Dumak
29.04.2004, 00:59
Name: Dumak
Alter: Anfang 20 mittlerweile dürfte er die Mittzwanziger überschritten haben (Charaktere im Rollenspiel altern bitte langsamer, ja? :D)
In der Barriere gewesen?: ja
Grund der Festnahme: Raub, Erpressung, Hehlerei
Gilde/Clan: Altes Lager, Jünger des Lee, Clans des Nordens, Königreich Argaan
Rang: zuerst Schatten (Rangstufe 3), dann Söldner (Rangstufe 4), später Kundschafter (Rangstufe 2), jetzt Meister der Klingen (Rangstufe 4)
Rüstung: schwarzer Schuppenpanzer (hergestellt aus kleinen zurechtgesägten Stücken aus den Panzerplatten von Minecrawlern, die auf Sumpfhaileder genäht wurden und sich wie die Schuppenhaut eines Fisches überlappen. Sehr leicht und geschmeidig und rostet nie.)
Waffen: Zunge, Laute, wenns brenzlig wird (was er meist den beiden erstgenannten Dingen zu verdanken hat) noch diverse Messer...
Skills: Hauptskills:
_______.Einhand (Stufe 1)
_______.Bogen (Stufe 1)
_______.Diebeskunst (Stufe 2)
______Nebenskills:
_______.Barde
_______.Dieb
_______.Jäger
(insgesamt 7/8)
Gute Eigenschaften: sehr intelligent, flink im Kopf, erkennt gute Gelegenheiten sofort, anpassungsfähig
Schlechte Eigenschaften: Ehemals verlogen, hinterhältig, nur auf den eigenen Vorteil bedacht und pessimistisch ist er nun bekehrt zu einem meist gut gelaunten, optimistischen und an allem und jeden interessierten Mann, dem nichts so leicht die Laune dauerhaft verderben könnte. Vordem selbstsüchtig und skrupellos, versucht er nun, auch an andere zu denken und ihre Beweggründe zu erforschen.
Geschichte: Als Kind gehörte Dumak wie die Leute, die ihn als ihren Sohn bezeichneten (ob sie seine wirklichen Eltern waren, darf bezweifelt werden), einer weitverzweigten Bande von Dieben in Vengard an. Denn wie jedes andere Handwerk auch, waren auch die Langfinger in einer Art Gilde organisiert. Hier war sich allerdings jeder selbst der nächste. Dumak stieg durch seine gute Auffassungsgabe und sein Talent in der Hierarchie schnell auf. Doch der Chef der Bande verhökerte ihn an eine weitere Diebesbande in Khorinis. Vielleicht war ihm Dumak suspekt oder aber er schuldete seinem Konkurrenzen in der alten Handelsstadt Khorinis noch einen Gefallen. Wer wußte das schon? Dumak arbeitete nun also für einen Hehlerring in Khorinis. Nach ein paar Jahren jedoch flog die Bande auf, woran Dumak selbst keinen unerheblichen Anteil hatte. Denn er verriet seine eigenen Kumpane an die Stadtwache. Als Spion verdiente man einfach zu viel, als daß man diese gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen konnte. Da er wußte, wann die Soldaten des Königs kommen würden, um die Bande einzulochen, raffte er zuvor noch schnell die besten Stücke der letzten Beutezüge zusammen und machte sich davon, um zurück nach Vengard zu reisen und in der Hauptstadt des Reiches sein Glück zu versuchen. Seinen ehemaligen Kumpanen weinte er keine Träne nach.
Jetzt arbeitete er auf eigene Rechnung, keine Organisation, die den Großteil des Beutegutes vereinnahmte. Hier, in der Nähe des Hofes von König Rohbar II. schien ihm tatsächlich die Sonne zuzulächeln. Die reichen Adeligen stolzierten wie die Gockel zum Hof und merkten meist nicht einmal, daß sie mit weniger nach Hause reisten, als sie angekommen waren. Wahrscheinlich machten sie ihre dummen Diener für die nachträglich bemerkten Verluste verantwortlich und anschließend einen Kopf kürzer. Dumak jedenfalls lebte in Saus und Braus. In den Hehlerstuben, Bordellen und zwielichtigen Schenken der Stadt war er Dauergast. Mit dem Einkommen aus Diebstählen gab sich Dumak nicht lange zufrieden. Er erschloss sich neue Einnahmequellen. Besonders die elegante Erpressung ebenso dummer wie reicher Pinkel brachte ihm Unsummen. Was ließen sie sich bei ihren schmutzigen Geschäften, unsauberen Machenschaften und heimlichen Verhältnissen auch von ihm und seinen Spitzeln erwischen? Dummköpfe!
So hätte das Leben immer weiter gehen können. Doch leider nahm mit der Größe der Stadt auch die Konkurrenz zu. War in der Provinzstadt Khorinis noch alles überschaubar, so wimmelte es hier in der Hauptstadt nur so vor Lumpenpack. Nunja, die reichen Pinkel zogen halt das Diebsgesindel an, wie Kuhscheiße die Fliegen. Dumak war sich schon bewußt, daß er auch nur am After der Gesellschaft lebte (eigentlich war er ganz zufrieden damit, zumal eine Menge für ihn abfiel), doch unter den anderen Schmeißfliegen waren leider auch recht gefährliche... Und auch seine alte Bande war hier noch aktiv und über seine Rückkehr gar nicht erfreut.
Den Assassinen entkam er gerade so (er erfuhr nie, ob sie von den Dieben der Konkurrenz oder von einem seiner Opfer, dessen Paranoia er unterschätzt hatte, bezahlt worden waren), doch seine Flucht trieb ihn in die Arme der sonst so blinden Stadtwache. Jetzt rächte es sich, dass er nie viel von der Philosophie des Schweigegeldes gehalten hatte. Die Wächter schleppten ihn als willkommenen Fang vor den König und präsentierten ihn als den großen Übeltäter (und erkauften sich womöglich auf seine Kosten noch eine Solderhöhung). Das königliche Gericht sackte zuerst Dumaks angehäufte Reichtümer ein und befand ihn dann als für unwürdig eines schnellen Todes und so wurde er wieder zurück nach Khorinis und weiter zum Rand der Barriere gebracht, um dort in den Erzminen möglichst lange für den König zu schuften. Dass ihn die dummen Kerle, die ihn gleich über den Rand der Schlucht stoßen würden, nicht umgebracht hatten, würde ihnen noch leid tun.
Seitdem die Barriere verschwunden ist und Dumak wieder seine Freiheit genießen kann, bereitet er sich auf seine Rache vor. Als erstes wird er die Gardisten suchen, die ihn in die Barriere gestoßen hatten...
Aber eigentlich kann das auch noch warten. Es macht viel mehr Spaß, der Nase nach zu gehen und den Tag zu genießen. Irgendwie hat sich etwas in Dumak verändert, seit die Barriere verschwunden ist. Alles erscheint leichter. Wer die Barriere überlebt hat, den kann nichts mehr so leicht aus der Bahn werfen.
Und noch mehr hat sich verändert. Die Zeiten, in denen Dumak seinen Lebensunterhalt als Dieb verdiente, sind hoffentlich für immer vorbei. Jedenfalls, wenn es nach ihm ginge. Dumak ist durch die Entführung Aeryns, einer jungen Kriegerin zum Nachdenken über sich selbst gebracht worden. Am Ende ließ er sein Opfer frei und versuchte, sein Leben zu ändern, indem er der Selbstsucht abschwor und von nun an wieder Teil haben will am Leben anderer. Er hat erkannt, dass ihn sein bisheriges Leben in eine Sackgasse aus Einsamkeit, Hass, Misstrauen und Gleichgültigkeit führte. Und plötzlich war ihm sein Leben zu viel wert, als das er es weiterhin dafür verschwendet hätte.
Ein neues Talent hat er entdeckt: Ihm ist es gegeben, einfache Worte kunstvoll aneinander zu reihen und so als Lieder auszudrücken. So wandert er nun als Barde umher. Lange Zeit war er mit der Kriegerin Nienor gemeinsam unterwegs und erlebte viele Abenteuer in fernen Ländern. Hin und wieder erzählt er davon.
Dumaks Gedichte findet der geneigte Leser in diesem sich per ineinander verschachtelter Spoiler-Tags bis ins schier Unendliche auffächernden Universums (Es ist der Wahnsinn!):
Was sing ich nur?
Was sing ich nur?
Soll ich euch von Herzschmerz singen
oder von gekreuzten Klingen,
von den Wundern der Natur?
Ja was sing ich nur?
Sing ich euch von Gaumenfreuden?
Will hier nicht mein Lied vergeuden.
Eh’ die Zunge ich gewetzt,
frag ich lieber jetzt!
Wollt ihr hör’n von alten Sagen?
Nicht dass danach eure Klagen
Fürchterlich im Ohr mir schall’n.
Was tät euch gefall’n?
Ob bekehrt das Lob der Götter
endlich auch die letzten Spötter?
Soll ich davon euch erzähl’n?
Will’s euch nicht verhehl’n.
Lüstet’s euch nach düstren Mären?
Werd gewiss sie nicht verwehren,
drauf mein bardisch Ehrenwort.
Weiß von manchem Mord.
Wollt ihr was von Tugend wissen,
meinen weisen Rat nicht missen?
Davon ich berichten kann,
Lieder ich ersann.
Freuen euch die kurzen Lieder
oder wollt ihr immer wieder
lange Epen von mir hör’n?
Wie soll ich betör’n?
Legt ihr keinen Wert auf Worte,
von den Liedern, die ich horte,
wollt nur hör’n die Melodie?
Ich die Saiten zieh’!
Wollt dank Spotteslieder lachen?
Da kann sicher ich was machen.
Wollt ihr wissen, wer ich bin?
Dann genau hört hin!
Wer ich bin
Wer ich bin
Wer ich bin
Dumak lautet mein Name
und wenn ich spiel auf der Laute,
den Damen gefällt mein Spiele,
zu tanzen sich traute ne Dame,
die sonst sich nicht viel traute.
Der Namen hab ich nicht viele.
Einst ein Dieb ich war
Einst ein Dieb ich war
Einst ein Dieb ich war.
Ich führt’ ein Leben ohne Ehr,
Kein ehrlich Dinge kam mir nah,
Denn gar nichts kümmerte mich mehr,
als meine Eitelkeit und Gier.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Wohl nichts es gab, was rührt’ mein Herz.
Ich lachte laut, wenn Leid ich sah,
als sei es ein gelungner Scherz.
So hart das schwarze Herz wie Stein.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Ich nahm von allen mir das Gold,
kein Stück ließ unberührt ich da.
So oft das Glücke war mir hold.
Fortuna auch dem Falschen lacht.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Ohn’ Achtung vor der Menschen Werk.
Doch nunmehr seh ich endlich klar,
zum Schlusse jetzt ich hab gemerkt
Allein ich nur ein Staubkorn bin.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Stahl heimlich mich durch dunkle Nacht.
Wohl in die Höll’ ich später fahr.
Einst ich darüber hab gelacht.
Jetzt bin ich klüger - viel zu spät.
Einst ein Dieb ich war.
Die Geschichte eines Barden
Die Geschichte eines Barden
Dazumal vor allzulanger Zeit
Ist's her gewesen mittlerweile schon,
War Dumak willens und bereit,
Dem General zu folgen wie ein Sohn.
Doch führten ihn des Schicksals wirre Wege
(verworren sind sie allzeit - jeder weiß)
Fernab der heimatlichen Stege
Auf weichen Sohlen und ganz leis,
In Gegenden, die nie ein Mensch gekannt
(Bewohner seien ausgenommen hier),
Also in manches fremde Land.
Sogar der Zeiten grimme Gier
Verschluckte seine Spur alsdann.
Doch ist nun wieder aufgetaucht,
Der Barde jetzt und kann,
Auch wenn der finstre Drache faucht,
Der Inaktivität sich heißt,
Ihm trotzen und versuchen nun,
Wenn er sich recht am Riemen reißt,
Zu bleiben ohne auszuruh'n,
In dieser Welt des Rollenspiels.
Und bittet um des Rates Segen,
Für die Erfüllung seines Ziels,
Zu wandeln nun auf jenen Wegen,
Die man betritt als Mitglied hier,
Des Clans der Nordmarkrieger.
Einst fand ich mich im Range vier,
Als Söldner in der Liste wieder.
Das Gedächtnis eines Barden
Das Gedächtnis eines Barden
Es wäre fatal, liebreizende Dame,
Würde ich meine Texte vergessen,
Denn wofür stünde dann mein Name?
Ohne Zweifel wär es vermessen,
Ohne Gedächtnis ein Sänger zu sein.
So habt denn Nachsicht bitte mit mir
Und ordnet es als Berufskrankheit ein,
Daß ich das Wort anderer auch nicht verlier.
Spottlieder
Heldenwarnung
Heldenwarnung
War ein Recke, schön und stark,
mutig war er noch dazu
und obwohl sein Denken karg,
flogen ihm die Herzen zu.
Manche hohe Dame ihn
in ihr Gemach hat eingeladen,
seine Dummheit ihm verziehn,
denn zuviel Klugheit kann auch schaden.
Zuwenig davon leider auch,
denn eines Tags ein saurer Gatte
steckte in den Heldenbauch
sein Schwert und das war nicht aus Watte.
Drum liebe Helden, schärft die Sinne:
Wie dieses kleine Lied beweist,
Körper braucht ihr für die Minne,
zum überleben jedoch Geist.
Lees Mannen
Lees Mannen
Noch nicht lange ist’s gewesen,
viele wissens noch,
als ein Kämpfer für die Freiheit
streifte ab das Joch.
Wollte Unrecht nun vergelten,
das ihm angetan.
Hat gesammelt viele Männer,
die ihm treue warn.
Wollt’ die Richter richten,
des Adels Reihen lichten.
Die Gefangenschaft, für immer
sollte für ihn sein.
Er entfloh, denn immerwährend
ist ein falscher Schein.
Magisch Kerker fiel’n zusammen
und so war er frei.
Seine Kämpfer mit ihm gingen,
denn sie stehn ihm bei.
Wollten Recht erreichen
Die Feinde sollten weichen.
Doch die weitgesteckten Pläne
warn vergessen bald
und der edlen Augen Blicke
wurden leer und kalt,
seine treuen, tumben Krieger
dumm und tot sich saufen
und wer den nächsten Tag erlebt,
stirbt beim sinnlos Raufen.
Wenn Wut und Zorn auflohen,
ist Hoffnung längst geflohen.
Gorr, der erste Streich
Gorr, der erste Streich
Heut von großer Tapferkeit
ich zu singen bin bereit.
Nach ’nem Söldner, Gorr mit Namen,
laßt mich im Gedächtnis kramen.
Zur finstren Stund’ bei Mitternacht
hält ein starker Söldner Wacht.
Glücklich scheint ihm diese Stunde
und so dreht er seine Runde.
Träumt vom nächsten Tage schon,
da bekommt er seinen Lohn.
Kratzt sich über seine Glatze,
zieht ne breite Grinsefratze.
Wieviel mag der Sold wohl sein,
den Onar ihm läßt angedein’n?
Angestrengt die Stirn zieht krause
er nach jeder Rechenpause.
Eben noch ans Geld gedacht
bei der langen Hofeswacht,
mit sich und der Welt im Reinen,
fängt er plötzlich an zu greinen.
Einen Schatten er geseh’n
und das Herze bleibt ihm steh’n.
Plötzlich dringt ein plätschernd Strudel
aus der gorrschen Söldnernudel.
So schnell wandelt sich das Bild:
Eben ungestüm und wild,
ganz mit sich zufrieden scheinend,
sieht man ihn nun bitter weinend.
Da - der Schatten sich bewegt,
hat man ihn hereingelegt?
Nein er selber ist’s gewesen,
hat die Zeichen falsch gelesen.
Sagt’ ich schon, daß er nun greint?
Die Gefahr ihm maßlos scheint.
Hat vor seinem eignen Schatten
Angst, wie’n Schaf vor Riesenratten.
Durch die drohende Gefahr
fällt ihm aus sein letztes Haar.
Panisch sieht man über Felder
ihn schnell rennen in die Wälder.
Wenn er nicht gestorben ist,
läuft der Gorr durch teuflisch List,
japsend vor dem Schatten fliehend,
ewig durch die Wälder ziehend.
Gorr, der zweite Streich
Gorr, der zweite Streich
Vor ein paar Tagen ist’s passiert,
daß Lee nach starker Hilfe giert,
denn Wölfe, für die Onars Herden
zu einer Vorratskammer werden,
sie streifen um des Bauern Haus:
›Lee, schick’ doch einen Söldner aus!‹
Er ging zu seinem besten Mann,
ob der die Wölfe jagen kann.
›Ich kann von diesem Platz nicht gehen,
ich muß hier eisern Wache stehen.
Zu dem zweitbesten Manne hier
geh’ schell, gewiss doch hilft er dir.‹
›Es tut mir leid, hab schwer zu tun,
muß für den Kampf mich üben nun.‹
Der Zweite, den er hier getroffen
zerstört ihm damit alles Hoffen.
›Doch ich weiß für dich einen Mann:
Der Drittbeste es machen kann.‹
Und frohgemut zieht Lee davon,
sieht in der Fern’ den Dritten schon.
Doch kann die Hoffnung er verwerfen:
Der Dritte muß die Waffen schärfen.
Darum geht er zum Vierten jetzt
und hofft, daß der ihn nicht versetzt.
So kommt er denn, er sucht nicht lang,
zum Vierten, doch umsonst der Gang.
Der muß erst eine Rüstung bauen,
denn er sich würde niemals trauen
ganz ohne in den Kampf zu zieh’n,
er würde rüstungslos nur flieh’n.
Lee läßt allein den Söldner steh’n
und wendet sich zum weitergeh’n.
Zum Fünften zieht er ganz verwegen,
doch der kann sich vor Schmerz nicht regen.
Und darum geht er seufzend dann
letztendlich zum sechstbesten Mann.
›Willst helfen du mir auf die Schnell’,
verdienen dir der Wölfe Fell?‹
Doch der muß mit den Neuen fechten,
kann drum nicht sehen nach dem Rechten.
Er schüttelt deshalb mit dem Kopf.
›Zum Sieb’ten geh, pack ihm am Schopf!‹
Der Siebente zum Jagen geht
und Lee nun etwas ratlos steht.
›Was soll bei sowas ich nur machen,
wenn jeder denkt an and’re Sachen?
Gegen Orks der Achte streitet,
ob mich denn das Unglück leitet?‹
So geht schrittweise Mann für Mann
er alle durch und niemand kann
ihm seinen Wunsch erfüllen gehen.
Nun sieht man ihn ganz ratlos stehen.
Doch eine letzte Möglichkeit,
steht unverhofft für ihn bereit.
Mit wenig Hoffnung wendet er
nun seine Schritte weg von hier.
Da all’ ihm durch die Finger rannen,
geht zum geringsten seiner Mannen
er nun und spricht zu diesem schnell:
›Ich habe, Gorr, einen Befehl!‹
›Ein Rudel gleich? Das schaff ich nicht‹,
sagt Gorr ihm direkt ins Gesicht.
›Ich werde mir Verstärkung holen.‹
Und schon macht er auf schnellen Sohlen
sich auf, um zu dem besten Mann
zu gehen, den er finden kann.
Wenn ihr im Schatten still bleibt steh’n,
könnt ihr den Gorr wohl manchmal seh’n,
wie er durchs ganze Lager hastet,
zwischendurch ganz kurz mal rastet,
vergeblich er dann weitersucht
und hin und wieder leise flucht.
Gorr, der letzte Streich
Gorr, der letzte Streich
Vorhin, es war kurz vor neulich,
was passierte, das war greulich.
Doch will ich’s euch getreu berichten,
kein einz’ges Wort hinzu noch dichten.
Nun, wie ihr sicher alle wißt,
hat Gorr noch nie ein Schwert vermisst.
Da mag er lieber richtig Dicke,
die auf sich ziehen alle Blicke.
Von Äxten spricht mein wissend Mund,
was dachtest ihr, tu ich euch kund?
Gorrs Beifall werden nie erringen
die Schwerter mit ihr’n dünnen Klingen.
Wenn Kämpfer sieht er mit ’nem Schwert
- der Anblick an Gorrs Nerven zerrt -
erinnert ihn das Rumgehampel
an Kinder Hin- und Hergestrampel.
Genug der Rede langer Fluß,
mich hat erreicht der Muse Kuss,
so daß ins Schwatzen ich gekommen,
doch weiter geht’s wie vorgenommen.
Ein fremder Mann zum Hofe kam
und über Nacht Herberge nahm.
An seiner Seite hing ein Degen,
sein Antlitz, das war sehr verwegen.
Der Meister für ’nen Fechtstil bürgt,
bei dessen Anblick Gorr schon würgt.
Er also flugs noch Essen fassend,
die Waffen schon im Zimmer lassend.
Am gleichen Tag kommt Gorr herein,
sucht sich ein Zimmer, fällt wie’n Stein,
weil müde von des Tags Beschwerde,
ins Bett, zählt langsam ’ne Schafherde.
Doch was er dabei nicht bedacht:
Dies Zimmer war für diese Nacht
an den erwähnten Schwertkampfmanne
vergeben schon – was für ne Panne.
Plötzlich ertönt ein ein quiekend Laut,
denn eine Maus an Krümeln kaut.
Schnell Gorr entzündet ein paar Fackeln.
Ein Schrei ertönt, daß Wände wackeln.
Und so kommt ganz schnell angerannt,
den Bierkrug noch in seiner Hand,
der Gast, der hört’ des Rufes Klage,
er stellt verwundert diese Frage:
›Ist hier denn irgendwas verkehrt?
Ist’s eine Maus?‹ ›Oh nein, ein Schwert!‹,
ruft Gorr, auf einem Hocker stehend,
das Schwert mit tränend Auge sehend.
›Nimm weg das Ding oder ich bleib
auf diesem Stuhl mit meinem Leib.
Wie kommt dies Schwert in dieses Zimmer?
Jetzt kann ich schlafen hier drin nimmer.‹
Und eh der schwertgewandte Gast
hat nicht mit allergrößter Hast
die Waffe schnell hinfort getragen,
wird dieser Raum Gorr nicht behagen.
Laßt darum eins euch sein gesagt
auf daß ihr niemals dieses wagt:
Gorr und ein Schwert im selben Raume,
das tut nichtmal im kühnsten Traume.
Die Ballade vom Steg
Die Ballade vom Steg
Am lichten Fenster seines marmornen Palastes
Ethorn der Erste stand und schaute still hinaus.
Neben sich den Stolz des edlen Königsstammes,
Seinen jüngsten Sproß aus Argaans Herrscherhaus.
„Sag Vater“, sprach der Jüngling zu ihm leise fragend.
„Wie kann die Größe unsres Reichs bemessen sein?
Ist es die Höh', in die des Goldes Berge ragen,
Das glänzt in unsren Kammern hell im Fackelschein?
Sind es all der Inseln, Länder weite Flächen,
Die unser Kämpfer Rösser stampfend Huf' berühr'n?
Ist es die Zahl an fleißig schaffend Untertanen
Die die Größe des berühmten Argaans schür'n?“
Der Vater hörte lächelnd seines jungen Sohnes
Versuche, Argaans Größe zu beschreiben, an.
Und gab ihm dann die heiß ersehnte weise Antwort,
Über die der Knabe schon so lange sann.
„Reichtum, Volk und blühend Land sind leicht zu zählen
So mancher schon gedacht, dies sei die wahre Macht,
Die Argaans Reich landauf, landab in aller Munde
So siegreich, schön, erhaben und so strahlend macht.
Doch höre gut, der wahre Grund für Argaans Wachsen,
Warum wir herrschen über weites Erdenrund,
Ist dieser halb vermodert hölzern Steg am Ufer,
der sich tut dort unten deinem Blicke kund.
Von diesem unscheinbaren Steg sind aufgebrochen
unsre Flotten mit der Winde wechselnd Bahn.
Feshyr, Korshaan, Torgaan selbst Khorinis' Küsten
sind dank ihnen Argaans König untertan.
Und seit Jahr und Tag treibt unser Volk dort Handel,
mehrt den Reichtum mit so manchem seltsam Tand.
Denn die überbordend schwer belad'nen Schiffe
bringen all die Waren her aus fernem Land.“
„Aber warum haben wir denn keinen Hafen?
Vater sag!“, bedrängt der Sohn den König nun.
„Das unser festes und so weit berühmtes Reiche
von einem dürren Stege kam, läßt mich nicht ruhn!“
„So höre denn das alte, düstere Geheimnis:
Ein Gesetz der Götter gibt es, das uns zwingt,
bei einem Hafen auch ein Viertel einzurichten,
in das man aller Herren Länder Waren bringt.
Voll von Tavernen, Schenken und auch dunklen Ecken
Hat obendrein zu sein die Gegend angefüllt.
Mit zahllos Dieben, Huren und auch Beutelschneidern.
Von Unrat und Kloaken Düften ganz umhüllt.
Dazu muß dieses überflüssig Hafenviertel
Auf einer Höhe mit den Straßen dieser Stadt,
Denn Treppen haben Götter wohl noch nicht erfunden.
Frage nicht, welch hochgelehrten Sinn das hat!
Dies ist der Grund, weshalb wir keinen Hafen haben,
Sondern nur den kurzen, schwachen, schwankend Steg.
Meist sind die Weisungen der Götter voller Klugheit,
Doch manchmal sind den Menschen sie auch nur im Weg.“
„Die Götter sind gar wunderkomische Gesellen,
Wenn einst auf Argaan sie solch Spruche angewandt.
Ich hört noch nie von solchem widrigen Geschicke“,
So sprach der Sohn. „In keinem noch so fernen Land.“
Doch wird es bis in unsre Tage so gehalten.
Ethorn der Vierte acht' die Regeln seines Ahns:
Setarrif bleibt ohne Hafen doch mit Tempeln,
Trotz der hohen Götter Narretei und Wahns.
Gaumenfreuden
Der Grund des Trinkens (Mitleid)
Der Grund des Trinkens (Mitleid)
Es wartet seit langem das Bier nun im Faß,
vor Trauer ist es schon von Tränen ganz naß.
Will keiner der Gäste es denn heut noch trinken?
Auf all ihr Humpenkipper, ihr sonst so flinken,
ihr immer so durstigen Kneipenstammzecher,
bestellt euch beim Wirte sofort einen Becher.
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Der Wein steht tief unten im dunkelsten Keller,
wollt zahlen dafür etwa ihr keinen Heller?
Er wird essigsauer vor Kummer und Gram,
drum ran an die Theke und das nicht zu lahm!
Gießt hinter den süßen, gekelterten Wein
es wird euer Schade (und der vom Wirt) nicht sein.
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Der Cidré, der schäumt schon gar mächtig vor Wut
Ist er denn für euch etwa nicht gut genug?
Bestellt euch ganz schnell einen ganz großen Trunk,
sonst gibt es in dieser Taverne noch Stunk.
Kühlt mit dem Trank euch die Zung’ und den Gaumen
leckt ab euch die Finger danach (auch die Daumen).
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Und wer jetzt noch steht und auch nun noch nicht lallt,
dem sag ich bestimmt nicht in strengem Ton: Halt!
Ich lad’ ihn ein auf seine eigenen Kosten
Es gibt da noch etwas, das läßt Schwerter rosten.
Die Hornhaut im Hals wir mit Feuerlikör testen,
doch was macht der Wirt dann mit unseren Resten?
Schwank Brüderlein, schwank Brüderlein, schwank Brüderlein, fall.
Die Bestellung
Die Bestellung
Ein einsam Humpen steht auf dem Tisch,
es dauert mich, ihn so allein zu sehn.
Drum bringt mir ein Bier und zapft es ganz frisch,
laßt neben dem ersten Bierkrug es stehn.
Jetzt hab ich zwei Bier, nichts halbes - nichts ganzes,
ich glaub, ich brauch noch ein drittes dazu,
erst recht nach der großen Hitze des Tanzes
läßt mich der Gedanke nicht mehr in Ruh.
Drei Bier, das ist ja ganz unsymmetrisch,
das sieht mein gelehrter Magen nicht ein
und deshalb kipp ich mit mächtigem zisch
den vierten Bierkrug ganz schnell noch hinein.
Fünf ist doch auch ne ganz nette Zahl,
das wollt ich schon immer mal wieder sagen.
Das nächste Bier bringt mir auch gar keine Qual,
im Gegenteil: mein Bauch gluckst vor Behagen.
Doch die Behaglichkeit könnt größer noch sein,
ich hab da noch so eine fixe Idee:
ein sechstes Bier, wäre es doch nur mein,
dies als nächstes Ziel ich anseh.
Zum Glück ist der Wirt heute flink auf den Beinen,
Nummer sechs findet den Weg zu den andern fünf Bier.
Jetzt geht’s mir gut, das will ich doch meinen.
Ja, doch, ich fühl mich ganz wohle hier.
Der Wirt, der ist nun mein bester Freund,
er liest mir die Wünsche von meinen Augen.
Die nächste Bestellung er nicht versäumt,
Bier sieben und acht gewiss etwas taugen.
Und damit sie nicht ganz so alleine sind,
kommt auch das neunte Bier zu mir schon.
Doch irgendwie ich meinen Mund nicht mehr find.
Lacht etwa jemand aus purem Hohn?
Und endlich kommt auch das zehnte Bier,
worauf ich ja ewig lange schon wart.
Nur eins erscheint plötzlich seltsam mir,
doch noch bin ins Bier ich ganz schrecklich vernarrt.
Jetzt wend ich mich meinem Problem aber zu
und zwar ist die Decke vollkommen schief.
Ich glaub, ich leg mich besser zur Ruh,
eben der Wirt schon abgewinkelt lief.
Und warum klebt mir der Boden an'ner Backe?
Und das Bier fließt mir an der Nase vorbei.
Ich glaub, ich bin voll und ziemlich hacke,
ach was solls, mir doch einerlei.
Hey, ich kann fliegen, das ist ja toll.
Autsch, die Landung war mächtig hart.
Jetzt lieg ich im Dreck, bin sternhagelvoll,
rausgeworfen und das nicht mal zart.
Ich bette mein Haupt auf ein Büschel voll Gras,
am Himmel funkeln die leuchtenden Sterne.
Ein netter Regen, der pieselt mich naß.
Morgen früh geh ich wieder hin zur Taverne.
Der Rum, der ist des Seemanns Tod
Der Rum, der ist des Seemanns Tod
Der Rum, der ist des Seemanns Tod,
besoffen fällst du aus dem Boot.
Doch was kann es schönres geben,
denn sauer ist das Seemannsleben.
Der Wind, der weht vom Mast dich weg
und zack schon bist du fort von Deck.
Ne Welle spült dich über Bord
und schon bist du für immer fort.
Piraten säbeln ab den Kopf
und schon warst du ein armer Tropf.
Der Proviant ist völlig faul
und schon krepierst du wie ein Gaul.
’s Wasser ist bald ausgetrunken
schon erlischt dein Lebensfunken.
Beim Meutern hast du auch kein Glück
und baumelst mausetot am Strick.
Seeungeheuer fressen dich
und schon dein Tod war fürchterlich.
Sturm, der donnert von hoch droben
und schon schwimmt dein Schiff kieloben.
Ein Strudel reißt dich in den Schlund
und schon bist du auf Meeres Grund.
Nur eins dein Leben kann verbessern
das ist Rum aus großen Fässern.
Drum kipp hinter schnell den Fusel
wer noch trinken kann, hat Dusel.
Dennnnnn......
Der Rum, der ist des Seemanns Tod,
besoffen fällst du aus dem Boot ...
Im Hohen Refektorium
Im Hohen Refektorium
Gefeiert wird heut laut und lang,
auf jede Speis folgt noch ein Gang,
der Anlaß ist ganz schnell gefunden,
ich sag ihn euch, ganz ungebunden:
„Die Hüterin der dunklen Hallen“,
so hört mans durch die Gänge schallen,
„hat heute ihren hohen Tag,
ihr Ehre zeigen jeder mag.“
Im hohen Refektorium
da biegen sich die Tische krumm,
denn es wird emsig aufgefahren,
als ob nach langen Dürrejahren
nun endlich wieder Leckereien
im Überfluss vorrätig seien.
Und darum fühlt sich jeder Gast
so ähnlich wie auf Schweinemast.
Manche, die die Dummheit leitet,
haben unlängst es verbreitet:
Die schwarzen Magier hartgesotten,
ernährten sich von staubig Motten,
von Würmern, Spinnen, Froschgebeinen.
Das will mir lächerlich erscheinen,
denn Spinnenbeine sind zu klein,
als daß man satt von könnte sein.
Krötenschenkel sind zu glitschig,
überhaupt erscheints mir kitschig,
daran zu glauben, daß die Leute
zermal’ner Fledermäuse Häute
mit Blut verquirlt zum trinken heben,
ich würd mich davon übergeben.
Zu sowas sag ich ganz klar: Nein!
Ich trinke lieber echten Wein.
Und auch des Mondlichts silbern Staub
wird schnell des Reisigbesens Raub.
Auch Flattermotten sind zu trocken,
als daß solch Speis’ mich könnte locken
Ich sitz im hohen Essenssaale,
der nächste Gang: gesott’ne Aale.
