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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Tawidi] Tage wie dieser - Die Hoffnung stirbt zuletzt



Fighting Faith
12.07.2005, 10:34
~ Tage wie dieser - Die Hoffnung stirbt zuletzt ~
Codename: "Tawidi"

http://img403.imageshack.us/img403/7341/twdra0.jpg (http://img154.imageshack.us/img154/9316/tawidi214jx.jpg)

Okay, ein paar einleitende Worte:
... die ich irgendwann nochmal anpasse ...

Drumherum
Tawidi wurde vor knapp 5 Jahren mit dem ersten Beitrag von Superluemmel im RPG-Ring geboren und ist nur noch am Leben, da einige mühselig beim Servercrash aus etlichen Teilen das Puzzel wieder zusammengesetzt hatten. Nur ein paar Stücke in der Mitte fehlen, die aber nicht relevant sind und es anscheinend auch nie wirklich waren.

Allgemeines
Die Geschichte dreht sich zentral um zwei Personen: Kaszan, den Piloten der Pandora und Stryke, die Pilotin der Blueboxx, einem Prototypen, der immer wieder seine Kreise um den roten Faden der Geschichte zieht. Die Mission den Prototypen in die Hände seines Auftraggebers zu bringen, lässt Kaszan das erste mal auf die fremde Pilotin stoßen, ein nicht sonderlich ruhiges, erstes Date. Doch, wie hätte man es anders erwartet, kommt nichts wie es kommen sollte. Der junge Hase wurde aus dem Loch gejagt und schlägt nun seine Haken zwischen SciFi, Gefühlen, Gefechten und alledem, was das harte Pilotenleben so mit sich bringen kann.

Personen
Kaszan (aka Eisigel/Frost): Pilot der Pandora - gepostet von Superluemmel. Dabei seit Beginn der Geschichte und immernoch aktiv im Geschehen verwickelt.
Stryke (aka Hawk): Piloten der Blueboxx - gepostet von Faith. Ebenso wie Kaszan eine Schlüsselfigur der Geschichte seit der Geburtsstunde.
Castle: Die "unbekannte, 3. Partei" - gepostet von Schmok. Relativ zu Beginn der Geschichte bis zum ersten Knall.
How (und Crew): Besatzung der Katharsis - gepostet von Oree. Seit Ende '06 an Bord. Chaos, die englische Sprache und ein Ventilator inklusive.

Austraggeber und Organisationen W.I.P.
Murphy - Auftraggeber von Kaszan zu Beginn der Story. Berufsarsch, aalglatt und stinkend mit Kontakten
Celtar Arms - Entwickler der "Blueboxx" und anderen Technologien
Rager Industries - Seit langem im blutigen Krieg mit Celtar Arms um die Technologieherrschaft


Viel Spaß beim Lesen.


http://upload.worldofplayers.de/files3/ZhZPwluB8Hsig.png
http://upload.worldofplayers.de/files3/schriftani2.gif
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Fighting Faith
12.07.2005, 10:34
Djed_Maros:


Ein letztes Mal zwängte der Schraubenschlüssel den achteckigen Mutternkopf mit einer beherzten Drehung tiefer in ihre Fassung. Das leise, befriedigte Seufzen einer langwierigen, endlich vollendeten Arbeit verklang zwischen den Wänden des kleinen Hangars. Klirrend fiel der Schraubenschlüssel zu Boden, sprang erneut ein Stückchen in die Luft um erneut zurückzufallen und vollends zur Ruhe zu kommen. Kurz darauf schwang sich ein Bein aus der geöffneten Wartungsluke an der Seite des schnittigen Raumjägers, dicht gefolgt von einem zweiten Bein, einem wohl ehemals weißen, nun jedoch von unzähligen Ölflecken und -Spuren verzierten Hemd und einem ebenso verdreckten, stoppelbärtigen Gesicht.
Der Schweiß hinterließ einen glitzernden Streifen auf seiner Haut, als sich Kaszan mit dem Unterarm über die Stirn wischte. Die vom langen Liegen steifen Glieder streckend, griff er nach dem Handtuch, das er vor Beginn der Wartungsarbeiten über ein nahes Rohr gehängt hatte. Schon nachdem er sich zum ersten Mal das Gesicht abgewischt hatte, war klar, dass er mit dem Tuch höchstens den gröbsten Schmutz loswerden würde. Mit einem Achselzucken warf er sich das Handtuch über die Schulter, einen prüfenden Blick ins Innere des Raumjägers und dann die Wartungsklappe zu.
Scheiß auf den Dreck. Sobald der Job gelaufen war, hatte er sich eine ordentliche Dusche verdient. Bis es soweit war, würde ihn das bisschen Öl nicht umbringen. Immerhin war Dreck ja angeblich gesund. und wenn nicht... ach, egal.
Umständlich in der Tasche seiner Pilotenjacke herumkramend während er selbige überstriff, fummelte Kaszan ein Päckchen Zigaretten hervor. Dem armen Ding war mittlerweile anzusehen, dass es eine solche Prozedur nicht zum ersten Mal erlebte - Der Anblick der einst grob kastenförmigen Packung brachte die Vermutung nahe, sie hätte einen Tanklastzug geknutscht. Und das mehr als nur einmal.
Die Finger seiner rechten Hand klopften eine lockere Taktreihenfolge auf der Leiter, die zum Cockpit führte, als er sich einen Nikotinstengel, der sich wohl ebenfalls den Gesetzen der Physik gebeugt hatte, zwischen die Lippen klemmte. Gut gelaunt stieg er auf den grob "U"-förmigen Rumpf seines Jägers und ließ sich auf die Pilotenliege des offen stehenden Doppelcockpits fallen. Ein Blick auf die Zeitanzeige versicherte ihm, dass er bis zum vereinbarten Treffen noch gut drei Stunden Zeit hatte.
Klickend fielen mehrere Schalter um, als Kaszans Finger mehr oder weniger zärtlich über sie strichen. Lämpchen erwachten in dämmrigem Grün zum Leben und versicherten die Funktionsbereitschaft der einzelnen Schiffssysteme. Waffensysteme waren bereit für die nächste Grillparty, selbst die Munitionsversorgung der schweren Projektilschleudern unter den Tragflächen schienen ihre Auszeit überbrückt zu haben. Die Antriebe erholten sich gerade vom letzten Ausflug, gaben aber zumindest vor, einsatzbereit zu sein. Sensorenstatus nominal, Reaktor ebenfalls, Lebenserhaltung grün. Insofern alles in bester Ordnung. Hatte ja auch genug Schweiß gekostet, dem alten Baby wieder auf die Sprünge zu helfen.
Kaszan wollte sich gerade gemütlich zurücklehnen, als ihm ein gelbes Lämpchen die Laune zu verderben versuchte. Seine rechte Augenbraue kletterte aufwärts, als er sich nach vorne beugte, um den Übeltäter genauer zu inspizieren. Die rechte, hintere Steuerdüse zickte rum. Die Laune des Raumpiloten sank weiter, als er sich beim Aufstehen den Kopf an der Cockpitabdeckung stieß und dennoch keine äußerlichen Schäden an dem Impulstriebwerk feststellen konnte. Die Zigarette noch immer unangezündet im Mundwinkel, ließ er sich erneut auf die Liege sinken, kippte erneut einige Schalter um und griff vom regem Piepen der Schaltkonsole begleitet nach dem Steuerknüppel. Mit zwei Fingern einen Spagat zwischen Knüppel und Schubregler versuchend und sich gleichzeitig den Hals ausrenkend, indem er nach hinten aus dem Cockpit lugte, versuchte er das Triebwerk auf Funktionstüchtigkeit zu testen. Auf Knopfdruck spuckte die Düse einen kurzen, bläulichen Flammenstrahl aus und gab dazu ein gesund klingendes Fauchen von sich. Allerdings fiel Kaszan nach längerem Wiederholen des Spielchens auf, dass sie etwas träge reagierte. Nach einigen Minuten stoppte er den Testlauf und sank erneut auf die Pilotenliege. Mit einem Schulterzucken hievte er seine Beine auf den Rand des Cockpits und lehnte sich in das weiche Polster zurück. Um das zickende Triebwerk konnte er sich auch noch nach Abschluss des Jobs kümmern. Bis dahin würde es ihn schon nicht umbringen...
Klackend sprang das kleine, silberne Feuerzeug auf, als er endlich dazu kam, seinen Glimmstengel anzuzünden. Warmes, goldenes Sonnenlicht fiel durch die geöffnete Hangardecke in sein Gesicht. In stiller Faszination verfolgte Kaszan die von ihm ausgestoßene Rauchwolke, als sie langsam durch den grellen Lichteinfall gen Himmel schwebte. Ja, sobald dieser Job vorüber war, hatte er erst einmal ausgesorgt...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:34
Faith:


"Aber ich bin doch Schützin und keine Test-Pilotin", mit einem Schwall von leichter Verzweiflung und ein wenig angestauter Wut, verließen die Worte ihre Kehle wie ein Projektil, doch leider erreichten sie nie die Zielperson, nein, das Geschoss wurde von einer dicken, alten Metalltür abgehalten, die soeben vor der jungen Frau zugefallen war.
"Na super... Jetzt soll ich auch noch fliegen...", mit der linken Hand in der Hosentasche, in der sich schon das ein oder andere Loch zu einer kleinen Party tummelte und einer stinknormalen Flasche Wasser in der anderen verließ die den "Verwaltungstrakt", na ja, so stand es zumindest auf dem schief hängenden Schild geschrieben, obwohl Stryke es eher als zwei alte Räume bezeichnen würde, dessen von Kratzern und Dreck überzogene, kargen Metallwände nicht gerade anmutig erschienen. Mit hallenden Schritten ließ sie diesen Unrat hinter sich, um in einem etwas gepflegteren Teil der Anlage zu gehen, der Waffenkammer.
Unter einem scheppernden Stöhnen öffnete sich die alte und völlig zerbeulte Metalltür, nachdem sie mit einem beherzten Tritt liebevoll dazu animiert worden war, doch endlich willig. Genervt warf Stryke die Wasserflasche in das oberste Fach, dann packte sie flink ihr liebstes Stück. Nein, keine falschen Gedanken hier, es handelt sich nur um ein kleines Geschoss, nicht mehr und nicht weniger. Okay,... fast. Mit leichtem Klimpern der Trägerschnallen hob sie die Waffe an, legte an, kontrollierte die Einzelteile. Einige geschickte Handgriffe zeigten ihr schnell, das alles mit ihrem Baby in Ordnung war,... ein kleiner Trost an diesem Tag. Nachdem das Scharfschützengewehr geschultert war, und die kleine Handwaffe vertraut machte sie sich auf den Weg in den Hangar, immerhin sollte sie ja fliegen...
... fliegen... Alleine der Gedanke trug nicht gerade zur Besserung ihrer Laune bei.
"Warum soll ich einem Mann helfen, können die nicht auf sich alleine aufpassen?", sich mit männerfeindlichen Gedanken und Beschuldigungen sich den Weg verkürzend, erreichte sie irgendwann den Hangar, der vereinzelt durch ein, zwei Jets zu erkennen war, und nicht zu vergessen, den netten Frauenbildern in der Raucherecke, an die sich eh niemand hielt.
A-7152 Blueboxx,... da stand nun der Untersatz vor ihr, mit dem sie also zum anderen Stützpunkt kommen sollte, um dort weitere Informationen zu erhalten.
"Wahrscheinlich lande ich wieder bei irgendwem, der mich als normal abstempelt und mich nicht dabei haben will,... Komisch ist, dass ich immer ohne sie wieder nach Hause kam,... na ja, kann man nichts machen. Die Lebenserwartung von Männern ist ja bekanntlich kleiner als die von Frauen.", ihre Hand glitt an der Leiter empor, bevor Stryke sich von Boden abstieß und flink zum Cockpit hinaufkletterte.
"Warum bekomme ich noch immer diese Test-Maschinen...", grummelte sie ein wenig gelangweilt vor sich hin, während sich die Luke des Fliegers öffnete und sie Platz nahm.
"Wenn das nun wieder eine so lahme Ente wie die letzten Male ist, gehe ich zu Fuß...", schnell legten ihre Finger einige Schalter um, Lichter leuchteten auf,... ausnahmsweise war sogar mal der Tank voll,... vielleicht sollte es doch noch ein positiver Tag werden.
Vor den üblichen Tests und dem Start richtete sie ihren Blick noch einmal hinauf zum Himmel, der sich mehr und mehr preisgab, durch die sich langsam öffnende Deckenöffnung.
"Vielleicht sollten die Männer endlich mal lernen, dass dies hier kein Cabrio ist und das Dach nicht immer auf und zu gemacht wird...", ein leiser Seufzer, dann starte sie die Systeme, immerhin wartete dort draußen irgendwer auf sie, der sicher nicht mal von ihr wusste... wie jedes Mal... Warum sollte sich das auch jemals ändern,... wäre ja zu einfach.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:35
Djed_Maros:


Gerade als Kaszans Unterbewusstsein von dem Zustand leichten Dösens in den eines sanften Schlummers umschalten wollte, ließ ihn das helle Piepen der Kommunikationsanlage senkrecht sitzen. Ein blinkendes LED neben einem der Seitenmonitore zeugte von einem gesprächsfreudigen Subjekt in der Leitung. Einen unverständlichen Fluch brummelnd, schnippte der Raumpilot den bis zum Filter heruntergebrannten Zigarettenstummel aus dem Cockpit, rieb sich kurz den verspannten Hals und öffnete per Knopfdruck den Funkkanal.
"Eisigel hier", kam es als Symbiose zwischen Nuscheln und Gähnen aus seinem Mund. Verschlafen blinzelte er in Richtung des kleinen Monitors, auf dem ihm das glatt wie ein Babypo rasierte Gesicht Murphys entgegengrinste.
"Schlafen kannst du später, Sportsfreund", schoss dessen Stimme unvermittelt und gutgelaunt aus der Funkanlage, "Ich habe'n Job für dich."
"Streikt deine Anzeige für stramme Männer?", grummelte Kaszan missmutig, "Oder sind dir deine Kontaktlinsen davongehüpft? Dann schau nochmal genauer hin: Bei dem Eintrag "Eisigel" steht ein dickes, grünes und verdammt hässliches "on mission"."
Genial, da weckte ihn dieser schmierige Hund eines Schmugglers, weil er zu faul war, seine Glubscher aufzusperren...
"Red kein Blech Sportsfreund, ich weiß wie an meine Leute komm." Noch etwas, das Kaszan an Murphy hasste: Einmal gut gelaunt, konnte seine Laune offensichtlich nur durch eine Kugel, die sich direkt in die Speckfalten zwischen seinen Augen verirrte, geschmälert werden. "Du bist nun einmal der einzige meiner Jungs, die derzeit in der Gegend sind", blubberte Murphy weiter.
Kaszans Mundwinkel stürzten wie ein von einem Gaussgeschütz getroffener Jäger nach unten.
"Um mal etwas klarzustellen", knurrte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, "Erstens bin ich keiner deiner Schleimbeutel. Folglich bestimme ich, wann ich deine Drecksarbeit erledige und wann nicht. Zweitens nehme ich meinen Job trotz anders lautender Gerüchte verdammt ernst und erledige ihn folgerichtig auch. Drittens hab ich hier gut 500 Kilo Ladung an Board und noch knapp zweieinviertel Stunden, bevor die Kröten in meine Tasche wandern. Viertens: Ich bin nicht dein-"
"Wie viel bieten sie dir?", fiel ihm Murphy mit dem Charme eines Rhinozeros ins Wort.
"Fünfhundert Riesen", schnalzte Kaszan gelassen zurück.
"Seit wann begnügst du dich denn mit solchen Cookies?" Der schnippische Tonfall Murphys ließ kleine Falten in Kaszans Stirn entstehen. Dieser aalglatte fette Sack hatte etwas vor, das war sicher. "Pass mal auf, Sportsfreund: Erledige meinen Job und der dreifache Betrag springt auf dein Konto." Das speckige Gesicht näherte sich der Kamera auf der anderen Seite der Leitung. "Noch besser: Der Job sollte nicht einmal eineinhalb Stunden dauern. Das heißt, du kannst doppelt kassieren indem du deine Ladung danach noch rechtzeitig ablieferst. Und wenn nicht... Bist du immer noch mehr als gut aus dem Schneider."
Scheiße, wie er diesen Bastard hasste...
Kratzend strichen die Fingerspitzen des Raumpiloten durch die Bartstoppel am Kinn. Mit einer solchen Bezahlung wäre er wirklich fein raus. Vielleicht könnte er seinem Mädchen damit sogar noch ein kleines Upgrade spendieren...
"Um was geht es?", fragte er nach mehreren Sekunden des stillen Grübelns.
"Eine kluge Entscheidung, Sportsfreund." Murphys Mundwinkel schienen sich hinter seinen Ohren zu einem Grinsen vereinigen zu wollen. "Unsere Freunde von Celtar Arms wollen einen neuen Prototypen aufsteigen lassen. Das Baby hört auf den Namen "Blueboxx" und soll in zehn Minuten zu einem neuen Stützpunkt verlegt werden. Ich kenn allerdings einen viel schöneren Landeplatz. Du sollst dafür sorgen, dass der Pilot den Platz ebenfalls schöner findet."
"Celtar Arms? Wie sieht's mit dem Geleitschutz aus? Ich hab meinem Mädchen gerade erst nen neuen Anstrich verpasst. Wenn die mir den Lack verkratzen, zahlst du drauf."
"Zwei Maschinen. Ein neuer Hercules und ein Marodeur. Ich dachte, du stehst auf heiße Tänze?"
"Kommt auf den Tanzpartner an. Ich steh nicht so auf Bullen."
Eine Anspielung auf den Hercules, welcher nicht nur gerne von Polizeikräften eingesetzt wurde, sondern auch ein wahres Arbeitstier darstellte. Der Jäger gehörte zu den schwersten Maschinen im öffentlichen Dienst. Geschwindigkeit oder Manövrierfähigkeit waren Fremdwörter im Jargon der Herc-Piloten. Dafür verfügten sie über ausreichend Feuerkraft, um jeder Abrissfirma Konkurrenz zu machen. Doch solange Kaszan nicht gerade auf Körperkontakt gehen wollte, sollte der Bulle kein Problem darstellen.
Der Marodeur hingegen war ein älteres Modell, welches hauptsächlich für Routineflüge oder Geleitschutzmissionen verwendet wurde. Der klassische Fall eines durchgehend durchschnittlichen, fliegenden Altmetallhaufens.
"Wie sieht es mit dem Prototypen aus?", hakte Kaszan nach.
Murphy verzog das Gesicht. "Naja, es ist halt ein Prototyp. Celtar hat sein bestes gegeben, um die Informationen geheim zu halten. Sei besser auf alles vorbereitet."
"Toll, das heißt, ich mach nen Blindflug?" Kaszans Laune setzte erneut zum Sturzflug an.
Sein Auftraggeben zuckte nur mit den Schultern, bevor sich erneut das Grinsen auf seinen Gesichtszügen ausbreitete.
"Tja, wie sagt man so schön: No risk, no fun! Ich wünsch dir viel Glück, Sportsfreund!"
Mit diesen Worten wurde das Konterfei des Schmugglers von der Schwärze des zusammenfallenden Bildes verschluckt.
"Na glorreich", murmelte Kaszan und jagte im Schnelldurchlauf die Startsequenz durch. Zuerst summend, dann heulend erwachte der Fusionsantrieb im Herzen des Jägers zum Leben und sandte sanfte Schauer durch den schnittigen Rumpf. Während der Pilot mit dem einem Arm nach dem auf der zweiten Liege platzierten Neurohelm angelte und mit dem anderem den Druckanzug mit den Lebenserhaltungssystemen de Schiffes verband, meldeten nacheinander die Statuslämpchen der einzelnen Systeme ihre Bereitschaft.
Kaszans Finger legten sich um den Steuerknüppel, fauchend entwichen Flammen aus den Ionenantrieben auf der Unterseite des Schiffes und hoben die Pandora (Skizze (http://upload.worldofplayers.de/files/fini.png)) auf gleißenden Strahlen dem stahlblauen Himmel entgegen. Der Andruck presste Kaszan tiefer ins Polster der Liege, als er den Schubregler nach vorne stieß und den Jäger über die Wolkenkratzer der Stadt hinweg auf das freie Land zu manövrierte. Von wegen Routine...
Langsam begann er sich zu fragen, ob er jemals einen Job ohne Komplikationen zu Ende bringen würde...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:35
Faith:


„Strahlendblauer Himmel bis zum Horizont, dass ich nicht lache…“, dachte Stryke, während die dunklen Wolken über ihr sich im aufkommenden Sturm zusammenzogen. Einige Blitze entluden sich neben ihr, hinter ihr, unter ihr.
Piepen aus der Funkanlage.
„Hey Eagle, bau keine Scheiße, wir müssen runter, meine Instrumente zeigen erste Probleme,… und das ist längst nicht alles…“ Ein Seufzer verließ ihre Kehle.
„Ich weiß auch nicht warum ich immer mit Männern zusammen arbeiten muss, die stolz sein können, wenn sie ihre Maschinen überhaupt in die Luft bekommen.“
„Aber…“
„Kein aber,… und der andere Teil des…“Geleitschutzes“,… durch den verlieren wir nur Zeit…“, ihre abfällige Betonung des Wortes „Geleitschutzes“ war deutlich zu vernehmen.
„Hawk, zügeln sie ihre Zunge,… wir müssen runter, denn wir sollen kein Risiko eingehen,… Blueboxx darf keinen Schaden nehmen.“
„Okay,… ich gehe runter… mal sehen was das Baby so kann.“
„Hawk du…“, ein Rauschen, bevor Stryke den Kontakt abbrach.
„Dann schauen wir mal.“, mit einer kleinen Bewegung ihrer Finger stellte sie die Maschine auf den Kopf, betrachtete ihren „Schutz“, dann rollte sie die Blueboxx hinab auf ihre Ebene, lachte den anderen zu.
„Wir sehen uns nachher!“, vernahm man es über den Funk, dann ließ sie Blue in die tiefe schnellen, das der Zustand im Cockpit der Schwerelosigkeit gleichkam. Langsam lichtete sich die dicke der Wolken, als Stryke begann Testweise die Maschine um ihre eigene Achse zu drehen, erst mit, dann gegen den Uhrzeigersinn.
„Hawk, hören sie auf damit!! Das ist ein Befehl!“, vernahm man es aus der Leitung.
„Sonst wirst du entlassen!“, ein Lachen ihrerseits war die Antwort darauf, während sie die Maschine aus einer letzten Schraube elegant vor dem sonstigen Aufprall mit dem Boden rettete.
„Woah,… kann mir denn keiner sagen, dass wir uns über Berggebiet befinden und hier Bäume sind?“ Sie ließ die Maschine Schlangenlinien fliegen, sodass sie mal links, mal rechts aus dem Cockpit hinaus die Baumwipfel sehen konnte.
„Verdammt nah…“, dachte sie, dann riss sie den Vogel wieder in die Höhe.
„Was haben wir denn hier noch,… ey ein neues Tarnfeld! Jungs, die Maschine hat endlich mal nen neues Tarnfeld, das vielleicht mal funktioniert und nicht so leicht durchschaut wird.“
„Hawk, du hast keine Genehmigung für jegliche Tests der Art, ich warne dich, dein Chef…“
„Sei ruhig, der sagt schon nix und wenn, dann bin ich weg…“, flink betätigte sie neugierig den Knopf des Tarnfeldes.
„Hawk, Hawk, verdammt, wo ist sie?!“, vernahm man es durch den Funk.
„Unter euch…“, spielerisch hantierte sie am Steuerknüppel, zog die Maschine wieder hinauf über die Wolkendecke, dass Höhenmeter stieg und stieg, doch irgendwas stimmte nicht.
„Ähm Leute, bekommen wir Gesellschaft oder habe ich was an den Augen.“, Strykes Blicke gingen über sie, dann durchsuchten sie die Wolken.
„Ich habe irgendetwas auf den Schirm, dass nicht zu und gehört.“
„Ich sehe nichts Hawk.“
„Ich auch nicht.“, vernahm man es.
„Verdammt, wer ist er? Oder es,…?“, fluchte Stryke.
„Trennen wir uns, ich schau mal was das Baby so kann…“
„Hawk nein, wir müssen…“
„Versuch es nicht Foxx, das Mädel hat nen Dickkopf…“
Stryke packte die Neugier, was ihr meist Ärger bringen würde, wenn sie sich nicht zu wehren wusste. So machte sie einen halben Salto, hängte eine halbe Schraube ran und somit flog sie dem Objekt genau entgegen…

Fighting Faith
12.07.2005, 10:36
Schmogga:


Gerade beäugte ein gewisser Häftling die versauten Kritzeleien an den abgeschabten und zerkratzten Wänden des Zellblocks, als sich die schwere Panzertür desselbigen, begleitet von einem brummenden Ton, auf schob. Das helle Licht des Flures verdrängte das schummrige Licht in der Zelle und schemenhaft war ein Mann in der Tür zu erkennen: „Castle. Du kannst gehen!“.
Doch der Angesprochene machte keine Anstalten, aufzustehen. Stattdessen spuckte er vor sich auf den Boden und grinste den Wachmann hämisch an: „Verarschen kann ich mich selbst. Oder willst du Ratzbirne mir etwa erzählen, dass meine Haftzeit nach…“, Castle warf einen kurzen Blick auf sein Chronometer, „…knapp vier Stunden wieder abgelaufen ist?“ – „Nein, Castle. Aber es wurde eine Kaution für dich hinterlegt. Also verpiss dich endlich!“ – „Welcher Spinner…? Egal…“
Gemächlich erhob sich Castle von der Pritsche und steuerte auf die Tür zu. Der Wachmann trat einen Schritt zur Seite und Castle blieb neben ihm stehen. Sein Blick fiel auf den knapp 20 Zentimeter kleineren Beamten und ein grummeliges „Das Essen hier schmeckt nach Brakda-Scheiße, wollte ich nur mal anmerken…“ entfuhr ihm. „Nein, nur dein Essen, Castle!“
Allein der Gedanke Castles, dass er gerade erst entlassen wurde, bewahrte den Cop vor einer stümperhaften Typ-Veränderung seitens einer Faust, als der Ex-Insasse den Gang in Richtung Büro und Ausgang lief.

„Vergiss deine Sachen nicht. Sie liegen bereits da an dem Schalter!“, rief ihm der andere Wachmann hinter dem Schreibtisch zu. Castle tat, wie ihm geheißen und beäugte seine Habseligkeiten kritisch: „Ich hoffe, es ist noch alles da!“ – „Sicher. Alles, was du bei der Inhaftierung bei dir hattest.“.
Seine dicken Pranken langten als erstes zielsicher zu der stufenlos verstellbaren, von einem Radium-Akku betriebenen, Edel-Adamantium Krupp-Automatik. „Die gute alte Krupp. Wie hab ich dich vermisst, Süße.“ Probehalber wurde die Waffe durchgeladen, bevor sie im dafür vorgesehenen speziell angefertigten Halfter, mit der Aufschrift -touch´n´die-, rutschte. Ein kleiner Schlüssel mit daran hängender ID-Card verließ danach den Tisch. Der Schlüssel zu Castles Raumjäger. Alt, aber zuverlässig. Dummerweise gerade kaputt in der Werkstatt. Die obligatorische Zigarillo-Packung verschwand ebenfalls in der Innentasche seiner Lederjacke, nicht ohne, dass eine der Tabakstangen den Weg in Castles Mund fand. Weitere mehr oder weniger Wichtige Kleinode wurden sicher verstaut und Castle trat aus dem Security-Büro. Einer der Wachmänner rief ihm noch hinterher: „Und diesmal benimm dich. Hier auf Waystation haben wir das Sagen!“. Das „Du mich auch, Pisser…“, hatte der Mann wohl nicht mehr gehört.

Doch ein neuer Schreck holte Castle beinahe von den Beinen, als ein wohlbekannter 1,30 m hoher Mann draußen vor Castle stand und grinste. „Bunsen, du alte Hackfresse!“ fluchte der frisch Entlassene. „Jo, Castle, freut mich auch dich zu sehen. Bist du mir nicht mal dankbar, dass ich dich da rausgeholt habe?“ – „Pff. Kenn dich doch. Du kleiner Hosenscheißer machst doch nix ohne Hintergedanken.“ – „Bist du da anders?“ – „Nö!“ – „Ehrlich wie eh und je, Castle. Tja, und der Grund, warum ich dich rausgeholt habe, ist, dass ich da nen neuen Job an der Angel habe. Und du scheinst mir der einzige mit den nötigen Qualifikationen dafür.“ – „Vergiss es, Bunsen! Ich arbeite nicht mehr für deine Kopfgeldjäger-Agentur. Ich bin seit gut drei Monaten freischaffend!“. Mit diesen Worten schubste Castle den kurz geratenen zur Seite: „Ich brauch jetzt erstmal was zu saufen…“
Doch Bunsen ließ sich nicht beirren und rief ihm hinterher: „Wovon willst du dir denn Flüssiges holen? Du bist pleite! Und ich biete dir 300 Riesen für den Job!“ – „Fick dich, Bunsen!“ – „Soll ich auch den Hercules-Jäger ficken, den dir unsere Auftraggeber für den Job zur Verfügung gestellt haben?“. Erschrocken drehte sich Castle um. „Wa-Was? Sagtest du gerade Hercules?“ – „So isses!“ – „Verdammt!“

Eine halbe Stunde später standen Bunsen und Castle in einem kleinen schäbigen Miethangar vor einem gar nicht so schäbigen Hercules-Jäger. „Meine Fresse, Bunsen. Du weißt, wie du mich zahm wie´n Kätzchen machst. Aber wie wär´s, wenn du mir jetzt vom Auftrag erzählst?“ – „Gern. Es geht um einen neuen Prototyp. Codename: Blueboxx. Unsere werten Auftraggeber sind wenig erfreut darüber, dass Celtar Arms so ein Baby entwickelt. Also ganz einfach: Du sollst die Blueboxx möglichst handfest in ihre Mikrochips zerlegen, und sicher gehen, dass der Pilot nicht besser als seine Maschine aussieht. Und genau dafür ist der Hercules da. Das wird sie erstmal um einige Monate Entwicklung zurückwerfen und unsere Auftraggeber haben Zeit, sich Gedanken zu machen.“, Bunsen patschte gegen das Bug des Raumjägers, als sich Castle den Bart kratzte: „Lass mich raten. Unsere Auftraggeber sind „Rager Industries“, die verhindern wollen, dass diese Blueboxx sie in Sachen Lufthoheit überholt, richtig?“ – „Ich sag diskreterweise nix, Castle! Beeil dich lieber. Smitty, wartet bereits auf dich. Er lässt dich andocken und bringt dich schneller nach Celtar Arms. Diese Hercules sind nämlich ziemlich lahmarschig… Da wirst du dann weitere Instruktionen erhalten.“ – „Geht klar.“.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:36
Djed_Maros:


"Sichtkontakt zum Ziel verloren!", fluchte Kaszan in das Helmmikro.
Die Finger seiner Rechten flogen über die Sensorenkontrolle. Verdammtes Gewitter. Die ständigen Entladungen der Blitze machten eine genaue Ortung zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Kleine rote Punkte zeichneten Kontakte auf dem Radar nach. Viele Kontakte. 97% der Leuchtpünktchen waren jedoch statische Entladungen. Elektronische Impulse, die wie Irrlichter die Sensoren der Pandora in den Sumpf der Unbrauchbarkeit locken wollten. Zwar verblassten die falschen Signale schon nach wenigen Millisekunden wieder, doch für jeden verschwundenen Kontakt erschien mindestens ein neuer. Doch nur drei von ihnen waren echt.
Allerdings hatten die feindlichen Jäger eine andere EM-Signatur als die Blitze. Mit einer genaueren Sensoreinstellung müsste er die wirkliche Gefahr aus dem Meer aus Imaginärkontakten herausfiltern können. Mittels eines Reglers versuchte Kaszan, die Frequenz seiner Sensoren an die Wetterbedingungen anzupassen. Es dauerte nur Sekunden, dann kristallisierten sich drei stetige Signale aus den aufflammenden und erneut vergehenden Ortungen heraus. Drei Signale.
"Verdammte Scheiße, Murphy! Ich dachte, Celtar hätte die Forschung an Tarnfeldern vor Jahren aufgegeben?!"
"Offensichtlich haben sie sie wieder aufgegriffen!", kam die wenig intelligente Antwort des Schmugglers zurück. "Aber mach dir nicht vorzeitig in die Hose: Wenn ich mich recht erinnere, hatten die Dinger einen brutalen Energieverbrauch und neigten zur Überlastung. Länger als zwei Minuten hält das nie durch."
"Ist das wieder eine deiner Vermutungen?", knurrte Kaszan und riss den Steuerknüppel zur Seite. Die Pandora kippte in Rückenlage, einen Sekundenbruchteil später zündeten die Impulstriebwerke auf der Schiffsunterseite und ließen den Jäger wie einen Stein in die Tiefe fallen.
"Vertrau mir einfach!" Dieser Wortlaut aus dem Mund eines Schmugglers war purer Hohn. "Oder habe ich dich je enttäuscht?"
Der Steuerknüppel bockte wie ein wütender Stier beim Rodeo in Kaszans Hand, als die Sturmwinde den senkrecht stürzenden Jäger packten und mit der Macht unsichtbarer Riesenhände schüttelten. Schweiß floss in breiten Strömen über die Stirn des Freibeuters und verursachte heftigen Juckreiz an seiner Nasenspitze. Ein schnelles Kopfschütteln ließ die Schweißtropfen am Helmvisier zerplatzen. Das Lebenserhaltungssystem jaulte protestierend auf, als es den durch den Sturzflug stetig steigenden Druck auszugleichen versuchte.
"Foxx an unidentifizierten Jäger - Sie befinden sich in gesperrtem Luftraum. Drehen sie sofort in Vektor 312 ab oder wir sehen uns gezwungen, sie abzuschießen!"
Anstatt zu antworten, widmete Kaszan seine gesamte Konzentration den Kontrollen, um den Jäger ruhig zu halten. Der Druck auf seine Brust nahm weiter zu, er spürte, wie sich das Blut in seinem Kopf zu stauen begann. Unter den schwarzen Lederhandschuhen hoben sich seine Adern wie dicke Datenkabel aus den verkrampften Handrücken. Heftiges Blinzeln trieb das salzige Gemisch aus seinen Augen.
"Dies ist die letzte Warnung!", tönte es erneut aus der Funkanlage.
Ein großer, schwarzer Fleck hob sich düster vor den dunklen, über dem Mittelgebirge gestauten Wolkenmassen ab. Der Hercules.
"Lasst den Tanz beginnen", keuchte Kaszan heiser.
Im selben Sekundenbruchteil, in dem er an dem deutlich massigeren Jäger vorbeistürzte, zerrte der Freibeuter kurz und brutal am Steuerknüppel. Die Pandora legte sich zurück in die Horizontale, langsam hob sich der Rumpf weiter, bis die Nase des Cockpits direkt auf den schwarzen Schatten deutete. Die Gravitation drückte mit der Macht eines Sumoringers auf den Raumpiloten, als das Schiff unter dem plötzlich einsetzenden Schub des Nachbrenners erzitterte. Zischend entwich Sauerstoff aus dem Cockpit um den Druckausgleich zu beschleunigen, der Hercules legte sich auf die Seite um zu wenden.
Da schnellte die Pandora wie ein Pfeil aus der Tiefe. In schneller werdender Rotation spieen die unter den Tragflächen montierten Autokanonen eine Spur todbringender Projektile in Richtung des schweren Begleitschutzjägers. Die mit Uran angereicherten Granaten hinterließen eine Landschaft ausgefranster Krater in der Flankenpanzerung, Schrapnelle aus gesplittertem Durastahl erfüllten die Luft und fielen als glitzernder Staub in die Tiefe.
Kaszan hielt das Fadenkreuz des HUDs mit eiserner Hand starr auf den Feind gerichtet, als die Impulsdüsen erneut zündeten und die Pandora sprunghaft in die Höhe schnellen ließen. Mit einem peitschenden Knall entluden sich die beiden neben dem Cockpit angebrachten Partikelprojektorkanonen. Einer der beiden künstlich erzeugten Blitzschläge zuckte knapp am ausladenden Rumpf des Feindschiffes vorbei, der andere geißelte die bereits angeschlagene Flanke mit der Energie mehrerer tausend Megajoule. Blaues Elmsfeuer tanzte über den Stummelflügel und die breite Schulterpartie der Antriebssektion, zischend verdampften Regentropfen auf der glühend heißen Panzerung. Der rechte Antrieb hustete auf, dann schlugen Flammen aus dem Triebwerk und hüllten es in einen wabernden Mantel aus Feuer. Nicht genug, um den Jäger abstürzen zu lassen, aber ausreichend, um dem Piloten den Tag zu verderben.
Dennoch wälzte dieser den Hercules schwerfällig auf die Seite und erwiderte das Feuer mit den eigenen, deutlich schwereren Autokanonen. Kaszan rettete die Pandora in eine unkontrollierte Rolle. Schauer panzerbrechender Granaten zischten am Cockpit vorbei, während sich der Sturm in einen dunkelgrauen Strudel verwandelte. Eine ungelenkte Rakete hüllte Kaszans Sicht für einen Moment in ihren Schweif und verging in sicherer Entfernung in einem glühenden Feuerball.
Ein Blick auf die Ortung versicherte ihm, dass der Marodeur offensichtlich schon ein Stück vorausgeflogen war und einige Sekunden brauchen würde, um in den Kampf eingreifen zu können. Der mysteriöse Prototyp erschien nur als verschwommener Fleck, schien durch Kaszans selbstmörderischen Sturz jedoch ebenfalls zurückgefallen zu sein. Gut so, Kaszan verspürte nicht unbedingt das Bedürfnis, gegen einen unsichtbaren Gegner zu kämpfen.
Der Nachbrenner verstummte augenblicklich, als er Schub zurücknahm und sein Schiff in eine Kehrtwende zwang. Das Fadenkreuz seines HUDs zitterte wie ein Epileptiker, starke Sturmböen wollten ihn daran hindern, eine sichere Zielerfassung zu bekommen. Dann, gerade als das Fadenkreuz einen erneuten Sprung machte, blinkte es im gewohnten Gold auf. Kaszans Finger presste den Feuerknopf der Autokanonen durch, heulend spuckten die Geschütze abermals Tod und Verderben in den Sturm hinaus...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:37
Faith:


"Mann o Mann, soll ich nun diese Nasen retten oder einfach den Prototyp sichern...", Stryke dachte lauthals vor sich hin, als plötzlich ein Funksignal eintraf.
"Idiotin, ich dachte du hättest wenigstens etwas Hirn, Prototyp vor Menschenleben. Ende." Strykes Blicke zeigten ihre Verwunderung nur zu gute, wäre es ihr normaler Boss, der Boss der berüchtigten Untergrund Kopfgeldjägerbande in der Wüste, wäre es okay, aber von den Bullen, die es ja mehr oder weniger waren?
"Okay, wie er meint, aber ich will doch ein wenig..."
"Nein Hawk, wirst du nicht!"
"Warum bist du in meiner Leitung?"
"Wanzen... *kicher*"
"Idiot!", Stryke vernahm nun ein Blinken, was nicht zu ihrer Armatur gehörte,...
"Da hast du dich also versteckt..."
"Hawk nein!"...Nun nur noch Stille... Stille inmitten des Krieges, und eine tote Wanze mehr.
"Verdammt...", fluchte Stryke, als nun Geschosse unter ihr gerade einen ihres Geleitschutzen niederrangen,... die vergebenen Versuche sich zu wehr zu setzten waren zum Scheitern verurteilt.
"Hawk,... flieh!", vernahm sie noch einen Funkspruch, dann explodierte der Flieger bereits in einem großen Feuerball, der sie kurzzeitig blendete.
"Ihr... ihr...", sie griff zum Funkgerät und lies sich die Feindliche Funkwelle suchen.
"Hawk hier, ich wollte euch nur sagen, dass ihr da einen fatalen Fehler begannen habt. Ihr habt es hier mit einer wirklich wütenden Frau zu tun,... -Ende- ", Hawk hängte auf und riss den Prototypen in die Tiefe. Auf den Sensor vernahm die deutlich das Signal ihres Feindes, den es nun zu eliminieren galt.
Sie drosselte das Tempo, schob die Energien erwatungsvoll für den Moment ins Tarnfeld, sodass es sich für ca. eine Minute verschwinden lassen sollte.
Der feindliche Jet schoss über ihr hinweg, Stryke setzte sich hinter ihn und ließ die Tarnung platzen. Volle Energie der Tarnschildes in die Waffensysteme, Balken luden sich auf, blinkten dann zweimal zur Kontrolle mit einem "Ready" ... Stryke aktivierte den Funk.
"Eckstein, Eckstein alles muss versteckt sein... Ich komme!", rief sie fröhlich und drückte die Sicherheitskappe über den Auslöser nach oben, sodass der Hauptfeuerknopf freigelegt wurde.
"Dann wollen wir mal sehen, was das Baby so kann.", neugierig feuerte sie einige Schüsse auf das Ziel, welches ihr jedoch gekonnt auswich.
"Hahaa daneben...", vernahm man es über Funk. Stryke grummelte, ihre Hand glitt zu einem kleinen Knopf zwischen unzähligen anderen, hinter dem sich die Feuerkraft einiger neuer Lenkraketen versteckte, dann zögerte sie jedoch und schraubte Blueboxx mit Tempo auf Sichthöhe des Feindes, schaute nach links in sein Cockpit, nickte.
"Zeit zum Spielen, möge der Bessere gewinnen,...", doch dann tauchte ein neues Signal auf ihrem Radar auf.“Hey, ich dachte das wird ein Zweikampf."
...Stille...
"Er gehörte also auch nicht zu ihm...", sie drückte den Steuerknüppel in die tiefe, auf dass sich der Prototyp aufbäumte und sich rücklings in die Tiefe fallen lies.
Stryke verspürte den starken Druck auf ihren Lungen, sah, sie die Instrumente versuchten die Lage zu errechnen, sah das Höhenmeter mit ihr fallen wie ein Stein. Plötzlich zog sie mit beiden Händen des Stick seitlich nach oben und schaffte es mit einer Portion Glück das Flugmonstrum durch ein abrollen wieder gerade zu stellen,... zum Glück war das Schiff wendig und schnell, eine der großen Maschinen hätte schon längst kapituliert, doch auch Stryke hatte mehr auf Glück gespielt, um ihren Feind zu verunsichern, nun hieß es jagen.
Mit einer Bewegung manövrierte sie die Blueboxx zwischen die hohen Klippen und in die von Flüssen gefressenen Täler,...
Mal sehen was ihr Feind so auf dem Kasten hatte...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:37
Djed_Maros:


"Scheiße, neue Kontakte!", bellte Kaszan in die Funkanlage.
"Sieht aus, als hätte Rager Industries Celtars neues Spielzeug spitzbekommen", meldete sich Murphy noch immer gut gelaunt, "Ein weiterer Stier bittet zum Rodeo!"
"Der soll sich gefälligst hinten anstellen und warten, bis er bedient wird! Was soll das, was macht Rager hier?"
Langsam wurde es Zeit, über eine Provision nachzudenken...
"Offensichtlich haben die Jungs Angst um ihren Vorsprung in Sachen Technologie." Murphys Wurstfinger mit dem goldenen Siegelring wedelte tadelnd auf dem Monitor herum. "Pass besser auf - Ich will den Prototyp in einem Stück! Wenn ich mir das Ding selbst zusammenbasteln darf, muss ich dir leider den Lohn kürzen!"
"Arsch leck'n...", murmelte Kaszan, bevor er Kontakt zu dem neuen Besucher herzustellen versuchte.“Väterchen Frost an Raider: Dies ist mein Spielplatz. Misch dich nicht ein, ich war hier als Erster."
Ein Blick zur Seite ließ ihn die Blueboxx erkennen, wie sie zur Seite kippte und kurz darauf von den brodelnden Wolkenmassen des wütenden Sturmes verschluckt wurde. Das Radarsignal verlor an Stetigkeit - Offensichtlich versuchte sie im Tiefflug zu entkommen.
Die Pandora rollte sich in die Tiefe, die Flammen des Nachbrenners schossen heiß wie Magma aus den Ionentriebwerken. Mit ruhiger Hand zwang Kaszan den Jäger tiefer, das Zucken der Gewitterblitze malte ein Netz aus blauen Tentakeln in das Schwarz der Sturmwolken. Dicke Regentropfen überschütteten die Sichtscheibe. Jede der mächtigen Böen war für den Piloten körperlich spürbar. Die Instrumente versuchten das Terrain nachzuzeichnen, heftige und plötzliche Sprünge des Höhenmessers zeugten von einem wahren Alptraum aus Klippen und Schluchten.
Die Blueboxx befand sich irgendwo direkt vor ihm, allerdings gut 120 Meter tiefer. Als der Höhenmesser erneut nach oben sprang, zündete Kaszan die oberen Impulstriebwerke. Die Gurte schnitten schmerzhaft in seine Schultern, der unvermittelt einsetzende Schub ließ die Pandora gleich einer zubeißenden Kobra aus der Wolkendecke brechen und in eine der schmalen, tief in das Gebirge schneidenden Schluchten stürzen.
Ein schriller Piepton warnte vor einer drohenden Kollision. Instinktiv riss Kaszan den Steuerknüppel zur Seite, das Schiff stellte sich schräg - Einen Herzschlag später und er hätte seinen Flügel von den Klippen kratzen dürfen. Ein kurzer Feuerstoß der Impulsdüsen brachte sicheren Abstand zwischen den Rumpf und den dolchartigen Zacken der Felswand. Die Mundwinkel des Piloten verzogen sich zu einem schmalen Grinsen, als sich das Fadenkreuz auf die vor ihm tanzende Blueboxx senkte. Die Pilotin hatte Mut, das musste er ihr zugestehen. Doch Mut alleine würde sie hier nicht retten können.
Ein Strom aus Granaten entwich den Rotationsautokanonen und überschüttete den Canyon mit Explosionen aus Staub und Felsbrocken.
"Blueboxx, hier spricht Väterchen Frost. Das Spielchen ist vorbei, ihr Begleitschutz ist entweder geflohen oder in Flammen aufgegangen. Fahren sie die Waffensysteme runter oder ich schieße ihnen ihre Systeme der Reihe nach zusammen. Sie haben nichts zu befürchten, ich bin lediglich an ihrem Schiff interessiert."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:37
Faith:


"Ach, nun wollen wir auch noch Verhandeln, wird ja immer besser, hey, ich habe mir das hier nicht ausgesucht, ich bin Jägerin und keine Lieferantin...", maulte Stryke in den Funk. Nun sprach sie doch tatsächlich mit dem Feind. Sie Blickte kontrollierend auf ihre Anzeigen, den einen oder anderen kleinen Kratzer hatte die Blueboxx schon abbekommen, aber nix, was sie auch nur in geringster Weise interessierte, schien doch etwas abzukönnen.
"Ich soll also meine Waffensysteme herunterfahren und kapitulieren, damit du mich wohlmöglich noch gefangen nehmen kannst oder nein,... dein Auftraggeber, der nimmt dann das Schiff, du bekommst dein Geld und machst weiter muffige Aufträge und ich werde in handliche Portionen zerteilt und in der Gegend verstreut,... so läuft das doch immer,... Ihr Männer seit nicht besonders vertrauenswürdig.", nun brabbelte sie schon wie eine alte Frau hier über Funk und das noch mit ihrem eigentlichen Feind, doch das, was sie momentan viel mehr interessierte war das Unbekannte Schiff, was ihnen zu folgen schien.
"Gehört das zu euch?", fragte sie, auf die unbekannte Maschine bezogen. Eine kurze Verneinung war zu vernehmen, wenn auch undeutlich.
"Dieser Sturm raubt einem hier unten die Nerven", dachte Stryke als ihr Wärmesystem plötzlich etwas ausmachte, ein dunkler Fleck gerade voraus. Sie blickte von ihren Instrumenten auf und versuchte durch den Regen etwas zu erkennen, bis sie es sah.
"Tornado direkt voraus...", dachte sie und manövrierte das Flugschiff dichter an die kargen Felswände. Zum Aufsteigen war es zu spät, also ging es nur daran vorbei.
"Folgen...", rief sie dem Unbekannten durch den Funk zu, ohne darüber nachzudenken, dann legte sie das Schiff auf die Seite und schmiegte sich an die Felswand, knapp an dem Einzugfeldes des Tornados vorbei. Wäre sie auch nur ein wenig langsamer gewesen, wäre das wohl ihr aus gewesen.
Die Gefahr war gebannt, doch was machte sie mit ihrem Verfolger und dem Unbekannten? Lange kam sie nicht zum Nachdenken, ein kleines rotes Licht begann vor ihren Augen aufzublitzen, gefolgt von einem netten "Warning, Weapon Energy is low..."
Ein Stöhnen, gefolgt von einem Verdammt und dem Ausschalten der Waffensysteme, der Feind musste ja nicht wissen, dass sie sie nicht freiwillig ausgeschaltet hatte.
"Ich habe die Waffensysteme heruntergefahren...", sprach sie wie selbstverständlich.
"Ich werde jetzt aufsteigen." Sanft zog sie den Stick an sich heran und hob somit auch die Nase des Fliegers empor. Die Schlucht entfernte sich von ihr, sie tauchte in die Wolken ein.
Ein Blick auf den Radar zeigte ihr, dass ihr Verfolger stetig an ihr dranblieb.
"Mal schauen was wir noch so hier im Baby haben,...", dachte sich Stryke währenddessen und betätigte die digitale Übersichtskarte, sie ihr sofort Daten ausspuckte.
"E42'17, A65'92, Dawaren Wüste, Schluchten von Terenan. Nächste Landemöglichkeit in Flugrichtung 121 Kilometer, F72'13, C19'12 verlassener Armeestützpunkt. Piep."
"Na super... wie rosig, immerhin hatte der Regen mittlerweile aufgehört.", sprach sie und blickte in den Himmel empor, wo sich langsam die Wolken zu lichten begannen, sie hatten das Unwetter also hinter sich gelassen. Apropos hinter sich lassen, wo war ihr Verfolger,... oder ihre Verfolger. Ein erneuter Blick auf die Systeme, irgendwas stimmte hier nicht, sie konnte es förmlich riechen. Nun fiel ihr etwas ins Auge, die verlor zu schnell Treibstoff, schneller als es eigentlich sein durfte. Vielleicht hatte eines der Geschosse oder herumfliegendes Geröll den Tank beschädigt, da half nur ein Scan. Schnell war die neue Funktion gefunden, die Außenhaut wurde abgescannt und tatsächlich, ein kleines Leck im Tank sollte ihr langsam das Leben rauben.
"Hey Frosty, Hawk hier, ich denke wir sollten auf dem verlassenen Hangar landen, Koordinaten F72'13, C19'12,... und mit wir meine ich dich und mich, wenn dir etwas an der Blueboxx liegt, sonst zeige ich dir mal nen Heldentod."... Stille in der Leitung, er schien Absprache zu halten, während Stryke immer noch von dem unbekannten Signal verunsichert war,... wer zum Henker verfolgte sie da und besonders: Was wollte er?

Fighting Faith
12.07.2005, 10:38
Djed_Maros


"Ich war wohl etwas zu grob, der Blueboxx geht der Saft aus", klärte Kaszan seinen Auftraggeber über den Status der Mission auf. "Zudem ist dieser Kerl von Rager immer noch hinter uns, ich bin mir nicht sicher, worauf er wartet. Vielleicht will er unseren Landepunkt herausfinden. Oder aber... er wartet auf etwas. Oder jemanden..."
"Ruhig bleiben Eisigel, ich schick ein Bergungsschiff hoch." Für Kaszans Geschmack war der Schmuggler noch immer viel zu gut gelaunt. Kein Wunder, immerhin musste er auch nicht bei dieser höllischen Hitze um sein Leben kämpfen. Während dem Kampf hatte der Freibeuter etwas zu oft auf die Partikelprojektorkanonen zurückgegriffen. Der extreme Wärmeausstoß der Energiewaffen hatte das Cockpit in eine Sauna verwandelt. Selbst die auf Hochtouren laufenden Wärmetauscher vermochten die dünne Luft kaum auf ein atembares Niveau zu kühlen. Sobald er sich den Luxus leisten konnte, musste er unbedingt auf die neuen, doppelten Wärmetauscher umrüsten. Falls er die beiden Aufträge erfüllen konnte, würde dieser Traum in greifbare Nähe rücken...
"Kümmer du dich nur darum, dass mein Maulesel andocken kann, ohne von Bienchen gestochen zu werden", kam die Warnung Murphys über Funk.
"Ich werd mich bemühen", gab Kaszan kurz angebunden zurück und schaltete auf die Frequenz der Blueboxx.
"Hören sie Lady, mein Boss schickt einen Mule zum Docken. Verhalten sie sich kooperativ und ihnen wird nichts geschehen. Ich mag vielleicht Freibeuterabschaum sein, doch selbst der größte Haufen Scheiße besitzt noch ein Fünkchen Ehre. Falls ihnen etwas zu nahe kommen sollte, wisch ich den Himmel sauber. Hauptsache, ich bekomm endlich 'ne Dusche..."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:38
Schmogga:


Nervös suchte Castle nach den richtigen Knöpfen und huschte dabei mit seinen Fingern über einige der Armaturen, bis sich sein Finger einen ausgesucht hatte. Ein kurzer Druck und eine Holo-Projektion wurde auf Castles Helmvisier geworfen. Nach einigem Rauschen und einigen Justierungen eines Steuerrads erschien das narbige Gesicht Bunsens auf der Projektion. „Was gibt´s Castle?“, schnalzte dieser sogleich in die Kamera. „Tja, Bunsen – ich denke, du hast mir noch nicht alles erzählt, was diesen Auftrag angeht.“ Erschrockenheit machte sich auf Bunsens Gesicht breit: „Wieso?“ – „Wie´s aussieht bin ich nicht der Einzige, der an der Blueboxx interessiert ist. Noch einer ist hier. Und der scheint gar nicht mal so schlecht zu sein, hat immerhin schon eine Hercules und eine Marodeur ausgeschaltet, die als Geleitschutz bei der Blueboxx waren.“ – „Das gibt´s doch nicht. Hast du schon etwas unternommen?“ – „Nö. Ich hab erstmal ruhig beobachtet, um herauszufinden, was los ist.“ – „Haben sie dich schon entdeck?“ – „Ist zu vermuten. Ich falle lieber mit der Tür ins Haus und habe nicht gerade darauf geachtet, getarnt zu bleiben.“ – „Gib mir mal das Kennzeichen.“
Ein kurzer Druck auf einen weiteren Knopf ließ den Sensor flüchtig aufpiepen, bevor eine Nummer auf dem Bildschirm erschien. Castle gab sie durch: „AHJK-7388-EL. Hab ich irgendwo schon mal gesehen…“ – „Egal. Ich werde meinen Kumpel bei der stellaren Zulassungsstelle kontaktieren. Dann finden wir schon raus, wer das ist. Bunsen Ende.“

„Na Klasse. Und ich spiel jetzt den Voyeur und warte?“. Grimmig schaltete Castle den Holo-Projektor aus und konzentrierte sich wieder auf seine beiden Ziele. Einige Schalter wurden betätigt und ein lautes Aufstöhnen des Motors erklang, bevor der Hercules an Höhe verlor, und durch die Wolkendecke tauchte. Unterhalb stieß sie wieder heraus, wie in gigantischer Blauwal, der das Wasser, in diesem Falle gasförmig, zur Seite schob, und sich langsam heraus schob.
„Ganz schön geiles Teil hier haben die mir spendiert. Hat sogar einige Sonderanfertigungen und Spielereien.“ Bei diesem Wort startete Castle wieder den Disc-Amplifier, woraufhin hämmernde Bässe aus den Boxen drangen. „Vertreib ich mir eben die Zeit, bis sich Bunsen meldet und kleb den beiden am Arsch… hö?“ Ein Aufblinken des Radars weckte Castle aus seinen Träumen. „Verdammte Scheiße!“, derb wurde der Amplifier wieder ausgeschaltet. Wieder gesellte sich jemand zu der Partie. „Is hier´n Glas aufgegangen, oder was?“. Sacht schob Castle den Hercules wieder in die Wolken. Erneut spielte er erstmal den unbeteiligten Beobachter.

Einige Minuten später war klar, wer der Neue Kerl auf der Tanzfläche war und Castle funkte Bunsen erneut an: „Bunsen, kommen.“ – „Was gibt´s denn schon wieder Castle?“ – „Wir haben hier jemanden, der mitspielen will.“ – „Meine Fresse. Und der wäre?“ – „Ein Mule.“ – „Das… Das kann wohl nur eines bedeuten.“ – „Exakt, sie wollen die Blueboxx abschleppen. Also?“ – „Knall ihn ab! Du hast volle Feuerermächtigung. Denn dass sie ihn abschleppen wollen, kann nur bedeuten, dass das Schmuggler sind. Die wollen die Blueboxx.“ – „Du ahnst nicht, wie sehr ich auf dieses Wort gewartet habe. Hast du schon raus, wer der Andere ist?“ – „Nein, noch nicht. Dauert wohl noch ein bisschen.“ – „Okay. Castle, Ende.“
Ein hämisches Grinsen zauberte sich auf das Gesicht des Kopfgeldjägers, als er sich wieder in Richtung der anderen Drei Flieger schob. In Gedanken überlegte er schon, wie er sie braten sollte. Seine Wahl fiel auf den Impulslaser. „Davon hab ich schon mal gehört… Mal sehen, ob die Werbung hält, was sie verspricht.“

Wenige Augenblicke später schob sich der Hercules wenige hundert Meter hinter dem Mule aus dem dichten Wolkennebel. „Du willst jemanden abschleppen? Schlepp das ab, Pisser!“ Castle hatte es kaum ausgesprochen, das schob er die Plexiglas-Schutzscheibe des Knopfes nach oben, wartete, dass der Sensor den trägen Mule erfasst hatte, und schob den Knopf in die Vertiefung.
Ein gewaltiges Grollen erklang, und direkt über dem Cockpit entstand eine magmarote Energielanze, die sich auf den Mule zu wühlte. Mit einem lauten Krachen schlug er Strahl in das Heck des Mules ein, welcher viel zu träge war, um auszuweichen. Ein bizarres Zittern erfasste das Transportschiff und der Impulslaser schob es hinab in die Tiefe, während er, wie mit einem kleinen Gummiball, mit ihm spielte. Der Mule fing an zu qualmen, kurz bevor etwas im oberen Heck explodierte und sofort die Antigrav-Einheiten lahm legte. Wie ein brennender Stein stürzte der Mule ab.

„Heilige Scheiße…“, fluchte Castle, „Die Ragers halten echt, was sie versprechen… Aber jetzt ist es erstmal Zeit, reinen Tisch zu machen.“. Nach einem kurzen Schub holte er Castle die anderen beiden in Funknähe und öffnete den Funkkanal, der Computer stellte die passende Frequenz ein, und er sprach in den Helmmikro: „Bloodred Sandman hier. Creed Castle an die Blueboxx und das unidentifizierte Schiff: Zuhören! Ich habe soeben den Mule vom Himmel gekratzt. Die Blueboxx gehört mir und meinen Kanonen. Dem Anderen geb ich zwei Minuten, um sich und seine kleinen Eier unbehelligt zu retten!“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:38
Faith:


„Hawk an Frosty, ähm,… ich denke mal eure Mule hat sich soeben Schlafen gelegt,… aber wenn du deine Dusche noch heute willst denke ich, sollten wir nun mal den Neuen willkommen heißen. Nur mein Sprit reicht nicht mehr sonderlich lange und meine Waffensysteme,… na ja,… wenn ich ehrlich bin,… ich habe keine Energy mehr… “
Man vernahm ein leises Stöhnen vom anderen Funker, dann packte Stryke den Knüppel wieder.
„Wir vereinbart, ich mache mich jetzt auf den Weg zur verlassenen Base, halt mir das Ding vom Halse und ich werde mich an euch heften,… wollte eh mal wieder ein bisschen Aktion. Ein neuer Auftraggeber könnte auch nicht schaden, Unterkunft und Waffen reichen um zu leben und keine Blueboxx… Hawk Ende“, nun hieß es auf den richtigen Moment warten, um sich zu verdrücken.
„Hawk an Sandman, ich wollte nur sagen ich stehe nicht so auf billige Anmachen, also nimm dein Ding von mir…“, ein kleines Lachen hing an ihren Lippen, bevor Stryke Blue in die Höhe hievte.
„Ich werde nun über dich steigen Frosty, die Blueboxx kömmt höher als ihr, die Frage ist nur wie ich wieder runterkomme… Aber hey, runter kommt man immer.“ Das Höhenmeter nahm flink zu, genau wie der Treibstoff ab. Vielleicht war es nicht ganz so klug gewesen, bei steigendem Druck mit einem Leck im Tank zu steigen, doch das war die einzige Chance… Aber… Nein, so würde der Sprit nicht reichen, definitiv.
„Frosty, ich weiß nicht was ihr da unten treibt, aber zieh den Kopf ein…“, sie drückte den Stick nach unten, ließ die Maschine fallen, gar der Schwerelose gleich, so verbrauchte sie min keinen Sprit… Der Druck wurde unerträglich, flink wurde ein Notdruckausgleich eingeleitet, der ihr wohl das Leben rettete. Endlich durchbrach die Blueboxx die Wolkendecke, doch Stryke konnte sich nicht lange den Kämpfern zuwenden, der Hangar war bereits auf dem Radar, doch ein Blick nach unten zeigte nur Wüste, bis ihr die gut getarnten Gebäude klein am Horizont auffielen.
„Komm schon, die paar… Meter…“, bat Stryke, denn eine Landung auf Wüstenboden bei dem Speed,… na ja, wenn’s sein müsste, gab’s wohl kein Drumherum.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:39
Djed_Maros:


"Höher als ich?", Kaszan fürchtete, er hatte sich verhört. "Lady, wenn sie wüssten was mein altes Mädchen noch so alles schafft..."
In diesem Moment tauchte die Blueboxx erneut aus den Wolken auf. Nur fiel sie diesmal wie ein kaltes Huhn.
"Ähm, Lady, das sieht aber eher nach 'nem Abgang aus..."
Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, meldete sich ein nicht mehr ganz so gut gelaunter Murphy auf dem Zweitmonitor.
"Eisigel, kannst du mir erklären, warum mein Mule über die halbe Wüste verteilt nach Sandwürmern taucht?"
"Weil du verdammter Drecksack mir verschwiegen hast, dass Regar neuerdings Impulslaser, ja, verfluchte Impulslaser verbaut!"
Ein Zucken der auf einer Fettfalte schwimmenden Augenbraue des Schmugglers zeugte von einem Volltreffer.
"Impulslaser?", wunderte er sich, "Pass auf: Ich lege noch einmal 300 Riesen drauf, wenn du zumindest den Laser des Hercs in einem Stück zu Boden zwingst."
"Nein, du passt jetzt mal auf", zischte Kaszan, während seine Finger den Lademechanismus des Gaussgeschützes in Gang setzten. "Ich würde sagen, dass dir deine beschissene Informationspolitik allein 200 Riesen wert sein sollte - Als Gefahrenzuschlag."
"Mein lieber Freund, langsam wirst du unverschämt-"
"Dann erzähl ich dir jetzt mal was: Eigentlich wollte ich an diesem gottverdammten Tag nur einmal, nur ein einziges Mal in meinem Leben einen Job zu Ende bringen, ohne dass mir dabei der Sitz unterm Arsch weggekocht wird. Zuerst die Scheiße mit dem Tarnfeld, jetzt ein mutierter Bulle mit Lichtorgel! Wie wär's, wenn du deinen fetten Arsch in einen Jäger schwingst und deine Blueboxx selbst verteidigst?!"
"Nun gut, du hast deine Provision", kam Murphys gefährlich ruhige Antwort zurück. "Bring mir das Ding nur in einem Stück her."
"Bevor ich es vergesse", schob Kaszan nach, "Sorg dafür, dass die Lady eine weiche Landebahn bekommt!"
Ehe der Schmuggler etwas erwidern konnte, schaltete Kaszan auf passive Sensoren um. Die Reichweite des Radars wurde dadurch zwar erheblich eingeschränkt, allerdings schmolz die EM-Signatur der Pandora ebenfalls dahin.
"Sandman", funkte er den feindlichen Jäger an, "Danke für das Angebot - Du kannst mich mal."
Summend schwenkte der Heckgeschützturm des Raumjägers herum, klackend fixierten die beiden Läufe das Feindobjekt. Ein lautes Donnern vermischte sich mit dem dumpfen Knallen der Flakgeschosse, die den Hercules in öligen schwarzen Qualm hüllten. Die Heckkanone konnte den schwerfälligen Giganten zwar kaum gefährlich werden, allerdings würde sie zumindest dafür sorgen, dass der Pilot nicht übermütig wurde.
Die Statusanzeige des Gaussgeschützes meldete voll aufgeladene Magnetspulen und damit Feuerbereitschaft. Plötzlich stocherte eine Lanze aus rubinrotem Licht am Cockpit der Pandora vorbei, tastete sich abwärts und liebkoste den Flügel mit einem durchgehenden Strom purer Energie. Schlagartig wechselte die Schadensanzeige der getroffenen Sektion von Grün auf Gelb. Flüssiges Metall tropfte an der Tragfläche herab, als sich die Panzerung binnen weniger Sekunden in glühende Schlacke verwandelte.
Ein brutaler Ruck schleuderte die Pandora in eine unkontrollierte Spiralbahn, der Lichtfinger verlor seinen Halt und stieß wirkungslos in das Wolkenmeer. Kaszans Hand rammte den Schubhebel nach vorne. Einer wütenden Hornisse gleich jagte der Jäger davon - Direkt auf den peitschenden Arm eines gewaltigen Kettenblitzes zu. Ein schriller Warnton peinigte Kaszans Ohren, blaue Entladungen zuckten über Rumpf und Cockpit, als die Pandora mitten durch das zuckende Netz schnitt. Das HUD verschwamm vor seinen Augen, das Summen des Geschützturmes verstummte und wurde durch das Knistern der Blitze ersetzt.
Im nächsten Moment tauchte der Jäger wie ein Eisvogel nach unten weg und wurde von den düsteren Wolkenmassen verschluckt. Wenn Kaszans Plan aufging, dürfte sein Schiff auf dem feindlichen Radar bestenfalls als einer von mehreren hundert Blitzen auftauchen. Die Impulsdüsen korrigierten seinen Sturz durch mehrfaches Fauchen, bis er erneut auf dem Rücken lag. Dann jagte er den Jäger durch einen erneuten Schub zurück in den Sturm. Der Hercules schwebte langsam wie ein Adler direkt über ihm. Eine erneute Schubkorrektur ließ die Pandora höher steigen, bis die Antriebsflamme des schweren Jägers mit der Intensität einer Miniatursonne in seinem Sichtfeld strahlte. Kaszans Daumen streichelte den Feuerknopf, drückte ihn jedoch nicht nieder. Direkt unter seinem Cockpit warteten mehrere mit Energie voll gepumpte Magnetspulen darauf, eine gut medizinballgroße Kugel aus purem Nickeleisen auf Überschallgeschwindigkeit zu beschleunigen.
"Sandman, hier Väterchen Frost. Du könntest dir und mir eine Menge Ärger ersparen. Wie wär's: Ich biete dir sechshundert Riesen, wenn du die Blueboxx Blueboxx sein lässt. Dazu nochmal zweihundert, wenn mein Mädchen innerhalb der nächsten Stunde sicher im Green Haven parken kann. Anderenfalls... Ich hab hier jemanden, der nur zugerne deine Bekanntschaft machen würde."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:39
Faith:


Ein Blick auf die Treibstoffanzeige ließ ihre Freude nicht gerade steigen. In schönen roten Buchstaben stand dort ein "Low" geschrieben, blinkte fröhlich auf, mit einem leisen Piepen untermalt. Es wurde wohl Zeit, die Blueboxx zu landen.
"Hawk an Frost, ich sehe zu, dass ich jetzt in dem alten Hangar runterkomme,... und das heil.", ein letzter Blick auf den Radar, dann ging es in die Tiefe.
Langsam rückte der Boden immer näher, das Wetter schlechter. Hier "unten" herrschte wahrlich ein Sandsturm. Der rote Sand der Wüste wirbelte durch die Luft und verbesserte Strykes Sicht nicht gerade sonderlich, nun hieß es sich auf das kleine Bild verlassen, welches ihr die Umgebung digitalisiert ausspuckte, dass musste reichen um das Baby zu landen.
"Hab ich ein Glück, dass ich in dieses Schiff eingewiesen wurde,... okay, es waren vielleicht nur 5 Minuten aber in den wird man ja wohl alle Funktionen lernen können, oder?", sie blickte auf den Höhenmesser, dann wieder auf die Treibstoffanzeige. Langsam nahm Stryke das Tempo ab, sofort reagierten die Treibwerke, die Flammen verkleinerten sich und verschmolzen in dem Sturm, das Tempo nahm stetig ab, genau wie das spezielle Treibstoff-Gemisch. Erst jetzt fragte sich Stryke, woher sie verdammt noch mal in der Wüste den speziellen neuen Treibstoff für die Blueboxx herbekommen sollte. Die einzigen, die ihn besaßen, war ihr Auftraggeber.
Sie schüttelte den Kopf, als ein helles Geräusch sie aus den Gedanken riss, der Tank würde sich gleich verabschieden.
"Ich muss schneller runter...", dachte sie und neigte die Nase noch ein Stückchen tiefer,... immer im Vertrauen auf den kleinen Bildschirm, nun betätigte sie den Schalter, der die Landevorrichtung ausfahren sollte, doch irgendetwas schien dort zu klemmen. Wahrscheinlich war der verfluchte Sand schuld, aber das konnte ihr nun auch egal sein, es waren nur noch vergleichsmäßig wenige Meter bis zum Boden.
"Nun geht schon raus...", fluchte Stryke und versuchte es erneut, und nochmals, während sie mit der anderen Hand die Nase der Blueboxx langsam ein wenig in die Höhe zog um gut aufsetzen zu können.
Noch unter 100 Höhenmeter.
Endlich gaben die Luken mit einem deutlich hörbaren Geräusch nach und öffneten sich, langsam fuhren die Rollen aus.
Noch 50 Meter.
Die Tankanzeige ging aus, der Sprit war leer, mit einem Rucken fielen die Triebwerke der Maschine aus, ein unangenehmer Gleitflug begann.
Noch 25 Meter.
"Besitzt dieser verdammte Hangar überhaupt noch die Landebahn, wer weiß wie viel Sand mich dort erwartet...", fluchte Stryke, als es schnell ging. Die Räder setzten auf und wie selbstverständlich betätigte sie den Knopf und die Bremsschirme der Blue auszuschmeißen, fast zu spät. Nun gab sie langsam Druck auf die Bremse, ein schrilles Quietschen erklang von den Reifen die versuchten, auf der sandigen Landebahn halt zu finden. Die Maschine wurde langsamer, begann sich halb zu drehen. Stryke warf die Bremsschirme ab, drückte die Bremse voll durch.
Eine halbe Drehung später herrschte Stille. Still in dieser verdammten kleine Hölle aus Sand und Wind.
"Frost,... Die Blueboxx ist save. Irgendwo hier unten in einem Sturm."
Stryke öffnete das Cockpit und sprang aus dem Baby, das ein wenig misshandelt aussah. Der Sand beschädigte den guten Lack, die Reifen zeigten Spuren der Landung und der Tank war beschädigt, keine Energie der Waffensysteme, keinen speziellen Treibstoff...
"Naja so klaut sie mindestens niemand...", dachte Stryke und schritt die Langebahn hinab in der Richtung, wo die Flugzeughalle stehen sollte. Und tatsächlich, langsam erhob sich ein Schatten vor ihr aus dem vielen Sand. Stryke joggte ihm entgegen, ihre Hände fanden Metall, es bewegte sich, anscheinend eine Türe. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen das schwere Tor, welches sich unter Krächzen langsam aufschob, nun stand Stryke in einer windstillen Halle, mitten in der Dunkelheit. Ein flinker Griff führte an ihren Gürtel, eine kleine Lampe, nicht dicker als ihr Daumen und Länger als ihre Hand kam zum Vorschein und spendete kurz darauf einen strahlendhellen blauen Lichtschein.
"Selbst der alte Helm taugt nichts mehr,...", fluchte sie und wühlte weiter in einer kleinen Tasche herum, endlich kann das kleine Nacht-/ und Wärmesichtgerät zum Vorschein, welches sogleich Platz über ihrem linken Auge fand, es erinnerte an eine halbe Brille, die aber noch eine Befestigung über den Kopf fand.
Das Licht der kleine Lampe erlosch, das Gerät wurde aktiviert, als ein seltsames Geräusch Stryke auf sich aufmerksam machte. Sie griff nach ihrer Handfeuerwaffe und lud das Magazin durch, entsicherte sie. Mit der Waffe im Anschlag fühlte sie sich doch gleich sicherer.
Systematisch schritt sie im Schutze der Kisten und alten Flieger die Halle ab, dann aktivierte sie den Funk, der an dem kleinen Ohrstöpsel und einem Mikrofon angeschlossen war,... ein schon älteres Modell, aber immerhin nur ein kleines Gerät was sich über das Ohr legte, an dem auch das Mikro befestigt war.
"Frost, bin in der Halle und irgendetwas ist hier faul...", sprach sie leise, dann plötzlich stürzte eine Kiste, nicht weit ab von ihr um und wirbelte den Staub in einer großen Wolke auf.
"Egal was es ist, ich bin nicht alleine hier.", ihre Hand fuhr an ihren Bein hinab, zog einen kleinen Stab hervor. Auf Knopfdruck fuhr er auseinander und mit einem Zing entfachte sich am Ende an seiner Spitze zwei Klingen, die wie ein W im spitzen Winkel an der Spitze abstanden, die auseinandergefächerten Enden zum Sperrende weisend.
"Ich gehe nun und suche die Ursache des Troubles, melde mich wieder... Hawk Ende."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:40
Schmogga:


Etwas erschrocken beobachtete Castle den Radar und rieb sich genervt das Kinn. „Wo is die Sau hin?“. Doch bevor Castle dieser Frage weiter nachgehen konnte, meldete sich der Funk-Lautsprecher: „Sandman, hier Väterchen Frost. Du könntest dir und mir eine Menge Ärger ersparen. Wie wär's: Ich biete dir sechshundert Riesen, wenn du die Blueboxx Blueboxx sein lässt. Dazu nochmal zweihundert, wenn mein Mädchen innerhalb der nächsten Stunde sicher im Green Haven parken kann. Anderenfalls... Ich hab hier jemanden, der nur zu gerne deine Bekanntschaft machen würde.“
Noch etwas erschrockener über dieses Angebot, schaltete Castle den Mikrofon-Kanal offen, während er mit der anderen Hand an der Feinjustierung des Radars herum spielte. „Sandman an Pandora: Was´s los? Schiss gekriegt? Und woher hast du die Knete auf einmal?“ – „Das geht dich nichts an. Was ist nun?“ Castles Daumen streichelte über das Justierungsrad des Radars und führte millimeterkleine Änderungen aus. „Ich weiß nicht, Pandora, das kommt mir doch sehr seltsam vor. Immerhin kann man nicht sagen, dass wir uns von Anfang an so sympathisch waren, dass wir uns gegenseitig Geld um die Ohren geschmissen haben…“. Scheinbar hatte das Feinjustierungs-Rädchen nun seinen Platz gefunden, denn Castles Zeigefinger wanderte nun zur Gamma-Korrektur und gab verschiedene Kombinationen in das Tastenfeld ein, als die Pandora antwortete: „Verdammt, Castle. Gib mir jetzt eine Antwort, oder das Angebot stürzt ab, wie der fliegende Elefantenarsch, in dem du sitzt!“. Castles Hand wanderte weiter, und spielte an den Ultraschall-Schwellenwerten herum; immer noch in der Hoffnung, die Pandora in diesem Sturm auszumachen. „Ach, ich kann dir einfach nicht glauben. Ich würde das Angebot der Kohle willen ja annehmen. Aber wer sagt mir, dass du mich nicht verarschen willst?“. Wieder wurde das Feinjustierungs-Rädchen ein kleines Stückchen bewegt. „Da wirst du mir wohl vertrauen müssen, Castle!“. Ein letzter Schieberegler wurde die Spur hinab geschoben, als sich das grüne Bild des Radars in eine fiese lila-grün-Kombination verwandelte. Aber was Castle noch viel mehr erschreckte, war die Tatsache, dass er nun schwach sehen konnte, wo sich die Pandora befand: direkt hinter ihm! Endlich hatte er genug Zeit rausgespielt, um mit der manuellen Justierung des Radars die Position der Pandora herauszufinden.
„Pandora. Ich sag dir was!“ – „Und das wäre?“ – „Fick dich!“ – „Du hast es so gewollt, Castle. Sag gute Nacht, Sandmännchen!“ – „Gute Nacht, Sandmännchen!“, grinste Castle zurück ins Mikro.
Eine schnelle Tastenkombination später war alle Schildenergie auf das Heck gelegt. Aber Castle tat dies nicht einfach nur, um einem möglichen Angriff vorzubeugen. Das wäre viel zu langweilig für Castles Geschmack, stattdessen rammte er seinen Fuß in die Pedale der Frontschübe, um das Schiff anzuhalten. Der riesige Hercules, zwar behäbig, aber stabil, heulte auf, als die Schubdüsen an der Front dafür sorgten, dass seine Geschwindigkeit innerhalb weniger Sekunden von knapp 398 km/h auf 0 sank. Castles Gesicht verformte sich nach alle Gesetzen der Trägheit und er glaubte sogar, ein Knacken im Halswirbel zu hören.
Die Pandora hatte keine Möglichkeit, zu reagieren. Sie flog viel zu nah, um dem feindlichen Radar zu entgehen. Doch hatte Kaszan just in diesem Moment die Gauß-Geschütze entfesselt, welche ungefähr einen Wimpernschlag vor dem Aufprall auf das stählerne Heck des Hercules ihre tödliche Ladung ausspuckten. Auf diese Entfernung würden wohl auch die Schilde nicht mehr viel ausrichten können.

Ein wahrhaft gewaltiger Ruck erschütterte Castle und ließ seine Ohren klingeln, bevor es ihm schwarz vor Augen wurde.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:40
Djed_Maros:


Auf einmal ging alles unglaublich schnell. Als Castles Antwort aus der Funkanlage drang, reagierte Kaszans Hand ohne sein Zutun. Im selben Moment, in dem sein Daumen den Auslöser für das Gaussgeschütz in den Steuerknüppel presste, erwachten die Magnetspulen unter dem Rumpf des Raumjägers zu summenden Leben. Innerhalb weniger Millisekunden wurde das wuchtige Geschoss aus Nickeleisen auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt. Ein Ruck ging durch das Schiff, die Gurte schnitten wie Stahlseile in Kaszans Schultern. Und noch ehe der Knall der durchbrochenen Schallmauer die Ohren des Freibeuters erreichte, krachte das Projektil mit der Gewalt einer Kanonenkugel in das Heck des schwerfälligen Jägers.
Ein blaues Flackern war zu erkennen, weiße Blitze zuckten über das Heck des Schiffes, als eine unsichtbare Energiebarriere die Gausskugel aufzufangen versuchte. Für den Bruchteil einer Sekunde war ein heller Schimmer zu sehen, der sich wie eine Kuppel vor dem schweren Jäger aufspannte. Dann durchbrach die Kugel das Schutzschild und entfesselte die Macht des Aufpralls in Panzerung und Struktur des Hauptantriebs. Zentimeterdicke Panzerplatten wurden wie Blech zusammen- und eingedrückt, fast armdicke Streben aus Endostahl bogen sich unter dem Einschlag wie warmes Wachs. Tief bohrte sich die Kugel in den Leib des Titanen, Funken schlugen aus der geschlagenen Bresche und wurden von den nachfolgenden Flammen verzehrt.
Zeitgleich machte der Hercules einen plötzlichen Satz auf die Pandora zu. Die riesige Heckpartie raste einem LKW gleich auf den Frontschirm zu, deutlich war das fast metergroße Loch in der Panzerung zu erkennen. Die Antriebe der deutlich kleineren Pandora heulten wie ein geschlagener Hund auf, der Steuerknüppel knirschte unter Kaszans verkrampften Händen, mit aller Macht riss er die Nase des Jägers nach oben und gab volle Energie auf die unteren Schubdüsen. Ein lautloser Schrei entwich seiner Kehle, der Druck der plötzlichen Schubumkehr quetschte ihm die Luft aus den Lungen als ob es sich bei seinem Körper um überreifes Fallobst handeln würde. Während der Hercules wie ein getroffener Wal auf die Seite kippte, jagte die Pandora wie eine Rakete in den Himmel hinauf. Der rapide in die Höhe schnellende Druck wurde selbst für die Lebenserhaltung zuviel. Schwarze Wolken zogen an den Rändern von Kaszans Sichtfeld auf und drohten das HUD vor seinen Augen zu verschlingen. Eine seltsame Lähmung versuchte von seinen Gliedern Besitz zu ergreifen. Mehr aus Instinkt als aus einem klaren Gedanken heraus ließ seine Linke den Steuerknüppel los und fiel nach unten. Das Fauchen der Antriebsflammen erstarb.
Ein Gesicht tauchte vor seinen Augen aus dem wogenden Nebel auf. Geweitete Augen. Panische Angst. Ein Mund, der in lautloser Bewegung einen stillen Namen formte.
Das Heulen einer Warnsirene erfüllte Kaszans Ohren mit einem schmerzhaften Klingeln. Benommen schüttelte er die letzten Schleier der Ohnmacht ab, augenblicklich fand seine Hand den Steuerknüppel. Die Pandora befand sich im freien Fall, auf dem Sichtschirm tobten nicht mehr die blauen Lichtfinger des Gewitters, sondern das hektische Flirren eines ausgewachsenen Sandsturmes. Geistesgegenwärtig startete Kaszan die Antriebe, stöhnend neigte sich der Rumpf des Raumjägers nach oben. Sandkörner prasselten auf die Cockpitscheibe, doch der Höhenmesser zeigte sichere Flughöhe.
"Verdammt Castle", murmelte der Freibeuter, "Du hättest mir echt den Tag retten können... scheiße..."
Vom Hercules war keine Spur zu sehen. Er wusste nicht, ob der Jäger abgestürzt war oder ob der Pilot ihn noch irgendwie hatte retten können. Was ihn vielmehr beunruhigte, war die Tatsache, dass die Gausskugel von etwas aufgehalten worden war. Wäre da nicht diese seltsame, unsichtbare Barriere gewesen, hätte Castle wahrscheinlich die Gausskugel zwischen seinen Beinen streicheln können. Irgendetwas war hier verdammt faul. Warum war Murphy dieser Prototyp dermaßen wichtig? Und warum setzte Rager seine neuesten Technologien ein, um dieses Ding zu vernichten? Kaszan war sich mittlerweile sicher, dass es um weitaus mehr ging, als ihm verraten wurde. Er musste nur noch herausfinden, um was.
"Murphy, hier Eisigel", meldete er sich bei seinem Auftraggeber. "Luftraum gesichert. Gehe jetzt auf die Suche nach der Blueboxx. Ich wär über etwas Gesellschaft froh."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:40
Faith:


"Toll, verdammt, wegen einem blöden Wüstenhund mache ich mir solche Sorgen...", dachte Stryke leicht wütend, während sie die Handfeuerwaffe zurück an ihren Platz gleiten ließ, nur der Speer blieb Sicherheitsweise in ihrer Hand zurück.
„Hawk an Frost, verdammt was ist denn dort oben los bei euch?!“, fluchte sie genervt, denn immerhin hatte ihr vorhin eine Flut von ohrenbetäubenden Lärm fast das Trommelfell gesprengt, hätte sie sich das Head-set nicht vom Kopf gerissen. Doch auch jetzt herrschte irgendwie eine ungewohnte Stille... Stryke schaltete das Mikro aus, wenn er ihr was sagen wollte sollte er es tun... wenn nicht, Pech.
Mittlerweile hatte Stryke den Strom für die Halle angestellt, ein lauter Notstrommotor begann sich in Bewegung zu setzten, langsam wurde es hell im Inneren und da erblickte Stryke auch schon etwas, was ihr gefiel.
„Ein Jeep der Jägertruppe, das Teil hat sicher schon Antikwert,...“, freudig rannte sie zu ihm und wunder, die Schlüssel lagen auch im Wagen. Mit einem Sprung über die Tür setzte sie sich auf den Fahrersitz, dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss und zündete.
Der Wagen sprang an, trotz der dichten Staubschicht die auf den Sitzen lag.
„Der Wagen hat genug Kraft und die Blueboxx zu schleppen...“, murmelte Stryke und fuhr zu den großen Eingangstoren.
Flink sprang sie raus und öffnete die schweren Tore, der scharfe Wind stürzte sich in die Halle, der rote Sand wirbelte durch die Lüfte, doch bevor man es sich versah war Stryke auch schon auf den Weg, inmitten dieser roten Hölle, die Blueboxx zu holen.
Der Motor lief sich ein wenig ein, auch wenn es sich immer noch anhörte, als ob er jede Sekunde in seine Einzelteile zerbersten würde, aber er hielt.
Endlich kam ein Schatten zum Vorschein, die Blueboxx, die vor ihr thronte, als wäre ihr nie etwas geschehen.
„Komm Baby, wir bringen dich in die Stube...“, irgendwie hatte sie die Maschine lieb gewonnen, endlich mal eine, die ihr noch etwas beibringen konnte, Stryke erinnerte sich an die Auswahl der Piloten für diese Maschine, das sie, gerade die einzige Frau, es schaffen würde als Einziges, war schon ein wunder, immerhin lief die Suche lange genug,...
Stryke stieg aus und hängte die Blueboxx in die Abschleppvorrichtung des Jeeps ein, klopfte noch zweimal auf die Nase der Maschine, bevor sie wieder den Wagen zündete,...
Womit Stryke nicht gerechnet hatte war, dass der Sand unter den Rändern, das Anfahren so sehr Komplizierte, dass der alte Jeep es nicht schaffe. Stryke trat die angerostete Tür auf, stieg aus und stemmte ihr Gewicht dagegen, während ihre rechte Hand das Steuer übernahm.
„Habe ich ein Glück, dass bei diesen alten Modellen die Pedale einrasten können,...“, dachte sie und fragte sich, wer nur auf die Idee gekommen war, Pedale zum Einrasten zu erfinden, immerhin waren sie heut zu Tage schon wieder verboten... Aber ihr sollte es egal sein.
Langsam setzte sich der kleine Zug in Bewegung, der Sand attackierte Stryke, hinterließ kleine rote Linien auf ihrer Haut, doch die Blueboxx war wichtiger, höchste Priorität.
Mit einem Schnauben erreichte sie die Halle, der Wind wurde schwächer, sie atmete tief durch, erleichtert, denn unter der flachen Atmung in den Sturm einem Auto beim Schleppen zu helfen war nicht das, was sie sich unter dem Auftrag vorgestellt hatte. Aber nu war es auch geschafft, die Blueboxx war in der Halle platziert, der Motor des Jeep knurrte ein letztes Mal auf, bevor Stryke ihn ausschaltete und die Blueboxx abhing. Erst jetzt konnte sie den Schaden an der Maschine begutachten.
„Es wird nicht leicht hier neue Energiezellen und den Sondertreibstoff für die Blueboxx herzubekommen,... besonders da nur mein Auftraggeber das Rezept für das Zeugs hat... soweit mir bekannt ist-“, nachdenklich suchte Stryke einige Ersatzteile aus den toten Körper von zwei alten Maschinen zusammen, eines war ein großes Handelsschiff, welches wohl entführt worden war und Strykes Aufsehen erregte. Tiefe Narben zierten die Außenhaut, tiefe Löcher rundeten das Bild ab. Stryke öffnete die große Ladeluke, welche mit einem Knartschen sich langsam öffnete, ab und zu mal stehen blieb, sich dann aber mit etwas Hilfe doch dazu bewegen ließ, aufzugehen.
Sie trat ins Innere des Schiffes, suchte nach vielleicht noch vorhandenen Energiezellen, Ladegeräten, Treibstoffreserven, Ersatzteilen für den Tank oder anderes, was sie verwenden konnte.
Die Zeit verging träge, wie Honig floss sie langsam dahin und hinterließ nicht gerade Spannung und gute Laune, obwohl so manche Entdeckung schon Stryke ein kleines Lächeln abrang, alte Waffen, Werkzeuge und ein Schweißgerät, sowie Metall zum dichten des Tanks hatte sie zusammengesammelt und sich dran gemacht, das Loch zu flicken. Stryke warf ihre dicke Jacke von sich, riss die Ärmel ihres Shirts ab, bediente sich an dem Schweißgerät, und machte sich dran, die Wunde zu versorgen,... mindestens war die Ausbildung von ihr nicht umsonst gewesen, auch wenn sie nu eigentlich Kopfgeldjägerin war und dies alles hinter sich gelassen haben wollte. Während die Funken sprühten und das Leck sich langsam dichtete, der Schweiß aus den Hautporen emporstieg um sich dann den weg in schmalen Flüssen in die Tiefe zu suchen dachte Stryke nach...
„Wieso vertraue ich diesem Frost eigentlich, er könnte genauso gut die Blueboxx nehmen und mich dann hier erhängen, erschießen oder sonst was... Okay,... es wäre ziemlich blöd die Pilotin eines Prototypen zu töten, die mehr über ihn weiß als so manch anderer, besonders was die Ansprüche und die Bedienung angeht, aber dennoch, vielleicht hat der ja nicht so viel Hirn... obwohl er mir nicht gerade dumm vorkommt. Schade um das Talent, dass er nicht auch ein Jäger ist, sondern nur ein Sklave seiner Meister...“, Stryke fiel auf, dass sie bis vor wenigen Stunden auch nur ein Tier war, dass unter seinem Herren den Befehlen gehorchte, doch dank des Angriffs waren die Ketten nun gesprengt, alle würden denken sie wäre mit der Blueboxx untergegangen, ihre Existenz war offiziell sicherlich schon ausgelöscht und gerade dabei, völlig verschwiegen zu werden, doch das sollte Stryke nur Recht sein.
Die Flamme des Brenner erlosch, Stryke fuhr mit der Hand über die Nahtstelle, vielleicht nicht perfekt, nen Schönheitspreis würde sie damit auch nicht gewinnen, aber es würde halten und den Treibstoff am ausfließen hindern. Mehr konnte sie im Moment noch nicht für den Prototypen tun, so erklomm sie das Schiff und ließ sich wieder im Pilotensitz nieder, lehnte den Speer an die Seite und griff in ein kleines verstecktes Fach, wo der Pilot im Normalfall Waffen verstauen konnte für den Notfall, doch statt Waffen holte Stryke eine Flasche Wasser hervor, das nun ihre Kehle mit Freude erfüllte und der jungen Frau ein wenig Leben einhauchte, während sie nun hier warten durfte, warten auf Frost, warten mit hochgelegten Beinen in einem Flugschiff, das nicht fliegen konnte,... einfach nur warten auf das Leben und das, was nun geschehen würde.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:41
Djed_Maros:


Sandkörner klickten wie kleine Kristallsplitter gegen den Rumpf der Pandora und hüllten den Luft-/Raumjäger in eine Wolke flirrenden, roten Staubs. Die oberen Schubdüsen waren mittlerweile geschlossen, der Jäger gegen den Wind gedreht um die Antriebsaggregate vor dem wütenden Sandsturm zu schützen. Der feine Staub drang selbst durch die kleinsten Ritzen und begleitete jede Bewegung mit leisem Knistern. Langsam senkte sich die Pandora auf gleißenden Strahlenbündeln im Windschatten des alten Hangars gen Boden. Die Landestützen knickten kurz unter dem Gewicht des Schiffes ein, sanft setzte Kaszan seinen einzigen Gefährten auf dem sandigen Boden auf.
Eine schnelle Handbewegung löste die Gurte, erleichtert über den wegfallenden Druck sog seine Lunge den frischen Sauerstoff ein. Einige Sekunden lang spielte der Freibeuter mit dem Gedanken, seine Pistole aus dem Tornister auf dem Rücksitz zu befreien. Doch dann trennte er die Schläuche von der Kühlweste und ließ die Cockpitscheibe zurückgleiten. Sandkörner rieselten augenblicklich in das Innere des Schiffes und klopften leise gegen sein Helmvisier. Geschmeidig schwang sich Kaszan auf den Rumpf seines Schiffes, die Verriegelungsautomatik der Pandora versiegelte das Cockpit.
Sich unter dem starken Wind zusammenkauernd, sprintete er an der Hangarmauer entlang zur Frontseite. Zwischen der stetigen Bewegung der umherpeitschenden Sandkörner konnte er tiefe Reifenspuren im Wüstensand erkennen. Sie führten direkt auf den Hangar zu und stoppten erst direkt vor den geschlossenen Toren. Offensichtlich hatte die Pilotin der Blueboxx ihr Schiff in den Hangar geschleppt, um es vor dem Sturm zu schützen. Murphy, der alte Fettsack, würde sich sicherlich freuen...
Langsam näherte sich Kaszan den Toren, bevor er die Frequenz der Testpilotin suchte.
"Lady, hier Väterchen Frost. Ich stehe direkt vor den Hangartoren." Er streckte die Hand nach dem gewaltigen Tor aus. "Hören sie, ich trage keine Waffe. Wenn sie vorhaben, einen unbewaffneten Mann zu erschießen, bitte. Mein Schiff verfügt über ein Neuroschloss, falls sie nicht zufällig mein Hirn sind, machen sie höchstens Bekanntschaft mit dem Heckgeschütz. Mein Auftraggeber bringt seinen Kreuzer in ein paar Minuten rein, ich weiß nicht, wie lange sie sich dann noch an meinem Tod erfreuen können. Ich komme jetzt rein."
Mit diesen Worten stemmte sich Kaszan gegen das schwere Hangartor.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:41
Faith:


