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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rafael eine Geschichte....



Lonan
04.12.2005, 21:01
Hallo liebe Kollegen und Kolleginnen. Da das hier ja die kreative Ecke des Forums ist, dachte ich mir, poste ich mal eine (weiterhin fortgesetzte) Geschichte von mir hier rein. Kleine Vorwarnung: Die ersten Kapitel, sind kurz und wenig beschrieben. Das ganze Geschehen ist auch sehr blutrünstig gehalten, gebe ich zu. Ansonsten wünsche ich viel Spaß und freue mich über konstruktive und destruktive Kritik...Viel Spaß...Das Ganze spielt übrigens, in der aus Sacred bekannten Fantasiewelt Ancaria...





Rafael

Prolog:
Elisa erwachte. Ihr Kopf schmerzte höllisch. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Diese Feiglinge! Sie hatten sie mitten in der Nacht überfallen um sie zu opfern. An IHN. Damit ER das Dorf für einen weiteren Monat verschonte.
Sie merkte dass sie an einen Baum gefesselt war und versuchte die Knoten zu lösen. Aber es gelang ihr nicht. Die Luft war plötzlich vom Gestank verwesender Leichen übersäht. Elisa gab es auf und ergab sich ihren Schicksal. ER kam.
*
In der Schänke ZUM FRÖHLICHEN BAUERN herrschte bedrückte Stimmung. ,,Wir hätten es nicht tun sollen'', sagte ein Mann mit Namen Edbert. ,,Was hätten wir denn sonst machen sollen? Kämpfen? Verdammt Edbert du weisst selber, das wir keine Kämpfer sind'', sagte sein Freund Ken. Die anderen Gäste nickten nur. ,,Aber irgendwas müssen wir doch tun, können Ken.'' ,,Was sollen wir denn tun? Hilfe holen können wir keine. Sobald einer von uns nur ein paar Schritte sich vom Dorf oder den Wäldern entfernt, wird er von den Dienern des Grafen abgeschlachtet. Das Einzige was wir tun können Edbert, ist beten und auf ein Zeichen der Götter warten.'' Alle seufzten und tranken weiter aus ihren Krügen um ihre Sorgen im Alkohol zu ertränken.
*
Rafael betrachtete das kleine Dörfchen das unter ihm lag. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Schon von weitem konnte man die Aura des Bösen spüren die dieses bedauernswerte Kaff umgab. Er würde eine Menge Spaß haben, da war er sich sicher. Dann machte er sich und ging dem Weg zum Dorf hinunter.


Kapitel 1
Edbert torkelte durch die Gegend. Er war betrunken. Sehr sogar. Aber nicht betrunken genug um die Schuldgefühle die immer noch in seinem Herzen wüteten zu unterdrücken. Er hatte es nicht gewollt. Doch die Anderen meinten es musste getan werden. ,,Wir müssen dem Grafen eine Jungfrau opfern, wenn wir in Ruhe gelassen werden wollen'', hatte Ken gesagt. ,,Sie ist alleine, sie wird es bestimmt nicht stören wenn sie stirbt'', hatte er Edbert versucht zu trösten. Doch er hatte nichts erreicht. Edbert torkelte weiter, er merkte wie der Alkohol an Wirkung verlor. Das war das Problem am Dünnbier. Die berauschende Wirkung die beim trinken eintrat verschwand genauso schnell wieder. ,,Irre ich mich oder hat dieses arme Dörfchen etwa Probleme?'', hörte er eine Stimme aus der Dunkelheit fragen. Blitzschnell griff Edbert an seinen Gürtel und zog einen Dolch. ,,Wer ist da? Zeigt euch?'', fragte er in die Dunkelheit. Ein Mann trat heraus. Er war sehr groß, hatte lange weiße Haare und grüne Augen. Gekleidet war er in den teuren Gewändern eines Adligen. Er hatte sich einen Umhang über die Schultern gelegt und trug ein Langschwert lässig an der Seite. Sein Gesicht war glatt rasiert und ein Lächeln umspielte seine Lippen. ,,Verzeiht wie unhöflich von mir. Wenn ich mich vorstellen dürfte?'', er machte eine tiefe Verbeugung, ,,mein Name ist Rafael.'' ,,Was wollt ihr?'', fragte Edbert, seinen Dolch fest umklammert. Das Lächeln des Fremden mit Namen Rafael wurde noch breiter. ,,Ich bin gekommen um euch zu helfen.'''
*
Elisa erwachte. ,,Bin ich tot?'', fragte sie sich. Sie schaute sich um. Sie befand sich in einen sehr luxuriös aussehenden Schlafzimmer und war in ein teures Nachthemd gekleidet. Sie spürte einen Schmerz an ihrem Hals. ER hatte wohl schon ihr Blut getrunken. Die Tür des Gemachs ging auf und mein trat ein. Er war wie ein normaler Diener gekleidet, und seine Augen schauten sie glasig an. In den Händen trug er ein Ballkleid. ,,Der Herr möchte euch sehen und er befiehlt, das ihr das anzieht'', sagte er und ließ keinerlei Gefühlsregung erkennen. Elisa riss ihm das angebotene Kleid aus der Hand und begann sich umzuziehen. Sie würde gute Miene zum bösen Spiel machen. Vorerst.
*
Die kleine Burg des Grafen erhob sich trutzig über den Hügel. Wachen gingen auf den Mauern auf und ab während draußen Fünfmanngruppen patroulierten.
,,Weiss gar nicht was dieser Orkmist soll'', brummelte einer der Gruppe. Seine Kameraden stimmten ihm zu. Ihr Anführer schaute seine Leute zornig an. ,,Maul halten! Wenn der Graf das befiehlt, wird der Befehl auch ausgeführt. Könnt froh sein, das ihr nicht......''
Er sollte nie in der Lage sein, seinen Vortrag zu beenden. Plötzlich fehlte ihm der Kopf und eine Blutfonthaine schoss aus seinem Torso. Die Soldaten schrieen auf. Einer von ihnen brach plötzlich zusammen, da ein auf einmal ein gewaltiges Loch aus seiner Brust klaffte. Die drei Anderen schauten panisch hin und her. Einer von ihnen hielt es nicht mehr aus, warf seine Waffe Weg und rannte los. Er kam nicht weit. Plötzlich stand eine schwarzhaarige Gestalt vor ihm, packte ihn an Hals und brach ihn mit einer flüssigen Bewegung das Genick. Jetzt waren es nur noch zwei Soldaten. Einer von ihnen zog sein Schwert und rannte auf den Unbekannten zu. Dieser sah ihn und gab ihn kurz bevor er vor ihm stand einem Schlag ins Gesicht. Er flog und noch im Flug brach ihn das Genick. Der Unbekannte lächelte boshaft und ging nun auf den letzten Überlebenden zu und packte ihn am Hals. ,,Wer bist du?'', krächzte er unter Qualen. Der Unbekannte lächelte noch breiter und kam mit seinem Gesicht ganz nah, an das seines Opfers an. ,,Mein Name ist Rafael. Du solltest dir diesen Namen merken, wenn du in der Hölle ankommst. Vielleicht haben die Dämonen Mitleid mit dir wenn sie erfahren wer dich getötet hat.'' Dann spürte der Überlebende nur noch einen stechenden Schmerz im Hals. Er starb mit einem wohligen Seufzer, denn dieser Schmerz war wunderbar gewesen.
*
Rafael ließ den schlaffen Leichnam seines letzten Opfers fallen. Sein Blut hatte fade und langweilig geschmeckt. Die kurze Erregung die beim Kampf aufgekommen war, war schon wieder verraucht. Er schaute zu der Burg des Grafen, die sich in der Dunkelheit erhob. Dorrt, so hatte er der verängstigte Dorfbewohner gesagt, hatte sich der ,,Graf'' verschanzt. Angeblich war er sehr mächtig und beherbergte eine gewaltige Armee von Dienern. Rafael spürte wie ihm die Vorfreude wohlige Schauer über den Rücken laufen ließ. Er würde heute Nacht eine Menge Spaß haben.


Kapitel 2
Rafael schlich leise vorwärts. Es war ein leichtes gewesen in die Burg zu kommen. Die Wachen auf den Burgmauern hatten ihn bereitwillig eingelassen. Belustigt dachte er über diesen Gedanken nach. Es hatte seine Vorteile wenn man anderen Leuten seinen Willen aufzwingen konnte. Er trat aus dem Schatten heraus und schaute sich um. Er befand sich nun anscheinend im Festsaal der Burg. Überall standen Tische und Stühle und die Wände waren mit prächtigen Bannern geschmückt. ,,Schaut, was für eine dicke Ratte sich in die Burg geschlichen hat'', hörte er eine Stimme hinter sich. Entspannt drehte er sich zum Besitzer der Stimme um. Dort standen fünf Frauen. Sie alle trugen teure Ballkleider und trugen das Haar offen. Eine von ihnen, eine einfache blonde Schönheit grinste ihn überheblich an. ,,Wer auch immer ihr seid, ihr besitzt anscheinend keinen Verstand. Hattet ihr etwa erwartet ihr könntet unentdeckt durch diese Burg schreiten?'' Rafael zuckte mit den Schultern. ,,Ich hatte gehoffte den Grafen zu begegnen und nicht seinen Huren. Tja die Welt kann ungerecht sein.'' Das ansprechende Gesicht der Anführerin verzog sich zu einer zornigen Fratze und sie fauchte Rafael wie ein wildes Tier an. ,,Holt ihn euch'', zischte sie ihren Begleiterinnen zu. Diese stürmten nun auf Rafael zu und versuchten ihn einzukreisen. Er ließ sich nicht davon stören und zog ihn aller Seelenruhe sein Schwert.
*
Elisa fühlte sich in dem Kleid sichtlich unwohl. Sie war es nicht gewohnt in solch unbequemen Sachen herumzulaufen. Der Diener neben ihr schien es nicht zu bemerken und anscheinend interessierte es ihn auch nicht. Von irgendwoher hörte sie Geräusche. ,,Was ist das?'', fragte sie den Diener. Doch dieser antwortete nicht und zog stattdessen ein Kurzschwert aus seiner Uniform und rannte los. Sie war nun allein. Sie grinste. Das war die Chance. Sie zog den Saum des Kleides nach oben und rannte in die Entgegengesetzte Richtung.
*
Von überall her stürmten Sterbliche in den Speisesaal. Rafael störte das nicht. Im Gegenteil, es machte ihn Spaß gegen diese Übermacht anzutreten. Ein fetter Mann mit weißer fleckiger Schürze, offenbar der Koch, rannte ein Fleischerbeil schwingend auf ihn zu. Rafael stach ihm mit seinem Schwert in die Kehle. Blut schoss heraus und der Fettsack versuchte anscheinend die Wunde mit seinen Händen zu verschließen. Dann fiel er um. Rafael leckte das noch frische Blut von der Klinge während er dem Angriff einer der Huren des Grafen auswich. Immer mehr stürmten in den Saal und er merkte, das das selbst für ihn zu viele wurden. Er wich einem weiteren Angriff aus und rief in Gedanken seine Verbündeten.
*
Elisa rannte und keuchte schwer. Diese verflixten Kleider waren einfach nur unbequem. Sie fiel hin und schlug schwer auf den nackten Steinboden auf. Dann hörte sie etwas. Vorsichtig schaute sie nach oben und sah wie eine gewaltige schwarze Wolke an ihr vorüberflog.
*
Rafael war eingekreist. Die fünf Vampirinen und die restlichen Sklaven des Grafen hatten ihn eingekreist. Die Anführerin grinste. ,Haben wir die Ratte doch tatsächlich in die Enge getrieben. Und was wollt ihr jetzt machen? Wegfliegen?'' Sie lachte, doch das Lachen blieb ihr im Halse stecken als sie sah, wie sich die Decke des Speisesaals verdunkelte. Unzählige Augenpaare schauten sie boshaft an. Dann stürzten sich abertausende Feldermäuse auf alle Anwesenden. Nur Rafael blieb verschont und schaute genüsslich dabei zu wie die Fledermäuse die Sklaven des Grafen verschlangen. Er grinste die blonde Anführerin an, die qualvoll aufschrie als die Fledermäuse ihr langsam das Fleisch von den Knochen pellten. ,,Und was wollt ihr jetzt machen? Wegfliegen?'', fragte er sie.
*
Elisa schaute sich um. Sie war sicher das sie an dieser Kreuzung schon mal gewesen war. Laut fluchte sie und nahm den nächsten Weg, in der Hoffnung dass dies der Richtige war.
*
Seelenruhig ging Rafael durch die Burg. Einer Überlebenden Sklaven des Grafen führte ihn. Die frische Bisswunde zeigte, dass er erst seit kurzem Rafaels Willen unterstand. Er führte ihm zu einem gewaltigen Portal aus Holz. ,,Ist das der Thronsaal?'', fragte er seinen Führer. Dieser vollkommen seines Willens beraubt nickte nur. Rafael packte ihn am Hals und brach ihn mit einer schnellen Handbewegung das Genick. Dann hob er seinen Fuß und trat das Portal zum Thronsaal auf. Der Thronsaal war nichts weiter als ein kleiner Raum mit einem schlichten Stuhl in der Mitte. Auf dem Stuhl saß ein kleiner, verängstigt aussehender Mann. Das musste der Graf sein. Rafael war enttäuscht. Das war der Graf? Dieses kleine wimmernde Häufchen Elend? Dafür hatte er seine Mission unterbrochen? Er ging auf ihm zu und zog sein Schwert. Dann packte er den Grafen am Hals. Dieser wimmerte und flehte ihn an es nicht zu tun. Rafael stach ohne mit der Wimper zu zucken zu. Die Klinge bohrte sich tief in das Herz des Grafen, der kurz darauf sein jämmerliches Leben aushauchte.
*
Elisa kam nun in einen Raum der anscheinend der Speisesaal war. Ihr wurde speiübel. Überall lagen Leichen. Die meisten von ihnen schienen angefressen worden zu sein. ,,Oh, wie mir scheint habe ich jemanden übersehen'', sagte eine Stimme hinter ihr. Elisa fuhr herum und sah nun einen Mann mit schwarzen Haaren. Blitzschnell griff sie zu einem Schwert das am Boden lag und hielt es den Unbekannten hin. ,,Kommt keinen Schritt näher, oder ich steche zu.''
Sie sagte es so wie sie es meinte. Der Unbekannte lachte und kam auf sie zu. Sie packte den Griff des Schwerts noch fester und schlug zu. Der Unbekannte wich mühelos aus und packte ihren Arm. Er drückte fest zu und sie ließ vor lauter Schmerz das Schwert fallen. Er brachte sein Gesicht nun ganz nah an das Ihrige. ,,Ihr habt Mut. Und in euren Augen sehe das ihr eine Kämpferseele seid. Ich glaube es wird sich lohnen euch in unsere erhabene Gemeinschaft aufzunehmen.'' Plötzlich spürte Elisa einen Schmerz in ihrem Hals. Ein wohliger Seufzer entfiel ihr. Zufrieden gab sie sich vollkommen dem schönen Gefühl hin in der Hoffnung dass es nie enden würde.
*

Die Bewohner des kleinen Dorfes staunten nicht schlecht als sie am nächsten Morgen den Kopf des ehemaligen Grafen an einem Zaun aufgespießt vorfanden. ,,Was bei allen Dämonen war das?'', flüsterte Ken. Edbert lächelte grimmig. ,,Das mein Freund, war ein Wunder der Götter.''
*
Rafael betrachtet während er dem Weg entlang ging, das Gesicht des schlafenden Mädchens. Ihre Haare hatten sich weiß gefärbt so wie seine, wenn er seine Menschenform annahm. Er dachte darüber nach warum er sie zu seiner Dienerin gemacht hatte. Ihr Mut hatte ihm imponiert und er hatte das Gefühl, das sie ihm wahrscheinlich bei seiner Mission hilfreich sein konnte. Wenn nicht würde er sie einfach vernichten. Mit diesem Gedanken das Mädchen in seinem Umhang gehüllt tragend schritt seinen Ziel entgegen.
*
Raziel kniete vor dem Thron seiner Herrin und lauschte ihren Befehlen. ,,Hast du alles verstanden?'', fragte sie ihn geduldig. ,,Ja Herrin. Ich werde das Schwert für euch finden und zu euch bringen. Nur ihr seid würdig die Blutklinge zu tragen.'' ,,Und was wirst du mit Jenen tun die sich dir in den Weg stellen?'', hakte sie noch mal nach. Er hob seinen Kopf und sein Gesicht wurde noch härter als es schon war. ,,Ich werde jeden vernichten der sich mir in den Weg stellt.''


Kapitel 3
Elisa schaute zornig zur Sonne hinauf. Innerlich hoffte sie, dass sie ihr das Fleisch von den Knochen pellte, aber innerlich wusste sie dass das nicht passieren würde. Rafael, ihr ,,Meister'' hatte ihr erklärt das der ihr angeborene Überlebensdrang das nie zulassen würde. Sie hasste ihn. Dafür das er ihre Seele in die Verdammnis getrieben hatte. Als sie noch ein Mensch gewesen war, hatte sie sich nie um die Götter geschert. Aber nun wo sie ein Wesen geworden war, das von allen Religionen der Welt als verfluchte Kreatur gezeichnet war, wollte sie nichts weiter als sterben. Sie warf einen Blick nach hinten wo ein toter Hirsch lag. Seine Kehle war aufgerissen und zeigte damit, dass Rafael schon gegessen hatte. Sie leckte sich mit der Zunge über die Lippen und ehe sie wusste wie ihr geschah, hatte sie ihre Zähne schon in den Hals des toten Tiers gebohrt. Beim trinken vergaß sie kurz ihr ungerechtes Los und den Hass auf ihren Schöpfer.
*
Nachdenklich betrachtete Rafael seine ,,Tochter'' von weitem. Seid er sie zu einem Vampir gemacht hatte, hatte sie nichts als Scherereien gemacht. Seit zwei Wochen wanderten sie nun durch die Ländereien Ancarias und bisher zeigten sich keinerlei Fortschritte bei ihr. Sie akzeptierte weder ihre jetzige Existenz noch schien ihr klar zu werden, welche Macht sie haben konnte, wenn sie nur bereit wäre ihre Fähigkeiten zu verbessern. Aber sie blieb stur. Lediglich das Bluttrinken schien ihr zu gefallen. Aber auch da lehnte sie Menschenblut ab und beließ es beim zähflüssigen Blut von Tieren. Es schien als wäre es Rafaels größter Fehler gewesen sie zu einer Vampirin zu machen.
Wie so oft in den zwei Wochen fragte er sich was ihn dazu verleitet hatte ihr den ,,Kuss des Untoten'' zu geben. Aber jedes Mal wenn sie ihn mit ihren Blauen Augen anschaute, wusste er es wieder. Er erkannte in ihr eine begnadete Kriegerin, wenn sie es nur zuließe sich ausbilden zu lassen. Ein Gedanke stieg plötzlich in Rafael auf und entlockte ihm ein Lächeln. So würde es funktionieren. Er ging auf sie zu und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Sie flog und landete hart auf dem Boden. Schnell richtete sie sich auf und schaute ihn zornig. Er breitete die Arme aus. ,,Na los, greif mich an Schwächling'', sagte er höhnisch grinsend. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Die Hand zur Faust geballt schlug sie nach ihm. Er wich ohne Mühe aus und sein Grinsen wurde noch breiter. Das machte sie noch wütender. In wilder Raserei ließ sie eine Salve aus Schlägen gegen ihn los. Nicht ein einziger traf ihn. Dann packte er sie am Arm und drehte ihn auf den Rücken. Sie schrie auf. Der Schmerz betäubte sie fast. Er kam ganz nah an sie ran und flüsterte ihr von hinten ins Ohr : ,,Möchtest du es mir heimzahlen? Dann wirst du lernen müssen wie man kämpft und vollkommen akzeptieren was du bist. Außerdem, meine Geduld mit dir geht langsam zu Ende. Und ich habe schon mehr Zeit für dich aufgebracht als du es wert bist. Und glaub bloß nicht du kannst dir alles erlauben. Ich habe dich erschaffen und ich kann dich mit einem einzigen Wort vernichten.'' ,,Ich werde euch töten'', zischte ihn Elisa an.
Rafael grinste innerlich. Anscheinend hatte sie nun angebissen. ,,Versuch es ruhig. Aber ich glaube kaum das du jemals eine Chance gegen mich haben wirst.'' Dann ließ er sie los und alleine.
*
Zornig schaute Elisa Rafael hinterher. Oh ja, sie würde ihn töten, das schwor sie sich. Er würde ihr alles beibringen und dann würde sie ihm das arrogante Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Mit diesem Gedanken machte sie sich weiter über den Hirsch her und plante schon ihre Rache.



Kapitel 4
Raziel wanderte durch die dunklen Gassen des Armenviertels Hohenmuts, der Hauptstadt Ancarias. Innerlich rief er noch mal die Befehle seiner Herrin ins Gedächtnis. ,,Triff dich in Hohenmut mit einem Mann namens Gerdrald. Er wird dir helfen. Vernichte ihn wenn du ihn nicht mehr brauchst.'' Er wanderte weiter und beinahe hätte er die drei Gestalten die sich an ihn anschlichen nicht bemerkt. Aber nur beinahe. Blitzschnell zückte er zwei Krummsäbel und schlug nach dem ersten der drei Strauchdiebe. Er schlitzte ihm die Kehle auf und er fiel ohne einen Laut von sich zu geben zu Boden. Die Anderen beiden hatten entsetzt das blutige Schauspiel beobachtet. Ehe sie reagieren konnten, hatten Raziel dem einen seiner Säbel in den Bauch gerammt und dem Anderen schlug er seinen Ellbogen an den Kehlkopf. Beiden starben ohne jemals eine Chance gehabt zu haben. Raziel steckte seine Krummsäbel wieder ein und rümpfte noch mal angewidert die Nase. Aus einer dunklen Ecke trat ein Mann. Er war klapperdürr, hatte kurze schwarze Haare und war in eine Lederrüstung gekleidet. Trotz seiner jämmerlichen Gestalt trug er einen Zweihänder auf den Rücken. In seinen braunen Augen konnte man Anerkennung sehen und er klatschte. ,,Meine Hochachtung. Mir scheint die Assasinen der Dunkelelfen von Zhurag-Nar sind wahrhaftig so gute Kämpfer wie man sagt.'' ,,Wer seid ihr?'', sagte Raziel und musterte den Neuankömmling kalt. Der Fremde verbeugte sich galant. ,,Oh verzeiht wie unhöflich von mir. Wenn ich mich vorstellen dürfte? Mein Name ist Gerdrald. Mir wurde aufgetragen euch bei eurer Suche nach der Blutklinge zu helfen.''
*
Elisa schlug mit geballter Faust zu. Rafael parierte den Hieb ohne viel Mühe. Doch kaum hatte er parierte, setzte Sie mit einem gezielten Tritt nach. Da dies unerwartet kam überraschte sie ihn, aber trotzdem konnte er auch diesen Angriff erfolgreich abwehren. Dann versetzte er ihr einen Hieb in den Bauch. Sie krümmte sich vor Schmerzen und er setzte mit einem gezielten Tritt noch mal nach. Sie flog im hohen Bogen durch die Luft und landete hart.
,,Genug für heute, es wird Zeit das wir weiterreisen.'' Elisa rappelte sich mühsam auf. ,,Wohin gehen eigentlich, Meister?'', fragte sie und spuckte dabei ihr eigenes Blut aus. Rafael wollte anscheinend lächeln unterließ es aber. ,,Ich hoffe du wolltest schon immer mal in die Hauptstadt.'' ,,Wir gehen nach Hohenmut?'' ,,Ganz genau.'' ,,Warum?'' ,,Das wirst du noch früh genug erfahren'', sagte er zu ihr. Er unterstrich damit, dass für ihn das Thema beendet war. Sie wischte sich noch mal das Blut von ihren Lippen. ,,Wo habt ihr eigentlich gelernt zu kämpfen?'', fragte sie neugierig. Diesmal musste Rafael wirklich lächeln. ,,Och du hättest ihn bestimmt gemocht. Die Menschen würden ihn als Monster bezeichnen, doch für mich war er der beste Kämpfer des Landes. Sein Name war Gerdrald.''


Kapitel 5
Raziel schaute sich misstrauisch in dem kleinen Raum um. Dem Dunkelelf war sichtlich unwohl. Der Mann mit Namen Gerdrald, hatte ihn hierher geführt um ihn ein paar ,,Freunde'' vorzustellen. Was für Freunde das waren konnte Raziel nun feststellen. Ein Haufen übelster Abschaum aus der Gosse der Hauptstadt Hohenmut entsprungen. Sie beäugten ihn misstrauisch. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Sein Volk war nicht dafür bekannt sehr menschenfreundlich zu sein. Aber im Moment war ihm das egal. Er hatte vollstes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Gerdrald kam in den Raum. Seine bequeme Lederrüstung hatte er gegen ein Kettenhemd eingetauscht und auf seinem Kopf trug er einen Helm in Form eines Wolfes. Er zeigte auf Raziel. ,,Das ist Raziel. Abgesandter der Matriachininnen von Zhurag-Nar. Er wird jeden von euch tausend Goldstücke auszahlen, wenn ihr euren Auftrag erfüllt.''
,,Einen Dreck werde ich tun'', dachte Raziel. Gerdrald zeigte auf die Tür: ,,Wer zu feige ist kann aussteigen. Ich werde euch nicht umbringen.'' Keiner der Anwesenden bewegte sich. Gerdrald lächelte. ,,Nun denn Meister Raziel. Erkläret diesem prächtigen Haufen, denn Auftrag.''
*
Fjodre grinste. Was für ein Glück! Da gingen doch tatsächlich zwei Idioten ohne Geleitschutz mitten durch die Gegend. Der eine war sehr groß, aristokratisch gekleidet und hatte lange, weiße Haare. Seine Begleiterin war etwas kleiner als er. Sie trug normale Wanderkleidung und ihre ebenfalls weißen Haare waren kurz geschnitten. Er gab seinen Männern ein Zeichen, dann sprangen sie aus den Büschen und umzingelten die beiden. ,,Glückauf Wanderer. Mein Name ist Fjodre und ich bin gekommen um euch um euer Gold zu erleichtern. Zahlt es freiwillig aus und wir werden euch ziehen lassen.''
Der Fremde zeigte keinerlei Gefühlsregung und sagte zu seiner Begleiterin gewandt: ,,Töte sie.''
*
Elisa erstarrte. Was verlangte er da? Sie sollte die Männer töten? Rafael sagte es noch mal mit Nachdruck: ,,Töte sie.'' Die vorher überraschten Männer fingen nun an zu lachen. Zwei von ihnen packten Rafael an den Armen. Er ließ sie gewähren. Die Andern stürzten sich auf Elisa. Sie wehrte sich doch einer schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Sie fiel hart und schon setzte sich der Anführer der Räuber rittlings auf sie drauf. Er zog ein Messer. ,,Wird Zeit das wir uns ein bisschen Spaß gönnen'', sagte er dreckig grinsend. Dann schnitt er ihr mit den Messer die Kleider auf. Man konnte nun ihre entblößten Brüste sehen. Seine geilen Kumpane feuerten ihn an und Rafael tat nichts weiter als zugucken. ,,Bitte nicht'' ,sagte Elisa unter Tränen. Der Anführer schlug ihr ins Gesicht. ,,Halt's Maul Schlampe'', schrie er sie an. Da erwachte etwas in ihr. Ihr Zorn nahm überhand und die Welt um sie wurde rot.
*
Rafael grinste. Elisa hatte den Anführer der Räuber von sich geworfen, gepackt und biss nun zu. Man konnte richtig hören, wie es ihr schmeckte. Dann ließ sie ihn los und sprang den nächsten an. Sie biss ihn tief ins Fleisch und riss ein großes Stück heraus. Dann ließ sie von ihm ab und sprang dem Rest der Räuber an die ängstlich versuchten zu entkommen. Ihre Hände waren zu Klauen geworden. Sie sprang genau in die Gruppe hinein und schlug wild um sich. Blut und Gedärme flogen herum. Rafaels Bewacher hatten inzwischen von ihm abgelassen und versuchten ebenfalls zu fliehen. Er zog sein Schwert und durchbohrte blitzschnell den Einen von hinten während er den Anderen am Genick packte und es geräuschvoll brach. Es hörte sich wunderbar an. Elisa hatte inzwischen aufgehört zu wüten und fiel erschöpft zu Boden. Rafael ging zu ihr und wickelte sie in seinen Umhang. Lächelnd betrachtete er sie. Dann küsste er ihre Stirn. ,,Ich bin stolz auf dich'', flüsterte er ihr ins Ohr, ,,du bist auf dem besten Wege ein Vampir zu werden.''
Dann schritte er, Elisa im Arm weiter und überließ die Kadaver der Räuber den Aasfressern.

