurde, dass er hier im dritten Stock eines Turmes war. Dort baumelte er, unterhalb des Fensters und lauschte in den Raum.

"Verdammt! Ich hatte es doch schon hier! Jetzt kann ich dir wenigstens Gesellschaft leisten..."

Den Rest verstand er nicht mehr, denn das Fenster wurde geschlossen. Regen prasselte auf ihn herab und er fluchte leise, griff nach einem nahen Vorsprung und wollte sich auf dem Holzbalken mit den Füßen abstützen, rutschte jedoch auf dem vollgesogenen Holz ab und landete unsanft mit seinen Kronjuwelen auf selbigem. Sterne tanzten vor seinen Augen, stechender Schmerz durchzog seinen gesamten Körper und betäubt sank er zur Seite, verlor fast die Besinnung und streckte nur seine Hand aus, erwischte einen weiteren Fenstersims einen Meter weiter unten und schrie kurz aber laut unter dem Ruck auf, der seine Schulter dabei durchfuhr, der Schmerz machte ihn so benommen, dass er nicht loslassen konnte und mit der zweiten Hand nach dem Sims griff. Das Fenster wurde aufgemacht und der Magier drückte sich mit tränenden Augen an die Mauer des Turms, er wurde nicht entdeckt.

Nach seinem Abstieg sank er an der Mauer zusammen und stellte fest, dass seine Schulter ausgerenkt war, ein Finger nach oben geknickt war und er eine Schürfwunde am Unterarm Hatte. Zuerst behandelte er die Schürfwunde, dann umfasste er seinen Finger und knickte ihn nach unten. Schmerz durchfuhr ihn, er wollte schreien doch beherrschte sich und sein Schmerz äußerte sich in einem schwachen Husten. Dann sollte es aber noch schlimmer kommen. Er legte sich auf den Boden, streckte die ausgekugelte Schulter nach rechts von sich ab und rollte sich darauf, den Arm nach hinten knickend. Es Knackte und die Schulter kugelte sich wieder ein, doch der Schmerz betäubte ihn erneut fast. An einer trockenen Ecke am Turm brach er zusammen und er krümmte sich zusammen, entzündete eine Zigarette und stöhnte unablässig, hielt seine Schulter und hustete erneut unter Schmerzen, die Zigarette beruhigte ihn zwar, doch Schmerzmittel hatte er keine mitgenommen, wer hätte schon wissen können, dass er aus einem Turm springen würde?



Nero

Clan dv Dressels
08.11.2010, 16:22
"Dieses Schwein!"

Thea drehte sich um und ihr blieb der Mund offen stehen. Hatte sie gerade richtig verstanden. Sagte Bastian genau das? Es kostete schon etwas, ihren Freund und Mitangestellten so aus der Fassung zu bringen, dass er sich verbal so artikulierte.

"Bastian, was ist denn los? Du wirkst so ... aufgebracht ..."
"Da hast du wohl recht, meine Kleine. Hast du die Sauerei gesehen, die unser feiner Gast hinterlassen hat?"
"Nein, tut mir leid."
"Ist auch besser so. Der ganze Teppich ist dreckig und die Laken, das Bett. Man könnte meinen, der feine Herr hätte sich vor dem Zubettgehen im Schlamm gesuhlt. Und dann die ganzen Flecken. Ich will nicht wissen, welche Schweinereien der da so allein auf dem Zimmer veranstaltet hat, aber was zu viel ist, ist zu viel. Denn wer muss es wegmachen? Ja genau, ich."

Thea schenkte ihm einen mitfühlenden Blick und klopfte ihm kollegial auf die Schulter.

"Ich werde die Herrin bitten, diesen Schmutzfink nicht mehr über Nacht bei uns zu lassen, wenn das seine Manieren sind, die er bei Fremden oder Freunden an den Tag legt. Das meine ich ernst!"

Das Dienstmädchen wusste sehr genau, dass Bastian das so meinte, wie er es sagte, und erwiderte darauf nichts. Sie ließ ihn einfach machen.

***

"MyLady, dürfte ich wohl sprechen?"
"Natürlich, nur keine Scheu. Was gibt es?"
"Es geht um unseren Gast von letzter Nacht."
"Nero, was ist mit ihm?"
"Er hat uns schon sehr früh am Morgen verlassen, sein Zimmer war leer, als ich zum Frühstück rief. Doch, bei aller Liebe und der Tatsache, dass sie ihn mögen, es ist eine Schande, wie er das Gästezimmer hinterlassen hat. Vielleicht muss der gute Teppich auch komplett ausgetauscht werden."
"Oh ... das ist wahrlich seltsam. Sicher war es ein Versehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ... dabei fällt mir ein, dass mir auch ein Malheur passierte, gerade eben erst. Unsere gute Tischdecke hat dabei ein paar Flecken abbekommen und nun ist sie wohl endgültig hinüber."
"MyLady, ich werde mich darum kümmern. Ich glaube, im alten Teil des Hofes ist noch eine Truhe, in der ihre Großmutter eine weitere Decke hinterlegt hat. Vielleicht finde ich sie. Einen Versuch ist es wert. Dabei kann ich dann auch gleich nach einem Stück Teppich als Ersatz suchen. Und falls nötig werde ich es dem guten Herrn Zaveria in Rechnung stellen, für Ersatz zu sorgen."
Plötzlich sah er sich um und sah betreten zu Boden.
"Ich meine natürlich ... ihr solltet diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Ich wollte keinesfalls ..."
"Schon gut, ich erkenne, worauf du hinaus willst."
"Danke, dann werde ich mich jetzt auf die Suche nach der Truhe machen. Ich glaube, da wird mir ein Gang durch den Keller nicht erspart bleiben. Dabei fällt mir ein ... just erst gestern fragte mich unser Gast danach. Sicher nur ein Zufall."
Serena zuckte mit den Schultern und ließ Bastian ziehen, der jedoch nicht weit kam, als ihn Domenik noch im Flur aufhielt.

"Sagte ich nicht, der Weg sollte geharkt sein? Das Laub verschandelt das Anwesen. Das sollte schon längst erledigt sein."
"Aber eure Mutter hat ..."
"Mir ist egal, was meine Mutter ihnen aufgetragen hat. Führen sie es zu Ende, dann können sie sich noch immer um die unwichtigen Angelegenheiten meiner Mutter kümmern. Und nun keine Widerworte, das ist ein Befehl. Und sollte etwas sein, ich bin in meinem Arbeitszimmer."
"Natürlich ..."

Bastian sah noch zu Serena, entschuldigte sich mit einem Blick und war dann nach draußen verschwunden. Domenik wandte sich der Wendeltreppe zu und war schon bald in seinem Studierzimmer eingekehrt.

*Dann muss ich eben selbst suchen.*, dachte Serena sich, denn sie wollte ihren Feher solange korrigieren, ehe Ludmilla noch nicht wieder Daheim war. Sonst gäbe es nur wieder Unruhe. Mit dem Kitzel eines kleinen Abenteuers unter den Fingerkuppen nahm sich die Gutsherrin den Mantel, schnürte ihn gut zu, entzündete die Fackel und nahm Stufe um Stufe, abwärts in den Keller. Sie war seit dem Brand nicht mehr in dem Gutsbereich gewesen und wollte nur ungern an das Damalige erinnert werden. Und trotzdem fürchtete sie sich nicht davor. Es war, als würde sie etwas rufen, sie dahin führen.

Und Serena ließ es zu.


Callindor

Clan dv Dressels
09.11.2010, 13:15
Es war, als könne man noch immer das Feuer und deren verheerende Konsequenzen riechen, dass diesen Teil des Anwesens vor einigen Jahren heimgesucht hatte. Serena erinnerte sich nicht gern an diese Nacht und doch kam sie nicht darum herum. Denn ihr Ziel war der bestimmte Turm, der nach dem brand als einziges noch gestanden hatte und wie durch ein Wunder kaum Schäden aufwies. Als hätte jemand seine Hand schützend darüber gehalten. Und dieser Jemand mochte ihr Großvater sein. Dieses Turmzimmer war sein Rückzugsort, und wann immer Darius Zeit zum Nachdenken brauchte, konnte man ihn dort finden. Ludmilla fand das alles immer furchtbar umständlich, kindisch und unnötig, aber trotzdem mochte sie gerade deswegen ihren verschrobenen Kautz von Ehemann so gut leiden.
Als das war aber schon so lange her.

Bastian meinte etwas von möglichn Biestern und Dämonen, die sich inzwischen hier heimisch gemacht haben könnten, doch fand Serena es sonderbar sauber hier unten vor, und auch die Fackeln brannten, was noch dazu kam und ihre Wachsamkeit weiter erhöhte. Wer trieb sich denn hier sonst noch herum?
Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg vorbei an alten Kisten, Regalen und Kartons, stieß sich beinahe an einem tiefhängenden Balken und rutschte in einer Wasserpfütze aus und beschmutzte ihr schönes Kleid. Warum hatte sie sich nichts passendes angezogen? Jetzt war es zu spät ...
Und genau in dem Moment, als sie wieder einmal über ihre Schussseligkeit nachdachte, vernahm sie das Flüstern.
Serena hielt inne und lauschte weiter in die Stille, und was sich erst als Hirngespinst behauptete, wurde langsam aber sicher Wirklichkeit, denn die Stimme wurde lauter und regelmäßiger. Eine Frau schien dort zu sprechen.
Was ging hier nur vor sich? Wer war sie und was hatte sie in dem eingestürzten Teil des Hofes zu suchen. Etwa eine Vagabundin, die hier Schutz vor der Kälte und nur einen Platz zum Schlafen suchte?
Leise und so unbemerkt wie möglich ging sie weiter, schaute immer wieder zu den Seiten, nach oben und hinten, um nicht von irgenwas oder irgendwem überrascht zu werden. Doch zu ihrer Verwunderung befand sich der Urheber der Stimme nicht irgendwo im Kellerteil des Bereichs, sondern allem Anschein nach irgendwo oberhalb der Wendeltreppe, die zum Studierzimmer von Darius van Dressel führte.
Mit pochenden Herzen, schwankendem Schritt und zitternden Händen hielt sie sich an dem Holz der Türe zu dem Zimmer fest, und plötzlich war dort nichts mehr zu hören. Die Frauenstimme war fort.
Hatte sie es sich nur eingebildet?
Serena lachte über sich selbst, wie sie hatte auf ihre Angst herein fallen können und schallt sich selbst eine Närrin, es so weit getrieben zu haben. Und dennoch, eine Neugier blieb, denn ein Lichtschein kam aus dem Schlüssellooch der Türe, also war dort jemand, oder zumindest vor einiger Zeit. Wer sonst ließ schon die Fackeln brennen. Und noch immer war nicht geklärt, was dieser Jemand in dem Zimmer zu suchen hatte.

Sie schob die Pforte auf, linste in das Zimmer und erschrak, denn mitten in dem runden Raum hin an Ketten und Fesseln ein Mensch. Unbekleidet und reglos erkannte sie einen Mann, mit schwarzen Haaren, ihr den Rücken zugewandt. Wer hielt hier einen Fremden gefangen? Ludmilla? Oder etwa Domenik?
Sie musste etwas unternehmen, denn niemand sollte jemals wieder unter diesem Dach der Folter unterstehen. Callindors Entschluss hatte sie eins gelehrt, dass man jemand anderes nicht zu etwas zwingen konnte, was dieser nicht wollte. Und ganz sicher wollte dieser Jemand hier nicht wie ein Stück Vieh aufgehangen werden, für Jeden zur Schau.

Beseelt voll Sorge eilte sie dem bedauernswerten Gefangenen zu, prüfte seine Handgelenke und zu Innos Segen war er noch am Leben. Welch ein Glück.
"Haltet aus, ich werde euch befreien.", beruhigte sie den bewusstlosen Mann, hantierte an den starren Fesseln herum, die sich nicht lösen ließen, und musste schon schwer anpacken, dass ihr alsbald die Luft wegblieb und sie inne halten musste, um wieder zu Atem zu kommen.
Und da fand sie erst die Ruhe, sich den Gefangenen genauer anzusehen.
Was sie sah, ließ sie an sich selbst und ihrer Wahrnehmung zweifeln, sodass sie erst das Gesicht berühren musste, um sicher zu sein.
Sie tat es, spürte den Widerstand der fahlen Wange und stürzte vor Schreck einige Schritte zurück und entließ einen so markerschütternden Schrei, dass der bewusstlose Mann erwachte, seinen Kopf langsam hob und sie aus blinzelnden Augenschlitzen ansah. Sofort presste sie sich die Hand auf den Mund und konnte es noch immer nicht glauben.
"Bei Innos!", entfuhr es ihr und sie bekreuzigte sich fromm und fiel bald vom Glauben ab, denn es konnte nicht sein und doch war es so. Dieser junge Mann dort, dass war, dass ...

"Geht fort von hier. Solange ihr noch könnt ..."
Er sah sie halblächlnd an und verlor dann wieder jegliche Spannung in seinem Körper, sein Kopf sank nach unten und sie war wieder allein.
Serena ließ alles stehen und liegen und stürzte aus dem Zimmer. Wenn sie weit genug rannte, davor flüchtete, würde es sich sicher als Einbildung heraus stellen. Es musste so sein. Sie musste träumen, einen Albtraum durchleben.

Und deshalb rannte sie, immer weiter, sich davor fürchtend, dass nun endlich der Tag gekommen war, an dem schlussendlich die Vergangenheit sie eingeholt hatte.


Callindor

Clan der Zaverias
09.11.2010, 19:07
Nero wankte den geharkten Weg entlang zum Eingang des Anwesens entlang. Er war sich dessen bewusst, dass er sich von Bastian erstmal was anhören konnte, doch wie hätte er sonst ins Haus kommen sollen, ohne dabei Unordnung und Chaos zu veranstalten? Das Fenster war hoch genug gewesen um wieder runterzufallen und im Matsch zu landen, daraufhin war er vollends am Ende gewesen und hatte seine Magie eingesetzt um das Fenster aufzubekommen, den Schaden hatte man hoffentlich noch nicht bemerkt. Der Schmerz war heute noch schlimmer als zuvor, sein Arm schien absterben zu wollen und sein gesamter Körper rebellierte bei jeder Bewegung. Der Sturz hatte seine Folgen nach sich gezogen, der Holzbalken hatte schon einigen Schaden angerichtet, doch erst der zweite Vorsprung, der ihm beinahe einen Arm abgerissen hatte, hatte sowohl seinen Arm in eine Bandage geschickt als auch seine Hand, denn der Finger war ebenfalls noch ein wenig krumm. Er hatte einfach nicht die Kraft gefunden sich zu regenerieren, der Schmerz musste also bleiben. Er quälte sich die Stufen hoch, wurde umgestoßen und fiel rückwärts die Treppe runter.

Sich vor Schmerz krümmend blieb er leise fluchend liegen und sah schon wieder die Sternchen tanzen, als jemand neben ihn trat und verharrte.

"Bastian... muss ich jetzt leiden wegen dem Zim-.."

Erst dachte er, dass Bastian ihn umgestoßen hatte, doch dann packte man ihn und schüttelte ihn, wie krank war das denn jetzt? Erst fiel er aus einem Turm, dann die Treppe runter und dann schüttelte ihn jemand hysterisch in seinen Schmerzen! Er wollte schon losbrüllen, doch dann wurde er auch schon angebrüllt. Es war Serena die ihn in Hysterie schreiend durchschüttelte. Kein Wort kam über ihre Lippen, sie schrie nur hysterisch und schien Tränen in den Augen zu haben. Er schüttelte sie ab und rutschte einige Zentimeter fort, wobei Serena schluchzend kauern blieb.

"Mylady? Was ist passiert?"

Nero fiel nichts besseres ein, die Schmerzen betäubten ihn und er dachte schon an Mord für die ihm zugefügten Schmerzen, er besann sich jedoch schnell und nahm Serena in die Arme, die sich ein wenig zu beruhigen schien.

"Schhhhh... erzählt mir was los ist...."


Nero

Clan dv Dressels
09.11.2010, 19:19
Nero sah sie an und sicher musste er denken, was für ein panisches Huhn sie war, wie sie hier kopf- und gedankenlos herumgeisterte.

"Du ... ich ... der Turm ... das Zimmer ..."

"Hä?"

"Ich wollte eine Tischdecke holen. Und dann ... da ... mein Gott. Das ist meine Strafe, ganz sicher."

Serena stürzte in seine Arme und spürte dann nur die tätschelnde Hand auf ihrem Rücken. So wie Callindor es an diesem einen Morgen getan hatte, würde Nero es in tausend Jahren nicht hinbekommen.

"Nero, sag mal ... es hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ... hast du geahnt, was Callindor vorhatte. Ich meine .. naja ... du weißt schon. Er wollte nie und nimmer heiraten. Bist du nicht auch deswegen mit ihm geflohen? Ja ... schau mich nicht so an ... ich weiß davon. Aber das ist alles so lange her. Aber dennoch ist es so, als wäre es erst gestern gewesen. Glaubst du ... dass das alles so passiert ist, wie wir es erlebt haben. Dieser bestimmte Morgen, Callindor auf dem Bett ... tot. Oder gibt es auch nur die kleinste Möglichkeit ... dass ... dass er ..... nun ja ... vielleicht noch ... l ... e ... b ...e ... n ... könnte?"

Nero sah sie mit großen Augen an, die mit jedem Wort immer weiter hervortraten. Jetzt musste er sie für komplett bescheuert halten.

"Du hast ja recht. Ich erzähle mal wieder nur Unsinn. Vergib mir bitte, dieser Tag war sehr anstrengend. Aber dennoch ... was glaubst du?"


Callindor

Clan der Zaverias
09.11.2010, 19:28
Nero erinnerte sich bei diesen Worten an die Misere mit Callindor, ihren Streit, sein Verschwinden und seine Auffindung. Er kämpfte mit sich selbst, denn was er hier gleich veranstalten würde, würde alle Balken des Weinguts zerbersten lassen.

"Mylady... ich glaube nicht an den Tod Callindors, nein, ich w..e..i..ß, dass er tot ist, ich habe ihn selbst untersucht... Wie kommt ihr auf eine solche Idee?"

Nero musste sich nun innerlich selber beherrschen, denn er wusste, dass Callindor hier war, zwar nicht der, der damals starb, doch der, der sich zu diesem Zeitpunkt umbringen würde, und nur desswegen veranstalteten sie diese ganze Geschichte hier überhaupt. Sie musste ihn gesehen haben, in dem Turmzimmer, das stand außer Frage, doch sie sagte davon nichts, schien es selber nicht zu glauben. Ein Teil in ihm schrie, dass es besser so war, sie würde mit einer Lüge leben können, doch ein anderer Teil sprach da ganz anders. Sie sollte eigentlich alles erfahren, sich von der Wahrheit ablenken lassen von ihrem Leid, doch das konnte Nero nicht, er würde ihre Gesamte Welt auf den Kopf stellen.... Was sollte er nur tun?

Clan dv Dressels
09.11.2010, 19:39
"Jemand ist hier gewesen."

Domenik hob die verschmierte Schale empor, strich das übrige Blut an Oberschenkel seines Vaters ab und ließ ihn etwas zappeln und tanzen. Noch war er mit diesem Bastard nicht fertig.
"Kannst du sagen, wer es war?"
Das blonde Mädchen lächelte ihn an, musste aber verneinen.
"Aber auch gestern schon spürte ich die Gegenwart von jemandem, als ich deinen Vater mit seinen erotischen Träumen beglückte."

Domenik sah sie ohne ein Zucken an, öffnete das Turmzimmerfenster und ließ die kühle Luft einströmen. Es war schon ein Kreuz mit dieser Familie. Bastian, Thea, Serena oder doch Ludmilla? Überhaupt, weshalb wollte jemand hier her?

"Tja, dann werden wir den Aufbruch etwas vorziehen. Auch gut. Ich kümmere mich um Callindor, und du bringst doch bitte das Zimmer wieder auf Vordermann, einverstanden?"
"Sicher, nichts leichter als das."

Domenik kettete seinen Vater ab, warf ihn sich über die Schulter und verließ das Zimmer, während das unscheinbare Mädchen schon für den Rest sorgen würde. Er hatte vollstes Vertrauen in sie.

***

"Nero, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll ... vielleicht ist es am besten, wenn ich es dir zeige. Du musst es mit eigenen Augen sehen."
"Was denn sehen?"
"Komm."

Serena packte die Hand von Nero und zog ihn zum Anwesen hin. Er musste es selbst sehen, und ihr dann sagen, dass sie es sich nur einbildete. Würde es wahr sein, ein Albtraum würde ihren Anfang nehmen.


Callindor

Clan dv Dressels
10.11.2010, 13:05
"Ich muss es dir zeigen, sinst glaubst du mir nicht. Ich glaube es ja selbst kaum."

Serena tippelte auf der Stelle, trieb ihren Schwager an und konnte vor Ungeduld kaum an sich halten. Nero indes war wie die Ruhe selbst. Das war auch gut, wenigstens einer, der die Ruhe hier bewahrte.

"Dann also zum Keller ..."

"Ja."

Serena ging los, gefolgt von Nero, bis dieser in sie hineinstürzte, weil sie abrupt stehen geblieben war.

"Ja ... aber woher wusstest du das?"

Sie sah ihn musternd an, und Nero verstummte. Jedoch nur kurz, schlussendlich fand er eine Antwort.

"Die Tischdecke, Serena. Wir bewahren sowas im Keller auf, daher nahm ich an ..."

Die Gutsherrin nickte, denn was er sagte, machte durchaus Sinn. Zusammen gingen sie wie erwartet in den Keller, wobei Nero sehr still und bedächtig hinter ihr lief. Er kannte sich hier schließlich gar nicht aus, da musste sie vorgehen.

"Nero, wir müssen hier hinauf. Dort oben ist das Arbeitszimmer von meinem verstorbenen Großvater, Darius. Zumindest sollte es dort sein. Aber das wirst du ja gleich selbst sehen."

Mit mulmigem Gefühl im Bauch und dem Angstschweiß auf der Stirn gingen sie vorsichtig weiter. Bis sie schließlich vor der geschlossenen Tür Halt machten - und lauschten.
Nichts.
Gar nichts.
Nicht ein Laut kaum von irgendwo, sah man mal von den Atemgeräuschen der beiden Menschen ab, die sich ziemlich bedeppert vor der Türe herumdrückten.
"Nero ..."
"Ich gehe vor ...", sagte er betont stark und Serena war dankbar dafür.
Langsam schob er die Türe auf, lunschte hinein.
"Bei Innos!", entfuhr es ihm und Serena bekreuzigte sich, fiel schon halb auf die Knie.
"Er ist es, nicht wahr. Du siehst ihn also auch ..."
Doch anders als erwartet, schaute nero noch verstörter drein, als selbst Serena es angenommen hatte.
"Was ist denn?"
Als wäre es Antwort genug, drückte Nero die Pforte vollends auf und präsentierte der verdutzt glotzenden Serena das Arbeitszimmer ihres Großvaters. Denn das war es.
Der Rundsaal war ordentlich aufgeräumt, an den Wänden standen die Bücherregale mit den dicken Folianten, Kompendien und Büchern über alles Mögliche, worüber sich der belesene Darius van Dressel Informationen beschafft hatte. Mittig der große Tisch mit dem Kandelaber, an dem die verschieden hohen Kerzenstummel vielleicht schon seit Jahren darauf warteten, angezündet zu werden. Ein sanfter Duft der Herbstblüte strich über die Knospen ihrer Nasen und Serena fühlte sich sofort an früher zurückerinnert.

Aber hier waren kein Blut, keine Ketten, keine Fesseln - und erst recht kein tot geglaubter Ehemann. Serena wusste nicht, ob sie darüber froh oder erschrocken sein sollte, denn einerseits zweifelte sie an ihrem Auffassungsvermögen, andererseits dankte sie Innos dafür, es sich nur eingebildet zu haben.
"Hier ist nichts!?"
Serena brauchte diese Bestätigung nichte, denn sie sah es ebenso, doch sie wunderte sich, wie überrascht Nero es ausgesprochen hatte. Fast so, als hatte er ihr die Geschichte und alles geglaubt. Als hatte er darauf gebaut, das vorzufinden, wovon sie ausging, dass es so sein würde, und es jetzt doch nicht war.
"Ja ...."

Serena hoffte, nicht zu dämlich auszusehen, denn sicher sah ihr Schwager in ihr jetzt eine komplett verrückte Person. Vielleicht war sie das auch. Sie wusste es ja inzwischen selbst nicht mehr genau.
"Ich habe es wohl geträumt, oder es mir eingebildet. Sicher war das Abendbrot gestern schlecht. Ich fühle mich jetzt wirklich etwas flau im Magen. Entschuldige bitte, dass ich dich so überfallen habe. Lass uns gehen, hier ist nichts weiter."
Nero nickte, und Serena verlies das Zimmer zuerst, gefolgt von ihm, der noch einen letzten Blick hinein riskierte.
"So wie du die ganze Zeit schaust, hast du wirklich daran geglaubt, nicht wahr? Danke, dass du mir geglaubt hast. Mir bedeutet das wirklich viel."

"Sicher, dafür ... bin ... ich doch da ..."
"Nero, hast du irgendwas? Stimmt etwas nicht?"

Ihr Schwager hatte von einem auf den anderen Moment einen lächelnden Gesichtsausdruck aufgelegt und grinste sie aufmunternd an.
"Nein, es ist nichts. Es ... wäre nur schön gewesen."
"Ja, das wäre es."

An den Armen eingehakt gingen sie weiter, denn Serena hatte den Halt jetzt nötig. Immer weider schaute sie zu ihm herüber, und noch lange Zeit danach sah sie in seinem Gesicht diesen Ausdruck des Zweifels. Etwas belastete Nero, davon würde sie kein Lächeln und kein Grinsen abbringen. Aber sie drängte ihn nicht. Vielleicht würde eine Zeit kommen, zu der er es ihr anvertrauen würde. Schließlich waren sie so etwas wie eine große Familie.


Callindor

Clan der Zaverias
10.11.2010, 18:59
Zusammen traten sie den Weg richtung Haupthaus an und trotteten nebeneinander her, Serena schien bedächtig, doch wie weit würde ihre Erkentniss reichen? Beide schwiegen und Nero seufzte leise. Er wusste schließlich, dass Serena nicht geträumt hatte oder Halluzinationen hatte. Doch er konnte es ihr einfach nicht sagen, denn er war ein Teil dieser Misere, der Misere, dass sie ihren Mann an einen Tisch gefesselt sehen musste. Er konnte sich nicht selber ins Aus befördern, denn nur für Serenas Wohl machte er all das hier, belog sie und belog seinen eigenen Bruder. Er wünschte sich, sie könnte wissen, was gespielt wurde, dass es einen Weg gab ihr Leben zu retten, dass mit Callindors Tod in die Brüche gegangen war, Domenik zu retten, der mehr und mehr zu einem Schatten seines alten Ichs wurde, der als Kind immer gut gelaunt war und auch als Jugendlicher noch keine Pläne geschmiedet hatte. Doch nun war alles anders, Serena durfte es nicht erfahren, denn sie hatte es zur falschen Zeit gesehen, und Domenik hatte ihn fortgebracht. Wieso hatte er das getan? War Nero bemerkt worden? Hatte man Serena bemerkt? Nur ein Wesen konnte dies... moment dachte der Magier... Dieses Mädchen... Die Drei? Wie lange hatte er nicht mehr von ihnen gehört? Damals waren sie auf seiner Seite gewesen... Callindor hatten sie geholfen bei der FLucht, warum aber sollten sie nun Domenik helfen? Nero seufzte erneut, es ergab alles keinen Sinn....

"Mylady, ihr seht mitgenommen aus... wollte ihr mir vielleicht mehr Einzelheiten eurer... Vision, oder wie auch immer... verraten?"

Vielleicht kam sie von selbst drauf, dann hätte er sich wenigstens nicht zu Erkennen gegeben.... Doch bevor Serena ihm antworten konnte betraten sie die Treppe hinauf zum Haupthaus und es erwartete sie ein Schatten im Türsturz... Domenik... Wenn Serena nicht anwesend gewesen wäre, Nero hätte ihm direkt die Leviten gelesen, doch er konnte nicht...

Clan dv Dressels
10.11.2010, 19:15
"Wo kommt ihr beide denn her? Mutter ... du siehst fürchterlich aus. Wie kannst du dich nur so gehen lassen? Ganz besonders, wo Gäste im Haus sind. Was ist überhaupt los? Was hattest du im Keller zu suchen, und dann auch noch mit Nero?"

"Domenik, du wirst es nicht glauben, aber ..."

"Deine Mutter konnte die Tischdecken nicht finden. Ich war ihr dabei behilflich."

Domenik musterte die beiden eindringlich und setzte dann zu einem Lächeln an.
"Dann schulde ich dir wohl einen Dank? Dann ... danke. Ach ja, ich werde in den nächsten Tagen nicht zu erreichen sein. Ich werde mich nämlich an dem Feuersäulenzauber versuchen. Mit vorangeschrittener Meditation und allem drum und dran bitte ich von Störungen in den nächsten Tagen abzusehen. Bastian kann mir die Mahlzeiten vor die Schwelle stellen, ich nehme sie mir dann, falls mir danach ist."

"Dann werde ich dir dabei helfen und dabei können wir einmal ganz ungestört reden."
Nero sah ihn reglos an, mit einer Kälte in den Augen, dass es Domenik schon amüsierte.
"Dieses Angebot würde ich nur zu gern annehmen, doch leider hast du andere Verpflichtungen. Dies hier habe ich gerade vom Rat des Ordens erhalten, um es dir zu übergeben. Ich habe es überflogen, tut mir leid, und wie es aussieht, bittet ein alter Freund von dir um Hilfe. Es ist Vic, der scheinbar mit einer Wolfsplage zu kämpfen hat und ausgerechnet dich um Hilfe ersucht. Du willst ihn doch nicht warten lassen ... sonst passiert ihm noch etwas. Und das wollen wir doch nicht, oder?"

"Natürlich nicht ..."

"Hier, lies es dir durch, ich verabschiede mich, und hoffe, ihr habt die Tischdecken gefunden, auch wenn ihr gerade keine dabei habt. Gute Nacht."

Domenik pfiff ein Liedchen, betrat sein Zimmer und schloss es hinter sich, lächelte in den Spiegel und aus dem jugendlichen Jungen wurde ein noch schöneres blondes Mädchen, dass noch schelmischer grinste. Sie mochte diese Wechselspielchen nur zu gern. Domenik indessen war dabei, einen alten Freund zu treffen. Zum Gefallen seines Vaters ...


Callindor

Callindor
15.11.2010, 07:51
"Wir sind da."

Das unterdrückt aufklingende Gelächter in der gierigen Stimme seines Sohnes nahm der betäubte Callindor nur dumpf wie den Nachhall eines Echos wahr. Doch dies war nicht ungewöhnlich. Alles um ihn herum wirkte wie die Zeitlupe eines Panoramas, wie das Standbild eines Stilllebens, welches an den Seiten verwischte um Platz für das daneben zu schaffen. Der verschleppte Magier war high. Richtig high. Ein Stück weiter und er würde bei Innos persönlich anklopfen. Und alles nur aufgrund der Kristalle, die inzwischen seinen Körper schmückten.
Es waren nicht irgendwelche Kristalle. Nein, diese Schmuckstücke waren besonders. So besonders, dass Callindor ihre wahre Macht ermessen konnte. Und auch wenn Domenik es noch nicht erahnte, hatte er die wirkliche Kraft dieser Juwelen nicht ermessen können.
Für Callindor spielte aber all dieser theorettische Schnickschnack keine Rolle, denn sein Innerstes schrie nach mehr Macht, die Auswirkungen der mit schwarzen Schlieren durchzogenen Glaskörper hatten seinen Körper vollends überwältigt - was in seinem geschwächten Zustand keine Meisterleistung darstellte.
Und noch etwas anderes ließ sich als Begleiterscheinung feststellen. Callindor besaß nun zwar diese Macht, doch gehorchte sie ihm nicht. Einzig Domenik bestimmte über die Wirkungsweise und den Einsatz. Er war zu einer willenlosen und handlungsunfähigen Marionetten seines Sohnes verkommen. Doch seine Gier nach noch mehr von diesem Gefühl wurde inzwischen so überwältigend, dass er sich gerne missbrauchen ließ, nur um wieder diesen Geschmack auf den Lippen, diese Erregung in sich, potenzierte Ekstase in jeder Faser seines Körpers spüren zu dürfen.

"Du weißt, was du zu tun hast. Also los."

Domenik ließ Callindor allein, auch wenn er deshalb nicht wirklich allein war, denn er spürte genau, wie der Blick seines Sohnes auf ihn geheftet war, dort hinter ihm, rechts im Gebüsch, darauf wartend, dass die Falle zuschnappte.
Callindor indessen rührte sich eine Weile gar nicht, sondern fühlte plötzlich eine Brise aufkommen, die seinen Kimono flattern ließ. Er war darunter noch immer splitterfasernackt, sodass die kühlen Temperaturen eindeutige Auswirkungen zeigten. Aufgrund der Prismen an seinen beiden Ohren, die nun leicht aufleuchteten, kam ihm die Kälte aber weniger in die Quere, als er angenommen hätte, würde er einen eigenen Willen besitzen und einen Gedanken daran verschwenden. Doch das tat er nicht.
Er tat gar nichts.
Callindor ließ nur die Umgebung auf sich einprasseln und musste feststellen, dass er sie gar nicht in dem Maße für voll nahm, wie er es früher getan hätte. Das morgentliche Gezwitscher einer Amsel dort oben in der Baumkrone, oder das Rauschen des nahen Baches, der aus der noch näher liegenden Quelle des Gletschers gespeist wurde. Dazu das seichte Wiegen der Grasbüschel im Morgenwind, begleitet von einem würzigen Duft nach Raurief und eisigem Tau, der sich nun bald daran machte, bis zum nächsten Morgen in der Versenkung zu verschwinden.
All dies war Natur. Callindors Heimat, sein Refugium, sein Steckenpferd.
Es bedeutete ihm nichts.
Denn dieser Callindor hier war inzwischen zu etwas anderem geworden. Aus seinem Körper sprach die Macht, die Gier danach, gefolgt von einem ungebannten Hass auf sich selbst, auf die pure Existenz des Callindor Cray und wie blasphemisch es war, überhaupt geboren worden zu sein. Domeniks Gefühle waren es, die sich langsam mit den Empfindungen seines Vaters vermischten. Würde Callindor etwas spüren, wäre es wohl das Verlangen, sich selbst auszulöschen.

Mit unsicherem Schritt, begleitet vom sehnsüchtigen Blick seines Sohnes, trat Callindor einen Schritt nach vorn, und stiße dabei gegen eine Wand. Zunächst überrascht, tastete er sich vorwärts und erkannte bald die Präsens einer magischen Barriere, die sein Weiterkommen verhinderte.
Als ob ihn eine Hürde aufhalten würde. Grimmig und über diese unerwartete Abschirmung erbost, kanalisierte Callindor seine fremd gesteuerte Magie und zertrümmerte sie unter Aufglühen seiner Kristallsplitter, die seine Ohren zierten. Auch wenn sie vielleicht mal stark gewesen sein mochte, hatte die in sich zusammenbrechende Barriere inzwischen doch sehr an Macht verloren. Entweder war der Urheber dieses Machwerks tot, oder es kümmerte ihn nicht weiter.
Callindor kümmerte dies nicht. Er hatte seinen Weg gefunden und durchschritt die Magiehülle emotionslos und ging weiter geradeaus, dem schließlichen Ziel immer näher kommend. Und zu Domeniks Überraschung, der durch die Augen seines Vaters alles genau beobachtet hatte, hatte sich ihr Opfer dazu entschieden, ihnen entgegen zu kommen. Wie angenehm und so überaus zeitsparend. Domenik hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Aber scheinbar war der verhasste Körper seines Vaters doch noch zu etwas mehr gut, als ihn nur zu verdammen und in kleine Scheibchen schneiden zu wollen.

Glänzend weiß wie das reinste Licht erschien Vic, mit wild flatterndem Haar, als ihn Brise um Brise des Windes, der aufgefrischt durch die lande wehte, umspielte. Eine Fassade der Unschuld. Dabei war dieser Scharlatan genauso verkommen wie sein Vater. Von den Fußsohlen bis zur Schwanzspitze - und darüber hinaus - einfach nur unrein. Da half auch das Einhüllen in die weißesten Laken nichts.
"Wer hat es gewagt, meine Magie zu zerstören!?", rief der erwachsene Vic und hatte in seiner rechten Hand schon einen Feuerball beschworen, darauf wartend, dass sein Gegenüber einen falschen Schritt machte und dafür büßen würde.
Und Callindor tat ihm den Gefallen, kam näher und näher, ignorierte die folgenden Androhungen, die Vic speiend ausstieß, zeigte kein Museklzucken in seinem Gesicht, sondern blickte beinahe durch die Gestalt, die dort auf den hölzernen Vorbau stand, hindurch.
"Wer nicht hören will ...", sagte er dann noch mehr und mehr schlecht gelaunt und ließ den Zauber fliegen, doch sehr genau an Callindor vorbei, sodass er gerade ihm zu Füßen detonierte.
"Das war eine Warnung, Fremder. Verschwinde, oder ich mache ernst."

Na endlich. Domenik wurde schon ungeduldig. Dieses Spielchen ermüdete ihn zusehens und er hoffte, Vic würde bald zu seinem Gegenschlag ausholen. Am liebsten hätte er diesem Bastard eigenhändig den Schädel gespalten. Aber was nicht war, konnte ja noch kommen ...

Callindor reagierte nicht auf die finale Warnung, nahm einen weiteren Schritt, schaute mit glasigen Augen und voller Gier zu seinem Gegenüber, der in seinen Emotionen zu ertrinken schien.
"Du hast es so gewollt."
Damit schleuderte er erneut einen flammenden Gruß hinüber, schüttelte schon den kopf über so viel Starrsinn, als Callindor seinen Blick anhob und direkt in Vics erschrockenes Gesicht schaute. Auf ein Fingerschnippen zerfiel die rot glühende Magie und Vic stotterte und stammelte, nahm die drei Stufen seiner Veranda in einem Sprung und hatte schneller zu Callindor aufgeschlossen, als dieser überhaupt auf die Nähe des Mannes reagieren konnte. Hätte er irgendwie reagieren können. Doch noch immer bestimmte Domenik, wie er sich zu verhalten, wie zu bewegen hatte. Er war hilflos dem Treiben seines Sohnes ausgesetzt.

"Das ... das muss ein Traum sein. Callindor ... wie ist das nur möglich? Bist du es wirklich?"
Callindor sah die immer größer hervortretenden Augen, die distanzierte Neugier, den irritierenden Unglauben. Schlussendlich fasste sich Vic und Herz und berührte ihn an der Wange, nahm vor Schreck drei Schritte rückwärts und wäre beinahe gestürzt, hätte Callindor ihn nicht festgehalten.
"Du bist wirklich hier. Das ist ... so unglaublich. So unmöglich ..."
"V .... v ... i ... vic ..."
Callindor bekam die Buchstaben fast nicht aus seinem Mund, doch als Vic sie hörte, war jede Vorsicht dahin. Genau das, worauf Domenik gewartet hatte.
Vor Freude schwelgend, fiel Vic in Callindors Arme, oder hing eher an ihm, denn der Magier regte sich nicht, ließ seine Arme nur baumeln spürte die Nähe, die intimen Küsse auf seinem Mund, seinem gesicht, fühlte sie aber nicht. Es war alles so kalt geworden.
"Du bist so kalt ...", meinte Vic erstaunt, als er sich von Callindor löste, ihm über die Wange strich und anlächelte.
"Komm mit, und wärm dich auf. Danach erzählst du mir alles. Ich wusste doch, dass du deinem Schicksal irgendwie entkommen bist. Ich habe es immer gewusst. Jedem habe ich es gesagt, doch keienr hörte mir zu. Selbst dein Bruder nicht. Nero hat mich einen Narren geheißen und mich am Ende sogar für verrückt erklärt. Und doch hatte ich recht. Alle haben sie sich geirrt."
Triumphierend über diese Erkenntnisse wandte sich Vic um und zeigte Callindor so den Weg zu seinem Haus, dass er schon seit Jahren allein bewohnte, seit er sich vom Orden und der restlichen Zivilisation zurückgezogen hatte.
"Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe. Meine Sehnsucht nach dir war so überwältigend gewesen. Doch du bist wieder zu mir zurückgekehrt. Innos hat mich nicht vergessen. Nach all den Jahren sind wir wieder vereint. Ich bin so glücklich. Callindor ... du bist so still, ist etwas nicht in Ordnung?"

Vic drehte sich um, und sah sicher noch den großen Felsbrocken, der auf seinen Kopf niedergesaust kam.

Clan dv Dressels
15.11.2010, 23:02
Etwas war seltsam an der Situation, in der sich Serena nun wiederfand. Obwohl ihre Befürchtung nicht eingetreten war, so sorgte sie sich doch über das auffällige Verhalten ihres Schwagers. Nero, der bei seinen sonstigen Besuchen sehr viel freier und offener agierte, war nun verschlossen, mied den Augenkontakt, den Serena immer wieder suchte, und stärkte damit ihr Misstrauen, dass hier etwas vor sich ging, wovon sie nichts bemerkte, oder wovon sie etwas wissen sollte.
Und irgendwie hatte ihr verstorbener Mann Callindor damit zu tun.

"Ich werde euch nun verlassen ...", merkte Nero beiläufig und getrieben wie der Wind an und verabschiedete sich schon im Umdrehen, als Serena ihm nur hart die Hand auf die Schulter presste und ihn an der schnellen Abreise hinderte. In letzter Sekunde hatte sie eine nötige Entscheidung getroffen.
"Sag mir was los ist!", funkelte sie ihn scharf an und weg war die Zierlichkeit, die sie ansonsten auszeichnete und ihr das Aussehen einer schwachen Person gab. Doch diese Serena van Dressel hier wusste ganz genau, was sie wollte.
"Ich ... ich weiß nicht, was du meinst.", antwortete Nero ihr eisern und entwindete sich aus ihrer Umklammerung, riss sich letztlich los und gierte nach seinem Pferd, als dieses scheute. Grund dafür war aber nicht Nero, auch nicht Serena.
Sondern der Gast, der sich unbemerkt angeschlichen hatte.

"Nero, was zur Hölle ist hier los?!"

Valen trat aus dem Schatten des Gehöfts und sein finsterter Ausdruck in seinem Gesicht brachte die Angst zurück zu Serena und sie schrie vor Entsetzen. Das einsetzende Unwetter, die Dunkelheit und dazu das spitzbübische Verhalten machten diese Gestalt in jeder Art und Weise verdächtig, wie es nur möglich war.

"Valen ... was machst du hier?"
Serena schaute abwechselnd von Nero zu diesem Fremden namens Valen, wunderte sich darüber, woher ihr Schwager solche Gestalten wohl kennen mochte und sah nun doch eine weitere Seite von Nero, die sie bisher gekonnt ausgeblendet hatte. Offenbar hatte auch Nero eine dunkle Seite. Und zu dieser schwarzen Seele passte diese finstere Person wunderbar.
"Du kannst Fragen stellen! Dasselbe könnte ich dich fragen. So weit ich mich erinnere ist Callindor tot, richtig?"
"Ähem ... ja, das stimmt."

Jetzt fiel es Serena wieder ein. Sie hatte diesen Mann schon einmal gesehen. Das war damals, am Tag von Callindors Beerdigung. Sie hatte sich noch gewundert, weshalb jemand so weit abseits im Schatten gestanden hatte und nicht zur Trauergesellschaft dazugestoßen war.
"Die Beerdigung. Sie waren auch dort. Jetzt erkannte ich Sie erst richtig. Kannten Sie Callindor?"
"Na und ob! Und du bist dir sicher, dass Callindor wirklich tot ist?"
"Was meinst Ihr mit *wirklich tot*?", warf Serena verwirrt ein, doch Nero fiel ihr ins Wort.
"Ja, da bin ich sicher. Weshalb?"
"Ganz einfach. Erinnerst du dich an das Amulett, dass ich dir gegeben habe, damals, als ich euch und ihn verließ? Genau dieses Amulett ruft mich hierher und ich kann mit Sicherheit sagen, dass es Callindor ist, der den Ruf nach mir schickt. Daher bin ich etwas verwirrt. Und ich dachte immer, du hast ihm nie gesagt, wer ich bin."
"Nun ..."
"Moment, Moment. Ich komm hier nicht mehr mit. Was für ein Amulett? Wer ist dieser Mann, Nero? Was hatte er mit Callindor zu schaffen und was hat das alles zu bedeuten? Ist Callindor noch am Leben? Habe ich es mir nicht nur eingebildet? Ich HABE meinen Mann dort hängen sehen, richtig? RICHTIG!?"

Serena war völlig außer sich, denn offenbar geriet hier gerade ihre ganze Weltanschauung aus dem Gleichgewicht. All die Jahre hatte sie um ihren Mann getrauert und nun bestand die Möglichkeit, dass es nur eine Scharade gewesen war. Wusste Nero davon und hatte sie die ganze Zeit darüber belogen? Wie konnte er ihr das nur antun?
"Leute ... darf ich auch mal etwas dazu sagen?"

Und kaum dass Valen und Serena ihm das Wortfeld überließen, wurden sie von einer weiteren Gestalt überrascht.

"Vater! Endlich habe ich dich gefunden!"
"Dante. Ist was passiert?"
"Etwas Seltsames geht oben in den Bergen vor sich. Der Orden schickt mich. Scheinbar ist Vics Schutzzauber gebannt worden. Du weißt doch, dass dieser Bannkreis wirklich eine Mauer war, all die Jahre, seitdem Vic sich von uns abgewandt hat. Du sollst dort nachsehen, was vor sich geht. Vic hat fast zwanzig Jahre nichts von sich hören lassen, warum so plötzlich? Ich soll dich begleiten. Mutter und meine Frau wissen Bescheid. Also, lass uns keine Zeit verlieren."

"Ja, dann lass uns aufbrechen."
"Moment mal! Zuerst fordere ich eine Erklärung, was hier vor sich geht, Nero!", schrie Serena ihn an und fuchtelte fuchsteufelswild mit den Armen, bis Valen zu ihr eilte und sie wieder unter Kontrolle brachte.
"Die würde ich auch gern hören. Was ist mit Callindor?", stimmte Valen mit ein und richtete seinen Blick unverrückbar gen Neros Gestalt.
"Callindor? Was hat dein Bruder damit zu tun?", wollte nun auch Dante wissen und war genauso an Informationen interessiert.

"Ja ... also ... ihr müsst mir glauben ..."

Weiter kam Nero nicht, denn just in diesem Augenblick kam Ludmilla van Dressel auf ihrem Pferd angeritten und vervollkommnete die Gruppe.
"Nero Zaveria. Wusste ich doch, dass du etwas damit zu tun hast! Und deine missratene Brut scheinbar genauso."
"Mia, zügele deinen Zorn!"
"Halte dich da raus! Du hast keine Ahnung, was vor sich geht. Aber ich spüre es ganz deutlich. Sprich endlich, oder soll ich wirklich böse werden?"
"Worüber?"
"Du wagst es wirklich, den Ahnugnslosen zu spielen? Falls du es vergessen haben solltest, ich gehöre zum Orden und werde als Medium anerkannt und geachtet. Glaubst du wirklich, ich kaufe dir dein gespieltes Unwissen ab? Und jetzt rück endlich raus mit der Sprache, sturböckischer Zaveria."

"Also gut, ich gebe es zu. Hat ja keinen Sinn mehr, wie es scheint. Also ja, Callindor ist ..."

Doch wieder wurde er unterbrochen, denn Serena stöhnte auf, fasste sich an ihre Handgelenke und sackte in sich zusammen.
Sie war aber nicht die Einzige, denn auch Ludmilla fasste sich an die Brust, schluckte und atmete schwer und es dauerte, bis sie wieder bei Kräften war.
Was ging hier nur vor sich?
"Hey Leute, schaut euch ihre Handgelenke an. Da passiert etwas ..", wies Valen nur auf Serena, die atemlos und stumm starrte und stierte und sich nicht weiter rührte.
Und als Ludmilla die schwarzen Flecken sah, wurde ihr alles klar. Nie im Leben hatte sie gerade jetzt damit gerechnet.
"Mein Gott. ... ... Wo ist Domenik?"
Doch niemand schien auf sie zu reagieren. Alle schauten auf Serena, und den immer größer werdenden Fleck an ihrem Arm.
"WO IST DOMENIK?!", brüllte die Alte und schlug fast um sich. Selten sah man sie handgreiflich werden, doch diese Sturheit und dieser Starrsinn raubten ihr wirklich den letzten Nerv.
"Auf seinem Zimmer.", antwortete Serena geschwächt, korrigierte sich aber noch im selben Augenblick.
"Nein ... das stimmt nicht."
Verwirrt sah sie in Richtung der Berge und wies dann nur mit dem Finger in die Dunkelheit.
"Er ist dort. Glaube ich ..."
"Serena, das kann nicht sein. Wir haben ihn doch ..."
"Er ist dort, glaub mir."
"Wenn sie es sagt, dann ist er dort, keine Widerrede. Aber das wusstest du doch schon, nicht wahr? Aber dazu später. Zuerst müssen wir zu Domenik. Etwas sehr Schlimmes geht hier vor sich und ich bin sicher, dass du dafür verantwortlich bist, Nero. Deine Taten werden nun offenbart."

Ludmilla zog Serena auf ihren Klepper, während Valen auf Neros Pferd stieg. Dante ritt mit ihnen und so führte es die Gruppe gen der Berge, die unter dem Hass und den Schmerzen eines einzelnen fehl geleiteten Mannes leiden mussten. Das Unglück nahm seinen Lauf.


Callindor

Callindor
19.11.2010, 10:10
Dieser Duft!

Callindor roch ihn überall. Unter sich, hinter aich, sogar an seinem Körper. Es erinnerte ihn an damals. An diese eine Nacht. Diese bestimmte, in der er sich seinem Freund hingegeben hatte. Es war schmerzhaft gewesen. Anfangs zumindest, doch er vertraute ihm, als er meinte, es würde bald durch etwas viel Schöneres abgelöst werden. Und er hatte recht.
Anfangs.

Was wäre gewesen, wenn er ihm nicht vertraut hätte? Konnte er es denn auch riechen, es sehen und schmecken? Wie es wie ein Schutzschild auf ihm klebte und doch dafür sorgte, dass er schwächer und schwächer wurde? Nein, sie sahen es nicht. Sie sahen den Schmerz nicht, den Callindor durchlitt, obwohl er doch gesagt hätte, es würde besser werden.
Sollte das hier das Bessere sein? Noch mehr Schmerz, stoßweise, intervallartig. Erst langsam, vor und zurück, fast noch einem Streicheln folgend, dann immer fordernder und härter, bis es schlussendlich einer wilden Raserei würdig war. Als stünde der Weltuntergang bevor.

Callindor stöhnte laut auf, als der intensive Schmerz ihm fast den Unterleib durchschnitt und er roch immer mehr diesen Duft von damals. Was taten sie ihm nur an? Hatte er es falsch gemacht? Hätte er in jener Nacht widersprechen sollen, es abbrechen? Sie hatten dies hier zu verantworten. Sein Schicksal, dieser Schmerz.
Flüsternd und säuselnd strichen die harten Finger ihm über den angespannten Körper, ehe es erneut in ihn glitt und es ihn fast besinnungslos vor Gefühlen machte. Doch hier war keine Liebe, keine Lust, nur Hass.
Erneut peitschte es auf, durchriss seinen Rücken, das Blut lief in Striemen an ihm herab, ließ es in fremdartigen Mustern unter seinen baumelnden Füßen sammeln. Seine glasigen, vor Qual verstummten Augen rochen nur diesen Duft von damals, der sich als See unter ihm sammelte. Und er wünschte sich nichts mehr als dort eintauchen zu können. In den Teich seines Blutes.

Denn dann wäre es vielleicht vorbei mit all den Schmerzen, den Erregungen und harten Liebkosungen.
Wieder stöhnte er auf, als würde er es genießen. Und je mehr er es *genoss*, desto hörter, sadistischer, wurde es.
Und alles nur, weil er damals jemandem vertraut hatte ...

Clan dv Dressels
19.11.2010, 10:42
Domenik ließ die neunschwänzige Peitsche wieder und wieder über den entblößten Körper seines Vaters tanzen. Begleitet von einem wilden, fast infernalisch irren Blick trieb er sich dabei selbst zu einer Ekstase, die Callindor unter noch wilderem Aufstöhnen untermalte. Abgelöst wurde diese Schandtat nur von dem pressenden Geräusch, als diese eine Pforte wieder und wieder und wieder durchstoßen wurde, sodass sich bald Flecken von Blut auf dem Griff sammelten, der dafür benutzt wurde.
"Genießt du es?! Du sollst es genießen! Ich befehle es dir!"
Sein Vater wimmerte nur und als Antwort sauste das scharfe Leder nur umso härter über den gepeinigten Rücken. Endlich entschlich sich ihm wieder ein Seufzer.
"Wusste ich doch, dass es dir gefällt!"

"Und du, schau gefälligst zu, wie es ihm besorge!", schrie Domenik mit funkelndem Blick an Callindors Schulter vorbei hinüber zu Vic, der angekettet und geknebelt der Szene nur hilflos beiwohnen konnte.
"Er liebt es, du siehst es genauso wie ich, die Härte, die ihn durchströmt. Ja, und ich sehe deinen Hass nur zu deutlich. Oder wünscht du dir, mit mir die Plätze zu tauschen?"
Vic antwortete nicht, er konnte es schließlich gar nicht. Sein Mund war mit Stoff erschlagen worden.
"Was nuschelst du da?"
Domenik ließ von Callindor ab, stolzierte an den blutigen Holzdielen vorbei zu Vic, immer darauf bedachte, nicht vom Blut seines unheiligen Vaters besudelt zu werden. Und dann riss er die Bahnen von Tuch aus dem trockenen Mund des überwältigten Eremiten.
"Lass von ihm ab. Oder .. oder ..."
"Du tötest mich?"
"Ja, verdammt, ich töte dich, schneide dich in Stücken und dann verfüttere ich dich an die Schweine, du Hurensohn."
"Oh wie recht du hast, du Mistkerl. Ich bin der Sohn einer Hure. Und mein Vater ist diese Schlampe. Und du sein Freier."

Angewidert von diesem Kerl, rotzte und spuckte er Vic ins Gesicht, holte das unscheinbare, bläulich schimmernde Objekt aus seiner Hosentasche, besah er sich einen Augenblick eines Augenblicks, fuhr herum und presste es dem gleichermaßen überraschten Vic in die Kehle, dass er davon nur röchelnd und um Atem ringend um Luft kämpfte, seine Spannung verlor, und kurz wie ein nasser Sack zusammenklappte.
Doch kaum danach hob Vic seinen Kopf, der Kristall war vollends eingedrungen und der bläuliche Schein unter der angedeuteten Halskehle ließ ein Lächeln auf Domeniks überlegenes Gesicht zaubern.
"Und jetzt weiter. Und genieß es so, wie es mein Vater genießt."

***

So ging die Tortur weiter und weiter, und immer mehr deutete sich eine Veränderung an. Der blaue Schimmer wurde ersetzt durch dunkles Leuchten. Schmierende Schwärze nahm den Platz ein. Vic machte seine Aufgabe wirklich gut. All diese Emotionen ...
Was dann kam, war vor allem für Domenik überraschend. Denn mitten in seiner Vergewaltigung raubte es ihm plötzlich den Atem, er griff sich an den Hals und fiel nach vorn, fast noch in die Suhle aus schmutzigem Blut.
Dieses Gefühl der Angst nur zu gut kennend und es lange Zeit verdrängt habend, schrie er innerlich nach eben jener blonden Schönheit, die daraufhin dankbarer Weise erschien und auf ihn zugeeilt kam.
"Was ist los, Domenik? Was hast du?"
Doch ihr Freund ruckte und zuckte nur unter Stößen.
Ihr blieb daher nicht mehr übrig, als die Hand fortzunehmen und sich seinen Hals näher anzusehen. Und da fiel er ihr wie Schuppen von den Augen. Wie konnte sie nur so blind sein. Hatten sich ihre Instinkte langsam abgeschleift, dass sie erst so nahe sein musste, um das doch so Offensichtliche nun zu ersehen?
"Das haben wir gleich.", meinte sie freundlich und strich wie einen Balsam mit ihren Händen verstreichend über den so schmerzenden Hals, dass es bald angenehmer und besser wurde, und Domenik wieder zu Atem kam.

Noch immer zitternd, fasste sich ihr Freund, der in dem Augenblick eher wie ein verängstigter Junge wirkte, an eben jene Stelle und schaute ratlos zu ihr herüber.
"Was war das? Hast du etwas bemerkt?"
"... nein ..."
Es verwunderte ihn, wie abwesend sie plötzlich wirkte, doch auf ihre Bitte hin, wieder gehen zu dürfen, hatte er nichts dagegen anzubringen. Diese Frau war auch manchmal seltsam.

Sich ein letztes Mal über den Hals fahrend, holte er mit der ergriffenen Peitsche wieder aus und setzte dort an, wo er vor der Atemlosigkeit aufhören musste.

***

"Wie steht es? Du rufst uns ja nicht grundlos."

Das Trio stand in stürmischer Nacht, ihre hellen, dunklen und silbrigen Haare verbanden sich wie Bänder zu einem Teppich aus Haar, doch war dafür nicht der Wind verantwortlich. Es war eher, als würden sie ihre eigene Synfonie aufführen. Ein Musikstück, an dem die Blonde nicht so recht teilhaben wollte.
"Ja, Callindors Schutz über den Ring wird immer schwächer. Die Kristalle zeigen Wirkung."
"Nicht mehr lange also, und unser Warten wird sich endlich auszahlen. Wird auch Zeit", fügte sie noch eztwas verärgert hinzu.
Die Blonde erwiderte darauf nichts, was die Silberne etwas verwunderte und entsprechend fiel der Blick auch aus, den sie ihr sandte.
"Noch etwas, Schwester?"
"Ja, allerdings. Wie es scheint, ist Domenik nicht das, was wir gedacht haben. Leider ist es mir erst jetzt aufgefallen. In ihm steckt mehr, als auf den ersten Blick vermutet. Oder auch weniger ..."
Seufzend und begleitet von einen winzigen Zug des Widerwillens berichtete sie ihnen von ihrer Entdeckung.


Callindor

Clan dv Dressels
20.11.2010, 11:49
Das durfte doch alles nicht wahr sein!
All die Jahre gab es keinerlei Anzeichen, dass es passieren würde, aber nun überschlugen sich die Ereignisse und Ludmilla musste arg mit sich ringen, die Fassung zu wahren.
Ihr Blick fiel zu dem Pferd neben ihr. Dieser Vagabund Nero Zaveria hatte mit Sicherheit seine Finger im Spiel gehabt, dass stand ihm praktisch auf der Stirn. Sie hatte ja seit jeher gesagt, dass diese Verwandtschaft des unseligen Callindor Cray nur Unglück über ihre Familie bringen würde. Seit Jahren schon merkte sie es hier und da an, aber die gutmütige Enkelin sah die Gefahr eben nicht. Diese verliebte Gast. Als ob dieser Callindor sie auch nur einen Moment geliebt hatte. Was für eine naive und romantische Vorstellung.
Ludmilla war Rationalistin genug, um zu erkennen, dass sich dieses Mädchen all die Jahre eine Wunschweöt ausgedacht hat. Und nun das!