Das wird auch allerhöchste Zeit,
mein Magen ist schon längst bereit.
So schaufle ich mit voller Kraft,
was meine Esslust alles schafft.
Pasteten, die aus Gänseleber,
gefüllt mit Zung’ vom wilden Eber,
dazu das hellste aller Brote
gemacht aus feinstem Weizenschrote
das tunk’ ich in die Soße rein,
spül nach mit schwerem, süßen Wein.
Fasan und Rebhuhn, weiß und zart,
bereitet auf die beste Art,
der Duft mein Herz läßt höher schlagen,
ich werde einen Happen wagen,
garniert auf einer großen Platte,
kunstvoll gesetzt auf Zuckerwatte,
so schwebt von Geisterhand herein,
Geflügel, dazu roter Wein.
Doch schon ist alles abgeräumt,
wer nicht griff zu, hat viel versäumt.
Der nächste Teller kommt geflogen,
die Tische knacken ungelogen,
und die Dämonen ohne Pause
flink tragen auf, nur ein Banause
könnt’ sich das köstlich Mahl verwehr’n
doch sicher tät’s auch ihn bekehr’n.
Und nochmal kommen Schüsseln her,
des Hauses Speicher wird nicht leer.
Ein weit’res mal die Gäste schlemmen,
sich hinter ihre Teller klemmen,
Gemüse, Eier, Fleisch und Suppe,
das meiste kommt als Spachtelgruppe.
Ich halt den Löffel in der Faust,
pass auf, daß keiner mir was maust.
Doch irgendwann bin ich dann satt
und schleppe meinen Körper matt
in eine abgeleg’ne Ecke
wo müd’ ich meine Glieder strecke.
Kann Antwort auf die Frage suchen,
warum ich unbedingt vom Kuchen,
noch essen mußt’ ein Riesenstück?
Wie jetzt war ich noch nie so dick.
Trinklied auf das Leben
Frieden ist der Reiter Not,
Keine Ernte gibt's für'n Tod.
Was kann es noch schönres geben?
Doch fad ist dann das Reiterleben.
Kein Krieg, der brennt die Ernte weg
Und zack schon ist ein Reiter weg.
Die Scheunen sind für Korn ein Hort,
Der Hungerreiter ist bald fort.
Wenn es gibt für alle Brot,
Dann droht auch nicht der Hungertod.
Und Krankheit Harm ist auch so fern,
So leben alle Menschen gern.
Den Reitern wird es ganz beklommen,
Da sie nichts zu tun bekommen.
Und jetzt nochmal ...
Frieden ist der Reiter Not ...
Und diesmal spielte er die Melodie schneller und er sang ganz atemlos die Textzeilen. Kaum konnte er noch die Worte mitsingen, es blieb bei Silben, die der Barde atemlos hervorstieß:
»Frieden Reiter Not
Keine Ernte Tod.
Was schönres geben
Reiterleben«
und so weiter. Die Finger flitzten nur so über die Saiten. Zum Glück war die Melodie nicht sehr kompliziert.
Dumak hatte keine Zeit, über so etwas nachzudenken. Gerade stimmt er eine weitere, noch schnellere Runde an. Eigentlich handelte es sich nun nur noch um schnelles Geschrammel auf der Laute und gebellte Silbenfetzen:
»Rei No!
Kei To!
Schö ge!
Rei le!«
Hoch die Tassen
Hoch die Tassen,
Auf dem nassen
Boden sollt ihr tanzen.
In den Gassen
Mit den Massen
Also all den ganzen
Die euch passen.
Ihr könnt fassen
Euch an euren Ranzen.
Ihr könnt's lassen
Oder hassen
Feiern auf den Schanzen.
Wass'n?
Herzschmerz
Weltflucht
Weltflucht
Keinen Sinn hat unser Leben,
drum lasst uns nun die Becher heben.
Doch nicht, um damit anzustoßen,
sondern um den Rausch, den großen,
der vom Elend uns erlöst,
sanft uns in den Abgrund stößt,
ohne Zagen zu erreichen.
Denn nichts ist damit zu vergleichen,
als wenn man im Delirium
lächelnd ins Elysium
eintritt ohne anzuhalten
und den Rücken kehrt der kalten,
hoffnungslosen, öden Welt,
die nur wenigen gefällt.
Nun reiß mich fort, oh Geist des Weines
Herr des ersehnten schönen Scheines.
Reichtum scheffeln ist vergebens,
nutzlos ist der Zweck solch Strebens,
zu schnell verrinnt der Rausch der Gier,
arm waren, sind und bleiben wir.
So gib mir schnell noch einen Stengel
und schon bald werd ich die Engel,
die ins Paradies mich tragen,
hören, wie sie leise sagen:
Seliger, oh freudetrunken
darnieder bist du nun gesunken,
um zu umarmen all dies Glück,
nie wieder willst du mehr zurück.
Nach einem Zug vom süßen Dunst
wähn ich mich in des Glückes Gunst.
Oh nimm mich mit, weit mit dir fort
Von diesem düstren, schwarzen Ort.
Träf ich nur eine Amazone,
ich gäbe alles ihr zum Lohne,
wenn dieses sagenhafte Weib
mit ihrem Zauber meinen Leib
ganz und gar durchdringen würde,
nicht länger trüg ich diese Bürde.
Mein Dasein wär nicht länger Qual,
vergessen wär dies Jammertal.
Was irdisch Fühlen nicht geschafft,
kann Liebe, die durch Zauberkraft
vernebelt mit Magie die Sinne.
Dann träumte ich von schönster Minne.
Die Wirklichkeit wär schnell vergessen,
was kann sich schon mit Träumen messen?
So zieh ich fort, auf meine Reisen
auf diese schönste aller Weisen.
Bursche und Mägdelein
Bursche und Mägdelein
Ein Bursche und ein Mägdelein.
Er wollte gern, sie wäre sein.
„So höre denn, du Liebster mein“,
sprach sie zu ihm. „So bringe mir
zur Hochzeit einen Ring von dir
bis dahin will ich warten hier.“
Und in sein Schiff er stieg geschwind.
Sieben Meere er befuhr.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Ein silbern Ringlein er erstand.
Am Bug des Schiffes stand er nur.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Und als er wieder vor sie trat,
um ihre Hand sie herzlich bat,
das Ringlein an ihr’n Finger tat.
Da sagte sie: „Ich dank dir schön
Ein gülden Krönlein tät mir stehn“
Und hieß ihn wieder von sich gehen.
Und auf sein Roß stieg er geschwind.
Sieben Reiche er beritt.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Ein gülden Krönlein er erstand.
Sein Roß, das lief in schnellem Tritt.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Und mit der Krone in der Hand
er zu seiner Liebsten fand.
„Was für ein wunderhübscher Tand.
Geschmeide, ganz aus Edelstein.
Ich wünschte sehr, sie wären mein.
Bringst du sie mir, so werd ich dein.“
Den Wanderstock er nahm geschwind.
Sieben Berge er erklomm.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Diamanten er erstand.
Zurück er lief im Herzen fromm.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Doch als er zu der Liebsten ging,
da trug sie einen Ehering.
„Ein anderer mein Herz sich fing.
Du warst so schrecklich lange fort
an unbekanntem, fernen Ort.
Da ist die Liebe ganz verdorrt.“
Der Lauf des Wassers
Der Lauf des Wassers
Weit oben, wo Adlers Kräfte versiegen,
Sind die Spitzen der Berge wolkenumhüllt.
In ihrem Schatten die Täler liegen,
Dort Waldes Duft die Lüfte erfüllt.
An solch eines Gipfels schattigen Flanken
Entspringt ein Bächlein kühl und klar.
Ein Wandrer dort saß, so entrückt in Gedanken,
Nahm den Schatten des Abends nicht über sich wahr.
Sein trauriger Blick blieb wehmutsvoll haften
Am unstetig sprudelnden klaren Born
Die Beine, die ihn bis hierhin noch brachten
Hatten all ihre Kraft nun plötzlich verlorn.
"Du Rinnsal, du plätscherst zum Tale hinab,
So nimm meinen Gruße von hier mit dir mit.
Dieser Wunsch ist der letzte, den ich noch hab,
Seit im Dunkeln ich fliehend vom Hofe ritt."
Ein einsamer Lichtstrahl fällt durch die Blätter
Im Wald ist es düster und Dunkel herrscht hier.
Einem Schmetterling ist dieser Lichtstrahl der Retter
Auf ihm entkommt er dem feindlich Getier.
Hier murmelt der Bach in steinigem Bette
Und windet sich in seinem Tale entlang.
Am Horizont droht noch die Bergeskette
Ihr führt entgegen die Straße am Hang.
Im Staub dieser Straße zieh'n eherne Recken,
Der Hauptmann blickt starr auf das ferne Massiv
"Dort wird der Verbrecher sich sicher verstecken",
mit grimmigem Blick er den Männern zurief.
"Du Bach rauschest weiter zum Tale hinab,
So nimm meinen Fluch von hier mit dir mit.
Die Freundschaft, die ich ihm einst freimütig gab
Er reuelos nun sie mit Füßen tritt."
Das Flüsschen umfließt nun saftige Hügel
Und über dem weiten und fruchtbaren Land
Ein Falke schlägt schwebend kaum mit seinem Flügel,
Für ihn ist der Fluss nur ein glänzendes Band.
Einer alten Burg Mauern sich drohend erheben
Überragt von den Zinnen eines wuchtigen Turms
Am Fenster ein Mädchen, ihre Lippen erbeben,
Angstvoll gedenkt sie des drohenden Sturms.
Zielsicher der Falke auf ihrem Arm landet
"Hast du meinen Liebsten beim Fluge gesehen?"
Der Lärm eisern Waffen leis an ihr Ohr brandet:
Die Männer des Vaters, ins Gebirge sie gehen.
"Du Flüsschen du rieselst zum Tale hinab,
So nimm meine Bitte von hier mit dir fort.
Denn sie ist die einzige, die ich jetzt hab.
Lass ihn doch entkommen, an sicheren Ort."
Es donnern die Hufe eines hetzenden Rappen
Über Bögen die zu einer Brücke gespannt.
Am Bewurf unterm Sattel des Burggrafen Wappen.
Das Pferd, das springt weiter in Reiters Hand.
Der Fluss ist nun breit und drängt träge durchs Tal
Der Weg des Kuriers läuft an Ufern entlang.
Er nahm ihn nicht gern, doch ihm blieb keine Wahl,
Vor dem Ziel seiner Reise schon lang ist ihm bang.
Heißt's nicht, dass der Bote, der Unglück verkündet,
Schon oft als der Erste sein Leben verlor?
Denn schlecht wählt, wer Mißglück und Zorne verbindet
Und diese sich beide zum Führer erkor.
"Du Fluss fließt gemächlich zum Meere dahin
So nimm meine Hoffnung nun weit mit dir fort
Wenn dunkle Vorahnung auch trübt meinen Sinn
Hoff ich doch auf Schonung an meinem Ziel dort."
An der Mündung des Stromes erhebt sich ein Schloss
Der Herrscher geruht aus dem Altan zu schaun
Sieht den Boten sich sputen auf seinem Ross,
Winkt den Wächtern zu heben den eisernen Zaun.
"Lasst ein schnell des Grafen geschwinden Kurier
Und führt ihn in meinen Thronsaal herein.
Über die Jungfrau bringt Kunde er mir,
Die ich beschloss, vor kurzem zu freien.
Ganz sicher bin ich mir, nichts spricht dagegen
Der Bote das Lob des Vasallen mir bringt -
Barrieren ich dulde nicht auf meinen Wegen -
Und also berichtet, wie's Gesuch mir gelingt.
Wie die Wasser des Stromes im Meer sich zerteilen
So nimm meine Order weit mit dir fort
Bei Betrug meine Strafe wird jeden ereilen."
So lautet des Königs unheilvolles Wort.
Der Zauber der Amazonen
Der Zauber der Amazonen
Kann jemand es ermessen, das wunderbar Gefühl,
wenn's durch die Brust mir brandet, ich's nicht mehr missen will.
Die Welt erscheint so schön dann, so lichtdurchflutet hell.
Und jedes sanfte Lächeln ist mir Ergötzens Quell.
Zu lang schon hab vermißt ich die Wonn', die darin liegt,
hab niemanden gefunden, der sich an mich anschmiegt.
So bleibt mir denn nur eins noch: Die Hilf' von Zauberkraft:
Der Amazonen Zauber einst Männer hingerafft.
Ein Kind mit hölzern Reifen, am Wegesrande spielt,
Ich stell ihm meine Frage, die nur auf eins abzielt:
"Sag, kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, wo sie wohnen, wo ich sie find?"
Stumm schaut es mich an. Ich weiß, du auch einst wirst
danach traurig suchen. Leb wohl, mein Kind.
So bin ich voller Sehnsucht, nach Dingen, lange her.
Der Abschied von Vergang'nem fällt mir unsagbar schwer.
Doch wenn der Amazonen Bezaub'rung mich umgarnt,
und sich als süße Sehnsucht in meinem Herzen tarnt,
dann wär ich schon zufrieden mit diesem kurzen Glück,
und wenn der Zauber nachläßt, wünsch ich ihn mir zurück.
So klag ich einem Wand'rer von meiner endlos Such,
er ist ein Studiosus, zückt ein gelehrtes Buch.
Darin er lange blättert und murmelt dabei leis,
auf meine schwierig Frage er keine Antwort weis.
"Sag, kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, wo sie wohnen, ihr Bann mich narrt?"
hab ich ihn gefragt, doch umsonst ich hoffte,
denn's Wissen in Büchern ist and'rer Art.
Ich ziehe also weiter, es ist mir eine Qual,
die Welt ist, so erscheints mir, ein einzig Jammertal.
Ich bin schon ganz versunken im Mitleid mit mir nur,
mit sturmumwölkter Stirne, denn Herzweh folgt mir stur.
An einem Feldesraine ein alter Mann sucht Rast,
die sommerheiße Sonne erlaubt ihm keine Hast.
Die Hitze auf dem Wege, sie flimmert in der Fern,
was Mittagsgeister treiben, das wüßte ich jetzt gern.
Ob denn für meinen Wunsche der Spuk Erfüllung weiß,
frag in des Baumes Schatten ich leis den weisen Greis.
"Sag kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, ob nur Schattengespinst' ich jag?"
Auch er keine Antwort mir konnte sagen.
Für dich ist's zu spät und umsonst ich frag.
In meinem endlos Streifzug ich sehe gar kein Ziel,
gar niemand kann mich heilen - wohl gäb ich darum viel.
An einer Wegeskreuzung lacht mich ein Gasthaus an
Ich zög're müden Schrittes, geh durch die Türe dann.
Drin reicht ein schönes Mädchen mir einen Krug mit Wein
Mit roter Lippen Lächeln schenkt sie mir davon ein.
Weiß nicht, durch welchen Zauber sie mich betöret hat
Die Amazonensehnsucht in mir wurd gänzlich matt.
Ich blieb bei diesem Mädchen, weil sie mir so gefällt
Doch eine Frage gab es, die hab ich nie gestellt.
"Sag kennst du den Zauber der Amazonen?
Bist du gar am Ende eine von dort?"
Wenn ichs hätt erfahren, was nützte es mir?
Will von diesem Mädchen doch niemals fort.
Lob der Götter
Beliars finstere Jagd
Beliars finstere Jagd
Tod streckt aus die finstren Glieder
mächtig mit erhobnem Haupt,
Eisgeschosse trommeln nieder,
ihnen alles scheint erlaubt.
Blätter werden abgerissen,
Bäume, Sträucher sind entlaubt
und die alten Weiber wissen:
Junges Leben ward geraubt.
Nur einen gibt’s, der solches gewagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Und die Ernte auf den Feldern
wird vom Eis hinweggefegt.
Bäume knicken in den Wäldern,
Halmen gleichsam hingelegt.
Schnitters Sense wird nicht rasten,
bis nicht alles ist gemäht,
wird das Werkzeug weiter hasten,
gut ist’s, wenn nichts mehr sich regt.
Nur einen gibt’s, dem dies wohl behagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Frost löscht Flammen in Kaminen,
selbst durch Öfen Kälte braust.
Kühle tritt, um ihm zu dienen,
in die Häuser. Eisern Faust
hält umklammert fest die Herzen,
ängstlich all’n der Atem saust.
Drinnen Eis verlöscht die Kerzen,
draußen Sturm die Dächer zaust.
Nur einen gibt’s, der hier nicht verzagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Donnernd schlagen auf die Hufe
und in jedes tiefe Tal
schall’n herab vom Himmel Rufe
all der Reiter ohne Zahl.
Eingehüllt von Flammenschweifen
steigen Pferde voller Qual,
Reiters Sporen, Sturmwinds Pfeifen
lassen ihnen keine Wahl.
Nur einen gibt’s, der im Sattel ragt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Wispernd Alte es erzählen:
Übern Himmel braust die Schar,
welchen Weg die Rösser wählen,
neu bestimmt wird jedes Jahr.
Brechen Bahn sich wilde Reiter,
wo sonst fliegt allein der Aar,
ist, wenn schließlich ziehen weiter
sie, nichts mehr so, wie es war.
Nur einen gibt’s, vom dem man dies sagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Sturm und Dunkel zieh’n vorüber,
stumpf aus tiefen Löchern schaun,
Menschen, die sich Hütten wieder
aus den Trümmern müssen baun.
Wer lebendig, wird es wagen,
einen Neubeginn sich traun.
Um die Toten wird man klagen:
Junge, Alte, Männer, Fraun.
Eins ist gewiß, wenn es wieder tagt,
Dies war Beliars finstere Jagd.
Innos' Licht
Innos' Licht
Innos’ Licht erleuchtet • mir den langen Tag
jeder sieht mit Staunen, • was seine Macht vermag.
Alles auf der Erde, • was hier kreucht und fleucht,
kommt durch seinen Segen, • allmächtig er mir deucht.
Ihre göttlich Hitze • läßt die Sonne hell
von dem weitgespannten • blauen Himmelszelt
auf die Erde scheinen • Innos’ Sorge ist’s,
daß das Leben sprieße, • ganz gewiß ihr wißt’s.
Von dem kleinsten Käfer • bis zum größten Tier,
von den Frühlingsblumen • zu den Bäumen hier,
beseelt von seinen Kräften • ist die ganze Welt,
seine Macht umspannt das • ganze Himmelszelt.
Das wir ihn verehren • ist gerechter Lohn.
Für die vielen Gaben • hast gedankt ihm schon?
Ohne seine Güte • wärest du nicht hier,
gäb es keine Menschen, • Pflanzen und Getier.
In dem ew’gen Kampfe • mit dem bleichen Tod
gibt er einen Funken • uns in unsrer Not
seines göttlich Atems, • er haucht ihn uns ein,
ohne diesen Funken • könnten wir nicht sein.
Wenn die Lebensspanne • sich dem Ende neigt,
dann ein letztes Mal noch • sich seine Größe zeigt
und der Götteratem • kehrt zu ihm zurück,
wahrhaftig von Innos • hatten wir ein Stück.
Nimmermüder Streiter • für des Lebens Kraft
Was vor dir noch keiner, • das hast du geschafft:
Schönem Bahn zu brechen, • gegen Schmerz und Leid
wagst die Stirn zu bieten • Todeseinsamkeit.
Schläfers Macht
Schläfers Macht
Durch des Lenzes laue Lüfte
Schwaden schweben Schwalben gleich,
kein dunkles Gräuel grauer Grüfte,
nicht niedrer Nebel wallt vom Teich.
Sumpfkraut ruft die röchelnd Raucher,
sein duftend Dunst das Dasein süßt,
wie trockner Tritt den nassen Taucher
das grüne Gras den Bruder grüßt.
Visionen schon der Schläfer schickte,
mit Zauber durch den Zaun der Zeit
und bebend blaues Auge blickte,
was einst soll sein, wenn’s ist soweit.
Und während ihres Weges wandern
Sonne, Sterne, Sichelmond,
vielleicht auch einst das Aug’ von andern
sieht, daß sich der Schläfer lohnt.
Drum Lieb und Leid lasst uns vergessen,
auf trocknem Weg und trabend Tritts
- mit Schläfers Macht kann nichts sich messen -
kommt zum Sumpfe, schnellen Schritts.
Tanz der Frostdämonen
Tanz der Frostdämonen
Prelude
Alter Ratschluß es bestimmte:
Alles endlich solle sein,
Nichts in ihren weiten Sphären
Darf den Göttern ähnlich sein.
Diesem ehernen Gesetze
Muß sich beugen die Natur.
Alles Leben darf erfreu'n sich
Einer kurzen Spanne nur.
Wenn im Herbste ihres Lebens
Angekommen alle sind,
Reißt die ruhelosen Geister
Mit sich fort der Winterwind.
Deshalb folgt der Tod am Ende
Als Entscheidung ohne Wahl.
Dieser Meister nimmt entgegen
Huldigungen bleich und fahl.
Triumph des Winters
Meister öffne deine Tore,
Laß uns streben in die Welt,
Uns wie Wein aus der Amphore
gieß hinaus, wenn's dir gefällt.
Raunen solls, mit grimmen Stimmen
Wollen wir die Luft erfüll'n,
Sollst den Thron der Welt erklimmen,
Sie in klirrend Frost einhüll'n.
---
Kälte bringt uns Kräfte wieder,
Kälte ist uns Lebensborn,
Kälte reißt Ruinen nieder,
Kälte dreht den Kreis von vorn.
Kälte gibt uns neue Nahrung,
Kälte macht uns rasend stark,
Kälte friert ein zur Bewahrung,
Kälte strömt bis tief ins Mark.
Beliar ist unser Meister,
Seinem Worte folgt, ihr Geister.
Frost, Frost, Frost, Tod.
Kälte endet müdes Leben,
Kälte bricht den Daseinsmut,
Kälte kürzt ein alles Streben,
Kälte steigert unsre Wut.
Kälte läßt herein den Schnitter,
Kälte ist der Sense Glanz,
Kälte greift die Ernte bitter,
Kälte ruft zum Totentanz.
Beliar, nach deinem Plane
Sind auch wir dir untertane.
Frost, Frost, Tod, Tod.
Kälte saugt heraus die Seelen,
Kälte gibt den Geiste uns,
Kälte soll die Erde quälen,
Kälte ist Sinn unsres Tuns.
Kälte ist der einen Ohnmacht,
Kälte ist für uns ein Fest,
Kälte kommt in klarer Sternnacht,
Kälte holt sich auch den Rest.
Beliar, dir Weltenlenker,
sind wir Kläger, Heer und Henker.
Frost, Tod, Tod, Tod.
---
Untertan dem dunklen Gotte,
Hören wir auf seinen Spruch,
Er sperrt auf die Frosteisgrotte,
Wenn er nennt den Winterfluch.
Schnell heraus aus dem Gefängnis
Unser Sinn bleibt kalt und hart.
Niemals ruhen werden wir, bis
einst die Welt in Frost erstarrt.
Epilog
Kälte labt uns, Kälte nährt uns
Kälte steigert unsern Mut
Kälte läßt uns stärker werden
Oh die Kälte tut so gut.
Ferne Sonne, schwacher Abglanz,
Kälte webt ein Netz aus Eis,
Rote Scheibe hinter Nebel,
Kälte nichts von Wärme weiß.
Schwarze Nacht, sie fällt hernieder,
Licht der Welt ist fortgewischt.
Dunkelheit und ew'ge Kälte:
Zu Eis erstarrt des Meeres Gischt.
Kälte läßt selbst Zeit gerinnen,
Kälte hindert jedes Tun.
Jeder Ton erstarb vor langem,
Ewig ist die Stille nun.
Alter Kloster-Kanon zur Weihnachtszeit
Vom Himmel hoch, da komm ich her,
Von Innos ausgesandt.
Ich bringe euch die frohe Kund,
Zu hör'n im ganzen Land.
Es leuchtet euch der Ordnung Licht,
Es bringt Gerechtigkeit.
So wie es Innos wohlgefällt
In dieser Gnadenzeit.
Drum denkt daran, was er euch gibt
Und dankt dem Herren sehr.
Denn ohne Innos' wärmend Licht,
Da wär die Erde leer.
Er gibt euch Schutz und auch das Recht
Ist von ihm eine Gab'.
Die Erde wäre ohne ihn
Für Beliar ein Grab.
Altes Weihnachtslied aus Myrtana
Hört alle her,
Es weihnachtet sehr.
Beliar fällt den Weihnachtsmann
bringt ihn in sein Reiche dann.
Hört alle her.
Kommt mal ganz nah,
Geschenke sind schon da.
Adanos hat's eingepackt
Summt ein Lied dabei im Takt.
Kommt mal ganz nah.
Seid mal ganz leis,
Hört die alte Weis.
Innos zünd't die Kerzen an,
Und es knistert dann und wann.
Seid mal ganz leis.
usw.
Gekreuzte Klingen
Oh tapf're Aeryn, sage mir ...
Oh tapf're Aeryn, sage mir ...
Vor gar nicht allzulanger Zeit,
vor ein paar Tagen ist’s gewesen,
war eine Kriegerin bereit
(wer’s noch nicht weiß, der kanns nun lesen).
Sie gegen Tuan hat gekämpft,
ich sag euch, es ist ungelogen,
der Schwerter Klang ist ungedämpft
bis nach Khorinis fast geflogen.
Doch eine Frage stell ich dir,
eins möchte gern ich von dir wissen.
Drum tapf’re Aeryn, sage mir:
Lees Fahne, willst du sie noch hissen?
Denn scharfe Klingen zog man schnell,
nur schneller flog ein spitzes Messer,
ein fingerbreit von Blutes Quell,
vom Herzen stak’s und das war besser,
als wenn ihr Herz getroffen wär.
So schleppte Aeryn sich voll Wunden –
ihr Atem ging schon kurz und schwer –
hinweg vom Kampfplatz, ganz zerschunden.
Doch eine Frage stell ich dir,
eins möchte gern ich von dir wissen.
Drum tapf’re Aeryn, sage mir:
Willst immernoch du Lee nicht missen?
Weil niemand hat nach ihr gesehn
Lee keinen Söldner nach ihr sandte,
das kann bis heut ich nicht verstehn.
In Not an Fremde sie sich wandte.
Ein Mann aus Königs Ritterschar
und einer aus dem Sumpf verbanden
die Wunden ihr, was edel war,
doch Lee hat abseits nur gestanden.
Drum eine Frage stell ich dir
Eins möchte gern ich von dir wissen.
Oh tapf’re Aeryn, sage mir:
Das Treueband, ist’s nicht zerrissen?
Argaans Heer
Argaans Heer
Setariffs Soldaten ziehen
Aus dem Tor der Stadt zum Kampf hinaus.
Menschenmassen streuen Blumen
Über unsren tapfren Recken aus.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Siehst du dort das blaue Banner
An der Heeresspitze, ganz weit vorn?
Wie es stolz im Winde flattert?
Und schon schmettert lauthals unser Horn.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Jeder Kämpfer in der Reihe,
während Trommler halten ihren Takt,
schützt mit seinem Schild den Nächsten.
Festgefügt ist unser ehern Pakt!
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Unser Schlachtruf heißt „Für Argaan!“
Für die Heimat kämpfen wir mit Wut,
Weisen Feinde in die Schranken.
Unser Siegespfand ist Kampfesmut.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Auf der kargen Heide
Auf der kargen Heide
Auf der kargen Heide saß ich,
Als das große Heer dort stand.
Auf der kargen Heide war es,
Wo der Kampf ist einst entbrannt.
Auf der kargen Heide schaut‘ ich,
Schirmt‘ den Blick mit meiner Hand.
Auf der kargen Heide sah ich
Ein erträumtes, bessres Land.
Auf der kargen Heide wußt‘ ich,
Dieser Traum hat nicht Bestand.
Auf der kargen Heide wurden
All die Recken überrannt.
Auf der kargen Heide rot ist
Zwischen Gras der kahle Sand.
Auf der kargen Heide hab ich
Mich verzweifelt abgewandt.
Auf der kargen Heide blieb das,
Was uns alle einst verband.
Nur die karge Heide weiß noch,
Welches Unglück dort stattfand.
Schlacht um Varant
Schlacht um Varant
Kein Menschenalter ist vergangen,
Erzählungen im Land erklangen,
Lieder von der Schlacht berichten,
landauf, landab die Skalden dichten
von unerhörtem Kampfesruhme,
berichtenswertem Heldentume
und von dem Siege, der stattfand
in den Sümpfen von Varant.
Myrtanas Herrscher schon vor Jahren
vier Reiche, die verfeindet waren,
unter seine Herrschaft zwang.
Die blutig Kriege zogen lang
durch die Länder ihre Schneise,
sähten Tod auf jede Weise.
Doch nun das Ende ist in Sicht,
denn wo die helle Sonne sticht
auf der kahlen Heide Weiten,
von Sumpf begleitet an den Seiten,
ein silbern Schimmern schlägt entgegen
dem Aug’, es blenden funkelnd Degen,
Rüstzeug glänzt im hellen Lichte,
Helme decken die Gesichte,
von Kriegern, aufgestellt in Reih’n
schwer gepanzert Arm und Bein,
aufgepflanzt die Wimpel sind,
flattern knatternd wild im Wind,
dies der Ort der Schlacht wird sein
und keiner wird danach so rein,
wie er ist hineingegangen
zum Schlusse wieder vorgelangen.
Die Heere stehn sich gegenüber,
die Blicke wandern hin und hüber
zum Feinde, der mit voller Macht
gespannt zum Kampf steht auf der Wacht.
Die weite Heide, einstmals kahl
füll’n grimmig Krieger, hoch an Zahl.
Versammelt ist, was kämpfen kann,
bewaffnet hat sich jeder Mann
und von den Wachen wohlumstellt
thront mittendrin des Feldherrn Zelt.
Sein Banner sich im Wind entrollt,
sind die Götter ihm heut hold?
Kampfeslüstern wolln die Krieger,
in Gedanken schon als Sieger,
auf dem Schlachtfeld aufmarschieren,
bereit, den Angriff zu parieren.
Doch noch des Herolds Horn ist stille.
Erst, wenn es des Feldherrn Wille
und er aus seinem Zelt wird treten,
um mit dem Heere still zu beten
und Innos’ Blick auf sich zu lenken,
ihn bitten, ihm den Sieg zu schenken,
dann erst wird das Horn erklingen,
auf das beginne nun das Ringen.
Und endlich ist es dann so weit,
die Krieger sind schon lang bereit.
Stumm stehen sie, vor Waffen starrend
Des Beginns des Kampfes harrend.
Sie stürmen vor beim Klang des Hornes,
die Herzen fest im Griff des Zornes
und bald schon tobt das Kampfgewühl,
Das Heer stürmt vorwärts mit Gebrüll.
Und unsichtbar auf beiden Seiten
in Dunkelheit den Kampf begleiten
düstre Mächte, deren Schaffen
viel’ Männer wird darnieder raffen.
Für Beliar ist ein Festtag heute,
er fährt ein die meiste Beute.
Leiber für ihn wertlos sind,
die Seelen nimmt er mit geschwind.
Schwerter blitzen, Hörner schallen,
zerrissne Bogensehnen knallen,
Speere zischen durch den Himmel
und in dem größten Kampfgetümmel
des Feldherrn Garde unverdrossen
des vielen Blutes, das vergossen,
ihrer Äxte langen Schäfte
wirbeln hoch und dann die Kräfte
der tapf’ren Krieger sie bezwingen,
den nächsten Feind sie niederringen.
Schilde aufeinander prallen,
ihr Krachen hört man weithin hallen.
Mit Lanzen, tief herabgesenkt,
kommen Reiter angesprengt.
Ein wilder Kampf ist nun entfesselt,
Krieger werden eingekesselt,
rammen ihre langen Spieße
mit den Enden in die Wiese
und die Lanzenspitzen krachen
in des feindlich Heerwurms Rachen.
Doch weiterhin die Klingen singen,
splitternd Lanzenschäfte springen,
brüllend Krieger sich begegnen,
Pfeilehagel niederregnen,
Ketten rasseln, Rüstzeug splittert,
wird wie Pergament zerknittert,
wenn grausam Hiebe großer Wucht,
die vergebens gleiches sucht,
durch der Krieger Reih’n sich mäht,
erhob’nen Haupts der Tod umgeht.
Wie Halme unterm Schnitt der Sense,
die Finger halten noch die Trense,
werden Reiter hingeschlachtet,
des Lebens Wert hier niemand achtet.
Der Rösser schwer gepanzert Rümpfe
stecken in der nassen Sümpfe
bodenlosen saugend Gründen.
Und vom grausam Tode künden
Leichenberge, Blutesströme,
hingemetzelt Erdensöhne.
Doch die Schlacht nimmt ihren Lauf
Kein Atemholen hält sie auf.
Wer gefallen durch des Gegners
Handarbeiten eines Degners,
der das Schwerte hat geschmiedet
im Feuer ’s Eisen hat gesiedet,
mit Hammerschlag in Form gebracht,
im Wasser Härte hat gemacht,
der Klinge Stahl am Stein geschliffen
fest das Schwerte dann gegriffen,
und zur Waff’ hat werden lassen,
die der Feind wird ewig hassen,
also wer im Kampf getroffen,
für den gabs nur noch ein Hoffen,
daß in Beliars Reich der Ruhme,
den er auf der Erdenkrume
hier im Kampf erringen tat
für Angedenken ist die Saat.