Mit einem Klick schaltete Stryke den Funk aus, warf dann das Gerät hinter sich ins Cockpit. Sie stand auf den Rücken der Blueboxx und inspizierte sie auf weitere Schäden, als sich das schwere Tor zu öffnen begann.
„Der droht mir, wenn der wüsste... und dann nennt der mich noch Lady,... als wäre es etwas besseres.“, mit einem Satz schwang sie sich hinab ins Cockpit, packt ihren Speer, danach von dort aus weiter zu Boden.
Den Speer zwischen den Finger drehend ging sie mit großen und schnellen Schritten auf das Tor zu, der Mann, der ihr da entgegenkam war dann wohl der Pilot, der sich Frost nannte. Mit einem leisen Geräusch glitt die Waffe auf Knopfdruck wieder in ihre handliche Form zurück, die gefächerte Spitze faltete sich, die Stethoskopstange fuhr zusammen. Stryke verstaute den kleinen Lebensretter in einer der vielen Taschen ihrer Hose. Nun, als alles verstaut war, widmete sie dem Piloten ihre volle Aufmerksamkeit.
„Frost, wenn ich recht annehme...“, sprach sie dann, lächelte leicht, wenn auch nicht ganz deutbar.
„Hawk. Nun auch mal von Auge in Auge...“, sie musterte ihn kurz, sichtbar trug er keine Waffen bei sich, also stellte er keine Gefahr da, ihre Waffen waren sowohl größtenteils sichtbar, als auch immer schnell griffbereit, doch sie befürchtete nichts.
„Folgen sie mir...“, deutete sie kurz an, dann führte sie ihn an den alten Schiffwracks vorbei zu der Blueboxx, die wie eine Königin in der Halle thronte.
Stryke nahm Anlauf, sprang auf die Jeeptür, von dort aus auf den Überrollbügel und dann mit einem eleganten Manöver weiter auf die Tagfläche „ihres“ Babys.
„So wie es aussieht hat sie keine schweren Schäden von sich getragen, jedoch müssen die Energiereserven wieder aufgetankt werden und...“, sie hielt kurz inne, Frost blickte zu ihr hoch.
„Wir müssen speziellen Treibstoff besorgen, ohne den bekomme ich die Blueboxx nicht in die Lüfte... und auch ihr nicht.“, sie strich über die Haut des Schiffes, ging dann über ihren Rücken weiter nach vorne zum Cockpit, deutete Frost an ihr zu folgen, als wäre es selbstverständlich, dass er hier war, als wäre alles plangemäß.
„Kommen sie hoch zum Cockpit.“, wies Stryke den Piloten an, bevor sie sich auf den gut eingesessenen Pilotensitz niederließ und die Maschine startete.
Die Kontrollleuchten begannen aufzublinken, nach und nach gingen viele der Warnlampen wieder aus, jedoch wie gesagt, die Treibstoffanzeige und die Schild-, Tarn- und Waffensystemenergiereserven waren ausgepowert. Stryke schaltete das Radarsystem ein, musste dazu einen Fingerabdruck und eine Pupillenkontrolle abgeben, genau so wie vor dem Start des Schiffes.
Zweimal erfolgte die Meldung positiv, dann flackerte der Radar auf und ortete sogleich zwei Punkte, die sich in näherer Umgebung befanden, beide standen still.
„Ich denke mal dies hier ist ihr Schiff.“, Stryke deutete auf den Punkt, der kurz neben der Mitte war, dann fuhr ihr Finger während des Sprechens weiter zu den anderen.
„Dieser Punk hier,... ich weiß nicht wer es ist, vielleicht ihr Feind von vorhin...“, sie hielt inne, nun tauchte ein weiterer Punkt auf dem Radar auf, welcher sich rasant auf sie zu bewegte, dann jedoch plötzlich von der Bildfläche verschwand.
„Tarnfeld...“, dachte Stryke und aktivierte ein weiteres Gerät der Monitor färbte sich lila, nun war auch das dritte Schiff wieder zu erkennen, Stryke atmete auf.
„Ich hoffe mal der gehört zu ihnen und nicht zu mir,...“, murmelte sie, dann hob sie wieder das Head-set auf und legte es an, aktivierte es.
„Hoffen wir mal, dass ihr „Chef“ keinen Stress macht, denn ohne mich bringt ihnen der Flieger nichts“, Stryke setzte sich auf den Rand des Cockpits, deutete mit dem Arm auf den Pilotenplatz.
“Setzten sie sich...“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:41
Djed_Maros:


Eine dünne Rauchsäule stieg von dem schwach rot glimmenden Ende der Zigarette auf, die ihren Platz zwischen Kaszans Lippen gefunden hatte. Mittlerweile hatte er den Helm auf dem Stahlrücken der Blueboxx abgestellt, das knapp schulterlange, dunkelbraune Haar hing in schwarzen und nassen Strähnen in sein Gesicht.
"Tut mir leid, dass ich ihnen solche Unannehmlichkeiten bereiten musste", paffte der Freibeuter zwischen zwei Zügen an seiner Zigarette hervor. "Ist normalerweise nicht meine Art. Eigentlich wollte ich mit dieser ganzen Scheiße", er machte eine vage Handbewegung in den leeren Raum, "nichts mehr zu tun haben und einfach nur meine Ladung abliefern. Aber die Bezahlung... sie wissen schon, man muss schauen, wo man bleibt..."
Er nahm einen neuen, tiefen Zug an der Zigarette, betrachtete dann lange Sekunden den halb heruntergebrannten Stengel und warf ihn achtlos über die Schulter aus dem Cockpit. Ein abwesendes, verbittertes Kopfschütteln folgte.
"Tja, die Welt ist schlecht und ich trage meinen Teil dazu bei. Erst das Fressen, dann die Moral, nicht wahr?"
Erneutes Kopfschütteln, seine Hand zog erneut die zerknautschte Packung Zigaretten aus der Tasche, seine Augenbraue hob sich, die Packung wurde fallen gelassen.
"Wenn sie einen Ratschlag wollen - Nehmen sie sich vor Murphy in Acht, Lady. Der Kerl nimmt sich das was er braucht, nicht mehr und auch nicht weniger. Was wertlos ist, wird entsorgt. So einfach ist das. Zumindest in seinem verdammten Dickschädel. Ich denke nicht, dass er sie gleich umlegen wird. Immerhin sind sie die Einzige, die je mit diesem Baby geflogen ist. Sichern sie sich ab, so wie ich es tue. Und seilen sie sich so früh sie können ab. Ich bleib noch bis der Fettsack kommt, dann muss ich mich um meine Ladung kümmern. Was den Sprit anbelangt, lassen sie das Murphys Problem sein. Der Kerl wird das Ding", er klopfte auf das Polter der Pilotenliege, "mit seinem Schiff abtransportieren und dann wahrscheinlich erstmal untertauchen. Vielleicht hat er danach sogar noch nen Job für mich..."
Schon wieder das langsame, beinahe apathisch wirkende Kopfschütteln.
"Elender Bastard..."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:42
Schmogga:


Wie ein klobiger Komet aus den Tiefen des Alls, stürzte der Hercules führerlos auf den Boden der Wüste zu. Das ganze Konstrukt wurde von ruppigen Rüttelpartien gepackt, und ließen das Kampfschiff unkontrolliert umherschwanken. Eine rauchende Spur hinter sich her ziehend, war es nur eine Frage der Zeit, bis er wie ein rohes Ei auf dem Boden zerschlagen werden würde. Ein kleiner Spielball inmitten des Schiffes wurde, nur durch seine Sicherheitsgurte festgehalten, wie ein Pingpong-Ball durchgeschüttelt. Castle selbst war bewusstlos, das Gauß-Geschütz der Pandora hatte ein tiefes Loch in den Hercules gerissen. Viele kleine Lämpchen und Sirenen zeugten von den Schäden. Nur die isolierende Intern-Aufhängung des Cockpits rettete die Lebenserhaltung vor dem Absturz und Castle das Leben. Aber selbst das nahezu fortschrittlichste Lebenserhaltungssystem in dieser Gegend hatte einem Absturz aus 3.487 Metern nicht viel entgegen zu setzen…

Klingeln. Dröhnen. Donnern. Brummen. Das waren die Dinge, die in Castles Ohren drangen. Der Höhenmesser zeigte nunmehr nur noch 2.989 Meter an. Hämmern. Rütteln. Pressen. Rempeln. Das waren wiederum die Dinge, die seinen Kopf malträtierten; von innen, wie von außen. Die Digitalanzeige der Höhenmessung schwand zur selben Zeit auf 2.034 Meter. Sirenen schrillten auf, als das Druckausgleichs-Aggregat den kritischen Temperaturen näher kam.
„Whoa!“, schrie Castle auf und sprang auf. Jedenfalls soweit es seine Gurte zuließen. Kurz danach jedoch ein verkrampftes Stöhnen, als er wieder in den Sitz sank. Die Augen geschlossen, ignorierte Castle die unzähligen Sirenen und Warnlichter, wie auch das Höhenmeter, das soeben die 1.810 erreichte. Er musste erst einmal tief Luft holen und sich orientieren. Schnell überflog er die Ereignisse der letzten Minuten vor seinem Blackout, als er in Gedanken wieder beim Crash war. Geistesgegenwärtig zuckte er zusammen und starrte ungläubig auf den Höhenmesser: 869 Meter! „So eine Scheiße, verdammte!“.
Instinktiv langte seinen Hand zum Steuerknüppel und riss ihn nach oben. Nichts passierte. „Dieser Penner muss die Heckruder geschrottet haben!“. Noch ein Blick auf den Höhenmesser zeigte Castle nur noch mickrige 511 Meter an. „Dem wird ich so den Arsch aufreißen, werd ich ihm!“. Einige kleine Handgriffe später waren die Frontdrüsen auf volle Kraft geschaltet. Das Schiff wurde nun von noch rabiateren Rütteleien erfasst, verlor jedoch an Geschwindigkeit. Ein weiterer großer, roter Knopf ließ den Bremsschirm aus dem Heck schnellen. Unglücklicherweise wurde dieser ebenso vom Gaußgeschütz erfasst, und dessen Düsen arbeiteten nur noch auf einem Drittel Kraft. Jedoch besser als nichts. So leistete der Edelstahl-Schirm immerhin noch die Arbeit primitiver Rettungsschirme und bremste den Fall, ohne mit Hilfsdüsen nachzuhelfen. Noch 231 Meter und der Hercules, schwer wie er war, wurde langsamer. Noch immer stürzte er mit 131 Stundenkilometern ab. Castle blieb nun nur noch, die Panzerkabine zu zünden, und das Schiff zu verlassen. Ein letzter Nothebel wurde gezogen, und das gesamte Cockpit wurde aus dem Hercules geschossen, 112 Meter über dem Boden.
Anders als die älteren Modelle wurde nun kein Fallschirm mehr eingesetzt. Abgesehen davon, dass dieser in diesem Sandsturm wohl mehr tödlich denn lebensrettend gewesen wäre, zischte das Cockpit laut auf. Sämtliche äußere Einzelteile zogen sich zusammen, während verschiedene andere Platten nun als Stoßdämpfer und Knautschzonen fungierten. Kleine Sensoren sorgten dafür, dass die ausgefahrenen Rückstoß-Emitter im richtigen Moment gezündet wurden. Diese Technologie der „Statik-Impuls-Reduzierung“ war noch recht neu und noch nicht in Serie gegangen. Verschiedene grausame Unfälle in den Testreihen sollen dies verhindert haben. Jedoch waren dies nur Gerüchte, da Rager Industries so etwas nie öffentlich zugeben würde… jedenfalls hoffte Castle, dass es nur Gerüchte waren, als er den Höhenmesser gen Null sinken sah…

Der Aufprall war hart, wie plötzlich. Die Gurte schnitten sich tief durch die Unzendicke Panzerung des Pilotenanzugs. Das ganze lose Cockpit wackelte noch und schwang nach, als Castle seinen Magen daran hindern musste, einen spontanen Rückwärtsgang einzulegen. Doch auf das blasse und schwitzende Gesicht zauberte sich sogleich ein Lächeln. Er lebte. Und das mit nur einigen Prellungen!
Hastig ließ Castle die Gurte zurückschnellen, und mit einem lauten Knarren fuhr die Verkleidung über dem Piloten auf, während er sich den Helm abnahm. Erleichterte starrte er in das Meer aus Sandkörnern und Himmel und realisierte, dass sich die Aufhängung nun auch ausgelassen hatte. Einige Sandkörner fanden den Weg durch das schmale Ausstiegsventil knapp einen halben Meter über Castles Kopf, als sich dein Blick wieder auf den Radar senkte. Nach wenigen Handgriffen war die Absturzstelle des Hercules gefunden: nicht ganz 200 Meter westlich. Castle setzte den Helm wieder auf und machte sich auf zum Wrack des Hercules, um zu sehen, wie er den Sturz überstanden hatte.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:42
Faith:


„Er ist also auch nur ein Werkzeug, ein Tier, das mit Zuckerbrot und Peitsche gehalten wird,… Geld, was man will, oder den Tod,… so läuft das Showbiss…“, dachte Stryke und lehnte sich zurück, fiel dabei fast von der Kante des Cockpits, hätte sie da nicht jemand beiläufig gepackt.
„Passen sie auf Lady…“, kam es kurz und beiläufig zurück. Stryke setzte sich auf.
„Nennen sie mich Hawk, eine Lady sollte nicht mit Waffen herumrennen und Geld für die Köpfe anderer kassieren um zu Überleben.“, sie zog wieder den Speer hervor, spielte mit ihm, in seiner zusammengefahrenen Form,… fast so groß wie ein Kugelschreiber und genauso unscheinbar.
Stryke machte einen Satz über Frost und schwang sich die Leiter hinab, ließ dabei den Speer herausschnellen und stellte sich in Verteidigungsposition, verharrte kurz, nahm dann wieder Haltung an und ließ den Speer zurückschnellen in seine Tarnung, steckte ihn schlussendlich weg. Nun zog sie ihre Waffe, vor vielen Jahren nannte man sie einst Deagle,… der Name blieb, doch die Technik hatte sich geändert. Dennoch bevorzugte Stryke die alten Waffen, deren Geschosse noch aus Kugeln bestanden, denn viele wehrten sich nicht gegen diese Art der Geschosse, denn die meisten hielten sie für Ausgestorben,… genau wie den Gedanken das eine Frau eine Waffe führte, doch das glaubte man noch nie.
Sie drehte die Waffe um ihren Finger, legte sie an, drehte sie zurück, machte eine Rolle über den Boden, schoss auf den Knien gestützt auf eines der Wracks. Die Kugel fraß sich durch das Schiff, als wäre das gehärtete Metall Butter. Frost sah sie kurz an, dann das Loch in dem Metall.
„Die Technik habe ich selbst mitentwickelt mit einem „Kollegen“,… Sie beschleunigt die Kugel so schnell, dass sie unmenschliche Temperaturen annimmt, ihre Außenhaut erlaubt es ihr durch Schilde zu dringen und der flüssige Kern ist für Lebewesen ein tödliches Gebräu.“
Stryke lud die Waffe nach, sie wusste nicht, wer sie erwartete.
„Ich muss dir sagen, dass wenn es mir zu schwarz wird ich leider alles gegen deinen Auftraggeber unternehmen werde, um mein Leben zu sichern… Ich hoffe du verstehst das.“ Mit einer fließenden Bewegung ließ sie die Waffe zurück in die Tasche gleiten, kletterte dann auf den Rücken der Blueboxx.
„Du musst wissen, mit liegt echt viel an meiner Freiheit, es geht mir nicht ums Geld. Nur mein Leben und meine Waffen sind wichtig, wenn dann noch die richtigen Umstände herrschen ist alles okay. Ein flugbereiter Untersatz und vielleicht noch ein Partner, dann Kopfgeldjagt. Ich hasse diese Penner die alle Unschuldige auf dem Gewissen haben…“, Stryke drehte sich zu Frost um, er hatte ihre Kollegen getötet, kurz trafen sich blicke.
„Du hast meine „Kollegen“ auf dem Gewissen, dennoch wohl auch mein Leben auf deiner Liste,… Danke.“, Sie klopfte ihm dankend auf die Schulter, dann setzte sie sich wieder an den Platz, wo sie auch vorher saß, am Rande des Cockpits.
Stille.
„Ich denke dein Auftraggeber ist ein fettes Arschloch…“, warf sie plötzlich in den Raum,… vielleicht konnte man aus diesem Frost ja auch einen Jäger machen wie sie es war, einen Gesetzlosen,… der Wolf der Lüfte auf der Suche nach seiner Beute.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:43
Schmogga:


Langsam schälte sich der große Schatten des Hercules aus dem Sandsturm, als sich der humpelnde Castle durch den Sandsturm drängte. Jeder Schritt war schwer und mühsam, zum einen war da der unebene und nachlässige Grund, zum anderen der orkanartige Wind. Castles Anzug schütze ihn vor dem Gröbsten, dennoch war es eine wahre Sisyphusarbeit, sich nach dem Absturz noch durch einen Sandsturm zu kämpfen. Nichtsdestotrotz kam der Hercules näher. Langsam, aber stetig…

Endlich angekommen, versuchte Castle, sich sofort ein Bild vom Absturz zu machen. Glücklicherweise hatten Castles letzte Vorsorgemaßnahmen kurz vor dem Notausstieg, dafür gesorgt, dass der Hercules noch recht gut weggekommen ist. Er hatte sich zwar gut in den Sand gebohrt, die Front unter dem ganzen Sand war wohl ziemlich im Arsch, aber im Großen und Ganzen war das Schiff unbeschädigt, wenn von den zahllosen Blechschäden absieht. „Hätte ich mich gar nicht abseilen brauchen – aber sicher ist sicher…“, murmelte Castle, als er zum Heck ging. Sofort interessierte ihn, was der Schuss der Pandora angerichtet hatte. Soweit Castle das durch den Sandsturm und das Visier begutachten konnte, drang der Schuss ungefähr in der Mitte des Hecks ein und vier Meter weiter nach innen an der Unterseite wieder aus. Ergo waren die Hauptschubdüse nahezu vollständig kaputt, etwaige Waffensysteme beschädigt… und den Tank hat der Schuss wohl gleich mit rausgerissen. „Kriegt der Penner alles wieder… und zwar doppelt und dreifach!“. Nur einige Augenblicke später stand Castle dort, wo früher das Cockpit eingelassen war. Ein wenig Kletterarbeit und Castle sprang in das Loch, das bis vor einigen Minuten noch sein Cockpit darstellte. Eine Luke im hinteren Bereich wurde aufgedreht und Castle kletterte in den Laderaum, wo die wichtigsten Sachen der Piloten gelagert werden konnten und man im Notfall einen Passagier unterzubringen vermochte.
Es dauerte nur wenige Minuten, und Castle kletterte wieder aus dem Cockpitloch, allerdings einen großen Rucksack auf dem Rücken. Darin waren einige Werkzeuge untergebracht. Einige großkalibrige Überraschungen für die Piloten der Pandora und Blueboxx etwas „ hochentzündlicher Knetgummi“ für die Blueboxx selbst. Aber wer weiß, vielleicht würde Castle es diesem Spinner auch einfach ins Maul stopfen und ihn daran ersticken lassen.

Weitere Minuten später saß Castle wieder im gestrandeten Cockpit und spielte wieder am Radar herum, suchte die nächste Anlaufstelle und fand ganz nebenbei den Aufenthaltsort der anderen Beiden. Mit einem feisten Grinsen überspielte er die Daten per S-USB-Kabel auf sein Chronometer und machte sich auf den beschwerlichen Marsch. Doch diese 1,3 Kilometer durch den Sandsturm machten Castle nichts aus. Immerhin malte er sich die ganze Zeit aus, wie er die beiden Knalltüten möglichst sadistisch abservieren konnte.
Denn nicht umsonst hieß sein Schiff „Bloodred Sandman“… das war nämlich auch der Name, den er sich als Kopfgeldjäger gemacht hatte. Das war zwar schon anderthalb Jahre her… aber da hielt es Castle, wie mit dem Fahrradfahren – Töten verlernt man nicht.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:43
Djed_Maros:


"Glauben sie mir, ich hätte ihre Kollegen nicht weggepustet, wenn ich eine verdammte Wahl gehabt hätte."
Kaszans Blick verlor sich im Linienmuster seiner geöffneten Handfläche. Wenn sie wüsste, wie oft diese Hand bereits den Knopf gedrückt hatte, der das Leben eines anderen Piloten in einem plötzlich aufflammenden Feuerball vergehen lassen sollte...
Anfangs war es ihm egal gewesen. Wahrscheinlich hatte er es sogar genossen. Den Adrenalinkick der schnellen Dogfights, den Gestank seines eigenen Schweißes und der bis an die Grenzen ausgelasteten Elektronik. Das Donnern der Schiffsgeschütze, das plötzlich in Überfluss vorhandene Geld. Die unerwartete und ungewohnte Popularität.
Irgendwann war er dann aufgewacht. Kein sanftes Erwachen aus einem schönen, wenn auch viel zu kurzen Traum. Eher das harte Aufschlagen in der Realität, welche sich langsam aber sicher in einen Albtraum zu verwandeln drohte. Und mit dem Erwachen kam das Bedauern. Das Bedauern, erst aufgewacht zu sein, nachdem es zu spät war.
"Wissen sie Lady, ich hab sogar den anderen Kerl, diesem Sandman, angeboten einen Teil meiner Bezahlung zu kassieren, wenn er abdreht. Scheiße, ich hab's sogar ernst gemeint..."
Mit einem Ruck ballte er die Hand zur Faust.
"Dachte wohl, ich wollt ihn verarschen. Da hab ich ihm die Gauss in den Arsch gepumpt. Wenn er Glück hat, lebt er sogar noch. Was Murphy anbelangt, knallen sie den Bastard ruhig ab. Das Schwein hat sicherlich mehr Leute auf dem Gewissen als ich selbst. Er hat's verdient... genau wie ich selbst..."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:43
Faith:


Stryke sah Frost an, die Worte, die er sprach, waren so leer wie ein Glas, dass nicht wusste wie es ist, jemals gefüllt zu sein.
„... Warum arbeitest du für ihn und knallst ihn nicht einfach ab... Er hat es verdient wie viele... Eigentlich wie wir alle...“, Stryke kramte in dem Cockpit der Blueboxx rum, holte die zerschmetterte Wanze hervor, drehte sie zwischen den Fingern.
“Ich bin nicht geboren um in der Luft zu kämpfen. Für mich ist der Himmel die Zuflucht, wenn mir hier unten die Luft zu dick wird, je höher man steigt, desto dünner wird de Luft, es ist wie in der Gesellschaft... Die Kleinen haben die Probleme und kämpfen um das Überleben und die großen haben „frische Luft“, Geld und keine Sorgen...
Ich glaube, dass dieser „Sandmann“ ein verdammt zäher Bursche ist, aber ich glaube selbst wenn er noch lebt werden wir ihn wohl nicht wiedersehen, die Chancen stehen gering, doch wenn es das Schicksal will...“, sie hielt inne, irgendetwas hatte soeben ihre Aufmerksamkeit erregt.
Stryke zog ihr Scharfschützengewehr aus dem Inneren der Maschine, legte sich den Gurt um, dessen Schnallen leine einschnappten, dann glitt sie gar lautlos zurück auf den kargen Hallenboden. Leise glitt ihre Waffe aus dem Halfter, geschmeidig schmiegte sich Stryke an den Maschinen und Wänden entlang, auf den Eingang zu. Verharrte immer wieder. Lauschte.
Ihre Blicke wanderten zu Frost, dann zu der Blueboxx...
Die Schritte draußen mehrten sich, kamen näher, Stryke joggte zurück und huschte ins Cockpit, schnappte sich den kleinen Funker.
„Hawk an Alpha UG Pi II, bitte melden,...“, ein kurzes Knacken, gefolgt von einem Rauschen, sie wiederholte den Funkspruch unter den Blicken von Frost.
„Hawk an Alpha UG Pi II, bitte meldet euch, verdammt.“, endlich eine Stimme.
„Hawk? Ich dachte die Blueboxx wäre abgestürzt...“, eine kurze Stille.
„Eagle, rede nicht lange, ich befinde mich auf F72'13, C19'12, bitte sende einen kleinen Stoßtrupp der Gruppe der Desert Hunters her, und verdammt, die sollen Energiezellen der Blueboxx ordern und Sprit, ich sitze hier fest, umgeben vom Feind...“, Frost schien nicht zu verstehen, was sie da tat.
„Aber Hawk...“
„Eagle, dass ist verdammt noch mal ein Befehl, also sieh zu wenn dir was an deinem Posten liegt.“
„Okay,... wird gemacht, erwarte uns bald, ich kümmer mich. Eagle Ende.“, wieder nur ein Rauschen. Stryke wandte sich zu Frost.
„Ich hoffe sie können auch schießen ohne in ihrem Baby zu sitzen, sprach sie und schob den Pilotensitz nach hinten, unter ihm war eine kleine, gut versteckte Luke, nach dem Öffnen offenbarte sie sich gar als eine kleine Waffenkammer.
Stryke kramte sich einen Schalldämpfer heraus, der im Gegensatz zu ihrer Waffe eine neuere Technik hatte, dann blickte sie Frost an, der immer noch nicht ganz zu verstehen schien.
„Fragen sie nicht, bedienen sie sich und kooperieren sie.“, während Frost in die Luke sah griff Stryke erneut zum Funk.
„Hawk hier, Delta Pi, Griffin, bitte melden.“, ohne langes Zögern kam Rückmeldung.
„Griffin anwesend.“
„Pass auf, checke unsere Datenbank nach einen Kerl namens...“, sie blickte Frost an.
„Murphy...“
„Okay, Hawk, wird gemacht...“, eine kurze Stille, dann folgte ein blinkendes Signal auf dem Schirm der Blueboxx,
„Ich sende dir die Daten, ist ein nettes Kopfgeld drauf, aber genauso nett die Anzahl unserer „Klienten“, die es schon verzweifelt versucht haben, zu erlangen.“
„Das ist egal Griffin, ich habe keine Wahl, Hawk Ende.“, nun hafteten ihre Blicke an Frost, würde er ihr nachher in den Rücken fallen,... sie hoffte nicht, eher würde er sein eigenes Ding machen.
„Ich werde mir jetzt ihren Murphy vornehmen, aber erst will ich verdammt nochmals wissen, wer uns da zu umstellen scheint.“
Der Punkt auf dem Radar bewegte sich immer noch nicht von der Stelle, es schien das Schiff zu sein, was den Trupp hier abgesetzt hatte, doch plötzlich fiel Stryke etwas auf.
„Hey Frost sehen sie das da,...“, sie deutete auf einen schwachen Punkt auf dem Radar.
„Könnte das das Schiff von „Sandmann“ sein?“... Stille... Dann plötzlich ein scharrendes Geräusch, die Türe des Hangars öffnete sich langsam, doch zu langsam für einen Trupp.
Welcher Lebensmüde nun auch immer den Hangar betrat, Stryke würde ihm zur Vorsicht raten.
„Ach ja Frost, sie können jederzeit gehen, doch ich scheitere nicht gerne, außerdem mag ich das Baby...“, sie klopfte kurz die Blueboxx, dass blickte sie ihn ausdrücklich an.
„Ich denke ich werde sie behalten,... ein Kopfgeldjäger ist sein Wüstengleiter genauso viel Wert wie ein guten fliegender Untersatz und ein gutes Team, auch wenn wir meist alleine unterwegs sind,... aber nichts desto trotz, die Blueboxx sucht noch einen ausgezeichneten Piloten...“
Stryke hoffte auf das zeitige Eintreffen ihres Trupps und darauf, dass das, was da nun in den Hangar kam, nicht feindlich gesonnen war.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:44
Djed_Maros:


Murphy abknallen...
Der Gedanke brannte sich wie eine Urangranate in Kaszans Kopf fest. Die Lady hatte Recht - Das fette Schwein hatte den Tod allemal verdient. Allein für diesen beschissenen Tag hätte Kaszan dem schmierigen Schmuggler liebend gerne eine Kugel zwischen die Augen gesetzt. Ja, er hatte es verdammt nochmal verdient.
Doch konnte er einfach ohne weiteres seinen Auftragsgeber ausknipsen? In all den Jahren hatte er so manches krumme Ding gedreht, auf den unterschiedlichsten Seiten gekämpft. Und dennoch hatte er sich zumindest für die Dauer des Auftrages stets loyal verhalten. Waren die Winde günstig genug, um diese Einstellung davontreiben zu lassen? Selbst wenn Murphy tot war, die Akte des Freibeuters würde wahrscheinlich jeden Drucker zum vorzeitigen Dienstboykott treiben. Sobald Murphy tot war, stand Kaszan auf der Liste der bedrohten Raumpiloten. Er wusste von Murphys Kontakten zu den Assassinen der Feron'Gal. Eines Tages würde er aufwachen und merken, dass es kein Erwachen mehr geben würde. Ähnlich würde es ihm ergehen, wenn die Verstärkung der Lady eintraf und er noch immer nicht die Booster durchgejagt hatte. Die Sicherheitsleute von Celtar Arms würden ihn direkt in die nächste Todeszelle wandern lassen. Vorausgesetzt, sie schossen ihn nicht gleich über den Haufen.
Er blickte auf die Pistole in seiner Hand. Es handelte sich um eines dieser "Dreamer" getauften Modelle, eine mit Nervengift geladene Pfeilpistole, deren Toxin sicherlich für alles andere als angenehme Träume geeignet war. Langsam stand er auf und trat neben die Pilotin der Blueboxx. Und als er den Lauf ihres Scharfschützengewehres nach unten drückte und die Mündung der Pistole auf ihren Hals richtete, wünschte er sich, dass sie doch abgedrückt hätte, vorhin, als er das Hangartor aufgestemmt hatte.
"Tut mir leid Lady", sprach er leise, kaum mehr als ein Flüstern. "Was sie vorhaben, ist Selbstmord. Die Princess Aurora ist eingetroffen. Und Murphy verlässt sein Schiff nie ohne mindestens zwölf Bodyguards. Selbst wenn sie ihn erwischen sollten, einer von ihnen würde sie sicherlich ebenfalls braten. Die Zeit ist noch nicht reif."
Das Hangartor gab ein lautes Knarzen von sich, eine dünne Lichtsäule stach durch den sich öffnenden Spalt.
"Glauben sie mir, ich hasse mich selbst für das, was ich jetzt tue."
Das Stampfen schwerer Stiefel hallte im Hangar, als die Bodyguards Murphys die Umgebung sicherten. Roter Staub platzte in einer glitzernden Wolke durch das geöffnete Tor. Das Heulen gewaltiger Triebwerke stritt sich mit dem des Sandsturmes um die Vorherrschaft. Inmitten des Sandgestöbers war ein riesiger, schwarzer Schatten zu sehen. Die Princess Aurora - Murphys privater Kreuzer. Und direkt vor dem mächtigen Riesen schob sich ein zwar deutlich kleinerer, aber dennoch unelegant fetter Murphy ins dämmrige Licht des Hangars. Er trug dasselbe geschmacklose, weiße Lederjackett und dasselbe dümmliche Grinsen im Gesicht, das er immer trug, wenn er sich über etwas wahnsinnig freute.
"Eisigel!", rief er fröhlich und breitete die Arme aus, "Da ist ja mein Baby! Und wie ich sehe, ist der Pilot auch noch am Leben. Gut gemacht, Sportsfreund!"
"Sie wird kooperieren", meinte Kaszan, ohne den leeren, starren Blick von Hawk zu nehmen. Da war er wieder, der Name. Eisigel... Wie ein Echo hallte sein selbstgewählter Rufname in seinem Gedächtnis wider. Der Name, unter dessen Anonymität er unzählige Menschenleben vernichtet hatte. Der Name, den er ebenso wenig ablegen wie vergessen konnte. Das Sinnbild seines eigenen, verzweifelten Lebens.
"Denken sie dran Lady", flüsterte er, "Der Eisigel wirft seine Stacheln niemals ab."
Er konnte nur hoffen, dass sie die Botschaft verstehen würde. In Wortspielen war Kaszan noch nie sonderlich gut gewesen.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:44
Faith:


„Lady, Lady,... das werde ich wohl nie los...“, dachte sie ein wenig genervt, drehte ihr Gewehr in der Hand, beobachtete jeden Schritt Murphys.
„Was blicken sie mich so an?“, fragte er in einem Ton, mit dem er ihr wohl deutlich machen wollte, dass er über ihr stand.
„Naja, ein Wolf lässt seine Feinde nie aus den Augen...“, sie spürte immer noch den Lauf der Waffe an ihrem Hals, die sie Frost gestellt hatte. Sie würde nie durch eine eigene Waffe sterben, außer sie würde sie selbst gegen sie richten. Stryke besah die Truppen, die sich in der Halle verteilten, dennoch immer ein Auge auf Murphy geworfen, der wohl nie einen Preis für geschmacksvolle oder praktische Kleidung gewinnen würde.
Einer seiner Soldaten schritt an die Blueboxx heran und stieg hinauf ins Cockpit. Um besser sehen zu können nahm er seinen Helm ab und seine Finger näherten sich verdächtig nahe den Armaturen. Stryke zerplatzte beinahe innerlich, sie hatte Befehl, die Maschine mit ihrem Leben zu schützen, auch wenn sie den Auftraggeber in der rauen See hatte stehen lassen, die Blueboxx war auf sie und auf niemanden sonst abgestimmt, wenn der Fingercode oder der Augenlaser drei mal ein falsches Resultat sehen würden, hätte alle hier im Raum ein kurzes Leben.
Knapp bevor der Soldat einen der Hebel und Schalter bedienen konnte riss Stryke ihre Waffe rasant in die Höhe und entfesselte eine der Kugeln. Sie schnitt ein Stück aus dem Ohr des Mannes, der es sich sogleich wutschnaubend hielt, und während er sich zu ihr umdrehte taten es alle anderen auch, die Waffen knackten beim Einrasten in die richtige Position, Gurte und Magazine klimperten. Murphy sah sie böse an und fauchte irgendetwas, was sie nicht verstand.
„Das war unklug...“, hörte sie Frost leise hinter sich sagen,
„Naja, könnte mir bitte jemand nen Dolmetscher besorgen, wenn das Schwein so weiter grunzt wir das nie ne Verhandlungsbasis werden.“, Murphy schien nicht sonderlich erfreut über Strykes Ausdrucksweise. Am liebsten hätte er sie wohl erschießen lassen, doch dazu hatte sie „noch“ einen zu hohen Wert.
„Wollen sie nun also mit mir kooperieren, wenn nicht sagen sie es, sie kosten mich wertvolle Zeit und bares Geld...“, sprach Stryke zu dem Mann, der einen solchen Tonfall wohl nicht gewohnt war.
„Sie haben eine lose Zunge,... passen sie auf, dass sie sie nicht verlieren,... Lady“, wieder diese Ausdrucksweise, Stryke hasste sie. Unter ca. 20 Augenpaaren schnallte sie sich ihre Waffe wieder auf den Rücken, Frost ließ nicht mit der Waffe von ihr ab.

„Er schützt mich indirekt durch seine scheinbare Kontrolle und Macht über mich,...“, dachte sie und wurde sich klar, dass Murphy ihm wohl traute. Er musste also wahrlich kein so schlechter Mann sein, doch bald würde hier ein Krieg in der Halle toben, die „Wölfe“ der Desert Hunters würden bald eintreffen, taktisch und ruhig, wie sie es gelernt haben die Lage sehen, Stryke konnte nur hoffen, das der auserkoren Späher nachher ihre Blicksignale richtig deuten würde, dass sie in Deckung und Versteck gehen sollte,... sowie sie nur hoffen konnte, dass die kleinen Jäger mit ihren Tarnfeldern den Radaren Murphys Leute unentdeckt bleiben würden... Hoffen...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:44
Djed_Maros:


"Die Blueboxx solltest du besser nicht ohne die Hilfe der Lady anfassen", ermahnte Kaszan seinen behäbigen Autragsgeber während einer seiner Gorillas Hawk in Gewahrsam nahm. "So wie ich Celtar kenne, haben sie dem Ding einen Selbstzerstörungsmechanismus spendiert. Sei nett zu der Dame und vielleicht lässt sie dich sogar damit spielen."
Er blieb direkt vor dem Schmuggler stehen, den Helm locker in der Armbeuge, die Pistole leicht gesenkt.
"Ich fürchte, du schuldest mir hundertsiebzig Riesen."
Ein breites Grinsen verschob die Fettschichten um Murphys Lippen.
"Ich halte meine Versprechen." Ein weiterer Schrank näherte sich von der Seite und stellte einen silbernen Koffer vor Kaszan ab. "Hundertsiebzig Riesen, wie gewohnt in Bar. Du hast sie dir redlich verdient."
"Falls du noch immer an dem Herc interessiert bist - Der hat ein Stück weiter den Sand geküsst. Vielleicht hast du Glück und es ist noch was dran." Ein kurzes Reiben am Kinn. "Nochmal fünfzig Kröten auf die Hand, dann verrat ich dir noch was."
Der Freibeuter wusste, dass Murphy nicht jeden so mit sich sprechen ließ. Doch in der Zeit ihres "Arbeitsverhältnisses" hatte sich der Schmuggler an den rauen Ton des Piloten gewöhnen müssen. Dafür hatte Kaszan ihn auch noch nie enttäuscht. Er konnte deutlich sehen, wie die einzelnen Räder hinter Murphys Stirn aneinander rieben, als der Schmuggler abwägte, ob Kaszans Information einerseits wertvoll genug und andererseits wirklich neu sein könnte. Nach ein paar Sekunden griff Murphy jedoch unter sein Jackett und zog eine ebenfalls weiße Lederbrieftasche, aus der er einen sorgsam geglätteten Schein zog. Dieser wurde von Kaszan ebenso sorgfältig gefaltet und dann in seiner Hosentasche verstaut. Sollte ihn sein Abendessen sicherstellen.
"Die Kavallerie ist auf dem Anmarsch. Mach, dass du wegkommst."
Kaszan war gerade schon am Gehen, als ihn Murphy an der Schulter festhielt.
"Du hast gute Arbeit geleistet, Sportsfreund. Vielleicht hätte ich einen weiteren Auftrag für dich." Kaszans Augenlider fuhren langsam wie Jalousien herab und ließen nur noch kleine Lichtreflexionen in den verbleibenden Schlitzen blitzen. "Vorausgesetzt, du bist interessiert. Sei so nett und beehre meinen Tisch heute Abend mit deiner Anwesenheit. Deine neue Freundin würde sich sicherlich freuen."
"Werd's mir überlegen", war Kaszans genuschelte Antwort. "Blödes Arschloch", fügte er in Gedanken hinzu.
Während Murphys Leute sich daran machten, die Blueboxx in den gewaltigen Kreuzer zu verladen, hastete Kaszan um den Hangar herum zurück zur Pandora. Als sich die Cockpitkanzel über ihm schloss, warf er einen Blick auf das Chronometer. Eine knappe halbe Stunde, dann musste die Ladung in Green Haven sein. Wenn er sich ranhielt, brauchte er acht Minuten. Doch vorerst musste er noch auf jemanden warten...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:45
Faith:


Stryke blickte Frost nach, wie der die Halle verließ, ebenso wie sie der Blueboxx nachblickte.
„So, ich denke sie können ihre Hunde zurückpfeifen, oder denken sie ich würde mich gegen eine 1:20 Mehrheit stellen?“, Murphy sah die junge Lady an.
„Nein, immerhin sind sie ja eine junge Lady...“, eine ironisch angedeutete Verbeugung brachte sie innerlich zum Kochen. Irgendwann würde sie es ihm heimzahlen. Mit einer kurzen Handbewegung deutete er dem Soldanten an, ihr das Gewehr von Rücken zu nehmen, Stryke hab es ihm,... „willig“, dann deutete sie auf die langsam fahrende Blueboxx, die bald fertig verladen sein würde.
„Kann ich noch einmal ins Cockpit, ich will nur meine Wasserflasche holen, ich könnte ohne Sprit und so eh nicht starten...“, sie blickte Murphy an, dessen Gesicht sich aber nicht zu regen schien. Die Frage ob er überhaupt nachdachte wurde damit beantwortet, dass er gerade einen seiner Soldaten schicken wollte, das Wasser zu holen, doch Stryke konnte ihn von anderem Überzeugen.
„Wenn ein Fremder sich ins Cockpit begibt und zu lange verweilt, sende die Blueboxx ein Rettungssignal durch die fremde Zellstruktur, lassen sie lieber mich das machen, zur Sicherheit aller. Immerhin habe ich meinen Auftraggeber heute aufgegeben.“, müde nickte Murphy, sie hatte ihn also überzeugt.
Froh joggte sie auf das rollende Schiff zu und sprang auf, durch einen verborgenen Chip in ihrer Tasche öffnete sich auch schon das Cockpit und Stryke sprang ins Innere. Während sie duckend ihre Flasche suchte befestigte sie einen kleinen Ortungssender zwischen all den Knöpfen und deaktivierte den Funk, was für ihre Leute sowie wie „Vorsicht“ hieß.
Mit der Wasserflasche in der Hand schritt sie elegant zu Murphy zurück, dann öffnete sie den Verschluss und trank einen Tiefen schluck, dabei nie den Feind aus den Augen verlierend, in Gedanken immer noch bei dem seltsamen Piloten... Doch vorerst hieß es schleimen.
„Hey Murphy, ich denke sie sind ein kluger Mann, ich würde für sie arbeiten, wenn die Bezahlung stimmt und sie mir das Leben gewähren. Ich bin die einzige die weiß, wie die Blueboxx funktioniert, ihre Geheimnisse kennt und die einzige die als Pilotin geduldet wird... Also sein sie nicht dumm,... anfangs würde mir auch nur das Recht auf freie Bewegung und mein Leben als Lohn reichen,... denken sie drüber nach...“, Stryke verstummte, Murphy sah sie mit leeren Blicken an, wandte sich dann ab und schritt zu seinem Schiff.
„Eigentlich würde ich sie einfach hier in der Wüste langsam verrecken lassen, könnten sie sich mir nicht noch als nützlich erweisen...“, Murphy verschwand in seinem Schiff, übergab einen Soldaten das Wort und das Kommando über seinen „Ehrengast“, dann startete er seine Maschine und verschwand.
„So Miss, ich bitte sie zu kooperieren und ihnen wird nichts geschehen...“, der komplett in seiner Panzerung vermummte Mann schien schon das Alter erlangt zu haben. Stryke nickte bereitwillig.
Endlich war Murphy verschwunden, dennoch konnte Stryke hier nicht das tun, was sie wollte,... töten,... und leben.
Mittlerweile war auch die Blueboxx verladen und durch den jetzigen Platzmangel landeten einige kleine und wendige Fighter vor der Halle,... Der größte Teil des Trupps verschwand flink in den Flugmitteln und erhob sich als Geleitschutz des Transporters in den Himmel, nur Stryke musste warten, bis nur noch zwei Flieger vor ihr standen.
Murphys Personal bestand noch aus 5 Männern, wenn sie sich mitzählte sechs, ohne ihre Waffe dennoch unmöglich. Plötzlich vernahm man ein leises Piepsen, Stryke zog den Arm ihres Hemdes hoch und sah auf ein blinkendes Armband, ihr Trupp war in reichweite, anscheinend zu Fuß. Stryke lächelte.
„In welchen der Flieger soll ich nun mit?“, fragte sie, der „alte Hase“, deutete auf einen der Soldaten.
„Da du keine große Gefahr zu sein scheinst und keine Waffen mehr an dich trägst wirst du mit ihm fliegen, verstanden?“
Stryke nickte.
„Und wenn ich auch nur eine kleine Komplikation von ihm höre, wird der Flieger gesprengt, klar?“
Sie nickte weiter. Nahm Haltung an, salutierte.
„Klar Sir, verstanden Sir.“
„Gut,...“, sagte er ein wenig stolz und schritt in sein Schiff, startete und verschwand am Horizont, noch 3 Mann, Stryke, und ihr Trupp,... doch auch das Schiff von Frost hatte sie noch nicht vernommen.
Als die Luft rein war und die letzten Leute Murphys noch einmal begannen die Halle auf brauchbare Dinge zu durchwühlen, zog Stryke unauffällig den Speer aus der Tasche und schlich sich hinter eines der Schiffswracks. Schnell ließ sie ihn ausfahren, geschmeidig glitt er hervor, dann setzte sie das Ersatzhead-set auf, funkte ihre Leute an.
„Eingriff, aber leise... und keine Toten!“, kaum war es ausgesprochen vernahm sie leise Schritte auf dem Hallendach, und Murphys Leute begannen anscheinend sie zu suchen, da trat auch schon der erste um die Ecke. Stryke blickte ihn an, er ihre Waffe.
„Lassen sie die Waffe fallen, sofort“, sprach er und erhob die seine.
„Oder ich werde diese benutzen müssen.“, Stryke legte langsam die Waffe zu Boden, als plötzlich einige der Dachplatten zu Boden rasten, eine traf den Soldaten vor ihr, Stryke konnte ihr nur knapp entgehen.
„Keine Toten habe ich gesagt ihr Trottel!“, rief sie leise, dann seilte sich ihr Trupp auch schon ab und schnell, nach nur wenigen Schuss, waren die anderen beiden Kampfunfähig.
„Hi Hawk. Musst du es immer mit den Männern übertreiben?“, trat einer ihres Trupps vor sie.
„Griffin, du und Eagle, schlüpft in die Klamotten der beiden, den unterschied wird keiner merken, man munkelt sie waren gerade neu. Alle Anzeichen, die auf eure Herkunft deuten vernichtet ihr. Griffen du wirst mich als Gefangene geleiten zu Murphy, Eagle kratzt den Toten vom Boden, teilt das letzte Schiff ein und sieht zu, dass ihr nicht erkannt werdet, Treibstoff und Energiezellen für die Blueboxx verladet ihr bei Eagle, aber versteckt sie gut, der Rest nimmt die Gefangenen mit in die Basis, ab.“, Stryke ließ den Speer zusammenfahren, wenn sie nicht bald den anderen nachkamen würden sie unnötig Aufsehen erregen. Der Trupp joggte durch die Halle, Rüstgeräusche hallten wieder, Stryke erklomm das Cockpit eines kleinen Jägers, der nur mit viel Mühe und improvisiert genug Platz für sie und Griffin bot.
„Na dann mal hinterher, und unauffällig verhalten.“, der Fighter startete, und sie machten siech auf den Weg, Murphy hinterher.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:45
Djed_Maros:


Erneut lehnte sich Kaszan zurück und legte die Füße über dem Armaturenbrett auf der Konsole ab. Das Cockpit war nur schwach beleuchtet, das rötliche Dämmerlicht des mit unverminderter Kraft wütenden Sandsturmes war die einzige Lichtquelle. Tausende kleine Insektenbeine klickten auf dem Kanzeldach, als der Sturm eine weitere Sandwolke vom Hangardach blies.
Die Systeme der Pandora waren größtenteils heruntergefahren, nur der Reaktor gab ein leises, tiefes Brummen von sich. Selbst der Radar war mittlerweile vollständig deaktiviert. Im Schatten des Hangars und durch den Sturm verborgen war das Schiff kaum mehr als ein unförmiger Felsblock. Die einzige Energie wurde derzeit vom Heckgeschütz verschlungen, im Notfall waren die Antriebe jedoch innerhalb weniger Sekunden vollständig einsatzbereit. Der Rest der Systeme konnte warten...
Schweigend beobachtete, wie die Princess Aurora ihre Landestützen einfuhr und mit donnernden Fusionstriebwerken im Sturm verschwand. Kurz darauf hob auch der Begleitschutz ab. In einem der kleinen Jäger saß jetzt vermutlich Hawk und harrte ihrem Schicksal.
Was war er nur für ein armseliger Bastard...
Wie tief er mittlerweile gefallen war, dass er für etwas Geld Menschenseelen verkaufte. Auf dem Rücksitz ruhte der Traum von Reichtum in seinem dicken, silbernen Koffer. Alles nur wegen dieser verdammten Blueboxx...
Die Blueboxx. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Ding. Die Sache stank mittlerweile so sehr zum Himmel, dass die Engel bald brechend von den Wolken kippen mussten. Und dann auch noch Murphys Einladung. In seinem gesamten Leben war Kaszan erst zweimal die "Ehre" zuteil geworden, in das Versteck des Schmugglers geladen zu werden. Das erste Mal war vor den Vorfällen auf Citadel gewesen. Das letzte, als er ihm seine Meinung gesagt hatte, nachdem... egal. Es gab wichtigeres zu tun, als der Vergangenheit nachzutrauern. Die brachte ohnehin nur schlechte Träume...
Jedenfalls musste er herausfinden, was es mit diesen Prototypen auf sich hatte. Vielleicht konnte er dabei auch noch irgendwie der Lady helfen. Irgendwie hatte er das Gefühl, es ihr zu schulden. Immerhin war es auch ihm zu verdanken, dass sie überhaupt in die ganze Sache hineingeraten war. Und er hatte ihr sein Wort gegeben, dass ihr nichts geschehen würde. Nun ja, so ganz kooperiert hatte sie zwar nicht, aber seine Ehrlichkeit war neben der Pandora das Einzige, das ihm geblieben war. Vielleicht war es auch... schon wieder diese Gedanken.
Murphy ausspionieren... nichts leichter als das...
Was er brauchte, war ein Plan. Am besten einer, der nicht beim ersten Kugelhagel in seine Bestandteile zersprang.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:45
Schmogga:


„Gleich werd ich diesen Spinner haben… dann zerquetsch ich ihn zwischen meinen Fingern…“ nuschelte Castle ununterbrochen mit nur wenig Variation auf dem beschwerlichen Weg durch den Sturm. Mittlerweile hatte der sich zwar etwas gelichtet, aber immer noch rieselten Sandkörner durch die Luft, als würde es kein Morgen geben. Noch einmal schulterte Castle den Rucksack richtig. Dieser war an die 50 Kilo schwer und voll gepackt mit allerhand unfreundlichen Sachen. Einige davon waren noch nicht mal legal. Aber so was hatte Castle noch nie gestört.

Plötzlich wurde Castle geblendet. Erschrocken hielt er sich den Arm vor das Visier, als er erkannte, dass es nur Scheinwerfer waren, die ihn da blendeten. Als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, offenbarte sich Castle, das dort, im Windschatten des Hangars, die Umrisse der Pandora standen. „Hab ich dich, du kleiner Spinner!“, murmelte sich Castle in den Bart, als auch schon die Innen-Lautsprecher der Funkanlage in Castles Helm erklangen: „Creed Castle! Wusste ich doch, dass dich ein Absturz nicht aufhalten würde.“ – „Das haben schon ganz andere versucht!“, knurrte der Killer zurück ins Mikro. „Ich hoffe, ich habe dir nicht zu viele Unannehmlichkeiten verursacht.“ – „Nicht mehr, als ich jetzt deinem Hals machen werde!“. Mit diesen Worten ließ Castle den Rucksack vom Rücken und wühlte darin herum, als sich durch den Sturm ein Geräusch kämpfte, dass Castle nur zu gut kannte. Das Flak-Geschütz am Heck der Pandora. Nur drei, vier Geschosse würden reichen, um den kompletten Körper des Untenstehenden zu zerfetzen. Castles Laune besserte sich nicht, als einige neue Wörter über den Funk rein kamen: „Was immer du da drin hast. Lass es da! Mein Flakgeschütz hat dich drei Mal zerfetzt, bevor auch nur ein Geschoss deinerseits auf meine Außenpanzerung trifft.“ - „Und jetzt?“, erhob Castle die Arme. „Eigentlich wollte ich dir ein Angebot unterbreiten. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Und du wohl eine Mitfahrgelegenheit, wenn du hier nicht irgendwann vom Sand eingebuddelt werden willst.“ – „Und was willst du von mir?“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:46
Djed_Maros:


"Das Angebot vorhin war ehrlich gemeint", gab Kaszan über Funk durch, die Beine noch immer lässig auf der Konsole ruhend.
"Allerdings hat sich die Gage für die Blueboxx mittlerweile verabschiedet. Wie dem auch sei, die Lieferung steht noch immer aus. Ich spreche dir einen Teil des Lohnes, sagen wir mal zweihundert, zu, vorausgesetzt, du kommst mit nach Green Haven und bereitest mir keinen weiteren Stress. Nur als Belohnung dafür, dass du dir mein Angebot anhörst. Und selbst das ist schon verdammt großzügig, wenn ich bedenke, dass du meinen Lack verkratzt hast. Nun gut, tut mir leid um deinen Kahn, aber wir hatten beide einen Auftrag zu erledigen. Allerdings habe ich meine Vertragsbedingungen... sagen wir mal, eigenhändig verlängert. Wenn du auf mein Angebot eingehst, springt weitaus mehr als eine bloße Mitfahrgelegenheit raus. Ich persönlich bin bereit, meinen Disput mit dir zur Seite zu legen. Wie sieht's bei dir aus?"
Während er auf die Antwort Castles wartete, räumte Kaszan schon einmal den Rücksitz frei. Wenn er annehmen sollte, durfte er keine Zeit mehr verlieren.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:46
Schmogga:


Widerwillig nickte Castle und nahm die Hände wieder runter: „Hab ich denn eine Wahl?“ – „Oh, du hast sogar viele Wahlmöglichkeiten: Einige davon wären: ich lass dich hier zurück, knall dich über den Haufen, oder du steigst einfach ein und wir lassen unsere Differenzen vorerst ruhen.“ – „Na gut. Ich komme rein.“
Zwei Minuten später ließ sich Castle mit einem Stöhnen in den Rücksitz der Pandora fallen und nahm seinen Helm mit einem Druck ausgleichenden Zischen ab. Seinen Rucksack hatte er im Laderaum lassen müssen. Ohne ein Wort der Begrüßung fing er an: „Also, schieß los. Was muss ich machen, damit du mich hier wegbringst?“. Bereits erste Maßnahmen zum Start der Pandora treffend, antwortete der Pilot: „Ganz einfach. Ich brauche den Überraschungsmoment, den ich durch deinen Anonymität in dieser Angelegenheit erhalte, um einem alten Fettsack auf die Füße zu treten.“ – „Hä? Welchem Fettsack?“ – „Sagt dir der Name Murphy was?“ – „Murphy? Dieser dreckige Schmuggler, Menschenhändler, Waffenschieber, Drogenbaron und Kotzbrocken?“ – „Du hattest bereits das Vergnügen?“ – „Nein. Aber als Kopfgeldjäger ist man immer gut beraten, seine ‚Klienten’ zu kennen.“. Erschrocken drehte sich Kaszan um: „Du hast bereits versucht, ihn zu töten!?“ – „Nicht direkt. Aber Personen, die in engem Kontakt zu ihm standen. Daher ist es gut, vorher zu wissen, welche Konsequenzen das Ausknipsen einiger eng Vertrauter Murphys hat.“ – „Aha. Nun, die Sache ist, dass ich zu einem Abendessen bei Murphy eingeladen bin. Du wirst mir helfen, dort für genug ‚Ärger’ zu sorgen, um Stryke – die Pilotin der Blueboxx - und das Schiff selbst wieder raus zu hauen.“
Die Pandora startete mittlerweile und hob seicht vom Boden ab, als das Wort –Blueboxx- in Castles Kopf hin und her flog. Würde er doch noch die Gelegenheit bekommen, die Blueboxx einzuschrotten? Castle würde erstmal sehen müssen, wie sich alles entwickelt, bevor er das entscheiden konnte. Vorerst hieß es mitspielen: „Also fliegen wir jetzt zunächst nach Grenn Haven, liefern deine Was-Weiß-Ich-Ladung ab, ich krieg die Kohle, und dann geht’s an Murphy?“ – „Fast. Die Kohle kriegst du erst, wenn wir die Blueboxx haben. Allzu gutmütig wollen wir dann doch nicht sein.“ Castle gab ein kaum merkliches Grunzen von sich, bevor die Pandora beschleunigte, und sich die Beiden darüber unterhielten, wie sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen wollten.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:46
Djed_Maros:


"Murphys Versteck ist schwer bewacht", begann Kaszan, während er die Pandora vorsichtig wie ein Sprengmeister, der den Zündstift einer Bombe aus der Detonationskammer zog, durch die engen Felsenschluchten des Hochgebirges steuerte.
"Automatische Geschütztürme, Autokanonen, Raketenlafetten und eine schmale Schlucht als einziger Anflugskorridor. Falls die Kerle an der Turmkontrolle etwas zu nervöse Finger haben oder schlecht gelaunt sind, wird's schnell zappenduster. Dazu kommen noch einige Jäger, je nachdem wer gerade aus Ausflug ist oder nicht so zwischen ein und zwei Dutzend."
Der Raumjäger kippte auf die Seite, um an einer plötzlich auftauchenden Felsnadel vorbeizupassen.
"Allerdings sollten uns diese Nettigkeiten nicht allzu sehr stören. Zumindest, solange wir nur reinwollen. Mach dir wegen der Tarnung mal nicht zu viele Gedanken. Ich hab ab und zu nen Partner, wenn auch meist nur für ein oder zwei Flüge. Zudem kennt mich Murphy als Egozentriker."
Ein kurzes, humorloses Lachen drang unter dem schwarz spiegelnden Helmvisier hervor. Die Pandora schoss aus der Felsspalte hervor und jagte über die saftigen, grünen Ebenen des Umlandes von Green Haven.
"Allerdings wird er dich definitiv nicht am Abendessen teilhaben lassen. Gut für uns, so kannst du die Zeit nutzen um dich umzusehen. Oberste Priorität hat vorerst das Finden der Testpilotin. Wenn jemand über die Blueboxx Bescheid weiß, dann sie. Falls du näheres weißt und noch Zeit hast, schau nach ob du eine Schwachstelle im Verteidigungssystem entdecken kannst. Immerhin müssen wir unsere Ärsche auch irgendwie wieder rausbringen - Wenn's nach mir geht, möglichst in einem Stück."
Die Impulstriebwerke flammten auf und ließen den Schub des Schiffes langsam abklingen. Langsam wie ein Blatt sank die Pandora in den geöffneten Hangar. Das Chronometer zeigte eine Minute vor halb Sechs an.
"Sobald ich den Job erledigt habe, haben wir noch ziemlich genau anderthalb Stunden. Wenn du für den Auftrag noch irgendwas brauchst, solltest du es jetzt erledigen."
Surrend lösten sich die Gurte, elegant schwang sich Kaszan aus dem sich öffnenden Cockpit auf den Rumpf der Pandora und breitete die Arme aus, als er den hageren, dunkelhäutigen Mann erblickte, der an einer der Verladerampen stand.
"Johnny!", rief er gespielt überfreundlich in Erinnerung an seine erste Begegnung mit seinem Auftraggeber.
"Just in time, mama mia!", kam es mit leichtem Tadel zurück.
Mit einem Satz sprang der Freibeuter zu Boden und schüttelte dem Händler die Hand.
"Aber, aber! Du sagst ich hab um halb Sechs hier zu sein, ich bin um halb Sechs hier. Insofern alles perfecte, oder etwa nicht?"
Johnny Spice musterte etwas skeptisch die Brandnarbe, die der Laser des Hercules in die Tragfläche des Jägers gebrannt hatte.
"Aber es waren doch nur fünfhundert Kilo Gewürze!", moserte sein Auftraggeber mit seinem charakteristischen, italienischen Akzent. "Wo hast du dich denn rumgetrieben?"
"Tja", machte Kaszan und rieb sich das stoppelbärtige Kinn, "Das Zeug war eben heiß begehrt..."
"Ich hoffe doch, meinem Feuer ist nichts passiert?", erkundigte sich Johnny.
"Deinem Feuer nicht, nein", versicherte Kaszan mit einem leichten Schmunzeln.
"Na gut, die Bezahlung ist auf deinem Konto", meinte Johnny und presste seinen Daumen auf ein Datenpad.
"Die Firma dankt!", rief Kaszan dem Gewürzhändler hinterher, während der sich daran machte, die Ladung abzuholen. Tief durchatmend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Wenigstens die Sache wäre geregelt...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:46
Faith:


Stryke und Griffin hatten die anderen Schiffe aufgeholt, noch war nichts aufgeflogen, keiner hatte bis jetzt auch nur den geringsten Verdacht geschöpft, auch jetzt nicht, wo sie mittlerweile das Schiff im Hangar verstaut hatten.
Versteckt trug Stryke ihren Speer bei sich und einen Schildgenerator, gewappnet für den Notfall, der aber nicht eintreten sollte. Mit einem kurzen Nicken zu Griffin öffnete er das Cockpit und packte die Frau am Arm, bewachte sie beim hinabsteigen auf de kargen Betonboden und spielte seine Rolle gut, nun kam der Test, Murphy war im Anrollen.
“Gut gemacht, keine Probleme soweit und die Blueboxx ist heil angekommen, wenn du gestattest, ich übernehme hier jetzt wieder, wegtreten.“, die schnippische und heruntermachende Art von Murphy ging ihr gegen den Strich, stank bis zum Himmel,... oder eher „bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter...“, wenn nicht das sogar ein wenig untertrieben war.
„So Murph, wo geht’s hin?“, fragte Stryke ein wenig gelangweilt. Murphy sah sie mit einem kurzen, möglichst bösen Blick an.
„Fühlen sie sich wie ein Gast, sie werden hier eh nichts unternehmen können, es sind zu viele Wachsysteme, dass sie hier Mist bauen könnten, wenn sie etwas nicht sehen sollen, würden sie es auch nie zu Augen bekommen oder auch nur den Hauch der Chance dazu haben, also fühlen sie sich wie zu Hause“, ein mieses Grinsen huschte über sein Gesicht, dann dackelte er davon. Besser hätte es fast gar nicht laufen können, sie konnte sich also weitestgehend frei bewegen, wenn auch unzählige Augen auf sie gerichtet waren. Stryke hielt es dennoch für schlauer, vorerst Murphy zu folgen, damit er keinen Verdacht schöpfen würde, auch wenn seine nervigen Witze sie schon nach kurzer Zeit zu nerven begannen.
„Hah, bald sieht dann ja unsere kleine Lady ihren neuen Freund wieder, habe ich euch beide vorhin etwa gestört, wenn ja, dann tut es mir natürlich zu tiefst leid...“,... wenn man die blanke Ironie und den versteckten Hohn ignorieren würde, könnte man ihn glatt ernst nehmen,... doch leider konnte man das nicht, dafür war die Schicht zu dick.
„Ich erwarte heute noch einige meiner guten Leute, du wirst dich also benehmen und ein ansehnliches Bild abgeben, hast du verstanden?“, wieder diese Blicke, die sich trafen, Stryke schwieg und sah an sich hinab. Ein gutes Bild in den Ölbefleckten und sandgetränkten Klamotten, die mehr Fetzen als sonst was waren,... tolle Idee.
Hätte sie doch bloß nicht nachgedacht, vielleicht wäre Murphy dann nicht auf die Idee gekommen, sie noch passend zu sich einzukleiden.
So sollte es nun geschehen, Stryke fand sich in einem kleinen Raum wieder, in einem hautengen weißen Lederkleid, bei dem nicht gerade an Luftraum gespart wurde. Ihre dunklen Haare wurden durch eine weiße Spange an ihrem Hinterkopf gehalten, weiße hohe Lederstiefel rundeten das perfekte Erscheinungsbild ab, laut Murphys Aussage.
„Wunderbar,...“, mehr brachte der Fettkloß nicht raus.
„Ich sehe eher aus wie eine billige Nutte...“, dachte sich Stryke, wollte jedoch keinen Ärger machen, so hatte sie den Schildgenerator unter dem Gürtel versteckt und den Speer mit einem Band an ihren Oberschenkel gebunden.
„Nun wollen wir mal sehen, was dein neuer Freud dazu sagt, wenn er nachher kommt,...“, lachte Murphy und gab Stryke einen Klaps auf den Hintern, am liebsten hätte sie nun den Speer gepackt und ihn erledigt, doch dann hätte sie ja das wunderschöne, weiße Kleid befleckt,... wahrscheinlich kurze Zeit später auch mit ihrem eigenen Blut.
So hieß es also Abwarten, auf Frost, den Eisigel, und hoffen, dass der Blueboxx nichts geschehen würde und es keiner gemerkt, das Stryke Leute, die sie begleitet hatten, gerade in diesem Moment die Energiezellen einsetzten und den Treibstoff auffüllten, starten könnte ohne sie eh keiner die Maschine, zumindest dachten das alle.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:47
Schmogga:


Es waren viele Tasten, doch sie waren schnell und routiniert eingegeben. Und wenige Minuten später erschien das alt bekannte Gesicht Bunsens auf dem Schirm des öffentlichen Com-Gear-Apparates inmitten des Business-Viertels von Green Haven.
„Castle!“, erklang der Agent, „Ich hab schon gedacht, dich hätte es erwischt!“ – „Is nich, Bunsen. Eher friert die Hölle zu. Gab da nur kleine ‚Komplikationen’, die etwas Zeit und Zuwendung erforderten. Aber ich bin jetzt wieder im Rennen, wie´s aussieht.“ – „Gut, gut. Wo ist der Hercules? Warum hast du nicht von dem aus angerufen?“ – „Der Herc´? Der, ehm… der wird grad fürs Finale getunt. Keine Sorge. Aber weswegen ich angerufen habe: Ich brauch nen kleinen Vorschuss der Kohle. Ich muss noch ‚einkaufen’.“ – „Ach, Castle, du weißt, das ich das nicht gern mache. Dein Job ist nun mal nicht einer der Sichersten. Passiert recht selten, dass eine Leiche Kohle zurückzahlt.“ – „Verdammt, Bunsen! Ich bin´s, Castle, Creed Castle, der ‚Bloodred Sandman’. Wenn ich nen Job nicht schaffe, schafft ihn Keiner!“ – „Hmm, na gut, Castle. Die Kohle ist gleich überwiesen.“ – „Geht doch, Bunsen. So, ich muss jetzt los. Die Blueboxx wartet.“, zwinkerte der auf einem unangezündeten Zigarillo kauenden Castle in die Kamera, bevor er den Com-Gear ausschaltete.

Jetzt hieß es, einige Sachen zu besorgen. Zwar hatte Castle schon einige Großkaliber dabei, aber wenn er sich wirklich mit Muprhy höchstpersönlich anlegen wollte, bedarf es einiger raffinierterer Sachen. Allein, um am Ende wieder heil raus zu kommen, wäre etwas selbst detonierende Ablenkung sicher praktisch.

Zwei Stunden später, Castle war bei einigen offiziellen und weniger offizielleren Waffenhändlern und hat einige Waffen eingekauft, die noch viel weniger legal, als ihre Händler waren. Als langjähriger Kopfgeldjäger wusste Castle nur zu gut, wo er an Waffen kam, egal, wo er sich befand.
Zwei große Koffer unter den Armen stand er wieder vor der Pandora und blickte auf den wartenden Kaszan, welcher vor Schreck gleich die Kippe aus dem Mundwinkel rutschen ließ: „Castle! Erzähl mir nicht, da drin sind Waffen.“ – „Gut, ich erzähl es dir nich. Aber Pscht.“ – „Verdammt Castle, wir wollen uns nur mit Murphy anlegen, und keinen abartigen Krieg anfangen!“ – „Sorry, bin halt eher der großkalibrige Typ. Aber keine Sorge. Bei mir bekommst du auch was für dein Geld.“ – „Das kannst du aber nicht alles da reinschmuggeln!“ – „Ach, das Meiste muss auch gar nicht rein… Können wir dann?“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:47
Djed_Maros:


Kurze Zeit später trugen die schweren Fusionsantriebe der Pandora Kaszan mitsamt seinem neuen Begleiter über den sternenklaren Himmel des östlichen Ödlandes. Die Lichtsilhouette Green Havens war längst am Horizont verblasst, auf weiter Flur war nichts außer purer Finsternis zu sehen. Kein Wunder, die Sand- und Aschestürme des Ödlands ließen andere Regionen des Planeten bei weitem attraktiver erscheinen. Nirgends ein Anzeichen einer einsam glimmenden Antriebsflamme am endlosen Nachthimmel. Selbst das Radar lag verlassen in der Schwärze seines Monitors. Castle hatte seit dem Start kein Wort mehr gesprochen und saß still auf der zweiten Pilotenliege.
Kaszan genoss die Ruhe. Er liebte es, die Himmel zu durchstreifen, alleine, nur umgeben vom monotonen Brummton des sanft vibrierenden Fusionsreaktors. Es waren diese Momente, in denen er die Freiheit fühlen, ja, geradezu anfassen konnte. Der Weg, auf dem sich sein Leben weiterbewegte, lag ganz in seiner Hand. Eine kleine Bewegung des Steuerknüppels und er würde einen neuen einschlagen. Er war der Kopf, die Pandora seine Schwingen, die ihn in die Freiheit trugen. Ohne den Jäger war er ein Nichts. Einer von Milliarden gesichtsloser Menschen, die nur darauf warteten, dass ihr Leben zu Ende ging. Im Cockpit seines Schiffes war er der Eisigel. Ein Freibeuter unbekannter Herkunft, dessen Name sich quer wie eine Laserschneise durch sämtliche Konflikte der letzten zwei Jahrzehnte zog.
Doch manchmal kam in diesen Momenten die Melancholie. Und mit ihr die Einsamkeit. Der Wunsch, die Vergangenheit noch einmal unvergangen zu machen und die Zeit rückwärts drehen zu können. Auf den Lockruf des Reichtums und des Ruhmes zu scheißen und das Leben so zu genießen, wie es nie wieder sein würde.
Ja, im Nachhinein war es einfach, solche Gedanken zu äußern. Jetzt, wo es zu spät war kam die Moral und die Weisheit des Alters. Kaszan hasste sich für seine Kurzsichtigkeit. Doch wer schlug schon die Hand aus, wenn sie mit einer sorgenlosen Zukunft lockte? Was war schon etwas Risiko gegen ein Leben ohne Sorgen?
Die Kommunikationsanlage piepte Kaszan aus seinen Gedanken. Seufzend bestätigte er die Verbindung und setzte sich auf.
"Pandora, hier Asgard", meldete sich Murphys Kommunikationsoffizier zu Wort, "Sie haben Landeerlaubnis."
Ein müdes "Verstanden" des Freibeuters und der Raumjäger rollte sich aus der Stratosphäre, um in einen leichten Sinkflug überzugehen. Die aus der Höhe nur als haarfeine Risse zu erkennenden Canyons der Wüstenei weiteten sich, allmählich wurden die zerklüfteten Felsenklippen erkennbar, die Murphys Stützpunkt umgaben. Mit traumwandlerischer Sicherheit ließ Kaszan die Pandora in eine der Felsspalten fallen. Fast senkrecht stürzte der Jäger in die Dunkelheit. Nur die kurzen Bremsschübe der Impulsdüsen sowie die Frontscheinwerfer vermochten die Schatten zu vertreiben.
Dann, von einer Sekunde auf die andere, flammten die Triebwerke erneut auf und katapultierten das Schiff durch einen weiteren Spalt in eine weite Höhle. Die steinernen Wände schimmerten in feuchtem Glanz, wie ein Film hauchdünnen Wassers, der an den Felsen herablief. Mehrere Schweinwerfer schoben ihre blendend hellen Lichtkegel durch die Finsternis, bösartig rötlich blinkende Lämpchen deuteten die verborgen liegenden, automatisierten Geschütztürme an. Auf der anderen Seite der Höhle lag der Eingang zum Hangar im Licht der Scheinwerfer, direkt darüber die hell illuminierte Sichtscheibe der Hangarkontrolle.
Wie schon die beiden Male zuvor drosselte Kaszan leicht das Tempo, während er die Nase der Pandora anzog und die unteren Schubaggregate zündete, um die Landung abzufedern. Die Flammen der Antriebe spiegelten sich auf den umliegenden Felsen, als sich der Raumjäger auf der Landeplattform niederließ und wie ein gelandeter Greifvogel die Tragflächen nach oben faltete.
Summend setzten sich die Servomotoren der Rotationsplattform in Bewegung, der Eingangsbereich des Jägerhangars driftete am Cockpit vorbei.
"Da wären wir", meinte der Eisigel zu Castle, während er sich auf den Ausstieg vorbereitete.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:47
Faith:


Stryke hatte sich mittlerweile unter der netten Einladung zum Essen begeben „dürfen“, mehr oder weniger mit der Waffe im Rücken und als Vorzeigeobjekt, das Schoßpüppchen, doch würde er sie noch einmal anfassen dann...
„Hawk, setzen sie sich.“, riss sie seine Stimme aus den Gedanken, der Schwabbel hatte es also geschafft sie dazu zu zwingen, mit ihm und x Fremden zu essen.
„Unsere Gäste werden auch bald eintreffen.“, er lachte,... wieso? Das wusste keiner.
Nun erst wurde Stryke klar, wen Murphy mit dem Gast meinte. Eisigel. Frost. Frost!
Unweigerlich formten sich Strykes Lippen zu einem Lächeln, welches Murphy auch prompt entdecken musste, wie sollte es auch anders kommen.
„Ja Kleine, bald ist dein neuer Freund ja da, dein Beschützer...“, wieder ein Lachen, dann kam eine Wache in den Saal, gefolgt von einer weiteren. Während die erste Wache sich mit Murphy ein wenig von Stryke absetzte, schien die zweite Wache nur Augen für Stryke zu haben... Diese Augen.
„Die kenne ich doch!“, kam es Stryke in den Sinn und tatsächlich, es war Griffin, der sich hier zu ihr gesellte.
„Die Blueboxx hat alle wichtigen Dinge eingebaut, nur noch nicht verkabelt und alles im versteckten, keine Spuren zu sehen,... Geht es dir gut Stryke?“, sie nickte kurz, deutete dann auf Murphy und seinen Wachmann, die schon zurückkamen und noch ein wenig Tuschelten, das einzige was Stryke noch verstand war ein „Ende der Diskussion.“, was sie aber nicht viel weiter brachte.
Nun nahm auch Murphy Platz neben der Kopfgeldjägerin, einige andere trafen ein, die für Schwabbelchen von hoher Bedeutung zu sein schienen, Stryke erkannte noch keines der Gesichter.
„Sieh nur wer da kommt.“, hörte sie es dann plötzlich neben sich, als sie Türen aufgestoßen wurden.
„Los steh auf und geh zu deinen Freund Süße...“, doch Stryke blieb sitzen, wie konnte Murphy nur sehen, wer da in die Türe kam, bei den Leuten, die gerade auf den Weg waren den Raum zu verlassen und Stryke die Sicht blockierten,... aber wenn es wirklich Frost war, würde vielleicht wieder eine kleine Wendung ins Spiel geraten.
Frost... Irgendwie dachte Stryke, dass der Name wohl noch oft mit ihrem Schicksal in Verbindung stehen würde.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:48
Djed_Maros:


Bisher lief alles glatt. Etwas widerwillig hatte Kaszan Murphys Wartungstechniker an die Pandora herangelassen, damit sie sich um die angesengte Tragfläche kümmern konnten. Allerdings nicht, ohne die durch seine ungehaltene Art etwas eingeschüchterten Techniker noch einmal explizit darauf hinzuweisen, ihre Drecksfinger von allem zu lassen, was über schlichte Panzerungsschäden hinausging. Wenn ihm einer dieser Stümper an der Elektronik herumfummelte, würde er ihm persönlich ein Autogramm auf die Handfläche pinseln - Mit seinem Blaster.
Einer von Murphys Lakaien der besonders schmierigen Sorte hatte Castle und Kaszan ihre Quartiere für die Nacht zugewiesen: Zwei durchaus ansehnliche Zimmer, die glücklicherweise genau nebeneinander lagen. Kaszan war gleich darauf in Richtung des Speisesaals aufgebrochen. Hoffentlich fand Castle, wonach sie suchten. Kaszan vermutete, dass die Pilotin der Blueboxx in einem separaten Flügel der Einrichtung untergebracht worden war. Wenn sie Stryke hier rausholen wollten, brauchten sie zuallererst einen guten Plan. Eine Ablenkung musste her, zudem die Turmkontrolle zumindest für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt werden. Wirklich glücklich war der Freibeuter nicht. Castle schien einiges auf dem Kasten zu haben. Vertrauen konnte er ihm dennoch nicht. Er hasste es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die er gerademal vom Hörensagen her kannte. War genauso, wie bloß nach Sicht durch einen Eiscanyon zu fliegen, der von einem Blizzard gepeitscht wurde. Nicht unmöglich, aber verflucht riskant. Ein verfluchter Blindflug.
Charmant wie ein Nashorn drängelte sich der Eisigel durch die Welle an Gästen, die ihm durch die offenen Speisesaaltüren entgegenschwappte. Dabei kassierte er mehr als einmal einen schiefen Blick. Wo gerade bei den weiblichen Gästen eine perfekt sitzende Frisur zu finden war, hing Kaszans schlecht gekämmtes, strähniges und langes Haar fast bis zu den Schultern. Anstatt eines saisonfähigen Ballkleides trug der Freibeuter eine Pilotenjacke aus schwarzem Leder - Zwar die beste, die er im Angebot hatte, aber dennoch die Zeichen häufigen Tragens aufweisend. Während die hohen Absätze der leichten Damenschuhe klackend den Hallenboden malträtierten, klopften bei Kaszan dumpf die Sohlen schwerer Stiefel auf das Parkett. Nun, er war nicht unbedingt hier, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.
"Eisigel!", plärrte ihm Murphy mit ausgebreiteten Armen entgegen, kaum dass er aus der Gästemasse hervorgestolpert kam.
"Tag Murphy", erwiderte Kaszan trocken wie ein Martini.
"Setz dich, setz dich!", rief Murphy überschwänglich und deutete auf den Platz ihm direkt gegenüber.
Kaszan selbst hatte eher Augen für die Frau, die direkt neben dem fettleibigen Schmuggler Platz gefunden hatte. In dem weißen Kleid hätte er Stryke fast nicht erkannt. Eine misstrauisch gehobene Augenbraue war seine einzige Reaktion, als er sich ebenfalls an den ihm zugewiesenen Platz setzte.
"Freut mich wirklich, dass du meiner Einladung nachgekommen bist. Ich weiß das sehr zu schätzen, glaub mir."
Typisch Murphy. Sprachbegabt wie ein Walross versuchte er mithilfe dreister Schleimerei das Vertrauen sowie den guten Willen seiner Geschäftspartner zu erheischen. Zum Glück hatte sich Kaszan im Laufe der Jahre angewöhnt, auf Durchzug zu schalten.
"... schon meine neueste Errungenschaft gesehen?", fragte der Schmuggler und deutete auf einen unförmigen Klumpen glitzernden Gesteins, der in einer Wandnische stand. "Was sagst du: Ist er nicht wunderschön?"
"Komm zum Punkt, Murphy."
Gelangweilt ließ der Freibeuter das unbenutzte Silbermesser um seinen Zeigefinger kreisen.
"Deine grauenvolle Informationspolitik hätte mich heute fast den Kragen gekostet", erinnerte er ihn, "Meinst du nicht, dass du zumindest jetzt Klartext reden solltest? Ich bin nicht gekommen, um deine überaus kontroverse Kunstsammlung zu begutachten."
Murphys gute Laune fiel für den Bruchteil einer Sekunde wie eine Maske auf seinen Teller. Doch innerhalb eines Augenzwinkerns hatte er sich wieder gefasst und gab einem hereinkommenden Diener mittels eines Winks bekannt, mit dem Servieren des Essens noch etwas zu warten.
"Also gut", seufzte er, "Ich hab noch einen Auftrag für dich." Er atmete noch einmal tief durch, bevor er weitersprach. "Du erinnerst dich an Citadel?"
Das Messer in Kaszans Hand stoppte abrupt seine Kreisbewegung. Die Augen des Freibeuters versprühten für einen Moment derartig kalten Hass, dass die Tischkerzen zu flackern schienen. Im nächsten Augenblick verblasste die Erinnerung und mit ihr der mörderische Glanz in Kaszans Augen.
"Vergiss es", knurrte es zwischen seinen Zähnen hervor, "Egal was es ist, du kannst mich mal."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:48
Schmogga:


„Ich grüße dich, mein Freund!“ – „Wer sind sie?“ –„Castle, mein Name – Profikiller!“ – „Was, ich…“. Weiter kam der Wachmann nicht, bevor sich Castles Krupp aus der Innentasche des Mantels schälte und mit dem Lauf auf seiner Stirn parkte.
„Wo ist der Zentralcomputer?“ – „Ha. Sie wollen doch nicht wirklich…“ Castle entsicherte die Waffe provokativ, als der Wachmann seinen Satz doch lieber noch einmal neu ordnete: „Der Zentralcomputer ist im Westflügel, am Ende des Alpha-Korridors. Aber da werden sie nie herankommen. Es liegt weit abseits des Besucherbereichs und wird gut bewacht. Beinahe so gut, wie Murphys Privatgemächer.“ – „Lass das meine Sorge sein.“ Castle war kaum fertig mit reden, als er den Abzug betätigte und die Krupps, eingestellt auf die niedrigste Stufe, einen feinen Strahl hochkonzentrierter Laserstrahlen durch das Gehirns des Wachmanns schickte. Ein kleiner Brandfleck an der Wand und ein klein wenig heraussickerndes Blut aus dem Hinterkopf des Wachmannes waren die Einzigen zeugen dieses Schauspiels. Denn Castle hatte sich gezielt einen Wachmann ausgesucht, der einsam und verlassen patrouillierte. Typischer Stümperfehler…
Es dauerte keine zwei Minuten und der Tote war beseitigt und Castle in dessen Sachen geschlüpft.

Castle setzte sich den kleinen Ohrmuschel-Empfänger ein, dessen Gegenstück er Kaszan gegeben hatte, damit sie im Notfall in Kontakt treten konnten und ließ die Krupps wieder in der Innen-Tasche verschwinden. Stattdessen nahm er das Projektil-Gewehr des Wachmannes und begann sich durch die Gänge zu arbeiten. In dieser Verkleidung und mit etwas Glück sollte er so den Besucher-Bereich verlassen können. In einer ruhigen Ecke müsste er außerdem noch einmal Kaszan kontaktieren, um ihm zu sagen, was er vorhatte, und dass er die Sprengsätze aus den Koffern unbemerkt hinter etwaigen Kisten und unter Schiffe im Landungsraum deponiert hatte. Das würde ihnen die nötige Rückendeckung geben, wenn sie hier raus wären. Zusätzlich musste er nun zum Zentral-Rechenzentrum vordringen, um die tausenden Geschütztürme draußen abzuschalten oder zumindest fehl zu kalibrieren.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:48
Djed_Maros:


Murphy rang sichtbar sowohl mit seinen Händen wie auch mit seiner Laune.
"Hör dir doch bitte erstmal an, um was es eigentlich geht!"
"Murphy, Murphy, Murphy..."
Das Messer in Kaszans Hand rotierte erneut bei jeder Erwähnung des Schmugglernamens, während der Freibeuter langsam den Kopf schüttelte.
"Bisher dachte ich eigentlich, dass du zumindest noch einen Rest an Geschmack übrig hättest." Abermals ein Kopfschütteln, dieses Mal jedoch entschiedener. "Nein, kein Geschmack", verbesserte er sich, "Eher gesunder Menschenverstand."
Die Augen des Piloten glänzten scharf wie Messerschneiden. Sämtliche Unsicherheit oder Zurückhaltung war von ihm abgebröckelt wie alter Putz an einer Mauer. Stattdessen hatte ein eisiger, berechnender Ausdruck von seinen Zügen Besitz ergriffen. Eine Maske undurchdringlichen, mühsam zurückgehaltenen Zorns, der nur darauf wartete, durch einen Funken entzündet zu werden. Seine Freunde wussten, dass sie in einer solchen Situation besser einen Gang zurückschalten sollten. Leider hatte Kaszan kaum noch Freunde. Und der letzte Mann, der diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte, hatte in einem zerkochten Wrack die Klippen des Khunmassivs geküsst.
"Meinst du nicht, dass du mir zumindest etwas Dank schuldest?", fragte Murphy in deutlich angesäuertem Tonfall, "Nach allem, was ich für dich getan hab! Wer hat dich damals aus dem Wrack deines Babys gezogen, als du bis zum Hals in der Scheiße gesessen bist? Wer hat deinem Mädchen seine Flügel zurückgegeben? Willst du wirklich all das, was ich für dich getan habe mit Füßen treten?"
Kaszan spürte, wie ihm das Blut gleich einer Woge zähflüssigen Magmas ins Gesicht schoss. Die eisgrauen Pupillen des Eisigels zogen sich zusammen. Ein Hauch der arktischen Polarnacht, gefangen in zwei von winzigen Lichtreflexionen durchbrochenen Ringen. Dieser elende Bastard...
Heuchelte ihm etwas von Kameradschaft, ja, sogar von Freundschaft und Dankbarkeit vor. Dieser Scheißkerl hatte keine Ahnung, durch welche Höllen er seinetwegen gegangen war. Citadel. Der Name jener verfluchten Raumstation hatte sich in seinem Gedächtnis eingebrannt wie eine Gravur durch einen Impulslaser. Allein der Gedanke trieb ihm kalte Schauer über den Rücken. Und mit der Erinnerung kam die Wut.
Citadel...
Das Synonym für seinen personifizierten Albtraum. Seine Nemesis. Hier hatte er alles verloren. Seine Vergangenheit, seine Träume... vielleicht sogar seine Freiheit. Wenn er sie je besessen hatte. Er hätte damals sterben sollen. Manchmal wünschte er es sich auch. Dennoch lebte er weiter. Wenn schon nicht für sich, dann...
"Komm schon Eisigel", bohrte Murphy in seinem großzügigsten Geschäftston nach, "Wenn schon nicht für mich, dann vielleicht für deine neue Freundin-"
Der Porzellanteller zerplatzte unter dem Aufschlag von Kaszans Hand klirrend in einen Scherbenregen. Prasselnd verteilten sich die Bruchstücke über das Parkett, zitternd blieb die Messerklinge im Holz des Tisches unweit von Murphys rechter Hand stecken.
Kaszans Stimme war kaum mehr als ein mühsam beherrschtes Zischen, als er sprach.
"Damit wir uns klar verstehen - Erstens: Ich schulde dir nicht den kleinsten Schilling. Zweitens: Deine Fresse gibt mir keine Befehle. Drittens: Ich habe keine Freundin. Dank dir habe ich nicht einmal mehr Freunde dort draußen. Viertens: Ich bin raus. Für immer. Morgen früh bin ich weg und du wirst mich nie wiedersehen. Und ich hoffe für dich sowie für deine Bande von schmierigen Hunden, dass das auf Gegenseitigkeit beruhen wird. Anderenfalls garantiere ich für nichts."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:49
Faith:


Stryke sah Frost an, oder auch Eisigel, er hatte soeben mehr oder weniger ihr Urteil mit unterzeichnet.
„Dazu wird es nicht kommen…“, sprach Murphy und Wachen begannen sich zu rühren und in den Raum zu stürmen, Murphy griff in seine Tasche, alles sollte nun sein Ende finden,… hier und im Jetzt? Vielleicht hätte es so geschehen sollen, doch Stryke war nicht alleine…
…doch die Jagt war schon im Gange.
Die wenigen Männer die die Kopfgeldjägerin versteckt mitgebracht hatte waren sofort mit den anderen Wachen gekommen, sie erkannte sie. Griffin zielte wie alle anderen auf die und Frost, Murphy entfernte sich, langsam.
Ein Pfiff…
Griffin stieß seine Waffe gezielt in die Mägen seiner Nachbarn, warf dann Stryke ihren Liebling zu, welchen er sauber verwahrt zu haben schien.
„Meine Waffe, mein Leben…“, dachte sie und der Lauf schnellte auf Murphy zu, mit einem Klacken ruhten nun alle anderen auf ihr. Außer die ihrer drei Leute. Griffin zog einen der Jägerdolche und trat an Murphy heran, der auf Stryke zielte.
„Lass die Kleine in Ruhe…“, klang es kalt an ihn heran, die kühle Klinge an der Kehle des fetten Mannes. Frost schien noch nicht ganz zu verstehen, doch langsam formte sich ein Lächeln, dann ein langsames Nicken.
„Murphy, wusstest du das du ein fetter, alter Sack bist, der kein bisschen Würde hat…“, sprach Stryke langsam, zog den Abzug näher an sich heran, spürte den Widerstand.
„Meine Forderungen, ich erbitte…“, ein Lachen von Murphy unterbrach sie.
„Halte deinen verflixten Mund…“, Stryke fuhr fort.
„Als erstes werde ich mir jetzt mein Baby nehmen und Frost, keiner rührt uns an, verstanden? eine Bewegung und er ist tot…“
„…wäre eh eine Erlösung für euch…“, dachte Stryke im Stillen noch dazu, dann winkte sie Griffin und den anderen beiden zu, die die restlichen Wachen entwaffneten. Stryke lächelte Murphy an.
„Ich bin hier die Jägerin, nicht die Beute,… Murph…“, sie ließ von ihm ab und schritt aus dem Raum hinaus, Griffin überließ Murphy seinen zwei Kollegen, holte dann zu Stryke auf.
„Ich mache die Blueboxx startklar.“, sprach er und verschwand, Stryke stellte die Waffe aufrecht und lehnte ihr Gewicht auf ihre Schulter.
„Ich hätte abdrücken sollen…“, dachte sie, als plötzlich Schüsse ertönten.
… Folgen tat nur eine Stille, dann ein Alarm...
„Nun haben es wohl meine Leute getan…“, dachte sie ohne es genau zu wissen, vielleicht waren sie auch gestorben, vielleicht lebte er noch, sie wusste es nicht.
Gerade wollte sie sich an Eisigel wenden, doch sie sah ihn nicht. Ein seltsames Gefühl überkam sie, sie begann zum Hangar zu joggen und dort die Blueboxx aufzusuchen, Griffin war bereits dabei sie zu verkabeln.
„Griffin, ich habe eine Bitte an dich,…“, sprach sie leise, flüsterte sie fast.
„Übernimm du meinen Trupp… ich…“, er drehte sich zu ihr um.
„Aber Hawk…“
„Nein Griff, tu es einfach. Ich operiere alleine. Codename „Lone Wolf“,… vielleicht sehen wir uns,… Freund.“, mit einem Knacken rastete die letzte Schaltung ein und Griffin verschloss die Luke, Stryke kletterte hinauf ins Cockpit, alles startete.
„Sieh zu das du wegkommst Griff,… niemand vermag die Wege des Schicksals zu deuten, vielleicht kreuzen sich unsere irgendwann erneut… Lebwohl…“ Lebwohl, hallte es leise in ihrem Kopf wieder, als sie startete, Griffin wandte sich ab, ging ohne einen weiteren Blick zu einem Schiff. Ein Alarm leuchtete auf, Stryke erhob ihr Baby in die Lüfte, da fielen ihr die Abwehrtürme wieder ein.
„Scheiße, verdammter…“, sie schloss die Augen, gab Schub,… nichts geschah, anscheinend wurden sie lahm gelegt, doch wer?...
Flink suchten ihre Finger nach dem Ohrstöpsel, dann die Frequenz der Pandora,… Doch alles war Still…

Fighting Faith
12.07.2005, 10:49
Djed_Maros:


Stille. Dunkelheit, die wogenden Schlieren der Abgründe, aus denen man nie wieder zurückkehren würde, wallten ihm entgegen.
Dann, ein Keuchen. Es war ein abgehakter, stoßender Laut. Das qualvolle, verzweifelte Aufbäumen eines Organismus, der mit letzter Kraft um sein Überleben kämpfte. Rasselnd hob sich der Brustkorb, pfeifend strömte kühlender Sauerstoff in die flammenden Lungenflügel. Der frische Luftstrom schien für einen Moment die Schmerzen zu lindern.
Eine behandschuhte Hand fiel auf die Instrumente des klaustrophobisch engen Cockpits, schwache Finger krallten sich in den Armaturen fest, rempelten einen Kippschalter um. Ein erneutes Aufbäumen des kämpfenden Körpers, mühsam schob er sich aufrechter in den Sitz.
"Castle, lass die Party platzen!"
Die Worte kamen mit der gewohnten Selbstsicherheit und Kraft über Kaszans Lippen. Im selben Moment, in dem er die Leitung erneut kappte, rissen die Schmerzen seinen Bauch auseinander. Mit der brutalen Gewalt einer Fusionsbombe explodierten sie knapp unter seinen Rippen, zerrten wie Sturmböen an seinen Eingeweiden und prügelten gleich Profiboxern auf sein Bewusstsein ein, welches sich nur noch mit dünnen Fäden am Rande der Ohnmacht festkrallte.
Seine Hand tastete sich vorsichtig wie eine Spinne über seinen Unterleib. Er spürte das warme Blut über sein Handgelenk laufen, fühlte das Loch, dass der Nadler in seinen Körper gerissen hatte und bäumte sich stöhnend auf, als die Schmerzen wie ein Sprungschiff über ihn hinwegdonnerten. Blinzelnd versuchte er die rötlichen Schlieren aus seinem Blickfeld zu vertreiben, strich sich mit dem Unterarm den kalten Schweiß von der Stirn und stellte eine Verbindung zur eben gestarteten Blueboxx her.
"Mach, dass du rauskommst", hauchte er mehr als dass er sprach in den Äther der Funkverbindung. Er schluckte den eisenartigen Geschmack des Blutes auf der Zunge herunter und versuchte seiner Stimme die nötige Kraft zu verleihen.
"Lass dir nicht einfallen, auf mich zu warten." Er schloss für zwei Sekunden die Augen, drängte die Schmerzen zurück und sog gierig nach neuer Luft.
"Die Türme... haben eine Schwachstelle direkt oberhalb der Rotationsplattform. Dort ist eine... Wartungs-... Luke für die Energiezufuhr. Castle sollte diesen Job erledigen, doch ich hab keine Rückmeldung von ihm. Wenn du aus diesem Loch entkommen solltest, bleib dicht überm Boden. Die Hitze der Wüste beeinträchtigt die Ziel-... Erfassung der Wärmesuchraketen. Vielleicht hast du somit eine Chance..."
Eine neue Welle aus purer Agonie ließ sein Bewusstsein taumeln. Er schwebte direkt über dem Abgrund zur Finsternis, hing mit dem Körper bereits schwerelos über der Kante. Haltlos drifteten seine Gedanken zurück...