"Mia, lass mich runter ...", bat Serena mit schwacher Stimme und zog ihr am Bund.
"Wir sind gleich da, meine Kleine. Halt noch etwas durch.", sprach sie in den Wind und ritt gleich etwas schneller.
"Nein, bitte ...", flehte die Frau hinter der Alten und Ludmilla gab sich geschlagen. Schnell wurde ihr Trab langsamer, bis sie still stand und Nero herbei rief, der dem kranken Dame vom Pferd half.
Mit geübten Griffen packte sie der Heiler in eine stabile Lage, während sein Sohn und Valen sie Szene beschauten.
"Hey, ihr zwei. Holt etwas Wasser vom Fluss.", pfiff die Alte ihnen zu und Dantze wollte schon protestieren, dass er das auch alleine könne, doch man legte sich nicht mit Ludmilla van Dressel an. Ein paar harsche, deutliche Worte reichten aus, und die beiden zogen mit eingezogenen Schwanz davon.

Verärgert sah sie zu Nero herüber, der genauso besorgt über Serena kauerte, die kaum mehr bei Bewusstsein war und deren Ausschlag am Handgelenk immer schlimmer zu werden schien.
"Mia ...", keuchte die Frau und hatte Mühe, ihre Augen zu öffnen.
"Ja .. ich weiß, Mädchen.", sagte die robuste, Alte mit ungewohnt freundlicher Stimme und strich ihr über die Stirn.
"Es wird dir gleich besser gehen."

Sie hasste es zwar, mit Nero hier arbeiten zu müssen, aber ihr lief die Zeit davon. Also würde sie in den sauren Apfel beißen und ihn einweihen.
"Hey, Zaveria, was du jetzt siehst, bleibt auch hier. Sollte das die Runde machen, wirst du deines Lebens nicht mehr froh. Und jetzt pass auf Serenas Lebensfunken auf. Verlierst du ihn, verlierst du deinen Kopf ..."

Ludmilla sprach dies mit extremster Ernsthaftigkeit, die sie in ihre Stimme legen konnte, und so abgeschreckt, wie der sonst so vorlaute Nero nickte, schien es den Zweck erfüllt zu haben.
Serena war inzwischen bewusstlos, Nero voll in seiner Arbeit und überwachte mit seiner Magie den Körper der Frau, die sie grob entkleidet hatten, um besser das Ausmaß in Augenschein nehmen zu können. Für ihr Alter von knapp Vierzig war sie wirklich erstaunt gut in Schuss, was auch Nero nicht verborgen blieb.
"Hoch mit den Augen, du Lustmolch!", wetterte die Alte und hatte trotzdem etwas Angst vor dem nächsten Schritt. Wenigstens war die *Infektion* erst entlang des Armes gewandert, doch darüber wunderte sich vielleicht Nero, Ludmilla war das mehr als klar.
"Ich fange jetzt an."

So nahm sie ein scharfes Messer und schnitt der bewusstlosen Frau entlang der Beuge, dass es sofort blutette.
Doch nicht lange.
Nero war sicher überrascht, dies zu sehen, Ludmilla hatte es erwartet. Schließlich war ihre Enkelin nicht umsonst krank.
Höher wanderte das Messer, ritzte den Arm bis zum Handscharnier auf und da fand sie ihn endlich. Den rautenartig gemeißelten Kristall, der in den vergifteten Adern der Frau dunkel pulsierte.
"Was ist das?", fragte Nero halb atemlos, denn seine ganze Konzentration lag auf der Überwachung der Vitalität der aufgeschnittenen Frau.

"Sei still, ich muss mich konzentrieren!", fuhr sie den Heiler barsch an und ihre Augen funkelten zornig, aber gleichsam auch wachsam, aber auch alt und müde zu ihm herüber.
Vorsichtig klappte sie ihr Amulett, welches sie am Hals trug, auf und darin prangte ein identisches Gegenstück eines Kristalls, dieser jedoch hell und sauber glänzend.
"Ich entnehme ihn ihr jetzt, und du passt auf, dass du sie nicht verlierst ..."

So sprach sie es und griff nach dem dunklen Kristall, packte ihn in ihr Amulett und wollte gerade den reinen Splitter nehmen, da erschreckte die so konzentriert arbeitetnde Frau die wiederkehrende Präsenz der beiden Wasserholer.
"Wir sind wieder da!", verkündete dieser infantile Dante Zaveria laut und polternd, dass ihr der Kristall verloren ging.
"Verdammt!", knurrte Ludmilla.
"Sucht den Splitter, ihr Dummköpfe. Wir haben keine Zeit mehr."

Hektisch sahen sie an sich herum, und tatsächlich hieß es Beeilung, denn die Zersetzung hatte schon begonnen. Die Stelle, an der der Splitter in ihrem Körper gesteckt hatte, begann zu verwesen. Und es breitete sich weiter aus.
"Wehe du lässt sie sterben!", zischte Ludmilla zu Nero, dem die Schweißperlen auf der Stirn standen. Irgendwo bei ihnen musste schließlich dieser Splitter sein, der das Leben von Serena retten würde.


Callindor

Clan der Zaverias
20.11.2010, 15:21
Nero arbeitete mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln mit, doch es schien einfach nicht richtig zu sein! Es war ihm, als stünde der Körper Serenas zwischen den Welten, so als sei sie nur von diesem Kristall angetrieben worden. AM Anfang hatte er sich nur darauf konzentrieren müssen, dass Serena nicht zu schwach wurde, doch was jetzt geschah passierte in wenigen Sekunden die an seinem Auge wie in Zeitlupe vorbei rauschten. Zusammen mit Dante und Valen suchte Ludmilla nach ihrem Kristallsplitter und sah an sich herunter, Dante bückte sich gerade, Valen tat einen Schritt auf die alte Frau zu, sein Blick ruhte jedoch auf den offenen Adern Serenas. Nero blickte hinunter zu ihrem Arm, der sich weiter verdunkelte und sich schon eine handgroße Fläche verwesenden Fleisches gebildet hatte. Die Magie pulsierte noch im restlichen Körper, doch diese Stelle schien schon lange tot. Seine Hand glitt langsam vor seinen Augen in Richtung der dunklen Stelle während seine zweite Hand nah am Hals ruhte und gleichsam Hirn als auch Herzschlag spürte in seiner Magie. Während seine Hand weiter in Richtung Verwesung glitt breitete sich die dunkle Materie in einer Ader aus, die direkt zu Herzen führte und ihm nun in Windeseile entgegenkroch. Er hörte sich selbst ausatmen und alles um ihn herum verstummte. Noch immer zog alles wie in Zeitlupe an ihm vorbei, die Bewegungen bildeten Schlieren und alles schien so unwirklich. Serena wurde unterdessen immer schwächer, während sich nun auch Male am anderen Arm bildeten und langsam simultan mit den anderen weiterkrochen. Immernoch wanderte der dunkle Strich die Ader hinauf und seine Hand in dessen Richtung. Sekunden erschienen ihm wie Stunden und er hörte sich selbst tief einatmen. Serena war dem Sterben nahe, Ludmilla schien zu schreien, doch Nero hörte nichts mehr, sah nichts mehr, nichts mehr außer dem schwarzen Strich, den seine Hand gerade in diesem Moment erreichte und sich auf ihn legte, den Arm fest umschloss und ihn so wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Er nahm den Schmerz Serenas auf, ihre Verwesung für sein Leben, ihre Rettung für seinen bevorstehenden Tod. Mit einem Lichtblitz riss Nero die Augen auf, blickte zum Himmel und sah nurnoch weißes Licht. Mit diesem Kontakt brach er wieder zurück in die normale Zeit, die Eindrücke stürmten auf ihn ein, alles lief wieder normal und schnell, das Geschrei der anderen kehrte zurück, er schnappte noch auf, dass der Splitter wiedergefunden worden war. Dann begann er aus vollem Halse zu schreien, ein tiefes, unmenschliches Geräusch drang aus seiner Kehle. Die Verwesung kroch nicht weiter in Serena voran sondern breitete sich nun in den Handgelenken des Magiers aus und kroch nun seinen Arm aufwärts. Seine Magie floss in Serena über die immernoch schwächer wurde und schon dem Tode nahe war. Nero setzte seine Bemühungen fort, doch auch er wurde immer schwächer und kippte schließlich zuckend um, fiel neben Serena und rührte sich nicht mehr, auch er war nun angegriffen und lag im Sterben. Sein Sohn Dante übernahm da, wo er gerade die Hand von ihrem Handgelenk löste, er hatte ihn ausgebildet.

Auch Dante begann zu schreien und legte dann eine Hand auf Nero, entzog ihm die Magie und spendete nun an Beide sein eigenes Leben, Nero dämmerte nurnoch dahin, wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte, denn das war nicht zu schaffen, sie würden alle drei sterben! Auch Dante wurde immer schwächer, schrie leiser, sackte schon fast zusammen als Ludmilla ihn davonstieß und den Kristall in die offene Wunde einsetzte. Gedämpft hörte er sie nach Serena rufen, sie solle leben! Dante kroch an sie heran und legte eine Hand auf ihr Herz, gab noch einmal sein Bestes und sank dann auf der anderen Seite neben ihr zusammen. Serena würde wohl durchkommen, wenn die Verwesung auch schon eventuell Schaden angerichtet hatte, so würde sie leben, doch Dante und Nero lagen nun im Sterben und dämmerten nurnoch dahin. In einer Welt, geteilt in Licht und Schatten, tauchte auf einmal Valen über Nero auf und durchtrennte die Ader an seinem Arm mit einem schnellen Schnitt, Nero wollte insistieren, doch er nahm es alles nur wahr, konnte aber nicht handeln. Schließlich bemerkte er, dass Valen ihm nun ganz nahm kam, seinen Mund öffnete und eine Ampulle darin entlerrte. Nero schluckte gierig, als habe er seit Monaten kein Wasser mehr gesehen, ohne zu wissen, was es war. Dante erging es dann ebenso. Valen ließ sich schnaufend neben Serena nieder und tat ebenfalls das, was er auch schon an Nero und Dante praktiziert hatte, sank nach hinten und setzte sich schnaufend neben Nero's Füße, Ludmilla war ebenso erschöpft von der Prozedur. Er hörte Valen sagen, dass er nicht wüsste, inwieweit Serena nun geholfen wäre und auch Ludmilla machte sich Sorgen. Die Verwesung jedoch war aus ihren Adern verbannt, den Schaden konnten sie noch nicht beurteilen. Wieder nahm Nero nur Schemen wahr, doch dann schreckte er hoch, als das Mittel von Valen Wirkung zeigte.

"Was hast du mir da eingeflößt?"

"Ein Extrakt aus Camilles Blut..."

"Was? DU verdammter Bastard!"

Nero packte ihn, wurde dann jedoch von ihm weggestoßen und erhielt eine fahrige Erklärung, dass er sich lieber bedanken solle und nun endlich Nach Serena sehen solle. Dem kam er nach, denn er musste sie noch immer retten, ihr Kreislauf war bedenklich schlecht, und nachdem seine Magie auch das bereinigt hatte, war sie zumindest außer Lebensgefahr, doch er hatte seine Arbeit nicht genau genug erledigt.

"Serenas Arm ist irreparabel geschädigt, ihr Unterarm ist so gut wie tot, nur mit Glück wird sie ihn nicht verlieren, alles weitere ist nicht weiter schlimm, sie ist über den Berg. Mein kleiner Finger der rechten Hand wird ebenfalls ab müssen, den hats erwischt, ein kleiner Preis für ihr Leben. Dante, gehts dir gut?"

"Ja Vater, mir gehts gut, an mir bleibt alles dran wie es scheint."

Nero nickte und setzte sich, entzündete eine Zigarette und schloss die Augen, ihr eigentliches Ziel musste noch 5 Minuten warten, er war am Rande der Ohnmacht.

Clan dv Dressels
20.11.2010, 16:37
"Was.. wo bin ich ...?", fragte Serena mit schwacher Stimme und setzte sich auf. Da fiel ihr Blick auf den dunklen Unterarm. Sie schrie vor Entsetzen und Dante kauerte sich neben sie und wollte sie trösten.
"Wir haben alles versucht, aber ..."
"Unsinn!", fuhr ihm die Alte über den Mund und bedachte den überforscher Zaveriasprößling mit einer gedanklichen Abmahnung. Warum hatte man auch immer wieder Scherereien mit diesen Zaverias?
"Hört nicht auf ihn. Es wird alles wieder gut werden. Trink etwas, dann wirst du dich von deiner Erschöpfung gleich wieder erholen. Du warst nur kurz ohnmächtig, das ist alles."

Serena dankte ihr und nickte, froh darüber, dass sie die Gruppe nicht mit etwas ernsterem belastet hatte. Sie wollte ungern der Grund dafür sein, sie aufzuhalten. Lächelnd und schon sichtbar farbenfroher um die Nase herum nahm sie den Schlauch und trank.
"Liebes, würdest du mich bitte entschuldigen, ich muss etwas mit Nero besprechen."
"Natürlich ...", meinte sie nur und nickte.

Die Alte krallte sich den noch immer geschwächten Heiler an der Armbeuge und zerrte ihn von ihrer Enkelin fort, sicherheitshalber außer Hörweite. Dante und Valen waren ihr gefolgt. Doch darum wollte sie sich nun nicht auch noch sorgen müssen.

"Es wird ihr bald wieder gut gehen. Ihre Wunden und Verletzungen werden sich bald schließen. Der Kristall in ihrem Körper wird dafür sorgen. Also, um Innos Willen, sagt nicht weiter, dass es schlimm wäre. Denn das ist es nicht. Zumindest nicht mehr."
"Aber was war da los?", wollte Nero wissen, doch Ludmilla verweigerte ihm eine Antwort.
"Dazu werde ich dir nichts sagen. Du weißt ohnehin schon mehr, als gut für uns ist. Es könnte sich für meinen Clan als nachteilig herausstellen, dir mehr darüber zu sagen. Also unterlasse weitere Annäherungen zu diesem Thema."
Nero nickte nur, auch wenn Ludmilla das Gefühl hatte, dass sich der Sturkopf nicht so leicht geschlagen geben würde.
"Dennoch: Auch wenn wir alle geschwächt sind nach der Aufregung und all dem, wir dürfen keine Zeit verlieren."
"Weshalb, was geht vor sich?", fragte Valen und erwartete unmissverständlich eine Antwort.
"Domenik ist auch erkrankt. Ich glaube sogar, dass er der Auslöser war, dafür, dass seine Mutter das erleiden musste. Sie konnte ich mit dem Kristall retten, doch wenn wir nicht rechtzeitig zu ihm kommen, kann ich nichts mehr für ihn tun. Niemand kann das. Deshalb müssen wir weiter, ehe es zu spät ist. Sein Urteilsvermögen und sein Verhalten kann dadurch sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Er könnte ausrasten, oder völlig apathisch auftreten, von einem Extrem in das andere."

Ludmilla sah in die Runde und entdeckte da den sorgenvollen Blick von Nero, der etwas Grauenvolles in seinem starren Blick zu sehen schien.
"Nero, was ist los? Du weißt doch etwas."

Doch der angesprochene Heiler entriss sich seiner Vision, murmelte etwas Unverständliches udn wiederholte dann nur immer wieder dieselben Worte.

Wir dürfen keine Zeit verlieren. Sein Leben ist in Gefahr.

Seltsamer Weise, und Ludmilla wusste nicht, woher sie es nahm, aber sie ahnte, dass er dabei nicht von Domenik zu sprechen schien. Aber noch sagte sie nichts weiter dazu, sondern kümmerte sich um ihre Enkelin, setzte sie auf ihr Pferd und die Gruppe setzte den Weg in Richtung der Berge zu Vics Domizil fort. Und Nero raste vorn an der Front und ritt dabei sein Pferd beinahe zu Schanden, als wäre Beliar persönlich hinter ihm her.


Callindor

Callindor
07.12.2010, 18:53
War dies der Zeitpunkt, an dem sich die gequälte Seele vom zerschundenen Fleisch löste und entschwand, bevor auch sie unwiederbringlich dem Hass eines anderen Menschen zum Opfer fiel?

Diese Frage ging Callindor schlussendlich durch den Kopf, als er geritzt, blutend und grausam penetriert zu Boden stürzte, als Domenik endlich die Halterung der schwerenm Ketten, die an seinem hageren Körper gebunden waren, löste. Widerstandslos und flüchtig wie ein zarter Kuss im lauen Wind des Frühlings fiel der entführte und fürchterlich zugerichtete Magier auf den Holzboden und blieb dort kauernd liegen, nicht fähig, einen weiteren Schritt zu tun, geschweige denn, sich aufzurichten. Er fühlte sich, als flösse er fort und seine Schenkel brannten hart und heiß, doch nicht vor Lust, sondern aufgrund des Zorns eines anderen, der dafür verantwortlich war.

"Räudiger Köter! Das ist dein Platz! Füge dich, dorthin, wo du hingehörst. Nicht mehr wert als Dreck! Schämen muss ich mich, eine Hure als Vater zu haben!"
Angewidert von diesem Anblick holte Domenik aus und trat seinem Vater kraftvoll und erbarmungslos in die Magengrube, nicht nur einmal, sondern einige Male, sodass Callindor röchelte und schon davor war, zu erbrechen, doch nichts war in ihm. Zum Schluss trat sein Sohn mit dem Schuh auf sein Gesicht und presste es hart und gewaltsam auf den Boden, dass er ihm dabei bald den Kiefer brach. Mit schwindendem Blick sah Callindor die aufgehängte Leiche von Vic, denn Domenik hatte dem überwältigten Freund seines Vaters inzwischen die Kehle durchgeschnitten. Grund dafür war der Kristall, den er aus ihm wieder herausoperierte, ohne dabei groß vorsichtig zu sein. Dennoch war an dem Bild, dass er dort sah, etwas seltsam. Doch Callindor konnte momentan nichts Genaues benennen, was dem geschuldet sein mochte, wie rüde sein Sohn mit ihm hier umsprang.

Schlussendlich hatte Domenik scheinbar ein Erbarmen mit ihm, stieß ihn mit einem Tritt zur Seite und wischte dann über den Küchentisch, sodass die Speisen Vics sich laut scheppernd auf dem Boden verteilten. Zwischen Brackwasser, alten Kartoffeln, stinkendem Fisch und abgestandenem Fleisch schwamm all sein Blut, dass langsam in alle diese Speisen kroch.

"Friss Köter! Denn nur so hast du es verdient!", brüllte Domenik und tunkte Callindors Kopf mit Nachdruck in die Komposition aus dieser Widerwärtigkeit, dass ihm erneut ein Würgereiz in die Nase stieg, seine Speiseröhre verkrampfte, doch schließlich gab der Ekel dem gierigen Hunger Vorang und Callindor grabschte nach den blutdurchtränkten Kartoffeln und biss in sie, lutschte und schluckte und kaum das sie unten waren, wollten sie schon wieder hinauf, sodass er arg Mühe hatte, sie überhaupt in sich zu behalten.

Diese Tortur dauerte eine ganze Weile und Domenik schaute dem barbarischen Schauspiel gebannt zu, ebenso wie die drei Schwestern die inzwischen wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Immer wieder fiel ihr Blick auf den kauernden Callindor, den gierig schauenden Domenik und den dunkel funkelnden Kristall, den er zwischen seinen Fingern hin und her bewegte. Er genoss es sichtlich. Dennoch erkannten die Weiber in kurzen, kaum bemerkbaren Augenblicken, dass Domeniks Blick verloren wirkte, abschweifte und er zu zweifeln schien. Sorgenvoll sahen sich die Mädchen an. Sie wussten, was das hieß ...
"Wir bekommen bald Besuch!", meinte die Blonde und fuhr Domenik einfühlsam von hinten durch die Armbeuge und kuschelte sich an ihn, sodass er seinen Blick von seinem Vater zu seiner Schönheit abwenden musste und sie kurz anlächelte.
Und wie auf Stichwort hörten sie die wiehernden Pferde und das Brüllen von Stimmen, die nach Vic riefen, der jedoch nicht anworten würde. Dafür hatte Domenik Sorge getragen. War es also soweit? Der entscheidende Moment? Domenik war bereit, riss Callindor hoch und stieß ihn zur Türe, so nackt, ausgemergelt und schutzlos, wie er war. Eine Mischung aus Blut und den Innereien des unwürdigen Mahls, das er gerade verzehren musste, zierte sein Gesicht. Widerstandslos ließ er es zu und fiel auf die Knie, als die Tür sich öffnete und er über den harten Holzboden der Veranda geschoben wurde, direkt vor die Augen der eintreffenden Reiterei.

Mit verschwommenem Blick schaute er empor und flehte, es möge jemand sein, der ihn erretten würde. Viel länger hielt er diese Gewalt und diesen Hass nicht aus.

Clan der Zaverias
07.12.2010, 19:25
Nero sprang vom Pferd und wollte sich schon auf den Weg in Richtung des Hauses machen, als die Tür eben jenes Hauses mit einem dumpfen Schlag aufflog und Domenik mit seiner Geisel herraustrat. Callindor wurde unsanft auf die Knie gestoßen und blieb, mit auf dem Rücken verschränkten Armen, dort knien. Er sah zum Erbarmen aus. Aus zahlreichen Wunden blutete er mehr oder minder stark und sein Gesicht war auf unaussprechliche Weise verschwollen, sein gesamter Körper war aschfahl und mit dunklen Flecken übersäht, seine Haare waren von Blut und Wundwasser verkrustet und eine große Wunde zierte seine Brust. Domenik der Heiler war zu Domenik dem Folterknecht geworden. Callindor wimmerte, schien Nero jedoch zu erkennen und wollte gerade etwas sagen, als Domenik ihm in die Nieren trat und ihn anherrschte still zu sein. Nero drehte sich um und blickte die Versammlung an, die sich hinter ihm gebildet hatte.

"Bleibt zurück, das ist meine Aufgabe... Dante, komm her... hör zu, du musst die anderen in jedem Fall zurückhalten und beschützen, ich ahne übles..."

Dante nickte und trat mit düsterer Mine zurück und auch Nero ging nun einige Schritte auf Domenik zu, zog sein Schwert und seine Stimme gefror zu purem Eis, sein gesicht war nurnoch eine verzerrte Maske des Zorns, er hatte es übertrieben!

Domenik, du verdammter kleiner Bastard! Du denkst also, du könntest jetzt noch etwas ausrichten? So wie du Callindor behandelst, haben wir das nicht geplant! Du lässt ihn augenblicklich frei, denn er ist mein Bruder und Freund und du wirst dich mir in Gewahrsam geben, ansonsten beginne ich mit meinem Schwert in deinem Schritt und schlitze dich bis zu deinen mandeln hin auf. Ich habe lange genug zugesehen, mich ohnmächtig in meiner Rolle geregt und nun ist es genu. Callindor muss leiden und das mit Recht, denn nur so konnten wir etwas erreichen, doch er leidet über das Pensum hinweg und wird sterben wenn du nicht endlich aufgibst und das werde ich nicht zulassen, koste es, was es wolle! Du wirst jetzt hier aufgeben oder sterben!

"Das denken wir nicht!"

Ihr reudigen Huren seid auch wieder mit von der Partie? Sehr gut, denn mit euch drei habe ich noch eine Rechnung offen. Ihr habt mich damals hinters Licht geführt und ich werde euch hier genau so vernichten wie Domenik wenn er sich nicht ergibt.

"Du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen!"

Oh doch, denn hier geht es jetzt ein und allemal um Blutsehre und wenn ich diese nur gewährleisten kann, indem ich seinen Sohn töte und eich vernichte, dann soll es mir recht sein. Ich habe lange genug über mein Alter hinweggelebt, Dante ist erwachsen, Sylwina sowohl finanziell als auch sozial abgesichert, ich werde entweder siegen oder euch mitnehmen in die Welt der Toten, und das ist mein Versprechen für den heutigen Tag! Ich lasse nicht zu, dass Callindor auch nur noch ein Haar gekrümmt wird!

"Du hast gut reden, es war dein Plan ihn zu foltern!"

Ja, das war es, seelisch, körperlich, manifestierung seiner Person in unserer Welt, schärfung seines Überlebenssinnes, Offenbarung seines Schicksals, Reinigung seines Geistes, doch nicht pure körpereliche Tortur und keine Gefahr für sein Leben! Und jetzt... ergib dich oder wehr dich, ist mir einerlei!

Nero wollte gerade näher herangehen als mit einem schrillen Geräusch aus drei Schwestern eine Hydra mit drei Köpfen wurde und vor ihm zahlreiche kleine und auch große, obskure Geschöpfe erschienen. Zwei riesige Spinnen flankierten ihn, und in seiner Hand erschien ein Gestell, dass fünf Karten fassen konnte, daneben ein Kartenstapel, Domenik spielte nicht gegen ihn, es war die Drei-In-Eins Hydra die ebenfalls ein Gestell trug und ihm feixend entgegensah. Nero zog fünf Karten, er hatte dieses Spiel nach ihrem letzten Zusammentreffen mit einigen anderen Magiern entwickelt.

Alles Illusion, bleibt hinter mir, niemand schlägt mich darin!

Er sah auf seine Karten, zu seinen Füßen erschien eine flammende 5000, er legte zwei Karten ins Aus und legte einen Fußsoldaten, den er beorderte die Umgebung zu sichern gegen die beiden Spinnen, dazu legte er noch eine Karte mit dem Gesicht nach unten auf das Kartenfeld und ließ die Arme sinken, erhob den Blick erneut und sah herausfordernd zu den Schwestern.

Euer Zug!

Clan dv Dressels
07.12.2010, 19:49
Was machten sie da?

Serena sah Nero und sah diese Mädchen, die sich vor ihren Augen in ein Monster verwandelten. Und mittendrin diese kauernde Gestalt, die nur Callindor sein konnte. Doch das war unmölglich! Callindor war ihr Ehemann, ihre Liebe - und war seit fast zwanzig Jahren tot. Das musste alles eine Illusion sein.

"Euer Zug!", hörte sie Nero brüllen und tatsächlich schien dieses dreiköpfige Monster eine Art von Magie zu wirken, denn es erschien ein Haufen, recht quadratisch und winkllig und es sah aus wie ein Stapel riesiger Karten. Auf ein Heben der roten Klauen hin hob sich eine Karte und vom Stapel, eine andere senkte sich vor ihnen, verschwand und tauchte dann auf dem Feld zwischen ihnen auf. Dies passierte noch zweimal und sogar noch ein drittes, diesmal jeoch erschien keine verdeckte Karte, sondern eine Kreatur, seltsam schreiend, mit schlohweißem Haar, dass es einen das Fürchten lehrte. Und begleitet wurde es durch ein unbarmherziges Schreien.

"Eine Banshee. Die Todesfee ...", murmelte ihre Großmutter Mia und Serena ahnte schon, dass das nicht Gutes bedeuten konnte. Wild schnaufte brüllte das mehrköpfige Monster und die Banshee flog zu Nero herüber, kreiste über ihm und stürzte sich dann krieschend, schreiend und brüllend auf seinen Ritter, der sich vor Schmerz krümmte, die Ohren hielt und dann wie ihm Wahn sein Schwert nahm, und es sich in seinen eigenen Leib jagte. Dies schien sein einziger Ausweg gewesen zu sein. Was für eine Wahl! Blut spritzte und überzog Neros Gesicht, der selber überrascht schien. Sagte er denn nicht, es sei eine Illusion?

Serena war all das nicht geheuer und doch konnte sie sich nicht rühren, sich nicht einen Millimeter bewegen, sei es, um ihre Liebe - Callindor - zu retten, Domenik, ihren Sohn, zu schützen, oder vor diesem grausamen Wahnsinn einfach zu fliehen.
Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als das Monster laut brüllte, und sich die Banshee wartend auf ihrem angestammten Platz niederließ. Mit gierigen Zähnen und scharfen Augen besah sich sich jede Regung, die Nero vollführen würde, ganz genau.



Callindor

Clan der Zaverias
07.12.2010, 19:57
Nero wischte sich über das Gesicht und zeigte ein wölfisches Grinsen.

Vielen Dank, jetzt kommt meine verdeckte Karte zum Tragen! Das Portal! Mein Krieger kehrt unversehrt zurück und ich darf gleich zwei Einheitenkarten ablegen! Sieh her, das wird dein Untergang werden!

Mit einem ruhigen Atemstoß zog er die nächste Karte und blickte auf sie hinab, er lächelte, dann sah er aufs Spielfeld und nahm zwei Karten aus seiner Hand. Ein gewaltiger Golem erschien und schmetterte seine Keule auf den Boden, neben ihm erschien ein in Purpur gewandeter Magier. Dann zog er zwei weitere Karten aus seiner Hand, legte eine über seinen Soldaten, der nun eine neue Rüstung erhielt und nun ebenso standhalten würde, wie der Golem. Daneben landete eine weitere verdeckte Karte, dann senkte der Magier wieder seine Hand und zeigte auf den Magier.

Valdus, Magier der Natur, verkleide dich als Banshee und greife eine der Spinnen an!

Valdus wandelte sich und griff an. Seine Stärke maß sich nicht an einer wahren Banshee hatte jedoch genug Kraft um eine Spinne auszulöschen die grünlichen Eiter verspritzte als sich die Klauen des Immitats in sie bohrten, als er zurückkehrte wandelte er wieder die Form und war wieder er selbst.

Clan dv Dressels
07.12.2010, 20:09
Das Monster brüllte, doch die Banshee rührte sich nicht, sondern sah nur zu, was sich auf dem Feld tat. Immer wieder sah sie zu ihrer Herrin, und dann geschah etwas Seltsames. Ihr Klang veränderte sich plötzlich, aus dem Schreien wurde ein intervallartiges Stöhnen, wie ein seliger Gesang von Tieren, fast einem Balztanz folgend. Anmutig stolzierte die weißhaarige Hexe auf ihrer Seite, vorbei an Spinnen, dem toten Leib dieser einen, und den anderen Viechern, die sich um sie scharrten.
Und mit einem Mal stieß einer der Ritter dem Magier sein Schwert von hinten durch die Brust, ehe ein dritter seine Lanze nahm und eben jenen Ritter aus dem Stand enthauptete. Es war eine Ballade aus Blut, Mord und Leid und die Banshee, ganz ihrem Namen folgend, war dafür verantwortlich, nachdem eine dieser Karten scheinbar ihre Macht vergrößert zu haben schien. Das Gemetzel endete schließlich damit, dass nur noch der Golem zurück blieb, durch den die Waffen der Menschen nicht ankamen. Ihr Herz war schwach gegen den Gesang der Todessirene, der Golem jedoch empfand nichts dabei.

Sie hörte Nero grimmig knurren, als sich noch eine Karte drehte, die Bashee sich herumwandte und dann mit einem Dolch und ihren scharfen Krallen auf die Hydra stürzte.
Wild schnaubend schrie sie auf, während sich das Todesweib ihre knochigen Finger leckte, an deren Enden das sonderbare Blut heruntertropfte. Und als wäre das noch nicht genug, schien dies eine Veränderung hervorzurufen, denn die Banshee wurde noch aufreizernder, noch bößartiger und ihre Macht noch stärker. Wild wackelte ihr Becken, auffordernd und stoßend, doch der Golem rührte sich nicht. Zumindest nicht solange, bis zwei weitere Sirenen, vogelartige Harpyien vom Himmel stürzten und ihn mit ihren scharfen Krallen entzwei teilten.
Nun war Nero allein, während sich ihm gegenüber ein Damentrio positionierte, nur darauf wartend, ihre gewetzten Krallen in seinen agilen Adoniskörper zu rammen.


Callindor

Clan der Zaverias
07.12.2010, 20:24
Nero schüttelte den Kopf.

Mehr als eine Kreatur der höchsten Stufe auf dem Feld? Seid ihr wirklich so leicht zu durchschauen? Seht meine Fallenkarte: Eine Kreatur wird mal direkt vom himmlischen Blitz getroffen, die andere, denn es gibt ja immer noch zwei von ihnen, ermöglicht es mir jetzt einen Wall aus Kreaturen zu bauen, drei Kreaturen meiner eigenen Wahl aus meinem Deck und eine Neuordnung des Decks!

Nero nahm den Stapel auf und durchsuchte ihn. Er zog drei Einheiten und mischte die Karten neu, legte sie wieder auf ihren Platz und legte die drei Karten auf das Spielfeld. Ein Eisener, eine abscheuliche Kreatur, bestückt mit zahlreichen Waffen, ein vollkommener Krieger, gleichsam agil als auch gefährlich ob seiner 999 Angriffsmöglichkeiten. Eine Bruxa, eine fliegende Abscheulichkeit und Artverwandte der Banshee, ein wenig schwächer doch nicht angreifbar durch die Banshee, da würden sie sich was neues einfallen lassen müssen. Der Dritte im Bunde war eine Kopie des Magiers selbst, eine mächtige Einheit, die genau das tat, was Nero tun würde, nämlich töten und Angriffe überleben, einziges Manko dabei war, dass Nero nach einer Attacke auf sein ebenbild 500 Lebenspunkte verlieren würde, egal ob er überlebte oder starb, sein Rettungswurf war jedoch stark und konnte selbst eine Banshee überstehen. Drei Kreaturen die für den hauch des Todes, das Lied des Leides und den Tanz des Verderbens nicht anfällig waren, zwei die nur physisch angegriffen werden konnten und eine, die nicht zerstört werden konnte, jedenfalls um Moment. Er legte zwei weitere Karten verdeckt und eine Zauberkarte, die alle Kreaturen auf seiner Seite des Feldes verstärkten.

So, nun bin ich nicht mehr allein, lass dir was einfallen, ich bin der Erfinder des Spiels, mich wirst du noch besiegen, egal wie sehr du es auch versuchst!

Clan dv Dressels
08.12.2010, 20:24
Nero schien sich hier um Kopf und Kragen zu spielen. Sah er denn nicht, in welcher Gefahr sie alle schwebten? Hier ging es um Menschenleben und ihm fiel nichts Besseres ein, als den großen Macker raushängen zu lassen. Dort vorn lag Callindor, das hatte etwas zu bedeuten, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie das überhaupt möglich sein sollte.

Serena sah von Nero herüber zu dem Monster und diesem schien das Gehampel und Gezeter rein gar nichts auszumachen. Statt dessen brüllte es nur, schien grimmig zu schauen, wenn man das hätte irgendwie erkennen können und drehte eine Karte um. Darauf war ein Mann mit einem blauen Zepter zu erkennen.
Und was als nächstes geschah, ging so schnell, dass sie es vor Schreck fast nicht mitbekommen hätte. Scheinbar hatte dieser Kerl ebenfalls magische Kräfte, denn auf einen Stoß mit seinen Händen hin hatte sich das Spielfeld schockartig zu einer Standaufnahme verwandelt, doch nicht nur die Viecher darauf, auch die Hydra und Nero selbst waren bewegungsunfähig. Als nächstes wirbelte der beschworene Mensch mit seinem Zepter und wie bei einem Zaubertrick schienen sich die Figuren rückwärts zu bewegen. Alle Handlungen, die Nero getätigt hatte, vollführten sich umgekehrt, Karten verschwanden, Effekte wurden aufgehoben und zwar genau bis zu dem Moment, als Nero mit seinem Zug begonnen hatte. Und nun spulte die Szene wieder nach vorn, und es passierte ebenso wieder, alles gleich, und man hätte schwören können, Nero würde sich dagegen innerlich sträuben, seinen Körper Bewegungen tun zu lassen, die er schon einmal ausgeübt hatte.
Es gab nur einen kleinen Unterschied.
Nach jeder Aktion, die mit einer Karte zu tun hatte, sei es ein Monster, eine Falle, oder ein Zauberfekkt gewesen, stieß die Figur mit seinem Zauberstab in Richtung der Karte in die Luft, und ein eisiger Hauch, wie ein dünner Raureif legte sich über die jeweilige Karte, und ließ die jeweilige Auswirkung gar nicht erst eintreten.
Am Ende lagen bei Nero beinahe alle Karten unter einer Frostschicht, auf der Seite der Hydra waren es auch nicht gerade wenige. Und mit einem Stoß auf den Boden zersplitterten alle jene Karten, beiderseitig und ein Nebel aus Kälte, Winter und Eis legte sich über das Feld, ehe der Magier wieder mit seinem Stab wirbelte, sich die Splitter und Flocken in Bewegung setzten und sich wie eine Windhose auf den jeweiligen Spieler zubewegten. Am Ende schlossen sie sie komplett ein und es ergab eisige Skulpturen, die reglos dort standen und scheinbar gar nichts davon gemerkt hatten, als seien sie noch immer in dieser Zeitschleife gefangen gewesen.
Das Ende ergab sich für diesen Zug äußerst schnell.
Denn für jede Karte, die er eingefroren hate, stürzte er mit seinem Stab auf die Frostfigur und schien sie zu beschädigen, ja beinahe zu zerstören. Nach dem letzten Schlag stieß der jeweilige Spieler aus der Kältekammer hinaus, wie sein eigener Schatten und sah die Skulptur noch zerfallen und den Schnee davonschmelzen, ebenso, wie auch die Lebenspunkte der Spieler wie Eis in der Sonne schmolzen.
Am Ende hatte die Hydra mehr Kraft gelassen, doch das Feld war nun vollkommen leer, und von den starken Wirkungen von Neros Karten von zuvor befreit. Abschließend legten sich zwei verdeckte Karten auf die Seite des Monsters und ein lautes Brüllen gab die Verkündung, Nero sei nun wieder an der Reihe.
Es schien verlockend zu sein, einfach anzugreifen, doch Serena hatte das Gefühl, dass dies eine fatale Entscheidung sein würde. Doch Nero war hitzköpfig und stur, und andererseits ... was verstand sie schon davon? Sie war doch nur sie. Serena. Niemand von Bedeutung und Einfluss. Warum sollte Nero schon auf sie hören, das tat ja ansonsten auch niemand, warum jetzt damit anfangen?


Callindor

Clan der Zaverias
11.12.2010, 06:10
Nero schnaufte, er hatte einiges an Punkten gelassen, doch die Hydra war nun kurz vor dem Ende und er hatte seinen Trumpf noch in seiner Hand, er würde ihn jetzt nutzen und das Spiel beenden, er legte die Karte auf das Feld und aktivierte sie. Er hatte noch 2300 Punkte übrig, die Hydra nur noch 1900, jetzt würde es hier enden.

Ich lege Armageddon, die Karte die dich zugrunde richten wird, ich sagte bereits, mich besiegt man in diesem Spiel nicht! Ich beschwöre einen Meteoritenregen, der beiden Spielern, unabhängig von ihren Feldkarten und Zauberfallen, 2200 Lebenspunkte abzieht, lass es krachen!

Am Himmel erschienen flammende Punkte, tausende mussten es sein, kleine feurige Kugeln, die gleich auf sie einhageln würden. Nero schloss die Augen und breitete die Arme aus, dann wurde das Getöse laut. Gesteinsbrocken hagelten auf Feld und Spieler nieder, begruben sie unter mächtigen Hieben, beide, Nero und die Hydra, schrien unter Schmerzen, der Preis, den man an das Spiel zu zhalen hatte, Schmerzen für den Sieg...

Nach wenigen Sekunden war alles vorrüber und Nero ging keuchend in die Knie, Schweiß troff von seinen Haaren und hinter sich hörte er Gemurmel, die Hydra war gestürzt und regte sich nicht mehr, alles schien irgendwie eingefroren. Nero stellte sich auf, der Himmel erschien ihm ungewohnt weit entfernt und kein Lüftchen regte sich, obwohl die Blätter der Bäume sich bewegten. Er dachte nach, irgendetwas war dort... Er nahm einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche, ging zu einem ebenen Stein und legte ihn dort ab, dann nahm er ihn zwischen die Fingerspitzen. Ein vollendeter Kreisel, der sich drehen würde wie kein Zweiter, doch umstürzen würde er... Er drehte sich und drehte sich, doch er machte keine Anstalten zu kippen, Nero riss die Augen auf, dann sah er sich um, die Gefährten murmelten wirres Zeug durcheinander, es sei alles vorbei, alles sei überstanden und Nero solle doch endlich kommen und sie zu Callindor führen, sie bemerkten die Besonderheiten nicht, die aufgehobene Physik, das verschobene Zeitgefühl, die gestörte Wahrnehmung, denn zwischen den Bäumen hindurch schien sich das Land zu wiederholen. Nero ging vorsichtig auf das Feld hinaus, doch seine Füße trugen ihn nicht vorwärts, es schien ihm, als würde alles einfach größer und weiter. Er ging zurück, seine Bedenken waren bestätigt. Er wob einen magischen Lichtkegel, der anschwoll und die Gefährten umhüllte, dann sah er voraus und sprach die magischen Worte, die er nach der Waldbegegnung vor vielen Jahren gelernt hatte, und schließlich zersprang vor seinen Augen der Spiegel in den sie blickten, die Illusion der drei Schwestern, die sie gekonnt gewoben hatten, er hätte sich fast darin verloren. Die Gefähten keuchten, Nero blickte zur Hütte, es war kaum etwas zu erkennen...

Dante, komm zu mir, wir müssen zu Callindor.... Dante?... Wo... Verdammt!

Er sah sich um, Dante war verschwunden und nun bemerkte er auch, dass die Drei und Callindor verschwunden waren. Wo waren sie hin? Wo war sein Sohn? Nero keuchte und schrie, wie konnte das sein? Wie hatte er sich nur so reinlegen lassen können?


Nero

Clan dv Dressels
11.12.2010, 08:06
Was war das für ein Gefühl?

Als er ihn sah, da ... Domeniks Herz schlug ihm fast bis zum Hals und er erschrak förmlich, als er sein Relief unter denen aus der Gruppe um Nero erkannte.
Was tust du hier?
Für einen Augenblick kamen Zweifel in ihm auf und er sah auf den wimmernden Körper zu seinen Füßen, die nackte, geschundene und vergewaltigte Hülle seines Vaters, der er noch gar nicht war.
Was habe ich getan?
"Domenik, was hast du?", fragte seine blonde Schönheit und er riss sich von seinem Anblick los, der kaum einen Wimpernschlag gedauert hatte, schluckte schwer und hörte sein aufgeregtes Herz schlagen. Woher kamen diese Gefühle?
Was passiert mit mir?
"Alles in Ordnung?", fügte sie sorgenvoll hinzu und kam auf ihn zu und streichelte ihm die Wange. Und wie durch einen reinigenden Wind verflogen seine Zweifel und nagenden Gedanken.
"Ja, alles okay. Haltet mir Nero vom Hals. Und auch die anderen. Ich kümmere mir um meinen Vater, keine Sorge."
Domenik drehte sich von den Schwestern weg und sein Blick fiel auf ihn, und wieder setzte sein Herzschlag für einen Moment aus. Dieses Gesicht ...
*Ich kann ihn nicht hierlassen*
Hastig fügte er noch hinzu, dass er sich auch um jenen jungen Mann kümmern würde und die Schwestern waren einverstanden. Sie würden für die Ablenkung sorgen, während ihr Partner sich um Callindors weiteren Werdegang bemühen sollte.

***

"Irgend etwas beschäftigt ihn. Er entgleitet uns."

Die Blonde schaute in die Augen ihrer Schwestern, die sie beide musterten und es war offensichtlich, dass die Silbrige mit der Dunklen übereinstimmte. Sie hatten ja recht. Für einen kurzen Moment schien es so, als wäre Domenik verwirrt, nicht bei Sinnen und abgelenkt. Aber sie hatte es doch selbst wieder behoben. Dennoch ...

"Es war doch nur ein kurzer Augenblick und ich habe es korrigiert."
"Ein kurzer Augenblick ist aber ein Moment zu viel und das weißt du. Wir müssen uns an unseren Plan halten. Wir stehen kurz davor. Wir können kein unnötiges Risiko mehr eingehen."
Erschrocken von diesen Worten blickte sie zu der Dunklen hinauf und musste um die richtigen Worte kämpfen.
"Risiko? Domenik ist kein Risiko! Was hast du vor, ihn etwa zu eliminieren? Dazu besteht keine Veranlassung! Der Zauber besteht noch immer, das siehst du doch, oder nicht. Er ist keine Gefahr für uns."
"Derzeit nicht, das stimmt", wandte die Silbrige ein und stand zwischen den beiden und schaute immer wieder von der einen zur anderen.
"Aber falls es soweit kommen sollte ... nur damit du vorbereitet bist, das Richtige zu tun, Schwester. Ich werde nicht zulassen, dass deine Gefühlsduseleien unseren Plan sabotieren. Dafür steht zu viel auf dem Spiel! Das werde ich nicht zulassen!"
Eine Welle von Zorn schwappte zwischen ihnen über und eine knisternde Spannung lag in der Luft.
"Mädels, lasst ihn uns beobachten, dann werden wir sehen. Noch ist nichts entschieden", beschwichtigte die neutrale Silberne die anderen beiden Damen und tatsächlich schaffte sie es, eine Art Waffenstillstand zu erreichen. Vorerst.
Trotzdem war die Dunkle noch nicht fertig.
"Du hast es doch auch gesehen, oder nicht?"
"Was meinst du?", fragte die Blonde unsicher, obwohl sie es insgeheim tatsächlich bemerkt hatte und wusste, was das heißen würde. Heißen würde müssen.
"Muss ich es wirklich aussprechen, Schwester?"
Stille. Sie hatte die Augen kurz geschlossen und wollte es nicht hören, nicht von ihr. Bei ihr klang es immer so endgültig, unabänderlich.
"Er ist zu dunkel. Der letzte Splitter könnte uns bei Callindor alles verderben. Schwester, wir dürfen nicht riskieren, dass das passiert, sonst ..."
"Mir ist bewusst, was das heißt, liebe Schwester!", fuhr sie sie an und die Silberne nickte nur verstehend und gleichzeitig mitfühlend mit dem Kopf.
Ja, sie hatte verstanden, doch hatte ihr Herz noch nicht das verarbeitet, was ihr ihr Verstand mitzuteilen versuchte.
"Lasst uns Nero ein wenig beschäftigen, damit Domenik die Zeit gewinnt, die er braucht."

Ohne ein weiteres Wort stimmten sie darin überein und woben den Zauber der Illusion. Ein Bild von Monstern, Karten und Strategien. Ein Trickspiegel, in dem sie gefangen sein würden.

***

Es war die Hand auf seinem Mund und ein Heilzauber auf dem seinen, der dafür sorgte, dass er regungslos und unbemerkt das Bewusstsein verlor, während die anderen gebannt das Schauspiel verfolgten, welches die Schwestern auf seinen Wunsch hin vollführten.
Bemüht, ruhig und unerkannt zu bleiben, schleppte er ihn fort und doch war da dieser nagende Gedanke.
Was tu ich hier eigentlich? Warum ist mir das so wichtig? Was ist so besonders an ihm?

"Domenik!", rief eine helle Stimme, und noch bevor er sie erblickt hatte, wusste Domenik, dass es seine blonde Schönheit war, die nach ihm rief.
"Wo ist der Splitter? Wir haben nicht viel Zeit. Gib mir den Kristall, damit wir fortfahren können.
Beinahe schon beiläufig schnippste er ihr den dunklen Kristallsplitter entgegen und bedachte sie keines weiteren Blickes mehr. Sein Hauptaugenmerk lag bei jemand anderem.
"Aber warum?
Sie bedankte sich noch und schritt zu ihren Schwestern und Callindor, den sie unter ihrer Obhut hatten und sich daran machen würden, den Splitter in ihm einzusetzen. Doch das war für ihn im Moment nicht von Belang.
"Aber warum nicht? Du hast solange daraufhin gearbeitet!

Da lag er nun vor ihm. So reglos und still, als wäre er tot, oder würde auf ewig schlafen. Sein Haar war zerzaust, der Wind hatte die feuchten Haare in alle Richtungen zerschoben und seine Kleider klebten an ihm vom Schweiß und vom Regen. Nur zu deutlich zeichnten sich die Höhe und Tiefen auf seinem Körper ab. Das schnittige Gesicht, ganz dem seines Vaters, dazu der schmale, Hals, die kräftige, starke Brust und die schlanke Taille. Es war eine stimmige Komposition aus Maxima und Minima, welche sein Relief ihm boten.
"Nur warum war mir das so wichtig? Warum er? Warum Dante!?"
Und dann konnte und wollte er es nicht noch länger aufschieben, legte seine rechte Hand auf die leicht entglößte Brust und Halsregion des schlafenden Dante und zitterte plötzlich am ganzen Körper, kaum dass er ihn berührt hatte und spürte, wie kraftvoll und regelmäßig sein Herz schlug.
"Was passiert hier mit mir?"

"Spürst du es? Natürlich. Wir alle drei tun es. Es ist zu viel ..."
"Nein, es ..."
"Doch, so ist es!"
"Nein ... ... ... ja ..."

Domenik flüsterte den Zauber und ließ seine Magie fließen und erhob sich langsam, nachdem er seine Hand von Dantes Oberkörper gelöst hatte. Für einen Moment hatte er nicht einmal das tun wollen.
Blinzelnd kam Neros Sohn zu Bewusstsein, schüttelte den Kopf und fasste sich an die Schläfen. Er war einen Augenblick lang nicht Herrr seiner Sinne, das sah Domenik nur zu deutlich.
"Wo bin ich ... DU! Wo hast du mich hingebracht?"
Seine Worte wurden mit jedem Ton schärfer und er hatte sich inzwischen aufgerichtet und stand Domenik offen gegenüber.
"Was soll das?", fuhr er ihn an und Domenik schien diese Frage sehr zu erregen.
"Was das soll? Dasselbe könnte ich dich fragen."
"Was soll das heißen?"
"Wieso bist du hier? Warum musstest du kommen. Warum? Warum!?"
"Ich verstehe nicht, der Orden schickte mich nach meinem vater und dann ..."
"Der Orden! Dein Vater! Konntest du nicht Daheim bleiben? Verdammt!"
"Domenik, ich ..."
"Warum konntest du dich nicht aus der Schusslinie begeben? Verdammter Mist! Scheiße!"

Domenik war außer sich, doch wusste er selber nicht, warum ihn das so schaffte, wie sollte er es dann Dante erklären, damit der es verstand. Es war so unglaublich. Das konnte doch nicht sein ...
"Du verlierst ihn ..."
"Nein, tu ich nicht!"
"Schwester ..."
"Ich sagte NEIN!"

Domenik war noch so in Gedanken, dass er gar nicht merkte, wie Dante sein Schwert ergriffen hatte und es mit der Spitze auf ihn richtete. Unglauben stieg in ihm auf. Was sollte das werden?
"Was tust du?
"Domenik, was hast du getan? Wo ist Vic? Was ist hier passiert?"
"Dante, ich ... du verstehst nicht ... es ist anders, als du denkst ..."
Doch leider rumorte es jetzt auch in seinem Kopf und tatsächlich erkannte er selber nicht mehr den rechtfertigenden Grund für seine Taten. Da war ...
Wieso sind da diese Gefühle. Schuldgefühle, Reue? Was hatte er nur getan ...?
"Schwester mach was, sonst ist es zu spät ..."
"Lass mich, das klappt schon, vertrau mir ..."
"Vermassel es nicht!"

"Du musst verstehen ... Dante ..."
"Was? Mein Vater war gut zu dir, zu euch! Es hat dir an nichts gefehlt. Er liebt dich wie einen Sohn, siehst du das nicht? Und jetzt wendest du dich von uns ab und machst so eine Scheiße!"

Er hatte Recht. Seit er Nero kannte, war er wie ein Vater für ihn. Ging mit ihm durch dick und dünn, brachte ihm alles bei, was er wusste, und Domenik nahm ihn als Vorbild, in manchen Dingen. Und doch ...
Es gab immer wieder Augenblicke, da konnte er Neros Zweifel in seinen Augen sehen. Wenn sie sich gestritten oder Domenik bei eienr Aufgabe versagt hatte oder zu leichtsinnig gewesen war. Einmal hätte er um ein Haar den gesamten Gutshof durch einen Zauberfehler in Brand gesteckt. Nero war außer sich gewesen. Er hatte Domenik grün und blau geschlagen. Das war einer der schlimmsten Tage in seinem Leben. Nero war nicht wiederzuerkennen. Am nächsten Tag stand er vor der Tür, aufgelöst mit Tränen in den Augen und er tat ihm unendlich leid, was er ihm angetan hatte. Man konnte den Gedanken förmlich aus seinen Augen, seinem Mundwinkelzucken und seinem unsicheren Blick ablesen:

"Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte das nicht tun dürfen. Weil er es nie und nimmer getan hätte."

Und genau darum ging es, das hatte Domenik nach diesem Tag begriffen. Jedes Mal, bei jeder Entscheidung hatte Nero sich immer wieder diese eine Frage gestellt.

"Hätte Callindor sich ebenso entschieden? Tue ich das Richtige?"

Domenik erkannte dann mehr und mehr, unter welcher Last sein Lehrmeister, Freund und Vaterersatz zu leiden hatte, denn der Verlust seines Bruders hatte auch ihn schwer getroffen und war an ihm keinesfalls spurlos vorüber gegangen. Sicher, er verbarg es vor seiner Mutter und ihm, so gut er konnte, aber an jenem Tag vor der Tür, mit verweintem Blick, da hatte er zum ersten Mal seine Fassade nach all den Jahren sinken lassen. Weil er nicht mehr konnte. Und er hatte es ihm gesagt, direkt ins Gesicht.

"Callindor hätte das nicht gewollt. Das weiß ich hundertprozentig. Es tut mir leid. Verzeihst du mir, mein Sohn ..."

Danach lagen sie sich weinend in den Armen und Domenik fühlte sich ihm noch näher, als jemals zu vor. Weil Nero es zugelassen hatte. Die äußeren Wunden auf seinem Körper vergingen, doch die seelischen blieben, überdeckt von Schichten aus Freude, Lachen und Lächeln. Seine Mutter war eine Meisterin darin, sich zu verstellen, so wie es auch Nero gewesen war. Seit jenem bewussten Tag sah er seine Mutter auch anders. Als hätte man ihm die Augen geöffnet. Als wäre er vorher blind gewesen.

Sie liebte seinen Vater. Das tat sie. Nur konnte er bis dahin nicht verstehen, warum. Es war doch nur eine Nacht! Er konnte es nicht nachvollziehen. Bis Nero sich ihm zeigte, den Schmerz zuließ. Weil Callindors Präsenz sein Herz erreicht hatte, sie verbunden waren über ein Band der Freundschaft und Liebe und mit seinem Verschwinden riss dieses Band und Neros Herz war verwundet worden und blutete aus einer kleinen Wunde. Es tropfte Tag für Tag, bei Sonne und Regen, Jahr um Jahr, nur hörte es nie auf, es wurde höchstens immer schlimmer. Es wollte nicht heilen. Und zum Teil sollte es das vielleicht auch nicht, weil sich Nero eine Mitschuld am Tod seines Bruders gab. Auch das hatte er ihm eines Tages offen gesagt, als sie so beieinander saßen und einfach nur die Sonne, die frische Luft und den Duft von Rebstöcken und der einsetzenden Blüte der Trauben genossen.

"Ich hatte nicht erwartet, dass es so sein würde. Damals sagte ich mir, es könne nicht funktionieren. Mein Bruder wollte das nicht tun. Er war gern, wie er war. Ja, das kann ich dir versichern. Wir haben uns oft genug deswegen in die Wolle gekriegt. Denn er war, wie er war. Und trug sein Herz in der Hand und jeder, der ihn traf, wurde davon berührt. Ich ... wollte nicht, dass man ihm weh tat. Letztlich konnte ich es nicht verhindern. Hätte er von dir gewusst, vielleicht ... Er wäre ein wunderbarer Vater für dich gewesen, dass musst du mir glauben, denn so war er. Seine Familie ging ihm über alles. Er hat auch deine Mom geliebt, ganz bestimmt, für diesen Augenblick, doch reichte es nicht aus, um seine Zerrissenheit in ihm zu heilen. Er konnte nicht beides sein, verstehst du ... Wäre es doch nur anders gekommen. Wäre ich doch nur stark genug gewesen, ihm zu helfen, ihn zu heilen. Wozu bin ich ein Heiler, wenn ich es doch nicht verstehe?"
Eine Antwort auf die Frage hatte Domenik nun gefunden:

Weil es Dinge im Leben eines Menschen gibt, die man mit keiner Medizin und keinem Zauber heilen kann.

Seine Mutter Serena litt auch an einer Krankheit, die man nicht heilen konnte, denn auch ihr Herz war durch Callindors Liebe berührt worden und es brach entzwei, als er sich von ihr löste. Immer wieder erinnerte er sich an diese Bilder vor dem Wandspiegel, wie sie sich das Haar kämmte und diese Melodie summte und ihm sagte, wie wohl und geborgen sie sich fühlte, als Callindor bei ihr stand und sie in den Arm genommen hatte. Seit diesem Tag lebte seine Mutter nicht mehr, sondern floh sich in diesen einen Moment, in dem sie glücklich war. Glücklich und geliebt von ihrem Mann, seinem Vater Callindor.
Sie hielt sein Andenken in Ehren, blickte tagtäglich mit einem Ausdruck der Liebe und zugleich mit verzweifelter Trauer zu dem Bildnis des Hochzeitstages empor, welches in der Galerie des Eingangsflurs hing. Domenik meinte immer, dass sein Vater darauf zu distanziert wirkte, nicht bei der Sache. Doch nun erinnerte er sich an ein Detail, was ihm vorher entgangen war.
Die verschrenkten Finger seiner Eltern, der Arm über der Schulter, der gesenkte Blick in ihre Augen. Voller Liebe und Zuneigung. Er hatte sich immer vorgestellt, dass es etwas anderes zu bedeuten hatte, doch nun realisierte Domenik endlich, dass er sich in eine Wunschvorstellung geflüchtet hatte. Ein Bild von seinem vater, in dem er ihn nicht lieben konnte, weil er auch seine Mutter nicht lieben konnte.
Aber nun waren da diese Selbstzweifel, dass es vielleicht ganz anders war. Liebte er Serena, wenn auch nur in diesem Augenblick, wie es auf dem Bild zu sehen war und hätte er auch ihn geliebt und wäre bei ihnen geblieben, wenn er vom ihm gewusst hätte? Erfahren, dass er einen Sohn erwartete?

Es war ein Tag im Winter, das wusste Domenik noch. Der Schnee war schon sehr zeitig gekommen und es war unsicher, ob die Weinstöcke es sicher überstehen würden. Seine Mutter und er hatten zu Abend gegessen und gingen wie so oft durch den Flur und sie sah das Bild, sah ihn, und seufzte.
Domenik hatte sich gefragt, warum sie ihn so sehr vermisste, denn er wäre doch nur einen ganzen Tag ihr Mann gewesen. Sie lächelte ihm zu und strich ihm durch das dunkle Haar, welches er von seinen Eltern geerbt hatte.

"Manchmal reicht schon ein Tag aus, um das Herz einer Frau zu erobern. Ich habe deinen Vater geliebt, Domenik. Leider hat meine Liebe nicht ausgereicht, um ihn zu retten."