Denn was bleibt dem sterblich Recken,
wenn die Todesboten wecken
seine ewig während Seele
und aus keines Menschen Kehle
dringt sein Name noch hervor,
dann war im Tode er ein Tor,
nutzlos gab sein Leben hin
er im Kampfe ohne Sinn.
Drum lasset innig uns gedenken,
der Toten, die den Sieg uns schenkten.
Denn einer kann im Kampf nur siegen,
wenn übers Schlachtfeld Raben fliegen.
Sie kamen her als Beliars Boten,
krächzend äugend nach den Toten.
Stunden wogte nun der Kampf,
aus Pferdenüstern stieg der Dampf,
aus Wunden endlos Blute quoll,
bis zum Strome es anschwoll.
Varants Söhne hingemordet,
das Gemetzel überbordet,
überrannt das feindlich Heer,
erlahmt nun auch die Gegenwehr.
Myrtana hat den Sieg errungen,
entgültig ist Varant bezwungen.
Die Heide tat vom Blut sich röten,
es war ein Hauen, Metzeln, Töten.
Und viele, die dabei gewesen,
von ihren Wunden nie genesen,
vom Todeskrug sie mußten kosten,
ihr Harnisch wird im Regen rosten.
Die Leiber niemand hat begraben,
als Atzung dient ihr Fleisch den Raben.
Bestie im Dunkel
Ein Brüllen und Schnaufen
Hallte durch Gänge,
Ein Würgen und Husten
Und Stechen und Raufen.
Ein Lärmen zum Schaudern.
Das röchelnde Prusten
Kam hastig dichter.
Jetzt nur nicht zaudern!
In wildem Verglühen
Magische Lichter
Erhellten die Kammer
Im steten Bemühen,
Die Bestie zu stellen.
Doch was für ein Jammer:
Die Magie ist zerfallen,
Schreie laut gellen -
Nur schnell entfliehen.
Die Echos, sie hallen
Von festen Schritten.
Ein Klirren vom Ziehen
Der silbrigen Klinge,
Sie glänzt auf inmitten
Des Grausens. Herab fährt -
Ach wenns nur gelinge -
Das spitze Dolchmesser.
Die Orkbestie zehrt
Vom letzten Herzschlag,
Der Boden wird nässer.
Vom Blut ganz umrahmt
Er dem Tod nun erlag.
Tugend
Edelmut
Edelmut
Was ich dir sag, das höre gut:
Manch Kämpfer ist schon ausgezogen,
sah sich als Held, dank Waffen Kraft
und hat sich damit selbst belogen.
Ein wahrer Held ist nicht nur stark
und kann mit Waffen um sich stechen,
er sollte auch verzeihen könn’n,
darauf verzichten, sich zu rächen.
Dies nenn ich wahren Edelmut,
der jedem guten Manne stünde.
Herr über niedren Wunsch zu sein,
das war noch niemals eine Sünde.
Denn was bringt Rache außer Leid,
aus dem nur Zorn und Hass erwachen?
Sie wird in einem endlos Kreis,
die Kämpfe immer neu entfachen.
Darum beweise deinen Mut,
nicht länger laß vom Zorn dich leiten.
Leg fort das Schwert aus deiner Hand,
denn besser ist’s für alle Seiten.
Die größten Recken, die man kennt,
war’n edel auch in ihrem Denken,
drum bitt ich dich und mein es ernst,
laß dich von ihrem Vorbild lenken.
Vielleicht nach großen Taten einst
auch über dich die Barden dichten
und wenn es denn so kommen mag
eins soll beherrschen die Geschichten.
Wenn nämlich Lieder überall
einst werden über dich gesungen,
dann wird dein Ruhm der höchste sein,
wenn er durch Edelmut errungen.
Wenn Zorn die Gedanken leitet
Wenn Zorn die Gedanken leitet
Ein unbedachtes, falsches Wort,
zu schnell ist es laut verbreitet.
Kommt aus Empfindens dunklem Hort,
fliegt rasch von der Zunge fort,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Wenn umwölkt die Stirne ist,
des Geistes Dunkelheit fortschreitet
und du im Griff des Schlechten bist,
dann die Vernunft du nicht vermisst,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Schnell ist viel kaputtgemacht,
wenn dich des Zornes Teufel reitet.
Mit Worten hast du unbedacht
in Freunden Bitterkeit entfacht,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Drum halte eine Weile ein,
bis dein Blick sich wieder weitet
und Klarheit zieht ins Haupt dir ein,
denn du wirst schlecht beraten sein,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Wahre Recken
Wahre Recken
Durch stillen Wald und weite Flur,
durch steiler Schluchten dunklen Grund,
fand ich den Weg durch Zufall nur,
sah mich schon fall’n in tiefen Schlund.
Ich stand vor Bergen hoch und schroff,
erstieg das höchste Felsenhorn,
von mancher kahlen Bergwand troff
mit leisem Klang ein kühler Born.
Weit über Ackerrain und Feld
führt über ausgetret’nen Steg,
vorbei an Feldern, frisch bestellt,
der einst von mir gewählte Weg.
Selbst übers Meere fuhr ich hin,
getrieben von unstetig Wind.
Du fragst nach meiner Reise Sinn?
Ich suchte, was wohl nie ich find’.
Den wahren Held, zu meiner Schand’,
fand ich niemals auf meiner Jagd.
Ich hab gesucht im ganzen Land
Und dann am Ende doch verzagt.
Geben und Nehmen
Geben und Nehmen
Mancher sich schon lang gefragt,
was es wohl bedeuten kann,
wenn zu Lee er hat gesagt,
daß von nun an er sein Mann.
Drum will ich versuchen nun,
so getreulich, wie es geht,
euch erklären euer Tun
und euch sagen, wie es steht.
Wenn ihr Lee die Treue schwört,
eins ist unbestritten wahr:
Auf sein Wort von nun ihr hört,
allesamt, die ganze Schar.
In den Kampf gemeinsam zieht
Und dann gilt vor allem eins:
Was eurem Leben auch geschieht,
wichtiger allein ist seins.
Wenn einen Auftrag er erteilt,
Lee erwartet von euch schnell,
daß ihr zur Erfüllung eilt
hurtig wie vom Berg ein Quell.
Gibt’s für euch nur noch die Pflicht?
Und zum Klagen einen Grund?
Ich sage euch, so ist es nicht,
Lees Schuldigkeit tu ich nun kund.
Euch zu nähr’n ist seine Pflicht,
hat er dann zu kleiden auch
jeden, der hier für ihn ficht,
damit keiner friert am Bauch.
Kampfeswunden, Krankheit, Harm
sollte von euch halten fern
er mit seinem mächtig Arm,
wie’s sich anschickt für den Herr’n.
Sorgen soll er nicht zuletzt
sich um euer leiblich Wohl.
Darum sag ich es euch jetzt:
Sein Versprechen ist nicht hohl.
Denn sein Wort hier jedem nützt,
laßt’s durch euren Geiste zieh’n:
Euer Leben er beschützt,
mit eurem Leben schützt ihr ihn.
Wunder der Natur
Es ist Frühling
Es ist Frühling
Zu wandern der Nase nach stand mir der Sinn,
durch Wiese, Wald und Flur.
Staunend stolpere ich und fall hin.
Was ist das nur?
Na klar: Es ist Frühling!
Ein mächtig Gezwitscher aus jedem Baum,
ein Tschilpen, Trillern und Pfeifen.
Ich rapple mich auf und glaube es kaum,
fang an, zu begreifen.
Hach ja: Es ist Frühling!
Grün sprießen die Blätter an jedem Strauch,
das Blütenmeer schlägt hohe Wellen.
Es blühen Narzissen, die Primeln, der Lauch
an allen Stellen.
Wie wahr: Es ist Frühling!
Und ein junges Mädchen, das lächelt mir zu,
vor Sehnsucht dahin ich gleich welke.
Doch meine Trübsal ist verschwunden im Nu:
Sie schenkt mir ne Nelke.
Oh ja: Es ist Frühling!
Frühling
Frühling
Süße ungeahnte Düfte
meine Nase nun erreichen,
Schwaden schweben durch die Lüfte,
niemals solln sie wieder weichen.
Zarte Blätter sich entrollen
auf so wundersame Weise
und im Moos die Bienlein tollen,
klar zu ihrer Frühlingsreise.
Der Flug in jede Blüte führt,
nimmermüde Honigsammler.
Ihr Fleiß sogar mein Herze rührt,
mir sorgenlosem Zeitvergammler.
Beschwipst in meinem Frühlingsrausche
torkle ich durch Feld und Wiese.
Mit den Vöglein ich gern tausche,
die Erde unter mir dann ließe.
Doch einstweilen ich am Boden
noch verbleibe auf zwei Beinen,
stopf’ Blumen mir in meine Loden,
möchte fast vor Freude weinen.
Frühling ist die schönste Weile,
die ganze Welt ist nun erweckt.
Alles wächst in größter Eile,
neues Leben man entdeckt.
Während ich sinnierend liege,
auf dem schönsten Wiesengrüne
wächst mir eine grüne Riege
Gräser in das Ohr ganz kühne.
So viel Zeit ich hab verschwendet?
Träum ich denn so lang schon liegend?
Oder Wachstums Kraft sich wendet,
über’n Winter endlich siegend?
Einerlei, ich hab zu tun jetzt,
muß der ganzen Welt verkünden,
daß des Frühlings Kusse hinsetzt
frisches Leben ohne Sünden.
Sommergewitter
Sommergewitter
Wolken türmen hoch sich auf
und Gewitterblitze zucken,
Wetter nimmt nun seinen Lauf.
Bäume sich herniederducken.
Nehmen Windes Kraft in Kauf,
müssen seine Hiebe schlucken.
Blätter bläst der Sturme fort,
lang noch sie am Himmel tanzen,
bis an einem fernen Ort
sie als Boten fremder Pflanzen
niederfall’n, verweilen dort,
Speise sind für Krabbelwanzen.
Doch einstweilen herrscht der Wind,
wilde Böen die Felder fegen.
Himmels Schleusen offen sind
und nun endlich peitscht der Regen,
Wasser übern Acker rinnt,
Pfützen sammeln sich an Wegen.
Krachend rollt des Donners Hall
Übern vollgepackten Himmel
und der dräuend Wolkenwall
wird zum aufgebäumten Schimmel,
trabend drängeln überall
Wolkenherden im Gewimmel.
Blitze donnern unterm Huf,
Nebel fließt von ihren Mähnen,
Götter Launen sie erschuf.
freien Tritt sie sich ersehnen.
Folgen sie des Sturmwinds Ruf,
springend sich die Leiber dehnen.
Endlich ist des Himmels Wut
mit dem Regenschwall zerronnen
und nun scheint letztendlich gut,
was so düster hat begonnen.
Alles blüht mit frischem Mut,
hat an neuem Glanz gewonnen.
Vom Bau der Welt
Vom Bau der Welt
Einstmals kühne Männer waren,
die vor ungezählten Jahren
wollten auf die Seefahrt gehen,
sich den Bau der Welt besehen.
Und so sind sie losgezogen
Damit ich hier ungelogen
diese Kunde kann verbreiten
aus schon längst vergangnen Zeiten.
In den Ebenen im Süden
Zeichnen sich der Wand’rer müden
Fußspur’n ab im Wüstensande
Quer durch unbekannte Lande.
Sonne brennt dir heiß im Nacken
Will dich braun und knusprig backen
Mit erbarmungslosen Strahlen
Schickt sie wahre Höllenqualen.
Seltsam Völker lang schon wohnen
In den ausgedörrten Zonen
Gog und Magog ist ihr Name,
klingt für uns ganz wundersame.
Schwingen kreischend ihre Waffen,
woll’n den Erdkreis an sich raffen.
Wir vom Lande dort hernieden
Sind durch Götter Macht geschieden.
Breite Meere, Ozeane
halten fern von ihrem Wahne
uns’re glücklichen Gefilde
wo die Sonne scheint so milde.
Weiter geht die seltsam Reise
und der Wind bläst still und leise
in die Segel, die sich blähen.
Launenhaft die Lüfte wehen.
In den Bergen hoch im Norden
stark behaarte dunkle Horden
dort in Felsenhöhlen hausen,
ungewaschene Banausen.
Winters Kälte schlägt sich nieder
an den Klüften immer wieder.
Schnee begräbt die Täler alle,
mancher Weg wird so zur Falle.
Innos nie gesehen haben
alle dort und seine Gaben
wie die Wärme seiner Sonne
nie gespürt dort ward mit Wonne.
Zitternd sitzen in der Kälte
dort die Menschen, als obs gälte
zähneklappernd Takt zu schlagen,
allen so ihr Leid zu klagen.
Doch die Fahrt kann keiner stoppen,
auch wenn Meeresgeister foppen
die entsetzten mutig Forscher.
Schiffes Planken werden morscher,
denn erreicht ist jetzt das Meere
der gehörnten Würmerheere,
die sich endlos um sich schlingen,
durch das Holz des Schiffes dringen.
Weit im Westen leben Wesen
manche haben von gelesen:
Canophyten, Ichtyophagen
hör ich die Gelehrten klagen,
fressen Menschen zum Vergnügen,
jeder muß sich ihnen fügen.
Kochen sich im Topf ihr Fleische,
bis es schmackhaft ist und weiche.
Schnell sich aus dem Kochtopf ziehen
alle und dann hurtig fliehen,
sie zum Schiffe, ankerlichten,
bleiben wollen sie mitnichten.
Weiter geht die Fahrt nach Osten,
um nun auch vom Glück zu kosten,
denn an diesem fernen Orte
liegt des endlos Segens Horte.
Wie schon schrieben manche Weisen,
soll’n am Ende alle Reisen
in den selig Osten gehen
wo die Sonn’ wir aufgeh’n sehen.
Dort, so sagt man, liegt die Insel,
wo selbst jeder Einfaltspinsel
zum Gelehrten könne werden.
Hier ist’s Paradies auf Erden.
Dieses Land mit Götter Segen,
wo die freundlich warmen Regen
honigsüß vom Himmel fallen
und Schalmeien laut erschallen,
heißt Elysia in Sagen,
niemand muß sich dort abplagen.
Hier die Menschen glücklich leben,
keine Angst läßt sie erbeben.
Wenn du dort vorbeigezogen
Auf des Meeres hohen Wogen
Findest du die steilen Wände,
die markier’n das Weltenende.
Donnernd in den Schlund ergießen
Sich die schaumbewachs’nen Wiesen,
all der Meere endlos Flächen
fließen ab in zahllos’ Bächen.
Mächtig sprüht die Gischt hernieder.
Ohne Pause. Immer wieder.
Und ein großer Regenbogen
glitzert leuchtend von hoch droben.
Wenn der Sog dich will erfassen
und nie wieder von sich lassen,
will dich in den Abgrund ziehen,
solltest du mit Eile fliehen.
Kraftvoll bläst der Wind ins Segel
und schon bald des Meeres Pegel –
und das ist ein gutes Zeichen –
ihren alten Stand erreichen.
Ob die Wasser sich verlaufen
oder Ungeheuer saufen
all die riesig Wassermassen?
Welcher Magen könnt’ das fassen?
Nein, die großen Wassermengen
später dann am Himmel hängen.
Über’n Rand der Welt gefallen
Wolken sich zusammenballen.
Adanos schickt sanft gelinde
wolkenschiebend günstig Winde.
Und so fall’n die Wasser wieder
regnend auf die Erde nieder.
Meine Reise ist zu Ende,
darum trete ich behende
auf bekannten Boden wieder,
bette meine müden Glieder
auf der Heimat weiche Erde,
von der mich auch hundert Pferde
stampfend Hufes nicht vertreiben,
hier werd ich für immer bleiben.
Vom Vergehen
Vom Vergehen
Weißt du noch, die kleine Blume?
Gestern blühte sie noch dort.
Heute such ich sie vergeblich,
heute ist die Blume fort.
Flogen Falter noch vor kurzem
durch die milde Sommerluft
aus Blütenkelchen, Trauben, Dolden
strömte süßer Honigduft.
Alles Leben ist vergänglich
nichts bleibt für die Ewigkeit
Für diese Wahrheit nicht empfänglich
ist der Mensch und nicht bereit,
wenn für mehr als bunte Blumen
anbricht eine Trauerzeit.
Und so endet, was mit Lachen
seinen Anfang nahm, im Leid.
Winterlied
Winterlied
Winter hält in seinem eisig kalten Griffe
das ganze Land,
übern Himmel ziehn unstetig Wolkenschiffe,
die wohlbekannt
ihre glitzernd Ladung niederrieseln lassen
ohne Ruhe,
schneeweiß bestäubt nun alles ist, kanns kaum fassen,
hier im Nuhe.
Doch ein kalter Wind pfeift durch die Stoppelfelder
ohn Unterlaß,
und auch die hohen und so düstren Tannenwälder
rauschen mir was.
Frost hält umklammert Zweig und Wurzel ohne Gnade
wie zum Hohne,
blutig Wunden durch verharrschten Schnees Grate
sind mein Lohne.
Ein warmes Haus auf meiner Flucht vor Kältes Grimme
erreich ich bald,
mit frierend Ohren höre ich des Winters Stimme,
er lacht so kalt.
Und zum Abschied er noch einen donnernd Gruße
schickt hinterher,
die Schneelawine schnelle flieh, hab keine Muße
ich nimmermehr.
Nur die Hoffnung bleibt mir noch auf Winters Ende,
bald, wenns ginge,
sonst der Frühling immer bliebe nur Legende,
die ich besinge.
Meeresfahrt
Meeresfahrt
Wind geduldig gibt die Richtung
Zu dem Ziel der Reise vor,
Doch der Regenwolken Schichtung
Ist dem Sturm ein Ausfalltor.
Wirbelnd strömt die Flut von oben,
Brechend übers Deck herein.
Ungezähmte Wasser toben,
Fließen in das Schiff hinein.
Während jeder sucht zu retten
Sich vor gurgelnd salz'ger Flut,
Steht umwickelt fest mit Ketten
Der Rudergast voll Todesmut.
Zu den Göttern heben alle
Ihre Stimmen still und laut,
Denn bei diesen Unglücksfalle
Wird nur ihnen noch getraut.
Ein lauter Knall. Es birst das Segel,
Fort trägt es des Äthers Wut.
Nur Zerstörung hießt die Regel,
Sonst den Mächten nichts scheint gut.
Niemand soll des Meeres Wiesen -
Hört man's aus dem Sturmwind schrei'n -
Zum Wandelgang sich auserkiesen!
All die Hügel - die sind mein!
Hier ergeh'n die Meeresriesen
Sich und so soll's immer sein.
Also seid nun ausgewiesen:
Riesenspielzeug sollt ihr sein!
Sturmwind braust und hebt den Nachen
hoch hinauf in Himmels Schlund,
Um ihn dann mit lautem Krachen
Fall'n zu lassen in den Grund.
Werden all die Planken halten,
die einst eine kundig Hand -
eines Zimmermannes Walten -
festgefügt zusammen band?
Sieh! Die Fluten wieder schwellen!
Doch es hält dem Mahlstrom stand,
Beugt sich unter hohen Wellen,
Wie der Baum im Wind an Land.
Plötzlich, so wie er gekommen
ist der Sturm vorüber jetzt.
Wer noch lebt, der ist benommen;
Ist es überstanden jetzt?
Glatt das Meer liegt vor den Blicken,
Als ob's anders niemals war.
Wird der Sturm noch einmal schicken
Seine wilde Bestienschar?
Niemand soll des Meeres Wiesen -
Hört man's gurgelnd wie durch Stein -
Zum Wandelgang sich auserkiesen!
All die Hügel - die sind mein!
Hier ergeh'n die Meeresriesen
Sich und so soll's immer sein.
Dies war nur ein kurzes Niesen.
Gewarnt ihr Frevler, sollt ihr sein!
Wasser endlos wallt hinüber,
Stetig ist der Barke Bahn.
Schallt der Ruf vom Mast herüber:
Dunstig' Ufer sieht man nah'n.
Düstre Mären
Der Nachtmahr
Der Nachtmahr
Einst ein Knabe jung und schön
folgte einem Weg, zu gehen
durch den dunklen Tannenhag,
wünschte sich, es wäre Tag.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Auf Gras, ganz helle, trat sein Fuß
und plötzlich eine Maid zum Gruß
ihm ihr strahlend Lächeln schenkt,
an nichts andres er mehr denkt.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Ganz verzaubert bleibt er stehn,
kann keinen Schritt mehr weiter gehen
„Oh schönes Mädchen, sage mir,
wie finde ich nach Haus von hier?“
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Sie nimmt den Knaben bei der Hand,
sein Herz umschließt ein festes Band
und willig folgt er ohne Scheu
in den dunklen Wald ihr treu.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Den Knaben sah man nimmermehr,
der Nachtmahr gab ihn niemals her,
doch im hellen Sonnenschein,
ein schönes Mädchen sitzt allein.
Dunkle Träume trieben sie
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Der Sucher in der Dunkelheit
Der Sucher in der Dunkelheit
Ich sah harte Felsen Dünen gleich vergehen,
Meere, die verdampften in grenzenlose Himmel,
Konnt' steinern Adlers Werden mit starren Augen sehen,
hört' in mir den Hufschlag der rasend Feuerschimmel.
Gestirne haben vordem ihre Bahn begonnen:
Es gibt keine Ordnung, nur wirres Gewimmel.
Zwischen sterbenden Sternen, heißen Sonnen
wandeln die Götter voll Macht umher.
Sucher in Welten, die längst zerronnen,
Seit Äonen sind ihre Hände leer.
Was ist in den Welten, was hält sie zusammen?
Was entstiegen der See und doch allverborgen?
Was strebt auf der Aare, glüh'n Sphären in Flammen?
Kann Wissen und Kunde für Antwort nicht sorgen,
Denn ganz unentwirrbar ist alles versponnen.
Im Wechsel der Sicht ist der Abend ein Morgen.
Zwischen sterbenden Sternen, heißen Sonnen
wandeln die Götter von einst umher.
Sucher in Welten, die längst zerronnen
Seit Äonen sind ihre Augen leer.
Die Trauerweide
Die Trauerweide
Auf der kahlen Heide,
da steht ein alter Baum,
eine Trauerweide,
erstarrt in einem Traum.
Bei einem alten Weibe,
da darbte eine Maid,
ihr geschah am Leibe
einst ein großes Leid.
Der Wind in ihren Zweigen
bringt leise sie zum Spiel
und in der Blätter Reigen
findet er sein Ziel.
Sie wollte hin zum Tanze
mit einem Burschen gehn
und flocht sich einen Kranze
sie war so wunderschön.
So rauschen denn die Blätter
ohne Unterlass,
im stürmisch Regenwetter
glänzen sie ganz nass.
Das Weibe aber sagte:
›Er wird nicht kommen her.‹
Denn der Neid, der nagte
an ihrem Herzen sehr.
Am Tage scheint die Sonne
auf ihr grünes Dach
und Wandrer voller Wonne
im Schatten liegen wach.
Das Mädchen jedoch lachte
und wollte hören nicht:
›Geschenke er mir machte,
mein Herz er mir nicht bricht.‹
Des Nachts die Sterne schimmern
durch ihr lichtes Blatt
und an dem silbern Flimmern
sieht man sich nie satt.
›Zu Holz will ich erstarren,
wenn er mich vergisst,
ich werde seiner harren,
auch wenn du gram mir bist.‹
Im Frühjahr Weidenkätzchen
mit ihrem Duft betör’n,
man kann an manchem Plätzchen
die Bienen summen hör’n.
›Wenn dies ist dein Wille,
so möge er geschen.
Als Baume sollst du stille
auf der Heide stehn.‹
Im Sommer spendet Schatten
die weitgespannte Kron,
viel Wandrer an dem glatten
Stamme lehnten schon.
Der Alten düst’ren Worte
das Mädchen hörte nicht,
es dacht’ an and’re Orte,
ein Lächeln im Gesicht.
Und wenn die Blätter fallen,
von Herbstes Hauch gefärbt,
wird von des Windes Krallen
der Weidenbaum gegerbt.
Die alte Hexe schickte
einen Zauber aus,
den Burschen er umstrickte
mit tiefem Schlaf zu Haus.
Auf die silbrig Rinde
im Winter schneit es weiß,
in dem kalten Winde
die Zweige rascheln leis.
Des Abendrotes Schimmer
der Nacht hat Platz gemacht,
der Bursche, der kam nimmer,
die Maid umsonst gewacht.
Am Morgen auf der Heide
beugen sich verzagt
die Zweige einer Weide,
wie’s voraus gesagt.
Der große Gleichmacher
Der große Gleichmacher
Schnitter, schärfe deine Sense,
Spann Gezäum dem Rosse vor.
Silbern Mondlicht wird dich leiten
Über Wälder, Berg und Moor.
Eingehüllt in Nächtens Mantel,
Weiß mit Schnee am Saum besetzt,
Diamanten gleich mit Sternen,
Ist der ganze Stoff benetzt.
Unter dir die Welt liegt stille,
Ruht in klarer Winternacht,
'S ist das Feld mit deiner Ernte;
Tu die Arbeit mit Bedacht.
Unter diesem prächtig Zelte,
Wartet eine große Schar,
Deren Hoffnung längst verlor'n ist,
Deren Leben Mühsal war.
An dem Feldrain hingesunken
Liegt ein Bündel Lumpen nur.
Da - ein schwaches Menschlein wimmert.
Weit weg führt die Wagenspur.
Über Knochen spannt die Haut sich
Und ganz leis im Fiebertraum
Ruft das Mädchen nach der Mutter.
Doch den Ton – man hört ihn kaum.
Ausgezehrtes Mädchen, höre,
Sollst vergessen deine Not
Wohin ich dich führen werde,
brauchst du niemals wieder Brot.
In der festen Kemenate
Liegt der Burgherr satt und warm:
Unumschränkter Macht zum Trotze
Traf den Herrscher Krankheit Harm.
Weder Medicus noch Magier,
Priester, Heiler, Scharlatan,
Nicht Geschmeide, Gold und Reichtum
Wehrt Geschwüren ihre Bahn.
Deine Plage will ich kuren,
Sollt' sie noch so schmerzhaft sein:
Heilen wird dein langes Leiden
Prompt der Schritt an meinen Schrein.
Mitten in dem wilden Kampfe
Fällt den Krieger zischend Pfeil
Weil der Schütze richtig zielte
Blieb des Streiters Herz nicht heil.
Pfeifend rasselt schwacher Atem,
Blut rinnt aus dem zitternd Mund.
Dunkler Fleck auf weißem Schneekleid
Tut des Kämpfers Wunde kund.
Laß den Odem aus dir weichen!
Nie mehr kämpfen ohne Sinn,
Nicht für Klang von leeren Worten
schenkst du mehr dein Leben hin.
Ach, zerschunden ist der Körper,
angekettet an die Wand
von der Folter ganz zerstoßen
sind die Finger jeder Hand.
Für die Buhlschaft mit Dämonen
War Beweis ihr rotes Haar.
Sie gestand es unter Schmerzen:
Ja, die Klage, sie ist wahr.
Von der Welt sollst du dich lösen
Sieh: sie hat sich abgewandt.
Eh die Flammen dich verschlingen
Komm mit mir, nimm meine Hand.
Schnitters Mahd fällt alle Leben,
Junge, Alte, arm und reich,
Unterschiede kennt er keine:
Im Tode sind sie alle gleich.
Immerdar
Dunkle Mauern, die nicht zagen, aus den Nebelschwaden ragen.
In der Mitte fest verschlossen, von Holz und Stahl ein Flügelpaar;
Hängen an dem hohen Gange, bleiche Knochen Wang an Wange,
Hängen da, sind niemals bange, Sonn und Monde zum Altar.
weiß und rissig und für ewig hängen sie da weit sichtbar,
Hängen da auf immerdar.
Fügen sich mit Knochenstümpfen zu zwei Menschen ganzen Rümpfen
Jeder Knochen an den Stellen, die sein eigen wunderbar;
Fügen sich zu Bein und Schopfe von den Zehen bis zum Zopfe
Breit die Arme um den Kopfe wie die Flügel eines Aar.
Hängen dort fest angenagelt, zwei Skelette als ein Paar,
Beide hier auf immerdar.
Und aus ihren Beckenknochen feingeformte Wirbel krochen
daran Rippen stet anschwellen von dem Reste unlösbar,
Im Äther die Gerippe klirren, den Zauber keiner konnt' entwirren,
Forschte bis Gedanken flirren, forschte er auch manches Jahr:
Keiner wußte, wie es anstell'n - schlottern sie seit langem Jahr
Durch Magie hier immerdar.
Aus ihrer Augen leeren Halle trifft ihr stechend Blick sie alle;
Von dem hohlen Aug' getroffen, jeder, der hier stand, mal war,
Und ganz unwohl sich dann fühlte, ihm das Herze dies aufwühlte,
Zur gleichen Zeit die Wangen kühlte, sein Innerstes lag offenbar.
Und ein jeder, den sie schauten, sprach allein darauf hin wahr,
Sprach die Wahrheit immerdar.
Doch mit der Verzweiflung Mute – denkend an das Schöne, Gute –
Hub ich an, auch wenn die Wächter erschienen all'n als unnahbar.
Ich fragte laut – als obs mich lenkte – sie, was mich vor allem drängte:
»Wollt lang schrecken«, dies mich drängte, »all der Gäste bunte Schar?
Wollt sie schrecken, daß sie schaudern und sich gruseln fürchterbar,
Wollt ihr das denn immerdar?«
Es traf ihr Blick mein Herz und meine schrecklich schlotternden Gebeine,
Schwankend wollte Halt ich finden, elend mir zumute war.
Erst es schien so, dass sie schliefen. Doch dann klang es aus den Tiefen,
Hohl und stickig aus den Tiefen, riefen sie. Unvorstellbar!
Endlich brachen sie ihr Schweigen, riefen zu mir sonderbar
Mit dumpfen Stimmen: »Immerdar!«*
Quelle (https://forum.worldofplayers.de/forum/threads/1377290-Das-Kastell-des-ZuX-94?p=24413815&viewfull=1#post24413815)
__________________
*Ein Tribut an E. A. P.
Alte Sagen
Der Nix und seine Töchter
Der Nix und seine Töchter
Wenn der Mond am Himmel steht
und die Sonne untergeht,
dann kannst du an manchen Nächten
den Nix, den Barte voller Flechten,
aus dem Weiher steigen sehn.
Nach ihm seine Töchter gehen.
Und zum Bade sie nun schreiten,
lassen sich vom Mondlicht leiten.
In aus Schilf gewachsnen Hallen
lassen sie anmutig fallen
ihre algengrünen Kleider.
Doch der alte Nix wacht leider
über ihre Badestelle
an erlenbruchgesäumter Quelle.
So wird es dir nur schwer gelingen,
bis zu ihnen vorzudringen.
Willst du des Nixens Wacht umgehen,
mußt du vor des Hahnes Krähen,
damit der Nix dich nicht zerreißt,
ein Kraut abpflücken, das da heißt
Rührmichnichtan. Birgs an der Brust.
Der Nix an dir verliert die Lust.
Doch seiner Töchter lockend Duft,
führt dich in eine nasse Gruft.
Die Blicke ihrer Mandelaugen
In die kühle Flut dich saugen
und Wimpern Schwünge froh erzittern,
sehn sie dich hinter nassen Gittern.
Das grüne Haar der Wasserweiber,
bedeckt nur knapp die schönen Leiber.
Ihr Sang benebelt den Verstand
Bringt flugs dich an des Wahnsinns Rand.
Die weiße Haut im Mondenschein
der Nixentöchter leuchtet rein.
Mit Händen schmal und ganz grazil
seltsam Zauber in den Siel
mit wiegend Hüften wird gewebt,
daß Balsam überm Wasser schwebt.
Und ihre alabastern Glieder
Senken sich zum Bade nieder.
Dann in die Tiefe ziehn sie dich.
Das Wasser braust ganz fürchterlich,
nie wieder lassen sie dich ruhn,
mußt ewig für sie Dienste tun.
Wer nachts sich an den Teich begab,
fand oft im Ried sein nasses Grab.
Drum solltest du den Weiher fliehn,
eh sie dich unter Wasser ziehn.
Sticht dich jedoch der Übermut,
so rat ich dir, doch höre gut,
schneid aus Weide dir zwei Pfropfen,
die mußt du in die Ohren stopfen,
denn wenn du hörst die Nixen singen,
wird es niemals dir gelingen
ihren Armen zu entkommen,
keiner ist jemals entronnen
Doch hast du meinen Rat befolgt
und das Glücke war dir hold,
erreichst du taub für ihre Lieder
eins der moosbestickten Mieder,
so nimm es an dich still und leise,
denn nur auf diese eine Weise
ihren Zauber hältst du aus,
kannst sie dann führen in dein Haus.
Doch auch bei tränenreichem Flehen
laß sie niemals wieder gehen,
denn kehrt zum Teiche sie zurück
schwindet sofort auch dein Glück.
