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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vagantendichtung



Lucya
16.09.2005, 23:49
Vagantendichtung....
Vielleicht können die wenigsten was mit diesem Begriff anfangen, aber dennoch werden einige viele Lieder und Gedichte dieser Art mittelalterlicher Lyrik kennen.
Als Vagantendichtung bezeichnet man die weltliche Dichtung des Mittelalters. Sie bildet mit ihren Liebesliedern, Trink- und Spottliedern, die gegen Kirche und Rittertum gerichtet sind, den Gegensatz zu den höfischen Minneliedern und der Epik. Die Vaganten selbst waren meist umherziehende Studenten (Scholaren ), die oftmal von einem reichen Gönner abhängig waren. Die bekanntesten sind Hugo von Orleans, Archipoeta und Walther von Chatillon. Die bekannteste Sammlung von Vagantenliedern ist die Carmina Burana. Wer aber Mittelalterbands wie In Extremo oder Subway to Sally mag, dem wird Francois Villon ein Begriff sein. Villon (http://www.walther-nienburg.de/Villon/)
Der bedeutenste Dichter des französischen Spätmittelalters schrieb ein paar der heute noch bekanntesten Gedichte und Lieder. Nachfolgende Ballade wird wohl vielen ein Begriff sein. Nachgedichtet von Paul Zech, interpretiert von Klaus Kinski, vertont von diversen Mittelalterrock/folkbands ist immer noch wunderschön.

Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau

Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weissen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal.
Dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.

Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiss ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.

Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!


Ich finde vor allem F.Villon ganz großartig und mag seine Balladen und auch die übrigen Werke, die da wären "Das kleine und das große Testament" sehr gut.
Wie findet ihr diese Art der Dichtkunst in Zeiten des fnsteren Mittelalters? Mögt ihr die Art der Lieder, die sich doch sehr vom Minnegesang unterscheidet?
Kennt ihr noch andere Lieder, Gedichte und Balladen in dieser Richtung?