Kapitel 6
Schon von weitem konnte man die prächtigen Mauern Hohenmuts sehen. Prachtvoll erhoben sie sich und hießen jeden Neuankömmling willkommen. Doch Elisa nahm das alles gar nicht wahr. Seid jenem Vorfall waren drei Tage vergangen und sie und ihr Meister waren auch sonst in Ruhe gelassen worden. So konnte sie in aller Ruhe darüber nachdenken. Angewidert betrachtet sie ihre Hände. Mit diesen Händen hatte sie Menschen getötet! Menschen! Um sie war alles rot geworden als der Anführer der Räuber versucht hatte sie zu vergewaltigen. Dann erinnerte sie sich an nichts mehr. Als sie wieder klar denken konnte, war das Erste was sie gesehen hatte ihr Meister der ihr gratuliert hatte. Seine Worte hallten immer noch in ihrem Kopf. ,,Du hast deine ersten Menschen getötet. Sehr gut. Man merkt das du auf den richtigen Weg bist.'' Er hatte dabei auch noch gelächelt. Sie durchschritten das Stadttor, die Wachen ließen sie ohne besonders interessiert zu sein passieren. Fremde waren nichts Außergewöhnliches in Hohenmut. Rafael fragte nach einem Gasthaus. Einer der Wächter beschrieb ihn den Weg und Rafael drückte ihn ein paar Münzen in die Hand. Sie gingen den Weg, den der Wachmann ihnen beschrieben hatte und standen nun vor dem besagten Gasthaus. Erst als Rafael beim Wirt bezahlt hatte und sie auf ihren Zimmer waren begann Elisa zu sprechen: ,,Ich habe Menschen getötet'', flüsterte sie. Rafael schaute sie an und hob fragend eine Augenbraue: ,,Und?''
,,Menschen!'', schrie sie ihn an. Rafael zuckte mit den Schultern. Elisa ging ganz nah an ihn ran. ,,Ist es euch so egal, wen oder was ihr tötet? Seid ihr so gefühllos das ihr nicht mal darüber nachdenkt?!'', zornig schaute sie ihn an. Er erwiderte kalt ihren Blick. ,,Es waren Menschen, na und? Hast du etwa Mitleid mit ihnen obwohl dich einer sogar vergewaltigen wollte? Sie wollten uns töten und ausplündern und du hast ihnen nur gezeigt, dass sie auf dem Holzweg waren. Ich sehe darin kein Problem.'' Er ging noch näher an sie heran und seine Augen bekamen ein gefährliches Funkeln. ,,Außerdem sollte es dir langsam egal sein. Du bist ein Vampir, jeder ist dein Feind. Egal ob Elf, Ork oder Mensch sie alle sind nichts weiter als Nahrung. Sie werden versuchen dich zu töten und du WIRST sie töten MÜSSEN wenn du weiterleben willst. Sie verstehen unsere Existenz nicht und ich habe auch nicht vor mit diesem Abschaum Freundschaft zu schließen.'' Rafael Züge wurden etwas weicher. ,,Falls es dich beruhigt: Sie hatten es verdient. Das müsstest du spätestens dann gemerkt haben als sie über dich herfallen wollten.''
Er ging zur Tür. ,,Ich muss noch etwas in der Stadt erledigen. Ruh dich aus, wir werden heute eine harte Nacht vor uns haben. Denk nicht einmal daran zu fliehen, ich finde dich überall. Ach ja und Elisa.'' Er drehte sich zu ihr um. ,,Du solltest lernen es zu genießen. Solange du unter mir stehst, wirst du gar keine andere Wahl haben.'' Dann verließ er den Raum. Elisa ballte ihre Fäuste vor Zorn. Was hatte er gesagt? Sie sollte es genießen zu töten? Diese Worte steigerten ihren Hass dem sie ihm gegenüber hegte noch mehr. Dann legte sie sich auf's Bett um den Befehl ihres Meisters auszuführen. Bevor sie jedoch ins Reich der Träume überglitt fragte sie sich noch: Was hatte ihr Meister damit gemeint, als er von einer harten Nacht sprach?
*
Raziel polierte in aller Seelenruhe seine Krummsäbel. Stolz betrachtete er sie. Er konnte es kaum erwarten sie im Fleisch der wertlosen Menschen zu versenken. Gerdrald kam herein. Er trug immer noch sein Kettenhemd und hatte sich seinen Zweihänder lässig auf die Schultern gespannt. ,,Geht es los?'', fragte Raziel. Der Söldner lächelte. ,,Geduld mein Freund. Wir werden heute Nacht zuschlagen. Meine Freunde sind gerade dabei, das Herrenhaus in aller Heimlichkeit zu umstellen. Heute Nacht wird die Blutklinge euch gehören.''
Raziels Augen glitzerten voll gieriger Erwartung. Heute Nacht würde er seinen Auftrag erfüllen und siegreich mit der Blutklinge heimkehren. Er warf noch einen Blick auf den ahnungslosen Gerdrald. ,,Dann werde ich für dich auch keine Verwendung mehr haben, mein ,,Freund'' '', dachte er. Dieser Gedanke entlockte ihm ein Lächeln. Er freute sich schon auf die Nacht
*
In der Taverne ,,Ascaron Ruf'' war wie immer geschäftiges Treiben. Schankmaiden rannten überall hin und her, um Bestellungen aufzunehmen und um Bestellungen zu bringen. Aber ,,Ascarons Ruf'' war auch ein Ort wo sich manche Leute hinbegaben um anderen Gelüsten zu frönen. So auch ein Mann namens Dervin der in einer dunklen Ecke der Schänke saß und kräftige Züge aus einer Rauschkrautpfeife nahm. Dervin tat es um zu vergessen. Um zu vergessen was er getan hatte und um zu vergessen welche Monster er kannte. ,,Warum rauchst du dieses Zeug?'', fragte ihn eine Stimme von hinten. Dervin schloss die Augen und hoffte vergessen zu haben, wer dieser Jemand war. Aber er wusste diese Person konnte er nicht vergessen. ,,Also sind die Gerüchte um diene Wiederauferstehung war Rafael'', sagte er die Augen immer noch geschlossen. Rafael lachte. ,,Wie du siehst alter Freund. Hattest du wirklich geglaubt ein paar lächerliche Bannzauber können mich für immer aufhalten?'', fragte er mit einem spöttischen Tonfall in der Stimme. ,,Diese lächerlichen Schutzzauber haben zumindest gereicht um dich für zwei Jahrhunderte verschwinden zu lassen. Was hat dich befreit?'' Rafael ging ganz nah an ihn ran. Dervin kniff die Augen noch fester zusammen. Er wollte ihn nicht sehen! Er wollte ihn endlich vergessen! ,,Selbst die stärksten Zauber verlieren irgendwann ihre Wirkung. Ich brauchte nur zu warten. Egal lassen wir das und widmen uns einen wichtigeren Thema: Wo ist das Schwert?'' Dervin öffnete den Mund. ,,Ich weiss nicht wovon du sprichst'', sagte er mit bebender Stimme. Rafael packte ihn am Genick und Dervin konnte einfach nicht anders, als ihn in die Augen zu sehen. Und er sah all die schrecklichen Dinge wieder, als er in diese widerwärtigen grünen Augen schaute. Er hörte das Kreischen von Kindern, die Schmerzensschreie von Verwundeten und das Weinen von Frauen. Er sah wie der Himmel sich blutrot färbte und eine gewaltige Schattengestalt sich erhob und alles verschlang. Er sah ein Schwert, dessen Klinge und dessen Heft blutrot gefärbt waren. Und er sah Rafael wie er es in Händen hielt und lachend auf einem Berg Leichen stand. ,,Wo ist es Dervin? Mach es dir nicht so schwer und sag es mir. Es nützt nichts wenn du mich anlügst. Wir wissen beide wo du bist ist auch die Blutklinge. Ihr seid miteinander verbunden und es sagt dir immer seinen genauen Standort. Also noch mal: Wo ist es?'' Dervins Pupillen verfärbten sich weiß und Schaum lief ihn aus dem Mund. ,,Es befindet sich im Anwesen eines gewissen Denuries. Er ist ein mächtiger Magier. Er hält sich eine Truppe von Söldnern zu seinem Schutz und er hat auch noch zwei Lehrlinge.'' Sein Kopf schmerzte höllisch. Immer mehr Erinnerungen kamen hoch. Er sah einen See aus Blut. ,,Es liegt im Norden der Stadt!!'' ,kreischte er laut. Rafael ließ ihn los. Er fiel unsanft auf dem Boden und tastete ihn nach seiner Rauschkrautpfeife ab. Rafael drückte sie ihm in die Hand. ,,Vielen Dank alter Freund'', sagte er und legte ein paar Münzen auf den Tisch. ,,Kauf dir etwas von dem Zeug, vielleicht hilft es ja bei deinem Problem. Was auch immer das sein mag.''
Dann verließ er die Schänke. Die anderen Gäste schienen von dem Vorfall nichts bemerkt zu haben und setzten ihre Gespräche fort. Dervin nahm ein paar tiefe Züge aus der Pfeife. Der Rauch beruhigte ihn. Dann liefen ihn Tränen über die Wangen. Er hatte gerade einem Monster geholfen, das wurde ihm klar. Und niemand konnte ihm helfen. Da fiel ihm etwas ein. Niemand? Ein Lächeln huschte ihn über die Lippen. Er packte seine Pfeife und seine restlichen Sachen, bezahlte beim Wirt und ging zu einem Händler, damit dieser eine Nachricht verfasste. Ihm war jemand eingefallen der Rafael vielleicht stoppen konnte. Und dann würden seine Träume bestimmt aufhören.
*
Der Magier Astan de'Denuries betrachtete das Schwert vor ihm. Die Klinge und das Schwertheft waren blutrot gefärbt. Der Griff des Schwerts sah aus wie zwei Schlangen die sich Inneinader verwoben hatten und sich in einen Totenkopf bohrten. Die Klinge selbst war über und über mit seltsamen Schriftzeichen beschriftet. Denuries betrachtete die Klinge eingehendes. Seit zwei Jahrhunderten versuchte seine Familie ihr Geheimnis zu lüften. Er war der einzige der bisher einen Erfolg verzeichnen konnte. Er hob seine Hände und begann in der Luft komplizierte Gesten auszuführen. Dieser Zauberspruch würde ihm helfen, das Geheimnis zu lüften. Er murmelte ein paar Zauberformeln. ,,Amon Me Kalim Taga Razesch Elsur de Taga de Me. Azur da Holl il Sarva!'' Als er die letzten Worte aussprach, leuchtete die Klinge. Er grinste. Es hatte funktioniert! Er ging auf sie zu und umschloss mit seinen Händen ihren Griff. Und prompt sah er die Bilder. Es waren grausame Bilder. Er sah eine Horde Orks über ein wehrloses Dorf herfallen. Er sah eine Armee Dunkelelfen einen Wald der Waldelfen verbrennen. Er sah einen großen Drachen über eine gewaltige Stadt kreisen die er mit seinem Feueratem vernichtete. Und in all diesen Bildern sah er die Klinge und ihren Besitzer. Er war ein Monster. Seine langen, schwarzen Haare färbten sich blutrot von dem vielen Blut das er vergoss. Er schlug ohne Gnade auf die Orks ein, hetzte eine Armee von Fledermäusen auf die Armee der Dunkelelfen und trank das Blut des von ihm eigens erschlagenen Drachen. Und die ganze Zeit konnte Denuries das wahnsinnige Gelächter des Kriegers höre. Schreiend ließ er von der Klinge ab und schnappte nach Luft. Dann, als er sich beruhigt hatte betrachtete er das Schwert noch mal. ,,Welches Geheimnis verbirgst du?'', flüsterte er, als ob er Angst hätte das Schwert könnte ihn hören.
*
Rafael grinste, als er den Weg zur Schänke ging. Nun wusste er das Schwert finden konnte. SEIN Schwert. Heute Nacht würde er es sich holen. Und dann, wenn er es hatte würde er Rache an all seinen Feinden nehmen, das wusste er. Dieser Gedanke hob seine Laune noch mehr und er ging voller Vorfreude den Weg zur Schänke um sich auszuruhen damit er ausgeruht war für den darauf folgenden Abend.


Kapitel 7
Elisa träumte. Sie träumte wie sie auf einen Schlachtfeld inmitten eines Berges voller Leichen stand. Der Himmel hatte sich blutrot gefärbt. Sie hörte überall Schmerzensschreie und das Weinen von Kindern. Sie schaute sich um und erblickte eine schwarzhaarige Gestalt, die gerade dabei war einen Soldaten auf der Klinge ihres Schwertes aufzuspießen und ihr den Rücken zukehrte. Das Gesicht des Soldaten verzog sich schmerzerfüllt und er hauchte schon nach kurzer Zeit sein Leben aus. Die Klinge glitt aus seinem Körper und seine Leiche gesellte sich zu den der Anderen. Die Schultern der schwarzhaarigen Gestalt bebten und Elisa konnte hören, das sie lachte. Dann drehte sie sich um und Elisa konnte ihr Gesicht erkennen. Ihre Augen wurden groß vor Entsetzen denn sie erkannte das Gesicht der Gestalt. Es war das Gesicht ihres Meisters. Mit einem Schrei fuhr sie aus ihrem Schlaf. Die Tür des Zimmers wurde aufgerissen und Elisa erkannte den Wirt. ,,Ist alles in Ordnung Milady?'', fragte er besorgt. Elisa war gerührt von der Besorgnis des Wirts und lächelte ihn an. ,,Es ist nichts. Ich hatte einen Alptraum, das ist alles.'' Der Wirt atmete erleichtert auf. ,,Da bin ich aber beruhigt. Übrigens, euer Begleiter hat eine Nachricht für euch hinterlassen.'' Er zückte einen Brief hervor. Fragend hob er eine Augenbraue. ,,Ihr könnt doch lesen, oder?'' ,,Ja, mach euch keine Sorgen. Ich danke euch'', sagte Elisa etwas zerknirscht. Im Grunde konnte sie es ihn nicht übel nehmen. Nur wenige Menschen aus dem ,,einfachen Volk'' konnten lesen. Abgesehen von den Leuten in der Baronie Marascel. Elisa öffnete, neugierig geworden den Brief und las staunend die Zeilen die ihr Meister verfasst hatte.
Heute Nacht, wird ein schöner Mond scheinen. Halte dich bereit, wenn ich dich rufe. Es wird eine Menge Blut fließen. Warte vor der Tür des Gasthauses. Elisa grübelte über den Inhalt des Briefes. Was hatte er damit gemeint, als er meinte ,,Heute Nacht wird ein schöner Mond scheinen''? Sie zerknüllte das Papier in ihrer Hand, verließ das Zimmer(natürlich nicht ohne vorher die Zimmertür abzuschließen) und ging hinaus auf die Straße. Es war Nacht geworden. Der Mond schien hell und beleuchtete spärlich die Straßen der nächtlichen Hauptstadt. ,,Es wurde auch langsam Zeit, das du kommst. Ich hatte erarte du würdest früher aufwachen'', hörte sie eine fremde Stimme sagen. Sie fuhr herum. Aus der Dunkelheit trat ein großer Mann mit langen schwarzen Haaren, der wie ein Adliger gekleidet war. Ein Langschwert baumelte lässig an seiner Seite. Elisa erkannte ihn. ,,Meister'', ohne das sie es wollte, verbeugte sie sich vor ihm. Er lächelte und man konnte seine spitzen Reißzähne sehen. ,,Ein schöner Mond heute nicht wahr?'', sehnsüchtig schaute er nach oben. ,,Genau richtig um das zu tun was man tun muss.'' Er drehte sich ruckartig um. ,,Komm'', sagte er. Elisa folgte ihn, ohne zu fragen wohin oder warum. Beide verschwanden in der Dunkelheit.
*
Der Angriffstrupp hatte sich um das Anwesen des Zauberers verteilt. Raziel saß neben Gerdrald, der zu seiner Überraschung seinen Zweihänder gegen zwei Krummsäbel eingetauscht hatte. ,,Ich bin sicher sie werden mir nützlicher sein, als das schwere Ding'', hatte er Raziel augenzwinkernd erklärt. Raziel hatte nicht weiter gefragt und es war ihm auch gänzlich egal gewesen.
Gerdrald lächelte. ,,Es ist soweit. Nun könnt ihr eure Nützlichkeit beweisen Meister Dunkelef.'' Er setzte sich in Bewegung und Raziel folgte ihm.
Langsam traten auch weitere Gestalten aus dem Schatten. Das Angriff auf das Anwesen hatte begonnen.
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Denuries beugte sich grübelnd über seine Aufzeichnungen. Dieses Schwert ließ ihm keine Ruhe! Er las noch mal, wie seine Familie in den Besitz des Schwerts gekommen war. Einer seiner Vorfahren hatte das Schwert einem alten Kriegsveteranen abgekauft, der anscheinend wahnsinnig gewesen war. Den Tagebuchaufzeichnungen seines Vorfahren zufolge, hatte der Veteran ihn gerade zu angefleht ihm das Schwert abzukaufen. Er fuhr sich noch mal grübelnd durch den Bart. Dann betrachtete er noch mal die Klinge. Sie leuchtete eigenartig, so als wollte sie ihn verspotten. ,Welches Geheimnis verbirgst du?'', fragte er sich zum wiederholten Mal.
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Targan kratzte sich gelangweilt an den Bartstoppeln die wie ein kleiner Wald, an seinem Kinn wucherten. ,,So ein langweiliger Abend'', dachte er. Da hörte er etwas. Er erkannte was die Geräusche bedeuteten. Es waren Kampfgeräusche. Und schon hörte er seinen Hauptmann brüllen: ,,Alarm das Anwesen wird angegriffen. Greift zu den Waffen!'' Blitzschnell schulterte Targan sein Schwert und seinen Schild und rannte los. ,,Endlich passiert was! So ein Glüü.....''
*
Raziel betrachtete angewidert den Leichnam des toten Söldners. Es war zu leicht gewesen. Gerdrald tauchte neben ihm auf. Die Klingen seiner Krummsäbel waren ebenso rot verfärbt wie die Raziels. Er lächelte. ,,Es verläuft alles nach Plan. Die Anderen lenken die Söldner ab und wir können in das Anwesen eindringen. Die einzigen die uns noch gefährlich werden können, sind der Magier und seine beiden Lehrlinge.'' Raziel tätschelte die Klingen seiner Krummsäbel liebevoll. ,,Sie werden keine große Herausforderung sein'', sagte er. Gerdrald nickte. ,,Nun denn, Meister Raziel. Lasset uns unseren Auftrag erfüllen.'' Und so begannen sie in das Anwesen einzudringen.
*
Schon von weitem konnten Rafael und Elisa die Kampfgeräusche hören. ,,Was geht da vor?'', fragte Elisa verwundert. Rafael lächelte. ,,Offenbar kamen, Andere auch auf die Idee dem Anwesen einen Besuch abzustatten. Gut für Uns, dann sind sie abgelenkt und wir müssen uns nicht mit dem Kleinvieh abgeben.'' ,,Und wie kommen wir rein?'', fragte Elisa unsicher. Rafaels Lächeln wurde noch breiter. ,,Wir nehmen den Hintereingang sagte er, anscheinend belustigt.
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Denuries war gerade in Gedanken vertieft, als die Tür aufgerissen wurde und einer seiner Diener kreidebleich hereinstolperte. ,,Meister Denuries, ihr müsst unbedingt kommen. Das Anwesen wird angegriffen und die Wachen brauchen bestimmt eure Hilfe. Anox und Inis sind bereits los und haben mir aufgetragen euch bescheid zu sagen'', brachte der arme Mann schleppend hervor. Denuries griff fluchend nach seinem Stab. ,,Bring dich und den Rest der Dienerschaft in Sicherheit. Ich werde mit Anox und Inis die Angreifer aufhalten. Verständigt unbedingt die königliche Garde. Hast du mich verstanden?'' Der Diener nickte leicht. ,,Worauf wartest du dann noch? Verschwinde!'', fuhr ihn Denuries an. Der Diener sauste gerade zu davon. Fluchend machte sich Denuries daran seine beiden Lehrlinge zu suchen. ,,Ich muss den Göttern etwas getan habe, dass sie mich so dermaßen verfluchen'', dachte er genervt.
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Raziel und Gerdrald schlichen durch die leeren Räume des Anwesens. Auf ihren Weg begegnete ihn nicht ein einziger Bediensteter. ,,Wahrscheinlich sind sie geflohen'', schoss es Gerdrald durch den Kopf. Um so wichtiger war es nun, das sie schnell das Schwert fanden. Denn Gerdrald verspürte keinen Drang es mit den Söldnern des Magiers, seinen Lehrlingen, ihn selbst UND der königlichen Garde aufzunehmen. Sie kamen in einen Raum der wohl als Empfangssaal diente und der dort bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Die Wände waren überall mit Blut bespritzt und auf dem Boden lagen zwei verstümmelte Leichen, offenbar die Lehrlinge des Meisters. Und mitten im Raum stand eine schwarzhaarige Gestalt, ihr blutverschmiertes Langschwert in der Hand haltend. Ihre grünen Augen schaute die beiden Neuankömmlinge belustigt an. ,,Hallo Gerdrald'', begrüßte die Gestalt die beiden Neuankömmlinge. Gerdrald ging in Kampfposition. Sein Gesicht hatte sich zu einer ausdrucklosen Maske verformt. ,,Haltet euch bereit Meister Dunkelelf'', flüsterte er Raziel zu. Raziel ging alarmiert ebenfalls in Kampfposition. ,,Wer ist das?'', fragte er den Söldner. ,,Ein alter Freund'', sagte Gerdrald sarkastisch. Dann griffen die beiden Rafael, gemeinsam an.
*
Elisa schlich vorsichtig durch das Anwesen. In ihrem Kopf hallten immer noch die Worte ihres Meisters. ,,Suche nach einem Schwert, dessen Klinge blutrot gefärbt ist. Es muss hier irgendwo versteckt sein. Töte jeden, der dir in den Weg kommt.'' Seine letzten Worte wogen immer noch am schwersten für sie. Er verlangte schon wieder, dass sie Menschen tötete. Menschen die ihr eigentlich nie etwas getan hatten. Sie kam an eine Tür. Sie war spergelweit offen und man konnte in den Raum, der dahinter lag hineinschauen. Vorsichtig lugte Elisa um die Ecke. Der Raum war über und über mit Büchern voll gestopft. Überall lagen lose Blätter und Landkarten herum. Dies schien das Studienzimmer zu sein. Neugierig trat sie ein und schaute sich um. Lange Zeit fand sie nichts. Dann erblickten ihre Augen etwas. Es war ein Schwert. Seine Klinge war blutrot gefärbt und der Griff war von gleicher Farbe. ,,Das muss das Schwert sein, das der Meister haben wollte'', schoss es ihr durch den Kopf. Vorsichtig berührte sie den Griff des Schwerts. Er fühlte sich kalt an. Dann packte sie fest zu. Ein normaler Mensch hätte die Klinge nicht einmal ansatzweise hochheben können. Doch Elisa war kein normaler Mensch mehr. Es war leicht für sie das Schwert in die Höhe zu heben und es von allen Seiten zu betrachten. Fasziniert betrachtete sie die geheimnisvollen Schriftzeichen. ,,Wer bist du?'', fragte sie eine Stimme plötzlich. Elisa fuhr herum. Ein Mann mittleren Alters hatte sich von hinten an sie angeschlichen. Er trug eine lange Robe und hielt einen langen Stab in drohend in den Händen. Seine braunen Augen fixierten sie kalt. ,,Wer bist du? Antworte gefälligst'', herrschte er sie an.
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Der Dunkelelf setzte zu einem Hieb an. Rafael wich ihn aus nur um von Gerdrald einen Schnitt in der Seite zu bekommen. Mühevoll parierte Rafael einen weiteren Angriff des Dunkelelfen und wich mühevoll einem weiteren Hieb Gerdralds aus. ,,Hoffentlich beeilt sich Elisa mit den Schwert. Ansonsten wird meine Existenz ein unwürdiges Ende nehmen'', dachte er und hoffte innerlich das seine Tochter ihn nicht enttäuschen würde.
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Raziels Blut kochte vor Erregung. Dieser Mann war eine Herausforderung. Er hatte bereits länger durchgehalten, als so manch anderer den Raziel vernichtet hatte. Es würde ihn Spaß machen ihn leiden zu lassen. Mit diesem Gedanken griff Raziel weiter an.
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Denuries betrachtete voller Zorn die junge Frau, die einfach in sein Studienzimmer eingedrungen war voller Zorn. Eine dunkle Vorahnung hatte ihn hierher zurückgetrieben, als er auf den Weg zu seinen Schülern gewesen war. Alle anderen Gedanken beiseite schieben fixierte er alle seine Gedanken auf die junge Frau. Innerlich bereitete er schon einen Zauber vor.
*
Elisa schaute voller Angst zu dem Mann rüber. Sie umklammerte fest den Griff des Schwertes. ,,Wer bist du?'' ertönte plötzlich eine Stimme in ihrem Kopf. Elisa wusste nichts darauf zu antworten und sagte nichts. ,,Du bist nicht der Meister, aber trotzdem herrscht eine gewisse Ähnlichkeit. Was willst du?'', fragte die Stimme. ,,Ich bin gekommen, um dich zu deinem Herrn zu bringen'', dachte Elisa. ,,Gut dann tue dies!'', forderte die Stimme. ,,Das geht leider nicht. Jemand versperrt uns den Weg.'' ,,Das ist kein Problem.'' Plötzlich leuchtete die Klinge und Elisa rannte ohne das sie es wollte, auf den Zauberer zu. Dieser war überrascht und versuchte anscheinend einen Zauber zu sprechen. Doch Elisa war schneller. Mit einer fließenden Bewegung schlug sie den Zauberer mithilfe des Schwerts, den Kopf ab.
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Gerdrald und Raziel hatten Rafael in die Ecke gedrängt. Er blutete überall. ,,Was ist los Rafael? Kannst du deine Fledermäuse nicht rufen? Oh wie dumm von mir. In solch magisch abgesicherten Bereichen hast du ja keinen Kontakt mit ihnen'', verhöhnte Gerdrald ihn. Rafael schloss die Augen. Es schien, als würde seine Reise hier enden. Plötzlich hörte er eine Stimme. ,,Meister! Fangt!'', hörte er Elisa rufen. Reflexartig griff Rafael in die Luft. Er fasste den Griff des Gegenstandes. Ein Grinsen huschte über seine eben noch erschöpften Züge. Er hatte erkannt, was er da in den Händen hielt. Mit der Blutklinge in der Hand griff er Gerdrald und seinen Begleiter an.
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Dervin saß glücklich lächelnd in seiner dunklen Ecke in ,,Ascarons Ruf''. Er hatte vom Händler die Bestätigung bekommen, dass dieser einen Boten schicken würde, der Dervins Nachricht überbringen würde. Das und die gewaltige Menge, Alkohol und Rauschkraut stimmten ihn glücklich. Er war sich sicher, heute Nacht würde er bestimmt eine Menge vergessen. Da auf einmal fuhr ein Ruck durch seinen Körper und die Kopfschmerzen kehrten zurück. Und diesmal schlimmer, als jemals zuvor. Er schrie auf, die Wirkung des Alkohols und des Rauschkrauts waren plötzlich verpufft. Seine Pupillen verfärbten sich weiß, Schaum lief ihn aus dem Mund und er musste sich übergeben. Er hörte den Wirt noch rufen: ,,Schnell ruft einen Heiler. Dem Fremden geht es nicht gut.'' Dann hörte die Welt auf zu existieren.
*
Elisa sah erstaunt zu, wie ihr Meister den Kampf erneut gegen seine Feinde erneut aufnahm. Innerlich fragte sie sich: Warum hatte sie das getan? Warum hatte sie ihm das Schwert zugeworfen? Hätte sie nichts getan, so wäre er genau in diesen Moment vernichtet worden. Während sie diesen Gedanken nachhing beobachtete sie den Kampf der sich unter ihr abspielte.
*
Raziel staunte nicht schlecht, als sein Gegner jetzt plötzlich in die Offensive ging. ,,Soll er doch'', dachte er grausam lächelnd. ,,Ich werde ihn..'', er kam nicht dazu seinen Gedanken zu Ende zu führen. Denn plötzlich stand Rafael vor ihm und durchbohrte ihn, wahnsinnig grinsend mit dem Schwert. Die Welt um Raziel wurde schwarz.
*
Rafael grinste, als er den Leib des schwächlichen Dunkelelfen durchbohrte. Die Klinge gab ihm neue Kraft! Er betrachtete Gerdrald und sein Grinsen wurde noch breiter. Er zog die Blutklinge aus dem Leib des Dunkelelfen und attackierte seinen Feind. Dieser parierte und setzte zum Gegenschlag an. Rafael parierte ebenfalls und beide begannen sich wie zwei wilde Tiere zu umrunden. ,,Bringen wir es zu Ende'', sagte Rafael. ,,Ein Andermal vielleicht'', sagte Gerdrald, machte eine schnelle Handbewegung und löste sich in einer Rauchwolke auf. Der Rauch versperrte Rafael für kurze Zeit die Sicht. Doch das reichte schon. Gerdrald hatte sich in Luft aufgelöst. Das war typisch für ihn. Sobald er wusste dass er einen Kampf nicht gewinnen konnte, verschwand er. Rafaels Blicke glitten zu Elisa. ,,Gehen wir'', sagte er zu ihr. Sie nickte und gemeinsam, verließen sie den Kampfplatz.
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Gerdrald dachte nach während er lief um seinen Vorsprung zu vergrößern Das würde seinen Meister gar nicht gefallen, das wusste er. ,,Rafael lebt, also. Wunderbar'', dachte er sarkastisch. Ein grimmiges Lächeln legte sich auf seine Züge. Er hatte seinen Meister viel zu berichten. Und er zweifelte nicht daran dass es ihn nicht gefallen würde. Ganz und gar nicht.
*
Dervin lag nachdenklich auf dem Krankenbett und starrte zur Decke. Die Heilerin die ihn gepflegt hatte, hatte seinen Anfall auf die Unmenge Rauschkraut und Alkohol die er sich eingeflösst hatte geschoben. Doch er wusste es besser. Er wusste warum er diesen Anfall bekommen hatte. Die Blutklinge hatte zu ihrem Besitzer zurückgefunden und hatte dies der Welt mit einem Freudenschrei verkündet. Sein Kopf fing wieder an zu schmerzen und nirgendwo stand seine Rauschkrautpfeife um die Schmerzen zu lindern .Tränen liefen ihn über die Wangen, als die Bilder zurückkehrten.



