Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Internat
korallenkette
29.08.2009, 02:35
Könntet Ihr Euch gut vorstellen, in ein Internat zu gehen? (Warum?)
Oder wäre das - aus egal welchen Gründen - nur gräßlich? (Warum?)
Gäbe es Gründe, warum Ihr Eurer eigenes Kind auf ein Internat schicken würdet?
Habt Ihr Erfahrungen mit Internaten?
Ich persönlich hätte es das eine Zeitlang für mich durchaus als sehr spannend empfunden.
Aus dem normalen Alltag heraus in eine total neue Umgebung, die ich mir eher abenteuerlich vorstellte, katapultiert zu werden.
Aber vielleicht dachte ich es mir gerade so, weil eigentlich alles in meiner Schullaufbahn ganz harmlos verlief.
fettflöte
29.08.2009, 02:39
na klar, um das kind loszuwerden...
also ich häts mir auf jeden fall vorstellen können, aber wahrscheinlich war ich dafür zu blöd und meine familie zu arm...ansonsten ist es ne gute sache für eltern die aus karrieregründen nicht genug zeit für ihre kinder haben und nicht auf verwandte zurückgreifen können oder wollen...ich denke mal die ausbildung ist überdurchschnittlich und das blag wird zudem auch gleich selbstständiger
Ich wollte mal dahin (http://www.schlosstorgelow.de/), hatte ein Vorstellungsgespräch und war geeignet. Aber es hat am Ende doch zu viel gekostet. §gnah
Schoeffels
29.08.2009, 02:44
na klar, um das kind loszuwerden...
also ich häts mir auf jeden fall vorstellen können, aber wahrscheinlich war ich dafür zu blöd und meine familie zu arm...ansonsten ist es ne gute sache für eltern die aus karrieregründen nicht genug zeit für ihre kinder haben und nicht auf verwandte zurückgreifen können oder wollen...ich denke mal die ausbildung ist überdurchschnittlich und das blag wird zudem auch gleich selbstständiger
Hallo Fetti http://www.worldofugly.de/ugly/014.gif
Mmh... ich habe mir eine Zeitlang überlegt, ob ich meine Eltern überrede, mir noch kurz vor Schulbeginn eins zu suchen, da gerade in spiegel TV eine tolle Doku über das deutsche Schulsystem lief.
Mein Kind würde ich eventuell auch dorthin schicken, allerdings bin ich mir da nicht so ganz sicher, ich müsste mich, wenn ich ein Kind bekommen würde (oder optimaler Weiße meine Frau) erst einmal erkundigen, wie's da zu geht.
@Mirar
Immer schade, wenns mal am Geld mangelt, egal in welcher Situation.
@Mirar
Immer schade, wenns mal am Geld mangelt, egal in welcher Situation.
Ich nehme es meinen Eltern nicht übel, 2.5 monatlich ist echt viel. Sogar mit Stipendium wäre es noch sehr viel...
korallenkette
29.08.2009, 02:49
Staatliche Intrnate kosten nicht viel mehr, als der Lebensunterhalt eines Kindes eh kosten würde. Man hat ja auch das Kindergeld.
Staatliche Intrnate kosten nicht viel mehr, als der Lebensunterhalt eines Kindes eh kosten würde. Man hat ja auch das Kindergeld.
Staatliche Internate sind auch meistens der letzte Müll.
Schoeffels
29.08.2009, 02:51
Staatliche Internate sind auch meistens der letzte Müll.
Nana, das sagt man aber nicht... du warst schließlich nie auf einem.
Nana, das sagt man aber nicht... du warst schließlich nie auf einem.
Meine Cousine aber. Ein ganzes halbes Jahr... Und ein Freund von mir, ein Jahr.
Und meine Cousine hat Fotos mitgebracht...
Schoeffels
29.08.2009, 02:57
Meine Cousine aber. Ein ganzes halbes Jahr... Und ein Freund von mir, ein Jahr.
Und meine Cousine hat Fotos mitgebracht...
Ich zweifle trotzdem daran, ob du das so gut beurteilen kannst :o
Wupfmaul
29.08.2009, 03:26
Als Schüler hätte ich meine Eltern gehasst, wenn sie mich auf ein Internat geschickt hätten. Allerdings habe ich auch in der 10. Klasse die Schule gewechselt und danach erst Freunde gefunden. Vorher wurde ich zum größten Teil gemobbt und war froh danach zu den "Coolen" zu gehören.
Wenn ich mein Kind also auf ein Internat schicken würde, dann nur recht früh, denn so würde mein Kind gleich in die sozialen Strukturen aufgenommen werden.
Ich würd mein Kind da nie hinschicken.
Erfahrungen? Wir haben hier eins und kenn ein paar Leute von dir.
Solifluktion
29.08.2009, 03:49
Ich wäre sehr gerne an ein Internat gegangen.
Das hätte mich wenigstens dazu animiert auch mein Potential auszunutzen statt mich hängen zu lassen wie ich es getan habe.
Meine Kinder werde ich wenn ich das Geld habe sicher auf ein Internat schicken.
Ob nun von klein auf oder erst für die Oberstufe weiß ich noch nicht (erstmal muss ich die Kinder ja auch machen XD ).
CaptainMorgan
29.08.2009, 04:21
Internate sind pädagogisch veraltet und gehören in das Geschichtsbuch. Wenn man sich dann einmal vorstellt, das jemand wie Bernhard Bueb (einer der größten päagogischen Tiefflieger unseres Landes, der gerne wieder die Kindererziehung des Mittelalters zurückhaben will) jahrelang Internatsleiter war, kann man nur dagegen sein.
Priester
29.08.2009, 09:45
Internate entsprechen nicht meiner Moralvorstellung. Außerdem möchte ich das Kind erziehen und ihn eine gelenkte Freiheit ermöglichen, frei von Ideologien und diktierten Einstellungen.
Ich find Internate nich so doll.
Die Kinder leben von ihren Eltern getrennt, und man is mit anderen Gleichaltrigen Kiddies im Zimmer, das kann auch Stress geben.
Außerdem is man rund um die Uhr (außer aufm Klo und unter der Dusche) in Gesellschaft, und das kann ziemlich nerven, glaubt mir. :)
Ich hätte mich wohl niemals an das Internatsleben gewöhnen können...warum? Das hab ich erst im Juli festgestellt, als ich 3 Wochen in Pilsen im Studentenwohnheim gewohnt hab. Wir hatten Doppelzimmer und waren dauernd irgendwie beschäftigt...die Leute aus anderen Zimmern kamen und gingen...Am Ende hab ich echt gemerkt wie ich langsam eingegangen bin - ich bin einfach Privatsphäre gewöhnt...ich brauch auch mal ein paar Stunden Ruhe am Tag, in denen ich mit niemandem sprechen muss. In einem Internat würd ich glaub ich jämmerlich eingehn :D
Ich musste 2 Monate ins Internat gehen als ich in der Berufsschule letztes Jahr war.
Am Anfang fand ich es sehr störend von den Freunden und Familie getrennt zu werden, aber als ich meine Zimmergenossen besser kennenlernte fand ich es eigentlich ganz schön dort. Dieses Jahr muss ich wieder hin. Ich hoffe ich bekomme wieder so nette Zimmergenossen.
Ich persönlich hätte es das eine Zeitlang für mich durchaus als sehr spannend empfunden.
Aus dem normalen Alltag heraus in eine total neue Umgebung, die ich mir eher abenteuerlich vorstellte, katapultiert zu werden.
Ich auch.
Aber bei mir lag es wohl eher an den Abenteuern von TKKG :D
Später erschien mir der Gedanke entscheidend weniger schön.
Ein Internat wäre absolut nichts für mich. Immer mit irgentwelchen Leuten umgeben zu sein und nie wirklich 100%ige Freiheit genießen können wäre einfach zu viel.
Ich denke, dass man zum Internatsleben geboren sein muss. Für manche ist dies sicher das größte und andere hassen es. Ich hab Verwandte und Freunde, welche auf ein Internat gehen, oder gingen, und es gefällt ihnen. Ich (der dritte Satz mit Ich am anfang :scared:) hingegen war zwar mal relativ kurz davor (Chemnitz, irgendein Mathematikgymnasium) bin aber sehr sehr froh, dass ich mich dagegen entschieden habe, obwohl das Geld vorhanden war.
Nun, ich war selbst nie in einem Internat, jedoch habe ich als Zivi in einem gearbeitet und gehe dort jetzt auch nochmal für das kommende Schuljahr hin.
Es ist jedoch ein durch einen Verein gestütztes Internat, der KJF, jedoch muss ich sagen, dass die grundlegende Organisations- und Arbeitsstruktur eine ist, die mir sehr zusagte.
Es wurde sich nach Möglichkeit immer darum bemüht, dass die Kinder auch alle irgendwie ihren Anteil an Zuneigung, Zeit, aber auch Druck bekommen.
Die Gruppen sind nie größer als 10 Personen, also überschaubar, wenn man bedenkt, dass man idR. 2 Erzieher + Hilfskraft + Wirtschaftskraft zur Verfügung hat.
Sieht zwar in der Praxis manchmal etwas anders aus und in den Ferien wurde es auch schonmal das ein oder andere Kind mehr, aber es blieb alles im Rahmen, jedenfalls nach meinem Dafürhalten.
Wenn ich die Wahl gehäbt und ich ein ähnliches Verhältnis zu meinen Eltern hätte, dann wäre ich wohl auch in eines gegangen.
Ich schätze zwar meinen ganzen Krempel und die Privatsphäre sehr, aber ich brauche unterm Strich nicht einmal die Hälfte von all dem Zeug und mir sind auch manch andere Sachen im Leben wichtiger, als meine Konsolen oder mein PC, so gerne ich auch spiele.
Das einzige, was ich wirklich bräuchte, wäre ein separater Kleiderschrank..für meine ganzen Bücher.^2^
Ansonsten ist es doch eine gute Möglichkeit sozial gestärkt aufzuwachsen und die Fähigkeit zum Teamplay zu entwickeln.
Gleichzeitig wird ein gewisses (und zunehmendes) Maß an Selbstverantwortlichkeit anerzogen.
Fraglich ist zugegeben, ob der stete Wechsel der Erzieher (und Vorbilder?) so sinnvoll ist, da man ja auch eine gewisse Konsequenz in der Erziehung voraussetzen sollte, besser muss.
