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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [fanfic]Tagebuch eines Nachtelfen



Fargas Ferrigan
05.04.2005, 20:41
1. Eintrag
Heute Abend am Lagerfeuer erzählte mir Mutter wieder einmal von ihren letzten Grenzgängen.
Leider hatte sie nicht viel Neues zu berichten. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, dem Knistern des lodernden Feuers zu lauschen. Gerade als ich eingenickt war, erzählte Mutter etwas von einem merkwürdigen grünen Schimmern im Dunkel der Wälder, das sie in der Dämmerung der sich neigenden Sonne erkannt hatte. Als ich sie daraufhin ansah, verstärkten die rötlichen Licht- und Schattenspiele des Feuers nur die Mystik in ihren Worten und entfachten ein ebenso loderndes Feuer in meiner Seele. Wieder einmal trieb mich die Neugier hinaus in den Wald. Leider konnte mir Mutter nichts Näheres erzählen, als die Stelle, wo sie das Flackern gesehen hatte, da die Wächterinnen weiter ihren Dienst absolvieren mussten. Da ich sowieso schon fast eingenickt war, verabschiedete ich mich mit einer Verbeugung bei den Erwachsenen und wünschte eine gute Nacht.
Morgen früh werde ich mich auf die Suche nach diesem mysteriösen Spektakel machen.


2. Eintrag
Heute Morgen bin ich mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden. Fröhlich und vergnügt ging ich hinunter zum Brunnen, wusch mich gründlich und zog mir dann ein Hemd über. Als ich wieder ins Haus gehen wollte, sah ich das Lagerfeuer von gestern. Über dem Aschehaufen schwand noch immer eine kleine Rauchfahne gen Himmel. Sofort kam mir wieder die Geschichte von Mutter in den Sinn. Ich ging in mein Zimmer und suchte meine Sachen zu Recht. Allzu viel hatte ich nicht. Einen leichten Lederharnisch und einen schartigen Eisendolch, doch es musste reichen.
Nachdem ich ein Laib Brot und etwas Wasser eingepackt hatte, machte ich mich auch gleich auf den Weg. Mutter meinte, sie hätte das Licht in einer Höhle eines Hügels gesehen, etwas südwestlich des Dorfes. Es war nicht mein erster Ausflug in die Natur, doch von dieser Gegend hatte ich mich bisher immer instinktiv ferngehalten.


3. Eintrag
Mittlerweile bin ich in dem Gebiet angekommen, das meine Mutter mir beschrieben hatte. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache, doch meine Neugier trieb mich immer weiter. Kaum ein Sonnenstrahl drang durch das dichte Blätterdach des Waldes. Die Bäume in dieser düsteren Gegend schienen sich über mich lustig zu machen. Überall knarrten und ächzten die Äste. „Das ist nur der Wind“ redete ich mir immer wieder ein, doch ich spürte nicht einen Luftzug in meinem Haar. Die Zeit schien hier stehen geblieben zu sein. Eine ewige Dämmerung lehrte den Unvorsichtigen das Grauen. Ich versuchte mir andere Gedanken zu machen und ging weiter.
Als ich wieder ein paar Minuten unterwegs gewesen bin, konnte ich zwischen den Bäumen eine Höhle entdecken. Vor dem Eingang lagen ein paar Steinbrocken. Erst als ich näher kam, entdeckte ich die tiefen Kratzspuren an den Steinen. „Was für ein Ungeheuer hat solche Kraft?“ dachte ich mir etwas ängstlich. Unentschlossen stand ich am Eingang der finsteren Höhle. Von Innen drangen schwere Atemgeräusche nach draußen, die mir das Blut in den Adern stocken ließ. Schließlich fasste ich mir ein Herz und schlich mich hinein. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, stets darauf achtend, nicht auf Äste oder Steine zu treten, die sofort meine Anwesenheit verraten hätten. Der fahle Schein des Tageslichts erhellte die Höhle nur unmerklich. Zwar vermochten meine Elfenaugen die Umrisse und Konturen der Umgebung zu erkennen, doch Einzelheiten blieben mir vorenthalten, bis ich auf einige Meter herangetreten war. Als ich etwas tiefer in der Höhle um eine Ecke bog, war das markerbebende Schnaufen selbst für einen Menschen nicht mehr zu überhören.
Am Ende der Höhle sah ich eine große schwarze Gestalt am Boden liegen. Eigentlich hätte sie mich längst entdeckt müssen, doch sie regte sich nicht. Immer weiter schlich ich mich an das Ungetüm heran. Ich hatte das Gefühl, mein Herz wolle aus meiner Brust springen, so heftig schlug es. Plötzlich schreckte das Monstrum auf und funkelte mich mit seinen wuterfüllten Augen an. Es richtete sich auf und stand nun in voller Größe vor mir. Brüllend holte es zum Schlag aus, doch ich konnte mich gerade noch ducken. So schnell meine Elfenfüße mich tragen konnten, rannte ich aus der Höhle.
Als ich in sicherer Entfernung war, begann ich zu begreifen. „Das war kein Monster, sondern nur ein Bär“ Ich ärgerte mich über meine Torheit und Neugier, die wieder einmal über den Verstand gesiegt hatten. „Es war weder ein Hügel in der Nähe, noch irgendein merkwürdiges Licht. Das konnte nicht die richtige Höhle sein. Dummer Elf!“ Um mich von dem Schock zu erholen setzte ich mich erst mal auf einen Baumstamm und aß ein bisschen Brot.