Kapitel 8
Delara Ilsa di'Scan wartete, umgeben von einem guten Dutzend Leibwächter auf ihren Gastgeber. Missmutig schaute sie die anderen Gäste im Festsaal an. Einer von ihnen war ein Orkschamane, der nur unter den Namen Krall bekannt war. Er war so groß wie ein Oger und hatte auch die Statur dieser Monster. Er hatte sich zwei gewaltige Äxte auf den Rücken gespannt und sein ganzer, muskulöser Körper war überall mit Tätowierungen übersäht. Das markanteste Merkmal an ihm waren jedoch die zwei Hörner die aus seinem Kopf wuchsen. Einer ihrer Diener hatte ihr berichtet, das Krall in seiner Heimat auch der ,,Gehörnte'' genannt wurde und eine gewaltige Anhängerschaft unter seinem Volk besaß. Delaras Blick glitt zu einem weiteren Gast. Sein Name war Jordren Bilufar und er war ein Magier. Ein mächtiger Magier wie sie gehört hatte, aber angeblich litt er auch unter Krämpfen und gelegentlichen Hustanfällen. Jordrens Körper begann auf einmal zu zittern und man konnte hören wie er begann zu leise zu husten. Die Matriachin wandte angewidert ihren Blick von ihm ab. Sie selbst war eine Schönheit, selbst nach den Ansprüchen ihres Volkes. Sie wurde für ihre Schönheit gerühmt und für ihre Grausamkeit gefürchtet. ,,So muss es auch sein'', dachte sie lächelnd.
Die Tür der Halle öffnete sich und ihr Gastgeber trat ein. Er war ein Gutaussehender Mann, mit langen weißen Haaren. Eine Augenklappe bedeckte sein eines Auges und sein verbliebenes grünes Auge blickte alle Anwesenden freudig an. ,,Wie schön, das ihr alle kommen konntet, werte Freunde'', sagte er und man hätte ihn fast glauben können, das er es ernst meinen könnte. Aber nur fast. ,,Du elende Schlange'', dachte Delara. Sie hütete sich aber ihm das ins Gesicht zu sagen und verbeugte sich stattdessen. Ein Zeichen ihres Respekts ihm gegenüber. ,,Fürst Kain'', sagte sie kurz. Jordren nickte leicht und begann kurz darauf wieder zu husten. Krall schlug sich mit der Faust auf die Brust und sagte etwas in der widerwärtigen Sprache der Orks. Fürst Kain tat es ihm gleich und sagte ebenfalls etwas auf orkisch. Dann klatschte er in die Hände und wies die Diener an Speisen und Getränke zu bringen. ,,Wir haben viel zu besprechen nicht wahr?'', zwinkerte er mit seinen verbliebenen Auge. Delara fiel auf seine freundliche Geste nicht herein. Sie wusste, was er für eine Schlange war. Die Diener kamen mit beladenen Tabletten herein und stellten alles auf die umliegenden Tische. ,,Schlagt ruhig zu es gibt heute viel zu feiern. Ich nehme an ihr kommt gut mit euren Vorbereitungen voran?'', fragte er gespielt neugierig. Krall lachte und fing an in der Sprache der Menschen zu reden. Man erkannte sofort dass er es nicht gewohnt war, mehr als zwei Sätze zu sprechen. ,,Kralls Truppen stehen bereit. Wir marschieren noch heute in Land von Menschlings. Wir töten alle werden. Wir machen sie kaputt!'' Als er die letzten Worte ausgesprochen hatte begann er zu lachen und etwas auf orkisch zu sagen. Delara verstand kein Wort. Jordren begann sich zu Wort zu melden. ,,Meine Lehrlinge sind fast fertig. Es wird nicht mehr lange dauern und ,,Der Fluch Sakaras'' wird bereit sein'', brachte er mühsam hervor. Dann begann er sich die Hand vor den Mund zu halten, denn ein weiterer Hustenanfall hatte sich wieder angebahnt. Delara ließ sich von ihren Leibwächtern bedienen und aß anmutig eine Speise nach der Anderen. ,,Meine Assasinen stehen bereit. Wir warten nur auf euer Zeichen, damit wir losschlagen können.'' ,,Ich hoffe eure Leute sind besser, als der denn ihr beauftragt habt die Blutklinge zu stehlen'', sagte Kain ungerührt. Delara lief es kalt über den Rücken. Wie hatte er davon erfahren? Fürst Kain hob seinen Trinkbecher. ,,So lasset uns anstoßen, auf das unser Plan gelinge und wir Ancaria in eine neue Ordnung führen können. In Unsere.'' Dan stießen alle Anwesenden an und tranken aus ihren Kelchen. Der Inhalt von Jordrens Kelch verteilte sich jedoch auf den Boden da dieser erneut von einem Hustanfall heimgesucht wurde.
*
Elisa betrachtete neugierig ihren Meister, der die ganze Zeit zum Himmel schaute und sich nicht einen Zentimeter bewegte. Sie dachte über ihr Gespräch vorhin nach. Sie hatte ihn gefragt warum es so ausgesehen, als ob der Dunkelelf und der Andere Mann in beinahe besiegt hätten. Er hatte daraufhin nur schulterzuckend geantwortet, dass der Kampf gegen die beiden Zauberlehrlinge ihn verausgabt hatte. Elisa glaubte ihn kein Wort. In der kurzen Zeit die sie ihn schon kannte, hatte sie eines über ihn herausgefunden: Rafael war ein Mann, der gerne mit seinen Gegnern spielte. Und Elisa war sich sicher, das Rafael genau das mit seinen Feinden getan hatte. Sie schaute noch mal ihm hin und lächelte schief. Sie hasste ihn, das wusste sie. Aber nicht nur weil er sie zu einem Vampir gemacht hatte, sondern weil anscheinend alles für ihn nur ein Spiel war. Und deshalb hasste sie ihn.
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Rafael betrachtete den Himmel und dachte nach. Der Kampf gegen Gerdrald hatte ihn nachdenklich gestimmt. Gerdrald war ein Söldner, aber er würde sich nie in die Dienste der Dunkelelfen stellen. Dafür verabscheute er ihre Rasse zu sehr. Sollte er etwa...? Ein Lächeln glitt über seine Lippen. Er glaubte nun zu wissen, wer Gerdralds Auftraggeber war. Sein Blut begann vor Vorfreude zu kochen.
*
Kain betrachtete, einen Kelch voller frischem Blut in der Hand, den Festsaal. Krall und seine Orks hatten wie die Schweine gefressen und Jordren hatte jeden Bissen den er gegessen hatte gleich wieder ausgehustet. Er seufzte. ,,Du kannst nun rauskommen Gerdrald'', sagte er. Gerdrald trat aus einer dunklen Ecke, fiel auf die Knie und zeigte seinem Herrn damit seine Ehrbietung. Kain zeigte mit einer Handbewegung, das er sich erheben durfte. ,,Berichte'', befahl er seinen Diener. Gerdrald verbeugte sich und erzählte seinen Herrn alles was in jener Nacht vor drei Tagen geschah. Nachdenklich nahm Kain einen Schluck aus seinem Kelch. Das Blut schmeckte wunderbar flüssig, ein Zeichen das es ein guter Jahrgang war. ,,Also lebt, Rafael'', sagte er nachdenklich. Er begann im Thronsaal auf und ab zu gehen. Gerdrald stand still daneben und wartete. Dann fing sein Meister an zu lachen. ,,Besser hätte es gar nicht kommen können'', sagte Kain lächelnd und nahm noch einen Schluck. Gerdrald schaute ihn verdutzt an. Wie meinte er das? Kain ging zu ihn und legte ihm den Arm um die Schulter. ,,Wenn Rafael im Geschehen mitmischt, können wir uns sicher sein, das uns genug Soldaten zu Verfügung stehen werden. Er wird uns ohne sein Wissen bei der Aufstellung unserer Armee helfen'', sagte er grinsend zu seinem Vertrauten. Gerdrald verstand nun und fing ebenfalls an zu grinsen. Kain hob, immer noch seinen Arm um Gerdrald gelegt den Kelch und gab einen Tjost aus: ,,Auf Rafael, der uns helfen wird, aus diesem primitiven und rückständigen Land einen Hort des Wissens und der Gelehrtheit zu machen.'' Er nahm einen tiefen Zug und trank den Kelch, bis auf den letzten Tropfen leer. Dann gab er Gerdrald einen Kuss auf die Lippen.



Kapitel 9
Gerdrald betrachtete das Fort das sich ein paar Meilen von ihm entfernt war. Es war ein Fort von vielen in der Wüste Uruk. Außenposten der königlichen Armee um die Orks davon abzuhalten in Ancaria einzufallen. ,,Beweist euer Können'', dachte er zum Fort gedacht und schaute interessiert dabei zu, wie sich die Armee der Orks von den Augen der Menschen verborgen, formierte.
*
Der Wächter kratzte sich gelangweilt am Hinterteil. Lustlos schaute er auf die karge Fläche und tat so als hielte er nach möglichen Feinden Ausschau. Am liebsten hätte er seinen Posten verlassen und wäre ins Bierzelt gegangen um mit seinen Kameraden einen zu heben. Doch Befehl war nun mal Befehl. Plötzlich sah er etwas. Eine weit entfernte Gestalt kam hinter einer Sanddüne hervor und schien anscheinend zu versuchen das Fort anzugreifen. ,,Na, da hat es einer aber eilig zu sterben'', dachte der Wächter belustigt. Plötzlich kamen noch mehr Gestalten hinter der Düne hervor. Immer mehr wurden es und es schien, als ob die Erde persönlich sie ausspucken würde. Und sie alle wollten das Fort angreifen. ,,Heiliger Orkdreck'', dachte der Wächter und schrie laut Alarm um seine Kameraden zu den Waffen zu rufen.
*
Gerdrald betrachtete lächelnd, wie die Orks, Goblins und Oger das Fort stürmten. Er konnte regelrecht die Schreie der Sterbenden, das Bersten von Knochen und das Gesinge von Kriegsliedern hören. Er konnte die Angst der Menschen und die Kriegswut der Orks schmecken. Er zog seinen Zweihänder vom Rücken um den Orks zur Hilfe zu eilen und um seinen Beitrag zur Schlacht abzugeben. Je näher er kam, desto mehr packte ihn die Kampfeswut und der Wunsch Blut zu vergießen. ,,Endlich wieder Krieg'', dachte er.
*
Eine Woche lag der Besuch von Rafael und Elisa in Hohenmut zurück. Sie hatten noch am selben Abend, als Rafael die Blutklinge zurückerhalten hatte, die Stadt verlassen. Zwei Tage waren sie gewandert, bis sie im einen kleinen Dorf angekommen waren. Dort hatten sie sich bei einer gastfreundlichen Bauernfamilie einquartiert und bezahlten ihren Unterhalt, indem sie im Haushalt halfen. Das war nun fünf Tage her. Elisa fegte nachdenklich das Haus. Rafael war mit dem Bauer und seinen Sohn auf's Feld gegangen um ihnen bei der Ernte zu helfen. Jetzt im Herbst war die beste Zeit und der Winter würde auch bald Einzug halten. Da war es besser, wenn man sich vorbereitete. Während sie ihrer Arbeit nachging, dachte Elisa über Rafael nach. Er hatte sich die letzten Tage komisch verhalten. Er hatte aus irgendeinen Grund dieses Dorf ausgewählt um auf irgendwas zu warten. Aber was? Elisa verwarf diese Gedanken gleich wieder. Es nützte nichts, wenn sie darüber nachdachte. Sie wusste, er würde es ihr sowieso nicht verraten. Plötzlich kam ihr etwas Anderes in den Sinn. Sie dachte über etwas Anderes nach. Vor zwei Tagen war Rafael zu ihr gekommen und sie hatte eine, für Elisa recht verwirrende Unterhaltung. ,,Du fragst dich warum, du mir im Anwesen geholfen hast, obwohl du mich hättest leicht sterben lassen stimmt'?'', eröffnete er es gerade heraus das Gespräch. Elisa war ertappt zusammengezuckt und hatte verschämt zu Boden geschaut. Daraufhin hatte Rafael ihr Kinn angehoben und sie sanft angeschaut. ,,Ich sag dir warum du es getan hast. Wir sind miteinander verbunden. Ich bin dein Schöpfer und du bist mein Kind. Sowenig wie ich dich in Stich lassen würde, sowenig würdest du das Selbe tun. Wir sind Eins durch die Blutsbande, die der ,,Kuss der Untoten'' mit sich bringt.'' Dann hatte er sie auf die Lippen geküsst. Elisa war immer noch darüber verwirrt. Sie hätte nie erwartet das Rafael zu solch einer Zärtlichkeit fähig gewesen wäre. Vor allem nicht zu Jemanden der ihm mehr hasste als alles Andere. Dieser Mann verwirrte sie mehr und mehr. Während sie so ihren Gedanken nachhing, wurde die Tür des Bauernhauses geöffnet und Rafael trat ein. ,,Pack deine Sachen wir ziehen noch heute los'', befahl er Elisa. Sie schaute ihn verwirrt an. ,,Wohin?'' Rafael lächelte und seine Augen funkelten. ,,Eben gerade hat ein Meldereiter des Königs verkündet, das eine Orkarmee den Lindwurmpass eingenommen hat. Alle wehrfähigen Männer sollen sich in den Kasernen einfinden. Ebenso alle Söldner, die ihr Gold wert sind. Du fragst wohin wir ziehen? Ich sag es dir: Wir ziehen in den Krieg.''


Kapitel 10
Eliss erwachte. Alles um ihn herum war dunkel. Sein Kopf schmerzte und er spürte seine Beine und seinen linken Arm nicht mehr. Mühsam versuchte er sich zu erinnern. Es war Nacht gewesen, als die großen Dinger reinkamen. Sie hatten seinen Vater gepackt und an die Wand gedrängt während sie seine Mutter nach draußen gezerrt hatten. Eliss selbst hatte von einem der Dinger eine Ohrfeige bekommen und war dann ohnmächtig geworden. Er merkte dass immer noch alles dunkel um ihn war. ,,Mama, Papa wo seid ihr?'', dachte der kleine Junge. Tränen liefen ihn über die Wange.
*
Rafael betrachtete von seinen Standpunkt aus , die Ruinen des Bauernhofes. Ein paar Orks, hatten dort ein Lagerfeuer errichtet und machten sich über das gebratene Fleisch zweier toter Menschen her. Rafael fand den Duft des Fleischs sehr anregend. Er hörte wie Elisa neben ihm würgte. ,,Was sind das für Dinger?'', fragte sie und hielt sich angesichts des Geruchs der gebratenen Menschen die Nase zu. Rafael zückte in aller Ruhe die Blutklinge. ,,Das meine Tochter'', sagte er sachlich, ,,sind Orks.'' Er schaute sie sich noch mal genauer an. Ungefähr ein halbes Dutzend Orks saßen um das Feuer. Ein siebter hatte es sich auf einem Fass bequem gemacht. Offenbar war er der Anführer. ,,Nun denn lass uns den Auftrag des Hauptmanns erfüllen'', sagte Rafael und stürmte, die Blutklinge in beiden Händen haltend los. Elisa zückte ihr neues Kurzschwert und folgte ihn. Die Orks erblickten sie und zogen selber ihre Waffen. Dann begann der Kampf.
*
Eliss hörte auf einmal Geräusche. Vielleicht waren das Mama und Papa. Er wollte aufstehen doch seine Beine schienen nicht mehr dazu sein und er fiel hin. Langsam kroch er los.
*
Rafael parierte den Hieb Angriff eines Orks und wich den eines weiteren aus während er elegant eine Drehung machte und einen Dritten mit einem gezielten Hieb den Kopf abschlug. Orks waren so langsam. Er trat einen der verbliebenden Orks in die Leistengegend und warf einem Blick zu Elisa, die mit ihren eigenen Gegner zu tun hatte. Sie duckte sich gerade als dieser ihr mit einem Angriff den Kopf abschlagen wollte. ,,Sie hält sich gar nicht so schlecht'', dachte Rafael anerkennend. Dann musste er sich wieder auf seinen Kampf konzentrieren, denn der Anführer der Orks startete einen Angriff, seine Axt hin und her schwingend. Rafael grinste. Es begann lustig zu werden.
*
Elisa wich machte einen Schritt nach hinten, als ihr Gegner angriff. Seine geplante Attacke ging ins Leere. Wütend brüllte er auf und setzte zu einem wahren Wirbel aus Schlägen an, die einen normalen Menschen das Leben gekostet hätten. Doch Elisa wich jedem der Angriffe ohne Mühe aus. Die Übungsstunden bei Rafael hatten sich bezahlt gemacht. ,,Kann ich einfach so ein Leben beenden?'', fragte sie sich. Sie musste an die Bauern denken, die die Orks bis vor wenigen Minuten gegrillt hatten. Ihr Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. ,,Oh ja ich kann.'' Der Ork führte mit seiner Waffe einen Hieb nach Links aus. Elisa wich ihn aus und stach mit ihrem Kurzschwert nach seiner Kehle. Es war ein plumper Hieb. Doch dadurch das sie ein Vampir wahr und damit schneller und stärker als jeder Normalsterbliche, war dieser Hieb für den Ork tödlich. Das Kurzschwert drang genau durch seinen Hals und kam zum andern Ende wieder hinaus. Der Ork krächzte kurz und fiel dann tot um. Elisas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Das hatte Spaß gemacht! Sie warf einen Blick zu Rafael, der mit den restlichen fünf Orks spielte wie die Katze mit der Maus. Ihr Lächeln wurde noch breiter und mit einem Kampfschrei auf den Lippen kam sie ihren Meister zu Hilfe.
*
Rafael sah wie Elisa einen der Orks zu Boden riss und auf ihn einstach. Einer seiner Kumpane wollte ihn zu Hilfe eilen. Doch da war er schon tot und Elisa erkor ihm zu ihrem neuen Opfer. Voller Wut schlug sie auf ihn ein. Der Ork hatte sichtlich Mühe den Angriffen der Vampirin etwas entgegenzusetzen.
Zwei der restlichen Orks kamen auf ihn zu. ,,Hilft Buknog, der hier gehört mir'', brüllte der Anführer der Orks. Die beiden nickten und rannten mit hocherhobenen Waffen auf Elisa zu. Der Anführer der Orks knurrte und hielt seine zweischneidige Axt fest in der Hand. ,,Ich bin Artik Mot und werde heute aus deinem Schädel trinken'', sagte er auf orkisch. ,,Ich bin Rafael und du wirst dir gleich Wünschen, das du mir die Stiefel lecken darfst'', gab Rafael in selbiger Sprache zurück. Artik brüllte noch mal. Dann griff er an.
*
Elisa sah aus dem Augenwinkeln heraus, das zwei der Orks ihrem Kameraden zu Hilfe kamen. ,,Um euch kümmer ich mich gleich'', dachte sie während sie einen verzweifelten Angriff ihres Gegners mühelos abwehrte. Plötzlich packte sie seinen Arm und bog ihn nach hinten. Der Ork schrie und ließ seine Waffe fallen. Elisa positionierte sich hinter ihm und hielt ihn ihr Kurzschwert an die Kehle. ,,Keinen Schritt näher oder ich schlitze ihm die Kehle auf'', drohte sie den beiden Anderen. Man sie ihnen an, das sie kein Verstanden, doch Elisas Haltung sprach für sich. Unentschlossen, ob sie nun ihren Kameraden helfen sollten oder nicht standen sie da. Man sah ihnen an, dass sie nicht wussten was sie tun sollten. Elisa nahm ihnen die Entscheidung ab. Mit einer flüssigen Bewegung schlitzte sie ihren Gegner die Kehle auf. Der Ork röchelte und hielt sich die Hände an die blutende Wunde, so als hoffe er dass er die Wunde stoppen konnte. Elisa rannte auf die beiden Anderen Orks zu, die vor Überraschung wie angewurzelt dastanden. Mit einer kraftvollen Bewegung rammten sie einen der Orks, ihr Schwert in den Kopf. Die Klinge drang tief ins Fleisch des Monsters ein und blieb dort stecken. Elisa sprang von ihm weg während er ohne einen Laut zu Boden fiel und knurrte den letzten Ork an. Dieser grinste nur, anscheinend glaubte er mit ihr leichtes Spiel zu haben.
Elisa ging in die Hocke und sprang auf ihn zu. Sie schlang ihre Beine um seinen Oberkörper und fuhr ihre Reißzähne aus. Sie biss den überraschten Ork in die Kehle und begann zu trinken. Sein Blut schmeckte gut, für so ein hässliches Wesen. Gierig trank sie, bis er blutleer zu Boden fiel. Elisa hatte schnell ihre Umklammerung gelöst und starrte nun grinsend auf die Leiche. Plötzlich sah sie etwas. Eine kleine Gestalt kroch auf sie zu. Mit einem Mal verpuffte ihre Blutgier und mit Schrecken rannte sie auf die kleine Gestalt zu.
*
Artik führte einen Hieb nach rechts aus. Rafael wich elegant zur Seite und stach ihn in die Schulter und zog seine Klinge gleich wieder raus. Der Ork grunzte und schlug wütend nach ihm. Rafael wich aus und stach noch mal zu.
Es bereitete ihn Freude, diese widerliche Kreatur zu ärgern. ,,Schluss jetzt, du hast einen Auftrag zu erledigen'', erinnerte ihn eine Stimme in seinen Innersten. Schlagartig fiel Rafael ein, warum er und Elisa überhaupt hierher gekommen waren. Er wich noch mal einem Angriff des Orks aus und hob die Blutklinge und setzte zu einem Angriff auf das Bein des Orks an. Kraftvoll schlug er zu und trennte den Oberkörper von seinen Beinen. Der Ork fiel brüllend hin und Rafael setzte noch mal, indem er ihn noch die beiden Arme abschlug. Arm- und Beinlos lag Der Ork da und schrie aus vollem Leibe. ,,Wenn du willst, das ich dich erlöse beantworte meine Frage: Wie viele seid ihr und wer ist euer Anführer?'' ,,Krall, wird dich dafür bluten lassen, elende Missgeburt'', schrie Artis. ,,Gut euer Anführer heißt also Krall und wie viele seid ihr?'' Der Ork schwieg. Seufzend packte Rafael ihn an der Kehle, hob ihn hoch und biss den Ork in den Hals. Während er saugte setzte er seine Kräfte ein um in die Erinnerungen des Orks zu schauen. Er sah eine gewaltige Armee aus Orks, Goblins und Ogern durch die Wüste marschieren. Sie schleppten ihre Waffen, Proviant und schweres Kriegsgerät mit sich. Rafael ließ seine Zähne aus dem Hals des Orks fahren und blickte ihn ins Gesicht. ,,Danke mehr wollte ich nicht wissen'', sagte er und brach dem Ork mit einer raschen Handbewegung das Genick. Er zuckte kurz dann hauchte er sein Leen aus. Rafael ließ ihn los und betrachtete seine Leiche. Was er gesehen hatte, würde den Hauptmann bestimmt interessieren. Er hörte Schritte. Rafael drehte sich um und sah Elisa mit Tränen in den Augen auf ihn zu rennen. Den Grund dafür trug sie in den Armen. Es war die Leiche eines Jungen. Man hatte ihn die Augen ausgerissen und die Beine waren nur noch ein paar Stümpfe. Außerdem fehlte ihm der linke Arm. Elisa war nun bei ihm.
,,Meister er..'', brachte sie mühsam hervor. Rafael nahm ihr die Leiche ab. ,,Hol deine Waffe, wir ziehen ab. Ich kümmere mich um den Jungen'', sagte er zu ihr. Sie nickte nur und ging zu der Leiche des Orks in dessen Kopf immer noch ihre Waffe steckte. Rafael betrachtete nachdenklich, die Leiche des Jungen. Es war klar, dass er am Blutverlust und den schweren Wunden gestorben war. Er schüttelte den Kopf. ,,Was für eine sinnlose Verschwendung wertvollen Fleisches'', dachte er. Dann hob er in aller Eile ein Grab aus um den Jungen dort zu bestatten, während Elisa sich entfernt hatte und leise weinte.
*
Hauptmann Darvien, fuhr sich nachdenklich durch den Bart. Was Rafael ihn berichtet hatte, war nicht gerade das was man unter einer guten Nachricht verstehen würde. Rafael hatte aus einem der Orks rausgekriegt, das sie eine Art Spähtrupp gewesen waren um die Dörfer auszuspionieren und die Menschen zu schwächen. Anscheinend hatten sich Goblins, Orks und Oger unter dem Banner eines Orks namens Krall vereinigt, mit dem Ziel so viel zu erobern wie möglich. Soviel hatte Rafael herausgefunden. Davien fuhr sich noch mal durch den Bart. Rafael. Es war anscheinend ein Geschenk der Götter, das sich dieser Mann in die Dienste der königlichen Armee gestellt hatte. Vor drei Tagen waren er und seine Begleiterin ins Feldlager gekommen um sich als Söldner in den Dienst der Krone zu stellen. Davien hatte ihnen den Auftrag gegeben einen der Spähtrupps zu stellen um die Orks über die Größe ihrer Armee auszufragen. Sie hatten den Auftrag zu Darviens vollster Zufriedenheit ausgeführt. Davien dachte nach. Er würde einen Boten nach Hohenmut schicken um König Valor den Zweiten eine Nachricht zu überbringen. Aber auch um seine Informanten in Hohenmut zu informieren, damit diese mehr über Rafael herausfanden. Er rief seinen Schreiber um ihn zwei Briefe verfassen zu lassen.
*
Elisa saß alleine an einem Lagerfeuer des Feldlagers und wischte sich die letzten Tränen, aus ihren Augenwinkeln. Sie konnte das Schnarchen der Anderen Soldaten hören. ,,Du denkst an den Jungen nicht wahr?'', sagte Rafael der hinter ihr aufgetaucht war. Sie blickte zu ihm hoch. ,,Stimmt es euch nicht traurig, das ein so junges Leben schon vor die Götter treten muss?'', fragte sie und ihre Augen begannen sich wieder mit Tränen zu füllen.
Rafael setzte sich neben sie und starrte stur ins Feuer. ,,Wenn du schon so lange leben würdest, wie ich es tue, würdest du auch keine Tränen mehr vergießen. Vor allem dann nicht, wenn du mit den Gedanken leben müsstet das die Einzigen wofür du jemals dein Leben gabst und für die du Tränen vergossen hattest, elende Verräter waren die dein und das Leben all derer die du liebtest vernichtet hatten.'' Eine Träne glitt ihn über seine Wange. Elisa schaute ihn erstaunt an. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Anscheinend schien er sich an irgendwas zu erinnern, was er am liebsten für immer aus seinem Gedächtnis gelöscht hätte. Ohne zu wissen warum, rutschte sie zu ihm und schmiegte sich an ihm. Er legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. So saßen sie da am Feuer und vergaßen, die Welt um sich herum, den kleinen Jungen und alle bösen Erinnerungen, für kurze Zeit. Elisa vergaß sogar Rafael zu hassen.
*
Kain durchblätterte die Berichte, die ihn Gerdrald zugeschickt hatte und nickte zufrieden. Gerdrald zufolge hatte Kralls Armee bereits den Lindwurmpass eingenommen und einem halben Dutzend Dörfern den Erdboden gleichgemacht. Kain nahm einen Zug aus einem Kelch voll Blut. Er war sehr zufrieden. Je mehr Tote es bis zum großen Tag, gab desto größer würde sein Triumph sein. ,,Bald, sehr bald, wird mein Tag kommen und ich werde über Ancaria herrschen'', dachte er und in Gedanken sah er schon sein gewaltiges Reich und wie er in einem prächtigen Palast residierte. Diese Gedanken weckten seine Lust, aber Gerdrald war nicht da und die Anderen Männer in seiner Burg langweilten ihn. Kain dachte nach und plötzlich fiel ihm was ein. Er erinnerte sich das sein Majordomus berichtet hatte, das einige neue Mägde ihren Dienst angetreten hatten. Er lächelte. ,,Vielleicht wäre mal wieder ein bisschen Abwechslung angebracht'', dachte er und nahm einen tiefen Zug aus seinem Kelch.

Lonan
04.12.2005, 21:03
Kapitel 11
Kralls Laune war schlecht. Sehr schlecht. Lustlos griff er nach einem Stück, Fleisch das ihm ein zitternder Goblindiener auf einem Tablett servierte. Lustlos kaute er darauf herum nur um es dann mitsamt den Knochen runterzuschlucken. Er rülpste laut und schaute noch mal auf das Tablett. Es war leer. Er schaute den Goblin an und grinste. Dieser verstand und seine Augen wurden groß, er schrie und wollte weglaufen. Doch Krall packte ihm an Genick und brach es mit einer schnellen Handbewegung. Der Goblin zuckte noch mal kurz und starb. Krall jagte dem armen Goblin seine Zähne ins Fleisch und riss ein großes Stück heraus. Es schmeckte erstaunlich gut. ,,Wohl bekommt's'', sagte eine Stimme auf orkisch. Krall drehte sich um und sah Gerdrald. ,,Was willst du?'', keifte er ihn mit vollem Mund an. Während er sprach flogen ein paar Fleischbrocken aus seinem Mund und klatschte auf Gerdralds Rüstung. ,,Hat diesem Ferkel denn niemand Manieren beigebracht?'', dachte er angewidert. Doch er fing sich und verbeugte sich galant. ,,Verzeiht Meister Krall. Doch ich bringe gute Neuigkeiten. Die Sterne stehen günstig. Eure Götter haben euch ein Zeichen gegeben das ihr heute angreifen könnt.''
Krall der von der gebildeten Ausdrucksweise Gerdralds fast kein Wort verstanden hatte nickte. ,,Gut, sag dem Pack da draußen, das wir heute Nacht losmarschieren. Heute Nacht werden wir die Menschlinge vernichten.''
Er schluckte und fing an zu lachen. Gerdrald verbeugte sich und verließ das Zelt. Als er endlich draußen war seufzte er erleichtert. ,,Da lass ich mich doch lieber tausendmal von Lord Kain schänden, als das ich mich weiterhin mit
diesem primitiven Ding unterhalte.'' Angewidert rümpfte er noch mal die Nase und begab sich zu Kralls Offizieren um sie über die Befehle ihres Kommandanten in Kenntnis zu setzen.
*
Kain hörte die Schreie der Magd. Zufrieden grinste er. Seine Folterknechte leisteten sehr gute Arbeit. ,,Hach wie schön, da wird in einen doch die Muse geweckt.'' Er nahm einen tiefen Zug aus seinem Kelch. Die Schreie weckten Erinnerungen. Schöne Erinnerungen. Er sah wie ganze Dörfer verbrannt wurden. Er sah wie er selbst, gegen die Dunkelelfen kämpfte, Seite an Seite mit König Arnum den Ersten, dem ersten König Ancarias. ,,Ach Arnum'', dachte Kain in Erinnerungen schwelgend, ,,schade das wir uns nie näher gekommen sind.'' Er nahm noch einen Zug aus seinem Kelch. Die Schreie der Magd wurden immer lauter. Offensichtlich hatten seine Folterknechte Spaß. Kain erinnerte sich an noch mehr. An seinen glorreichen Aufstieg. Wie er zum General Arnums geworden war und für ihn alles und jeden vernichtete der ihm in die Quere kam. ,,Das waren schöne Zeiten. Damals hatten wir eine Menge Spaß. Man brauchte Männer wie uns. Söldner, Ritter, Krieger. Männer die ohne mit der Wimper zu zucken töteten. Ja es waren schöne Zeiten. Es war Krieg.'' Er merkte wie das Blut ihn langsam melancholisch stimmte. Plötzlich kam eine Erinnerung, in ihm hoch die er gern vergessen hätte. Er sah sich auf dem Schlachtfeld gegen einen Anderen Ritter kämpfen. Beide, er und sein Gegner waren einander ebenbürtig gewesen. Dann war es passiert. Kain hatte gerade einen Angriff seines Feindes abgewehrt, als dieser ein Messer zog und ihm ein Auge ausstach. Kain berührte seine Augenklappe. Dies war der Anfang vom Ende gewesen. Nach dieser Niederlage hatte Arnum ihm das Kommando entzogen und ihn unehrenhaft aus der Armee entlassen. Dies war der erste Schritt auf Kains Pfad der Dunkelheit gewesen. ,,Sie haben mich verraten und nun werde ich sie büßen lassen.'' Er sah den Kelch noch mal an und schmiss ihn gegen die Wand. Krachend zersplitterte das Trinkgefäß.
*
Rafael stand auf den Palisaden des Feldlagers der königlichen Armee und schaute nachdenklich in die Dunkelheit. Elisa gesellte sich zu ihm. ,,Was macht ihr hier, Meister?'', fragte sie. Keine Antwort. Elisa zuckte mit den Schultern und schaute mit ihm in die Dunkelheit. Sie dachte nach. Seit jenem Vorfall, waren drei Tage vergangen. Rafael war sehr still geworden. Er hatte kein Wort mehr mit ihr gesprochen und hatte sogar sein arrogantes Lächeln nicht mehr gezeigt. Sie schaute ihn an. ,,Was geht in ihm vor?'', fragte sie sich
Plötzlich grinste er. Sein Äußeres begann sich zu verändern. Seine langen weißen Haare wurden nun tiefschwarz. Seine Zähne wurden nun länger und glichen dem eines Raubtiers. Und seine grünen Augen funkelten nun wild. ,,Sie kommen'', flüsterte er. Elisa schaute ihn verwundert an. Wer kam? Plötzlich hörte sie die Alarmschreie der Soldaten. ,,ZU DEN WAFFEN DIE ORKS GREIFEN AN!! ZU DEN WAFFEN!!!'' Rafael schaute nun Elisa an und sein Lächeln wurde noch breiter. ,,Komm'', sagte er zu ihr, ,,gehen wir uns ein bisschen amüsieren.'' Irgendwo in der Ferne konnte man Felsen aufprallen hören. Die Schlacht hatte begonnen.
*
Krall schaute zufrieden dabei zu, wie seine Männer die Katapulte luden und ihre Geschoße auf das schwächliche Lager der Menschen abfeuerten. Bald entstand auch schon die Erste Lücke. Er zückte seine beiden Kampfäxte und schlug mit einer, einen seiner Untergebenen den Kopf ab um sich in Stimmung zu bringen. ,,Folgt mir!!'', brüllte er. ,,Heute Nacht wird es Menschenfleisch zu fressen geben.'' Seine Männer johlten ihre Zustimmung und folgten dem brüllenden Krall zum Kampfplatz.