"Du wirst nicht abdrücken", meinte Murphy selbstsicher grinsend und der Tatsache trotzend, dass Kaszans Blaster direkt auf seine schwülstige Nase zielte.
Die Augen des Freibeuters verengten sich, bis sie im kalten Glanz seines Hasses erstrahlten.
"Du meinst, vielleicht nicht nur einmal", knurrte er, ohne einen Muskel zu bewegen, "Ich sollte jede einzelne Zelle deines verdammten Hirns vaporisieren."
Murphy lachte trocken und humorlos. Sein zuvor noch so freundlich gespieltes Gesicht war nun von einer Boshaftigkeit zerfressen, die zu einem Inquisitor des Mittelalters gepasst hätte, in seiner derzeitigen Lage jedoch reichlich unangemessen erschien.
"Ach komm schon Eisigel, mach dir doch selbst nichts vor - Du hast es einfach nicht mehr drauf."
Er wuchtete seinen fetten Leib ein paar Schritte nach links, bevor er durch das Klicken einer kurz vor der Entladung stehenden Pistole gestoppt wurde. Er drehte sich um und blickte Kaszan direkt in die Augen. Seine Miene war hart wie die eines Scharfrichters beim Fällen des Urteils. Eine eisige Klaue schien das Herz des Freibeuters zu umschließen.
"Du bist nicht mehr derselbe wie früher. Diese Schlampe hat dich verweichlicht. Du solltest froh sein, dass sie tot ist."
Kaszans Blaster gab ein kurzes, bösartiges Zischen von sich. Das Projektil schlüpfte durch seine immense Geschwindigkeit unsichtbar aus dem Lauf und sprengte ein fast faustgroßes Loch aus der Marmorwand. Ein einzelner Blutstropfen quoll aus einem haarfeinen Schnitt in der schwabbeligen Backe des Schmugglers.
Kaszans Finger krümmte sich zitternd um den Abzug der tödlichen Waffe. Er spürte den Schweiß im inneren der ledernen Handschuhe, fühlte den dumpfen Schmerz in seinem Handballen. Seine Hand umklammerte den Blaster als ob sie ihn zermalmen wollte.
"Halt dein verranztes Maul, elender Bastard", presste er mühsam beherrscht hervor. "Du hast nicht den blassesten Schimmer, was ich wegen dir Hurensohn durchgemacht habe. Für dich gibt es nur dich und deinen kleinen, jämmerlichen Mikrokosmos. Menschen sind für dich nichts weiter als Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge, die deinem Willen zu gehorchen haben und ersetzbar sind. Weißt du, ehrlich gesagt hoffe ich, dass deine Hinrichtung noch etwas auf sich warten lassen wird, damit der Wahnsinn dein krankes Hirn vollständig zerfrisst, während du auf dein unausweichliches Ende wartest. Wir sehen uns in der Hölle wieder."
Mit einem Ruck fuhr der Eisigel herum, rammte den Blaster zurück in sein Holster und marschierte mit schnellen Schritten auf die Saaltür zu. Eine der Spezialeinheiten wollte ihn aufhalten, doch er stieß ihn wütend zur Seite. Einer der anderen Männer schüttelte nur den Kopf und sie richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Murphy.
"Konrad T. Randorr, sie sind angeklagt...", die Stimmen drangen nur dumpf und kaum verständlich bis zu Kaszans Bewusstsein vor. Murphys Worte hatten alte Wunden aufgerissen, Narben aufgebrochen, die er für immer in den Tiefen seiner Seele verschlossen gehofft hatte. Sein Geist brannte wie eine Fackel im Strom eines Gaslecks, flackerte, hatte seinen Glanz im Fauchen der eigenen Gefühle verloren. Taub umschlossen seine Finger die goldbeschlagenen Griffe der Saaltür, brutaler als gewollt riss er die Flügel auf.
Der Attentäter war mindestens genauso überrascht wie er selbst. Doch seine auf Töten trainierte Killermentalität blockte im selben Moment sein Denken, ließ ihn die Waffe heben und den Finger den Abzug durchdrücken.
Kaszans Fuß reagierte ohne sein Zutun, kickte hart gegen das Parkett und schleuderte seinen Körper in einer leichten Drehung nach links.
Der Nadler hustete gedämpft, der Mechanismus in seinem Inneren schredderte den Munitionsblock aus Hartplastik in wenigen Sekundenbruchteilen und der kurze Lauf spie eine Wolke aus winzigen Schrapnellen in Richtung des in der Luft hängenden Freibeuters.
Ein dumpfer Aufschlag in seiner Seite, die Pilotenweste wurde durch den Aufprall tausender Plastiksplitter zerfetzt. Glühende Dornen stachen in Milliarden in sein Fleisch, eine Fontäne aus Blut spritzte auf den blanken Parkettboden.
Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse.
Kaszan krachte mit einem erstickten Schrei auf den harten Boden, sein Leben quoll in breiten, dunklen Strömen aus der Wunde in seiner Seite. Seine Hand fand den Blaster, riss ihn aus dem Holster. Ohne zu denken drückte er ab. Der Assassine wurde von der Wucht des Geschosses zurückgeworfen, taumelte rückwärts bis ihn der zweite Schuss in der Schulter traf und in eine unbeholfene Pirouette warf. Der dritte Schuss schlug noch im Sturz durch seine Brust und stieß einen Schwall aus Blut durch seinen Rücken.
Im Saal hallten plötzlich Schreie, Schüsse krachten, Holz splitterte, Teller zerbarsten und dumpfe Aufschläge bestätigten Treffer in sterbenden Leibern. Weitere Nadler keuchten unheilvoll und entließen Wolken rasiermesserscharfer Splitter in die Halle. Kaszan hörte ein Visier splittern, dann stürzte einer der Soldaten mit blutüberströmtem Gesicht direkt neben ihn. Verdammt, er musste hier raus...
Benommen feuerte er das verbleibende Magazin schlecht gezielt in das Gemetzel, während seine Linke an dem Gürtel entlangrutschte. Die glatte Oberfläche des Gottesblitzes schmiegte sich an das Leder seiner Handschuhe. Mit einem Schmerzensschrei stemmte er sich vom Boden hoch, während sein Daumen den Zündknopf niederdrückte. In einer taumelnden Drehung schleuderte er die Granate mitten in das Morden und fing sich stöhnend am Türgriff ab.
Dann verging die Welt in einem gleißenden Blitz...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:50
Schmogga:


Völlig konfus glitten die Finger über die schlecht beleuchteten Armaturen. Auf der Suche nah etwas, das annähernd so aussah, als könnte Castle es bedienen. So eine riesige Computeranlage hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Murphy musste reicher sein, als er dachte. Wer weiß, wie viele Menschen für dieses Equipment und dessen Finanzierung sterben mussten…
Er schob den blutenden Kadaver des Offiziers von der Tastatur und wischte grob die Schädel und Gehirnreste von Selbiger. Ein paar Knöpfe wurden gedrückt und auf einem der Monitore tat sich etwas. Castles Gesicht stieß hoch und mit zugekniffenen Augen suchte er nach etwas, das er gebrauchen konnte. -Wartung- Das hörte sich gut an. Wenige Konsolenkommandos und Unterordner später war Castle bei der Außerverteidigung angelangt. Schweißtropfen perlten von seiner Stirn und fanden den Weg auf die Armaturen, als er einen gepressten Fluch ausstieß. „Das hätte ich mir ja denken können…“, sprach der Killer, ohne die zusammen geknirschten Zähne auseinander zu nehmen. Murphy war nun mal Profi, genau wie seine Leute. Niemand ist so blöd und lässt seine Verteidigungsanlagen ungeschützt. Zumindest ein Passwort war immer erforderlich. Der Zugangs-Assistent öffnete sich und begrüßte den wohl eher unerwarteten Benutzer. –Sie wollen die Konfiguration der Verteidigungs-Systeme bearbeiten?- „Was zum…!?“ Mit seltsam verklärtem Gesicht rammte Castle die Bestätigungstaste in die Vertiefung. –Bitte Administrations-Passcode des Verteidigungsoffiziers eingeben-
Das musste ja kommen…
Verzweifelt wischte sich Castle die klatschnassen Haare aus dem Gesicht und beugte sich wieder auf. In der stickigen Luft des dunklen Computerraums versuchte er nachzudenken. Nachzudenken, wie er trotzdem dafür sorgen konnte, dass sie hier weg kamen. Gedämpft drangen Schüsse und Explosionen an sein Ohr. Es war höchste zeit, hier weg zu kommen. Erneut bückte er seinen Oberkörper an die Tastatur, als ihm eine Idee kam. Wenn er die Geschütztürme nicht direkt ausschalten konnte, dann eben anders herum. Er würde das Pferd von hinten aufsatteln.
Wieder im Wartungsbereich abgekommen, wechselte er dieses Mal in den Energieversorgungs-Bereich. „Interessant…“, verließ Castles Mund, als er darüber stolperte, wie Murphys Wüsten-Festung betrieben wurde. Ein privater Plutonium-Reaktor, das hatte man auch nicht oft. Viel Getippe später war Castle an eine Stelle in der Konfiguration gekommen, die versprach, seinem Plan zuträglich zu sein. –Sie wollen das Kühlwasser austauschen?- fragte ihn erneut der übertrieben freundliche Assistent. Kaum zu glauben, dass Leute, die so ein Riesenteil an Elektronik bedienen, einen Software-Assistenten brauchen. Oder vielleicht brauchten sie ihn gerade deshalb… Nicht wieder über solche Belanglosigkeiten nachdenkend, bestätigte Castle und hoffte, dass er nun nicht wieder auf einen Passcode stoßen würde.
Doch erneut schlug Castles Faust auf die Armaturen. Erneut waren solch wichtigen Einrichtungen nicht ungeschützt. Doch der Blick des Mannes schien wieder zu erstrahlen, als er sich die Meldung noch einmal genau durch las. Fingerabdruck des Systemadministrators? Seine Augen schweiften durch den Raum auf der Suche nach einem der Toten, dessen Uniform besonders aussah. Auf einem Stuhl fand er solchen. Er schleppte den Kadaver hinüber zum Pult und drückte dessen Hand auf das Tastfeld neben der Tastatur. Ein *Bling* bestätigte Castles Erfolg. Doch dieser sollte nicht lang wären.

Mit einem Zischen öffneten sich die Türen des Raumes. Eine links neben Castle, eine rechts gegenüber. Ohne einen Blick auf die Gestalten zu werfen, warf sich Castle nach hinten. Gerade rechtzeitig, um den Schrotkugeln auszuweichen, die nun in einige der Monitore stoben und diese klirrend und blitzend zerbersten ließen. Der Unterdruck-Knall der Röhren-Monitore überschattete die Schüsse des anderen Mannes, der hinter dem fliegenden Castle hinterher schoss. Doch erneut trafen sie ihn nicht. Nur eine Reihe kleiner Explosionen, die sich an der Wand aus Armaturen in Richtung des Killers entlang arbeiteten. Castle schwerer Leib schlug mit dem Rücken auf den Boden, einer seiner Arme verschränkte sich über seinem Gesicht, um es vor den herunterfallenden Splittern zu beschützen. Geistesgegenwärtig blieb Castle jedoch ruhig liegen. Einige Moment waren das Knistern und Brutzeln der kleinen Feuer überall, die einzigen Dinge, die die Stille durchbrachen. „Ist er tot?“, erklang es dann, gasig gedämpft durch einen Helm. Die Kollegen an der anderen Tür erwiderte nur ein Schulterzucken. „Ich kann kein Blut sehen… am Besten, wie schießen einfach noch mal auf den Mistkerl.“
Doch soweit kam es nicht, Castles Hand hatte mittlerweile, unbemerkt in den schlecht beleuchteten Lichtverhältnissen am Boden, eine Granate von seinem Gürtel entfernt. Blitzschnell schnellte sein Arm hoch und warf dem linken der beiden die Granate gegen den Helm, während Castle selbst mit einem Sprung auf den Beinen war, nur um sich wieder zu ducken. Während er sich im Gebückten um 180° drehte, um dem rechten von Beiden zugewandt zu sein, schnellte erneut ein Schrapnellschauer über seinen gekrümmten Rücken und zerfetze die Brust des linken der beiden Wachmänner. Castle selbst erledigte den Rechten, noch bevor er seine Waffe durchladen konnte mit einem Schuss aus der Krupps, der dem Mann die Beine weg riss. Schlechter Schuss dachte Castle, normalerweise tötete er seine Gegner schnellstmöglich. Ein Kopfschuss auf den wehrlos am Boden liegenden holte das nach und so gesellten sich zwei weitere Leichen zu dem knappen Dutzend, das hier seit Castles Eintreffen eh schon lag. Castle ging zu dem anderen und hob die Granate wieder hoch. Sie war noch nicht einmal entsichert und diente nur zur Ablenkung, damit Castle nur einem Schuss auszuweichen hatte.

Hastig beendete Castle seine Arbeit am Terminal und ließ das Kühlwasser aus dem Reaktor ab. Ein Warnmeldung blinkte auf: -Warnung! Kein Kühlwasser im Reservetank! Detonationsgefahr!- „Ich weiß, du Penner!“, grinste Castle und drehte sich um. Jetzt hieß es nur noch zu Kaszan finden. Just in diesem Moment meldete dieser sich über das Headphone: „Castle, lass die Party platzen!“ Schon erledigt, dachte Castle. Doch die Sprengsätze im Landungsraum mussten wohl noch warten, da Kaszan sich dort wohl noch aufhielt. In dem Moment, in dem Castle sich nach der Pump-Action-Gewehr des Wachmannes bückte, wurden die Lichter der Gänge durch ein rotes Warnlicht ersetzt und der Lautsprecher erklang in einer metallenen Stimme: „Warnung! Reaktor überhitzt. Evakuierung sofort ausführen. Detonation in etwa drei Minuten. Evakuierung ausführen!“.
Castles Augen weiteten sich erschrocken. In drei Minuten würde er wohl kaum wieder oben im Hangar sein. „Kaszan?“, sprach Castle, bereits im Laufen, ins Headphone, „Mach, dass du hier weg kommst. Ich finde selber einen Weg hier raus!“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:50
Djed_Maros:


"Warnung - Reaktorbruch in zwei Minuten", drang eine dem Ernst der Lage trotzende, sanfte Frauenstimme durch die schwarzen Schlieren der Bewusstlosigkeit, die Kaszans Geist gefangen hielt.
"Mach, dass du hier wegkommst", hallte Castles Stimme in seinem Unterbewusstsein wider, das sich immer wieder überschlagendes Echo einer halb verarbeiteten Information. Abhauen, ja, das musste er, wenn er nicht unter diesem dem Untergang geweihten Berg begraben werden wollte...
Die Kraft entwich wie das Wasser eines aufgeplatzten Kühlungsschlauches aus seinen Gliedern. Er sackte in seinem Pilotensitz zusammen wie eine Kleiderpuppe, deren Ständer zerbrochen war. Das Blut färbte sein Hemd dunkel, ließ es nass an seinem Körper kleben und quoll zwischen seinen zusammengepressten Fingern als klebriger, pulsierender Strom hervor.
Auf einem Display rasselten die Digitalzahlen des vom Schiffscomputer übernommenen Countdowns im freien Fall nach unten.
Der Donner schwerer Autokanonen klang seltsam dumpf in seinen Ohren, wie ein Feuerwerkskörper, der hinter einem Berg aus Watte explodierte. Kaszans Hand streckte sich von dunkelroten Sprenkeln benetzt dem Steuerknüppel entgegen, blieb zitternd Zentimeter davor in der Luft hängen. Schweiß strömte in kalten Sturzbächen über seine Stirn, sammelte sich brennend in seinem linken Auge und zwängte es zusammen. Eine schmale, halb getrocknete und glänzende Spur aus Blut zog sich von seinem Mundwinkel bis zum Kinn, das Haar klebte nass an seiner Haut. Millimeterweit entfernt hing seine Hand vorm Steuerknüppel und schüttelte sich wie ein Grashalm im Hagel.
"1:30", sagten die rot digitalisierten Ziffern.
Er stürzte nur von den Sitzgurten gehalten nach vorne. Kraftlos schleifte seine Linke über die Armaturen, hinterließ eine schmierige, rote Spur und schob den Regler der Lebenserhaltung auf volle Leistung. Wummernd pumpten die Systeme der Pandora Kühlflüssigkeit in die Kühlweste des Piloten. Die plötzliche Kälte ließ Kaszan erstickt aufstöhnen, als sie sich wie eine eisige Decke über Haut und Wunde legte. Wenn er Pech hatte, würde sein Kreislauf in wenigen Minuten völlig kollabieren. Vielleicht würde ihn auch der Andruck des Starts auf der Stelle umbringen. In wenigen Augenblicken würde er es wissen. Oder wenig später an der Felswand zerschellen.
"1:17", hieß es auf der Anzeige.
Zitternd lag der Steuerknüppel in seinen taub verkrampften Fingern, trüb und glasig blitzten seine Augen aus dem leblos nach unten hängenden Kopf nach oben zum Sichtschirm.
Seine Hand zündete die Impulstriebwerke.
Fauchend erhob sich die Pandora auf blauen Feuersäulen in die Luft. Das Schiff kippte leicht nach vorne, bevor die Hauptantriebe aufflammten und den Jäger aus dem Hangar katapultierten. Donnernd jagte der schlanke Rumpf einen knappen Schritt weit über die Kante der Landebucht hinweg, bevor es sich auf die Seite legte und in eine unkontrollierte Spiralbahn verlor.
Kaszan brüllte vor Schmerz, als ihn der Druck das Leben aus dem Leib presste und die Sicherheitsgurte in seinen gepeinigten Körper schnitten. Der Steuerknüppel bockte in seiner schlaffen Umklammerung wie ein Motorboot auf vom Sturm aufgepeitschter See.
Automatische Geschütztürme spuckten tödliche Ladungen in Richtung der beiden fliehenden Schiffe, mit ohrenbetäubendem Krachen vergingen massive Höhlenwände in Staub und Rauch. Ein frischer Blutstrom floss über Kaszans Wange, als er sich mit der zweiten Hand und schmerzverzerrtem Gesicht nach der Kontrolle der Pandora streckte...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:50
Faith:


Stryke blickte hinab auf ihren Radar, sie hatte auf Eisigel gehört, wenn es ihr auch schwer fiel und war abgehauen, so wie er es ihr gesagt hatte. Nun endlich, nach einer schier endlosen Zeit, sah sie zwei andere Flugobjekte in ihrer Nähe. Hoffnungsvoll griff sie an den Funk.
„Eisigel,… Frost,… hallo…“, sie vernahm etwas, mehr tot als lebendig, am anderen Ende.
„Verdammt!“, sie zog die Blueboxx höher in die Luft und machte eine 180° Wendung, den beiden entgegen, doch wer war überhaupt der zweite Part. ein Funk war fällig, doch irgendwie wollte das Gerät nicht so wie Stryke es wollte, vielleicht lag es an der leichten Nervosität, dass der Mann, der sie aus der Hölle herausdirigiert hatte, nun mehr das Schicksal zu haben schien, was sie hätte ereilen sollen.
Einen Moment Unachtsamkeit rüttelte Stryke wieder wach und aus den Gedanken, kein Wunder, wenn die Blueboxx ihre Nase gar senkrecht der Erde entgegenstreckte.
„Oh man, was denken die nur von mir…“, sie schüttelte den Kopf,
„Konzentrier dich lieber Stryke…“
Wenige Minuten verstrichen, als Stryke das Feuer der Düsen einfing und das Tempo drosselte, sie erblickte das erste Flugschiff,… es war die Pandora, wenn sie sich recht entsinnen konnte.
„Stryke an Eisigel, hey Junge, sieh zu dass du runter kommst, ca. 60 Kilometer von hier ist eine kleine Stadt, in der hauptsächlich illegale Geschäfte gemacht werden, ich denke da sollten wir runter gehen,… verdammt warum habe ich nicht gewartet und ihn nicht einfach so in der Hölle zurück gelassen…“, jetzt erst fiel Stryke auf, der sie immer noch aktiv Funkte, schnell wurde der kleine Patzer behoben und sie nahm Kurs auf „Tiquana“, wie die Stadt aus den kleinen Stein und Lehmbauten genannt wurde, in der mehr Abschaum hauste, als sonst wo. Doch allemal besserer Abschaum als der Fettkloß, der sie vor wenigen Stunden noch in dieses Kleid gezwängt hatte, was sich nicht gerade gut zu ihrer Jacke und dem Helm machte.
Stryke begann wieder am Funk zu fummeln, immerhin musste sie ja mal rausbekommen wer der andere war, doch sie kam partout nicht mit ihm auf eine „Wellenlänge“. Also musste Eisigel wieder mal dran glauben.
„Ich hoffe für dich, dass der hinter dir uns nichts Böses will, ich komme nicht mit ihn auf eine Funkwelle,… vielleicht kannst du mir mindestens noch sagen ob ich ihn erledigen muss oder er dort vor sich hin vegetieren kann…“ Stille…
„Eisigel?!“ … Stille …
Stryke hämmerte auf das Gerät.
„Verdammt Eisigel sag was!“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:50
Djed_Maros:


Hölle...
Das Wort brannte in Kaszans Bewusstsein wie die infernale Glut in den tiefsten Abgründen der Unterwelt. Und sie brannte in seinen Eingeweiden, dort, wo sich Hunderte kleinster Plastiksplitter in sein Fleisch gebohrt hatten. Sie presste das Leben in dunklen Tropfen aus seinem Leib heraus, ließ sein Denken in einem Kaleidoskop aus Schmerzen zerplatzen und trieb ihn an den Rand der Existenz.
Tiquana...
Brüllend jagte die Pandora in den Himmel hinauf. Plasmastrahlen zerschmolzen Sand binnen Augenblicken zu Glas. Zwergbüsche, die sich mit der letzten Kraft ihrer ausgedörrten Wurzeln in die Wüste krallten, verdampften zu schwarzem Dampf, Luft flimmerte, zu Schwaden gepeitscht durch die lärmenden Triebwerke.
Warnlichter glühten wie rote Augen zwischen den Nebelschwaden in seinem Sichtfeld, eine Sirene schrillte in seinen Ohren.
Irgendwo, Dutzende von Metern unter dem steigenden Jäger, schossen Raketen wie zornige Hornissen aus versteckt liegenden Abschussrampen durch die über der Wüste liegenden Staubdecke, zogen faserige Kondensstreifen hinter sich her, während sie in spiralförmigen Bahnen auf die Pandora zuflogen. Surrend ruckte das Flakgeschütz in Kaszans Rücken herum, sprang klackend zwischen den in der Sonne glänzenden Geschossen hin und her.
Das Intervall der Raketenwarnung steigerte sich mit jedem Meter, den der Luft-/Raumjäger höher in den azurblauen Himmel kletterte. Kaszan hörte den Wind am Kanzeldach zerren und vorbeipfiffen, spürte das Zittern des Rumpfes, als er langsam an Schwung verlor und zur Seite zu kippen drohte. Stur wie ein Fanatiker hielt der Eisigel den Steuerknüppel weiterhin gerade, trotzte den Schmerzen, trotzte der Schwäche, die ihn wie eine Droge einzulullen drohte.
"Hauen sie ab... Lady..."
Eine der Raketen detonierte mit dumpfen Knall wenige Meter oberhalb der Cockpitkanzel. Die Druckwelle schüttelte den Jäger durch, ein weiteres Warnlämpchen flammte auf. Keuchend biss Kaszan die Zähne zusammen. Blut spritzte auf die Innenseite des Helmvisiers und hinterließ verschwommene Flecken auf dem Diamantglas. Mittlerweile war das Piepen zu einem durchgehenden Sirrton verschwommen, das Flakgeschütz jagte noch immer stur den einzelnen Feindkörpern hinterher, ohne Feuererlaubnis zu erhalten.
Ein befreiter Seufzer glitt über Kaszans Lippen, mit einem Ruck riss er den Steuerknüppel nach hinten. Die Pandora drehte sich. Langsam wie ein Tänzer auf der Schlittschuhbahn bewegte sie sich um die eigene Achse, verlor stetig weiter an Geschwindigkeit, bis die schimmernde Kanzel des Cockpits direkt auf die entfernt wie Schrotkörner im Wüstensand liegende Stadt deutete.
Unter ihr brauste ein Orkan aus hochexplosiven Lenkraketen auf brüllenden Antriebsflammen heran.
Für einen Moment schien die Pandora reglos in der flimmernden Wüstenluft zu hängen. Dann kippte sie in Rückenlage, der Nachbrenner donnerte seine Kraft in den Ozean aus Sand hinaus und mit einem Satz schoss der Jäger nach vorne und gleichzeitig wieder nach unten.
Kaszan spürte noch, wie der Andruck sein Leben weiter an die Schwelle zum Tod stieß. Dann erfüllte abermals ein helles Sirren seine Ohren, rötlicher Nebel schwappte in sein Sichtfeld und riss sein Bewusstsein mit sich...

Fighting Faith
12.07.2005, 10:51
Faith:


„Verdammt, das kann nichts gutes heißen…“, sagte Stryke, als sie einen der Punkte langsam verlor, wieder drehte sie die Blueboxx um, wendete zurück ins Gefecht. Es war noch nicht die Zeit, dass Eisigel hier das Zeitliche segnen konnte, immerhin hatte sie Fragen die auf Antworten warteten.
„Lone Wolf,…“, sie griff zum Funk, vielleicht erwischte sie Griffin und ihre Leute noch… Da, ein Signal.
„Griffin, hier Lone Wo… Ach, Hawk hier, wo seit ihr?… Ach auch egal, seht zu dass ihr eure Ärsche herbewegt, ich habe ein Problem. Und verdammt noch mal bringt Heath mit,… Einen Arzt kann man hier wohl gut gebrauchen,… und vielleicht auch ich gleich… Ende.“ Sie wusste, das auf Griffin verlass sein würde, selbst wenn er nur ihre Einzelteile in einer netten Tüte irgendwo auflesen würde um sie zu verbrennen und ihre Asche später in der Wüste zu verstreuen,… doch er würde kommen.
„So Eisigel,…dann suchen wir dich mal.“, mit einem Ruck setzte Stryke die Blueboxx so tief auf das Gelände hinab, das der Sand an den Seiten des Schiffes aufwirbelte. In der Ferne sah sie Rauch, vielleicht war das Eisigel,… sie konnte es nicht hoffen. Sie sah weitere Raketen fliegen, jedoch schienen sie ein anderes Ziel zu haben, ein Ziel in der anderen Richtung.
„Vielleicht ist das meine einzige Chance“, sie holte alles aus den Antrieben raus, was im Moment ging, doch schon bald musste sie rapide das Tempo drosseln, denn das „Wrack“, was sich unter ihr, vor ihr und hinter ihr befand, war nicht gerade ein Erfolgsträger auf Bergungshoffnungen. Während Stryke die Blueboxx landete erschienen schon kleine Jäger am Horizont, kurze Zeit später jagten die meisten von ihnen die Geschütze und Raketen ein anderer setzte zur Landung an. Wahrscheinlich Griffin und Heath.
Stryke öffnete das Cockpit der Blueboxx und sprang aus dem Schiff, flink zog sie sich ihr altes Hemd an, die kurzen Pants, ihre Stiefel, denn im Kleid hatte sie keine Freiheit, dann ging die Suche los.
mit einem leisen Zischen jagte der Speer aus seiner Tarnung, dann stemmte Stryke mit ihm etwas zweckentfremdend ein Wrackteil von einem anderen. Nach und nach trudelte auch ihr Trupp ein, die Geschütze schienen zerstört. Die Suche begann.
„Hawk, es ist aussichtslos, vergiss es…“, tönte es nach einigen Minuten schon an ihr Ohr.
„Wenn ihr gehen wollt geht, ich suche weiter… selbst wenn ich seine Asche aus dem Sand filtern muss!“, ein Klick, dann war der Funk deaktiviert und landete im Sand.
„Irgendwo muss er doch sein…“, kopfschüttelnd lies sie ihre Blicke über das Trümmerfeld gleiten. Der eine Flügel lag zersplittert in der Gegend, Teile des Rumpfendes flogen umher, doch wo war das Mittelstück und der zweite Flügel? Stryke suchte weiter, dann erspähte sie etwas nahe der Felswände. Den Funk in rennen auflesend stapfte sie müheselig durch den weichen Sand, der mittlerweile in ihren Augen brannte. Der Wind schien sie von ihrem Vorhaben anhalten zu wollen, doch jetzt sollte sie nichts stoppen. Endlich erreicht sie die Stelle, an der ein Stück der Pandora zu sehen war. Geröll und Sand verdeckte den Rest des Schiffes. Stryke zwängte sich unter einem Brocken hindurch, entdeckte einen kleinen Hohlraum hinter ihm und arbeitete sich durch den Sand weiter, immer tiefer in die Nischen die die großen Felsbrocken zwischen sich geformt hatten, auf der Pandora. Endlich entdeckte sie das, was sie gesucht hatte. Schnell war ein Funksignal für die anderen gesendet, doch nun hatte Stryke eine andere Sorge.
Felsen hatten das Cockpit zwar geschützt, doch das normale öffnen war unmöglich,… doch dort, das Glas war gesplittert. Stryke packte ihren Speer und ließ ihn hervorschnellen, stemmte ihn ins Glas und stemmte es nach und nach aus seiner aufgebogenen Halterung, endlich kam sie an das, was sie schon die ganze Zeit erreichen wollte, doch nun, wo sie über ihm kniete, war ihr schon ganz anders.
Ohne Angst ihm noch irgendwas brechen zu können hievte sie Eisigen aus dem Schiff, seinem Stolz, immer noch nicht wissend, ob er noch lebte, nach dem Aussehen her standen die Chancen nicht gut,
„Verdammt nun kratz mir nicht ab, hörst du?!“, mehr verzweifelt als gefasst manövrierte Stryke ihr aus der Gängen an die Frischluft, wo ihr Trupp sie bereits im Empfang nahm.
Stryke überkam ein Gefühl der Leere, als würde das Geschehen an ihr vorbeilaufen. Alles verschwamm als Heath begann sich Eisigel vorzunehmen, der Rest ihrer Trupps half wo es ging, Griffin kniete neben ihn, versuchte ihn zu wecken. Und Stryke. Stryke wandte sich ab und ging zu dem Wrack der Pandora. Klopfte auf das alte Metall.
„Hoffen wir mal du hast deinen Freund gut beschützt und wenn nicht… dann hatte er mindestens die Ehre in dir zu sterben, seinem Stolz.“, als sie plötzlich angefunkt wurde.
„Stryke?“
„Ja Heath?! Wie geht’s Eisi…“, Hoffnung klang in ihrer Stimme wieder.
„Er lebt zwar, doch es steht nicht gut ich brauche mehr Mittel, ich muss ihn schnellstmöglich nach Tiquana bekommen, da habe ich die Mittel um…“
„Ich fliege ihn und dich, bringt ihn zur Blueboxx…“, dann ging alles schnell, doch nicht schnell genug für Stryke. Flink war er im Schiff verstaut und auch Heath hatte Platz in der Blueboxx gefunden, wenn auch ein wenig eng das ganze. Schon kurz darauf schoss sie empor und jagte aus das Städtchen zu...
„Mach keinen Blödsinn Junge…“, dachte Stryke noch als sie sich kurz zu ihm umdrehte.
„Mach keinen Blödsinn...“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:51
Schmogga:


Wie ein Berserker wütete er durch die Gänge, entlud die tödlichen Ladungen seiner Gewehre auf die Massen von Feinden, die selbst während der anstehenden Evakuierung noch ihrem Befehl nachkamen und den Eindringling jagten. Immer und immer wieder fielen sie, scheiterten an dem Künstler und seiner Kunst, zu töten. Unzählig oft fiel ein Körper leblos zu Boden, um kurz darauf von seinem eigenen und fremden Blut besprenkelt zu werden. Ununterbrochen flackerte Mündungsfeuer durch die engen Gänge und mischte sich mit den blutroten Warnleuchten zu einem diffusen Licht, das dem Schauspiel einen weiteren makaberen Anstrich verlieh. Castles Ohren klingelten nur noch wie wild gewordene Martinshörner, vom ständigen Feuer, den markerschütternden Explosionen, den gellenden Schreien, den bellenden Befehlen und heulenden Warnsirenen. Er machte keinen Unterschied mehr, zwischen Wachpersonal und dem Rest der Besatzung dieser Wüstenfestung. Alle rannten sie – scheinbar ziellos – zu den vermeintlichen Rettungen der Notausgänge, Raumgleiter und dem Fuhrpark.
Castle selbst versuchte, mit dem Strom zu laufen. Tief unten in seinem Bewusstsein, anders nahm er es nicht mehr war. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Tod und Schmerz zu verbreiten und sich den Weg frei zu schießen. Er war in einen Blutrausch verfallen, in dem er keinen Unterschied mehr machte zwischen Freund und Feind. Seine eigenen Waffen, die hatte er schon vor knapp hundert Metern weggeschmissen. Munition verbraucht. Stattdessen kämpfte er bald nur noch mit den Waffen von Muprhys Männern. Vollautomatische Projektilwaffen, oder halbautomatische Schrotflinten für die Vorgesetzten. Castle war das egal; in seinem Zustand hätte er sogar mit Gabeln noch getötet und verstümmelt.

Dann, nach scheinbar endlosen drei Minuten, in den Castle sich durch die Gänge gemetzelt hatte, stand er, von oben bis unten mit Blut bespritzt, in einer Landungshalle und sah ihn: Murphy!
Mit einem Mal lösten sich sämtliche Schleier, die seine Wahrnehmung bisher verstummen ließen und er kannte nur noch ein Ziel. Murphy. Der Schmugglerkönig war soeben im Begriff, sein privates Schiff, die Princess Aurora über eine Landungsklappe zu besteigen. Nicht ohne seine persönliche Leibgarde aus vier Männern. Das Schiff war bereits angelassen und die Treibwerke heulten auf, während sie warm liefen. Jetzt, da Castles Bewusstsein zurückkehrte, nahm er auch wieder war, dass die ganze Festung wackelte. Putz rieselte von den Wänden, Risse arbeiteten sich von einer Seite des Raumes zur Anderen. Dumpf und weit entfernt erklangen mehrere gewaltige Erschütterungen. Der Reaktor schien gerade sein letztes zu machen und wehrte sich wie ein Stier beim Rodeoreiten gegen die unvermeidbare Detonation.
Bisher unbemerkt von den Flüchtenden, eröffnete Castle kompromisslos das Feuer. Wie ein wild gewordener Barbar rannte Castle schreiend los auf die Landungsklappe. Einer der Wachmänner segnete sofort das zeitliche, als Castles Schüsse seinen Rumpf und linken Arm vom Rest des Körpers trennten, ein weitere fiel zu Boden, als Schüsse seine Wirbelsäule zerfetzten, wie ein Rasenmäher frisches Gras. Die anderen beiden Wachmänner, geschützt durch den Tod ihrer Kollegen, reagierten routiniert und eröffneten ebenfalls das Feuer, als sie sich schützend vor Murphy stellten. Creed rannte unbeirrt weiter durch den Kugelhagel und ließ euch seine Waffen sprechen. Das linke Knien, eines der Wachmänner knackte nach hinten weg und er fiel schreiend zusammen, als ein noch lauterer Knall, als der ratternden Maschinengewehre ertönte und Castle plötzlich den Kontakt zum Boden verlor. In einer grotesken horizontalen Drehung landete Castle wieder auf dem Bauch und die Nerven hatten endlich den Schmerz ins Hirn tragen können. Castle wollte schreien, doch es ging nicht. Er bekam keine Luft. Stattdessen wandte sich sein Körper auf seine Brust brannte und es roch wie Napalm. Castle kannte diese Gefühl sehr gut… leider. Ein Blick auf seine Brust brachte Castle die bittere Gewissheit: eine Schrotladung hatte ihn einwandfrei erwischt. Immer noch wie ein Fisch nach Luft schnappend starrte Castle auf die Landungsklappe, auf der er verschwommen Murphy mit seinem verbliebenen Leibwächter sah. Der Schmugglerbaron selbst hielt eine T-Sinus in der Hand. Eine Schrotwaffe, die in allen einigermaßen demokratischen Regierungsformen (und die, die sich dafür ausgaben) dieser Zeit als verboten gilt. Sie arbeitet genau wie andere Schrotgewehre, nur dass ihre Munition mit einer Ladung Napalm bestückt ist, das, nachdem sich die Kugel ins Innere des Körpers gefetzt hat, mit einer kleinen Extra-Detonation verteilt.
Murphys Grinsen wurde immer breiter, die Luft in Castle Lungen immer weniger, und die Wände immer instabiler, als Castles Blick immer mehr dem eines verdunkelten Aquariums glich. Langsam, aber sicher verschwand das Adrenalin aus seinem Körper und die Schmerzen wurden stärker. Eine ätzende Masse arbeitet sich seine Speiseröhre hinauf und hinterließ eine stinkende Pfütze auf dem Parkett. Jetzt erst bemerkte er die unzähligen Wunden, die er sich in den vergangenen drei Minuten zugezogen hatte. Unmengen an Projektilen brannten in seinem Körper, als die Schwärze ihn vollständig auffraß und sein Kopf leblos auf den Boden fiel.

Irgendwo, ganz weit weg vernahm er nur noch Stimmen, fremdartig klingende, konfuse Laute: „Ist er tot…?“ Dann wurde sein Körper in einem dunklen Meer umher gewirbelt. Sei Körper gehorchte ihm nicht mehr und Kräfte wirkten auf ihn, als sein Gleichgewicht es dem Bewusstsein gleich tat und sich verabschiedete. Irgendwo in seinem Körper regte sich etwas, als sich sein Arm selbstständig machte und sich wehrte. Doch mehr als ein Berühren des Schattens, der über ihm lag, kam nicht zustande.
Dann wieder Laute, wie Drum-Solos: „Sir, der Typ hatte eine Kevlar-titanweste an…“

Fighting Faith
12.07.2005, 10:51
Djed_Maros:


"Vertrau mir, wir schaffen das. Wir haben es bisher immer geschafft. Vertrau mir einfach."
Das Universum lag vor ihm, breitete seine unergründliche Schwärze vor ihm aus, drohte ihn durch seine Unendlichkeit zu erdrücken. Doch dieses Universum beinhaltete keine Sterne. Nur implodierende Sonnen, Supernovae der Pein, die mit ihren Flammen seine Lebenskraft verzehrten wie zuviel Hitze das Gras.
Er war ein Schiffsbrüchiger im Sturm, der sich kurz vorm Ertrinken noch immer allein von seiner Verzweiflung gehalten an das Treibholz klammerte, während er spürte wie das Meeressalz seine Lungen tötete. Jede Welle spülte ihn tiefer in sein Verderben, lockerte weiter den Halt seiner Finger, der ihn noch immer im Leben hielt.
Und irgendwo, das Brüllen des Sturms übertönend, hallte eine echohafte Stimme in seinem Kopf wider.
"Vertrau mir..."
Die Sonnenexplosionen vor seinen Augen verschwammen zu einem wilden Kreisel der unterschiedlichsten Farben, ein Prisma aus Milliarden von Lichtreflexen. Und während Kaszan in dem Schwindel des rasenden Treibens unterzugehen drohte, formten sie sich zu einem Gesicht. Die Fratze des Todes blickte ihm aus rehbraunen Augen entgegen, den Mund aufgerissen um einen Namen zu formen, der sich niemals durch den verzweifelten Klang einer sterbenden Stimme materialisieren sollte.
"Vertrau mir einfach..."
Urplötzlich richtete sich Kaszan auf. Seine blutverschmierte Hand schoss wie eine Harpune nach oben, schloss sich so fest um Strykes Arm, dass die Knöchel sichtbar hervortraten. Die Augen waren weit aufgerissen, Angst brannte in dem eisigen Grau seiner Augen wie flackernder Feuerschein. Keuchend kam der Atem über seine Lippen, er schien Heaths Hand nicht zu spüren, die ihn mit sanfter Gewalt zurückdrücken wollte.
"Die Pandora... Was ist mit meinem Schiff?! Ich muss... zurück..."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:52
Faith:


Stryke musste lachen als der Druck ihr Gelenk fesselte, doch zum Lachen brachte sie nur, dass der Druck von dem beinahe „Todgeglaubten“ kam.
„Eisigel, du bist ein verdammter Narr, der wohl einfach nicht vom Leben lassen kann… Ich glaube die Pandora ist wohl dein Lebenselexir… auch wenn die momentan eher etwas… naja,… sagen wir ihr scheint es nicht so gut zu gehen wie dir,…“, ihr Lächeln verschwand je weiter sie sprach, der Druck an ihrem Gelenk wurde stärker, Stryke war es egal ob Wut oder Verzweiflung oder einfach nur um nicht ganz die Fassung zu verlieren. Er wollte gerade etwas sagen als Stryke ihn andeutete noch ruhig zu bleiben. Vorsichtig drückte sie ihn wieder auf den Boden.
„Pass auf, du lässt dich von Heath zu Ende durch checken, wenn du keine inneren Verletzungen und so ausweist und der Rest notdürftig zusammengetüftelt ist, dann flieg ich dich hin. Zwei meiner Männer halten dort immer noch Wache, damit keine Plünderer die Reste einstecken.“, Stryke wusste, dass er am liebsten einfach alles umgerannt hätte, irgendein Schiff genommen und sich zur Pandora aufgemacht, doch sie konnte es nicht verantworten, dass er wegen seiner Sturheit gleich noch mal abschmierte, er hatte dieses Mal schon so verdammtes Glück… Sie musste wieder Lächeln.
„Heath,… pass auf dich auf und suche einige billige Männer, die wir für die Bergung benutzen können, dann sieh zu dass du den Rest des Trupps zusammenpfeifst und nachkommst…“, sie blickte zu Eisigel und reichte ihm die Hand.
„Und du Kollege kommst mit mir, eine Expressreise zur Pandora, wie der Herr es wünschte.“, sie half den etwas widerwilligem Piloten auf, dann begaben sie sich zur Blueboxx,… auch wenn Stryke die Reaktion von Frost eigentlich gar nicht sehen wollte, wenn all sein Stolz und Leben so zerschellt dalag.
Immer wieder während des Fluges blickte sie sich zu ihm um, er war still, noch stiller als sonst, aber was sollte man erwarten… Ein Pilot ohne Schiff war… naja… kein Pilot mehr, naja schon irgendwie für sich… aber sonst?...
„Egal wie, aber wir zimmern dein Baby schon wieder zusammen,… mindestens der Rumpf ist „relativ“ heil geblieben…“, in der Ferne tauchten schon einige kleine Flugschiffe auf, die in der Nähe der ersten Wrackteile parkten. Stryke flog über sie hinweg und landete direkt am Schiffsrumpf, oder dem, was noch davon übrig war. Griffin sah zu ihr, als er jedoch Frost sah brüllte er nur noch einige Kommandos. Strykes Männer traten alle von dem Schiff weg und nahmen Haltung an,… für den Piloten der Pandora, der vor wenigen Stunden noch in ihr saß.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:52
Schmogga:


Eine unwirkliche Welt voller Farben und Schlieren waberte um den leblosen Körper herum, spielte mit ihm, schubste ihn umher, ließ ihn seicht schweben. Dann begann das Farbenspiel Formen anzunehmen, surreale Farben wichen fadem Grau und Metall und inmitten des Schauspiels begann, sich ein Klumpen zu bilden. Unter dem verschwommenen Blick des Beobachters formte sich ein Schiff daraus, ein Landungsschiff. Zwei Personen waren im Inbegriff einzusteigen, bis sich plötzlich einer der beiden Schatten umdreht. Mit einem diabolischen Grinsen zeigte sich Murphy und in seinen Armen hielt er eine Waffe, welche kurz darauf abgeschossen wurde.
Kurz bevor die Projektile aufkamen, war der Traum vorbei…

Erschrocken fuhr sein Kopf auf. Castle hatte geträumt. Gerade war er noch froh darüber, dass das eben nur unwirklich war, als sein Herz erneut begann, zu rasen. Wo war er? Sein Körper fühlte sich an, als würde er schweben, sein Geist ummantelt wie voll gepumpt mit Drogen. Castle wollte sich bewegen, doch er konnte nicht. Glas hielt ihn auf. Sein Blick war völlig verschwommen, erkannte aber, was los war: er befand sich in einem Tank. Grüne, warme Flüssigkeit umspülte seinen nackten Körper. Unzählige Kabel und Sensoren waren an seinem Körper befestigt… ein Albtraum war wahr geworden!
Er wollte schreien, doch die Flüssigkeit verschluckte seine Schreie; ganz abgesehen von dem Schlauch, der in seinem Rachen stach und beinahe im gesamten Hals brannte. Wütend schlug und trat Castle gegen den Glaszylinder, in der unbedarften Hoffnung, das würde ihn befreien.

Plötzlich schälte sich ein Schatten aus den Unschärfen, der vor dem Glaszylinder Halt machte. Wahrscheinlich angelockt durch die hoffnungslosen Befreiungsversuche des Gefangenen. „Ich sehe, du bist wieder wach, Castle?“, ertönte es blechern aus einem Lautsprecher innerhalb des Tanks. Trotz der völligen Umneblung seines Geistes erkannte Castle die Stimme sofort wieder: Murphy, der Fettsack!
„Ich habe einiges über dich in Erfahrung gebracht, mein Bester.“, begann der Schmuggler. „Du bist Creed Castle. Kopfgeldjäger, Attentäter, Profikiller, Marodeur, Totschläger, Mörder… ach, ich könnte stundenlang so weiter machen. Wichtig ist nur, dass du dir einen Ruf als „Bloodred Sandman“ gemacht hast, der nicht zu unterschätzen ist. Meine Leute haben dich auf den Überwachungskameras beobachtet, wie du gekämpft hast. Wie du getötet hast. Einfach unglaublich! Nicht einmal eine der 54 Schusswunden konnte dich aufhalten. Erst meine T-Sinus hat dich in deine Schranken verwiesen. Du hattest verdammt viel Glück, dass du eine Schutzweste an hattest. Allerdings hatte die dich in so einer Entfernung auch nicht mehr vor dem Brechen deines Brustkorbes retten können.“ Mit einem Mal wurde das Grinsen von Murphy wieder feist. Er studierte einige Unterlagen, die er in den Händen hielt, und das dann wieder auf: „Aber ich habe dich nicht getötet, als ich die Chance dazu hatte. Nein, vielmehr bin ich der Meinung, dass die Schuld, in der du jetzt bei mir stehst, viel mehr wert ist, als es die Befriedigung, die mir dein Tod gegeben hätte, je hätte sein können. Ich und meine Männer, wir werden dich wieder aufpäppeln.“ Immer noch grinsend klopfte Murphy an den Glaszylinder, in dem Castle schwamm. Sein Blick wäre wohl rasend gewesen, würde er in seinem jetzigen Zustand das Ausmaß dieses unfreiwilligen Paktes begreifen können. Doch im Moment war sein Kopf ein einziger Schwamm, der voll gesaugt mit Morphium, Narkotikum und sonstigen Beruhigungsmitteln war. Jede Bewegung seine Körpers, sofern sie denn vor lauter Kabeln und Lebenserhaltungssystemen möglich war, war nur unwirklich am Rande seines Bewussteins.

„Am Besten du ruhst dich jetzt noch ein bisschen aus, Castle. Ich habe große Pläne mit dir. Du bist ein Edelstein, der geschliffen werden muss. Und, bei Gott, ich werde dich zur Perfektion schleifen!“ Mit diesen höchst pathetischen Worten gab Murphy ein Handzeichen an einen seiner Weißkittel, der daraufhin einen Regler betätigte. Kalte Flüssigkeit floss durch die Kabelverzapften Öffnungen Castles Körper. Und kaum war sie wenige Augenblick in seinem Körper, durchzuckte den Killer ein rasender Schmerz, der sein Herz zusammen fahren ließ, bevor er wieder in die Bewusstlosigkeit abdriftete…

Fighting Faith
12.07.2005, 10:52
Djed_Maros:


Als er vor dem Spalier der salutierenden Soldaten stand, wusste Kaszan, wie sich Hark Davidson gefühlt haben muss, als er in dem Film "Six Feet To Hell" zusehen musste, wie seine Geliebte zwei Meter vor der rettenden Luftschleuse langsam von dem kosmischen Killernebel zersetzt wurde.
Oder was sich im Inneren eines Todgeweihten abgespielt haben musste, wenn er im finsteren Mittelalter die letzten Stufen zum Schafott erklomm.
Zuerst stand er einfach nur da. Minuten vergingen, in denen er regungslos dort stand, eine starre Salzsäule inmitten Milliarden Tonnen von Sand, die mit totem Blick und aschfahler Haut auf das blickte, was einmal ihr Leben gewesen war.
Irgendwann setzte sich sein linker Fuß in Bewegung. Steif klappte er nach vorne, das leblose Bein einer Schaufensterpuppe, die jemand von ihrer Halterung gestoßen hatte. Ebenso taub folgte sein zweiter Fuß nach, schleppte seinen müden Körper eine krumme Folge von Fußspuren hinterlassend über den kochendheißen Sand, vorbei an den ihren Respekt zollenden Soldatenstatuen.
Jeder Schritt kostete ihn mehr Kraft, da er umso deutlicher das Ausmaß der Zerstörung sehen konnte und ihn die Schritte in eine Zukunft trugen, die er nicht leben wollte.
In der er gar nicht die Kraft haben würde, um weiterzuleben.
Er passierte das letzte Soldatenpaar. Träge waren seine Schritte, langsam, schwach und schwerfällig trugen sie ihn schon beinahe gegen seinen Willen näher an das Wrack der Pandora heran. Direkt vor dem silberglänzenden Schiffsrumpf blieb er stehen.
Dann wankte er.
Zuerst nur ein leichtes Schwanken, dann gaben seine Knie nach und er stürzte hart nach vorn in den Sand. Ein entfernter Teil seines Geistes registrierte, wie die scharfkantigen Sandkörner seine Knie und Handflächen aufschürften, doch das war egal. Hilflos und aus erloschenen, glanzlosen Augen blickte er zu dem verbeulten Haufen Metall und Elektronik auf.
Jegliches Leben war aus der Pandora gewichen.
Ebenso, wie bei ihrem Anblick sämtliche Lebensgeister schlagartig aus Kaszans Körper geflohen waren.
Hier, wenige Zentimeter vor seinem eigenen, geschundenen Körper, lag sein Leben, ausgebreitet und verteilt auf fast zwölf Yards. Vor ihm lag alles, für das er in den letzten acht Jahren gekämpft hatte. Das, wofür seine einzige und große Liebe ihr Leben gelassen hatte.
Ihr gemeinsamer Traum, zerschmettert und halb begraben, vernichtet von demselben Bastard, der ihm schon Jahre zuvor die angenehme Seite seines Lebens geraubt hatte. Jetzt war er nur noch ein Haufen aus geborstenem Glas, verschmorter Elektronik und verzogenem Metall.
Noch immer hing der Ozongestank verbrannter Elektronik in der Luft und die Steine flimmerten unter der Hitze, die aus den Fusionstriebwerken der Pandora strömte. Kaszans Finger ertasteten etwas Glattes unter dem Sand, krampften sich fest und zogen ein abgesplittertes Stück Metall aus dem braungelben Koloss, der seinen einzigen und ganzen Stolz verschlungen hatte.
Es war ein Teil der Tragfläche. Der extraleichte Stahl war noch immer glühend heiß und versengte seine Finger, doch er achtete nicht darauf. Sein Blick hing wie hypnotisiert an den noch erkennbaren und an den Seiten verkohlten Spielkarten, die er einst auf die Tragfläche gesprüht hatte. Ein schwarzes Kreuz- und rotes Herz-Ass.
Seine Schultern bebten, als der Kopf des Freibeuters kraftlos auf seine Brust sank. Ein Schluchzen drang aus seiner Kehle, er presste das glühende Trümmerteil so fest an seine Brust, wie er damals seine tote Geliebte an sich gedrückt hatte. Tränen stürzten als glitzernde Bäche über seine Wangen, verfingen sich in den Stoppeln seines Bartes und tropften von seinem Kinn aus auf das Wrackteil, wo sie zischend verdampften.
Er hatte alles verloren.
Dann hob er den Kopf, blickte auf in den makellosen, stahlblauen Himmel. Und schrie. Schrie lauter, als er geschrieen hatte, als Millionen winzigster Plastiksplitter seine Seite aufgerissen hatten, lauter, als ihm der Aufprall auf den betonharten Sand vier Rippen gebrochen hatte. All das Leid, dass er seit dem Tod seines Herzens in sich aufgestaut hatte, all die Verzweiflung, die sich in den darauf folgenden, hoffnungslosen Jahren des Freibeuterdaseins gebildet hatte, lag in diesem Schrei. Er schrie mit all der Kraft, die die ausgetrocknete Krähenstimme seines zerschlagenen Körpers aufbringen konnte.
Dann kippte er auf die Seite und blieb reglos liegen.
Der Eisigel hatte seine Stacheln verloren. Das Einzige, das er jetzt noch tun konnte, war liegen zubleiben und zu warten, bis ihn ein Wagen überrollte.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:53
Faith:


Ohne auch nur die kleinste Bewegung hatten Strykes Leute das Schauspiel mit angesehen, keiner hatte sich gewagt sich zu rühren, nicht mal sie selbst. Nun gingen alle Blicke zu ihr und sie winkte die Leute ab, die sich sogleich zu ihren Schiffen begaben und sich zurückzogen, ohne ein Wort zu verlieren. Stryke holte tief Luft, nun stand sie alleine hier in der Wüste, der Eisigel lag immer noch reglos einige Schritte von ihr entfernt. Stryke konnte nicht beschreiben, was sie in diesem Moment spürte, was sie dachte, alles war eine schier überfüllte Leere, so viele Gedanken, dass sie sich alle gegenseitig zerstörten. Stryke setzte zu einem Schritt an, verharrte dann doch wieder. Was sollte sie tun, ihn hier alleine lassen, er würde sich nicht rühren, dazu hatte er zu vieles verloren, doch was sollte sie tun, wenn sie zu ihm hinging? Erneut holte sie tief Luft und ging mit leicht gesenktem Haupt auf Eisigel zu,
der aus einiger Entfernung wirklich tot zu sein schien. Wie erleichtert war Stryke, als sie aus der Nähe sah, dass er noch atmete.
Nun stand sie nur noch zwei Schritte entfernt, der Respekt, den sie ihm zollte hinderte sie daran, noch näher zu gehen. Ehrfurcht vor diesem Mann war es, was sie auch nach einigen Minuten noch regungslos verharren ließ, während die Sonne schon langsam am Horizont hinab sank und den Wüstensand in ein blutiges Rot tauchte. Die Trümmerteile der Pandora schimmerten mysteriös im schwächer werdenden Licht, das Wrack schien zu bluten, wie der einst stolze Besitzer des Schiffes es auch tat.
Ihm musste wirklich viel am seinen Schiff gelegen haben, nie hatte Stryke eines von solcher Gepflegtheit und Einzigartigkeit gesehen. Frost schien wahrlich zu der Seele des Schiffs geworden zu sein, eine Seele, die nun Körperlos umher irrte. Stryke trat nun endlich an Eisigel heran, blickte auf ihn herab, dann kniete sie sich vor ihm, packte seine Schultern und Schüttelte ihn.
„Verdammt Frost, irgendwo dort draußen ist wahrscheinlich noch immer der Mann am Leben, der ihr das angetan hat, verstehst du!? Irgendwo dort wird er jetzt triumphierend Lachen, sich freuen, deinen wunden Punkt getroffen und dich niedergestreckt zu haben. Und was tust du? Du liegst hier rum anstatt diesen einen Mann zu suchen und ihren Tod zu rächen. Hat er das Leben in deinen Augen noch verdient?... In meinen nicht. Ich weiß nicht was du jetzt tust, aber ich werde morgen zurückfliegen um zu sehen ob der Verantwortlichen vielleicht doch noch lebt, Wenn du es schon nicht zu Stande bringst und hier lieber dem Unrecht des Lebens nachtrauerst, anstatt das Richtige zu tun. Nun denn, ich will dich nicht aufhalten, wenn das Leben des Eisigels, Frosts Leben hier mit seinem Schiff enden soll, dann soll es so sein, doch es liegt in deinen Händen, mindestens vorher noch den Menschen so hinzurichten, wie er es mit ihr getan hat...“ Strykes Blicke wanderten über die Schiffsteile, dann wandte sie sich langsam ab.
„Wenn es hier sein Ende finden soll, dann will ich mich hier bei dir für die Umstände entschuldigen, die ich dir bereitet habe. Lieber hätte ich doch mein Leben lassen sollen, dann wäre die Pandora noch ganz, und da du sie nicht rächen willst, dann bin zumindest ich ihr es schuldig, genau wie ich dir mein Leben schuldig bin... Nun denn Frost. Lebwohl...“ Stryke hatte ein komisches Gefühl, sie spürte seine Nähe hinter ihrem Rücken, wusste nicht, was sie tun sollte. Mit einem tiefen Luftzug schritt sie dann langsam zurück zur Blueboxx und erklomm die kleine Leiter. Jedoch anstatt abzuheben setzte sie sich auf eine der Tragflächen, den Rücken gegen den Rumpf gelehnt, ihre Blicke über die blutende Wüste wandernd, das Schauspiel hinter ihrem Rücken zu vergessen versuchend. Mit einem leisen Seufzer lehnte sie dann ihren Kopf auf ihre Arme, die auf ihren angezogenen Knien ruhte.
So durfte die Geschichte von Frost und der Pandora nicht enden, nein, selbst wenn sie dafür ihr Leben lassen musste, sie war es ihm mehr als schuldig.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:53
Djed_Maros:


Heißer Sand kratzte unter Kaszans Fingernägeln, als er sich nach Ewigkeiten hustend in die Höhe stemmte. Die Wunde in seiner Seite spuckte wieder Blut und verwandelte den notdürftigen Verband in einen nassen, roten Lappen. Der Freibeuter schwankte vor Schwäche, doch raffte er den mickrigen Rest seines Willens zusammen und trotzte der Ohnmacht, die ihn zu Boden zerren wollte.
Ein Teil von ihm, vielleicht derjenige, der ihn schon zuvor all die Jahre über auf den Beinen gehalten hatte, vielleicht aber auch derjenige, der seinen Sturkopf beherrschte, trieb ihn erneut in Richtung des geborstenen Cockpits. Die Drogen und Schmerzmittel in seinem Kreislauf machten seinen Körper taub und töteten die Schmerzen, gaukelten ihm eine Stärke vor, die er längst nicht mehr besaß. Während er sich mit erstaunlicher Geistesgegenwärtigkeit an den
scharkantigen Fängen des zersplitterten Diamantglases vorbeizwängte, fragte er sich, wann er vor Schwäche einfach zusammenklappen würde.
Der Rumpf des Schiffes lag halb auf der Seite, der verbleibende Flügel streckte sich wie im Versuch, ein letztes Mal nach den Sternen zu greifen, gen Himmel. Die Armaturen und die Pilotenliege waren von Blut verschmiert - Es sah aus, als wäre jemand bei lebendigem Leibe auf der Liege abgestochen worden. Schwer atmend zog sich Kaszan an der Armlehne weiter ins Cockpit und lehnte sich schwer gegen die sich in Schräglage befindende Liege. Eine winzige LED in der Nähe des Hauptmonitors blinkte ihn rot an. Trotz seiner Lage verzog der
Freibeuter die Lippen zu einem triumphierenden Grinsen.
Nein, so leicht machte den Eisigel niemand platt...
Später, die Mittagshitze brachte die Luft über dem gigantischen Krater, den die Explosion von Murphys ehemaliger Schmugglerhöhle in den Wüstenleib gerissen hatte zum Kochen, schleppte sich Kaszan in Richtung der Blueboxx. Er bemühte sich gerade zu gehen, doch die Wunde und der schwere, silbern blitzende Koffer in seiner Rechten taten ihr Bestes, um den Versuch scheitern zu lassen. Dennoch zierte ein Lächeln seine von Schmerz gezeichneten Züge, als er sich der auf dem Flügel ihres Schiffes sitzenden Stryke näherte.
"Lady, ich denke... sie schulden mir was", brachte er schleppend hervor, schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um noch einmal Kraft zu schöpfen.
"Ich habe nur eine Bitte: Verschaffen sie mir 'nen Transporter, der die Pandora einsammelt und für 'ne Woche 'nen Hangar. Danach... können sie... mich von mir aus an die Bullen ausliefern... oder umlegen... ihre Sache. Ich bitte nur... den einen Gefallen..."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:53
Faith:


Strykes Lippen zeigten ein zufriedenes Lächeln, ein ehrenvolles Nicken, an den Kapitän der Pandora gewandt.
„Ich werde mein Bestes geben deiner Bitte nachzukommen, und das mit den Bullen und dich umlegen,... ich denke nicht, dass die Lage eine solche Tat von mir fordert.“, mit neuem Elan sprang sie in das Cockpit, das sich soeben geöffnet hatte und wies Frost einen der billigeren Plätze zu, dann stand ihrer Rückkehr in das Schmugglerdorf nichts mehr im Wege.
Auto-Pilot. Immerhin sollte man nicht fliegen und mit beiden Händen auf zwei Wellen zur gleichen Zeit Funken. Zumindest sagte man es so. Am einen Rohr hatte Stryke sich ihren Oberbefehlshabe geangelt und ihm sofort mit der Beschaffung eines Transporters beauftragt, am anderen Rohr Heath, der sich immer noch um des Zustand des Eisigels sorgte, wohl auch zu Recht.
„Stryke, hör mir zu, wenn der Kerl so weiter macht ist der eher hinüber als sein Schiff es war.“
„Heath, sieh zu dass du dir irgendwo nen Untersatz besorgst, ich werde nun mit unserem Kollegen hier zurück zu unserm Quartier düsen, dort hat er genug Platz für,... ach, woher soll ich wissen was der Teufel und er planen, aber da kann er sich austoben. Seine medizinische Versorgung ist dort auch erstmal geregelt, wenn er denn will,... und zu Not... naja, knüppelst du ihn halt nieder, wäre ja nicht das erste mal, das du etwas grob mit deinen Patienten bist.“
„Geht schon klar, ich sehe zu wo ich bleibe.“, erwiderte Heath kurz und brach dann den Funk ab. Stryke übernahm wieder die Blueboxx und änderte den Kurs auf ihr neues Ziel, das Hauptquartier. Es war ruhig im Schiff, Frost gab keinen Ton von sich, saß stumm da, blutend und mit seinem komischen Koffer in der Hand wie ein Mafiosi.
„Hey, wenn ich mir die Frage gestatten darf. Wozu brauchst du den Transporter und den Hangar, du hast doch nicht etwa vor die Pandora zu,... reparieren?“ Er will sein Schiff retten, oder spinne ich? Stryke schüttelte den Kopf. Der Kerl schien wirklich nicht aufzugeben, aber vielleicht wollte er sich ja auch nur aus den Einzelteilen einen zweiten Koffer schweißen, passend zum ersten, wer weiß?

Fighting Faith
12.07.2005, 10:53
Djed_Maros:


"Danke, das sollte erstmal reichen", erwiderte Kaszan und wunderte sich, wann sein Körper endlich merkte, dass er sein Energiekonto um ein paar tausend Einheiten überzogen hatte.
Er wusste längst nicht mehr, was ihn nun eigentlich noch auf den Beinen hielt. Aber er war froh darüber, dass sich irgendeine ihm unbekannte Macht sich seiner erbarmt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, Stryke durch das ameisenbauähnliche Gängelabyrinth zu folgen, ohne an einer der unzähligen, grausamst kraftzehrenden Treppen hängenzubleiben. Und irgendwie waren ihm bis zum Erreichen des Zimmers für jede Treppe ganz eigene, wüste Fluchballaden eingefallen, ohne dass sich seine Gedanken dabei wiederholten. Ja, egal in welcher Situation er sich auch befunden haben mochte, der Galgenhumor war ihm bisher immer treu geblieben.
Nach kurzem Zögern wandte sich Stryke wie angekündigt ab und verschwand hinter der steril-anonymen Metallwand der Tür. Doch selbst durch den kalten Stahl hindurch folgten ihr die Gedanken des Eisigels. Er war sich immer noch nicht sicher, warum sie ihm half. In ihren hellen Augen sah er manchmal tiefe Besorgnis sowie einen schwer deutbaren, schwachen Glanz von Trauer. Worum ging es der Lady?
Welche Gründe hatte sie, ihm zu helfen? Ihm, einem Freibeuter, der für einen Batzen Geld in entsprechender Größe fast alles tun würde. Kaszan hatte sie erst vor kurzem vom Himmel gepflückt, um an ihr Schiff zu kommen. Um ein Haar hätte eine Gausskugel ihr zugegebenermaßen hübsches Gesicht geküsst. Weiterhin hatte sie allein ihm den kleinen Ausflug in Murphys Gastfreundschaft zu verdanken.
Eigentlich hätte sie ihm die Rübe abhacken und die Überreste als Brennmittel verwenden müssen.
Und dennoch half sie ihm.
Doch warum?
Egal, wie sehr er sich gedanklich auf den Kopf stellte, er konnte keinen Grund finden, warum sie ihm dankbar sein, geschweige denn gleich helfen sollte. Ebenso hatte er keine brauchbare Erklärung dafür, warum er zusammen mit Castle diesen wahnwitzigen Rettungsversuch unternommen hatte.
Wahnwitzig, ja, das traf es wohl ganz gut. Kaszan war mal wieder mit etwas mehr als einem blauen Auge davongekommen. Castle lag dafür wahrscheinlich genau wie die glühenden Überreste des Reaktorkerns im Umkreis von gut zweieinhalb Meilen verstreut. Eigentlich sollte sich Kaszan freuen. Er hatte Castle quasi gar nicht gekannt und durch seinen Tod sparte er sich die Bezahlung. Ja, er sollte besser verdammt stolz auf sich sein. Es gab nicht viele Menschen, die sich einen erstklassigen Kopfgeldjäger für lau leisten konnten...
Scheiße, war es sein Gewissen, das ihn zu dem Rettungsversuch getrieben hatte? Nein, er belog sich schon wieder selbst. Er kannte den wahren Grund für sein Handeln. Doch er wollte ihn nicht kennen.
Es war nicht sein Gewissen gewesen.
Zumindest nicht alleine.
Die Vergangenheit holte ihn ein.
Mit Gewalt schubste Kaszan seine Gedanken auf andere Bahnen. Sein Blick fiel auf das etwas klein wirkende, aber frisch bezogene Bett. "Eine Matratze...", stellte eine ungläubige Stimme in seinem Kopf fest. "Verdammt, sie hat wirklich eine echte Matratze! Gott, schau dir an, wie weich die sein muss!"
Die letzten Monate über hatte Kaszan nur ein einziges Bett gekannt - die Pilotenliege seiner heißgeliebten Pandora. Er liebte sein Schiff, er liebte seine Liege, er liebte jede einzelne, verfluchte Armatur des Cockpits. Doch ein richtiges Bett...
Auch sein Körper schien davon überzeugt zu sein, dass die vom Bett versprochene Erholung geradezu umwerfend verlockend war. Denn noch bevor er einen weiteren Gedanken gedacht hatte, lag der Eisigel bereits lang gestreckt auf der Decke und gab sich dem lange ersehnten Schlaf hin.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:54
RPG-RING VERLUSTE // Platzhalter

Fighting Faith
12.07.2005, 10:54
Djed_Maros:


Noch bevor Kaszan die Augen öffnete, spürte er die Flammen eines Buschbrandes an seiner Seite lodern. Einen Moment lang glaubte er, die nächste Bewegung würde ihn vollends umbringen. So blieb er reglos liegen, um auf ein Abklingen der Schmerzen zu warten.

Er hätte genauso gut warten können, bis sich die Pandora von alleine wieder zusammensetzte. Die Schmerzen wurden nicht weniger, sie veränderten sich nur. Irgendwann wurde das Brennen zu einem Stechen, als ob jemand das Nagelbett eines Fakirs auf seine bloße Haut drücken würde. Und dieser Jemand musste ein verdammter Sadist sein.
Dafür fielen dem Freibeuter gleich ein halbes Dutzend gute Gründe ein, die gegen ein längeres Liegenbleiben sprachen. Einer davon war eine Rippe, die wahrscheinlich schon beim Absturz nachgegeben hatte und sich nun durch das Gewicht seines Körpers zu einer zerquetschten Orange gewandelt hatte. Er wusste nicht mehr genau, wann er zuletzt derartige Schmerzen gespürt hatte, aber er war auch ganz froh darüber. Es gab durchaus angenehmere Erinnerungen.
Kaszans Lider flatterten, als er sie zu öffnen versuchte. Sie waren schwer und gefühllos wie ein Arm, der seit einer Viertelstunde eingeschlafen war und wollten sofort wieder zufallen, wenn er einen Augenblick nicht aufpasste. Er stöhnte leise, rollte sich mit zusammengebissenen Zähnen auf die unverletzte Seite und blinzelte müde in das Dämmerlicht. Das Licht der Deckenbeleuchtung verschwamm vor seinen Augen zu Seen, die im Zeitraffer zwischen Ebbe und Flut wechselten.
Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, blickte er direkt in das Gesicht Strykes, die ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Besorgnis musterte.
"Lady...?", krächzte der Eisigel mit schwacher Stimme.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, um die Trockenheit zu vertreiben. Sie fühlten sich an wie Regenwürmer, die stundenlang in der Mittagssonne gelegen hatten.
"Was ist passiert?"
Kaszan wälzte sich vollends auf den Rücken und versuchte sich daran zu erinnern, was nach dem Absturz passiert war. Er kam bis zu dem Punkt, an dem er zusammen mit Stryke in die Blueboxx gestiegen war. Danach rissen seine Erinnerungen ab wie ein Film, der mitten im Geschehen auseinander gerissen war.

Fighting Faith
12.07.2005, 10:54
Faith:


Besorgt blickte Stryke den Verletzten an, er schien sich wahrlich nicht mehr an das erinnern zu können was in der letzten Zeit geschehen war – nicht gerade ein besonders beruhigendes Zeichen.
„Was geschehen ist, nun ja, wo soll ich anfangen...“, sie hielt einen kurzen Moment inne, blickte zur Türe, fragte sich, wie viele Teile der Pandora nun wohl schon geborgen und, naja, im gegebenen Zustand im Hangar lagen und auf Aufmerksamkeit von Kaszans Seite warteten.
„Nach euren Absturz habe ich euch mit in die Blueboxx genommen und euch zu meiner „Heimat“ gebracht. Hier solltet ihr sicher sein vor all dem Gesindel, was sich da draußen rumtreibt, mehr oder weniger erfreut über eure Existenz... – Genauso wenig wie manche über meine“, fügte sie etwas leiser hinzu.
„Nun ja, ich habe euch auf mein Zimmer gebracht, welches ihr nun seit geraumer Zeit beschlagnahmt, während ich mich zusammen mit einigen anderen um die Bergung der Pandora gekümmert habe... wenn ich ehrlich bin, wir sind noch dran.“, bei dem erwähnen der „Pandora“ veränderte sich der Gesichtausdruck von Kaszan, doch Stryke konnte die Bände, die er nun sprach, nicht wirklich lesen.
„Heath wird nachher noch einmal nach euch schauen, wenn ihr es wollt, ich bestimme nicht über euch und eure Gesundheit, dass liegt wohl in euren Händen...“, klar, sie hatte Respekt vor ihm, dass konnte sie nicht leugnen, aber dennoch würde sie ihn hier wohl nicht wegsterben lassen, auch wenn sie es wollte, Heath würde dann schon eingreifen – zumindest hoffte sie so.
„Und naja, dann befinden wir uns auch schon beinahe wieder im jetzt, wo ich hier sitze und mit euch rede und irgendwie komme ich mir gerade etwas... dumm vor.“, sie blickte zu Boden, wie konnte sie einen halb fremden nur die ganze Zeit beobachten, während er zwischen Tod und Leben wandelte? - Unhöflich.
Stryke fing sich wieder, immerhin ging es hier um mehr als solche kleinen Sorgen.
„Kann ich irgendetwas für euch tun?“, fragte sie schließlich und hoffte, dass Kaszan nicht im nächsten Moment irgendetwas Unüberlegtes tun würde....

Fighting Faith
12.07.2005, 10:55
Djed_Maros:


Es war nicht das erste Mal, dass Kaszan nach einer schweren Verletzung Zeit für eine Neuorientierung brauchte. Und es war bei weitem nicht das erste Mal, dass er sich bei der Rückkehr seiner Erinnerungen wünschte, Gott wäre gnädig genug gewesen, um ihm eine gottverdammte Amnesie zu schicken. Doch auch diesmal erhoben sich die kurzzeitig vergessenen Bilder aus den Nebeln der Ohnmacht, noch während Stryke ihre kurze Geschichte erzählte. Wieder einmal kam Kaszan zu dem Schluss, dass ihn das Leben auf einer Spitzenposition seiner Abschussliste führen musste.
Die Pandora war Schrott. Drei Jahre, die voll mit dem Ausarbeiten und Zeichnen von Bauplänen, dem (oftmals nicht ganz legalen) Auftreiben der Einzelteile (Gott, wenn er allein an den verfluchten Antrieb dachte) und dem niemals enden wollenden Zusammenschweißen, Verkabeln und Vernieten erfüllt gewesen waren. Doch während all dieser Zeit, während all den Momenten, in denen Kaszan am liebsten den Schraubenzieher gepackt und durch die Hauptplatinen des unfertigen Raumjägers gerammt hätte, war sie da gewesen. Sie war stets an seiner Seite gewesen, wenn seine Nervenfasern bereits vor Verzweiflung in Flammen gestanden hatten und ihre bloße Anwesenheit hatte ausgereicht, um auch den schwersten Gemütsbrand zu löschen. Sie hatte seine Hände geführt, wenn er nicht mehr weiter gewusst hatte und gemeinsam hatten sie aus knapp zwölfeinhalb Tonnen Stahl und Elektronik ihren ganz persönlichen Traum romantischer Freiheit gewoben.
Nun war dieser Traum gestorben, ebenso wie sie gestorben war, obwohl er ihren sterbenden Körper über und über mit Küssen bedeckt und genug Tränen geweint hatte, um einen kleinen Ozean zu füllen. In diesem Leben gab es einfach kein Erbarmen.
"Da hab ich Sie ja in 'ne schöne Scheiße geritten, was?", seufzte der Eisigel nach einer Weile und ließ sich zurück auf den Rücken rollen, wobei er die größten Schmerzen zu ignorieren versuchte.
"Tut mir wirklich leid, Lady. Wissen Sie, ich tu auch nur meinen Job."
Seine Stimme fiel auf kaum mehr als ein Flüstern herab.
"Wobei meine Karriere jetzt wohl beendet ist..."
War sie das? Irgendetwas begann sich bei diesen Worten in Kaszans Brust zu sträuben, als ob dort ein kleines, stachliges Tier (vielleicht der wahre Eisigel) aus seinem Schlaf erwacht wäre. Hatte Stryke nicht eben erst erwähnt, dass ihre Leute, Kollegen, Freunde oder was auch immer, im Moment damit beschäftigt waren, die Überreste seines Schiffes in den Hangar zu bringen? Verdammt, er war noch nicht tot und zumindest im Moment klebten sogar noch alle Glieder an seinem Körper. Gott, warum lag er also noch hier herum, während dort draußen Arbeit auf ihn wartete? Zudem war der Bastard, der sein Schiff abgeschossen hatte, noch immer am Leben. Murphy, das fette Schwein. Nein, Kaszans Job war noch nicht beendet.
"Lady, Sie wollen mir wirklich einen Gefallen tun?", fragte der Eisigel und blickte erneut zu Stryke auf.
"Wenn Sie mir helfen wollen, dann geben Sie mir bis zum Hangar eine helfende Hand. Bringen Sie mich zu meinem Baby."

Fighting Faith
12.07.2005, 10:55
Hier sollte die Geschichte noch nicht zu Ende sein.
Stryke spürte, wie irgendetwas sie wahrlich dazu drängte sich nun den Eisigel zu schnappen und ihn durch die etlichen Gänge zu schleifen. Es war so viel geschehen, so oft hatte ihr Schicksal eingegriffen die diese Geschichte und sie fast zu Ende gebracht, dennoch, bis jetzt hatte es nichts geschafft. – So sollte es auch bleiben.
Sie griff kurz zu dem Funk, drückte den Sendeknopf.
„Heath, wir kommen, treffen und oben am Hangar 6.“
“Wir? Und Hangar 6 ist doch…?!“, er klang sichtlich verwundert, Stryke nickte.
„Ja… wir.“, sie schaltete den Funk ab und blickte des Eisigel an, suchte nach passenden Worten, da fiel ihr gerade auf, dass sie ihn immer wieder Siezte und Duzte… sie wusste wahrlich nicht, wie sie zueinander standen.
„Na dann kommt, meine helfende Hand sollt ihr haben.“, sie hatte nicht vor von seiner Seite zu weichen, solange er wie ein hilfloser, verletzter Wolf in einer fremden Umgebung umherirrte.
Schleichenderweise bahnten sich die beiden ihren Weg zum Hangar 6, etliche Hindernisse spickten ihren Weg, alleine die unzähligen Treppen waren wohl eine Qual für ihn, dennoch, er beschwerte sich nicht.
„Ihr hängt wahrlich an ihr, nicht wahr?“, durchbrach Stryke dann irgendwann die Stille. Kaszan redete von ihr wie ein junger Hüpfer von seiner Liebe auf den ersten Blick, die für die Ewigkeit gemacht war. Stryke wusste, dass die Pandora und er einfach zusammengehörten, sein Verhalten, es unterstrich dieses Wissen deutlich.
Wieder kam eine kurze Stille auf und bevor Kaszan antworten konnte öffnete sich eine Tür vor ihnen. Die große „6“ verschwand in der Wand und ein Einblick auf ein gigantisches Feld kleiner und großer Trümmer offenbarte sich ihnen. Stryke wusste nicht, wie er reagieren würde, ihr blieb wohl auch nichts anderes, als abzuwarten.
Zu ihrem innerlichen Glück sah sie schon Heath, wie er gerade am anderen Ende den Hangar betrat, inne hielt, als er die beiden sah. Er schien ebenso wie Stryke erst einmal abwarten zu wollen, bevor er zu ihnen rüberkommen würde, um den Igel ins Auge zu nehmen.
„Nun ja…“, rang Stryke sich durch irgendetwas zu sagen, nur damit die Spannung sie nicht zerriss.
„Das ist das, was bis jetzt eingetroffen ist…“, sie verkniff sich das „es ist doch gar nicht mal „so“ schlimm“ und biss sich stattdessen auf die Zunge, denn es wäre eine Lüge gewesen und dann noch eine nicht gerade kleine, dennoch, irgendwas musste sie sagen.
„… sie wird schon wieder.“, fügte sie leise heran, las auf eine beinahe ehrfürchtige Weise eines der Trümmerteile vor ihren Füßen auf und blicke auf das kaum noch sichtbare Bild, welches aus der Außenhaut noch fahl zu erkennen war.
- Wenn man so viel Liebe in etwas steckt, dann kann man es nicht aufgeben, nein, …

Superluemmel
07.08.2005, 21:08
Zur Verblüffung aller Anwesenden zierte jedoch ein schwaches Lächeln die Züge des Eisigels. Langsam und hinkend schleppte er sich zu dem verbeulten Rumpf seines einst stolzen Schiffes. Seine linke Hand hob sich, seine Finger berührten sacht die glatte Metalloberfläche. Er legte den Kopf an das Trümmerstück, das einst das Cockpit der Pandora gewesen war, und schloss die Augen. Irgendwo dort drinnen, unter der zerschrammten Oberfläche, musste noch ein Fünkchen Leben stecken. Kaszan wusste, dass es so war. Vielleicht lag es daran, dass er das Schiff eigenhändig zusammengeschweißt hatte. Vielleicht gab es ja wirklich so etwas wie eine unerklärliche Verbindung zwischen einem Schöpfer und seinen Werken.
Plötzlich musste Kaszan lachen. Zuerst war es nur ein schwaches Kichern, dann brach das Lachen mit zunehmender Lautstärke aus ihm hervor. Kurze Zeit später vermischte es sich mit einem erstickten Husten und Kaszan musste sich am Schiffsrumpf festhalten, um nicht zusammenzubrechen. Einer der umstehenden Männer wollte bereits eingreifen, doch hatte sich der Freibeuter erstaunlich schnell wieder gefangen.
"Hey, Doc", rief der Eisigel mit schwacher Stimme, aber mit demselben, niemals unterzukriegenden Lächeln im Gesicht, "Wenn ich mich von ihnen durchchecken lasse und verspreche, eine Woche lang auf der Station zu bleiben, leiht mir dann jemand ein Schweißgerät?"
Er kicherte abermals, diesmal jedoch ohne weiteren Hustenanfall. Scheiße, was auch immer der Arzt ihm während des Fluges gespritzt hatte, begann langsam nachzulassen. Allmählich meldeten sich die Schmerzen zurück. Leider gehörten diese nicht zu jener Art von Gästen, die zuerst höflich anklopften, bevor sie eintraten.
Schwindel überkam den Freibeuter. Für die Dauer eines endlos scheinenden Augenblicks kippte der Hangar vor seinen Augen auf die Seite, setzte zu einem Überschlag an. Dann rollte er in die Horizontale zurück und prügelte Kaszan den Keil der Übelkeit in die Magengrube. Seine Beine wurden schwach, ein heißer Dorn bohrte sich durch sein linkes Schienbein. Mit stummer Faszination fiel ihm auf, dass sein rechter Arm von der Schulter abwärts sich überhaupt nicht mehr bewegen ließ - wie ein Stück nutzloser Fleischmasse hing er schlaff an seiner Seite.
"Wird Zeit für ne Pause", dachte er noch, bevor Dunkelheit über ihm zusammenschlug.
Als er das nächste Mal die Augen öffnete, kniete der Kerl, den er als Doktor identifizierte, bereits über ihm. Bevor ihn irgendwer daran hindern konnte, hatte Kaszan den Doc bereits mit der Linken am Kragen gepackt und dicht an sein Ohr gezogen.
"Ich gehör ihnen, Doc. Aber nicht meine Rechte. Was auch immer passiert, kein Wort zu der Lady oder zu irgendwem."
Erneut sammelte sich die Schwärze an den Rändern seines Sichtfeldes, um sich für den nächsten Schlag vorzubereiten. Er fühlte, wie sein Griff bereits schwächer wurde. Dennoch ließ er noch nicht los.
"Kein Wort", flüsterte er. "Dieser Arm gehört mir alleine. Bloß nicht anfassen..."

Fighting Faith
10.08.2005, 21:11
Der gestrige Tag lag Stryke immer noch im Gedächtnis. Die Szenerie, die sich ihr dargeboten hatte schien sich fest in ihren Kopf gebrannt zu haben wie lästiger Dreck, den man nie wieder aus seiner Kleidung bekam. Die Reaktion des Eisigels hatte sie etwas überrascht, sowohl positiv als auch negativ gesehen, alles in allem schien es irgendwie, wie sollte man sagen, es schien wie viele der seltsamen Dinge, die gekommen und gegangen waren, seit sie Eisigel damals abknallen wollte.
Wer hätte ahnen können, was dieser Kampf damals für Folgen haben würde?
Ihre Schritte hallten im Gang wieder, sie war die einzige, die in diesem Moment den langen Flur schnellen Fußes entlangging. Der Boden unter ihren Füßen reflektierte ihr Spiegelbild, irgendwer hatte sich wohl wahrlich Mühe gegeben, ihn in diese Verfassung zu bringen. Plötzlich vernahm Stryke hinter sich ein leises Quietschen, ihre Schritte wurden langsamer, bis sie gar nicht mehr zu vernehmen waren. Erneut Quietschte die Tür und schloss sich. Sie drehte sich um.
„Du wusstest, dass ich hier entlangkomme, oder?“, die Worte verließen ihre Lippen und schienen eher ein Vorwurf, als eine Frage zu sein.
„Natürlich, du nimmst seit Jahren immer diesen Weg.“, kam es selbstsicher zurück.
„Wer ist dieser Kerl, den du angeschleppt hast?“, drang es dann weiter an ihre Ohren, der Ton machte die Musik.
„“Dieser Kerl“ braucht dich nicht zu interessieren.“, antwortete Stryke langsam.
„Was ist aber, wenn er mich doch interessieren sollte?“, ein Grinsen formte sich auf den Lippen ihren Gegenübers, der sich nun langsam auf sie zu zu bewegen begann.
„Was ist denn wenn…“
„Du hast Angst vor ihm, oder?“ Ihr Blick wanderte wieder vom Boden auf und nun sah sie ihm in die Augen, er stand nur noch knapp einen halben Schritt von ihr entfernt.
Eine Stille legte sich zwischen die beiden und es folgte eine der Pausen, in denen jeder normale Mensch darauf warten würde, dass der andere etwas sagt, nur hier war dem nicht so, Stryke war froh über die Ruhe.
„Sagen wir es so, ich traue dem Kerl nicht. Was ist wenn…“, Stryke Blicke hafteten an seinen Augen, er schien indes nach passenden Worten zu suchen.
„Was ist wenn was?“, ein leicht böser Unterton war zu vernehmen für die, die lauschten.
„Nun ja, was macht dich so sicher, dass er dich nicht hintergeht. Immerhin wollte er zu Beginn die Blueboxx, es stand nicht gerade rosig zwischen euch. Nun ist er hier, kuriert sich und will sein Schiff wieder aufpolieren, hier, in unserer Basis, hier bei der Blueboxx dem Ziel, was er zu Beginn hatte, dem… Stryke!“, sie hatte sich abgewandt und wollte Anstanden machen zugehen, er hielt sie jedoch zurück. Ohne sich zu ihm umzudrehen blieb sie erneut stehen.
„Du bist kein Mensch der normalerweise anderen vertraut… und er, er ist der verletzte Wolf mitten in der Schafsherde und…“
„… wenn er mich tot sehen wollte, dann hätte er es längst getan.“, ihre Stimme war kühl, hallte trostlos im Ganginneren wieder.
„Nicht wenn er einen Plan hat, wie sollte er sonst so nah an die Blueboxx kommen auf eine so leichte Weise, der Weg des geringsten Widerstandes ist der, den solche Leute nehmen um dann im geeigneten Moment…“
„Halt einfach deinen Mund, okay? Wenn du die Apokalypse prophezeien willst dann tu es woanders und nicht hier, klar?“, sie riss ihren Arm los und ließ ihn einfach hinter sich zurück, dennoch blieben seine Worte in ihrem Kopf.
Warum traute sie dem Eisigel so und gab ihm hier so viele Freiheiten, wenn er so gesehen der einsame Wolf hier war, dessen Verhalten den hiesigen Schafen mehr als fremd war?
Sie hörte, wie Schritte sie verfolgten, doch bevor sie erneut aufgehalten werden würde wandte sie sich auf der Stelle um und sah den Verursacher an.
„Stryke wieso traust du ihm so wenn…“, ihre Augen musterten ihn, er sah etwas verdutzt zurück.
„Ein Wolf hat keine Angst vor anderen Wölfen.“, brachte sie hervor, dann setzte sie endlich ihren Weg fort, den Weg zur Hangar. Sie musste ein wenig an die frische Luft, langsam schienen hier drin alle durchzudrehen.

Superluemmel
11.08.2005, 15:13
Leise seufzend legte Kaszan den Schraubenzieher beiseite. Heath, der Doc, der ihn wieder zusammengeflickt hatte (im wahrsten Sinne des Wortes – der Absturz hatte mehr Knochen geknackt, als er gedacht und gespürt hatte), hatte ihn mittlerweile immerhin wieder aus der Station gelassen. Freilich hatte der Knochenflicker nur Zähneknirschend beigegeben. Doch Kaszan hatte seine Argumentation vehement mit der These zementiert, dass zu einer vollständigen Heilung vor allem ein heiler Verstand benötigt wurde.
Prüfend bewegte der Eisigel seine rechte Hand. Drehte sie zuerst nach links, dann nach rechts. Beugte das Handgelenk, zog es zurück. Ballte die Hand zur Faust und entspannte sie wieder. Anfangs wollten sich seine Finger nur widerwillig bewegen, beinahe so, als ob an unsichtbaren Fäden zerren müssten. Zudem fühlten sie sich taub an, als ob er sie stundenlang nicht bewegt hätte.
Was er ja im Grunde auch nicht getan hatte.
Es dauerte einige Sekunden, in denen Kaszan still hoffend gegen den Widerstand ankämpfte. Dann trat der gewünschte Effekt ein und er spürte, wie ein sanftes Kribbeln in seiner Schulter erwachte. Das Kribbeln breitete sich langsam weiter aus, floß als Strom prickelnder Energie seinen Oberarm hinab und durch seinen Ellenbogen. Gleichzeitig sah er mit einem Gefühl freudiger Erregung, wie sich die Bizepsmuskulatur kontrahierte. Er hob den Arm, noch steif, aber mit zurückkehrender Kraft, beobachtete fasziniert, wie sich die Haut über seinem Handrücken spannte und die Sehnen sichtbar hervortraten und konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als sich die verkrampfte Haltung seiner Faust zu lösen begann.
Es war tatsächlich wie das Erwachen eines lange eingeschlafenen Körperteils. Und es fühlte sich gut an.
Zufrieden zog er den Hemdärmel wieder herunter, griff nach seiner neben ihm auf dem Bett liegenden Pilotenjacke und stand auf. Kurz darauf verschwanden sowohl der Schraubenzieher, einige übrig gebliebene Schrauben sowie ein Spannungsmesser in der Jackentasche. Eigentlich hatte er Heath angelogen. Für eine vollständige Heilung brauchte es doch etwas mehr als einen gesunden Verstand.
Bloß hätte ihm der Doc in dieser Sache kaum helfen können.
Zufrieden grinsend las der Freibeuter den Taschencomputer vom Schreibtisch auf und rief die Daten der Pandora ab. Der Schaden war kritisch, und das war vermutlich noch untertrieben. Doch sie war noch nicht vollständig zerstört. Der Rumpf hatte schwere Schäden einstecken müssen und von der rechten Tragfläche waren kaum mehr als ein paar verbeulte und verrußte Stahlplatten übrig geblieben. Ebenso hatte sich die rechte Antriebssektion beim Absturz auf einen Umkreis von fast zwei Meilen verteilt. Die Ersatzteile würde er schon irgendwie auftreiben können. Irgendwie hatte er es bisher immer geschafft.
Hauptsache war jedoch, dass das Gehirn des Schiffes heil geblieben war. Die Konfiguration der Steuereinheiten der Pandora war einzigartig. Das Schiff verdankte seine einzigartige Wendigkeit größtenteils den verschiedenen Impulsdüsen, die allesamt einzeln gesteuert werden konnten. Für die Konfiguration hatte er Jahre harter Arbeit gebraucht, fast noch länger, als für den Bau des Schiffes selbst. Kaszan war sich nicht sicher, ob er ein derartiges Wunder noch einmal vollbringen könnte.
Doch sie waren heil, und das war alles, was zählte. Wenn man nostalgische Gefühle außen vor ließ, waren die restlichen Komponenten fast allesamt ersetzbar.
Den Computer in der Hand behaltend, verließ Kaszan sein Quartier und machte sich auf den Weg zu Hangar 6. Es wurde Zeit, seinem Baby einen Besuch abzustatten.

Fighting Faith
11.08.2005, 22:29
„Die Systeme werden heruntergefahren.“, hallte es im Cockpit. Stryke löste sich von jeglichen Gurt und Schläuchen und öffnete den Ausstieg, dann schwang sie sich in einem hohen Bogen auf den Flügel und von dort aus weiter in die Tiefe. Als ihre Blicke nach der Landung wieder nach oben wanderten erblickten ihre Augen die Blueboxx, die etwas alleingelassen in einer dunklen Ecke des Hangars stand. Sie beschloss, ihr einen kleinen Besuch abzustatten.
Trotz des regen Flugverkehrs, der aufgrund einiger neuer Missionen in diesem und in dem benachbartem Hangar herrschte, fühlte Stryke sich alleine, wie sie sich fast jeden Tag fühlte. Sie schien in ihrer eigenen Welt zu sein, einer Welt, in der all der Lärm und all die Menschen, die sie nun umgaben, gar nicht existierten.
„Na Kleine, haben sie dich hier im Dunkel gelassen? Genießt du deinen Urlaub?“, sprach Stryke ruhig, als würde sie mit einem kleinen Mädchen reden. Ihre Hände streiften vorsichtig über den Rumpf des Schiffes und klopften ihn am Ende freundschaftlich.
„Ich werde schon aufpassen, dass niemand dir etwas Böses tut, oder sorgst du dich um die Pandora?“, ein Pilot und sein Schiff gehen eine enge Beziehung miteinander ein. Eine Beziehung, welche sich im Laufe der Zeit festigt und von viel Vertrauen und Erfahrung genährt wird. So wie einzelne Piloten einer Flotte zusammengehörten, so fand man selbe Fälle auch bei einigen der Maschinen, die einfach unzertrennlich waren. Wenn eine von ihnen nicht mehr an ihrem Platz stand, war meist nicht nur eine Lücke im Hangar zu stopfen, sondern auch eine Lücke in den Herzen der Piloten, die ebenso ein Teammitglied verloren haben würden.
„Sie wird schon wieder, der Igel würde sie nicht im Stich lassen.“, ihre Augen glitten über das rege Treiben hier im Hangar 3 und blieben dann an einer der Ausgangtüren haften. Diese Türe gehörte zu einer der Reparaturgaragen, aus dem soeben ein Flugschiff gezerrt wurde.
„Wie es aussieht bekommst du nun Gesellschaft, dann lasse ich euch beide mal alleine.“, Stryke wandte sich ab und verließ den Hangar und ebenso all das hiesige Treiben.
Mit einem Quietschen schloss sich die schon etwas betragtere Metalltüre hinter ihr und das intelligente Schloss schob einen Riegel vor, ohne Zugangsdaten würde hier niemand rein, oder gar rauskommen. Bei den neuen Hangars war eine solche Vorkehrung noch nicht getroffen wurden, auch Headhunters hatten nie Geld ohne Ende.
Ein großes Schild wies ihr den Weg zum Hangar 6 und außerdem offenbarte es ihr einen Blick auf den Eisigel, der soeben um eine Ecke verschwand. Flinken Schrittes huschte sie ihm nach, holte ihn ohne große Probleme ein.
„Wieder auf den Beinen?“, stellte sie eine dieser Fragen, derer es keiner Antwort bedarf.
„Lass mich raten, ihr wollt zur Pandora, oder?“, schweifende Blicke vom Igel zum Hangator 5, welches sie gerade passierten und wieder war es eine Frage, die sich selbst beantwortete.
„Irgendwie ist alles ein wenig sinnlos was ich sage, oder?“, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu und Lächelte ihn etwas verlegen an – sie war nie ein Meister in großen Reden gewesen, besonders nicht dann, wenn sie kein festes Gesprächsziel vor Augen hatte. Vielleicht würde sich das bei ihr auch irgendwann nochmals ändern, man solle ja bekanntlich die Hoffnung nie aufgeben, nicht wahr?