4. Eintrag
Mittlerweile hatte ich eine weitere Höhle gefunden. Eine, wie Mutter sie mir beschrieben hatte, nur das Licht fehlte. Um nicht wieder einem Bären in die Arme zu laufen - der Schock saß noch immer tief - untersuchte ich vorerst die Umgebung der Höhle. Nicht weit entfernt von der Höhle stand ein großer Baum. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Er war dunkler als alle anderen Bäume und ich fühlte kein Leben in dem Baum. Nun konnte ich mir wohl sicher sein, dass es die richtige Höhle war, also ging ich hinein. Zum Glück drang durch ein paar Lücken an der Höhlendecke immer wieder Licht ein, sodass ich mich etwas losgelöster von der Wand bewegen konnte.
Bis jetzt hatte ich nur Ratten und anderes Kleingetier in der Höhle entdecken können, doch als ich der Windung eines Ganges folgte, schimmerte mir derselbe grüne Glanz entgegen, wie ihn meine Mutter beschrieben hatte. Plötzlich hörte ich ein schreckliches Lachen am Ende des Ganges, wo eine größere Höhle sein musste. Die Stimme war hoch und krächzend, wie ich es noch nie gehört hatte. Mir lief der Schauder über den Rücken beim Vernehmen dieses Tones. Als ich vorsichtig um die Ecke lugte, konnte ich erst nicht glauben was ich sah. Dort sprang ein Goblin in der Höhle umher. Ich kannte solche Gestalten nur aus den Geschichten meine Mutter, doch konnte ich diesen Anblick nichts anderem zuordnen. Er war nicht größer als ein Zwerg, aber wesentlich schmächtiger. Seine blasse Haut spiegelte den Schein des grünen Lichtes wieder, dessen Ursprung ich noch nicht erkennen konnte.
Doch plötzlich verstummte sein krankes Lachen und er funkelte mich mit seinen stechenden Augen an. Ich wollte wegrennen, doch ich konnte nicht. Meine Beine waren wie gelähmt. Anscheinend hatte der Kobold mich mit einem Zauber gefesselt. Immer näher kam dieses wundersame Wesen.
Er brachte mich in die Mitte der Höhle, sodass ich nun auch die Quelle des Lichtes erkennen konnte. Der kleine Kerl hatte einige Irrlichter in einem Käfig gefangen. Doch etwas stimmte mit ihnen nicht. Sie strahlten kein warmes helles Licht aus, sondern nur dieses grässliche Grün. Der Kobold sprang um mich herum, und gab nur wirres Zeug von sich. Doch hatte ich keine Angst. Hätte er mich töten wollen, wäre das schon längst geschehen. Je länger ich ihm zuhörte umso deutlicher wurden mir seine Wortfetzen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, versucht er, ein Ritual zu vollziehen, das ihn wieder zurück in seine Welt bringen soll. Dazu fehlen ihm allerdings noch ein paar Zutaten. Anscheinend hat er geglaubt, die Irrlichter könnten ihn wieder nach Hause bringen. Er hat wohl allerlei Experimente mit ihnen gemacht. Da ich meinen einzigen Ausweg aus dieser Situation darin sah, dem schlechtgelaunten Goblin zu helfen, nach Hause zu kommen, versuchte ich ihm verständlich zu machen, dass ich ihm helfen wolle. Schließlich begriff er, gab mir ein Buch in die Hand und drängte mich aus der Höhle hinaus.
Als ich das Buch aufschlug, musste ich feststellen, dass der Kobold weder ein guter Pflanzenkundler noch ein guter Zeichner war. Zwischen wirren Zeichnungen und hingeschmierten Schimpfwörtern konnte ich schließlich die nötigen Zutaten herausfinden.
Wenn ich seine Zeichen richtig gedeutet habe, sind das alles keine seltenen Pflanzen. Aber habe ich noch nie etwas von einer Eisblume gehört…


