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Pontifex Maximus
23.05.2005, 20:39
Das Geschlecht der Gracchen

Zunächst haben wir es mit Tiberius Gracchus zu tun, dem älteren der Brüder. Er stammte aus hochadeligem Haus, und im Jahre 133 v.Chr. ist er Volkstribun (Politiker die das Volk Vertreten) geworden. Irgendwann reift bei Tiberius eine Art Linie oder Idee, wie man das Problem des Proletariats lösen könnte:
Auf seinen Reisen hatte er viele verwaiste Bauernhöfe gesehen, und so dachte er sich man müsse Land und Höfe unter die Leute verteilen. "Die Tiere", rief Tiberius in einer berühmt gewordenen Rede, "haben ihre Behausung, den Männern, die ihr Leben für Rom eingesetzt haben, was haben die?" Staunend hörte es das Volk, darunter auch die Masse derer, die gerade ihr Stückchen Erde verlassen hatte, um in die Stadt zu ziehen. Es war eine eindrucksvolle Rede. 133 sorgten die beiden Drahtzieher hinter ihm, Konsul Mucius und dessen Vertrauter Livinius dafür, daß Tiberius Gracchus Volkstribun wurde.

In der Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus geriet die römische Herrschaft in eine schwere Krise, da das gewaltige Herrschaftsgebiet nicht mehr regiert werden konnte. Das zeigte sich auch im Wirtschaftsleben. Die Senatoren legten ihr Geld überwiegend in Grundbesitz an, da ihnen Handelsgeschäfte untersagt waren. Da Ackerland nicht in genügendem Maße vorhanden war, bemächtigten sie sich des Staatslandes. Da das römische Heer zumeist aus Bauern bestand, die sich selbst ausrüsten mussten, und wegen der vielen Kriege nach und nach verarmten setzte Tiberius Gracchus ein Gesetz durch, das den Besitz von Staatsland beschränkte und das frei werdende Land landlosen Bauern zuteilte. Anhänger dieser Politik wurden Popularen, ihre Gegner Optimaten genannt. Die Gesetzgebung des Tiberius Gracchus und seine rigorosen Methoden empörten die Optimaten so sehr, dass sie ihn, und dreihundert seiner Anhänger erschlagen ließen. Die Landverteilung, die das gracchische Ackergesetz vorsah, wurde dennoch fortgesetzt.

123 v.Chr. wurde sein Bruder Gaius zum Volkstribun gewählt. Dieser war entschlossen, das politische Programm des Tiberius fortzuführen. Sein Programm war anpassungsfähiger, er suchte die Unterstützung jener Kräfte, die Potentiell gegen den Senat waren. Mit einem Getreidegesetz verfügte er die Verteilung von Getreide an die Plebs zu erniedrigtem Preis. Gaius legte fest, daß die Ausrüstung der Soldaten vom Staat zu finanzieren sei, und legte ein Programm zur Anlage von Kolonien außerhalb Italiens vor. Nachdem er 122 erneut ins Tribunat gewählt worden war, schlug er vor, die römische Staatsbürgerschaft allen latinischen Bürgern zu verleihen. Der Senat erklärte Gaius im Jahre 121 zum Staatsfeind- Bedrängt von seinen Widersachern, ließ sich Gaius von einem Sklaven umbringen

Nach dem Tod des Gaius Gracchus (121 v. Chr.) blieb der römische Staat fast zwanzig Jahre hindurch von schweren inneren Erschütterungen verschont. Dann kam es zum Krieg mit dem Numiderkönig Jugurtha und zu Einfällen von Germanenstämmen. Die traditionelle römische Militärordnung erwies sich als unfähig, die anstehenden Probleme zu lösen. Eine Lösung bot die Heeresreform des Marius, die unter anderem vorsah, dass besitzlose Soldaten vom Staat ausgerüstet wurden und nach dem Militärdienst eine Altersversorgung in Form einer Bauernstelle erhielten. Das römische Heer verlor damit den Charakter eines bäuerlichen Milizheeres und wurde zu einem Berufsheer. Mit diesem Heer gewannen die Feldherren ein großes Machtpotential, das sie auch im politischen Tageskampf einsetzen konnten.

Zum erneuten Streit zwischen Optimaten und Popularen kam es wegen der Führung des Krieges gegen den König Mithridates von Pontos (Kleinasien). Der Senat übertrug im Jahre 88 v. Chr. Sulla, der sich im Krieg gegen Jugurtha ausgezeichnet hatte, das Kommando, doch ein Volkstribun nahm es ihm im gleichen Jahr wieder ab und übertrug es durch Gesetz dem Marius. Sulla, der zum Krieg gegen Mithridates rüstete, zog mit seinem Heer nach Rom, vernichtete die Anhänger des Marius und ließ über hunderttausend politische Gegner ächten. Durch Volksbeschluss ließ er sich das Amt des Diktators auf unbestimmte Zeit geben und ordnete den Staat neu, um die Herrschaft des Senats in traditioneller Weise zu sichern. Auch die Verhältnisse im Osten wurden konsolidiert. 79 v. Chr. legte er die Diktatur freiwillig nieder.