Superluemmel
12.08.2005, 11:25
„Sinnlos?“, fragte Kaszan, als er seinen Blick endlich von dem Computerdisplay in seiner Hand losriss. „Nicht mehr als sonst.“
Ein verschmitztes Grinsen teilte den wilden Stoppelbart des Freibeuters.
„Aber danke der Nachfrage, mir geht's blendend. Kann sogar meinen Arm wieder bewegen.“
Er hob die rechte Hand mit hochgerecktem Daumen zur Bestätigung.
„So gut wie neu“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
“Arschloch“, meldete sich sein innerer Schweinehund zu Wort.
„Und ich war fleißig“, setzte Kaszan noch einen drauf. Mit einem Wink forderte er Stryke zum Folgen auf und trat an das Schott von Hangar 6. „Kommen Sie mit Lady, ich will Ihnen was zeigen.“
Nachdem der Kartenleser die Codekarte wieder ausgespuckt hatte und die Eingabe mit dem Aufblitzen einer grünen LED-Leuchte bestätigte, lösten sich die Halterungsbolzen der Türverriegelung mit einem hohlen Klacken. Das Geräusch entweichender Pressluft war zu hören, dann teilte sich die massive Stahltüre zu zwei ungleichen Hälften, die rasch in die Decken- und Bodenverkleidung gezogen wurden. Die Verzahnung des Schotts erinnerte den Eisigel stets an ein gewaltiges Haimaul.
Die Pandora stand einsam in einer der hintersten und abgelegensten Landebuchten. Der Rumpf, in dessen U-förmiger Ausbuchtung das Cockpit lag, stand inmitten eines Wartungsgerüsts, dessen Träger das Schiff wie ein Kokon aus Stahlseide umgaben. Teile der Rumpfpanzerung fehlten, sodass der Blick in das Innenleben des Jägers frei war. Deutlich waren die teils verbogenen und teils zusammengedrückten Streben der Innenstruktur zu sehen, die bei dem harten Aufprall beschädigt worden war.
Als die beiden Piloten näher an das Schiff traten, wurde auch der breite Riss rechts neben dem Cockpit zu erkennen. Das war die Stelle, an der der Rumpf auseinandergebrochen war. Zahlreiche Drähte, Kabel und Stahlstreben ragten aus der Wunde wie die Innereien eines tödlich verwundeten Tieres.
„Ist nicht so wild, wie es aussieht“, lächelte Kaszan, als er den Ausdruck in Strykes Augen las. „Der Bruch hat die Struktur gekillt und die Verkabelung zerrissen. Dafür hat die Elektronik erstaunlich wenig abbekommen. Die rechte Antriebssektion werde ich komplett austauschen müssen – aber die ist beim Aufprall ohnehin größtenteils abgesprungen. Die Gauss ist Schrott“, er wies auf die zerschrammte Unterseite des Schiffsrumpfs. Da sich das Gaussgeschütz auf der Unterseite des Schiffes befunden hatte, war sie regelrecht zerquetscht worden.
„Glücklicherweise ist der Kondensator des Geschützes heil geblieben. Anderenfalls hätte mir das Ding das Cockpit in einen Schleudersitz verwandelt.“
Er strich sich mit Daumen und Zeigefinger durch den Bart, wodurch ein rauhes Kratzen entstand.
„Bin mir nicht sicher, ob ich das Ding wieder hinbekomme. Der vordere Teil der Magnetspulen ist nicht mehr. Vielleicht habe ich aber auch Glück und im Green Haven hat noch jemand so ein Teil auf Lager...“
Dann hellten sich die Züge des Eisigels auf einmal auf.
„Komm mal, jetzt gibt's das absolute Highlight. Halten Sie sich gut fest, Lady.“
Der Freibeuter kletterte die kleine Treppe zum Cockpit hinauf und klappte die Pilotenliege soweit es ging nach hinten. Dann zog er eine versteckte Klappe direkt neben der Liegenverankerung auf und presste seine rechte Hand in die Aussparung. Die Beleuchtung der Armaturen flackerte, dann erlosch sie vollständig. Ein leises Summen war zu hören. Irgendwo zu Kaszans Füßen war das Klicken einer Entriegelung zu hören, dann ging ein Ruck durch die Steuerkonsole und das gesamte, sperrige Ding klappte nach oben weg. Zum Vorschein kam ein von grünen LEDs erhelltes Loch, das fast die komplette Cockpitbreite verschlang. In seinem Inneren befand sich ein großer Kasten aus einem Material, das wie schwarzer Stahl aussah.
Als die Instrumentenkonsole komplett hochgeklappt war, fuhr dieser Kasten langsam nach oben, bis er direkt zwischen Kaszans Füßen zum Stillstand kam. Der Freibeuter berührte die Vorderkante des Kastens mit seiner Rechten. Die Berührung war so sanft, als ob er eine Rose aus dünnem Eis pflücken wollte. Lautlos teilte sich die Oberfläche des Kastens unter seiner Berührung wie eine schwarze Blüte. Blauweißes, aber seltsamerweise nicht kalt wirkendes Licht brach aus dem Inneren hervor. Als die Verkleidung vollständig zurückgefahren war, wurde eine kaum mehr als handballgroße Sphäre aus flackerndem, blauen Licht erkennbar.
„Dies ist gleichzeitig Gehirn wie auch Herz meines Mädchens“, erklärte Kaszan mit ehrfürchtig gesenkter Stimme.
Zaghaft berührte er die Sphäre mit der Handinnenseite.
“Primärsysteme online“, meldete eine sanfte und ruhige Frauenstimme, die eindeutig von keinem Computer generiert wurde, “Willkommen zurück an Bord, Kaszan.“
Tränen glitzerten in Kaszans Augen. Diese Stimme...

Fighting Faith
26.08.2005, 22:13
Stryke hatte in keinster Weise mit dem gerechnet, was sie nun erblickte. Die ganze Szenerie, alles um sie herum schien sich auf eine seltsame Weise zusammenzuziehen, den Fokus auf das hellblau strahlende Objekt bezogen. Das Objekt, welches Kaszan als das Hirn und das Herz seines Mädchens bezeichnete.
Innerlich fühlte sich Stryke in diesem Moment etwas erdrückt, es war so, als würde irgendetwas einem die Luft rauben, man aber nicht wüsste was, warum und vor alledem wie. Ihre Blicke hafteten an dem „Objekt“, merkten Frosts Gefühlsregungen nur im Augenwinkel, schienen sie dementsprechend auch nur beiläufig zu registrieren.
Was sollte sie nun sagen?
Einer dieser Zeitpunkte war geboren, an dem sich eine Stille ausbreitete, die für jeden der in ihr einbezogenen einen anderen Grund haben konnte. Frost schien in freudigen Erinnerungen zu schwimmen, die nun frisch aufgelebt waren, das Schiffsherz hatte ihn wieder und Stryke? Sie war schlichtweg überfordert mit der Situation, dass sie in den nächsten Momenten irgendetwas Dummes tun musste, nur um das Schweigen zu brechen.
„Ähm... Holla?!“, entfuhr es ihr leise, mehr wie eine Frage in den stummen Raum. Anscheinend war es zu leise, denn niemand schien sie gehört zu haben. Langsam beschlich sie das Gefühl, hier zwischen zwei Menschen zu stehen als das dritte Rad am Wagen und… zwei Menschen,… was redete sie da?
„Hawk wir haben ein Problem.“, rief eine Stimme von unten und riss Stryke aus der entfernten Welt um Frost und sein Schiff, das sie beinahe hinabstürzte. Sie schwang sich hinunter zu Heath, der sie besorgt betrachtete.
„Ähm, geht es dir gut?“, sie nickte langsam, doch er schien nicht überzeugt.
„Jajaa, alles okay, ja okay… wie immer… was ist los?“, sie fasste sich kurz an die Stirn nur um sich selbst zu vergewissern, dass sie kein Fieber hatte oder träumte.
„Nun ja, der Große will dich sehen, entweder hat er eine Mission für dich oder aber…“, Heath blickte hinauf zu Frost oder eher zu dem Teil, der von Frost noch aus dem Schiff ragte.
„… verstehe.“, antwortete Stryke knapp, seufzte dann leise. Was war das für ein verrückter Tag? Ein kurzer Pfiff zwischen ihre Finger ließ Frost aufblicken, sie winkte etwas schüchtern, blickte dann auf.
„Es sieht so aus als würde ich gebraucht werden… Nimm dir was du brauchst. Ich werde schneller wieder da sein als du mich vermissen kannst!“, sie wandte sich ab und begab sich wieder zu dem Hangar, in der die Blueboxx stand, Heath nur mit einem knappen Blick verabschiedend.
„Als du mich vermissen kannst… ein toller Vergleich Stryke…“, redete sie mit sich selbst, während sie die Systeme startklar machte.
„Nachher wird man mich sicherlich schon mit den ersten Gerüchten um Liebschaften und so Willkommen heißen, da hätte ich ihn auch gleich um den Hals fallen können.“, das Verdeck schloss sich und zog sich mit einem Zischen fest. Luft entwich aus den letzten Ritzen, Stryke checkte ihre Ausrüstung, aktivierte den Helmfunk.
„Okay, Hawk is online, hört ihr mich?“, fragte sie Testweise und tatsächlich, es kam eine Stimme zurück.
„Wie immer Hawk, alles roger bei dir?“
„Ja, sieht gut aus, lässt du mich raus?“, sie legte einige Schalter um, startete die Maschine.
„Wenn du lieb bitte bitte sagst?“, einige Leuchten blinkten kurz, bevor sie endgültig erhellt blieben.
„… bitte…“, kam es etwas genervt übertrieben zurück, dann öffnete sich auch sogleich die Decke über ihr und der Himmel kam zum Vorschein.
„Das lasse ich nur ausnahmsweise gelten, da ich so ein netter Kerl bin, pass auf dich auf und komm nicht in Teilen wieder.“
„Habe ich nicht vor, aber versprechen tue ich nichts.“, sie brachte ihr altes Schiff in die Luft und sah zu, dass sie so schnell wie möglich von hier wegkam, denn je eher sie die Sache hinter sich bringen würde, desto eher hätte sie auch wieder ihre Ruhe hier und könnte sich als nützlich erweisen.

Superluemmel
29.08.2005, 12:00
“Schneller als du mich vermissen kannst...“
Mit starrem Gesichtsausdruck blickte Kaszan auf die leuchtende Lichtsphäre zwischen seinen Beinen. Die Finger seiner geöffneten Hand hingen wenige Zentimeter über der Sphäre in der Luft, als ob er sie jeden Moment streicheln wollte. Und sie zitterten. Zitterten im selben Takt, in dem sein Herz vor Wehmut schrie.
Warum konnte er nicht einfach vergessen?
Die Vergangenheit konnte ein verflucht schmerzhafter Dorn in den Erinnerungen sein. Immer und immer wieder bohrte er sich kalt und heiß zugleich zwischen die Rippen des Freibeuters, saugte alles Leben aus seinem Herzen und hinterließ einen Raum voll eisiger Leere.
Ja, er vermisste sie. Vermisste sie so schmerzhaft, dass er lieber dem Teufel persönlich die Hand schütteln würde, als einen Moment länger diese Schmerzen zu ertragen.
Warum zur Hölle konnte er sie also nicht einfach vergessen, von vorn beginnen, ein Leben ohne Schmerzen und ständiges Bedauern führen?
Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Weil er sie liebte. Geliebt hatte. Ja, er hatte sie geliebt, mehr als irgendeinen anderen Menschen auf dieser oder irgendeiner anderen Welt. Sie war die Hälfte gewesen, die den Kreis seines Lebens geschlossen hatte. Ohne sie war er ein Raumschiff ohne Antrieb, das ziellos durch die Weiten der Universen trieb, ohne auf den rettenden Asteroiden zu treffen, der seine Odyssee beendete.
Doch er konnte sie nicht vergessen. Tief in seinem Inneren wollte er es einfach nicht. Ja, wenn er ehrlich zu sich war, konnte er es nicht. Er hatte Angst davor, sie vergessen zu können. Sie zu vergessen, wäre ihr ewiger Tod gewesen und davor fürchtete sich Kaszan. Es hätte bedeutet, die Liebe, die sie einst verbunden hatte, zu entehren.
Der Freibeuter lehnte sich auf der Pilotenliege zurück. Seine Hand vollführte eine schließende Bewegung. Mit leisem Summen schloss sich der schwarze Kasten wieder und verschwand in seinem ganz persönlichen Bunker.
Kaszan griff in die rechte Tasche seiner Pilotenjacke und schnippte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Begleitet von einem leisen Klicken sprang die Flamme seines Feuerzeugs auf den Glimmstängel über und verwandelte sein Ende in orangefarbene Glut. Kaszan sog den Rauch tief ein, überlegte sich, dass ihm diese Dinger eigentlich immer noch nicht wirklich schmeckten, und schnippte die Kippe aus dem Cockpit. Diente doch ohnehin nur dazu, seine Gedanken von wichtigeren Dingen abzulenken. Und selbst das funktionierte nicht mehr richtig.
Verdammt, alles erinnerte viel zu sehr an damals. Zwar wirkte die Pandora nicht mehr halb so jungfräulich wie damals, als er sie im Gambler's Point erstmals zusammengeschweißt hatte. Der Hangar war zwar deutlich größer als der auf der Schmugglerstation und die Kundschaft eine völlig andere, aber auch damals hatte sein erst noch im Werden begriffenes Schiff in einer abgelegenen, stillen Ecke gestanden und auf die heißen Strahlen der Schweißbrenner gewartet, die ihre stählernen Gliedmaßen miteinander vereinen sollten.
Und jedesmal war sie bei ihm gewesen. Hatte neben ihm gestanden, wenn er von der Kraft ihres gemeinsamen Traumes erfüllt die schweren Antriebsspulen an den richtigen Platz gehievt hatte. Sie hatte ihm den Schweiß von der Stirn getupft, als er erschöpft an dem stählernen Rumpf gelehnt hatte und seine Finger bereits wund vom Arbeiten waren.
Yeah, selbst Stryke schien eine Wirklichkeit gewordene Erinnerung zu sein. Warum konnte er die Vergangenheit nicht einfach loslassen? Warum suchte er immer wieder ihre Nähe, obwohl er wusste, dass er sich an ihr innerlich verbrannte? Die Antwort lag in der Sehnsucht. Wer einmal von der Liebe geküsst wurde, sehnte sich bis in alle Ewigkeit nach ihren Lippen. Kaszan hatte diesen Kuss gespürt und nun war er ein Sklave seiner eigenen, von aller Ordnung beraubten Gefühlswelt.
Sein Blick wanderte zu dem mächtigen, von der Decke hängenden Stahlarm, an dessen Ende die Schweißvorrichtungen wie die Läufe eines Geschützturmes herausragten. Ja, es gab Arbeit zu erledigen. Es galt, ein weiteres Mal die Stufen zu legen, die den Eisigel bis zum Himmelszelt tragen sollten...

Fighting Faith
02.09.2005, 23:09
Ihre Schritte hallten immer und immer in dem schier nie enden wollenden Gang wieder. Von einer Wand zur anderen wurde der Schall geworfen, verlor sich dann nach und nach zusammen mit dem schwachen Licht im Dunkel. Stryke hasste diesen Gang, hasste die kleinen roten Lichter der Kameras an den Wänden, hasste das fahle Dämmerlicht… diese Musterung, immer und immer wieder als würde man den „Gästen“ mit Absicht ein Gefühl der Enge und Einsamkeit geben wollen – wahrscheinlich wollte man es auch.
Endlich hatte sie das Ende des Ganges erreicht, nun konnte sie einen kurzen Moment inne halten und entspannen, bevor sie durch den Sicherheitscheck gehen müsste – bereits dem dritten seit sie in der Basis angelangt war.
„Ihr Jungs werdet auch nie entspannter, oder?“, sagte sie zu einem der beiden Männer, die sich an ihre Seiten begaben und sie in einen noch dunkleren Raum führten. Stryke musste nicht lange nachdenken um zu wissen, dass alle beide so kugelsicher und bewaffnet waren, wie so manches Schiff in einem der größten Militärhangars der Welt, dennoch hatte sie keine Angst – nennen wir es lieber einen natürlichen Respekt.
Jedes Mal wenn sie hier war blickte sie in zwei andere Gesichter, immer versteckt unter großen Brillen mit abgedunkelten Gläsern. Regelmäßig wurden die Security Trupps gewechselt, fortgebildet, ausgetauscht, erneuert… wie Maschinen. Stryke war froh nie hier geendet zu sein, hier, wo man nur noch ein Teil einer großen Maschine war, ohne Recht auf einen eigenen Willen oder gar eine eigene Meinung.
Der andere der beiden zeigte nach einer Weile auf eine Tür am Ende des Raumes, ein kleines Lämpchen änderte seine Farbe von blau auf grün. Die Wächter mussten beide ihre Hände auf Scanner legen – Stryke fielen sofort die eckigen Narben auf den Handrücken auf… Miniaturminen, fest implantiert, denn wenn etwas geschehen würde, der Feind käme, dann würden diese in die Luft gejagt, dass niemand mehr diese Tore passieren könnte… eine üble Vorstellung.
Nun öffnete sich die Tür vor Stryke, sie wurde mehr oder minder freundlich hinein geschoben und dann auch wieder eingesperrt.
„Danke für das Gespräch Jungs…“, sie folgte nun wieder einem dieser Gänge, die alle gleich aussahen, sie war die Ratte im Labyrinth ohne Ausweg – so kam es ihr zumindest vor. Am Ende des Ganges hinter einer kleinen Türe stand ein Stuhl in einem kleinen, kahlen Raum, der komplett ausgeleutet war. Die Türe schloss sich hinter ihr, das Licht wurde noch heller bis Stryke nur noch weiß vor Augen sah und beinahe über den Stuhl fiel.
„Ich bin braun genug, danke.“, schien sie mit sich selbst zu reden, doch sie wusste, dass in diesem Raum jedes noch so kleine Geräusch gehört wurde. Das Licht dämmte sich wieder etwas, ein kleiner Monitor kam aus der Decke, flimmerte auf.
„Setzen sie sich doch, Hawk.“, ertönte eine leicht verzerrte Stimme, die sicherlich einen nicht unbeachtlichen Teil von moderner Technik in sich hatte.
„Nein danke…“, entfuhr es Stryke.
„Ich saß den ganzen Weg bis hier und…“
„Das war keine Bitte, das war ein Befehl.“, trotz der Mechanisierung war kein bisschen der Kälte aus ihr gewichen. Stryke gehorchte und setzte sich, auch wenn es ihr zu wieder war, sie hatte hier keine andere Wahl.
„Wie sie sicherlich wissen habe ich sie rufen lassen.“, er hielt inne, Stryke fragte sich ob sie nun dran war mit reden, doch bevor sie nur wieder ihre Position gefährden würde beschloss sie lieber inne zu halten und zu schweigen.
„Der Grund für ihr Kommen ist folgender.“, ein Bild flackerte auf dem großen, sehr flachen Bildschirm auf.
„Dies ist ihre neue Zielperson, anscheinend hat er nähere Kontakte zu einem Netz, welches nicht sehr gut auf die Blueboxx zu sprechen ist oder eher nicht sehr gut auf uns, da wir sie haben.“, Stryke verzog keine Mine, nickte nur kurz – er würde es eh sehen.
„Nach unseren momentanen Informationsstand soll die Zielperson nach der letzten Attacke auf die Blueboxx untergetaucht sein, durch einen Angriff auf eine unserer Versorgungsstationen konnten wir sie leider nicht weiter verfolgen. Der Verantwortliche ist aber schon… vom Dienste „freigestellt“ worden.“, Stryke wusste, dass er tot war, dennoch blieb ihre Mine steif.
„Sie kennen ihre Aufgabe, eliminieren sie ihr Ziel, Zeitansatz ist egal, Hauptsache er stellt keine Gefahr mehr für uns da und für unsere Blueboxx.“
„Aye, Sir.“, kam es nur kurz aus Strykes Kehle zurück, dann begann auch schon der Monitor wieder in der Decke zu verschwinden, was ihr aber nicht das Bild nahm, welches sich wahrlich in ihrer Netzhaut eingebrannt hatte. – Sie hatte eine neue Mission, ein neues Ziel, alles zum Schutze der Blueboxx…
Eine kleine Tür an der Seite öffnete sich und führte wieder in einen dieser Gänge, der sie aber nun genau zum Hangar brachte. Und während sie jeglichem Zeitgefühl trotzend dem Hall ihrer Schritte folgte versuchte sie, trotz ihrer inneren Unwohlheit keine Mine zu verziehen.
„Tut mir leid Sir, aber ich werde die Zielperson nicht eliminieren…“, dachte sie und sah gleichzeitig, wie irgendwer ihr im selben Moment vor ihrem geistigen Auge das Leben nahm, dennoch rüttelte es nicht an ihrer Entscheidung.
Endlich hatte sie ihr Schiff erreicht, endlich konnte sie fort von hier, fort, wieder „nach Hause“. Erst als sich die Basis hinter dem Horizont langsam zu senken begann atmete sie auf. Seufzte. Egal was sie nun tun würde, immer wäre es irgendwie falsch, zumindest für irgendwen. Sie schaltete den Funk an.
„Hawk an Heath, Heath, hörst du mich, ich weiß, dass du wieder in der Frequenz hier rumhängst.“, kurze Stille, dann ein Klicken.
„Ja Hawk, wie liefs?“
„Ich denke du wusstest, was er von mir will, oder?“, wieder wurde es still, dann kam es leiser an ihre Ohren.
„Ja, aber ich konnte es dir nicht sagen.“
„Schon okay, ich komme nach Hause,… wie geht es ihm?“
„Dem Wolf?“
„Wem sonst?“
„Er ist okay, denke ich.“
„Wehe dir wenn nicht.“, kam es ernst zurück.
„Werde bald wieder bei euch sein. Over and out.“

Superluemmel
03.09.2005, 16:51
Shank's Bar lag im trübem Dämmerlicht der orangefarbenen Deckenleuchten da wie die Hauptstraße einer mexikanischen Kleinstadt zur Fiesta. Die sich langsam drehenden Schatten der Ventilatoren unter der Decke machten den Eindruck, der Barbesitzer wäre eingeschlafen, bevor er das Licht vollends ausschalten konnte, perfekt. Hinzu kam noch, dass der Schankraum völlig verwahrlost war, wenn man von den drei nicht sonderlich aktiven Männern absah.
Einer dieser drei, ein hochgewachsener Bursche mit kurzen, schwarzen Haaren und den kräftigen Oberarmen eines Dockarbeiters, lag mit halb offenstehendem Mund auf einer der kreisrunden Tischplatten. Ab und zu war ein anschwellendes, knatterndes Schnarchen aus seiner Richtung zu hören. Oder aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Speichelfaden und vermengte sich mit der kleinen Pfütze, die sich bereits unter seinem Kopf gebildet hatte. Das gute Dutzend Schnapsgläser auf dem Tisch brachte die Vermutung nahe, dass es sich um eine ziemlich hochprozentige Pfütze handeln musste.
Die verbleibenden beiden Männer gaben ihr Bestes, um den jeweils anderen zu ignorieren, obwohl sie beide gerade einmal zwei Meter voneinander entfernt saßen oder standen. Während der kleinere der beiden vorgab, jedes einzelne Glas auf Hochglanz zu polieren, beschäftigte sich der andere bereits seit einer guten Stunde damit, sein Whiskyglas zu schwenken, dem Klirren der einfach nicht schmelzen wollenden Eiswürfel zu lauschen und ab und zu einen kleinen Schluck zu trinken. Einzig die Ventilatoren unterhielten sich unermüdlich mit monotonem Flappen.
Wieder klirrten die Eiswürfel, wieder kippte der Mann mit der Pilotenjacke einen winzigen Schluck des Whiskys herunter. Der Barkeeper spähte aus dem Augenwinkel zu seinem letzten wachen Gast. Kurz blickte er zurück auf das Cocktailglas in seinen Händen, dann wieder zu dem Gast. Seine Hände scheuchten weiterhin den Lappen über die Innenwände des Glases.
„Du wirst wohl auch nie müde, eh?“
„Hm?“
Der Freibeuter ließ verträumt das Glas auf einer seiner Kanten tanzen. Wie durch ein Wunder tanzte die klare, bräunliche Flüssigkeit mit, ohne auf die Theke zu spritzen.
„Warst doch den ganzen Tag im Hangar sechs, eh?“
Der Barkeeper hob leicht die linke Augenbraue. Sein Auge glitzerte im schwachen Licht.
„Und gestern warst du auch schon da. Die anderen Piloten reden über dich.“
Kaszan hob müde die Schultern.
„Kann schon sein...“
Mit trippelnden Schritten kam der Barkeeper näher. Wenn er das Glas noch sehr viel länger polierte, müsste es bald klarer als der teuerste Diamant sein.
„Hast du überhaupt mal geschlafen?“
Als keine Antwort kam, näherte sich der kleine Mann in dem khakifarbenen Hemd noch weiter.
„Was ist an diesem Schiff so besonders? Du scheinst davon ja richtig besessen zu sein.“
„Sie ist halt nunmal mein Schiff“, erwiderte Kaszan lustlos.
Shank, der Zwerg, war ihm unsympathisch. Schon zuvor, als noch mehr Verkehr in der Bar gewesen war, hatte er ständig seine Blicke wie Laserbolzen in seine Richtung stochern gespürt. Ging ihn die Pandora etwas an? Nein, also sollte er sich gefälligst verpissen. Aber Kaszan wollte noch austrinken, deshalb verkniff er sich noch jeden Kommentar.
„Ihr Himmelsjockies seid schon komische Vögel“, sprach Shank unaufgefordert weiter. Merkte er eigentlich nicht, dass er Kaszan auf den Senkel ging? „Dein Schiff war ja kaum mehr als ein Haufen Altmetall, als es hergebracht wurde.“ Der Eisigel spürte, wie Wut wie heiße Luft durch seine Adern wallte. Whisky entfachte manchmal einfach zu schnell seinen inneren Glutofen...
„Warum machst du dir die Mühe und kaufst dir nicht einfach ein neues Schiff? Genug Credits hast du ja, wie man sagt.“
Die Eiswürfel klirrten. Dann kam das Glas zum ersten Mal seit langem zum Stillstand.
„Andere hätten das Ding schon längst in die Tonne getreten.“
Kaszans Lippen hatten sich bereits zu einem scharfen Kommentar geteilt, als sich die Tür öffnete. Scheinbar war Gott heute auf Frieden aus. Als sich Kaszan auf seinem Barhocker herumdrehte, sah er Stryke eintreten.
„Jo, Lady“, meinte der Freibeuter mit einem Lächeln und hob grüßend sein Glas.

Fighting Faith
03.09.2005, 23:53
Ein Flug ohne Komplikationen, viele Piloten hätten Stryke darum beneidet, ihr hingegen war momentan nicht nach Ruhe und Stille zu mute, lieber wäre ihr ein ordentlich tosender Orkan gewesen und sie mitten in seinem Innersten – doch es hatte ja nicht sollten sein.
So stand sie nun hier, nickte Frost grüßend zu und setzte sich zu ihm. Zwischen ihren Fingern drehte sich der kompakte Speer, immer und immer wieder im Takte einer nicht hörbaren Melodie. Der Ventilator schien nach einer Weile in den Takt einzustimmen, einer Weile, in der kein großes Wort gefallen war.
In tiefen Gedanken versuchen hafteten Strykes Blicke sowohl an der Theke, als auch zugleich in dem endlosen Nichts, was man so zu betrachten pflegte, wenn man nachdachte. Der Ventilator war zu einem beinahe unhörbaren Geräusch geschrumpft, ihre eigenen Bewegungen nahm sie kaum noch war.
„…eliminieren sie ihr Ziel…“, drangen die gefühllosen Worte in ihrem Kopfe wieder. Ihre Blicke wanderten durch die kleine Kneipe, die sicherlich auch schon bessere Tage gesehen hatten und blieben an Frost haften, der soeben seinen letzten Schluck zu leeren schien.
Wieder verging ein ganzer Moment, den sie einfach da saß und ihn beiläufig ansah, dann ließ sie ihren Speer sich zu seiner vollen Größe ausfalten. Dieses vertraute Geräusch in ihren Ohren ließ sie schon längst vertrocknetes Blut wieder riechen. Stryke betrachtete die Spitze der Waffe ohne dabei wirklich den Blick von dem Wolf zu lassen, dann seufzte sie.
„… Es gibt unerdenklich viele Wege im Leben, so unerdenklich viele Möglichkeiten und dennoch ist alles so, wie es gerade jetzt ist. Es scheint keinen festen Regeln zu folgen, keinem Gesetz zu gehorchen und sich von nichts und niemanden beeinflussen zu lassen. Seine Vergangenheit kann man nicht ändern und nichts, egal wie kurz es zurückliegt kann man mehr manipulieren, nur noch das Kommende, das Werdende…“, sie hielt kurz inne, fragte sich, was sie da gerade tat.
„Manchmal steht man vor Entscheidungen, die egal was man tut einen immer auf einen dunklen Weg zu führen scheinen, die Entscheidungen, die zwischen einem Richtig und einem Falsch zu liegen scheinen… Entscheidungen…“, Stryke ließ den Speer zurückschnellen, erhob sich.
„… die man einfach aus einem Gefühl heraus treffen muss, wo man sich vertrauen muss und hoffen, dass es vielleicht doch einen richtigen Weg gibt.“, sie steckte den Speer zurück an seinen Gürtelplatz, verbarg ihn unter ihrer Kleidung, ungesehen.
„Wie oft stehen wir vor solchen Entscheidungen und fragen uns, warum es gerade uns trifft…“, ihre Blicke wanderten zum Barkeeper, der ihren Augen auswich.
„… warum immer uns?“, sie wandte sich ab, seufzte und verließ die Bar. Ihre Schritte führten sie zu dem alten Hangar, in dem nur noch Schrotteile gelagert wurden, auch das Deckendach ließ sich nicht mehr vollends schließen und offenbarte Stryke somit einen Blick auf die Sterne. Sie ließ sich auf der Nase eines alten Schiffes nieder, das auch mal eines ihrer Babys gewesen sein könnte, bevor sie hier ihre letzte Ruhe fanden – ein Schiffsfriedhof, nicht mehr als ein Berg aus Schutt und Ersatzteilen sowie Erinnerungen an Piloten, die nur noch als Akten in einem staubigen Schrank existierten.
Wieder begann Stryke mit dem Speer zu spielen, einer der alten Waffen, von denen sie sich nie zu trennen vermochte, da sie eine Art Seele für sie hatten, wie wohl auch die Pandora und Frost einfach miteinander verbunden waren - auf ihre Weise, mit ihrer eigenen Geschichte.
„Er kämpft für sein Schiff, für seine Ziele, egal wie es um ihn steht…“, ihre Bewegungen wurden langsamer, hielten schlussendlich vollkommen inne.
„Er ist noch ein Mensch mit Zielen, ein Mensch der lebt.“, die kalte Nachtluft strömte in den Hangar hinab, wirbelte Staub auf.
„Ich töte keine lebenden Menschen…“, sprach sie, seufzte leise…
„Kein zweites Mal…“, der Speer blickte sie vorwurfsvoll an, zumindest würde er es sicherlich tun, wenn er Augen hätte. Sie spürte seine Blicke auf sich liegen, spürte, wie sie sich unwohl zu fühlen begann und dennoch wollte sie nicht gehen.
„Nie wieder…“, sie legte sich nieder und betrachtete stumm den Himmel, der ihr Geschichten erzählen zu begann von vergangenen Tagen. Nie wollte er ihr erzählen was auf sie zukommen würde, nur immer erinnerte er sie an das was war, zeigte ihr alte Fehler, alte Freuden… Der Himmel war irgendwann beinahe ein Elternersatz für sie geworden, ein Ersatz, den irgendwann jeder sich suchte, wenn er alleine war obwohl er genau wusste, dass nichts einen Menschen ersetzten kann, der einem nahe stand.

Superluemmel
06.09.2005, 19:36
Kaum hatte Stryke die Bar verlassen, da griff Kaszan in seine Jackentasche. Einige Münzen klimperten über den Tresen und purzelten über die Kante der Theke auf den Boden oder ins Spülbecken. Der Freibeuter hatte sich nicht die Mühe gemacht, sonderlich gut zu zielen oder sie gar aufzuhalten. Sollte dieser Penner von Barkeeper doch etwas tauchen gehen...
„Arschloch“, maulte Shank dem Freibeuter hinterher, der sich jedoch wenig beeindruckt gab und kurzerhand die Kneipe verließ.
Verdammt, er war noch immer viel zu nüchtern, um an diesem Scheißtag ruhig schlafen zu können. Als die Tür klickend hinter ihm zufiel, blickte sich er sich nach Stryke um. Keine Spur von der Lady. Kaszan kratzte sich den Stoppelbart. Um sich zusammenzureimen, was passiert war, brauchte man kein Einstein sein. Jemand hatte Stryke zu sich beordert, sie vermutlich etwas zugeschwallt und der Schwall hatte ihr nicht sonderlich gefallen.
Bingo, schon war die Laune auf ihrem Tiefpunkt. Naja, sowas kam im Geschäftsleben nunmal vor. Wenn der Chef schlechte Laune hatte, ging es der Belegschaft kurze Zeit später meist nicht viel besser.
Was Kaszan beunruhigte, war der Umstand, dass Stryke ihn noch aufgesucht hatte. Hatte ihr Besuch bei Mr. Unbekannt etwas mit ihm zu tun? Wär ja schließlich nicht das erste Mal, dass jemand wegen ihm Ärger bekam. Im Gegensatz zu vielen vorigen „Opfern“, tat es ihm bei Stryke jedoch leid.
Wo könnte die Lady hin sein?
Wölfe suchten die Einsamkeit, wenn es ihnen schlecht ging – zumindest, wenn sie menschlicher Natur waren. Stryke umgab sich zwar mit einem Rudel, doch schien sie anders zu sein als die restlichen Tiere. Sie war ein Wolf, der sich in einen Fuchsbau verkrochen hatte und als solche würde sie immer herausstechen, genau wie es Kaszan immer unter den anderen Söldnern getan hatte.
Diesem Gedanken folgend, fiel es Kaszan nicht allzu schwer, Stryke ausfindig zu machen. In der Basis gab es nicht allzu viele Plätze, in denen man seine Einsamkeit genießen konnte. Einer davon war der Hangar, der wohl irgendwann als Müllhalde zweckentfremdet wurde. Er fand sie auf einem der Schiffswracks liegen, den Blick dem Himmel zugewandt, die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt.
Lautlos näherte sich der Freibeuter, bis ihn eine lose Blechabdeckung scheppernd verriet.
„Jo“, begrüßte er Stryke zum zweiten Mal an diesem Abend und ließ sich auf die Tragfläche des Wracks nieder. Sein Blick wanderte ebenfalls zum offenstehenden Dach und verfing sich irgendwo zwischen den Sternen.
„Selbst eine Küchenschabe nach einer Atomexplosion sieht glücklicher aus als du es im Moment tust. Was liegt dir auf dem Herzen?“

Fighting Faith
14.09.2005, 12:52
„Und egal was der Wolf tut, er wird immer der böse sein, dies ist, was uns die Geschichte erzählt.“ Stryke öffnete ihre Augen und merkte erst jetzt, dass sie nicht mehr alleine war. Wann hatte Frost den Hangar betreten, wie lange hatte er sie wohl beobachtet… hatte er sie beobachtet? Sie wusste es nicht und würde es wohl auch nie erfahren.
Mit einem knappen Wort begrüßte er sie, nun schon zum zweiten Male an diesem Tage, Stryke war nicht sonderlich in der Stimmung für lange Rednerei…
„Selbst eine Küchenschabe nach einer Atomexplosion sieht glücklicher aus als du es im Moment tust. Was liegt dir auf dem Herzen?“, seine Worte verließen seine Lippen und verloren sich in dem Raum, wie die Blicke des Sprechers sich in dem Nachthimmel verloren zu haben schienen.
„Es ist nicht sonderlich schwer betrübter auszusehen, immerhin findet eine Schabe nach einer Atomexplosion leichte Beute in Hülle und Fülle ohne Angst um ihr Überleben haben zu müssen. Auch wenn sie dann alleine ist… was wohl das einzige Manko ist.“, irgendwie schaffte Stryke es, jede gute Sache schlecht und jede schlechte Sache gut zu reden, wenn sie in der passenden Laune dazu war. Nun war sie in einer dieser Launen.
Frost schien sich nicht sonderlich zufrieden mit der Antwort zu geben, vielleicht hatte er etwas anderes erwartet, aber wer hätte das nicht?
„Sagen wir es so, es sind nur ein paar berufliche Probleme, auf die man manchmal im Laufe seiner… „Karriere“ stößt. Es kann einem halt nicht immer alles passen und manchmal muss man Jobs erledigen, die einem gar nicht zusagen…“, obwohl sie ihn nicht ansah und sie wusste, dass er wie sie zum Himmel blickte glaubte sie, seine Augen auf ihrer Haut spüren zu können, wie sie warten auf ihr ruhten, lauernd auf den richtigen Moment.
„Es ist wie Kaffeekochen für einen Informatiker oder so… naja, nur halt auf unser „Berufsbild“ übertragen… nur etwas… härter.“, wieder hielt sie kurz inne, sie richtete sich auf, begann wieder mit der Waffe zu spielen.
„Ich hatte mich immer aus solchen Dingen rausgehalten, hatte treu zu meinem Partnern gestanden, doch irgendwann kam auch ich zu einem Punkt, an dem ich einen solchen Job machen musste… sollte… nun ja… wie soll ich es sagen…“, der kleine Schalter ließ sich den Speer wieder entfalten, die Spitze scharbte kurz über das Metall des alten Fliegers, bevor wieder Stille eintrat.
„Mehr oder minder wurde ich damals von meinem Chef hintergangen und ich habe den Job für meine Karriere getan, damit ich ein besseres Leben habe, zumindest glaubte ich so… doch wie es so oft im Leben ist sieht man erst später, welche einen Blödsinn man getan hat, dann, wenn man es nicht mehr rückgängig machen kann – nie wieder… Und heute… naja… man munkelt, dass der Mensch aus Fehlern lernt.“, sie winkelte eines ihrer Knie an und nutze es, um sich darauf im sitzen abzustützen, ihre Waffe ruhte neben ihr auf der Maschine.
„Aber reden wir nicht immer von mir – ich bin nur ein Mensch wie tausend andere, wenn sie mit mir reden müssten sie es auch mit jedem anderen tun können, nur an vielleicht wärmeren und schöneren Orten… Warum seit ihr mir gefolgt, Eisigel?“, nun waren es ihre Blicke, die auf ihm zu ruhen begannen, als würden sie nach einer Antwort suchen, die sie aber wohl wenn nur in seinem Inneren finden würde, tief tief unter der Haut.

Superluemmel
15.09.2005, 11:04
Der Blick des Freibeuters blieb starr auf den Nachthimmel gerichtet. Irgendwo in der Unendlichkeit des Alls verglühte eine Sternschnuppe als weißer Blitz. Sollte er sich etwas wünschen? Ausnahmsweise wäre ihm sogar etwas eingefallen.
Ach was, verdammte Träumerei...
„Warum ich dir gefolgt bin?“, wiederholte Kaszan die Frage schließlich und schielte aus dem Augenwinkel zu Stryke.
„Sah mir halt stark danach aus, als ob du jemanden brauchst, der dir zuhört.“
Er zuckte die Schultern und verschränkte die Hände unterm Hinterkopf. Sein Blick suchte die Sterne, dann wieder Stryke.
„Kaffeekochen für Informatiker, huh?“
Er dachte einen Moment darüber nach, dann lachte er lustlos.
„Ich glaub, das tun wir wohl alle. Wir kriechen doch alle irgendeinem höherem Tier in den Arsch, damit wir von seiner Wärme leben können. Hab ich auch gemacht, wobei ich wohl eher einem ganzen Tierpark gedient hab. Bin über die Jahre viel rumgekommen. Konnte es nicht haben, allzu lang an einem Fleck zu bleiben.“
Er zog die rechte Hand unter seinem Kopf hervor, hielt sie vor sein Gesicht und begann spielerisch die einzelnen Finger zu bewegen. Obwohl er es bereits hunderte und tausende von Malen beobachtet hatte, übte das Spiel der Muskeln und Sehnen unter der Haut noch immer eine seltsame Faszination auf ihn aus.
„Murphy war wohl die hässlichste Sau, die ich auf meiner kleinen Rundreise getroffen habe. Allerdings auch eine der reichsten. Gezahlt hat er immer gut, der alte Bastard. Allergings... war er nicht der Einzige. Es war ein riskantes Spiel – ich hab viel gesetzt und alles verloren, ohne überhaupt zu wissen, dass mich jemand eingeladen hatte.“
Minuten des Schweigens vergingen, in denen die Sterne in Kaszans Augen schwammen wie winzige Eisschollen.
„Vielleicht ist dir aufgefallen, dass die Pandora ursprünglich als Zweisitzer gebaut wurde. Ist kein Zufall, immerhin hab ich das Mädchen eigenhändig zusammengeschweißt. Tyeah, wie du dir wohl denken kannst, gab es jemanden, der mir sehr wichtig war.“
Ob dieser Untertreibung schüttelte Kaszan traurig den Kopf.
„Scheiße. Ist mittlerweile so lang her und es tut immer noch so verdammt weh, darüber zu reden. Kommt davon, wenn man seine Probleme immer nur vor sich herschiebt. Ist ja auch egal...“
Er lehnte sich erneut zurück und als er erzählte, lag in seinen Augen ein verträumter Ausdruck.
„Sie war so schön, dass ich mich immer wieder wundern muss, dass ich noch immer klar sehen kann. Ihre Augen... von einem tieferen Blau als die Ozeane von Azure. Und ihr Haar glühte feuriger als die Antriebsflamme meines Schiffes bei vollem Nachbrenner. Wenn man durchs Leben streift, trifft man unzählige Menschen. Die meisten lässt man einfach passieren ohne sie weiter zu beachten. Ab und zu bleibt man bei bestimmten etwas länger hängen oder nimmt sie ein Stück weit auf seinem Weg mit. Wie lang oder wie weit das sein mag, ist von den einzelnen Menschen abhängig. In seltenen Fällen kann es sogar vorkommen, dass sie einen ganz bis ans Ende der Gasse begleiten. Das sind dann die wahren Freundschaften, die ein ganzes, verfluchtes Leben lang anhalten.“
Er seufzte und blies eine Wolke der kühlen Nachtluft in Richtung der offenstehenden Hangardecke.
„Das alles würde jedoch noch lange nicht ausreichen, um mein Verhältnis zu Nightsky zu umschreiben. An ihr bin ich richtig hängengeblieben. Sie war wie die Hauptachse eines Karussells und ich eines der bunten Tierchen, die sich ständig um sie herumdrehten. Wär ich ein Rad, so wäre sie die Speichen gewesen, die mich zusammenhielten.“
Kaszans blinzelte, dann lachte er humorlos über seine hervorgebrochene Romantikerseele. Schlagartig wurde er wieder ernst und in seinen Blick trat Verbitterung wie eine große, schwarze Wolke.
„Tyeah, es hat nicht sein sollen. Sagt dir der Name „Citadel“ etwas? War 'ne Orbitalstation, auf der einer der großen Konzerne irgendwelche Experimente mit künstlicher Intelligenz gemacht hat. Murphy war das Ding wohl ein Dorn im Auge, deshalb sind Nightsky und ich hingeflogen, um ein paar Bomben zu legen und die Station in Sternenstaub zu verwandeln. Allerdings gingen ein paar der Sprengsätze hoch, bevor wir das Landedeck erreichen konnten. Murphy schob es auf eine Fehlfunktion, mittlerweile bin ich mir jedoch sicher, dass er die Dinger selbst gezündet hat. Nightsky war ihm immer ein Dorn im Auge. Sie wollte nicht, dass ich für ihn arbeite, ich wollte es ebenfalls nicht. Ich stand ohnehin kurz davor, dem Bastard endgültig den Rücken zu kehren. Vielleicht wollte er mich auch gleich mit erledigen, ich weiß es nicht. So oder so hat er bekommen, was er wollte. Nightsky starb in meinen Armen, mein Schiff trug schwere Schäden davon und ich selbst lag wochenlang im Koma, nachdem ich die Pandora irgendwie im Villain's Hut gelandet hatte. Danach hatte ich fast alles verloren – bis ich wieder halbwegs laufen konnte, war bereits die Hälfte meines Kontos leer und der Rest reichte kaum aus, um die Pandora wieder flugtauglich zu machen. Also kehrte ich trotz allem zu Murphy zurück.“
Seufzend setzte sich der Freibeuter auf und sah aus müden Augen zu Stryke hinüber.
„Wie sagt man so schön? Gott ist ein Kleinkind mit einer großen Lupe in der Hand. Einzelschicksale interessieren das kosmische Gefüge einen Dreck. Trotzdem – ich bin nicht bereit, einfach alles hinzuschmeißen und aufzugeben. Der wichtigste Mensch in meinem Leben musste sterben, damit ich weiterleben kann. Ich kann nicht mehr einfach stehenbleiben und darauf warten, dass mich irgendwer überrollt. Ich hab mein Leben und meine Ziele und selbst Gott wird mich nicht davon abbringen, diese zu erreichen. Und wenn sich mir jemand in den Weg stellt, werd ich ihm zeigen, dass der Eisigel noch immer stechen kann.“

Fighting Faith
15.09.2005, 13:03
Wenn Schicksale aufeinander trafen taten sie es meist nie ohne einen Grund. Das Leben war nicht mehr als eine große, wirklich wirklich große Stadt mit tausend und abertausenden von Gassen, Häusern, Fenstern und Türen,… und natürlich auch Menschen. Jeder Mensch hatte sein eigenes Schicksal, jeder Mensch hatte seine Wege zu leben, seine Straßen zu gehen. Manche schritt er einmal, andere zehn,, hundert oder gar tausende von Malen entlang, bis aus den einst fremden Straßen seine Straßen wurden, die Straßen, die er in und auswendig zu kennen begann, wie auch die Menschen, die ihn vielleicht immer und immer wieder auf diesen Wegen begleiteten. Flüchtige Blicke, Gesichter die man so schnell wieder vergisst wie man sie kennen gelernt hatte, klar gehörte auch das zu dem Großstadtleben, doch manchmal, ja manchmal brannten sich einen manche der Menschen in den Kopf, ihre Bilder, ihre Eigenarten, ihre Verhaltensmuster und wiederum andere sah man Tag ein Tag aus ohne ihren Namen zu kennen, aber dennoch würde man sie irgendwie vermissen, wenn sie nicht mehr da wären.
Das Leben eine Großstadt, in der jeder seine Wege hat und obwohl einen die Bahnen nicht immer vorgeschrieben sind bevorzugen viele doch die bekannten Ecken und Gassen, wie auch bekannte Gesichter, doch warum?
Die Antwort ist mehr als einfach, weil Menschen angst haben zu vergessen und auch wenn es schmerzt gehen sie immer wieder dieselben Wege die sie mit „ihren“ Menschen gegangen waren. Manche wissentlich, manche unwissentlich, so strafen sie sich selbst dafür, auch nur an ein Vergessen denken zu können. Niemand wollte eigentlich vergessen und doch taten sie es alle… fast alle, einige der Menschen, die fast immer nur die dunklen Seiten der Straßen gesehen hatten, sie behandelten das Wissen wie Erinnerungen, wollten vergessen an was andere sich versuchten zu erinnern – niemand sollte je vollkommen glücklich werden, manche nicht mal ansatzweise so sehr wie wiederum andere, vielleicht weil sie nur einmal einen anderen Weg gegangen waren, ein anderes Gesicht gesehen hatte und einen Einblick in eine andere Geschichte bekommen hatten, von der sie vorher niemals hätten träumen können. So war das Leben einst und so ist es noch heute – hart aber ungerecht.
Stryke seufzte. Sie konnte noch nie sonderlich gut mit Verlusten umgehen, sie hatte immer versucht zu vergessen, vergessen all das was geschehen war und doch musste sie sich immer wieder erinnern. Wenn dann irgendwann Momente in ihrem Leben kamen, an denen sie das Pferd von hinten aufzäumen wollte, Erinnerungen wieder lebendig machen, dann verwehrte ihr Geist ihr jegliche Chance.
„Hmm…“ sprach sie, wandte ihre Blicke zum Boden und schwang sich ihnen hinterher.
„Ich glaube wir werden beide noch viel kämpfen müssen in unseren Leben und niemanden wird es interessieren, wie sehr wir dabei verletzt sind oder nicht.“, sie sprang hoch und las ihren Speer auf, stützte sich auf ihn ab als sie noch einmal hinauf zu dem Himmel blickte. Draußen wanderte der Mond in ihr Blickfeld, langsam begannen Wolken aufzuziehen, es roch nach Regen – wie lange waren sie hier gewesen?
Der Speer machte sich klein und suchte sich einen warmen Platz an Strykes Körper, da, wo er immer zu ruhen pflegte, stets ein treuer Begleiter, ein Geschenk, was Leben retten konnte, oder auch zerstören.
„Ich würde euch ja etwas zu Trinken anbieten, wärt ihr nicht gerade aus der Richtung gekommen. Tja, selten dreht man in der Straße um und rennt den selben Weg wieder zurück – oftmals kann man es auch nicht, da man nie die selbe Straße hinter sich finden würde, wie sie vor einigen Sekunden, als man sie entlanggelaufen ist, war.“, sie begann sich an die Zeit zu erinnern, als dieser Hangar hier der Ort war, wo sie das erste mal eine neue Familie gefunden hatte. Hier hatte so vieles in ihrem Leben für sie begonnen und so vieles Zeitgleich geendet, heute war hier nicht mehr als Schutt und Asche und niemanden schien es zu interessieren, niemand schien sich zu erinnern. Am Ende siegte doch immer die Vergänglichkeit.
„Manche Leute würden sich nun in Arbeit stürzen um ihren Kopf wieder etwas Ruhe zu gewähren, andere würden einen nach den anderen kippen und sich mit lauter Musik in der Masse zudröhnen, wiederum andere suchen in solchen Momenten nicht mehr als die Stille und die Einsamkeit in einem alten, trostlosen Hangar voller toten Schiffen und Erinnerungen, die ihr Schicksal langsam zu teilen beginnen.“ Eine kurze Stille legte sich zwischen sie, irgendwo startete ein Schiff, kurz darauf flog es am Himmel über ihren vorbei.
„Nie steht die Zeit still, manchmal könnte sie ruhig etwas Rücksicht nehmen.“, Stryke lächelte, freudig, verträumt, traurig… niemand konnte das wohl so genau sagen.
„Was habt ihr jetzt vor zu tun Eisigel? Wollt ihr hier bleiben, zurück, irgendwohin?“, sie konnte ihn zwar von hier unten nicht sehen, aber sie war sich sicher, dass er sich nicht in Luft aufgelöst hatte.

Superluemmel
15.09.2005, 16:00
„Was ich tun werde?“
Der Eisigel ließ sich über die sanft gekrümmte Schnauze des Raumschiffwracks zu Boden gleiten.
„Willst du das wirklich wissen?“
Ein Lächeln teilte den Stoppelbart des Freibeuters, doch in seinen Augen funkelte es bösartig.
„Nun, sobald ich wieder halbwegs nüchtern bin, werde ich mich zuallererst an mein Schiff setzen und den Rumpf wieder zusammenschweißen. Der internen Struktur geht es soweit wieder ganz gut und die Systeme laufen besser als erwartet. Kannst du vielleicht bei Gelegenheit mal diesen...“
Er suchte nach dem richtigen Namen, gab schließlich jedoch auf und schnippte stattdessen mit den Fingern.
„... deinem Bastlerkumpel fragen, ob er den Kompensator für das Antriebsmodul bekommen kann? Das Ding hat seine beste Zeit mehr als nur überdauert. Ich fürchte, allein schon beim Test könnte mir das gesamte Teil um die Ohren fliegen. Naja, wie dem auch sei...“
Er grinste, fasste sein rechtes Handgelenk und schien den Knochen zu massieren.
„Wenn du jedoch wissen willst, was ich danach vorhabe...“
Der Freibeuter griff in seine Jackentasche, erinnerte sich daran, dass er die Zigarettenpackung weggeschmissen hatte und stemmte stattdessen die Hände in die Hüften.
„Ich denk, ich werd Murphy umlegen. Der Bastard hat's verdient. Diesmal ist er schlicht und ergreifend zu weit gegangen und ich denke, ich bin ihm eine Revanche schuldig. Bin mir zwar noch nicht sicher, wohin sich dieses Schwein verkrochen hat, aber allzu weit ist er sicherlich nicht gekommen. Dafür hat er in Green Haven zuviele wichtige Geschäfte laufen. Sobald die Pandora wieder einsatzbereit ist, flieg ich zu ihm und knips ihm das Licht aus.“
Kaszans Grinsen gewann an Breite, während er den Abzug einer imaginären Pistole betätigte und pfeifend die Luft ausstieß.

Fighting Faith
26.09.2005, 12:42
Und abermals drangen Erinnerungen in ihren Kopf, die sie nicht sehen wollte. Bilder die einen Wolf krängten, einen Wolf, der gefangen worden war, gekettet an einem Halsband dessen Stacheln sich bei falscher Bewegung in seine Kehle bohrten und an dessen Ende der Leine sah sie Murphy, lächeld.
„Einst hat ein Igel den Falken vor diesem Schwein gerettet...“, sie sah Schiffe abstürzen, Kugeln fliegen,... hörte ein Rauschen von toten Funkgeräten – alles nur in ihrem Kopf.
„...und auch wenn der Falke einige seines Hortes durch die Stacheln des Igels verloren hatte...“, Bilder der beiden Kollegen schossen ihr vor die Augen und verschwommen wieder mit der Realität.
„... doch ist er dem Igel was schuldig.“, Stryke wusste, dass die Pandora wohl nicht in dem jetzigen Zustand gewesen wäre, wäre sie damals nicht zwischen Murphys Pläne gestoßen.
„Es ist euer Kampf Frost, dass weiss ich zu schätzen, aber falls ihr später doch noch eine helfende Hand an euer Seite wissen wollt, wisst ihr wo und wie ihr mich finden könnt.“, draußen begann es bereits zu dämmern, immer und immer mehr, es wurde ein neuer Tag geboren.
„Wir stehen schon zu lange hier um nichts zu tun, ich denke die Pandora wartet auch euch... ich werde sehen, was ich wegen der Teile machen kann.“, mit diesen Worten machte sich Stryke auf den Weg, summte eine Melodie, die ihr plötzlich in den Kopf schoss. Sie wusste zwar nicht mehr den Namen des Liedes, aber sie wusste, dass sie es sehr gemocht hatte, als sie noch kleiner gewesen war.
„...einen Kompensator für das Antriebsmodul der Pandora, was ist denn daran so schwer zu verstehen?“, seit guten zwölf Minuten hatte sie nun schon das Telefon in der Hand und gab ihr Bestes um an die Teile der Pandora zu kommen.
„Ich will keine Billigware Sir und ich weiss wie teuer es ist und...“, es machte ein Klick in der Leitung, gefolgt von einigen Tuten. Wütend beendete Stryke den Anruf nun auch von ihrer Seite.
„Man bin ich hier von unfähigen in diesem Stützpunkt umgeben?!“, sprach sie lauter als sie eigentlich wollte und als sie sich wütend umdrehte um die nächste Nummer zu wählen die neben der Türe hing, erblickte sie Heath, der eben in selbiger stand.
„Ich glaube sie haben nur Angst, dass der Boss nicht sehr erfreut wäre wenn sie einem Fremden unsere Teile ausliefern. Lass mich das mal machen.“, er nahm Stryke vorsichtig das Handy aus der Hand und sie schnaubte nur.
„Okay, versuch dein Glück aber ich bin mir sicher dass...“, Heath deutete ihr an zu Schweigen.
„Ja... ich bins Heath, pass auf Wave, ich brauche dringend einen Kompensator für das Antriebsmodul...“, er hielt kurz inne.
„Nein, das hat nichts mit der Pandora zu tun um Gottes Willen, die Blueboxx hatte einen Schaden erlitten bei einem der Flüge und... oh danke... ja... werde ich ausrichten...“, er legte auf und reichte Stryke das Handy.
„Fünf Tage mindestens, es scheint nicht gut auf dem Markt zu stehen, mit etwas Pech kann es... „ein wenig mehr“ werden...“, sagte er und Stryke war baff, warum war sie nur so dumm gewesen und hatte es nicht ebenso gemacht? Eigentlich wollte sie nur wieder schreien vor Wut, doch sie fing sich.
„Danke Heath...“, brachte sie etwas leise hervor und umarmte ihn.
„Immer wieder gut jemand fähigen wie dich in seiner Nähe zu wissen. Ich bin dann mal wieder im Hangar um Frost bescheid zu geben.“ – „Er würde nicht erfreut sein...“, dachte sie sich hintendran.

Superluemmel
03.10.2005, 18:24
Die Hände des Freibeuters zitterten vor Aufregung, als sich seine Hände um den Steuerknüppel der Pandora schlossen. Sein Herz pumpte wie verrückt das Blut durch seine Adern, sein Brustkorb zitterte dabei ebenso nervös wie seine Finger. Kaszans Mund war trocken, immer wieder versuchte seine Zunge sysiphushaft, seine leblosen Lippen zu befeuchten.
Es war soweit.
Sämtliche Anzeigen meldeten ihm grünes Licht. Alle relevanten Systeme arbeiteten zumindest augenscheinlich ordnungsgemäß. In seinem Rücken konnte der Eisigel den Reaktor des Schiffs wie die Stimmbänder eines schmusebedürftigen Katers brummen hören.
Es wurde Zeit, seinem Mädchen die gewünschten Streicheleinheiten zu verpassen.
Kaszans Finger strichen liebkosend über einige Schalter. Eines der Statuslämpchen des Reaktors wechselte auf gelbes Licht, als das Brummen lauter wurde. Gerade als sich Kaszans Stirn in Falten legen wollte, flackerte das Lämpchen, dann wurde es wieder grün. Die Reaktorleistung stieg zwar noch langsam, aber beständig an. Die Vibration der Energiequelle erfüllte mittlerweile das gesamte Schiff.
Kaszans Herz klopfte wie ein Specht beim Nestbau. Hinter ihm schwoll ein leises Heulen an und kündigten von der Bereitschaft der Impulstriebwerke.
Sollte er es wirklich tun?
“Scheiß drauf“, dachte sich Kaszan und verstärkte den Druck auf das rechte Steuerpedal.
Die Schubdüsen auf der Unterseite der Pandora erwachten zu blauglühendem Leben. Ein Ruck ging durch das Schiff, Flammenzungen schossen aus den Düsen und leckten über den Hangarboden. Sprunghafter als erwartet erhob sich die Pandora von ihrem Platz, kippte leicht auf die Seite und näherte sich gefährlich nahe der Hangarwand. Mit einem Ruck des Steuerknüppels brachte der Eisigel sein Mädchen unter Kontrolle und wieder in die Horizontale.
Kaszan konnte einen freudigen Aufschrei nicht unterdrücken. Die Energie des Reaktors pulsierte wieder durch die Stahlvenen seines Schiffes. Und er flog. Ja, obwohl der Hauptantrieb noch immer auf seine Instandsetzung wartete, so verrichteten wenigstens wieder die Steuerdüsen ihren Dienst. Was immerhin ausreichte, um den Jäger in einen Schwebezustand zu versetzen.
Außerdem ging es hier ums Prinzip.
Grinsend bewegte Kaszan den Steuerknüppel leicht nach vorne. Der Rumpf der Pandora neigte sich gehorsam, langsam schwebte das Schiff vorwärts. Das Fauchen der Steuerdüsen wurde lauter, als er den Kurs nach rechts korrigierte und den Jäger mit einer ebenso schnellen wie eleganten Drehung wenden ließ. Einige Hangararbeiter sprangen erschrocken beiseite, als sich das Schiff, von dem wenige Wochen zuvor noch niemand geglaubt hatte, dass es jemals wieder fliegen würde, plötzlich ihnen zuwandte.
„Niemand stutzt mir ungestraft meine Flügel“, murmelte Kaszan zu sich selbst.
Sich wie ein Kind an Weihnachten freuend, ließ er die Pandora seitwärts durch die Luft des Hangars schlittern. Endlich war er wieder in der Luft. Es war wie der erste Schritt nachdem man monatelang im Koma gelegen hatte. Es war ein Schritt zurück ins Leben. Zwar nur einer von vielen, die getan werden mussten, doch es war immerhin ein Anfang.
Als Kaszan gerade zu seiner Ausgangsposition zurückdriftete, sah er über den Außenmonitor wie Stryke den Hangar betrat. Ein breites Lächeln lag auf den Zügen des Freibeuters, als er den Geschützturm der Pandora auf manuelle Steuerung umschaltete. Surrend drehte sich das kuppelförmige Geschütz, klackend rastete der Doppellauf in Richtung der Söldnerin ein.
„Hände hoch, Lady“, sprach Kaszan mit dem typischen Cowboyakzent eines bekannten Revolverhelden durch den Außenlautsprecher.

Fighting Faith
04.10.2005, 07:19
Sie konnte nicht anders, als sie die Pandora wieder unter den Lebenden sah, da musste sie einfach lächeln. Am liebsten wäre sie sofort Frost und dem Schiff um den Hals gefallen, nur beides sollte sich als nicht sonderlich einfach erweisen, zum einen da der Eisigel gerade in seinem Baby saß, zum anderen hatte eben jenes keinen Hals, keinen wirklichen.
„Ich ergebe mich, bitte verschonen sie mich Sir!“, rief sie laut um gegen die Geräusche anzukommen, die hier momentan im Hangar herum keuchten und fleuchten. Langsam hob sie die Hände und wartete ab. Wie ein Kind, dem man das größe Geschenk seines Lebens gemacht hatte, „tobte“ er herum, war sichtlich glücklich und voralledem gut hörbar. Es war, als hätte man einem kleinen Jungen seinen toten Hund wieder in Leben zurückgeholt.
Der Igel war back in action.
Langsam kehrt wieder das normale Leben in diesen Hangar zurück, insofern man es denn seit dem Eintreffen der Pandora und ihrem Piloten als „normal“ bezeichnen konnte. Es dauerte gar nicht mal so lange bis das Baby wieder auf dem Boden der Tatsachen stand und Stryke sich wieder frei bewegen durfte. Schwungvoll und freudestrahlend schwang sich dann auch Frost aus seinem Kind, klopfte es noch einmal lieblich. Gerade setzte er zu einem Satz an, als Stryke ihm schon „ins Wort“ fiel.
„Ja, ich habe es gesehen Frost.“, sprach sie, ohne ihre Augen von ihm und den kleinen Wunderkind zu lassen.
„Ihr scheint auf geraden Wege gen Himmel zu sein, was die Fortschritte angeht, dennoch...“, sie hielt kurz inne, sie flog wieder, es war ein großer Erfolg, doch sowohl es ihm Freude machte, noch freudiger wäre er wohl, endlich wieder wie die anderen Kinder draußen spielen zu können, hoch oben am Himmel.
Ein Junge mit gebrochenem Bein, der lange liegen musste ohne sich bewegen zu dürfen, nun hatte er die schlimmste Zeit überwunden, er durfte wieder auf Krücken gehen, aber dennoch, bis er wieder frei war, rennen durfte und tun und lassen was er wollte, bis dahin würde noch ein wenig Zeit verstreichen, eine Zeit, die vielleicht viel schwerer werden könnte.
„... wir haben versucht was wir konnten, doch der Kompensator für das Antriebsmodul wird wohl noch ein Weilchen auf sich warten lassen, außer sie wollen Billigteile und das habe ich mal ausgeschlossen. Heath hat sein Bestes versucht, dennoch dauert es... naja... nur fünf Tage oder halt ein „wenig“ mehr.“, sie fühlte sich, als hätte sie dem Kind die Krücken geklaut oder seinen Hund ins Nachbarzimmer gesperrt, damit es noch etwas Ruhe hat, dennoch: Frost war wie ein junger Vogel der flügge wurde. Er hatte seine Flügel, seine Federn waren trocken, nun hieß es nur noch auf den richtigen Moment abzuwarten, bis man den Sprung aus dem Nest wagen konnte, um dann nie wieder zu kehren...
Strykes Gedanken blieben an diesem Punkt hängen. Menschen kamen und gingen im Leben, einfach so, dass gehörte dazu und schnell waren sie nicht mehr als eine gelegentliche Erinnerung, ein Schatten- oder Lichtfleck auf der Seele, dennoch musste sie feststellen, würde die letzte Zeit wohl nicht so einfach und schnell vergessen werden.
Sie begann sich an ihren Auftrag zu erinnern, irgendwann würde er unruhig werden und irgendwann, wenn sie ihren Job nicht erledigen würde, dann wäre sie vom Jäger zum Opfer geworden... oder dann wird sie.
Der Blick vom Igel sprach Bände, dennoch hatte er schon ein Wunder vollbracht, er würde auch das nächste noch vollbringen, das wusste sie genau.
Sie wandte kurz ihre Blicke von ihm ab, sah an ihm vorbei zum Schiff und irgendwie ließ das Gefühl nicht von ihr ab, nicht nur dem Kind die Krücken geraubt zu haben, sondern eher seine Freunde oder Eltern... oder seine Hoffnung.
„Bald wird sie wieder unaufhaltsam fliegen, mit ihnen Frost, irgendwo dort oben, fern ab von diesem Hangar und der hiesigen Welt, denke ich.“, vielleicht sollte auch sie einfach fliegen, weg von hier, von ihrem Hort, doch wohin, wenn nicht wieder zurück?
Ein Wolf kehrte immer wieder zu seinem Rudel zurück, und sie hatte hier ihren Job, ihre Position, ihre Freunde, doch wie lange würde sie sie noch haben, wenn nicht bald der Wolf sein Opfer finden würde...?
Nein, kein Wolf tötete einen anderen, niemals.
Und so wurde es still.

Superluemmel
04.10.2005, 14:02
Und mitten in der Stille griff Kaszan nach ihrer Hand.
„Dann komm mit mir.“
Die Worte waren leise, doch voller Entschlossenheit. Er spürte die Wärme ihrer ungleich sanfteren Finger in seiner linken Hand, hielt ihren Blick mit seinem eigenem fest, als sie ihn abwenden wollte.
„Ohne dich wäre ich damals in der Wüste gestorben, zusammen mit meinem Schiff. Dank dir habe ich wieder die Kraft gefunden, aufzustehen und meine gebrochenen Flügel zu heilen. Sobald ich den Kompensator eingebaut und die Triebwerke repariert habe, wird die Pandora wieder zum Himmel aufsteigen. Willst du wirklich hierbleiben? Zwischen all diesen Männern die du gleichzeitig Freunde und Fremde nennst? Die Pandora wurde niemals als Einsitzer konzipiert. Wir könnten diese gottverdammte Welt gemeinsam hinter uns lassen.“
Und sobald der Planet nichts weiter als einer von unzähligen Lichtpünktchen in der ewig schwarzen See des Alls war, würde Murphy seine Abrechnung bekommen. Er war zu weit gegangen und dafür würde er nun endlich bezahlen. Für all die Jahre der Ausbeutung. Für all die Jahre des Schmerzes.
Für all die Jahre der Einsamkeit.
Schon bald würde der Eisigel einen Schlussstrich unter das Kapitel „Murphy“ setzen.

Fighting Faith
05.10.2005, 10:43
Ein Herzschlag, eine Sekunde.
Ein Herzschlag, eine Sekunde.
Ein Herzschlag, noch eine Sekunde, wie in Zeitlupe, wie das Ticken einer Uhr in vollkommener Stille. Stryke spürte tief in sich einen Instinkt, der ihr den Befehl zur Flucht meldete, als wenn sie bei etwas ertappt worden wäre und dennoch, sie konnte nicht. Ihre Augen ruhten weiterhin auf seinen, versuchten zu verstehen, warum er so handelte, was ihn trieb. Sie spürte die ungewohnte Berührung, dachte nach oder eher sie versuchte es.
- Manchmal überrumpelte das Leben auch die Wachsamsten.
„... Frost, ich...“, sie suchte nach Worten, schloss kurz die Augen, atmete durch. Sie erinnerte sich an den Moment, als er ihr sein Baby gezeigt hatte, seine Worte, ein Teil seiner Geschichte zwischen unendlichen von anderen. Sie öffnete die Augen wieder, sah ihn an.
„... ich denke die Pandora kennt ein anderes Leben als das meinige. Sie hat besseres verdient als... als... nunja, als das Blut einer Jägerin an ihren Plätzen.“, sie blickte ab, hielt inne. Die Pandora bedeutete ihm so viel, war ein so großer Teil seines Lebens, warum sollte gerade die diesen Platz einnehmen dürfen?
„Seht mich an.“, sie versuchte seine Gedanken aus seinen Augen zu erfassen nur eine einzigen, nur ein Fetzen, aber es sollte nicht sein.
„Ich ziehe jeglichen Dreck, Schmutz und Ungeziefer magisch an und meist will mir letzteres an die Gurgel aus alten Geschichten heraus, an die ich mich nicht einmal mehr erinnere.“, manche Menschen änderten sich nie.
„Ihr seit der stolze Pilot eines ebenso stolzen Schiffes und ihr habt einen risigen Lebensdrang. Wäre ich damals nicht in euer Leben getreten wäre es nie so gekommen wie es ist, ihr hättet diese Sorgen nicht. Ihr wärt nicht abgestürzt, ich war es euch schuldig euch da rauszuholen, ich konnte euch nicht aufgeben doch ihr wart es, der den Willen hatte zu leben, ohne diesen Willen wärt ihr wohl...“, Stille.
„Man ich rede Blödsinn, verzeiht aber ich... ach... keine Ahnung.“, ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab.
„Der Platz in der Pandora war einem wichtigen Menschen gewidmet und nicht, ja... gute Frage... also...“, sie versuchte verzweifelt sich irgendwie auszudrücken, dann lachte sie leise.
„Ich muss verdammt dumm dastehen gerade, aber ihr habt mich gnadenlos überrumpelt und mir die Worte geraub. Ich habe echt keine Ahnung was ich sagen soll.“, etwas verlegen blickte sie hinab, ihre Augen lagen auf ihrer Hand, dann sah auf.
„Aber he, ihr habt warme Hände für jemanden, der Frost heisst.“, ein Lächeln flog über ihre Lippen.
„... so manches Mal wünschte ich mir hier im Hangar Taschenwärmer, ich wandelnde Frostbeule... naja und entweder sagt ihr nun etwas oder ich brauche einen Duden um fortzufahren oder wir...“, sie versuchte sich gerade die Szene aus den Augen vorzustellen, die sie selbst gerade anblickte. Sprunghaft hatte sie versucht irgendwie Worte zu finden und am Ende war sie ganz wo anders gelandet und hatte nichts ausgesagt.
„... wir tun etwas, wo ich weniger reden muss.“, sie lachte.
„... sowas wie eure Arbeit würdigen und die Besserung der Pandora feiern... oder , schlagt ihr etwas vor, worauf ihr Lust hättet, wonach eurem Herzen gerade begeht – ihr habt euch eine Arbeitspause ja wohl wahrlich verdient und etwas Ruhe. Kann ich vielleicht irgendetwas für euch tun?..."

Superluemmel
15.11.2005, 23:16
Sie fragte ihn, ob sie etwas für ihn tun konnte. Wonach sein Herz gerade begehrte. Und wollte etwas tun, bei dem sie weniger reden mussten.
Nun, Kaszan hatte eine Antwort parat, die auf alle drei Fragen passte.
So zog er sie sanft an sich heran, senkte den Kopf und küsste sie.
In diesem Moment war ihm alles egal. Es war einer jener Momente, die einzig von den Gefühlen gelenkt wurden. Hätte er in diesem Moment seinen Verstand befragt, hätte er mit Sicherheit anders gehandelt.
Doch hätte sich das gelohnt?
In diesem Moment war es dem Eisigel egal, ob er inmitten eines gut besuchten Militärhangars stand. Ihm war es egal, ob Strykes Rudelgenossen zu gaffen anfingen, ihn auslachten oder dumme Sprüche riefen. Es war ihm ebenso egal, welche Folgen seine Reaktion haben würde – selbst wenn ihm Stryke als Ausgleich für seine Dreistigkeit kurzerhand den Kopf abschlug. In diesem Moment wäre es ihm sogar egal gewesen, wenn die Welt um sie herum explodiert wäre.
Dieser Moment sollte nur ihnen gehören. Scheiß auf die Folgen.
Denn für diesen Moment hatte es sich auf jeden Fall gelohnt.
Als er sich schließlich von ihr löste und sie ihn aus vor Überraschung weiten Augen anstarrte, berührte er mit seinen Fingerspitzen ihre Wange.
„Wenn du Schmutz anziehst, so bin ich wohl der größte Dreckskerl jenseits der Erde. Lady, ich denke du hast etwas besseres verdient als ein Leben in den Schatten dieser Welt. Vielleicht wär dir dann auch nicht mehr kalt.“
Er schenkte ihr ein warmes Lächeln, bevor er sich umdrehte und in Richtung Ausgang schritt. Ja, vermutlich würde seine zugegebenermaßen überstürzte Aktion Folgen haben. Dennoch konnte dieser Gedanke das Lächeln des Eisigels nicht trüben. Er war dem Tod von der Klinge gesprungen und dabei auch noch gleich wieder das Fliegen erwähnt – wer konnte bei so einer Geschichte schon vernünftig bleiben?
Letzten Endes hatte es sich gelohnt.

Fighting Faith
16.11.2005, 09:48
Wie alleine man doch war, wenn alles um einen herum nicht mehr zu existieren schien. Wenn Ereignisse sich überschlugen suchte der Körper manchmal diesen Weg als den seinigen, um sich Zeit zu nehmen um ein wenig Nachdenken zu können – nachdenken, um zu verstehen.
Ihre Blicke gingen dem Eisigel nach, doch sie tat keine Anstalten ihm zu folgen. Es war wie ein schwach beleuchteter Tunnel in einer dunklen Welt, an dessen Ende er nun einfach so verschwand, sie hier stehen lassend.
Noch immer spürte sie die Berührungen vom ihm, wie sie langsam aber sicher verklommen, wie ihr Echo stiller wurde. Ein Echo aus Gefühlen und Worten, aus Empfindungen und einfachen nervlichen Reizen. Ein leerer Kopf – überfordert? Überrascht?
Ja, das würde es sein.
Eine Berührung auf der Schulter ließ sie erwachen aus ihrer Trance. Instinkte und Reflex griffen wieder, ihr Speer schnellte hervor und ruhte an der Kehle... an der Kehle einer „ihrer Männer“.
„Ähm... Stryke?“, sie sah ihn durchgehend an, atmete schwer auf Grund des Schreckens.
„Könntest du bitte...“, seine Augen rollten hinab auf die Klinge der Waffe, seine Hände ruhten halb erhoben in der Luft. Mit einem Klick zog sich die Waffe zurück, Stryke schüttelte ihr Haupt.
„Verzeih, ich war gerade... nicht ganz bei mir.“, ihre Blicke schienen ihren Gegenüber einfach zu durchwandern und blieben auf dem Schiff dahinter hängen. Die Pandora stand dort und war auf bestem Wege wieder gesund zu werden – so wie ihr Pilot.
„Was war...“, ihr Fokus wanderte wieder auf den Sprechenden, er verharrte mitten im Worte.
„Egal was du sagen willst, vergiss es, vergiss alles und mach weiter wie immer. Ich habe zu tun.“, sie wandte sich ab und ging, ihre Waffe zwischen den Fingern drehend.
„Du hättest ihn von hinten zu Fall bringen können, er wäre eine leichte Beute gewesen in dem Moment, er wäre...“, sie schüttelte die Gedanken ab. Innerlich knurrte der Wolf in ihr sein zweites Ich böse an, kurz bevor er es vertreiben oder niederringen würde.
Stryke verließ den Hangar, ihre Blicke wanderten den Gang hinab, sowohl zur Linken, als auch zur Rechten, wo wollte sie hin und was wollte sie dort?... Was wollte sie überhaupt?
- Was wollte sie?
Ihre Hand berührte nachdenklich ihre Wange, ihre Augen musterten nachdenklich ihre Fingerspitzen, als würde sie dort hoffen irgendetwas zu finden, was ihr die Entscheidung abnehmen würde, doch so sollte es nicht sein.
Einer Fährte folgen oder Ruhe suchen? Sie war im Moment zu verwirrt um irgendetwas gescheites zu tun. Ohne nachzudenken führten ihre Schritte sie die Treppe hinter dem Notausgang empor bis sie nach einer ganzen Weile im dunklen Dämmerlicht eine schwere Metalltür erreichte. Auf der anderen Seite erwartete sie eine Menge frischer Luft und eine Aussicht über ein ganzes Stück wüsten Landes. Hier zwischen den Felsen unter dem kleinen Vorsprung war der Ausgang so ungesehen, so unscheinbar – und der Platz einfach nur ideal um einen Moment nur da zu sitzen.
Ihr Rücken rutschte müde an dem rauen Stein hinab bis ihre vier Buchstaben schlussendlich vom kühlen Boden willkommengeheißen wurden. Sie seufzte, schüttelte den Kopf und blickte hinauf zum Himmel.
Manche Mäuse kann man in den Labyrinthen schon damit verwirren, nur eine einzige Wand ein wenig zu verschieben, das sie ein ganzes Weilchen brauchen bevor sie einen neuen weg finden. Nur diese eine Wand ließ das ganze Gesamtbild anders aussehen...
Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen, einfach den Wind genießen, der sich an den Felsen brach, einfach... wenn es nur immer so einfach wäre.
„Er tut es nur weil er weiss, dass ich ihn töten soll, er will mich verwirren, sein Leben retten, er will...“, sie hielt inne, seufzte.
„Vielleicht will er auch einfach nicht mehr alleine durch die dunklen Wälder streifen - rudelloser Wolf.“
Nähe, Wärme, Gefühle – es ist wie eine Sucht, die einen ins Verderben treibt. Sie macht einen blind, verletzlich, schwach und dennoch würde man eher leiden, stumm und ungehört nach mehr schreien als auch nur an den Versuch zu denken aufzugeben. Einmal angefangen kann man nicht einfach so aufhören. Einmal angefangen...
Sehnte sie sich nach seiner Nähe?
Eindeutig konnte sie diese Frage nicht verneinen, auch wenn sie sie zeitgleich nicht sicher bejahen konnte...
Was trieb den Igel?
- Sie würde wohl nach Antworten suchen, wenn sie denn Worte finden würde.
Leise fiel die Metalltür hinter ihr in die Angeln und Stryke verschwand im Inneren des Gebäudes, auf der Suche nach etwas Wärme.

Superluemmel
16.11.2005, 12:42
Das Quartier war dunkel, die Deckenleuchten schon seit Stunden kalt und blass. Und es war still. Dunkelheit und Stille – zwei Zustände, die den meisten Menschen Angst oder Unwohlsein bescherten. Doch ebenso eine Gesamtkonzeption der Ruhe, ein Bilderrahmen der Ausgeglichenheit, in den sich der Künstler setzen konnte, um seine Gedanken in dem beengten Umfeld einzufangen.
An diesem Abend war Kaszan ein Künstler. Sein Schöpfungswerkzeug bestand einzig und allein aus einem bedrohlich scharfen Messer, seine Kreation aus einem Gegenstand, der ihm Jahr für Jahr immer wieder zwischen die Finger glitt. Jahr für Jahr schritt er seiner Perfektion näher und damit auch der Erfüllung seines Schicksals. Des einen Zwecks, für den er ursprünglich geschaffen worden war.
Diese spezielle Schöpfung Kaszans diente nur diesem einem Zweck; er war in ihrer Natur fest verankert und an diese stupide Einfachheit gebunden. Sie war eine seiner einfachsten Kreationen, sowohl in ihrer Form wie auch in ihrem Nutzen. Vermutlich war sie deshalb auch eine seiner schlechtesten.
Dennoch liebte er sie.
Und diese Liebe war in jeder Bewegung zu erkennen, mit der das Messer die silberne, sanft ansteigende Oberfläche seiner Schöpfung streichelte und dabei jede noch so mikroskopisch kleine Unebenheit mit sich nahm. Wenn man bedachte, wie oft der Freibeuter dieses Ritual schon zelebriert hatte, mochte man annehmen, dass die Oberfläche längst spiegelglatt sein müsste. Doch selbst wenn sie es war – für Kaszan spielte es keine Rolle. Es ging um das Ritual selbst, weniger um dessen Sinn. Vermutlich würde seine Schöpfung niemals perfekt sein.
Zumindest nicht, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatte.
Danach würde sie ohnehin in Vergessenheit geraten. Doch bis dahin würde er sie weiter perfektionieren, selbst wenn diese Perfektion nur in seinem Kopf Wirklichkeit werden konnte.
So fuhr er langsam mit dem Messer die Krümmung entlang, fast ohne dabei wirklichen Druck auszuüben. Millimeter für Millimeter arbeitete er sich vorwärts, während er dem Lied lauschte, das die Messerschneide beim Schaben über das Metall sang. Im Dämmerlicht der Schreibtischlampe blitzte die Klinge, wenn er sie zur Seite drehte um die Finger zu dehnen, feiner Metallstaub glitzerte auf dem Papier, dass er als Unterlage ausgebreitet hatte. Behutsam zeichnete er mit dem Messer die dünne, kreuzförmige Narbe nach, welche die Spitze des grob kegelförmigen Gegenstandes teilte. Die Narbe war ein Schönheitsfehler, allerdings nur rein optischer Natur. In Wirklichkeit brachte sie seine Schöpfung ein beträchtliches Stück näher an ihre Perfektion. Irgendwann, kurz vor der Erfüllung ihres Schicksals, würde die Narbe erneut aufbrechen, nein, eher aufblühe. Und dabei würde sie den Samen tiefster Befriedigung in Kaszans Herz pflanzen. Danach durfte sie jederzeit verblühen...
Der Freibeuter hielt in seiner Arbeit inne. Das Messer wurde beiseite gelegt. Er fasste seine Schöpfung zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie ins Licht. Obwohl das Licht der Lampe schwach und gedämpft war, brach es sich auf der Krümmung so grell, dass es in den Augen stach. Kaszan hauchte das Metallstück an, um ein paar Metallspäne zu vertreiben. Fasziniert und mit leichtem Stolz beobachtete er, wie die warme Atemluft Nebel auf dem Metall entstehen ließ, der jedoch kurz darauf in sich zusammenfiel, bis er erneut die klare Spiegelung seines Gesichts sehen konnte.
Er wusste, tief in ihrem Inneren trug seine Schöpfung einen Namen. Auch wenn er ihn nicht sehen konnte, wusste er genau, um wessen Namen es sich handelte.
Kaszan ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und streckte den rechten Arm aus, während er die Patrone an den Platz zurückschob, den er ihr vor vielen Jahren zugedacht hatte.
Er gönnte sich einen Moment der Ruhe und schloss die Augen. Versuchte, in der Dunkelheit die Zukunft zu sehen. Natürlich sah er nichts. Nichts weiter als einen rasenden Strudel aus Millionen von Möglichkeiten. Doch etwas hatte sich in diesem Strudel geändert. Jemand hatte einen Stein hineingeworfen, einen, der gerade groß genug war um nicht vollständig aufgesogen zu werden und deshalb einen Teil des Abflusses verstopfte. Nun führten alle kommenden Ereignisse unweigerlich an diesem neuen Hindernis vorbei, mussten sich aneinander vorbeiquetschen, um weiterströmen zu können.
Konnte es sein, dass der Abfluss völlig verstopfte?
Gut möglich. Das Risiko war es wert.
Der Eisigel schlug die Augen auf, stieß sich ein Stück weit vom Schreibtisch ab und schwang die Beine auf den Tisch. Er fischte die Pistole aus seinem Halfter, ließ das Magazin herausschnellen und hob es ins Licht. Acht Patronen fehlten – die Hälfte des Magazininhalts. Wurde wohl mal wieder Zeit für eine Tankfüllung. Man konnte nie wissen, wann man sie das nächste Mal brauchen würde...

Fighting Faith
16.11.2005, 13:03
Stryke betrachtete die Tür, die im Halbdunkel des Ganges lag. Ihre Blicke ruhten schon seit einer schier unendlichen Zeit auf der Klinke, ihr Körper schien schwer. Sie seufzte, hohlte tief Luft und griff nach der Klinge, doch kurz bevor ihre Haut das Metall berühren konnte hielt sie inne.
Was würde sie überhalt sagen wollen?
Stryke machte einen Schritt auf die Tür zu, nahm die Klinke in die Hand und schien eine halbe Ewigkeit in dieser Position zu verharren, doch wen sollte es stören? Außer ihr geisterte, oder eher streunte, niemand hier im Halbdunkel umher. Zumindestens niemand den sie sehen würde.
„Irgendwann musst die die Klinke runterdrücken, oder es tut wer anders für dich...“, drangen ungesprochene Worte an ihr Gehirn,
„Du kannst hier nicht ewig stehenbleiben...“, ein letzte Mal atmete sie ein um die Klinke hinabzudrücken. Mit einem Schritt wollte sie dir Türe öffnen und den Raum betreten, sich dem Moment stellen, doch nichts geschah. Die Türe blieb geschlossen.
“Verdammt, du kannst nun nicht klemmen...“, fluchte Stryke leise vor sich hin, lehnte sich mit beiden Armen auf die Klinke, gab mehr Druck gegen die Türe. Wieder nichts. Keinen Millimeter wollte sie Strykes Vorhaben entgegenkommen.
Ein leises Grummeln hallte durch den Flur, gefolgt von einem letzten Versuch die dumme Türe zu öffnen... Leider endete dieser Versuch darin, dass Stryke begleitet von einem gewaltigen Knacken und der Türklinke fest in ihrer Hand die Tür hinabrutschte.
„Gottverdammt ich bin doch nicht blöd und...“, sie ließ die Klinge zu Boden fallen und betrachtete das Schild an der Türe.
Ein Weilchen verstich. Einer der Momente ohne erkennbare Zeit.
Es war die falsche Türe.
Ihre Augen wanderten den Gang ein kleines Stückchen weiter hinab und blieben an der nächsten Tür hängen. Was sollte man nur von ihr denken? Was tat sie hier bloß?
Stryke seufzte.
„Vielleicht sollte ich es aufgeben heute noch irgendwas zu tun, egal was ich tue es geht eh in die Hose. Verdammt.“, ohne Nachzudenken schritt sie den jahrelang bekannten Weg (einige Meter weiter) zu der Türe, öffnete sie um sich müde aufs Bett zu werfen, als ihr Kopf ihr verdeutlichte, dass sie nicht alleine war.
Gedankenverloren war sie nun also in das Zimmer geplatzt und stand einfach so da, nur ihr Herzschlag schien die Stille hier wie eine schafe Klinge zu zerteilen.
„Argh, ich wollte mich nur hinlegen, verzeiht ich bin gerade etwas... nunja... ach vergessen wir das.“, sie lächelte, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Ausgang zum Gehen zu, in der Hoffnung es zu schaffen bevor die Schamesröte ihren Kopf erreichen würde.
"Ich hoffe ich habe euch nicht gestört..."

Superluemmel
17.11.2005, 10:53
„Nicht im Geringsten.“
Das Magazin rastete wieder ein, die Pistole kehrte in ihr Halfter zurück. Mit einer Drehung des Sessels nahm Kaszan die Beine vom Tisch und wandte sich Stryke zu.
„Solange es dich nicht stört, dass ich hier an geladenen Waffen herumfummel.“
Er stand auf, streckte sich. Für Sekundenbruchteile glänzten seine Augen kalt im trüben Licht, als er mit der linken Hand über seinen rechten Unterarm strich, bis er über dem Ellenbogen verharrte.
Dann lächelte er, mit einem Blinzeln verschwand die Kälte
„Ich will dich nicht aufhalten. Du siehst auch wirklich aus, als könntest du den Schlaf gebrauchen.“
Schweigen folgte. Sie stand schon fast im Türrahmen, er halb auf die Kante des Schreibtisches gestützt. Durch die geöffnete Tür drang das rhythmische Stampfen der Lüftung.
Kaszans Linke wollte zu dem auf dem Tisch liegenden Messer krabbeln, damit er irgendetwas in der Hand hatte. Er hielt sie zurück. Stattdessen suchte er abermals Strykes Blick.
„Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?“, fragte er sanft.
„Diese Welt rottet langsam vor sich hin und mit ihr alle Menschen, die auf ihr leben. Hätte ich gewollt, dass der zweite Sitz der Pandora unbesetzt bleibt, so hätte ich ihn längst rausgeschmissen. Sobald der Antrieb repariert ist, verschwinde ich von hier. Bist du dir wirklich sicher, dass du hierbleiben willst?“

Fighting Faith
18.11.2005, 08:38
Hierbleiben...
„Bist du dir sicher das du hierbleiben willst?“
Hier.
Wo ist hier?
Hier in diesem Raum?
Hier in diesem Hangar?
Hier auf dieser Welt?
... hier.
Einfach nur hier.
Stryke hatte ein wenig innerliche Ruhe gefunden, vielleicht weil sie etwas hatte, über das sie nachdenken konnte, was sie ablenkte. Ihre Blicke verließen nur für einen kurzen Moment die Augen ihres Gegenübers um kurz die Türklinke zu fixieren, die Tür zu schließen. Schnell fanden sie wieder ihr Ziel, nur der Rest von ihr schien etwas deplaziert im Raum zu stehen, vor oder hinter der geschlossenen Türe zwischen dem Rahmen – je, wie man es betrachtete.
Ihre Augen wanderten an Frost hinab und trafen schlussendlich auf den Boden, der zurückzublicken schien. Ein Moment der Stille war eingekehrt und hatte sich langsam bekannen einzunisten, ohne, dass ihn jemand danach gefragt hätte und ohne jegliche Erlaubnis.
Plötzlich blickte sie wieder auf, suchte Antworten auf Fragen die im Raum standen.
„Wenn man nichts mehr zu verlieren hat lässt man sich auf Dinge ein, die man sonst nie für möglich gehalten hätte, nicht wahr?“, ihre Gedanken flossen träger in ihrem Kopf als der trübe Honig vom kalten Stahl des Löffeln in der Kantine, wenn sie sich ihren täglichen Tee zu gönnen pflegte. Leider gab es auch kein Mittel, diesen Stahl nun zu erhitzen, die Gedanken anzutreiben – es wäre eh nichtig gewesen. Zeit war einfach manchmal nichtig.
„Doch egal wie viel man verliert, irgendwas hat man immer noch, was man noch verlieren kann.“, sie blickte durch den Raum, ihre Gedanken wanderten durch das ganze Gebäude und all den Erinnerungen, die hier an den Wänden mit unsichtbaren Buchstaben geschrieben standen.
„Dennoch denke ich, dass man manchmal mehr verliert wenn man zu Hause bleibt, als wenn man hinaus in den ungewissen Kampf zieht.“, am Ende ihrer Reise hatten sich die beiden Augenpaare wiedergefunden. Stryke schritt durch den Raum vorbei an Frost, ließ sich auf der Kante der Matraze nieder.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“, sie lächelte ihn an, bevor sie ihre Blicke auf ihre Hände senkte, Finger aufeinander tippend, nur, um irgendetwas zu tun.