Drum halt die Kleider gut versteckt,
daß sie niemals mehr entdeckt
was ihr Herz an deines bindet.
Aus ist’s, wenn sie’s wiederfindet.
Der Prinz und der Drache
Der Prinz und der Drache
Ein neuer Tag die Welt erreicht,
die Dunkelheit dem Lichte weicht.
Was gestern hoffnungslos erschien,
wird heute schnell vorüber ziehn,
hat Platz zu machen neuen Dingen,
von manchen werde ich nun singen.
Vor vielen Jahren, fern von hier,
in einer Zeit, als Mensch und Tier
noch sprachen mit der selben Zung
und die Welt noch schön und jung,
wuchs auf in einem fernen Reich
ein Jüngling, klug und schön zugleich.
Sein Name ist mir nicht bekannt,
auch der von jenem fernen Land,
des’ Thron sein Vater einst besessen,
ist heutzutage längst vergessen.
Nur noch ein ferner Widerhall
dringt durch des Vergessens Wall.
Doch alles ist noch nicht verklungen,
von alten Taten wird gesungen
und solang noch Menschen leben,
wird es diese Lieder geben.
Denn viele Dinge sind es wert,
daß man sie auch in Zukunft hört.
So laßt mich denn mein Lied erzählen,
nicht länger soll euch Neugier quälen.
Es geht um Liebe, Schmerz und Leid,
um Trauer und um Einsamkeit,
doch auch für Freude ist hier Platz
und gutem End’ im letzten Satz.
Der Königssohn, von dem ich sprach,
ihn plagte einst ein Ungemach.
Zu eng das Schloß des Vaters schien,
so bat er ihn: ›Oh laß mich ziehn,
zu sehn, was in der Welt passiert,
mein Herz nach Abenteuern giert.‹
Des Königs Herz jedoch fast brach
und unter großem Weh und Ach,
es hätt den Kummer nur vermehrt,
wenn er den Wunsch ihm hätt verwehrt,
ließ er ihn voller Trauer gehen.
Würd er ihn jemals wiedersehn?
Den Jüngling jedoch focht das nicht,
die Freude stand ihm im Gesicht.
Er schnallte um das Schwertgehänge,
stieg auf sein Roß und mit Gepränge
ritt er zum Tore dann hinaus
und verließ der Jugend Haus.
Lange führte ihn sein Weg
über manchen schmalen Steg,
hörte Wind in Wäldern rauschen,
tat so manchem Vöglein lauschen,
ritt über Brücken, schwamm im Fluß,
setzt’ hier- und dorthin seinen Fuß.
Erfuhr die größte Einsamkeit,
traf keinen Menschen weit und breit,
mußte gar in großen Städten
sich vor dem Gewimmel retten,
ritt über Wiese, Flur und Feld,
lernte kennen so die Welt.
Doch die Lust auf Abenteuer
brannte in ihm wie ein Feuer,
noch war nicht gelöscht die Glut,
die ständig nährte seinen Mut
und ihn trieb auf diese Weise
zu seiner langen, fernen Reise.
Und als er ruht auf einem Steine,
schlägt übernander Bein auf Beine
und er seine Rüstung lupft –
das Roß derweil an Gräsern zupft -
sein Schwert hell in der Sonne blinkt,
ein Vogel ihm ein Liedlein singt.
Da läßt er einen Seufzer fahren:
›Ach, nach wieviel langen Jahren
soll ich denn nach Hause gehen,
kein einz’ges Wunder ich gesehn?
Meine Reise war vergebens,
nur Verschwendung meines Lebens.‹
Da des Vogels Lied erklingt
und er in klaren Worten singt.
Der Prinz versteht es Satz für Satz,
wie er erzählt von einem Platz
umrahmt von Bergen hoch und steil,
nicht zu erklimmen ohne Seil.
Dort in einem tiefen Tal,
die Berge ringsum sind ganz kahl,
lebt ein Drache, alt und schlau,
gefangen hält er eine Frau,
ein einsam Mädchen, jung und schön,
läßt sie niemals von sich gehen.
Traurig klingen ihre Lieder,
doch sie singt sie immer wieder,
wenn ihr goldnes Haar sie kämmt
und die Spangen sie sich klemmt,
sitzt sie an eines Baches Quell
und ihre Stimme klingt so hell.
Der Jüngling hörte ganz gebannt,
dies Gefühl er nie gekannt,
lang schon war der Vogel fort,
doch er saß noch an diesem Ort.
Er ans Mädchen nur noch dachte
und sich auf die Suche machte.
Tags er suchte nach der Stelle
mit der ihm beschrieb’nen Quelle,
nachts er fiebrig von ihr träumte.
Unter ihm sein Roß sich bäumte,
wenn er es hastig trat mit Sporen.
War die Hoffnung schon verloren?
Schließlich er im Bergland stand,
keinen Weg von hier er fand,
irrte tagelang umher
›Nach Hause find ich nimmermehr.‹
Und sein Kopf sank in die Hände,
er erwartete sein Ende.
Stunden rannen, ungezählt,
lange er sich hat gequält
und sich nach Erlösung sehnte,
endlich sich im Himmel wähnte.
Sein Körper lag auf weichem Moos,
der Kopf auf eines Mädchens Schoß.
Lieblich einer Quelle Klang
plätschernd an sein Ohre drang.
Und das Mädchen sprach zu ihm:
›Eile dich, du mußt schnell fliehn,
verweile nicht und lauf schnell fort,
dies ist ein verfluchter Ort.‹
Ungläubig und voller Staunen
hört’ er sie die Worte raunen.
›Du schönes Mädchen, sage mir,
an welchem Orte bin ich hier?
Ich will nicht ohne dich mehr gehen,
so lange bleib ich bei dir stehn.‹
Und er sprang auf und sah sie an,
so wie man es nur tun kann,
wenn man im Innersten entzückt
und die Seele ganz entrückt.
›Oh komm doch mit mir, Schönste mein
und Königin wirst du bald sein.‹
Da sagte sie: ›Ich kann nicht weg,
gefesselt bin an diesen Fleck.
Von einem Drachen wohl bewacht
bin ich eingesperrt bei Nacht.
Und aus den Augen läßt er nicht
mich auch beim hellsten Tageslicht.‹
›Ich will das Ungeheuer töten
und dich befrein aus deinen Nöten‹,
sprach beherzt der Königssohn.
Und auf sein treues Pferd er schon
stieg auf und legt die Rüstung an,
nimmt seine Lanze an sich dann.
Das Mädchen warnt ihn: ›Fürchte dich,
der Drache ist gar heimtückisch.
Vor seiner List kein Mensch gefeit,
stets zu Ränken er bereit,
die du nicht hast vorhergesehn
nie läßt er dich lebend gehen.‹
›Hab keine Angst, mein schönes Kind,
wir bald wieder zusammen sind.
Ich habe keine Furcht vorm Drachen,
werde ins Gesicht ihm lachen,
schlag mit dem Schwerte auf ihn drauf,
spieß ihn mit meiner Lanze auf.‹
Da schlug die Maid die Augen nieder
›Ich hoffe sehr, ich säh dich wieder.
Nimm diesen Ring und noch den Rat,
wenn du reitest nun zur Tat,
Drachen niemals Tränen weinen,
selbst wenn sie noch so menschlich scheinen.‹
Und so ritt er zum Drachen hin,
ihn zu töten, stand sein Sinn.
In der Höhle Windung tief
auf einem goldnen Schatze schlief,
der angehäuft mit großer Gier,
das garstig schöne Schuppentier.
Mit langem Schwanz und großen Schwingen
lag er auf all den prächtig Dingen,
Pokalen, Silber, Gold, Geschmeide,
es war die reinste Augenweide.
Ein großes Glitzern und ein Funkeln,
man sahs von Weitem schon im Dunkeln.
Und ohne noch zu zögern lang,
um des Pferdes Zügel schlang
die Faust, gepanzert, voller Mut,
der Prinz, und dann mit grimmer Wut
er sein Roß zum Angriff lenkt,
zum Stoß die Lanze niedersenkt.
Jetzt war der Drache aufgewacht,
im Rachen seine Glut entfacht,
das Maul aufreißt, die Zähne blitzen
mit ihren messerscharfen Spitzen,
die krall’nbewehrten Pranken hebt,
auf daß die ganze Höhle bebt.
Der Drache war ein Ungeheuer,
verbrannt den Prinz mit heißem Feuer,
daß des Ritters Schutzschild schmolz,
als wäre es aus morschem Holz.
Doch der Jüngling nicht verzagt
Und mutig er den Angriff wagt.
Gegen das Untier reitet an,
hebt die Lanze er und dann
einen Stich mit voller Kraft,
daß in des Drachens Körper klafft
eine Wunde tief und schwer
er bringt ihm bei mit seinem Speer.
Ein letztes Mal der Atem rasselt
und die Flammenhitze prasselt,
dann der Drache ist besiegt
und er geschwächt am Boden liegt.
›So laß mir wenigstens mein Leben,
ich will dir auch die Jungfrau geben.‹
Und so kriecht er denn auch fort,
läßt zurück nur seinen Hort,
an dem der Prinz sich gütlich tut
und ihn auf sein Streitroß lud.
Dann er zu dem Mädchen eilt,
sie erscheint ihm seltsam kalt.
Hebt auf sein Roß sie unverzagt,
dann er mit ihr von dannen jagt.
Findet nun mit etwas Glück
den Weg nach Hause er zurück.
Die Menschen dort die Straßen säumen
vor Freude jubelnd überschäumen.
Der Prinz vor seinen Vater tritt
›Ich bringe meine Frau dir mit.
Sie soll die Königin hier werden,
wenn wir dein Königreich einst erben.‹
Der König sagt: ›So soll es sein,
sie sei mir lieb als Töchterlein.‹
Doch das Glück, das einst gewonnen,
ist nach kurzer Zeit zerronnen:
Im Königreich der Tod geht um,
die Menschen werden still und stumm.
Jung oder alt, ob arm, ob reich,
vorm Schwarzen Tod sind alle gleich.
Er macht nicht halt vor hohen Mauern,
kann hinter jeder Ecke lauern
und seine lange Knochenhand
zerreißt nun auch das Lebensband
des Königs, der voll Gram regiert,
das Volk die Hoffnung nun verliert.
Und in all den trüben Tagen
hört die Prinzessin man nie klagen,
nie traurig ihre Worte klangen,
nie Tränen netzten ihre Wangen.
Als tapfer dies Benehmen galt,
doch war ihr Herz wie Stein so kalt.
Doch schon das nächste Unglück droht,
es folgte eine Hungersnot.
Das Korn verdorrte auf dem Feld,
Brot gabs bald nur für teures Geld.
So mußten viele Menschen darben.
und sie zuletzt vor Hunger starben.
Des Prinzen Last ward immer mehr,
der Kummer drückte ihn gar sehr,
doch die Prinzessin focht das nicht,
nie Tränen netzten ihr Gesicht.
Hartherzig der Prinzessin Tun
schien manchen, die sie sahen, nun.
Ob zweie nicht genügend sein,
die nächste Plage brach herein:
Ein Heer die Grenzen überrennt
und alle Dörfer niederbrennt.
Der Königssohn die Schlacht verliert,
der Feind nach noch mehr Beute giert.
Der Prinz sodann in wilder Flucht
die Rückkehr in sein Schloß versucht.
Als er im Hof vom Pferde steigt,
kein Rühren die Prinzessin zeigt.
Da merkt auch er: Etwas nicht stimmt
und er auf eine Prüfung sinnt.
So zeigt er ihr den goldnen Ring,
den er einst von ihr empfing.
›Wo hab ich diesen Ring hier her?‹
Sie sagt: ›Das weiß ich nimmermehr.‹
Nun endlich er den Fehler findet:
Vor ihm sich der Drache windet.
Beherzt sein scharfes Schwert er zückt,
dem Drachen schnell zu Leibe rückt,
genug hat der ihn nun getäuscht,
nicht nochmal er ihm entfleucht.
Der Zorn ihm alle Sinne raubt,
flugs spaltet er des Mädchens Haupt.
Und noch im Todeskampf verwandelt,
des Drachens Leib den Hof verschandelt.
Der Prinz des klugen Rats gedenkt,
den die Maid ihm einst geschenkt:
›Drachen niemals Tränen weinen,
auch wenn sie noch so menschlich scheinen.‹
Schnell auf sein treues Roß er springt,
den Feind dann mutig niederringt,
und danach gleich voller Hast
zur Drachenhöhle ohne Rast
reitet er in einem fort,
denn er weiß das Mädchen dort.
Und als er dann das Tal erreicht,
findet er sie dort ganz leicht,
sieht der Prinz sie traurig sitzen,
in ihren Augen Tränen blitzen.
›Der Drache ist nun endlich tot,
zu Ende ist jetzt unsre Not.‹
Und er nimmt sie bei der Hand,
führt sie nach Hause in sein Land,
und ganz plötzlich kommt zurück
in sein Königreich das Glück.
So lebten sie noch viele Jahr
Als hochgeliebtes Königspaar.
Die alte Burg
Die alte Burg
Eines Turms verwittert Mauern
steh’n auf steilem Berges Grat
und an seinen Wänden kauern
Gräser, Blumen, Frühlingssaat.
Längst zerfallen sind die Wälle,
Wind durch leere Räume pfeift,
Fenster war’n an jener Stelle,
die nun Wurzelwerk umgreift.
Wer hat einst sich hier ergangen
hinter dicker Kerkerwand?
Wer lag im Verlies gefangen,
angekettet Fuß und Hand?
Ganz umsonst auf solche Fragen
man nach einer Antwort sinnt,
alles hat weit fortgetragen
schon vor langem leis’ der Wind.
Auch der Schwerter hellen Klänge
kann man lang schon nicht mehr hör’n,
edler Ritter Minnesänge
keine Herrin mehr betör’n.
Fest, Turnier und Hochgezeiten,
alles ist vergangen längst,
niemand wird zum Kampfe reiten,
hoch auf seinem Schlachtenhengst.
Wodurch ist die Burg gefallen,
war’s des Feindes Übermacht?
Riß er ein die lichten Hallen
und zerstörte ihre Pracht?
Oder fiel der Kraft des Sturmes
dieses Felsennest anheim?
Seh’ die Trümmer eines Turmes,
mach mir darauf keinen Reim.
Wind bewegt die grünen Kronen,
deren Schatten auf mich fällt.
Könnten doch - es würd sich lohnen -
Bäume von dem Lauf der Welt
mir erzähl’n mit rauschend Stimmen,
denn des Ort’s Vergangenheit,
so der guten als der schlimmen,
wär zu lauschen ich bereit.
Grün bemooste Stufen steigen
in des Bergfrieds Windung rund.
Welcher Ausblick wird sich zeigen,
tut sich meinen Blicken kund?
Voller Neugier steig ich weiter,
achte nicht auf Sicherheit,
doch die steingehau’ne Leiter
führt bis oben fest und breit.
Endlich auf der höchsten Spitze
steh’ ich nun und staune stumm,
auf der brüchig Brustwehr sitze
ich und schaue still mich um.
Von des Turmes schartig Zinne
viele Länder kann man schau’n
und wie ich da ruhend sinne,
meinem Aug’ mag ich kaum trau’n.
Reitet dort in glänzend Rüstung
an der Spitze seiner Schar
nicht ein Ritter? Doch die Brüstung
zeigt, daß es ein Traum nur war.
Sie will meine Neugier rächen,
denn betagtes Mauerwerk,
altersmüde Steine brechen,
stürzen von dem hohen Berg.
Rasch von diesem Platz ich fliehe
hurtig Schrittes, voller Hast
von hier schnell ich weiterziehe,
zu gefährlich war die Rast.
Mag der Weg auch lange dauern,
der mich leitet von hier fort,
wird doch Sehnsucht in mir lauern,
wenn ich denk an diesen Ort.
Die Drachenjäger
Die Drachenjäger
Mutig Menschen zogen bergwärts,
um der Ungeheuer Bahn
frech zu kreuzen. Siegestrunken
schlugen Herzen schon im Wahn.
Eines Schlosses schwarze Mauern
steigen als Ruinen steil
auf des Berges Felsenhauern.
Himmelwärts ragt Turmes Keil.
Schweigend die Gesellen steigen
auf des Grates Gipfelspitz',
denn die Reste dieses Baues
sind schon lang ein Drachensitz.
Ihn zu jagen fort vom Schlosse
ist das Ziel der Kämpferschar,
doch der Drache schon geseh'n sie -
Er hat Augen wie ein Aar.
Und sobald sie angesichtig
dieses großen Lindwurms sind,
fühlen sie sich klein und nichtig,
gerade so als wie ein Kind.
Denn der Drache spreizt sich prächtig,
lullt sie ein mit klugem Wort,
dass der ganze Kampfeswille
wie ein Windhauch flattert fort.
Denn bedacht wurd' nicht von ihnen,
dass ein Drache ist kein Tier,
wie die Schlangen oder Echsen,
sondern Zauberwerkes Zier.
Durch die Wünsche, die nun einmal
allen Menschen eigen sind,
gelangt zu Macht der listig Wyrmling
schneller als die Zeit verrinnt.
Und so kommt es, wie befürchtet.
Eben wollten sie's noch jagen,
schaurigschönes Schuppentier.
Nun zu ihm sie Dienstherr sagen.
Lassen sich doch weiterschicken,
auf des Untiers Widerrist,
fort von ihrem wahren Ziele,
tief verstrickt in Drachenlist.
Obs den Helden, die sie gerne
durch ihr Abenteuer wären
noch gelingt, zu triumphieren,
wird sich wohl erst später klären.
Lee
Lee
Auf hohen Turmes Zinne ∙ einst König Rhobar stand
Die Stirne furchten Falten ∙ als er sah übers Land.
Zum Führer seines Heeres ∙ hub er zu sprechen an
und richtete die Worte ∙ an seinen treuen Mann:
›Mein Reich, das ist zerrissen ∙ seit allzulanger Zeit.
Schon Feinde sich einschiffen ∙ und es ist nicht mehr weit
mit meiner Königsherrschaft, ∙ die Feinde sind zu stark.‹
Des Königs Seufzer trafen ∙ den Recken bis ins Mark.
›Darum nimm deine Brünne ∙ und gehe nun zum Heer
Sollst deine Mannen leiten. ∙ Nimm Schwert dir, Helm und Speer.‹
Sogleich der tapf’re Hüne ∙ den Helm setzt’ auf sein Haupt
und sagte dann: ›Ich reite, ∙ wenn ihr es mir erlaubt.‹
So zog er denn von dannen ∙ in eine blut’ge Schlacht
und siegt’ nach langem Kampfe, ∙ den er nicht hat entfacht.
Das Streitroß schweißbehangen, ∙ die Nüstern voller Dampf
kam er zurück gegangen ∙ als Sieger aus dem Kampf.
Das Schicksal ihm nun reichte ∙ den Kelch des Niedergangs.
Er trank ihn bis zur Neige: ∙ ein Opfer seines Rangs.
Am Königshofe Neider, ∙ sie planten den Verrat,
gedung’ne Mörder führten ∙ aus die verruchte Tat.
So wurde er gefangen ∙ als grad er kam zurück,
das sie ihn nicht gleich hingen, ∙ das war sein großes Glück.
Von Häschern eingekerkert ∙ er wußte nicht den Grund.
Ins Loche sie ihn zwangen, ∙ gleich einem räudig Hund.
Er saß an manchen Tagen ∙ in dämmrig Dunkelheit
durch Neidlings falsche Lügen ∙ in Kerkereinsamkeit.
Bis das mit einem Schlage ∙ auffunkelt Tageslicht,
sein Ohr mußt es ertragen, ∙ was nun der Richter spricht.
›Hart sollt ich dich bestrafen ∙ an Leben und an Leib.
Ein Diener dich gesehen ∙ bei unsres Königs Weib.
Die hohe Frau gemordet, ∙ ein gräßlich Bild sich bot,
vom Blut rot deine Hände, ∙ verdient hast du den Tod.‹
›Zur magischen Barriere ∙ verurteil’ ich dich nun,
das bis zu deiner Bahre, ∙ du niemals mehr kannst ruh’n.
In tiefen Schächten schlagen ∙ sollst du das magisch Erz,
auf daß dies Urteil ehre ∙ des Königs gütig Herz.‹
Solch niedere Intrigen ∙ die brachten so den Held,
an den heranzuragen ∙ an Mut in dieser Welt,
an ungezählten Siegen ∙ des Adels feige Brut
nie jemals konnte wagen, ∙ in der Minen Glut.
Sein Wunsch nach künft’ger Freiheit, ∙ der ward zu seinem Gral
und oft er nachgesonnen: ∙ wie flüchten aus dem Tal?
Doch ungezählte Wochen ∙ blieb er gefangen lang,
es wurde nicht gebrochen ∙ der Zauberkräfte Bann.
Doch blieb er seinen Zielen ∙ ergeben fest und treu,
auch Söldner für ihn kämpften ∙ so tapfer wie der Leu.
Die Freiheit sie erstrebten ∙ nicht minder sie an Zahl.
Die Treue sie ihm schworen ∙ das sollt’ sein ihre Wahl.
Die Stirn er hat geboten ∙ der Erzbaronen Macht,
daß sie nur noch mit Wachen ∙ ruhig schliefen in der Nacht.
Ein kleines Stück von Freiheit ∙ schuf er mit harter Hand,
die Wachsamkeit der Söldner ∙ der Stärke Unterpfand.
Selbst Magier für ihn stritten ∙ verfolgten einen Plan,
das Erz, das wurd gesammelt ∙ zu Bergen es getan.
Mit magisch Formelwerken ∙ durchbrechen wollten sie
die Mauern der Barriere, ∙ doch gelang es nie.
Als die ersehnte Freiheit ∙ dann eines Tages kam
- ein Wunder schien es allen, ∙ denn es war wundersam -
hat ihn und seine Mannen ∙ das Tal nicht mehr gesehn.
Bei Onar er seitdem sitzt. ∙ Sag Lee, was soll geschehn?
Fragmente
Alles kommt zurück
Alles kommt zurück
Siehst du, wie der Bach, der dort
Durch die Hügel fließt,
Mit sich nimmt das Wasser fort,
Bis es sich ergießt
In das Meer. An fernem Ort,
Wo es zu Wolken sprießt.
Alles geht im Kreise, alles kommt zurück
nur eines ist verloren und das ist das Glück.
Der Schwur
Niemals zaudern, niemals zagen -
immer mutig alles wagen.
Niemals stumm sein und wegseh'n:
So will ich durchs Leben geh'n.
Scharlachrot
Scharlachrot
Scharlachfarben bahnt ein Rinnsal
Langsam tastend sich den Weg.
Stück für Stück, als wär es Mühsal
fließt es über hellen Grund.
Ein Weg
Ein Weg
Ich weiß, auch du kennst das Gefühl:
Die ganze Welt erscheint dir fremd,
Man weiß nicht Weg und auch kein Ziel.
Wenn alles sich dagegen stemmt
Und plötzlich ein Gesicht erscheint
Und eine sanfte Stimme spricht
Und eine Ahnung man vermeint
Zu haben, von dem Weg ins Licht.
Die Hand so weiß wie Elfenbein,
Im Kerzenlicht, ein heller Schein.
Oh rufe mich, so bin ich dein
Und werde es für immer sein.
Durch meine Augen
Durch meine Augen
Komm mit mir, zu einem Ort, weit entfernt.
Tritt ein in die welt der Schatten.
Sieh durch meine Augen und fühl, was ich fühle.
Komm, nimm meine Hand und wage zu glauben.
Das alte Varant
Das alte Varant
Wo heute heiß die Sonne brennt,
War fruchtbar einst das Land.
Du siehst davon nur noch Ruinen,
Tief in der Wüste von Varant.
Was nie vergeht
Was nie vergeht
Wie Ebenholz so schwarz das Haar,
Sie ist ganz unverwechselbar.
Ich bring mein Innerstes ihr dar,
Werd' glücklich, wie ich einst es war.
Rivelin
Wie jeder von euch Herren weiß
und niemals könnte es vergessen,
muß unser Volk seit Jahr und Tag
mit dunklen Feinden stets sich messen.
Durch Götter Launen aufgeschreckt
aus unbekannten Bergestiefen,
dringen zahllos sie hervor,
warn’s Schicksals Kräfte, die sie riefen?
Selbst Meeres Wogen können nicht
der Feinde Horden Halt befehlen
und hinter Schiffes hohem Bord
sich Sklaven an den Rudern quälen.
Mit ihrem mächtig Kriegsgerät,
das wie des Höllenfürsten Waffen,
die Orks erobern Land für Land,
so manches Reich sie an sich raffen.
So wächst die Not in jedem Jahr,
obwohl zur Wacht die Kämpfer steh’n,
ist es trotz allem abzuseh’n
daß, auch wenn mutig sie obzwar,
wohl kleiner wird die tapf’re Schar,
die gegen Feinde kann angeh’n.
In dieser Not der König hat
die besten Ritter hergerufen,
um ihm aus fernem Minental
das magisch Erz hervorzuholen.
Sie fuhren mit dem letzten Schiff,
das aus der Flotte noch verblieben,
mit der Myrtanas Herrscher einst
die Feinde übers Meer hintrieben.
Doch diese Zeiten sind vorbei,
sie sind schon lang dahingegangen.
Nur die Erinn’rung schafft es noch,
sich etwas davon einzufangen.
So steht die letzte Ritterschar
nun eingerahmt von hohen Gipfeln
Am schmalen Pass zum Minental
Und unter grünen Tannenwipfeln.
Der Weg ist von den Orks besetzt,
der’n grimmig Krieger Wache steh’n
und so ist es schon abzuseh’n,
daß, auch wenn sie den Feind gehetzt
und heftig sie ihm zugesetzt,
die wütend’ Orks sie hart angeh’n.
Drum will in dieser düst’ren Zeit
ich eine alte Mär erzählen,
von Tapferkeit und großem Mut
und and’rem noch, will’s nicht verhehlen.
Denn wenn die Zeiten schlecht auch sind,
so gabs doch immer an’dre Leute
und manchen schlimm’res widerfuhr
als uns mag droh’n im Hier und Heute.
So lebte einst, schon lang ist’s her,
ein Held, von dem wir heut noch singen.
Und offnen Herzens geb ich’s zu:
Die Lieder mögen nie verklingen.
Von Rivelin, dem strahlend Held,
der alle Gegner hat bezwungen,
durch Klugheit, Ehre, Tapferkeit
die höchsten Ehren er errungen.
Drum sei es mir für jetzt erlaubt,
mit meiner Laute dazusteh’n,
dann ist es bald schon abzuseh’n,
daß Hörer senken flugs ihr Haupt
und Angst und Kleinmut sind geraubt,
um neuen Muts Orks anzugeh’n.
Als Rivelin ein Knabe war,
das ist schon lange her gewesen,
in Klosterbibliotheken noch,
da kann man es in Büchern lesen.
Zu dieser Zeit, von der es heißt,
daß damals schon die Orks einfielen,
geschah’s in einer stillen Nacht,
daß zu den angegriff’nen Zielen
gehörte auch sein Elternhaus,
vom Brand des Krieges wurd’s verwüstet.
Von all’n allein entkam nur er,
es ihm nach Rache nun gelüstet.
Denn selbst als zarter Knabe schon
konnt er ein Schwerte mannhaft schwingen,
und nur zum Spaße hatt’ schon oft
er seine Kraft erprobt im Ringen.
Schon oft hat er hinweggefegt
Die Männer, die im Weg ihm steh’n
Kein’n stärk’ren Burschen gabs zu seh’n.
Nun wollt nicht seh’n er weggelegt
sein Schwert, bevor nichts sich mehr regt,
wo Feinde war’n, wollt er hingeh’n.
Doch nun war machtlos Rivelin,
denn grausam war die Wut der Horden
versteckt im Walde sah er es:
Ein schonungsloses, blutig Morden.
Der heiße Zorn, der brach sich Bahn,
es blitzte Wut in seinen Augen
Er griff den nächsten Knüppel sich,
der hatte ihm als Schwert zu taugen.
Wild rannt’ er durch den grünen Wald,
doch lachend sah’n die Orks ihn kommen,
stürzt voller Mut sich auf den Feind
und von des Orkes Schlag benommen,
fällt Rivelin gleich einem Stamm,
den Waldmanns scharfe Schneide fällte.
So war es seine blinde Wut,
die um den glänzend Sieg ihn prellte.
Er hat mit Schmerzen es erkannt:
Niedrem Fühlen nachzugeben
hat verkürzt schon manches Leben.
Letztendlich nun das ganze Land
erbarmungslos wird überrannt
und muß unter Orktritt beben.
Doch Rivelin war noch nicht tot,
obwohl in seinem Blute liegend,
er drei Tage vor sich dämmert,
zu guter Letzt den Tod besiegend.
So fand man ihn zu seinem Glück,
benommen stehend zwischen Scherben,
er schwankte wie das Gras im Wind
und hatte eins nur noch zu erben.
Vergeltung für den feigen Mord.
Drum ewig brennend Hass entflammte,
Erinnerung blieb ihm allein,
die Stacheln gleich ins Herz sich rammte.
Nie wollte friedlich ruhen er,
solang noch eines Orkes Fuße
das Gras des Landes ringsumher
zertrampelt, blieb er ohne Muße.
Dies war sein ernst bedachtes Wort,
Rivelin nahm’s als Versprechen:
Sich für allen Gram zu rächen,
zog endlich er von diesem Ort
noch gänzlich ohne Waffen fort,
um der Feinde Mut zu brechen.
Nicht einsam ging er,
ein Ritter wars, ein großer Krieger
der fliehen konnte
vor der Wut der Sieger
Denn eine große Schlacht
Die war im Land geschlagen
Viel würde ich erzähl’n
Wie Heldenmut konnt überragen
Der Feinde Überzahl
Doch war’n die Orks an furchtbar Stärke
So groß, wie nie ein Feind
Und so gelangen ihre Werke
Die Tod, Zerstörung nur
Über alle Lande brachte
Als ob die Hoffnungslosigkeit
Eisern über allem wachte.
Dies und Das
Ständchen für Olivia Rabenweil
Dunkel soll'n die Hallen liegen,
Wie ein jeder es hier kennt.
Fremde sich in Schatten schmiegen,
Angst in ihren Herzen brennt.
In dem Bau mit schwarzen Wänden,
Wo verfluchte Wesen sind,
Jedes Menschen Träume enden.
Jeder warnt dich: "Flieh, mein Kind!"
Doch was sehe ich mit Staunen,
Traue meinen Augen kaum?
Nur mit einem leisen Raunen
Schweift mein Blick durch diesen Raum.
Hell erstrahlen viele Lichter,
Kaum, daß man sie zählen kann.
Und in vielerlei Gesichter
Spiegeln sich die Kerzen dann.
Denn die alten Kerzenhalter
Dienen heute einem Zweck.
Sie erleuchten nicht dem Falter,
Sondern dir den Jubelweg.
An den Wänden steh'n Dämonen
Sauber im Spalier gereiht
Eingeteilt auch noch in Zonen,
Für sie Selbstverständlichkeit.
Ihre Krallen frisch beschnitten,
Ihre Zähne frisch poliert
Lassen sie sich nicht lang bitten
Heute wird nichts demoliert.
Denn mit honigsüßen Stimmen
jubilieren sie im Chor.
Höchste Töne sie erklimmen
Telepathisch durch dein Ohr.
Hier ergeht sich seit zwei Jahren
- und seitdem gesund und heil -
Eine Magierin mit Namen:
Olivia von Rabenweil!
Ode an die Körperbeherrschung
(Ein Auftragswerk)
Der Körper von manchem mag unkoordiniert -
Das ist für die Zecher nicht neu -
Hin und her schwanken. Und doch definiert,
(Und damit bleib ich mir treu)
Der aufrechte Gang die Grenze zum Tier.
Das ist von vielen nur ein Aspekt:
Körperbeherrschung ist das Fachwort dafür.
Dem Ungeübten ist sie suspekt.
Durch sehr viele Volten im Skillsystem
(Dessen einzige Beständigkeit,
Denn sonst wird es irgendwann allzubequem
Ist der Wandel für allezeit),
Ist es bedauerlich so gekommen,
Dass aus Mangel an Skillpunkten
Die Fertigkeit wurde mir weggenommen.
Die Regeln mir dazwischen funkten!
Da ausgerechnet für diesen Skill
Kein Lehrmeister zu Diensten steht,
Möcht' ich, sofern auch der Rat es will,
Nun selbst erlernen, wie es geht.
Die erste Stufe, die reicht mir schon hin,
Mehr brauch ich nicht zu meinem Glück.
Mein altes Können - ich mir ganz sicher bin -
hätt ich für's Erste dann auch schon zurück.