Andererseits halte ich es auch für richtig, wenn Kinder mal mehr sehen, als immer nur erfolgreiche und hochdekorierte Frauen, die sie bis zum Schulende durchs Leben schubsen, abgesehen vom Vater, der dann abends mal für 1h zu sehen ist, wie er ein Bier trinkt oder sich von Mama bedienen lässt.
Ich würde zwar kein prinzipielles "Ja" abgeben wollen, denn jedes Kind ist auch anders und wenn ein stark gefestiges soziales Umfeld, sowie entsprechende Rahmenbedingungen und Erziehung vorhanden sind (vor allem auch Zeit und Lust), dann braucht es kein Internat.
Fehlt den Eltern aber aus welchen Gründen auch immer die Möglichkeit, sich eingehend mit dem Kind unter der Woche zu beschäftigen, wüsste ich nicht, was individuell dagegen spricht, solange das Kind das auch selbst möchte.
Gegen den eigenen Willen würde ich das jedenfalls nicht durchdrücken.
Ich war ein Jahr in Salem.
Weis aber nicht wie ich das in die Diskussion einbringen soll, mir fehlt ein bisschen die Fragegrundlage fuer Leute die die selber Erfahrungen haben.
korallenkette
29.08.2009, 16:14
Ich war ein Jahr in Salem.
Weis aber nicht wie ich das in die Diskussion einbringen soll, mir fehlt ein bisschen die Fragegrundlage fuer Leute die die selber Erfahrungen haben.
O - ich würde sehr gerne von weiteren Erfahrungen hören, die Ihr im Internat gemacht habt.
Ist es denn zum Beispiel wirklich so, dass man dort zu wenig persönlichen Spielraum hat?
Und kann so ein relativ fester Rahmen nicht grad gut für Leute sein, die sich sonst zu leicht ihren Verpflichtungen entziehen und am Ende dann gar nicht mehr klarkommen?
John Frusciante
29.08.2009, 16:19
Ich werde ab nächstem Schuljahr (August 2010) auf diesem (http://www.goethe-gymnasium-gera.de/) Musikgymnasium mit Internat sein.
Ich auch.
Aber bei mir lag es wohl eher an den Abenteuern von TKKG :D
Später erschien mir der Gedanke entscheidend weniger schön.
§hehe dito
Hier in Deutschland, nein danke, aber in Großbritannien und Irland, herzlich gerne. Mit deutschen Internaten habe ich keine allzu guten Assoziationen.
SvendieBlutfliege
29.08.2009, 17:41
Meine vielleicht mal vorhandenen Kinder in ein Internat zu stecken, könnte ich mir ehrlicherweise nicht vorstellen, da diese dann immer weit weg sind und man im Endeffekt weniger Einfluss auf das Kind hat.
Hmm... meine Schwester war früher mal zwei Jahre lang (oder wars nur ein Jahr...? Mein Gedächtnis ist flüchtig...) auf einem Internat.
Und zwar auf dem hier (http://www.internat-gebesee.de/).
Ist kein Internat für die Bildungsspitzen (auch wenn's auf den Fotos so aussieht...), eher eine Lernstätte für die Art vor Schülern, die sonst nirgends mehr eine Chance bekommen...
Ich denke, Internate sind gut für Leute/Kinder, die sich gut in eine Gruppe einfinden können - nichts für Eigenbrötler...
Also, für mich wäre ein Internat glaub ich nichts gewesen. Wenn ich mir mal den Stundenplan von Gebesee ansehe, fällt deutlich auf, dass man eigentlich nur abends und wochenends Freizeit hat und sonst immer an irgendwelchen AGs teilnehmen soll... *nerv* Ich brauche Freizeit, auch wenn ich in der Zeit einfach nur im Bett liege oder so...
Ich glaube, wenn ich Kinder hätte, würde ich sie auch eher nicht ins Internat schicken, es sei denn, sie wünschen sich das unbedingt...
KalomsZweiteFrau
29.08.2009, 18:58
O - ich würde sehr gerne von weiteren Erfahrungen hören, die Ihr im Internat gemacht habt.
Ist es denn zum Beispiel wirklich so, dass man dort zu wenig persönlichen Spielraum hat?
Und kann so ein relativ fester Rahmen nicht grad gut für Leute sein, die sich sonst zu leicht ihren Verpflichtungen entziehen und am Ende dann gar nicht mehr klarkommen?
Ich war in meinem vierten Schuljahr drei Monate lang in einem Internat. Es war einige hundert Kilometer von zuhause weg aber ich verbrachte, wie viele der anderen, die meisten Wochenende zuhause. Es gab keine eigene Schule, sondern wir besuchten die städtischen Schulen, wo wir keinen großen Anteil ausmachten - in meiner Klasse war gar kein Internatsschüler, in den Nachbarklassen einige.
Es gab drei Gruppen, die Kleinen (etwa 3.-5. Jahrgang), die Mittleren, und die Großen; jeweils zweimal, für Buben und Mädchen. Jede Gruppe hatte ihre eigenen Schlafsäle (wir hatten zwei, nochmal getrennt nach großen und kleinen Kleinen), Wasch- und Studierräume. Die Toiletten und Duschen kann man wohl mit denen in Sportklubs oder Schulen vergleichen - viel Privatsphäre war da nicht zu haben, was mich damals aber nicht gestört hat. Es gab eine Rotation von verschiedenen Diensten; am meisten fürchtete ich mich vor dem Toilettenschrubben, weil mir irgendwie nicht klar war, was ich genau zu tun hatte; einmal habe ich mich davor gedrückt, kann mich aber nicht genau erinnern, wie (ich glaube, eine gute Seele hat die Arbeit für mich übernommen, aber ich habe mich nicht bedankt, oder so - irgendetwas in meinem Unterbewusstsein hat die Erinnerung jedenfalls gelöscht).
Die Schlafsäle boten neben den Betten je ein Nachtkästchen und ein unversperrbares Schrankfach. Mitgebrachte Süßigkeiten sollten wir abgeben und die würden gelegentlich an die Gemeinschaft ausgeteilt - aber zu meiner Zeit wurde diese Regel nicht durchgesetzt. Frühstück, Mittag- und Abendessen gab es in einem großen Speisesaal, in dem alle Gruppen und Erzieher zusammenkamen.
Jede Gruppe hatte eine(n) Erzieher(in). Unsere hieß Tante Vroni. Damals kam sie mir wie eine erwchsene souveräne Frau vor, aber sie kann kaum 20 gewesen sein. Uns hatte sie jedenfalls gut im Griff und sie war sehr beliebt. Nur am Wochenende hatten Ersatzerzieher mehrere Gruppen zu betreuen. (Definitiv kein Job, den ich heute haben möchte, das Bezahlungs/Freizeit/Verantwortungsverhältnis ist miserabel.) Die Erzieher weckten, setzten Pünktlichkeit und Sauberkeit durch, beaufsichtigten Studierzeit und Freizeit am hauseigenen Spiel- und Sportplatz am Nachmittag. Nach dem Abendessen, bei dem wir auch die Heimleiterin sahen, gab es noch ein paar kurze unterhaltsame Stunden bei Lesen und Kartenspiel, oder weniger unterhaltsame bei Nachhilfe oder Strafdiensten. Dann Zähneputzen, zweimal pro Woche Duschen, und Lichtaus um, wenn ich mich nicht irre, halb zehn.
Bei dem numerischen Verhältnis Erzieher zu Kindern folgt klar, dass der größte Teil der Erziehung/Prägung/Informationsweitergabe innerhalb der Gruppe passiert ist. Es gab sehr feste Freundschaften in kleinen Grüppchen von zwei oder drei oder vier, und freundlich interessierte Bekannschaft zu den meisten Schülern im Haus, aber lang nicht zu allen. Bei acht oder so anderen in einem Schlafraum macht man schnell viele Erfahrungen, von Einschlafstörungen, Schnarchen, Im-Schlaf-Sprechen, Streiche Spielen, nächtliche Kotzattacken, Dämonenbeschwören mit Eigenblut, etc etc. Ich bin zwar mit Geschwistern aufgewachsen, aber soviele "Geschwister" hat man selten auf einmal! Die Gruppendynamik hat sich ein paarmal negativ gegen Einzelne aufgeschaukelt, die dann arm dran waren, aber das wurde unter der Leitung der Erzieher in der Gruppe ausgefochten und gab sich wieder. Meistens haben wir uns gegenseitig gedeckt, wenn der eine oder andere mal die Regeln "gebeugt" hatte.
Das Internat, das ich besuchte, war straff und sehr engagiert geführt. Jetzt im Rückblick klingt vieles zwar mehr nach 19. als nach 20. Jhdt, aber ich fand'S toll. Selbst wenn es mir nicht gefallen hätte, wäre es eine wertvolle Erfahrung gewesen. Ich glaube, ich würde meine Kinder durchaus für eine Zeit in einem Internat wohnen lassen, wenn die Umstände es erfordern und zulassen; das heißt, wenn es ein gutes ist, das Kind damit klarkommt, die Kosten leistbar und ein erkennbarer Anlass da sind.
Zu guter Letzt: der Hauptgrund, warum ich gerne Harry Potter lese, ist, weil es mich an meine Zeit im Salzkammergut erinnert. :D
edit: ach ja, persönlicher Spielraum. Ja, klar gab es einen strukturierten Tagesablauf, den wir uns gerne mal ein bisschen aufgedehnt hätten, aber letztlich macht man eben das Beste aus der Situation; ich habe zB in der viel zu langen Hausaufgabenzeit gelesen, gezeichnet und heimlich Briefchen quer durch den Raum geschrieben. Alleinsein kannte ich damals schon, Zwangsgemeinschaft hatte für mich daher eher Vorteile... :p
Ich bin ca. dreimal im Jahr für jedweils 3 Wochen im Internat zwecks überbetrieblicher Ausbildung die weiter weg statt findet.... Naja.. Was soll ich sagen... Kein Internet. Kein Alkohol. 11Uhr Nachtruhe..... Ich hab zum Glück immer den Lichtblick dass es nur 3 Wochen jeweils sind.
Zu guter Letzt: der Hauptgrund, warum ich gerne Harry Potter lese, ist, weil es mich an meine Zeit im Salzkammergut erinnert. :D
Salzkammergut? Wo warst du dort genau?
KalomsZweiteFrau
29.08.2009, 19:25
Wenn ich mein Kind also auf ein Internat schicken würde, dann nur recht früh, denn so würde mein Kind gleich in die sozialen Strukturen aufgenommen werden.