Seit dem Todestag seines Vaters hatte seine Mutter jeden weiteren Tag ein Stück mehr von sich verloren, als wäre auch sie an diesem Tag gestorben. Und zurück blieb die Hülle einer einst lebenslustigen Frau, die ihr Herz an jemanden verschenkt hatte, dessen einmalige Berührung die Welt eines Menschen auf den Kopf zu stellen und völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen vermochte. Als schwebe man auf einer Wolke, hoch oben im Himmel.
Der Aufschlag auf dem Boden der Tatsachen war dann gleichsam schmerzhaft. Und daran zerbrach seine Mutter, Stück für Stück. So wie auch Nero zerbrach, und Vic, und all die anderen, denen Callindor seine Liebe geschenkt hatte und die unter seinem Verlust zu leiden hatten.

"Domenik, warum tust du all das?"

Er schreckte auf. Es war Dante, der ihn gefragt hatte und da merkte er, dass seine Gedanken abgeschweift waren.
Was hatten sie ihm über seinen Vater gesagt? Das er sein Herz in der Hand trug? Was hieß das? Für ihn?
"Domenik?"
Sollte er auch so sein? Mutig und offen der Welt begegnen und seine Liebe mit seinen Mitmenschen teilen? Mit denen, die ihm wichtig waren? Auf einmal hämmerte sein aufgeregtes Herz ihm bis zum Hals. Er spürte eine nie geahnte Unsicherheit in sich aufsteigen, weiche Knie und Schmetterlinge im Bauch.
Er schluckte schwer und fasste einen Entschluss.
War er in dem einen Augenblick noch so fern, stand im nächsten Dante schon so nah, dass er seinen Atem in seinem Gesicht spüren konnte. Seine Hände umgriffen seine Handgelenke und mit einem Klirren ließ er das Schwert fallen, dass er just zuvor noch auf ihn gerichtet hatte.
"Domenik, was hast du vor?"
"Dante, ich ..."
"Es wird immer schwächer, es ist zu spät."
"Nein, noch nicht."
"Domenik!"

Doch er hörte die Blonde nicht länger, sondern war in einer Welt jenseits dieser Welt, in der nur er und Dante eine Rolle spielten. Alles andere war bedeutungslos geworden.

"Ich ... es gibt da etwas ..."
"Domenik ... nicht ..."
"Ich wollte es dir schon so lange sagen."
"Tu das nicht!"
"Dante ich ... ich ..."

Domeniks Finger umschlossen jene von Dante und hielten ihn fest, umschlangen seine Glieder gefühlvoll und zart, verschrenkten sich mit ihm und hielten ihn sicher fest. Unerschütterlich sah er ihm in die Augen, die von Unsicherheit und Zweifeln sprachen, zitterten und auch ängstlich waren. Er hätte in ihnen ertrinken wollen.

Mit einem Klirren spürte und fühlte man das Zerbrechen des Zauberspiegels, in dem sie ihn gefangen hatten. Sie hielten es nie für möglich, doch irgendwie war es Domenik gelungen, ihren Bann aufzuheben. Die Blonde zitterte am ganzen Körper, als sie spürte, wie ihr Band zu ihm riss. Die Schwarze zitterte ebenso, doch vor Zorn und Angst, dass ihnen nun die Felle doch noch davonschwimmen würden.

"Es ist zu spät, wir haben keine Wahl."
"Ja"
"... ... ... ja ..."

Dante so nah zu sein, den Duft seines Haares zu riechen, seine Haut zu fühlen, sein Herz schlagen zu hören, das war ... unglaublich ... Dieser Augenblick sollte nie enden. Jetzt konnte er verstehen, was seine Mutter meinte. Wie geborgen sie sich in nur einem Augenblick eines Lebens gefühlt hatte. Ihm erging es gerade genauso.
Doch plötzlich spürte er dort dieses Ziehen.
NEIN!
So durfte es nicht enden. Er musste diesen Moment festhalten, mit aller Kraft. Er wollte ihn nicht verlieren.
"Domenik?"
Es wurde immer stärker. Eine Kraft wollte ihn von Dante trennen, doch das konnte und wollte er nie und nimmer unter keinen Umständen zulassen. Jetzt oder nie. Sein Herz setzte aus, seine Beine sanken ab und der Griff seiner Hände verstärkte sich in denen Dantes, als er die dünne Kluft zwischen ihnen überwand und ihm die Lippen auf seine presste.
Davon hatte er immer geträumt, seit dem Tag, als er merkte, wie attraktiv und anziehend er Neros Sohn fand, der für ihn bis dahin nie mehr als ein Bruder und Freund gewesen war.
Fester und inniger zog er ihn an sich, als wolle er ihn in sich aufnehmen, presste und drückte mit seiner Zunge und forderte Einlass und nach einem Moment des Zögerns schoben sich die Zähne auseinander und seine Sinne überschlugen sich förmlich. Was für ein Gefühl! Wie das Erfüllen eines Wunschtraums. Und in ihm erstrahlte eine Kraft, von der er nie geahnt hätte, dass er sie überhaupt besessen hatte. Es wuchs mehr und mehr und tauchte ihn in ein Licht, so hell und strahlend.
"Seht ihr das?"
"Der Kristall, es muss sein Splitter sein!"
"Das ist unsere Chance!"
Ihre Zungen wanden sich wie Schlangen, die zu einer unbekannten Melodie tanzten und seine Liebe wuchs mit jeder Sekunde, die sie so nah und verbunden zusammen waren.
Solange, bis der Bund riss.
Der Zug, den er vor dem Kuss verspürt hatte, war stärker und stärker geworden, es zerrte ihn von seiner Liebe fort und sein Herz wünschte sich und schrie danach, dass Dante ihn retten möge. Doch in seinen Augen sah er es.
Er würde es nicht können. Genauso, wie auch die Liebe seiner Mutter nicht ausgereicht hatte, Callindor zu retten. Doch er war ihm nicht böse. Nie hätte er schlecht über Dante denken können. So wie auch seine Mutter kein schlechtes Wort über ihren Mann verloren hatte. Nie ...
"Es tut mir Leid ...", flüsterte er ihm zu, drückte ihm noch einmal einen Kuss auf, für den er alle Anstrengung seines Körpers aufwenden musste und dann konnte er es nicht länger verhindern. Tränen der Freude, des Glücks und der Trauer vermischten sich auf seinem Gesicht, als er nach hinten und fort von Dante gerissen wurden, sich ihre Hände von einander lösten und er wie eine Puppe durch die Luft geschleudert wurde. Alles ging so schnell. Er spürte noch den Luftzug an seiner Kehle, dann das Leuchten eines Lichts, das Glänzen eines Splitters.
Das musste der Himmel sein ...

Den Aufschlag auf den Boden spürte Domenik nicht mehr. Ebenso den Verlust seines so wichtigen Kristalls, der in seinem Hals gesteckt hatte und überhaupt erst für sein Leben verantwortlich war. All das spürte er nicht mehr. Und er brauchte es auch nicht mehr. Denn er fühlte noch immer die Feuchtigkeit der Lippen, die er geküsst hatte, fühlte noch immer den Herzschlag, der sich mit seinem vereinigt hatte, als wären sie eins.
Er schloss einfach die Augen.

***

Dante begriff nicht, was hier gerade passierte. Zuerst der Kampf, dann Domenik, seine Hände, der Kuss ... und dann?
So schnell er konnte rannte er in die Richtung, in die sein Bruder und Freund fortgerissen wurde, stolperte mit Tränen in den Augen über die Unebenheiten der gebirgigen Pfade und stürzte sogar einmal und schrammte sich dabei schlimm das Bein auf, sodass Linien von Blut daran herabliefen.
Doch das war ihm jetzt egal. Er musste Domenik finden. Er musste einfach!
Schließlich fand er ihn. Eine leblose Hülle, den Kopf leicht zur Seite geneigt, doch lief fast kein Blut über die Wunde, die sich an der Kehle abzeichnete, als er den Kopf des jungen Mannes zur Seite drehte. Es sah so aus, als würde er schlafen. Doch etwas war hier nicht in Ordnung. Es war ... wie bei Serena ... genau ...
Dante ließ Domenik zurück, für den er jetzt sowieso nichts machen konnte und rannte unter ignorierenden Schmerzen so schnell er konnte zurück zu dem Haus, zu seinem Vater und der Alten van Dressel. Sie würde Domenik helfen können. Sie musste es einfach tun. Er wollte Domenik nicht verlieren.

"Vater!", schrie er aus vollem Hals, so laut er konnte, keuchte und japste, heulte und seufzte und sein Bein brannte vor Schmerz. Er musste Hilfe holen!
"Vater, hör mich doch, bitte!"
Er war völlig außer Atem, konnte keinen Schritt mehr gehen, seine Brust wummerte vor Anstregung und doch war dort niemand.
"VATER!"
Jetzt konnte er es nicht mehr zurückhalten. Seine Trauer überwand ihn, spülte ihn fort und Tränen rannen wie Bäche an ihm herab. Er hatte versagt.
Die Stimme, die sich ihm näherte, nahm er nur wie unter einem Filter, schwach und dumpf wahr.
"Dante!!! Bist du hier? Melde dich!"

Und da sah er ihn auf sich zueilen. Sein Vater ...
"Vater, ich habe dich gefunden ... ich habe... dich ... gefunden ...", flüsterte er und bekam bald kein Wort mehr heraus.
"Es ist gut. Du bist in Sicherheit ..."
"Domenik, er ... er, Serena ... er ... stirbt ..."

Die Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern vermochte nicht einmal im Ansatz zu beschreiben, wie aufgewühlt er sich in seinem Inneren fühlte.


Callindor

Clan der Zaverias
11.12.2010, 12:56
Dante hatte sie zu Domenik geszerrt und Nero kniete neben ihm nieder, sein Gesicht zeigte einen entspannten und glücklichen Ausdruck, ganz anders, als der Domenik der letzten Zeit. Nero war so erleichtert darüber, dass sie Dante wiedergefunden hatten, der sich mit sorgenvoller Mine neben seinen Vater gekniet hatte und schwer atmete. Domenik war soweit noch stabil, doch dann fiel dem Magier sein Hals auf, dieses dunkle Mal das sich dort ausbreitete. Nero schloss die Augen für einen kurzen Moment und unterdrückte seine aufkeimenden Gefühle so gut es ging. Er legte seine Hand an die Stelle und leitete Magie ein, doch nach kurzer Zeit schon wusste er, dass es so nicht weitergehen würde, zumindest hatte er ihn aufgeweckt. Nero blickte zu ihm herab, Domeniks Augen füllten sich mit Tränen.

"Nero... ich... es tut mir alles so Leid... Ich war nicht...."

"Ssschhh, ist gut Domenik, ich weiß, was dir wiederfahren ist... Es ist alles Gut..."

Nero legte seine Hand auf Domeniks Stirn und lächelte ihn an, doch Domeniks Augen füllten sich weiter mit Tränen und auch Nero konnte nicht mehr umhin nun auch fast in Tränen auszubrechen, er würde sterben wenn sie keinen Weg fanden.

"Ich werde sterben nicht wahr? Ich will nicht sterben! Ich habe so viele Fehler gemacht... ich... Mutter? Bist du da? Bitte, komm her! Mutter!!"

"Ich bin hier..."

Serena trat an Domenik heran, ergriff seine Hand und legte ihren Kopf auf seine Brust, beide weinten, Domenik stammelte und versuchte sich zu entschuldigen und schrie gegen den kommenden Tod an. Nero legte erneut die Hand auf die aufkommende Verwesung, versuchte sie zumindest zu verlangsamen.

"Ludmilla!"

"Was willst du?"

"Du musst doch noch einen anderen Splitter haben!"

"Nein..."

"Doch! Serenas Splitter!"

"Nein, den kann ich nicht verwenden!"

"Warum nicht? Was bei Innos hindert dich daran?"

"Er ist verseucht... er kann nicht verwendet werden..."

"Aber Domenik braucht ihn, sonst stirbt er sicher!"

"Ich sagte NEIN!"

Der Magier stand auf und zückte einen kleinen Dolch, packte Ludmilla und umklammerte sie eisern, den Dolch am Hals haltend, er war außer sich vor Wut und er hatte es satt von dieser alten Vettel so herumkommandiert zu werden, nun war er dran.

"Ich sage dir eins, Ludmilla, er ist wie ein Sohn für mich und ich trage die Verantwortung für ihn. Ich bin Callindor Crays Bruder und ich habe die Fürsorge für Domenik übernommen, und du wirst mir helfen ihn zu retten, denn ich werde ihn hier nicht sterben lassen, er wurde manipuliert und du wirst diesen verdammten Splitter verwenden, haben wir uns verstanden?"

"Du wirst mir nichts tun. Du..."

"Bist du dir da ganz sicher? Würdest du dein Leben wirklich darauf verwetten? Wenn Domenik stirbt weil du zu störrisch bist, dann wirst du gleich neben ihm liegen...

Die Stimme des Magiers war kalt und berechnend, er hatte einen Eid geleistet und geschworen, dass Domenik nichts passieren würde, er plante nicht diesen Eid heute zu brechen.

"Aber es könnte so viel passieren..."

"Aber dann haben wir es wenigstens versucht!"

"Nero ich...."

"Verdammt Ludmilla! Tu einmal das richtige! Handle nicht nach den Vorschriften und stell dich über dein Wissen, vertraue endlich!"

"Nero... ich... du hast recht... ich muss es versuchen... für Serena... für Domenik..."

Nero ging zu Domenik, dies könnten die letzten Worte sein, die er mit ihm wechseln würde, er ergriff seine Hand und zwanng ihn dazu, ihn anzusehen, das dunkle Mal breitete sich weiter aus, aber er ertrug das besser als Serena, sein Mana war stark...

"Domenik, ich vergebe dir, alles was du getan hast geschah unter bösem Einfluss und wenn ich es früher bemerkt hätte, dann hätte ich dich retten können... dann hätte niemand zu Schaden kommen müssen, doch deine Verzweiflung und Neugier machten die empfänglich für die Dämonen... Es ist allein meine Schuld, dass du hier liegst und ich werde dich nicht aufgeben! Verstehst du? Wir halten zusammen, egal was da kommt, du Dante und ich, wir werden noch sehr lange leben und wenn du über den Damm bist, dann werden wir zusammen alles daran setzen, dass alles anders wird, das verspreche ich dir..."

"Aber...ich sterbe..."

"Nein, das lasse ich nicht zu, und wenn ich mich selbst aufgebe um dich zu retten, es ist meine Pflicht und ich bin es dir schuldig!"

"Vater..."

"Nein Dante, es ist mein Entschluss, ich werde ihn retten..."

"Nero..."

"Ludmilla, tu es, jetzt!"

"Nero..."

"Domenik, halt die Luft an, das könnte schmerzhaft werden..."

"Aber..."

"Still... spare deine Kräfte..."

Und damit legte Nero die Hand auf seine Wunde, drückte zu und nahm die Verwesung in sich auf, er schien nun auch mehr vertragen zu können, denn er konnte, während der Schmerz sich ausbreitete, Ludmilla dabei beobachten, wie sie den Splitter zum Hals führte... immer näher kam sie ihm... und schon hatte sie ihn erreicht... dann wurden sie alle umgestoßen. Ein starker Windstoß löste Neros Heilung und trug den Splitter aus Ludmillas Hand davon. Die Alte starrte in die Nacht hinaus, dem Splitter hinterher, Nero sah in die Richtung aus der der Windstoß gekommen war, sprang auf und beschwor wütend brüllend drei große Feuerbälle, schoss sie in flachem Winkel in die Dunkelheit und beschwor dann schließlich einen Blitz, der sich in mehrere kleine auffächerte und dann in die Dunkelheit jagte, er brüllte noch immer, kniete wieder neben Domenik nieder und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden. Als er zur Ruhe gekommen war keuchte er vornübergebeugt dem Boden entgegen.

"Warum...."

Fragte der Magier erschöpft, warum passierte das alles? Warum musste es ausgerechnet geschehen? Domenik würde sterben...

Clan dv Dressels
11.12.2010, 13:36
Endlich hatte er sie erreicht. Er wollte nicht solange brauchen, aber Thea hielt ihn davon ab, zu zeitig einzugreifen. *Wegen der höheren Ordnung*, wie sie es nannte. Sie hatte ja recht und schlussendlich fügte sich Bastian. Trotzdem, es war sehr knapp geworden. Die drei Schwestern und Callindor waren fort, dass spürte er sofort und Vic ging es sehr schlecht. Zum Glück konnten sie den Lebensfaden noch reparieren und ihn vor dem Tod retten.
Doch nun stand eine weitaus schwierigere Prüfung bevor.

"Wer ist da, zeig dich!", schrie Nero blind vor Zorn und beschwor Feuerball um Feuerball und Blitz um Blitz, doch sie waren so ungerichtet und voller Wut, dass er sie leicht umgehen konnte.
"Es tut mir Leid, aber ich kann es nicht zulassen, dass Domenik diesen Kristall bekommt.", meinte Bastian und trat ins Licht. Alle bekamen große Augen, allem voran Ludmilla und Serena, doch Nero beruhigte sich nicht.
"Es tut uns leid, aber wir konnten nicht eher kommen ...", hörten sie auf einmal eine Stimme hinter sich und Thea trat heran.
"Bastian, Thea?", fragte Serena verwundert und wusste nicht weiter, selbst Ludmilla fehlten die Worte, obwohl sie sonst so redegewandt war.
"Was macht ihr hier?"
"Wir lösen ein Versprechen, das noch nicht gegeben wurde. Verzeiht MyLAdy, aber vielleicht solltet ihr es nun wissen. Ich log euch an."
"So wie auch ich ..."
"Was meint ihr damit?"
"Ihr werdet es sehen ..."

Bastian seufzte, trat zu Thea und beide wurden umwoben von Luft, von Hitze und Magie und noch sahen sie betroffen, als sich das gestutzte graue Haar wand mehr und mehr, das Brünett wurde zu Rot, der Greis zum Jungspunt. Die Dame zum Mädchen. Nach ihrer Gestaltwandlung holte der junge Mann seine Brille aus der Brusttasche und setzte sie sich auf. Noch immer zierte ein Blick der Entschuldigung sein Gesicht.
Dante war automatisch an Nero getreten, Ludmilla näher an Serena, die sich schützend über Domenik beugte.
"Wer .. wer seid ihr in Wahrheit ..."

Das Mädchen lächelte ein Sonenscheinlächeln und hakte sich bei dem jungen Bastian ein.
"Mein Name ist Carston, dies hier ist Karissa. Wir sind ... anders, wie ihr gesehen habt. Aber wir wollen euch nichts tun. Hätten wir einen Grund, hätten wir euch jederzeit töten können oder was auch immer. Ihr habt nichts vor uns zu befürchten."
"Warum seid ihr jetzt hier, was soll das alles?"
"Callindor ..."
"Callindor?"
"Ja, er wird von uns ein Versprechen erhalten, nämlich, dass wir seine Familie schützen, deshalb sind wir vor Jahren zu ihnen gekommen. Und nun braucht der junge Domenik Hilfe, und wir werden ihm helfen. Doch nicht mit dem Kristall."
Carston ließ ihn in seiner Hand hin und her kullern und die dunklen Schlieren darin waberten hin und her.
"Nero, ich sagte dir doch, dass man einem alten Mann manchmal glauben sollte, und das dich deine große, vorlaute Klappe noch mal in Schwierigkeiten bringen würde. Nun, das hätte sie, denn Ludmilla hat Recht mit dem, was sie sagte. Ein verseuchter Kristall kann nicht helfen, er würde sich nur noch mehr mit der Verseuchung vollsaugen, anstatt den Wirt zu heilen. Hättet ihr Domenik den Kristall eingesetzt, er wäre unter eurer Hand gestorben. Deshalb sind wir hier und wir werden den Kristall heilen."

Thea hatte mit Kreide einen magischen Zirkel auf den Boden gezeichnet und kaum war sie fertig, funkelte und blitzte die Farbe magisch auf. Was für eine Kraft.

"Nero, als Heiler wird es deine Aufgabe sein, den Kristall zu säubern, dein Sohn kann dir helfen. Ludmilla, Serena und wir beide werden uns darauf konzentrieren, das die Seuche nicht in dich oder seinen Sohn eindringt. Habt ihr das verstanden?"
"Was wird solange aus Domenik? Er hat keine Zeit mehr."
"Keine Sorge, ich konnte ihn erstmal in eine Stasis versetzen und die Ausbreitung der Seuche verlangsamen, aber es sind nur Minuten. Deshalb kommt jetzt in den Kreis und lasst uns den Kristalls heilen. Ansonsten hat Domenik keine Chance, das hier zu überstehen."

Karissa wandte sich ab und ihr feuerotes Haar tanzte im Wind, zuckte wie elektrisiert, als sie den Zauberkreis betrat und hielt Carstons Hand, als dieser an ihre Seite trat. Er lächelte ihr zu.

"Bitte, vertraut uns. Es ist seine einzige Chance."

Einladend hielt er die Hand hin und wartete, dass sie folgen würden.


Callindor

Clan der Zaverias
14.12.2010, 19:45
Nero kannte die Beiden noch sehr gut und ihnen vertraute er nicht mehr als allen Anderen. Sie waren ihm immer ein unbeschriebenes Blatt geblieben und noch immer wusste er nicht, was er von ihnen haalten sollte. SIe standen da wie die Helden, die sich nun aufspielten um Domenik zu retten, sie würden schon erkennen, was es bedeuten würde, wenn sie dabei versagten. Mit einem leichten Zögern war er jedoch der erste, der den Beiden folgte, und dabei Ludmilla und Dante mit sich zog, denn er packte ihre Hände und trat mit ihnen in den Kreis, die anderen folgten ihnen ebenfalls. Er atmete tief durch, eine Kristallheilung hatte er nur in einem Buch gesehen, besser gesagt vage davon gelesen, nichts genaues, doch es brauchte eine Menge Magie um dies zu bewerkstelligen. Er atmete tief durch, und als sich alle bei den Händen gefasst hatten, der Kristall lag vor ihnen auf dem Boden, pulsierte dunkel, dunkle Magie umgab ihn. Der Magier nickte und verband sich mit der Magie der anderen, schloss die Augen und plötzlich waren sie alle eins. Er sah die Ereignisse früherer Tage von Karissa und Carston, Serenas Gedanken waren erfüllt von Callindor, von dem einen Tag den sie ihn lieben konnte, ihre Angst, ihre Verwirrung, ihre Trauer. Neros Herz wurde schwer, denn auch er hatte an diesem Tag den mit wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren, und sein Sohn sollte nun nicht sterben müssen. Ludmilla, wie sie ihn damals fast in den Tod gebracht hatte, seine Hinrichtung war schon so gut wie beschlossen gewesen, doch auch ihre gemeinsame Zeit und wie die Wunden heilten und sie sich respektieren lernten. Dante, sein Sohn, dachte jedoch ausschließlich an Domenik, ihre gemeinsame Lehren, die Trainingsstunden, die Streite mit Nero, die Versöhnungen, die leidvollen Auseinandersetzungen und ihr Treffen kurz bevor sie Domenik gefunden hatten... Er dachte dabei an einen Kuss... Ganz der Vater, dachte sich der Magier dabei und lächelte stumm, Dante war zwar nicht der Richtige dafür, aber was sollte er tun, jetzt war es wichtiger, den Kristall zu heilen und vielleicht würde dieses Ereigniss Domenik genug Lebenswillen geben um es zu überleben.

Der Magier öffnete die Augen, Magie ging von den Anwesenden aus und verband sich mit dem Kristall und dieser begann sich zu heben, stieg auf vom Boden und gelangte dann auf Augenhöhe an, pulsierte und dann schoss ein Licht von jedem einzelnen in verschiedenen Farben auf den Kristall zu und bald schon leuchtete er weiß auf, wurde begleitet von dem Gesang der beiden Retter und erstrahlte dann plötzlich ganz hell bevor er durchsichtig wurde und wieder langsam zum Boden schwebte. Schnaufend kamen alle auseinander und Ludmilla barg den kostbaren Stein, sie murmelte vor sich hin geheilt...geheilt...endlich...

Clan dv Dressels
15.12.2010, 12:25
Der Kristall lag in ihrer Hand und pulsierte kraftvoll, rein und darauf wartend, benutzt zu werden. Und das würden sie jetzt auch tun. Es wurde allerhöchste Zeit.
Ohne Umschweife trat Ludmilla aus dem magischen Zirkel, ignorierte die anderen völlig, die sich von der Säuberung noch erholen mussten und widmete sich voll und ganz ihrem Großenkel. Sie hatte es viel zu lange so weit schleifen lassen. Ihr war gar nicht bewusst geworden, wie katastrophal die Zustände auf ihrem Weingut inzwischen waren. Oder wollte sie es nicht sehen? Schließlich war sie es selbst, die sich lieber mit ihren Kollegen und Koleginnen des Ordens traf, als für ihre Enkelin und deren Sohn da zu sein. Sie hatte nicht einsehen wollen, welch einen Einfluss Callindor Cray auf sie genommen hatte, sogar nach seinem so tragischen Tod. Hier, jetzt in diesem Augenblick, gestand sie es sich ein und würde seinem Tod ehrenhaft gedenken, auch wenn ihr Umdenken viel, viel zu spät einsetzte.
Sie erreichte Domenik, kurz bevor auch die anderen zu ihr stießen. Ihr fiel erst jetzt auf, wie schwach und langsam sie geworden war. Die letzten Stunden hatten sie um Jahre altern lassen.
"Ist es noch rechtzeitig?", fragte Dante besorgt und hielt die Hand von dem schlafenden Domenik, der so friedlich und lieb aussah, wäre da nicht die schwarze Flechte, die sich von seinem Hals weiter und weiter ausbreitete.
Mit wenig Feingefühl presste Ludmilla den magischen Kristall in die Wunde und nähte die offene Wunde zu. Nun hieß es abwarten.
Zum Glück für alle Anwesenden mussten sie nicht lange auf eine Reaktion warten. Serena bemerkte es als erste, sank auf ihre Knie und weinte, ihres Sohnes Hand haltend. Die Seuche und Flechte bildete sich zurück. Er war über den Berg, Domenik würde es schaffen.
Sie lachten und weinten gleichermaßen, doch diesmal vor Freude, ja selbst die sonst so abgeklärte und kühle Ludmilla konnte sich einige Tränchen nicht verkneifen.
"Danke", sprach irgendwann Serena und wandte sich an Carston und Karissa, die etwas abseits der Gruppe standen und ihr nur entgegen lächelten.
"Es war uns ein Vergnügen. Und ein Bedürfnis. Leider ist es noch nicht vorbei."
"Sie haben recht", bestätigte Nero ihre Aussage und sah dann zu Serena, die ihn wiederum fragend anblickte.
"Serena, vorhin, das war wirklich Callindor. Es ist eine lange Geschichte, und ich fürchte, wir haben nicht die Zeit, das jetzt alles zu erklären. Die drei Schwestern, die du gesehen hast, sie verfolgen Callindor und mich schon seit zwei Jahrzehnten, doch bis heute ist unklar, weshalb."
"Der Ring ..."
Domenik hatte gesprochen. Unglaublich! Die Schwärze auf ihm war fort, seine Gesichtsfarbe kräftig fleischig und er strahlte eine innere Kraft aus, die Ludmilla in ihm noch nie gesehen hatte. Die Magie des Kristalls war phantastisch.
"Domenik, mein Schatz, ruh dich aus, überanstreng dich nicht. Das hat Zeit."
Serena streichelte seine Hand und liebkoste sein Haar, küsste ihm die Stirn und war in diesem Augenblick eine glückliche Mutter, die beinahe ihr einziges Kind verloren hätte.
"Nein ... Nero hat recht. Ich ... es tut mir leid. Sie haben mich benutzt, die ganze Zeit. Ich dachte, ich würde das Richtige tun, aber nun ..."
"Was wollen sie von Callindor, und was für einen Ring meinst du?", fragte Nero und man spürte die Aufregung in seiner Stimme.
"Genaues weiß ich nicht. Aber offenbar ist mein Vater im Besitz von einem magischen Ring, so kraftvoll und gefährlich, weil er aus reinem Licht besteht und in der Lage ist, Kreaturen der Dunkelheit zu vertreiben."
"Der Ring ...", sprach Nero atemlos und fiel nach hinten gegen einen Felsen und hielt sich fest.
"Du weißt, wovon er redet?", wollte Serena wissen, und Nero nickte.
"Damals hat Callindor mir geholfen, mich von einem Übel, dass meinen Arm befallen hatte, zu befreien. Mit Hilfe des Rings des Lichts ist ihm dies auch gelungen. Das reinigende Licht hat den Dämon zerstört. Und ich war frei."
"Nero, da ist noch etwas ... ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber sie sagten, ich solle warten, bis dies passiert war, und Callindor nicht vorher mitnehmen. Anfangs dachte ich, sie wollten dich nicht sterben lassen, aber mittlerweile scheint es, als wollten sie an den Ring kommen, die ganze Zeit über."
"Aber warum?"
Ludmilla hatte diese Frage gestellt, und sie war wohl die Wichtigste von allen, die es derzeit zu beantworten gab.
"Ich weiß es nicht, tut mir Leid."

Domenik weinte, sah so hilflos aus und vergrub sich in den Armen seiner Mutter. Die traute Idylle wurde jäh von Neros Worten unterbrochen, die so unglaublich klangen, dass Ludmilla sie erst nicht glauben konnte.
"Ihr wusstet davon, richtig?", fragte Nero wissend und richtete seinen Blick auf Carston und Karissa. Sie nickten und versuchten nicht, sich raus zu reden.
"Wir hatten den Verdacht, aber wir durften nicht eingreifen. Es uns nicht gestattet. Erst jetzt können wir euch helfen, aber letztlich seid ihr es, die das Übel abwenden müssen. Es tut mir Leid, aber mehr können wir nicht tun."
"Dann lasst uns meinen Vater retten!", beschwor Domenik und hatte sich inzwischen in die Senkrechte gestemmt. "Er soll nicht meinetwegen sterben. Das verkrafte ich nicht noch einmal."
"Ja, ich bin auch der Meinung", pflichtete Dante ihm bei, und als sich ihre Blicke trafen, mussten sie beide lächeln. Doch es sah eher verlegen aus. Domeniks Wangen erröteten. Was ging zwischen den beiden vor?
Aufbruchsstimmung machte sich breit, doch Carston machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
"Leider gibt es da noch ein Problem, um das wir uns zuerst kümmern müssen. Und das betrifft dich, Nero."
"Mich? Wieso?"
Carston setzte die Brille ab, putzte die Gläser darin und setzte sie sich wieder auf. Es dauerte eine Ewigkeit, aber der seltsame Mann ließ sich nicht hetzen.
"Nun sag schon!"
"Das ist das Problem, Nero. Du bist zu ungeduldig. Das wird einmal dein Tod sein. Faktisch gesehen bist du schon tot."
"Wie bitte?"
"Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen. Du weißt doch noch, wie Ludmilla damals Callindor wegen dem Heiratsvertrag so zugesetzt hat, richtig? Er hat sich das Leben genommen, auch das wisst ihr. Doch aufgrund von Domeniks Zauber und dem Eingriff in diese Zeit damals, hat sich eure Vergangenheit verändert. Domenik hat seinen Vater zu einem Zeitpunkt aus dem Strom der Geschichte entfernt, der inzwischen einen kritischen Moment erreicht hat. Versuch dir einmal vorzustellen, was passiert, wenn Callindor verschwindet, ein hitzköpfiger Nero dies verhindern will und dabei seinen Bruder so sehr verletzt, dass es so scheint, als würde er sterben? Erinnere dich an den Vertrag der van Dressels. Ludmilla, was hättest du getan?

Die Alte überlegte nicht lange. Ihr war klar, worauf das Pärchen dort anspielte.

"Ich hätte Nero für diese Tat zur Rechenschaft gezogen, schließlich hat er meiner Enkelin den Mann geraubt. Ein Leben für ein Leben."

Nero sah sie an, sie sah ihn mit unerschütterlicher Miene an, dann schaute er zurück zu Carston und Karissa.
"Und genau das ist passiert. Die Ludmilla aus jener Zeit hat genau dies getan und wenn wir nichts unternehmen, wird ihr Unternehmen Erfolg haben, und Nero wird sterben."
"Das ist doch Schwachsinn, Vater. Du bist doch noch hier. Wenn sie die Wahrheit sagen würden, wie kannst du dann ... Vater? Vater ..."

"Deine Vergangenheit verändert sich langsam, Ereingnisse von damals verwischen, andere kommen hinzu. In deinem Leben hat es diese Verhandlung nie gegeben, und doch erinnerst du dich daran."
"Ja, das stimmt, jedoch nicht an alles. Es sind nur Bruchstücke. Ludmilla und ich, Vic ..."
"Das liegt daran, dass die Zeit noch nicht so weit vorangeschritten ist. Uns bleibt nur noch wenig Zeit."
"Was können wir tun?"

Carston rieb sich die Hände , kratzte sich am Kinn und stieß dann einen Seufzer aus.
"Wir sollten dies eigentlich nicht tun, aber Callindor hat uns gebeten, auf seine Familie aufzupassen. Das schließt auch dich ein. Wir werden versuchen, in diese Zeit zu kommen, Nero irgendwie zu warnen, oder Ludmilla davon zu überzeugen, es nicht bis zum Äußersten kommen zu lassen. Vielleicht können Bastian und Thea sie umstimmen."
"Darauf würde ich nicht setzen ...", sagte Ludmilla kühl und schaute sie an.
"Wieso nicht?"
"Wenn es stimmt, was du sagst, dann ist sie im Moment sehr reizbar und für Argumente nicht zugänglich. Ich muss es schließlich wissen, oder nicht?"
"Was können wir da tun."
"Hier, nimm dies."
Ludmilla zupfte an ihren Hals und zog dann ein unscheinbares Amulett unter ihrem Kleid hervor. Ein kleiner Rubin war darin eingefasst, umgeben von Brillianten, die alle in verschiedenen Farben leuchteten. Carston ließ es in seine Hand fallen und wiegte es darin hin und her. Die Glieder der Kette raschelten flüsternd dabei. Kurz darauf verschwand es in seiner Hosentasche.
"Es hat meinem Mann gehört. Er hat es mir *als Geste des Vertrauens* geschenkt. Ich denke, wenn du ihr hiervon erzählst, aber nur ihr, dann wird sie euch glauben, und Nero nichts antun."

"In Ordnung, Carston, oder wer immer du bist, ich glaube euch. Was müssen wir jetzt tun?"
"Mir kommt als Einziges eine Astralprojektion in den Sinn, für komplexere Zauber bleibt nicht mehr genug Zeit. Dabei werden wir deine Gedanken brauchen, um in die richtige Zeit zu kommen. Die Projektion muss aber stark genug sein, damit unsere Körper dort lang genug Bestand haben, und wir nicht verschwinden, bevor wir unseren Auftrag erfüllt haben. Einen zweiten Versuch haben wir nicht. Außerdem kann ich nicht abschätzen, ob es ungefährlich für dich ist, schließlich spielen wir hierbei mit deinen Gedanken herum."
"Ich bin auch ein Heiler. Ich werde meinen Vater überwachen."
"Genauso wie ich", fügte Domenik hinzu und legte sie Nero auf die Schulter.
"Zusammen schaffen wir das."

"Aber nicht ohne mich, damit das mal klar ist!"

Alle Versammelten sahen überrascht in dieselbe Richtung und im Schein der Fackeln erschien Valen, diebisch grinsend. Sein Hemd war zerfetzt, die Kehle blutig, die Hosenbeine ebenso bespritzt. Das Haar war zerzaust und machte aus ihm eine Vogelscheuche. Das entgegen der Gepflegtheit und Würde, die Valen sonst ausstrahlte. Das Bild war geradezu verstörend.

"Wo kommst du denn plötzlich her? Und was ist passiert?"
"Während ihr hier Händchen gehalten habt, hab ich mich auf die Spur von Callindor begeben, den scheint ihr ja alle vergessen zu haben."
"Halt die Klappe, sonst ...", fuhr Dante auf und wollte schon handgrefilich werden. Nero ging dazwischen, seinen Sohn mit einem scharfen Blick strafend.
"Dante. Lass das! ... wie ist es gelaufen?"
"Das Gute ist, ich habe sie gefunden. Und Callindor geht es den Umständen entsprechend gut. Auch wenn er sich etwas verrückt verhält, aber das ist ja nichts Neues. Inzwischen ist er aber wirklich abgehoben. Und habt ihr gesehen, was er für Klamotten trägt, also ..."
"Valen ..."
"Um zum Punkt zu kommen, sie waren doch stärker, als ich mir das gedacht hatte. Zum Glück konnte ich ihnen entkommen. Gerade so. Offenbar sind sie gerade zu beschäftigt, um mich zu verfolgen."
"Und weißt du, was sie vorhaben?"
"Es hat etwas mit einem Ring zu tun, den Callindor bei sich trägt. Er scheint ihn zu schützen und sie wollen ihn schwächen, um ihn zu bekommen."
"Deshalb die Kristalle ..."
Nero wandte sich zu Domenik, der nur matt seufzte.
"Hmm?"
"Ich habe meinem Vater Kristallle eingesetzt. Dunkle Kristalle. Sie verleihen Kraft, doch sie verdunkeln auch seinen Geist. Die Blonde hat mich damals überzeugt. Ich war so wütend auf ihn. Ich wollte ihm nur Schmerz zufügen, weil ich mich so verletzt fühlte. Verdammt ... ich habe alles kaputt gemacht."
"Noch ist es nicht so weit", meinte Ludmilla überraschend forsch und mutig und rieb Domenik über den wuscheligen Kopf.
"Hast du noch mehr herausgefunden? Was sie mit dem Ring vorhaben?"
"Nein, tut mir Leid. Ich hörte nur etwas von einem Ort, zu dem sie wollen.
"Ein Ort?"
"Ja. Avaron ..."

Ludmilla hörte Carston und Karissa nach Luft schnappen. Ihr Blick ließ einem das Blut in den Adern gefrieren.
"Was ist los mit euch?"
"Wir müssen uns beeilen. Es wird sie Zeit kosten, dort hin zu kommen. Doch auch nicht ewig."
"Ihr wisst also, wo dieser Ort ist?"
" ... ja ... aber zuerst müssen wir Nero retten.
"Nicht ohne mich, wie gesagt. Entweder ich geh mit, oder keiner geht. Keine Diskussion."

Es war entschieden. Es dauerte nicht lange, da waren die rituellen Vorbereitungen abgeschlossen, Tees gekocht, Arzneien zusammengerührt und magische Rezitate zusammengetragen. Sie machten all das in Vics Hütte, der, mit der Hilfe von Carston und Karissa, nach der kristallentnahme doch nicht umgekommen war. Auch wenn es sehr knapp war und sein Leben an einem mehr als hauchdünnen Faden hing. Domenik machte sich noch immer Vorwürfe deswegen. Vic lag derzeit im Koma, ruhte sich aus, und die zeit würde zeigen, ob er sich von den Qualen der Folter erholen würde können.
Kurz vor dem Beginn des Zaubers wandte sich Nero an Valen und flüsterte ihm ins Ohr.
"Willst du die beiden überwachen, oder warum willst du unbedingt mit?"
Valen grinste ihn spitzbübisch an und meinte dann:
"Ich will dir helfen, so wie sie auch. Nur mach ich das auf etwas ... subtilere Weise. Lass mich nur machen, du wirst sehen. Callindor bedeutet mit noch immer etwas, auch nach all dieser Zeit. Und du ebenso. Ich werde es schon schaffen."
"Aber umziehen solltest du dich bei Gelegenheit."
"Wohl wahr. Zum Glück kenne ich da einen Innospriester, der fast die gleiche Kleidergröße hat, wie ich. Stört es dich, wenn ich mal in deinem Kleiderschrank stöbere?"
"Würde es dich davon abhalte, wenn ich nein sage?"
Valens Grionsen wurde breiter und breiter und überstrahlte sein düsteres Gesicht. Manchmal vergaß man richtig, was er eigentlich war, so menschlich kam er einem vor.
"Dacht ich mir ..." resümierte Nero und grinste dann auch, Valens Lachen war beinahe ansteckend.

"Lass uns endlich mit der Show anfangen, ich brauche wirklich frische Klamotten!", jammerte Valen und saß als erstes im Ritualkreis, den Carston und Karissa dafür vorbereitet hatten und ihm sodann bald folgten. Nun fehlte nur noch Nero, der seine Gedanken und Erinnerungen dafür opferte, sich selbst retten zu können. Ob es klappte, stand noch in den Sternen.


Callindor

Clan dv Dressels
16.12.2010, 10:54
Carston flüsterte die Silben der antiken Sprache, die Symbole auf dem Boden begannen zu schimmern, leuchteten mehr und mehr, Stöße von Farbenspielen umfingen den Zirkel in Lichtbögen, zu anfang weiß, dann gelb, später, blau, violett. Es wurde ein Prisma des Lichtspektrums.
Am Ende waren Nero, Valen und das Pärchen innerhalb der Halbkugel eingeschlossen. Nichts drang mehr an sie heran. Dort war nur noch ein Gedankenstrom, ein Wille. Neros Erinnerungen.
Carston schloss die Augen, hielt die Hand seiner Freundin Karissa und nickte ihr zu. Dann reichte sie Valen die ihre und dieser legte seine scharfen Krallen in ihre zartfühlenden, feingliedrigen Finger. Mit der rechten Hand berührte Carston Neros Stirn und spürte sofort den Strom der Magie, die Stöße von Bildern, von Gefühlen und Gedanken.
Das Schreien eines Babys, das Gesicht einer lächelnden Mutter. Weiter suchte der Gestaltwandler in Neros Innerstem, ließ sich Visionen zeigen von Zeiten der Einsamkeit in Varant, dem Fortreißen von seiner Familie, dem wachsenden Groll auf seine Umwelt - und auf sich selbst. Und dann berührte jemand sein Herz. Zuerst dachte Carston, es wäre der Moment gewesen, als Nero in den Orden aufgenommen wurde, den er als Rückzugsort und Schoß willkommen hieß.
Doch es war Callindor, der mit seinem Lächeln und seiner Art das Herz des verschlossenen Mannes erreicht hatte. Eine Szene einer Prügelei folgte, in dem Callindor und Nero Seite an Seite kämpften. Es waren betrunkene Tavernengäste gewesen, die Callindor beschimpft hatten. Etwas mit Weichspüler und Warmduscher ...
Und obwohl Nero ihn kaum einen Tag kannte, setzte er sich für ihn ein, und gewann dessen Freundschaft damit. Seitdem umfing sie ein Band der Brüderlichkeit, auch wenn es nur zu oft Streit und laute, aber eben auch ehrliche Worte gab, sie verloren sich nie, sondern folgten einander, mochte der Abstand auch noch so weit gewesen sein.
Es zeigte sich, dass mit jedem Wort, jedem Streit, jeder Versöhnung und der Unterstützung der Zusammenhalt dieser beiden so unterschiedlichen Männer intensiver wurde, anstatt daran zu zerbrechen. Als wären sie Seelenverwandte.
Nun ja, verwandt waren sie nicht wirklich, zumindest nicht über das Blut, wie sich durch die abtrünnige Paladina Samantha herausstellte. Sie waren Halbbrüder, der eine geboren, der andere adoptiert. Doch hier reinigte ein, wenn auch heftiges, Gewitter die Wogen und sie hielten zusammen. Auch wenn Callindor bald darauf viel unternahm, um es anders aussehen zu lassen. Aber nur, um Nero zu retten. Eine Hinterlist hier, eine Scharade da, und am Ende war es gelungen. Der Dämon zeigte sich, wurde ... was ist das? Oh mein Gott ...
Carston atmete scharf aus, atmete schneller, bekam plötzlich keine Luft mehr und er fühlte sich schlecht.
"Was ist los? Kommen wir zu spät?", fragte Karissa, und schaute ihn besorgt an.
"Nein .. nein, Liebes, alles ... gut. Ich war nur ... lass uns weiter machen ..."
Er zauberte ein verzerrtes Lächeln auf sein Gesicht, dass mehr Schmerz als Liebe zeigte, er spürte es genau, doch nachdem, was er hier sehen musste, war es jetzt absolut klar, dass ihnen die Zeit davonlief. Schneller und schneller blätterte Carston durch die Erinnerungen, nahm nun keine Rücksicht mehr auf Nero, der mehr und mehr unter der Last der Bilder zusammenzubrechen drohte und immer lauter aufschrie vor Schmerz. Doch er musste es tun, er hatte keine andere Wahl. Es gab keine Alternative. Jetzt nicht mehr ...
Das Stöhnen, Ächzen und Schreien von Nero übertönte bald den Singsang des Zaubers, den sie gewirkt hatten, jede Faser in Carstons Körper war angespannt, er musste die Erinnerung finden. Doch es waren so viele, ein Durcheinander von Worten, Gesprächen und Handlungen.
Da!
Er stoppte bei einer Vision von Nero, wie er umgeben von Sylwina stand, vor ihm die heroische Gestalt von Ludmilla, samt zweier Leibwachen. Es war kein Freundschaftsbesuch.
Ludmilla drohte Nero dabei an, ihn zur Verantwortung zu ziehen für seine Taten, dem Mord an Callindor.
Ja, er war fast da, nur noch ein Stück.

Er wollte gerade weitermachen, da erfasste ihn eine Welle der Magie, anbrandend an seinen Körper, dass er sofort aus Neros Kopf flüchtete, Karissa ansah und wartete. War das real, oder die Auswirkung von Neros Gedanken?
"Was ist? Hast du es erreicht?"
"Schhh ... still. Spürst du das?"
Sie horchten auf, doch innerhalb der Halbkugel war es ruhig. Nero war an sie Schulter von Valen gekippt und stöhnte leise, aber nicht mehr vor Schmerz. Die Emotionen in ihm schienen nun abzuebben. Dummerweise hatte Carston die Suche nicht komplett beenden können. Mit anderen Worten: Nero durchlebte diese Gedankensequenz, er mit Sylwina und Ludmilla und den Wachen in seinem Haus, wieder und wieder und wieder, wie in einer Endlosschleife. Und wenn er das nicht schnell behob, würde der Innospriester daran zugrunde gehen. Sein Gehirn würde den Stress nur eine begrenzte Zeit aushalten, danach würden sich nach und nach Organsysteme abschalten, bis Nero sterben müsse, gefangen in seinen Gedanken, nichts davon merkend.
Es passierte nichts mehr, sodass Carston zu dem Schluss kam, dass es tatsächlich nur eine Einbildung war.
"Hab mich wohl geirrt. Ich bin fast fertig ..."
Doch seine beruhigenden Worte sollten im nächsten Moment in das komplette Gegenteil umschlagen. Denn die Woge der Magie überflutete den Zirkel förmlich, wie eine Flutwelle hätte es sie davongespült. Selbst Valen schien es wahrzunehmen.
"Etwas kommt auf uns zu. Und es ist sehr mächtig. Eine gewaltige Kraft."
Die Kraft von Callindor oder einer der Schwestern war es nicht, die hätte er erkannt. Wer blieb dann noch übrig?
"Oh nein!", stieß Carston aus und schaute Karissa mit angstvollem Blick an.
"Es ist Vic! Und er ist sehr verwirrt. Seine Kraft sprengt fast den Rahmen. Seine Rachegelüste kann ich schon auf der Zunge schmecken, so offensichtlich schwappen sie aus ihm heraus und überfluten das gesamte Gebiet. So eine Kraft ..."
"Was machen wir jetzt? Sind wir hier drin sicher?, fragte Valen und versuchte, Nero zu wecken. Er konnte im Moment bestimmt eine Hilfe sein, doch Carston entzog ihm jegliche Hoffnung.
"Es wird nichts nützen, Nero ist noch immer verzaubert und ich habe jetzt keine Zeit mehr, das zu beheben. Vic ist dort draußen, und jemand muss sich ihm entgegenstellen. Sonst wird er ihn töten."
"Du meinst doch nicht ..."
"Doch, Geliebte. Er will zu Domenik. Ich sehe seinen Zorn, seine Trauer und seinen Willen, deshalb zu töten. Ich muss ihn stoppen, es ist meine Pflicht."
"Ich helfe dir!", setzte sie sofort an, doch Carston ergriff ihre Hand und verweigerte das strikt.
"Nein! Du musst hier bei Nero bleiben, und bei Valen. Du musst ihn schützen. In seinem geschwächten Zustand ist er eine leichte Beute für Vics Magie. In seiner Raserei bringt er uns Vic vielleicht noch alle um. Du musst den Zirkel aufrecht erhalten, sonst ist alles verloren. Nero muss überleben!"
"Wieso? Was hast du gesehen?"
"Nicht jetzt. Tu einfach, worum ich dich bitte, vertrau mir. Warte, bis ich zurück komme, dann machen wir weiter. Bis dahin, komm mir nicht nach, egal was du zu spüren glaubst. Folge mir nicht!"
Carston drückte Karissa einen Kuss auf den Mund und war aus dem Zirkel verschwunden. Hinter sich spürte er noch, wie Karissa die Barriere verstärkte.
Gut.

"Leute, passt auf, Vic ist hier!"


Callindor

Clan dv Dressels
16.12.2010, 11:55
Die Halbkugel pulsierte, doch bekamen sie nicht mit, was darunter geschah. Serena hielt Ludmillas Hand, Domenik hielt sich an seiner Mutter. So nah und innig, das war ein seltenes Bild. Das hätten sie schon viel eher mal machen sollen.
Während dieses Zuschauens stahlen sich seine Blicke immer wieder zu Dante, der sehr besorgt zu dem Zirkel hinblickte und sicher an seinen vater dachte. Seinen Vater ... Domenik hatte so viel falsch gemacht, und jetzt auch noch die Sache mit Dante. Wie sollte er dieses Thema anfangen? Es baute sich wie eine unüberwindbare Hürde zwischen ihnen auf und schon so oft hatte es der junge Mann versucht, aber immer verließ ihn der Mut, auf Neros Sohn zuzugehen. Leider - oder zum Glück - machte auch Dante keine Anstalten von sich aus, ihn darauf anzusprechen. Sicher würde er ihm dafür eine Ohrfeige verpassen, oder Schlimmeres, weil er den Augenblick damals so schamlos ausgenutzt hatte. Aber der Kuss war schön. Ihre Verbindung viel intensiver, gefühlvoller, als es sich Callindors Sohn vorgestellt hatte.
Er war völlig in Gedanken versunken und versuchte sich daran zu erinnern, doch es verwusch mehr und mehr. So hörte er die Worte von Carston so spät, um fast nicht mehr darauf reagieren zu können.

"Vic ist hier!"
Vic? Domenik hatte gedacht, dass Vic tot sei, durch seine Hand gestorben, bei dem sadistischen Plan, den Kristall aus dessen Hals zu entnehmen. Er war dabei wenig zimperlich vorgegangen. Scheinbar doch nicht zu weit. Er hatte sich schon Vorwürfe deswegen gemacht. Aber zum Glück war es anders.
Hoffentlich würde er sich bei ihm entschuldigen und die ganze Sache aufklären können. Sicher verstand er es danach, warum er so handelte.
Doch dazu kam er gar nicht, denn plötzlich fühlte er, wie sich eine Hand um seinen Hals legte, und zudrückte. Doch da war keine Hand, oder Klaue. Aber trotzdem spürte er das Quetschen der Haut, das Zusammenpressen der Adern. Röchelnd ging Domenik in die Knie, versuchte bei Atem zu bleiben, doch die unsichtbare Hand schloss sich weiter und weiter um ihn. Bald würde er ersticken oder sein Genick würde brechen. Sein Tod war unausweichlich, er selbst konnte dagegen nichts tun. Und Nero war nicht da, seine Mutter nicht gut genug ausgebildet.
"Domenik, was hast du? Oh Gott, er erstickt. Jemand muss ihm helfen."

Doch da war es schon geschehen. Eine Windboe ungeheuren Ausmaßes erfasste die Gruppe und schleuderte sie weit auseinander. Für einen Augenblick löste sich der erstickende Griff um seinen Hals und gierig und verängstigt sog Domenik so viel Luft ein, wie er nur könnte. Wo waren die anderen? Er konnte sie nicht mehr sehen, alles war von Staub umhüllt. Röchelnd und hustend lag er am Boden und rieb sich den geröteten Hals.
Von Vic war noch immer nichts zu sehen. War er der Angreifer? Doch Domenik sah nichts. Hatte er die Macht, auf so eine Distanz seine Magie zu wirken?
Auch wenn Serenas Sohn es anders erhofft hatte, fühlte er gleich darauf wieder den Zug, doch diesmal wurde sein Körper empor gehoben, und seine Glieder erschlafften, jeglicher Muskel in ihm war schwach geworden, keine Kraft steckte in ihm. Vic würde ihn umbringen, als Rache für seine verabscheuungswürdigen und verdammenswerten Taten.
Plötzlich fühlte er an seinen Beinen ein Brennen, fast schon sowas wie ein Kochen. Und tatsächlich brannten seine Beine bis zu den Knien, doch es war kein natürliches Feuer, dieses Feuer war magischer Natur. Domenik wimmerte und schrie voir Schmerz, höher krochen die Flammen an ihm und er konnte doch nichts tun, hing in der Luft und war dazu verdammt, am lebendigen Leibe zu verbrennen.
Und dann hörte er endlich ihre Stimmen. Ludmilla rief seinen Namen, auch Serena kam, und Dante und Carston. Sie alle rannten auf ihn zu. Doch bevor sie ihn erreichten, schossen aus dem Boden Feuerfontänen und schlossen sie alle ein. Langsam zog sich der Kreis zu und wenn sie nichts unternahmen, würden sie ebenso verbrennen. Vic würde sie alle töten. Und das nur aufgrund der Taten, die Domenik in seiner Trauer und Verwirrung begangen hatte.


Callindor

Clan dv Dressels
16.12.2010, 12:21
Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
Vics Magie war so gewaltig, selbst Carston bezweifelte ernsthaft, dagegen etwas ausrichten zu können. Ebenso waren alle anderen hier zu schwach. Nero, der als Einziger hätte etwas unternehmen können, war dazu gerade nicht fähig.
Er musste alles auf eine Karte setzen, und Domenik und die anderen retten, auch wenn es sein eigenes Leben kostete. Bei ihm standen Ludmilla, Serena und Dante, die Panik zeichnete ihre Augen und Domenik hing in der Luft, brannte und schrie um sein Leben. Jeder war für sich in einem Feuerkreis eingeschlossen, dessen Flammen so hoch schlugen, das man unmöglich dort hindurch kam, ohne sich ernsthaft zu verbrennen.
Ihm gingen die Optionen aus. Doch noch waren die Flammen weit genug vom Mittelpunkt seines Kreises entfernt, sodass er es wagte. Mit geschlossenen Augen sammelte er seine Magie, seine Fähigkeiten und Zauber, flüsterte die Silben in den Wind, riss sich den Daumen mit seinen Zähnen auf und ließ das Blut auf die Erde tropfen. Es sickerte in den Boden, doch Carston konnte es fühlen, lenken und so unter den Flammen des Kreises auf die andere Seite schicken. Danach folgte ein weiterer Zauber, seine Gedanken brannten, denn die Hitze stieg ins Unerträgliche, doch er musste weitermachen. Er hatte es Callindor in die Hand versprochen. In seiner Vision sah er die Blutstropfen auf der anderen Seite schimmern. Sein Blut. Und er konnte damit etwas anstellen. Wozu war er denn ein Gestaltwandler. Er kanalisierte seine Magie auf das Blut, aktivierte ihre Energie und wie nach einem Fingerschnippen wuchs aus dem Blutteich, der größer geworden war, ein Körper heraus, erst Haare, dann eine Stirn, ein Gesicht, Carstons Kopf. Immer weiter stieg er aus seinem Blut empor, bis schließlich eine lebensechte Kope von sich selbst außerhalb des Feuerrings stands.

"Du weißt, was zu tun ist!"

***

Der Carston-Klon kannte seine Aufgabe, eilte zu Domenik hin, der schon bis zu den Schultern von diesem seltsamen Feuer umgeben war. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Deshalb nutzte der Klon die Verbindung zu dem Echten, hielt seine Hände in Richtung der Flammen und tatsächlich gelang es ihm, das Feuer von Domeniks Körper abzusaugen, in sich hinein. Doch es fühlte sich nicht gut an. Aber zumindest war er gerettet. Domenik war in Sicherheit. Doch Vic war immer noch dort draußen und nun konnte Carstons Klon auch erspüren, wo, denn der Zauber in ihm hatte noch immer eine Verbindung zu seinem Erschaffer. So schnell er konnte, rannte er auf Vic zu, der sich durch einen Luftzauber unsichtbar gemacht hatte, oder in feinem Nebel stand, zumindest für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar. Doch Carston konnte ihn fühlen.
Schnell kramte er alle Fläschchen zusammen, die er bei seinem Aufbruch aus dem Weingut greifen konnte und schmiss sie wahllos auf sein Ziel, von dem er wuste, er würde es treffen. Vic wehrte sich auch gar nicht dagegen. Die ersten trafen, zersplitterten scheinbar an einer unsichtbaren Wand, doch beim vierten endlich verpuffte die Barriere. Immer weiter schmiss Carston die Tinkturen, wollte Vic am Zaubern hindern und tatsächlich stöhnte dieser nicht nur einmal, als er von den Dämpfen, den Flüssigkeiten und Gasen getroffen wurde. Aber Vic stand noch immer. Verdammt zäh der Typ. Und ihm gingen langsam die Gifte und Tränke aus. Also blieb nur noch das, was er als letztes Mittel ausersonnen hatte.
Denn der Zauber, den er von Domenik abgezogen hatte, pulsierte in ihm, tötete ihn innerlich, dass wusste Carstons Klon nur zu sicher, denn die Flammen wüteten jetzt in ihm. Sein Blut begann zu kocken. Er hatte von solchen Zaubern gehört. Sie gehörten zur Meistermagie und waren verboten worden. Doch Vic hatte sich schon lange vom Orden abgewandt und schien dessen Regeln nicht länger zu befolgen. Die Hitze ließ ihn brennen, aus seinem Mund, seiner Nase und den Augen trat das Blut, viel länger konnte er es nicht in Schach halten. Zwei Tinkturen noch, die in seinen beiden Händen lagen. Erst das eine, dann die andere, beide ließen Vic zusammenkrümmen, was ihm die Zeit verschaffte, die der Klon brauchte.
Mit einem Schrei warf er sich auf den abgelenkten Vic, lag auf ihm, rollte mit ihm herum, ehe er ihn fest auf den Boden drückte.

"Das war's!", meinte der Klon Blut spuckend und triefend und ließ der Magie in seinem Innern freien Lauf. Die menschliche Bombe ging hoch.