Superluemmel
19.11.2005, 23:53
„Der Kampf wird verdammt ungewiss.“
Kaszans Hand hatte das Messer vom Tisch gefischt. Er hielt die scharfe Klinge locker zwischen zwei Fingern, so, wie es andere vielleicht mit einem Kugelschreiber getan hätten. Kurz starrte er das Werkzeug an und hing seinen Gedanken nach. Dann blickte er zurück zu Stryke. Das Messer begann zwischen seinen Fingern zu rotieren.
„Mir ist nicht viel geblieben... seit Citadel.“
Er seufzte, schmiss seinen Blick durch den Raum, fand nichts, woran er hängenbleiben konnte.
„Ich habe viel gewagt, als ich damals auf Murphy losgegangen bin. Gewonnen hab ich nichts. Eher das Gegenteil. Inzwischen steh ich fast alleine da. Die meisten meiner sogenannten „Freunde“ haben mir längst den Rücken zugekehrt. Meist konnte ich froh sein, wenn sie mir nicht noch gleich den Stinkefinger gezeigt haben. Oder längst tot sind...“
Der Freibeuter stand auf, klopfte sich imaginären Staub von der Kleidung, steckte das Messer ein.
„Tja, das kommt davon, wenn man den Aufstand proben will. Irgendwer schnappt sich immer eine Decke und erstickt das Feuer.“
Kaszan lächelte und seine grauen Augen leuchteten im Halbdunkel.
„Trotzdem werde ich es wieder tun. Ich bin mir selbst nicht sicher, warum. Vielleicht ist es irgendein Zwang in mir, der mich dieselben Fehler wiederholen lässt. Vielleicht bin ich auch einfach zu starrsinnig, um eine Niederlage einzugestehen. Ich war schon immer ein lausiger Verlierer.“
Er folgte dem nervösen Spiel ihrer Finger. Warum fühlte sie sich so unbehaglich? Nur, weil er sie geküsst hatte? Oder gab es einen anderen Grund?
„Ich denke, ich sollte mich besser hinlegen. War ein anstrengender Tag und ich werde einen klaren Kopf brauchen, um den Antrieb zum Laufen zu bekommen. Es ist nur dass...“
Dass was? Tja, was war es eigentlich?
„Es ist nur dass... Ich bin verdammt froh, dass du dich umentschieden hast.“

Fighting Faith
21.11.2005, 08:48
Ihre Augen folgten jeder seiner Bewegungen wie ein halbverhungerter Hund dem Knochen. Keine seiner Handlungen blieb ihr verborgen, es war als würde sie eine neue Spezies studieren.
Warum es so war? – Sie wusste es nicht.
Immer wenn er zu reden begann beobachtete sie die Bewegungen seiner Lippen, als würde sie die Worte von ihnen ablesen, anstatt sie mit ihren Ohren aus der Luft zu fischen.
„Man kann dich ja nicht unbeaufsichtig lassen, nicht das du wieder Blödsinn baust.“, ein Lächeln huschte über ihre Lippen für einen Moment, sie atmete lange aus, einem stummen Seufzen gleich.
„Wir haben dich immerhin nicht zusammengebastelt damit du gleich wieder... beinahe hopps gehst – auch wenn du vielleicht einen gewissen Hang dazu hast.“, sie wandte ihren Blick von ihm ab und ließ ihn zu Boden sinken. Ihre Hände hatten aufgehört sich zu bewegen, stattdessen griffen die Finger nur wie die Glieder einer Kette ineinander, ausharrend, wartend... nur auf was?
„Und du hast wohl Recht, es war ein anstrengender Tag und du wirst wohl deine Kräfte für morgen brauchen.“ Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen, hörte, wie er sich umdrehte, vernahm den Klang des ersten Schrittes, bevor sie sie wieder öffnete. Noch bevor sich ihre Augen an das Licht anpassen konnten machten sie seine noch etwas verschwommene Scheme ausfindig – intuititiv griff sie nach seiner Hand, er blieb stehen, vll so verwundert wie sie.
Währned die Zeit nicht mehr zu sein schien als das zähe Harz eines Baumes, dass sich einen Weg durch die tiefen Furchen der verletzten Rinde bahnt, wandte er sich zu ihr um. Was sollte sie nun sagen? Was tat sie da?
Stille legte sich wie ein Nebel über sie – nur die Lüftung rauschte unbeharrlich weiter. Ihre Blicke, wie oft hatten sie sich heute schon getroffen? Erneut verließen sie ihn, wanderten zu ihrer Hand, zu Boden, doch all das nur um dann wieder auf seine zu treffen, mehr als etwas verlegen sah sie ihn an.
„Ähm... Ich denke ihr solltet hier schlafen, wie auch die letzte Zeit, ich bin die, die gehen sollte.“, für einen kurzen Moment sammelte sie sich, bevor sie sich erhob, kurz die Augen schloss, durchatmete. Sie hielt immer noch seine Hand, spürte die Wärme, spürte...
„Oh, ich sollte euch vielleicht loslassen...“, verlegen wie ein kleines Mädchen blickte sie etwas beschämt zu Boden, lächelnd... Loslassen? Auch wenn ihr Kopf ja sagte, irgendwie schien etwas anderes in ihr das Gegenteil überzeugender zu finden. Und so verging wieder eine Sekunde, ohne, dass irgendetwas geschah.

Superluemmel
13.12.2005, 11:43
Als sie seine Hand ergriff, stoppte sein Körper augenblicklich jede Bewegung. Ein Schauer jagte über seinen Rücken, er spürte, wie sich jedes einzelne Härchen streckte. Wie ein Windhauch, der über eine Wiese voller Langgras streicht.
Er fühlte die Umarmung ihrer Finger um seine rechte Hand. Doch was fehlte, war die Wärme ihrer Berührung. Seine Hand sagte ihm, dass ihre Hände da waren, dass der Kontakt bestand. Das wirkliche Gefühl konnte sie ihm jedoch nicht vermitteln.
Hastiger als gewollt, griff er mit der Linken zu. Wieder ein leichter Schauer. Diesmal war sie jedoch da, die Wärme. Keine Illusion mehr, die eine ferne Erinnerung in seinem Verstand erzeugte, sondern real. Ein Gefühl, wie im Frühling in der Morgensonne zu liegen, während rundherum der Schnee taut.
Die Knöchel ihres Handrückens lagen wie Gluthügel unter seiner Hand. Sie blickte ihn an, aus durstigen Augen, dann zu Boden. Sie sollte gehen...? Seine Hand verstärkte den Druck ohne sein Zutun wie in dem Versuch, sie davon abzuhalten.
„Nun, es ist dein Quartier, dein Bett. Es ist dein Recht, hier zu schlafen.“
Sanft drückte er sie auf das Bett zurück, von dem sie gerade erst aufgestanden war. Er wollte bereits einen Schritt zurücktreten, doch sein Fuß war da anderer Meinung. Wieder suchte sein Blick den Ihrigen.

Fighting Faith
08.02.2006, 21:05
Und dann kam der Moment, an dem alles bereits gesagt worden war. Nun gab es weder mehr ein Vor noch mehr ein Zurück. Die Geschichte hatte sich ihren Weg gesucht und nun war die Zeit gekommen diesen zu beschreiten – egal ob man selbst wollte oder nicht. Es gibt Momente, sagt man, in denen kann man sein Schicksal nicht selbst lenken, insofern man es denn überhaupt kann oder jemals selbst konnte. Es gibt keine falschen Dinge. Es gibt nur Dinge die man tut und Dinge die man nicht tut. Vielleicht sollte man sich das vor Augen halten, wenn man diesen einen Weg, seinen Weg beschreitet, egal wie hell oder dunkel er ist…
Sie blickte ihn an.
Es war kein Moment, der für Worte gemacht war. Je mehr Zeit verstrich ohne, das irgendetwas geschah, desto kleiner schien der Raum um sie zu werden. Die Wände, die Tür, das Licht,… alles wurde von der Dunkelheit verschlungen, ausgeblendet, als nichtig erklärt. Eine Szene, wie sie hätte aus einem Drehbuch stammen können ohne jegliche Chance auf Änderung – egal was die Protagonisten tun würden.
Viel zu lange war schon nichts geschehen.
Viel zu lange langen ihre Blicke aufeinander.
Viel zu lange… wortlos.
„… und was ist wenn ich nicht will, dass du von hier gehst?“ Fragende Blicke, ein schüchternes Lächeln, leichte Röte verdeckt von der Dunkelheit. Sie spürte einen leichten Luftzug im Raum, der ihr die ganze Zeit nicht aufgefallen war. Sie fröstelte.
Am liebsten hätte sie ihn nun einfach an sich gezogen, ihn berührt, das getan, was ihr Gefühl ihr sagte. Der ganze Tag könnte eh kaum mehr noch verrückter werden, als er eh schon gewesen war, doch irgendetwas hinderte sie daran. War es noch nicht der Moment, oder war sie einfach nur… scheu?
Das Schicksal lässt sich vielleicht leiten, aber nicht steuern oder gar berechnen, so verharrte der Moment noch ein wenig weiter im Raume, bevor nun endlich sein Ende eingeleitet wurde.
Ein Ende, welches immer ein Anfang für etwas neues war.

Superluemmel
15.05.2006, 00:40
Ja, was würde wohl passieren, wenn er noch länger blieb?
Eine gute Frage. Eine berechtigte Frage. Nicht ganz ungefährlich. Und er kannte nur eine Antwort darauf.
„Nun“, sagte er, während er sich neben ihr auf das Bett sinken ließ, den Blick noch immer auf ihr Gesicht gerichtet. Sie erwiderte ihn etwas scheu, schien nicht recht zu wissen, ob sie der Konfrontation entgegentreten oder doch besser fliehen sollte. Doch schien diese Scheu, der Drang zum Ausweichen, mit jeder weiteren Sekunde zu schwinden.
„...ich denke in diesem Fall...“
Seine Hand reagierte ganz von allein, wanderte über ihren Hals die Wölbung ihres Kinns entlang bis nach hinten, wo ihr Haar in den Nacken fiel. Er spürte, wie sich der Moment zu verselbstständigen drohte. Und er ließ es geschehen. Gab den Kampf endlich auf.
„... werde ich noch etwas bleiben“, beendete er schließlich den Satz mit einem Lächeln.

Fighting Faith
18.05.2006, 13:28
Sie konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen, neigte ihren Kopf und genoss seine Berührung auf ihrer Haut. Sie hörte ihren Herzschlag in ihren Ohren. Dann kam der Moment, an dem auch ihr Herz einfach eine kleine Pause für die Stille, für den Augenblick, einzulegen schien.
Die Welt hatte sich nun vollends auf diesen Raum begrenzt, zumindest die ihre. Zögerlich, gar ein wenig schüchtern kamen sich die beiden näher. Sie spürte seinen Atem, seine Wärme. Sie blicke in seine Augen, bevor sie sich dem Moment hingab. Wie sehr hatte sie sich nur nach solchen Momenten gesehnt in dieser sonst so kalten Welt, wie sehr hatte sie...
Kaum hatten sich ihre Lippen gefunden, die leichteste Berührung getauscht, ließ ein Scheppern Stryke zusammenfahren. Es dauerte einige kostbare Sekunden bis sie merkte was passiert war. Er blickte sie an und noch bevor er auch nur zu einem Wort ansetzen konnte legte sich einer ihrer Finger um Stille bittend auf seine Lippen. Als sie sicher war, das kein einziges Wort diesen Moment zerstören würde wandte sich ihr entschuldigender Blick von ihm ab zu Boden.
Ihre Waffe war aus ihrer Halterung gerutscht, der Speer lag vorwurfsvoll auf dem Boden. Sie seufzte leise, blicke kurz auf zu Frost dessen Blicke wohl dem Ihren gefolgt waren und nahm dann ihren Finger von seinen Lippen, um ihre Waffe bei Seite legen zu können. Ihre Hand zitterte leicht aufgrund des Momentes, der Spannung, erreichte aber wie in Zeitlupe den Speer und las ihn auf. Ungeschickt betätigte sie versehentlich den Mechanismus, der die Waffe zu ihrer vollen Größe wachsen ließ, geleitet von einem leisen ziehenden Geräusch in der Luft. Die Schneide sah sie an - sie blicke zurück, fühlte sich beobachtet. Etwas nervös wanderten ihre Blicke durch den dunklen Raum, dann wehrte sie sich gegen das Flüstern ihrer Waffe, der Stimme in ihrem Kopf, der leisen, doch so befehlenden Bitte:
"Töte ihn".
Kurz stand die Zeit still, bevor Stryke wieder ganz bei sich war, der Speer sich wieder zusammenzog und einen Platz am Bein des Bettes fand. Wie lange hatte diese Szene überdauert?
Stryke wandte sich wieder zu Frost, wollte sich entschuldigen für... die Unterbrechung. Sein Blick erschien ihr wacher als eben zu sein. Hatte er etwa...?
Erneut vernahm sie ihren Herzschlag, fröstelte. Während sie noch immer seine Augen musterte schien die Szenerie sie langsam wieder zurück zu gewinnen.
"Ganz Ruhig - psst.", hörte sie eine Stimme in ihrem Kopfe sagen. sie ließ sich zurück sinken auf ihre Matratze, seine Blicke ihr folgend. Ihre Hand wanderte ihm entgegen, schob ihn einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht, wanderte über seine Schläfen hinab zu seinem Hals, bat ihm, ihr zu folgen. Ein verlegendes Lächeln huschte über ihre Lippen. Ihre Blicke wanderten zwischen den seinigem und ihrer Hand hin und her.
"Es... es tut mir Leid. Ich...", sie sah ihn wieder an. Diese Wärme...
"Ich... ähm...", ihre Blicke sprangen zwischen seinen Augen hin und her. Niemals würde sie ihrem Besitzer schaden können.
"Ich...", weiter kam sie nicht.

Superluemmel
18.05.2006, 22:07
„Schon gut“, sagte Kaszan, ohne es wirklich zu meinen.
Seine Stimme vermittelte die Nachricht genau so, wie sie es sollte, doch die Gedanken des Freibeuters kreisten längst auf anderen Bahnen. Ihre Waffe, dieser seltsame Teleskopspeer – bloß ein dummer Zufall? Normalerweise hätte Kaszan die Unterbrechung wohl als solchen abgetan. Doch etwas war anders.
Ihre Augen. Es waren ihre Augen gewesen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl gehabt, nicht mehr in Strykes, sondern in die Augen einer Unbekannten zu blicken. Keine Spur von Schüchternheit mehr. Nur noch kalter, berechnender Glanz. Wie eine Welleneruption auf einem zuvor unberührten Teich.
„Es tut mir leid.“
Er griff nach ihrer Hand. Mit der Rechten. Fort, jegliches Gefühl von Wärme.
„Das ging alles etwas zu schnell. Und ich bin schon viel zu lang hier.“
Sanft, aber bestimmt schob er ihre Hand von sich und stand auf. Einen Moment noch hingen ihre Fingerspitzen aneinander. Er schluckte, dann rutschten ihre Finger ab.
„War wohl einfach etwas zuviel Arbeit die letzten Tage. Ich denke, wir sollten beide erstmal etwas schlafen.“
Bevor sich die Situation noch einmal seiner Kontrolle entreißen konnte, war Kaszan bereits an der Tür und, nach einem letzten, von einem halben Lächeln begleiteten Blick zu Stryke, auf dem Gang. Als sich die Tür mit einem Zischen hinter ihm schloss, ließ er sich seufzend mit dem Rücken gegen die Wand sinken.
Er hatte sich nicht getäuscht. Auch wenn es nur für einen kurzen Moment gewesen war. Nein, kein Zweifel. Er erkannte die Augen eines Killers, wenn er sie sah.

Fighting Faith
18.05.2006, 23:12
Stryke saß auf der Kante ihres Bettes, stützte ihren Kopf in ihre Hände und blickte auf den leeren Boden. Die Stille legte sich wie ein Strick um ihren Hals und schien seine Schlinge langsam zu verengen, selbst die Lüftung gab im Angesicht der Situation keinen Laut mehr von sich.
Stumm schüttelte Stryke ihren Kopf, was ein Tag.
Ihre Blicke wanderten zum Fuße des Bettes, blieben an ihrer Waffe hängen, so unscheinbar, wie sie dort lag. Ein friedliches Stück Metall im Dunkel des Raumes und dennoch Schuld an so viel Qual. Instinktiv griff sie nach der Waffe und ließ sie hervorschnellen.
„Ich weiß, dass es dir nach Blut dürstet, aber seines bekommst du nicht.“, sie drehte die Waffe ehrfürchtig um ihre eigene Achse, musterte sie. Der Speer schien ihren Blick zu erwidern.
„Vergiss es.“, sie ließ ihn wieder in seine kleine, unscheinbare Form gleiten und schob ihn an seinen Platz an ihren Körper. Mittlerweile war sie alles andere als müde.
Die kleine Welt, die sie eben noch umgeben hatte, war gegangen. Sie war alleine auf dem riesigen Planeten, alleine im Dunkel, alleine hier in dem Raum, der eben noch so „voll“ war.
- Sie musste hier weg, bevor die Leere sie erdrücken würde.
Stryke erhob sich und verließ den Raum, ohne auch nur irgendetwas Beachtung zu schenken. Sie war sauer, sauer auf sich, sauer auf das Missgeschick, einfach sauer. Sie fühlte sich wie eine tickende Bombe und wusste nicht, was sie dagegen tun sollte und vor alle dem tun konnte.
Es dauerte nicht lange bis sie sich im Hangar an der Seite der Blueboxx eingefunden hatte. Erst als sie auf dem Pilotensitz platzgenommen hatte wurde die Welt um sie herum wieder heller. Im Halbdunkel erblicke sie die Pandora, wie sie alleine auf der anderen Seite der Halle stand. Eigentlich wollte Stryke einfach weg von hier, doch irgendetwas hinderte sie daran – oder sollte man eher sagen: irgendwer?
„Sag ihm, dass es mir Leid tut.“, murmelte sie, die Augen nicht von dem Schiff lassend, „auch wenn ich denke, dass es dafür wohl… zu spät ist... oder? Ach was rede ich da…“
Sie spürte ihre Waffe an ihrer Seite, sie wusste, dass sie ihn nicht töten würde, doch wusste die Waffe es auch? Sie musste sie loswerden, egal was alles an ihr hing, vielleicht waren es gerade diese Geschichten, all die Erlebnisse die Stryke mit der Waffe verbanden. Vielleicht war sie auch einfach nur eifersüchtig, die Waffe.
Sie erhob sich wieder aus dem Pilotensitz, schritt aus dem Hangar und nahm die Treppe hinaus ins Freie.
Matt dämmerte die Sonne am Horizont als Stryke von dem leichten Wind umfasst wurde. Dunkle Wolken zogen am Horizont auf wie apokalyptische Reiter, es wurde Zeit etwas zu unternehmen.
Der kalte Stahl brannte sich in ihre Haut, schien Stryke daran hintern zu wollen, ihn los zu lassen.
„Es gibt manchmal keine anderen Wege…“, begann sie dann schlussendlich, „als sich von Dingen zu trennen um Platz für Neues zu machen. Ein anderes Leben erfordert andere Wege von mir. Danke für die schönen Zeiten und verzeih mir…“
Die Waffe stürzte sich in einen tiefen Fall, sprang von den Felsen ab um noch weiter in die Tiefe zu rasen. Das Scheppern wurde nach und nach leiser, bis es letzten Endes verklang. Doch mit dem letzten Scheppern kam der erste Donner, der am Horizont grollte. Stryke ließ sich unter dem kleinen Vorsprung nieder. Es war an der Zeit sich ein wenig auszuruhen, bevor der neue Tag vollends beginnen würde und ihr Gefühl sagte ihr, dass es kein leichter werden sollte.

Superluemmel
21.05.2006, 13:30
Zurück in seiner Zuflucht. Dem einzigen Platz in diesem Universum, der ihm geblieben war. Doch nun hatte sich ein ungebetener Gast in das Cockpit geschlichen. Es war nicht das erste Mal – Kaszan kannte ihn noch von früher. Die Einsamkeit saß schweigend auf dem Sitz in seinem Rücken und starrte ihn an. Draußen begannen die Wände und Lichter des Hangars zu verblassen. Die Pandora blieb der einzige Lichtpunkt in einem Ozean voller Schwärze.
Er fühlte sich hintergangen, verraten und betrogen. Was für eine verrückte Geschichte. Zuerst schoss er sie ab, dann rettete er sie aus Murphys Klauen und wurde anschließend von ihr wieder zusammengeflickt. Und nun wollte sie ihn doch töten? Das war doch verrückt...
Irgendwie war doch die ganze Welt verrückt.
Stryke wollte ihn also umbringen. Typisch – kaum zeigte man einen Moment der Schwäche und schon steckte man bis über den Hals in der Scheiße. Sie hatte das Gehirn der Pandora gesehen. Das war nicht gut. Eigentlich sollte er sie augenblicklich umlegen. Auch wenn sie das Allerheiligste nicht öffnen konnte, so stellte ihr Wissen eine Gefahr dar. Aber hier befand er sich auf ihrem Terrain. Heimvorteil für sie.
Schlechte Ausgangslage. Innerhalb weniger Tage war Kaszans Liste persönlicher Erzfeinde beträchtlich angewachsen. Vor allem Murphy konnte ihm ordentlich Schwierigkeiten bereiten. Und das würde er. Er würde die Zerstörung seines Stützpunktes sicher nicht so schnell vergessen. Dabei hatte Kaszan vor Murphy selbst nicht einmal besonders viel Angst. Er hatte die Angst in seinen Augen gesehen, als er ihm seine Pistole unter die Nase gehalten hatte. Murphy war ein fetter, feiger Bastard.
Doch er hatte Kontakte.
Und die machten ihn gefährlich. Solange sich Murphy irgendwo verstecken konnte, würde er eine Gefahr bleiben. Die Princess Aurora hatte als leichter Kreuzer eine im Vergleich zu Kaszans Schiff die weitaus überlegene Reichweite. Murphy zu jagen würde nicht einfach werden.
Vorerst galt es jedoch, von hier zu verschwinden. Solange er es noch konnte. Ein Zittern ging durch den Rumpf des Jägers, als Kaszan den Reaktor zum Leben erweckte. Summend füllten sich die Adern des Schiffes mit frischer Energie. Auf dem Hilfsmonitor meldete ein System nach dem anderem Bereitschaft.
„Pandora an Fox Hole“, öffnete Kaszan einen Kanal zur Hangarkontrolle, „Erbitte Starterlaubnis für mich und mein Mädchen.“
Ein Knacken in der Leitung, dann erschien das verschlafene Gesicht des wachhabenden Offiziers auf dem Monitor der Funkverbindung.
„Pandora, Starterlaubnis verweigert. Fahren Sie die Systeme ihres Schiffes herunter.“
„Aber dann kann sich ja gar niemand um das Loch im Hangar kümmern“, erwiderte Kaszan gespielt erschrocken.
„Loch?“ Der Mann blinzelte verwirrt und beugte sich näher an die Kamera. „Da ist kein Loch.“
„Jetzt schon“, sagte Kaszan und drückte den Feuerknopf der Autokanonen durch.
Ein Donnern ging durch den Hangar, als die Geschütze unter den Flügeln des Jägers Patronenhülsen und Granaten spuckten. Rauch hüllte die Hangartore ein, die unter den Einschlägen der großkalibrigen Geschosse erzitterten. Irgendwo schrillte eine Sirene. Fluchend gab Kaszan Schub und setzte mit den Partikelprojektorkanonen nach. Mit einem peitschenden Knall wurden die Tore nach außen gedrückt und gaben den Weg frei.
„Pandora, Start sofort abbrechen!“, rief der auf einmal hellwache Offizier über die Leitung, „Anderenfalls werden sie zerstört!“
„Versuch's doch“, knurrte Kaszan und startete den Nachbrenner, kaum dass die Pandora die qualmenden und geschmolzenen Hangartore passierte.
Fauchend wie ein wildgewordener Drache schoss das Schiff aus dem Berg und jagte im Tiefflug über den dichten Fichtenwald hinweg. Hinter ihm erhoben sich Raketen auf weißem Rauch reitend aus versteckten Geschützstellungen. Spiralförmig stiegen sie zum Himmel empor, schienen für einen Moment ihren Flug zu verlangsamen... und stürzten wie Greifvögel im Sturzflug zurück in Richtung der Basis. Explosionen erblühten auf den Felshängen, irgendwo war das Grollen einer Lawine zu hören.
Kaszan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Schon vor Wochen hatte er den Signaturgeber der Pandora auf dem Schrottplatz der Basis vergraben. Irgendwie hatte er geahnt, dass jemand etwas gegen seine Abreise haben könnte. Als Freibeuter musste man sich ja alle Optionen offen halten. Und bis die Jungs ihre Jäger in der Luft hatten, würde er bereits im Orbit sein.
Es tat gut, wieder in der Luft zu sein. Endlich wieder richtig zu fliegen. Scheiß auf Murphy, scheiß auf irgendwelche Killer, die hinter ihm her waren. Jetzt gab es nur noch ihn, die Pandora und das restliche Geld auf seinem Konto.
Während in Kaszans Rücken die Warnsirenen verstummten, steuerte er sein Schiff in eine weite Talsenke. Mit ein paar Handgriffen leitete er die Energie von den Waffen auf die Antriebe und Lebenserhaltung um. Jetzt würde sich zeigen, ob er sein Mädchen ordentlich gestopft hatte. Regen prasselte in dichten Strömen auf die Scheibe des Cockpits, als Kaszan die Nase des Jägers direkt auf das Wolkenmeer richtete. Dann wurde er bereits in den Sitz gedrückt, als die zusätzlichen Schubraketen zündeten und ihn auf grellen Flammen dem Himmel und den Sternen entgegentrugen.

Fighting Faith
22.05.2006, 14:21
Der Himmel grollte schon eine geraume Weile, doch dieses Grollen war weitaus mehr, als nur das eines nahen Donners. Stryke erwachte unsanft, als der Boben unter ihr bebte.
„Was zum?“, unsanfter geweckt als sie hoffte und sprang sie etwas schwankend auf die Beine. Noch einmal bebte der Boden, als sie in das Innere der Basis trat. Alter Staub und Mörtel löste sich von den Wänden. Dumpfe Geräusche drangen an ihre Ohren, Explosionen? Hier? Was war nur los?
… Träumte sie?
Schnell holte die Realität sie wieder auf ihre Beine zurück. Sie bahnte sich ihren Weg durch eine sich sammelnde Masse vor dem Hangar, in dem die Pandora und die Blueboxx eigentlich standen oder eher stehen sollten.
„Weg da!“
„Verzeih Stryke der Zutritt ist…“
„Ich habe gesagt „Weg da!“…“, als er sich nach einer weiteren Sekunde nicht rührte, schob sie ihn einfach bei Seite. Nachdem sie sich mehr oder minder einen Weg durch die Menge gebahnt hatte fiel ihr erst auf, was gesehen war.
Der Regen prasselte auf sie hinab, sie, die inmitten von hinabgestürzten Trümmern stand. Einige Sanitäter suchten nach verletzten, beruhigten Personal, andere versuchten die Schiffe zu bergen, noch einige andere sperrten die „Unfallstelle ab“.
Instinktiv schwenkte ihr Blick sich zum Stellplatz der Pandora der, wie nicht anders zu erwarten, leer war, das Tor zum Hangar war hinüber und die alte Decke hatte es im Nachhinein auch nicht lange an ihrem alten Platz gehalten.
„Was… Was ist hier passiert…?“, sie setzte sich inmitten des Regens in den Schutt und schüttelte den Kopf, die Augen auf die offenen Tore gerichtet. Es konnte nur ein Traum sein - ein Alptraum.
„Dein Freund scheint durchgebrannt zu sein – das nenne ich mal Dankbarkeit, da rettet man ihm das Leben und sein Schiff und dann haut er ab.“, wenn Blicke töten könnten, würde es nun einen Menschen weniger auf Erden geben. Ihr Blick legte sich wie zwei würgende Hände um seine Kehle, ein falsches Wort und…
„Also ich…“, ein Keuchen. Nun waren es ihre echten Hände die ihn gepackt hatten.
„Egal was du sagen willst, ich würde es sein lassen. „Mein Freund“ hat… hat sicher…“, ihr Griff wurde lockerer bis sie ihn letzten Endes los ließ. Ein Zittern jagte durch ihren Körper.
Ja, was hatte er nur für gute Gründe?
Strykes Augen richteten sich auf ihre Hände, während ihr Kopf sich schon wieder in der Szenerie des Vorabends verloren hatte.
Hatte er etwa…? – Ja, er hatte.
„Ach Verd…!“, sie hatte einiges klar zu stellen aber die Chance dazu sollte ihr nicht gegeben sein. Ein Wolf, der Angst um sein Leben hat rennt, und zwar bevor etwas geschieht, egal was ist und was war und was vielleicht werden sollte – das ist sein Überlebensinstinkt. Leider nicht immer der Beste. Sie sah auf zum bewölkten Himmel, einem Himmel, in denen ein Wolf keine Spuren hinterlässt.
Er war fort und sie nun allein.
„Schon gut.“, erinnerte sie sich an seine Worte. Warum wusste sie, dass es das nicht war?
„… ich bin schon viel zu lange hier…“
Sie musste ihn finden, sie hatten zu reden, was danach aus ihr wurde, dass war egal, selbst wenn sie ihr Leben lassen müsste. Doch ein Wolf lässt „sein Rudel“ nicht einfach so ziehen, ebenso wie ein Wolf niemals einen anderen töten würde.
Niemals – zumindest hoffte sie so.
„… komm mit mir. Wir könnten diese gottverdammte Welt gemeinsam hinter uns lassen.“
Und während Stryke noch ihren Gedanken nachhing zog der Rauch die ersten Aasgeier an – die Tarnung der Basis war hinüber.

Superluemmel
22.05.2006, 18:16
Gerade als das Zittern des Rumpfes einem Erdbeben zu gleichen schien und Kaszan spürte, wie das Blut in seinen Hinterkopf gepresst wurde, war es auf einmal vorbei. Von einer Sekunde auf die andere erloschen die Hälfte der Warnleuchten. Die Schubraketen hörten auf, Feuer zu speien und die Pandora driftete ruhig wie im Gleitflug durch die Stille des Alls. Einzig das Summen des Fusionsreaktors verblieb.
Er löste die Gurte, hängte den Helm in die Verankerung oberhalb der Pilotenliege und schaltete das Radar auf Langstreckenortung. Das Sprungtor von Green Haven lag knapp fünf Units von seiner Position entfernt. Ein Sprung durch den Hyperraum war genau das, was er jetzt gebrauchen konnte. „Hyperraum“ - was für ein blödes Wort. Kaszan war sich selbst nicht sicher, woher es stammte; angeblich war es ursprünglich ein Witz aus der Zeit vor der Kolonialisierung des Weltraums gewesen, der sich irgendwann verselbstständigt hatte. Im Prinzip bezeichnete es den „Raum“, den ein Schiff bei der Reise zwischen zwei Sprungtoren durchquerte. Und da lag auch schon das Problem des Begriffs: Dort gab es keinen „Raum“. Man flog beim einem Tor rein und kam beim anderem wieder raus. Praktisch ohne spürbare Verzögerung. Kaszan fühlte sich dabei eher an einen Katapultabschuss erinnert. Und er hasste dieses Gefühl. Insofern wunderte es ihn nicht, woher all die Schauergeschichten über den sogenannten „Hyperraum“ stammten. Zudem gab es tatsächlich einen Zeitverlust. Beim längsten Sprung sollte dieser bis zu zehn Minuten betragen können. Was sowohl Forschern, wie auch dem abergläubischen Frachterpilotenpack reichlich Stoff für wilde Spekulationen bot.
Kaszan selbst war das alles recht egal. Er konnte diese Sprünge nicht leiden und war deshalb froh, dass es selten Grund für die Benutzung der Tore gab. Eigentlich nur, wenn man schnell von einem Ende der bekannten Galaxis bis zum anderen kommen wollte. Alles andere lief besser und deutlich angenehmer, indem man sich einfach Huckepack nehmen ließ. Weiterhin wurden viele der Tore von Grenzstationen der jeweiligen Systemregierung überwacht, die für die Benutzung ordentlich abkassierten. Green Haven stellte als freier Handelsport eine der wenigen Ausnahmen dar. Eigentliche eine Schande, das Plätzchen derart überstürzt zu verlassen. Hier gingen ihm eine Menge lukrativer Geschäfte durch die Lappen. Er würde die Flüge für Jonny Spice vermissen. Ehrliche Arbeit war ab und zu eine mehr als willkommene Abwechslung. Und seine Gewürzladungen brannten schlimmstenfalls Löcher in irgendwelche Mägen, anstatt in die Panzerung von Kaszans Mädchen.
Tja, aber das Leben ließ sich nun einmal schlecht planen und so ließ Kaszan den Steuerknüppel einrasten, den Sitz nach hinten kippen und schwang die Beine auf die Cockpitkonsole. Das war das Schöne an Flügen im All: Man richtete einmal den Kurs aus, gab ordentlich Schub und den Rest erledigten die Naturgesetze, während man in Seelenruhe die Sterne beobachten, ein Buch lesen oder mal wieder seine Mutter anfunken konnte.
Oder eine rauchen. Kaszan war froh, dass er sich noch einmal frische Zigaretten besorgt hatte. Als er die Schachtel aus der Jackentasche zog, musste er jedoch feststellen, dass sie sich der Tradition ihrer Vorgänger angepasst hatte: Sie sah reichlich zerknautscht aus. Ab und zu, aber meistens in solchen Momenten der Stille, fragte sich Kaszan, ob dieses Phänomen an der Jackentasche oder an seinem Umgang mit den Zigarettenschachteln lag. Egal, rauchen konnte man die Dinger noch immer. Wenn auch meist nur bis zur Hälfte, weil sie früher oder später abbrachen. War vermutlich ohnehin besser für seine Gesundheit...
Er war gerade gemütlich am Dösen und Vergessen, als sich ein Schatten über das Cockpit legte. Das Tor war in Sichtreichweite gerückt und zeichnete sich als schwarzer Kranz vor der dunkelrot glühenden Sonne ab. Ohne den Glimmstängel aus dem Mundwinkel oder die Beine von der Konsole zu nehmen, stellte Kaszan mit der linken Hand die Verbindung her.
„Sprungtor GT 28: Green Haven“, drang eine geschlechtslose Computerstimme aus dem Lautsprecher, „Aktiviert und betriebsbereit. Erwarte Eingabe.“
„Ziel: Capella“, tippte Kaszan und bestätigte den Befehl.
„Zugriff verweigert“, dröhnte das Tor mit einem unangenehmen Piepton. „Unbekanntes Schiff, fahren Sie bitte die Systeme herunter und warten Sie, bis eine der lokalen Polizeipatrouillen ihren Signaturgeber überprüft hat. Tor wird geschlossen in zehn, neun, acht...“
Die Zigarette löste sich aus Kaszans Mundwinkel und brannte sich durch seine Hose, als er hastig die Gurte zuschnappen ließ und den Regler für den Nachbrenner durchdrückte. Die den Torkreis beleuchtenden Signallampen erloschen bereits eine nach der anderen. Das Tor schaltete die Energie ab. Er wusste, dass er noch eine Chance auf den Sprung hatte, doch mit jeder weiteren Sekunde rückte sie weiter in die Ferne.
„...vier...“
Das Tor wuchs auf dem Sichtschirm zu seiner vollen, beachtlichen Größe heran. Deutlich waren die gigantischen Energiespulen zu erkennen, die paarweise in das zerbrechlich wirkende Gerüst geflochten waren. Scheiße, scheiße, scheiße, fluchte Kaszan. Der Signaturgeber. Was war er nur für ein Trottel? Daran hätte er wirklich denken müssen.
Null-komma-fünf Units...
„...drei...“
Ein unberuhigender Gedanke schoss durch Kaszans Kopf: Was, wenn er es nicht schaffte? Die Restenergie des Tores konnte ausreichen, um die Pandora zu zerquetschen. Wie ein U-Boot, das zu tief getaucht war.
„...zwei...“
Ein Gedanke, der noch beunruhigender als die Vorstellung, einfach wie eine Dose zermalmt zu werden, kämpfte um Beachtung: Was, wenn er es doch schaffte? Er hatte keine Ahnung, was passieren würde, wenn sich das Tor unmittelbar nach einem Sprung schloss. Vielleicht würde er einfach in demjenigen System landen, das zuletzt als Ziel gewählt worden war.
Oder es würde ihn mitten im Sprung zerreißen.
„...eins...“
Zu spät. Die Pandora raste bereits durch den metallenen Dornenkranz.

Fighting Faith
26.05.2006, 13:13
„Move move move move move!!!“
Stryke versuche in den mehr oder minder koordinierten Durcheinander den Überblick zu behalten.
„Scanner melden 15 Schiffe, Eintreffzeitpunkt ca. 20 Minuten“
„Schneller Leute!“
Ein Großteil der Schiffe war schon startklar gemacht worden in den anderen Hangars. Die Blueboxx war von einem 20 Mann-Team freigeschaufelt worden, niemand wollte die Beute hier zurück lassen.
„Heath!“, Stryke packte ihn am Arm, als er fast im Getümmel an ihr vorbeigerannt worden wäre.
„Stryke, wir müssen hier weg, nicht mehr lange und…“
Die Warnleuchten an den Wänden füllten den Hangar mit einem blutroten Licht aus. Eine mechanische Stimme meldete:
“10 minutes remain till detonation.“
„Was zum Henker ist hier eigentlich los?!“, ihre Augen versuchten irgendetwas aus den seinigen zu lesen. Er seufzte:
“Stryke, sie wissen nun wo wir sind, wir müssen weg von hier.“
„9 minutes till…“, Stryke hörte dem nicht mehr zu.
„Move move move move move!!!“, brüllte einer der Befehlshabenden und trieb die Leute in ihre Schiffe, erste verließen den Hangar. Stryke zerrte Heath mit sich zur Blueboxx.
„Eigentlich sollte ich noch…“, Stryke ignorierte ihn, das Verdeck versiegelte sich.
„… oder auch nicht. Ob das man alles gut geht.“, sie wollte nicht noch länger hier bleiben, sie wollte einfach nur weg. Ihre Hände glitten übers Kontrollpanel, Lichter erwachten zum Leben.
„Bring uns heil hier raus, tu mir den gefallen, ich habe in meinem Leben noch was zu erledigen.“
Grün, Grün, Grün, Grün --- Rot. Die Startsicherung.
„Verdammt!“, sie blickte sich zu Heath um.
„Wir wollten nicht das er die Blueboxx…“
„Ihr Idioten!“, sie führ alles zurück auf Null und öffnete das Verdeck.
„Wo ist es Heath, wo ist die Sicherung?“
„Stryke ich denke…“
“WO?!“, er sah sie einen Moment lang an, bevor er nachgab.
„In der Zentrale oben, aber du wirst…“, sie war schon weg.
„7 minutes till detonation“, bissl wortkarg fand Stryke, aber wen interessierte noch die Korrektheit irgendwelcher Ansagen in solchen Momenten. Sie nahm ihre Beine in die Hand und rannte gegen den Strom der fliehenden Menschen.
Das rotierende Warnlicht an den Wänden der engen Korridore schien sie noch enger werden zu lassen. Die Luft hier drin schien dünner zu sein als noch am Vortag, zu viele Menschen in zu kurzer Zeit zwängten sich hier durch. Plötzlich viel die Deckenbeleuchtung aus – nun war es nur noch ein wanderndes rotes Licht, was ihr den Weg wies.
„Was ist heute nur los…“
„6 minutes“
Stryke erreichte die Zentrale, zum Glück war sie nicht sonderlich weit vom Hangar entfernt gewesen, leider stand Stryke vor verschlossenen Toren. Sie blickte auf den Handsensor, fluchte.
„5 minutes“
„Ach halt den Mund!“, sie raste zurück in den Gang, blickte angestrengt im Halbdunkel über die vorbeihuschenden Gesichter und Schulterabzeichen und sie hatte Glück.
Ihre Hand zerrte eines der höheren Tiere aus der Menge zum Sensor. Er schien noch nicht so recht zu verstehen was Stryke von ihm wollte, als sie schon seine Hand auf den Sensor presste.
„Stryke was tun sie da, ich werde sie...“
„Halten sie den Mund – und danke.“
„Zutritt gewährt.“, etwas verirrt rannte ihr „Opfer“ wieder eines Weges, der Gang wurde leerer, deutlich leerer.
„Wo ist nun die verdammte Sicherung?!“, sie hatte nicht gerade Lust auf eine lange Suche.
„4 minutes“
Ohne lange zu zögern riss sie jeglichen Inhalt aus den Schränken, bis sie auf einen kleinen Save stieß, kurz bevor sie es schon innerlich aufgegeben hatte. Warum mussten die immer alles sichern, was sie nicht anging.
„3 minutes“ – Die Zeit rannte ihr davon.
Sie nahm den Save und warf ihn aus dem Notausstiegsfenster, schnappte sich eine der Securitywaffen, kletterte ihm nach über die Leiter in die Tiefe. Es schepperte, gefolgt von einigen Schüssen, bevor wieder relative Stille eintrat. Mit etwas Geschick konnte sie dem stark ramponierten Save das entnehmen, was sie suchte. Ein Glück für sie, das es kein guter Sicherheitssave war.
„2 minutes“, sie blickte zur Blueboxx und rannte. Zu ihrem Glück wusste sie, wo die Sicherung entnommen worden war. Das Verdeck schloss sich, die Lichter leuchteten auf.
„1 minute“ – „1 minute till synchronisation“
Stryke wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie war startklar aber die Blueboxx… Sie schloss ihre Augen und lehnte sich im Sitz zurück, blickte zum Himmel durch das Dach in der Decke.
„45 seconds“
So sollte es enden. Sie würde ihn doch nicht mehr sehen.
„30 seconds“
Sie seufzte. Einen Moment, in dem Nicht geschah folgte ihm.
„15 seconds“
„Ach Frost…“
„10 seconds“
“Ich…“
“5 seconds”
“… ich…”
“3 seconds”
”… ach lassen wir das.”
“detonation incoming, have a nice day.“, vernahm man eine letzte Durchsage von einem ironischen “the system is ready to start-up”.
Stryke bewegte sich nicht mehr, sie hatte es aufgegeben. Wenn dies das Ende sein sollte, dann sollte es so sein. Plötzlich flimmerte ihr Bildschirm auf, ihr Funk knisterte.
„Nun sieh zu das du dich bewegst, was ist denn das für eine Einstellung.“, sie blickte auf – Heath?
„Siehst du nicht, dass ich sterbe?“, sprach sie langsam, als ihr erst auffiel, wie sinnlos dieser Satz war.
„Warte mal…“, sie sah auf dem Cockpit, nichts war geschehen, außer das es dunkel geworden war hier drin.
„Man kann sie nur 3 Minuten stoppen, dann springt das interne Sicherheitssystem zur Beweisvernichtung ein, nun sieh zu das du wegkommst! Ich nehme ein Schiff aus dem Nachbarhangar. Move!“, Stryke lächelte, startete die Systeme.
„Danke – Heath.“
„Nichts zu danken, over and out.“
„Over – and out.“, sie Blueboxx erhob sich kurz darauf in die Lüfte und es dauerte nicht lange, bis ihr vom Boden aus nur noch eine große Wolke nachstieg. Ihre Feinde würden nur Schutt und Asche vorfinden und sie? – Sie würde sich wohl erstmal nach einem neuen Landeplatz umsehen müssen, wo sie die Blueboxx verstecken könnte.
Die Jagt, sie ging also weiter und schon bald würden einige Sender über den Fund einer Kopfgeldjägerbasis berichten, über einen „erfolgreichen“ Fund. Sie würden ihr Schiff nicht wieder bekommen. In dem Moment ertönte eine ihr bekannte Stimme im Funk.
„Haben sie ihn eliminiert?“
Stryke schluckte, wie hatte er sie gefunden?
„Ich wiederhole – haben sie ihn eliminiert!?“
Stryke seufzte.
„Ja Sir, er ist hopps gegangen.“
Eine kurze Stille folgte.
„Ein Glück für sie, die Stimmenanalyse sagt, sie sprechen die Wahrheit. Einen schönen Tag noch.“, es Knackte, dann folgte Stille.
Stryke blickte hinab auf die Wolken, sie konnte sich denken, dass das noch lange nicht das Ende war, aber es verschaffte ihr Zeit. Und gelogen? Sie hatte nicht gelogen. Er war hopps gegangen – zumindest im Sinne von fortgehen, doch nun galt es für sie ihn zu finden. Die Nadel im universellen Heuhaufen.

Superluemmel
28.05.2006, 01:46
Für die Dauer eines Augenblicks zersprang das Sternenmeer vor Kaszans Augen zum Zerrbild eines Kaleidoskops. Ein Schlag hämmerte ihn in den Pilotensitz und er spürte Schmerz und warmes Blut, als er sich auf die Zunge biss.
Der Augenblick verging, die Sterne sprangen in eine neue Konstellation und Warnsirenen begannen zu jaulen. Kaszans Faust schlug auf die Notabschaltung des Reaktors als ein großes, bösartig rotes „Danger!“ auf dem Statusmonitor aufflammte. Die Pandora erzitterte, die Sirenen starben und ein Zischen wie bei einer aufgeschlagenen Spraydose war zu hören. Die Heckkamera zeigte weißen Dampf, der aus der Reaktorkammer ins All entwich und augenblicklich gefror. Kurz darauf erwachte im Cockpit eine schwache Dämmerbeleuchtung und die Notlebenserhaltung sprang ein.
Kaszan wischte sich den Schweiß von der Stirn und schnappte nach Luft. Das war gerade nochmal gut gegangen. Da die Pandora im Moment nur mit der Reserveenergie lief, waren Hauptmonitor sowie der Großteil der restlichen Systeme ausgefallen. Der Reaktor meldete eine maßlose Überhitzung, die nur langsam abflaute. Ein Blick auf die Zeittafel sagte ihm, dass er beim Sprung zwei Minuten verloren hatte. Heilige Scheiße. Zwei Minuten und um ein Haar hätte ihn der Reaktor im Cockpit besucht. Als wäre er mitten durch eine Sonne gesprungen...
Selbst jetzt war die Hitze noch beträchtlich. Die Pumpen der Lebenserhaltung arbeiteten auf Hochtouren um die Temparatur im Cockpit zu senken. Dennoch konnte Kaszan seine Lungen pfeifen hören. Während er stoßweise atmend darauf wartete, dass die Schweißbäche endlich versiegten, nutzte er die Zeit um sich ein Bild von seinem Reiseziel zu machen. Sein Schiff driftete langsam durch das All und die Planeten ebenso träge an der Cockpitscheibe vorbei. Fast wie ein Schaufenster, dessen Angebote auf Schienen vorbeifuhren. Und – wie für Schaufenster üblich – wusste das Angebot Kaszan nicht sonderlich zu gefallen.
Schon in dem Moment, in dem er den „Hyperraum“ (oder wie auch immer man diese Zwischenebene, die es ja eigentlich gar nicht gab, nennen wollte) verlassen hatte, sagte ihm sein Magen bereits, dass er nicht in Capella gelandet war. Vom Sprungtor im Capella-System konnte man direkt auf den Asteroidengürtel blicken, der die beiden Hauptplaneten des Systems wie ein milchig weißes Band aneinanderzuketten schien.
Davon war hier nichts zu sehen. Stattdessen breitete sich vor seinen Augen eine gewaltige Nebula aus. Ein Anblick, als hätte ein Kind Blaubeer-, Pfirsich- und Erdbeermarmelade verrührt und das Ergebnis über den Sternen ausgekippt. Ab und zu glaubte er blitzartige Lichter in dem Nebel aufflackern zu sehen, wie Wetterleuchten am fernen Horizont. Vor dem Nebel hing ein Planet mit einer Oberfläche wie verkohltes Brot in der Schwerelosigkeit des Alls. Er war tot, daran bestand kaum Zweifel: Zwischen den schollenartigen Kontinentalplatten war das feurige Glimmen von Magma zu erkennen. Rund um den Planeten waren große Brocken zu sehen, die wahrscheinlich ursprünglich Teil von ihm gewesen waren und nun wie Tropfen getrockneten Blutes von der verbleibenden Schwerkraft in der Umlaufbahn gehalten wurden. Die Atmosphäre des Planeten war zerstört – zwischen den anderen Gestirnen des Systems wirkte er wie ein gestürzter Heiliger, der seinen Schein verloren hatte. Oder wie ein alter Fußball, den man achtlos und zerdellt in eine Ecke getreten hatte.
Nein, dies war definitiv nicht Capella. Sah eher nach einem System am Arsch der Galaxis aus. Überraschend genug, dass es hier überhaupt ein Sprungtor gab. Von denen existierten immerhin auch kaum noch funktionsfähige.
Kaszan beschloss, dass es an der Zeit war, den Reaktor wieder hochzufahren. Er betete, dass das Herz seines Mädchens den Sprung bis auf die Überhitzung unversehrt überstanden hatte. Wenn der Sprung ein Leck geschlagen hatte, würde er es als Erster erfahren. Zu seiner Erleichterung blieb die erwartete Hitzewelle aus und mit einem leisen Wimmern, das schon bald in das gewohnte Summen überging, pumpte der Reaktor neue Energie durch die Adern der Pandora. Schon nach wenigen Sekunden begann der Computer zu versuchen, die Scannerdaten mit den bekannten Systeminformationen zu vergleichen.
„Keine passenden Einträge gefunden.“
Kaszan blinzelte, schüttelte den Kopf und versuchte die Nachricht durch nochmaliges Hinsehen in eine andere zu verwandeln. Dabei hatte er seine Navigationsdaten bei jeder Landung aktualisiert. Wie zum Teufel konnte er dann in ein völlig unbekanntes System springen? Seine Finger huschten über die Konsole, als er die Ortung überprüfte.
Treffer. Der Scanner verzeichnete vier Schiffssignaturen, die nicht weiter als drei Units entfernt waren. Eigentlich schon fast ein Wunder, dass er die Antriebsspuren nicht zufällig entdeckt hatte. Nach kurzer Feinjustierung hatte er eine Funkverbindung hergestellt und eine gehetzt klingende Frauenstimme drang aus den Lautsprechern.
„... dies ist ein Notruf des Frachters Exilante: Wir werden von Piraten angegriffen! An alle sich in der Nähe befindlichen Schiffe: Dies ist ein Notruf!“
Piraten. Warum war Kaszan nicht überrascht? Am Arsch der Galaxis tummelten sich immer eine Menge Fliegen. Er stellte den Schubregler auf maximalen Schub, hielt dabei die Statusanzeige des Reaktors stetig im Blickfeld und setzte seinen Helm auf.
„Exilante, hier Eisigel“, öffnete er einen Kanal, „Komme zu Ihrer Unterstützung.Wie sieht es mit ihrem Geleitschutz aus?“
„Gott, endlich antwortet jemand!“, kam es erleichtert zurück. „Diese Bastarde sind mein Geleitschutz! Kurz nach dem Sprung wiesen sie mich an, die Systeme runterzufahren und das Schiff zu übergeben.“
Kurze Stille.
„Moment – Sie kommen alleine?“
„Kein Grund zur Panik, Lady. Ich weiß, was ich tue“, versicherte Kaszan und richtete die Pandora auf den neuen Kurs aus. Wieder zündete der Nachbrenner, in die Schwärze des Alls schoben sich sich drei Lichtpunkte, die um einen großen, vierten herumtanzten. Wie Motten, die vom Licht angezogen wurden.
„Wie steht es mit ihrer Bewaffnung?“, erkundigte er sich weiter.
„Bewaffnung?“, antwortete die Frachterpilotin geradezu empört, „Dies ist ein Frachter der Sisyphos-Klasse! Ich hatte nur zwei Geschütztürme und von denen ist nur noch der auf der Oberseite übrig. Und wenn Sie sich nicht beeilen, wird der's auch nicht mehr lange machen.“
Kaszans Daumen streichelte sanft den Feuerknopf und seine Lippen verzogen sich zu einem wölfischen Grinsen, als er antwortete.
„Vertrauen Sie mir einfach.“
Während die Lichtpunkte langsam zu den Antriebsstrahlen der vier Schiffe heranwuchsen, mischte sich eine neue Stimme in den Funkäther.
„Black Cat One an unidentifiziertes Schiff: Wenn du weißt, was gut für dich ist, solltest du besser Leine ziehen. Wir brauchen keinen Aasgeier, der die Rosinen vom Kuchen pickt.“
„Eisigel an Black Cat One: Ich bin nicht auf die Rosinen scharf“, gab Kaszan zurück und korrigierte seinen Kurs, um einen der Piratenjäger ins Visier zu bekommen.
Eins-komma-zwo Units. Mit der Gauss hätte er den Kerl bereits sauber abservieren können. Blieb wohl nur noch der Nahkampf.
„Oh, ein edler Ritter, der kommt um die Jungfrau zu retten“, kam es höhnisch über Funk. Kaszan beobachtete, wie sich einer der Jäger aus dem Feuerbereich des Frachtergeschützturmes schraubte und Kurs auf ihn nahm.
„So jemanden können wir erst recht nicht gebrauchen.“
„Eisigel, zwei der Piraten haben Kurs auf Sie gesetzt!“, warnte die Exilante, „Sieht so aus, als ob sie Sie in die Zange nehmen wollen.“
„Hab ich gesehen“, bestätigte Kaszan.
Er hielt sich bereit, die Impulsdüsen zu zünden. Sein Herzschlag schien für einen Moment zu verstummen. Dann spürte er die erste Woge von Adrenalin in seinen Kreislauf schwappen – wie Öl, das in eine Pfanne siedenden Wassers gegossen wurde.
„Black Cats: Ihr habt drei Sekunden um eure armseligen Ärsche mit dem Nachbrenner in Sicherheit zu bringen.“
Null-komma-neun Units. Gute Schätzung. Drei Sekunden und er würde in Waffenreichweite sein.
„Fahr zur Hölle“, meinte der Pirat müde.
Der Piratenjäger wuchs mit beängstigender Geschwindigkeit im Fadenkreuz heran. Schon konnte Kaszan die Spiegelung der Sonne auf Metall sehen.
„Kannst mir gerne eine Ansichtskarte schicken.“
Mit diesen Worten zündete Kaszan die Düsen. Durch die Trägheit reagierte die Pandora längst nicht mit der schlangenartigen Schnelligkeit und Eleganz wie in der Atmosphäre. Aber noch immer schnell genug. Im selben Moment, in dem der Feindjäger aus dem Fadenkreuz zu springen drohte, presste Kaszan den Feuerknopf. Er hörte, wie die Flügelgeschütze seines Schiffes summend zu rotieren begannen, spürte die Wärme, mit der die Partikelkanonen ihre Entladungen ins All spieen. Panzerung löste sich wie schillernde Spiegelscherben vom Rumpf des feindlichen Schiffes, als Granaten eine Kraterspur über die Flanke zogen. Sekundenbruchteile später zerkochte weitere Panzerung unter blauen Blitzen. Ein Blitzen unter der zerfurchten Metalloberfläche – dann beulte sich die gesamte Seite des Schiffes aus und zerplatzte in einem Schauer aus Panzerung, interner Struktur und den Resten des explodierenden Munitionslagers.
Noch während sich der Jäger nach und nach vollständig in seine Bestandteile zerlegte, schossen mehrere Raketen schwarmartig aus den Lafetten an den Tragflächen und jagten dort durch den Raum, wo sich die Pandora noch vor wenigen Augenblicken befunden hatte.
Kaszan ließ sein Schiff rollen und die Impulstriebwerke ein weiteres Mal aufflammen. Durch die Trägheit getrieben, glitt er seitwärts an dem zweiten Piratenschiff vorbei, dessen Geschützsalven den leeren Raum zwischen den Raketenbahnen zerteilte. Die Autokanonen der Pandora surrten ununterbrochen, während Kaszan das Fadenkreuz auf das Feindschiff gerichtet hielt. Der Pirat versuchte durch eine Seitwärtsrolle ein kleineres Ziel abzugeben, doch die Granatensalve riss ein Loch in den rechten Flügel und tastete sich über den Rumpf bis hin zum Cockpit. Eines der Geschosse musste die Panzerung durchbrochen haben, denn er konnte sehen, wie der Sauerstoff schlagartig entwich und der Pilot auf einmal krampfhaft zusammenzuckte. Kaszan schluckte. Kein schöner Tod.
Ein weiterer Ruck am Steuerknüppel und schon jagte er auf den verbleibenden Piraten zu. Dieser schien die Gefahr zu realisieren – die Antriebe leuchteten auf und er versuchte in verzweifeltem Zick-Zack-Kurs Abstand von Frachter und Pandora zu gewinnen. Nicht schnell genug: Die Exilante wälzte sich schwerfällig herum und das Geschütz auf der Oberseite des Frachters begann zu feuern. Der Pirat versuchte auszuweichen, stoppte die Drehung seines Schiffes um im rechten Winkel aus dem Feuerbereich zu fliehen – und kreuzte dabei Kaszans Fadenkreuz. Ein lautes Zischen, ein blauer Blitz und der Reaktor des Jägers flammte noch einmal auf um dann für immer zu verglühen.
Kaszan steuerte sein Schiff näher an den deutlich größeren Frachter.
„Exilante, der letzte Angreifer wurde zerblasen.“
„Sie haben es tatsächlich geschafft!“, meldete sich die Pilotin voller Euphorie, „Gott, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin. Hier draußen ist man ohne Geleitschutz wirklich auf sich allein gestellt...“
„Keine Ursache“, erwiderte Kaszan galant, „Und jetzt öffnen Sie die Landebucht und übergeben Ihr Schiff.“
Ein Keuchen in der Leitung.
„Was?!“
„Hatte ich nicht erwähnt, dass ich nur am ganzen Kuchen interessiert bin? Mein Mädchen hätte gerne eine Mitfahrgelegenheit.“
Er grinste noch einmal und entblößte dabei die Zähne.
„Und da Sie selbst sagten, dass der untere Geschützturm zerstört wurde, bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig – außer Sie bestehen darauf, dass ich das Feuerwerk von eben wiederhole.“

Fighting Faith
01.06.2006, 22:45
Ihre Blicke wanderten über die unzähligen Sterne. Wie kleine Irrlichter schienen sie schwerelos in der unendlichen Dunkelheit zu schweben, während die Blueboxx stumm an ihnen vorbei trieb. Ohne lange nachzudenken hatte sie diesen Weg gewählt, es war die letzte Spur von ihm die sie noch gehabt hatte, das letzte Gefühl, welches noch dumpf in ihren Nerven nachklang, welches leise zu ihr sagte:
„Dies ist der richtige Weg – vertrau mir, du hast nichts mehr zu verlieren.“ Sie wusste genau, dass man immer irgendetwas hatte, etwas, was man doch noch verlieren könnte, aber wenn man etwas oder jemanden verloren hatte, der eine solche Rolle spielte oder zu spielen begann… dann war alles andere vorerst egal.
Gefühle machten eben doch blind…
Ein Schatten verdunkelte für einen kurzen Moment das Innere ihres Cockpits. Wie ein träger Wal in den Tiefen des Meeres zog ein großes Handelsschiff über ihr hinweg, schien sie gar nicht zu beachten, als wäre sie nur ein kleiner Fisch unter vielen. Die Blueboxx trieb weiter friedlich durchs All, ziellos?
Mehr oder minder.
Ein Sprungtor zeichnete sich etwas entfernt wie ein Hoffnungsschimmer von der Dunkelheit ab und zog Strykes Blicke auf sich. Irgendetwas an ihm schien nach ihr zu rufen, doch sie ignorierte diese Stimmen, sie wollte sie nicht hören. Ihr Blick wanderte weiter durchs All, und als sie in weiter Ferne das fremde Handelsschiff langsam ein Teil der Schwärze werden sah, kamen alte Erinnerungen in ihr hoch.
„New Hope“, dieses Wort zeichnete sich vor ihren Augen ab und schrieb sich in schwacher Schrift in die Dunkelheit. Ein heruntergekommener Handelsplanet mit allerlei dunklen Gestalten die in der Nacht ans Licht kamen, oder eben ans Dunkel. Viele Leute kannten die Schattenseite des Planeten, aber für einen Großteil von ihnen war es eh nur ein Ort der kurzen Bleibe, ein Abliefern von Ware und ein Erhalten neuer Aufträge. Es gab nicht viele Menschen die länger als einige Tage dort verbrachten.
Neue Hoffnung, für Viele, die alles verloren hatten, gab es sie dort tatsächlich, aber nicht mehr an der lichten Seite des Lebens. Manchmal, wenn man Glück hatte, konnte man dort jedoch auch das große Geld machen, viele der Giganten des Marktes wussten dort Geleitschutz und Piloten zu finden mit einem ausgezeichneten Peis/Leistungsverhältnis, auch für Missionen, die manch „normaler“ Arbeitnehmer nicht fliegen würde.
Auch sie wurde dort einmal aufgenommen, oder eher sie hatte sich dort hochgeprügelt. Eine nicht allzu geringe Zeit ihres Lebens war sie dort für diverse Auftraggeber tätig gewesen, einige der gesammelten Erfahrungen hatten ihr sicher bereits das Leben gerettet.
„Neues Ziel: „New Hope.““, sprach eine computerisierte Stimme, die vom Bordcomputer stammte. Die Blueboxx nahm langsam Kurs auf ihr neues Ziel, vielleicht würde sie dort einige Hinweise finden, die sie ihrem wahren Ziel ein Stück näher bringen könnten.

Superluemmel
03.06.2006, 17:42
Als sich das Stahlschott der Landebucht schwerfällig zu öffnen begann, glaubte Kaszan, sein Herz schrumpfen zu spüren. Die Warnleuchten neben dem Tor ließen orangefarbene Lichtkegel über den Rumpf des Frachters wandern. Langsam, wie ein Ungeheuer, das die großen Kiefer auseinanderzwängte, bewegten sich die Torhälften auseinander. Ein Eindruck, der durch die gezahnten Ränder des Schotts und das unstete Licht noch verstärkt wurde. Eine böse Vorahnung? Steuerte er sein Mädchen mitten in den Abgrund der Hölle?
Kein guter Zeitpunkt um Gedanken darüber zu verlieren: Die Pandora passierte bereits das äußere Tor. Dunkelheit legte sich über das Cockpit, als sich das Schott wieder zu schließen begann. Einzig die schwache Beleuchtung der Konsole spendete noch Licht. Kaszan fuhr die Landestützen aus und brachte sein Schiff sanft zur Landung. Kaum hatte sich das Tor geschlossen, da flutete kaltes Neonlicht die Landebucht und der Druck wurde zischend ausgeglichen. Sekunden später sprang das innere Schott auf und die Plattform, auf der Kaszan gelandet war, wurde in den Hangar gezogen. Hinter ihm schnappte das Schott wieder zu.
Die Landebucht war für einen Jäger wie die Pandora recht groß. Der Freibeuter ging davon aus, dass sie ursprünglich für Shuttles oder kleinere Tranportschiffe ausgelegt worden war. Diese Sisyphos-Frachter waren ordentliche Arbeitstiere. In einer Ecke der Landebucht standen einige Kisten gestapelt, wie sie Kaszan nur vom Militär kannte. Höchstwahrscheinlich Munition. Aber nicht für Geschütztürme. Hatte er etwa einen Militärfrachter überfallen? Dann hätte er sich schön in die Scheiße geritten.
Sein Blick fiel auf ein kleineres Schott, das gerade groß genug war, um einem Mann Durchlass zu gewähren. Eine Jägerbucht, wie sie zum schnellen Auswerfen von Begleitschiffen benutzt wurde. Die Pilotin hatte ihn im Haupthangar landen lassen, weshalb er davon ausgehen konnte, dass die Jägerbucht besetzt war.
Ihm war klar, dass ihm die Pilotin den Frachter nicht ohne Weiteres überlassen würde. Die Frage war nur, wie groß das Empfangskommitee ausfiel. Kaszan setzte den Helm ab und öffnete das Fach unter seinem Sitz. Irgendwo hier hatte er doch noch ein paar Ersatzmagazine. Nach kurzer Suche fand er die mit einem grünen Balken markierten Magazine, zog seine Pistole und tauschte die Magazine aus.
Die Cockpitverriegelung schnappte auf und Kaszan sprang mit entsicherter Waffe zu Boden. Ein absichernder Blick rundum, dann ging er in Richtung der Tür, die ihn seiner Schätzung nach in Richtung Cockpit führen musste. War auch unwahrscheinlich, dass er gleich hier im Hangar begrüßt wurde. Er ging davon aus, dass der Geschützturm seines Mädchens nicht unentdeckt geblieben war.
Vor der Tür blieb Kaszan stehen. Es war eines dieser massiven Stahldinger, wie sie in Hangars meistens zum Einsatz kamen. Dahinter dürfte ein kurzer, enger Gang folgen, vielleicht unterbrochen von einem Treppenabsatz, der direkt in den Bereitschaftsraum führen dürfte. Diese alten Frachter waren alle ähnlich aufgebaut. Er rief sich noch einmal die Stimme der Pilotin ins Gedächntis. Versuchte sich ein Bild von ihr vorzustellen, ihre ungefähre Größe abzuschätzen. War sie kampferfahren? Er dachte an die Kisten und dann: Vielleicht, aber vermutlich nicht im Kampf auf engem Raum. Vermutlich saß sie knieend, um das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken und mit einer Pistole oder sogar einem Schrotgewehr in dem Gang hinter der Tür. Nach diesem Gedankengang presste sich Kaszan flach an die Wand neben der Tür, zielte mit einer Hand um die Ecke, schlug mit der anderen auf die Türentriegelung und drückte ab.
Ein heller Schrei hallte aus dem Gang, er hörte, wie jemand zu Boden stürzte. Mit einer Drehung schnellte er um die Ecke und sah unweit der Tür eine Gestalt auf dem Boden liegen. Eine Hand hatte sie auf ihren Oberschenkel gepresst, die andere umklammerte ein kurzläufiges Gewehr. Als Kaszan in den Gang trat, blickte die Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und versuchte die Waffe zu heben. Ihre Hand zitterte so sehr, dass Kaszan mehr um ihr Leben als um sein eigenes fürchtete. Er erhöhte ihrer aller Überlebenschancen, indem er der Frau kurzerhand die Waffe aus der Hand trat.
„Scheiß Position für einen Hinterhalt“, sagte er, die Pistole auf die vor ihm liegende Frau gerichtet. „Sind Sie die Pilotin dieses Schiffes?“
Die Frau nickte. Selbst ein Blinder hätte sehen können, dass sie höllische Angst hatte. Kaszan wunderte sich fast, dass er ihr Zittern nicht durch den Boden hindurch spüren konnte. Ein Teil ihrer haselnussfarbenen Lockenpracht hing ihr halb im Auge, doch sie traute sich nicht einmal, eine Hand zu heben um sie wegzuwischen. Kaszan musste gestehen, dass sie ein hübsches Gesicht hatte, obwohl sie mit den Schmerzen in ihrem Bein kämpfen musste. Ihre Augen hatten die dunkle, grünliche Färbung von Luchsaugen und auch ihre Form, die Wangenknochen waren höher als gewohnt und die Brauen schmal und steil. Neben einer antiquiert anmutenden Pilotenjacke aus dunkelbraunem Leder und Fellkragen trug sie eine dieser vieltaschigen Hosen, wie sie bei Mechanikern beliebt waren. Den Kabelenden und Schraubenziehern nach zu urteilen, deren Griffe aus einer der Taschen hervorlugten, gehörte dieser Job ebenfalls zu ihren Tätigkeitsfeldern auf diesem Schiff.
„Aufstehen“, sagte Kaszan mit einem Wink von der Pistole.
Die Pilotin schluckte, dann rutschte sie ein Stück von ihm weg und rappelte sich auf, wobei sie sich immer noch das Bein hielt. Kaszan wusste aus eigener Erfahrung, dass diese Gelpatronen hässliche Schmerzen verursachten. Und Blutergüsse, deren Färbung alle Bereiche zwischen Grün und Blau abdeckte.
„Hände schön da behalten, wo ich sie sehen kann.“
Er packte sie an der Schulter, drückte ihr die Pistolte in den Rücken und führte sie Gang entlang. Schon beim ersten Schritt drohte sie wegzuknicken, doch er hielt sie fest und verstärkte den Druck der Waffe, woraufhin sie die Zähne zusammenbiss und weiterhumpelte. Kaszan beglückwünschte sich selbst für seine Intuition, als sie den kleinen Treppenabsatz erreichten, der in den Aufenthaltsraum führte. Der Raum selbst war recht geräumig und gemütlich eingerichtet, mit einem großen Sofa in einer der Ecken und einem Holztisch, wie er aus einem alten Wirtshaus stammen konnte, auf der anderen Seite. Eine Lampe mit warmem, freundlichen Licht hing tief über dem Tisch und vier Stühle drumherum, bei denen sich niemand die Mühe gemacht hatte, sie an den richtigen Platz zurückzuschieben. Dreckiges Geschirr stapelte sich auf einer Theke, hinter der eine weitere Tür zu sehen war, die vermutlich in die Küche oder Vorratskammer führte. Der Boden und sogar große Teile der Wände waren mit Holz verkleidet – Kaszan schmunzelte, als er ein Steuerrad von einem „richtigen“ Schiff neben dem Tisch an der Wand hängen sah.
„Sie haben's ja richtig nett hier“, meinte Kaszan, erntete jedoch nur einen bitterbösen Blick.
Er wies die Pilotin an, in der Mitte des Raumes stehenzubleiben und nahm sich die Zeit, sich etwas umzusehen. Zuerst sah er sich das Geschirr auf der Theke genauer an. Mehrere Teller, Tassen – der Geruch ließ auf starken Kaffee schließen – aber kaum abzuschätzen, ob sie von mehreren Personen stammten.
„Befinden sich noch weitere Per-“, er war gerade dabei, sich zu der Pilotin umzudrehen, als er einen zornigen Schrei hörte und etwas auf sich zuschießen sah.
Instinktiv riss er die Hand hoch und der Schraubenzieher bohrte sich in seinen rechten Unterarm statt in seine Brust. Bevor die Angreiferin Zeit zum Reagieren hatte, packte er ihr Arme und versuchte sie festzuhalten. Die Pilotin wollte zurückweichen, stieß gegen einen der Stühle und mit lautem Poltern gingen sie beide zu Boden. Sekundenlang kullerten sie aneinandergeklammert über den Fußboden, bis Kaszan die Oberhand gewann und auf ihrem Bauch sitzend ihre Handgelenke eisern umschloss. Die Frachterpilotin zappelte und versuchte nach ihm zu treten, bis es Kaszan zu bunt wurde. Ihre Hände weiterhin mit der Rechten umklammernd, angelte er nach der fallengelassenen Pistole, zog den Hahn zurück und setzte die Mündung auf ihre Stirn. Anstatt Feuer flackerte Panik in den Luchsaugen und ihre Gegenwehr erstarb.
„Jetzt bin ich wütend“, knurrte Kaszan, „Und wenn ich wütend bin, neige ich dazu, nicht nachzudenken bevor ich abdrücke. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Vorhin, als ich die Piraten in ihre Moleküle zerblasen habe, habe ich nachgedacht. Verstehen wir uns?“
Die Frachterpilotin machte keinerlei Anstalten zu antworten, sondern starrte ihn nur voller Verachtung an. Sie schien ihre Angst verdammt schnell zu überwinden. Nach der Demonstration ihres Könnens mit dem Schraubenzieher war dies ein durchaus beunruhigender Gedanke.
„Wohl nicht besonders redselig, eh?“
„Nur nicht bei Abschaum“, spie sie ihm entgegen.
„Na gut“, meinte Kaszan gleichgültig und legte die Pistole neben sich.
Er griff in die Tasche der Pilotin, in der er zuvor die Kabelenden gesehen hatte und fand eine ganze Rolle dicken, isolierten Drahts. Mit diesem fesselte er kurzerhand ihre Hände fest aneinander, wälzte sie dann auf den Rücken und drückte ihr ein Knie ins Kreuz, um ihre restlichen Taschen zu durchwühlen. Jegliche Art von Schraubenzieher oder sonstigen spitzen Gegenständen schmiss er achtlos in eine Ecke. Schließlich nahm er noch ein Tuch, an dem kaum Flecken von Öl oder sonstigen Flüssigkeiten zu sehen waren, formte damit eine Schlinge und schob sie ihr in den Mund. Als er den Knebel festgezogen hatte, packte er ihre gefesselten Hände und zog sie vom Boden hoch.
„Wenn du schon nicht reden willst, dann mach mir wenigstens keinen weiteren Ärger.“
Er nahm noch einmal die Drahtrolle zur Hand um ihre Füße zu verschnüren, dann nutzte er den verbleibenden Draht, um ihre Handfesseln an einem Rohr unter der Decke zu fixieren.
„Viel Spaß dann noch“, meinte er, hob seine Pistole auf und verließ den Raum in Richtung Cockpit.

Fighting Faith
25.07.2006, 14:40
Reges Treiben herrschte in der riesigen Metropole. Stryke hatte die Blueboxx am Rande des Wahnsinns in einem der vielen Hangars geparkt. Auch wenn hier geklaut, betrogen, gefeilscht und ein paar nicht gerade weiße Westen wieder rein gewaschen wurden, niemand würde auf die Idee kommen aus diesen Hangars ein Schiff zu holen, welches nicht sein eigenes war -
Zumindest nicht ohne sein Leben dafür geben zu müssen.
Schnell verflogen die Sorgen um ihr Schiff und der Grund, der sie hier her geführt hatte, kam wieder ans Tageslicht.
– Frost.
Hier war sie nur ein Punkt von vielen. Wie Milben in einer alten Matratze schienen sich die Menschen hier an den Stellen zu ballen, wo es etwas Interessantes zu sehen gab, oder aber auch zu holen.
Wie ein Schatten huschte sie durch die Menge. Ein gedankenloser Körper einem unsichtbaren Pfad folgend. Im Vorbeigehen drangen Fetzen an ihre Ohren. Fetzen von Gesprächen, von Geräuschen, von den Nachrichten aus einem alten Fernseher, der auf eine gar magische Weise noch durch eine rostige Verankerung an seinem Platz gehalten wurde. Stryke hielt einen Moment inne und ging zurück zu dem Bild einer jungen Nachrichtensprecherin.
„… der Transporter verschwand spurlos mit seiner wichtigen Ladung. Noch immer kann sich niemand erklären was genau vorgefallen ist. Eine Kaperung oder Entführung scheint das Naheliegenste zu sein. Zuletzt wurde der Frachter im…“, in diesem Moment knirschte die Verankerung des Gerätes laut.
„…in der Galaxie…“, das Bild rauschte, ein erneutes Schreien der Schrauben, dann starb es ab. Das Gerät fiel dem Boden entgegen, das Bild verzerrte sich, die Stimme der Sprecherin erschien mechanischer zu werden,
„… nahe dem… Sprungtor zur …“, das Nächste was zu hören war war eine Mischung aus zerbrechendem Plastik, splitterndem Glas und einem aufgebrachten Besitzer des einst etwas betagterem Gerätes. Stryke ignorierte ihn und folgte weiter ihrem Weg, als wäre nichts geschehen… doch irgendetwas erschien ihr seltsam. Ihr Gefühl sagte ihr „geb Acht“, als sie die Nachrichten hörte, doch warum?
In dem Versuch den Vorfall so schnell wie möglich wieder zu vergessen bog sie ab in eine der schmalen Seitengassen. Hinter einem rostigen Metallgatter, welches sich schon beinahe alleine mit einem leisen Quietschen öffnete als Stryke es erreichte, befand sich eine Treppe, dessen Stufen sich schon beim Betreten aufzulösen schienen.
„Letzte Instanz“, dies war der Name der Bar, die sicherlich schon so alt war wie die ersten Schritte, die einst auf „New Hope“ getan worden waren. Immer wenn Stryke in der Gegend war musste sie hier vorbeischauen, immerhin gab es hier einige der besten Informanten und Auftraggeber für den kleinen Job zwischendurch und „leichtes“ Geld. Doch sie wollte nicht arbeiten, sie wollte Informationen. Die schwere Holztür zum Inneren ließ sich nur schwer öffnen, irgendetwas schien sie zu blockieren. Und kaum hatte Stryke auch nur einen Fuß ins Innere gesetzt wusste sie auch was es war…
Sie war wohl nicht die Erste, die hier nach Informationen suchen wollte, aber anscheinend die Erste, die dies vollkommen vergebens versuchen würde.
Wer auch immer hier aufgeräumt hatte, er war verdammt gründlich gewesen beim Auslöschen von Zeugen und verwischen eindeutiger Spuren. Wenn nicht sogar etwas zu gründlich.

Superluemmel
25.07.2006, 19:06
„Blöde Göre“, fluchte Kaszan, während er den Gang in Richtung Cockpit entlangstapfte.
Versuchte sie doch tatsächlich, ihn mit einem Schraubenzieher abzustechen. Vielleicht hätte sie ihn lieber dazu nutzen sollen, die Schrauben in ihrem Kopf wieder festzuziehen. Wer mit Werkzeug auf andere Menschen losging, musste doch ein paar Schrauben locker haben. Missmutig betrachtete er das Loch in seinem rechten Unterarm. Das Ding war ganz schön tief reingegangen. Die Frau war ja vollkommen irre. Nur weil er sich ihr Schiff ausleihen wollte? Gut, dass er sie erstmal ruhiggestellt hatte. Vermutlich tat er ihr damit sogar noch einen Dienst. Jetzt hatte sie ja ausreichend Zeit, um in Ruhe nachzudenken.
Prüfend bewegte Kaszan Finger und Arm, um den Schaden einschätzen zu können. Scheinbar hatte der Stich jedoch nur Gewebe verletzt – immerhin traten auch keine Flüssigkeiten aus. Zurück blieb ein grob zentimetergroßes Loch in seinem Unterarm und die Wut in seinem Bauch.
Seine Stiefel knallten auf der Cockpittreppe, als er die Gitterstufen hinaufstieg. Einen Moment lang stutzte er aufgrund der ungewohnten Größe des Cockpits. Endlich mal wieder ein Cockpit, in dem man bequem stehen konnte. Und dazu noch Panoramablick auf die Weiten des Alls. Es gab zwei Steuerbänke mit großen, lederbezogenen Sesseln, die sich unter einer ganzen Phalanx von Monitoren und Reglern gegenüberstanden. Wenn man zwischen ihnen hindurchging, konnte man bis in die Schnauze des Frachters laufen, bis man mit dem Kopf gegen die Cockpitverglasung zu stoßen drohte. Direkt neben dem Eingang der Brücke führte eine kurze Leiter zu einem weiteren Sitz, über dem eine Verankerung mit mehreren kleineren Bildschirmen und zwei steuerknüppelartigen Griffen hing. Vermutlich für die manuelle Steuerung der Geschütztürme.
Mit in die Hüften gestemmten Händen blieb Kaszan in der Mitte der Brücke stehen, um seinen Blick in aller Ruhe bis in die hintersten Winkel schweifen zu lassen. Ja, er konnte es durchaus verstehen, warum manche Piloten diese schwerfälligen Pötte einem Raumjäger vorzogen. Als er sich in einen der Pilotensessel fallen ließ, dachte er, dass die sogenannten „Trucker“ aus der Zeit um die Jahrtausendwende sich ähnlich gefühlt haben mussten. Kaszans Laune war bereits wieder auf dem Weg der Besserung, als er eine Hand nach dem Steuerknüppel ausstreckte und mit dem anderem die Navigationskarte aufrief. Das Sprungtor hatte ihn mitten in die Free Trade Zone geschossen – was im Prinzip nichts weiter als ein Verbund aus Sternensystemen war, in dem sich niemand einen Dreck um intergalaktisches Recht oder Institutionen wie die Polizei scherte. Nicht umsonst wurde die FTZ von vielen liebevoll als die Mülldeponie der Galaxis bezeichnet. Hier gab es haufenweise Despoten, die sich auf ihrem Planetchen zum „Gott“ gekürt hatten. Oder sogenannte „Demokratien“, welche eigentlich nichts weiter als von NeoTech-Freaks bevölkerte Anarchieplaneten waren. Irgendwo inmitten dieses Sauhaufens lag das System, das irgendein Zyniker auf den Namen „New Hope“ getauft hatte. Für viele Bewohner der FTZ stellte New Hope quasi den Geburtsort ihrer neuen Karriere dar. Vom Leben in überwachten und behüteten Großstädten mitten hinein in den Wildpark menschlichen Abschaums.
Nicht erst jetzt stellte sich Kaszan die Frage, was dieser Frachter mitten in einer von Piraten verseuchten Zone wie der FTZ zu suchen hatte. Bei Gelegenheit würde er wohl doch nochmal ein kleines Pläuschchen mit dieser durchgeknallten Pilotin halten müssen. Im Moment stellte sich jedoch eher die Frage, wie er auf dem schnellsten Weg aus der FTZ wieder rauskam. Capella war zwar nicht allzu weit von der Zone entfernt, aber immer noch weit genug, dass sich ein weiterer Sprung fast lohnen würde. Kaszan beeilte sich, den Kurs in Richtung Sprungtor zu setzen und wollte gerade die Eingabe bestätigen, als eine grelle Fehlermeldung auf dem Monitor aufflammte.
“Zugriff verweigert. Steuerung und Antriebe werden heruntergefahren in zehn, neun, acht...“
Fluchend hämmerte Kaszan auf die Eingabefelder, versuchte den Countdown irgendwie abzubrechen, obwohl er genau wusste, dass es ein sinnloses Unterfangen war. Wütend sprang er auf und versetzte der Konsole einen Tritt, der pünktlich zur Sperrung der Kontrollen kam. Lodernd vor Zorn richtete sich sein Blick auf den Gang, durch den er vor wenigen Minuten gekommen war. Diese kleine, miese...
Er nahm die Pistole aus dem Halfter und stampfte weitere Flüche murmelnd zurück in Richtung Aufenthaltsraum. Die Pilotin hing noch immer dort, wo er sie zurückgelassen hatte, doch als er den Raum betrat, glitzerten ihre Raubtieraugen voller Belustigung. Ihre gute Laune wirkte wie blanker Hohn, wenn er daran dachte, dass sie noch immer gefesselt und geknebelt an einem Rohr hing. Sie schien nur allzu gut zu wissen, dass Kaszan sie nicht einfach umlegen konnte. Wurde wohl Zeit, dass er sie mal wieder vom hohen Ross herunterholte.
„Das war ja jetzt wirklich unglaublich komisch“, sagte Kaszan, als er sich mit verschränkten Armen vor seiner Gefangenen postierte. „Ich habe mich geradezu köstlich amüsiert. Ich dachte, wir hätten uns vorhin verstanden, als ich dir erklärte, dass ich nicht zum Spaß hier bin?“
Sein Sarkasmus schien an ihr abzuprallen wie Bleikugeln an einer Schlachtschiffpanzerung. Zähneknirschend packte er die Frachterpilotin mit einer Hand unterm Kinn, näherte sich ihrem Gesicht bis auf wenige Zentimeter und erwiderte kalt den Blick der jadefarbenen Augen.
„Wir ändern jetzt die Spielregeln. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dich etwas kooperativer verhältst. Ich könnte jetzt einfach zurück ins Cockpit gehen, die verdammte Steuerkonsole öffnen und ihre Innereien so lange verknoten, bis der beschissene Antrieb wieder anspringt. Dauert mir aber zu lange. Da die Sperre dein Werk ist, wirst du sie auch wieder rausnehmen.“
Er glaubte zu sehen, wie sich ihre Mundwinkel hinter dem Knebel zu einem boshaften Grinsen verzogen. Das war genug. Mit dem Daumen zog er den Hahn seiner Pistole zurück und drückte die Mündung auf ihren verletzten Oberschenkel. Ihrem Zusammenzucken und halb erstickten Stöhnen nach zu urteilen, war die Erinnerung an seinen ersten Schuss noch frisch.
„Genug der Spiele. Wie du mittlerweile weißt, sind diese Patronen nicht zwangsläufig tödlich, aber sie reichen dennoch aus, um sie nicht so schnell zu vergessen. Und ich habe noch zwei volle Magazine davon. Wenn du weiterhin auf stur schaltest, werde ich mir überlegen, deine Schmerzen symmetrisch zu gestalten. Oder hey – was wird wohl passieren, wenn ich zweimal auf dieselbe Stelle schieß?“
Die Pilotin schrie gequält auf, als er die Pistole fester auf ihr Bein drückte.
„Also?“, fragte Kaszan, „Kannst du die Sperre lösen?“
Er nahm das eifrige Nicken und ihre im Knebel erstickten Worte als Einverständnis und zog sein Messer.
„Gut, dass wir uns verstehen“, meinte er und durchtrennte das Kabel, mit dem ihre Hände an das Rohr gefesselt waren.
Obwohl sie wie wild zu zappeln und zu schreien begann, lud Kaszan seine Gefangene auf die Schulter und trug sie zurück ins Cockpit. Dort lud er sie auf einem der Pilotensessel ab und deutete auf die Konsole.
„Also?“
Sie sah ihn aus großen Augen an und hob bittend die gefesselten Hände.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich jetzt auch noch losbinde. So weit sind wir noch lange nicht. Wenn du mich mit einem Schraubenzieher abstechen kannst, dann wirst du ja wohl auch noch diesen blöden Code eingeben können.“
Als sie ihn nach einigen Sekunden immer noch flehend ansah, griff Kaszan ein weiteres Mal nach seiner Pistole.
„Muss ich dir erst wieder eine Waffe unter die Nase halten?“
Darauf reagierte sie mit plötzlicher Hast und begann mit der Eingabe. Als sie fertig war, ließ sie sich nach hinten sinken und deutete auf die Steuereinheit.
„Schön“, meinte Kaszan und griff nach dem Steuerknüppel vor seinem eigenem Sitz.
Nachdem er den Kurs auf das Sprungtor gesetzt hatte, stand er auf und ging zu der resigniert zu Boden blickenden Pilotin, um den Knebel zu lockern. Dann ließ er sich zurück in seinen Sessel fallen und legte die Beine auf die Konsole.
„Wenn wir hier schon so gemütlich beisammen sitzen, können wir die Zeit auch nutzen, um uns etwas besser kennenzulernen.“
Dem Blick seiner Gesprächspartnerin nach zu urteilen, erreichte sein Vorschlag rekordverdächtige Negativwerte auf ihrer persönlichen Beliebtheitsskala.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte Kaszan weiter.
Sie bedachte ihn mit einem Blick, als ob der Schimmel in der Nasszelle um Erlaubnis gefragt hätte, sich zwischen den Fliesen einnisten zu dürfen.
„Florence“, antwortete sie nach kurzem Schweigen.
„Florence, so, so“, meinte Kaszan und strich sich mit dem Handrücken über die Bartstoppeln am Kinn. Irgendwie hatte er etwas Exotischeres, vielleicht einen japanischen oder chinesischen Namen erwartet.
„Du kannst mich Kaszan nennen. Das tun zumindest die meisten Leute, die nicht gleich versuchen, mich abzuschießen. Wovon es neuerdings nicht sonderlich viele gibt.“
„Wundert mich kaum“, erwiderte Florence zynisch.
Kaszan beließ es bei einem Schulterzucken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
„Nunja, und was treibst du so, wenn du gerade mal nicht damit beschäftigt bist, den Kerl abzustechen der dir kurz zuvor deinen hübschen Hintern gerettet hat?“
„Im Moment sitze ich auf der Brücke meines eigenen Schiffes und betreibe Smalltalk mit dem Verrückten, der mich kurz zuvor an eine Energieleitung gefesselt hatte!“, gab Florence gereizt zur Antwort.
„Moment!“ Kaszan zog eine Hand hinterm Kopf hervor, um ihren Vorwurf abzuwehren. „Ich gehe nicht mit Schraubenziehern auf irgendwelche Leute los.“
„Du hast zuerst auf mich geschossen!“
„Naja“, Kaszan zuckte hilflos die Achseln, „das war irgendwie unvermeidlich. Du hättest ja auch abgedrückt, wenn du die Gelegenheit gehabt hättest. Ich war immerhin so freundlich, zuvor meine Magazin gegen harmlose Munition auszuwechseln. Bei dir bin ich mir da jedoch nicht so sicher.“
„Ich habe von dir aber auch nicht verlangt, dein Schiff zu übergeben“, verteidigte sich Florence.
Kaszan hob den Zeigefinger wie ein Oberlehrer.
„Aber du hättest es, wenn du in meiner Situation wärst. Ich flieg derzeit ohne Signalgeber und ohne lässt sich's schlecht springen.“
Ein humorloses Grinsen flog über Florence Züge, als sie in Richtung des Navigationscomputers nickte.
„Na dann sag ich dir mal was: Die Tore innerhalb eines Radius von vier Systemen sind für mein Schiff gesperrt. Außerdem – warum fliegen wir eigentlich in Richtung eines kaputten Tores?“
„Eines was?“
Kaszan beugte sich nach vorn, um den Kurs zu überprüfen.
„Dieses Tor ist nichts weiter als ein Haufen Weltraumschrott“, sprach Florence weiter, „Kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals funktioniert hat.“
„Das kann nicht sein – ich bin selbst durch dieses Tor gekommen.“
„Das würde erklären, warum du so plötzlich auf meiner Ortung erschienen bist, ist aber eigentlich nicht möglich. Das Tor ist schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten tot.“
„Red kein Blech“, meinte Kaszan und erfasste das Sprungtor als Ziel.
„Scann das Ding doch auf Energiesignaturen, wenn du mir nicht glaubst.“
„Mach ich gerade“, knurrte Kaszan, den Monitor betrachtend. Als die Auswertung der Daten angezeigt wurden, lachte er triumphierend auf. „Hier, Restwerte, wie sie nur von einem Sprung kommen können. Aber Moment“, er betrachtete das Ergebnis genauer, „Du könntest recht haben. Wenn das Tor noch aktiv wäre, müsste es eine eigene Signatur besitzen. Aber da ist nichts.“
Tatsächlich nahmen auch die Restwerte immer weiter ab. Wie ein Streichholz, das am Ausglimmen war.
„Hab ich doch gesagt“, meinte Florence mit einem triumphierenden Lächeln.
Kaszan schüttelte den Kopf, beschloss später über dieses Phänomen nachzudenken und wandte sich erneut an seine Gesprächspartnerin.
„Aber was soll das heißen, dein Schiff ist gesperrt?“
Die Pilotin hob die Schultern und grinste.
„Das, was es eben heißt.“
„Soll das etwa heißen, dieses Schiff ist gestohlen?“
Wut färbte Florence' Wangen rot, als sie sich nach vorn beugte und die gefesselten Hände anklagend auf Kaszan richtete.
„He, um das mal klar zu stellen: Die Exilante ist mein Schiff. Ich hab mir nur wiedergeholt, was mir gehört. Und ich werd sie mir auch nicht von einem dreckigen Dieb wie dir wieder nehmen lassen.“
Kaszan schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
„Klasse“, meinte er zynisch, „dass das ausgerechnet wieder mir passiert.“
Er schüttelte den Kopf und rieb sich die Schläfe, bevor er mit halb zugekniffenen Augen Florence musterte.
„Sagmal, was hast du eigentlich gegen mich?“
„Bitte?!“
Vermutlich hätte er ihre Überraschung nur mit einem Heiratsantrag toppen können.
„Zuerst bietest du deine Hilfe an, dann kaperst du mein Schiff, schießt auf mich und nimmst mich auch noch als Geisel. Tut mir ja leid, dass ich dir nicht gleich vor Freude um den Hals falle, aber...“
„Hey, eigentlich bin ich gar kein so übler Kerl“, versuchte sich Kaszan zu verteidigen. „Nur versucht in letzter Zeit jede Frau, der ich über den Weg laufe, mich umzubringen!“
Florence lehnte sich zurück und zog die Brauen hoch.
„Hast du eigentlich jemals darüber nachgedacht, ob das nicht an dir liegen könnte?“
„Naja, schon“, gab Kaszan zu, „Bloß hat es die letzten vier Jahre ja auch geklappt. Nur jetzt sind auf einmal alle durchgeknallt.“
Die Frachterpilotin rutschte unruhig auf ihrem Sitz umher, als sie vergeblich versuchte, sich bequemer hinzusetzen. Kaszan überlegte, ob er vielleicht nicht doch etwas zu grob gewesen war. Ihre Beine wurden durch das Kabel ganz schön fest zusammengezurrt und obwohl der Draht relativ dick war, konnte er sich vorstellen, dass er schmerzhaft in die Haut schnitt. Andererseits – sie hatte versucht, ihn umzubringen.
„Schönen Dank jedenfalls, dass du nun auch mein Leben zu ruinieren versuchst“, seufzte Florence und gab ihren Versuch auf, eine bequemere Sitzposition zu finden.
„He, ich habe mir mein Leben nicht ausgesucht“, wies Kaszan den Vorwurf von sich. „Manchmal hat man halt einfach... Pech.“
„Na, das tröstet mich aber ungemein.“
Achselzuckend erhob sich Kaszan von seinem Platz, rieb sich einen Moment lang nachdenklich das Kinn und bedachte Florence dann mit einem langen Blick.
„Mein Angebot gilt immer noch. Ich war nur an einer Mitfahrgelegenheit interessiert. Ich habe den Kurs vorerst auf New Hope gesetzt. Es ist deine Entscheidung, auf welche Art und Weise du diese Reise bestreitest. Wie gesagt: Solange du mir keinen Ärger machst, mach ich dir auch keinen. Eigentlich sollten wir prima miteinander auskommen.“
Da er offenbar keine Antwort von Florence zu erwarten hatte, schob sich Kaszan an ihrem Sitz vorbei in Richtung der Treppe.
„Ich hol nur eben was aus meinem Schiff. Genieß solange die Aussicht, dreh Däumchen oder mach sonstwas, aber keinen Blödsinn. Bin eh gleich wieder zurück.“
Er machte sich auf seinen Weg durch die kurzen und engen Schiffsgänge, bis er die Landebucht erreichte, in der er die Pandora genauso vorfand, wie er sie zurückgelassen hatte. Naja, wer hätte daran auch etwas ändern sollen? Mittlerweile war sich Kaszan sicher, dass sich außer ihm und der Pilotin niemand auf dem Schiff befand. Anderenfalls wäre sie selten dämlich gewesen, sich erst von ihm überwältigen zu lassen.
Er öffnete die Kanzel und stieg über die Pilotenliege, um im hinteren Teil des Cockpits nach der Tasche zu suchen, die er in einem Anflug von Galgenhumor „Mobiles Krankenhaus“ getauft hatte. Eigentlich kaum mehr als die erweiterte Version eines Erste Hilfe-Koffers – aber eben doch etwas mehr. Dort lag noch der Koffer mit dem Geld, das ihm Murphy geschuldet hatte, ein Stück weiter hinten „Madame Fatale“, das Sturmgewehr, welches er vor Jahren reparieren wollte und bis heute nicht dazugekommen war und dort, fast ganz in der Ecke fand er tatsächlich die seesackähnliche Tasche. Mit dieser auf der Schulter kletterte er wieder nach vorne in das Cockpit. Auf der Suche nach seinen Zigaretten klopfte seine Hand vergeblich die Taschen seiner Jacke ab, bis er die Kippenschachtel noch auf der Konsole liegen sah. Als auch die Zigaretten am gewohnten Platz waren, schwang er sich aus dem Cockpit, sicherte den Jäger erneut gegen Fremdzugriffe und klemmte einen der Nikotinstängel in den Mundwinkel, während er sich im Hangar noch einmal umsah. In der Nähe der Munitionskisten, die ihm bereits zuvor aufgefallen waren, fand er mehrere große, quadratische Container, die auf einer Seite ein kleines Fenster eingelassen hatten. Schienen für den Transport von Tieren gedacht zu sein – zumindest ließ das Stroh und die Futtervorrichtung im Inneren der Container darauf schließen. Von den Munitionskisten ließ er lieber die Finger; er wusste aus Erfahrung, dass das Militär gerne ihre Vorratskisten mit speziellen Schlössern ausrüstete, die im gemeinsten Fall schonmal den Inhalt zur Detonation bringen konnten. Auch wenn es ihn höllisch interessierte, was diese Dinger eigentlich an Bord zu suchen hatten.
In der Nähe der Container fand Kaszan einige Seile, wie sie zum Fixieren von schwerer Fracht benutzt wurden, damit sie beim Atmosphäreneintritt nicht die komplette Einrichtung demolierte. Nachdenklich betrachtete er die Seile, die trotz der Kräfte, denen sie im Ernstfall standhalten mussten, kaum dicker als sein Zeigefinger waren. Eigentlich fühlte er sich ziemlich mies bei dem Gedanken, Florence die ganze Zeit über hilflos herumsitzen zu lassen. Dennoch wollte er nicht das Risiko eingehen, dass sie ihm im ungünstigsten Moment in den Rücken fiel. Auch wenn sie sich langsam mit ihrer Lage abzufinden schien, konnte er ihr noch lange nicht vertrauen. Andererseits wollte er sie auf keinen Fall umbringen, aber das Kabel, mit dem er sie gefesselt hatte, würde ihr auf Dauer das Blut abdrücken. Vielleicht wird sie auch irgendwann vernünftig, dachte sich Kaszan in dem Versuch optimistisch zu bleiben, rollte aber dennoch eines der Seile zusammen, um es an seinen Gürtel zu hängen.
Zurück im Aufenthaltsraum schlenderte er erst einmal zur Theke, um die Flaschen zu inspizieren, die hinter einer verglasten Schranktür zu sehen waren.
„Dartmoor Whiskey“, meinte er anerkennend und suchte nach einem halbwegs sauberen Glas.
Als sich der Whiskey seinen Weg durch Kaszans Rachen zu brennen begann, fiel ihm erstmalig auf, wie verdammt müde er inzwischen war. In all dem Stress und Adrenalin der letzten Stunden hatte er die Ansprüche seines eigenen Körpers etwas vernachlässigt. Jedoch erschien es ihm undenkbar, ruhig schlafen zu können, solange er sich nicht sicher war, dass Florence keinen Unsinn anstellen konnte. Also machte er sich kurzentschlossen auf den Weg zurück auf die Brücke.
Kaum hatte er das Cockpit betreten, da verfluchte er sich auch schon für seine Dummheit. Der Platz, auf dem Florence gesessen hatte, war leer. Allerdings war das Polster noch leicht warm – allzu lange konnte sie noch nicht weg sein. Aber wie hatte sie sich befreit? Direkt neben dem Sessel fand Kaszan das Tuch, das er als Knebel benutzt hatte, sowie ihre Fesseln. Als er das kunststoffisolierte Kabel eingehender betrachtete, fand er an einer Stelle Abdrücke, die wohl von ihren Zähnen stammten. Wie hätte er wissen können, dass sie mit einem Biber verwandt war? Offensichtlich hatte sie ihre Fesseln zuerst mit den Zähnen gelockert und sich dann vollends befreit.
„Oh du Miststück!“, fluchte Kaszan, ehe er aufstand und seine Pistole zog.