Da kannst Du recht haben. Für mich war es anscheinend gerade das richtige Alter, hat mir ganz gut getan.
Internate sind pädagogisch veraltet und gehören in das Geschichtsbuch. Wenn man sich dann einmal vorstellt, das jemand wie Bernhard Bueb (einer der größten päagogischen Tiefflieger unseres Landes, der gerne wieder die Kindererziehung des Mittelalters zurückhaben will) jahrelang Internatsleiter war, kann man nur dagegen sein.
An Einzelbeispielen kann man das nicht festmachen, weder an guten noch an schlechten. Meist geht es ja nicht um gesellschaftliches Erziehungsideal sondern um eine organisatorische Notwendigkeit. Stell Dir nur mal vor, Mutter im Krankenhaus, Vater auf Montage, Kinder allein zuhaus - was tun?
Ich hätte mich wohl niemals an das Internatsleben gewöhnen können...warum? Das hab ich erst im Juli festgestellt, als ich 3 Wochen in Pilsen im Studentenwohnheim gewohnt hab. Wir hatten Doppelzimmer und waren dauernd irgendwie beschäftigt...die Leute aus anderen Zimmern kamen und gingen...Am Ende hab ich echt gemerkt wie ich langsam eingegangen bin - ich bin einfach Privatsphäre gewöhnt...ich brauch auch mal ein paar Stunden Ruhe am Tag, in denen ich mit niemandem sprechen muss. In einem Internat würd ich glaub ich jämmerlich eingehn :D
Naja, beim Bund müssen die Jungs das auch aushalten. Ist aber wohl eher ein Argument gegen Zwangsverpflichtung als für Internate, zugegeben. :)
Ich denke, Internate sind gut für Leute/Kinder, die sich gut in eine Gruppe einfinden können - nichts für Eigenbrötler...
Denkst Du, dass Kinder schon fertige Eigenbrötler sind, oder werden sie erst so? Vielleicht wäre die größere Gemeinschaft ein gutes Angebot an introvertierte Kinder und Jugendliche. Kommt sicher auch drauf an, wie's gemacht ist. (Vielleicht irre ich mich auch, und es gibt schon bei Kindern welche, die einfach nicht drauf stehen.)
Salzkammergut? Wo warst du dort genau?
In Bad Goisern an der schönen schnellen grünen Traun (oder lässt mich jetzt auch noch meine Farberinnerung im Stich?) :)
In Bad Goisern an der schönen schnellen grünen Traun (oder lässt mich jetzt auch noch meine Farberinnerung im Stich?) :)
Grüne Traun...weiß nicht, wie es dort aussieht, aber bei uns (Ebensee) ist sie eher grau. xD
Meine Eltern wollten damals, als ich mit der Grundschule fertig war, dass ich in ein privates Internat gehe, weil man danach ja sooo viel bessere Chancen hätte (ok, hat man wirklich, doch das war mir damals nicht bewusst :o)...doch das lies ich mir einfach nicht gefallen und ich ich war schon immer gut darin, meinen Willen durchzusetzen. :A
Internat käme für mich selbst niemals in Frage, glücklicherweise erübrigte sich das aber sowieso von Anfang an; meine Mutter verbrachte selbst einen Teil in ihrer Kindheit in diversen Internaten und hätte uns niemals gegen unseren Willen in ein Internat gesteckt, wusste eben, wie schlimm das sein kann. Dabei kommts auch, würde ich meinen, weniger auf das Internat als solches an, sondern vielmehr auf die Persönlichkeit. Ich bin gern mit Leuten zusammen usw., aber ein Internat würde ich unter allen Umständen meiden.
Kinder würde ich nur hinschicken, wenn sie es wirklich absolut und unbedingt wollen würden.
Denkst Du, dass Kinder schon fertige Eigenbrötler sind, oder werden sie erst so? Vielleicht wäre die größere Gemeinschaft ein gutes Angebot an introvertierte Kinder und Jugendliche. Kommt sicher auch drauf an, wie's gemacht ist. (Vielleicht irre ich mich auch, und es gibt schon bei Kindern welche, die einfach nicht drauf stehen.)
Wenn ein Kind schon ein Eigenbrötler ist, bevor es in den Kindergarten kommt, dann ist es halt erstmal einer. Natürlich kann man sich auch dann noch ändern, aber es gibt ja auch Kinder, die mehr oder weniger "schon immer" introvertiert waren.
bin sogar im internat:)
ist voll geil kann ich nur weiterempfehlen;)
Gehts etwas genauer? Mich würde es nämlich auch interessieren, etwas Genauers darüber zu erfahren. Kannst dich ja an den Fragestellungen von korallenkette halten. ^^
stormduke
29.08.2009, 21:06
Vorstellen Ja.
Mindestvorraussetzung: Konstante DSL 1000 Leitung. (Hey! Ich bin Fachinformatiker, da ist eine Artgerechte Haltung normalerweiße erst ab 100 mbit möglich!)
Ansonsten... wenn ich genügend Geld zur verfügung habe, um mich zu verpflegen - warum nicht?
Allerdings möcht ich dazu sagen, das ich ohnehin etwas eigenständig bin - also ich hab eine gute Beziehung zu meinen Eltern, aber ich bin nicht wirklich von ihnen abhängig :)
Ist es denn zum Beispiel wirklich so, dass man dort zu wenig persönlichen Spielraum hat?
Oh ja. Es ist halt immer jemand da. Das kann sehr gut sein aber auch sehr schlecht. Jedes kleines Problem von dir wo du nur ein bisschen Emotion offen hin zeigst ist sofort Gruppensache. Du hast dann Leute die sich um dich kuemmern wollen, unabhaenging davon ob das du das gerade eigentlich willst.
Aber eine kleine Anekdote die die Situation gut schildert hab ich dann sogar doch:
Am Wochende durfte man immer bei anderen im Zimmer schlafen. Mein Zimmernachbar und ich waren noch jung (gleiches Alter natuerlich) und gerade am Anfang der Pubertaet. Stellt euch das erstmal vor: Zwei Jungs die innerhalb von 5 Quadratmetern zum Mann werden muessen. Da gabs natuerlich wegen vielen Sachen Knatsch. Aber wegen einer besonders, die wir dann auch, finde ich heute sehr elegant geloest habe:
Wir haben uns immer wenn man durfte damit abgewechselt bei irgendjemand anderen zu schlafen damit der andere das Zimmer fuer sich hatte:
Zum gepflegten mastrubieren :D
Und kann so ein relativ fester Rahmen nicht grad gut für Leute sein, die sich sonst zu leicht ihren Verpflichtungen entziehen und am Ende dann gar nicht mehr klarkommen?
Ohje da gabs solche und solche.
Manche habens dann gelernt, restlos denk ich, weil wenn einer seine Aufgaben nicht erfuellt faellt das schlecht auf die ganze Gruppe zurueck was dann Aerger gibt. Wenn jemand zum Beispiel das letzte Besteck auf dem Fluegel dreckig macht und dann nicht wieder abwaescht so das jemand anders sein Zeug sauber machen muss gibt es erstmal Aerger vom naechttsen der gern ein sauberes Messer haette.
Wenn aber jemand von der Sorte beliebt genug war konnte er meist genug Leute um sich scharen die alles fuer ihn erledigt haben
CaptainMorgan
29.08.2009, 23:49
An Einzelbeispielen kann man das nicht festmachen, weder an guten noch an schlechten. Meist geht es ja nicht um gesellschaftliches Erziehungsideal sondern um eine organisatorische Notwendigkeit. Stell Dir nur mal vor, Mutter im Krankenhaus, Vater auf Montage, Kinder allein zuhaus - was tun?
Na dafür gibt's ja jede Menge Lösungen. Zum Beispiel Ganztagsschulen, Tagesmütter, temporäre Pflegeeltern, Großeltern, Nachbarschaftshilfen oder Nachmittagskinderbetreuung (natürlich in sinnvoller Kombination). Internate sind Relikte der Vergangenheit und gehören, wie ich schon gesagt habe, in das pädagogische Geschichtsbuch.
KalomsZweiteFrau
30.08.2009, 22:28
Na dafür gibt's ja jede Menge Lösungen. Zum Beispiel Ganztagsschulen, Tagesmütter, temporäre Pflegeeltern, Großeltern, Nachbarschaftshilfen oder Nachmittagskinderbetreuung (natürlich in sinnvoller Kombination). Internate sind Relikte der Vergangenheit und gehören, wie ich schon gesagt habe, in das pädagogische Geschichtsbuch.
Wieso denkst Du, dass Internate nicht mehr zeitgemäß sind? Ich finde einige Ansätze sehr gut, gerade im Vergleich zu einer Flickenlösung mit Tagesmutter hier, Geschwister aufteilen da, "Stiefkind" neben den eigenen Kindern in einer Pflegefamilie sein, Nachmittagsbetreuung hier, übernachten woanders, und nächsten Monat wieder anders,... (Natürlich muss das nicht so schlimm sein, aber ich sehe die Gefahr schon gegeben. Umgekehrt ist sicher nicht jedes Internat toll, aber alle über einen Kamm zu verdammen scheint mir falsch).
Im Internat kommen dagegen viele Kinder in der gleichen Situation zusammen, keiner ist von vornherein privilegiert (sollte man sich wünschen), jeder hat das gleiche Heimweh, die gleiche Möglichkeit sich in der Gruppe zu arrangieren, eine feste Bezugsperson, einen geregelten berechenbaren Tagesablauf, kein älteres Kind kriegt die Verantwortung für kleinere Geschwister aufgehalst, etc. Das sind Dinge, die sich mit Nachbarschaftshilfe nicht leicht bewerkstelligen lassen.
Was die Erziehung angeht, bin ich vermutlich nicht am neuesten Stand. Was ist die entwicklungspsychiologische Lehrmeinung? Gibt es Studien, die spätere Störungen aus früherem Internatsbesuch herauslesen? Gibt es Wohn- und Betreuungsempfehlungen für Jugendliche, die sich definitiv für Kernfamilien aussprechen? Bin für alle Infos offen und dankbar. §wink
CaptainMorgan
30.08.2009, 23:48
Im Internat kommen dagegen viele Kinder in der gleichen Situation zusammen, keiner ist von vornherein privilegiert (sollte man sich wünschen), jeder hat das gleiche Heimweh, die gleiche Möglichkeit sich in der Gruppe zu arrangieren, eine feste Bezugsperson, einen geregelten berechenbaren Tagesablauf, kein älteres Kind kriegt die Verantwortung für kleinere Geschwister aufgehalst, etc. Das sind Dinge, die sich mit Nachbarschaftshilfe nicht leicht bewerkstelligen lassen.