Kapitel 12
Die Schlacht war im vollen Gange. Von überall strömten Orks, Goblins und Oger
herbei und bedrängten die Soldaten des Königs. Hauptmann Darvien hatte eine Schildwall errichten lassen. Während die Nahkämpfer die Monster am vorstoßen hinderten, schossen die Bogen- und Armbrustschützen aus den hinteren Reihen auf den Feind. Doch für jeden Feind den sie töteten, sprangen drei neue ein. ,,Wir müssen sie aufhalten, bis sie müde werden. Vielleicht ziehen sie sich dann zurück'', dachte Darvien und betete um den Segen der Götter zu erhalten. Plötzlich hörte Davien einen Soldaten neben ihn brüllen. ,,Oger! Sie haben Oger!'' Die Goblins und Orks machten Platz für ein gutes Dutzend riesiger Oger, die ihre Keulen wild über ihren Köpfen kreisen ließen. Krachend schlugen sie in den Schilden der Verteidiger ein und fegten jeden beiseite der ihnen in den Weg kam. ,,Ihr Götter, was haben wir bloß getan um euer Missfallen zu erregen'', dachte Davien und machte sich für sein letztes Gefecht bereit. Plötzlich sprang eine Gestalt aus der Dunkelheit. Man hörte wie etwas Schweres gezogen wurde und einer der Oger brüllend zu Boden ging. Davien schaute verdutzt zu der dunklen Gestalt hinüber. ,,Rafael?'', flüsterte er. Der Angesprochene schaute zu ihm rüber, lächelte und entblößte dabei seine langen Eckzähne. ,,Ah, Hauptmann schöner Abend heute nicht war?'' Dann ging er in die knie und sprang genau in eine große Menge von Monstern rein und begann dort zu wüten. Davien musste unwillkürlich lächeln. ,,Die Götter müssen ihn uns als Schutzengel geschickt haben'', dachte er. Dann war er auch schon wieder kampfbereit denn eine weitere Gruppe von einem Oger und zwölf Orks versuchte wieder eine Bresche in die Verteidigung zu schlagen.
*
Gerdrald wich ohne Mühe den Angriff eines Soldaten aus und setzte zu einem Gegenangriff mit seinen Zweihänder an. Kraftvoll holte er aus und schlug seinem Gegenüber den Kopf ab. Grinsend parierte er den Hieb eines weiteren Soldaten und trat diesen in die Leistengegend. Der Soldat krümmte sich vor Schmerzen und ging in die Knie. Gerdrald stach gezielt zu und sein Feind starb ohne einen Laut von sich zu geben. Um ihn hatte sich ein Kreis von vier weiteren Soldaten gebildet die unschlüssig dastanden und anscheinend nicht wussten, was sie tun sollten. Gerdrald erleichterte ihnen die Entscheidung. Blitzschnell steckte er seinen Zweihänder ein und zog seine beiden Krummsäbel. Mit zwei raschen Schritten war er beim ersten der Soldaten und schnitt diesem mit einem gezielten Hieb die Kehle auf. Der Soldat ging mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu Boden. Seine Kameraden begannen nun sich in Bewegung zu setzen. Während zwei zum Angriff übergingen, versuchte der Andere anscheinend etwas zusammenzubauen. Der Erste der beiden Angreifer versuchte nach Gerdrald zu stechen. Dieser machte einen Schritt zur Seite und so ging der Angriff ins Leere. Während der überraschte Soldat an ihm vorbeiging stach Gerdrald von hinten zu. Der Soldat landete im Staub und blieb liegen. Sein Kamerad versuchte wütend einen Treffer an Gerdralds Hals durchzuführen. Gerdrald tauchte unter ihm hindurch und schlug mit dem Knauf seines rechten Säbels zu. Er traf den Kehlkopf des Soldaten der prompt eingedrückt wurde. Der Soldat krächzte kurz und fiel dann um. Gerdrald grinste zufrieden. Plötzlich spürte er einen Schmerz in seiner Schulter und fuhr wütend herum. Der vierte Soldat hatte anscheinend, während seine Kameraden gekämpft hatten eine Armbrust klar gemacht und gespannt. Er hatte schon einen zweiten Bolzen eingelegt und schoss diesen auf Gerdrald ab. Doch dieser war diesmal vorbereitet. Er fing den Bolzen mitten in der Luft auf und funkelte den Schützen böse an. ,,Schieß das nächste mal gleich auf den Kopf'', knurrte er und warf den Bolzen zu seinen Besitzer zurück. Das Geschoß bohrte sich in die Stirn des Schützen der mit einem lauten Schmerzenschrei zu Boden ging. Gerdrald grinste, während er sich den Bolzen aus der Schulter zog. Plötzlich spürte er ein Gefühl im Magen und ging zu einer der Leichen und begann zu trinken. ,,Ihr müsst Gerdrald sein'', hörte er eine weibliche Stimme sagen. Er fuhr herum, seine Säbel kampfbereit haltend und blickte sich misstrauisch zum. Eine Frau trat aus dem Schatten. Sie hatte schwarze Haare und trug eine Lederrüstung. Ihre Hände umfassten ein Langschwert und ein Kurzschwert. Ihre grünen Augen schauten ihn kalt an. Gerdrald stutzte. Wo hatte er diese Augen schon mal gesehen? ,,Wer seid ihr?'', fragte er die Unbekannte und machte unauffällig einen Schritt auf sie zu. Sie nahm eine Abwehrhaltung. ,,Ich bin Elisa. Mein Meister Rafael schickt mich um euch zu ihn zu bringen'', antwortete sie. Gerdrald lachte innerlich auf, als er verstand. Rafael hatte ihr also sein Küken geschickt um ihn zu ihm zu bringen. Das zeigte, dass er nichts von seiner Arroganz verloren hatte. Er unterschätze Gerdrald. Wie immer. Er macht einen Schritt zur Seite und Rafaels Schülerin begann es ihm gleichzutun. Langsam umkreisten sie sich wie zwei Raubtiere, die sich um ein Stück Fleisch stritten. ,,Nun denn hochverehrte Vampirin'', sagte Gerdrald höhnisch. ,, Ihr werdet mich zwingen müssen euch zu euren Meister zu begleiten.'' Zu seiner Überraschung lächelte sie. ,,Sehr gut. Das hatte ich gehofft.'' Dann griff sie an und der überraschte Gerdrald konnte noch gerade noch so abwehren. Dann setze er zu einer Gegenattacke an.
*
Elisa parierte den Hieb ihres Gegners und schlug wütend zurück. Innerlich wiederholte sie den Befehl ihres Meisters noch mal. Bevor er sich in die Schlacht gestürzt hatte, hatte er sie zur Seite genommen und ihr ihren Befehl aufgetragen. ,,Such einen Mann namens Gerdrald und bring ihn zu mir. Wie ist mir egal. Schaff ihn einfach hierher.'' Dann hatte er Elisa noch sein altes Langschwert in die Hand gedrückt. ,,Aber woran erkenn ich ihn? Und was macht euch so sicher das ihr heute auf den Schlachtfeld anwesend ist?'', hatte sie ihn gefragt. Ihr Meister hatte nur gelächelt. ,,Oh glaub mir, er ist heute anwesend. frag nicht wieso ich weiß es einfach. Und woran du ihn erkennst? Er ist eine klapperdürre Vogelscheuche und der einzige der außer den Orks gegen Menschen kämpft.'' Dann war er lachend verschwunden. Gerdrald schnitt Elisa in die Wange und grinste. Genüsslich leckte er das frische Blut von der Klinge. ,,Hmm köstlich. Ich glaube ich werde heute noch eine Menge Spaß mit euch haben.'' Blut lief aus dem Schnitt. Ohne dass sie es bemerkte, wischte es Elisa es mit der Zunge weg. ,,Der Meister hat gesagt ich soll diesem Mistkerl zu ihm bringen'', dachte sie und blickte traurig zu den Leichen der armen unschuldigen Soldaten. Ihr Gesicht bekam einen grimmigen Ausdruck. ,,Aber er hat nichts davon gesagt, das er unbeschadet ankommen soll.''
*
Rafael schlitzte einen der Orks mit einem gezielten Hieb den Magen auf während er dem Hieb eines Goblins auswich. Blitzschnell drehte er sich um und spaltete den Goblin mit der Blutklinge in zwei Hälften. Das Schwert leuchtete in einen dunklen rot, so als wollte es damit seine Zufriedenheit ausdrücken. Rafaels Gesicht hatte sich zu einem Grinsen verzogen. Das Leuchten seiner Augen vermittelte den ängstlichen Orks und Goblins den Eindruck, dass sie hier gegen einen Dämon aus der Hölle antraten. Plötzlich hörten sie ein Brüllen. Ein Oger bahnte sch einen Weg durch die Reihen der Menschen und Monster zu Rafael. Als er nur noch einen Schritt entfernt war ließ er eine gewaltige Stachelbesetzte Keule auf Rafael niederfahren. Dieser sprang zur Seite und stand plötzlich auf den Schultern des Ogers. Er hob sein Schwert und jagte es dem Oger in den Schädel. Man hörte wie es sich in das Fleisch des Ogers bohrte. Dieser fiel wie ein Stein zu Boden. Rafael sprang ab, musste jedoch sein Schwert steckenlassen. Die anderen Monster grinsten. Sie glaubten, dass er nun eine leichte Beute war, ohne Waffe. Sie ahnten ja nicht wie sehr sie sich irrten. Seine Hände veränderten sich und begannen bald den Klauen eines Tieres zu ähneln. Rafael rannte mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll auf die restlichen Monster zu. Wild schlug er um sich. Überall flogen Blut und Innereien herum und die umstehenden Monster begannen vor Angst zu schreien. Rafael sprang plötzlich nach vorne und biss einen Ork in den Hals. Er riss ein großes Stück heraus und begann darauf herumzukauen, während er einen Goblin packte und diesem das Genick brach. Zwei mutige Orks rannten auf ihn zu und schwangen wild ihre Waffen umher. Rafael packte dem einen am Kopf und rissen diesen ab, während er den Anderen mit der anderen Hand durchbohrte. Er schmiss den Kopf in den Stab. Er schaute sich um. Zu seiner Enttäuschung sah er nur noch einen Goblin der versuchte sich davonzumachen. Er packte ihm und schaute der ängstlichen kleinen Kreatur, dabei in die Augen. ,,Ich lasse dich leben. Geh zu Krall und berichte diesem, dass Rafael heute sein Blut trinken wird. Hast du mich verstanden?'' Der Goblin nickte nur ängstlich und Rafael ließ in fallen. Schnell rannte das kleine Ding davon. Rafael ging zu dem toten Oger, in dessen Kopf immer noch die Blutklinge steckte. Er zog sie mit einer flüssigen Bewegung heraus und betrachtete sie. Sie leuchtete in einen dunklen rot, ähnlich der Farbe des Blutes. ,,Du amüsierst dich wohl genauso gut wie ich was?'', dachte Rafael belustigt. Dann schaute er sich nach neuen Gegnern um und wurde auch bald fündig. Eine kleine Gruppe Orks rieb gerade eine Kampftruppe der königlichen Armee auf. Rafael rannte los um den Soldaten zur Hilfe zu kommen. Dabei pfiff er fröhlich ein altes Kriegslied.
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Brüllend rief Krall seine magischen Kräfte zur Hilfe und hetzte einer Kompanie Bogenschützen einen Meteoritenschwarm auf den Hals. Krachend schlugen die Brocken in den Reihen der Menschen ein und begruben diese. Zufrieden grunzte Krall. Zwölf weitere Soldaten tauchten plötzlich auf. Krall holte tief Luft und spie den neuen Feinden einen Feuerstrahl entgegen, der elf von ihnen in brand setzte. Der zwölfte stürzte sich mit dem Mut der Verzweifelten auf Krall und schlug zu. Lässig wehrte Krall den Angriff mit einer seiner beiden Äxte ab, während er mit der Anderen den Schädel des Menschen spaltete.
,,Meister Krall! Meister Krall!'', hörte eine Stimme verzweifelt rufen. Ein Goblin tauchte plötzlich neben Krall auf. Völlig außer Atem fiel er vor seinem Meister auf die Knie und atmete dabei schwer. ,,Was willst du?'', knurrte Krall. Der Goblin schaute ängstlich zu ihm hoch. ,,Wir brauchen eure Hilfe ehrenwerter Krall. Die Menschlinge haben ein Monster auf ihrer Seite. Nur ihr könnt dieses Ding stoppen.'' Kralls Neugierde war geweckt. ,,Wo ist dieses Monster?'', fragte er den Goblin und hob eine seiner Äxte. Der Goblin zeigte in die Richtung uns der er gekommen war. Krall nickte nur. Dann schlug er dem Goblin den Kopf ab. ,,Feigling'', sagte er zu den nun toten Goblin und spie seine Leiche an. Dann machte er sich auf um sich den ,,Monster'' entgegen zu stellen.
*
Dervin saß in wieder in der Taverne ,,Ascarons Ruf''. Die Heilerin hatte ihn zugesagt dass er das Lager verlassen durfte. Dafür hatte er seinen Rauschkrautvorrat abgeben müssen. Dervin fühlte sich mies. Sein Kopf schmerzte wieder höllisch. Der Alkohol den er Literweise den Rachen runterstürzte half wenig gegen die Schmerzen. Er hob einen schweren Krug voller Bier und schüttete dessen Inhalt in einen Zug hinunter. ,,Es schmerzt mich das du anscheinend zum Säufer geworden bist, alter Freund'', hörte er eine angenehme Stimme hinter sich. Dervin drehte sich um und lächelte. Endlich war die Person angekommen, von der er sich erhoffte, dass sie Rafael zerstörte und ihm von seinen Fluch befreite. ,,Morgana'', sagte er und schaute die Kampfmagierin lächelnd an. ,,Wie schön das du kommen konntest.''

Kapitel 13
Die Schlacht hatte ihren Höhepunkt erreicht. Überall drangen nun die Monster auf die Verteidiger ein. Überall konnte man verzweifelt gebrüllte Befehle hören und die Siegesgesänge der Monster hallten durch die Nacht. Doch das alles interessierte Rafael nicht. Er hatte es sich auf der Leiche eines Ogers bequem gemacht und wartete. Er achtete auch nicht auf die Orks die ihn eingekreist hatten, jedoch vor lauter Angst es nicht wagten gegen ihn vorzugehen. Plötzlich konnte man ein Brüllen hören. Ein gewaltiger Ork, ungefähr so groß wie ein Oger bahnte sich einen Weg durch die Reihen der Menschen und der Anderen Monster. Ihm wuchsen zwei gewaltige Hörner aus dem Kopf und die Tätowierungen ihn seinem Gesicht kennzeichneten ihn, als Schamanen. Die Orks die Rafael eingekreist hatten brüllten voller Freude. Rafael, der sich sehr gut mit der orkischen Sprache auskannte, konnte den Namen Krall heraushören. Er lächelte. Endlich war jemand gekommen der seiner würdig war. Krall war nun bei ihnen angekommen und betrachtete Rafael lange. Dann hob er eine seiner Äxte und schlug einen der Orks den Kopf ab. ,,Was steht ihr Versager hier rum? Macht euch an die arbeit und helft unseren Kameraden!'', brüllte er seine Untergebenen an. Diese nickten nur eingeschüchtert und verließen den Platz rasch. Rafael erhob sich. Er lächelt den Ork an. ,,Du bist also Krall? Ich habe eigentlich mehr erwartet'', sagte er gespielt gelangweilt. Krall hob die Augenbraue. ,,Und du bist also das Monster, von dem mein Abschaum berichtet? Hätte nicht gedacht das hier ein jämmerlicher Knochensack steht. Wahrscheinlich haben sie übertrieben.'' Plötzlich richtete er ohne Vorwarnung, seine Hand auf Rafael und murmelte ein paar düstere Worte. Dann schlug ein Schwarm Meteoriten an der Stelle wo Rafael stand ein. Staub wurde aufgewirbelt und es wurde ruhig. Krall grunzte zufrieden und wollte sich abwenden, als er plötzlich ein Lachen hinter sich vernahm. Er drehte sich um und plötzlich stand ein lächelnder Rafael vor ihm. ,,Gar nicht mal so schlecht'', sagte er anerkennend und griff an. Krall parierte den Angriff und schlug zurück. Der Kampf hatte begonnen.
*
Gerdrald parierte einen weiteren Hieb von Rafaels Küken und setzte zu einem Gegenangriff an den sie gekonnt parierte und einem Tritt in die Magengegend noch mit drauflegte. Sich den Bauch haltend wich er zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Dieses Küken konnte kaum älter als ein paar Wochen sein. Und trotzdem schaffte sie es ihm ebenbürtig zu sein. Ihm der schon mehr als ein Jahrtausend auf Ancaria wandelte. Zorn erfüllte ihn und er stach wütend nach ihr. Doch sie wich aus und schlug ihm den Ellbogen ins Gesicht. Sein Kopf fuhr herum. Er konnte hören wie seine brach. ,,Warum kann ich sie nicht besiegen?'', dachte er. Plötzlich stand sie ganz nah bei ihm und fegte ihn mit einem gezielten Tritt die Füße unter dem Boden weg. Hart schlug er auf. Sie packte ihn an den Haaren und hielt ihn ihr Kurzschwert an die Kehle. ,,Seid ihr nun bereit, mir zu Meister Rafael zu folgen?'', knurrte sie ihn an. Während sie sprach kramte er heimlich in seinen Sachen rum und fand was er suchte.
Es war ein kleines Fläschchen. ,,Nein'', antwortete er ihr und schlug ihr den Hinterkopf gegen's Gesicht. Sie taumelte und er hatte Zeit um aufzustehen. Dann holte er aus und warf das Fläschchen. Krachend zerbrach es an Elisas Brust und setzte die Flüssigkeit frei. Als sie ihre Haut berührte schrie Elisa schmerzerfüllt auf. Sie krümmte sich vor Schmerzen während ihr die Flüssigkeit das Fleisch von den Knochen pellte. Grinsend, seine Krummsäbel in der Hand ging Gerdrald auf sie zu.
*
Die Flüssigkeit schmerzte. Die Welt um Elisa wurde ganz verschwommen und sie hörte wie der Söldner auf sie zukam. Sie wusste, sie würde nun sterben. ,,Aber ich darf nicht sterben. Jedenfalls noch nicht'', dachte sie panisch. Sie wollte nicht sterben. Sie wollte leben um Rafael zu vernichten. Zorn sammelte sich in ihr und plötzlich wurde alles um sie rot. Das letzte was sie sah war das entsetzte Gesicht des Söldners.
*
Krall schlug mit seinen Äxten zu. Rafael wich aus und versetzte ihn einen Stich in den Bauch. Schmerz durchfuhr Kralls Körper und er wurde wütend. Er wusste, der Knochensack spielte nur mit ihm und das machte ihn noch wütender. Einen Kampfschrei ausstoßend rannte er auf seinen Gegner zu. Dieser ging einen Schritt zur Seite und schnitt ihn in die Wange. Krall fuhr blitzschnell herum und ließ seine Äxte niederfahren. Rafael tauchte unter ihnen hindurch und stach Krall wieder in den Bauch. Krall brüllte wieder vor Schmerzen auf, während Rafael ein paar Schritte von ihm zurückwich und ihn betrachtete. ,,Ist das etwa schon alles? Der große Krall ist nicht zu mehr imstande, als unkontrolliert draufloszuschlagen? Wirklich sehr enttäuschend'', sagte er und man konnte die Enttäuschung in seiner Stimme richtig heraushören. Krall erwiderte nichts und musterte ihn kalt. Dann lächelte er und warf eine seiner Äxte. Rafael fing sie auf und schaute Krall fragend an. Dann begann die Welt zu brennen. Zwei´ Dutzend Feuerbälle schlugen nun auf der Stelle ein wo Rafael stand. Krall führte eine Geste nach der ersten aus und ließ zusätzlich noch mehrere Meteoriten einschlagen. Dann holte er noch mal tief Luft und spie noch einen gewaltigen Feuerstrahl aus. Der Kampfplatz verwandelte sich in ein wahres Flammenmeer und setzte alles in seiner Umgebung in Brand und machte keinen Unterschied zwischen Leichen und Lebenden. Krall grinste über beide Ohren. Er war sich sicher, das hatte ihn erledigt. Plötzlich hörte er ein grausames Lachen und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Aus dem Flammenmeer trat ein ziemlich verbrannt aussehender Rafael. Seine Kleidung war nun fast vollkommen verbrannt und hing nur noch als lose Stofffetzen an ihm dran. Seine Haut war vollkommen verbrannt und am Kopf konnte man die Knochen sehen während seine Haare fast komplett abgebrannt waren. Lachend schaute er Krall an. Dann geschah etwas, was Krall endgültig seinen Mut raubte. Die verbrannte Haut erneuerte sich und die Haare wuchsen wieder zu ihrer alten Länge. Dann stand Rafael wieder vor ihm und bis auf seiner Kleidung war alles wieder an ihm heil. ,,Gar nicht mal so schlecht. Wäre ich ein Mensch oder ein gewöhnlicher Vampir gewesen, hätte dies eben meinen Untergang bedeutet'', sagte er anerkennend zu ihm. Krall wich zurück. Dieser Knochensack war ein Vampir? Rafaels Grinsen wurde noch breiter. ,,Erlaube mir nun dir einen Teil meiner wahren Macht zu präsentieren. Fühle dich geehrt, denn die Meisten betrachtete ich nicht als würdig. Aber bei dir mache ich eine Ausnahme'', sagte er gespielt freundlich. Dann veränderte er sich. Seine Gestalt begann sich zu verformen und Krall schrie voller Furcht.
*
Morgana saß Dervin gegenüber. Neugierig betrachtete sie ihn. Die Ringe unter seinen Augen zeigten, dass er in letzter Zeit wenig geschlafen hatte. Der Geruch, von Alkohol, Rauschkraut und Erbrochenen schlug ihr entgegen. Traurig betrachtete sie ihren alten Mentor. ,,Was ist bloß aus dir geworden Dervin?'', dachte sie. Dervin lächelte sie schwach an. Sie bemerkte, dass seine Hand zitternd den Griff eines vollen Bierkrugs umfasste. ,,Wie geht es dir?'', fragte er sie. Sie zuckte mit den Schultern. ,,Ich bin inzwischen in den Rat der Erzmagier aufgenommen worden und kann mich auch sonst nicht beschweren.'' Dervin nickte. ,,Das ist gut.'' Plötzlich legte sie ihre Hand auf die seine und Tränen standen ihr in den Augen. ,,Ich habe dich vermisst'', brachte sie erstickt hervor. ,,Ich dachte du wärst tot nachdem du vor zweihundert Jahren verschwunden bist. Was glaubst du wie ich mich gefühlt habe, als ich deine Nachricht bekommen habe? Ich war überrascht, glaubte ich dich doch verloren.'' Überrascht schaute Dervin sie an, dann blickte er traurig zu Boden. ,,Es tut mir Leid, das ich dir soviel Schmerzen bereitet habe'', flüsterte er. Morgana wischte sich die Tränen aus dem Augen und schaute ihn an. ,,Warum hast du dich nie gemeldet?'', fragte sie nun geradeheraus. Er umklammerte ihre Hand fest. ,,Weil ich nicht wollte, das er..'', er kam nicht dazu seinen Satz zu Ende zu führen, da ihn die Schmerzen wieder einholten. Schreiend stand er von seinem Platz auf nur um dann zu Boden zu fallen. Sich windend vor Schmerzen rollte er sich hin und her. Das letzte was er sah, war Morganas Gesicht. Dann wurde die Welt um ihn herum schwarz und er begann sich zu erinnern.
*
Damals:
Der Ritter lag am Boden. Seine ganze Rüstung, selbst seine langen Haare waren blutgetränkt. Er hatte Schmerzen, starke Schmerzen. Er hörte Schritte. Vier Gestalten kamen auf ihn zu. ,,Ihr?'', brachte der Ritter hervor. Die vier Gestalten lachten. Eine beugte sich zu ihm runter und man konnte sein Gesicht sehen. Er sah dem Ritter zum verblüffen ähnlich. lächelnd streichelte er seine Wangen. ,,Warum?'', brachte der Ritter mühsam hervor. Sein Doppelgänger lachte nur. ,,Warum? Damit ICH deinen Platz einnehmen kann werter, Bruder. Keiner wird den Unterschied bemerken und ich werde über Ancaria herrschen. Aber du wirst dieses Zeitalter leider nicht mehr miterleben.'' Lächelnd hob er das Schwert, des Ritters. Die Klinge war blutrot gefärbt und sie leuchtete eigenartig. ,,Ich glaube das gehört dir'', sagte er tonlos zu seinem Bruder und rammte ihn das Schwert in den Magen. Die Welt um ihn herum wurde schwarz und der Ritter hörte nur noch das Lachen derer die ihn verraten hatten.


Kapitel 14
Morgana fühlte sich schrecklich. Hilflos hielt sie
Dervin in ihren Armen der wild hin und her zuckte. Seine Augen hatten sich weiß gefärbt und wenn er nicht wie ein Wahnsinniger schrie hielt er kurz inne um sich zu übergeben. ,,Ihr Götter, bitte lasst es nicht zu. Ich möchte ihn nicht noch mal verlieren'', schoss es ihr durch den Kopf. Die anderen Gäste in der Schänke schauten dem Schauspiel in einer Mischung aus Entsetzen und Faszination zu. Morgana blickte in das Gesicht ihres einstigen Geliebten und Mentors. Es verzog sich so als hätte er unglaubliche Schmerzen. Entschlossenheit keimte in ihr auf. Sie legte ihm ihre linke Hand auf die Stirn und begann einige düstere Worte zu Murmeln. ,,Es gibt nur eine Möglichkeit ihn zu heilen'', dachte sie und setzte ihr Fähigkeiten ein um in seinen Verstand einzudringen. Prompt ging ein Ruck durch ihren Körper und plötzlich begann auch sie zu schreien.
*
Dervin Kopf schmerzte. Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf. Erinnerungen aus längst vergessenen Tagen. Er sah wie in einem riesigen Krater voller Lava ein Magier mithilfe von Magie ein Schwert emporsteigen ließ. Der Magier murmelte unentwegt Zauberformeln und Dervin konnte nun sein Gesicht sehen. Es war sein eigenes. Die Bilder verblassten und Dervin sah neue Erinnerungen wiederaufleben. Er sah sich selbst und vier andere Gestalten in einen Raum stehen. Eine der Gestalten, schaute ihn mit einem seltsamen Blick, so als würde er ihn am liebsten besitzen. ,,Also ist es damit abgemacht'', hörte seine eigene Stimme sagen. ,,Ihr helft mir ihm eine Falle zu stellen und dafür'', ein Lächeln huschte über seine Lippen, ,,werde ich euch mit Fähigkeiten ausstatten die weit über das Sterbliche hinausgehen.''
Wieder verblassten die Bilder und wieder kamen neue Erinnerungen hoch. Er sah einen Raum voller Blut. Die Leichen von fünf Magiern waren im Raum verteilt. Ein riesiger Bannkreis war im Raum aufgemalt. In dessen Mitte befand sich eine weißhaarige Gestalt, die zusätzlich noch mit mehreren Ketten festgehalten wurde. Ruhig schauten ihre grünen Augen Dervin an.
,,Du magst mich zwar gebannt haben Dervin aber das ist bedeutungslos. Irgendwann werden diese Bannzauber schwächer bis sie ihre Kraft vollkommen verloren haben. Und dann werde ich wiederkehren und Rache an allen nehmen die mich einst verrieten. Ich habe Zeit alter Freund......'', hörte er die Gestalt sagen die kurz darauf begann zu lachen. Immer mehr Erinnerungen kamen hoch und verblassten wieder. Und die Schmerzen in Dervins Kopf wurden immer stärker.
*
Gerdrald wich voller Furcht zurück. Voller Entsetzen schaute er bei der Verwandlung des Kükens zu. Ihre Zähne wurden länger und ihr Mund verformte sich zu dem Maul eines Raubtiers. Ihre Hände wurden zu Klauen und ihre Nägel wuchsen und wurden zu gewaltigen Krallen während ihre grünen Augen sich zu einem pupillenlosen rot verfärbten. ,,Was bei allen Göttern geht hier vor?'', fragte sich der Söldner und hob seine Krummsäbel zur Abwehrhaltung. Elisa hatte inzwischen ihre Verwandlung abgeschlossen und stieß einen unmenschlich kehligen Schrei aus. Gerdrald konnte spüren wie ihn das Blut in den Adern stockte und Furcht ergriff ihn. Er wollte wegrennen, sich irgendwo verstecken. Egal wo auch immer das war, er wollte nur hier weg. Elisa ging in Kampfposition und einen wilden Schrei ausstoßend sprang sie ihn an. Gerdrald duckte sich unter sie hindurch und versuchte zuzustechen. Doch da war sie schon gelandet und wich seinen Angriff schon fast tanzend aus, während sie im gleichzeitig mit einem höhnischen Grinsen einen Schnitt an der Wange versetzte. Gerdrald spürte den Schmerz und wich zurück. Elisa betrachtete grinsend das Blut das an ihrer Hand klebte und leckte es sich genussvoll mit der Zunge ab. Dann schaute sie Gerdrald an und ihr Grinsen wurde noch breiter. Sie ging in die Hocke und auf allen Vieren wie ein Tier rannte sie auf ihn zu. Er versuchte noch mal einen Hieb auf ihre Hände auszuführen, doch da packte sie bereits an seinen Armen zu und fing an sie kräftig zu drücken. Gerdrald konnte regelrecht spüren wie die Knochen in seinen Armen brachen, die Säbel fielen ihm aus den Händen und er begann vor Schmerzen zu schreien.
*
Entsetzt schaute Krall bei dem Spektakel, das sich ihm bot zu. Rafaels Körper begann sich zu verformen. Er wurde größer und Krall konnte die Knochen seines Gegenübers knacksen hören. Da geschah es. Aus der Brust Rafaels schoss plötzlich ein Maul, das sich einen Weg aus Rafaels Körper bahnte. Ein riesiger Wolf schien wie ein Küken das aus seinem Ei schlüpft zu aus Rafaels Körper emporzusteigen. Als er es endlich geschafft hatte, klaffte ein gewaltiges Loch in Rafaels Brust, das sich sofort darauf zu schließen begann. Doch anscheinend war er noch nicht fertig. Ein zweiter Wolf riss ein Loch in Rafaels Rücken und stieg dort empor. Als er endlich draußen war, begann auch dieses Loch sich zu schließen. Die beiden Wölfe postierten sich rechts und links, neben Rafael. Grinsend beugte er sich zu ihnen hinunter und fing an sie am Kopf zu kraulen. ,,Sind sie nicht süß?'', sagte er zu Krall. Dieser wich noch ein paar Schritte mehr zurück. Rafaels Grinsen wurde noch breiter und er ließ von seinen Wölfen ab. ,,Fasst'', sagte er ruhig zu ihnen. Die beiden Wölfe ließen sich das nicht zweimal sagen und rannten auf Krall zu. Dieser fand noch soviel Mut und beschwor eine Feuerwand um sich zu schützen. Die beiden Wölfe ließen sich davon nicht abschrecken und sprangen genau in die Wand hinein, nur um dann völlig in Flammen stehend wieder rauszukommen. Gierig knurrten sie ihn an und sprangen. Ihre Zähne bohrten sich in sein Fleisch und ihr brennendes Fell setzte auch ihn in brannt. Das Letzte was Krall spürte war der Schmerz der durch die Zähne der Wölfe und der alles versengenden Macht der Flammen verursacht wurde.
*
Enttäuscht schaute Rafael zu wie Krall in den Flammen sein Leben aushauchte. ,,Da hab ich ihn wohl überschätzt'', dachte er bedauernd. Er bemerkte dass die Kreaturen unruhig wurden. Die Schreie ihres Anführers hatten sie aufhorchen lassen. Rafael ging zu dem immer noch brennenden Leib Kralls und benutzte seine Magie um diesen zu löschen. Grinsend hob er den völlig verkohlten Kopf Kralls und hielt diesen, einen Siegesschrei ausstoßend in die Höhe. Die Monster um ihn herum erkannten den Kopf ihres Anführers und begannen nun sich in wilder Panik in alle Winde zu zerstreuen. Der Tod ihres für unbesiegbar gehaltenen Anführers nahm ihnen den Mut. Grinsend sah Rafael zu wie die Orks, Goblins und Oger wegliefen oder sogar gegenseitig übereinander herfielen. Dann erblickte er eine Gestalt, die eine weitere hinter sich herschleifte. Er erkannte Elisa. ,,Scheint so, als hätte sie ihren Auftrag erfüllt'', dachte er und er merkte wie Stolz in ihm aufkeimte. Er spürte dass er stolz auf sie war. Dann erblickte er Gerdrald und sein Stolz mischte sich mit Vorfreude. ,,Zeit sich ein paar Antworten zu beschaffen'', dachte er und schritt von seinem Standpunkt auf Elisa und ihren Gefangenen zu. Den Kopf des toten Orkschamanen warf er achtlos beiseite.