Fighting Faith
30.08.2006, 20:05
Stryke hatte die Bar wieder verlassen, sie hatte keine Lust das erste Ziel der sicherlich bald auftauchenden Schnüffler zu sein. Etwas betrübt darüber, nur Fragen statt Antworten vorgefunden zu haben saß sie auf den Flügeln der Blueboxx und blickte in Gedanken versunken durch den Hangar. That’s Business.
Damals hatte sie selbst noch zu Frost gesagt, sie bräuchte nicht mehr zum Leben als eine sichere Unterkunft und ein paar Waffen für ihren Job, doch nun? – Sie seufzte.
„Damals“, als sie sich kennen gelernt hatten.
„Damals“ hatte sie wohl nicht mehr gebraucht, doch leider hatte die Zeit die dumpfe Angewohnheit, zu gerne Dinge in dem Leben eines Menschen zu ändern, wo er sich gerade begonnen hatte, an sie zu gewöhnen. Mittlerweile waren es andere „Dinge“, die sie brauchte.
Sie erhob sich und schwang sich in das Innere der Blueboxx, startete das Minimum der Systeme, damit sie einen freien Blick auf ihre Karte werfen konnte. So viele Systeme, Sterne, Planeten… niemals würde sie die Zeit haben auch nur einen Bruchteil von ihnen zu entdecken, eher würde ihr auf irgendeine Art und Weise ihres Lebens beraubt werden, die ihr sicherlich nicht sonderlich gefallen würde.
So viele Punkte auf der Karte. Hunderte, tausende, zehntausende. Je mehr sie den Zoom verringerte umso mehr wurden es und irgendeiner dieser kleinen Punkte war ihr Ziel. Die Ameise im Bau. Das Sandkorn am Meeresgrund. Doch wo sollte man anfangen zu suchen, wenn man keinen Anhaltspunkt hatte?
Sie wusste es nicht.
„Wo bist du Eisigel?...“
Worte, die in der dunklen Leere des Hangars verhallten, ohne auf Antwort zu stoßen.

Oree
30.08.2006, 21:17
Einstweilen anderswo...
Katharsis
Prolog


„Heben Sie die rechte Hand.“
Gleichmäßig und ruhig war seine Stimme, bar jeder Dissonanz. Perfekt wie eine auswendig gelernte Klavieroktave. Die körperlose Gewalt antrainierter Autorität.
Ein Löwe im Angesicht seiner Beute.
Diesen Eindruck zu erwecken, ihn mit jedem gesprochenem Wort und jeder vollzogenen Geste zu bestätigen, war das alleinige Ziel seiner Jahrzehnte währenden Ausbildung gewesen. Die Kunst, sich mit einem einzigen Atemzug allen Sauerstoff in seinem Umkreis einzuverleiben.
Sichtbar einzuverleiben. Ein Akt des Besitzergreifens von wenigen Sekunden, der nicht den geringsten Zweifel lassen durfte an der absoluten und unanfechtbaren Hoheit seiner selbst über jeden Gegenstand und jedes Lebewesen im Radius seiner Wahrnehmung.
Vater, König und Henker – die drei Gesichter der Gewalt, erstarrt zum Monument des ultimativen Potentials:


Zu tun, was nötig ist.
Was nötig ist, zu lenken.
Zu lenken, was zu tun ist.

Er entsann sich der Worte Vanths. Gab es eine Instanz im Universum, die das bedingungslose Recht verlieh, zu töten und zu herrschen, dann war dies ihr Insignum.
„Heben Sie die rechte Hand.“, wiederholte er in unverändertem Tonfall und diesmal gehorchte der Mann ohne Verzögerung. Als das Projektil des schweren Schrapnellblasters die Hand in Fetzen riss und ihm eine widernatürliche Eruption rotschwarzen, zähflüssigen Blutes entgegen spritzte, fühlte Skipper How, wie er am Kragen gepackt und sein Kopf vom Tresen gehoben wurde.
„Alter Mann?“
Eine menschliche Stimme. U-huh. Nicht mehr ganz jung, aber schweinemäßig wichtigtuerisch. Die kannte er doch, musste er irgendwo abgespeichert haben. Hum. Schwierig, schwierig. Noch ein paar Proben, bitte!
„Lass dir eins mal sagen: Wenn ich dich jeden Abend leer pumpen und deine Pisse filtern würd, käm mich das zehn mal billiger, als den ganzen Scheißwhiskey nachzukaufen.“
Dankeschön. Lenny der Barkeeper. Willkommen zurück im Jetzt, Howard. Yeap.

Kildonan Orbitalstation
0146 AM, Standardzeit

How hatte seine Synapsen kurzschließen müssen, nachdem ihm einmal mehr der Schlüssel zu seinem Oberstübchen ins Hosenbein gerutscht war. Er versuchte gar nicht erst, danach zu kramen. Stattdessen blinzelte er den Barmann des „Naughty Neptune“, seiner Stammspelunke, auffordernd an.
„Du, Jungchen, Lenny, ich glaube… wenn du Whiskey aus mir raus haben willst, da braucht man nicht viel zu filtern. Einfach packen und auswringen.“ How umschloss seinen Unterarm mit der Faust und – indem er ihn über das geleerte Whiskeyglas hielt – knetete kräftig daran herum. „Etwa so.“
„Da fließt aber nix raus“, bemerkte Lenny scharfsinnig.
Wieder blinzelte How, diesmal deutlich bestimmter. „Nun, das liegt wahrscheinlich an mangelhaftem Input. Also, wegen dieses fünfzehnten Whiskeys, den ich vorhin, hum, vorhin bestellt…“
„Den du bestellt hattest, bevor du bewusstlos zusammen gesackt bist“, half ihm Lenny auf die Sprünge.
„…den ich also bestellt hatte, bevor ich bewusstlos zusammen gesackt bin“, wiederholte How geduldig.
„Und das wäre dein elfter, nicht dein fünfzehnter“, ergänzte Lenny. „Scheint’s du übernimmst dich allmählich.“
How blinzelte.
„Klugscheißer. Suggestive Entwöhnung nennt man das.“
„Sugges-was?“
„-tive Entwöhnung. Man behält seine gewohnte Menge Alkohol bei, überspringt aber heimlich jeden dritten Drink. Hat mir meine Nichte beigebracht.“
Unter einem Kopfschütteln gab Lenny schließlich nach und fischte eine neue Whiskeyflasche aus dem Regal hinter sich.
„Deine Nichte, huh? Haust die auch auf dieser schrottreifen Nussschale? Oder besäufste dich heute so hemmungslos, weil’s den Kahn endgültig zerlegt hat?“
Während er vor sich hin schwadronierte, goss Lenny seinem Stammgast nach und schob das frisch gefüllte Glas über den Tresen.
How blinzelte und nippte statt zu antworten an seinem Whiskey.
Es war nicht gut, den Barkeeper zu verprügeln, dachte er. Bewusstloser Barkeeper bedeutet kein Whiskey. Kein Whiskey bedeutet… kein Whiskey. Hum.
„Aw, entschuldige! Ihr vertatterten Seebären seid ja alle so empfindlich, wenn’s um eure Pötte geht. Froh kannste sein, dass wir dich mit der Schaluppe überhaupt andocken lassen. Hab gehört, der Stationsvorsteher hat ein Faible für Antiti… Antiquiti… für alten Krempel halt. Ha!“
Lenny gluckste.
How blinzelte.
Bewusstloser Barkeeper bedeutet kein Whiskey. Hngnn.
„Noch einen.“ How deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das geleerte Glas.
Kühlmittelblaue Augen, umkränzt von konzentrischen Furchen, visierten begierig den kurzen Zwischenstopp seines zwölften Drinks an. Whoops. Es würde natürlich der siebzehnte sein.
How dachte an Amy: Wenn ihr großartiger Vater noch leben würde, hätte sie nicht so einen abgefuckten Onkel.
„How, jetzt mal ehrlich.“ Lenny stützte sich mit ausgestreckten Armen auf den Tresen und beugte sich näher an sein Gegenüber heran. „Wie alt biste jetzt? 65?“
How blinzelte.
„63.“, korrigierte er gleichmütig.
„63!“, wiederholte Lenny. „Ich muss dir wohl nich erzählen, wie selten Männer in deinem Gewerbe überhaupt so alt werden. Die Galaxis is ein scheißgefährliches Pflaster geworden seit den Konzernkriegen. Aber das muss ich dir ja auch nich erzählen.“
„Hum. Warum tust du’s dann?“
„Mann!“, stieß Lenny hervor und klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch. “Weil ich’s gut mein mit dir, alter Mann. Die See is voller Dösbaddel und Grünschnäbel und hochnäsiger Fatzken in steifen Sakkos, von denen wissen doch die wenigsten überhaupt, wie man nen Steuerknüppel richtig rum hält.“
How missfiel die Richtung, die diese Unterhaltung einzuschlagen drohte, ganz außerordentlich. Sich zur Besonnenheit zwingend, warf er ein:
„Wusste gar nicht, dass man Steuerknüppel falsch rum halten kann.“
„How… der Krieg hat Rager und Celtar um ihre besten Leute gebracht. Wer bei denen die See am besten kennt, der hat doch nur die meisten Wälzer drüber gelesen.“
Bewusstloser Barkeeper bedeutet kein Whiskey. Kein Whiskey bedeutet… Bewusstloser Barkeeper bedeutet kein Whiskey.
„Werd Ausbilder an den Raumfahrtakadi… akamie… schulen von Celtar oder Rager, was auch immer, is doch scheißegal. How, die haben das Geld so locker sitzen, dass die auf ihren Brieftaschen durch die Gegend schweben können. Aber keine Talente, in die sie es invesi… invisti… rein tun können, Mann! Jedenfalls reißen die sich um einen erfahrenen Seebären wie dich! Das ist deine Chance auf einen friedlichen Ruhestand – die solltest du nutzen, bevor dir irgendein Wichser deine Rostlaube unterm Hintern wegbombt. Jo, sag ich.“
Mit dem kleinen Finger ein scharfes Stück aus dem Glas herausbrechen und Lenny die Zunge durch den Kehlkopf hindurch am Oberkiefer festnageln, dachte How.
„Ist das so“, sagte er stattdessen.
Ehe How noch weiter mit seinen aufschäumenden Aggressionen hadern konnte, traf ihn ein Barhocker auf den Hinterkopf und zerbrach krachend in seine Bestandteile. How fuhr herum und blinzelte aufgeregt. Ein glatzköpfiger Kerl mit krausem Bartwuchs funkelte ihn irre an, offenbar weitere schmerzverursachende Handgriffe im Sinn.
Hinter seinem unverhofften Angreifer bot sich Skipper How eine altbekannte Szene: Fäuste flogen, Männer grölten, Frauen kreischten, Flaschen zerbarsten, Möbel stürzten in sich zusammen und alles zusammen roch verdammt nochmal nach Whiskey.
„Yeah. Grundlose Kneipenschlägerei. Entschuldige mich, Lenny.“

Soundtrack: Morrissey - Pregnant For The Last Time

Sprachs, duckte sich unter dem Fausthieb der Glatze hinweg und rammte ihm seinerseits die in ungezählten Situationen wie diesen gestählten Knöchel in die Wange. Sehr zu seiner Enttäuschung stürzte sein Kontrahent sogleich zu Boden und blieb reglos liegen. Er würde fortan sanfter zudreschen müssen, wenn er hiervon noch etwas haben wollte.
Begeistert beobachtete How, wie ein recht adrett gekleideter Jüngling quer durch den Raum segelte und unmittelbar neben ihm von einem Holzbalken gestoppt wurde. Offenbar war der Aufprall günstig verlaufen, denn der Bursche regte und räkelte sich noch ächzend. Damit ihn der inzwischen vollkommen außer Kontrolle geratene Mob nicht weiter auseinander nahm, setzte ihn How mit einem beherzten Faustschlag gegen die Stirn außer Gefecht.
Kurz darauf musste er auch schon einem heran schnellenden Etwas ausweichen, das er freudig erregt als Baseballschläger identifizierte - nachdem er dessen Träger mit einer flinken Kombination aus
Kinnhaken, mehreren Hieben in die Magengrube und einem gezielten Tritt gegen die Kniescheibe kampfunfähig gemacht hatte.
Das robuste Schlaginstrument andächtig in der Faust wiegend, torkelte How auf das Epizentrum der Massenprügelei zu.
Wieder ein Tag, an dem es sich lohnte, noch am Leben zu sein.

Lenny der Barkeeper hatte inzwischen gewagt, vorsichtig hinter seinem Tresen hervorzuspähen.
Entsetzt musste er mit ansehen, wie zwei bärtige Raufbolde ein halbwüchsiges, hilflos zappelndes Kerlchen an den Beinen packten und mit dem Gesicht voran auf den Billardtisch schmetterten. Das darauf folgende, ungesunde Knackgeräusch schien die beiden noch nicht gänzlich zu befriedigen, und so zerrten sie ihr immer noch strampelndes und plärrendes Opfer vom Tisch herunter, um ein weiteres Mal anzusetzen.
„Schluss damit!“, schrie Lenny aufgebracht und lud demonstrativ die Pumpgun durch, die zum Grundinventar eines Barkeepers auf Kildonan Orbstat gehörte. „Hört sofort mit dieser verdammten Scheißkacke auf oder ich puste euch die Scheißhirne aus euren verdammten Schädeln, kapiert?“, brüllte er mit hochrotem Kopf in die Menge, bereits ab dem „oder“ hörbar mit der Heiserkeit ringend. Um seinen Worten noch etwas Nachdruck zu verleihen, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu: „Ihr abgefuckten Dreckshurenböcke!“
How, der gerade damit beschäftigt gewesen war, eine Gruppe versiffter Neopunks mit seinem Schläger zu vertrimmen, wandte sich zu Lenny um und blinzelte irritiert.
Die Flinte im Anschlag, war dieser auf den Tresen geklettert und nun sichtlich bemüht, die etwa zwei dutzend Mann starke Meute über den schmalen Lauf hinweg in Schach zu halten.
Sein Geschrei hatte im ganzen Raum ein erstauntes Innehalten ausgelöst. Geballte Fäuste waren in der Luft stehen geblieben, zu Schmerzensschreien geformte, aufgeplatzte Lippen abrupt verstummt und dicke, blutverschmierte Finger erwartungsvoll an den Hälsen röchelnder Opfer verharrt.
Jedes tollwütig flackernde Augenpaar war jetzt auf Lenny gerichtet – den schmächtigen, am ganzen Leib zitternden Lulatsch mit der Pumpgun, der einem Haufen gescheiterter Existenzen soeben mehrere verbale Gründe für etwas geliefert hatte, wofür es ganz offensichtlich keinerlei Gründe bedurfte: Ein gottverdammtes Scheißmassaker.
Bevor also der erste der Schläger seine Fassung wiedergewinnen und mit ausgestreckten Pranken auf Lenny zuhechten konnte, fuhr How dazwischen und beförderte den massigen Körper mit einem tüchtigen Schlag zurück in die Ecke, aus der er gekommen war.
„Bewusstloser Barkeeper bedeutet kein Whiskey“, belehrte ihn How mit erhobenem Zeigefinger. „Toter Barkeeper bedeutet noch weniger Whiskey.“
Dem Anschein nach war keiner der Anwesenden solcherlei Logik noch mächtig.

Was sich nun innerhalb weniger alkoholschwerer Atemzüge entfesselte, würde How später unter die softeren Kneipenschlägereien einordnen, an denen er beteiligt gewesen war.
Während er also, den Baseballschläger in variierendem Rhythmus horizontal und vertikal schwingend, einen Gegner nach dem anderen abfertigte, Gelenke auskugelte und Rippen brach, Zähne ausschlug und Schädelknochen zertrümmerte, dachte er an jene Szene zurück, die ihn kurz zuvor im Suff eingeholt hatte.
„Heben Sie die rechte Hand.“
Was war er für ein junger Idiot gewesen. Nun war ein alter Narr aus ihm geworden.
Der Baseballschläger blieb mit einem Mal in vollem Schwung stehen.
How blinzelte.
Der hoch gewachsene Asiat hielt die Keule eisern umschlossen. Seine Haltung verriet, dass er kaum Muskelspannung dafür benötigte. Seine Pose wirkte wie einstudiert, sein Blick sprach von Mord und Feuer. Er war jünger als How, aber gleichfalls ein alter Mann. Wurden Hows Augen von Krähenfüßen getragen, so ruhten die seines Gegenübers auf Tränensäcken so dick, als ob sich ein zweites Paar Augen darunter verbarg.
Die verbliebenen Kneipengäste hatten angesichts der Epik, die diese Konfrontation verhieß, in ehrfürchtiger Erwartung von How abgelassen.
Die beiden Männer starrten einander in die welken Gesichter. Hier und jetzt würde es Tote geben. Jeder der Anwesenden konnte es wittern.
Schließlich lockerte der Asiat seinen Griff und How ließ seufzend den Baseballschläger sinken.
„Pierre“, begann er. „da will dir jemand von hinten eine Flasche über die Birne ziehen.“
„Habe ich bemerkt“, entgegnete Sokoya und brach seinem Angreifer mit einem rasanten Fußtritt den Kiefer, ohne den Oberkörper zu drehen. Benommen taumelte der Mann rückwärts und sank endlich bewusstlos gegen die Wand.
„Ich zähle immer noch neun.“ Sokoya bedachte How mit einem verächtlichen Blick. „Du bist ein widerwärtiger, ungelenker Greis geworden, Howard Aether.“
How blinzelte.
„Schätze, aus dem Grund hab ich dich zu meinem Sicherheitsschef gemacht.“
Pierre Sokoya nickte grimmig.

Oree
30.08.2006, 21:22
Raumsektor F-012, Gamma-Quadrant: Roth-Planetoidencluster.
0257AM Standardzeit.

Der gefürchtete Weltraumpirat Marius Mayborn hatte noch nie in seinem Leben eine fliegende Schildkröte gesehen.
Im Radarschatten des Planetoiden Wolfram 67-B pirschte sich die Blackberry Stain nahezu unsichtbar an ihr Opfer heran. Marius hatte die Reaktorleistung auf gut ein Fünftel drosseln lassen. Gerade genug, um Lebenserhaltung und Impulsantrieb mit Energie zu versorgen. Die Strahlen- und Partikelemissionen waren somit auf ein Minimum gedämpft – zu schwach, um von den überholten Sensor-Relais der Katharsis wahrgenommen zu werden.
Murphy hatte Recht gehabt, erkannte der Korsarenkapitän verblüfft. Eine gottverdammte fliegende Schildkröte.
Marius befahl seinem Navigator Chulbert, einem übergewichtigen Zwerg, der von allen nur „Chubby Chull“ genannt wurde, die Stain ab einer Distanz von acht Kilometern zum Ziel sachte abzubremsen.
„Wir wollen doch die Kröte nicht aufschrecken“, erklärte er, siegesgewiss grinsend.
Der Plan war im Prinzip narrensicher. Zwar hatte Marius in der Vergangenheit mehr als einmal die Erfahrung machen müssen, dass die wenigsten Coups nach Prinzip abliefen, aber dieser hier beinhaltete einfach zu wenig Variablen. Die Informationen, die Murphys Leute ihm zur Verfügung gestellt hatten, waren lückenlos.
CCF Katharsis. Modifizierte Galapagos-Klasse. Zivile Transportkorvette. Zugelassen auf einen greisen Seebären namens Howard Aether. Acht weitere Besatzungsmitglieder, allesamt ohne militärischen Hintergrund. Zwei Beiboote: Ein Langstreckenshuttle der Seagull-Klasse und ein leichter Kurzstrecken-Donkey.
Das kuriose an diesem Pott aber war seine Panzerung: Offenbar aus den verschiedenartigsten Schiffswracks zusammen geklaut, überzog den Rumpf der Katharsis ein völlig ungleichmäßiger Flickenteppich aus Panzerplatten in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Stärken. Als hätte man wahllos eine Tüte voll Puzzleteile über der Außenhaut ausgeschüttet und festgeklebt.
Marius zog eine abschätzige Grimasse. Allein der Zustand dieses museumsreifen Kahns verriet schon genug über das Ausmaß des Widerstandes, mit dem die Crew der Blackberry Stain würde rechnen müssen.
Weniger in dieses Bild passte allerdings die vergleichsweise stattliche Bewaffnung. Hier würde durchaus etwas Achtsamkeit verlangt sein, wollte Marius hässliche Beulen an seinem Mädchen vermeiden. Vier mittelschwere Gauss-Gatlings, zwei an jedem Flügelende, sowie ein schweres Raketengeschütz auf dem Dach des Frachtmoduls bildeten den Verteidigungsgürtel der Katharsis.
Überhaupt war es das Frachtmodul, das dem Schiff seine absonderliche Erscheinung verlieh. Es wies die ovale Form eines Schildkrötenpanzers auf und überragte den eigentlichen Rumpf sowie das Cockpitsegment um mindestens ein Dutzend Meter.
Der Sinn dahinter lag in der erhöhten Flexibilität einer Galapagos – zumindest nach Ansicht ihrer Entwickler. Das Frachtmodul konnte binnen weniger Sekunden vom Mutterschiff abgekoppelt und später wieder aufgesammelt werden. So sollte vor allem in Gefahrensituationen eine rasche Flucht gewährleistet sein.
So wie Marius es allerdings sah, diente diese Funktion lediglich der Bequemlichkeit von Freibeutern wie ihm. Ein neutralisiertes Schiff nicht erst entern zu müssen, sondern es einfach zur Entkopplung seiner Fracht zu zwingen und dann in Stücke zu schießen, war doch wesentlich komfortabler.
„Noch neuneinhalb Kilometer, Captain“, meldete Chubby Chull.
Marius nickte und wandte sich zu Parquarth, seinem Ersten Maat um. „Setz deine Jungs in Bereitschaft, Les. Wenn die sich als zickig erweisen, müssen wir vielleicht doch an Bord gehen.“ Les Parquarth gehorchte und rutschte die Leiter zum Bauchsegment der Stain herunter. Drei weitere Piraten warteten dort bereits begierig auf ihren Einsatz.

„Das ist deine letzte Chance, Mayborn!“, hatte ihn Murphy gewarnt. Ein weiteres Desaster, wie es ihm nacheinander auf Signui Laneya und Kildonan Orbstat unterlaufen war, würde ihm der Fettsack nicht durchgehen lassen. Vermasselte er diesen Job, konnte er sich gleich darauf einstellen, einen kurzen Lebensabend in einer Luftschleuse zu verbringen.
Abwechselnd nahm Marius die holographische Drahtgitterprojektion des Zielobjektes und die Katharsis selbst in Augenschein, wie sie durch das Cockpitfenster langsam an Größe gewann.
„Ganz sachte, Chubby“, erinnerte er seinen Navigator. „Ganz sachte ran an die fette Kröte.“
Lückenlose Informationen, besann sich Marius.
Die Wahrscheinlichkeit einer unangenehmen Überraschung war diesmal verschwindend gering bis nicht existent. Er wusste alles, was es über die Katharsis relevantes zu wissen gab. Nun ja. Vielleicht nicht, was das Wo und Wie hinsichtlich „modifiziert“ betraf – hierzu hatten Murphys Spione keine Details in Erfahrung bringen können. Aber welche großartigen Modifikationen sollte so ein armseliger Schrotthaufen mit Flügeln schon haben?
Wahrscheinlich hatte dieser Aether bloß eine Kaffeemaschine in der Kombüse aufstellen lassen.

„Welcher hirnamputierte Vollidiot hat denn bei denen das Kommando?“
Amalia Sailfish stemmte die Arme in die Hüften und zeigte Ayanis Oree ein ungläubiges Kopfschütteln, während sie die Scannerdaten des Waspwing-Vierflüglers studierte, der sich da so tolldreist an ihr Heck heranzuschleichen versuchte. „Fünf Personen an Bord“, murmelte sie. „und alle lebensmüde.“
„Sie drosseln ihr Tempo“, bemerkte Ayanis und legte die Stirn in Falten. „Ich vermute mal, die verpassen uns ein paar Warnschüsse auf den Hintern…“
„…zerfetzen unser Triebwerk, zwingen uns, unsere Fracht abzuwerfen…“, setzte Amy ihre Prognose fort.
„…und ballern uns dann zu einem kleinen schmorenden Häufchen Weltraumschrott zusammen.“ Ayanis verbildlichte dieses Szenario, indem sie die Finger ineinander legte und eine schrumpfende Kugel beschrieb, mit heraus gestreckter Zunge „Pffssssch“ zischend.
„Ey, wer nennt hier mein Mädel Weltraumschrott?“
Alvin Forelli hatte den bemützten Kopf durch das Cockpitschott gesteckt und zog nun eine entrüstete Schnute.
„Da stellt man den Damen nach monatelanger Plackerei einen voll ausgestatteten Luxusschlitten hin und dann lästern sie hinter meinem Rück… oh, wen haben wir denn da?“
Neugierig steckte Alvin seine Nase in die holographische Scannerabtastung der Blackberry Stain. Die daraus entstehende Bildinterferenz ließ eine gewaltige Beule am oberen Bug des Schiffes entstehen.
„Waspwing, fünf Mann Besatzung. Schätze, Piraten“, entgegnete Amy.
Alvin fuhr entsetzt zurück und rückte sich in nervöser Manier die Brille zurecht.
„O mein Gott! Das ist unser Untergang. Ich hab’s immer gesagt!“ Er fuchtelte mit dem Zeigefinger. „Eines Tages kommen sie, uns zu holen! Ich hab’s immer gesagt.“
„Und wie Recht du hattest“, pflichtete Amy bei. „Sieh sie dir an! Sie werden uns auseinander nehmen, grillen, wegpusten, desintegrieren, vaporisieren, pulverisieren, unsere Einzelteile werden bis in alle Ewigkeit als Satelliten in der Umlaufbahn dieses Planetoiden da kreisen.“
„Wir sind gefickt“, fasste Ayanis zusammen.
Alvin nickte mit weit aufgerissenen Augen und tat schließlich einen tiefen Atemzug.
„So ist es. Wenn ihr mich nun entschuldigt, Ladies. Ich verspüre das Verlangen, hysterisch im Schiff auf und abzulaufen und Bibelpsalme aufzusagen.“
„Komisch.“ Ayanis hob grinsend eine Augenbraue. „Ich hätte drauf gewettet, dass du Mel ins Beiboot zerrst und mit ihr flüchtest.“
„Ha-ha, junge Dame“, gab Alvin sichtlich pikiert zurück. „Weißt du eigentlich, wie saugfähig Zungen sind? Mir gehen da unten allmählich die Schmierlappen aus.“ Er zeigte der noch immer grinsenden Navigatorin mit zwei Fingern an seiner Zunge eine Scherenbewegung, worauf diese ihm schelmisch die ihrige heraus streckte.
„So, nun aber genug herumgealbert.“ Amy klatschte zackig in die Hände. „Herr Chefingenieur, ab in den Maschinenraum, Frau Pilotin, Hände ans Steuer.“
„Und was machst du in der Zwischenzeit?“, verlangte Alvin zu wissen. „Ich meine, abgesehen von so-tun-als-wärst-du-hier-der-Captain?“
Amy band sich gelassen das erdbeerblonde Haar zusammen und griff sich ihre Jacke von der Lehne des Kommandostuhls.
„Ich suche uns Streit.“

Im Cockpit der Blackberry Stain fuhr sich Marius Mayborn – gänzlich aufgegangen in seiner Rolle des gewieften Strategen - grüblerisch durch den Bart. Chubby Chull hatte das Schiff in eine nahezu mustergültige Position zur Katharsis manövriert: Von steuerbord achtern her peilte die Nase der Stain präzise die beiden Zwillingstriebwerke ihrer Beute an. Eine Flucht war ausgeschlossen. Sein Lohn gesichert.
„Okay, Gentlemen“, rief er und nahm schräg gegenüber seines Navigators an der Geschützkontrolle Platz. „Ab sofort beginnt Phase II dieser Operation: Anbeißen und ausschlachten. Ihr wisst, was zu tun ist. Und ihr wisst, was auf dem Spiel steht. Ich will nicht einen Patzer sehen, von niemandem. Wir können uns diesmal kein Rumgeficke leisten. Also: Konzentriert euch auf den Plan, wahrt Disziplin und verschwendet erstmal keinen Gedanken an Phase III…“
Erwartungsvolle Stille drang aus dem Besatzungs-Kompartment des Unterdecks nach oben.
„…nämlich ISCHEN UND ALE!“
Einträchtig reckten die Piraten ihre Messer, Schnellfeuergewehre, Pumpguns und Kanonen in die Höhe und stimmten ihrem Kommandanten grölend zu. Marius grinste, zwang sich aber sogleich wieder zur Besonnenheit. Kein Rumgeficke. Diese Weltraumpenner da drüben kapitulierten oder fraßen Dreck – aber ihre Fracht wurden sie los.
Mit einigen flinken Handgriffen entsicherte er die Waffensysteme und brachte die Zielerfassung online. Unter gehorsamem Surren fuhren die
an den Flügelspitzen der Blackberry Stain aus ihren Kammern, während am Kiel des Schiffes die Schotts der Bombenschächte auseinander glitten. Gleichzeitig erklangen vom Unterdeck die vertrauten Laute von Schusswaffen, die durchgeladen und in Bereitschaft gebracht wurden.
Das lüsterne Gefühl, am Zünder mehrerer Tonnen Sprengkraft zu sitzen, durchströmte ihn bis in die Fingerspitzen, die sich nun vorsichtig um den Abzug krümmten.
Die Stain war in diesem Augenblick eine geile Kurtisane, unter seinen Händen auf ihrer kühlen Metallhaut ekstatisch bebend. Darum bettelnd, ihre uranversetzte Leidenschaft entfesseln zu dürfen.
„Target locked“, meldete die mechanische Frauenstimme des Schiffscomputers. In Marius’ Ohren klang es wie ein forderndes Stöhnen. Er spitzte die Lippen. Mit Gemach drückte er den Abzugshebel durch.
„Yo-ho und ne Buddel voll…“
„Captain!“ Chubby Chull war aufgesprungen und deutete mit ausgestrecktem Ärmchen aus dem Cockpitfenster in Richtung der Katharsis. Marius wirbelte zornig herum.
„Was, zum Geier?“, verlangte er zu wissen.
Statt einer Antwort flog Chubby Chull rückwärts durch den Raum und prallte mit dem wulstigen Schädel gegen die Leitersprossen. Die Schockwelle wurde von einem infernalischen Lichtblitz begleitet, der Marius kurzzeitig das Augenlicht raubte. Reflexartig krallte er sich in den Riemen des Sitzgurtes fest, die sich ob der gewaltigen Erschütterung scharf in sein Fleisch gruben. Vor Schmerz brüllend tastete er nach einer Haltemöglichkeit, bekam endlich den Holm der Leiter zu fassen, gegen die der reglose Körper seines Navigators gesackt war.
Die Stain ächzte und fauchte, nun weniger wie ein geiles Weib denn wie eine zornige alte Vettel. Aus dem Unterdeck war Fluchen und Gebrüll zu hören. Das Gepolter unbefestigter Gegenstände hallte durch das Schiffsinnere.
„Verdammte Scheiße noch mal“, zischte Marius, als er, sein Gleichgewicht wiedererlangt, den Steuerknüppel packte und das Schiff in eine stabile Lage zurückzubringen versuchte.
„Keine Komplikationen, ich wollte einmal keine Scheißkomplikationen.“

Die Scheißkomplikation strich sich lachend eine blonde Strähne von der Stirn und griff nach dem Interkom.
„Ayanis, dreh das Mädchen mal um“, bat Amy ihre Navigatorin. „Einem Gast kehrt man nicht den Rücken zu.“
Vom schweren Geschützturm auf dem Dach der Katharsis aus – dem höchsten Punkt des Schiffes – beobachtete sie zufrieden, wie sich der Steuermann des Piratenbootes sichtlich damit abmühte, seinen Kahn wieder in eine ausgeglichene Position zu bringen.
Die Detonation war ein wenig zu nah am Rumpf erfolgt, gewiss hatte sie einige Brandflecken an der Außenhaut hinterlassen. Wahrscheinlich hatte Alvin wieder ohne ihr Wissen an den Sprengköpfen herumgebastelt.
„Amy?“, erklang Ayanis’ Stimme über das Interkom. „Da will dich jemand sprechen. Soll ich ihn umleiten?“
Ihr Grinsen wurde breiter.
„Ich bitte darum.“
„Einen Moment, Sir, ich verbinde“, war noch zu hören, dann wechselte die Leitung auf die externe Frequenz. Warnsirenen und das elektrostatische Zischen einer beschädigten Armatur waren im Hintergrund zu hören.
„Katharsis, dies ist die Blackberry Stain.“ Eine wutentbrannte, sonore Männerstimme – Amy vermochte nicht zu bestimmen, ob ihre Rauheit durch die Kommunikationsinterferenz bedingt oder natürlich war. Unweigerlich fühlte sie sich ein Stück weit eingeschüchtert, besann sich jedoch im selben Augenblick wieder. Gelassen sprach sie in das Mikrofon ihres Headsets.
„Schöner Name. Umso passender, dass Sie jetzt ein paar schwarze Flecken auf der…“
„Halts Maul, du Schlampe!“
Amy hielt den Atem an. Wer auch immer dieser Kerl war – Leute zur Schnecke zu machen, war er gewohnt.
Assoziationen.
Verdammt noch mal, auf einen verbalen Schlagabtausch von dieser entwaffnenden Vulgarität war sie nicht vorbereitet gewesen. Amy zwang sich, die Brücken, die in diesem Augenblick in ihrem Bewusstsein geschlagen wurden, wieder einzustampfen.
Die Sekunden der Stille feuerten das Selbstbewusstsein des Mannes am anderen Ende der Leitung offenbar an.
„Wir sind noch längst nicht am Ende, kapiert? Ich wollte das hier eigentlich auf zivilisierte Tour abwickeln… du hättest mich nicht anpissen sollen, du… wer bist du? Huh? Sag deinen Namen.“
Diese Worte entspannten Amy wieder vollends. Der Typ mochte ein imposanter Rabauke sein, aber unter dieser Fassade verbarg sich offenbar ein minderbemittelter Gossenprolet.
„Meinen Namen willst du wissen, Bursche?“, begann sie, wieder so ausgeglichen und katzenhaft kühl, wie es ihre Lieben unten im Schiffsbauch gewohnt waren. „Dann hör gut zu. Ich verrate ihn dir. Mein Name ist…“

Bumm! Marius wurde so heftig durchgerüttelt, dass er aus dem Sessel stürzte und mit der Stirn hart auf dem Metallboden aufschlug. Die Rakete war diesmal unmittelbar vor dem Cockpitfenster detoniert und hatte es mit einer dicken Rußschicht überzogen. Marius keuchte entgeistert. Nur ein paar Meter mehr und das Plexiglas hätte bersten können.
Von dieser Vorstellung unter Strom gesetzt, unterdrückte er alle Verwünschungen, die ihm in diesem Moment auf der Zunge lagen, rappelte sich auf und stürzte zur Flugkontrolle.
„Captain?“ Les Parquarth hatte den Kopf durch die Luke zum Unterdeck gesteckt. Blut lief ihm die rechte Schläfe herab, in seinen Augen brannte Mordlust.
„Zurück nach unten und anschnallen!“, bellte Marius. „Waffen sichern und verstauen. Kampfstationen besetzen. Sofort, Les!“
Parquarth gehorchte augenblicklich. Marius vernahm hysterisches Geschnatter und Gefluche, kurz darauf das Piepen und Surren der Geschützstände, die seine Crew nun bemannte.
Er griff nach dem Sicherheitsgurt, schnallte sich an und schloss die Fäuste um das Steuer der Stain.
Das war ein Fehler, du Drecksnutte. Das war ein Fehler.
Die Triebwerke der Blackberry Stain heulten auf, das Schiff beschleunigte auf Angriffsgeschwindigkeit. Marius hielt in direktem Vektor auf das Heck der Katharsis zu. Der Rußteppich auf dem Cockpitfenster stob auseinander und gab den Blick auf die Beute frei.

Amy schluckte. Was zur Hölle sollte das denn?
„Amy…?“ Die Stimmen von Ayanis und Alvin überlagerten sich gegenseitig.
„Ich sehe es, Leute, ich sehe es“, rief sie. „Kampfstationen besetzen! Aaron, Nathan, Daria, rein in die Beestings und haltet euch zum Abwurf bereit! Tut es jetzt!“
Ein Schweißfilm hatte sich auf ihrer Stirn gebildet. Dieser Pirat war nicht nur dumm, er war auch fanatisch. Die tödlichste Kombination, der man hier draußen begegnen konnte.
„Ayanis, Ausweichmanöver und Kontervektor!“, befahl sie der Navigatorin.
„Ich kann fliegen, Amy“, kam es trocken zurück.
Amy wurde unsanft in den Sitz gedrückt, als Ayanis kompromisslos in die Eisen stieg und gleichzeitig den Nachbrenner betätigte, um die größtmögliche Beschleunigung zu erzielen. Bläuliche Flammen schossen aus den Impulsturbinen, als die Katharsis rapide Fahrt aufnahm und der angreifenden Blackberry Stain die Steuerbordseite zukehrte.
Alvin Forelli hechtete in die zentrale Geschützkanzel und brachte mit rasanten, aber präzisen Handgriffen die Zielerfassung online.
Da er der einzige freie Mann an Bord war, würde er alle vier Flügelgatlings allein bedienen müssen. Die Holoprojektoren erwachten summend zum Leben und projizierten das Bild der Steuerbordkameras über die Abzugskontrollen.
Alvin kniff die Augen zusammen. Mit aktivierten Waffensystemen und in vollem Galopp sah dieser Waspwing ungleich furchteinflößender aus als die Drahtgitterabtastung des Scanners.
„Waffensysteme aktiv, Ziel erfasst“, gab er über das Headset durch, während er es sich noch hastig überstreifte.
Das gegnerische Schiff war in Abschussreichweite. Alvins Hände schlossen sich um die Kontrollsticks der Steuerbordgeschütze.
Gott sei diesen Bastarden gnädig, wenn sie auch nur eine Schramme in mein geliebtes Mädchen schossen, dachte er.

Die Blackberry Stain kippte zur Seite und verschwand unter dem Kiel der Katharsis – um wenige Sekunden später auf Backbord wieder aufzutauchen.
Marius’ Spezialmanöver. Er zog die teuflische Grimasse des Henkers vor der Enthauptung.

Amy formte die Lippen zu einem Schrei. Panisch wendete sie das Dachgeschütz um 180 Grad - zu spät, um der ersten Salve der Stain zuvorzukommen.

„Feuer!“, brüllte Marius wie in Ekstase.

Oree
30.08.2006, 21:26
Kildonan Orbitalstation
0321AM Standardzeit

Eine gute Viertelstunde und sechs reglose Körper später schenkte Lenny der Barkeeper seinen beiden einzigen noch verbliebenen - da aufrecht stehenden - Gästen eine Ehrenrunde besten Whiskeys aus.
„Wisst ihr, Jungs“, säuselte er und goss sich selbst einen Drink ein. „Das war fast so bombig wie neulich, als wir’s hier mit den Piraten hatten.“
How blinzelte interessiert und tauschte einen konspirativen Blick mit Sokoya.
„Piraten?“, erkundigte er sich.
„Jo“, bestätigte Lenny und hob sein Glas zum Prosit. „Piraten.“
Die drei Männer ließen ihre Gläser aneinander klirren und nahmen je einen tüchtigen Schluck. How kraulte nachdenklich sein Seemannsfell unterm Kinn, Sokoya hingegen saß vollkommen unbewegt und schien die langsame Zersetzung der Eiswürfel in seinem Whiskey zu beobachten.
„Was für Piraten?“, fragte How schließlich nach.
„Na ja…“, gab Lenny zur Antwort und nippte verschlafen. „Piraten halt. So Kerle in schmutzigen Klamotten und mit Bärten. Sind hier reingeplatzt, haben rumgeblökt, in die Luft geschossen und so. Einer’s aufgestanden und wollt den Captain von denen packen, da hat der den vom Bauchnabel zum Hals hoch aufgeschlitzt mit seinem Messer. War nich hübsch anzusehen, sag ich euch.“
How blinzelte.
„Der hatte ’n Gesicht, das vergisste nich so schnell.“ Lennys Blick war auf den Raum zwischen How und Sokoya fixiert, als durchlebte er die Ereignisse in einer geistigen Rückblende noch einmal. „Groß und bärtig und… groß. Und dem seine Augen, die haben gefunkelt so wie… wie…“ Lenny suchte nach Worten.
„Diamanten“, schlug How vor.
„Nein, nein“, winkte Lenny ab. „Böse haben die gefunkelt, richtig böse.“
„Böse Diamanten“, präzisierte Sokoya, den Blick starr auf seinen Whiskey gerichtet.
„Jaa!“, entfuhr es Lenny, als habe sich urplötzlich ein dicker Knoten in seinem Gehirn gelöst. „Wie böse Diamanten haben die gefunkelt.“
„Ein großer bärtiger Mann mit bösen Diamanten im Kopp also“, resümierte How.
„Yeap!“
„Und was hat der gewollt?“
„Keine Ahnung. Hat’s nich gefunden.“
How blinzelte.
„Woher weißt du, dass er es nicht gefunden hat, wenn du nicht weißt, was es war?“
„Na ja. Die haben hier den ganzen Laden auf’n Kopf gestellt und rumgesucht und auch die Leute durchsucht von oben bis unten und dann hat der Captain irgendwann geschrien ’Scheiße!’, hat der geschrien, ’das Zeug is nich hier’ und so.“
„Ah.“
„Jo.“ How wusste, dass Clifford Hannings, der Besitzer des „Naughty Neptune“, die Lagerräume unter seiner Spelunke in seiner Nebenbeschäftigung als freischaffender Schmuggler regelmäßig mit allerhand illegalen Gütern füllte.
Er selbst machte hin und wieder von dieser Gelegenheit Gebrauch, zu vernünftigen Preisen an schwer zu beschaffende Ware zu kommen. Manchmal gegen Bares, meistens allerdings gegen die ein oder andere Gefälligkeit, die Clifford von seiner To-Do-Liste streichen wollte.
How stellte sich in Gedanken die Frage, ob Hannings Lenny den Barkeeper in sein Zweitgewerbe eingeweiht hatte - und dieser einfach nur zu besoffen war, um sich dessen zu entsinnen - oder ob Lenny wirklich keinen Schimmer hatte.
War letzteres der Fall, durfte How sich nicht verplappern. Gewiss würde sich Clifford etwas dabei gedacht haben, den Burschen im Unklaren zu lassen. Es galt, vorsichtig und subversiv vorzugehen, mit rhetorischem Geschick um den heißen Brei herum zu balancieren, ohne hinein zu stürzen. Sokoya spürte die Anspannung seines alten Freundes.
Behutsam wagte How einen Vorstoß: „Vielleicht haben die ja nach Schmuggelware gesucht.“
Sokoya rollte mit den Augen.
„Schmuggelware?“, wiederholte Lenny überrascht. „Hier im Neptune? Wie soll denn hier Schmuggelware hinkommen?“
„In Kisten zum Beispiel“, erwiderte How unbekümmert.
Lenny wollte etwas sagen, schloss den Mund jedoch wieder und glotzte verdattert drein.
„In Kisten…“, sinnierte er abwesend, offenbar im zähen Fluss seiner Erinnerungen siebend. „Jetzt, wo du’s sagst, How… neulich, da waren Männer mit Kisten hier.“
Lenny lehnte sich verschwörerisch vornüber, die Ellenbogen auf die Tischplatte aufstützend. Im Flüsterton, so dass How und Sokoya sich ihrerseits vorbeugen mussten, fuhr er fort:
„Ich bin nach 0400 noch da gewesen, weil einer auf den Boden gekotzt hatte und ich sag euch, der muss Maschinenöl oder so was gebechert haben, das Zeug war ätzend wie die Seuche. Na ja, jedenfalls kamen dann diese Männer rein, die haben Kisten geschleppt, und Mr Hannings – er muss irgendwie gedacht haben, ich wär schon heim gegangen oder so – der hat mit denen geredet und ihnen Geld gegeben und dann haben sie die Kisten in den Keller gebracht. Kein Plan wohin, weil ich hab die danach nie mehr gesehen.“
Clifford hatte eine geheime Kammer im Untergeschoss einrichten lassen, erinnerte sich How.
„Und hast du mitgekriegt, was drin war?“, fragte er neugierig. Das Gefühl, etwas ungutem, möglicherweise gefährlichem auf der Spur zu sein, wuchs beständig.
„Yeah“, bestätigte Lenny und lehnte sich, plötzlich seine Gelassenheit wiedererlangt, zurück. „Hab gesehen, wie Mr Hannings eine der Kiste geöffnet und was raus genommen und dran geschnuppert hat.“
How trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch, Sokoyas einzige Regung während des gesamten Gesprächs blieb hingegen das Augenrollen vor einigen Minuten.
„Na und, was war es?“, forderte How aufgeregt zu erfahren.
Lenny grinste breit und leckte sich demonstrativ über die Lippen.
„Es war weich und zart und lecker wie die Möse einer Dihijin-Dirne. Mmmmh.“
„Lenny…“ How wurde es entschieden zu bunt.
„Schokolade, Mann!“, versetzte Lenny. „Und zwar echte! Muss echte gewesen sein, sonst hätten die doch nicht so geheimnisvoll getan.“
How stieß einen erregten Seufzer aus, seine Miene verfinsterte sich zusehends. Ein Zeichen, das Sokoya in den vielen Jahren ihrer Freundschaft instinktiv zu deuten gelernt hatte. In diesem Fall allerdings hätte es keinerlei Signal seines Skippers bedurft. Sokoya wusste selbst nur zu gut um die mörderische Brisanz von Lennys Offenbarung.
Die beiden Männer erhoben sich, How kramte eilig in seiner Jackentasche und förderte einige Münzen zu Tage, die er auf den Tisch warf.
„Sorry, Söhnchen, wir müssen los“, erklärte er knapp. „Das ist für die Drinks und der Rest für dich.“
Lenny der Barkeeper hätte seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen noch deutlich mehr Zeit gebraucht, um diesen Überfluss an plötzlichen Eindrücken zu verarbeiten. Da How und Sokoya bereits zielstrebig auf die Tür zuhielten, rief er nur: „Und wer bezahlt mir den Schaden?“
„Die da.“, rief How und zeigte auf den Boden, wo die ersten der niedergeknüppelten Kneipengäste ihr Bewusstsein wiederzuerlangen begannen und leise fluchend nach ihren Schlagwaffen tasteten.
Lenny den Barkeeper mit offen stehendem Mund zurück lassend, rannten Howard Aether und Pierre Sokoya durch die sanierungsbedürftigen Korridore der Kildonan Orbitalstation zum Hangar, wo ihr Shuttle, die LRS Hamartia, bereits auf sie wartete.

Oree
30.08.2006, 21:32
Roth-Planetoidencluster
0332AM Standardzeit

Aaron Briggins konnte sich schon wenige Augenblicke, nachdem er plump von seiner Pritsche gerollt und mit Mühe auf die Beine gekommen war, nicht mehr daran erinnern, was ihn eigentlich geweckt hatte: Die herrische Stimme Amys oder die unheilvolle Erschütterung, nach der die Kajütenbeleuchtung kurzzeitig ausgefallen war.
„Was zum Geier is’n nun schon wieder“, grummelte er und wankte benommen zu seinem Spind. Gerade hatte er die Hand ausgestreckt, um ihn zu öffnen und seine Pilotenkluft heraus zu fischen, da fuhr ein erneutes Beben durch das Innere der Katharsis und schleuderte ihn auf die Pritsche zurück.
„Scheißficken!“, fluchte er, um sein Gleichgewicht ringend. „Drecksbumshurenkackmist!“
„Leute, wo zum Teufel bleiben meine Beestings?“, klang Amys Stimme unüberhörbar erbost durch die Lautsprecher im Zentralkorridor des Schiffes.
„Nathan und ich sind bereit, wir warten nur noch auf den großen Mr Briggins“, kam es zurück. Der basslastige, divenhafte Singsang gehörte Daria Silk, der zweiten Kommandantin des Beesting-Geschwaders.
„Ja, ja, scheiße nochmal, ich komm ja schon, ich fliege, Herrgott nochmal, Dreckskacke, echt.“
Aaron schwang sich erneut auf die Beine, schnappte sich flink den Piloteneinteiler und schlüpfte hinein. Fast ununterbrochen weitere Schimpfworte murmelnd, eilte er aus seiner Kajüte hinaus und den Zentralkorridor hinunter zum Backbordflügel der Katharsis, an dem sein Beesting-Jäger hing.
Ein dritter Einschlag, nicht ganz so heftig wie die vorherigen, ließ ihn taumeln, er bekam jedoch rechtzeitig die kurze Leiter zu fassen, die geradewegs ins Cockpit des Raumjägers führte. Routiniert ließ er sich daran hinunter gleiten und landete geradewegs in seinem angenehm eingesessenen Pilotensitz – wenige Meter von seinem Bruder Nathan entfernt, der ihm durch die Seitenscheibe seines eigenen Beestings zuwinkte.
Sein Blick sagte eindeutig: Du hast schon wieder eine Krise verpennt, du Hornochse.
Nathan selbst aber sagte nichts, denn er war stumm.
Aaron winkte bösen Blickes zurück und bedauerte, dass es kein Handzeichen für „Scheißfickmistkackdreck!“ gab. Gleichzeitig initiierte er die Startsequenz seines Jägers.
Summend und fiepend erwachten die Armaturen zum Leben, ein knappes Klacken begleitete die Freigabe der Schubkontrolle. Grüne Lämpchen flammten über dem Triebwerksmonitor, der Zielerfassung und dem Abwurfhebel auf.
Aaron griff nach seinem Helm, der unter dem Pilotensitz verstaut war, zog ihn rasch über und aktivierte das holographische Interface, das taktische Daten direkt auf sein Visier projizierte.
„Alles klar, Herrschaften. Sorry für die Verspätung. Triebwerke online, Waffensysteme okay, Lebenserhaltung grün, Pilot verkatert, aber nüchtern, Zielerfassungscomputer einsatzbereit“, gab er per Funk an seine Flügelmänner durch. „Ferret meldet Abwurfbereitschaft.“
„Roger, Ferret“, erwiderte Daria. „Flapper ebenfalls abwurfbereit. Limey?“
Aaron warf einen Blick zu seinem Bruder herüber, dieser hob den rechten Daumen und nickte.
„Limey abwurfbereit“, bestätigte Nathan.
„Roger. Katharsis, wir sind soweit. Erwarte Abwurfgenehmigung.“
„Genehmigung erteilt, Flapper. Raus mit euch, verdammt nochmal!“, fauchte Amy so stürmisch durch das Interkom, dass Aaron erschrocken die Lautstärke seines Helmlautsprechers nach unten korrigierte.
„Roger, Katharsis“, sagte Daria und griff nach dem Abwurfhebel. „Ferret, Limey: Abwurf in fünf, vier…“
Aaron leckte sich die Lippen. Minuten zuvor war er noch verschlafen durch seine Kajüte getorkelt, jetzt durchflutete ihn der energetische Puls der Vorfreude. Vorfreude auf die Vibrationen der Gauss-Gatling, wenn der Rückstoß den winzigen Titaniumleib des Jägers durchzucken würde.
„…drei…“
Vorfreude auf das vertraute Zischen der Impulsturbinen, die gegenwärtig noch in vertikaler Position ruhten, in Kürze jedoch die Signale des Steuerknüppels in rasante Schübe von doppelter Fluchtgeschwindigkeit verwandeln würden.
„…zwei…“
Vorfreude auf das Schauspiel der hungrigen Explosionen, die den gegnerischen Rumpf vom Einschlagsort seiner Treffer aus langsam verschlingen würden.
„…eins…“
Vorfreude auf… Scheiße, den Abwurf nicht verpassen!
„…Abwurf!“
Aaron riss den Hebel herum und der Beesting klappte aus seiner Verankerung. Er sollte keine Zeit haben, den ersten Anblick des Alls und der Sterne darin auf sich wirken zu lassen, wie er es immer zu tun pflegte – kaum hatte sich sein Jäger vom Flügel des Mutterschiffs gelöst, zündete er unter einem überraschten Aufschrei die Triebwerke und ließ sie zeitgleich um 180 Grad nach oben rotieren. Der Beesting brauste abwärts und entglitt haarscharf einer Kollision mit einer heran zischenden Rakete, die nun von der Leere des Weltraums angesogen wurde.
„Ferret, Meldung!“, befahl Daria über die Geschwaderfrequenz. „Alles klar?“
„Roger, roger, Flapper“, bestätigte Aaron atemlos. „Mich hätt’s nur fast wieder ins Schiff zurück gebombt.“
Er drehte seinen Jäger in Richtung des Zielobjektes, zu dem ihn der Scanner-Feed auf seinem Visierinterface dirigierte. Ein eindrucksvolles, schwarzes Kanonenboot, vertikal ausgerichtet und in drei insektenartige Glieder unterteilt. An den Seiten bestückt mit vier unterschiedlich langen Flügeln, an deren Enden Gatlings angebracht waren.
Der Pott schien trotz seiner schweren Bewaffnung äußerst wendig zu sein, immer wieder entging er dem Beschuss aus den Rotorgeschützen der Katharsis durch ein flinkes Ausweichmanöver. Waspwing, erkannte Aaron. Mit diesem Schiffstyp hatte er es noch nie zu tun gehabt.
Allerdings sahen die meisten Gegner, mit denen er es zuvor noch nicht zu tun gehabt hatte, hinterher trotzdem genauso aus wie jene, die ihm schon vorher vertraut waren: Eine Handvoll Metallspäne.

Soundtrack: Iggy and the Stooges - Search And Destroy

„Alles klar, meine Herren. Angriffsformation Sigma. Feuer nach eigenem Ermessen. Und los!“

Ungläubig beobachtete Marius, wie der große rote Punkt auf dem Radarschirm zu vier großen roten Punkten wurde. Eine Fehlfunktion der Scanner? Womöglich hatte eine Erschütterung des Computerkerns ein Setback der Sensoren-Kalibrierung ausgelöst, so dass die nahen Zwergplanetoiden nun auf dem Monitor erschienen.
Aber seit wann bewegten sich Planetoiden vorwärts, und das auch noch mit Impulsgeschwindigkeit und in Formation?
Ein gewaltiger Hagel aus dutzenden punktuellen Einschlägen brachte den Rumpf der Blackberry Stain zum Erzittern.
Und seit wann zur Hölle schossen sie mit Uranmunition um sich?
Ein Statusmonitor implodierte fauchend, spie Funken und Glassplitter. Marius riss das Steuer zu sich heran und scheuchte die Stain in einem halsbrecherisch steilen Winkel aufwärts.
„Captain!“, hörte er Parquarth schreien. „Die haben Jagdmaschinen!“
„Was du nicht sagst, du Hurensohn!“, brüllte Marius zurück. „Halt die Klappe und hol diese Bastarde vom Himmel!“
Ruckartig betätigte er die Backborddüsen, worauf das Schiff abrupt nach steuerbord hin ausbrach.
„Ich seh sie, ich seh sie! Drei Uhr, weiter nach steuerbord!“, forderte Les. Marius erfüllte ihm den Wunsch, das Gesicht zu einer solch wutentbrannten Grimasse verzogen, als wollte er den feindlichen Jägerpiloten durch die Scheibe hindurch einen Schrecken einjagen.

Synchrones Sperrfeuer aus zwei Gauss-Gatlings zwang Daria Silk, das Angriffsmanöver abzubrechen und zum Kiel der Blackberry Stain hin abzutauchen. Da die Neigung des Beestings allein durch die rotierbaren Impulsturbinen bestimmt wurde, blieb die Ausrichtung des Cockpits unverändert und gewährte ihr freie Sicht auf den Unterteil des Waspwings.
Die geöffneten Bombenschächte, aus denen in diesem Moment achteckige Sprengkörper hervor schossen, gaben ihr allerdings wenig Anlass dazu, auf dieser Position zu verweilen.
Unbarmherzig riss Daria den Stick nach rechts oben, jaulend beugte sich der Beesting ihrem Kommando. Durch das Seitenfenster konnte sie beobachten, wie die Bomben einige Kilometer unter dem Kiel der Stain in wütenden Feuerbällen explodierten.
Das Ausweichmanöver hatte sie geradewegs in den Rücken des gegnerischen Schiffes geführt, wo der Konstrukteur offensichtlich an Verteidigungsmaßnahmen gespart hatte. Unwillens, dem feindlichen Steuermann eine Chance zu lassen, sein Heck aus ihrer Schussbahn zu lenken, vollzog Daria eine flinke Drehung und richtete die einzelne Gatling an der Nase ihres Beestings auf das Triebwerk des Gegners.
Während sie den Abzug gedrückt hielt und von den kontinuierlichen Rückstößen der Projektile fester in die Lehne gedrückt wurde, vernahm sie Aarons akustisches Mantra über die Geschwaderfrequenz: „Woooooooo-hooooooo!“
Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Junge mochte nie der Pubertät entwachsen sein, aber er war so unnachgiebig wie zielstrebig. Aarons Strategie bestand darin, den Gegner frontal zu attackieren, dem Gegenfeuer durch scharfes Ausbrechen zu entkommen, einen weiten Bogen zu fliegen und dieses primitive Manöver aus einem anderen Vektor zu wiederholen.
Daria hegte seit längerem die Vermutung, dass sich dieser selbstmörderische Flugstil als so effektiv erwiesen hatte, weil es kein Kontrahent jemals für möglich hielt, dass man einen derartig leichtsinnigen Trottel an den Steuerknüppel eines Raumjägers lassen könnte. Auf so viel irrwitzige Dummheit war einfach niemand vorbereitet.
„Woooo-hoooo nochmaaaaaal!“, erklang es über die Lautsprecher, während ein abgetrennter, von unzähligen Einschusslöchern durchsiebter Flügel links an Darias Beesting vorbei trieb.
Das war Aaron Briggins, dachte sie schmunzelnd. Wo eine Mauer war, war immer auch ein Schädel.

Doch niemals würde er die Klasse seines Bruders erreichen. Kein Pilot verstand es, den Kosenamen des DT360-A „Beesting“ so virtuos auf die Wirklichkeit zu übertragen wie der stumme Nathan Briggins.
Während sich seine Flügelmänner auf permanente Beschleunigung verließen, pflegte Nathan in Gefechten ausschließlich von Reflexschüben Gebrauch zu machen. Regungslos hing seine Maschine im All, bis er unter gegnerisches Feuer geriet – dann ließ er die Zündung seiner Triebwerke für Sekunden aufflammen, schoss in die eingeschlagene Richtung und feuerte noch während des Ausweichens mehrere Salven auf den Gegner.
Um das haarsträubend winzige Zeitfenster, das zwischen Konterfeuer und Triebwerkszündung blieb, auszunutzen, waren insektenhafte Reflexe vonnöten.
Nathan hatte die Blackberry Stain mittlerweile zum dritten Mal umkreist, fast ununterbrochen heftigem Beschuss ausgesetzt. Wer auch immer das Geschütz bediente, das Nathans Beesting seit Beginn des Scharmützels stur unter Feuer genommen hatte – dass ihm auch nach fast zehn Minuten Dauerfeuer nicht ein einziger Treffer geglückt war, trieb ihn offensichtlich in den Wahnsinn.

„Dieser gottverdammte Scheißpisser!“, brüllte Les Parquarth und schlug mit der Faust auf die Geschützkontrollen ein. „Der ist einfach zu schnell!“
Marius Mayborn gab keine Antwort.
Unter dem unbeirrbaren Beschuss dieses schwachsinnigen Irren hatte sich der untere Backbordflügel seines Mädchens in Wohlgefallen aufgelöst und mit ihm ein Viertel ihrer Feuerkraft. Fast gleichzeitig waren das mittlere und das untere der drei Hecktriebwerke zusammen gebrochen. Und während die Stain einen Großteil ihrer Manövrierfähigkeit eingebüßt hatte, ließ sich dieser verschissene Volltrottel Les von einem Kunstflieger auf der Nase herum tanzen.
Er war Niederlagen nicht gewohnt. Obschon er zuletzt mehr als eine hatte hinnehmen müssen. Zu verlieren entsprach nicht seinem Stil.
„Warning. Engine failure“, mahnte ihn die gefühllose Stimme des Schiffscomputers, periodisch unterbrochen von dissonanten Verzerrungen.
Marius versuchte, keinen Gedanken daran zu verlieren, was ihm blühte, sollten Murphys Schergen ihn zu fassen bekommen – vorausgesetzt, er überlebte das hier überhaupt. Doch die Angst gewann die Überhand. Panik ergriff ihn.
Verrecken war nie Teil des Plans gewesen.
„Warning. Life support system damaged. Rerouting energy from weapon control.“
Das flackernde Statusdisplay, auf dem die Blackberry Stain aus der Frontperspektive abgebildet war, war mit rot blinkenden Warnanzeigen übersäht. Eine weitere massive Erschütterung und das obere Triebwerk färbte sich rot. Der verlorene Flügel war ausgeblendet. Marius beobachtete mit aufeinander gepressten Zähnen, wie neben den Konterfeis der verbliebenen Geschütze ein gelbes „Offline“ aufleuchtete.
Verbissen drückte er das Steuer nach unten und bemerkte schon gar nicht mehr, dass die Stain bewegungsunfähig durchs All trieb.

„Flapper an Katharsis: Feindschiff neutralisiert. Over“, gab Daria durch.
Sie manövrierte ihren Beesting im Halbkreis um den verstümmelten Waspwing herum, um den angerichteten Schaden zu inspizieren.
„Saubere Arbeit, Flapper“, antwortete Amy erleichtert.
„Yeah!“, mischte sich Aarons Stimme dazwischen. „Lasst mir den Rest.“
Aarons Jäger bezog in direktem Vektor zum verbeulten Bug der Blackberry Stain Stellung.
„Ferret, was soll das?“
Die Triebwerke fauchten blutrünstig, als Aaron auf Angriffsgeschwindigkeit beschleunigte und frontal auf den Waspwing zuhielt.
„Ferret? Was zum Teufel… Aaron, nein!“

Die letzte Salve zerriss die Blackberry Stain in der Mitte. Marius wurde brutal im Pilotensitz herum gestoßen, als der Sauerstoff durch die Luke zum Unterdeck ins All gesaugt wurde. Das Vakuum zerrte so begierig an ihm, dass er mehrere Rippen unter seinem Sicherheitsgurt brechen spürte. Augen und Zunge schienen sich mit Gewalt von seinen Schädelknochen abstoßen zu wollen und dicke Spuckefäden flogen ihm von den Lippen.
Der massige Leib Chubby Chulls wurde zur Luke gesogen. Einen einzigen, furchtbaren Herzschlag lang hatten sich seine Arme und Beine in den Leitersprossen verkantet, so dass der Sog stattdessen mit doppelter Gewalt an seinem Wanst zerrte. Bevor die Haut aufplatzte und den Körper in Einzelteilen dem Weltraum preisgab, brachen die Gliedmaßen und Chubby Chull war verschwunden.
An seiner statt sah Marius eine kräftige Faust nach den oberen Sprossen greifen. Es war Les Parquarth, sein erster Maat, der sich unter unmenschlicher Kraftanstrengung vor dem Tod in der luftleeren Hölle zu retten versuchte.
Das Lukenschott, dachte Marius. Das Lukenschott, das Lukenschott!
Les hatte den Kopf gedreht und starrte seinem Captain entgegen. Es war nicht zu erkennen, ob er ihn tatsächlich ansah, oder ob seine Nackenmuskeln dem gnadenlosen Sog nicht standhalten konnten.
Es gelang ihm, eine weitere Sprosse zu erreichen.
Marius streckte die Hand aus und schlug mit aller Kraft, die er dem Vakuum abringen konnte, auf den Schalter der Notverriegelung.
Das Lukenschott wurde geschlossen und verbarg Les’ in Agonie erstarrtes Gesicht unter sich. Für dieselbe Millisekunde, während der Chubby Chull wie ein grotesk verformter Fleischberg die Öffnung verstopft hatte, ragte die rot angelaufene Hand Les Parquarth’s aus dem Spalt zwischen den Schotthälften – dann waren ein leises Knacken und das pfeifende Zischen des ersterbenden Luftstroms das letzte, was der Stille voran ging.

„Beesting-Geschwader, zurück zum Mutterschiff. Sofort.“
Amys Stimme bebte.
Niemand sprach ein Wort, nachdem Daria, Nathan und Aaron ihre Beestings wieder an die Flügel der Katharsis gekoppelt hatten und aus den Cockpits geklettert waren. Daria war sich bewusst, dass Amy ihren Bedarf an Worten im Debriefing zu Genüge stillen würde.
Aaron blickte verständnislos drein, öffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen, doch Daria brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen.
Nathan blieb still, denn er war stumm. Auch sein Blick schwieg. Mit unbewegter Miene schritt er an seinem Bruder vorüber und verschwand in seiner Kajüte.
Amy kam den Korridor entlang, der Schweiß hatte ihr mehrere Haarsträhnen auf die Stirn geklebt.
„Aaron Briggins“, sagte sie.
Daria verschränkte die Arme hinter dem Rücken und biss sich auf die Unterlippe.
„Amy, hör mal, ich…“, begann Aaron.
„Halt den Mund.“
Er verstummte.
„Hör gut zu. Es wird nicht lange dauern. Ich werde es kurz fassen, damit du es verstehst. Damit du es ganz sicher verstehst. Und damit du es nicht wieder vergisst.“
Ihre Stimme war so ruhig und ausgeglichen wie die des Schiffscomputers, wenn sie einen bevorstehenden Reaktorbruch ankündigte.
Allmählich dämmerte Aaron, in welche Lage er sich gebracht hatte.
Er schluckte und versuchte einen schuldbewussten Blick, brachte aber nur ein angsterfülltes Stieren zustande.
„Du lebst an Bord eines Schiffes, das einem guten Mann gehört. Den Jäger, den du fliegst, fliegst du unter seiner Flagge. In seinem Namen. In diesem Namen hast du heute grundlos Menschen getötet. Du bist ein Mörder, Aaron. Und damit hast du auch Howard zu einem Mörder gemacht.“
Aarons Augen weiteten sich. Er selbst, ohne die Einschätzung eines Außenstehenden, wäre niemals zu dieser Einsicht gelangt. Er hatte sich einen Schabernack erlaubt, einen törichten Bubenstreich. Nichts war es gewesen. Nur ein Spaß.
Ihm wurde klar, was Amalia nun in Worte fasste:
„Du bist dumm. Dumm und maßlos. Und weil ich weiß, dass du dumm und maßlos bist, weil ich weiß, dass du nicht aus Bösartigkeit oder Sadismus gehandelt hast, und nur deswegen, werde ich vergessen, dass du ein Mörder bist. Und Daria wird es vergessen.“
Amy suchte den Blick der Angesprochenen. Diese erwiderte ihn mit der für sie typischen kompromisslosen Aufrichtigkeit. Sie wusste das zu schätzen.
„Und der Rest der Crew wird es vergessen. Die Katharsis wird es vergessen.“
Sie tat einen Schritt auf Aaron zu, so dass sie sich Nasenspitze an Nasenspitze gegenüber standen.
„Aber wenn du noch einmal so etwas tust, lasse ich dich erschießen.“
Aaron konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und sank in sich zusammen. Er rang mit den Tränen.
Amy ließ ihre Worte noch eine Weile nachwirken. Dann stapfte sie davon in Richtung Cockpit. Die Frage, ob er verstanden hatte, erübrigte sich.
Daria verweilte noch einen Augenblick. Aaron begann zu weinen. Ein Teil von ihr wollte den Arm ausstrecken und ihrem Kamerad die Hand auf die Schulter legen. Der stärkere Teil jedoch ließ ihn dort stehen und ging.

„Amy?“ Ayanis drehte sich nach dem ersten Maat der Katharsis um, als dieser das Cockpit betrat. „Wir empfangen einen Funkspruch vom Skipper.“
Amalia nickte und nahm neben Ayanis im Kopilotensitz Platz.
„Hamartia an Katharsis, kommen“, war Hows Stimme durch den Lautsprecher zu hören.
„Wir hören dich, alter Mann“, antwortete Amy. Ihr gelang ein Lächeln.
„Erstens, ich bin nicht alt!“, kam es zurück. „Zweitens, ihr habt höchstwahrscheinlich Ärger am Hals. Offenbar ist da ein übel gelaunter Pirat auf unsere Ladung scharf. Pierre und ich sind schon auf dem Weg zu euch. Bis dahin haltet die Augen offen, ja?“
Ayanis und Amy tauschten ein Grinsen.
„Aye-aye, Skipper. Augen bleiben offen“, sagte Amy.
„Stimmt gar nicht!“, warf Ayanis dazwischen. „Geblinzelt hat sie, ich hab’s genau gesehen!“
Neckisch piekste sie Amy in den Bauchnabel, worauf diese erschrocken aufkreischte und lachend Ayanis’ Kopf zurück drückte. Unbeeindruckt machte diese weiter, begeistert kichernd.
„Was ist denn da los bei euch?“, forderte How zu wissen. „Amy? Hallo? Katharsis, kommen!“
Amy beugte sich zum Mikrofon vor, nachdem sie Ayanis an den Armen gepackt und die glucksende Navigatorin rücklings auf ihren Schoß gezerrt
hatte. Strampelnd versuchte sie, dem eisernen Griff zu entkommen.
„Alles okay hier, keine Sor… aua! Lass aus, du Miststück!“
Ayanis hatte sie in den Daumen gebissen und flüchtete nun triumphierend auf den Pilotensitz zurück. „Ätsch! Doofe alte Kuh!“
Sie drückte ihre Nasenspitze mit dem Zeigefinger nach oben, verdrehte die Augen und zog eine Grimasse.
„Freches Gör!“, zischte Amy. „Wäre ich deine Mutter, würde ich dich in einen Raumanzug stecken und dir zwei Monate Hausverbot erteilen.“
Ayanis grinste breit.
„Hum. Nun gut. Scheint ja klar Schiff zu sein bei euch. Ich übermittle euch in Kürze die Rendezvous-Koordinaten.“
„Verstanden. Wir halten uns bereit.“
„In Ordnung. Pass auf euch auf, Mädchen. Hab dich lieb.“
Amy lächelte wieder.
„Ich dich auch. Katharsis out.“
Ayanis schlang die Arme um die angezogenen Beine und legte den Kopf schief.
„Ich will auch so einen tollen Onkel haben“, sagte sie, die quengelige Stimme eines Kleinkinds imitierend.
„Du hast doch eine antiautoritäre Vorgesetzte, der du auf die Nerven gehen kannst“, erwiderte Amy.
„Stimmt ja!“
Ehe Ayanis ihr kindisches Spiel abermals treiben konnte, pochte es an der Cockpittür und Melinda Swanson spähte hinein.
„Entschuldigt“, begann sie.
„Schon in Ordnung, Doktor“, lachte Amy. „Was gibt’s?“
Melindas Blick zeugte von ihrer Besorgnis.
„Es geht um das Schiff, das wir lahm gelegt haben. Alvin und ich haben das Wrack gescannt… da ist noch jemand am Leben.“

Marius Mayborn öffnete die Augen unter unsagbaren Schmerzen. Sein gesamter Körper fühlte sich zusammen gedrückt und aufgebläht zugleich an. Wie ein Schwamm, der sich mit ätzender Flüssigkeit voll gesogen hatte.
Er blickte in das Gesicht eines bebrillten Mannes mit Wollmütze.
„Hi!“, begrüßte ihn Alvin Forelli und schlug ihn mit einem schweren Schraubenschlüssel wieder bewusstlos.
„Das wäre vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen“, tadelte ihn Melinda verärgert. Vorsichtig betastete sie den Körper des Ohnmächtigen.
„Mag schon sein, aber… hey!“, protestierte Alvin. „Deshalb musst du ihn nicht gleich bemuttern.“
Sie schenkte ihm ein diebisches Grinsen, das allerhand verheißen mochte.
Hingerissen erwiderte es Alvin.
„Ich suche nach Frakturen“, erklärte sie. „Hm. Sieht so aus, als wäre dieser hier überraschend glimpflich davon gekommen. Einige Rippenbrüche, mittelschwere Quetschungen und Blutergüsse - aber nichts fatales.“
Alvin seufzte mit gespielter Erleichterung.
„Gott sei Dank! Er lebt!“ Im gleichen Augenblick verfinsterte sich seine Miene drastisch. „Ich habe also Gelegenheit, ihm heimzuzahlen, was er meinem Schiff angetan hat.“
Melinda erhob sich und musterte Alvin mit provokativ vorgerecktem Kinn. Ihn verspielt gegen die Schulter stupsend, sagte sie: „Warum reagierst du dich nicht erstmal an den Resten dieses Wracks ab? Vielleicht findest du ja noch was nützliches. Hm?“
Mit Mühe gelang es Alvin, unter einem lakonischen Schnauben zu verbergen, wie bezaubert er von ihr war.
„Wenn es Frau Doktor empfehlen…“
Unter einem Schulterzucken wandte er sich um und begann, die demolierten Armaturen der Blackberry Stain in Augenschein zu nehmen.

Etwa 20 Minuten darauf machte sich die SRC Peripeteia auf den Rückweg zur Katharsis. Der leichte Donkey-Schlepper besaß zwei Frachtplattformen: eine auf dem Dach, die größere unten am Kiel. Dort befand sich nun, fixiert von zwei hydAlvinischen Greifarmen, das komplette Cockpitsegment dessen, was einstmals die Blackberry Stain gewesen war. Nach Alvins Einschätzung war genug intakt oder reparabel geblieben, dass sich eine vollständige Bergung lohnte.
Das zweite Frachtgut der Peripeteia befand sich im Schiffsinneren, an Armen und Beinen gefesselt in einer Ecke verstaut.
Ayanis meldete sich über Funk: „Sputet euch ein bisschen, ihr zwei Süßen. Der Skipper wartet!“
Die Hangartore auf der Heckseite des Frachtmoduls öffneten sich und Alvin manövrierte den Donkey behutsam hinein.
„Beute an Bord geholt und vertäut, Ayanis“, meldete er ans Cockpit. „Es kann los gehen.“
Im Cockpit der Katharsis war Ayanis Oree bereits damit beschäftigt, die Parameter für den Driftstream-Sprung zu berechnen.
Der interstellare Antrieb war ein experimenteller Prototyp, der nach präzisen Vorgaben verlangte. Die geringste Abweichung in der dreizehnten Dezimalstelle konnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass man mit der Nase voran einen neuen Meteoritenkrater in einen Mond sprengte, der mehrere Dutzend Lichtjahre vom eigentlichen Zielort entfernt lag.
„Processing data…“, war auf dem kleinen Display über der Driftstream-Kontrolle zu lesen. Ayanis starrte es ungeduldig an. Sie hasste es, sich im Kopfrechnen zu vertun.
„Data verified. Destination locked. Engine standing by”, meldete das Display nach einigen Sekunden weiterer Rechenzeit.
Zufrieden lächelnd aktivierte Ayanis das Interkom: „Alle Mann anschnallen und bereit halten für Driftstream-Sprung. Und nicht vergessen: Wenn wir unterwegs in die Luft fliegen, ist Alvin schuld!“

Soundtrack: The Real McKenzies - Wild Catteyote In A Wheelbarrow

Einem gedachten Beobachter hinter dem Heck der Katharsis bot sich nun ein eigentümliches Schauspiel. Das gewaltige Driftstream-Triebwerk, das noch um einiges größer war als die beiden Zwillings-Impulsturbinen darunter, bestand aus einer breitmäuligen, auspuffartigen Öffnung und einem gewölbten, dicken Vorderbau, der mit zahllosen kleinen Löchern übersäht war.
Diese erwachten nun zum Leben. Unter erst gemächlich aufkeimendem, aber stetig lauter und gewaltiger werdendem Dröhnen, begann der mächtige Apparatus zu vibrieren, was sich bald auch auf den Rumpf der gesamten Katharsis übertrug.
Rund um das Schiff schien sich das Leuchten der Sterne zu intensivieren, ja zu verdichten. Bald waren einzelne, pulsierende Strahlen zu erkennen, die immer zahlreicher wurden und sich immer enger vermengten, wie kopflose Kometenschweife. Ein kosmisches Zischen, das mehr einem willigen Schnurren glich, begleitete die Strahlen, als sie von den Ventilöffnungen des Driftstream-Triebwerks angesogen und verschluckt wurden.
Als der käferartige Stauraum zu Genüge mit Strahlung angefüllt war, trat so gleißend buntes Licht aus den Ansauglöchern, als hätte man einen Sternennebel darin eingesperrt.
Die Katharsis zitterte immer heftiger, unter der Belastung fuhr ein metallisches Ächzen durch den Rumpf des Schiffes.
Nun passierte eine ganze Weile lang gar nichts.
Dann spuckte das Driftstream-Triebwerk die angesammelte kosmische Strahlung in einer grellen, wagenradförmigen Explosion aus und schoss mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit davon, einzig einen nebligen Streifen aus befreitem Sternenstaub und den gefledderten Leichnam der Blackberry Stain zurück lassend.

Oree
30.08.2006, 21:36
Raumsektor D-117, Gamma Quadrant: Rendezvous-Punkt
0834AM Standardzeit

How blinzelte.
Amy eilte auf ihn zu und schloss ihn in die Arme.
„Schön, dich heil wieder da zu haben.“
Lächelnd drückte How seine Nichte an sich.
Die Crew der Katharsis hatte sich im Hangarbereich des Frachtmoduls versammelt, um Pierre Sokoya und ihren Kapitän zu begrüßen. Einzig Aaron Briggins befand sich nicht unter den Anwesenden.
Dafür hatten Melinda und Alvin einen unfreiwilligen Passagier mit sich.
„Willkommen daheim, Skipper“, wurde How von Alvin begrüßt. „Darf ich vorstellen: Der unerschrockene Piratenkapitän, der uns manövrierunfähig schießen und kapern wollte. Man muss den Hut ziehen vor seinem Wagemut, finde ich.“
How musterte Marius, der langsam wieder zu sich kam.
„Uh-huh“, sagte er. „So, so. Gut, gut.“
Zu Amy gewandt: „Wie geht’s ihr?“
„Keine nennenswerten Schäden“, antwortete sie. „Hier und da ein paar Brandflecken, Einschusslöcher und Beulen – nichts, was man mit etwas Liebe und einer Flasche Politurmittel nicht weg bekommen könnte.“
Alvin nickte grimmig. „Nun ja“, bemerkte er. „Ein paar größere Dellen hat sie schon davon getragen. Aber ich denke, ich krieg das schnell wieder hin.“ Er warf Marius einen vernichtenden Blick zu. Dieser stöhnte und bewegte vorsichtig den Kopf, offensichtlich unter starken Schmerzen.
„Gut, gut“, sagte How. „Und die Schokolade?“
„Die ist total lecker!“, rief Ayanis dazwischen, schlug aber sogleich beide Hände vor den Mund und glotzte verlegen. „Ich meine, die ist bestimmt noch zarter, jetzt, wo sie so kräftig durchgeschüttelt worden ist.“
„Ksch, ksch! Ab ins Cockpit, du naschsüchtiges Gör!“ Amy scheuchte Ayanis zum Zentralkorridor hinunter, in dem diese kichernd verschwand.
„Keinerlei Verluste, Onkel“, beantwortete sie schließlich Hows Frage.
Sichtlich erleichtert entgegnete dieser: „Ausgezeichnet.“ Und Ayanis hinterher brüllend: „Kurs setzen auf Green Haven, Mädchen! Volle Kraft voraus!“
Sokoya beäugte Marius mit angewiderter Miene. Der Pirat hatte das Bewusstsein inzwischen wiedererlangt und anscheinend rasch begriffen, in welcher Situation er sich befand. Dementsprechend zog er es vor, zu schweigen, abzuwarten und grimmigen Blickes vor sich hin zu starren.
How hob die Stimme: „Okay, Leute. Macht es euch mal noch nicht auf euren Pritschen bequem. Pierre und ich haben auf Kildonan Orbstat erfahren, dass unser kleiner Störtebeker hier schon seit längerem auf diese Ladung scharf ist. Würde mich nicht überraschen, wenn da draußen noch mehr von seiner Sorte herum lungern.“
Daria und Nathan nickten, Alvin und Melinda tauschten bedeutungsvolle Blicke.
„Bevor wir in Green Haven vor Anker gegangen sind und die Kisten abgeladen haben, will ich kein Rumgeblödel an Bord sehen. Kapiert?“
„Aye-aye, Skipper!“, rief Alvin, stellvertretend für den Rest der Besatzung. „Ich werde mich dann mal den kümmerlichen Überresten dieses Waspwings widmen.“ Das kümmerlich sprach er übertrieben betont und direkt an Marius gerichtet aus.
„Gut, gut“, sagte How. „Ich will, dass der obere Geschützturm rund um die Uhr bemannt ist, bis wir Green Haven erreichen. Freiwillige?“
Nathan Briggins hob die Hand. How nickte ihm zu und er lief den breiten Steg entlang zur Leiter, die in die Geschützkanzel führte.
How fuhr fort: „Pierre, du wirst ihn in zwei Stunden ablösen. Daria und Aa… wo steckt Aaron?“
„Der schläft bis Sylvester durch, Skipper“, antwortete Daria, ihren Kameraden bereitwillig entlastend. „Hat sich nach dem Einsatz flau gefühlt, da hab ich ihn sich hinlegen lassen.“
„Nun gut“, erwiderte How. „Halt dich aber bereit, ihn aus den Federn zu jagen, wenn’s Ärger gibt. Und Ärger gibt’s immer.“
„Aye-aye, Skip.“
„Ihr anderen: Zurück auf eure Posten und Augen offen halten. Das hier ist noch nicht vorbei!“, endete How, drehte sich um und wollte sein Quartier ansteuern.
„Und was wird aus dem?“, hielt ihn Sokoya zurück.
„Huh?“, entgegnete How verwirrt. „Wem?“
„Störtebeker“, erklärte Amy und deutete auf Marius, der jetzt zornig aufblickte.
„Ach so“, verstand How. „Hum. Äh… ach, schmeißt ihn aus der Luftschleuse.“
Sokoya nickte, packte Marius unter den Achseln und schwang ihn sich über die Schulter.
„Was zum… hey, Moment mal“, protestierte dieser. „Das könnt ihr nicht machen!“
Da ihm niemand antwortete und Sokoya unbeirrt auf das breite Druckschott am Ende des Stegs zuhielt, wurde Marius klar, dass sie das durchaus konnten. How und Amy, die gerade die Treppe zum Zentralkorridor herab stiegen, schrie er hinterher: „Wartet! Wartet! Stopp! Ich kann euch noch nützlich sein.“
How blieb stehen und fragte Amy: „Kann er das?“
Der erste Maat zuckte ungerührt mit den Achseln.
„Hum.“
Sokoya setzte Marius vor dem Schott ab und tippte eine flinke Tastenkombination auf dem Keypad ein. Die Luftschleuse öffnete sich zischend. Ohne erkennbare emotionale Regung packte er Marius am Kragen und warf ihn hinein.
„Hey!“, brüllte dieser. „Du schlitzäugiger Drecksack, du!“
Sokoyas Miene verzog sich keinen Millimeter. Stattdessen schloss er das innere Schott der Luftschleuse wieder und verriegelte es.
Von Panik und Wut ergriffen, zwang sich Marius trotz der Schmerzen und der hinderlichen Fußfesseln auf die Beine und hüpfte zum Sichtfenster. Das Gesicht dagegen pressend, schrie er aus vollen Lungen: „Ihr Arschlöcher! Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt! Glaubt ihr, ich bin allein? Huh? Ihr bescheuerten Scheißhirnis! Ich bin Marius Mayborn! Mein Boss wird euch in Stücke schneiden und im Orbit verteilen! Murphy wird seine Wolfshunde auf euch hetzen! Ich bin Marius Mayborn, ihr Wichser!“
Bei der Erwähnung des Namen Murphys hatte How Sokoya bedeutet, innezuhalten. Der Skipper ging eilig zur Luftschleuse herüber und sah dem Gefangenen durch die Scheibe geradewegs in die Augen.
„Sagtest du Murphy, Bursche?“, fragte er.
Marius’ vom Wahn verkrampftes Gesicht entspannte sich. Ein Anflug von Hoffnung zeichnete sich auf seinen Zügen ab.
„Ja, ja, Murphy!“, stotterte er aufgeregt. „Du kennst ihn, was, alter Mann? Gefährlich, sich mit Murphy anzulegen! Gefährlich!“
Amy war ihrem Onkel gefolgt und legte irritiert die Stirn in Falten.
„Murphy?“, wiederholte sie. „Wer soll das sein?“
Marius begann, irre zu kichern und presste seine Wange noch fester an die Scheibe.
„Alter Mann“, sagte er, deutlich leiser. How funkelte ihn aus zusammen gekniffenen Augen an. „Wenn du mich tötest, holt er sich das geile Fräulein da als erstes. Weißt du, was Murphy mit gefangenen Weibern macht? Huh? Soll ich’s dir verraten? Er…“
„Pierre, schmeiß ihn raus. Dann gibt’s Frühstück.“
How drehte sich um und stapfte über den Steg zurück. Amy folgte ihm. Sokoya beugte sich über die Steuerkonsole.
„Halt!“, plärrte Marius, mit den zusammen gebundenen Fäusten verzweifelt gegen das Schott trommelnd. „Alter Mann! Alter Mann! Ich weiß, wie man ihn aufhält! Murphy! Ich kenne einen Weg, wie du dir ihn vom Hals schaffen kannst! Für immer! Bitte!“
Sokoya tippte den Autorisationscode ein und bestätigte. Das äußere Schott begann, langsam auseinander zu gleiten. Ein Marius allzu bekanntes Geräusch pfiff durch die Spaltöffnung und ein unbarmherziger Sog blähte seine Fliegerjacke auf. Hysterisch schlug Marius nun die Stirn gegen die Scheibe und schrie wie ein abgestochener Gockel.
„Bitte, bitte, bitte! Gnade! Ich kenne einen Weg, ich schwör’s bei meinen toten Kameraden!“
How blieb erneut stehen.
„Pierre“, sagte er.
Sokoya betätigte einige Tasten und das Schott schloss sich wieder. Stöhnend sank Marius auf die Knie und kippte zur Seite. Er bebte am ganzen Leib und atmete schwer.
How spähte durch das Fenster auf den am Boden liegenden, vollkommen entkräfteten Piraten.
„Raus mit der Sprache“, forderte er.
Wie ein treudoofer Hund, der nach einer Tracht Prügel dümmlich mit dem Schwanz wedelnd zu seinem Herrchen zurück trottete, rappelte sich Marius auf und humpelte zur Scheibe, um How in die Augen blicken zu können.
„Ich kenne einen Namen“, keuchte er. „Einen Namen.“
„Nur einen Namen?“
„Den Namen von jemanden, der mehr über Murphy weiß als sonst wer. Jemand, der ihn noch tausend Mal dringender tot sehen will als ihr.“
„Ich höre, Bursche.“
„Ich hab ihn nie gesehen, aber alle von Murphys Leuten reden über ihn. Ich kenne seinen echten Namen nicht. Sie nennen ihn den Eisigel.“
How blinzelte.