Bei der Bundeswehr ist es dasselbe. Vielleicht mit Ausnahme der Gleichberechtigung. Ist der Bund deswegen pädagogisch wertvoll? Ich finde es einfach nicht vertretbar, Kinder einfach in Internate wegzusperren, nur weil sie einem "zu anstrengend" oder "zu aufmüpfig" geworden sind, wie es oft der Fall ist. Eltern sollten sich intensiv um ihr/e Kinder kümmern, denn deswegen haben sie sich diese Verantwortung aufgeladen. Sollten die Eltern mal primär oder temporär ausfallen, gibt es wie gesagt Lösungen. Aber diese Abschieberei in Interate, wo teilweise noch Regeln wie im Mittelalter herrschen und versucht wird, mittels Disziplin den Willen der Kinder zu brechen (man lese nur einmal das Buch eines Herrn Bernhard Bueb, der jahrelang Leiter des Internats Salem war) kann und will ich nicht gutheißen.
KalomsZweiteFrau
30.08.2009, 23:57
Bei der Bundeswehr ist es dasselbe. Vielleicht mit Ausnahme der Gleichberechtigung. Ist der Bund deswegen pädagogisch wertvoll?
Ich kenne Leute, die sagen, ja. Ich tendiere zu nein, auch wenn ich es nicht wirklich beurteilen kann. MMn kann man aber 18 Jährige auch sich selbst überlassen, 8- oder 12- oder 14jährige nicht.
Aber im Ernst, wie sieht Dein Idealbild vom Kindergroßziehen aus, dass die de facto Kasernierung dem widerspricht?
CaptainMorgan
31.08.2009, 00:02
Ich kenne Leute, die sagen, ja. Ich tendiere zu nein, auch wenn ich es nicht wirklich beurteilen kann. MMn kann man aber 18 Jährige auch sich selbst überlassen, 8- oder 12- oder 14jährige nicht.
Aber im Ernst, wie sieht Dein Idealbild vom Kindergroßziehen aus, dass die de facto Kasernierung dem widerspricht?
Bevor ich darauf antworte, lese meinen Post nochmals durch, ich habe ihn editiert und erweitert.§wink
KalomsZweiteFrau
31.08.2009, 00:16
Bueb, bei dem Namen dämmert dunkel irgendetwas, aber ich habe nichts von ihm gelesen. Ich nehme an, es ist ein älterer Herr, der das Heil der Jugend in Strenge und aufrechter Tugend sieht, so wie Du Internate darstellst. Lohnt sich die Lektüre, oder genügt mir Dein Wort zur Abschreckung?
Als Elternteil in spe möchte ich auch gerne meine Kinder bei mir haben und selbst erziehen. Ich seh das gar nicht so als Verantwortung sondern als billigen, vielleicht sogar etwas egoistischen, nachvollziehbaren Wunsch.
Überkommene Internate mit Methoden und Ansprüchen des 19.Jhdt möchte ich nicht verteidigen, aber es wäre sicherlich eine spannende Herausforderung, die Internate, die es gibt, und geben soll und darf und muss, modern und konstruktiv zu führen. Gerade ganzheitliche, reformorientierte pädagogische Ansätze lassen sich dort vielleicht besser umsetzen als an Schulen, wo ein Teil der Eltern zuhause dagegen arbeitet. Oder meinst Du, dass der feste familiäre Rahmen für die Entwicklung so wichtig ist, dass man keinesfalls darauf verzichten soll, wenn irgendwie möglich?
korallenkette
31.08.2009, 00:36
Ich stellte diese Frage, weil sie mich unmittelbar betrifft.
Ich hatte keine andere Möglichkeit, als wegzuziehen. Mein Sohn wollte bei seinen guten Freunden bleiben.
Sein Vater, der seit Jahren getrennt von uns, aber im selben Haus gewohnt hatte, zog in meine Wohnung, wo sie jetzt beide leben.
Eigentlich verstehen die beiden sich gut - doch mit der Selbstverantwortung klappt es gar nicht. Er schwänzt die Schule, die Nachhilfe, kommt einfach nicht nach Hause - kurz, entzieht sich allen Verpflichtungen (ist grad 16). Und sein Vater weiß nicht, was er tun soll.
Zu mir zu kommen, ist aus mancherlei Gründen schwierig, nicht nur, weil ich so weit wohne, sondern auch, weil sein Vater es nicht verkraften würde. Das wiederum würde mein Sohn nicht verkraften.
Aus eigener Kraft ändern tut er sich aber auch nicht - mag sein, weil er - obwohl er anderes sagt - letztlich doch nicht verstehen kann, warum nicht alles so blieb, wie es war. Dass er sich innerlich nicht mehr verpflichtet fühlt, seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Und nicht erkennt, wie schädlich das für ihn ist.
Er selbst hat nichts gegen ein Internat. Leicht findet er es zwar nicht, aber es wäre - so sehe ich es auch - wie das Durchhauen des Gordischen Knoten, den man anders nicht auftüdeln kann. Ich glaube, er wäre froh, wenn er wieder einen geordneten Rahmen hätte, wenn es ihm einfach unmöglich wäre, zu schwänzen oder seine Hausaufgaben nicht zu machen. Er will ja studieren. Die Schule schaffen.
Deshalb interssiert mich sehr, was Ihr über Eure Internatserfahrungen schreibt.
Ich selbst war nie in einem Internat. Manchmal hatte ich es mir allerdings gewünscht.
Doch habe ich mich informiert und auch von anderen gehört, dass zum Beispiel BavarienPrivateers Einschätzungen eher nicht der Realität entsprechen.
Internate sind ganz normale Schulen, oft sogar besonders engagierte. Man schläft auch nicht - wie KalomsZweiteFrau es noch berichtet (das klingt wirklich wie bei Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer) - mit acht Leuten in einem Zimmer, sondern nur mit einem anderen.
Klar - würde ich fürchten, er könnte sich "abgeschoben" fühlen, dann käme es nicht in Frage.
Doch gibt es nicht viele Kinder, deren Eltern in eine Situation geraten, dass ein Internat angebracht ist? Ohne dass die Kinder deshalb denken müssen, sie seien nicht geliebt oder fehl am Platz?
Sondern vielleicht im Gegenteil, dass man sich bemüht, die beste Lösung zu finden?
The Little
31.08.2009, 01:33
Ich wollte frueher eine Zeit lang immer auf´s Internat (da war ich so 8-9). Ich war damals riesiger TKKG-Fan und hab Tarzan und Kloeßchen immer um den Nervenkitzel beim Abhauen beneidet. Man kann also sagen, ich hab mir Regeln gewuenscht um sie zu brechen.
Im Rueckblick betrachtet haette es mir vielleicht echt ein bisschen gut getan, wenn ich einfach mit gewissen Regeln konfrontiert gewesen waere, um ein bisschen mehr Disziplin an den Tag legen zu koennen (was mir bis heute relativ schwer faellt, zumindest lerntechnisch), aber ich glaube auch so hab ich mich einigermaßen komplikationslos und ausreichend entwickelt. ;)
@korallenkette:
Ich kenne deinen Sohn ja nicht, aber ich koennte mir vorstellen, dass der mit 16 Jahren das eigentliche Problem schon durchblickt und auch deine Motive verstehen wuerde.
Ich weiß ja nicht, wie eure finanzielle Situation und seine Motivation ist und was so ein Internatsbesuch kosten wuerde, aber wenn es wirklich nur um das Durchtrennen des Gordischen Knoten geht, waere eine nicht so langfristige Alternative vielleicht ein Auslandsaufenthalt o.Ae.
Ich will mich hier jetzt echt nicht als Erziehungsratgeber oder so darstellen, da bist du denk ich mal selber wesentlich erfahrener und belesener, aber wenn es wirklich nur darum geht, eine verfahrene Situation zu durchbrechen, die durch viele Veraenderungen in seinem/eurem Leben geschehen ist, so koennte es vielleicht wirklich schon reichen, wenn er eine "Auszeit" bekommt, in der er selber eine Entwicklung durchmachen und das Ganze etwas verarbeiten kann, sodass er hinterher mit einer anderen Einstellung an die Sache herangeht. Ich selber hab das gemacht und es hat mir echt geholfen (auch wenn ich niemals wirklich krasse Probleme mit Schule und Co hatte, aber einfach um meine Einstellung zur Welt zu veraendern).
Auch wenn ihr die Moeglichkeit vielleicht schon durchgesprochen habt, wollte ich das nur nochmal so in den Raum werfen, vielleicht hilft es ja etwas. ;)
CaptainMorgan
31.08.2009, 01:53
Bueb, bei dem Namen dämmert dunkel irgendetwas, aber ich habe nichts von ihm gelesen. Ich nehme an, es ist ein älterer Herr, der das Heil der Jugend in Strenge und aufrechter Tugend sieht, so wie Du Internate darstellst. Lohnt sich die Lektüre, oder genügt mir Dein Wort zur Abschreckung?
Sein Buch "Lob der Disziplin" hat durchaus unfreiwillig komischen Charakter. Aber alternativ kannst du dir dieses Interview mal durchlesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,436592,00.html
Spätestens da merkt man, dass dieser Typ nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und von adäquater Kindererziehung genausoviel versteht wie George W. Bush von Demokratie.
korallenkette
31.08.2009, 02:54
Ja - The Little - wenn es aktuell die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt geben würde - es würde eine ähnliche Funktion haben. Doch da er erst in die 9. Klasse geht, steht sowas nicht leichthin an.
Aber danke für Deinen Hinweis und die Art, wie Du ihn geben hast. :)
Ich finde es einfach nicht vertretbar, Kinder einfach in Internate wegzusperren, nur weil sie einem "zu anstrengend" oder "zu aufmüpfig" geworden sind, wie es oft der Fall ist. Eltern sollten sich intensiv um ihr/e Kinder kümmern, denn deswegen haben sie sich diese Verantwortung aufgeladen.
Aber was soll man als Mutter/Vater denn tun? Wenn man z.B. alleinerziehend ist, den ganzen Tag arbeitet und keinerlei Kontrolle über das (jugendliche) Kind hat, welches das schamlos ausnutzt und die Schule schwänzt und lieber den Tag bei seinen verkommenen Freunden verbringt... Eltern sind keine Götter und sie können auch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
Was soll man als Elternteil in so einer konkreten Situation tun, wenn man Angst haben muss, dass das Kind nicht mehr zur Schule geht und vielleicht den Schulabschluss nicht schaffen wird und es sich auch in keiner Weise beeinflussen lässt?