Haiku
Zu formulieren
Grübelte ich schier endlos:
Fünfzehn Minuten.
zugelassen
Alter: Anfang 20 mittlerweile dürfte er die Mittzwanziger überschritten haben (Charaktere im Rollenspiel altern bitte langsamer, ja? :D)
In der Barriere gewesen?: ja
Grund der Festnahme: Raub, Erpressung, Hehlerei
Gilde/Clan: Altes Lager, Jünger des Lee, Clans des Nordens, Königreich Argaan
Rang: zuerst Schatten (Rangstufe 3), dann Söldner (Rangstufe 4), später Kundschafter (Rangstufe 2), jetzt Meister der Klingen (Rangstufe 4)
Rüstung: schwarzer Schuppenpanzer (hergestellt aus kleinen zurechtgesägten Stücken aus den Panzerplatten von Minecrawlern, die auf Sumpfhaileder genäht wurden und sich wie die Schuppenhaut eines Fisches überlappen. Sehr leicht und geschmeidig und rostet nie.)
Waffen: Zunge, Laute, wenns brenzlig wird (was er meist den beiden erstgenannten Dingen zu verdanken hat) noch diverse Messer...
Skills: Hauptskills:
_______.Einhand (Stufe 1)
_______.Bogen (Stufe 1)
_______.Diebeskunst (Stufe 2)
______Nebenskills:
_______.Barde
_______.Dieb
_______.Jäger
(insgesamt 7/8)
Gute Eigenschaften: sehr intelligent, flink im Kopf, erkennt gute Gelegenheiten sofort, anpassungsfähig
Schlechte Eigenschaften: Ehemals verlogen, hinterhältig, nur auf den eigenen Vorteil bedacht und pessimistisch ist er nun bekehrt zu einem meist gut gelaunten, optimistischen und an allem und jeden interessierten Mann, dem nichts so leicht die Laune dauerhaft verderben könnte. Vordem selbstsüchtig und skrupellos, versucht er nun, auch an andere zu denken und ihre Beweggründe zu erforschen.
Geschichte: Als Kind gehörte Dumak wie die Leute, die ihn als ihren Sohn bezeichneten (ob sie seine wirklichen Eltern waren, darf bezweifelt werden), einer weitverzweigten Bande von Dieben in Vengard an. Denn wie jedes andere Handwerk auch, waren auch die Langfinger in einer Art Gilde organisiert. Hier war sich allerdings jeder selbst der nächste. Dumak stieg durch seine gute Auffassungsgabe und sein Talent in der Hierarchie schnell auf. Doch der Chef der Bande verhökerte ihn an eine weitere Diebesbande in Khorinis. Vielleicht war ihm Dumak suspekt oder aber er schuldete seinem Konkurrenzen in der alten Handelsstadt Khorinis noch einen Gefallen. Wer wußte das schon? Dumak arbeitete nun also für einen Hehlerring in Khorinis. Nach ein paar Jahren jedoch flog die Bande auf, woran Dumak selbst keinen unerheblichen Anteil hatte. Denn er verriet seine eigenen Kumpane an die Stadtwache. Als Spion verdiente man einfach zu viel, als daß man diese gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen konnte. Da er wußte, wann die Soldaten des Königs kommen würden, um die Bande einzulochen, raffte er zuvor noch schnell die besten Stücke der letzten Beutezüge zusammen und machte sich davon, um zurück nach Vengard zu reisen und in der Hauptstadt des Reiches sein Glück zu versuchen. Seinen ehemaligen Kumpanen weinte er keine Träne nach.
Jetzt arbeitete er auf eigene Rechnung, keine Organisation, die den Großteil des Beutegutes vereinnahmte. Hier, in der Nähe des Hofes von König Rohbar II. schien ihm tatsächlich die Sonne zuzulächeln. Die reichen Adeligen stolzierten wie die Gockel zum Hof und merkten meist nicht einmal, daß sie mit weniger nach Hause reisten, als sie angekommen waren. Wahrscheinlich machten sie ihre dummen Diener für die nachträglich bemerkten Verluste verantwortlich und anschließend einen Kopf kürzer. Dumak jedenfalls lebte in Saus und Braus. In den Hehlerstuben, Bordellen und zwielichtigen Schenken der Stadt war er Dauergast. Mit dem Einkommen aus Diebstählen gab sich Dumak nicht lange zufrieden. Er erschloss sich neue Einnahmequellen. Besonders die elegante Erpressung ebenso dummer wie reicher Pinkel brachte ihm Unsummen. Was ließen sie sich bei ihren schmutzigen Geschäften, unsauberen Machenschaften und heimlichen Verhältnissen auch von ihm und seinen Spitzeln erwischen? Dummköpfe!
So hätte das Leben immer weiter gehen können. Doch leider nahm mit der Größe der Stadt auch die Konkurrenz zu. War in der Provinzstadt Khorinis noch alles überschaubar, so wimmelte es hier in der Hauptstadt nur so vor Lumpenpack. Nunja, die reichen Pinkel zogen halt das Diebsgesindel an, wie Kuhscheiße die Fliegen. Dumak war sich schon bewußt, daß er auch nur am After der Gesellschaft lebte (eigentlich war er ganz zufrieden damit, zumal eine Menge für ihn abfiel), doch unter den anderen Schmeißfliegen waren leider auch recht gefährliche... Und auch seine alte Bande war hier noch aktiv und über seine Rückkehr gar nicht erfreut.
Den Assassinen entkam er gerade so (er erfuhr nie, ob sie von den Dieben der Konkurrenz oder von einem seiner Opfer, dessen Paranoia er unterschätzt hatte, bezahlt worden waren), doch seine Flucht trieb ihn in die Arme der sonst so blinden Stadtwache. Jetzt rächte es sich, dass er nie viel von der Philosophie des Schweigegeldes gehalten hatte. Die Wächter schleppten ihn als willkommenen Fang vor den König und präsentierten ihn als den großen Übeltäter (und erkauften sich womöglich auf seine Kosten noch eine Solderhöhung). Das königliche Gericht sackte zuerst Dumaks angehäufte Reichtümer ein und befand ihn dann als für unwürdig eines schnellen Todes und so wurde er wieder zurück nach Khorinis und weiter zum Rand der Barriere gebracht, um dort in den Erzminen möglichst lange für den König zu schuften. Dass ihn die dummen Kerle, die ihn gleich über den Rand der Schlucht stoßen würden, nicht umgebracht hatten, würde ihnen noch leid tun.
Seitdem die Barriere verschwunden ist und Dumak wieder seine Freiheit genießen kann, bereitet er sich auf seine Rache vor. Als erstes wird er die Gardisten suchen, die ihn in die Barriere gestoßen hatten...
Aber eigentlich kann das auch noch warten. Es macht viel mehr Spaß, der Nase nach zu gehen und den Tag zu genießen. Irgendwie hat sich etwas in Dumak verändert, seit die Barriere verschwunden ist. Alles erscheint leichter. Wer die Barriere überlebt hat, den kann nichts mehr so leicht aus der Bahn werfen.
Und noch mehr hat sich verändert. Die Zeiten, in denen Dumak seinen Lebensunterhalt als Dieb verdiente, sind hoffentlich für immer vorbei. Jedenfalls, wenn es nach ihm ginge. Dumak ist durch die Entführung Aeryns, einer jungen Kriegerin zum Nachdenken über sich selbst gebracht worden. Am Ende ließ er sein Opfer frei und versuchte, sein Leben zu ändern, indem er der Selbstsucht abschwor und von nun an wieder Teil haben will am Leben anderer. Er hat erkannt, dass ihn sein bisheriges Leben in eine Sackgasse aus Einsamkeit, Hass, Misstrauen und Gleichgültigkeit führte. Und plötzlich war ihm sein Leben zu viel wert, als das er es weiterhin dafür verschwendet hätte.
Ein neues Talent hat er entdeckt: Ihm ist es gegeben, einfache Worte kunstvoll aneinander zu reihen und so als Lieder auszudrücken. So wandert er nun als Barde umher. Lange Zeit war er mit der Kriegerin Nienor gemeinsam unterwegs und erlebte viele Abenteuer in fernen Ländern. Hin und wieder erzählt er davon.
Dumaks Gedichte findet der geneigte Leser in diesem sich per ineinander verschachtelter Spoiler-Tags bis ins schier Unendliche auffächernden Universums (Es ist der Wahnsinn!):
Was sing ich nur?
Was sing ich nur?
Soll ich euch von Herzschmerz singen
oder von gekreuzten Klingen,
von den Wundern der Natur?
Ja was sing ich nur?
Sing ich euch von Gaumenfreuden?
Will hier nicht mein Lied vergeuden.
Eh’ die Zunge ich gewetzt,
frag ich lieber jetzt!
Wollt ihr hör’n von alten Sagen?
Nicht dass danach eure Klagen
Fürchterlich im Ohr mir schall’n.
Was tät euch gefall’n?
Ob bekehrt das Lob der Götter
endlich auch die letzten Spötter?
Soll ich davon euch erzähl’n?
Will’s euch nicht verhehl’n.
Lüstet’s euch nach düstren Mären?
Werd gewiss sie nicht verwehren,
drauf mein bardisch Ehrenwort.
Weiß von manchem Mord.
Wollt ihr was von Tugend wissen,
meinen weisen Rat nicht missen?
Davon ich berichten kann,
Lieder ich ersann.
Freuen euch die kurzen Lieder
oder wollt ihr immer wieder
lange Epen von mir hör’n?
Wie soll ich betör’n?
Legt ihr keinen Wert auf Worte,
von den Liedern, die ich horte,
wollt nur hör’n die Melodie?
Ich die Saiten zieh’!
Wollt dank Spotteslieder lachen?
Da kann sicher ich was machen.
Wollt ihr wissen, wer ich bin?
Dann genau hört hin!
Wer ich bin
Wer ich bin
Wer ich bin
Dumak lautet mein Name
und wenn ich spiel auf der Laute,
den Damen gefällt mein Spiele,
zu tanzen sich traute ne Dame,
die sonst sich nicht viel traute.
Der Namen hab ich nicht viele.
Einst ein Dieb ich war
Einst ein Dieb ich war
Einst ein Dieb ich war.
Ich führt’ ein Leben ohne Ehr,
Kein ehrlich Dinge kam mir nah,
Denn gar nichts kümmerte mich mehr,
als meine Eitelkeit und Gier.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Wohl nichts es gab, was rührt’ mein Herz.
Ich lachte laut, wenn Leid ich sah,
als sei es ein gelungner Scherz.
So hart das schwarze Herz wie Stein.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Ich nahm von allen mir das Gold,
kein Stück ließ unberührt ich da.
So oft das Glücke war mir hold.
Fortuna auch dem Falschen lacht.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Ohn’ Achtung vor der Menschen Werk.
Doch nunmehr seh ich endlich klar,
zum Schlusse jetzt ich hab gemerkt
Allein ich nur ein Staubkorn bin.
Einst ein Dieb ich war.
Einst ein Dieb ich war.
Stahl heimlich mich durch dunkle Nacht.
Wohl in die Höll’ ich später fahr.
Einst ich darüber hab gelacht.
Jetzt bin ich klüger - viel zu spät.
Einst ein Dieb ich war.
Die Geschichte eines Barden
Die Geschichte eines Barden
Dazumal vor allzulanger Zeit
Ist's her gewesen mittlerweile schon,
War Dumak willens und bereit,
Dem General zu folgen wie ein Sohn.
Doch führten ihn des Schicksals wirre Wege
(verworren sind sie allzeit - jeder weiß)
Fernab der heimatlichen Stege
Auf weichen Sohlen und ganz leis,
In Gegenden, die nie ein Mensch gekannt
(Bewohner seien ausgenommen hier),
Also in manches fremde Land.
Sogar der Zeiten grimme Gier
Verschluckte seine Spur alsdann.
Doch ist nun wieder aufgetaucht,
Der Barde jetzt und kann,
Auch wenn der finstre Drache faucht,
Der Inaktivität sich heißt,
Ihm trotzen und versuchen nun,
Wenn er sich recht am Riemen reißt,
Zu bleiben ohne auszuruh'n,
In dieser Welt des Rollenspiels.
Und bittet um des Rates Segen,
Für die Erfüllung seines Ziels,
Zu wandeln nun auf jenen Wegen,
Die man betritt als Mitglied hier,
Des Clans der Nordmarkrieger.
Einst fand ich mich im Range vier,
Als Söldner in der Liste wieder.
Das Gedächtnis eines Barden
Das Gedächtnis eines Barden
Es wäre fatal, liebreizende Dame,
Würde ich meine Texte vergessen,
Denn wofür stünde dann mein Name?
Ohne Zweifel wär es vermessen,
Ohne Gedächtnis ein Sänger zu sein.
So habt denn Nachsicht bitte mit mir
Und ordnet es als Berufskrankheit ein,
Daß ich das Wort anderer auch nicht verlier.
Spottlieder
Heldenwarnung
Heldenwarnung
War ein Recke, schön und stark,
mutig war er noch dazu
und obwohl sein Denken karg,
flogen ihm die Herzen zu.
Manche hohe Dame ihn
in ihr Gemach hat eingeladen,
seine Dummheit ihm verziehn,
denn zuviel Klugheit kann auch schaden.
Zuwenig davon leider auch,
denn eines Tags ein saurer Gatte
steckte in den Heldenbauch
sein Schwert und das war nicht aus Watte.
Drum liebe Helden, schärft die Sinne:
Wie dieses kleine Lied beweist,
Körper braucht ihr für die Minne,
zum überleben jedoch Geist.
Lees Mannen
Lees Mannen
Noch nicht lange ist’s gewesen,
viele wissens noch,
als ein Kämpfer für die Freiheit
streifte ab das Joch.
Wollte Unrecht nun vergelten,
das ihm angetan.
Hat gesammelt viele Männer,
die ihm treue warn.
Wollt’ die Richter richten,
des Adels Reihen lichten.
Die Gefangenschaft, für immer
sollte für ihn sein.
Er entfloh, denn immerwährend
ist ein falscher Schein.
Magisch Kerker fiel’n zusammen
und so war er frei.
Seine Kämpfer mit ihm gingen,
denn sie stehn ihm bei.
Wollten Recht erreichen
Die Feinde sollten weichen.
Doch die weitgesteckten Pläne
warn vergessen bald
und der edlen Augen Blicke
wurden leer und kalt,
seine treuen, tumben Krieger
dumm und tot sich saufen
und wer den nächsten Tag erlebt,
stirbt beim sinnlos Raufen.
Wenn Wut und Zorn auflohen,
ist Hoffnung längst geflohen.
Gorr, der erste Streich
Gorr, der erste Streich
Heut von großer Tapferkeit
ich zu singen bin bereit.
Nach ’nem Söldner, Gorr mit Namen,
laßt mich im Gedächtnis kramen.
Zur finstren Stund’ bei Mitternacht
hält ein starker Söldner Wacht.
Glücklich scheint ihm diese Stunde
und so dreht er seine Runde.
Träumt vom nächsten Tage schon,
da bekommt er seinen Lohn.
Kratzt sich über seine Glatze,
zieht ne breite Grinsefratze.
Wieviel mag der Sold wohl sein,
den Onar ihm läßt angedein’n?
Angestrengt die Stirn zieht krause
er nach jeder Rechenpause.
Eben noch ans Geld gedacht
bei der langen Hofeswacht,
mit sich und der Welt im Reinen,
fängt er plötzlich an zu greinen.
Einen Schatten er geseh’n
und das Herze bleibt ihm steh’n.
Plötzlich dringt ein plätschernd Strudel
aus der gorrschen Söldnernudel.
So schnell wandelt sich das Bild:
Eben ungestüm und wild,
ganz mit sich zufrieden scheinend,
sieht man ihn nun bitter weinend.
Da - der Schatten sich bewegt,
hat man ihn hereingelegt?
Nein er selber ist’s gewesen,
hat die Zeichen falsch gelesen.
Sagt’ ich schon, daß er nun greint?
Die Gefahr ihm maßlos scheint.
Hat vor seinem eignen Schatten
Angst, wie’n Schaf vor Riesenratten.
Durch die drohende Gefahr
fällt ihm aus sein letztes Haar.
Panisch sieht man über Felder
ihn schnell rennen in die Wälder.
Wenn er nicht gestorben ist,
läuft der Gorr durch teuflisch List,
japsend vor dem Schatten fliehend,
ewig durch die Wälder ziehend.
Gorr, der zweite Streich
Gorr, der zweite Streich
Vor ein paar Tagen ist’s passiert,
daß Lee nach starker Hilfe giert,
denn Wölfe, für die Onars Herden
zu einer Vorratskammer werden,
sie streifen um des Bauern Haus:
›Lee, schick’ doch einen Söldner aus!‹
Er ging zu seinem besten Mann,
ob der die Wölfe jagen kann.
›Ich kann von diesem Platz nicht gehen,
ich muß hier eisern Wache stehen.
Zu dem zweitbesten Manne hier
geh’ schell, gewiss doch hilft er dir.‹
›Es tut mir leid, hab schwer zu tun,
muß für den Kampf mich üben nun.‹
Der Zweite, den er hier getroffen
zerstört ihm damit alles Hoffen.
›Doch ich weiß für dich einen Mann:
Der Drittbeste es machen kann.‹
Und frohgemut zieht Lee davon,
sieht in der Fern’ den Dritten schon.
Doch kann die Hoffnung er verwerfen:
Der Dritte muß die Waffen schärfen.
Darum geht er zum Vierten jetzt
und hofft, daß der ihn nicht versetzt.
So kommt er denn, er sucht nicht lang,
zum Vierten, doch umsonst der Gang.
Der muß erst eine Rüstung bauen,
denn er sich würde niemals trauen
ganz ohne in den Kampf zu zieh’n,
er würde rüstungslos nur flieh’n.
Lee läßt allein den Söldner steh’n
und wendet sich zum weitergeh’n.
Zum Fünften zieht er ganz verwegen,
doch der kann sich vor Schmerz nicht regen.
Und darum geht er seufzend dann
letztendlich zum sechstbesten Mann.
›Willst helfen du mir auf die Schnell’,
verdienen dir der Wölfe Fell?‹
Doch der muß mit den Neuen fechten,
kann drum nicht sehen nach dem Rechten.
Er schüttelt deshalb mit dem Kopf.
›Zum Sieb’ten geh, pack ihm am Schopf!‹
Der Siebente zum Jagen geht
und Lee nun etwas ratlos steht.
›Was soll bei sowas ich nur machen,
wenn jeder denkt an and’re Sachen?
Gegen Orks der Achte streitet,
ob mich denn das Unglück leitet?‹
So geht schrittweise Mann für Mann
er alle durch und niemand kann
ihm seinen Wunsch erfüllen gehen.
Nun sieht man ihn ganz ratlos stehen.
Doch eine letzte Möglichkeit,
steht unverhofft für ihn bereit.
Mit wenig Hoffnung wendet er
nun seine Schritte weg von hier.
Da all’ ihm durch die Finger rannen,
geht zum geringsten seiner Mannen
er nun und spricht zu diesem schnell:
›Ich habe, Gorr, einen Befehl!‹
›Ein Rudel gleich? Das schaff ich nicht‹,
sagt Gorr ihm direkt ins Gesicht.
›Ich werde mir Verstärkung holen.‹
Und schon macht er auf schnellen Sohlen
sich auf, um zu dem besten Mann
zu gehen, den er finden kann.
Wenn ihr im Schatten still bleibt steh’n,
könnt ihr den Gorr wohl manchmal seh’n,
wie er durchs ganze Lager hastet,
zwischendurch ganz kurz mal rastet,
vergeblich er dann weitersucht
und hin und wieder leise flucht.
Gorr, der letzte Streich
Gorr, der letzte Streich
Vorhin, es war kurz vor neulich,
was passierte, das war greulich.
Doch will ich’s euch getreu berichten,
kein einz’ges Wort hinzu noch dichten.
Nun, wie ihr sicher alle wißt,
hat Gorr noch nie ein Schwert vermisst.
Da mag er lieber richtig Dicke,
die auf sich ziehen alle Blicke.
Von Äxten spricht mein wissend Mund,
was dachtest ihr, tu ich euch kund?
Gorrs Beifall werden nie erringen
die Schwerter mit ihr’n dünnen Klingen.
Wenn Kämpfer sieht er mit ’nem Schwert
- der Anblick an Gorrs Nerven zerrt -
erinnert ihn das Rumgehampel
an Kinder Hin- und Hergestrampel.
Genug der Rede langer Fluß,
mich hat erreicht der Muse Kuss,
so daß ins Schwatzen ich gekommen,
doch weiter geht’s wie vorgenommen.
Ein fremder Mann zum Hofe kam
und über Nacht Herberge nahm.
An seiner Seite hing ein Degen,
sein Antlitz, das war sehr verwegen.
Der Meister für ’nen Fechtstil bürgt,
bei dessen Anblick Gorr schon würgt.
Er also flugs noch Essen fassend,
die Waffen schon im Zimmer lassend.
Am gleichen Tag kommt Gorr herein,
sucht sich ein Zimmer, fällt wie’n Stein,
weil müde von des Tags Beschwerde,
ins Bett, zählt langsam ’ne Schafherde.
Doch was er dabei nicht bedacht:
Dies Zimmer war für diese Nacht
an den erwähnten Schwertkampfmanne
vergeben schon – was für ne Panne.
Plötzlich ertönt ein ein quiekend Laut,
denn eine Maus an Krümeln kaut.
Schnell Gorr entzündet ein paar Fackeln.
Ein Schrei ertönt, daß Wände wackeln.
Und so kommt ganz schnell angerannt,
den Bierkrug noch in seiner Hand,
der Gast, der hört’ des Rufes Klage,
er stellt verwundert diese Frage:
›Ist hier denn irgendwas verkehrt?
Ist’s eine Maus?‹ ›Oh nein, ein Schwert!‹,
ruft Gorr, auf einem Hocker stehend,
das Schwert mit tränend Auge sehend.
›Nimm weg das Ding oder ich bleib
auf diesem Stuhl mit meinem Leib.
Wie kommt dies Schwert in dieses Zimmer?
Jetzt kann ich schlafen hier drin nimmer.‹
Und eh der schwertgewandte Gast
hat nicht mit allergrößter Hast
die Waffe schnell hinfort getragen,
wird dieser Raum Gorr nicht behagen.
Laßt darum eins euch sein gesagt
auf daß ihr niemals dieses wagt:
Gorr und ein Schwert im selben Raume,
das tut nichtmal im kühnsten Traume.
Die Ballade vom Steg
Die Ballade vom Steg
Am lichten Fenster seines marmornen Palastes
Ethorn der Erste stand und schaute still hinaus.
Neben sich den Stolz des edlen Königsstammes,
Seinen jüngsten Sproß aus Argaans Herrscherhaus.
„Sag Vater“, sprach der Jüngling zu ihm leise fragend.
„Wie kann die Größe unsres Reichs bemessen sein?
Ist es die Höh', in die des Goldes Berge ragen,
Das glänzt in unsren Kammern hell im Fackelschein?
Sind es all der Inseln, Länder weite Flächen,
Die unser Kämpfer Rösser stampfend Huf' berühr'n?
Ist es die Zahl an fleißig schaffend Untertanen
Die die Größe des berühmten Argaans schür'n?“
Der Vater hörte lächelnd seines jungen Sohnes
Versuche, Argaans Größe zu beschreiben, an.
Und gab ihm dann die heiß ersehnte weise Antwort,
Über die der Knabe schon so lange sann.
„Reichtum, Volk und blühend Land sind leicht zu zählen
So mancher schon gedacht, dies sei die wahre Macht,
Die Argaans Reich landauf, landab in aller Munde
So siegreich, schön, erhaben und so strahlend macht.
Doch höre gut, der wahre Grund für Argaans Wachsen,
Warum wir herrschen über weites Erdenrund,
Ist dieser halb vermodert hölzern Steg am Ufer,
der sich tut dort unten deinem Blicke kund.
Von diesem unscheinbaren Steg sind aufgebrochen
unsre Flotten mit der Winde wechselnd Bahn.
Feshyr, Korshaan, Torgaan selbst Khorinis' Küsten
sind dank ihnen Argaans König untertan.
Und seit Jahr und Tag treibt unser Volk dort Handel,
mehrt den Reichtum mit so manchem seltsam Tand.
Denn die überbordend schwer belad'nen Schiffe
bringen all die Waren her aus fernem Land.“
„Aber warum haben wir denn keinen Hafen?
Vater sag!“, bedrängt der Sohn den König nun.
„Das unser festes und so weit berühmtes Reiche
von einem dürren Stege kam, läßt mich nicht ruhn!“
„So höre denn das alte, düstere Geheimnis:
Ein Gesetz der Götter gibt es, das uns zwingt,
bei einem Hafen auch ein Viertel einzurichten,
in das man aller Herren Länder Waren bringt.
Voll von Tavernen, Schenken und auch dunklen Ecken
Hat obendrein zu sein die Gegend angefüllt.
Mit zahllos Dieben, Huren und auch Beutelschneidern.
Von Unrat und Kloaken Düften ganz umhüllt.
Dazu muß dieses überflüssig Hafenviertel
Auf einer Höhe mit den Straßen dieser Stadt,
Denn Treppen haben Götter wohl noch nicht erfunden.
Frage nicht, welch hochgelehrten Sinn das hat!
Dies ist der Grund, weshalb wir keinen Hafen haben,
Sondern nur den kurzen, schwachen, schwankend Steg.
Meist sind die Weisungen der Götter voller Klugheit,
Doch manchmal sind den Menschen sie auch nur im Weg.“
„Die Götter sind gar wunderkomische Gesellen,
Wenn einst auf Argaan sie solch Spruche angewandt.
Ich hört noch nie von solchem widrigen Geschicke“,
So sprach der Sohn. „In keinem noch so fernen Land.“
Doch wird es bis in unsre Tage so gehalten.
Ethorn der Vierte acht' die Regeln seines Ahns:
Setarrif bleibt ohne Hafen doch mit Tempeln,
Trotz der hohen Götter Narretei und Wahns.
Gaumenfreuden
Der Grund des Trinkens (Mitleid)
Der Grund des Trinkens (Mitleid)
Es wartet seit langem das Bier nun im Faß,
vor Trauer ist es schon von Tränen ganz naß.
Will keiner der Gäste es denn heut noch trinken?
Auf all ihr Humpenkipper, ihr sonst so flinken,
ihr immer so durstigen Kneipenstammzecher,
bestellt euch beim Wirte sofort einen Becher.
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Der Wein steht tief unten im dunkelsten Keller,
wollt zahlen dafür etwa ihr keinen Heller?
Er wird essigsauer vor Kummer und Gram,
drum ran an die Theke und das nicht zu lahm!
Gießt hinter den süßen, gekelterten Wein
es wird euer Schade (und der vom Wirt) nicht sein.
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Der Cidré, der schäumt schon gar mächtig vor Wut
Ist er denn für euch etwa nicht gut genug?
Bestellt euch ganz schnell einen ganz großen Trunk,
sonst gibt es in dieser Taverne noch Stunk.
Kühlt mit dem Trank euch die Zung’ und den Gaumen
leckt ab euch die Finger danach (auch die Daumen).
Trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink Brüderlein, trink.
Und wer jetzt noch steht und auch nun noch nicht lallt,
dem sag ich bestimmt nicht in strengem Ton: Halt!
Ich lad’ ihn ein auf seine eigenen Kosten
Es gibt da noch etwas, das läßt Schwerter rosten.
Die Hornhaut im Hals wir mit Feuerlikör testen,
doch was macht der Wirt dann mit unseren Resten?
Schwank Brüderlein, schwank Brüderlein, schwank Brüderlein, fall.
Die Bestellung
Die Bestellung
Ein einsam Humpen steht auf dem Tisch,
es dauert mich, ihn so allein zu sehn.
Drum bringt mir ein Bier und zapft es ganz frisch,
laßt neben dem ersten Bierkrug es stehn.
Jetzt hab ich zwei Bier, nichts halbes - nichts ganzes,
ich glaub, ich brauch noch ein drittes dazu,
erst recht nach der großen Hitze des Tanzes
läßt mich der Gedanke nicht mehr in Ruh.
Drei Bier, das ist ja ganz unsymmetrisch,
das sieht mein gelehrter Magen nicht ein
und deshalb kipp ich mit mächtigem zisch
den vierten Bierkrug ganz schnell noch hinein.
Fünf ist doch auch ne ganz nette Zahl,
das wollt ich schon immer mal wieder sagen.
Das nächste Bier bringt mir auch gar keine Qual,
im Gegenteil: mein Bauch gluckst vor Behagen.
Doch die Behaglichkeit könnt größer noch sein,
ich hab da noch so eine fixe Idee:
ein sechstes Bier, wäre es doch nur mein,
dies als nächstes Ziel ich anseh.
Zum Glück ist der Wirt heute flink auf den Beinen,
Nummer sechs findet den Weg zu den andern fünf Bier.
Jetzt geht’s mir gut, das will ich doch meinen.
Ja, doch, ich fühl mich ganz wohle hier.
Der Wirt, der ist nun mein bester Freund,
er liest mir die Wünsche von meinen Augen.
Die nächste Bestellung er nicht versäumt,
Bier sieben und acht gewiss etwas taugen.
Und damit sie nicht ganz so alleine sind,
kommt auch das neunte Bier zu mir schon.
Doch irgendwie ich meinen Mund nicht mehr find.
Lacht etwa jemand aus purem Hohn?
Und endlich kommt auch das zehnte Bier,
worauf ich ja ewig lange schon wart.
Nur eins erscheint plötzlich seltsam mir,
doch noch bin ins Bier ich ganz schrecklich vernarrt.
Jetzt wend ich mich meinem Problem aber zu
und zwar ist die Decke vollkommen schief.
Ich glaub, ich leg mich besser zur Ruh,
eben der Wirt schon abgewinkelt lief.
Und warum klebt mir der Boden an'ner Backe?
Und das Bier fließt mir an der Nase vorbei.
Ich glaub, ich bin voll und ziemlich hacke,
ach was solls, mir doch einerlei.
Hey, ich kann fliegen, das ist ja toll.
Autsch, die Landung war mächtig hart.
Jetzt lieg ich im Dreck, bin sternhagelvoll,
rausgeworfen und das nicht mal zart.
Ich bette mein Haupt auf ein Büschel voll Gras,
am Himmel funkeln die leuchtenden Sterne.
Ein netter Regen, der pieselt mich naß.
Morgen früh geh ich wieder hin zur Taverne.
Der Rum, der ist des Seemanns Tod
Der Rum, der ist des Seemanns Tod
Der Rum, der ist des Seemanns Tod,
besoffen fällst du aus dem Boot.
Doch was kann es schönres geben,
denn sauer ist das Seemannsleben.
Der Wind, der weht vom Mast dich weg
und zack schon bist du fort von Deck.
Ne Welle spült dich über Bord
und schon bist du für immer fort.
Piraten säbeln ab den Kopf
und schon warst du ein armer Tropf.
Der Proviant ist völlig faul
und schon krepierst du wie ein Gaul.
’s Wasser ist bald ausgetrunken
schon erlischt dein Lebensfunken.
Beim Meutern hast du auch kein Glück
und baumelst mausetot am Strick.
Seeungeheuer fressen dich
und schon dein Tod war fürchterlich.
Sturm, der donnert von hoch droben
und schon schwimmt dein Schiff kieloben.
Ein Strudel reißt dich in den Schlund
und schon bist du auf Meeres Grund.
Nur eins dein Leben kann verbessern
das ist Rum aus großen Fässern.
Drum kipp hinter schnell den Fusel
wer noch trinken kann, hat Dusel.
Dennnnnn......
Der Rum, der ist des Seemanns Tod,
besoffen fällst du aus dem Boot ...
Im Hohen Refektorium
Im Hohen Refektorium
Gefeiert wird heut laut und lang,
auf jede Speis folgt noch ein Gang,
der Anlaß ist ganz schnell gefunden,
ich sag ihn euch, ganz ungebunden:
„Die Hüterin der dunklen Hallen“,
so hört mans durch die Gänge schallen,
„hat heute ihren hohen Tag,
ihr Ehre zeigen jeder mag.“
Im hohen Refektorium
da biegen sich die Tische krumm,
denn es wird emsig aufgefahren,
als ob nach langen Dürrejahren
nun endlich wieder Leckereien
im Überfluss vorrätig seien.
Und darum fühlt sich jeder Gast
so ähnlich wie auf Schweinemast.
Manche, die die Dummheit leitet,
haben unlängst es verbreitet:
Die schwarzen Magier hartgesotten,
ernährten sich von staubig Motten,
von Würmern, Spinnen, Froschgebeinen.
Das will mir lächerlich erscheinen,
denn Spinnenbeine sind zu klein,
als daß man satt von könnte sein.
Krötenschenkel sind zu glitschig,
überhaupt erscheints mir kitschig,
daran zu glauben, daß die Leute
zermal’ner Fledermäuse Häute
mit Blut verquirlt zum trinken heben,
ich würd mich davon übergeben.
Zu sowas sag ich ganz klar: Nein!
Ich trinke lieber echten Wein.
Und auch des Mondlichts silbern Staub
wird schnell des Reisigbesens Raub.
Auch Flattermotten sind zu trocken,
als daß solch Speis’ mich könnte locken
Ich sitz im hohen Essenssaale,
der nächste Gang: gesott’ne Aale.
Das wird auch allerhöchste Zeit,
mein Magen ist schon längst bereit.
So schaufle ich mit voller Kraft,
was meine Esslust alles schafft.