Superluemmel
03.09.2006, 18:02
„Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, murmelte Kaszan, während seine Finger im Takt der „Scheiße“ über die Steuerungskonsole hüpften.
„Kackmist verdammter! Hinterlistige Schlampe eines hirngefickten Freizeitsaboteurs!“
Natürlich hatte sie die Steuerung wieder blockiert. Kaszan bedankte sich bei ihr, indem er die Konsole solange trat, bis er bedauerte, keine Stiefel mit Stahlkappen zu besitzen. In die Luft jagen sollte er diesen Scheißpott, dachte er sich, während er mit schmerzendem Fuß die Cockpittreppe hinunterhumpelte, einfach in die Pandora steigen und diesen fliegenden Misthaufen mitsamt seiner Sabotagebiberin zerblasen. Nichts als Ärger, diese Frauen. Nie mit ner Frau, hatte Murphy stets zu predigen gepflegt, nichts als Ärger, Weiber. Bastard, dachte sich Kaszan, aber ausnahmsweise hatte er recht. Stryke war hinter ihm her, aus Gott weiß was für einem Grund, Florence war hinter ihm her, Scheiße, alle waren sie hinter ihm her, obwohl das Pseudonym „Kazan Nova“ nichts mehr als eine Erinnerung an die Pubertät darstellte.
Wahrscheinlich war dieses Miststück gerade dabei, sein Mädchen zu verminen. Ein Kratzer, dachte sich Kaszan, ein Kratzer im Lack und sie würde nen Eispickel brauchen, um sich von der Wand zu kratzen. Abkratzen, ja, das war ein gutes Stichwort. Abkratzen würde sie, lang und qualvoll. Mehr als nur einmal. Gott behüte diese arme Seele, wenn sie sich an seinem Mädchen vergriffen haben sollte...
Florence schien entweder sehr fest im Glauben zu sein oder eine gute Lebensversicherung zu besitzen. Kaszan erwischte sie, wie sie emsig irgendwelche Befehle in die Konsole der Hangartore hackte. Als sie sein Eindringen bemerkte, drehte sie sich halb zu ihm um und tippte mit einer Hand fröhlich weiter. In der anderen hielt sie einen Gegenstand, den Kaszan als Stück Holz identifizierte. Ein weniger als handbreites, langes und leicht gebogenes Stück poliertes Holz. Wahnsinnig bedrohlich, dachte er sich und hob seine Pistole.
„Weg von der Konsole!“
Florence folgte seinem Befehl. Wenn auch nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Sie sprang auf ihn zu. Zwei, drei Meter hoch und mindestens genauso weit. Muskelverstärker. Oder Beinprothesen. Das Holz diente in Wahrheit dazu, ein höllisch scharfes Katana vor Kaszans ignorantem Blick zu schützen. Immerhin erkannte er, dass Florence damit etwas anderes vorhatte, als Brot zu schneiden.
Ihrem Hieb entging er aufgrund seines über die Jahre hinweg gemeisterten Glücks. Sie entging seinem aus der Hüfte gefeuerten Schuss mit einer weitaus eleganteren Seitwärtsrolle. Kaszan schoss dreimal in schneller Folge, ohne einen einzigen Treffer zu erzielen. Jedesmal wich sie in einem unglaublich kraftvollem Sprung zur Seite aus. Wow, dachte er sich, im freien Gelände wird die zur richtigen Wildkatze. In seinem Hinterkopf versuchte seine Phantasie, einen Biber mit einer Wildkatze zu kreuzen. Das Ergebnis war ein heimtückisches, zähnefletschendes Ding, das aus Knochen Kunstwerke knabberte, um sie irgendwelche Hügel herunterzurollen.
Die Wildkatzen-Biber-Florence brachte sich mit einem Satz aus Kaszans Schussfeld und landete in seinem Rücken. Der Fluchtweg in den Gang wurde Kaszan durch eine Katanaklinge versperrt. Im Nahkampf hatte er keine Chance. Er war es gewohnt, Gegnern eine Kugel zwischen die Augen zu setzen, bevor sie ihn verprügelten. Die Schlägereien, an denen er sich beteiligte, wurden zudem mit Fäusten und nicht mit Schwertklingen ausgefochten. Verdammt, waren sie hier im Mittelalter?
Hier im Hangar war Florence ihm überlegen. Er kannte sich mit Schwertgefuchtel nicht aus, aber ihre Haltung verriet ihm, dass sie den Schwertkampf nicht durch irgendeinen Film gelernt hatte. Die wartete doch nur darauf, dass ihm die Munition ausging, damit sie ihm einen neuen Scheitel ziehen konnte.
Kaszan wählte den einzigen Ausweg, der ihm blieb. Den nächsten Schuss setzte er absichtlich daneben. Florence sprang auf ihn zu. Das Katana sang gefährlich nah an seinem Ohr. Er trat ihr gegen das Schienbein.
Florence' Bein klappte weg, als wäre es von einem Taser lahmgelegt worden. Prothese, bestätigte Kaszan seinen Verdacht. Florence fand das nicht gut. Mit dem anderem Bein kickte sie Kaszan die Pistole aus der Hand und stach gleichzeitig zu. Auf die Entfernung konnte er nicht ausweichen. In seinem Hinterkopf lief eine Doku seines Lebens ab. Schwarzweiß, Flimmern inklusive. Heute starb Kaszan Jeremiah Featherwind. Kaszan, der seinen zweiten Vornamen verheimlichte, nachdem er das ständige „Kay, Jay“ aus seiner Kindheit leid war, starb im Alter von sechsunddreißig Jahren beim Kapern eines Frachters der Sisyphos-Klasse durch das Schwert einer Wildkatzen-Biber-Samurai-Mutantin. Schon in jungen Jahren machte sich Kaszan einen Namen als Leiter der Forschungsabteilung von ProtTech, bevor der Konzern bankrott ging. Später erlangte er unter dem Pseudonym „Eisigel“ Berühmtheit und zeichnete sich unter anderem für die Sprengung der Citadel-Orbitalstation verantwortlich, bis sein Rachefeldzug gegen Murphy von dieser blöden, dummen Zicke beendet wurde, die sich für die Reinkarnation eines Sun-Tzu zu halten schien -
Kaszan fing das Schwert mit der rechten Hand auf. Die Klinge schnitt durch die Finger wie ein Laser.
„Stirb!“, schrie Florence.
Und beobachtete fassungslos wie Kaszans Unterarm auseinanderfiel. Die Haut teilte sich, als wäre der gesamte Arm sorgfältig in drei unterschiedlich große Stücke geschnitten worden. Der ganze Vorgang dauerte nur Sekundenbruchteile. Ein Klacken, ein Zischen, das Handgelenk schob sich nach vorne. Die schützende Haut klappte auseinander wie eine Luke. Darunter lagen die metallenen Imitate der Unterarmknochen, umgeben von einem Gewirr aus Kabeln und Verstrebungen. Der obere der Knochen hatte sich nun ein gutes Stück gehoben und die Tatsache, dass er über eine mit Luftlöchern versehene Mündung verfügte, hatte einen einschlagenden Effekt auf Florence' Mordabsichten.
„Drei Möglichkeiten“, sagte Kaszan zähnefletschend.
„Eins: Ich knall dich ab. Fänd ich schade. Nicht wegen der Sauerei, sondern wegen der Kugel. Die ist nicht für dich bestimmt.“
Florence schluckte.
„Zwei“, er machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung der Frachtkisten. „Dein neues Quartier. Fesseln und Knebel inklusive.“
Florence blickte zu den Kisten, dann auf Kaszans Kanone. Zwei beschissene Alternativen.
„Drei: Du hörst auf, mich abstechen zu wollen und ich höre auf, dir irgendwelche Wummen unter die Nase zu halten. Nächster Halt ist New Hope. Was du danach anstellst, ist mir wurscht. Hauptsache, du lässt mich und mein Mädchen in Frieden.“
Dann, mit all der Freundlichkeit des netten Fernsehmoderators:
„Bitte entscheiden Sie jetzt.“

Fighting Faith
04.09.2006, 00:22
Wenn ein Mensch unter Schock steht, dann machen sich seine Gehirnzellen selbstständig. Egal was ist, sie versuchen einfach einem zu sagen, dass nichts ist, doch leider hielt dieser Zustand oft nicht lange an. Verdammte Realität.
Stryke lehnte relativ entspannt in einem Schatten gegen die Außenwand einer der schäbigen Bauten hier in der Gasse, während „die Reinigungsmannschaft“ die gesamte Bar ihres mehr oder minder organischen Inhalts entledigte – oder dem, was davon übrig geblieben war. Verdammt, wer hatte es auf diese Informationen abgesehen? Leute von Murphy? Waren sie auf der Suche nach der Blueboxx, dem Eisigel und…ihr?
Ihr wurde unwohl bei dem Gedanken an dem Fettklops.
Ein leichter Zug an einer ihrer Hosentaschen ließ sie umfahren. Sie blickte in das Gesicht eines verängstigten, jungen und sehr verkommenen Mädchens, selbige hingegen blickte in den Lauf einer hungrigen Waffe, deren Sicherung gerade entriegelt worden war. Ein kurzer Moment verging ohne jegliche Bewegungen, dann schluckte die Kleine.
Stryke senkte die Waffe und verscheuchte das Wesen, sonnte es doch zurück in die Schatten gehen wo es herkam, sie hatte nun weitaus andere Sorgen als sich hier bestehlen zu lassen oder gar rumzuballern wie eine Irre.
Im Dunkel war sie unsichtbar, ebenso wie jene, die vielleicht auf die angesetzt waren.
Stryke wandte sich von diesem Ort ab und mischte sich wieder unter die Passanten. Die Waffe wanderte zurück an ihren Platz – sicher ist sicher.
Während sie durch die Straßen der Stadt wanderte rasten Informationen und Gedanken über die Nervenbahnen in ihrem Kopf und alle blieben an einem Wort hängen: „Murphy“.
Plötzlich hatte etwas Strykes Blicke auf sich gezogen, ein kleiner und recht unscheinbarer Kerl stand in der Menge und bot Ware „unter der Hand“ an. Gerade wollte er einem seiner Kunden etwas zeigen als Stryke es ihm prompt aus der Hand nahm. Der Verwunderung beider folgte ein für Stryke mehr als bekanntes Geräusch. Das fahle Licht des Tages reflektierte sich im Metall der Waffe, die Stryke nun in ihren Händen hielt. Ein Speer, eben noch so unscheinbar für normale Augen, nun eine tödliche Waffe.
Die Pilotin ließ ihn wieder in seine kompakte form zurückfahren, nahm ein paar Scheine aus ihrer Tasche und drückte sie dem Mann in die Hand, bevor er etwas sagen konnte. Er rief ihr noch irgendetwas nach, doch ihr war es egal.
Die Jägerin war wieder auf der Jagt, bevor sie selbst zum Opfer werden könnte.
Lebte er also doch noch oder bildete sie sich das alles nur ein? Sie musste Frost finden, er kannte Murphy besser als sie und außerdem…
Ihre Gedanken stoppten jeglichen Fluss für einen Moment. Ein schwaches Bild zeichnete sich vor ihren Augen ab und diese Stimme…
„Ich bin verdammt froh, dass du dich umentschieden hast.“
Stryke seufzte.
… außerdem sollte sie vielleicht nicht so viel denken.

Oree
04.09.2006, 21:59
Raumsektor D-117, Gamma-Quadrant. Peripherie von Proxima Omicron
0917AM Standardzeit

How schritt auf dem Catwalk, der mit sechs Querstegen und einer parallel zum Schiffsrumpf verlaufenden zentralen Gangway das Oberdeck des Frachtmoduls bildete, nachdenklich auf und ab. Marius’ Augen folgten den Bewegungen des Skippers unablässlich und stierten wie besessen – als wurde seine Lebensgeschichte fortan von den Füßen dieses alten Mannes geschrieben.
Nach einem ausgiebigen Seufzen beendete How schließlich seinen konzentrischen Spaziergang und marschierte entschlossenen Schrittes auf die Luftschleuse zu.
Sokoya, der die ganze Zeit über in Griffreichweite der Schottkontrollen verharrt war, blickte erwartungsvoll zu How auf. Das dringende Bedürfnis, den Planetoidencluster außerhalb der Schiffshülle um einen zusätzlichen Himmelskörper zu erweitern, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Er legte How die Hand auf die Schulter und raunte ihm, leicht vornüber gebeugt, in gemäßigter Lautstärke zu: „Beeil dich ein bisschen mit deiner Urteilsverkündung. Während des Sprungs können wir die Schleuse nicht öffnen.“
How nickte knapp und näherte das Gesicht abermals dem schmalen Sichtfenster des Schleusenschotts, durch das ihm Marius Mayborn aus fassungslos geweiteten Augen entgegen starrte.
„Also“, begann How, indem er Marius mit skeptischer Miene musterte. „Damit ich das richtig verstehe: Du schießt Löcher in mein Schiff, bringst meine Crew in Lebensgefahr und stellst dich bei beidem so kriminell hirnrissig an, dass ich dich schon allein dafür kiehlholen lassen sollte… und alles, was du mir als Entschädigung anzubieten hast, sind ein paar lausige Buchstaben?“
Marius Gedankenabfolge nahm nun die Form des Luftstroms an, wie er zuvor durch den millimeterbreiten Spalt zwischen den Schleusentoren gesaugt worden war: Mit fanatischer Stringenz auf ein Ziel gerichtet. Überleben! Den alten Mann davon überzeugen, dass er einen Vorteil daraus ziehen konnte, ihn nicht in den Weltraum zu blasen.
„Nein, nein, du verstehst nicht“, stammelte Marius drauflos. „Sagt dir denn der Name Eisigel gar nichts?“
„Freilich doch“, entgegnete How. „Hab mal einen in der Tundra auf Isabeu gesehen. Putzige kleine Viecher. Dickes, flauschiges Fell. Stupsnäschen. Aber haben Stacheln, damit könnten wir unsere Rotationskanonen laden.“
Der Kopf sackte Marius entkräftet auf die Brust. Dieser verteufelte alte Seebär spielte mit ihm. Zur Hölle, wahrscheinlich hatte er schon längst den Entschluss gefasst, seinen Körper dem Vakuum in den schwarzen Rachen zu werfen und machte sich nun einen perfiden Spaß daraus, das Aufkeimen und Verlöschen seiner Hoffnungsanflüge zu beobachten. Verflucht sollte er sein! Er, seine verschissene Zigeunerbande, dieser ganze stinkende Kahn und vor allen Dingen die gottverdammte Schokolade!
„Ich sagte doch, seinen richtigen Namen kenne ich nicht“, flüsterte Marius, unüberhörbar mit den Nerven am Ende. „Aber wenn einer weiß, wie man an Murphy rankommt, dann er.“
How strich sich in einer solch erhabenen Manier durch den Bart, dass sein Anblick etwas inquisitorisches gewann.
„Nun, das ist ja schön und gut“, sagte er. „Aber ein Name allein, noch dazu der eines isabeanischen Tundra-Säugetiers, bringt uns nicht weiter. Gewiss fällt dem jungen Herren doch eine Möglichkeit ein, diesen Eisigel ausfindig zu machen, hum?“
„Was?!“, zischte Marius wie eine angestochene Echse. „Du verlangst, dass ich dir meine Informanten verrate? Du solltest dir mal einen Schraubenzieher ins Ohr stecken und kräftig drehen, du verdammter…“
„Pierre, raus mit ihm“, rief How und nickte Sokoya zur Bestätigung zu. Dieser, sichtlich erleicherter darüber, dass diese Farce endlich ein Ende nahm, legte die Hand auf den roten Druckknopf, über dem „Open/Close“ geschrieben stand.
„Halt!“, plärrte Marius. „Okay, okay, okay, was immer du willst, okay, okay, okay.“
How schmunzelte zufrieden und gebot Pierre, wieder zurückzutreten.
Sokoya stöhnte auf und verschränkte mürrisch die Arme. „Könntest du dich mal entscheiden?“, forderte er.
How schenkte seinem Sicherheitschef ein deeskalierendes Lächeln.
„Keine Sorge, Pierre“, beruhigte er ihn. „Ich bin sicher, unser kleiner Süßwasserpirat hier wird sich von nun an voll und ganz kooperativ verhalten. Nicht wahr?“
Marius brachte nur ein widerstandsloses Nicken zustande.
„Na siehst du“, freute sich How. „Würdest du ihn nun bitte da rausholen und an den Haaren zum Funkterminal zerren?“

„Bitte was?“ Janis’ Stimme klang noch schriller als gewöhnlich. „Ich soll uns mit zwanzig Tonnen Schokolade im Laderaum in die FTZ fliegen? Ist das dein Ernst, Skipper?“
How gefiel diese Vorstellung ebenso wenig wie seiner aufbrausenden Navigatorin. Ihm war allerdings bekannt, dass Murphy ein galaxisumspannendes Netzwerk von Schnüfflern, Agenten und Helfershelfern unterhielt und beträchtliche Summen darauf aufwendete, dessen Integrität zu wahren. Nur wenige seiner Schergen erhielten Zugang zu diesem höchst feinmaschigen Spionagegitter, das selbst augenscheinlich völlig überwachungsfreien Raum wie die Free Trade Zone durchdrang. Marius gehörte offenbar diesem exklusiven Zirkel an. Es war notwendig gewesen, den Burschen an den Rand der Selbstaufgabe zu drängen, um diese Erkenntnis zu sichern.
Amy war an ihn heran getreten und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wenn uns da drinnen auch nur ein lumpiger Herumtreiber scannt, klebt uns innerhalb weniger Minuten das gesammelte Geschmeiß des Sektors am Heck!“, stieß sie hervor.
„Und das alles“, ergänzte Janis, „weil uns dieser kosmische Windbeutel glauben machen will, es gäbe Eisigel in der FTZ?“
„Ich verstehe ja eure Besorgnis“, versuchte How, die beiden zu beschwichtigen. „Aber eine Chance, uns Murphy vom Hals zu schaffen, dürfen wir nicht vertun. Wir…“
„… fliegen das verdammt nochmal schnellste Frachtschiff diesseits des Sagittarius“, würgte ihn Amy barsch ab. „Wenn wir jetzt springen, haben wir Green Haven in dreieinhalb Standardstunden erreicht. Die FTZ hingegen liegt volle fünf Stunden entfernt! Man muss kein Diplom in Wahrscheinlichkeitsrechnung haben, um die weniger gefährliche Route bestimmen zu können.“
How hob gestreng den Zeigefinger. „Du vergisst, dass Murphy seine Leute auch in Green Haven hat“, sagte er. „Wenn er keine andere Option mehr sieht, wird er sich die Ladung einfach dort, unter den Augen der Behörden krallen. Glaubst du, das juckt den im Entferntesten? Die Bestechungsgelder ziehen vielleicht drei- bis vierstellige Unkosten nach sich, aber diesen Abstrich ist er eher zu tun bereit, als auf unsere Ladung zu verzichten. Und wenn ihm gerade der Sinn danach steht, stellt er sich als Ausgleich für die Komplikationen, die wir ihm verursacht haben, einen unserer Köpfe über den Kamin!“
Amy schluckte. Janis tastete unweigerlich nach ihrem Hals und drückte den Kragen ihres Wollpullovers enger zusammen.
„Es war ein gewaltiges Glück, dass dieser kleine Halunke überlebt hat“, fuhr How fort. „Hätten wir nicht die Chance bekommen, ihn zu verhören, wären wir Murphy geradewegs in die Falle getappt.“
Amalia und Janis waren verstummt. Sie beide hatten lange genug unter ihrem Skipper Dienst getan, um zu wissen, wann man sich dem Instinkt eines alten Seebären anvertrauen sollte.
Durch die Sichtscheibe des Cockridge verfolgte How, wie sich die äußeren Planeten des nahen Sternensystems gemächlich vor ihre Sonne schoben, bis nur noch der schwach glühende Ring der Corona zu sehen war. Der Anblick glich einer gewaltigen Pupille mit flammenroter Iris, die ihnen über Lichtjahre hinweg entgegen starrte.
„Ich weiß, das es riskant ist“, sagte er. Sein Tonfall verriet eine Spur von Bitterkeit. Dieselbe Bitterkeit, die ihn stets überkam, wenn ihm keine andere Wahl blieb, als seine Crew einer Gefahr auszusetzen. „Mayborn hat die Informationen direkt aus Murphys Spionagenetzwerk. Wenn die letzte gemeldete Position der Pandora die FTZ war, dann finden wir unseren Eisigel dort.“
Amy nickte. „Also gut.“
„Im übrigen:“ How setzte ein schelmisches Grinsen auf, das ihm für einen Augenblick seine Jugendlichkeit zurück gab. „Dem Vernehmen nach ist diese Pandora eine Selbstanfertigung. Wenn der Eisigel Zicken macht, stecken wir ihn zu Störtebeker in die Luftschleuse und lassen Alvin sein Boot ausschlachten. Findet sich bestimmt was brauchbares.“
„Nee!“, quengelte Janis und trommelte mit den Fäusten auf ihre Oberschenkel. „Nich in die Luftschleuse. Lass ihn mir! Ich wollte schon immer einen Eisigel haben.“




Raumsektor G-037, Alpha-Quadrant. Free Trade Zone
1305PM Standardzeit

Bei aller Flexibilität, Energieersparnis und Geschwindigkeit hatte der Driftstream-Antrieb der Katharsis einen signifikanten Nachteil: Man konnte nicht bremsen.
In derart ausladenden Gefilden wie dem Weltraum fiel dieses Defizit natürlich nicht weiter ins Gewicht – sofern man denn ein algebraisches Genie wie Janis Oree am Steuer sitzen und keine zufällig in der Gegend herum schwirrenden Asteroiden im Weg hatte.
War die vor dem Start angesammelte kosmische Linearstrahlung vollständig ausgestoßen, löste dies eine geringfügige kinetische Rückkopplung aus, wodurch die Beschleunigung des Schiffes langsam, aber kontinuierlich gedämpft wurde. Allerdings ließ sich diese Rückkopplung nicht manuell herbei führen. Hatte man den Kurs und die erforderliche Menge Strahlung einmal gespeichert, konnte die nächste Manöverkorrektur erst am Zielort vorgenommen werden.
So begab es sich, dass die Katharsis behäbig in einen der äußeren Sektoren der Free Trade Zone hinein geschippert kam, ohne das leidlich zuverlässige und zudem viel zu auffällige Sprungtor bemüht zu haben.
How kaute ungeduldig auf der Unterlippe, als er die Scannerauswertung auf dem Bildschirm nach der Triebwerkssignatur der Pandora durchsuchte, wie sie ihm von Mayborns Informant übermittelt worden war.
„Hunderttausend Höllenhunde!“, knurrte er. „Der Pott ist nicht da!“
Ohne die Hände vom Steuer zu nehmen, reckte Janis den Hals zu ihrem Skipper herüber und glotzte neugierig auf das Display. „Der hat sich bestimmt eingeigelt“, schlug sie vor und grinste so liebreizend, dass man ihr selbst den albernsten Scherz nicht übel nehmen konnte.
„Ich wusste, dass uns dieser Dreckskerl übers Ohr hauen würde“, schimpfte Amalia. „Wenn ihr meine Meinung hören wollt: Zurück in die Luftschleuse mit ihm!“
„Da ist er doch schon wieder“, erwiderte How in monotoner Stimmlage, während er weiterhin auf die Daten des Scannerfeeds konzentriert war. „Da wir keine Arrestzelle haben und er sich schon so an die Luftschleuse gewöhnt hatte, dachte ich… Augenblick! Sieh mal einer an.“
„Was?“, riefen Amy und Janis so synchron, als hätte man ihnen mit einer großen Pommesgabel in die Hintern gepiekt.
How deutete auf die numerische Reproduktion einer Energiewellenemission, wie sie nur von einem größeren Raumer stammen konnte. Die Signatur entsprach zwar nicht den Vorgaben, aber da von der Pandora im ganzen Sektor keine Spur zu entdecken war, würde eine Überprüfung nicht schaden.
„Punktuellen Scan für diese Koordinaten“, verlangte How und kniff die Augen zusammen, als würden die grünen Ziffernblöcke so eine identifizierbare Gestalt annehmen.
Amalia kalibrierte mit flink über die Tastatur fliegenden Fingern die Sensorenrelais der Katharsis, die ihre winzigen Fühler nun in Richtung der vorgegebenen Position ausstreckten.
Argwöhnisch verfolgte Amy, wie die Prozentangabe hinter der Statusanzeige „Scanning coordinates…“ Richtung 100 kletterte. Schließlich hob sie eine Augenbraue und seufzte: „Sisyphos.“
How drehte sich zu seiner Nichte um und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Amy, ich weiß, dass dir diese Sucherei sinnlos vorkommt, aber…“
„Nein, nein“, bekräftigte Amalia, ließ die Finger abermals über die Tastatur sausen und aktivierte den Holo-Projektor, der nun das dreidimensionale Konterfei eines mittelschweren Frachtschiffs zeigte. „Sisyphos!“, wiederholte Amy und deutete auf die Projektion. „Ich dachte, das Modell wäre schon längst ausgemustert.“
Überrascht beäugte How das Drahtgittermodell ihres Fundes und antwortete: „Ist es auch. Drei Jahre nachdem sie die Galapagos ausgemustert haben.“
Der Scanner hatte die Abfrage des schiffsspezifischen I.D.-Codes beendet und präsentierte nun die gesammelten Daten des Zielobjektes.
Amy las vor: „CCF Exilante.“
How blinzelte.
“Das ist seltsam”, bemerkte Amy. „Der Pott scheint zu driften. Da sind keinerlei Triebwerksemissionen.“
„Unser Eisigel war definitiv hier“, bekräftigte How. „Und ich verwette meinen besten Whiskey – oder würde ihn verwetten, wenn ich ihn nicht gestern getrunken hätte – dass wir auf dieser Sisyphos einen Hinweis darauf finden, wohin er sich verkrochen hat. Janis – „
Die Navigatorin fuhr in ihrem Sitz herum und nahm Haltung an. „Jawohl, Skipper?“
„- sieh mal nach, ob jemand zu Hause ist.“
„Aye-aye, Skipper!“

„Exilante, hier spricht das zivile Frachtschiff CCF Katharsis. Erbitten Statusbericht. Alles in Ordnung bei Ihnen? Exilante? CCF Katharsis an Exilante, bitte kommen… haaallooo? Meldet euch doch mal! Mann, ihr seid ja voll öde. CCF Katharsis ruft Exilante…“

Superluemmel
05.09.2006, 15:06
Raumsektor G-037, Alpha-Quadrant. Free Trade Zone
1303PM Standardzeit

Loch im Kopf, Luxusurlaub in Frachtkiste oder Kooperation mit dem Piratenabschaum. Dieser Sohn einer sayoranischen Konkubine. Zerknirscht starrte Florence in den Waffenlauf. Armkanone – bah! Sowas gab's doch nur in zweitklassiger Science-Fiction. Andererseits war sie nicht sonderlich scharf darauf zu testen, ob der Pirat das Ding wirklich nur aus einer Requisitenkammer gestohlen hatte.
Florence ließ das Katana ihres Vaters sinken.
"Ich werde dich am Leben lassen."
Sie wischte die ölige Flüssigkeit von der Klinge und schob sie zurück in die Schwertscheide.
"Aber bilde dir bloß nichts ein! Du hast mit unfairen Mitteln gekämpft und deswegen wäre es unehrenhaft, dich mit dem Schwert zu töten."
Kaszan blinzelte verwirrt. Sollte sich wohl mal wieder die Ohren waschen.
"Ich hör wohl nicht recht – ich trau mich wetten, dass an mir mehr echt ist als an dir."
"Wie hast du mein Bein gelähmt?", hakte Florence nach.
Sie war sich nicht sicher, ob die Fehlerdiagnose ihrer linken Fußprothese die Störung bereits beseitigt hatte.
Kaszan grinste überlegen.
"FlexLeg SD-403, nehm ich mal an?"
Florence Mund klappte auf.
"Woher...?"
Kaszan zuckte gleichgültig die Schultern.
"Bis vor ca. sechs Jahren ein beliebtes Modell für die gehobenere Mittelschicht. Kraftvoll, angenehmes Gewicht und verdammt robust. SD-403 – Eine Stütze für das ganze Leben", rezitierte er den Werbeslogan.
Florence wusste nicht, was sie sagen sollte. Deshalb starrte sie den Piraten weiter mit offenem Mund an.
"Gutes Gerät", meinte der, während er mit der linken Hand in dem Gestänge seines Metallarms herumfummelte. "Aber die Schockkondensatoren überlasten bei einem direkten Stoß. Liegen zu dicht unter der Knochenrepli."
Florence schloss den Mund, um schlucken zu können ohne dabei zu sabbern und sich selbst noch weiter zu erniedrigen. Zischend entwich eine kleine Wolke aus weißem Dampf aus einem Ventil von Kaszans Armgeschütz und eine Magnetspule summte leise, als sie sich entlud. Dann klappte der zur Kanone mutierte Armknochen auf seine ursprüngliche Position zurück, die Hautdeckel schlossen sich wieder und das Handgelenk rastete erneut ein. Prüfend bewegte Kaszan die Hand. Schien gut zu funkionieren – nur war sich Florence nicht sicher, ob der Mittelfinger tatsächlich lädiert war oder er ihr absichtlich den Stinkefinger zeigte.
"Scheiße", fluchte Kaszan. Er versuchte den Finger zu entspannen, doch jedesmal, wenn er ihn nach hinten bog, federte er wieder in den gestreckten Zustand zurück. Florence musste schmunzeln.
"Erklär das mal nem Bullen", murmelte der Freibeuter.
Ein penetrantes Schrillen hallte durch den Hangar. Kaszan schreckte zusammen.
"Da piept uns wer an", erklärte Florence und eilte in Richtung der Treppe.
"Keine Kommverbindung im Hangar?", fragte Kaszan, weiter an seinem Finger herumbiegend.
"Nur im Cockpit", erwiderte Florence.
"Ab ins Museum", murmelte Kaszan und stürzte hinterher.
Kaum hatte er die Cockpittreppe erreicht, da rummste irgendetwas gegen das Schiff und er flog auf die Schnauze. Er fing sich ab, doch bog sich sein Mittelfinger dabei auf ungesunde Art und Weise in Richtung des Handrückens. Fluchend taumelte er die Treppe nach oben. Florence saß bereits auf einem der Sessel und suchte unter der Steuerkonsole nach dem Headset.
"Was war das?", rief sie aus den Untiefen der Steuerbank, "Werden wir beschossen?"
Kaszan war am Scanner und kaute in Gedanken das Feedback wider.
"Ne", stellte er mit gehobener Braue fest, "Wir haben nen Nachrichtensatelliten des IGT ausgeknockt. Der driftet jetzt irgendwohin bis ins Nirwana."
Dann, deutlich aggressiver.
"Besitzt dein Pott über keine Autokorrektur? Ich will nicht auf halbem Weg liegenbleiben, weil wir irgendeinen Asteroiden geknutscht haben!"
Florence richtete sich so ruckartig auf, dass sie mit dem Lockenschopf gegen die Konsole knallte.
"Noch ein schlechtes Wort über mein Schiff und ich vergess, was ich vorhin über Ehre gesagt hab!"
"Dann vergess aber auch nicht, wer die besseren Argumente hat!", schrie Kaszan zurück.
Er verzog das Gesicht, als die Kommunikation erneut losschrillte.
"Antwort halt endlich mal!"
Florence setzte umständlich das Headset auf und öffnete den Kanal.
"Halloooo?", drang es viel zu laut aus den Lautsprechern, "Antwortet doch endlich mal, ihr Pfeifen!"
"Was sind denn das für Vögel?"
"Hier CCF Exilante", antwortete Florence, "Sorry für die späte Antowrt. Wir waren hier etwas..."
"Beschäftigt", warf Kaszan ein und erntete einen bösen Blick.
Ein gedämpftes Kichern drang aus den Lautsprechern.
"Wir hatten einen kleinen Unfall, weil unser Autopilot eine Fehlfunktion zu haben scheint", startete Florence einen Erklärungsversuch.
"Ach, jetzt hat das Ding auf einmal doch einen", lachte Kaszan leise.
Florence trat nach ihm.
Kaszan begutachtete die Daten des Oberflächenscans.
"CCF Katharsis", las er, "Eine Galapagos. Modifiziert."
Mit gerunzelter Stirn betrachtete er das Bild des Schiffes auf dem Display des Scanners.
"Das's ne fliegende Schildkröte", stellte er fest. "Und ne hässliche noch dazu."
Florence beugte sich zu ihm rüber.
"Bewaffnung?"
"Fünf Türme. Vier Gauss und ein Raketenwerfer."
Seine Finger huschten über die Tasten. Daten huschten über den Bildschirm.
"Die Gesamttonnage passt nicht", stellte er fest. "Selbst in unbeladenen Zustand ist sie etwas zu hoch."
Er vergrößerte die Detailansicht und kniff die Augen zusammen.
"Gut möglich, dass sie Jäger an Bord haben."
Florence verzog das Gesicht.
"Kopfgeldjäger?"
Ein Schulterzucken Kaszans.
"Gut möglich." Er sah grinsend zu ihr hoch. "Gibt es irgendwelche Verehrer, von denen ich wissen sollte?"
Diesmal gab es zu dem bösen Blick einen Fausthieb in die Magengrube.
"Damit das klar ist: Wenn sie mich hier schnappen, kommst du ebenso wenig hier weg."
"Vielleicht wäre es an der Zeit, die Falle am Hangarschott zu deaktivieren?", schlug Kaszan grinsend vor.
Beinahe wäre ihr wieder die Kinnlade runtergefallen.
"Kannst du mir mal verraten..."
Kaszan hob abwehrend die Hände.
"Ich war auf einer guten Schule. Ich weiß, wie man Eins und Eins zusammenzählt."
"Versuch bloß nicht, mich reinzulegen", warnte Florence, machte sich aber an die Eingabe. Aus dem Augenwinkel schielte sie zu Kaszan.
"Hast du einen Plan?"
Kaszan fischte eine Zigarette aus seiner Jackentasche und steckte sie in den Mundwinkel. Dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf.
"Einfach mal abwarten", nuschelte er.

Oree
06.09.2006, 13:01
How blinzelte.
„Autopilot ausgefallen?“, wiederholte er argwöhnisch. „Hat der Kahn keinen Steuerknüppel oder was?“
Die Antwort, die sie von der Exilante erhalten hatten, ließ kaum einen Zweifel daran, dass es an Bord nicht mit rechten Dingen zuging. Ein defekter Autopilot legte kaum das gesamte Antriebssystem lahm, so dass der Raumer träge wie ein betäuber Meeresriese durchs All trieb.
Ganz abgesehen von dem gepressten Keuchen, das für den Bruchteil eines Augenblicks im Hintergrund zu hören gewesen war – ein Geräusch, das How auf Basis seiner langjährigen Erfahrung in Kneipenschlägereien eindeutig als Hieb in jemandes Magengrube identifiziert hatte.
Sein Instinkt schien ihn abermals nicht getäuscht zu haben.
„Wir müssen auf der Hut sein“, mahnte er. Seine Navigatorin wie er an: „Janis, vorerst kein Abfangkurs. Position halten.“
Die Impulstriebwerke der Katharsis erloschen und brachten das Schiff zum Stillstand, während Janis den Bug auf die führerlose Exilante ausrichtete. Als winziger, im fernen Schein des Lepidus-Sternensystems matt schimmernder Silberfleck zeichnete sich der Frachter durch die Sichtscheibe des Cockridge hindurch ab.
How fasste seinen ersten Maat am Oberarm und raunte ihr in verschwörerisch gedämpfter Lautstärke zu: „Amy, geh mit Alvin je eine Gauss an Backbord und Steuerbord bemannen. Sag Pierre, er soll den Raketenturm besetzen. Und Daria soll ihre Jungs abwurfbereit machen.“ Die Stirn in tiefe Falten gelegt, fügte er hinzu: „Für den Fall, dass die eine Willkommensparty für uns vorbereitet haben, möchte ich nicht ohne Präsent da stehen.“
Amalia nickte und verschwand im Zentralkorridor. How nahm indes neben Janis auf dem Kopilotensitz Platz.
Die Navigatorin hatte in ihrer kindlichen Manier die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen und blickte, den Kopf schräg auf ihre Knie gebettet, verträumt zu den Sternen hinaus. Während ihr Skipper den Blick angestrengt auf das metallische Funkeln geheftet hielt, das die Exilante vom monochromen Panorama des Weltalls abhob, summte sie leise vor sich hin. How erkannte die Melodie: Nuam, Nuam…
Statt Janis um Ruhe zu bitten, ließ er den harmonischen Strom ihrer lieblichen Mädchenstimme seine Gedanken umspülen. Er beobachtete, wie die Exilante an den wenigen sichtbaren Sternen im Hintergrund vorüber zu gleiten schien. Eine gewöhnliche optische Täuschung.
Das Auge ist ein Kurzstreckenscanner, erinnerte er sich. Entfernte Wahrheiten sind nur verschleiert sichtbar. Doch selbst aus der Distanz vermag ein seiner Schwächen bewusstes Auge die Konturen der Wahrheit auszumachen, die sich durch den Schleier abzeichnen.
Rationaler Optimalstrom, dachte How. Es kamen nur wenige Szenarien in Frage und davon barg nur eines keinerlei Gefahr für die Katharsis.
Szenario eins: Dieses Frachtschiff mochte einer Bande von Murphys Handlangern als Tarnung dienen, die sich womöglich mit dem Eisigel ein Raumgefecht geliefert hatten. Daraus ergeben sich drei Subszenarien: Die Pandora war zerstört worden, hatte die Exilante kampfunfähig zurück gelassen oder war gekapert und geborgen worden.
Szenario zwei: Der Eisigel war ein skrupelloser Freibeuter, der die Exilante gemeinsam mit Komplizen in einen Hinterhalt gelockt und geentert hatte. Hieraus ergab sich das Dilemma, ein Bündnis mit einem Piraten eingehen zu müssen. Für Skipper How war dies eine wenig erstrebenswerte Vorstellung, zumal erst vor wenigen Stunden ein Vertreter dieses interstellaren Zeckenabschaums seine Crew in Lebensgefahr gebracht hatte.
Szenario drei: Mimikry. Die Triebwerke der Exilante waren willentlich deaktiviert worden, um unbedarften Kapitänen den Eindruck eines Schiffes in Seenot zu vermitteln. Näherte man sich dem vermeintlichen Wrack aber auf Bergungsreichweite, strömten Jägergeschwader aus dem Hangartor und nahmen das übertölpelte Opfer unter Beschuss. Eine unter Piraten durchaus verbreitete Vorgehensweise.
Szenario vier: Die Exilante gehörte irgendeiner vollkommen unbedeutenden Pissnelke, die sternhagelvoll einen Asteroiden geschrammt hatte und weder mit dem Eisigel noch mit Murphy in irgendeiner Verbindung stand.
„Ich frage mich, ob sie ein Liebespaar sind.“ Janis’ Stimme riss How aus seiner versunkenen Grübelei.
„Huh?“, erkundigte er sich.
Janis nickte in Richtung der Exilante. Die Geste wirkte geistesabwesend – als sei sie gerade erst aus einem Traum erwacht und räkelte sich schläftig auf ihrem Kopfkissen.
„Der Mann und die Frau“, sagte sie. „Vielleicht ist das Schiff ihr Zuhause.“
How blinzelte.
„Unwahrscheinlich“, entgegnete er knapp.
Janis schien von einem Augenblick auf den nächsten wieder hellwach zu sein. Mit großen Augen verlangte sie zu wissen: „Wieso?“
How nahm die Frage offenbar nicht zur Kenntnis und starrte wieder angestrengt zur Frontscheibe hinaus.
Janis ließ sich davon nicht beirren und stupste ihren Skipper mit der Faust gegen die Schulter. „Wiieesoooo?“, drängte sie.
Ohne den Blick von dem driftenden Frachter abzuwenden, erwiderte How: „Weil die Liebe viele Wege nehmen kann, Mädchen. Aber ganz bestimmt nicht diesen.“
Janis schien nicht zu verstehen und kommunizierte diesen Umstand, indem sie den Kopf schief legte und sich theatralisch an der Schläfe kratzte.
„Die Liebe führt dich nach Signui Laneya an die Sandstrände der Amenellies oder nach Sthios Prime in die Minigolfanlagen, aber ganz bestimmt nicht in die FTZ. Hier gibt es keine Liebe, außer der zwischen Psychopathen und ihren Halbautomatiks. Und dein Liebespaar ist höchstwahrscheinlich genau das.“
Janis schluckte und senkte schweigend den Kopf. How empfand Schwermut darüber, dass er sie so unbarmherzig für ihren naiven Fantasiereichtum abgestraft hatte. In diesen Zeiten war jede Form der Unschuld eine kostbare Perle, deren Glanz es zu bewahren galt.
How drehte sich zu seiner Navigatorin herum und bat mit einem väterlichen Schmunzeln um Entschuldigung.
„Wir müssen vorsichtig vorgehen“, sagte er. „Solange wir nicht wissen, was es mit dieser Sisyphos auf sich hat, dürfen wir uns unsere Absichten nicht anmerken lassen. Wie wäre es also, wenn du…“

Aus der Lautsprecheranlage im Cockpit der Exilante war bald darauf folgendes zu vernehmen:
„CCF Katharsis an Exilante. Ich habe einen Onkel, der ist dick und böse und ich mag ihn nicht. Ich hab mir zum Geburtstag einen Eisigel gewünscht, aber weil der Onkel dick und böse ist, hat er mir keinen schenken wollen. Da hab ich ihm eine seiner Stinkeratten geklaut und sie in die Luftschleuse gesteckt. Hi, hi. Aber die ist voll öde. Macht nichts anderes als quietschen und stinken. Ich hab gehört, dass ihr Eisigel habt! Wollen wir tauschen? Die Stinkeratte gegen einen Eisigel? Ja? Och bitte! Ich wünsch mir so arg einen Eisigel. Wenn ihr wollt, klauen wir dem dicken Onkel noch mehr Ratten. Ja? Haaallooo?“

Superluemmel
06.09.2006, 16:31
Kaszan spähte zu Florence. Florence spähte zurück. Ein Blinzeln, zwei schnelle Handbewegungen, zwei grimmig entschlossene Gesichter. Eine Katanaklinge, die dicht vor Kaszans Hals schwebte. Eine Pistolenmündung, die sich als Fernrohr für Florence' linkes Auge zu tarnen versuchte.
"Der Eisigel." Florence fletschte die Zähne wie ein Tiger. "Ich hätte es wissen müssen."
"Dann weißt du auch, dass du dich besser nicht mit mir anlegen solltest."
Das Katana bewegte sich keinen Millimeter. Nicht einmal die Spur eines Zitterns.
"Im Moment scheinen die Karten fair verteilt", gab Florence zu bedenken.
Kaszans lächelte lustlos.
"Würde ich nicht sagen."
Florence blinzelte.
"Du genießt den besten Blick auf eine ehemalige Celtar Avenger."
Wieder ein Blinzeln.
"Schonmal eine Avenger mit 0.67er Caliber gesehen?", fragte Kaszan genervt.
Florence erneutes Blinzeln war Antwort genug. Kaszan verdrehte die Augen. Nie wieder technikbezogene Einschüchterungsversuche bei schwertschwingenden Pseudosamurai.
"Der Lauf stammt ursprünglich von einer Veslum HL-7", erklärte Kaszan seufzend. "Der Rückstoß bricht einem gewöhnlichen Menschen die Hand." Nun grinste er wieder. "Ein Hoch auf die Prothesentechnik!"
Florence blinzelte.
"Was willst du mir damit sagen?"
"Mensch, Lady!", entfuhr es Kaszan. "Wenn ich abdrücke, bläst es dich so hart gegen die Konsole, dass ich deine Reste mit deinem Schwert runterkratzen muss. Und jetzt denk mal scharf nach, wer hier schneller am Drücker ist. Selbst wenn du mir den Kopf abhackst, wird das Wischkommando von der Kröte dein Hirn von der Decke kratzen können."
Diese Erklärung erschien Florence einprägsamer.
"Was schlägst du vor?", fragte sie ohne die Waffe zu senken.
"Wiederholung von vorhin. Waffenstillstand", sagte Kaszan.
"Wie lange?"
"Bis wir beide aus dieser Scheiße raus sind."
Als Friedensangebot zog Kaszan seine Waffe ein Stück zurück.
"Lady, es wird Zeit, dass wir zusammenarbeiten."
Florence Braue rutschte nach oben.
"Wieso? Diese Kerle sind hinter dir her."
"Und ich bin mir sicher, dass sie einem kleinen Bonus nicht abgeneigt wären", wandte Kaszan zähneknirschend ein. "Sie vermuten dass ich hier bin, aber sie wissen es nicht. Falls sie es jedoch herausfinden sollten, sorge ich dafür, dass sie die Archive nach einer geklauten Sisyphos durchsuchen."
"Ich sagte bereits, dass es mein Schiff ist!", fauchte Florence.
"Ich werde Taschentücher mitbringen, falls jemand weinen sollte", versprach Kaszan.
Die Ortung meldete piepend neue Kontakte
"Shuttle im Anflug", bemerkte Kaszan. "Und drei der Türme verzeichnen Aktivität."
Ein erwartungsvoller Blick zu Florence. Die zerkaute sich die Unterlippe. Schließlich steckte sie das Katana weg.
"Der Plan?"
Kaszan streichelte seine Bartstoppeln.
"Vorerst sind wir ein Paar."
Florence Stiefel ließ bunte Sterne vor Kaszans Augen und seine Lippe in Blut explodieren.
"Was zum?!"
Florence' Hand lag auf dem Griff ihres Schwertes.
"Par-tner", sagte sie. "Partner, sonst nichts."
"Sie stellen weniger Fragen, wenn wir uns als Paar ausgeben," widersprach Kaszan. Er tastete nach seiner Lippe und fühlte warmes Blut. Kickboxende Sabotagebiberin. Sie machte schon wieder alles kaputt.
"Wenn du deine Hände nicht bei dir behältst..."
Sie tätschelte verheißungsvoll ihr Katana.
"Es geht mir nur um unsere Tarnung", wehrte Kaszan ab. "Also", er tupfte das Blut mit einem Tuch ab, "Wir wurden von Piraten angegriffen." Er deutete auf seine aufgeplatzte Lippe. "Das ist passiert, als der Antrieb ausgefallen ist und ich gegen ein Ventil geknallt bin."
"Lässt du dir für jede Verletzung eine Ausrede einfallen?", fragte Florence neugierig.
"Bei der nächsten schlag ich zurück", warnte Kaszan. "Halt mal bitte."
Er streckte Florence den Mittelfinger hin. Sie gab ihm einen Blick, als hätte er ihr eine scharfe Bombe hingehalten.
"Ich muss den wieder richten", meinte Kaszan. "Ist viel zu auffällig."
Mit spitzen Fingern hielt Florence den steifen Finger fest. Kaszan grub in der Zwischenzeit sein mobiles Krankenhaus um. Schließlich förderte einen spritzenähnlichen Gegenstand und eine Art Schraubenzieher zutage.
"Wir wurden von Piraten angegriffen", ging er noch einmal zum Beginn des Plans zurück. Die Spritze schob er in eines der Gelenke seines Mittelfingers. "Gleich zu Beginn des Kampfes haben sie unseren Hauptantrieb lahmgelegt. Deswegen wirst du gleich runtergehen und das Ding so weit demolieren, dass es aussieht, als hätte er überlastet. Pass aber auf, dass du ihn später wieder zusammenflicken kannst."
Der Finger begann sich zu entspannen. Kurz darauf schoben sich die einzelnen Glieder auseinander und die metallene Skelettstruktur wurde sichtbar. In dieser begann Kaszan nun mit seinem Werkzeug herumzufummeln.
"Schön festhalten, sonst schnappt er wieder zu", sagte er. "Ich bin dann mit meinem Jäger raus und hab die Vögel verjagt. Dabei ist mir jedoch der Signalgeber meines Schiffes verreckt. Und ab jetzt nennen wir es nur noch Black Tear. Ich hoffe, du hast noch etwas Farbe im Schuppen."
Florence beobachtete fasziniert, wie Kaszan mit dem "Schraubenzieher" zwischen den Metallstreben herumhantierte. Die Spitze des Werkzeugs war mit winzigen Ärmchen versehen, die er über eine Art miniaturisierten Joystick mit dem Daumen steuerte. Die Ärmchen verknüpften eifrig Kabelenden und Kontakte, die sich gelöst hatten und gaben über kleine Leuchen in grüner, gelber oder roter Farbe zu verstehen, ob die Reparatur geklappt hatte oder nicht.
"Wo hast du das gelernt?", fragte Florence.
"War mal in der Branche tätig", antwortete Kaszan ausweichend.
"Farbe müsste in der Vorratskammer sein", ging Florence auf Kaszans Plan ein.
"Farbe in der Vorratskammer?"
"Hab sie da nicht reingestellt", meinte Florence schulterzuckend.
"Apropos: Was sind das für Kisten im Hangar?"
"Keine Ahnung", sagte Florence. "Standen drin, als ich mein Schiff zurückgeholt hab."
Kaszan suchte ihren Blick.
"Das sind Munitionskisten der Armee."
"Ich hab sie da nicht reingestellt!", verteidigte sich Florence.
Kaszan war sich nicht sicher, ob sie ehrlich war. Nicht der richtige Zeitpunkt zum Streiten.
"Das gibt mit Sicherheit hässliche Fragen", gab er zu bedenken. Er beendete seine Wartungsarbeit und nickte Florence zu. Als sie den Finger losließ, rasteten die Gelenke klickend wieder ein. Zufrieden beobachtete Kaszan, dass sein Mittelfinger wieder seinen Befehlen gehorchte. Schnell fischte er eine Tube mit einer zähflüssigen Paste aus der Tasche, mit der er die Schnittwunden abdichtete. Wie durch ein Wunder zog sich die geteilte Haut wieder zusammen und nach wenigen Augenblicken war von den Wunden nichts mehr zu sehen.
"Gut", meinte Kaszan nachdenklich nickend, "Die Kisten sollen wir nach New Hope bringen. Was Inhalt, Auftraggeber und Abnehmer anbelangt, werden wir uns totschweigen. Scheiß Plan, aber besser als gar nichts."
"Ist dein Schiff nicht etwas auffällig?", fragte Florence.
"Nö", gab sich Kaszan überzeugt. "Ich hab das Mädel erst vor kurzem wieder zusammengeflickt. Habe einige Modifikationen vorgenommen und den Rumpf etwas umgestaltet. Schiffsklassen Marke Eigenbau sind bei Jägern keine Seltenheit. Und ich den Signalgeber kürzlich abwerfen musste, ist die Identifikation nichts weiter als eine Leerstelle. Hier in der FTZ gibt's wirklich Außergewöhnlicheres."
Er grinste überlegen.
"Lady, du gehörst zu den wenigen Auerwählten, die die Pandora MK II bereits aus der Nähe bestaunen durften."
Florence Blick machte deutlich, dass sie diese Ehre nicht zu schätzen wusste.
"Wie soll ich dich nennen?", fragte sie plötzlich.
"Huh?", fragte Kaszan.
"Wie ich dich nennen soll. Eisigel wird dir wohl kaum passen."
"Achso, humm", sagte Kaszan und rieb sich die Stoppel. "Nenn mich Jerry. Jerry Duskbill."
"Tcherry Duskbill", wiederholte Florence.
"Dscherry", wiederholte Kaszan, "Ganz weich."
"Scherry", versuchte es Florence. Sie schüttelte den Kopf. "Sorry, ich kann das nicht."
Kaszan schlug sich vor die Stirn.
"Ich werd dich Stephane nennen", meinte sie. "Stephane de Madreille."
Seh ich aus wie ein Franzos?, dachte sich Kaszan, beließ es aber bei einem Schulterzucken.
"Dann bleib ich bei Florence de Madreille", meinte er.
Florence sah ihn argwöhnisch an.
"Wo sind unsere Ringe?"
"Scheiß auf die Ringe", erwiderte Kaszan und stiefelte in Richtung Treppe. "FTZ. Schon vergessen?" Er drehte sich noch einmal um. "Sorg dafür, dass es ein wenig in den Hangar raucht. Will vermeiden, dass die den neuen Anstrich gleich schnuppern können. Achja: Wenn sie uns in irgendeiner Weise bedrohen wollen, drohen wir mit Sprengung der Ladung. Die Kisten sind gesichert – perfekt für einen Bluff."
"Trag nicht zu dick auf", mahnte Florence.
Dann, in die Funkverbindung: "CCF Katharsis, ich habe keinen Schimmer, was Sie wollen. Aber ich rate Ihnen, Ihr Feuer zurückzuhalten. Unsere Hülle ist bereits beschädigt und wir haben gefährliche Fracht geladen. Der Hangar ist bereits voll, aber ich habe das Außendock freigeschaltet. Sie haben Andockerlaubnis, aber richten Sie ihren Jungs aus, dass sie ihre Waffen daheim lassen sollen." Sie zwang sich dazu, den nächsten Satz natürlich klingen zu lassen. "Mein Mann hat seit dem letzten Besuch einen lockeren Abzug."

Oree
08.09.2006, 15:06
Frachtmodul der CCF Katharsis
Eine gute Viertelstunde zuvor...

Marius stellte sich bewusstlos. Das Haupt entkräftet auf die Brust gesunken und alle Glieder schlaff von sich gestreckt, wirkte er wie eingelagertes Schlachtvieh in der Kühlkammer einer Metzgerei.
Sollten diese Bastarde nur glauben, sie hätten ihn geschafft.
Er hatte beschlossen, seine Energien zu konservieren, für die rechte Gelegenheit aufzusparen – wie eine gerissene Spinne, die um eine Straßenlaterne herum ihr Netz wob und sich tückisch in dessen Mitte niederließ. Geduldig der Dämmerung harrend, wenn die Fliegenschwärme kamen.
„Pierre, komm mal runter!“, tönte es von jenseits des inneren Schleusenschotts.
Marius öffnete die Augen, ohne einen weiteren Muskel zu bewegen. Er spürte die Gelegenheit näher kommen.

Sokoya stieg mit jener ungerührten Langsamkeit die Leiter zum Raketenturm hinunter, in der sich seine Attitüde gegenüber den meisten Dingen physisch offenbarte: Das Einzige, weswegen Hast und Eifer sich lohnten, hatte dieser Mann schon vor langer Zeit hinter sich gebracht. Alles andere war Scheiße.
How winkte ihn zur Luftschleuse herüber, durch deren schmale Sichtscheibe er argwöhnisch ihren Gefangenen musterte. Marius lag reglos mit dem Rücken gegen das Schott gelehnt.
„Scheint’s unser Junior-Blackbeard gönnt sich ’n Nickerchen“, stellte er fest. Und indem er sich zu Sokoya umdrehte: „Keine Frage. Das sind welche von Murphys Leuten.“
„Die Sisyphos?“, erkundigte sich Sokoya und verschränkte die Arme.
How nickte. „Sie warten darauf, dass wir den ersten Schritt tun“, sagte er. „Und ihnen in die Falle tappen. Möglicherweise ist dies sogar der Reserveplan, den Murphy für den Fall ausgeheckt hat, dass uns einer seiner Piratenlumpen in die Hände fällt.“
Er warf einen verächtlichen Blick durch das winzige Bullauge des Schleusenschotts. „Störtebeker könnte seinen kleinen Tollwutanfall eiskalt inszeniert haben, um uns in die FTZ zu locken.“ How schob den Unterkiefer vor und stieß zornig mit der Faust gegen das Schott. „Und wir sind ihm glatt auf den Leim gegangen.“
Sokoyas Miene zeigte für ihn völlig untypische Anzeichen von geringfügiger Besorgnis. „Was schlägst du vor?“, fragte er.
„Wenn meine Vermutungen zutreffen, dann ist der Bursche kein kleines Licht in Murphys Syndikat“, entgegnete How. „Vielleicht gehört er sogar zum inneren Kreis seiner persönlichen Günstlinge. Das würde bedeuten, dass wir zumindest eine dünne Verhandlungsbasis haben. So oder so müssen wir bald etwas unternehmen. Wenn wir uns zu lange passiv verhalten, werden die Drecksäcke nervös und starten womöglich Jagdmaschinen.“
Schweigend ließ How seine Augen durch den bauchigen Innenraum des Frachtmoduls kreisen, als läge zwischen den robust vertäuten Containern, den verstreut herum liegenden
Wartungsinstrumenten und den beiden Beibooten Hamartia und Peripeteia die Lösung ihres Dilemmas versteckt.
„Einen Fluchtversuch will ich nicht riskieren, solange wir nicht genau wissen, welche Hinterfotzigkeiten diese Sisyphos beherbergt“, knurrte er. „Für den Augenblick bleibt uns nur…“
„Skipper?“, rief Alvin vom Unterdeck zu ihnen empor, wo er sich außer Atem an den Türrahmen klammerte. „Erhöhte Energieaktivität auf der Exilante. Der Triebwerksdefekt war eindeutig ein Schwindel. Wir müssen uns auf einen Angriff einstellen!“
„Höllenhunde“, fluchte How und beugte sich über das Geländer. „Zurück auf deinen Posten. Kampfstationen! Scheiße noch mal. Haltet euch bereit, diesen Dreckspott zu versenken, wenn es sein muss!“
„Aye-aye, Skip“, rief Alvin und verschwand schnurstracks im Korridor.
How fuhr herum, eilte zur Kontrollkonsole der Luftschleuse und vergewisserte sich rasch, dass man das Schott einwandfrei verriegelt hatte, indem er den Schlossmechanismus einige Male öffnete und wieder einrasten ließ.
Ohne von den Schaltflächen aufzusehen, deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Leiter in der Mitte des Catwalks, die zur Kanzel des Raketengeschützes führte. Sokoya nickte knapp und machte sich prompt an den Aufstieg.
Wutentbrannt schlug How mit der flachen Hand mehrere Male gegen das zentimeterdicke Glas des Bullaugs und brüllte Marius zu: „Wenn du glaubst, deine Freunde holen dich hier raus, hast du dich geschnitten, du Sohn einer anaveganischen Planktonqualle. Ich puste dich ins All, bevor wir geentert werden!“
Marius zeigte keinerlei Reaktion. How fletschte die Zähne wie eine aufgestachelte Bulldogge, wirbelte herum und eilte den Steg entlang in Richtung Cockridge.
Der schrille Laut der Alarmsirenen begleitete das verschlagene Grinsen, das sich nun auf den Lippen des Piraten bildete.
Er hatte die Male, die dieser senile Klaubautermann das Schloss des Schleusenschotts geöffnet und geschlossen hatte, aufmerksam mitgezählt.
Es war entriegelt.
Ruckartig sprang Marius auf die Beine und spähte durch das Bullauge – niemand in Sicht! Behutsam stemmte er sich mit der Schulter gegen das Schott, worauf es langsam, aber lautlos nachgab. Als der Türspalt breit genug war, hielt Marius den Atem an und zwängte sich unter äußerster Muskelanspannung hindurch. Nur keine verräterischen Laute verursachen!
Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die enge Luke, die am oberen Ende der Leiter in die Geschützkanzel führte. Das verdammte Schlitzauge durfte ihn nicht bemerken.
Sachte setzte er einen Fuß auf den Catwalk und überprüfte durch zaghaftes Tippen mit der Ferse, wie geräuschvoll der Untergrund war. Er biss die Zähne zusammen. Ein Rinnsal kalten Schweißes bildete sich an seinem Haaransatz und schlängelte sich langsam die Stirn hinab. Es kitzelte unangenehm, doch Marius untersagte sich, es mit dem Ärmel wegzuwischen.
Jeder Laut, den nicht die Bewegung verursacht, ist ein unnötiger Laut!
Hastig sondierte er die Umgebung. Ja! Sein Blick traf das breite Hangartor und die Hamartia, die direkt davor geparkt war. Unmittelbar neben ihm führte eine weitere Leiter hinunter aufs Unterdeck.
Kaum hatte er seinen Plan in Gedanken durchgespielt und seine Risiken abgewogen, griff er nach den Holmen der Leiter, schwang sich geschmeidig herum und ließ sich herab gleiten, lediglich ein kaum hörbares Luftzischen erzeugend.
Wenige Zentimeter, bevor er auf dem Boden aufkam, griff er zu und bremste seinen Rutsch abrupt ab. Mit den Zehenspitzen den Boden berührend, verlagerte er sein Gewicht vom Bizeps auf die Beine und ließ sich vollkommen geräuschlos auf die angewinkelten Knie sinken.
Das Shuttle lag nun wenige Meter von ihm entfernt. Er wusste, dass die Hangartore einer Galapagos mit Sensoren versehen waren, die Triebwerkszündungen im Inneren wahrnahmen, worauf sie sich automatisch öffneten – um in Notfällen kostbare Zeit zu sparen.
Marius grinste. Dies war in der Tat ein Notfall. Aber nicht der seine.
Diese armseligen Waschlappen würden bald zu spüren bekommen, was es hieß, einem galaxisweit berüchtigten Weltraumkorsaren seines Kalibers ans Bein zu pinkeln…

Janis verschluckte sich an der heißen Schokolade, die sie soeben an die Lippen geführt hatte und war daher unfähig, an dem frivolen Gelächter teilzunehmen, in das die übrigen Crewmitglieder der Katharsis ausgebrochen waren. Alvin konnte sich vor Glucksen nicht mehr aufrecht halten und musste von der kichernden Melinda in den Armen gehalten werden. Daria bekam den Mund nicht mehr zu und atmete in den kurzen Pausen, die ihr der unkontrollierbare Lachanfall gewährte, hektisch durch die Nase. Nathan blieb stumm, grinste aber so breit, als hätte man ihm links und rechts einen Widerhaken in die Mundwinkel gebohrt und diese wiederum an der Decke festgezurrt. Amy presste sich die Hand auf die Lippen, ihre Wangen hatten ein bedenklich tiefes Rot angenommen. Sogar Sokoya vermochte ein Grinsen nicht zu unterdrücken, wirkte dabei aber immerhin noch wie ein irrer Serienmörder.
How begnügte sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln.
„Anaveganische Planktonqualle?“, prustete Janis unter Husten hervor. Amy klopfte ihr lachend auf den Rücken. „Das hat er dir wirklich abgekauft, Skip?“
How zuckte gleichmütig mit den Achseln und nickte zur Frontscheibe des Cockridge hinaus, durch die man beobachten konnte, wie die Hamartia mit bläulich strahlenden Triebwerken auf die Exilante zuschoss.
„Offensichtlich“, bestätigte er. Und – etwas ernster, aber noch immer grinsend – an Alvin gewandt: „Hast du den Autopiloten präpariert?“
„Aye, Skipper“, antwortete dieser, obwohl er erst einige tiefe Atemzüge dazu benötigte. „Fünf Minuten nach dem Andockmanöver steuert er die Hamartia automatisch zu uns zurück.“
„Ausgezeichnet“, lobte ihn How. „Dann lasst uns doch mal abwarten, mit wem wir es hier zu tun haben.“
Amy stieß sich von den Wandarmaturen ab und schlenderte, noch immer leise kichernd, auf ihren Onkel zu. „Du bist ein abstoßender, durchtriebener, heimtückischer alter Sack, Howard Aether“, sagte sie und küsste ihn auf die Wange.

CCF Exilante – Hangarbereich
1356PM Standardzeit

Marius rannte durch die Andockschleuse und hämmerte gegen das verschlossene Innenschott. „Hey!“, rief er. „Aufmachen! Ich bin allein. Schnell, wir haben nicht viel Zeit!“.
Das Schott glitt zur Seite und gab den Blick auf eine scharfe Schnalle mit Schwert und einen garstig dreinblickenden Kerl mit halb aufgerauchter Zigarette im Mundwinkel frei.
„Mann, Mann, Mann, geiles Gerät“, bemerkte er, ohne durch seine Blickrichtung eindeutig zu spezifizieren, ob die Klingenwaffe oder ihre Trägerin gemeint war. „Wie auch immer, wir müssen uns beeilen, wo sind die anderen?“
Er trat auf die beiden zu und stemmte streng die Fäuste in die Hüften. Als er statt einer Antwort nur ein skeptisches Stirnrunzeln bekam, packte er den Mann beim Kragen seiner ledernen Fliegerjacke und schüttelte ihn zornig.
„Bist du taub, du Penner?“, brüllte er ihm geradewegs ins Gesicht. „Murphy hat mich persönlich mit diesem Auftrag betraut, du Hurensohn. Jetzt beweg deinen faulen Arsch und trommel die anderen zusammen! Was habt ihr eigentlich die ganze Zeit getrieben, huh? Hier sollte verdammt noch mal ein ein Scheißbataillon bereit stehen. Wart ihr nur am rumficken oder was?“

Superluemmel
13.09.2006, 13:40
Die Miene des garstig dreinblickenden Kerls wurde noch ein gutes Stück garstiger. Die Zigarette wippte aufgeregt im Mundwinkel, als er die Hände seines Gegenübers musterte. Blutreste klebten dran, ebenso an seiner Sitrn, Nase und dem Mund.
Blutige Hände. An seiner Pilotenjacke. Aus Echtleder. Dass die Jacke ein Geschenk gewesen war, ließ er hier mal noch unbedacht.
"Fünf", meinte Kaszan und hob fünf Finger. Er nuschelte, weil die Zigarette nicht aus dem Mund fallen durfte.
"Fünf Fehler."
Der blutige Clown sah ihn wie der Ochs am Berg an und sagte:
"Huh?!"
Kaszan packte ihn mit der Rechten an den Eiern und hob ihn hoch. Daraufhin ging ein Heulen wie von einer Warnsirene durch den Hangar. Florence verzog das Gesicht, hielt sich aber vorerst raus.
"Erstens", sagte Kaszan, während er den kreischenden Clown in Richtung der Frachtkisten zog, "Du lässt die Hose runter, bevor du danach gefragt wirst."
Für dieses Vergehen knallte er den Clownschädel auf die Kiste, dass es rummste. Zwischen dem getrocknetem Blut sprudelte eine neugefundene Quelle.
"Du Scheißkerl!", keifte Marius, "Dreckshurenfickpenn-", Kaszan packte fester zu, "-ayiiiiiiiiieeeeeeeh!"
Kaszan klopfte etwas Asche über dem Clownsgesicht ab und blies den Rauch aus beiden Nasenlöchern. Dazu kam ein leichtes Stirnrunzeln. Schon als Kind hatte er stets das Tragische an Clowns erkannt. Und das hier schien ein besonders schwieriger Fall zu sein. Es gab wenig Mitleiderregenderes als einen Clown, der beim Blick in den Spiegel Superman sah.
"Zweitens."
Der Zigarillo fand seinen Platz im Mundwinkel, damit Kaszan sich das Kinn kratzen konnte.
"Du hast mich Penner genannt."
Erschüttert davon und vom erneuten Kontakt mit der Frachtkistem ging der Clown zu Boden. Kaszan zog an seiner Zigarette.
"Oh", ging es ihm dann plötzlich auf, "Hab das Hurensohn vergessen. Und dass du Florence mit beleidigt hast. Achja, und dass du uns Faulheit unterstellt hast."
Passend zum Takt der Aufzählung vollführte Kaszans Bein kontinuierliche Kickbewegungen in Richtung von Marius' Magengrube. Mist, dachte er sich, Mit den Beleidigungen sind's acht Fehler. Das geht nicht mit einer Hand. Ohne zusätzliche Fingerprothesen.
Laut sagte er: "Drittens."
Florence hatte es sich inzwischen auf einer der Kisten bequem gemacht und folgte interessiert dem Mathematikunterricht für Grundschüler. Heute lernen wir bis Fünf zählen. In fünf einfachen Schritten.
"Du hast geblubbert, dass Murphy dich geschickt hat."
Das rechtfertigte einen weiteren Tritt in die Kronjuwelen. Da sich bei dem Clown die Familienplanung ohnehin nur wenige Zentimeter nordwärts lokalisierte, würde er sich bestimmt nicht beschweren. Kaszan packte einen der Clownsfüße und schlenderte in Richtung der Treppe zum Aufenthaltsraum.
"Viertens: Ich mag Murphy nich."
Die Treppe nahm er mit Schwung. Marius' Kopf nahm jede der metallenen Stufen mit einem deutlichen Dunk!. Ein bisschen Sorgen machte sich Kaszan schon. Seit dem letzten Tritt hatte eine gewisse Schlaffheit von dem Clown Besictz ergriffen. Er bedauerte ihn ein wenig, als er ihn durch die Trümmer und Scherben seines letzten Scharmützels mit dem Sabotagebiber schliff.
"Fünftens!", rief er voller Enthusiasmus, denn die Treppe zum Cockpit war in Sicht gerückt und deren sechs Stufen hatten richtig gemeine Kanten.
"Du saust das Schiff einer Lady voll, ohne sie um Erlaubnis zu fragen."
Dunkdengdonkdotzdungflotz und sie waren im Cockpit. Dort zerrte Kaszan den Clown zu einem der Steuerpulte, damit er sich in den Sessel fallen lassen und der Clown zusammenbrechen konnte. Die Kippe noch immer im Mund, öffnete er die Verbindung zur Katharsis.
"Katharsis, hier Exilante."
Er zog die Zigarette aus dem Mund und beäugte den bis zum Filter abgerauchten Stummel misstrauisch. So viel hatte er doch gar nicht gezogen...
"Ich bin zugebenermaßen angepisst. Warum schickt ihr mir nen neuen Aschenbecher?"
Kaszan griff unter seinem Sessel nach dem zerzausten Haarschopf des Schlaffis, damit er ihn auf Kopfhöhe hochziehen konnte.
"Achja, sechs", sagte er, in einer Hand den traurigen Clown, in der anderen den traurigen Rest seiner Zigarette haltend. Der Clown starrte ihn aus halb nach innen linsenden Augen an. Warum die Augen verdrehen, fragte sich Kaszan, Drinnen gibt's doch eh nix zu sehen. Dafür blubberte es blutig, wenn der Clown schnaufte und seine Lunge dazu heiser pfiff.
"Ach, scheiß drauf", meinte Kaszan. "Hab's eh vergessen."
Er ließ den Clown fallen. Dann drückte er seine Kippe auf ihm aus. Eigentlich doch ganz praktisch, so ein Aschenbecher.
Rechts von ihm ließ sich eine kopfschüttelnde, aber belustigte Florence auf dem zweiten Sitz nieder.
"Ich weiß schon, wer das Schiff putzen darf", grinste sie.
Kaszan blickte zweifelnd zu dem Haufen Clown zu seinen Füßen.
"Der taugt nicht zum Wischen", glaubte er zu wissen.

Oree
15.09.2006, 10:17
„Aschenbecher?“, wunderte sich How. Vor seinem inneren Augen entstanden mehrere szenische Auslegungsmöglichkeiten dieser seltsamen Ansage. Jene, die ihm am besten gefiel, zeigte Marius an eine Steuerkonsole gekettet und mit einer Maulsperre in Form zweier stählerner Spangen ausstaffiert, die seine Kiefer auseinander hielten. In regelmäßigen Abstand kam hinter der Lehne des Pilotensessels eine Hand zum Vorschein, die die Asche eines Zigarillos in den offen stehenden Rachen entsorgte – begleitet von erbarmungswürdigem Gewinsel.
Im Cockridge der Katharsis waren die letzten Minuten in erwartungsvoller Anspannung vergangen. How hatte Pierre, Melinda, Amy, Daria und die Briggins-Brüder zurück auf ihre Posten beordert, um auf unerwartete Eventualitäten vorbereitet zu sein. Alvin hatte am Kontrollpult der Sensorenüberwachung Platz genommen und begutachtete die Auswertung der Nahabtastung, die von der Hamartia während ihres kurzen Aufenthaltes an der Dockschleuse der Exilante durchgeführt worden war.
„Sieht weitestgehend sauber aus“, murmelte er, während er gedankenverloren über seine Bartstoppel fuhr, als wären sie die Tastatur seines Verstandes.
„Definiere ‚weitestgehend’“, verlangte How sogleich.
„Nun, die haben eindeutig schwere Munition an Bord“, erwiderte Alvin. „Genug für drei Enterkommandos. Aber die Scanner haben bis auf die beiden Insassen keine weiteren Hitzesignaturen entdecken können. Schätze, dass es sich um Schmuggelware handelt – militärisch. Heißes Zeug.“
How legte skeptisch die Stirn in Falten. „Die Scanner können sich täuschen. Möglicherweise hält sich die restliche Besatzung in einem thermo-isolierten Raum versteckt“, gab er zu bedenken.
„Ey!“, rief Alvin entrüstet. „Diese Scanner habe ich installiert, kalibriert und feinjustiert! Wenn die etwas nicht ausfindig machen, dann ist es entweder nicht da oder es wird von einer Vorrichtung abgeschirmt, die ein alternatives Ich aus einer Paralleldimension ausgeheckt hat. Glaub mir, Skip: Da ist weiter niemand an Bord.“
Janis drehte sich mehrere Male mit ihrem Pilotensessel im Kreis. „Is ja nich so, dass uns Als Erfindungen jemals im Stich gelassen hätten“, warf sie ein. „Ich mein, bis auf das eine Mal, als das Haupttriebwerk zusammen gebrochen is und wir mit Impulsgeschwindigkeit von Capella nach Isabeu kriechen mussten oder das andere Mal, wo ich die Klimaanlage runter drehen wollte und stattdessen die Beestings abgeworfen wurden oder neulich, als dein vollautomatisches Verteidigungssystem die Peripeteia für einen Asteroiden gehalten hat und…“
„Ist ja gut!“, unterbrach Alvin sie barsch. „Soll ich vielleicht anfangen, dir die Male aufzuzählen, die wir fast in der Atmosphäre verglüht wären, weil du wieder den Eintrittsvektor…“
„Genug jetzt, alle beide!“, fuhr How dazwischen.
Janis und Alvin übten sich im synchronen betreten-zu-Boden-schauen.
„Weiter werden wir das Risiko nicht reduzieren können.“ How kniff die Augen zusammen. Die Hamartia glitt in diesem Augenblick am unteren Rand der Frontscheibe vorüber, bald darauf waren das mechanische Klacken der Andockschleuse und das Zischen des Druckabgleichs aus dem Frachtmodul zu hören.
„Janis, Kanal öffnen“, wies How seine Navigatorin an. „Katharsis ruft Exilante. Freut mich, dass unsere kleine Aufmerksamkeit ihre Wirkung nicht verfehlt hat. Dem schmerzverzerrten Todesröcheln im Hintergrund entnehme ich, dass wir es mit Monsieur Eisigel zu tun haben? Hören Sie gut zu, von Seemann zu Seemann: Ihr neuer Aschenbecher hat uns gezwitschert, dass Sie jemanden, der sich gerne einer größeren Widrigkeit mit Namen Murphy entledigen würde, mit wertvollen Informationen versorgen könnten – oder mehr. Hier ist der Deal: Wir machen Ihren Pott wieder seetüchtig und Sie gehen uns dabei zur Hand, Murphy ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Interesse?“

Superluemmel
15.09.2006, 18:43
Kaszan grinste zu Florence hinüber.
"Siehst du: Mit mir zusammenzuarbeiten bringt nur Vorteile. Man wird reich, berühmt und bekommt auch noch Gratisreparaturen."
Florence zog einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich mag's nicht, wenn fremde Leute an meinem Schiff rumfummeln."
Kaszan klatschte sich übertriebener Theatralik vor die Stirn.
"Achja, ich vergaß..."
Schnell hatte er die Hand wieder am Mikro.
"Schlechter Deal, Katharsis. Der Pott gehört nicht mir."
"Hey!"
Florence sprang auf und versuchte das Headset zu fassen zu kriegen. Kaszan kickte ihr den halb ohnmächtigen Clown vor die Füße, um sie auf Abstand zu halten.
"Du hast gesagt, wir wären Partner!", fauchte Florence.
"Zicke", brummte Kaszan, dann ins Headset: "Ich schlage vor, dass wir die Unterhaltung von Nase zu Nase fortsetzen. Ich will erst einmal wissen, mit wem ich es zu tun habe. Exilante, Ende."
Er trennte die Verbindung und warf Florence das Headset zu. Die warf einen giftigen Blick zurück.
"Ist das deine Vorstellung von Gleichberechtigung?"
In aller Seelenruhe klemmte sich Kaszan eine neue Zigarette zwischen die Lippen und begab sich auf die langwierige Suche nach seinem Feuerzeug. Selbstanzündende Zigaretten, dachte er, Das wär doch mal was. Wobei, ohne das Klicken des Feuerzeugs fehlte irgendwas. Damit verwarf er die Idee wieder.
"Zuhören, Lady." Das Feuerzeug klickte und der Mundschornstein qualmte. "Das ist mein Deal. Vorerst."
Er gönnte sich einen tiefen Zug. Ein Schatten fiel auf das Cockpit, als sich der Galapagosfrachter vor die Sonne schob. Die Katharsis leitete das Andockmanöver ein. Wenn jetzt jemand von draußen zusehen würde, dachte sich Kaszan, Würde er eine Riesenschildkröte sehen, die ein Eichhörnchen zu beglücken versucht. Seltsame Vorstellung. Kaszan wandte sich dem Nager zu, der ihm gegenübersaß und noch immer schmollte.
"Wir wissen noch nicht einmal, was das für Kerle sind. Dumm sind sie nicht. Sonst hätten sie uns nicht zuerst den Aschenbecher geschickt um zu sehen, wie wir reagieren. Wenn sie – wie sie behaupten – Probleme mit Murphy haben, ist das ein glücklicher Zufall. Aber falls es Ärger geben sollte, ist es besser, wenn du nichts mit mir zu tun hast. Wenn sie nur den Deal wollen, werd ich schon aufpassen, dass wir kein zu kleines Stück vom Kuchen abbekommen."
"Versuch bloß nicht mich reinzulegen", warnte Florence. Ihre Hand befand sich schon wieder gefährlich nah am Schwertgriff.
Kaszan griff unter seine Jacke, dann warf er ihr ein kugelförmiges Ding zu. Florence fing sie aus Reflex. Verwirrt sah sie zu dem Ding in ihren Händen. Dann ließ sie die Kugel plötzlich fallen und unternahm einen Fluchtversuch in Richtung Treppe. Der scheiterte daran, dass sie noch immer in ihrem Sessel saß. Anstatt die Treppe zu erreichen, vollführte sie einen Stunt, der schwungvoll genug war, um den Sessel zweimal um die eigene Achse rotieren zu lassen. Anschließend plumpste sie über die Lehne zu Boden.
"Das's ne Nova!", stotterte sie und gestikulierte panisch in Richtung der Kugel.
"Nur zur Absicherung", meinte Kaszan.
"Das's ne Nova!", kreischte Florence. "Du hast ne gottverdammte Fusionsbombe auf mein Schiff geschleppt!"
"Das war mal eine", versuchte Kaszan sie zu beruhigen. "Sieht fies aus, hat aber nichtmal halb so viel Zunder. Glaubst du wirklich, ich würde ne scharfe Fusionsbombe in der Jackentasche spazieren tragen?"
Florence' Blick sagte, dass sie es sehr wohl glaubte.
"Wie kommst du überhaupt an so ein Ding?", fragte sie nervös.
Kaszan drehte gelangweilt die Zigarette zwischen den Fingern.
"Hab ich auf nem Schrottplatz gefunden."
"Bitte was?!"
Undschuldig versuchte sich Kaszan mit einem Schulterzucken zu verteidigen.
"Lag da rum..."
Florence glaubte ihm kein Wort.
"Du bist verrückt."
Mitdenken hat nichts mit Wahnsinn zu tun, dachte Kaszan.
"Wenn unser Besuch Stress machen will, werden sie mich vermutlich als Erstes umlegen. In dem Fall drohst du einfach, die Bombe hochzujagen."
"Okay."
Kaszan blinzelte. Kein Rumgemeckere? Er war über sich selbst erstaunt. Genialer Plan, dachte er sich, Da kann nicht einmal unser Samurai Saboteur motzen. Er drückte seine Zigarette auf seinem neuen Aschenbecher aus. Dann packte er den wieder am Bein und zog ihn Richtung Treppe.
"Gehen wir unsere Gäste mal begrüßen."
Bisher lief alles glatt. Hilfe gegen Murphy? Konnte der Skip gern haben. Dass Kaszan selbst vorhatte, Murphy das Licht auszupusten, wusste hier ja niemand. Weder Florence, noch der Skip. So machte das Arbeiten Spaß: Den eigenen Müll rausbringen und dafür abkassieren. Ja, dachte sich Kaszan, während er mit dem Clown im Schlepptau die Treppe hinunterpolterte, Der Ausflug verspricht interessant zu werden.

Oree
20.09.2006, 23:01
How verabscheute Blindfahrten auf unbekannten Gewässern. Ein guter Seemann ist ein Entdecker, aber kein Abenteurer, dachte er. Der Kiel eines Schiffes ist zu zerbrechlich, als dass sich ein Kapitän Respektlosigkeit der See gegenüber erlauben könnte.
Die Exilante konnte sich als sicherer Hafen oder mörderisches Riff erweisen – als Skipper war es Hows Job, im Zweifelsfall von letzterem auszugehen.
Und doch schipperten sie in törichter Gütgläubigkeit geradewegs auf ein Irrlicht zu.
Er verkniff sich einen sorgenvollen Seitenblick zu Amalia, die stur darauf bestanden hatte, ihn und Sokoya zu begleiten. Natürlich waren ihm die Hintergründe ihres unbeirrbaren Beharrens nicht verborgen geblieben. Für ihn mochte sie die Nichte, seine Schutzbefohlene, bisweilen sogar sein Mündel sein - für den Rest der Mannschaft jedoch war sie der Erste Maat der Katharsis. Eine Rolle, die es jederzeit zur Gänze auszufüllen galt.
Trotz der kameradschaftlichen Atmosphäre an Bord des Schiffes war selbst der geringste Autoritätsverlust nicht zu dulden. In Gefahrensituation konnte das kürzeste Zögern, der kleinste Zweifel an der Legitimation eines Befehls katastrophale Folgen nach sich ziehen. In Angelegenheiten, die das Schiff und seine Besatzung betrafen, durfte Amalia nicht einmal mit dem kleinen Zeh in den Schatten ihres Onkels geraten.
Wäre doch ihr Vater… How verwarf den Gedanken wieder. Sie war eine erwachsene, verantwortungsbewusste Frau, die sich der möglichen Konsequenzen ihres Handelns vollends bewusst war. Er zog nicht in Erwägung, dass sie sich seinem Einspruch aus pathetischem Stolz heraus widersetzt hatte. Es ging ihr nicht darum, etwas zu beweisen. Es ging ihr darum, etwas zu wahren. Auf diesem schmalen Grat entschied sich, ob jemand zum Krieger oder zum Kommandanten berufen war.
Als das Zischen der Druckabgleichventile langsam schwächer wurde, nahm Sokoya den schweren Projektilbeschleuniger von der Schulter und überprüfte nach Veteranenmanier die Einsatzbereitschaft der Waffe. Das vierläufige Gewehr bot einen einschüchternden Anblick. Auf der Oberseite ragte das Magazin hervor – eine transparenter Quader, der den Blick auf die großkalibrige Ladung frei gab. How hatte sich entschlossen, seinen Schrapnellblaster in seinem Quartier zurück zu lassen. Er trug lediglich eine leichte Handautomatik im Halfter. Amalia hatte eine ähnlich rudimentäre Bewaffnung gewählt – man wollte einen zu martialischen Eindruck vermeiden, um nicht das Misstrauen der Gastgeber zu wecken. Gleichzeitig würde man für den Fall der Fälle angemessen gerüstet sein.
Das Warnlämpchen oberhalb des Schleusenschotts, das ihre Gesichter bislang in fiebriges Rot getaucht hatte, begann in rascher Frequenz zu blinken.
„Halt die Wumme bereit“, sagte How und nickte in Richtung von Sokoyas Gewehr. „Aber nicht im Anschlag. Nachher haben wir’s mit Hyperaktiven zu tun, die gleich gewalttätig werden, wenn man mit Waffen auf sie zeigt.“
Sokoya nickte. Sein Zeigefinger rutschte in die Nähe des Sicherungsriegels und verharrte dort.
„Rücksicht nehmen?“, erkundigte sich Amalia, während sie ihrerseits die Faustfeuerwaffe zückte und einer letzten Überprüfung unterzog. „Falls es da drin Ärger geben sollte, meine ich.“
How schüttelte den Kopf. „Das Risiko, das wir hier eingehen, ist schon groß genug. Wenn die eine Schießerei los treten, brauchen wir sie nicht mehr lebend, um ihre wahre Identität fest zu stellen.“
Das Lämpchen färbte sich grün. Unter einem mehrstufigen Klacken wurde das Schott entriegelt und glitt langsam zur Seite.
„Na denn“, seufzte How. „Wollen wir uns mal ein paar neue Freunde machen.“
Das Trio wurde von einer argwöhnisch dreinblickenden jungen Frau und einem Mann begrüßt, der offenbar in jüngster Vergangenheit seinen Friseur mit seinem Rasiermesser erdolcht hatte, worauf beide nicht mehr zu gebrauchen waren. An seinem Gürtel trug er eine Schusswaffe, die How auf den ersten Blick als Celtar Avenger identifizierte. Was jedoch vom Lauf aus dem Halfter hervor ragte, ließ ihn diese Einschätzung korrigieren: Offenbar hatte dieser Kerl eine Avenger mit einer Veslum verschweißt. Ein originelles und höchst gefahrvolles Gizmo. How bereute umgehend, seinen Schrapnellblaster nicht bei sich zu haben.
Es folgten einige Sekunden argwöhnischen Schweigens. Man musterte sich gegenseitig, die Hände auf den Waffen ruhend, die zusammen gekniffenen Augen fieberhaft auf der Suche nach Anzeichen eines Hinterhalts.
Schließlich versuchte sich How als Eisbrecher und hob die Hand zum Gruße. „Moin!“, rief er. „Howard Aether. Aber nennt mich How. Den How-Ever-Witz kenne ich schon. Ich schieß jeden über den Haufen, von dem ich ihn höre. So bleibt er immer originell. Ach ja: Das sind mein Erster Maat Amalia Sailfish, mein Sicherheitschef Pierre Sokoya und ein vollautomatischer Rager VZ-06 Enforcer, 0.80er Kaliber. Sehr erfreut. Also, wo brennt’s denn? Wir haben’s ja ein bisschen eilig, nich? Bei uns steht für heute abend fettes Schwein auf dem Speiseplan. Nun, wer von euch beiden ist der Eisigel?“

Superluemmel
05.10.2006, 00:04
In Gedanken schnitt Kaszan sämtliche Erinnerungen an höfischer Etikette zusammen, um eine – seiner Meinung nach – perfekte Verbeugung in Amalias Richtung anzudeuten. Zu Aether hob er eine imaginäre Hutkrempe.
„Howdy, How.“
Er deutete mit dem Daumen zu Florence, ohne die Hand aus der Hosentasche zu nehmen. Zuviel Höflichkeit war schlecht fürs Geschäft.
„Gestatten: Florence. Ihr gehört dieser K..., dieses Schiff, also macht nichts schmutzig, sonst dürft ihr das Deck schrubben.“
Sein Daumen wies weiter in Richtung der Pandora. Das Schiff reagierte auf die Geste, indem es summend den Geschützturm schwenkte und klackend einrasten ließ.
„Und das ist die Pandora. Ebenfalls sehr erfreut.“
Florence feuerte einen glühendheißen Blick auf Kaszan. Drohte dieser Revolverheld doch tatsächlich damit, mit einem Flakgeschütz in ihrem Schiff herumzuballern. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Sicherheitschef, um sich abzulenken. Der war nämlich scharf wie ein frisch geschliffenes Katana. Wenn auch etwas grimmig.
„Ich hasse dieses ewige Drumherum mit Vorstellungen und so“, sagte Kaszan. „Kommen wir lieber gleich zum Geschäft.“
Er tippte mit der Stiefelspitze gegen den Kopf des Clowns, der zu seinen Füßen lag.
„Dem Jammerlappen nach zu urteilen, habt ihr Probleme mit Murphy? Da habt ihr euch ja gleich die fetteste Sau rausgesucht..“
In weiser Voraussicht hatte Kaszan schon im Voraus die Kippenschachtel in seiner Brusttasche platziert, sodass nun mit zwei schnellen Handgriffen eine frische Zigarette in seinem Mundwinkel vor sich hinglühte.
„Nun, wie es der Zufall so will, bin ich derzeit nicht sonderlich gut auf Murphy zu sprechen. Kommt mir jetzt aber bloß nicht mit Sonderpreisen, zwecks Eigennutz und so. Wenn Murphy weg ist, verlier ich einen gut zahlenden Auftraggeber.“
Was ihm mittlerweile so egal war wie die Nutten auf Dihijin.
„Ich bin Dienstleister und als solcher will ich bezahlt werden. Je besser der Preis, desto besser die Dienstleistung. Macht mir ein Angebot, mit dem ich leben kann und ihr bekommt das beste Schiff der Galaxis. Wenn ihr euch den Eisigel nicht leisten könnt...“, Kaszan klopfte etwas Asche auf den Clown, „... dann müsst ihr weiterhin mit euren Sonnenwindseglerfutzis zurecht kommen.“

Oree
05.10.2006, 09:29
How beäugte den wuchtigen Lauf der Flakgeschütze, die wohl auf ein geheimes Signal des Eisigels hin zum Leben erwacht waren. Rasch überschlug er im Kopf den maximalen Streuwinkel, in dem sich ihre Eingeweide verteilen würden - sollte dieser halbstarke Windhund tatsächlich auf den abwegigen Gedanken kommen, im Innern eines Raumschiffs mit Kalibern größer als dem von Wasserpistolen herum zu ballern.
„Alle Wetter“, rief er anerkennend. „Mein Pott, der hat ja auch so einiges auf dem Kasten, aber auf Kommandos hören, das muss ich ihm noch beibringen. Is ja ’n Ding. Hört der auch auf ‚Platz!’ und ‚Gib Pfote!’?“
Amalias Blick kreuzte Florences. Die beiden Frauen schienen einander nicht über den Weg zu trauen. Als Florences Hand instinktiv näher an ihre Schwertscheide glitt, legte Amalia warnend die ihre auf den Halfter, dessen markante Ausbeulung dem geschulten Auge das Modell ihrer Schusswaffe verriet: Celtar FD-67, 45er Kaliber, Halbautomatik, 15 Schuss. Unverhältnismäßig kurzer Lauf, ungleich wuchtigerer Hinterbau, um den kräftigen Rückstoß abzufangen. Träge und unpräzise auf die Distanz, aber teuflisch im unmittelbaren Schusswechsel. Von Waffenkennern liebevoll auch „Short Ranger“ genannt.
Unglücklicherweise schien Florence in Dingen der Ballistik nicht sonderlich bewandert zu sein. Trotzig schlossen sich ihre Finger um den Griff des Katanas. Amalia kniff die Augen zusammen. Sie würde dieses törichte Weib durchlöchert haben, bevor sie ihr vorsintflutliches Sushi-Messer überhaupt gezogen hatte. Inständig hoffte sie darauf, dass Florences männlicher Begleiter ihr wenig aussichtsreiches Vorhaben bemerkte und ein unnötiges Blutbad zu verhindern wusste. Noch wagte sie nicht, die ohnehin schon heikle Spannung zwischen Gästen und Gastgebern noch weiter zu strapazieren.
Sokoya hielt indes den Blick auf die Pandora geheftet. Zwar würde er mit seinem Projektilbeschleuniger kaum die Panzerung des Schiffes ansengen können, doch zumindest wollte er den rechten Moment nicht verpassen, in dem es schnell Deckung zu suchen galt - und etwas robustes zum festhalten.
Als plötzlich von Bezahlung die Rede war, schlug How deutlich barschere Töne an: „Ob wir uns ’n Eisigel leisten können? Klar doch. Hatten erst gestern einen zum Abendessen. Jetzt sperr mal die Lauscher auf, Jungchen: Murphy ist mindestens im selben Maße dein Problem wie unseres. Also spar dir das selbstgefällige Gesülze. Die Scheiße, die du am Hals hattest, stinkt drei Sektoren weit. Wir sind nicht zum Geschäfte machen hier. Wir beseitigen unser gemeinsames Problem oder schlafen weiterhin mit einem offenen Auge und der Flinte unterm Kopfkissen.“

Superluemmel
07.10.2006, 00:15
Kaszan gab sich cool. So cool, dass es ihn selbst wunderte, warum er nicht längst seinen Atem zu Wölkchen gefrieren sah.
Florence langweilte sich. Erst machte er einen auf Ladykiller und nun musste er den hartgesottenen Revolverhelden raushängen lassen. Schlappschwanz. Vorhin war er wenigstens noch originell gewesen. Sie spähte aus dem Augenwinkel, ob es an der Erster-Maat-Trulla-Front etwas Neues zu melden gab. Gab es aber nicht. Die Trulla bildete sich immer noch ein, mit ihrem Handtoaster Eindruck schinden zu können. Also linste sie zurück zum Eisigel.
Kaszan gab sich noch immer cool. Übertrieben langsam fischte er die Kippe aus dem Mundwinkel, um einen weiteren Ascheregen auf den Clown niedergehen zu lassen. Dabei schielte er aus einem zugekniffenen Auge zum Skipper der Katharsis.
Florence unterdrückte ein Gähnen.
"Wer erzählt'n so'n Scheiß?"
Die Kippe klemmte wieder in seinem Mundwinkel. Der Rauch stand zwischen den Parteien wie ein schlechtes Argument, das nur darauf wartete, weggewischt zu werden.
"Murphy hat mich geärgert und ich hab seine Bude in die Luft gejagt. Ist nicht's erste Mal, dass's zwischen uns knallt. So weit sind wir quit. Warum sollte ich wegen nem in die Jahre gekommenen Klabautermann alte Kohlen aufwärmen?"
Florence' Gähnen durchbrach die nachfolgende Stille wie ein Kanonenknall.
"War nicht von Reparaturen die Rede?", fragte sie müde.
"Was ich sagen will: Murphy beißt ins Gras? Hab ich kein Problem mit. Könnte für mich aber ein Verlustgeschäft werden. Hab mein Mädchen grad erst neu lackiert. Wer macht die Kratzer wieder weg?"
Er blies eine neue Rauchwolke zwischen die Fronten und schnippte den Zigarettenstummel in den Hemdkragen des Clowns.
"Seid mal ehrlich. Ihr habt keinen Plan, an welchem Schwanz ihr die Sau anpacken sollt. Deswegen braucht ihr wen, der Murphy kennt und dem ihr trotzdem vertrauen könnt. Nen Insider. Mich. Aber ich brauch euch nicht. Würde eine ziemlich einseitige Geschäftsbeziehung werden. Und ich hab keine Lust, im Trüben zu fischen."