5. Eintrag
Ich hatte nun alle nötigen Zutaten gesammelt, aber wusste ich immer noch nicht, was es mit dieser Eisblume auf sich hat. Ich ging davon aus, dass sie eine weiße Blüte oder etwas Ähnliches hatte, doch konnte ich nichts Entsprechendes finden. Schließlich beschloss ich, den Dorfältesten, einen weisen Druiden, um Rat zu fragen. Als ich wieder im Dorf angelangt war, stand die Sonne schon längst im Zenit. So schnell es mir möglich war, ersuchte ich den alten Druiden um eine Audienz. Als ich endlich zu ihm vorgelassen wurde, erzählte ich ihm nur, dass ich eine besondere Pflanze Namens „Eisblume“ für ein kleines Experiment brauche. Dummerweise fragte er mich, worum es sich bei dem Experiment handle. Ich überlegte kurz und antwortete dann, dass ich die Heilkraft der Pflanze ergründen wolle. Ich weiß nicht, ob er mir diese Geschichte abgenommen hat. Zumindest erhob er sich von seinem Stuhl und ließ mich verstehen, dass ich ihm folgen solle.
Schließlich waren wir im Innenhof des Hauses, wo ein wunderschöner Garten angelegt war. Die kräftigen Grüntöne wurden immer wieder von bunten Farbtupfern durchbrochen. Ein erstaunliches Bild! An einer Ecke des Gartens blieb er stehen, zückte eine kleine Sichel und beugte sich hinunter, Kurz danach hielt er mir eine Blume mit goldenem Blütenkranz vor die Nase. Als ich ihn nach der Herkunft des Namens fragte, lachte er nur und antwortete: „Das liegt daran, dass diese besondere Blume auch im Winter blüht. Ein wahrhaft seltenes Exemplar.“ Er gab mir die Pflanze und ich machte mich so schnell es möglich war, ohne die Achtung vor dem Druiden zu verlieren, wieder auf in den Wald.


6. Eintrag
Ich habe die Pflanzen zu dem Kobold gebracht. Erst wollte er mir nicht glauben, dass es die richtigen Pflanzen seien. Nachdem ich ihn überzeugt hatte die Pflanzen zu nehmen, begann er auch sogleich mit seinem Experiment. Allerdings hatte er mich vorher wieder mit einem Zauber belegt. So harrte ich also aus, während der Kobold sein Ritual vollzog. Er legte einen Kreis aus magischem Pulver um sich und las dabei einige Zeilen von einem Pergament ab. Allerdings verstand ich kein Wort, von dem, was er dort redete. Er zerrieb die Pflanzen in einer Schale mit etwas Wasser - zumindest denke ich, dass es Wasser war - und schluckte den grünen Brei herunter. Kaum, dass er die Schale abgesetzt hatte, begann der kleine Kobold leicht zu schweben. Er schien, wie in eine Art Trance versetzt. Um ihn wirbelten Blätter, Staub und alles was nicht niet- und nagelfest war. Plötzlich zerriss ein Blitz die Höhle. In dem tobenden Chaos glaubte ich eine Art Riss zu sehen, doch vermochte ich nicht zu sagen, worum es sich dabei handelte oder wo er hinführte. Ich sah nur, wie der Kobold hindurchging und sich dieser Riss hinter ihm wieder schloss. Just in diesem Moment vielen alle Gegenstände zu Boden, die gerade noch durch die Luft gewirbelt wurden und auch der Zauber auf mir löste sich, sodass ich auf dem Boden zusammensackte.
Als ich meine Gedanken wieder beisammen hatte, sah ich, dass die Irrlichter noch immer im Käfig gefangen waren. Ich durchsuchte die Höhle nach einem Schlüssel oder ähnlichem und wurde schließlich auch fündig. Allerdings waren die Irrlichter immer noch krank von den Experimenten, die der Kobold mit ihnen gemacht hatte. Da ich wusste, dass ich nichts für sie tun konnte, brachte ich sie zum Dorfältesten. Der fragte mich natürlich, was mit den Irrlichtern passiert sei und so erzählte ich ihm die wahre Geschichte, woraufhin er sich bereiterklärte, die Irrlichter zu heilen.
Ich besuchte den alten Druiden täglich, um mich nach dem Zustand der Irrlichter zu erkundigen, doch konnte er mich immer nur auf den nächsten Tag verweisen.
Schließlich, nach 3 langen Tagen, waren die Irrlichter geheilt und strahlten wieder ein angenehm helles Licht aus. Ich brachte sie wieder zum Eingang der Höhle und ließ sie dort frei. Glücklich über den Anblick, wie sie in alle Himmelsrichtungen strömten, schaute ich ihnen noch lange nach. Nur ein Irrlicht blieb bei mir. Es dankte mir für meine außergewöhnlichen Taten, woraufhin ich mich doch sehr geschmeichelt fühlte. Schließlich verschwand es in dem Baum, der erst so trostlos und schwarz vor dem Höhleneingang gethront hatte. Doch seine Blätter erschienen nun wieder in einem kräftigen Grün und man konnte die Lebenssäfte förmlich durch die Adern des Baumes fließen sehen. Das Irrlicht gab mir zu verstehen, dass es fortan über mich wachen werde. Ich kann mich nun immer an dieses Wesen wenden, sollte ich Rat oder Geborgenheit suchen.