Pasteten, die aus Gänseleber,
gefüllt mit Zung’ vom wilden Eber,
dazu das hellste aller Brote
gemacht aus feinstem Weizenschrote
das tunk’ ich in die Soße rein,
spül nach mit schwerem, süßen Wein.
Fasan und Rebhuhn, weiß und zart,
bereitet auf die beste Art,
der Duft mein Herz läßt höher schlagen,
ich werde einen Happen wagen,
garniert auf einer großen Platte,
kunstvoll gesetzt auf Zuckerwatte,
so schwebt von Geisterhand herein,
Geflügel, dazu roter Wein.
Doch schon ist alles abgeräumt,
wer nicht griff zu, hat viel versäumt.
Der nächste Teller kommt geflogen,
die Tische knacken ungelogen,
und die Dämonen ohne Pause
flink tragen auf, nur ein Banause
könnt’ sich das köstlich Mahl verwehr’n
doch sicher tät’s auch ihn bekehr’n.
Und nochmal kommen Schüsseln her,
des Hauses Speicher wird nicht leer.
Ein weit’res mal die Gäste schlemmen,
sich hinter ihre Teller klemmen,
Gemüse, Eier, Fleisch und Suppe,
das meiste kommt als Spachtelgruppe.
Ich halt den Löffel in der Faust,
pass auf, daß keiner mir was maust.
Doch irgendwann bin ich dann satt
und schleppe meinen Körper matt
in eine abgeleg’ne Ecke
wo müd’ ich meine Glieder strecke.
Kann Antwort auf die Frage suchen,
warum ich unbedingt vom Kuchen,
noch essen mußt’ ein Riesenstück?
Wie jetzt war ich noch nie so dick.
Trinklied auf das Leben
Frieden ist der Reiter Not,
Keine Ernte gibt's für'n Tod.
Was kann es noch schönres geben?
Doch fad ist dann das Reiterleben.
Kein Krieg, der brennt die Ernte weg
Und zack schon ist ein Reiter weg.
Die Scheunen sind für Korn ein Hort,
Der Hungerreiter ist bald fort.
Wenn es gibt für alle Brot,
Dann droht auch nicht der Hungertod.
Und Krankheit Harm ist auch so fern,
So leben alle Menschen gern.
Den Reitern wird es ganz beklommen,
Da sie nichts zu tun bekommen.
Und jetzt nochmal ...
Frieden ist der Reiter Not ...
Und diesmal spielte er die Melodie schneller und er sang ganz atemlos die Textzeilen. Kaum konnte er noch die Worte mitsingen, es blieb bei Silben, die der Barde atemlos hervorstieß:
»Frieden Reiter Not
Keine Ernte Tod.
Was schönres geben
Reiterleben«
und so weiter. Die Finger flitzten nur so über die Saiten. Zum Glück war die Melodie nicht sehr kompliziert.
Dumak hatte keine Zeit, über so etwas nachzudenken. Gerade stimmt er eine weitere, noch schnellere Runde an. Eigentlich handelte es sich nun nur noch um schnelles Geschrammel auf der Laute und gebellte Silbenfetzen:
»Rei No!
Kei To!
Schö ge!
Rei le!«
Hoch die Tassen
Hoch die Tassen,
Auf dem nassen
Boden sollt ihr tanzen.
In den Gassen
Mit den Massen
Also all den ganzen
Die euch passen.
Ihr könnt fassen
Euch an euren Ranzen.
Ihr könnt's lassen
Oder hassen
Feiern auf den Schanzen.
Wass'n?
Herzschmerz
Weltflucht
Weltflucht
Keinen Sinn hat unser Leben,
drum lasst uns nun die Becher heben.
Doch nicht, um damit anzustoßen,
sondern um den Rausch, den großen,
der vom Elend uns erlöst,
sanft uns in den Abgrund stößt,
ohne Zagen zu erreichen.
Denn nichts ist damit zu vergleichen,
als wenn man im Delirium
lächelnd ins Elysium
eintritt ohne anzuhalten
und den Rücken kehrt der kalten,
hoffnungslosen, öden Welt,
die nur wenigen gefällt.
Nun reiß mich fort, oh Geist des Weines
Herr des ersehnten schönen Scheines.
Reichtum scheffeln ist vergebens,
nutzlos ist der Zweck solch Strebens,
zu schnell verrinnt der Rausch der Gier,
arm waren, sind und bleiben wir.
So gib mir schnell noch einen Stengel
und schon bald werd ich die Engel,
die ins Paradies mich tragen,
hören, wie sie leise sagen:
Seliger, oh freudetrunken
darnieder bist du nun gesunken,
um zu umarmen all dies Glück,
nie wieder willst du mehr zurück.
Nach einem Zug vom süßen Dunst
wähn ich mich in des Glückes Gunst.
Oh nimm mich mit, weit mit dir fort
Von diesem düstren, schwarzen Ort.
Träf ich nur eine Amazone,
ich gäbe alles ihr zum Lohne,
wenn dieses sagenhafte Weib
mit ihrem Zauber meinen Leib
ganz und gar durchdringen würde,
nicht länger trüg ich diese Bürde.
Mein Dasein wär nicht länger Qual,
vergessen wär dies Jammertal.
Was irdisch Fühlen nicht geschafft,
kann Liebe, die durch Zauberkraft
vernebelt mit Magie die Sinne.
Dann träumte ich von schönster Minne.
Die Wirklichkeit wär schnell vergessen,
was kann sich schon mit Träumen messen?
So zieh ich fort, auf meine Reisen
auf diese schönste aller Weisen.
Bursche und Mägdelein
Bursche und Mägdelein
Ein Bursche und ein Mägdelein.
Er wollte gern, sie wäre sein.
„So höre denn, du Liebster mein“,
sprach sie zu ihm. „So bringe mir
zur Hochzeit einen Ring von dir
bis dahin will ich warten hier.“
Und in sein Schiff er stieg geschwind.
Sieben Meere er befuhr.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Ein silbern Ringlein er erstand.
Am Bug des Schiffes stand er nur.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Und als er wieder vor sie trat,
um ihre Hand sie herzlich bat,
das Ringlein an ihr’n Finger tat.
Da sagte sie: „Ich dank dir schön
Ein gülden Krönlein tät mir stehn“
Und hieß ihn wieder von sich gehen.
Und auf sein Roß stieg er geschwind.
Sieben Reiche er beritt.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Ein gülden Krönlein er erstand.
Sein Roß, das lief in schnellem Tritt.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Und mit der Krone in der Hand
er zu seiner Liebsten fand.
„Was für ein wunderhübscher Tand.
Geschmeide, ganz aus Edelstein.
Ich wünschte sehr, sie wären mein.
Bringst du sie mir, so werd ich dein.“
Den Wanderstock er nahm geschwind.
Sieben Berge er erklomm.
Doch zuletzt den Weg er fand.
Diamanten er erstand.
Zurück er lief im Herzen fromm.
„Eil zu der Liebsten, wie der Wind.“
Doch als er zu der Liebsten ging,
da trug sie einen Ehering.
„Ein anderer mein Herz sich fing.
Du warst so schrecklich lange fort
an unbekanntem, fernen Ort.
Da ist die Liebe ganz verdorrt.“
Der Lauf des Wassers
Der Lauf des Wassers
Weit oben, wo Adlers Kräfte versiegen,
Sind die Spitzen der Berge wolkenumhüllt.
In ihrem Schatten die Täler liegen,
Dort Waldes Duft die Lüfte erfüllt.
An solch eines Gipfels schattigen Flanken
Entspringt ein Bächlein kühl und klar.
Ein Wandrer dort saß, so entrückt in Gedanken,
Nahm den Schatten des Abends nicht über sich wahr.
Sein trauriger Blick blieb wehmutsvoll haften
Am unstetig sprudelnden klaren Born
Die Beine, die ihn bis hierhin noch brachten
Hatten all ihre Kraft nun plötzlich verlorn.
"Du Rinnsal, du plätscherst zum Tale hinab,
So nimm meinen Gruße von hier mit dir mit.
Dieser Wunsch ist der letzte, den ich noch hab,
Seit im Dunkeln ich fliehend vom Hofe ritt."
Ein einsamer Lichtstrahl fällt durch die Blätter
Im Wald ist es düster und Dunkel herrscht hier.
Einem Schmetterling ist dieser Lichtstrahl der Retter
Auf ihm entkommt er dem feindlich Getier.
Hier murmelt der Bach in steinigem Bette
Und windet sich in seinem Tale entlang.
Am Horizont droht noch die Bergeskette
Ihr führt entgegen die Straße am Hang.
Im Staub dieser Straße zieh'n eherne Recken,
Der Hauptmann blickt starr auf das ferne Massiv
"Dort wird der Verbrecher sich sicher verstecken",
mit grimmigem Blick er den Männern zurief.
"Du Bach rauschest weiter zum Tale hinab,
So nimm meinen Fluch von hier mit dir mit.
Die Freundschaft, die ich ihm einst freimütig gab
Er reuelos nun sie mit Füßen tritt."
Das Flüsschen umfließt nun saftige Hügel
Und über dem weiten und fruchtbaren Land
Ein Falke schlägt schwebend kaum mit seinem Flügel,
Für ihn ist der Fluss nur ein glänzendes Band.
Einer alten Burg Mauern sich drohend erheben
Überragt von den Zinnen eines wuchtigen Turms
Am Fenster ein Mädchen, ihre Lippen erbeben,
Angstvoll gedenkt sie des drohenden Sturms.
Zielsicher der Falke auf ihrem Arm landet
"Hast du meinen Liebsten beim Fluge gesehen?"
Der Lärm eisern Waffen leis an ihr Ohr brandet:
Die Männer des Vaters, ins Gebirge sie gehen.
"Du Flüsschen du rieselst zum Tale hinab,
So nimm meine Bitte von hier mit dir fort.
Denn sie ist die einzige, die ich jetzt hab.
Lass ihn doch entkommen, an sicheren Ort."
Es donnern die Hufe eines hetzenden Rappen
Über Bögen die zu einer Brücke gespannt.
Am Bewurf unterm Sattel des Burggrafen Wappen.
Das Pferd, das springt weiter in Reiters Hand.
Der Fluss ist nun breit und drängt träge durchs Tal
Der Weg des Kuriers läuft an Ufern entlang.
Er nahm ihn nicht gern, doch ihm blieb keine Wahl,
Vor dem Ziel seiner Reise schon lang ist ihm bang.
Heißt's nicht, dass der Bote, der Unglück verkündet,
Schon oft als der Erste sein Leben verlor?
Denn schlecht wählt, wer Mißglück und Zorne verbindet
Und diese sich beide zum Führer erkor.
"Du Fluss fließt gemächlich zum Meere dahin
So nimm meine Hoffnung nun weit mit dir fort
Wenn dunkle Vorahnung auch trübt meinen Sinn
Hoff ich doch auf Schonung an meinem Ziel dort."
An der Mündung des Stromes erhebt sich ein Schloss
Der Herrscher geruht aus dem Altan zu schaun
Sieht den Boten sich sputen auf seinem Ross,
Winkt den Wächtern zu heben den eisernen Zaun.
"Lasst ein schnell des Grafen geschwinden Kurier
Und führt ihn in meinen Thronsaal herein.
Über die Jungfrau bringt Kunde er mir,
Die ich beschloss, vor kurzem zu freien.
Ganz sicher bin ich mir, nichts spricht dagegen
Der Bote das Lob des Vasallen mir bringt -
Barrieren ich dulde nicht auf meinen Wegen -
Und also berichtet, wie's Gesuch mir gelingt.
Wie die Wasser des Stromes im Meer sich zerteilen
So nimm meine Order weit mit dir fort
Bei Betrug meine Strafe wird jeden ereilen."
So lautet des Königs unheilvolles Wort.
Der Zauber der Amazonen
Der Zauber der Amazonen
Kann jemand es ermessen, das wunderbar Gefühl,
wenn's durch die Brust mir brandet, ich's nicht mehr missen will.
Die Welt erscheint so schön dann, so lichtdurchflutet hell.
Und jedes sanfte Lächeln ist mir Ergötzens Quell.
Zu lang schon hab vermißt ich die Wonn', die darin liegt,
hab niemanden gefunden, der sich an mich anschmiegt.
So bleibt mir denn nur eins noch: Die Hilf' von Zauberkraft:
Der Amazonen Zauber einst Männer hingerafft.
Ein Kind mit hölzern Reifen, am Wegesrande spielt,
Ich stell ihm meine Frage, die nur auf eins abzielt:
"Sag, kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, wo sie wohnen, wo ich sie find?"
Stumm schaut es mich an. Ich weiß, du auch einst wirst
danach traurig suchen. Leb wohl, mein Kind.
So bin ich voller Sehnsucht, nach Dingen, lange her.
Der Abschied von Vergang'nem fällt mir unsagbar schwer.
Doch wenn der Amazonen Bezaub'rung mich umgarnt,
und sich als süße Sehnsucht in meinem Herzen tarnt,
dann wär ich schon zufrieden mit diesem kurzen Glück,
und wenn der Zauber nachläßt, wünsch ich ihn mir zurück.
So klag ich einem Wand'rer von meiner endlos Such,
er ist ein Studiosus, zückt ein gelehrtes Buch.
Darin er lange blättert und murmelt dabei leis,
auf meine schwierig Frage er keine Antwort weis.
"Sag, kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, wo sie wohnen, ihr Bann mich narrt?"
hab ich ihn gefragt, doch umsonst ich hoffte,
denn's Wissen in Büchern ist and'rer Art.
Ich ziehe also weiter, es ist mir eine Qual,
die Welt ist, so erscheints mir, ein einzig Jammertal.
Ich bin schon ganz versunken im Mitleid mit mir nur,
mit sturmumwölkter Stirne, denn Herzweh folgt mir stur.
An einem Feldesraine ein alter Mann sucht Rast,
die sommerheiße Sonne erlaubt ihm keine Hast.
Die Hitze auf dem Wege, sie flimmert in der Fern,
was Mittagsgeister treiben, das wüßte ich jetzt gern.
Ob denn für meinen Wunsche der Spuk Erfüllung weiß,
frag in des Baumes Schatten ich leis den weisen Greis.
"Sag kennst du den Zauber der Amazonen?
Weißt du, ob nur Schattengespinst' ich jag?"
Auch er keine Antwort mir konnte sagen.
Für dich ist's zu spät und umsonst ich frag.
In meinem endlos Streifzug ich sehe gar kein Ziel,
gar niemand kann mich heilen - wohl gäb ich darum viel.
An einer Wegeskreuzung lacht mich ein Gasthaus an
Ich zög're müden Schrittes, geh durch die Türe dann.
Drin reicht ein schönes Mädchen mir einen Krug mit Wein
Mit roter Lippen Lächeln schenkt sie mir davon ein.
Weiß nicht, durch welchen Zauber sie mich betöret hat
Die Amazonensehnsucht in mir wurd gänzlich matt.
Ich blieb bei diesem Mädchen, weil sie mir so gefällt
Doch eine Frage gab es, die hab ich nie gestellt.
"Sag kennst du den Zauber der Amazonen?
Bist du gar am Ende eine von dort?"
Wenn ichs hätt erfahren, was nützte es mir?
Will von diesem Mädchen doch niemals fort.
Lob der Götter
Beliars finstere Jagd
Beliars finstere Jagd
Tod streckt aus die finstren Glieder
mächtig mit erhobnem Haupt,
Eisgeschosse trommeln nieder,
ihnen alles scheint erlaubt.
Blätter werden abgerissen,
Bäume, Sträucher sind entlaubt
und die alten Weiber wissen:
Junges Leben ward geraubt.
Nur einen gibt’s, der solches gewagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Und die Ernte auf den Feldern
wird vom Eis hinweggefegt.
Bäume knicken in den Wäldern,
Halmen gleichsam hingelegt.
Schnitters Sense wird nicht rasten,
bis nicht alles ist gemäht,
wird das Werkzeug weiter hasten,
gut ist’s, wenn nichts mehr sich regt.
Nur einen gibt’s, dem dies wohl behagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Frost löscht Flammen in Kaminen,
selbst durch Öfen Kälte braust.
Kühle tritt, um ihm zu dienen,
in die Häuser. Eisern Faust
hält umklammert fest die Herzen,
ängstlich all’n der Atem saust.
Drinnen Eis verlöscht die Kerzen,
draußen Sturm die Dächer zaust.
Nur einen gibt’s, der hier nicht verzagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Donnernd schlagen auf die Hufe
und in jedes tiefe Tal
schall’n herab vom Himmel Rufe
all der Reiter ohne Zahl.
Eingehüllt von Flammenschweifen
steigen Pferde voller Qual,
Reiters Sporen, Sturmwinds Pfeifen
lassen ihnen keine Wahl.
Nur einen gibt’s, der im Sattel ragt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Wispernd Alte es erzählen:
Übern Himmel braust die Schar,
welchen Weg die Rösser wählen,
neu bestimmt wird jedes Jahr.
Brechen Bahn sich wilde Reiter,
wo sonst fliegt allein der Aar,
ist, wenn schließlich ziehen weiter
sie, nichts mehr so, wie es war.
Nur einen gibt’s, vom dem man dies sagt,
dies ist Beliars finstere Jagd.
Sturm und Dunkel zieh’n vorüber,
stumpf aus tiefen Löchern schaun,
Menschen, die sich Hütten wieder
aus den Trümmern müssen baun.
Wer lebendig, wird es wagen,
einen Neubeginn sich traun.
Um die Toten wird man klagen:
Junge, Alte, Männer, Fraun.
Eins ist gewiß, wenn es wieder tagt,
Dies war Beliars finstere Jagd.
Innos' Licht
Innos' Licht
Innos’ Licht erleuchtet • mir den langen Tag
jeder sieht mit Staunen, • was seine Macht vermag.
Alles auf der Erde, • was hier kreucht und fleucht,
kommt durch seinen Segen, • allmächtig er mir deucht.
Ihre göttlich Hitze • läßt die Sonne hell
von dem weitgespannten • blauen Himmelszelt
auf die Erde scheinen • Innos’ Sorge ist’s,
daß das Leben sprieße, • ganz gewiß ihr wißt’s.
Von dem kleinsten Käfer • bis zum größten Tier,
von den Frühlingsblumen • zu den Bäumen hier,
beseelt von seinen Kräften • ist die ganze Welt,
seine Macht umspannt das • ganze Himmelszelt.
Das wir ihn verehren • ist gerechter Lohn.
Für die vielen Gaben • hast gedankt ihm schon?
Ohne seine Güte • wärest du nicht hier,
gäb es keine Menschen, • Pflanzen und Getier.
In dem ew’gen Kampfe • mit dem bleichen Tod
gibt er einen Funken • uns in unsrer Not
seines göttlich Atems, • er haucht ihn uns ein,
ohne diesen Funken • könnten wir nicht sein.
Wenn die Lebensspanne • sich dem Ende neigt,
dann ein letztes Mal noch • sich seine Größe zeigt
und der Götteratem • kehrt zu ihm zurück,
wahrhaftig von Innos • hatten wir ein Stück.
Nimmermüder Streiter • für des Lebens Kraft
Was vor dir noch keiner, • das hast du geschafft:
Schönem Bahn zu brechen, • gegen Schmerz und Leid
wagst die Stirn zu bieten • Todeseinsamkeit.
Schläfers Macht
Schläfers Macht
Durch des Lenzes laue Lüfte
Schwaden schweben Schwalben gleich,
kein dunkles Gräuel grauer Grüfte,
nicht niedrer Nebel wallt vom Teich.
Sumpfkraut ruft die röchelnd Raucher,
sein duftend Dunst das Dasein süßt,
wie trockner Tritt den nassen Taucher
das grüne Gras den Bruder grüßt.
Visionen schon der Schläfer schickte,
mit Zauber durch den Zaun der Zeit
und bebend blaues Auge blickte,
was einst soll sein, wenn’s ist soweit.
Und während ihres Weges wandern
Sonne, Sterne, Sichelmond,
vielleicht auch einst das Aug’ von andern
sieht, daß sich der Schläfer lohnt.
Drum Lieb und Leid lasst uns vergessen,
auf trocknem Weg und trabend Tritts
- mit Schläfers Macht kann nichts sich messen -
kommt zum Sumpfe, schnellen Schritts.
Tanz der Frostdämonen
Tanz der Frostdämonen
Prelude
Alter Ratschluß es bestimmte:
Alles endlich solle sein,
Nichts in ihren weiten Sphären
Darf den Göttern ähnlich sein.
Diesem ehernen Gesetze
Muß sich beugen die Natur.
Alles Leben darf erfreu'n sich
Einer kurzen Spanne nur.
Wenn im Herbste ihres Lebens
Angekommen alle sind,
Reißt die ruhelosen Geister
Mit sich fort der Winterwind.
Deshalb folgt der Tod am Ende
Als Entscheidung ohne Wahl.
Dieser Meister nimmt entgegen
Huldigungen bleich und fahl.
Triumph des Winters
Meister öffne deine Tore,
Laß uns streben in die Welt,
Uns wie Wein aus der Amphore
gieß hinaus, wenn's dir gefällt.
Raunen solls, mit grimmen Stimmen
Wollen wir die Luft erfüll'n,
Sollst den Thron der Welt erklimmen,
Sie in klirrend Frost einhüll'n.
---
Kälte bringt uns Kräfte wieder,
Kälte ist uns Lebensborn,
Kälte reißt Ruinen nieder,
Kälte dreht den Kreis von vorn.
Kälte gibt uns neue Nahrung,
Kälte macht uns rasend stark,
Kälte friert ein zur Bewahrung,
Kälte strömt bis tief ins Mark.
Beliar ist unser Meister,
Seinem Worte folgt, ihr Geister.
Frost, Frost, Frost, Tod.
Kälte endet müdes Leben,
Kälte bricht den Daseinsmut,
Kälte kürzt ein alles Streben,
Kälte steigert unsre Wut.
Kälte läßt herein den Schnitter,
Kälte ist der Sense Glanz,
Kälte greift die Ernte bitter,
Kälte ruft zum Totentanz.
Beliar, nach deinem Plane
Sind auch wir dir untertane.
Frost, Frost, Tod, Tod.
Kälte saugt heraus die Seelen,
Kälte gibt den Geiste uns,
Kälte soll die Erde quälen,
Kälte ist Sinn unsres Tuns.
Kälte ist der einen Ohnmacht,
Kälte ist für uns ein Fest,
Kälte kommt in klarer Sternnacht,
Kälte holt sich auch den Rest.
Beliar, dir Weltenlenker,
sind wir Kläger, Heer und Henker.
Frost, Tod, Tod, Tod.
---
Untertan dem dunklen Gotte,
Hören wir auf seinen Spruch,
Er sperrt auf die Frosteisgrotte,
Wenn er nennt den Winterfluch.
Schnell heraus aus dem Gefängnis
Unser Sinn bleibt kalt und hart.
Niemals ruhen werden wir, bis
einst die Welt in Frost erstarrt.
Epilog
Kälte labt uns, Kälte nährt uns
Kälte steigert unsern Mut
Kälte läßt uns stärker werden
Oh die Kälte tut so gut.
Ferne Sonne, schwacher Abglanz,
Kälte webt ein Netz aus Eis,
Rote Scheibe hinter Nebel,
Kälte nichts von Wärme weiß.
Schwarze Nacht, sie fällt hernieder,
Licht der Welt ist fortgewischt.
Dunkelheit und ew'ge Kälte:
Zu Eis erstarrt des Meeres Gischt.
Kälte läßt selbst Zeit gerinnen,
Kälte hindert jedes Tun.
Jeder Ton erstarb vor langem,
Ewig ist die Stille nun.
Alter Kloster-Kanon zur Weihnachtszeit
Vom Himmel hoch, da komm ich her,
Von Innos ausgesandt.
Ich bringe euch die frohe Kund,
Zu hör'n im ganzen Land.
Es leuchtet euch der Ordnung Licht,
Es bringt Gerechtigkeit.
So wie es Innos wohlgefällt
In dieser Gnadenzeit.
Drum denkt daran, was er euch gibt
Und dankt dem Herren sehr.
Denn ohne Innos' wärmend Licht,
Da wär die Erde leer.
Er gibt euch Schutz und auch das Recht
Ist von ihm eine Gab'.
Die Erde wäre ohne ihn
Für Beliar ein Grab.
Altes Weihnachtslied aus Myrtana
Hört alle her,
Es weihnachtet sehr.
Beliar fällt den Weihnachtsmann
bringt ihn in sein Reiche dann.
Hört alle her.
Kommt mal ganz nah,
Geschenke sind schon da.
Adanos hat's eingepackt
Summt ein Lied dabei im Takt.
Kommt mal ganz nah.
Seid mal ganz leis,
Hört die alte Weis.
Innos zünd't die Kerzen an,
Und es knistert dann und wann.
Seid mal ganz leis.
usw.
Gekreuzte Klingen
Oh tapf're Aeryn, sage mir ...
Oh tapf're Aeryn, sage mir ...
Vor gar nicht allzulanger Zeit,
vor ein paar Tagen ist’s gewesen,
war eine Kriegerin bereit
(wer’s noch nicht weiß, der kanns nun lesen).
Sie gegen Tuan hat gekämpft,
ich sag euch, es ist ungelogen,
der Schwerter Klang ist ungedämpft
bis nach Khorinis fast geflogen.
Doch eine Frage stell ich dir,
eins möchte gern ich von dir wissen.
Drum tapf’re Aeryn, sage mir:
Lees Fahne, willst du sie noch hissen?
Denn scharfe Klingen zog man schnell,
nur schneller flog ein spitzes Messer,
ein fingerbreit von Blutes Quell,
vom Herzen stak’s und das war besser,
als wenn ihr Herz getroffen wär.
So schleppte Aeryn sich voll Wunden –
ihr Atem ging schon kurz und schwer –
hinweg vom Kampfplatz, ganz zerschunden.
Doch eine Frage stell ich dir,
eins möchte gern ich von dir wissen.
Drum tapf’re Aeryn, sage mir:
Willst immernoch du Lee nicht missen?
Weil niemand hat nach ihr gesehn
Lee keinen Söldner nach ihr sandte,
das kann bis heut ich nicht verstehn.
In Not an Fremde sie sich wandte.
Ein Mann aus Königs Ritterschar
und einer aus dem Sumpf verbanden
die Wunden ihr, was edel war,
doch Lee hat abseits nur gestanden.
Drum eine Frage stell ich dir
Eins möchte gern ich von dir wissen.
Oh tapf’re Aeryn, sage mir:
Das Treueband, ist’s nicht zerrissen?
Argaans Heer
Argaans Heer
Setariffs Soldaten ziehen
Aus dem Tor der Stadt zum Kampf hinaus.
Menschenmassen streuen Blumen
Über unsren tapfren Recken aus.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Siehst du dort das blaue Banner
An der Heeresspitze, ganz weit vorn?
Wie es stolz im Winde flattert?
Und schon schmettert lauthals unser Horn.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Jeder Kämpfer in der Reihe,
während Trommler halten ihren Takt,
schützt mit seinem Schild den Nächsten.
Festgefügt ist unser ehern Pakt!
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Unser Schlachtruf heißt „Für Argaan!“
Für die Heimat kämpfen wir mit Wut,
Weisen Feinde in die Schranken.
Unser Siegespfand ist Kampfesmut.
Ruft es wie aus einem Munde:
Wir sind Argaans Herz und seine Hand.
Unser Ruf schallt trotzig:
Argaan, das ist unser Land!
Auf der kargen Heide
Auf der kargen Heide
Auf der kargen Heide saß ich,
Als das große Heer dort stand.
Auf der kargen Heide war es,
Wo der Kampf ist einst entbrannt.
Auf der kargen Heide schaut‘ ich,
Schirmt‘ den Blick mit meiner Hand.
Auf der kargen Heide sah ich
Ein erträumtes, bessres Land.
Auf der kargen Heide wußt‘ ich,
Dieser Traum hat nicht Bestand.
Auf der kargen Heide wurden
All die Recken überrannt.
Auf der kargen Heide rot ist
Zwischen Gras der kahle Sand.
Auf der kargen Heide hab ich
Mich verzweifelt abgewandt.
Auf der kargen Heide blieb das,
Was uns alle einst verband.
Nur die karge Heide weiß noch,
Welches Unglück dort stattfand.
Schlacht um Varant
Schlacht um Varant
Kein Menschenalter ist vergangen,
Erzählungen im Land erklangen,
Lieder von der Schlacht berichten,
landauf, landab die Skalden dichten
von unerhörtem Kampfesruhme,
berichtenswertem Heldentume
und von dem Siege, der stattfand
in den Sümpfen von Varant.
Myrtanas Herrscher schon vor Jahren
vier Reiche, die verfeindet waren,
unter seine Herrschaft zwang.
Die blutig Kriege zogen lang
durch die Länder ihre Schneise,
sähten Tod auf jede Weise.
Doch nun das Ende ist in Sicht,
denn wo die helle Sonne sticht
auf der kahlen Heide Weiten,
von Sumpf begleitet an den Seiten,
ein silbern Schimmern schlägt entgegen
dem Aug’, es blenden funkelnd Degen,
Rüstzeug glänzt im hellen Lichte,
Helme decken die Gesichte,
von Kriegern, aufgestellt in Reih’n
schwer gepanzert Arm und Bein,
aufgepflanzt die Wimpel sind,
flattern knatternd wild im Wind,
dies der Ort der Schlacht wird sein
und keiner wird danach so rein,
wie er ist hineingegangen
zum Schlusse wieder vorgelangen.
Die Heere stehn sich gegenüber,
die Blicke wandern hin und hüber
zum Feinde, der mit voller Macht
gespannt zum Kampf steht auf der Wacht.
Die weite Heide, einstmals kahl
füll’n grimmig Krieger, hoch an Zahl.
Versammelt ist, was kämpfen kann,
bewaffnet hat sich jeder Mann
und von den Wachen wohlumstellt
thront mittendrin des Feldherrn Zelt.
Sein Banner sich im Wind entrollt,
sind die Götter ihm heut hold?
Kampfeslüstern wolln die Krieger,
in Gedanken schon als Sieger,
auf dem Schlachtfeld aufmarschieren,
bereit, den Angriff zu parieren.
Doch noch des Herolds Horn ist stille.
Erst, wenn es des Feldherrn Wille
und er aus seinem Zelt wird treten,
um mit dem Heere still zu beten
und Innos’ Blick auf sich zu lenken,
ihn bitten, ihm den Sieg zu schenken,
dann erst wird das Horn erklingen,
auf das beginne nun das Ringen.
Und endlich ist es dann so weit,
die Krieger sind schon lang bereit.
Stumm stehen sie, vor Waffen starrend
Des Beginns des Kampfes harrend.
Sie stürmen vor beim Klang des Hornes,
die Herzen fest im Griff des Zornes
und bald schon tobt das Kampfgewühl,
Das Heer stürmt vorwärts mit Gebrüll.
Und unsichtbar auf beiden Seiten
in Dunkelheit den Kampf begleiten
düstre Mächte, deren Schaffen
viel’ Männer wird darnieder raffen.
Für Beliar ist ein Festtag heute,
er fährt ein die meiste Beute.
Leiber für ihn wertlos sind,
die Seelen nimmt er mit geschwind.
Schwerter blitzen, Hörner schallen,
zerrissne Bogensehnen knallen,
Speere zischen durch den Himmel
und in dem größten Kampfgetümmel
des Feldherrn Garde unverdrossen
des vielen Blutes, das vergossen,
ihrer Äxte langen Schäfte
wirbeln hoch und dann die Kräfte
der tapf’ren Krieger sie bezwingen,
den nächsten Feind sie niederringen.
Schilde aufeinander prallen,
ihr Krachen hört man weithin hallen.
Mit Lanzen, tief herabgesenkt,
kommen Reiter angesprengt.
Ein wilder Kampf ist nun entfesselt,
Krieger werden eingekesselt,
rammen ihre langen Spieße
mit den Enden in die Wiese
und die Lanzenspitzen krachen
in des feindlich Heerwurms Rachen.
Doch weiterhin die Klingen singen,
splitternd Lanzenschäfte springen,
brüllend Krieger sich begegnen,
Pfeilehagel niederregnen,
Ketten rasseln, Rüstzeug splittert,
wird wie Pergament zerknittert,
wenn grausam Hiebe großer Wucht,
die vergebens gleiches sucht,
durch der Krieger Reih’n sich mäht,
erhob’nen Haupts der Tod umgeht.
Wie Halme unterm Schnitt der Sense,
die Finger halten noch die Trense,
werden Reiter hingeschlachtet,
des Lebens Wert hier niemand achtet.
Der Rösser schwer gepanzert Rümpfe
stecken in der nassen Sümpfe
bodenlosen saugend Gründen.
Und vom grausam Tode künden
Leichenberge, Blutesströme,
hingemetzelt Erdensöhne.
Doch die Schlacht nimmt ihren Lauf
Kein Atemholen hält sie auf.