Callindor

Clan dv Dressels
16.12.2010, 13:04
Die Druckwelle der Explosion riss sie alle von den Füßen. Und Domenik flog mit einer ungeheuren Geschwindigkeit gegen die Rinde eines Baumes, jaulte laut auf und fiel dann wie ein Stein zu Boden. Doch es brannte nichts. Das war keine normale Bombe. Die Umgebung war abgesehen von der Luftwelle noch völlig intakt.
Keuchend und japsend kamen Ludmilla, Serena und Dante zusammen, um Domenik aufzuhelfen, der langsam wieder zu sich kam. Die letzten Ereignisse musste er erst einmal verarbeiten.
"Geht es euch gut?", fragte Serena und sah von allen ein Nicken, von Köpfen, die an manchen Stellen von angesenkten Haaren umgeben waren. Die Feuerringe waren echt gewesen.
"Sie sahen sich an, dankbar, noch am Leben zu sein, doch dann bemerkte Domenik das Fehlen einer Person.
"Wo ist Carston?"
Sie sahen sich um, riefen ihn, doch er antwortete nicht. Schließlich fanden sie ihn am Boden liegend, bewusstlos.
Dante untersuchte ihn, Domenik half ihm dabei, und sie kamen zu dem Schluß, dass es die Auswirkungen von einer magischen Überanspruchung war, die seinen Zustand herbeiführte.
"Hey, hier liegt Vic!", rief Serena, die den Körper zuerst gesehen hatte. Völlig unversehrt lag er blutbespritzt und von Leichenteilen umgeben, die zusammengesetzt einen zweiten Carston ergaben, auf dem Boden und regte sich nicht mehr.
"Er ist nicht tot. Nur bewusstlos, wie Carston. Also der Carston dort drüben, meine ich."
"Für den hier können wir wohl nicht mehr tun", meinte Dante Schulter zuckend und deutete auf die menschlichen Reste.
"Ihr habt doch die Druckwelle gespürt, oder nicht?", fragte Serena verwundert.
"Wie konnte Vic das überleben, wo er doch im Zentrum stand, Carston hat es doch auch zerfetzt."
"Ich weiß auch nicht, Mutter. Vielleicht hat er bei seinen Studien einen Weg gefunden, wie er seine Magie nur für seine Feinde schädlich machen kann, aber sich und seine Freunde sicher davor sind. Auf jeden Fall war dieser Zauber wirklich gefährlich. Hätte Carston mich nicht gerettet, ich hätte euch alle mitgerissen."
Das wurde ihnen nun klar. Sie hatten dem bewusstlosen Carston ihre Leben zu verdanken. Dabei hätte er auch ganz sicher in der Zauberhalbkugel bleiben können, um sich zu schützen. Doch stattdessen hatte er sich einem scheinbar unüberwindbaren Gegner gestellt, nur um sein Versprechen zu halten. Dieser Mann, oder was immer er in Wahrheit war, verdiente ihren Respekt, und ihr Vertrauen, das hatte er hier tatkräftig und eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
"Was machen wir mit ihm?", fragte Ludmilla schließlich und stieß mit ihrem Reitstiefel gegen das reglose Bein von Vic, das nur kurz schlackerte.
"Er hat sich an Mitgliedern des Ordens vergriffen, er wollte uns alle töten. Es gibt dafür nur eine Strafe."
"Nein!", rief Domenik dazwischen und stellte sich schützend vor Vic.
"Das ist alles meine Schuld. Hätte ich ihn nicht gefoltert und diese Dinge mit ihm gemacht, es wäre nie so weit gekommen. Wenn du jemanden verantwortlich machen willst, dann mich. Töte mich, Urgroßmutter."
"Domenik, was soll das, geh aus dem Weg, ich befehle es dir."
"Nein, das werde ich nicht tun! Er wird nicht bestraft. Das lasse ich nicht zu, auch von dir nicht, verstanden!?"
So aufgebracht hatten sie ihn noch nie erlebt. Zumindest nicht, seitdem er wieder der alte Domenik war. Das überraschte auch die Alte.
"Nun gut, vorerst begnüge ich mich damit. Was machen wir mit ihm, er stellt immer noch eine Gefahr dar."
"Jemand muss in den alten Turm, der vom Feuer verschont blieb. Dort habe ich Callindors Rucksack und Habe versteckt. Darunter ist auch ein Paar Handschuhe, welche die magische Kraft blockierten. Ebenso ein Amulett, das den gleichen Effekt hat. So sollten wir Vics Kräfte eindämmen können."
"Ich werde gehen", sagte Serena entschlossen, denn sie war hier keine wirklich Hilfe. Dante und Domenik würden mit Ludmilla den Astralprojektionszauber überwachen, sie stünde nur dabei. Niemandem von Nutzen.
"Gut, Mutter. Hier hast du eine Schriftrolle, mit der du die Illusion auflösen kannst, dann wirst du es finden."
Domenik reichte ihr ein eingerolltes Pergament, drückte sie zum Abschied an sich und dann war sie schon unterwegs. Hoffenntlich waren die Pferde nicht abgehauen, dann würde sie viel schneller vorwärts kommen.
"Was machen wir solange? Carston ist ..."
"Do ...me ...nik ...", hauchte Carstons Körper, der noch immer dort lag, wo sie ihn gefunden hatten.
Kniend beugte sich Callindors Sohn über das Gesicht des schwachen Kerls und lauschte.
"Du musst es tun!"
Domenik verstand nicht sofort, was er damit meinte, doch dann wurde es ihm schlagartig klar.
"Was hat er gesagt, mein Junge?", fragte Ludmilla und wartete begierig auf eine Antwort.
"Ich werde anstelle von Carston den Zauber leiten."
"WAS!!!!???", sagten Dante und die Alte fast in einem Ton und waren strikt dagegen.
"Es gibt keinen anderen Weg. Er ist zu schwach, das seht ihr doch selbst. Und Karissa allein kann es nicht machen. Ich muss gehen. Dante ..."
Doch als er sich ihm zuwandte, versagte ihm erneut die Stimme.
Zu seiner Verwunderung ergriff aber Neros Sohn seine Hand und zog ihn zu der Halbkugel hin, während die Alte den schmächtigen Carston buckelte.
Kaum bei Bewustsein tippte Carstons Hand einmal gegen die Barriere, dann sank er in sich zusammen.
Domenik hatte nicht viel Zeit, also atmete er einmal aus und kräftig ein und wollte gerade in die Kugel schlüpfen, als sich etwas gegen seine Wange presste. Dante hatte ihn geküsst, nicht viel, beinahe flüchtig.
"Als Aufmunterung ... dachte ... ich ...also ..."
Domeniks Gesicht strahlte, er fühlte sich gleich viel gewillter, dies durchzuziehen, als habe Dantes Kuss in ihm neue, unerschlossene Reserven geweckt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete er sich von den beiden, und trat in die Kugel.

***

Drinnen warteten Valen, Karissa und der scheinbare schlafende Nero. Und offenbar hatten sie jemand anderen, nämlich Carston, erwartet, was deutlich an ihren überraschten Gesichtern zu erkennen war.
"Wo ist Carston, Domenik?", fragte Karissa besorgt, ihr Blick zerfließend.
"Er ist dazu gerade nicht in der Lage, aber es wird ihm bald wieder gut gehen, versprochen. Dante und meine Uroma werden dafür sorgen. Er hat dort draußen großen Mut und Stärke bewiesen. Er ist jemand ganz Besonderes.
"Ja, das ist er ..."
"Können wir jetzt mal langsam anfangen? Mir ist egal, wer es macht, hauptsache, überhaupt jemand, ich will endlich aus den versifften Klamotten raus!", jammerte Valen in einem Ton und roch angewidert an dem durchtränkten Hemd, das er trug.
Karissa und Domenik grinsen ihm zu und nickten dann. Es war wirklich Zeit. Sich sammelnd und die Verbindung aufbauend, die zuvor Carston initiiert hatte, presste Domenik seine Hand auf Neros Stirn und sah eine Szene in dessen Gedanken. Nero und dessen Frau, daneben Ludmilla und zwei ihrer Leibwachen, sie schienen zu streiten. Es ging um eine Anklage wegen Mordes an Callindor. Und Nero sollte der Schuldige sein. So weit war es also schon gekommen ...
Es kostete ihn Kraft, die Wellen und Anbrandungen von Neros Gefühlen, Bildern und Gedanken, Wünschen und Hoffnungen zu durchleben und durchzuhalten. Er schwitzte sehr schnell, keuchte außer Atem und trotzdem wollte er weitersuchen. Viel weiter musste er nicht mehr gehen, vielleicht zwei, drei Tage noch, dann würde er den Moment haben. Er machte es betont langsam, auch wenn es ihn anstrengte, dafür jedoch Nero schonte. Das hatte ihm sein Lehrmeister gleich zu Beginn der Heilerausbildung gesagt. Der Patient darf dabei nicht leiden. Und genauso wollte er es halten. Nero würde stolz auf ihn sein, irgendwie, wenn er davon wüsste. Ganz bestimmt.

Und das beflügelte Domenik noch mehr.


Callindor

Clan der Zaverias
20.12.2010, 13:13
Der Wind... wo war denn der Wind? Die Wimpel der Stadt regten sich, doch er spürte garkeinen Lufthauch, eben noch hatte er sich zu seiner Begleitschaft umgedreht und sie darüber in Kentniss gesetzt, dass sie sterben würden, wenn man ihn verurteilen würde. Es war merkwürdig, es fühlte sich alles so unreal an und Leute starrten ihn an, als sei er hier fremd, so als wollten sie ihm etwasa abgrundtief Böses. Verwirrt lief er weiter und blieb dann abrupt stehen und öffnete den Mund um etwas zu sagen, bekam jedoch kein Wort raus. Vor ihm im Schnee lag ein Mann, schwerstverletzt, er schien ein wenig wie Sternenglanz, er schimmerte und war fast durchsichtig, dann war er auch schon wieder verschwunden. Nero taumelte.

"Ähm, Ludmilla... Ich sehe Sachen...."

"Das tun wir alle, wir haben Augen, geh weiter!"

Nero wurde ein wenig anders, was passierte mit ihm? Wieder ein Ausbruch seines Geistes? Er ging weiter vorwärts und sah sich aufmerksam um, zwei Männer erschienen aus dem Nichts, ebenso schimmernd wie eben der, und kamen wild diskutierend doch absolut stumm auf ihn zu und kollidierten mit ihm, jedenfalls wären sie das, wenn sie nicht gerade verschwunden wären als der Priester sie erreichte. Er schrie kurz auf und schützte sein Gesicht, doch es war schon alles vorbei.

"Tunichtgut! Verkauf uns nicht für blöd Nero, geh einfach weiter!"

"Aber... da waren..."

"Da war garnichts! GEH WEITER! Wir haben eine Gerichtsverhandlung abzuhalten!"

Nun war Nero in Panik. Er wusste nicht was er noch davon halten sollte und dann sank er in die Knie, er hatte seine Aufgabe verwirkt, vor ihm lag Vic im Schnee, ob bewusstlos oder tot wusste er nicht, doch er lag dort, anscheinend verletzt... und verschwand dann. Nero kämpfte sich hoch und stampfte dann mit dem Stiefel auf.

"Verdammte scheiße! Was treibt ihr mit mir? Was sollen diese... hallou?"

Nero ging vor Ludmilla auf und ab, die sich in einer Art Stillstand befand, genau wie all seine Begleiter. Er ging näher heran, nichts, er stupste sie an, wieder nichts.

"was ist hier...."

*******************

Mit einem Ruck wurde Nero aus dem Traum gerissen, sie hatten ihn auf einen Stuhl gesetzt und umkippen lassen um ihn aus dem Stadium der Bewusstlosigkeit zurückzuholen, ihm eine Art Kick zu geben um wach zu werden, ihn wieder in die Realität zu holen. Er drehte sich zur Seite und erbrach seinen restlichen Mageninhalt auf den Teppich neben ihm.

"Verdammte scheiße, wenn ich nicht selber dabei schlafen müsste, würd ich euch allen die Hammelbeine langziehen! Verdammt.... ich musste also deswegen nicht sterben damals, huh? Jetzt ergibt das einen Sinn...

Der Priester rappelte sich auf und stellte sich ans Fenster, entzündete eine Zigarette und sog genüsslich daran, über das Feld kam ein Pferd geritten, Serena saß darauf... Sie hatte es anscheinend eilig...

Clan dv Dressels
25.12.2010, 11:00
Stürmisch blies Callindor der Wind ins Gesicht. Doch nicht etwa Unwetter, sondern eher die heftigen Wogen der Liebe.
Hier war er, erwacht zwischen seinen Freunden. Sie alle umgaben ihn, gaben ihm Kraft. Die Kraft, die nötig sein würde, das hier, was immer es auch war, zu überleben.
Zu seiner Linken hockte Nicolas, sein geliebter Dieb, lächelte ihm zu und hielt ihm die Hand. Beruhigend redete er auf ihn ein, die Wellen des Schmerzes über sich ergehen zu lassen, und das es irgendwann vorbei sein würde. Sein blondes Haar spielte mit Callindors Gesicht. Es fühlte so weich an, wie damals, sie beide, verliebt im Heu. Oh, wie hatte er ihn geliebt!
Sein Blick rückte von ihm ab und ruhte folglich auf dem mitfühlenden Blick von Morlon, der wie damals zu seiner Lehrmeisterzeit sehr reserviert und für sich blieb, seine Gedanken und Gefühle verborgen hielt. Seine Hand streichelte Callindors Haar, kräuselte es um seine Finger und schickte stoßartige Wellen der Erregung durch den Hochmagier. So einfühlsam hatte er seinen Magielehrer nie wirklich erlebt. Damals, der Moment vor der Tür, ein Kuss, halb im Irrtum, und die Blicken, Berührungen und Worte, die darauf folgten. Callindor liebte auch ihn, hatte ihm sein Herz gegeben, sich ihm offenbart nach einer Zeit der emotionalen Leere, da es nach Nicolas niemanden mehr gegeben hatte, der ihn so tief berührte. Dessen war sich der Feuermagier bis zuletzt nie wirklich bewusst gewesen.
Und eben diese Unsicherheit verknüpfte sein Leben mit dem von Vic, dem jungen, ebenso strohblonden Vic, den er vor einer Bande Entführer errettete, die für ihn Lösegeld erpressen wollten. Dabei hatte sein Liebster zu dem Zeitpunkt gar keine Hilfe nötig gehabt. Denn ein Dämon bemächtigte sich seines Körpers und schlachtete die dann schon fast bemitleideten Spießgesellen gnadenlos dahin.
Zu der Zeit war Callindor so gut wie der Einzige, der in Vic den hilfsbedürftigen jungen Mann sah, dessen Seele um die Vorherrschaft in seinem Leib kämpfte. Francoise persönlich forderte damals, dass Vic aus Vengard zu verbannen sei, solange er eine Gefahr für den Orden und die Bürger der Hafenstadt darstelle. Callindor ließ es, trotz massivem Protests, zu - und folgte ihm, kehrte dem Orden scheinbar den Rücken, nur um in der Ferne für Vics weitere Sicherheit zu garantieren. Denn Vic bedeutete ihm inzwischen so viel, dass es schon seltsam war. Am Ende war es der stille Morlon, der zwischen ihm und Vic vermittelte, um so den Weg für eine erfüllte, harmonische Beziehung zu ebnen. Er hatte dem Feuermagier viel zu verdanken, denn erst durch ihn wurde er wirklich wieder glücklich, nachdem Morlon gezögert und letztlich den Rückzug gewählt hatte.
Seine Finger streichelten über Callindors rechte Hand höher über den Arm, die Schulter, den schmalen Hals, die Wange. Der Hochmagier ließ sich darin sinken und fühlte sich umgeben von Liebe. Überall um ihn herum überstrahlte dieses Gefühl von Geborgenheit und sexuellem Verlangen sein Gespür für Vorsicht. Er lechzte nach den Momenten höchster Erregung, wollte mit ihnen zusammen sein, sich mit ihnen vereinigen, wie zu damaligen Zeiten.

Und als ob sie seine Gedanken gehört hätten, kamen Nicolas, Morlon und auch Vic seinem bittenden, betenden und sehnenden Körper immer näher, befühlten mit ihren Händen seinen langsam entblößten Körper und küssten ihn am ganzen Leib.
Auf das dieser Augenblick der Liebe und Hingabe nie enden möge.



Callindor

Clan dv Dressels
25.12.2010, 11:16
Jetzt hieß es, vorsochtig zu sein. Ihr Opfer war eingesperrt in seinen Gefühlen, Wünschen und Hoffnungen, sodass sie sich nicht darum sorgen mussten, dass Callindor Probleme machen könnte. Trotzdem durften sie jetzt nicht säumen. Die schwarzhaarige Schwester sah kurz zu den anderen Damen, der Silbrigen und der Blonden, konzentrierte sich dann wieder auf den Zauber und sprach die Silben der Loslösung wieder und wieder. Der Widerstand des Magiers war enorm. Mit Hilfe der Kristalle war seine mentale Kraft und damit die gegenwehr in ihm, erheblich gewachsen. Deshalb mussten sie ihn auch ablenken, in einem Duelle würden sie vielleicht den Kürzeren ziehen. Zumindest jetzt.
Zum Glück hatten sie den heilenden Splitter aus Domenik entrissen, diesem liebestollen Schwachkopf, der sich nur zu leicht manipulieren ließ. Wie zuvor vermutet hatte, war der versuchte Glassplitter vorher so sehr schwächend gewesen, dass es den Ring, dessen Kraft und damit auch ihre Pläne zunichte gemacht hätte.
Ihre Pläne ...
Callindor war sich wohl nie bewusst gewesen, warum sie und ihre Schwestern ihn und seinen Bruder über so viele Jahre lang verfolgten, beeinflussten und unterstützten - wenn es auch ihrer Sache diente - oder eben Knüppel in den Weg warfen, um Ablenkungen zu schaffen. Doch inzwischen brauchten sie dieses Versteckspiel nicht länger. Der Ring von Alana würde bald wieder in ihren Händen ruhen. Und damit würden sie endlich dazu in der Lage sein, nach Avaron zurückzukehren und ihren, vor so langer Zeit erhaltenen, Auftrag abzuschließen. Die Schwarze verstärkte ihre Kraft und wollte unter allen Umständen, so schnell wie möglich diesen ring. Sie hatten zwar nichts zu befürchten, vor niemandem mehr, dennoch drängte sie zur Eile.

Denn das war ihr Wesen, die Hüterin der Gewalt und des Krieges, der Ungeduld und des Hasses.


Callindor

Clan dv Dressels
25.12.2010, 11:25
Bemüht, und doch mit den Gedanken noch immer bei ihrem Domenik, verband sich die Magie der Blonden mit der der beiden anderen Frauen und sie woben den zauber, der dafür sorgen würde, endlich das Band zwischen Callindor und dem Ring zu zerreißen. Sie hatte es noch immer nicht verkraften können, das sie hatten Domenik töten müssen, ihm den Kristall stehlen, doch Vics Hass, Zorn und Einsamkeit, die sie ihm gestohlen und einen weiteren Splitter eingeschlossen hatten, war so überwältigend gewesen, dass es Callindor und den Ring vernichtet hätten.
Und auch wenn sie es gern verhindert hätte, gab es in dem Moment keine andere Lösung, ohne dabei den Plan nachhaltig zu gefährden. Ihr Verstand sagte ihr, es sei richtig so gewesen, doch ihr Herz fühlte anders. Denn auch wenn es zu ihrem spiel gehört hatte, empfand sie etwas für den Callindor - Sprößling.
Aber sie hatten vor so langer Zeit diesen Auftrag bekommen, und auch sie wollte nach Avaron zurück, ihrer Heimat. Ob sie überhaupt wussten, was .. oder eher wer sich in diesem Ring verbarg, den Callindor bei sich trug? Sicherlich nicht. Dabei war es so offensichtlich. Nicht umsonst traten sie in Callindirs und Neros Leben so häufig auf, wenn nicht die beiden der Grund dafür waren. Der Ring, Callindor und Nero. Diese Dreiheit würde am Ende endlich gesprengt werden. Mit bedächtigend Blick schaute sie auf das Mädchen mit den schwarzen Haaren.
Sie war so anders als ihre dunkle Schwester. Sie trieb immer an, dabei wollte die helle eher auf Gefühle und Zuneigungen setzen. Hass und Zorn gegen Liebe und Emotion.

Denn das war ihr Wesen, die Hüterin der Liebe, Gefühle und Emotionen.


Callindor

Clan dv Dressels
25.12.2010, 11:33
Die Silbrige ging vollkommen in dem Zauber auf. Ihre beiden Schwestern hatten so viel Kraft in sich, dass sie sich dabei fast unnötig vorkam. Eine jede kämpfte für etwas, sie konnte es fast greifbar spüren. Abwechselnd sah sie einmal zur hellen, dann wieder zur dunklen Schwester und wieder zurück. Sie waren Schwestern seit so vielen Jahren, suchten so lange Zeit nach dem Ring, und auch nach dem Verblieb des göttlichen Trägers. Am Ende hatten sie gar nicht mehr darauf gehofft, überhaupt jemals einen Anhaltspunkt zu finden. Und dann war dieses Gefühl, und es führte sie zu Callindor und Nero. Die Silberne wusste nicht genau, wie weit ihre Verfolger ihr Vorhaben inzwischen durchschaut hatten, aber allein die Tatsache, dass die drei Schwestern sich so oft und so deutlich in das Leben von Nero Zaveria und Callindor Cray einmischten, hätte sie doch stutzig machen müssen.
Trotzdem waren sie nun hier, kurz davor, den Ring von seinem Träger zu lösen. Die Schwarze forderte und presste, während die Helle ungleich abfließen ließ, als wäre sie nicht bei der Sache. Da musste sie nun eingreifen, dafür sorgen, dass es weiter auch ausgeglichen ablief. Die nötigen Dinge, die sie zuvor tun mussten, sagten ihr nicht immer zu, trotzdem hielt sie eisern an dem Plan fest, der die drei ungleichen Damen aneinander geschweißt hatte.
Denn auch sie wollte endlich nach Hause. Avaron ...
Aber zuerst musste sie weiter die Helle und die Dunkle überwachen, damit der Ring bald ihnen gehören würde.

Denn das war ihr Wesen, die Hüterin des Gleichgewichts, der Ordnung und allgegenwärtigen Ruhe.


Callindor

Clan dv Dressels
25.12.2010, 12:00
Serena ritt wie der Teufel zu ihrem Gut, hetzte wie eine Wahnsinnige über Treppen und Kellergänge, stürzte den Aufgang hoch und zitterte vor Erschöpfung, als sie Domeniks Schriftrolle las, und die Illusion sich auflöste, und eine Folterkammer zum Vorschein kam, wo vorher ein Studierzimmer ihres Großvaters gewesen war.
Mit Ketten, Gerätschaften und Messern, Zangen und Nadeln, teils blutig rot gefärbt, mit verschmutzten Böden, auf dem sich getrocknetes Blut gesammelt hatte.
Die geschockte Frau presste ihre Hand auf den Mund, um einen Brechreiz zu unterdrücken, der in ihr aufkam, just nachdem sie dieses bildliche Drama ersehen musste. Was hatte Domenik hier nur getrieben? Welche Absichten verfolgte er, die ihn zu diesen Taten trieben? So etwas Unmenschliches hätte Callindor nie gut heißen können! Serena erkannte ihren Sohn nicht wieder. Doch jetzt erkannte sie schließlich, dass sie nie wirklich das Innerste ihres Sohnes entdeckt hatte, sondern nur die Fassade, die er erschaffen hatte, um seine Trauer, seinen Zorn und seinen hass zu verbergen, vielleicht auch vor sich selbst.
Kopfschüttelnd trat sie in die Kammer ein und fand den Rucksack, in dem sich, wie zugesagt, das Amulett und die Handschuhe befanden. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, riss sie einfach den Beutel an sich, schnürte ihn schon im Rausgehen notdürftig zu, eilte zurück durch die Katakomben und hetzte ihr Ross bald zu Schanden, nur um so schnell wie möglich wieder beid en anderen zu sein.
Bei ihrer Rückkehr waren alle wieder auf den Beinen, die Astralprojektion wohl schon Geschichte, und offenbar erfolgreich gewesen. Nur Vic lag noch auf dem Boden. Noch genau so, wie sie ihn verlassen hatte.

"Wart ihr erfolgreich?", fragte sie in die Runde und erhielt ein Kopfnicken von ihrem Sohn, den sie mit einem traurigen Blick bedachte. Über diese Sache würden sie noch reden müssen. Nero massierte sich indes die Schläfen und hielt seinen Bauch, nach vorn leicht übergebeugt, als wäre er kurz davor, sich zu übergeben.
"Du siehst schlecht aus, Nero. Bist du in Ordnung?"
"Natürlich nicht! Mein Gehirn wurde gerade durchgequirlt, verdammte Scheiße. Wie würdest du dich da wohl fühlen!?"
Nero hätte noch weiter gewettert, hätte er sich mit dem Reizangriff seines Magens nachgeben und erbrechen müssen.
Sich abwendend drehte sich Serena zu Carston, der inzwischen auch etwas frischer aussah. Von ihm weürde sie die aufschlussreichsten Informationen erhalten.
"Carston, sag, ist jetzt alles erledigt? Können wir jetzt Callindor retten?"
"Der müde Mann rückte sich seine Brille zurecht, sah sie an und schüttelte den Kopf."
"Ich denke nicht. Es ist zu spät dafür, fürchte ich."
"WAS!!! Was soll das heißen?"

Es war Domenik gewesen, der den Brillenträger herumgerissen hatte, um mit zornigem Blick in dessen Augen starrte. War er kurz vor dem Weinen? Domeniks Augen wurden feucht.
"Hört mir gut zu. Dann werdet ihr hoffentlich verstehen:

Callindor ist inzwischen zu stark. Mit den kristallen an und in seinem Körper hat er unsere Kräfte bei Weitem übertriffen. Wenn wir nicht vorsichtig vorgehen, wird er uns töten. Damit spreche ich besonders dich an, Nero. Eine überstürzte Handlung könnte unser aller Leben kosten."
"Ja aber die Schwestern ..."
Carston blieb eisern und verwehrte sich jeglicher Diskussion.
"Selbst sie müssen vorsichtig sein, bei dem, was sie mit ihm machen. Eine Unachtsamkeit und es könnte auch ihr Ende sein. Und doch müssen sie das tun, was sie tun, damit wir eine Chance haben, Callindor zu retten."

Serena war es, dem der passende Gedanke zuerst in den Sinn kam.

"Du weißt, was sie mit Callindor machen, richtig? Warum sie so ein Interesse an ihm haben. Ist es nicht so?"
Carston sah sie an und fingerte erneut an seiner Brille herum, als wäre es ein zeichen, damit seine Nervosität zu überspielen.
"Serena, es ist nicht wiorklich Callindor, den sie wollen. Aber ja, ich denke, ich weiß inzwischen, was sie vorhaben. Bei der Durchforstung von Neros Gedanken bin ich darauf eher durch Zufall gestoßen. Aber ehe ich dazu mehr sage ... Nero, bitte ... kannst du dich noch an die Zeit erinnern, wann die Schwestern das erste Mal aufgetaucht sind. Wann geschah das, und wie lief das weiter ab. Sag uns alles, und möglichst so genau wie möglich. Je mehr du von dmals nocjh weißt, desto mehr kann ich daraus ableiten und meinen Verdacht bestätigen. Bitte, erzähl uns davon."
Nero hatte sich von seinem Kotzanfall erholt und schloß die Augen. Wohl um sich an eine Zeit zu erinnern, die nicht zu den Sternstunden seines Lebens zählen mochte.


Callindor

Callindor
28.12.2010, 10:59
Sie waren an seiner Seite. Das war es doch, was er sich wünschte. Morlon, Vic, Nicolas und am liebsten noch all die anderen, denen der mit seiner Art den Kopf verdreht hatte. Callindor würde sie mit seiner Liebe beschenken, ihnen einen Höhepunkt nach dem anderen bereiten, falls nötig. Denn danach sehnte er sich. Liebe, Zuneigung, um das klaffende Loch in seinem Inneren zu füllen. Seine Lustknaben umgarnten mit Berührungen und geflüsterten Worten, machten ihn wuschig, verwirrt und ... vorsichtig.

Je mehr sie auf ihn einredeten, desto mehr hatte Callindor das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte.

Kaum das er es gedacht hatte, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz in der Brust und ließ ihn schnaufen. Als würde jemand sein Herz mit seinen Händen quetschen und die Luft aus seinen Lungen rauben. Er fühlte beinahe, wie die Schwärze der Kristalle sich in ihm breit zu machen versuchte. Und sie hatte Erfolg damit. Der Hochmagier sah mit jeder Sekunde, die verging, nicht mehr seine Liebsten, sondern nur noch pure Falschheiten, die er mit seiner Art der Sexualität verdorben hatte. So etwas war wider der Natur. Domenik hatte Recht gehabt, so viel Schmerz und Leid verursachte Callindor über die Jahre, und das nur, weil er *so* war.
Das musste ein Ende haben. Bevor er jedoch Hand an sich legen würde können, mussten alle anderen, die er verseucht und angesteckt hatte, von ihrem Leiden erlöst werden. Sie würden ihm, auch wenn sie es jetzt noch nicht verstehen würden, später dafür danken. Wenn Innos sie nicht strafte für ihre unzüchtige Lebensweise, dann musste Callindor eben eingreifen. Domenik zeigte ihm den Weg der Wahrheit, und je mehr die Schwärze von ihm Besitz ergriff, desto mehr war Callindor von den Worten überzeugt, die ihn selbst zugrunde richten würden, früher oder später. Denn was er war, würde er nicht ändern können. Einzig die Hoffnung blieb, dass diese Taten des Guten, dieses Schlechte aus Vic, Nicolas und den anderen zu treiben, ihm irgendwie zu Gute gehalten und er dadurch gereinigt würde. So musste es sein!
Wenn er nur genug von den vom Weg abgekommenen Sünder ihrer Strafe zuführte, desto gesegneter und reiner würde sein Körper danach sein. Frei von jedem Makel dieser Art.
Als Vic ihm über die Hand strich und dabei den hell glänzenden Ring von seinem Finger nahm, war der Moment gekommen. Kraftvoll und ohne Vorwarnung stieß er Vic die flachen Hände gegen die Brust und schleuderte ihn so von sich weg. Die anderen würden ihm ebenso wenig entkommen.

Innos Strafe möge sie durch ihn treffen! Ihr Tod würde sie erlösen, und ihn auch ...irgendwie.

Clan dv Dressels
28.12.2010, 11:18
Der Glück sei mit den Tüchtigen, heißt es. Und die drei Schwestern waren für wahr sehr tüchtig gewesen. Sogar über viele Jahre lang, und nun war es endlich so weit. Die schwarzhaarige Dame hielt den Ring in ihrer Hand, spürte es pulsieren. Die Kraft, die darin ruhte, war ihr nur zu bekannt. Wer hätte gedacht, dass sie es wirklich schaffen würden. Ihre helle Schwester hatte nicht nur einmal ihre Bedenken und Sorgen geäußert.
Aber wer scherte sich schon um sowas? Hier ging es um den höheren Befehl, nicht um die Gedanken einer Einzelnen. Immer wieder ließ sie Einsprüche an sich abblocken. Sollte die Blonde doch warnen und mahnen, so viel sie wollte. So gefühlsduselig und emotional geführt war sie die falsche Person, der man diese so weitreicehnde Aufgabe anvertrauen durfte. Die Schwearze sah sich genau richtig für diese Sache. Keine der anderen vermochte das Risiko einzugehen, zu dem sie nur allzu leicht bereit war. Wenn sie es nicht schaffte und dabei vergehe, dann sollte auch niemand anders dabei überleben. Nach ihr die Sintflut, Armageddon.

Sie war noch so betört von dem unscheinbaren Ring auf ihrer Hand, dass sie die harten Fäuste von Callindor erst bemerkte, als sie schon durch die Luft flog und hart vor dem See in Ufernähe auf dem harten Boden aufschlug. Die beiden anderen Schwestern waren ebenso noch in ihrer Zauberei gefangen, konnten dem Angriff des Hochmagiers nicht entkommen, der, denkend, es seien Morlon und Nicolas, auch die beiden anderen Frauen von dem Zauber löste und damit den Traum und den Illusionsspiegel um ihn herum zerstörte.
Die Silbrige kam zuerst wieder auf die Beine und sah sich einem grimmig dreinschauenden Callindor gegenüber, dessen Kristalle und Splitter an und in ihm so dunkel und verseucht strahlten, dass von ihm beinahe die Dunkelheit selbst ausgesandt wurde.
"Schwestern, macht euch bereit, er ist aus dem Zauber entkommen."
"Aber wir haben das hier!", schrie die Dunkle und hielt den Ring empor.
"Der nützt uns nichts, wenn wir tot sind ..", bemerkte die Blonde schnaubend und richtete sich neben ihrer Schwester auf. Um einen Kampf kämen sie nicht mehr herum. Und mit der Unterstützung dieser Kristalle wussten die Weiber nicht mehr wirklich, ob sie ihm noch gewachsen sein würden.


Callindor

Callindor
28.12.2010, 11:48
Inzwischen fühlte Callindor nur noch Abscheu und Hass für diese Kerle da vor ihm. Sie waren verdorben und mussten aus dieser Welt entfernt werden. Zwischen zwei Blinzelern wechselten sie die Gestalt und waren plötzlich eine der drei Schwestern, die er solange nicht gesehen hatte. Ihm war es inzwischen egal. Er war so voller Zorn und roher Gewalt, die er irgendwie entladen musste.
Zähne fletschend kam er auf das Trio zu, dass immer noch intervallartig ihre Gestalt änderte, als blitzten vor seinen Augen Funken. Er durfte sich davon nicht beirren lassen. Einen weiteren Schritt nahm er, spürte das Wirken der Kristalle in ihm, das Pulsieren der Kraft, die ihm damit gegeben wurde. Er musste sie nur zu benutzen wissen. Keiner konnte sich seiner himmlischen Aufgabe entziehen. Die Säuberung musste passieren. Sie waren schließlich nicht mehr als zweite Wahl. Menschen dieser Neigungen mussten von den rechtschaffenen isoliert werden und dann erlöst.
Ja, es würde eine Erlösung sein!
Callindor sagte kein Wort, während die drei Schwestern sich bei den Händen nahmen und unbekannte Silben formten, fast einen mytischen Gesang hören ließen. Kurz bevor er sie mit seinen zitternden Fingern erreichen konnte, um ihnen das Unreine aus den Körpern zu dreschen, stießen sie ihre Hände nach vorn und wie aus dem nichts wuchs aus dem Boden eine Wand, die sie von ihm abschirmten. Sie war nicht aus Stein, sondern hell, fast durchscheinend und glasig. Ihre Konturen konnte Callindor dahinter noch erkennen. Offenbar wähnten sie sich in Sicherheit.

Der verblendete Hochmagier schlug mit den Fäusten auf die eisige Glaswand ein, erreichte damit aber nicht wirklich etwas. Sein Zorn und seine Wut stiegen mit jedem Schlag weiter und weiter, ließen ihn fauchen, schreien und brüllen. Sie mussten bestraft werden. Noch einmal drosch er auf sie ein und ein Stück platzte davon ab, fiel zu Boden und löste sich auf. Dieser zauber war also nicht undurchdringbar.
Nur hatten die Schwestern wohl Wind davon bekommen, denn als Callindors Faust ein weiteres Mal auf die Wand traf, entwuchs dieser Stelle ein spitzer Dorn und spießte seine Hand auf. Schreiend vor Schmerz ging er in die Knie und besah sich seine blutenden Finger. Jede Rührung verursache Wellen von Qual und Wellen, welches auch die Wand langsam verfärbte.
Callindor sammelte seine Kräfte, schloss seine Augen, konzentrierte sich auf seine Magie, schrie auf und riss seine zerfetzte Hand von dem Dorn. Er ließ den Arm sinken und spürte dann eine Veränderung. In ihm breitete sich eine unbekannte Kraft aus, die er nicht einmal ansatzweise verstand. So gewaltige Wogen, dass er davon beinahe den Verstand verlor. Seine Ohranhänger leuchteten dunkel auf, ebenso die Splittersammlung an seinem Hals und hüllten ihn in einen düsterten Schleier.
Diese Huren würden nicht länger ein Spiel mit him treiben. Mit Anlauf rannte Callindor auf die Wand zwischen ihnen zu, riss seine linke Hand noch dorn und schlug mit solch roher Gewalt darauf ein, dass der Stoß wie eine Welle durch den Zauber ging und die Barriere wegsprengte. Eine Splitter davon flogen auch gegen die drei Frauen und lenkten sie so lange ab, dass der Hochmagier die Chance erhielt, die dunkelhaarige anzugreifen. Immer noch spürte er in seinen Fäusten diese Kraft.
Machtlos sah sich mit der Attacke konfrontiert und glotzte nur auf die Faust, die sich ihr näherte. Doch Callindor hatte nicht mit der Entschlossenheit der Blonden gerechnet, die sich dazwischen warf und den Schockimpuls mit ihrem Körper abfing, bevor er die Dunkle erreichen konnte. Donnernd drosch er auf den Rücken der Hellen ein und hörte ihr Schreien und Stöhnen, ehe sie mit der Dunklen stürzte und nur noch die Silbrige zurück blieb.

Callindor wollte es gerade zu einem Ende bringen, als er hinter sich Stimmen hörte. Es war Domenik, und auch Nero. Der Hochmagier wandte sich von den frauen ab und wollte sehen, was da vor sich ging. Als er sich, von einem Plätschern angelockt, erneut umdrehte, standen zwei der drei Damen schon in einem kleinen, mit seltsamen Symbolen verzierten Kahn und grinsten ihm zu. Die dritte, blonde Schwester kauerte reglos zu ihren Füßen. Eine Sekunde später waren sie in einem Nebel verschwunden, der See lag danach leer vor ihm, sie waren fort.

Verdammt! Er hatte sie doch fast. Nero und wer da noch kommen mochte, hatten ihm alles verdorben. Hoffentlich hatten sie eine gute Begründung für ihr Auftauchen, denn sonst konnte Callindor für nichts mehr garantieren.
Und die Prismen, Splitter und Kristalle pulsierten in ihm und strahlten ein dunkles Licht um ihn herum ab.
Die Seuche korrumpierte den Magier und Callindor ließ es nur all zu gerne geschehen. Das Bluten seiner aufgerissenen Hand ignorierte er vollkommen. Er spürte keinen Schmerz mehr, nur noch die Macht! Und sie war gewaltig ...

Clan dv Dressels
28.12.2010, 12:00
Es war mehr als knapp gewesen. Ein wenig mehr und dieser Grobian hätte ihre Schwester getötet! Verdammt, auf solch eine Kraft war die dunkle Dame nicht vorbereitet gewesen. Unterschätzte die Magie der Kristalle, mit dem sie ihn aufgeputscht hatten. Aber sie besaßen nun den Ring, das war es, was einzig zählte. Sollten sich Domenik und die anderen Idioten um Callindor kümmern. Jetzt, da sie auf dem Kahn standen und stakten, war er nicht länger ihr Problem. Wo sie hingehen würden, konnte der Magier unmöglich folgen.
Avaron ...
Kein gewöhnliches Eiland, sondern viel mehr ein Land jenseits der Lande, ein rein magischer Ort, an dem die Zauberkraft dieser Menschen nicht wirkte. Dort hatten die Götter keinen Einfluss, einzig Avaron alein bestimmte, wem er seine Gunst gewährte, und wen er strafte.

Die Silbrige war es schließlich, die die Silben flüsterte, die den Weg weisen würden:

"Vocate vente fortunate ex rikai oberanis et hic naves rugum regate et orai avaronis"

Ein Nebel stieg um ihren Kahn auf, waberte über den ruhigen See, und ließ sie bald im Strudel der Zeit verschwinden.


Callindor

Clan der Zaverias
29.12.2010, 08:27
Nero entzündete eine Zigarette und setzte sich ins Grasm schloss die AUgen und atmete tief durch.

"Damals hat Callindor mich gelinkt und mich aus Vengard fortgelockt. Ein Dämon hauste in mir und drohte mich zu übernehmen und er wollte mich rettenvor ihm. Er täuschte einen Verrat vor und von ihm ging die scheinbare Gefahr aus, dass er eine Seuche in Vengard freilassen würde wenn er seine Vorbereitungen getroffen hätte. Francoise entsandte mich um ihn zu fassen und in Gewahrsam zu bringen, doch meine Wut und mein Hass leiteten mich mehr als dieser lächerliche Befehl. Ich sann auf Rache, wollte ihn zur Strecke bringen, da er Sylwina vor meinen Augen niederstreckte, ganz zu Unrecht beschuldigte ich ihn hatte er sie doch nicht verletzt. Auf meiner Oddysse auf seinen Spuren traf ich dann auf das magische Trio. Sie spielten mit uns wie mit Bauern auf einem Schachbrett. Auf der einen Seite halfen sie Callindor, auf der anderen stachelten sie meinen Hass nur noch mehr an und redeten mir ein, dass sie ihn vernichten würden, wenn ich es nicht tat. Wo ich Hilfe suchte, da trieben sie ihr grausames Spiel, denn wann immer ich Callindor aufgespürt hatte und ihn erledigen wollte, da waren sie ebenfalls und behinderten mich dabei, doch ich konnte mich nicht mehr wehren, sie gaben ebenfalls vor alle zu vernichten, die mir lieb waren wenn ich ihren Auftrag nicht erfüllte. Ich weiß nicht mehr, wie ich schließlich gegen sie angekommen bin und wie sie verschwanden, doch eines weiß ich, es sind wesen von uralter Macht, erwacht mit dem Willen für ein Gleichgewicht zu sorgen. Eine Art Dreiergespann aus Walküren die gleichermaßen für Recht, Chaos und Neutralität standen. Sie sind Gestaltwandler, können einem als Katze, junges Mädchen oder Baum erscheinen und man erkennt sie nur, wenn man ihre Haarfarben zuzuteilen weiß. Sie sind nicht böse und nicht gut, sie sind übergeordnet und ihre Macht birgt Gefahr, Hoffnung und Intrige gleichermaßen. Ich kann euch nur eines sagen dazu: Sie sind Dämonen, Wesen aus den hallen der Götter wenn ihr mich fragt, vielleicht aber auch nicht mehr als eine gruppe fehlgeleiteter Dämonen die sich selbst als Rechtsprechung einsetzen.... Mehr weiß ich nicht und ich denke, dass wir nun Callindor suchen sollten, er ist in höchster Gefahr wenn die Kristalle in ihm anfangen ihre Macht zu entfalten und auch noch die Schwestern anwesend sind. Vertraut mir, ich weiß von was ich rede, ich habe schon einmal bei der Auslöschung dieser Missgeburten versagt, ich werde sie zur Strecke bringen, wenn ich die Möglichkeit habe, die Rechnung steht noch offen.

Der Magier erhob sich und kniete neben Vic nieder, legte einen seiner Arme über die Schulter und hievte ihn hoch. Gemeinsam trugen sie ihn zu seinem haus und betteten ihn dort, er würde dort bleiben müssen, dann wandten sie sich um und bestiegen die Pferde. Nero nahm das Amulett zur Hand und konzentrierte sich, eine silbrige Lichtkugel entstieg daraus und schwebte los, sie würde ihnen den Weg weisen und sie direkt zu Callindor bringen, so hatte er ihn schon einmal gefunden, war in seine Gedanken gereist, nun würde er seinen Körper aufspüren, sein Geist war versiegelt, da kam keiner mehr rein. Auf dem Weg sprachen sie kaum, beratschlagten sich nur darüber, dass Callindor im jetzigen Stadium eine sehr große Gefahr für sie und sich selbst darstellte, da sein Verstand geblendet war und er seine Wut und etwaige Ausbrüche direkt auf sein Umfeld übertragen werden würde. Nero senkte seinen Blick.

"Was auch immer in diesen Kristallen wohnt, ihnen die Macht gibt, ich kenne dieses Gefühl.... der Dämon von damals... er bewirkte das Selbe. Meine Wut stachelte ihn an und gab ihm Macht, und mit seiner Macht war ich zu allem in der Lage, zu Magie, die ich bisher nie hatte wirken können, zu Taten, die ich persönlich nie zulassen würde, doch die Macht verblendet und lässt alles richtig erscheinen, was schlecht ist... Wir müssen äußerste Vorsicht walten lassen...."

Und dann schließlich erreichten sie ein weites Feld, diemagischen Erruptionen waren hier deutlich zu spüren und vor ihnen kämpfte Callindor wie ein Wahnsinniger gegen eine magische Barriere an, knackte sie und plättete dann eine der Schwestern. Ein Teil von Nero jubelte, wollte helfen, sie vernichten, ein Anderer mahnte zur Zurückhaltung, das war nicht mehr wirklich Callindor dort vorn! Und dann störten sie ihn, riefen nach ihm und brachten ihn aus dem Konzept, die Schwestern flüchteten und Callindor schnaufte vor Wut. Bevor Nero zu einer Antwort ansetzen konnte, nachdem sie abgestiegen waren, stürmte Callindor brüllend auf sie los und Flammen sprossen aus seinen Fingern, bläuliche, heiße Flammen... Das hatte der Magier schon einmal bei ihm gesehen....

"Dante! Ludmilla! Schildformation!" brüllte Nero und stellte sich in Grundposition. Zusammen woben sie die Magie zu einem starken, farblich wechselndem, leuchtenden Schild, der sie gegen Callindor verteidigen sollte. Dieser prallte auf den Schild wie ein wütender Berserker....


Nero

Callindor
30.12.2010, 11:16
Hatten sie sich am Ende mit den Teufelinnen verbündet? Wie war es sonst zu erklären, dass sie just in Moment auftauchten, in dem die drei Furien am Boden lagen, beinahe besiegt, um nun, triumphierend zu verschwinden?
Zufall, Absicht, ausgeklügelte Planung oder gar ein längst zugeschnappter Hinterhalt?
Callindor achtete nicht weiter darauf, sondern stürzte sich mit Feuereifer auf die Gruppe, sah nur noch rot vor Zorn und Demütigung und wollte sie dafür büßen lassen, ihm den Triumph gekostet zu haben. Sollen sie zu Grunde gehen für ihre Missetaten.
Der dunkle Schleier, der den Hochmagier inzwischen umgab, pulsierte intervallartig um seine Gestalt herum, ließ Welle der Schwärze an ihm heranschwämmen und gab ihm das Aussehen von etwas Dämonischem. Doch Callindor wusste einwandfrei, dass er keiner dieser Dämonen war. Innos allein hatte ihm diese Aufgabe übertragen, das Gezücht der Andersartigkeit auszumerzen. Und er würde sie mit Freuden erfüllen und jeden Widerstand dabei aus dem Weg räumen.
Hart schlag seine Faust gegen die Magiebarriere, die Nero mit Hilfe der anderen Hexer zum Notbehelf erschaffen hatte. Doch außer einem Sternenglitzerregen, der auf und an ihm herunterprasselte, passierte nichts. Nur setzte sich eine kreisförmige Welle auf dem Schild fort, so, als würde man einen Stein in einen Teich werfen.
Neugierig schaute sich der Magier diesen Zauber an, strich mit der einen Hand über die abgrenzende Oberfläche, während die andere immer wieder darauf einhämmerte wie ein wild gewordener Troll.
Faustschlag auf Faustschlag splitterte die Barriere oberflächlich, doch nie genug, um sie ernsthaft zu beschädigen. Nero war gut, in dem, was er tat. Aber jemand anderes nicht ...
Callindor hatte es gespürt, als seine Hand auf dem ruhigen Teich der Magie ruhte. Zu der Seite hin verjüngte sich die Dicke der Barriere. Dante, Neros Brut, schien nicht bei der Sache zu sein, oder zu erschöpft, denn mit jedem Treffer schwand sein Können, den Fehler in seinem Bereich flächendeckend zu reparieren. Beim letzten Schlag hatte er es gerade noch so hinbekommen.
Nero und die anderen verteckten sich hinter der magischen Mauer, jedoch dadurch unfähig, etwas anderes zu tun. Über kurz oder lang würde er sie überwinden und dahinschlachten für ihre Einmischung.
Er sah in ihnen nicht länger Freunde oder Familie, sondern nur noch Kreaturen, die seinem heiligen Auftrag im Weg standen.

Dante wurde von dem Anschlag so überrascht, dass selbst Neros Ruf nicht verhindern konnte, dass die Kraft ausreichte, das dünne Eis dort zu brechen. Wie eine Glasscheibe zerfiel sie weiter und weiter und gab einen wehrlosen Dante frei, der außer Atem und wild schnaufend vor Callindor stand, halb kauerte und um Atem rang.
Ein fester Griff, ein Klammern an der Kehle, das Röcheln eines jungen Mannes. Alles passierte binnen Sekunden. Ein etwas stärkerer Druck, ein Herumreißen der Hand, und Dantes Genick würde nur kurz knacken müssen, dann für immer Ruhe geben. Aber dazu sollte es nicht kommen.
"Das lass ich nicht zu!", rief Domenik laut, stellte sich versetzt zwischen sie, und presste seine Hand auf den Anhänger, der inzwischen dunkel wie die Nacht schimmerte. Der Luftstoß, den sein Sohn abgab, riss den Magier von Füßen, schleuderte ihn weit von ihnen fort, hinein bis in das kalte Wasser des Bergsees.
Die erste Runde hatten sie abwehren können, aber Callindor konnte warten, wenn nötig ewig, denn er fühlte inzwischen gar nichts mehr. Innos Magie, die ihm geschenkt wurde, speiste ihn mit genügend Kraft, damit er im Namen des Lichtgottes für ihn streiten konnte. Und das würde er auch tun, ohne jegliches Erbarmen.

Clan der Zaverias
01.01.2011, 12:33
Nero lief der Schweiß schon in Strömen von der Stirn, sein einfaches Hemd klebte schon an seinem Körper und seine Finger schmerzten. Callindor, im Bann der Kristalle, kämpfte wütend gegen den magischen Schild an, schlug Breschen die er mühevoll wieder schloss und warf sich mit solch einer Inbrunst gegen den Schild, dass einem fast schwarz vor Augen wurde. Neben ihm wurden Stimmen laut, dass man Callindor einfach mit dem magischen Schild bekämpfen solle, Energieladungen würden ihn schon zugrunde richten, doch Nero funkte dort dazwischen und versetzte Dante, der am eifrigsten wetterte einen kleinen Energiestoß, dieser zuckte zusammen und sah ihn fassungslos an.

"Ist es das, was du ihm antun willst? Er war dir immer der Onkel, der er sein sollte und so willst du es ihm danken? Aufgepasst ihr Nasen: Callindor wird kein Haar gekrümmt, denn es ist nicht "er" der dies tut sondern das, was nun in ihm freigelassen wurde. Wem das nicht gefällt, der verschwindet nun besser, sonst mach ich ihm persönlich Bein!"

Und tatsächlich, eine löste sich aus dem Verband, es war Ludmilla, die sich zurückzog und in sich gekehrt stehen blieb. Nero ließ nur für einen Augenblick die Konzentration schweifen und blickte ihr nach, und da geschah es, Callindor brach bei ihm durch, hatte es bemerkt und war dem gleich nachgegangen. Nicht einmal mehr meckern konnte Nero über Ludmillas Verrat, so schnell geschah es. Er stieß einen Arm durch den Schild und umklammerte Nero's Hals mit festem Griff, doch er drückte nicht zu, er schien mit sich selbst zu kämpfen in irgendeiner Weise, als habe er doch Bedenken, dennoch konnte Nero kaum noch atmen, die Anderen hielten weiter mit ihrem Schild dagegen.

"Callindor, mein Bruder, wir sind hier um dir zu helfen, lass mich sofort los!"

"Ihr, mir helfen? Das ich nicht lache! Ihr Verräter habt euch mit dem Feind verbündet!"

"So ein Unsinn! Hör dir doch mal selber zu! Ich bin es, Nero, dein Bruder und Kampfgefährte! Ich würde mich nie mit dem Feind verbünden! Die Drei sind der Feind, nicht wir!"

"Halts Maul! Ihr, wie ihr hier steht, kämpft offen gegen mich anstatt euch mir zu Füßen zu werfen! Meine Mission hat Vorrang!"

"Was für eine Mission?"

"Meine heilige Mission... die Mission von Innos persönlich.... und jetzt, knie nieder vor mir, dem Berufenen!"

"Weißt du, das würde ich, doch ich hab so ein Ziehen im Knie, verstehst du? Niederknien ist da keine Option, eher das Gegenteil!"

Mit einem Ruck zog der Magier das Knie nach oben und rammte es seinem Bruder ins Gemächt, der ächzend nachgab und ihn losließ als er halb einknickte. Nero verpasste ihm noch einen Kinnhaken, bevor er schleunigst die magische Lücke schloss, auf die bereits ein Blitz losgelassen wurde und sie alle erschütterte, ohne Ludmilla waren sie schon fast verloren gegen diese Macht. Nero drehte sich leicht zur Seite.

"Vielen Dank auch, dass ihr mir geholfen habt. Ich bin schon ein wenig älter wisst ihr? Ich bin nicht mehr so ganz fit und gelenkig wie früher und ein junger Callindor ist selbst mir gefährlich!"

Dann schaute er wieder zu Callindor und murmelte Flüche, die er Ludmilla gerne entgegengeschleudert hätte, doch es gab nun wichtigeres. Callindo schnaufte heftig und ging vor dem Schild auf und ab, auf seinem Gesicht zeichnete sich eine Maske des Wahnsinns ab.

"Callindor, komm endlich runter verdammt! Wir sind auf deiner Seite!"

Sein Bruder verzog das Gesicht zu einem manischen Grinsen, dann stürmte er wieder los... prallte auf den Schild und es holte sie fast von den Füßen, ein weiterer Ansturm folgte, sie öffneten den Schild und Callindor rauschte hindurch, stolperte, fiel, sie drehten sich, woben erneut das Schild.

"Ludmilla verdammt! Hilf uns endlich du dämliche alte Vettel!"

Nero verzweifelte, er konnte Callindor nicht gewinnen lassen und doch konnte er ihm nichts antun, und das schien im Moment die einzige Lösung für ihr Problem, der würde so schnell nicht müde werden....


Nero

Clan dv Dressels
01.01.2011, 12:50
Ludmilla ließ sie weiter den Schild weben, trennte sich absichtlich von ihnen, denn auf lange Sicht konnten sie so nicht gewinnen. Callindors Kräfte waren mit Hilfe der Kristalle nicht einzuschätzen, sicher konnte sie aber annehmen, dass sich das Blatt mit jeder weiter verschwendeten Minute auf die Seite dieses Mannes schlug, den sie bekämpfen mussten.

Sie hatten nicht wirklich viele Optionen, sodass Ludmilla nichts anderes übrig blieb, als Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Nur die Macht eines Kristalls war nun mehr stark genug, um den Schutz, der sich um den Magier gelegt hatte, auf einen Schlag zu durchbrechen. Dabei wäre es nicht mal ein Durchbrechen, denn es würde nicht als Angriff erkannt werden, so, wie heißes mit kaltem Wasser reagiert, es fühlt sich nicht angriffen, kühlt aber ab.
Die Alte fingerte geschickt an ihrem Hals und holte aus dem Amulett, das sie von Domenik zurück erhalten hatte, einen weiteren, reinen Splitter hervor, der sich hinter dem Bildnis ihres verstorbenen Mannes befunden hatte. Seine Essenz, sein Leben ruhte darin und würde hoffentlich helfen, diesen Wahnsinn zu stoppen.
Sie ließ den reinen Splitter mit ihrer Magie emporsteigen, band daran ihre feurige Kraft, die ihr von Innos verliehen wurde, formte sie um den Splitter, lagerte Schicht um Schicht darauf, bis nur noch ein Geschoss blieb, mit dem Kristall als Zentrum.
Nun stimmte sie ihn auf seine Brüder ein, schaute schon in Gedanken dem fliegenden Pfeil nach, der Callindor genau dort treffen würde, wo er es sollte. Denn nun war dieser Feuerpfeil so etwas wie ein Wärmesuchgerät, der andere Splitter verfolgte und sie jagte, bis er sich mit ihnen vereinigte.

Ohne auch nur zu schauen, wo er überhaupt stand, rief sie Nero zu:

"Senk den Schild!"
Nero sah sie mit wildem Blick an schüttelte verneinend den Kopf!
"Niemals!"

"Jetzt senk endlich den Schild, du sturer Bock, vertrau mir nur einmal in deinem verdammten Leben!!"


Callindor

Clan der Zaverias
01.01.2011, 12:54
"Jetzt senk endlich den Schild, du sturer Bock, vertrau mir nur einmal in deinem verdammten Leben!!"

Nero überlegte kurz, wie weit konnte man der schon vertrauen? Was sollte das aufeinmal? Er atmete tief durch und nahm dann die Hände zurück und zog sein Schwert, er würde nicht kampflos aufgeben, die Anderen taten es ihm gleich und dann war da Callindors manisches Grinsen wieder. Er stellte sich bereit, schien Kräfte zu sammeln, aus seinen Fingern loderten erneut feurige Krallen, bläulich und heiß. Der Magier sah die Angst in den Augen seiner Mitstreiter, doch entweder endete es jetzt oder sie würden noch vor Erschöpfung sterben. Nero winkelte ein Bein an und streckte das eine lang nach vorn, sodass seine beine einen Keil formten, das Schwert nahm er über den Kopf und sah dann aus wie ein Skorpion der zum Stich bereit war, die Spitze auf Callindor gerichtet, den anderen Arm streckte er aus und streckte die Handfläche nach oben. Er schneufte noch einmal tief durch und winkte Callindor dann zu.

"Komm her... Komm zu mir... Wenn es einer tun muss, dann ich, ich bin dein Bruder, und bevor es dich auffrisst, nehme ich lieber die Schuld auf mich...

Der Magier murmelte und sah dann, wie Callindor sich in Bewegung setzte und auf sie losspurtete, seine Attacke würde sich gegen Dante richten! Nero sprang zur Seite und stellte sich dazwischen und wartete schon auf den Zusammenstoß mit Callindor, doch just in diesem Moment schien eine Sonne zwischen ihnen zu explodieren. Ein Lichtblitz blendete sie und ohrenbetäubendes Rauschen erfüllte die Luft. Nach wenigen Augenblicken fand sich Nero neben den Anderen im Gras liegend wieder und rappelte sich auf, sah sich um und blickte dann zu seinen Füßen. Callindor lag reglos vor ihm, lang ausgestreckt. Nero schnappte nach Luft und bückte sich sofort, legte eine Hand auf seinen Hals und fühlte nach dem Puls, doch er wurde zurückgeschleudert als das magische Schutzfeld, das von den Ohrsteckern auszugehen schien, berührte, Nero atmete geräuschvoll durch die Schneidezähne aus und setzte sich, entzündete eine Zigarette und blickte auf Callindor.

"Innos sei dank leben wir noch! Doch was hat uns gerettet? Dante? Hast du was gesehen?"

"Nein..."

"Merkwürdig..."

Clan dv Dressels
01.01.2011, 14:17
Ludmilla kauerte auf dem Boden. Der Zauber hatte viel ihrer Reserven gekostet und schwächte sie mehr, als sie erwartet hatte.
"Mia!", rief Serena schließlich und half ihrer Großmutter auf, die sie nur müde anlächelte.
"Du warst das, richtig?", fragte Domenik die Alte, die nur schwach mit dem Kopf nickte.
"Ich habe den letzten verbliebenen Kristall verwendet, um Callindor zu schwächen. Dabei ist der saubere Splitter in den verunreinigten eingedrungen und hat ihn zum Bersten gebracht. Dein Bruder ist jetzt erstmal außer Gefecht, doch wie lang, das weiß niemand. Wir kommen ja nicht mal an ihn heran. Aber Callindor ist jetzt auch unser kleinstes Problem."