Oree
20.10.2006, 23:47
Wohlweislich verkniff sich How eine Reihe spontaner Reaktionen auf jene chauvinistische Kaltschnäuzigkeit, die der Eisigel soeben dargeboten hatte. Zum einen, weil ihm die Anwesenheit seiner Nichte großväterliches Verantwortungsbewusstsein einflößte, zum anderen, weil er das Äußere dieses vorlauten Gecken schon hässlich genug fand und keinerlei Bedürfnis verspürte, auch noch sein Inneres zu Tage zu fördern.
Sein ganzes diplomatisches Feingefühl aufbietend, konterte er: „Also, mal abgesehen davon, dass ich dich für einen windigen Aufschneider halte, dem ich erst vertrauen würde, wenn er mit allen vier Gliedmaßen auf den Bug meines Schiffes genagelt ist – einen Insider haben wir schon.“ How nickte in Richtung des blutüberströmten, jämmerlich um den eigenen Leib gekrümmten Etwas, das sich ihm am Vormittag so charmant als Marius Mayborn vorgestellt hatte. „Und diesen Scheiß“, fuhr How fort, „hat der uns erzählt. Ich weiß nicht, wie du drauf bist, wenn dein Arsch schon zur Hälfte zum All heraus hängt, aber die meisten Menschen sprechen in solchen Situationen die Wahrheit.“
Sollte dies den Eisigel in seiner frechen Überheblichkeit irritiert haben, so verstand er dies meisterlich zu verbergen.
„Offensichtlich aber haben wir deinen Bedarf an Schützenhilfe überschätzt. Scheint’s, du hegst Murphy gegenüber keine Aversionen mehr. Einen Auftraggeber mit noch mehr Kohle und noch weniger Skrupel gefunden, was? Verzeihung. Ich erlag dem naiven Irrglaube, es gäbe noch so etwas wie Ehre auf See.“
Sokoya zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich.
„Aber, wie du ja so richtig bemerkt hast, brauchst du uns nicht. Demnach vergeuden wir hier also nur unsere Zeit.“
Amalia nahm beiläufig ihre Fingernägel in Augenschein, bemerkte erschrocken eine eingerissene Stelle und inspizierte diese fachmännisch.
„Pierre, Amy, wir sind hier fertig. Ab nach hause.“
How nickte dem Eisigel und seiner adretten Gefährtin kurz zu,wandte sich um und schlurfte durch die Luftschleuse in Richtung Katharsis zurück. Sokoya schulterte seinen Projektilbeschleuniger und schubste Amy, die ihre Aufmerksamkeit vollends auf ihr kosmetisches Debakel gerichtet hatte, ungeduldig durch das Schott, ehe er selbst hindurch trat.
„Schreibt uns mal eine Postkarte, wie es sich so lebt als interstellares Treibgut!“, rief How. „Und den Aschenbecher ab und zu mal ausleeren!“

Superluemmel
03.11.2006, 22:29
"Den Müll nimmst du gefälligst wieder mit!", rief Kaszan, den Aschenbecher in Richtung Luftschleuse tretend.
"Ehre auf See, Regel Nummer eins: Nie ein fremdes Deck vollmüllen, außer, man will es auch kapern!"
Scheißkerl. Geiziger alter Krösus. Wen kratzte Ehre, wenn er eine Familie ernähren musste? Woher sollte die neue Gauss kommen? Kaszan war aus dem Alter raus, in dem er im Cockpit saß und in die Ferne starrte, bis endlich der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten dahergebraust kam. Hallo K. J., weil du das Jahr so brav warst, bekommst du hier eine nigelnagelneue Gauss. Sogar schon fertig durchgeladen und so. Viel Spaß damit und blas schön viele böse Buben weg, dann hab ich nächstes Jahr eine Überraschung.
"Dann schau doch, wie du deinen Arsch aus der Schlinge ziehst. Du und deine hässliche Schildkröte!"
Das hatte gesessen; How blieb stehen. Kaszans Hände lagen lässig in Hüftnähe, unmittelbar neben dem Pistolengriff. Alte Seegurke, dachte er, Große Worte, für Schimmelgemüse. Wie der an den Pott gekommen war. Wurde ihm wohl als Schlachtkreuzer verkauft.
Die Seegurke rührte sich nicht. Nur die Augen blinzelten. Flatterten wie Jalousien im Wind. Neurotiker, dachte Kaszan. Woher würde der erste Schuss kommen? Vom Asiamann? Die Kleine mit ihrem Handböller? Das Gemüse? Er war bereit. Kannte solche Situationen. Der Countdown bis zum Großen Knall.
Drei gegen Einen. Vielleicht zwei, wenn Florence mitmischte. Selbstmord? Er hatte Glück. Glaubte er.
"Wie jetzt, Moment, was wird das denn? Wo ist meine Reparatur?"
Florence war aufgewacht. Kaszan schoss einen Blick in ihre Richtung. Du ruinierst alles!
Howard blinzelte.
"Re-pa-ra-tur!", wiederholte Florence.
Aus dem Weg, dumme Kuh, sagte Kaszans Blick.
"Ihr habt gesagt, ich krieg meinen Service, wenn ich euch an Bord lass", fuhr Florence unbeirrbar fort. "Was sind denn das hier für Manieren? Schickt mir zuerst diesen Wischmop und bringt mein Schiff in Gefahr? Und jetzt einfach abhauen? Ich lös das Dock nicht, bevor ich meinen Service hab. Notfalls reiß ich euch das ganze Ding ab."
Oh Shit, dachte Kaszan, Die ruiniert alles. Konnte die nicht einmal ruhig sein? Das gab Ärger, das gab richtig viel Ärger, mächtigen Ärger.
"Florence, ich halt das -"
"Maul. Wär besser so. Du hast dich auf meinem Schiff eingenistet – ich kann dich jederzeit rausschmeißen."
"Moment mal."
Was ist denn mit der los, dachte Kaszan, Die will doch schon wieder sabotieren. Ständig alles kaputtmachen. Blöde Kuh.
"Nix "Moment mal". Jetzt red ich. Wenn du was dagegen hast, behalt's für dich."
"Ich find das hier grad überhaupt nicht gut. Irgendwie reagieren wir doch alle total über."
Howard blinzelte.
"Ich mein, wir stehen hier rum, alle mit der Knarre halb in der Hand. Das ist doch keine Verhandlungsbasis. Kindergarten, ist doch scheiße."
Scheiße, dachte er, Ja, das trifft es. Du redest Blech. Warum so nervös? Wegen ner alten Seegurke? Angst, dir Schimmel einzufangen?
"Irgendwie wollen wir doch alle was davon haben. Ihr wollt Murphy los sein, Florence hier wieder ein laufendes Schiff und ich, und ich brauch Geld, weil mein Mädchen noch nicht wieder so gut schwimmt, wie ich's gern hätte. Also?" Er klatschte in die Hände. "Lösungsvorschläge? Wir kennen uns ja alle noch nichtmal richtig. Ich mach euch ein Freundschaftsangebot. Vierhundert pro Woche. Den vollen Preis, wenn ich beim ersten Raumwischen mehr Vögel vom Himmel hol, als euer Ass. Ist das ein Deal?"
In Kaszans Hinterkopf lief ein imaginärer Werbefilm: Ein Schiff, Pequod, in sturmgepeitschter See. Am Steuer Ahab, der krächzt: Glückwunsch, Sie haben ihre Seele verkauft. Dann säuft der ganze Kahn ab.

Oree
03.03.2007, 18:20
Most apparently, a severe lack of respect for elder mariners was shared by both this deadbeat spacebum and his involuntary host, who nevertheless was as appallingly desirable as she was French.
How blinked in unmistakable disapproval of all this.
Meanwhile, Pierre Sokoya was trying hard to follow the train of thought that somehow led Florence to believe her refusal to release the docking lock generated any impediment for the three of them. Normally, such a suggestion would spark a reaction somewhere between hysterical laughter to spontaneous self-combustion due to neural overload. But then again, Pierre Sokoya was far from being the kind of person one would refer to in a sentence starting with „normally“.
So his actual reaction went like this: He sniffed at Florence indifferently and released the docking lock himself.
Completely reassured by his security chief's subtle demonstration of their superiority in this delicate constellation, How decided to attempt a more diplomatic approach: „Well, now that this docking lock issue is settled, maybe we can stop clashing horns for a minute and behave like civilized, grown up businessmen, yes?“
Almost immediately he realized that those preliminaries created behavioral boundaries he himself would find hard to maintain. Quickly, he corrected himself: „I mean, alright, to hell with civilized and grown up, what's that good for anyway? The mere businessman-principle will do. We are trying to do business here, after all.“
How exchanged a quick glance with Amy. Her look seemed to say this: Indeed! That's how it's done. When haggling with people, keep your temper at bay. Mind your P's and Q's, even when your opponent is talking smack with you.
„You need something, I want something. That puts us pretty much on the same level.“
Excellent! You truly learned something, uncle. Maybe all those times I lectured you on the imorality of blasting holes into people you couldn't come to terms with weren't so wasted as I thought they were.
„Well, coming to think of it... maybe not quite the same level, actually. I mean, as I said, I want something, which is the fat man off my back for good, but you need something, which is repairs so as to retain your mobility. Mobility is a nice thing to have, isn't it? Especially here in the outskirts of the galaxy, where your next best opportunity to hitch a ride would be a passing asteroid.“
Alright now, simmer down, will ya? No need to further fuel this already tense situation. Just keep it cool!
„What I'm saying is, the matter at hand is not whether I'm willing to pay that outrageous fee you demand for your services, but the significant semantical distinction between „to want“ and „to need“. You see, „to want“ basically means having a certain desire whose fulfillment would be more than welcome, but not necessarily crucial for survival. „To need“, on the other hand, implies precisely this condition, I'm afraid.“
You're losing it, How. You're losing it! Come on, old man, cut it out right now!
„So, to draw a conclusion out of this reasoning: I own your bloody ass. And as long as you and your charming companion don't mind spending approximately the next seven months waiting for some small time scavengers to tear your bonnie ship apart, I'd suggest you fuckin' drop that attitude and start being reasonable. Do we have an understanding he...“
„I believe what my uncle is trying to suggest here“, said Amy, interrupting How and stepping between him and Kaszan. „is that we are more than happy to provide you with the necessary spare parts as well as any help you may need in order to repair your vessel. This applies of course to both the Exilante and Mr Toras' own ship. In exchange, however, you are to assist us in tracking down our mutual friend Mr Murphy. What exact shape this assistance may take on is entirely up to you. I would like to point out, however, that violating this agreement would be most unwise of you. Of course, you may very well just scurry off the moment the repairs are completed, never to be seen again. But, as I am convinced you are aware, there is something more valuable to a lone sailor than a fleeting profit out of a singular transaction. That won't save you, if you were to find yourself up against certain obstacles that you may find impossible to overcome entirely on your own. Obstacles such as a vengeful crimelord putting a bounty on your head, for instance. Something not unlikely to happen when you're involved with individuals as... resourceful as Mr Murphy. I'm talking about having friends. Yes, friends. You are familiar with this concept? It's basically a mutual insurance. I cover your butt if you cover mine. Quite simple, isn't it? Now, should you agree to provide your assistance in this little endeavour of ours, maybe we could forge such a friendship. And maybe that friendship will lead to the exchange of further favors in the future. A promising prospect, don't you think so?“

Superluemmel
04.03.2007, 18:58
Sold!, Kaszan's lower brains cried as soon as the girl mentioned butt-covering.
Wait a moment – hell, this was still business! Business combined with loaded guns and trembling trigger touchers. A delicate mix for sure.
Business can be fun!, his lower brauns tried to explain. Kaszan ignored it.
„So, truce it is then, huh?“
He gave a glance of mistrust to the Asia-Man. The old man's tough guy disapproved of this. Kaszan was sure of it. He had met hundreds of tough guys with big guns. They always disapproved of matters like this one. Delicate matters. Matters too big for their potato brains. It had to be like that. He suspected it was all part of the cosmic order. That's the way it goes.
At least Florence kept her hangar of insults shut.
„Well, if it saves the family affairs – I guess it's a deal, then.“
He waved a finger at the turtle captain.
„Just remember that I don't own you anything. You think that I need you? Fine, keep it that way. Cause I don't. I did not, I do not and I will not. Got that? The last guy trying to blackmail me almost had his sorry ass fried when I gave his base a free ride into orbit. And this man had money. You do not. So keep it low, will ya?“
There was a yawn big enough to swallow a black hole from Florence.
„You boys done comparing your little ones? Cause I've run a check on the sensors and found the biggest donut in the galaxy. That's good because my stomach's killing me. Bad thing is that the donut appears to be armed heavily enough to kill all of us. And it's heading right in our direction.“

Oree
12.03.2007, 20:59
Of course, dubbing the approaching vessel „donut“ was merely the F-Hog‘s attempt at lyrically expressing his unshakeable nonchalance, as is typical of stock characters in second-rate science-fiction literature. Actually, the ship did not look like a donut it all. It rather looked like a donut with a giant blueberry muffin stuffed through the middle and a second donut wrapped vertically around the whole affair. Both donuts had about a quarter bitten out of them, exposing the front of the blueberry muffin.
This is why it did indeed resemble a blueberry muffin and not, say, a chocolate or raspberry muffin: The muffin's front was dotted all over with little blue spots.
Unfortunately, as unprecise as the F-Hog‘s metaphorical description of the ship might have been, it was as little a donut as it was two donuts with a blueberry muffin cramped in between them. The little blue spots weren't blueberries either. They were prototypes of Phoprolasion-EEZB Mark VII energy turrets, the most recent innovation to come out of Celtar Arms' laboratories. Phoprolasion-EEZB stood for Photons, Protons, Lasers, Ions and Everthing Else that goes „Zap!“ and makes „Boom!“. The Phoprolasion-EEZB Mark VII energy turrets were undoubtedly a nifty gimmick to have, especially when you had thirty of them, which Celtar's brand-new Rictus-class gunship did.
The vessel closing in on Katharsis and Exilante was just that.
It's name was Happy End and its commander was seriously pissed off.

How blinked.
Alvin Okello‘s voice rang out from How‘s wridget, preceded by an unpleasantly high-pitched chime. „Skip? This is Al. We may have a situation here...“
How raised the device to his lips, giving Amy a nod towards their hosts, signalling her to keep an eye on them in case they tried anything funny.
„This is the skipper“, he replied. „Requesting thorough definition of 'situation'.“
„Big, ugly, heavily armed and on intercept course.“
„Bollocks!“
„That's what I would have said in the first place if it hadn't been for the 'thorough'.“
„That's either another bunch of Murphy's thugs or some freelancing corsairs out for an easy kill.“
„They're hailing us! What am I supposed to do?“
„Bloody... listen, they sure as hell already ID'd us, so you got to hold them off for a while. Make something up, tell 'em a story, recite a poem, whatever. Just hold them at bay 'til we're back on the ship.“
„Can do. But they haven't ID'd us.“
„Eh? What makes you so sure of that?“
„The ID-signature scramblers that I installed last week do.“
„You installed ID-signature scramblers?“
„Yep.“
„How come?“
„You told me to.“
„I did?“
„You did.“
„And you did?“
„I did.“
How blinked.
„Excellent work, sonnie! Now just hang in there, we'll be right with you. Oh, and we're bringing someone for dinner.“
„Aye, aye, skip. Kathy out.“

Back on Katharsis, Alvin Okello cleared his throat and hit the „Receive“-button, opening a channel to the hailing vessel.
„Howdy, folks!“, he yelled, distorting his voice in a way that made him sound like a duck chewing plankton. „Anythin' I can do for you?“
The reply followed abruptly, cutting off the „ou“ of „you“ rather harshly: „This is the gunship Happy End. You better stop fucking about right now, squab! We got thirty turrets and seven missile batteries locked and loaded, ready to take this rotten junkpile of yours apart... not that there was much to take apart for that matter, but anyway: If you know what's good for you, you're gonna tell me straight away why the heck we ain't receivin' any ID from you. And for chrissakes, make it quick, 'cause I'm in one hell of a mood today and have half a mind of just blasting you to shreds right away!“
Alvin took a moment to contemplate this. He also made use of this moment to exchange a quick look with Janis, who seemed to be genuinely worried by their unwelcomed visitor's rather rude announcement. A familiar kind of fleeting smile on Al's lips served to reassure her that everything was going to be perfectly alright. Just the way it always turned out in the end.
„Err, yes“, Alvin replied. „Look here, fellas – no need to get all worked up, okey-dokey? See, we ran into some trouble out here and our boat's in pretty bad shape and all. Among the things that got fried was our ID-sequencer unit, so...“
„Don't you fuck with me, you miscarried assemblance of genetic detritus, don't you dare try to fuck with me! Cut this impertinent bullshit and identify yourself right now or I‘ll have my gunner forcefully transform you into a clump of molten metal! Savvy?“
Al kept cool. Cause he was Al.
„...alright, alright, chill out, dude! I'm tellin' ya! This is the CCF... the CCF... err...“
Oh no. No, no, no. Not now. Don't tell me.
Al precipitously started sweating all over.
„...the, the, the CFF...“
Writer's block! For crying out loud! Always crops up at the most inconvenient times. And this time, Al wasn't even writing!
„CCF what? I dare you, I double-dare you, malignant maggot! I got the finger on the trigger...“
Janis was squirming at the edge of the pilot's seat, urging Alvin nonverbally to keep it going.
„This is the CCF, the CCF, the, the, the, CCF...“
Think! Find the magic, feel the flow, harness your karma, whatever, just bloody say something!
„That's it! I'm taking you down, you rambling racoon, you sleazy slurping slime...“
THINK! THINK! THINK! THINKY-THINK!
„This is the CCF... Cargo Freighter.“
This precipitated several seconds of awkward silence.
Janis' jar dropped open so widely you had to be afraid of getting vacuumed in.
„The what?“
„The CCF Cargo Freighter. Yeah. That's right.“
„You‘re trying to tell me your vessel is called Cargo Freighter?“
„Yup.“
Another couple of seconds passed in silence. The nervous stutter of background static added to the overal embarrasement.
„Mate, that is the stupidest name I have ever heard.“
„Tell me 'bout it! I ain't the one who named it.“
„Man, I totally sympathize! I know exactly what it must be like for you. I once served under a guy who was so completely bereft of creativity, he couldn't come up with a decent name for his boat and just went on using its registration number! There I was, first mate of the CGS 20-BJ7568! Not exactly the most glamorous assignment of my career, let me tell you. I mean, Jesus, can you believe it? They're handing out skipper licenses to anyone these days...“

Gorthanische Garde
24.03.2007, 18:28
This is the Gorthanian Army bringing you your (more or less) weekly dose of "Tawidi", coz Superluemmel was simply too dumb to log in. Hopefully, that will teach him.
And remember, the army of Gorthar is sponsored by: Coffee - your friend for life.



"Hossa!", Kaszan said, sharing a view on the control panel with Florence, "Are those Phoprolasion-EEZB MK VII turrets? Jeez, Celtar sure has hell of a way of dubbing their babies, but – I mean; just look at those beauties!"
He shook his head, astonished by the immense output of data now flowing over the screen. There was a 3D-view of the Happy End spinning and spinning like some Mevlevi dancer.
"I spent weeks on the blackmarket trying to get me one of those but they seem to come only in dozens mounted on these goddamn Rictus and, you know, apparently people seem to have trouble just shooting them off the hull. A shame, really."
"Why don't you give it a try, acehead?", Florence said with a smile sweet enough to cause toothache.
"Convince How to kamikaze his boys into the remaining twenty-nine turrets and I'm on it. I know you'd be struck with grief if anything happened to me."
Florence's eyebrow climbed high.
"Only in your fantasy, slick."
In his fantasy, Kaszan saw himself chopping off one of the Phoprolasion-EEZB MK VII turrets and salvaging the gun. Then he would scrap the old and now useless Gauss and replace it with a brand new and funky cannon that could easily redraw the skyline of a city in a matter of minutes. He'd just have to figure out how to solve the heat problem. On the other hand – some more sweating in exchange of one of the most devastating weapons ever mounted on a spaceship?
"Hey funky-man", Florence ended his in-brain movie by poking Howard's chest with one of her katana-sharp fingernails. The old man blinked.
"What's all this story about IDing? I mean, you're not fluid enough to get yourself a sequencer or something?"
Oh shit, Kaszan thought and glanced to the Pandora. He remembered how he ejected his own sequencer unit to redirect the missile bombardement to Stryke's base. And he remembered how this Sun-Tzuish plan eventually left him stranded on the edge of the FTZ, being forced to hijack some unlucky freighter and kidnapping Mrs Samurai herself.
Story of my life, he thought and had a funny fantasy about an upcoming bestseller author trying to write a biography about the life of Kaszan Jeremiah Featherwind, the man who quitted his job as a bioengineer to become one of the most notorious freelancers of the universe. Finally, the poor author would end up in a shabby tavern on San Narcissus, trying to drown his life in whiskey after losing the plot in the twists of the life of the madman which was supposed to bring him millions. After the fifth drink he'd try and grab the ass of some pimp's chick and get a nice and clean brain shave by his cybernetically enhanced punk friends.
Cheap far-fetched sci-fi crap, Kaszan thought and tried to focus.
"Talking 'bout IDing", he interrupted, tapping Florence, "You checked your cargo-weight after take-off?"
"No?", Florence replied. Her eyebrow was changing altitude in a frightening manner. She had this look when she tried to impale Kaszan with that sword of hers.
"Well", he added, "Coz if this Rictus guy tries to ID your ship, you might want to explain why your cargo is 22.25 tons over its former load."
"22.25 tons?"
"Perhaps 0.5 plus or minus, haven't checked the ammo lately. Oh, and I forgot about the Gauss, lemme recalculate..."
The eyebrow kept climbing.
"What's the matter with that ship of yours? Got an authorized ID, haven't you?"
"Well... I did have one, actually, but..."
"What's the problem with you guys?!", Florence shouted, trying to summon divine aid by raising her hands to the ceiling.
"You want to tell me I'm the only one here with a valid ID? You fuckin' kidding me?"
Kaszan shrugged.
"Well, so it goes! By the way – weren't you the one who stole this ship?"
"Hey!", Florence shouted, one hand on her sword, "The Exilante is my ship. I just got my property back!"
"So what? I bet the cops will need lotsa handkerchiefs after such a heart-warming story. But it won't take this ship off the wanted list."
"And what is your plan, smart guy? We've got two ships without valid ID codes and one on the list. Even more – now you tell me I'm having too much load coz you parked your ID-less pile of scrap metal..."
"Now, now, that one was uncalled for! By the way: Those guys don't know my ship's here."
"What's your plan?"
"We just have to adjust the cargo's data."
"The data's locked after saddling up. No way to change it without the code."
"You stole a military freighter without knowing anything about hacking?"
"Not everyone's a criminal here!", Florence tried to defend herself.
"Jeez", Kaszan whistled, "Guess we're fucked."
He had another look at the 3D-view of the Happy End. Didn't look all too happy for him. That was, at least if – wait. He gazed at the ship in astonishment.
"Mates, perhaps this is just one of those crazy ideas of mine..."
He scratched the stubbles on his chin.
"... but am I the only one wondering what a Celtar gunship is doing here? A brand new prototype? In the fucking FTZ?"

Oree
08.04.2007, 15:37
How snorted.
“Well, as to why it's a Celtar prototype, I have no idea. But seeing as it's a gunhip, it's probably here to gun something. So, for the time being, lets focus on convincing them not to blast us to smithereens, shall we?“
The five of them made their way to the cockridge, where by then Alvin Okello had been patiently listening for about fifteen minutes to the Happy End's captain lamenting about his parents having been so outrageously unimaginative they named their three children after the first three entries in the telephone book.
“...and when I became aware of that, you know what I did? I lost it, brother, I just utterly lost it. I picked up that telephone book and I o-so-volcanically smacked it across my father's face, smacked it across his face with such a primordially savage slash he got the worst paper cut in recorded history! After that, I packed my belongings, bid farewell to my brothers, Anderson Bob and Archer Carl, and set out to see my fortune as a starship commander. And now look where I’ve gotten! You’d never guess I had a troubled childhood.“
Watching as Al's face went through a highly diverse cycle of agonized grimaces, Janis couldn't help but giggle uncontrollably.
„Attention on deck!“, How yelled as he entered the cockridge, followed by Yam, Amy, Florence and the F-Hog.
„Sorry, mate, gotta put you on hold for a sec“, Al said and removed the headset from his ears. „Howdy, Skip. Seems like our unexpected visitors aren't such a brutish bunch after all. I succeeded in making Mr Crybaby here believe that we're nothing but a gang of miserable, perfectly harmless, no-good bums, drifting through the galaxy in this squeezed tin can of a ship, always hoping to stumble upon something valuable to scavenge, so we may make it through another day without having to chew off our own toes for food.“
Pierre raised an eyebrow. „Actually, that is pretty accurate.“
„No, it ain't“, How insisted. „My ship ain't no tin can and it ain't squeezed, either. Now, what else did you find out?“
Al shrugged. „Well, apart from the story of his life, nothing much, I'm afraid. But if we stick to the cover I so masterfully created, we may be able to get out of this without even firing a shot.“
„You mean, because they are going to vaporize us with their first shot?“, Pierre inquired.
„No“, Al snapped grudgingly. „Because they are going to leave us alone, thanks to my outstanding talent as an actor and diplomat.“
„Very well“, said How and, grabbing the headset from Alvin: „Consider yourself released, I can handle it from here.“
„Err, just one thing...“, he protested.
„Will you knock it off already? This ain't the first time I've dealt with situations like these.“
„But...“
„Shoo! I need to concentrate.“
How cleared his throat.
„Hey there!“
„Hello?“, came the answer over the intercom. „Who is this?“
„This is the Katharsis' skipper and I...“
Al concealed his face behind his hands.
Janis did her signature jaw-dropping again.
„The... the what? The Katharsis? This is the Katharsis? You... delinquent dodgy drool-dripping... dickhead, you played me for a fool! O, I'll get you for this, I'll fucking get you for this, just you wait! Gunner! Ready turret arrays, open missile shafts, lock on to target, fire on my command!”
How blinked.
Every pair of eyes in the cockrige was fixed on him, most of them expressing sheer bewilderement, some glaring furiously with the desire to unleash primeval violence.
„Hey!“, he swiftly defended himself. „I'm old, for chrissakes.“
Pierre took a deep breath. „I'll be at the missile launcher.“
„Brillant idea“, How agreed. Switching channels on the intercom, he shouted: „All hands to battle stations! I repeat: All hands to battle stations! This is not a drill. I mean... like it ever is. Anyway: Beesting squadron, man fighters immediatly. Janis: Get us away from this fat-assed freighter!“
„Aye, aye, skip!“
„You better find yourself something to hold on to“, How advised the F-Hog. „Things are about to get a little bumpy.“
Kaszan seemed unwilling to follow this order.
„Listen, you old fool“, he growled. „How exactly are you planning to take on a Rictus gunship with nothing but a handfull of fighters and this... stone-age relic with glued-on wings?“
„Frankly, I don't know yet“, How confessed. „But our chances would be a lot better if you didn't just stand there complaining but got your ass into this nifty nutshell of yours. I'm sure mademoiselle here would be most happy to be your co-pilot. O, and make it quick, 'cause Janis here is about to remove the docking lock.“

Moments later, the three Beestings dropped from Katharsis' starboard and port wings, spreading out into different directions at first, then zipping together to a tidy formation.
Daria Silk inspected the scanner feed on their opponent's weaponry. „Alright, boys. This ain't gonna be no cakewalk. You know the drill: Blast away at 'em, don't get shot out of the sky and wait for the skipper to figure out what the hell we're actually trying to do here.“
„Roger that, Flapper“, Aaron acknowledged.
Knock-knock-knock was heard over Nathan's channel.
„They're warming up! Make sure to annoy them enough so they turn their fire away from Kathy. Ferret, Finch: You're going to take them on from the rear. Me, I'll intercept the missiles.“
„You got it, Flapper.“
Knock-knock-knock.
„Alright, boys. Lets do this. Lock and load!“
„I'm always loaded! Where’s that lock though?“
„Shut it, Ferret.“
„Hey, as long as you're locked and I'm loaded, we make a perfect team!“
Knock-knock-slap.
„Katharsis, what's with the backup? Your buddy's coming or what?“
„This is gonna be some mighty craic, guys! Heeeeere weeee goooooohoooooooooooo!“

Soundtrack: Depeche Mode – Nothing (Headcleaner Rock Mix)

Superluemmel
02.05.2007, 15:01
A lot of things had gone wrong lately and this Rictus didn't want to make an exception: It was huge and disgusting, with a commander gone insane and way too many guns. Luckily, the guns aimed at the Katharsis and at this very moment, Kaszan was moving his ass back onto the Exilante. The bad thing was a lamenting Florence at his side.
"Another proof for the stupidity of men", she complained, releasing the lock which held the two freighters together, "I mean, how dumb can a single person be? Old, senile and dumb. That's what this geezer is. I'd say we warm up the engines and get the hell outta here as long as my baby's still in one piece."
"Y'know, in case you want to keep this thing in one piece, the engines better stay cold as death", Kaszan replied. He was amazed of the speed with which Florence's allegiances kept changing.
"Already hooked up with the old man? I thought you heard him: There's nothing to gain for you."
"We'll see about that. But listen to me: Your ship's damaged and most of the systems are down. Gunslinger-Guy over in the Rictus probably thinks your ship's scrap metal and he caught the Katharsis in the middle of a scavenger run. Heat up the engines and you're done for. Right now, your best chance to get out of this mess is to -"
"I won't crawl into that shitbox of yours", Florence interrupted.
Get out of my head, Kaszan thought, suspecting telepathic influence.
"Will you let me finish or what!", he exploded.
"Go on, spread your madness..."
"Why, for the sake of God, do you always have to be so negative?"
Florence shrugged.
"I'm not negative. I simply hate you."
She started off to the bridge.
"Yeah, fine. Y'know, this is just great. I appreciate you being honest. Really. But right now, there're about thirty very big and very nasty cannons pointing at the turtle and if Gunslinger-Guy is half a good shot as he is witty, one of those very big and nasty cannons will most certainly burn a very big and very nasty hole into Mademoiselle's pretty butt as well."
He took a long breath.
"Mademoiselle?", Florence asked, her brow climbing steadily.
"Whatever. So: What about stopping this shitty-shatty-talk and listen to me for a change?"
"Continue, I feel quite amused."
"Here're the pros: My ship is faster, better armed, harder to hit and has the best pilot in this whole fuckin' galaxy."
Florence rolled her eyes.
"Always taking the back seat, eh?"
"The cons: Your chances to survive this shit are pretty high and I'm out of missiles." A break in which he had a fight with his tongue to produce the next words.
"And I need you."
Florence stopped. Then she glanced at him. There was a mean spark in her eyes that made him think she would leap for his throat any moment. Then he recognized the little curve of a smile on her lips.
"Say that again."
Kaszan moaned.
"Alright, actually I don't really need you. But, it would make my life so incredibly much easier if you'd steer the drone while I keep dodging and blasting these turrets away."
"Which drone?", Florence snapped.
"Well, if Madame/Mademoiselle/whatever hadn't interrupted every second word, I would have told her about this incredible plan I worked out which -"
"Which drone?"
"Stop it, already!"
"Which drone?"
Kaszan clenched his teeth.
"Three words", Florence said and held up three fingers.
She's so going for a space-walk, Kaszan thought. Then he said:
"As I said: I'm out of missiles. But I had this idea of abusing my cargo-drone to get those military crates over there", he pointed in the direction of the sealed crates in the hangar's corner, "right in the face of Gunslinger-Guy."
"You know what's in there?", Florence asked.
"Nope, but I pray to God it's hot and explosive. Downside of the plan, however, is that this drone's range is pretty limited so we'll have to stay near it until you landed the bird. After that, this zombie-pirate on the turtle can give it a good volley of missiles and hopefully blow a nice crater into the Rictus."
Florence made a grimace while she pondered.
"You think that will work?"
"Dunno. Got a better plan?"
She pondered again, then she shrugged.
"Nope. But yours sounds like fun, so let's do this."
She is amazing, Kaszan thought. Her moods kept changing like an alternating current. She reminded him of a fluffy little animal, whose only interest was to find something entertaining and exciting.
Forty seconds later, the Exilante's bay opened to unleash a dart of sparkling metal and blue flames. The freighter itself kept drifting away from the battlezone. Probably, it didn't want to get hurt.
"This is the Hog", Kaszan opened communications, "Ready to get rid of the Rictus."

Oree
30.05.2007, 19:30
All but one of Daria Silk's ex-boyfriends had accused her of being too distant, too closed off, too rational. However, the one ex-boyfriend who didn't had just made up his mind to utter the very same complaint when he got assaulted by three other ex-boyfriends, swept off his feet by an eruption of unified jealousy and eventually clubbed to death with a steel barstool, a frying pan reinforced with the congealed remains of scrambled eggs and an unfortunate midget bystander named Russel.
When Daria arrived at the scene, three things struck her as extraordinarily convenient: The assailants were still there, she had two extra ammo clips on her and the problem of how to get rid of her hypersensitive bloke without the shock of breakup killing him had apparently just solved itself. That was how distant, closed off and rational she was.
Until the day she ran into Skipper Howard Aether.
„Flapper, this is the skipper. How you folks doin' out there?“
Daria would have loved to roll her eyes, but figured it would be more advantageous to keep them focused on the missiles and laser beams she was dodging.
„Word of advice: Try to take on the Rictus from the flanks or the rear. You might wanna avoid the bow area. I mean, you know, with that laser barrage and all.“
This time, she couldn't resist and in turn almost crossed paths with a homing missile, which luckily seemed to have forgotten what it was homed in at.
„Thanks, skip“, Daria replied indifferently. „Hadn't thought of that.“

The three poky fightercrafts had successfully broken the Rictus' defense perimeter, with Daria whizzing from port to starboard and back to port, shooting down missiles launched at Katharsis. Meanwhile, the brothers O’Conchobhair had taken position behind the vessel's rear, blazing way at its engines and bare chassis. The strategy seemed to work out, as Daria noticed an incipient turnaround in the maneuvers of the lumbering ship. It was not like the beestings' small caliber SIG's would have dealt any significant damage to the heavily armored hull, but the persistent volley of bullet impacts, reverberating as dull echoes throughout the inside, had apparently started to annoy the commander.
„Watch it, guys“, Daria warned her wingmen. „It's coming to get you!“
„Knock-knock, knockknock-knock.“
„We see it, Flapper“, Aaron replied and somehow managed to make his smirk audible. „We estimate that we're gonna be within its range of fire by Tuesday next week.“
Daria grinded her teeth in anger. If there was something she deplored more than vanilla pudding with chunks in it, it was disrespect for the sea. The more talented a pilot, the more endangered he was of gradually abandoning the proper devotion, the one kind of awareness that always was and always will be the very essence of seafaring: Death cannot tell a veteran from a rookie, nor a hero from a coward. No matter whether it's a young hotshot in a state-of-the-art spacefighter or just a lumpy asteroid – both fit in Davy Jones' Locker.
„Listen here, buster“, Daria shouted. „If you get even close to one of those laser rays, you'll be molten metal before you can crack another stupid joke. So cut the attitude and keep focused. That's an order!“
There passed a second of silence that Aaron used to contemplate an approriate answer. Needless to say, he decided wrong.
„Sure thing, honey. Real cute of you to be worried about...“
„I MEAN IT, AARON!“
Daria closed her fists tighter around the joystick. As soon as they were back on Katharsis, she would ask Alvin to install a remote control for Aaron's emergency eject.

„Thank God, it seems to be working!“, Amy exclaimed with relief. „They're turning fire away from us.“
Thanks to Janis Oree's unmatched skill at the steering wheel, Katharsis had managed to stay clear of the laser barrage's epicenter. The automated SIG's mounted on the tips of all four wings effectively whittled away at incoming missiles and the patchwork armor plates absorbed the majority of Phoprolasion-blasts that hit their target. Those which did not belong to this majority, however, caused the ship to shake and fizz like a weazel dropped into acid. Every time this occured, the cockridge would quake violently, sending unfixed objects hurling through the air while the crewmates flinched in their seats. Every now and then, some important looking console or panel would explode, spitting out fountains of sparks. Simultaneously or shortly afterwards, some odd tube clenched to the ceiling for whatever purpose would burst apart, pumping the cockridge full of hot steam that nobody knew where it came from. Things like that happened all the time and nobody paid them much attention.
However, when the fourth impact in a row sparked massive tremors throughout the ship, How furiously pulled his hair and yelled: „Jesus, girl, evasion is the opposite of getting hit!“
„Doing my best, skip!“ navigator Oree countered, unmistakeably aggravated. „But still I think getting hit by four shots out of four hundred is a pretty good score!“
How, sensing incipient insurgency, raised his finger to point out that the skipper was always right, but was rudely interrupted as the score shot up to four hundred and fifty to five.
„Whoa, that hit us pretty hard!“, Alvin reported, unable to keep anxiety out of his voice. „Structural integrity down to 68 percent.“
„Maneuvering thrusters at starboard keel malfunctioning!“, Amy verbalized the multiple red dots blinking at the bottom of Katharsis' holographic reproduction on the monitoring panel. „Rerouting power to port thrusters.“
„This is Flapper, things are getting a little tough here“, Daria added to the increasing cacophony. „I don't know what you're planning, but get going already!“
How's face turned into a fierce grimace of contracted wrinkles, out of which two precision scopes seemed to scan the horizon for a way out of this mess.
„Alvin“, he yelled.
„Yeap?“
„What's your nickname again?“
„What?!“
„Your nickname.“
„Deus ex machina. Why?“
„Well?“
„What?!“
„Don't tell me that this time you have not just recently come up with some groundbreaking invention that could turn the tide in a desperate situation like this?“
„No, I haven't.“
„C'mon, you always have! There was the Odi, and of course the driftstream drive, not to mention...“
„LISTEN, skip! Who the FUCK do you think I am, huh? The versatile techie sidekick in some cheesy sci-fi flick? Get this straight ONCE and for all: I am NOT your standard stereotype inventor that can just summon some fucked-up high-tech toy, where you simply have to press a button and all worries go away! So in GOD'S NAME, stop this fucking... oh, actually, now that I come to think of it, we could try out the N-Device!“
„N-Device?!“
„Yeah, just finished working on that gizmo yesterday.“
„What does the N stand for?“
Al smirked.
„Ninja.“

Half a minute later, the following happened: On the forward segment of Katharsis' cargo module, a small shaft slid open. Out of the small shaft was extended a little barrel. Out of the little barrel flew a tiny metal orb.
This was called the obscurity capsule.
The tiny metal orb climbed approximately half a kilometer above the ship and looked perfectly harmless. Then it exploded. This still sounded perfectly harmless, but it did not look perfectly harmless anymore.
This was called the obscurity burst.
The rupture released an infernally bright, pinkish energy wave that in a flash shot out in all directions, its twitching arcs spreading out with stupefying velocity. A mere second later, an area roughly as large as the immediate orbit of a medium planetoid was completely gobbled up by an intransparent, seemingly impervious singularity of glowing, sparkling, twitching rays. The whole affair very much resembled the result of what would have happened if Frankenstein had instead of a human tried to animate spaghetti.
This was called the obscurity bubble.

„Sir!“
The Happy End's commander shot around furiously, like an explosive charge set off. Someone dared to disrupt the feverish delight that was unconditioned destruction.
„What is it, Ensign?“, he demanded, swiftly strutting to his subordinate's console.
„The radar, Sir. It's obscured!“
„What? What do you mean, obscured?“
„Like, obscured, Sir. I can't see a thing anymore.“
„Nonsense! Let me take a look.“
„Of course, Sir. Here, Sir. Take a look, Sir.“
„What... the living fuck... is this?“
„It's obscurity, Sir.“
„Indeed, Ensign. And it's pink.“
„Sir, yes, Sir.“
„Switch to proton scanners!“
„Switching to proton scanners, Sir.“
„And?“
„Same thing, Sir. Total obscurity.“
„Switch to neutron scanners!“
„Switching to neutron scanners, Sir.“
„And?“
„Nothing, Sir. Still obscurity. But now it's purple.“
„Switch to photon scanners!“
„Switching to photon... wait, I don't think we have photon scanners, Sir.“
„I mean, GO LOOK OUT OF THE BLOODY WINDOW, YOU MORON!“
„Sir, yes, Sir!“
„And?“
„O...o...obscurity, Sir.“
The commander's grimace morphed into something only barely recognizable as human. Smashing his fists on the console, he screamed: „There is only ONE MAN who would DARE give me obscurity!“
„Sir!“
„WHAT?!“
„Proximity alert, Sir!“
„If all scanners are obscured, how can there be proximity alert?“
„Because, Sir, I just heard a loud 'Bump!“ coming from outside the hull, Sir.“

Superluemmel
14.06.2007, 16:45
"Oh. My. God", said Florence, feeling rather sick after Kaszan fired the boosters four times in a row, dodging beams and missiles alike.
Kaszan, busy keeping one eye on the screen and the other on myriads of different lights, flashing now and then to warn him of cruel and very painful deaths, didn't have the time to turn around.
"If you gotta puke, open the window!"
"Not . . . funny", said Florence. Her stomach was having a pretty good time after it found out that it could do the triple loop jump.
"Big lever, left side. Pull it."
Florence did, though she suspected sudden ejection. But instead of launching her into space, the lever dropped a strange device which reminded her of one of those periscopes used in ancient submarines.
"That didn't really help."
"It's manual control for the flak. Can be changed to - shit!"
The Pandora leaped upwards and rolled over. Something whizzed past the cockpit at incredible speed, spraying chemicals and flames over the screen. Florence's stomach commented the maneuver with an almost perfect salchow.
"Sweet Jesus!", came an excited voice from the front seat, "Those new Stingrays gotta nasty boost on the last few hundred meters! Almost had a visit from a fusion warhead right now!"
"Great", said Florence, face turning green and clutching her belly.
"There's something like a stethoscope on the control", Kaszan explained, sensing that his ship was about to get a free paint job.
"Yeah?"
"Put it in your neck. Won't hurt. It will connect your brain with the ship's internal feedback system."
"Say what?", cried Florence, "I don't want to connect with this thing no matter what!"
There was a crash, followed by an angry hiss. The ship bounced back, followed by Florence's stomach and Kaszan yelled.
"Now I have you! Eat slugs you ugly muffin!"
Shaking and roaring, the Pandora's gattlings drew a line of craters across the Rictus' hull, finally filling one of the turrets with bullets. The turret lifted its muzzle like a dog taking a good sniff, then it exploded.
"So it goes!", Kaszan laughed, cutting through another turret with some thousand kilojoules.
Suddenly, the Pandora jumped left, up, right and left again, Kaszan still laughing and "wheeeeing". Meanwhile, Florence groaned in agony.
"Oh. Shit", Kaszan said. All of a sudden, there were several sirens filling the cockpit with incredible noise. "Incoming missiles!", Kaszan shouted. "Florence, I need you to take the flak now!"
"Can't your fucking ship do it?"
Florence felt really sick now.
"Up to six missiles."
"How many are there, for fucks sake?!"
"Erm . . . thirteen. Guess they don't like us anymore."
"Crap", Florence moaned. She took the stethoscopish thing. First, she had something like a blackout but funnily enough, she almost instantly began to feel better.
"Got it?", Kaszan asked, feeling a bit nervous. He really started to hate missiles.
"Yeap."
"The red button to your right."
He hit the afterburner, but Florence didn't care anymore.
"Push it. Rest's self-explaining."
Though Kaszan was normally pretty cool when it came to fast and deadly battles, he sometimes forgot about his most recent modifications of the ship. Sometimes, especially when there was a lack of spare parts, he simply replaced missing parts with something different, taking mental notes to do it properly when he had the time and forgetting it shortly afterwards. This was usually no problem, as he rarely had someone on the back seat.
However, this was the reason why there were two identical looking red buttons on the right. Florence, not noticing, simply pressed the first one.

"Fire, Fire, FIRE! Give 'em hell, will ya!"
Commodore Ivan Krastnovicz jumped and screamed like a ferret on speed. His face had a hellish glow that challenged the flickering red emergency lights. In a semicircle around him, seven gunners were busy executing his orders by launching missile after missile at the sparkling little dot that kept bouncing over the screens. That bastard had popped out of nowhere and destroyed four Phoprolasion turrets in almost no time.
As recompensation, he now had seven missile batteries locked on his ass.
"I want him dead and I want him now!"
Ivan, also called "Red Ivan" by his subordinates because of his fiendish appearance in battle, clenched his teeth as he watched the unknown ship dodge another barrage of high powered energy beams.
"All missiles launched!", one of the gunners cried in fear of sudden ear-whacking, "Next swarm ready in ten seconds!"
Let's see how you dodge this, Ivan thought as thirty-six missiles closed in on the annoying spacefighter.

"What the hell are you doing?!"
Pearls of sweat ran over Kaszan's face as he whirled the Pandora around to escape another missile.
"The flak, stupid girl, not the fucking drone!"
How could she possibly sabotage even her own ship?
"Oh my god, we're so going to die!"
Shockwaves of missiles detonating nearby turned the ship into a rocking horse.
"This is actually fun!", Florence exclaimed.
Instead of the flak, she had taken control of the drone. Though she had no idea how to fly the little robot with these strange controls, it was still awesome. The monitor in front of her gave her a live-feed that looked like a first person view of the drone. There were explosions and beams everywhere and though the drone reacted a bit slow because of its heavy load, the speed was still incredible. Felt like downhill racing without brakes.
"You gonna kill us!"
"Why did you have to use extra-fancy controls?", Florence asked, "There's no way a normal human could use these!"
Which didn't annoy her at all. Despite the danger, she felt quite relaxed, maneuvering the drone through carefully coloured space at hellish speed. She thought that Kaszan did quite a good job escaping those missiles even though he was a jerk.
"Florence?"
"Yeap?"
"It would never have worked with us", Kaszan said as the missile count jumped from twenty-four to thirty-six.
This was when the obscurity bubble turned space into some sort of weird expressionist painting.
"What have you done?!", Florence cried.
She couldn't see shit but had the feeling that she crashed the drone into something big.
"Didn't do anything", Kaszan replied, trying to figure out what actually happened. He couldn't remember infusing the feedback system with drugs, so it was probably really not his fault.

When the thirty-six missiles entered the obscurity bubble and lost their designated target, they were rather pissed collectively. But being semi-intelligent next-generation missiles, they decided to home in at the next best target. Which was a cargo drone that had apparently gone mad and bumped into the Rictus' heavily armored cockpit section. The missiles didn't care about the ammo crates which gave the drone the appearance of a hunchback.

We interrupt this broadcast for a short history lesson:

Once upon a time, there was a planet called Rimba. Imagine a neat greenish golfball sprayed with blue dots and you get the picture. The green colour was primeval jungle, the blue dots oceans. Both jungle and oceans were full of life and evolution. So, when the universe was born, Rimba decided to settle down at the very rim of the universe so nobody could mess with its pretty biosphere.
That was some billion years ago.
As evolution rolled on, it presented Rimba with a creature known as the Shmock Snail (which is actually regarded as a slug but the first man to find it didn't know shit about snails nor slugs). The Shmock Snail looks pretty much like every other slug with the main difference being its size, which was that of a small cat, and the amount of slime it left on its way, which was enough to make an elephant slip and brake its neck. The Snails' lifewas pretty easy and consisted primarily of eating. Though as time passed, life would become more and more heavy as the Snail produced fluids that rapidly turned its body into a chrystal-like shell, paradoxically turning the slug indeed into a snail. That is the reason why Rimba was nicknamed Footballer's Heaven, as the first men who came to fight their way through the jungle found themselves surrounded by dozens of football-sized diamonds.
But all this stuff didn't really matter for some billion years.
Then, Rimba was struck by a disease. This disease was a race of space-faring mammals who called themselves humans. Humans had a favorite game they dubbed war. Goal of this game was to kill as many humans as possible. In order to increase effectiveness in the game, mankind was in a neverending pursuit of weapons and technology that enabled it to kill even larger numbers of fellow humans in less time.
Considering the rich creativity of human weaponry, the three weeks delay between the discovery of the Shmock Snail and the discovery of the excellent armor-piercing qualities of its chrystalized body is actually a bit surprising. The Snails' life was changed even more dramatically when the Quotça brothers found out that the excessive use of gamma rays could transform the Snail into chrytal in a matter of seconds - and transform the brothers' puny delivery service into one of pangalaxy's biggest arms manufacturers after they introduced their most popular weapon: The Snail Gun.
However, Quotça soon experienced serious lawsuits by animal rights extremists as well as by high-ranking military officers who claimed that they experienced unpredictable and even dangerous situations when firing their weapons. Quotça was cleared of all guilt when they proved that the military used ammunition way past its expiration date.

The ammo crates carried by the drone were in fact part of the evidence used in the trial. The impact of thirty-six missiles carrying fusion warheads created a mess comparable to that of the Ninja-Device.
The detonation sent razor-sharp chrystal shards flying in all directions, consumed most of the Rictus' bow in a slime-green cloud and sheep-sized holes into its hull. In a matter of seconds, the gunship looked like one giant wheel of swiss cheese.

Fidgety Flicks was twenty-six years old and already running for his life. He didn't know what happened, but all of a sudden the evacuation alert was howling and next thing he remembered was running for the next security door.
"Join the army and see hundreds of fascinating places", the recruiters had said. "Travel to galaxies no one has seen before!"
Bullshit. Flicks was sure that billions of people had seen the FTZ before him. And though this ship was super-fancy and all, its commanders must be super-dumb if they couldn't even handle some fucking Zoners. But right now, Flicks had other problems than complaining about the guys at the top of the food chain.
Like the sparkling thing stuck in the door's control panel. It looked like a . . . slug? Complete with eyes sticking out on long antennas. Puzzled at first, Flicks recognized the slug as the personification of divine punishment for all the slugs he poured salt on during his childhood, when he realized the large hole the slug punched into the ship's hull.

"I have no clue what happened right now, but it sure was effective."
Eyes wide open, Kaszan gazed upon the ruined gunship. The Rictus had suffered a fatal blow which left most of its shell in fragments. Incredibly enough, it still kept firing.
"Better watch out or we'll share its fate!", Florence shouted as one of the beams left a nasty scratch in the Pandora's left wing. "What the hell are you doing?!"
Kaszan grinned and kicked the engines to maximum thrust - and headed straight for the Rictus' ruined face.
"Are you mad? I mean: even madder?!"
"I wanted to get rid of this thing for a looong time now", Kaszan laughed, stroking one specific button with great love.
"You know, suicide can actually be fun even if you don't do it collectively..."
"Suck this!", yelled Kaszan and unhitched the Gauss Rifle.

Despite my disgust of comparisons linked to Freudian theories, I have to admit that the Gauss Rifle, once dropped by the Pandora, looked indeed like a giant penis drifting in space. The Rifle's great speed caused it to penetrate the Rictus' remaining armor with ease and drove the gun deep into the ship's bridge like a . . . aw, come on! You don't really want to read this, do you? Let's say, the Rictus really had it served. Badly.

Fighting Faith
12.07.2007, 12:19
Ohne Sexualkunde, englisch und Co... ich muss mich erstmal wieder einleben bevor ich die Sau rauslassen kann... ;>

Stryke blickte hinauf in den Himmel. Alles erschien so leer. Nicht mal eine einzige Wolke hatte sich an diesen Ort verirrt, nicht mal Wölkchen. Es war als wäre – nichts… und genau das war ihr Problem.
Es war zu viel um nichts zu sein.
Menschen zogen etwas entfernt über den Markt. Ihre Gesichter erschienen Stryke so… künstlich. Das Leben war wie eine große Bühne, eine Bühne, auf der gerade ein Stück präsentiert wurde… jede Bewegung, jede Regung… alles geplant. Nichts war lebendig... schien wirklich… oder gar real.
Sie beschloss einen Strich zu ziehen, genau hier. Alles, was hinter dieser Linie lag würde sie einfach zurücklassen im „Damals“ um ins „Heute“ zu entfliehen und zu leben, ohne Bühne.
Stryke wandte sich um, um sich an den Tragflächen der Blueboxx empor zu ziehen, als etwas zu Boden fiel. Sie hielt inne. Drehte sich noch einmal um. Ihre Waffe lag auf den Boden, hinter der „Linie“, die sie gezogen hatte. Ihre linke Hand wollte gerade nach der Waffe greifen, als Stryke sich erinnerte, nicht zurück ins „Damals“ greifen zu wollen. So zog sie sich hoch in ihr Schiff und verließ den Planeten.
Leider konnte man Gedanken und Erinnerungen nicht einfach so am Boden zurücklassen und so kam es, dass sie zwar zum „Heute“ blickte, aber das „Damals“ ihre Straße war, die sie zu ihrem Ziel führen würde. Eine Straße gebaut aus so vielen Signalen… sie würde sie nicht übersehen können.
Und irgendwo in der Kälte der weiten Dunkelheit würde es auch Frost geben – und sie würde ihn finden.
Niemand ließ sie einfach so stehen wie kalten Kaffee.

Fighting Faith
26.11.2007, 19:45
„Eine kleine Berührung kann manchmal ausreichen um Dinge zu zerstören die Jahre brauchten, um so zu werden wie sie sind.“

~ Unbekannt
Stryke zog ihre Hand von der Glasscheibe zurück und beobachtete, wie die von ihr hinterlassene Wärme nach und nach die zierlichen Blüten aus gefrorenem Wasser zum Schmelzen brachte. Wie ein Strom heißen Kaffees sich unaufhaltsam aus dem billigen Pappbecher über das Cockpit und die Kleidung ausbreiten würde, so tat es nun dieser Strom – ziellos, wachsend und voller blanker Zerstörungswut… zumindest beinahe. Der kleine Rinnsaal aus winzigen Tropfen hörte auf zu wachsen und verstummte, als er den Rand der Glasschreibe erreichte. Stryke beobachtete ihn einen kurzen Moment, dann erregte ein Schemen hinter der Scheibe ihre Aufmerksamkeit und sie ließ von der Schreibe ab. Im selben Moment zwängte sich eine dünne Mappe unter dem Türspalt hindurch und schob eine kleine Schneewehe vor sich her, welche sogleich vor der Wärme im Inneren des Raumes kapitulieren musste. Nicht viel Zeit verstrich bis Stryke das leicht durchnässte Dokument aufgelesen und aufgefaltet hatte. Die Mappe enthielt alte Zeitungsausschnitte und einige, sicher nicht ganz legal beschaffte, Informationen, die sie angefordert hatte. Stumm blätterte sie durch die Unterlagen bis sie an einem Papier ankam, auf dem ein Foto abgebildet war, sie faltete es zusammen, steckte es in ihre Brusttasche und warf dem restlichen Berg aus nutzlosen Details in das knisternde Kaminfeuer nicht weit von ihr. Stryke verließ die einsame Hütte auf dem kargen Planeten direkt im Anschluss in Richtung der Blueboxx. Zur selben Zeit und gänzlich unbemerkt floss indes der Rinnsaal aus kaltem Wasser weiter, der sich seinen Weg über die Fensterkante gebahnt hatte.
Vielleicht waren er und Stryke sich in ihren Leben gar nicht mal so unähnlich wie man denken konnte.

Fighting Faith
29.11.2007, 16:17
„Eines Tages wird der Mensch erwachen und feststellen, dass er allein ist.“
- unbekannt

Alles um sie herum war schwarz, restlos schwarz, nein eigentlich sogar schwärzer als schwarz, auch wenn „schwarz“ noch zu farbenfroh war um das zu beschreiben, was vor ihr lag. Die Leere um sie herum war erdrückend, sie war verloren in der endlosen Abwesenheit von Farbe. Stryke brachte die Blueboxx zum Stillstand und beobachtete aufmerksam den Radar, ohne ihn, wäre sie hier wirklich verloren gewesen. Noch geschah nichts.
Eine Galaxie die keine Sterne hat am Rande des Universums, insofern es denn einen Rand gab. Auch wenn hier alles tot zu sein schien, der lebloseste Ort, den man sich auch nur irgendwie vorstellen konnte, hier war sie an ihrem Ziel angekommen: Einem Sprungtor welches sie zu „ihm“ bringen sollte, eine Abkürzung die so enorm war, dass sie es dafür sogar riskierte in der ewigen Schwärze verloren zu gehen. Wenn ihre Systeme hier versagten würde es das Aus für die bedeuten, dessen war sie sich mehr als bewusst, doch sie hatte nichts zu verlieren. Sie musste es riskieren, alles aufs Spiel setzen wenn sie „ihn“ einholen wollte. Ein heller Blitz aus zig Bildern schoss durch ihren Kopf und schien nur einen Sekundenbruchteil lang anzudauern.
Die Tür
Die Worte
Das Bett
Die Berührung
Die Spannung
Der Moment
Die Wärme
Das Fallen
Die Waffe
Die Stille
Die Blicke
Das Gehen
Die Leere

Der Eisigel
Ihre Augen schossen auf, als sich vor ihr ein Lichtstrahl träg den Weg durch die Dunkelheit fraß. Wenn sie sich nun nicht beeilte würde es zu spät sein. Die Systeme leuchteten auf, der Radar zeigte ein stärker werdendes Signal und ehe sie sich versah befand sich die Blueboxx in einem Warptunnel der sie durch die Dimensionen jagte. An seinem Ende wurde es dunkel und für einem Moment fühlte sich Stryke, als wäre sie mit 200 Sachen gegen eine Wand gefahren, doch nach und nach erschienen kleine Punkte in ihrem Sichtfeld… sie wurden immer mehr.
Sterne - sie hatte es geschafft.
Ihr Radar ortete etwas in weiter Ferne, relativ weiter Ferne.
Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen, ihre Hand wanderte zum Schubhebel und gerade als sie dieses betätigen wollte, Gas geben ihrem Ziel entgegen hielt sie inne… ein beklemmendes Gefühl überkam sie und schien sie zu lähmen. Sie zitterte leicht.
Ein zweiter Punkt erschien auf dem Radar, oder hatte sie ihn nur vorher nicht vernommen? Das penetrante Piepen hämmerte sich in ihren Schädel und hallte in ihren Nerven wieder. Ihr Kopf begann leicht zu schmerzen. Eine Maschinenstimme ließ sie wieder zu Sinnen kommen:
“Die Pandora wurde geortet…“ – wie gut, dass sie lange genug bei Frost gewesen war und bei dem Wiederaufbau seines Babys. Die Mittel der modernen Technik waren faszinierend wenn man Menschen wieder finden wollte.
Sie griff in ihre Tasche und kramte das zusammengefaltete Bild hervor, welches sie den Akten ihrer „Zielperson“ entnommen hatte… damals hieß das Ziel: „Eliminierung“, doch Ziele änderten sich.
Ich denke wir müssen reden…
Sie aktivierte den Tarnmodus der Blueboxx und hoffte, dass sie noch niemand entdeckt hatte, auch wenn sie nicht lange so verharren konnte vielleicht reichte die Zeit um einen Kontakt zum Igel aufzubauen. Sie ergriff das Funkgerät und hielt kurz inne… was sollte sie sagen?
„Blueboxx an Pandora… Frost wir…“
... “wir”... es gab kein “wir” ...
„…ich…“, sie unterbrach die Verbindung, er würde ihr eh nicht Antworten, er glaubte immer noch das sie ihn töten wolle… obwohl… vielleicht würde er doch. Warum mussten Frauen es immer so schwer machen.
„Ach verdammt, ich komm nun zu dir entweder du knallst mich ab oder du lässt es bleiben!“, sie deaktivierte den Tarnmodus und brachte die Blueboxx in Schwung… doch sie wusste nicht, was sie erwarten würde.

Oree
02.12.2007, 18:49
„Nice going, boys! I just got word they're poppin' champagne all across the sector, cause the fireworks made them think it's New Year's.“
Daria circled around the Happy End's shattered wreckage several times, complacently assessing the level of devastation they had dealt to the vessel.
It was magnificent. The boat was scorched and ripped asunder. Clouds of scattered debris were smoothly floating around multiple bulky chunks of molten metal, floating in a manner so peaceful it almost seemed submissive - as if they were all deathly afraid to be shot at again.
Although she tried hard to suppress the notion, Daria could feel the malicious thrill of satisfaction creeping up her spine, sparking goosebumps all over her body.
That's the way things were meant to be done, she concluded. Somebody's messing with you and there's no wasting time with idle diplomacy and shit, you just get straight down to it, breaking the motherfucker in half.
This ain't debate club, thought Daria Silk. This is open sea.

„Whoa, did you see that?“, Aaron O'Conchobhair cried out over the intercom. „They fuckin' impaled that thing with a giant dick! Gosh, that's rich, folks, that's goddamn rich.“
Nathan O'Conchobhair replied with a sequence of slaps and knocks and strokes and taps which translated into something close to „Shut up, you retard.“
„Ain't that something“, Aaron asserted. „Ain't that something.“
„No thanks to you, buster“, Daria weighed in. „You screwed up the vector, again. I'm gonna tell you one last time not to come in on the target at a 90 degrees angle like some drugged lunatic. Where the hell did you learn to fly? Grammar school? “
Slap-stroke-knock-knock-tap-slap-tap, explained Nathan, which meant: „I'd daresay it was more like zero degrees. Not that he could tell the difference.“
„What did he say?“, Daria inquired.
„That he's always been hot for you and if you're free tonight.“
„Screw you.“
Slap-slap-stroke, which meant the exact same thing.
„Alright, gentlemen. Enough feasting your eyes on the prey. Get your butts back to the ship.“
„Copy that, Flapper“, Aaron confirmed. „But please, can't you guys just acknowledge for a second what we've just witnessed? Impaled by a dick! That's like getting banged with a spear. Freakin' wicked!“

Janis Oree directed Katharsis on a rendez-vous course with the three beestings and the Pandora.
„Phew“, Alvin Okello exclaimed with an unconcealed air of smugness. „Wouldn't have predicted it to work that well. Needs some minor tweaking though, that bubble didn't last for too long.“
„Congratulations, genius“, Amy Sanefish applauded, petting him gently on the shoulder. „No, wait, you know what? I think I really meant that.“
Alvin smirked the smirk he was born with. „Cheers, boss. Anytime.“
„Don't let it get to your head, son“, How advised him, taking aim at Alvin's nose with his index finger. „Don't think you're indispensable just because you are! Now open a channel to the Pandora, will ya. I wanna check out how the sweethearts been doin' and all.“
„Who send out all those invitations?“, Pierre Yamaoka interrupted.
How blinked.
Amy walked up to the scanner console Pierre was standing at. „What's the matter, Yam?“
„Unidentified vessel, fifteen clicks to starboard. Looks like they're hailing the Pandora.“
„O, drat“, How sighed. „Can't those people give me a break.“
„Are we getting even more new friends?“, Janis asked, drumming her fingers excitedly on the steering wheel. „Hope they're not as grumpy as that hog. I don't like grumpy hogs. No, I don't.“

„Vessel-that-doesn't-care-at-all-to-identify-itself to unidentified vessel: Ahoy there! Well, I guess you know the drill, right? State your business here or we're gonna blow you to smithereens. We're good at blowing stuff to smithereens, you know. Just check out that wreckage there: That was us! I swear! So, we'd be delighted to hear from you anytime soon!“

Superluemmel
09.03.2008, 16:46
"Ouch -- what was that for?", Kaszan cried, after something hit his head hard and Florence-esque.
"Who's that?", Florence inquired, "'nother girlfriend of yours?"
"Another?!", Kaszan replied just in time to receive another smack. "Will you please stop that--"
Florence didn't stop. After she had found the co-pilot's helmet perfectly suited for use as a blunt weapon, she also discovered that clubbing it over Kaszan's head and therefore interrupting his speech was not only fun but also highly satisfying.
"Sorry"; she said, "I should stop what?"
Rubbing his head, Kaszan glared at her.
"Stop hitting me with-- ow!"
"But I'm not hitting you with "ow!", Florence replied innocently, "I'm hitting you with this helmet."
"Exactly", Kaszan growled, "Stop it. It really hurts!"
"I can see that", Florence said, hitting him again."So, who's she?"
Cowering in the little space left under the console, Kaszan tried to get out of her reach.
"I don't know!", he whimpered.
"She seems to know you."
"What's it to you, anyways? Feeling envious or what?"
Florence shrugged.
"Perhaps I just like to take every given opportunity to hit you with heavy things. People ought to have hobbies, don't you think?", she said with a smile sweet enough to give him toothache. "Still, you didn't answer my question."
"She's a maniac!", Kaszan cried, "She tried to kill me -- just like all the women I meet, damnit!"
"People ought to have hobbies . . . ", Florence repeated thoughtfully.
"Now put down that bloody helmet before it gets really bloody and let me open communications, so we might get out of that mess alive, right?"
"Do your worst", Florence shrugged.
Kaszan crawled out of his shelter and opened a channel.
"Blueboxx, this is Pandora: You won't take me alive", Kaszan said, kicking the pedals hard and sending the ship into a sudden leap towards the Katharsis.
"Neither alive, nor dead", he added quickly, after a moment's thought.
He switched channels to Katharsis.
"Guys, this is a natural-born killer coming your way. Don't be fooled -- her boat is a state-of-the-art prototype and she's probably got a contract on your heads as well. I'm one-hundred percent positive that she's got a nasty plan up her sleeve, so TAKE HER DOWN ASAP!"

Fighting Faith
13.03.2008, 13:57
Strykes Blicke wanderten über die interstellare Bühne. Wie ein stiller Zuschauer glitt die Blueboxx ruhig über die Wogen des Alls und beobachtete, wie die zwei Hauptdarsteller sich näherten, sie hatte wahrlich nur eine kleine Nebenrolle in diesem Stück, so schien es ihr.
Noch war es sicher nicht zu spät um sich einfach von dem weichen Samtsessel zu erheben und das Stück zu verlassen bevor es wirklich anfangen würde, doch der Blick der Darsteller ruhte auf ihr… und ihr Finger sicherlich am Abzug.
Geistesabwesend hatte sie die Frequenz des Unbekannten Schiffes gesucht und gefunden, die Worte des Igels spukten immer noch wie ruhelose Geister durch ihren Schädel.
„Blueboxx an… was oder wen auch immer…“, sie atmete kurz durch.
„Ich habe eigentlich nicht die geringste Lust mich mit irgendwelchem Gesindel mit losem Mundwerk herumzuschlagen, aber man munkelt, dass ich wohl nicht darum herum kommen werde…“, ihr Blick glitt über die Systeme der Blueboxx. Alles im grünen Bereich.
„Die Pandora und ich haben noch ein Date und nur ungern würde ich den Tisch abbestellen, Reservierungen sind heutzutage so schwer zu bekommen. Lasst mich also kurz meine Sache erledigen und dann könnt ihr von mir aus weitermachen mit eurem Techtelmechtel… oder was auch immer.“, sie wechselte die Frequenz zurück.
„Wir sind hier nicht im Meer, wir sind hier in der Wüste. Vielleicht bin diesmal ich diejenige von uns, die irgendwo im Sand liegen wird und meine Asche wird sicher niemand herausfiltern… aber genau bei dieser verdammten Asche schwöre ich…“, die Szene drang aus ihren Erinnerungen an ihren Kopf… die heiße Sonne, das bedrückende Gefühl und das Bangen… alles bis zum Wiederaufstieg des Phoenix… wie er seine Waffen auf sie gerichtet hatte… sie hatte gelacht. Wie lange hatte sie schon nicht mehr gelacht?
„…Wir könnten diese gottverdammte Welt gemeinsam hinter uns lassen…“, sprach sie leise aus ihren Gedanken. Sie schaltete den Funk aus. Sie verstand. Hier gab es nichts mehr zu sagen oder zu tun.
Was tat sie hier?
Damals hatte sie ihr Schiff, ihr Baby, im Hangar verloren, als sie gedankenlos und von ihren Gefühlen geleitet den Spuren des Eisigels hinterher jagte, weil sie meinte ihn zu verstehen. Sie hatte gelogen um ihn zu retten. Sie hatte sich gegen das System gestellt und nun?
Nun stellte sich der Rest der Welt gegen sie – wie schon so oft.
Die Frequenz wechselte und der Funk wurde aktiviert.
„Blueboxx an… ach… vergesst es. Macht mit ihm was ihr wollt, er weiß schon was er tut. Der Wolf hat seinen eigenen Willen.“, Stryke zog erneut das Bild aus ihrer Brusttasche, im Hintergrund des Fotos erkannte man die Zeichnung der Pandora. Sie lächelte schwach, während sie die Blueboxx zum Stillstand brachte.
Ein stummes Lebe Wohl wäre wohl angebracht gewesen, als Stryke sich plötzlich unwohl fühlte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass irgendwas nicht stimmte.
Die zwei Schiffe hatten sich mittlerweile gefunden und sie stand immer noch abseits, erhoben von ihrem Samtsessel, weder dem Schauspiel, noch dem Gehen zugewandt.
Es wurde Zeit für eine Entscheidung…
Wenn Verstand und Gefühle sich nur einig werden könnten.

Oree
17.03.2008, 15:34
Throughout the past couple of minutes, the only noise had emanated from the engine‘s vibrant purr and the dissonant chirps and bleeps of sensor feeds, data processings, monitoring notifications, calculations, allocations, localizations, allocalizations and innumerable other intricate goings-on.
Katharsis laid tranquil, her senses tingling.
The unknown vessel had stopped short of attack range, lurking motionlessly, like a tiny but venomous spider that was still contemplating whether to pounce at its prey or scamper back onto its web. Its magnified image was displayed on the main computer screen. However, the holographic emitter that was supposed to generate a 3D-reproduction of the vessel, complete with individual components and systems highlighted in flashy colors, unrepentantly produced a meager font reading “Data unavailable”.
“My ass is unavailable”, How growled. “Why the hell ain’t we receiving any stats on this thing?”
“Some sort of cloaking device?”, Amy pondered aloud.
“Maybe it’s just shy”, Janis suggested.
“Lets shoot at it and see what happens”, Pierre weighed in via the intercom.
“You can’t solve problems just by shooting at them!”
“Yeah, but you can, like, blow them up.”
“Awesome!”, Al exclaimed.
“Well, actualy most of the time it looks pretty dull. Just a small puff and some sparks...”
“It’s makeshift. And more than astounding work, too.”
Leaning over Al’s shoulder, How made an ill-fated attempt at reproducing the conclusions his engineer had drawn from staring apathetically at infinite columns of digits, letters and other weird symbols. Unable to make any kind of sense of even the first line of code, he resorted to a dignified “Huh?”
“Well, we’re getting no data feedback on this little sucker because there’s no match in the database.”
“That’s baloney, we downloaded the most recent update when we anchored at Éire last week”.
“Okay, first of all, your definition of last week is debatable. Second, that thing won’t show up in any official listing of ship classes anytime soon. It’s a piece of private craftmanship. Haven’t seen anything of that sort in years. We’d better pray it’s just some freelancing nerd handy with a screwdriver, cause if it’s a prototype, chances are we’re up against some super-secret, super-elite, super-badass company wacko.”
The F-Hog’s agitated roaring served to clarifiy matters: “Take her down asap!”
How blinked.
“Did that bastard just order me?”
“Yam, lock on to that thing and keep your finger on the trigger, this might get out of hand real fast”, Amy cried through the intercom.
“Why is everybody getting mad?”, Janis protested. “It’s tame! Look, it’s not even moving!”
“Did that bastard just order me?”
“Whoa, we’re being hailed”, Al reported. “Looks like they wanna talk things through first.”
“Ugh, come on. Why not just ride past the hanky-panky... may I blow it away already?”
“ Open channel. Lets not rush things.”
“Aw...”
“Did that bastard just order me?”

Roughly half a minute later, Katharsis’ beesting squadron whizzed towards the mystery guest and assumed a triangular formation behind its stern, effectively pinning it down from three corners.
“Hi there”, Daria greeted the unwelcome stranger. “Lets behave like grown-ups, shall we? Power down your weapon systems or we’re gonna do it for you. I just don’t think you’ll be able to power them up again afterwards. Same goes for the rest of your boat as well as yourself. So, you’d be well advised to cooperate. I’m not gonna repeat myself.”
“Dia dhuit, ugly squid!”, Aaron yelled. “You heard the lady! And lemme assure you, she’s no one to trifle with! Like, the other day when I had to do the washup cause I blasted away at some sucker just as miserable as you, I snatched some of her undies and used them as dish cloths. Took thirty-five stitches to reattach my index finger! Good news for the ladies, I might add. So, be a well-behaved whatever-you-are and stand down or go dtí an dhiabal leat! “
“They don’t hear you, Aaron”, Daria noted.
“Say what?”
“I blocked your channel.”
“Why?!”
“Same reason they now have these domed baby buggies with 100% acoustic insulation.”
“Come on, that’s just lame. Hello? Hello? Jerkoffs.”

Fighting Faith
18.03.2008, 12:56
Ruhig betrachtete sie die Szene die sich ihr darbot. So ruhig wie eine Gazelle die von einem Rudel Löwen im hohen Gras der trockenen Steppen umzingelt wurde. Ihre Muskeln spannten sich unwillkürlich an, während ihre Augen den Radar betrachteten.
Piep. Piep. Piep…
Sie näherten sich. Stryke brauchte einen Plan, bevor es zu spät war.
Nur einen kurzen Moment schloss sie die Augen und versuchte alle störenden Gedanken in einem hohen Bogen aus ihrem Kopf zu schmeißen. Nun war keine Zeit zum Denken. Keine Zeit zum Fühlen. Es war an der Zeit zu Handeln.
Mit dem Öffnen ihrer Augen sah sie die Szenerie anders. Teile ihrer Unsicherheit waren ihrer anderen Seite gewichen. Sie öffnete den Funk.
„Ich werde nun meine Waffensysteme herunterfahren…“, ihre Augen wanderten über die Armaturen und blieben an einigen Kontrollen haften. Damals hatte der Eisigel sie dasselbe gebeten und sie hatte diesen Schritt unfreiwillig getan. So fing alles an.
„Aber wenn ich eine falsche Bewegung von einem von euch sehe muss ich mich leider wehren.“, der Blick auf den Radar zwang sie zu einem Lächeln. Wehren? Gegen diese zahlenmäßige Überlegenheit?
Ihre Hand zog wie ein Sturm über einige Schalter hinweg, die Waffensysteme fuhren sich herunter, doch zeitgleich ließ sie die freigewordenen Energien dem Antrieb und den Schilden zuführen. Balken entluden und luden sich. Ein verrückter Plan suchte sich seinen Weg durch ihre Hirnwindungen. Würde er den Ausgang aus dem Labyrinth rechtzeitig finden?
„Meine Waffensysteme sind deaktiviert.“, sie konnte förmlich die Freude ihres Gegenübers spüren, das Grinsen sehen. Zu wem gehörten sie? Murphy? Eisigel? Oder war es nur ein Haufen Chaoten dem sie gegenüber stand?
Noch immer lauerten die Löwen ihrer Beute auf, doch sollten sie nicht seine Hörner vergessen.
„Was habt ihr nun vor?“, sie stellte sich in Gedanken vor, wie jemand ihr Schiff mit Äpfeln und anderem Zeug dekorierte, bevor man es auf dem intergalaktischen Präsentierteller in den Ofen schieben würde.
Die Antwort kam ohne Vorwarnung.
Eine Schusssalve löste sich von dem Mutterschiff. Zuerst dachte Stryke sie würde sie treffen, doch schon nach den ersten Ankömmlingen sah sie, wie sie an ihr vorbeizog.
Warnschüsse? Oder hatte da jemand den Schützen vom Stuhl geschlagen? Wie konnte man ein stehendes Ziel so verfehlen?
Unruhe machte sich breit und gesellte sich zu dem ewigen Schweigen.
Stryke studierte die Szene und rechnete ihre Chancen aus. Selbst wenn sie diese armen Irren überleben würde, der Eisigel war immer noch bei ihnen. Er hinderte sie daran einfach ein Kamikazemanöver zu starten… gottverdammte Gefühle. Erinnerungen die einfach nicht weichen wollten.
Die Maschen des Netzes um die Blueboxx zogen sich enger.
Strykes Muskeln spannten sich noch mehr an. Bald würde sie…
Ohne Vorwarnung schob sie alle Energien auf den Antrieb und startete durch. Frontal auf das fremde Schiff zu. Weg aus dem Netz. Weg von den Maschen. Weg von den Rudel bluthungriger Löwen.
Eine Flucht war unmöglich, aber ein besserer Standpunkt war wünschenswert.
Knapp wich sie dem Rumpf des anderen Schiffes aus, bremste die Antriebssysteme auf Null. Nach einer kurzen Gleitstrecke kam die Blueboxx zum Stehen. Der Überraschungsmoment war wohl ihrer gewesen, sonst wäre sie nun wahrscheinlich nicht mehr als ein Häufchen Staub. Nun befand sie sich hinter der Bühne, auf der anderen Seite des Geschehens, den Ort für V.I.P.s - Very insane persons.
„Verarscht mich nicht…“, sprach sie kalt und überlegte eventuell doch wieder die Waffensysteme hochzufahren. Sie entschied sich dagegen. Sie würden sie hier nicht retten können.
„… Kooperation...“, sie lachte kurz.
„… dann erklärt mir was das da eben war.“
Ein Knistern lag in der Luft und Strykes Atem ging schneller. Sie versuchte zu denken. Schneller zu denken. Klarer zu denken. Gottverdammt sie brauchte einen Plan. Jetzt! Bevor die Irren sie einfach so abknallen würden, nachdem sie genug mit der Beute gespielt hatten.

Superluemmel
05.04.2008, 22:47
Kaszan cursed. Why did nobody listen to him?
"Careful, Katharsis -- she's right behind you!"
The Pandora's stern exploded in blue light, as Kaszan hit the thrusters and navigated the ship in a narrow arc around the turtle-shaped hull of the Katharsis.
"Florence, I need a check on her systems."
"Weapon systems are down", came the reply, "but there are amazing energy peaks on engines and some other systems I can't identify."
"Katharsis, she's doing . . . weird shit! I'm taking her down."
He pressed the fire button hard and gleaming shells from the wingtips painted narrow lines into the darkness of space. There were small explosions against some kind of blue fire that engulfed the Blueboxx. Kaszan cursed again, but kept firing until a shrill warning announced imminent collision. He catapulted the Pandora upwards and wheeled her around, the HUD's crosshairs still hovering over the enemy ship.
"Could use some help here", Kaszan said, as the Pandora skittered stern first away from the target and Florence began to feel sick again.
He kept firing, leaving a trail of empty shells behind his ship as the distance increased and the Blueboxx shrank to a little something the size of a plum tomatoe.

"We need more drama", someone said.

"Why won't she die?", asked Florence, as soon as the gun barrels stopped rotating. "Or at least break in two, lose parts or give us some nice fireworks."
"It's this bloody boat of hers", Kaszan replied, gaining speed again. "Celtar seems to have pulled big credit to add Big Tech on their new babe."
"Is it some kind of . . . shield?"
"Yeap. Gave me a nasty good-morning when I tried to put her down first time."
"You shot her down before?"
"T'was a contract. That bastard Murphy wanted the boat and payed big, so I gave him a hand. But I didn't take her down -- she surrendered when I killed her escort."
"You always had a way to impress women, eh?"
Kaszan thought about that. Suddenly, he blushed and chose to change subject.
"Last time it took a well-aimed shot from the Gauss to pierce through. Shame the old lady sits atop the Rictus and said her farewells long ago."
"So what do we do?"
Kaszan shrugged.
"Keep firing until she decides to go to hell or hope these bloody shields collaps or those bums on the turtle figure out something before she realizes that she might as well go ahead and give'em a good blast to the core."

Fighting Faith
26.04.2008, 11:49
Unzählige kleine Feuerwerke explodierten an dem Schild der Blueboxx und ließen die ehemaligen Geschosse wie Sternenstaub wirken. Fahl leuchtete er in dem Licht des Schiffes ein letztes Mal auf, bevor er sich gänzlich auflöste. Stryke hatte bereits damit gerechnet im nächsten Augenblick tot zu sein, doch noch fühlte sie sich relativ lebendig. Lebendig, in diesem Raum voller erdrückender Luft, wo eigentlich nicht einmal etwas wie Luft existierte.
Die Pandora hatte zu einem Tanz aufgefordert, doch die Blueboxx schien zurzeit keine Lust aufs Tanzen zu haben. Leider würde sie nicht einfach auf ihrem Stuhl am Rande der Tanzfläche verharren können, bis der Ball vorbei war. Ihr Gegenüber blickte sie stetig an – seine Blicke waren durchdringend, kalt, auffordernd und... sie hatten einen gar unmerklichen Schimmer von Angst in sich. Stumm schlich sie durchs Hirn und öffnete Türen, die eigentlich nie wieder hätten geöffnet werden sollen.
Leider war das Schauspiel nur halb so anmutend und schön wie oben beschrieben, das hatte die Realität so an sich. Es war als ob Stryke versuchte einen Ausweg zu finden aus einem Raum ohne Türen.
Ein Scan der Pandora, wie sie einst in dem Hangar geschlafen hatte, tauchte auf dem Schirm vor Stryke auf und blickte sie starr an. Die Pilotin wandte per Klick den Blick des Schiffes von ihr ab. Langsam schien sie durchzudrehen.
„Ich kann ihr nichts tun…“, dachte Stryke und betrachtete immer noch das Bild des Schiffes.
“… doch leider würde ich diesmal nicht mit einem fröhlichen Lächeln davonkommen, wenn ich meine Hände zum Zeichen meiner Kapitulation heben würde…“, sie ließ das Bild verschwinden und Blickte hinaus auf die Tanzfläche. Sollte sie der Pandora die Hand geben und ein Tänzchen wagen? Was wäre mit der Katharsis? Sicherlich würde sie sich eifersüchtig einmischen.
Ein intergalaktischer Seufzer schien die Zeit um Stryke herum gefressen zu haben wie ein schwarzes Loch.
Ein letztes Mal für den Moment nahm sie sich die Zeit die sich nicht hatte und atmete tief ein, ließ ihre Augen über die Weite gleiten, bevor sie mit dem nächsten Blinzeln zusah ihren Arsch zu retten.
„Say goodbye to the world you thought you lived in…“
Die Blueboxx setze zu einem Blitzstart an. Dioden blinkten im Cockpit auf, Strykes Hände huschten über einige Amaturen. Das Schiff katapultierte sich nach vorne wie eine lungernde Katze die nach langem Warten auf die Beute zusprang. Leider war in diesem Fall der Jäger der Gejagte.
Einige Sekunden verstrichen bis sich die Blueboxx an der Außenhülle der Katharsis anschmiegte und an ihrem Leib entlang auf die der Pandora abgewandten Seite glitt. Solange ihr Flügel beinahe ein Muster in die Außenhaut kratzte würde der Eisigel nicht sicher schießen können, zumindest nicht so, dass die Crew des Schiffes es lange für Gut heißen würde. Sie musste sich also nur an den schützenden Rumpf der galaktischen Schildkröte kuscheln um zumindest etwas Schutz zu haben. Wie Stryke Körpernähe zu Fremden auch hasste, leider schien dies im Moment alles zu sein was sie tun konnte, wenn sie es nicht riskieren wollte beim Aktivieren ihrer Waffensysteme ins Querfeuer der Schildkrötenjungs genommen zu werden.
Stryke öffnete einen Funkkanal zur Katharsis, den sie für sicher hielt.
„So, nun haben wir hoffentlich wieder etwas Ruhe um zu unserem Plausch zurückzukommen…“
Ruhe? Zu schön wär’s. Was würde sie nun alles für eine Matratze und eine Dusche geben?
„Ich biete euch meine Dienste und die meines Schiffes an, wenn ihr mich gottverdammt kurz in dem Rumpf eures Babys zur Ruhe kommen lasst bis der Igel hier draußen mal sein Blut abgekühlt hat oder ihm seine Munition ausgeht. Sobald ich einmal in eurem Gewahrsam bin kann ich euch schlecht angreifen ohne mich selbst zu gefährden, also seid ihr auf der sichereren Seite von uns.“, Stryke wusste, dass wohl niemand hier Interesse an ihrem Überleben hatte, aber vielleicht überredete die Blueboxx sie und wenn nicht?
Dann hatte sie immer noch nichts verloren, außer einen weiteren Tropfen rettender Hoffnung in einer trockenen Steppe aus Dunkelheit und toten Sternen.

Oree
02.10.2008, 14:07
Peering out from behind the reinforced screen of the torpedo dome, perched on top of Katharsis‘ cargo module, Pierre Yamaoka watched their mystery guest perform the most curious dance. Through series of daredevil zigzags, dizzying twirls and other neck-breaking maneuvers, she had so far managed to outsmart the F-Hog‘s tracking system; the Pandora kept scooting after her like a hapless old hare chasing a newly hatched dragonfly.
Himself unable to score a lock-on, Pierre angrily slammed a fist on the target screen, where the red-and-white reticle flickered about ineptly. He simmered down presently, when it occured to him that, maybe, his subconsciousness was busy marveling at the awe-inspiring skill of whoever was piloting that obnoxious little bugger.
As it turned out, this would not remain the only trouble she was intent on giving him.
The vessel shot around precipitously, aimed its nose at Katharsis and came thundering straight towards the dome, in what seemed to be a petrifying display of suicidal fury.
Pierre found himself compelled to raise an incredulous eyebrow.
When she, a mere couple of yards away from crashing squarely into the dome, abruptly killed her engines and softly bumped amidships onto the hull in front of him, causing her to keel over awkwardly and careen down along starboard, he concluded that, in order to do full justice to his incredulity, he had to raise another.
An exhilarated chirp rang out, as the tracking computer proudly anounced it had successfully locked on to the target and was ready to fire, oblivious to the happenstance that the target now included three quarters of Katharsis‘ stern.
„Intruder just got up close and personal,“ Yam reported through the intercom. „Requesting permission to blast away our aft in order to eliminate target.“
„Permission denied,“ How harrumphed scornfully and, gnashing his teeth, snarled: „Bring her in. Ready the brig. And get me something heavy and blunt.“

Roughly seven minutes later, the mysterious spacecraft had been hauled into Katharsis‘ main hangar, four enormous hydraulic clamps holding it firmly in place, its systems disrupted by an electromagnetic dampening field.
How, flanked by Amy and Alvin, who were each wielding assault rifles, chewed anxiously on his unlit pipe, as he gazed up and down the unusual vessel, squinting and grimacing. Something about its smooth, blueish-gray surface was reminiscent of a sleek sea animal, a dolphin perhaps or, if her apparent fierceness was anything to go by, a shark.
Al flicked his tongue across his lips and made a reverent whistle. „Impressive, impressive indeed,“ he murmured. „Amazing craftmanship. Never seen anything like it. Listen, if we have to shoot whoever‘s in there, try not to hit the brain.“
„What, you wanna scoop it out and eat it, to absorb the talent?“ Amy inquired.
„Nah, just put in a jar and place it on my fireplace, for inspiration.“
Amy opened her mouth to say something in reply, but was abruptly silenced as something began to click and shift noisily inside the vessel.
„Alright,“ How yelled, resting a palm on the grip of his blaster. „Aren‘t we all a bit too old for sandbox games? Come on out already, hands where I can see them.“

Fighting Faith
27.10.2008, 20:20
Viele Menschen glaubten an den Himmel und die Hölle, doch fast niemand erfuhr jemals die Wahrheit. Wie falsch er doch in diesem Glauben lag... Stryke wusste es nun: Es gab kein „Himmel und Hölle“ - es gab nur zwei Höllen, deren einziger Unterschied in der Temperatur der Lava lag, in der man immer und immer wieder am lebendigen Leibe schmerzhaft verbrannt wurde.
Stryke befand sich zur Zeit im heißeren Kessel, zumindest glaubte sie das.
Während sie noch darüber nachdachte, welche Temperatur nun mehr auf der Haut schmerzen würde, betätigte sie die Cockpitverriegelung. Mit dem leisen Zischen und dem Eintreten von Sauerstoff kamen auch ihre Gedanken wieder in ihren Kopf zurück die ihr sagten, dass sie ausnahmsweise mal lieber bei der Sache bleiben solle.
Bei der Sache, ja, da war ja was.
Sie blickte hinab zu den Gestalten, mit denen sie vor kurzen noch über Funk geredet hatte. Ob wohl einer von ihnen es war der versucht hatte sie abzuknallen, aber so ein kläglicher Schütze war... und das, obwohl sie sich nicht einmal bewegt hatte? Wenn ja wusste sie nicht, ob sie diese Figuren mit ihren Waffen wirklich ernst nehmen sollte. Ihr Hirn nahm ihr die Entscheidung ab sie vorerst ernst zu nehmen - meist stellte sich dieser Weg als der gesündere heraus.
Ihre eine Hand griff nach dem Rand des Cockpits, um den Rest ihren Körper eine Stütze für einen eleganten Schwung aus selbigen zu bieten, zeitgleich suchte die andere Hand unbewusst nach ihrer Waffe unter dem Sitz... die nun aber irgendwo auf einem gottverlassenem Planeten hinter einer fiktiven Linie lag. Das folgende „verdammt“ und das innerliche Kopfschütteln blieben dem Beobachter verborgen, vielleicht war es alles besser so.
Stryke schwang sich aus ihrem Schiff und sprang wie gewohnt die Tragflächen hinab, ohne jegliches Zutun schloss sich indes das Cockpit - Diebstahlsicherheit geht vor...
„Moin...“, brachte sie trocken, gar beiläufig hervor, als ihre Füße bei der Landung ebenso trockenen Staub aufwirbelten. Sie verkniff sich gerade noch rechtzeitig ein schnippisches Kommentar über Männer und Sauberkeit und brachte stattdessen lieber ein ebenso dämliches, anderes Kommentar.
„Schön, dass ich so zahlreich in Empfang genommen werde. Wo finde ich denn hier das Catering?“
Zwei der Gestaltet sahen sich mit fragenden Blicken an, eine von ihnen schien im ersten Moment sogar ernsthaft über diese Frage nachzudenken. Der Blick ihres Nachbarn ließ ihre Gedanken jedoch im Nichts verrinnen. Schade. Damit gab es wohl vorerst nichts zu Essen für sie... eher würde sie selbst zum Hauptgang, wenn sie die hungrigen Blicke des „Chefs“ richtig deutete.
Vielleicht hatte er auch einfach lange keine „richtige“ Frau mehr gesehen. Frisches Fleisch. Wie auch...
Um nicht unhöflich erscheinen zu wollen nach dem etwas verpatzten Auftritt beschloss sie sich, eine höfliche Vorstellung ihrer Selbst ihrem Auftritt als Zugabe noch hinten ranzuhängen.
„Stryke, Pilotin der Blueboxx, Freun.... Bekan... hmm... Gel... Gejagte vom Eisigel aka Kaszan und... Kopfgeldjägerin, Auftragskillerin, Testpilotin bla bla bla und Frau. Meistens. Die Freude der netten Aufnahme liegt ganz auf meiner Seite, sonst wäre ich vielleicht nun schon tot...“ - „... und nicht erst später“, heftete ihr Kopf hinten ran. Wer konnte schon sagen wie schnell sich das ändern würde?

Superluemmel
08.11.2008, 19:59
There was a big "Whooooooooosh" as the Pandora swept through the hangar, her roaring engines sending dust and loose tools billowing around everybodys' feet. Her speed drained away, as she pivotted her nose around and upwards and brought the landing gear gently down onto the hangar's metal surface.
Nonetheless, she was still way too fast.
The "Whooooooooosh" went down in a nasty screech and the Pandora went off skittering sideways past the small gathering, landing gear throwing sparks and painful noise. Nevertheless, she lazily folded her wings and the engines died with a paroxysmal cough -- while the walls of the hangar loomed up like some giant cliff, ready to crush the ship at any moment. But before the Pandora could crash right through, there was a tiny "Biff!" from one of the boosters. The ship came to a halt, rocked for seconds dangerously on her landing gear, then fell back and lay still.
White steam blew from a vent near the cockpit and several others near the engines. A clicking sound and the cockpit went open.
"You bastard!"
A sharp crack, then an "Ow!".
"Knock it off, will ya!"
"Fuckin' prick!"
Another smack and a cough, then a hand appeared and Kaszan heaved himself out of the cockpit and onto the wing, all the way silently cursing and touching the back of his head.
"Always the head . . .", he muttered.
Florence left the ship by simply jumping down. Her feet hit the floor with a deafening thud. Kaszan followed shortly afterwards, still cursing to himself. There was a strong smell of hot metal coming from the landing gear.
Florence winced and went down on her knees, hands clasped tight on her stomach.
"Fuckin' show-off", she hissed.
"Stop bugging me, woman! Not my fault the booster jammed . . .", he glared at the culprit, ". . . again."
"Not my fault you're a fucking dumbwitted show-off!"
"Pipe down and get up -- we got work to do!"
He stomped off, angrily pulling his more-than-larged-sized gun from its holster.
"Rrright", he said, more-than-larged-sized muzzle pointing right at Strykes face. "This is as far as you go. We will end this charade now -- by putting a nice shiny little bullet right through that nice little head of yours. So would you be so kind, dear ladies and gentlemen, to take a step away from this lady? Before she can splatter you with all the neat things her head has to offer?"

Fighting Faith
14.11.2008, 16:46
Vielleicht konnte man es nicht gerade als „Wiedersehensfreude“ der normalen Art bezeichnen, doch nach dieser Landung der Pandora und diesem Auftritt des Eisigels... das kaum sichtbare Lächeln auf ihren Lippen für diesen kaum merklichen Moment drückte genau das aus. Die Freude jemanden wiederzusehen, wenn auch recht, nun ja, einseitig.
Sie schloss kurz die Augen um tief durchzuatmen. Die metallenen Dämpfe ließen sie irgendwie wieder an die zwei Höllen denken. In welcher hatte sie sich befunden und in welcher befand sie sich nun...? Sie befand sich in der heißeren... ein Schuss aus seiner Waffe würde es quasi also angenehmer machen. Sie hatte nichts zu verlieren. Was auch?
Ihr Blick wanderte über die Besatzung der Metallkiste in der sie sich alle befanden hinüber zur Blueboxx und zur Pandora. Wie es wohl zwischen den beiden laufen würde, wenn sie Menschen wären? Stryke schüttelte die Gedanken ab, ihre Blicke indes hafteten an Frosts weiblicher Begleitung. Sie lachte kurz auf, wollte es aber eigentlich gar nicht. Diese Szene hatte es aber nicht anders verdient.
Als ihre Augen wieder gerade in das schwarze Loch vor ihr blickten erinnerte sie sich schlagartig daran, dass ihr momentaner Standpunkt nicht der, nun ja, sonderlich beste war. Ein fremdes Schiff, fremde Bande, eine fremde Besatzung und ein fremder Anhang, ein Lauf auf sie gerichtet und ein... Irrer vor ihr. Wow, dass sollte ihr erstmal einer nachmachen.
Sie verkniff sich einen klugen Spruch in Anbetracht ihrer Lage.
„Ich weiß, du bist kein Freund von Erklärungen, darum versuche ich dir gar nicht erst die Zusammenhänge und alles zu erklären. Es wäre eh vergebens...“, die hiesige Besatzung schien nicht zu wissen, was sie gerade tun sollte, bemerkte Stryke im Augenwinkel. Die „Männer“ neben dem Captain wirkten gar etwas beunruhigt, wahrscheinlich zu Recht.
Eigentlich sollte sie nun Murphy erwähnen, die Hinweise auf Lost Hope hatten auf ihn hingedeutet und darauf, dass sie genau den Mann suchen würden, den sie nun gefunden hatte... und wenn sie ihn gefunden hatte, dann waren Murphys Jungs sicher nicht weit weg... oder der Arsch selbst, wenn er denn noch am Leben war... irgendwie zweifelte sie nicht daran, bei all den Geschehnissen in letzter Zeit. Stryke entschied sich anders.
„Seit wann gehst du so mit ihr um...?“, die Pandora rauchte immer noch dezent, als Stryke mit dem Kopf in ihre Richtung deutete,
„Und... seit wann lässt du...“, ihre Blicke wanderten hinüber zu der Fremden, ihr Tonfall wurde leicht herablassend,
„... solche Leute DEN Platz in deinem Baby einnehmen? Ich sehe, du scheinst dich verändert zu haben. Nein. Dein Denken... Du bist immer noch der selbe „Dreck“ den ich magisch anziehe.“
Die Fremde im Hintergrund schien es irgendwie erheiternd zu finden, dass Stryke den Igel als Dreck betitelte, zumindest ein wenig. Stryke verstand es nicht.
Je mehr Zeit verstrich und je mehr sich die Luft spannte, desto ruhiger wurde sie. Als hätte sie ein Ziel erreicht. Irgendwie...
„Und an dieses... „Spiel“ erinnere ich mich noch... „Hände hoch Lady!““, sie hob ihre Hände in die Luft und lächelte. Nur eine irre Person würde nun noch lächeln, doch sie konnte nicht anders.
Immerhin hatte sie eine Nadel im Heuhaufen gefunden, da war es egal ob man sich an ihr stach oder nicht. Ihre Augen lagen nun auf seinen und nicht mehr auf dem Lauf der Waffe.
"Was hast du nun vor,... Kaszan?"