Wer gefallen durch des Gegners
Handarbeiten eines Degners,
der das Schwerte hat geschmiedet
im Feuer ’s Eisen hat gesiedet,
mit Hammerschlag in Form gebracht,
im Wasser Härte hat gemacht,
der Klinge Stahl am Stein geschliffen
fest das Schwerte dann gegriffen,
und zur Waff’ hat werden lassen,
die der Feind wird ewig hassen,
also wer im Kampf getroffen,
für den gabs nur noch ein Hoffen,
daß in Beliars Reich der Ruhme,
den er auf der Erdenkrume
hier im Kampf erringen tat
für Angedenken ist die Saat.
Denn was bleibt dem sterblich Recken,
wenn die Todesboten wecken
seine ewig während Seele
und aus keines Menschen Kehle
dringt sein Name noch hervor,
dann war im Tode er ein Tor,
nutzlos gab sein Leben hin
er im Kampfe ohne Sinn.
Drum lasset innig uns gedenken,
der Toten, die den Sieg uns schenkten.
Denn einer kann im Kampf nur siegen,
wenn übers Schlachtfeld Raben fliegen.
Sie kamen her als Beliars Boten,
krächzend äugend nach den Toten.
Stunden wogte nun der Kampf,
aus Pferdenüstern stieg der Dampf,
aus Wunden endlos Blute quoll,
bis zum Strome es anschwoll.
Varants Söhne hingemordet,
das Gemetzel überbordet,
überrannt das feindlich Heer,
erlahmt nun auch die Gegenwehr.
Myrtana hat den Sieg errungen,
entgültig ist Varant bezwungen.
Die Heide tat vom Blut sich röten,
es war ein Hauen, Metzeln, Töten.
Und viele, die dabei gewesen,
von ihren Wunden nie genesen,
vom Todeskrug sie mußten kosten,
ihr Harnisch wird im Regen rosten.
Die Leiber niemand hat begraben,
als Atzung dient ihr Fleisch den Raben.
Bestie im Dunkel
Ein Brüllen und Schnaufen
Hallte durch Gänge,
Ein Würgen und Husten
Und Stechen und Raufen.
Ein Lärmen zum Schaudern.
Das röchelnde Prusten
Kam hastig dichter.
Jetzt nur nicht zaudern!
In wildem Verglühen
Magische Lichter
Erhellten die Kammer
Im steten Bemühen,
Die Bestie zu stellen.
Doch was für ein Jammer:
Die Magie ist zerfallen,
Schreie laut gellen -
Nur schnell entfliehen.
Die Echos, sie hallen
Von festen Schritten.
Ein Klirren vom Ziehen
Der silbrigen Klinge,
Sie glänzt auf inmitten
Des Grausens. Herab fährt -
Ach wenns nur gelinge -
Das spitze Dolchmesser.
Die Orkbestie zehrt
Vom letzten Herzschlag,
Der Boden wird nässer.
Vom Blut ganz umrahmt
Er dem Tod nun erlag.
Tugend
Edelmut
Edelmut
Was ich dir sag, das höre gut:
Manch Kämpfer ist schon ausgezogen,
sah sich als Held, dank Waffen Kraft
und hat sich damit selbst belogen.
Ein wahrer Held ist nicht nur stark
und kann mit Waffen um sich stechen,
er sollte auch verzeihen könn’n,
darauf verzichten, sich zu rächen.
Dies nenn ich wahren Edelmut,
der jedem guten Manne stünde.
Herr über niedren Wunsch zu sein,
das war noch niemals eine Sünde.
Denn was bringt Rache außer Leid,
aus dem nur Zorn und Hass erwachen?
Sie wird in einem endlos Kreis,
die Kämpfe immer neu entfachen.
Darum beweise deinen Mut,
nicht länger laß vom Zorn dich leiten.
Leg fort das Schwert aus deiner Hand,
denn besser ist’s für alle Seiten.
Die größten Recken, die man kennt,
war’n edel auch in ihrem Denken,
drum bitt ich dich und mein es ernst,
laß dich von ihrem Vorbild lenken.
Vielleicht nach großen Taten einst
auch über dich die Barden dichten
und wenn es denn so kommen mag
eins soll beherrschen die Geschichten.
Wenn nämlich Lieder überall
einst werden über dich gesungen,
dann wird dein Ruhm der höchste sein,
wenn er durch Edelmut errungen.
Wenn Zorn die Gedanken leitet
Wenn Zorn die Gedanken leitet
Ein unbedachtes, falsches Wort,
zu schnell ist es laut verbreitet.
Kommt aus Empfindens dunklem Hort,
fliegt rasch von der Zunge fort,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Wenn umwölkt die Stirne ist,
des Geistes Dunkelheit fortschreitet
und du im Griff des Schlechten bist,
dann die Vernunft du nicht vermisst,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Schnell ist viel kaputtgemacht,
wenn dich des Zornes Teufel reitet.
Mit Worten hast du unbedacht
in Freunden Bitterkeit entfacht,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Drum halte eine Weile ein,
bis dein Blick sich wieder weitet
und Klarheit zieht ins Haupt dir ein,
denn du wirst schlecht beraten sein,
wenn Zorn die Gedanken leitet.
Wahre Recken
Wahre Recken
Durch stillen Wald und weite Flur,
durch steiler Schluchten dunklen Grund,
fand ich den Weg durch Zufall nur,
sah mich schon fall’n in tiefen Schlund.
Ich stand vor Bergen hoch und schroff,
erstieg das höchste Felsenhorn,
von mancher kahlen Bergwand troff
mit leisem Klang ein kühler Born.
Weit über Ackerrain und Feld
führt über ausgetret’nen Steg,
vorbei an Feldern, frisch bestellt,
der einst von mir gewählte Weg.
Selbst übers Meere fuhr ich hin,
getrieben von unstetig Wind.
Du fragst nach meiner Reise Sinn?
Ich suchte, was wohl nie ich find’.
Den wahren Held, zu meiner Schand’,
fand ich niemals auf meiner Jagd.
Ich hab gesucht im ganzen Land
Und dann am Ende doch verzagt.
Geben und Nehmen
Geben und Nehmen
Mancher sich schon lang gefragt,
was es wohl bedeuten kann,
wenn zu Lee er hat gesagt,
daß von nun an er sein Mann.
Drum will ich versuchen nun,
so getreulich, wie es geht,
euch erklären euer Tun
und euch sagen, wie es steht.
Wenn ihr Lee die Treue schwört,
eins ist unbestritten wahr:
Auf sein Wort von nun ihr hört,
allesamt, die ganze Schar.
In den Kampf gemeinsam zieht
Und dann gilt vor allem eins:
Was eurem Leben auch geschieht,
wichtiger allein ist seins.
Wenn einen Auftrag er erteilt,
Lee erwartet von euch schnell,
daß ihr zur Erfüllung eilt
hurtig wie vom Berg ein Quell.
Gibt’s für euch nur noch die Pflicht?
Und zum Klagen einen Grund?
Ich sage euch, so ist es nicht,
Lees Schuldigkeit tu ich nun kund.
Euch zu nähr’n ist seine Pflicht,
hat er dann zu kleiden auch
jeden, der hier für ihn ficht,
damit keiner friert am Bauch.
Kampfeswunden, Krankheit, Harm
sollte von euch halten fern
er mit seinem mächtig Arm,
wie’s sich anschickt für den Herr’n.
Sorgen soll er nicht zuletzt
sich um euer leiblich Wohl.
Darum sag ich es euch jetzt:
Sein Versprechen ist nicht hohl.
Denn sein Wort hier jedem nützt,
laßt’s durch euren Geiste zieh’n:
Euer Leben er beschützt,
mit eurem Leben schützt ihr ihn.
Wunder der Natur
Es ist Frühling
Es ist Frühling
Zu wandern der Nase nach stand mir der Sinn,
durch Wiese, Wald und Flur.
Staunend stolpere ich und fall hin.
Was ist das nur?
Na klar: Es ist Frühling!
Ein mächtig Gezwitscher aus jedem Baum,
ein Tschilpen, Trillern und Pfeifen.
Ich rapple mich auf und glaube es kaum,
fang an, zu begreifen.
Hach ja: Es ist Frühling!
Grün sprießen die Blätter an jedem Strauch,
das Blütenmeer schlägt hohe Wellen.
Es blühen Narzissen, die Primeln, der Lauch
an allen Stellen.
Wie wahr: Es ist Frühling!
Und ein junges Mädchen, das lächelt mir zu,
vor Sehnsucht dahin ich gleich welke.
Doch meine Trübsal ist verschwunden im Nu:
Sie schenkt mir ne Nelke.
Oh ja: Es ist Frühling!
Frühling
Frühling
Süße ungeahnte Düfte
meine Nase nun erreichen,
Schwaden schweben durch die Lüfte,
niemals solln sie wieder weichen.
Zarte Blätter sich entrollen
auf so wundersame Weise
und im Moos die Bienlein tollen,
klar zu ihrer Frühlingsreise.
Der Flug in jede Blüte führt,
nimmermüde Honigsammler.
Ihr Fleiß sogar mein Herze rührt,
mir sorgenlosem Zeitvergammler.
Beschwipst in meinem Frühlingsrausche
torkle ich durch Feld und Wiese.
Mit den Vöglein ich gern tausche,
die Erde unter mir dann ließe.
Doch einstweilen ich am Boden
noch verbleibe auf zwei Beinen,
stopf’ Blumen mir in meine Loden,
möchte fast vor Freude weinen.
Frühling ist die schönste Weile,
die ganze Welt ist nun erweckt.
Alles wächst in größter Eile,
neues Leben man entdeckt.
Während ich sinnierend liege,
auf dem schönsten Wiesengrüne
wächst mir eine grüne Riege
Gräser in das Ohr ganz kühne.
So viel Zeit ich hab verschwendet?
Träum ich denn so lang schon liegend?
Oder Wachstums Kraft sich wendet,
über’n Winter endlich siegend?
Einerlei, ich hab zu tun jetzt,
muß der ganzen Welt verkünden,
daß des Frühlings Kusse hinsetzt
frisches Leben ohne Sünden.
Sommergewitter
Sommergewitter
Wolken türmen hoch sich auf
und Gewitterblitze zucken,
Wetter nimmt nun seinen Lauf.
Bäume sich herniederducken.
Nehmen Windes Kraft in Kauf,
müssen seine Hiebe schlucken.
Blätter bläst der Sturme fort,
lang noch sie am Himmel tanzen,
bis an einem fernen Ort
sie als Boten fremder Pflanzen
niederfall’n, verweilen dort,
Speise sind für Krabbelwanzen.
Doch einstweilen herrscht der Wind,
wilde Böen die Felder fegen.
Himmels Schleusen offen sind
und nun endlich peitscht der Regen,
Wasser übern Acker rinnt,
Pfützen sammeln sich an Wegen.
Krachend rollt des Donners Hall
Übern vollgepackten Himmel
und der dräuend Wolkenwall
wird zum aufgebäumten Schimmel,
trabend drängeln überall
Wolkenherden im Gewimmel.
Blitze donnern unterm Huf,
Nebel fließt von ihren Mähnen,
Götter Launen sie erschuf.
freien Tritt sie sich ersehnen.
Folgen sie des Sturmwinds Ruf,
springend sich die Leiber dehnen.
Endlich ist des Himmels Wut
mit dem Regenschwall zerronnen
und nun scheint letztendlich gut,
was so düster hat begonnen.
Alles blüht mit frischem Mut,
hat an neuem Glanz gewonnen.
Vom Bau der Welt
Vom Bau der Welt
Einstmals kühne Männer waren,
die vor ungezählten Jahren
wollten auf die Seefahrt gehen,
sich den Bau der Welt besehen.
Und so sind sie losgezogen
Damit ich hier ungelogen
diese Kunde kann verbreiten
aus schon längst vergangnen Zeiten.
In den Ebenen im Süden
Zeichnen sich der Wand’rer müden
Fußspur’n ab im Wüstensande
Quer durch unbekannte Lande.
Sonne brennt dir heiß im Nacken
Will dich braun und knusprig backen
Mit erbarmungslosen Strahlen
Schickt sie wahre Höllenqualen.
Seltsam Völker lang schon wohnen
In den ausgedörrten Zonen
Gog und Magog ist ihr Name,
klingt für uns ganz wundersame.
Schwingen kreischend ihre Waffen,
woll’n den Erdkreis an sich raffen.
Wir vom Lande dort hernieden
Sind durch Götter Macht geschieden.
Breite Meere, Ozeane
halten fern von ihrem Wahne
uns’re glücklichen Gefilde
wo die Sonne scheint so milde.
Weiter geht die seltsam Reise
und der Wind bläst still und leise
in die Segel, die sich blähen.
Launenhaft die Lüfte wehen.
In den Bergen hoch im Norden
stark behaarte dunkle Horden
dort in Felsenhöhlen hausen,
ungewaschene Banausen.
Winters Kälte schlägt sich nieder
an den Klüften immer wieder.
Schnee begräbt die Täler alle,
mancher Weg wird so zur Falle.
Innos nie gesehen haben
alle dort und seine Gaben
wie die Wärme seiner Sonne
nie gespürt dort ward mit Wonne.
Zitternd sitzen in der Kälte
dort die Menschen, als obs gälte
zähneklappernd Takt zu schlagen,
allen so ihr Leid zu klagen.
Doch die Fahrt kann keiner stoppen,
auch wenn Meeresgeister foppen
die entsetzten mutig Forscher.
Schiffes Planken werden morscher,
denn erreicht ist jetzt das Meere
der gehörnten Würmerheere,
die sich endlos um sich schlingen,
durch das Holz des Schiffes dringen.
Weit im Westen leben Wesen
manche haben von gelesen:
Canophyten, Ichtyophagen
hör ich die Gelehrten klagen,
fressen Menschen zum Vergnügen,
jeder muß sich ihnen fügen.
Kochen sich im Topf ihr Fleische,
bis es schmackhaft ist und weiche.
Schnell sich aus dem Kochtopf ziehen
alle und dann hurtig fliehen,
sie zum Schiffe, ankerlichten,
bleiben wollen sie mitnichten.
Weiter geht die Fahrt nach Osten,
um nun auch vom Glück zu kosten,
denn an diesem fernen Orte
liegt des endlos Segens Horte.
Wie schon schrieben manche Weisen,
soll’n am Ende alle Reisen
in den selig Osten gehen
wo die Sonn’ wir aufgeh’n sehen.
Dort, so sagt man, liegt die Insel,
wo selbst jeder Einfaltspinsel
zum Gelehrten könne werden.
Hier ist’s Paradies auf Erden.
Dieses Land mit Götter Segen,
wo die freundlich warmen Regen
honigsüß vom Himmel fallen
und Schalmeien laut erschallen,
heißt Elysia in Sagen,
niemand muß sich dort abplagen.
Hier die Menschen glücklich leben,
keine Angst läßt sie erbeben.
Wenn du dort vorbeigezogen
Auf des Meeres hohen Wogen
Findest du die steilen Wände,
die markier’n das Weltenende.
Donnernd in den Schlund ergießen
Sich die schaumbewachs’nen Wiesen,
all der Meere endlos Flächen
fließen ab in zahllos’ Bächen.
Mächtig sprüht die Gischt hernieder.
Ohne Pause. Immer wieder.
Und ein großer Regenbogen
glitzert leuchtend von hoch droben.
Wenn der Sog dich will erfassen
und nie wieder von sich lassen,
will dich in den Abgrund ziehen,
solltest du mit Eile fliehen.
Kraftvoll bläst der Wind ins Segel
und schon bald des Meeres Pegel –
und das ist ein gutes Zeichen –
ihren alten Stand erreichen.
Ob die Wasser sich verlaufen
oder Ungeheuer saufen
all die riesig Wassermassen?
Welcher Magen könnt’ das fassen?
Nein, die großen Wassermengen
später dann am Himmel hängen.
Über’n Rand der Welt gefallen
Wolken sich zusammenballen.
Adanos schickt sanft gelinde
wolkenschiebend günstig Winde.
Und so fall’n die Wasser wieder
regnend auf die Erde nieder.
Meine Reise ist zu Ende,
darum trete ich behende
auf bekannten Boden wieder,
bette meine müden Glieder
auf der Heimat weiche Erde,
von der mich auch hundert Pferde
stampfend Hufes nicht vertreiben,
hier werd ich für immer bleiben.
Vom Vergehen
Vom Vergehen
Weißt du noch, die kleine Blume?
Gestern blühte sie noch dort.
Heute such ich sie vergeblich,
heute ist die Blume fort.
Flogen Falter noch vor kurzem
durch die milde Sommerluft
aus Blütenkelchen, Trauben, Dolden
strömte süßer Honigduft.
Alles Leben ist vergänglich
nichts bleibt für die Ewigkeit
Für diese Wahrheit nicht empfänglich
ist der Mensch und nicht bereit,
wenn für mehr als bunte Blumen
anbricht eine Trauerzeit.
Und so endet, was mit Lachen
seinen Anfang nahm, im Leid.
Winterlied
Winterlied
Winter hält in seinem eisig kalten Griffe
das ganze Land,
übern Himmel ziehn unstetig Wolkenschiffe,
die wohlbekannt
ihre glitzernd Ladung niederrieseln lassen
ohne Ruhe,
schneeweiß bestäubt nun alles ist, kanns kaum fassen,
hier im Nuhe.
Doch ein kalter Wind pfeift durch die Stoppelfelder
ohn Unterlaß,
und auch die hohen und so düstren Tannenwälder
rauschen mir was.
Frost hält umklammert Zweig und Wurzel ohne Gnade
wie zum Hohne,
blutig Wunden durch verharrschten Schnees Grate
sind mein Lohne.
Ein warmes Haus auf meiner Flucht vor Kältes Grimme
erreich ich bald,
mit frierend Ohren höre ich des Winters Stimme,
er lacht so kalt.
Und zum Abschied er noch einen donnernd Gruße
schickt hinterher,
die Schneelawine schnelle flieh, hab keine Muße
ich nimmermehr.
Nur die Hoffnung bleibt mir noch auf Winters Ende,
bald, wenns ginge,
sonst der Frühling immer bliebe nur Legende,
die ich besinge.
Meeresfahrt
Meeresfahrt
Wind geduldig gibt die Richtung
Zu dem Ziel der Reise vor,
Doch der Regenwolken Schichtung
Ist dem Sturm ein Ausfalltor.
Wirbelnd strömt die Flut von oben,
Brechend übers Deck herein.
Ungezähmte Wasser toben,
Fließen in das Schiff hinein.
Während jeder sucht zu retten
Sich vor gurgelnd salz'ger Flut,
Steht umwickelt fest mit Ketten
Der Rudergast voll Todesmut.
Zu den Göttern heben alle
Ihre Stimmen still und laut,
Denn bei diesen Unglücksfalle
Wird nur ihnen noch getraut.
Ein lauter Knall. Es birst das Segel,
Fort trägt es des Äthers Wut.
Nur Zerstörung hießt die Regel,
Sonst den Mächten nichts scheint gut.
Niemand soll des Meeres Wiesen -
Hört man's aus dem Sturmwind schrei'n -
Zum Wandelgang sich auserkiesen!
All die Hügel - die sind mein!
Hier ergeh'n die Meeresriesen
Sich und so soll's immer sein.
Also seid nun ausgewiesen:
Riesenspielzeug sollt ihr sein!
Sturmwind braust und hebt den Nachen
hoch hinauf in Himmels Schlund,
Um ihn dann mit lautem Krachen
Fall'n zu lassen in den Grund.
Werden all die Planken halten,
die einst eine kundig Hand -
eines Zimmermannes Walten -
festgefügt zusammen band?
Sieh! Die Fluten wieder schwellen!
Doch es hält dem Mahlstrom stand,
Beugt sich unter hohen Wellen,
Wie der Baum im Wind an Land.
Plötzlich, so wie er gekommen
ist der Sturm vorüber jetzt.
Wer noch lebt, der ist benommen;
Ist es überstanden jetzt?
Glatt das Meer liegt vor den Blicken,
Als ob's anders niemals war.
Wird der Sturm noch einmal schicken
Seine wilde Bestienschar?
Niemand soll des Meeres Wiesen -
Hört man's gurgelnd wie durch Stein -
Zum Wandelgang sich auserkiesen!
All die Hügel - die sind mein!
Hier ergeh'n die Meeresriesen
Sich und so soll's immer sein.
Dies war nur ein kurzes Niesen.
Gewarnt ihr Frevler, sollt ihr sein!
Wasser endlos wallt hinüber,
Stetig ist der Barke Bahn.
Schallt der Ruf vom Mast herüber:
Dunstig' Ufer sieht man nah'n.
Düstre Mären
Der Nachtmahr
Der Nachtmahr
Einst ein Knabe jung und schön
folgte einem Weg, zu gehen
durch den dunklen Tannenhag,
wünschte sich, es wäre Tag.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Auf Gras, ganz helle, trat sein Fuß
und plötzlich eine Maid zum Gruß
ihm ihr strahlend Lächeln schenkt,
an nichts andres er mehr denkt.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Ganz verzaubert bleibt er stehn,
kann keinen Schritt mehr weiter gehen
„Oh schönes Mädchen, sage mir,
wie finde ich nach Haus von hier?“
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Sie nimmt den Knaben bei der Hand,
sein Herz umschließt ein festes Band
und willig folgt er ohne Scheu
in den dunklen Wald ihr treu.
Dunkle Träume trieben ihn
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Den Knaben sah man nimmermehr,
der Nachtmahr gab ihn niemals her,
doch im hellen Sonnenschein,
ein schönes Mädchen sitzt allein.
Dunkle Träume trieben sie
in ausweglose Enge,
in des Nachtmahrs Fänge.
Der Sucher in der Dunkelheit
Der Sucher in der Dunkelheit
Ich sah harte Felsen Dünen gleich vergehen,
Meere, die verdampften in grenzenlose Himmel,
Konnt' steinern Adlers Werden mit starren Augen sehen,
hört' in mir den Hufschlag der rasend Feuerschimmel.
Gestirne haben vordem ihre Bahn begonnen:
Es gibt keine Ordnung, nur wirres Gewimmel.
Zwischen sterbenden Sternen, heißen Sonnen
wandeln die Götter voll Macht umher.
Sucher in Welten, die längst zerronnen,
Seit Äonen sind ihre Hände leer.
Was ist in den Welten, was hält sie zusammen?
Was entstiegen der See und doch allverborgen?
Was strebt auf der Aare, glüh'n Sphären in Flammen?
Kann Wissen und Kunde für Antwort nicht sorgen,
Denn ganz unentwirrbar ist alles versponnen.
Im Wechsel der Sicht ist der Abend ein Morgen.
Zwischen sterbenden Sternen, heißen Sonnen
wandeln die Götter von einst umher.
Sucher in Welten, die längst zerronnen
Seit Äonen sind ihre Augen leer.
Die Trauerweide
Die Trauerweide
Auf der kahlen Heide,
da steht ein alter Baum,
eine Trauerweide,
erstarrt in einem Traum.
Bei einem alten Weibe,
da darbte eine Maid,
ihr geschah am Leibe
einst ein großes Leid.
Der Wind in ihren Zweigen
bringt leise sie zum Spiel
und in der Blätter Reigen
findet er sein Ziel.
Sie wollte hin zum Tanze
mit einem Burschen gehn
und flocht sich einen Kranze
sie war so wunderschön.
So rauschen denn die Blätter
ohne Unterlass,
im stürmisch Regenwetter
glänzen sie ganz nass.
Das Weibe aber sagte:
›Er wird nicht kommen her.‹
Denn der Neid, der nagte
an ihrem Herzen sehr.
Am Tage scheint die Sonne
auf ihr grünes Dach
und Wandrer voller Wonne
im Schatten liegen wach.
Das Mädchen jedoch lachte
und wollte hören nicht:
›Geschenke er mir machte,
mein Herz er mir nicht bricht.‹
Des Nachts die Sterne schimmern
durch ihr lichtes Blatt
und an dem silbern Flimmern
sieht man sich nie satt.
›Zu Holz will ich erstarren,
wenn er mich vergisst,
ich werde seiner harren,
auch wenn du gram mir bist.‹
Im Frühjahr Weidenkätzchen
mit ihrem Duft betör’n,
man kann an manchem Plätzchen
die Bienen summen hör’n.
›Wenn dies ist dein Wille,
so möge er geschen.
Als Baume sollst du stille
auf der Heide stehn.‹
Im Sommer spendet Schatten
die weitgespannte Kron,
viel Wandrer an dem glatten
Stamme lehnten schon.
Der Alten düst’ren Worte
das Mädchen hörte nicht,
es dacht’ an and’re Orte,
ein Lächeln im Gesicht.
Und wenn die Blätter fallen,
von Herbstes Hauch gefärbt,
wird von des Windes Krallen
der Weidenbaum gegerbt.
Die alte Hexe schickte
einen Zauber aus,
den Burschen er umstrickte
mit tiefem Schlaf zu Haus.
Auf die silbrig Rinde
im Winter schneit es weiß,
in dem kalten Winde
die Zweige rascheln leis.
Des Abendrotes Schimmer
der Nacht hat Platz gemacht,
der Bursche, der kam nimmer,
die Maid umsonst gewacht.
Am Morgen auf der Heide
beugen sich verzagt
die Zweige einer Weide,
wie’s voraus gesagt.
Der große Gleichmacher
Der große Gleichmacher
Schnitter, schärfe deine Sense,
Spann Gezäum dem Rosse vor.
Silbern Mondlicht wird dich leiten
Über Wälder, Berg und Moor.
Eingehüllt in Nächtens Mantel,
Weiß mit Schnee am Saum besetzt,
Diamanten gleich mit Sternen,
Ist der ganze Stoff benetzt.
Unter dir die Welt liegt stille,
Ruht in klarer Winternacht,
'S ist das Feld mit deiner Ernte;
Tu die Arbeit mit Bedacht.
Unter diesem prächtig Zelte,
Wartet eine große Schar,
Deren Hoffnung längst verlor'n ist,
Deren Leben Mühsal war.
An dem Feldrain hingesunken
Liegt ein Bündel Lumpen nur.
Da - ein schwaches Menschlein wimmert.
Weit weg führt die Wagenspur.
Über Knochen spannt die Haut sich
Und ganz leis im Fiebertraum
Ruft das Mädchen nach der Mutter.
Doch den Ton – man hört ihn kaum.
Ausgezehrtes Mädchen, höre,
Sollst vergessen deine Not
Wohin ich dich führen werde,
brauchst du niemals wieder Brot.
In der festen Kemenate
Liegt der Burgherr satt und warm:
Unumschränkter Macht zum Trotze
Traf den Herrscher Krankheit Harm.
Weder Medicus noch Magier,
Priester, Heiler, Scharlatan,
Nicht Geschmeide, Gold und Reichtum
Wehrt Geschwüren ihre Bahn.
Deine Plage will ich kuren,
Sollt' sie noch so schmerzhaft sein:
Heilen wird dein langes Leiden
Prompt der Schritt an meinen Schrein.
Mitten in dem wilden Kampfe
Fällt den Krieger zischend Pfeil
Weil der Schütze richtig zielte
Blieb des Streiters Herz nicht heil.
Pfeifend rasselt schwacher Atem,
Blut rinnt aus dem zitternd Mund.
Dunkler Fleck auf weißem Schneekleid
Tut des Kämpfers Wunde kund.
Laß den Odem aus dir weichen!
Nie mehr kämpfen ohne Sinn,
Nicht für Klang von leeren Worten
schenkst du mehr dein Leben hin.
Ach, zerschunden ist der Körper,
angekettet an die Wand
von der Folter ganz zerstoßen
sind die Finger jeder Hand.
Für die Buhlschaft mit Dämonen
War Beweis ihr rotes Haar.
Sie gestand es unter Schmerzen:
Ja, die Klage, sie ist wahr.
Von der Welt sollst du dich lösen
Sieh: sie hat sich abgewandt.
Eh die Flammen dich verschlingen
Komm mit mir, nimm meine Hand.
Schnitters Mahd fällt alle Leben,
Junge, Alte, arm und reich,
Unterschiede kennt er keine:
Im Tode sind sie alle gleich.
Immerdar
Dunkle Mauern, die nicht zagen, aus den Nebelschwaden ragen.
In der Mitte fest verschlossen, von Holz und Stahl ein Flügelpaar;
Hängen an dem hohen Gange, bleiche Knochen Wang an Wange,
Hängen da, sind niemals bange, Sonn und Monde zum Altar.
weiß und rissig und für ewig hängen sie da weit sichtbar,
Hängen da auf immerdar.
Fügen sich mit Knochenstümpfen zu zwei Menschen ganzen Rümpfen
Jeder Knochen an den Stellen, die sein eigen wunderbar;
Fügen sich zu Bein und Schopfe von den Zehen bis zum Zopfe
Breit die Arme um den Kopfe wie die Flügel eines Aar.
Hängen dort fest angenagelt, zwei Skelette als ein Paar,
Beide hier auf immerdar.
Und aus ihren Beckenknochen feingeformte Wirbel krochen
daran Rippen stet anschwellen von dem Reste unlösbar,
Im Äther die Gerippe klirren, den Zauber keiner konnt' entwirren,
Forschte bis Gedanken flirren, forschte er auch manches Jahr:
Keiner wußte, wie es anstell'n - schlottern sie seit langem Jahr
Durch Magie hier immerdar.
Aus ihrer Augen leeren Halle trifft ihr stechend Blick sie alle;
Von dem hohlen Aug' getroffen, jeder, der hier stand, mal war,
Und ganz unwohl sich dann fühlte, ihm das Herze dies aufwühlte,
Zur gleichen Zeit die Wangen kühlte, sein Innerstes lag offenbar.
Und ein jeder, den sie schauten, sprach allein darauf hin wahr,
Sprach die Wahrheit immerdar.
Doch mit der Verzweiflung Mute – denkend an das Schöne, Gute –
Hub ich an, auch wenn die Wächter erschienen all'n als unnahbar.
Ich fragte laut – als obs mich lenkte – sie, was mich vor allem drängte:
»Wollt lang schrecken«, dies mich drängte, »all der Gäste bunte Schar?
Wollt sie schrecken, daß sie schaudern und sich gruseln fürchterbar,
Wollt ihr das denn immerdar?«
Es traf ihr Blick mein Herz und meine schrecklich schlotternden Gebeine,
Schwankend wollte Halt ich finden, elend mir zumute war.
Erst es schien so, dass sie schliefen. Doch dann klang es aus den Tiefen,
Hohl und stickig aus den Tiefen, riefen sie. Unvorstellbar!
Endlich brachen sie ihr Schweigen, riefen zu mir sonderbar
Mit dumpfen Stimmen: »Immerdar!«*
Quelle (https://forum.worldofplayers.de/forum/threads/1377290-Das-Kastell-des-ZuX-94?p=24413815&viewfull=1#post24413815)
__________________
*Ein Tribut an E. A. P.
Alte Sagen
Der Nix und seine Töchter
Der Nix und seine Töchter
Wenn der Mond am Himmel steht
und die Sonne untergeht,
dann kannst du an manchen Nächten
den Nix, den Barte voller Flechten,
aus dem Weiher steigen sehn.
Nach ihm seine Töchter gehen.
Und zum Bade sie nun schreiten,
lassen sich vom Mondlicht leiten.
In aus Schilf gewachsnen Hallen
lassen sie anmutig fallen
ihre algengrünen Kleider.
Doch der alte Nix wacht leider
über ihre Badestelle
an erlenbruchgesäumter Quelle.
So wird es dir nur schwer gelingen,
bis zu ihnen vorzudringen.
Willst du des Nixens Wacht umgehen,
mußt du vor des Hahnes Krähen,
damit der Nix dich nicht zerreißt,
ein Kraut abpflücken, das da heißt
Rührmichnichtan. Birgs an der Brust.
Der Nix an dir verliert die Lust.
Doch seiner Töchter lockend Duft,
führt dich in eine nasse Gruft.
Die Blicke ihrer Mandelaugen
In die kühle Flut dich saugen
und Wimpern Schwünge froh erzittern,
sehn sie dich hinter nassen Gittern.
Das grüne Haar der Wasserweiber,
bedeckt nur knapp die schönen Leiber.
Ihr Sang benebelt den Verstand
Bringt flugs dich an des Wahnsinns Rand.
Die weiße Haut im Mondenschein
der Nixentöchter leuchtet rein.
Mit Händen schmal und ganz grazil
seltsam Zauber in den Siel
mit wiegend Hüften wird gewebt,
daß Balsam überm Wasser schwebt.
Und ihre alabastern Glieder
Senken sich zum Bade nieder.
Dann in die Tiefe ziehn sie dich.
Das Wasser braust ganz fürchterlich,
nie wieder lassen sie dich ruhn,
mußt ewig für sie Dienste tun.
Wer nachts sich an den Teich begab,
fand oft im Ried sein nasses Grab.
Drum solltest du den Weiher fliehn,
eh sie dich unter Wasser ziehn.
Sticht dich jedoch der Übermut,
so rat ich dir, doch höre gut,
schneid aus Weide dir zwei Pfropfen,
die mußt du in die Ohren stopfen,
denn wenn du hörst die Nixen singen,
wird es niemals dir gelingen
ihren Armen zu entkommen,
keiner ist jemals entronnen
Doch hast du meinen Rat befolgt
und das Glücke war dir hold,
erreichst du taub für ihre Lieder
eins der moosbestickten Mieder,
so nimm es an dich still und leise,
denn nur auf diese eine Weise
ihren Zauber hältst du aus,
kannst sie dann führen in dein Haus.