@Koralli
Meine Mutter war in einer ähnlichen Situation, als sie entschied, meine Schwester aufs Internat zu schicken. Sie hat dauernd die Schule geschwänzt und wenn sie da war, hat sie sich nur mit den Lehrern angelegt, nie ihre Hausaufgaben gemacht, hat sich nachts aus dem Haus geschlichen, um sich mit ihren Freunden zu treffen... meine Mutter war alleinerziehend und musste ganztags arbeiten, um genug Geld für unser Leben zu verdienen und hatte, ähnlich wie du jetzt, kaum eine Möglichkeit, da irgendwas zu ändern. Die Schulnoten waren in der Zeit so schlecht, dass meine Schwester fast zweimal hintereinander sitzen geblieben wäre, was das vorläufige Aus ihrer Realschullaufbahn bedeutet hätte.
Am Ende hat sie sich tatsächlich dazu entschieden, meine Schwester auf ein Internat zu schicken, damit sie wenigstens ihren Realschulabschluss fertig macht. Hat auch funktioniert (irgendwie) und ihr Abschluss war gar nicht mal so schlecht. Liegt halt daran, dass dieses Internat eigentlich nur solche Fälle hat und mehr oder weniger der ganze Tag aus Pflichtprogramm besteht. Morgens Schule, nachmittags feste Hausaufgabenzeit mit Nachhilfe, an manchen Tagen AGs, samstags Werkstatt... und alle zwei Wochen sind die Schüler nach hause gefahren.
Aber in Endeffekt ist es wie es ist. Ein Kind aufs Internat zu schicken würde ich als absolute Notlösung sehen, wenn man alles versucht hat und nichts funktioniert hat. D.h. ich denke, du solltest auf jeden Fall mal deinem Sohn und seinem Vater ins Gewissen reden, wenn du das nicht schon getan hast, ihnen den Ernst der Lage begreiflich machen, vor allem deinem Sohn, der sich wohl jetzt dem Realschulabschluss nähert und mit seiner gegenwärtigen Arbeitshaltung wohl kein Abitur machen wird. Du kannst ja eventuell mal die Frage nach einem Internatsbesuch in den Raum stellen - nicht als Drohung natürlich, aber vielleicht so, dass dein Sohn begreift, dass es dir ernst ist und dass es so nicht weitergehen kann wie es derzeit ist. Vielleicht reißt er sich ja dann etwas am Riemen.
Kann natürlich auch sein, dass dein Sohn nur mal eine Phase hat, in der er einfach keine Lust auf gar nichts hat und dass das wieder vorbeigeht. Ist halt blöd, wenn er in der Zeit in der Schule Lücken kriegt, die sind nur schwer wieder aufzuholen. Wie lange geht das denn schon so?
CaptainMorgan
31.08.2009, 12:49
Aber was soll man als Mutter/Vater denn tun? Wenn man z.B. alleinerziehend ist, den ganzen Tag arbeitet und keinerlei Kontrolle über das (jugendliche) Kind hat, welches das schamlos ausnutzt und die Schule schwänzt und lieber den Tag bei seinen verkommenen Freunden verbringt... Eltern sind keine Götter und sie können auch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
Was soll man als Elternteil in so einer konkreten Situation tun, wenn man Angst haben muss, dass das Kind nicht mehr zur Schule geht und vielleicht den Schulabschluss nicht schaffen wird und es sich auch in keiner Weise beeinflussen lässt?
Das ist genau der Punkt, wo Defizite in unserem Land herrschen. Deswegen wäre es schon längst überfällig, die Kindertagesbetreuung und Kindertagesstätten auszubauen. Die Eltern heutzutage sind oft mit der Erziehung überfordert, im Schlimmsten Fall kommt dabei so etwas dabei heraus, was man in letzter Zeit oft in den Zeitungen lesen konnte (Tod durch Vernachlässigung, etc.)
Der Staat tut meiner Meinung nach viel zu wenig für Familien bzw. Alleinerziehende mit Kindern (und im Laufe meines Studiums für Soziale Arbeit hat sich dieser Eindruck noch verstärkt). Für Kinder, die die Zukunft unseres Landes bedeuten, ist kein Geld da und für marode Banken, die durch geldgierige Manager und Investmentbanker an die Wand gefahren wurden, schmeißt der Staat (und somit wir) das Geld zum Fenster raus.
Ja, da stimme ich dir grundsätzlich uneingeschränkt zu, allerdings war das keine Antwort auf meine Frage.
Kindertagesstätten und Kindertagesbetreuung etc. pp. kümmern sich um junge Kinder. Was aber ist mit Jugendlichen (ab 14)? Ein Jugendlicher ist durchaus dazu in der Lage, nach der Schule, selbst wenn es ein Betreuungsangebot für ihn gibt, statt dorthin irgendwo anders hin zu gehen. Da ist man als Elternteil schlicht und ergreifend machtlos.
CaptainMorgan
31.08.2009, 15:43
Was aber ist mit Jugendlichen (ab 14)? Ein Jugendlicher ist durchaus dazu in der Lage, nach der Schule, selbst wenn es ein Betreuungsangebot für ihn gibt, statt dorthin irgendwo anders hin zu gehen. Da ist man als Elternteil schlicht und ergreifend machtlos.
Nein, denn bis 18 Jahren hat man als Eltern Verantwortung gegenüber seinen Kindern/Jugendlichen. Die Eigenverantwortung hat man erst mit der Volljährigkeit (18). Man kann zwar einen Jugendlichen nicht zwingen, was zu tun, aber machtlos ist man nicht. Für solche Fälle gibt es zB das Jugendamt oder diverse Beratungsangebote von Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen,
Des Weiteren habe ich mit den Ausbau der Kindestagesbetreuung auch den Ausbau von Ganztagsschulen, Schulsozialarbeit und Nachmittagsbetreuung an Schulen gemeint, die auch Kinder jenseits von 14 Jahren betrifft.
Man kann zwar einen Jugendlichen nicht zwingen, was zu tun, aber machtlos ist man nicht. Für solche Fälle gibt es zB das Jugendamt oder diverse Beratungsangebote von Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen,
Und was genau bringt das?
KalomsZweiteFrau
31.08.2009, 21:53
Man schläft auch nicht - wie KalomsZweiteFrau es noch berichtet (das klingt wirklich wie bei Erich Kästners "Das fliegende Klassenzimmer) - mit acht Leuten in einem Zimmer, sondern nur mit einem anderen.
Irgendwie fühle ich mich gerade sehr alt. Nicht nur, weil ich das Fliegende Klassenzimmer noch kenne, weil ich beim Blick ins Geldbörsel darauf achte Münzen fürs Telefon mitzuhaben (dieser Reflex ist immerhin noch so nützlich wie Gänsehaut bei Kälte), oder weil ich gerade bemerkt habe, dass das groteske Portrait einer vertrockneten Moorleiche hinter meinem Computer mich deshalb von Zeit zu Zeit hämisch angrinst, weil es in Wirklichkeit ein Spiegel ist, an sowas bin ich gewöhnt. - Nein, ich bin plötzlich damit konfrontiert, dass das, was bis eben noch selbverständlicher Teil meiner Welt war, schleichend zu einer antiquierten skurrilen Anekdote geworden ist. Schräg. :D
Sein Buch "Lob der Disziplin" hat durchaus unfreiwillig komischen Charakter. Aber alternativ kannst du dir dieses Interview mal durchlesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,436592,00.html
Spätestens da merkt man, dass dieser Typ nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und von adäquater Kindererziehung genausoviel versteht wie George W. Bush von Demokratie.
Eigentlich bin ich nicht sonderlich schockiert. Der Mensch beschreibt recht gut, wie die junge Generation (zu der ich mich gerade noch zähle, trotz alledem und alledem) mit ihrer Freiheit überfordert ist.
Ich würde aber gerne Deinen Gegenentwurf hören - findest Du, es gibt die Probleme, die Bueb sieht, gar nicht, und alles läuft eigentlich ganz gut, wie es ist? Oder hast Du ein anderes Idealbild von Erziehung, das Du umreißen könntest?
CaptainMorgan
31.08.2009, 23:41
Und was genau bringt das?
Was daran verstehst du nicht?
CaptainMorgan
31.08.2009, 23:45
@KalomsZweiteFrau
SPIEGEL: Man hätte den Jungen auch beiseitenehmen und mit ihm reden können. Vielleicht hatte er Ärger, vielleicht wollte er einfach nur erwachsener wirken ...
Bueb: ... wenn Schüler auf der Toilette rauchen, muss man nicht reden. Das waren drei Schlingel. Da muss man nicht psychologisieren.
SPIEGEL: Gerade bei diesen Kindern lassen sich die Schattenseiten der autoritären Erziehung besichtigen. Vielen der Jungen wird ein aggressives Machogehabe regelrecht antrainiert, das sich auch gegen Lehrerinnen richtet. Was raten Sie den Pädagoginnen?
Bueb: Die Lehrerinnen müssen selbstbewusst mit Autorität auftreten wie die Väter zu Hause. Kinder werden schwer damit fertig, wenn sie aus einer sehr strengen Umgebung plötzlich in eine freie wechseln. In Salem müssen die Lehrer es inzwischen dem Direktor melden, wenn sich ein Kind im Ton vergreift.
SPIEGEL: Aber Pädagogik muss Freiheit gewähren. Wie sollten junge Menschen sonst ihre Grenzen erfahren und lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu tragen?
Bueb: Der Weg zur Selbstdisziplin und damit zur Freiheit führt über Disziplin. Man muss zum Beispiel mit einer 16-Jährigen darüber diskutieren, ob sie in die Disco darf. Die Eltern müssen mit dem Mädchen über die Gefährdungen sprechen und klären, ob sie ihm zutrauen, diesen zu widerstehen. Alles andere jedoch - Drogen, Alkohol, Zigaretten, Sexualität - müssen wir der 16-Jährigen verbieten: Sie muss sexuell nicht alles ausprobieren, damit sie ihr Sexualleben einmal frei gestaltet. Es ist auch nicht notwendig, mit 15 Jahren regelmäßig zu trinken, um den Umgang mit Alkohol zu erlernen - so argumentieren unsere Schüler in Salem gern. Das Gleiche gilt eben auch für die Demokratie.
