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Lunaya
29.06.2005, 06:40
Hier eine kleine Geschichte, die ich vor einiger Zeit mal für einen Rollenspiel-UO-Shard geschrieben hatte. :)
Es ist alt und ich bin nicht sehr stolz darauf, aber sie gehört einfach zu mir und ist eine schöne Erinnerung an damals, deshalb poste ich sie.
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Todesstille. Eine Stille, die auf Lunayas Seele lastete wie ein schwerer Druck, die sich in ihr Herz bohrte und es mit Kälte füllte. Eine Stille, in der Lunayas leichtfüßiger Schritt klang wie ein Donnergrollen, ihr leiser Atem von den Wänden hallte und ein beängstigendes Echo wiedergab, welches irgendwie… verzerrt klang, beinahe wie ein Zischen oder ein tonloses, bösartiges Kichern. Langsam schritt die Elfe voran. Sie dachte nicht darüber nach wie sie hierher gekommen war, noch warum sie hier war.
Ihr Kopf war leer und ihre Gedanken wie weggeblasen als sie mit monotonen, gleichmäßigen Bewegungen einen Fuß vor den anderen setzte.
Es war dunkel trotz hunderter Fackeln, die so weit entfernt an den unsichtbaren, schwarzen Wänden brannten, dass Lunaya die roten Lichter nur als kleine, beängstigend flackernde Punkte in der Ferne wahrnehmen konnte, die sie unweigerlich an rot glühende, boshaft starrende Augen erinnerten. Doch ihr Licht erhellte den Raum nicht wirklich, vielmehr wurde es von dem leeren, konturlosen Schwarz der Wände gierig aufgesogen und verschlungen.
Dicke, gezackte Säulen ragten neben Lunaya aus dem Boden und verschwanden in dem dunklen Nichts weit über ihr. Grinsende, eingearbeitete Totenschädel starrten sie an und Lunaya spürte, wie sich ihre hohlen Blicke auf ihre Gestalt richteten, sich in ihren Rücken bohrten und ihr folgten, jeden Schritt den sie machte.
Lunaya bewegte sich auf einen mächtigen Altar zu, der das Zentrum des riesigen Raumes darzustellen schien, denn die künstliche Allee aus schädelbesetzten Säulen führte sie geradewegs dorthin. Hässliche, riesige Dämonengestalten, aus schwarzem Stein gehauen, rankten sich um das düstere Bauwerk, ihre verzerrten Fratzen blickten in Lunayas Richtung - nein, blickten sie genau an - und für einen kurzen Augenblick meinte sie ein hämisches Flackern in den tückischen, kleinen Augen zu sehen. Große Kerzen aus schwarzem Wachs brannten auf dem Opfertisch, die dasselbe unwirkliche, rote Licht ausstrahlten wie die unzähligen Fackeln an den Wänden.
Lunaya wusste nicht, ob sie sich erst seit wenigen Augenblicken in dieser abstrakten Welt der Finsternis aufhielt oder Ewigkeiten- Zeit schien hier nicht die geringste Bedeutung zu haben.
Auch vermochte sie nicht einzuschätzen, ob sie fror oder schwitzte. Unerträgliche schneidende Kälte kroch in Lunayas Glieder und machte sie steif und beinahe unbeweglich. Zugleich ließ flammende Hitze die Luft wabern und brannte auf Lunayas Haut und in ihrem Rachen, mit jedem Atemzug, den sie nahm.
Schritt um Schritt ging sie auf den steinernen Altar zu ohne ihm jedoch wirklich näher zu kommen, manchmal hatte sie sogar das Gefühl sie würde sich mit jedem Schritt weiter von ihm fortbewegen.
Irgendetwas war an diesem Altar, das Lunaya anzog, das ihre Gedanken beeinflusste und ihre Beine zwang sich darauf zuzubewegen, ohne auch nur im Mindesten auf ihre Furcht Rücksicht zu nehmen, die unter all der betäubenden Leere in ihren Gedanken immer wieder ein Stück aufflackerte und ihr Herz schneller schlagen ließ.

Mit einmal verschwand das Bild.
Lautlos zerfiel Lunayas Umgebung und um sie herum war nun wieder dunkelste Schwärze. Dunkelheit, die sie mit tatschenden, gierigen Fingern umschlang, unter ihre Kleidung und ihre nackte Haut hinauf kroch. Sie wollte schreien, doch irgendetwas ließ ihren Schrei ersticken und ihre Stimme wurde von dem Nichts um sie herum aufgesogen und blieb ungehört.
Und vor ihr stand ER.
Sein Haupt war leicht nach vorne gebeugt und in seiner krallenbesetzten Pranke hielt er ein gewaltiges Schwert, das von der Klingenspitze bis hin zu dem mächtigen Griff über und über mit züngelnden Flammen überzogen war.
Sein lodernder Feuerblick bohrte sich direkt in Lunayas klare, grüne Augen und so standen sie sich gegenüber, zwei Wesen wie sie verschiedener nicht sein konnten. Licht und Dunkelheit. Gut und Böse.
Der Dämon starrte sie an und obwohl er diesmal nicht in ihre Gedanken sprach wurde Lunaya von einer unendlichen Furcht ergriffen, die ihr Herz sich zusammenschnüren ließ und ihr das Atmen schwer machte. Ihr Herzschlag dröhnte wie ein pulsierendes Trommeln durch ihren Körper und sie hatte alle Mühe sich aufrecht zu erhalten.
Was wollte er von ihr? Wer war er?
Sie hatte ihn schon einmal gesehen, damals… in …
Ein eisiger, nebliger Schleier umhüllte ihre Gedanken und machte es ihr schwer nach ihrer Erinnerung zu greifen.
Plötzlich zerriss das dröhnende Lachen des Dämons die beklemmende Stille und die eisige Starre, die Lunaya befallen hatte löste sich.
Sie schreckte auf und…

…öffnete ihre Augen.
Sie saß in der Taverne, ganz dicht an den steinernen Kamin gedrängt, in dem nun wohltuendes, warmes Feuer knisterte. Ihr Umhang, in den sie sich eingewickelt hatte, war nun von ihrer Schulter gerutscht und lag auf dem Boden.
Die Elfe brauchte eine ganze Weile bis sie registriert hatte wo sie war Sie sog tief die etwas stickige, aber warme Tavernenluft ein und schloss die Augen.
Ihr Herz raste immer noch wie verrückt und ihre porzellanartige Haut war noch blasser als sonst.
Sie musste eingeschlafen sein - die Anstrengung und die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage, noch dazu die eisige Kälte, die draußen herrschte, das alles hatte so sehr an ihren Kräften gesogen bis die Müdigkeit stärker gewesen war als alle Vorsätze und der Schlaf sie übermannt hatte.
Sie setzt sich gerade auf, band ihren Umhang wieder um ihre Schultern und starrte in das Kaminfeuer, das zum Glück nur ein einfaches, normales Feuer war, wie es in jedem Kamin der Stadt brannte.

Schlaflos …