Doch auch bei tränenreichem Flehen
laß sie niemals wieder gehen,
denn kehrt zum Teiche sie zurück
schwindet sofort auch dein Glück.
Drum halt die Kleider gut versteckt,
daß sie niemals mehr entdeckt
was ihr Herz an deines bindet.
Aus ist’s, wenn sie’s wiederfindet.
Der Prinz und der Drache
Der Prinz und der Drache
Ein neuer Tag die Welt erreicht,
die Dunkelheit dem Lichte weicht.
Was gestern hoffnungslos erschien,
wird heute schnell vorüber ziehn,
hat Platz zu machen neuen Dingen,
von manchen werde ich nun singen.
Vor vielen Jahren, fern von hier,
in einer Zeit, als Mensch und Tier
noch sprachen mit der selben Zung
und die Welt noch schön und jung,
wuchs auf in einem fernen Reich
ein Jüngling, klug und schön zugleich.
Sein Name ist mir nicht bekannt,
auch der von jenem fernen Land,
des’ Thron sein Vater einst besessen,
ist heutzutage längst vergessen.
Nur noch ein ferner Widerhall
dringt durch des Vergessens Wall.
Doch alles ist noch nicht verklungen,
von alten Taten wird gesungen
und solang noch Menschen leben,
wird es diese Lieder geben.
Denn viele Dinge sind es wert,
daß man sie auch in Zukunft hört.
So laßt mich denn mein Lied erzählen,
nicht länger soll euch Neugier quälen.
Es geht um Liebe, Schmerz und Leid,
um Trauer und um Einsamkeit,
doch auch für Freude ist hier Platz
und gutem End’ im letzten Satz.
Der Königssohn, von dem ich sprach,
ihn plagte einst ein Ungemach.
Zu eng das Schloß des Vaters schien,
so bat er ihn: ›Oh laß mich ziehn,
zu sehn, was in der Welt passiert,
mein Herz nach Abenteuern giert.‹
Des Königs Herz jedoch fast brach
und unter großem Weh und Ach,
es hätt den Kummer nur vermehrt,
wenn er den Wunsch ihm hätt verwehrt,
ließ er ihn voller Trauer gehen.
Würd er ihn jemals wiedersehn?
Den Jüngling jedoch focht das nicht,
die Freude stand ihm im Gesicht.
Er schnallte um das Schwertgehänge,
stieg auf sein Roß und mit Gepränge
ritt er zum Tore dann hinaus
und verließ der Jugend Haus.
Lange führte ihn sein Weg
über manchen schmalen Steg,
hörte Wind in Wäldern rauschen,
tat so manchem Vöglein lauschen,
ritt über Brücken, schwamm im Fluß,
setzt’ hier- und dorthin seinen Fuß.
Erfuhr die größte Einsamkeit,
traf keinen Menschen weit und breit,
mußte gar in großen Städten
sich vor dem Gewimmel retten,
ritt über Wiese, Flur und Feld,
lernte kennen so die Welt.
Doch die Lust auf Abenteuer
brannte in ihm wie ein Feuer,
noch war nicht gelöscht die Glut,
die ständig nährte seinen Mut
und ihn trieb auf diese Weise
zu seiner langen, fernen Reise.
Und als er ruht auf einem Steine,
schlägt übernander Bein auf Beine
und er seine Rüstung lupft –
das Roß derweil an Gräsern zupft -
sein Schwert hell in der Sonne blinkt,
ein Vogel ihm ein Liedlein singt.
Da läßt er einen Seufzer fahren:
›Ach, nach wieviel langen Jahren
soll ich denn nach Hause gehen,
kein einz’ges Wunder ich gesehn?
Meine Reise war vergebens,
nur Verschwendung meines Lebens.‹
Da des Vogels Lied erklingt
und er in klaren Worten singt.
Der Prinz versteht es Satz für Satz,
wie er erzählt von einem Platz
umrahmt von Bergen hoch und steil,
nicht zu erklimmen ohne Seil.
Dort in einem tiefen Tal,
die Berge ringsum sind ganz kahl,
lebt ein Drache, alt und schlau,
gefangen hält er eine Frau,
ein einsam Mädchen, jung und schön,
läßt sie niemals von sich gehen.
Traurig klingen ihre Lieder,
doch sie singt sie immer wieder,
wenn ihr goldnes Haar sie kämmt
und die Spangen sie sich klemmt,
sitzt sie an eines Baches Quell
und ihre Stimme klingt so hell.
Der Jüngling hörte ganz gebannt,
dies Gefühl er nie gekannt,
lang schon war der Vogel fort,
doch er saß noch an diesem Ort.
Er ans Mädchen nur noch dachte
und sich auf die Suche machte.
Tags er suchte nach der Stelle
mit der ihm beschrieb’nen Quelle,
nachts er fiebrig von ihr träumte.
Unter ihm sein Roß sich bäumte,
wenn er es hastig trat mit Sporen.
War die Hoffnung schon verloren?
Schließlich er im Bergland stand,
keinen Weg von hier er fand,
irrte tagelang umher
›Nach Hause find ich nimmermehr.‹
Und sein Kopf sank in die Hände,
er erwartete sein Ende.
Stunden rannen, ungezählt,
lange er sich hat gequält
und sich nach Erlösung sehnte,
endlich sich im Himmel wähnte.
Sein Körper lag auf weichem Moos,
der Kopf auf eines Mädchens Schoß.
Lieblich einer Quelle Klang
plätschernd an sein Ohre drang.
Und das Mädchen sprach zu ihm:
›Eile dich, du mußt schnell fliehn,
verweile nicht und lauf schnell fort,
dies ist ein verfluchter Ort.‹
Ungläubig und voller Staunen
hört’ er sie die Worte raunen.
›Du schönes Mädchen, sage mir,
an welchem Orte bin ich hier?
Ich will nicht ohne dich mehr gehen,
so lange bleib ich bei dir stehn.‹
Und er sprang auf und sah sie an,
so wie man es nur tun kann,
wenn man im Innersten entzückt
und die Seele ganz entrückt.
›Oh komm doch mit mir, Schönste mein
und Königin wirst du bald sein.‹
Da sagte sie: ›Ich kann nicht weg,
gefesselt bin an diesen Fleck.
Von einem Drachen wohl bewacht
bin ich eingesperrt bei Nacht.
Und aus den Augen läßt er nicht
mich auch beim hellsten Tageslicht.‹
›Ich will das Ungeheuer töten
und dich befrein aus deinen Nöten‹,
sprach beherzt der Königssohn.
Und auf sein treues Pferd er schon
stieg auf und legt die Rüstung an,
nimmt seine Lanze an sich dann.
Das Mädchen warnt ihn: ›Fürchte dich,
der Drache ist gar heimtückisch.
Vor seiner List kein Mensch gefeit,
stets zu Ränken er bereit,
die du nicht hast vorhergesehn
nie läßt er dich lebend gehen.‹
›Hab keine Angst, mein schönes Kind,
wir bald wieder zusammen sind.
Ich habe keine Furcht vorm Drachen,
werde ins Gesicht ihm lachen,
schlag mit dem Schwerte auf ihn drauf,
spieß ihn mit meiner Lanze auf.‹
Da schlug die Maid die Augen nieder
›Ich hoffe sehr, ich säh dich wieder.
Nimm diesen Ring und noch den Rat,
wenn du reitest nun zur Tat,
Drachen niemals Tränen weinen,
selbst wenn sie noch so menschlich scheinen.‹
Und so ritt er zum Drachen hin,
ihn zu töten, stand sein Sinn.
In der Höhle Windung tief
auf einem goldnen Schatze schlief,
der angehäuft mit großer Gier,
das garstig schöne Schuppentier.
Mit langem Schwanz und großen Schwingen
lag er auf all den prächtig Dingen,
Pokalen, Silber, Gold, Geschmeide,
es war die reinste Augenweide.
Ein großes Glitzern und ein Funkeln,
man sahs von Weitem schon im Dunkeln.
Und ohne noch zu zögern lang,
um des Pferdes Zügel schlang
die Faust, gepanzert, voller Mut,
der Prinz, und dann mit grimmer Wut
er sein Roß zum Angriff lenkt,
zum Stoß die Lanze niedersenkt.
Jetzt war der Drache aufgewacht,
im Rachen seine Glut entfacht,
das Maul aufreißt, die Zähne blitzen
mit ihren messerscharfen Spitzen,
die krall’nbewehrten Pranken hebt,
auf daß die ganze Höhle bebt.
Der Drache war ein Ungeheuer,
verbrannt den Prinz mit heißem Feuer,
daß des Ritters Schutzschild schmolz,
als wäre es aus morschem Holz.
Doch der Jüngling nicht verzagt
Und mutig er den Angriff wagt.
Gegen das Untier reitet an,
hebt die Lanze er und dann
einen Stich mit voller Kraft,
daß in des Drachens Körper klafft
eine Wunde tief und schwer
er bringt ihm bei mit seinem Speer.
Ein letztes Mal der Atem rasselt
und die Flammenhitze prasselt,
dann der Drache ist besiegt
und er geschwächt am Boden liegt.
›So laß mir wenigstens mein Leben,
ich will dir auch die Jungfrau geben.‹
Und so kriecht er denn auch fort,
läßt zurück nur seinen Hort,
an dem der Prinz sich gütlich tut
und ihn auf sein Streitroß lud.
Dann er zu dem Mädchen eilt,
sie erscheint ihm seltsam kalt.
Hebt auf sein Roß sie unverzagt,
dann er mit ihr von dannen jagt.
Findet nun mit etwas Glück
den Weg nach Hause er zurück.
Die Menschen dort die Straßen säumen
vor Freude jubelnd überschäumen.
Der Prinz vor seinen Vater tritt
›Ich bringe meine Frau dir mit.
Sie soll die Königin hier werden,
wenn wir dein Königreich einst erben.‹
Der König sagt: ›So soll es sein,
sie sei mir lieb als Töchterlein.‹
Doch das Glück, das einst gewonnen,
ist nach kurzer Zeit zerronnen:
Im Königreich der Tod geht um,
die Menschen werden still und stumm.
Jung oder alt, ob arm, ob reich,
vorm Schwarzen Tod sind alle gleich.
Er macht nicht halt vor hohen Mauern,
kann hinter jeder Ecke lauern
und seine lange Knochenhand
zerreißt nun auch das Lebensband
des Königs, der voll Gram regiert,
das Volk die Hoffnung nun verliert.
Und in all den trüben Tagen
hört die Prinzessin man nie klagen,
nie traurig ihre Worte klangen,
nie Tränen netzten ihre Wangen.
Als tapfer dies Benehmen galt,
doch war ihr Herz wie Stein so kalt.
Doch schon das nächste Unglück droht,
es folgte eine Hungersnot.
Das Korn verdorrte auf dem Feld,
Brot gabs bald nur für teures Geld.
So mußten viele Menschen darben.
und sie zuletzt vor Hunger starben.
Des Prinzen Last ward immer mehr,
der Kummer drückte ihn gar sehr,
doch die Prinzessin focht das nicht,
nie Tränen netzten ihr Gesicht.
Hartherzig der Prinzessin Tun
schien manchen, die sie sahen, nun.
Ob zweie nicht genügend sein,
die nächste Plage brach herein:
Ein Heer die Grenzen überrennt
und alle Dörfer niederbrennt.
Der Königssohn die Schlacht verliert,
der Feind nach noch mehr Beute giert.
Der Prinz sodann in wilder Flucht
die Rückkehr in sein Schloß versucht.
Als er im Hof vom Pferde steigt,
kein Rühren die Prinzessin zeigt.
Da merkt auch er: Etwas nicht stimmt
und er auf eine Prüfung sinnt.
So zeigt er ihr den goldnen Ring,
den er einst von ihr empfing.
›Wo hab ich diesen Ring hier her?‹
Sie sagt: ›Das weiß ich nimmermehr.‹
Nun endlich er den Fehler findet:
Vor ihm sich der Drache windet.
Beherzt sein scharfes Schwert er zückt,
dem Drachen schnell zu Leibe rückt,
genug hat der ihn nun getäuscht,
nicht nochmal er ihm entfleucht.
Der Zorn ihm alle Sinne raubt,
flugs spaltet er des Mädchens Haupt.
Und noch im Todeskampf verwandelt,
des Drachens Leib den Hof verschandelt.
Der Prinz des klugen Rats gedenkt,
den die Maid ihm einst geschenkt:
›Drachen niemals Tränen weinen,
auch wenn sie noch so menschlich scheinen.‹
Schnell auf sein treues Roß er springt,
den Feind dann mutig niederringt,
und danach gleich voller Hast
zur Drachenhöhle ohne Rast
reitet er in einem fort,
denn er weiß das Mädchen dort.
Und als er dann das Tal erreicht,
findet er sie dort ganz leicht,
sieht der Prinz sie traurig sitzen,
in ihren Augen Tränen blitzen.
›Der Drache ist nun endlich tot,
zu Ende ist jetzt unsre Not.‹
Und er nimmt sie bei der Hand,
führt sie nach Hause in sein Land,
und ganz plötzlich kommt zurück
in sein Königreich das Glück.
So lebten sie noch viele Jahr
Als hochgeliebtes Königspaar.
Die alte Burg
Die alte Burg
Eines Turms verwittert Mauern
steh’n auf steilem Berges Grat
und an seinen Wänden kauern
Gräser, Blumen, Frühlingssaat.
Längst zerfallen sind die Wälle,
Wind durch leere Räume pfeift,
Fenster war’n an jener Stelle,
die nun Wurzelwerk umgreift.
Wer hat einst sich hier ergangen
hinter dicker Kerkerwand?
Wer lag im Verlies gefangen,
angekettet Fuß und Hand?
Ganz umsonst auf solche Fragen
man nach einer Antwort sinnt,
alles hat weit fortgetragen
schon vor langem leis’ der Wind.
Auch der Schwerter hellen Klänge
kann man lang schon nicht mehr hör’n,
edler Ritter Minnesänge
keine Herrin mehr betör’n.
Fest, Turnier und Hochgezeiten,
alles ist vergangen längst,
niemand wird zum Kampfe reiten,
hoch auf seinem Schlachtenhengst.
Wodurch ist die Burg gefallen,
war’s des Feindes Übermacht?
Riß er ein die lichten Hallen
und zerstörte ihre Pracht?
Oder fiel der Kraft des Sturmes
dieses Felsennest anheim?
Seh’ die Trümmer eines Turmes,
mach mir darauf keinen Reim.
Wind bewegt die grünen Kronen,
deren Schatten auf mich fällt.
Könnten doch - es würd sich lohnen -
Bäume von dem Lauf der Welt
mir erzähl’n mit rauschend Stimmen,
denn des Ort’s Vergangenheit,
so der guten als der schlimmen,
wär zu lauschen ich bereit.
Grün bemooste Stufen steigen
in des Bergfrieds Windung rund.
Welcher Ausblick wird sich zeigen,
tut sich meinen Blicken kund?
Voller Neugier steig ich weiter,
achte nicht auf Sicherheit,
doch die steingehau’ne Leiter
führt bis oben fest und breit.
Endlich auf der höchsten Spitze
steh’ ich nun und staune stumm,
auf der brüchig Brustwehr sitze
ich und schaue still mich um.
Von des Turmes schartig Zinne
viele Länder kann man schau’n
und wie ich da ruhend sinne,
meinem Aug’ mag ich kaum trau’n.
Reitet dort in glänzend Rüstung
an der Spitze seiner Schar
nicht ein Ritter? Doch die Brüstung
zeigt, daß es ein Traum nur war.
Sie will meine Neugier rächen,
denn betagtes Mauerwerk,
altersmüde Steine brechen,
stürzen von dem hohen Berg.
Rasch von diesem Platz ich fliehe
hurtig Schrittes, voller Hast
von hier schnell ich weiterziehe,
zu gefährlich war die Rast.
Mag der Weg auch lange dauern,
der mich leitet von hier fort,
wird doch Sehnsucht in mir lauern,
wenn ich denk an diesen Ort.
Die Drachenjäger
Die Drachenjäger
Mutig Menschen zogen bergwärts,
um der Ungeheuer Bahn
frech zu kreuzen. Siegestrunken
schlugen Herzen schon im Wahn.
Eines Schlosses schwarze Mauern
steigen als Ruinen steil
auf des Berges Felsenhauern.
Himmelwärts ragt Turmes Keil.
Schweigend die Gesellen steigen
auf des Grates Gipfelspitz',
denn die Reste dieses Baues
sind schon lang ein Drachensitz.
Ihn zu jagen fort vom Schlosse
ist das Ziel der Kämpferschar,
doch der Drache schon geseh'n sie -
Er hat Augen wie ein Aar.
Und sobald sie angesichtig
dieses großen Lindwurms sind,
fühlen sie sich klein und nichtig,
gerade so als wie ein Kind.
Denn der Drache spreizt sich prächtig,
lullt sie ein mit klugem Wort,
dass der ganze Kampfeswille
wie ein Windhauch flattert fort.
Denn bedacht wurd' nicht von ihnen,
dass ein Drache ist kein Tier,
wie die Schlangen oder Echsen,
sondern Zauberwerkes Zier.
Durch die Wünsche, die nun einmal
allen Menschen eigen sind,
gelangt zu Macht der listig Wyrmling
schneller als die Zeit verrinnt.
Und so kommt es, wie befürchtet.
Eben wollten sie's noch jagen,
schaurigschönes Schuppentier.
Nun zu ihm sie Dienstherr sagen.
Lassen sich doch weiterschicken,
auf des Untiers Widerrist,
fort von ihrem wahren Ziele,
tief verstrickt in Drachenlist.
Obs den Helden, die sie gerne
durch ihr Abenteuer wären
noch gelingt, zu triumphieren,
wird sich wohl erst später klären.
Lee
Lee
Auf hohen Turmes Zinne ∙ einst König Rhobar stand
Die Stirne furchten Falten ∙ als er sah übers Land.
Zum Führer seines Heeres ∙ hub er zu sprechen an
und richtete die Worte ∙ an seinen treuen Mann:
›Mein Reich, das ist zerrissen ∙ seit allzulanger Zeit.
Schon Feinde sich einschiffen ∙ und es ist nicht mehr weit
mit meiner Königsherrschaft, ∙ die Feinde sind zu stark.‹
Des Königs Seufzer trafen ∙ den Recken bis ins Mark.
›Darum nimm deine Brünne ∙ und gehe nun zum Heer
Sollst deine Mannen leiten. ∙ Nimm Schwert dir, Helm und Speer.‹
Sogleich der tapf’re Hüne ∙ den Helm setzt’ auf sein Haupt
und sagte dann: ›Ich reite, ∙ wenn ihr es mir erlaubt.‹
So zog er denn von dannen ∙ in eine blut’ge Schlacht
und siegt’ nach langem Kampfe, ∙ den er nicht hat entfacht.
Das Streitroß schweißbehangen, ∙ die Nüstern voller Dampf
kam er zurück gegangen ∙ als Sieger aus dem Kampf.
Das Schicksal ihm nun reichte ∙ den Kelch des Niedergangs.
Er trank ihn bis zur Neige: ∙ ein Opfer seines Rangs.
Am Königshofe Neider, ∙ sie planten den Verrat,
gedung’ne Mörder führten ∙ aus die verruchte Tat.
So wurde er gefangen ∙ als grad er kam zurück,
das sie ihn nicht gleich hingen, ∙ das war sein großes Glück.
Von Häschern eingekerkert ∙ er wußte nicht den Grund.
Ins Loche sie ihn zwangen, ∙ gleich einem räudig Hund.
Er saß an manchen Tagen ∙ in dämmrig Dunkelheit
durch Neidlings falsche Lügen ∙ in Kerkereinsamkeit.
Bis das mit einem Schlage ∙ auffunkelt Tageslicht,
sein Ohr mußt es ertragen, ∙ was nun der Richter spricht.
›Hart sollt ich dich bestrafen ∙ an Leben und an Leib.
Ein Diener dich gesehen ∙ bei unsres Königs Weib.
Die hohe Frau gemordet, ∙ ein gräßlich Bild sich bot,
vom Blut rot deine Hände, ∙ verdient hast du den Tod.‹
›Zur magischen Barriere ∙ verurteil’ ich dich nun,
das bis zu deiner Bahre, ∙ du niemals mehr kannst ruh’n.
In tiefen Schächten schlagen ∙ sollst du das magisch Erz,
auf daß dies Urteil ehre ∙ des Königs gütig Herz.‹
Solch niedere Intrigen ∙ die brachten so den Held,
an den heranzuragen ∙ an Mut in dieser Welt,
an ungezählten Siegen ∙ des Adels feige Brut
nie jemals konnte wagen, ∙ in der Minen Glut.
Sein Wunsch nach künft’ger Freiheit, ∙ der ward zu seinem Gral
und oft er nachgesonnen: ∙ wie flüchten aus dem Tal?
Doch ungezählte Wochen ∙ blieb er gefangen lang,
es wurde nicht gebrochen ∙ der Zauberkräfte Bann.
Doch blieb er seinen Zielen ∙ ergeben fest und treu,
auch Söldner für ihn kämpften ∙ so tapfer wie der Leu.
Die Freiheit sie erstrebten ∙ nicht minder sie an Zahl.
Die Treue sie ihm schworen ∙ das sollt’ sein ihre Wahl.
Die Stirn er hat geboten ∙ der Erzbaronen Macht,
daß sie nur noch mit Wachen ∙ ruhig schliefen in der Nacht.
Ein kleines Stück von Freiheit ∙ schuf er mit harter Hand,
die Wachsamkeit der Söldner ∙ der Stärke Unterpfand.
Selbst Magier für ihn stritten ∙ verfolgten einen Plan,
das Erz, das wurd gesammelt ∙ zu Bergen es getan.
Mit magisch Formelwerken ∙ durchbrechen wollten sie
die Mauern der Barriere, ∙ doch gelang es nie.
Als die ersehnte Freiheit ∙ dann eines Tages kam
- ein Wunder schien es allen, ∙ denn es war wundersam -
hat ihn und seine Mannen ∙ das Tal nicht mehr gesehn.
Bei Onar er seitdem sitzt. ∙ Sag Lee, was soll geschehn?
Fragmente
Alles kommt zurück
Alles kommt zurück
Siehst du, wie der Bach, der dort
Durch die Hügel fließt,
Mit sich nimmt das Wasser fort,
Bis es sich ergießt
In das Meer. An fernem Ort,
Wo es zu Wolken sprießt.
Alles geht im Kreise, alles kommt zurück
nur eines ist verloren und das ist das Glück.
Der Schwur
Niemals zaudern, niemals zagen -
immer mutig alles wagen.
Niemals stumm sein und wegseh'n:
So will ich durchs Leben geh'n.
Scharlachrot
Scharlachrot
Scharlachfarben bahnt ein Rinnsal
Langsam tastend sich den Weg.
Stück für Stück, als wär es Mühsal
fließt es über hellen Grund.
Ein Weg
Ein Weg
Ich weiß, auch du kennst das Gefühl:
Die ganze Welt erscheint dir fremd,
Man weiß nicht Weg und auch kein Ziel.
Wenn alles sich dagegen stemmt
Und plötzlich ein Gesicht erscheint
Und eine sanfte Stimme spricht
Und eine Ahnung man vermeint
Zu haben, von dem Weg ins Licht.
Die Hand so weiß wie Elfenbein,
Im Kerzenlicht, ein heller Schein.
Oh rufe mich, so bin ich dein
Und werde es für immer sein.
Durch meine Augen
Durch meine Augen
Komm mit mir, zu einem Ort, weit entfernt.
Tritt ein in die welt der Schatten.
Sieh durch meine Augen und fühl, was ich fühle.
Komm, nimm meine Hand und wage zu glauben.
Das alte Varant
Das alte Varant
Wo heute heiß die Sonne brennt,
War fruchtbar einst das Land.
Du siehst davon nur noch Ruinen,
Tief in der Wüste von Varant.
Was nie vergeht
Was nie vergeht
Wie Ebenholz so schwarz das Haar,
Sie ist ganz unverwechselbar.
Ich bring mein Innerstes ihr dar,
Werd' glücklich, wie ich einst es war.
Rivelin
Wie jeder von euch Herren weiß
und niemals könnte es vergessen,
muß unser Volk seit Jahr und Tag
mit dunklen Feinden stets sich messen.
Durch Götter Launen aufgeschreckt
aus unbekannten Bergestiefen,
dringen zahllos sie hervor,
warn’s Schicksals Kräfte, die sie riefen?
Selbst Meeres Wogen können nicht
der Feinde Horden Halt befehlen
und hinter Schiffes hohem Bord
sich Sklaven an den Rudern quälen.
Mit ihrem mächtig Kriegsgerät,
das wie des Höllenfürsten Waffen,
die Orks erobern Land für Land,
so manches Reich sie an sich raffen.
So wächst die Not in jedem Jahr,
obwohl zur Wacht die Kämpfer steh’n,
ist es trotz allem abzuseh’n
daß, auch wenn mutig sie obzwar,
wohl kleiner wird die tapf’re Schar,
die gegen Feinde kann angeh’n.
In dieser Not der König hat
die besten Ritter hergerufen,
um ihm aus fernem Minental
das magisch Erz hervorzuholen.
Sie fuhren mit dem letzten Schiff,
das aus der Flotte noch verblieben,
mit der Myrtanas Herrscher einst
die Feinde übers Meer hintrieben.
Doch diese Zeiten sind vorbei,
sie sind schon lang dahingegangen.
Nur die Erinn’rung schafft es noch,
sich etwas davon einzufangen.
So steht die letzte Ritterschar
nun eingerahmt von hohen Gipfeln
Am schmalen Pass zum Minental
Und unter grünen Tannenwipfeln.
Der Weg ist von den Orks besetzt,
der’n grimmig Krieger Wache steh’n
und so ist es schon abzuseh’n,
daß, auch wenn sie den Feind gehetzt
und heftig sie ihm zugesetzt,
die wütend’ Orks sie hart angeh’n.
Drum will in dieser düst’ren Zeit
ich eine alte Mär erzählen,
von Tapferkeit und großem Mut
und and’rem noch, will’s nicht verhehlen.
Denn wenn die Zeiten schlecht auch sind,
so gabs doch immer an’dre Leute
und manchen schlimm’res widerfuhr
als uns mag droh’n im Hier und Heute.
So lebte einst, schon lang ist’s her,
ein Held, von dem wir heut noch singen.
Und offnen Herzens geb ich’s zu:
Die Lieder mögen nie verklingen.
Von Rivelin, dem strahlend Held,
der alle Gegner hat bezwungen,
durch Klugheit, Ehre, Tapferkeit
die höchsten Ehren er errungen.
Drum sei es mir für jetzt erlaubt,
mit meiner Laute dazusteh’n,
dann ist es bald schon abzuseh’n,
daß Hörer senken flugs ihr Haupt
und Angst und Kleinmut sind geraubt,
um neuen Muts Orks anzugeh’n.
Als Rivelin ein Knabe war,
das ist schon lange her gewesen,
in Klosterbibliotheken noch,
da kann man es in Büchern lesen.
Zu dieser Zeit, von der es heißt,
daß damals schon die Orks einfielen,
geschah’s in einer stillen Nacht,
daß zu den angegriff’nen Zielen
gehörte auch sein Elternhaus,
vom Brand des Krieges wurd’s verwüstet.
Von all’n allein entkam nur er,
es ihm nach Rache nun gelüstet.
Denn selbst als zarter Knabe schon
konnt er ein Schwerte mannhaft schwingen,
und nur zum Spaße hatt’ schon oft
er seine Kraft erprobt im Ringen.
Schon oft hat er hinweggefegt
Die Männer, die im Weg ihm steh’n
Kein’n stärk’ren Burschen gabs zu seh’n.
Nun wollt nicht seh’n er weggelegt
sein Schwert, bevor nichts sich mehr regt,
wo Feinde war’n, wollt er hingeh’n.
Doch nun war machtlos Rivelin,
denn grausam war die Wut der Horden
versteckt im Walde sah er es:
Ein schonungsloses, blutig Morden.
Der heiße Zorn, der brach sich Bahn,
es blitzte Wut in seinen Augen
Er griff den nächsten Knüppel sich,
der hatte ihm als Schwert zu taugen.
Wild rannt’ er durch den grünen Wald,
doch lachend sah’n die Orks ihn kommen,
stürzt voller Mut sich auf den Feind
und von des Orkes Schlag benommen,
fällt Rivelin gleich einem Stamm,
den Waldmanns scharfe Schneide fällte.
So war es seine blinde Wut,
die um den glänzend Sieg ihn prellte.
Er hat mit Schmerzen es erkannt:
Niedrem Fühlen nachzugeben
hat verkürzt schon manches Leben.
Letztendlich nun das ganze Land
erbarmungslos wird überrannt
und muß unter Orktritt beben.
Doch Rivelin war noch nicht tot,
obwohl in seinem Blute liegend,
er drei Tage vor sich dämmert,
zu guter Letzt den Tod besiegend.
So fand man ihn zu seinem Glück,
benommen stehend zwischen Scherben,
er schwankte wie das Gras im Wind
und hatte eins nur noch zu erben.
Vergeltung für den feigen Mord.
Drum ewig brennend Hass entflammte,
Erinnerung blieb ihm allein,
die Stacheln gleich ins Herz sich rammte.
Nie wollte friedlich ruhen er,
solang noch eines Orkes Fuße
das Gras des Landes ringsumher
zertrampelt, blieb er ohne Muße.
Dies war sein ernst bedachtes Wort,
Rivelin nahm’s als Versprechen:
Sich für allen Gram zu rächen,
zog endlich er von diesem Ort
noch gänzlich ohne Waffen fort,
um der Feinde Mut zu brechen.
Nicht einsam ging er,
ein Ritter wars, ein großer Krieger
der fliehen konnte
vor der Wut der Sieger
Denn eine große Schlacht
Die war im Land geschlagen
Viel würde ich erzähl’n
Wie Heldenmut konnt überragen
Der Feinde Überzahl
Doch war’n die Orks an furchtbar Stärke
So groß, wie nie ein Feind
Und so gelangen ihre Werke
Die Tod, Zerstörung nur
Über alle Lande brachte
Als ob die Hoffnungslosigkeit
Eisern über allem wachte.
Dies und Das
Ständchen für Olivia Rabenweil
Dunkel soll'n die Hallen liegen,
Wie ein jeder es hier kennt.
Fremde sich in Schatten schmiegen,
Angst in ihren Herzen brennt.
In dem Bau mit schwarzen Wänden,
Wo verfluchte Wesen sind,
Jedes Menschen Träume enden.
Jeder warnt dich: "Flieh, mein Kind!"
Doch was sehe ich mit Staunen,
Traue meinen Augen kaum?
Nur mit einem leisen Raunen
Schweift mein Blick durch diesen Raum.
Hell erstrahlen viele Lichter,
Kaum, daß man sie zählen kann.
Und in vielerlei Gesichter
Spiegeln sich die Kerzen dann.
Denn die alten Kerzenhalter
Dienen heute einem Zweck.
Sie erleuchten nicht dem Falter,
Sondern dir den Jubelweg.
An den Wänden steh'n Dämonen
Sauber im Spalier gereiht
Eingeteilt auch noch in Zonen,
Für sie Selbstverständlichkeit.
Ihre Krallen frisch beschnitten,
Ihre Zähne frisch poliert
Lassen sie sich nicht lang bitten
Heute wird nichts demoliert.
Denn mit honigsüßen Stimmen
jubilieren sie im Chor.
Höchste Töne sie erklimmen
Telepathisch durch dein Ohr.
Hier ergeht sich seit zwei Jahren
- und seitdem gesund und heil -
Eine Magierin mit Namen:
Olivia von Rabenweil!
Ode an die Körperbeherrschung
(Ein Auftragswerk)
Der Körper von manchem mag unkoordiniert -
Das ist für die Zecher nicht neu -
Hin und her schwanken. Und doch definiert,
(Und damit bleib ich mir treu)
Der aufrechte Gang die Grenze zum Tier.
Das ist von vielen nur ein Aspekt:
Körperbeherrschung ist das Fachwort dafür.
Dem Ungeübten ist sie suspekt.
Durch sehr viele Volten im Skillsystem
(Dessen einzige Beständigkeit,
Denn sonst wird es irgendwann allzubequem
Ist der Wandel für allezeit),
Ist es bedauerlich so gekommen,
Dass aus Mangel an Skillpunkten
Die Fertigkeit wurde mir weggenommen.
Die Regeln mir dazwischen funkten!
Da ausgerechnet für diesen Skill
Kein Lehrmeister zu Diensten steht,
Möcht' ich, sofern auch der Rat es will,
Nun selbst erlernen, wie es geht.
Die erste Stufe, die reicht mir schon hin,
Mehr brauch ich nicht zu meinem Glück.
Mein altes Können - ich mir ganz sicher bin -
hätt ich für's Erste dann auch schon zurück.
Haiku
Zu formulieren
Grübelte ich schier endlos:
Fünfzehn Minuten.
zugelassen