Damals:
Der Ritter spürte die Schmerzen in seinem Bauch und wie sein gesamtes Blut seinen Körper verließ. ,,Verdammt, das kann doch nicht das Ende sein. Das darf nicht das Ende sein'', dachte er und Zorn stieg in ihm auf. Plötzlich begann sein Schwert zu leuchten und die Schmerzen, die es verursachte wurden noch intensiver. ,,Möchtest du dich rächen?'' , fragte eine Stimme den Ritter. Verwundert schaute er drein. ,,Ja'', antwortete er ohne zu wissen warum . Die Stimme antwortete: ,,Dann lass mich in dich ein. Ich kann dir helfen, dich zu rächen und ich kann dir Macht von unvorstellbarer Größe geben. Du müsst mich nur in dich einlassen.'' Die Gedanken nach Rache ließen den Ritter alle Vorsicht beiseite schieben. ,,Tue es'', antwortete er der Stimme. Das Schwert begann noch heller zu leuchten und er spürte wie die Schmerzen sich ins unermessliche steigerten. Sein Körper begann wild hin und her zu zucken während die Welt um ihn verschwamm. Dann hörten die Schmerzen schlagartig auf. Er wusste nicht woher die Kraft kam, doch er stand auf und zog sich das Schwert aus der Wunde. Das frische Blut klebte noch an ihr und die Wunde begann sich zu schließen. Fasziniert schaute er zu, wie das Blut langsam die Klinge hinunter lief. Er streckte die Zunge aus und begann das Blut genussvoll abzulecken. Als er fertig war hörte er die Stimme wieder sprechen: ,,So sei es nun. Alle Wesen Ancarias sollen vor dir auf die Knie fallen, denn du bist der ungekrönte König dieses Landes. Du benötigst weder Armeen, noch Städte. Du selbst bist die mächtigste Armee dieses Landes. Du bist der Schrecken der Lebenden und der Toten. Du bist ein Vampir.''


Kapitel 15
Morgana zog mit einem Schmerzensschrei ihre Hand zurück. Der unter ihr liegende Dervin, wand sich immer noch vor Schmerzen und schrie wie am Spieß. Die anderen Gäste in der Taverne, hatten sich inzwischen gebahnt zu einem Kreis Schaulustiger zusammengetan und beobachteten neugierig das Treiben des Magiers. Morgana beachtete sie jedoch nicht. Stattdessen betrachtete sie ihren ehemaligen Geliebten und ihre Augen fühlten sich mit Tränen. ,,Ich kann ihn nicht an den Ort an dem er sich befindet folgen'', erkannte sie. ,,Er muss alleine den Kampf in seinem Innersten ausfechten.''
Hilflos schaute sie dabei zu wie Dervin, sich den Kopf an einen Tisch schlug und dabei ununterbrochen schrie.
*
Immer mehr Erinnerungen flogen an Dervin vorbei. Nun begann er sich an seine Kindheit zu erinnern. Er sah seine gesamte Familie am Esstisch sitzen. Er sah seine verbitterte Mutter wie sie ununterbrochen mit seinem Vater stritt, seinen tyrannischen Bruder der ihn mit großem Wohlgefallen jeden Tag quälte und seine kleine Schwester, die einzige Person, die ihm außer vielleicht sein Vater etwas bedeutete. Dann sah er wie er am Grab seiner Schwester und seines Vaters stand. Und er sah wie das sein Elternhaus in Flammen aufging und sein Bruder und seine Mutter von den Flammen verschlungen wurden. Die Schmerzen in seinem Kopf wurden nun unerträglich. ,,Aufhören! Aufhören!'', schrie er in Gedanken. Er wollte das nicht sehen. Er wollte endlich vergessen und seinen Frieden finden. Plötzlich wurde alles schwarz. Die Bilder in seinem Kopf zerfielen und die Schmerzen vergingen. Dervin war nun allein. Verwundert schaute er sich um. ,,Was geht hier vor?'' fragte er sich. ,,Du, armer, bemitleidenswerter Mensch'' , hörte er eine Stimme in der Dunkelheit sprechen. Nervös schaute Dervin sich um. ,,Wer ist da? Zeige dich!'', brüllte er. Die Stimme lachte. Dann kam etwas aus der Dunkelheit. Es sah aus wie ein Mensch, jedoch wuchsen im Flügel aus den Rücken und seine Augen waren zwei endlose schwarze Seen. Bis auf einen Lendenschurz trug das Wesen nichts und man konnte sehen, dass sein Oberkörper über und über mit Tätowierungen bedeckt war. Lächelnd kam das Wesen auf Dervin zu, der ängstlich zurückwich. ,,Hab keine Angst. Ich bin gekommen um dir zu helfen'', sagte es mit einer seltsam klingenden Stimme die überall in der Dunkelheit, widerhallte. ,,Helfen? Wobei?'', fragte Dervin, der immer noch ängstlich zurückwich. Das Lächeln des Wesens wurde noch breiter. ,,Ich will dir helfen deine Bestimmung zu erfüllen.''
*
Seelenruhig kam Rafael auf Elisa und Gerdrald zu. Dieser schaute stur zu Boden. Rafael bemerkte, dass seine Arme schlaff an ihm herunterhingen. ,,Anscheinend hat sich Elisa die Zeit genommen ihn ein wenig zu verschönern'', dachte er und schritt weiterhin auf sie zu. Er blieb ein paar Schritte vor ihnen stehen. ,,Hallo Gerdrald'', sagte er seelenruhig. ,,Hallo Rafael'', knurrte Gerdrald ihn an. Rafael zeigte grinsend, auf Elisa. ,,Wie ich sehe, haben du und meine Begleiterin bereits Bekanntschaft geschlossen.'' ,,Oh ja das haben wir'', brummte Gerdrald. Rafaels Grinsen wurde noch breiter. Plötzlich schoss sein Arm nach vorne und er packte Gerdrald an der Kehle. Sein Lächeln erlosch schlagartig. ,,Ich mache dir ein Abngebot. Ích gewähre dir einen schnellen Tod wenn du meine Frage beantwortest'', sagte Rafael gefährlich ruhig. ,,Wer ist dein Herr?'', fragte er nun geradeheraus. Gerdrald grinste höhnisch. ,,Find es doch selbst heraus'', sagte er spöttisch. Plötzlich grinste Rafael wieder und Gerdralds Gesicht wurde kreidebleich. ,,Du weisst es schon?'', sagte er panisch und versuchte sich verzweifelt aus Rafaels Griff zu befreien. Rafaels Grinsen wurde wieder breiter. ,,Nein, ich habe es mir zwar gedacht aber deine Reaktion beweisst mir, das ich richtig lege.'' Sein Griff wurde noch etwas fester und Gerdrald konnte nichts weiter tun, als röcheln. ,,Tja und da deine Chance auf einen schnellen Tod vertan hast, bleibt mir keine andere Wahl, als dich langsam und qualvoll zugrunde gehen zu lassen.'' Er warf einen Blick zu Elisa, die dem ganzen Schauspiel sprachlos zugeschaut hatte. ,,Sieh genau hin'', sagte er zu ihr und wandte sich wieder Gerdrald zu. Dann begannen sich seine Augen zu verwandeln. Die Puppillen verschwanden und ihr weiß färbte sich zu einem unendlichen schwarz. ,,Spüre nun die Macht, eines wahren Vampirs'' , sagte Rafael mit veränderter Stimme. Gerdralds Kopf begann zu schmerzen. Wie Hammerschläge traf es ihn und er schrie. Schaum tropfte aus seinem Mund und er zuckte unentwegt. Dann hörte die Welt auf zu existieren und um Gerdrald wurde es schwarz.
*
Entsetzt hatte Elisa ihren Meister bei seinem Tun beobachtet. Als Gerdrald sein Leben ausgehaucht hatte, warf Rafael den Leichnam des Söldners achtlos beiseite. Ruhig ging er an Elisa vorbei. ,,Komm'', sagte er im Vorbeigehen zu ihr, ,,verlassen wir das Schlachtfeld. Wird Zeit das ich mir ein paar neue Sachen schneidern lasse.'' Elisa hatte sich nun etwas gefangen und schaute ihren Meister voller Furcht an. ,,Was habt ihr mit ihm getan?'', fragte sie ängstlich und wich, ohne es zu merken zurück. Er drehte sich zu ihr um und schaute sie an. ,,Ich habe, ihn an einen Ort geschickt, jenseits deiner Vorstellungskraft'', sagte er ruhig. Ein böses Lächeln glitt über seine Lippen. ,,Einen Ort, schlimmer als jeder Alptraum und grausamer als der blutrünstigste Dämon.'' Er kam nun auf sie zu bis sein Gesicht ganz nah an ihrem war. ,,Dort werde ich dich auch hinschicken, falls du jemals gedenkst mich verraten zu wollen'', seine Hand streichelte ihre Wange. Elisa merkte wie sie schwer schluckte. Plötzlich wandte er sich von ihr ab und ging los. ,,Komm'', befahl er ihr nun zum zweiten Mal. Elisa schluckte noch mal. Dann begann sie ihren Meister zu folgen. Gemeinsam verließen sie das Schlachtfeld und die einzigen Zeugen waren die Leichen der Toten und die gierigen Krähen die nun begannen ein Festmahl zu halten.
*
Müde schaute Hauptmann Darvien sich um. Überall waren seine Leute damit beschäftigt, die Toten zu begraben, die Verwundeten zu versorgen und die Palisaden neu zu errichten. ,,Wir haben zwar gesiegt, aber wir mussten einen hohen Blutzoll bezahlen'', dachte er traurig. Er fuhr sich über's Kinn und dachte über die Umstände ihres Sieges nach. Die Lage war aussichtslos gewesen, bis die Monster auf einmal begonnen hatten panisch auseinander zu gehen und Hals über Kopf zu fliehen. Seine Männer hatten ihm erklärt dass der Leichnam des Anführers gefunden worden war. Sein Tod hatte die Kreaturen zutiefst demoralisiert. Doch Hauptmann Darvien fragte sich schon die ganze Zeit, WER oder WAS ihm ein Ende bereitet hatte. Außerdem hatten ihn seine Leute berichtet, dass von Rafael und seiner Begleiterin jede Spur fehlte. ,,Das ist alles sehr merkwürdig'', dachte er. Nachdenklich schaute er zum Himmel. Es gab noch viel zu tun, das wusste er. Zwar waren die Monster nun Anführerlos aber das machte sie nun umso gefährlicher. Verzweifelt wie sie wahrscheinlich waren würden sie nun ziellos mordend und plündernd durch's Land streifen. ,,Es gibt noch viel zu tun'', sagte er zu sich selbst. Dann wandte er seinem Blick vom Himmel ab und ging in sein Zelt zurück um von dort aus Befehle an seine Untergebenen zu erteilen und um einen Brief an das Oberkommandos der Ancarianischen Armee zu verfassen. Es gab noch viel zu tun.
*
Gerdrald schaute sich nervös um. Um ihn herum war alles schwarz. Er spürte Angst unermessliche Angst. ,,Wo bin ich hier?'', fragte er sich. Plötzlich hörte er Schritte. Von überall her kamen nun Wesen jedes Geschlecht und jeder Rasse. Gerdrald schrie beinahe auf vor Schreck. Er erkannte jeden einzelnen. Diese waren alles Männer und Frauen gewesen die er getötet hatte. Eines der Wesen, trat nun vor und Gerdrald erkannte voller Furcht wen er vor sich hatte. ,,Vater?'', fragte er leise. Der Angesprochene nickte nur. ,,Ja mein Sohn, ich bin es.'' ,,Wo bin ich hier?'' ,,Du bist hier bei uns. Wir haben auf dich gewartet mein Sohn'', ein Lächeln huschte auf das Gesicht des alten Mannes. ,,Und wir sind froh das du endlich da bist.'' Plötzlich begannen sich alle Anwesenden zu verformen. Ihre Finger wurden zu langen Krallen und ihre wurden länger, während ihre Augen sich zu einen pupillenlosen rot verfärbten. Dann sprangen sie auf Gerdrald zu und bohrten ihre Zähne in sein Fleisch, während sie ihn mit ihren Krallen festhielten. Gerdralds Schmerzensschreie verhallten langsam in der Dunkelheit...

Kapitel 16
Dervin starte das geflügelte Wesen an. ,,Meine Bestimmung?'', fragte er kleinlaut. Das Lächeln des Wesens blieb bestehen und er ging auf ihn zu.
Unfähig sich zu bewegen wartete Dervin auf das was kam. Das Wesen blieb ein paar Schritte vor ihm stehen und ging auf die Knie. ,,Heil Dervin den Erwählten der Klinge. Preiset ihn und vergießt euer Blut um den Herrn der Ewigkeit zu ehren'', sagte es in einem schon übertrieben unterwürfigen Tonfall. Dervins Furcht wich, nachdem er die Worte gehört hatte und wurde nun durch Neugier ersetzt. ,,Hast du einen Namen?'', fragte er etwas mutiger.
Das Wesen schaute zu ihm hoch. ,,Mein Name ist Artoros. Ich zahlte mein Leben als Tribut an die Geister, um den Erwählten zu dienen. EUCH zu dienen.'' ,,Erwählter der Klinge?'', wiederholte Dervin, Artoros Worte. Artoros hob fragend eine Augenbraue. ,,Heisst das, ihr wisst nicht welch wunderbares Schicksal euch zu teil wurde?'' Verneinend schüttelte Dervin den Kopf. Artoros richtete sich auf. ,,Nun denn. Dann wird es wohl meine erste Aufgabe sein, euch zu erklären, welche Macht euch zuteil wurde.
Ein Licht begann den Raum zu umgeben. Geblendet hielt sich Dervin die Augen. Er glaubte blind zu werden, als das Licht schwächer wurde und er es wieder wagte sich umzusehen. Verwundert stellte er fest, dass er sich anscheinend in einer Art Tempelanlage befand. Die Wände waren mit Bildern, geflügelter Wesen bemalt. Sie sahen alle Artoros sehr ähnlich. Der Boden des Tempels war mit weißem Marmorfließen bedeckt und er glaubte sogar, irgendwo fließendes Wasser zu hören. ,,Wo sind wir?'', fragte er Artoros. ,,Im Tempel einer Rasse, die vor langer Zeit vom Antlitz getilgt wurde. Meinem Volk'' , antwortete Artoros, mit belegter Stimme. Fragend schaute Dervin ihn an. ,,Was wollen wir hier?'' ,,Da ihr anscheinend nichts über eure Bestimmung wisst, denke ich ist es sinnvoll wenn ich euch an einen Ort bringe, an dem es mir möglich ist, euch ALLES zu erklären.'' Er trat ein paar Schritte in den Gang. ,,Folgt mir bitte'' , sagte er. Dervin ergab sich seinem Schicksal und folgte dem Geflügelten. Gemeinsam begannen sie den Tempel zu erkunden.
*
Morgana saß am Bett ihres Geliebten. Sanft streichelte sie über den Verband der sich an seinem Kopf befand. Sie dachte über das Geschehene nach. Dervin war gerade dabei gewesen, sich dem Schädel an einem Tisch der Taverne zu zertrümmern, als er plötzlich zu Boden gegangen und sich nicht mehr rührte. Zuerst dachte Morgana er wäre tot, doch das schwache, gleichmäßige atmen verriet ihr, dass er noch lebte. Mithilfe einiger anderer Gäste, hatte sie ihn in sein Zimmer gebracht und hielt nun schon seit drei Tagen Wache, in der Hoffnung, dass er erwachte und zu ihr zurückkehrte.
,,Bitte komm zu mir zurück'', flüsterte sie leise und gab ihn einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
*
Jordren streichelte lächelnd über den Behälter, mühsam einen Hustenanfall unterdrückend. Man konnte sehen, dass im Behälter etwas schwamm, aber man erkannte weder Körperteile noch sonst irgendein körperliches Merkmal sehen. Jordren dachte über die Berichte seiner Spione nach. Sie berichteten, dass der Orkschamane Krall von den königlichen Truppen aufgehalten worden war. Die Armee des Orks hatte sich daraufhin aufgelöst und so zogen sie ihn mehreren, kleinen Räuberbanden mordend und plündernd durch die Lande. ,, Es ist egal. Wenn du erstmal erwacht bist, werde ich diesen hirnlosen Haufen vereinen. Und dann werden wir über das Land herrschen'', sagte er zu dem Wesen im Behälter und begann zu lachen. Kurz darauf begann er zu husten.
*
Gelangweilt wartete Elisa vor der Tür der Schneiderei. Rafael hatte ihr den Befehl erteilt auf ihn zu warten, während er sich neue Kleidung erstellen ließ. Seine alte war im Kampf gegen den Orkschamanen Krall, zerstört worden. Während sie wartete dachte sie noch mal über Rafaels Worte nach als er seinen alten Lehrmeister Gerdrald verband hatte. ,,Solltest du mich jemals verraten, werde ich dich auch dort hinschicken'' , hallte seine Worte in ihr nach. Das machte sie wütend. Wie konnte er bloß glauben, dass sie ihn jemals verraten würde? Wie kam er überhaupt auf den Gedanken? Die Tür der Schneiderei ging auf und Rafael trat heraus. Der Schneider hatte ganze Arbeit geleistet. Rafael trug nun eine schwarze Uniform, darüber einen weißen Umhang und einen schwarzen Hut an dem eine ebenfalls weiße Feder steckte. ,,Wie seh ich aus?'', fragte er seine Tochter. ,,Albern'', sagte sie trocken. Er lächelte. ,,Wie schön das es dir gefällt. Und nun geh schon und lass dir ebenfalls neue Kleidung machen. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.'' Verwundert schaute sie ihren Herrn an. ,,Wird's bald?'', sagte er barsch. Anstatt ihn zu fragen ging Elisa in die Schneiderei, ehe es sich ihr Meister anders überlegte. ,,Schließlich muss er es bezahlen'', dachte sie voller Schadenfreude.
*
Nachdenklich schaute Rafael hinterher. Er wunderte sich selbst über seine Großzügigkeit. Dann zuckte er mit den Schultern. ,,Es wird schon seine Gründe haben warum, ich diese weichherzige Tat begehe'', sagte er sich um die Verwunderung abzuschütteln. Die Blutklinge leuchtete, so als wollte sie ihren Herrn verspotten.

Kapitel 17
Mit großen Augen und einen geradezu kindlichen Staunen betrachtete Dervin das Innenleben des Tempels, nahm jede Malerei in Augenschein, ließ sich von den Farben inspirieren und hielt vor Staunen den Atem an, als er die riesige Steinkuppel erblickte die sich über seinen und Artoros Kopf befand. Sie schien in allen Farben des Regenbogens zu leuchten, verwandelte sich von grün in blau und von blau in schwarz. Artoros bemerkte die Gesten seines ,,Gastes'', schenkte sich aber irgendwelche Kommentare und lächelte nachsichtig.
Dervins Augen wanderten weiter, an den Säulen die die Kuppel hielten vorbei bis sie an einem Bild stehen blieben und dort verharrten und sich weiteten.
Das Bild zeigte Männer und Frauen jedes Alters und Geschlechts, jeder Rasse des Landes. Sie alle ob Mensch, Zwerg oder Elf schienen ihre Hände flehend zum Himmel zu strecken in der Hoffnung auf Erlösung, während über ihnen sich eine helle Welle des Lichts und eine allesumfassende Feuerbrunst bekämpften. Dervin konnte die Gefühle spüren die von dem Bild ausgingen, er konnte die Furcht und die Hoffnungslosigkeit die von den Wesen die auf der Erde ausging spüren. Artoros trat neben ihn und betrachtete das Portrait mit ihm, ohne jede Gefühlsregung zu zeigen. ,,Was ist das?'', fragte Dervin und versuchte die aufkeimende Trauer in sich zu unterdrücken. ,,Es zeigt die Entstehung unserer Rasse'', begann Artoros mit ruhiger Stimme seinen anscheinend geplanten, Vortrag. ,,Die Götter und Dämonen bekämpften einander und achteten nicht darauf welchen Schaden sie anrichteten. Während sie ihre gewaltigen Kräfte entfesselten, brach die Erde auf, Blut regnete vom Himmel und die Angehörigen aller Rassen versanken im Leid und Elend das aus den jahrhunderten langen Kämpfen zwischen den beiden konkurrierenden Mächten entstand.''' Währen er redete, begannen sich die Figuren auf dem Bild zu bewegen. Die Lichtwelle und die Feuerbrunst stießen mehrmals aufeinander, während die Figuren egal jedweder Rasse und Geschlechts, begannen sich ängstlich zu umklammern, auf den Boden fielen und die Hände zum Himmel erhoben oder sich aus reiner Verzweiflung gegenseitig das Leben nahmen. Die Erde begann aufzubrechen, Blitze zuckten vom Himmel und setzten Bäume und Lebewesen in Brand, während ganze Berge und Städte in sich zusammenbrachen oder auseinander fielen. Überall floss Blut und tauchte die Erde in ein dunkles rot. Dervin konnte die Schreie der Leute hören, die immense Angst um sich fühlen. Sie schien von überall herzukommen und drohte ihn zu übermannen. Ohne auf Dervins Gemütszustand zu achten, setzte Artoros seinen Vortrag fort. ,,Die Rassen begannen zu beten, zu den Göttern wie auch zu den Dämonen. Doch keine der beiden Seiten erhörte ihr flehen, benebelt vom Rausch der Schlacht und dem Durst nach Blut. Als die Rassen merkten, dass von den Göttern keine Hilfe zu erwarten war und das auch den Dämonen nichts daran lag die ewigen Kämpfe zu beenden, taten sie etwas ganz und gar Erstaunliches: sie beteten weiter. Sie beteten einfach drauflos, sie beteten um Erlösung oder Hilfe. Sie schrieen ihre Verzweiflung geradezu heraus. Und dann eines Tages wurde ihr flehen erhört.'' Das Bild begann sich wieder zu verändern. Dervin konnte sehen wie das vergossene Blut sich an einer Stelle sammelte, die Blitze begannen nur dort einzuschlagen und die Erde sich wieder schloss. Das Blut schien sich zu verformen, eine Gestalt stieg empor. Sie war gewaltig, blass fast weiß war ihre Haut, ihre Haare waren schwarz wie die Nacht, zwei gewaltige fledermausartige Schwingen wuchsen aus ihren Rücken, ihr Leib war mit zahlreichen Tätowierungen bedeckt, während ihre Augen in einen gelb so hell wie die Sonne aufglühten. Dervin merkte wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und er auf die Knie fiel. Artoros schien selber mit Fassung zu ringen, während eine kleine vor Rührung entstandene Träne seine Wange herunterlief. ,,Aus dem Blut der im Unglück Gestorbenen, emporgestiegen, von den Schreien nach Erlösung mit Leben erfüllt, entstand Er um den geplagten Rassen endlich wieder Frieden zu bringen. Er war der Eine zu dem sie alle mit Hoffnung hochblickten. Er war das Licht in der Dunkelheit, die Hoffnung aller. Er war der Retter unserer Welt. Er war Cardaneus, der erste Fürst der Vampire.''
*
Kain erfreute sich bester Laune. Seine Spione berichteten ihn, dass Kralls Armee nun führerlos war und sich in mehrere Splittergruppen verteilt war, die nun kopflos und zügellos alles erschlugen und niederbrannten was sich ihnen entgegen stellte. Er grinste glückselig. Das versprach Tote. Viele Tote. Ein fröhliches Lied pfeifend machte er sich auf, sich in seine Schlafgemache zu begeben. Dort wartete ein besonderes Vergnügen auf ihn. Ohne jeden Grund schweiften seine Gedanken zu Gerdrald. Er hatte sich lange nicht mehr gemeldet oder sonst irgendein Lebenszeichen von sich gegeben. ,,Vielleicht ist er tot'', schoss es ihm durch den Kopf. Er zuckte mit den Schultern. ,,Und wenn schon'', sagte er laut zu sich, ,,dann muss ich mich nicht mehr um seine Entlassung kümmern.'' Weiterhin sein Liedchen pfeifend setzte er seinen Weg fort. Während er durch die dunklen Korridore schlenderte, betrachtete er die kahlen Wände des Schlosses. An einigen Stellen befanden sich Abdrücke von Portraits, derer die die Burg vorher für sich beansprucht hatten. ,,Bevor ich sie abgelöst habe'', dachte Kain voller Schadenfreude. Er merkte wie er immer mehr in Erinnerungen versank. Er erinnerte sich, wie er den Besitzer der Burg mitsamt seiner Familie ermordete und einen Pakt mit dem Verwalter schloss. Der Pakt sah folgendermaßen aus: Der Verwalter wurde zum neuen Herrn der Burg ernannt und durfte von nun an über alle Ländereien herrschen, die der Besitz umfasste. Offiziell war er der eigentliche Herrscher der Festung doch im Hintergrund zog Kain die Fäden. Kain seufzte. Seitdem waren zweihundert Jahre vergangen. Seitdem hatte er in der Familie des Verwalters eine ihm treu ergebene Anhängerschaft gefunden, die ihm mit Blut und allen anderen versorgte. ,,Das waren noch Zeiten.'' Er schüttelte den Kopf. Er kam nun an der Tür, die zu seinem Empfangssaal führte und hielt dort inne. Als würden seine Bewegungen von einer fremden Macht kontrolliert werden, umfassten seine Hände den Griff der Tür und drückten diesen nach unten. Die Tür öffnete sich und schwang, ohne einen Laut von sich zu geben, auf. Im Thronsaal war es dunkel, alle Fackeln an den Wänden waren erloschen.
Doch das war für Kain kein Problem. Trotz der tiefen und bedrückenden Dunkelheit nahm er alles im Raum war, so als ob er hell erleuchtet wäre. Der Thronsaal war so schmucklos, wie alles in der Burg. Die Wappen der letzten Familie waren von der Wand gerissen und irgendwo hingepackt worden, wo man sie im Laufe der Jahre vergessen hatte. Ansonsten stand im Saal nur ein riesiger Tisch an dem zu beiden Seiten, je sechs Personen Platz nehmen konnten während in der Mitte des Tisches eine vermummte Gestalt saß, die seelenruhig die Beine übereinander geschlagen hatte und anscheinend schon seit einer geraumen Weile wartete. Kains Kinnlade klappte nach unten. Doch er fing sich schnell wieder und fiel auf die Knie. ,,Wie schön, das du noch genügen Anstand besitzt mir den Respekt zu erweisen der mir zusteht'', hörte er die Gestalt im spöttischen Tonfall zu ihm sagen. Ihrer Stimme konnte man genau entnehmen, dass sie weiblich war. ,,Herrin'', brachte Kain mühsam hervor, ,,welch eine Freude euch in meinen bescheidenen Domizil begrüßen zu dürfen.'' Er hörte wie sie auflachte. Der glockenhelle Ton, zerrte an seinen Nerven und er merkte wie sein Körper sich langsam verkrampfte. ,,Charmant wie immer und voller Falschheit. Genau das Liebe ich so an dir'', sagte sie während sie sich langsam erhob und zu ihm schritt. Sie hob sein Kinn und Kain konnte ihr nun ins Gesicht blicken. Oder jedenfalls den Teil des Gesichtes den die Kapuze nicht verhüllte. ,,Wie laufen die Vorbereitungen für den großen Tag?'', fragte sie ihren Diener, während er spürte wie sich ein ungutes Gefühl in ihm breit machte. ,,Es läuft alles nach Plan Herrin. Wenn alles gut geht, werden bis zum Ende des Jahres ein Großteil der Bevölkerung ihr Leben ausgehaucht haben'', antwortete Kain, sich so hilflos wie ein kleines Kind fühlend. Sie nickte. ,,Gut, sehr gut. Ich bin zufrieden mit dir.'' Sie machte eine Pause. ,,Und die Blutklinge?'', fragte sie wie beiläufig, als würde sie über den neuesten Klatsch und Tratsch reden. Kain zuckte mit den Schultern. ,,Wir besitzen sie nicht. Aber ich habe mir geda...'', sein Satz wurde unter den Umstand abgeschnitten, das er lernte zu fliegen. Er spürte wie er den Boden unter den Füßen verlor und mit der Wand kollidierte. Schmerzen breiteten sich in ihm aus. ,,Du Narr!'', schrie seine Herrin mit vor Zorn überkochender Stimme. Er spürte wie die Schmerzen in ihm immer intensiver wurden und ihn langsam die Sinne schwanden. Seine Augen begannen zu tränen. ,,Weisst du überhaupt, das du dabei bist alles zunichte zu machen, wofür wir all die Jahrhunderte gearbeitet haben?!'', schrie sie und Kain spürte wie die Schmerzen noch mehr zunahmen. ,,Bitte Herrin'', brachte er wimmernd hervor während ihm Tränen über die Wangen liefen und sein Körper sich langsam aber sicher begann völlig zu verkrampfen, ,,ich schwöre euch, ich werde euch das Schwert beschaffen, nur bitte hört auf diesen Schmerzen zu verursachen. Ich ertrage sie nicht.'' ,,Deshalb füge ich sie dir auch zu'', knurrte sie. Er spürte wie die Schmerzen ein bisschen schwächer wurden. ,,Nun gut'', sagte seine Herrin ruhig. Anscheinend hatte sie sich von ihrem Zornesausbruch erholt, ,,ich gewähre dir noch diese eine Chance und beauftrage dich hiermit , die Blutklinge zu beschaffen. Ich rate dir, versage nicht noch einmal Kain.'' Er spürte wie ihn noch einmal eine kurze Welle voller Schmerz übermahnte, die sich für ihn eine halbe Ewigkeit hinzog.
Dann herrschte Stille. Kain kroch in eine dunkle Ecke, seine Knochen schmerzten und Tränen liefen unentwegt über die Wangen. Er rollte sich zusammen und ließ seiner Verzweiflung freien Lauf. Diese elende Hure. Er hasste sie, aus ganzen Herzen. Aber sie würde dafür bezahlen, dass sie es gewagt hatte ihn so dermaßen zu demütigen, das schwor er sich. Sich und den Stühlen , die als einzige den Schauspiel, als stumme Zeugen beigewohnt hatten.
*
Rafael beobachtete das geschäftige Treiben der Stadtbewohner, die damit beschäftigt waren Stände und Zelte zu errichten, um die gute Ernte und den Sieg der königlichen Truppen zu feiern. Er schüttelte nur verwundert den Kopf. ,,Angeblich wollen sie den ,,Sieg'' feiern, doch tief in ihren Herzen wissen sie, das sie einfach nur so schnell wie möglich vergessen wollen welcher Gefahr sie für kurze Zeit ausgesetzt waren und verbergen das alles hinter einen Mantel, falscher Freude und gekünstelter Festlichkeit.''
Er begann wieder den Kopf zu schütteln. Die Menschen waren Meister darin sich selbst zu belügen. Seine Hand fuhr zur Blutklinge. Er konnte die Macht die von ihr ausging spüren und ihre Anwesenheit beruhigte ihn. Plötzlich spuckte ihn für einen kurzen Augenblick Elisas Gesicht durch den Kopf.
Ein wenig erschreckt zuckte er zusammen. Dann fasste er sich wieder und legte nachdenklich seine Hand unter's Kinn. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwas in ihn begann sich zu fragen was los mit ihm war. Er ertappte sich seit neusten dabei, das er fast jede freie Sekunde an sie dachte. Er fuhr sich über's Gesicht. ,,Was ist bloß los mit mir?'', fragte er sich laut und bemerkte dabei nicht wie die Klinge kurz aufleuchtete und dann wieder ihre normale Farbe annahm.