Ludmilla setzte mühevoll einen Fuß vor den anderen, gestützt von Serena, dem bewusstlosen Mann stetig näher kommend. Dort vorn auf dem Boden lag der Splitter, den sie benutzt hatte, noch immer hell und pulsierend, strotzend vor Macht. Mit zittrigen Fingern griff sie danach, wandte sich um und ließ ihn in Neros Hand fallen.
"Mit etwas Glück hat er den verseuchten großen Splitter ebenso gereinigt, doch ihr habt den Lichtblitz gesehen. Das war nicht wirklich mein Zauber, sondern die Energie, die frei wurde, als der Kristall an Callindors Hals zerbrach. Er wurde bei der Explosion in mehrere Teile zerbrochen und diese müssen wir zuerst wiederfinden, bevor sie noch unschuldigen Menschen oder Tieren in die Hände fallen, die damit unbeabsichtigt Unheil anrichten würden.
Nero, lass die Kraft des Kristalls in dich fließen und versuche zu fühlen, wo die anderen Splitter sich inzwischen befinden. So kriegen wir sie am schnellsten wieder zurück. Callindor wird uns bis dahin jicht weglaufen und das Schutzschild hält auch andere Menschen ab, die ihm etwas tun würden, wärend wir nicht hier sind.
Also los, sag uns, wo wir hinmüssen und wieviele Splitter es deiner Meinung nach sind."

Ludmilla sah ihn angestrengt und keuchend an, die anderen standen um ihn herum und warteten gespannt darauf, dass Nero endlich loslegen würde. Als stünde man vor einer Prüfung, und hätte keine Ahnung von den Themen die besprochen werden sollten. Ein ekliges Gefühl ...


Callindor

Clan der Zaverias
04.01.2011, 08:04
Nero sah die anderen an, die ihn wiederum gebannt anglotzten, ja beinahe fielen ihre Augen heraus. Nero seufzte und umschloss den Kirstall fester und schloss die Augen. Er entzog die Magie des Kristalls und es gab ein Klicken in seinen Ohren, ein Rauschen und dein ein wusch dann öffnete er die Augen. Die Anderen waren nurnoch blaue Schemen, Callindor mit weißen, leuchtenden Stellen, die Kristalle.... Der Magier sah sich um, die Welt nurnoch als dunklen Schleier sehend, sich umblickend, die Magie betrachtend. Er zählte fünf Stellen an denen es eine magische Inteferenz gab, wo ein weißes Rauschen die Luft zu erfüllen schien, einige weiter entfernt, einige näher. Der Magier driftete ab, schien die magische Vision zu verlieren und konzentrierte sich stärker, drängelte sich durch die gespannt wartende Menge und atmete tief durch, dann erhob er seinen Arm.

"Es sind fünf Splitter und immernoch von großer Macht. Einer ist dort im Norden, nahe dem Fluss. Der Zweite ist dort im Süden, bei der kleinen Baumgruppe. Der Dritte ist dort im Osten, bei den Gesteinsbrocken. Der Vierte ist fort im Westen, nahe der zweiten Baumgruppe. Der fünfte... nunja... der wird etwas schwerer zu finden sein... Er ist ins Wasser gefallen und erhellt die gesamte Wasserfläche in einem Radius von mehreren Metern... Ich schlage vor ihr teilt euch auf und sucht die ersten Vier, ich mache mich ins Wasser und suche den Fünften, ich kann ihn schneller finden dank der Magie und dieser neuen Art zu sehen... Los jetzt, wir dürfen keine Zeit verlieren...."

Der Magier ließ den Schleier abbrechen, er würde ihn wiederaufnehmen, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Mit einem Blick auf die Anderen zog er los, blickte zurück und sah sie noch immer untätig rumstehen.

"Bei Innos, benutzt eure Beine und trabt los! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen? Los jetzt!"

Langsam setzten sie sich in Bewegung, so als hätten sie es nicht wirklich verstanden, nur Ludmilla war sofort mit von der Partie und herrschte die Anderen an Nero's statt an, dieser lächelte matt, endlich eine Gemeinsamkeit, dann wandte er sich wieder um und ging auf das Wasser zu.


Nero

Clan der Zaverias
04.01.2011, 08:23
Nero war am Wasser angekommen und blickte hinab, es war nicht tief und er wollte schon reinstiefeln als sein Fuß in unangenehmer Weise zurückgedrängt wurde und der zugehörige Magier auf dem Hosenboden landete und einen schmerzhaften elektrischen Schlag bekam. Keuchend saß er am Rand des Wassers und streckte seinen Arm aus, selbe Geschichte, er stöhnte auf und krümmte sich, als es nachließ stand er auf und warf einen Stein ins Wasser, er plumpste rein, Nero machte ein verdutztes Gesicht und wurde dann von einer weiteren Berührung abgehalten da ein Junge ihm an der Robe zupfte.

"Hey Mister, was tun sie da?"

"Ähm... mir ist etwas ins Wasser gefallen...."

"Warum springen sie nicht rein?"

"Weil es etwas magisches war und mich nicht mehr reinlässt."

"Dann werd ich es mal versuchen!"

"Nein du..."

Doch die Warnung kam zu späte und schon war der Junge abgesprungen, Nero erwartete schlimmes, doch zu seiner Verwunderung landete der Junge unversehrt und watschte in dem Wasser rum, Neros Mund stand offen.

"Wo soll ich suchen?"

"Zwei meter... links von dir... wie kann das...? Ach egal... ja...genau da... hast du ihn?"

"Ja, hier ist etwas, ein Kristallsplitter..."

"Okay, fass ihn aber nicht... ach verdammte Scheiße!"

Der Junge hatte sich den Splitter gepackt und kam zurück gewatscht, wollte ihn an Nero geben, zog dann aber die hand zurück und blickte den Magier böse an.

"Junge... gib mir den Splitter!"

"Nein! Er gehört mir! Ich behalte ihn!"

"Nein, du gibst ihn mir..."

"NEIN!"

Der Priester wollte sich den Jungen packen, doch der wich aus und flitzte an ihm vorbei und kniete sich neben Callindor, als würde er ihn bewachen und sah sich stumm aber bestimmt um....


Nero

Clan dv Dressels
04.01.2011, 09:36
Dieser Nero hatte mehr drauf, als man vermutet hätte. Mit einer schieren Selbstsicherheit hatte er die Fundorte der Splitter mental bestimmt und machte sich schon auf die Suche. Die Alte tat es ihm gleich, trennte sich von der Gruppe und suchte bei dieser *Baumgruppe*, die der Zaveria so *treffend* formuliert hatte.
Es dauerter einige Zeit, bis sie an dem Ort ankam, sie sah sich prüfend um, konnte aber nichts Vergleichbares entdecken, sodass sie guten Gewissens annehmen konnte, hier richtig zu sein. Sie wollte gerade anfangen, nach dem Kristall zu suchen, als ihr das Wimmern und das Weinen einer alten Frau auffiel. Sie kauerte dort auf dem Boden, neben ihr eine junge Frau, vielleicht kurz dem Kindesalter entwachsen, mit hellen, weißen Haaren, das Gesicht von Krankheit und Schmerz gezeichnet. Es sah nicht gut für sie aus.
"Könnt ihr nicht helfen, gute Frau?", wandte sich die Mutter an Ludmilla, doch sie musste dies verneinen. Was auch immer dafür verantwortlich war, es hatte den Körper der jungen Dame besiegt. Kurz darauf, nachdem sie sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, kippte das Gesicht zur Seite und wurde von Wellen aus weißem Haar begraben.
Die Stille des Todes wurde nur untermalt vom Weinen und Schluchzen der Alten, die sich über sie gebeugt hatte und fast so aussah, als würde sie nun auch sterben, oder dazu bereit sein, zu gehen.

Da fiel Ludmilla etwas ein. Konnte sie es noch einmal tun? Das Wagnis erneut eingehen? Kurz zweifelte sie an der Richtigkeit ihrer Entscheidung, doch dann stand ihre Wahl fest und sie suchte fieberhaft nach dem Splitter, kramte durch Büsche und Boden, ehe sie ihn, eingedrungen in die Rinde eines Baumes, fand. Er leistete Widerstand, doch Ludmilla war erfahren genug, wie man die Selbstschutzbarriere des Kristalls umgehen konnte.
Mit faltigen, verblühten Fingern brach sie ihn aus dem sperrigen Holz, sah ihn sich an, und wie sie es gehofft hatte, strahlte er in einem Weiß, das ab und an in ein freundliches helles Blau wechselte. Er war wieder gereinigt worden.
In aller Eile stampfte sie zu dem toten Mädchen zurück, deren Mutter noch immer um sie trauerte.

"Was tut ihr da? Es ist zu spät für sie. Lasst es gut sein."
Doch Ludmilla wusste ganz genau, was sie zu tun hatte, nahm ein scharfes Messer, ritzte die Kehle an und setzte den Kristall ein. Das helle, renigende Licht übertrug sich auf die junge Frau, hüllte sie kurz in einen Balsam aus Leben, legte einen Schleier der Energie über sie und wie erhofft öffnete sie die Augen.
Ihre Mutter bekreuzigte sich nur, flüsterte etwas, betete zum Himmel und Worte von schwarzer Magie und Teufelswerk huschten über ihre Lippen, ehe sie panisch vor dieser Missgeburt, die einst ihre Tochter war, flüchtete.
Ludmilla ließ sie ziehen, sorgte sich mehr um das Mädchen, der sie wie schon zuvor Serena und Domenik, ein zweites Leben geschenkt hatte, nachdem ihr ihr erstes auf so ungerechte Weise entrissen wurde.
Vorsichtig strich sich die Frau die hellen Haare aus dem Gesicht, sah sich kurz um und achtete dabei gar nicht auf die beruhigenden Worte, die Ludmilla an sie richtete.
Es schien, als wüsste sie genau, was sie wollte, und wohin sie müsse. Nicht etwa zurück zu ihrer Mutter, oder ihrem früheren Leben. Nein, ihr Weg führte sie von dort weg, geradewegs zurück zu den anderen, zurück zu Callindor. Als würde der eine Kristall den anderen rufen.
Und das Mädchen gehorchte und folgte dem Ruf.

Sie hatte auf dem ganzen Weg zurück nicht ein Wort gesagt und keine der Fragen, die die Alte ihr gestellt hatte, beantwortet. Die Wiederbelebte schien nur von einer Sache getrieben und einzig darauf ruhte ihr Streben. Alles andere blendete sie aus. Am Ende hockte sie sich neben den schlafenden Callindor, sah den unbekannten Jungen kurz nickend an, ehe sie ihre Hände umschlossen und dann ihre freien jeweils auf Callindors Körper legten. Die Schutzbarriere hatten sie dabei so einfach durchstoßen, als wäre sie nie existent. Doch das war sie, jetzt sogar mehr als zuvor.

Die Alte stand nur da und schüttele den Kopf, ebenso Nero, der genauso verwundert die Szene beobachtete. Was ging hier nur vor? Und wer war dieser Junge?


Callindor

Clan der Zaverias
07.01.2011, 08:12
Dante erreichte die kleine Felsengruppe und sah sich um, spürte die Magie hier in der Nähe, hier irgendwo musste tatsächlich der Splitter liegen. Große Ehrfurcht vor seinem Vater packte ihn, die Macht, diese Splitter auf die Distanz nahezu genau zu fühlen ließ ihn schaudern, Vater war ein größerer Magier als ehemals gedacht. Dante schüttelte seine lange Mähne und begann damit, die Umgebung abzusuchen, als er ein Glucksen hörte und sich verwundert umsah, nichts zu sehen... Er suchte weiter, sicher hatte er es sich nur eingebildet, schließlich war er schon lange auf den Beinen und hatte mehrfach sein Leben aufs Spiel gesetzt, da konnte einem der Verstand schonmal einen Streich spielen. Er räusperte sich und untersuchte das untere Ende der Felsen, aber dort war der Splitter nicht, Dante schien sich mit jedem Schritt davon zu entfernen und dann wieder ein Glucksen. Erneut blickte sich der Magier um und es fröstelte ihn, was ging hier vor? Wurde er langsam aber Sicher verrückt? Wieder räusperte er sich nur laut und suchte weiter, dann wieder ein Glucksen. Er rastete aus, zog sein Schwert und steckte es in den Boden (Die Bewegung hatte er von seinem Vater, Provokation auf dem Schlachtfeld, für eine Linie auf dem Boden war es schließlich schon zu dunkel...)

"Verdammt und Zugenäht! Wer ist da! Zeig dich!"

"Nunmal nicht gleich ausrasten!"

Hinter den Steinen erschien ein roter Haarschopf und bewegte sich um die Steine herum und erschien dann, gefolgt von einem sommersprossigen Gesicht vor Dante, eine Jugendliche mit frechem Grinsen und der Tracht des Ordens. Sie wedelte mit einem Finger vor seiner Nase rum und kicherte dabei.

"Suchst du etwas, Schönling?"

Dante raufte sich die Haare und zog sein Schwert wieder aus dem Boden, schnaufte und ging an ihr vorbei, rempelte sie dabei mit der Schulter an, sie sollte gleich wissen, dass sie hier unwillkommen war im Moment. Er musste diesen verdammten Splitter suchen! Doch er schien sich in einem Kreis um ihn herumzubewegen während er um die Fremde rumging und dann blieb er schlagartig stehen und drehte sich langsam um, die Magie um sie herum schien zu pulsieren. Er kniff die Augen zusammen, jetzt nichts falsches machen!

"Sagmal, Kleine, was machst du eigentlich hier?"

"Ich lass hier meine Seele baumeln und heute wurde ich für meine Arbeiten belohnt! Sieh mal! Ein Kristall und wie schön er leuchtet!"

Dante schluckte, konnte er es wagen, ihn sich einfach zu schnappen? Wenn er lange drüber reden würde, dann würde sie sich sicher verweigern. Dante atmete tief durch und tat dann zwei schnelle Schritte nach vorne und wollte sich gerade den Kristall packen, als die freie Hand des Mädchens seinen Arm packte und ihn in einem Salto zu Boden beförderte, sie sich auf seine Brust kniete und immernoch frech grinste. Dante stöhnte unter dem Druck auf und seine Sicht verschwamm leicht, er war mit dem Kopf aufgeschlagen.

"Das war aber nicht nett! Aber sieh mal, was ich noch kann!"

Sie schien ihre Magie zu fokussieren und bald darauf kam ein Lichtblitz auf sie zu und landete in ihrer Hand... Ein zweiter Splitter! Dann schien sie sich zu konzentrieren und versank in der Magie, Dante witterte seine Chance und wollte sieüberrumpeln um beide Kristalle zu bekommen, doch er wurde nur wieder unsanft auf den Boden gedrückt und als das Mädchen scheinbar die größte Anstrengung aufbot schoss erneut ein Lichtblitz auf sie zu und ein dritter Splitter landete bei ihr. Dante erschlaffte, was bei Innos ging denn hier ab? Wie konnte sie nur so viel Macht aufbringen? Vielleicht dank der beiden Splitter... Sie erhob sich.

"Toll nicht wahr? Sie gehören beide mir, wirst du dich jetzt benehmen?"

"Das kann ich nicht versprechen, aber du musst sie mir geben, ich brauche sie!"

"Nein!"

"Es ist sehr wichtig, ich bin Magier und..."

"Ich sagte NEIN!"

So als hätte Dante einen Schalter betätigt stand sie auf und begann monoton zu murmeln und auf Callindor zuzugehen. Dante konnte ihr nicht nachlaufen, er war zu gebannt davon, was ging hier vor? Als sie angekommen war kniete sie sich neben Callindor und nun sah Dante, dass sich noch mehr da versammelt hatten, alles Jugendliche und sein Vater stand mit Ludmilla dort und schien sich mit ihr über etwas zu beraten... Dante wollte sich hinzugesellen, das war mehr als obskur!


Nero

Clan dv Dressels
08.01.2011, 09:34
Liz spürte, dass es ihm nicht gut ging. Es war in seinem Körper, etwas, das ihm Schmerzen verursachte. Sie atmete mit der Qual, hielt die Hände von Pierre und Lea. Noch nie zuvor hatte sie sie gesehen, was den anderen beiden nicht anders ging, doch das spielte im Moment keine Rolle. Es Übergeordnetes gab ihr den Befehl und die Gewissheit, dass sie zusammen gehörten.
Und es war da noch etwas.
Klein, winzig, ja fast wie ein nicht auszumachender Funke eines Lebens, welches inzwischen schon ausgelöscht war. Liz Laurent existierte nur noch in ihrer Erinnerung, langsam verwischte alles, als waren die Erlebnisse, Gedanken, Bilder, Emotionen, Lieben und Zuneigungen von jemandem, den sie nur sehr flüchtig kenne. Sie kam sich vor wie eine Fremde in einem falschen Körper.
Ihr war etwas anderes in ihrem Körper eher vertraut. Das Prickeln in ihrem Hals, ein Quell von Stärke, Leben und Kraft. Ja, sie konnte diesen beiden Kreaturen neben sich vertrauen. Es bestand ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Als hätten beide ihre Gedanken lesen können, nickten sie synchron leicht mit ihren Köpfen, zur Bestätigung und Bekräftigung dieser Annahme.

Wieder kam eine Schmerzenswehe. Es ging ihm schlechter und schlechter. Woran lag das? Langsam öffneten sie den Kimono des Mannes, entkleideten ihn, um sich das Fleisch des Leibes anzuschauen. Dabei nahen sie keinerlei Rücksicht, achteten nicht auf Scham oder Prüderie, untersuchten akribisch jede Stelle, die sich ihnen bot.
Von den Haarspitzen, über die schwach geröteten Wangen, dem pochenden Hals, an dem die Schlagader dröhnte. Dann die drahtige Brust, eine schmale Taille und behaarte, lange Schenkel. Es war inzwischen überall in ihm.
"Wir müssen ....", begann sie einen Gedanken, der von den anderen beiden kaum einen Wimpernschlag mit einem *Ja* bestätigt wurde, wieder, als wussten sie schon vorher, was sie sagen wollte, dabei hatte sie nur daran gedacht. Es war entschieden und es gab keine andere Möglichkeit.

Sie legten ihre Hände auf den Körper, bedeckten auch intime Stellen, spürten es nun umso deutlicher. So viel, so intensiv, so lange inzwischen. Lea hatte die beiden Splitter, die sie in ihrer Faust die ganze Zeit mit sich trug, ebenso auf die sichtbare Brust des Mannes gelegt. Ob sie ihre Kraft entfalten konnten, war unklar. Viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht mehr. Nur noch eine letzte, damit das Leid in ihm ein Ende finden würde. Denn das war es, was sich der Geist und der Körper des schönen, entblößten Mannes am sehnlichsten wünschte.

Und als sie begannen, bäumte sich sein Körper auf, und Schreie von Qual, Schmerz und Sehnsucht entdrangen seinem Mund, und gab der Szene einen makaberen, gruseligen Anschein, als würde es in ihm die Kontrolle übernehmen wollen. Inzwischen war es ein Brüllen, wie ein zorniger Bulle, er schrie vor Schmerz, und auch wenn sie es nur zu genau wussten, weshalb, das Trio konnte nicht aufhören, jetzt, wo sie es einmal begonnen hatten. Mit Nachdruck drücke Liz die beiden Kristalle in die Brust des Mannes und drang weiter in ihn ein. Es war kein Wunsch nach Ekstase, sondern pure Dominanz, ja eine Vergewaltigung letztlich, doch anders konnten sie es nicht stoppen.
Und Callindor schrie, brüllte, fauchte, fluchte Gossenausdrücke sondersgleichen, die Serena die Schamesröte ins Gesicht trieben. Es half alles nichts.


Callindor

Clan dv Dressels
08.01.2011, 10:37
Sie hatten sie gewähren lassen, denn was blieb ihnen anderes übrig. Das schutzschild beschützte nun nicht länger Callindor allein, sondern auch die drei unbekannten Kinder. Ein junger Bursche, ein älteres Mädchen und eine junge Frau knieten vor seinem Vater und schienen ihn zu untersuchen, ein Wort hatten sie bis dahin nicht gesprochen, nickten nur ein oder zwei Mal kurz, als hätten sie sich still und stumm unterhalten.
Und dann schrie Callindor!
Das Brüllen drang ihnen allen durch Mark und Bein, es war, als könne man die Schmerzen, die er erlitt, körperlich anfassen, sichtbar vor sich sehen.
"Was machen sie da mit ihm?", fragte Domenik mit verzerrrtem Gesicht und wollte sich schon die Ohren zuhalten. "Es tut ihm weh! Lasst das, ihr Bestien! Er hat Schmerzen, verdammt!"

Serena packte ihn bei den Schultern, um ihn zurück zu halten, doch als die drei Gestalten sich nicht darum scherten, was er sagte, meinte und dergleichen und sich weiter nur auf Callindor konzentrierten, konnte er nicht länger an sich halten. Domenik musste das irgendwie stoppen, wenn nötig mit Gewalt.
Er war so voller Zorn auf diese Vergewaltiger ihres Vaters, die keine Rücksicht auf seinen Zustand nahmen, dass er nur schrie, um sich Luft zu verschaffen, ein Ventil, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die sich in ihm schauten. Ein Feuerball erschuf sich in Domeniks Handfläche und er ließ ihn auf sie fliegen, denn sie würden ihn töten, wenn sie nicht sofort unterließen, was auch immer sie da machten.
Der Zauber drang nicht durch die Barriere, sondern zerschellte daran. Mit Tränen in den Augen ging er näher heran, formte einen mächtigeren Ball aus Glut und schleuderte ihn schneller, doch auch dieser barst an einer unsichtbaren Grenze und ließ nur schwach eine grünliche Hülle über dem Quartett dort vor ihnen erscheinen. Ein brachialer Wind brach sich daran und ließ die Haare der Jugendlichen wehen.
Es drang also doch irgend etwas zu ihnen hindurch.
"Dante, Nero, Mutter, Mia, helft mir, sonst töten sie Vater. Ich brauche eure Kraft, uns läuft die Zeit davon, bitte ..."

Tränen vermischten sich mit der aufgewühlten erde, auf der er stand, doch sofort legte ihm Nero die hand auf die Schulter und nickte, links neben ihm Dante, dann dazu Ludmilla und Serena. Trotz allem, was er vorher gemacht hatte, vertrauten sie ihm bei dem, was er machen wollte, obwohl sie nicht einmal wussten, worum es ging.
Domenik nkiete nieder, und zeichnete mit den Fingern einige Symbole auf den Boden. Dann nahm er sein Stilett und stach sich damit in die Fingerspitze seines Mittelfingers und ließ das Blut in die kleine Fruche tropfen, sodass es sich rötlich färbte.
"Ich brauche auch eures, vertraut mir."
Skepsis und stille breitete sich aus, und es war schlussendlich Nero, der erneut die Initiative ergriff, das scharfe Messer nahm und schon folgte seine Gabe, dann die seines Sohnes und auch Ludmilla und Serena gaben ihren Bedenken nicht nach, sondern bauten auf Domenik und seinen Plan.
"Reicht euch die Hände, schließt die Augen und konzentriert euch auf mich. Nur auf mich."
Sie taten, worum sie gebeten wurden, begaben sich auch auf ihre Knie und begannen mit der gemeinsamen Meditation.
Ja, es funktionierte, er spürte die Kraft sich sammeln. Plötzlich änderte sich etwas. Verwirrt öffnete er seine Augen, die anderen taten es ihm gleich.
Die Älteste unter ihnen hatte sich zu ihnen umgedreht und sah sie an. Auch die anderen schienen ihre Aufkermsamkeit ihnen nun zu zollen. Wussten sie etwa, was Doemnik vorhatte?
"Ihr ... versteht ... nicht ... lasst ... es ... uns ... beenden ... er ... wird ... sterben."

Abwechselnd hatten sie die Worte gesprochen, und doch ergab es einen synchronen Klang, eine Trinität, die sie wohl die ganze Zeit schon in sich hatten.
Aber ihre Worte waren Lügen. Wenn sie sie noch länger gewähren ließen, dann würde Callindor sterben, aber nur, weil diese Bastarde es selbst taten. Und das mussten Domenik und die anderen unbedingt verhindern!
"Hört nicht auf sie! Hört Ihr!? Das ist ein Trick, sie wollen uns nur verwirren! Schließt wieder die Augen und konzentriert euch auf mich!"
Domenik sah sie mit einer wilden Gewissheit an, drängte sie, ihm zu folgen, auch wenn sie Zweifel hatten.
Und tatsächlich merkte er eine Veränderung. Ihre Gedanken waren nicht einheitlich, schweiften immer wieder ab. So konnte das nichts werden.
"Bitte, konzentriert euch nur auf mich, denkt nicht an sie oder Vater, ich flehe euch an!"
Wieder weinte er vor Erschöpfung und Aufregung, hielt ihre Hände, sie die ihres Nachbarn. Und Innos sei Dank, hatten sie sich nicht beirren lassen und sammelten sich gedanklich auf seinen Zauber, waren bereit, was auch immer nun folgen würde.

Wie unter Hypnose sprach er die talindrischen Silben, zeichnete mit seinem Finger die blutigen Symbole nach, immer wieder, bis es den Eindruck machte, sie würden leuchten, ja beinahe brennen. Ein Glühen folgte daraufhin und Serena war die erste, die den Entzug spürte und nach Atem ricngend aufstöhnte. Beinahe was sie versucht, die Verbindung ihrer Hand zu lösen, doch auf eine Warnung von Domenik schloss sich die Haltende Hand fester um ihre zittrigen Glieder, Sie alle würden nach diuesem Zauber am Rand der Erschöpfung stehen. Aber um Callindors Willen musste es geschehen.
Das Glühen war verschwunden, hinterließ rußige Furchen und es machte den Eindruck, als hätte sich etwas in den Boden gefressen.
Domenik sah es in seinen Gedanken, die geballte Magie, die er nur richtig lenken musste. Wenn seine Einschätzung stimmte, dann würde es funktionieren und diese Kinder von dem abhalten, was auch immer sie da taten, um Callindor zu quälen. Endgültig.
Ludmilla fiel nach vorn, stützte sich mit einer Hand ab, ehe sie es nicht länger unterdrücken konnte, die Kräfte verlor und reglos liegen blieb.
Aber ihre Hand rühte noch in Serenas, die Verbindung besdtand trotz allem, und das musste so sein ...
Es kostete viel Kraft, und auch er merkte inzwischen den Mangel, fühlte sich müde, hungrig, aber noch war es nicht geschafft. Das Feuer seiner Magie, seiner Familie und Freunde musste weiter wandern, und seine Feinde wegbrennen. Nur ein kleines Stück noch.
Da!
Vor Verzückung stöhnte Domenik auf, denn sie waren kurz vor ihrer Vollendung, dem endgültigen Triumph. Jetzt musste er ihn nur noch hochgehen lassen, seine feurige Glut.


Callindor

Clan dv Dressels
08.01.2011, 11:09
Es dauerte noch an, den Körper des Mannes endgültig zu heilen. Es war inzwischen überall, und Liz kamen Zweifel, ob es zeitlich noch reichen würde.
Plötzlich spürte sie eine Veränderung ihrer Umgebung. Die Menschen, die sie vorher ignorieren konnte, weil sie keine Gefahr darstellten, knieten auf dem Boden. Was ging da vor? Auch auf ihre Bitte hin schienen sie sich nicht davon abhalten zu lassen. Warum taten sie das? Sie würden den Mann töten, unwissend in ihrem Wahn, aber Liz und die anderen mussten sich auf den Vorgang konzentrieren, sie konnte Lea und Pierre nicht allein lassen. Nur gemeinsam würden sie noch Erfolg haben.
Der Angriff kam daher nicht unerwartet, aber dennoch wehrten sie sich in ihrer gemeinsamen Meditation nicht dagegen. Aus dem Boden schoss eine Feuersäule, umschloss Pierre und er schrie vor Schmerz. In aller Eile halfen Liz und Lea ihm, hielten seine Hand, und schrien mit ihm, erlebten gemeinsam den Schmerz, die Macht des Zaubers, stöhnten zusammen die Wehen der Qual hinaus. Das Feuer ließ nach, ziemlich schnell sogar, doch allein die Macht und Intensität der Magie war hoch. Gleichzeitig fielen sie auf die Knie, hielten sich noch immer. Nur langsam verging die Welle der Macht, die diese dummen Menschen entfesselt hatten.
Keuchend kamen sie auf die Beine, stellten sich schützend vor Callindor, der zum Glück von der Attacke verschont blieb. Es war, als würde die Feuersäule einen eigenen Willen gehabt haben. Aber offenbar hatte der Zauber auch seine Nachteile. Liz sah, wie eine Frau ohnmächtig wurde und nach vorn fiel. Nun waren nur noch drei Männer dort am wirken. Einer von den dreien musste die Macht besitzen, den Zauber mit seinen Gedanken steuern zu können. War das denn noch nicht alles?
"Was tut ihr da, ihr dummen Menschen? Ihr tötet ihn, ist euch das bewusst? Wollt ihr das wirklich?"
Viel weiter kam Liz nicht, denn eine weitere Feuersäule schoss aus dem Boden, erfasste diesmal Lea, und Liz schrie vor Schmerz und ging stöhnend in die Knie, spürte selbst das Lodern der Flammen, ungezügelter diesmal, noch feuriger. Ihre Verbindung half ihnen dreien, auch diese Attacke durchzustehen. Die Barriere schützte sie zum Glück davor, dass das Feuer ihren Körper verbrannte, einzig die Stärke und Intensität, die mentale Magie, bereitete ihnen diese Schmerzen.
"Hört auf, bitte. Ihr bringt uns noch alle um! Versteht ihr denn nicht?"

Wie zur Antwort fiel nun einer der jungen Männer in Ohnmacht, zurück blieben zwei Kerle, der eine mit wildem Blick, der andere sah besorgt zur Seite. War es sein Sohn, der nun dort reglos lag?
"Hör nicht auf sie, sie wollen Callindor töten, ich weiß es!", hörte Liz den jüngeren Mann von den beiden brüllen, der andere nickte nur langsam, fast vorsichtig. Hatte er endlich verstanden?
Leider wohl nicht, zu ihrer Enttäuschung, denn es erfolgte noch ein dritter Magieangriff. Es rumorte direkt unter dem dort liegenden Mann. Sie wollten ihn wirklich töten?
Nein, der Magier hatte den Zauber nicht mehr unter Kontrole und dieser war nun endgültig sein eigener Herr.
"Wir ...", wollte sie gerade sagen, da hatten die beiden anderen schon Callindor zur Seite gerollt uns stellten sich stattdessen unter den Zauber, der nun sie erwischen würde. Es war Knall auf Fall, da es unter ihnen hervorbrach und sie in Feuer hüllte, so gewaltsam und übermächtig, dass es die vorherigen Male in den Schatten stellte. Ein Spiegel schien zu splittern, als die Barriere sich nun doch auflöste. Dieser Stärke konnte auch sie nicht länger Stand halten.
Rauch sammelte sich, Qualm, brenneder Boden. Aber zum Glück war dem eigentlichen Ziel nichts geschehen.

Als sich der Zauber verzog, und das Trio ächzend von den Knien aufstieg, sahen sie das triumphierende Gesicht des dummen jungen Mannes. Ihm war sein Zauber völlig entglitten und dank ihnen hatten sie Schlimmeres verhindert. Hatte er das denn gar nicht gemerkt?
Noch ehe Liz einen Schritt machen konnte, spürte sie die Veränderung und sah schnell zu dem am Boden liegenden Mann. Oh nein ...

"Suchst du das hier?", fragte der Bengel hämisch und ließ die beiden Kristallsplitter in seinen Händen aufblitzen. Er wusste ja nicht, was er damit angerichtet hatte. In dem irrigen Glauben, damit Callindors Rettung besiegelt zu haben, hatte er jedoch eher dessen baldigen Tod herbeigesteuert.
Naives Kind ... doch Domenik hielt nur seine beiden Trophäen empor und fühlte sich als Sieger. Lange würde dieser Zustand nicht anhalten, wenn er endlich erkannte, was er eigentlich mit seinem Wirken ausgelöst hatte.


Callindor

Clan dv Dressels
08.01.2011, 11:19
Zum Ende hin war es knapp geworden. Ohne die Hilfe der anderen hatte er beinahe die Kontrolle über den Zauber verloren. Ach, was log er sich etwas vor ... er hatte ihn nicht mehr bändigen können. Zum Glück jedoch erfüllte er aber seinen Zweck und verletzte nicht seinen Vater. Das nannte man wohl Glück im Unglück. Und darüber hinaus hatten sie zwei der Splitter, die diese Bälger sicher dringend brauchten, um das fortzusetzen, was auch immer sie mit Callindor zu schaffen hatten. Doch die magische Barriere war gesprengt, ihre Macht war geschwächt. Der Feuerzauber hatte sie zwar nicht verbrennen oder gar verkohlen lassen, auch wenn Domenik nicht sagen, weshalb das nicht geschah, aber man sah ihnen auch ihre eigene Erschöpfung an, wie sie da knieten. Die Älteste von ihnen schien die Anführein zu sein. Sie war die einzige, die sich noch auf den Beinen hielt.

"Gib mir die Splitter!", sagte sie fordernd und näherte sich ihm um einige Schritte. Doch anstelle dessen ging er einige rückwärts, und Nero sah ihm nach.
"Was hast du vor?"
"Die Splitter, dummer Junge, gib sie mir, bevor es zu spät ist ..."
Die Fremde rannte nicht, sondern kroch fast auf allen Vieren, als sie um jeden Schritt kämpfen musste, auf den Beinen zu bleiben. Eine jämmerliche Gestalt. Doch wenn Domenik ehrlich war, ging es ihm nicht anders. Bald musste auch er sich ausruhen, deshalb kam es jetzt auf jede Sekunde an.
Die beiden anderen waren inzwischen auch wieder aufgestanden und gingen ihrer Freundin, Schwester oder was sie für sie war, hinterher, ließen Callindor völlig außer Acht. Genau das sollten sie ja. Offenbar waren die Splitter so wichtig, das sie dafür sogar Callindors Körper unbewacht ließen.

"Nero, ich lenk sie ab, und du kümmerst dich um meinen Vater. Schau dir an, was sie angestellt haben, was sie vorhaben, und versuch es rückgängig zu machen. Irgendwie ... bitte ..."

Domenik flehte ihn praktisch an, und Nero nickte zustimmend, sodass sich Callindors Sohn in Bewegung setzte und weg rannte. Und wie erhofft ignorierten sie Nero völlig und stürzten sich auf seine Verfolgung.


Callindor

Clan der Zaverias
11.01.2011, 09:23
Domenik opferte sich für seinen Vater auf, nahezu undenkbar wenn man die letzten Tage bedachte und nun waren sie in einer einzigen apokalyptischen Nacht zwischen Drei Dämonen, den Splittern und Callindors unreinem Geist gefangen. Ein dunkles Geheimniss, dass sie alle entschlüsseln mussten und das noch heute Nacht. Vor wenigen Tagen noch hatte Nero überhaupt erst von Callindor erfahren, ihn gefoltert, Domenik bekämpft, seine Absichten herausfinden wollen, seinen Turm durchsucht und war gestürzt, hatte die Drei gestellt und Vic gerettet, Domenik gereinigt und die Spuren dieser Taten hafteten an ihm. Sein Körper schmerzte, seine Arme und Beine waren von kleineren Wunden übersehen, über der brust war sein Hemd zerfetzt und eine blutige Schramme zeigte sich darunter, an seiner Stirn klaffte eine Platzwunde, seine Hände waren rissig und spröde mit vielen winzigen Kratzern übersehen, ein Auge blau. Schmerzgebeutelt kniete er neben Callindor nieder und atmete tief durch, blendete den Krach um sich herum aus, löste sich von der Welt und ihren Einflüssen und befand sich dann in einer Art Zwischenwelt. Alles schien von Schlieren umgeben zu sein und er sah sich selber, sah Callindor, sah die Magie fließen und dann wie er selbst sich auf den Knien aufrichtete, den Rücken durchdrückte und nach oben blickte, den Mund öffnete und gleißendes Licht daraus hervorbrach. Während er so verharrte floss das Licht langsam in Callindor ein, umhüllte ihn und verschwand dann in ihm, ein schmaler Lichtstrahl zog dabei Neros Vision mit sich und in einem Geräusch des Soges saugte Callindors geist den des Priesters Nero in sich auf. Er fühlte nichts mehr, keinen Wind, kein Geräusch nur ein monotones Atmen war zu vernehmen, Nero öffnete die Augen und inmitten gleißenden Lichtes lag Callindor vor ihm auf dem Boden, er war in seinen geist abgetaucht und das Licht wandelte sich in Flammen, Blitze und Schreie, dann geisterhafte Gestalten, dann Stille und Dunkelheit und es begann erneut. Die innere Zerrissenheit seines Bruders musste also kuriert werden, die Splitter hatten ganze Arbeit geleistet und Callindors Geist versuchte vehement den Fremdling zu verbannen, ihn zu stören und wegzufegen, doch Nero hielt stand, schützte sich selbst mit einem mentalen Schild, koppelte sich ganz von den Empfindungen ab und bald schon prasselte der Schutz an ihm ab wie Regen an einer beschlagenen Fensterscheibe, unbeachtet durch die Bewohner, ausgesperrt aus seinem Geist.

Nero kniete nieder und legte eine Hand auf den Kopf Callindors, eine visualisierung der magischen Vorgänge im Geist seines Bruders, ein Stück Realität im Reich unbegrenzter Macht der Phantasie. Um ihn herum blitzte es noch immer und Feuer schlug um sich, doch er achtete nicht mehr darauf, er untersuchte die magische Strömung des Geistes und fand eine störung darin, eine Verengung und ein Strudel, der hingleitende Strom wurde unterbrochen und durch ein Teilstück fremder Macht ersetzt die weitergeleitet wurden. Das Unterbewusstsein stand also nachwievor zur Verfügung, der Cortex jedoch wurde von einer Art Virsu infiziert, daher musste er nun einen Umweg in Kauf nehmen. Er drang in das Unterbewusstsein vor, sah die Empfindungen, Erinnerungen, Einflüsse und nutzte sie zu seinem Vorteil um eine Art Armee aus verstärkenden Eindrücken zu erstellen die er dann, an ihrer Spitze, zum Pass führte, an dem das unterbewusstsein abgeschnitten wurde. Ein magischer Strom griff auf den Strudel über und versuchte ihn zu schwächen während Nero seine Magie in einer der Empfindungen bündelte und sie, die sie ohnehin schon sehr stark war, noch um ein Vielfaches verstärkte. Diese Empfindung war der Überlebenswille eines jeden Geschöpfes und befand sich nun, geleitet von den Händen des Magiers auf dem Weg zu dem Strudel, drang in ihn ein und ließ ihn aufleuchten. Callindor selbst hatte diesen Willen nicht mehr und stand kurz vor dem Exitus, da er nicht mehr an das Überleben zu glauben schien und die Zeit drängte, der Strudel verschwand aber nicht, sondern wuchs an, wurde stärker, lauter. Zweifel und Angst packten Nero, es war ihm, als habe er Callindors Tod soeben unterschrieben, war im Begriff ihn auszulöschen, als er erneut den Überlebenswillen sah. Von einem Geistesblitz geritten legte er all seine Macht in einen magischen Stoß und legte seine Empfindungen und seine Angst mit in den Stoß und brachte die Lichtkugel zur Explosion, die in eine Implosion des Strudels resultierte und ihn verschwinden ließ. Glück übermannte den Magier und er war den Tränen nahe, das war knapp gewesen...

Um ih herum verschwand alles, das Feuer, die Blitze, die Geister, alle verstummten sie im selben Augenblick und der Geist des magiers atmete tief durch als plötzlich die drei Jugendlichen vor ihm erschienen, aufgrund der Schrecksekunde versuchte er sie mit Magie hinwegzufegen, doch sie wehrten das alles wie einen lächerlichen Taschenspielertrick ab. Sie verharrten, dann löste sich einer erste der gruppe.

"Was suchst du hier Nero?"

"Heilung meines Bruders...."

"Warum suchst du es?"

"Gebt ihn endlich frei, das ist nicht von eurem Begehr!"

"Oh nein, so einfach ist es nicht... so war es damals nicht und so ist es heute nicht."

Nero wollte erneut gegen sie Ankämpfen doch schon umringten sie ihn, er schlug nach ihnen, wendete jeden Trick an den er kannte, entkam ihren Attacken doch wurde er dann quasi paralysiert. Alle drei hatten nur einen Finger auf ihn gelegt und sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, er konnte nicht mehr fliehen, Magie konnte er ebenfalls nicht mehr nach Außen hin wirken. Auf der einen Seite zeigten sie ihm, dass sie es nur gut mit Callindor meinten und ihm helfen wollten, auf der anderen Seite jedoch folterten sie seinen Geist mit den Erinnerungen an seine Sünden bis er aufschrie, dafür, dass er sie hatte stören wollen. Es gab nurnoch einen Weg hier raus und das, so wusste er, war sein Tot. Wenn man in der Gedankenwelt starb, dann kehrte man zu seinem Körper zurück und anscheinend war Callindor geheilt. Würde er nun nicht gehen, würde er hier drinnen geistig verenden. Das Schreien erstarb und ein Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Magiers in der richtigen Welt ab. Nero sammelte mit letzter Kraft die magische Energie und ein Kettenbliz entstand in seinem Inneren, grillte ihn förmlich und alles wurde schwarz um ihn herum, die Drei verschwanden und sein geist wurde aus Callindor herausgesaugt, sein Körper fiel ins Gras und nur langsam bekam er die Augen wieder auf.

Domenik kniete über ihm und begutachtete ihn mit einem erwartungsvollen Blick, als er sich umsah erblickte er Valen, Carston und Karissa, die sich um Ludmilla und Serena kümmerten, auch sie schienen ohnmächtig zu sein. Und dann waren da wieder die Drei, standen über ihm und fegten Domenik beiseite, der sich, ohne Gegenwehr bald schon im Gras neben ihm befand. Die Drei waren wirklich mächtig, eine einzelne Berührung hatte gereicht um seinen Verstand zu lähmen und ihn fast auzuradieren. Dem Magier verschwamm wieder die Sicht, er wusste nicht mehr, wonach er noch suchen sollte, er erkannte den Sinn hinter dieser Aktion der Drei nicht. Die Kinder standen über ihm und verhielten sich ruhig, ja fast liebevoll und ihn beschlichen Zweifel ob sie nun feindlich oder freundlich waren, in seinem Kopf kreisten die Gedanken.


Nero

Clan dv Dressels
11.01.2011, 12:04
Liz, Pierre und Lea waren am Rande ihrer körperlichen Kräfte. Auch die Macht der Splitter vermochte die Erschöpfung nicht länger zu verhindern. Dieser so unnötige Kampf gegen die anderen, verblendet durch ihre Naivität, in allem einen Feind zu sehen. Allem voran dieser junge Mann, den sie als Strafe unsanft auf den Boden der Tatsachen befördert hatten.
Dabei wurde er doch gerade von den anderen dreien, die dazu gestoßen waren, aufgeklärt, gab sogar endlich die Splitter wieder zurück, die er entwendet hatte, doch noch immer beherrschten Zweifel seinen Geist, kein Funke von Vertrauen.
Liz sah sich schwer atmend nach Lea und Pierre um. Beide befühlten den reglosen Körper des Wirts der Splitter, sie schienen tief in seinen Geist abgetaucht zu sein. Erst nach einer Weile erwachten die beiden aus ihrem Schlummer, rieben sich die Augen, den Hals, als wären sie ganz verspannt, seufzten und richteten sich schließlich auf.
"Es ist zu spät. Durch die Heilung des Körpers hat er auch die Verteilungsrate der Krankheit wieder erhöht. Es jetzt auszulöschen ist fast unmöglich."
Serena war inzwischen wieder bei Bewusstsein, hielt sich an Karissas Arm und ließ sich hoch ziehen.
"Was ... was bedeutet das jetzt für ihn? Muss er sterben?"
"Wenn wir nichts tun, dann wird es ihn töten, ja. Seine Heilung hat stattdessen seinen Tod begünstigt. Dank ihm."
Liz zeigte auf Nero, der auf dem Boden lag.
"Wir sind zu schwach, der Kampf war anstrengend, unsere Reserven sind fast aufgebraucht. Doch noch länger können wir nicht warten. Entweder jetzt, oder er wird es nicht überleben."
Die drei Jugendlichen sahen sich zweifelnd an, wussten selbst nicht weiter, denn der Ruf der Splitter war inzwischen wieder leiser geworden, die Kraft des Körpers schied dahin. Was sollten sie tun? Der Wirtkörper musste in ein Stadium kurz vor dem Tod gebracht werden, um so die Kraft der Krankheit zu minimieren, um sodann einen Präventivschlag dagegen anzugehen. Doch sie konnten nicht die Scheuche bekämpfen, und seinen Lebenswillen überwachen.
Sie wollten sich gerade niederknien, um erneut Callindor zu untersuchen, als Liz die Luft wegblieb. Es war, als schnüre ihr jemand den Hals ab und instinktiv griffen ihre Hände an die Kehle. Die anderen beiden taten es ebenso, denn auch sie spürten den Schmerz, den ihre Schwester erleiden musste. Sie rangen gleichermaßen nach Luft und sahen mit Schrecken, wer dafür verantwortlich war.
Nero erwachte aus der Ohnmacht, schreckte wortlos auf und hatte reflexartig nur seine Hände in die Lüfte gestreckt und krümmte sie zusammen, als würde er sie gerade jetzt über ihre Hälse legen. Der Druck nahm zu, der Magier war drauf und dran sie zu ersticken.
"Wenn du ... uns tötest ... stirbt er", sagten sie in einem fort, kämpften um jeden Atemzug. Etwas kämpfte in dem Blick des Kerls, dort am Boden, noch immer wirkten seine Hände an ihren Hälsen, er gab nicht auf. Die drei Kinder waren jedoch nicht mehr stark genug, um sich dagegen zu wehren, dem Klammergriff zu entkommen.
Sie hatten schon jegliche Hoffnung aufgegeben, als plötzlich wieder Luft in ihre Lungen kam. Gierig sogen sie es ein, brauchten mehr und mehr. Sie husteten und ein Gefühl von Übelkeit kam in ihnen auf.
Nero indessen hatte seine Hände wieder gesenkt und sah nur nach oben in den Himmel, dessen Dunkelheit beinahe die gesamte Umgebung verschluckte. Doch die Sterne und der Mond spendeten Klarheit und tauchten die Umgebung in ein düsteres violett.
"Dann helft ihm ...", meinte er fast schon weinend. Nero hatte sich also doch dazu entschieden, ihnen zu vertrauen.

Liz und die anderen begaben sich in Position, knieten nieder und legten ihre Hände auf Callindors Stirn, Gesicht, Brust, Herz und Bauch, um so gut wie möglich die Vitalfunktionen des Wirts erkennen zu können. Es gab keine Besserung. Seufzend drehte sich das Mädchen mit den silbernen Haaren um, sah Serena und den anderen, die ihren Blick auf sie geheftet hatten, sorgenvoll an.
"Es geht zu Ende mit ihm. Er wird vollends von der Dunkelheit aufgefressen, wenn wir nichts unternehmen."
"Dann tut endlich etwas, wenn ihr es stoppen könnt. Ihr könnt es doch stoppen, oder etwa nicht."
Serenas Frage klang flehend und erschütternd, sie wollte nicht eneut ihren Gatten verlieren.
"Die Splitter, die wir bei uns, in uns tragen, sind rein. Doch jene von Callindor, sind es nicht. Wir werden versuchen, was wir können, um ihn zu reinigen, doch kann ich es nicht versprechen. Wie gesagt, unsere Kräfte sind begrenzt. Außerdem schaffen wir es nicht allein. Eure Hilfe ist dabei von Nöten. Während wir den Feind von innen bekämpfen, müsst ihr über seinen Körper wachen, Callindors einen letzten Lebensfunken solange wie möglich aufrecht halten, bis wir seinen Körper komplett von der Seuche befreit haben."
Die Worte klangen in den Nachthimmel, verhallten, und niemand sagte ein Wort. War es Zweifel, Angst, Furcht? Oder ein Mischmasch aus allem?
"Dann los!", meinte Nero plötzlich, stützte sich keuchend auf seine Knie und rutschte zu Callindor rüber.
"Wenn es nicht anders geht, dann bringen wir es endlich hinter uns."
Offenbar war er in diesem Moment sehr entschieden in dem, was er tat.
"Aber nicht ohne mich, Vater", meinte Dante, dem sich auch Ludmilla anschloss, die betagt und müde zu der Gruppe herüber kam.
Je drei, um das Leben zu retten, würde das reichen?
Liz wollte schon beginnen, als sie einen Gedanken der anderen empfing, zumindest sah sie plötzlich zur Seite und sah Lea, die sich erhoben hatte, und auf Serena zuschritt. In ihren Händen hielt sie etwas.

"Hier, nimm das. Es wird dir sagen, wie es um deinen Mann steht."
Serena nahm die Kugel an sich. Sie war aus Glas, oder einem Mineral, er leuchtete stark, pulsierte voller Licht. Als würde er leben.
"Wenn es matt wird, ist es gut, denn wir müssen sein Leben schwächen, aber seinen Lebenswillen aufrecht erhalten. Doch wenn der Kristall bricht, dann ist es zu spät. Dann rette deine Familie und deinen Freund. Sonst werden sie ebenso sterben müssen. Es reicht, wenn wir ihm folgen, es müsen nicht alle sein. Passt sehr darauf auf, ihr habt nicht viel Zeit, wenn es schief geht."

Lea ging zurück zu den anderen, nahm ihre Position wieder ein, und zu sechst machten sie sich an die schwierige Aufgabe, Callindors Leben zu beenden, ohne ihn zu töten. Es kam einem Drahtseilakt gleich, nur ohne Netz und doppeltem Boden. Wenn man fiel, dann fiel man, und zwar bis ins Unendliche, verloren für immer.

"Lasst uns anfangen!"

Es knisterte und kitzelte vor Magie, als die drei Jugendlichen ihre Kräfte verbanden und die Splitter begannen, heller und heller zu leuchten. Nur den Ohrringen von Callindor heftete jener finstere Makel an, den es zu beseitigen galt.



Callindor

Clan der Zaverias
11.01.2011, 12:32
Zusammen knieten sie bei Callindor, Dante, Ludmilla, Nero, sie waren dafür zuständig, dass, wenn Callindor dem Tode nahe war, dieser nicht eintrat. Sie atmeten tief durch und versenkten sich zusammen mit den Drei in Callindor hinein. Nero sah sich um, vor seinem geistigen Auge erschien eine Kammer, ein bequemes Bett, ein nachttisch, eine Kerze darauf die matt flackerte und im Kerzenschein Callindor, wie er ein Buch las und sich nicht stören ließ. Wie angewurzelt blieben sie stehen, eine weitere visualisierung ihres Vorhabens. Callindor murmelte etwas, was sagte er da? Was immer er sagte würde ihnen den Weg weisen.

"Dumme Kerze, wenn ich das hier nicht lese und verstehe, dann wird Selara mich köpfen und das mit ihrem Kampfstab! Ich muss das doch verstehen! Ohne das Licht bin ich verloren...."

Nero lächelte, Callindor ließ immer ein Hintertürchen offen, sein Geist wehrte sich also zumindest gegen die Seuche. Kurz beratschlagte er sich mit Ludmilla und Dante, das war keine gewöhnliche Flamme, dies war der Lebensfunken und es würde all ihre Kraft benötigen diesen aufrecht zu erhalten, so wie Nero es verstanden hatte. Callindor bemerkte sie derweil nicht, sie schienen für ihn unsichtbar zu sein, sie postierten sich um den nachttisch herum, er stand merkwürdig weit weg von Callindor, einige Meter trennten sie nun und er blätterte weiter in seinem Buch, eine Erinnerung früherer Tage? Dann hörten sie wie die Drei ihr Ritual vollzogen und schon bald begann die Kerze heftiger zu flackern, eine unsichtbare Hand schien sie greifen zu wollen. Die Formel war unverständlich, aber die Stimmen der Drei erhoben sich zunehmends, also war bald der kritische Punkt erreicht, sie warteten nurnoch auf ihr Signal und das blieb erst einmal aus, Callindor wurde unruhig wegen der Flamme, doch noch immer waren sie für seinen Geist verborgen und dann durchbrach eine helle Stimme das Rauschen der Magie.

"Nero, jetzt oder nie!"

Mit einem Kopfnicken begannen sie in wechselndem Rhythmus die Flamme aufrecht zu erhalten um so jedem eine Kraftreserve zu garantieren. Bisher lief es gut und Nero leitete viel Magie in die Kerze ein die hell erstrahlte unter seinem Einfluss, Callindors Gesicht wurde wieder ruhiger, er schien nun vollends in die Lektüre vertieft. Ludmilla übernahm und schien kurz vor dem Zusammenbruch, die Magie der letzten Stunden hatten sie an den rand ihrer Konstitution gebracht. Daraufhin übernahm Dante der sich darauf zu sehr konzentrierte. Nero wollte einschreiten ihm zeit geben, doch es war schon zu spät. Die Konzentration seines Sohnes riss ab, er ging in die Knie ob der Erschöpfung und entglitt aus dem Geist Callindors, die Flamme knickte ein, Nero wirkte seine Magie doch es kam ihm vor, als solle er ein haus von der Stelle schieben dabei. Er strengte sich an und auch Ludmilla griff mit in die Magie ein, doch langsam aber sicher verging die Flamme, der kleine Moment hatte schon ausgereicht sie so zu schwächen, dass sie bald erlosch. Nero legte all seine Kraft hinein aber vergebens, sie sank immer weiter zusammen ohne auch nur beeinflusst werden zu können, ihre Magie wirkte nicht mehr. Als sie nahezu erloschen war sah Callindor auf, sah Nero direkt in die Augen.

"Nero... Bruder... Lass mich nicht sterben... ich..."

Doch die Kerze erlosch und alles versank in Dunkelheit. Nero brüllte ein NEIN, versuchte es umzukehren, doch vergebens, Callindor war tot... Sie hatten versagt... Nero war dem Zusammenbruch nahe, doch Ludmilla trat an ihm vorbei, hob die Hände und sprach mit fester aber leiser Stimme

"Nicht jetzt, nicht hier... Nero... Passt gut auf meine Enkelin auf..."

Clan dv Dressels
11.01.2011, 13:04
Serena sah das Flackern des Kristalls, spürte die sich entziehende Wärme. Also ging es jetzt los. Lange stieß das Licht intervallartig zurück, doch je mehr Zeit verstrich, desto matter wurde die Kugel, bis sie nur mehr milchig weiß war. Sie hatten es geschafft, Callindor würde es gut gehen!
In ihrem innerlichen Freudentaumel bemerkte Serena nicht das Knacken. Erst war es nur ein Riss in der Oberfläche, doch schnell teilte er sich in mehrere Gabelungen und schlusendlich brach die Kugel in ihren Händen entzwei.
"Mutter, sieh doch!", rief Domenik lauf und wies mit den Händen auf das Objekt der Gewissheit. Callindor war gestorben, sie hatten ihn nicht retten können.
"Oh nein ...", hauchte Serena nur vor Überwältigung, ehe ein anderer Gedanke sie fesselte.
"Die anderen!"
Schnell eilten sie zu Nero und Dante, zogen sie gewaltsam aus der Verbindung, sodass sie mit einem maßlosen Schrei erwachten und Nero noch etwas zu Ludmilla zu schreien schien. Was sollte das heißen, *Tu es nicht!*?
Besorgt schaute sie herüber zu ihrer Großmutter Mia, die so friedlich aussah, und lächelte, als wäre sie glücklich, in diesem Augenblick. So unbekümmert und frei, fast als wäre sie ...
Oh Innos ...
Serena wollte schon zu ihr, doch Nero hielt sie am Arm fest.
"Nein, lass sie. Sie wollte es so."
Serena wehrte sich gegen den harten Griff des Mannes, verfluchte ihn innerlich für seine Stärke, die sie nicht näher am Mia kommen ließ. Warium quälte sie ihn so? Es gab sicher noch eine Möglichkeit, sie zu retten. Irgendwie ...
Dann kamen die Tränen, nicht nur bei ihr, allen war dieser Moment auf das Gemüt geschlagen. Es war gefährlich, und einer hatte es nicht geschafft.
Da ging die Tatsache fast unter, als die drei Jugendlichen ihre Augen öffneten, sich bei den Händen fassten, und Callindor wieder bei den Lebenden willkommen hießen. die zwei Splitter auf seinem Körper vereinigten sich etwas mit seinen Ohrringen, verlängerten sie ein Stück, der Oktaeder um 45 ° versetzt, sodass es geometrisch harmonisch passte. Das hellblau war zurück, es glitzerte auch etwas Weiß dazu. Doch von den dunklen Schlieren war nichts mehr zu erkennen.
Nur Ludmillas Körper kniete noch dort, reglos, untermalt von Stille, ehe ein Luftstoß aufkam und sie zur Seite kippte, ohne Gegenwehr, wie ein Blatt im Wind. Callindor und die Kinder hielten sie auf, während Serena nur die Hände auf den Mund presste und stumm schrie und sich an der Schulter von Nero ausweinte. Auch Domenik standen die Tränen in den Augen, und auch wenn er es nicht erwartet hatte, war Dante für ihn da, bot ihm seinen Rückhaölt an, und Domenik war dankbar dafür gewesen.

Ach ja ... und dann war da noch ein unbekleideter Magier, der auf dem kalten und harten Boden lag, belagert von drei Kindern, erschlagen von einer alten Frau und fürchterlich frierend.
Irritiert sah er jedes Gesicht an, erkannte keines davon und suchte weiter, bis er endlich eines fand, welches er kannte, wenn auch merklich gealtert.
"Nero, ich hatte vielleicht einen seltsamen Traum. Das glaubst du mir nie. Alles begann mit der Dämonenaustreibung, und dann hat mich jemand namens Domenik entführt und ich wurde gefoltert und dann waren die drei Schwestern wieder da und ... also echt verrückt."

Niemand antwortete darauf.
"Aber sag mal, was ist hier überhaupt los? Wieso siehst du so erledigt aus, was ist passiert? Hat der Dämon dir das angetan? Und wo sind Albrich und Vic?"
Callindor fühlte sich unwohl, denn etwas an dem Bild stimmte nicht. Wieso sagte denn keiner etwas? Ihm dröhnte nur der Kopf und er fasste sich an die Schläfen. Erst da merkte er, dass er nackt war.
"Das war vielleicht ein Albtraum ... und hey, wo sind meine Sachen?"

Vor Scham lief er rot an, erhob sich und ging auf Abstand. Was war hier bloß passiert, während er geschlafen hatte?


Callindor

Clan der Zaverias
11.01.2011, 13:31
Nero zog seinen Mantel aus und hielt ihn seinem Bruder hin, der ihn wiederstrebend annahm und immernoch auf Abstand war. Er sah ihn verunsichert an und tapste dann auf Nero zu, fuhr mit einer Hand über seine Wange und seine ergrauten Schläfen und bekam dann große Augen.

"Du...du bist... bist du es? Ja... aber... du bist alt geworden... wie kann das..."

"Setz dich, Bruder, es gibt viel zu erzählen..."

Callindor setzte sich, Nero entzündete eine Zigarette und setzte sich ebenfalls, räusperte sich und schwieg kurz, rauchte seine Zigarette, erholte sich von der Anstrengung. Dann senkte er den Blick und begann ruhig damit alles zu erzählen.