Und jetzt erkläre mir mal, was das mit modernen, pädagogischer Kindererziehung zu tun haben soll.
Ich habe was gegen Internate.
Es schränkt irgendwo die persönliche Freiheit ein und man lebt, wo man lernt und das ist eher gruselig...
korallenkette
01.09.2009, 00:26
Irgendwie fühle ich mich gerade sehr alt. Nicht nur, weil ich das Fliegende Klassenzimmer noch kenne, weil ich beim Blick ins Geldbörsel darauf achte Münzen fürs Telefon mitzuhaben (dieser Reflex ist immerhin noch so nützlich wie Gänsehaut bei Kälte), oder weil ich gerade bemerkt habe, dass das groteske Portrait einer vertrockneten Moorleiche hinter meinem Computer mich deshalb von Zeit zu Zeit hämisch angrinst, weil es in Wirklichkeit ein Spiegel ist, an sowas bin ich gewöhnt. - Nein, ich bin plötzlich damit konfrontiert, dass das, was bis eben noch selbverständlicher Teil meiner Welt war, schleichend zu einer antiquierten skurrilen Anekdote geworden ist. Schräg. :D
:gratz
@Koralli
Aber in Endeffekt ist es wie es ist. Ein Kind aufs Internat zu schicken würde ich als absolute Notlösung sehen, wenn man alles versucht hat und nichts funktioniert hat.
So ist es in unserem Fall. Ich denke, mein Sohn sieht es sogar ähnlich.
Kann natürlich auch sein, dass dein Sohn nur mal eine Phase hat, in der er einfach keine Lust auf gar nichts hat und dass das wieder vorbeigeht. Ist halt blöd, wenn er in der Zeit in der Schule Lücken kriegt, die sind nur schwer wieder aufzuholen. Wie lange geht das denn schon so?
Zum Glück ist so ein Verhalten bei den meisten Menschen nur eine Phase. Ich hoffe auch, dass sie vorübergeht - aber im Moment ist es eben zu krass.
Er war schon immer ein Träumer, der nur die Sachen engagiert macht, die ihm wirklich gefallen, und sich ansonsten möglichst entzieht.
Im Moment ist es leichter zu schwänzen als sich dem Alltag zu stellen, scheint es leichter.
Im Internat denke ich, ist es schwerer sich zu entziehen als gottergeben mitzumachen.
Ich habe was gegen Internate.
Es schränkt irgendwo die persönliche Freiheit ein und man lebt, wo man lernt und das ist eher gruselig...
Und Harry Potter? ;)
Was daran verstehst du nicht?
Ich verstehe nicht, was Beratungsangebote und das Jugendamt bringen sollen. Die können zwar ihren Senf dazugeben, aber ändern können sie nichts.
Weiterhin hat man auch bei Ganztagsschulen als Elternteil keinerlei Kontrolle darüber, ob das Kind tatsächlich in die Schule geht oder nicht. Wenn das Kind morgens ganz normal aus dem Haus geht und in den Schulbus einsteigt, aber an der nächsten Haltestelle wieder aussteigt z.B.?
Wenn man als Elternteil nachts die Tür abschließt und das Kind diese wieder aufschließt, um sich davonzustehlen, während alle schlafen? Und angenommen, nur das Elternteil hätte den Schlüssel zur Tür und das Kind benutzt stattdessen ein Fenster im Erdgeschoss, um rauszukommen? Soll man da als Elternteil etwa die ganze Nacht wach bleiben und vor dem Fenster Wache halten? Und dann am nächsten Tag noch arbeiten?
Manches davon klingt vielleicht aus der Luft gegriffen, aber das sind alles Sachen, die wirklich passiert sind. Hab ich alles miterlebt.
Schreiberling
01.09.2009, 09:20
Also ich finde Internate nicht so schlecht. Liegt vielleicht auch daran, daß ich selbst mal für zwei Jahre eines besucht habe. Das war in der 9./10. Klasse, da war ich auf der Sportschule und da diese und die Trainingsstätte auf der anderen Seite der Stadt waren (Berlin), habe ich ein Internat besucht. War eine tolle Zeit! An den Wochenenden bin ich nach Hause gefahren (oder auch nicht), insoweit war ich nie weit weg von Mama und Papa.
Ich hatte gute Mitbewohner, auch die Erzieher haben sich Mühe gegeben. Das war auch die Zeit, in der ich einige Male gegen Letztere den Aufstand geprobt habe (die Beschwerdebriefe liegen noch irgendwo auf dem Boden in einem Koffer...), doch nicht weil es mir nicht gefallen hätte, sondern weil ich Dinge tun sollte, die ich nicht wollte. So ein wenig bockig sein, kann das Ego ganz schön steigern...
Und ja, ich würde mein Kind auch auf ein Internat geben - wenn es das möchte. Das kann nicht schaden und fördert in erster Linie die soziale Kompetenz - wenn es nicht total aus irgendwelchen Gründen gegen den Baum läuft. Deshalb würde ich auch immer mein Kind da wieder rausnehmen, wenn es die Situation partout nicht meistert oder meistern kann.
Und Harry Potter? ;)
Lernt zu zaubern, dafür würde sogar ich in ein Internat gehen. Mag ja sein, dass manch einer froh wäre, in einem Internat seiner schrecklichen Familie zu entkommen, wie Harry Potter, bloß sollte man dann wohl doch eher bei der Familie ansetzen, als dafür Internate einzurichten.
@KalomsZweiteFrau
Und jetzt erkläre mir mal, was das mit modernen, pädagogischer Kindererziehung zu tun haben soll.
Man muss aber noch anmerken das er mit seinen Mitteln genau das Gegenteil erreicht hat.
Ich hab selten so einen Sauf und Drogen Sumpf wie Salem gesehen.
Auch Sex war nun wirklich keine Seltenheit. Selbst Gelegenheits.
Ich stimme dir zu: Ich habe auch nie von Bueb gehalten und ich war einer seiner Schueler.
CaptainMorgan
01.09.2009, 13:13
Man muss aber noch anmerken das er mit seinen Mitteln genau das Gegenteil erreicht hat.
Ich hab selten so einen Sauf und Drogen Sumpf wie Salem gesehen.
Auch Sex war nun wirklich keine Seltenheit. Selbst Gelegenheits.
Ich stimme dir zu: Ich habe auch nie von Bueb gehalten und ich war einer seiner Schueler.
Hehe. Das dachte ich mir, dass man mit solchen autoritären Mitteln eher das Gegenteil erreicht als das was man damit bewirken will. Wenigstens habe ich jetzt eine Bestätigung aus erster Hand!
@Zerwas
Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Meiner Meinung nach sind Hilfsangebote erste Anlaufstelle bei solchen Problemen (v.a. das Jugendamt). Ich kann dir den Tipp geben, dich eingehender darüber zu informieren.
Vater W.
01.09.2009, 13:36
Nein, ich würde nicht gerne auf ein Internat gehen. Den Gedanken an ein Internat konnte ich letztes Jahr - unmittelbar vor meinem erzwungenen Schulwechsel - gerade noch abwenden.
Die Vorstellung, weg von meinen Leuten abseits auf einem Internat auf dem Land zu leben, mit Leuten, die mich nicht verstehen oder akzeptieren würden, behagt mir nicht.
korallenkette
01.09.2009, 14:13
Manches davon klingt vielleicht aus der Luft gegriffen, aber das sind alles Sachen, die wirklich passiert sind. Hab ich alles miterlebt.
§gnah
Mit dem Jugendamt zu sprechen - und überhaupt mit irgendwelchen Beratungsstellen - ist meiner bisherigen Erfaung nach - nicht nur in diesem Fall - eher deprimierend.
Die Beratungsstellen sind für Leute gut, die sich selbst noch überhaupt keine Gedanken gemacht haben und niemanden zum Reden haben.
Und das Jugendamt braucht noch viel radikalere Geschehnisse, um mehr als zu Gähnen.
Oder hat da irgendwer bessere Erfahrungen gemacht?
Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Meiner Meinung nach sind Hilfsangebote erste Anlaufstelle bei solchen Problemen (v.a. das Jugendamt). Ich kann dir den Tipp geben, dich eingehender darüber zu informieren.
Wozu? Was etwas bringt, sieht man erst, wenn man es braucht.
Außerdem solltest du wohl in der Lage sein, mir zu erklären, wenn du schon der Meinung bist, dass solche Beratungsgespräche helfen, mir zu erklären, warum du dieser Meinung bist.
Und das Jugendamt braucht noch viel radikalere Geschehnisse, um mehr als zu Gähnen.
Rischdisch.
Wenn man wirkliche "Problemkinder" hat, sitzt man mit diesem Problem in erster Näherung alleine da, es sei denn, man kann das Kind 24 Stunden am Tag überwachen. Aber wer kann das schon?
CaptainMorgan
01.09.2009, 19:10
Außerdem solltest du wohl in der Lage sein, mir zu erklären, wenn du schon der Meinung bist, dass solche Beratungsgespräche helfen, mir zu erklären, warum du dieser Meinung bist.
Nun, da Beratungsgespräche für Problemlösungen da sind. Zudem ist es eine gesetzliche Verpflichtung des Jugendamtes, Eltern bei Erziehungsproblemen zu helfen (vgl. SGB VIII Kinder- und Jugendhilferecht, da steht das alles genauer).
Bei einem Beratungsgespräch wird unter Mitwirkung der Eltern und vor allem des Jugendlichen versucht, die Hintergründe und Motivationen des Jugendlichen herauszufinden, warum er sich so verhält. Je nach Problemlage und Problemursache bietet die Einrichtung (zB das Jugendamt) Hilfsangebote an, um das Problem so gut es geht zu lösen. Das kann je nach Problemlage unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen.
Es ist jedenfalls einen Versuch wert. Ich hoffe, die Frage ist damit beantwortet. Du kannst dich auch gerne hier weiterinformieren:
(da ich nicht weiß, aus welchem Bundesland du kommst, nahm ich mal das bayerische Landesjugendamt. Es dürfte aber unter den Bundesländern nicht allzuviel Unterschiede geben.):
http://www.blja.bayern.de/
Und das Jugendamt braucht noch viel radikalere Geschehnisse, um mehr als zu Gähnen
Was aber in erster Linie nicht an der viel zitierten Unlust der Sachbearbeiter, sondern auf gravierenden Personalmangel und chronischer Unterfinanzierung liegt. Dies wiederrum ist ein Problem, mit dem sich die Politik auseinandersetzen sollte.