Kapitel 18
Dervin schluckte den Kloß, der in ihm hochkam, runter und widerstand dem Drang aufzuspringen und davonzulaufen, da er wusste, dass er nicht gehen konnte wenn es sein Gastgeber dies nicht zuließ. Artoros beachtete ihn nicht und erzählte weiter. ,,Die Rassen begannen sich vor ihm auf die Knie zu werfen und flehten ihn an, sie von ihrem Leid zu erlösen. Er sagte: Folgt mir. Und begann damit seinen eigenen Krieg gegen die beiden Mächte die dabei waren die Welt zu zerstören.'' Die Figuren auf dem Bild begannen sich zu verändern. Flügel wuchsen ihnen aus den Rücken, ihre Haut wurde blass und die Augen verfärbten sich zu einem pupillenlosen schwarz. Dann begann die Figur namens Cardaneus ihre Flügel auszubreiten und flog gen Himmel, während die Anderen ihr folgten. Ein grimmiges Lächeln huschte über Artoros Gesicht. ,,Cardaneus und seine Neugeborenen ,,Kinder'' kämpften gegen die Götter und Dämonen. Sie verbannten beide von dieser Welt und entrissen ihnen das Herz Ancarias und übernahmen damit die Macht über diese Welt.''
Dervin sah wie die Feuersbrunst und die Welle aus Licht auseinander gingen und sich langsam auflösten. Der Himmel war nun frei und Dervin sah nun wie die Figur Cardaneus in der Luft schwebte und irgendetwas nach oben hielt. Doch Dervin konnte nicht erkennen was es war. Inzwischen begann sich das Bild wieder zu verändern. Städte wurden aufgebaut und die Rassen schienen in Eintracht und Frieden miteinander zu leben. Artoros stieß einen von Sehnsucht erfüllten Seufzer aus. ,,Die Wunden der Welt heilten und die Rassen begannen mit dem Wiederaufbau ihrer Welt. Cardaneus wurde zum Herrscher über alles und als Gott verehrt. Er regierte gerecht und weise über Alles und Jeden. Ein neues Zeitalter hatte begonnen. Ein Zeitalter des Friedens und Wohlstands. Das Zeitalter der Vampire.''
*
Die Kerker des Schlosses wurden nie benutzt, da alle Verbrecher sofort und ohne Verhandlung hingerichtet worden, weshalb die Zellen des Kerkers alle unbenutzt und leer waren. Alle bis auf eine. Kain ging gemäßigten Schrittes auf eine Zellentür zu. Sie war mit drei schweren Riegeln bestückt um dem Insassen die Flucht so gut wie unmöglich zu machen. Er warf dem Kerkermeister, der ängstlich seine Schlüssel umklammerte, einen eindeutigen Blick zu. ,,Aufmachen'', sagte er ruhig. ,,Aber Herr...'', wollte der Kerkermeister einwenden. ,,AUFMACHEN!!!'', brüllte Kain ihn an. Seine Maske der Beherrschung war nun endgültig zusammengebrochen. Der Kerkermeister schluckte noch einmal schwer und begann dann mit zitternden Fingern die Riegel aufzuschließen. Als er fertig war, ging er ängstlich ein paar Schritte zurück. Kain konnte den Geruch von frischem Urin an ihm riechen. Angewidert bedeutete er ihn mit einer Handbewegung zu verschwinden. ,,Ich lasse dich rufen wenn ich dich brauche'', sagte er ruhig. Der Kerkermeister nickte nur erleichtert und verschwand blitzschnell um die nächste Ecke. Kain rümpfe noch mal die Nase. ,,Es gibt einfach kein gutes Personal mehr.'' Dann wandte er sich wieder der Tür zu und öffnete sie. Eigentlich war er froh darüber, dass niemand dabei war. So blieb der Vorschlag, den er den Insassen unterbreiten wollte wenigstens so geheim wie es nur ging. Er betrat nun den Raum und schaute sich um. Die Wände waren mit Zeichnungen und Sprüchen aus Kreide verziert worden. ,,Macht euren Frieden mit den Göttern, denn das Ende ist nahe'', las Kain. Er musste unwillkürlich grinsen. ,,Anscheinend hat er die Zeit genutzt und sich künstlerisch betätigt.'' Auf einmal hörte er etwas hinter sich und fuhr herum. Eine Gestalt sprang auf ihn zu und hätte ihn wahrscheinlich erreicht wenn sie nicht von drei schweren Ketten festgehalten worden wäre. Geifer tropfte ihrem Mund herab und anscheinend versuchte sie Kains Kehle zu zerreißen. ,,Hallo Arshal. Anscheinend ist es dir gut ergangen'', sagte Kain ungerührt zum Insassen der Zelle. Dieser hatte sich inzwischen beruhigt und funkelte ihn in einer Mischung aus Hass und Wahnsinn an. ,,Was willst du?'', fragte er ihn und knurrte dabei unaufhörlich.
Noch breiter grinsend beugte sich Kain zu ihm runter. ,,Ich bin gekommen um dir ein Angebot zu machen, alter Freund.''
*
Zärtlich ließ Jordren seine Finger über den Behälter gleiten. Im Inneren des Behälters konnte man nun so etwas wie einen Körper erkennen, dessen Gliedmassen jedoch noch zu wachsen schienen. ,,Du kannst rauskommen Idena'', sagte er ohne seinen Blick von dem Behälter abzuwenden. Eine vermummte Gestalt trat aus der Dunkelheit, schritt auf Jordren zu und umarmte diesen. Jordren drehte sich zu der Gestalt um und erwiderte die Zärtlichkeit. ,,Vater'', sagte die Gestalt und man konnte die Freude die im Ton ihrer glockenhellen Stimme mitschwang regelrecht heraushören. Jordren drückte sie noch etwas fester an sich. ,,Meine kleine Prinzessin'', sagte er freudig, mühsam den Schleim der versuchte aus seiner Kehle zu entweichen, runterschluckend. ,,Ich war bei Kain'', sagte die junge Frau und klang dabei wie ein kleines Mädchen, das ihren Eltern erzählte was sie am Tag alles erlebt hat, ,, ich hab ihn erklärt, dass er sich mit der Blutklinge beeilen soll.''
Jordren lachte auf und musste kurz darauf einen kurzen Hustenanfall über sich ergehen lassen. ,,Ich hoffe doch, das du ihn in einem Stück gelassen hast'', sagte er mit vor Erheiterung triefender Stimme. ,,Natürlich, er soll uns schließlich noch vom Nutzen sein'', sagte sie. Jordren nahm ihr Kinn in seine Hand und konnte nun ihr Gesicht sehen. Es war das einer jungen hübschen Frau von etwa zwanzig Jahren. Man hätte sie für einen Menschen halten können, wenn da nicht die violetten Augen, die feinen Gesichtszüge und die weißen Haare, die unter ihrer Kapuze hervorlugten, gewesen wären. ,,Und Zhurag-Nar?'', fragte er. Seine Tochter nickte. ,,Alles läuft nach Plan. Wir konnten bisher die Hälfte der Armee der Matriachinnen auf unsere Seite bringen. Der Wunsch nach Macht und Rache treibt die Männer uns geradezu in unsere Arme.'' ,,Und haben unsere Leute Schwierigkeiten sich anzupassen?'', fragte Jordren mit hochgezogener Augenbraue. Idena schüttelte, lächelnd den Kopf. ,,Blut trinken gehört zur dunkelelfischen Kultur, sie werden ganz bestimmt nicht auffallen.'' ,,Ausgezeichnet'', sagte Jordren anerkennend. Sein Blick glitt wieder zu dem Behälter. ,, Bald, sehr bald, wird die Macht unser sein, meine Tochter'', sagte er. ,,Dann werden sich alle vor unserer Macht und unserem Genie verbeugen müssen.'' Dann begann er zu lachen und seine Tochter fiel kurz darauf mit ein.
*
Nachdenklich ging Elisa die Treppenstufen des Gasthauses nach oben. Sie fragte sich was mit ihr los war. Seit einiger Zeit hatte sie nicht daran gedacht Rafael zu töten, im Gegenteil sie ertappte sich sogar sehr oft dabei das dieser Gedanke sie mit Entsetzen erfüllte. ,,Bin ich etwa dabei mich in ihn zu verlieben?'', fragte sie sich und verneinte sofort. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. ,,Er hat mich zu einem Monster gemacht, das kann und werde ich ihn nicht verzeihen'', dachte sie während der Hass in ihr wieder hochkam. Sie betrat nun das Zimmer, in dem sie und ihr Meister sich einquartiert hatten. Er selbst lag auf seinem Bett und hatte die Augen geschlossen. Das gleichmäßige Steigen und Sinken seines Brustkorbs zeigte, das er anscheinend schlief. ,,Da seht ihn euch an. Schläft den Schlaf der Ungerechten'', dachte Elisa. Ihr Blick glitt zu einem Stuhl, der im Zimmer stand. Rafaels Kleidung lag dort fein säuberlich gefaltet hingelegt. Elisas Blick verharrte, denn ein weiterer Gegenstand befand sich ebenfalls dort. Die Blutklinge ruhte auf der Spitze des Kleiderhaufens. Elisa griff nach dem Heft des Schwertes und hob es hoch. Prüfend fuhr sie mit der Fingerspitze über die Klinge und nickte. Sie hatte nicht viel Ahnung von Waffen, da die Einzigen Waffen die sie bisher geschwungen hatte, ihr Kurzschwert und ihr Langschwert gewesen waren. ,,Wie viele Leben du wohl schon ausgelöscht hast?'', fragte sie das Schwert, als ob sie es mit einem Lebewesen zu tun hatte. Plötzlich kam ihr ein Gedanke und ihr Blick glitt zu dem schlafenden Rafael. Ein bösartiges Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und ihre Hände begannen den Griff des Schwertes fest zu umklammern. Leise schritt sie auf Rafael zu und hob das Schwert über ihren Kopf. ,,Es ist ganz einfach. Du musst nur zuschlagen. Dann bist du die Herrin und ich werde dir gehören. Du wirst frei sein und über unglaubliche Macht verfügen'', hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Elisa atmete noch mal tief ein und ließ die Klinge hinuntersausen...
*
Es war Nacht und der Mond zeigte sein Antlitz über Ancaria um die bedrückende Dunkelheit wenigstens ein bisschen zu vertreiben. Wäre jemand gerade in der Nähe gewesen, so hätte er die Gestalt gesehen, die auf allen Vieren über die Steppe rannte. Arshal genoss die Freiheit. Er kannte sein Ziel.
Der Wind trug den Geruch jener Person die er am meisten hasste zu ihm. ,,Rafael nach so langer Zeit, wirst du endlich bezahlen'', dachte er innerlich. Das Bild einer Frau kam in ihm hoch und verschwand kurz darauf wieder. Er stieß noch mal ein lang gezogenes Heulen aus und rannte seinem Ziel weiterhin entgegen.
*
Voller Selbstzufriedenheit räkelte sich Kain auf seinem Thron und grinste. ,,Ich weiss nicht wieso ich nicht schon früher draufgekommen bin'', dachte er. Er hatte Arshal einen Vorschlag gemacht: Er servierte ihn Rafael und dafür brachte er ihn die Blutklinge. Kain wusste jedoch, das Arshal nicht daran halten würde, weshalb er auf ihn eine Truppe seiner besten Männer auf ihn angesetzt hatte um ihn zu verfolgen. So würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. ,,Egal ob Rafael oder Arshal. Einer von beiden wird sterben. Und die Blutklinge bekomme ich endlich auch.'' Er dachte kurz an seine Herrin und sein Lächeln wurde noch breiter und nahm dämonische Züge an. ,,Ich frage mich wie es ihr gefallen würde, das Schwert in den Bauch gerammt zu bekommen.''


Kapitel 19
Ungläubig schüttelte Dervin den Kopf. Er konnte nicht glauben was er da hörte. Die Götter Ancarias von einer Rasse geflügelter Normalsterblicher, ihrer Macht beraubt und verbannt? Er war nie ein sehr gläubiger Mensch gewesen, aber nie hatte er die Macht der Göttlichen in Frage gestellt, hatte nie im Traum daran gedacht, dass irgendjemand in der Lage gewesen wäre, ihre Macht über die Sterblichen zu brechen. Artoros schien sich inzwischen von seinem Sehnsuchtsanfall erholt zu haben und holte noch mal Luft bevor er seine Geschichte fortsetzte. ,,Cardaneus Herrschaft, brachte den Rassen ersehnten Frieden und ihn selbst mehr Macht, als je einem Wesen zuvor. Er verbat den Glauben an die alten Götter nicht, das musste er auch nicht da sie bald in Vergessenheit gerieten. Die Menschen hatten zuviel Leid durch sie erfahren, als das Irgendjemand noch daran dachte ihnen seine Verehrung entgegenzubringen. Und um die Verhassten Dämonen hatte sich sowieso kein halbwegs normaler Mensch geschert. Cardaneus war für die Rassen der einzig wahre Herrscher der Welt, er war ihr Gott und er gebrauchte seine Macht weise. Seine ,,Kinder’’ setzten seine Gesetzte durch. 3000 Jahre währte der Frieden.’’ Sein Gesichtausdruck verfinsterte sich. ,,Doch dann geschah etwas, was niemand erwartet hätte.’’
*
Fred machte es sich gemütlich, während er dem Feuer im Kamin zuschaute. Mit einem wohligen Seufzer, schloss er die Augen. Er wäre beinahe in das Reich der Träume entschwunden, wenn er nicht von Jemanden unsanft geschüttelt worden wäre. Er öffnete die Augen und sah seine Frau Lia vor sich. Sie war eine Frau um die fünfundzwanzig und erwartete ihr zweites Kind. Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. ,,Was ist den?’’, fragte Fred, verärgert über die Störung seiner wohl verdienten Nachtruhe. ,,Lars ist immer noch nicht zurück’’, sagte Lia den Tränen nahe. Alarmiert sprang Fred auf. ,,Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?’’, fragte er sie während er nach seiner Armbrust, die über den Kamin hing, griff. ,,Kurz bevor es dunkel wurde’’, antwortete sie und gab sich dabei Mühe nicht sofort aus vollem Hals loszuweinen, ,, er sagte, er wäre gleich wieder da. Er ging nach Norden zu den Hügeln.’’ Ohne noch etwas zu sagen, verließ Fred so schnell wie es nur ging die Hütte und lief Richtung Hügel. Innerlich hoffte er, dass sein verträumter Sohn nur im Gras lag und ganz die Zeit vergessen hatte. Die Hügel kamen nun in Sicht. Fred lief, so schnell ihn seine Beine trugen, dorthin und betete ununterbrochen zu den Göttern. Er sah eine kleine Gestalt im Gras liegen. Erleichtert, verlangsamte er sein Tempo ein bisschen und ging dorthin. ,,So du kleiner Ausreißer du kommst jetzt mit bevor deine Mutter…’’, begann er seine Zurechtweisung und riss vor Schreck die Augen weit auf. Die Gestalt war wirklich sein Sohn. Doch anstatt aufzustehen und sich verschämt bei seinem Vater zu entschuldigen, blieb er liegen und starrte mit weit aufgerissenen Augen zum Himmel. Seine aufgerissene Kehle trug wahrscheinlich ebenfalls dazu bei, ihn an den Boden zu fesseln. Entgeistert ging Fred auf die Knie und bemerkte nicht einmal mehr die Gestalt, die sich von hinten an ihm ran schlich und ihm, wie seinen Sohn die Kehle zerfetzte.
*
Arshal trank genüsslich das Blut des Mannes und genoss den kurzen Moment der Ekstase. Wenn er trank konnte er für kurze Zeit vergessen. Er vergas die Bilder der schrecklichen Schlachten, das Geschrei der Sterbenden, die Erinnerung das Leben tausender Menschen verschuldet zu haben. Er vergas sogar das Gesicht der jungen Frau, welches seit vielen Jahrhunderten durch seinen Kopf spukte. Dann war es auch schon vorbei. Enttäuscht ließ er den toten Körper des Mannes los. Er schnüffelte noch mal und ein Grinsen zauberte sich auf seine Lippen und entblößte dabei die spitzen Vorderzähne. Der Mann war vorher mit einer anderen Person in Berührung geraten. Ihr Geruch haftete an ihm wie eine Schmeißfliege an einem Haufen Kuhmist. Er schnüffelte kurz und bald hatte er die Fährte aufgenommen. Er heulte noch mal auf und verließ den Hügel. Die Körper des Jungen und des Mannes überließ er der Natur.
*
Jordren nahm einen tiefen Schluck, aus einem Becher Wein und spuckte diesen, durch einen plötzlich aufkommenden Hustanfall, wieder aus. Seufzend betrachtete er das Elend, dass sich auf den frisch polierten Boden seines Schlafzimmers breit machte.
Anstatt aber nach einem seiner Lehrlinge zu rufen, betrachtete er seine linke Hand. Sie war voller Schwielen und blauer Flecke und kleine Krampfadern hatten sich wie Brandzeichen ihn ihr eingegraben. ,,Was haben die Jahrhunderte bloß mit dir angestellt Bilufar?’’, fragte er sich. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und schwelgte in Erinnerungen. Schönen Erinnerungen. Er sah wie er einer der hoffnungsvollsten Lehrlinge der Magierakademie Sternental wurde. Er erinnerte sich an das Gefühl des Stolzes, dass in ihm aufgekommen war, als er endlich die Roben eines vollwertigen Magiers erhalten hatte. Und er spürte die Gier, die in ihm hochgekommen war, als er den Leichnam entdeckt hatte. Ein erneuter Hustenanfall weckte ihn unsanft aus seinen Erinnerungen und er spürte wie sich sein Körper langsam verkrampfte. Krächzend rief er nach seinen Lehrlingen, in der Hoffnung dass sie ihm zu Hilfe kamen. Und dann begann sich die Welt zu drehen.
*
Ein paar Millimeter vor Rafaels Hals, verharrte die Blutklinge. Mit zitternden Händen, hielt Elisa das Schwert. ,,Warum kann ich es nicht?’’, fragte sie sich. ,,Warum kann ich mich nicht endlich von ihm befreien?’’ Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf, während Hass, Verzweiflung und hilflose Wut sich in unbestimmter Reihenfolge abwechselten. Tränen liefen ihr übers Gesicht und mit einem unterdrückten Wutschrei warf sie das Schwert von sich und verließ fluchtartig das Zimmer, sie wollte nur weg. Weg von ihm und dem verfluchten Schwert. Und sie wollte vergessen. Vergessen seine Sklavin zu sein und bis in alle Ewigkeit dazu verdammt das Blut der Unschuldigen zu trinken. Sie rannte auf die Strasse hinaus und rannte, rannte einfach drauflos während ihre Sicht durch die Tränen die sie vergoss verschwamm. Nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen verschwand sie in der Dunkelheit.
*
Rafael öffnete die Augen. Er hatte alles mitgekriegt. Nachdenklich setze er sich auf das Bett und dachte nach. Die eigenwillige Handlung seiner Tochter beunruhigte ihn. ,,Sie hat aus freien Stücken die Blutklinge genommen und wollte mich vernichten’’, schoss es ihm durch den Kopf. Er schüttelte den Kopf. Dass seine Tochter den Gedanken hegte ihn zu töten wusste er. Dass sie aber tatsächlich den Versuch starten würde, stimmte ihn nachdenklich. Dies bewies eindeutig ihre innere Stärke. Anstatt sich damit abzufinden, ihn untertan zu sein versuchte sie alles um sich von seinem Einfluss zu befreien.
,,Sie ist stark’’, dachte Rafael. Dann zuckten seine Mundwinkel nach oben und er begann zu lachen. Es war ein dunkles, unmenschliches Lachen, fernab jeder Wärme oder irgendeines Gefühls. Bald erfüllte es den ganzen Raum. Die Blutklinge begann zu leuchten, so als wollte sie in die Heiterkeit ihres Meisters Miteinstimmen.
*
Schluchzend wischte Elisa sich die letzte Träne aus dem Gesicht. Sie hatte sich an einem der wenigen Bäume, die noch zur Verschönerung der Umgebung in der Stadt zu finden waren gesetzt. Tausend Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Der erste war: ,,Er wird kommen und dich töten!’’ Der Zweite: ,,Soll er doch.’’ Vor letzterem schrak Elisa, aufgrund seiner kalten Gleichgültigkeit noch mehr zurück. Sie hörte Schritte. Voller Angst schaute sie sich um. Ihre, an die Dunkelheit gewöhnten Augen suchten die Umgebung ab und wurden groß, als sie eine Gestalt in schwarzer Gewandung und einem weißen Umhang ausmachten. ,,Elisa?’’, fragte Rafael sanft. Sie spürte wie die Furcht in ihr hochkam und sie aufschrie. So schnell wie es ihr möglich war stand sie und lief davon.
Doch Rafael stand plötzlich vor ihr und packte sie an den Händen. Sie versuchte sich zu wehren und schrie wie am Spieß. ,,Elisa’’, sagte Rafael mit fester Stimme, ,,ich bin es.’’ Das beruhigte sie keineswegs. ,,Er ist gekommen um mich zu töten. Er weiss alles’’, schoss es ihr durch den Kopf. Die Welt um sie begann rot zu werden und sie verlor die Kontrolle über ihren Körper. Doch plötzlich spürte sie einen Druck auf ihren Lippen. Irgendetwas weiches berührte sie, zärtlich, liebevoll. Die Welt begann wieder ihre normale Farbe anzunehmen und Elisa schaute in das Gesicht ihres Meisters. Dieser drückte sie mit einem ernsten Gesichtsausruck an sich. ,,Ich bin nicht gekommen um dich zu töten’’, sagte er im ernsten Tonfall. ,,Ich weiss sehr wohl, was du versucht hast, aber weder werde ich dich nicht dafür bestrafen, noch werde ich dich töten. Ich werde noch einmal darüber hinwegsehen doch beim nächsten Mal, wirst du nicht so glimpflich davonkommen.’’ Er ließ sie los und wandte sich zum gehen, als Elisa ihn am Arm festhielt und ihn fragend anschaute. ,,Warum tut ihr das?’’, fragte sie, die Gnade ihres Meisters nicht fassend. Eine Ewigkeit schien zu vergehen und lange Zeit taten beide nichts Anderes, als sich gegenseitig anzustarren. Dann seufzte Rafael und seine darauf folgenden Worte trafen Elisa mehr, als jeder Schlag ins Gesicht und jeder Messerstich.
,,Weil ich dich liebe’’, sagte er.


Kapitel 20
Eine dramatische Pause trat ein. Dervin, der nun endgültig dem Zauber, den Artoros Geschichte verstrahlte erlegen war öffnete den Mund: ,,Was geschah?’’, fragte er wie ein kleines Kind, dass seinem Großvater zuhörte. Artoros ließ sich noch einmal Zeit, bevor er noch mal die Tief Luft holte und seine Geschichte fortsetzte: ,,In jedem Reich, gibt es Männer und Frauen, die über Macht verfügen, aber nach immer mehr gieren. Leider war auch das Reich Cardaneus keine Ausnahme.’’ Das Bild begann sich wieder zu verändern. Zwar sah man noch immer die Rassen friedlich miteinander leben, doch wenn man genau hinsah konnte man am Rand des Bildes eine kleine, dunkle, geflügelte Figur erkennen die abseits von den glücklichen Menschenmengen, stand. Dervin kniff die Augen zusammen, da er glaubte, dass seine Augen ihn einen Streich spielten. ,,Der Verräter war eines der mächtigsten Kinder Cardaneus und leider auch sein engster Vertrauter. Während die Anderen sich damit zufrieden gaben Cardaneus zu dienen, wollte er mehr. Er wollte selbst herrschen, wollte dass sich alle Kinder der Schöpfung vor ihm verneigten. Er wollte die absolute Macht.’’ Die dunkle Figur begann sich zu bewegen, während die Landschaft sich veränderte. Die Figur überquerte, Täler, Seen und Berge. Doch nie hielt sie an, ging immer weiter. ,,Doch er wusste, dass er Hilfe brauchen würde und so suchte er überall nach Verbündeten oder möglichen Dienern. Doch bei den Sterblichen stießen seine Ideen auf taube Ohren. So versuchte er sich bei den größten Feinden seiner Rasse: Den Göttern und den Dämonen.’’ Die Gestalt stand nun vor einer unglaublich strahlenden Welle des Lichts und einer gewaltigen Feuersbrunst und gestikulierte dabei wild mit den Händen. Die Feuersbrunst und die Lichtwelle stoben auseinander. ,, Bei den Göttern und Dämonen stieß er auf taube Ohren. Zu tief saß der Hass gegen ihre alten Feinde, zu schwer war die Wunde die ihnen Cardaneus zugefügt hatte.’’ Anscheinend enttäuscht, wollte die dunkle Gestalt sich abwenden und weg gehen, doch plötzlich begann hinter ihr eine Feuersäule aufzutauchen. Die dunkle Gestalt drehte sich noch mal um und schien erstaunt über den Besuch zu sein. Artoros Augen wurden nun schmal. ,,Doch einer erhörte ihn und begann sich für sein Bündnisangebot zu interessieren.’’ Die Feuersäule begann sich wie ein Portal zu öffnen. Ein schwarzer Schädel erschien in ihrer Mitte und es schien, als würde der Blick, der seinen leeren Augenhöhlen entsprang, sich genau auf Dervin fixieren. Der Schädel begann seine Kiefer zu öffnen und Dervin hörte einen Schrei, nein es glich mehr einen Lachen. Ein dunkles, finsteres, anscheinend direkt aus der Hölle kommendes Lachen. Es fuhr ihn durch Mark und Bein und er konnte nicht anders, er musste schreien. Zu schrecklich war dieses Geräusch. Er wollte nur weg, sich irgendwo verkriechen .Tränen liefen ihn über die Wangen. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, doch dann brach das Lachen ab und er wagte es den Blick wieder zum Bild zu wenden. Der Schädel war verschwunden und die Gestalt war nun allein. Doch sie hatte sich verändert. Zwar, konnte man keine genauen Merkmale erkennen, doch man spürte die dunkle Aura der Macht die sie umgab. Artoros fuhr, vom Geschehen unbeeindruckt, fort. ,,Einer hatte ihn erhört’’, wiederholte er, ,,einer den selbst die Götter hassten und die Dämonen fürchteten. Er war der Herr der Schmerzen, der Prinz des Leids, der Fürst des Wahnsinns und der Überbringer der Zerstörung. Aus den Tiefen seines höllischen Reiches stieg er empor um das Abtrünnige Kind Cardaneus zu unterstützen. Er war Xardaras der Gott des Blutes.’’
*
Idena ließ prüfend ihren Blick über die Gesichter der, sich vor ihr verneigenden Dunkelelfenmänner, schweifen. ,,Seht sie euch da knien sie, in der Hoffnung dass ich ihnen die Macht gebe, die sie nie aus eigener Kraft erhalten hätten’’, dachte sie. Diese ,,Männchen’’ widerten sie an. Sie waren Schwächlinge die nie zu etwas Besseres werden würden als gemeine Meuchelmörder. Sie waren Abschaum der der niedersten Stufe. ,,Und doch braucht’s du sie’’, rief ihr Bewusstsein in Erinnerung. Innerlich seufzte sie. Ja sie brauchte sie um ihr Ziel zu erreichen. Sie blieb vor einem der Männer stehen und hob sein Kinn mit ihrer Hand an. Seine Augen weiteten sich vor Furcht. ,,Du’’, sagte sie im gebieterischen Tonfall, ,,warum bist du hier?’’ Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen und die Furcht wich dem Hass, der aus den Jahrhunderten der Unterdrückung entstanden war und keine Grenzen kannte. ,,Um die Kraft zu erhalten die ich benötige um mich zu rächen und das Haus D’Drinorros zum Sieg zu führen.’’ Ein Lächeln huschte über Idenas Lippen. Oh ja sie waren Abschaum, allesamt, daran gab es keinen Zweifel. Aber ihr Hass gab ihnen die Kraft, um stark genug für die ihre Pläne zu sein. Stark genug um das Antlitz dieses Landes auf ewig zu ändern. ,,Bald Vater, bald. Es dauert nicht mehr lange und wir werden über sie alle triumphieren’’, dachte sie, als sie sich langsam zu ihm hinunterbeugte und ihren Mund öffnete. Zwei spitze Eckzähne kamen zum Vorschein. Betont langsam biss sie in den Hals des Assasinen uns grub sie immer tiefer in sein Fleisch und begann einen neuen Soldaten ,,ihrer’’ Armee zu erschaffen. Und sie genoss es.
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Zitternd hielt Jordren sich an seinem Zauberstab fest, während er unter dem Gewicht seines Körpers zitterte und betrachtete nachdenklich die drei leeren Behälter. Sie waren Überbleibsel seiner ersten Experimente. Erinnerungen wurden wach. Erinnerungen die ihn an seinen bisher größten Triumph und zwei seiner schlimmsten Niederlagen erinnerten. Instinktiv streckte er seine Hand aus und streichelte zärtlich den ersten Behälter. Er war mit Staub bedeckt und in der Mitte haftete ein Riesensprung. Den anderen Beiden war es im Laufe der Zeit nicht besser ergangen. Er erinnerte sich wie er Tag für Tag bei ihnen gestanden hatte und jede Veränderung in ihnen beobachtet hatte. Ohne jemals zu schlafen, ohne etwas zu essen, hatte er dort bei ihnen gestanden und die Resultate abgewartet. Noch heute fühlte er seine Vorfreude die er verspürt hatte und er erinnerte sich noch genau an das Gefühl der Enttäuschung, dass in ihm hochgekommen war als seine ersten beide Experimente fehlschlugen. Er konnte die Einträge, die er in seinem Tagebuch eingetragen hatte, noch heute auswendig aufsagen.