"Wir sind in der Zukunft, zwanzig Jahre nach schlimmen Ereignissen. Das ist Domenik, dein Sohn und das ist Serena, deine Ehefrau, mein Sohn Dante und drot, dahingerafft, liegt Ludmilla, die Großmutter Serenas. Alles hier begann vor wenigen Tagen als Domenik dich zu dem Zeitpunkt in der Vergangenheit holte, an dem mein Dämon ausgetrieben worden war. Die Umstände zwangen uns dazu dich aus dem Gebiet zu exfiltrieren und hierher zu bringen. Durch Folter und Zelle solltest du dich in diese Welt eingliedern, deinen lebensfaden festigen durch Rachegelüste und Überlebenswillen. Domenik jedoch war besessen durch unreine, magische Kristalle, du trägst gereinigte, wenn es dir noch nicht aufgefallen ist. Er nahm dich in Gewahrsam und sann auf Rache an dir selbst, wollte dich langsam vernichten, doch ich funkte dazwischen. Induziert waren diese Vorfälle durch die drei Schwestern die uns damals folgten und nun wieder auftauchten um dich ebenfalls in ihren besitz zu bringen, näheres über ihre Beweggründe ist uns nicht bekannt. Du wurdest mit den dunklen Kristallen infiziert und Domenik starb fast, hätten Carston und Karissa dort hinten uns nicht geholfen ihn zu retten, Vic hätte es auch beinahe nicht geschafft, er lebt als Eremit seit damals. Wir folgten dir, denn du wurdest von den Schwestern entführt und griffest uns bald schon an. Deine Magie war stark doch Ludmilla brach sie und diese drei Jugendlichen dort retteten dich mit der Kraft der Splitter eines Kristalls. Bis eben kämpften wir um deine Unversehrtheit und ich hätte dich beinahe umgebracht mit meinem eigenen Rettungsversuch. Zusammen wollten wir es schaffen, doch du warst bereits tot und Ludmilla opferte sich für dich, gab ihre Lebenskraft an dich weiter und rettete dich damit."

"Wo sind wir hier?"

"Wir sind auf Argaan, den südlichen Inseln, wo Serena und du ein Weingut besaßen"

"Argaan?... Aber, warum bin ich in der Zukunft? Was ist passiert? Was führte hierzu?"

"Du, Bruder, warst im Begriff eine Frau heiraten zu müßen, aufgrund eines Vertrages, geschlossen von deinen Eltern vor langer Zeit. Du hielst dem nicht stand und ermordetest dich selbst am Tag nach der Hochzeit durch Gift. ich selbst stellte deinen Tod fest. Die Nacht reichte jedoch um einen Sohn zu zeugen, Domenik eben. Wir nahmen all das auf uns, weil wir dich vor dem Tode bewahren wollten. Wir holten dich aus der Vergangenheit. Wir folterten dich. Wir retteten dich. Und Ludmilla ließ ihr Leben für dich. Du musst jetzt eines verstehen. Serena liebte dich und sie hätte dich freigegeben, doch wir konnten nichts mehr tun. Du starbst bevor das alles geschehen konnte. Du hast eine zweite Chance erhalten Callindor, nutze sie, verändere diese Zukunft und bring Ludmilla damit zurück ins Leben. Entschließe dich für das Leben und nicht fü den Tod. Wir wären fast alle daran zugrunde gegangen. Albrich lebt, wie Vic, in vollkommener Zurückgezogenheit. ich verschrieb mich der Suche nach einem Weg dich zu finden, Serena wurde fast wahnsinnig ob deines Todes und Domenik sollte nie einen Vater bekommen. Wir nahmen all das auf uns, um dich zu retten, denn wir lieben dich und du darfst nicht so von uns gehen. Wir warfen uns damit selber in Ungnade denn die Vergangenheit hat sich bereits geändert. ich selbst bin nur knapp dem Strick entgangen, da Ludmilla den Rat gegen mich aufhetzte und mich so fast richtete, du gilst als Verschollen aber lebendig, denn wir reisten in der Zeit zurück, Valen berichtete dort, dass du lebst, er ist auch hier, hat mir das Leben gerettet und uns geholfen deines zu retten.... ich weiß, das ist viel zu verdauen, doch nur du hast es jetzt in der hand dies alles zu einem guten Ende zu bringen, in der zeit zurückzugehen und deinen Tod zu stoppen... Bitte... Tu es für uns..."

Clan dv Dressels
11.01.2011, 13:53
"Das wird leider nicht möglich sein!"

Wie Peitschenhiebe knallten diese Worte durch die Nacht und alle drehten sich zu Carston um. Er stand nur da, neben seiner Freundin Karissa und schob seine Brille auf der Nase zurecht. Mit dieser Haltung sah er sehr bürokratisch und furchtbar arrogant und hochnäsig aus. Ihm schien diese Pose aber zu gefallen.

"Und was bitte schön, sollte ihn daran hindern?", fragte Nero plötzlich pampig. Offenbar gefiel es ihm nicht besonders, das ihm jemand in diese herzige Wiedersehenssache dazwischenfunkte.
"Nun ja, zum einen der Umstand, dass wir nicht wissen, wie er zurückkommen soll, nicht wahr, Domenik? Dein Zeitkristall ist zerstört worden, sodass wir ihn nicht erneut verwenden können."
"Ja und, dann suchen wir eben etwas anderes, es wird schon gehen irgendwie ...", kam trotzig die Antwort, auch Callindor konnte seinen gealterten Bruder nicht aufhalten.
"Schon möglich, wenn er noch solange lebt ..."

Wieder wurde es still. Sie hatten ihn gerade erst vor dem Tode gerettet, Ludmilla war dafür gestorben, und nun sollte alles umsonst sein?
"Wie bitte, habe ich das zu verstehen?", fragte Callindor sichtlich distanziert und vorsichtig. Ihm war das alles nicht geheuer.
"Die drei Schwestern haben Callindor den Ring des Lichts abgenommen. Sie wollen nach Avaron, dass wisst ihr ja bereits, doch ihr wisst nicht, weshalb."
"Dann sag es uns endlich. Oder weißt du es selbst nicht?"
Langsam wurde Nero böse und laut.
"Doch, leider weiß ich es. Hast du dich je gefragt, weshalb die drei Schwestern so lange in deinem Leben herumgepfuscht haben, Nero? Und auch du, Callindor? Ist euch das nie seltsam vorgekommen?"
Die beiden sahen sich fragend an, blieben aber stumm.
"Es war dein Arm, Nero. Oder eher, der Dämon darin. Und Callindor, du hattest das Gefäß, um den Dämon aus dem Arm in den Ring zu transferieren."
"Moment, transferieren .. heißt das, er existiert noch?"
Carston schob seine Brille zurecht und räusperte sich.
"Ich fürchte ja. Er war nie vernichtet worden, nur dem einen entzogen und in das andere überführt. Und nun haben ihn die Schwestern und werden ihn auf Avaron aus dem Gefäß befreien. Und wenn sie das geschafft haben, wird Callindor sterben, denn mit Überstreifen des Rings, hat sich sein Lebenslicht mit dem de Rings verbunden, und wenn er zerstört wird, wird es auch Callindor, und er muss sterben. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen ihnen folgen."
Niemand sagte dazu etwas, ein jeder sah nur Nero an, dann Callindor, der das alles nicht so recht glauben wollte.
"Aber zuerst lasst uns ruhen, Ludmilla beerdigen und Vic alles erzählen, seine Hilfe kann uns noch nützen."
"Aber du sagtest, wir hätten keine Zeit mehr."
"Das ist richtig, doch auf Avaron vergeht die Zeit anders, für eine Stunde dort verstreicht hier ein ganzer Tag. Wir werden also nicht viel verlieren, wenn wir uns eine Nacht ausruhen. Außerdem wird es sie einige Vorbereitungen kosten, mit dem Ritual der Befreiung anfangen zu können. Und jetzt kommt, wir müssen ausgeruht sein, und auch wir müssen noch Vorbereitungen treffen, es wird gefährlich, und vielleicht schaffen wir es nicht zurück. Denn wie besiegt man einen Gott, denn genau das ist es, was in dem Ring eingeschlossen wurde ..."


Callindor

Callindor
12.01.2011, 10:05
Sollte er es glauben?

Diese Frage beschäftigte Callindor beinahe die restliche Nacht, bevor ihn die Müdigkeit übermannte. So vieles war auf ihn eingestürzt, an Informationen, Gedanken, Gesichtern und Erzählungen. Dass er am Ende Kopfschmerzen hatte, verwunderte keinen.
Am sonderbarsten waren allerdings diese drei Kinder, die, wo immer Callindor auch hin ging, nicht von seiner Seite wichen. Das Trio wurde zu seinem zweiten Schatten und es machte ihm Angst. Etwas an ihnen kam ihm komisch vor, unrichtig, ja geradezu falsch. Was wollten sie von ihm, weshalb verfolgten sie den Magier auf Schritt und Tritt?
Zu ihrer Verteidigung antworteten sie nur, sie müssten sich gegenseitig beschützen, jetzt, da sie auf diese Weise verbunden wurden. Callindor hatte diese Begründung zwar nicht verstanden, ließ sie dennoch gwähren, denn davon abbringen ließen sie sich ja ohnehin nicht.

Viel Platz bot Vics Eremitenhütte nicht und, nachdem er zusagte, nicht wieder auszurasten, verbrachte die Gruppe dort die Nacht, halb im Stehen oder auf dem harten Boden der Bude. Callindor blieb lange wach, hörte das Geflüster von Vic, der sich mit Nero unterhielt, kaum hörbar. Sie stritten sich wegen Domenik und auch Callindor selbst wurde Gesprächsthema. Vic schien es nicht zu glauben, wirklich ihn erneut vor sich zu haben. Als er ihn bei der Ankunft in der Hütte bei Bewusstsein erlebt hatte, hatte er ihm zur Begrüßung eine Ohrfeige verpasst und fing gleich darauf an zu weinen und drückte ihn an sich. Callindor konnte mit all diesen Emotionen nicht umgehen und fühlte sich dabei unwohl, wie sehr die Herzen aller mit ihm und seinem Leben - und letztlich seinem Freitod - verbunden waren. Er hatte nie erwartet, dass sei Dahinscheiden solche Auswirkungen haben würde. War es selbstsüchtig, diese Entscheidung zu treffen? Damals schien sie ihm richtig, und die einzig Mögliche zu sein. Inzwischen kamen ihm Zweifel daran. Aber konnte er seiner Natur entsagen, und eine Frau wie Serena lieben, ihr all das bieten, was ein liebevoller Ehemann darbieten musste können?
Auch sie, Serena, hatte ihn lange in den Armen gehalten, geweint und geküsst, aber auch gelacht und gestrahlt. So viel Gefühl, so viel Leid und Tragik.
Die drei Kinder ruhten, wie erwartet, in seiner Nähe, schienen aber eher zu Meditieren. In ihrer Ruhe lag eine unsichtbare Kraft, ein Quell der Stärke, beinahe schon unnatürlich. Es ging eine erstaunliche Faszination von dem Trio aus. Callindor ertappte sich dabei, sie nicht nur einmal für eine Weile still beobachtet zu haben.
Carston und Karissa, die beiden Gestaltwandler, die Callindor noch aus der Paralleldimension kannte, die hier aber den gutmütigen und hilfsbereiten Charakter erhalten hatten, besprachen sich mit Callindor einmal ganz privat. Niemand war dabei, als sie von den drei Schwestern sprachen, dem Ring, Alana und ihrer Verbindung zu der ganzen Geschichte. Sie redeten auch über Avaron, die Insel, die sie als nächstes aufsuchen würden. Die drei Schwestern wären bereits dort und machten sich auf, das Ritual der Loslösung durchzuführen. Doch etwas schienen sie bewusst dem Magier zu verschweigen. Es war jener stumme Blick zwischen Carston und Karissa, der dem Magier glauben machte, dass es da noch etwas gab, was sie nicht preis gaben, noch nicht.
Mit Dante und Domenik kam Callindor nicht zusammen. Die beiden schienen so erschöpft, dass sie sofort einschliefen. Was hätten sie auch besprechen sollen? Wann immer Domenik ihn ansah, erkannte man den Ausdruck des Bedauerns auf seinem Gesicht.
Und Valen?
Nun ... Valen machte sich als Freiwilliger auf, Nahrung zu besorgen, Proviant für die Reise. Und natürlich wollte auch er selber nicht zu kurz kommen. In all den Jahren, die er nun so war, hatte Valen sich äußerlich nicht sehr verändert. Was sein geliebter Dieb war, dass erklärten Nero und Callindor den anderen nicht, sondern bestätigten nur, dass er ein Freund sei und man ihm vertrauen könne.
Dennoch ...

Es war nun Morgen, die Sonne wandte sich ihrem Zenit zu und die Gruppe hatte sich versammelt, um Abschied zu nehmen von ihrer Gefäöhrtin, die es leider nicht überlebt hatte. Ludmilla van Dressels Leichnam war auf einigen Hölzern aufgebahrt worden und die feurige Magie innos übergab sie begleitet von einem letzten Dankeschön und Lebewohl der Erde und dem Reich der Toten.
Valen kauerte etwas abseits im Schatten, lächelte Callindor zu, der seinen Blick dann senkte, weil ihm dadurch wieder etwas einfiel, was er noch klären wollte.
Alle Anwesenden hielten einen Moment Andacht, als Callindor sich zu Nero umdrehte, der neben ihm stand, ihn ansah, lange mit seinen gealterten Augen Blickkontakt hielt, und ihn dann etwas von den anderen der Gruppe wegzog.

"Nero, wie lange wusstest du davon? Ich weiß es. Die Sache mit Valen. Die Schwestern haben es mir erzählt, versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen. Wie lang weißt du, dass er Nicolas war, bevor ... und weshalb hast du mir nie etwas davon gesagt?"

Es klang anklagend, enttäuscht und auch etwas zornig, was Callindor Nero da fragte, aber sie musste gestellt werden. Wieviel hatte Nero ihm wohl noch in all den Jahren vorenthalten? Waren sie denn nicht Brüder? Wieso hielt er diese Information dann geheim?

Callindor
12.01.2011, 18:05
Callindor und Nero hatten sich lautstark gestritten, als sie merkten, dass sie schon beobachteten wurde. Die anderen schauten skeptisch, was die beiden Kerle da zu tuscheln hatten. Carston und Karissa hatten nun wieder die Führung übernommen, erklärten, was auf sie zukommen könnte. Viel konnten aber selbst sie nicht sagen.
Danach folgte ein Festmahl, um die verbrauchten Ressourcen wiederherzustellen. Jeder langte kräftig zu, nur Serena und Domenik blieben etwas für sich. So einen Verlust verarbeitete man eben nicht so leicht. Gesprochen wurde nicht viel, denn dafür war das Essen, welches Valen in der Nacht besorgt hatte, viel zu lecker. Er selbst lehnte dankend ab, Callindor und Nero wussten nur zu sicher, weshalb er keinen Hunger auf derlei Gerichte verspürte.

Danach gab es noch eine Auszeit, es entstanden Unterhaltungen, Nero mit Dante, Serena und Domenik, Karissa und Carston, ja selbst Vic und Valen. Einzig Callindor und die drei Kinder blieben für sich, sagten kein Wort und meditierten.
Bis ... ja bis Lea, Pierre und Liz nach einer Weile zeitgleich die Augen öffneten und zu dem Magier schauten.
"Callindor? Alles in Ordnung?"
Doch er rührte sich nicht.

Clan dv Dressels
12.01.2011, 18:19
"Nero, Dante, kommt schnell, Callindor geht es nicht gut. Er hat Fieber, seine Stirn ist ganz heiß."

Liz schob den Körper des Magiers zur Seite, dessen Robe, die Valen ebenso besorgt hatte, dabei verrutschte und einen Hals offenbarte, bei deren Anblick alle Anwesenden nur starren konnten. Die Seuche ...
"Das ist doch nicht möglich ...", stammelte Nero und fühlte vorsichtig über die Haut.
"Sagtet ihr nicht, es wäre vorbei?"
Liz sah zu den anderen beiden und sie hatte keine Antwort darauf.
"Offenbar waren wir gestern doch zu schwach, sodass er einen Rückfall erlitten hat. Wir müssen ihn erneut behandeln. Und diesmal hoffentlich dauerhaft."

Die Splitter an den Ohren des Magiers pulsierten rein und frei jeden Makels. Ebenso der Anhänger, in dem die restlichen vereinigt wurden. Einzig der Splitter in Callindor schien noch immer infiziert zu sein. Aber es würde nicht lange dauern, dann wären die anderen erneut davon betroffen.

"Nero, wir haben keine Wahl, oder wir sind wieder an dem Punkt, wo wir gestern waren. Wir werden ihn heilen, während du seine Vitalität überwachst. Hoffentlich schaffen wir es diesmal endgültig."

Liz, Lea und Pierre schafften Platz in der Hütte, damit sie genug Freiraum hätten für die Prozedur. Ludmilla war dabei gestern gestorben, die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass es diesmal ähnlich ausgehen könnte.


Callindor

Clan dv Dressels
16.01.2011, 20:09
Die See war ruhig und kein Lüftchen ging, als der mit einheimischen Ornamenten verzierte Kahn wie durch Geisterhand näher und näher an den Strand der Insel getragen wurde, als würde er leicht wie eine Feder über dem Wasserfilm gleiten.
Während die Schwarze guten Mutes und steten Blickes zur Burg hinauf schaute, würdigte die Silberne eher den gekrümmten Leib ihrer verletzten Schwester. Sie hatte sich bei dem Angriff des wahnsinnigen Callindor zwischen ihn und ihre dunkle Schwester gestellt und war dabei fast zu Tode gekommen.
Um ein Haar wäre ihr Plan da gescheitert gewesen.
Zum Glück fanden sie in der anrückenden Patrouille der anderen genügend Ablenkung, um in den Nebeln Avarons zu verschwinden. Jetzt würde es ihr bald schon besser gehen. Denn hier in ihrer Heimat herrschten andere Natur- und Zeitgesetze, Magie fand sich überall und eben jene Magie Avarons würde dafür sorgen, dass eine ihrer Kinder heilen würde.

"Wir haben es gleich geschafft. Scheinbar haben sie nicht mit unserer Rückkehr gerechnet."

Keine Fackeln brannten in Strandnähe. Alles wirkte seltsam verlassen, beinahe wie tot. Der Berg thronte im Schatten der Burg, und sie hatten das Gefühl, ihn gerade erst verlassen zu haben. Dabei waren sie nun schon so lange Zeit auf der Suche nach dem Einen gewesen. Und schließlich wurde ihre Hartnäckigkeit und Ausdauer belohnt. Schade nur, dass niemand von ihren Freunden daran Interesse zu haben schien. Waren sie inzwischen tatsächlich vergessen worden?

"Wo sind sie denn? Ich hatte mit einem Empfang gerechnet! Gab es nicht einen magischen Sensor, der Alarm gab, wenn sich Gäste ankündigten? Sehr seltsam."

Tatsächlich war es so gewesen, dass sie einen schmalen Korridor hatten passieren müssen und alles ablegten, was in irgendeiner Form mit fremder Magie zu tun hatte, die sie in der Zwischenzeit praktiziert und angezapft hatten. Ebenso hätten sie den Ring fortgeben müssen, doch die Gier und Schläue der Dunklen brachte sie auf eine Idee, diese Regel zu umgehen. Sie aß ihn auf! Und so wurde diese Magie zu einem Teil ihres Körpers, der Gefangene wechselte nur das Gefäß, sie hatte sich selbst als Wirt auserkoren. Die Silberne hatte noch dazwischen gehen wollen, doch da war es schon geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen.
Und nun hockte sie hier, sah zu ihrer Schwester, die nun so viel mehr geworden war, und deutlich war eine Wesensveränderung auszumachen. War sie zuvor schon abgeklärt, distanziert, kühl und berechnend, so potenzierten sich diese Eigenschaften als Wirt ihres Herrschers nur noch. Ein falsches Wort reichte sicherlich, um ihren Unmut gegen sich zu lenken. Und die Sanftheit ihrer Schwester fehlte, um die Laune der Dunklen beeinflussen zu können.
Hoffentlich wachte sie bald auf und genas zügig, sonst bräche hier die Hölle auf Avaron herein. Unabhängig davon, ob überhaupt noch jemand hier sein würde, und am Leben, um es zu bemerken. Die Silberne sorgte sich um ihre Schwestern, den verlassenen Strand, das trostlos und tot scheinende Gemäuer. Was war hier geschehen, nachdem sie nach so vielen Jahren, Jahrzehten und Jahrhunderten aufgebrochen waren. Welches Unglück war über ihre Heimat gekommen?


Callindor

Clan der Zaverias
21.01.2011, 17:22
Wieder war es an Nero Callindor zu überwachen, erneut war er ins Koma gefallen und erneut ging alles von vorne los, hörte das denn nicht auf? Diese apokalyptische Nacht... Nero schnaufte durch und kniete sich erneut neben seinen Bruder und erneut trat er ein in das Reich seines Geistes, doch diesesmal würde er es nicht so machen wie zuvor. Der Magier entzog dem Herzen seines Bruders jedwede Magie, das, was ihn am Leben hielt und nahm es in sich selber auf, verknüpfte es mit seinem eigenen Herzschlag und brachte die beiden Herzen in einen Gleichklang. Sein Überlebenswille war stark und mit der Magie konnte er beide stärken ohne sich selbst übermäßig zu entkräften, dante klinkte sich mit ein und schon bald waren drei Herzen zu einem Einzigen vereint. Nero atmete noch einmal tief durch, noch ein zweites Mal und noch ein drittes Mal und dann nickte er den Jugendlichen zu die sich sogleich an die Arbeit machten. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die magischen Schwingungen. Eine Störung kroch die magische Bahn hinauf und er stellte sich mit seiner Magie dagegen, formte seine Hände um die Strömung und versuchte sie aufzuhalten, doch er versagte bald als die Störung stärker wurde und seine Hände wegschieben wollte, dante kam hinzu und gemeinsam hielten sie dagegen, leise murmelnd, fast singend, eine magische Melodie der Harmonie die dem Chaos entgegenwirken sollte und ihm auch standhielt. Dieses Verfahren hatte Nero erdacht nachdem Ludmilla von ihnen gegangen war, hätte er doch nur früher daran gedacht! Nero legte all seinen Zorn auf sich selbst in seine Magie und begann damit, das Chaos wieder wegzuschieben, ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, Indoktrination der Kristalle? Er konnte sich nicht dagegen wehren, er musste einfach seinen Zorn hineinlegen und darin lag die Gefahr, sein Herzschlag verschnellerte sich und würde Callindor womöglich erdrücken, seinen zum Erliegen bringen. Hilfe suchend sah er sich um und bekam gerade da eine Ohrfeige von seinem Sohn. Nero schüttelte sich, das kam gerade richtig. Dann, mit einem Mal, war die Gegenwehr des Chaos weg und Vater und Sohn sahen sich verwundert nach den Jugendlichen um.


Nero

Clan dv Dressels
21.01.2011, 17:59
"Es hat funktioniert ..."

Pierre, Lea und Liz nickten einhellig und Callindor war wieder auf den Beinen. Sehr zur Verwunderung einiger anwesender Personen sah er aus, als wäre er gerade aufgestanden, frisch und ausgeruht, bereit, den nächsten Tag in Angriff zu nehmen. Nero hingegen sah zusammen mit Dante weit weniger gesund aus.

"Er ist wieder wie neu, doch es wird nicht dauerhaft sein. Die Krankheit ist zu weit fort geschritten, hat sein Herz angegriffen und von Zeit zu Zeit wird er wieder Rückfälle haben. Aber inzwischen haben wir euch genau und lange genug beobachtet, um eure Arbeit nun vollends übernehmen zu können. In einer Art Meditation sollte es uns möglich sein, seinen Splitter mit der Magie der unsrigen zu heilen, zumindest fast."

Callindor sah sich um, erkannte die Gesichter von Bekannten, Freunden und erinnerte sich langsam wieder daran, wie ihm plötzlich unwohl wurde. Es war nun fast ein gesamter Tag verstrichen, doch es war ihm, als könne er just in diesem Augenblick alles schaffen, was er sich vornähme, als wäre er unbesiegbar.

"Da das nun wieder in Ordnung ist, sollten wir uns daran machen, nach Avaron zu kommen. Während eurer Maditation haben wir die Zeit genutzt und haben uns noch einige Dinge besorgt, die später vielleicht noch nützlich sein können."

Carston und Karissa gaben Anweisung, alles für eine schnelle Abreise vorzubereiten und es entstand ein eifriges Treiben, wo ein Jeder nach bestem Gewissen hantierte und arbeitete, sodass am Ende eine Gruppe bereit stand, die zu allen Schandtaten fähig sein würde ... sein musste. Denn keiner wusste wirklich, wen es zu konfrontieren galt und der Tod eines Jeden war mehr als wahrscheinlich.

"Ok, was machen wir jetzt?", fragte Domenik frei heraus, schaute zu Callindor, Serena, Nero und Dante und auch den anderen, nur Vic hatte noch immer nicht vergeben, was er ihm zugefügt hatte.
"Ihr werdet sterben ...", kam als Antwort, und es war die silbrige Schöne, die dies gesagt hatte. Dort stand sie, etwas von der Trupp entfernt. Doch von ihrer Schönheit war nichts mehr vorhanden. Blut zierte ihr Gesicht, Schmutz klebte auf ihrer Haut und ihr sonst so perfektes Haar kam einer Unmöglichkeit gleich.
"Ich bin gekommen, um euch warnen. Wenn ihr jetzt nach Avaron geht, dann werdet ihr sterben, alle. Ihr werdet mir und meinen Schwestern nicht beikommen können."
Zur Bekräftigung ihrer Aussage hatte sie die Arme erhoben und plötzlich kullerte etwas auf dem Boden direkt auf Callindor und Nero zu. Die entrissenen Häupter ihrer Söhne ...
"Wenn ihr eine Chance haben wollt, dann müsst ihr euch besser vorbereiten. Eure Magie wird euch nicht helfen, ihr müsst euch anderweitig umsehen. Setzt Tränke ein, Bomben, mixt Gifte, völlig egal, denn wenn ihr es nicht tut, endet ihr so wie die zwei dort. Ich werde euch halfen, Tränke und Elixiere zu brauen, wenn ihr wollt, doch ich werde euch nicht davon abhalten, in euer Unglück zu rennen. Ihr kennt nun eure Zukunft, seid ihr noch immer so versessen darauf, ihr zu begegnen?"
Carston und Karissa traten nach vorn, schützend vor die anderen. Noch nie hatten sie sich so direkt eingemischt.
"Warum tust du das? Was ist aus eurem Plan geworden? Du bist ... nicht fähig ... dich dagegen ... zu stellen ..."

Die Silberne nickte langsam, schien fast zu träumen und seufzte.
"Ihr habt recht damit und ihr zwei werdet die einzigen Überlebenden sein, aber das wisst ihr ja schon. Denn wir sind Brüder und Schwestern, nicht wahr? Ich habe es nicht übersehen. Wir stamenn vom selben Blut, unser Dasein geformt von Avaron. Wie schändlich von euch, sie so schutzlos gehen zu lassen."
"Ich nahm an, uns bliebe noch Zeit ..."
"Nein, das ist ein Irrtum und um euren und meinen Fehler zu korrigieren, werde ich euch halfen, auch wenn das nichts daran ändert, dass wir Feinde sind. Denn schlussendlich werden wir gegeneinander kämpfen müssen. Nur soll es auch fair zugehen und eine Chance auf Erfolg haben. Ich bin müde geworden. Und ich werde, trotz der Tatsache, dass ich mich nicht aktiv dagegen zur Wehr setzen kann, alles tun, um zu verhindern, dass Avaron wieder aufersteht. Doch nur unser Tod wird dies völlig bewerkstelligen, wenn ihr so lange überlebt, sonst geht der Kampf ewig weiter, so wie wir schon seit Jahrtausenden Menschenjahren existieren."

Carston drehte sich zu der Gruppe um, neben sich Karissa, die nun stumm nickte.
"Vertraut ihr bitte, wenn euch eure Leben lieb sind, denn sonst werdet ihr alle bei dem Versuch umkommen, sie zu stoppen. Denn mir ist nur ein Ding bekannt, welches eine Reise in der Zeit so ohne andere Hilfsmittel ermöglicht.
"Das Phönixtor ..."
Die Silbrige hielt ein schildähnliches Etwas in ihren zwei Händen, als forme sie damit ein Herz, hielt es vor ihrer Brust.
"Du hast es mir selbst gegeben, denn freiwillig hättest du dich unter anderen Umständen nie von ihm getrennt, so ist es doch ..."
Carston atmete schwerlich, sammelte seine Gefühle und schluckte sie hinunter.
"Wir brauchen ein Laboratorium, Fläschchen und Flakons, Apparaturen, Gestelle und Zutaten. Nicht die Magie von Zauberern wird uns helfen, wie es scheint, Hexenkunde ist gefragt. Ich hoffe, ein paar von euch sind im Brauen von Mixturen bewandert, um uns zu helfen. Denn auch wenn wir Zeit haben, älter werden wir trotzdem ..."


Callindor

Clan der Zaverias
21.01.2011, 19:12
Nero trat vor die Versammelten und bat um Ruhe ob der Empörung. Rufe nach Blutrache wurden laut, Dante und Domenik insistierten heftigst dagegen, im Moment hielten sie Callindor für den wahren Feind in dieser Sache, da sie nur für ihn sterben würden wie es schien. Nero knurrte sie alle an und dann herrschte Stille, sogar die Schwester lauschte nun aufmerksam ob neros energischen Auftretens. Nero straffte sich, stellte sich gerade hin und verschränkte die Arme.

"Bis hierhin verlief nicht alles nach unserer Zufriedenheit, Ludmilla ging von uns, viele von uns haben es nur mit Mühe und Not geschafft und das zu nur einem Zweck, um Callindor zu retten und damit uns selbst zu retten! Wir haben bis hierhin keine Schwäche gezeigt und jeder von euch ist über seine Grenzen hinausgegangen, hat seine wahre Natur gezeigt und sich als nützlich für die Sache erwiesen. Mit der Hilfe der Kinder, den Gestaltwandlern und nicht zuletzt uns haben wir es so weit geschafft. Die Mächte, die hier wirken, sind weitaus größer als angenommen doch es ist nun unsere Aufgabe auch diese zur Strecke zu bringen oder bei dem Versuch zu sterben, nur so können wir es realisieren. Ich bin nicht gewillt diese Schlacht an die Anderen zu geben. Dieser Kreislauf der Zerstörung währt nun schon seit Jahrhunderten und uns ist es nun möglich, diesen Kreislauf auf Ewig zu stören. Wesen von uralter Macht erwarten uns und ich sage euch, dass wir das hier und jetzt beenden werden!"

Nero ging ein paar Schritte auf und ab, schaute allen ins Gesicht wie sie dort aufgereiht standen. Er stoppte und blickte zu einem Fenster hinaus.

"Es heißt nun also Mensch gegen Dämon und wir sind es, die diese Welt seit geraumer Zeit regieren. Ich will keinem Hoffnungen machen, es wird eine Ein-Weg-Fahrt und die Gefahr ist hoch, möglicherweise überlebt wirklich keiner von uns, doch ich will euch eines ins Gedächtnis rufen!"

Er stellte sich erneut vor sie, schaute jeden noch einmal an.

"Die Menschheit leitet die Geschicke der Welt und unsere Taten stehen in keinem offiziellen Bericht, nicht einer von euch! Ein Einsatz und die Politik kam erneut zum Laufen und wir haben die Linie gehalten! Ein Spionageakt hat den Übergriff eines mächtigen Mannes aufgehalten und wir haben die Linie gehalten! Wir Magier und Kämpfer standen auf den Feldern und Wiesen und haben die Linie gehalten! UND HEUTE IST DER TAG GEKOMMEN AN DEM WIR ERNEUT DIE LINIE HALTEN WERDEN!!"

Er streckte eine Faust in die Höhe und erntete Kriegsrufe entlang der Linie. Dante, Domenik, Serena, Carston, Karissa und sogar Callindor, sie alle stimmten mit ein. Erneut bat er um Ruhe.

"Wir waren ein gutes Team bis hier hin und wir werden es zu Ende bringen, mit allen damit verbundenen Konsequenzen! Wir werden in meinem Labor alle Vorbereitungen treffen und dann gegen diese Wesen antreten, koste es, was es wolle! Nur wir haben die Macht und das Wissen dort zu sterben und doch zu leben durch die Rettung Callindors! Wir werden nicht umsonst sterben und die Linie zwischen Gut und Böse halten so wie die Schwester die Linie zwischen Recht und Unrecht hält! Folgt mir und wir werden auch diese Aufgabe meistern!"

Alle stimmten lautstark zu und man machte sich zur Abreise bereit. Nero schnaufte und war stolz auf sie alle, sie alle waren nun Teil eines Geisterregiments, eines Himmelfahrtskommandos und sie ertrugen es, denn sie wussten, was auf dem Spiel stand!


Nero

Clan dv Dressels
21.01.2011, 19:34
Serena spürte wieder so etwas wie Zuversicht. So viel hatte sie verloren über die Jahre, doch nun stand ihr Ehemann leibhaftig vor ihr, obwohl dies eigentlich unmöglich hätte sein müssen. Zeit brachte Veränderung und vielleicht war es gerade diese Veränderung, die Gestalt des Wandels, der dafür sorgen würde, dass auch sie sich wieder lebenswerter empfände.
Neros Rede hatte auch auf die anderen Wirkung. Streitigkeiten wurden auf später verschoben oder beigelegt, denn für diese Sache mussten sie zusammen halten, an einem Strang ziehen.
Am Ende war es Callindor gewesen, der die silberne Schöne in ihre Mitte aufgenommen hatte, ihr dankte für ihren Mut, sich dieser Meute von Wahnsinnigen zu stellen. Es kam Serena so vor, als fühlte sie in ihrem Blick so etwas wie Wärme, Dankbarkeit und Zuversicht. Wie sah jemand aus, der es müde war, zu leben, gleichzeitig aber wie eine junge Dame erschien. Es war ein Gegensatz in sich, doch als sie die Worte vorhin gesprochen hatte, glaubte sie ihr sofort. Auch sie selbst fühlte sich so sehr gealtert, dass nichts mit ihrem kalendarischen Alter hätte konform gehen können. Doch jetzt war ihr Lebensmut zu ihr zurück gekehrt und sie würde für Callindor alles riskieren, was sie besaß, ja sogar ihr Leben, falls nötig, dies hatte ihre Großmutter Mia schon getan, und sie würde diesem Beispiel der Aufopferung folgen.

"Nero, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren, nimm dies."
Carston griff in seine Tasche und holte eben jenes Zauberobjekt hervor, welches schon die silberne Schwester besaß. Eben dasselbe.
"Das Phönixtor ist in der Lage, uns dorthin zu teleportieren. Wenn du dich nur stark genug konzentrierst. Ich werde dabei darauf achten, dass wir in der selben Zeit bleiben, und nicht vielleicht bei dir daheim ankommen, als du gerade dabei bist, Dante zu zeugen, oder so etwas."
Eben jener Dante lief rot an vor Scham und ein Lachen ging durch die Runde. Ja, diese Auflockerung hatte ihnen gut getan und war auch bitter nötig.

"Wenn du bereit bist, nimm es in deine Hände, halte es vor dich und denk an den Ort, zu dem du möchtest", meinte Carston freundlich und hielt ihm das Zauberobjekt hin.


Callindor

Clan der Zaverias
21.01.2011, 19:50
Nero sah sich um, er hatte sich den Anführerposten ja ausgesucht aber er bekam ja nichtmal fünf Minuten Ruhe! Er schnaufte durch und steckte die Zigarette murrend weg, das musste wohl warten... Er konzentrierte sich und stellte sich den Platz vor seinem Haus vor, die kleine Bank, der Brunnen in der Mitte des Platzes und dann saugte er die Bilder in sich auf und legte seine Magie in sie und schon wurden sie alle von einem Strudel der Magie in gleißendem Licht hinfortgerissen. Das nächste war, dass sie auf dem Boden des Platzes aufprallten und es sie alle von den Füßen holte. Nero kam zu stehen und zündete sich endlich seine Zigarette an und orderte die anderen ihm zu folgen. Er schickte sie hastig die Treppe runter und ging dann zu Sylwina, die im Türsturz wartete.

"Sylwina ich..."

"Du wirst sterben..."

"Wie hast du...?"

"Mein Lieber Ehemann, ich kann dich lesen wie ein Buch..."

"Aber Callindor wird..."

"...Alles ändern, ja, ich weiß aber ich gebe dir meinen Segen nicht!"

"Was? Warum?"

"Weil ich mitkommen werde!"

Und damit zog sie ihn hinter sich her in den Keller, ohne, dass der Magier noch etwas sagen konnte, manchmal war sie einfach nur großartig und gleichsam fürchtete sich der Magier, wenn es schief gehen würde, dann wäre ihre gesamte Famile ausgerottet... irgendwie spendete ihm das auch Trost... Unten angekommen zog der Magier die Planen von den Apparaturen.

"So, wer kennt sich noch aus außer Dante und mir und was müssen wir tun?"

Eine Frage an Alle, eine an die Schwester, alles was gesagt werden musste.


Nero

Clan dv Dressels
21.01.2011, 20:10
"Ich darf euch nicht helfen, ebenso wenig, wie Carston und Karissa sich nicht direkt einmischen dürfen, sondern nur indirekt Dinge beeinflussen. Daher werde ich euch nicht sagen, was für Tränke ihr zubereiten müsst, welches Rezept ihr braucht und dergleichen. Ich sage es euch erneut: Ihr habt eure Magie nicht zur Verfügung, sondern müsst sie zur Not mit Tränken erzeugen oder andere Effekte erzielen. Das war hoffentlich Aufschluss genug, ohne zu direkt zu werden. Das stimmt doch, oder Bruder?"

Carston nickte ihr schweigend zu und wandte sich dann an die Gruppe.

"Sucht alles zusammen, was irgendwie zu Mixturen verarbeitet werden kann, Naturkräuter, Steine des ewigen Feuers, Vulkanglasphiolen, falls vorhanden, für die extrem hitzigen Fälle. Holt es lieber her, anstatt vorher drüber zu philosophieren, ob es nützlich ist. Nero und Dante, ihr werdet es euch ansehen und beurteilen müssen, mehr Ratschläge kann und darf und werde ich euch nicht geben."


Callindor

Callindor
25.01.2011, 18:27
Anständige Apparaturen zu finden und Kolben mit Stopfen zu versehen waren noch die einfachsten Dinge, die auch Callindor hatte erledigen können. Doch schon beim Entzünden der Flamme machte er beim ersten Versuch es dermaßen falsch, dass es gleich eine Verpuffung gab und ein unter Druck stehender Kolben platzte. Von da an beschränkte sich Callindors Einsatzfeld auf das eines Handlangers, denn wirklich Ahnung davon, was Nero und Dante dort taten und an welchen Instrumenten und Reagenzien sie fuhrwerkten, besaß er ohnehin nicht.

Nur leider ging es auch ohne sein vermasselndes Talent nicht wirklich vorwärts. Nero schaute zu Dante, dann gucvkte Dante wieder zurück zu Nero, der eine schob etwas von links nach rechts, drehte die Flamme etwas auf, der andere machte sie wieder kleiner und rückte es wieder an seinen Ausgangsplatz. Ein paar der Anwesenden hatten vielleicht Ahnung von Alchemie, trotzdem kam es Calindor gerade so vor, als wüsste niemand so wirklich, was er da tat und wofür welches Rädchen oder Schräubchen diente. Nun traten sie auf der Stelle, kamen weder vor noch zurück, sodass es letztlich Callindor war, der entnervt auf den Labortisch klopfte, dass die gesamte Apparatur dabei einen Satz machte und die Kölbchen in ihren Verschlüssen klapperten.

"Also für mich sieht das so aus, als wären hier alle genauso schlau wie ich, was dieses Thema angeht. Oder warum drehen wir uns hier im Kreis? Ich weiß zwar nicht, aber nach so viel verstrichener Zeit müssten doch erste Ergebnisse vorhanden sein, doch es tut sich nichts. Für mich sieht es jedenfalls so aus, dass wir gerade nichts tun, obwohl es sehr nach Arbeit aussieht, dieses Tischrücken, denn mehr ist es ja wohl nicht."
"Es ist nur ... ohne wirkliche Rezeptur kann es schnell ins Auge gehen, so auf Verdacht und Gottvertrauen zu experimentieren. Ein Funke, und kein Stein steht mehr auf dem anderen und wir sind Geschichte."

Callindor murmelte nicht verstehend, irgendwas würde schon dabei raus kommen, wenn man nur alles zusammenschüttete und es erwärmte, verbrannte oder sonst was damit machte. Das wäre zumindest mehr, als sie bis jetzt erreicht hatten.
"Hey ihr drei, ihr wollt euch zwar nicht einmischen, aber ein paar Tipps und Ratschläge wären hilfreich, sonst stehen wir bestimmt bis zu Innos Wiedererweckung hier und schauen uns dämlich an."
Callindor forderte sie mit einer Handbewegung auf, doch mal etwas detailierter und deutlicher zu werden, doch statt dessen sahen sie sich nur abschätzend an, flüsterten in einer Geheimsprache, nickten und verneinten und so weiter und so fort.
"Wird das noch mal was? So kompliziert kann das doch nicht sein."

CDarston seufzte und bestellte die Truppe nach oben an die frische Luft. Karissa und die silberne Dame, die sich notdürftig frisch gemacht hatte, baten ebenso darum und obwohl Callindor und einige andere es noch immer nicht verstanden, folgten sie artig. Oben angekommen standen sie nun da und noch immer ging es nicht vorwärts.
"Sag mal, wollt ihr uns verarschen? Was ist nun hier anders, verdammt noch mal? Tut mir ja leid, dass ich so nerve, aber gerade geht mir das echt übel auf die Nerven, ihr mit eurer Geheimnistuerei."
"Sei froh, dass ich überhaupt hier bin, Callindoir, sonst wärst du inzwischen tot, vergiss das nicht."
"Und vergiss du nicht, dass du einen persönlichen Nutzen davon hast, uns hierbei zu helfen, Lady, denn ansonsten wärst du nicht zu uns zurück gekommen, um uns zu warnen, also kommt mir nicht so lehrerhaft, wenn ich bitten darf."
Callindor stöhnte und rieb sich die Schläfen. Kopfschmerzen plagten ihn, seine Augen schmerzten und irgendwie wollte gerade mehr denn je wieder zurück nach Hause, nach Vengard, seiner Heimat. Das alles stank ihm total. Wäre nicht sein Leben direkt bedroht, er würde ihnen allen einen Finger zeigen, sich umdrehen und gehen. Sollten sie doch ihre Kämpfe alleine ausfechten, der dunkelhaarige Magier hatte die Schnauze gestrichen voll. Es wunderte ihn, dass er es überhaupt bis hier hin ausgehalten hatte. Als wäre ein Damm gebrochen und jetzt überfluteten ihn die Eindrücke und Erlebnisse erst so richtig.
"Wisst ihr was ... leckt mich doch einfach mal am Arsch!"

Callindor wandte sich ab und betrat wieder Neros Zuflucht, dicht gefolgt von den drei Splitterkindern, denen er lautstark die Tür vor der Nase zudonnerte.
Er wollte allein sein, seine Gedanken ordnen, und allein hieß allein, mutterseelenallein.

Clan dv Dressels
25.01.2011, 19:02
Die Silberne beachtete den effektvollen Abgang des Mannes nicht weiter. Für solche Alleingänge war keine Zeit und deswegen war sie nicht hier her zurück gekommen. Auch wenn er mit seiner Anspielung nicht unrecht hatte. Sie war auf diese Bande angewiesen. Sehr sogar. Hoffentlich hatten sie sich noch nicht sonderlich viel Gedanken dazu gemacht, wie sehr.
Noch hatte sie so etwas wie einen Trumpf oder eine Art Ehrfurcht, die von ihrer Person ausging. Sollte man sie als das entlarven, was von ihr übrig geblieben war inzwischen, welchen Respekt zollten sie ihr fortwährend dann noch? Auch wenn es ihr nicht gefiel, hieß es daher, Kompromisse zu machen und diese Bälger zufrieden zu stellen.

"Wir sind hier oben, damit ich euch etwas zeigen kann. Passt auf und lernt!"

Sie hob die Arme, gefolgt von Carston und Karissa, und als würde eine Woge der Magie das Land überfluten, war Neros Heim verschwunden, es glich am ehesten einer Wüstenei aus Wasser, wie eine Ödnis aus Moor und Trockenheit, ein dünner Film der Existenz, auf dem ihre Glieder ruhten. Selbst Callindor war verschwunden.
Eine zweite Welle der Zauberei kam über sie und plötzlich hatten sie wieder festen Stand unter den Beinen, auch wenn sich daran nie etwas geändert hatte.
Domenik war es, dem als erstes auffiel, dass sie nicht mehr unter sich waren.
"Wir haben Gesellschaft, Freunde. Zu den Waffen!"
Doch Carston wehrte nur ab und begründete dies mit der Gewissheit, dass sie hier außerhalb von Zeit und Raum existierten, sozusagen als stille Beobachter einer Begebenheit, die es so nicht mehr geben würde.

Sie sahen, wie sie sich selbst sahen. Callindor, Nero und all die anderen, aufgereiht wie ein Spalier, bereit zum Kampf. Ihnen gegenüber standen die Schwestern.

"Euer Treiben endet hier und heute!", brüllte Nero und wollte mit seinen Händen wohl einen Feuerball formen, als sich die lasche Ansammlung von Funken sofort zerstob. Rat suchend wandte er sich zu Domenik und Dante, denen es ebenso misslang, ihre Magie erfolgreich einzusetzen.
"Dies ist Avarons Eiland. Jedwede andere Magie ist hier unerwünscht. Nur Avarons eigene hat hier Bestand. Und dies werdet ihr am eigenen Leibe erfahren, bevor ihr sterbt. Erkennt, was für Narren ihr gewesen seid, euch gegen uns zu stellen."
Es war die Dunkle gewesen, die dies geäußert hatte. Die andere Silberne dieser Realität und auch die Blonde, die Callindor seinerzeit unter seinem Wahn beinahe getötet hatte, sagten kein Wort, traten eher vor der Majestät ihrer Schwester zurück.
Sodann flogen aus den Händen der drei Frauen kleine Ampullen. Fläschchen, kaum größer als ein Daumen steuerten auf die Gruppe zu und kurz bevor die auf dem Boden aufkamen, zückten sie ihre Hände, zersprengten das Glas und ließen die Macht, die darin eingesperrt war, frei.
Eine Woge der Explosion, eine wahre Allmacht an Magie kam über sie, spülte sie hinfort und riss sie lautstark von den Beinen. Serena und die drei Kinder waren beim Aufschlag auf dem Boden bereits tot. Ihr kümmerliches Verständnis von magischer Verteidigung hatte diesem Angriff nichts entgegen zu setzen.
Doch damit war es noch nicht vorbei. Valen, in seiner blutrünstigen Raserei, wollte es im Nahkampf mit ihnen aufnehmen, doch noch ehe er überhaupt in Reichweite gekommen war, hatten die Schwestern ihn mit einem Spruch schon bewegungsunfähig gemacht. Gelähmt und starr wie eine Statue konnte er der Wucht der entköpfenden Klinge nichts entgegen setzen. Staub war es, was von ihm übrig blieb, bedeckt von verkohlenden Klamotten.
Dieses Massaker würde ungleich enden, das war klar, und als sollten sie ihr Leid bis zu einem ultimativen Ende auskosten, wandten sich die Schwestern nun Dante und Domenik zu, schleuderten sie mit ihren Fingern durch die Luft, hielten sie plötzlich an, nur um sie daraufhin schneller und schneller rotieren zu lassen, bis ihre Glieder aus den Verankerungen rissen und unter vergehenden Schmerzensschreien die Körper der beiden Männer Stück für Stück zurück auf dem Boden landeten. Ein Bein hier, ein Arm dort ...
Zurück blieben Callindor und Nero, denn Carston und Karisdsa hielten sich seltsam abseits des Kampfes, schauten nur mit gesenktem Blick, wie nun auch die Magie dieser Insel über die Brüder kam und sie gegeneinander positionierte, jeder mit einem Dolch in der Hand, auf die Kehle seines Gegenübers gerichtet. Und als würde sie jemand anschieben, verringerte sich der Abstand mehr und mehr, bis sich die Spitzen mit den hebenden und senkenden Kehlen berührten.
Dieser Blick in ihren Augen! Callindor und Nero, Brüder im Blute, und selbst im Tod zusammen. Und dann gab es ein Geräusch, ihre Leiber wurden zusammen geschoben, ein Röcheln erklang, ehe jeder mit dem Kopf auf die Schulter des anderen sank, ein Bild für die Ewigkeit.

Erneut überkam die Gruppe diese Welle der Magie und das Bild änderte sich. Die Silberne wies die anderen an, sich bereit zu machen, schaute zu ihren Schwestern und sich selbst, ohne das es jemand der Anwesenden wahrnahm und sah sich, wie sie sich selbst zu zwinkerte. Und sie blinzelte zurück.
Hoffentlich wüssten sie etwas mit diesen Informationen anzufangen.


Callindor

Clan dv Dressels
28.01.2011, 12:44
War sie nun endgültig verrückt geworden? Oder war es die Welt um sie herum?

Serena hatte im Vergleich zu Nero oder Dante nicht viel tun können, ja selbst ihr Sohn Domenik stellte sich als begabter in Sachen Alchemie heraus, als sie es vermutet hatte. In etwa erging es ihr so ähnlich wie Callindor, der von all den Gerätschaften und Indregenzien ebenso wenig Ahnung besaß, wie sie selbst.
Deshalb, und auch weil ihr das Arbeitsklima mit der Zeit nicht mehr gefiel, da ein recht akkurater Umgangston besonders von nero und seinem Kinde angeschlagen wurde, zog sie sich nach einer kurzen Rücksprache, ob dies erlaubt sei, zu Callindor zurück.
Seit ihrer Rückkehr aus dieser Zukunftsvision hatte er mit keinem von ihnen ein Wort gewechselt. Mittlerweile kochte die Wut und die Machtlosigkeit vor dem drohenden Tod mehr und mehr über. Selbst diedrei Kinder vermochten nicht langer, Callindor in Schutz zu nehmen, denn auch ihr Dasein war in dem futuristischen Blick zunichte gemacht worden.
Aber allein ihrem Schatz die Schuld daran geben? Ohne ihn wäre einioges nicht passiert, wohl wahr, aber er hatte inzwischen auch viel Gutes bewirkt, Nero vor dem Galgen bewahrt, und gegen diese seltsamen Schwestern gekämpft. Auch wenn sie inzwischen innerlich zu schwach war, um nicht auch böse auf ihn zu sein, schließlich war er damals lieber gestorben, anstatt an ihrer Seite zu bleiben, die Oberhand besaß aber das Mitgefühl und die Liebe, die sie noch immer für ihn empfand. Dabei vergaß sie ein um's andere Mal, dass dieser Callindor ja noch gar nicht ihr Ehemann sei konnte. Kalendarisch gesehen kannte er sie überhaupt nicht, denn er war aus seiner Zeit gerissen worden, bevor sie bekannt gemacht werden konnten.

Serena brauchte ihren Liebsten nicht lange zu suchen. Zum Nachdenken zurück gezogen, lehnte er vor dem Fenster und schaute hinaus, die frische Luft wehte ihm dabei um die Nase und kühl schwappte es auch zu ihr über. Er sprach mit ihr kein Wort, sagte nichts, als er sich ob des ungebetenen Eindringlings umwandte, sondern schaute nur scheinbar ewig aus dem Fenster. Ab und zu rieb er sich die Schläfen und stöhnte. Ihm schien es auch nach dem Koller nicht besser zu gehen. Nur zu gern wollte sier ihm beistehen, doch wie verhielt sie sich richtig. Von seiner Position aus war sie eine Fremde, vom Alter her fast so etwas wie seine Muter, und eben nicht wie eine Ehefrau.
Die dunkelhaarige Frau besah sich das Gästezimmer, das recht spärlich beräumt war, in der Zeit des Beobachtens genauer, stellte jedoch nichts Außergewöhnliches fest, was Nero oder einer seiner Gewandten hier großartig versteckt halten könnte. Genauer gesagt schienen sie nicht viel Besuch zu bekommen, was vielleicht gerade in der Art unds Weise begründet lag, wie es hier aussah. Sehr vornehm kam es nicht daher und außerdem störte sie der Geruch nach Verbranntem, die Pestilenz von Kraut. Aber sicvher gab es einen trifftigen Grund, warum die gesamte Familie nur zu gern dem Konsum von Stengeln fröhnte.
Selbst Callindor merkte einmal beinahe unterbewusst und beiläufig an, wie muffig es doch hier überall röche. Da hatte Serena schon gedacht, dass es jetzt vorwärts ginge, doch mehr kam von ihm nicht.

Der Tag verstrich und es wurde Abend und schließlich Nacht, Abendbrot wurde gereicht, heftig diskutiert. Natürlich war Callindor und alles drum herum das Hauptgesprächsthema, obwohl ihr Liebling es allzu gern vermied, antworten zu müssen. Gemeinsam mit seinen drei Kindern vertilgte er das dargebotene Essen, dankte Sylwina für die sättigende, wohl schmeckende Kost und verabschiedete sich sodann zur Bettruhe. Auch diesmal wollte er sie fort schicken, doch Lea, Pierre und Liz bestanden darauf, über Nacht bei ihm verweilen zu dürfen. Nur zur Vorsicht und um festzustellen, wie regelmäßig die Rückfälle auftreten würden.
Murrend ließ er sich breit schlagen und auch Serena selbst überkam bald darauf eine ungeahnte Schwere. Es war, als würde Callindors Melancholie langsam auch auf sie abfärben. Entschuldigend löste sie sich ebenso von der restlichen Gruppe, ließ sie debattieren und philosophieren, während ihre Gedanken bei Callindor waren, der sich in den letzten Stunden irgendwie zu verändern schien.

Zu gern wollte sie zu ihm, mit ihm die Nacht verbringen, seine Nähe spüren, doch er war nicht allein und so beließ sie es, leise anzuklopfen, ihm eine gute Nacht zu wünschen und danach selbst zu Bett zu gehen.
Ihre Ruhe währte lang, doch war sie als erste wach geworden. Weshalb, das konnte sie auf Anhieb und auch später nicht genau sagen. Im Haus war es noch still. Offenbar hatte sich die Diskussion bis weit in den Morgen geschoben, sodass das Aufwachen der aanderen sicher noch auf sich warten lassen würde.
Serena nahm sich einen Kamm auf dem Ankleidezimmer, stahl sich in das Gemach ihres Gatten und sah ihm und seinen Kindern beim Schalfen zu. So friedlich und geborgen sahen sie aus, sehnten sich nach der Ruhe und Sicherheit ihrer Träume, verglichen mit dem Albtraum, der hier draußen drohte.
Leicht summend fing Serena an, ihr Haar zu kämmen, während sie dabei abwechselnd aus dem Fenster schaute und dem steigenden Morgen beiwohnte und dann auch wieder überprüfte, was Callindor tat.
Der Schock kam unerwartet, wie ein Unwetter aus heiterem Himmel. Dabei wollte sie nur dem Knauf betätigen, um den Riegel zu entfernen und das Fenster zu öffnen, um das Zimmer zu lüften. Noch während sie mit ihrer rechten hand ihr Haar mit dem Kamm liebkoste, schaute sie zu Callindor und hantierte an dem Fenstergriff. Verdammt, wo war der denn bloß? So oft kann sie doch nicht daneben greifen!
Erbost über die Willkür eines Schreinerwerkstück drehte sie sich um und wollte ihn schon für seine Dreistigkeit, sich nicht betätigen zu lassen, beschimpfen, als ihr der Schreck durch die Glieder fuhr.
Dort war der Knauf, direkt dort, wo sie mit ihrer Hand gefingert hatte. Doch so oft sie es versuchte, sie erwischte ihn nicht. Ihre Handglieder gingen einfach so durch das Holz und die Scharniere und Metalle.
Sie mochte schreien, doch kein Ton kam aus ihrem Mund. Was ging hier vor? War sie zu einem Geist geworden? Erblasst von dieser erkenntnis ließ sie den Kamm aus ihrer anderen Hand fallen. Es schepperte kurz, doch es gereichte so weit, dass Callindor aus seinem Schlummer erwachte.
"Guten Morgen", nuschelte er verschlafen und endlich erwischte sie den Griff und riss panikartig das Fenster auf, zerrte es beinahe aus den Angeln. Es war wieder vorbei. Woher auch immer dieser *Zustand* kam.
"Alles in Ordnung?", fragte Callindor mit besorgtem Blick und Serena hatte Mühe, ihr Erlebnis nicht gleich kund zu tun. Er würde sie wahrscheinlich nur auslachen. Es als Folge einer schlaflosen Nacht abtun. Vielleicht war es daher besser, nichts darüber zu sagen.
"Das Fenster hat etwas geklemmt. Entschuldige bitte."

Serena entschuldigte sich für ihr Eindringen und wünschte ihm einen angenehmen Morgen. Danach verließ sie sein Zimmer und betart wieder ihres, noch immer davon beschäftigt, war mit ihr los war oder war hier vor sich ging.
War sie nun endgültig verrückt geworden? Oder war es die Welt um sie herum?


Callindor

Clan der Zaverias
28.01.2011, 19:37
Nero wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat von der Distille zurück und besah sich eines Arsenals an Tränken, Gebräuen und Tinkturen. Es waren verschiedene Sorten, aufsteigend in ihrer Wirkung. Zum Einen hatte er da Stärkungstränke für die Zeit während Kämpfen und Aufgaben, sie würden Verletzungen zwar nicht heilen aber ihren Effekt verringern, denn sie würden den Schmerz betäuben und Adrenalin freisetzen. Danach kamen die Heiltränke für die Rastpausen in denen sie sich damit regenerieren konnten, Narben waren schließlich immernoch besser als zu verbluten. Nun kam der Magier ins Schmunzeln, nur er wusste wie man die folgenden Mixturen brauen konnte und beäugte sie mit diebischer Freude. Da war die "Ala de Fuego", ein biestiges Gemisch, welches einen feurigen Kreis bildete und diesen Kreis in einem schnellen, heftigen und brutalen Feuerstoß nach oben sandte. Sie glühte tief rot in ihrem Gefäß. Daneben stand "La mano del esqueleto", ein Schwarzmagier hatte ihm einst diese Formel gelehrt, ein wahrer Nekromant und guter Freund, ein geist zwar, doch immer zu einem Gespräch bereit gewesen. Knochige Hände aus grüner Materie würden aus dem Boden schießen und den Gegner für einige Zeit festhalten ohne ihm etwas zuzufügen, sie gaben ihnen wenn nur die Zeit sich geordnet zurückzuziehen. Die Mixtur glühte grünlich in ihrem Gefäß. Neben ihr stand "Flash violencia", der mit Abstand stärkste Trank der unteren Stufe, für die oberen war nicht genug Zeit gewesen. Dieser Trank enthielt einen konzentrierten Energiestoß der in Form eines Blitzes durch den Körper des Ziels wanderte und diesen mit seiner Hitze verbrannte. Die Mixtur glühlte bläulich in ihrem Gefäß.