Horroser
01.09.2009, 19:13
Ich würde ganz geerne mal ein Internat Besuchen. Ohne Eltern,Nur mit Kumpels Und KLasssenkameraden Und SChule(:p)
Also wieso Nicht !!!
Und mein Eigenes Kind(falls ich eins haben Werde) Würde ich selbstverständlich nur auf ein Internat SChicken wenn es das will.:o
Inquisitor
01.09.2009, 19:29
Ein Internat wäre nichts für mich. Stell ich mir seltsam vor.
Ich gehe in 2 Wochen auf ein Internat:).
Landwirtschaftliche Fachschule Stiegerhof§ugly:A
KalomsZweiteFrau
01.09.2009, 20:42
Und jetzt erkläre mir mal, was das mit modernen, pädagogischer Kindererziehung zu tun haben soll.
An Deinen Beispielen sehe ich nichts Außergewöhnliches. Außer mit der Forderung nach dem Verbieten von Sexualität liegt er da voll in der Gesetzeslage und im Meinungsmainstream.
Rauchen ist Schülern, insbesondere wenn unter 16, aber auch sonst, durch Hausordnung der Schule und der Bahn verboten. Wer sich darüber hinwegsetzt, braucht keinen moralischen Zeigefinger, aber hat ein Recht auf berechenbare Konsequenzen. Die Regel ist gesellschaftlich vereinbart, niemand zweifelt sie an, aber wenn einer die Konsequenz einfordert, dann hat er nicht alle Tassen im Schrank?! Was ist Dein Gegenvorschlag? Regel abschaffen, oder augenzwinkernd ignorieren?
Grundschullehrerinnen müssen für sich und alle Kinder eine fördernde, sichere Umgebung schaffen; wenn ihre Autorität untergraben wird, soll sie das zulassen? Wenn sie von einem achtjährigen geschlagen wird, soll sie das ausdiskutieren? Dann lieber eine Grundautorität als ein Notwehrexzess. (Nur falls Du entgegnen möchtest, dass das sowieso nicht vorkommt, oder dass Achtjährige eh keine Kraft haben: beides stimmt nicht.)
Sechzehnjährige Mädchen und Burschen (ich sehe keinen Grund, warum Bueb sich hier auf Mädchen beschränkt) können rauchen, trinken, Sex haben und Drogen konsumieren und werden es immer tun; aber warum soll alles beliebig, alles erlaubt sein? Soll die Gesellschaft ihre Regeln nicht an die nächste Generation weitervermitteln? Soll jeder einzelne seine eigenen Regeln finden, testen und danach leben lernen?
Ich habe was gegen Internate.
Es schränkt irgendwo die persönliche Freiheit ein und man lebt, wo man lernt und das ist eher gruselig...
Deshalb lerne ich zuhause auch nicht. (Irgendwo ist da aber ein Haken...§kratz)
Man muss aber noch anmerken das er mit seinen Mitteln genau das Gegenteil erreicht hat.
Ich hab selten so einen Sauf und Drogen Sumpf wie Salem gesehen.
Auch Sex war nun wirklich keine Seltenheit. Selbst Gelegenheits.
Ich stimme dir zu: Ich habe auch nie von Bueb gehalten und ich war einer seiner Schueler.
Das kann ich mir vorstellen. Gerade gutes Renommé und eine Gallionsfigur der hehren Ideale übertünchen oft ein ziemliches Gemurkse. Außerdem führt die Konzentration vieler Jugendlicher auf engem Raum zu erhöhter Reaktionsgeschwindigkeit und durchgehenden Reaktionen. Hättest Du Vorschläge, was besser gemacht werden könnte?
CaptainMorgan
01.09.2009, 20:50
Rauchen ist Schülern, insbesondere wenn unter 16, aber auch sonst, durch Hausordnung der Schule und der Bahn verboten. Wer sich darüber hinwegsetzt, braucht keinen moralischen Zeigefinger, aber hat ein Recht auf berechenbare Konsequenzen. Die Regel ist gesellschaftlich vereinbart, niemand zweifelt sie an, aber wenn einer die Konsequenz einfordert, dann hat er nicht alle Tassen im Schrank?! Was ist Dein Gegenvorschlag? Regel abschaffen, oder augenzwinkernd ignorieren?
Es geht ja nicht darum, die Regeln nicht einzuhalten, sondern auf sie blind zu pochen, ohne sie zu erklären. Wie soll ein Jugendlicher den Sinn von Regeln erkennen, wenn man einfach nur sagt: "Du darfst nicht rauchen, weil es verboten ist". Da fragt sich der: "Warum ist das verboten? Erklärt mit keiner, also hat das Verbot vermutlich keinen Sinn". Und dann setzt er sich drüber hinweg. Er glaubt ja, dass ein Jugendlicher nicht auf die Idee kommt zu rauchen, wenn man nicht darüber redet. Also einfach verbieten. Aber genauso wird ein solches Verhalten gefördert. Mit Sexualität ist es dasselbe. Warum gibt es so viele minderjährige Mütter? Weil sie mit dem Thema alleine gelassen werden und von den Eltern tabuisiert wird, in der Hoffnung, wenn man nicht darüber redet, dann wird meine Tochter auch keinen Sex haben. Aber leider ist dadurch eher das Gegenteil der Fall.
Ich hoffe für etwas Klarheit gesorgt zu haben.
KalomsZweiteFrau
01.09.2009, 21:22
"Warum ist das verboten? Erklärt mit keiner, also hat das Verbot vermutlich keinen Sinn". Und dann setzt er sich drüber hinweg.
Ich kenne keinen Schüler, der zu dumm ist um zu wissen, warum ihm Rauchen verboten ist. Ich habe mich selbst über das Verbot hinweggesetzt, weil ich schlauer als die Verfolger, kühner als die warnenden Ärzte, furchtlos im Angesicht der Strafe, defätistisch, unantastbar und unverwundbar war. Ich habe die Regel absichtlich gebrochen und bin einigen Menschen, Lehrern, Mitschülern und Eltern damit auf die Nerven gegangen. Ich hätte vermutlich auch die kreative Frechheit gehabt, zu argumentieren, dass ich das Verbot nicht anerkenne, weil ich es für sinnlos hielte oder weil ein fehlendes Komma mir die Bedeutung verschlossen habe. Aber ich wäre bitter enttäuscht gewesen, wenn all meine Dreistheit nicht ernstgenommen worden wäre. Hätte mir ein Lehrer dann das Verbot noch einmal erklärt und an meine verständige Mitwirkung appelliert, ich hätte an seiner Intelligenz gezweifelt, oder an seiner Aufrichtigkeit.
Ich kann mir vorstellen, dass Bueb nicht so erfolgreich und aufrecht ist, wie er sich darstellen möchte, aber was er in dem Interview sagt, finde ich okay. Lass uns unterschiedlicher Meinung bleiben. :gratz
CaptainMorgan
01.09.2009, 21:31
Ich kann mir vorstellen, dass Bueb nicht so erfolgreich und aufrecht ist, wie er sich darstellen möchte, aber was er in dem Interview sagt, finde ich okay. Lass uns unterschiedlicher Meinung bleiben.
Kein Problem, es war ja nie meine Absicht, dich zu überzeugen. Es handelte sich lediglich eine Darlegung meiner Sicht. :gratz
korallenkette
01.09.2009, 21:59
Nun, da Beratungsgespräche für Problemlösungen da sind. Zudem ist es eine gesetzliche Verpflichtung des Jugendamtes, Eltern bei Erziehungsproblemen zu helfen (vgl. SGB VIII Kinder- und Jugendhilferecht, da steht das alles genauer).
Bei einem Beratungsgespräch wird unter Mitwirkung der Eltern und vor allem des Jugendlichen versucht, die Hintergründe und Motivationen des Jugendlichen herauszufinden, warum er sich so verhält. Je nach Problemlage und Problemursache bietet die Einrichtung (zB das Jugendamt) Hilfsangebote an, um das Problem so gut es geht zu lösen. Das kann je nach Problemlage unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen.
Es ist jedenfalls einen Versuch wert. Ich hoffe, die Frage ist damit beantwortet. Du kannst dich auch gerne hier weiterinformieren:
(da ich nicht weiß, aus welchem Bundesland du kommst, nahm ich mal das bayerische Landesjugendamt. Es dürfte aber unter den Bundesländern nicht allzuviel Unterschiede geben.):
http://www.blja.bayern.de/
Was aber in erster Linie nicht an der viel zitierten Unlust der Sachbearbeiter, sondern auf gravierenden Personalmangel und chronischer Unterfinanzierung liegt. Dies wiederrum ist ein Problem, mit dem sich die Politik auseinandersetzen sollte.
Ja - das klingt gut, was in den gesetzlichen Bestimmungen so steht.
Aber Du nanntest ja auch schon einen der Gründe, warum es meistens so nicht funktioniert.
Dazu kommt wirklich, dass sehr viele (sicher nicht alle Sozialarbeiter) sich schon ganz toll vorkommen, wenn sie fragen, zuhören und einen dann eine andere Stelle verweisen, wo sie auch fragen und zuhören - bis zu dem Schlusspunkt, wo es heißt: Hmm, schwierig, da können wir auch nichts machen...
Viele Sozialarbeiter sind auch schon so "abgefuckt", ähnlich, wie es vielen Lehrern geht. Sie kennen all die Probleme, verachten leise diejenigen, die sie haben, verdrehen innerlich die Augen und wünschten sich, sie könnten veranlassen, dass all die Störenfriede in irgendeine Verwahranstalt gesteckt würden.
Schulpsychologen - ich habe bisher zwei kennengelernt - sind da leider auch oft nicht viel besser, nur dass sie statt der Schüler am liebsten die Eltern in Ketten legen würden.
Was den Pädagogen Bueb betrifft; ich muss zugeben, dass mir seine Argumente im ersten Moment einleuchteten. Aber nur im ersten Moment, weil sie wie ein Zauberspruch aussehen, durch den man alle Probleme mit Jugendlichen aus der Welt schafft.
Klar - der Goldene Mittelweg ist mal wieder der beste. Zu blöd, dass es manchmal so schwer ist, ihn zu bahnen...