Proband Nummer eins, zeigt deutliche Anzeichen für ein immenses Kraftpotenzial und verfügt, wie schon getestet, über erstaunliche Regenerationsfähigkeiten und exzellent geschärfte Sinne. Jedoch neigt er des Öfteren zu Depressionsanfällen und zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen. Dies macht ihn unkontrollierbar und damit ist er ungeeignet. Experiment fehlgeschlagen.

Proband Nummer zwei, besitzt außerordentlich gute Reflexe und scheint leicht beeinflussbar zu sein. Jedoch haben sind seine Regenerationsfähigkeiten wenig ausgeprägt oder fast überhaupt nicht vorhanden. Bis auf seinen immens hohen Intellekt ist er schwächlich und für den Kampf kaum zu gebrauchen. Experiment fehlgeschlagen.

Das waren sie gewesen. Seine Einträge. Sein Blick glitt zum dritten Behälter und seine Miene erhellt sich ein bisschen. Dort, aus dem Behälter, in dem er all seine Hoffnungen gesteckt hatte, war sein bisher größter Erfolg entsprungen. Auf diesem Erfolg baute er nun seine gesamten Hoffnungen auf um endlich die Macht zu erhalten, die ihm von Rechts wegen zustand. Er dachte kurz an sein viertes Experiment und musste unwillkürlich grinsen, obwohl ihm dabei seine Lippen schmerzten. ,, Und du mein noch ungeborenes Kind, wirst sie alle übertreffen. Du wirst die Krönung meiner Forschungen sein und der Schlüssel zur absoluten Macht’’, sagte er in Gedanken zu den Wesen das den Behälter, den es bewohnte, sein Zuhause nannte.
*
Rafael wandte den Blick von dem prasselnden Lagerfeuer ab und warf einen Blick zu Elisa. Damit ihr nicht kalt wurde hatte er seinen Umhang über sie gelegt. Er betrachtete den friedlichen Ausdruck der ihr Gesicht zierte. Wenn sie so da lag schien es schon fast so, als hätte sie alles vergessen, was ihr auf den Herzen lag und es schien, als hätte sie ihren Frieden gefunden. Er fuhr ihr mit der linken Hand durch die Haare und betrachtete sie nachdenklich. Er dachte über das Geständnis nach, welches er ihr noch vor wenigen Tagen gestanden. ,,Weil ich dich liebe’’, dieser Satz hallte in seinen Gedanken nach.
Er schüttelte den Kopf. Obwohl er sie erst so kurz kannte, schien es so als würde sie ihn, ohne es zu wissen, von Grund auf ändern. Welche Ironie. Dabei müsste er es doch sein, der sie lehrte und sie nach seinen Maßstäben formen sollte. Seine Hand glitt zu ihrer Kehle. ,,Vielleicht sollte ich sie hier und jetzt erledigen’’, dachte er. Seine Finger umschlossen ihre Kehle. Er musste nur kräftig genug zu drücken und schon bald hätte er ihren Kehlkopf zerdrückt. Er hatte es ihr nicht gesagt, aber sie war noch soviel Mensch, das so etwas sie umbringen konnte. Er verharrte kurz. ,,Ich müsste nur einmal zudrücken. Dann würde sie sterben und ich müsste mir keine Gedanken mehr wegen ihr machen.’’ Ein wahnsinniges Grinsen umspielte seine Lippen. Der Gedanke gefiel ihm. Mit einer einzigen Handbewegung wäre er sie los und könnte sich endlich wieder um wichtigere Dinge kümmern. Es war so einfach. Der Griff um ihre Kehle wurde fester und sein Grinsen noch breiter. Doch plötzlich hörte er eine Stimme, die direkt aus seinem Innersten zu kommen schien aufschreien. ,,Was tust du da?! Du liebst sie doch!’’, brüllte sie, erfüllt mit gerechtem Zorn. Seine Hand zuckte von ihrer Kehle und er selbst wich wie vom Blitz getroffen zurück. Entgeistert, blickte er auf seine Hand hinab. Welcher Wahnsinn hätte ihn da beinahe geritten? Wie war er überhaupt auf diesen widerwärtigen Gedanken gekommen? Er schaute noch mal zu Elisa und sein Blick wurde grimmig.
Es gab nur noch einen Ausweg. Leise öffnete er ihren Reiserucksack und förderte eine Geldbörse, eine Schreibfeder und ein Blatt Papier zu Tage und begann zu schreiben.

*
Elisa erwachte, rieb sich ihre Augen und begann sich umzusehen. Ihr erster Blick fiel auf das Lager. Es war schon vor langer Zeit erloschen, was sie an den total zu Asche zerfallenen, Holzscheiten sehen konnte. Ihr zweiter Blick fiel auf ein Blatt Papier und einer kleinen, geschlossenen Geldbörse. Mit gerunzelter Stirn griff sie nach dem Papier und begann zu lesen. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Sinn der Botschaft verstand.

Elisa
Mir ist klar geworden, das ich weder über die Zeit, noch die nötige Erfahrung verfüge um dich zu einem vollwertigen und starken Vampir zu machen. Deshalb gebe ich dich frei.
Finde deinen eigenen Weg und finde von selbst zu wahrer Stärke. Ich hinterlasse dir etwas Gold damit du für eine Weile über die Runden kommst. Ich hoffe wir sehen uns wieder. Ob als Feinde oder Verbündete vermag nur das Schicksal zu sagen.

Rafael

Zornig zerknüllte sie das Papier in ihrer Hand. Dieser Feigling schien anscheinend zu glauben, dass er sie so leicht loswerden konnte und damit ihrer Rache entging.
So schnell wie es ging durchsuchte sie das Lager und stellte mit Erleichterung fest, dass er ihr ihre Waffen gelassen hatte. Mit schnellen Handgriffen legte sie sie an und begann sich umzusehen. Irgendeine Spur musste er hinterlassen haben. Erst jetzt fiel ihr Blick auf den weißen Umhang, der ihr als Decke gedient hatte. Neugierig hob sie ihn hoch und betrachtete ihn. Er musste ihn vergessen haben. Sie begann zu grübeln was ihr das sagen könnte. Plötzlich nahm sie ein Geräusch hinter sich wahr und drehte sich um. Ihre Hände glitten zu ihren Waffen und sie zog sie automatisch. Sie ging in Kampfposition und wartete. Eine Gestalt trat aus dem Gedicht. Viel mehr kroch sie auf allen Vieren hervor. Ihr Gesicht wurde von einen Gestrüpp aus weißen Haaren bedeckt und an ihrem Leib trug sie nur ein paar Fetzen die mit verkrustetem Blut bedeckt waren. Ihre grauen Augen funkelten irre und sie roch dermaßen nach Blut und Urin, dass Elisa angewidert die Nase rümpfte. Die Gestalt schaute sich auf dem Lagerplatz um und begann zu schnüffeln, wie ein Bluthund der versuchte die Witterung des gerade entkommenden Beutetiers wieder auf zunehmen. Nach einer Weile begann sie enttäuscht aufzuheulen. Erst nach dem sie sich beruhigt hatte, schien sie wahrzunehmen, dass sie nicht allein. Sie schaute Elisa lange an und lange Zeit geschah nichts. Dann begann sie wieder zu schnüffeln und fing an zu knurren. Geifer tropfte aus ihrem Mund hervor. ,,Wo ist er?’’ knurrte sie Elisa an.

Kapitel 21
Die Figuren auf dem Bild begannen sich wieder zu bewegen. Dervin konnte ein friedliches Dorf sehen in dem Menschen, Zwerge und Elfen in perfekter Harmonie lebten. Es zeigte die perfekte Idylle, die sich wohl jeder tief in seinem Herzen wünschte. Jedenfalls jeder der bei klarem Verstand war. Die Bewohner schienen zu feiern und taten Alles was zu einer richtigen Feier gehörte. Sie tranken, speisten, tanzten und manche von ihnen liebten sich heimlich im Gebüsch, wie Dervin trocken feststellte. Dies Alles erinnerte ihn an seine eigene Kindheit, die trotz des Hasses den er von seiner Mutter und seinem Bruder zu spüren bekommen hatte, schön gewesen war. Er seufzte. Es war lange her. Viel zu lange. Die Feierlichkeiten der Dorfbewohner wurden jäh unterbrochen, als sie einen Neuankömmling bemerkten. Dervin erkannte den ,,Abtrünnigen’’ sofort wieder.
Äußerlich hatte er sich nicht verändert, doch die dunkle Aura des Bösen, die ihm schon vorher angehaftet hatte, umgab ihn immer noch wie ein Leichentuch. Der Abtrünnige begann die Hände gen Himmel zu heben und schien anscheinend etwas zu sagen. Dann begannen sie Zustände im Dorf sich zu ändern. Plötzlich fingen einige der Menschen an sich die Hände vorm Kopf zu halten, begannen zu schreien als hätten sie unglaubliche Schmerzen. Frauen begannen verängstigt ihre Kinder an sich zu drücken oder warfen diese gar zu Boden um so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Einige Männer begannen, anscheinend wahnsinnig vor Schmerzen, sich gegenseitig umzubringen indem sie einander würgten oder aufeinander einschlugen. Und aus den Büschen kroch, auf allen Vieren eine Frau, deren Augen blutrot gefärbt waren und deren Hände zu langen Klauen verformt waren. Ihre Kleidung und ihr Gesicht waren blutverschmiert und sie begann sich wie ein wildes Tier auf den nächsten Mann zu stürzen, der zufällig in der Nähe stand. Ihr folgten weitere Männer und Frauen, die alle aus den Büschen gerannt kamen und über ihre Mitbewohner herfielen. Blut spritzte überall und die kleinen Holzhütten des Dorfes begannen ihn Flammen aufzugehen während von überall her, die Schreie der Sterbenden zu hören waren. Und in all diesem Chaos stand der Abtrünnige, der mit verschränkten Armen, anscheinend zufrieden über sein Werk, dem blutigen Spektakel beiwohnte und das finstere Lachen Xardarass von allen Seiten zu kommen schien. In Artoros Stimme schwang Trauer mit, als er weitererzählte. ,,Xardaras begann den Abtrünnigen, mit seiner Macht auszustatten und machte ihn damit sich gefügig. Die unglaubliche Macht die er vom wahnsinnigen Gott erhalten hatte, trieb auch den Abtrünnigen in den Wahnsinn und damit war er für die Zwecke Xardaras noch besser geeignet. Denn Xardaras gierte nicht nach Macht, das einzige Ziel das er hatte war Zerstörung. Hemmungslose, sinnlose, Leidbringende, alles vernichtende Zerstörung, denn an nichts Anderem konnte er sich erfreuen, für nichts Anderes wurde er geschaffen. Der Abtrünnige begann, seine Macht dafür zu nutzen Anhänger zu schaffen und jeden zu vernichten der sich ihm in den Weg stellte.’’ Man sah nun, wie überall alles brannte und gekämpft wurde. Dervin sah einen Vampir der mit seinem Schwert einen Besessenen Zwerg den Kopf abschlug und dabei unaufhörlich Tränen vergoss. Er sah wie sich eine Gruppe Anhänger, des Abtrünnigen um einen Scheiterhaufen versammelten. An dem Pfahl war eine Vampirin gebunden die sich das letzte Bisschen Würde bewarte indem sie keine Miene verzog. Selbst als der Scheiterhaufen angezündet wurde und die Flammen begannen sie aufzuzehren, verzog sie keine Miene. Dervins wandte seinen Blick von dieser Szene ab, nur um wieder den Abtrünnigen zu erblicken der in der einen Hand ein Schwert in der Hand hielt und in der Anderen einen seiner Flügel. Mit großen Augen sah Dervin, wie er das Schwert hob und sich mit einem gezielten Hieb seines Flügels entledigte. Man sah ihn seine Schmerzen regelrecht, doch er ließ sich nicht davon beirren und schnitt sich auch den zweiten Flügel ab. Artoros rümpfte angewidert die Nase und erzählte weiter. ,,In seinem Wahn verstümmelte sich der Abtrünnige indem er seine Flügel abschnitt und sich unter die Rassen mischte. Indem er seine eigenen Schöpfungen vernichtete wurde er zu ihrem Held und sie begannen ihn zu verehren. Bald war sein Wort Gesetz und er konnte die Menschen dazu bringen zu glauben, dass die Vampire, allen voran Cardaneus, die Schuld an allem trugen. Der Verstand der Rassen war vor Angst gelähmt und so machten diese undankbaren Wesen ihn zu ihren Herrscher. Er rief einen ,,heiligen Kreuzzug’’ wie er es nannte aus und marschierte, an der Spitze seiner Armee, Cardaneus entgegen.’’ Dervin sah den Abtrünnigen an der Spitze einer Armee reiten. Er sah die Heerbanner im Wind wehen, die Schwerter im Sonnenlicht blitzen und er hörte wie die Rassen einen Namen riefen. Einen Namen den er jedoch nicht verstehen konnte. Artoros Stimme wurde immer leiser. ,,Die ,,heilige Armee’’ wie sie sich selber nannten, begannen die Vampire zu jagen und all jene die ihnen halfen. Sie machten keinen Unterschied zwischen Mann oder Frau. Jung oder alt. Gesund oder Krüppel. Sinnlos brannten sie alles nieder, während die Seen und Flüsse sich des vergossenen Blutes wegen, rot zu verfärben begannen. Über all diesem Wahnsinn schwebte das Haupt Xardarass, der sich an diesem Massaker erfreute und sich ganz in seinem Element befand.’’ Überall breitete sich Feuer aus und die Flammensäulen schienen immer größer zu werden und den Himmel zu berühren. Die Wolken am Himmel wurden dunkel, fast schwarz , schienen sich zu verformen und eine Einheit zu bilden. Dervin kniff die Augen zusammen denn er glaubte etwas zu erkennen. Er glaubte dass die Wolken sich zu einem Schädel verformt hatten, dessen leere Augenhöhlen nun in einem tiefen rot, irre flackerten.
*

,,Wo ist er?’’, knurrte die Gestalt Elisa erneut an. Elisa wusste nicht was ihr Gegenüber wollte, doch sie ahnte, dass es ihr nicht zum Vorteil gereichen würde, wenn sie jetzt die Beherrschung verlor. ,,Wo ist wer und wer seid ihr überhaupt, dass ihr anscheinend glaubt eine Dame mitten auf offener Strasse zu überfallen?’’, fragte sie gespielt empört und ahnungslos. ,,Stell dich nicht blöd du Hure!’’, brüllte die Gestalt sie an und begann wieder zu schnüffeln. ,,Ich kann es riechen. Sein Geruch haftet an dir wie Fliegen an einem Haufen Kuhscheiße. Ich frage dich noch einmal: Wo ist er?!’’ Ihre darauf folgende Verärgerung war nicht gespielt und sondern durchaus sehr echt. ,,Wenn ihr mir nicht sagt, wen ihr meint kann ich euch nicht helfen. Außerdem solltet ihr an eurem Umgangston arbeiten so verhält man sich nicht einer Dame gegenüber’’, sagte sie. In einem Punkt jedoch hatte sie gelogen. Sie wusste wenn er meinte und sie ahnte auch, egal ob sie es zugab oder nicht es würde ihrer Gesundheit so oder so nicht gut bekommen. Sie nahm ihre Kamphaltung ein, denn sie wusste dass es auf einem Kampf hinauslief. Warum also es aufschieben, wenn man es gleich beenden konnte? Ihr Gegenüber bemerkte was sie tat und fing an zu knurren, während er sich anscheinend sprungbereit machte. Lange Zeit standen sie da, keiner von beiden rührte sich, der Eine wartete darauf, dass der Andere einen Fehler machte. Dann plötzlich sprang Elisas Gegenüber, einen Kampfschrei ausstoßend auf sie zu. Wie ein wildes Tier, sprintete er auf allen Vieren, ihr entgegen. Als er nur noch einen Handbreit von ihr entfernt war, ließ sie rein instinktiv, ihr Bein vorpreschen. Sie erwischte ihren Gegner am Kinn und sein Kopf zuckte zurück. Sie wollte nachsetzen und versuchte mit ihrem Kurzschwert nach ihm zu stechen, doch er richtete sich auf einmal auf und schlug ihr die Faust ins Gesicht. Sie spürte wie sie den Boden unter den Füssen verlor und auf einmal auf den harten Waldboden aufprallte. Sie drehte sic auf den Rücken und wollte gerade aufspringen, als ihr Gegner schon über ihr war und ihre Arme festhielt, während er sie mit seinem eigenen Körpergewicht niederdrückte. Ein irres Grinsen umspielte seine Lippen und er riss den Mund auf und entblößte dabei seine spitzen Eckzähne. Sein fauliger Atem schlug ihr entgegen, während der an ihm haftende Geruch nach Urin, ebenfalls sein Bestes tat um sie beinahe dazu zu bringen sich zu übergeben. Als er versuchte seine Zähne in ihren Hals zu pflanzen, schellte ihre Stirn nach vorne und sie verpasste ihn eine Kopfnuss. Er verlor dadurch das Gleichgewicht, was ihre ermöglichte ihn von sich zu werfen. Beide entfernten sich voneinander und begannen nun sich gegenseitig zu umkreisen. ,,Hast du einen Namen kleine Hure?’’, knurrte ihr Gegenüber sie an. Elisa erlaubt sich ein kleines Lächeln. ,,Elisa’’, antwortete sie. ,,Und euer Name lautet werter Herr?’’, fragte sie und sparte dabei nicht mit Spott. Auch ihr Gegner lächelte, als er antwortete. ,,Du kannst mich bis zu meinen Sieg Arshal, nennen.’’
*
Rafael ließ sich auf einem Stein nieder um seine Gedanken zu sammeln. Er überlegte wo er sich befand und wieso er hierher gekommen war. Langsam begannen die Überlegungen, die sich während seiner Reise angesammelt hatten, zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Dies waren die dunklen Gebiete, jene Region in der die in Ungnade gefallenen Lakaien des Könighauses verbannt wurden, wenn sie den Zorn der Herrschenden erregt hatten. Es war eine gefährliche abgelegene Gegend, in die schon so mancher Verbrecher geflohen war, um den Häschern des Königs zu entkommen oder in der weiten Einöde dieses Gebietes seinen Frieden zu finden. Rafael lächelte. Dies war genau die richtige Gegend für eine Ratte wie Kain. Gerdralds Anwesenheit in der Armee der aus der Wüste Khorad-Nur kommenden Orks, bestätigte dies, da die Wüste an die dunklen Regionen angrenzte. ,,Kain hat sich also mit den Orks verbündet, aber wozu?’’, fragte er sich. Er zuckte mit den Schultern. Ehrlich gesagt war es ihm egal. Er richtete sich auf und blickte zum Himmel. ,,Nicht mehr lange Kain und du wirst aus deinem Versteck kriechen müssen. Und dann wird abgerechnet.’’ Für kurze Zeit, huschte Elisas Gesicht durch seinen Kopf und ein Seufzer entwich ihm, aus der Tiefe seines Herzens. ,,Es tut mir Leid’’, flüsterte er leise, während er den Himmel weiterhin betrachtete und ein Plan in seinem Kopf Gestalt annahm.
*
Kain öffnete schweißgebadet sein gesundes Auge und holte tief Luft. Der junge Mann neben ihm, im Bett merkte anscheinend davon nichts. Er schlief friedlich weiter, während die kleine Bisswunde an seinem Hals verheilte. Kain fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Er hatte geträumt. Selbst jetzt sah er die Bilder noch klar und deutlich. Er sah wie er durch die Gänge des Schlosses lief, von überall her war ein Lachen zu hören, während eine Horde Fledermäuse über ihm ihre Kreise zog. Dann auf einmal erstarb das Lachen und eine dunkle Töne Stimme war zu hören und ihre Worte ließen Kain einen Schauer über den Rücken laufen. ,,Ich werde dich holen kommen’’, hörte er sie sagen. Dann stürzten sich die Fledermäuse auf ihn, rissen ihn das Fleisch von den Knochen, während er, wahnsinnig vor Schmerzen, schrie ,,Es war nur ein Traum’’, flüsterte er leise und sein Blick fiel auf den schlafenden, jungen Mann. Langsam beugte er sich zu ihm runter und öffnete dabei seinen Mund. Ein kurzer Schluck vor dem erneuten Einschlafen, würde ihm gut tun, da war er sich sicher.
*
In einen tiefen Schlaf verfallen träumte ES. ES träumte wie ES einst die Flügel ausgebreitet hatte und über den weiten Himmel Ancarias geflogen war. ES träumte von jenen wundervollen Tagen des Friedens, die ES mit seinen Freunden und Liebsten verbracht hatte. Dann kamen die Erinnerung an die finstere Zeit hoch und IHM wurde bang ums Herz. ES erinnerte sich daran, wie all SEINE Liebsten um IHN herum fielen.
Zorn stieg in ihm hoch und ES begann zu erwachen, aus SEINEM langen, tiefen Schlaf.

Kapitel 22
Auf dem Bild konnte man nun sehen, wie sich zwei Armeen gegenüber standen. Auf der einen Seiten stand eine große Gruppe aus Elfen, Zwergen, Menschen und Vampiren auf der anderen Seite eine doppelt so große Streitmacht, mit dem kleinen Unterschied, dass es in der zweiten Armee keine Anzeichen der Anwesenheit von Vampiren zu sehen war.
Lange Zeit geschah nichts. Doch dann stürmten die beiden Heere aufeinander zu, brüllte wüste Beschimpfungen und Kampfschrei. Man konnte den Zorn, den der Eine auf den Anderen verspürte regelrecht fühlen, den Hass der sie alle benebelte und sie für alles Andere blind machte. Dann prallten beide Armeen aufeinander und entluden ihre aufgestauten Gefühle, indem sie beide ein Massaker anrichteten. Ein wildes Hauen und Stechen begann. Dicht beieinander gedrängt schlugen alle wild um sich, sogar die Vampire mussten am Boden bleiben, da ihnen der Platz fehlte um ihre Flügel vollkommen auszubreiten damit sie entkommen konnten um dem Gemetzel zu entfliehen. Überall floss das Blut in strömen und wenn einer der Kämpen fiel, versank er in einem Meer aus Stahl und Fleisch. Trotz all der Brutalität die vorherrschte, beachtete Dervin die beiden Armeen nicht, sondern richtete seinen Blick allein auf Cardaneus. Dieser bannte sich hocherhobenen Hauptes, mit seiner Macht einen Weg durch die Reihen seiner Feinde um anscheinend den Abtrünnigen gegenüberzutreten. Selbiger tat das Gleiche und bald standen sie sich gegenüber. Dann entbrannte der Kampf der Giganten und Dervin konnte nun die volle Macht der beiden sehen. Die Erde begann aufzubrechen, Flammen schossen aus ihr empor und verbrannten alles was ihnen im Weg war, egal lebendig oder nicht. Blitze stießen aus dem Himmel herab auf die Erde und sorgten dafür, dass die sowieso schon völlig zerstörte Erde des Kampfplatzes, noch mehr Schaden nahm. Doch Cardaneus und der Abtrünnige schienen nicht von den Zerstörungen betroffen zu sein.
Sie schienen es nicht mal zu merken wie ihre Umgebung schaden nahm und waren in einen wilden Zweikampf verstrickt. Beide waren sie mit Schwertern bewaffnet und es schien, als seien sie sich ebenbürtig. ,,Cardaneus war sichtlich erstaunt, als er merkte, dass der Abtrünnige seiner würdig war’’, erzählte Artoros weiter, ohne eine Miene zu verziehen, ,,durch die Macht, die ihn das Herz Ancarias verliehen hatte, hatte er geglaubt, dass ihn niemand aufhalten konnte. Doch er hatte die Macht Xardarass und den Willen des Abtrünnigen unterschätzt.’’ Man sah nun, wie der Abtrünnige Cardaneus mit einen gekonnten Hieb entwaffnete und zustieß. Die Klinge drang tief in das Fleisch des Vampirfürsten ein und er ging in die Knie. ,,Der Abtrünnige war sich seines Sieges sicher und er frohlockte. Er glaubte er hätte endlich gesiegt. Doch so wie Cardaneus ihn unterschätzt hatte, so unterschätzte er nun ihn. Und das war sein Fehler.’’
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Elisas macht einen Schritt nach vorne und rammte es Arshal in den Magen. Dieser krümmte sich und ging auf die Knie. Sie nutzte das aus, indem sie die Klingen ihrer beiden Schwerter vorpreschen ließ. Wenige Millimeter vor Arshals Hals, packte er sie am Arm und schleuderte sie von sich weg. Sie verlor den Boden unter den Füßen und landete unsanft wieder auf den Boden. Sie hörte Arshal über sich und rollte sich schnell zur Seite. Dann rappelte sie sich wieder auf und stach mit ihrem Langschwert zu. Die Klinge traf Arshals Magen und bohrte sich tief ins Fleisch. Arshal verzog, der Schmerzen sehr wohl bewusst, das Gesicht. Ein triumphierendes Grinsen erschien auf Elisas Gesicht. Plötzlich grinste Arshal. Elisas Grinsen verschwand und sie hob fragend die Augenbraue. Diesen Moment der Unachtsamkeit, nutzte er aus indem er seine Faust nach vorne preschen ließ.
*
Ruhig ging Rafael, die mit Schlaglöchern gesäumte Strasse entlang. In Gedanken ging er seinen Plan, noch mal in Ruhe durch. Und wieder einmal war er sich bewusst, dass er voller Fehler steckte, wenn nicht sogar plump war. Doch er kannte die wirren Gedankengänge seines Bruders. Er wusste, Kain würde sich herausgefordert fühlen und bald selbst in Aktion treten. Und dann würde er Rafael in die Falle laufen. Er spürte wie Vorfreude in ihm hoch kroch und ihn lächeln ließ. Doch dann beschwor sein Unterbewusstsein Elisas Antlitz hervor und sein Lächeln, versiegte. Ein Entschluss keimte in ihn auf und sein Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. ,,Wenn ich mit Kain abgerechnet, habe werde ich sie suchen’’, schwor er sich, ,,und sie um Verzeihung bitten.’’ Um Verzeihung bitten, hallte es durch seinen Kopf und plötzlich begann musste er lachen. Er, der mächtige Rafael, seit eintausend Jahren nun auf diesen Fleckchen Erde wandelnd, wollte ein kleines Küken um Verzeihung bitten. Der Gedanke belustigte ihn und als er die Räuber, die ihn schon seit einiger Zeit verfolgten und nun angriffen, nach kurzem Kampf tötete, lachte er weiter.
*
Der große Versammlungssaal der Matriachinnen von Zhurag-Nar, war ein dunkler Raum. Finster und beklemmend. Ein gutes Dutzend Fackeln, stellten die einzige Lichtquelle dar, die sich im Raum fand. Was weiter auch nicht schlimm war, da die Anwesenden auch so gut in der Dunkelheit sehen konnten, diese sogar bevorzugten. Die Fackeln dienten lediglich dazu, dass jeder der den Raum betrat, das an der Decke aufgemalte Abbild der Schattengöttin sehen konnte. Delara Ilsa di’Scan, Matriachin des Matrichats von Zhurag-Nar, ergebene Dienerin der Schattengöttin und die siebtplazierte in der Rangfolge des Throns der Hohepriesterin, schaute sich gelangweilt im Saal um. Ihre Mitmatriachinen waren inzwischen in einen heftigen Streit verwickelt und schienen anscheinend darin eine Lösung zu suchen, indem sie sich gegenseitig anbrüllten. Sie warf einen Blick hinter sich und erblickte ihren neuen Leibwächter. Er war Raziels Ersatz geworden, nach dessen Niederlage. Er hatte die Statur, eines durchschnittlichen Dunkelelfen und seine Haare waren, wie die jedes Anderen seiner Gattung, weiß wie Schnee. Auch sonst gab es an ihm keine hervorstechenden Merkmale, so dass man hätte glauben können, dass er nichts war, als ein durchschnittlicher Meuchelmörder. Doch Delara wusste es besser. Sie kannte die verborgenen Fähigkeiten ihres neuen Lieblings zu gut und wusste wie gefährlich er war. Ein Lächeln, stahl sich auf ihre Lippen. ,,Außerdem, ist er gar nicht mal so schlecht im Bett. Wer weiss, wenn er lange genug lebt, merke ich mir vielleicht seinen Namen.’’ Ihre geistige Abwesenheit wurde, bemerkt. Eine ihrer Mitmatriachinen, Talia da’rasa, schaute sie mit eisiger Miene an, während sie ihre Stimme hob. ,,Darf man fragen, weshalb ihr so fröhlich gestimmt seid Schwester?’’, fragte sie und hob mit Absicht die Stimme damit niemand im Raum Alle Augen richteten sich auf Delara, in Erwartung das in wenigen Augenblicken ein Konflikt ausbrechen würde. Delara musterte ihre Gegenüber kühl. Ein Vorurteil der Menschen, war das alle Elfen, egal ob dunkel- oder nicht, von Natur aus schön waren. Auf Talia traf dies nicht zu. Ihr Gesicht war mit tiefen Augenringen verunstaltet, was den Betrachter zeigte, das sie anscheinend gerne den Genuss von Rauschkraut frönte und ihr pummeliger Leib steckte in einer schwarzen Priesterrobe, die sie wie ein eingewickelter Hefekloß aussehen ließ. Ihre weißen Haare waren fettig und begannen langsam im Laufe der Zeit auszufallen. Oh ja, Talia war alt, nach Delaras Meinung zu alt. Im Laufe der Jahre hatte sie es geschafft, sich auf den vierten Platz der Rangfolge hochzuarbeiten und hatte dabei vor nichts zurückgeschreckt. Genau wie Delara. ,,Eine Schande bis du’’, dachte sie angewidert, ,,schau dich an du alte Vettel. Dein ganzes Leben lang hast du versucht auf den Thron zu kommen und bist zum Schluss doch nur vierte geworden.’’ Sie lächelte Talia mit falscher Freundlichkeit an und entblößte dabei ihre perfekten weißen Zähne um sie noch mehr zu reizen. ,,Nein dürft ihr nicht, Schwester’’, das letzte Wort betonte sie extra um Talia zu zeigen, dass sie sich nicht von ihr provozieren ließ. ,,Ach übrigens, ihr seht heute wieder wunderbar aus. Habt ihr ein kleines Mädchen seiner Kleider beraubt oder warum passt es euch so gut?’’, setzte sie noch einen drauf. In Talias Gesicht brach die Zornesröte nun endgültig aus. Ein weiteres Laster von ihr war, dass sie sich im Laufe ihres Alters sich immer mehr zu Jungen Mädchen von fünf bis zwölf Jahren hingezogen fühlte. Was nur wenige wussten. Delara war eine der Wenigen. Talia wollte gerade etwas erwidern als eine Stimme am Kopfende lauthals schrie: ,,Schluss jetzt! Wir haben ein größeres Problem, als eure Streitereien!’’ Alle Köpfe wandten sich zur Richtung aus der die Stimme gekommen war.
Dort saß, auf einen Thron aus Ebenholz die stellvertretende Hohepriesterin des Matriarchats: Illassera dra’Deorn. Ihre schwarze Robe war mit unzähligen Stickereien geschmückt und ihre langen weißen Haare waren zu einem Zopf geflochten, während auf ihrer Stirn ein silberner Reif prangte, in dessen Mitte ein blutroter Rubin eingefasst war.
An ihrer Haltung konnte man erkennen, dass sie es gewohnt war, das ihr Wort Gesetz war. Delara senkte demütig das Haupt. Talia tat es ihr, nur eine Sekunde später gleich. ,,Verzeiht mir’’, flüsterte Delara. Die stellvertretende Hohepriesterin, winkte mit einer Handbewegung ab. ,,Noch so ein Vorfall und ich lasse euch auspeitschen’’, sagte sie und man glaubte, dass sie es so meinte wie sie es sagte. Was auch der Fall. Entspannt lehnte sie sich zurück. ,,Nun denn liebe Schwestern’’, begann sie, ,, ich möchte gerne eure Vorschläge zur Lösung des Problems Idena hören.’’