Und dann legte er den Kopf neben das nächste Gefäß, das in den drei Farben der vorhergegangen leuchtete. Nur eine Sorte der oberen Kategorie hatte er herstellen können. Der "Excelente huelga", eine seiner mächtigsten Schöpfungen. Diese kleine Bombe war ein wirklicher Kracher. Sie setzte gleichsam Macht, Energie und jede Art von elementarer macht frei, die nur Magier des Wassers, der dunklen Magie oder des Feuers nutzen konnten. Das gebräu richtete sich exakt gegen den typ Feind, der vor ihnen stand. Menschen würden die Energie zu spüren bekommen in einem umkreis von drei Metern. Untote würden vergehen im Licht Innos', Feuerwesen würden von Eispfeilen zerpflückt, Wasserelementare würden durch Feuer verdampft. Jedem würde nur eine "Excelenta huelga" gegeben, mehr konnte er mit seinen Mitteln nicht herstellen, sie war ein absoluter Freifahrtschein ohne Rückkehr, nach ihr kam nurnoch der eigene Überlebenswille. Das Gute an ihr war jedoch, dass sie jede Art von Feind in drei Metern Umgebung vernichten würde und dank Haaren aller Beteiligter würden diese nicht davon affektiert werden und waren somit auch für die Gruppe einsetzbar. Nero tippte leicht dagegen und kicherte leise. Dann verstaute er alle Tränke in einer kleinen, ausgepolsterten Holzkiste und schnappte sich den Beutel mit den Lederwesten.

Oben angekommen bat er alle nach draußen in seinen Hinterhof. Dann stellte er die Utensilien ab und bat alle, sich in einem halbkreis aufzustellen.

"Ich habe für euch alle Lederwesten angepasst während die Mixturen kochten, sie werden nicht perfekt sitzen, hier und da zwicken, aber ich musste sehr schnell arbeiten. Es sind nietenbesetzte Lederwesten mit einem Alchemiegürtel für Zehn Tränke über der Brust und einem Trank an der rechten Schulter. Jeder bekommt zwei Standardtränke und meinen Spezialtrank, ich werde sie euch vorführen...."

Nachdem er die Westen verteilt hatte zog er die Tränke aus der Kiste und stellte die vier Bomben bereit. Dann warf er eine nach der anderen auf die Übungspuppe, verbrannte sie, nagelte sie fest und durchstieß sie mit einem Blitz, dann kam er zu seiner größten Kreation, dem "Excelente huelga". Die kleine Bombe platzte in einem gewaltigen Lichtblitz und bildete eine schwarze Kugel die allerlei Feuerwerk auf das Ziel absonderte. Ein Raunen ging durch die Menge, Nero drehte sich um und packte seinen Hemdskragen, zog sich das Hemd aus und entblößte seinen Oberkörper, eine rötliche Brandwunde in Form einer Teufelsfalle prangte auf seiner Brust.

"Dies wird unser mächtigstes Abwehrsystem sein. Dieses Mal wird euch vor einem Angriff mit dunkler Magie beschützen. Seht es als einmaliges Schild an, doch verlasst euch nicht zu sehr darauf jetzt. Es bricht auf sobald schwarze Magie gewirkt wird und vereitelt die Folgen nur ein einziges Mal, danch ist es unbrauchbar, es ist die letzte Rettung und danach kommt nurnoch euer Wille, euer Geist. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber es ist die einzige Möglichkeit!"

Callindor
28.01.2011, 20:10
Dante war Feuer und Flamme für diesen Zauber. Domenik, Valen und Vic folgten dem Beispiel und ließen sich von ihm behandeln. Übrig blieben Serena und Callindor. Die Lady wollte schon zur Tat schreiten, als sie erneut so ein seltsames Gefühl in ihrem Körper verspürte, kurz beiläufig auf ihre Hand sah und sie unter der anderen versteckte. Es geschah erneut. Direkt vor den anderen, doch niemand schien etwas gemerkt zu haben.
"Serena, kommst du?", fragte Domenik seine Mutter, doch sie zögerte noch. Würde es wieder gut sein, sobald sie sich entblößte? Was wenn nicht? Wie sollte sie es erklären?
"Und du, Vater?", richtete sich der junge Mann an Callindor, der davon aufgeschreckt wurde und sich die Augen rieb.
"Muss wohl eingenickt sein ...", gab dieser zurück und lehnte es dann dankend ab, sich bekritzeln zu lassen. Noch immer dröhnte sein Kopf, seine Augen brannten und obwohl er die Nacht zuvor so geruht hatte, waren seine Reserven erschöpft. Ob das mit dem Meditationszauber zusammen hing, den die drei Kinder mit Nero zusammen durchgeführt hatten?
Wie auf Zuruf starrten die drei ihn an, als hätten sie seine Gedanken erraten, der Magier wehrte nur ab.
"Ich denke, das ist keine gute Idee. Es könnte mit dem Heilzauber der Kinder konkurrieren. Lasst mich aus dem Spiel."

Er sagte es so, dass er sich auch nicht umstimmen lassen würde. Obwohl Nero es tat, sogar mehr als einmal und mit Verlauf der Minuten recht laut und intensiv. Waren sie wieder so weit, sich zu beschimpfen und mit Kraftausdrücken zu bewerfen?

"Was ist mit dir, Mutter?", fragte ihr Sohn erneut, doch zur Verwunderung aller lehnte auch sie ab.
"Mir ist der Schutz von Callindor genug. Es wird schon nichts schief gehen."
Es war nicht wirklich galant ausgedrückt, aber sie konnte unmöglich den anderen ihre verblasste Hand zeigen, auch wenn sie glaubte, nun wieder vollständig zu sein.
Woher kam das nur? War sie krank geworden, oder spielte hier jemand einen falschen Zauber und manipulierte die Frau ohne eine Warnung?
Nur eines war klar: es machte ihr Angst.

Callindor
29.01.2011, 10:29
Die Wirkung des Schutzzaubers hatte wider Erwarten anfangs für eine Schwächung der Körper gesorgt, wodurch die Abreise nach Avaron um einen weiteren Tag verschoben werden musste, damit sich jeder von den Auswirkungen erholen konnte.
Callindor hatte es bewusst vermieden, sich noch mehr von diesen Menschen, die sein ein und alles werden würden, weiter beeinflussen zu lassen. Mehr denn je wünschte er sich zurück nach Vengard. Zu seinem Orden, zu Nero, um ihm für diese blödsinnige Idee, ihn zu töten, die Leviten zu lesen und danach eine Party zu schmeißen, dafür, dass er es aus dieser seltsamen Welt fort geschafft hatte.
Und zu seiner eigenen Erheiterung sehnte er sich sogar nach Francoise, Parlan und all den anderen. Es war ihm, als befände sich der Magier völlig abgeschnitten von ihnen, als wäre dies ein Leben abseits des Ordens, wo dieser keinerlei Bedeutung zu spielen schien. Doch er hatte Bedeutung, denn sie alle waren noch immer mit ihm über ihren Glauben und ihre Lebenseinstellungen mit ihm verwurzelt.

Noch immer ging es ihm schlecht. Naja, nicht wirklich schlecht, denn er fühlte keinen Schmerz oder Unwohlsein, aber gut bekam es ihm ebenso wenig. Es lag irgendwo dazwischen, selbst für ihn schwer zu definieren. Sein Schlaf war bezeichnend für seine innersten Sehnsüchte und herzlichsten Wünsche, denn beinahe aussschließelich handelte es von Erinnerungen an damals, seinem Leben in Vengard, als Adlat und Novize, später als Magier, die Zeit der Stabkampflehre, die Augenblicke, als er selbst Magie an willige und interessierte Ordenskollegen weiter gab. Szenen mit Nero, Vic und Albrich und auch Valen, damals, als sie alle wegen versuchten Mordes am König inhaftiert worden waren. Hoffentlich ging es König Rhobar gut. Sicher hatte er sich von dem Anschlag erholt und war quicklebendig. Hockte in seiner Burg in Vengard und grübelte über Armeetaktiken, nur um sie kurz vor Schluss doch wieder zu verwerfen. Wenn es eines gab, dessen sich der König schuldiog gemacht hatte, dann seiner Unentschlossenheit. Ihm fehlte so etwas wie Risikofreudigkeit. Sicher, Vengard war sicher, doch die Ländereien waren groß und seine Offiziere und Paladine guten Mutes, es mit den Orks und anderem Gesindel aufnehmen zu können. Sie waren keine kleinen Kinder mehr, die man stets und ständig beschützen musste. Vielleicht sollte Callindor nach seiner Heimkehr den Entschluss fassen, mit dem König deswegen einmal zu sprechen. Wie lange wollte er wohl noch den Patt zwischen Faring, Bakaresh und den Waldläufern aussitzen. Ganz zu schweigen die Nordmarer Barbaren.

Es waren so viele Szenen, so viele Bilder und Gedanken, dass Callindor unruhig schlief, jedoch nie erwachte, sondern sich gerade zu wohl fühlte in dieser Abfolge von Gedankenschnipseln.

Clan dv Dressels
29.01.2011, 10:38
Serena fand keinen Schlaf. Erneut war es geschehen. Vor der ganzen Truppe begann sie sich aufzulösen. Zum Glück behob sich dieser Zustand von allein, doch es sollte nicht so bleiben. Kurz vor dem zu Bett gehen überkam sie erneut dieses Gefühl der Schwerelosigkeit und diesmal zog sich die Durchsichtigkeit von der Hand bis zum Arm hinauf. Sie mochte schreien, doch kein Ton entkam ihrer Stimme, deshalb weinte sie nur sdtumm, ließ die Tränen fließen und hoffte wider besseren Wissens, dass es vorüber ginge.
Es ging vorüber.
Doch erst nach sehr viel längerer Zeit, als bei den beiden letzten Malen. Diesmal breitete sich die *Krankheit* über ihren gesamten körper aus, lies sie blass werden und beinahe hatte sie sich selbst aufgegeben, als mit einem Mal ihre Kräfte zukück kehrten.
Danach war ein Rumperln im Gang draußen zu hören und danach ein Aufschrei. Jemand war gegen das dort stehende Tischchen gestoßen und fluchte recht derbe vor sich hin. Der Stimme nach war es Callindor gewesen.

Callindor ...

Obwohl sie dagagen angekämpft hatte, forderte ihr Körper danach doch noch seinen Tribut und ein leichter Schlaf legte sich über Serena.


Callindor

Clan dv Dressels
29.01.2011, 10:53
Domenik fühlte sich seltsam. Neros Schutzglyphe brannte und zog etwas auf seiner Haut, doch es gab auch etwas von einer Sicherheit, zu wissen, dass sie geschützt sein würden. Wenn auch nicht für ewig.
Dass seine Mutter sich dagegen ausgesprochen hatte, bereitete ihm dennoch Sorgen. Einzig auf Callindors Schutz zu vertrauen war in seinen Augen doch etwas zu wenig, so sehr er seinen Vater doch schätzte.
Daher hatte er Nero gebeten, sehr früh am Morgen mit ihm zusammen in das Gemach seiner Mutter zu gehen, um mit ihr persönlich unter sechs Augen erneut darüber zu sprechen.
Sie klopften drei Mal an, doch es rührte sich nichts. Domenik rief ihren Namen, wieder blieb es still.
"Ob sie noch schläft? Oder ist sie schon auf?", fragte Domenik und ernetete von Nero nur unwissendes Schulterzucken. Es nicht besser wissend, klinkte Nero und die Tür öffnete sich nach innen und gab einen Einblick zum Bett frei, in dem sich ob der Wölbungen der Bettdecke jemand zu befinden schien. Also schließ Serena noch.
Leise traten sie ein und schlossen die Tür hinter sich. Als Domenik dann den Namen seiner Mutter rief, regte sich noch immer nichts. Langsam wuchs ein ungutes Gefühl in ihm heran.
"Da stimmt was nicht ..."
Nero näherte sich dem Bett und rief erneut Serenas Namen und als sich ein viertes Mal nichts tat, schlug er die Decke zurück und ihm entkam ein *Oh Innos!* und Domenik erilte zu ihm und sah es nun auch, presste sich die Hand auf den Mund und konnte nur starren.
Dort lag Serena, doch seltsam blass, ja beinahe durchsichtig. Sie schlief, oder lag im Koma, weißer, kalter Atem entkam ihrem Mund. Sie träumte offenbar. Und sie sprach Worte, hauchte sie wie den letzten Überlebenswillen stoßweise aus.

"Callindor ...", doch ihr Wispern ging im Stimmengewirr der beiden Männer unter.

Nero und Domenik konnten nichts tun, denn wo auch immer sie hingriffen, sie tasteten durch sie hindurch.
"Das kann nicht sein! Was wird hier gespielt?", polterte Domenik und sah Nero Hilfe suchend an.

"Callindor ...", flüsterte sie erneut und hauchte wieder einen eisigen weißen Luftschwall aus.
"Callindor? Was hat der damit zu tun? Wo ist der jetzt überhaupt? Welches Zimmer hat er?"

Während Domenik diese Fragen stellte, war Nero schon aus dem Zimmer gestürzt und rief laut den Namen seines Bruders. Wusste er etwa, was hier vor sich ging? Und obwohl Domenik zu gern gefolgt wäre, blieb er bei seiner Mutter und hielt ihre Hand, zumindest lag seine auf ihrer, obwohl er von ihr nichts erfühlte. Es war inzwischen so, als gäbe es sie gar nicht mehr wirklich.


Callindor

Clan der Zaverias
31.01.2011, 18:59
Hektisch rannte Nero den kleinen Gang entlang und rutschte erst kurz an der Tür vorbei ehe er sie förmlich mit seiner Schulter einrammte, den Raum eilends betrat und den schlummernden Callindor unter seiner Bettdecke hervorzerrte, ihn am kragen packte und ihm zwei saftige Ohrfeigen verpasste. Die drei Jugendlichen waren dabei so überrascht worden, dass sie diesem Schauspiel nur mit großen Augen folgen konnten. Callindor erwachte schreiend, schlug um sich, fürchtete seinen Tod oder schlimmeres, knallte hart auf den Boden und blieb keuchend liegen. Dann sah er zu Nero auf, der ihm heftig atmend die Hand hinhielt und ihn auf die Füße hievte. Callindor rieb sich das Kinn, das hatte es nämlich ein wenig hart erwischt bei den Ohrfeigen und als Nero schließlich wieder ruhig atmen konnte und sich auch weitestgehend abgeregt hatte zerrte er ihn ohne ein Wort mit zu Serena, die sich jedoch, schon wieder sitzend, zittrig ein Glas Wasser gönnte. Nero pfiff durch die Zähne. Er postierte Callindor auf einem Stuhl in der Nähe und watschte ihm noch eine, der Protest dagegen kam sowohl von Serena als auch von ihm selbst, Domenik runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. Nun war es schließlich auch der Priester, der sich einen Stuhl schnappte, sich, mit der Lehne voran, darauf setzte und eine Zigarette anzündete, die Stille rauschte in ihren Ohren.

"Verdammter Narr! Ich hätte es vorher wissen sollen! Wir retten dich, versuchen alles, um dich am Leben zu halten, diese ganze Scheiße hier zu ändern und was tust du? Du wünschst dir nichts sehnlicher als den Fakt, dass das hier alles nie passiert! Nichtmal im Ansatz!"

"Ich.. Aber... Wie... Was??"

"Zu nicht so! Du träumst davon, wie du Serena nie begegnest! Dein Geist verhindert in dem Moment, dass das alles hier passiert und wir fangen an, uns aufzulösen! Wir würden dann nicht einmal hier in der Nähe sein! Und wenn Serena, bei der es offensichtlich beginnt, nicht mehr da wäre, dann wäre auch Domenik nicht mehr da. Dante ist nur hier wegen mir, desshalb würde er wohl als nächstes verschwinden und zuletzt ich, denn ich bin in deinen Erinnerungen und Träumen treibendes Glied!"

"Ich verstehe nicht...!"

"Das musst du auch nicht! Es ist nur wichtig, dass du kein Auge mehr zutust oder zumindest traumlos schläfst! Verdammt nochmal! Das hat uns gerade noch gefehlt! Gerüstet für den Kampf, bereit alles für dich zu geben, und was tust du? Wünschst uns einfach weg! Glaubst du, wir machen das zum Spaß? DU BIST TOT IN DIESER ZUKUNFT! Und wenn du alles auslöschst, dann kann es sein, dass du in dieser Zukunft stecken bleibst ohne Rückkehr und ebenfalls einfach verschwindest! DENK NACH!"

Nero schloss die Augen und bließ blauen Dunst aus, das war einfach zu viel des Guten! Er hatte schon viel durchgestanden, ja, war schon oft beinahe gestorben, aber er hatte den Feind immer vor Augen gehabt und hatte sich nicht vor etwas fürchten müssen, was ihn ohne Vorwarnung und ohne mögliche Gegenwehr auslöschen konnte!

Callindor
31.01.2011, 19:13
Schlief er noch?

Callindors Gesicht brannte und noch immer verstand er von dem Gebrülle seines Bruder kaum die Hälfte. Zu seinem Unglück schien er hier der einzige Kerl zu sein, der nicht auf dem Laufenden war.
Dabei war das, was Nero von sich gab nicht mehr wert, als hanebüchener Unsinn zu sein. Niemand würde so eine phantastische Geschichte glauben. Nicht einmal im Ansatz. Von vorn bis hinten ging dem guten Nero Zaveria wohl der Gaul mit ihm durch.
Callindor nahm seine Hand und tätschelte Neros Schulter.
"Wir haben alle Angst ...", fügte der dunkelhaarige Magier hinzu und versuchte ein aufhellendes Lächeln. Es war ihm wichtig, dass es ihm gelänge, seinen Bruder zu beruhigen. Noch immer klopfte er ihm auf die Schulter.
"Es ist nicht nötig, mir mit Schauergeschichten Angst zu machen oder mich zu motivieren. Träume, die Menschen auflösen, Ereignisse, die allein durch Gedanken weggewischt werden. Tss ... wo hast du das nur wieder aufgeschnappt? Sylwina und du solltet so spät am Abend wirklich nicht mehr so viel rauchen, das schadet offensichtlich dem Gehirn. Nie hätt ich erwartet, dass du dich für solche Ammenmärchen begeistern kannst. Aber ... ok, ok ..."

Callindor nahm seine Hände abwehrend vor seine Brust und tat befließentlich ehrfürchtig. Neros Kopffarbe dunkelte sich etwas ab. Callindor bekam es aber nicht mit.

"Nehmen wir mal an, so etwas wäre möglich, so weit ich sehen kann, sind alle noch da? Niemand verschwunden oder aufgelöst oder vergessen. Also wirklich, Bruder, du hast wirklich eine blühende Phantasie ..."

Callindor lachte herzlich und schüttelte nur sein Kopf in Unglauben. Zu seiner Überraschung stimmte niemand mit ein. Hartnäckiges Publikum heute. Die waren auch schon mal entspannter ...

Clan der Zaverias
31.01.2011, 19:23
Nero atmete tief durch, erhob sich und stellte sich vor Callindor, blickte missbilligend auf ihn herab und versetzte ihm einen Hieb in die Magengegend, sodass er von der Bettkannte rutschte und gekrümmt auf dem Boden liegen blieb. Nero beugte sich tief zu ihm herunter und packte ihn bei den Haaren, zog ihn ein Stück hoch und zwang ihn, ihn anzusehen.

"Es reicht mir jetzt mit dir... Ich hoffe du hast es bis hierhin genossen... Nach all dem, womit ich schon recht hatte damals, nach allem, was uns beiden passiert ist... Ich hätte mehr von dir erwartet... Von mir aus, kannst du hier verrecken, dein ewiges Ende finden, es ist jetzt nicht mehr mein Problem... Ich bin raus... das Maß ist voll... Ich... Ich bin raus hier!"

Nero ließ seinen Bruder los, blickte sich noch einmal um, sah die verschreckten Gesichter und schritt dann auf die Tür zu, knallte sie auf und trat hinaus auf den dunklen Gang.

Callindor
31.01.2011, 19:45
Waren sie mal weider so weit, mit kratzen und Haare ziehen? Waren sie Mädchen? Callindor hatte ja schon immer die Vermutung, dass sein Bruder in Wahrheit ein verkappter Homoerotischer war, es nur nicht sich selbst und seiner Umwelt zugab. Wenn Nero so drauf war, mochte Calindor ihn nicht besonders. Seine cholierischen Anfälle hatten sich wohl über die Jahre auch nicht gebessert ...

"Was ist denn mit dem los?", fragte er Domenik, der ihm half, vom Boden hoch zu kommen, nachdem der hitzköpfige Magier das Zimmer verlassen hatte.
"Kannst du denn seine Reaktion nicht nachvollziehen?", fragte sein Sohn mit bitterer Miene und erkundigte sich nach dem Befinden seiner mutter Serena, die mit zittrigen Fingern das Glas mit dem Wasser umklammert hielt.
"Jedes Wort, das er gesagt hat, entspricht der Wahrheit. Offenbar hat meine Tat,m dich aus deiner Zeit zu entfernen, doch weitreichendere Auswirkungen, als ich bedacht hatte. Es tut mir leid ..."
Callindor sah seinem Gesichtsausdruck an, dass es Domenik bei all dem hier persönlich traf und sehr mitnahm.
"Scheinbar beginnt diese Realität langsam sich aufzulösen. Vielleicht ist es ein Widerstand im Zeitkontinuum, dass deine Gegenwart in einer Realität, in der du offensichtlich tot bist, zumindest es sein solltest. Inwieweit dies mit deinen Träumen zusammen hängt, kann ich nicht beurteilen, dich allein idch schlafen oder gar träumen zu lassen, könnte unser aller Existenz gefährden, Vater."

Seltsam. Als Domenik ihm all dies offenbarte, hörte es sich mit einem Male sehr bedrohlich an. So gar nicht mehr nach Spass und Witz und Alberei. Und schon gar nicht nach einer Unmöglichkeit.
"Es ist wahr. Ich habe geträumt, habe an Vengard gedacht, an meine Heimat, meine Freude. Könnt ihr mir das etwa verübeln. Ich kenne hier niemanden, tut mir ja leid, was bleibt mir anderes übrig, als mich in meine Träume zu flüchten, wenn ich Sehnsucht nach Daheim habe?"

Sie hatten darauf keine Antwort, sondern nickten nur verstehend.

"Doch auch wenn du natürlich nicht unseren Tod willst oder billigend in Kauf nimmst, so ist es zu gefährlich, dich weiter unbeaufsichtigt zu lassen. Es sieht so aus, als wäre neben der Bedrohung durch die Schwestern nun ein weiter Faktor aufgekommen, den es zu bekämpfen gilt. Es schmerzt mich, dass du es bist, der uns Probleme machen wird. Solange wir nicht genauer wissen, wie wir das mit dem Auflösen und Verschwinden verhindern oder in den Griff kriegen und behandeln können, müssen wir anstatt der Symptoime die ganze Krankheit an sich ausmerzen, was mit anderen Worten heißt, dass wir dich auf Schlafentzug setzen werden. Fortan wird immer jemand bei dir bleiben und dich überwachen, zu deiner und auch zu unserer Sicherheit."

Callindor nickte nur schwach, fand keine Worte und seufzte ergeben. Nie hatte er es für möglich erachtet, das er selbst einmal zur Wurzel allen Übels hatte verkommen können. Doch es zweifelte nicht an den Worten seiens Sohnes. Im Gegensatz zu denen seines Bruders lag darin die Ernsthaftigkeit und Angst, die Callindor noch bei Neros Auftritt vermissen ließ.

"Ihr macht keine Scherze, oder? Dann stimmt das also alles? Meine Güte ... "

Er ließ sich in das Bett sinken und sah dort zusammen gekrümmt kaum nach mehr aus aus einem Schluck Wasser. Keinerlei Ehrergebenheit oder Würde, nur mehr Kraftlosigkeit und Schwäche.
Und es blieb noch etwas zu tun: es war noch eine Entschuldigung fällig, beizeiten musste noch ein Gespräch mit seinem bruder folgen, denn so wollte es Callindor ungern stehen lassen.

Clan dv Dressels
01.02.2011, 08:46
Mit sorgenvollem Ausdruck walkte die Silberne die Fläschchen in ihrer Hand hin und her. Mit einer so gewaltigen Sprengkraft würden sich ihre Widersacher schwerlich dagegen verteidigen können. Menschen ...
Seit Jahren, Jahrzehnten, ja sogar Jahrhunderten streunten die drei Gefährtinnen zusammen über diese Erde, suchten nach einer Möglichkeit, den Ring des Lichts zu finden. Sich dabei mit dieser niedren Spezies namens Mensch auch nur einen Deut länger abzugeben, als es für ihre Zwecke und Belange nötig und vorteilhaft gewesen wäre, kam ihr dabei nie in den Sinn. Genauer gesagt durfte es ihr nicht in den Sinn kommen. Als treibende Kraft des Gleichgewichts lag es in ihren Bestreben, so wenig wie möglich in die Entwicklung und Evolution dieser noch jungen Rasse einzugreifen.
Und nun war sie also gezwungen, sich mit einer Gruppe von eben jenen Menschlingen abzugeben, ja ungewollt anzulegen. Die Sprengkraft war wirklich mehr als ausreichend. Aber dennoch ...

Es war nicht von ungefähr, dass sie eine Vision ihres eigenen Ichs vor nicht allzu langer Zeit hier auf der Insel gesehen hatte. Es gab ihr zu verstehen, dass ein Augenblick kommen möge, wo sie nicht harren durfte, sondern zu einer Handlung gezwungen sein musste. Es war wohl dieser Moment, eben jener Augenblick, von dem die Erscheinung nur mit Blicken gesprochen hatte. Und weshalb sollte sie sich selbst nicht vertrauen dürfen? Seit jeher war es unmöglich gewesen, das Gleichgewicht zu manipulieren oder gar auf eine Seite der Mächte zu ziehen. Für alle Zeiten würde sie neutral bleiben, egal, wohin sie dieser Weg führen möge. Ihre blonde Schwester hatte sich ihrer Liebe und Hingabe ihrer Bestimmung verschrieben und dafür sogar gerne ihre Existenz riskiert. Es war nur recht und billig, wenn sie dem Beispiel ihrer Schwester mit gutem Gewissen folgte.

Trotzdem mochte es ihr nicht in den Sinn, weshalb hier noch eine Korrektur von Nöten sein sollte, aber um Zweifel kümmerte sie sich, wenn die Zeit dafür vorhanden war. Jederzeit konnten sie das Eiland erreichen, und auch wenn die Uhren und Zeitmesser hier anders fungierten und funktionierten, ewig würde sich die finale Konfrontation nicht hinauszögern lassen.

"Ich werde dem ganzen noch etwas hinzufügen, Schwester ...", sagte sie bestimmt und nicht gewillt, jetzt über ihre Beweggründe zu sprechen. Ihre blonde Hälfte nickte noch schwerlich vom Kampf vorher gezeichnet, während die Dunkle kaum den Worten ihrer Partnerin Beachtung schenkte.
Für was auch immer sie es noch aufpowern würde war ihr im Moment noch ein Rätsel, denn ... bitte ... es waren doch nur schwächliche Menschlinge, kaum der Würdigung wert.


Callindor

Clan dv Dressels
01.02.2011, 09:13
Mit sorgenvollem Ausdruck walkte die Silberne das Fläschchen in ihrer Hand hin und her. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie dies auf dem Eiland Avaron gemacht, kurz vor dem Zwischenfall, der sie als Zeitreisende zurück in diese Vergangenheit gebracht hatte.
Es würde ausreichen. Neros und Dantes Varianz bezüglich der extrahierten Tinkturen, Fläschchen und Zauber konnte sich wirklich sehen lassen. Doch im Vergleich zu dem, was sie hier in ihren Händen hielt, war all das nur Kinderkram.
Wenngleich in den Händen eines Menschen in den gefertigten Werkzeugen von Nero Macht steckte, so ruhte in dem Fläschchen, welches sie unsicher beäugte, der Tod.
Und war ein Erfolg bei Neros Phiolen unklar, so war ein Fehlen ihres Fläschchens in seiner Wirkung praktisch ausgeschlossen. Sie hatte wohl wissend eine nicht zu unterschätzende Komponente in die Zubereitung des Trankes hinzugefügt. Etwas, so einzigartig und selten, dass kein Mensch es mit seinen simplen Methoden würde kopieren können. Ihr Entschluss war gefallen. Fort war ihr Gleichgewichtssinn und ihre Zurückhaltung. Was hieß es, wenn schlussendlich niemand und nichts übrig blieb, wodurch sich ein Gleichgewicht definierte? Welche Bedeutung blieb dann von ihr übrig? Sie war nicht gewillt, als Fußnote in den Geschichtsbüchern Avarons zu enden, untätig, als könne sie es sich noch leisten, neutral zu sein.

Ein Klopfen an der Tür brachte sie zurück in diese Realität und achtsam verstaute sie das Fläschchen in dem Gurt, den Nero ihnen allen verpasst hatte. Für einen Menschen steckten in diesem Exemplar wirklich mannigfaltige Eigenschaften. Neros Überlebenswille und Kombinatorik beeindruckten sie schon vor langer Zeit. Das war damals, als er sich so tapfer dem Fluch ihres Imperators entgegen stellte, ohne wirklich zu wissen, mit dem er es hier zu tun hatte, und die körperliche und mentale Kraft besaß, zu bestehen. Seit diesem Tag sah sie Nero Zaveria unter anderen Gesichtspunkten.
"Wir wären so weit. Alles ist vorbereitet."
Die Silbrige sah sich zu Carston um, der kaum ihr Zimmer betreten hatte und scheinbar darauf wartete, dass sie ihm folgte.
Nickend ging sie auf ihn zu, passierte seine Position und schritt langsam weiter den Gang zur Versammlungshalle entlang.
"Ich hoffe, sie sind gerüstet, Bruder", meinte sie mit leicht versetztem Blick in Carstons Richtung, was ihn kurz inne halten ließ.
"Das sind sie, Schwester. Du wirst überrascht sein, wie anpassungsfähig die menschliche Natur ist."
"Oh ja, eine Überraschung wird es allemal ..."

Carston blieb stehen und sie spürte, wie sich sein Blick in ihren Rücken bohrte. Aber sie hielt nicht an oder sah sich um, sondern ließ ihre Worte unkommentiert und unerklärt im Raum stehen. Ihr Bruder folgte ihr mit etwas Abstand dann doch noch.
Sie baute darauf, dass es es wert war, diese Mühen auf sich zu nehmen und irgendwie beseelte sie mit jedem Schritt näher zu dieser Gruppe eine nährende Gewissheit, dass sie ihr Salz wert waren und auch jeden Schweiß- und Blutstropfen, der wegen ihnen vergossen werden würde.
Sie alle werden sich noch wundern müssen, von wessen Blut hier die Rede war.

Die Gestalt, die sich in ihrer beider Rücken nahe des Zimmers der Silbrigen herumdrückte und danach ihr Gemach unbemerkt betrat, wurde von ihnen beiden nicht beachtet. Nun ja ... sie selbst durfte es nicht bemerken, denn noch immer hatte sie ein Verantwortungsgefühl dafür, sich nicht zu sehr in die menschlichen Belange einzumischen. Viel zu sehr war sie von ihrem Pfad schon abgewichen, hatte die Regeln auf das Äußerste gebeugt, ohne sie zu brechen. Sollte sie es wohl kund tun, dass sie einen Verräter in ihren Reihen hatten, nicht Carston oder Karissa, und auch nicht sie selbst? Nein, dieser faule Apfel fiel von dem Stamm, dessen Name *Mensch* war. Früher oder später klärte sich ohnehin alles auf. Mit ihrer Entscheidung, es tatenlos hinzunehmen, stimmte sie damit wohl wissend zur finalen Schlacht ein. Und nicht alle würden diesen Kampf überleben. Dessen war sich die silberne Schönheit nur zu bewusst. Sie baute sogar darauf!


Callindor

Clan dv Dressels
01.02.2011, 11:51
So einfach hatte es sich die versteckt stehende Gestalt nicht vorgestellt. Das war fast unter seinem Niveau. Wo war denn da die Herausforderung? Diese silberne Hexe und ihr so genannter Bruder würden sich noch wundern. Sie alle sollten sich noch wundern!
Die Tür war nicht verschlossen, das Zimmer unerwartet spärlich beräumt, fast als hätte die unmenschliche Frau es nicht nötig, etwas vor jemandem zu verstecken. Tss ...
In dem Mantel und der Kapuze fiel es dem Unbekannten leicht, unerkannt durch das Heim des Zaverias zu huschen. Er kannte sich hier ja aus. Viel besser, als man es von ihm wohl erwarten würde. Sie alle stritten sich um Nichtigkeiten, verloren sich in Belanglosigkeiten, anstatt sie sich um das Wichtigste kümmerten. Sahen sie denn nicht, was dieser Jemand schon von vorn herein ersehen hatte? Seit diesem Augenblick den Visionen folgend wie einem abgesteckten Plan und nun sah es schlussendlich so aus, als wäre dies der perfekte Augenblick.
Eigentlich hatte er es nicht erwartet, doch fand sich das Magiebuch ohne lang danach suchen zu müssen. Als hätte es nur darauf gewartet, von jenem unbekannten Menschen geöffnet zu werden. Hier waren also die Zauber und magischen Effekte verschlüsselt, die diesen unnatürlichen Wesen ihre Macht gaben.
Da!
Dieser Zauber musste es sein. Damit würden sich ihre Probleme in Wohlgefallen auflösen. Seltsam, wie simpel und einfach das alles ging. Viel zu einfach, als kümmerte sich niemand darum, was hier gerade passierte. Dabei lag im Wirken dieser Magie so viel mehr.
Damals war es ein Zufall gewesen ... der Kahn, der Spruch, das unbekannte Land. Sie würden nie im Traum darauf kommen, dass die Gestalt schon einmal dort war. Als jene schon mit meinem Leben abgeschlossen hatte, erwuchs durch einen Zufall eine geniale Idee, wie er sich diesen Umstand zu Nutze machen würde können. Lang musste der Schattenläufer warten, viel zu lang, und fast wollte er schon aufgeben. Doch das Glück ist mit den Tüchtigen, heißt es. Endlich soll auch sie für ihre Hartnäckigkeit belohnt werden. Viel zu lang musste sie im Schatten einer Macht leben, verendete fast vor Einsamkeit und Bitterkeit, doch all dieses Leid sollen sie nun alle zu spüren bekommen. Niemand von ihnen kann auch nur im Ansatz erfassen, welche Qual sich sich aufbürden hatte lassen müssen.
Jetzt war Zahltag und der Preis würde hoch sein.
Schnell verschwand der entrissene Zettel in ihrer Hosentasche und geduckt hetzte sie geradezu zurück in die Versammlungshalle. Nur nicht zu spät kommen, sonst fiele jemandem noch ihre Abwesenheit auf.

Aber bis jetzt haben sie noch nicht einmal im Ansatz erahnen können, mit wem sie hier Spielchen spielen. Denn es ist ein Spiel, in einem Spiel, in einem Spiel, und keiner der jeweiligen Spieler ahnt, dass ein anderer dabei seine Schritte lenkt und die Fäden zieht.
Doch noch musste sie sich bedeckt halten, weiter ihre Rolle spielen, die Maskerade aufrechterhalten. Doch darum mache er sich keine Sorgen, denn in Scharade ist er ein Meister, da macht ihm keiner etwas vor!

Glück gehabt, wie sie alle angeströmt kommen, wie Ameisen zu ihrer Königin. Als wäre die Silberne auch nur etwas dergleichen, unerhört. Wie sie alle an ihren Lippen hängen, als wäre jedes Wort dieser Hure Gold wert. Aber sie würde sie nicht umkrempeln, ihn für ihre Zwecke missbrauchen, sie nicht. Und Callindor auch nicht, dafür sorge er persönlich. Mögen sie alle zur Hölle fahren für ihren Lebenswandel nach Callindors viel zu früher Tod, nun ist die Zeit gekommen, als Scharfrichter ein Urteil über sie alle zu fällen.


Callindor

Callindor
02.02.2011, 08:09
Es ging nun alles Schlag auf Schlag. Callindor wollte gerade ein ruhiges Gespräch mit Nero beginnen, als sich die Kunde verbreitete, dass die Zeit des Aufbruchs gekommen sei. Da zog es sei Bruder vor, dem Dialog zwischen sich und Callindor aus dem Weg zu gehen und natürlich ließ er ihn gewähren. Inzwischen machte es auf den Magier Innos' tatsächlich den Eindruck, dass es Nero hart getroffen hatte, so vorgefühert und veralbert zu werden, wo die Situation und die Begleitumstände doch indessen sehr ernst und lebensbedrohend waren.

Nach diesem moment fanden beide keine Möglichkeit mehr, allein zu sprechen. Zuerst gab es eine finale Versammlung in der Halle, in der noch einmal abgeklärt wurde, ob auch jeder dafür gerüstet war, aufzubrechen, und das jedem die Gefährlichkeit dieser Sache gewahr war. Dies konnte böse enden, das hatte Carston noch einmal eindringlich betont. Eine Garantie, dass sie es alle überleben würden, konnte er nicht geben.

Während des Appells bemerkte Callindor mit Sorge, dass sich Serenas und Domeniks Zustand nicht sehr gebessert hatten. Sie schienen fast mit Angst in den Augen in seine Richtung zu sehen. Und sobald sich ihre Blicke trafen, wendeteten sie sich voller Entsetzen ab. Dabei konnte er doch nichts dafür. Es war ihm nicht möglich, zu bestimmmen, was er träumte. Und auch wenn es gerade unpassend war, ein Teil von ihm zweifelte noch immer an der Echtheit dieser Geschichte.

Die Gruppe, namentlich Carston, Karisssa und die Silbrige vorne weg, gefolgt von Valen und Vic, die von den van Dresssels, den drei Kindern und den Zaverias besäumt wurden, verließ das Anwesen und machte sich ohne Umschweife zu einem See oder Flusslauf auf. Es war zwar ein Stück bis dahin, aber in der kurzen Zwischenzeit erklärte Karissa dabei, dass es nur einen Weg nach Avaron gäbe, den per Kahn, wobei die Insel von jedem größeren Wasser aus erreicht werden könne.
Nun standen sie hier, schauten auf den rugien See, warteten, doch worauf? Callindor und einige der anderen schauten sich ratlos an. Sollten sie etwa über das Wasser laufen?
Zum Glück erlösten Carston, Karissa und die Silbrige sie von ihrem Unwissen, hoben nur langsam synchron ihre Hände und aus dem Wasser entstiegen drei Kähne, schmal und lang, verziert mit eindrucksvollen Ornamenten. Ein Meister von Schreiner wäre sicher nötig, um dies zu bewerkstelligen.
Im ersten Kahn nahmen die drei andersartigen Wesen platz, im Zweiten die van Dressels und die drei Kinder und im letzten die Zaverias mit Valen und Vic. Jeder schien momentan in seiner eigenen Welt und den Drang nach Konversation verspürte niemand. Eine seltsame Stille.

"Bevor wir jetzt aufbrechen, noch eine letzte Warnung. Avaron hat seine eigenen Regeln und Gesetze. Jede Magie ist dort untersagt, solange sie nicht von Avaron selbst herrührt, das wisst ihr bereits. Das heißt, dass jede Art von Waffe, egal ob magisch verzaubert oder nicht, nicht die Insel erreichen darf. Ich werde euch aber nicht zwingen, sie hier ohne Aufsicht zurück zu lassen. Die einzige Option wäre, sie in den Kähnen zu belassen, denn streng genommen sind sie ja dann nicht auf der Insel ..."

Carston lächelte verschmitzt und bekam ein anteiliges Kopfnicken als Antwort.

"Ebenso gilt dies für magische Runen und Bücher über Zaubersprüche. Es würde euch nur Probleme bereiten, euch beim Versuch, etwas daraus anzuwenden, vielleicht sogar umbringen.
Damit ist alles gesagt, macht euch bereit, denn nun geht es los. Stählt euch für den letzten Akt."

Carston wandte sich zu Karissa und der silbrigen Lady um, sie namen sich bei den Händen und stimmten dann zu einem Singsang ein, der so mystisch und magisch klang, dass die Luft um sie herum zu knistern begann.

"Vocate vente fortunate ex rikai oberanis et hic naves rugum regate et orai avaronis"

Aus dem Nichts legte sich Nebel über das Wasser, ließ die Umgebung dämmrig erscheinen und um sie herum verschwand das Festland. Mit Staken bewaffnet tunkten die jeweiligen Kahnführer das Holz in das Wasser und langsam setzten sich die Kähne in Bewegung. Und egal, wie schnell, intensiv, oder gemächlich sie stißen und zogen, die Kähne veränderten ihre Geschwindigkeit dabei kaum, so als würde jemand oder etwas von irgendwo anders sie an Strippen zu sich ziehen, immer gleichmäßig, nie überhastet.
Inzwischen war ihre Umgebung zu einer milchigen Suppe verkommen und etwas zu erkennen stand außerhalb ihrer Möglichkeiten. Sie konnten nun überall und nirgends sein, doch die Gewissheit stand den drei Wesen in Kahn eins ins gesicht geschrieben, dass sie sich direkt auf Avaron zubewegten, nun gab es kein Zurück mehr, für niemanden.

Callindor
04.02.2011, 13:49
Eine Hand peitschte ihm in sein Gesicht. Nicht zum ersten Mal hatte dies Serena getan, um Callindor wach zu halten. Dabei hatte er nur kurz die Augen geschlossen. Er dachte überhaupt nicht daran, jetzt zu Schlafen. Dabei hatte er um Innos' Willen nix dagegen einzuwenden gehabt.

Mit weit aufgerissenen Augen verwischte sein Blick von seiner Frau zu den Kollossen von Bergmassiven, die sie mit den Kähnen passierten. Anscheinend so etwas wie Zwillingsfelsen. Er sah nur noch einen massiven Rücken einer Gestalt, so hoch und sicher imposant, dass es bestimmt einer thronenden Götterfigur oder etwas Vergleichbarem nahe kam.
Kurz blinzenlnd erfasste er den nachdenklichen Blick von Nero, der sich mit seinem Sohn und Sylwina zu beraten schien. Hatte er sie inzwischen darüber informiert, was an dem Morgen passiert war, und welche Gefährlichkeit nun auch von Callindor ausginge, nur allein dadurch begründet, dass er schliefe? Vic und Valen hörten sicher ebenso zu, denn auf dem Kahn, wo sie versammelt hockten, gab es so etwas wie privatsphäre nicht. Hier, in Callindors Kahn, herrschte Ruhe. Serena und Domenik mieden einen Blickkontakt mit ihm, die drei Kinder hatten die Augen geschlossen und meditierten.
Vor ihnen standen Carston, Karissa und die silbrige Schönheit aufrecht und zeigten ihnen den Weg zur Insel. Auch sie unterhieltzen sich nicht, sondern hielten nur am Horizont Ausschau. Doch hier gab es neben den passierten Felsen nur Wasser in seiner Endlosigkeit.
"Wir sind da!", verkündete dann plötzlich Crston und wies mit seinem Finger geradeaus. Doch da war nur Meer, Callindor blinzelte und kaum diesen Wimpernschlag später hatten sie einen Küstenstreifen erreicht, sahen vor sich eine Art Burganlage auftürmen und das aus eienr Nähe, für die sie sicher noch einige Zeit gebraucht hätten, sie zu erreichen.
War es eine Art Barriere gewesen, die sie erst durchstoßen mussten, um die Insel wahrzunehmen? Callindor konnte es nicht beantworten, doch es war nun auch viel wichtiger, dass sie die Insel erreichten.
Mit Leichtigkeit schwebten die drei außergewöhnlichen Gestalten über das Wasser, zogen ihren Kahn mit sich und ebenso die beiden hinter ihnen. Gemeinsam entstiegen sie den Gefährten und kurz darauf stand die Gruppe beisammen, ihre Schuhe und Befestigungen leicht im Strandsand der Küste vergraben. Ein imposanter Anblick.
Die burg türmte sich über ihnen auf, man musste den kopf weit nach hinten strecken, um von dort aus die Zinnen des Bauwerks erahnen zu können. Ein dichter Wald schien um die Anlage zu wachsen, fast schon so etwas wie ein Dschungel, der Eindringlinge abzuhalten versuchte. So zumindest hatten es die Wachen auf den Spitzen leicht, Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Angreifer mussten erst eben jenen Wald durchqueren, ehe sie in die Nähe des Schlosses würden kommen können.
Callindor fragte sich, wann hier zum letzten Mal Eindringlinge angewehrt worden waren. Es wirkte alles so seltsam ruhig und verlassen. Als wäre die Insel Avaron unbewohnt.
"Hey, seht mal!", rief Dante und zeigte an der Küste entlang. Dort war noch ein vierter Kahn vertäut gewesen. Demnach waren die Schwestern also wirklich hier, oder eben jemand völlig anderes. Zumindest war überhaupt jemand hier.

"Wohin sollen wir gehen?", fragte Valen an die Gruppe gerichtet.
"Es ist egal, wohin ihr geht, sie werden euch früher oder später ohnehin aufspüren."
"Es hat ja auch niemand etwas von verstecken oder weglaufen gesagt", erwiderte Nero und schaute angriffslustig.
"Genau, Vater. Lasst uns zur Burg gehen und schauen, ob wir eine Bevölkerung hier finden. Eine so große Insel kann nicht komplett verlassen sein ..."

Es erfolgte einhelliges Nicken und so setzten sie sich in Richtung der Burg in Bewegung.

Die silbrige Dame sah ihnen kurz nach. Wie unrecht dieser junge Mann doch in seiner Annahme hatte. Und noch immer wussten sie nichts von dem Verräter, der sich unter ihnen befand. Doch es würde sich aufklären, so oder so.

Callindor
07.02.2011, 18:58
Die Insel war tatsächlich verlassen. Die Gruppe hatte den Strand erobert, war dabei jedoch auf keinerlei Widerstand gestoßen. Es gab nur Schulterzucken und ungläubiges Schauen, als würden sie geradezu in eine Falle laufen. Ein Vogel kreiste kreischend über ihnen, zumindest ein Lebewesen bemerkte also ihre Ankunft.
Der Wald vor dem Gemäuer des Schlosses war dicht und schwerlich begehsam. Ächzen und Stöhnen keuchte durch sie alle, ergab eine unstimmige Harmonie von Tönen. Immer wieder sahen sich die Wanderer um, ob wohl möglich Verfolger ihren Weg inzwischen abgeschnitten hatten.
Die Silbrige war inzwischen verschwunden. Valen hatte es zuerst bemerkt und die anderen darüber informiert. Nero sprach sogar von einer verdammten Falle. Carston und Karissa brauchten Engelszungen und die Mithilfe von Callindor, um seinen Bruder zu überzeugen, in diesem Verschwinden kein Schuldeingeständnis zu sehen.
Widerwillig ließ er sich überzeugen, seine Wachsamkeit und Umsicht vor möglichen Überfällen war jedoch ungebrochen und beherrschte sein Denken und Handeln.

Der Vorplatz der Burg wirkte aufgeräumt, jedoch gleichsam seit vielen Jahren sonderbar unberührt erscheinend. Auf ihrem Weg durch den Dschungel waren sie keinem Tier begegnet, weder ein Eichhörnchen auf den Bäumen, noch ein Hase zwischen den Sträuchern. Als wäre alles abgestorben, seit Langem tot und vergessen.
Es Schlimmes musste hier geschehen sein, zu dieser Einsicht war Callindor inzwischen gelangt, äußerte sich aber nicht dazu. Wenn noch jemand anderes dazu kommen würde, wollte er sich ebenso beteiligen, es ansonsten aber erstmal nur registrierend abspeichern.

"Ob sie da drin auf uns warten?", fragte Domenik, als sie zusammen vor den großen und hoch wirkenden Treppenstufen des Eingangs zur Burg standen. Ihnen allen war irgendwo eine Unsicherheit und Angst anzusehen, war es ein nervöses Augenzucken, ein Reiben der Nase oder ein dumpfes Hämmern im Knie.
Callindor antwortete nicht auf Domeniks Frage, sondern trat mutig zuerst nach vorn und näherte sich dem Eingang seines möglichen Todes. Und gleichsam dem Ende der anderen, denn wenn er fiele, würde Domenik nie existieren. Zu diesem Zeitpunkt war er auf diesen Gedanken jedoch noch gar nicht gekommen.

Clan der Zaverias
08.02.2011, 13:32
Nero griff nach der Schulter seines Bruders und hielt ihn zurück, zog ihn wieder mit sich runter vor die Stufen und die Anderen mit ein wenig abseits des Haupteinganges, versammelte sie im Kreis und blickte sie nacheinander an.

"Bevor wir dort jetzt rein gehen, will ich euch noch etwas sagen, es muss einfach raus... Ich befürchte, dass es schlechte Nachrichten für euch sein werden und erschreckende mit dazu..."

"Vater... Spann uns nicht auf die Folter!"

"Ich... Sohn... Ich liebe dich, das weißt du, und ich bin sehr stolz darauf, was du erreicht hast und wie bereitwillig deine Frau nun auf dich wartet... Sylwina... Du bist mein Ein und Alles, ohne dich wäre ich nie so weit gekommen und ohne dich bin ich nichts... Doch mit mir seid ihr alle in großer Gefahr..."

"Was soll das bedeuten?" fragte Sylwina und schob sich ein Stück nach vorne.

Nero setzte sich und vergrub das Gesicht in den Händen.

"Ich fühle ihn, den großen Dämon, er wird es leicht haben mich erneut zu besetzen und mit meiner Magie wird er fast unschlagbar... Ich bin eine regelrechte Gefahr für euch alle und deshalb habe ich ich im Vorfeld einen einzigen, weiteren Trank angefertigt. Er ist speziell auf mich abgestimmt..."

"Damit können wir dich von ihm befreien?"

"So zu sagen...."

"Was bedeutet "So zu sagen""? Hakte Sylwina nach und trat noch näher an Nero heran, ihr Atem bebte. "Du wirst doch nicht?"

"Doch, genau das werde ich... Er ist darauf abestimmt meinen Körper innerhalb eines Augenblicks zu töten, aufzulösen und den Dämon wieder in die Offensive zu treiben, dann müsst ihr bereit sein. Ich denke, so bekommen wir es auch hin... Ich habe meinen Plan gemacht..."

Alles hielt die Luft an, während Nero eine Ziagrette entzündete und sich an einen Stein lehnte, sie alle ahnten es, keiner sprach es aus. Dante hielt seine Mutter im Arm und versuchte sie zu beruhigen. Nero stand langsam auf, zog seine Handschuhe fester und blickte erneut in die Runde, er fühlte keine Reue, keine Angst, er wusste, dass er damit etwas bewirken würde und somit sie alle retten konnte.

"Ich werde an vorderster Spitze gehen und mich offen mit dem Dämon anlegen, ihn manipulieren, ich kann es, ihr könnt es nicht. Ich werde ihn dazu bringen, mich zu besetzen. Dante... Du wirst mir dann den Rest geben müssen. Der Dämon wird geschwächt und zum Angriff getrieben, mit euren Tränken könnt ihr ihn besiegen und auch die letzte Hürde zum Ring nehmen..."

"Nero... tu das bitte nicht..."

"Ich habe keine Wahl Sylwina! Ich muss es tun!"

"Vater... es muss doch eine andere Lösung geben..."

"Die gibt es eben nicht, außer wir sterben dort drin alle jämmerlich! Und jetzt, folgt mir, wir müssen uns dem stellen, was dort drin auf uns wartet!"

Nero drehte sich um und ging, gefolgt von den Anderen, auf das große Portal zu. Nach einiger Zeit legte er seine Hand auf den Knauf und öffnete die schwere Holztür schwungvoll....

**********

Er war vollkommen verrückt geworden und sie konnte nicht einmal was dagegen tun! Innerlich schrie sie laut dagegen an doch sie hatte schon früh gelernt, dass man ihren Mann nicht von seinem Willen abbrachte, wenn er nach etwas trachtete, dann war er wie ein Raubtier, immer auf der Lauer, immer bereit zum letzten Sprung. Tränen liefen ihre Wangen bei dem Gedanken daran, dass er sich vor ihren Augen opfern würde, über die Wangen, doch ihre Gesichtszüge blieben eisern, sie musste ihm nun beistehen. Und das alles nur wegen Callindor! Sie liebte ihn wie den Schwager der er sein sollte und doch brachte er sie alle in diese Gefahr, zog das Unheil nach sich wie eine dunkle Wolke an einem sonnigen Tag... In ihrem Inneren rüttelten die Emotionen an den eisernen Gitterstäben ihrer Zelle tief in ihrem Geist. Sie konnte Emotionen nur zeigen, wenn sie mit ihrem Mann intim wurde, ansonsten verhielt sie sich wie die königliche Jägerin die sie war, kalt, berechnend, distanziert... Wenn es einen anderen Weg geben würde, sie würde Nero um jeden Preis von seinem Vorhaben abhalten!

**********

Mit hängendem Kopf zog er seinem Vater ins Verderben hinterher. Er war schon immer ein Draufgänger gewesen. Schillernd schritt er ihnen voran, gezeichnet von vielen Kämpfen und Proben, ein Mann, gehärtet durch den Stahl des Kampffeldes und der Studien der Magie. Er war stolz der Sohn dieses Mannes zu sein und gleichsam betrübt seinen Vater richten zu müssen wenn er sich für die Sache opferte. War das wirklich das Ende? Nie hatte er an seinem Vater gezweifelt doch er zweifelte in diesem Moment an seiner Entscheidung, an seinem Opfer, an seinem absoluten Entschluss... Gab es wirklich keinen anderen Weg? Diese Frage plagte ihn nun, schoss durch seinen Kopf, fieberhaft ging er erneut alle Lehren durch die er je erhalten hatte, all seine Ausbildungen zum Dämonenjäger... Es schien, als gäbe es wirklich keinen anderen Weg... Doch da musste doch ein anderer Weg sein! Es gab immer eine zweite Wahl, eine Alternative! Er musste sie nur finden und seinen Vater von seinem Vorhaben abhalten... kostete es was es wollte!

**********

Die Tür schwang auf und sie betraten eine weite, dunkle Halle, leer, kalt, das Reich des Dämon?

Clan dv Dressels
08.02.2011, 14:50
Als ob er es so einfach zulassen würde, wie Nero sich aus der Affäre zu stehlen gedachte. Das ultimative Opfer bringen, sein Leben geben. Nero war schon immer so geartet gewesen. Zu dumm nur, dass er es nicht zulassen konnte. Sein Plan sah nicht vor, dass es so einfach funktionieren würde. Oh nein, aus seiner Sicht mussten sie alle Qualen leiden, so wie er selbst Leid erfahren hatte.
Zusammen betraten sie die Halle, die Fackeln flackerten und zuckten, als der Windzug durch den weiten Raum huschte. Er wartete dabei auf einen günstigen Augenblick, der sich auch ergab, rempelte gegen die anderen *unabsichtlich* und ergatterte sich dadurch die Möglichkeit, Neros Trank aus dessen Gürtel zu entfernen.
Serena hatte Nero sogar umgerissen und fungierte daher als praktischer Sündenbock. Entschuldigend fanden sie zusammen wieder Stand und glücklicher Weise hatte Nero nicht seinen ach so geliebten Verlust bemerkt. Nun war der große Zaveria nicht in der Lage, seinen groß angelegten Plan in die Tat umzusetzen.

Callindor umgab sich mit seinen drei Kindern und schottete sich mehr und mehr von den anderen aus der Gruppe ab. Gut so. Schon allzu bald würde er merken, dass er Nero, Serena und die anderen nicht länger brauchte. Er brauchte nur ihn, darauf würde es schließlich hinaus laufen. Und genau das wollte er doch die ganze Zeit. Mit dem Lächeln des Sieges winkte er Callindor zu, der es nur müde erwiderte, und wandte dann seinen Blick wieder auf Nero, der forschen Schrittes nach vorn preschte. Was würde wohl durch sein Kopf geistern, wenn er dem Dämon gegenüber stand und dann merkte, dass sein Exilier verschwunden war?
Diese Szene war zu köstlich und er ließ sie wieder und wieder in seinem Kopf ablaufen.


Callindor

Clan dv Dressels
08.02.2011, 15:13
Domenik sah die drei Schwestern zuerst. Sie hatten sich im Eingang zu den Nebenräumen postiert und schienen geradezu auf ihr Ende zu warten. Seltsam.
"Da seid ihr ja endlich. Wir wurden schon des Wartens müde.", meinte die Dunkle und kringelte ihre schwarzen Haare wie ein unschuldiges Kind.
"Dabei seid ihr doch gekommen, um uns zu vernichten, oder etwa nicht? Da versucht es, wir werden uns nicht wehren und euch damit zeigen, wie unnütz es ist."

Serena war es, die eines ihrer Fläschchen gezogen hatte und es schon zum Wurf ausholte, als Domenik ihre Hand ergriff und ihre Ausholbewegung stoppte.
"Was ist los? Vernichten wir sie, solange wir die Möglichkeit haben."
"Hier stimmt etwas nicht ...", mahnte ihr Sohn zur Vorsicht und Nero stimmte nickend zu. Offenbar fehlte der mentale Zug, den er in Gegenwart der Damen erwartet hatte.
"Sagte ich nicht, sie würden es merken?", fragte die Silberne ihre Schwester mit rhetorischem Anklang und zuckte mit den Schultern. Es handelte sich dabei um eine andere Version der Dame, die ihnen geholfen hatte, die Tinkturen zu brauen. War sie sich darüber bewusst, dass irgendwo auf der Insel eine Kopie ihres Selbst exisitierte, die ihr Handeln zu torpedieren versuchte?
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, lösten sich ihre Körper auf, die Kopien vergingen und zurück blieb die Gruppe mit überraschten Gesichtern. Nur Domenik sah sich bestätigt.
"Projektionen. Ihnen fehlte eine Aura, glaube ich. Daher schjien es mir verdächtig."
"Gut gemacht!", lobte Serena und lächelte nach langer Zeit zum ersten Mal.
Gemeinsam begingen sie vorsichtig und langsam den nächsten Raum, als plötzlich hinter ihnen die drei Schwestern erschienen,m diesmal ohne Zweifel in ihrer wahrheitlichen, körperlichen Gestalt. Und ohne ein weiteres Wort der Begrüßung abzugeben hoben sie nur ihre Fläschchen und warfen sie. Den anderen gelang es gerade noch rechtzeitig, ebenso die ihren aus ihren Gürteln zu lösen und sie zu entfesseln.
Domeniks Blick glitt dabei auf die Brüstung, auf der die zweite Silberne stand und sich die Konfrontation als Zuschauerin ansah. Offenbar war sie noch immer daran interessiert, ob ihr Einfluss etwas würde verändern können.