CaptainMorgan
01.09.2009, 22:29
Dazu kommt wirklich, dass sehr viele (sicher nicht alle Sozialarbeiter) sich schon ganz toll vorkommen, wenn sie fragen, zuhören und einen dann eine andere Stelle verweisen, wo sie auch fragen und zuhören - bis zu dem Schlusspunkt, wo es heißt: Hmm, schwierig, da können wir auch nichts machen...
Viele Sozialarbeiter sind auch schon so "abgefuckt", ähnlich, wie es vielen Lehrern geht. Sie kennen all die Probleme, verachten leise diejenigen, die sie haben, verdrehen innerlich die Augen und wünschten sich, sie könnten veranlassen, dass all die Störenfriede in irgendeine Verwahranstalt gesteckt würden.
Schulpsychologen - ich habe bisher zwei kennengelernt - sind da leider auch oft nicht viel besser, nur dass sie statt der Schüler am liebsten die Eltern in Ketten legen würden.
Da hast du jetzt bei mir einen wunden Punkt getroffen, denn ich bin angehender Sozialpädagoge.;)
Ich weiß jetzt natürlich nicht, mit wievielen Sozialpädagogen du schon zu tun hattest, aber für mich klingt das eher wie ein Vorurteil. Sicherlich macht nicht jeder SozPäd seine Arbeit gut oder richtig, aber alles über einen Kamm zu scheren halte ich jetzt für unfair. Die Meisten wollen niemanden belehren oder bevormunden, sondern nur einfach helfen. Man muss ihre Hilfe ja nicht in Anspruch nehmen, aber wenn man das tut, sollte man sich hinterher nicht beschweren. Die Meisten SozPäds machen einen verdammt guten Job, aber die Gesellschaft weiß das meistens nicht zu würdigen. Schade.
korallenkette
01.09.2009, 22:39
@BavarienPioneer
Ja ja - Du hast recht - ich verallgemeinere.
Und dass, obwohl eine jüngere Freundin von mir gerade ihr Diplom als Sozialpädagogin macht, ihre Ausbildung sehr ernst genommen hat und wirklich sehr begabt darin ist, den echten Problemen der Leute auf die Spur zu kommen.
Und doch bleibt es so, dass fast alle meine Erfahrungen eher negativ waren.
Ich habe schon manchmal mit "schwererziehbaren" Jugendlichen zu tun gehabt, war auch mehrmals zu Besuch in Heimen oder begleitete Jugendliche zu einer Beratung.
Und auch ich selbst hatte Anlass, mehrmals in eigener Sache mit Beratungsstellen oder dem Schulpsychologen zu sprechen - es kam nie was dabei heraus. Nur Rumgerede über Sachen, die ich schon 10 Mal mit anderen besprochen hatte. Nur diese Ausfragerei, die zu keinem Ergebnis führte und nach der man ganz leer und blöd dasitzt.
Andererseits lernte ich - zum Beispiel in der Diakonie, wenn es um Schuldnerberatung und Hilfe für Hartz IV-Empfänger ging, auch sehr gute Leute kennen. (Ich spreche ja als Journalistin öfter mit den verschiedensten Leuten in solchen Institutionen)
Nur eben im Zusammenhang mit Jugendlichen nicht.
Vielleicht war es nur Zufall?
Jedenfalls - Dir viel Erfolg! (In welchem bereich wirst Du Dir denn Arbeit suchen?)
CaptainMorgan
01.09.2009, 22:42
es kam nie was dabei heraus. Nur Rumgerede über Sachen, die ich schon 10 Mal mit anderen besprochen hatte. Nur diese Ausfragerei, die zu keinem Ergebnis führte und nach der man ganz leer und blöd dasitzt.
Ich vermute jetzt mal, das diese "Experten" anscheinend ein Defizit in Sachen Gesprächsführung haben.
Vielleicht war es nur Zufall?
Höchstwahrscheinlich.
Jedenfalls - Dir viel Erfolg! (In welchem bereich wirst Du Dir denn Arbeit suchen?)
Danke, sehr nett!§wink:gratz
Nun ja, ich habe vor in die Jugendarbeit zu gehen. Ganz gut vorstellen könnte ich mir entweder Schulsozialarbeit oder offene Jugendarbeit.
Und achja, ich heiße "Bavarian PRIVATEER", bedeutet soviel wie "bayerischer Freibeuter". ;)
korallenkette
01.09.2009, 23:04
Ich vermute jetzt mal, das diese "Experten" anscheinend ein Defizit in Sachen Gesprächsführung haben.
Na ja - die Gesprächsführung an sich war ja meistens nicht schlecht.
Jemandem, der noch nie wirklich über sein Problem gesprochen hätte, wäre sicher damit die Möglichkeit gegeben worden, sich über dies und das klarzuwerden.
Nur war ich dafür nicht die richtige Person - weil ich eben schon selbst über die jeweiligen Dinge reflektiert hatte. Ich wollte konkrete Hilfe.
Es war so, wie dieses Bewerbungstraining für Hartz IV-Empfänger. Für Leute, die noch niemals am PC saßen, die Angst haben, mit potentiellen Arbeitgeber zu telefonieren, die sich nur schwer ausdrücken können, mag so ein Bewerbungstraining gut sein. - Einer meiner Freunde zum Beispiel aber ist arbeitsloser Akademiker, hochintelligent, ein Geologe, der lange Privatdozent war - und der lernt jetzt schon seit zwei Monaten, wie man eine Bewerbungen schreibt.
Nur wohin, dass kann ihm keiner sagen. Und den anderen drei halbwegs erfahrenen leuten auch nicht.
Nun ja, ich habe vor in die Jugendarbeit zu gehen. Ganz gut vorstellen könnte ich mir entweder Schulsozialarbeit oder offene Jugendarbeit.
Beides sehr nützlich!
Und achja, ich heiße "Bavarian PRIVATEER", bedeutet soviel wie "bayerischer Freibeuter". ;)
:)
Das kann ich mir vorstellen. Gerade gutes Renommé und eine Gallionsfigur der hehren Ideale übertünchen oft ein ziemliches Gemurkse. Außerdem führt die Konzentration vieler Jugendlicher auf engem Raum zu erhöhter Reaktionsgeschwindigkeit und durchgehenden Reaktionen. Hättest Du Vorschläge, was besser gemacht werden könnte?
Ich denke Bueb sieht Paedagogik als ein zu einseitiges Fachgebiet. Ich hatte in Salem immer das Gefuehl das er versucht eine 12mm Schraube in eine 9mm Mutter zu zwingen.
Die Schueler in Salem fielen defintiv nicht in die Zielgruppe seiner Erziehung. Es waren im Grunde alles abgeschobene Kinder. Die Erzieher wussten es, die Eltern wussten es, die Kinder wussten es. Ich wusste das ich nur dort war weil es meinen Eltern die Scheidung leichter gemacht hat.
Genau deswegen haben die Eltern der Kinder dort auch immer genau das gemacht was ihnen moeglichst wenig Kontakt zum Kind ermoeglicht hat. Damit es nicht um Geld bettelt schickst du halt 500 Euro Taschengeld, damit es sich nicht ueber die Schulkantine beschwert schickst du noch mehr Geld und teure Lebensmittel und damit es sich nicht ueber Kleidung und Unterhaltung beschwert schickst du auch das - achja und noch mehr Geld.
Solche Kinder sind ihr Leben lang daran gewoehnt alles zu bekommen damit man sich moeglichst wenig mit ihnen beschaeftigen muss. Es nuetzt nichts diesen Kindern Strafen fuer Fehlverhalten anzudrohen. Oft hatte ich das Gefuehl das sie es dann extra gemacht haben da ein Anruf von der Schulleitung die Eltern zwingt das Kind anzurufen.
Nein was diese Kinder brauchen sind Bezugspersonen, das gefuehl das sie jemanden was bedeuten und das man sich um sie kuemmert. Das gab es in Salem defintiv nicht. Alles versuchte man Strafen zu regeln, was definitiv nicht funktioniert hat.
Ich erinner mich an einen Jungen, (...). Seinem Vater gehoerten deutshclandweit 30 (...) Tankstellen. Der hat permanent andere Schueler gemobbt. Trotz Verboten und Konsequenzen hat er immer weiter gemacht. Bis er schliesslich von der Schule geworfen wurde (was ich ohnehin immer ein Armutszeichen der Schule finde). Seine Eltern kamen nicht mal vorbei: Sein Vater war auf Geschaeftsreise und seine Mutter hat nen neues Modegeschaefft eroeffnet. Also haben sie einen Cheaffur geschickt der ihn einfach zum naechsten Internat gefahren hat.
korallenkette
01.09.2009, 23:34
Ich denke Bueb sieht Paedagogik als ein zu einseitiges Fachgebiet. Ich hatte in Salem immer das Gefuehl das er versucht eine 12mm Schraube in eine 9mm Mutter zu zwingen.
Die Schueler in Salem fielen defintiv nicht in die Zielgruppe seiner Erziehung. Es waren im Grunde alles abgeschobene Kinder. Die Erzieher wussten es, die Eltern wussten es, die Kinder wussten es. Ich wusste das ich nur dort war weil es meinen Eltern die Scheidung leichter gemacht hat.
Interessanter Beitrag.
Was meinst Du mit Deiner Bemerkung, das Internat habe Deinen Eltern die Scheidung leichter gemacht?
Hat es Dir selbst nichts leichter gemacht, in einer Situation, in der alles wegen der Scheidung der Eltern kompliziert war?
Doch klar war es auch fuer mich leichter. Es war fuer alle leichter. Ich war nicht im Weg, nicht zu Hause als die Anwaelte kamen oder angerufen haben etc.
Es war fuer alle beteiligten am besten. Dennoch haben mich meine Eltern abgeschoben.
korallenkette
02.09.2009, 00:48
Das heißt, Du wurdest nicht gefragt und warst gar nicht einverstanden?
Und es gab außer der Scheidung keine anderen Gründe für einen Wecgsel zum Internat?
Das heißt, Du wurdest nicht gefragt und warst gar nicht einverstanden?
Und es gab außer der Scheidung keine anderen Gründe für einen Wecgsel zum Internat?
Nunja.
Das kann ich meinen Eltern nicht vorwerfen. Es kam eine Dokumentation im Fernsehn und die hat mein Vater sich mit mir angeguckt. Sich auch sehr erwachsen mit mir unterhalten.
Aber:
Ich wollte ja wie gesagt auch weg. Zu hause war zu der Zeit echt Hoelle.
Powered by vBulletin® Version 4.2.2 Copyright ©2025 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.