Kapitel 23
Die Figur die Cardaneus darstellte, richtete sich auf und begann den Abtrünnigen zu umarmen und fest an sich zu drücken. Das sie dabei die Klinge ihres Gegenspielers in ihren Leib stieß schien sie nicht zu stören. „Unter Aufwand all seiner verbliebenden Kräfte, erhob sich Cardaneus um ein letztes Mal die Kräfte des Herzens Ancarias zu gebrauchen.’’ Plötzlich begannen Blitze die beiden Kontrahenten zu umzüngeln, die direkt aus Cardaneus Leib entspringen zu schienen. Die Augen des Abtrünnigen weiteten sich und Dervin konnte sehen, wie er verzweifelt versuchte sich aus der Umklammerung Cardaneus zu lösen, während das Schwert sich derweil rot vor Blut verfärbte. „Cardaneus nutzte den Rest seiner verbliebenden Kraft um für sich und den Abtrünnigen ein Gefängnis zu schaffen’’, erzählte Artoros und ein grimmiges Lächeln huschte über seine Lippen, „und das gelang ihm.’’ Die Blitze begannen nun alle beide, Cardaneus wie auch den Abtrünnigen, wie Ketten zu umschlingen. Dervin sah wie die Flügel des Vampirfürsten langsam verkümmerten und sich tiefe Furchen in seine Haut eingruben. Dem Abtrünnigen erging es nicht besser, mit dem kleinen Unterschied das er noch schneller zu altern schien und bald nur noch sein Skelett zu sehen war, während er sich unaufhörlich vor Schmerzen zu winden zu schien. Ein letztes Mal ruckte der kahle Schädel des Abtrünnigen nach oben und er öffnete seine Kiefer und schrie ein letztes Mal laut auf. Dervin war sich nicht sicher, aber er glaubte ein einzelnes Wort gehört dessen Bedeutung er nicht wissen konnte. Dann fuhr ein letzter Blitz vom Himmel und schlug an der Stelle wo sich beide befanden und das Schlachtfeld wurde von einem gleißenden Licht erfüllt. Dervin schirmte mit seiner Hand seine Augen ab, denn das Licht schien so hell, als wollte es ihn des Augenlichts berauben. Als er es wieder wagte seine Hand von seinen Augen zu entfernen, sah er was vom Schlachtfeld übrig geblieben war. Eine leere Einöde befand sich dort an der Stelle der vom Blut getränkten Wiese. Überall lagen Leichen, zerteilt, aufgeschlitzt, gespalten. Ein Meer aus Krähen hielt ein Festmahl. Dervin suchte nach Überlebenden. Er fand sie, in Form einer kleinen Gruppe Vampire, die sich erschöpft niedergelassen hatten und anscheinend den Tod ihres Herrn beklagten. Dervins Blick fiel auf den Kampfplatz auf den Cardaneus und sein Gegner ihr letztes Gefecht ausgetragen hatten. Hatte er zwei verkohlte Skelette erwartet, so wurde er enttäuscht. Weder von Cardaneus noch vom Abtrünnigen war etwas übrig geblieben. Nur das vom Blut der beiden Gegner getränkte Schwert, lag dort in der Einöde, unberührt und unbeachtet. Dervin stutzte. Er wollte etwas sagen doch Artoros unterbrach ihn indem er die Geschichte fortsetzte. „Cardaneus hatte sich geopfert um sein Volk und die anderen Rassen von der Präsens des Abtrünnigen zu befreien. Die Macht die er dabei einsetzte, verwandelte das Schlachtfeld in eine Einöde und tötete viele. Nur eine Gruppe unseres Volkes überlebte. Ich war einer der Überlebenden.’’ Er seufzte, sein Blick wandte sich nach unten, während er langsam den Kopf zu schütteln begann. „Wir glaubten, es sei vorbei. Wir hatten vieles verloren, unseren Herrn und das Herz Ancarias, das nun gen Himmel flog wo es wieder in die Hände der Götter geriet. Trotz alle dem glaubten wir, dass noch Hoffnung bestand und wir alles wieder aufbauen konnten. Wir glaubten, wir könnten das goldene Zeitalter wieder auferstehen lassen.’’ Die Erde auf dem Schlachtfeld brach und eine Feuersäule stieg empor. Lichterloh brannte sie, während sie begann auseinander zu stoben und ihr innerstes freizugeben. Einen schwarzen Schädel. Artoros lächelte schief. „Wie dumm wir doch waren.’’
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Der Schlag traf Elisa genau auf die Nase. Ihr Kopf fuhr nach hinten und ihre Klinge glitt aus dem Leib ihres Gegners. Doch sie fing sich schnell und drehte sich um die eigene Achse, während sie ihre Klingen kreisen ließ. Sie schlitzte, ohne dass es von ihr geplant war, Arshal die Kehle auf. Ein Blutfonthaine schoss aus der Wunde hervor. Krächzend ging Arshal in die Knie, während er mithilfe seiner Hände anscheinend versuchte, die Wunde zu stoppen. Das Einzige was er jedoch damit erreichte war, dass sich seine Hände rot verfärbten. Elisa hatte sich inzwischen von ihm entfernt, die Klingen kampfbereit umklammert. Sie überlegte was sie nun tun sollte. „Ich sollte ihn hier und jetzt erledigen, bevor sich seine Wunde schließt, denn genau das wird wahrscheinlich passieren, wenn ich nichts unternehme.’’ Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke, der ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. „Hört gut her Meister Arshal! So lautet doch euer Name nicht wahr!?’’, rief sie ihm zu. Arshal fixierte sie mit seinem irren Raubtierblick und brachte sogar ein heiseres Knurren zustande. Elisas Lächeln war inzwischen verschwunden und sie musterte ihn ernst. ,,Ich habe euch einen Vorschlag zu machen. Einen Vorschlag der uns beide zugute kommen wird, wie ich glaube.’’
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Jordren saß in seinem Sessel und hatte die Augen geschlossen. Er erinnerte sich an den Leichnam. Noch heute sah er ihn, wie er dalag, ein eigenartiges Geschöpf, während Spinnenweben ihn umschlungen. Wahrlich er war ein majestätischer Anblick gewesen. Die blasse haut, die grauen langen Haare, die eigenartigen Tätowierungen und die beiden Flügel. Seine gewaltigen Fledermausartigen Schwingen. Jordren entfuhr ein Stoßseufzer.
Mit ihm hatte alles angefangen. Mit dieser Leiche, die seit Jahrtausenden in ihrem Grab lag und doch kein Zeichen von Verfall gezeigt hatte. Mit ihr hatte es begonnen, sein kometenhafter Aufstieg in der Armee des Königs Arnum, als dieser in den Krieg zog, seine Triumphe die ihn von Sieg zu Sieg gegen die Dunkelelfen führten. Und ihn sein Herz verlieren ließen. Er sah das Gesicht einer jungen Dunkelelfe, wie sie ihn abfällig anlächelte. Er erinnerte sich. Er erinnerte sich wie sehr er diesen Lächeln im Laufe des Krieges verfiel. Und wie er weinte, als es auf ewig erlosch. Eine Träne lief ihn über die rechte Wange. „Ach She’e’zar’’, flüsterte er leise, „bald ist es soweit und unsere Tochter wird den Platz einnehmen, der rechtmäßig dir gehörte. Und noch viel mehr.’’ Plötzlich wurde die Tür des Zimmers aufgestoßen. Jordren öffnete eines seiner Augen und sah einen seiner Lehrlinge, der einen gehetzten Eindruck machte. „Was willst du?’’, fragte er ihn ruhig. Der Lehrling holte noch einmal tief Luft. „Meister es ist soweit’’, brachte er so ruhig wie es ihn nur möglich war, jedoch konnte er die Aufregung in seiner Stimme nicht verbergen. Jordrens Lebensgeister waren geweckt. „Hilf mir aufzustehen’’, befahl er seinen Lehrling. Dieser eilte sofort zum Sessel und halft seinen Meister beim hochkommen, während dieser nach seinem Zauberstab griff. So schnell ihn seine alten Beine trugen, eilte er aus dem Zimmer. Sein Lehrling folgte ihm in gebührenden Abstand.
„Endlich ist es soweit. Endlich erwacht mein Fluch Sakaras. Ihr mächtigen und Reichen hütet euch, denn die Schöpfung Jordren Bilufars ist erwacht’’, dachte er, erfüllt vom Feuer der Vorfreude. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie stand ihm der Sinn danach vergnügt zu pfeifen.
*
Erk der Dorfbüttel der kleinen Gemeinschaft Tiefmoor, schüttelte den Kopf, bei dem Anblick der sich ihm bot. Mitten im Weg der von Schlaglöchern gesäumten Strasse, lagen vier Leichen. „Heiliger Orkdreck’’, fluchte der einfache Mann. Man hatte die Leichen aufs übelste verstümmelt. Einer von ihnen war der Kopf vom Rest des Körpers getrennt worden. Der Lebenssaft des kopflosen Torsos, hatte sich überall auf dem Weg verteilt.
Einer anderen, es schien wohl mal ein Mann gewesen zu sein, war der Magen aufgeschlitzt worden, so das man ihre hervorquellenden Eingeweide sehen konnte.
Erk rümpfte angewidert die Nase. „Das muss ich nun wirklich nicht sehen’’, dachte er und wandte seinen Blick den beiden letzten Kadavern zu, die im Vergleich zu den beiden Anderen glimpflich davongekommen worden waren. Beide hatten eine klaffende Wunde an der Stirn, ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. „Sieht fast so aus, als wären ihre Schädel gebrochen, als man sie zusammenstieß’’ schoss es Erk durch den Kopf. Ein kalter Schauer lief ihn über den Rücken. Plötzlich fühlte er einen sanften Druck, auf seiner Schulter. Erschrocken fuhr er herum und zog einen Dolch aus seinem Gürtel. Wenige Millimeter verharrte die Waffe, vor dem Hals eines weißhaarigen Mannes. Die grünen Augen des Mannes, verharrten auf Erks Gesicht. „Verzeiht wenn ich euch erschreckt habe werter Freund’’, sagte der weißhaarige. Erk musterte sein Gegenüber genauer. Der Mann trug eine schwarze Uniform, ähnlich der eines Adligen oder eines Offiziers. Das zeigte, dass ihn anscheinend etwas mehr als ein paar Kupferstücke zur Verfügung standen. Den Kopf des unbekannten Weißhaarigen, zierte ein ebenfalls schwarzer Hut, an der eine weiße Feder steckte. Erk fand die weiße Feder mehr als albern. „Wer seid ihr?’’, fragte er ihn barsch, ohne im Entferntesten daran zu denken, seinen Dolch auch nur einem Millimeter vom Halse des Unbekannten zu entfernen. Der Weißhaarige lächelte. „Mein Name werter Freund ist Rafael. Und wer seid ihr, das ihr es wagt harmlose Reisende ohne jeden Grund mit eurer gefährlichen Waffe zu bedrohen?’’
Erk wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, dass ihn der Unbekannte nicht sonderlich ernst nahm. „Mein Name werter Freund’’, sagte er und zog dabei arrogant die Nase hoch, „ ist Erk Griesling. Ich bin der Dorfbüttel des Dorfes Tiefmoor. Einer unserer Bewohner hat die Leichen dort drüben’’, er zeigte mit dem Daumen seiner freien Hand auf die Leichen hinter ihn ohne den Blick von Rafael zu wenden, ,,gefunden und ich habe beschlossen, mir das anzusehen. Ihr habt nicht zufällig etwas gesehen?’’ Der Unbekannte schüttelte nur den Kopf. „Nein, denn ich bin eben gerade erst angekommen und wie mir scheint, ist das eine glückliche Fügung der Götter, dass ich nicht zugegen war, als die Tat geschah. Gelobt seien sie.’’ Plötzlich schien so etwas wie Angst in ihm hochzusteigen und er schaute sich nervös um. „Wäre es nicht möglich, dass der Verantwortliche für dieses Massaker, sich irgendwo versteckt und nur darauf wartet über uns herzufallen?’’ Erk begann sich nervös umzuschauen. Der Gedanke des Fremden, war gar nicht so dumm. „Vielleicht hat er Recht. Vielleicht lauert irgendwo irgendein Verrückter oder ein Monster darauf hervorzukommen um über uns herzufallen, um mit uns das Gleiche anzustellen wie mit diesen armen Teufeln hier.’’ Rafael schien seine Nervosität zu bemerken.’’ Vielleicht solltet ihr eure Gemeinde in Alarmbereitschaft versetzen und euren Lehnsherren verständigen? Ihr habt doch einen Lehnsherren oder?’’ Erk hatte inzwischen, ohne es zu bemerken, seinen Dolch vom Halse seines Gesprächpartners entfernt und nickte nur hastig, während sein Kopf weiterhin nervös hin und her zuckte. „Türlich. Den Grafen Erik von Tiefmoor. Zäher Brocken. Hat angeblich in jungen Jahren, einen Ork mit bloßen Händen erlegt.’’ Rafael nickte höflich. „Eine Frage gibt es noch weitere Gemeinden in der Nähe, eurer bestimmt beschaulichen Heimat?’’ „Da wären noch, Hommlet, Edesbach und Tiven.’’ Rafael nickte. Dann ging er nahe an Erk heran und flüsterte ihn ein leises „Lauf’’ ins Ohr. Das ließ dieser sich nicht zweimal sagen. So schnell ihn die Beine trugen, rannte er die Strasse entlang, in der Hoffnung bald die schützenden Wände seines Heims zu sehen.
*
Rafael schüttelte nur verwundert den Kopf. Es war erstaunlich, wie leicht es ihm gefallen war, den Geist dieses Bauerntölpels zu beeinflussen. „Es stimmt schon was die Propheten voraussagen, die menschliche Rasse ist dem Untergang geweiht.’’ Er dachte kurz über die Informationen, die er vom Dorfbüttel erhalten hatte nach. „Es befinden sich also noch drei weitere Dörfer in der Nähe. Ausgezeichnet. Das erleichtert mir die Arbeit ungemein.’’
Fröhlich pfeifend setzte er seinen Weg auf der Strasse fort, mit den Zielen Hommlet, Edesbach und Tiven. „Hoffentlich gehen mir bis dahin nicht die Räuber aus’’, dachte er und unterbrach sein Liedchen um sich ein kurzes Grinsen zu gönnen.

Kapitel 24
„Aus den feurigen Klüften seines Reiches erhob sich Xardaras. Xardaras, der den Abtrünnigen geholfen hatte das Werk Cardaneuss zu zerstören und die Welt wieder an dem Rande des Abgrundes zu treiben. Xardaras der sich erhob um das zu Ende zu bringen, was der Abtrünnige begonnen hatte.’’ Der Unterkiefer des Schädels öffnete und schloss sich mehrere Male, während die Überlebenden Vampire nicht von ihm abzulassen schienen. Artoros begann damit die Worte des Schädels zu übersetzen. Dabei begann in seinen Augen ein feuchter Schimmer zu entstehen. „Höret ihr Vampire, sprach der Fürst des Wahnsinns. Ich Xardaras der Gott des Blutes kenne euer Leid, bin ich es doch der über dieses Gefühl herrscht. Ihr seid verzweifelt, denn euer Herrscher ist gefallen und die anderen Rassen sind gegen euch. Ihr seid die Letzten und ihr werdet die Letzten bleiben. Eure Rasse ist dem Untergang geweiht. Nur ich kann euch noch retten. Ich bin in der Lage eure geschundenen Seelen zu heilen und euch zu einem neuen Aufstieg zu verhelfen. Schwöret mir eure Treue, tretet in meine Dienste, weihet mir euer Leben und ich werde euch die Macht geben das goldene Zeitalter wieder aufzubauen.’’ Artoros schüttelte den Kopf. „Wir konnten nicht anders. Zu tief saß in uns das Leid, zu sehr hatten wir gelitten. Die Leichen unserer Familien verfaulten neben denen unserer Feinde.
Wir waren verzweifelt, wir hatten Angst…wir wollten nicht in Vergessenheit geraten. Und so weihten wir unsere Seelen dem Gott des Blutes… und verdammten uns selbst.’’
Die Überlebenden Vampire fielen auf die Knie und warfen die Hände in die Luft, ihre Gesichter zu flehenden Fratzen erstarrt. Die leeren Augenhöhlen Xardarass begannen zu leuchten und er öffnete seine Kiefer ein letztes Mal. Feuer entwich ihm aus seinem Rachen, hüllte die Vampire ein. Manche schrieen, manche spuckten Blut aus, während ihre Flügel langsam verkümmerten, abstarben und zum Schluss endgültig abfielen.
,,Wir litten. Nicht nur die Schmerzen die von den Flammen Xardaras erzeugt wurden ließen uns schreien, auch die Erkenntnis darüber was wir getan hatten ließ uns verzweifeln. In seiner Boshaftigkeit, zeigte uns Xardaras die Wahrheit. Darüber wie der Abtrünnige an die Macht gekommen war, welche Rolle er dabei gespielt hatte und darüber zu was er uns machte. Unsere Flügel waren abgestorben, denn wir waren zu tief gefallen um je wieder fliegen zu können. Wir verspürten keinen Hunger, denn uns dürstete es nach den Blut der Schwachen und Unschuldigen. Unsere Herzen schlugen nicht mehr, denn die Boshaftigkeit die nun in uns aufkeimte, hatte sie getötet. Unsere Gedanken waren wirr und jedweder Vernunft, da die Wahrheit über den Krieg uns in den Wahrheit getrieben hatte. Wir waren nicht mehr die glorreiche Rasse, die einst Cardaneus geholfen die Welt wiederaufzubauen. Wir waren nicht mal mehr ein Schatten unserer Selbst, sondern die Abbilder Xardaras, wahnsinnig, boshaft und vom dem Durst nach Blut beseelt. Wir waren verdammt.’’
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Elisa leckte sich über die Lippen und machte einen Schritt zur Seite. Arshal tat es ihr gleich und ließ sie dabei nicht aus den Augen. „Mein Vorschlag meister Arshal’’, begann sie, „sieht folgendermaßen aus. Wie wäre es, wenn wir uns zusammenschließen würden? So wie es aussieht jagen wir beide den gleichen Mann hab ich Recht? Groß, grüne Augen, lange Haare…arroganter Gesichtsausdruck?’’ Wie zur Bestätigung knurrte Arshal. Elisa lächelte. „Wie es aussieht hab ich richtig geraten. Mein Vorschlag also lautet: Schließen wir uns zusammen. Wir sind anscheinend beide keine Freunde von Rafael. Ihr wollt seinen Tod, so wie es aussieht genauso sehr wie ich. Gemeinsam sind wir bestimmt effektiver. Was sagt ihr?’’ Arshal legte den Kopf. „Warum sollte ich dir trauen?’’, fragte er voller Argwohn. Elisa tat es ihn gleich und legte den Kopf ebenfalls schief. „Die Frage sollte wohl eher lauten: Warum sollte ich EUCH trauen?’’ Sie tat einen weiteren Schritt zur Seite und wieder tat es Arshal ihr gleich. Dort verharrte sie. Voller Anspannung, wartete sie auf seine Antwort, während kleine Schweißperlen an ihrem Gesicht hinunterliefen.
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Arshal beobachtete die Frau in einer Mischung aus Neugier und Wut. Sie roch sehr stark nach Rafael. So stark, dass es ihm in den Augen wehtat und er sich nur mit Mühe zurückhielt und nicht gleich wieder in den Angriff. Er legte den Kopf noch eine Spur tiefer. Warum roch sie bloß so stark nach ihm? „Vielleicht kann sie mir doch nützlich sein. Warten wir es ab. Vielleicht bekomm ich während der Reise ja Hunger’’, dachte er und musste sich ein Grinsen verkneifen. ,,Abgemacht’’, knurrte er.
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Elisa unterdrückte einen Seufzer. Wer wusste schon ob es sich dieses DING nicht doch anders überlegte, wenn es ihre Erleichterung bemerkte? Sie grinste halb. ,,Also dann, beginnen wir mit unserer gemeinsamen Jagd.’’ „Ja’’, sagte Arshal und kam einige Schritte näher. „Beginnen wir.’’ Plötzlich stand er bei ihr, fasste sie an den Schultern und tat etwas womit sie nie gerechnet hätte…er begann ihr herumzuschnüffeln. Sie selbst verzog die Nase, da sie seinen widerlichen Geruch ausgesetzt wurde. „Widerlich, abartig, ekelhaft’’, schoss es ihr durch den Kopf. Arshal schien von ihrer Abscheu nichts zu bemerken, oder er übersah es einfach und fuhr unbeirrt fort. Er fuhr ihr mit seiner Nase durch die Haare, am Gesicht vorbei, an den Schultern entlang. Und sie ließ es geschehen. Dann reckte er seine Nase in die Luft, schnupperte und verharrte augenblicklich. Er schien zu lächeln, ließ Elisa los, entfernte sich einige Schritte von ihr. Seine Augen funkelten noch eine Spur wahnsinniger. ,,Ich wittere ihn’’, sagte er und sprach anscheinend mehr zu sich, als zu Elisa, „ich rieche seinen Gestank.’’ Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen. „Komm kleines Mädchen. Lass uns die Jagd beginnen.’’ Urplötzlich begann er loszusprinten. Erst auf beiden Füßen, dann auf allen Vieren. Er wurde immer schneller. Elisa folgte ihn so gut es ihr möglich war und verfluchte schon jetzt ihr Neues Bündnis. Den weißen Umhang, ließen beide im Dreck liegen.
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Nervös ging Kain hin und her. Sein Traum ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. „Ich werde dich holen kommen’’, raunte ihn die körperlose Stimme immer wieder und wieder zu. Hielt ihn gefangen, versetze ihn in Angst. Und genau das ließ in ihm die Wut aufsteigen. Eine Wut die er an jemanden auslassen musste. Er musste nicht lange auf ein Opfer warten. Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, kam den Flur des Schlosses entlang. Ihr Gesicht voller Sommersprossen, der Busen klein handlich, der Körperbau zierlich. Er lächelte und ging auf sie zu. Sie verharrte. Schüchtern erwiderte sie sein Lächeln. Sie wurde rot. Das gefiel ihm. „Kann ich euch helfen?’’, fragte sie unsicher, kleinlaut. Er konnte sein Gesicht in ihren braunen Augen sehen. Er lächelte noch breiter, kam näher, biss ihre Nasenspitzen fast berührten. „Ja das kannst du’’, sagte er freundlich lächelnd. Seine Hand glitt an ihre Kehle, drückte zu. Er hob sie ohne viel Mühe hoch, sein lächeln wurde noch eine Spur breiter, verwandelte sich in ein irres Grinsen. Das Mädchen versuchte zu schreien, doch sie brachte nur ein Krächzen zustande. Mit all seiner Kraft, schlug er ihr Gesicht gegen die Wand. Einmal, zweimal, dreimal, viermal. Es knackste widerlich, vielleicht brach er ihr die Nase, vielleicht auch ihr Genick. Er schmiss sie zu Boden und trat noch mal nach. Ihr Körper regte sich nicht mehr, so störte es sie auch nicht. Er atmete erleichtert auf, blickte zur Wand, sah die kleinen Blutspritzer und wandte sich wieder dem Leichnam des Mädchens zu. „Vielen Dank meine Kleine, du hast mir sehr geholfen.’’ Er begann erleichtert zu lachen. Er fühlte sich frei von allen Sorgen und Nöten und vergas vollkommen die körperlose Stimme in seinem Kopf.
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Delara saß nervös, der stellvertretenden Matriachin gegenüber. Diese schenkte sich in aller Seelenruhe etwas Wein ein. Sie nahm den nun vollen Kelch in die Hand, wiegte ihn kurz hin und her, nahm einen kurzen genießerischen Schluck, schloss die Augen und öffnete sie wieder. ,,Könnt ihr mir sagen warum ich euch rufen ließ werte Schwester?’’, fragte Illassera, während sie sich erneut einen kurzen Schluck gönnte. „Säuferin’’, dachte Delara und lächelte falsch. „Ich nehme hoch verehrte Matriachin, ihr wolltet über meine bisherigen Erfolge reden.’’ „Die auch nicht der Rede wert sind’’, erwiderte Illassera. „Immerhin ist es eurem kleinen Assasinen…wie lautete noch mal sein Name?’’ „Raziel, Erhabene.’’ „Ach ja richtig. Also diesen…Raziel ist es nicht gelungen, für euch das Schwert zu besorgen, dass für unsere Sache so nützlich sein könnte, nicht wahr? Und was euer Bündnis mit diesem…ach ja, mein Namensgedächtnis anbetrifft werde ich langsam alt. Wie lautete gleich noch mal der Name dieses Menschen, mit dem ihr diese Allianz geschmiedet habt, Delara?’’ „Kain Matriachin.’’ „Ach ja richtig, wie dumm von mir. Ich werde wohl langsam alt. Also euer Bündnis mit diesen Kain und die Allianz die ihr zusammengestellt habt, scheint auch keine sonderlichen guten Früchte zu tragen, hab ich Recht? Immerhin ist der Ork tot, Kain selbst scheint keinen Finger zu rühren und was diesen Magier angeht. So wie ihr in beschrieben habt, ist von ihm auch nicht viel zu erwarten.’’ Sie stellte ihren Weinkelch auf ein Tablett, welches ihr ein Diner anbot, der auch gleich wieder verschwand. Ihre Augen wurden zwei schmale Schlitze. „Wo also, frage ich euch liebe „Schwester’’, sind da Erfolge? Bisher habt ihr nichts getan was man, als solche benennen könnte. Wieso sollte ich euch nicht sofort wegen eurer Inkompetenz auspeitschen lassen oder euch gar entmachten und euch den Männchen als Brüterin zur Verfügung zu stellen? Allein schon durch eure Unverfrorenheit, mir mitzuteilen ihr hättet irgendwelche Erfolge zu verzeichnen, sollte ich euch häuten lassen.’’ Delara wusste, dass sie jetzt nichts Falsches sagen durfte. Die Drohungen der stellvertretenden Matriachin waren ernst zu nehmen. Demütig neigte sie ihren Kopf. ,,Verzeiht Ehrwürdige ihr habt Recht. Ich bitte um Vergebung und flehe euch demütigst an mir meine Versagen zu verzeihen und mir eine letzte Chance zu geben.’’ Illassera hob der Kopf kurz zur Decke hoch und tat so, als würde sie überlegen. In Wirklichkeit war ihre Entscheidung schon längst gefallen. Betont würdevoll hob sie ihre rechte Hand. „Nun gut es sei euch gewährt. Hiermit gebe ich euch eine letzte Chance. Beschafft uns die Blutklinge und mein Segen und der unserer allmächtigen Göttin, wird auf euch fallen.’’ Delara nickte und senkte das Haupt. „Das ist eure letzte Chance Delara. Wagt es nicht zu versagen, denn dann verspielt ihr euch mein Wohlwollen und das unserer Göttin. Ihr wisst was auf dem Spiel steht. Unsere erhabene Hohepriesterin, die Göttin möge sie segnen, liegt krank danieder und wird uns wohl bald verlassen. Ihr wisst was das bedeutet. Ihr wisst, dass meine Wenigkeit besteigen wird. Ihr kennt meine Pläne, was die Vergrößerung unseres Reiches anbetrifft. Doch dazu müssen wir stark sein. Ich brauche treue Anhänger und ein starkes Reich, wenn ich die Eroberungspläne durchführen will. Und dazu müssen wir diese Schlange Idena beseitigen. Ihr wisst doch, dass die Zahl ihrer Anhänger immer größer wird oder? Natürlich wisst ihr das! Und ihr wisst auch dass wir es nicht zulassen dürfen, dass diese despotenhafte Hure uns, das heißt mir, den Thron streitig macht! Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir stark und geeint gegen sie vorgehen. Aber, wir müssen vorsichtig sein. Schließlich genießt sie das Vertrauen der Hohepriesterin. Aber das soll erstmal nicht euer Problem sein. Eure Aufgabe ist es uns die Blutklinge zu beschaffen. Denn ohne sie, so hat es mir die Göttin im Traume geweissagt werden wir den Sieg nicht davontragen. Ihr dürft euch nun entfernen.’’ Sie hob noch einmal würdevoll die Hand und Delara erhob sich. Sie verbeugte sich noch mal demütig während sie dachte: „Eines Tages, werde ich auf diesen Thron sitzen du elendes Miststück. Dann werden du und all deine Töchter die Kreaturenkäfige saubermachen und euch von den niederen Männchen schänden lassen.’’ Dieser Gedanke gefiel ihr sehr, sodass sie außerhalb des Thronsaals begann zu lächeln.
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Jordren schritt immer schneller voran, je näher er seinem Laboratorium kam. Er konnte es hören. Wie seine Lehrlinge aufschrieen. Er sah wie sie flüchteten, vor dem Unbekannten. Er spürte die erwachende Magie. Doch all das störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Voller Vorfreude schritt er nach vorne. Er wollte dabei sein, wenn seine bisher
großartigste Schöpfung, das Licht der Welt erblickte. Er unterdrückte sogar den Hustanfall, der versuchte aus ihm zu entkommen.
*
ES drückte gegen die mächtigen Mauern seines Gefängnisses. ES wollte hier raus, die Welt sehen. ES wollte den Boden unter seinen Füßen spüren und wieder in den Himmel entschwinden. So gab ES seine ganze Kraft und es spürte wie ES langsam freikam.