Lange konnte Domenik seinen Blick nicht auf ihr ruhen lasen, denn die Fläschchen zerbarsten, bildeten Verpuffung um Verpuffung und so schaukelten sich die Gemische gegenseitig hoch, bis eine Explosion aus künstlicher Magie durch die Halle fegte und sowohl Nero, Callindor und die anderen von den Füßen riss und durch das Gemäuer schleuderte, als auch die drei Schwestern nicht verschonte. Sie schienen sehr überrascht, als auch sie von den Effekten der Tinkturen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Ein Kreischen, Schreien und Brüllen durchdrang die Halle, ehe sich die unglaubliche Welle der Detonation gelegt hatte, und Team 1 links reglos lag und Team 2 rechts. Die Schwestern beisammen, die andere Truppe durch die Wucht kreuz und quer verteilt. Fenster waren von Leibern durchstoßen worden, Säulen gestreift und eine sogar komplett ausgehebelt. Wessen Körper war da wohl dagegen geprallt?
Es war mucksmäuschenstill und niemand wusste, wer diesen Zusammenstoß wirklich überlebt hatte. Nur eines war sicher. Nicht alle würden überleben, dafür würde der Verräter in ihren reihen schon Sorgen. Dieses Szenario bot den idealen Hintergrund, sich eines dieser Narren zu entledigen.


Callindor

Clan der Zaverias
08.02.2011, 15:41
Es rauschte in seinen Ohren und leicht hustend öffnete er die Augen, nur um sie gleich danach wieder zusammenzukneifen da ein stechender Schmerz durch seine Glieder fuhr. Er hatte ein Fenster durchschlagen und mehrere kleine Schnittwunden ließen Blut laufen. Er setzte sich auf und bewegte sich langsam, alles knackte an ihm und renkte sich nach ein paar dehnungen wieder in. Die Anderen lagen weiter ab von ihm und regten sich kaum, sie schienen noch bewusstlos zu sein. Der Magier setzte sich ganz auf und fuhr sich über die Augen. Sein Vater war außer Sichtweite hinter einer Säule, man sah nur einen Arm von ihm dahinter hervorragen, die Säule war praktisch zerstört und in der Mitte stark zerbröckelt, hinzu kam, dass er wohl durch ein Fenster gesprengt wurde und erst danach an der Säule quasi hängen blieb. Dante wollte aufstehen, doch seine Kraft reichte nicht mehr aus, er dachte schon daran, sich einfach wieder hinzulegen doch dann erschien eine Hand vor ihm die die seine forderte. Er sah nach oben und lächelte matt, im Zwielicht war nicht genau zu erkennen wer da sein Retter war, doch er fragte auch nicht lange danach, sondern griff die Hand. Dann erst, als er sich aufrichten konnte, konnte er das Gesicht seines Retters erkennen und seine Stimmung heiterte auf.

"Danke, ohne dich....Ngnh... Was... Du... Nein..."

Seine Augen verloren jeglichen Glanz und er stürzte auf die Seite, sein letzter Eindruck, seine letzte flehentliche Tat war der Versuch seinen Vater zu rufen der sich noch immer nicht regte. Vaaahhterrr... nur ein heiseres Flüstern und dann fiel er in Dunkelheit und sein Lebensfaden wurde durchtrennt.

**********

Nero setzte sich auf, ließ dabei ein tiefkehliges Knurren hören, er hatte sich zwar anscheinend nichts gebrochen, doch er fühlte sich wie zerschmettert nachdem er die Säule als Leitobjekt benutzt hatte, er hätte auch einfach an ihr zerquetscht werden können... Dazu kam noch, dass aus seinem Bein ein großer Glassplitter ragte und ihm langsam schwarz vor Augen wurde. Er sah sich um und sah nur Sylwina, Dante und die Metamorpher, nicht aber Callindor und Serena, sie waren anscheinend weiter weggetragen worden als gedacht. Er robbte hinüber zu Dante und rüttelte an seiner Schulter als sein Blick auf seinen Mundwinkel fiel aus dem Blut troff und danach in seine Augen, die jeglichen Lebensfunken vermissen ließen. Wieder rüttelte er an ihm, rief seinen Namen und beugte sich dann über ihn, ertastete den Glassplitter der aus ihm herausragte. Sylwina war unterdessen auch wach geworden und war zu ihm herangerückt.

"Nero?? Was ist? Was ist mit Dante?"

Nero drehte sich um und setzte sich, in tiefem Schmerz verzerrte er das Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten, hämmerte auf den Boden ein bis seine Knöchel bluteten.

"Rippenbrüche, Lungenriss... Er ist tot... ich hätte ihn retten können wenn es Magie gäbe... es ist zu spät... DAFÜR WERDET IHR BEZAHLEN! HÖRT IHR? DAFÜR WERDE ICH EUCH ALLE ABSCHLACHTEN!"

Tränen tropften auf den Boden vor ihm, er knirschte mit den Zähnen, schnaubte, schrie, tobte und erhielt dann eine Ohrfeige von Sylwina, völlig perplex beruhigte er sich.

"Hör auf! Spar dir das für die, die hier verantwortlich sind! Ich brauche dich jetzt Nero und zusammen werden wir Dante rächen!"

"Wo sind Callindor und Serena verdammt? Und wo sind dioese Missgeburten von Dämonenschlampen?"

Nero stand auf und klopfte sich den Staub vom Mantel, zog ihn aus, riss ein Stück ab und band die Wunde ab, schluckte einen seiner medizinischen Tränke und krämpelte die Ärmel seines schwarzen Lederkampanzuges hoch. Er bestand nun aus einer schwarzen Lederjacke, einer schwarzen Lederhose mit silberner Gürtelschnalle und schwarzen Stiefeln. Er fuhr sich durch sein langes Haar und streifte es nach hinten, band das Bandana um und drehte sich von seinem toten Sohn weg.

"Ihr werdet von nun an in jede Richtung blicken und euch öfter umdrehen, jetzt ist schluss, ich werde mit diesen Dämonenschlampen abrechnen!"

Er stapfte los, den Schmerz seines Beines und über den Tod seines Sohnes vergessend und entzündete eine Zigarette, grimmig dreinblickend nahm er die Suche nach Callindor und Serena auf, sie mussten ja irgendwo hier sein.

Callindor
09.02.2011, 18:45
Jemand schleppte ihn von den anderen fort. In seinen Gedanken schleuderte er die Hilferufe aus sich heraus, doch etwas versperrte seinen Mund und sein Körper fühlte sich so taub und nicht vorhanden an, dass dem Magier nichts anderes übrig blieb, als dies mit sich machen zu lassen. Wer trug ihn hier. Nero war es nicht gewesen, denn dieser lag dort noch. Auch Dante ruhte sich noch aus. Die Träger der Splitter waren dafür nicht kraftig genug, sodass sich die Liste weiter und weiter zusammenkürzte. Valen, Vic, Serena und Domenik traute er es zu, ihn zur Sicherheit fortbringen zu wollen. Doch weshalb? Es stimmte, dass mit seinem Tod die Existenz Domeniks praktisch ausradiert wurde, dennoch hielt er diese feige Flucht für falsch.
Und da plötzlich huschte sein Blick an seine Seite und er sah, dass auch Serena mitgenommen wurde. Nun verstand Callindor gar nichts mehr. Wer verdammt trennte Callindor und Serena von den anderen aus der Gruppe und zu welchem Zweck?
Wald erschien, und die Ausläufer von Gebirge. Anscheinend bestiegen sie eine Anhöhe. Was verbarg sich nur hinter all dem? Callindor hatte keine Antwort darauf und verlor sich in der Schwäche seines geschundenen Körpers und ließ sein Bewusstsein dahingleiten.

Callindor
15.02.2011, 19:09
"Ja, ich werde mein Versprechen halten. Und jetzt ruh' dich aus. Das ist ein Befehl!"

Callindor seufzte, rieb sich die Augen und musste sich einen Moment setzen. Vieles war geschehen in den letzten Stunden. Einiges davon hatte aber nicht Callindor selbst vollbracht. Die Tatsache, dass er Serena und sich selbst vor dem verräterischen Vic gerettet hatte, war so gesehen gar nicht sein Verdienst gewesen. Und irgendwie eben doch. Es war schwierig zu erklären, dabei so simpel.
Er mochte wie Callindor aussehen, doch seine Bewegungen, sein Handeln und Denken war inzwischen beeinflusst von jemand anderem. Diese Kontrolle ging nun so weit, dass er vollständigen Zugriff auf die Handhabe dieses Körpers hatte.
Es tat gut, noch einmal etwas fühlen zu können. Der Moment, als er mit den Fingern Callindors über die kalte Scheibe des Fensters glitt löste in ihm selbst jetzt noch ein Gefühl der Wonne aus. So leicht ließ ein Varagon eben nicht für tot erklären. Dabei war Dulin Varagon genau dies. Tot. Und zwar seit circa einem Jahr, gerechnet in Inselzeit, also etwa zwanzig Jahre für Vic. Etwas überrascht war er, seinen ehemaligen Schüler nun so zu sehen. Sein Vorhaben, ihn mit einem Lähmungssiegel außer Gefecht zu setzen tat dies jedoch kein Abbruch. Nur für den Bruchteil einer Sekunde zögerte seine fremde Hand, ehe er noch immer die Magie der Insel anzapfen konnte und mit schnell geschwungenen Linien den körper Vics mit einem Bann belegte.

Er würde nicht lang halten, doch zur Flucht reichte es allemal. Callindor hatte darauf bestanden, dass Dulin sich um den Verbleib Serenas kümmern sollte, sodass er nicht so schnell vorwärts kam, wiue er es erhofft hatte. Dabei war er darüber völlig im Bilde, was bald geschehen würde. Schließlich war Vic sein Schüler gewesen, kurz nachdem ... nachdem Callindor verstorben war. Über diese unstimmige Namensgleichheit wollte sich Dulin später genauer Gedanken machen, auch wenn er Magier und Zauberkundiger genug war, um dahinter so etwas wiue Magiewirkung vermuten zu können. Es machte die vor ihm liegende Aufgabe nicht einfacher.
Denn dafür, dass Callindor sich zurück zog, und Dulin die Kontrolle über seinen Körper offerierte, hatte er eine Bitte. Und diese war seltsam einfach und klar formuliert.
Callindor wollte wieder nach Hause ...
Dulin fragte sich, weshalb es für ihn so schwierig war, *nach Hause* zu kommen, doch wenn seine Vermutung stimmte, dass eben jener Callindor jener Callindor war, von dem Vic erzählt hatte, und der eigentlich hätte tot sein sollen, dann spielte hier ein Zeitzauber eine wichtige Rolle. Hinzu kam, dass Callindor ihm mitteilte, dass inzwischen seine Gedanken Auswirkungen auf diese Realität hatten Angeblich war es sogar fast so weit gekommen, dass sich Serena, diese Frau, die er gerade auf einen der Stühle geparkt hatte, dabei beobachtet wurde, dass sicvh aufzulösen begann, und das nur aufgrund der Vermutung, dass Callindor es sich in seinen Träumen vorstellte.

Wo blieben sie denn nur? Vic hatte Callindor und Serena entführt und scheinbar suchten die anderen der Gruppe nach ihnen. Hoffentlich kämen sie bald zum Schloss, denn wenn Dulins Verdacht richtig lag, würden Vic und auch die Schwestern so bald hier nicht wieder auftauchen.

"Callindor, Bruder! Da bist du ja!"
Eine ihm bekannte Gestalt preschte in Begleitung mit anderen in den großen Saal, der unweit einem Schlachtfeld gleichkam. Das musste Nero sein, Callindors Bruder. Auch hiervon wurde Dulin vorher in Kenntnis gesetzt. Vieles davon wunderte ihn nicht, denn schon damals hatte Dulin erkannt, welch Körper und Geist hinter seinem Schüler Vic steckte. Zu seinem Bedauern ...

"Nun seid ihr also alle gekommen ...", rief er in den Raum, schritt schnell an Nero vorbeisah vorsichtshalber noch einmal nach druaßen, ehe er die großen Flügeltüren schloss. Sicher, unweit waren fenster und Säulen zerstört, doch davor lag offenes Gelände. Einen Angriff würden sie also frühzeitig ertdecken. Nur zur Sicherheit belegte Callindor auch die Tür mit einem Siegel, wie er zuvor mit Vic getan hatte, um fliehen zu können.
"Du musst Nero sein, schätze ich ..."

Eben jener sah ihn mit ungläubigen Augen an, die so sehr von Wut, Trauer, Zerzweiflung und Todessehnsucht sprachen.
"Und du bist Callindor ...", machte er halb scherzend mit, hielt kurz inne und setzte dann nach.
"Nein ... das bist du nicht. Was geht nun wieder vor? Noch so ein Unglück, das wir unkehren müssen?"
Sein Seufzen wurde durch die aufgeregte Notiz von Valen untermalt.
"Callindor, oder wer immer er ist, hat soeben die Tür versiegelt. Und ich dachte, Masgie funktioniere hier nicht ..."

Callindor lächelte ihn schwach an und bat sie dann alle, ehe sie wie wilde Gändse unverständlich durcheinander plapperten, sich zu setzen. Erst da fiel ihnen auf, dass auch Serena anwesend war, wenn auch nicht bei Sinnen.
"Wie ihr schon bemerkt habt, bin ich nicht Callindor. Doch dein Bruder ist nicht weit, Nero. Er ruht sich etwas aus, denn er sehnte sich nach Schlaf. Aber seid ohne Sorge, ich werde mich darum kümmern, dass sich seine Frau nicht auflöst ..."
Valen ruinierte den Moment, als er lautstark auf den Tisch donnerte.
"Callindor da und weg, Serena löst sich auf ... würde mir mal jemand sagen, was hier vorgeht, ich blick gerade nicht mehr durch."
"Gleich, Nero wird euch davon erzählen, doch zuerst werde ich euch alles Nötige erzählen, um euch darauf vorzubereiten, was noch kommen wird."
"Das wissen wir schon ... die Schwestern ...", palaverte Valen, der viel lieber eine aufschlussreiche Erklärung von Nero gehört haben wollte.
"DIE SCHWESTERN ... sind nicht mehr von Belang. Inzwischen ist es zu spät, daran noch etwas zu ändern, was nun bald passieren wird. Etwas anderes, Schlimmeres zieht auf."
"Auch davon wissen wir, in dem Ring steckt ein Dämon ... und den wollen die Schwestern frei lassen." Inzwischen hörte man Valens Ungeduld nur zu deutlich.
"Ja ... und nein ..." gab Callindoir mysteriös zur Antwort.

Inzwischen saßen sie alle, lauschten den Worten oder hatten zumindest so viel Anstand, nicht länger dazwischen zu plärren.

"Lasst mich von vorn beginnen. Alles hat seinen Anfang ... bei Vic ..."
"VIC!?", ertönten sie im Chor, denn von ihm sahen sie zumindest die geringste Gefahr ausgehen. Wenn sie doch nur wüssten, was er, Dulin, Vic alles beigebracht hatte.
"Mein Name wird euch nichts sagen, doch ich nenne ihn trotzdem. Dulin. Dulin Varagon. Ich war hier zu Hause. Doch inzwischen existiert meine Hülle nur noch in meinen Gedanken. So viel Zewit ist vergangen ..."
"Dulin Varagon?", trat Carston plötzlich auf den Plan und bat um Gehör.
"Nero, Dulin Varagon war einer der Oberverzauberer auf Avaron. Du kannst seinen Worten trauen, denn Lügen kamen noch nie über seine Lippen, sagt man. Was ist hier passiert, wo sind unsere Brüder und Schwestern. Wer ist für all dies verantwortlich?"
"Danke. Ich habe das Gefühl, dich zu kennen. Ja, du bist auch von hier, stimmt's? Aber darüber können wir nachher sprechen. Zuerst will ich euch erklären, weshalb Vic nicht der ist, für den ihr ihn vielleicht haltet. Ich kenne ihn recht gut ..."
"Natürlich tust du das, du bist sein Liebhaber gewesen, ihr habt ein Bett miteinander geteilt." Valens Laune sank nun rapide auf einen Tiefpunkt.
"Das ... meine ich nicht. Ich, Dulin, kenne ihn sehr gut, denn Vic war mein Schüler. Viele Monate Lang nahm ich ihn bei mir auf und lehrte ihm mein Wissen. Für ihn mochten es Jahre sein, Jahrzehnte, doch für mich nur Stippvisiten und Urlaube, in denen Vic mich besuchen kam. Anfangs war ich darüber beeindruckt, wie ein normaler Mensch die Barriere zu unterer Insel hatte bezwingen können, doch es musste ihm alle Kraft und Energie gekostet haben. Vic wurde nackt und völlig entkräftet am Strand gefunden. Wir päppelten ihn auf und gaben ihm zu Essen und zu Trinken, nahmen ihn bei uns als Gast auf. Er faszinerte uns. Vic war ein Mann mit ungebrochenem Willen. Jemand, und ich vermute, dass dieser jemand Callindor ist und war, hatte ihn zu dem Kerl geformt, der er war und nun bat er mich, seine Lehren fortzusetzen, nachdem sein Mentor verstorben war. Damals kannte ich den hintergrund von Callindor Selbstmord und der Zwangsheirat noch nicht. Das kam erst später, als Vic sich mir langsam öffnete und mir sein Leid und seine Gedanken offenbarte.
Leider war es zu dem zeitpunkt schon zu spät. Vic war derart versiert im Erlernen unserer Magie, dass er es alsbald mit unseren Meistern aufnehmen konnte. Vic trägt die Schuld am Tod aller hier auf der Insel. Und das nur, um seinem Traum nachzujagen. Zu spät erkannte ich, welche Opfer Vic dafür bereit war, auf sich, und vor allem auf andere, zu nehmen. So brilliant sein Verstand auch war und ist, er kennt mittlerweile keine Reue und keine Liebe mehr. Am Ende wird er erkennen, dass ihm Callindor nichts mehr bedeutet und dann ist er vollends verloren, denn die Güte und Herzlichkeit, die Callindor ihn gelehrt hatte, sich inzwischen lange fort. Die Schwestern, von denen ihr spracht, sind nur eine Ausgeburt seiner Magier, denn es mag ihm nicvht bewusst sein, doch seine Gier, sein Hass und seine Unvernunft haben diese Wesen aus Mitgliedern unserer Gemeinschaft geformt. Blutmagie ist gefährlich, doch Vic hörte nicht darauf, verband sich selbst mit Avaron auf so direktem und unwiederbringlichem Weg, dass er Zugriff auf eine Macht hatte, nach der er sich so sehnte, doch im selben Moment zahlte er einen hohen Preis. Welche Zeche er noch zahlen muss, dessen ist sich Vic jedoch noch nicht bewusst. Kurz nachdem ich erkannte, wenn es auch zu spät für mich und viele andere war, schaffte ich es, Vics Pläne zu durchkreuzen. Bald schon wird er erkennen, dass er nur einem Traum hinterher gejagt ist. Doch bis dahin ist und bleibt er ein gefährlicher Gegner. Erwartet kein Mitgefühl oder Zögern von ihm. Habt ihr auf dem Weg hioer her Mitglieder verloren? Falls ja, so ist die Wahrscheinlkichkeit hoch, dass Vic auch hier seine Finger im Spiel hat. Er versteht es, zu verschleiern, doch je länger er sich von seiner Gier, seinem Hass und seiner blinden Liebe für Callindor lenken lässt, desto instabiler wird er. Bis nichts mehr von ihm bleibt als ein Monster, eine Abscheulichkeit, verdorben durch dunkle Magie, die ich ihm in gutem Glauben gelehrt habe.
Aber um zum Punkt zu kommen. Vic und die Schwestern verfolgen ein gleiches Ziel, da Vic sie erschaffen hat, sich dessen jedoch nicht mehr bewusst ist, ebenso, wie dies auch die Schwestern nicht wissen. Das ist gut, denn wären sie Partner, es brächte nur noch mehr Schwierigkeiten. Und um es noch einmal zu sagen. Das, was jetzt kommt, lässt sich nicht mehr verhindern. Jeder Versuch dessen wäre Selbstmord. Vic oder die Schwestern müssen Erfolg haben. Am Ende wird Vic seine Macht bekommen. Damit mein Plan funktioniert, muss er diese Macht sogar UNBEDINGT bekommen. Daher ist es so gut wie aiusgeschlossen, dass Vic oder die Schwestern so bald hier aufkreuzen, was uns die Chance gibt, uns auf den entscheidenden Moment vorzubereiten. Noch ist nicht alles verloren, auch wenn es den Anschein hat."

Callindor machte eine Pause, sah in die Runde und erblickte skeptische Gesichter. Besonders Valen schien auf Konfrontationskurs zu sein. Sein Blick klebte praktisch an den Augen Dulin Varagons.
"Das ist ja alles ganz nett, was du uns hier erzählst. Nur was steckt dahinter?"
"Ich muss und werde ein Versprechen einlösen. Und dafür ist es zwingend erforderlich, dass wir zusammen arbeiten. Und ja, noch nie ist eine Lüge über meine Lippen gekommen, im Gegensatz zu dir, wie ich vermute, denn auch wenn es mir schwer fällt, gewisse Gedanken, Erinnerugnen und Bilder sind mir auch von dir und Callindor nicht verborgen."
"Hmpf ... und warum tustr du das? Was ist das für ein Versprechen, dass du so unbedingt halten willst?"
"Callindor bat mich darum, im Austausch, seinen Körper nutzen zu dürfen. Ich werde seinen sehnliuchsten Wunsch erfüllen, egal wie."
"Und was ist das für ein Wunsch?"

"Er möchte nach Hause, nach Vengard, zu Nero und zu seinem Orden, das ist alles. Für manche eine Nichtigkeit, für Callindor ein Herzenswunsch. Ich flehe euch an, mir die Möglichkeit zu geben, Callindor diese Bitte zu erfüllen. Arbeitet mit mir zusammen, um Vic aufzuhalten und dieses Wesen zu dem er geworden ist, zu töten, bevor es noch mehr Menschen und Brüder und Schwestern auf dem Gewissen hat. Ich bitte euch ..."

Clan der Zaverias
15.02.2011, 22:32
Nero stand auf und donnerte die Fäuste auf den Tisch, unterbracht Valen in seiner Frage und zog die Blicke auf sich, er schnaubte und hieb erneut auf den Tisch. Tränen stiegen ihm in die Augen, Zornestränen. Er geriet in Rage, riss den Kopf in den Nacken und brüllte. Dann sah er in die Runde.

"Ihr wollt mir nicht im Ernst erzählen, dass ihr das gutheißen wollt? Vic ist nunmehr Abschaum und wie Dulin selbst sagte, eine große Gefahr! Er hat Dante ermordet! So sehr ich versuche Callindor in seine Zeit zurück zu bringen so sehr hasse ich dieses Stück Dreck von Vic im Moment und ich werde... ich werde nicht zulassen, dass Vic seinen Triumph bekommt. Er soll krepieren... jämmerlich in seinem eigenen Blut ersticken... Schmerzen soll er haben... unermessliche Schmerzen... Das fühlen, was ich jetzt fühle... Das bekommen was er verdient. Den Tod... durch mich. Es muss einen anderen Weg geben Callindor zurück zu schicken... Ich werde Vic nicht die Möglichkeit geben uns aufs Kreuz zu legen... niemals..."

"Aber wir waren auf dem Weg in unseren Tod, niemand hat je daran gezweifelt hier ohnehin zu sterben..."

"Halt dein Maul Valen! Halt einfach dein dummes Maul! Sonst stopfe ich es dir und nehme Vic seine Arbeit ab! Ich warne dich, spotte meiner nicht... Ich heiße dies nicht gut!"

"Nun mach mal halblang, du überrea..."

"Valen! Ich warne dich nurnoch ein letztes Mal!"

"Ich..."

"RUHE!" Es war Domenik der dazwischen ging und beide voneinander fernhielt. Sie hatten sich bis auf wenige Zentimeter aneinandergebracht und beide ballten schon die Hände zu Fäusten. Valen war es, der zuerst die Hände sinken ließ und zu Boden sah. Es war nicht die Einsicht, dass Nero recht hatte, sondern der Bund, der die beiden verband. Seit Valen ihn gerettet hatte spürte es auch Nero. Sie waren mehr als nur verbündete, sie waren Blutsbrüder und Gefährten.

"Ich... es tut mir Leid Nero... Aber ich will doch auch nur das Beste für Callindor.."

"Das will ich auch... aber nicht auf diesem Weg... Es muss einen anderen geben... Dulin... Bitte sag mir, dass es einen anderen Weg gibt... Vic darf nicht weiterleben, nicht seine Ziele verfolgen..."

Nero setzte sich, dieser Wutausbruch hatte an seinen Kraftreserven gezehrt und die Schmerzen kamen wieder. Sein ganzer Körper brannte, sein Hirn brannte, seine Augen brannten. Er vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte. Er war schon oft auf den gefährlichsten Wegen gewandelt und hatte schon viele Himmelfahrtskommandos überstanden, doch nie hatte er die Verantwortung für irgendwen tragen müssen. Der Tod seines Sohnes und all der Anderen... Er konnte es nicht mehr ertragen... Es wurde nun zu einer persönlicheren Angelegenheit zwischen Vic, den drei Schwestern und ihm... und genau das sollte bei einem Himmelfahrtskommando niemals passieren... Gefühle durften nie damit interferieren. Er wischte sich über das Gesicht und entzündete eine Zigarette während Dulin seine Gedanken zu sammeln schien... Wenn er weiterhin an seinem Plan festhalten würde, dann würde Nero ganz einfach sein Möglichstes dagegen tun...


Nero

Callindor
16.02.2011, 02:31
"Aufbrausend und hat gern das letzte Wort ..."

Callindor lächelte seinen Bruder an, doch war es nicht er selbst, sondern der Oberverzauberer der Insel. Auch wenn es nur ein Blickkontakt war, so schien Nero es trotzdem zu erkennen.

"Vic war damals ganz anders. Verschlossen, ruhig, reserviert. Auf den ersten Blick sympathisch, doch sah man endlich hinter die Fassade der Freundlichkeit, war es manchmal schon zu spät. Du, Freund, trägst dein Herz auf der Zunge, sagst gerade heraus, was momentan in dir vorgeht. So gesehen kannst du verglichen mit Vic unterschiedlicher gar nicht sein. Das macht am Ende vielleicht den Unterschied zwischen Leben und Tod aus. Aber um dich zu beruhigen ... Callindor möchte heim, doch er ist sich bewusst, dass sein Wirken in dieser Zeit und auf dieser Insel inzwischen zu viele Menschen beeinflusst hat. Daher wird er erst den sicheren Rückzug in seine Zeit antreten, sobald Vic gestoppt wurde. Konzentriert euch voll und ganz auf diese finale Schlacht."

Valen prustete los. Nach all dem Gehämmere und Gedonnere von Nero kam dieser aufgesetzte Lachanfall unerwartet erfrischend genau richtig.

"Und wie sollen wir denn das mit der Schlacht anstellen, großer Meister. Falls ihr anderen es vergessen habt, eure Magie ist hier nutzlos. Und mir ist es ohnehin nicht vergönnt, auf diese Weise mitzumischen."

Man hörte nur zu deutlich, dass er sich dessen vollauf bewusst war und die anderen um ihr schweres Los nicht beneidete.

"Jede Regel kann umgangen werden, jede Order gebeugt, anstatt gebrochen. Wer hat dir erzählt, ihr könnet hier keine magie wirken? Das ist schlichtweg falsch."

"Aber ... die beiden da, Carston und deren Freundin meinten, nur Avarons Magie gelte hier. Und nun sagst du, das stimmt nicht?"

"Oh, daa hast du mich missverstanden. Natürlich stimmt dies. Avaron ist seit jeher ein Hort von Magie und Macht, es bedarf keiner weiteren Quelle von außen. Trotzdem heißt das nicht, dass ihr nicht in der Lage sein könnt, diese Magie zu benutzen."

"NEIN! Wie könnt ihr, der große Dulin Varadon, nur mit dem Gedanken spielen, Menschen mit der Magie Avarons in Kontakt zu bringen? Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass du ihnen Zugang zum Allerheiligsten unserer Magie gewährst."

Carston probte den Aufstand und für einige Zeit sah es so aus, als würden seine Worte etwas in Callindor bewegen.

"Mir ist klar, dass es tollkühn ist, doch spätestens jetzt würde ich Nero oder seine Freunde nicht mehr von mir losbekommen, ganz egal, was ich will. Ich gebe dir recht, dass es nicht ungefährlich ist, dennoch sehe ich darin die einzige Möglichkeit, auf Augenhöhe mit Vic kämpfen zu können, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Nero, und ihr anderen, hört mir genau zu, denn dies ist wichtig:
Die Magie Avarons kommt aus der Natur, den flüsternden Steinen, der rauschenden, den wilden Wolken. Wann immer Magie auf Avaron gewirkt wird, spielt man mit den Mächten der Natur. Doch wie es nun einmal die Eigenart der Natur ist, strebt diese nach einem Gleichgewicht. Dort, wo etwas entzogen wird, kommt *sie* und fordert es von euch zum Ausgleich wieder ein. Im Klartext, wann immer und je häufiger ihr hier Magie wirkt, desto instabiler werdet ihr. Mit anderen Worten, eure Lebenskraft, die Zeitspanne eures Daseins, ist der Preis, der zur Bezahlung nötig ist.
Vic hatte fähige Lehrmeister hier, allem voran mich, doch auch an ihm geht es nunmehr nicht länger spurlos vorbei. Seine Zewit läuft ab, denn sein Missbrauch der Magie hat ein Ungleichgewicht hinterlassen, demm wir anderen damals zum Opfer gefallen waren. Die Forderung, die nun an ihn gestellt wird, kann er nicht umgehen."

"Es sei denn, er wird selber das zentrum der Magie, das willst du doch andeuten?" Valen sah ihn scharf an. Vor diesem Kerl ließ sich nichts verbergen.

"Leider ja. Was auch imemr seine Motive vor so langer Zeit waren, Rache an Serena, die Liebe zu Callindor, oder die Verzweiflung über seinen Tod. All dies spielt für ihn bald schon keine vordergründige Rolle mehr. Je länger er hier auf der Insel verweilt, desto greiser wird er. Und es schreitet schnell voran. Bei unserem Wiedersehen, als ich den Körper deines Bruders infiltrierte, war Vic schon weitaus älter als du, Nero. Seine Haare schlohweiß, sein Gesicht eingefallen, ausgemergelt. Eben nicht zu vergleichen mit dem Vic, den ihr noch kennt. Er kann sich eine Verzögerung nicht länger leisten. Als mir die Flucht gelang, ließ er seinen Plan, Callindor und Serena von euch zu trennen, einfach sterben, denn an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen, dafür fehlte ihm eindeutig die Zeit.

Euch wird es ähnlich ergehen. Unser Gleichgewicht ist schwankend, verzehrt sich nach Magie, und sobald jemand von euch einen Zauber, ein Siegel oder eine Urgewalt beschwören möchte, wird sich umgehnd eure Lebensspanne verringern. Besonders Nero und deine Frau, ihr beide müsst vorsichtig sein, sonst sterbt ihr nicht aufgrund von Vics Plänen, sondern aufgrund massiver Vergreisung.
Als oberster Verzauberer werde ich euch alles beibringen, was nötig ist, um magische Fokuspunkte auf der Insel erkennen zu können, ihre Magie anzuzapfen und in euch zu kanalisieren. Was ihr daraus formt, ob Flächenbrand, Regenschauer, Erdbeben, das bleibt euch überlassen, nur über die Konsequenzen müsst ihr euch im Klaren sein. Viel mehr als einen Versuch habt ihr nicht, und solltet ihr scheitern, bedeutet dies gleichzeitig den Sieg für Vic.
Aber genug davon. Die Zeit arbeitet gegen uns und meine Zeit in diesem Körper ist nicht von Dauer. Also kommst jetzt, ich muss eine neue Klasse Schüler auf Vordermann bringen. Es kommt mir vor, als wäre es Jahrhunderte her, als ich das zum letzten Mal getan habe."

Callindor führte die anderen ins Freie und sein prüfender Blick fand den Fokus schnell.

"Dort drüben, nahe der Wasserquelle, ist ein Knoten, der Hort von Magie. Noch könnt ihr einen Rücjkzieher machen, sobald ihr jedoch einmal diese Magie benutzt habt, wird sich die Insel früher oder später gegen euch richten und euren Körper und euer Leben auszehren."

Callindor
16.02.2011, 16:35
Sie waren einverstanden gewesen, dass Callindor es ihnen vorführte. Bei ihm lag die Gefahr am geringsten, denn Dulin kannte sich mit der Magie Avarons in dem Maße aus, das es gewährleisten würde, Callindor beim Wirken der Zauber nicht unnötig zu schaden.

"Es wird vielleicht etwas dauern, doch mit der Zeit bekommt ihr ein Gefühl dafür, wo Macht - und Magiezentren auf Avaron beheimatet sind. Die Quelle eine Flusses. Das Feuer eines Brandes, die stürmische Triebsamkeit der Luft. Inmitten eines Sturms zu stehen ist für Verzauberer wie uns ein sehnlicher Wunsch gewesen, denn dort liegt ein nahezu unerschöpfliches Potenzial von Ressourcen.Seht euch beispielsweise diesen Felsen dort an. So unschuldig."

Callindor ging auf ihn zu, strich leicht über die scharfkantige Hülle, spürte das feine Erz des Bodens und schloss seine Augen. Ja, dies würde gehen.
Er poaitionierte sich davor, hielt seine Arme ausgestreckt, für eine Weile sogar, atmete langsam ein und aus, ehe er mit einem Mal ruckartig die Arme zu sich zog und wieder von sich schleuderte. Eine Welle der Magie stieß sich soeben von ihm ab. So weit war es geschafft.
Seine Hände verdrehten sich langsam, sodas es am Ende so aussah, als hielt er etwas Unsichtbares zwischen seinen Fingern. Doch da war nichts. Statt dessen rumorte es bei dem Felsen, leichter Kiesel rutschte von weiter oben herab. Viel mehr ergab sich aber nicht. Zumindest sah es äußerlich so aus.
"Das ist das zermalmende Gefängnis. Schritt Nummer eins, Vic zu besiegen. Segt ihr es? Sagt mir, was ihr seht!"

Sie sahen hin und erkannten den Felsen, jedoch verteiltren sich besorgte Blicke unter ihnen, besonders Valen musste an sich halten, nicht loszubrüllen.

" Nichts für ungut Väterchen, deine Künste scheinen ein wenig eingerostet. Vielleicht solltest du sich erst noch einmal hinlegen, eine warme Decke dazu, einen Tee mit Honig."

Callindor entfleuchte nur ein leises *Tss* und er drehte sich von den anderen ab und steuerte auf die Felsformation vor ihm zu, die sich zum sitzen eignen würde.

"Hey Valen, der Felsen schwebt!", rief Domenik und erst da war es offensichtlich, dass noch immer eine Magie auf den Stein gewirkt wurde.
"Was passiert wohl, wenn die Barriere gelöst wird, wie kann es dann noch schweben? Gar nicht, richtig. Also seht hin und lernt."

Ein Rumoren ging durch den Stein und kaum war er daran, nach unten zu fallen, explodierte er förmlich und feiner Staub regnete über ihren Körper herab. Von dem Felsen war nicht mehr vorhanden, außer dem leichten Schnee aus Stein, der sich auf sie und die Umgebung gelegt hatte. Callindor war zufrieden mit sdeiner Leistung. Er bezweifelte aber, dass einer der anderen in der kurzen Zeit es auf diesem Niveau schaffen würde.

"Das war Schritt Zwei: der explodierende Geist. Wir müssen Vic einerseits einsperreen, ihn andererseitzs aber auch dazu bringen, über seine Grenzen hinaus zu gehen und seine Magie zur Eruption zu bringen. Selbst jemand wie Vic könnte diese Kaskade nicht stoppen und dann würde das eintreten, was ich mit meinen letzten Lebenskräften ermöglicht habe."
"Was wird denn passieren?", fragte Sylwina und hielt Neros Hand.
"Das ist für euch nicht von Belang, denn erstmal müsst ihr dorthin kommen, und ich kann euch nicht versprechen, dass es alle von euch überleben werden. Die Natur ist ein tückisches Biest und sie ist furchtbar nachtragend. Zum Glück war das noch einer der einfacheren Zauber, sonst hätte es Callindor wohl möglich wirklich geschadet ..."

"Das soll ein einfacher Zauber sein? Er hat den Stein praktisch pulverisiert. Vielleicht sollte ich ihn nicht mehr so aufziehen. Was denkst du, Nero?"

Na endlich, nun hatte also auch Valen schließlich Respekt vor seinem Können erhalten und die anderen unter ihnen einen Einblick darin, welche Möglichkeiten sich ihnen hier offenbarten. Sie mussten nur geschickt, weise und stark genug sein, damit umzugehen.

Clan der Zaverias
19.02.2011, 13:04
Nero rieb sich die Augen, er hatte ja schon so manches drauf aber das war doch noch eine weitaus höhere Nummer für ihn. Er setzte sich, Valen tat es ihm gleich, denn er war ihm noch eine Antwort schuldig. Er sah auf und kratzte sich am Kopf.

"Ich weiß nicht wie es mit dir steht, alter Freund, aber ich denke das wird Einfach. Wie schwer kann es schon sein einen Geist einfach so zu zerbröseln. Pff, Pappenstiel, hab ich schon als fünf Jähriger gemacht..."

Der Sarkasmus in Neros Stimme war unverkennbar und Valen lachte, klopfte ihm auf die Schulter und nickte zustimmend. Nero räusperte sich, von der anderen Seite betrachtet würde vermutlich schon das Erlernen dieses Zaubers zu grauen Haaren führen, es war nichtmal sicher, ob er den Zauber letztendlich noch würde wirken können. Der Magier seufzte und entzündete eine Zigarette. Wie um Himmels Willen sollten sie das bestehen?

Clan dv Dressels
20.02.2011, 07:32
"Gut so, Serena!"

Callindor gratulierte ihr zu diesem, wenn auch kleinen, Erfolg, als sie nach etlichen Versuchen endlich einen starken Luftstoß hatte erzeugen können, der in das Gestein vor ihr deutliche Spuren hineingemalmt hatte. Hoffentlich würde es ausreichen, Vic dadurch von den Füßen zu holen und ihn so zu behindern. Jede Sekunde war kostbar und in dieser Schlacht kam es darauf an, bedacht, und auf jede Wendung vorbereitet zu taktieren.

"Noch einmal, das war schon sehr gut. Ihr anderen gebt euer Bestes!"

Domenik sah sich zu seinem Vater um. Er schlief angeblich, nach dem, was dieser Dulin sagte und sammelte so seine Kräfte. Trotzdem wurde der junge Mann seine beunruhigenden Gedanken nicht los. So sehr er sich auch wünschte, dass alles gut ausgehen würde, wusste Domenik im Stillen, dass noch Opfer würden zu bringen sein. Dante hatte er schon verloren, vielleicht swogar an eine verräterische Klinge von Vic, sein Herz trauerte und er hatte nicht genug Kraft, die Angst und Verzweiflung, die nun langsam in senem Herzen heranwuchs, hinauszuschreien, um den anderen begreiflich zu machen, wie es ihm gerade ging. So fühlte es sich also an, wenn man den Menschen verliert, den man liebt. Ob es seiner Mutter all die Jahre ähnlich erging? Wie kam sie damit nur zurecht?
Seine Mutter machte sich für einen erneuten versuch bereit, sammelte ihre Gedanken, ihre Kraft und mit einem urgewaltigen Schrei ließ sie die urtümlichen Gewalten aus sich hinaus strömen, dass sich der Abdruck der Druckwelle nur zu deutlich in das Felsgestein abzeichnete. Keuchend ging sie kurz in die Hocke vor Erschöpfung, als plötzlich die Erde anfing zu zittern.

Erst ganz leicht, steigerte sich die Intensität von Augenblick zu Augenblick, ein Riss im Boden folgte, der sich unter ihnen auftat und Valen mit etwas ungeschick beinahe erwischt hätte. Aber dafür war das Ungetüm viel zu viel Dieb geblieben, um sich von so etwas in seiner Athletik behindern zu lassen. Behände schwang sich das Unwesen auf einen Ast in der Nähe und schaute gespielt überrascht auf die anderen herunter, die wohl schon gedacht hatten, es hätte ihn erwischt.

"Ich bin beeindruckt. Noch ein paar Mal und wir brauchen keinen Vic mehr, der uns alle umbringt, dann schaffen wir das auch alle gegenseitig."

Ein Gelächter der Verzweiflung ging durch die Gruppe, denn sie hielten wirklich Serena für die Urheberin dieser Sache. Leider mussten sie nur zu bald erkennen, wie falsch sie lagen.

"Das war nicht Serena, Valen. Schaut doch, dort hinten!"

Callindor wies in einiger Entfernung zu einer Gebirgsformation, etwas erhöht, wo sich ein Sturm zusammenbraute. Blitze zuckten, wo vorher noch freundliches Wetter herrschte, rauschten nun dunkle Wolken, Feuer spie empor, Regen setzte plötzlich ein und durchnässte die Truppe binnen Sekunden bis auf die Knochen.
Was für eine Naturgewalt!

"Es geht los. Bereit oder nicht, wir müssen uns Vic jetzt stellen. Lasst uns beten, dass alles gut ausgeht."

Domenik fasste seine Mutter, gab ihr einen Kuss auf die Wange, sagte ihr, wie sehr er sie liebte und wie ungerecht er sie all die Jahre behandelt habe und wie leid es ihm im Nachhinein täte. Sie hielten sich nur fest, wussten beide, was auf dem Spiel stand und auch wenn unklar war, wer ihr Gegner sein würde, sie alle waren entschlossen, es anzugehen.

Dass es nicht mehr Vic war, der dort auf sie wartete, war inzwischen allen bewusst. Ihr ehemaliger Freund, Verbündeter und Leidensgefährte hatte sich von ihnen abgewandt und war zu etwas anderem, schlimmerem geworden.
Abscheulichkeit hin oder her, für den Mord an Dante hatte Vic oder wer immer jetzt daraus geworden war nichts anderes als den Tod verdient. Domeniks Herz weinte, und er würde seinen Schmerz seinen Gegner spüren lassen. Und wenn es das letzte sein würde, was er tun sollte. Das war ihm inzwischen egal!

"Kommt, lasst uns diesem Albtraum ein Ende machen, so oder so."

Domenik ging vorne weg, seine Mutter an seiner Seite, gefolgt von den drei Kindern, die die ganze Zeit über nicht an den Übungen teilgenommen hatten. Das mussten sie auch nicht, denn so gesehen war es nicht ihr Kampf. Sie alle drei hatten mit Vic und dem Schlamasel nichts zu tun, sondern waren nur auf sonderbare Weise mit Callindor verknüpft worden. Hauptsache, Liz und die beiden anderen kämen aus der Sache heil heraus, denn noch mehr Opfer würden sie nicht verkraften können, sein Vater, der im Moment ruhte und von all dem nichts wusste, am aller wenigsten.


Callindor

Clan der Zaverias
20.02.2011, 20:12
Nero schloss zu Valen auf, als sie den Weg hoch zur Bergkette einschlugen und tippte ihm auf die Schulter. Valen drehte sich um ließ seine Zähne sehen, klopfte Nero auf die Schulter und ließ sich neben ihn zurückfallen.

"Ich habe es geübt Valen... Ich kann Vic zermalmen..."

"Glaub mir, das würd ich auch gerne..."

"Ich kann es...."

"Aber...."

"Vertrau mir..."

Nero setzte sich vor ihn, ein diabolisches Grinsen zuckte über sein Gesicht. Abseits der Anderen hatte er geübt und es war nicht Vic gewesen, der den Boden hatte aufreißen lassen. Graue Streifen hatten sich in Neros Haaren gebildet und seine Stirn war faltiger geworden, doch es war niemandem aufgefallen. Er hatte es geschafft. Aus einer Quelle hatte er so viel Macht ziehen können, dass er über sich selbst hinausgewachsen war. Ein Felsen hatte ihm als Zielscheibe gedient. Er hatte ihn, wie Dulin zuvor, erbeben und abheben lassen, doch anstatt ihn zu sprengen, hatte er all seine Wut und seine Trauer in den Zauber gelegt, den Felsbrocken einfach umgeformt. Er hatte ihn maltretiert, gedehnt, zusammengestaucht, ihn in alle möglichen abstusen Formen gebracht und ihn schließlich so komprimiert, dass er ihn in den Boden hatte rammen können. Mit einer solchen Macht hatte er dies vollbracht, dass der Felsbrocken im Boden implodiert war und die Bodenplatte deformiert hatte. So würde es auch Vic ergehen, er würde Schmerzen leiden und schließlich wie eine Blase zerplatzen und hoffentlich in tausend kleinen Teilen wieder zu Boden gleiten oder garnicht mehr aus diesem herauskommen. Elendig ersticken sollte er, getötet von Neros magischer Hand die sich um seine Kehle schloss und ihm jedweden Lebensfunken auslöschen würde. Wieder sah sich der Magier um. Sie kamen dem Inferno näher, er konnte spüren wie Vic sich straffte dort oben in seinem Reich. Er wählte den Platz für ihr Duell, sie würden seinen Tod wählen. Nero, Magier des Reiches und Kampfmagier Rhobars, ein Mann, würde sterben um Vic zu töten und das ganz ohne jede Reue, auch wenn das bedeuten würde, nicht zu Innos ins geheiligte Reich einzufahren nach seinem Tode. All das würde er in Kauf nehmen. Wieder huschte ein diabolisches Grinsen über sein Gesicht, doch diesmal wurde er von Valen bemerkt.

"Was ist nur los mit dir Mann?"

"Nichts... es ist... nichts..."

"Spucks aus, ich kenne dich lange genug!"

"Lass dich überraschen Valen... lass dich überraschen, so wie ich mich einst in Vengard in diesem kleinen Kerker habe von dir überraschen lassen..."

Ein Funke entzündete seine Zigarette und blauer Dampf stieg auf. Es würde enden, heute, auf diesem Berg inmitten des magischen Sturms. Im Auge dieses Sturmes würde Vic warten und seinen Tod finden, so wie die meisten anderen wie Nero dachte, nur einer musste überleben und das war Callindor der Dulin beherbergte. Sie alleine konnten Callindor zurückschicken und all das ändern und wenn nicht jeder sein Bestes geben würde, dann wäre alles umsonst gewesen. Dank des Sturmes waren sie alle von Magie durchtränkt. Plötzlich bebte die Erde und dicke Gesteinsbrocken fielen von weiter oben genau auf die Gruppe herab, die sie alle erschlagen hätten, doch einer unter ihnen wusste dies zu verhindern und handelte in millisekunden ohne wirklich aufzublicken, nur auf sein Gespür vertrauend. Nero hieb mit einer Faust auf die Felswand, zog einen Fuß nach vorne und mit magischen Fingern zog er mit dem zweiten Arm eine breite Felsdecke über ihre Köpfe auf die die Brocken hinunterregneten und seitlich in den Abgrund rollten ohne sie zu treffen. Mit einem wütenden Schrei stieß er mit dem Fuß auf den Boden und katapultierte einen Felsbrocken, der auf dem Weg lag einige Zoll in die Luft und trat dann mit dem Fuß dagegen, legte Magie dahinter und schoss ihn die Bergkette hinauf, sodass der Felsbrocken in der Felswand steckenblieb und feine Kiesel hinabregneten. Nero schob die Felsdecke zurück in die Felswand un stellte sich aufrecht hin, legte den Kopf in den Nacken und brüllte laut zum Himmel.

"Ist das ALLES? LOS! VERSUCH ES UNS RICHTIG ZU BESORGEN DU JÄMMERLICHES STÜCK DRECK!"

Es kam keine Antwort, nur Valen stockte ein wenig der Atem.

"Wie konntest du..."

"Ich sagte doch, dass ich geübt habe..."

Nero war es, der den Weg als Erster fortsetzte und mit weiten Schritten dem Ende entgegenschritt während man sich hinter ihm hinter vorgehaltener Hand über ihn austauschte, ein Raunen ging dann und wann durch die Runde. Es kümmerte ihn nicht.


Nero

Clan dv Dressels
22.02.2011, 17:59
[Platzhalter]

Clan der Zaverias
22.02.2011, 18:02
[Platzhalter]

Callindor
22.02.2011, 18:59
Ein Flüstern war es, was Callindor aus seinem Schlummer riss, sanft und unerhört feinfühlig. Nur langsam öffnete der Magier seine Augen, schloss sie sacht, als ihn ein helles Licht blendete und wartete einige Momente, um sich an seine Umgebung zu gewöhnen.
Wo war er hier?
Um ihn herum strahlte alles von einem hellen Weiß, so einladend und friedlich, dass Callindor fast die gegenwart seines Bruders übersehen hätte.
"Nero, was ..."

Sein Bruder lächelte ihn an und hielt sich nur den Zeigefinger auf den Mund.

"Nicht sprechen, nur zuhören, ich habe nicht viel Zeit. Ich weiß nicht, wie viel du von unserem Vorhaben wusstest und mitbekommen hast, doch es ist vorbei. Vic ist nicht mehr. Sein verderbtes Wesen, all sein Hass, seine Wut, und Kummer und Sehnsucht sind weg. Leider war der Preis dafür sehr hoch."

Callindor sah das Leid in Neros Augen, die so wach und aufgeweckt einst schauten, nun vor Müdigkeit strotzten und sich nichts mehr wünschten, als zu ruhen. So weit sich der Magier noch entsinnen konnte, hatte er durch einen unerwarteten Unfall einem Geist der Insel Zutritt in seinen Körper verschafft und zum Ausgleich verschaffte ihm dieser Dulin eine so ersehnte Auszeit, die er auch dringend benötigte. Jetzt wurde es ihm langsam klar.

"Nero ... ich schlafe noch immer, richtig? Das alles ist hier nicht real, sondern nur eine Wunschvorstellung, ein Traum. All dies passiert nicht wirklich, oder?"

Sein Bruder wandte sich von ihm ab, schaute in das helle Licht, dass ihn langsam zu umfangen schien.

"Es hat mich viel gekostet, um hier her zu kommen, und dich noch ein letztes Mal zu sehen. Genau genommen wird es kein Wiedersehen geben. Für diesen Augenblick habe ich all meine restliche Magie und meine Kraft geopfert. Mein Körper ist, physisch gesehen, nicht mehr am Leben. Du musst verstehen, dass es nicht ganz so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt hatten. Euphorisch und sicher bezwangen wir Schritt um Schritt die Distanz, wichen den Attacken Vics aus und konfrontierten ihn schließlich, allesamt. Domenik, Valen, meine Frau Sylwina und auch Serena, sie alle folgten und übrig ... blieb nur ich ..."

Callindor wollte dazu etwas sagen, doch ihm fiel in diesem Moment nichts passendes ein, alles hätte zu aufgesetzt geklungen, zu unecht, und so etwas brauchte sein Bruder nicht. Sicherlich war ihm klar, dass Callindor mehr als jeder andere seinen Schmerz und das Leid fühlte.

"Wie kam es dazu? Wart ihr Vic ... doch nicht gewachsen?"

"Anfangs lief es unerwartet günstig für uns. Dulin hatte uns in der kurzen zeit ausreichend Manöver gezeigt, um Vic die Stirn bieten zu können. Doch das Hochgefühl sollte sich schlussendlich in ein Trauerspiel verwandeln. Vic war von vorn herein klar gewesen, dass es Dulin gewesen sein musste, dem es gelungen war, Serena und dich von ihm wegzuholen. Danach hatten wir keinen Trumpf mehr, denn auch unser Plan, ihn einzusperren und dann mit Magie zu überladen war ihm nur zu bekannt. Seltsamerweise kümmerte er sich nicht darum, sondern gab uns die Chance, es zu versuchen. So arrogant und überheblich hatte er wohl gedacht, wir wären ihm nicht gewachsen. Sein Verdacht sollte ihm bitter zu stehen kommen. Vic hatte zwar mit Einsatz gerechnet, doch jeder von uns ging in diesem Kampf weit über seine Grenzen hinaus. Sylwina und Serena, von denen wir es am wenigsten erwartet hatten, zeigten dabei ein um's andere Mal, welch Potenzial in ihnen steckt. Vic hatte zu kämpfen, sich gegen unsere Attacken zur Wehr zu setzen. Am Ende war es ein hinterhalt von Valen, der dafür sorgte, uns die Zeit zu erkaufen, das Gefängnis von uns allen anzusetzen."

"Aber es misslang ...", vermutete Callindor, doch Nerro schüttelte nur sein Haar, während sein Blick noch immer auf dem hellen Licht gerichtet blieb.

"Nein, es glückte, doch hatten wir uns dahingehend verrechnet, wie weit Vic in seinem Wahn gehen würde. Er hatte sich selbst vergiftet, mit einem Zauber, den er aus einem Ritualbuch der Schwestern gestohlen hatte und schaffte es so, das Gefängnis zu sprengen. Die Verderbnis in ihm bahntesich ihren Weg, und der Plan, die gesammelte Magie in Vics Körper positiv zum Wiederaufbau zu nutzen, wie es von den Magien der Natur vorgesehen würde, ward so durchkreuzt. Vic gab sein Leben in der Gewissheit, dass niemand es lebend von der Insel würde schaffen können. Waren es vorher nur Regen, Wind und Erdbeben, zeigte sich nun, in welchem erschreckenden Ausmaß Vic seinen Abgang vorgesehen hatte.
Die Insel wird untergehen. Ein Vulkanausbruch zeichnete sich rasch durech das Panorama der Berge, töte dabei meine Frau und auch Serena, während Carston, Karissa und Domenik ihr Leben ließen, als sie uns mit ihrer unvergleichbar schwächeren Magie ein wenig Zeit erkauften. Denn am Ende bist nur du wichtig, mein Bruder. Mit deinem Leben oder deinem Tod steht und fällt alles, was ist und was sein wird. Valen und ich sicherten deine Flucht, gemeinsam mit den drei Kindern, die nie von deiner Seite wichen. Doch auch Valens Kräfte zehrten an seinem Reaktionsvermögen und ein Erdspalt riss ihn fort, hinein in das unter uns fließende Feuer. Es bleibt nicht mehr sehr viel Zeit. Liz, Pierre und Lea wachen über deinen schlafenden Körper, während um sie herum die Naturgewalten planlos wüten. Lange wird auch die Burg dem nicht Stand halten können. Deshalb musst du jetzt erwachen, um dich und die drei noch zu retten und unseren Tod damit bedeutend zu machen. Bitte, Bruder ..."

Callindor konnte dazu nichts sagen. Sein Blick war auf Neros Rücken geheftet, der langsam mit dem Licht, das sie umgab, eins wurde. Plötzlich flüsterte eine Stimme, die ihn an Dulin erinnerte, dass es für Nero Zeit wäre, Abschied zu nehmen.

"Nimm das Phönixtor, das Carston mir für dich überlassen hat und schaff dich und die deine Kinder fort von hier, in Sicherheit, zurück in deine Zeit. Du wirst es schaffen, ich habe Vertrauen in dich, Bruder. Und tu alles, um es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen. Vic war nicht immer so und dein frühzeitiger Tod damals hat uns alle verändert, ihn am meisten, wie mir scheint. Bitte, lass es nie wieder dazu kommen, für mich, für dich und unsere Familien."

Nero wandte sich zu ihm um, lächelte schwächlich, während er sich eine letzte Zigarette zwischen seine schmalen Lippen presste. Selbst in so einem Moment konnte er von seinem Laster nicht lassen, oder ging es ihm nur um das Prinzip?

"Leb wohl, geliebter Bruder, ich hoffe für uns alle, schneller als du vielleicht denkst. Schau nicht länger auf das was war, sondern wende deinen Blick nach vorn, deine Zukunft ist noch nicht geschrieben, es muss und wird nicht so kommen. Vergiss das nicht!"

Das Licht durchflutete sie beide, und für einen kurzen Augenblick war es still. Dann hörte Callindor ein Flüstern, nicht von Nero, sondern es war Lea, die sich mit Liz stritt, wie lange sie noch Zeit hätten, und das Nero wohl versagt habe.

"Ich bin wach ...", murmelte Callindor, öffnete die Augen und sofort war das Trio um ihn herum, löcherten ihn mit Fragen und Antworten. Ere hatte Mühe, überhaupt etwas zu verstehen, letztlich jedoch waren sie froh, dass er wider Erwarten aufgewacht war.
Neros Schlaffer körper lag auf Callindor gebeugt, halb kauernd, mit schloh weißen, greisen, veralterten haaren, beinahe schon ausgefallen. In diesem zustand sah er aus wie Methusalem. Sein Bruder hatte es im Kampf übertrieben und sich weit über seine körperlichen und geistigen Grenzen hinweg verausgabt und sein letzter Plan gab ihm den Rest. Im Stillen dankte er ihm für die rettung seines Lebens und das der Kinder, ohne die er aufgrund der Splitter bis auf Weiteres nicht mehr sein konnte und wollte.

"Ich will ja nicht stören, Callindor, aber die Zeit drängt", gab Liz kühl von sich und da hörte er es das erste Mal knallen, donnern und peitschen. Außerhalb des Schlosses musste die Hölle ausgebrochen sein. Nero hatte also die Wahrheit gesagt.

"Wo ist das Phönixtor? Gebt es mir. Es wird Zeit, von hier zu verschwinden."

"Woher ... ist ja auch egal, es ist auf alle Fälle das erste Richtige und Wichtige, was hier jemand sagt, bestätigte Lea und händigte dem Magier das handgroße Amulett samt einer Notiz aus. Sie war von Carston verfasst und beschrieb grob, wie er es bewerkstelligen müsste, den Zauber des Tores zu aktivieren. Dabei endete er mit dem Satz, das unerwartete, unkalkulierbare Auswirkungen ebenso auftreten könnten. Besonders, wenn es so überstürzt und hastig eingesetzt würde.

Callindor verstaute die Notiz, nahm den Gegenstand in seinen beiden Hände und wies danach die drei Kinder an, sich bei ihm einzuhaken und unter allen Umständen nicht loszulassen.
Sie taten wie befohlen und nun musste sich Callindor nur noch auf seinen Bruder konzentrieren. Leichter gesagt als getan, es dauerte Minuten, die beinahe wie Stunden wirkten, und immer wieder mahnte und warnte pierre vor der Glut die weiter und weiter stieg und allem um sich herum verbrannte. Das Feuerfange des großen Holztores drängte Callindor schließlich, den zauber auf gut Glück auszuführen, denn kaum einen Moment später stieg die Hitze spürbar an, selbst Stein schmolz bei der Temperatur um sie herum und so blieb ihm keine Wahl.

"Deslagrate muritempi et intervalia ..."

Das Amulett genag zu knistern, eine Magie baute sich um die vier Personen auf und umschloss sie wie einen Kokon, ehe sie einen Augenblick später in einem Vorraum standen, das Knistern nachließ und nun nur noch eine Frage im Raum stand:

Wo waren sie? War es die richtige Zeit, der richtig Ort, wo war sein Bruder, auf den er sich konzentriert hatte?

Callindor öffnete seinen Mund, der seltsam taub und benommen schmeckte, rief den Namen seines Bruders und wollte schon einen Schritt tun, als plötzlich ein Rückstoß von dem Amulett sie alle umklammerte, sie unter Strom setzte, dass sie nach all den Strapatzen nur zu schnell das Bewusstsein verloren, alle vier zusammenbrachen und das Amulett klimpernd und klirrend über den Boden rollte, noch immer vor Spannung geladen.

Im Moment des Vernebels seines Geistes betete Calliondor zu Innos, er möge es geschafft haben und sein Bruder Nero wäre in der Nähe, um ihm zu helfen. Mal wieder.

Es würde wohl in dieser Familie nie anders sein. Und das war seltsam beruhigend und auch gut so.